Magisterarbeit
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View metadata, citation and similar papers at core.ac.uk brought to you by CORE provided by OTHES MAGISTERARBEIT Titel der Magisterarbeit: Rezipieren als Widerstand: Das Oppositionspotential von Populärkultur am Beispiel des Beat-Clubs Verfasserin: Nicole Engbers, Bakk. phil. angestrebter akademischer Grad: Magistra der Philosophie Wien, im März 2009 Studienkennzahl lt. Studienblatt: 066 / 841 Studienrichtung lt. Studienblatt: Publizistik- und Kommunikationswissenschaften Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Hannes Haas Danksagung Ich danke … … Prof. Dr. Hannes Haas für die konstruktive Beratung und Betreuung während des gesamten Forschungsprozesses. … Jörg Sonntag von Radio Bremen, der mich durch seine Leidenschaft für den Beat- Club inspiriert und als unerschöpfliche Informationsquelle unterstützt hat. … dem Musikjournalisten Thorsten Schmidt für sein Expertenwissen. … allen ZeitzeugInnen für ihr Interesse an meiner Arbeit, ihre Zeit, die offenen, emotionalen Gespräche und für die Einblicke in ihr Leben …. meiner Familie und meinen FreundInnen für ihren mentalen Beistand und ihre Hilfsbereitschaft bei allen praktischen Belangen. 4 Inhaltsverzeichnis 1. Erkenntnisinteresse und Themenrelevanz S. 9 2. Kunst oder Kitsch? Der Wert populärer Kultur S. 13 2.1 Kultur – eine Begriffsbestimmung S. 15 2.1.1 Der Wandel des Kulturbegriffs S. 15 2.1.2 Kultur als zeichenorientiertes Kommunikationssystem S. 16 2.1.3 Kultur und Werte S. 18 2.2 Die Entwicklung der Cultural Studies S. 19 2.3 Cultural Studies und Jugendkulturen S. 21 2.4 Cultural Studies und Massenmedien S. 24 2.5 Das oppositionelle Potential populärer Kultur aus Sicht der Cultural Studies S. 27 3. Die 60er Jahre als „Scharnierjahr“ zu neuen Werten S. 29 3.1 Veränderte Rahmenbedingungen als Basis für den S. 29 Wertewandel 3.2 Der Wertewandel in den 60er Jahren: Von der Leistungsorientierung zur Selbstentfaltung S. 34 4. Die Entwicklung der Jugend(musik)kultur S. 45 nach dem Zweiten Weltkrieg 4.1 Die 50er Jahre: Weichenstellung für ein neues Lebensgefühl S. 45 4.2 Vom Krach zum Kult – Die Etablierung der Beatmusik S. 49 4.3 Beat – eine sprachlose Opposition? S. 53 5 5. Radio Bremen und der Beat-Club S. 57 5.1 Die TV-Landschaft im Westdeutschland der 60er und 70er Jahre S. 57 5.2 Radio Bremen: Wo der Beat-Club geboren wurde S. 61 5.3 Der Beat-Club – Es begann mit einer Entschuldigung S. 64 6. Methodendesign und Forschungsfragen S. 69 6.1 Die leitenden Forschungsfragen S. 70 6.2 Das Interview als wissenschaftliche Methode S. 72 6.2.1 Das narrative Interview S. 72 6.2.2 Der Leitfaden S. 74 7. Das Experteninterview S. 77 7.1 Auswahl und Vorstellung der Experten S. 77 7.2 Leitfaden für das Experteninterview S. 78 7.3 Der Beat-Club als Medium für neue Lebensstile – die Auswertung des Experteninterviews S. 80 8. Die ZeitzeugInnen-Interviews S. 87 8.1 Auswahl und Vorstellung der ZeitzeugInnen S. 87 8.2 Leitfaden für die ZeitzeugInnen-Interviews S. 90 8.3 Auswertung der ZeitzeugInnen-Interviews S. 94 8.3.1 „Damals gab’s ja nur den Beat-Club“ – Zeitzeuge D. S. 94 8.3.2 „Das war ein Kampf ohne Ende“ – Zeitzeugin M. S. 99 8.3.3 „Keiner wollte mehr normal