Neuropterida: Neuroptera: Mantispidae)

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Neuropterida: Neuroptera: Mantispidae) ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Stapfia Jahr/Year: 1999 Band/Volume: 0060 Autor(en)/Author(s): Aspöck Horst Artikel/Article: Beschreibungen und Abbildungen von Mantispiden in der frühen entomolgischen Literatur und Österreichs. Beitrag zur Erforschung der Fanghafte (Neuropterida. Neuroptera: Mantispidae) 209-244 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Beschreibungen und Abbildungen von Mantispiden in der frühen entomologischen Literatur und Österreichs Beitrag zur Erforschung der Fanghafte (Neuropterida: Neuroptera: Mantispidae) Horst ASPÖCK Abstract LINNAEUS), however, assigned them to the genus Raphidia. A clear assessment of the Descriptions and illustrations of Man- systematic position was only possible tispidae in the early entomological litera- when, in 1852, the first instar larva and, ture, and Austria's contribution to man- later during the course of the following 17 tidfly research (Neuropterida: Neuro- years, all early stages as well as the deve- ptera: Mantispidae). lopment and biology of a mantispid, name- The first record in the scientific litera- ly Mantispa styriaca, was clarified. This ture of one of the insects that now form was to the credit of two Austrians: Frie- the Mantispidae, a family of the order drich Moritz BRAUER (1832-1904) and Neuroptera, is the description of Raphidia Alois ROGENHOFER (1831-1897). F.M. styriaca, the Styrian mantidfly, by the BRAUER contributed to Mantispidae rese- Austrian Jesuit and naturalist Nikolaus arch with a few further studies and, in the PODA VON NEUHAUS (1723-1798). He 20th century, Austrian entomologists aug- published a booklet on the insects of Graz mented the knowledge of these insects museum (Styria, Austria) in 1761. through a number of investigations and During the following 40 years until the publications. end of the 18th century, 20 further aut- hors documented these insects. Nine furt- The list of references comprises all her species were described and named in at publications up to 1800 in which Mantis- least 15 publications, and illustrations of pidae are treated, and all papers by Austri- mantidflies were presented. an entomologists that deal with Mantis- pidae. Most authors (e.g. FABRICIUS) were of the opinion that these insects were small Key words: Neuroptera, Mantispidae, praying mantids and consequently descri- Mantispa styriaca, Austria, history of en- Stapfia 60, zugleich Kataloge des OÖ. Landesmuseums, bed them in the genus Mantis, others (e.g. tomology; Neue Folge Nr. 138 (1999), 209-244 209 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 1: Mantispa styriaca (PODA) (Niederösterreich, Dürnstein) (Foto Th. KUST und H. RAUSCH). Vorderflügellän- ge (VFIL): 11mm Einleitung vorderen Ende des verlängerten Prothorax entspringen (Abb. 1), eine Sonderstellung Innerhalb der Ordnung Neuroptera und ein. Es gibt zwar zumindest noch eine zweite der Überordnung Neuropterida (=Neurop- Neuropteren-Familie mit gut entwickelten teroidea), also der Netzflügler im engen und Raubbeinen, die Rhachiberothidae (ASPÖCK im weiten Sinn, nimmt die Familie Mantispi- U. & MANSELL 1994), deren Vertreter aber dae (deutsch: Fanghafte) durch die zu Raub- keine besonders auffällige Verlängerung des beinen umgestalteten Vorderbeine, die am Prothorax zeigen, die durchwegs nur kleine Abb. 2: Formen umfassen und deren Verbreitung im Mantispa übrigen auf Ost- und Südafrika beschränkt ist. styriaca (PODA), Modifikationen der Vorderbeine zu Raubbei- beim Beutefang. Das erbeutete nen sind (wenngleich in weitaus weniger mar- Insekt ist eine kanter Ausprägung) jüngst auch bei zwei Spe- Florfliege, zies der Familie Coniopterygidae (aus Tansa- Chrysoperla carnea (STEPHENS) nia bzw. aus dem Jemen) gefunden worden s. I. (SZIRÄKI & GREVE 1996, SZIRÄKI 1997). (Frankreich, Esterei) Mantispiden umfassen Insekten mit Vor- (Foto P. DUELLI). derflügellängen bis etwa 30 mm. Besonders VFIL: 10 mm größere Arten sind daher auch für den Laien durchaus auffällige Insekten, und vor allem bei genauerer Betrachtung springt das unge- wöhnliche Aussehen dieser Tiere ins Auge. Wer einmal das Beutefang- und Freßverhalten 210 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at einer Mantispide beobachtet hat (Abb. 2), Abb. 4: »ina (fodomine attcmutto, ptrrtcpo- behält dieses eindrucksvolle Schauspiel in PODA (1761): Beschrei- jfrema bifula, retrattili, bung von Erinnerung, auch wenn er sonst mit Entomo- Raphidia styriaca. logie oder Zoologie nichts zu tun hat. Die RAPHIDIA. Ähnlichkeit mit Mantiden (Fangschrecken) - Ophiofis. i. R. capite depreflb, ore noaxil- ein bekannter Vertreter und gewiß eines der lofo, alis hyalinis macula margi- bekanntesten Insekten Mitteleuropas über- nali fufca. haupt ist die Gottesanbeterin, Mantis religiosa Mas abdomine mutico. Fen&ina cauda LINNAEUS, 1758 - ist evident, aber sie ist nur fctofa: fcta recuroa corpore breviori. Ausdruck einer Konvergenz, also einer funk- •Styriaca. 