Auswirkungsanalyse

Erweiterung des Aldi-Discountmarktes in der Gemeinde Reken

für die Gemeinde Reken Kirchstraße 14 48734 Reken

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Dipl.-Kaufm. Jörg Lehnerdt (Niederlassungsleitung)

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Münster, im Mai 2018 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Inhaltsverzeichnis

1 Ausgangssituation und Zielsetzung ...... 4

2 Marktsituation im Lebensmitteleinzelhandel ...... 5

3 Projektplanung ...... 8

4 Standortseitige Rahmenbedingungen ...... 10 4.1 Makrostandort ...... 10 4.2 Mikrostandort ...... 13

5 Wettbewerbssituation ...... 19 5.1 Wettbewerber in Reken ...... 21 5.2 Wettbewerber in Heiden ...... 23 5.3 Fazit Wettbewerbssituation ...... 23

6 Einzugsgebiet und Kaufkraftpotenzial ...... 25

7 Auswirkungsanalyse ...... 29 7.1 Marktabschöpfung und Umsatzleistung des Planvorhabens ...... 29 7.2 Umsatzumverteilungseffekte ...... 32 7.3 Städtebauliche Bewertung der geplanten Aldi-Erweiterung ...... 37

8 Bewertung weiterer Fragestellungen ...... 40 8.1 Einordnung des Vorhabens in die Ziele des Landesentwicklungsplans...... 40 8.2 Bewertung des Planvorhabens nach den Grundsätzen des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts der Gemeinde Reken ...... 42

9 Fazit ...... 44

2 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Entwicklung der Marktanteile im Lebensmittelhandel ...... 5 Abbildung 2: Durchschnittliche Artikelanzahl nach Betriebstyp ...... 6 Abbildung 3: Anlagenplan Standort Kardinal-von-Galen-Straße ...... 8 Abbildung 4: Lage der Gemeinde Reken und zentralörtliche Gliederung ...... 10 Abbildung 5: Zentren- und Standortstruktur Gemeinde Reken ...... 12 Abbildung 6: Ausstattung mit Lebensmittelmärkten ...... 13 Abbildung 7: Kurzprofil Vorhabenstandort ...... 14 Abbildung 8: Untersuchungsobjekt und Standortumfeld ...... 14 Abbildung 9: Mikrostandort ...... 16 Abbildung 10: Fußläufige Erreichbarkeit ...... 17 Abbildung 11: Regionalplan ...... 18 Abbildung 12: Wettbewerbssituation in der Region ...... 20 Abbildung 13: Relevante Wettbewerber in Reken ...... 22 Abbildung 14: Hauptwettbewerber nach Standortlagen ...... 24 Abbildung 15: Einzugsgebiet des Planvorhabens ...... 27 Abbildung 16: Nahversorgungsrelevantes Kaufkraftpotenzial im Einzugsgebiet ...... 28 Abbildung 17: Marktanteile des Lebensmitteldiscountmarktes nach der geplanten Erweiterung ...... 29 Abbildung 18: Umsatzerwartung des Planvorhabens (BBE-Prognose) ...... 31 Abbildung 19: Umsatzumverteilung durch das Planvorhaben ...... 35

3 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

1 Ausgangssituation und Zielsetzung

In der Gemeinde Reken liegen Planungen zur Erweiterung eines ansässigen Lebensmitteldiscountmark- tes vor. Die Firma Aldi plant ihre Filiale an der Kardinal-von-Galen-Straße 6 von derzeit zulässigen 800 m² auf eine Größenordnung von rd. 1.000 m² Verkaufsfläche (VKF) zu erweitern.

Aufgrund nicht ausreichender Flächenkapazitäten soll der Discountmarkt auf ein Grundstück südlich des benachbarten K+K-Marktes an der Dorstener Straße verlagert werden. Für das Altobjekt wird eine ein- zelhandelsfremde Nutzung zugesichert. Der Aldi-Markt befindet sich im Geltungsbereich eines rechtskräf- tigen Bebauungsplanes mit der Festsetzung eines Sondergebietes sowie einer zulässigen Verkaufsflä- che. Vor diesem Hintergrund erfordert die Verlagerung und Erweiterung die Änderung des aktuellen Be- bauungsplanes.

Somit wird im Rahmen des anstehenden Genehmigungsverfahrens u. a. eine absatzwirtschaftliche Aus- wirkungsanalyse erforderlich, die aufzeigt, ob im Realisierungsfall des Vorhabens negative städtebauliche Auswirkungen gemäß § 11 Abs. 3 Baunutzungsverordnung (BauNVO) auf zentrale Versorgungsbereiche bzw. die wohnungsnahe Versorgung der Bevölkerung in Reken oder den Nachbarkommunen zu erwarten wären. Zugleich ist das Erweiterungsvorhaben in das kommunale Einzelhandelskonzept sowie die im LEP NRW formulierten landesplanerischen Vorgaben einzuordnen. Die BBE Handelsberatung GmbH wurde mit der Erarbeitung eines entsprechenden Gutachtens beauf- tragt. Die Ergebnisse der Analyse werden im Folgenden dargelegt.

4 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

2 Marktsituation im Lebensmitteleinzelhandel

Zur Einordnung des Vorhabens in einen übergeordneten Rahmen innerhalb der deutschen Handelsland- schaft werden im Folgenden einige Entwicklungen und Trends im Lebensmitteleinzelhandel aufgezeigt.

Der Ausgabenanteil für Lebensmittel hat im Gegensatz zu anderen Bereichen des Handels in den letzten Jahren leicht zugenommen. Dies resultiert zum einen aus Veränderungen der Nachfrage und steigenden Preisen sowie zum anderen aus einer Diversifizierung des Angebotes. Nachfrageseitig haben verschie- dene Lebensmittelskandale ein Umdenken in Gang gesetzt, das bei den Verbrauchern zu einer leicht ge- stiegenen Ausgabebereitschaft für qualitativ hochwertige Lebensmittel geführt hat. Insbesondere lässt sich dies am boomenden Absatz von Bio-Lebensmitteln ablesen, die inzwischen zum Sortiment aller Le- bensmittelmärkte - vom Lebensmitteldiscounter bis zum Bio-Supermarkt - zählen.

Von den Einzelhandelsausgaben der deutschen Verbraucher in Höhe von ca. 512 Mrd. € entfallen rd. 265 Mrd. € auf die Kernsortimente der Nahversorgung (Lebensmittel, Getränke, Drogeriewaren, Apothe- kenwaren).1 Dies entspricht einem Anteil von rd. 52 % und dokumentiert die hohe Bedeutung dieses Marktsegmentes, insbesondere der Nahrungs- und Genussmittel.

Abbildung 1: Entwicklung der Marktanteile im Lebensmittelhandel

100% 4,3% 3,9% 3,5% 3,3% 3,1% 12,3% 90% 14,1% 14,1% 13,6% 12,9%

80%

70% 35,4% 35,9% 37,0% 38,0% 39,1% 60% Übrige LEH-Geschäfte SB-Warenhäuser 50% Supermärkte/große Supermärkte

40% Discounter

30%

46,2% 46,1% 45,9% 45,8% 45,5% 20%

10%

0% 2008 2010 2012 2014 2016

Quelle: EHI Handelsdaten aktuell 2017, BBE-Darstellung 2018

1 Vgl. IfH-Brancheninformationssystem, Marktvolumen 2016

5 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Die Entwicklung im Lebensmitteleinzelhandel ist insgesamt durch eine starke Dynamik geprägt, wobei das Wachstum der Branche vor allem durch zunehmende Nachverdichtung, Flächenausweitungen und Diversifizierung des Angebots generiert wird. Gleichzeitig weist die Branche eine hohe Konzentration auf Handels- und Lieferantenseite auf.

Aufgrund einer ausgeprägten Preisorientierung der deutschen Kunden und an veränderte Verbraucher- wünsche angepasster Betriebskonzepte haben die Lebensmitteldiscounter in den letzten Jahrzehnten stark an Marktanteilen gewinnen können und sind seit einigen Jahren mit einem Marktanteil von knapp 46 % der am stärksten präsente Betriebstyp des Lebensmittelhandels (vgl. Abbildung 1).

Im Discountsegment werden seitens der Betreiber für Neubauten mittlerweile Verkaufsflächen zwischen 800 und 1.500 m² als marktgerecht angesehen.

Dabei ist zwischen den Hard-Discountern und den Soft- bzw. Markendiscountern zu unterscheiden (vgl. Abbildung 2). Hard-Discounter führen etwa 800 - 1.000 verschiedene Artikel, wohingegen die Soft- Lebensmitteldiscounter mit bis zu 1.700 Artikeln annähernd die doppelte Artikelzahl anbieten. Charakte- ristisch für Lebensmitteldiscounter, insbesondere Hard-Discounter, ist der hohe Anteil an Eigenmarken. Eine Weiterentwicklung des Betriebstyps stellen die Supermarkt-Discount-Hybriden (oder Hybrid- Discounter) dar, zu denen in Deutschland u. a. Netto zählt. Netto positioniert sich hinsichtlich der Artikel- zahl und des Getränkesortiments zwischen Supermarkt und Lebensmitteldiscounter.

Abbildung 2: Durchschnittliche Artikelanzahl nach Betriebstyp Durchschnittliche Artikelanzahl nach Betriebstypen Artikel pro Filiale (in TSD)

SB-Warenhaus 50 - 70

Verbrauchermarkt 25 - 45

Supermarkt

9 - 14

Hybrid-Discounter 2,8 - 3,5

Soft-/ Marken- Discounter 1,3 - 1,7

Hard-Discounter 0,80,8 –- 11,2

SB-Markt

1 - 3,6

Convenience- und Nachbarschaftsladen 0,5 - 1

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Quelle: BBE-Darstellung 2018

In der Praxis versorgt sich der Verbraucher nicht nur bei einer, sondern bei durchschnittlich 4 Betriebs- formen. Idealtypischer Weise wird der Grundbedarf beim Lebensmitteldiscounter eingekauft, die Produk- te, die dort nicht erhältlich sind oder die man dort nicht kaufen möchte, werden bei anderen Anbietern nachgefragt.

6 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Die Lebensmitteldiscounter besitzen in der Regel einen einheitlichen Marktauftritt, sodass der Kunde in jedem Markt des jeweiligen Betreibers dasselbe Sortiment vorfindet. Gleichzeitig wachsen die Verkaufs- flächen der Lebensmitteldiscounter seit Jahren kontinuierlich. Hierfür sind vor allem folgende Ursachen anzuführen:

■ Die Angebotsdiversifizierung und ansprechende Präsentation insbesondere von Frische-Produk- ten (Obst & Gemüse, Molkereiprodukten, Backwaren, Fleisch, Fisch) und Bio-Lebensmitteln hat neben einer qualitativen Aufwertung des Marktauftritts regelmäßig auch einen höheren Flächen- bedarf zur Folge. Dagegen ist kein steigender Flächenbedarf für die Aktionswaren zu verzeichnen.

■ Großzügigere Verkehrsflächen, insbesondere größere Gangbreiten, tragen zur Vereinfachung von (logistischen) Betriebsabläufen bei, sodass die Kunden mehr Platz haben und gleichzeitig die Be- stückung des Ladens effizienter erfolgen kann.

■ Großzügigere Warenpräsentation und niedrigere Regalhöhen erleichtern den Kunden (u. a. auch mit Blick auf den demographischen Wandel und den höheren Anteil älterer Kunden) den Waren- zugang.

Größere Flächen führen dabei jedoch nicht in gleichem Umfang zu Mehrumsätzen, sondern regelmäßig zu einer abnehmenden Flächenleistung. Gleichzeitig ermöglicht die größere Verkaufsfläche eine höhere Rentabilität z. B. durch Reduzierung der Transportkosten durch größere Liefermengen oder der Perso- nalkosten durch effektivere Bestückung der Warenpräsentation.

Im Fazit positioniert sich Aldi als Discounter und bietet dabei dennoch ein umfassendes Frische- und Trockensortiment durch discountorientierte Eigenmarken und ausgewählte Markenprodukte, so dass ein Aldi-Lebensmitteldiscountmarkt umfassende Nahversorgungsfunktionen übernehmen kann.

7 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

3 Projektplanung

Am Standort Kardinal-von-Galen-Straße in Reken ist die Neuaufstellung des dort langjährig ansässigen Aldi-Lebensmitteldiscountmarktes vorgesehen. Im Zuge dessen soll der bestehende Markt auf einer knapp 100 m entfernten, südlich des benachbarten K+K-Marktes liegenden Fläche an der Dorstener Straße mit erweiterter Verkaufsfläche neu gebaut werden. Für das Grundstück des Aldi-Bestandsmarktes ist Wohnungsbau vorgesehen, eine Einzelhandelsfolgenutzung wird somit ausgeschlossen. Die Verkaufs- fläche soll von derzeit rd. 800 m² auf zukünftig maximal rd. 1.000 m² Verkaufsfläche erweitert werden. Die Ausrichtung der im Aldi-Markt vorgehaltenen Waren wird auch nach der Erweiterung insbesondere bei nahversorgungsrelevanten Sortimenten (Nahrungs- und Genussmittel/ Drogeriewaren) liegen.

Abbildung 3: Anlagenplan Standort Kardinal-von-Galen-Straße

Quelle: Unterlagen des Auftraggebers

Wie im vorhergehenden Kapitel erläutert, dient die Flächenvergrößerung der Lebensmitteldiscounter vor allem der Sortimentsabrundung im Bereich der nahversorgungsrelevanten Angebote, jedoch nicht der Sortimentserweiterung im Bereich anderer Angebote. So nehmen Frischeartikel (Obst und Gemüse, Backwaren und Fleisch- und Wurstwaren) im Sortimentsangebot der Discounter eine wesentlich größere Bedeutung ein als in früheren Filialkonzepten. Die Warenpräsentation in diesen Sortimenten wird aus- gebaut, sodass größere Flächen gleichermaßen für den Bake-off-Bereich (Zubereitung von frischen Backwaren) als auch für die Präsentation von verpackten Frischlebensmitteln wie Obst und Gemüse so- wie Fleisch benötigt werden.

