Jahresbericht 2015

Inhalt

• Wort des Präsidenten

• Häusliche Gewalt als Thema in der Beratung

• Bericht der Stellenleiterin

• Statistik 2015

2 Wort des Präsidenten

Jahresarbeit administrative Arbeiten abge- schlossen werden, zum Beispiel Das Vereinsjahr 2014/15 war die Schaffung der neuen Home- geprägt durch die Mutterschaft page. der Stellenleiterin Yvonne Menzi. Dank der guten Stellvertretung Bedürfnis durch Frau Brigitte Lachelier konnte das Beratungsangebot Wiederum kann der Vereinsvor- aufrecht gehalten werden. Dafür stand festhalten, dass die Be- gebührt Brigitte Lachelier unser ratungsstelle einem Bedürfnis aufrichtiger Dank. entspricht, was sich in der Anzahl Nach dem Wiedereinstieg von der durchgeführten Beratungen Yvonne Menzi konnten einige zeigt.

Emil Zeller verdankt den Einsatz von Brigitte Lachelier. Sie übernahm von Januar bis Juli 2015 die Stellvertretung der Stellenleiterin. 3 Dank Vereinsmitglieder

Der Katholische Konfessionsteil, Katholische Kirchgemeinden die Evangelisch-reformierte Kir- che des Kantons St. Gallen, die Rüthi, , Kobelwald, Stadt Altstätten und die Mitglied- Montlingen-Eichenwies, gemeinden ermöglichten durch Kriessern, Altstätten, Lüchingen, ihre finanziellen Beiträge den Be- Marbach, , , trieb der Beratungsstelle. Dafür Heerbrugg, , , danken wir ihnen auch an dieser Berneck, Au, St. Margrethen, Stelle. , Thal, .

Im Vorstand demissionierten Evangelische Kirchgemeinden Maria Trochsler und Bea Gruber. Ihre wertvolle, langjährige Mitar- Eichberg-Oberriet, Rebstein- beit sei auch an dieser Stelle Marbach, Balgach, Berneck-Au- noch einmal herzlich verdankt. Heerbrugg, Diepoldsau-Widnau- Kriessern. Allen, die im verflossenen Vere- insjahr mitgearbeitet haben, ins- besondere der Stellenleiterin Politische Gemeinden Yvonne Menzi und der Stellver- treterin Brigitte Lachelier, danken Rüthi, Oberriet, Eichberg, wir für den sehr engagierten und Altstätten, Marbach, Rebstein, kompetenten Einsatz. Balgach, Widnau, Diepoldsau, Berneck, Au, St. Margrethen, 9463 Oberriet, Dezember 2015 Rheineck, Thal. Emil Zeller

4 Häusliche Gewalt

Ein herausforderndes dass ihr Mann sie geschlagen Thema in der Beratung - haben. Nun möchte sie eine Möglichkeiten und Grenzen räumliche Trennung. Sie hat Angst davor, mit ihrem Mann da- rüber zu sprechen. Sie schäme Als Grund für die Anmeldung zu sich und mache sich Sorgen - einem Erstgespräch werden auch um die Kinder und ihren meist andere Themen genannt Mann. (z.B. Verbesserung der Kommu- nikation, Klärung, ob die In einem anderen Fall vereinbart Beziehung weitergeführt werden ein Paar einen Termin. Die bei- kann, Informationen zu Trennung den sind seit vielen Jahren ver- etc.). heiratet. Bei einer Auseinander- setzung ist es zu Gewalt ge- «Wenn die Ratsuchenden kommen. Es sei für beide ein Vertrauen gewinnen, er- riesiger Schock gewesen, dass zählen sie von der Ge- so etwas passiert sei. Der Mann walt in ihrer Ehe, Partner- erzählt, er habe das Gefühl, dass er das nie mehr gutmachen schaft oder der Familie.» könne und er in den Augen sein- er Frau nun als „Schläger“ gelte. Folgende drei Beispiele geben einen Einblick: Das Paar möchte zusammen- bleiben und einen Weg finden, es Eine Frau meldet sich, weil sie wieder friedlich zu haben. sich von ihrem Mann trennen möchte. Sie erzählt, dass sie nur In einem anderen Gespräch ver- noch aus finanziellen Gründen traut mir die Mutter einer ju- zusammenleben, die Situation gendlichen Tochter an, dass es aber immer wieder eskaliere. immer wieder zu Streit zwischen Zweimal sei es vorgekommen, ihnen komme. Die Tochter akzep-

