Der Lachende Drache 33
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Herausgeber: Einwohnerverein St. Georg von 1987 e.V. kostet nix! Der lachende Drache 33. Jg.Februar / Nr. 2019 324 Stadtteilzeitung für St. Georg MärzDer lachende 2019 Drache 11 Videoüberwachung am Hansaplatz - Sicherheit für alle? rei Stunden fast beantworteten Innensenator Grote und DSchutzpolizeistabsleiter Struve die Fragen der anfangs über 100 St. GeorgerInnen, die der Einladung des Bezirksamtsleiters zum „Bürgergespräch“ am 7. März gefolgt waren. Droßmann konnte sich nach einführenden Worten auf die Rolle des char- manten Moderators beschränken, ist er doch für diese polizei- liche Maßnahme nicht zuständig. Jede Menge Antworten … Die Fakten laut Grote und Struve: Es wird demnächst (Einsatz ab Frühsommer) sechs Masten mit insgesamt 16 Videokameras neuester Technik geben, die den gesamten öffentlichen Raum auf dem Platz sowie in Richtung Zimmerpforte und Bremer Reihe erfassen. Grundlage ist nicht etwa ein politischer Innensenator Grote Beschluss in Bürgerschaft oder Bezirksversammlung, sondern Foto: © Mathias Thurm allein § 8 Abs. 3 des Hamburger Gesetzes über die Datenverar- beitung der Polizei (DVPolG). Dies ermöglicht ausdrücklich die sondern über sichere Glasfaserleitungen direkt ans PK11 über- Videoüberwachung von „gefährdeten Orten“. Und ein solcher tragen und es sei vorgesehen, die geschützten privaten Bereiche sei der Hansaplatz, so Grote und Struve unisono. Die Straßenkri- (Fassaden, Hauseingänge) bereits in der Kamera unumkehrbar minalität (alle im öffentlichen Raum begangenen Delikte) sei zu verpixeln*. Die Kosten betragen 350.000 Euro für die Einrich- nach einem zwischen- tung, weitere Kosten fallen angeblich nicht an, da die Beobach- zeitlichen Rückgang tung der Kamerabilder von KollegInnen wahrgenommen werden nach der Neugestal- soll, die ohnehin mit diesen oder ähnlichen Aufgaben befasst tung des Platzes wie- seien. Ob die PolizistInnen so glücklich sind über ihre Mehrbela- der stark angestie- stung bei gleicher Entlohnung, bleibt fraglich. gen, trotz erheblicher Man erhofft sich von der Überwachung zunächst keine Verringe- regelmäßiger Polizei- rung der Fallzahlen (manche Straftat würde erst durch die präsenz. Überwachung erkannt), wohl aber eine abschreckende Wirkung Anders als bei der auf StraftäterInnen sowie verbesserte Fahndungsmöglichkeiten. ersten Videoüberwa- chung seien die * Andererseits: „Nur in Ausnahmesituationen, etwa wenn just Kameras jetzt lei- im Moment eine Straftat geschieht, können einzelne Kameras Die vollbesetzte Pausenhalle der stungsfähiger, die unverpixelte Bilder zeigen“ so Grote in der „Hamburger Mor- Heinrich-Wolgast-Schule, Daten würden nicht genpost“ vom 8. März 2019! Foto: © Mathias Thurm mehr ans Präsidium, Fortsetzung Seite 3 Mittwoch, 10. April, 19.00 Uhr, Dreieinigkeitskirche, St. Georgs Kirchhof: Die ganze Geschichte. Meine Auseinandersetzung mit Europas Establishment Yanis Varoufakis Szenische Lesung aus dem Enthüllungsbuch des ehemaligen Finanzministers der Syriza-Regierung von SchauspielerInnen der Bremer Shakespeare Company Veranstaltung des Einwohnervereins St. Georg und der Hamburger Soligruppe Griechenland, mit Unterstützung der ev.