Der Lange Weg Zu Toleranz
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Marchring 19. Juni 2018 Dr. phil. I Max Stierlin Der lange Weg zur Toleranz zwischen Juden, Katholiken, Reformierten und Wiedertäufern Exkursion «Judendörfer Lengnau und Endingen und Wallfahrtsort Zurzach» Freitag, 24. August 2018 Römerzeit und Mittelalter Christenverfolgungen. Martyrium der thebäischen Legion in Agaunum bei St. Maurice. Heilige: Mauritius, Verena, Felix und Regula, Urs und Viktor. Wallfahrtsort Zurzach. St. Mauritius -Sankt Moritz Anführer der Christen in der thebäischen Legion. Martyrium bei Agaunum 312 Gemälde von Lukas Cranach Verbreitung der Kirchen- patronate von St. Mauritius www.hist.uzh St. Mauritius ist Mit-Patron der Klosterkirche Einsiedeln Die heilige Verena Fresko am Chorturm des Verenamünsters in Zurzach Verenaschlucht bei Solothurn - Wirkungsort der hl. Verena Kastell Tenedo (Chilebuck) mit Kirchen- ruine Verenamünster in Zurzach Wallfahrtskirche mit Krypta Chorherrstift Zurzach: Kirchen und Pfrundhäuser Sepiazeichnung nach dem Merian- Stich von Abraham Schellhammer, Kartenzeichner und Notar (1675- 1755) Geschichte des Fleckens Zurzach S. 166 Verbreitung des Kultes der hl. Verena Polytheistische und Monotheistische Religionen Römisches Reich: Jupiter als Reichsgott Treue zu Kaiser und Reich: Opfer an Jupiter Jupitertempel in Kaiseraugst: Darstellung Irische Glaubensboten Von der Zerstörung von heidnischen Götzenbildern zur Mission durch vorbildliche Lebensweise: der hl. Gallus in Tuggen und als Einsiedler in der Steinachschlucht. Hl Gallus im Wappen von Tuggen Alter grosser Bund oberdeutscher Lande (Eidgenossenschaft) Die Struktur der Alten Eidgenossenschaft Die regierenden Eidgenössischen Orte und ihre Untertanengebiete Zürich Bern Luzern Uri Schwyz Unterwalden Zug Glarus Solothurn Freiburg Schaffhausen Basel Appenzell Die Zugewandten (verbündeten) Orte und ihre Untertanengebiete Fürstabtei St. Gallen, Stadt St. Gallen, Abtei Engelberg, Gersau, Fürstbistum Basel, Stadt Biel, Grauer Bund, Gotteshausbund, Zehngerichtebund, die 7 Zehnten des Wallis, Fürstbistum Sitten, Neuenburg, Genf, Rottweil, Mülhausen …. In der Fürstabtei St. Gallen stellten Zürich, Luzern, Glarus und Schwyz im Turnus den Landeshauptmann. Das Toggenburg hatte eine grosse Selbstverwaltung. Die Gemein(sam) regierten Herrschaften Landvogteien Baden, Freiamt, Thurgau, Rheintal, Gaster, Uznach, Sargans, Stadt Rapperswil. Die ennetbirgischen Vogteien im heutigen Tessin. Weitere von 2-3 Orten regierte Vogteien. Wappen und Namen der eidgenössischen Landvögte im Schloss Sargans Was hielt die Alte Eidgenossenschaft zusammen? Bündnisse einhalten und beschwören. Konflikte um Herrschaften verhindern. Verwaltung der Gemeinen Herrschaften. Einhaltung des Landfriedens für den Durchgangsverkehr. Soldbündnisse mit auswärtigen Mächten. Das Interesse der umliegenden Mächte an Söldnern. Der Vermittlung der verbündeten Mächte bei inneren Konflikten. Sicherung der Versorgung mit Salz und Korn. Die Tagsatzung mit einstimmiger Beschlussnahme. Schiedsgerichtsverfahren. Begegnungen wie: Gesandtschaften, Badener Fahrt, Soldregimenter… Umstrittene Gebiete – Korridore - Verbindungen Reformation – Kappelerkriege – 2. Landfriede Hintergründe und Streitpunkte in der Reformationszeit Pfründenhandel und kirchliche Missstände. Geldwirtschaft und Frühkapitalismus. Bürger, Handwerker erstreben Mitwirkung am Regiment. Söldnerwesen als Form der Auswanderung. Italienische Kriege (Marignano). Stärkung der Eidgenössischen Bünde und des Heerwesens. Bündelung der Kräfte gegenüber den Nachbarmächten. Bedrohungen: Pest (1519), Hungersnöte, Türkenkriege. 