5 tiere nicht, wenn sie ihr etwas Definitionsversuch sage. Beim letzten Streit habe sie ihre Tochter geschlagen. Dabei Ursprünglich wurde unter häus- hat sich diese leicht verletzt. licher Gewalt die Gewalt eines Mannes an seiner Ehefrau Die Mutter ist verzweifelt und gemeint. Heute gehen die Defini- hilflos. Sie fühle sich, als hätte tionen und Beschreibungen weit- sie total versagt. Jetzt habe die er. Der Kanton Zürich hat im Tochter noch weniger Achtung Gewaltschutzgesetz häusliche vor ihr. Ihr Mann habe Druck auf Gewalt wie folgt definiert: sie ausgeübt, dass es so nicht weitergehen könne. Sie wünscht «Häusliche Gewalt liegt Unterstützung und Rat. vor, wenn eine Person in einer bestehenden oder aufgelösten familiären oder partnerschaftlichen Beziehung in ihrer kör- perlichen, sexuellen oder psychischen Integrität verletzt oder gefährdet wird.»

Gewaltschutzgesetz (GSG) des Kanton Zürichs vom 19.6.2006, Paragraph 2

6 Wenn Menschen auf unserer zu nehmen, das Vertrauen zu Beratungsstelle Hilfe suchen, stärken und ihnen Unterstützung dann weiss oft noch niemand von anzubieten. Doch es braucht eine dem, was sich oft hinter ver- klare Haltung, dass Gewalt nicht schlossener Türe zu Hause ab- toleriert wird und gestoppt wer- spielt. Polizei und Behörden sind den muss. in der Regel noch nicht involviert. Die Menschen suchen eine Ich teile den Klienten auch meine Ansprechperson, der sie sich Verpflichtung mit, an die Behör- anvertrauen können, ohne dass den zu melden, wenn ich Kennt- dies eine Kette von Massnahmen nis davon habe, dass die Gewalt auslöst, die von aussen ein- nicht aufhört. geleitet werden. Dies sehe ich nicht als Lösung des Problems, sondern als Klare Haltung der Beraterin vorübergehende Massnahme zum Schutz der Betroffenen. Als Beraterin ist es mir wichtig, die Menschen in ihrer Not ernst

7 Kinder sind mitbetroffen bedrohlich ihre Situation im Mo- ment ist und sie über ihre recht- Forschungserkenntnisse gehen liche Situation zu informieren. davon aus, dass zwischen 10 Zudem ging es darum, die und 30 Prozent aller Kinder und Auswirkungen, welche die Situa- Jugendlichen im Verlauf ihrer tion auf die Kinder hat, zu thema- Kindheit Gewalt in der elterlichen tisieren. Paarbeziehung miterleben. Sie haben Sorgen um die jüngeren Wir erarbeiteten einen Notfallplan Geschwister, erleben existen- und ich unterstützte sie dabei, bei zielle Bedrohungen, haben der Opferberatungsstelle einen Angst, dass Vater und Mutter Termin zu vereinbaren. Dort er- sich trennen, dass sie sich etwas hielt sie weitere Unterstützung, antun oder gar sterben könnten. damit sie sich trennen konnte.

«Wenn Kinder Gewalt in Natürlich ist nicht in jedem Fall, wo jemand seine Beziehung der elterlichen Paar- beenden möchte, Gewalt im beziehung miterleben, er- Spiel. Doch die Veränderung der leiden sie zum Teil Lebensumstände kann zu Verun- sicherung führen. gravierende Folgen.» «In Zeiten von Trennung Oft glauben Kinder, Schuld am Streit der Eltern zu sein. Das Mit- und Scheidung steigen erleben von Paargewalt ist auch Gewalttaten an.» ein Risikofaktor, später selbst Opfer oder Täter/in zu sein. Befürchteter Kontrollverlust kann sich beispielsweise in krankhafter Im ersten Beispiel ging es darum Eifersucht und massivem Kon- mit der Frau zu schauen, wie trollbedürfnis zeigen.