-luth. Kirchengemeinde St. Georg-Borgfelde sowie des Förder- und Freundeskreises Elliniko e.V. - Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, Karten an der Abendkasse und im Vorverkauf in der Buchhandlung Wohlers (Lange Reihe 38) 2 Der lachende Drache Nr.324 Porträt März 2019 Menschen in St.Georg Michael „Mika“ Parting werden aggressiv geben. Frage: Wie fühlt sich das an für ihn, und gehen dann der als Organisationserfahrung bisher ledig- aufeinander los. lich auf eine Mitgliedschaft bei den Aachener Das wird sich nicht Pfadfindern zurückgreifen kann? durch Videoüber- Mika: „Darüber mache ich mir keine Sorgen. wachung aufhalten Auch wenn die Befürworter der Videoüber- lassen.“ Er selbst wachung stark sind und sie zum Teil als Wahl- sei mit seinen 1 kampfthema nutzen. Vielleicht werden die Meter 90 noch nie Auseinandersetzungen schärfer, aber wir in eine kritische bewegen uns mit unserem Protest komplett Situation geraten, innerhalb unserer Bürgerrechte. Es ist unser aber er kann ver- demokratisches Recht, für unsere Meinung stehen, wenn sich einzustehen. Und das fühlt sich gut an.“ Die Foto: © Mathias Thurm Einzelne auf dem Videoüberwachung sieht er nicht zuletzt als n Hamburg kann ich mir zum Wohnen kein Hansaplatz unsicher fühlen. Allerdings solle Versuch, unliebsame Menschen vom Hansa- Ianderes Viertel als St. Georg vorstellen“, man sich davor hüten, an einfache Lösungen platz zu verdrängen, Menschen, die oft nur sagt Mika. „Wenn ich von meinem Job in zu glauben. Es müsse soziale Hilfen geben, dort sitzen, trinken und die „falsche“ Haut- Winterhude heimkomme, habe ich das aber er setzt ganz stark auch auf kulturelle farbe haben. Dahinter stehe auch das wirt- Gefühl, wieder im richtigen Leben zu sein. Angebote. Mika ist ein großer Fan des Trom- schaftliche Interesse, die anliegenden Luxus- Innerlich fühle ich mich besonders dem melkreises, der jeden letzten Montag im wohnungen möglichst teuer zu vermakeln. Steindamm verbunden, aber die Lange Reihe Monat Menschen unterschiedlichster Her- Beruflich träumt er davon, später einmal mag ich auch sehr gerne – vor allem für Bar- kunft vereint. Und auch die Tangogruppe, eine eigene auf Markenkommunikation spezi- besuche.“ Dazu wird er in diesen Wochen deren Musikgeschmack er nicht gerade teilt, alisierte Unternehmensberatung zu gründen. möglicherweise nicht allzu oft kommen, begrüßt er als belebendes Element des Han- Dann grinst er: „Wenn sich also in der Reich- denn Mika ist seit Anfang Februar zusammen saplatzes. Seit fast fünf Jahren lebt er hier weite des Lachenden Drachen interessierte mit Anna-K. Meyer und Ina Morgenroth Spre- in einer Fünfer-WG und erfreut sich an der Mitgründer finden…“ Der „Lachende Drache“ cher der Initiative „_stattKameras“, die sich guten Hausgemeinschaft. Sie ist ein gutes als Fachblatt für die Werbebranche – mal gegen die geplante Videoüberwachung des Gegengewicht zu seinem mitunter stressigen was Neues! Hansaplatzes wehrt. Es begann im Dezember Job als Artdirector. Das Studium hatte er (Gabriele Koppel) mit der von ihm organisierten Kundgebung Anfang der 2000er Jahre in Maastricht, „Waffeln gegen Videoüberwachung, Glüh- unweit seiner Heimatstadt Aachen absol- wein gegen Glasflaschenverbot, Plätzchen