sein“ – Zeitzeuge S. S. 103 8.3.4 „Nur immer deutsch, deutsch, deutsch“ – Zeitzeuge B. S. 113 8.3.5 „Ich wär’ immer so gerne ich gewesen“ – Zeitzeugin F. S. 117 8.3.6 „Die hatten überhaupt keine Werte“ – Zeitzeuge O. S. 122 8.3.7 „Die Gammler mit den langen Haaren, die haben es uns vorgemacht“ – Zeitzeuge J. S. 126 6 9. Der Beat-Club – Rezipieren als Widerstand (Gesamtauswertung) S. 133 10. Resümee und Ausblick S. 153 11. Literatur S. 159 12. Anhang S. 163 12.1 Abstract S. 163 12.2 Lebenslauf S. 165 12.3 Audiospuren der ZeitzeugInnen-Interviews S. 166 12.4 Transkribiertes Experteninterview S. 167 7 8 „Beat ist, was sich ältere Leute 1 nicht beaten lassen.“ 1. Erkenntnisinteresse und Themenrelevanz Lange Zeit schien die Aufteilung von Medieninhalten hinsichtlich ihrer Funktionen und Leistungen ganz simpel: Unterhaltungssendungen sorgten für die Unterhaltung und Informationssendungen für Versorgung der RezipientInnen mit Informationen. Und nicht nur hinsichtlich ihrer Funktionen für die RezipientInnen, auch hinsichtlich ihrer Qualität wurden unterhaltende deutlich von so genannten seriösen bzw. wertvollen Formaten unterschieden. Kunst versus Populärkultur, Kitsch versus Realitätsnähe, elitär versus massentauglich – um nur einige polarisierende Bewertungsmuster zu nennen, mit denen die Unterhaltung ausgegrenzt und zu einem „Stiefkind“ der Kommunikationswissenschaften herabgesetzt wurde. Angesichts der steigenden Präsenz unterhaltender Sendungen in allen TV-Kanälen – auch in den öffentlich-rechtlichen Programmen bildet dieser Bereich aufgrund des Konkurrenzdrucks durch die Privatsender mittlerweile einen unverkennbaren Schwerpunkt – konnte jedoch auch die Forschung nicht umhin, den Bereich der Unterhaltung nicht nur marginal zu betrachten, sondern zum Mittelpunkt ihres Interesses zu machen. Bereits in den 60er Jahren brachten erste Studien das oppositionelle Potential von so genannter populärer Kultur hervor. So wurde vor allem in den 50er und 60er Jahren durch das Aufkommen der Cultural Studies das im vorherigen Absatz beschriebene elitäre Denken in Frage gestellt, als sich die ‚minderwertige’ Arbeiterkultur in ihrer Bewertung an die ‚niveauvolle’ Kultur des Bürgertums annäherte. 2 1 BRAVO, 11, 1968, S. 79. Zit. nach: Baacke, Dieter (1972): Beat – die sprachlose Opposition. München, S. 59. 2 Vgl. Sommer, Roy: Grundkurs Cultural Studies / Kulturwissenschaft Großbritannien. Stuttgart 2003. S. 8 9 Zeitgleich mit dieser sich abzeichnenden wissenschaftlichen Wende zeigte sich nach dem Zweiten Weltkrieg auch immer deutlicher ein Wertewandel in der damaligen Gesellschaft, der sich mit den Worten Willems als ein „Themenwechsel von der ‚Daseinsbewältigung’ zur ‚Selbstverwirklichung’“ zusammenfassen lässt. 3 Insbesondere die 60er Jahre waren gekennzeichnet von einer Jugendbewegung, die versuchte, die vorherrschenden politischen und gesellschaftlichen Strukturen inklusive der ihr zur Verfügung stehenden Institutionen zu verändern, um so ihre eigene Zukunft zu gestalten. Besonders mit den Ereignissen des Jahres 1968 werden Bilder von auf der Straße demonstrierenden Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen – zumeist StudentInnen – assoziiert, die sich Gehör verschafften, indem