Anatomie Der Staatssicherheit Geschichte, Struktur Und Methoden — Mfs-Handbuch —
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Anatomie der Staatssicherheit Geschichte, Struktur und Methoden — MfS-Handbuch — Bitte zitieren Sie diese Online-Publikation wie folgt: Walter Süß: Die Staatssicherheit im letzten Jahrzehnt der DDR (MfS-Handbuch). Hg. BStU. Berlin 2009. http://www.nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0292-97839421300356 Mehr Informationen zur Nutzung von URNs erhalten Sie unter http://www.persistent-identifier.de/ einem Portal der Deutschen Nationalbibliothek. Vorbemerkung Das Handbuchprojekt »Anatomie der Staatssicherheit« ist eines der ältesten Vorhaben des Forschungsbereiches der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU). Es wurde bereits im Jahr 1993 begonnen – wenige Monate nach der Gründung der Abteilung »Bil- dung und Forschung« und stellt dem wissenschaftlichen Fachpublikum wie auch anderen interessierten Nutzern von Stasi-Akten in kontinuierlich erscheinenden Teillieferungen umfassendes Grundwissen zum MfS zur Verfügung: die Entwicklung der Gesamtinstituti- on MfS in ihrem historischen Kontext, die Geschichte seiner wichtigsten Arbeitsbereiche, grundlegende Darlegungen zu den hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeitern sowie verschiedene Übersichten und Materialien zur Struktur des MfS und ihrer Entwicklung, Kurzbiographien des Leitungspersonals und eine Edition der wichtigsten Grundsatzdoku- mente. Das »MfS-Handbuch« folgt der Verpflichtung der BStU zur »Aufarbeitung der Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes durch Unterrichtung der Öffentlichkeit über Struk- tur, Methoden und Wirkungsweise des Staatssicherheitsdienstes« (§ 37 Abs. 1 Nr. 5 Stasi- Unterlagen-Gesetz) und ist ein wichtiger Baustein und zugleich ein unerlässliches Hilfs- mittel für die MfS-Forschung. Inzwischen sind 20 Teillieferungen publiziert, das Projekt tritt damit in seine Endphase, und es ist an der Zeit, die Struktur des Vorhabens im Hinblick auf die Fertigstellung einer Neujustierung zu unterziehen. Das Projekt hat den Forschungsbereich der BStU wesent- lich länger beschäftigt als ursprünglich gedacht, was insbesondere einer unvermutet schwierigen Quellen- und Erschließungslage geschuldet ist. Das Konzept aus dem Jahr 1993 erwies sich im Laufe der Zeit an mehreren Stellen als überholungsbedürftig. Daher wurde Veränderungen an der Gliederung des Gesamtwerkes vorgenommen, die sich in der neu gefassten Gliederung widerspiegeln (siehe Übersicht): Einige Kapitel, die in ihrem wesentlichen Inhalt durch andere Handbuchteile oder andere Publikationen abgedeckt sind, wurden gestrichen. Das betraf vor allem den ursprünglichen Baustein II »Arbeits- und Strukturprinzipien«, der zum größeren Teil im Kapitel »Geschichte der Staatssicher- heit« aufgeht. Es betraf auch einige nicht oder überwiegend nicht operative Diensteinhei- ten (AGM, Abt. XII, HA KuSch), die sich als insgesamt weniger bedeutsam erwiesen ha- ben als zunächst angenommen und bei denen einige wesentliche Aspekte ihrer Tätigkeit von anderen, bereits erschienenen BStU-Publikationen beleuchtet werden. Die »auftrag- nehmenden« Diensteinheiten (HA III, HA VIII, Abt. M, Abt. 26) werden dagegen nicht in einem zusammenfassenden Kapitel, sondern – ausführlicher als in der ursprünglichen Pla- nung – in einzelnen Handbuchteilen behandelt. Hierdurch haben sich die inhaltlichen Schwerpunkte geringfügig zugunsten von Darlegungen zur »operativen« Tätigkeit ver- schoben. Die einzelnen Handbuchteile erscheinen jeweils unmittelbar nach ihrer Fertigstellung als Broschüre und als Pdf-Datei im Internet. Kostenlose Downloads werden bereitgestellt auf der Website: http://www.bstu.bund.de Berlin, Januar 2008 ÜBERSICHT ÜBER DAS GESAMTWERK ANATOMIE DER STAATSSICHERHEIT – MfS-Handbuch – Geschichte der Staatssicherheit • Die Staatssicherheit im letzten Jahrzehnt der DDR Wichtige Dienstbereiche • Hauptabteilung I: NVA und Grenztruppen • Hauptabteilung II: Spionageabwehr Hauptabteilung III: Funkaufklärung und -abwehr • Hauptabteilung VI: Grenzkontrollen, Reise- und Touristenverkehr • Hauptabteilung VII: Ministerium des Innern, Deutsche Volkspolizei Hauptabteilung VIII: Beobachtung, Ermittlung Hauptabteilung IX: Untersuchungsorgan • Abteilung XIV: Haftvollzug • Hauptabteilung XVIII: Volkswirtschaft • Hauptabteilung XX: Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund • Hauptabteilung XXII: »Terrorabwehr« Hauptverwaltung A (HV A): Auslandsaufklärung • Zentrale Koordinierungsgruppe (ZKG): Flucht, Übersiedlung • Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung (AG BKK) • Abteilung M: Postkontrolle • Abteilung 26: Telefonkontrolle, Abhörmaßnahmen und Videoüberwachung • Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) • Rechtsstelle • Hochschule des MfS (JHS) • Parteiorganisation der SED im