8 Zerstörtes Vertrauen wieder Mann konnte seine negativ be- aufbauen - ein langer Weg setzte Rolle abstreifen. Dies er- forderte jedoch Einsicht, viel Zeit Im Falle des Ehepaars aus dem und Veränderungsbereitschaft. anfangs erwähnten Fallbeispiel Im Kommunikationstrainig erlern- ging es darum zu verstehen, was ten sie einen neuen Weg, Kon- die Ursache des Konflikts war, flikte auszutragen. die zur Tat geführt hatte und wie es dazu kommen konnte. «Partnerschaftskonflikte spielen bei Gewalt in In der ersten Sitzung hatte es höchste Priorität, dass die Gewalt Paarbeziehungen eine gestoppt werden konnte. Beide bedeutende Rolle.» unterschrieben dazu einen Ver- trag. Danach ging es darum Regeln zu finden, wie beide reagieren können, wenn sie in eine ähnliche Situation (hitzige Diskussion, Provokation) gelan- gen. Es galt die Abmachung, dass sie dann das Stopp-Signal des anderen akzeptieren und den Raum sofort verlassen. Diese Konflikte sind wiederum eng verbunden mit der Kommu- In weiteren Sitzungen ging es nikation des Paares, dem Um- darum, die negativen Gefühle zu gang mit Stress sowie kritischen bearbeiten und einen Weg zu Lebensereignissen. finden, mit diesen umzugehen und sie einander mitzuteilen. Mit Früher war Paarberatung bei der Zeit konnten sie neue Bilder häuslicher Gewalt oft ein Tabu. voneinander entwerfen. Der Der Alltag aber zeigt, dass es

9 viele Paare gibt, die trotz Gewalt- Verantwortung in der Erziehung erfahrungen zusammenbleiben übernehmen kann. wollen oder nach einer Tren- nungszeit wieder zurückkehren. Chancen und Grenzen

Autorität ohne Gewalt Häusliche Gewalt hat viele ver- schiedene Gesichter und er- Im dritten Fallbeispiel stellte sich fordert einen differenzierten Blick heraus, dass die Mutter in ihrer darauf, wo wir als Beratungsstel- Kindheit selbst Gewalt erfahren le zu einer positiven Veränderung hat und sie sich in der Erziehung beitragen können und wo es den oft alleine und überfordert fühlt. Einbezug von spezialisierten Es gelang, den Ehemann und Stellen und Schutzmassnahmen Vater in die Beratung einzu- braucht. binden und mit den Eltern Lö- sungen zu finden, wie die Mutter «Wir unterstützen die Rat- Autorität ohne Gewalt zurück- suchenden dabei, alterna- gewinnen und wie der Vater mehr tive Wege zu finden, Kon- flikte ohne Gewalt austra- gen zu können.»

Literatur: - Broschüre der Koordinationsstelle Häusliche Gewalt des Kantons St. Gallen (www.haeuslichegewalt.sg.ch) - Informationsblatt zu häuslicher Gewalt 17 - Gewalt gegen Kinder und Ju- gendliche (www.ebg.admin.ch/doku- mentation/00012/00442), Nov. 2015

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10 Rückblick der Stellenleiterin

Kontinuität gewährleisten Liebi“ vom 21.8.15 in Altstätten war ich eingeladen, darüber zu Mit Brigitte Lachelier konnte eine berichten, was die Liebe auch kompetente und erfahrene Bera- über die Jahre stark macht. terin für die Zeit meines Mutter- Danach konnten die BesucherIn- schaftsurlaubes gewonnen wer- nen an verschiedenen Stationen den. Eine sorgfältige Planung über ihre Beziehung nach- und Übergabe ermöglichte einen denken, Frust loslassen, danke nahtlosen Übergang für die Rat- sagen und sich segnen lassen. suchenden. Brigitte Lachelier engagierte sich als Referentin bei den Ehe-Impulstagen in Widnau vom 14.2. und 14.3.15. Zum Valentinstag erschien im Rhein- taler Bote ein Artikel mit einem Interview, indem sie Auskunft gab, wie eine Partnerschaft längerfristig lebendig bleiben kann und wann es Sinn macht, Beratung aufzusuchen. Für ihr Engagement möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich Zum Ehejubiläum lud die Katholi- danken. sche Pfarrei Au am 14.11.15 Ehepaare ein, die seit mehr als Die Liebe feiern zwanzig Jahren verheiratet sind. In einem feierlichen Gottesdienst, Zwei verschiedene Gottesdienste bei der ich die Festpredigt hielt, gaben Paaren Anlass ihre Liebe wurden ihre Namen genannt und zu feiern und über ihre Bezie- ihre Ehe gesegnet. Eine Kollekte hung nachzudenken. Im Punkt 8 wurde zugunsten unserer Stelle Gottesdienst zum Thema „Ewigi erhoben.