8 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Auch im Bereich der Tiefkühlartikel und im Drogeriewarenangebot sind Änderungen in der Sortimentszu- sammensetzung festzustellen, die sich auf den Flächenbedarf auswirken. Dagegen bleiben die Flächen für die wöchentlich wechselnden Aktionswaren nahezu unverändert, da die Lebensmitteldiscounter ange- sichts der weiter zunehmenden Diversifizierung im Bereich der Nonfood-Fachmärkte keine weiteren Stei- gerungen der Marktanteile mehr durchsetzen können.

Im Fazit dient auch die Vergrößerung der Aldi-Filialen vor allem der weiteren Profilierung des Lebensmit- telangebotes. Damit übernehmen die Discountmärkte nicht mehr nur die „preisorientierte“ Versorgung im Trockensortiment, sondern decken einen deutlich umfassenderen Teil der Nachfrage im Bereich der wohnungsnahen Grundversorgung ab. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass in jeder Aldi-Filiale – unabhän- gig von der Verkaufsfläche – das gleiche Sortiment angeboten wird.

Ordnet man das Planvorhaben in Reken in die aufgezeigten Vertriebskonzepte im Lebensmitteleinzel- handel sowie die aktuellen Marktentwicklungen im Nahrungs- und Genussmittelsektor ein, so ist Folgen- des festzuhalten:

■ Per Definition ist der projektierte Aldi-Markt dem Betriebstyp „Lebensmitteldiscounter“ zuzuordnen.

■ Im Discountsegment werden seitens der Betreiber für Neubauten mittlerweile Verkaufsflächen zwischen 800 und 1.500 m² als marktgerecht angesehen, wobei Verkaufsflächengrößen von rd. 800 m² immer seltener realisiert werden.

■ Die Fa. Aldi beabsichtigt eine Verkaufsflächenvergrößerung auf rd. 1.000 m², die damit hinsichtlich der Dimensionierung an der unteren Grenze neu errichteter Lebensmitteldiscounter anzusiedeln ist.

■ Mit der Neuaufstellung bzw. der damit zusammenhängenden Vergrößerung der Verkaufsfläche wird keine Änderung des Sortiments einhergehen, vielmehr wird die Maßnahme der Verbesserung der innerbetrieblichen Abläufe und der kundenfreundlichen Warenpräsentation dienen.

9 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

4 Standortseitige Rahmenbedingungen 4.1 Makrostandort

Lage und Siedlungsstruktur

Die Gemeinde Reken liegt im westlichen Münsterland des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und gehört zum Kreis im Regierungsbezirk Münster. Die Landesplanung weist der Gemeinde die zentralörtli- che Funktion eines Grundzentrums und damit eine Versorgungsfunktion für die ortsansässige Bevölke- rung zu. Die nächstgelegenen Oberzentren Münster, Essen und Bochum sind in einer Distanz von rd. 50 km erreichbar. Nachbargemeinden sind im Norden , im Osten Coesfeld und Dülmen, im Süden Haltern am See und Dorsten sowie im Westen Heiden und .

Abbildung 4: Lage der Gemeinde Reken und zentralörtliche Gliederung

Quelle: BBE-Darstellung 2018

10 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Bevölkerungsdaten Das Gemeindegebiet von Reken setzt sich aus den insgesamt fünf Ortsteilen Groß Reken, Maria Veen, Klein Reken, Bahnhof Reken sowie Hülsten zusammen, wobei Groß Reken den Mittel- und Bevölke- rungsschwerpunkt der Gemeinde darstellt. Die Gemeinde weist im Jahr 2017 einen Bevölkerungsstand von 14.618 Einwohnern auf.2 Bei einer Gemeindefläche von rd. 78,8 km² ergibt sich somit eine sehr ge- ringe Bevölkerungsdichte von 184 EW/km².

Erreichbarkeit und Verkehr Die Gemeinde Reken verfügt über eine günstige Einbindung in das überregionale Verkehrsnetz. So be- steht über die Bundesstraße B 67 im Norden und die L 600 im Süden eine mittelbare Anbindung an die Bundesautobahnen A 31 (Anschlussstellen Borken und Reken). Über die B 67 und L 652 in östliche Rich- tung ist auch die A 43 (Anschlussstellen Dülmen und Lavesum) und somit der Emscher-Lippe-Raum gut erreichbar.

Die Gemeinde verfügt derzeit über zwei Bahnhaltepunkte in Bahnhof Reken und Maria Veen (Regional- bahn 45), die ab 2019 durch einen dritten Haltepunkt in Klein Reken ergänzt werden. Komplettiert wird die gute ÖPNV-Anbindung durch die von allen Ortsteilen aus erreichbare Sprinterbuslinie S 75 (Bocholt- Münster).

Einzelhandelsstrukturen In der Gemeinde Reken werden Einzelhandelsangebote vorgehalten, die den Grundversorgungsbedarf der ortsansässigen Bevölkerung decken. Das Angebot konzentriert sich überwiegend auf den kurzfristi- gen Bedarfsbereich und vereinzelte Angebote anderer Sortimentsgruppen. Der Rekener Einzelhandel entfaltet somit allerdings nur eine begrenzte Ausstrahlungskraft über die Gemeindegrenzen hinweg. Vielmehr befindet sich Reken zwischen zahlreichen weiteren Grund- und Mittelzentren, die insbesondere im nahversorgungsrelevanten Sortimentsbereich über eigene, mit den Rekener Strukturen vergleichbare oder andere in Reken nicht ansässige Einzelhandelsangebote verfügen (z. B. Lidl in Heiden oder Velen). Pendlerbeziehungen der Rekener3 in das Umland oder attraktive Einkaufsalternativen führen zudem ebenfalls dazu, dass Kaufkraftabflüsse an die unterschiedlichsten umliegenden Einkaufsstandorte erfol- gen.

Der Einzelhandelsschwerpunkt der Gemeinde befindet sich eindeutig in Groß Reken. Grundlegende Nahversorgungsangebote zur Grundversorgung sind allerdings auch – zwar in unterschiedlicher Ausprä- gung – in den Ortsteilen Bahnhof Reken sowie Maria Veen vorhanden. Der Ortskern von Groß Reken stellt gemäß der aktuellen 1. Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes4 mit seinem Besatz rund um die Neue Mitte (u. a. Penny, Rossmann) den aus städtebaulicher Sicht wichtigsten

2 Quelle: Einwohnerstatistik der Gemeinde Reken, Stand: 31.12.2017

3 Von den insgesamt 5.576 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Einwohnern Rekens ist ein Auspendler- anteil von knapp 70 % zu verzeichnen. Im Verhältnis zu den nach Reken einpendelnden Beschäftigten ergibt sich ein negativer Pendlersaldo von -1.696 Beschäftigten (Stand: 30.06.2015, vgl. Kommunalprofil Gemeinde Reken, IT.NRW, Stand 31.05.2017).

4 Entwurfsfassung Februar 2018

11 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Standort (Hauptzentrum) innerhalb der Gemeinde dar. Mit ihren Nahversorgungsangeboten sind zudem die gewachsenen Ortskernlagen von Bahnhof Reken und Maria Veen zu berücksichtigen.

Einen weiteren wichtigen Nahversorgungsstandort innerhalb der Gemeinde stellen der Vorhabenstandort (Verbundstandort K+K und Aldi) an der Dorstener Straße selbst sowie der solitär gelegene Edeka-Markt an der Kirchstraße in Groß Reken dar. Die ausgewiesenen Fachmarktstandorte sind geprägt durch ihren nicht zentrenrelevanten Sortimentsschwerpunkt, projektrelevante Angebot liegen hier lediglich als Rand- sortimentsanteile vor.

Abbildung 5: Zentren- und Standortstruktur Gemeinde Reken

Quelle: Einzelhandels- und Zentrenkonzept, 1. Fortschreibung 2018

Die sortimentsspezifische Umsatz-Kaufkraft-Relation (Verhältnis von einzelhandelsrelevanter Kaufkraft und getätigten Umsätzen am Standort) im Sortiment Nahrungs- und Genussmittel liegt gemäß der 1. Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes bei rd. 70 %.5 Eine Umsatz-Kaufkraft-Relation

5 Ohne Drogeriewaren

12 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

über 100 zeigt an, dass die Gemeinde per Saldo von Kaufkraftzuflüssen profitiert, bei einer Umsatz- Kaufkraft-Relation von genau 100 gleichen sich Zu- und Abflüsse aus. Es wird somit auch hier deutlich, dass bei Nahrungs- und Genussmitteln per Saldo Kaufkraftabflüsse an umliegende Einkaufsstandorte bestehen.

Abbildung 6: Ausstattung mit Lebensmittelmärkten

Gemeinde Reken Bundesdurchschnitt Vertriebstypen (14.620 EW) (82.175.700EW) Verkaufs- Arealität Verkaufsflä- Arealität fläche in VKF che in VKF in m² m²/EW in Mio. m² m²/EW

SB-Warenhäuser (> 5.000 m² VKF) - - 6,1 0,07 Große Supermärkte (2.500 – 5.000 m² VKF) - - 3,7 0,05 Supermärkte (400 – 2.500 m² VKF) 2.900 0,20 10,6 0,13 Discounter 1.400 0,09 12,5 0,15

Summe 4.300 0,29 32,9 0,40

Quelle: EHI Handelsdaten aktuell 2016 (Stand: 2015), BBE-Darstellung 2018 (ohne Ladenhandwerk, Fach- geschäfte, Getränkemärkte und sonstige Lebensmittelgeschäfte (< 300 m² Verkaufsfläche))

Das Ausstattungsniveau bei Lebensmittelmärkten in der Gemeinde Reken liegt mit in der Summe rd. 0,29 m² Verkaufsfläche je Einwohner deutlich unter dem bundesdurchschnittlichen Niveau (ca. 0,40 m² Ver- kaufsfläche je Einwohner).6 Die Betrachtung der Vertriebstypen zeigt, dass die Ausstattung mit Super- märkten angesichts der fehlenden größeren Angebotsformate, wie z. B. SB-Warenhäusern, und auch der recht geringen Discountausstattung etwas höher ausfällt als im Bundesdurchschnitt. und Discountern.

4.2 Mikrostandort

Der Verbundstandort des zu erweiternden Aldi-Marktes und des Supermarktes K+K befindet sich im Sü- den des Kernsiedlungsbereiches von Reken im Kreuzungsbereich der Dorstener Straße und Kardinal- von-Galen-Straße. Die Standorteigenschaften werden im nachfolgenden Kurzprofil überblickartig zu- sammengefasst:

6 Ohne Ladenhandwerk, Fachgeschäfte, Getränkemärkte und sonstige Lebensmittelgeschäfte (< 400 m² Ver- kaufsfläche)

13 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Abbildung 7: Kurzprofil Vorhabenstandort

Quelle: Einzelhandels- und Zentrenkonzept, 1. Fortschreibung 2018

Das unmittelbare Standortumfeld ist sowohl geprägt durch die gewerblichen Nutzungen auf der gegen- überliegenden Straßenseite als auch die in nördliche und südliche Richtung anschließenden Wohnquar- tiere. Weitere handelsrelevante Nutzungen sind im näheren Standortumfeld nicht vorhanden, der Einzel- handelsbesatz des nördlich gelegenen Ortskerns befindet sich in einer Entfernung von rd. 400 m. Der Standort stellt damit die Versorgung im südlichen Siedlungsbereich der Gemeinde sicher, übernimmt aber zugleich eine gesamtgemeindliche Versorgungsfunktion.

Abbildung 8: Untersuchungsobjekt und Standortumfeld

14 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Quelle: BBE-Darstellung (Stand: März 2018)

Die verkehrliche Erschließung des Verbundstandortes erfolgt aktuell über eine gemeinsame Zufahrt von der Kardinal-von-Galen-Straße. Bei Umsetzung der projektierten Verlagerung des Aldi-Marktes ist eine weitere Zufahrt (im Optimalfall auch mit Linksabbiegerspur aus nördlicher Richtung) unmittelbar über die Dorstener Straße vorgesehen. Die Dorstener Straße stellt die Haupterschließungsachse des Ortes in Nord-Süd-Richtung dar. Gerade auch für die Einwohner aus dem südlich angrenzenden Ortsteil Groß Reken ist der Standort verkehrlich sehr gut erreichbar.

Die Anbindung an die vorhandenen Buslinien ist mit den Bushaltestellen „Rathaus“, „Alte Kirche“, „Am Krankenhaus“ oder „Osthoff“ in fußläufiger Entfernung gegeben.

15 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Abbildung 9: Mikrostandort

Quelle: BBE-Darstellung 2018

Die Erreichbarkeit des Planstandortes in einer Fußwegedistanz von 700 m bzw. 1.000 m erstreckt sich auf die in Abbildung 10 dargestellten Bereiche und umfasst neben den angrenzenden Quartieren im Be- reich der Mozart-, Beethovenstraße, Surkstamm und Ludgeristraße auch einen Großteil des übrigen Siedlungsgebietes von Groß Reken. Auch wenn in den nördlicheren Bereichen eine Überschneidung mit den Nahbereichsradien der weiteren Nahversorgungsanbieter (Penny und Edeka) besteht, so stellt der Aldi-Markt einen wichtigen fußläufig erreichbaren Versorgungsstandort in Groß Reken dar. Für die vom Kernort abgesetzt liegenden Ortsteile Rekens, die abgesehen von den vor Ort verfügbaren Versor- gungsangeboten sowieso auf einen Pkw-gestützten Einkauf angewiesen sind, stellt der Anbieter einen gut erreichbaren Einkaufsstandort dar.

16 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Abbildung 10: Fußläufige Erreichbarkeit

Quelle: BBE-Darstellung 2018

In der 1. Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes der Gemeinde Reken 2018 wird der Standort an der Dorstener Straße als Nahversorgungsstandort mit erweitertem Bestandsschutz ein- geordnet. Aufgrund der Verbundlage aus Discounter und Vollsortimenter stellt er einen wichtigen Be- standteil des Versorgungsnetzes der Gemeinde Reken dar und übernimmt ebenfalls eine schützenswerte Versorgungsfunktion in Ergänzung zum zentralen Versorgungsbereich.