sie lauthals ihre Forderungen artikulierten. Diese Forderungen waren ganz konkreter Art und auch sachlich fundiert. Die wissenschaftliche Arbeit über die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland in den 60er Jahren fokussiert sich zumeist auf das Jahr 1968 mit seinen medial präsenten StudentInnenprotesten, der Außerparlamentarischen Opposition und den gewaltsamen Demonstrationen da. 4 Das Jahr 1968 ist jedoch lediglich der Höhepunkt eines gesellschaftlichen Wandels, der ein ganzes Jahrzehnt prägte.5 Daher soll in der vorliegenden Magisterarbeit die Bedeutung der gesamten 60er Jahre herausgearbeitet und die weniger offensichtlichen, nicht direkt politisch motivierten und daher kaum wahrgenommenen Arten des jugendlichen Protestes herausgearbeitet werden. In den zeitlichen Rahmen des jugendlichen Widerstandes der 60er Jahre fällt auch das Phänomen Beat , welches in der vorliegenden Arbeit bedeutungsgleich mit Beatmusik verwendet wird. Dieter Baacke, renommierter deutscher Medienpädagoge und Professor für außerschulische Pädagogik mit den Schwerpunkten Medienpädagogik, Kindheitsforschung sowie Jugend- und Erwachsenenbildung an der Fakultät für Pädagogik der Universität Bielefeld, führte Ende der 60er Jahre eine Studie durch, der die Hypothese zugrunde lag, „[der] Beat sei ein neuartiger, jedenfalls ungewohnter und darum oft nicht registrierter Ausdruck einer besonderen Art von Opposition, die sich im Gegensatz zu der politisch engagierten und aktiv handelnden Jugend fast ausschließlich sprachlos manifestiere, die zumindest in ihrer Sprache nicht 3 Willems, Helmut (1997): Jugendunruhen und Protestbewegung. Eine Studie zur Dynamik innergesellschaftlicher Konflikte in vier europäischen Ländern. Opladen, S. 27. 4 Etzemüller, Thomas (2005): 1968 – Ein riss in der Geschichte? Konstanz. S. 7. 5 Schildt; Siegfried; Lammers (2000): Einleitung. In: Schildt; Siegfried; Lammers (2000). S. 11-20. Hier: S. 11ff. 10 ohne weiteres zugänglich sei bzw. sich in neuen Zeichen und Symbolen ausdrücken, die zu entschlüsselnd sind“. 6 Das Mittel einer derartigen „sprachlosen Opposition“ bestand nach Ansicht von Baacke nicht nur darin, die Gesellschaft zu kritisieren, sondern auch darin, sich von dieser abzugrenzen. 7 Im theoretischen Teil der vorliegenden Magisterarbeit soll diese besondere Art der Opposition durch den Konsum und die Identifizierung mit unterhaltenden Inhalten vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Strukturen und den vorherrschenden Wertvorstellungen der 60er Jahre sowie der sich abzeichnende Wertewandel dargestellt werden. Hierbei werden nach der Auseinandersetzung mit ausgewählten publikumsorientierten Theorien zur Bedeutung populärer Kultur die Wertvorstellungen der Erwachsenen- jenen der Jugendgeneration der 60er Jahre gegenübergestellt. Anschließend wird die Entwicklung des Beats als Musikgenre von seiner Entstehung bis zu seinem Aufstieg in die Avantgarde beschrieben und sein Protestpotential auf Basis von Baackes Ausführungen dargestellt. Anhand von Experteninterviews und ZeitzeugInnenbefragungen wird im methodischen Teil der Arbeit näher untersucht, inwiefern die von Baacke proklamierte oppositionelle Bedeutung des Beats in der Rückschau bestätigt