Archäologie in der Steiermark Präsentation – Vermittlung – Finanzierung

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie

an der Karl-Franzens-Universität

vorgelegt von Angelika Alexandra KUPFER

am Institut für Archäologie Begutachter: Univ.-Prof. Dr. phil. Peter Scherrer

Graz, 2014

Wenn das Vergangene für immer vorüber wäre und das Bewältigte oder wenigstens Überstandene ein für allemal erledigt, dann erst, vielleicht dann erst wäre die Geschichtswissenschaft bedeutungslos und den Museen bliebe nur mehr ihre nostalgische Ästhetik. Doch das Zurückgebliebene scheint uns fortwährend zu überholen, um immer wieder in wechselnder Verkleidung seinen Tribut zu fordern von denen, die nichts aus der Geschichte lernen.

Gedicht von Herms Fritz beim Stiegenaufgang des Museums im Alten Zeughaus Bad Radkersburg

Vorwort

Bereits als kleines Mädchen war ich von Museen fasziniert. Ein Museumsbesuch war für mich nicht mit Langeweile verbunden, sondern mit der Freude, Neues kennenzulernen und zu entdecken. Anfangs zog es mich in die naturwissenschaftlichen und technischen Museen, doch bald lernte ich auch Themen wie die Archäologie, die Kultur- und Kunstgeschichte oder die Astronomie und Architektur kennen. Neben meinem Beruf als Kindergartenpädagogin war es schließlich die Archäologie, deren Arbeits- und Forschungsmethoden ich näher ken- nenlernen wollte und der ich letztlich viele Studierstunden widmete. Schon durch meine Tätigkeit als Pädagogin, aber auch durch meine Erfahrung in der Kultur- vermittlung war ich ständig damit konfrontiert, unterschiedliche Wissensinhalte abgestimmt auf spezielle Personengruppen vermitteln zu müssen. Die Aufbereitung machte mir dabei meist ausgesprochen große Freude, und ich bin überzeugt davon, dass man mit den richtigen Methoden Interesse für fast jedes Thema wecken kann. Diese persönliche Erfahrung und schließlich das Gespräch mit dem Schweizer Archäologen René Hänggi, dem Leiter des Vindonissa-Museums in Brugg, sowie die Absprache mit meinem Diplomarbeitsbetreuer Univ.-Prof. Dr. Peter Scherrer bewegte mich schließlich zur Wahl des vorliegenden Diplom- arbeitsthemas. An dieser Stelle möchte ich mich bei zahlreichen Personen bedanken, die mich auf dem lan- gen Weg zur fertigen Diplomarbeit unterstützt haben. Für die Hilfe bei der Ideenfindung möchte ich mich bei Rene Hänggi bedanken. Für die Annahme und Betreuung dieser Arbeit, die viele Treffen und Gespräche nötig machte, bedanke ich mich bei Herrn Univ.-Prof. Dr. Scherrer sehr herzlich. Für ihre fachliche Beratung danke ich Dr. Bernhard Hebert, Mag. Susanne Tiefengraber, Mag. Evelyn Kaindl-Ranzinger, Mag. Daniel Modl, Mag. Christoph Gutjahr, Mag. Martina Roscher und Mag. Gabriele Wolf. Besonderer Dank gilt den zahl- reichen InterviewpartnerInnen für die Zeit und Aufmerksamkeit, die sie meiner Untersuchung schenkten. Für die technische Hilfe bei der Erstellung der Datenbank möchte ich mich bei meinem Bruder Reinhard Kupfer sehr herzlich bedanken. Von Herzen bedanken möchte ich mich auch bei meinem Lebensgefährten Mag. Hannes Friedrich Schwab, der mir mit viel Ge- duld immer ein offenes Ohr schenkte, mich auf dem Weg zum Abschluss dieser Arbeit mit Liebe begleitete sowie für das Lektorat zuständig war. Ein herzlicher Dank für ihr Verständ- nis, die Unterstützung und Geduld gilt meiner Familie, meinen Freunden und meinen StudienkollegInnen.

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...... 2 2 Begriffsbestimmungen ...... 3 2.1 Archäologie ...... 3 2.2 Steiermark ...... 4 2.3 Präsentation und Vermittlung ...... 4 2.4 Finanzierung ...... 7 3 Vom kulturellen Gedächtnis über die archäologische Forschung zur Denkmal- pflege ...... 8 3.1 Anfänge der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ...... 9 3.1.1 Antike ...... 10 3.1.2 Kaiserzeit und Spätantike ...... 14 3.1.3 Früh- und Hochmittelalter (500/600 n. Chr. bis Mitte des 16. Jahrhunderts) ...... 17 3.1.4 Renaissance (1400–1600) ...... 20 3.1.5 Gegenreformation und Barock (1600–1750) ...... 23 3.1.6 Aufklärung und Anfänge der Denkmalpflege (1750–1850) ...... 25 3.1.6.1 Gesellschaftlicher und politischer Hintergrund ...... 25 3.1.6.2 Das "k. k. Münz- und Antikenkabinett“ ...... 30 3.1.7 „Wissenschaftliche Periode“ (seit 1850) ...... 32 3.1.8 Der Umgang mit dem archäologischen Erbe in der Steiermark...... 33 3.1.9 Zeitgebundenheit des Denkmalverständnisses ...... 36 3.1.10 Kulturelles Gedächtnis als Zukunftsperspektive ...... 37 3.2 Das österreichische Bundesdenkmalamt (BDA) ...... 38 3.2.1 Geschichte der Denkmalpflege in Österreich ...... 38 3.2.2 Denkmal und Denkmalschutzgesetz (DMSG) ...... 43 3.2.3 Das österreichische Bundesdenkmalamt (BDA)...... 45 3.2.4 Internationale Vereinbarungen zum Schutz des kulturellen Erbes ...... 48 3.2.5 Öffentlichkeitsarbeit des BDA ...... 50 3.3 Geschichte des Universalmuseums Joanneum...... 52 4 Archäologie und Öffentlichkeit ...... 60 4.1 Öffentliches Interesse an der Archäologie...... 60 4.2 Erlebnisorientierung der Gesellschaft ...... 63 4.3 Bedingungen des Lernens ...... 64 4.4 Popularisierung von Archäologie und Zukunftswünsche ...... 66 5 Keine Vermittlung ohne Erhaltung – Schutz archäologischer Denkmäler und Funde ...... 69 5.1 Erhaltung und Schutz von unbeweglichen archäologischen Denkmälern ...... 70 5.1.1 Schäden an historischen Bauwerken ...... 71 5.1.2 Internationale Übereinkünfte zum Schutz und zur Erhaltung archäologischer Denkmäler ...... 74 5.1.3 Methoden und Maßnahmen des Schutzes und der Erhaltung ...... 77 5.2 Erhaltung und Schutz beweglicher archäologischer Funde ...... 84 5.2.1 Grundsätze für das Bewahren von Ausstellungsobjekten ...... 85 5.2.2 Schädigende Einflüsse ...... 85 5.2.3 Schutzmaßnahmen zur Erhaltung und Bewahrung beweglicher archäologischer Objekte ...... 88 6 Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte...... 91 6.1 Öffentlichkeitsarbeit im Zuge archäologischer Ausgrabungen ...... 92 6.2 Präsentierter Befund ...... 94 6.3 Freilichtmuseum ...... 95 6.3.1 Rekonstruktion – Experimentelle Rekonstruktion ...... 99 6.3.2 Experimentelle Archäologie ...... 101

6.3.3 Erlebniswelten ...... 105 6.4 Archäologischer Park ...... 108 6.5 Themenweg ...... 114 6.6 Museum – Ausstellung – Sammlung ...... 119 6.7 Römerstein – Römersteinsammlung (Lapidarium) ...... 126 6.8 Kulturtouristische Einrichtung ...... 130 6.9 Informationstafel ...... 130 6.10 Publikation ...... 131 6.11 Internet ...... 134 7 Datenauswertung der erfassten archäologischen Präsentations- und Vermittlungs- angebote in der Steiermark ...... 137 7.1 Methodik der Datenerhebung ...... 137 7.2 Datenauswertung ...... 139 7.2.1 Erfasste Einrichtungen ...... 139 7.2.2 Erfasste Einrichtungen innerhalb der steirischen Bezirke ...... 140 7.2.3 Epochenzuordnung ...... 141 7.2.4 Die Einrichtungsart „Museum – Ausstellung – Sammlung“ im Detail ...... 142 7.2.5 Alter der Einrichtungen in der Kategorie „Museum – Ausstellung – Sammlung“ ...... 143 7.2.6 Anteil der archäologischen Inhalte an den Museumsobjekten ...... 144 7.2.7 Träger der Museen, Ausstellungen und Sammlungen (ohne Kleinausstellung) ...... 145 7.2.8 Finanzierungsmittel der Museen, Ausstellungen, Sammlungen (ohne Kleinausstellungen) ...... 146 7.2.9 MitarbeiterInnen, BesucherInnen und Ausstellungsflächen im Vergleich ...... 147 7.2.10 Vermittlungsangebot in Museen, Ausstellungen und Sammlungen (ohne Kleinausstellungen) im Ver- gleich ...... 150 8 Resümee und Ausblick...... 152 9 Register der erfassten Einrichtungen ...... 157 10 Katalog der erfassten Einrichtungen in der Steiermark ...... 162 10.1 Bezirk Bruck-Mürzzuschlag ...... 163 10.2 Bezirk Deutschlandsberg ...... 167 10.3 Bezirk Graz ...... 181 10.4 Bezirk Graz-Umgebung ...... 197 10.5 Bezirk Hartberg-Fürstenfeld ...... 210 10.6 Bezirk Leibnitz ...... 228 10.7 Bezirk Leoben ...... 254 10.8 Bezirk Liezen ...... 258 10.9 Bezirk Murau ...... 272 10.10 Bezirk Murtal ...... 280 10.11 Bezirk Südoststeiermark ...... 284 10.12 Bezirk Voitsberg ...... 307 10.13 Bezirk Weiz ...... 322 11 Literaturverzeichnis ...... 331 12 Anhang I: Fragebögen ...... 383 13 Anhang II: Zeittafel ...... 392 14 Anhang III: Steiermarkkarte ...... 393

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1 Einleitung

Die Archäologie ist eine Wissenschaft, die ein großes Publikum fasziniert. Dieses hat An- spruch auf eine zugleich wissenschaftlich korrekte und anschaulich aufbereitete Präsentation der Inhalte, auch um zu verstehen, wie wichtig der Schutz und der Erhalt unseres kulturellen Erbes ist. Diese Diplomarbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, Einrichtungen in der Steiermark zu erfassen, die archäologische Inhalte der Öffentlichkeit zugänglich machen. Zu diesen Ein- richtungen zählen Museen, Sammlungen, Ausstellungen, Römersteine, Römersteinsamm- lungen, präsentierte Befunde, Rekonstruktionen, Themenwege, kulturtouristische Einrichtun- gen sowie singuläre Informationstafeln. 125 steirische Einrichtungen wurden in einer Daten- bank erfasst. Die detaillierten Beschreibungen findet man im Katalogteil dieser Arbeit, eine Übersicht auf der Karte im Anhang. Erhoben wurden die inhaltlichen Schwerpunkte, die Zahl der jährlichen BesucherInnen, die Erreichbarkeit, die Vermittlungs- und Präsentationsme- thoden und die für die jeweilige Einrichtung zuständigen Träger. Auf diese Weise konnte der aktuelle Ist-Stand der archäologischen Vermittlungseinrichtungen in der Steiermark fest- gestellt werden. Alle Einrichtungen wurden von der Autorin selbst besucht und die Informationen mittels Er- hebungsbögen und Interviews erfasst. Anschließend wurden die Daten in eine Microsoft- Access-Datenbank eingegeben und in einem eigenen Kapitel statistisch ausgewertet. Ausge- wählt wurden jene Einrichtungen, die sich der Präsentation und Vermittlung archäologischer bzw. historischer Inhalte der Ur- und Frühgeschichte, der Antike und des Mittelalters widmen. Ausgehend von einer Darstellung der Geschichte der Denkmalpflege und des Universal- museums Joanneum werden die Bedeutung der Archäologie für die Öffentlichkeit sowie die Maßnahmen zum Schutz unseres archäologischen Erbes erörtert. Dem folgt eine Erläuterung der Möglichkeiten, archäologische Inhalte zu präsentieren und zu vermitteln. Mittels gelunge- ner Beispiele aus Österreich, Deutschland oder der Schweiz wird auf Möglichkeiten hin- gewiesen, die eventuell auch in der Steiermark genutzt werden können. Im Zentrum der Ar- beit stehen der umfassende Katalog mit den erfassten 125 Einrichtungen sowie die Auswer- tung, welche die Funktion hat, die steirische Vermittlungslandschaft auf übersichtliche Art darzustellen und zu analysieren. Ein Ausblick weist zum Schluss auf neue Entwicklungen innerhalb der steirischen Museumslandschaft hin, die auch für die archäologischen Präsenta- tions- und Vermittlungseinrichtungen in Zukunft wichtig sein werden.

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2 Begriffsbestimmungen

Der Titel dieser Diplomarbeit nennt die inhaltlichen Schwerpunkte. Wie Blitzlichter lassen die verwendeten Begriffe „Archäologie“, „Steiermark“, „Präsentation“, „Vermittlung“ und „Finanzierung“ die Grundpfeiler des Aufbaus und den Gegenstand der Arbeit erkennen. Sie sind den meisten Menschen zwar bekannt, können aber in unterschiedlichen wissen- schaftlichen Sparten wie etwa der Museologie ganz spezifische Bedeutungszuweisungen er- halten. Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich deshalb im Folgenden die verwen- deten Definitionen vorstellen und erläutern.

2.1 Archäologie

Die Archäologie ist laut der Herkunft aus dem Griechischen wörtlich die „Lehre von den An- fängen“, bezeichnet heute die umfassende Erforschung der gesamten materiellen Hinterlas- senschaft vergangener Kulturen und ist eine Disziplin der Geschichtswissenschaft. Die archä- ologische Forschung umfasst ein breites Aufgabengebiet, bei dem zahlreiche Methoden zur Anwendung kommen. Die Ausgrabung ist die in der Öffentlichkeit bekannteste Methode, allerdings nehmen andere Arbeiten wie z.B. die Sondierung, Datierung, Fundinterpretation oder die Veröffentlichung von Grabungsergebnissen einen weit größeren Raum in der tägli- chen Arbeit von ArchäologInnen ein.1 Die Archäologie als akademische Wissenschaft mit ihrer Forschungsgeschichte, den Fach- gebieten, den Forschungsmethoden und den wissenschaftlichen Erkenntnissen bildet die Basis dieser Diplomarbeit. Ein spezielles Augenmerk wird auf die Aufgabe der Archäologie gelegt, ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit zu vermitteln. Die dabei thematisierten Vermittlungs- angebote sind z.B. archäologische Befunde, die Erklärung archäologischer Forschungsmetho- den, ausgestellte Fundstücke aus Ausgrabungen oder auch die Einbettung archäologischer Befunde in die allgemeine Geschichtsschreibung. Schwerpunktmäßig werden dabei Angebote und Einrichtungen vorgestellt, deren Inhalte der Ur- und Frühgeschichte sowie der Antike, insbesondere der römischen Kaiserzeit, zuzuordnen sind. Allerdings werden auch exempla- risch Einrichtungen vorgestellt, die sich mittelalterlichen und neuzeitlichen Themen widmen, um einen Überblick über die Vermittlungsrealität zu geben.

1 Rehork 1975, 27. 3

2.2 Steiermark

Die Steiermark als Bundesland der parlamentarischen Bundesrepublik Österreich umfasst das Gebiet in den heutigen Grenzen, d.h. die ehemalige Untersteiermark wird als ein Teil des Staates Slowenien ausgeklammert. Um einen nachvollziehbaren Aufbau zu gewährleisten, habe ich eine Unterteilung der verschiedenen Einrichtungen nach politischen Bezirken (Verwaltungseinheiten) gewählt, innerhalb derer die Orte, in denen sich die vorgestellten Ein- richtungen befinden, alphabetisch gereiht sind. Die bereits erfolgten Bezirks- und Gemeinde- zusammenlegungen in den Jahren 2012/2013 im Zuge der steirischen Reformpartnerschafts- regierung wurden dabei berücksichtigt. In dieser Arbeit werden also Einrichtungen vorgestellt, die sich der Vermittlung archäologi- scher Inhalte widmen und sich auf dem Gebiet der heutigen Steiermark befinden. Allerdings ist eine solche Darstellung nur dann sinnvoll, wenn man zuvor auch über die Grenzen hinaus- geblickt hat und mögliche und bereits erprobte Vermittlungsangebote anderer Länder vor- stellt, die es in der Steiermark entweder ebenfalls gibt oder die wünschenswert sind. Erst da- nach beschreibe und erläutere ich im Vergleich dazu das vorhandene Angebot innerhalb der Steiermark.

2.3 Präsentation und Vermittlung

„Museal“ sind nach Friedrich Waidacher Objekte, wenn sie „als Zeugnisse einer bestimmten gesellschaftlichen Wirklichkeit im Dienste dieser Gesellschaft ausgewählt, erhalten, erforscht und vermittelt werden.“2 Für die Auswahl ist es notwendig zu wissen, welche materiellen Nachweise der Natur und des Menschen für eine Gesellschaft Gedenkfunktion erfüllen. Bei archäologischen Funden handelt es sich um „von Menschen geschaffene unbewegliche und bewegliche Gegenstände (einschließlich Überresten und Spuren gestaltender menschlicher Bearbeitung sowie künstlich errichteter oder gestalteter Bodenformationen) von geschichtli- cher, künstlerischer oder sonstiger kultureller Bedeutung“3. Präsentation und Interpretation sind die Mittel der musealen Kommunikation. Ziel einer musealen Präsentation ist es, etwas Abstraktes durch etwas Konkretes darzustellen, also ein semiotisches Verfahren, das im Falle der Archäologie darin besteht, Teile der Menschheits- geschichte durch Artefakte zu präsentieren. Diese authentischen Objekte4 sind zugleich

2 Waidacher 1999, 37. 3 DMSG §1 Abs. 1; BGBl. I Nr. 2/2008. 4 Vgl. Beusing 2011, 136. 4

Beweisstücke, was eine museale Präsentation grundlegend von anderen Vermittlungs- angeboten wie etwa Themenwegen oder singulären Informationstafeln unterscheidet.5 Beim bloßen Herzeigen von Gegenständen handelt es sich um eine Zurschaustellung. Die museale Ausstellung dagegen zeigt her und erzählt etwas zum Objekt, d.h. sie präsentiert ihre Objekte und ist damit eine Schaustellung mit Erläuterung.6 Präsentieren heißt also vergegen- wärtigen7 und zur Anschauung bringen. Dabei wird jemandem ein Inhalt zur sinnlichen Wahr- nehmung und Erkenntnis zur Verfügung gestellt. Damit die Präsentation ihre Ziele erreicht, muss die Erkenntnis, dass jeder Mensch seine Wirklichkeit konstruiert und deshalb jede In- formation vom Bewusstsein des Senders bis zum Bewusstsein des Empfängers vielfache Ver- änderungen erfährt, Berücksichtigung finden. Die museale Ausstellung muss daher das, was sie ausdrücken möchte, in Form eines je individuellen Systems verschiedener aufeinander bezogener Faktoren gestalten und dabei möglichst viele Sinne ansprechen.8 Der Gestaltung musealer Präsentationen stehen dafür zahlreiche Gestaltungsmittel von der Beleuchtung bis zur Textgestaltung zur Verfügung, die einander in ihrer Wirkung beeinflussen.9 Alle nicht-präsentierenden Kommunikationsformen gelten als museale Interpretation, die notwendig ist, da die ausgestellten Objekte allein nicht alle Kommunikationsebenen abdecken können.10 Die Interpretation ist also eine verstehende, deutende Auslegung. Sie geht von den Musealien aus und gibt Informationen über bestimmte Aspekte ihrer Herkunft und Bedeu- tung. Sie ermöglicht Einsichten und versucht Verständnis zu wecken, ist aber freiwillig und vom Interesse der RezipientInnen abhängig. Ihren Ausdruck findet sie in Form von Program- men und Publikationen. Unter „Programm“ ist die persönliche Vermittlung zu verstehen, beispielsweise Führungen und Rundgänge.11 Auch audiovisuelle und elektronische Medien können die Vermittlung bereichern.12 Präsentation und Vermittlung zeigen auf allen Sinnes- ebenen Wirkung und sind somit mehrdimensional erlebbar.13 An den meisten Museen, aber auch bei den meisten anderen Vermittlungseinrichtungen der Steiermark wie etwa Themen- wegen oder „Präsentierten Befunden“ werden den BesucherInnen zumindest persönliche Vermittlungsangebote in Form von Führungen angeboten. Weitere häufig angewandte

5 Vgl. Waidacher 2005, 121. 6 Waidacher 2005, 121. 7 lat. „praesentare“ = vergegenwärtigen. 8 Waidacher 2005, 141f. 9 Waidacher 2005, 163. 10 Vgl. Waidacher 2005, 177. 11 Waidacher 2005, 121. 177-184. 12 Waidacher 1999, 477 f. 13 Waidacher 1999, 239. 5

Vermittlungsangebote sind z.B. Workshops, Schulprogramme, Multiplikatorenprogramme, geführte Wanderungen, Vorträge und Kurse.

In der vorliegenden Arbeit werden – wie eingangs gesagt – auch Vermittlungsangebote vor- gestellt, die nicht auf musealen Sammlungen beruhen. Gleichwohl liegt diesen Angeboten aber die Intention zugrunde, Erinnerung zu bewahren und zu vermitteln, Verständnis für be- stimmte Objekte zu wecken und Einsichten in deren historischen Hintergrund zu ermöglichen. Ähnlichkeiten mit Musealien bestehen bei den „Präsentierten Befunden“, die etwa aus origi- naler Bausubstanz bestehen und einen historischen Befund in situ zeigen. „Präsentierte Befunde“14 sind in der Regel bereits archäologisch untersuchte und konservierte oder restau- rierte Objekte im Freigelände, die auf Informationstafeln erläutert werden. Unter Themenwegen15 sind Wander- bzw. Radrouten zu verstehen, die sich speziellen Themen widmen, darunter der Archäologie, und auf deren Wegvelauf sich Informationstafeln befin- den. Kulturtouristische Einrichtungen16 sind Dokumentations-, Bildungs- oder Unterhaltungsorte, deren oberstes Ziel die Erfüllung touristischer Bedürfnisse ist und nicht die archäologische Öffentlichkeitsbildung.17 Viele Überlegungen zur Präsentation und Vermittlung stammen aus dem Fach der wissen- schaftlichen Museologie, da archäologische Inhalte sowie Fundstücke häufig im Rahmen von Museumsausstellungen veröffentlicht werden. Informationstafeln, „Präsentierte Befunde“, Themenwege, Römersteine bzw. Römersteinsammlungen, Rekonstruktionen oder kultur- touristische Einrichtungen ergänzen die Angebote der Museen18 und werden daher in dieser Arbeit ebenfalls berücksichtigt. Überschneidung gibt es auch beim Publikum. Adressat eines Museums, aber auch anderer Vermittlungsangebote, ist eine höchst uneinheitliche Menge von Menschen, die weder einer einheitlichen Ideologie verpflichtet ist, noch über einen vergleichbaren Informations- oder Wissensstand verfügt.19 Die Mehrzahl der in dieser Diplomarbeit genannten Vermittlungseinrichtungen wird nicht kommentarlos zur Schau gestellt, sondern erfährt neben ihrer Präsentation auch eine

14 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Präsentierter Befund“. 15 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Themenweg“. 16 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Kulturtouristische Einrichtung“. 17 Diese Definition entstammt dem MUSIS-Kustodenlehrgang 2008/2009 Modul 1 (3). 18 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Museum – Ausstellung – Sammlung“. 19 Vgl. Waidacher 2005, 123. 6

Vermittlung. Das kann auch in minimaler Form geschehen, etwa bei einem römerzeitlichen Hügelgrab, bei dem Richtungspfeile mit dem Hinweis „Römergrab“ den Weg weisen und das Objekt historisch einordnen. Man erhält zwar in diesem Fall beim Hügelgrab selbst keine zu- sätzlichen Informationen über die Datierung, entdeckte Fundstücke, die Forschungstätigkeit, Forschungsergebnisse oder Publikationen, doch die Bezeichnung „Römergrab“ macht in Kombination mit dem historischen Allgemeinwissen bereits eine Interpretation möglich.

2.4 Finanzierung

Die Präsentation und Vermittlung archäologischer Inhalte ist in den meisten Fällen nicht ohne eine öffentliche oder private Finanzierung möglich. Bezahlt werden müssen die Einrichtung der Vermittlungsangebote, der laufende Betrieb, die Erhaltung und die Vermittlung durch Personen. Präsentation und Vermittlung sind untrennbar miteinander verbunden. Eine singuläre Präsentation von Objekten kann sehr gelungen sein, wirkt aber in Verbindung mit persönlicher Vermittlung noch stärker, spricht mehr Menschen an und erinnert dadurch immer wieder an die vermittelten historischen Zusammenhänge, aus denen die Funde und Befunde einst entstammten. Nur durch eine gesicherte Finanzierung kann eine dauerhafte Präsentation und Vermittlung gewährleistet werden. Daher soll im Rahmen dieser Diplomarbeit auch ein Blick auf die Personen und Institutionen geworfen werden, die sich um die finanziellen Mittel bemühen. Dazu gehören Gemeinden, Vereine oder ehrenamtliche HelferInnen, die als Kapital ihre Arbeitskraft und Zeit einbringen. Daher sollen auch die Finanzierungsmöglichkeiten kurz genannt werden. Zahlreiche Gemeinden der Steiermark wie etwa die Marktgemeinde Tieschen bemühen sich um die Präsentation und Vermittlung ihres kulturellen Erbes. Sie fi- nanzieren die Einrichtungen sowie deren Instandhaltung und Pflege. Aber auch zahlreiche Vereine wie beispielsweise der Archäologische Verein Flavia Solva oder der Historische Verein Hartberg haben es sich zur Aufgabe gemacht archäologische Inhalte der Öffentlichkeit näher zu bringen. Neben den öffentlichen Trägern Bund, Land und Kommune und den Verei- nen können auch Kirchen, Stiftungen, Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen Träger von archäologischen Präsentations- und Vermittlungseinrichtungen sein.

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3 Vom kulturellen Gedächtnis über die archäologische Forschung zur Denkmalpflege

„Wenn wir uns dem Altertum gegenüber stellen und es ernstlich in der Absicht anschauen, uns daran zu bilden, so gewinnen wir die Empfindung, als ob wir erst eigentlich zu Menschen würden.“ (J. W. Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre, 3)

In seiner Untersuchung „Die archäologische Erforschung der Römerzeit in Österreich“ schreibt Manfred Alois Niegl, dass jedes ernsthafte Studium mit einem Überblick über die geschichtliche Entwicklung des Wissenszweigs verbunden sei, da dieser den gegenwärtigen Stand der Wissenschaft kenntlich mache.20 Das gilt auch für die Archäologie, deren Ziele und Methoden auf den Erkenntnissen, Denkmodellen und Methoden aufbauen, die in der Vergan- genheit gewonnen wurden.21 Die archäologische Forschung und die Denkmalpflege wurden und werden auch heute noch von zwei wesentliche Faktoren beeinflusst: Gefühl und Intellekt. Nicht nur Erkenntnisgewinn, Wissenszuwachs und Vermehrung von Bildung prägten die Geschichte dieses Forschungs- zweigs, sondern auch die menschliche Emotion,22 die Johann Wolfgang von Goethe in seinem eingangs zitierten Werk „Wilhelm Meisters Wanderjahre“23 deutlich zum Ausdruck bringt. Materielle Zeugnisse der eigenen oder einer fremden Geschichte forderten den Menschen immer wieder heraus, zu diesen Stellung zu beziehen und Erklärungen für deren Existenz zu finden. Entscheidungen über das Bewahren und den eventuellen Verlust wurden nötig, boten aber auch die Möglichkeit zur Selbstvergewisserung oder Abgrenzung. Diese Auseinander- setzung mit historischen Objekten führte seit dem 18. Jahrhundert zur institutionalisierten Bau-, Kunst- und Bodendenkmalpflege.24

20 Niegl 1980, 9. 21 Niemeyer 1968, 19. 22 Niegl 1980, 272. 23 Goethe 1961, 500. 24 Pollak 2010, 9. 8

3.1 Anfänge der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Die Konfrontation menschlicher Gesellschaften mit historischem Kulturgut ist seit der Urzeit nachweisbar. Archäologische Befunde wie auch antike schriftliche Überlieferungen weisen auf spezifische Formen des Wahrnehmens von ruinösen Gebäuden, abgekommenen Siedlun- gen, Geländedenkmalen, Grabstätten oder Zufallsfunden hin. Obwohl uns die Gedanken- und Vorstellungswelt mancher Kulturen der Vergangenheit unbekannt ist, können wir aufgrund von Funden wie z.B. der Himmelsscheibe von Nebra aus der Bronzezeit davon ausgehen, dass die Menschen zu dieser Zeit über astronomische Kenntnisse, eine konkrete Vorstellung von Zeitabläufen und über ein Bewusstsein für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verfügten. Besonders Geländedenkmale wie Altstraßen, Hügelgräber und Befestigungen blieben, auch wenn sie ihre Funktion verloren hatten, wahrnehmbar und auch über Generationen hinweg erkennbar.25 Allerdings ist es nicht möglich, das Ausmaß an historischem Interesse der Men- schen schriftloser Kulturen anhand der zur Verfügung stehenden Quellen zu erfassen.26 Befestigte Höhensiedlungen, die mehrfach besiedelt oder nach langer Unterbrechung wieder- benutzt wurden, belegen eine Auseinandersetzung mit älteren Orten und Artefakten. Bei der Verstärkung der Erdwerke hat man zweifellos ihren Charakter erkannt und für den eigenen Bedarf genutzt. Dabei stieß man sicher auch auf Objekte aus vergangener Zeit, die eine Erklä- rung forderten. Auch Nachbestattungen in Hügelgräbern und die sekundäre Verwendung von Fundmaterialien zeugen von einem – zumindest praktischen – Bezug zu einer sehr fernen Vergangenheit.27 Das Wissen über die Vergangenheit beruht bei schriftlosen Kulturen auf mündlicher Überlie- ferung über die Generationenfolge hinweg. Allerdings reichen konkrete historische Kennt- nisse meist nicht weiter als vier Generationen zurück und werden daher, sobald die Ereignisse noch weiter in der Vergangenheit liegen, durch mythische Erzählungen ersetzt, in welchen Denkmale, Sänger, Feste und Rituale eine wichtige Rolle spielen.28 Feste leisten neben zahlreichen anderen Funktionen den Beitrag, die Vergangenheit, auf welcher die eigene Kul- tur beruht, zu vergegenwärtigen. Mit Hilfe dieser Vergegenwärtigung vergewissert sich eine Gruppe ihrer Identität und erinnert sich dabei an ihre Geschichte. Jan Assmann und Aleida Assmann prägten dafür den Begriff des „kulturellen Gedächtnisses“, welches sich auf Fix- punkte in der Vergangenheit richtet.29 Jede Gesellschaft verfügt über einen eigentümlichen

25 Pollak 2010, 10 f. 26 Assmann 2005, 67; Pollak 2010, 11. 27 Pollak 2010, 11 mit Anm. 10. 28 Assmann 2005, 48–56; Veit 2005, 26 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 12. 29 Vgl. Assmann 1999 und Assmann 2005, bes. 52 f. 9

Bestand an Wiedergebrauchstexten, -bildern und -riten, deren ‚Pflege’ das Selbstbild einer Gesellschaft stabilisiert und vermittelt.30 Da Riten eine Überlieferungs- und Vergegenwärti- gungsform des kulturellen Sinnes darstellen, zählen sie zum Bestand des kulturellen Gedächt- nisses. Dasselbe gilt für Gegenstände, die nicht nur auf einen Zweck, sondern auch auf einen Sinn verweisen, z.B. Symbole, Ikonen, Denksteine, Grabmale oder Tempel.31

3.1.1 Antike Wertvolle Information zur gesellschaftlichen Bedeutung von Denkmalen erhalten wir mittels antiker Schriftquellen, die Monumente erwähnen, oder aus Berichten, die deren Wahr- nehmung bei Zeitgenossen beschreiben.32 Erste Hinweise auf eine Interpretation archäologi- scher Denkmäler finden sich im Mesopotamien des letzten vorchristlichen Jahrtausends. Um an die Spuren der eigenen Vergangenheit zu gelangen, unternahm man erste Ausgrabungen.33 Die ägyptischen Tempel der Spätzeit sind als „gebaute Erinnerungen“ Beweise für ein bereits vorhandenes Geschichtsbewusstsein. Davon zeugen die zahlreichen Inschriften und Bild- szenen, die sich an den Wänden, den Decken und sogar an den Säulen der Tempel befinden. Diese Wände aus Stein verewigen Wissen. Sie zeigen kosmographische, geographische, theologische und mythologische Texte und Bilder sowie umfassende Bauinschriften und Texte mit ethischen Vorschriften für die Priester, Inventare, Auflistungen der res sacrae, der Ordnungen und Verbote des jeweiligen Tempels und aller anderen Tempel und Gaue des Landes.34 Einige Stellen der Bibel nennen Instandsetzungsarbeiten an historischen Bauten in Israel (z.B. Jes. 61, 4). Erwähnt werden der Tempel von Jerusalem, Quellen, Straßen, über Generationen hinweg unbewohnt liegende Städte oder Häuser, die als bedeutendes Erbe der Israeliten angesehen wurden.35 Im antiken Griechenland des 4. Jh. v. Chr. bestimmte die Größe der Polis Athens im 5. Jh. v. Chr. die eigene Identität, und das damals geschaffene Formengut wurde zu einem gültigen Formenkanon für die gesamte Zeit der Antike.36 Oft dienten Gelände- und Baudenkmale als Erinnerungsorte. So wurde bereits in archaischer Zeit die von Homer beschriebene Stadt Troja an der kleinasiatischen Küste, die Belagerung und Untergang erlitten hatte, zu einem Freilichtmuseum umgestaltet.37 Ab dem 5. Jh. v. Chr.

30 Veit 2005, 26. 31 Assmann 2005, 21. 32 Pollak 2010, 14. 33 Assmann 2007, 42 mit Anm. 41; siehe jetzt auch Pollak 2010, 14. 34 Assmann 2005, 181–185. 35 Jokilehto 1999, 9 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 14 f. 36 Pollak 2010, 15. 37 Zimmermann 2006, 13 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 15. 10

wurde die Anziehungskraft Trojas auch schriftlich überliefert. Als symbolische Handlung habe laut Herodot der Perserkönig Xerxes 480 v. Chr. seinen Feldzug gegen die Griechen mit einem Besuch Trojas begonnen, wo er der Athena Ilias eintausend Rinder als Opfer dar- brachte.38 Auch Alexander der Große habe nach seinem Sieg am Granikos gegen die Perser 334 n. Chr. das Heiligtum der Athena Ilias mit Weihegeschenken geschmückt.39 Er opferte an den Heroengräbern und legte an den Gräbern von Achilles und Patroklos Kränze nieder.40 Ähnlich agierten Könige, Feldherren, Politiker, Senatoren und Kaiser bis weit in die römische Zeit.41 Die Ruinenstätte beim heutigen Hisarlik, die man als Troja identifizierte, wurden laut den Vermutungen von Martin Zimmermann42 bereits in archaischer Zeit (680–480 v. Chr.) als Ort im Sinne der fiktiven Sage gestaltet. Der Ruinenhügel wurde als Geländedenkmal genutzt, das den Athenatempel mit Waffen, Heroengräbern und Antiquitäten zeigte. Die Bewohner Ilions bauten den musealen Charakter des Ortes kontinuierlich aus und erklärten alle sichtbaren Ruinen zu verfallenen Schauplätzen der im Epos geschilderten Ereignisse. Im Laufe der Zeit hat man im Zuge dieser Musealisierung immer mehr Antiquaria ausgestellt. Bereits in helle- nistischer Zeit bezog man auch das Umland ein, indem man weitere Heroengräber auf- schüttete und diese durch Kultanlagen und Statuen erweiterte. Die Schauplätze zeigten den Reisenden damit immer genauere Detailrekonstruktionen der mythischen Erzählungen.43 Für ein spektakuläres und reichhaltiges Programm nahm man auch Abweichungen vom Original- inhalt der Ilias in Kauf. Je mehr Besucher die Schauplätze aufsuchten, desto reicher wurde die Zahl der Sehenswürdigkeiten.44 Aber schon damals zweifelte der Gelehrte Demetrius, der im benachbarten Ort Skepsis wohnte, die Identifikation mit dem historischen Ilion an.45 Dennoch verlor der Ort als Reisedestination nicht an Attraktivität und wurde trotz der Skepsis, ob das Ausgestellte an die Darstellung Homers heranreichen könne, weiterhin besucht. Um den Be- suchern neben den spärlichen Überresten ein eindrucksvolles Gefühl für das sagenumwobe- nen Troja vermitteln zu können, erläuterten Fremdenführer vor Ort den Besuchern die ange- fertigten Schaustücke und nahmen Bezug zu den Versen des Epos. Parallel dazu entstanden an vielen Orten des Mittelmeers Gründungsmythen von Gemeinschaften, die eine Verbindung

38 Hdt. 7, 42–43. 39 Strab. 13,1,26. 40 Zimmermann 2006, 11; siehe jetzt auch: Pollak 2010, 15 f. 41 Pollak 2010, 16. 42 Zimmermann 2006, 13. 43 Artem. 4, 47: Am Hafen der Achäer konnte man Soldatenunterkünfte, Stellungen der Schlachtenreihen, Lageranlagen und Altäre, die dort errichtet wurden, und anderes mehr, sehen. 44 Zimmermann 2006, 13 f. 45 Strab. 13, 1, 26 f.; Zimmermann 2006, 14. 11

zum Trojanischen Krieg und seinen Helden herstellten, so dass es schließlich ein dichtes Netz von Orten gab, die durch die Ausstellung von trojanischen Antiquaria ihre Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Kultur hervorhoben. Die präsentierten Schaustücke waren dabei keine Originale, aber nach Möglichkeit so überzeugend wie möglich gestaltet. Die Authentizität des Objektes und des Ortes war nicht vordergründig. Vielmehr galt es, den Mythen im konkreten Objekt einen Bezugspunkt zu bieten, diese damit in der erlebbaren Wirklichkeit zu verankern und ihnen ein äußeres Erscheinungsbild zu geben wie etwa bei Zimmermann „Der Traum von Troia“ nachzulesen ist.46 Untersuchungen am Erechtheion in Athen konnten auch zeigen, dass bereits im 1. Jh. v. Chr. nach einem Brand – ähnlich einer Rekonstruktion – schadhafte Teile durch originalgetreue Kopien ersetzt wurden.47 Die ortsgebundene Kraft der Erinnerung ist seit der Antike bekannt.48 Cicero (106–43 v. Chr.) etwa betont in seinem Werk „De finibus bonorum et malorum"49, dass an einem historischen Schauplatz empfangene Eindrücke um einiges lebhafter sind und aufmerksamer aufgenom- men werden als jene, die man nur durch Erzählungen gewonnen hat.50 Auch einzelne Gegenstände oder Sammlungen hatten großen Wert für das kulturelle Ge- dächtnis.51 Die Attaliden beispielsweise sammelten Skulpturen und Kunstgegenstände aus dem klassischen Griechenland. Attalos I, König von Pergamon, ließ zu diesem Zweck sogar 210 v. Chr. Ausgrabungen in Ägina vornehmen. Der Wert der Sammlerstücke lag für den Betrachter allerdings nicht in deren Beziehung zu speziellen geschichtlichen Ereignissen, sondern in ihrer Eigenschaft als Errungenschaft einer höherstehenden Zivilisation. Sie dienten als Modell einer Lebensart und Kultiviertheit, die es vermeintlich nur in Griechenland gege- ben hatte und die nachgeahmt werden sollte. Die Attaliden waren deshalb bemüht, ihre Hauptstadt zu einem Zentrum griechischer Kultur zu machen.52 In der römischen Republik wurden gleichfalls klassische griechische Kunstwerke gesammelt. Sie hatten an ihren italienischen Standorten nun aber eine neue Funktion für das kulturelle Gedächtnis, indem sie als Zeugnisse vergangener geschichtlicher Ereignisse fungierten. Die künstlerisch und historisch bedeutenden Kunstobjekte verwiesen zumeist als Kriegstrophäen auf die Größe und Bedeutung der militärischen Leistungen Roms. Sie wurden Heiligtümern

46 Zimmermann 2006, 14-16, siehe jetzt auch Pollak 2010, 16. 47 Jokilehto 1999, 3; siehe jetzt auch Pollak 2010, 16. 48 Assmann 1999, 298–300; siehe jetzt auch Pollak 2010, 16. 49 Cic. fin. 5, 2. 50 Cic. fin. 5, 2. 51 Pollak 2010, 17. 52 Choay 1997, 27 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 17. 12

gestiftet oder in öffentlichen Gebäuden aufgestellt, die sich dabei zu musealen Schauräumen entwickelten. Die Sammlungen der späten Republik (ca. 2–1. Jh. v. Chr.) bestanden vor allem aus geraubten, möglichst seltenen, ausgefallenen, künstlerisch ansprechenden oder wertvollen Kunstobjekten. Diese römischen Sammlungen repräsentierten aber nicht die Leistungen von Einzelpersonen, sondern die kollektive Geschichte, eine gemeinsame Tradition, zu der jeder einzelne aufgefordert war, seinen Beitrag zu leisten. Sie dienten der Bewahrung und Rekon- struktion der Geschichte und können auch als eine Art von Archiven verstanden werden. Dieses in Rom zur Schau gestellte „gespeicherte Wissen“ in Form von Kriegsbeute ent- stammte in erster Linie den Feldzügen seit dem 3. Jh. v. Chr.53 Nachdem das Beutegut im Triumphzug der Öffentlichkeit präsentiert worden war, stellte man zumindest Teile davon in öffentlichen Gebäuden aus. Der Rest der Beute wurde meistens versteigert. Den daraus resul- tierende Gewinn investierte man in Geldgeschenke an das Volk, in Spiele und andere Feier- lichkeiten anlässlich des Triumphes oder in sakrale Stiftungen des Feldherren. Vor allem diese von Feldherren finanzierten Neubauten für eine bestimmte Gottheit (vota), deren Unter- stützung man während des Feldzuges erhoffte, führten zur Entstehung der ersten Sammlungen in Rom. Beutestücke wurden aber auch in Tempeln aufgestellt. Die öffentlichen Portiken, welche häufig als Erfüllung der vota erbaut worden waren, eigneten sich gut für eine Präsen- tation, da sie allgemein zugängliche, stark frequentierte Orte waren. Die Kriegsbeute konnte auch während der öffentlichen Spiele (ludi) vorgeführt werden, bei denen allerdings ihr deko- rativer Charakter und nicht ihr symbolischer Wert im Vordergrund stand. Die Kriegsbeute- weihungen in den Tempeln und öffentlichen Gebäuden Roms bestanden aus Sammlungen, die über Generationen zusammengetragen worden waren. Als Trophäen verwiesen sie nicht nur auf den Erfolg des jeweiligen Feldherren, sondern auch auf die Leistungen des römischen Volkes insgesamt, da die militärischen Erfolge zum Ansehen der ganzen Stadt beitrugen.54 Im Laufe des späten 2. und 1. Jh. v. Chr. fanden zwar nach wie vor Weihungen und öffentliche Aufstellungen von Beutestücken statt, aber es wurde immer selbstverständlicher, dass Feld- herren Teile der Beute für private Zwecke nutzten und damit ihre Villen oder Wohnhäuser ausstatteten. Das wurde allerdings nicht gern gesehen, da die öffentliche Sichtbarmachung der Stiftung und die Aufstellung der Beutestücke eine zentrale Funktion erfüllte, fügten sich die Taten des Einzelnen doch erst in den gemeinsamen Traditionsbestand, nachdem die erbeute-

53 Stähli, 1998, 57–59; siehe jetzt auch Pollak 2010, 17 f. – Zum Kunstraub der Römer siehe Waurick 1975. 54 Stähli 1998, 62–64. 66 f. – Liv. 25, 40, 1.: Marcellus bringt nach der Eroberung von Syrakus Wertgegenstände nach Rom. 13

ten Objekte ständig in den öffentlich zugänglichen Sammlungen sichtbar archiviert worden waren.55

3.1.2 Kaiserzeit und Spätantike Ein historisches Bewusstsein und die Geschichtsschreibung hatten in der römischen Kaiser- zeit und der Spätantike Reflexionen über die Vergänglichkeit aller Bauwerke zur Folge. Be- sondere archäologische Funde oder Monumente der griechischen Antike waren in der römi- schen Kaiserzeit und der Spätantike für die Gesellschaft bestimmend und wurden zu Symbolen für vergangene Ereignisse, Persönlichkeiten oder für Gottheiten, die dadurch tief im kulturellen Gedächtnis verankert wurden. Der Besuch und die Bewahrung dieser Denk- male stärkte das Gemeinschaftsgefühl, förderte das Bewusstsein einer gemeinsamen Ab- stammung und Geschichte und bekräftigte religiöse Gefühle. Wichtig war die Symbolkraft der Bauten, nicht die Erhaltung von deren überlieferten Zustand.56 In der zweiten Hälfte des 2. Jh. n. Chr. bereiste der griechische Schriftsteller und Geograph Pausanias57 zahlreiche Orte mythischer und historischer Ereignisse und beschrieb seine Rei- sen in zehn Büchern. Diese Reisebeschreibungen handeln nicht vom Alltag seiner Zeitgenos- sen, sondern nennen sakrale Plätze, Gräber, Inschriften und Mythen, die miteinander verbun- den sind, indem mythologische Abschweifung durch die Denkmäler verursacht und umge- kehrt die wiedergegebenen Mythen durch die Denkmale bestätigt werden. Die Schilderungen von Pausanias geben auch Aufschluss über den Zustand der Bau- und Bodendenkmale zu seiner Zeit.58 Sogar eine Art von Schutzbau wird von ihm beschrieben. Dabei handelte es sich um ein auf vier Säulen ruhendes Dach über einer bereits stark verwitterten Holzsäule, die der Erzählung nach zum Haus des Oinomaos gehört haben soll. Zu Pausanias Zeiten wurde diese aber bereits – durch das hohe Alter in Mitleidenschaft gezogen – von Metallbändern zusam- mengehalten.59 Von weiteren antiken Bauten, bei welchen man Maßnahmen setzte, um deren Verfall zu verlangsamen, erfahren wir von Pausanias allerdings nichts. Obwohl er die Be- deutung der klassischen und hellenistischen Denkmale für die Geschichte als bedeutend er- achtete,60 beschreibt er deren Verfall ohne Bedauern als von den Göttern gewollt.61

55 Stähli 1998, 68 f. 56 Pollak 2010, 18. 30. 57 Zu Leben und Werk von Pausanias siehe Donohue 2000, 445–449. 58 Goldmann 1991, 146 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 18 f. 59 Paus. 5,20,6–7; Kunnert 2005, 185; vgl. Jokilehto 1999, 4. 60 Kunnert 2005, 185 61 Etwa Paus. 8,33,1 über die Ruinen von Megapolis. 14

Seit Augustus waren die meisten Kaiser bemüht, die Macht und die Bedeutung Roms durch große, beeindruckende Bauten zum Ausdruck zu bringen, was besonders in der älteren Kaiserzeit einen regelrechten Bauboom auslöste. In Rom setzte ein großzügiger Gebrauch von Spolien62 in der Regierungszeit des Septimus Severus (193–211 n. Chr.) ein.63 Ab dem 4. Jh. n. Chr. kamen Spolien in Rom auch häufig beim Bau christlicher Kirchen – dem neuen Typ des repräsentativen Großbaus – zum Einsatz.64 Die Verwendung von Spolien als Zierelemente war aber laut römischen Gesetzen und Ver- ordnungen nicht erlaubt. Bereits ein Senatsbeschluss – „Senatus Consultum Hosidianum“65 aus dem Jahr 44 v. Chr., der auf einer Bronzetafel aus Herculaneum überliefert wurde, ver- bietet den Ankauf und Abbruch von Häusern oder Villen, um diese gewinnbringend für Bau- spekulationen oder für die Gewinnung von Baumaterial zu nutzen. Dieser Beschluss hatte zum Ziel, derartige Geschäfte, die als „cruentissimum genus negotiationis“ bezeichnet wur- den, zu verhindern, damit die Ruinen nicht den Eindruck einer Kriegszeit erweckten (nec inimicissimam pace faciem inducere ruinis). Ein Rechtsbescheid aus dem Jahr 56 n. Chr. baut auf diesem Senatsbeschluss auf, betont nochmals das Verbot derartiger Geschäfte und führt weiter aus, dass es gerade den gegenwärtigen glücklichen Zeiten entspreche, Neubauten zu errichten und alle Lebensbereiche zu verschönern (ornare), als irgendeinen Teil Italiens durch Gebäuderuinen zu verunstalten.66 Die Bauvorschriften Neros aus dem Jahr 64 n. Chr. nach dem folgenschweren Brand Roms dienten nicht nur dem Feuerschutz, sondern auch dem Katastrophenschutz, beispielsweise die Vorschrift, vor den Hausfronten Portiken zu errichten, um von den flachen Dächern dieser Vorhallen aus Brände bekämpfen zu können.67 Städte- bauliche Ästhetik und öffentliches Wohlergehen sind also wesentliche Kriterien in den frü- hesten römischen Bauordnungen der römischen Republik und der frühen Kaiserzeit.68 Auch in der Baugesetzgebung des 2./3. Jh. n. Chr. ist die Wahrung eines ästhetischen Gesamt- erscheinungsbildes der Stadt (aspectus publicus) ein zentrales Anliegen.69 Gesetzlich äußert sich das in der Legalisierung von Schwarzbauten auf öffentlichem Grund, um zu verhindern, dass die Stadt durch Ruinen entstellt werde,70 in der Reparaturpflicht der Hausbesitzer, um der

62 Spolie = von lat. spolium = Beute, Raub; Begriffsbedeutung: Wiederverwendetes Werkstück aus einem älteren Bauwerk, z.B. Kapitell siehe Feyll – Forssman 2012, 116; Zum Begriff der Spolie siehe auch Wagner 2001, 347 f. 63 Pollak 2010, 22. 23 mit Anm. 84. 64 Pollak 2010, 23. 65 ILS 6043. 66 Geyer 1993, 66 f. 67 Suet. Nero 16,1. 68 Geyer 1993, 66–68. 69 Geyer 1993, 68. 70 Dig. 43,8,7; 43,8,17; 43,8,2,17; siehe jetzt auch Geyer 1993, 68. 15

städtischen deformitas zu begegnen71 und auch im Verbot, Häuser zu verkaufen, um kostbare Baumaterialien zu gewinnen (marmora detrahere) – in Verbindung mit dem Verbot, Material von einem Haus in ein anderes zu überführen, wobei der Abbruch sonst gut erhaltener Ge- bäude das allgemeine Stadtbild beeinträchtigt hätte.72 Die einzige zulässige Ausnahme stellte die Überführung von Baumaterialien aus Abbruchhäusern in öffentlichen Besitz dar.73 Ein Interesse an der Erhaltung historischer Bausubstanz lässt sich nach Ursula Kunnert und Angelika Geyer74 im spätrepublikanischen und frühkaiserzeitlichen Rom bis in das ausge- hende 2. Jh. n. Chr. nicht erkennen. Die Zerstörung eines Bauwerks galt nach wie vor als Chance für einen prächtigeren Neubau. Instandsetzungsmaßnahmen hatten nicht das Ziel, das überlieferte Erscheinungsbild zu bewahren, sondern die Funktion des Gebäudes, zum Teil durch sekundäre Verwendung älterer Bauglieder, zu gewährleisten und öffentliche Gefähr- dung zu vermeiden. Erst ab der Mitte des 2. Jh. n. Chr. begann man allmählich, die Wieder- herstellung bzw. Restaurierung eines Bauwerks einem Neubau vorzuziehen, wobei vor allem ästhetische Kriterien und Überlegungen zur öffentlichen Sicherheit ausschlaggebend waren.75 In der Spätantike wurden die römischen Prachtbauten zum Schutzgut.76 Die Baugesetzte der Spätantike, die sich im „Codex Theodosianus“ aus der Zeit nach 438 n. Chr. und dem „Codex Justinianus“ finden, der ab 534 n. Chr. Gültigkeit besaß, gehen auf kaiserzeitliche Vorschrif- ten zurück, enthalten das alte Verbot der Plünderung hochwertigen Baumaterials, die Sorge um ein intaktes Ortsbild und auch die Aufforderung zur Restaurierung anstelle eines Neubaus, um den alten Glanz wiederherzustellen oder zu bewahren. Die Bedeutung des Alterswertes von Bauten wird zusätzlich durch das Verbot ersichtlich, Baudekor zu plündern, da dieser von den Vorfahren ererbt sei. Besonderen Schutz genossen die Tempel, die als Zentren des urbanistischen Gefüges und als Symbole römischer Identität galten.77 Der Ostgotenkönig Theoderich der Große (453–526 n. Chr.)78 hatte ein besonderes Interesse an der Architektur, daher habe ihm die Betrachtung „der antiken Denkmale die liebste Erho- lung von den Sorgen der Regierung gebracht“.79 Finanziert wurde die Erhaltung und Restau- rierung zur Zeit Theoderichs durch öffentliche Mittel, aber auch durch die Einbindung von Privatpersonen. Diese erhielten desolate öffentliche Gebäude zu freiem erblichem Eigentum

71 Dig. 1,16,7; 1,18,7; siehe jetzt auch Geyer 1993, 68. 72 Cod. Iust. 8,10,2 (= Edikt des Alexander Severus 222 n. Chr.); siehe jetzt auch Geyer 1993, 68. 73 Dig. 39,2,48; siehe jetzt auch Geyer 1993, 68. 74 Geyer 1993, 68–69; Kunnert 2005; 187. 75 Geyer 1993, 66–69; Kunnert 2005, 183 mit Anm. 33; siehe jetzt auch Pollak 2010, 20. 76 Pollak 2010, 22. 77 Geyer 1993, 69-77; Pollak 2010, 22 f. 78 Zu Theoderich dem Großen siehe Lütkenhaus 2002, 312–316. 79 Dahn 1866, 168 mit Anm. 4. 16

mit der Bedingung, sie vollständig wiederherzustellen. Die persönlichen Initiativen wurden belobt, belohnt und unterstützt. Theoderichs Restaurierungsmaßnahmen hatten die Erhaltung zum Ziel und nicht den Neubau.80

3.1.3 Früh- und Hochmittelalter (500/600 n. Chr. bis Mitte des 16. Jahrhunderts) 375 n. Chr. drangen die Hunnen nach Ost- und Mitteleuropa vor. Dieser Einbruch löste eine Fluchtbewegung anderer Völker, vor allem germanischer Gruppen aus und leitete die Völkerwanderungszeit ein.81 Auch die römische Provinz Norikum geriet in die Wirren der Völkerwanderungszeit, die durch Zerstörung, Plünderung und kriegerische Auseinanderset- zung gekennzeichnet war. Von den 30er-Jahren des 5. Jh. n. Chr. bis zum Tod Attilas 453 n. Chr. verwüsteten Hunnen das Land.82 Nach der feindlichen Eroberung der durch die Völkerwanderung zerstörten und zum Teil verlassenen Städte und Ortschaften blieben deren Mauern weiterhin relativ gut erhalten und verfielen nur langsam. Die einheimische, romanisierte Bevölkerung verließ das Land und die neuen Bewohner ließen sich wohl im Gebiet der alten Städte nieder. Die Ruinen wurden als Steinbrüche genutzt, um mit dem gewonnenen Material die eigenen Häuser zu bauen. Dadurch wurde der Verfall der römischen Überreste naturgemäß beschleunigt. Vor allem im 11. und 12. Jahrhundert benötigten die florierenden Städte des Mittelalters eine große Menge an Baumaterial, was zur Zerstörung zahlreicher historischer Denkmale führte.83 Der Zugang zu historischem Kulturgut vom frühen bis in das späte Mittelalter war sehr unter- schiedlich. Römische Ruinen und Architekturteile wurden zum Teil auch bewahrt, um sie als christliche Erinnerungsorte aufzusuchen und den Baubestand für eigene Zwecke auszubeu- ten.84 Antike Architekturteile nutzte man oft wie in der Antike selbst als hochwertiges Bau- material, das auch über weite Strecken transportiert wurde.85 Die verwendeten Spolien hatten unterschiedliche Funktionen. Sie wurden entweder aufgrund von ästhetischen Kriterien in einen Neubau versetzt oder verwiesen in einer programmatisch-politischen Funktion auf die eigene, traditionsreiche und würdevolle Geschichte. Hierzu wurden z.B. Spolien gewählt, mit denen man sich demonstrativ in Konkurrenz oder in Identität mit dem römischen Erbe setzen

80 Dahn 1866, 169 f. 171 mit Anm. 3; König 1997, 169; siehe jetzt auch Pollak 2010, 24. 81 Pohl 2005; Quast 2005. 82 Hainzmann 1995, 184. 83 Lehner 2009; Niegl 1980, 17. 84 Pollak 2010, 47. 85 Clemens 2003, 245; Pollak 2010, 31. 17

wollte.86 Römische Spolien mit figürlichen Darstellungen und Inschriften fanden während der Romanik im gesamten europäischen Raum Verwendung, wobei eine „versatzstückartige An- bringung“ charakteristisch war.87 Die Architekturteile wurden oft als Bauplastik verwendet, die aber eine Umdeutung im christlichen Sinn erfuhren, um z.B. verdächtige heidnische Dar- stellungen zu bannen.88 Man findet sie vor allem an der südlichen Außenseite des Langhauses von Kirchen, an welcher häufig auch Mahnbilder zu sehen waren, oder an der Westfassade, die dem damaligen Glauben nach dem Ansturm dämonischer Mächte ausgesetzt war und außerdem Repräsentationsfunktion hatte.89 Bereits in den ersten Jahrhunderten nach dem Ende der römischen Herrschaft wurden zahllose antike Gräber auf der Suche nach Schätzen durchwühlt und dadurch zerstört.90 Der mittelalterliche Umgang mit historischen Gräbern unterscheidet sich stark vom Umgang mit Architekturteilen und historischen Bauten. Im Früh- und Hochmittelalter erfolgte im Gegen- satz zum pragmatischen Zugang zu den Gräbern und Grabdenkmälern vergangener Perioden die Nutzung von Antiquitäten als Grabbeigabe oder für Schatzsammlungen, aber auch die Bestattung in älteren Hügelgräbern. Dabei muss nach Marianne Pollak91 das kulturelle Ge- dächtnis eine wesentliche Rolle gespielt haben, wenn auch dieses im Detail nicht nachvoll- ziehbar ist und mit archäologischen Mitteln nicht erkannt werden kann.92 Ab dem Spätmittel- alter verschwand das Wissen über die einstige Funktion von Grabhügeln, die nun als von Rie- sen erbaute Gräber interpretiert und als Hünen- und Heidengräber bezeichnet wurden.93 Als Schlüsselprinzip des gesamten mittelalterlichen Umgangs mit alten Gräbern gilt die memoria von Heiligen und bedeutenden Persönlichkeiten. Dieser verschaffte man Ausdruck mittels Reliquien und Grabdenkmälern, die imstande waren, die Toten gegenwärtig zu hal- ten.94 Die Reliquiengewinnung als Sonderform des Grabraubs mit anschließender Wieder- bestattung ist bereits ab der Spätantike belegt. Reliquien als Konkretion der Erinnerung mussten immer wieder eine periodische „Auffrischung“ durch Rituale erfahren. Zu diesen gehörten die inventio (lat. Auffindung), translatio (lat. Übertragung) und furta sacra (von lat. Diebstahl, Entwendung, sacer = geweiht, heilig). Der Reliquienraub war demnach als „heili- ger Raub“ ein Dienst am Heiligen, da man annahm, dass sich dieser am neu dargebotenen

86 Jacobsen 1996, 162 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 31. 87 Wagner 2001; Pollak 2010, 33. 88 Wiegartz 2004, 41 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 33. 89 Pollak 2010, 33. 90 Niegl 1980, 18. 91 Pollak 2010, 38. 92 Pollak 2010, 38. 93 Lüning 2005, 67 Abb. 9; Pollak 2010, 41. 94 Pollak 2010, 35. 18

Kult erfreute.95 Im 8./9. und 11. Jahrhundert war der Bedarf an Reliquien besonders hoch, was zur Plünderung vieler spätantiker Gräberfelder führte. Diese zwei kritischen Zeitperioden sind auf die karolingische Ostexpansion im nördlichen und östlichen Europa (750–850 n. Chr.) und die beginnende Bevölkerungszunahme im 11. Jahrhundert in Westeuropa zurückzu- führen. Ab dem 11. Jahrhundert nahm auch die Zahl der Pilger stark zu, wobei die Konkur- renz zwischen den einzelnen Kultzentren auch den Bedarf an neuen Kirchen und den dazuge- hörigen wundertätigen Reliquien vergrößerte.96 Im Früh- und Hochmittelalter war es darüberhinaus auch üblich, Archaika einzusetzen. Diese Antiquitäten wurden als Grabbeigaben oder in Schatzsammlungen sekundär verwendet. Ar- chäologische Funde im weitesten Sinne waren eine kostbare, manchmal ideologisch über- frachtete Handelsware, die dem Wunderglauben des mittelalterlichen Menschen entsprach. Als dauerhafte Denkmale galten nur die aus der Spätantike und dem Frühmittelalter stam- menden Kirchen, denn sie waren Orte des gemeinsamen Glaubens und hatten damit eine kon- tinuierliche gesellschaftliche Bedeutung97 An mittelalterlichen Kreuzen und Reliquiaren wur- den manchmal antike Gemmen angebracht, die man als kostbare Steine hoch schätzte und deren heidnische Motive man dabei nicht beachtete. Sehr oft wurden diese Motive im christli- chen Sinn umgedeutet. Eines der bedeutendsten mittelalterlichen Werke der kölnisch- maasländischen Goldschmiedekunst, das unter Verwendung antiker Gemmen angefertigt wurde, ist der Dreikönigsschrein in Köln. Dieser basilikaartig gestaltete Reliquienschrein wurde 1181-1230 von dem Goldschmied Nikolaus von Verdun und seinen Schülern angefer- tigt und hat einen Kern aus Holz, auf dem goldene, vergoldete oder kupferne Platten und Fi- guren angebracht sind. Mit 311 angebrachten Gemmen und Kameen stellt der Dreikönigs- schrein die älteste Gemmensammlung in Köln dar.98 Die rein materialistische Haltung der Menschen der Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters gegenüber den Resten der römischen Kultur führte dazu, dass vorhandenes Wis- sen, z.B. über die lateinischen Namen von Land und Siedlungen, allmählich verschwand. Der Mangel an genauem historischem Wissen ließ Sagen, Märchen und Legenden entstehen, die einen kleinen Teil der Wahrheit mit phantastischen Geschichten verwoben. Anfangs wurden diese Geschichten mündlich weitergegeben.99 Zu Beginn des Hochmittelalters findet man diese aber bereits niedergeschrieben in Chroniken.100 Diese Chroniken und Lebens-

95 Schmitt 2008,40 f. mit Anm. 27; Pollak 2010, 35. 96 Geary 1994, 203; Pollak 2010, 35. 97 Pollak 2010, 30. 38. 47. 98 Archäologisches Institut der Universität Köln 1993, 13-15. 99 Niegl 1980, 18 f. 100 Uiblein 1950, 168 f.; siehe jetzt auch Niegl 1980, 19. 19

beschreibungen berichten immer wieder davon, dass Gebildete und Gelehrte auf „Zeugen der Vergangenheit“ aufmerksam wurden. Die Schilderungen legen nahe, dass die Überreste aus der Römerzeit nicht ausschließlich aufgrund ihres Materials Wertschätzung erfuhren. Die Gelehrten entwickelten häufig, vom Anblick der mächtigen Ruinen angetan und vom Wissen aus literarischen Quellen beeinflusst, phantasievolle Theorien über die Geschichte dieser Bauten, die ihre Zeitgenossen überzeugten und sich daher oft lange Zeit hielten.101 Aufgrund solcher Theorien bestand beispielsweise bis ins 20. Jahrhundert die irrige Auffassung, dass Wien bzw. der Wiener Stadtteil Heiligenstadt mit Favianis gleichzusetzen sei,102 da man vermutete, dass der spätantike Missionar Severin, der im 5. Jh. n. Chr. in Favianis starb, in der Kirche St. Jakob in Heiligenstadt begraben sei.103 Tatsächlich befand sich aber das römische Kastell Favianis in der niederösterreichischen Gemeinde Mautern an der Donau.104

3.1.4 Renaissance (1400–1600) Der Humanismus veränderte die Einstellung des Menschen zur Geschichte, die nun nicht mehr als Teil des göttlichen Heilplanes, sondern als Werk des Menschen begriffen wurde, der sich in seiner Individualität frei entfaltet.105 Diese Entfaltung wollte man optimieren. In der Antike erkannten die Humanisten der Renaissance eine historische Epoche, die ein Ideal- modell für ihre Gegenwart darstellte, um kreative Entwicklungen zu fördern.106 Historiker, Dichter und auch Antiquare sammelten, archivierten und sie verorteten den Bestand antiker Ruinen topographisch. Auch ur- und frühgeschichtliche Gräber wurden aufgesucht, da sie sichtbare Zeichen der Schauplätze ehemaligen Geschehens waren.107 Eine zentrale Aufgabe der humanistischen Studien bestand darin, nach Handschriften griechi- scher und lateinischer Autoren zu suchen. Um unklare Textstellen zu überprüfen, wurden konkrete Zeugnisse der Antike zu Hilfe genommen, die lesbaren Text aufwiesen, d.h. vor allem Inschriften und Münzen. Statuen und Bauwerke hingegen, die nur das Gefühl der Humanisten ansprachen, wurden weder vermessen noch näher erkundet.108 In der Stadt Rom zur Zeit der Renaissance fanden auf der einen Seite Humanisten, Künstler und Architekten an den antiken Bauten künstlerische Inspiration und drängten darauf, diese zu

101 Niegl 1980, 19. 102 vgl. Uiblein 1950, 36 f.; vgl. Niegl 1980, 19 mit Anm. 28. 103 vgl. Haberl 1981. 104 Zum Kastell Favianis in Mautern siehe Ruß u. a. 2007. 105 Weber 1994, 122 f. 106 Weber 1994, 122 f.; Pollak 2010, 48. 107 Pollak 2010, 63 f.; Assmann 1999, 57 f. 108 Niegl 1980, 28. 20

bewahren. Andererseits widmete sich die in der Spätantike wurzelnde, christlich-religiös ge- prägte Erinnerungskultur einiger weniger geheiligter Gedenkstätten und veränderte manche dieser Bauwerke im christlichen Sinn. Die prachtvolle Neuausstattung hatte dabei Vorrang vor der Erhaltung. Die Mehrzahl der antiken Bauten wurde weiterhin geplündert, zerstört oder dem Verfall überlassen.109 Nördlich der Alpen spielte sich das neue intellektuelle Leben in einer weit verzweigten Ge- meinschaft von Gelehrten ab. Sie praktizierten einen regen Austausch und wurden von weltli- chen Mäzenen gefördert.110 Römische Inschriften und Reliefs wurden beschrieben, interpretiert und an gut sichtbaren Stellen von Gebäuden angebracht. Münzen sammelte man als Raritäten.111 Mit der Zeit wurden auch antike Skulpturen interessant,112 die man in Kunstkammern ausstellte. Diese Kunstkammern enthielten Dinge der Natur, der Antike, der Kunst aber auch neue Maschinen.113 Um diese Raritätenkabinette zu fördern, wurden erste Ausgrabungen durchgeführt.114 Eine Vorreiterrolle bei der Sammlung von Inschriften und Funden an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert spielten der Humanist Konrad Peutinger (1465–1547)115 und der Bankier Raymund Fugger (1489–1535)116.117 Konrad Peutinger war auch einer der wichtigsten Berater Maximilians I. in Sachen Epigraphik und Numismatik.118 Die Kämpfe mit ständischen Gegnern, politische Ereignisse und Desinteresse hatten in den habsburgischen Ländern zur Zeit Kaiser Friedrichs III. (1415–1493)119 die Entwicklung der Kunst und Wissenschaft gehemmt. Kaiser Maximilian I. (1459–1519)120, der selbst Anhänger der neuen humanistischen Geistesströmung war, förderte dagegen Kunst und Wissenschaft, indem er anerkannte Humanisten ins Land holte und künstlerische Talente förderte. Um den neuen Kaiser versammelten sich Gelehrte wie Juristen, Theologen, Mediziner, Historiker und Geographen.121 In den habsburgischen Ländern wurden vor allem Inschriften und Münzen gesammelt, das Hauptinteresse der Habsburger galt dabei römischen Münzen. Allerdings ist eine Identifika-

109 Pollak 2010, 58. 110 Marchand 2002, 54 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 59. 111 Burke 2005, 63; Pollak 2010, 59. 112 Ott 2002, 23 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 59. 113 Bredekamp 1993; siehe jetzt auch Pollak 2010, 59. 114 Klüssendorf 2000, 176 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 59. 115 Zu Konrad Peutinger siehe Künast – Müller 2001, 282–284. 116 Zu Raymund Fugger sieh Lieb 1958, 23–63. 117 Fehr 2008, 16–19; Ott 2006, 26 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 60; Niegl 1980, 32 f. 118 Niegl 1980, 32; siehe jetzt auch Pollak 2010, 60. 119 Zu Kaiser Friedrich III. siehe Koller 2005. 120 Zu Kaiser Maximilian I. siehe Hollegger 2005. 121 Niegl 1980, 30. 21

tion oder Beschäftigung mit archäologischen Denkmalen beziehungsweise eine Förderung der frühen Forschung von Seiten des Herrscherhauses nicht belegt.122 Eine Ausnahme bildet lediglich Kaiser Maximilian I., der zahlreiche Inschriftensteine und Münzen aus allen Teilen des Reiches sammelte und in seine Schlösser und Burgen bringen ließ.123 Diese Antiquitäten wurden aber vorrangig aufgrund ihrer genealogischen Verbindung zu den führenden Geschlechtern der Antike gesammelt.124 Die „Fürstliche Chronik“, die auf Wunsch Maximilians erstellt wurde, veranschaulicht die Genealogie der Habsburger, die in dieser Dar- stellung über die Merowinger, Theoderich und die römischen Kaiser bis zu den Trojanern zurückreicht.125 Das Sammeln und Bewahren antiker Kulturgüter kann also nicht ausschließ- lich auf die persönliche Leidenschaft für archäologische Funde zurückgeführt werden, son- dern diente vorrangig dem Haus Habsburg. Es stützte den Anspruch auf Legitimität und Identität und stellte sichtbare Teile der Familiengeschichte dar, etwa durch Portraits römischer Kaiser auf Münzen.126 Kaiser Maximilian I. führte den von seinem Vater begonnenen Bau der Grazer Burg fort127 und ließ um 1506 an den Außenwänden der Burg vier Römersteine gut sichtbar einmauern.128 Die Herkunft dieser Grabsteine ist ungewiss, lange Zeit wurde Flavia Solva (heute: Wagna bei Leibnitz) vermutet. Einzig die Ehreninschrift des T. Varius Clemens129 stammt mit Sicherheit aus Celeia (heute Celje).130 Die Präsentation der Römer- steine an den Außenmauern der Burg in Graz zeugt von einem ausgeprägten Traditions- und Geschichtsbewusstseins Maximilians.131 Im Gegensatz zu seinem Vater Friedrich III. und auch vielen späteren Kaisern, die ihre Sammlungen aus reiner Freude am Kuriosen aufbauten, sammelte Maximilian I. vor allem Dinge, die seinen Forschungen dienten.132 Nach seinem Tod kam es in Österreich zu innen- und außenpolitischen Konflikten, die mit kriegerischen Auseinandersetzungen verbunden waren, darunter ein Bauernaufstand, die stän- dige Türkenbedrohung und die Glaubensspaltung. Wissenschaft und Gelehrsamkeit gerieten aufgrund dieser Unruhen und Wirren stark in den Hintergrund.133 Dennoch widmeten sich

122 Pollak 2010, 64. 123 Uiblein 1950, 67–69; siehe jetzt auch Niegl 1980, 31. 124 Pollak 2010, 64. 125 Pollheimer 2006; siehe jetzt auch Pollak 2010, 60. 126 Pollak 2010, 61. 127 Puschnig 1993, 44–52 – Zur Baugenese der Grazer Burg im 15. und frühen 16. Jahrhundert siehe Absenger – Legen 2011. 128 Weber 1969, 49; vgl. Uiblein 1950, 86: Sechs Inschriften, die Maximilian I. auf die Grazer Burg schaffen ließ (CIL III 5425. 5697–5701). 129 CIL III 5215 = DESSAU 1362 b. 130 Weber 1969, 49; Zu den eingemauerten Römersteinen auf der Grazer Burg siehe Weber 1969, 49–55: CIL III 5425. 5698. 5699 mit p. 1049. 5701. 131 Puschnig 1993, 44–52. 132 Niegl 1980, 31. 133 Niegl 1980, 33. 22

auch Maximilians Nachfolger der habsburgischen Sammlung. Ferdinand I. (1503–1564) ließ zum Beispiel einen Münzkatalog erstellen, mit welchem eine gut dokumentierte Ordnung der Münzsammlung erfolgte134, und Ferdinand II. (1529–1595) veranlasste, dass Antiken unbe- kannter Herkunft sowie Meilensteine aus der Umgebung von Innsbruck und Wilten ins Schloss Ambras gebracht wurden.135 Um die Mitte des 16. Jahrhunderts war heimatkundliches Interesse der Antrieb, die römische Vergangenheit Österreichs zu erforschen. Große Anerkennung aufgrund seiner Verdienste um die Altertumsforschung wurde dem Wiener Arzt und Professor Wolfgang Lazius (1514– 1565)136 zuteil, doch auch das Wirken dieses ‚Heimatforschers’ beschränkte sich hauptsäch- lich auf epigraphische und numismatische Studien.137

3.1.5 Gegenreformation und Barock (1600–1750) In Rom wurden seit dem 15. Jahrhundert umfangreiche Schutzbestimmungen erlassen, deren Formulierung 1750 weitgehend abgeschlossen war. Die Inhalte zeigen die üblichen Probleme der praktischen Boden- sowie Bau- und Kunstdenkmalpflege. Neben der drohenden Zerstö- rung gab es illegale Ausgrabungen, die Herstellung von Fälschungen und illegalen Handel mit Kulturgütern.138 Zur selben Zeit beschäftigte man sich auch in Westeuropa und Skandinavien mit dem kultu- rellen Erbe, was zu ersten gesetzlichen Maßnahmen führte. Die hervorragende Ur- und Frühgeschichtsforschung Skandinaviens und das dort verbreitete gesellschaftliche Bewusst- sein für den Wert des kulturellen Erbes lässt sich nach Marianne Pollak auf die frühe Aus- einandersetzung mit den archäologischen Objekten, die gezielte Förderung der Forschung durch das Königshaus und den politischen Willen zur Umsetzung zurückführen.139 Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) und die zweite Türkenbelagerung Wiens beeinträch- tigten das Leben in Österreich sehr. Erst nach der endgültigen Abwehr der Türken 1683 und dem Werden Österreichs zur Großmacht widmeten sich die Menschen wieder vermehrt der Kunst und Wissenschaft.140 In den habsburgischen Ländern kam es im Vergleich mit anderen europäischen Ländern allerdings durch die Gegenreformation und den politischen Katholi- zismus zu einem Rückstand in der Entwicklung der Kulturwissenschaften. Erst im 20. Jahr-

134 Lhotsky 1941/45, 140; siehe jetzt auch Pollak 2010, 61. 135 Huber 2006a, 2A; Huber 2006b, 40; siehe jetzt auch Pollak 2010, 61 f. 136 Zur Person Wolfgang Lazius siehe Kratochwill 1965, 449–452; siehe jetzt auch Niegl 1980, 34. 137 Niegl 1980, 34. 138 Pollak 2010, 70. 139 Pollak 2010, 67. 70. 140 Niegl 1980, 50. 23

hundert konnte dieser Rückstand aufgeholt werden, was aber nach Pollak zu keinem allge- meinen Bewusstsein für den Wert des kulturellen Erbes führte.141 Informationen über den Zustand der antiken Ruinen erhält man für diese Zeit nur durch ver- einzelte Nachrichten, wie z.B. die Beschreibungen der beiden englischen Reisenden Richard Pococke (1704–1765) und Jeremias Milles (1714–1784), welche Bewohner in Lauriacum/Enns dabei beobachtet hatten, wie sie auf frisch gepflügten Feldern nach Münzen suchten. Sie beschrieben auch die Denkmale Carnuntums und lassen uns wissen, dass Hügel für die landwirtschaftliche Nutzung eingeebnet wurden und antike Siedlungszonen immerhin noch am Ziegelbruch erkennbar seien.142 Die alten Ruinen wurden nach wie vor als Bau- materialquelle genutzt.143 Dennoch bemühte sich eine kleine, interessierte und umfassend gebildete Elite um das römische Erbe. Prähistorische Funde und deren Bedeutung waren da- gegen damals noch unbekannt.144 Im 17. und 18. Jahrhundert waren es vor allem zwei Personengruppen, die Altertümer er- forschten. Die wissenschaftliche Erforschung erfolgte durch zumeist akademisch gebildete Personen, die beruflich als Antiquare, Archivare, Bibliothekare oder Ähnliches tätig waren und die in ihren Berufen häufig mit Altertümern zu tun hatten. Es handelte sich dabei um eine kleine Zahl von Altertumsforschern, die ein umfangreiches Arbeitsgebiet hatten, das nicht auf die Archäologie allein beschränkt war. Die zweite Gruppe waren die parallel dazu existieren- den heimatkundlichen Forscher, die nicht immer Absolventen von hohen Schulen waren. Pri- vate Neigung und historisches Interesse führten sie zu einer Beschäftigung mit den Überresten aus der Antike. Diese Männer erwarben sich zahlreiche Kenntnisse autodidaktisch, was ihren Studienmangel rasch ausglich. Die Motivation, Bodenfunde zu untersuchen und zu sammeln, war bei den Vertretern der wissenschaftlichen Forschung in ihrer Liebe zum klassischen Altertum begründet, bei den Vertretern der heimatkundlichen Forschung dagegen in ihrer großen Liebe zur Heimat.145 Vor allem Fürsten waren an den Überresten aus der Römerzeit interessiert und sammelten diese ihrer Kuriosität wegen, um den Bestand ihrer Schatz- und Wunderkammern zu vergrö- ßern.146 Auch Ausgrabungen wurden zu diesem Zweck durchgeführt. Diese kamen aber mehr einer Schatzsuche gleich, da nur der Gewinn von Fundstücken Ziel dieser Unternehmungen war. Die Eigentümer der Kuriositätensammlungen hatten allerdings nur noch selten eine per-

141 Pollak 2010, 70. 142 Kubitschek 1929,33. 62 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 68. 143 Niegl. 1980, 66. 144 Pollak 2010, 68 f.; Niegl 1980, 56. 145 Niegl. 1980, 66. 146 Zibermayr 1933, 72–96; Niegl 1980, 50. 24

sönliche Beziehung zu ihrem Sammlungsgut. Für sie war es wichtiger, zur Steigerung des Prestiges im Besitz einer möglichst großen Zahl von Kuriositäten zu sein. Daraus folgte, dass zur Pflege und Ordnung der Sammlungen Archivare und Antiquare angestellt wurden.147 Ob- wohl diese Entwicklung bereits im 16. Jahrhundert einsetzte,148 war es erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts üblich, dass sich der fürstliche Sammlungsbesitzer nicht mehr unmittelbar mit den Exponaten beschäftigte, sondern diese Tätigkeit einem Fachmann über- ließ.149 Die angestellten Kustoden, die sich intensiv mit den römerzeitlichen Fundgegenstän- den beschäftigten, erlangten dadurch ein großes Wissen, besonders über Münzen.150 Nicht nur diese neu entstandene Berufsgruppe der Kustoden („Antiquarii“151) von fürstlichen Sammlungen beschäftigte sich mit Altertümern, auch reisende Europäer, motiviert von den großen Entdeckungen im 15. und 16. Jahrhundert, verfassten Reisebeschreibungen und Topo- graphien aller möglichen Länder, in denen auch die zu besichtigenden Altertümer nicht fehlen durften. Diese Reisebeschreibungen aus der Barockzeit erwähnten immer wieder Überreste aus der Römerzeit, die auch in Karten verzeichnet wurden. Allerdings hatten diese Berichte mehr die Absicht, das Außergewöhnliche darzustellen, als die Römerzeit zu erforschen. Er- wähnt wurden darin immer wieder Siedlungs- und Befestigungsreste, zum Teil durch Skizzen und Abbildungen ergänzt, welche die Forschungsarbeit zur Provinzialarchäologie Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert sehr unterstützten.152 Die Reisebeschreibungen enthalten auch wertvolle Informationen zum Bestand der Kuriositätenkabinette ihrer Zeit.153

3.1.6 Aufklärung und Anfänge der Denkmalpflege (1750–1850)

3.1.6.1 Gesellschaftlicher und politischer Hintergrund Im Zeitalter der Aufklärung verändert sich das Wissens-, Natur-, Kultur- und Politikverständnis fundamental, mit der Folge, dass man sich nun durch empirische Be- obachtung, Experimente und gezieltes Sammeln neuen Wissens auf die Suche nach der wis- senschaftlichen Wahrheit begab. Empirisches Denken ersetzte das alte autoritätsgebundene Denken. In ganz Europa entstanden ab der Mitte des 18. Jahrhunderts Gelehrtenvereinigun- gen. Sie wurden als Akademien bezeichnet und betrachteten die Entwicklung und Verbreitung

147 Niegl 1980, 50 f. 148 Zur Anstellung von Archivaren oder Antiquaren um die Mitte des 16. Jahrhunderts siehe Niegl 1980, 34. 48. 149 Lhotsky 1941/45, 377; siehe jetzt auch Niegl 1980, 51. 150 Niegl 1980, 51. 151 von lat. antiquarius = Altertumsliebhaber, Altertumskundler 152 Niegl 1980, 51 f. 153 Lhotsky 1941/45, 364–368; siehe jetzt auch Niegl 1980, 52. 25

der Wissenschaft neben der Forschung als ihre allgemeine Verpflichtung gegenüber der Öf- fentlichkeit. Mittels Vorträgen und Diskussionen beschäftigte man sich tiefgehend mit zahl- reichen Wissensgebieten. Besondere Beachtung widmete man der eigenen staatlichen Ge- schichte.154 Die Wiederentdeckung von Herculaneum155 und die bereits stattfindenden Ausgrabungen in Pompeji156 im 18. Jahrhunderts ließen die Möglichkeiten archäologischer Ausgrabungen erkennen und motivierten künstlerisch, historisch und literarisch interessierte Laien zu Gra- bungen auch nördlich der Alpen, die jedoch ohne Systematik durchgeführt wurden.157 Der gebildete Bürger wusste über das Erbe der klassischen Antike Bescheid und unternahm Studienreisen, häufig nach Rom oder auch nach Herculaneum. Die römischen Hinterlassen- schaften nördlich der Alpen wurden wieder zum Symbol zivilisatorischen Erbes.158 Johann Joachim Winckelmann (1717–1768), der die ehrenvolle Stellung als Aufseher der Altertümer in und um Rom hatte,159 schuf die wissenschaftlichen Voraussetzungen,160 denn mit seiner „Geschichte der Kunst des Altertums“161 legte er die methodischen Grundbausteine für die moderne kunstgeschichtliche und archäologische Forschung.162 Zahlreiche Geschichts- und Altertumsvereine zeugen davon, dass sich das neue national- romantische Interesse an Geschichte und Altertum ursprünglich auf sprach- und kulturwissen- schaftlich gebildete bürgerliche Gelehrte konzentrierte. Als das Bürgertum in Deutschland an gesellschaftlicher Bedeutung gewann, war es in wirtschaftlichen und kulturellen Angelegen- heiten tonangebend. Die daraus entstandenen Geschichts- und Altertumsvereine führten die ersten systematischen Forschungen durch.163 Ein besonderer Aspekt der Aufklärung war die Einbeziehung der Natur als Inbegriff des Gu- ten, Wahren und Schönen ins philosophische Denken. Dazu trugen die Schriften von Jean Jacques Rousseau bei, der die gefühlsbetonte Hingabe des vernunftbegabten Menschen an die Natur guthieß. Ende des 18. Jahrhunderts führte der neue Zugang zur Landschaft in England dazu, dass Baureste vergangener Kulturen in der Literatur und der Kunst ästhetisiert wurden

154 Pollak 2010, 70 f. 155 Zu Herculaneum siehe Pappalardo – Dietrich (Ü) 1998, 400–402. 156 Zu Pompeji siehe Kockel 2001, 89–98. 157 Niegl 1980,74. 158 Pollak 2010, 73 f. 159 Bruer 1994, 5–7. 160 Pollak 2010, 74; vgl. Bruer 1994. 161 Winckelmann 1964. 162 Burke 1996, 11 f.; siehe jetzt auch Pollak 2010, 74. 163 Wiwjorra 2006, 14. 42–52; siehe jetzt auch Pollak 2010, 74. 26

(„Ruinen-Romantik“). Die Denkmäler der klassischen Antike wie auch die Denkmale des regionalen archäologischen Erbes wurden Teile von Dichtung, Malerei und Grafik.164 Auch in Österreich äußerte sich der Einstellungswandel darin, dass viele Bürger den Wunsch hegten, die Vergangenheit ihrer Heimat zu erkunden. Bodenfunde, die zuvor liegengelassen oder zerstört worden waren, begann man nun zu bergen, auf sie zu achten und sie aufzube- wahren. Die Heimat- oder Geschichtsvereine richteten Heimat- bzw. Landesmuseen ein und gaben landeskundliche Zeitschriften heraus, in welchen der Provinzialarchäologie viel Platz gewidmet war. Sie brachten auch das Geld auf, um Grabungen nach Bodenfunden durchzu- führen.165 Neben den Publikationen der Heimatforscher gab es um 1800 kaum wissenschaftliche For- schung. Das Münz- und Antikenkabinett in Wien war die einzige offizielle Stelle, die sich als staatliche Institution wissenschaftlich mit Altertümern auseinandersetzte. An den Universitä- ten wurde noch keine archäologische Forschung betrieben, darum erfolgte die wissenschaftli- che Arbeit meist von Beamten an Archiven, Museen und Bibliotheken oder durch gelehrte Mönche, die sich ihre Kenntnisse und Methoden erst selbst aneignen mussten.166 Nach dem Tod Karls VI. 1740 bestieg seine Tochter Maria Theresia den Thron. Ihre Refor- men führten zu einem allgemeinen Aufschwung in Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Kul- tur. Ausschlaggebend dafür waren die französischen Einflüsse am Wiener Hof und in ganz Österreich.167 Maria Theresias Einfluss auf die Entwicklung der Altertumswissenschaften – besonders der antiken Numismatik – beschränkte sich allerdings auf verwaltungstechnische Regelungen und die Besetzung von Dienststellen. Die Erforschung der Römerzeit wurde von der Regierung nur in sehr geringem Maß gefördert. Das könnte nach Manfred Alois Niegl daran gelegen haben, dass Ausgrabungen zu viel Geld kosteten, denn es bestand sehr wohl ein Interesse an Funden, die man nicht bezahlen musste.168 Dies zeigen die Hofkammerdekrete vom 24. Februar 1776, vom 2. November 1776 und vom 1. Februar 1782, die vorsehen, dass Münzfunde an die Hofkanzlei eingesandt werden, damit das k. k. Münz- und Antikenkabinett einen Ankauf tätigen könne. Die zwei zuletzt genannten Dekrete nahmen sogar ein Drittel des Fundes für den Staat in Anspruch.169

164 Pollak 2010, 74–75. 165 Niegl 1980, 73 f. 166 Niegl 1980, 74. 167 Lhotsky 1941/45, 413 f.; siehe jetzt auch Niegl 1980, 67. 168 Niegl 1980, 68. 169 Niegl 1976, 191 f.; siehe jetzt auch Niegl 1980, 68. 27

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren Ausgrabungen rein private Angelegenheiten, die nicht als Forschungsarbeiten, sondern vielmehr als Schatzsuche galten. Zu einer Änderung kam es erst durch den Aufschwung des k. k. Münz- und Antikenkabinetts.170 Politische Motive wie der gegenreformatorische Katholizismus, das Fehlen eines modernen und gebildeten Bürgertums in Österreich sowie die Jesuiten, die das Bildungswesen domi- nierten, verhinderten eine rasche Umsetzung der Ideen der Aufklärung. Die neuen philosophi- schen Ansätze konnten sich eher in den Naturwissenschaften und der Medizin als auf politisch-kulturellem Gebiet durchsetzen. Die nationalen Strömungen im Vielvölkerstaat zei- tigten bei der Erforschung ur- und frühgeschichtlicher Denkmäler keine einigende, sondern eine trennende Wirkung. Widerstrebende Tendenzen machten eine gesamtstaatliche Behand- lung des Denkmalbestandes unmöglich. Es gelang daher nur innerhalb von Kleinregionen, ein Bewusstsein für die Bedeutung von Kulturgütern zu schaffen.171 Dazu kam, dass die musisch orientierten Habsburger die junge Altertumswissenschaft nicht aktiv förderten, da sie kaum persönliches Interesse an Wissenschaft und Forschung hatten, was sich an den zahlreichen erfolglosen Bemühungen zeigte, eine Akademie zu gründen.172 In den Sammlungen des Herrscherhauses fanden die archäologischen Funde nur ein Mindestmaß an Beachtung.173 Die Folge der Französischen und später der Industriellen Revolution, in denen viel historische Bausubstanz zerstört worden war, bestand in einem neuen Bewusstsein für die Gefährdung historischer Bausubstanz, die nun als Zeuge der Geschichte und als lebendige Erinnerung wahrgenommen wurde.174 Die Baudenkmalpflege wurde damit zum Mittelpunkt denkmal- pflegerischer Tätigkeit.175 Dennoch gab es kaum gesetzliche Bestimmungen zum Schutz des kulturellen Erbes, da ein allgemeines Interesse fehlte und von vielen Menschen auch ein Ein- griff in ihr Privateigentum befürchtet wurde.176 Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstanden auch die ersten öffentlichen Museen, die als nationale Erinnerungsräume und Bildersäle der Geschichte fungierten.177 Aufbauend auf Exponaten aus den mittelalterlichen Schatzkammern der Kirchen und Klöster und jenen aus den fürstlichen Sammlungen und Kunstkammern des 14. bis 18. Jahrhunderts hatten diese Einrichtungen nun die Aufgabe, mit ihren „stummen Zeugen der Geschichte“ eine Verbin-

170 Niegl 1980, 68. 171 Pollak 2010, 77 f. 87. 172 Hurlebusch - Schneider 1977, 72; siehe jetzt auch Pollak 2010, 78. 173 Pollak 2010,78. 174 Choay 1997, 74–93; siehe jetzt auch Pollak 2010, 75– Zum Ursprung der französischen Gesetzgebung zum Schutz der Baudenkmale siehe Choay 1997, 109–112. 175 Pollak 2010, 76. 176 Hammer 1995, 66–80; Pollak 2010, 76. 177 Assmann 1999, 47; siehe jetzt auch Pollak 2010, 76. 28

dung zwischen einer wunderbaren fernen Vorzeit und der Gegenwart herzustellen. Obwohl man die Museen, Bau- und Kunstdenkmale zu Gedächtnisstätten der nationalen Identität stili- sierte, die eine Verbindung zu den Vorfahren ermöglichten, blieb das Interesse an den archäologischen Quellen und deren Erforschung weiterhin die Arbeit einiger weniger Idealis- ten. Gewährleistet war einzig die Aufbewahrung und Erhaltung archäologischer Funde.178 Der Innsbrucker Hofarchivar und -bibliothekar Anton Roschmann (1694–1760)179 war einer der Wegbereiter des nur langsam einsetzenden Bewusstseins für die Bedeutung des archäolo- gischen Erbes in Österreich.180 Er formulierte erstmals für die habsburgischen Länder Gedan- ken zur archäologischen Denkmalpflege, die bis heute Gültigkeit haben. In seinen topografi- schen Studien vermerkte er die Fundstellen wie auch die erhaltenen sowie die zerstörten und verschollenen Fundobjekte, wie das in der archäologischen Landesaufnahme noch heute er- folgt.181 In den 1840er-Jahren beeinflussten seine Überlegungen die vor allem im Münz- und Antikenkabinett entwickelten Ideen für den Umgang mit dem archäologischen Erbe, die im Rahmen der k. k. Central-Commission weiter verfolgt wurden.182 1850 wurde diese „Central-Commission“ für Baudenkmale eingerichtet, die zu einer weiteren Institutionalisierung der Denkmalpflege führte,183 jedoch über keine gesetzliche Grundlage verfügte, weshalb ihre Durchsetzungskraft eingeschränkt blieb.184 Erst 1923 gelang es dem Parlament der Ersten Republik von Österreich, ein erstes Denkmalschutzgesetz zu verab- schieden.185 In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden Probleme der archäologischen Denkmalpflege in den „Mittheilungen der Central-Commission“ sowie in Berichten erörtert. Sie berichten von noch heute auftretenden Problemen wie z.B. der Zerstörung des archäologi- schen Erbes durch die Landwirtschaft, vom fehlenden Verständnis der Öffentlichkeit, man- gelnden finanziellen Mitteln, Raubgrabungen, Verschleppung und Handel mit Kulturgut. Die Verschleppung und der Handel mit Kulturgut wurden vor allem im Zuge der großen Infra- strukturbauten der Monarchie beschleunigt. Durch die verbesserten Transportmöglichkeiten (Eisenbahntransport) kamen Händler auch in entlegene Gebiete. Da der Wert archäologischer Fundobjekte stieg, blühte auch das Fälscherunwesen.186

178 Pollak 2010, 76 f. 179 Zu Anton Roschmann siehe Wurzbach 1874, 346–351. 180 Pollak 2010, 79; Niegl 1980, 112–115. 181 Huber 2006a, 7A; Pollak 2010, 79 – Zu Anton Roschmanns Inscriptiones siehe Huber 2006a; Huber 2006b. 182 Pollak 2010, 79 f. 183 Pollak 2010, 84. 184 Helfert 1876; siehe jetzt auch Pollak 2010, 85. 185 Brückler 1991; siehe jetzt auch Pollak 2010, 84. 186 Pollak 2010, 84 f. 29