Gemäß Regionalplan für den Regierungsbezirk Münster befindet sich der Planstandort innerhalb des „Allgemeinen Siedlungsbereiches (ASB)“.

17 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Abbildung 11: Regionalplan

Planstandort

Quelle: Bezirksregierung Münster, Regionalplan für den Regierungsbezirk Münster

Mit 1.000 m² stellt die geplante Verkaufsfläche des Aldi-Marktes einen großflächigen Einzelhandelsbe- trieb gemäß § 11 Abs. 3 Nr. 3 BauNVO dar. Somit erfordert das Vorhaben die Änderung des wirksa- men Bebauungsplanes hinsichtlich der für den Discountmarkt zulässigen Verkaufsfläche sowie der Ausdehnung bzw. räumlichen Lage des Sondergebietes und eine entsprechende Änderung des Flä- chennutzungsplanes.

18 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

5 Wettbewerbssituation

Um Aussagen über die wettbewerblichen Rahmenbedingungen sowie mögliche durch die geplante Erwei- terung des Lebensmitteldiscountmarktes hervorgerufene städtebauliche Auswirkungen treffen zu können, ist eine Betrachtung der Angebotsstrukturen im lokalen und erweiterten Umfeld des Planstandortes not- wendig.

Die Wettbewerbssituation des Planvorhabens wird im Wesentlichen durch Lebensmittelmärkte geprägt, während der kleinteilige Facheinzelhandel (Lebensmittelfachgeschäfte) nur in begrenztem Maße von der geplanten Erweiterung des Discounters betroffen sein wird. Dies resultiert daraus, dass Systemwettbe- werber (= Super- / Discountmärkte, Verbrauchermärkte/ SB-Warenhäuser) als Betriebe, die dem Versor- gungseinkauf dienen und eine große Sortimentsüberschneidung mit dem Vorhaben aufweisen, in einen stärkeren Wettbewerb mit dem Vorhaben treten als das Lebensmittelhandwerk oder spezialisierte Fach- geschäfte (z. B. Weinhändler, Obst- und Gemüsehändler).

Da es sich bei dem Vorhaben um die Erweiterung eines bestehenden Lebensmitteldiscounters handelt und der vom Verbraucher in der Regel akzeptierte Zeit- und Wegeaufwand für den (regelmäßigen) Ein- kauf nahversorgungsrelevanter Sortimente begrenzt ist, konzentrieren sich die Wettbewerbsbetrachtun- gen im Wesentlichen auf die Angebotsstrukturen in Reken. Darüber hinaus werden auch die in der unmit- telbaren Nachbargemeinde Heiden vorhandenen Versorgungangebote in die Betrachtung mit einbezo- gen. In den weiteren umliegenden Städten und Gemeinden (z. B. Velen, Borken, Haltern, Dülmen) ist ein nahezu identisches oder z. T. sogar umfangreicheres Angebot vorzufinden als in Reken, so dass keine größeren Zuflüsse durch Kunden von außerhalb der beiden genannten Gemeinden zu erwarten sind. Die Kaufkraftzuflüsse beschränken sich somit auf Streuumsätze, da in den Nachbarkommunen eine bedarfs- gerechte „eigene“ Nahversorgung vorhanden ist. Im Gegenzug verteilen sich die Kaufkraftabflüsse der Rekener Bevölkerung auf eine Vielzahl an Einkaufsstandorten, die ein tiefergehendes Angebot (andere Betreiber oder Betriebsformate) vorhalten und sind somit nicht auf einzelne Standorte herunter zu bre- chen.

Bevor die Angebotssituation in den Gemeinden Reken und Heiden detailliert dargestellt wird, ist in Abbil- dung 12 die Wettbewerbssituation in der Region kartografisch zusammengefasst.

19 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Abbildung 12: Wettbewerbssituation in der Region

Quelle: BBE-Darstellung 2018

20 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

5.1 Wettbewerber in Reken

Die zentralen Versorgungsbereiche in der Gemeinde Reken wurden in der 1. Fortschreibung des Einzel- handels- und Zentrenkonzeptes 2018 festgelegt. Neben dem Hauptzentrum wurden in den beiden Orts- teilen Bahnhof Reken und Maria Veen zwei Nahversorgungszentren abgegrenzt, ebenso wurden Stand- orte der Nahversorgung und Fachmarktstandorte definiert.

Innerhalb des Hauptzentrums in Groß Reken stellt der Anbieter Penny (rd. 800 m²) einen wesentlichen Wettbewerber des Planvorhabens dar. Innerhalb der Neuen Mitte von Groß Reken bildet der Discount- markt zusammen mit dem benachbarten Drogeriemarkt Rossmann, einer Tedi-Filiale sowie weiteren kleineren Handelsangeboten (u. a. Bäcker) und ergänzenden Nutzungen einen bedarfsgerechten und gut frequentierten Nahversorgungsstandort, der als Magnet für den Ortskern fungiert. Der übrige Besatz im Ortskern von Reken entlang der Haupt- und Schulstraße besteht aus einem kleinteiligen, aufgelockerten Einzelhandelsbesatz unterschiedlicher Branchen (u. a. Schuh- und Orthopädiegeschäft, Blumen, Mode- geschäfte, Uhren / Schmuck) sowie einer ergänzenden Nutzungsmischung aus Dienstleistern, Gastro- nomie und Gemeinbedarfseinrichtungen.

Der Ortskern von Reken ist größtenteils durch gewachsene, kleinteilig geprägte Bebauungsstrukturen und Grundstückszuschnitte geprägt. Im Rahmen der 1. Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentren- konzeptes und dem damit verbundenen Abstimmungsprozess wurden im Hinblick auf die anstehenden Planungen bereits einige mögliche Potenzialflächen innerhalb des Ortskerns analysiert und diskutiert, die allesamt aus den unterschiedlichsten Gründen aber nicht für weitere großflächige Einzelhandelsentwick- lungen zur Verfügung stehen.7

In den beiden Nahversorgungszentren Bahnhof Reken und Maria Veen bilden die beiden Edeka-Märkte mit integrierten Bäckereifilialen die Hauptanbieter und werden ergänzt um nur wenige kleinteilige Ange- botsstrukturen des Einzelhandels oder aus dem Dienstleistungs- und Gastronomiebereich. Während der Edeka-Markt in Bahnhof Reken (rd. 900 m²) eine für die Ortsgröße gut dimensionierte und bedarfsge- rechte Betriebsstätte aufweist, ist der kleinere Edeka-Markt in Maria Veen (rd. 350 m²) nicht mehr markt- fähig aufgestellt. Beide Anbieter dienen der Grundversorgung innerhalb ihres jeweiligen Ortsteils, wobei der Edeka in Bahnhof Reken hierbei eine deutlich höhere Marktbindung erzielen kann als der Anbieter in Maria Veen. Einen Großteil der Einkäufe werden die Einwohner der Ortsteile angesichts des einge- schränkten Angebotes allerdings trotzdem in Groß Reken oder an anderen Einkaufsstandorten tätigen.

Über die Angebote in den zentralen Versorgungsbereichen hinaus sind in Reken die folgenden Betriebe mit nahversorgungsrelevanten Sortimenten ansässig:

■ Edeka-Supermarkt, Kirchstraße, Entwicklungsstandort Nahversorgung, rd. 850 m² Verkaufsflä- che, zzgl. Bäckereifiliale und separater Getränkemarkt (rd. 450 m²) auf gegenüberliegender Stra- ßenseite

■ K+K-Supermarkt, Kardinal-von-Galen-Straße / Dorstener Straße, Nahversorgungsstandort mit erweitertem Bestandsschutz, rd. 1.100 m² Verkaufsfläche zzgl. Bäckereifiliale

7 vgl. Einzelhandels- und Zentrenkonzept, 1. Fortschreibung 2018, S. 69 ff.

21 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Die solitär aber siedlungsintegriert liegende Betriebsstätte von Edeka entspricht hinsichtlich Verkaufsflä- chendimensionierung und Marktauftritt nur noch eingeschränkt den aktuellen Markterfordernissen. Der K+K-Markt verfügt über eine weitestgehend wettbewerbsfähige Betriebsstätte, profitiert insbesondere aber auch von den aus der Verbundlage mit der zu begutachtenden Aldi-Discountfiliale resultierenden Kopplungseffekten.

Abbildung 13: Relevante Wettbewerber in Reken

Penny, Hauptzentrum Ortskern Groß Reken Edeka, Kirchstraße, Groß Reken

Edeka, NVZ Bahnhof Reken Edeka, NVZ Maria Veen

Quelle: BBE-Darstellung (Stand: März 2018)

Innerhalb des Angebotsgefüges der Gemeinde Reken nimmt der projektierte Aldi-Markt bzw. der gesam- te Standort an der Dorstener Straße ergänzend zu den weiteren Anbietern in den zentralen Versorgungs- bereichen oder in Solitärlage eine wichtige Bedeutung für die wohnortnahe Versorgung wahr.

22 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Das nahversorgungsrelevante Angebot der wettbewerbsrelevanten Anbieter in Reken beläuft sich auf insgesamt rd. 4.260 m² Verkaufsfläche mit einer entsprechenden Umsatzleistung von rd. 20,5 Mio. €.8 Der Großteil dieser Verkaufsflächen bzw. Umsätze wird durch die Angebote in Groß Reken generiert.

5.2 Wettbewerber in Heiden

Auch in der Rekener Nachbarkommune Heiden sind einige Lebensmittelanbieter ansässig, die im Wett- bewerb mit dem Planvorhaben stehen. Der wichtigste Wettbewerbsstandort befindet sich in diesem Zu- sammenhang an der Industriestraße. Positioniert haben sich hier die beiden Anbieter Lidl (rd. 1.000 m²) und K+K (rd. 850 m²) in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Die beiden Märkte bilden so einen at- traktiven Verbundstandort aus Vollsortimenter und Discounter mit einer gesamtgemeindlichen Versor- gungsfunktion für Heiden.

Auch im durch das Einzelhandelskonzept der Gemeinde Heiden bzw. entsprechende Beschlussfassung des Rates festgelegten zentralen Versorgungsbereich im Ortskern von Heiden ist nach Aufgabe der Aldi- Betriebsstätte mit dem Discountanbieter Netto (rd. 650 m²) wieder ein Lebensmittelmarkt als Magnetbe- trieb und Nahversorger für seinen näheren Einzugsbereich innerhalb des Ortskerns ansässig. Ergänzt wird das nahversorgungsrelevante Angebot von mehreren kleinteiligen Fachgeschäften (u. a. Bäckereien, Fleischereien) so dass innerhalb des Ortskerns von Heiden ein örtliches Grundversorgungsangebot vor- gehalten wird.

Da der, neben der Firma Aldi, zweite führende Discountanbieter Lidl in Reken selbst nicht ansässig ist, sind gewisse Zuflüsse aus Reken zu diesem Standort in Heiden nicht auszuschließen. Im Gegenzug sind aufgrund des Angebotes von lediglich drei Lebensmittelmärkten in Heiden sowie dem Fehlen bestimmter Betreiber (z. B. Aldi und Edeka) auch Kaufkraftabflüsse aus Heiden an andere Standorte gegeben. Hier- bei steht insbesondere der Aldi-Markt an der Heidener Straße in Borken aber auch der projektierte Aldi- Standort in Reken im Fokus.

Das nahversorgungsrelevante Angebot der wettbewerbsrelevanten Anbieter in Heiden beläuft sich auf rd. 2.200 m² Verkaufsfläche mit einer entsprechenden Umsatzleistung von rd. 13,0 Mio. €.

5.3 Fazit Wettbewerbssituation

Als Zwischenfazit ist festzuhalten, dass in der Gemeinde Reken angesichts der sehr dezentral geprägten Versorgungsstruktur aktuell eine gute quantitative und räumlich ausgewogene Nahversorgungsstruktur vorgehalten wird. Selbst in kleineren Ortsteilen sind grundlegende Versorgungsangebote ansässig. Eini- ge der Rekener Lebensmittelmärkte dienen zudem auch als Magnetbetriebe für die gewachsenen Orts- kerne. Dennoch sind innerhalb der bestehenden Angebotsstruktur teilweise nicht mehr marktgerechte

8 Inkl. Drogeriemarkt Rossmann, dieser steht allerdings nur äußerst geringfügig im Wettbewerb mit dem Plan- vorhaben

23 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Dimensionierungen und nicht mehr wettbewerbsfähige Objektanlagen einiger Nahversorgungsbetriebe zu identifizieren.9

Nach Wettbewerbslagen differenziert, stellt sich die relevante Angebotsstruktur in den nahversorgungsre- levanten Sortimenten (Nahrungs- und Genussmittel / Drogeriewaren) in Reken und der Nachbarkommu- ne Heiden somit wie folgt dar:

Abbildung 14: Hauptwettbewerber nach Standortlagen

ZVB/ Standortbereich Verkaufsfläche* Umsatz*

in m² in Mio. €

ZVB Hauptzentrum Groß Reken 1.100 5,8 (Penny, Rossmann) ZVB Nahversorgungszentren Bahnhof Reken/Maria Veen 1.150 5,0 (2x Edeka) Entwicklungsstandort Nahversorgung Kirchstraße 750 3,1 (Edeka) Nahversorgungsstandort Dorstener Straße 1.650 9,3 (Aldi, K+K)

Gemeinde Reken gesamt 4.700 23,1

ZVB Hauptzentrum Heiden 600 2,5 (Netto) Nahversorgungsbereich Industriestraße 1.600 10,5 (Lidl, K+K)

Gemeinde Heiden gesamt 2.200 13,0

Wettbewerber insgesamt 6.900 36,1

* nahversorgungsrelevante Sortimente (Nahrungs- und Genussmittel / Drogeriewaren); inkl. des zu erweiternden Aldi-Marktes Quelle: BBE-Berechnungen 2018

Abgesehen von den dargestellten Wettbewerbsstandorten in der Nachbarkommune Heiden weisen auch die weiteren Nachbarkommunen von Reken (u. a. Velen, Dorsten-Rhade, Dülmen, Haltern) allesamt ei- nen mit den Rekener Nahversorgungsangeboten vergleichbaren oder teilweise sogar darüber hinausge- henden Einzelhandelsbesatz auf (vgl. Abbildung 12). Mit einem Mix aus Vollsortiments- und Discoun- tanbietern sowie z. T. Drogeriemarktangeboten kann jede Gemeinde grundsätzlich die Versorgung der ortsansässigen Bevölkerung sicherstellen, generiert zudem aber auch gewisse Abflüsse der Rekener Kaufkraft an die unterschiedlichsten umliegenden Einkaufsstandorte.