2. R. pedibus anticis capiti ad- \ tionell bedingt gleichartigen Entwicklung nexis, antennis filiformibus tho- morphologischer Merkmale, die in keiner race valde elongato brevioribus, Weise eine nähere Verwandtschaft aus- alis hyalinis macula marginali drücken (ASPÖCK H., ASPÖCK U. & HÖLZEL fulva. ._._ Ad fepes borti tres reperta. 1980). Möglicherweise ist diese Ähnlichkeit Oadi rmgni prominuli strides aurati. mit den Mantiden der Grund dafür, daß die Os palpis 4. Pedcs antici frmoribus Mantispiden nicht schon in den entomologi- longis gracilibus, tibiis dtcoloribus schen Werken der frühen Neuzeit auftauchen; latis crajfis dentatis daitkido ultima man hielt sie möglicherweise —wie dies bis longiore Z3 unco nmjore injlruuntiir. weit ins 19. Jahrhundert geschehen ist - ein- Acgie ac tarde progrcditur, nempe fach für kleine Fangschrecken und daher viel- unco, y tibiis coviplicatis folis ftmo- leicht nicht einer eigenen Beschreibung wert, rum gmiculis infijhns, quibus cxpli- zumal dann, wenn die Gottesanbeterinnen catis ad afcendendum utitur. Abdo- men oblongum overturn fulvum alb$ behandelt und (manchmal) sogar abgebildet maadatwn. INSECTT G3 OR- MUSEI GRiECENSIS, IN ORD IN ES, GEN ERA ET SPECIES Abb. 3: PODA (1761): Titelseite. (Zool. Bibl. Naturhi- Abb. 5: SYSTEMA NATURE stor. Mus. Wien.) PODA (1761): Tafel 1. CAROLI LINN^EI DIGE S S IT NICOLAUS PODA, E sociETATE JESU, PHILOSOPHIE DOCTOR, ET MATHESEOS PROFESSOR. HONORtBÜS REVERENDISSIMORUM, ILLUSTPvISSIMORUM, PERILLUSTRIUM, REVERENDORUM, PRÄN OB I LI UM, NOBILIUM, AC ERDDITOXQM D. 0. C U M IN ALMA AC CELEBERRIMA UNIVERSITATE GRJECENSI PRIMA AC SUPREMA PHILOSOPHIE LAUREA INSIGNIKENTUR, * O B I A I A ANNO I761. DIE 3. SEPTEMBRIS. G R/EC I I, TYPIS HvEREDUM WIDMANSTAßlJ. 211 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at wurden (ALDROYANDLS 1638, MOLFET 1634, Postkarte mit einer Darstellung des steinschen IONSTON 1657, BODENHEIMER 1928-1929). Fanghafts heraus (Abb. 9) (GEPP & MARGREl- Tatsächlich ist die - meines Wissens - TER 1991). Manrispa stvriaca zählt gewiß zu den erste sichere (gedruckte) Erwähnung jener merkwürdigsten, auffälligsten, allerdings auch Insekten, die wir heute Mantispiden nennen, seltensten Insekten Österreichs, deren Vor- die Beschreibung von Raphidia styriaca durch kommen stets ein verläßlicher Indikator für Nikolaus PODA VON NEUHAUS in seinem Werk besonders wärmebegünstigte und schützens- über die Insekten des Museums in Gra: (Abb. werte Biozönosen ist (siehe auch GEPP in die- 3). PODA beschreibt dieses Insekt nicht nur sem Band). sehr treffend (Abb. 4), sondern er bildet es Noch ein Faktum verdient in der Einlei- auch ab (Abb. 5, 6), womit es eindeutig iden- tung Beachtung: N. PODA hat das von ihm tifizierbar ist - umso mehr als in der Steier- entdeckte Insekt in der Gattung Raphidia Abb. 6: mark (wie überhaupt in ganz Mitteleuropa) beschrieben - also als nächste Verwandte der PODA (1761): Detail von Tafel 1 mit der nur eine einzige Mantispiden-Spezies vor- in seinem Werk unmittelbar vorher erwähn- Abbildung von Raphidia styriaca. kommt. Durchaus zu Recht hat diese ,Jlaphidia ten und charakterisierten „Raphidia ophiopsi". styriaca" - die heute Mantispa styriaca (POPA, Raphidia ophiopsis - von LlNNAEUS (1758) 1761), heißt - den deutschen Namen „Steiri- beschrieben - war lange Zeit der Kollektivna- scher Fanghaft" bekommen. Und mit gutem me für jene Insekten, die wir heute in der Ord- Grund wurde dieses Insekt zum Emblem der nung Raphidioptera (einer der Ordnungen der Österreichischen Entomologischen Gesell- Neuropterida) zusammenfassen. Mantispiden schaft (Abb. 7) erkoren. Bei der internationa- sind zwar mit Raphidiopteren viel näher ver- wandt als mit den Mantiden (die ja hemime- len Entomologentagung im April 1991 in tabol sind), aber dennoch systematisch weit Wien figurierte Mantispa styriaca im Tagungs- entfernt. Die nächsten Verwandten der Man- logo (Abb. 8), und die österreichische Post- tispiden sind die Rhachiberothiden und Bero- venvaltung gab aus Anlaß dieser Tagung eine thiden, die Schwestergruppe dieser drei Fami- lien sind die Dilariden. Alle diese drei Famili- en kommen in Mitteleuropa nicht vor. Wel- che die nächsten Verwandten unter den in Abb. 7: Logo der Österreichischen Entomologi- Mitteleuropa vertretenen Neuropteren sind, schen Gesellschaft. läßt sich gar nicht mit Sicherheit sagen (siehe ASPÖCK U. & H. ASPOCK in diesem Band). Daß Nikolaus von PODA und spätere Autoren Mantispiden in die Verwandtschaft von
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