3.1.6.2 Das "k. k. Münz- und Antikenkabinett“ Der Mecklenburger Karl Gustav Heraeus (1671–1730)187, der von Kaiser Josef I. als Hof- antiquarius angestellt und von Kaiser Karl VI. zum Medaillen- und Antiquitäteninspektor befördert wurde, hatte 1713 die Aufgabe, aus dem kaiserlichen Münzkabinett ein einheitliches Kabinett zu schaffen, wofür er zahlreiche Münzen nach Wien schaffen ließ, etwa jene aus Schloss Ambras.188 Entscheidend war, dass Maria Theresia nun ihre ererbte Münzsammlung ordnen und klassifizieren und in der Folge einen Katalog189 erstellen ließ. Um eine bessere Ordnung zu schaffen, teilte man das Kabinett in eine antike und eine moderne Abteilung.190 Johann Josef Hilarius Eckhel (1737–1798)191 wurde 1774 mit der Leitung der antiken Abtei- lung betraut.192 Nach seinem Tod wurden aber die beiden Abteilungen auf Anweisung von Kaiser Franz II. wieder zusammengefasst. Die Sammlung trug nun den Namen „Münz- und Antikenkabinett“ und enthielt neben Münzen auch andere Antiken wie Statuen, Kameen oder altgriechische Vasen. Auch die Statue des „Jünglings vom Magdalensberg“ kam 1806 von Salzburg nach Wien.193 Es handelte sich dabei allerdings um einen Abguss aus dem 16. Jahrhundert, da das römische Original aus der Mitte des 1. Jh. v. Chr. vermutlich im 16. Jahr- hundert nach Spanien gelangte und dort in den königlichen Gärten von Aranjuez aufgestellt war. Heute ist dieses Original leider verschollen.194 Aus allen Teilen der Monarchie brachte man Antikenfunde ins Münzkabinett nach Wien, nachdem das erweiterte Hofkanzleidekret vom 5. März 1812 verfügt hatte, dass in Zukunft nicht nur Münzen, sondern auch andere Altertümer und Denkmäler eingesendet werden mussten.195 Kustoden bearbeiteten und studierten die Münz- und Antikenfunde, um eine Aus- wahl treffen zu können. Dadurch wurde das Münz- und Antikenkabinett der einzige Träger institutioneller archäologischer Forschung in Österreich um 1800.196 Von 1819–1840 hatte Anton Steinbüchel von Rheinwall (1790–1883)197 die Leitung des Kabinetts über. Durch die eingesandten Fundstücke erfolgte eine teilweise Erweiterung der Sammlung.198 Um neue Aus-

187 Zu Karl Gustav Heraeus siehe Wurzbach 1862, 320–323; Creizenach 1880, 15 f. 188 Lhotsky 1941/45, 385. 388–390; siehe jetzt auch Niegl 1980, 61. 69. 189 France 1755. 190 Niegl 1980, 68 f. 191 Zu Johann Joseph Hilarius Eckhel siehe Lhotsky 1941/45 461–463. 192 Lhotsky 1941/45, 421 f.; siehe jetzt auch Niegl 1980, 68. 193 Niegl 1980, 69. 70 mit Anm. 362 und 363. 194 Gschwantler 1988; Zum verschollenen Original des Jünglings am Magdalensberg siehe Gschwantler 1993/1994. 195 Niegl 1980, 100; Niegl 1976, 191–193 – Zum Hofdekret vom 5. März 1812 siehe Niegl 1976, 192 f. 196 Lhotsky 1941/45, 503–505; siehe jetzt auch Niegl 1980, 70. 197 Zu Anton Steinbüchel von Rheinwall siehe Heidecker 1969. 198 Niegl 1980, 70. 30

stellungsstücke zu gewinnen, ließ er auch an verschiedenen Orten der Monarchie systemati- sche Ausgrabungen durchführen.199 Einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung der Römerzeit in Österreich leistete Gabriel Seidl (1804–1875), der vor allem als Dichter bekannt war und 1840 als Kustos ans Münz- und Antikenkabinett kam und zahlreiche wissenschaftliche Publikationen veröffentlichte, unter anderem die für die Provinzialarchäologie wesentliche „Chronik der archäologischen Funde in der österreichischen Monarchie“200. Mit der Zeit wurde das Münz- und Antikenkabinett zu einem Forschungsinstitut, allerdings waren den Beamten des Instituts Grenzen gesetzt, da die musealen Interessen im Vordergrund standen.201 In der Mitte des 19. Jahrhunderts war das Münz- und Antikenkabinett bemüht, eine zentrale Einrichtung für Funde zu werden. Allerdings waren diese Bemühungen nicht sehr erfolgreich, da die vielen im Entstehen begriffenen Museen ebenfalls Exponate für ihre Ausstellungen benötigten.202 Das Münz- und Antikenkabinett war vor allem ein Museum, dessen Kustoden daran interessiert waren, die gefundenen und ausgegrabenen Fundstücke in die Sammlung zu integrieren. Das Hofkanzleidekret vom 5. März 1812, welches forderte, dass alle archäologi- schen Fundstücke ans Wiener Münz- und Antikenkabinett gesandt werden müssen, führte in der Steiermark zu einer Stagnation der Ausgrabungstätigkeit. Aufgehoben wurde diese Pflichtabgabe durch ein Hofkanzleidekret vom 15. Juni 1846, um zu verhindern, dass die Landesmuseen und Vereine Forschungen illegal betreiben mussten.203 Für das Fundwesen blieb bis ins 20. Jahrhundert das Münz- und Antikenkabinett in Wien eine wichtige Stelle. Länder, die über ein eigenes Landesmuseum verfügten, schickten allerdings kaum noch Fund- stücke nach Wien. Die Kustoden in Wien waren ohnehin nach wie vor mit dem Erhalt der Fundstücke aus anderen Regionen voll beschäftigt und erfüllten auch weitere Aufgaben wie die Administration, die wissenschaftliche Bearbeitung und Ordnung der Sammlungsbestände durch Katalogisierung und Inventarisierung sowie das Verfassen wissenschaftlicher Arbei- ten.204 Diese enthielten Aufzeichnungen zu den im Münzkabinett aufbewahrten Funden aus der Antike und dem Mittelalter. Unter der Direktion Josefs von Bergmann (1796–1872)205 erschien von Eduard Freiherr von Sacken206 und Friedrich Kenner207 die Publikation „Die

199 Lhotsky 1941/45, 505; Heidecker 1969, 147; siehe jetzt auch Niegl 1980, 70. 200 Seidl 1846, 137. 201 Niegl 1980, 71–73. 202 Lhotsky 1941/45, 547; Niegl 1980, 122. 203 Niegl 1980, 109 f. 122 – Zum Hofkanzleidekret vom 5. März 1812 siehe Niegl 1976, 192 f. - Zum Hofkanzleidekret vom 15. Juni 1846 siehe Niegl 1976, 195 f; Niegl 1980, 122. 204 Niegl 1980, 123. 205 Zu Joseph Bergmann siehe Lhotsky 1941/45, 549; Obermayer-Marnach 1957, 74. 206 Zu Eduard Freiherr von Sacken siehe Lhotsky 1941/45, 550. 31

Sammlungen des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes“208, die ein Verzeichnis aller Antiken und der wichtigsten Münzen, aber auch einer Geschichte des Münz- und Antikenkabinetts bietet. Nach dieser Publikation widmeten sich die Kustoden drei Jahrzehnte hindurch vor al- lem der Sammlung und kaum der Forschung, da das neue Kunsthistorische Museum am Ring seit den 1860er-Jahren in Planung stand. Die Kustoden des Münz- und Antikenkabinetts wa- ren dabei mit der Erstellung eines Gesamtinventarverzeichnisses und der Neuorganisation aller kunsthistorischen Sammlungen sowie der anschließenden Übersiedelung in das neue Gebäude völlig ausgelastet. Am 17. Oktober 1891 wurden die „Kunsthistorischen Sammlun- gen des allerhöchsten Kaiserhauses“ im neuen Gebäude feierlich eröffnet.209 Allerdings wid- mete sich das Münz- und Antikenkabinett auch danach nur noch selten der Erforschung der Römerzeit, sondern beschränkte sich auf die wissenschaftliche Bestimmung und den käufli- chen Erwerb von Fund- und Ausgrabungsstücken. Mit Friedrich Kenners Eintritt in den Ruhe- stand 1899 wurden die Antikensammlung und das Münzkabinett voneinander getrennt,210 entsprechend der allgemeinen Tendenz, einzelne Sammlungsteile zu verselbständigen. Daher erhielt die Abteilung des Münzkabinetts auch eine eigene Direktion.211 Nach dem Ableben des Direktors Rudolf Münsterberg (1864–1929)212 wurden Münzkabinett und Antikensamm- lung wieder zusammengeführt.213

3.1.7 „Wissenschaftliche Periode“ (seit 1850) Bis zur Gründung des Österreichischen Archäologischen Instituts am 1. Jänner 1898, dem die Leitung der vom Staat durchgeführten und geförderten archäologischen Forschungen an- vertraut wurde,214 gründete man auf der Ebene der einzelnen Länder noch zahlreiche Institute, die Ausgrabungen durchführten.215 Wesentlich für den weiteren Verlauf der archäologischen Forschung in Österreich war, dass sich das Ziel der Ausgrabungen veränderte. Diese erfolgten nun primär aus kulturgeschichtlichem Interesse und nicht mehr nur, um Museumsstücke zu gewinnen. Auch die Auffassung, dass geborgene Fundgegenstände in der Nähe des Fundorts aufbewahrt werden sollten, setzte sich immer mehr durch.216

207 Zu Friedrich Kenner siehe Wurzbach 1864, 166 f. 208 Sacken – Kenner 1866. 209 Lhotsky 1941/45, 554. 562. 570 f. 619. 621 f. 645; siehe jetzt auch Niegl 1980, 125. 127. 210 Niegl 1980, 127. 211 Lhotsky 1941/45, 624; siehe jetzt auch Niegl 1980, 128. 212 Zu Rudolf Münsterberg siehe Lhotsky 1941/45, 627 mit Anm. 26. 213 Lhotsky 1941/45, 627 mit Anm. 26. 633; siehe jetzt auch Niegl 1980, 128 f. 214 Praschniker 1950, 1–18; Schauer 1998, 1; Kandler – Wlach 1998, 13–18. 215 Niegl 1980, 122 f. 216 Niegl 1980, 123. 32

In Österreich kam es ab der Revolution von 1848 zu ständigen politischen, nationalen, gesell- schaftlichen und wirtschaftlichen Umwälzungen, die schließlich mit dem Ersten Weltkrieg ihren Höhepunkt erreichten. Obwohl es zahlreiche politische Rückschläge gab, war die Monarchie durch Industrie und Handel von relativem wirtschaftlichem Wohlstand gesegnet. Diese Berufssparten lagen in der Hand des Bürgertums, dessen Werte sich nun mit dem Wan- del der wirtschaftlichen Struktur den verbesserten Umständen anpassten. Die nun führenden bürgerlichen Kreise der Gründerzeit bevorzugten und schätzten beinahe ausschließlich prunk- volle Ausstellungsstücke. Ur- und frühgeschichtliche Museen, die auch Gegenstände aus der Römerzeit zeigten, wurden deshalb von der Bevölkerung als „Rumpelkammern“ empfunden, die nicht begeistern konnten. Deshalb widmeten sich nur wenige Fachleute der archäologi- schen Forschung. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wuchs das gesellschaftliche Interesse an archäologischen Forschungen wieder. Das zeigt sich darin, dass Vereine ins Leben gerufen wurden, die wissenschaftliche Ausgrabungen förderten, beispielsweise der Verein „Carnuntum“ in Wien.217 Nach dem Ersten Weltkrieg musste sich der Staat von dem verlorenen Krieg und dem Zerfall der Monarchie erholen und hatte viele Schwierigkeiten zu meistern. In den Jahren der Ersten Republik führten politische, soziale und wirtschaftliche Probleme, wie Inflation, Massen- arbeitslosigkeit, Weltwirtschaftskrise, Parteikämpfe und politischer Radikalismus wiederum dazu, dass nur wenige Bürger neben den Fachleuten Zeit für archäologische Forschungen fanden.218

3.1.8 Der Umgang mit dem archäologischen Erbe in der Steiermark Aus dem Mittelalter fehlen schriftlichen Nachrichten, die davon berichten würden, dass römi- sche Überreste auf dem heutigen Gebiet der Steiermark die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätten. Wie im Werk Manfred Alois Niegls „Die archäologische Erforschung der Römerzeit“ nachzulesen ist, wurden die Steine der zerstörten Römersiedlungen ziemlich sicher für den Bau mittelalterlicher Gebäude verwendet. Das gilt etwa für die Umgebung von Flavia Solva, der einzigen römischen Stadt in der heutigen Steiermark. Große Teile des Schlosses Seggau bei Leibnitz etwa wurden aus deren Überresten errichtet.219

217 Niegl 1980, 120 f.; Zur Geschichte des Vereins Carnuntum siehe Kandler1984; siehe dazu auch Niegl 1980, 198–201. 218 Niegl 1980, 121. 219 Niegl 1980, 26. 111 – Zur Baugeschichte und Baualterforschung von Schloss Seggau siehe Christian u. a. 1997, 48–61; Zum Alten Turm im Schloss Seggau siehe Karl – Wrolli 2011. 33

Um 1500 scheint das Herzogtum Steiermark bereits die Heimat zahlreicher, namentlich aller- dings unbekannter Inschriftensammler gewesen zu sein.220 Ein Altertumsforscher der in der Fachwelt unter dem Namen Antiquus Austriacus221 bekannt ist, stellte eine Sammlung von römischen Inschriften zusammen, die vor allem aus der Steiermark stammten. Die meisten der dort verzeichneten Römersteine kamen allerdings aus der ehemaligen Untersteiermark, z.B.aus den Städten Celeia und Poetovio. Nur wenige der von Antiquus Austriacus erwähnten Inschriften stammen dagegen aus der Obersteiermark. Allerdings verfügte seine Sammlung auch über Inschriften aus Flavia Solva.222 Augustinus Tyffernus223 erweiterte diese Erforschung der römerzeitlichen Überreste durch seine 1507 erschienene Sammlung von Inschriften, wovon einige auch aus der Steiermark stammen. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts blieb also das Interesse an Steinmonu- menten mit Inschriften weiterhin bestehen.224 Davon zeugt auch das Werk der zwei Ingolstädter Professoren Petrus Apianus und Bartholomeus Amantius „Inscriptiones sacrosanctae vetustatis“225, das die Zusammenstellung des Antiquus Austriacus ergänzte. Die Inschriftensteine wurden aber nicht von ihnen selbst abgeschrieben,226 sondern sie erhielten die Abschriften vermutlich von heimischen Epigraphikern, die möglicherweise Geistliche waren.227 In der Zeit von 1600 bis 1750 wurden in der Steiermark wohl viele archäologische Boden- funde – vor allem in Leibnitz und Umgebung – wahrgenommen, aber ohne besonderes For- schungsinteresse. Es war deutlich erkennbar, dass im Leibnitzer Raum eine römische Stadt gestanden haben musste.228 1782 schrieb Karl Mayer in „Versuch über steyermärkische Alter- tümer und einige merkwürdige Gegenstände“229, dass in den letzten Jahrhunderten viele Mün- zen, Kleinfunde und Mauerreste in der Umgebung von Leibnitz ausgegraben worden waren. Er äußerte auch die falsche Vermutung, dass Leibnitz die alte Stadt „Muroela“ gewesen sei,230 was zeigt, dass sogar der Name der ehemaligen römischen Stadt der Bevölkerung unbekannt war.231

220 Niegl 1980, 46. 221 CIL III p. 477. 587; siehe jetzt auch Niegl 1980, 46 – Zum Namen Antiquus Austriacus siehe Glaser 2002, 89. 222 Niegl 1980, 46. 223 CIL III p. 587; siehe jetzt auch Niegl 1980, 46. 224 Niegl 1980, 46. 225 Apianus – Amantius 1534. 226 Uiblein 1950, 86 f.; siehe jetzt auch Niegl 1980, 46. 227 Niegl 1980, 46. 228 Niegl 1980, 64. 229 Mayer 1782, 150–158. 230 Mayer 1782, 150–158; siehe jetzt auch Niegl 1980, 64. 231 Niegl 1980, 64. 34

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wuchs auch in der Steiermark das Interesse an Bo- denfunden und Altertumsresten. Die romantische Heimatliebe äußerte sich besonders in der Erkenntnis, dass das Sammeln und Bewahren von historischen Dokumenten und Denkmälern von großer Wichtigkeit sei. Diese neue Auffassung führte zur Gründung des ersten österrei- chischen Landesmuseums, das 1811 von dem Habsburger Erzherzog Johann (1782–1859)232 gestiftet und nach ihm „Joanneum“ benannt wurde.233 Trotz dieses gesellschaftlichen Einstellungswandels wurde im Jahr 1815 damit begonnen, den alten Turm im oberen Schlosshof des Schlosses Seggau abzutragen, der in der Spätantike bzw. im frühen 12. Jahrhundert errichtet wurde und einzustürzen drohte. Im Winter 2003/2004 konnte eine archäologische Ausgrabung des Bundesdenkmalamtes die Funda- mente dieses abgetragenen Turms freilegen und erforschen. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie sollen nun genannt werden und können in der Veröffentlichung „Der Alte Turm im Schloss Seggau zu Leibnitz“234 nachgelesen werden. 1219 wurde der Alte Turm erstmals ur- kundlich als turris antiqua erwähnt.235. Der steinerne Turm hatte eine Höhe von 36 Meter, eine Seitenlänge von 14,9/15,1 m und eine Mauerstärke von 3,48 bis 4,11 m. Bei den lang- jährigen Abbrucharbeiten, die erst 1831 abgeschlossen waren, zeigte sich, dass das Bauwerk beinahe vollständig aus Römersteinen erbaut worden war. Das doppelschalige Großquader- mauerwerk bestand zu einem großen Teil aus Relief- und Inschriftensteinen sowie glatten Quadern aus Marmor, die durch Steinmetze zugerichtet worden waren. Bereits die Funda- mentlage wurde aus Spolien hergestellt, wovon die Ostecke des Turmes zeugt, die im Mauer- verband der heutigen Westwand des „Seckauer Hauses“ erhalten blieb.236 Viele dieser Steine stellten ursprünglich Teile von römerzeitlichen Grab- bzw. Ehrenmonumenten dar, die aus dem in der Nähe gelegenen Municipium237 Flavia Solva stammten. Im an den Ab- bruch des Turmes gelangte ein Teil der Römersteine in das Landesmuseum Joanneum in Graz238, andere wurden an Steinmetze und Privatpersonen verkauft oder für großangelegte Bauvorhaben in der nächsten Umgebung genutzt. Die meisten der qualitätvolleren Stücke wurden aber 1831 in eine der Westmauer des „Seckauer Hauses“ vorgesetzten Wand - der „Römersteinwand“ - eingemauert. Die Bauteile der erste Spoliierungsphase zeigen quadrati-

232 Zu Erzherzog Johann siehe Wurzbach 1860, 280–287. 233 Niegl 1980, 108. 234 Karl – Wrolli 2011. 235 Zur Geschichte des Alten Turmes anhand der Schriftquellen von 1219 bis 1831 siehe Karl – Wrolli 2011, 13– 46. 236 Zur archäologischen und bauanalytischen Untersuchung zum Alten Turm siehe Karl – Wrolli 2011, 47–116. 237 Municipium = von lat. municipium = Stadt in Italien oder einer Provinz mit bestimmten Vorrechten wie Selbstverwaltung und römischem Bürgerrecht für die Bewohner. 238 Zu den Inschrift- und Reliefsteinen, die ins Landesmuseum Joanneum gelangten siehe Mell 1911, 269. 35

sche Hebelöcher für eine Steinzange, die laut Stephan Karl und Gabriele Wrolli239 an römerzeitliche Wolfslöcher erinnern und die in dieser Form nur der Spätantike des 4. bis 6. Jahrhunderts zugeordnet werden können. Auch die Mauerstärke des Alten Turmes ist für ei- nen mittelalterlichen Burgenbau aus dem 12. Jahrhundert ungewöhnlich. Diese Besonder- heiten am Alten Turm in Seggau lassen vermuten, dass eine spätantike Befestigung am Seggauberg, primär am Burgberg selbst, als Ruine überdauerte, die wieder hergestellt wurde.240 1843 wurde der „Historische Verein von Innerösterreich“ bzw. nach der Neuordnung des Staates 1848 der „Historische Verein für Steiermark“ gegründet.241 Die archäologischen Landesaufnahmen und denkmalpflegerischen Maßnahmen erfolgten in dieser Zeit vor allem im Zuge heimatkundlicher Bestrebungen und Interessen.242

3.1.9 Zeitgebundenheit des Denkmalverständnisses Bereits in der Antike wurden Denkmale, Grabstätten und Heiligtümer zur Erinnerung an herausragende Personen oder Ereignissen errichtet. Eine große Zahl von Geländedenkmälern, Bauten, Sammlungen und Einzelgegenstände erhielten aber erst nachträglich, oft mit einem Abstand von Generationen oder Jahrhunderten, eine neue Bedeutung und wurden Teil des kulturellen Gedächtnisses. Schließlich waren die historischen Kulturgüter als Symbole für Vorgänge in der Vergangenheit im kulturellen Gedächtnis tief verankert. Spätere Generatio- nen deuteten häufig Geländedenkmale im Sinn der eigenen Überlieferung oder man passte die Deutung der Gegenwart an.243 Historische Bauten waren in der klassischen Antike sichtbare Zeichen der gemeinsamen Reli- gion, Geschichte und Kultur sowie des Zusammenhalts der Gesellschaft und der Zukunfts- perspektiven. Im Rom der Spätantike erkannte man die Bewahrung erstmals als Verpflichtung der Gegenwart gegenüber seiner Vergangenheit und Zukunft an.244 Im Früh- und Hochmittelalter führte ein sehr pragmatischer Umgang mit dem kulturellen Erbe zum Verfall und Verlust überlieferter Gegenstände, der im Spätmittelalter aufgrund völligen Desinteresses gegenüber den meisten von ihnen fortgesetzt wurde. Erst Humanismus und Aufklärung hatten eine neue Einstellung dem archäologischen und architektonischen Erbe gegenüber zur Folge. Anfangs galt es, die als vorbildhaft empfundene Antike wiederzubele-

239 Karl – Wrolli 2011, 127. 240 Karl – Wrolli 2011, 7. 13. 30. 127 f.; Zu den Überlegungen zur frühen Baugeschichte des Alten Turmes siehe Karl – Wrolli 2011, 117–126. 241 Schütz 1943, 20; siehe jetzt auch Niegl 1980, 112. 242 Niegl 1980, 119. 243 Pollak 2010, 87. 244 Pollak 2010, 87; vgl. Zimmermann 2006; vgl. Stähli 1998; vgl. Geyer 1993, 69-77. 36

ben und ihre materiellen Zeugnisse zu bewahren. Allmählich bezog man aber auch das lokale archäologische Erbe ein. Erst ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert gewannen Baudenkmäler des Mittelalters und der jüngeren Vergangenheit für die nationale Identität an Bedeutung.245 Der ursprünglich sehr direkte und emotionale Zugang zu Denkmalen machte deren Bewah- rung zum gesellschaftlichen Anliegen. Wesentlich war dafür der Erinnerungsort (Genius loci) und nicht die unverfälschte Erhaltung des Denkmals, denn der durch die Gesellschaft bei- gemessene Symbolwert garantierte dessen Authentizität.246 Die Voraussetzungen für die Ent- wicklung der Denkmalpflege entwickelten sich im 19. Jahrhundert, als erstmals auch die Er- haltung von Denkmälern gewährleistet wurde. Der Erinnerungswert war nach wie vor die Grundlage für den Schutz der Denkmale und religiöse und ideologische Gründe blieben wichtig. Allerdings beschränkte sich das Anliegen am Denkmalschutz damals wie heute auf eine kleine Bevölkerungsminderheit. Im 19. Jahrhundert machte die nationalistische Vorstel- lung von einer glanzvollen Vergangenheit und einer gemeinsamen Abstammung archäologi- sche Denkmäler zu sichtbaren Beweisen der Geschichte und der gemeinsamen Herkunft. In vielen Staaten Europas wurde die gemeinsame Geschichte mit ihren archäologischen Zeug- nissen als Teil der nationalen Identität erlebt.247 In der Studie „Vom Erinnerungsort zur Denk- malpflege“ wird darauf aufmerksam gemacht, dass in Österreich das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Erhaltung des archäologischen Erbes heute nur schwach ausgeprägt sei, was auf die Gegebenheiten des 18. und 19. Jahrhunderts zurückführt werden könne – etwa auf die innenpolitischen Probleme des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn.248

3.1.10 Kulturelles Gedächtnis als Zukunftsperspektive Der Schutz des Denkmalbestandes kann aufgrund der großen Zahl von Denkmälern nicht nur Sache des behördlichen Vollzuges sein, sondern muss auf einer grundsätzlichen Haltung der Allgemeinheit basieren. Dieses Bewusstsein zu fördern ist eine der schwersten Aufgaben der Denkmalpflege. Der Aufruf, archäologische Denkmale zu erhalten, da sie als historische Quelle dienen, fragil, einzigartig und nicht reproduzierbar sind, zieht selten bis kaum die mediale und öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Selbst die Warnung vor dem Totalverlust eines Denkmals ändert diese Tatsache kaum.249 Geschichtliche Inhalte, die nur durch die Auswertung archäologischer Quellen erforscht wer- den können, liefern uns heute wichtige Informationen über Kultur und Politik der Vergangen-

245 Pollak 2010, 88. 246 Pollak 2010, 88; vgl. Seidenspinner 2008, 278. 247 Pollak 2010, 88. 248 Pollak 2010, 89. 249 Pollak 2010, 89. 90 mit Anm. 465. 37

heit, aber auch über gelungene und misslungene Entwicklungen, Fortschritte, Rückschritte und Katastrophen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse archäologischer Forschung und ihre öffentlichkeitswirksame Präsentation bieten aufgrund der langen Beobachtungstiefe entschei- dende Erklärungsmuster zu umstrittenen Themen der Gegenwart. Viele Themen, die die heu- tige Gesellschaft beschäftigen, waren bereits vor einer ersten schriftlichen Überlieferung aktuell. Dazu gehören beispielsweise Klimaveränderungen und deren Auswirkungen auf die Siedlungstopographie und Bevölkerungsentwicklung, die Themen Migration und Integration, Akkulturation und Assimilierung, soziale Veränderungen durch Elitenbildung aufgrund tech- nischer Erfindungen oder neuer Erkenntnisse uvm.250 In Zeiten, in denen das archäologische Erbe als Eigentum aller Europäer, zum Teil auch der ganzen Welt, verstanden wird, ist eine regional beschränkte Sicht unangebracht. Die heutige gesellschaftliche Bedeutung archäologischer Forschung und Denkmalpflege in Mitteleuropa darf keinesfalls auf besonders spektakulären „Jahrhundertfunden“ beruhen. Daher ist es not- wendig, intensive Öffentlichkeitsarbeit für archäologische Kulturgüter zu betreiben. Eine we- sentliche Aufgabe der heutigen Archäologie besteht darin, diese Zusammenhänge aufzuzeigen und einer vielseitig interessierten, aber sehr heterogenen Öffentlichkeit näherzubringen.251

3.2 Das österreichische Bundesdenkmalamt (BDA)

3.2.1 Geschichte der Denkmalpflege in Österreich Am Beginn der österreichischen Denkmalschutzgesetzgebung252 steht ein Edikt Maria Theresias von 1749, das den Schutz von Archivalien festlegte. Dieses, wie auch die folgenden gesetzlichen Bestimmungen des Kulturgüterschutzes aus dem 18. Jahrhundert, bezog sich aber nur auf bewegliche Objekte.253 Kaiser Franz Josef I. genehmigte am 31. Dezember 1850 die Einrichtung einer „k. k. Central- Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale“. Deren Wirksamkeit begann erst 1853, als das Handelsministerium, dem die Central-Commission unterstellt war, die Sta- tuten dieser Institution erließ.254 Im Gegensatz zu den älteren gesetzlichen Regelungen, die bewegliches Kulturgut zum Gegenstand gehabt hatten, war die „Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale“ auch für den Schutz unbeweglicher Kultur-

250 Zimmermann – Siegmund 2002; siehe jetzt auch Pollak 2010, 90–92. 251 Pollak 2010, 91 f. – Zur Problematik der zeitgemäßen Vermittlung archäologischer Erkenntnisse in der Öffentlichkeit siehe Hauser Pult 2008. 252 Zu den Anfängen der österreichischen Denkmalschutzgesetzgebung siehe Kirsch 1937; Frodl 1988. 253 Pieler 2011, 67; Prandtstetten 1989, 143. 254 Niegl 1980, 132 mit Anm. 809. 38

güter zuständig.255 Da sie jedoch über keine gesetzliche Grundlage verfügte, war auch die Durchsetzungskraft der Mitglieder eingeschränkt.256 Ihre Aufgaben bestanden darin, unbe- kannte Denkmäler aufzudecken und danach einer Zerstörung bzw. Verschleppung entgegen- zuwirken und für die Altertumskunde wichtige Gegenstände dem k. k. Antikenkabinett anzu- zeigen.257 Neben Ministerialbeamten und Sachverständigen waren auch zwei Vertreter der Akademie der Wissenschaften, die über Wissen zu den Funden verfügten, Organe der Zentral- kommission. Alle Mitglieder und Organe bekleideten unbezahlte Ehrenämter. Die Haupt- organe der Zentralkommission waren die Konservatoren, die man aus dem Kreis der Kunst- und Altertumsfreunde wählte. Für sie wurde das gesamte Gebiet der Monarchie nach archäo- logisch-künstlerischer Bedeutung in Bezirke unterteilt. Jedem Konservator wurde ein Bezirk zugewiesen, in welchem er sich den Funden und den Ausgrabungen widmete. Korresponden- ten unterstützten diese Arbeit und achteten auf Vorkommnisse bei den Denkmalen und Fun- den in ihrer Umgebung. Wenn notwendig, hatten die Korrespondenten die Aufgabe, den nächsten Konservator oder die Zentralkommission zu verständigen. Um einen maximalen Erfolg für die Denkmalpflege zu erzielen, war die Kommission bemüht, mit allen interessier- ten Kreisen wie etwa den Landesvereinen und Privatpersonen Kontakt aufzunehmen.258 Im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens stellte die Erforschung der Denkmäler die Haupttätigkeit der Zentralkommission dar. Als wichtigstes Publikationsorgan erschienen von 1856 bis zum Ende der Monarchie die „Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale.“ In diesen wurde von den bedeutenden Baudenkmalen innerhalb der Monarchie berichtet, es wurden Ausgrabungsergebnisse veröffentlicht und die Bevölke- rung über den Wert der Denkmäler informiert, um Zerstörungen zu verhindern. Der Titel der „Mittheilungen“ änderte sich jeweils mit der Umbenennung der Zentralkommission.259 Diese Zeitschrift wird bis heute unter dem Titel „Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege“ fortgesetzt.260 1859 wurde die „k. k. Central-Commission“ nach dem Vorbild Frankreichs dem Ministerium für Cultus und Unterricht unterstellt. Am 21. Juli 1873 erfolgte eine Reorganisation. Die neue Bezeichnung „k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale“ umfasste nicht mehr die Einschränkung auf Baudenkmale, sondern

255 Pieler 2011, 68. 256 Helfert 1876; siehe jetzt auch Pollak 2010, 85. 257 Niegl 1980, 132; Prandtstetten 1989, 143. 258 Niegl 1980, 132 mit Anm. 808. 133 mit Anm. 812. 259 Niegl 1980, 133. 260 Prandtstetten 1989, 143. 39

ein nun breiteres Betätigungsfeld.261 Drei Sektionen wurden eingerichtet, die sich mit den folgenden drei Forschungsfeldern beschäftigten: Prähistorie und Antike, Mittelalter und neu- ere Zeit, historische Denkmäler verschiedener Art (Archivalien und Archive). Nach 1873 ver- fügte die Zentralkommission bereits über ein festes Budget zur Förderung praktischer Restau- rierungsmaßnahmen. Von den einzelnen Kronländern erhielt die Kommission zusätzliche finanzielle Mittel.262 1892 wurde das Statut von 1873 zum Teil abgeändert.263 1899 erfolgten weitere Um- arbeitungen des Statuts, die aufgrund der Gründung des Österreichischen Archäologischen Instituts 1898 notwendig geworden waren.264 Obwohl es sich bei den Stellen der Zentralkommission um Ehrenämter ohne Bezahlung han- delte, wurde den Funktionären viel abverlangt. Die Konservatoren erhielten eigene Instruk- tionen, die z.B.auf ihre Stellung, ihre Rechte, Pflichten und Begünstigungen aufmerksam machten. Andere Instruktionen widmeten sich dem richtigen Verhalten bei Ausgrabungen und dem richtigen Umgang mit Funden. All diese Anordnungen hatten das Ziel, einen für den damaligen Stand der Wissenschaft korrekten Umgang mit den Funden und Bodendenkmalen zu gewährleisten. Da nicht alle Konservatoren über eine archäologische Fachausbildung ver- fügten, waren die Anordnungen sehr ausführlich und umfangreich. Durch die Tätigkeit der Zentralkommission kamen allmählich Planung und System in das Ausgrabungswesen und zahlreiche Funde, die zuvor verschleppt worden wären, gelangten durch den Eingriff der Konservatoren in ein Museum.265 Die Veränderungen im sozialen, technischen und wirtschaftlichen Bereich haben Österreichs Denkmalbestand seit der Mitte des 19. Jahrhunderts deutlich reduziert. Immer häufiger und dringlicher wurden Forderungen nach gesetzlichen Schutzmaßnahmen laut. In den 1890er- Jahren fanden erste Beratungen über eine gesetzliche Regelung des Denkmalschutzes statt. Ein erster Gesetzesentwurf lag 1894 vor, der 1898 im Herrenhaus eingebracht wurde, aller- dings nicht die nötige Unterstützung fand. An der Entwicklung eines Verständnisses von Denkmalpflege in Österreich waren Alois Riegl (1858–1905) und Max Dvořák (1874–1921) maßgeblich beteiligt.266 Der Universitäts- professor Alois Riegl fungierte auch als erster Generalkonservator der Zentralkommission. In der Einleitung zu einem 1903 verfassten Gesetzesentwurf legte er ausführlich methodische

261 Niegl 1980, 133 mit Anm. 817. 134 mit Anm. 820; vgl. Prandtstetten 1989, 144. 262 Prandtstetten 1989, 144. 263 Niegl 1980, 138 mit Anm. 847. 264 MZK 1903, 405 f.; siehe jetzt auch Niegl 1980, 138. 265 Niegl 1980, 135 mit Anm. 824. 266 Pieler 2011, 70. 40

Grundfragen der Denkmalpflege und des Denkmalschutzes dar. Sein umfangreicher Katalog von Wertkategorien erläutert das Wesen und die Bedeutung eines Denkmals, woraus sich das öffentliche Interesse an dessen Erhaltung ableiten lässt. Für diese Pionierleistung wurde und wird ihm internationale Anerkennung entgegengebracht.267 Obwohl sein Entwurf nicht Gesetz wurde, hat man den theoretischen Teil 1903 veröffentlicht.268 Riegl erkannte den Verfall eines Denkmals als notwendige Konsequenz der Naturgesetze, in die nicht eingegriffen werden sollte. Altersspuren am Denkmal zeigen den natürlichen Kreislauf von Werden und Verge- hen.269 Max Dvořák, ein Schüler von Alois Riegl, erfuhr ähnliche Wertschätzung wie sein Lehrer,270 indem er Riegls Prinzipien weiterentwickelte. 1916 erschien sein bekanntestes Werk „Katechismus der Denkmalpflege“271, das die Gefahren für Denkmäler aufzeigt und Ratschläge zu deren Erhaltung gibt.272 Im Juli 1911 wurde wiederum ein neues Statut der Zentralkommission genehmigt, das den langen Namen zu „Zentralkommission für Denkmalpflege“ verkürzte und die interne Orga- nisation vollständig erneuerte.273 Von nun an waren Staatsbeamte Teil der Kommission, die das Staatsdenkmalamt bildete.274 Dabei stellte man die Zentralkommission unter den Schutz eines vom Kaiser ernannten Protektors, Thronfolger Franz Ferdinand, und unterteilte sie in drei Institutionen: Das Staatsdenkmalamt, das zugleich eine Präsidialabteilung war, den Denkmalrat und das Kunsthistorische Institut, dessen Leitung Max Dvořák übernahm.275 An der Spitze der Zentralkommission stand der Protektor, der gemeinsam mit dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten und dem Denkmalrat das Staatsdenkmalamt bildete. Sowohl die Lan- deskonservatoren als auch die Beamten und Generalkonservatoren wurden vom Staat bezahlt. Als ehrenamtliche Denkmalpfleger sollten die bisherigen Konservatoren den jeweiligen Lan- deskonservator unterstützen.276 Die Zentralkommission hatte die Obsorge über die vor- und frühgeschichtlichen sowie anti- ken Denkmäler (Ausnahme: Denkmäler in den Staatsmuseen), die Überwachung des Fund- wesens und der Grabungen. Die systematischen wissenschaftlichen Grabungen, die weitere

267 BDA 2005a. 268 Riegl 1903. 269 Pieler 2011, 70; Prandtstetten 1989, 144 f. 270 BDA 2005a; Pieler 2011, 71. 271 Dvořśak 1916. 272 Pieler 2011, 71. 273 Niegl 1980, 138; – Zum Statut siehe MZK 1911, 323–328; siehe jetzt auch Niegl 1980, 138. 274 Pieler 2011, 69. 275 Prandtstetten 1989, 145. 276 Niegl 1980, 138 f. 41

„Durchforschung“ und die wissenschaftlichen Publikationen auf archäologischem Gebiet wa- ren dagegen Aufgaben des Österreichischen Archäologischen Instituts.277 Das administrative Grundgerüst sowie die nötigen Budgetmittel für die wissenschaftliche und praktische Tätigkeit waren nun vorhanden. Obwohl bestens ausgearbeitete Gesetzesentwürfe vorlagen, die bereits wesentliche Bestimmungen unseres heutigen Denkmalschutzgesetzes enthielten, wie etwa Eintragung des Denkmalschutzes ins Grundbuch, gab es weiterhin keine gesetzliche Regelung.278 Mit der Gründung der Ersten Republik wurden schließlich umfassende Gesetze zum Schutz des Kulturgutes erlassen.279 Diese wurden eingeleitet vom Ausfuhrverbotsgesetz, das am 5. Dezember 1918 in Kraft trat und die Veräußerung von Gegenständen geschichtlicher, künstlerischer oder kultureller Bedeutung verbot. Dieses Verbot war besonders nach dem Ersten Weltkrieg wichtig und wirkungsvoll.280 Im selben Jahr übernahm das Bundesdenkmal- amt das Grundkonzept des alten Staatsdenkmalamtes. Im Oktober 1920 wurde in der Bundes- verfassung der Denkmalschutz als Bundeskompetenz festgelegt.281 Am 25. September 1923 schließlich wurde das Denkmalschutzgesetz (DMSG) beschlossen,282 das den Aufgaben des Denkmaldienstes endlich eine gesetzliche Basis gab. Dieses Gesetz regelte nun, dass Ausgrabungen und Untersuchungen beweglicher und unbeweglicher Denk- mäler nur mit Genehmigung des Bundesdenkmalamtes erfolgen dürfen (DMSG § 11 Abs. 1) und dass das Bundesdenkmalamt das Recht hat, Ausgrabungen fachmännisch zu überwachen (DMSG § 11 Abs. 2).283 Mit dem Ausfuhrverbotsgesetz und dem Denkmalschutzgesetz von 1923 wurde aus der beratenden Kommission nun eine staatliche Behörde, die auf einer ge- setzlichen Grundlage agieren konnte.284 Im Zuge einer Verwaltungsreform und aufgrund von Sparmaßnahmen wurde das Bundes- denkmalamt allerdings 1934 aufgelöst und die Agenden der „Zentralstelle für Denkmalschutz im Bundesministerium für Unterricht“ übergeben.285 Von 1938 bis 1945 wurde auch diese Zentralstelle aufgehoben. Die behördlichen Agenden übergab man den jeweiligen Reichs- statthaltern, allerdings waren in den einzelnen „Gauen“ nach wie vor Fachbeamte tätig, die als „Gaukonservatoren“ die Funktionen der vormaligen Landeskonservatoren übernahmen. Das

277 Niegl 1980, 138. 278 Prandtstetten 1989, 145. 279 Pieler 2011, 69. 280 StGBl. Nr. 1918/90; Pieler 2011, 69 mit Anm. 9; Prandtstetten 1989, 145. 281 Prandtstetten 1989, 145. 282 BGBl. Nr. 533/1923; Niegl 1980, 139; Pieler 2011, 69. 283 BGBl. Nr. 533/1923; Niegl 1980, 139. 284 BDA 2005a. 285 Kirsch 1937, 14 f. 36; Niegl 1980, 140; Prandtstetten 1989, 146. 42

Kunsthistorische Institut wurde zum „Institut für Denkmalpflege“, das aber nur als zentrale Fachstelle gedacht war und keine Befugnisse hatte.286 Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Bundesdenkmalamt wieder eingerichtet und dem Bundesministerium für Unterricht und Kunst unterstellt.287 Es war wesentlich an den Wiederaufbauarbeiten nach dem Krieg beteiligt und erlangte in den darauffolgenden Jahr- zehnten internationale Anerkennung. Dazu trugen vor allem die zentralen Fachabteilungen bei, die Grundlagenforschung betrieben, Pilotarbeiten für die Praxis der Denkmalpflege er- arbeiteten und die nun erweiterte Auffassung des Denkmalbegriffs in ganz Österreich um- setzten. Auch weniger spektakuläre architektonische Zeugnisse der Sozial- oder Technik- geschichte wurden von nun an als Denkmäler von geschichtlicher, künstlerischer oder sonsti- ger kultureller Bedeutung erachtet.288 1978 erfolgte eine Novellierung des Denkmalschutzgesetzes, die nun den Denkmalwert für Ensembles (Baugruppen) anerkannte und jene Bestimmungen verbesserte, die eine wirkungs- volle Durchsetzung in der Praxis erschwerten.289 In den Jahren 1990 und 1999 erfuhr das Denkmalschutzgesetz zwei weitere große Novellierungen.290

3.2.2 Denkmal und Denkmalschutzgesetz (DMSG) Die Denkmalpflege in Österreich ist in Gesetzgebung und Vollzug eine Aufgabe des Bun- des.291 Um diese in der Verfassung festgeschriebene Verpflichtung zu erfüllen, wurde am 25. September 1923 vom Parlament ein Denkmalschutzgesetz (DMSG) erlassen. Die Einrichtung einer Bundesbehörde, des Bundesdenkmalamtes (BDA), erfolgte zum Zweck der Vollziehung dieses Gesetzes.292 Die Denkmalpflege in Österreich beruht vor allem auf diesem Denkmalschutzgesetz.293 Der § 1 Abs. 1 beschreibt den Wirkungsbereich des Gesetzes wie folgt: „Die in diesem Bundesgesetz enthaltenen Bestimmungen finden auf von Menschen geschaffe- nen unbeweglichen und beweglichen Gegenständen (einschließlich Überresten und Spuren gestaltender menschlicher Bearbeitung sowie künstlich errichteter oder gestalteter Boden- formationen) von geschichtlicher, künstlerischer oder sonstiger kultureller Bedeutung

286 Prandtstetten 1989, 146; BDA 2005a. 287 Prandtstetten 1989, 146; Niegl 1980, 140. 288 BDA 2005a; Prandtstetten 1989, 146. 289 BGBl. Nr. 167/1978; Prandtstetten 1989, 146. 290 BGBl. Nr. 473/1990; BGBl. I Nr. 170/ 1999; Pieler 2011, 69. 291 BVG Art. 10 Abs. 13; Karl 2011, 1. 292 Karl 2011, 2. 293 BGBl. I Nr. 2/2008. 43

(„Denkmale“) Anwendung, wenn ihre Erhaltung dieser Bedeutung wegen im öffentlichen Interesse gelegen ist. Diese Bedeutung kann den Gegenständen für sich allein zukommen, aber auch aus der Beziehung oder Lage zu anderen Gegenständen entstehen. „Erhaltung“ bedeutet Bewahrung vor Zerstörung, Veränderung oder Verbringung ins Ausland.“294

Nicht nur Einzeldenkmäler, sondern auch Gruppen oder Sammlungen von Gegenständen er- halten damit Denkmalcharakter, wenn ihr geschichtlicher, künstlerischer oder kultureller Zu- sammenhang ein einheitliches Ganzes bildet und dieses einheitliche Ganze ein Erhaltungs- interesse rechtfertigt.295 Eine Denkmaleinheit kann aus beweglichen (z.B.Bildersammlungen), unbeweglichen (z.B. Gebäudegruppe) oder aus einer Kombination aus beiden Kategorien (z.B. Kirche mit mobiler Ausstattung) bestehen. Ein Ensemble wie zum Beispiel ein Denk- malgebiet, ein Orts- und Stadtdenkmal oder eine Schutzzone besitzt dann Denkmalwert, wenn deren unterschiedliche Teile aufeinander Bezug nehmen und ihre Zusammengehörigkeit ein übergeordnetes Ganzes darstellen, auch wenn die Bausubstanz aus verschiedenen Zeiten stammt („gewachsenes Ensemble“). Unter diese Bestimmung fallen etwa historische Stadt- teile einiger steirischer Städte (z.B. Schlossberg Graz - Gesamtanlage, Befestigungsanlage Frohnleiten)296.297 Viele Gebäude und bewegliche Gegenstände fallen unter den Begriff „Denkmal“. Wichtige Kategorien sind Ensembles, sakrale Bau- und Kunstwerke, sakrale Kleindenkmale, Burgen, Wehrbauten, Ruinen, Schlösser, Bauten kommunaler Institutionen, Wohnbauten, Bauernhäu- ser, technik-, wirtschafts- und sozialgeschichtliche Denkmale, profane Kleindenkmale oder Bodendenkmale.298 Im Denkmalschutzgesetz ist festgehalten, wie die Feststellung, ob ein Objekt bzw. eine Denkmalgruppe Denkmalwert besitzt, zu erfolgen hat und ob die Erhaltung eines Denkmals im öffentlichen Interesse liegt. Weiters enthält es Bestimmungen zur Geneh- migung einer Ausgrabung und zur Zerstörung, Veränderung oder Verbringung eines Denk- mals ins Ausland. Ebenfalls gesetzlich geregelt sind Zufallsfunde, die Unterschutzstellung von Denkmalen, die Rechte des BDA, die Fundablöse durch öffentliche Einrichtungen, Strafen bei Verstößen oder die Finanzierung und Subventionierung zur Erhaltung, Instand- haltung und Untersuchung von Denkmalen sowie weitere Bestimmungen.299

294 DMSG §1 Abs. 1; BGBl. I Nr. 2/2008. 295 DMSG § 1 Abs. 3; Prandtstetten 1989, 11. 296 BDA 2012b. 297 Prandtstetten 1989, 11. 298 Prandtstetten 1989, 11–68. 299 BGBl. I Nr. 2/2008; Karl 2011, 2. 44

3.2.3 Das österreichische Bundesdenkmalamt (BDA) Der Denkmalschutz ist laut österreichischer Bundesverfassung bezüglich der Gesetzgebung als auch der Vollziehung300 dem Bund zugeordnet und ermöglicht die Einrichtung einer eige- nen Bundesbehörde.301 Bundesweit gilt daher ein einheitliches Denkmalschutzgesetz, das von der Bundesbehörde, dem Bundesdenkmalamt vollzogen wird. In zweiter Instanz nimmt das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) den Denkmalschutz wahr. Die Aufgaben der Bundesministerin bzw. des Bundesministers, die durch die Abteilung Denkmalschutz im BMUKK vertreten ist, hat die Aufgabe über Berufungen gegen Bescheide des Bundesdenkmalamtes zu entscheiden, Förderstrategien zu entwickeln, legistische und internationale Angelegenheiten des Denkmalschutzes wahrzunehmen und als Aufsichts- behörde über das Bundesdenkmalamt zu agieren.302 Die Zentrale des Bundesdenkmalamtes befindet sich in der Wiener Hofburg. Seine Tätig- keitsbereiche umfassen als Behörde die Hoheitsverwaltung, als wissenschaftliche Einrichtung die Forschungstätigkeit und als Fachinstitution die praktische Erhaltung des Denkmal- bestandes. Diese drei Aufgabenfelder der Denkmalforschung und der -pflege sind durch ein eigenes „Statut“ in Form eines Erlasses festgelegt. 2011 wurde ein neues Statut erlassen, das neben dem Schützen, Forschen und Pflegen nun auch das Vermitteln als wesentliche Aufgabe des BDA vorsieht.303 Der oberste Präsident bzw. die oberste Präsidentin agiert laut Statut als BehördenleiterIn und ist vor allem für die organisatorisch-administrativen Agenden zustän- dig.304 Der Denkmalbeirat ist ein vom BMUKK bestelltes Beratungsgremium, dessen Vertreter aus den fachspezifischen Wissenschaften für die Dauer von sechs Jahren ernannt werden. Ihre Tätigkeit ist ein unentgeltliches Ehrenamt. Bevor beispielsweise die Bewilligung zur Zerstö- rung eines unbeweglichen Denkmals erteilt werden darf, muss der Denkmalbeirat gehört wer- den. Die ständigen Mitglieder können auch zur Beratung als Konsulenten oder zur Begutach- tung als Sachverständige herangezogen werden. Derzeit besteht der Beirat aus über 70 Mit- gliedern aus allen Bundesländern.305

300 BVG Art. 10 Abs. 13. 301 BVG Art. 102 Abs. 2. 302 Pieler 2012, 101. 303 BGBl. Nr. 60/1993; BDA-Statut 2011 § 4; siehe dazu auch Franz – Pröckl 2011, 175. 304 BDA-Statut 2011 § 7; Prandtstetten 1989, 165. 305 BGBl. II Nr. 572/2003; DMSG §5 Abs. 5 und §15; BDA 2005d; vgl. Pieler 2012, 102. 45

Die Rechtsabteilung des BDA nimmt Aufgaben wahr, die dem Amt als Behörde zukommen. Sie führt Verfahren nach dem DMSG306 und den Verwaltungsverfahrensgesetzen durch. Zu- meist handelt es sich dabei um Unterschutzstellungen, Veränderungs- und Veräußerungsbe- willigungen, Ausfuhrbewilligungen für bewegliches Kulturgut und in seltenen Fällen auch um die Aufhebung des Denkmalschutzes. Droht einem geschützten Denkmal Gefahr, ergeht ein Antrag zu notwendigen Sicherungsmaßnahmen an die Bezirksverwaltungsbehörde.307 Das BDA ist in unterschiedliche Abteilungen und Dienststellen gegliedert. Diese decken fol- gende Fachbereiche ab: Archäologie, Architektur und Bautechnik, bewegliche Denkmale und internationaler Kulturgütertransfer, Inventarisierung und Denkmalforschung, fachspezifische Weiterbildung, Konservierung und Restaurierung sowie Spezialmaterien.308

Die Abteilung für Archäologie (bis August 2011 „Abteilung für Bodendenkmale“)309 ist für das archäologische Erbe im gesamten Bundesgebiet zuständig, um mittels archäologischer Methoden wesentliche Informationen zur Menschheitsgeschichte zu gewinnen.310 In jedem Bundesland hat das Bundesdenkmalamt ein/e ArchäologIn als MitarbeiterIn vor Ort einge- setzt, um Anträge, Förderansuchen und Fundmeldungen entgegenzunehmen sowie als An- sprechperson für Fragen des archäologischen Denkmalschutzes und der archäologischen Denkmalpflege, vor allem bei Bauvorhaben, die eventuelle Ausgrabungen oder archäologi- sche Maßnahmen notwendig machen.311 Das zentrale archäologische Publikationsorgan des Bundesdenkmalamtes ist die Zeitschrift „Fundberichte in Österreich“ (FÖ). Entsprechend dem gesetzlichen Auftrag (§ 11 DMSG) dient sie vor allem der Veröffentlichung der jährlichen Grabungsberichte und der Fund- meldungen, die im BDA einlangen sowie der Offenlegung der archäologischen Tätigkeiten im Bundesgebiet. Die jährlich erscheinende Zeitschrift enthält zusätzlich wissenschaftliche Auf- sätze zu Themen der archäologischen Denkmalpflege. In der dazugehörigen Publikationsreihe „Fundberichte aus Österreich, Materialhefte A“ (FÖMat A) werden hauptsächlich wissen- schaftliche Bearbeitungen von Grabungsergebnissen veröffentlicht. Die Sonderhefte zu den „Materialheften A“ (FÖMat A, Sonderh.) richten sich an das gesamte archäologisch interes- sierte Publikum und beinhalten daher vor allem Kataloge zu archäologischen Ausstellungen

306 BGBl. I Nr. 2/2008. 307 BDA 2005e. 308 BDA-Statut 2011 § 9; vgl. Karl 2011, 2. 309 Das neue Statut des BDA ist im September 2011 in Kraft getreten. In der Folge wurden auch Abteilungen umbenannt. Zu den behördeninternen Modernisierungen des Bundesdenkmalamtes in den Jahren 2010–2013 siehe Pieler 2012, 103. 310 BDA 2005f. 311 BDA 2005f. 46

des BDA, aber auch kleinere Informationsschriften zu aktuellen Ausgrabungen. Auch Mono- grafien zu Themen, die vor allem regional interessant erscheinen, werden in dieser Reihe ab- gedruckt. In der zweiten Reihe „Fundberichte aus Österreich, Materialhefte B“ (FÖMatB) findet man zusammenfassende Darstellungen der archäologischen Landesaufnahme, etwa zu Befestigungsanlagen oder montanarchäologischen Denkmalen.312

Das Archäologiezentrum des Bundesdenkmalamtes befindet sich in der Kartause Mauer- bach in der Nähe von Wien. Es beherbergt das Dokumentationsarchiv und das zentrale Fund- depot der archäologischen Denkmalpflege in Österreich sowie die Dokumentationen archäo- logischer Ausgrabungen aus ganz Österreich, eine Fachbibliothek mit Schwerpunkt Öster- reich und Zentraleuropa und ein Funddaten- und Planarchiv. Diese Bestände bilden die Grundlage für die archäologische Denkmalforschung und die zentrale Fundstellendatenbank. Im angeschlossenen archäologischen Zentraldepot befinden sich Funde aus zahlreichen Ret- tungsgrabungen, die einer wissenschaftlichen Bearbeitung zur Verfügung stehen.313

Jedes Bundesland Österreichs verfügt über eine eigene Landesabteilung, die vom BDA ge- führt und als „Landeskonservatorat“ mit dem Zusatz des betreffenden Bundeslandes be- zeichnet wird. Die Leiter bzw. Leiterinnen dieser dezentralen Abteilungen können den Titel „Landeskonservator/in“ mit dem Zusatz des betreffenden Bundeslandes führen.314 Die An- sprechstelle für alle Fragen des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege in der Steiermark ist folglich das Landeskonservatorat für Steiermark in Graz. Dieses nimmt seinen gesetzli- chen Auftrag als Behörde wahr und steht für die wissenschaftliche Beratung und alle Fragen zu einer möglichen Restaurierung zur Verfügung. Wesentlich ist dabei eine vorausgehende wissenschaftliche Befundung durch geschulte Fachleute wie Restauratoren, Bauforscher oder Archäologen, damit die Restaurierung fachgerecht erfolgt. Das Landeskonservatorat bietet daneben aber auch Veranstaltungen, Ausstellungen, kleine Tagungen, Fachseminare und Vorträge an, die einer breiteren Öffentlichkeit ihre Verantwortung für das kulturelle Erbe vermitteln sowie Einblicke in die wissenschaftliche und praktischen Betätigungen von Denk- malpflegerInnen und RestauratorInnen geben. Diese Öffentlichkeitsarbeit soll auch bei den Medien Interesse für die Anliegen der Denkmalpflege wecken.315

312 Hofer 2011. 313 BDA 2005g. 314 BDA-Statut 2011 § 10. 315 BDA 2005h. 47

3.2.4 Internationale Vereinbarungen zum Schutz des kulturellen Erbes Neben den gesetzlichen Bestimmungen im eigenen Land, die auf den Wert der Denkmäler hinweisen und deren Schutz einfordern, gibt es auch internationale Übereinkommen, die zum Schutz des archäologischen Erbes beitragen und die auch von Österreich unterzeichnet wur- den. Beschrieben werden im Folgenden die Haager Konvention, die UNESCO-Welterbe- konvention und das Übereinkommen zum Schutz des archäologischen Erbes, dem Österreich allerdings nur in seiner ursprünglichen Form von 1969 zugestimmt hat. Die überarbeitete Fas- sung aus dem Jahr 1992 wurde von Österreich noch nicht unterzeichnet, soll aber dennoch kurz Erwähnung finden.

Die Haager Konvention ergänzt zum Teil internationale Rechtsnormen, die für den Schutz von Kulturgütern gelten. Diese sind die Haager Abkommen von 1899 und 1907, welche die kriegsvölkerrechtlichen Regelungen der Haager Friedenskonferenzen betreffen, sowie der Vertrag der Panamerikanischen Union von Washington von 1935 („Roericht-Packt“), der dem Schutz künstlerischer und wissenschaftlicher Einrichtungen und geschichtlicher Denkmäler dient. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die „Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten“ ausgearbeitet und am 14. März 1954 von 37 Staaten unterzeich- net.316 Am 25. Juni 1964 trat auch Österreich diesem Abkommen bei.317 Die Haager Konvention beruht auf der Überzeugung, dass jegliche Schädigung von Kulturgut, gleichgültig welchem Volk es gehört, eine Schädigung des kulturellen Erbes der gesamten Menschheit bedeutet. Zu diesem Schluss kam man aufgrund vorangegangener Kriegs- ereignisse, durch die viele Kulturgüter ernste Schäden erfuhren. Die Hauptaufgabe des Kul- turgüterschutzes besteht darin, bereits in friedlichen Zeiten Maßnahmen zu setzen, damit bei bewaffneten Konflikten, aber auch im Fall von Umwelt- und Naturkatastrophen optimaler Schutz für das kulturellen Erbe gewährleistet ist bzw. beschädigtes Kulturgut nach dem Ende der Gefahr wiederhergestellt werden kann.318 Alle Signatarstaaten der Konvention verpflichteten sich für einen Konfliktfall zur Respektie- rung und Sicherung des eigenen und fremden Kulturgutes, d.h. beispielsweise, es nicht für militärische Zwecke zu verwenden. Die Sicherung kann durch Erfassung, Kartierung, Doku- mentierung und Kennzeichnung (Konventionstafel) des Kulturgutes geschehen. Weitere Maßnahmen können darin bestehen, Bergungsräume einzurichten oder zu adaptieren sowie

316 Prandtstetten 1989, 160; BDA 2005b – Zu Maßnahmen gemäß der Haager Konvention siehe DMSG § 13; BGBl. I Nr. 2/2008. 317 BGBl. 58/1964; Prandtstetten 1989, 160. 318 Prandtstetten 1989, 160; BDA 2005b. 48

Vorbereitungsmaßnahmen für die Bergung zu treffen. Eine wesentliche Bedeutung kommt der Aufnahme der Kulturgüterschutzbestimmungen in die militärischen Dienstvorschriften zu, um die Einhaltung der Übereinkunft zu gewährleisten.319

1972 wurde die Welterbekonvention der UNESCO beschlossen. Diese hat zum Ziel, Kultur- und Naturdenkmäler auszuwählen, die besondere übernationale Bedeutung für die gesamte Menschheit besitzen, um deren Erhaltung für die Zukunft zu gewährleisten. In einer Welterbe-Liste, die ständig erweitert wird, sind die ausgewählten Kultur- und Naturgüter vermerkt. Durch die Zusammenarbeit der internationalen Staatengemeinschaft soll ein Beitrag zum Schutz und zur Erhaltung des gemeinsamen Erbes der Menschheit in seiner ganzen Viel- falt geleistet werden. Länder, welche die Welterbe-Konvention unterzeichnen, verpflichten sich dazu, ihre eingetragenen Denkmäler zu schützen und zu bewahren. Die Unterzeichner- staaten haben bei Bedarf auch die Möglichkeit, finanzielle, technische oder beratende Unter- stützung zur Erhaltung ihrer Welterbe-Stätten zu bekommen, wofür ein „Welterbe-Fonds“ geschaffen wurde. Nur durch einen Antrag des Staates, auf dessen Gebiet sich das entspre- chende Kultur- oder Naturgut befindet, kann eine Aufnahme in die Welterbe-Liste erfolgen. Über eine Eintragung entscheidet schließlich das Welterbe-Komitee, das aus einem gewählten Gremium aus Experten der Unterzeichnerstaaten besteht.320 1992 wurde die Welterbe-Konvention auch von Österreich unterzeichnet und bisher hat man acht Stätten aus Österreich auf die Welterbe-Liste gesetzt, darunter die Grazer Altstadt und das Schloss Eggenberg.321

Das Europäische Übereinkommen zum Schutz des Archäologischen Erbes wurde vom Europarat am 6. Mai 1969 in London unterzeichnet. In Österreich trat diese Übereinkunft am 27. Mai 1971 in Kraft322 und beinhaltet viele wesentliche Bestimmungen, die bereits im österreichischen Denkmalschutzgesetz enthalten sind. Das europäische Übereinkommen besagt, dass das archäologische Erbe bedeutend für das Wissen über die Geschichte der Kul- turen ist, aber ernstlich von Zerstörung bedroht wird. Die Verantwortung für das europäische Erbe liege daher nicht beim betroffenen Staat allein, sondern bei der Gesamtheit der europäi- schen Staaten. Der erste Schritt zum Schutz des archäologischen Erbes bestehe darin, dass nur streng wissenschaftliche Methoden der archäologischen Forschung Anwendung finden. Mit

319 Prandtstetten 1989, 160 f.; BDA 2005b. 320 BDA 2005c. 321 BDA 2005c. 322 BGBl. Nr. 239/1974; Prandtstetten 1989, 159. 49

Hilfe von öffentlichen Aufklärungsaktionen sollen die wissenschaftliche Bedeutung archäolo- gischer Ausgrabungen erklärt und das öffentliche Interesse an archäologischen Gegenständen und Sammlungen geweckt werden. Ebenso wird darauf hingewiesen, dass bei archäologi- schen Fundgegenständen im Handel eine wissenschaftliche Kontrolle notwendig ist.323 Die Konvention von 1969 wurde zwischen 1988 und 1991 überarbeitet, um sie den aktuellen archäologischen Arbeits- und Forschungsmethoden anzupassen. Die überarbeitete Fassung integriert die Erhaltung und Aufwertung des archäologischen Kulturguts auch in die Ziele der Städtebau- und Raumordnungspolitik. Auch Anleitungen für die Finanzierung der Ausgra- bungen, der Forschungsarbeiten und der Veröffentlichung werden gegeben. Weiters widmet sich die Vereinbarung der Öffentlichkeitsarbeit wie etwa der Präsentation archäologischer Stätten und pädagogischen Maßnahmen, um der Öffentlichkeit den Wert des archäologischen Erbes bewusst zu machen. Die Neufassung stellt auch einen institutionellen Rahmen für den Umgang mit dem archäologischen Erbe dar, der den Austausch zwischen Experten der einzel- nen Länder vorsieht. Ein Ausschuss überwacht die Anwendung des Übereinkommens. Am 16. Jänner 1992 wurde die überarbeitete Version des Übereinkommens beim Europarat einge- reicht und von diesem angenommen. Seit 16. Jänner 1992 kann sie von den Bündnispartner- staaten unterzeichnet werden.324 Österreich hat sie allerdings noch nicht unterzeichnet.

3.2.5 Öffentlichkeitsarbeit des BDA 1984 initiierte der französischen Kulturminister Jack Lang unter dem Motto „unserem Erbe neues Leben einhauchen“325 erstmals einen Tag des Denkmals in Frankreich. Als gemeinsa- mes Projekt von Europarat und Europäischer Union wurde diese Veranstaltung 1999 unter dem Namen „European Heritage Days/Journées européennes du Patrimoine“ in ganz Europa eingeführt,326 und die Zahl der Besucher bewegt sich heute bei etwa 10 Millionen. Seit 1996 nimmt auch Österreich an dieser Aktion teil, die jeweils am letzten Sonntag im September stattfindet, wobei das BDA als Veranstalter agiert.327 Ziel der Veranstaltung ist es, in der Bevölkerung das Bewusstsein für Denkmalpflege, Denk- malforschung und Denkmalschutz als wesentliches öffentliches Anliegen zu verankern.328 Der Tag des Denkmals soll einen Einblick in die Vielgestaltigkeit der europäischen und regiona- len Denkmäler geben und deren Bedeutung für die Gesellschaft verdeutlichen sowie rechtfer-

323 BGBl. Nr. 239/1974; siehe jetzt auch Prandtstetten 1989, 159. 324 Council of Europe 2012; Council of Europe 2011a; Council of Europe 2011b. 325 Kneubühler 2009, 10. 326 Kneubühler 2009, 9. 327 Kneubühler 2009, 11; BDA 2012a, 7; BDA 2013a. 328 BDA 2012a, 7. 50

tigen, weshalb man sie mit einem eigenen Gesetz schützt. Ein weiteres Ziel besteht darin, die Öffentlichkeit über Methoden und Fachkenntnisse im Umgang mit ihrem kulturellen Erbe zu informieren sowie auf jene Menschen und Einrichtungen hinzuweisen, die sich ehrenamtlich oder beruflich dieser großen gemeinsamen Verpflichtung widmen.329 Neben den Objekten stehen dabei auch die DenkmaleigentümerInnen im Vordergrund, die für die Gewährleistung des Schutzes von unschätzbarem Wert sind.330 2011 beispielsweise zählte die Veranstaltung „aus Holz“ mit 262 Objekten österreichweit 65.750 BesucherInnen.331 2013 werden es 275 Denkmale sein, die am 30. September unter dem Motto „Geschichte(n) im Denkmal“ in Österreich besichtigt werden können.332 In der Steiermark nahmen im Jahr 2012 etwa 6.000 BesucherInnen am Tag des Denkmals teil. Das BDA gewährte gemeinsam mit den jeweiligen EigentümerInnen Zugang zu 31 Denkmälern in der Steiermark und Slowenien, von denen manche sonst unzugänglich sind, z.B. die Burg Rabenstein bei Frohnleiten oder Schloss Spielfeld. Dazu wurde an den einzelnen Standorten ein vielfältiges Programm angeboten, etwa Schaurestaurierungen, Führungen und ver- schiedenste Angebote für Kinder.333 Die Besucherzahlen am Tag des Denkmals sind im Ver- gleich zu anderen Veranstaltungen im Jahr 2012 wie etwa der Langen Nacht der Museen des ORF mit 434.834 BesucherInnen österreichweit, davon 42.969 in der Steiermark, 334 und der Langen Nacht der Forschung mit ungefähr 100.000 Besuchen österreichweit recht niedrig.335 Der Unterschied etwa zur Langen Nacht der Museen besteht in deren starker Medienpräsenz und der großangelegten Vermarktung, die der Tag des Denkmals nicht bieten konnte.

„Lernort Denkmal“ heißt das Kulturvermittlungsprogramm des BDA. Im Rahmen von „Denkmal-Projekten“ wird PädagogInnen und SchülerInnen die Möglichkeit geboten, Denk- malschutz und Denkmalpflege selbst kennenzulernen und zu erleben. Diese Erkundung und Erforschung unseres kulturellen Erbes kann im Rahmen von Projekten, Workshops oder Führungen erfolgen. Die Begegnung der Kinder und Jugendlichen mit Denkmalen lässt deren Wahrnehmung und Wertschätzung für kulturelle Zeugnisse wachsen und gewährleistet so den Fortbestand unseres kulturellen Erbes in weiterer Zukunft.336

329 Kneubühler 2009, 10; BDA 2013a. 330 BDA 2012a, 7. 331 BDA 2012a, 7. 332 BDA 2013a. 333 BDA 2013b. 334 ORF Online und Teletext GmbH & Co 2012. 335 Lange Nacht der Forschung 2012. 336 BDA 2013c; BDA 2012a, 8. 51

Der vom BDA dafür konzipierte und publizierte Leitfaden, der auch im Internet337 verfügbar ist, richtet sich an alle österreichischen Kindergärten und Schulen. Er liefert Vorschläge und Ideen, wie eine Projektarbeit zum Thema Denkmalschutz und Denkmalpflege erfolgen kann und wie die BDA-Kulturvermittlung dabei mitwirken und unterstützen kann.338 Ein fester Bestandteil von „Lernort Denkmal“ ist der Denkmaltag für Schulen, der 2011 be- reits in Wien in einem Pilotprojekt erfolgreich umgesetzt wurde. Dabei handelte es sich um eine größere fächerübergreifende Projektarbeit, die bereits zu Schulbeginn startete und vom BDA begleitet wurde.339 Weitere Schulen zeigten bereits großes Interesse und man plant ähnliche, sogar erweiterte Projekte für 2013 und die folgenden Jahre.

3.3 Geschichte des Universalmuseums Joanneum Das große Interesse an steirischen Bodenfunden und archäologischen Denkmälern in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das durch eine romantische Heimatliebe ausgelöst wurde, erweckte das gesellschaftliche Bedürfnis, historische Dokumente und Denkmäler zu sammeln und zu bewahren. Dieser Gedanke war leitend bei der Gründung des steirischen Landesmuseums 1811, das von dem Habsburger Erzherzog Johann (1782–1859)340 gestiftet und nach ihm „Joanneum“ benannt wurde. Für den Grundstock des Museums stellte er seine private Sammlung zur Verfügung und ordnete in der Stifterurkunde vom 16. Juli 1811 an, dass die Sammlung nach seinem Tod den Ständen der Steiermark und somit dem Land Steiermark überlassen werden sollte.341 Diese Schenkung war mit der Verpflichtung verbun- den, dass die Sammlung zu einem gemeinnützigen Zweck verwendet und in einem guten Zu- stand erhalten werden solle, damit sie auch zukünftigen Generationen zur Verfügung stehe. Im Sinne der durch die Aufklärung beeinflussten Haltung des Habsburgers war es das Ziel des öffentlichen Museums, dass sich „durch gemeinschaftliches Zusammenwirken der guten Zwecke, Geistesbildung in dem Vaterlande verbreiten“ kann. Das Joanneum war aber von Beginn an nicht nur ein Museum, sondern eine Kombination aus Lehranstalt und Museum, die als frühbürgerliche öffentliche Institution im Sinne des Gründers „der Geistesbildung der steyermärkischen Jugend, zur Erweiterung der Kenntnisse, Belebung des Fleißes und der Industrie der Bewohner Steyermarks“ dienen sollte.342

337 BDA 2011. 338 BDA 2012a, 8. 339 BDA 2013c; BDA 2012a, 8. 340 Zu Erzherzog Johann siehe Wurzbach 1860, 280–287. 341 Göth 1861, 1–13; siehe jetzt auch Niegl 1980, 108. 342 Göth 1861, 255–262; siehe jetzt auch Muchitsch 2011, 24. 52

Das von Erzherzog Johann 1811 als „Innerösterreichisches Nationalmuseum“ gegründete Joanneum erfuhr bis heute strukturelle wie auch inhaltliche Veränderungen.343 Mit dem Tod des Gründers 1859 gelangte die Sammlung wie vorgesehen in den Besitz der Landstände. Das Joanneum wirkte inzwischen bereits als Lehranstalt in technischen und naturwissenschaftli- chen Fächern. Für die Vorlesungen konnten viele Forscher gewonnen werden und eigene Lehrkanzeln wurden eingerichtet.344 Die joanneischen Sammlungen dienten dabei als ergän- zende „Lehrsammlung“ für den Unterricht.345 Am 25. April 1864 wurde das Joanneum, der Entwicklung der Einrichtung entsprechend, in den Rang einer technischen Hochschule erho- ben. Allerdings wuchsen die Uneinigkeiten zwischen dem Kuratorium und dem Professoren- kollegium, woraufhin der Landtag am 17. Dezember 1866 ein Statut für die Sammlungen des Joanneums erließ, mit dem das bis dahin entscheidungsbefugte Kuratorium aufgehoben wurde und der steiermärkische Landesausschuss, der Vorgänger der heutigen Landesregierung, die Leitung direkt übernahm und für diesen Zweck einen eigenen Referenten einsetzte.346 Der endgültige Umbau zum Steiermärkischen Landesmuseum erfolgte mit dem Erlass des 2. Statutes vom 21. Januar 1887, das eine Trennung der musealen Abteilungen von der Tech- nischen Hochschule bewirkte. 1888 erfolgte diese Trennung auch räumlich, indem die Sammlungen in elf selbstständigen Abteilungen zum Landesmuseum zusammengefasst wur- den.347 Die Sammlungsbestände wurden in den darauffolgenden Jahren im „Lesliehof“, einem ursprünglichen Adelspalais in der Raubergasse 10, neu aufgestellt.348 Im Zuge dieser Um- strukturierung wurden die archivalischen Bestände des Landesmuseums mit dem ständischen Archiv zu einem gemeinsamen Landesarchiv zusammengeführt und der botanische Garten verkauft.349 Dem Gesetz nach oblag die oberste Leitung des Landesmuseums nun dem Landesausschuss. Tatsächlich erfüllte aber der wieder eingesetzte Beirat diese Funktion, der aus einem sieben- köpfigen Kuratorium bestand. Den Vorsitz führte formell der Landeshauptmann. Die für die Aufrechterhaltung des Betriebes notwendigen Verwaltungsagenden der Abteilungen wurden vom jeweiligen Sekretär des Kuratoriums geführt.350 Seit 1887 erfolgte eine ständige Erweiterung der Sammlungen, die Übernahme von Gebäuden für den Museumsbetrieb – 1892 das Landeszeughaus, 1913 das Volkskundemuseum – und der

343 Pakesch – Muchitsch 2011, 4. 344 Muchitsch 2011, 24. 345 GmbH 2013f. 346 Muchitsch 2011, 24. 347 Muchitsch 2011, 25. 348 Universalmuseum Joanneum GmbH 2013f. 349 Muchitsch 2011, 25. 350 Muchitsch 2011, 25. 53

Neubau des Museumsgebäudes in der Neutorgasse. Im Laufe der Zeit wurde das Joanneum zum größten Landesmuseum Österreichs ausgestaltet. Mit der Übersiedlung der Landes- bibliothek in die Kalchberggasse 1893 und deren Besetzung mit einem eigenen Direktor, wodurch sie eine eigene Organisation erhielt, konnte sich das Joanneum voll auf seine musealen Aufgaben konzentrieren.351 1939 wurde der Kuratoriumssekretär Eduard Coudenhouve-Erthal zum ersten Direktor des Museums gewählt und gleichzeitig zum Vorstand der neu eingerichteten Abteilung für Kunst und Wissenschaft des Landes Steiermark ernannt. Ein Beamter des Landes Steiermark war nun für die Budgeterstellung und Personalführung des Museums zuständig, was 1962 dazu führte, dass wieder das Land Steiermark die Museumsleitung übernahm, wodurch das Joanneum die Stellung einer nachgeordneten Dienststelle der Landesregierung hatte. Bis 2002 wurde das in 19 Referate gegliederte Museum von einem Direktor geführt. Während dieser Zeit stand ein ehrenamtliches Kuratorium, das jeweils für fünf Jahre bestellt wurde, der Landesregierung unterstützend zur Seite.352 Aus dieser Situation heraus wurde der Wunsch nach Autonomie in den Entscheidungen und bei der Führung immer lauter. Schon Ende der 1980er-Jahre unter Friedrich Waidacher als Direktor gab es erste Anläufe, die Situation zu verbessern. Mit einer Unternehmensberatungs- agentur und Experten aus der internationalen Museumsszene arbeitete man gemeinsam Ideen aus. Ein 1999 eingerichtetes Projektteam überprüfte verschiedene Organisationsformen auf ihre Machbarkeit. 2001 gab schließlich ein einstimmiger Regierungsbeschluss der Errichtung einer gemeinnützigen GmbH den Vorzug. Die Gründung der GmbH und die 2009 erfolgte Umbenennung des Joanneums in „Universalmuseum“ brachten laut dem gegenwärtigen wis- senschaftlichen Direktor Wolfgang Muchitsch mehr Eigenverantwortlichkeit und personelle und budgetäre Autonomie. Dennoch bleibt weiterhin das Land Steiermark Eigentümer der Liegenschaften und Träger der Vermögensrechte am Museum, ganz im Sinne der Stiftung Erzherzog Johanns.353 Geleitet wird die „Universalmuseum Joanneum GmbH“ von den beiden Geschäftsführern Peter Pakesch als Intendant und künstlerischem Leiter und Wolfgang Muchitsch als wissen- schaftlichem Direktor. Ein Aufsichtsrat steht der Geschäftsführung zur Seite. Dieser besteht aus neun Personen, die von der Generalversammlung der GmbH entsendet werden und aus fünf ArbeitnehmervertreterInnen.354 Heute präsentiert das Universalmuseum Joanneum

351 Muchitsch 2011, 25 f. 352 Muchitsch 2011, 26. 353 Muchitsch 2011, 26 f. 354 Muchitsch 2011, 27 54

mittels Ausstellungen und Veranstaltungen an zehn Standorten in der Steiermark Wissen- schaft, Kunst und Kultur.355 Die Umbenennung in „Universalmuseum“ ist laut Peter Pakesch wie folgt zu verstehen: „Im Sinne unserer Universalität ist die Verbindung zwischen Geisteswissenschaften und Kulturwissenschaften, Naturwissenschaften und dem Künstlerischen ein wichtiger Aspekt.“356 In weiterer Zukunft will man versuchen, die globale Vernetzung des Museums, durch den Auf- und Ausbau von Partnerschaften mit nationalen und internationalen Museums- und Kultureinrichtungen zu fördern und alle Schausammlungen in den Ausstellungen publikums- wirksam und zeitgerecht zu präsentieren, so Wolfgang Muchitsch.357

Da die private Sammlung des Erzherzog Johann vor allem aus Naturalia bestand, aber in den Bestimmungen der Statuten vom 1. Dezember 1811 ausdrücklich festgelegt war, dass alle im Lande vorzufindenden Denkmäler der Vorzeit, z.B. Meilen- und Grabsteine, Inschriften und Statuen in diesem Landesmuseum versammelt werden sollten, erfolgte ein öffentlicher Aufruf zur Sammlung und Bewahrung.358 In der Folge vergrößerten zahlreiche Geschenke aus der Bevölkerung die Sammlung der Altertumsfunde und Münzen.359 Besondere Leistungen erbrachte der Archivar Josef Wartinger (1773–1861)360, der das ge- samte Land durchreiste und mittelalterliche Akten sowie frühgeschichtliche und römerzeitli- che Fundgegenstände für das neue Museum organisierte. Von 1817 bis 1851 oblagen ihm die Leitung des Archivs und der geschichtlichen Abteilung, also auch die archäologische Samm- lung und das Münzkabinett.361 Auf Anregung Wartingers wurde 1843 der „Historische Verein für Innerösterreich“ gegründet, der nach der Neuordnung des Staates 1848 die Bezeichnung „Historischer Verein für Steiermark“ erhielt.362 Einen wesentlichen Beitrag zur archäologi- schen Erforschung der Steiermark leistete der Verein durch die Einrichtung von Bezirks- korrespondenten. Diese Männer wurden vom Verein gewählt und beobachteten die Boden- denkmäler, führten auch kleinere Grabungen durch und berichteten über ihre Tätigkeiten in den Vereinsmitteilungen.363 Die führenden Männer des Vereins waren nicht nur bemüht, archäologische Gegenstände zu retten, sondern auch einen Landesarchäologen zu berufen.

355 Universalmuseum Joanneum GmbH 2013f. 356 Titz 2011, 132. 357 Muchitsch 2011, 27. 358 Göth 1861, 77 f.; Mell 1911, 268; siehe jetzt auch Niegl 1980, 108 f. 359 Göth 1861, 90; siehe jetzt auch Niegl 1980, 109. 360 Zu Josef Wartinger siehe Wurzbach 1886, 116–125; Schütz 1943,18–21; siehe jetzt auch Niegl 1980, 109. 361 Göth 1861, 77 f.; Schütz 1943 19 f.; siehe jetzt auch Niegl 1980, 109. 362 Schütz 1943, 20; Modrijan 1952, 6; siehe jetzt auch Niegl 1980, 112. 363 Modrijan 1952, 6 f.; siehe jetzt auch Niegl 1980, 238. 55

Auf Antrag des Historischen Vereins wurde 1855 der Maler Carl Haas (1825–1880)364 zum ersten Landesarchäologen ernannt. Seine Aufgaben bestanden in der archäologischen Durch- forschung des Landes und der Verbreitung des dabei gewonnenen archäologischen Wissens. Kurz nach der Ernennung zum Landesarchäologen wandte sich Carl Haas der Metallwaren- fabrikation zu und löste 1862 sein Dienstverhältnis vorzeitig auf.365 Einen weiteren wichtigen Beitrag für die Archäologie des Landes leistete der „Historische Verein für Steiermark“ durch die Herausgabe einer periodischen Zeitschrift, die von 1850 bis 1902 „Mitteilungen“ hieß und seit 1903 „Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark“, und in der unter anderem Aufsätze zur provinzialrömischen Archäologie publiziert wurden. Ab 1923 wurden vom Verein auch die „Blätter für Heimatkunde“ veröffentlicht.366 Im Laufe der 1850er-Jahre hatte der Verein eine Kunst- und Altertumssammlung von über 800 Stücken zusammengetragen, die er 1859 dem Joanneum übergab. Danach erfolgten kaum noch Berichte der Bezirkskorrespondenten,367 da der Verein nun nicht mehr die aktive Erfor- schung der provinzialrömischen Geschichte als Schwerpunkt hatte, sondern seine Tätigkeiten nun auf die Publikationen und die Popularisierung der Bodendenkmäler mit Hilfe von Wanderversammlungen reduzierte.368 Seit der Gründung des Landesmuseums fungierte es als Hauptträger der provinzialrömischen Forschung. Vor 1850 hatte das Museum mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen, welche die archäologische Forschung behinderten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren es die Organisation und die Betreuung der geschichtlichen Sammlung, die die archäologische Forschung hemmten.369 Nach der Pensionierung Wartingers 1851 wurde Eduard Pratobevera (1811–1857)370 als Archivar angestellt, der damit auch die Betreuung der geschichtlichen Sammlung übernahm.371 Ein hervorzuhebendes Werk ist seine Zusammenstellung „Die Fund- orte keltischer und römischer Antiken in Steiermark“372.373 1868 wurde das Archiv von der historischen Abteilung getrennt.374 Gleichzeitig war man be- müht, die analog zur Wiener Einrichtung auch als Münz- und Antikenkabinett bezeichnete Abteilung zu modernisieren und nicht nur als „Bewahr- und Registrierungsamt“ zu nutzen.

364 Obermayer-Marnach 1959, 118; siehe jetzt auch Niegl 1980, 238. 365 Niegl 1980, 238. 366 Niegl 1980, 112. 237. 367 Modrijan 1952, 7; siehe jetzt auch Niegl 1980, 238. 368 Niegl 1980, 238. 369 Niegl 1980, 238. 370 Zu Eduard Pratobevera siehe Wurzbach 1872, 209 f.; siehe jetzt auch Niegl 1980, 238. 371 Niegl 1980, 239. 372 Pratobevera 1854, 107–126. 373 Niegl 1980, 238 f. 374 Modrijan 1969, 95; siehe jetzt auch Niegl 1980, 239. 56

Der Universitätsprofessor Friedrich Pichler (1834–1911) brachte einen Aufschwung für diese Abteilung des Joanneums. In Kärnten geboren, verfügte er über Forschungserfahrungen in Virunum und Teurnia und widmete sich den Zufallsfunden ebenso wie der gezielten archäo- logischen Forschung. Neben seinen eigenen Publikationen und kleineren Notizen in den Jahresberichten des Joanneums veröffentlichte er seine Aufsätze in den Mitteilungen der Central-Commission und denen des Historischen Vereins für Steiermark.375 Vom Steirischen Landtag wurde am 12. Jänner 1887 eine Reorganisation des Landesmuseums beschlossen. Das Joanneum als organisatorische Einheit umfasste fortan elf selbstständige Abteilungen. Die prähistorische Abteilung mit dem Münz- und Antikenkabinett stellte eine dieser Abteilungen dar.376 Zu dieser Zeit der Reorganisation begann auch die Wirkungszeit des berühmten Numismatikers Arnold Luschin von Ebengreuth (1841–1932).377 1890 schied Fritz Pichler aus dem Joanneum aus. Geleitet wurde die Abteilung nun von zwei Kustoden,378 wobei der Universitätsprofessor Wilhelm Gurlitt (1844–1905)379 die prähistorische und die Antikensammlung übernahm und Luschin das Münzkabinett.380 Gurlitt war 1877 als außer- ordentlicher Professor für klassische Archäologie nach Graz gekommen, wurde 1890 Ordina- rius am Institut für Archäologie der Karl-Franzens-Universität, das seit 1895 bestand, und auch dessen erster Institutsvorstand.381 Zu zukunftsweisenden Veränderungen für die prähistorische Abteilung mit dem Münz- und Antikenkabinett kam es in den Jahren 1911 und 1912, in welchen erstmals Walter Schmid (1875–1951)382 am Joanneum tätig wurde.383 1911 unterstützte er den damaligen Kustos Richard Mell384 bei der teilweisen Aufstellung des Lapidariums. Mit dem Eintritt Schmids begannen zahlreiche Aktivitäten des Landesmuseums, unter anderem viele Ausgrabungen in der Steiermark.385 Schmid habilitierte sich 1912 an der Grazer Universität für prähistorische und provinzialrömische Archäologie und wurde ehrenamtlicher Leiter der Antikenabteilung des Joanneums. Zur gleichen Zeit wurde ihm auch der Titel des „Landesarchäologen“ verlie- hen.386 Nach dem Ausscheiden Richard Mells übernahm Schmid die Leitung der gesamten Abteilung und vollendete im Museum die begonnene Aufstellung des Lapidariums. Ab 1920

375 Niegl 1980, 239. 376 Schwarz – Modrijan 1971, 816; siehe jetzt auch Niegl 1980, 240. 377 Grass 1972, 373 f.; siehe jetzt auch Niegl 1980, 240. 378 Niegl 1980, 240. 379 Zu Wilhelm Gurlitt siehe Obermayer-Marnach 1959, 109; siehe jetzt auch Niegl 1980, 240. 380 Modrijan 1969, 96; siehe jetzt auch Niegl 1980, 240. 381 Niegl 1980, 240. 382 Modrijan 1953, 5–8 – Zur Bibliographie Walter Schmids siehe Sutter 1953, 143–195. 383 Niegl 1980, 240. 384 Zu Richard Mell siehe Gsodam 1975, 214. 385 Niegl 1980, 240. 241 mit Anm. 1768. 386 Modrijan 1969, 98; siehe jetzt auch Niegl 1980, 241. 57

war er außerordentlicher Professor an der Universität, dessen große Leidenschaft die fast un- bezahlte Arbeit am Joanneum war, in dessen Namen er eine große Zahl von Ausgrabungen in der Steiermark durchführte. Bis 1926 erbrachte Schmid einen Großteil dieser Arbeit allein. Ab 1926 unterstützte ihn Marianne Grubinger (1877–1965)387, seine „Assistentin im Ehren- amt“, die sich bis zu ihrem Tod mit der Landesarchäologie und der Numismatik beschäf- tigte.388 Sogar während der beiden Weltkriege führte Schmid Ausgrabungen durch.389 Mit der Tätigkeit Walter Schmids wurde es auch üblich, dass Altertumsfreunde und Heimat- forscher ihr Hobby der Bodenforschung in Zusammenarbeit mit dem Landesarchäologen be- trieben. Schmid wurde vor Ort bei seinen Ausgrabungen unterstützt und seine Meldungen in den Tageszeitungen trugen wesentlich zur Popularisierung der archäologischen Forschung in der Steiermark bei.390 Bis zu seinem Tod 1951 hatte sich Walter Schmid intensiv der Bodendenkmalpflege, der ur- und frühgeschichtlichen Forschung sowie der Betreuung der Schausammlungen des Joanneums gewidmet.391 Leider konnte seine Publikationstätigkeit nicht mit der Zahl der geleisteten Ausgrabungen mithalten. Daher fehlen in vielen Fällen die wissenschaftliche Bearbeitung und Veröffentlichung seiner Grabungsergebnisse sowie eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse.392 Eine Überprüfung der Ausgrabungsbefunde Schmids wird von Peter Scherrer als schwierig bzw. unmöglich bezeichnet, da nur sehr mangelhafte Berichte, oft nur Meldungen in Zeitungen, vorhanden sind.393 Selbst mit der Veröffentlichung des ersten Heftes der Fachzeitschrift „Schild von Steier“394 gelang es Schmid nicht, seine vernachläs- sigte Publikationstätigkeit voranzubringen.395 Walter Schmids Nachfolger im Landesmuseum Joanneum wurde vom 15. November 1949 bis Ende 1976 Walter Modrijan.396 Dieser bemühte sich um eine Modernisierung der archäologi- schen Forschung. Seine Ziele bestanden darin, erstens die archäologische Schausammlung des Joanneums neu zu gestalten und zweitens die archäologische Landesaufnahme auf den aktu- ellen Stand der Wissenschaft zu bringen.397 Er veranlasste auch, dass aus der von Schmid gegründeten Zeitschrift „Schild von Steier“ die ständige Reihe „Beiträge zur steirischen Vor-

387 Zu Marianne Grubinger siehe Modrijan 1965a, 2; siehe jetzt auch Niegl 1980, 241. 388 Niegl 1980, 241. 389 Modrijan 1953, 7 f.; siehe jetzt auch Niegl 1980, 241. 390 Niegl 1980, 243 f. 391 Niegl 1980, 246 f. 392 Modrijan 1953, 7 f.; Modrijan 1952, 8; Modrijan 1969, 118; siehe jetzt auch Niegl 1980, 241. 247. 393 Scherrer 1992, 39. 394 Modrijan 1969, 109; siehe jetzt auch Niegl 1980, 248. 395 Niegl 1980, 247 f. 396 Niegl 1980, 248 mit Anm. 1845. 397 Modrijan 1969, 118 f.; siehe jetzt auch Niegl 1980, 248. 58

und Frühgeschichte und Münzkunde“ hervorging. Die Hefte dieser Reihe erschienen darauf- hin seit 1953 in unregelmäßigen Abständen. Neben der Hauptreihe erschienen auch die „Kleinen Schriften“, die sich als Monographien jeweils einem geschlossenen geographischen Gebiet der Steiermark widmeten, beispielsweise Führer zu Ausgrabungen oder Ausstellungs- kataloge.398 Auch in der Wirkungszeit Modrijans wurden zahlreiche Ausgrabungen durchgeführt, die er bis 1970 selbst leitete.399 1965 wurde das Lapidarium im Eggenberger Schlosspark eröffnet.400 Es folgte im November 1971 die Eröffnung der neu aufgestellten Schausammlung der Abtei- lung Vor- und Frühgeschichte und der Münzensammlung im Schloss Eggenberg.401 Mit dem Ruhestand Modrijans im Dezember 1976 wurde Erich Hudeczek (1939–2007),402 der schon seit 1971 als Grabungsleiter gewirkt hatte,403 Leiter der Abteilung für Vor- und Früh- geschichte und Münzensammlung. Unter seiner wissenschaftlichen Leitung wurde 2004 das Lapidarium neu eröffnet sowie das Römermuseum Flavia Solva neu errichtet. Neben Hudeczek wurden 1971 auch der Historiker Odo Burböck (geb. am 25.08.1942) sowie 1977 der Prähistoriker Diether Kramer (geb. am 22.01.1942) eingestellt. 1982 betraute man Burböck mit dem Kustodiat der Münzensammlung, die ab 1989 als eigenständige Abteilung geführt wurde. Kramer übernahm 1989 das Kustodiat der ur- und frühgeschichtlichen Sammlung. Die Abteilung Provinzialrömische Sammlung & Antikenkabinett wurde ebenso als eigene Abteilung geführt, geleitet von Hudeczek. Durch dessen Ruhestand im Jahr 2005 wurde die Leitung dieser Abteilung Ulla Steinklauber übertragen. Nach Kramers Pensionie- rung 2007 veranlasste die Geschäftsführung des Universalmuseums Joanneum einen erneuten Zusammenschluss der beiden archäologischen Abteilungen unter dem Namen „Archäologie“ und unter Steinklaubers Leitung. 2008 hat man schließlich die beiden Abteilungen Archäolo- gie und Münzkabinett zusammengelegt und Karl Peitler übertragen, der die Münzen- sammlung bereits seit 2003 geleitet hatte.404 Die drei Sammlungsbereiche sind nun Teil der Abteilung „Archäologie & Münzkabinett“, eine der zehn Abteilungen des Universalmuseums Joanneum, die im Jahr 2011 im Zuge einer Neustrukturierung gebildet wurden.405

398 Niegl 1980, 248 – Zur Zeitschrift „Schild von Steier“ siehe auch Universalmuseum Joanneum GmbH 2013e. 399 Niegl 1980, 248 – Überblick zur archäologischen Forschung bis 1961 siehe Modrijan 1969, 113–118. 400 Modrijan 1965b, 1–118; siehe jetzt auch Niegl 1980, 249. 401 Noll 1971, 34; siehe jetzt auch Niegl 1980, 249. 402 Peitler 2012, 135. 403 Niegl 1980, 248. 404 Peitler 2012, 135. 405 Pakesch – Muchitsch 2011. 59

2007 wurde das Münzkabinett neu aufgestellt,406 2009 im Park des Schlosses Eggenberg das Archäologiemuseum in einem Neubau eröffnet. Das bereits vorhandene Lapidarium wurde an das Museum angeschlossen.407 Weitere abgeschlossene bzw. laufende Projekte der Abteilung „Archäologie & Münzkabinett“ sind der Umbau des Römermuseums Flavia Solva und die Neugestaltung von dessen Frei- gelände sowie das Projekt InterArch-Steiermark, das die im Universalmuseum Joanneum verwahrten Archivalien und Objekte zur bzw. aus der slowenischen Steiermark aufarbeitet und digitalisiert.408

4 Archäologie und Öffentlichkeit

If the cooperation between media and archaeological science was better, it would be a win-win situation. Readers could profit from informative and entertaining articles about archaeology; journalists would get first-hand information more easily; and archaeological research would be better promoted in popular culture.” (Benz – Liedmeier 2007, 154)

4.1 Öffentliches Interesse an der Archäologie Zahlreiche Kinofilme, Romane, Ausstellungen, Sachbücher, Magazine, Comicgeschichten, Themenparks, Brett- und Computerspiele, Dokumentarfilme, Rollenspiele sowie Angebote im Internet widmen sich archäologischen Themen. Die Nachfrage nach diesen Angeboten zeigt das große Interesse der Öffentlichkeit an Archäologie und Geschichte.409 Auch in den Massenmedien ist die Archäologie stets ein beliebtes Thema. Eine Umfrage in den deutschen Städten Bonn und Köln im Jahr 2000, an der 1402 Personen teilnahmen, konnte zeigen, dass 72,2% der befragten Personen Interesse an Archäologie haben. Als Informationsquelle für archäologisches Wissen nannten 63,8% der Befragten das Museum bzw. archäologische Stätten, 57,5% der Personen das Fernsehen, 53,9% der Teilnehmer Bücher und 43,6% Zeit- schriften.410 Die Archäologie verfügt also über ein interessiertes Massenpublikum.