9 vgl. Einzelhandels- und Zentrenkonzept, 1. Fortschreibung 2018, S. 52

24 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

6 Einzugsgebiet und Kaufkraftpotenzial

Das Einzugsgebiet des untersuchten Lebensmittelmarktes umfasst den Raum, aus dem dieser den überwiegenden Teil seines Umsatzes generiert und dadurch einen hohen Marktanteil erreicht. Es stellt damit das Gebiet dar, in dem das Erweiterungsvorhaben eine hohe Versorgungsbedeutung bei nahver- sorgungsrelevanten Sortimenten übernimmt bzw. übernehmen wird.

Unter Berücksichtigung der Angebots- und Nachfragesituation wird gutachterlicherseits das Einzugsge- biet für das Untersuchungsobjekt abgegrenzt. Dabei sind für die Einkaufsorientierung der Bevölkerung grundsätzlich folgende Faktoren von Bedeutung:

■ die Häufigkeit der Bedarfsdeckung in den geplanten Sortimentsbereichen,

■ der vom Verbraucher in der Regel akzeptierte Zeit- und Wegeaufwand,10

■ die projektrelevante Wettbewerbssituation, wie z. B. die Entfernung und die Attraktivität der rele- vanten Anbieter im Standortumfeld,

■ die Attraktivität der Projektvorhaben, die u. a. durch die Dimensionierung, die Leistungsfähigkeit und den Bekanntheitsgrad der Betreiber bestimmt wird,

■ die Qualität des Projektstandortes, die u. a. aus der verkehrlichen Erreichbarkeit, der Lage zu Siedlungsschwerpunkten sowie aus vorhandenen Agglomerationseffekten resultiert,

■ Barrierewirkungen ausgehend von z. B. topographischen, infrastrukturellen oder baulichen Gege- benheiten,

■ traditionelle Einkaufsorientierungen der Bevölkerung,

■ die zentralörtliche Funktion der Stadt.

Dazu ist anzumerken, dass ein Einzugsgebiet grundsätzlich nicht als statisches Gebilde anzusehen ist, sondern vielmehr als modellhafte Abbildung eines Teilraumes, aus dem potenziell der wesentliche Kun- denanteil eines Betriebes/ Standortverbundes stammt. Darüber hinaus können diffuse Zuflüsse von au- ßerhalb erwartet werden. Für den zu untersuchenden Aldi-Markt in Reken sind folgende Faktoren für die (perspektivische) Reichweite des Kundenherkunftsgebietes von Bedeutung:

■ Aufgrund des nahversorgungsbezogenen Angebotsschwerpunktes (Nahrungs- und Genussmittel, Drogeriewaren) des Aldi-Marktes stellt der zum Einkauf akzeptierte Zeitaufwand für die Ausdeh- nung des (perspektivischen) Einzugsgebietes einen begrenzenden Faktor dar.

■ Das Marktgebiet des Aldi-Marktes wird sich maßgeblich an der grundzentralen Versorgungsfunk- tion von Reken orientieren und demnach in erster Linie die eigene Bevölkerung ansprechen.

10 Mit zunehmender Häufigkeit der Bedarfsdeckung und abnehmendem spezifischen Wert des nachgefragten Gutes nimmt der zum Einkauf akzeptierte Zeitaufwand ab. Demzufolge sind bei einem Angebot der Grundver- sorgung die Aktionsradien räumlich enger als bei Angeboten des längerfristigen Bedarfsbereichs (z. B. Mö- belsortiment).

25 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

■ Da sich in der Nachbargemeinde Heiden der Betreiber Aldi vom Markt zurückgezogen hat, sind für das Planvorhaben gewisse Zuflüsse durch Heidener Kunden zu erwarten, die dieses als Ein- kaufsalternative zu ihren örtlichen Angeboten nutzen.

■ Da in den übrigen benachbarten Städten und Gemeinden vergleichbare Versorgungsstrukturen vorzufinden sind, ist von dort keine wesentliche Orientierung auf die in Reken vorgehaltenen An- gebote anzunehmen. Dies gilt für die zu erweiternde Aldi-Filiale umso mehr, als u. a. in Velen, Dorsten-Rhade und Borken jeweils eigene Aldi-Märkte vertreten sind (Eigenkonkurrenz). Diese Märkte begrenzen zusätzlich die Ausstrahlkraft des neu aufzustellenden Aldi-Marktes, da sich auch Einwohner aus den Randbereichen dieser Kommunen eher zur eigenen Kommune hin orien- tieren. Den Angebotsstrukturen in den Nachbarkommunen kommt bei der Abgrenzung des Ein- zugsgebiets daher eine begrenzende Bedeutung zu.

■ Der Planstandort befindet sich relativ zentral an der Dorstener Straße; deshalb profitiert der Standort grundsätzlich auch vom Durchgangsverkehr aus dem Umfeld, welcher sich jedoch auf- grund der vorgenannten Aspekte nur in Streuumsätzen äußern wird. Unter Berücksichtigung der Wettbewerbssituation und der Ausstrahlungskraft des Planstandortes lässt sich für den zu erweiternden Aldi-Discounter somit ein Einzugsgebiet abgrenzen, das sich neben der Gemeinde Reken (Groß Reken und übrige Ortsteile) selbst zumindest in Teilen auch auf die Nachbarge- meinde Heiden ausdehnt. Denn für die Bevölkerung aus der Gemeinde Reken (rd. 14.620 Einwohner) genauso aber auch aus Heiden (rd. 8.220 Einwohner) stellt die zu erweiternde Aldi-Filiale – neben den weiteren ansässigen Lebensmittelmärkten – einen verkehrlich gut zu erreichenden, attraktiven (Nah-) Versorgungsstandort dar. Selbstverständlich wird die Marktdurchdringung in Heiden aufgrund alternativer örtlicher Angebotsstandorte deutlich schwächer ausfallen als in Reken.11 Insgesamt umfasst das Ein- zugsgebiet des Planvorhabens ein Bevölkerungspotenzial von rd. 22.840 Einwohnern.

Weitere Siedlungsbereiche sind dem Einzugsgebiet angesichts der vorhandenen Wettbewerbsstrukturen nicht zuzurechnen. Gleichzeitig ist für die zu modernisierende Aldi-Filiale daher auch nicht davon auszu- gehen, dass die geplante Erweiterung eine spürbare räumliche Ausdehnung des Marktgebietes auslösen wird. Hierfür sprechen die vergleichsweise geringe Vergrößerung der Verkaufsfläche sowie die Tatsache, dass der Aldi-Standort seit vielen Jahren am Markt etabliert ist. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Erweiterung insbesondere zu Umsatzumverteilungen innerhalb des Einzugsgebietes selbst führen wird. Zudem kann zumindest ein gewisser Anteil der Kaufkraft, der bislang noch an Einkaufsstandorte außer- halb der Gemeinde Reken abfließt, nach der Attraktivitätssteigerung des Aldi-Marktes noch vermehrt vor Ort gebunden werden.

Aufgrund der zentralen Lage an der Hauptdurchgangsachse von Reken (Dorstener Straße) ist zudem zumindest ein geringer Anteil an Streuumsätzen zu erwarten. Diese nicht genau zu lokalisierenden Um- satzanteile mit Kunden aus sonstigen Wohnorten werden im weiteren Verlauf der Untersuchung als „dif- fuse Umsatzzuflüsse“ berücksichtigt.

11 Neben dem Projektstandort in Reken wird von den Einwohnern aus Heiden insbesondere der Aldi-Markt an der Heidener Straße in Borken aufgesucht.

26 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Abbildung 15: Einzugsgebiet des Planvorhabens

Quelle: BBE-Darstellung 2018

Das vorhabenrelevante Kaufkraftvolumen errechnet sich aus der Multiplikation der Bevölkerungszahl im Einzugsgebiet mit dem statistisch ermittelten Pro-Kopf-Ausgabebetrag von aktuell ca. 2.660 € für nah- versorgungsrelevante Sortimente (Nahrungs- und Genussmittel, Drogeriewaren),12 gewichtet mit der ortsspezifischen Kaufkraftkennziffer.

Die Höhe der Kaufkraftkennziffer wird durch die Einkommensverhältnisse der Bevölkerung bestimmt. Die Kennziffer stellt unabhängig von der Gemeindegröße das Verhältnis des verfügbaren Netto- Einkommens zum Gesamteinkommen in Deutschland dar, welches für Ausgaben im Einzelhandel zur Verfügung steht. Die Rekener Kaufkraftkennziffer für nahversorgungsrelevante Sortimente liegt bei 99,8

12 BBE-Berechnungen auf Basis von Daten des Instituts für Handelsforschung (IfH), Brancheninformationssys- tem, Marktvolumen 2016

27 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

und im benachbarten Heiden bei 98,4. Beide liegen demnach knapp unterhalb des Bundesdurchschnitts (= 100,0).

Unter Berücksichtigung der erläuterten Parameter steht im abgegrenzten Einzugsgebiet ein Kaufkraftvo- lumen in Höhe von ca. 60,4 Mio. € im Jahr für die nahversorgungsrelevanten Sortimente Nahrungs- und Genussmittel sowie Drogeriewaren zur Verfügung. Davon entfallen auf die Gemeinde Reken ca. 38,9 Mio. € und auf die Nachbarkommune Heiden rd. 21,5 Mio. €.

Abbildung 16: Nahversorgungsrelevantes Kaufkraftpotenzial im Einzugsgebiet

Bereich/ Ortsteil Einwohner Pro-Kopf-Kaufkraft1) Kaufkraftpotenzial

in € in Mio. €

Reken 14.618 2.656 38,9

Heiden 8.223 2.617 21,5

Einzugsgebiet gesamt 22.841 2.643 60,4

1) Institut für Handelsforschung; eigene Ergänzungen und Berechnungen der BBE Handelsberatung, Datenvolumen 2016 Quelle: BBE-Berechnungen 2018, Rundungsdifferenzen möglich

28 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

7 Auswirkungsanalyse 7.1 Marktabschöpfung und Umsatzleistung des Planvorhabens

Unter Berücksichtigung der vorhandenen Wettbewerbsstrukturen im Untersuchungsgebiet, der Attraktivi- tät des Planvorhabens sowie des ansprechbaren Kaufkraftvolumens im Einzugsgebiet werden die durch die geplante Erweiterung zu erwartenden Umsätze prognostiziert. Dabei bildet die Einschätzung der durch das Planvorhaben zu erwartenden (Mehr-)Umsätze die Voraussetzung für die Prognose ausgelös- ter Umsatzumlenkungen und der hierdurch möglicherweise hervorgerufenen städtebaulichen Auswirkun- gen.

Die Umsatzerwartung hängt dabei zunächst von der Marktbedeutung der projektierten Betriebsform (Le- bensmitteldiscountmarkt) sowie des Betreibers (Aldi) ab. Darüber hinaus nehmen auch die Gesamtattrak- tivität des Standortes, das ansprechbare Kaufkraftpotenzial im Einzugsgebiet sowie die Intensität des Wettbewerbs Einfluss auf den zu erwartenden Umsatz.

Abbildung 17: Marktanteile des Lebensmitteldiscountmarktes nach der geplanten Erweiterung

Erwarteter Kaufkraft- Kaufkraftbin- Bereich/ Ortsteil Kundenanteil Umsatz potenzial dungsquote

in Mio. € in % in Mio. € in %

Zone 1: Groß Reken 2,5 38 16,6 15

Zone 2: Übrige Ortsteile Reken 2,7 41 22,3 12

Zone 3: Heiden 1,1 17 21,5 5

diffuse Umsatzzuflüsse (Streuumsätze) 0,3 5 ./. ./.

Nahversorgungsrelevante 6,6 100 ./. ./. Kernsortimente gesamt

Nonfood-Sortimente 1,0 ./. ./. ./.

Summe Planvorhaben 7,6 ./. ./. ./.

Quelle: BBE-Berechnungen 2018, Rundungsdifferenzen möglich

Unter Berücksichtigung dieser Faktoren kann mit Kunden aus der Gemeinde Reken voraussichtlich ein Umsatz von rund 5,2 Mio. € mit nahversorgungsrelevanten Sortimenten erzielt werden. Hinzu kommen etwa 1,1 Mio. €, die durch Zuflüsse aus der Nachbargemeinde Heiden generiert werden können. Darüber hinaus sind (diffuse) Streuumsätze zu erwarten, die aus Zufallseinkäufen resultieren und einen Umsatz- bzw. Kundenanteil von max. 5 % erreichen. Damit wird voraussichtlich ein Umsatz in Höhe von ca. 0,3 Mio. € mit Kunden aus einem größeren Herkunftsbereich erzielt.