1. Kappelerkrieg Juni 1529 Im Mai 1528 liessen die Zürcher im Thurgau einen katholischen Feldweibel hinrichten, ein Jahr später verbrannten die Schwyzer den reformierten Pfarrer Jakob Kaiser. Kornsperre gegen die Innerschweiz. Keine Kriegshandlungen. Waffenstillstand durch Vermittlung des Glarner Landammanns Hans Aebli. Albert Anker 1852 Kappeler Milchsuppe Der 1. Landfriede von 1529 legte fest, dass sich die Orte nicht gegenseitig wegen Glaubensfragen beleidigen oder provozieren sollten. In den Zugewandten Orten und gemeinen Herrschaften durften die Kirchgemeinden autonom über das religiöse Bekenntnis entscheiden. Den fünf katholischen Orten wurde die alleinige Kriegsschuld zugewiesen. Sie sollten deshalb auch die gesamten Kosten des Krieges tragen. Außerdem durften sie ihr bestehendes Sonderbündnis mit König Ferdinand nicht weiterführen. Insgesamt wurde durch den Vertrag das reformierte Lager stark bevorteilt. 1531 Zweiter Kappeler Krieg Lebensmittelsperre gegen die inneren Orte. In der Schlacht bei Kappel erlitten die schlecht geführten Zürcher ohne Unterstützung durch Bern am 11. Oktober 1531 eine Niederlage. Zwingli fiel in dieser Schlacht. In der Schlacht am Gubel (24. Okt) wurde der Krieg endgültig zugunsten der katholischen Orte entschieden und Friedensverhandlungen eingeleitet. Der 2. Landfriede von 1531 •Jeder regierende Ort der Eidgenossenschaft kann in seinem Gebiet nach dem Prinzip cuius regio, eius religio die Konfession für alle Einwohner verbindlich regeln. Für Deutschland wurde dieses Prinzip erst durch den Augsburger Religionsfrieden von 1555 verbindlich. •Die Grafschaft Toggenburg musste die Lehnshoheit der Fürstabtei St. Gallen wieder anerkennen. Die reformierten und paritätischen Gemeinden durften weiter bestehen und mussten vom katholischen Fürstabt respektiert werden. Das Toggenburg blieb also ein gemischtkonfessionelles Gebiet. Es blieb zwar als Zugewandter Ort mit der Eidgenossenschaft verbunden, durch die definitive Etablierung der fürstäbtischen Herrschaft waren einerseits die Unabhängigkeitsbestrebungen der Toggenburger vorläufig gescheitert, andererseits weitere Versuche Zürichs, seine Macht nach Osten zu erweitern, blockiert. •Die Untertanen der Fürstabtei St. Gallen im Fürstenland zwischen Wil und Rorschach mussten zum katholischen Glauben zurückkehren. •Die Gemeine Herrschaft Thurgau blieb zwar im Prinzip ebenfalls ein gemischtkonfessionelles Gebiet, katholische Einwohner einer Gemeinde konnten jedoch die Wiederherstellung ihres Gottesdienstes verlangen, die reformierten Kirchgemeinden hatten in diesem Fall kein Anrecht auf Fortbestand. •Die Gemeinen Herrschaften Freie Ämter, Gaster, Uznach sowie die Schirmherrschaft Rapperswil wurden ganz rekatholisiert. Die Grafschaft Baden und die Grafschaft Sargans zum grössten