406 Eipper-Kaiser u. a. 2011a, 190–192. 407 Eipper-Kaiser u. a. 2011b, 194–197. 408 Peitler 2012, 135. 409 Kircher 2012, 11. 410 Bohne – Heinrich 2000; siehe jetzt auch Kircher 2012, 88 f. 60

Das öffentliche Interesse an archäologischen Themen sowie deren gute mediale Darstellbar- keit z.B. mittels Bildern sind Gründe dafür, dass die Archäologie in der Öffentlichkeit wesentlich präsenter ist als andere wissenschaftliche Gebiete wie etwa die Soziologie oder Politikwissenschaften, worauf Marco Kircher in seiner Veröffentlichung „Wa(h)re Archäologie“411 hinweist. Ein weiterer Grund für das große Interesse liegt an der Nähe zur Lebenswelt von Laien. Obwohl die archäologischen Inhalte von zeitlicher und örtlicher Dis- tanz geprägt sind, behandeln sie universelle Themen wie etwa Aspekte des Wohnens, Essens, Kleidens, der Herrschaft, des Handels oder der Migration. Diese Grundfragen des Lebens, wie alles angefangen und sich bis heute entwickelt hat, waren bereits für vergangene Kulturen essentiell und können zum Teil durch die Ergebnisse archäologischer Forschungen beant- wortet werden. In den Medien sucht der/die KonsumentIn generell Orientierung, die durch die Beantwortung dieser essentiellen Fragen mit Hilfe von Informationen über die Vergangenheit gewonnen werden können.412 Brigitte Röder merkt auch an, dass wissenschaftliche und archäologische Themen sich vor allem dann großer Beliebtheit erfreuen, wenn sie an vertraute gesellschaftliche und politische Diskurse anknüpfen.413 Die Weitergabe von Wissen an eine breite Öffentlichkeit präsentiert sich derzeit in unter- schiedlichen Formaten und Qualitäten. Eine klassische Form der Wissenspopularisierung be- steht darin, dass Fachwissen, zumeist von WissenschaferInnen bzw. Fachleuten, einem nicht- spezialisierten Empfängerkreis vermittelt wird. Dabei erfolgt meist eine Reduzierung und Vereinfachung der Informationsmenge, wie dies etwa bei Ausstellungen der Fall ist. Einfluss- reiche Medien wie Spielfilme oder Fernsehdokumentationen, diverse Printmedien (Tages- zeitungen, Zeitschriften, Bücher) sowie das Internet haben neben dem Unterhaltungsaspekt auch die Wissensvermittlung zum Ziel. Allerdings wird die Weitergabe von wissenschaftli- chen Informationen durch die Massenmedien nicht von der Wissenschaft vorgegeben, sondern richtet sich nach den selbst gewählten Zielvorstellungen, nach persönlichen Vorlieben der verantwortlichen Personen sowie den Gesetzen des Marktes, die von teils beständigen, teils kurzlebigen Faktoren bestimmt werden. Daher fällt eine qualitative Einordnung des medialen Überangebotes oft schwer. Vor allem junge Menschen orientieren sich sehr häufig am ober- flächlichen Mainstream.414

411 Kircher 2012, 89. 412 Kircher 2012, 89 mit Anm. 7. 413 Röder 2010, 86. 414 Kircher 2012, 23. 43 f. 286. 61

Die vermehrte Präsenz wissenschaftlicher Ergebnisse in den öffentlichen Medien415 sowie das zunehmende Angebot und die zunehmende Nachfrage nach Wissensprodukten wie etwa Wissensmagazinen durch Personen außerhalb der scientific community hat Wissenschaft zu einem Thema gemacht, dem sich heute nicht nur wenige Interessierte widmen, sondern die breite Öffentlichkeit. Entsprechend der allgemeinen Differenzierungstendenz der Medien- landschaft werden auch wissenschaftliche Medien in den letzten Jahrzehnten immer stärker nach Zielpublikum differenziert, flexibel gehalten und ständig aktualisiert.416 Noch nie gab es in der Geschichte eine derartig große Zahl von Menschen, die über so viel Freizeit und Bildung verfügte wie heute. Diese Gruppe der potentiell Kulturinteressierten wird mit großer Wahrscheinlichkeit weiter ansteigen.417 Für die heutige „Freizeitgesellschaft“ wurde der Tourismus zu einem immer wichtigeren ökonomischen Sektor, der ständig im Wachsen begriffen ist. Beliebte Anziehungspunkte für Touristen sind Baudenkmäler und Mu- seen. Die Denkmäler in Trier zählen jährlich mehr als 750.000 BesucherInnen,418 der Archäologische Park in Xanten 710.000 BesucherInnen pro Jahr419, die Unteruhldinger Pfahl- bauten 250.000 BesucherInnen und die Saalburg jährlich 170.000 BesucherInnen, um nur einige Beispiele aus Deutschland zu nennen.420 Ähnliche Besuchszahlen weist in Österreich der Archäologische Park Carnuntum in Niederösterreich mit ungefähr 135.000 BesucherInnen jährlich421 auf. Der Archäologische Park am Magdalensberg in Kärnten hat jährlich ungefähr 11.415 BesucherInnen422. Wie Hartwig Schmidts Publikation „Archäologische Denkmäler in Deutschland“423 zu entnehmen ist, kommt es vielen BesucherInnen allerdings nicht darauf an, authentische historische Objekte zu besichtigen. Vielmehr scheint es von Bedeutung zu sein, Objekte anschaulich zu präsentieren und eine Geschichtsepoche spannende und verständlich darzustellen, deren zeitliche Distanz die BesucherInnen nicht mit der Gegenwart konfrontiert und der man sich aufgrund der nachfolgenden technischen und kulturellen Entwicklung über- legen fühlt. Mittels rekonstruierter Bauten und spektakulärer Sonderveranstaltungen bemühen sich Freilichtmuseen, den BesucherInnen Erlebnisse zum Mitmachen und „Geschichte zum Anfassen“ zu bieten. Rekonstruierte Bauten und Veranstaltungen wie Ritterfeste oder Römer-

415 Weingart 2005, 11; Kircher 2012, 21; vgl. Röder 2010, 83. 416 Kircher 2012, 41. 417 Vgl. Kircher 2012, 287. 418 Schmidt 2000, 10. 419 Müller 2011, 64. 420 Schmidt 2000, 10. 421 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Mag. Matthias Pacher und Christa Vesely vom Archäologischen Park Carnuntum am 28.10.2010. 422 Dabei handelt es sich um die Besucherzahlen 2012 (Mai-Oktober). Diese Information entstammt einem E- Mail vom 24.07.2013 von Dip.-Ing. Margit Rapp (Zuständig für Presse, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit am Landesmuseum Kärnten). 423 Schmidt 2000. 62

feste verfolgen das Ziel, einen lebendigen Eindruck vom Alltag der Menschen in der Vergan- genheit zu vermitteln. Unabhängig davon, ob die es nun als wesentlich erachten oder nicht, können bei diesen Angeboten sowohl „richtige“ als auch „falsche“ Bilder von vergangenen Epochen geschaffen werden.424

4.2 Erlebnisorientierung der Gesellschaft Einer Studie aus den 1980er-Jahren zufolge lässt sich in verschiedenen Bereichen der Gesell- schaft eine deutliche Erlebnisorientierung erkennen.425 In den letzten Jahren hat sich dieser Trend zum Erlebnis oder „Event“, der sich in Bezeichnungen wie „Erlebnispark“, „Erlebniszoo“ oder „Erlebnismuseum“ findet, weiter fortgesetzt.426 Beim Erlebniswunsch geht es den Menschen nicht nur um Spaß, sondern darum, dass alle Sinne angesprochen wer- den und nicht nur der Intellekt. Ein Erlebnis ist sinnlich fassbar. Sehr oft steht nicht nur der inhaltliche Aspekt im Vordergrund eines Museumsbesuchs oder der Teilnahme an einer kultu- rellen Veranstaltung, sondern Geselligkeit und Kommunikation, weil man ein Erlebnis zu- meist sozial erfahren möchte. Unabhängig von einer Qualitätseinschätzung erlebnisorientier- ter Kultureinrichtungen zeigen deren hohe Besucherzahlen, dass die erlebnishafte Präsenta- tion den Bedürfnissen der Rezipierenden entspricht. Sogar in Zeiten, in denen die Internet- nutzung und damit die audiovisuelle Inszenierung von Ereignissen zugenommen hat, wollen die Menschen Erlebnisse mit allen Sinnen erfahren, auch durch Riechen, Schmecken und An- fassen. Archäologische Vorführungen oder Freilichtmuseen erfüllen genau diese Wünsche und erfreuen sich daher großer Beliebtheit.427 Jürgen Kagelmann unterscheidet zwischen vier Gründen, um sich auf ein Erlebnis einzulas- sen: Erstens das explorative Erleben durch suchendes Informieren oder Neugierig sein auf etwas Besonderes, zweitens das soziale Erleben durch Kontakt mit anderen ohne Verpflich- tung, drittens das biotische Erleben durch Körperreize wie Fahrtwind oder Schiffschaukeln und viertens das optimierende Erleben durch hohe soziale Anerkennung durch den Besuch teurer Erlebniswelten.428 Ein wesentlicher Aspekt bei der Erlebnisorientierung ist die dabei angesprochene Emotion. Events oder Freilichtmuseen nutzen eine gezielte Emotionalisierung, um dadurch Aufmerk- samkeit zu bekommen und ein Massenpublikum zu erreichen.429 Damit weder die reine Unter-

424 Schmidt 2000, 9 f. 425 Schulze 1992; siehe jetzt auch Kircher 2012, 63. 426 Kircher 2012, 63. 427 Kircher 2012, 63. 67 f. 428 Kagelmann 1998, 61; siehe jetzt auch Kircher 2012, 70. 429 Kircher 2012, 69 f. 63

haltung noch die trockene Wissenschaftlichkeit überhand nehmen, fordert Sabine Schormann430, dass Ausstellungen keine reinen Informationsorte oder Erlebnisveranstaltun- gen ohne Nachhaltigkeit sein sollten, sondern diese Wissensinhalte veranschaulichen und zugleich Emotionen hervorrufen, die die BesucherInnen persönlich berühren und ansprechen. Das Erfüllen des verstärkten Bedürfnisses nach Erlebnissen bedeutet ihrer Meinung nach nicht das Nachgeben vor dem Druck der „Eventkultur“ oder eine Verbeugung vor dem Markt, sondern eine gewisse Orientierung an den Interessen der Öffentlichkeit und eine neue Form des Dienstleistungsverständnisses. Da die Menschen über immer mehr Freizeit verfügen, stellt das Museum nur eines von vielen Freizeitangeboten dar. Die arrangierte Gegenständlichkeit bietet den BesucherInnen von Ausstellungen im Vergleich zu anderen Freizeitangeboten eine Alternative zur Bilderfahrung, die z.B. durch elektronische Medien erlebt wird. Der/Die BesucherIn hat aber auch den Wunsch, dass das Objekt zu ihm spricht, dass es ihn zum Staunen sowie zum Nach- und Weiterdenken bringt. Im Vorfeld kann das „Event“ als guter Anlass betrachtet werden, um den/die BesucherIn durch Werbung und Öffentlichkeitsarbeit auf eine Ausstellung aufmerksam zu machen.431

4.3 Bedingungen des Lernens Für WissenschafterInnen, Museumsverantwortliche und andere WissensvermittlerInnen ist es förderlich, Kenntnisse über Lernprozesse und didaktische Verfahren zu besitzen.432 Jegliches Lernen verläuft laut Friedrich Waidacher433 über das limbische System und erfolgt daher affektiv und emotionell. Daher können rationale, intellektuelle Inhalte nur dann erfolgreich transportiert werden, wenn positive emotionale Voraussetzungen gegeben sind.434 Unterhal- tende und emotionale Elemente ermöglichen es, sich besser an Dinge und Vorkommnisse zu erinnern.435 Das Erinnerungsvermögen des Menschen ist unter anderem von der Art der Wissens- aneignung abhängig. Am meisten Information (90%) bleibt erhalten, wenn man etwas selbst ausführt, 80% bleibt von dem in Erinnerung, was selbst formuliert wurde, und nur noch 50% von dem, was man gesehen und gehört hat, 30% von dem, was nur gesehen, 20% von dem, was nur gehört und lediglich 10% von dem, was gelesen wurde. Die aktive Beteiligung des

430 Schormann 2004. 431 Schormann 2004, 91. 93 f. 101f; siehe jetzt auch Kircher 2012, 70. 432 Vgl. Kircher 2012, 82. 433 Waidacher 2005, 134. 434 Waidacher 2005, 134. 435 Kircher 2012, 83. 64

Lernenden ist demnach die ideale Form der Wissensaneignung. Lernen in einer Gemeinschaft erhöht den Lernerfolg. Durch den Austausch und die Wiederholung von Informationen kann dabei ein besonders langfristiger Lerneffekt erzielt werden. Je mehr Sinne beim Lernen aktiv sind, umso besser können Informationen gespeichert werden.436 Die Aufnahme von Informationen erfolgt zudem von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Daher ist ein vielfältiges Angebot verschiedener Formen (z.B. anschaulich, haptisch, prak- tisch, abstrakt-verbal) notwendig, um ein bestmögliches Verstehen bei unterschiedlich veran- lagten Personen zu ermöglichen. Durch ein vielseitiges Angebot können auch Assoziationen geknüpft und die Information sinnvoll in größere Zusammenhänge eingeordnet werden.437 Jede Kommunikation funktioniert nur dann gut, wenn es gelingt, Aufmerksamkeit zu wecken und zu erhalten. Es ist nicht leicht, diese Aufmerksamkeit beständig zu erhalten, da sie zeit- lich progressiv abnimmt. Üblicherweise ist die erste Abnahme der Aufmerksamkeitsleistung nach ungefähr 20 bis 35 Minuten bemerkbar. Dabei ist laut Waidacher die Ausdauer bei der Erfassung auditiver Signale höher als bei visuellen Signalen,438 obwohl meines Erachtens diese sicher auch vom jeweiligen Lerntyp abhängig ist. Um die Ausdauer länger aufrecht zu erhalten, ist es notwendig, dem Publikum ständige Abwechslung zu bieten wie etwa durch beständige Wechsel der Raumgestalt, Farben, des Lichtes, der Materialien, Inhalte oder Stimmungen.439 Es ist auch wichtig zu wissen, dass unser Gedächtnis verbale Kommunikationsinhalte nicht im genauen Wortlaut bewahrt, sondern lediglich die Bedeutung der Botschaft. Auch bei Bildern werden im Gedächtnis nicht die visuellen Details, sondern eine bedeutungshaltige Interpreta- tion des Bildes gespeichert.440 Lernen geschieht immer und überall. Derzeit findet 70% des Lernens, das auch zum wachsen- den Trend des lebenslangen Lernens zählt, außerhalb der Bildungsinstitutionen wie Schulen statt.441 Dieses geschieht vor allem in der Freizeit, unter anderem in Freilichtmuseen oder Ausstellungen. Bildung und Lernen scheinen in der heutigen Gesellschaft ein positives Image zu haben, was sich am großen Interesse der Gesellschaft an wissenschaftlichen Themen zeigt.442

436 Kircher 2012, 83. 437 Waidacher 2005, 138 f. 438 Waidacher 2005, 137. 439 Waidacher 2005, 137 f. 440 Waidacher 2005, 140. 441 Dohmen 2001, 7. 442 Kircher 2012, 84 f. 65

Archäologische und historische Inhalte werden am besten an Originalschauplätzen oder in Freilichtmuseen vermittelt. Das eigene, sinnliche Erleben und die zahlreichen kommunikati- ven Reflexionen des Erlebten wie Berichte vom Ausflug führen zu einem hohen Lernerfolg. Erlebniswelten oder Freilichtmuseen sowie interaktive Ausstellungen mit ganzheitlichen Er- fahrungsmöglichkeiten bieten nicht nur Alternativen zu einer rein kognitiven und leistungs- orientierten Gesellschaft, sondern erzielen durch zahlreiche positive Erlebnisse in der Ge- meinschaft und dem kommunikativen Austausch lerntechnische Erfolge und sind daher opti- mal für die Wissensvermittlung.443

4.4 Popularisierung von Archäologie und Zukunftswünsche Vor allem Meldungen in Massenmedien lassen die breite Öffentlichkeit an den Ergebnissen der Archäologie teilhaben. Sie berichten vorrangig über spektakuläre Entdeckungen und ma- chen sehr oft mit den Superlativen „früheste, neueste, einzige, schönste“ die Leserschaft auf ihre Berichte aufmerksam. Nicht selten wird bei einer solchen Weitergabe, bei der die Sensa- tion im Mittelpunkt steht, auf die wissenschaftliche Korrektheit der Inhalte vergessen. Dadurch kann für den Laien der Eindruck entstehen, dass archäologische Forschung mit Schatzgräberei gleichzusetzen ist.444 Einer Umfrage445 zufolge beherrschen weiterhin alte Stereotype und Klischees das Bild von ArchäologInnen als ForscherInnen, die in der Erde graben. Die Archäologie erscheint fälsch- licherweise als „Wissenschaft des Spatens“ und wird damit auf die Feldarchäologie reduziert. Nicht selten wird im Allgemeinverständnis Archäologie mit Entdeckung, Schatzgräberei und Abenteuer gleichgesetzt und dadurch „romantisiert“. An der Entstehung dieses Klischees ist die Berichterstattung in den Massenmedien nicht ganz schuldlos, da sehr oft ein Missverhält- nis zwischen der archäologischen Forschungspraxis und ihrer medialen Darstellung besteht.446 Da sich die Aufmerksamkeitsspanne der Gesellschaft in den letzten Jahren verringert hat, werden Informationen von den Rezipierenden zwar schneller aufgenommen, aber sie investie- ren weniger Zeit in einen Artikel und suchen schneller nach Abwechslung. Das führt dazu, dass Wissen meist nur flüchtig und bruchstückhaft aufgenommen wird.447 Dieser Trend be- wegt MediengestalterInnen dazu, schrille Titel und auffallende Darstellungen zu verwenden, um die Rezipierenden trotz des großen Konkurrenzangebots zum Konsum zu animieren.448

443 Kircher 2012, 83–85. 444 Hauser Pult 2008, 154–156. 445 Bohne – Heinrich 2000. 446 Samida 2010, 33 f. 447 Kircher 2012, 45; vgl. Heinken 2010, 152. 448 Kircher 2012, 44 Anm. 34. 66

Das große Angebot im Wissenssektor lässt die Grenzen zwischen Wissen und Wissenschaft verschwimmen. Unter „Wissenschaftskommunikation“ oder „Wissenschaftspopularisierung“ versteht Marco Kircher die Wissensverbreitung, die von Wissenschaftsorganisationen bzw. WissenschafterInnen selbst durchgeführt wird und sich an die fachspezifische Rezipierenden- gruppe bzw. an ein breites Publikum richtet. Beim „Wissenschafts-journalismus“ werden von AutorInnen, die unabhängig vom Wissenschaftsbetrieb agieren, Informationen aus der Wissenschaft aufbereitet.449 Problematisch ist bei verschiedenen Wissensformaten, die nicht aus dem Bereich der Wissen- schaft stammen, das Verhältnis zwischen der tatsächlichen Vermittlung von Wissen und die Nutzung dieser, um primär eine gewisse Wirkung zu erzielen. Bedenklich ist vor allem, wenn die Sprache als Mittel der Wissensvermittlung zu einem Instrument externer Interessen wie z.B. der Werbung wird, wodurch Inhalte trivialisiert, überfrachtet oder zynisch umgestaltet werden.450 Diese Verzerrung der wissenschaftlichen Ergebnisse könnte verhindert werden, indem die Wissenschaft neben der Fachpublikation weitere Kommunikationsmittel einsetzt, die auch die breite Öffentlichkeit erreichen.451 Zu einer guten medialen Vermittlung von Forschungsergebnissen kann auch ein funktionie- render Dialog zwischen WissenschafterInnen und Medienschaffenden beitragen. Vorausset- zung dafür ist eine gegenseitige Offenheit und Akzeptanz sowie ein Verständnis dafür, dass zwischen JournalistInnen und WissenschafterInnen aufgrund ihrer unterschiedlichen Berufs- ziele gewisse Differenzen normal sind.452 Ein gutes Verhältnis zur Öffentlichkeit sollte idealerweise im Berufsverständnis von Archäo- logInnen enthalten sein. Allerdings mangelt es in der Realität häufig an einer gezielten Vor- bereitung, wie dies umgesetzt werden soll. Daher wird immer wieder gefordert, Kommunika- tions- und Medientrainings bereits in die universitäre Ausbildung zu integrieren, um die nö- tige Medienkompetenz zu schulen. Darüber hinaus wäre es auch notwendig, sich in For- schung und Lehre Gedanken über populäre Mediendarstellungen des Faches zu machen. Zum Teil können diese Desiderata nur durch eine Änderung der hochschulpolitischen Rahmen- bedingungen behoben werden, da sie manchmal zusätzliche Ressourcen notwendig machen, die dann den jeweiligen Instituten zur Verfügung gestellt werden müssten. Allerdings wird es der archäologischen Wissenschaft, die bereits viele Methoden und Inhalte aus anderen Wis- senschaften erfolgreich in ihre Forschungsarbeit integriert hat, ohne Schwierigkeiten gelingen,

449 Kircher 2012, 48. 450 Kircher 2012, 46. 451 Kircher 2012, 47. 452 Kircher 2012, 293; vgl. Heinken 2010, 154. 67

dem bisher vernachlässigten Bereich der Medienwissenschaft mehr Aufmerksamkeit zu widmen.453 Empfehlenswert ist auch die Beschäftigung mit dem aktuellen Gesellschaftswandel. Es ist eine wesentliche Aufgabe der historischen Kulturwissenschaften, die gewonnenen Erkennt- nisse zu nutzen, um selbstreflexiv den eigenen Kontext zu analysieren, zu diskutieren und aktiv mitzugestalten. Universitäten sollten ein Ort tiefgreifender Reflexion über neue Medien und gesellschaftliche Trends sein, da diese Einfluss auf die Öffentlichkeit haben. Dazu gehört auch die aktive Beteiligung an den rapide wachsenden sozialen Online-Netzwerken, um auch in diesem Bereich präsent zu sein.454 Anstelle lediglich zur Kenntnis zu nehmen, dass Archäologie häufig zur Unterhaltung oder Umsatzsteigerung verwendet wird, könnte man diesen Trend auch vorteilhaft nutzen, um For- schungsergebnisse zu vermitteln. Beispielsweise eignet sich die Comicreihe „Asterix“ als Ausgangspunkt, um über keltische Kulturen zu sprechen.455 Dieser Zugang zu einem wissen- schaftlichen Thema kommt bereits im Schulunterricht und in vereinzelten Fällen auch an der Universität zur Anwendung, abhängig vom Vortragenden oder der Vortragenden. Da die archäologische Forschung zu einem großen Teil mit öffentlichen Geldern bezahlt wird, sind ArchäologInnen auch der Öffentlichkeit gegenüber verpflichtet, sie über die Ergebnisse in verständlicher Form zu informieren. Wird diese Aufgabe nicht wahrgenommen, läuft das Fach Gefahr, seine kulturelle, gesellschaftliche und politische Bedeutung zu verlieren und in der Folge keine weitere finanzielle Unterstützung mehr zu erhalten.456 Um neben den üblichen Fachpublikationen eine Vermittlung mit Langzeitwirkung und ohne Sensationscharakter zu realisieren, ist ein Dialog zwischen der Wissenschaft und ihrem Publi- kum nötig, der auf das veränderte (Medien-)Verhalten sowie die Werte und Forderungen der Menschen offen eingeht.457 Wissenschaftliche Einrichtungen und Forschungsanstalten kom- men bereits dieser Notwendigkeit nach, was sich innerhalb von Österreich beispielsweise am Angebot der „Langen Nacht der Forschung“458 zeigt, die alle zwei Jahre stattfindet und die Öffentlichkeit einlädt, die Tätigkeiten von WissenschafterInnen und ForscherInnen kennen- zulernen. Für die Steiermark ist auch die Montagsakademie459 der Karl-Franzens-Universität in Graz zu nennen, die „Bildung für alle“ durch allgemein verständliche Vorträge anstrebt,

453 Kircher 2012, 292–294. 454 Kircher 2012, 284. 286. 292; vgl. Samida 2010, 44. 455 Kircher 2012, 292; vgl. Samida 2010, 43 f. 456 Kircher 2012, 41; vgl. Kircher 2012, 291 f. 457 Kircher 2012, 295; vgl. Samida 2010, 44. 458 Lange Nacht der Forschung 2012. 459 Karl-Franzens-Universität – Zentrum für Weiterbildung 2013. 68

sowie das Veranstaltungsangebot der KinderUniGraz, die Kindern und Jugendlichen von 8 bis 19 Jahren mittels Workshopwochen, Ringvorlesungen oder der SommerKinderUni Einblicke in die Wissenschaft gibt und diese dafür begeistern möchte.460 Claire Hauser Pult weist in ihrem Aufsatz „Das Stiefkind der Archäologie: Die publikums- wirksame Vermittlung“461 darauf hin, dass Lobby-Arbeit auch in der Archäologie notwendig ist, damit die archäologische Forschung Ansehen genießt und die finanzielle Unterstützung unabhängig von der wirtschaftlichen Lage sichergestellt ist. Die Anerkennung der Archäolo- gie als kulturelle und gesellschaftliche Errungenschaft ist eine nötige Voraussetzung für eine gute Präsenz und Wahrnehmung in Politik und Öffentlichkeit. Dafür ist auch die Pflege per- sönlicher Kontakte zu PolitikerInnen förderlich. Zur erwünschten Präsenz der Archäologie könnte auch die fundierte Stellungnahme des archäologischen Fachkreises zu politischen, kulturellen und touristischen Angelegenheiten beitragen, sofern diese die Archäologie betref- fen. Die Entwicklung einer effizienten Lobby-Arbeit würde auf diese Weise den Wert der Archäologie für die Gesellschaft heben.462

5 Keine Vermittlung ohne Erhaltung – Schutz archäologischer Denkmäler und Funde

„Konservierung und Restaurierung der Denkmäler bilden eine Disziplin, welche sich aller Wissenschaften und aller Techniken bedient, die zur Erforschung und Erhaltung des kulturellen Er- bes beitragen können.“ (Charta von Venedig 1964, Artikel 2)

In der Regel ist die Vermittlung archäologischer Inhalte erst dann möglich, nachdem für die Erhaltung und Sicherung der zu vermittelnden Denkmäler oder Funde gesorgt wurde. Vor allem bei Baudenkmalen sind derartige Maßnahmen oft notwendig, um für die Öffentlichkeit eine gefahrlose und verständliche Präsentation zu gewährleisten. Um dem öffentlichen Wunsch nach einer zeitgemäßen, informativen und spannenden Präsentation der Denkmäler nachzukommen, müssen Schutz, Pflege und Vermittlung archäologischer Stätten gleich mit

460 KinderUniGraz 2013. 461 Hauser Pult 2008. 462 Hauser Pult 2008, 159 f; vgl. Heinken 2010, 155. 69

der Ausgrabungstätigkeit verbunden werden.463 Neben den Baudenkmalen bedürfen auch die beweglichen archäologischen Fundobjekte einer fachgerechten Reinigung, Konservierung, Restaurierung und Pflege, bevor sie als Ausstellungsobjekte vor Publikum präsentiert werden können. Das Ziel aller konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen besteht darin, die Substanz und damit die Historizität eines Objektes zu wahren, wobei die nötigen Maßnahmen für jedes Objekt individuell festgelegt werden müssen. Dieses Kapitel widmet sich also der Erhaltung und dem Schutz von zwei Objektgruppen: Die erste Gruppe umfasst unbewegliche Denkmäler, die sich in situ meist im Freigelände befin- den, aber auch in ein neueres Gebäude integriert sein können, wie etwa archäologische Keller oder Krypten, in denen archäologische Befunde meist museal präsentiert werden.464. Die zweite Gruppe umfasst bewegliche archäologische Objekte, die bei Ausgrabungen zutage gefördert wurden und nach den entsprechenden konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen in Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Bereits in der 1987 von Karl Friedrich Gollmann eingereichten Habilitationsschrift „Architektur und Archäologie. Schutz von antiken Ausgrabungen“465 wird empfohlen, bei jeder archäologischen Maßnahme so schnell wie möglich Überlegungen zum Schutz und zur Präsentation zu überlegen, um die bestmögliche Sicherung der Objekte zu gewährleisten. Eine wirksame Methode ist unter anderem das Wiederzuschütten einer Ausgrabungsstelle, da alle anorganischen Stoffe wie Stein, Ziegel und Lehm besser in der gleichmäßigen Feuchtigkeit, Temperatur und Dunkelheit des Erdmaterials überdauern, denn an der Erdoberfläche beein- trächtigt die wechselnde Witterung sehr rasch die Erhaltung der freigelegte Substanz.466

5.1 Erhaltung und Schutz von unbeweglichen archäologischen Denkmälern Neben der mechanischen Beanspruchung der Materialien von historischen Bauwerken durch die BesucherInnen verursachen Abschwemmung, Absprengung, Salze, Tiere oder Pflanzen- wuchs im Laufe der Zeit große Schäden. Diese physikalischen, chemischen und biologischen Faktoren, oft ausgelöst durch eindringendes Wasser, führen zur Zerstörung der historischen Bausubstanz.467 Bauwerke, die über Jahrhunderte unter der Erde verborgen lagen, beginnen sofort nach der Freilegung, sich den geänderten Bedingungen anzupassen. In den meisten Fällen trocknen die

463 Müller u. a. 2011, 7. 464 vgl. Schmidt 2000, 53 f. 465 Gollmann 1987. 466 Gollmann 1987, 10 f. 467 Gollmann 1987, 24. 70

Mauern aus, was zu einer Erhöhung der Konzentration löslicher Salze an deren Oberfläche führt. Die Kristallisation dieser Salze zerstört das Material mechanisch.468 Als Schutzmaßnah- men bieten sich in diesen Fällen Überdachungen, Drainagen, Ausbesserungen am Mauerwerk etc. an, um den Verfallsprozess, wenn nicht aufzuhalten, so doch zumindest zu verlangsamen.

5.1.1 Schäden an historischen Bauwerken Bei Baudenkmälern aus Naturstein sind die Faktoren für die Zerstörung sehr vielfältig und nicht immer sofort sichtbar, sondern können nur mittels chemischer Analysen festgestellt werden, etwa durch die Messung des Salzgehalts mittels Probenentnahme. Nach der Ermitt- lung der Schadensursache ist es möglich, Konservierungsverfahren zu erarbeiten, die die vor- handenen Schäden stabilisieren und Schutz vor weiterer Zerstörung bieten. Die meisten Stein- schäden werden durch Feuchtigkeit verursacht, durch Niederschläge, aus dem Boden aufstei- gende Feuchtigkeit, Kondenswasser und die auf Salze zurückzuführende hygroskopische Feuchte. Salze aus dem Boden, der Luft, dem Wasser oder aus zementhaltigem Mörtel, die mit der Feuchtigkeit in den Stein gelangen, sprengen bei ihrer Kristallisation die Gestein- sporen. In Mitteleuropa ist gefrierendes Wasser eine häufige Schadensursache. Auch die Luftverschmutzung führt zur Zerstörung von Naturstein. Vor allem das in den Abgasen ent- haltene Schwefeldioxid, das zusammen mit Wasser Schwefelsäure bildet, raut die Oberflä- chen von Kalkstein und Kalkverbindungen auf. Sind Marmorsteine ständig der Witterung ausgesetzt, führt das zu einer Zerstörung bis in die Tiefe des Gesteins.469

Gebrannter Ziegel ist dagegen sehr beständig. Bei guter Qualität ist ein Ziegel druck-, wetter- und feuerbeständig sowie weitgehend unempfindlich gegenüber chemischen Einflüssen. Schäden an Ziegelbauten sind fast immer auf die Einwirkung von Wasser zurückzuführen, das durch Niederschläge oder aufsteigende Bodenfeuchtigkeit die Mauer durchdringt. Dabei wer- den lösliche Stoffe, meist Sulfate (Magnesium- und Natriumsulfat) an die Oberfläche trans- portiert. Die Kristallisation, die sich dann als „Ausblühung“ zeigt, kann in der Folge zur Zer- störung führen. Auch mitgebrannter Kalk vermag Ziegel zu sprengen („Kalktreiben“). Bei unzureichend gebrannten oder aus zu kalkreichen Lehmen hergestellten Ziegeln kommt es bei Frost durch die Volumsvergrößerung des frierenden Wassers zu Absplitterungen, Abblätte- rungen oder Zermehlungen. Objekte mit gebrannten Ziegeln enthalten darüber hinaus oft weitere Baustoffe wie Verlegemörtel und Gussmauerwerk. Auch diese Inhomogenität inner-

468 Gollmann 1987, 24. 469 Gollmann 1987, 25 f.; Zur Konservierung archäologischer Bodenfunden: Wandmalerei siehe Herold 1994. 71

halb des Bauwerks kann zu Spannungen führen. Schäden wie Sprünge im Mauerwerk können dagegen durch eine Veränderung des Lastfalls verursacht sein. In den meisten Fällen kann das Denkmal durch eine Abdeckung der Mauerkronen oder des gesamten Bauwerks bzw. durch Schutzmaßnahmen gegen die aufsteigende Bodenfeuchtigkeit gegen weiteren Verfall geschützt werden.470

Wandmalereien, ursprünglich als Wandschmuck für Gräber oder Innenräume angebracht, können durch ungünstige Klima- und Lichtverhältnissen innerhalb weniger Monate nach der Freilegung ausbleichen. Die veränderten Feuchtigkeitsverhältnisse nach der Ausgrabung so- wie falsche oder fehlende Konservierungsmaßnahmen können zu ihrer vollständigen Zerstö- rung führen. Sie müssen daher vor den Einflüssen der Witterung und des Lichtes geschützt werden.471 Häufig wählte man in der Antike als Bodenbelag neben Stein- oder Ziegelplattenbelägen Mosaike, die aus in Mörtel gebetteten Steinstücken bestanden. Für die Verlegung dieser dekorativen Mosaikböden war ein stabiler Aufbau des Unterbodens notwendig. Der mehr- schichtige Aufbau begann mit dem festgestampften Bett des Mosaiks, auf das eine Rollierung aus faustgroßen Steinen folgte (statumen). Auf diese wurde eine Schicht aus grobkörnigem Mörtel ungefähr 4-6 cm stark aufgebracht (rudus). Die oberste Mörtelschicht, der Verlege- mörtel (nucleus), hatte meist eine Stärke von 2-4 cm und war oft eingefärbt. Auch Mosaike sind selbst bei bester Mörtelqualität ohne Dach dem Verfall ausgesetzt. Um sie zu konservie- ren, kann man sie vom Originaluntergrund ablösen, um sie nach der Wiederherstellung in einem Museum aufzubewahren und zu präsentieren. Diese Vorgehensweise schützt das Mosaik sehr gut, entfernt es aber aus der ursprünglichen Umgebung. Eine weitere Möglich- keit besteht darin, das Mosaik nach der wissenschaftlichen Bearbeitung mit einer schützenden Sandschicht zu bedecken, wodurch es an der originalen Stelle bleibt, aber nicht mehr besich- tigt werden kann. Die Errichtung eines Schutzbaus sichert nicht nur den Befund, sondern gibt auch eine Vorstellung vom ursprünglichen Raum.472 Eine weitere Möglichkeit der Sicherung eines Mosaiks besteht in der Festigung in situ.473

Lehm wurde häufig als Baumaterial genutzt, er ist allerdings unter dem Einfluss von Wasser sehr vergänglich. Besonders in heiß-trockenen Gebieten haben sich Lehmbauten zum Teil

470 Gollmann 1987, 31 f. 471 Gollmann 1987, 33–37. 472 Gollmann 1987, 38–41; Zur Konservierung von archäologischen Bodenfunden: Mosaik siehe Herold 1994. 473 Zu alternativen Maßnahmen anstelle von Abhebung von Mosaiken sowie den einzelnen Konservierungsmaßnahmen dazu siehe Jobst – Scherrer 1982, 405-410. 72

erhalten, aber diese benötigen ständige Pflege, um nicht innerhalb kurzer Zeit zu verschwin- den.474 In Mitteleuropa haben sich nur wenige Lehmbauten erhalten. Als Beispiel dafür kann die ältere Lagerbefestigung des Alenlagers in Tulln (Comagenis) genannt werden, die ver- mutlich im späten 1. Jh. n. Chr. aus ungebrannten Lehmziegeln erbaut wurde.475 Allerdings bestanden Gebäude mit Rutenputz aus Lehm, und bei einem Brand konnte dieser zu soge- nanntem „Rotlehm“ bzw. „Hüttenlehm“476 brennen. Bei Ausgrabungen sind derartige Verputzteile durch ihre charakteristische rötliche Färbung und die Abdrücke der Ruten er- kennbar.

Holz diente bereits seit der Jungsteinzeit als Baustoff für Wände, Dachstühle, Decken, Trep- pen, Türen und Fenster sowie für Fachwerkbauten, Brücken- und Befestigungsanlagen. Nur selten blieb dieses Bauholz bis in die Gegenwart erhalten, denn als organischer Stoff ist es nicht nur brennbar, sondern wird auch durch Insektenfraß, Pilzbefall oder Verrottung nach ständiger Feuchtigkeitseinwirkung zerstört. Bei sehr trockenem und luftigem Klima kann Holz dagegen sehr lange überdauern. Einige Harthölzer wie Eiche oder Ulme, aber auch Lärche können aufgrund des Luftabschlusses unter Wasser oder in ständig wassergesättigtem Erdreich – etwa bei Pfahlbauten auf sumpfigem Boden – erstaunlich lange Zeit überdauern.477 Der Erhaltungszustand von Hölzern aus dem archäologischen Bereich ist sehr unterschiedlich, reicht von völliger Unversehrtheit bis zum Totalverlust und ist unabhängig von deren absolu- tem Alter. Die Umstände und Bedingungen unter denen das Holz in das Lagermedium Eis, Salz oder Erde gelangt ist, beeinflussen die Erhaltungsqualität. Beispielsweise verlangsamt Sauerstoffmangel den Fäulnisprozess der Holzsubstanz oder wirken salzhaltige Böden und Gewässer positiv konservierend auf Holz. Holzteile, die im feuchten Zustand aufgefunden wurden und sich bereits teilweise aufgelöst haben, müssen mit größter Vorsicht behandelt und bis zur dauerhaften Konservierung ständig feucht und kühl gelagert werden. Die unterschied- lichen Konservierungstechniken basieren darauf, das im Holz gespeicherte Wasser gegen ein Konservierungsmittel auszutauschen. Mittels Gefriertrocknung, die nur bei kleineren und feinteiligen Objekten sinnvoll ist, wird mit Festigungs- und Frostschutzmittel vor- konserviertes Holz tiefgefroren. Bei der Trocknung unter Vakuum geht das Wasser direkt

474 Gollmann 1987, 27. 475 Krenn 2011, 209. 476 Zu „Rotlehm“ bzw. „Hüttenlehm“ siehe Kinne 2006, 82. 477 Gollmann 1987, 42 f. 73

vom festen Aggregatzustand in den gasförmigen über. Durch die Vorkonservierung bleiben die Hohlräume in vollem Umfang erhalten und das Schrumpfverhalten ist nur sehr gering.478

5.1.2 Internationale Übereinkünfte zum Schutz und zur Erhaltung archäologischer Denkmäler Der Schutz und die Konservierung archäologischer Objekte bzw. Kulturgüter wurde als inter- nationale Verpflichtung in der Charta von Venedig festgelegt.479 Bereits 1957 fand ein Kon- gress der in der Denkmalpflege tätigen Techniker und Architekten in Paris statt. Es handelte sich dabei um den ersten internationalen Fachkongress dieser Art nach den großen Schäden und Verlusten des Zweiten Weltkriegs. Angestrebt wurde ein Zusammenschluss in einer noch zu schaffenden Organisation aller Denkmalpfleger Europas und den von Europa beeinflussten Ländern, vorab jenen des Mittelmeerraumes, aber auch der Dritten Welt. Sieben Jahre später, am 31. Mai 1964, wurden bei einem zweiten Kongress die ersten Statuten einer neu gegrün- deten weltweiten Organisation anerkannt, die in Analogie zu der bereits bestehenden Dach- organisation der UNESCO „ICOMOS“ (International Council on Monuments and Sites) ge- nannt wurde. In der Schluss-Sitzung dieser Konferenz wurde auch der grundlegende Text über die Restaurierung historischer Baudenkmäler, die Charta von Venedig, gutgeheißen.480 Der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) ist eine nichtstaatliche Organisation, die sich weltweit um den Schutz und die Pflege von Denkmälern und die Bewahrung des his- torischen Kulturerbes bemüht. Für das Welterbe-Komitee sowie bei der Durchsetzung der UNESCO-Konvention zum Weltkulturerbe hat ICOMOS eine beratende Rolle und erstellt Gutachten.481 Heute verfügen bereits mehr als 120 Länder über nationale Komitees von ICOMOS, die aus ExpertInnen der Denkmalpflege bestehen.482 Das österreichische Nationalkomitee bemüht sich sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene um die Erhaltung von Denk- mälern, Ensembles und Kulturlandschaften, berät die Fachwelt und die Öffentlichkeit und fördert das öffentliche Interesse für Denkmalschutz.483 Den 16 Artikeln der Charta von Venedig ist eine Präambel vorangestellt, die sich als Ab- sichtserklärung verstehen lässt und sich auf die sogenannte „Charta von Athen“ beruft, eine Grundsatzerklärung, die 1931 bei einer internationalen Konferenz von Fachleuten der Denk-

478 Marius 2010. 479 Prandtstetten 1989, 80 f. 480 Schmid 1996, 145 f. 481 Internationaler Rat für Denkmalpflege – Österreichisches Nationalkomitee o. J.a. 482 Internationaler Rat für Denkmalpflege – Österreichisches Nationalkomitee o. J.a. 483 Internationaler Rat für Denkmalpflege – Österreichisches Nationalkomitee o. J.b. 74

malpflege verabschiedet wurde, veranlasst vom damaligen Völkerbund.484 Laut dieser Prä- ambel vermitteln die Denkmäler als lebende Zeugnisse die Traditionen von Völkern und da- mit eine universelle geistige Botschaft der Vergangenheit. Die Bewahrung ihrer Authentizität für kommende Generationen versteht sich daher als gemeinsame Verpflichtung der Mensch- heit.485 Die Charta selbst enthält Definitionen der Begriffe „Denkmal“, „Konservierung“ und „Restaurierung“ sowie eine Zielsetzung, Richtlinien zur Erhaltung von Denkmälern, Richt- linien zu deren Restaurierung sowie Grundsätze zur Präsentation, zu Ausgrabungen und zur Dokumentation und Publikation konservatorischer, restauratorischer und archäologischer Maßnahmen.486 An den Inhalt dieser General-Instruktion fühlen sich DenkmalpflegerInnen vieler Staaten gebunden.487 1964 wurde die Charta in den UNESCO-Sprachen Englisch, Spanisch Französisch und Rus- sisch vorgelegt. Der französische Text bildete die Urfassung. Seit 1965 erschienen auch meh- rere deutsche Übersetzungen, die allerdings zum Teil stark voneinander abweichen. Daher wurde im April 1989 eine einheitliche Übersetzung und Formulierung für den deutschen Sprachraum auf der Grundlage der französischen Originalfassung vorgelegt.488 Immer wieder wurde von DenkmalpflegerInnen diskutiert, wie Ergänzungen und Restaurie- rungen in der Praxis vorzunehmen sind. Seit dem Bestehen der Denkmalpflege wandte man unterschiedliche Methoden der Ergänzung an, welche die jeweils vertretene Konzeption er- kennen lassen – etwa die Ergänzungen des Historismus, die im „Sinne und Geiste der alten Baumeister“489 vorgenommen wurden, oder die Betonergänzungen der Nachkriegszeit.490 Der Artikel 9 der Charta von Venedig besagt, dass das Ziel einer Restaurierungsmaßnahme darin besteht, die ästhetischen und historischen Werte des Denkmals zu bewahren und zu erschlie- ßen, und dass diese dort ihre Grenze habe, wo die Hypothese beginnt.491 In der Vergangenheit führte die Auslegung dieses Artikels zu Maßnahmen, die vorrangig der Wiederherstellung eines geschlossenen ästhetischen Eindrucks dienten, allerdings zur Erhaltung der ursprüngli- chen historischen Substanz nicht erforderlich gewesen wären. Das zeigt sich etwa an der Restaurierung der Kaiserthermen in Trier 1984, bei welcher die Apsiswände zum Teil wieder aufgebaut wurden, sodass die neuen Mauerteile die Erscheinung dominieren und die originale

484 Schmid 1996, 145–147. 485 ICOMOS 1989, Präambel. 486 ICOMOS 1989. 487 Prandtstetten 1989, 80 f. 488 ICOMOS 1989. 489 Schmidt 2000, 49. 490 Schmidt 2000, 49. 491 ICOMOS 1989. 75

Substanz in den Hintergrund treten lassen.492 Artikel 12 der Charta von Venedig weist aller- dings darauf hin, dass Ergänzungen sich dem Ganzen harmonisch einfügen sollen und den- noch vom Originalbestand unterscheidbar sein müssen, damit die Restaurierung den Wert des Denkmals nicht verfälscht.493 Diese Angabe ist laut Hartwig Schmidt wenig konkret. Da es sich um eine gestalterische Entscheidung handelt, wird die Qualität der Ergänzung immer von der künstlerischen Fähigkeit und dem Geschmack des Ausführenden bestimmt.494 Die Charta von Venedig ist sehr knapp formuliert und bietet für Maßnahmen der Konservie- rung und Restaurierung historischer Denkmäler einen Rahmen, der zum einen die Aufgaben eingrenzt und zum anderen innerhalb dieser Grenzen eine Vielfalt von Lösungen ermög- licht,495 um den Besonderheiten des jeweiligen Denkmals gerecht zu werden.496 Diesem wich- tigsten internationalen Grundsatzpapier folgten zahlreiche weitere, die andere Bereiche betra- fen, etwa den Schutz von historischen Altstädten, die Sorge um das archäologische Erbe oder die Gartendenkmalpflege.497 1989 wurde die Charta von Lausanne, eine Charta für den Schutz und die Pflege des archä- ologischen Erbes, vom International Committee for the Management of Archaeological Heritage (ICAHM) erarbeitet und 1990 von der IX. ICOMOS-Generalversammlung beschlos- sen. Die deutsche Übersetzung basiert auf dem englischen Originaltext.498 Diese Charta ver- weist für Werke der Architektur auf die Charta von Venedig. Historische Stätten und Denk- mäler, die Teile der lebenden Tradition autochthoner Völker darstellen, erfordern zum Schutz und zur Erhaltung die Teilnahme regionaler Volksgruppen neben der Mitarbeit von staatli- chen Stellen, WissenschafterInnen, privaten und öffentlichen Unternehmen sowie der allge- meinen Öffentlichkeit.499 Die Charta von Lausanne enthält also Grundsätze zu den verschiedenen Aspekten des Umgangs mit dem archäologischen Erbe. Dazu zählen die Ver- antwortung von Behörden und Gesetzgebern, Grundsätze für die fachgerechte Durchführung von Inventarisation, Prospektion, Ausgrabung, Dokumentation, Forschung, Erhaltung, Instandhaltung, Konservierung, Rekonstruktion, Information und Präsentation, für die öffent- liche Zugänglichkeit und Nutzung des archäologischen Erbes sowie für die erforderliche Qualifikation der Fachleute, die mit dem Schutz dieses Erbes befasst sind.500 Der Schutz des

492 Schmidt 2000, 49 f. 493 ICOMOS 1989. 494 Schmidt 2000, 50–51. 495 Sinos 1990, 47. 496 vgl. Gollmann 1987, 53. 497 Brandt u. a. 2012, 498 ICOMOS 1989. 499 ICOMOS 1989, Präambel. 500 ICOMOS 1989, Präambel. 76

archäologischen Erbes sollte Teil der nationalen und internationalen Raumplanung sein. Auch die österreichischen Vertreter haben die Charta von Lausanne auf der Generalversammlung des ICOMOS angenommen.501 Das Ziel, die originale Form eines Denkmals für zukünftige Generationen zu erhalten, macht es notwendig, über die authentische Form, die Funktionen und die Lage des Monumentes Bescheid zu wissen. Im Berufsalltag ist es allerdings üblich, dass die jeweiligen Konserva- torInnen entscheiden, welche Teile eines Monumentes bewahrt bleiben müssen und welche verloren gehen dürfen. Um dabei größtmögliche Objektivität zu garantieren, müssen laut Boguslaw Szmygin502 die vorzunehmenden Maßnahmen präzise definiert sein und internationalen Richtlinien entsprechen. In der Praxis stellt aber jedes Monument einen eige- nen, speziellen Fall dar. Deshalb wurden vermutlich für die Konservierung keine universellen Verfahren und Richtlinien ausgearbeitet, welche die vorzunehmenden Handlungen für jeden Fall klar festlegen. Die Entscheidungen der KonservatorInnen sind also nach wie vor von de- ren Erfahrung und der individuellen Qualifikation abhängig. Das macht es schwierig, Konser- vierungsmaßnahmen zu kritisieren oder die Fähigkeiten von KonservatorInnen zu bewerten. Verschiedenartige Chartas, Deklarationen und Richtlinien wurden bei Versammlungen von KonservatorInnen erarbeitet, um mehr Systematik in die praktische Vorgehensweise zu brin- gen. Sie nennen und ordnen zweifellos viele praktische Probleme, werden aber für gewöhn- lich nicht aktualisiert, sondern durch neue Dokumente ersetzt und abgelöst. Diese „Grund- satzdokumente“ sind zum Teil widersprüchlich, ohne internationale Abstimmung und stehen ohne Hierarchie nebeneinander. Die unübersichtliche Vielzahl der Dokumente führt dazu, dass die darin vertretenen Positionen abgeschwächt werden und dass sich die Vorschläge für konservatorische Richtlinien gegenseitig entwerten.503

5.1.3 Methoden und Maßnahmen des Schutzes und der Erhaltung Im Vorwort der Publikation „Archäologische Denkmäler in Deutschland“ von Hartwig Schmidt wird darauf hingewiesen, dass die Restaurierung und museale Präsentation des Denkmalbestandes sowie das Vermitteln von Forschungsergebnissen wichtige Aufgaben der jeweiligen Landesarchäologie sind. Es sei eine Verpflichtung gegenüber späteren Generatio- nen, Steinbauten zu konservieren und restaurieren sowie Freilichtmuseen, Schutzdächer oder Schutzhäuser zu errichten. Auch Rekonstruktionen in Originalgröße seien notwendig, um das ursprüngliche Aussehen und die Funktionen von Gebäuden besser zu vermitteln, wobei die

501 Schrettle 2011. 502 Szmygin 2010, 97. 503 Szmygin 2010, 97 f. 77

Öffentlichkeit über die Grundlagen der Rekonstruktion sowie über die Tatsache, dass der Nachbau nur eine Möglichkeit für das ursprüngliche Aussehen ist, informiert werden muss.504 Sehr oft verbessern in Deutschland archäologische Reste das Ansehen eines Ortes, machen ihn zu einem touristischen Anziehungspunkt und damit den historischen Wert zu einem Wirt- schaftsfaktor. Das ist einer der Gründe, warum von Gemeinden oft große finanzielle Anstren- gungen unternommen werden, um Denkmäler zu erhalten. Erwünscht ist eine Art der Präsen- tation, die für den Großteil der Bevölkerung leicht verständlich ist und sich für die Identifika- tion mit der Vergangenheit des Landes eignet. Dieses Ziel ist mit unscheinbaren Befunden meist nicht zu erreichen. Es sind also wissenschaftsfremde Interessen, die nach anschaulichen Rekonstruktionen verlangen, welche, nachdem sie beschlossen wurden, auch von Archäo- logInnen begleitet werden sollen, um nachträglich eine wissenschaftliche Legitimation zu erhalten.505 Neben einer vollständigen Rekonstruktion gibt es weitere Möglichkeiten wie etwa die Kon- servierung einer Ruine und deren Überdachung, die Einbeziehung in ein neu errichtetes Ge- bäude, z.B. einen archäologischen Keller, eine Restaurierung an Ort und Stelle oder eine Teil- rekonstruktion. Diese Maßnahmen sind zwar weniger anschaulich als eine vollständige Re- konstruktion, allerdings bleibt dabei das Objekt überwiegend authentisch.506 Für diese Maß- nahmen gibt es neben der sehr allgemein gehaltenen Charta von Venedig keine verbindlichen Regeln. Daher ist es notwendig, die gebräuchlichsten Methoden der Konservierung und Res- taurierung zu nennen und kurz zu erklären.507

Die Konservierung ist jene Form des Schutzes, bei der die originale Substanz möglichst ohne sichtbaren Verlust oder künstlichen Gewinn erhalten bleibt.508 Sie soll nur festigen und darf nichts verändern.509 Sehr oft ist es aber nicht möglich, ohne Ergänzungen auszukommen. Zur Konservierung zählen sie aber nur dann, wenn sie bloß der Sicherung und Erhaltung des Ori- ginals dienen, ohne den ursprünglichen Zustand zu verändern, das heißt, wenn es sich um reine Reparaturen handelt. Werden Eingriffe in das statische Gefüge eines Bauwerks notwen- dig, zeigen sich rasch die Grenzen der rein konservierenden Vorgangsweise. Sind die Siche-

504 Schmidt 2000, 7. 505 Schmidt 2000, 48. 506 Schmidt 2000, 48 f. 507 Gollmann 1987, 53 f. 508 Gollmann 1987, 55. 509 Schmidt 2000, 49. 78

rungsmaßnahmen nicht unsichtbar durchführbar, werden Alternativen wie ein material- fremdes Stützgerüst oder eine Restaurierung notwendig.510

Eine Restaurierung bedeutet immer eine Änderung am historischen Zustand. Dabei wird wiederhergestellt, was bei der Auffindung nicht oder nicht mehr Teil des ursprünglichen Zu- sammenhangs ist. Die Restaurierung muss immer auf einem gesicherten Befund basieren und endet dort, wo Annahmen über den Originalzustand folgen würden.511 Die einfachste Art der Restaurierung ist die Ergänzung, die aus neuer Substanz hergestellt wird.512 Die Frage, wie solche Ergänzungen auszuführen sind, beschäftigt die Denkmalpflege seit ihrem Bestehen. Man kann an restaurierten Bauwerken die unterschiedlichen, im Laufe der Zeit vertretenen Konzepte dafür erkennen. Oft wurden Maßnahmen gesetzt, die einen geschlossenen ästheti- schen Eindruck erzeugen wollten, aber nicht zur Erhaltung erforderlich gewesen wären. Jede Restaurierung ist also auch von gestalterischen Entscheidungen abhängig, die sich nicht exakt definieren lassen. Daher wird das Ergebnis einer Restaurierung sowohl von der technischen Ausführung als auch von den künstlerischen Fähigkeiten und Vorstellungen der Ausführen- den bestimmt.513 Der Artikel 12 der Charta von Venedig gibt nur den Rahmen vor, wie Ergänzungen zu erfol- gen haben. Sie sollen sich dem Ganzen „harmonisch“ einfügen, sich aber vom Original- bestand unterscheiden. Ein Beispiel für diesen sichtbaren Unterschied zwischen historischer und neuer Bausubstanz ist der Aphaia-Tempel auf Aegina, der 1956–1958 restauriert wurde, ohne dabei seine ruinöse Form zu verlieren. Die Ergänzungen an den stark verwitterten Säu- len und Orthostaten wurden so hinzugefügt, dass alle neuzeitlichen Teile an den Kontakt- flächen mit der originalen Substanz polygonale Ränder erhielten. Diese schräg verlaufenden Ergänzungen erscheinen dadurch wie „Bruchflächen“ und heben sich vom Original ab.514 Die Erhaltung von Ruinen stellt eine der schwierigsten Aufgaben der Denkmalpflege dar. Ein archäologischer Befund kann in ausgegrabenem Zustand nur unter einem Schutzbau dau- erhaft erhalten werden, der ihn vor dem Einfluss der Witterung und damit vor Zerstörung be- wahrt.515 Daher sind Ruinen in Mittel- und Nordeuropa einem kontinuierlichen Zerfall preis- gegeben, der ständige Instandhaltungsmaßnahmen notwendig macht. Allerdings bewirken Restaurierungsmaßnahmen durch den Austausch und die Erneuerung von Substanz eine Ver-

510 Gollmann 1987, 55. 511 Gollmann 1987, 56. 512 Gollmann 1987, 56. 513 Schmidt 2000, 49–51. 514 Schmidt 2000, 51. 515 Müller u. a. 2011, 7. 79

änderung des Erscheinungsbildes einer Ruine. Dasselbe gilt für frisch ausgegrabene Mauer- züge, deren Oberfläche bereits durch die ersten Sicherungsmaßnahmen verändert wird. Zu diesen Sicherungsmaßnahmen zählen beispielsweise der Austausch des historischen Mörtels, das Schließen von ausgewaschenen Fugen oder das Ergänzen von fehlenden Steinen, um eine witterungsbeständige neue Oberfläche zu schaffen. Die Mauerkrone kann dabei durch eine dicke Zementkappe oder durch eine aufgelegte Rasenschicht gebildet werden. Häufig erfolgen die Maßnahmen am Mauerwerk mit dem gleichen Material und unter Zuhilfenahme von „historischen „Handwerkstechniken“, um die Verträglichkeit der Materialien und die weitere Reparaturfähigkeit der Bauteile zu gewährleisten. Das schützt die Mauer, verändert jedoch das originale Aussehen, was den dokumentarischen Wert des Originals beeinträchtigt und die Nachprüfung von Befunden erschwert.516 Konservierungs-, Restaurierungs- und Denkmalpflegemaßnahmen sind sehr teuer und lang- wierig, und sie benötigen entsprechendes Personal sowie Spezialgeräte und Spezial- werkstoffe. Als Voraussetzung für die Durchführung aller restauratorischen Maßnahmen gilt, vor allem wenn sie an der originalen Bausubstanz erfolgen, dass kleinere Eingriffe in eine Ruine erst nach eingehender wissenschaftlicher Dokumentation und größere Eingriffe erst nach der vollständigen wissenschaftlichen Erforschung erfolgen dürfen.517 Kleinere Maßnah- men sind etwa das Sichern von Mauerkronen und Mauerfugen, das Reparieren von zerstörten oder fragmentierten Bauteilen, wenn sie die Standsicherheit gefährden, das Ergänzen großer Fehlstellen und das Sichern der Ränder von Putzflächen.518

Die Anastylosis (griech. ἀνα-στέλλω = aufstellen) ist ein Spezialfall der Restaurierung, bei dem erhaltene, aber auseinandergebrochene bzw. auseinandergefallene Bauglieder wieder zusammengefügt werden. Dafür muss ein Großteil der alten Bausubstanz vorhanden sein. Auch bei der Anastylosis müssen Verbindungsmaterialien und Ergänzungen deutlich von der originalen Bausubstanz unterscheidbar sein, um den Charakter des Originals, den auch ein wieder zusammengefügtes Bauwerk haben muss, nicht zu beeinträchtigen.519 Die Anastylosis ist nicht nur eine Restaurierungsmethode, sondern bringt auch wichtige Erkenntnisse für die archäologische Bauforschung. Mit dem Zusammenbau vorhandener Teile müssen und können auch Fragen der Bautechnik geklärt werden.520 Klassische Beispiele für Restaurierungs-

516 Schmidt 2000, 49. 517 Wulf-Rheidt 2011, 32. 518 Schumacher – Misiakiewicz 2007, 21-41; siehe jetzt auch Wulf-Rheidt 2011, 32. 519 Gollmann 1987, 57. 520 Hueber 1978; Hueber 1993, 99; vgl. Hueber 1976; siehe jetzt auch Gollmann 1987, 57. 80

maßnahmen mit Anastylosis sind der Wiederaufbau des Athena-Nike Tempels und die Ar- beiten am Parthenon und Erechtheion auf der Akropolis in Athen.521

Die Rekonstruktion greift am stärksten in die bestehende Substanz ein und stellt ein wieder- errichtetes Modell im Maßstab 1:1 dar, auch wenn beim Wiederaufbau historisches Material verwendet wurde. Der Hauptzweck einer Gebäuderekonstruktion ist die Veranschaulichung und eventuell auch die Überprüfung von bautheoretischen Überlegungen. Sie bietet Raum- erlebnisse und Formvorstellungen sowie einen plastischen Eindruck von den architektoni- schen und künstlerischen Qualitäten des ursprünglichen Gebäudes. Dadurch ermöglicht man BesucherInnen Einblicke in die Lebensumstände vergangener Zeitepochen. Für die Experi- mentelle Archäologie können Rekonstruktionen nützlich sein, um sie für Studien wie bei- spielsweise über bautechnische Theorien heranzuziehen.522 Bei der Erstellung einer Rekonstruktion ist es allerdings notwendig, über die Bautechnik und Baukunst der jeweiligen Zeit recht genau Bescheid zu wissen. Die in situ befindlichen Ruinen bestehen oft nur aus den Fundamenten. Informationen über das aufgehende Mauerwerk kön- nen aus den Grabungsergebnissen sowie aus erhaltenen Vergleichsbeispielen (z.B. Pompeji) gewonnen werden. Auch schriftliche oder bildliche Quellen geben wichtige Informationen.523 Wesentlich für die Präsentation einer Rekonstruktion sind nachvollziehbare Informationen zu den Überlegungen, Kriterien und Vorbildern für den Bau. Originale und rekonstruierte Sub- stanz muss unterscheidbar bleiben.524 Beispiele für Rekonstruktionen finden sich in archäo- logischen Parks wie Carnuntum in Niederösterreich525 oder im deutschen Xanten.526 Problematisch ist das Schicksal von Rekonstruktionen, die aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht mehr dienlich erscheinen, aber auch nicht mehr verändert werden und da- her veralten.527 Innerhalb der Forschung sind Rekonstruktionen sehr umstritten, da die Originalbauwerke oft unvollständig dokumentiert wurden bzw. die archäologischen Befunde nicht ausreichen, um einen Bau vollständig rekonstruieren zu können. Daher sind die Teile einer Rekonstruktion immer nur als Annahmen über die ursprüngliche Originalerscheinung anzusehen. In archäo- logischen Kreisen wird auch die Frage diskutiert, ob „In-situ-Rekonstruktionen“, also Rekon-

521 Gollmann 1987, 58. 522 Gollmann 1987, 59. 523 Gollmann 1987, 60. 524 Gollmann 1987, 60. 525 Zum Schutz von antiken Bodendenkmälern im Archäologischen Park Carnuntum siehe Humer 2011. 526 Zum LVR-Archäologischen Park Xanten, dem LVR-RömerMuseum und der Visualisierung des Bodendenkmals siehe Müller 2011. 527 Vgl. Gollmann 1987, 60. 81

struktionen auf der originalen Fundstelle, ihre Berechtigung haben. Man findet diese Form der Rekonstruktion beispielsweise in den archäologischen Parks in Xanten und Carnuntum. Für sie spricht die Anschaulichkeit von 1:1-Modellen, die ein großes Publikum anziehen, was die Besuchszahlen der archäologischen Parks beweisen.528 Einerseits scheint der originale Ort präsenter und der historische Hintergrund nachvollziehbarer zu sein,529 andererseits aber macht neben der Zerstörung, die eine archäologische Ausgrabung generell mit sich bringt, eine zusätzliche Überbauung der Fundstelle jegliche weitere wissenschaftliche Untersuchung unmöglich. Man kann allerdings eine Rekonstruktion auch neben dem Befund errichten, wie das in zahlreichen Freilichtmuseen erfolgte, wodurch die originale Substanz geschützt bleibt.530

Architekturproben, aber auch Teilrekonstruktionen bieten die Möglichkeit, Bauwerks- fragmente in ihrer originalen Lage sowie den Zusammenhang zwischen Bauteilen oder Gebäudedimensionen zu veranschaulichen. Von einer Architekturprobe spricht man dann, wenn verstreut herumliegende Architekturteile sinnvoll in zusammengehörigen Teilen aufge- stellt werden. Dadurch können Details wieder zur Geltung kommen und die Bauteile – ähnlich ihrer ursprünglichen Lage angebracht – sind dadurch oft vor Witterungseinflüssen geschützt. Diese Konservierungsmaßnahme ist recht einfach und billig. Die Auswahl der Bauteile ist allerdings zufällig und sie befinden sich nicht immer in ihrem ursprünglichen Verband bzw. am originalen Ort, worüber die BetrachterInnen informiert werden sollten. Architekturproben und Teilrekonstruktionen eignen sich in vielen Fällen dafür, die Höhenausmaße von Bauwerken darzustellen, indem Bauteile trotz fehlender Zwischenteile in der originalen Höhe angebracht werden, beispielsweise mit Hilfe einer Stahlkonstruktion, wobei die Werkstücke nicht beschädigt werden. Der Kontrast zwischen der Stützkonstruktion und dem Stein verdeutlicht den BetrachterInnen außerdem die Modellhaftigkeit der Rekonstruktion.531

528 Der Archäologische Park in Xanten weist jährlich ungefähr 350.000 BesucherInnen und derArchäologische Park Carnuntum in Niederösterreich ungefähr 140.000 BesucherInnen pro Jahr auf; siehe dazu auch das Kapitel „Archäologie und Öffentlichkeit“. 529 Zur ortsgebundenen Kraft der Erinnerung vgl. Assmann 1999, 298–300; siehe jetzt auch Pollak 2010, 16; Cic. fin. 5, 2: Cicero (106–43 v. Chr.) etwa betont in seinem Werk „De finibus bonorum et malorum“, dass an einem historischen Schauplatz empfangene Eindrücke um einiges lebhafter sind und aufmerksamer aufgenommen werden als jene, die man nur durch Erzählungen gewonnen hat. Zur Diskussion über „In-situ-Rekonstruktion“ siehe EXARC 2012. 530 Zur Diskussion über „In-situ-Rekonstruktion“ siehe EXARC 2012 – Zur Rekonstruktion in situ siehe auch Ahrens 1990, 56–61. 531 Gollmann 1987, 61 f. 82

Eine „Strukturelle Rekonstruktion“ ist der Versuch, die formalen Aspekte einer Rekon- struktion mit den Vorteilen eines Schutzbaus zu verbinden. Die archäologischen Objekte wer- den mit einem Dach in leichter Bauweise gesichert, können mittels der strukturellen kann ein solcher Bau auch Museumsfunktion übernehmen.532 Die strukturelle Rekonstruktion markiert mit zarten Strukturen Gebäude und Räume und stellt laut Gollmann533 auch in einem Ruinen- ensemble eine geeignete Methode der Präsentation dar, die aber nur selten genutzt wird. Das abgerissene Wohnhaus von Benjamin Franklin in Pennsylvania534 (USA) wurde beispiels- weise auf diese Weise nachgebildet, da zu wenig authentisches Material für eine vollständige Rekonstruktion zur Verfügung stand.535 Diese Form der Präsentation muss den BesucherInnen begleitende Informationen wie etwa Informationstafeln, Texte, Schaubilder oder Modelle zum Vertiefen zur Verfügung stellen, die auch die Form der Rekonstruktion erläutern.536

Ein dauerhafter Schutz archäologischer Gebäudefunde kann nur mit Hilfe eines Schutzbaues gewährleistet werden. Dieser muss zugleich eine größtmögliche Nähe der BesucherInnen zur originalen Substanz und bestmöglichen Schutz für den Befund bieten. Informationen vor Ort müssen den archäologisch-historischen Befund fassbar und begreifbar erläutern.537 Der Ein- griff in eine Ruinenlandschaft ist ähnlich wie ein Eingriff in ein geschlossenes Ensemble. Da- her ist es notwendig, dass bei der Errichtung von Schutzbauten auf deren Stellung im Aus- grabungsareal und die ästhetische Einbindung in die Umgebung geachtet wird.538 Als Schutzbau werden Konstruktionen bezeichnet, die über Bodendenkmalen errichtet wer- den, um sie vor Umwelteinflüssen zu schützen, vor allem vor eindringendem Wasser. In den mittel- und nordeuropäischen Ländern ist meist ein Bau erforderlich, der auf allen Seiten ge- schlossen ist. Da Schutzbauten teuer sind, kommen sie meistens nur bei kulturell oder wissen- schaftlich besonders wichtigen Objekten zur Anwendung. Form, Ausführung und verwendete Materialien sind allerdings vom jeweiligen Standort und seinen Bedingungen abhängig.539 Generell wird bei Schutzbauten aufgrund der Bauform zwischen Schutzdach, Schutzhaus und Überbauung unterschieden. Schutzdächer sind die einfachste Form eines Schutzbaues, die allerdings eher für die Witterung in regenärmeren südlichen Ländern geeignet sind. Als Schutzhaus bezeichnet man rundum geschlossene Schutzbauten. Unter Überbauungen sind

532 Gollmann 1987, 63. 533 Gollmann 1987, 251. 534 Zur „Strukturellen Rekonstruktion“ Benjamin Franklins House siehe Otero-Pailos 2009. 535 Gollmann 1987, 251. 536 Gollmann 1987, 63. 537 Müller u. a. 2011, 7. 538 Gollmann 1987, 65. 539 Gollmann 1987, 64. 83

die bereits erwähnten Bauwerksreste zu verstehen, die mit neueren Bauwerken überbaut wur- den und heute anderen Zwecken dienen als der Zurschaustellung archäologischer Befunde.540 Zu diesen Überbauungen zählen die von Hartwig Schmidt541 genannten archäologischen Krypten und Keller, die in Deutschland in den 1970er-Jahren an vielen Orten entstanden. Von den zahlreichen freigelegten und archäologisch untersuchten Gebäuden blieb nur ein geringer Rest in den Untergeschossen von Neubauten bestehen. So können beispielsweise im Unter- geschoss des Neuen Rathauses in Köln die Reste des römischen Prätoriums in einer Art Mu- seum besichtigt werden. Rudolf Pörtner veröffentlichte 1959 das auf Deutschland bezogene Buch „Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit“542, das auf den Fahrstuhl des Kölner Rathauses anspielt, mit dem man in das Museum im Untergeschoss fährt. Dieses Museum war damals Vorbild für weitere unterirdische Museen, die der Erhaltung historischer Gebäudereste dienen.543

5.2 Erhaltung und Schutz beweglicher archäologischer Funde So wie die archäologisch erforschten Gebäudereste müssen auch die beweglichen Fundstücke nach der Bergung materialgerecht behandelt werden, damit ihre Erhaltung für die folgenden Generationen garantiert ist. Oft gelangen diese Funde nach ihrer Reinigung und Konservie- rung in Museen bzw. Ausstellungen, wo sie der Öffentlichkeit präsentiert werden können. Sie werden vor allem in Vitrinen aus Glas ausgestellt, welche die Schutz- mit der Schaufunktion verbinden. Außer in Museen findet man in der Steiermark Ausstellungsvitrinen mit archäolo- gischen Funden auch in zahlreichen Gemeindeämtern bzw. in den von der Ausgrabung be- troffenen Gebäuden. Sie dokumentieren stattgefundene archäologische Untersuchungen und machen die GemeindebürgerInnen auf die Geschichte ihres Ortes aufmerksam. Das Gemein- deamt als öffentlicher und stark frequentierter Raum ist dafür besonders geeignet, aber auch eine Bank- oder Versicherungsfiliale, eine Arztpraxis und Ähnliches. Zu den Kernaufgaben eines Museums gehört laut der Standards für Museen, die 2006 vom Deutschen Museumsverband und von ICOM-Deutschland herausgegeben wurden, neben dem Sammeln, Forschen, Ausstellen und Vermitteln auch das Bewahren. Dabei kommt es darauf an, Museumsobjekte möglichst lange unversehrt zu erhalten und den Alterungsprozess zu

540 Gollmann 1987, 64 f. 541 Schmidt 2000, 53 f. 542 Pörtner 1967. 543 Schmidt 2000, 53 f. 84

verlangsamen. Dafür braucht man eine optimale Konservierung, Sicherung und Lagerung in den Ausstellungs- und Depoträumen.544

5.2.1 Grundsätze für das Bewahren von Ausstellungsobjekten Es gibt einen Konflikt zwischen den beiden Forderungen der angewandten Museologie, einer- seits Objekte so zu behandeln, dass sie idealerweise unbegrenzt erhalten bleiben, und sie an- dererseits der Öffentlichkeit durch Präsentation und Interpretation zugänglich zu machen. Eine gute Depotlagerung entzieht sie der Öffentlichkeit, die dauerhafte Zurschaustellung kann jedoch zu Schäden führen. Ausstellungsverantwortliche müssen diesen Konflikt für jeden einzelnen Fall wieder aufs Neue lösen und alle Maßnahmen ergreifen, die verhindern oder verzögern, dass Objekte nachteilige Veränderungen erfahren.545 Im Folgenden werden nun mögliche Schadensursachen und Gegenmaßnahmen im Überblick genannt. Dieser Überblick entstammt in groben Zügen Friedrich Waidachers Veröffentlichung „Museologie – knapp gefasst“546.

5.2.2 Schädigende Einflüsse Für die Erhaltung sind je nach Material bestimmte Umweltbedingungen notwendig, um die Schwächung, Veränderung, Schädigung oder gar Zerstörung eines Objektes zu verhindern. Schlechte Qualität oder die unsachgemäße Verwendung spezieller Werkstoffe sowie un- zureichende Herstellungs- und Gewinnmethoden können zu Materialfehler führen, die durch Materialzerfall, Ausbleichen, Umwandlung, Ausblühungen und die Auflösung von Substan- zen sichtbar werden. Schäden entstehen auch durch Licht. Vor allem Strahlung im kurzwelligen ultravioletten (ca. 10 bis 400 nm) und langwelligen infraroten (ca. 750 nm bis 1 mm) Frequenzspektrum ist schädlich für bestimmte [welche?] Materialien, da die Energie von UV-Licht chemische Reaktionen auslösen kann und die Energie des IR-Lichts zur Erwärmung führt. Tageslicht hat einen hohen UV- und IR-Anteil, gefolgt von Leuchtstofflampen, Glühlampen sowie Nieder- volt-Halogenlampen. Die photochemische Reaktion hängt von der Anzahl der absorbierten Photonen ab, ihrer Energie, der Art des Vorganges und der Strahlenempfindlichkeit des Empfängermaterials. Die Folgen für das dem Licht ausgesetzte Material können Entfärbung, Trübung, Verfärbung, Auflösung, Schrumpfen, Schwundrisse und Strukturzusammenbruch durch die Aufspaltung

544 Deutscher Museumsverband – ICOM-Deutschland 2006, 6.14. 545 Waidacher 2005, 62 f. 546 Waidacher 2005, 62–92. 85

von Molekülen sein. Licht kann auch weitere zerstörende Vorgänge auslösen, etwa bei lignin- hältigem Papier, das durch Lichteinwirkung sauer wird, was zu einem Substanzabbau führt, der auch ohne weitere Lichtzufuhr fortschreitet. Gebräuchliche Lichtquellen haben einen hohen IR-Anteil, der thermische Schäden verursacht. Dazu gehören Risse und Verformungen durch Schrumpfung oder Dehnung, Veränderungen und Substanzzusammenbruch durch Austrocknung sowie Gefügeänderungen bis zur Auflö- sung von Materialien mit niedrigem Schmelzpunkt. Licht wirkt kumulativ, d.h. jedes Auftreffen von Licht hat irreversible, endgültige Folgen. Diese sind von der Beleuchtungsstärke und der Beleuchtungsdauer abhängig.547 Die Menge der Energieeinstrahlung wird in Stunden je Beleuchtungsstärke angegeben. Tageslicht hat bis zu 10.000 lx (lm/m2) Beleuchtungsstärke. Bei einer jährlichen Sonneneinstrahlung zwischen 100 Mlxh (Stockholm) und 280 Mlxh (Assuan) bleichen sehr robuste und günstig gelagerte Farbpigmente bereits nach einer Gesamtbestrahlung von 80 Mlxh deutlich aus. Durch eine Reduktion der Beleuchtungsstärke kann die Lebensdauer von Ausstellungobjekten also deutlich erhöht werden. Lichtsensible Objekte müssen im Dunkeln verwahrt werden und dürfen nur während einer kurzen Ausstellungsdauer einer möglichst geringen Beleuchtungs- stärke ausgesetzt werden. Dabei sollte auf Tageslicht verzichtet werden, da es über den höchsten Anteil an UV- und IR-Strahlung verfügt.548

Chemische Schadstoffe wirken vorwiegend durch die Luft, aber auch durch direkten Kontakt mit dem archäologischen Objekt. Seit dem 19. Jahrhundert stieg die Luftverschmutzung aus den Industrie- Verkehrs- und Haushaltsabgasen ständig. Diese Verunreinigungen enthalten neben schädlichen Gasen auch Schadstoffe in fester Form in Staub, Ruß und Rauch oder als Flüssigkeit in Nebeln und Dämpfen. Diese chemischen Stoffe lassen Metalle, insbesondere Eisen, Stahl und einige Bronzelegierungen korrodieren und karbonathaltige Materialien wie Marmor, Sandstein, Glas, Kalkputz und Fresken zerfallen. Zellstoff und eiweißhaltige Materi- alien wie pflanzliche und tierische Fasern, etwa Leder und Pergament, aber auch Kunststoffe, lösen sich auf. Der Verlust ihrer Elastizität führt zum Brechen und Zerkrümeln. Chemische Reaktionen werden auch durch direkten Kontakt ausgelöst, etwa durch Berührung mit Hautölen und Salzen. Bereits eine geringe Konzentration flüchtiger organischer Säuren wie Ameisen- und Essigsäure führt – vor allem bei erhöhter Luftfeuchtigkeit – zur Korrosion von Metallen.

547 Waidacher 2005, 64 f. 548 Waidacher 2005, 64–66. 86

Schmutz in Form von feinen Partikeln wie Ruß, Staub, Abrieb von mineralischen und organi- schen Stoffen, Fetten, Kalkspuren, Fäkalien und dgl. zieht Feuchtigkeit an und erhöht die Ge- fahr des Materialverfalls. Reinigungsmaßnahmen, um Verschmutzung zu entfernen, greifen die Substanz auf ähnliche Weise an wie der Schmutz selbst. Pflanzen wie Schimmelpilze, Moose, Flechte, Algen oder Gräser bewirken Schäden wie chemische Zersetzung. Das Wachstum von Mikroorganismen auf organischen Materialien wird begünstigt durch Sonneneinstrahlung, wechselnde Lichtverhältnisse, verstaubte Räume, Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen sowie stehende Luft. Auch Tiere wie Bakterien, Insekten und Kleinsäuger können Schäden verursachen. Warme Feuchtigkeit und Dunkelheit begünstigen die Entwicklung von Bakterien und Insekten. Moder und Fäulnis sind die Folge, Papier wird aufgefressen oder stockfleckig. Stärke löst sich, Le- der, Holz und Textilien werden zerstört und Metalle korrodieren wie etwa auch begünstigt wird, dass sich die Patina in Kupfersulfid umwandelt. Weitere Schäden entstehen durch mechanische Belastungen, etwas im Zuge des musealen Gebrauchs. Objekte bekommen Risse, Brüche, werden beim Transport beschädigt (Erschüt- terung, Stoß, Vibration), durch mutwilliges Einwirken oder durch Katastrophen wie Erdbeben.549

Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit führt dazu, dass Zellulose und eiweißhaltige Materialien wie Papier, Pergament, Leder, Textilien und Klebstoffe aufweichen und zerfallen. Das begünstigt Moder- und Schimmelbildung und den Mottenbefall. Farben in Photographien und Dia- positiven bleichen durch die Luftfeuchtigkeit aus oder verfärben sich. Holz wird aufge- schwemmt, verformt sich und die Farben splittern ab. Leimstellen und Furniere lösen sich ab, tierische Häute verhornen. Mikroorganismen können bei hoher Luftfeuchtigkeit nicht nur organische Materialien schädigen, sondern auch Stein, Glas und selbst Bronzen. Infolge che- mischer Prozesse korrodieren Eisen und Kupferlegierungen, Silber läuft an. Auch die Ober- fläche alkalireicher Gläser wird angegriffen und verändert sich zu einer weißlich-trüben Substanz („Glaskrankheit“). Luftfeuchtigkeit löst auch hygroskopische Mineralien sowie Salze in Ausgrabungsfunden aus Stein und Keramik und in Wandmalereien, die in der Folge ausblühen oder ihr Volumen vergrößern, wodurch das Gefüge des Materials zermürbt wird. Zu geringe Luftfeuchtigkeit dagegen trocknet Materialien aus, die von sich aus Wasser ent- halten sollten. Holz, Leder oder Naturfasern ziehen sich bei Feuchtigkeitsverlust zusammen, was Veränderungen in ihrer Größe und Form bewirkt. Sprödigkeit, Schrumpfung, Risse und

549 Waidacher 2005, 66–69. 87

Sprünge sind die Folge, was zum Zusammenbrechen der Zellstruktur führt, das heißt zum Zerfall des Materials. Spannungsänderungen heben [welche?] Schichten ab und lassen Ge- webe schlaff werden. Klebstoffe sowie Unterlagsschichten trocknen aus, mit der Folge, dass sich bei Objekten, die aus mehreren Materialien zusammengesetzt sind, die Verbindungen zwischen den einzelnen Teilen auflösen. Auch eine rasche Änderung der Luftfeuchtigkeit kann zu Schäden führen. Die dadurch ver- ursachten Volumsschwankungen und Spannungen führen zu Ablösungen, Sprüngen und Ris- sen. Sollte es notwendig sein, Gegenstände aus einer kühlen Umgebung in eine wärmere zu verlagern, sollte eine mehrtägige Zwischenlagerung in einem Übergangsklima erfolgen. Der Aufenthalt von Menschen beeinflusst das Raumklima natürlich ebenfalls. Eine zu hohe Temperatur kann beispielsweise durch Sonneneinstrahlung, Glühlampen oder Heizköper verursacht werden und führt dazu, dass Papier, Leder und Textilien spröde werden, Holz wirft sich auf, splittert und bricht, Rahmen und Gelenke werden locker. Harze, Wachse, Fette, Gummi und Kunststoffe werden weich, nehmen Staub auf und verformen sich. Mal- schichten blättern ab. Zu viel Wärme führt nicht nur zu mechanischen Schäden, sondern auch zu chemischen Reaktionen, die Alterungsprozesse organischer Materialien beschleunigen. Eine zu niedrige Temperatur wiederum kann bei Materialien, welche Feuchtigkeit enthalten, durch die Volumsvergrößerung von abkühlendem bis gefrierendem Wasser das Gefüge sprengen. Auch Metalle können durch Unterkühlung Schäden erleiden. Zinn etwa wird schon bei 13° C pulverförmig.550

5.2.3 Schutzmaßnahmen zur Erhaltung und Bewahrung beweglicher archäologischer Objekte Es gibt drei Typen von Maßnahmen: Die vorbeugende Konservierung, die behandelnde Kon- servierung und die Restaurierung. Für alle drei gilt, dass sie nur von entsprechend geschultem Fachpersonal ausgeführt werden können. Eine vorbeugende Konservierung umfasst organi- satorische und physische Maßnahmen, die der Erhaltung von Sammlungsobjekten dienen. Dazu zählen die Vorkehrungen und Richtlinien für den Schutz, Umwelt- und Lagerungs- bedingungen sowie die fachgerechte Handhabung der Objekte. Bereits bei der Wahl des Gebäudes, das für die Ausstellung von Sammlungen genutzt werden soll, muss man auf dessen klimatische Eignung achten. Eine gute Wärmedämmung, ausrei- chende Luftzirkulation und Belüftung sowie eine Innenausstattung mit Holz und Textilien als

550 Waidacher 2005, 70–73. 88

Klimapuffer sind dabei wichtige Faktoren. Die klimatische Eignung für die Objekte ist dabei wichtiger als ein angenehmes Raumklima für Menschen, die sich ja oft nur kurz in den Räu- men aufhalten. Idealerweise gibt es für jedes Objekt Umweltbedingungen, die seinen Fort- bestand sichern und direkte, nachträgliche Eingriffe nicht mehr notwendig machen. Sollte die relative Luftfeuchtigkeit das erwünschte Maß überschreiten, etwa durch zahlreiche Besucher, ist es notwendig, Kondensations- und Absorptionsgeräte einzusetzen. Im Winter sinkt die Luftfeuchtigkeit in stark beheizten Räumen stark ab, sobald kalte, trockene Außenluft zuge- führt wird. Um die für die Objekte erforderlichen Werte aufrechtzuerhalten, müssen die Räume daher künstlich durch Zerstäuber, Verdunster oder Verdampfer befeuchtet werden. Bei Sammlungen mit Objekten aus unterschiedlichen Materialien gelten jene Werte, die für das jeweils empfindlichste Material empfohlen werden. Mittels kombinierter technischer An- lagen wird die Feuchtigkeit, Temperatur und Reinheit der Luft durch Befeuchtung, Entfeuch- tung, Heizung, Kühlung und Filterung selbstständig den Normen entsprechend reguliert. Im Idealfall verändert sich die relative Luftfeuchtigkeit innerhalb eines Raumes nur sehr lang- sam. In Bauwerken mit guter Wärmedämmung und geringem Besucherverkehr wie etwa in Schlössern oder Klöstern ist das der Fall. Werden solche Gebäude allerdings ganzjährig be- sucht, ist es auch dort notwendig, das Klima technisch zu regeln. Bei der Beleuchtung ist auf den Schutz vor UV-Strahlung zu achten. Gewöhnliches Fenster- glas, aber auch spezielle Gläser, Folien und Lacke dienen als Filter. Besonders lichtempfindli- che Materialien wie beispielsweise Textilien und Wandmalereien machen es erforderlich, auf eine möglichst geringe Beleuchtungsdauer bei niedriger Beleuchtungsstärke zu achten. Zahl- reiche Lampen erzeugen Wärme, welche die Oberflächentemperatur von Objekten unnötig erhöht. Eine direkte Bestrahlung der Ausstellungsobjekte muss daher vermieden werden und Glühlampen sowie Transformatoren von Leuchtstofflampen dürfen nicht in Vitrinen ein- gebaut werden. Empfehlenswert ist weißes Leuchtdioden-Licht (LED-Licht), da es eine hohe Lichtausbeute und Lebensdauer mit einer geringen Wärmeproduktion kombiniert.551

Neben präventiven Maßnahmen sorgt die aktive und behandelnde Konservierung für die Erhaltung archäologischer Objekte, deren Ziel es ist, den Zustand der Objekte zu sichern, den sie zum Zeitpunkt der Musealisierung aufwiesen. Eine der Grundforderungen der Konservie- rungsethik besteht darin, die Eigenart eines Objektes nicht zu verfälschen, um dessen Origi- nalität zu erhalten. Die gesetzten Maßnahmen dürfen nur dort vorgenommen werden, wo der Weiterbestand des Objektes gefährdet ist, ohne dabei die Originalsubstanz zu verringern. Die

551 Waidacher 2005, 74–84. 89

verwendeten Materialien müssen daher im Zweifelsfall ohne Schäden zu hinterlassen vom Objekt wieder entfernt werden können. Jeder konservatorische Eingriff erfordert einen schriftlichen Bericht, wenn möglich mit Bilddokumentation, der dann ein Bestandteil der Objektdokumentation ist. Dieser enthält auch Informationen zu den bei der Konservierung verwendeten Methoden und Materialien. Zu den Maßnahmen der behandelnden Konservie- rung gehören die Oberflächenreinigung, die Dekontamination durch Gase, Strahlen, Hitze oder Tieftemperaturen, die Entfernung von Verschmutzungen, Versinterungen, Ablagerungen, Verfärbungen, Korrosion und Anlaufschichten, die Stabilisierung der Patina, eine Imprägnie- rung, Entsalzung, Festigung, Hydrophobierung, Entfeuchtung, der Ersatz von fehlenden Tei- len, Klebung, Doublieren, Abnahme von Firnis und Übermalungen, Schädlingsbekämpfung, Desinfektion, Austrocknungsschutz, Wiederherstellung der ursprünglichen Form und vieles mehr.552

Mit einer Restaurierung wird versucht, den ursprünglichen Zustand eines Objektes wieder- herzustellen. Wie dieser Zustand beschaffen war, ist allerdings Teil einer ständigen Diskus- sion. Eine Restaurierung spiegelt daher immer die Einstellung einer Gesellschaft zur Kultur ihrer Vergangenheit, sie ist eine Deutung, die von der jeweils zeitgenössischen Mode beein- flusst wird. Wie die Konservierung muss auch die Restaurierung in Wort und Bild dokumen- tiert werden. Wie bei der behandelnden Konservierung gilt der Grundsatz, originale Substanz möglichst zu erhalten, die über Lebenslauf und Geschichtlichkeit Aufschluss gibt, und man läuft nicht Ge- fahr, irreversible Fehler zu machen. Eine Restaurierung ist keine Rekonstruktion, die das ur- sprüngliche Aussehen zum Ziel hat, sondern umfasst Maßnahmen wie die Reinigung, Substanzsicherung, Entfernung von Korrosion und Belag, das Ausbessern, Ergänzen und Er- setzen von fehlenden Teilen und das Ausrichten von Verformungen. Die Restaurierung versucht, den originalen Zustand wieder herzustellen. Die Umsetzung ist auch immer von der Absicht des Herstellers abhängig. Im Gegensatz dazu ist das Ziel der Konservierung, das Objekt nur so weit zu sichern, dass es einen stabilen Zustand aufweist und vor weiterem Verfall bewahrt bleibt. In der Praxis gehen Konservierung und Restaurierung meist Hand in Hand, etwa bei der Entfernung von Schmutz oder Rost, die zwar die ursprüng- liche Identität des Objektes verdecken, zugleich aber Teil seiner Biographie sind und daher dokumentarischen Wert haben. Sie dürfen deshalb nicht vollständig entfernt werden.553

552 Waidacher 2005, 84–86. 553 Waidacher 2005, 82. 86 f. 90

Der Wert von musealen Sammlungen ist wie der des menschlichen Lebens finanziell nicht zu bemessen, da es sich um einen idealistischen Wert handelt Jeder Schaden an einem Einzel- stück ist irreversibel. Daher sind Sicherheitsvorkehrungen ein Muss für alle Ausstellungen und Depots. Nicht nur die museale Sammlung muss nach guter Planung gesichert werden, sondern auch das Publikum und das Personal. Es gelten die allgemeinen Sicherheits- vorschriften für den Umgang mit gefährlichen Stoffen, mit Maschinen und Werkzeugen, die in Schulungen und Übungen der Mitarbeiter gefestigt werden. Neben den Schäden durch Umweltweinflüsse sind Sammlungen auch durch menschliche Einwirkung gefährdet, etwa durch Diebstahl, durch vorsätzliche oder fahrlässige Beschädigung. Technische Sicherheits- einrichtungen wie Alarmanlagen, Videoüberwachung, aber auch Wachpersonal, wie man es in großen Museen findet, dienen dem Diebstahlsschutz. Auch die Brandschutzvorkehrungen haben eine große Bedeutung für bewegliche archäologische Objekte und dienen dem Schutz von Personen, Gebäuden und Objekten.554

6 Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte

„Der Trend heißt: Weg von verstaubten Sammlungen, hin zur popularisierten Wissensvermittlung, Bildung als spaßiges Event inszeniert.“ (Willmann 2001)

In diesem Kapitel werden Möglichkeiten vorgestellt, archäologische Inhalte der Öffentlichkeit zu präsentieren und zu vermitteln, die in der Steiermark, in anderen Bundesländern Öster- reichs oder auch außerhalb des Landes bereits zur Anwendung kommen bzw. in Form von Einrichtungen bestehen. Als Beispiele wurden besonders gut besuchte, weitum bekannte oder für diese Arbeit interessante Modelle gewählt, welche die Vielzahl an Vermittlungs- möglichkeiten illustrieren. Sie erfüllen neben der wissenschaftlichen Forschung vor allem die Aufgabe, in der Öffentlichkeit Verständnis für und Interesse an der Archäologie zu wecken. Damit schaffen diese Einrichtungen ein Bewusstsein für die Wichtigkeit archäologischer For- schung und den Schutz unseres Kulturerbes, für den schließlich jede Person mitverantwortlich ist.