29 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Von dem in den nahversorgungsrelevanten Sortimenten Nahrungs- und Genussmittel sowie Drogeriewa- ren verfügbaren Kaufkraftpotenzial im Kernort Groß Reken (rd. 16,6 Mio. €) wird das Planvorhaben somit rd. 15 % binden können. Innerhalb der übrigen Ortsteile von Reken kann mit etwa 12 % aufgrund der steigenden räumlichen Entfernung ein etwas geringerer Anteil der Kaufkraft gebunden werden. Etwa 79 % der Kunden stammen somit aus der Gemeinde Reken selbst. Die Markabschöpfungsquote aus Heiden fällt, angesichts des vorhandenen Wettbewerbs in der Gemeinde selbst sowie Einkaufsalternati- ven insbesondere in Borken, mit rd. 5 % der vorhandenen Kaufkraft noch deutlich geringer aus.13 Hierher sind somit rd. 17 % der Kunden des Planvorhabens zu erwarten. Der Aldi-Markt dient somit auch nach der Erweiterung vor allem der Versorgung der Rekener Bevölkerung.

Laut sekundärstatistischen Daten beträgt der durchschnittliche Umsatz einer Aldi-Filiale in Deutschland rd. 5,5 Mio. €.14 Dies entspricht bei einer durchschnittlichen Filialgröße von ca. 860 m² Verkaufsfläche einer Flächenproduktivität von ca. 6.380 € je m² Verkaufsfläche. Grundsätzlich gilt für die Aldi-Märkte, dass unabhängig von der Filialgröße in allen Märkten dasselbe Angebot vorgehalten wird. Damit geht tendenziell einher, dass die kleineren Filialen (mit einem höheren Personalaufwand) einen auf die Fläche bezogenen höheren Umsatz erzielen können als die Filialen, die dasselbe Angebot auf einer größeren Fläche präsentieren (und damit weniger häufig Ware nachlegen müssen).

Der erzielbare Umsatz einer Aldi-Filiale steigt damit nicht linear mit der Verkaufsfläche. Auch ist zu be- rücksichtigen, dass dieser Durchschnittswert starke Schwankungen überdeckt, die aus der Wettbewerbs- situation, dem Nachfragepotenzial und der konkreten Standortsituation resultieren.

Die BBE-Gutachter gehen davon aus, dass der bestehende Aldi-Markt mit ca. 800 m² Verkaufsfläche unter Berücksichtigung der Standortqualität, der eher geringen Wettbewerbssituation im Discountseg- ment (nur Penny, Fehlen des Mitbewerbers Lidl) sowie des im Einzugsgebiet vorhandenen Bevölke- rungspotenzials bereits heute eine um rd. 11 % über dem Durchschnitt des eigenen Filialnetzes liegende Umsatzleistung erzielt. Der Umsatz der bestehenden Aldi-Filiale dürfte sich somit gegenwärtig in einer Größenordnung von rd. 6,1 Mio. € pro Jahr bewegen. Auf die nahversorgungsrelevanten Sortimente (Nahrungs- und Genussmittel, Drogeriewaren) entfallen hiervon rd. 5,3 Mio. € und auf Nonfood- Sortimente rd. 0,8 Mio. €. Bei den Nonfood-Sortimenten handelt es sich vornehmlich um die wöchentlich wechselnden Aktionswaren.

Da die Aktionsware eines Lebensmitteldiscountmarktes häufig wechselt, sind Zuordnungen der Flä- che und Umsätze auf einzelne Warengruppen nur bedingt möglich. Grundsätzlich ist festzustellen, dass das Aktionswarenprogramm sämtliche Warengruppen des Einzelhandels umfasst, wobei insbesondere folgende Sortimentsbereiche regelmäßig im Angebot zu finden sind:

■ Bekleidung / Textilien

■ Schuhe / Lederwaren

13 Der Marktanteil der Discounter im Lebensmittelhandel liegt aktuell bei rd. 46 % (vgl. EHI Handelsdaten aktuell 2017). Mit einer Kaufkraftbindung von rd. 5 % der projektrelevanten Heidener Kaufkraft nimmt der Vorhaben- standort für die Heidener Bevölkerung eine vergleichsweise geringe Bedeutung ein. Deutlich höhere Marktan- teile im Discountsegment entfallen insbesondere auf den örtlichen Lidl-Markt, weitere Anteile aber auch auf andere Aldi-Filialen in Borken (z. B. Heidener Straße).

14 Vgl. Hahn-Gruppe, Retail Real Estate Report – 2017/ 2018

30 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

■ Papier / Schreibwaren / Bücher

■ Haushaltswaren

■ Spielwaren und Sportartikel

■ Elektrogeräte und Unterhaltungselektronik

■ Heimwerker- / Gartenbedarf. Nach gutachterlichen Berechnungen auf Basis von Branchenveröffentlichungen und Ergebnissen der BBE-Marktforschung stellt das Textilsortiment unter den Nonfood-Artikeln von Lebensmitteldiscountmärk- ten das umsatzstärkste Teilsortiment dar. Im Durchschnitt über alle Discountmärkte entfallen rd. 6,0 % des Gesamtumsatzes auf das Textilsortiment. An zweiter Stelle folgt mit rd. 3,5 % des Umsatzes das Segment (Unterhaltungs-) Elektronik. Für die sonstigen Nonfood-Sortimente liegen die durchschnittlichen Umsatzanteile bei rd. 0,5 - 1,0 %.

Durch die Verkaufsflächenerweiterung um ca. 200 m² wird im Sinne eines Worst-Case-Ansatzes von einem Umsatzzuwachs ausgegangen, der bei einem unveränderten Sortiment nur aus einer Attraktivitäts- steigerung resultieren kann. Demgemäß wird im Folgenden ein Umsatz von max. 7,6 Mio. € für das Planvorhaben nach der Verkaufsflächenerweiterung berücksichtigt. Dies entspricht im Vergleich zum aktuellen Bestandsumsatz einem jährlichen Mehrumsatz von max. 1,5 Mio. €. Der prognostizierte Um- satz liegt nach Erweiterung somit entsprechend der überdurchschnittlich großen Flächendimensionierung oberhalb des durchschnittlichen Filialumsatzes von Aldi. Die Flächenleistung (7.600 €/m²) liegt trotz eines minimalen Rückgangs damit immer noch deutlich oberhalb der durchschnittlichen Flächenleistung. Es wird damit ein realistischer Worst-Case-Ansatz angenommen.

Abbildung 18: Umsatzerwartung des Planvorhabens (BBE-Prognose)

Discountmarkt Discountmarkt Sortiment Veränderung (vorher) (nachher)

in Mio. €

Nahrungs- und Genussmittel/ Drogeriewaren 5,3 6,6 + 1,3 Sonstige Sortimente 0,8 1,0 + 0,2

Summe 6,1 7,6 + 1,5

Quelle: BBE-Berechnungen 2018

Da es sich um eine bestandssichernde Maßnahme handelt, wird die Umsatzleistung durch die Verkaufs- flächenerweiterung nur maßvoll ansteigen. Dafür sprechen folgende Indikatoren, die im Zusammenhang mit den Marktentwicklungen der letzten Jahre anzuführen sind:

■ Die geplante Erweiterungsmaßnahme dient nicht der Ausweitung des Sortimentsangebotes. Viel- mehr hat die Erweiterung den Zweck, die Voraussetzungen für eine großzügigere Warenpräsenta- tion, verbesserte Kundenführung und Optimierung der internen Logistikabläufe zu schaffen.

31 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

■ Da die geplante Erweiterungsmaßnahme mit der geringfügigen Verlagerung zu einer nur einge- schränkten Veränderung bei der bestehenden Standort- und Objektsituation führen wird, wird das Vorhaben auch nicht mit einer nennenswerten Veränderung der bestehenden Kunden- und Kauf- kraftströme einhergehen.

■ Die Aldi-Filiale ist bereits am gegenwärtigen Standort etabliert. Gleiches gilt auch für die weiteren Angebotsstrukturen in Reken, sodass sich die Einkaufsorientierungen und damit das Einkaufsver- halten der Verbraucher im Untersuchungsraum bereits im Wesentlichen herausgebildet haben.

■ Mit der Erweiterung um rd. 200 m² Verkaufsfläche werden daher keine signifikanten Veränderun- gen des Marktgebietes einhergehen. Gleichwohl kann die projektierte Erweiterung die Rentabilität der Filiale deutlich verbessern. Der gewählte Untersuchungsansatz eines steigenden Umsatzes und einer nahezu konstanten Flächen- leistung ist damit als „Worst-Case-Betrachtung“ anzusehen. Der Aldi-Markt dient somit auch nach der Erweiterung vor allem der Versorgung der Rekener Bevölkerung und stellt einen wichtigen Bestandteil des örtlichen Versorgungsnetzes dar. Damit resultiert der zu erwartende Umsatz vor allem aus einer er- höhten Kaufkraftbindung im heutigen Einzugsgebiet, eine räumliche Ausdehnung des Marktgebietes ist angesichts der Siedlungs- und Wettbewerbsstrukturen nicht zu erwarten.

7.2 Umsatzumverteilungseffekte

Im vorherigen Abschnitt wurden die Abschöpfungsquoten des Planvorhabens im projektrelevanten Ein- zugsgebiet ermittelt und somit dargelegt, welche Versorgungsbedeutung der Aldi-Markt nach der geplan- ten Erweiterung in der Gemeinde Reken bzw. im Einzugsgebiet übernehmen kann.

Der bestehende Aldi-Markt ist als wichtiger Anbieter im Rahmen der wohnungsnahen Versorgung in Groß Reken (Nahversorger) zu bewerten. Er dient im Rahmen des Pkw-gestützten Einkaufs zudem auch der Versorgung der Einwohner aus den räumlich vom Kernort abgesetzten Ortsteilen und hat bislang keine negativen Auswirkungen auf die örtlichen Versorgungsstrukturen ausgelöst.

Für die Betrachtung der zu erwartenden städtebaulichen Auswirkungen sind daher die durch das Erweite- rungsvorhaben induzierten Umverteilungseffekte für die ansässigen Betriebe relevant. Dabei ist zu be- rücksichtigen, dass der im Realisierungsfall am Filialstandort zu erwartende Mehrumsatz zwangsläufig Anbietern an anderer Stelle verloren geht, da durch die Realisierung nicht mehr Kaufkraft entsteht, son- dern diese lediglich zwischen den unterschiedlichen Wettbewerbern/ Wettbewerbsstandorten umverteilt wird.15

Da der vorhandene Lebensmittelmarkt am Standort allerdings bereits langjährig Umsätze realisiert, wird durch diesen „Bestandsumsatz“ keine zusätzliche städtebaulich relevante Umsatzumverteilung ausgelöst. Denn die Bestandsfiliale hat ihre Wettbewerbswirkung bereits in der Vergangenheit entfaltet. Allerdings ist infolge der angestrebten Verkaufsflächenerweiterung mit zusätzlichen Umsätzen und damit Wettbe-

15 Dabei werden „Worst-Case-Annahmen“ u. a. hinsichtlich der Auswirkungen für städtebaulich integrierte Wett- bewerber (zentrale Versorgungsbereiche / wohnungsnahe Standorte) getroffen.

32 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

werbswirkungen zu rechnen. Auf diese – im Worst-Case-Szenario – zu erwartende zusätzliche Umsatz- leistung sind die städtebaulichen Auswirkungen des geplanten Modernisierungsvorhabens vornehmlich abzustellen. Diese Methodik ist in den letzten Jahren mehrfach vom OVG Münster – u. a. im Zuge der geplanten CentrO-Erweiterung in Oberhausen – bestätigt worden.16 Bei der Beurteilung, ob im Rahmen einer Erweiterung eines bestehenden Einzelhandelsbetriebes Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbe- reiche der Standortkommune oder benachbarter Kommunen zu erwarten sind, ist demnach zu beachten, dass der zu erweiternde Einzelhandelsbetrieb mit seiner bisherigen (genehmigten) Größe am Erweite- rungsstandort bereits vorhanden ist.

Diese Verfahrensweise hat das Bundesverwaltungsgericht in seinem Beschluss vom 12.02.2009 grund- sätzlich bestätigt.17 Dort heißt es wörtlich: „Dass das Oberverwaltungsgericht bei der Prognose, ob schädliche Auswirkungen in diesem Sinne zu erwarten sind, berücksichtigt hat, dass die Klägerin am Erweiterungsstandort bereits ein genehmigtes Lebensmitteldiscountgeschäft mit einer Verkaufsfläche von 699,11 m² betreibt, dass es also nicht die Auswirkungen der Neuansiedlung eines Discounters mit einer Verkaufsfläche von 900,08 m², sondern der Erweiterung eines Geschäfts mit 699,11 m² um 200,97 m², das dadurch großflächig wird, ermittelt hat (UA S. 19), steht zu der dargelegten Rechtsprechung nicht in Widerspruch. Bei der Prognose der Auswirkungen ist […] von der gegebenen städtebaulichen Si- tuation auszugehen. Diese wird nicht nur von den anderen vorhandenen Einzelhandelsbetrieben, sondern auch durch den Betrieb, dessen Erweiterung geplant ist, in seinem bisherigen Bestand geprägt.“

Die Umstrukturierung bzw. Erweiterung eines bereits am Markt tätigen Einzelhandelsbetriebes stellt folg- lich keine Neuansiedlung dar, sodass bei der Beurteilung etwaiger Auswirkungen auf zentrale Versor- gungsbereiche im Wesentlichen auf die vorgesehene Verkaufsflächenerweiterung und den sich ggf. hie- raus ergebenden zusätzlichen Attraktivitätsgewinn abzustellen ist.

Wie bereits dargestellt, ist im Falle der geplanten Erweiterung des Aldi-Discountmarktes eine zukünftige Umsatzleistung von insgesamt maximal 7,6 Mio. € zu prognostizieren. Gegenüber dem aktuellen Umsatz von rd. 6,1 Mio. € ergeben sich demnach Mehrumsätze in Höhe von maximal rd. 1,5 Mio. €, die mit rd. 1,3 Mio. € vor allem im nahversorgungsrelevanten Kernsortiment erwirtschaftet werden.