MfS • Objektdienststellen Mitarbeiter • Die hauptamtlichen Mitarbeiter • Die inoffiziellen Mitarbeiter Anhang • Organisationsstruktur des Ministeriums für Staatssicherheit 1989 Organisationsstruktur der territorialen Diensteinheiten (BV, KD) 1989 Übersicht zur Entwicklung der Diensteinheiten 1950–1989 • Kurzbiographien • Grundsatzdokumente Die mit • versehenen Bände sind bereits erschienen. Der vorliegende Band ist in der Glie- derung fett hervorgehoben. Walter Süß Die Staatssicherheit im letzten Jahrzehnt der DDR Geschichte der Staatssicherheit, Teil III Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik Abteilung Bildung und Forschung 10106 Berlin E-Mail: [email protected] Die Meinungen, die in dieser Schriftenreihe geäußert werden, geben ausschließlich die Auffas- sungen der Autoren wieder. Abdruck und publizistische Nutzung sind nur mit Angabe des Verfas- sers und der Quelle sowie unter Beachtung des Urheberrechtsgesetzes gestattet. Schutzgebühr für diese Lieferung: 5,00 € Berlin 2009 ISBN 978-3-942130-03-5 urn:nbn:de:0292-97839421300356 INHALT I Die latente Krise (1980–1987) 3 1 Ausgangskonstellation 4 2 Aufgaben und Aktivitäten des MfS 11 Spionage und Absicherung nach außen 11 Kooperationsfelder mit dem KGB 12 Die Entwicklung in Polen als Menetekel 16 »Operationsgebiet« Bundesrepublik 18 Innere Stabilisierung 22 Lehren der polnischen Ereignisse 22 Wer ist wer? 23 Wirtschaftsprobleme aus Stasi-Sicht 26 Konflikte um Reise und Ausreise 29 Der Kampf um Bürgerrechte 32 3 Institutionelle Anpassung 39 II In der Sackgasse (1987–1989) 50 1 Zwischen Moskau und Bonn 51 Ausweitung der sowjetischen Reformpolitik 53 Honeckers Reise in die Bundesrepublik 58 2 Unterdrückung von Reformhoffnungen 61 Distanzierung von Glasnost und Perestroika 62 Attacke gegen Bürgerrechtler 64 »Sozialismus in den Farben der DDR« 72 Reise, Ausreise, Flucht 74 3 Schwindender Zusammenhalt im »sozialistischen Lager« 84 Eine neue Militärdoktrin und die Mobilmachungsplanung 84 Die KSZE-Folgekonferenz in Wien 87 4 Die Lage im Sommer 1989 93 III Offene Krise, Entmachtung und Auflösung des MfS 97 Anhang 108 Verzeichnis der Tabellen 111 Abkürzungen 112 3 Zu Beginn und am Ende der achtziger Jahre stand das Herrschaftssystem des osteuro- päischen Kommunismus vor fundamentalen Herausforderungen. Während aber die »pol- nische Krise« 1980/1981 noch vorübergehend unter Kontrolle gebracht wurde, scheiterten die Mächtigen am Ende des Jahrzehnts. In der Zwischenzeit hatten sich sowohl in den internationalen Rahmenbedingungen wie innerhalb der betreffenden Gesellschaften und schließlich auch im Inneren der Machtapparate Veränderungen vollzogen, die eine repres- sive Lösung der Krise verhinderten. Selbst Erich Mielke hat im Herbst 1989 für Lösungs- varianten plädiert, die er acht Jahre zuvor den Genossen in der polnischen Führung noch als »Kapitulantentum«1 angekreidet hatte. Die zum Teil weltgeschichtlichen Veränderun- gen, die zu dieser Positionsverschiebung geführt haben, standen außerhalb seiner Macht. Aber der Sicherheitsapparat, den Mielke wie kein anderer prägte, hatte nach seinen Kräf- ten versucht, es nicht so weit kommen zu lassen. Von diesen Bemühungen, deren Schei- tern nicht von vornherein feststand, handelt diese Darstellung. Die Entwicklung des Ministeriums für Staatssicherheit und seiner nachgeordneten Diensteinheiten wird unter drei Aspekten beleuchtet: Erstens die Tätigkeit des MfS in und nach dem internationalen Umfeld sowohl im Sinne der klassischen Spionage und der Spi- onageabwehr, wie auch der Abschirmung gegen äußere Einflüsse, die als destabilisierend betrachtet wurden. Zweitens der Beitrag der Staatssicherheit zur Stabilisierung der Dikta- tur im Innern. Und drittens institutionelle Veränderungen im Sicherheitsapparat als Versu- che, sich veränderten Umweltbedingungen und neuen Aufgaben anzupassen. Selbstver- ständlich gab es zwischen den ersten beiden Aufgabenbereichen viele Überschneidungen, weil der Ideologie der MfS-Kader zufolge für destabilisierende Entwicklungen in der DDR ganz überwiegend äußere Faktoren verantwortlich waren. I Die latente Krise (1980–1987) In der ersten Hälfte der achtziger Jahre machte sich in der DDR wachsendes Unbehagen breit. Die wirtschaftliche Basis des bisherigen Herrschaftsmodells der Ära Honecker ero- dierte: politische Fügsamkeit im Austausch mit Wohlstandsverbesserungen.2 Wegen ihrer geringen Effizienz vermochte die zentrale Planwirtschaft die für diese Politik erforderli- chen Leistungen nicht dauerhaft zu erbringen.3 Die Hegemonialmacht Sowjetunion konnte dem nicht mehr abhelfen, weil sie selbst in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war.4 So wurde die größer werdende Lücke zwischen volkswirtschaftlichem Ge- samtprodukt und Verbrauch (auf dennoch im internationalen Vergleich gesehen qualitativ eher niedrigem Niveau) von der DDR-Führung durch wachsende