554 Waidacher 2005, 87–92. 91

Die Reihung der im Folgenden vorgestellten Vermittlungsmöglichkeiten erfolgte nach einer häufig zu findenden Chronologie – ausgehend vom archäologischen Befund bis zur Vermitt- lung archäologischer Inhalte über das Internet. Auf die allgemeine Beschreibung der Ver- mittlungsform folgen jeweils die Beispiele und eine kurze Darstellung ihres Einsatzes in der Steiermark Die Bezeichnungen für die Präsentations- bzw. Vermittlungsformen wurden auch für die stei- rischen Einrichtungen im Katalog und in der Datenbank dieser Arbeit verwendet. Im Fall von mehreren Zuordnungsmöglichkeiten – manche Einrichtungen sind beispielsweise sowohl Prä- sentierter Befund als auch Museum555 – wurde jene Vermittlungsform festgelegt, die dem Schwerpunkt bei der Vermittlung archäologischer Inhalte entspricht. Viele Einrichtungen präsentieren schließlich archäologische Inhalte nur neben anderen, z.B. historischen oder volkskundlichen Themen. Eine Vermittlungsform wie die Experimentelle Archäologie ist als Methode keiner Einrichtung ausschließlich zuzuordnen, wurde jedoch bei der Erfassung der steirischen Einrichtungen mitberücksichtigt, da sie integraler Bestandteil einer öffentlichen Präsentationsform sein kann. Für Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten, die bei kei- ner steirischen Einrichtung zur Anwendung kamen, wurden Beispiele von außerhalb des Bun- deslandes gewählt – zur Vervollständigung dieser Übersicht und auch als Anregung für ge- genwärtige und zukünftige EinrichtungsgestalterInnen.

6.1 Öffentlichkeitsarbeit im Zuge archäologischer Ausgrabungen Im Zuge von aktuell stattfindenden Ausgrabungen besteht ein wichtiger Teil der Öffentlich- keitsarbeit darin, neben der Aussendung von Pressemeldungen auch Führungen, Vorträge oder Kleinausstellungen bei der Ausgrabungsstelle anzubieten, um der lokalen Bevölkerung Einblick in die archäologische Tätigkeit und in die Forschungsergebnisse zu geben. Am Aus- grabungsort wird Archäologie für die Menschen am deutlichsten fassbar und das Wissen bleibt aufgrund des aktiven Erlebens am besten im Gedächtnis. Eine Ausgrabung innerhalb des Gemeindegebiets bietet auch eine Möglichkeit, sich mit der eigenen Geschichte oder der Geschichte des Ortes bzw. der Region und somit mit den eigenen Wurzeln auseinanderzusetzen. Die von den im Ort tätigen ArchäologInnen angebotenen Programme richten sich meist an alle Altersgruppen und umfassen zahlreiche Vermittlungsangebote, angefangen von Führun- gen über Aktivprogramme bis zu Vorträgen. Die auf das Alter und die Bedürfnisse der Gruppe abgestimmten Vermittlungsprogramme können im besten Fall die weiteren Begeg-

555 Siehe dazu die archäologischen und baugeschichtlichen Befunde im Zisterzienserstift Rein Kat. Nr. 27. 92

nungen mit dem Wissenschaftsgebiet der Archäologie positiv beeinflussen. Zugleich können wertvolle Kontakte zwischen WissenschafterInnen und der Bevölkerung geknüpft werden, die dazu führen, dass sich eine Gemeinde nach dem Abschluss der Ausgrabungen weiterhin um ihr kulturelles Erbe bemüht und bei der Entdeckung weiterer archäologischer Funde oder Bauteile diese als solche erkennt, deren Zerstörung oder Verlust verhindert und rasch verant- wortliche und fachkundige Personen kontaktiert. Vermittlungsangebote an der Ausgrabungs- stelle geben weiters den ArchäologInnen eine unmittelbare Rückmeldung auf ihre Tätigkeit und machen die Bedürfnisse der Bevölkerung deutlich.556 In der Schweiz werden Besuchstage an Ausgrabungsstellen unter dem Titel „Tag des offenen Bodens“ angeboten und die jeweiligen KantonsarchäologInnen veranstalten bei wichtigen Ausgrabungen „Öffentlichkeitstage“.557 Ähnliches gibt es auch in der Steiermark. Bei den Ausgrabungen der Fürstengräber am Falkenberg bei Judenburg (Tumulus I–III)558 in den Jah- ren 2012 und 2013 gab es beispielsweise tägliche Führungen oder Schulprogramme unter dem Motto „Schüler graben – Archäologie praxisnah kennenlernen“. Im Rahmen dieser Ausgra- bungen formierte sich auch der „Arbeitskreis Falkenberg – Verein zur Erforschung des Fürstensitzes Judenburg-Strettweg und der Bronze- und Eisenzeit im oberen Murtal“. Die neuesten Ausgrabungsergebnisse wurden im Stadtmuseum Judenburg und in einer Foto- ausstellung beim Stiegenaufgang des gut besuchten Sternenturms präsentiert.559 In der Gemeinde Retznei im Bezirk Leibnitz wiederum fanden von 2004 bis 2012 Ausgra- bungen statt, die eine römische Villa mit zahlreichen dazugehörigen und weiteren Funden zutage förderten,560 darunter etwa eine bis dahin unbekannte keltische Siedlung unter den römischen Fußböden.561 Auch hier gab es – zumindest wöchentliche – Führungen für die interessierte Öffentlichkeit, auf Anfrage eigene Programme für Schulen sowie Vorträge des Ausgrabungsleiters mit seinem Grabungsteam zu den Forschungsergebnissen. Seit September 2013 präsentiert ein eigener Schauraum in der Nähe des Ausgrabungsortes einige Fundstücke und informiert über die archäologischen Untersuchungen.562

556 Vgl. Hedlinger u. a. 2001, 99. 557 Hedlinger u. a. 2001, 99. 558 Vgl. Arbeitskreis Falkenberg o. J. 559 Diese Information entstammt einem Telefongespräch der Autorin mit Mag. Susanne Tiefengraber am 22.01.2013. 560 Vgl. Tsironi – Schrettle 2013. 561 Schrettle 2011. 562 Vgl. ASIST 2013. 93

6.2 Präsentierter Befund Unter der Bezeichnung „Präsentierter Befund“ sind vorhandene Strukturen und Reste archä- ologischer Ausgrabungen bzw. Untersuchungen zu verstehen, die sich am originalen Ort be- finden und meist dauerhaft öffentlich zugänglich sind. Dazu zählen Bodendenkmäler und Ruinen wie beispielsweise Überreste von Befestigungsanlagen, Siedlungen, Kult- und Bestattungsplätzen, Produktionsstätten, Wirtschaftsbetrieben oder Spuren alter Verkehrswege. In den meisten Fällen wurden sie bereits wissenschaftlich untersucht und in der Folge konser- viert bzw. restauriert. Einige erhielten auch einen Schutzbau. Die intentionelle Präsentation dieser Objekte ist durch die in unmittelbarer Nähe befindlichen Hinweisschilder oder Infor- mationstafeln ersichtlich, welche mittels Texten und Grafiken die archäologisch-historische Bedeutung und Geschichte der Objekte erläutern. Bei manchen „Präsentierten Befunden“ werden auch Fundstücke aus der Ausgrabung in Form eines kleinen „Freilichtmuseums“ prä- sentiert, wie etwa bei der Grabstele und dem Grabhügel in Lebing563 in der Steiermark. Vor allem archäologische Funde unter Schutzbauten eignen sich für die gleichzeitige Präsentation und Dokumentation von Fundstücken. Nicht selten wird aber auch am Ort eines „Präsentier- ten Befunds“ darauf verwiesen, dass Ausgrabungsfunde im Gemeindeamt oder in einem ei- gens dafür geschaffenen Schauraum ausgestellt sind und dort zu den entsprechenden Öff- nungszeiten besichtigt werden können. Zur Gruppe der „Präsentierten Befunde“ gehören aber genauso Einrichtungen, die nur über eine Hinweistafel verfügen, wie beispielsweise das rö- merzeitliche Hügelgrab Penzendorf564. Vereinzelt liegt Informationsmaterial in Form von Broschüren oder Informationsblättern im zuständigen Gemeindeamt bzw. in einer anderen öffentlichen Einrichtung in der Nähe auf, um die Bevölkerung über den Forschungsstand und die historische Bedeutung des Objektes zu informieren. Das ist beispielsweise bei der Ruine Steinschloss und der Kirchenruine St. Georgen bei Neumarkt in der Steiermark565 der Fall. In meiner Datenbank der steirischen Einrichtungen zählen 17 zur Gruppe der Präsentierten Befunde. Sie wurden meist konserviert bzw. restauriert und Hügelgräber wurden wieder auf- geschüttet. Beinahe alle sind mit Hinweistafeln oder erklärenden Informationstafeln aus- gestattet. Nur zwei von ihnen erhielten auch einen Schutzbau in Form einer Überdachung, nämlich der römische Vicus am Saazkogel566 und die römische Villa Kleinstübing567. Die archäologischen Befunde im GrazMuseum568 wiederum sind durch einen gläsernen Boden

563 Siehe Kat. Nr. 39. 564 Siehe Kat. Nr. 45. 565 Siehe Kat. Nr. 86. 566 Siehe Kat. Nr. 96. 567 Siehe Kat. Nr. 26. 568 Siehe Kat. Nr. 16. 94

geschützt und werden in einem geschlossenen Gebäude museal präsentiert, ähnlich den be- reits beschriebenen archäologischen Kellern oder Krypten569. Zu den Einrichtungen dieser Kategorie ohne Schutzbau zählen die Thomaskapelle am Schloßberg570 in Graz oder die Römische Villa von Löffelbach571.

6.3 Freilichtmuseum Ein Freilichtmuseum ist eine sehr anschauliche Art der musealen Präsentation, die deshalb viel Publikum anzieht. Meistens wird versucht, die bäuerliche Kultur vergangener Jahrhun- derte anhand originaler Gebäude und ihrer Einrichtungsgegenstände zu vermitteln. Allerdings werden in den vielen Freilichtmuseen, die man seit den letzten hundert Jahren in Europa er- richtet hat, auch andere Ausschnitte aus der Kulturgeschichte gezeigt, etwa historische städti- sche Ensembles, Darstellungen der industriellen Entwicklung, des Verkehrswesens oder archäologisch rekonstruierte Bauensembles.572 Wesentlich für die Gestaltung und Wirkung von Freilichtmuseen sind ihre ganzheitliche Dar- stellung von Lebensbereichen und die Rekonstruktion historischer Bedingungen. Meist wer- den die Gebäude auch in einer zu ihrer Geschichtlichkeit passenden Umgebung erbaut. Im Idealfall erweckt ihre Ausstattung den Eindruck, dass die BewohnerInnen nur zufällig gerade nicht anwesend sind, aber jederzeit zurückkehren könnten. Eine so anschauliche und direkte Darstellung erfordert zahlreiche Detailkenntnisse und ein wissenschaftliches Gewissen der Verantwortlichen. Diese haben daher vielfältige Lösungen entwickelt, die entsprechend der jeweiligen Bedingungen eine gute Balance zwischen wissenschaftlichem Anspruch, techni- scher und personeller Machbarkeit und der nötigen Finanzierung schaffen.573 Sehr oft ist die technische Ausführung eines Freilichtmuseums mehr von den vorhandenen Möglichkeiten als von den wissenschaftlichen Erfordernissen bedingt. Fehlende Rohstoffe oder mangelnde technische Kompetenz führen dazu, dass man bei der wissenschaftlich gesicherten, authenti- schen Präsentation im Museum Abstriche machen muss. Der Begriff ‚Freilichtmuseum‘ wird in Fachkreisen sowie unter Laien recht weit definiert und umfasst neben den musealen Einrichtungen auch alle Nachbauten oder Nachempfindungen in Form lebensgroßer Modelle. Letztendlich ist es von den MuseumsbetreiberInnen und deren Programmen abhängig, ob es sich um rein touristisch ausgerichtete Kulissenbauten handelt, die weder archäologische Befunde noch historische Kenntnisse berücksichtigen, oder ob es

569 Siehe dazu Kapitel „Keine Vermittlung ohne Erhaltung – Schutz archäologischer Denkmäler und Funde“. 570 Siehe Kat. Nr. 15. 571 Siehe Kat. Nr. 48. 572 Ahrens 1990, 33. 573 Ahrens 1990, 33. 95

sich um eine Museumseinrichtung mit edukativem und illustrierendem Charakter handelt.574 Seit ungefähr einem Jahrzehnt hat die Freizeitwirtschaft archäologische Freilichtmuseen als preiswertes Marketinginstrument für strukturschwache Gebiete entdeckt, mit dem man zahl- reiche BesucherInnen anlocken kann. Die Errichtung ist vergleichsweise billig, wobei für die Grundlagenarbeit bzw. die Erstellung eines Konzeptes meist nur wenig Zeit eingeplant wird.575 Über Jahrzehnte hinweg wurden Freilichtmuseen eher belächelt und weniger als Forschungs- institutionen verstanden, denn für die Forschung waren vor allem die Archäologiemuseen mit ihren Originalobjekten zuständig. Viele archäologische Freilichtmuseen gelten auch heute nicht als Museum im Sinne der ICOM-Definition. Für ihre große öffentliche Wirkung werden sie dennoch gelobt, denn die lebensgroßen Modelle der historischen Wirklichkeit sind für den heutigen, optisch geprägten Menschen sehr anschaulich und Rekonstruktionen bleiben laut Claus Ahrens576 viel besser im Gedächtnis als jede andere Form der musealen oder literari- schen Darbietung. Daher haben archäologische Freilichtensembles mit ihren voll ausgebauten Gebäuden einen beträchtlichen Informationsvorteil gegenüber Ruinen oder restaurierten Grundrissen. Ein großer Teil der BesucherInnen übersieht allerdings ihren Modellcharakter und hält die nachgebildeten Häuser für eine getreue Wiedergabe der Realität. Daher gilt es, dem Museumspublikum deutlich vor Augen zu führen, dass es sich um Denkmodelle bzw. Versuchsresultate handelt.577 Laut Martin Schmidt und Marlise Wunderli sind die BesucherInnen von Freilichtmuseen ebenso interessiert an der Forschung und den Interpreta- tionsproblemen, die mit einer Rekonstruktion verbunden sind, wie an den Ergebnissen, die sie in Form von Nachbaumodellen sehen können.578 Die lebensgroßen Modelle im Museum müs- sen einen Bildungsauftrag erfüllen und sich daher am aktuellen Stand der archäologischen Forschung orientieren. Moderne Hilfsmittel bei der Erstellung benötigen, wenn sie für die BesucherInnen sichtbar sind, eine Erklärung.579 Trotz der Anschaulichkeit der Rekonstruktio- nen und der zahlreichen Sinneserlebnisse, die den BesucherInnen im Freilichtmuseum gebo- ten werden, ist es niemals möglich, den Geist der eigenen Zeit völlig abzustreifen und die subjektiven Vorstellungen zu eliminieren, mit denen wir uns in vergangene Zeiten einzufüh- len versuchen. Claus Ahrens580 gibt zu bedenken, dass wir nicht wissen, wie steinzeitliche

574 Schmidt – Wunderli 2008, 32 f. 575 Schmidt – Wunderli 2008, 32–34. 576 Ahrens 1990, 177 f. 577 Ahrens 1990, 177–184. 578 Schmidt – Wunderli 2008, 35. 579 Schmidt – Wunderli 2008, 33 f. 580 Ahrens 1990, 182. 96

Menschen oder die Wikinger gedacht, empfunden und sich verhalten haben. Zu unserem möglicherweise verfälschenden Aktualismus581 kommen noch Effekte einer „vertrauten Fremde“ oder „fernen Nähe“ hinzu. Für die ur- und frühgeschichtlichen Freilichtmuseen gibt es zwei verschiedene Museumskonzepte: Das eine Konzept zeigt die Entwicklung der menschlichen Behausungen in chronologischer Reihenfolge. Dabei werden den BesucherInnen idealtypische Gebäude präsentiert, die in Anlehnung an die Befunde verschiedener Ausgrabungen errichtet wurden. Dieses Konzept verfolgen beispielsweise das Freigelände im Niederösterreichischen Landes- museum für Urgeschichte in Asparn an der Zaya582 und das archäologische Freilichtmuseum in Oerlinghausen. Das zweite Konzept dagegen berücksichtigt den Museumsort und dessen Geschichte. Die rekonstruierten Gebäude werden auf der Grundlage von lokalen Befunden am Ort oder in der Nähe gebaut. Dieses Konzept wählten beispielsweise das Archäologische Zentrum in Hitzacker, das Museumsdorf Düppel in Berlin583 sowie im weiteren Sinne die Freilichtmuseen in Unteruhldingen584 und am Federsee585, die nach den regionalen Ausgra- bungsbefunden rekonstruiert wurden.586 Zwei deutsche Freilichtmuseen sollen als Beispiel für diese beiden Herangehensweisen genauer beschrieben werden: das Archäologische Freilicht- museum Oerlinghausen und das Archäologische Zentrum in Hitzacker. Das Archäologische Freilichtmuseum Oerlinghausen befindet sich im deutschen Bundes- land Nordrhein-Westfalen und veranschaulicht durch originalgroße Rekonstruktionen den Wandel der Lebens-, Siedlungs- und Wirtschaftsformen von der Altsteinzeit um 10.000 v. Chr. bis in das frühe Mittelalter um 800 n. Chr. Heute umfasst die Anlage fünfzehn Häuser – darunter drei Großbauten –, die nach Ausgrabungsbefunden im westfälisch- lippischen Raum errichtet wurden. Zu den Schwerpunkten der Museumstätigkeit zählen die experimentelle Archäologie und die frühgeschichtliche Hausforschung. Die Bauten sind chro- nologisch geordnet: Der Rundgang beginnt mit einem Sommerzelt jungpaläolithischer Ren- tierjäger und führt über ein mittelneolithisches Langhaus der Rössener Kultur, ein bronzezeit- liches Wohn-Stall-Haus mit Speicherbau bis zum Nachbau einer frühmittelalterlichen Hof- anlage. Seit 1986 wird das Gelände auch botanisch umgestaltet, indem bei den Gebäuden die typischen Kulturpflanzen der jeweiligen Epoche angebaut werden. Als Sonderveranstaltung

581 Ahrens1990, 182. 582 Siehe dazu ausführlich Ahrens 1990, 27. 35 f. 70–73. 81. 95 f. 185. 583 Siehe dazu ausführlich Pomper u. a. 2004, 48–51. 584 Siehe dazu ausführlich Schmidt 2000, 31–37. 75–78; Pomper u. a. 2004, 156–161; Ahrens 1990, 16. 19. 45, 91, 95 f. 194. 585 Sieh dazu ausführlich Schmidt 2000, 78–80. 586 Schmidt 2000, 68. 97

finden seit 1994 die „Wikingertage“ statt, mit einem frühmittelalterlichen Handelsplatz, Wettkämpfen in Speerschleudern oder der Präsentation alter Handwerkstechniken.587 Das Archäologische Zentrum Hitzacker (AZH) befindet sich im Landkreis Lüchow- Dannenberg in Niedersachsen am Hitzackersee. Es zeigt drei bronzezeitliche Bauten, die nach den örtlichen Grabungsbefunden rekonstruiert wurden. 1990/1991 wurde das erste bronze- zeitliches Langhaus im Zuge eines „Naherholungs- und Archäologieprojekts“ errichtet, wel- ches das Gelände vor einer modernen Bebauung schützen sollte. Ausgangspunkte für die Re- konstruktion waren die gefundenen Wandgräbchen und die Pfostenlöcher. Um jede Tätigkeit beim Hausbau mit Stein- und Bronzewerkzeugen durchzuführen und die Funktionstüchtigkeit der Werkzeuge zu erproben, wurden Beile, Dechsel und Meißel aus Feuerstein und Bronze angefertigt. Die anderen beiden Rekonstruktionen sind ein vierschiffiges Langhaus der früh- bronzezeitlichen Aunjetitzer-Kultur und ein Haus aus der endneolithischen Zeit. Im Laufe der Jahre wurde das Freilichtmuseum noch durch ein für Nordostniedersachsen typisches Toten- haus, ein Grubenhaus und ein Flechtwerklabyrinth bereichert. Der Schwerpunkt des Museums liegt in den angebotenen Aktionsprogrammen für Kinder und Jugendliche mit zahlreichen Mitmachaktionen.588 Im Zuge dieser Aktionsprogramme können Geräte und Werkzeuge be- nutzt und hergestellt, aber auch handwerkliche Techniken und Fertigkeiten erlernt und erprobt werden. Zur Veranschaulichung der bronzezeitlichen Landschaft und Pflanzenwelt wurden ein Naturlehrpfad, ein Feldbauareal und ein Teichbiotop angelegt. Das Einbaumfahren auf dem Hitzackersee stellt eine besondere Attraktion im Museumangebot dar. Das AZH ist aber auch ein Ort für Ausbildung, Forschung und Lehre. Es finden Seminare, wissenschaftliche Ausgrabungen sowie Experimente zur Erprobung handwerklicher Techniken und Verfahren oder zur Rekonstruktion archäologischer Befunde statt. Die BesucherInnen dürfen dabei den ArchäologInnen über die Schulter schauen und den Weg vom Grabungsbefund zur Re- konstruktion miterleben.589

Unter den 125 steirischen Einrichtungen, die in dieser Arbeit erfasst werden, sind nur drei Freilichtmuseen: das Urgeschichtliche Freilichtmuseum Kulmkeltendorf am Kulm bei Weiz590, das Hallstattzeitliche Gehöft am Burgstallkogel591 und das Römermuseum Flavia

587 Schmidt 2000, 69 f.; vgl. Pomper u. a. 2004, 130–133; vgl. Ahrens 1990, 21 f. 26. 36 f. 71 f. 74. 83 f. 93 f. 138 f. 191 f. 588 Schmidt 2000, 70–72; vgl. Pomper u. a. 2004, 82 f. 589 Pomper u. a. 2004, 83–85. 590 Siehe Kat. Nr. 121. 591 Siehe Kat. Nr. 54. 98

Solva des Universalmuseums Joanneum592. Das Kulmkeltendorf und das Hallstattzeitliche Gehöft am Burgstallkogel kann man zur typischen Gattung der ur- und frühgeschichtlichen Freilichtmuseen mit Rekonstruktionen zählen, in denen die Entwicklung der menschlichen Behausungen chronologisch dargestellt wird. Die Gebäude am Burgstallkogel wurden aller- dings im Gegensatz zum Kulmkeltendorf vom Vienna Institute for Archaeological Sciences (VIAS) mit den Methoden der Experimentellen Archäologie errichtet und weitgehend mit nach hallstattzeitlichen Vorbildern geschmiedeten Werkzeugen bearbeitet. Beim Römermuseum in Flavia Solva handelt sich um kein ur- und frühgeschichtliches Freilichtmuseum, sondern um ein Museum zur römerzeitlichen Vergangenheit. Präsentiert werden – neben den Fundstücken im Museumspavillon – im Freigelände die restaurierten antiken Mauern der Insula593 XXII unter einem gläsernen Schutzbau und die Grundrisse der ergrabenen, aber zugeschütteten insulae, deren Verlauf durch Metallprofile sichtbar gemacht wurde.

6.3.1 Rekonstruktion – Experimentelle Rekonstruktion Die Rekonstruktion ist lediglich ein Modell im Maßstab 1:1, auch wenn beim Wiederaufbau historisches Material verwendet wurde. Der Zweck einer Gebäuderekonstruktion ist die Ver- anschaulichung und eventuell auch die Überprüfung von bautheoretischen Überlegungen. Sie bietet den BesucherInnen Raumerlebnisse sowie einen plastischen Eindruck von den archi- tektonischen und künstlerischen Qualitäten des ursprünglichen Gebäudes. Einblicke in die Lebensumstände vergangener Zeitepochen gewinnen dadurch eine Qualität, welche durch das reine Zeigen von Überresten nicht geboten werden kann.594 In archäologischen Parks findet man meist idealtypische Rekonstruktionen, die von ArchitektInnen mit baugeschichtlichen Kenntnissen nach dem aktuellen Stand des Wissens entworfen wurden.595 ür die Experimentelle Archäologie können Rekonstruktionen sehr nützlich sein, etwa um sie für Studien zu bautechnischen Theorien heranzuziehen.596 Man kann zwar das Aussehen und die Beschaffenheit eines historischen Gebäudes zeichnerisch oder in Form eines verkleinerten Modells darstellen, aber die Frage, ob die Konstruktion tatsächlich funktioniert und bei-

592 Siehe Kat. Nr. 67. 593 Insula = von lat. insula = von Straßen eingefasster Häuserblock einer römischen Stadt. 594 Gollmann 1987, 59 – Ausführlich zum Thema Rekonstruktion siehe das Kapitel „Keine Vermittlung ohne Erhaltung – Schutz archäologischer Denkmäler und Funde. Methoden und Maßnahmen des Schutzes und der Erhaltung“. 595 Schmidt 2000, 63. 596 Gollmann 1987, 59 – Ausführlich zum Thema Rekonstruktion siehe das Kapitel „Keine Vermittlung ohne Erhaltung – Schutz archäologischer Denkmäler und Funde. Methoden und Maßnahmen des Schutzes und der Erhaltung“. 99

spielsweise die Wände und Dächer mit den gewünschten Materialien und herstellungs- technischen Möglichkeiten umsetzbar sind, kann man nur durch einen Rekonstruktionsbau klären. Eine klare Antwort darauf gibt allerdings nur eine fehlgeschlagene Rekonstruktion, denn eine gelungene Rekonstruktion bestätigt lediglich, dass der Nachbau eine von mehreren Möglichkeiten ist, wie das Originalgebäude gewesen sein könnte. Experimente haben dem- nach das Ziel, die Interpretationsmöglichkeiten von Ausgrabungsergebnissen einzuschränken bzw. zu verbessern.597 Zahlreiche antike Bauten wurden aus festem Naturstein errichtet, was es ermöglicht, beim Wiederaufbau auf originale Bauteile zurückzugreifen. Ur- und frühgeschichtliche Ausgra- bungen zeigen dagegen meist nur die dunklen Pfostenlöcher auf den eingeebneten und gesäu- berten Bodenflächen. Die Lage dieser Pfostenlöcher zueinander ist der einzige Hinweis auf die Konstruktion der ehemaligen Holzgebäude. Die heutigen Kenntnisse über ur- und frühge- schichtliche Holzbauten stammen darüber hinaus aus Feuchtbodengrabungen wie etwa in den Wurten der Nordsee oder den Mooren und Seen des Alpengebiets, in denen Holzteile durch Sauerstoffabschluss über Jahrtausende konserviert wurden. In trockenen Mineralböden finden sich dagegen so gut wie nie originale Teile prähistorischer Gebäude aus Holz.598 Wenn Werden historische Gebäude genau an der Stelle wieder aufgebaut, an der man sie aus- gegraben hat, nennt man das eine Rekonstruktion in situ. Ein Grund dafür, eine Rekon- struktion auf den originalen ausgegrabenen Gebäuderesten zu erstellen, besteht darin, dass dem Platz eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Nach C. Ahrens ist es naheliegend, Befestigungen, Römerkastelle, Burgen und andere befestigte Siedlungen, wenn überhaupt, dann an ihren ursprünglichen Standorten wiederaufzubauen, da das Erlebnis der charakteristi- schen Lage in der Landschaft für das Verständnis der Anlagen entscheidend sei.599 Die Re- konstruktion in situ ist allerdings in der Forschung heftig umstritten, wie bereits an anderer Stelle gesagt wurde,600 da eine Überbauung in den meisten Fälle keinen Zugang zur originalen Substanz mehr möglich macht und somit weitere Nachforschungen unterbindet.

Von den erfassten steirischen Einrichtungen zählen sechs zur Einrichtungsart „Rekonstruktion“. Dazu gehören das Hügelgrab am Bründlteich601, der rekonstruierte römi-

597 Ahrens 1990, 45. 53. 598 Schmidt 2000, 31. 599 Ahrens 1990, 58 f. 600 Zu Rekonstruktionen in situ siehe das Kapitel „Keine Vermittlung ohne Erhaltung – Schutz archäologischer Denkmäler und Funde. Methoden und Maßnahmen des Schutzes und der Erhaltung“. 601 Siehe Kat. Nr. 25. 100

sche Grabhügel am Autobahnrastplatz der A 2602, der keltische Wehrturm am Königsberg in Heimschuh603, das Königshaus Noreia604, der spätmittelalterliche Kalkbrennofen am Taxberg605 und das Keltenhaus Ligist606. Das Hügelgrab am Bründlteich mit seinem gläsernen Schutzbau und der überdachte Kalkbrennofen am Taxberg sind In-situ-Rekonstruktionen.

6.3.2 Experimentelle Archäologie Die Experimentelle Archäologie geht von den Grundsätzen des naturwissenschaftlichen Ex- perimentierens aus, gewinnt also wissenschaftlich verwertbare Erkenntnisse mit Hilfe von Versuchsreihen. Heute ist das archäologische Experiment eine ausgereifte Forschungs- methode, deren Ergebnisse aber lediglich besagen, ob etwas funktioniert oder nicht funktioniert.607 Der Begriff „Experimentelle Archäologie“ wird allerdings sowohl in Fachkreisen als auch von Laien fälschlicherweise zugleich für bestimmte Vermittlungsmethoden verwendet: für Vorführungen im Rahmen der Museumspädagogik, die Archäotechnik, d.h. die Ver- mittlung historischer Herstellungs- und Verarbeitungstechniken, die Living History und das Reenactment, das ist die Inszenierung historischer Lebensweisen oder konkreter geschichtli- cher Ereignisse wie z.B. Schlachteninszenierungen auf authentische Weise. Ein archäologi- sches Experiment hat aber grundsätzlich nichts mit Vorführungen oder Mitmachaktionen im Museum oder mit dem Nachstellen bestimmter historischer Aspekte des Alltagslebens zu tun. Vielmehr geht es darum, eine auf konkreten archäologischen Funden und Befunden basie- rende Hypothese aufzustellen, die im Rahmen eines Versuchs durch das Sammeln aller mess- baren Daten und die Kontrolle aller wirkenden Größen belegt bzw. widerlegt werden kann.608 Oft lässt sich aber zwischen dem wissenschaftlichen Experiment und dessen didaktischer Demonstration keine scharfe Trennlinie ziehen, sobald solche Experimente unter den Augen der Öffentlichkeit durchgeführt werden, weshalb die Experimentelle Archäologie ständig be- müht ist, ihre Position innerhalb der Archäologie neu zu definieren.609 Ein Experiment610 ist ein methodisch aufgebauter Versuch. Es dient der zielgerichteten Unter- suchung eines reproduzierbaren Ablaufs unter bestimmten Bedingungen und besteht aus den drei Schritten Versuch, Auswertung und Schlussfolgerungen. Mit einem Experiment kann

602 Siehe Kat. Nr. 50. 603 Siehe Kat. Nr. 57. 604 Siehe Kat. Nr. 85. 605 Siehe Kat. Nr. 95. 606 Siehe Kat. Nr. 112. 607 Schmidt 2000, 63. 608 Modl 2011, 72; vgl. Herdis u. a. 2001, 7 f.; Schmidt 2000, 63; Schmidt – Wunderli 2008, 14–21. 609 Modl 2011, 73. 610 lat. experimentum = Versuch, Beweis, Prüfung, Probe. 101

man Hypothesen verifizieren oder falsifizieren, allerdings nicht beweisen. In der Experimen- tellen Archäologie hat man aber das Problem, dass man sich meist nicht auf die technischen und funktionalen Aspekte beschränken und wie in den Naturwissenschaften alle in Frage kommenden Parameter festlegen kann, da man es doch immer mit dem schwer berechenbaren menschlichen Verhalten zu tun hat, das durch Erfahrung, Geschick, Motivation, Phantasie oder Gefühl beeinflusst wird. Ein gelungenes Experiment besagt auch nichts über die histori- sche Echtheit der Ergebnisse,611 ermöglicht aber dennoch im Modell eine gute Vorstellung vom Alltagsleben der Vergangenheit.612 Das Experiment setzt dort an, wo herkömmliche Methoden der Archäologie keine Antworten mehr geben. Es versucht zum Beispiel, Hand- werkspraktiken, technische Einrichtungen und Arbeitsvorgänge zu überprüfen, zu erklären und zu rekonstruieren. Zahlreiche Experimente führen zu einer Rekonstruktion, aber nicht jede Rekonstruktion beruht auf einem Experiment.613 Der klassische Ablauf eines Experiments beginnt mit dem ausführlichen Studium der For- schungsgeschichte und den schriftlichen und bildlichen Quellen. Danach erfolgt die Planung des streng wissenschaftlich angelegten Versuchs, der genau dokumentiert wird, um theoreti- sche Annahmen durch praktische Versuchsreihen auf ihre Umsetzbarkeit zu testen. Jedes Ex- periment sollte mindestens zweimal durchgeführt werden, um die Ergebnisse als wiederholbar bezeichnen zu können. Die Ergebnisse werden schließlich analysiert und mit dem bisherigen Forschungsstand verglichen, der dadurch entweder bestätigt wird oder den neuen Erkenntnis- sen entsprechend abgeändert werden muss.614 Klare Ergebnisse sind nur durch die Formulie- rung einer klaren Forschungsfrage erzielbar. Allerdings zeigt sich laut Daniel Modl, dass die anfänglichen Konzepte durch den wechselvollen Verlauf der Versuche oft völlig umgeworfen werden müssen und sich die zielführenden Fragestellungen erst nach einigen Experimenten ergeben können.615 Archäologische Experimente und Rekonstruktionen eignen sich in der heutigen, von Events geprägten Gesellschaft sehr gut dafür, archäologische Inhalte verständlich und ansprechend zu präsentieren. Das zeigt sich am großen Interesse der Bevölkerung an Freilichtmuseen sowie der jährlichen wachsenden Zahl neu errichteter archäologischer Freilichtzentren in Europa.616 Eines der Zentren der Experimentellen Archäologie, in dem seit 1972 Versuche mit großer Konsequenz durchgeführt werden, ist das Butser Ancient Farm Project, ein

611 Modl 2011, 73–75. 612 Fansa 1996, 11. 613 Herdits u. a. 2001, 7. 614 Herdits u. a. 2001, 7 f.; vgl. Modl 2011, 80–93. 615 Modl 2011, 84. 616 Vgl. Modl 2011, 94. 102

Rekonstruktionsensemble im südenglischen Hampshire. Mit naturwissenschaftlicher Präzision versucht man dort, Informationen zu den Lebens- und Arbeitsweisen der eisenzeitlichen Be- wohner zu gewinnen. Am Museumsgelände werden Interpretationen von Ausgrabungs- befunden wie etwa Gebäudekonstruktionen oder die Funktionen von Gruben daraufhin ge- testet, ob sie der historischen Realität entsprechen können oder nicht.617 Als entsprechendes Beispiel aus Deutschland kann der Bajuwarenhof Kirchheim618 in der Nähe von München genannt werden. In diesem 2003 begonnenen archäologischen Langzeit- projekt soll ein Gehöft aus dem 6./7. Jahrhundert rekonstruiert werden – auf der Grundlage der Hausformen, deren Standspuren in den letzten Jahrzehnten in der Münchner Schotter- ebene untersucht wurden. Für den Bau werden nur Materialien und Werkzeuge verwendet, die nach Funden und Überlieferungen für die Menschen des Frühmittelalters verfügbar waren. Sämtliche Hölzer werden zum Beispiel händisch bearbeitet und selbst das Schilf für die Dächer wird mit der Sichel geerntet. Ziel der experimentellen Forschung ist vor allem die Beobachtung von Verschleiß, Abnutzung, Verwitterung und Unterhaltsaufwand der rekon- struierten Objekte. Das Projekt wurde von fünf Münchner Archäologen initiiert und möchte als archäologisches Freilichtmuseum wahrgenommen werden, nicht als Rollenspiel oder Reenactment. Das Museum ist für die Öffentlichkeit zugänglich und bemüht sich um die Vermittlung von verschiedenen Lösungsmöglichkeiten der Rekonstruktion auf der Basis von archäologischen Befunden. Die meisten experimentellen Arbeiten und Beobachtungen werden dokumentiert und publiziert. Interessierte BesucherInnen können das Entstehen der Gebäude auch über einen längeren Zeitraum hinweg mitverfolgen.619 In Österreich wurde die Experimentelle Archäologie in den späten 1960er-Jahren durch Franz Hampl (1914-1980) populär, der das niederösterreichische Urgeschichtsmuseum in Asparn a.d. Zaya620 errichtete.621 Seit 1982 führt das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universi- tät Wien dort im Rahmen von Lehrveranstaltungen immer wieder Experimente durch.622

Innerhalb der steirischen Archäologie spielt die Experimentelle Archäologie dagegen auf- grund der fehlenden institutionellen Basis eine eher untergeordnete Rolle. Versuche wurden und werden meist als einmalige Aktionen von Gruppen oder Einzelpersonen im Rahmen der interdisziplinären Aufarbeitung von Ausgrabungen, im Zuge der Errichtung von Freilicht-

617 Ahrens 1990, 46; vgl. Ahrens 1990, 51 f. 186. 618 Bajuwarenhof Kirchheim GbR 2013. 619 Volpert 2007, 109–111. 620 Hampl – Windl 1992; vgl. auch Ahrens 1990, 27, 35 f. 70–73. 81. 95 f. 185; Windl 2001, 4. 621 Windl 2001, 4. 622 Modl 2011, 94 f.; Windl 2001, 5 f. 103

anlagen oder bei öffentlichen Veranstaltungen durchgeführt. Meistens ging es darum, unklare Grabungsbefunde zu klären, prähistorische Gebäudetypen zu rekonstruieren oder vergangene Handwerkstechniken und Herstellungsabläufe zu erforschen. Folgende Projekte wurden von 1979 bis 2010 durchgeführt: Eisenerzeugung im Rennofen in Vordernberg623, die Errichtung eines verkleinerten urnenfelderzeitlichen Schachtofens und die Verhüttung eines Kupferkies- konzentrats in Trautenfels624, die Rekonstruktion und der Betrieb eines spätantiken Töpfer- ofens aus Hörbing (Steiermark) in Asparn a. d. Zaya (Niederösterreich)625, die Errichtung eines römerzeitlichen Grubenbustums mit Grabhügel und Kremationsexperiment in Graz626, ein Experiment zur mittelalterlichen Eisenerzverhüttung in Trautenfels627, Experimente zur Eisenerzverhüttung und die Rekonstruktion einer frühmittelalterlichen Spatha aus dem Grä- berfeld von Hohenberg in Palfau628, Experimente zum Bruchverhalten von prähistorischen Hitze- bzw. Kochsteinen in Graz629, die Rekonstruktion eines hallstattzeitlichen Gehöfts mit Wohnhaus, Webhaus, Hochspeicher und Backhaus am Burgstallkogel bei Großklein630, die Rekonstruktion eines frühmittelalterlichen Rennofens und die Verhüttung von Limonit in Weitendorf631, ein Experimente zum Bau urnenfelderzeitlicher Verhüttungsmethoden in Graz632 und ein Experiment zur Zerkleinerung von plankonvexen Gusskuchen in Graz633. Die seit 2010 stattfindende Vermittlungsreihe „Museum experimentell“ des Archäologie- museums Schloss Eggenberg634 ist ein didaktisches Angebot, kein streng wissenschaftlich geführtes Experiment. Es gibt auch einige Architekturrekonstruktionen, die den wichtigsten Anforderungen eines archäologischen Experiments nicht entsprechen, wie etwa das Königs- haus Noreia635, das Keltenhaus Ligist636 und das Kulmkeltendorf637 am Kulm bei Weiz,638 die wohl der Anschaulichkeit, aber nicht dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn dienen.

623 Sperl 1986; Klemm u. a. 2002, 18 Anm. 11. 624 Preßlinger – Eibner 1996. 625 Steinklauber – Windl 1998. 626 Siami – Kern 2001. 627 Klemm u. a. 2002. 628 Scheiblechner 2005. 629 Brandl 2010. 630 Lobisser 2004; Lobisser 2007a; Lobisser 2007b; Siehe Kat. Nr. 54. 631 Nau 2008. SEITENZAHLEN FEHLEN, auch bei den folgenden 632 Modl 2005. 633 Modl 2010. 634 Siehe Kat. Nr. 22. 635 Siehe Kat. Nr. 85. 636 Siehe Kat. Nr. 112. 637 Siehe Kat. Nr. 121. 638 Modl 2011, 97. 104

6.3.3 Erlebniswelten Die große Akzeptanz archäologischer Freilichtmuseen in der Gesellschaft639 beruht vor allem auf der Anschaulichkeit der rekonstruierten Bauten. Die in Originalgröße erbauten Modelle originaler und/oder typisierter Gebäude sind selbst für den nicht vorgebildeten Laien an- schaulich und wecken Interesse an Bautechnik und Ausstattung. Im Gegensatz zu kommerzi- ellen „Vergnügungsparks“ erfüllen Freilichtmuseen einen Bildungsauftrag und bieten deshalb Ausstellungen, Vorführungen und Rekonstruktionen auf der Basis wissenschaftlicher Er- kenntnisse. Möglich ist aber auch eine Kombination von Information und Unterhaltung, wie sie die historic-site-Museen in den Vereinigten Staaten betreiben. Die Freilichtmuseen in Deerfield, Williamsburg, Jamestown oder Yorktown vermitteln die Geschichte des Ortes, indem sie sorgfältig restaurierte Gebäude zeigen, aber auch durch Museumspersonal in histo- rischen Kostümen „das Leben drumherum“. veranschaulichen.640 Eine solche Art der Erlebniswelt bietet auch das Jorvik Viking Centre in York in Groß- britannien. Diese äußerst erfolgreiche, 1984 eröffnete „Archäologie-Show“ wurde eingerich- tet, nachdem man im Zuge von Ausschachtungsarbeiten für ein neues Kaufhaus die Reste einer Wikingersiedlung, entdeckt hatte. Zwei Reihen der ausgegrabenen Häuser wurden re- konstruiert, zwei weitere präsentieren sich nach einer Konservierung so, wie sie nach der Ausgrabung aussahen. Die BesucherInnen fahren mittels elektronisch gesteuerter „time-cars“ ungefähr dreizehn Minuten durch einen „Zeittunnel“ und gelangen zuerst in den rekon- struierten Teil, wo die BewohnerInnen in Form von lebensgroßen, aber unbeweglichen Figu- ren zwischen den strohgedeckten Häusern ihre täglichen Arbeiten verrichten und damit Han- del und Handwerk veranschaulichen. Mit Hilfe der detailreichen Einrichtung der Häuser, durch Geräusche und sogar Gerüche soll ein authentischer Eindruck von einer Wikinger- siedlung erweckt werden. Danach gelangt man zu einem weiteren rekonstruierten Teil, der ArchäologInnen bei der Arbeit zeigt. Im Anschluss betreten die BesucherInnen das „Labora- torium“, wo man zusehen kann, wie und mit welchen Methoden die Befunde untersucht wer- den. Auf diese Weise wird den BesucherInnen deutlich, dass Rekonstruktionen Fiktionen sind, die nach Grabungsbefunden von WissenschafterInnen entworfen werden. Hartwig Schmidt641 vermutet, dass ein Museumsbesuch das anschauliche Bild des wikingerzeitlichen Jorvik nicht beeinträchtigen wird, aber den Wahrheitsgehalt der Modelle in Frage stellt. Auf jeden Fall zeigt der große Zustrom von jährlich 900.000 BesucherInnen, dass großes Interesse

639 Siehe dazu das Kapitel „Archäologie und Öffentlichkeit. Öffentliches Interesse an der Archäologie“. 640 Schmidt 2000, 44. 641 Schmidt 2000, 45 f. 105

an dieser Form der Präsentation und Vermittlung besteht, die nicht nur Teilrekonstruktionen und unbelebte Häuser bietet.642 Ein weiteres nennenswertes Beispiel, bei dem das „Erlebnis“ von Geschichte den Schwer- punkt der Vermittlungstätigkeit bildet, ist der Legionärspfad in Vindonissa, ein Römer- Erlebnispark im Kanton Aargau in der Schweiz. Seit über 100 Jahren finden auf dem Gebiet der heutigen Aargauer Gemeinden Brugg und Windisch archäologische Forschungen statt. Die Entdeckung eines römischen Legionslagers in Windisch – das einzige auf dem Gebiet der heutigen Schweiz – macht diesen Ausgrabungs- und Forschungsplatz für die provinzial- römische Archäologie schweizweit und auch international sehr bedeutend. Das Legionslager im antiken Vindonissa bestand zwischen 14 und 101 n. Chr. und beherbergte ungefähr 5000 bis 6000 Legionäre, während in der Zivilsiedlung weitere 10.000 Menschen wohnten. Es han- delte sich also um ein militärisches und wirtschaftliches Zentrum, bevor die Legion 101 n. Chr. wieder abgezogen wurde.643 Auf einer Fläche von ungefähr 20 Hektar erbauten die Soldaten über 60 Mannschaftsunterkünfte, Villen für die ranghohen Offiziere, mehrere Ver- waltungs- und Werkstattgebäude, ein Spital, Thermen und Latrinen sowie ein gut durchdach- tes Frisch- und Abwassersystem. Eine Mauer mit vier Toren umfasste das Legionslager.644 Der Legionärspfad in Windisch ermöglicht es Schulklassen, Familien und Erwachsenen, die lokale Geschichte mittels unterschiedlicher Spiel- und Thementouren am Originalplatz zu erleben.645 Mit einem Legionärsrucksack, Spielkarten, einem Audioguide und dem Spielplan ausgestattet, macht man sich auf den ungefähr 2,5 Stunden dauernden Rundgang, der einen den Alltag eines römischen Legionärs mit allen Sinnen erleben lässt. Familien beginnen ihre Spieltour in einer Zeitmaschine, versuchen das Rätsel des Gottes Neptun zu lösen und können durch die Beantwortung von Fragen in einen höheren Rang innerhalb der Legion aufsteigen. Auf dem Weg der Spiel- und Thementouren, bei denen man die Bauten des ehemaligen Legionslagers kennenlernt, befinden sich gut markierte Audiostationen, an denen der Audio- guide aktiviert wird und stimmungsvolle und lehrreich inszenierte Hörspiele zu hören sind, die die BesucherInnen in das Leben römischer Legionäre eintauchen lassen. Der Spielplan führt einen an einer heute noch funktionierenden römischen Wasserleitung vorbei, einem Amphitheater, einem begehbareren unterirdischen Abwasserkanal, einer Badeanlage mit Wandmalereien, zwei Toren des Legionslagers sowie der Küche eines ranghohen Offiziers, dessen Speiseplan durch die Untersuchung von Asche und verkohlten Speiseresten rekon-

642 Schmidt 2000, 46; Zum Jorvik Viking Centre in York siehe auch Ahrens 1990, 29–31. 643 Hintermann 2012, 23 f. 25. 644 Göldi – Hänggi 2012, 70. 645 Göldi – Hänggi 2012, 70. 106

struiert werden konnte.646 Sehr wirkungsvoll sind die an zahlreichen Stationen angebrachten „Binokularguckkästen“, die auf die heutigen Reste römischer Objekte gerichtet sind. Blickt man hindurch, zeigt sich das Objekt detailreich graphisch rekonstruiert und durch Menschen belebt, wodurch sich den BesucherInnen die ursprüngliche Funktion und Bedeutung des Objekts auf einen Blick offenbart. Am eindrücklichsten erfährt man das Alltagsleben eines Legionärs in Vindonissa durch eine Übernachtung auf Strohmatratzen in den originalgetreu rekonstruierten Mannschaftsunter- künften, beim Kochen einer Legionärsmahlzeit am Feuer, beim Exerzieren und bei der Unter- haltung mit antiken Spielen. Auf diese Weise taucht man ein in eine historische Erlebniswelt, die so gut gemacht ist, dass der Legionärspfad im November 2011 mit dem Schweizer Tou- rismuspreis „Milestone“ in der Kategorie „Herausragendes Projekt“ ausgezeichnet wurde.647 Bei diesen auf persönlichen Erlebnissen basierenden Vermittlungskonzepten, die meist viel Freude bereiten, zahlreiche Entdeckungen möglich machen und den Forscherdrang wecken, werden die historischen Informationen leicht aufgenommen und bleiben auch lange im Ge- dächtnis. Einschränkend gilt auch hier, dass die Rekonstruktionen und Hörspiele nur Mög- lichkeiten der historischen Realität sind und bei den BesucherInnen sowohl „richtige“ als auch „falsche“ Bilder evozieren können.648 Nach C. Ahrens ist es unmöglich, sich aus dem Geist der eigenen Zeit zu befreien, weshalb wir nie genau wissen werden, wie Menschen in historischen Zeiten gedacht und gelebt haben.649 Jedes Eintauchen in eine Erlebniswelt ist mit einem Rollenpiel gleichzusetzen, bei dem man historische Rollen ausprobiert.

Nur wenige steirische Einrichtungen setzen ein durchgängiges erlebnisorientiertes Vermitt- lungskonzept um. Dazu zählen die Burg Oberkapfenberg650 und das Naturparkhaus Großsölk651. Bei der derzeitigen Ausstellung „Grenzgänge – Eine Zeitreise mit Kreuzrittern und Alchemisten“ der Burg Oberkapfenberg erleben die BesucherInnen eine Zeitreise in das 13. Jahrhundert und audiovisuelle Installationen entführen in die Zeit der Alchemisten. Die Dauerausstellung „Natura Mirabilis“ im Naturparkhaus Großsölk führt die BesucherInnen in sechs Schauräumen in die Welt um 1810, als der Adelige Johann von Hohensee im Schloss lebte und forschte. Sein Wissen gibt er mittels virtueller Notizbücher und durch die ausge-

646 Vgl. Göldi – Hänggi 2012, 70 f.; Ein großer Teil der Information entstammt aber dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 29.04.2010. 647 Vgl. Göldi – Hänggi 2012, 71. 648 Vgl. Schmidt 2000, 10. 649 Ahrens 1990, 182. 650 Siehe Kat. Nr. 2. 651 Siehe Kat. Nr. 78. 107

stellten Objekte an die BesucherInnen weiter, die an interaktiven Stationen Natur- und Kulturphänomene der Sölktäler aus der Vergangenheit und der Gegenwart hören und sehen können.652 Obwohl nur wenige erfasste Einrichtungen in der Steiermark über ein erlebnisorientiertes Vermittlungskonzept verfügen, setzen doch einige davon entsprechende Elemente in der Prä- sentation und Vermittlung archäologischer Inhalte ein. Beispielsweise kann hier die Archäo- logiewerkstatt des Archäologiemuseums Schloss Eggenberg653 genannt werden, das den BesucherInnen – vor allem jungen BesucherInnen – die Gelegenheit bietet in die Rolle von ArchäolgoInnen zu schlüpfen und Fundstücke zu untersuchen, zu messen und zu zeichnen.654 In der Workshopreihe „Museum experimentell“ erforschen die am Workshop teilnehmenden MuseumsbesucherInnen die Lebensweise und Technologie der Vergangenheit und lernen die Lebens- und Arbeitswelt unserer Vorfahren, deren Rohstoffe und Werkzeuge kennen, indem sie selbst Handwerkstechniken erproben.655 Als weiteres Beispiel kann auch das Ur- geschichtliche Freilichtmuseum Kulmkeltendorf am Kulm bei Weiz656 genannt werden. Auch dort tauchen die BesucherInnen in den Workshops kurz in das Leben der Hallstattzeit ein, indem sie beispielsweise wie damals Körner mit Mahl- und Reibsteinen zu Mehl vermahlen und daraus gefertigtes Brot in den rekonstruierten Lehmbacköfen backen.

6.4 Archäologischer Park Archäologische Freilichtmuseen haben nicht nur musealen und informativen Charakter, son- dern laden auch zum erholsamen Verweilen ein. Daher ist der Schritt zum „Park“, in dem man für gewöhnlich spazieren geht und auch etwas besichtigen kann, nicht mehr weit. Themen- parks verbinden die Funktion eines Freizeitangebots mit der Aufgabe, kulturgeschichtlich interessierten BesucherInnen ein Ausflugsziel zu bieten. Es gibt durchaus Ähnlichkeiten mit kommerziellen Themenparks657 wie Disneyland,658 in denen es ein durchgängiges Konzept und Programm gibt, in denen alle Elemente auf ein „Erlebnis“ ausgerichtet sind und sich das Angebot an Zielgruppen mit unterschiedlichsten Ansprüchen und Motivationen richtet.659 Der Begriff „Archäologischer Park“ wurde von der modernen Archäologie und Denkmal- pflege geprägt und meint Ausgrabungsstätten, die archäologische Befunde konservieren bzw.

652 Naturparkhaus Schloss Großsölk 2013. 653 Siehe Kat. Nr. 22. 654 Universalmuseum Joanneum GmbH 2013a. 655 Universalmuseum Joanneum GmbH 2012b. 656 Siehe Kat. Nr. 121. 657 Zum Themenparks allgemein siehe Kagelmann 2004. 658 Ahrens 1990, 40. 659 Vgl. Kagelmann 2004, 162–169. 108

auch restaurieren und zugleich einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Rekonstruktionen antiker Bauwerke erfüllen in einer solchen Einrichtung die Funktion, einem größeren Interes- senskreis archäologisches Wissen über die rein wissenschaftliche Ebene hinaus auf anschauli- che Art und Weise verständlich zu machen. Das Angebot eines Archäologischen Parks um- fasst nicht nur die reine Präsentation von Bauwerken, sondern auch authentisch inszenierte Veranstaltungen, interaktive Führungen und originale archäologische Fundstücke in einem Museum. Ein so umfassendes Angebot lädt die BesucherInnen dazu ein, sich intensiver mit der präsentierten Thematik auseinanderzusetzen.660 Die Möglichkeiten, einen Archäologischen Park zu gestalten, sind vielfältig. Rekonstruierte Gebäude, Spiel- und Erholungsmöglichkeiten, ein Museum mit Originalobjekten, Informati- onstafeln und ein Leitsystem mit Orientierungsplan machen ein Erleben der Geschichte des Ortes – sehr oft die römische Geschichte – in kleinen Informationsportionen möglich. Ab- wechslung bieten nicht nur die zahlreichen Einrichtungen und Stationen am Gelände, sondern auch das interaktive Angebot wie etwa römische Spiele oder das Ausprobieren einer histori- schen Handwerkstechnik (Archäotechnik). Meist bleibt man auch bei den kulinarischen Stationen dem Konzept des Parks treu und die BesucherInnen genießen in historischer Atmo- sphäre Gerichte und Getränke, die für die entsprechende Zeit laut historischen Quellen typisch waren. Archäologische Parks verfügen auch über ein vielseitiges Vermittlungsprogramm, das abhän- gig von der jeweiligen Einrichtung Führungen, Workshops oder spezielle Veranstaltungen wie Museumstage, Römerfeste oder Theatervorführungen umfasst. Vor allem die Römerfeste mit ihrer großen Programmpalette erfreuen sich großer Beliebtheit. An diesen Tagen wird das gesamte Parkgelände durch zahlreiche verkleidete Living-History-Gruppen wie etwa Germanengruppen oder Legionärsgruppen mit Leben erfüllt. Alle MitarbeiterInnen des Parks sind der Geschichte des Ortes entsprechend gekleidet. Neben Vorführungen, Themenständen – etwa zu Handwerkstechniken –, gibt es Schaukämpfe, Tanzvorführungen und zahlreiche Mitmachaktionen für alle Altersgruppen. Als Besucher oder Besucherin taucht man an sol- chen Tagen in eine längst vergangene Zeit ein, ein Erlebnis, das breite Schichten der Bevölke- rung anspricht. Meist leben diese Kulturbetriebe von einer vorausschauenden Kooperation mit den örtlichen Tourismusorganisationen und benutzen gut durchdachte Marketingmethoden, wofür die hohen Besucherzahlen661 sprechen.662

660 Pacher 2008. 661 Der Archäologische Park in Xanten hat z.B. 710.000 BesucherInnen pro Jahr (Müller 2011, 64) und der Archäologische Park Carnuntum in Niederösterreich ungefähr 135.000 BesucherInnen jährlich (Fragebogen vom 28. Oktober 2010). 109

Die rein touristische Funktion ist aber nur eine Seite solcher Themenparks. Wesentlich ist auch, dass die erstellten Rekonstruktionen, die aufbereiteten Informationen sowie die Ver- mittlungsangebote, der mir bekannten Archäologischen Parks, nicht nur ansprechend gestaltet sind, sondern zu einem großen Teil auf den jeweiligen wissenschaftlichen Grundlagen basie- ren. Zumeist verstehen sie sich auch als Forschungseinrichtungen, deren jüngste Ergebnisse im Zuge der musealen Präsentation der Öffentlichkeit dargeboten werden. Der erste Archäologische Park Europas wurde in Xanten663 errichtet, um die dortigen Funde vor einer Überbauung zu schützen. Das Gelände, auf dem sich die Reste der östlichen Stadt- teile der Römerstadt Colonia Ulpia Traiana befinden, war seit der Römerzeit unbebaut und sollte Anfang der 1970er-Jahre zu einem Freizeitpark mit künstlichem See, Ausflugs- restaurants und Ferienhäusern umgestaltet werden. Die ArchäologInnen des zuständigen Rheinischen Landesmuseums in Bonn brachten deshalb den Alternativvorschlag ein, als tou- ristische Attraktion hier einen Archäologischen Park zu errichten, um die Zerstörung des kul- turellen Erbes zu verhindern und trotzdem dem Wunsch nach einer Erholungsregion nachzu- kommen. 1974 erfolgte die Realisierung und seit dem Frühsommer 1977 kann der Archäolo- gische Park Xanten von BesucherInnen genutzt werden.664 Rekonstruiert wurden die Stadtmauer in der Südostecke der Stadt und ein Teil des Amphi- theaters und des Hafentempels. Kleinere Bauten wie das Gästehaus mit den Herbergsthermen und das Burginatium-Tor im Norden der Stadt wurden vollständig rekonstruiert. Die frühen Rekonstruktionen im Archäologischen Park Xanten sind sehr unterschiedlich ausgeführt. Man hat zwar die durch den mittelalterlichen Steinraub nur in geringem Umfang vorhandenen ar- chäologischen Baubefunde berücksichtigt, jedoch fehlte beinahe überall das aufgehende Mauerwerk. Die verfügbaren Fundamente dienten bei der Rekonstruktion als Maßstab. Das aufgehende Mauerwerk musste jedoch in Analogie zu bekannten römischen Bauten aus dem 2.–3. Jh. n. Chr. neu entworfen werden, wobei man versuchte, sich an der römischen Bau- technik zu orientieren. Gebaut wurde aber mit modernen Geräten und nach heutigen Sicher- heitsvorschriften. Die römische Herberge mit anschließender Thermenanlage wurde direkt auf das antike Fundament gesetzt und detailreich mit Innenausstattung, Möblierung und farbigen Wandmalereien versehen. Die Herbergsthermen sind auch nach römischem Vorbild beheiz- bar. Der Hafentempel wurde als Teilrekonstruktion mit vier Säulen und einigen Säulen- stümpfen über dem originalen Befund errichtet und dient zugleich als Schutzbau. Der

662 Vgl. Pacher 2008. 663 Precht 1985; Ahrens 1990, 40–43. 113–115. 195. Schmidt 2000, 55–59; Precht 2001. Müller 2011; Schalles 2011. 664 Vgl. Ahrens 1990, 40 f. 110

Maronentempel zeigt eine weitere Variante der Präsentation im Park. Sein Grundriss wurde durch Aufmauerung der Mauerkronen sichtbar gemacht. Aus dem Rahmen des ursprünglichen Konzepts fällt der als „Strukturelle Rekonstruktion“665 errichtete Schutzbau über den archäologischen Resten der Thermenanlage, der gleichzeitig die Kubatur des antiken Gebäu- des wiedergibt.666 Ein kleinerer Schutzbau befindet sich auch über dem gut erhaltenen Befund der römischen Wohn- und Gewerbehäuser auf Insula 39.667 Maßnahmen zur Visualisierung der Bodendenkmäler bzw. zur didaktischen Vermittlung des römischen Stadtorganismus werden jeweils durch Forschungsgrabungen bzw. Forschungs- projekte vorbereitet. Derzeit werden auf der Insula 39 drei sogenannte „Handwerkerhäuser“ vollständig rekonstruiert, ähnlich der römischen Herberge mit der anschließenden Thermen- anlage. Allerdings wird diese In-situ-Rekonstruktion heute im Gegensatz zu früher bereits berührungsfrei über dem archäologischen Befund gebaut, um Substanzverluste zu verhindern. Eine wichtige Zielsetzung dieser Vollrekonstruktion mit Mauern in Lehmstapftechnik ist es, beim Bau eine Annäherung an antike Techniken und Bauprozesse zu erlangen sowie elemen- tare Kenntnisse zum Bauprozess zu gewinnen.668 Aufgrund der vereinzelten Rekonstruktionen auf den archäologischen Befunden bieten die Bauten im Archäologischen Park Xanten nicht das Bild einer antiken Großstadt, sondern sind eher eine Sammlung von Baumodellen.669 Das ursprüngliche Ziel, durch die Erschließung und Visualisierung des Bodendenkmals für eine breite Öffentlichkeit dessen Zerstörung zu ver- hindern, wurde eindeutig erreicht. Der Archäologische Park Xanten ist mit 710.000 BesucherInnen670 jährlich ein Publikumserfolg und bietet die Möglichkeit, die Zielsetzungen der Archäologie und ein Verständnis für deren Methoden einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.671 Ein Beispiel aus Österreich ist der Archäologische Park Carnuntum672, der sich auf dem Gebiet der heutigen Ortschaften Bad Deutsch-Altenburg und Petronell-Carnuntum in Nieder- österreich befindet. Die ehemalige römische Stadt Carnuntum erstreckte sich über eine Fläche

665 Siehe Kapitel „Keine Vermittlung ohne Erhaltung – Schutz archäologischer Denkmäler und Funde. Methoden und Maßnahmen des Schutzes und der Erhaltung“. 666 Vgl. Schmidt 2000, 56–58; vgl. Müller 2011, 59–64. 667 Müller 2011, 64. 668 Müller 2011, 64. 67 f. 669 Schmidt 2000, 58. 670 Die Besucherzahlen stammen aus dem Jahr 2009. 671 Müller 2011, 64. 65 f. 672 Jobst 1989; Humer 2011; Pacher 2008 – Zur Grabungsgeschichte der Römerstadt Carnuntum siehe Ertl 2006 – Zum historischen Hintergrund Carnuntums siehe Humer 2011, 25–30. 111

von mehr als zehn Quadratkilometern. Da dieses Gebiet nach der Antike nicht mehr besiedelt wurde und größtenteils unbebaut blieb, erhielten sich viele archäologischen Reste.673 124 n. Chr. erhob Kaiser Hadrian als Provinzstatthalter von Unterpannonien Carnuntum in den Rang einer Stadt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich ein großes Legionslager im östlichen Teil des heutigen Bad Deutsch-Altenburg und um dieses herum die Lagerstadt (canabae legionis). Am Ostrand des heutigen Ortes Petronell-Carnuntum befand sich ein Reiterlager (Auxiliarkastell). Die autonome Zivilstadt entstand ab der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. zweieinhalb Kilometer westlich von Legionslager und Lagerstadt entfernt. Von dieser Zivil- stadt wurde ein kleiner Teil ausgegraben und heute im Archäologischen Park Carnuntum für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.674 Die ersten archäologischen Ausgrabungen fanden um 1850 statt, wobei es sich zu einem großen Teil um das Einsammeln von Funden handelte. In den 1960er-Jahren wurden die Aus- grabungen in der Zivilstadt von Carnuntum zunächst abgeschlossen. Um den BesucherInnen einen Eindruck von der antiken Bautechnik zu vermitteln, hat man die Mauerzüge restauriert, wodurch das Ruinenensemble zu einem Freilichtmuseum wurde, dem aber fachspezifische Erklärungen und eine öffentlichkeitswirksame Präsentation fehlten. 1988 beschloss die Niederösterreichische Landesregierung, einen Archäologischen Park einzurichten, um den Ausgrabungsplatz für die Öffentlichkeit attraktiver zu machen. Damit wurde der Park begrün- det, der heute besteht.675 Zum Archäologischen Park Carnuntum gehören drei Standorte: das Freilichtmuseum Petronell mit dem Amphitheater der großen Therme/Palastruine und dem Heidentor, das Amphitheater Bad Deutsch-Altenburg und das Museum Carnuntinum. Ein kleiner Ausschnitt des südöstlichen Bereichs der Zivilstadt wurde rekonstruiert und veranschaulicht im Frei- lichtmuseum die innerstädtische Bebauungsstruktur von Carnuntum. Neben drei gepflasterten Straßen und Teilrekonstruktionen von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden wurden seit 2005 weitere Rekonstruktionen am Originalstandort als 1:1-Modelle erstellt, die auf den archäolo- gischen Befunden basieren. Die Arbeiten erfolgten dabei unter Anwendung antiker Bautech- niken mit nachgebauten antiken Werkzeugen der Stein- und Holzbearbeitung. Dadurch konn- ten Aussagen über Statik, Platzbedarf, Bauzeit sowie die für den Bauherrn anfallenden Kosten getroffen werden.676 Rekonstruiert wurden ein prächtiges Stadtpalais (Villa urbana), eine Therme, ein Haus der Carnuntiner Mittelschicht (Haus des Lucius) und ein Wohnhaus mit

673 Humer 2011, 25. 674 Humer 2011, 26–29. 675 Pacher 2008. 676 Humer 2011, 31 f. 112

Mosaik (Domus Quarta).677 Die Innenräume der Gebäude wurden nach archäologischen Befunden ausgestaltet und mit typischen Einrichtungsgegenständen der Römerzeit möbliert. Auch die Wasserbecken und die Wasserleitungstechnik wurden funktionstüchtig ausgeführt.678 Der Archäologische Park Carnuntum erfüllt wissenschaftliche, museologische, aber auch wirtschaftliche Aufgaben. Ein zentrales Anliegen des Parks besteht darin funktionstüchtige Rekonstruktionen römischer Gebäude zu erstellen. Durch die gezielte Inszenierung wird das Einzigartige von Kulturdenkmälern im Allgemeinen verständlich gemacht. Der Einsatz multimedialer Techniken sowie eine durchgehende Dramaturgie ermöglichen ein Erlebnis mit allen Sinnen. Zum facettenreichen Vermittlungsangebot zählen etwa „Zeitreiseführungen“. Authentisch gekleidete DarstellerInnen einer historisch möglichen, aber fiktiven Handlung lassen dabei die TeilnehmerInnen interaktiv am Geschehen teilhaben. Für Schulklassen aller Altersstufen wurden eigene Kulturvermittlungsprogramme erstellt, wobei zwischen Führun- gen zu bestimmten Themenschwerpunkten, Abenteuerprogrammen und Aktivprogrammen gewählt werden kann. Im Sommer gibt es für Kinder auch Projekttage und Sommercamps, um das römische Leben auf spielerische Art und Weise kennenzulernen. Auch für Vereins- und Betriebsausflüge sowie SeniorInnenreisen gibt es zielgruppenspezifische Angebote. Gut be- worbene Veranstaltungen wie etwa das jährlich stattfindende Römerfest oder Gladiatoren- kämpfe machen Carnuntum zu einem archäologischen Aushängeschild für die Darstellung der Römerzeit in Österreich.679 Die wissenschaftliche Leitung des Parks obliegt dem Land Niederösterreich, das für alle For- schungsprojekte verantwortlich ist. Die jeweils aktuellen Funde und Befunde dienen als Grundlage für die museale Präsentation. Für die Öffentlichkeitsarbeit, Bewerbung und die Kulturvermittlung ist ein eigener Betrieb zuständig, die „Archäologische Kulturpark Nieder- österreich Betriebs GmbH“680

In der Steiermark gibt es bis dato noch keinen Archäologischen Park, obwohl die oben ange- führten Beispiele zeigen, dass und wie so etwas funktionieren kann. Die steirische Region, die sich meiner Meinung nach für die Einrichtung eines Archäologischen Parks zur Römerzeit bestens eignen würde, ist die Gegend rund um die ehemalige Stadt Flavia Solva im Bezirk

677 Vgl. Archäologische Kulturpark Niederösterreich Betriebsgesellschaft m.b.H. o. J. 678 Humer 2011, 31 f. 679 Pacher 2008. 680 Schmidt 2000, 60. 113

Leibnitz. Mit den regionalen Einrichtungen wie der Römersteinsammlung Schloss Seggau681, der römischen Villa Retznei682, dem Tempelmuseum am Frauenberg683, dem Römermuseum Flavia Solva684 und dem Römerzeitlichen Museum Ratschendorf685 gibt es bereits eine beste- hende museale Infrastruktur. Letztendlich ist es aber wie im Fall von Niederösterreich eine Entscheidung der öffentlichen Hand, ob die bestehende Möglichkeit, einen Archäologischen Park einzurichten, genutzt wird oder nicht.

6.5 Themenweg Wer auf Themenwegen oder Lehrpfaden wandert, dem offenbart sich die umgebende Natur und Kultur aus verschiedensten Blickwinkeln. Themenwege bieten auf bestimmte Ausschnitte hin zentrierte Ein- und Ausblicke in die umgebende Natur- und Kulturlandschaft und bringen den BesucherInnen die Natur, die Kulturgeschichte, aber auch sich selbst ein Stück näher. In Österreich bieten eine große Zahl dieser Wege Information, Erlebnis, Unterhaltung, Erholung und Landschaftsgenuss in einem.686 Themenwege sind von ihrer Anlage her mit Lehrpfaden gleichzusetzen. Allerdings werden sie im Gegensatz zu den Lehrpfaden zumeist aus regionalwirtschaftlichen Gründen errichtet, d.h. um ländliche, strukturschwache Regionen mit einer neuen Attraktion zu bereichern, damit diese im Wettstreit der Regionen, der Ballungsräume begünstigt, bestehen können. Themen- wege sind daher Werkzeuge der Regionalentwicklung, die auf die kulturellen und kultur- historischen Besonderheiten einer Region aufmerksam machen.687 Sie werden laut B. Hey durch einen festgelegten Weg, eine bestimmte Anzahl an Stationen, eine klare Thematik, den Charakter der „Self-Guided-Tour“ und die Elemente Orientierung und Information charakterisiert.688 Die Idee zur Errichtung von informativen Wanderwegen stammt aus den USA. 1925 wurde im Palisade Interstate Park einer der ersten Naturpfade eröffnet, um SpaziergängerInnen zur Wahrnehmung der Natur zu erziehen. Bis in die 1960er-Jahre gab es in Europa nur wenige Themenwege. Erst mit dem zunehmenden Wohlstand der Gesellschaft und der vermehrten Nutzung des Waldes als Erholungsraum wurden in Deutschland, in der Schweiz und in Öster-

681 Siehe Kat. Nr. 60. 682 Siehe Kat. Nr. 61. 683 Siehe Kat. Nr. 63. 684 Siehe Kat. Nr. 67. 685 Siehe Kat. Nr. 99. 686 Eder – Arnberger 2007, 11–21. 687 Eder – Arnberger 2007, 55. 688 Hey 1993; siehe jetzt auch Eder – Arnberger 2007, 55. 114

reich weitere Lehrpfade eingerichtet. Zunächst nur der Natur und dem Wald gewidmet, er- weiterte sich das Spektrum der präsentierten Themen, je mehr Pfade es gab.689 Das Erscheinungsbild der Lehrpfade war in der Anfangszeit nahezu einheitlich, es gab aus- schließlich einzelne Informationstafeln. Mit dem Gedanken, die BesucherInnen mittels „learning by doing“ aktiv einzubinden, wurden zunächst interaktive Lehrpfade eingerichtet, auf die sensorische folgten. Auch die Beweggründe, einen Lehrpfad einzurichten, haben sich im Laufe der Zeit verändert. Ursprünglich stand die Umweltbildung im Vordergrund. Heute gilt es, die Besonderheit einer Region darzustellen und sowohl für Touristen als auch für die lokale Bevölkerung Unterhaltungs-, Informations- und Erholungsangebote zu schaffen. Dieser Wandel der Motive spiegelt die Veränderung der Gesellschaft zu einer Informations-, Wis- sens- und Erlebnisgesellschaft wider, die etwas über ihre Heimat oder Urlaubsregion erfahren möchte. Als ökonomisches Instrument werden kulturorientierte Themenwege nicht nur von touristisch geprägten Gemeinden, sondern auch vom Regionalmanagement aus Gastwirten, Firmen oder religiösen Einrichtungen errichtet. Sie können unter anderem dazu genutzt wer- den, BesucherInnen gezielt zu Gastronomiebetrieben, Verkaufsstellen oder anderen touristi- schen Einrichtungen wie Museen hinzuführen oder sie zumindest darauf hinzuweisen.690 Für Themenwege gibt es drei unterschiedliche Vermittlungsmethoden: Die beschreibende Vermittlung erklärt Inhalte anhand von Texten, Fotos, Grafiken und Diagrammen und kommt heute nach wie vor am häufigsten vor. Bei einer interaktiven Vermittlung müssen die Besu- cherinnen selbst aktiv werden, um zu gewissen Informationen zu gelangen. Die sensorische Vermittlung wiederum ermöglicht ein ganzheitliches, emotional geprägtes Erleben mit allen Sinnen, das eine bewusste Körperwahrnehmung oder eine vertiefte Umwelterfahrung möglich macht, weshalb die Inhalte besser im Gedächtnis bleiben.691 Der Einsatz verschiedener Medien eröffnet einen großen Gestaltungsspielraum: Sie können als Informationsträger dienen (Schilder, Broschüren, Walkman), die Besucher zum aktiven Tun auffordern (Drehwürfel, Steckspiele, Klapptafeln), dabei helfen, den Blick zu fokussieren oder etwas genauer sichtbar zu machen (Fernrohre, Lupen, Bilderrahmen), sie können un- gewöhnliche Blickperspektiven eröffnen (Spiegel, Fenster, Aussichtstürme), zum Einsatz verschiedener Sinnesorgane durch Tastboxen, Duftstationen, Lauschinseln, Balancierbalken, Barfußpacours einladen oder nur punktuell sichtbare bzw. länger andauernde Prozesse modellhaft darstellen (Tier-, Pflanzen oder Landschaftsmodelle). Welche Medien verwendet werden, ist vor allem von der Zielgruppe abhängig, die mit dem Themenweg erreicht werden

689 Eder – Arnberger 2007, 23–25. 690 Eder – Arnberger 2007, 26–29. 691 Eder – Arnberger 2007, 34. 115

soll. Wichtig ist aber, dass sie Hilfsmittel bleiben, damit das eigentliche Thema bzw. Origi- nalobjekt nicht in den Hintergrund rückt.692 Die Informationstafel ist das am häufigsten eingesetzte Medium. Ihre Herstellung, Montage und Wartung ist im Vergleich zu interaktiven oder sensorischen Stationen oder Schauobjekten verhältnismäßig einfach und billig. Mit ihr können komplexe Inhalte und Zusammenhänge gut beschrieben und bildlich dargestellt werden. Oft kommt es aber vor, dass solche Tafeln mit Informationen überladen werden, was sie unübersichtlich macht und ihr allgemeines An- sehen beeinträchtigt hat.693 Es gibt auch Themenwege wie etwa den Naturlehrpfad Obere Lobau in Wien, bei denen die Stationen nur durch Nummern oder Symbolpflöcke gekennzeichnet sind und auf dem Weg eine Broschüre, die beispielsweise interaktive Anregungen, Quiz- und Beobachtungs- aufgaben, Spielvorschläge oder Malvorlagen enthält, als eigenständiges Medium mitgenom- men werden muss. Das hat den Vorteil, dass man für unterschiedliche Zielgruppen auch unterschiedliche Broschüren erstellen kann, ohne etwas am Themenweg ändern zu müssen.694 Interaktive Installationen lassen die BesucherInnen selbst aktiv werden, wodurch sich Gele- senes besser im Gedächtnis verankert. Meist wird den BesucherInnen eine Frage gestellt, de- ren Antwort sie eigenständig finden müssen. Durch Klappen, Drehen, Stecken, Blättern, Drü- cken u.Ä. erfahren sie schließlich, ob ihre Antwort richtig ist. Sensorische Installationen sind z.B. Lauschinseln, Duftblumen oder Summsteine.695 Die meisten Themenwege sind selbsterklärend. Allerdings bieten zahlreiche Lehrpfad- betreiber auch Führungen an, wodurch sie auf spezielle Interessen eingehen und auftretende Fragen sofort beantworten können.696 Ein Rucksack oder Koffer kann mit Hilfsmaterialien wie etwa Lupe, Maßband, Bestim- mungsbüchern oder Mappen mit Arbeitsaufgaben gefüllt sein. Meist sind die dafür ausgeleg- ten Pfade wie eine Rätselralley gestaltet und bieten interaktive und sensorische Erlebnisse.697 Walkman, Mobiltelefon, Taschencomputer oder GPS-Gerät sind bei Themenwegen bis- lang noch selten genutzte Medien, werden aber in Zukunft bestimmt verstärkt zum Einsatz kommen. Für Museumstouren ist der Einsatz dieser Geräte bereits üblich. Als elektronische Wanderführer bieten sie zahlreiche Vorteile. Man kann neben Text sehr viel mehr grafische und akustische Informationen speichern, deren Umfang die BesucherInnen selbst bestimmen,

692 Eder – Arnberger 2007, 35. 693 Eder – Arnberger 2007, 35 f. 694 Eder – Arnberger 2007, 37. 695 Eder – Arnberger 2007, 38. 696 Eder – Arnberger 2007, 41 f. 697 Eder – Arnberger 2007, 42. 116

und die Inhalte können rasch und kostengünstig aktualisiert werden. Mit diesen Medien er- reicht man auch schwer für die Natur zu begeisternde Zielgruppen.698 Modelle, Nachbildungen oder Exponate werden dann eingesetzt, wenn die Originalobjekte nicht oder nur begrenzt sichtbar sind. Beispielsweise können Gesteinsproben auf einem Geo- logiepfad auf das Aussehen gewisser Gesteinsarten aufmerksam machen und diese Steine können berührt werden. Jedes Medium hat seine Stärken und Schwächen, weshalb es vorteil- haft ist, die unterschiedlichen Formen sehr überlegt einzusetzen.699 Ein Problem mit Lehrpfaden besteht darin, dass es keine Besucherzählungen gibt, so dass man über das Interesse an den jeweiligen Themen, die Wünsche, Motive und Erwartungshaltungen nur bedingt Informationen gewinnen kann, was eine Anpassung der Einrichtung im Hinblick auf die Attraktivität und Besucherfreundlichkeit erschwert.700 Eine weitere Schwierigkeit ist, dass es mit dem ersten Schritt, der Einrichtung eines Themenweges, nicht getan ist. Vor allem bei der Finanzierung muss die laufende Pflege und notwendige Aktualisierung einkalkuliert werden, sonst verfallen die Themenwege und fristen schließlich als „Ruinen“ ihr Dasein. Viele Lehrpfade aus der Anfangszeit, aber auch neuere traf dieses Schicksal, das in der öf- fentlichen Wahrnehmung kein gutes Licht auf die Lehrpfadidee wirft.701

Erst vor kurzer Zeit, im Sommer und Herbst 2012, wurden als bildungstouristisches Angebot die Steirischen Literaturpfade des Mittelalters eröffnet. Ein Projektteam am Institut für Germanistik der Karl-Franzens-Universität Graz unter der Leitung von Wernfried Hofmeister konzipierte acht Themenwege zu acht verschiedenen Texten bzw. Textsammlungen aus der steirischen Literatur des Mittelalters. Jeder Pfad verfügt über eine Orientierungsstation an einer zentralen Stelle und 6–8 Erzählstationen, an denen die Texte, die immer im Zusammen- hang mit dem jeweiligen Schauplatz stehen, mit kurzen Kommentaren bzw. Impulsgedanken präsentiert werden. Jede Erzählstation ist individuell gestaltet und passt sich dem Text, dem Bildschmuck und der Umgebung des Standortes an. Das Design der Orientierungs- und Er- zählstationen wurde in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Joanneum entworfen702. An allen Schauplätzen findet man auch QR-Codes, die mit internetfähigen Mobiltelefonen gele- sen werden können und die das Abrufen von vorgelesenen Textausschnitten, Musikbeispielen, Bildern oder weiteren Textinformationen ermöglichen. Träger dieses Projekts ist der Uni-

698 Eder – Arnberger 2007, 43. 699 Eder – Arnberger 2007, 44.. 700 Eder – Arnberger 2007, 61. 701 Vgl. Eder – Arnberger 2007, 24. 702 Zum gestalterischen Konzept der Steirischen Literaturpfade siehe Zifko 2011. 117

versitätsverein „Steirische Literaturpfade des Mittelalters“, der für die Errichtung, Bewer- bung, Erhaltung und Erweiterung der Literaturpfade verantwortlich ist.703 Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurden 19 steirische Themenwege erfasst. Alle entsprechen den oben genannten Merkmalen eines Themenweges nach B. Hey704. In den meisten Fällen handelt es sich um einen Einzelweg, der durch ein oder mehrere Gemeindegebiete führt, selbsterklärende Informationsstationen und ein Leitsystem mit Hinweistafeln hat. Viele Wege wurden auch als Rundweg konzipiert wie etwa der Archäologische Rundweg am Ring- kogel705. Es befinden sich darunter aber auch Themenwege, die mehrere Wegvarianten anbie- ten, beispielsweise der Kulturwanderweg im Kulturpark Hengist706 oder der Archäologische Wanderweg St. Martin im Sulmtal707. Acht der erfassten Themenwege widmen sich schwerpunktmäßig archäologischen Inhalten. Dazu zählen der Archäologische Wanderweg St. Martin im Sulmtal,708 die Straße der Archäologie,709 der Archäologische Rundweg am Ringkogel,710 der Archäologische Wander- weg von Großklein nach Gleinstätten,711 der Archäologische Wanderweg zur prähistorischen Höhensiedlung auf dem „Hoarachkogel“,712 der Archäologische Wanderweg vom Römer- museum Flavia Solva zur Römersteinsammlung Schloss Seggau,713 der Archäologische Wanderpfad Rössing zur spätantiken Rückzugssiedlung auf der Knallwand714 und der Ur- geschichtliche Wanderweg auf den Dietenberg715. Auf allen genannten Wegen befinden sich auch archäologische Befunde, die von den BesucherInnen besichtigt werden können. Daneben gibt es Themenwege, die sich speziellen historischen Themen widmen, wie etwa der Kelten- weg rund um die Pötschen716 und Themenwege, die neben kulturhistorischen, geologischen, biologischen oder technischen auch archäologische und historische Inhalte vermitteln. Dazu zählt beispielsweise der Natur-Kultur-Archäologie-Weg Spielfelder Weingärten717. Auffallend ist, dass alle besuchten Themenwege als Trägermedium nur die Informationstafel einsetzen, die auf verschiedenste Weise gestaltet und mit mehr oder weniger Text- und

703 Hofmeister – Hofmeister 2012; vgl. Hofmeister – Hofmeister 2014. 704 Hey 1993. 705 Siehe Kat. Nr. 47. 706 Siehe Kat. Nr. 58. 707 Siehe Kat. Nr. 11. 708 Siehe Kat. Nr. 11. 709 Siehe Kat. Nr. 30. 710 Siehe Kat. Nr. 47. 711 Siehe Kat. Nr. 56. 712 Siehe Kat. Nr. 65. 713 Siehe Kat. Nr. 68. 714 Siehe Kat. Nr. 81. 715 Siehe Kat. Nr. 111. 716 Siehe Kat. Nr. 3. 717 Siehe Kat. Nr. 64. 118

Bildinformation ausgeführt sein kann. Interaktive oder sensorische Vermittlungsangebote sind selten. Über interaktive Elemente verfügt beispielsweise der Archäologische Wanderweg St. Martin im Sulmtal718, der zwar auch mit Schautafeln gestaltet ist, bei dem aber in der Begleit- broschüre darauf aufmerksam gemacht wird, dass Wegweiser ohne Schautafelnummer die BesucherInnen dazu einladen, archäologische Relikte im Gelände selbst zu entdecken.

6.6 Museum – Ausstellung – Sammlung Die Vermittlungsform des Museums gibt es in ihrer gegenwärtigen Form seit rund 200 Jah- ren.719 Ziel eines Museums ist es, Gegenstände der Zeitgeschichte fachgerecht und dauerhaft aufzubewahren und für BesucherInnen zugänglich zu machen. Im Gegensatz zu Archiven, Magazinen und Depots besteht die Aufgabe vor allem darin, die Musealien für BesucherInnen aufzubereiten und zu präsentieren. Dafür nutzen Museen Dauer- oder Wechselausstellungen. Museumsbestände, die gerade nicht präsentiert werden, sind meist in Depots aufbewahrt. Die Anhäufung bzw. Gesamtheit der zusammengetragenen Gegenstände, die etwas gemeinsam haben, nennt man eine Sammlung. Ein Museum ist also auf der einen Seite der Ort, an dem eine Sammlung aufbewahrt wird, und auf der anderen Seite der Ort für die Zur-Schau-Stellung der Objekte.720 Die Ansprüche an Museen ändern sich im Laufe der Zeit sehr stark und sind von den an sie gerichteten gesellschaftlichen Anforderungen abhängig. Das moderne Museum versteht sich als öffentlicher Ort der Information, des Gesprächs und der Meinungsbildung. Es zeigt, dass es keine Gegenwart und Zukunft ohne Vergangenheit gäbe, und versucht damit gleichzeitig die Notwendigkeit von Museen zu legitimieren.721 Die Funktionen eines modernen Museums finden sich in der Begriffsdefinition des internationalen Museumsrats (ICOM): „Das Museum ist eine gemeinnützige, ständig der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zu Studien-, Bildungs- und Unter- haltungszwecken materielle Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschafft, bewahrt, erforscht, bekannt macht und ausstellt.“722 Dieser Museumsrat, dessen Mindeststandards heute weltweit formal anerkannt sind,723 ist der größte Interessensverband von Museumseinrichtungen. Seine Vorgaben sind verbindlich, je-

718 Siehe Kat. Nr. 11. 719 Waidacher 2005, 14. 720 Beusing 2011, 10 f. 721 Beusing 2011, 11 f. 722 Deutscher Museumsbund – ICOM-Deutschland 2006, 6. 723 Deutscher Museumsbund – ICOM-Deutschland 2006, 8. 119

doch nicht bindend. Folgende acht Statuten definieren die Mindeststandards einer qualitäts- vollen Museumsarbeit, die durch nationale Fachgruppen weiter spezifiziert werden können: 1. Museen bewahren, zeigen, vermitteln und fördern das Verständnis für das Natur- und Kulturerbe der Menschheit. 2. Museen, die Sammlungen unterhalten, bewahren diese treuhändisch zum Nutzen und zum Fortschritt der Gesellschaft. 3. Museen bewahren elementare Zeugnisse zur Gewinnung und Erweiterung von Wissen. 4. Museen schaffen Voraussetzungen für die Wertschätzung, das Verständnis und die Förderung von Natur- und Kulturerbe. 5. Museen verfügen über Mittel, die weitere öffentliche Dienstleistungen und Vorteile ermöglichen. 6. Museen arbeiten sowohl mit den Gemeinschaften, aus denen ihrer Sammlungen stam- men, als auch mit denen, welchen sie dienen, eng zusammen. 7. Museen halten sich an Recht und Gesetz. 8. Museen arbeiten professionell. Diese Statuten bemühen sich, auf die vielfältigen Museumsformen Rücksicht zu nehmen. Das zweite Statut etwa ist so formuliert, dass der Besitz einer Sammlung nicht mehr ein notwendi- ges Kriterium ist, um ein Museum als solches bezeichnen zu können.724 In Bezug auf den Einsatz von Originalobjekten, die zentral für die Authentizität eines Museums sind,725 gibt es heute eine erkennbar andere Haltung. Nach den Beobachtungen von Ruth Beusing726 rückt bei der musealen Präsentation archäologischer Inhalte immer mehr das Symbolische und Spezielle in den Vordergrund und ausgewählte Inhalte werden medial auf- bereitet, wobei scheinbar das Original in den Hintergrund rückt und nur noch zur Veran- schaulichung von Zusammenhängen dient.727 Im Rahmen der Wissens-, Kultur-, Meinungs- und Sinnvermittlung spielt die Archäologie eine wesentliche Rolle, nicht zuletzt in Museumspräsentationen, obwohl die Mechanismen, die zu diesem Prozess beitragen, noch kaum erforscht sind. Manche ArchäologInnen sind der fälschlichen Meinung, dass Ausstellungen nur für einen kleinen Bevölkerungsteil relevant sind und keine Bedeutung für die Forschung haben728. In der heutigen Gesellschaft werden Museen aber als bildungsorientierte Freizeiteinrichtungen wahrgenommen729 und müssen beide Funktionen erfüllen, wenn sie erfolgreich sein wollen. Für den Bildungsauftrag ist es notwendig, sich sorgfältig an den neuesten Forschungserkenntnissen zu orientieren, etwa bei

724 Beusing 2011, 14. 725 Vgl. Waidacher 2005, 16; Waidacher 1999, 170 f. 726 Beusing 2011, 19. 727 Beusing 2011, 19. 728 Siehe dazu auch das Kapitel „Archäologie und Öffentlichkeit. Öffentliches Interesse an der Archäologie“. 729 Beusing 2011, 121. 120

der Auswahl der Objekte, der Recherche für die Ausstellungstexte oder beim Einsatz mög- lichst authentischer Reenactment-Gruppen bei Spezialveranstaltungen.730 Die Menschen der heutigen Zeit erwarten bei einem Museumsbesuch meist mehr als nur die Bereitstellung von authentischen Objekten, da ihre Fähigkeit, sich konzentriert auf einzelne Objekte einzulassen, in einer Welt voller Bilder abgenommen hat. Erfolgreich sind Museen, die sich als lebendige, mehrdimensionale Kommunikationsorte verstehen und zugleich Raum für eine beschauliche Betrachtung, Entspannung, schöne Erlebnisse, gute Unterhaltung und Bildung bieten. Das Gelingen hängt auch davon ab, ob die Objekte auch an Menschen ohne Vorbildung sinnentsprechend vermittelt werden und ob die Öffentlichkeitsarbeit alle Ziel- gruppen erreicht, was sich während laufender Ausstellungen durchaus immer wieder messen und feststellen lässt.731 Einige neu errichtete archäologische Museen in Deutschland erfüllen die heute an Museen gestellten gesellschaftlichen Anforderungen und erlebten daher einen großen Besucher- zustrom. Dazu gehören etwa das Neanderthal Museum (eröffnet 1996), das Varusschlacht- Museum Kalkriese (eröffnet 2002) oder die Arche Nebra (eröffnet 2007). Jährlich zählen diese Museen um die hunderttausend BesucherInnen. Sie machen durch ihre außergewöhnli- che Architektur, das moderne Ausstellungsdesign sowie durch ihr sinnstiftendes Ausstel- lungskonzept, das sich im Gegensatz zu den früher dominierenden chronologischen Aufstel- lungen wie ein roter Faden durch die Präsentation zieht, auf sich aufmerksam. R. Beusing732 beobachtete, dass sich immer mehr deutsche Museen von den herkömmlichen schaukasten- zentrierten und belehrenden musealen Präsentation vergangener Zeiten lösen. Daneben beste- hen aber weiterhin alte und neue Ausstellungen dieses Typs.733 In den letzten Jahrzehnten veränderte sich das Verhältnis der Museen zu ihren BesucherInnen deutlich. Innerhalb der Gesellschaft besteht wohl der Wunsch nach freizeitorientierten, popu- larisierten Angeboten, was aber nicht ausschließt, dass ein Museum die BesucherInnen zur Reflexion anregt statt ausschließlich zum Konsum. Das gelingt, wenn zum Beispiel der Kon- struktionscharakter der Darstellung und widersprüchliche Meinungen und Interpretationen erkennbar sind als Teil der „Multiperspektivität“ historischer Ereignisse und nicht nur die Erklärungsversuche präsentiert werden, die dem vermeintlich „allgemeinen“ Erkenntnis-

730 Traxler 2009, 16 f.; Zur Erfassung, Restaurierung und Präsentation archäologischer Funde in Museen siehe: Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern 2007. 731 Mandel 2008, 85 f. 732 Beusing 2011, 8. 733 Beusing 2011, 8. 121

interesse am ehesten entspricht. Fragen eines großen Publikums sind genauso relevant wie rein wissenschaftliche Fragestellungen.734 Auch das 2009 eröffnete Archäologiemuseum Schloss Eggenberg735 in der Steiermark setzt ein neues Ausstellungskonzept um, das von der gängigen chronologischen Aufstellung ab- weicht, das die Unsicherheit unserer zeitbedingten Interpretationen bewusst macht sowie die BesucherInnen dazu anregen möchte, sich ausgehend von den Ausstellungsobjekten grund- legende Fragen des menschlichen Lebens zu stellen.736 Für die Fachwelt handelt es sich dabei bestimmt um eine diskussionswürdige Präsentation. Die Besucherzahlen von 14.643 BesucherInnen im Jahr 2010737 zeigen aber, dass diese Form der Präsentation sehr gut ange- nommen wird. Die Mittel der musealen Kommunikation sind Präsentation und Interpretation. Für die Ge- staltung einer musealen Präsentation gibt es zahlreiche Mittel – von der Beleuchtung bis zum Textdesign –, die einander in ihrer Wirkung beeinflussen.738 Alle nicht-präsentierenden Kom- munikationsformen gelten als Interpretation, die notwendig ist, da die ausgestellten Objekte allein nicht alle Kommunikationsebenen abdecken können.739 Die Interpretation ermöglicht Einsichten, ist aber freiwillig und vom Interesse der RezipientInnen abhängig. Ihren Ausdruck findet sie in Form von Programmen und Publikationen. Unter „Programm“ ist die persönliche Vermittlung zu verstehen, beispielsweise in Form von Führungen und Rund- gängen.740 Texte, Objektvitrinen, elektronische Medien,741 Rekonstruktionen, Modelle, Inszenierungen und interaktive Ausstellungselemente können als Medien der Vermittlung742 dienen. Die meisten Museen der Steiermark bieten ihren BesucherInnen zumindest eine persönliche Vermittlung in Form von Führungen an. Weitere häufig angewandte Vermittlungsmethoden sind Workshops, Schulprogramme, Multiplikatorenprogramme, geführte Wanderungen, Vor- träge und Kurse. Diese Angebote werden in der Steiermark nur zu einem geringen Teil von dafür geschulten Personen wie etwa MuseumspädagogInnen oder KulturvermittlerInnen durchgeführt. Meist sind angelernte Laien für die Vermittlung zuständig, zum Beispiel in ei-

734 Beusing 2011, 138. 735 Siehe Kat. Nr. 22. 736 Hebert 2009b, 322 f. 737 Rieser 2010, 15. 738 Waidacher 2005, 163. 739 vgl. Waidacher 2005, 177. 740 Waidacher 2005, 121. 177–184. 741 Waidacher 1999, 477 f. 742 Vgl. Beusing 2011, 152–168. 122

nem Verein tätige LehrerInnen, die über die didaktischen und pädagogischen Grund- kenntnisse verfügen, die dafür notwendig sind. Da zwar Geschichte ein Schulunterrichtsfach ist, nicht aber die Archäologie, gibt es für Letz- tere keine institutionalisierte Fachdidaktik für eine fachspezifische Erforschung und Anwen- dung der Theorien des Lehrens und Lernens.743 Man muss also auf die Erkenntnisse der Museumsdidaktik zurückgreifen, will man archäologische Museen und Präsentationen als kulturgeschichtliche Plattformen für lebenslanges Lernen einrichten. Aus der Didaktik der Geschichtswissenschaft kommen die Ansätze für eine kritische Auseinandersetzung mit dem historischen Material, um zeitgebundene und subjektive Interpretationen als solche sichtbar zu machen.744 Innerhalb der Steiermark gibt es zahlreiche kleine und große Museen und Sammlungen. Eines der größten Museen ist das Universalmuseum Joanneum745 mit seinen zehn Abteilungen, die 2011 im Zuge einer Neustrukturierung746 gebildet wurden. Die Sammlung des Universal- museums Joanneum befindet sich im Besitz des Landes Steiermark, ebenso ein Großteil der Objekte aus anderen steirischen Museen und Sammlungen,. Gemeinsam werden sie als „Sammlung Steiermark“ bezeichnet, die auch eine große Zahl von archäologischen Fund- stücken umfasst. Zu dieser landesweiten Sammlung gehören unter anderem Museen, deren thematischen Schwerpunkt archäologische Inhalte bilden, wie beispielsweise das Tempel- museum747 am Frauenberg oder das römerzeitliche Museum Ratschendorf748. Damit das Land den Überblick über seine Sammlungen behält und um die wissenschaftliche Qualität der Präsentationen nach den ICOM-Standards749 zu gewährleisten, wurde das Museumsforum Steiermark750 eingerichtet. Es hat als Servicestelle am Universalmuseum Joanneum die Aufgabe, die regionalen Museen und Sammlungen in ihrer Arbeit zu unter- stützen und fachlich zu beraten. Als Schnittstelle zur Kulturabteilung des Landes (A9, Kultur, Europa, Außenbeziehungen) bietet es neben einer fachlichen Beratung auch Informationen über Förderungen an.751 Das Museumsforum ist also das Bindeglied zwischen dem Universal- museum, anderen steirischen Museen und Sammlungen und der Landesregierung. Darüber

743 Beusing 2011, 136 f. 744 Beusing 2011, 137. 745 Siehe dazu das Kapitel „Vom kulturellen Gedächtnis über die archäologische Forschung zur Denkmalpflege. Geschichte des Universalmuseums Joanneum“. 746 Vgl. Pakesch – Muchitsch 2011. 747 Siehe Kat. Nr. 63. 748 Siehe Kat. Nr. 99. 749 Vgl. Deutscher Museumsbund – ICOM-Deutschland 2006. 750 Die Informationen zum Museumsforum Steiermark entstammen zum größten Teil einem Gespräch der Autorin mit Mag. Gabriele Wolf (Museumsforum Steiermark) am 19.04.2013. 751 MUSIS und ARIS 2012c. 123

hinaus werden Kooperationen mit Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtun- gen in Form von Projekten, Lehrveranstaltungen oder Diplomarbeiten angeregt. Die zentrale Anlaufstelle des Museumsforums befindet sich im Grazer Volkskundemuseum und die zuständige Person ist Frau Mag. Gabriele Wolf. Ihre Aufgaben bestehen darin, das oben genannte Netzwerk zu pflegen und sich um ein landesweites Museumskonzept zu be- mühen. Sie bietet den einzelnen Einrichtungen einen Leitfaden für Museumskonzepte an, bringt Ideen und regt zum Weiterdenken an. Die Erstellung und Umsetzung eines Konzepts erfolgt dann durch die verantwortlichen Träger der jeweiligen Einrichtungen. Gabriele Wolf informiert nicht nur die Museen über Fördermöglichkeiten, sondern berät umgekehrt auch die Landeskulturabteilung bei der Planung der Landesförderungen auf der Grundlage der Bedürf- nisse der kontaktierten Einrichtungen. Als Institution besteht das Museumsforum seit 1998. In weiterer Zukunft wird die Kooperation zwischen den Kultureinrichtungen einer Region immer wichtiger werden, denn es zeigt sich deutlich, dass isolierte Projekte im Sterben begrif- fen sind. Mehrere Einrichtungen wie etwa Stadtmuseen und Heimatmuseen können z.B. ge- meinsam Projekte einreichen, eine gemeinsame Zukunftsvision anstreben und die Öffentlich- keitsarbeit und Vermittlungstätigkeit gemeinsam planen, durchführen und die dafür nötigen Arbeitsaufgaben untereinander aufteilen.752 Zwei Beispiele für eine solche Kooperation in der Steiermark sind der Museumsverband Steirische Eisenstraße und der Verein MUSIS. Der „Museumsverband Steirische Eisenstraße“ bei Leoben ist mittlerweile innerhalb und außerhalb der Region zu einem Vorzeigeprojekt geworden durch die gelungene Zusammen- arbeit und die dabei entstandenen Synergien. Gefördert wird das Projekt von LEADER, einer Initiative der Europäischen Union zur Entwicklung des ländlichen Raumes. 13 regionale Mu- seen haben anhand eines gemeinsamen Konzepts ein Netzwerk gebildet, das die Qualitäts- sicherung in den Museen, ein gemeinsames Marketing und gemeinsame Ausstellungen si- chern soll. In den letzten Jahren ist es gelungen, die Museen an der Eisenstraße zu Schwer- punktmuseen auszubauen, gemeinsame Veranstaltungen zu planen und durchzuführen und auf diese Weise den Tourismus zu fördern.753 Die Eisenindustrie (Erzabbau und Verhüttung) sind die inhaltlichen Schwerpunkte, und in Zukunft wird es auch für andere Regionen wichtig werden, für ihre Museen und die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeit inhaltliche Schwer- punkte zu setzen.754

752 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Mag. Gabriele Wolf (Museumsforum Steiermark) am 19.04.2013. 753 Museumsverbund Betriebsges.m.b.H. o. J.; Museumsverbund Betriebsges.m.b.H. 2012. 754 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Mag. Gabriele Wolf (Museumsforum Steiermark) am 19.04.2013. 124

Der Verein „MUSIS – Museen und Sammlungen in der Steiermark“ versteht sich als Interessensvertretung und ist um eine Vernetzung der Einrichtungen untereinander bemüht. Er bietet MuseumsmitarbeiterInnen Fortbildungen an und fachliche Beratung bzw. die Vermitt- lung von Fachleuten für Museen., Die Mitglieder des Vereins bemühen sich um eine Beglei- tung bei Projekten zur Professionalisierung der Museen, um gemeinsame Marketingaktionen wie ein Museumsportal oder einen gemeinsamen Folder, betreiben Lobbying bei öffentlichen Stellen, machen Öffentlichkeitsarbeit und fördern Publikationen. Eine Fachbibliothek sowie zahlreiche Informationen zum Museums- und Ausstellungswesen ergänzen das Angebot.755

Die 63 erfassten steirischen Einrichtungen, die als „Museum – Ausstellung – Sammlung“ kategorisiert wurden, bilden die größte Gruppe in meiner Datenbank. Mehr als die Hälfte aller Einrichtungen fallen unter diese Kategorie, weshalb es sinnvoll erschien, diese weiter zu untergliedern. Genauer spezifiziert gibt es in der Steiermark nun 18 Spezialmuseen (z.B. ar- chäologische Museen oder Themenmuseen), 10 Stadtmuseen (bzw. Regionalmuseen), 9 Kleinausstellungen, 4 Heimatmuseen, 4 Ausstellungen in einem Schauraum, 3 Freilicht- museen, 3 Ausstellungsbetriebe und 12 weitere Museen ohne genauere Spezifizierung. Bei den Ausstellungen handelt es sich nicht um Ausstellungen innerhalb eines Museumsbetriebes, sondern meist um kleinere Präsentationen in eigens dafür geschaffenen Schauräumen, die unabhängig von einem Museum sind und meist im Anschluss an Ausgrabungen in einem öf- fentlichen Gebäude eingerichtet wurden, um in der lokalen Bevölkerung ein Bewusstsein für das regionale kulturelle Erbe zu schaffen. Eine ähnliche Funktion wie die Ausstellungen er- füllen die Kleinausstellungen, die jedoch über keinen eigenen Ausstellungsraum verfügen. Es handelt sich dabei meist um einzelne Objektvitrinen mit ausgestellten Ausgrabungsfunden und einer erklärenden Informationstafel in stark frequentierten öffentlichen Einrichtungen wie z.B. die Ausstellung archäologischer Funde aus den römerzeitlichen Hügelgräbern in der Flur „Himmelreich“756 im Gemeindeamt Werndorf oder in der Nähe gut besuchter öffentlicher Plätze wie etwa die archäologische Vitrine in der Grazer Davidgasse757. Diese „Klein- ausstellungen“ zählen zwar zur Einrichtungsart „Museum – Ausstellung – Sammlung“, wur- den aber ähnlich den Objekten im Freigelände erfasst und ausgewertet, da sie nicht wie Mu- seen und Ausstellungen über Vermittlungsangebote, Mitarbeiter usw. verfügen, sondern wie die Objekte im Freigelände zur eigenständigen Besichtigung und Auseinandersetzung einla- den möchten.