Teil. •Die reformierten Orte mussten das christliche Burgrecht auflösen. Konfessionen Eidgenossenschaft 1536 Auswirkungen des 2. Landfriedens auf Zurzach in der Gemeinen Herrschaft der Landvogtei Baden Zurzach ist überwiegend reformiert gesinnt. Die reformierte Gemeinde bleibt anerkannt. Sie bekommt später eine eigene Schule. Die reformierte Mehrheit nutzt die Marien-(Pfarr-)Kirche. Die katholische Minderheit fordert eigenen Gottesdienst. Die Pfarrkirche wird nun gemeinsam (simultan) mit den Katholiken genutzt. Die Katholiken nehmen zahlenmässig wieder zu. Das Chorherrenstift organisiert sich neu. Die Wallfahrt zur hl. Verena nimmt ab. Die alte oder obere (Pfarr-) Kirche in Zurzach wird paritätisch Kollaturen: Äbte ernennen weiterhin reformierte Pfarrer (bis 1832) Konfessionalisierung Katholiken Reformierte Lutheraner Calvinisten Wiedertäufer Katholische Reform Konzil von Trient. Gesandter Ritter Lussy NW. Priesterausbildung am Collegium Borromäum in Mailand und den Jesuiten- Hochschulen in Ingolstadt und Innsbruck. Reformen durch Kardinal Karl Borromeo aus Mailand. Jesuitenkollegien in Luzern, Pruntrut, Brig, Sitten, Freiburg. Kapuzinerklöster zuerst in Luzern, Altdorf, Schwyz, Freiburg, Solothurn, Sitten, Appenzell. Einsiedeln: Residenz und Schule in Bellinzona. Reform der Alten Orden: Benediktiner, Zisterzienser, Karthäuser. Reformorden: Kapuziner, Urselinen. Die Kapuziner übernehmen Seelsorgebezirke. Konsolidierung der reformierten Landeskirchen Heinrich Bulliger, Nachfolger Zwinglis als Antistes. Pfarrerausbildung in der Prophezey am Grossmünster Zürich. 1. Helvetisches Bekenntnis 1536 als gemeinsame theologische Grundlage. Ausbreitung in die Reichsstädte in Süddeutschland und im Elsass. Zwinglis Ablehnung des Söldnerwesens lässt sich nicht durchhalten. Lutherische Kirchenordnungen 1529 Marburg: Treffen von bedeutenden Theologen (Zwingli, Oekolampad, Luther, Melanchthon) bringt keine Übereinstimmung in den theologischen Fragen und in der Kirchenverfassung. Daher ist auch keine politisch-militärische Zusammenarbeit möglich. Kein Eingreifen in den Schmalkaldener Krieg. Calvinismus (Hugenotten) Calvin setzte in Genf ein durch Askese, Kirchenzucht und hohes Arbeitsethos bestimmtes Kirchenregiment durch, «Die Diktatur der Tugend» (Volker Reinhard). Abweichende werden ausgewiesen, verfolgt, bestraft. 1561 Confessio helvetica posterior: Gemeinsames Bekenntnis der Reformierten und Calvinisten. Ausstrahlung der Lehre Calvins auf Westeuropa (Frankreich, Niederlande, Schottland, England), Deutschland, Ungarn, Polen, später Nordamerika. In Frankreich werden sie verfolgt und vertrieben (Hugenottenkriege). Die (Wieder-)Täufer in Zürich, Schleitheim und Waldshut Die Wiedertäufer sind der «linke Flügel» der Zürcher Reformation. Sie wollen eine Gemeinschaft sein, zu der man sich als Einzelner bewusst entscheidet, und streng nach den Anweisungen der Bibel leben. Mit ihren Forderungen stellen sie sich ausserhalb des Staates und der Wirtschaft. Zwingli lehnt es als unmöglich und vermessen ab, bereits auf Erden eine «göttliche Herrschaft» aufrichten zu wollen. Sie trennen sich auf in verschiedene Richtugnen (zB. Hutterer, Mennoniten, Baptisten, Aemische). Sie haben heute in den USA eine