Bei der Einschätzung der zu erwartenden Umsatzverlagerungseffekte werden folgende Annahmen zu- grunde gelegt:

■ Die durch die Erweiterungsplanung hervorgerufenen Umsatzverlagerungen gehen in erster Linie zu Lasten derjenigen Wettbewerber, die eine vergleichbare Marktpositionierung und Angebotsaus- richtung aufweisen. Dies bedeutet, dass als Hauptwettbewerber des Aldi-Marktes in erster Linie Lebensmitteldiscountmärkte anzusehen sind. Aber auch größere Vollsortimenter mit umfangrei- chem Eigenmarkenanteil im unteren Preissegment stehen verstärkt in Wettbewerbsbeziehungen zu Lebensmitteldiscountern.

16 Vgl. die Urteile des OVG Münster vom 06.06.2005; Aktenzeichen: 10 D 148/04.NE sowie vom 06.11.2008; Aktenzeichen 10 A 1417/07 bzw. 10 A 2601/07

17 BVerwG 4 B 3.09

33 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

■ Mit zunehmender Entfernung des Projektstandortes nimmt die Stärke der Umsatzverlagerungsef- fekte ab. Dies bedeutet, dass Einzelhandelsbetriebe im näheren Umfeld des Projektstandortes stärker von Umsatzverlagerungen betroffen sind als weiter entfernt gelegene Einzelhandelsbetrie- be.

■ Dieser Annahme liegt die Tatsache zugrunde, dass für den Verbraucher die Attraktivität von Ein- zelhandelsbetrieben mit zunehmender Zeitdistanz und dem hiermit verbundenen steigenden Zeit- und Kostenaufwand geringer wird. Die Zeitdistanzempfindlichkeit der einzelnen Sortimente ist je- doch unterschiedlich und wird wesentlich durch den Warenwert und die Häufigkeit der Nachfrage bestimmt. So weisen insbesondere Güter des täglichen Bedarfs - wie z. B. Lebensmittel und Dro- geriewaren aufgrund des relativ niedrigen Warenwertes sowie der vergleichsweise hohen Ein- kaufshäufigkeit eine hohe Zeitdistanzempfindlichkeit auf. Die Folge hiervon ist, dass bereits nach relativ geringer Zeitdistanz die Nachfrage nach diesen Gütern deutlich abnimmt.

Unter Berücksichtigung dieser Annahmen, aufgrund der Wettbewerbssituation in den Nachbarkommunen und des hieraus hergeleiteten Marktgebietes werden sich die Umverteilungen durch die Erweiterungspla- nung von Aldi überwiegend auf die in Reken und deutlich nachgeordnet die in Heiden ansässigen Wett- bewerber beziehen, da insgesamt nur marginale Änderungen der Einkaufsgewohnheiten der Kunden zu erwarten sind. Die geplante Neuaufstellung des Aldi-Marktes und die damit einhergehenden zu erwarten- den Umsatzverlagerungen werden nach der BBE-Prognose die in Abbildung 19 dargestellten Konse- quenzen haben.

Mit rd. 1,1 Mio. € von insgesamt 1,3 Mio. € wird das Planvorhaben demnach einen sehr hohen Umsatz gegenüber innerhalb des Untersuchungsraumes ansässigen Anbietern umverteilen, so dass hier von einer durchschnittlichen Umverteilungsquote von rd. 4 % ausgegangen werden kann.

Am stärksten von der Planung betroffen wird der zweite örtliche Discountanbieter Penny innerhalb des Hauptzentrums in Groß Reken sein. Einwohner, die in räumlicher Nähe beider Angebotsstandorte woh- nen, könnten bei einer Attraktivitätssteigerung des Aldi-Marktes diesen häufiger als bisher aufsuchen, zumal er durch die Verbundlage mit K+K eine hohe Attraktivität aufweist. Diese besteht allerdings bereits heute, so dass sich der Penny-Markt im Hauptzentrum innerhalb dieses Wettbewerbsumfeldes positio- niert hat. Mit seiner Lage innerhalb des gewachsenen Ortskerns bietet er für die hier sowie auch weiter nördlich ansässige Wohnbevölkerung nach wie vor eine bedarfsgerechte, fußläufig erreichbare Nahver- sorgungsmöglichkeit, so dass der Anbieter die prognostizierten Umsatzverluste aber gut kompensieren kann.

Der im Hauptzentrum von Reken ansässige Drogeriefachmarkt Rossmann sowie die übrigen Anbieter stellen hingegen keine direkten Wettbewerber des Planvorhabens dar, so dass hierauf nur marginale Umverteilungseffekte entfallen, die für die einzelnen Anbieter nicht von Relevanz sind.

Für die beiden Edeka-Märkte in den Nahversorgungszentren Bahnhof Reken und Maria Veen sind zusammen Umlenkungen von rd. 0,2 Mio. € zu prognostizieren. Diese resultieren aus Mehrkäufen, die nicht mehr wohnortnah vor Ort getätigt werden, sondern im Rahmen des Pkw-gestützen Einkaufs. Sie fallen mit rd. 4 % der Bestandsumsätze jedoch vergleichsweise gering aus, da sich die Einkaufsgewohn- heiten der Verbraucher bereits herausgebildet haben und durch die Erweiterung eines bestehenden Marktes nur eine geringe Veränderung hervorrufen wird.

34 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Abbildung 19: Umsatzumverteilung durch das Planvorhaben

Zentraler Versorgungsbereich/ Standortbereich Umsatz* Umverteilung*

% des in Mio. € in Mio. € derzeitigen Umsatzes

Reken ZVB Hauptzentrum Groß Reken 5,8 0,4 7 (Penny, Rossmann)

ZVB Nahversorgungszentren Bahnhof Reken/Maria Veen 5,0 0,2 4 (2x Edeka)

Entwicklungsstandort Nahversorgung Kirchstraße 3,1 0,2 6 (Edeka)

Nahversorgungsstandort Dorstener Straße 4,0 0,1 3 (K+K)

Heiden ZVB Hauptzentrum Heiden 2,5 (*) (*) (Netto)

Nahversorgungsbereich Industriestraße 10,5 0,2 2 (Lidl, K+K)

Untersuchungsraum gesamt 30,9 1,1 4

Diffuse Umverteilung (Streuumsätze durch Auswärtige; Rückholung abfließender ./. 0,2 ./. Kaufkraft)

Umverteilungseffekte insgesamt ./. 1,3 ./.

* relevante Wettbewerbsstrukturen; nur nahversorgungsrelevante Sortimente (Nahrungs- und Genussmittel / Dro- geriewaren); ohne den zu untersuchten Aldi-Markt (*) marginal Quelle: BBE-Berechnungen 2018, Rundungsdifferenzen möglich

Auch für den Supermarkt Edeka an der Kirchstraße in Groß Reken sind aufgrund von Umorientierungen mit rd. 0,2 Mio. € bzw. 6 % des aktuellen Bestandsumsatzes gewisse Umsatzeinbußen zu erwarten. Als Solitärstandort mit einem gewissen Erneuerungsbedarf ist der Standort trotz der insgesamt guten Standortqualität nicht ganz ideal aufgestellt. Dennoch ist von einer Betriebsaufgabe bedingt durch die Erweiterungsplanung nicht auszugehen, da es sich bei der Projektplanung nicht um den Markteintritt ei- nes völlig neuen Vollsortimentsanbieters handelt, sondern um die Erweiterung eines etablierten Dis- countmarktes, der somit nur bedingt einen Wettbewerber darstellt.

Der Supermarkt K+K am Vorhabenstandort selbst wird mit rd. 0,1 Mio. € nur marginale Umsatzeinbußen hinzunehmen haben. Vielmehr ist zu erwarten, dass der Anbieter aufgrund der Agglomerationslage und hieraus resultierenden Kopplungseffekten langfristig eher sogar gestärkt wird.

35 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

In der Summe werden sich die zu erwartenden Umverteilungen in der Gemeinde Reken auf insgesamt rd. 0,9 Mio. addieren. Bezogen auf den am Standort getätigten nahversorgungsrelevanten Einzelhandel- sumsatz ergibt sich hierbei eine Umverteilungsquote von durchschnittlich rd. 5 %, die keinen der dort ansässigen Wettbewerber in seinem wirtschaftlichen Fortbestand gefährden wird.

Mit der Modernisierung des örtlichen Aldi-Marktes wird der Standort Dorstener Straße in Reken zudem attraktiver für die Einwohner der Nachbargemeinde Heiden. Umsatzeffekte ergeben sich dabei insbeson- dere für den Discountanbieter Lidl an der Industriestraße als leistungsfähigstem Discountmarkt in Hei- den und unmittelbarem Wettbewerber von Aldi. Die Umlenkungen bewegen sich für den Nahversor- gungsbereich Industriestraße jedoch mit 0,2 Mio. € bei rd. 2 %, so dass ein Rückzug der dort ansässigen Marktteilnehmer jedoch nicht herzuleiten ist.

Unter Berücksichtigung der Versorgung durch das Ladenhandwerk und sonstige nahversorgungsrelevan- te Betriebe kann der örtliche nahversorgungsrelevante Einzelhandel in Reken zukünftig gut 77 % der Kaufkraft binden. Damit fließen rd. 9 Mio. € der nahversorgungsrelevanten Kaufkraft aus Reken an ande- re Standorte ab. Dies sind nach wie vor die diversen Einkaufsstandorte im näheren und weiteren Umfeld von Reken (u. a. Borken, Dülmen, Haltern).

Gegenüber außerhalb des Untersuchungsraumes gelegenen Angebotsstandorten wird – aufgrund der am Standort zu erwartenden Streuumsätze aber auch bislang an andere Standorte abfließende Rekener Kaufkraft – eine Umsatzgröße von rd. 0,2 Mio. € im Rahmen einer diffusen Umverteilung generiert, ohne dass hier eine standortbezogene Bilanzierung erfolgen kann. Umsatzverlagerungen in existenzgefähr- dender Höhe sind aufgrund der großen Anzahl von Wettbewerbern sowie der geringen absoluten Höhe der prognostizierten Effekte in allen Fällen auszuschließen.

36 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

7.3 Städtebauliche Bewertung der geplanten Aldi-Erweiterung

Die prognostizierten Umverteilungseffekte des Vorhabens sind im Hinblick auf die versorgungsstrukturel- len und städtebaulichen Auswirkungen in der Gemeinde Reken und in den umliegenden Kommunen zu bewerten. Dabei stehen gemäß § 11 Abs. 3 BauNVO die Funktions- und Entwicklungsfähigkeit zentraler Versorgungsbereiche und der wohnungsnahen Versorgung im Vordergrund.

Für die städtebauliche Bewertung des Vorhabens ist entscheidend, ob durch die induzierten Umsatzver- lagerungseffekte zentrale Versorgungsbereiche in ihrer Funktionalität beeinträchtigt werden oder die Nahversorgung in Wohngebieten nachteilig beeinflusst wird.18 Diese nachteiligen Auswirkungen wären zu unterstellen, wenn infolge der projektierten Erweiterung des Lebensmitteldiscounters solche Betriebe geschlossen werden, die für die Funktionsfähigkeit bestehender Versorgungszentren wichtig sind, ohne dass adäquate Nachnutzungen realisiert werden können. Die Entwicklungsfähigkeit von zentralen Ver- sorgungsbereichen wäre dann beeinträchtigt, wenn bei Realisierung der Projektplanung die Chancen bestehender Betriebe zur Anpassung an Marktentwicklungen oder die Entwicklungschancen zum Ausbau benachbarter zentraler Versorgungsbereiche (z. B. Ausbau der Nahversorgung in den zentralen Versor- gungsbereichen der Gemeinde Reken) eingeschränkt würden.

Städtebaulich relevante Auswirkungen liegen somit regelmäßig dann vor, wenn

■ die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr gewährleistet ist, da infolge eines Planvorhabens flä- chendeckende Geschäftsaufgaben bzw. Aufgaben von strukturprägenden Betrieben in zentralen Versorgungsbereichen und an wohnungsnahen Versorgungsstandorten zu befürchten sind, bzw.

■ das Planvorhaben zu Leerständen und damit zu einer Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit der zentralen Versorgungsbereiche führt und

■ das Planvorhaben (geplante) Ansiedlungen in zentralen Versorgungsbereichen verhindern könnte.

18 Die Einschätzung städtebaulicher Auswirkungen ist dabei maßgeblich angelehnt an die Regelungen des § 11 Abs. 3 BauNVO, wonach sich Einzelhandelsbetriebe „nicht nur unwesentlich“ auswirken dürfen. Noch nicht abschließend geklärt ist, ab welcher Höhe des Schwellenwertes gravierende Auswirkungen auftreten können. In der Planungs- und Rechtsprechungspraxis hat sich als quantitative Orientierungsgröße etabliert, dass bei zentren- und nahversorgungsrelevanten Sortimenten ein Umsatzverlust von 10 %, bei anderen Sortimenten von 20 % zu Geschäftsaufgaben als abwägungsrelevant angesehen wird. Bis zu diesen Abwägungsschwel- lenwerten ist regelmäßig davon auszugehen, dass sich keine erheblichen städtebaulichen Folgen ergeben werden. Es müssen jedoch weitere qualitative Indikatoren geprüft werden, um die Auswirkungen des Vorha- bens beurteilen zu können.

37 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Die BBE Handelsberatung GmbH vertritt die gutachterliche Einschätzung, dass durch die aktuell geplante Erweiterung des Aldi-Lebensmitteldiscountmarktes am Standort „Kardinal-von-Galen-Straße / Dorstener Straße) keine negativen Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche und die wohnungsnahe Versorgung in Reken und den umliegenden Städten und Gemeinden gemäß § 11 Abs. 3 BauNVO zu erwarten sind.

Folgende Gründe sprechen zusammenfassend für diese Einschätzung:

■ Es handelt sich um eine bestandssichernde Modernisierungsmaßnahme eines bestehenden Nah- versorgungsbetriebes an einem eingeführten und im Einzelhandelskonzept als Nahversorgungs- standort mit erweitertem Bestandsschutz ausgewiesenen Standortbereich. Die Versorgungsfunk- tion des Marktes wird sich auch nach der projektierten Erweiterung vor allem auf die Gemeinde Reken beziehen. Neben den Angebotsstandorten in den zentralen Versorgungsbereichen (Haupt- zentrum, Nahversorgungszentren) stellt der Planstandort zusammen mit dem solitär gelegenen Edeka-Markt und dem benachbarten K+K-Markt einen wichtigen Bestandteil des örtlichen Versor- gungsnetzes dar. Neben dem Planvorhaben ist mit dem Penny-Markt im Ortskern lediglich ein weiterer Discountmarkt in Reken ansässig. Ohne den zu erweiternden Aldi-Markt ergäbe sich so- mit ein deutliches Versorgungsdefizit im Discountsegment.