755 MUSIS o. J. 756 Siehe Kat. Nr. 35. 757 Siehe Kat. Nr. 14. 125

6.7 Römerstein – Römersteinsammlung (Lapidarium) Zahlreiche Gebäude der Steiermark, vor allem Kirchen, weisen eingemauerte Römersteine auf, die meist gut sichtbar angebracht sind, so dass man davon ausgehen kann, dass sie nicht nur für die Konstruktion verwendet, sondern auch nach außen hin präsentiert werden sollten. In diesem Kapitel sollen die Weiterverwendung von Römersteinen und Beispiele aus der Stei- ermark nur exemplarisch dargestellt werden, gibt es doch bereits eine Fülle von einschlägiger Literatur zu diesem Thema. In diesem Zusammenhang sei auf die ausführliche Publikation von Jasmin Wagner758, die Grundlagenwerke von Ekkehard Weber759 und Wilhelm Deuer760 oder auf den Artikel von Hebert und Christian761 verwiesen. Wie in den meisten Landschaften mit antiker Vergangenheit gab es auch in den ehemaligen römischen Provinzen Noricum und Pannonien bis weit ins Hochmittelalter ausgedehnte Ruinenfelder mit zum Teil erhaltene Großbauten, deren Substanz weiterhin genutzt oder in Form von sogenannten „Spolien“ anderweitig wiederverwendet wurde, etwa für Kirchen oder Privathäuser.762 Sie wurden oft gut sichtbar in die Außenmauern eingebaut.763 Eines der frühesten Beispiele einer absichtlichen Spolienverwendung außerhalb der Steiermark ist der Konstantinsbogen in Rom.764 Der Terminus „Spolie“ ist relativ weit gefasst. Zum einen ist darunter jedes wieder- verwendete Bauteil zu verstehen, unabhängig davon, wie es weiterverwendet wurde, ob es sichtbar oder verdeckt, verändert oder unbearbeitet in einen Bau integriert wurde. Auch die sogenannten „Bauspolien“, die als billiges und leicht zugängliches Baumaterial Verwendung fanden, zählen zu dieser Kategorie. Auf der anderen Seite gibt es die engere Definition, die in der Kunstgeschichte Anwendung findet. Demnach sind nur jene Stücke als Spolien zu be- zeichnen, die deutlich erkennbar aus anderen baulichen Zusammenhängen stammen und Ornamente, Reliefs, Aufschriften oder andere Formen künstlerischer Bearbeitung aufweisen. Bei Spolien in diesem engeren Sinn ist davon auszugehen, dass ihr Einbau zugleich als eine nach außen hin sichtbare Botschaft aufzufassen ist, etwa die Erinnerung an einen Vorgänger- bau, dessen Legitimation auf das neue Gebäude übertragen werden sollte. Die Versatzstücke konnten entweder für die Tradierung antiken Kulturguts oder aber für einen bewussten Neu- beginn stehen. Sie waren dadurch imstande, Denkmäler aufzuwerten oder herabzusetzen. Eine

758 Wagner 2001. 759 Weber 1969; siehe jetzt auch Wagner 2001. 760 Deuer 1982. 761 Hebert – Christian 2001. 762 Clemens 2003, 2 f. 15. 427. 763 Wagner 2001, 346. 764 Wagner 2001, 348 mit Anm. 15. 126

Herabsetzung stellen etwa Römersteine dar, die als heidnische Bauglieder in christlichen Kir- chen auf den Triumph des Christentums über das Heidentum hinweisen. In dieser Verwen- dung werden Spolien dem Wortsinn „Beutestück“ bzw. „Trophäe“ gerecht, das heißt, sie sind wie in römischer Zeit ein Teil der Beute, die dem besiegten Feind abgenommen und an Ge- bäuden, Plätzen oder Denkmälern des Siegers präsentiert wird. Auch die Verwendung als „Baureliquie“ war möglich. Teile aus alten Bauten einer überwundenen Herrschaft hatten außerhalb des Machtgebietes die Funktion, die Herrschaft fortzusetzen und damit Kirchen und Paläste erzwungenermaßen zu „weihen“.765 Zwischen einer solchen „ostentativen“ Spolien- verwendung766 und der rein praktischen Wiederverwendung alten Baumaterials ist also zu unterscheiden. Die in der Steiermark in Kirchen, aber auch in vielen Profanbauten wie etwa Burgen, Stadt- mauern oder Wohnbauten eingebauten Spolien stammen beinahe ausschließlich von römi- schen Grabdenkmälern.767 Ein Großteil der Stücke gelangte erst in Sekundär- oder Tertiärverwendung in diese Gebäude, weshalb eine Rekonstruktion des ursprünglichen Auf- stellungsortes meist nicht mehr möglich ist.768 Die für mittelalterliche oder frühneuzeitliche Kirchen der Steiermark verwendeten Römersteine stammen aus dem Zeitraum zwischen dem 1. und 3. Jh. n. Chr. In dieser Zeit war die Brandbestattung üblich und die Friedhöfe mit den Grabdenkmälern aus Stein lagen außerhalb der Siedlungen entlang der Straßen.769 Die Grabdenkmäler entstammen vier grundlegenden Grabbautypen. Der einfachste Grab- bautyp war die Stele. Dabei handelte es sich um eine längliche, hochkant aufgestellte Stein- platte, die über einer Grabinschrift den Namen und häufig auch einen kurzen Lebenslauf des Toten zeigte. Ein rechteckiger Zapfen an der Unterseite der Stele ermöglichte das Einlassen in eine Sockelplatte.770 Der Typus der Grabara (Grabaltar) hat meist einen rechteckigen Grund- riss, einen ein- oder mehrstufigen Unterbau, eine profilierte Basis, einen kubischen Mittelteil, ein abschließendes Gesims und häufig einen Aufsatz, der volutenförmig, pyramidenförmig oder auch als frei stehendes Rundmedaillon ausgebildet sein kann.771 Die Grabaedicula ist der dritte Grabbautyp.772 Sie bestand aus einem reliefverzierten Unterbau, in welchem der Leichenbrand und die Asche beigesetzt wurden. Der baldachinartige Aufbau, der einen

765 Wagner 2001, 347 f. 766 Wagner 2001, 348 mit Anm. 15. 767 Wagner 2001, 350. 768 Wagner 2001, 346. 769 Wagner 2001, 366. 770 Wagner 2001, 367 – Eine Typologie anhand des tektonischen Aufbaues unterschiedlicher Stelen, die von einfachen Stelen mit Inschrift ohne figürlichen Schmuck bis hin zu solchen mit Inschriftenfeld und mehreren Bildern führt entwickelte A. Schober (siehe dazu Schober 1923). 771 Wagner 2001, 367 mit Anm. 156. 772 Kremser 1992; Retzl-Glanzer 1987, 86 f.; Glanzer 1983, 52 f.; siehe jetzt auch Wagner 2001, 367. 127

giebelförmigen Abschluss hatte, wurde häufig von korinthischen Säulen oder pilaster- geschmückten Pfeilern getragen. An der Rückwand waren oft die Portraits der Verstorbenen angebracht. Große Grabaediculen können auch Sitzstatuen773 aufweisen.774 Kleinere Grab- denkmäler wie etwa Tituli und Portraitnischen entstammen nicht selten diesem Grabbautyp.775 Als vierter Typ kann das Grabhaus genannt werden, dem einzelne Tituli aber meist nur in der originalen Fundvergesellschaftung zugeordnet werden können.776 Ein großer Teil der Grabdenkmäler überdauerte vermutlich bis ins frühe Mittelalter. Im besten Fall wurden sie als Spolien verwertet, in den schlimmsten Fällen verbrannte man die Marmor- steine in Kalköfen zu damals wertvollem Kalk.777 Vor allem antike Statuen galten als In- begriff des Heidnischen und waren daher häufig Opfer der Kalköfen.778 Viele Römersteine zerstörte man vermutlich auch aus moralischer Entrüstung über unzulänglich bekleidete Figu- ren oder Szenen antiker Sinnenfreudigkeit.779 Vor Beginn des Humanismus war es üblich, heidnische Relikte in die Kirchenwand einzumauern, um ihre magischen Kräfte zu bannen. Zum Teil wurden die versetzten Römersteine einer interpretatio christiana unterzogen, indem z.B. heidnische Gottheiten in Heilige umgedeutet wurden, so dass man sie nicht mehr zu fürchten hatte. Im Zuge dieser Umdeutung wurden die Reliefs auch überarbeitet. Ein typi- sches Merkmal mittelalterlicher Umgestaltung ist die Beseitigung der Genitalien und die sorg- fältige Glättung des Schambereichs. Die Dämonisierung oder Uminterpretation römischer Motive entsprach der „symbolisch-allegorische[n] Weltbetrachtung“780 des mittelalterlichen Menschen, der in einer Welt voll von Bedeutungen, Hinweisen, Doppelsinnigkeiten und Manifestationen Gottes in den Dingen und der Natur lebte,781 und daher die unverstandenen Ikonographien in die eigene Vorstellungswelt aufnahm.782 Mittelalterliche Pfarr- und Landkirchen waren außen meist nur sehr zurückhaltend mit Skulpturen geschmückt. Einige im Mittelalter erbaute steirische Kirchen wie etwa in St. Johann bei Herberstein, Piber oder Stallhofen weisen aber sehr viele eingemauerte römische Reliefs auf, sodass vermutet werden kann, dass diesen nach einer christlichen Uminterpre- tation eine apotropäische und moralisierende Funktion zukam, die jener der zeitgenössischen

773 Aus der Steiermark sind einige Sitzstatuen fragmentarisch erhalten. Im Römermuseum Bad Waltersdorf befindet sich eine bis auf den Kopf vollständig erhaltene Sitzstatue, eine andere befindet sich vor dem Gutshof von Münichhof bei Stallhofen (siehe dazu Bauer u. a. 1995). 774 Wagner 2001, 367. 775 Hainzmann – Pochmarski 1994, 273; siehe jetzt auch Wagner 2001, 367. 776 Wagner 2001, 367 Anm. 151. 777 Wagner 2001, 350. 778 Wagner 2001, 353. 779 Wagner 2001, 350. 780 Eco 1995, 79. 781 Wagner 2001, 361. 782 Wagner 2001, 353 f. 128

Bauplastik ebenbürtig war, und dass die Bannung der ihnen innewohnenden heidnischen Kräfte nicht im Vordergrund stand.783 Einen neuen Umgang mit dem antiken Erbe brachte der Humanismus mit sich, dessen Ein- fluss in Österreich ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts spürbar wurde.784 Maximilian I. (1493–1519) war der erste humanistisch gesinnte Kaiser Österreichs, und er ließ zahlreiche römische Spolien an profanen und sakralen Bauten anbringen.785 Es war zwar nach wie vor üblich, Römersteine umzuarbeiten und an den Außenwänden christlicher Kirchen einzu- mauern, um deren magische Kraft zu bannen oder die Überlegenheit des Christentums zu ver- anschaulichen,786 allerdings wurden sie im Gegensatz zum Mittelalter unter Rücksichtnahme auf ihre Darstellung in Augenhöhe oder gut sichtbar an einer bedeutenden Stelle wie etwa in Turmachsen oder über Portalen angebracht.787 Kaiser Franz Josef schließlich legalisierte die bereits seit Jahrhunderten geübte Praxis, indem er im Hofkanzleidekret vom 30. Juli 1828 anordnete, neu aufgefundene Römersteine in die nächstgelegene Kirche zu versetzen.788

Es gibt eine große Zahl von Römersteinen in der Steiermark, die in Kirchen, öffentlichen Ge- bäuden oder Privathäusern eingemauert sind. Für den Zweck dieser Arbeit wurden aber nur diejenigen erfasst, die über zusätzliche Informationen für BesucherInnen wie etwa Informati- onstafeln verfügen sowie Römersteinsammlungen, die nicht Teil einer Museumseinrichtung sind. Erfasst wurden auch Römersteinkopien, die gezielt für die Öffentlichkeit präsentiert werden und Zusatzinformationen zwecks der Vermittlung aufweisen. Zu den nach diesen Kriterien in die Datenbank aufgenommenen Exemplaren der Kategorie „Römerstein – Römersteinsammlung“ zählen der Stelenfuß aus Feldspat789 in der Gemeinde Frauental an der Laßnitz, die Römersteine vor dem Gemeindeamt Feldkirchen bei Graz790, die Grabstele und der Grabhügel in Lebing mit Schutzbau und kleinem „Freilichtmuseum“791, die Römersteine im Schutzbau in Grafendorf bei Hartberg792, ein römerzeitlicher Grablöwe im Gemeindeamt Stambach793, das römerzeitliche Lapidarium vor dem Bundesgymnasium und Bundes-

783 Wagner 2001, 363. 784 Wagner 2001, 350. 355. 785 Niegl 1980, 31; siehe jetzt auch Wagner 2001, 356. 786 Wagner 2001, 356. 787 Wagner 2001, 356. 788 Niegl 1980, 73 ff.; siehe jetzt auch Wagner 2001, 357. 789 Siehe Kat. Nr. 6. 790 Siehe Kat. Nr. 28. 791 Siehe Kat. Nr. 39. 792 Siehe Kat. Nr. 44. 793 Siehe Kat. Nr. 51. 129

realgymnasium Leibnitz794, die Römersteinsammlung Schloss Seggau795 sowie die Kopie eines römischen Weihealtares am Königsberg in Johnsdorf-Brunn bei Fehring796. Daneben verfügen auch steirische Museen über Römersteinsammlungen. Dazu zählen das Archäologiemuseum Schloss Eggenberg797, das Römerzeitliche Museum Bad Waltersdorf798, das Museum Hartberg799 das Tempelmuseum am Frauenberg800 sowie das Burgenkundliche Museum Schloss Alt-Kainach801. Die 1506 im Auftrag von Kaiser Maximilian I.802 in die Außenwand des Repräsentationserkers der Grazer Burg eingemauerte Römersteine werden auf den Informationstafeln zur Baugeschichte der Grazer Burg803 erwähnt und sind deshalb im Katalog bei dieser Einrichtung zu finden.

6.8 Kulturtouristische Einrichtung Eine kulturtouristische Einrichtung wird hier definiert als Dokumentations-, Bildungs- oder Unterhaltungsort mit kulturellem Bezug, der aber als wichtigstes Ziel die Erfüllung touristi- scher Bedürfnisse hat.804 In der Steiermark zählen zu dieser Einrichtungsart der archäologi- sche Kinderspielplatz805 bei der Kirche St. Johann und Paul in Graz, das Pfahlbaudorf im Naturerlebnispark Hohentauern806 sowie das Schaubergwerk Oberzeiring807.

6.9 Informationstafel Bei dieser Einrichtungsart handelt es sich um singuläre Informationstafeln, zumeist mit Text- und Bildinformationen, die sich im Gelände befinden und wie die Themenwege Wanderer oder SpaziergängerInnen auf naturräumliche, kulturelle, historische oder archäologische Be- sonderheiten der Region aufmerksam machen möchten. Die Informationstafel808 ist ein häufig eingesetztes Medium, da ihre Herstellung, Montage und Wartung verhältnismäßig einfach und billig ist. Komplexe Inhalte und Zusammenhänge kön- nen darauf gut beschrieben und bildlich dargestellt werden. Informationstafeln können auch

794 Siehe Kat. Nr. 59. 795 Siehe Kat. Nr. 60. 796 Siehe Kat. Nr. 94. 797 Siehe Kat. Nr. 22. 798 Siehe Kat. Nr. 36. 799 Siehe Kat. Nr. 46. 800 Siehe Kat. Nr. 63. 801 Siehe Kat. Nr. 106. 802 Vgl. Wagner 2001, 355 f. 803 Siehe Kat. Nr. 18. 804 Diese Information entstammt dem MUSIS-Kustodenlehrgang 2008/2009 Modul 1 (3). 805 Siehe Kat. Nr. 24. 806 Siehe Kat. Nr. 88. 807 Siehe Kat. Nr. 90. 808 Vgl. Informationstafel beim Themenweg. 130

interaktive Aspekte und Sinnesanregungen enthalten. Zuweilen sind sie aber mit Informatio- nen überladen oder unübersichtlich gestaltet was schließlich dazu führt, dass sie niemand liest.809 Im Zuge dieser Arbeit wurden neun einzeln stehende Informationstafeln zu archäologischen und historischen Inhalten in der Steiermark erfasst. Ihre Funktion besteht unter anderem darin, ein Bewusstsein und Verständnis für schützenswerte und unter Denkmalschutz stehende his- torische Überreste oder Orte zu schaffen, wie das bei den Schautafeln zu den Felsritzbildern in der Notgasse810 in Gröbming der Fall ist. Andere Tafeln wiederum informieren über statt- gefundene Ausgrabungen und weisen auf deren Ergebnisse hin wie etwa die Informations- tafeln zur römischen Villa in Grünau811, die Schautafeln im Gemeindeamt Großklein zu den eisenzeitlichen Fürsten,812 am prähistorischen Brandopferplatz am Sölkpass,813 zum Thema „Die Römer in Gleisdorf“,814 zur urgeschichtlichen Höhensiedlung am Königsberg bei Tieschen,815 zur urgeschichtlichen Höhensiedlung in Tieschen vor dem Gemeindeamt in Tieschen816 und zur Höhensiedlung auf dem Betenmacherkogel817. Die Informationstafeln zur Baugeschichte der Grazer Burg818 wiederum widmen sich den bauhistorischen Untersuchun- gen an der Burg, erläutern die historische Bedeutung dieses Gebäudekomplexes innerhalb der Stadt Graz und schaffen damit ein Bewusstsein für unser kulturelles Erbe.

6.10 Publikation Trotz neuer Kommunikationsmittel wie Internet und CD-ROMs ist in Fachkreisen die Publi- kation von Forschungsergebnissen in Druckmedien immer noch das vorherrschende Mittel. Das hängt auch damit zusammen, dass Druckerzeugnisse nach wie vor die beste bekannte Datensicherung darstellen.819 Obwohl in der Archäologie bereits früh versucht wurde, mittels Zeichnungen, Modellen und Rekonstruktionen einen visuellen Einblick in das Leben der Vergangenheit zu geben, mangelt es wissenschaftlichen archäologischen Publikationen nicht selten an Anschaulichkeit und Übersichtlichkeit, um auch Personengruppen außerhalb der Fachkreise anzusprechen.

809 Vgl. Eder – Arnhofer 2007, 35. 810 Siehe Kat. Nr. 77. 811 Siehe Kat. Nr. 8. 812 Siehe Kat. Nr. 55. 813 Siehe Kat. Nr. 79. 814 Siehe Kat. Nr. 120. 815 Siehe Kat. Nr. 102. 816 Siehe Kat. Nr. 103. 817 Siehe Kat. Nr. 114. 818 Siehe Kat. Nr. 18. 819 Vgl. Hedinger u. a. 2001, 97. 131

Grabungspublikationen sind oft dicke Wälzer, die sehr lange Zahlentabellen enthalten, um die Befunde und das Fundmaterial auf möglichst objektive und genaue Weise zu präsentieren. Die Fundberichte in Österreich des Bundesdenkmalamtes sind ein gutes Beispiel dafür. Man- che ArchäologInnen und Forschungseinrichtungen haben dieses Problem erkannt und bemü- hen sich nun um möglichst knappe und anschauliche Veröffentlichungen, die auch im Internet verfügbar sind.820 Sehr anschaulich und trotzdem wissenschaftlich fundiert präsentieren sich heute beispielsweise die Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, die Publi- kationsreihen Fundberichte aus Österreich/Materialhefte A und Fundberichte aus Österreich/Materialhefte B821, die vom Bundesdenkmalamt herausgegeben werden, sowie die Fachpublikation Schild von Steier. Archäologische und numismatische Beiträge aus dem Universalmuseum Joanneum und deren Nebenreihe, die Kleinen Schriften. Auch die Beiträge in der Zeitschrift Archäologie Österreich, herausgegeben von der Österreichischen Gesell- schaft für Ur- und Frühgeschichte, weisen eine hohe wissenschaftliche Qualität auf und sind gleichzeitig allgemeinverständlich und ansprechend gestaltet. Die Erstellung archäologischer Publikationen durch Fachleute, die KollegInnen und interes- sierte Laien gleichzeitig ansprechen sollen, ist zum Teil eine Herausforderung. Wichtig ist, dass nicht nur eingefügte farbige Abbildungen die Attraktivität des Produktes steigern, son- dern die wissenschaftlichen Ergebnisse überarbeitet, zusammengefasst und in einer allgemein verständlichen Sprache verfasst werden. Auch Bücher mit vollständigem wissenschaftlichem Apparat (Fußnoten, Anmerkungen, Verzeichnisse, Register etc.) und nur wenigen Abbildun- gen können bei der Leserschaft auf großes Interesse stoßen, wenn die Informationen allge- mein verständlich aufbereitet wurden. Es ist besonders wichtig, dass auch Publikationen, die ausschließlich für Laien gedacht sind, archäologisch korrekte Details enthalten und über eine hohe Qualität in Bezug auf Sprache, Text und graphische Gestaltung verfügen. Vielleicht könnte die Überprüfung einer Publikation vor der Drucklegung durch eine nicht vorgebildete und unvoreingenommene „Laienredaktion“ dazu beitragen, das Werk auf seine Allgemein- verständlichkeit zu prüfen. Die enge Zusammenarbeit von WissenschafterInnen und JournalistInnen ist ebenfalls ein Mittel, um die Veröffentlichung von falschen, veralteten oder nur teilweise richtigen archäologischen Inhalten zu verhindern.822 Einen wesentlichen Beitrag zur Erstellung allgemein verständlicher, wissenschaftlich fun- dierter und ansprechend gestalteter archäologischer Publikationen können die Universitäts- institute leisten, indem sie die Schulung dieser Fertigkeiten im Rahmen von Lehr-

820 Vgl. Hedinger u. a. 2001, 97 f. 821 Vgl. Hofer 2011. 822 Hauser Pult 2008, 156–159. 132

veranstaltungen in die Ausbildung zum Archäologen/zur Archäologin integrieren. Die Öf- fentlichkeit hat schließlich ein Recht darauf, Zugang zu Forschungsergebnissen in gut rezi- pierbarer Form zu erhalten, ist sie doch die größte Geldgeberin archäologischer Forschungen und muss von der Notwendigkeit der Archäologie überzeugt sein, damit Forschungsgelder auch weiterhin vergeben werden. Die Nutzung des Computers im wissenschaftlichen Alltag hat nicht nur die Recherche- und Archivierungsmöglichkeiten verändert, sondern auch die Übermittlung neuer Publikationen. Einerseits sind digitale Daten schwieriger zu verwalten, zu bewahren und zu schützen als konventionell gedruckte Publikationen, andererseits ermöglichen sie aber eine rasche und weltweite Vermittlung komplexer und verschieden gestalteter Daten, was bei gedruckten Ver- öffentlichungen – wenn überhaupt – nur mit großem organisatorischen und finanziellen Auf- wand machbar ist.823 Um Forschungsergebnisse für weitere Untersuchungen und/oder aktuelle Ausstellungen zur Verfügung zu stellen, wäre deren Veröffentlichung binnen kurzer Zeit optimal,824 da unpublizierte Forschungsergebnisse unabhängig von der Wahl des Mediums (analog oder digital) unzugänglich bleiben.825 Bei den elektronischen Publikationen unterscheidet man zwischen den Online-Publikationen, die über das Internet oder Intranet Verbreitung finden, und den Offline-Publikationen, die sich auf Speichermedien wie einer CD-ROM oder DVD befinden.826 Offline-Publikationen haben – zumindest heute noch – den Vorteil, dass sie in kürzerer Zeit größere Datenmengen über- mitteln können. Sie können neben Texten und Bildern auch andere Datenformate wie Video- clips, Panoramen oder 3-D-Objekte enthalten. Auch die Multi-Media-CD ist ein geeignetes Mittel der Wissensvermittlung.827 Zu den Online-Publikationen zählen E-Journals (electronic journals), also periodisch erscheinende, wissenschaftlich ausgerichtete Publikationen, die analog zu den gedruckten Fachzeitschriften gestaltet sind. Ein Beispiel dafür ist das 1996 ge- gründete electronic magazine des Forum Archaeologiae, das sich als Plattform für archäologi- sche Inhalte und für die Vernetzung von ArchäologInnen mit WissenschafterInnen anderer altertumskundlicher Disziplinen und interessierten Laien versteht.828

823 Trinkl 2010, 367. 824 Traxler 2009, 17. 825 Trinkl 2010, 359. 367. 826 Trinkl 2010, 359 f. 827 Trinkl 2010, 363. 828 Trinkl 2010, 360. 133

6.11 Internet Im Gegensatz zu Ausstellungen oder Printpublikationen, die nur einen begrenzten Rezi- pientInnenkreis erreichen, ist das Internet sehr weit verbreitet und mittlerweile ein sehr wich- tiges Kommunikationsmittel für Beruf und privaten Alltag. Davon bleibt auch die archäologi- sche Wissensvermittlung nicht unberührt. Ein Vorteil dieses Mediums besteht darin, dass der Nutzer/die Nutzerin aktiv tätig ist und die Inhalte individuell nach eigenen Vorlieben wählen kann. Daneben sind viele Inhalte kostenlos zugänglich und verbinden Texte mit Audio- und Bildmedien. Werden Webseiten ständig gepflegt, ist deren Aktualität im Vergleich zu Bü- chern oder Magazinen unübertrefflich. Auch für Recherchezwecke, wofür das Internet ur- sprünglich erfunden wurde, ist es eines der wichtigsten Medien geworden. Die Möglichkeit, Inhalte im Internet ungeprüft veröffentlichen zu können, wird allerdings von Wissen- schafterInnen sehr kritisch betrachtet. Man findet Beiträge in ganz verschiedenen Qualitäts- standards gleichwertig nebeneinander und braucht zum Teil andere Beurteilungskriterien als bei Printquellen, um Beiträge guter Qualität von den mangelhaften oder sogar falschen unter- scheiden zu können, weshalb diese Unterscheidung sehr schwierig sein kann. Beim Medium Internet liegen also je nach Standpunkt Vor- und Nachteile eng beieinander und müssen für den Einzelfall jeweils abgewogen werden.829 Auch für die Archäologie bietet das Internet Möglichkeiten: Ein Internet-Auftritt ist heute für Forschungseinrichtungen und Projekte fast unumgänglich, wobei auf die Aktualität der Daten und deren Umfang geachtet werden muss. Sehr nützlich sind digitale Bibliotheken und Por- tale830 wie etwa die Bilddatenbank „Ubi-erat-lupa“831, die ausgehend von einer österreichi- schen Initiative antike Steindenkmäler erfasst, welche sich vorwiegend in Mittel- und Südost- europa befinden.832 An Internetforen bzw. Diskussionsforen können sich die NutzerInnnen aktiv beteiligen. Sie reichen – wie Diskussionsrunden außerhalb der Internets – von Fachdiskussionen bis zu Tratsch oder grobem Unfug.833 Unterschiede zu persönlichen Treffen bestehen in der mögli- chen Größe und Internationalität der Diskussionsrunden, der Möglichkeit, anonym zu bleiben und den allgemeinen Grenzen der schriftlichen Kommunikation. Eine Ergänzung zur persönlichen Wissensvermittlung bieten digitale Studien- und Lehrgänge in Form von E-learning-Programmen, die alle Altersgruppen ansprechen, aber vorrangig von

829 Kircher 2012, 211–222. 228–231. 830 Trinkl 2010, 360 f. 831 Webadresse: http://www.ubi-erat-lupa.org/simplesearch.php. 832 Universität Salzburg o. J. 833 Trinkl 2010, 362. 134

SchülerInnen genutzt werden. Die Initiative Wikibooks etwa stellt gesichertes Wissen, das in Lehrbüchern aufbereitet wurde, gratis als Download zur Verfügung. Die Initiative Wikiversity wendet sich als Lehr- und Lernplattform an ein reiferes Publikum, um die wissenschaftliche Diskussion und Wissensvermittlung zu pflegen.834 Auch Online-Ausstellungen und Webmuseen gibt es im Internet. Sie bieten die Möglichkeit, Ausstellungen und andere Sehenswürdigkeiten virtuell zu besuchen. Dabei wollen sie nach Matthias Misar nicht das sinnliche Erlebnis eines Museumsbesuchs ersetzen, sondern die Neugier an der Archäologie wecken und zu weiteren Aktivitäten wie einem persönlichen Be- such motivieren.835 Auch für die Steiermark gibt es archäologische Datenbanken und Museumspräsentationen im Internet. Im Zuge des vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung und der Karl- Franzens-Universität Graz geförderten Teilprojekts „Präsentation antiker Schrift- und Bild- denkmäler Noricums und Pannoniens mittels neuer Medien in Forschung und Lehre“ wurde eine Auswahl von antiken Schrift- und Bilddenkmälern digitalisiert und online verfügbar ge- macht. Dieses Projekt ist Teil des Forschungsvorhabens Monumenta Antiqua Electronica (MONAE)836. Für das Webportal LAPIDEL837 wiederum wurden Inschriftenmonumente erfasst, die sich im Lapidarium des Archäologiemuseums Schloss Eggenberg, im Schloss Seggau und der Österreichischen Nationalbibliothek befinden. Das Webportal gibt jeweils eine Kurzinformation zum Inhalt und zur Geschichte der Sammlung und bietet eine Karte, Bildgalerien mit Fotos und Majuskeltexten sowie Denkmalverzeichnisse.838 Das Projekt „Archäologie im Vulkanland“ präsentiert Museen und Sammlungen mit archä- ologischen Schwerpunkten oder Fundstücken sowie archäologische Fundplätze wie etwa ur- geschichtliche Höhensiedlungen, römische Villen oder Hügelgräber und macht sie dadurch auch touristisch nutzbar. Das Hauptziel des Projekts besteht darin, bei der Bevölkerung ein Bewusstsein für das immaterielle Erbe und die frühe Geschichte der Südoststeiermark zu schaffen. Das soll in vier Schritten geschehen. Im ersten Schritt, der von 2008 bis 2010 statt- fand, wurden die archäologischen Objekte, Fundorte, Museen und Sammlungen erhoben und wissenschaftlich bearbeitet. Im zweiten Schritt, der im Sommer 2013 abgeschlossen wurde, erfolgte die Präsentation der Einrichtungen und Objekte auf einer Website839 mit kurzen be-

834 Trinkl 2010, 362 f. 835 Misar 2001, 59. 61. 836 Karl-Franzens-Universität Graz – Zentrum für Antike 2012a. Webadresse: http://www-gewi.uni- graz.at/monae/. 837 Karl-Franzens-Universität Graz – Zentrum für Antike 2012b. Webadresse: http://www-gewi.uni- graz.at/monae/lapidel.html. 838 Vgl. Hagn 2012; Hagn 2014. 839 Kranzelbinder – Fassold 2012f. Webadresse: http://www.archaeologie.vulkanland.at/. 135

schreibenden Texten und Fotos. In einem dritten Schritt werden die wissenschaftlichen For- schungen und deren Ergebnisse publiziert. Im vierten und letzten Schritt werden schließlich Bild-Texttafeln an den jeweiligen Orten errichtet. Finanziert wurden die bisherigen wissen- schaftlichen Arbeiten vom Landeskonservatorat für Steiermark des Bundesdenkmalamtes, unterstützt vom Verein zur Förderung des Steirischen Vulkanlandes. Die Veröffentlichung der Website ermöglichte der Verein zur Förderung des Steirischen Vulkanlandes. Zahlreiche Ar- beiten erfolgten auch ehrenamtlich.840 Das Geoportal GIS-Steiermark bietet als „geografisches Informationssystem“ auf der Grundlage amtlicher Karten und Luftbildaufnahmen einen digitalen Atlas des Landes Steier- mark.841 Im „Karten Center“ gibt es die Kategorie „Bildung & Kultur“842, mit der man auf der Steiermarkkarte Bildungseinrichtungen, Museen, Burgen und Schlösser, Theater sowie Orte des Denkmalschutzes (Sehenswürdigkeiten Bundesdenkmalamt, Denkmalschutz, Archäologi- sche Zonen) anzeigen lassen kann. Macht man eine Datenbankabfrage, um die einzelnen Objekte zu identifizieren und klickt dann die auf der Karte angezeigten Symbole an, erhält man zusätzliche Informationen zum Ort bzw. Objekt. Bei Sehenswürdigkeiten des Bundes- denkmalamtes und der Kategorie „Burgen & Schlösser“ erhält man neben Name und Orts- angaben der Einrichtung auch detaillierte Informationen im PDF-Format zu den Sehens- würdigkeiten des Bundesdenkmalamtes. Diese Detailinformationen wurden vom Bundes- denkmalamt erstellt. Auch die Kategorie „Burgen & Schlösser“ verfügt über Detailinforma- tionen im PDF-Format.843

840 Verein zur Förderung des Steirischen Vulkanlandes 2012. 841 Internetadresse: http://www.gis.steiermark.at/cms/ziel/73679/DE/. 842 Amt der Steiermärkischen Landesregierung 2014. 843 Vgl. Amt der Steiermärkischen Landesregierung 2014. 136

7 Datenauswertung der erfassten archäologischen Präsen- tations- und Vermittlungsangebote in der Steiermark

7.1 Methodik der Datenerhebung Ein Kriterium bei der Auswahl der 125 Einrichtungen war, dass sie archäologische bzw. his- torische Inhalte der Öffentlichkeit präsentieren. Die Datenbank erhebt jedoch nicht den An- spruch, vollständig zu sein, da es bereits innerhalb der Zeit, in der diese Arbeit entstand, zu Veränderungen kam, die dazu führten, dass kurzfristig Einrichtungen hinzugefügt bzw. ent- fernt werden mussten. Mit der Erfassung und Auswertung der Daten werden vier Ziele verfolgt. Erstens soll ein Überblick über die unterschiedlichen archäologischen Präsentations- und Vermittlungs- angebote innerhalb der Steiermark gegeben werden, zweitens wird die Qualität verglichen, drittens das Vermittlungsangebot und viertens die Finanzierung. Folgende Einrichtungsarten werden ausgewertet: „Präsentierter Befund“844, Rekonstruktion845, Themenweg846, „Museum – Ausstellung – Sammlung“847, „Römerstein – Römersteinsammlung“848, Kulturtouristische Einrichtung849 und Informationstafel850. Fast alle Einrichtungen habe ich selbst besucht. Durch Gespräche mit den für die jeweilige Einrichtung verantwortlichen Personen wurden die aktuellen Daten mit Hilfe von Fragebögen erfasst. Nur bei wenigen Einrichtungen erhielt ich die ausgefüllten Fragebögen ohne persönli- ches Gespräch. Es wurden zwei unterschiedliche Fragebögen verwendet. Der erste basiert auf den Standards für Museen, welche vom Deutschen Museumsbund und ICOM-Deutschland851 herausgegeben wurden. Der von mir verwendete und in Details abgeänderte Erhebungsbogen (Anhang I) wurde im Rahmen einer Projektarbeit852 zur Qualität in Museen erstellt und diente dem Erfassen von Daten der Einrichtungsart „Museum – Ausstellung – Sammlung“. Der

844 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Präsentierter Befund“. 845 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Freilichtmuseum. Rekonstruktion – Experimentelle Rekonstruktion“. 846 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Themenweg“. 847 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Museum – Ausstellung – Sammlung“. 848 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Römerstein – Römersteinsammlung“. 849 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Kulturtouristische Einrichtung“. 850 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Informationstafel“. 851 Deutscher Museumsbund – ICOM-Deutschland 2006. 852 Leikam u. a. 2008. 137

zweite Erhebungsbogen wurde von mir selbst erstellt und diente zur Erfassung der Daten aller anderen Einrichtungsarten, etwa den Einrichtungen im Freigelände oder Kleinausstellungen. Kleinausstellungen zählen zwar zur Einrichtungsart „Museum – Ausstellung – Sammlung“, wurden aber ähnlich den Objekten im Freigelände erfasst und ausgewertet, da sie nicht wie Museen und Ausstellungen über Vermittlungsangebote, Mitarbeiter usw. verfügen, sondern wie die Objekte im Freigelände zur eigenständigen Besichtigung und Auseinandersetzung einladen. Der Zeitraum der Datenerhebung mittels Fragebögen umfasst die Jahre 2010 bis 2012. Nach der ersten Datenerhebung erfolgte eine Kontrolle. Unklarheiten oder fehlende Angaben wur- den meist per Telefonat mit den für die Einrichtungen zuständigen Personen geklärt und die fehlenden Informationen ergänzt. Die Erhebungsbögen enthalten viele Entscheidungsfragen (Ja/Nein), um das Ausfüllen und die spätere Auswertung zu erleichtern. Die Interviews mit den verantwortlichen Personen der Einrichtungen dauerten in der Regel 45 bis 60 Minuten und die Fragebögen wurden vor Ort ausgefüllt. Im Anschluss daran wurden die Informationen aus den Fragebögen in eine eigens für diese Diplomarbeit erstellte Microsoft-Access-Datenbank (Format: Access 2007) eingegeben und danach in Excel-Tabellen exportiert, um eine vergleichende graphische Darstellung in Tabel- len und Diagrammen zu ermöglichen, die man in den folgenden Unterkapiteln findet. Bei statistischen Untersuchungen unterscheidet man zwischen quantitativen und qualitativen Methoden. Während quantitative Untersuchungen numerische Muster im gesammelten Da- tenmaterial herauszubilden suchen und in Experimenten, Tests oder Beobachtungen Bezie- hungen zwischen den ermittelten Variablen herstellen, verwenden qualitative Erhebungen Interviews, Berichte oder Detailbeobachtungen, um tieferen Einblick in Trends und Ergeb- nisse zu erhalten oder Ausnahmen und Besonderheiten systematisch zu analysieren.853 Bei der Auswertung meiner Daten wurde die qualitative Methode gewählt. Dabei habe ich mich an der statistischen Untersuchung von Ruth Beusing zu archäologischen Museen854 sowie an der Projektarbeit „Qualität im Museum“855 und deren Auswertung orientiert, was meine Ergebnisse letztlich mit den bereits vorhandenen vergleichbar macht.

853 Diamond 1999, 22; siehe jetzt auch Beusing 2011, 171. 854 Beusing 2011, 178-261. 855 Leikam u. a. 2008, 20-54. 138

7.2 Datenauswertung In diesem Kapitel sollen nun die erfassten 125 archäologischen Vermittlungseinrichtungen der Steiermark genauer betrachtet werden. Es handelt sich dabei um eine Zahl, in der sich das Spektrum der archäologischen Vermittlungsangebote zwar nicht erschöpft, die aber einen repräsentativen Überblick über die Situation in der Steiermark gibt. Nicht berücksichtigt wur- den die Öffentlichkeitsarbeit im Zuge archäologischer Ausgrabungen856, die zahlreichen in Privatgebäuden und Kirchen eingemauerten Römersteine857, temporäre Ausstellungen, die zahlreichen Printpublikationen858 oder Vermittlungsangebote im Internet859.

7.2.1 Erfasste Einrichtungen Das nachstehende Diagramm zeigt die Verteilung der Einrichtungsarten. Die eindeutige Mehrheit bildet die Kategorie „Museum – Ausstellung – Sammlung“ mit 63 Einrichtungen, gefolgt von Themenweg und Präsentiertem Befund. Kulturtouristische Einrichtungen gibt es in der Steiermark dagegen nur drei. Bei der Einrichtungsart „Römerstein-Römerstein- sammlung“ muss darauf hingewiesen werden, dass hier nur die Zahl der präsentierten Römer- steine mit zusätzliche Erläuterungen und Römersteinsammlungen, die nicht integraler Be- standteil eines Museums sind, wiedergegeben wird. Insgesamt gibt es natürlich viel mehr als nur 8 Römersteine in der Steiermark.

Erfasste Einrichtungen 70 63 60 50 40 30 19 20 17 9 8 6 10 3 0

856 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Öffentlichkeitsarbeit im Zuge archäologischer Ausgrabungen“. 857 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Römerstein – Römersteinsammlung“. 858 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Publikation“. 859 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Internet“. 139

7.2.2 Erfasste Einrichtungen innerhalb der steirischen Bezirke

Das Diagramm zeigt die Anzahl der erfassten Einrichtungen im Vergleich zwischen den stei- rischen Bezirken. Die Bezirke Leibnitz und Hartberg-Fürstenfeld, gefolgt von Südost- steiermark und Voitsberg, weisen dabei am meisten Einrichtungen auf, die sich der Präsen- tation und Vermittlung archäologischer bzw. historischer Inhalte widmen. Die große Zahl an Einrichtungen in einigen Bezirken ist bestimmt auch mit der Tätigkeiten regionaler Vereine in Zusammenhang zu bringen, die sich um eine Präsentation und Vermittlung bemühen. In Leibnitz sind es beispielsweise der Verein ASIST – Archäologisch Soziale Initiative Steier- mark (Villa Retznei und Schauraum Villa Retznei)860, der Verein Kulturpark Hengist (Kultur- wanderweg Kulturpark Hengist und Hengist-Museum im Schloss Wildon)861 sowie der Archäologische Verein Flavia Solva (Archäologischer Wanderweg vom Römermuseum Flavia Solva zur Römersteinsammlung Schloss Seggau)862. Im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld ist es der Historische Verein Hartberg, der zahlreiche Initiativen setzt (Museum Hartberg863, Archäologischer Rundweg am Ringkogel864, Römische Villa von Löffelbach865). In der Südoststeiermark gibt es das Projekt „Archäologie im Vulkanland“866. Im Bezirk Voitsberg hat vor allem der Historiker Dr. Ernst Lasnik durch zahlreiche Initiativen dazu beigetragen, der Bevölkerung mehr Einblick in die archäologische Vergangenheit und Forschung zu ermöglichen (Burgenkundliches Museum Schloss Alt-Kainach,867 Kleinausstellung zu den Ausgrabungen am Betenmacherkogel,868 Kelten- und Römermuseum Södingberg869). Noch deutlicher ist die Verteilung der Einrichtungen auf die politischen Bezirke auf der Karte im Anhang ersichtlich (Anhang III).

860 Siehe Kat. Nr. 61 und Kat. Nr. 62. 861 Siehe Kat. Nr. 58 und Kat. Nr. 69. 862 Siehe Kat. Nr. 68. 863 Siehe Kat. Nr. 46. 864 Siehe Kat. Nr. 47. 865 Siehe Kat. Nr. 48. 866 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Internet“. 867 Siehe Kat. Nr. 106. 868 Siehe Kat. Nr. 114. 869 Siehe Kat. Nr. 118. 140

Erfasste Einrichtungen innerhalb der steirischen Bezirke

Leibnitz 17 Hartberg-Fürstenfeld 17 Südoststeiermark 15 Voitsberg 13 Graz 12 Liezen 10 Graz-Umgebung 10 Deutschlandsberg 10 Weiz 7 Murau 5 Murtal 3 Leoben 3 Bruck-Mürzzuschlag 3

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

7.2.3 Epochenzuordnung Das unten angeführte Diagramm veranschaulicht die Zuordnung der präsentierten und ver- mittelten Inhalte zu bestimmten historischen Epochen. Die meisten Einrichtungen bieten das gesamte Spektrum von der Ur- und Frühgeschichte bis in die Neuzeit. Vor allem Heimat-, Orts- und Stadtmuseen zählen zu dieser Gruppe, beispielsweise das Stadt- und Handwerks- museum Murau870 oder das Heimatmuseum Grafendorf871. Dazu gehören allerdings auch The- menwege, die neben archäologischen und historische Inhalten aus der Ur- und Frühgeschichte und Antike auch auf geologische, biologische und kulturgeschichtliche Besonderheiten hin- weisen, wie das beispielsweise beim Kulturwanderweg Kulturpark Hengist872 und dem Natur- Kultur-Archäologie-Weg Spielfelder Weingärten873 der Fall ist. Zu den Einrichtungen mit Inhalten aus der (römischen) Antike zählen neben Museen und Ausstellungen wie etwa die Ausstellung am Flughafen Thalerhof874 vor allem die römerzeitlichen Hügelgräber, z.B. das Hügelgräberfeld in Schäffern875, oder die römische Villa von Löffelbach876. Einrichtungen mit antiken Inhalten sind auch die Römersteine und Römersteinsammlungen, etwa die Römer-

870 Siehe Kat. Nr. 83. 871 Siehe Kat. Nr. 43. 872 Siehe Kat. Nr. 58. 873 Siehe Kat. Nr. 64. 874 Siehe Kat. Nr. 29. 875 Siehe Kat. Nr. 49. 876 Siehe Kat. Nr. 48. 141

steine vor dem Gemeindeamt in Feldkirchen877, die Grabstele und der Grabhügel in Lebing878 oder die Römersteinsammlung Schloss Seggau879.

7.2.4 Die Einrichtungsart „Museum – Ausstellung – Sammlung“ im Detail Die 63 erfassten steirischen Einrichtungen, die als Museum, Ausstellung oder Sammlung ka- tegorisiert wurden, bilden die größte Gruppe in meiner Datenbank. Mehr als die Hälfte aller Einrichtungen fallen unter diese Kategorie, weshalb es sinnvoll erschien, diese weiter zu untergliedern. Demnach gibt es in der Steiermark 18 Spezialmuseen (z.B. archäologische Mu- seen oder Themenmuseen), 10 Stadtmuseen bzw. Regionalmuseen, 9 Kleinausstellungen, 4 Heimatmuseen, 4 Ausstellungen in einem Schauraum, 3 Freilichtmuseen, 3 Ausstellungs- betriebe und 12 weitere Museen ohne genauere Spezifizierung. Die größte Gruppe bilden die Spezialmuseen und die Museen ohne bestimmten Themenschwerpunkt. Zu den Spezial- museen zählen beispielsweise das Tempelmuseum am Frauenberg,880 das Archäologie- museum Schloss Eggenberg881 oder das Steirisches Feuerwehrmuseum882. Zu den Museen ohne weitere Spezifizierung zählen beispielsweise das Kammerhofmuseum Bad Aussee883 mit

877 Siehe Kat. Nr. 28. 878 Siehe Kat. Nr. 39. 879 Siehe Kat. Nr. 60. 880 Siehe Kat. Nr. 63. 881 Siehe Kat. Nr. 22. 882 Siehe Kat. Nr. 7. 883 Siehe Kat. Nr. 74. 142

seinen zahlreichen Sammlungen, das Schloss Trautenfels884 sowie die archäologischen und baugeschichtlichen Befunde des Zisterzienserstifts Rein885.

7.2.5 Alter der Einrichtungen in der Kategorie „Museum – Ausstellung – Sammlung“ Die zur Kategorie „Museum – Ausstellung – Sammlung“ zählenden archäologischen Präsen- tations- und Vermittlungseinrichtungen sind zum größten Teil älter als 10 Jahre. Die ältesten Bestände in der Steiermark finden sich in den archäologischen Sammlungen des Universal- museums Joanneum886 und im Münzkabinett Schloss Eggenberg887. Sie werden seit der Grün- dung des Joanneums888 1811 durch Erzherzog Johann geführt. Die jüngsten Einrichtungen sind dagegen die Archäologische Ausstellung im „Schaustall“889 in Rannersdorf, die Ausstellung in der Wolframhütte Bergla,890 der Schauraum Villa Retznei891 und die Archäologische Vitrine892 beim Jugend & Familiengästehaus (JUFA) in Tieschen. Zu den jüngsten Einrichtungen zählen beispielsweise das UniGraz@Museum893 oder der Schauraum

884 Siehe Kat. Nr. 80. 885 Siehe Kat. Nr. 27. 886 Siehe Kat. Nr. 22. 887 Siehe Kat. Nr. 23. 888 Zur Geschichte des Universalmuseums Joanneum siehe das Kapitel „Vom kulturellen Gedächtnis über die archäologische Forschung zur Denkmalpflege. Geschichte des Universalmuseums Joanneum“. 889 Siehe Kat. Nr. 98. 890 Siehe Kat. Nr. 12. 891 Siehe Kat. Nr. 62. 892 Siehe Kat. Nr. 104. 893 Siehe Kat. Nr. 20. 143

Villa Retznei894. Darüber, weshalb die meisten Museen älter als zehn Jahre sind und nur wenige neue Einrichtungen gegründet werden, kann nichts sicher ausgesagt werden. Da aber die temporären Ausstellungen nicht erfasst wurden, kann sich hier auch ein verfälschtes Bild ergeben. Die geringe Anzahl jüngerer Museumseinrichtungen kann aber auch mit der großen Zahl der erfassten Spezialmuseen zusammenhängen, die beinahe ausschließlich zehn Jahre oder älter sind. Möglicherweise bestehen auch Zusammenhänge mit der gesellschaftlichen Entwicklung zur „Wissensgesellschaft“, die sich gerne auch in der Freizeit mit neuen Informationen auseinandersetzt und zu zahlreichen Museumsgründungen vor 15 Jahren führte.

7.2.6 Anteil der archäologischen Inhalte an den Museumsobjekten In der Kategorie der Museen, Ausstellungen und Sammlungen stellen von den insgesamt 63 Einrichtungen 29 nur ca. 25% der Ausstellungsfläche für archäologische Inhalte zur Verfü- gung. Das ist charakteristisch für Heimat- und Stadtmuseen, die ein großes Spektrum ab- decken und daher zahlreiche unterschiedliche Sammlungen präsentieren, zum Beispiel das Stadtmuseum Judenburg895 oder das Heimatmuseum Gröbming896. 27 der erfassten Einrichtungen dagegen vermitteln schwerpunktmäßig archäologische Inhalte und widmen diesem Bereich daher viel Platz, wie dies z.B. im archäologischen Schauraum897 im Kultursaal „Roßstall“ Schloss Hollenegg oder im Kelten- und Römermuseum Södingberg898 der Fall ist. Der Archäologie wird also, je nach Ausrichtung des Museums, entweder sehr viel oder sehr wenig Platz eingeräumt. Einrichtungen, die zwischen 25% und 45% ihrer Fläche diesem Thema widmen, gibt es dagegen kaum.

894 Siehe Kat. Nr. 62. 895 Siehe Kat. Nr. 89. 896 Siehe Kat. Nr. 76. 897 Siehe Kat. Nr. 9. 898 Siehe Kat. Nr. 118. 144

7.2.7 Träger der Museen, Ausstellungen und Sammlungen (ohne Klein- ausstellung)

Das Diagramm zeigt, welche Körperschaften als Träger von Einrichtungen fungieren. Zu be- achten ist dabei, dass im Zuge der Erfassung auch die GmbH im Mehrbesitz der öffentlichen Hand zu den öffentlichen Trägern gezählt wurde. Das trifft beispielsweise auf die Universal- museum Joanneum GmbH zu, die dem Land Steiermark gehört, oder die Burg Ober- kapfenberg Betriebs GmbH, deren gesamte Anteile im Besitz der Stadt Kapfenberg sind. Für eine große Mehrheit der befragten Museen, Sammlungen oder Ausstellungen ist ein öf- fentlicher Träger verantwortlich. Das kann Vorteile in Bezug auf die Dauerhaftigkeit der In- stitution haben, da die öffentliche Hand in der Regel finanziell und personell gut abgesichert ist. Andererseits kann der oft gewaltige Verwaltungsapparat eines öffentlichen Trägers Ent- scheidungsprozesse beträchtlich verlangsamen.899 Die meisten Träger der Steiermark sind Ge- meinden. In kleinen Gemeinden ist auch der Verwaltungsapparat in der Regel nicht schwer- fällig. Vereine erscheinen nur halb so oft als Träger einer Einrichtung. Sie bemühen sich mit viel Engagement um die Vermittlung archäologischer Inhalte und erfüllen ihren Dienst zu einem großen Teil ehrenamtlich für das Gemeinwohl. Im Gegensatz zu öffentlichen Trägern besteht immer das Risiko eines finanziellen oder personellen Engpasses, dafür kann das persönliche Engagement und die sichtliche Begeisterung an der Sache nicht hoch genug eingeschätzt wer- den. Von Vereinen geführt werden beispielsweise das Stadtmuseum Judenburg,900 das Mu- seum des Geschichtsvereines „Keltisches Noreia“901 oder das Holzmuseum Murau902. Privat- personen, Unternehmen oder kirchliche Einrichtungen scheinen dagegen kein so großes Interesse an der Vermittlung archäologischer Themen und den damit verbundenen Aufgaben und Verpflichtungen zu haben.

899 Vgl. Leikam u. a. 2008, 21. 900 Siehe Kat. Nr. 89. 901 Siehe Kat. Nr. 84. 902 Siehe Kat. Nr. 87. 145

7.2.8 Finanzierungsmittel der Museen, Ausstellungen, Sammlungen (ohne Kleinausstellungen) Bei den Finanzierungsmitteln, die für den Betrieb verwendet werden, stehen an erster Stelle wieder die öffentlichen Mittel wie etwa Kulturförderungen, gefolgt von Eintrittserlösen, die zwar bei der Erhebung angegeben wurden, aber im Normalfall nur einen kleinen Teil der Ein- nahmen bilden. Ein wesentlichen Beitrag zur Finanzierung leisten auch Spenden und Sponsoren.

Das zweite Diagramm vergleicht öffentliche Träger mit den Vereinen in Bezug auf die Finan- zierungsmittel. Es ist deutlich erkennbar, dass Einrichtungen der Vereine im Vergleich zu öffentlichen Einrichtungen mehr private Finanzierungsmittel einsetzen als die öffentlichen 146

Einrichtungen. Die Möglichkeiten der Vermietung oder Verpachtung werden von Vereinen dagegen kaum zur Finanzierung genutzt.

7.2.9 MitarbeiterInnen, BesucherInnen und Ausstellungsflächen im Vergleich Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die MitarbeiterInnenzahlen, die Zahl der BesucherInnen und die Ausstellungsflächen der erfassten Museen, Ausstellungen und Sammlungen. Die Ausstellungsflächen sind in Quadratmeter angegeben. Informationen, die aus verschiedenen Gründen nicht erfasst werden konnten, sind mit „k. A.“ (keine Angabe) gekennzeichnet. Die meisten BesucherInnen pro Jahr hat die Kunsthalle in Leoben903 mit 70.000, gefolgt vom Glasmuseum Bärnbach904 mit 36.000 BesucherInnen jährlich. Das heißt, es gibt auffallend große Unterschiede, denn die zweitplatzierte Einrichtung hat nur etwa halb so viele BesucherInnen wie die erstplatzierte. Auch andere Einrichtungen verzeichnen jährliche BesucherInnenzahlen von über 10.000, meistens sehr große Museen, die zum Teil mehrere Ausstellungen bieten. Zudem verfügen diese Einrichtungen in den meisten Fällen über ein vielfältiges Vermittlungsangebot und genügend Museumspersonal. Weitere Erfolgsstrategien sind ein ausgesprochen gutes Marketingkonzept und Management einerseits und die gute Vernetzung mit anderen Einrichtungen andererseits. Die Kunsthalle Leoben905 und das

903 Siehe Kat. Nr. 70. 904 Siehe Kat. Nr. 107. 905 Siehe Kat. Nr.70. 147

MuseumsCenter Leoben906 sind das beste Beispiel dafür: Sie sind Teil des Netzwerks „Museumsverbund Steirische Eisenstraße“907, haben zusammen 31 MitarbeiterInnen und starten jedes Jahr überaus erfolgreiche Werbekampagnen. In Bezug auf die Ausstellungsfläche weisen 13 Einrichtungen eine Größe von unter 100 m2 auf. 15 Einrichtungen haben eine Größe zwischen 100–300 m2 und 18 Einrichtungen verfügen über mehr als 300 m2 Ausstellungsfläche. 9 Einrichtungen verfügen sogar über mehr als 1000 m2 Fläche. Es zeigt sich deutlich, dass es einerseits kleine Einrichtungen und auf der anderen Seite sehr große Einrichtungen gibt, also kaum ein Mittelmaß, wie man zuvor schon an den BesucherInnenzahlen sehen konnte.

Name der Einrichtung Mitarbeiter Besucher/Jahr Ausstellungsfläche Alpinmuseum Austriahütte 12 4000 225 Archäologie&Baugeschichte Zisterzienserstift Rein 15 10500 k.A. Archäologiemuseum Schloss Eggenberg (UMJ) 21 14643 1245 Archäologische Ausstellung im "Schaustall" 1 4000 100 Archäologische Sammlungen der Universität Graz 1 1250 281 Archeo Norico - Burgmuseum Deutschlandsberg 5 15000 1713 Burg Oberkapfenberg 5 10000 185 Burgenkundliches Museum Schloss Alt-Kainach 2 200 700 Felsbildmuseum Strallegg 0 200 20 Freilichtmuseum Kulmkeltendorf 6 8000 k.A. Glasmuseum Bärnbach - Oberglas-Center 10 36000 1200 Hallstattzeitliches Gehöft am Burgstallkogel 1 k.A. k.A. Hallstattzeitliches Museum Großklein 1 1803 120 Hans Kloepfer- und Heimatmuseum Eibiswald 6 1000 180 Heimatarchiv Wies 3 k.A. 90 Heimatmuseum Grafendorf 2 250 312 Heimatmuseum Gröbming 15 900 260 Hengist-Museum im Schloss Wildon 2 250 73 Höhlenmuseum Lurgrotte Peggau 6 15000 50 Holzmuseum Murau 12 14500 1330 Kammerhofmuseum Bad Aussee 10 4750 710 Kelten- und Römermuseum Södingberg 1 175 40 Kunsthalle Leoben 24 70000 1000 Landschaftsmuseum im Färberturm in Pischelsdorf 2 63 160 MiR – Museum im Rathaus 1 k.A. 120 Münzkabinett Schloss Eggenberg (UMJ) 11 17744 150 Museum der Stadt Kapfenberg 2 2500 350 Museum der Stadt Köflach k.A k.A. 200 Museum des Geschichtsvereines „Keltisches Noreia“ 3 275 25

906 Siehe Kat. Nr. 71. 907 Siehe dazu das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Museum – Ausstellung – Sammlung“. 148

Museum Hartberg 35 6500 440 Museum im Alten Zeughaus in Bad Radkersburg 3 3000 500 Museum im Tabor in Feldbach 4 4500 1400 Museum Pfeilburg in Fürstenfeld 3 2000 820 MuseumsCenter Leoben 7 10000 1000 Naturparkhaus Schloss Großsölk 1 5000 k.A. Römermuseum Flavia Solva (UMJ) k.A. k.A. k.A. Römerzeitliches Museum Bad Waltersdorf 4 k.A. 50 Römerzeitliches Museum Ratschendorf 1 600 50 Sammlung im Schloss Aichberg 1 1000 250 Schauraum im Kultursaal Schloss Hollenegg 2 k.A. 40 Schauraum Villa Retznei k.A. k.A. k.A. Schell Collection - Museum für Schloss, Schlüssel 5 4000 2500 Schloss Trautenfels (UMJ) 20 19500 1250 Schloss-und Ortsmuseum Maria Lankowitz 3 100 87 Stadt- und Handwerksmuseum Murau 7 850 700 Stadtmuseum Judenburg 5 4000 320 Stadtmuseum Trofaiach 10 1000 200 Steirisches Feuerwehrmuseum – Kunst & Kultur 15 12000 796 Tempelmuseum Frauenberg 4 5000 240 UniGraz@Museum 3 4000 513 Urgeschichtliches Museum Peggau 2 85 120 Vor- und frühgeschichtliche Privatsammlung Mulej 1 k.A. 32 Waldglasmuseum Salla 1 300 25 Weinduftikum in Riegersburg 2 450 70

149

7.2.10 Vermittlungsangebot in Museen, Ausstellungen und Sammlungen (ohne Kleinausstellungen) im Vergleich 41 der Museen verfügen über Broschüren für ihre Besucherinnen. Nur 24 Einrichtungen da- gegen setzen für die Vermittlung audiovisuelle Medien ein. 18 Einrichtungen verfügen über interaktive Vermittlungsangebote, die die BesucherInnen dazu motivieren, selbst aktiv zu werden und nur 4 Einrichtungen bieten einen Audio-Guide an.

Bei den Vermittlungsangeboten zeigt sich eindeutig, dass öffentliche Einrichtungen im Ge- gensatz zu Vereinen einen finanziellen Vorteil haben. Den nutzen sie, um mehr Vermittlungs- medien einzusetzen.

150

Beinahe alle Einrichtungen (51 von 54) bieten den BesucherInnen Führungen an, 39 haben auch spezielle Programme für Schulen und 29 ein Kinderprogramm. Vermittlungsangebote für SeniorInnen oder für sehbehinderte bzw. blinde Menschen gibt es dagegen kaum. Hier gilt es also noch eine Lücke zu schließen, denn jeder Mensch hat das Recht, ein Museum zu besu- chen. Zwar wurden die meisten modernen Museumseinrichtungen bereits barrierefrei gebaut, d.h. so, dass sie auch ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung nutzen können, in der Vermittlung dagegen finden sich erst wenige Angebote für Menschen mit Behinderung. Die meisten regionalen Museumseinrichtungen sind - meist aufgrund des Alters des Gebäu- des - noch nicht barrierefrei. Es gibt aber in dieser Hinsicht auch sehr positive Beispiele wie etwa das Römerzeitliche Museum Ratschendorf908 oder die Standorte des Universalmuseums Joanneum.

Die meisten MitarbeiterInnen in Museen verfügen über keine Zusatzqualifikationen oder Ausbildungen in der Museumspädagogik oder Kulturvermittlung. Von den erfassten 54 Ein- richtungen, die zur Kategorie „Museum – Ausstellung – Sammlung“ zählen, haben nur fünf Einrichtungen ausgebildete KulturvermittlerInnen angestellt. Dazu zählen die Einrichtungen des Universalmuseums Joanneum wie etwa das Archäologiemuseum Joanneum909, aber auch die Kunsthalle Leoben910 und das Museumscenter Leoben911. In dieser Diplomarbeit wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass methodisch gut aufgebaute Vermittlungsprogramme, die wissenschaftlich fundiert sind und die BesucherInnen in das Programm einbauen, bei den BesucherInnen zu positiven Erlebnissen im Kontakt mit ar-

908 Siehe Kat. Nr. 99. 909 Siehe Kat. Nr. 22. 910 Siehe Kat. Nr. 70. 911 Siehe Kat. Nr. 71. 151

chäologischen Inhalten führen, an die sie sich gerne erinnern werden. Das ist eine der Voraus- setzungen dafür, um ein Bewusstsein für unser kulturelles Erbe zu schaffen, und geschultes Personal trägt wesentlich dazu bei.

8 Resümee und Ausblick

Die Erfassung von 125 steirischen Einrichtungen, die sich der Präsentation und Vermittlung archäologischer Inhalte widmen, konnte zeigen, dass das Angebot in der Steiermark sehr viel- seitig ist. Diese Vielseitigkeit zeigt sich schon in den verschiedenen Präsentationsformen. Es gibt Präsentierte Befunde, Rekonstruktionen, Themenwege, Museen, Sammlungen, Ausstel- lungen, präsentierte Römersteine, Römersteinsammlungen, kulturtouristische Einrichtungen und singuläre Informationstafeln. Viele Freigeländeeinrichtungen sind sehr einfach ausgeführt und machen kaum auf sich auf- merksam, zum Teil fehlen sogar Hinweistafeln. Andere wiederum sind besonders auffallend gestaltet, etwa der Schutzbau der Grabstele und des Grabhügels in Lebing912, der vom Architekten Klaus Kada entworfen wurde. Allerdings befindet sich dieser an einem kaum frequentierten Ort und wird dadurch nur von wenigen Personen bewusst besucht. Bindet man solche Einrichtungen aber in ein Veranstaltungsprogramm ein, wie das am Tag des Denkmals am 27. September 2009 geschah, wird die Bevölkerung auf ihr kulturelles Erbe aufmerksam und folgt mit Begeisterung den Geschichten rund um diese vergangenheitsträchtigen Orte und Objekte. Dasselbe Bild zeigt sich auch bei anderen Freigeländeeinrichtungen wie etwa The- menwegen und Präsentierten Befunden. Diese Einrichtungen werden gerne besucht, sobald es Führungen, eine gute Beschilderung durch Hinweistafeln und Informationstafeln, eine Ein- bindung in bestehende Wanderwege und ein sichtliches Bemühen der Gemeinde um ihre Objekte gibt. Leider erscheinen manche heute wie ein einsames und seit längerer Zeit ver- nachlässigtes Relikt eines nur kurz währenden Interesses. Wenn bei der Errichtung von Frei- geländeeinrichtungen die Finanzierung der laufenden Pflege nicht einkalkuliert wurde, pas- siert es leicht, dass sie nach einigen Jahren verfallen und damit ihre ursprüngliche Funktion verlieren. Die Informationstafeln des Urgeschichtlichen Wanderwegs auf den Dietenberg913 beispielsweise sind zum Teil verwittert. Zudem würde den Text- und Bildinformationen eine Aktualisierung und Modernisierung gut tun. Die Straße der Archäologie914 von Peggau nach Frohnleiten ist ein Beispiele dafür, wie das große anfängliche Engagement im Laufe der Zeit nachließ, so dass diese Einrichtung fast in Vergessenheit geraten ist. In Frohnleiten sind Teile

912 Siehe Kat. Nr. 39. 913 Siehe Kat. Nr. 111. 914 Siehe Kat. Nr. 30. 152

der Tafeln so verblichen, dass man sie nicht mehr lesen kann, andere wurden von Traktoren umgestoßen und nicht wieder aufgestellt, und nur einige Tafeln des Themenwegkomplexes ließ die Gemeinde an der gut befahrenen Straße von Badl nach Frohnleiten erneuern. Das Wegesystem ist kein einheitliches Ganzes mehr, und fragt man in der Bevölkerung nach der Straße der Archäologie, ist sie vielen unbekannt. Man kann nur hoffen, dass es neue Initia- tiven gibt, vernachlässigte Einrichtungen nicht nur zu reparieren, sondern mittels Führungen oder Wanderungen auch neu zu beleben, um so wieder ein Bewusstsein für die archäologische Geschichte der Region zu schaffen. Bei der Besichtigung von Einrichtungen im Freigelände konnte ich auch erkennen, dass In- formationstafeln für die Präsentation und Vermittlung archäologischer Inhalte die erste Wahl sind. Sie eignen sich ausgezeichnet dafür, historische Inhalte, archäologische Befunde und Funde zu beschreiben, sind allerdings sehr einseitig. Nur selten werden BesucherInnen zu interaktiven Aktionen und zum Einsatz aller Sinne angeregt, und wenn, dann richten sich sol- che Angebote meist an Kinder und nicht Erwachsene. Ein Beispiel dafür, dass man interaktive Elemente mit den klassischen Vermittlungsmethoden Text, Bild und Funddarbietung verbin- den kann, ist die Archäologische Vitrine beim Jugend & Familiengästehaus (JUFA) in Tieschen915. Der Archäologische Wanderweg in St. Martin im Sulmtal916 wiederum verbindet ebenfalls beides und richtet sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene. Genau hier gilt es in der Steiermark anzusetzen. Die Vermittlung funktioniert nachweislich dann am besten, wenn archäologische Funde und Befunde einerseits wissenschaftlich korrekt dargestellt wer- den, die BesucherInnen auf der anderen Seite auch mit allen Sinnen selbst aktiv werden dür- fen bzw. die Archäologie der jeweiligen Kulturlandschaft durch persönliche Vermittlung erle- ben. Eigene Erlebnisse bleiben den BesucherInnen viel länger im Gedächtnis als umfassende Textinhalte auf Informationstafeln. Mit den Kleinaustellungen in öffentlichen Gebäuden oder an öffentlichen Plätzen, die meist an stattgefundene Ausgrabungen erinnern, verhält es sich ähnlich wie mit den Freigelände- einrichtungen. Werden sie ständig betreut, gut beschildert, durch Führungen belebt bzw. in das Kulturprogramm der Gemeinden integriert, wächst das Verständnis für die Regional- geschichte und für archäologische Unternehmungen im Ort. Ein gutes Beispiel dafür ist die Kleinausstellung zu den Ausgrabungsfunden aus dem römischen Vicus in Kalsdorf917, wobei man bedenken muss, dass diese Einrichtung erst seit fünf Jahren besteht. Im schlechtesten Fall fristen diese Kleinausstellungen ein Dasein als unbeachtete Einrichtungsgegenstände oder

915 Siehe Kat. Nr. 104. 916 Siehe Kat. Nr. 11. 917 Siehe Kat. Nr. 31. 153

Schmuckstücke. Die „Archäologische Vitrine918 in der Davidgasse in Graz wird trotz stark frequentierter Lage von den PassantInnen kaum wahrgenonmmen. Durch die Einbindung in Kulturaktionen, sogar ohne Hightech, könnte sie aber schnell zu neuem Leben erwachen und Aufmerksamkeit erregen. Die größte Gruppe aus den erfassten Einrichtungsarten stellen die Museen (ohne Klein- ausstellungen) dar. Die 63 hier vorgestellten steirischen Museen, Ausstellungen und Samm- lungen zeichnen sich durch ihre große Diversität aus. Einrichtungen mit öffentlichem Träger haben meist größere finanzielle Spielräume als private oder von Vereinen betriebene. Das macht sich in der Öffentlichkeitsarbeit, der Zahl der Serviceleistungen und den zahlreichen Vermittlungsangeboten für die BesucherInnen bemerkbar. Ein gutes Beispiel für bestens aus- gestattete Museen sind die Standorte des Universalmuseums Joanneum wie etwa das Schloss Trautenfels919. Bemerkenswert ist auch das Engagement zahlreicher steirischer Vereine, die sich um die Vermittlung archäologischer und historischer Inhalte bemühen. Häufig betreiben sie auch Museen, wie etwa die Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte der Region Kulm, die das Urgeschichtliche Freilichtmuseum Kulmkeltendorf920 sowie das Landschaftsmuseum im Färberturm921 in Pischelsdorf eingerichtet hat und betreut. Die wissenschaftliche Qualität der Einrichtungen ist sehr unterschiedlich. Neben fundiert aufbereiteten Ausstellungen gibt es immer wieder solche, deren Objekte nur zum Teil beschriftet sind, so dass man als Besu- cher/Besucherin nur erahnen kann, aus welcher Zeit sie stammen und welche ursprüngliche Funktion sie hatten. In dieser Hinsicht kann also in Zukunft noch einiges an wissenschaftli- cher Leistung erbracht werden. Im Zuge dieser Diplomarbeit wurden Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten922 für archäologische und historische Informationen erläutert und anhand zum großen Teil vorbild- hafter Beispiele aus Österreich, der Schweiz und Deutschland veranschaulicht. All diese vor- gestellten Einrichtungen bauten ihre Vermittlungsarbeit auf den lokalen archäologischen Fun- den oder Befunden auf und haben ein gut durchdachtes Management und Marketing, das nö- tig ist, um viele Menschen für die Archäologie zu begeistern. In der steirischen Kulturpolitik ist erst in den letzten Jahren ein Bewusstsein für die Funktion von Museen und Sammlungen als regionale Wissensspeicher des kulturellen Gedächtnisses entstanden, die wissenschaftlich fundiert der Öffentlichkeit präsentiert werden müssen. Auch die EU-Förderungen zeigen einen deutlichen Wunsch nach Qualität, da vorrangig Projekte

918 Siehe Kat. Nr. 14. 919 Siehe Kat. Nr. 80. 920 Siehe Kat. Nr. 121. 921 Siehe Kat. Nr. 122. 922 Siehe das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte“. 154

unterstützt werden, die vordefinierten wissenschaftlichen Qualitätskriterien entsprechen. Ein weiteres Bestreben der Kulturpolitik geht dahin, Objekte wie etwa archäologische Fundstücke in der Region, im Idealfall im Herkunftsort, zu präsentieren. Monatlich finden Treffen statt, an welchen Herr Mag. Schnabel von der Landeskulturabteilung A9, Fr. Mag. Kaindl- Ranzinger (MUSIS – Verein zur Unterstützung der Museen und Sammlungen) und Frau Mag. Gabriele Wolf (Museumsforum) teilnehmen. Gemeinsam werden Vergabekriterien und För- derprojekte besprochen, für welche die Landeskulturabteilung, das Bundesministerium oder die Europäische Union zuständig sind. Informationen zu den Förderungen923 erhalten die Ein- richtungen von der Kulturabteilung.924 Es sind vor allem ehrenamtlich tätige Personen, die mit einem beachtenswerten persönlichen Bezug zur Einrichtung und viel Engagement die Sammlungen und Museen ihrer Region über viele Jahre hinweg betreuen. Ihre Faszination und Begeisterung geben sie an die BesucherInnen weiter. Allerdings stellt sich die Frage, was mit den Einrichtungen geschieht, wenn diese ehrenamtlich tätigen Personen nicht mehr im Stande sind, sie zu betreuen. In die- ser Hinsicht gibt es laut Gabriele Wolf925 im Augenblick zwei erkennbare positive Ent- wicklungen: Erstens interessieren sich nun auch jüngere Leute aus einer neuen Generation für die Sammlungen älterer Personen und übernehmen die Präsentation und Vermittlung. Zwei- tens werden die Kooperationen zwischen den Einrichtungen einer Region und auch zwischen unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen immer enger. Beispiele dafür sind das Projekt „Archäologie im Vulkanland“926 oder die Initiativen des Kulturparks Hengist927. Daneben ist in ganz Österreich zu bemerken, dass die Zahl der Leihgaben zugunsten eigener Sammlungs- objekte abnimmt, was an den Kosten liegt, die mit einer Leihgabe verbunden sind, die auf- grund von Kürzungen in den Kulturbudgets nicht mehr getragen werden können. Damit rü- cken die Sammlungsobjekte des eigenen Landes wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit, aus denen immer wieder Neues in den Ausstellungen gezeigt werden kann. Zu weiteren Veränderungen führten die in den Jahren 2012/2013 erfolgten Bezirks- und Ge- meindezusammenlegungen im Zuge der steirischen Reformpartnerschaftsregierung, die erst 2015 abgeschlossen sein werden. Durch diese Zusammenlegungen entstehen neue Zentren,

923 Vgl. Amt der Steiermärkischen Landesregierung 2014b. 924 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Mag. Gabriele Wolf (Museumsforum Steiermark) am 19.04.2013. 925 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Mag. Gabriele Wolf (Museumsforum Steiermark) am 19.04.2013. 926 Zum Projekt „Archäologie im Vulkanland“ siehe das Kapitel „Präsentations- und Vermittlungsmöglichkeiten archäologischer Inhalte. Internet“. 927 Siehe Kat. Nr. 58. 155

was zwangsläufig auch zu Veränderungen bei den Projektförderungen führt, sobald nicht mehr Einzel-, sondern ganze Regionalprojekte gefördert werden. Um die regionalen Wissensspeicher dauerhaft zu erhalten, sind Fachkräfte gefragt, welche die Kulturarbeit im Ort wissenschaftlich und administrativ begleiten und sich auch um die Quali- tät der Einrichtungen bemühen. Das Museumsforum ist derzeit bemüht, die Gemeinden dazu zu bewegen, Arbeitsstellen für solche Fachkräfte zu schaffen. Diese Personen müssen die Region kennen, die Fähigkeit mitbringen, selbst wissenschaftlich tätig zu werden, und sie haben die Aufgabe, die Museen und Sammlungen gut zu vernetzen. Mindestens eine Person in jeder Region ist wünschenswert, die sowohl die lokalen Gegebenheiten kennt als auch über Berufserfahrung im Museumswesen oder im Umgang mit Sammlungen verfügt. In den Ge- meinden Wildon und Feldbach wurden solche Posten bereits geschaffen. Auch in Köflach ist eine Besetzung im Gang und in Leoben ist Mag. Susanne Leitner-Böchzelt für die Steirische Eisenstraße zuständig. Diese Tendenzen werden die Zuunft der archäologischen Vermittlungstätigkeit in der Steier- mark prägen. Damit ist, so hoffe ich, der Weg frei für ein neues Bewusstsein für die archäolo- gische Wissenschaft und den achtsamen Umgang mit unserem kulturellen Erbe. Es handelt sich schließlich um Zeugnisse unserer eigenen Wurzeln, aus denen wir die Kraft für Neues schöpfen.

156

9 Register der erfassten Einrichtungen

Bezirk Bruck-Mürzzuschlag Kat. Nr.: 1 Museum der Stadt Kapfenberg Kat. Nr.: 2 Burg Oberkapfenberg Kat. Nr.: 3 Keltenweg – Der Familienwanderweg rund um die Pötschen

Bezirk Deutschlandsberg Kat. Nr.: 4 Archeo Norico – Burgmuseum Deutschlandsberg Kat. Nr.: 5 Hans Kloepfer- und Heimatmuseum Kat. Nr.: 6 Stelenfuß aus Feldspat Kat. Nr.: 7 Steirisches Feuerwehrmuseum – Kunst & Kultur Kat. Nr.: 8 Informationstafeln zur römischen Villa in Grünau Kat. Nr.: 9 Archäologischer Schauraum im Kultursaal „Roßstall“ Schloss Hollenegg Kat. Nr.: 10 Altburgstelle Schwanberg Kat. Nr.: 11 Archäologischer Wanderweg St. Martin im Sulmtal Kat. Nr.: 12 „Perlen aus Bergla…“ – Ausstellung in der Wolframhütte Bergla Kat. Nr.: 13 Heimatarchiv Wies

Bezirk Graz Kat. Nr.: 14 Archäologische Vitrine Davidgasse Kat. Nr.: 15 Thomaskapelle am Schloßberg Kat. Nr.: 16 GrazMuseum - Archäologische Funde unter dem Glasboden Kat. Nr.: 17 Mosaiksteinpflaster der Maria-Theresia Allee Kat. Nr.: 18 Informationstafeln zur Baugeschichte der Grazer Burg Kat. Nr.: 19 Archäologische Sammlungen der Universität Graz Kat. Nr.: 20 UniGraz@Museum Kat. Nr.: 21 Schell Collection – Museum für Schloss, Schlüssel, Kästchen, Kassetten und Eisenkunstguss Kat. Nr.: 22 Archäologische Sammlungen und Archäologiemuseum Schloss Eggenberg (Universalmuseum Joanneum) Kat. Nr.: 23 Münzkabinett Schloss Eggenberg (Universalmuseum Joanneum) Kat. Nr.: 24 Archäologischer Kinderspielplatz St. Johann und Paul Kat. Nr.: 25 Hügelgräber am „Bründlteich“

157

Bezirk Graz-Umgebung Kat. Nr.: 26 Römische Villa Kleinstübing Kat. Nr.: 27 Archäologische und baugeschichtliche Befunde Zisterzienserstift Rein Kat. Nr.: 28 Römersteine vor dem Gemeindeamt Feldkirchen bei Graz Kat. Nr.: 29 Ausstellung am Flughafen Thalerhof – Villa Thalerhof: Mit dem Flugzeug in die Römerzeit Kat. Nr.: 30 Straße der Archäologie Kat. Nr.: 31 Kleinausstellung zu den Ausgrabungsfunden aus dem römischen Vicus in Kalsdorf Kat. Nr.: 32 Höhlenmuseum Lurgrotte Peggau Kat. Nr.: 33 Urgeschichtliches Museum Peggau Kat. Nr.: 34 Römisches Hügelgrab am Krienzerkogl Kat. Nr.: 35 Ausstellung archäologischer Funde aus den römerzeitlichen Hügelgräbern in der Flur „Himmelreich“

Bezirk Hartberg-Fürstenfeld Kat. Nr.: 36 Römerzeitliches Museum Bad Waltersdorf Kat. Nr.: 37 Römerweinweg Bad Waltersdorf (W3) Kat. Nr.: 38 Genussradeln – Lucullus Tour Kat. Nr.: 39 Grabstele und Grabhügel in Lebing mit Schutzbau und kleinem „Freilichtmuseum“ Kat. Nr.: 40 Sammlung im Schloss Aichberg Kat. Nr.: 41 Naturgarten Formbacherland Rundwanderweg Kat. Nr.: 42 Museum Pfeilburg in Fürstenfeld Kat. Nr.: 43 Heimatmuseum Grafendorf „Museum zur bäuerlichen Kultur“ Kat. Nr.: 44 Römersteine im Schutzbau in Grafendorf bei Hartberg Kat. Nr.: 45 Römisches Hügelgrab Penzendorf Kat. Nr.: 46 Museum Hartberg Kat. Nr.: 47 Archäologischer Rundweg am Ringkogel Kat. Nr.: 48 Römische Villa von Löffelbach Kat. Nr.: 49 Römerzeitliches Hügelgräberfeld in Schäffern Kat. Nr.: 50 Rekonstruierter römischer Grabhügel am Autobahnrastplatz der Süd Autobahn von Wien nach Graz (A2) Kat. Nr.: 51 Römerzeitlicher Grablöwe im Gemeindeamt Stambach

158

Kat. Nr.: 52 Römerzeitlicher Grabhügel Stubenberg

Bezirk Leibnitz Kat. Nr.: 53 Hallstattzeitliches Museum Großklein Kat. Nr.: 54 Hallstattzeitliches Gehöft am Burgstallkogel Kat. Nr.: 55 Schautafeln im Gemeindeamt – Die eisenzeitlichen Fürsten in Großklein Kat. Nr.: 56 Archäologischer Wanderweg von Großklein nach Gleinstätten Kat. Nr.: 57 Keltischer Wehrturm am Königsberg Kat. Nr.: 58 Kulturwanderweg Kulturpark Hengist Kat. Nr.: 59 Römerzeitliches Lapidarium vor dem Bundesgymnasium (BG) und Bundesrealgymnasium (BRG) Leibnitz Kat. Nr.: 60 Römersteinsammlung Schloss Seggau Kat. Nr.: 61 Römische Villa Retznei Kat. Nr.: 62 Schauraum Villa Retznei Kat. Nr.: 63 Tempelmuseum Frauenberg Kat. Nr.: 64 Natur-Kultur-Archäologie-Weg Spielfelder Weingärten Kat. Nr.: 65 Bubenberg bei Spielfeld: Archäologischer Wanderweg zur prähistorischen Höhensiedlung auf dem „Hoarachkogel“ Kat. Nr.: 66 Römerzeitliche Hügelgräber an der ehemaligen Römerstraße in Tillmitsch Kat. Nr.: 67 Römermuseum Flavia Solva (Universalmuseum Joanneum) Kat. Nr.: 68 Archäologischer Wanderweg vom Römermuseum Flavia Solva zur Römersteinsammlung Schloss Seggau Kat. Nr.: 69 Hengist-Museum im Schloss Wildon

Bezirk Leoben Kat. Nr.: 70 Kunsthalle Leoben Kat. Nr.: 71 MuseumsCenter Leoben Kat. Nr.: 72 Stadtmuseum Trofaiach

Bezirk Liezen Kat. Nr.: 73 Via Salis – Wandern auf den Spuren des Salzes Kat. Nr.: 74 Kammerhofmuseum Bad Aussee Kat. Nr.: 75 Koppentalwanderweg Kat. Nr.: 76 Heimatmuseum Gröbming

159

Kat. Nr.: 77 Felsritzbilder in der Notgasse in Gröbming Kat. Nr.: 78 Naturparkhaus Schloss Großsölk Kat. Nr.: 79 Schautafel am prähistorischen Brandopferplatz am Sölkpass Kat. Nr.: 80 Schloss Trautenfels (Universalmuseum Joanneum) Kat. Nr.: 81 Archäologischer Wanderpfad Rössing zur spätantiken Rückzugssiedlung auf der Knallwand Kat. Nr.: 82 Alpinmuseum Austriahütte

Bezirk Murau Kat. Nr.: 83 Stadt- und Handwerksmuseum Murau Kat. Nr.: 84 Museum des Geschichtsvereines „Keltisches Noreia“ Kat. Nr.: 85 Königshaus Noreia Kat. Nr.: 86 Kirchenruine St. Georgen Kat. Nr.: 87 Holzmuseum Murau

Bezirk Murtal Kat. Nr.: 88 Pfahlbaudorf im Naturerlebnispark Hohentauern Kat. Nr.: 89 Stadtmuseum Judenburg Kat. Nr.: 90 Schaubergwerk Oberzeiring

Bezirk Südoststeiermark Kat. Nr.: 91 Museum im Alten Zeughaus Kat. Nr.: 92 Museum im Tabor Kat. Nr.: 93 Römerzeitliches Hügelgräberfeld „Hutweide“ Kat. Nr.: 94 „Heiliger Bezirk“ am Königsberg in Johnsdorf-Brunn bei Fehring Kat. Nr.: 95 Spätmittelalterlicher Kalkbrennofen am Taxberg Kat. Nr.: 96 Höhensiedlung und römischer Vicus am Saazkogel Kat. Nr.: 97 Schauvitrinen im Gemeindeamt Paldau Kat. Nr.: 98 Archäologische Ausstellung im „Schaustall“ – Von der Urgeschichte bis zur Römerzeit Kat. Nr.: 99 Römerzeitliches Museum Ratschendorf Kat. Nr.: 100 Römerzeitliches Hügelgräberfeld „Hügelstaudach“ Kat. Nr.: 101 Weinduftikum in Riegersburg Kat. Nr.: 102 Urgeschichtliche Höhensiedlung am Königsberg bei Tieschen

160

Kat. Nr.: 103 Informationstafel und Modell zur urgeschichtlichen Höhensiedlung in Tieschen Kat. Nr.: 104 Archäologische Vitrine beim Jugend & Familiengästehaus (JUFA) in Tieschen Kat. Nr.: 105 Hügelgräberfeld „Grössinger Tanner“

Bezirk Voitsberg Kat. Nr.: 106 Burgenkundliches Museum Schloss Alt-Kainach Kat. Nr.: 107 Glasmuseum Bärnbach – Oberglas-Center Kat. Nr.: 108 Archäologischer Schauraum im Karmelitinnenkloster Kat. Nr.: 109 Museum der Stadt Köflach Kat. Nr.: 110 Vor- und frühgeschichtliche Privatsammlung Mulej Kat. Nr.: 111 Urgeschichtlicher Wanderweg auf den Dietenberg Kat. Nr.: 112 Keltenhaus Ligist Kat. Nr.: 113 Schloss- und Ortsmuseum Maria Lankowitz Kat. Nr.: 114 Höhensiedlung auf dem Betenmacherkogel Kat. Nr.: 115 Kleinausstellung zu den Ausgrabungen am Betenmacherkogel Kat. Nr.: 116 Waldglasmuseum Salla Kat. Nr.: 117 Historischer Wanderweg durch Salla Kat. Nr.: 118 Kelten- und Römermuseum Södingberg

Bezirk Weiz Kat. Nr.: 119 MiR – Museum im Rathaus Kat. Nr.: 120 Schautafel „Die Römer in Gleisdorf“ Kat. Nr.: 121 Urgeschichtliches Freilichtmuseum Kulmkeltendorf am Kulm bei Weiz Kat. Nr.: 122 Landschaftsmuseum im Färberturm in Pischelsdorf Kat. Nr.: 123 Kultwanderweg Wildwiese Kat. Nr.: 124 Felsbildmuseum Strallegg Kat. Nr.: 125 Lochsteinweg Strallegg

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10 Katalog der erfassten Einrichtungen in der Steiermark

Der vorliegende Katalog enthält Kurzbeschreibungen der erfassten steirischen Einrichtungen, die archäologische bzw. historische Inhalte präsentieren und/oder vermitteln. Die meisten Einrichtungen habe ich für diese Beschreibungen selbst besucht. Durch Gespräche mit der oder den für die jeweilige Einrichtung verantwortlichen Personen wurden die genauen und aktuellen Daten der Einrichtungen mit Hilfe eines Fragebogens (Anhang I) erfasst. Nur bei wenigen Einrichtungen erhielt ich die ausgefüllten Fragebögen ohne persönliches Gespräch. Die Daten aus den Fragebögen wurden in eine eigens für diese Diplomarbeit erstellte Access- Datenbank (Format: Access 2007) eingegeben und danach in Excel-Tabellen exportiert, um eine graphische Darstellung und Vergleiche der Auswertungsergebnisse untereinander zu er- möglichen. Der Zeitraum der Datenerhebung mittels Fragebögen umfasst die Jahre 2010 bis 2012. Nach der ersten Datenerhebung erfolgte eine Kontrolle, Unklarheiten oder fehlende Angaben wurden meist per Telefonat mit den für die Einrichtungen zuständigen Personen geklärt und die fehlenden Informationen der Datenbank hinzugefügt. In diesem Katalog werden alle 125 erfassten Einrichtungen beschrieben. Sie sind alphabe- tisch sortiert – zunächst nach den politischen Bezirken in der Steiermark und innerhalb dieser nach Stadt-, Gemeinde- oder Ortsnamen. Eine Karte der Steiermark (Anhang III) zeigt, wo sich die jeweiligen Einrichtungen befinden. Die Kurzbeschreibungen basieren auf den mittels Fragebögen erfassten Angaben, der ein- schlägigen Forschungsliteratur sowie vorhanden Fachbüchern und Internetquellen. Sie beste- hen aus drei Teilen: Zu Beginn wird die Einrichtung allgemein beschrieben, danach richtet sich die Aufmerksamkeit auf die archäologischen Inhalte und die archäologische bzw. histori- sche Bedeutung der Einrichtung. Der dritte Teil widmet sich dem Präsentations- und Ver- mittlungsangebot, das dem/der gegenwärtigen BesucherIn zur Verfügung steht. Gibt es bei der Beschreibung keine Angaben zu einer personellen Vermittlung, ist derzeit kein Angebot verfügbar.