viert. Das war praktisch: Nicht zu weit von gegen Polizeikontrollen“. Die entspre- Zuhause weg und doch Ausland. Danach ver- chenden frisch zubereiteten Delikatessen schlug ihn ein Praktikum nach Berlin. Er blieb wurden bei gruseligstem Hamburger Schiet- nach dem Bachelor einige Jahre dort, ent- wetter an PassantInnen verteilt. Nach und warf freiberuflich für kleine und mittelstän- nach entstand aus dieser Aktion eine festere dische Betriebe Prospekte, Flyer, Broschüren Struktur. Bis dahin hatte Mika sich politisch und Webseiten. Berlin war aufregend, aber noch nie engagiert. Aber das Thema Videoü- irgendwann war die Zeit für eine Festanstel- berwachung weckte seinen Widerspruchs- lung reif. Das klappte bei einer Hamburger geist. Er sei ein Freiheit liebender Mensch, Agentur. sagt er und außerdem von der Ineffektivität Seine Aufgabe als Sprecher der _stattKame- dieser Maßnahme überzeugt. „Was auf dem ras-Initiative sieht er hauptsächlich im Hansaplatz in bestimmten Milieus abläuft, Bereich Infrastruktur und Organisation und kommt aus dem Affekt. Die Leute trinken, auch darin, der Ini ein Gesicht nach außen zu März 2019 Der lachende Drache Nr.324 3 Wohnstandort April 2017 Wohnstandort Der lachende Drache 7 Fortsetzung von Seite 1 Gesichtserkennungssoftware solle nicht eingesetzt werden, die ➔ Wird sich die kleine Kamera mutig in die Flugbahn einer Fla- Daten werden auf polizeilichen Servern gespeichert und jeweils sche/eines anderen Gegenstands werfen, die/den ein vollge- nach Ablauf von vier Wochen gelöscht. Es sei denn, konkrete dröhnter Junkie auf jemand anderen wirft? Mit andern Worten: Ausschnitte und Zeiträume würden zu Ermittlungszwecken Inwieweit ist das subjektive Sicherheitsgefühl durch die Kame- gespeichert. ras berechtigt? Was den unmittelbaren Schutz von Personen Kein Zweifel, die Vortragenden waren inhaltlich wie rhetorisch angeht, vielleicht doch ein teures Placebo? Oder gar nur ein gut vorbereitet. Sie hatten auf viele Fragen eine Antwort. Versuch, im Bezirkswahlkampf zu punkten? Sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass es die Initiative ➔ Wie wird sichergestellt, dass z.B. bei einer Demonstration „_stattKameras“ gibt. Und sicherlich haben sie einige bisher oder Kundgebung tatsächlich nicht aufgezeichnet wird? zweifelnde BürgerInnen überzeugt. Nicht wenige mussten gar - Wie soll damit umgegangen werden, wenn tatsächlich wie nicht überzeugt werden, glauben sie doch, dass die Videoüber- auch von Herrn Struve erwartet (und womöglich billigend in wachung die Lösung sei. So weit gehen allerdings nicht einmal Kauf genommen?), z.B. die Drogendealer in die Nebenstraßen die Verantwortlichen: Selbstverständlich müsse es weiter flan- ausweichen? Oder wenn sie ihre Geschäfte zukünftig in von der kierende Maßnahmen geben und es sei nicht zu erwarten, dass Kamera verpixelten Hauseingängen abwickeln? Die St. George- es auf dem Platz keine Straftaten mehr geben werde. rInnen haben da einschlägige Erfahrungen aus früheren Jahren: Verdrängung ist keine Lösung und das Sicherheitsgefühl der und doch bleiben Fragen offen: Einen darf nicht auf Kosten der Anderen gehen. ➔ Was geschieht, wenn auch die Straßenprostitution (ja, ist ➔ Wie sollen die BeamtInnen des PK 11, die