11 Vernetzung & Impulse ihren finanziellen Beiträgen diese Stelle ermöglichen Mit dem Aufschalten der Home- page konnte der letzte Teil des • den Kolleginnen und Kollegen, neuen Erscheinungsbildes un- Fachpersonen und anderen serer Stelle umgesetzt werden. Fachstellen für die konstruktive Ratsuchende finden dort weitere Zusammenarbeit Informationen zum Angebot, dem Trägerverein und der Beraterin. • dem Vorstand für das entge- gengebrachte Vertrauen Die Fortsetzung meiner Weiter- bildung an der Universität Zürich Beratung in Zahlen in verhaltenstherapeutischer Paartherapie, der Austausch mit Zu einem Jahresbericht gehören KollegInnen aus dem Netzwerk Zahlen. Sie geben Hinweise über Eheberatung Ostschweiz, die die Arbeit des vergangenen regelmässige Supervision sowie Jahres. Die vorliegende Statistik die Teilnahme am regionalen weist jedoch nur die eigentlichen Runden Tisch häusliche Gewalt Beratungsgespräche aus. tragen zur ständigen Reflexion Nicht ausgewiesen sind Auskün- und Weiterentwicklung der eige- fte per Mail, Telefongespräche, nen Arbeit bei. Kurzkontakte und Sitzungen mit Fachpersonen, die Vor- und Dank Nachbereitung von Gesprächen, Vernetzung mit anderen Stellen Allen, die zur Unterstützung und Institutionen und die Tätig- meiner Arbeit beitragen, möchte keit in der Erwachsenenbildung ich ganz herzlich danken: und Öffentlichkeitsarbeit.

• den Kirchgemeinden und poli- Dezember 2015 tischen Gemeinden, die mit Yvonne Menzi, Stellenleiterin

12 Statistik 2015

1. Anzahl Fälle 97 6. Anzahl Gespräche pro Fall Bisherige Fälle 20 1-3 Gespräche 80 Neuanmeldungen 77 4-6 Gespräche 13 7-9 Gespräche 03 2. Behandlungsart 10-12 Gespräche 01 Einzelberatung 36 über 13 Gespräche 00 Paarberatung 51 Familienberatung 10 7. Herkunft der Ratsuchenden Altenrhein 02 3. Anzahl KlientInnen 162 Altstätten 11 Weiblich 97 Au 04 Männlich 65 Balgach 03 Berneck 05 4. Alter der Ratsuchenden Diepoldsau 09 unter 10 Jahren 01 Eichberg 05 11-20 Jahre 03 Heerbrugg 06 21-30 Jahre 15 Hinterforst 01 31-40 Jahre 54 Kobelwald 00 41-50 Jahre 56 Kriessern 00 51-60 Jahre 26 Lüchingen 06 61-70 Jahre 06 Marbach 09 über 70 Jahre 01 Montlingen 01 Oberriet 10 5. Zivilstand Rebstein 04 Ledig 13 Rheineck 00 Partnerschaft 15 Rüthi 07 Verheiratet 101 St. Margrethen 07 Getrennt lebend 13 Staad 00 Geschieden 18 Thal 00 Verwitwet 02 Walzenhausen 00 Widnau 09 Andere Orte 03

13 8. Beratungsanlass • Verbesserung der Kommunika- • Unzufriedenheit in der tion zwischen den Eltern Beziehung • Verlust eines Partners oder • Kommunikationsprobleme eines Familienmitgliedes • Konflikte und Meinungsver- • Umgang mit Behinderung/ schiedenheiten Erkrankung eines Familienmit- • Häusliche Gewalt gliedes • Ablösungsfragen/ Klärung der Beziehung zur Herkunftsfamilie • Aussenbeziehung • Umgang mit Eifersucht • Standortbestimmung • Zweifel über die Fortsetzung der Beziehung • sexuelle Probleme; Lust- losigkeit • unerfüllter Kinderwunsch • Verarbeitung von Trennung oder Scheidung • Information • Krisen der Lebensmitte • Psychische Erkrankung eines Partners • Suchtprobleme eines Partners • Persönlichkeitsentwicklung • Probleme in Patchworkfamilien • Erziehungsfragen • Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern • Regelung des Besuchsrechtes

14 Paar- und Familienberatung Bahnhofstrasse 14 | 9450 Altstätten

8. Be- Telefon 071 755 46 44 ratungsan- [email protected] lass [email protected] Ablösungs- fragen, www.paarundfamilienberatung-rheintal.ch ausserehe- liche Beziehungen, Untreue, Eifer- sucht, Ablösungsfragen, Klärung der Beziehung zur Herkunftsfamilie, Erziehungs- fragen, Verhaltensauffälligkeit- en der Kinder, Verarbeitung von Trennung oder Scheidung, Regelung des Besuchsrechtes, Kommunikationsprobleme, Konflikte, Krisen, Standortbes- timmung, Probleme in Patch- work- Familien, Suchtprobleme eines Partners, Sexuelle Prob- leme, Verlust eines Partners, Umgang mit Behinderung/ Erkrankung eines Familienmit- gliedes, Ängste

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