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10.1 Bezirk Bruck-Mürzzuschlag Kat. Nr.: 1 Museum der Stadt Kapfenberg Mürzgasse 3, 8605 Kapfenberg Einrichtungsart: Stadtmuseum Träger: Stadtgemeinde Kapfenberg Kurzbeschreibung: Das Museum der Stadt Kapfenberg befindet sich im 1989 eröffneten Kulturzentrum der Stadt, das auch eine Galerie sowie eine Stadtbücherei beherbergt. Die Aus- stellung ist chronologisch angeordnet und beginnt mit der ersten Besiedelung Kapfenbergs. Im Mittelalter erbaute das Adelsgeschlecht der Stubenberger die Burg „Chaffenberc“928 bei der Kirche „St. Martini“. Die 1173 erstellte Urkunde von Markgraf Otakar von Steier nennt erstmals die Burg Oberkapfenberg. 1256 erfolgte die Markterhebung.929 Zeugnisse aus dem Mittelalter sind beispielsweise eine Madonna mit Kind aus dem 13. Jahrhundert sowie zwei Glasfenster aus der Kirche St. Martin (um 1400). In einem eigenen Raum widmet man sich dem Leben der Kapfenberger Bevölkerung unter dem Einfluss der Familie Stubenberg bis ins 19. Jahrhundert. Einblick in den Alltag der StadtbewohnerInnen geben ausgestellte Trachten, Handarbeiten und Mobiliar. Der zweite Teil des Museums ist der eisenverarbeitenden In- dustrie gewidmet, unter besonderer Berücksichtigung des technischen und betrieblichen Werdegangs der Böhlerwerke, die die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Stadt Kapfenberg stark beeinflussten. Zahlreichen Originalgegenstände, Schautafeln, Modelle so- wie Erzeugnisse veranschaulichen die Entwicklung des Konzerns Böhler (seit 1991 Böhler- Uddeholm) und gewähren Einblick in die Arbeit in der Stahlindurstrie.930 Von der ersten Besiedelung Kapfenbergs und seiner Umgebung zeugen die Funde aus der Rettenwandhöhle, einer Tropfsteinhöhle im Stadtteil Einöd.931 Dazu gehören beispielsweise jungsteinzeitliche Steinwerkzeuge, ein kupferzeitlicher Löffel, ein bronzezeitliches Brand- leistenbeil, zwei Bronzenadeln und Teile einer Urne aus der Urnenfelderzeit oder drei kannelierte Gefäßfragmente aus der Hallstattzeit, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei Gra- bungsarbeiten entdeckt wurden und im Museum in Glasvitrinen ausgestellt sind. 2003 wurde am Fuße der Rettenwand ein bronzenes Tüllenbeil aus der frühen Urnenfelderzeit (1300 v. Chr.) aufgefunden. Die anschließende Grabung brachte einen Depotfund aus bronzenen Bruch- und Gussstücken zutage, der mit dem Tüllenbeil gemeinsam in einer weiteren Vitrine

928 Verein „Initiative Burg Oberkapfenberg“ 2000, 8 f. 929 Museum der Stadt Kapfenberg 2011. 930 Kaindl u. a. 1998, 106 f.; Museum der Stadt Kapfenberg 2011. 931 Zu den archäologischen Streufunden aus der Rettenwandhöhle siehe Bartha 2010. 163

präsentiert wird.932 In einer Nische erfolgt eine Dokumentation der Rettenwandhöhle mit ab- gebrochenen Tropfsteinen, Kalksteinen und gebänderten Sinterteilen.933 1912 wurden am Ufer der Mürz ein Denar aus der Zeit des Kaisers Domitian (81–96 n. Chr.) gefunden. Eine Infor- mationstafel zeigt eine Abbildung dieser römischen Münze und erläutert den historischen Hintergrund.934 Aus dem Frühmittelalter werden Funde aus dem Diemlacher Gräberfeld präsentiert, das 1921 beim Bau einer Straße im Stadtteil Diemlach entdeckt wurde. Bei den Exponaten handelt es sich um Schmuckstücke wie einen Halbmondohrring oder eine Pressblechfibel aus dem späten 9. Jahrhundert.935 Eine an der Wand angebrachte Zeittafel gibt Einblick in die Geschichte der Steiermark von der Altsteinzeit bis zur Römerzeit. Als Vermittlungsprogramm werden den BesucherInnen auf Anfrage Führungen, Kinder- Schul- und Gruppenprogramme im Museum sowie eine Schnitzeljagd durch die Stadt Kapfenberg angeboten.936

Kat. Nr.: 2 Burg Oberkapfenberg Schlossberg 1, 8605 Kapfenberg Einrichtungsart: Ausstellungsbetrieb Träger: Burg Oberkapfenberg Betriebs GmbH Kurzbeschreibung: Über der Stadt Kapfenberg erhebt sich die Burg Oberkapfenberg auf einer Bergkuppe, die spornartig vorspringt und an drei Seiten steil zum Tal abfällt. Dieser Bergrücken engt das Mürztal bis auf einen schmalen Durchlass ein. Die Lage der Burg er- möglicht eine weite Sicht in das Mürztal bis über das Becken von St. Marein und in ent- gegengesetzter Richtung auf die Straße nach Bruck an der Mur, wodurch bereits im Mittel- alter die wichtigen Verkehrsrouten von Wien in den Süden und die Abzweigungen nach Mariazell und nach Niederösterreich kontrolliert wurden konnten.937 Das erste sichere Zeugnis der Existenz der Burg ist eine Urkunde von 1173, in der Markgraf Otakar von Steier die Lage der Kirche St. Marein nennt, die sich „sub castro chaffenberch“938, also unter der Burg Kapfenberg befindet. Die Burg sowie den Markt Kapfenberg, der aus der Burguntersiedlung entstand, wurde von dem bereits im 13. Jahrhundert führenden steirischen

932 Museum der Stadt Kapfenberg 2011. 933 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 186 f. 934 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 187. 935 Bichl – Reisinger 2004, 187; Museum der Stadt Kapfenberg 2011. 936 Museum der Stadt Kapfenberg 2011. 937 Verein „Initiative Burg Oberkapfenberg“ 2000, 4. 8. 938 Verein „Initiative Burg Oberkapfenberg“ 2000, 9. 164

Adelsgeschlecht der Stubenberger auf deren freien Grundstücken erbaut. Bis zum Jahr 1739 fungierte die Burg als Verwaltungszentrum. Danach übersiedelten die Stubenberger mit Landgericht und Verwaltung in das im Tal liegende Schloss Wieden. Die Burg Ober- kapfenberg stand in der Folge leer und die Burgbesitzer ließen sie zum Teil abtragen, wodurch sie allmählich zur Ruine verfiel. 1954 wurde ein Teil der Burg von der Familie Stubenberg wiederaufgebaut, um einen Hotel- und Restaurantbetrieb einzurichten, was aber schließlich an finanziellen Schwierigkeiten scheiterte. Im September 1992 erwarb die Stadt- gemeinde Kapfenberg die Burg und der Verein „Initiative Burg Oberkapfenberg“ wurde ge- gründet, um sie wiederaufzubauen.939 2003 wurde die „Burg Oberkapfenberg Betriebs GmbH“ gegründet, welche die Gesamtverwaltung und den Ausstellungsbetrieb übernahm.940 Die Burg verfügt heute über Ausstellungsräume, eine Greifvogelwarte, Seminar- und Veranstaltungsräume.941 Bei der derzeitigen Ausstellung „Grenzgänge – Eine Zeitreise mit Kreuzrittern und Alche- misten“ erleben die BesucherInnen eine Zeitreise in das 13. Jahrhundert. Mittels einer inter- aktiven Multimediainstallation reisen sie in die Vergangenheit. Durch Blättern in einem riesi- gen virtuellen Buch erleben sie die Geschichte des Kreuzfahrers Wulfing. Die Burg Ober- kapfenberg wird dabei zum Ausgangspunkt für einen Kreuzzug in den Vorderen Orient, bei dem man zwar eine Schlacht verliert, aber viele Eindrücke von der Kultur und vom Leben und den Erfindungen der Araber gewinnt.942 Mittels audiovisueller Installationen entführen zwei gleichzeitig stattfindende Handlungs- ebenen in die Zeit der Alchemisten.943 Unter der Loreto-Kapelle944 befindet sich ein Alchemistenlabor mit einem vollständig erhaltenen Probierofen. Zu sehen sind in der Aus- stellung unter anderem eine Glasdüse, Goldnuggets aus der Mürz und das Alchemisten- laboratorium aus Oberstockstall.945 Im Kindermuseum mit einem Kreuzfahrerzelt begegnen sich ein Kreuzritter und ein Sultan in Frieden. Die arabischen Erfindungen werden hier mit allen Sinnen erfahrbar. Man zupft an einer Laute, riecht an Gewürzen oder ertastet orientalische Stoffe. Ein weiteres Alchemisten-

939 Verein „Initiative Burg Oberkapfenberg“ 2000, 9–20. 940 Burg Oberkapfenberg Betriebs GmbH o. J.a. 941 Burg Oberkapfenberg Betriebs GmbH o. J.b; Burg Oberkapfenberg Betriebs GmbH o. J.c. 942 Burg Oberkapfenberg Betriebs GmbH o. J.d. 943 Burg Oberkapfenberg Betriebs GmbH o. J.d. 944 Zur Loreto-Kapelle siehe Verein „Initiative Burg Oberkapfenberg“ 2000, 46–48. 945 Burg Oberkapfenberg Betriebs GmbH o. J.d. 165

labor lädt im Kindermuseum dazu ein, einen Alchemisten zu belauschen und seine Geheim- zeichen zu entschlüsseln.946 Die archäologische Sonderausstellung „Aus Stubenbergs Küche“ erzählt die Geschichte der Burg mittels archäologischer Funde. Ein 7 Meter langes Bild zeigt Fundstücke wie Münzen, Pfeilspitzen, Knochenreste oder Gefäßteile aus Keramik – Zeugen der mittelalterlichen Küche und Tafeln.947 Die Ausstellungen in der Burg, Führungen durch die Ausstellung und Burgführungen, Kinder- und Schulprogramme, eine Falknerei, Ritterspiele, das Armbrustschießen sowie das jährliche Ritterfest bieten den BesucherInnen die Möglichkeit, in die Zeit des Mittelalters einzutauchen. Zahlreiche Angebote wie z.B. Ritterspiele sind als „Spektakel“ buchbar. In regelmäßigen Ab- ständen werden auch Feste wie ein Ritter- oder ein Hexenfest, Märkte und Konzerte Alter Musik veranstaltet.948

Kat. Nr.: 3 Keltenweg – Der Familienwanderweg rund um die Pötschen Pötschen (Höhe 1039 m), 8605 Kapfenberg Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet/Objektverantwortlich: Stadtgemeinde Kapfenberg Kurzbeschreibung: Die in und unterhalb der Rettenwandhöhle entdeckten Funde sind Zeug- nisse einer keltischen Besiedelung. Der auf der Pötschen installierte Keltenweg hat eine Länge von 6,5 km und verläuft als Rundweg auf dem mit Buchen- und Mischwäldern be- standenen Berg. Informationstafeln mit Texten und Bildern entlang des Weges erzählen von der Geschichte und dem Leben der Kelten. Sie werden von künstlerischen Objekten begleitet, etwa von Steinen mit keltischen Symbolen, die vom Atelier CREmsner ausgeführt wurden.949 Der Weg ist mit einem guten Leitsystem ausgestattet. Die Informationen und Bilder auf den Tafeln entstammen zum größten Teil dem Buch „Die Kelten Österreichs. Auf den Spuren unseres versteckten Erbes“950 von Georg Rohrecker. Eine Tafel verweist auch auf die Fund- stücke, die in und unter der Rettenwandhöhle entdeckt wurden und im Museum der Stadt Kapfenberg ausgestellt sind, allerdings in die Urnenfelderzeit und nicht die Frühzeit der

946 Burg Oberkapfenberg Betriebs GmbH o. J.d; Speziell für Kinder zur Burg Oberkapfenberg und zur Loreto- Kapelle siehe Friedl – Rath 2004, 22–29. 947 Burg Oberkapfenberg Betriebs GmbH o. J.e. 948 Burg Oberkapfenberg Betriebs GmbH o. J.b; Burg Oberkapfenberg Betriebs GmbH o. J.c. 949 Stadtgemeinde Kapfenberg 2009. 950 Rohrecker 2003. 166

Kelten (Latènezeit) datieren.951 Auf der Homepage der Stadtgemeinde Kapfenberg wird ein Informationsfolder952 zum Download angeboten, der die fünf Einstiege auf einer reduzierten Karte darstellt und das leichte Auffinden des Weges ermöglicht. Die Schwerpunkte dieses Themenweges sind allerdings nicht archäologische Inhalte mit Be- zug zu archäologischen Grabungen und Funden, sondern er berichtet vom Leben der Kelten und deren Geschichte, bietet Berührungspunkte mit einer anderen, teils vergessenen Kultur und motiviert zu einer Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft. Die Inhalte entstammen allerdings nur einer einzigen Publikation, daher wäre die Einbeziehung weiterer Forschungs- ergebnisse wünschenswert.

10.2 Bezirk Deutschlandsberg Kat. Nr.: 4 Archeo Norico – Burgmuseum in Deutschlandsberg Burgplatz 2, 8530 Deutschlandsberg Einrichtungsart: Museum mit Schausammlungen Träger: Gebrüder Steffan-Stiftung Kurzbeschreibung: Im 12. Jahrhundert wurde die Burg über Deutschlandsberg als Stamm- sitz der Herren von Lonsperch, eines Salzburger Ministerialengeschlechts, erstmals urkund- lich erwähnt. Aus dieser Zeit stammt der romanische Kern der Anlage, die in den folgenden Jahrhunderten ständig erweitert wurde. 1932 wurde sie von der Familie Liechtenstein an die Stadtgemeinde Deutschlandsberg verkauft, war zu diesem Zeitpunkt aber schon stark verfal- len953 und wurde nach archäologischen Untersuchungen saniert und revitalisiert, um für Präsentationszwecke zur Verfügung zu stehen.954 Seit 1981 werden in einem Teil der mittelalterlichen Hochburg, im gotischen Wohnturm und den angrenzenden Repräsentationsgebäuden, die vor- und frühgeschichtlichen Sammlungen des passionierten Sammlers Anton Steffan ausgestellt, der sie als Stiftung der Stadtgemeinde Deutschlandsberg zur Verfügung stellte.955 In Form von Schausammlungen wird eine Fülle von archäologischen Funden in Glasvitrinen präsentiert, die auch die historische Entwicklung der Gegenstände zeigt. Die 6000jährige Entwicklung der Hieb- und Stichwaffen beispiels- weise wird anschaulich gemacht durch die Präsentation eines Lochhammerbeils aus dem Neolithikum, einer Streitaxt aus der Urnenfelderzeit bis hin zu einem ungarischen Pallasch

951 Siehe Kat. Nr.: 1. 952 Stadtgemeinde Kapfenberg 2009. 953 Kaindl u. a. 1998, 35. 954 Bichl – Reisinger 2004, 133. 955 Kaindl u. a. 1998, 35. 167

aus dem 19. Jahrhundert. Nicht immer stammen die Fundstücke aus offiziellen Ausgrabun- gen. Seit einigen Jahren besteht aber eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Museums- betreiber und dem Bundesdenkmalamt, was das beiderseitige Bemühen um die Pflege und den Schutz der archäologischen Landschaft zeigt.956 Ausgrabungen werden nur noch offiziell, im- mer in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt und unter der Leitung eines ausgebildeten Archäologen durchgeführt, der zugleich ein im Museum angestellter Mitarbeiter ist.957 Der Sammlungsbestand wird chronologisch dargeboten und zeigt Fundstücke aus der Jung- steinzeit (Lasinja-Kultur), der Bronzezeit, der Urnenfelderkultur, der Hallstattzeit, der Latène- zeit sowie der Römerzeit, des Mittelalters und der Neuzeit.958 Zahlreiche Ausstellungsobjekte stammen aus der südlichen Weststeiermark wie etwa aus Großklein, der Burg Deutsch- landsberg, dem Deutschlandsberger Stadtgebiet, Frauental, dem Ulrichsberg, Schwanberg, dem Glaserkogel bei Wettmannstätten, aus St. Martin im Sulmtal, aber auch von vielen ande- ren, nicht genau bekannten Fundorten. Die Dichte der Funde sowie ihre Qualität und histori- sche Bedeutung sind einzigartig in der Steiermark.959 Eine Vielzahl an Dauer- und Sonderausstellungen in der Burg präsentiert den BesucherInnen auch immer die neuesten Fundstücke, die keinesfalls in Depots verschwinden sollen.960 Fol- gende Ausstellungen bietet das Burgmuseum:  „Vor- und Frühgeschichte der Südweststeiermark“  „Mythos Kelten“ mit steirischen Grab- und Siedlungsfunden vom 5. Jh. v. Chr. bis ca. 15 v. Chr.  „Antiker Gold-, Silber- und Bronzeschmuck der Kelten, Römer und Byzantiner“  „Weihegaben an die Götter“ mittels Depot- oder Weihefunde aus dem 13.–12. Jh. v. Chr. wie etwa Waffen, Werkzeuge und Schmuckobjekte  Eine „Historische Waffensammlung“, die die Entwicklung und den Fortschritt der Waffentechnik vom 6. Jh. n. Chr. bis in die Neuzeit zeigt  „Vom Waldglas zum ersten Industrieglas“  Die „Folterkammer im Burgverlies“.961 Zu den Ausstellungen werden Führungen für unterschiedliche Gruppen, auch für Schul- klassen, angeboten und es gibt immer wieder Vorträge in der Burg.962

956 Bichl – Reisinger 2004, 133. 957 Diese Information entstammt einem Gespräch mit Herrn Anton Steffan am 15.10.2010. 958 Kaindl u. a. 1998, 35 f. 959 Bichl – Reisinger 2004, 133. 960 Bichl – Reisinger 2004, 133. 961 Archeo Norico – Burgmuseum Deutschlandsberg o. J. 168

Kat. Nr.: 5 Hans Kloepfer- und Heimatmuseum Eibiswald 36, 8552 Eibiswald Einrichtungsart: Heimatmuseum Träger: Kulturverein Eibiswald Kurzbeschreibung: Dieses Heimatmuseum widmet sich vor allem dem namensgebenden steirischen Mundartdichter und Arzt Hans Kloepfer, der seine Jugend und die ersten Berufs- jahre in Eibiswald verbrachte. 1954 erwarb der damalige Eibiswalder Kultur- und Wirtschaftsförderungsverein (seit 2003: „Kulturverein Eibiswald“) das Geburtshaus Kloepfers und richteten darin ein Museum zu seinem Andenken ein. Eine Neuaufstellung mit der Prä- sentation von Erinnerungsstücken, Dokumenten und historischen Aufnahmen963 erfolgte 1996. Die weiteren ehemaligen Wohnräume, die nicht dem Dichter selbst gewidmet sind, beherbergen eine volkskundlich-kulturhistorische Sammlung mit Devotionalien, bäuerlichem Hausrat und Arbeitsgeräten, Glasgefäßen aus den ehemaligen Glashütten und einer Rauchküche, die Einblicke in die Geschichte, Kultur und Arbeitswelt der Region geben.

Ein Raum im Erdgeschoss des Museums von 26 m2 Größe beschäftigt sich mit der Archäolo- gie. Er bietet eine Zeittafel, die zu einem Überblick von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter verhilft. Weitere Informationstafeln berichten von der Geschichte Eibiswalds, der Römerzeit, der mittelalterlichen Wehranlage am Turmbauerkogel und dem Burgentyp der Motte. Eine Glasvitrine zeigt Objekte aus der Römerzeit wie etwa Keramikgefäße, Glasgefäße und Mün- zen. Vor allem der Burganlage am „Turmbauerkogel“ bei Eibiswald wird viel Raum gewid- met. Diese wehrhafte Turmburg in Sterglegg wird dem Befestigungstyp der „Motte“ zugeord- net. Die ausgestellten Fundobjekte entstammen größtenteils den archäologischen Grabungen des Steirischen Landesmuseums 1954 und des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Uni- versität Wien 1968964. Es sind vor allem Keramikfragmente, die man bei den Ausgrabungen oder Aufsammlungen rund um die Burganlage entdeckte, beispielsweise verzierte Becher, aber auch drei Schlüssel aus Eisen, ein Bolzeneisen für eine Armbrust und geschmiedete Eisennägel. Ein in einer Glasvitrine befindliches Modell der Turmburg versucht zu veran- schaulichen, wie die Burganlage im 13. bzw. 14. Jahrhundert ausgesehen haben könnte.965

962 Diese Information entstammt einem Gespräch mit Herrn Anton Steffan am 15.10.2010; Speziell für Kinder zum Burgmuseum Archeo Norico siehe Friedl – Rath 2004, 152 f. 963 Kaindl u. a. 1998, 39 f. 964 Zu den archäologischen Untersuchungen und Ausgrabungen am Turmbauerkogel siehe Modrijan 1981. 965 Diese Information entstammt dem Besuch des Museums durch die Autorin am 24.11.2010. 169

Im Museum werden den BesucherInnen unterschiedlicher Altersgruppen Führungen durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter angeboten.966 In Sterglegg selbst sind Wall und Graben der Burg- anlage in einem Wald noch erkennbar. Auf einem Baum am Waldrand macht ein kleines Schild darauf aufmerksam.967

Kat. Nr.: 6 Stelenfuß aus Feldspat Im Park vor dem Gemeindeamt in Frauental an der Laßnitz, 8523 Frauental an der Laßnitz Einrichtungsart: Römerstein mit Überdachung aus Glas Eingerichtet/Objektverantwortlich: Marktgemeinde Frauental an der Laßnitz Kurzbeschreibung: Nahe dem Gehöft vulgo „Hochkiegerl“ wurde im Wald über der Straße, die von Frauental nach Bad Gams führt, ein Stelenfuß gefunden, der ursprünglich Teil eines Grabhügels war, dessen ursprüngliche Bestattung im 2. Jh. n. Chr. beigesetzt wurde968. Im Anschluss an den Fund wurde im Mai 2000 vom Bundesdenkmalamt eine Grabung969 durchgeführt, um die im Hügel noch erhaltenen Reste des Grabes zu sichern und zu doku- mentieren. Dabei kam ein gemauerter Steineinbau zutage, dessen Innenmaße 2 × 2 Meter be- tragen. Er besteht aus einer Grabkammer und einem länglichen Zugangskorridor (Dromos). Der aufgefundene Feldspatblock, ursprünglich der Fuß einer Grabstele, diente dabei in Zweit- verwendung als Zugangssperre. Möglicherweise wurde er bei jüngeren Bestattungen zur Seite gekippt, wobei man die Stele entfernte.970 Die Marktgemeinde Frauental an der Laßnitz stellte den Feldspatblock gemeinsam mit einer Informationstafel als Erinnerung an die archäologische Ausgrabung im Gemeindepark auf und präsentiert ihn so der Öffentlichkeit. Eine kreisförmige Glasplatte mit 6 Metallbeinen dient dem Stelenfuß und der Informationstafel als Wetterschutz. Die Gesamterscheinung der Einrichtung im Park zieht die Aufmerksamkeit auf sich und macht auf diese Weise Lust, mehr zum präsentierten Objekt zu erfahren.971

966 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Herrn Herbert Blatnik (Museumsleiter) am 24.11.2010. 967 Diese Information entstammt dem Besuch der Stelle, an der sich die Burganlage befunden hat, durch die Autorin am 24.11.2010; Zu Nordhügel (Turmbauerkogel I) und Südhügel (Turmbauerkogel II) siehe auch Bichl – Reisinger 2004, 142. 968 Fürnholzer 2004b, 456. 969 Zu den Ausgrabungen des römerzeitlichen Grabhügels in Frauental an der Lassnitz siehe Fürnholzer 2004a und Fürnholzer 2004b. 970 Diese Information entstammt der Informationstafel zur Einrichtung, die am 15.12.2010 von der Autorin besichtigt wurde; Zum römerzeitlichen Grabhügel und zum Feldspatblock siehe auch Bichl – Reisinger 2004, 136 f. 971 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 15.12.2010. 170

Kat. Nr.: 7 Steirisches Feuerwehrmuseum – Kunst & Kultur Marktstraße 1, 8522 Groß Sankt Florian Einrichtungsart: Museum Träger: Verein „Steirisches Feuerwehrmuseum“ Kurzbeschreibung: Das Steirische Feuerwehrmuseum in Groß St. Florian wurde 1995 eröff- net. Seit dem Ausbau 2003 widmet es sich der Feuerwehr und der Kunst. Den Schwerpunkt der ständigen Sammlung bildet die Geschichte und Entwicklung der steirischen Feuerwehr. 1997 wurde eine Museumsgalerie eröffnet, die heimischen Künstlern ein Forum bietet und als zweites Standbein des Museums fungiert. Neben der Dauerausstellung gestaltet das Feuer- wehrmuseum jährlich ungefähr vier Sonderausstellungen zu feuerwehrspezifischen, techni- schen, aber auch zu kunst- und kulturspezifischen Themen. Alle zwei Jahre wird eine interna- tionale Großausstellung organisiert.972 Die Dauerausstellung widmet sich der Geschichte der Feuerwehr seit der Antike, wobei der. erste Ausstellungsraum Fundstücke aus den Ausgrabungen der römerzeitlichen Villa in Grünau präsentiert. Die folgenden Räume befassen sich mit der Bedeutung des Feuers für den Menschen und dem Beginn des Feuerlöschwesens, Brandursachen und Schutzmaßnahmen im Haushalt, der Brandbekämpfung im Mittelalter, der Gründung der Freiwilligen Feuerwehren, sowie mit der technischen Entwicklung der feuerwehrspezifischen Ausrüstung und Geräte bis zu den heutigen Mitteln und Methoden dieser hochtechnisierten Einsatzorganisation. Die Fahrzeughallen präsentieren historische Löschfahrzeuge. Zu sehen sind etwa pferdegezogene Wagen mit Handdruckspritzen, die auch als Mannschaftstransportwagen fungierten, oder Fahrzeuge mit Dampfspritzen, die in Österreich erst ab 1875 Verwendung fanden.973 Im Museumsraum, der sich der Römerzeit widmet, werden die Ergebnisse der mehr als zehn- jährigen Grabungstätigkeit der römerzeitlichen Villa in Grünau sowie ausgewählte Fund- stücke aus der Zeit vom 1.–4. Jh. n. Chr. präsentiert. Natürlich wird auch die Organisation der römischen Feuerwehr thematisiert. Das zentrale Ausstellungsstück dieses Raumes ist eine Replik des Silberbechers von Grünau, der mit Reliefs in Treibziselierarbeit verziert ist und dessen Original innen vergoldet ist. Das originale Fundstück stammt aus dem 1. Jh. n. Chr. und wird im Archäologiemuseum des Universalmuseums Joanneum ausgestellt. Es zählt zu

972 Steirisches Feuerwehrmuseum 2008, Klappentext. 973 Steirisches Feuerwehrmuseum 2009; vgl. Kaindl u. a. 1998, 92 f. 171

den kostbarsten Ausgrabungsfunden der Steiermark.974 Die Ausstellung präsentiert auch römi- sche Münzen, Importkeramik, Webstuhlgewichte und Spinnwirtel aus der Römerzeit. BesucherInnen erhalten für einen selbstständigen Besuch Audioguides als Begleitung. Es gibt aber auch Führungen durch die Ausstellungen, darunter spezielle Themenführungen für Gruppen wie Senioren, Schulen oder Kinder. Auch Tagungen und Kurse finden in den Mu- seumsräumlichkeiten statt.975 Vor allem für Kinder gibt es aktionsorientierte Vermittlungs- programme, die die historische Entwicklung des Feuerwehrwesens, das richtige Verhalten im Brandfall und die Brandverhütung zum Thema haben.976

Kat. Nr.: 8 Informationstafeln zur römischen Villa in Grünau Grünauerstraße in Grünau, 8522 Groß Sankt Florian Einrichtungsart: Informationstafel Eingerichtet: Drei Tafeln von der Marktgemeinde Groß St. Florian und dem Institut für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz; eine Tafel von der ÖBB Infrastruktur Bau AG und der ARGIS (Archäologie Service GmbH) Objektverantwortlich: Marktgemeinde Groß St. Florian (drei Tafeln), ÖBB Infrastruktur Bau AG (eine Tafel) Kurzbeschreibung: Bronzezeitliche Siedlungsspuren sowie ein eisenzeitlicher Grabfund sind Zeugen für die prähistorische Besiedlung des heutigen Groß St. Florian. Die 1988 begonnen archäologischen Ausgrabungen, unter anderem an Grabhügeln, bestätigten eine römische Vergangenheit der Region.977 Von 1988 bis 2008 fanden insgesamt 14 Grabungskampagnen statt, die in der Villa sowie in zwei zur Villa gehörigen Hügelgräbergruppen durchgeführt wurden.978 Die Ausgrabungen durch das Institut für Klassische Archäologie der Karl- Franzens-Universität Graz in Grünau förderten einen römischer Gutshof (villa rustica) aus dem 1.–4. Jh. n. Chr. zutage. Das Mauerwerk des ungefähr 50 × 60 Meter großen Gebäude- komplexes war aber bis zu den Fundamenten stark zerstört, weshalb man die Ausgrabungs- stelle nach Vollendung der archäologischen Arbeiten wieder zuschüttete.979

974 Steirisches Feuerwehrmuseum 2009, 14; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 139 f. 975 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 14.10.2010. 976 Steirisches Feuerwehrmuseum o. J.; Zum Kinderprogramm des Steirischen Feuerwehrmuseums siehe Friedl – Rath 2004, 151. 977 Steirisches Feuerwehrmuseum 2009, 6. 14. 978 Lamm 2011a, 1; Zur Forschungsgeschichte von Groß St. Florian und Grünau bis 2002 siehe Lamm 2011b, 10–15. 979 Steirisches Feuerwehrmuseum 2009, 6. 14. 172

In der Nähe dieser Ausgrabungsstelle an der Grünauerestraße wurde von der Marktgemeinde Groß St. Florian ein Rastplatz mit einer Sitzbank und Informationstafeln eingerichtet, für de- ren Inhalte das Grabungsteam der Universität zuständig war. Die Schautafeln informieren die Öffentlichkeit über die Bedeutung und Funktion römischer Villen, die als landwirtschaftliche Produktionseinheit im Sinne eines Gutshofes genutzt wurden, und sie dokumentieren die Er- gebnisse der Ausgrabungen und der archäologischen Funde.980 Eine weitere Tafel vor Ort wurde im Auftrag der ÖBB Infrastruktur Bau AG von der Firma ARGIS erstellt. Sie informiert über die Besiedlung des Lassnitztals sowie über die archäologi- schen Untersuchungen auf der Koralmbahn-Trasse, etwa im Kainachtal, welche die Firma ARGIS im Zuge des Koralmbahnbaus durchführte. Durch diese Untersuchungen konnten zahlreiche archäologische Funde aus der Jungsteinzeit, Bronzezeit, Latènezeit, der Römerzeit, dem Frühmittelalter und der frühen Neuzeit zutage gefördert werden.981

Kat. Nr.: 9 Archäologischer Schauraum im Kultursaal „Roßstall“ Schloss Hollenegg Kulturzentrum „Rossstall“ des Schlosses Hollenegg, Hollenegg 2, 8530 Hollenegg Einrichtungsart: Ausstellung in einem Schauraum Träger: Gemeinde Hollenegg Kurzbeschreibung: Vom 27.9. bis 6.12.1999 sowie vom 28.2.bis zum 1.3.2000 fanden auf dem Areal der mittelalterlichen Altburgstelle in Hollenegg archäologische Ausgrabungen und Dokumentationsarbeiten statt.982 Die Burgstelle Alt-Hollenegg983 befindet sich ungefähr 300 m südlich und ca. 50 Höhenmeter tiefer als das Renaissanceschloss Hollenegg. Die Burganlage zählt zum Typ der „Motte“. Darunter versteht man eine auf einem künstlich aufgeschütteten oder besonders zugerichteten natürlichen Hügel erbaute Burg, die entweder einen Turm oder ein „festes Haus“ (= bewehrtes Haus) am Hügel aufweist.984 Die Ausgrabungsarbeiten konzentrierten sich auf die ehemalige Vorburg. Dabei konnten zu- mindest vier, wahrscheinlich aber fünf Gebäude nachgewiesen werden, die eine Art „Gehöft“ bildeten. Der älteste Kern der Anlage stammt aus dem 12. Jh. n. Chr. (Hügel 1). Die Hollenegger Altburg wurde nicht in einem Zug errichtet, sondern in mehreren Ausbauphasen. Frühestens im 13. Jh. n. Chr. wurde der im Süden anschließende Bereich zur bebauten und

980 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 15.12.2010. 981 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 15.12.2010. 982 Zu den archäologischen Untersuchungen der mittelalterlichen Motte Alt-Hollenegg siehe Gutjahr – Tiefengraber 2003. 983 Zur Burgstelle Alt-Hollenegg siehe auch Bichl – Reisinger 2004, 141. 984 Gutjahr – Tiefengraber 2001. 173

befestigten Vorburg ausgebaut. Für das 13. und 14. Jh. n. Chr. ist eine planmäßige Innen- bebauung der Vorburg erkennbar.985 Die Gebäude wurden entweder in Block- oder Pfosten- bauweise errichtet. Mit Hilfe der zahlreichen Keramikfunde konnten diese Gebäude in das 13. und 14. Jahrhundert datiert werden. Die zwei Gebäude in Blockbauweise scheinen keine Bauernhäuser gewesen zu sein, sondern Besitzungen einer höheren sozialen Schicht. Davon zeugen die reichen Funde und die sorgfältig gesetzten Öfen, von denen ein Kachelofen ge- nauer untersucht wurde. Auch eine überdachte Zisterne und ein Töpferofen waren Teil dieses Gehöfts. Fundstücke wie importierte Gläser aus venezianischer oder böhmisch-süddeutscher Produktion zeugen von weitreichenden Handelsbeziehungen sowie vom Wohlstand der Be- wohner.986 Der 2001 eingerichtete Schauraum im Obergeschoss des Kultursaals „Roßstall“ in Hollenegg dokumentiert auf drei beidseitig beschrifteten Schautafeln mit zahlreichen Abbildungen die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen, informiert über die untersuchten Gebäude und Objekte sowie über deren Funktion und Bedeutung. Die Informationstafeln widmen sich auch den Themen mittelalterliches Glas, Keramik, Turmburg und Motte, Armbrustbolzen (= Geschosse der Armbrust) und dem Fund eines Spielzeugpferdchens aus Ton.987 In Glasvitrinen werden ausgewählte Funde wie Keramikgefäße (z.B.Vorratstopf, Henkel- pfanne), Keramikfunde (z.B.Öllampen, „Becherkachel“), Glasfunde (z.B.Nuppenbecher, Rip- penflaschen), Armbrustbolzen, verschiedene Eisenfunde, das Keramikspielzeugpferdchen und eine Kopie des Münzschatzfundes aus Aichegg präsentiert. Es gibt auch ein anschauliches Modell der mittelalterlichen Wehranlage Alt-Hollenegg, wofür ein Geländevermessungsplan und die Ergebnissen der archäologischen Ausgrabungen von 1999 und 2000 als Grundlage dienten. Dieses Modell zeigt zwei „Motten“ (Turmhügel) mit Wehr- und Wohntürmen, die Vorburg mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden und die umliegenden Felder, Gärten und Weiden.988 Nach Voranmeldung bei der Gemeinde bzw. bei öffentlichen Veranstaltungen wie etwa dem jährlichen Ägydimarkt, einem Brauchtums- und Handwerksmarkt, kann dieser Schauraum besichtigt werden. Auf Anfrage bei der Gemeinde werden auch Führungen durch die Aus- stellung angeboten.

985 Diese Information entstammt den Informationstafeln der Ausstellung, besucht durch die Autorin am 15.10.2010. 986 Gutjahr – Tiefengraber 2001. 987 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 15.10.2010. 988 Gutjahr – Tiefengraber 2001; Diese Information entstammt auch dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 15.10.2010; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 140 f. 174

Kat. Nr.: 10 Altburgstelle Schwanberg Schwanberger Burgberg/Schlossberg, 8541 Schwanberg Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet/Objektverantwortlich: Komitee Altburg der Marktgemeinde Schwanberg Kurzbeschreibung: Der so genannte „Tanzboden“, die höchste Erhebung auf dem Schloss- berg der Marktgemeinde Schwanberg, ist eine ebene Fläche südöstlich des Schlosses Schwanberg und überragt dieses um etwa 25 Meter.989 Hier befinden sich die Überreste der Altburg Schwanberg. Die Lage der Festungsanlage war strategisch günstig und bot einen weiten Blick bis ins Grazer Feld, zum Wildonerberg und zur Hengistburg. Im Gelände zeugen die mächtigen Ringwallanlagen und die künstlichen Terrassen noch heute von der ehemaligen Präsenz einer Burg. Diese Burganlage wurde unter Kaiser Friedrich III. zur Festung ausge- baut. Kriegerische Auseinandersetzungen wie die Baumkirchnerfehde und die Eroberungen des Matthias Corvinus führten allerdings im 15. Jahrhundert dazu, dass die Burg baufällig wurde, so dass man sie um 1580 abtrug und das Gelände planierte.990 2004/2005 wurde das „Komitee Altburg der Marktgemeinde Schwanberg“ gegründet und mit den Aufgaben um die Sicherung und Erhaltung des Schlossbergs betraut. Zugleich startete das Gemeindeprojekt „Freilichtmuseum – Altburg Schwanberg“, im Zuge dessen der Burg- berg bis heute wissenschaftlich genau untersucht wird. Die Aufgaben des Komitees Altburg bestehen darin, am Gelände der Altburg am Schlossberg/Josefiberg wissenschaftliche Aus- grabungen zu organisieren – in Zusammenarbeit mit ArchäologInnen, HistorikerInnen, Spon- sorInnen und dem AMS – um im Anschluss daran Konservierungs- und Restaurierungsmaß- nahmen durchzuführen und diese Stelle touristisch zu erschließen, wie dies bereits mittels diverser Wanderwege wie etwa dem 2006 eröffneten „Kraftweg“ erfolgte.991 Seit 2004 fanden beinahe jährlich Ausgrabungs- bzw. Sicherungs- und Konservierungs- arbeiten statt.992 Die Ausgrabungen erfolgten im Rahmen eines Sozialprojektes in Kooperation mit der Steirische Wissenschafts-, Umwelt- und Kulturprojektträger GmbH (ST:WUK)/Arbeitsmarktservice Steiermark (AMS). 2004 entdeckte man einen Rundturm aus dem 15. Jahrhundert, der einen Durchmesser von 13,5 m und einen Mauerdicke von 4,5 m aufweist. In den darauffolgenden Jahren wurde die

989 Diese Information entstammt der Informationstafel, die von der Autorin am 12.12.2012 besichtigt wurde; vgl. ASIST 2011. 990 Komitee Altburg 2012a. 991 Komitee Altburg 2012a. 992 Zu den archäologischen Ausgrabungen, den Restaurierungsmaßnahmen und Vermittlungsangeboten in den jährlichen Arbeitsberichten siehe Komitee Altburg 2012b. 175

Festung archäologisch genauer untersucht. Im Südosten wurde ein Bau angeschnitten, bei dem es sich um den mittelalterlichen Palas handelte, also um das repräsentative Wohn- und Herrschaftsgebäude. Auch eine Zisterne mit einem Durchmesser von 6 m wurde freigelegt. Die Grabungen offenbarten mehrere Umfassungsmauern der hochmittelalterlichen Burg, die rechteckig angelegt gewesen sein dürfte und ungefähr 200 Jahre älter als der 2004 entdeckte Rundturm ist. 2011/2012 wurde bei der Untersuchung der frühmittelalterlichen Schicht eine Bebauung der Nordkante festgestellt, die ins 9. Jahrhundert datiert wird, wodurch die Schwanberger Burg zu den ältesten steirischen Anlagen des Mittelalters gezählt werden kann.993 Den BesucherInnen der Altburgstelle zeigen sich heute der oben erwähnte markante Rund- turm, ein restaurierter Brunnen und Geländestrukturen, die auf eine ehemalige Burganlage schließen lassen. Eine Informationstafel mit dem Titel „Altburg Schwanberg – Archäologiepark – Freilichtmuseum“ der Gemeinde informiert am Fuße der Anlage über die seit 2004 stattfindenden archäologischen Untersuchungen und nennt die an diesem Projekt beteiligten Personen und Einrichtungen sowie die Sponsoren und Unterstützer. Am Plateau befindet sich eine zweite Informationstafel mit Abbildungen, die über die historische Burg- entwicklung sowie die archäologischen Ausgrabungen und deren bisherige Ergebnisse be- richtet. Eine dritte Tafel fungiert als Tafel 5 des Kraftweges und nimmt auf die Geschichte der Altburgstelle Bezug. Zahlreiche kleinere Tafeln weisen darauf hin, dass auf diesem Gelände archäologische Ausgrabungen stattfinden, dass das Areal unter Denkmalschutz steht und das Betreten der Mauern verboten ist. Die archäologischen Forschungen sind noch keineswegs abgeschlossen und ein Freilichtmuseum am Gelände der Altburgstelle ist im Aufbau begrif- fen. Auch beim Gemeindeamt der Marktgemeinde Schwanberg (Hauptplatz 6) findet man eine Informationstafel zu den archäologischen Ausgrabungen, zu den vorläufigen Ergebnis- sen, den Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen und den Tätigkeiten des Komitees Altburg.994 Neben den fast jährlich stattfindenden Ausgrabungen und den laufenden Sanierungsarbeiten fanden auf Initiative des Komitees Altburg und gemeinsam mit dem Grabungsteam immer wieder Vermittlungsangebote statt, um die Bevölkerung über die archäologischen Maßnah- men und deren Ergebnisse zu informieren. Dazu gehören ein Tag der offenen Tür an der Aus- grabungsstelle, eine Fotoausstellung zu den archäologischen Arbeiten sowie Burgfeste mit

993 Diese Information entstammt der Informationstafel, die von der Autorin am 12.12.2012 besichtigt wurde; vgl. ASIST 2011. 994 Diese Information entstammt dem Besuch der Anlage bzw. der Gemeinde Schwanberg durch die Autorin am 12.12.2012. 176

Ritterschaukämpfen, ein Ritterfest und eigene Kinderprogramme.995 Auf Anfrage werden auch außerhalb solcher Aktionstage Geländeführungen bzw. Ortsführungen angeboten.

Kat. Nr.: 11 Archäologischer Wanderweg St. Martin im Sulmtal Ausgangspunkt: Gemeindeamt St. Martin im Sulmtal, Sulb 72, 8543 St. Martin im Sulmtal) Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet/Objektverantwortlich: Gemeinde St. Martin im Sulmtal Kurzbeschreibung: Archäologische Fundplätze und Bodendenkmäler im Gemeindegebiet von St. Martin im Sulmtal zeugen von einer menschlichen Besiedlung seit dem 5. Jh. v. Chr. Über 70 erhaltene Hügelgräber aus der Römerzeit und teilweise sogar noch aus der Hallstatt- zeit zeugen von einer langen Geschichte.996 Daher wurde im Rahmen eines Projektes zur Ortserneuerung mit Hilfe der wissenschaftlichen Beratung von Mag. Dr. Wolfgang Artner ein archäologischer Wanderweg eingerichtet.997 Durch das Interesse der Gemeinde an der archäologischen Erforschung des Gemeindegebietes und die Unterstützung des AMS Deutschlandsberg konnten mehrere Ausgrabungen durchgeführt werden, die vom „Archäologieland Steiermark“ und dem ehemaligen Landesmuseum Joanneum betreut wur- den. Die Ergebnisse dieser Grabungen dienten als Grundlage für die Konzeption des archäo- logischen Wanderweges.998 Der Wanderweg ist als Rundweg geplant, wobei zwischen zwei Wegverläufen entschieden werden kann.999 Im Gemeindeamt St. Martin im Sulmtal erhält man eine Begleitbroschüre mit Karte. Informationstafeln weisen auf die archäologischen Hinterlassenschaften hin, die für die Landschaft typisch und prägend sind. Mit Hilfe der Karte kann man die Wege zu den entspre- chenden Stationen mit den 9 Stationen mit Schautafeln selbst wählen. Ausgangspunkt ist das Gemeindeamt. Folgende Stationen können mittels einer Wanderung aufgesucht werden: 1. Gemeindeamt St. Martin im Sulmtal/ Informationstafel zum Wanderweg, 2. Pfarrkirche St. Martin im Sulmtal/Römerzeitliche Grabmonumente als Zeichen der Selbstrepräsentation, 3. Otternitz/Eine Kleinlandschaft im Wandel der Jahrtausende, 4. Otternitz, Gmoakogl/„Ein ländlicher Friedhof vor 2000 Jahren“, 5. Otternitz, Feuerwehrhaus/Grabbauten und norisch- pannonische Hügelgräber, 6. Bergla, Umspannwerk/Die villa rustica von Bergla und ihr Um-

995 Komitee Altburg 2012b. 996 Gemeinde St. Martin im Sulmtal 2005. 997 Diese Information entstammt einem Telefongespräch mit Herrn Bürgermeister Josef Steiner am 30.4.2013. 998 Gemeinde St. Martin im Sulmtal 2005. 999 Detailierte Informationen zu den zwei Routen des Archäologischen Wanderweges finden sich in Tourismusverband Sulmtal Koralm 2008,11 f. 177

feld, 7. Bergla/Anfänge archäologischer Forschungen in der Weststeiermark, 8. Bergla/Flach- und Hügelgräber des 6./5. Jh. v. Chr., 9. Aigen, Taborkogel/Zwei mittelalterliche Befes- tigungsanlagen.1000 Auf dem Weg befinden sich in regelmäßigen Abständen Wegweiser zur Erleichterung der Orientierung, erkennbar am Logo der Dreifußschale, einer charakteristischen Grabbeigabe provinzialrömischer Hügelgräber. Wegweiser ohne Schautafeln laden den Wanderer dazu ein, die in der Karte durch rote Punkte eingezeichneten Bodendenkmäler wie etwa Hügelgräber im Gelände selbst zu entdecken. Weitere Informationen finden sich dann in der Begleit- broschüre.1001 Einmal jährlich findet eine geführte Wanderung mit einer archäologischen Fachkraft statt. Auf Anfrage bei der Gemeinde St. Martin im Sulmtal werden auch individuell vereinbarte Führungen angeboten.1002

Kat. Nr.: 12 „Perlen aus Bergla…“ – Ausstellung in der Wolframhütte Bergla Bergla 33, 8543 St. Martin im Sulmtal Einrichtungsart: Kleinausstellung Eingerichtet: Gemeinde St. Martin Objektverantwortlich: Gemeinde St. Martin, Wolfram Bergbau und Hütten AG Kurzbeschreibung: Das hallstattzeitliche Gräberfeld in Bergla, das aus Hügel- und Flach- gräbern besteht, wurde wie zahlreiche andere Gräberfelder der Weststeiermark durch Raub- grabungen geplündert. Die Hügelgräber wurden zum großen Teil ihrer Grabbeigaben beraubt, während die Flachgräber noch mehrere ungestörte Brandbestattungen aufweisen. Im Gelände sind noch acht flache Hügelgräber zu erkennen, die sich auf einer Länge von 100 Metern ent- lang eines Altweges erstrecken.1003 2003 und 2004 fanden zwei kleinere Ausgrabungen statt, die vom gemeinnützigen Verein „Archäologieland Steiermark“ in Zusammenarbeit mit dem AMS Steiermark, dem Land Stei- ermark und der Gemeinde St. Martin im Sulmtal durchgeführt wurden. Trotz der massiven Beraubung konnten die Nachgrabungen wichtige Ergebnisse liefern – etwa, dass die Sulmtalgruppe der Hallstattkultur in die Frühlatènezeit (520/15–480/90 v. Chr.) zurückreicht. Das Gräberfeld in Bergla zeigt auch, dass Flachgräber existieren, deren Beigabenreichtum

1000 Gemeinde St. Martin im Sulmtal 2005. 1001 Gemeinde St. Martin im Sulmtal 2005. 1002 Diese Information entstammt einem Telefongespräch mit Herrn Josef Steiner (Bürgermeister St. Martin im Sulmtal) am 30.4.2013. 1003 Artner 2012, 3. 178

denen der ungestörten Hügelgräber ebenbürtig ist. Ebenso entdeckte man ein Gefäßdepot (Objekt 7), das mit Opferfeierlichkeiten in Verbindung gebracht werden kann. Dieses Depot offenbarte auch einen seltenen Gefäßtyp. Dabei handelt es sich um einen Siebheber, der dazu diente, eine Flüssigkeit – etwa ein Getränk – aus großen Vorratsbehältern und Mischkesseln in kleinere Trinkgefäße umzufüllen. Mehrere Glasperlen zeugen davon, dass das Gräberfeld auch im 5. Jh. v. Chr. noch benutzt wurde. Deshalb gilt das Gräberfeld in Bergla derzeit als jüngstes der Sulmtalgruppe. Perlen, die aus dem Süden, dem heutigen Slowenien stammen, belegen bisher unbekannte Kontakte der ausgehenden Hallstattzeit. Flachgrab 1 brachte neben einer Schichtaugenperle (Kopie in der Ausstellung) auch einen eisernen Knotenring zutage, der für die Zeit von 570-420 v. Chr. charakteristisch ist. Bei Flachgrab 2 handelt es sich um das Grab einer Frau, das Fundstücke wie zwei Kahnfibeln und zwei geknotete Halsreifen aus Bronze, zahlreiche Glasperlen, Eisenperlen, einen reichen Geschirrsatz sowie zwölf Spinn- wirtel in sich barg. Auch die Flachgräber 5 und 6 enthielten neben anderen Fundstücken Ke- ramikgefäße.1004 Um die Ausgrabungsergebnisse in Bergla der Öffentlichkeit zu präsentieren, wurde 2010 im Foyer der Wolfram Bergbau und Hütten AG1005 die Begleitausstellung „Perlen in Bergla“ als Teil des Archäologischen Wanderwegs in St. Martin im Sulmtal eingerichtet (Station 8).1006 Auf ungefähr 10 m2 präsentieren zwei Glasvitrinen ausgewählte Fundstücke aus den Aus- grabungen in Bergla. Derzeit erfolgt die Fertigstellung der Ausstellung, indem die Schau- tafeln, die die Ausgrabungsergebnisse in Bild und Text dokumentieren, gedruckt und einge- richtet werden. Ein Begleitheft zur Ausstellung1007 wurde 2012 gedruckt. Die Ausstellung kann jeweils zu den Firmenöffnungszeiten besichtigt werden. Auch von außerhalb des Gebäudes kann man die Ausstellung teilweise durch die Glasfassade sehen. Auf Anfrage beim Gemeindeamt St. Martin im Sulmtal werden auch Führungen angeboten.1008

1004 Artner 2012, 3. 6. 10–18. 1005 Die Wolfram Bergbau und Hütten AG in St. Martin im Sulmtal ist auf die Herstellung von Wolframoxid-, Metall- und Carbidpulver für die pulvermetallurgische Industrie spezialisiert. In Verbindung mit Kohlenstoff verfügt Wolfram als Wolframcarbid über diamantähnliche Härte und stellt daher heute die Grundlage für Schneid- und Bohrwerkzeuge und die Metall-, Stein-, Holz- und Kunsstoffbearbeitung dar. 1006 Wolfram Bergbau und Hütten AG 2009. 1007 Zum Begleitheft zur Ausstellung „Perlen in Bergla…“ in Bergla siehe Artner 2012. 1008 Diese Information entstammt einem Telefongespräch mit Herrn Josef Steiner (Bürgermeister St. Martin im Sulmtal) am 29.5.2013. 179

Kat. Nr.: 13 Heimatarchiv Wies Gemeindeamt Wies, Oberer Markt 14, 8551 Wies Einrichtungsart: Ausstellung in einem Schauraum Träger: Marktgemeinde Wies Kurzbeschreibung: Das Heimatarchiv Wies wurde 2006 eröffnet, umfasst eine Fläche von ungefähr 90 m2 und ist im Dachgeschoß des Gemeindeamtes der Marktgemeinde Wies unter- gebracht. Es ist in zwei Bereiche untergliedert: Der erste Bereich umfasst eine Ausstellung, die ausgewählte Objekte in Vitrinen mit zusätzlichen Schautafeln präsentiert. Diese Ausstel- lung widmet sich zunächst archäologischen Fundstücken und Ausgrabungsergebnissen. Der zweite Teil der Ausstellung mit dem Thema ‚Mineralien & Steine’ zeigt Mineralien, Kristalle, Gesteine sowie Fossilienfunde aus der Gegend um Wies. Weitere Teile der Ausstellung zei- gen eine neuzeitliche Gläsersammlung aus den Glasfabriken Wies und Vordersdorf sowie Geräte aus dem Kohlebergbau. Alle drei Ausstellungsbereiche wurden von wissenschaftlichen BetreuerInnen eingerichtet. Eine dauerhafte Betreuung durch sie ist aber nicht vorgesehen. Der zweite, namensgebende Teil des Heimatarchivs ist ein Dokumentenarchiv, in dem Ur- kunden, Schriften, Bücher, Zeitschriften, Bildmaterial sowie Ton- und Filmdokumente ge- sammelt und archiviert werden. In einer Ecke des Raumes befindet sich auch ein Arbeitsplatz für zwei Personen.1009 Der Ausstellungsteil zur Archäologie umfasst zwei Vitrinen und zeigt Fundstücke aus den Feststellungsgrabungen, die 2000 und 2001 vom Bundesdenkmalamt1010 bei einer Hügel- gräbergruppe in der Katastralgemeinde Aug durchgeführt wurden. Dabei konnte ein recht- eckiger Grabbau nachgewiesen werden, der in Trockenmauertechnik errichtet wurde.1011 Unter den ausgestellten Funden befinden sich beispielsweise Gefäßfragmente, eine kräftig profilierte Bronzefibel, Leichenbrand und Fragmente einer Dreifußschale. Eine modellhafte Nachbildung einer frühkaiserzeitlichen Grabeinfriedung dient der Veranschaulichung, wie das Grab ursprünglich ausgesehen haben könnte. Das Archiv wird von einigen Personen ehrenamtlich betreut, aber aus Mangel an Zeit und Personen sind die Aktivitäten derzeit ziemlich eingeschränkt. Einmal wöchentlich ist das Ar- chiv mit einem/einer MitarbeiterIn besetzt und kann besucht werden. Vor allem Schulklassen

1009 Die Informationen zu dieser Einrichtung entstammen im Wesentlichen einem E-Mail vom 30.05.2013 von Mag. Ferdinand Brunner (Mitarbeiter Heimatarchiv Wies) an die Autorin sowie einem Telefongespräch mit Herrn Mag. Brunner im April 2013. 1010 Zu den archäologischen Untersuchungen des frührömerzeitlichen Grabbaus in Aug bei Wies siehe Artner 2005. 1011 Artner 2005, 295. 180

besuchen das Heimatarchiv, das damit zu Unterrichtszwecken genutzt wird. Auf Anfrage ist allerdings jederzeit ein Besuch oder eine Führungen möglich.

10.3 Bezirk Graz Kat. Nr.: 14 Archäologische Vitrine Davidgasse Bezirk I/ Innere Stadt: Davidgasse, 8010 Graz Einrichtungsart: Kleinausstellung Eingerichtet: Stadt Graz – Amt für Stadtentwicklung und Stadterhaltung Objektverantwortlich: Stadt Graz – Abteilung für Liegenschaftsverwaltung Kurzbeschreibung: Im Rahmen der Neugestaltung des Grazer Hauptplatzes 2001 wurde der Pflasterbelag erneuert und eine unterirdische WC-Anlage errichtet.1012 Bei der Ausschachtung einer Baugrube wurden archäologische Funde entdeckt, worauf man den Bauablauf änderte, sodass archäologische Grabungen auf einer Fläche von 900 m2 möglich wurden. Diese Gra- bungen des Bundesdenkmalamtes wurden vom Verein „Archäologieland Steiermark“ mit Mitteln des AMS Steiermark und der Stadt Graz durchgeführt und fanden im Oktober und November 2001 und vom Februar bis Juni 2002 statt.1013 Lange Zeit war man der Ansicht, dass der Grazer Hauptplatz seit seiner Entstehung im 12. Jahrhundert unbebaut war. Erst in der Neuzeit habe der Platz seine dreieckige Gestalt erhal- ten.1014 Diese Annahme stellte sich im Zuge der Ausgrabungen als Irrtum heraus. Es konnten mehrere Phasen einer mittelalterlichen Bebauung des Platzes nachgewiesen werden. Aus der Zeit um 1000 n. Chr. fand man eine Grube, ab dem 11. Jahrhundert gab es weitere Gruben und ab dem 12. Jahrhundert Holzbauten und zugehörige Gruben. Aus dem 13. und 14. Jahr- hundert wurden Steinbauten freigelegt, die mehrmals umgebaut worden waren. Sowohl die Holz- als auch die Steinbauphasen zeigen Spuren von Brandkatastrophen.1015 Das Fundmaterial aus den Grabungen war sehr vielfältig und bestand aus Gefäßkeramikfragmenten aus der Zeit um 1000 n. Chr., Tierknochen, Spielsteinen aus Bein, Schmuck aus Bein, Bestandteilen spätmittelalterlicher Bekleidung wie etwa einer Riemenzunge aus Buntmetall, mittelalterlichen Münzen sowie anderen Dingen wie etwa Schlüssel oder Messer, die Teile eines mittelalterlichen Haushalts waren.1016

1012 Bichl – Reisinger 2004, 14. 1013 Steinklauber 2003, 45; Zu den Ausgrabungen siehe Steinklauber u. a. 2002. 1014 Posch 1978, 88 f. 1015 Steinklauber 2003, 45 f.; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 14 f. 1016 Steinklauber 2003, 50–52. 181

Um die Grabungsergebnisse zu dokumentieren und der Öffentlichkeit zu präsentieren, wurde der Architekt Peter Eder vom Amt für Stadtentwicklung und Stadterhaltung damit beauftragt, 2002–2003 in der durch zahlreiche FußgängerInnen frequentierten Davidgasse eine beleuch- tete Vitrine mit dem Titel „Stadtgeschichten“ zu konzipieren. Geplant war auch, die Informa- tionen auszuwechseln und zu aktualisieren, was allerdings noch nicht geschehen ist. Die Glas- Edelstahlkonstruktion ist mit Gummiprofilen verkleidet und im Sockel mit Murnockerln be- füllt, um an die historische Lage am Murufer zu erinnern.1017 Diese Wandvitrine zeigt eine Dokumentation der archäologischen Forschungsergebnisse aus den Ausgrabungen 2001/2002 und beschreibt die durch die Ausgrabungen zutage geförderten archäologischen Funde. In- formationstafeln mit graphischen Darstellungen, Fotos und Texten veranschaulichen diese Dokumentation. Ausgestellt werden Kopien von Funden wie ein Topf, ein Messer, eine Ton- lampe, ein Vorhängeschloss, eine Zange, Eisennägel, Meißel und verkohlte Getreidekörner, die Einblick in das Alltagsleben im mittelalterliche Graz gewähren.1018 Ein spezielles Vermittlungsprogramm rund um die Vitrine in der Davidgasse gibt es nicht. Allerdings wird sie, gemeinsam mit den archäologischen Ergebnissen der Ausgrabungen, in die stattfindenden Stadtführungen als Teil der Stadtgeschichte eingebaut. Das Ausmaß der diesbezüglichen Informationen ist aber von dem oder der jeweiligen FührerIn abhängig. Ein Wechsel bzw. eine Aktualisierung der archäologischen Inhalte der Vitrine wäre wünschens- wert und könnte gebührende Aufmerksamkeit wecken für die reichhaltige Geschichte der Stadt Graz, deren Altstadt 1999 in die UNESCO-Welterbeliste1019 aufgenommen worden ist.

Kat. Nr.: 15 Thomaskapelle am Schloßberg Bezirk I/Innere Stadt: Schloßberg Graz, 8010 Graz Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet: Stadt Graz – Liegenschaftsverwaltung Objektverantwortlich: Stadt Graz – GBG Gebäude und Baumanagement GmbH, Geschäfts- bereich Facility Service Kurzbeschreibung: Der Schloßberg in Graz war wahrscheinlich bereits in der Urnenfelder- zeit und der Römerzeit besiedelt, wovon Funde aus dem 4. Jt. v. Chr. zeugen. Durch die ge-

1017 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung am 15.12. 2012 und einem Gespräch der Autorin mit Frau Dr. phil. Astrid M. Wentner (Projektkoordination Stadt- und Baugeschichte - Stadt Graz) am 20.12. 2012; vgl. Eder 2002/2003. 1018 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 15.12. 2012; Bichl – Reisinger 2004, 14 f. 1019 Vgl. Wentner 2009. 182

waltigen Baumaßnahmen für die mittelalterlichen und neuzeitlichen Befestigungen gingen die älteren Gebäude allerdings verloren. Die Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum (heute „Universalmuseum“) konnten jedoch wichtige Bauwerke des späteren Mittelalters und der Neuzeit untersuchen. Dabei wurden in den Jahren 1971/1972 die Grundmauern der ehe- maligen Thomaskapelle freigelegt und konserviert.1020 Dabei handelt es sich um einen romanischen Rundbau mit nach Osten ausgerichteter, hufeisenförmiger Apsis, die als Pfalz- oder Burgkapelle bereits im 11. oder 12 Jahrhundert entstanden sein dürfte.1021 Es handelt sich dabei um eine Doppelkapelle, eine eher seltene Form sakraler Bauwerke. Im Untergeschoss befanden sich ein zentraler Raumschacht und drei Konchen in Kreuzform. Das Untergeschoss solcher Doppelkapellen war meist öffentlich zugänglich. Der erste Stock hingegen diente als capella privata den Geistlichen. Im Obergeschoss öffnete sich der Schacht durch allseitige Drillingsarkaden zu einem Umgang. Fenster, die durch romanische Säulen mit Rundbögen dreiteilig gegliedert waren, gaben den vier Emporen Licht. Gedeckt war die Kapelle mit ei- nem spitz zulaufenden Schindeldach. Das Portal war von Säulen flankiert, zwischen denen zwei steinerne Löwen als Torwächter lagen, wovon nur noch einer erhalten geblieben ist, der heute Teil der Archäologischen Sammlung des Archäologiemuseums im Universalmuseum Joanneum ist. Die Burgkapelle war dem heiligen Thomas geweiht und ist heute, trotz ihrer fragmentarischen Erscheinung, das älteste Bauwerk auf dem Schloßberg. Östlich der Kapelle befand sich das Haus des Schlosskaplans, an das sich in Richtung zur heutigen Freilichtbühne das niedrigere Gebäude der Hauptwache anschloss.1022 Im Juli 1611 wurde die Kapelle mit kupfernen Dachrinnen versehen. In den Jahren 1729/1730 wurden aufgrund des desolaten Zustands Sanierungsmaßnahmen notwendig, bei denen man auch einen barocken, mit Weißblech gedeckten Dachreiter auf dem spitz zulaufenden Schindeldach anbrachte. Die Thomaskapelle blieb von den im Juni 1809 einsetzenden Kampfhandlungen mit den französischen Belagerern des Schloßbergs und auch von der Sprengung der Schloßbergfestung, die der Friedensschluss von Schönbrunn vorsah, ver- schont. Allerdings raubten die napoleonischen Soldaten der romanischen Rotunde das kup- ferne Dach. Den Witterungseinflüssen unterworfen, nahm die Bausubstanz derartigen Scha- den, dass die Behörde 1810 den Abbruch der Kapelle beschloss.1023 Neben dem prominenten und ebenso von der Sprengung verschont gebliebenen Glockenturm befinden sich heute nur noch die konservierten Reste. Eine Informationstafel daneben be-

1020 Hebert 2003a, 7. 1021 Kramer – Toifl 2001, 11. 1022 Kramer – Toifl 2001, 14–16; vgl. Kramer 2003, 50 f. 1023 Kramer – Toifl 2001, 21–25. 183

schreibt die Geschichte der Kapelle und zeigt einen Aufriss, gezeichnet von Joseph Hillebrandt 1804. Ein ungefähr 9 Meter langer begehbarer Steg aus Stahl und Glas macht auf die archäologischen Reste aufmerksam und ermöglicht es, diese von der Mitte des Steges aus zu überblicken. Allerdings fehlt den BesucherInnen die Darstellung eines Grundrisses, um eine Vorstellung von den vorhandenen Resten und den Ausmaßen der ehemaligen Kapelle zu gewinnen. Auf dem Weg zum Metallsteg befinden sich auf der linken Seite auf Podesten auch Kopien der zwei steinernen Löwen sowie Spolien unbekannter Herkunft. Es werden zahlrei- che Schloßbergführungen für unterschiedlichste Besuchergruppen angeboten, die auch die Thomaskapelle zum Inhalt haben. Vielleicht bringt die Zukunft Mittel und Wege, um den historischen Wert der Thomaskapelle als ältestes Bauwerk am Schloßberg durch eine detail- liertere Informationstafel den BesucherInnen näherzubringen.1024

Kat. Nr.: 16 Archäologische Funde unter dem Glasboden – GrazMuseum Bezirk I/Innere Stadt: Palais Khuenburg, Sackstraße 18, 8010 Graz Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet/Objektverantwortlich: Stadtmuseum Graz GmbH Kurzbeschreibung: Im Zuge von Umbauarbeiten im Untergeschoss des Grazer Stadt- museums (heute: „GrazMuseum“) im Jahr 1995 wurden im Foyer bzw. in der Durchfahrt auf einer Fläche von etwa 60 m2 Tiefgrabungen durchgeführt. Als man auf unversehrte Kultur- schichten unter dem Bauschutt der 1960er- und 1970er-Jahre stieß, wurde der Aushub für eine archäologische Notgrabung unterbrochen,1025 die das Bundesdenkmalamt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Klassische Archäologie der Universität Graz durchführte1026 und die in zwei Kampagnen im Winter 1995/1996 und im Herbst 1996 erfolgte.1027 Sie hatte zum Ziel, die mittelalterliche Baugeschichte des Objektes zu klären, zu der keine schriftliche Überliefe- rung vorliegt.1028 Das Gebäude Sackstraße 18 befindet sich auf dem Areal der drei Hofstätten1029, die aus einem Wohngebäude und verschiedenen Nebengebäuden bestanden. 1676 und 1690 wurde das Haus nach mehrmaligem Besitzerwechsel in die bestehende frühbarocke Form gebracht.1030 Eine

1024 Zur Thomaskapelle am Schloßberg siehe auch Bichl – Reisinger 2004, 11 f. 1025 Lehner 1995. 1026 Lehner 1996, 582. 1027 Zu den archäologischen Ausgrabungen im Stadtmuseum Graz siehe Lehner 1995 und Lehner 1996. 1028 Lehner 2003, 88 f. 1029 vgl. Kramer 2003, 53 f. 1030 Lehner 2003, 89. 184

Nutzung des Geländes vor dem 11. Jahrhundert konnte nicht nachgewiesen werden. Pfosten- gruben aus der frühsten fassbaren Phase deuten auf eine Holzbebauung hin. Reste eines zweiten Holzbaus stammen aus dem 12. und 13. Jahrhundert und werden als Wirtschafts- gebäude der Zisterzienserniederlassung Reinerhof interpretiert. Der große Stadtbrand 1275 zerstörte die Holzgebäude, deren Reste eingeebnet wurden. Erst danach wurden Mauern für neue Gebäude aufgezogen, wovon Keramikfunde aus den Fundamenten und Ausrissgräben zeugen. Die Häuser verliefen orthogonal und parallel zur Sackstraße. Die Mauerreste des späten 13. Jahrhunderts können zu zwei langgestreckten, giebelseitig der Sackstraße zu- gewandten Streifenhäusern ergänzt werden, der typischen Form des Grazer Hauses.1031 Zwei Sickerschächte wurden vermutlich im 16. Jahrhundert nach dem Sackbrand 1670 angelegt. Sie wurden im Zuge der barocken Bauarbeiten als Abfallgruben für Bauschutt und nicht mehr benötigten Hausrat der Vorbesitzer verwendet und mit Ziegelgewölben verschlossen. Der nördliche Sickerschacht mit seiner Ziegelkuppel ist auch heute noch in einem Ausstellungs- raum des Stadtmuseums zu sehen und stellt einen Teil der musealen Präsentation dar. Die aus den Gruben geborgenen Fundstücke zeigen einen Querschnitt durch das Tafel- und Koch- geschirr des frühen 17. Jahrhunderts.1032 Eine weitere Präsentation der Grabungsergebnisse erfolgt im südöstlichen Ausstellungsraum des Stadtmuseums. Ein Teil des Fußbodens besteht aus Glas, durch das man einen ursprüngli- chen Seitenraum der Hauptdurchfahrt erkennen kann – mit Rollsteinpflasterung in Sandbett, aber ohne erhaltenen Estrich. Eine entlang der Raumachse verlaufende und mit der Pflaste- rung angelegte vertiefte und von Schwellsteinen eingefasste Rinne stellt die Fortsetzung und das westliche Ende eines ost-west-verlaufenden Kanals dar, der aus dem Umbau im 17. Jahr- hundert stammt. Es handelt sich dabei um denselben Kanal, der auch im Liftschacht erhalten und sichtbar gemacht wurde. Die Ziegelmauerreste im östlichen Raumteil stammen aus späte- rer Zeit, als der Raum geschlossen und beheizbar war und stellen Unterbauten für raum- teilende Wände aus zwei verschiedenen Umbauphasen dar. Mit Holzbohlen wurde der Kanal abgedeckt, wovon einer in situ zu sehen ist. Die mittlere der drei Quermauern zeugt von einer späteren, wohl schon im 19. Jahrhundert erfolgten Umbaumaßnahme, in der der Kanal abge- mauert und auch die Rollsteinpflasterung aufgegeben wurde.1033 Zum archäologischen Befund unter dem Glasboden, dem Kanal im Liftschacht sowie der prä- sentierten Senkgrube im Museum gibt es momentan weder Beschriftungen oder Informa- tionstafeln noch persönliche Vermittlungsangebote für die BesucherInnen, da diese Funde laut

1031 Lehner 2003, 99–91. 1032 Kraschitzer 2003, 92; Lehner 1996, 583; Lehner 2003, 91. 1033 Diese Information entstammt einer Texttafel im Raum, eingesehen von der Autorin am 29.12.2011. 185

Mag. Johanna Grützbauch wenig repräsentativ seien und die archäologischen Inhalte sowie die frühe Geschichte von Graz derzeit nicht zu den Schwerpunkten des GrazMuseums zählen.1034

Kat. Nr.: 17 Mosaiksteinpflaster der Maria-Theresia Allee1035 Bezirk I/Innere Stadt: Maria-Theresia Allee, 8010 Graz Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet: Stadt Graz – Abteilung für Grünraum und Gewässer Objektverantwortlich: Holding Graz Services – Stadtraum Kurzbeschreibung: Entlang der Maria-Theresien-Allee vom Paulustor in Richtung Geidorf- platz führt ein Gehweg mit einer Mosaiksteinoberfläche aus kleinen Flusssteinen, soge- nannten „Murnockerln“. Das Mosaikband zeigt ein Ornament aus schwarzen Rauten und wei- ßen Dreiecken, begrenzt von Granitgroßwürfeln. Dieses Kieselornamentband ist einzigartig in Österreich. Die Verwendung kleiner Kieselsteine und das geometrische Schwarz-Weiß- Ornament lassen eine Beeinflussung von Handwerkern aus der Region Veneto/Italien vermu- ten. Wie historische Fotos belegen, entstand diese Mosaiksteinpflasterung der Maria- Theresia-Allee um etwa 1930. Schriftliche Aufzeichnungen über die Auftragserteilung, die Gestaltungsidee oder die Ausführung existieren nicht. Das Pflastern mit Flusskieseln zählte aber zu den üblichen Fertigkeiten eines Pflasterers zu dieser Zeit. Das Kieselmosaikband ist 174 m lang und 174 cm breit. Die Steine wurden aufrecht stehend im Reihenverband verlegt. Wenn notwendig, wurden die Spitzen der Steine mit Hämmerchen geköpft, um eine ebene Gehfläche zu schaffen. Die weißen Steine sind Quarze, Gneise und Kalke, die schwarzen Steine Amphibolite, Schiefer, Granulite und Karbonate. Der Unterbau des Mosaiks besteht aus acht verschiedenen Schichten, ist ungefähr 50 cm tief und dient unter anderem dazu, die Tragfestigkeit, Frostbeständigkeit und Wasser- durchlässigkeit zu gewährleisten. Aufgrund der jahrzehntelangen Begehung, der unsachgemäßen Nutzung, des Einwirkens von Baumwurzeln auf das Mosaik, die den Boden anhoben, und unsachgemäßer Ausbesserungen mit Mörtel wurde eine Sanierung schadhafter Stellen notwendig. Entsprechend dem histori- schen Bestand wurde das Kieselmosaik auf der Grundlage eines gartendenkmalpflegerischen

1034 Diese Information entstammt dem Gespräch der Autorin mit Frau Mag. Johanna Grützbauch (GrazMuseum – Leiterin Kulturvermittlung) am 31.01.2013; vgl. Stadtmuseum Graz GmbH 2013. 1035 Österreichisches Bundesdenkmalamt 2008, 375 f.; Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 20.12.2011; vgl. Stadt Graz o. J. 186

und landschaftsbaulichen Gutachtens von Frühjahr bis Herbst 2006 im Auftrag der Stadt Graz saniert. 2007 wurde am Ende des Mosaiks Richtung Paulustor eine Schautafel angebracht. Ihre Vor- der- und Rückseite informiert PassantInnen und BesucherInnen über die ersten Kieselmosaike der Geschichte, die jahrtausendealte Handwerkskunst der Mosaikpflasterung, die ursprüngli- che Funktion von Kieselmosaiken, deren Entstehung und die Restaurierung am Mosaikstein- pflaster in der Maria-Theresia-Allee. Bezüge zur archäologischen Forschung ergeben sich bei dieser Einrichtung durch die Herstellungstechnik des „Kieselmosaiks“ an sich, die histori- schen Informationen zu den ältesten Mosaiken, die Herstellungstechnik sowie die Restaurierung.

Kat. Nr.: 18 Informationstafeln zur Baugeschichte der Grazer Burg Bezirk I/Innere Stadt: Grazer Burg, Hofgasse 13 und 15, 8010 Graz Einrichtungsart: Informationstafel Eingerichtet/Objektverantwortlich: Amt der Steiermärkischen Landesregierung/Amt der Steiermärkischen Landesregierung Kurzbeschreibung: Die Residenzzeit Kaiser Friedrichs III. ab ca. 1438 schuf die historische und bauhistorische Grundlage für die Grazer Burg, die sich über mehrere Geschichts- und Bauperioden entwickelte.1036 Heute ist die Grazer Burg Sitz der Steiermärkischen Landes- regierung. Beinahe alle Bauteile der Grazer Burg verfügen über Substanz, die in das 15. Jahrhundert zurückreicht und in der zweiten Residenzperiode von 1564 bis 1619 unter den Erzherzögen Karl und Ferdinand Ausbauten und Erweiterungen erfuhr. Eine detaillierte Erforschung der einzelnen Gebäude erfolgte ab 1998 in mehreren Etappen durch das Büro Zechner Denkmal Consulting GmbH.1037 Vor allem in der Regierungszeit des jungen Herzogs Friedrich V. (1424 Herzog der Steier- mark) wurde der überlieferte Baubestand der Burggebäude und der Stadtresidenz begründet. Friedrich erwarb zwischen den Jahren 1433 und 1440 zahlreiche Häuser und Grundstücke auf dem Gelände der zu errichtenden Residenzburg. Sein politischer Aufstieg zum römischen König Friedrich IV. 1440 und zum römisch-deutschen Kaiser Friedrich III. 1452 beeinflusste vermutlich die Ausgestaltung seiner Grazer Residenz. Die Präsenz von Friedrichs Sohn

1036 Absenger – Legen 2011, 21. 1037 Absenger – Legen 2011, 21. 187

Maximilian I. in Graz war aufgrund anderer bevorzugter Aufenthaltsorte und der veränderten politischen Situation gering. Dennoch trug er zur Entwicklung der Grazer Residenz nach- weislich bei. Maximilian I. ließ im Zuge einer Erweiterung der landesfürstlichen Burg in den Jahren 1499 bis 1500 die Doppelwendeltreppe erbauen. An den Fassaden dieser Zwil- lingstreppe wurden 1506 zwei römische Grabsteine1038 aus Flavia Solva oder Celeia ein- gemauert.1039 Informationstafeln zur Baugeschichte der Grazer Burg wurden vom Büro Zechner Denkmal Consulting GmbH erstellt und sind an der Westwand des Karlstrakts in Richtung Doppel- wendeltreppe angebracht sowie beim Grazer Dom. Auch im Grazer Landhaushof befindet sich eine ähnliche Informationstafel zur Baugeschichte. Eine dieser Informationstafeln er- wähnt auch die 1506 eingemauerten Römersteine. Leider wurde diese Tafel aber zwischen dem 12.10.2011 und dem 04.09.2013 abgenommen.1040 Beim Portier der Grazer Burg liegen Informationsbroschüren zur Baugeschichte der Grazer Burg auf, die Interessierten kostenlos zur Verfügung stehen. Im Rahmen von Stadtführungen werden die Informationstafeln immer wieder zur Veranschaulichung eingebaut und deren Inhalte vermittelt.1041

Kat. Nr.: 19 Archäologische Sammlungen der Universität Graz Bezirk III/Geidorf: Karl-Franzens-Universiät Graz, Institut für Archäologie, Universitätsplatz 3/II, 8010 Graz Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Karl-Franzens-Universität Graz Kurzbeschreibung: Die Archäologischen Sammlungen der Universität Graz bestehen aus der Abgusssammlung, die auch als „Gipsmuseum“ bezeichnet wird, und einer Original- sammlung.1042 Die Abgusssammlung umfasst mehr als 400 Objekte der bedeutendsten Werke der großen Antikensammlungen Europas von der griechischen Archaik bis zur römischen Kaiserzeit. In ungewohnter Nachbarschaft und Gegenüberstellung werden freistehende

1038 Grabinschrift des Sklaven Candidus des Quintus Morsius und seiner Gattin Surilla; Grabstein des Caius Duronius Martialis für sich, seine Gattin Proculeia Procla und den Sohn Caius Duronius Ursinus; Zu den Grabinschriften siehe Weber 1969, 52 f. Nr. 2. 3. 1039 Absenger – Legen 2011, 22 f. 46 f.; siehe dazu auch Bichl – Reisinger 2004, 14. 1040 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 12.10.2011 und am 04.09.2013. 1041 Diese Information entstammt einem Gespräch mit Ing. Manfred Payer (Land Steiermark Verwaltung – A2 Zentrale Dienste). 1042 Karl-Franzens-Universität 2013a. 188

Statuen, Reliefs, Giebelfiguren, Friesplatten sowie Beispiele aus der Portraitplastik präsentiert.1043 Die Originalsammlung umfasst Skulptur- und Architekturfragmente, eine Keramiksammlung, zahlreiche Kleinfunde wie etwa Münzen, Terrakotten, Tonlämpchen, Steinobjekte vom paläolithischen Artefakt über neolithische Beile bis zu einem provinzialrömischen Reliefkopf (auch Ikarusstatuette), Beinnadeln, Mosaikfragmente sowie Malerei- und Stuckproben, ei- serne Lanzenspitzen, ägyptische Fayence- und Bronzefigürchen, aber auch eine Gesteins- artensammlung.1044 Teil der Originalsammlung sind auch zahlreiche griechische Vasen, die häufig griechische Mythen und Alltagsszenen darstellen. Einige ausgestellte Fundstücke wie etwa eine Reihe von Keramik- und Bronzefunden aus römischer Zeit entstammen den Gra- bungen des Grazer Instituts für Archäologie.1045 Beide Sammlungen, die Abgusssammlung und die Originalsammlung, wurden in den letzten Jahren mehrfach bearbeitet und digital er- fasst. Sie werden in drei unterschiedlichen Onlineportalen präsentiert.1046 Die Gründung der Sammlung von Originalen an der Universität Graz 1865 unter dem Titel „archäologisches Cabinet“ hatte das Ziel, den altsprachlichen Unterricht mit Hilfsmitteln für die Vorlesungen über die Kunst der Griechen und Römer zu unterstützen. Untergebracht war diese Sammlung anfangs in einem Raum der alten Jesuitenuniversität. Erst 1894 wurde sie in das damals neue Universitätsgebäude übersiedelt. Heute befindet sie sich in den Räumlich- keiten des Instituts für Archäologie im 2. Stock des Hauptgebäudes der Universität. Auf einer Fläche von 281 m2 präsentiert sie sich dort in komprimierter Aufstellung.1047 Als Museum ist die Sammlung zu den Institutsöffnungszeiten öffentlich zugänglich. Auf Anfrage werden auch Führungen angeboten. Vor allem aber fungieren die Archäologischen Sammlungen wie zu Beginn als Studiensammlungen, die in Lehrveranstaltungen den StudentInnen zur Veran- schaulichung griechischer und römischer Kunst dienen. Bei der jährlichen Großveranstaltung der „Langen Nacht der Museen“ öffnet auch die Archäologische Sammlung der Universität Graz für eine große Zahl von BesucherInnen ihre Pforten.

1043 Institut für Archäologie o. J. 1044 Lehner 1997, 284 f. 1045 Dourdoumas – Neuhauser o. J. 1046 Karl-Franzens-Universität 2013a. 1047 Lehner 1997, 281; Zur Geschichte der Originalsammlung und des archäologischen Museums der Universität Graz und dem Inventar siehe Lehner 1997. 189

Kat. Nr.: 20 UniGraz@Museum der Universitätsmuseen der Karl-Franzens-Universität Graz Bezirk III/Geidorf: Universitätsplatz 3, 8010 Graz Einrichtungsart: Museum Träger: Karl-Franzens-Universität Graz Kurzbeschreibung: Das UniGraz@Museum ist wie auch das Haus der Wissenschaft (Elisabethstraße 20) und das Hans Gross Kriminalmuseum (Kellerräume des Hauptgebäudes) ein Ausstellungsbereich, der von der Karl-Franzens-Universität Graz eingerichtet wurde, um unterschiedliche Wissenschaftszweige einer breiten Öffentlichkeit näherzubringen.1048 2011 eröffnet, widmet sich das UniGraz@Museum in den Kellerräumen des Hauptgebäudes drei Themenbereichen. Zum einen wird die Geschichte der wissenschaftlichen Forschung an der Universität Graz dargestellt, wobei Sonderausstellungen aktuelle Ergebnisse zeigen. Zweitens widmet sich das Museum unterschiedlichen Weltbildern und der Ethik in der Forschung. Der dritte Bereich, der historisch-physikalische Geräte und deren Funktion zeigt, gibt Einblick in die Geschichte des Grazer Physikinstitutes und den langen Weg wissenschaftlicher Erkennt- nisse von der Naturbeobachtung bis hin zur Lasertechnik. Das größte digitale Buch Europas und die längste Wellenmaschine der Welt sind Attraktionen dieser Dauerausstellung.1049 In Sonderausstellungen werden wechselweise die zahlreichen Sammlungen der Karl- Franzens-Universität – so auch der Archäologischen Sammlung – in Verbindung mit aktuel- len Forschungsergebnissen der Öffentlichkeit präsentiert.1050 Jährlich werden ungefähr vier bis fünf Sonderausstellungen organisiert, zuletzt zu folgenden Themen: „Holz in antiken Gräbern“, „Marathon“ und „Astronomie und Kalender der Maya“. Den BesucherInnen wer- den Führungen, Schulprogramme sowie Kinderprogramme angeboten. Auch mittels Vorträ- gen, Tagungen und der Teilnahme an Veranstaltungen wie der Langen Nacht der Museen ist man bemüht, universitäres Wissen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.1051

1048 Gether 2011. 1049 Vgl. Karl-Franzens-Universität 2013b. 1050 Karl-Franzens-Universität 2013b. 1051 Diese Information entstammt dem Gespräch der Autorin mit Herrn Mag. Franz Stangl (Kustos UniGraz@Museum) am 11.12.2012. 190

Kat. Nr.: 21 Schell Collection – Museum für Schloss, Schlüssel, Kästchen, Kassetten und Eisenkunstguss Bezirk IV/Lend: Wienerstraße 10, 8020 Graz Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Familie Schell (Gründer: Hanns Schell) Kurzbeschreibung: Dieses Museum erstreckt sich über drei Stockwerke und zeigt Schlüssel und Schlösser von der Zeit der Kelten bis zur Industrialisierung, versperrbare Kostbarkeiten, Schlösser aus Europa, Afrika und Asien sowie Objekte aus Eisenkunstguss und Schmiede- eisen.1052 Mehr als 13.000 Objekte werden den BesucherInnen auf einer Ausstellungsfläche von 2500 m2 präsentiert.1053 Die Exponate sind chronologisch geordnet und werden in Glasvitrinen zur Schau gestellt. Im ersten Stock zeigt die Ausstellung die Entstehungsgeschichte von Schlössern und Schlüsseln von der Zeit der Kelten über das Mittelalter bis in die Neuzeit. Ebenso werden hier Kästchen, Kassetten und Truhen gezeigt. Im zweiten Stock sind Objekte aus Eisenkunstguss zu sehen, Türklopfer und -zieher, Kreuze, Beschläge und Zunftzeichen aus Schmiedeeisen. Im dritten Stock schließlich befinden sich Schlösser, Schlüssel, Kästchen und Türen aus Westafrika und Asien.1054 Der Besucher/die Besucherin erhält durch Beschriftungen immer genügend Informationen zu den einzelnen Objekten. Die Exponate sowie die bildlichen Darstellungen und Beschreibun- gen versuchen auch, Einblick in die Funktionsweise der Schlösser und Schließmechanismen zu geben. Mit Hilfe nachgebauter Schlossvorrichtungen aus Holz ist es möglich, die Funktionsmechanismen von Tür- und Kastenschlosssystemen selbst zu erproben und dadurch besser zu verstehen. Neben den ausführlichen Beschriftungen sowie Informationsblättern, die zur freien Entnahme in den Ausstellungsräumen aufliegen,1055 werden den BesucherInnen auch Führungen angeboten. Für Schulklassen, Kinder und Familien gibt es eigens konzipierte Kinderführungen. Dabei können die jungen BesucherInnen mit Forscherhandschuhen verschiedene Schlüssel und Schlösser selbst ausprobieren.1056

1052 Hanns Schell Collection Graz o. J. 1053 Pall 2012, 4. 1054 MUSIS und ARIS 2013a; vgl. Schell-Collection Graz 2013a; zu den Exponaten in der Schell Collection siehe Pall 2012. 1055 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 26.11.2010. 1056 Schell-Collection Graz 2013b. 191

Kat. Nr.: 22 Archäologische Sammlungen und Archäologiemuseum Schloss Eggenberg (Universal- museum Joanneum) Bezirk XIV/Eggenberg: Eggenberger Allee 90, 8020 Graz Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Universalmuseum Joanneum GmbH Kurzbeschreibung: Die Archäologischen Sammlungen des Universalmuseums Joanneum stellen mit rund 50.000 Objekten nach dem Wiener Naturhistorischen Museum den zweit- größten Bestand dieser Art in Österreich dar. Die Ausstellungsobjekte sind Zeugnisse der stei- rischen Landesgeschichte, der klassischen griechisch-römischen Antike, des Alten Orients und Ägyptens. Bekannte Objekte sind etwa der Kultwagen aus Strettweg, die Maske von Kleinklein aus der Hallstattzeit oder der Silberskyphos aus der römischen Villa Grünau.1057 2004 wurde ein neu entworfenes Lapidarium1058 im Park des Schlosses Eggenberg eröffnet. Der klare und stringente Bau sollte dabei die Ausstellungsexponate in den Vordergrund stel- len. Im September 2009 wurde ein Neubau als Archäologiemuseum an dieses Lapidarium angeschlossen. Auf 600 m2 werden dort 1.250 archäologische Objekte präsentiert. Die unter- irdischen Sichtbeton-Hallen werden durch eine Sequenz von Lichtschächten miteinander ver- bunden. In Nurglasvitrinen werden die Objekte ausgestellt, womit ein leichter, schwebender Eindruck erzeugt werden soll, der auf die Fragilität und die Einzigartigkeit der Gegenstände aufmerksam macht.1059 Ein gemeinsamer Zugang mit Museumsshop verbindet die bestehende Römersteinsammlung1060 mit dem Neubau des Archäologiemuseums. Neben der Schau- sammlung gibt es auch einen Sonderausstellungsraum, der vor allem der aktuellen Archäolo- gie und neuen Ausgrabungsergebnissen dienen soll.1061 Das Archäologiemuseum versteht sich als ein Ort der ständigen Kommunikation – nicht nur zwischen den BesucherInnen und der Wissenschaft, sondern auch zwischen den BesucherInnen selbst. Die Ausstellung ist in sechs thematische Bereiche gegliedert, die sechs Grundfragen des Mensch-Seins entsprechen.1062 Die bewusst reduziert gehaltenen Informa- tionen zu den Objekten fordern die BesucherInnen dazu auf, sich selbst diese Fragen zu den gezeigten Fundstücken zu stellen. Beispielsweise „Ist mein Wesen abbildbar?“ (Maske vom

1057 Eipper-Kaiser u. a. 2011b – Katalog des Archäologiemuseums siehe Karl u. a. 2009. 1058 Zur Römersteinsammlung des Universalmuseums Joanneum siehe Hudeczek 2004; vgl. Pleyel 1987, 171– 173. 1059 Porod 2011, 7 f. – Zur Planungsphase des neuen Archäologischen Museums in Graz siehe Hebert 2008. 1060 Zur Römersteinsammlung des Universalmuseums Joanneum siehe Hudeczek 2004. 1061 Universalmuseum Joanneum GmbH 2008. 1062 Porod 2011, 9 f. 192

Kröllkogel in Kleinklein und ägyptische Mumien) oder „Brauchen wir Götter?“ (Büste des Mars Latobius vom Frauenberg bei Leibnitz und ägyptische Götterstatuetten).1063 Alle Ausstellungsobjekte sind mit einer kurzen Beschriftung und einer Datierung versehen. Von dieser Beschriftung typographisch deutlich abgehoben, werden die sechs Themenbereiche durch Fragen eingeleitet. Die einführenden Texte zu den Objektgruppen wurden dabei bewusst kurz, humoristisch und pointiert in einer Sprache abgefasst, die als personal voice die BesucherInnen direkt anspricht und den depersonalisierten Tonfall gängiger Wissenschafts- sprache vermeidet. Zu den leitenden Fragen wurden auch Interviews mit bekannten ÖsterreicherInnen geführt, die an Audiostationen in der Ausstellung oder über die Webseite von zu Hause aus angehört werden können.1064 Die Lichtschächte bieten die Möglichkeit, kleinere thematische Einheiten noch während der wissenschaftlichen Bearbeitung zu zeigen, und sind eine Art Ruhezone für die BesucherInnen. Über ein Computerterminal können BesucherInnen auch Fragen an die Ausstellungs- kuratorInnen richten.1065 Die Intention der Ausstellung ist es, die BesucherInnen selbst erleben zu lassen, wie begrenzt und bruchstückhaft unser Wissen über die Vergangenheit oft ist. Manche der gestellten Fragen müssen daher offen bleiben. Die zeitlich und räumlich weit voneinander entfernten Ausstellungsstücke sollen als archetypische Konstanten und weniger als kontextbezogene historische Einzelstücke verstanden werden.1066 Die Römersteinsammlung des Universalmuseums Joanneum umfasst Bodenmosaike und aus- gewählte Römersteine aus der Steiermark und der ehemaligen Untersteiermark. Der Großteil der ausgestellten Objekte entstammt Grabmonumenten, die Portraits antiker Menschen, In- schriften und mythologische Darstellungen zeigen.1067 Das angebotene Vermittlungsprogramm ist sehr reichhaltig. Neben Führungen, Spezial- führungen für PädagogInnen, Führungen für Kindergärten, Schulen und Jugendgruppen, Fa- milien, Kleingruppen, Vereine und Reisegruppen werden auch Kinderaktivprogramme zu unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten angeboten.1068 Eine Archäologiewerkstatt bie- tet BesucherInnen – vor allem jungen BesucherInnen – die Gelegenheit, Fundstücke zu unter- suchen, zu messen und zu zeichnen (Grabungs- und Funddokumentation).1069 Die Work- shopreihe „Museum experimentell“ gibt Kindern und Erwachsenen Einblick in die Arbeits-

1063 Wrolli 2009,, 22. 1064 Porod 2011, 9 f. 1065 Porod 2011, 10. 1066 Universalmuseum Joanneum GmbH 2012a. 1067 Universalmuseum Joanneum GmbH 2013b. 1068 Vgl. Universalmuseum Joanneum GmbH 2013c. 1069 Universalmuseum Joanneum GmbH 2013a. 193

weisen der Experimentellen Archäologie. Durch Nachbilden und Ausprobieren erforschen die am Workshop teilnehmenden MuseumsbesucherInnen die Lebensweise und Technologie der Vergangenheit und lernen die Lebens- und Arbeitswelt unserer Vorfahren, deren Rohstoffe und Werkzeuge kennen.1070

Kat. Nr.: 23 Münzkabinett Schloss Eggenberg (Universalmuseum Joanneum) Bezirk XIV/Eggenberg: Eggenberger Allee 90, 8020 Graz Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Universalmuseum Joanneum GmbH Kurzbeschreibung: Die Münzsammlung umfasst gegenwärtig rund 70.000 Objekte der Kategorien Styriaca, Fundmünzen, Österreich, Heiliges Römisches Reich, Medaillen und Pla- ketten.1071 Im Jahr 2007 wurde das Münzkabinett im Schloss Eggenberg neu aufgestellt.1072 Die Dauerausstellung befindet sich in zwei Räumen im ältesten Teil der Schlossanlage, der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Vorgängerbau der fürstlichen Residenz des Hans Ulrich von Eggenberg errichtet wurde.1073 Der erste Raum der Ausstellung ist nach dem reichsten Grazer Bürger des ausgehenden Mit- telalters, „Balthasar Eggenberger“, benannt und gibt Einblick in sein Leben und die Zeit des Frühkapitalismus. Ausgehend von seiner Tätigkeit als Münzmeister Kaiser Friedrichs III. werden die Hintergründe der Geldkrise aufgezeigt, die in der zweiten Hälfte der 1450er-Jahre die Menschen in den österreichischen und süddeutschen Ländern belastete und zu einer star- ken Inflation führte1074 Der zweite Raum geht von der Person Hans Ulrichs von Eggenberg aus, unter dem ab 1625 mit dem Bau der fürstlichen Residenz begonnen wurde. Die in diesem Raum präsentierten Münzen geben einen Überblick über das Münzwesen und den Münz- umlauf in der Steiermark von der Antike bis in das ausgehende Barockzeitalter. Gezeigt wer- den ausgewählte Stücke aus der Grazer Münzstätte, in der von etwa 1215 bis zu ihrer Schlie- ßung durch Maria Theresia Münzgeld für den täglichen Zahlungsverkehr hergestellt wurde. Im Raum „Hans Ulrich“ findet man aber auch Münzschätze wie etwa den Schatz von Adriach1075 oder den Schatz von Strettweg1076 sowie ausgewählte Einzelstücke.