■ Durch die geplante Aldi-Erweiterung werden nur vergleichsweise geringe Umverteilungseffekte in- nerhalb der untersuchungsrelevanten zentralen Versorgungsbereiche und gegenüber den weite- ren wohnungsnahen Versorgungsstrukturen ausgelöst, sodass die Wettbewerbswirkungen nicht die wirtschaftliche Tragfähigkeit einzelner Betriebe infrage stellen. Dies gilt gleichermaßen für die Lebensmittelmärkte als Hauptwettbewerber wie auch für die spezialisierten Betriebe des Laden- handwerks (Bäckereien/ Metzgereien), die mit dem Planvorhaben nur in einem eingeschränkten Wettbewerb stehen. Städtebaulich relevante Auswirkungen sind somit nicht zu erwarten. ■ Die Entwicklungsfähigkeit der zentralen Versorgungsbereiche (Hauptzentrum, Nahversorgungs- zentren) wird nicht nur durch den Wettbewerb in anderen Lagen sondern auch durch die räumli- chen Rahmenbedingungen bestimmt. In der 1. Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentren- konzeptes wurde, wie in Kapitel 5.1 bereits dargelegt19, gezeigt, dass innerhalb oder unmittelbar angrenzend an den gewachsenen Ortskern keine Flächen für die Ansiedlung großflächiger Ein- zelhandelsnutzungen und hier speziell von Lebensmittelmärkten zur Verfügung stehen. Ein über die gelungene Realisierung der Neuen Mitte von Reken hinausgehende Entwicklung in diesem Bereich ist somit ohnehin nicht umsetzbar und wird auch durch einen erweiterten, bereits am Standort etablierten Aldi-Markt nicht eingeschränkt.

Angesichts einer nach Realisierung der Planung zu erwartenden Umsatz-Kaufkraft-Relation von rd. 77 % wird auch im Realisierungsfall der Erweiterung keine vollständige Kaufkraftabdeckung er- reicht werden können und auch weiterhin nahversorgungsrelevante Kaufkraft aus Reken abflie- ßen. Für etwaige Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen der in den zentralen Versor- gungsbereichen bereits vorhandenen Anbieter (z. B. in Maria Veen) bleibt damit ein ausreichend hohes Marktpotenzial bestehen.

19 vgl. Einzelhandels- und Zentrenkonzept, 1. Fortschreibung 2018, S. 69 ff.

38 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

■ Auch die flächendeckende Nahversorgung innerhalb des Gemeindegebietes wird nicht tangiert, vielmehr wird sie mit der Stärkung und Sicherung eines Bestandsstandortes im Zusammenspiel mit den übrigen Anbietern langfristig gesichert. Sichergestellt wird zudem die grundzentrale Ver- sorgungsfunktion der Gemeinde insgesamt durch die Sicherung des Branchenmix aus Vollsorti- ments- und Discountanbietern.

■ Aufgrund der Dimensionierung des Erweiterungsvorhabens sind wesentliche absatzwirtschaftliche Auswirkungen auf die Nachbargemeinde Heiden sowie auch die weiteren Nachbarkommunen und damit negative übergemeindliche Auswirkungen für zentrale Versorgungsbereiche und die woh- nungsnahe Versorgung auszuschließen. Wenngleich für den Aldi-Markt geringe Zuflüsse aus Hei- den anzunehmen sind, ist eine wesentliche Ausdehnung des Einzugsgebietes über die Gemein- degrenzen hinweg nicht zu erwarten. Vielmehr ist die Umsatzumverteilung gegenüber Betrieben außerhalb von Reken zu großen Teilen auf die Rückholung derzeit abfließender nahversorgungs- relevanter Kaufkraft zurückzuführen.

■ Für die sonstigen Sortimente / Non-Food-Sortimente, für die eine zusätzliche Umsatzleistung von rd. 0,2 Mio. € zu erwarten ist, kann davon ausgegangen werden, dass die entsprechende Kaufkraft derzeit bereits überwiegend von größeren Lebensmittelmärkten gebunden wird. Somit kann unter- stellt werden, dass die hierdurch hervorgerufenen Umsatzverlagerungen in erster Linie Lebensmit- telmärkte betreffen werden. Sonstige Einzelhandelsbetriebe werden dagegen nur in einem sehr geringen Maß wettbewerblich tangiert, sodass die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Facheinzel- handels in den zentralen Versorgungsbereichen nicht gefährdet wird. Im Fazit stellt die geplante Erweiterung aus BBE-Sicht eine maßvolle und bedarfsgerechte Weiterentwick- lung eines bestehenden, für das örtliche Versorgungsangebot wichtigen Nahversorgungsstandortes dar. Im Falle der geplanten Erweiterung des Aldi-Marktes können nachteilige Auswirkungen auf zentrale Ver- sorgungsbereiche und die wohnungsnahe Versorgung in Reken und den Nachbarkommunen gemäß § 11 Abs. 3 BauNVO ausgeschlossen werden.

39 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

8 Bewertung weiterer Fragestellungen 8.1 Einordnung des Vorhabens in die Ziele des Landesentwicklungsplans

Mit dem Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen20 bestehen Ziele und Grundsätze der Raumord- nung, die im Rahmen des Bauleitplanverfahrens in der Abwägung beachtet (Ziele) bzw. berücksichtigt (Grundsätze) werden müssen. Im Hinblick auf das Planvorhaben sind folgende Ziele zu berücksichtigen:

■ Ziel 6.5-1: Standorte nur in Allgemeinen Siedlungsbereichen Kerngebiete und Sondergebiete für Vorhaben im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO dürfen nur in re- gionalplanerisch festgelegten Allgemeinen Siedlungsbereichen dargestellt und festgesetzt wer- den.

■ Ziel 6.5-2: Zentrenrelevante Kernsortimente: Standorte nur in zentralen Versorgungsberei- chen Dabei dürfen Kerngebiete und Sondergebiete für Vorhaben im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO mit zentrenrelevanten Kernsortimenten nur: - in bestehenden zentralen Versorgungsbereichen sowie - in neu geplanten zentralen Versorgungsbereichen in städtebaulich integrierten Lagen, die aufgrund ihrer räumlichen Zuordnung sowie verkehrsmäßigen Anbindung für die Versorgung der Bevölkerung zentrale Funktionen des kurz-, mittel- oder langfristigen Bedarfs erfüllen sol- len, dargestellt und festgesetzt werden. Zentrenrelevant sind - die Sortimente gemäß Anlage 1 und - weitere von der jeweiligen Gemeinde als zentrenrelevant festgelegte Sortimente (ortstypische Sortimentsliste). Ausnahmsweise dürfen Sondergebiete für Vorhaben im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO mit nah- versorgungsrelevanten Kernsortimenten auch außerhalb zentraler Versorgungsbereiche dar- gestellt und festgesetzt werden, wenn nachweislich: - eine Lage in den zentralen Versorgungsbereichen aus städtebaulichen oder siedlungsstruktu- rellen Gründen, insbesondere der Einhaltung gewachsener baulicher Strukturen oder der Rücksichtnahme auf ein historisch wertvolles Ortsbild nicht möglich ist und - die Bauleitplanung der Gewährleistung einer wohnungsnahen Versorgung mit nahversor- gungsrelevanten Sortimenten dient und - zentrale Versorgungsbereiche von Gemeinden nicht wesentlich beeinträchtigt werden.

20 Veröffentlichung der Rechtsverordnung am 25. Januar 2017

40 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

■ Ziel 6.5-3: Beeinträchtigungsverbot Durch die Darstellung und Festsetzung von Kerngebieten und Sondergebieten im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO mit zentrenrelevanten Sortimenten dürfen zentrale Versorgungsbereiche von Gemeinden nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Diese landesplanerischen Zielvorgaben sind gemäß § 1 Abs. 4 Baugesetzbuch in allen Bauleitplanverfah- ren für großflächige Einzelhandelsvorhaben zu beachten. Im Einzelnen kommt ein Abgleich der projektre- levanten landesplanerischen Ziele mit dem Planvorhaben zu folgenden Ergebnissen:

■ Ziel 6.5-1: Standorte nur in Allgemeinen Siedlungsbereichen Der Regionalplan stellt für den Planstandort einen Allgemeinen Siedlungsbereich dar, das landes- planerische Ziel wird somit gewahrt.

■ Ziel 6.5-2: Der Planstandort befindet sich außerhalb eines zentralen Versorgungsbereiches, inso- fern ist zu prüfen, ob die Ausnahmeregelung für nahversorgungsrelevante Kernsortimente anzu- wenden ist: Innerhalb des Hauptzentrums von Groß Reken sind keine geeigneten Flächen für die Ansiedlung großflächiger Handelsnutzungen verfügbar (vgl. Prüfung mehrerer möglicher Potenzialflächen im Rahmen des Abstimmungsprozesses zur 1. Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkon- zeptes21), so dass aus gutachterlicher Sicht auch Standorte außerhalb der zentralen Versor- gungsbereiche in Betracht kommen müssen. Bei dem Planstandort handelt es sich zudem nicht um einen neuen Standort bzw. Anbieter, son- dern einen bereits langjährig am Markt etablierten Standort. Die geplante Neuaufstellung des an- sässigen Discountmarktes ist als Sicherung der Nahversorgung im Kernort von Reken bzw. die Gemeinde insgesamt zu bewerten. Der Planstandort trägt deutlich zum Erhalt der grundzentralen Versorgungsfunktion sowie einem bedarfsgerechten Branchenmix aus Vollsortiments- und Dis- countanbietern in der Gemeinde Reken bei. Bei Zugrundlegung eines 700 m-Radius bietet der Standort Kardinal-von-Galen-Straße / Dorste- ner Straße eine fußläufige Versorgungsmöglichkeit für immerhin rd. 2.872 Einwohner. Bei der Be- trachtung eines 1.000 m-Radius sind es bereits rd. 4.044 EW – er deckt damit einen wesentlichen Teil von Groß Reken ab. Der Standort stellt eine sinnvolle Ergänzung zum Penny-Markt im zentra- len Versorgungsbereich sowie dem solitär gelegenen Edeka-Standort dar, die beide keine einer fußläufigen Versorgung der südlichsten Rekener Wohngebiete gewährleisten. Zudem werden von einem hohen Anteil der Rekener Bevölkerung (knapp 60 %) – abgesehen von grundlegenden Versorgungsangeboten vor Ort (z. B. Maria Veen und Bahnhof Reken) – ergänzende Versor- gungsmöglichkeiten mit dem Pkw aufgesucht, so dass das Planvorhaben im Kernort Groß Reken hierfür eine zentralen Lage aufweist. Es übernimmt damit eine gesamtgemeindliche Versorgungs- funktion. Unter Berücksichtigung des im engen Nahbereich (700 m-/1.000 m-Radius) ansässigen Einwoh- ner- bzw. nahversorgungsrelevanten Kaufkraftpotenzials (ca. 2.872 bzw. 4.044 Einwohner/ ca. 7,6 bzw. 10,7 Mio. € nahversorgungsrelevante Kaufkraft) ist die projektierte Dimensionierung von max. 1.000 m² Verkaufsfläche aus gutachterlicher Sicht als maßstabsgerecht zu bewerten. Die

21 vgl. Einzelhandels- und Zentrenkonzept, 1. Fortschreibung 2018, S. 69 ff.

41 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Prognose der Umsatzherkunft belegt ebenfalls, dass das Planvorhaben überwiegend der Versor- gung in der Gemeinde Reken dienen wird. Denn der Markt wird mit 79 % den größten Umsatzan- teil aus dem Gemeindegebiet generieren. Weitere 17 % des Umsatzes werden mit Kunden aus der Nachbargemeinde Heiden, etwa 5 % mit auswärtigen Kunden getätigt.

■ Ziel 6.5-3: Im Rahmen der vorliegenden Auswirkungsanalyse konnte nachgewiesen werden, dass von dem Vorhaben keine wesentliche Beeinträchtigung der Versorgungsstrukturen und keine Ge- fährdung städtebaulich schutzwürdiger zentraler Versorgungsbereiche und deren Entwicklungsfä- higkeit ausgehen werden. Das Beeinträchtigungsverbot wird somit durch das Vorhaben gewahrt.

8.2 Bewertung des Planvorhabens nach den Grundsätzen des Einzel- handels- und Zentrenkonzepts der Gemeinde Reken

Die 1. Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes der Gemeinde Reken von 2018 (als städtebauliches Entwicklungskonzept i. S. v. § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB) bildet den Rahmen für eine städ- tebaulich geordnete Entwicklung des Einzelhandels. Das Konzept spiegelt die städtebaulichen Zielvor- stellungen und Ansiedlungskriterien für (großflächige) Vorhaben zur Einzelhandelsentwicklung in der Gemeinde Reken wider. Hierbei wird vor allem eine räumliche Steuerung des (großflächigen) Einzelhan- dels mit nahversorgungs- und zentrenrelevanten Sortimenten empfohlen.

Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Gemeinde Reken richtet sich im Einzelnen an den nachfol- genden aufgeführten Leitzielen aus:

■ Sicherung und Stärkung der grundzentralen Versorgungsfunktion der Gemeinde Reken

■ Stärkung und Weiterentwicklung des Hauptzentrums Groß Reken ■ Schutz und Stärkung der weiteren Ortszentren Bahnhof Reken und Maria Veen

■ Gemeindeverträgliche Sicherung und Förderung der flächendeckenden, verbrauchernahen Ver- sorgung Die Ansiedlungsgrundsätze bezüglich nahversorgungsrelevanter Sortimente empfehlen für großflächige Einzelhandelsbetriebe mit nahversorgungsrelevanten Kernsortimenten vorrangig einen Standort inner- halb der zentralen Versorgungsbereiche. Ausnahmsweise sollen für Betriebe mit nahversorgungsrelevan- ten Kernsortimenten aber auch Standorte außerhalb zentraler Versorgungsbereiche zulässig sein – hier- zu gehören im Besonderen die räumlich definierten Nahversorgungsstandorte (Entwicklungsstandort Nahversorgung, Nahversorgungsstandort mit erweitertem Bestandsschutz).

Der Standort an der Dorstener Straße wird als Nahversorgungsstandort mit erweitertem Bestandsschutz eingeordnet. Aufgrund der Verbundlage aus Discounter und Vollsortimenter stellt er einen wichtigen Be- standteil des Versorgungsnetzes der Gemeinde Reken dar und übernimmt ebenfalls eine schützenswerte Versorgungsfunktion in Ergänzung zum zentralen Versorgungsbereich. Im Sinne des Einzelhandelskon- zeptes soll dem Standort eine Entwicklungsmöglichkeit i. S. e. verträglichen Bestandssicherung gewährt werden. Für die hier ansässigen Betreiber soll aus konzeptioneller Sicht die Möglichkeit zur Beibehaltung marktfähiger Betriebsformate durch einen erweiterten Bestandsschutz bestehen.

42 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

Die aktuellen Planungen der Firma Aldi wurden bereits auf konzeptioneller Ebene berücksichtigt. So wird im Rahmen der 1. Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes festgestellt, dass der Vor- habenstandort der Gewährleistung der wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung von Reken dient und er eine „Ergänzungsfunktion“ zum zentralen Versorgungsbereich übernimmt, da dieser aufgrund fehlen- der Entwicklungsmöglichkeiten eine bedarfsgerechte Versorgung nicht alleine erfüllen kann.22 Die ge- plante Verlagerung des Aldi-Marktes auf das benachbarte Grundstück wurde bereits in der konzeptionel- len Abgrenzung berücksichtigt, im Bereich des Bestandsmarktes wird eine Einzelhandelsfolgenutzung ausgeschlossen. Die geplante Dimensionierung des Aldi-Marktes von 1.000 m² Verkaufsfläche liegt an der unteren Grenze der gängigen Markteintrittsgrößen von Discountmärkten und ist auch vor dem Hinter- grund des örtlichen Nachfragepotenzials als maßstabsgerechten Größenordnung im Rahmen einer nachhaltigen Bestandssicherung zu bewerten.

Das Erweiterungsvorhaben fügt sich damit in die Zielvorstellungen des kommunalen Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes der Gemeinde Reken ein.

22 vgl. Einzelhandels- und Zentrenkonzept, 1. Fortschreibung 2018, S. 79

43 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

9 Fazit

■ In der Gemeinde Reken liegen Planungen zur Erweiterung eines ansässigen Lebensmitteldis- countmarktes vor. Die Firma Aldi plant ihre Filiale an der Kardinal-von-Galen-Straße 6 von derzeit zulässigen 800 m² auf eine Größenordnung von rd. 1.000 m² Verkaufsfläche (VKF) zu erweitern. Aufgrund nicht ausreichender Flächenkapazitäten soll der Discountmarkt auf ein benachbartes Grundstück südlich des benachbarten K+K-Marktes an der Dorstener Straße verlagert werden. Für das Altobjekt wird eine einzelhandelsfremde Nutzung zugesichert.

■ Die Angebotsausrichtung wird auch nach der Erweiterung primär bei nahversorgungsrelevanten Sortimenten liegen. Die geplante Erweiterungsmaßnahme zielt nach Auskunft der Fa. Aldi nicht auf eine Ausweitung des Sortimentsangebotes ab. Vielmehr sollen durch die Erweiterungsmaß- nahme die Voraussetzungen für eine großzügigere Warenpräsentation, eine verbesserte Kunden- führung und eine Optimierung der internen Logistikabläufe geschaffen werden. Das Planvorhaben und die damit verbundene Optimierung des Marktauftrittes sind somit als bestandssichernde Maß- nahmen zu bewerten, die der Stabilisierung der erreichten Marktposition dienen.

■ Für das Planvorhaben die Änderung des wirksamen Bebauungsplanes hinsichtlich der für den Discountmarkt zulässigen Verkaufsfläche sowie der Ausdehnung bzw. räumlichen Lage des Son- dergebietes und eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplanes erforderlich.

■ Das Marktgebiet des Aldi-Marktes wird sich maßgeblich an der grundzentralen Versorgungsfunk- tion von Reken orientieren und demnach in erster Linie die eigene Bevölkerung ansprechen. Da sich in der Nachbargemeinde Heiden der Betreiber Aldi vom Markt zurückgezogen hat, sind für das Planvorhaben gewisse Zuflüsse durch Heidener Kunden zu erwarten, die dieses als Ein- kaufsalternative zu ihren örtlichen Angeboten nutzen. Da in den übrigen benachbarten Städten und Gemeinden vergleichbare Versorgungsstrukturen vorzufinden sind, ist von dort keine wesent- liche Orientierung auf die in Reken vorgehaltenen Angebote anzunehmen. Dies gilt für die zu er- weiternde Aldi-Filiale umso mehr, als in den weiteren Nachbarkommunen jeweils eigene Aldi- Märkte vertreten sind, so dass diese Märkte entsprechend die Ausstrahlkraft des zu erweiterten Aldi-Marktes zusätzlich begrenzen. Insgesamt umfasst das Einzugsgebiet des Planvorhabens ein Bevölkerungspotenzial von rd. 22.840 Einwohnern.

■ Nach der Erweiterung stammt mit einem Umsatz von etwa 2,5 Mio. € (nur Nahversorgung) ein An- teil von 38 % der Kunden des Marktes aus dem erweiterten Nahbereich, weitere 41 % aus dem sonstigen Gemeindegebiet von Reken (rd. 2,7 Mio. €). Darüber hinaus ist ein Kundenanteil von rd. 17 % (rd. 1,1 Mio. €) aus der Nachbargemeinde Heiden sowie auch (diffuse) Streuumsätze zu er- warten, die aus Zufallseinkäufen resultieren und einen Umsatz- bzw. Kundenanteil von max. 5 % (rd. 0,3 Mio. €) aus einem größeren Herkunftsbereich erreichen. Er dient somit auch nach der Er- weiterung vor allem der Versorgung der in Groß Reken und im übrigen Gemeindegebiet lebenden Bevölkerung. Während der Anbieter im Gemeindegebiet von Reken eine Kaufkraftbindungsquote von rd. 13 % erzielen kann, fällt diese bezogen auf die Nachbargemeinde Heiden deutlich niedri- ger aus.

■ Derzeit entfallen rd. 5,3 Mio. € von insgesamt 6,1 Mio. € Umsatz auf die nahversorgungsrelevan- ten Sortimente. Nach erfolgter Modernisierung werden in der „Worst-Case-Betrachtung“ von ins-

44 Auswirkungsanalyse Aldi-Erweiterung in Reken

gesamt max. 7,6 Mio. € etwa 6,6 Mio. € in den nahversorgungsrelevanten Sortimenten erwirt- schaftet.

■ Die Verkaufsflächenerweiterung wird im Zuge der Neuaufstellung zu einer Umsatzsteigerung von insgesamt max. 1,5 Mio. € führen. Auf den Bereich der nahversorgungsrelevanten Sortimente wird dabei mit rd. 1,3 Mio. € der größte Umsatzanteil entfallen. Für den Bereich der sonstigen Non- Food-Sortimente wird ein Umsatzzuwachs von rd. 0,2 Mio. € erwartet.

■ Der Aldi-Markt dient auch nach der Erweiterung vor allem der Versorgung der Bevölkerung im Gemeindegebiet von Reken. Damit resultiert der zu erwartende Umsatz vor allem aus einer er- höhten Kaufkraftbindung im heutigen Einzugsgebiet, eine räumliche Ausdehnung des Marktgebie- tes ist angesichts der Siedlungs- und Wettbewerbsstrukturen nicht zu erwarten. Vielmehr ist da- von auszugehen, dass die Erweiterung insbesondere zu Umsatzumverteilungen innerhalb des Gemeindegebietes selbst führen wird. Zudem kann zumindest ein gewisser Anteil der Kaufkraft, der aktuell an Einkaufsstandorte außerhalb der Gemeinde Reken abfließt, nach der Attraktivitäts- steigerung des Aldi-Marktes vermehrt vor Ort gebunden werden.

■ Die Auswirkungsanalyse zeigt, dass wettbewerbliche Auswirkungen des Erweiterungsvorhabens innerhalb bestehender Marktstrukturen vorrangig bei vergleichbaren Anbietern, also bei den örtli- chen Lebensmittelmärkten und hier insbesondere bei Discountanbietern, zum Tragen kommen werden. Dies ist innerhalb der Gemeinde Reken in erster Linie der Penny-Markt im Ortskern von Reken sowie nachgeordnet auch die Vollsortimentsanbieter in den Nahversorgungszentren Bahn- hof Reken und Maria Veen und der solitär gelegene Edeka-Markt an der Kirchstraße in Groß Re- ken. In der Gemeinde Heiden sind auch für den unmittelbaren Wettbewerber Lidl Umsatzverluste zu erwarten. Bezogen auf die jeweiligen Standortlagen bewegen sich die Umsatzumlenkungen in einer Größenordnung von 0,1 bis 0,4 Mio. € bzw. in Relation zu den relevanten Bestandsumsät- zen bei 2 bis 7 % und damit im Rahmen üblicher Wettbewerbswirkungen.

■ Die Umverteilungseffekte stellen in keinem Fall die wirtschaftliche Tragfähigkeit einzelner Betriebe infrage. Städtebaulich relevante Auswirkungen sind somit nicht zu erwarten und auch die Entwick- lungsfähigkeit der zentralen Versorgungsbereiche (Hauptzentrum, Nahversorgungszentrum) wird durch die bestandsichernde Erweiterung des Aldi-Marktes nicht tangiert. Vielmehr werden die Entwicklungsmöglichkeiten des Hauptzentrums durch die räumlichen Gegebenheiten einge- schränkt (fehlenden Potenzialflächen zur Ansiedlung großflächiger Handelsnutzungen, so dass für eine gesicherte gesamtgemeindliche Versorgungsstruktur auch Standorte außerhalb des Haupt- zentrums unverzichtbar sind, da der zentrale Versorgungsbereich Hauptzentrum eine bedarfsge- recht Versorgung für die Gemeinde alleine nicht erfüllen kann.

■ Die geplante Erweiterung stellt aus BBE-Sicht eine maßvolle und bedarfsgerechte Weiterentwick- lung eines bestehenden Nahversorgungsstandortes dar, der neben den Angebotsstandorten in den zentralen Versorgungsbereichen (Hauptzentrum, Nahversorgungszentren) zusammen mit dem solitär gelegenen Edeka-Markt und dem benachbarten K+K-Markt einen wichtigen Bestand- teil des örtlichen Versorgungsnetzes darstellt. Neben dem Planvorhaben ist mit dem Penny-Markt im Ortskern lediglich ein weiterer Discountmarkt in Reken ansässig. Ohne den zu erweiternden Aldi-Markt ergäbe sich somit ein deutliches Versorgungsdefizit im Discountsegment.

■ Im Hinblick auf die Ziele der Landesplanung kann aus gutachterlicher Sicht die Wahrung der Aus- nahmeregelung von Ziel 6.5-2 LEP NRW geltend gemacht werden. Innerhalb des Hauptzentrums von Groß Reken sind keine geeigneten Flächen für die Ansiedlung großflächiger Handelsnutzun-

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gen verfügbar (vgl. Prüfung mehrerer möglicher Potenzialflächen im Rahmen des Abstimmungs- prozesses zur 1. Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes), so dass zur Gewähr- leistung einer bedarfsgerechten Versorgung auch Standorte außerhalb der zentralen Versor- gungsbereiche in Betracht kommen müssen. Die geplante Neuaufstellung des bereits langjährig am Markt etablierten Discountmarktes ist als Sicherung der Nahversorgung im Kernort von Reken bzw. die Gemeinde insgesamt zu bewerten. Der Planstandort trägt deutlich zum Erhalt der grund- zentralen Versorgungsfunktion sowie einem bedarfsgerechten Branchenmix aus Vollsortiments- und Discountanbietern in der Gemeinde Reken bei. Zusätzlich zur Versorgung seines fußläufigen Einzugsbereiches – und hier insbesondere der südlichsten Wohngebiete – stellt der Standort ein Versorgungsangebot für einen hohen Anteil der Rekener Bevölkerung bereit, der – abgesehen von grundlegenden Versorgungsangeboten vor Ort – ergänzende Versorgungsmöglichkeiten mit dem Pkw aufsuchen muss. Die projektierte Dimensionierung von ca. 1.000 m² Verkaufsfläche ist aus gutachterlicher Sicht als maßstabsgerecht zu bewerten.

■ Der Standort an der Dorstener Straße wird in der 1. Fortschreibung des Einzelhandels- und Zen- trenkonzeptes der Gemeinde Reken von 2018 als Nahversorgungsstandort mit erweitertem Be- standsschutz eingeordnet. Gemäß den Empfehlungen des Einzelhandelskonzeptes soll dem Standort eine Entwicklungsmöglichkeit i. S. e. verträglichen Bestandssicherung gewährt werden. Für die hier ansässigen Betreiber soll aus konzeptioneller Sicht die Möglichkeit zur Beibehaltung marktfähiger Betriebsformate durch einen erweiterten Bestandsschutz bestehen. Die aktuellen Planungen der Firma Aldi fügen sich somit also in die Zielvorstellungen des kommunalen Konzep- tes ein.

Münster, im Mai 2018 BBE Handelsberatung GmbH

i. V. Ann-Kathrin Lötz i. V. Jörg Lehnerdt Consultant Niederlassungsleiter

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