1070 Universalmuseum Joanneum GmbH 2012b. 1071 Eipper-Kaiser u. a. 2011a, 193; vgl. Peitler 2007, 45. 1072 Zum numismatisch-museologischen Konzept des neuen Münzkabinetts siehe Peitler 2007. 1073 Peitler 2011, 10. 12; vgl. Peitler 2007, 45. 1074 Peitler 2011, 10; Eipper-Kaiser u. a. 2011a, 190; vgl. Peitler 2007, 46 f. 1075 Siehe dazu Peitler 2007, 55. 1076 Siehe dazu Peitler 2007, 56. 194

Erzähleinheiten an den Stirnwänden geben Einblick in die verschiedenen Formen des Geldes oder die Münzordnung des Heiligen Römischen Reiches. Die Bedeutung und Herkunft von Münznamen und die Falschmünzerei sind ebenso Themen, die in diesem Ausstellungsteil behandelt werden.1077 Zentrales Element ist eine große Tischvitrine, an der die BesucherInnen mittels computergestützten Lupen Detailinformationen zu einzelnen Münzen abfragen können.1078 Das Vermittlungsprogramm ist ähnlich dem Archäologiemuseum Schloss Eggenberg sehr reichhaltig. Neben Führungen, Spezialführungen für PädagogInnen, Führungen für Kinder- gärten, Schulen und Jugendgruppen, Familien, Kleingruppen, Vereine und Reisegruppen wer- den auch Kinderaktivprogramme zu unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten angeboten.1079

Kat. Nr.: 24 Archäologischer Kinderspielplatz St. Johann und Paul Bezirk XV/Wetzelsdorf: Bei der Kirche St. Johann und Paul, 8052 Graz Einrichtungsart: Kulturtouristische Einrichtung Eingerichtet: Stadt Graz – Liegenschaftsverwaltung Objektverantwortlich: GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH Kurzbeschreibung: Die kleine Bergkirche St. Johann und Paul steht auf dem Platz einer mittelalterlichen Burganlage und stammt aus dem 16. Jahrhundert. Sie befindet sich im Besitz der Stadt Graz. In der Nähe der Kirche fanden 2004 in Kooperation von Archäologieland Steiermark und Landesmuseum Joanneum Ausgrabungen statt, wobei zwei Gebäude aus der Kupferzeit (um 3500 v. Chr.) festgestellt werden konnten. Die geborgenen Funde sind der Lasinjakultur zuzuordnen und belegen mit weiteren Funden aus Graz – etwa aus dem Pfauen- garten – eine Besiedelung des Grazer Raumes im 4. Jt. v. Chr.1080 Nach dem Zuschütten der Ausgrabung wurde auf der Stelle des historischen Gehöfts ein Kinderspielplatz errichtet, des- sen Aussehen kupferzeitlicher Bauten und Bauteilen nachempfunden ist und mit dem man die ursprüngliche Anlage räumlich nachempfinden kann. Allerdings kamen bei der Errichtung keine experimentalarchäologischen Methoden zum Einsatz. Die Anfertigung erfolgte mit modernen Arbeitsgeräten und der touristisch genutzte Spielplatz wurde nach den Sicherheits- standards der heutigen Zeit errichtet. Eine Informationstafel zu den Ausgrabungen befindet

1077 Eipper-Kaiser u. a. 2011a, 190–192; vgl. Peitler 2007, 47–50. 1078 Peitler 2011, 11, Peitler 2007, 50. 1079 Vgl. Universalmuseum Joanneum GmbH 2013d. 1080 GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH o. J.; vgl. Archäologieland Steiermark o. J.; Zur jungsteinzeitlichen Besiedlung im Raum Graz siehe Kramer 2003, 24 und Artner 2003, 10 f. 195

sich an der Wand einer Holzhütte, die Teil des Spielplatzes ist. Sie beschreibt die Lebens- weise der Menschen zur Kupferzeit, veranschaulicht mittels Zeichnungen das mögliche Aus- sehen der ursprünglichen Siedlung und die Konstruktion eines Holzgebäudes der Jung- steinzeit, und sie zeigt die bei der archäologischen Ausgrabung geborgenen Fundstücke in Originalgröße.1081 Auch ein kleiner Gasthof befindet sich neben dem Spielplatz, der ein beliebtes Ausflugsziel ist, das zum Verweilen einlädt.

Kat. Nr.: 25 Hügelgräber am „Bründlteich“ Bezirk XV/Wetzelsdorf: Krottendorfer Straße, 8052 Graz Einrichtungsart: Rekonstruktion in situ mit Schutzbau Eingerichtet: Stadt Graz – Liegenschaftsverwaltung Objektverantwortlich: GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH Kurzbeschreibung: Die Hügelgräbergruppe am sogenannten „Bründlteich“ befindet sich neben einem Wanderweg nordwestlich des Schlosses St. Martin am Fuße des Buchkogels. 2003 und 2004 wurden die drei Hügelgräber vom Verein Archäologieland Steiermark in Zu- sammenarbeit mit dem Landesmuseum Joanneum und der Stadt Graz mittels einer Aus- grabung archäologisch erforscht.1082 Im Zuge dessen wurde der Grabeinbau von Hügel 1 frei- gelegt. Der bienenkorbförmige Bau aus Kalksteinen besaß an der Nordseite einen offenen Zugang (Dromos) zur Grabkammer. Nach der Deponierung der Brandschüttung aus Leichen- brand und Scheiterhaufenrückständen zweier Bestattungen wurde dieser Gang wieder ver- schlossen. Als Grabbeigaben fand man Trinkbecher und eine Dreifußschale. Die Keramik- gefäße sowie eine Münze des Antoninus Pius (138–161 n. Chr.) ermöglichen eine Datierung des Hügelgrabes in die 2. Hälfte des 2. Jh. n. Chr.1083 Der Grabeinbau von Hügel 1 wurden im Anschluss an die archäologischen Untersuchungen rekonstruiert und durch einen geschlossenen Glasbau geschützt, der eine ständige öffentliche Besichtigung ermöglicht. Er liegt am Waldlehrpfad St. Martin, auf dessen Orientierungskarte er auch verzeichnet ist. Richtungspfeile sowie weitere Informationstafeln zum Thema Wald und Natur befinden sich am Weg. Neben dem Schutzbau befindet sich eine Informationstafel, die über die örtlichen Ausgrabungen, die Hügelgräber in der Steiermark, den antiken Bestat-

1081 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 02.06.2011. 1082 Lichtenegger 2007, 3 f. 1083 Vgl. Lichtenegger 2007, 4–6; vgl. Archäologieland Steiermark o. J. 196

tungsbrauch und die Bedeutung von Grabbeigaben informiert. Diese Einrichtung stellt ein Teilprojekt des „Natur Erlebnis Parks Plabutsch Buchkogel“ der Stadt Graz dar.1084

10.4 Bezirk Graz-Umgebung Kat. Nr.: 26 Römische Villa Kleinstübing SOS-Kinderdorf Stübing, Schlossweg 16, 8114 Deutschfeistritz Einrichtungsart: Präsentierter Befund und Schauraum Eingerichtet: SOS-Kinderdorf und Bundesdenkmalamt Objektverantwortlich: SOS-Kinderdorf Kurzbeschreibung: Seit dem 19. Jahrhundert wurden in der näheren Umgebung des SOS- Kinderdorfs in Kleinstübing Baureste, Römersteine sowie Grabfunde gemeldet.1085 Durch ei- nen Kanalbau am Gelände des SOS-Kinderdorfes veranlasst fand daher 2006 eine Fest- stellungsgrabung durch das Bundesdenkmalamt statt.1086 Dabei kamen gut erhaltene Baureste eines römischen Gutshofes zutage, der bereits in der ersten feststellbaren Bauphase mit einer Hypokaustanlage ausgestattet war, was darauf schließen lässt, dass es sich bei dem ausgegra- benen Bereich um eine Badeanlage handelte.1087 Insgesamt konnten für den römischen Gutshof fünf Bauphasen festgestellt werden.1088 Bei den Ausgrabungen stieß man in einer der früheren Schichten auch auf ein latènezeitliches Brandgrab aus dem mittleren 2. Jh. v. Chr., ein deutlicher Hinweis auf eine vorrömische Besiedlung.1089 Die gute Zusammenarbeit zwischen dem Grundbesitzer SOS-Kinderdorf und den DenkmalschützerInnen machte es möglich, die Grabung durchzuführen im Anschluss an die Konservierung der Ausgrabungsreste 2009 einen Schutzbau am Gelände zu errichten und einen Museumsraum im Schloss einzurichten.1090 Für die Präsentation wurden die Ziegelbögen abgebaut und im Sinne einer Anastylose wie- dererrichtet sowie einzelne Pfeiler unter Verwendung originaler Ziegel wiederhergestellt. Die Rückwand des Schutzbaus zeigt eine Wandmalerei, die der antiken Innengestaltung einer rö- mischen Villa nachempfunden ist.1091 Neben dem Schutzbau befindet sich eine Informations-

1084 vgl. Archäologieland Steiermark o. J. 1085 Lamm – Marco 2012, 32. 1086 Hebert 2006; siehe jetzt auch Lamm – Marco 2012, 31 f. 1087 BDA 2005i; siehe jetzt auch Lamm – Marco 2012, 32. 1088 Hebert 2006; siehe jetzt auch Lamm – Marco 2012, 32. 1089 Steinklauber – Artner 2009, 168–170; siehe jetzt auch Lamm – Marco 2012, 32. 1090 BDA 2005j; Steinklauber – Artner 2009, 166–168; siehe jetzt auch Lamm – Marco 2012, 32. – Zur Konservierung und Präsentation der Villa in Kleinstübing siehe Steinklauber – Artner 2009, 166. 1091 Steinklauber – Artner 2009, 166. 197

tafel, die über die Geschichte der geborgenen Mauerreste berichtet und die unterschiedlichen Bauphasen erläutert. Im Schloss Kleinstübing wurde ein Schauraum eingerichtet, der Dokumentationen, einen Videofilm, originale Kleinfunde sowie eine gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen des Kinderdorfs entwickelte „Geschichte“ eines im römerzeitlichen Stübing lebenden Kindes zeigt.1092 Zu den in Glasvitrinen ausgestellten Ausgrabungsfunden zählen beispielsweise ein Stück Mörtel-Estrich mit aufgesetztem Ziegelpfeiler, ein Gefäßdeckel mit Ritzinschrift aus dem 2./3. Jh. n. Chr., Keramikreste oder der Leichenbrand aus dem festgestellten Brandgrab. Der Schutzbau am Gelände des SOS-Kinderdorfes ist für BesucherInnen ständig frei zugäng- lich. Allerdings gibt es keine Hinweistafel an der Straße zum Kinderdorf, die darauf aufmerk- sam machen würde. Auf Anfrage beim SOS-Kinderdorf ist es möglich, eine Führung zu er- halten, bei der man den Schauraum und den Schutzbau besichtigen kann und Informationen zum Projekt und den Ausgrabungen erhält.

Kat. Nr.: 27 Archäologische und baugeschichtliche Befunde Zisterzienserstift Rein Rein 1, 8103 Eisbach Einrichtungsart: Museum mit Präsentiertem Befund Träger: Zisterzienserstift Rein (Klosterverband: Österreichische Zisterzienserkongregation) Kurzbeschreibung: Das Zisterzienserstift Rein wurde 1129 als Tochterkloster des ober- fränkischen Klosters Ebrach gegründet. Das Aussehen des Stifts hat sich im Laufe der Jahr- hunderte durch Um- und Zubauten sowie Wiederherstellungen immer wieder verändert, bis schließlich unter Abt Placidus Mally (1710–1745) ein barocker Umbau erfolgte, der dem Stift das heutige Aussehen gab. Dabei wurden das bisher unregelmäßige Erscheinungsbild des Stiftskomplexes vereinheitlicht und alle Trakte dreigeschossig ausgebaut. Ab 1737 fand der spätbarocke Kirchenumbau statt, für den die alte romanische Basilika bis auf wenige Reste abgetragen wurde.1093 Die Renovierungsarbeiten am Stift in den Jahren 2002–2007 brachten Bauteile der romani- schen Klosteranlage zum Vorschein, die baugeschichtlich erforscht und dokumentiert wur- den.1094 Dabei hat man beispielsweise Architekturflächen im Arkadengang und an der Fassade des Neuen Konventhofes untersucht und den Untersuchungsergebnissen entsprechend farblich neu gefasst. Auch Steinteile mussten gesichert und restauriert werden. Fundamentarbeiten im

1092 Steinklauber – Artner 2009, 166. 1093 Hartner – Stodola 2003, 8–11 – Zur Baugeschichte des Klosters Rein siehe Müller 1998. 1094 Zisterzienserstift Rein o. J.a. 198

Nordtrakt des Neuen Konvents förderten prähistorische Scherben zutage. Im Alten Konvent wurde eine romanische Latrinenanlage (Necessarium) zur Gänze freigelegt und zur Besichti- gung zugänglich gemacht. Bei Grabungsarbeiten für eine Drainage im Hof des Alten Kon- vents konnten zahlreiche römerzeitliche und mittelalterliche Steinspolien geborgen werden, die zum Teil in einem eigens dafür eingerichteten Lapidarium im ehemaligen Dormitorium präsentiert werden.1095 Gezielte archäologische Ausgrabungen durch das Institut für Archäologie der Universität Graz fanden im Alten Konventhof statt.1096 Dabei konnten ein romanisches Brunnenhaus aus dem 12. Jahrhundert und ein im 13. Jahrhundert neu gestalteter Kreuzgang festgestellt und dokumentiert werden. Beim gotischen Teil des Kapitelsaals stieß man auf einen zentralen Grabschacht, der zwei Individuen enthielt.1097 Es bestehen von Seiten des Stiftskollegiums Vermutungen, dass es sich bei den sekundär bestatteten Gebeinen um die des steirischen Markgrafen Leopold I. handelt, des Stifters des Klosters.1098 Man sieht dieses Grab heute unter dem durchsichtigen Glasboden der neuen Marienkapelle, die sich über dem romanischen und gotischen Kapitelsaal befindet. Ein großer Teil des Stifts ist für BesucherInnen zugänglich. Es wurde in unterschiedliche Ausstellungsbereiche unterteilt, die mittels Informationstafeln in Bild und Text über die Ge- schichte des Stifts, die Ergebnisse aus der Bauforschung und die archäologischen Untersu- chungen informieren. Übersichtspläne für die unterschiedlichen öffentlichen Bereiche befin- den sich in der Marienkapelle sowie im großen Stiftshof. Führungen durch die Ausstellungs- räume werden täglich zu bestimmten Zeiten bzw. gegen Voranmeldung angeboten.1099

Kat. Nr.: 28 Römersteine vor dem Gemeindeamt Feldkirchen bei Graz Gemeindeamt Feldkirchen bei Graz, Triester Straße 57, 8073 Feldkirchen bei Graz Einrichtungsart: Römerstein Eingerichtet/Objektverantwortlich: Marktgemeinde Feldkirchen bei Graz Kurzbeschreibung: Durch Kalsdorf verlief eine Römerstraße. An der Grenze zur heutigen Marktgemeinde Feldkirchen befanden sich ein römerzeitliches Dorf (vicus) sowie Gräber- felder aus der Urnenfelder- und Römerzeit. Zahlreiche Funde im Gemeindegebiet von Feld-

1095 Hartner – Stodola 2003, 12 f. 1096 Zisterzienserstift Rein o. J.a. 1097 Kärcher 2013, 102 f. 1098 Zisterzienserstift Rein o. J.b. 1099 Vgl. Zisterzienserstift Rein o. J.c. 199

kirchen wie etwa Römersteine, Meilensteine, Kleinfunde, Keramik und Glasfunde bezeugen die provinzialrömische Geschichte der heutigen Marktgemeinde.1100 Vor dem Gemeindeamt steht an einem gut sichtbaren und gut besuchten Ort eine rechteckige, Betonplatte von ca. 14 cm Stärke, auf deren Vorder- und Rückseite jeweils zwei Römerstein- kopien mit einer kurzen Beschreibung auf gravierten Metallplättchen montiert wurden. Es handelt sich um Kopien von Grabsteinplatten, die im Gemeindegebiet von Feldkichen bei Graz entdeckt wurden und deren Originale sich heute im Römersteinmuseum des Archäo- logiemuseums im Schloss Eggenberg befinden. Es sind insgesamt vier Objekte: Ein Fami- liengrabstein mit einer männlichen und zwei weiblichen Personen aus der 1. Hälfte des 2. Jh. n. Chr.1101, ein Grabportraitmedaillon mit zwei Soldaten, das in die 1. Hälfte des 2. Jh. n. Chr.1102 datiert, eine Grabinschrift des Paccius Marinus und der Vibia Ingenua (1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.) und die Grabinschrift und das Relief der Pompeia Theodora (2. Jh. n. Chr.).1103 Neben der Betonplatte mit den Römersteinkopien befindet sich ein weiterer aufgestellter Stein in Zylinderform, der über kein Informationsschild verfügt. Vermutlich handelt es sich dabei um die Kopie eines römischen Meilensteins.1104

Kat. Nr.: 29 Ausstellung am Flughafen Thalerhof – Villa Thalerhof: Mit dem Flugzeug in die Römerzeit Ankunftsbereich der Abflug- und Ankunftshalle des Flughafens Graz, Flughafenstraße 51, 8073 Feldkirchen bei Graz Einrichtungsart: Kleinausstellung Eingerichtet: Kooperation von BDA, Flughafen Graz Betriebs GmbH, Kulturreferat der Stadt Graz und Universalmuseum Joanneum Objektverantwortlich: Flughafen Graz Betriebs GmbH Kurzbeschreibung: Im 2./3. Jh. n. Chr. befand sich an der Stelle der heutigen Start- und Landebahn des Flughafens Graz ein luxuriöses römisches Anwesen mit einem landwirt- schaftlichen Gutsbetrieb (villa rustica). Diese römische Villa hatte eine Länge von über 160 m und verfügte über ungefähr 80 Repräsentations-, Wohn- und Wirtschaftsräume. Die Aus- stattung entspricht einem Wohnsitz der Oberschicht, der über einen aufwändigen Badetrakt,

1100 Mirsch 1999, 65–100. 1101 Vgl. Hudeczek 2004, 44. 1102 Vgl. Hudeczek 2004, 58. 1103 Mirsch 1999, 69–76. 1104 Vgl. Mirsch 1999, 93–96. 200

marmorne Wandtäfelungen, Wand- und Deckenmalereien, Stuckverzierungen, Mosaike und eine Fußbodenheizung verfügte.1105 1937–1939 fanden die ersten Ausgrabungen unter der Leitung von Walter Schmid statt. Der erste umfangreiche Bericht zur Villa am Thalerhof1106 wurde von der langjährigen, ehren- amtlichen Mitarbeiterin der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte am Landesmuseum Joanneum, Marianne Grubinger, verfasst. 1968 publizierte Walter Modrijan den Grundriss des Gutshofes.1107 Im Rahmen einer geplanten Erweiterung des Flughafens fanden Georadarmessungen statt, die den Grundriss Modrijans weitgehend bestätigten, aber auch zeigten, dass noch beachtliche Reste der Villa Thalerhof unter der Erde erhalten sind und auch weiterhin erhalten werden.1108 In einer Kooperation zwischen Bundesdenkmalamt, Flughafen Graz Betriebs GmbH, Kultur- referat der Stadt Graz und dem Landesmuseum Joanneum entstand eine Ausstellung zur Villa Thalerhof,1109 die im Juni 2010 in der Ankunftshalle des Flughafens offiziell eröffnet werden konnte.1110 Unter dem Titel „Mit dem Flugzeug in die Römerzeit“ wurde sie als Dauer- ausstellung eingerichtet und informiert über die Bedeutung, Funktion und das Aussehen der römischen Villa Thalerhof. Eine Karte zeigt archäologische Fundorte der näheren Umgebung. Eine 3D-Video-Rekonstruktion veranschaulicht die Ausmaße des römischen Gutshofes. Fundstücke aus den Grabungen 1937–1939 wie etwa Stuckreste, Wandmalereireste, eine Vierkantflasche aus Glas, eine Dreifußschale aus Keramik oder ein Terra-Sigillata-Gefäß (Kragenschale) sind ausgestellt und demonstrieren die Pracht und den Luxus dieses Gutshofes. Für die Ausstellung wurde eine eigene Broschüre1111 entworfen, die auch heute noch auf An- frage erhältlich ist. Führungen am Flughafen finden durch die Graz Guides statt, die gerne auch die kleine Dauerausstellung zur römischen Villa in ihren Rundgang einbinden1112

1105 Marko 2009, 4. 1106 Vgl. Grubinger 1959. 1107 Muchitsch – Widmann 2009; zur Forschungsgeschichte und den neuesten geophysikalischen Untersuchungen der römischen Villa Thalerhof bei Graz siehe Mirsch 2009. 1108 Marko 2009, 5; Muchitsch – Widmann 2009. 1109 Muchitsch – Widmann 2009. 1110 Diese Information entstammt dem Fragebogen, der von Mag. Doris Poelt (Stabstelle Presse und Kommunikation der Flughafen Graz Betriebs GmbH) am 30.01.2012 ausgefüllt wurde. 1111 Flughafen Graz Betriebs GmbH 2009. 1112 Diese Information entstammt dem Fragebogen, der von Mag. Doris Poelt (Stabstelle Presse und Kommunikation der Flughafen Graz Betriebs GmbH) am 30.01.2012 ausgefüllt wurde. 201

Kat. Nr.: 30 Straße der Archäologie1113 Ausgangspunkte: 1. Fuß des Kugelsteins, 8120 Peggau; 2. Ortsteil Adriach in Frohnleiten, 8130 Frohnleiten Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet: ARGIS Archäologie und Geodatenservice und Marktgemeinde Frohnleiten Objektverantwortlich: Stadtgemeinde Frohnleiten Kurzbeschreibung: Der Initiative des ehemaligen Frohnleitner Bürgermeisters Peter Gottlieb ist es zu verdanken, dass im Jahr 2000 ein archäologisch-historischer Wanderweg von der Marktgemeinde Frohnleiten finanziert wurde. Die Planung und Durchführung oblag der Firma ARGIS – Archäologie und Geodaten Service. Der als Fuß- und Radweg konzipierte Weg mit einer Länge von acht Kilometern verläuft entlang des Murradweges R2, entlang der alten Römerstraße vom Fuße des Kugelsteins in Peggau bis nach Adriach in Frohnleiten. Mittels Schautafeln erhalten die BesucherInnen vor Ort Informationen zu archäologischen Denk- mälern, Burgen, aber auch zu technischen Bauten, die von der Ur- und Frühgeschichte bis in die Gegenwart reichen. Einige Wegstationen sind auch mit dem PKW erreichbar. Es gibt zwei Ausgangspunkte für diesen Themenweg, die mit Orientierungstafeln ausgestattet sind und über die Länge des Weges sowie die Stationen informieren. Ausgehend vom Park- platz Kugelstein gibt es einen Wanderweg auf den Kugelstein (Dauer: ca. 2 Stunden) mit weiteren Besichtigungspunkten. Entlang des gesamten Themenweges befinden sich Richtungspfeile, die der Orientierung dienen. Folgende Besichtigungsstationen befinden sich auf der „Straße der Archäologie“:  Die um 1000 gegründete Kirche St. Georg,1114 die zwischen 1979 und 1985 vom Ver- ein der Freunde der Kirche Adriach gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt und der Technischen Universität generalsaniert wurde. Dabei wurden auch die Fundamente der romanischen Saalkirche, des frühgotischen Chores und einer Krypta freigelegt und für BesucherInnen zugänglich gemacht. An der Kirchenaußenseite sind Römersteine eingemauert.  Eine weitere Station informiert über die Franzosenkriege. Im Befreiungskrieg 1809 wurde der Markt Frohnleiten geplündert und in Brand gesteckt.

1113 Als Informationsquelle für die Beschreibung dieser Einrichtung diente vor allem ARGIS Archäologie und Geodatenservice 1996 sowie der Besuch der Einrichtung der Autorin am 30.05.2010; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 34–37; vgl. Auferbauer – Auferbauer 2003, 230–232. 1114 Vgl. Verein der Freunde der Kirche Adriach 1985. 202

 Die Burg Rabenstein wurde wahrscheinlich im 14. Jahrhundert errichtet und erfuhr immer wieder Erweiterungen. 1670 und 1680 erfolgte die barocke Ausgestaltung durch die Familie Trauttmansdorff. Bereits im 12. Jahrhundert wurde eine Wehranlage auf dem schmalen Felssporn über der späteren Burg errichtet, die den bedeutenden Verkehrsweg durch das Murtal kontrollierte.  Von der großen barocken Gartenanlage südlich des Burgfelsens sind heute nur noch die Umfassungsmauern mit zwei Portalen erhalten.  Eine weitere Informationstafel berichtet von den Resten einer Siedlung aus der Urnenfelderzeit (1300–750 v. Chr.), die sich hier in Steindorf in Frohnleiten an einem Talrand befand. Der Fundplatz wurde bereits 1950 bei der Verbreiterung der Gemein- destraße entdeckt, allerdings noch nicht näher untersucht.  Der Heumannhof verfügt über eine 1597 datierte Sgraffito-Fassade, die vom Eigentü- mer in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt restauriert wurde.  Eine weitere Schautafel informiert über den römischen Münzschatzfund, der 1952 in einer Schottergrube der Firma STEG in einem Meter Tiefe gefunden wurde, und der in den Zeitraum vom Ende des 2. Jh. n. Chr. bis in die Mitte des 3. Jh. n. Chr. datiert werden kann. Die 289 römischen Silbermünzen wurde dem Landesmuseum Joanneum geschenkt und können heute im Münzkabinett im Schloss Eggenberg besichtigt werden.1115  Die begehbare Römerstraße am Osthang des Kugelsteins war eine wichtige Verbin- dung des oberen Murtales mit der regionalen römischen Hauptstadt Flavia Solva.  Eine wahrscheinlich aus der Römerzeit stammende Brücke befindet sich an der ehe- maligen Trasse der Straße nördlich des Kugelsteins.1116  Auf dem Kugelstein selbst befand sich eine urnenfelderzeitliche Höhensiedlung. In der Römerzeit wurde diese Siedlung mit einer heute noch sichtbaren Wallanlage be- festigt und verfügte über eine Wasserleitung, eine kleine Badeanlage sowie eine rela- tiv dichte Bebauung des Plateaus unter Nutzung der natürlichen Terrassierung. Im Mittelalter und der Neuzeit war der Kugelstein vermutlich aufgrund von Wasser- mangel nicht besiedelt. Die Fundamente des früher als Tempel angesehenen spät-

1115 Vgl. Peitler 2007, 55. 1116 Vgl. Fuchs – Mirsch 2011, 25. 203

antiken Gebäudes wurden freigelegt und durch einen Schutzbau aus Glas und Stahl dauerhaft geschützt.1117 Leider sind die Schautafeln dieses Weges zum Teil durch die Sonne und die Witterung verbli- chen und nicht mehr lesbar. Über die Jahre hinweg sind einige der Tafeln, vor allem auf dem Kugelstein, verschwunden oder haben ihre Beschriftung verloren. Die Informationstafeln am Fuße des Kugelsteins und am Weg Richtung Adriach wurden vor einigen Jahren erneuert.1118 Wünschenswert wären eine Erneuerung der verblichenen oder kaputten Informationstafeln vor allem an den beiden Ausgangspunkten sowie eine Belebung des Weges durch Einbindung in ein kulturelles Programm wie beispielsweise durch das Angebot archäologisch-kultureller Wanderungen entlang dieser „Straße der Archäologie“.

Kat. Nr.: 31 Kleinausstellung zu den Ausgrabungsfunden aus dem römischen Vicus in Kalsdorf Gemeindeamt Kalsdorf bei Graz, Hauptplatz 1, 8401 Kalsdorf bei Graz Einrichtungsart: Kleinausstellung Eingerichtet: Mag. Doris Schrötter (Kunsthistorikerin) und Mag. Dr. Ute Lohner-Urban (Archäologin) Objektverantwortlich: Marktgemeinde Kalsdorf Kurzbeschreibung: Im Gemeindeamt Kalsdorf bei Graz befindet sich eine Dauerausstellung zur frühen Vergangenheit des Ortes, die erstmals dessen Bedeutung anhand von Fundstücken erklärt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. An der heutigen nördlichen Orts- grenze der Marktgemeinde Kalsdorf bestand eine ausgedehnte römische Siedlung (vicus). Es handelte sich dabei um eine der bedeutendsten zivilen Siedlungen in der Provinz Noricum. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts war Kalsdorf immer wieder Ziel archäologischer For- schungen. Die Fundstellen haben sich seit damals beträchtlich vermehrt. So entdeckte man auch ein Flachgräberfeld der späten Urnenfelder- und beginnenden Hallstattzeit (8. Jh. v. Chr.), das im Gebiet der römerzeitlichen Siedlung lag sowie vereinzelt Keramikfunde aus der Hallstattzeit. Vor allem die Münz- und Keramikfunde lassen auf eine durchgehende Besied- lung des römerzeitlichen Vicus von Kalsdorf von der Spätlatènezeit bis in die römische Kai- serzeit schließen. In den Jahren 1990 bis 1996 fanden Ausgrabungen1119 des Instituts für

1117 Vgl. Ehrenreiter 2003 – Zu den Ausgrabungen am Kugelstein 1997 siehe Fuchs – Kainz 1998; Steinklauber 2008. 1118 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit DI Pachner Andreas (Bauamt Stadtgemeinde Frohnleiten) am 13. 12. 2012. 1119 Zur Ur- und Frühgeschichte Kalsdorfs siehe Mirsch 1994, 20–60; Zu den Ausgrabungen und Forschungsergebnissen zum Vicus von Kalsdorf siehe Lohner-Urban 2009. 204

Archäologie der Universität Graz statt, die zahlreiche Fundstücke zu Tage förderten.1120 Auch in den folgenden Jahren kam es zu Surveys, Grabungskampagnen sowie geophysikalischen Untersuchungen, die bezeugten, dass auch die Murniederung in der Nähe des Vicus vom 2. bis 4. Jh. n. Chr. relativ dicht besiedelt war.1121 Die Dauerausstellung im Gemeindeamt dokumentiert nun die Ergebnisse einer langen archäologischen Forschungstätigkeit anhand aussagekräftiger Fundstücke und kann zu den Öffnungszeiten des Gemeindeamts bzw. nach telefonischer Vereinbarung täglich besichtigt werden. Gezeigt werden originale Fundstücke aus dem römerzeitlichen Vicus wie beispiels- weise Bronzefunde, Terra Sigillata, Münzen oder römisches Glas – Exponate, die zum größ- ten Teil in Glasvitrinen ausgestellt und einzeln beschriftet sind. Zwei Informationstafeln be- schreiben die Objekte sowie deren Herkunft, Bedeutung und Funktion ausführlich. Ergänzt werden die Ausgrabungsfunde durch weitere Fundstücke aus Kalsdorf, einer Reihe von Über- sichtsplänen, Grabungsfotos und Luftaufnahmen sowie einem Originalfragment eines römer- zeitlichen Grabaltars1122 aus dem 2. Jh. n. Chr.1123

Kat. Nr.: 32 Höhlenmuseum Lurgrotte Peggau Lurgrottenstrasse 1, 8120 Peggau Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Lurgrottengesellschaft Peggau Kurzbeschreibung: Die Lurgrotte ist ein natürlich entstandenes Höhlensystem im Kalkstock der Tanneben zwischen den Marktgemeinden Peggau und Semriach. Die Schauhöhle zeigt Tropfsteinbildungen, unterirdische Bachläufe und Auswaschungen.1124 Sie kann von beiden Seiten – von Peggau oder Semriach aus – mittels Führungen besucht werden. Die beiden Ein- gänge werden aber geschäftlich getrennt geführt. Die systematische Erschließung der Höhle sowie die Errichtung einer Weganlage durch die Höhle werden durch die 1912 gegründete Lurgrottengesellschaft stetig vorangetrieben, wobei Hochwässer immer wieder Schäden an- richteten.1125 1935 wurde die Lurgrotte von Höhlenforschern erstmals komplett durchquert

1120 80-Kulturredaktion 2005 1121 Zu den weiteren archäologischen Untersuchungen zur Römerzeit in Kalsdorf bis 2000 siehe Lohner-Urban 2009, 119–124. 1122 Vgl. Schrötter 2004. 1123 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 29.11.2012. 1124 Lurgrotte Peggau 2006a. 1125 Lurgrotte Peggau 2006c. 205

(ca. 6 km), seit 1963 gibt es befestigte Weganlagen. 1975 wurden diese jedoch durch ein Hochwasser zerstört. Seit dieser Zeit sind Führungen durch die gesamte Lurgrotte nicht mehr möglich.1126 Bevor die Führungen ins Höhleninnere beginnen, besichtigen die BesucherInnen – vor allem Schulklassen – das Höhlenmuseum.1127 Es befindet sich in der Vorhöhle der Lurgrotte nord- westlich des Hauptportals auf der Peggauer Seite. Bereits 1965 hat das Steiermärkische Lan- desmuseum Joanneum eine kleine Ausstellung mit höhlenkundlichen, archäologischen und paläontologischen Fundstücken aus Höhlen der Umgebung als „Höhlenmuseum“ ein- gerichtet.1128 2012 erfolgte eine Neuaufstellung dieses Museums. Es informiert über die Ent- stehung von Tropfsteinen und zeigt in Glasvitrinen abgebrochene Tropfsteine, Kristalle und Sinterformationen. Ausgestellt werden auch Knochenfunde, etwa von Höhlenbären.1129 An- lässlich einer Grabung 1952 konnten Knochen- und auch Zahnreste eiszeitlicher Säugetiere sowie einige Quarzitbeschläge geborgen werden. Eine weitere Glasvitrine zeigt Alt- bis mit- telsteinzeitliche Stein- und Knochenwerkzeuge (etwa 130.000–10.000 v. Chr.) sowie eis- zeitliche und römische Fundstücke aus Höhlen der Umgebung wie etwa Bruchstücke einer Schale aus der frühen Hallstattzeit oder eine römische Urne.1130 Es gibt auch eine mit lebens- großen Figuren nachgebildete eiszeitliche Rentierjägerstation. Das Museum gibt Aufschluss über die Forschungsergebnisse der archäologisch-paläonto- logischen Ausgrabungen 1997 und 1998 in der Vorhöhle. Dabei wurde ein über 7 Meter ho- hes Profil aufgeschlossen, untersucht und dokumentiert. Aus einer Schicht, deren Alter min- destens 30.000 Jahre beträgt, wurden Steinartefakte aus Quarz und ein Rentierknochen mit deutlichen Zerlegungsspuren geborgen. Diese Funde belegen die Nutzung der Vorhöhle durch eiszeitliche Rentierjäger als Schlachtstelle bzw. Zerlegungsstation.1131 An den Felsen montierte Informationstafeln des Landesmuseums Joanneum informieren über die Kugelsteinhöhle III, die Kugelsteinhöhle II, die große Badlhöhle sowie die Drachenhöhle bei Mixnitz. Die Fundstücke sind jeweils beschriftet. Ein spezielles Vermittlungsprogramm wie etwa Führungen gibt es für das Höhlenmuseum nicht. Im Alleingang besichtigen die BesucherInnen das Museum.1132

1126 Lurgrotte Peggau 2006b. 1127 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Herrn Gerhard Brandstätter (Geschäftsführer Lurgrottengesellschaft Peggau) am 06.12.2012. 1128 Fladerer 1998, 157. 1129 Zu den jungpleistozänen Tierresten aus der Lurgrotte siehe Fladerer 1994. 1130 Zur Archäologie der Lurgrotte siehe Fuchs 1994. 1131 Vgl. Fladerer 1998. 1132 Diese Information entstammt dem Gespräch mit Gerhard Brandstätter (Geschäftsführer Lurgrottengesellschaft Peggau) am 06.12.2012. 206

Kat. Nr.: 33 Urgeschichtliches Museum Peggau Rathaus der Marktgemeinde Peggau, Grazer Straße 20, 1. Stock, 8120 Peggau Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Marktgemeinde Peggau Kurzbeschreibung: 2004 feierte die Marktgemeinde Peggau das 950-Jahr-Jubiläum1133 ihrer ersten urkundlichen Erwähnung. Im Rahmen dieses Jubiläums wurde im ersten Stock des Rathauses auf einer Fläche von ungefähr 110 m2 das „Urgeschichtliche Museum Peggau“ er- öffnet, das mit Hilfe ausgewählter Exponate und Schautafeln die weit zurückreichende Ge- schichte der Region und die Bedeutung der Höhlenfundstätten um Peggau veranschaulicht. Die Inhalte der Ausstellung geben Einblick in das Leben der Menschen von der mittleren Alt- steinzeit (vor 200.000 bis 30.000 Jahren) bis zum Frühmittelalter und beschäftigen sich mit den regionalen Fundstellen wie etwa der Repolusthöhle1134, der Badlhöhle1135 sowie den karolingerzeitlichen Gräbern in Hinterberg mit der jeweiligen Forschungsgeschichte und den wichtigsten Forschungsergebnissen. Der Großteil der Ausstellungsfläche widmet sich der Lebenswelt der eiszeitlichen Jäger, die die Höhlen der Peggauer Wand und im Badlgraben über Jahrtausende nutzten und dort ihre Steingeräte wie etwa Schaber oder Breitklingen hin- terließen.1136 Weitere Themen sind die Jagdtiere, die verwendeten Waffen, die eiszeitliche Kunst, unterschiedliche Formen der Behausung und die Bestattung. Auch die Entwicklung des Menschen vom Neandertaler zum Homo sapiens sowie die Eiszeitalter und deren Aus- breitung werden erklärt. Die BesucherInnen erhalten aber auch Informationen zum Leben der Menschen in der Bronzezeit, der Urnenfelderzeit, der Eisenzeit und im Frühmittelalter. Eine zweite Informationsebene informiert über unterschiedliche Landschafts- und Klimazonen im voralpinen Raum und die Verbreitung von Neandertalerfunden. Ausgestellte archäologische Funde ergänzen die Informationstafeln und die große Zahl bildlicher Darstellungen. Die Fundstücke stammen nicht nur aus der Region wie etwa Quarzabschläge aus der Großen Badlhöhle oder Hornsteinklingen (Mikrolithe) aus dem Zigeunerloch bei Gratkorn, sondern auch aus weiter entfernten Gebieten wie beispielsweise Faustkeile aus der Dordogne in Frank- reich. Sie werden in Glasvitrinen präsentiert und sind mit Objektbezeichnung, Herkunft und Alter ausführlich beschriftet. Eines der beeindruckendsten Ausstellungsobjekte ist ein Mammutstoßzahn, der eine Länge von ungefähr einem Meter aufweist. Sehr anschaulich ist

1133 Marktgemeinde Peggau 2004. 1134 Zur Repolusthöhle siehe Fuchs u. a. 1997 sowie Fuchs u. a. 1998. 1135 Zur Großen Badlhöhle siehe Fuchs 1998, 20. 1136 Vgl. Marktgemeinde Peggau o. J. 207

auch die in Originalgröße an die Wand gemalte Mammutsilhouette, die einen Größen- vergleich mit dem Menschen möglich macht.1137 Auf Anfrage bei der Gemeinde ist ein Besuch dieser Ausstellung möglich. Entweder erkundet man das Museum im Alleingang oder erhält auf Wunsch eine Führung bzw. eine Art „beglei- tende Vermittlung“, indem die für das Museum zuständige Person der Gemeinde die speziel- len Fragen der BesucherInnen beantwortet.1138

Kat. Nr.: 34 Römisches Hügelgrab am Krienzerkogl Krienzerkogel – Nahe des Bauernhauses vulgo Krienzer (Am Kogl 31), 8102 Semriach Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet: Arzt Dr. Robert Hesse (Ausgrabung); Bundesdenkmalamt (Restaurierung) Objektverantwortlich: Tourismusverband Semriach Kurzbeschreibung: 1962 wurde vom heimischen Arzt Dr. Robert Hesse ein römisches Hügelgrab entdeckt und ausgegraben, welches das Bundesdenkmalamt in der Folge restau- rierte, um eine öffentliche Besichtigung möglich zu machen. Der Grabhügel, der nach Hesse in das 2 Jh. n. Chr. datiert werden kann, weist im Inneren ei- nen rechteckigen Steineinbau auf, der ursprünglich mit einem Tonnengewölbe mit einer Scheitelhöhe von 170 cm überdacht war. Ein Dromos1139 von vier Metern Seitenlänge war an der Innenseite sowie am Boden mit Schieferplatten ausgekleidet und führte zum Eingang des Grabes. Massive Bodenplatten mit scharfkantigen Vertiefungen am Beginn des Zuganges dienten vermutlich der Aufstellung von Plastiken wie z.B. Löwen als Grabwächtern. Der Innenraum der Grabkammer hat eine Länge von ungefähr 240 cm und war durch zwei Mauerpfeiler abgeteilt, die das Gewölbe mitstützten.1140 Im Zuge der Ausgrabung entdeckte man auch Marmorstücke, die zusammengefügt den rechten Teil eines fünfzeiligen Titulus1141 ergaben, von dem allerdings nur noch die letzten Buchstaben jeder Zeile erhalten blieben. Ursprünglich befand sich diese Inschriftenplatte über dem Eingang des Grabes. Ein horizon- taler Falz mit den Maßen der ursprünglichen Marmorplatte ist in den Deckstein ein- gearbeitet.1142

1137 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 03.11.2010. 1138 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Mag. Günter Meinhard (Amtsleiter Marktgemeinde Peggau) am 03.11.2010. 1139 Dromos = von griech. δρόμος = Gang; insbesondere der Stollen, der zum Hauptraum von Kammer- und Hügelgräber führt. 1140 Hesse 1991, 189; siehe jetzt auch Lichtenegger 2007, 47. 1141 Weber 1969, 103 f. Nr. 45. 1142 Vgl. Hesse 1991; siehe jetzt auch Lichtenegger 2007, 47 sowie Bichl – Reisinger 2004, 42. 208

Ein Wanderweg führt an diesem römischen Hügelgrab vorbei, das auch in Wanderkarten ver- zeichnet ist. Zahlreiche Richtungspfeile am Weg mit Aufschriften wie „Römerweg“ oder „Zum Römergrab“ machen auf das Hügelgrab aufmerksam. Am Ort selbst steht eine Infor- mationsvitrine aus Holz und Glas. Sie zeigt Schnitte des Hügelgrabes, Zeichnungen von Ge- fäßen, die im Grab gefunden wurden sowie eine Beschreibung des Aussehens und der Ge- schichte dieses Grabes. Der Text enthält auch einen Hinweis darauf, dass an und in der Kirche der Marktgemeinde Semriach Römersteine zu besichtigen sind. Die restaurierte Verschluss- platte konnte beim benachbarten Bauernhaus vulgo Krienzer in einer Vitrine besichtigt wer- den. Bei einem erneuten Besuch am 22.09.2012 am Kogl 31 war diese Vitrine allerdings nicht mehr zu finden.1143

Kat. Nr.: 35 Ausstellung archäologischer Funde aus den römerzeitlichen Hügelgräbern in der Flur „Himmelreich“ Gemeindeamt Werndorf, Bundesstraße 135, 8402 Werndorf Einrichtungsart: Kleinausstellung Eingerichtet: Gemeinde Werndorf und Bundesdenkmalamt Objektverantwortlich: Gemeinde Werndorf Kurzbeschreibung: Die Flur „Himmelreich“ erstreckt sich nordöstlich des Ortes Werndorf Richtung Mur. 1998 fand dort eine Feststellungsgrabung des Bundesdenkmalamtes statt, bei der zwei Hügelgräber aus dem 2. Jh. n. Chr. archäologisch untersucht wurden, die Teil einer kleinen römerzeitlichen Gräbergruppe waren, welche vermutlich zu einer nahe gelegenen rö- mischen Siedlung in Großsulz gehörten. Bereits 1936 wurde eines der Hügelgräber dieser Gruppe vom Landesmuseum Joanneum archäologisch untersucht.1144 Die Fundstücke aus den beiden untersuchten Gräbern – wie etwa Teller aus Keramik, ein Vorratsgefäß oder ein Glaskrug aus dem 2. Jh. n. Chr. – wurden restauriert und werden seit dem Jahr 2000 im Gemeindeamt in einer Eckvitrine aus Holz und Glas ausgestellt. Eine Schautafel an der Wand informiert die BesucherInnen des Gemeindeamts über die römerzeit- lichen Funde und die archäologischen Ausgrabungen 1998 sowie über Hügelgräber in der Steiermark im Allgemeinen.1145

1143 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 28.12.2010 und 22.09.2012; Zum Hügelgrab vgl. Pleyel 1987, 179. 1144 Zu den archäologischen Untersuchungen siehe Artner 2006 und Gutjahr – Tiefengraber 1997 sowie jetzt auch Lichtenegger 2007, 43. 1145 Die Informationen zur Beschreibung dieser Einrichtung entstammen dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 29.11.2012. 209

10.5 Bezirk Hartberg-Fürstenfeld Kat. Nr.: 36 Römerzeitliches Museum Bad Waltersdorf Hauptplatz 2, 8271 Bad Waltersdorf Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Marktgemeinde Bad Waltersdorf Kurzbeschreibung: Im Ortsgebiet oder in der Nähe von Bad Waltersdorf muss ein verfalle- ner römerzeitlicher Friedhof mit den Ruinen römischer Grabdenkmäler bestanden haben. Da- von zeugen die zahlreichen Marmorblöcke mit Reliefverzierung, die bereits im Mittelalter als Baumaterial für Kirchen verwendet wurden. Andere Spolien wiederum wurden später bewusst sichtbar in die heute weitgehend abgetragene Umfassungsmauer des Kirchhofs von Bad Waltersdorf eingemauert.1146 Seit 1960 bemüht man sich, die Römersteine von Bad Waltersdorf zusammenzuführen, zu präsentieren und damit aufzuwerten. Daher errichtete man 1966 ein Freilichtmuseum vor dem Pfarrhof und der Kirche, für das auch Steine aus dem Mauerwerk der Kirche und des Pfar- rhofes gelöst wurden. Allerdings entstanden über die Jahrzehnte Witterungsschäden an den ungeschützten Römersteinen. Deshalb wurden sie konserviert und zu ihrem Schutz ein neuer Museumsbau errichtet, der seit 1998 als „Römerzeitliches Museum Bad Waltersdorf“ besucht werden kann. Eine genaue Datierung der ausgestellten Römersteine in Waltersdorf ist schwie- rig und in der Forschung umstritten. Als grober Rahmen können sie der Zeitspanne zwischen der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. bis zur ersten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. zugeordnet wer- den.1147 Der moderne Beton-Glasbau des Museums, der 2001 mit dem Geramb-Dankzeichen für gutes Bauen ausgezeichnet wurde, ist mit einem einräumigen Altbau im Pfarrgarten verbunden. Im Glasbau sind die Römersteine ausgestellt. Sie sind ausführlich beschriftet mit der Herkunft und der ursprünglichen Verwendung sowie Beschreibungen der Bild- bzw. Textteile. An der Wand befinden sich auch Informationstafeln zur Entstehung des Museums, zur Rekonstruk- tion einer Grabädikula aus den Waltersdorfer Römersteinen, zur Römerzeit in der Ost- steiermark, zu Grabhügeln und steinernen Grabdenkmälern. Zentrale Steindokumente sind beispielsweise „Die sella curulis – Ein Ehrensitzrelief“ eines bedeutenden römischen Amts- trägers, eine antike weibliche Sitzstatue ohne Kopf, das norische Mädchen und ein Löwe mit

1146 Vgl. Journal Verlag GmbH 2010, 32. 1147 Vgl. Hebert 1998; vgl. Journal Verlag GmbH 2010, 32; Zum Lapidarium siehe auch Pleyel 1987, 189 210

Widderkopf.1148 Im zum Museum gehörigen Altbau wurde die Figur eines norischen Mäd- chens in Lebensgröße nachgebildet und man hat die Funde und die Dokumentation eines 1997 in Leitersdorfberg im Gemeindegebiet von Bad Waltersdorf ergrabenen norisch-pannonischen Grabhügels ausgestellt.1149 Führungen durch das Museum werden nach Voranmeldung bei der Marktgemeinde Bad Waltersdorf angeboten.1150

Kat. Nr.: 37 Römerweinweg Bad Waltersdorf (W3) Ausgangspunkt: Infobüro der Kurkommission und des Tourismusverbandes Bad Walters- dorf, Hauptplatz 90, 8271 Bad Waltersdorf Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet/Objektverantwortlich: Kurkommission Bad Waltersdorf Kurzbeschreibung: Der Römerweinweg Bad Waltersdorf wurde 2008 von der Kur- kommission des Ortes eingerichtet und hat eine Länge von 8,5 km. Der Ausgangspunkt dieses Rundwanderweges ist das Infobüro von Bad Waltersdorf am Hauptplatz. Man muss mit einer Gehzeit von ungefähr 2,5 Stunden rechnen. Entlang des Römerweinweges befinden sich 7 Informationstafeln, die Einblick in die Geschichte der Römer und des Weines geben sowie Hinweise auf spezielle touristische Angebote und Feste enthalten. Sie informieren über die Bedeutung des Weines für die Römer, typische oststeirische Rebsorten, die Arbeiten im Weingarten im Jahreslauf, die Herstellung von Wein, Klapotetze und das Römersteinmuseum in Bad Waltersdorf. Sie nehmen auch Bezug auf die römische Vergangenheit von Gleisdorf, auf das Landschaftsmuseum in Pischelsdorf, das Grabmonument in St. Johann bei Herber- stein, den Ringkogel bei Hartberg und die Villa Rustica in Löffelbach.1151 Der Römerweinweg gibt Einblick in die lange Tradition der Weinkultur, die bis in die Römer- zeit zurückreicht, wobei nur ein kleiner Teil der römischen Geschichte vermittelt wird. Im Vordergrund stehen aber die Beschreibung heutiger Weinsorten, der heutige Weinanbau so- wie die in der Region befindlichen Museen, die Fundstücke aus der Antike bewahren und der Öffentlichkeit präsentieren. Hinweistafeln am Weg dienen der Orientierung.

1148 Zu den Römersteinen in Bad Waltersdorf siehe Pichler 1992. 1149 Die Informationen zur Beschreibung dieser Einrichtung entstammen dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 29.10.2010; siehe dazu auch Hebert 1998 sowie Bichl – Reisinger 2004, 62 f. 1150 Diese Information entstammt dem Gespräch mit Caroline Purkarthofer (Gemeindemitarbeiterin Bad Waltersdorf). 1151 Die Informationen zur Beschreibung des Römerweinweges entstammen zu einem großen Teil einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 08.12.2011 sowie einem Telefonat mit einer Mitarbeiterin des Infobüros Bad Waltersdorf am 18.12.2012; siehe dazu auch Tourismusverband Bad Waltersdorf 2008.. 211

Ein Informations- und Wanderführer1152 zu diesem Themenweg ist im Infobüro Bad Walters- dorf erhältlich.

Kat. Nr.: 38 Genussradeln – Lucullus Tour Ausgangspunkt: Infobüro der Kurkommission und des Tourismusverbandes Bad Walters- dorf, Hauptplatz 90, 8271 Bad Waltersdorf Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet/Objektverantwortlich: Kurkommission Bad Waltersdorf Kurzbeschreibung: Ausgangspunkt dieser im Jahr 2006 von der Kurkommission Bad Wal- tersdorf eingerichteten Radtour ist das Infobüro Bad Waltersdorf am Hauptplatz. Die einfache Radtour, die durchgehend auf einem Asphaltweg verläuft, hat eine Länge von ungefähr 12 km und führt an Wein- und Obstgärten sowie Buschenschänken, Gasthöfen und an der Heiltherme Bad Waltersdorf vorbei. Entlang der Lucullus-Tour befinden sich insgesamt 7 Informationstafeln, die vom Leben der Römer in der Region Bad Waltersdorf berichten. In- haltlich behandeln sie das Römersteinmuseum, Römische Hügelgräber, Wein und Weinbau zur Zeit der Römer, die Esskultur und Speisen der Römer, die römischen Thermen, die Land- wirtschaft zur Zeit der Römer und das Feiern von römischen Festen. Hinweistafeln mit der Bezeichnung „Lucullus-Tour“ dienen der Orientierung. Die Informationstafeln des Radweges vermitteln vor allem historische Inhalte zur römischen Kultur mit Bezug zur Region. Die Texte wurden von Helmut Pichler sehr ausführlich verfasst, wobei er auf die historische Kor- rektheit achtete.1153 Eine Begleitbroschüre zur Lucullus-Tour ist im Infobüro Bad Waltersdorf erhältlich.1154

1152 Tourismusverband Bad Waltersdorf 2008. 1153 Tourismusverband Bad Waltersdorf 2006; Die Informationen entstammen aber auch zum Teil einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 08.12.2011 sowie dem Telefonat mit einer Mitarbeiterin des Infobüros Bad Waltersdorf am 29.10.2010. 1154 Tourismusverband Bad Waltersdorf 2006. 212

Kat. Nr.: 39 Grabstele und Grabhügel in Lebing mit Schutzbau und kleinem „Freilichtmuseum“ Nordöstlich des Anwesens vulgo Holzer, Lebing 23, 8234 Eichberg Einrichtungsart: Römerstein mit Schutzbau und kleinem „Freilichtmuseum“ Eingerichtet: Bundesdenkmalamt und Gemeinde Eichberg Objektverantwortlich: Gemeinde Eichberg Kurzbeschreibung: 1981 und 2005 wurde auf einem Acker in Lebing bei landwirtschaftli- chen Arbeiten je ein Marmorfragment derselben römerzeitlichen Grabstele mit Inschrift und Darstellung eines Ehepaares entdeckt. Nach der Fundmeldung beim Bundesdenkmalamt er- folgte schließlich 2006 eine archäologische Untersuchung1155, bei der man den Stelenfuß sowie weitere Bruchstücke auffinden konnte, die zu den bereits vorhandenen Teilen passten und im Entnahmegraben des Grabhügels lagen. Es wurden auch die Reste der rechteckigen Grabkammer freigelegt. Das Brandgrab stammt aus der Zeit um 200 n. Chr. Es wurde beraubt und anschließend planiert. Daher konnten nur noch die Reste des Leichenbrandes, wenige Keramik- und Glasfragmente sowie eine vollständig erhaltene Öllampe mit Töpferstempel gesichert werden.1156 Im Anschluss an die Ausgrabung und die Konservierung der Grabstele wurde der Versuch unternommen, die ursprüngliche Situation wiederherzustellen, indem man am originalen Ort einen römerzeitlichen Grabhügel mit aufgestelltem Grabstein errichtete. Die Finanzierung für dieses Projekt übernahm die Gemeinde, wobei das Grundstück vom Eigentümer zur Verfü- gung gestellt wurde. Um der restaurierten Grabstele des Sacretius Priscus und der Capitonia Iulia1157 auch den nötigen Schutz zu geben, wurde vom Architekten Klaus Kada ein Schutzbau errichtet, dessen Form symbolhaft ist.1158 Sie stellt laut einem Artikel von Franz Brugner eine zweiteilige „schützende Hand“ dar, die sich in luftiger Leichtigkeit über dem Römerstein befindet.1159 Fünf durchsichtige Kunststoff-Zylinder stehen neben dem rekonstruierten Grabhügel und bil- den ein kleines „Freilichtmuseum“. Sie beinhalten – in einer Flüssigkeit frei schwebend – die bei der Grabung entdeckten Grabbeigaben wie etwa eine originale Öllampe aus Keramik, die Nachbildung einer Dreifußschale mit Deckel, einen Scherben der originalen Fundstücke aus

1155 Zu den archäologischen Untersuchungen sowie Forschungsergebnissen zum römerzeitlichen Grabhügel mit Grabstele siehe Puhm – Tiefengraber 2007. 1156 Puhm – Tiefengraber 2007, 201. 218. 1157 Zur Grabstele des Sacretius Priscus und der Capitonia Iulia siehe Puhm – Tiefengraber 2007, 212–221. 1158 Hebert 2009a. 1159 Brugner 2009. 213

Keramik oder die Nachbildung einer Glasflache.1160 An den durchsichtigen Plexyglaszylindern befinden sich auch aufgedruckte Text- und Bildinformationen, die den Grabhügel in Lebing, den Grabstein, die Ausgrabung 2006 sowie die präsentierten Grabbeigaben beschreiben. Zugleich gibt es eine Metallstange, auf der in einem Schutzgehäuse ein Schalter montiert ist, mit dem man die akustische Installation von Saboor Ghador Alizadeh einschalten kann, zu deren Erstellung lateinische Texte für Begräbnisrituale verwendet wurden.1161 Eine Kurzinformation zum Grabhügel von Lebing ist im Gemeindeamt Eichberg erhältlich.

Kat. Nr.: 40 Sammlung im Schloss Aichberg Schloss Aichberg, 8234 Eichberg Einrichtungsart: Museum Träger: Mag. Cajetan Gril Kurzbeschreibung: Der heute sichtbare Bauzustand von Schloss Aichberg geht auf das Jahr 1669 zurück.1162 Die Geschichte des Schlosses war von häufigem Besitzwechsel geprägt.1163 1923 und 1929 wurde von den Grafen von Wimpffen ein Großteil des Grundbesitzes verkauft und das Schloss verfiel. Im Zweiten Weltkrieg diente es als Zufluchtsort für die Zivil- bevölkerung und als Quartier der deutschen Wehrmacht. 1953 erwarb die Gemeinde Klein- schlag den Rest der Herrschaft Eichberg. 1986 gelangte das Haus in den Besitz des Histori- kers und Kunsthändlers Cajetan Gril, der es renovierte.1164 1998 eröffnete Gril als Eigentümer des Schlosses den ersten Teil des Museums, in dem er seine Sammlung der Öffentlichkeit präsentierte. In den folgenden Jahren wurde diese Sammlung ständig erweitert. Die Ausstellungsgestaltung folgt dem Konzept eines „Museums in progress“. Mit Hilfe von Originalen von der Ur- und Frühgeschichte bis in die Neuzeit wird die Geschichte des Schlos- ses Aichberg und der Region erzählt. Der Besuch der Ausstellung ist eine Art Reise durch die Jahrhunderte, bei der die aus der entsprechenden Zeit gefundenen Objekte präsentiert wer- den.1165 Fundstücke aus der Ur- und Frühgeschichte, der Römerzeit sowie dem Mittelalter befinden sich vor allem im ersten Raum des Museums. Sie stammen vor allem aus Eichberg

1160 Vgl. Brugner 2009; vgl. Hebert 2009a, 27. 1161 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 26.10.2011; zur akustischen Installation vgl. BDA 2009. 1162 Amt der Steiermärkischen Landesregierung 2012. 1163 MUSIS und ARIS 2013. 1164 Gril o. J. 1165 MUSIS und ARIS 2013b; siehe dazu auch Bichl – Reisinger 2004, 55. 214

oder der Umgebung des Ortes. Darunter befindet sich beispielsweise ein römischer Schlüssel, eine Merkurstatuette oder eine Flügelfibel aus Bronze. Die Objekte befinden sich in beleuch- teten Glasvitrinen und verfügen jeweils über eine kurze Beschriftung, welche die Objekt- bezeichnung und manchmal auch das Alter nennt. Zusätzliche Informationen zu den Objekten oder der Ausstellungsgestaltung erhält man in Form einer Führung durch den Besitzer des Schlosses, die den Besuch unvergesslich macht.1166

Kat. Nr.: 41 Naturgarten Formbacherland Rundwanderweg Eichberg – Grafendorf – Stambach Information: Tourismusregion Formbacherland, Hauptplatz 47, 8232 Grafendorf Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet/Objektverantwortlich: Tourismusverband Naturgarten Formbacherland Kurzbeschreibung: Dieser Rundwanderweg mit einer Länge von 18 km führt durch die Ge- meindegebiete von Eichberg, Grafendorf und Stambach und an den drei Schlössern Aichberg, Reitenau und Kirchberg vorbei. Als Ausgangspunkte für eine Wanderung, die ungefähr 4,5 Stunden in Anspruch nimmt, eignen sich der Parkplatz neben der Sparkasse in der Markt- gemeinde Grafendorf oder der Hauptplatz der Gemeinde Eichberg. Der Weg ist gut be- schildert und es gibt entlang des Weges immer wieder schriftliche Informationen und bild- liche Darstellungen zur Geschichte, zu sagenhaften Begebenheiten oder landschaftlichen Be- sonderheiten.1167 Die ca. 60 Informationstafeln sind relativ klein und auf Betonpfeilern befestigt. Einen Bezug zur Archäologie haben die Informationstafel im Lebernholzwald zu den dort befindlichen römischen Hügelgräbern1168, die Tafel zum Schloss Aichberg, in dem sich eine Ausstellung befindet, die Informationstafel zu den römerzeitlichen Gutshöfen1169 sowie die Tafel zu den drei römerzeitlichen Grabsteinen, die im Ortszentrum der Marktgemeinde Grafendorf in ei- nem gläsernen Schutzbau der Öffentlichkeit präsentiert werden.1170

1166 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 26.10.2011. 1167 Tourismusregion Formbacherland 2012a; Tourismusregion Naturgarten Formbacherland 2010. 1168 Zur Feststellungsgrabung im römerzeitlichen Hügelgräberfeld in Grafendorf siehe Fürnholzer 1997. 1169 Zur Rettungsgrabung im Bereich der römerzeitlichen Villa in Grafendorf siehe Fürnholzer 1996; Pochmarski – Pochmarski-Nagele 1999a; Pochmarski – Pochmarski-Nagele 1999b; Zu den Kleinfunden der römischen Villa II von Grafendorf siehe Belliti 2007 sowie Artner – Bellitti 2008. 1170 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin und einem Gespräch mit Dr. Johann Huber am 24.10.2011sowie einem Telefonat mit einer Gemeindemitarbeiterin der Gemeinde Grafendorf im Mai 2013. 215

Eine Wanderkarte1171 sowie eine Wegbeschreibung1172 für den Naturgarten Formbacherland stehen als Download auf der Homepage des Naturgartens zur Verfügung.

Kat. Nr.: 42 Museum Pfeilburg in Fürstenfeld Klostergasse 18, 8280 Fürstenfeld Einrichtungsart: Stadtmuseum Träger: Stadtwerke Fürstenfeld GmbH Kurzbeschreibung: Die Pfeilburg befindet sich in der Nähe des Hauptplatzes im Zentrum der Stadtgemeinde Fürstenfeld. Der aus dem 12. Jahrhundert stammende „Schwarzturm“ war ursprünglich ein Wehrturm der Fürstenfelder Stadtmauer und wurde in den Bau des Schlosses Pfeilburg integriert. Der Turm wurde 1490 von Hans Pfeilberg und 1550 von Max Ruepp erworben und zum Renaissancehaus ausgebaut. Johann Chr. Liscutin fügte 1691 ein drei- geschossiges Gebäude im rechten Winkel an und richtete darin eine Tabakfabrik ein. Nach- dem die Fabrik in ein anderes Gebäude übersiedelt worden war, hat man das Schloss als Schule, Militärspital, Kaserne und als Altenheim genutzt. 1991 fasste der Gemeinderat den Beschluss, die Pfeilburg mit Unterstützung des Bundes- denkmalamtes zu renovieren und darin ein Museum einzurichten. Von 1995 bis 1999 erfolg- ten der Umbau und die Neukonzeption des Museums, das schließlich 1999 eröffnet wurde. Bei der Konzeption ging es darum, den reichen Bestand, der vom Fürstenfelder Museums- verein verwahrt wurde und der Objekte, Graphiken und Dokumente umfasst und sich immer weiter vergrößerte, weitgehend in die Ausstellung zu integrieren sowie Einblick in die Phasen der Stadtgeschichte zu geben. Für die behindertengerechte Ausstattung, die reichen Bestände und die gelungene Präsentation wurde das Museum 2002 mit dem Österreichischen Museumspreis ausgezeichnet. Es ist gelungen, in den relativ kleinen Räumen der Pfeilburg die Funktionen und Aufgaben der Stadt Fürstenfeld im Lauf der Geschichte großflächig her- auszuarbeiten. Zur Vermittlung der Ausstellungsinhalte dienen Pläne, Modelle, Graphiken sowie erklärende Raumtexte.1173 Die Räume des Museums beleuchten stets einen speziellen Ausschnitt der Stadtgeschichte – von der Ur- und Frühgeschichte bis in das 21. Jahrhundert – etwa „Vom jungsteinzeitlichen Bauern zum keltischen Gutsherren“ oder „Die Handels- stadt“.1174 Ein Raum des Museums wurde für Spezialsammlungen eingerichtet, um Einblick in

1171 Tourismusregion Formbacherland 2012a. 1172 Tourismusregion Naturgarten Formbacherland 2010. 1173 Museumsverein Fürstenfeld 1999, 5. 8 f. 1174 Vgl. Museumsverein Fürstenfeld 1999. 216

die Sammeltätigkeit der Fürstenfelder Bürger zu geben. Ausgestellt werden derzeit alte Radio- und Fotoapparate, eine Sammlung von Seifenformen der Firma Sutter und eine Sammlung von Gendarmerieuniformen und Kopfbedeckungen des Oberstleutnants W. Ehmann. Der Raum ist als Wechsel-Ausstellungsraum gedacht. In drei Räumen des zweiten Obergeschosses wurde das Tabakmuseum eingerichtet.1175 In einem Kellergewölbe stehen quadratische Glassäulen, die ausgewählte Funde von der Jungsteinzeit bis in die Römerzeit präsentieren. Darunter befinden sich beispielsweise eine Hammeraxt aus dem 4. Jt. v. Chr., Fragmente eines Feuerbocks aus dem 8. Jh. v. Chr. oder ein römischer Glaskrug. Eine Klanginstallation im Hintergrund lässt Wassertropfen ertönen. Graphiken zeigen die Ausbreitung der bäuerlichen Kultur vom Vorderen Orient bis nach Mitteleuropa sowie die vor- und frühgeschichtlichen Fundstätten rund um den Bezirk Hart- berg-Fürstenfeld. Eine Texttafel gibt den BesucherInnen auch Informationen zur Besiedlung der Oststeiermark und einen groben Überblick über die Geschichte von der Jungsteinzeit bis in die Völkerwanderungszeit.1176 Führungen durch das Museum werden vom Museumsteam zu den Öffnungszeiten angebo- ten.1177 Es gibt auch eigens konzipierte Angebote für Schulklassen und Kinder.

Kat. Nr.: 43 Heimatmuseum Grafendorf „Museum zur bäuerlichen Kultur“ Neue Mittelschule Grafendorf, Schulstraße 138, 8232 Grafendorf bei Hartberg Einrichtungsart: Heimatmuseum Träger: Marktgemeinde Grafendorf Kurzbeschreibung: Mit Hilfe ausgewählter Ausstellungsobjekte erzählt das Heimatmuseum in Grafendorf die geschichtliche Entwicklung der Region. Der Rundgang beginnt bei der geologischen Entwicklung der Landschaft, führt weiter über die Ur- und Frühgeschichte, die mittelalterliche Siedlungsperiode bis zur Bauernbefreiung im 19. Jahrhundert.1178 Folgende archäologische Inhalte werden behandelt: Die römerzeitlichen Grabhügel im Lebernholzwald1179, die in einem gläsernen Schutzbau präsentierten Römersteine bei der Kir- che von Grafendorf und weitere in Grafendorf bzw. Umgebung aufgefundene Römersteine1180, ein im Gemeindeamt von Stambach ausgestellter Grablöwe1181 sowie die

1175 Museumsverein Fürstenfeld 1999, 9. 1176 Vgl. Museumsverein Fürstenfeld 1999, 13–17; vgl. Kranzelbinder u. a. 2012a. 1177 Vgl. Museum Pfeilburg 2011. 1178 Tourismusregion Formbacherland 2012b. 1179 Zur Feststellungsgrabung im römerzeitlichen Hügelgräberfeld in Grafendorf siehe Fürnholzer 1997. 1180 Vgl. Hainzmann 1997; vgl. Simmler 1914, 53. 217

archäologischen Maßnahmen nach der Entdeckung der römerzeitlichen Villa I1182 und Villa II1183 in Grafendorf, die einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden. Das Museum informiert über die archäologischen Forschungsergebnisse und zeigt Fundstücke aus den Ausgrabungen. Anhand graphischer Darstellungen und eines 1:1-Nachbaus von Hypokausten mit den Originalziegeln der Villa I von Grafendorf werden den BesucherInnen die Funktion der Hypokaustenanlagen sowie römische Bautechnik verständlich gemacht.1184 Nach Voranmeldung bei der Marktgemeinde Grafendorf werden Führungen durch das Mu- seum angeboten.1185

Kat. Nr.: 44 Römersteine im Schutzbau in Grafendorf bei Hartberg Kirche der Pfarre Grafendorf, Hauptplatz 1, 8232 Grafendorf bei Hartberg Einrichtungsart: Römerstein Eingerichtet/Objektverantwortlich: Marktgemeinde Grafendorf bei Hartberg Kurzbeschreibung: In der Nähe der Kirche von Grafendorf bei Hartberg auf einem öffent- lich frei zugänglichen Platz westlich der Kreuzkapelle befindet sich ein kleiner Schutzbau aus Glas, der drei römische Grabstelen mit erhaltener Inschrift beherbergt. Es handelt sich um einen Grabstein aus dem 1. Jh. n. Chr. für Rusticus, Sohn des Secundus1186, einen Grabstein aus dem 2. Jh. n. Chr. für Gaius Sacretius Spectatinus1187, den Bürgermeister von Flavia Solva und seine Gattin Secundinia Severina, sowie ein Grabsteinfragment1188. Über jedem Stein befindet sich eine Texttafel mit der Datierung, der Transkription der Inschrift, einer Auflö- sung der Abkürzungen und Ergänzungen und eine Übersetzung aus dem Lateinischen ins Deutsche.1189 Im Rahmen von Ortsführungen werden den BesucherInnen auch Informationen zu diesem archäologischen Kleindenkmal gegeben.

Kat. Nr.: 45

1181 Vgl. Bergfex GmbH o. J. 1182 Zur Rettungsgrabung bei der römerzeitlichen Villa in Grafendorf siehe Fürnholzer 1996; Pochmarski – Pochmarski-Nagele 1999a; Pochmarski – Pochmarski-Nagele 1999b. 1183 Zu den Kleinfunden der römischen Villa II von Grafendorf siehe Belliti 2007 sowie Artner – Bellitti 2008. 1184 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 24.10.2012. 1185 Diese Information entstammt einem Telefongespräch der Autorin mit einer Gemeindemitarbeiterin am 28.01.2014. 1186 Vgl. Hainzmann 1997. 1187 Weber 1969, 133 f. Nr. 76. 1188 Weber 1969, 135 Nr. 77; Zu den Römersteinen vor der Kirche und am Haus Nr. 41 siehe Pleyel 1987, 170. 1189 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 24.10.2011. 218

Römisches Hügelgrab Penzendorf Penzendorf, Penzendorfer Ghart, 8230 Greinbach Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet: Ortsverschönerungsverein Greinbach (heute: Tourismusverband Greinbach) Objektverantwortlich: Gemeinde Greinbach Kurzbeschreibung: Im 1. und 2. Jh. n. Chr. befand sich an der Stelle, an der die drei Ge- meinden Penzendorf, Staudach und Wolfgrub zusammenstoßen, eine römische Siedlung. Da- von zeugen die zum Teil noch erhaltenen römerzeitlichen Grabhügel in Penzendorf-Garth.1190 Ursprünglich waren es mehr als 50 Grabhügel im Penzendorfer Ghart, der sich zu beiden Seiten der Poststraße nach Grafendorf erstreckt, aber beim Anlegen der neuen Straße und der Urbarmachung von Waldteilen wurden in den 1850er-Jahren viele dieser Gräber eingeebnet. 1835 fand eine Ausgrabung beim größten Hügel dieser Gruppe statt.1191 Dabei stieß man auf Ziegel, Steine mit Inschriften, eine aus Stein gemeißelte Figur sowie Münzen und Keramik- reste, Fibeln, Ton- und Glasgefäße, Knochenreste und Asche.1192 Ein geflügelter Seestier aus weißem Marmor wurde dem Historischen Verein für Steiermark übergeben. Steine und Ziegel dagegen wurden verschleppt und für neue Bauten verwendet. Eine ergrabene Figur aus Blei wurde eingeschmolzen und die Münzen gingen verloren. Das erhalten gebliebene römer- zeitliche Fabeltier, das von Walter Modrijan als geflügelter Seestier gedeutet wurde, ist nun Teil des Greinbacher Gemeindewappens.1193 Vor 10 Jahren errichtete der damalige Ortsverschönerungsverein Hinweistafeln zu diesem erforschten Hügelgrab im Penzendorfer Ghart. Im Rahmen eines Wandertages wurden die TeilnehmerInnen auch über dessen geschichtlichen Hintergrund informiert.1194 Heute führen die Wanderwege 5 und 9 am Hügelgrab vorbei1195, das durch Hinweisschilder mit der Aufschrift „Römischer Grabhügel“ gekennzeichnet ist. Für fachunkundige BesucherInnen fehlen allerdings nähere Informationen vor Ort, die detailliertere Auskunft über die Grabungsergebnisse geben würden.

1190 Tourismusverband Hartberg 2002a. 1191 Zur Ausgrabung sowie den Funden siehe Macher 1851, 112 f. 1192 Macher 1851, 112 f.; siehe jetzt auch Allmer 1992, 13 f. 1193 Allmer 1992, 13 f. 1194 Diese Information entstammt einem Telefongespräch der Autorin mit einem Gemeindemitarbeiter der Gemeinde Greinbach am 05.02.2013. 1195 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 49. 219

Kat. Nr.: 46 Museum Hartberg Herrengasse 6, 8230 Hartberg Einrichtungsart: Stadtmuseum Träger: Historischer Verein Hartberg (Gebäudeerhaltung: Stadtgemeinde Hartberg) Kurzbeschreibung: Seit Oktober 1988 befindet sich das Museum Hartberg1196 im so genann- ten „Steinpeißhaus“, einem Hartberger Herrenhaus,1197 das seinen Namen 1412 durch den damaligen Besitzer Siegfried Steinpeiß erhielt. Betrieben wird das Museum ehrenamtlich vom Historischen Verein Hartberg.1198 Die Dauerausstellung befindet sich im ersten Stock des Steinpeißhauses1199 und gibt den BesucherInnen einen Einblick in die Geschichte der Stadt Hartberg. Durch originale Expo- nate, den Einsatz moderner Medien und interaktive Angebote werden die historischen Ereig- nisse mit mehreren Sinnen erfahrbar. Der Rundgang durchs Museum beginnt in einem möblierten Klassenzimmer mit den typischen Unterrichtsutensilien des 20. Jahrhunderts. Im weiteren Verlauf des Museumsbesuches wird die Geschichte der Stadt Hartberg und der Re- gion rückläufig bis zur Jungsteinzeit erzählt. Die BesucherInnen erhalten Informationen zur frühen Neuzeit, zum Kampf gegen die Türken und Kuruzzen sowie zur Sozial- und Rechts- geschichte des Mittelalters. Darauf folgt die Geschichte der Römerzeit bis zur Ur- und Früh- geschichte, wobei Fundstücke aus der Region als Zeugnisse der Besiedlung präsentiert wer- den.1200 Ein Teil der Ausstellung widmet sich dem römischen Gutshof in Löffelbach aus dem 2.–4. Jh. n. Chr., dessen Mauerreste von 1961 bis 1963 freigelegt und konserviert wurden. Nachdem das Grundstück, auf dem sich der Gutshof befunden hatte, 1992 von der Gemeinde Hartberg- Umgebung erworben wurde, erfolgten weitere Freilegungen und Sanierungsmaßnahmen.1201 Die Fundstücke sowie Informationstafeln mit Texten und graphischen Darstellungen geben Einblick in das Leben zur Römerzeit, beispielsweise die Entwicklung der Landwirtschaft und Technik, Handel, Wirtschaft oder Bekleidung. Modelle der Villa in Löffelbach und nach- gebildete römische Kleidung und Bewaffnung dienen der Veranschaulichung.1202

1196 Zum Museum Hartberg und ausgestellten Funden siehe Pleyel 1987, 174. 1197 Zur Geschichte des Museums der Stadt Hartberg siehe Kaindl u. a. 1998, 95 f. 1198 Stadtgemeinde Hartberg 2012a. 1199 Kaindl u. a. 1998, 95 f. 1200 Stadtgemeinde Hartberg 2012a. 1201 Zur Forschungsgeschichte der römischen Villa von Löffelbach siehe Hebert – Modrijan 2008. 1202 Stadtgemeinde Hartberg 2012b. 220

Die Ausstellungsabteilung, die sich der Ur- und Frühgeschichte widmet, erklärt die Unter- schiede zwischen der Jungsteinzeit, der Bronzezeit und der Eisenzeit. Hier werden vor allem Fundstücke vom Ringkogel bei Hartberg1203 präsentiert, der eine lange Besiedlungskontinuität aufweist. Um alte Arbeitsmethoden besser vermitteln zu können, wurden Ausstellungsstücke zum Ausprobieren rekonstruiert1204 und es gibt zahlreiche Mitmachaktionen sowie Einrichtun- gen unter dem Motto „Hands on“, beispielsweise Öffnungen zum Hineingreifen, die auch Kinder erreichen können, Briefe zum Lesen, Schubladen mit Ausstellungsstücken zum Öff- nen, Informationstafeln zum Herausziehen oder Audio-Stationen, welche die Museums- besucherInnen selbst in Aktion treten lassen, was den Besuch sehr lebendig gestaltet. Neben der Dauerausstellung finden jährlich zwei Sonderausstellungen statt, die Kunstwerke von regionalen KünstlerInnen zeigen oder weitere regionale Themen zum Schwerpunkt ha- ben.1205 Führungen durch die Ausstellungen, Vorträge zu speziellen Inhalten der Ausstellun- gen, Programme für Schulen sowie Kinderprogramme werden vom Historischen Verein Hart- berg angeboten und durchgeführt.

Kat. Nr.: 47 Archäologischer Rundweg am Ringkogel Ringkogel bei Hartberg, 8230 Hartberg Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet/Objektverantwortlich: Kultur- und Ortserhaltungsverein „D´Ringviertler“, Historischer Verein Hartberg, Stadtgemeinde Hartberg Kurzbeschreibung: Der 795 m hohe Ringkogel erhebt sich über der Stadt Hartberg und ist ein Ausläufer des Masenberges. Seine markante Lage bietet eine gute Fernsicht, die weit über die Oststeiermark hinausreicht. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts fanden erste Grabungen durch Heimatforscher statt. In den Jahren 1930 und 1997 wurden vom Landesmuseum Joanneum wissenschaftliche Ausgrabungen durchgeführt, die ergaben,, dass am Ringkogel eine befestigte Höhensiedlung bestanden hatte, deren Ursprünge bis in die späte Urnenfelder- zeit bzw. die ältere Eisenzeit (ca. 8./7. Jh. v. Chr.) zurückgehen. Eine weitere Besiedlung er- folgte erst wieder im 3. Jh. v. Chr., und im 1. Jh. v. Chr. erreichte die Siedlungstätigkeit in Form eines Oppidums1206 ihren Höhepunkt.1207

1203 Zum Ringkogel bei Hartberg siehe Jeitler 1998. 1204 Stadtgemeinde Hartberg 2012c. 1205 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 29.10.2010 sowie Gesprächen mit Vereinsmitgliedern des Historischen Vereines Hartberg (Dr. Reinhold Glehr, Mag. Dr. Peter Spitzer, Mag. Astrid Maier). 1206 lat. oppidum = Befestigung, fester Platz, befestigte Siedlung 221

Die Siedlung am Ringkogel verfügte über eine Befestigung aus drei „Wällen“. Für die Haupt- befestigung kam ein für die Spätlatènezeit charakteristischer Mauertyp zur Anwendung, der sogenannte „murus gallicus“, der im 2. und 1. Jh. v. Chr. im gesamten ehemaligen keltischen Gebiet von Frankreich bis Ungarn anzutreffen war. Diese Mauerkonstruktion bestand aus einem Holzrahmenwerk, das mit Steinen und Erde gefüllt und mit einer vorgeblendeten Trockenmauer versehen war. Durch ein gewaltiges Schadfeuer und möglicherweise andere noch unbekannte Ursachen endete die Siedlung am Ringkogel abrupt. Dabei wurden der „murus gallicus“ und wahrscheinlich auch andere Gebäude in Schutt und Asche gelegt. Beim Bau der Ringwarte 1906 konnten auch römerzeitliche Fundstücke geborgen werden, z.B. eine Griffschale oder römerzeitliche Pflastersteine, die eine Nutzung des Gipfels für die Römerzeit bezeugen. Dem Anschein nach endete diese Siedlungsperiode aber im 2. Jh. n. Chr. Im Mit- telalter wurde der Ringkogel als Signalberg genutzt. Mittels „Kreidfeuer“ wurde im Falle ei- nes Feindesangriffs Alarm gegeben.1208 Heute zeigt sich die Besiedlungsgeschichte des Ringkogels noch in den erhaltenen drei um- laufenden Befestigungsringen, einer Toranlage und vielen Siedlungsplateaus und Terras- sen.1209 Auch eine Teilrekonstruktion des „murus gallicus“ ist zu sehen. 2012 wurde am Kogel ein archäologischer Themenweg eingerichtet, um die kulturhistorische Bedeutung dieses alten Siedlungsgebietes zu dokumentieren. Der Wanderweg führt vom Be- sucherparkplatz bei der Spielstätte, einem Sattel zwischen Masenberg und Ringkogel, über das Gipfelplateau mit der Ringwarte entlang des Ringwalls. Die Gehzeit beträgt eine Stunde. Die Standorte der sechs Stationen berücksichtigen bereits vorhandene Wege und sind auch für ältere Menschen gut zu begehen. Die Informationstafeln verfügen jeweils über einen Über- sichtsplan, in dem der aktuelle Standort eingezeichnet ist, und widmen sich thematisch der Spielstätte mit der dazu überlieferten Sage, dem Steinbruch, der großen Toranlage, der Ring- warte und der Topographie der Region, der römerzeitlichen Bebauung sowie den Resten des „murus gallicus“.1210 Selbst ohne Führung erhalten BesucherInnen des Ringkogels Einblick in die Geschichte der ehemaligen Höhensiedlung. Die auf den Schautafeln dargestellten und genannten Original- funde können im Stadtmuseum Hartberg besichtigt werden. Ein geplanter Folder wird zu- künftig ausführliche Informationen zum Rundweg mit Querverweisen zum Museum

1207 Jeitler 1998, 22–24; vgl. Tourismusverband Hartberg 2002b; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 47. – Zur Forschungsgeschichte des Ringkogels siehe Kramer 1981b, 355 –372. 1208 Jeitler 1998, 24–26; vgl. Tourismusverband Hartberg 2002b; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 47–49. 1209 Stadtgemeinde Hartberg 2012d. 1210 Museum Hartberg 2012. 222

bieten.1211 Jeden 4. Donnerstag im Monat werden zudem vom Historischen Verein Hartberg Führungen am Ringkogel angeboten.1212

Kat. Nr.: 48 Römische Villa von Löffelbach Schildbach 200, Wegweiser vom Haus Löffelbach 12 (Haus Familie Spitzer), Fußmarsch ca. 200 m, 8230 Hartberg-Umgebung Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet: Landesmuseum Joanneum, Bundesdenkmalamt Objektverantwortlich: Gemeinde Hartberg Umgebung und Verein Villa Rustica Kurzbeschreibung: Die Villa von Löffelbach zählt zu den bedeutendsten sichtbaren Bau- resten der Römerzeit in Österreich. Eingebettet in Felder und Weingärten befindet sie sich nahe der Ortschaft Löffelbach in der Gemeinde Hartberg Umgebung. Die Anlage ist das ganze Jahr über frei zugänglich und durch die gute Ausschilderung leicht zu finden. Vom Parkplatz beim Bauernhof Spitzer geht man ungefähr 200 m zu Fuß.1213 Die ersten archäologischen Ausgrabungen fanden bereits um 1900 statt, doch erst die Ausgra- bungen des Landesmuseums Joanneum in den Jahren 1961–1962 ließen den komplexen Grundriss eines römerzeitlichen Wohnhauses erkennen. Von 1992 bis 2002 wurden die er- haltenen Mauerteile vom Bundesdenkmalamt saniert und konserviert. Man schützte die Über- reste mittels tiefer Drainagen vor Hangwasser, Heizkanäle und Abwasserkanäle wurden wie- der verschlossen und das Mauerwerk mit gemörtelten und gewölbten Mauerkronen abgedeckt. Parallel dazu fanden weitere archäologische Ausgrabungen statt, um ergänzende Informa- tionen über das Gebäude zu erhalten. 2002 waren die Sanierungsarbeiten schließlich abge- schlossen und der römerzeitliche Landsitz konnte für BesucherInnen zugänglich und erlebbar gemacht werden.1214 Die Villa von Löffelbach bestand aus einem quadratischen Peristylhof, d.h. aus einem mit Säulen umstandenen Hof, mit einer angeschlossenen Wohnanlage und einem davon getrenn- ten Badebereich mit achteckigen Räumen, die zum Teil mit einer Hypokaustenanlage (Fuß- bodenheizung) ausgestattet waren.1215 Raum 14 wurde nicht mittels flächiger Hypokausten beheizt, sondern durch einen T-förmigen Heizkanal, eine Form der Heizung, die ab dem 3. Jh. n. Chr. in Gebrauch gekommen ist. Die Villa entstand wahrscheinlich nach einem einheitli-

1211 Museum Hartberg 2012. 1212 Stadtgemeinde Hartberg 2012d. 1213 Hebert – Modrijan 2008, 3. 1214 Hebert – Modrijan 2008, 4 f.; vgl. BDA 2006; vgl. Pleyel 1987, 175. 1215 BDA 2006. Zuletzt: P. Marko 2011. 223

chen Bauplan. Während ihres Bestehens fanden kleinere Zu- und Umbaumaßnahmen statt. Danach dürfte das Gebäude verlassen und aufgegeben worden sein. Die Ausgrabungen er- brachten nur wenige Fundstücke, darunter eine bronzene Fibel aus der Zeit um 200 n. Chr., Keramik aus dem 2./3. Jh. n. Chr. sowie ein Senklot aus Bronze. Fundstücke wie Fensterglas und bunt bemalter Wandverputz geben Aufschluss über die Belichtung der Räume und ihre Ausschmückung. Neben Bleiplatten von Badewannen wurden auch Bleirohre gefunden, die der Abwasserentsorgung dienten.1216 Informationstafeln vor Ort behandeln die Geschichte, die Erforschung und die technischen Baudetails der Villa von Löffelbach.1217 Informationsbroschüren sowie Informationszettel sind auf Anfrage bei der Gemeinde Hartberg Umgebung oder im Museum der Stadt Hartberg erhältlich. Führungen vor Ort werden von der Gemeinde Hartberg Umgebung und dem Museum der Stadt Hartberg organisiert.1218

Kat. Nr.: 49 Römerzeitliches Hügelgräberfeld in Schäffern 8244 Schäffern – Im Ortszentrum beginnend, weisen die Hinweisschilder „Römergräber“ zur Einrichtung. Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet/Objektverantwortlich: Gemeinde Schäffern Kurzbeschreibung: 500 m südlich von Götzendorf, knapp an der Grenze zum Burgenland, liegt in einem Wald nahe einem Bauernhof ein norisch-pannonisches Hügelgräberfeld. Von der Kapelle im Ortszentrum führen die Hinweisschilder „Römergräber“ den/die BesucherIn direkt zur Einrichtung.1219 1971 wurde das römische Hügelgräberfeld im sogenannten „Schusterhansl-Wald“ von Mitar- beitern der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte des Landesmuseums Joanneum, archäolo- gisch untersucht.1220 Das Gräberfeld umfasst sechs heute noch sichtbare Hügel und dürfte ur- sprünglich eine größere Ausdehnung Richtung Norden gehabt haben, worauf die im angren- zenden Acker nach dem Pflügen an bestimmten Stellen auftretenden Bruchsteine hinweisen. Der Brandplatz befand sich jeweils am Ort des Grabhügels und bestimmte dessen Größe. Die

1216 Hebert – Modrijan 2008, 11–20; siehe dazu auch Bichl – Reisinger 2004, 49–52. 1217 Vgl. Hebert – Modrijan 2008, 5. 1218 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 29.10.2010 sowie dem von Dr. Reinhard Glehr (Obmann Historischer Verein Hartberg) am 27.01.2013 beantworteten Fragebogen zur Einrichtung. 1219 Bichl – Reisinger 2004, 56. 1220 Zu den Ausgrabungen und Forschungsergebnissen siehe Burböck 1973. 224

Gräber A, B, C und D besitzen einen Trockenmauereinbau in Form eines Bienenkorbes. Grab E verfügt über keinen Grabeinbau. Der Brandplatz wurde lediglich mit Steinen umrandet und zum Teil mit Bruch- und Feldsteinen überdeckt. Grab F besteht aus einem Rundbau aus Trockenmauerwerk von sehr unterschiedlicher Stärke mit einer Abdeckung aus Steinplatten. Alle Hügelgräber mit Ausnahme von Hügel E wiesen an der Kuppe eine tiefe Eindellung auf, die auf neuzeitliche Raubversuche hinweisen. Trotz dieser Störungen konnten beinahe alle Grabbeigaben vollständig geborgen werden. Nur Hügel F wurde so stark gestört, dass keine Bestattung, wohl aber Fundstücke festgestellt werden konnten.1221 Unter den Grabbeigaben fanden sich beispielsweise eine graubraune Urne (Grab A), ein Faltenbecher (Grab B), Dreifußschalen (Grab C), ein Glaskelch (Grab D), ein Henkelkrug (Grab E) und eine norisch- pannonische Doppelknopffibel (Grab F). Das Fundmaterial lässt darauf schließen, dass die Hügelgräber von der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts bis etwa zur Mitte des dritten Jahrhunderts n. Chr. genutzt wurden.1222 Nach dem Abschluss der archäologischen Untersuchungen wurde der Einbau in Hügel D, der die Schichtung und den Aufbau eines solchen Einbaus besonders deutlich zeigt, konserviert, restauriert und als Schauobjekt offen gelassen. Die restlichen Hügelgräber wurden wieder in ihrer ursprünglichen Form aufgeschüttet.1223 Beim offen gelassenen Grabhügel D befindet sich auch eine Schautafel, welche die Ausgra- bungsergebnisse und die ursprüngliche Funktion der römerzeitlichen Grabhügel beschreibt. Eine Karte auf dieser Informationstafel zeigt weitere Fundstellen römischer Gräberfelder, aber auch Fundstellen von Grabstelen, Siedlungen, Straßen sowie von einzelnen Fundstücken aus der Umgebung.1224

Kat. Nr.: 50 Rekonstruierter römischer Grabhügel am Autobahnrastplatz der Südautobahn A 2 von Wien nach Graz Sankt Johann in der Haide, Autobahnrastplatz der Südautobahn A 2 von Wien nach Graz zwi- schen den Abfahrten Lafnitztal-Oberwart und Hartberg Einrichtungsart: Rekonstruktion Eingerichtet/Objektverantwortlich: Gemeinde St. Johann in der Haide und Tourismus- verband

1221 Burböck 1973, 14–31. 1222 Burböck 1973, 19–31. 1223 Burböck 1973, 16 f. 1224 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 26.10.2011. 225

Kurzbeschreibung: Ungefähr einen Kilometer östlich des heutigen Autobahnrastplatzes an einer alten Nord-Süd-Straßenverbindung durch das Lafnitztal und direkt an der Grenze zwi- schen den römischen Provinzen Noricum und Pannonien fand man drei Hügelgräber aus dem 2. Jh. n. Chr. Bevor der Autobahnbau begann, wurden sie 1983 vom Landesmuseum Joanneum archäologisch untersucht, mussten dann jedoch der Autobahn weichen. Eine dieser Grabanlagen wurde am Rastplatz nachgebaut, wobei die Rekonstruktion nach den Aus- grabungsplänen erfolgte.1225 Zu sehen ist heute auf einem durch einen Zaun vom Parkplatz abgegrenzten, aber zugängli- chen Wiesenfleck vor einem kleinen Wald die mit Gras bewachsene Erdaufschüttung, der von Steinmetzen angefertigte Grabeingang (Dromos) sowie die aus Bruchsteinen errichtete Grab- kammer des nachgebauten römischen Grabes. Rechts neben dem Zugang zum Grabhügel gibt es eine Informationstafel. Ein Grundriss veranschaulicht und benennt die unterschiedlichen Teile eines römischen Hügelgrabes (Dromos, Grabkammer, Aschenwanne). Die Rekonstruktion des römischen Hügelgrabes kann entweder von der Autobahn aus über den Autobahnrastplatz oder vom Friedhof der Gemeinde Sankt Johann in der Haide über ei- nen kurzen Fußweg erreicht werden.

Kat. Nr.: 51 Römerzeitlicher Grablöwe im Gemeindeamt Stambach Gemeindeamt Stambach, Stambach 77, 8232 Stambach Einrichtungsart: Römerstein Eingerichtet/Objektverantwortlich: Gemeinde Stambach Kurzbeschreibung: In der Vorhalle des Stambacher Gemeindeamtes ist ein römerzeitlicher Grablöwe aus Stein ausgestellt, der ursprünglich Teil einer großen Grabanlage war.1226 Er wurde am 12. September 1954 bei Straßenbauarbeiten in der Nähe des Hofes vulgo Seidl ent- deckt. Ziegel- und Münzfunde in der umliegenden Flur sowie der Grablöwe lassen vermuten, dass an den Abhängen des Masenberges ein römerzeitlicher Gutshof stand. Die Figur wurde nach Grafendorf gebracht und war lange Zeit vor der Volksschule aufgestellt. Mit der Errich- tung des Gemeindezentrums in Stambach 1992 wurde der bereits stark abgewitterte Grablöwe nach Stambach übersiedelt und im Gemeindeamt aufgestellt, wo er nun vor Wind und Wetter geschützt ist. Symbolisch hat er dort wieder seine Wächterfunktion wie vor 1800 Jahren über-

1225 Die Informationen zu dieser Einrichtung entstammen dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 26.10.2011; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 52. 1226 Bichl –Reisinger 2004, 55. 226

nommen.1227 Eine Informationstafel vor Ort gibt Aufschluss über Bedeutung und Funktion sowie die Geschichte des römerzeitlichen Löwen.

Kat. Nr.: 52 Römerzeitlicher Grabhügel in Stubenberg Rabenwald in Stubenberg (unterhalb des Hauses Rabenwald 13), 8223 Stubenberg am See Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet: Bundesdenkmalamt und Gemeinde Stubenberg Objektverantwortlich: Gemeinde Stubenberg Kurzbeschreibung: Auf Initiative der Gemeinde Stubenberg fand im Jahr 2002 eine Aus- grabung des Bundesdenkmalamtes unter Mitwirkung von freiwilligen Helfern statt,1228 um einen großen römerzeitlichen Grabhügel zu untersuchen. Dieser befindet sich im Wald des Gehöfts Haubenhofer, war bei den Ausgrabungen gut erhalten und wurde nach Abschluss der archäologischen Untersuchungen wiederhergestellt.1229 Die römerzeitliche Grabanlage in Stubenberg datiert nach den Kleinfunden und den Radio- kohlenstoffdatierungen in die 2. Hälfte des 2. Jh. n. Chr. bis in das frühe 3. Jh. n. Chr. Sie ist gut erhalten und besteht aus einer Grabkammer und einem Zugang (Dromos). Die recht- eckige, 1,80 m breite, 1,30 m tiefe und 1,25 m hohe trocken gemauerte Grabkammer wurde von einer Steinplatte überspannt. Ein steinernes Wandbord diente wahrscheinlich zum Auf- stellen von Grabbeigaben. Der Dromos war ungefähr 3 m lang, 0,9 bis 1,1 m breit und wurde ursprünglich von dünneren Steinplatten überdeckt. Errichtet wurde der Grabhügel laut In- schrift (titulus) für die Grablegung von drei Personen.1230 Nach der archäologischen Grabung erfolgten Reinigungs- und Sicherungsmaßnahmen. Der zerstörte Eingang der Grabkammer wurde wiederhergestellt und die Dromosmauern wieder aufgerichtet. Zum Abschluss brachte man am Eingang ein versperrbares Eisengitter an.1231 Bereits an der Rabenwaldstraße befindet sich ein Hinweisschild am Waldrand, das den Weg zum 50 m entfernten Römergrab weist, das über einen schmalen, unebenen Waldweg erreich- bar ist. Eine drehbare, dreiseitig beschriftete Schautafel gibt nähere Informationen zu römi- schen Hügelgräbern, informiert über die Ausgrabung im Jahr 2002, die Grabinschrift, die ent-

1227 Vgl. bergfex GmbH 1999–2013; vgl. Informationstafel im Gemeindeamt Stambach. 1228 Zur Ausgrabung des provinzialrömischen Grabhügels in Stubenberg siehe Steinklauber und Mitarbeiter 2003 und Hebert 2002a. 1229 Diese Information entstammt der Informationstafel beim Hügelgrab, das von der Autorin am 26.11.2012 besichtigt wurde. 1230 Steinklauber und Mitarbeiter 2003, 426 f. 438 f. 1231 Steinklauber und Mitarbeiter 2003, 438. 227

deckten Funde und die Maßnahmen zur Konservierung und Restaurierung. Die Inschriften- platte, die vor dem Zugang zum Hügelgrab gefunden wurde, ist heute im Stadtmuseum in Hartberg zu sehen, während eine Replik davon neben dem Hügelgrab auf eine Stange mon- tiert wurde. Eine rechteckige, horizontal auf gemauerten Steinfüßen gelagerte Steinplatte dient als Sitzgelegenheit.1232 Auf Anfrage beim Tourismusverband bzw. bei der Gemeinde in Stubenberg werden Führun- gen beim Hügelgrab angeboten. Broschüren bzw. Informationsblätter sind in Planung.1233

10.6 Bezirk Leibnitz Kat. Nr.: 53 Hallstattzeitliches Museum Großklein Großklein 9, 8452 Großklein Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Gemeinde Großklein Kurzbeschreibung: Aufgrund der überregionale Bedeutung der prähistorischen Siedlung auf dem Burgstallkogel und der sie umgebenden Begräbnisplätze, die als „Sulmtalnekropole“ in die Literatur eingingen, wurde 1989/1990 von der Gemeinde und dem Fremdenverkehrsverein von Großklein in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte des Lan- desmuseums Joanneum das „Hallstattzeitlichen Museum Großklein“ eingerichtet. Als Museumsbau nutzte man ein Altobjekt am westlichen Ortsrand gegenüber dem Gemeindeamt. 2003 wurde das Museum durch einen Zubau erweitert und neu gestaltet. Es verfügt seither über drei Ausstellungsräume mit einer archäologischen Dauerausstellung sowie einer Kin- derwerkstätte im ausgebauten Dachgeschoss, die bei Bedarf auch für Sonderausstellungen genutzt werden kann.1234 Die Fundstücke stammen aus der näheren und weiteren Umgebung und decken einen Zeit- raum von der mittleren Jungsteinzeit (4800/4700–3900 v. Chr.) bis ins späte Mittelalter ab. Der Schwerpunkt der Ausstellung widmet sich – dem Namen des Museums entsprechend – der Hallstattzeit (auch Ältere Eisenzeit, ca. 750–450 v. Chr.). Die zentralen Exponate aus die- ser Zeit wie etwa die Funde aus dem Gräberfeld „Masser-Kreuzbauer“ am Burgstallkogel wurden als Leihgaben vom Bundesdenkmalamt und vom Museum Archeo Norico in Deutschlandsberg zur Verfügung gestellt. Sie befinden sich chronologisch geordnet in Glas-

1232 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 26.11.2012; siehe dazu auch Bichl – Reisinger 2004, 60. 1233 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Herrn Ulrich Hoffmann (Führungen Schloss Herberstein und Hügelgrab Stubenberg) am 26.11.2012. 1234 Hesch 2004, 162; vgl. Kaindl u. a. 1998, 90 f. 228

vitrinen. Im ersten Raum sieht man Fundstücke aus der mittleren und späten Jungsteinzeit aus der Umgebung von Großklein, z.B. Keramikfragmente großer Gefäße mit „Buttenhenkeln“ (Aufhängevorrichtung), Schalen sowie Reib- und Schleifsteinfragmente. Eine zweite Vitrine zeigt Fundstücke aus der Bronzezeit (2300/2200–1200 v. Chr.) und eine dritte Funde aus dem Übergang von der späten Urnenfelderzeit zur frühen Hallstattzeit (9. und 8. Jh. v. Chr.) wie etwa 25 pyramidenförmige Webstuhlgewichte aus Ton, die aus der prähistorischen Siedlung am Burgstallkogel stammen. Das stark verkleinerte Modell eines Gewichtswebstuhles veran- schaulicht die Anbringung und Funktion der Tongewichte. Eine vierte Vitrine zeigt die Blockbergung und Ausstattung einer Brandbestattung aus dem frühen 8. Jh. v. Chr. für ein 3– 6-jähriges Kind aus dem Brandgräberfeld „Masser-Kreuzbauer“. Ausführliche Text- und Bildtafeln informieren über die Hallstattzeit, die prähistorische Höhensiedlung am Burgstall- kogel, die „Sulmtalnekropole“ sowie die Situlenkunst.1235 Im zweiten Museumsraum befindet sich eine Grabhügelrekonstruktion, die im Boden versenkt und unter einer Glasplatte sichtbar eine Nachbildung von hallstattzeitlichem Grabinventar enthält. Die Glasvitrinen in diesem Raum zeigen weitere Fundstücke und Befunde aus dem Brandgräberfeld „Masser-Kreuzbauer“ sowie das Grabinventar aus dem Tumulus der „Kaiserschneiderwald-Gruppe“ am Fuß des Burgstallkogels. Eine Schautafel informiert über die archäologische Hausrekonstruktion in Großklein, die für die steirische Landesausstellung 2004 am Westhang des Burgstallkogels umgesetzt wurde.1236 Der dritte und letzte Raum des Hallstattzeitlichen Museums zeigt Exponate aus der zweiten Hälfte des 6. Jh. v. Chr., d.h. aus der späten Hallstattzeit, wie etwa eine Henkelschale mit quergeripptem Bandhenkel, Spinnwirtel oder Keramikobjekten aus dem 8–7. Jh. v. Chr. Die Eckvitrine beherbergt ein Replikat des wohl bekanntesten Objektes aus der „Sulmtal- nekropole“ – die Gesichtsmaske mit den Händen aus Bronzeblech aus dem „Kröll-Schmied- kogel“ in Kleinklein. Das Original befindet sich im Archäologiemuseum des Universal- museums Joanneum im Schloss Eggenberg in Graz. Die anderen Vitrinen zeigen Fundstücke aus der La-Tène-Zeit (ca. 450 v. Chr.–15 v. Chr.), der römischen Zeit, der Spätantike sowie früh- und hochmittelalterliche Funde des 10.–14. Jahrhunderts.1237 Text- und Bildtafeln informieren über die Fürstengräber von Kleinklein sowie den Wiesenkaisertumulus Nr. 4. Begleitbroschüren zum Hallstattzeitlichen Museum in Großklein liegen im Museum auf. Sie informieren über das Museum, die „Sulmtalnekropole“, die Fürstengräber von Kleinklein, die

1235 Hesch 2004, 162–164. 1236 Hesch 2004, 164–167. 1237 Hesch 2004, 167 f. – Ausführliche Informationen zu den Exponaten der Dauerausstellung des Hallstattzeitlichen Museums in Großklein finden sich bei Hesch 2004, 162–171; Bichl – Reisinger 2004, 100 f. 229

prähistorische Siedlung am Burgstallkogel, das hallstattzeitliche Gehöft sowie den archäolo- gischen Wanderweg.1238 Führungen durch das Museum werden zu den Öffnungszeiten für unterschiedlichste Gruppen angeboten. Auch interaktive und kreative Programme für Familien, Gruppen und Schul- klassen wie etwa eine Rätselrallye, eine Schatzsuche, Specksteinarbeiten oder Steckerlbrot- backen sind Teil des vielseitigen Angebots. Ausgehend vom Museum werden auch Führun- gen am Gehöft sowie geführte archäologische Wanderungen angeboten. Zu den Veranstaltun- gen während des Jahres zählen Vorträge, Themenabende, Feste und die Teilnahme an der Langen Nacht der Museen.1239

Kat. Nr.: 54 Hallstattzeitliches Gehöft am Burgstallkogel Burgstallkogel bei Großklein, 8452 Großklein Einrichtungsart: Archäologisches Freilichtmuseum (Freiluft-Außenstelle des Hallstatt- zeitlichen Museums in Großklein) Eingerichtet: VIAS (Vienna Institute for Archaeological Sciences), Hallstattzeitliches Mu- seum Großklein, Marktgemeinde Großklein Träger: Marktgemeinde Großklein Kurzbeschreibung: Der 458 m hohe Burgstallkogel liegt auf einem Höhenrücken und trennt die Flusstäler von Sulm und Saggau. In der Region um Großklein entwickelte sich in der frü- hen Hallstattzeit ein mächtiger Zentralort. Dieser „Herrensitz“ von Fürsten, die sich in den vier bekannten Großgrabhügeln von Kleinklein bestatten ließen, war vermutlich am Burgstall- kogel situiert, wo zeitgleiche Siedlungsspuren1240 auch archäologisch nachgewiesen werden konnten. 1982 begann man mit einem Projekt zur Erforschung gefährdeter Siedlungsstrukturen am Burgstallkogel, das von der Philipps-Universität Marburg betreut wurde, um die Siedlungs- stratigraphie, die Ausdehnung sowie den Beginn und die Dauer der Besiedlung am Burgstall- kogel besser einzugrenzen. Im Rahmen dieser Unternehmung wurden insgesamt acht Grabungsschnitte angelegt. Die Forschungen ergaben, dass die Siedlung am Übergang von der Bronze- zur Hallstattzeit zweimal zerstört wurde. Am Beginn der Hallstattzeit wurde sie jedoch wiedererrichtet, nun aber etwas kleiner und durch Spitzgräben gesichert.1241

1238 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 10.06.2010. 1239 Vgl. Hallstattzeitliches Museum Großklein 2013. 1240 Zur Forschungsgeschichte siehe Dobiat 1986 und Dobiat 1990 sowie Mele 2013. 1241 Lobisser 2007, 31–33; vgl. Lobisser 2004, 29. 230

Im Zuge der Vorbereitungen für die steirische Landesausstellung 2004 wurde das VIAS (Vienna Institute for Archaeological Sciences) von der Gemeinde Großklein mit der Konzep- tion und Errichtung eines archäologischen Freilichtmuseums beauftragt. Die Arbeiten erfolg- ten im Sinne der Experimentellen Archäologie. Die geplanten und zum Teil bereits 2003 realisierten Hausrekonstruktionen und Lebensbilder stellen eine Zusammenfassung des aktu- ellen archäologischen Forschungsstands dar. Die Gebäudekonzeption basiert auf archäologi- schen Vorbildern vom Burgstallkogel selbst sowie von anderen eisenzeitlichen Fundstellen im ostalpinen Raum. Für die Landesausstellung 2004 wurden ein Wohnhaus errichtet, ein Web- haus, ein Vorratsspeicher und eine Brotbackhütte. Auch die Werkzeuge und Holzver- bindungstechniken entsprechen archäologisch erforschten Vorbildern, wobei man weitgehend mit Werkzeugen aus Eisen arbeitete, die nach hallstattzeitlichen Vorbildern geschmiedet wur- den. Dazu gehören beispielsweise endständige Lappenbeile, Dechseln, Ziehmesser, Löffel- bohrer, Stemmbeiteln und einfache Sägen aus Roheisen.1242 Den Kern des Freilichtmuseums bildet ein großes Wohngebäude der Hallstattzeit, ein Schwellbalkenbau mit Wänden in Blockbautechnik, der an den Längsseiten auch über einge- baute Ständerelemente verfügt. Das Dach wurde mit Spaltschindeln aus Lärchenstämmen gedeckt. Der Eingang, eine Wendebohlentür, kann mit einem Schieberiegel aus Holz ver- schlossen werden. Eine Treppe aus Hartholz dient als Aufgang zur Tür. Das Innere des Schaugebäudes zeigt Handwerks-, Wohn-, Koch- und Schlafbereiche, die auch mit häuslichen Gerätschaften und Keramik, einfachem Mobiliar und Werkzeugen ausgestattet wurden, wel- che man weitgehend nach archäologischen Vorbildern anfertigte. Neben einer Herdstelle aus Lehm befindet sich ein geschmiedeter Kessel mit Aufhängekette. Auf dem Bett liegen Felle, die Wand schmückt ein gefilzter Teppich mit hallstattzeitlichen Verzierungselementen. Das Webhaus zeigt, dass in der Hallstattzeit neben einfachen Geweben aus Wollfäden in Leinwandbindung bereits aufwändige Stoffe mit Mustern in Körpertechnik hergestellt wur- den. Als Vorbild für die Rekonstruktion des Gebäudes diente der Webhausbefund am Burgstallkogel. Das Haus wurde als Pfostenbau aus runden Eichenstämmen, mit Flechtwerk- wänden und Lehmverputz gebaut. Ein Schilfdach schützt es vor der Witterung. Mit einem Rahmen aus Rundstangen mit eingefügtem Flechtwerk wurde die Tür hergestellt. Im Inneren wurde an die talseitige Wand ein breiter Gewichtswebstuhl angelehnt. Die pyramidenförmi- gen Webgewichte hängen in eine Webgrube. Auch andere textile Techniken der Eisenzeit werden hier vorgestellt, etwa die Verarbeitung von Wolle mit Handspindeln.

1242 Lobisser 2007;Lobisser 2004. 231

Der Hochspeicher wurde aus flächig bearbeiteten Bauhölzern gebaut und steht auf vier Stän- dern, die auf Unterlegsteinen gelagert sind. Das Sparrendach des Speichers wurde mit Schin- deln aus gespaltenen Lärchenbrettern gedeckt. Der Boden besteht aus Rundstämmen, die mit einem Lehm-Estrich versehen wurden. Mittels Steigbaum gelangt man zur Plattform und zum Eingang, der durch eine hölzerne Wendebohlentür verschlossen werden kann. Die BesucherInnen finden im Inneren Regale, eine Getreidetruhe und Gebinde in Flechttechnik. Das Backhaus steht auf Eichenpfosten und wird durch ein Pultdach mit Rindenabdeckung geschützt. Die einzelnen Rindenstücke wurden mit Hilfe einer Eisennadel auf die Latten der Dachkonstruktion aufgenäht. Im Inneren des Gebäudes wurde ein Kuppelofen aus Lehm er- richtet, der wie ein Keramikgefäß aus Lehmkugeln frei aufgebaut und danach durch ein Feuer trocken geheizt wurde. Die Rückwand, die Talseite sowie der obere Bereich der Vorderseite des Gebäudes wurden mit Flechtwerkwänden versehen. Zur Ausstattung des Backhauses zählen auch eine große Teigschüssel aus Ulmenholz, eine Ofenschaufel aus Fichtenholz sowie ein Ofenräumer aus Buchenholz mit Stiel. Zu speziellen Anlässen wird der Backofen auch tatsächlich verwendet.1243 Sogar die Toiletten entsprechen dem Stil der Anlage und sind in ein Gebäude mit Wänden aus Rutengeflecht und Lehmputz eingebaut. Auf der Wand dieses Gebäudes findet man eine In- formationstafel, welche die BesucherInnen über die archäologischen Hausrekonstruktionen, über Großklein und dessen hallstattzeitliche Bedeutung sowie über die Experimentelle Ar- chäologie informiert. Weiters gibt es einen Tisch mit Bänken, einen kleinen Brunnen mit Laufwasser sowie eine kleine Bühne.1244 Das Freilichtmuseum liegt direkt am archäologischen Wanderweg von Großklein nach Glein- stätten und ist gut beschildert. Eine Informationsbroschüre über Großklein und die Hallstatt- zeit liegt im Hallstattzeitlichen Museum in Großklein auf. Sie informiert auch über die prä- historische Siedlung und das hallstattzeitliche Gehöft am Burgstallkogel.1245 Ausgehend vom Hallstattzeitlichen Museum Großklein werden auch Führungen am Gehöft sowie geführte archäologische Wanderungen entlang des archäologischen Themenweges bis zum Hallstatt- zeitlichen Gehöft angeboten. Interaktive Programme für unterschiedliche Zielgruppen und Spezialprogramme wie etwa eine archäologische Wanderung mit Sternenschau kann man

1243 Die Beschreibungen der Hausrekonstruktionen entstammen Lobisser 2007a, 37–42; vgl. Lobisser 2004, 30 f.; Zur Konzeption und Errichtung der vier Hausmodelle der älteren Eisenzeit siehe Lobisser 2007b. 1244 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 10.06.2010. 1245 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 10.06.2010. 232

ebenso besuchen wie die Veranstaltungen während des Jahres, etwa Vorträge, Themenabende, Feste und die Teilnahme an der Langen Nacht der Museen.1246

Kat. Nr.: 55 Schautafeln im Gemeindeamt – Die eisenzeitlichen Fürsten in Großklein Marktgemeindeamt Großklein, Großklein 120, 8452 Großklein Einrichtungsart: Informationstafel Eingerichtet: Marktgemeinde Großklein und Archäologiemuseum Schloss Eggenberg des Universalmuseums Joanneum Objektverantwortlich: Marktgemeinde Großklein Kurzbeschreibung: Dort, wo die Besucherfrequenz einem Gemeindeamt entsprechend sehr hoch ist, befinden sich gut sichtbar positioniert zwei Informationstafeln, die über die hallstatt- zeitliche Vergangenheit des Ortes Großklein informieren. Sie wurden vom Archäologie- museum Schloss Eggenberg des Universalmuseums Joanneum in Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde Großklein erstellt. Eine der Tafeln ist an der Außenwand des Gemeindeamts neben den Angaben der Amtsöffnungszeiten befestigt. Sie informiert detailreich über die hall- stattzeitliche Siedlung am Burgstallkogel und das umliegende Hügelgräberfeld, das sich von Goldes über Burgstall bis nach Kleinklein erstreckt. Die BesucherInnen erhalten auch Infor- mationen über die Tätigkeiten des Universalmuseums Joanneum in der Region. Die zweite Schautafel befindet sich im Inneren des Gemeindeamts und informiert über die vier großen und reich ausgestatteten Grabhügel, die in Kleinklein (Gemeinde Großklein) entdeckt wurden, sowie über die Keramikmeisterwerke der eisenzeitlichen Fürsten von Großklein. Der Text beider Schautafeln wurde sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch verfasst und bietet aus- führliche Informationen zur Forschungsgeschichte und zum derzeitigen Forschungsstand.1247

Kat. Nr.: 56 Archäologischer Wanderweg von Großklein nach Gleinstätten 8452 Großklein, Großklein – Gleinstätten – Kleinklein Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet/Objektverantwortlich: Marktgemeinde Großklein Kurzbeschreibung: Der mit Richtungspfeilen markierte Archäologische Wanderweg (auch: Urgeschichtlicher Wanderweg) hat eine Länge von ungefähr 8 km bzw. 14,4 km und führt

1246 Vgl. Hallstattzeitliches Museum Großklein 2013. 1247 Die gesamte Information zu dieser Einrichtung stammen von Fotografien vom 24.05.2013, die der Autorin von der Gemeinde Großklein zur Verfügung gestellt wurden. 233

vom Hallstattzeitlichen Museum in Großklein zunächst die Straße entlang durch Kleinklein, vorbei an den Resten der vier Großgrabhügel „Hartnermichlkogel I und II“, „Pommerkogel“ und „Kröll-Schmiedkogel“, die im Tal der Saggau liegen, ungefähr 2 km entfernt von der ursprünglichen Siedlung am Burgstallkogel. Die Straße führt bei leichtem Anstieg durch den Wald. Schließlich kommt man zum 458 m hoch gelegenen Burgstallkogel und zum Hallstatt- zeitlichen Gehöft, der Freilicht-Außenstelle des Hallstattzeitlichen Museums Großklein. Der Themenweg führt weiter durch den Haiblwald über die Hügelgräberfelder „Ofenmacherwald“, „Kaiserschneiderwald“, „Forstwald“ und „Tschonegger-Kogel“. Zielort ist Gleinstätten, oder man kann über die Hügelgräber der „Grellwaldgruppe“ als Rund- wanderweg über Kleinklein wieder nach Großklein zurückgehen. An insgesamt 8 Stationen befinden sich sehr anschaulich gestaltete Informationstafeln, die sich mittels Bild und Text den am Weg befindlichen archäologischen Stätten widmen. Dazu gehören neben den bereits erwähnten Fürstengräbern die Siedlungen der Urnenfelder- und Hallstattzeit, der Burgstall- kogel, das Hallstattzeitliche Gehöft und die Hausrekonstruktionen, die urgeschichtlichen Siedlungsterrassen im Haiblwald, die Spuren von Bergbau und Verhüttung, das Hügelgräber- feld „Ofenmacherwald“, die Gräberfelder „Kaiserschneiderwald“ und „Forstwald“ sowie das Hügelgrab „Tschonnegger-Kogel“. Entlang des Weges befinden sich auch Rastplätze.1248 Auf der Homepage der Marktgemeinde Großklein ist es möglich, einen Ausschnitt der Wan- derroute im Adobe Pdf-Format herunterzuladen bzw. auszudrucken.1249 Eine Informations- broschüre über Großklein und die Hallstattzeit liegt im Hallstattzeitlichen Museum in Groß- klein auf und informiert auch über den Archäologischen Wanderweg.1250 Ausgehend vom Hallstattzeitlichen Museum Großklein werden nach Voranmeldung geführte Wanderungen entlang des Archäologischen Wanderweges angeboten.1251

1248 Vgl. Marktgemeinde Großklein o. J. – Ausführliche Informationen zur Forschungsgeschichte und zum Forschungsstand der archäologischen Befunde am Archäologischen Wanderweg von Großklein nach Gleinstätten siehe Hesch 2004, 153–161. 1249 Marktgemeinde Großklein 2006; Speziell für Kinder zu Großklein – Ofenmacherwald und dem Urgeschichtlichen Wanderweg siehe Friedl – Rath 2004, 154 f. 1250 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 10.06.2010. 1251 Diese Information entstammt dem Gespräch der Autorin mit Susanne Niebler (Kustodin des Hallstattzeitlichen Museums Großklein) am 10.06.2010; vgl. Hallstattzeitliches Museum Großklein 2013. 234

Kat. Nr.: 57 Keltischer Wehrturm am Königsberg Nähe Gasthaus Koschak (auch „Keltentaverne“), Nestelberg 43, 8451 Heimschuh Einrichtungsart: Rekonstruktion Eingerichtet/Objektverantwortlich: Anton Koschak Kurzbeschreibung: Am Königsberg in Heimschuh befand sich eine ausgedehnte hallstatt- zeitliche Siedlung Anlässlich der Landesausstellung 2004 wurde nahe dem Siedlungsbefund der Nachbau eines „Keltischen Wehrturms“ aus Holz errichtet. Es handelte sich um eine Ini- tiative im Rahmen des Projektes „Mythenreich“, dem auch die Gemeinde Heimschuh ange- hört.1252 Der Nachbau wurde am Südhang des äußeren Ringwalls aufgrund archäologischer Grundsatzüberlegungen zu Bauweise und Funktion eines solchen Wehrturmes errichtet, er basiert allerdings nicht auf archäologischen Befunden. Er wurde auch nicht nach experi- mentalarchäologischen Kriterien errichtet. Als Symbol soll er daran erinnern, dass der Kö- nigsberg bereits im 9. Jh. v. Chr. besiedelt und befestigt war. Heute ermöglicht dieser Aus- sichtsturm bei klarem Wetter den Blick zu urgeschichtlich bedeutenden Stellen in der Steier- mark wie zum Königsberg bei Tieschen, zum Stradner Kogel oder dem Frauenberg bei Leib- nitz.1253 1996 wurde von Anton Koschak, dem Bildhauer und Künstler Richard Gert und dem „Kelten- schmied“ Ewald Stani die Panoramagalerie Sulmtal eingerichtet. Aus Aflenzer Sandstein, Salla Marmor, Hirter Serpentin, Eisen, Holz, Beton und Keramik hat man bis heute 100 Plas- tiken und Skulpturen geschaffen, die den Weg vom Gasthaus Koschak über Heimschuh nach Kitzeck säumen. Ausgangspunkt dieser Panoramagalerie ist das Gasthaus Koschak, wo man zwischen einem kürzeren und einem längeren Wanderweg zum Keltischen Wehrturm wählen kann. Der Weg entlang der Skulpturen nimmt ungefähr 15 Minuten in Anspruch, der Wan- derweg über den Königsberg ungefähr 45 Minuten.1254 Schautafeln am Weg Richtung Königsberg und Gasthaus Koschak informieren über den Wehrturm, die Panoramagalerie Sulmtal und die Wandermöglichkeiten. Die Tafel beim Wehrturm beschreibt die Intention des Nachbaus und die historische Besiedlung der Um- gebung. Auf dem Königsberg selbst befindet sich ebenfalls eine Informationstafel über die befestigte urgeschichtliche Höhensiedlung, deren Alter nach dem geborgenen Fundmaterial auf die Zeit zwischen 900 – 400 v. Chr. eingegrenzt werden kann. Auf Anfrage bei Anton

1252 Gemeinde Heimschuh 2004. 1253 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 28.07.2012 und vor allem den Schautafeln vor Ort; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 105 f. 1254 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 28.07.2012 und vor allem den Schautafeln vor Ort. 235

Koschak werden auch Führungen zum Wehrturm und zum Plateau des Königsbergs angebo- ten.1255

Kat. Nr.: 58 Kulturwanderweg Kulturpark Hengist Gemeinde Hengsberg, 8411 Hengsberg – Gemeinde Weitendorf, 8410 Weitendorf – Markt- gemeinde Lebring-Sankt Margarethen, 8403 Lebring – Marktgemeinde Wildon, 8410 Wildon – Gemeinde Lang, 8403 Lang Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet: Kulturpark Hengist Objektverantwortlich: Gemeinde, in der sich die jeweilige Informationstafel befindet, und Kulturpark Hengist Kurzbeschreibung: Vom Kulturpark Hengist – einem Zusammenschluss der Gemeinden Hengsberg, Lebring-St. Margarethen, Weitendorf, Wildon und Lang – wurde der Kultur- wanderweg Kulturpark Hengist ins Leben gerufen. Der Verein Hengist hat es sich zur Auf- gabe gemacht, die Paläontologie, Natur- und Kulturgeschichte, Archäologie, Geschichte und Volkskunde der Region auf interdisziplinäre Weise zu erforschen und die Forschungs- ergebnisse der Bevölkerung sowie den BesucherInnen der Region anschaulich und wissen- schaftlich fundiert zu präsentieren.1256 50 Stationen erklären durch anschauliche Informationstafeln die geologischen, archäologi- schen, historischen und kulturgeschichtlichen Besonderheiten der entsprechenden Umgebung. Die fünf Rundwanderwege sind auf einer Karte durch unterschiedliche Farben gekennzeich- net und lassen sich beliebig miteinander kombinieren. Die Standorte der Text- und Bildtafeln werden auf der Karte durch farbige Nummern in Kreisen vermerkt. Die Wanderkarte ist in allen Gemeinden der Kleinregion Hengist erhältlich sowie auf der Homepage1257 ersichtlich. Ebenfalls auf der Homepage findet man als PDF-Dateien die vollständigen Inhalte der Infor- mationstafeln der fünf Wanderwege, was es ermöglicht, sich sogar vor bzw. nach der Wande- rung mit den Informationen aus den unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen aus- einanderzusetzen.1258 Der Kulturpark Hengist bietet ein breit gefächertes Angebot an Veranstaltungen und Ver- mittlungsangeboten, darunter Vorträge, Exkursionen, Themenwanderungen wie etwa eine

1255 Diese Information entstammt einem Telefongespräch der Autorin mit Anton Koschak am 25.05.2013. 1256 Kulturpark Hengist 2014a. 1257 Kulturpark Hengist 2012a. 1258 Vgl. Kulturpark Hengist 2012a. 236

archäologische Wanderung, aber auch Workshops. Vor allem die geführten Wanderungen binden immer wieder Standorte an den Wegen des Kulturwanderweges und die Informa- tionstafeln in das Programm ein.1259

Kat. Nr.: 59 Römerzeitliches Lapidarium vor dem Bundesgymnasium (BG) und Bundesreal- gymnasium (BRG) Leibnitz Wagnastraße 6, 8430 Leibnitz Einrichtungsart: Römersteinsammlung als Freilichtmuseum Eingerichtet: Archäologischer Verein Flavia Solva Objektverantwortlich: Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Leibnitz Kurzbeschreibung: Ab 1967 erhielt das Gymnasium in Leibnitz aus den Ausgrabungen in Flavia Solva mehrere originale Römersteine als Geschenk.1260 Darunter befanden sich die Basis einer Votivara1261, eine Säulenbasis, ein gebrochener Säulenschaft, sechs Steinpfeiler eines Hypokaustums, das Fragment einer Marmorsäule und der Steher einer Handmühle. Diese Steine wurden bis 1969 im Schulhof verwahrt und sind seit 1970 vor dem Schuleingang aufgestellt. 1982 erfolgte die Wiederaufstellung der Basis und des oberen Schaftteils einer glatten Säule durch das Landesbauamt nach einem Plan von Mag. Gert Christian, wobei ein großer Teil des Säulenschafts rekonstruiert werden musste. Der Nachguss eines in Flavia Solva gefundenen Kapitells bildet den oberen Abschluss der Säule. 1997 wurde von einem Steinmetz die Jahreszahl der Säulenkomplettierung 1996 in den Säulenschaft eingemeißelt. Zusammen mit drei Abgüssen von römischen Originalsteinen, die sich im Lapidarium Schloss Eggenberg in Graz befinden (zwei Portraitmedaillons und ein kleiner Grablöwe) und die be- reits 1963 in die Außenmauer des Schulgebäudes integriert worden waren, bilden diese Rö- mersteine ein kleines Lapidarum.1262 Es dient als Erinnerung an die römische Vergangenheit der Steiermark.1263 Bei Bedarf und abhängig vom/von der jeweiligen Lehrer/in wird die kleine Sammlung in den Geschichts- und Lateinunterricht eingebunden.

1259 Vgl. Kulturpark Hengist 2014b. 1260 Vgl. Lackner 1971. 1261 Vgl. Weber 1969, 217 Nr. 160. Der Standort der Votivara ist dort falsch mit Joanneum Graz angegeben. 1262 Vgl. Lackner 1971. 1263 Die Informationen zu dieser Einrichtung entstammen zum größten Teil dem Artikel Christian 1997. 237

Kat. Nr.: 60 Römersteinsammlung Schloss Seggau Seggauberg 1, 8430 Leibnitz Einrichtungsart: Römersteinsammlung als Freilichtmuseum Träger: Diözese Graz-Seckau Kurzbeschreibung: Das Schloss Seggau präsentiert sich heute als Bau aus dem 17. Jahrhun- dert. Vom Ende des 11. Jahrhunderts bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts errichtete das Erz- bistum Salzburg an dieser Stelle die älteste Burganlage. 1218 wurde vom Salzburger Erz- bischof Eberhard II die Diözese Seckau gegründet, der man den nördlichen Teil der Burg mit dem „altem Turm“ übertrug. Von da an entwickelten sich die beiden Burgen, die der Erz- bischöfe von Salzburg und die der steirischen Bischöfe, getrennt voneinander. Erst im Jahr 1595 schenkte der Salzburger Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau dem steirischen Bischof Martin Brenner Burg, Herrschaft und Markt Leibnitz. Nach mehreren Umbauten erhielt das Schloss, das mittlerweile seine Funktion als wehrhafte Burg zum großen Teil verloren hatte, unter Bischof Johannes Marcus von Aldringen (1633–1664) seine heutige Form. 1848 erloschen die grundherrschaftlichen Rechte des Bischofs über Leibnitz. Das Schloss Seggau blieb aber weiterhin im Besitz der Diözese Graz-Seckau und ist bis heute einer der Bischof- sitze. In den letzten Jahren wurden die ehemaligen Wirtschaftsgebäude um den unteren „Seminarhof“ zu einem internationalen Seminar- und Tagungszentrum ausgebaut.1264 Die Römersteingalerie von Schloss Seggau befindet sich an der Westfassade bzw. in dem dahinter verlaufenden Gang. Über einhundert, meist aus dem 2.–3. Jh. n. Chr. stammende Römersteine wurden in diese Mauern eingebaut.1265 Im Jahr 1815 begann man damit, den alten Turm im oberen Schlosshof abzutragen, da er einzustürzen drohte. Der 1219 als turris antiqua1266 erstmals urkundlich erwähnte steinerne Turm zählte zum ältesten Teil der Burg- anlage. Im Winter 2003/2004 konnte eine archäologische Ausgrabung des Bundesdenkmal- amtes1267 die Fundamente dieses abgetragenen Turms freilegen und erforschen. Die Unter- suchungen ergaben, dass er eine Höhe von 36 Metern, eine Seitenlänge von 14,9 bis 15,1 m und eine Mauerstärke von 3,48 bis 4,11 m hatte. Bei den langjährigen Abbrucharbeiten im 19. Jahrhundert, die erst 1831 abgeschlossen waren, zeigte sich, dass er beinahe vollständig aus Römersteinen erbaut worden war. Das doppelschalige Großquadermauerwerk bestand zu ei-

1264 Hesch 2004, 87–89. 1265 Hesch 2004, 89. 1266 Zur Geschichte des Alten Turmes anhand der Schriftquellen von 1219 bis 1831 siehe Karl – Wrolli 2011, 13–46. 1267 Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie können in der Publikation „Der Alte Turm im Schloss Seggau zu Leibnitz“ nachgelesen werden. Siehe dazu Karl – Wrolli 2011. 238

nem großen Teil aus Marmorspolien und aus Kalksandsteinquadern, die durch Steinmetze zugerichtet worden waren. Bereits die Fundamentlage wurde aus Spolien1268 hergestellt, wo- von die Ostecke des Turmes zeugt, die im Mauerverband der heutigen Westwand des „Seckauer Hauses“ erhalten blieb.1269 Diese Ostecke war ein Teil der ersten Bauphase des Al- ten Turmes, der laut schriftlicher Quellen im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Zirka hundert Relief- und Inschriftensteine sowie glatte Quader aus Marmor konnten im Zuge der Abbruch- arbeiten geborgen werden. Viele dieser Steine waren ursprünglich Teile von römerzeitlichen Grab- bzw. Ehrenmonumenten aus dem nahegelegenen Municipium1270 Flavia Solva. Nach dem Abbruch des Turmes gelangte ein Teil der Römersteine in das Landesmuseum Joanneum in Graz,1271 andere wurden an Steinmetze und Privatpersonen verkauft oder für große Bau- vorhaben in der nächsten Umgebung genutzt. Die qualitätsvolleren Stücke wurden aber 1831 in eine der Westmauer des „Seckauer Hauses“ vorgesetzten Wand – der sogenannten „Römersteinwand“ – eingebaut, wo sie auch heute noch zu sehen sind.1272 Besonderheiten des Alten Turms in Seggau lassen vermuten, dass eine spätantike Befestigung am Seggauberg als Ruine überdauerte haben könnte, die beim Bau der erzbischöflichen Burg wiederhergestellt wurde. Die Wiederverwendung der römerzeitlichen Marmorquader für den Bau des Alten Turms erfolgte in drei Phasen1273, die zeigen, dass die damals verbauten Spolien bereits in tertiärer, wenn nicht sogar in quartärer Verwendung waren. Die letzte Spoliierungsphase wird aufgrund der Oberflächenbearbeitung der Steine ins 12. Jahrhundert datiert. Die Bauteile der ersten Spoliierungsphase zeigen quadratische Hebelöcher für eine Steinzange an der oberen Lagerfläche der Steine und erinnern laut Stephan Karl und Gabriele Wrolli1274 an römerzeitliche Wolfslöcher, die in dieser Form nur der Spätantike des 4. bis 6. Jahrhunderts zugeordnet werden können. Auch die Mauerstärke des Alten Turmes ist für einen mittelalterlichen Burgenbau des 12. Jahrhunderts ungewöhnlich.1275 Es ist der Initiative des damaligen Landesbischofs Roman Sebastian Zängerle und des Schlossverwalters Kasper Harb zu verdanken, dass im Zuge der Abbrucharbeiten 1816–1831

1268 Spolie = von lat. spolia = „Beute“, wiederverwendetes Werkstück aus einem älteren Bauwerk (z. B. Kapitell, Säule). 1269 Zur archäologischen und bauanalytischen Untersuchung zum Alten Turm siehe Karl – Wrolli 2011, 47–116. 1270 Municipium = von lat. municipium = Stadt in Italien oder einer Provinz mit bestimmten Vorrechten wie Selbstverwaltung und römischem Bürgerrecht für die Bewohner. 1271 Zu den Inschrift- und Reliefsteinen, die ins Landesmuseum Joanneum gelangten siehe Mell 1911, 269. 1272 Karl – Wrolli 2011, 127 f. 1273 Zu den drei Phasen der Spoliierung siehe Karl – Wrolli 2011, 101–107. 1274 Karl – Wrolli 2011, 127. 1275 Karl – Wrolli 2011, 127. 239

an die hundert Inschriften- und Reliefsteine1276 aussortiert und in die Fassade und den dahinter liegenden Korridor des westlichen Schlosstrakts sichtbar eingemauert wurden.1277 Durch ihre museale, öffentlich zugängliche Anordnung wurde für die Steine eine Art Freilichtmuseum geschaffen, das auch heute noch die gleiche Funktion erfüllt.1278 Zwischen die römischen Steine in der Mitte der obersten Reihe wurde eine vom steirischen Historiker Albert von Muchar verfasste Inschrift gesetzt, die die Herkunft der Römersteine nennt. Nach dem Wis- sensstand der damaligen Zeit wird dabei Mureola in Pannonien als Herkunftsort angegeben. Heute ist diese Inschrift stark verblasst. Sie wurde zu unbekannter Zeit auch inhaltlich korri- giert und gibt nun dem heutigen Wissensstand entsprechende die Herkunft der Steine mit Flavia Solva an. Die Anordnung der Steine erfolgte nicht nach chronologischen Gesichts- punkten, sondern nach einem gewissen ornamentalen Prinzip. Die drei rechteckigen Durch- gänge werden z.B. von plattigen Bauteilen gebildet, Römersteine, die über Eck stehende Reliefs besitzen, wurden an passenden Stellen verwendet und Portraits scheinen sich eher in der oberen Zone zu befinden. Die untere Zone endet wenige Zentimeter über Bodenniveau.1279 Im zweiten Obergeschoß des Hochschlosses („Mitterhaus“) war bereits im 14. Jahrhundert die Wohnung der Salzburger Vizedome und ab dem 17. Jahrhundert die der Fürstbischöfe von Seckau untergebracht. Die vier Repräsentationsräume, die heute als „Fürstenzimmer“ be- zeichnet werden, erhielten ihre Ausstattung in den Jahren 1742 bis 1748 und können heute besichtigt werden.1280 Erst 1956 erhielt das Schloss Seggau nach mehrjährigen Umbauarbeiten seine aktuelle Funktion als Bildungshaus der steirischen Diözese und als Kongress- und Tagungszentrum1281 mit Seminar-, Hotel- und Veranstaltungsräumen, Schlosscafé und Weinkeller. Angeboten werden neben Weinverkostungen auch Schlossführungen.1282 Im Rahmen einer solchen Füh- rung besichtigt man die barocke Schlosskapelle, die Michaelskapelle, den Glockenturm mit

1276 Zu den Inschriften und Reliefs von Schloss Seggau bei Leibnitz siehe Diez 1959; Hainzmann – Pochmarski 1994; Pochmarski – Hainzmann 2004; Hesch 2004, 87–118; siehe dazu auch Bichl – Reisinger 2004, 95–97. – Zu Lapidaria Electronica – Schloss Seggau bei Leibnitz siehe Karl-Franzens-Universität Graz – Zentrum Antike 2012. 1277 Pochmarski – Hainzmann 2004, 7; vgl. Christian u. a. 1997, 55–60. 1278 Vgl. Karl – Wrolli 2011, 127. 1279 Christian u. a. 1997, 58–60. 1280 Christian 2011, 15–17. 1281 Christian 2011, 6; vgl. Christian u. a. 1997, 65–147. 1282 Vgl. Schloss Seggau 2014a. 240

der 1688 gegossenen „Seggauer Liesl“1283, die Römersteinsammlung und die Fürstenzimmer mit der Bischofsgalerie.1284

Kat. Nr.: 61 Römische Villa Retznei Retznei (Nähe Retznei 26), 8461 Retznei Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet/Objektverantwortlich: ASIST (Archäologisch Soziale Initiative Steiermark) Kurzbeschreibung: Bekannt ist der Ort Retznei heute vor allem für sein Zementwerk, in dessen Steinbrüchen man bedeutende Fossilien fand. Nachdem ein Bauer beim Pflügen seines Feldes Ziegel, Steine und Tonscherben entdeckt hatte, gab es bereits in den 1870er-Jahren archäologische Grabungen, bei denen man erkannte, dass es sich um eine Fundstelle aus der Römerzeit handelt. Allerdings gerieten die Funde bald in Vergessenheit. Erst seit 2004 gibt es wieder eine kontinuierliche Erforschung der Fundstelle, die eine römische Villa zutage brachte. Diese war mit Wandmalereien und Mosaikböden ausgestattet. Im Rahmen der Aus- grabungen konnten die Fundamente und Böden sowie Teile des aufgehenden Mauerwerks erforscht werden. Besonders wertvoll sind die bei den Ausgrabungen gewonnen Fragmente des Wand- und Deckenputzes und der Stuckleisten, da sie Teil einer prachtvoll dekorierten Innengestaltung der Gebäude und der dazugehörigen Thermenanlage waren. Sogar die Be- malung der Fundstücke hat sich zum Teil bis heute erhalten. Unter dem römischen Fußboden konnte eine keltische Siedlung entdeckt werden. Diese Funde haben überregionale Bedeu- tung, da sie an einem Beispiel historische Prozesse am Übergang von der Kelten- zur Römer- zeit erkennbar machen. Nicht alle Fragen, die den Bau betreffen, sind geklärt. Es ist z.B. noch nicht sicher, ob das ergrabene Gebäude ein privates Villengebäude war oder auch über eine kultische Funktion verfügte. In den folgenden Jahren wird der Fundkomplex deshalb weiter erforscht.1285 Das Forschungsprojekt wird von Mitarbeitern von ASIST (Archäologisch Soziale Initiative Steiermark) durchgeführt und vom Arbeitsmarktservice, dem Land Steiermark, dem Europäi- schen Sozialfonds und der Gemeinde Retznei gefördert. Die Lafarge-Perlmooser GmbH, Be- treiberin des Zementwerks und Eigentümerin des Grundstücks, ermöglicht die weiteren Gra- bungen.1286

1283 Zur „Seggauer Liesl“ im Glockenturm siehe Christian u. a. 1997, 106–108. 1284 Vgl. Schloss Seggau 2014b. 1285 Schrettle 2011. 1286 Schrettle 2011. 241

Vor Ort befinden sich zwei Schautafeln, die das Projekt Villa Retznei näher beschreiben und über die archäologischen Ausgrabungen informieren. Während der Ausgrabungen fanden immer wieder Führungen von Schulklassen und Erwachsenen, aber auch Vorträge und Infor- mationsveranstaltungen statt, um die Bevölkerung über die Ergebnisse der Forschungsarbeit zu informieren.1287

Kat. Nr.: 62 Schauraum Villa Retznei Retznei 26, 8461 Retznei Einrichtungsart: Ausstellung in einem Schauraum Eingerichtet/Objektverantwortlich: ASIST (Archäologisch Soziale Initiative Steiermark) Kurzbeschreibung: Die seit 2004 dauernden Ausgrabungen im Gemeindegebiet Retznei brachten ein kostbar ausgestattetes römisches Gebäude zutage, darunter eine Thermenanlage und ein kleines Heiligtum. Überdies konnten Spuren einer keltischen Gehöftgruppe und einer mittelbronzezeitliche Siedlung entdeckt werden.1288 Ein altes Bauernhaus in der Gemeinde Retznei, das sich ungefähr 150 m von der Ausgra- bungsstelle entfernt befindet, wurde erst vor kurzer Zeit saniert und so eingerichtet, dass die Funde aus den Ausgrabungen und die Ur- und Frühgeschichte der Region der Öffentlichkeit präsentiert werden können. Dieser Schauraum wurde am 29. September 2013 im Rahmen der Aktion „Tag des Denkmals“ eröffnet. Die an diesem Tag angebotenen Führungen hatten die archäologischen Ausgrabungen und deren Befunde und Funde sowie den Rohstoff Stein zum Thema.1289 Derzeit finden Vorbereitungsarbeiten statt, da bis 31.05.2014 eine Ausstellung eröffnet wer- den soll, die die wichtigsten archäologischen Fundstücke aus den Ausgrabungen sowie eine Rekonstruktion der ausgegrabenen Bauten zeigen wird.1290

Kat. Nr.: 63 Tempelmuseum Frauenberg Frauenberg 17, 8430 Seggauberg Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Gemeinde Seggauberg

1287 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung am 06.10.2010 sowie einem Gespräch mit Bernhard Schrettle im Mai 2013. 1288 ASIST 2013. 1289 Vgl. BDA 2013d. 1290 ASIST 2013. 242

Unterstützungsverein: Archäologischer Verein Flavia Solva Kurzbeschreibung: Der Frauenberg1291 mit dem Tempelmuseum und dem heutigen Dorf Frauenberg befindet sich am südlichen Teil des Seggauberges, dem langgezogenen Berg- rücken am Westrand des Leibnitzer Feldes. 1951 fanden die ersten archäologischen Ausgra- bungen statt, welche die Umfassungsmauern eines römischen Tempels (Tempel I) aus dem 1. Jh. n. Chr. zutage brachten. Weitere Ausgrabungen gab es seit den 1980er-Jahren, vor allem vom Landesmuseum Joanneum und dem Bundesdenkmalamt.1292 1730 war quer über die Grundmauern des Tempels ein Schulhaus errichtet worden, in dem man ab 1955 Fundstücke aus den Grabungen am Frauenberg und aus Flavia Solva aus- stellte.1293 Nach der Gründung des Archäologischen Vereins Flavia Solva pachtete die Ge- meinde Seggauberg 1986 das Schulhaus und das Ausgrabungsareal und gestaltete das Mu- seum 1987 grundlegend neu. Die wissenschaftliche Betreuung erfolgte durch das Referat für Archäologische Sammlungen am Landesmuseum Joanneum.1294 2004 schuf man für das Mu- seum einen neuen Zu- und Eingangsbereich mit einer Zugangsrampe aus Stahl und Glas und Schautafeln, welche Lagepläne des Museumsareals zeigen und die Fundsituation erklären.1295 Das Obergeschoß des Museums zeigt in Glasvitrinen ausgestellte archäologische Funde von der Jungsteinzeit bis ins Frühmittelalter1296 wie etwa ein kupferzeitliches „Rollsiegel“, das am Tempelplateau entdeckt wurde, einen hallstattzeitlichen „Tischherd“ aus Keramik vom Frauenberg1297, aber auch Werkzeuge, Gewichte, Münzen, Keramik – darunter auch Import- keramik aus dem Mittelmeerraum –, Glasgefäße, Schmuckstücke oder Spielsteine. Eine Zeit- tafel, Informationstafeln und Übersichtskarten dienen der Beschreibung und Veranschauli- chung der Exponate, der Darstellung archäologischer Arbeitsmethoden und dem Verständnis der historischen Zusammenhänge.1298 Die neuesten Grabungs- und Forschungsergebnisse werden in Sonderausstellungen präsentiert.1299 Im gewölbten Kellerraum befindet sich seit 1997 eine Römersteinsammlung, die u.a. Spolien zweier vor Ort entdeckter Kultbauten (Tempel I, Tempel II) präsentiert. Eine Stahl- konstruktion mit darauf befestigten Architekturteilen des Gesimses von Tempel II soll dessen

1291 Zum Frauenberg sowie dem Museum siehe Pleyel 1987, 168 f. 1292 Hebert 2011, 10; Zu den archäologischen Grabungen von 1998 bis 2004 am Frauenberg bei Leibnitz siehe Christian 2007. 1293 Kaindl u. a. 1998, 53 f. 1294 Vgl. Kaindl u. a. 1998, 54. 1295 Vgl. Tempelmuseum Frauenberg 1991; vgl. Hesch 2004. 1296 Tempelmuseum Frauenberg 1991; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 94. 1297 Hebert 2011, 12. 1298 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 10.06.2010. 1299 Tempelmuseum Frauenberg 1991. 243

Aussehen veranschaulichen. Neben den Architekturresten und Grabdenkmälern aus Marmor und Sandstein zeigt dieser Raum auch Steinsarkophage sowie ein Modell des Tempels I.1300 Im Außenbereich des Museums sieht man die Grundmauern des römischen Podiumstempels (Tempel I1301), der um 70 n. Chr. erbaut wurde. Ein stark fragmentierter Marmorblock mit einer nur noch in zwei Zeilen erhalten Inschrift, bei der man „ISI“ zu „ISIDI“ also „der Isis“ ergänzt, sowie das Fragment einer weiblichen Sitzstatue, die man in der Südecke des Tempels fand, könnten Hinweise darauf sein, dass der Tempel der römisch-keltischen Göttin Isis- Noreia geweiht war. Eine sichere Zuweisung ist aber nicht möglich.1302 1960 und 1970 entdeckte man bei Bauarbeiten weitere Architekturreste eines Tempels (Tempel II1303), dessen ursprüngliche Lage aber noch unbekannt ist und der aufgrund seiner Bauornamentik in die 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr. datiert. Möglicherweise war der Tempel dem keltisch-römischen Gott Mars-Latobius geweiht, worauf eine männliche Kalksteinbüste und zwei Votivinschriften der Römersteinsammlung Schloss Seggau an Mars-Latobius hinweisen. Die Büste ist im Untergeschoss des Museums ausgestellt.1304 2002 und 2003 erfolgten weitere Forschungen am Tempelplateau durch das Österreichische Archäologische Institut.1305 Dabei stieß man auf einen großen, zentralen und rechteckigen Steineinbau, die cella eines „gallo-römischen Umgangstempels“ (Tempel III). Nach Ab- schluss der Grabungen wurde die Mauer des Tempelhauptraumes in originaler Breite und Bautechnik restauriert und bis auf eine Höhe von ungefähr einem halben Meter wieder aufge- zogen.1306 Unter dem Tempelhauptraum konnten im Zuge weiterer archäologischer Untersuchungen noch drei Vorgängerbauten aus Holz nachgewiesen werden, die von 50 v. Chr. bis in die Mitte des 1. Jh. n. Chr. datieren. Schließlich bestand von der Mitte des 1. Jh. n. Chr. bis gegen Ende des 1. Jh. n. Chr. die „gallo-römische Tempelanlage“ mit gemauertem Tempelhauptraum, die in einer Erweiterungsphase eine Umfassungsmauer erhielt.1307 Diese Umfassungsmauer wird im Museumsgelände mittels Kiesbett angedeutet.

1300 Vgl. Kaindl u. a. 1998, 54; vgl. Tempelmuseum Frauenberg 1991; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 94 f. 1301 Vgl. Schrettle 2003. 1302 Vgl. Tempelmuseum Frauenberg 1991; vgl. Hesch 2004, 73. 1303 Vgl. Schrettle 2003. 1304 Hesch 2004, 79. 81 f. 1305 Zu den Ausgrabungen und Forschungen des Österreichischen Archäologischen Instituts am Frauenberg siehe Groh – Sedlmayer 2005. 1306 Hesch 2004, 76–78. 1307 Christian 2007, 64 f.; Groh – Sedlmayer 2005. 244

Der Podiumstempel wurde vermutlich erst nach Auflassung des Umgangstempels am Ende des 1. Jh. n. Chr. erbaut. In der Spätantike erfolgte ab etwa 378 n. Chr. eine erneute Über- bauung des Tempelareals.1308 Das umzäunte Tempelareal ist ganzjährig frei zugänglich und bietet auch einen Tisch mit zwei Bänken unter einem Baum zum Ausruhen und Entspannen – den sogenannten Genuss- platz.1309 Im Museum selbst liegt eine Begleitbroschüre auf.1310 Vom Museumsteam werden Führungen, Schulprogramme und Workshops angeboten. Archäologische Wanderungen, die auch das Tempelmuseum einbinden, werden auf Anfrage vom Archäologischen Verein Flavia Solva angeboten.1311 Jährlich gibt es am Tempelareal Feste und Aktionen für Familien, Kinder und Erwachsene.1312

Kat. Nr.: 64 Natur-Kultur-Archäologie-Weg Spielfelder Weingärten Zieregg/Ciringa – Graßnitzberg – Obegg – Hochgraßnitzberg – Platsch Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet: Verein „Spielfelder Weingärten“ in Kooperation mit der Gemeinde Spielfeld Objektverantwortlich: Verein „Spielfelder Weingärten“ und Gemeinde Spielfeld Kurzbeschreibung: Die 8 km lange, interregionale Wanderung an der Grenze zwischen Ös- terreich und Slowenien entlang des Natur-Kultur-Archäologie-Weges beginnt in Zieregg/Ciringa, führt über den Graßnitzberg, den Obegg, den Hochgraßnitzberg bis zur Aus- sichtswarte auf dem Platsch in Slowenien. Auf dem gut beschilderten Weg wandert man durch einen Teil des Naturparkes Südsteirisches Weinland und durch Weinlagen der Süd- steiermark und der slowenischen Stajerska, der ehemaligen Untersteiermark. An 37 Stationen befinden sich Schautafeln, die über Besonderheiten der Region, ihre Natur, Kultur und ar- chäologischen Stätten informieren. Sie sind zweisprachig bedruckt (Deutsch, Slowenisch), sehr bunt und ansprechend gestaltet. Folgende archäologische Inhalte werden thematisiert: Der römische Straßenbau mit Bezug zum kaiserzeitlichen Straßenverlauf Ehrenhausen – Berghausen, dem Pass westlich des Platsch, die Höhensiedlungen am Platsch, Hügelgräber und ihre Funktion mit Bezug auf das Urnengräberfeld in Zieregg, Wehranlagen, sowie schließlich Wein als uraltes Kulturgut.

1308 Christian 2007, 65 f. 1309 Tempelmuseum Frauenberg 1991. 1310 Vgl. Tempelmuseum Frauenberg 1991. 1311 Diese Information entstammt dem Gespräch der Autorin mit Gertrude Pölzl (Museumsleitung Tempelmuseum Frauenberg) am 10.06.2010. 1312 Tempelmuseum Frauenberg 1991. 245

Richtungspfeile am Weg dienen der Orientierung. Eine Wanderkarte mit den vermerkten Sta- tionen ist im Gemeindeamt von Spielfeld erhältlich. Sämtliche Informationen sowie die Karte findet man auch auf der Homepage der Gemeinde. Auf Anfrage bei der Gemeinde Spielfeld werden auch geführte Wanderungen entlang des Themenweges angeboten.1313

Kat. Nr.: 65 Bubenberg bei Spielfeld: Archäologischer Wanderweg zur prähistorischen Höhen- siedlung auf dem „Hoarachkogel“ Hoarachkogel – Bubenberg; Wegbeschreibung: Vom Ortszentrum Spielfeld entlang der B 67 Richtung Slowenien fahren und nach der Kreuzung nach links abbiegen und dem Wegweiser „Bubenberg“ folgen. Bis auf die Anhöhe des langgestreckten Hügelzuges fahren und parken. Dem Weg ungefähr 1 km folgen, bis die erste dreisprachige Informationstafel ersichtlich ist, wo der archäologische Wanderweg beginnt.1314 Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet: Kooperationsprojekt der Gemeinden Spielfeld in der Steiermark und Šentilj in Slowenien Objektverantwortlich: Gemeinde Spielberg und Gemeinde Šentilj Kurzbeschreibung: Von der ersten Informationstafel am Bubenberg aus führt ein ungefähr 1,5 km langer Weg entlang eines schmalen Bergrückens zum „Hoarachkogel“,1315 wo eine prähistorische Wallanlage nachgewiesen werden konnte. Entlang des Hügelkammes verläuft die Staatsgrenze zwischen Österreich und Slowenien. In den 1930er-Jahren wurde der Kogel in einem Kooperationsprojekt zwischen dem Landes- museum Joanneum in Graz und dem Museum in Maribor/Marburg archäologisch erforscht. Sein steiler Abfall gegen Norden zur Mur und nach Westen und Osten zum Bubenbergergraben/Cersak(Zierberger)graben prädestinierten ihn für den Bau einer Festungs- anlage, die bereits in prähistorischer Zeit durch mehrere künstliche Befestigungen verstärkt wurde. Dazu zählen das „Kernwerk“, ein mittlerer „Zwischenwall“ und einen kleine „Vor- burg“. Vor den Befestigungsanlagen hat sich eine ganze Reihe von Hügelgräbern erhalten, die auch heute noch gut im Gelände sichtbar sind. Viele von ihnen sind bereits durch Raub- grabungen gestört und daher für die Forschung nur bedingt brauchbar. Bei zwei Hügeln lag die Vermutung nahe, dass es sich eher um Kohlenmeiler handelte als um Gräber.1316

1313 Gemeinde Spielfeld 2007. 1314 Bichl – Reisinger 2004, 113; vgl. Hesch 2004, 149. 1315 Bichl – Reisinger 2004, 114. 1316 Hesch 2004, 149 f. 246

Am Beginn des Themenweges, der im Wald verläuft, befindet sich ein Tisch mit Holzbänken und eine Informationstafel in den drei Sprachen Deutsch, Englisch und Slowenisch von der Gemeinde Šentilj, die anhand eines Planes auf die Lage der insgesamt 16 Hügelgräber und der Burgstelle kurz vor dem Abbruch zur Mur hinweist. Die Rückseite der Informationstafel gibt Auskunft über die Höhensiedlung, über deren Erforschung, die erfassten Siedlungsreste und die Fundstücke. Man könnte den Angaben zur Nutzung der Höhensiedlung noch hinzufügen, dass der Hoarachkogel dem Fundgut nach zu schließen vom 4. Jh. v. Chr. bis in das 1. Jh. v. Chr. besiedelt war und der Bubenberg bereits ab dem 9. Jh. v. Chr. (späte Urnenfelderzeit / frühe Hallstattzeit), wie es Diether Kramer in seinen Untersuchungen zur ältesten Be- siedlungsgeschichte der Steiermark1317 nachwies.1318 Der Themenweg verläuft von dieser ersten Informationstafel in nördliche Richtung entlang des Höhenrückens. Auf der rechten (östlichen) Seite ist slowenisches Staatsgebiet und auf der linken (westlichen) Seite öster- reichisches. Bereits nach kurzer Zeit sieht man auf slowenischer Seite die ersten Hügelgräber, die eine Höhe von 0,6 bis 2 m aufweisen. Die „Vorburg“ sowie der „Zwischenwall“ wurden gebaut, indem man bereits vorhandene Terrassen oder Leisten durch Erdaufschüttungen ver- stärkte. Nach „Vorburg“ und „Zwischenwall“ gelangt man zu dem mitten im Wald recht im- posant über 10 m steil emporragenden Wall des so genannten „Kernwerkes“, der inneren Burg. Bei dem tiefen Einschnitt zwischen „Kernwerk“ und „Zwischenwall“ befindet sich die zweite Informationstafel der Gemeinde Šentilj. Vermutlich führte der ursprüngliche Weg in das „Kernwerk“ von Nordosten aus dem unteren Cersakgraben herauf, dann unter dem Ost- wall des „Kernwerkes“ entlang bis zum Sattel, und dann erst durch den Südwestwall ins In- nere der Anlage. Im Inneren des „Kernwerkes“ wurden insgesamt elf Grundrisse von Häusern freigelegt, die als Holzblockbauten auf niedrigen Steinsetzungen standen. Sie bestanden zu- meist aus einem Raum oder auch aus einer Vorhalle und einem Herdraum.1319 Der Themenweg verläuft entlang des Grenzpanoramaweges. Derzeit gibt es keine Vermitt- lungsangebote oder Aktivitäten, die das interessierte Publikum über die archäologischen und historischen Besonderheiten der Höhensiedlung und der Hügelgräber informieren würden.1320

Kat. Nr.: 66 Römerzeitliche Hügelgräber an der ehemaligen Römerstraße in Tillmitsch Kogläcker am Römerweg, in der Nähe der Firma Frühwald (Römerweg 3), 8430 Tillmitsch

1317 Vgl. Kramer 1981a; Kramer 1981b; Kramer 1981c. 1318 Hesch 2004, 150 f. 1319 Hesch 2004, 150 f.; Zur prähistorischen Höhensiedlung siehe auch Pleyel 1987, 179. 1320 Vgl. Amt der Steiermärkischen Landesregierung 2014a. 247

Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet: Bundesdenkmalamt mit Gemeinde Tillmitsch Objektverantwortlich: Gemeinde Tillmitsch Kurzbeschreibung: 2004 errichtete die Gemeinde Tillmitsch in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt Informationstafeln zu den unter Denkmalschutz stehenden Grabhügeln an der ehemaligen Römerstraße in Tillmitsch.1321 Diese Hügelgräber befinden sich an der Straße des Gewerbeparks bei der Einfahrt zur Firma Frühwald. Das mit zahlreichen Bäumen bestan- dene Grundstück wurde mit großen Steinen markiert. Am Areal gibt es auch einen Tisch mit Bänken, die zum Verweilen einladen. Vor jedem Grabhügel steht eine Informationstafel, die eine Karte mit bereits bekannten Fundorten von norisch-pannonischen Hügelgräbern und Hü- gelgräberfeldern in der Südweststeiermark zeigt sowie die unterschiedlichen Formen von Steinkammern in Hügelgräbern. Die Tafeln beschreiben auch die Funktion römischer Grab- hügel und den damaligen Grabkult, der mit den drei Erdhügeln in Verbindung steht, die man als Grabdenkmale über den Bestattungen aufgeschüttet hat.1322

Kat. Nr.: 67 Römermuseum Flavia Solva (Universalmuseum Joanneum) Marburgerstraße 111, 8435 Wagna Einrichtungsart: Freilichtmuseum Träger: Universalmuseum Joanneum GmbH Kurzbeschreibung: Zu den Archäologischen Sammlungen des Archäologiemuseums im Schloss Eggenberg in Graz, das Teil des Universalmuseums Joanneum ist, zählen auch die Funde aus der ehemaligen römischen Siedlung Flavia Solva1323 in der südsteirischen Markt- gemeinde Wagna. Diese Siedlung erhielt um 70 n. Chr. unter Kaiser Vespasian das Stadtrecht und war eine der bedeutendsten Städte der römischen Provinz Noricum. Seit über 100 Jahren führt das Joanneum in Wagna Ausgrabungen1324 durch.1325 Für die steirische Landesausstellung 2004 zum Thema „Die Römer“ wurde ein kleiner Infor- mations- und Museumspavillon aus Glas von ca. 28 x 10 m Größe errichtet, der sich auf Stel- zen über den freigelegten und konservierten Mauern in der Nordostecke der Insula XXII er-

1321 Hebert 2004. 1322 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 28.07.2012. 1323 Zu Geschichte und Erforschung Flavia Solvas siehe Pleyel 1987, 160–167. 1324 Um einen kurzen Überblick über die archäologischen Ausgrabungen in Flavia Solva zu erhalten, siehe Hinker 2008. 1325 Eipper-Kaiser u. a. 2011b, 196. 248

hebt.1326 Bis 2011 befand sich im Inneren des Museums ein Geländemodell, das die Lage und den Umfang der römischen Stadt zeigte – vom Frauenberg bis in die Ebene an der Mur. In Glasvitrinen wurden ausgewählte Objekte präsentiert, die Einblick in wesentliche Bereiche der römischen Stadt wie etwa Handel, Handwerk, Bauwesen, Verkehr, Malerei oder den Haushalt gaben. Informationstafeln mit erklärenden Texten, Zeittabellen, Landkarten, Grund- rissplänen und Rekonstruktionszeichnungen ergänzten die Ausstellung.1327 Das Museum hatte fixe Öffnungszeiten und wurde von einer Mitarbeiterin des Universalmuseums Joanneum betreut. Auch Führungen durch die Ausstellung wurden angeboten. Im Durchschnitt besuch- ten das kleine Museum etwa 4.000 BesucherInnen jährlich.1328 In den Jahren 2012 und 2013 wurde das Römermuseum Flavia Solva und sein Umfeld vom Universalmuseum Joanneum gemeinsam mit VertreterInnen der Gemeinde Wagna, des Bun- desdenkmalamts und der Universität Graz umgestaltet. Das Museumsgebäude wurde umgebaut, die Mauerreste der Insula1329 XXII1330 saniert und das Freigelände neu gestaltet. Geplant ist auch die Erstellung eines Leitsystems mit Infomodulen in der Marktgemeinde, welche die Gesamtausdehnung der antiken Stadt sichtbar machen und die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Öffentlichkeit präsentieren. Im Rahmen der Neugestaltung wurde der gläserne Museumspavillon in eine von außen begehbare Schauvitrine umgestaltet, um die man herumgehen kann und die nun innen ein Café beherbergt. Ein Besuch ist so das ganze Jahr hindurch bei freiem Eintritt möglich. Ausgestellt werden einige der bedeutendsten Objekte aus der 130-jährigen Grabungstätigkeit in Flavia Solva. Der Schwerpunkt liegt auf der Stadtforschung, die sich archäologisch-histori- schen, soziologischen und architektonischen Inhalten widmet.1331 Die Glaswände des Gebäu- des dienen als Vitrinen, welche die ausgestellten Objekte nach außen hin präsentieren. Infor- mationstafeln mit erläuternden Texten, Bildern, Fotos und Plänen bieten eine nähere Erklä- rung bzw. veranschaulichen Inhalte. Diese sind breit gefächert und reichen von der Stadt- geschichte über die Forschungsgeschichte, römische Keramik, Fernhandel und Bautechnik bis zur Münzprägung und aufgefundenen Ritz-Inschriften. Ein zweiter Teil der Ausstellung wid- met sich der 6000-jährigen Geschichte der steirischen Keramik – von der Steinzeit bis in das 19. Jahrhundert.1332

1326 Vgl. Hesch 2004, 22. 1327 Vgl. Hesch 2004, 22; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 88. 1328 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 27.10.2010 und dem Gespräch mit der damaligen Museumsleiterin Mag. Gabriele Lind. 1329 Insula = von lat. insula = von Straßen eingefasster Häuserblock einer römischen Stadt. 1330 Zur Insula XXII von Flavia Solva siehe Hudeczek 2008. 1331 Universalmuseum Joanneum GmbH 2012c. 1332 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 27.10.2010. 249

Im Freigelände des Museums wurden die anschaulichsten Teile der Grundmauern von Insula XII für die Präsentation restauriert. Es handelt sich dabei um die Grundmauern von Raum 7, einem Einzelgebäude mit Fußbodenheizung, das einen Schutzbau aus Glas und Stahl erhielt, und die Gebäudereste unter dem Museumspavillon, die entlang einer der Hauptstraßen der Stadt ausgerichtet waren und möglicherweise als Verkaufsläden dienten. Die anderen Aus- grabungsreste rund um das Museum wurden mit Erde zugeschüttet, um vor der Witterung geschützt zu sein. Damit man sich den Verlauf der nun nicht mehr sichtbaren Mauern vor- stellen kann, wurden darüber Stahlfundamente errichte, die nachts beleuchtet sind.1333 Die Eröffnung des neugestalteten Museums mit Eissalon bzw. Café fand am 28. Juli 2012 statt. An diesem Tag gab es Führungen am Museumsgelände und die Neuerungen wurden erklärt. Für Kinder wurde ein spezielles Vermittlungsprogramm mit interaktiven Angeboten konzipiert.1334 Zukünftige Ausstellungen sollen die neuesten Erkenntnisse aus laufenden oder abgeschlosse- nen Forschungsprojekten thematisieren.1335 Derzeit gibt es keine Vermittlungsangebote vor Ort.1336 Ein Informationsfolder ist in der Gemeinde Wagna und bei den Abteilungen des Universalmuseums Joanneum erhältlich.

Kat. Nr.: 68 Archäologischer Wanderweg vom Römermuseum Flavia Solva zur Römerstein- sammlung Schloss Seggau Marktgemeinde Wagna, 8435 Wagna – Stadtgemeinde Leibnitz, 8430 Leibnitz – Gemeinde Seggauberg, 8430 Seggauberg Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet: Archäologischer Verein Flavia Solva Objektverantwortlich: Marktgemeinde Wagna, Stadtgemeinde Leibnitz, Gemeinde Seggau- berg Kurzbeschreibung: 1986 wurde der Archäologische Verein Flavia Solva gegründet. Er ge- staltete vor ungefähr 10 Jahren Schau- und Informationstafeln für einen archäologischen Wanderweg, um der Öffentlichkeit das kulturhistorisch reiche Erbe der Region um Leibnitz näherzubringen. Dieser Weg führt vom Freilichtmuseum Flavia Solva über das Tempel-

1333 Vgl. Universalmuseum Joanneum GmbH 2012c. 1334 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am Tag der Neueröffnung, am 28.07.2012. 1335 Universalmuseum Joanneum GmbH 2012c. 1336 Diese Information entstammt einem Telefonat der Autorin am 28.05.2013 mit Mag. Karl Peitler (Leiter Abteilung Archäolgie & Münzkabinett im Schloss Eggenberg des Universalmuseums Joanneum). 250

museum am Frauenberg bis zum Lapidarium auf Schloss Seggau. Dabei durchquert man die Gemeinden Wagna, Leibnitz und Seggauberg. Auf dem Weg befinden sich 16 Stationen mit Schau- und Informationstafeln zu den archäo- logischen Forschungsergebnissen, die über den jeweiligen Ort gewonnen wurden. Die erste Station ist dem Ausgrabungsgelände des Freilichtmuseums Flavia Solva gewidmet. Die Stationen 2 bis 5 nehmen Bezug auf die Grenzen des antiken Stadtgebietes. Die Station 7 führt zum Römersteinbruch in Aflenz. Den Gräberfeldern von Leibnitz-Altenmarkt widmen sich die Stationen 8 und 9 und Station 10 informiert über den spätkeltischen Kultplatz und das spätantike Gräberfeld auf den „Perl-/Stadläckern“. Station 11 führt zum prähistorischen Weg- abschnitt „Katzelsteig“. Der römische Tempelbezirk am Frauenberg und das Tempelmuseum sind die Inhalte der Station 12. Die Grenzen eines prähistorischen „Walles“ markieren die Stationen 13 und 14. Zuletzt führt die Wanderung zur Römersteinsammlung auf Schloss Seggau (15) und zum „Müllerkreuz“ (16). 1337 Vom Ausgangspunkt beim Freilichtmuseum Flavia Solva bis zum Ziel des Wanderweges, der Römersteinsammlung auf Schloss Seggau, wird eine Strecke von ungefähr 5,5 km zurückgelegt. Im Laufe der Jahre wurden die Informationstafeln durch die Witterung stark in Mitleiden- schaft gezogen und daher 2011 im Gemeindegebiet von Wagna vom Archäologischen Verein Flavia Solva erneuert. Die Tafeln im Gemeindegebiet von Leibnitz wurden allerdings von der Gemeinde abmontiert, so dass der archäologische Wanderweg heute nur noch in Fragmenten erhalten ist.1338 2001 wurden vom Museumsverband Südsteiermark geführte „Wanderwege in die Antike“ angeboten, die von einem großen Publikum angenommen wurden. Im Anschluss daran wurde ein gleichnamiger Wanderführer1339 veröffentlicht, der die bestehenden Schau- und Informationstafeln des Archäologischen Vereins berücksichtigt. Er beschreibt nicht nur aus- führlich die Stationen des Wanderweges, sondern auch zusammenfassend die archäologischen Forschungsergebnisse der letzten 125 Jahre und die sechstausendjährige Geschichte der re- gionalen Besiedelung. Illustrationen der beschriebenen Besichtigungspunkte und Karten er- möglichen es dem Benutzer, sich im Gelände gut zurechtzufinden.1340 Auf Anfrage beim

1337 Hesch 2004, 8 und Umschlaginnenseite. 1338 Diese Information entstammt dem Telefonat der Autorin mit Mag. Gert Christian (Obmann des Archäologischen Vereins Flavia Solva) am 27.12.2011. 1339 Hesch 2004. 1340 Hesch 2004, 8 f. 251

Tempelmuseum am Frauenberg oder bei der Gemeinde Wagna werden auch Führungen entlang des Archäologischen Wanderweges angeboten.1341

1341 Diese Information entstammt dem Telefonat der Autorin mit Mag. Gert Christian (Obmann des Archäologischen Vereins Flavia Solva) am 27.12.2011. 252

Kat. Nr.: 69 Hengist-Museum im Schloss Wildon Schloss Wildon, Hauptplatz 55, 8410 Wildon Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Verein Kulturpark Hengist Kurzbeschreibung: Der Wildoner Schlossberg war bereits vor über 6000 Jahren besiedelt und zählt zu den bedeutendsten archäologischen Fundplätzen des Südostalpenraumes.1342 Um ein archäologisch-historisches Museum im Ort einzurichten, wurden bei der General- sanierung des Schlosses Wildon im Erdgeschoss drei Räume dafür vorgesehen. Seit 2001 stehen zwei dieser Räume der öffentlichen Bibliothek zur Verfügung und der größte Raum mit 73 m2 Fläche wurde als archäologischer Schauraum eingerichtet. Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut und beginnt mit den archäologischen Arbeitsmethoden. Es folgt eine Epochenvitrine, die Fundstücke aus der Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Römerzeit und aus dem Mittelalter zeigt. Texte, eine Verbreitungskarte der archäologischen Fundstellen im Kulturpark Hengist sowie eine Zeittafel ergänzen die präsentierten Objekte. Die nächste Pult- vitrine widmet sich der archäologischen Forschungsgeschichte des Raumes Wildon und den Funden aus der Kupferzeit am Wildoner Schlossberg. Das Modell eines jungsteinzeitlichen Hauses veranschaulicht das Wohnen und Arbeiten vor 6000 Jahren.1343 Am rückseitigen Ab- schluss des Raumes befindet sich – passend zum Thema „vor- und frühgeschichtliche Grabbräuche“ – das Skelett eines Kleinkindes, das 2003 bei Grabungen im Bereich der Volksschule Wildon gefunden wurde und entweder in die Hallstattzeit oder in die römische Spätantike datiert.1344 Die folgenden Vitrinen präsentieren Fundstücke aus dem urnenfelder- zeitlichen Gräberfeld Kainach bei Wildon. Anschließend zeigt eine Pultvitrine Objekte aus den Grabungen vor dem Neubau der Volksschule Wildon1345, die das Leben vor 2800 Jahren erahnen lassen. Zuletzt wird die „Leitinger Urne“ präsentiert, eine Brandbestattung, die auf einem Privatgrundstück entdeckt und fachgerecht geborgen wurde.1346 Das Konzept dieser Dauerausstellung im Museum Wildon berücksichtigte die Gegebenheiten des Raumes mit seinem Tonnengewölbe und den Natursteinmauern. Er sollte als eigen- ständiger historischer Raum unangetastet erhalten bleiben. Ein frei im Raum aufgestelltes, u- förmig angeordnetes Sockelelement bietet den Ausstellungsobjekten bzw. den Vitrinen und Pulten eine Basis. Sockelelemente, Pulte und Vitrinen wurden bewusst zurückhaltend und in

1342 Kulturpark Hengist 2012b. 1343 Roscher 2005. 1344 Vgl. Gutjahr 2004, 11; vgl. Roscher 2005. 1345 Vgl. Gutjahr 2004. 1346 Roscher 2005. 253

dunkler Farbe gestaltet, um die Aufmerksamkeit der BesucherInnen auf die Raumatmosphäre und die Exponate zu lenken. Die unterschiedlichen Höhen und Proportionen der Pulte und Vitrinen unterstützen den Effekt, dass das Interesse von einem Thema und Objekt auf das nächste gelenkt wird. Die hinterleuchteten Pulte ermöglichen ein konzentriertes Lesen. Die Pultplatten verfügen über transparente Bildausschnitte, hinter denen keine Fundgegenstände liegen. Als vertikale Informationsebene wurden an einer Seilkonstruktion hängende Trans- parente aus Fahnenstoffen in Augenhöhe angebracht. Punktuelle Lichtakzente dienen als Raumbeleuchtung und schaffen bewusst helle und dunkle Bereiche im Raum.1347 Als interaktives Angebot bietet ein Schaugrabungskasten den BesucherInnen die Möglichkeit, Fundstücke vom Wildoner Schlossberg fachgerecht freizulegen, was bevorzugt von Kindern genutzt wird.1348 Als Vermittlungsangebote werden Führungen und Programme für Schulen angeboten. Im Schloss Wildon finden auch Vorträge und Tagungen zu archäologischen und historischen Themen statt.1349

10.7 Bezirk Leoben Kat. Nr.: 70 Kunsthalle Leoben Kirchgasse 6, 8700 Leoben Einrichtungsart: Ausstellungsbetrieb Träger: Stadtgemeinde Leoben Kurzbeschreibung: Die Kunsthalle Leoben in den Räumlichkeiten des Jesuitenklosters ist seit 1998 ein Zentrum für internationale kulturhistorische und ethnologische Großausstellun- gen.1350 Es gibt eine Großausstellung pro Jahr. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Themen1351 behandelt, etwa China, Peru, Ägypten, die Wikinger oder Alexander der Große. Abhängig vom jeweiligen Thema zeigen die Ausstellungen oft auch archäologische Inhalte. Die gezeigten Exponate sind vor allem Leihgaben. Viele von ihnen stammen aus großen Mu- seen aus aller Welt, mit denen die AusstellungskuratorInnen sowie die Ausstellungsmit- arbeiterInnen der Kunsthalle eng kooperieren. Die Ausstellungsobjekte werden größtenteils in Glasvitrinen präsentiert. Interaktive Angebote für Jung und Alt, die es den BesucherInnen ermöglichen, selbst in Aktion zu treten, um auf

1347 Grabner 2005. 1348 Roscher 2005. 1349 Diese Information entstammt dem Telefonat der Autorin mit Mag. Martina Roscher (Management Kulturpark Hengist) am 30.04.2013. 1350 Vgl. Leitner-Böchzelt – Mittersteiner 2006, 6. 1351 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 174. 254

diese Weise mehr Einblick in historische Zusammenhänge zu erhalten, werden größtenteils in die Ausstellungsgestaltung integriert. Sie sind bestimmt – neben den Ausstellungsthemen, den bedeutenden Exponaten sowie der aufwendigen Ausstellungsgestaltung – ein Grund für das große Publikumsinteresse an der Kunsthalle, die jährlich ca. 70.000 Besucher hat. Ebenso werden unterschiedliche Medien wie etwa Filme, Audio-Tools und PCs für die Vermittlung der Inhalte eingesetzt. Zur jeweiligen Ausstellung liegen in der Kunsthalle sowie im Gemeindeamt Leoben Begleit- broschüren auf. Die Kataloge sind im Verkaufsladen der Kunsthalle erhältlich. Als Vermitt- lungsprogramm werden den BesucherInnen neben Führungen, Audio-Guides und Multi- plikatorenprogrammen auch vielseitige Mitmachprogramme und Führungen für Kinder angeboten.1352

Kat. Nr.: 71 Museumscenter Leoben Kirchgasse 6, 8700 Leoben Einrichtungsart: Stadtmuseum Träger: Stadtgemeinde Leoben Kurzbeschreibung: 1883 wurde das Museum der Stadt Leoben gegründet und 1887 als „Lokalmuseum für den politischen Bezirk Leoben“ eröffnet.1353 Das Museumscenter Leoben, wie man es heute besuchen kann, wurde im Jahr 2004 eingerichtet. Es verfügt über 1.200 m2 Ausstellungsfläche und befindet sich in den Räumen des ehemaligen Jesuitenklosters in Leoben und einem eigens dafür geschaffenen Zubau. Unter einem Dach mit der Kunsthalle Leoben mit ihren jährlichen Großausstellungen, widmet sich das Museumscenter der Stadt-, Regional-, und Montangeschichte. Das Motto lautet „Schienen in die Vergangenheit“, und die BesucherInnen begeben sich dem- entsprechend auf eine Reise von der Gegenwart zurück in die Vergangenheit. Sieben „Zeit- schwellen“ („Schienen“), die architektonisch hervorgehoben sind, führen sie durch das Mu- seum und definieren die musealen Inhalte.1354 Diese sieben Ausstellungsabschnitte widmen sich Ereignissen, die zur Entwicklung der Stadt Leoben in ihrer 1.100-jährigen Geschichte beigetragen haben, von der ur- und frühgeschichtlichen Vergangenheit bis zur heutigen Be-

1352 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin sowie dem Gespräch mit Frau Mag. Susanne Leitner-Böchzelt (Museumsleitung Kunsthalle Leoben und Museumscenter Leoben) am 13.10.2010. 1353 Kaindl u. a. 1998, 116; Zum Museum der Stadt Leoben siehe Pleyel 1987, 175. 1354 Leitner-Böchzelt – Mittersteiner 2006, 6. 255

deutung des steierischen Erzbergs. Das geschieht mittels ausgewählter Exponate, moderner Installationen und neuen Präsentationsmedien.1355 Die siebte „Zeitschwelle“ widmet sich beispielsweise der Hallstattzeit, insbesondere dem Gräberfeld auf der Brunnleiten in Leoben-Hinterberg, das 27 Gräber mit Brandbestattung ohne Hügelaufschüttung aufwies. Die Gräber enthielten Steinkisten, Steinkränze und Stein- packungen. Als Grabbeigaben fand man Keramikgefäße, bronzene Schmuckgegenstände, Gewandnadeln, Gewandspangen, zahlreiche Spinnwirtel sowie Messer. Urnen aus Keramik dienten der Aufbewahrung des Leichenbrands. In Glasvitrinen wird ein Teil dieser Grab- beigaben präsentiert. Die „Zeitschwelle Sechs“ widmet sich der planmäßigen Siedlungs- gründung von „Neu-Leoben“ im Mittelalter und umfasst den Zeitraum zwischen 200 n. Chr. und 1517. Ausgestellt wird in diesem Abschnitt unter anderem eine römische Grabädikula aus dem Ende des 2. Jh. n. Chr. bzw. der ersten Hälfte des 3. Jh. n. Chr., die im Leobner Stadtteil Donawitz aufgefunden wurde. Weitere Exponate sind beispielsweise ein Richtschwert aus dem 15. Jahrhundert oder ein Ratsprotokoll aus dem 16. Jahrhundert.1356 Den MuseumsbesucherInnen wird ein vielseitiges Vermittlungsangebot offeriert, von Führun- gen über interaktive Kinderprogramme, Themenführungen bis hin zu Workshops. Die „Kids- boxen“, die Bluebox und das Schnittstudio richten sich an die jungen Museumsgäste. Die fünf „Kidsboxen“ enthalten Objekte, die von den jungen BesucherInnen selbst in die Hand ge- nommen werden können, um beispielsweise zu erspüren, wie sich Kleiderstoffe aus vergan- genen Zeiten anfühlen. In der Bluebox kann man – wie in einem Fernsehstudio – sich selbst oder Gegenstände fotografieren, um dann im Schnittstudio als RegisseurIn, RegieassistentIn oder AufnahmeleiterIn aktiv zu werden und aus den zuvor fotografierten Personen und Ge- genständen Szenen zu schneiden, die am Ende einen kurzen Trickfilm ergeben. 1357

Kat. Nr.: 72 Stadtmuseum Trofaiach Schloss Stibichhofen, Rebenburggasse 2a, 8793 Trofaiach Einrichtungsart: Stadtmuseum Träger: Stadtgemeinde Trofaiach Unterstützungsverein: Verein Stadtmuseum Trofaiach Kurzbeschreibung: Schon 1975/1976 wurde in Trofaiach ein Museum in den Keller- räumlichkeiten des Schlosses Stibichhofen eingerichtet, das über eine umfangreiche Samm-

1355 Leitner-Böchzelt – Mittersteiner 2006, 6; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 174 f. 1356 Leitner-Böchzelt – Mittersteiner 2006, 106–112. 114–120. 1357 Vgl. Museumscenter Leoben/Kunsthalle Leoben o. J. 256

lung von Gegenständen zur lokalen Geschichte und Heimatkunde verfügte. In den 1980er- Jahren erfolgte eine schrittweise Neugestaltung der Räume, die 2007 weitgehend abgeschlos- sen war.1358 Die Ausstellungsobjekte werden heute auf sehr ansprechende Weise präsentiert. Zahlreiche Objekte befinden sich in unterschiedlich großen Glasvitrinen mit dunklen Metall- beinen. Informationstafeln aus durchsichtigem Plexiglas mit Bildern und Texten sind an die Wände montiert und bieten den BesucherInnen neben den Objektbeschriftungen eine weitere Informationsebene.1359 In den fünf unterschiedlich großen Räumen des Schlosses Stibichhofen wird die Geschichte der Stadt Trofaiach und ihrer Umgebung erzählt.1360 Der erste Raum widmet sich archäologi- schen Inhalten und zeigt Fundstücke aus der Ur- und Frühgeschichte, der Römerzeit sowie aus dem Frühmittelalter. Die Funde aus der Roseggergasse in Trofaiach – vor allem Keramik wie etwa ein ausgestelltes Kegelhalsgefäß – deuten auf die ehemalige Existenz einer spät- bronzezeitlichen Siedlung (1300–1000 v. Chr.) hin. Viele der ausgestellten Fundstücke stam- men von der Höhensiedlung am Kulm bei Trofaiach aus der späten Urnenfelderzeit (9.–8. Jh. v. Chr.)1361, vermutlich ein Macht- und Wirtschaftszentrum des Kupferbergbaus, das den Ab- bau und die Verhüttung der Kupfererze sowie die Verarbeitung und den Handel kontrollierte. Diese Siedlung wurde allerdings um 750 v. Chr. aus unbekannten Gründen aufgegeben. Zu den Fundstücken aus der Römerzeit zählt die gut erhaltene marmorne Bekrönung einer römi- schen Grabstele, die im Laintal in Trofaiach gefunden wurde und eine von zwei Löwen flan- kierte Maske in Form eines bärtigen Männerkopfes1362 darstellt. Sie datiert in das 2.–3. Jh. n. Chr. Zur besseren Veranschaulichung wurde der untere Teil der Grabstele rekonstruiert.1363 Aus dem Frühmittelalter stammt ein in der Roseggergasse in Trofaiach gefundenes und ins Museum übertragenes Grab mit vollständigem Skelett aus dem 9. Jh. n. Chr.1364 An die archäologische Abteilung schließt die Arzt- und Apothekerstube des Arztes Peter Schlömmer an, der im 19. Jh. in Trofaiach praktizierte und seine chirurgischen Instrumente sowie seinen 132 Laden umfassenden Arzneischrank mit ursprünglichem Inhalt hinterließ. Dominiert wird der Raum aber von einer originalen Apothekeneinrichtung aus dem Jahre

1358 MUSIS und ARIS 2012a; vgl. Kaindl u. a. 1998, 171. 1359 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 21.10.2010. 1360 MUSIS und ARIS 2012a. 1361 Zu den archäologischen Untersuchungen am Kulm bei Trofaiach siehe Fuchs – Obereder 1999. 1362 Koch – Drack 2012. 1363 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 21.10.2010; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 177 f. 1364 MUSIS und ARIS 2012a; Zu den frühmittelalterlichen Körpergräbern in Trofaiach siehe Gutjahr 2000. 257

1904 mit den dazugehörigen Geräten und Utensilien. Der dritte und letzte Teil des Museums zeigt eine Trachtensammlung aus dem ausgehenden 18. bis zum späten 19. Jahrhundert.1365 Ein weiterer Teil des Museums, nicht weit vom Schloss Stibichhofen entfernt, ist das Aus- stellungszentrum im Museumsdepot in der Friedhofgasse 7. Dort befinden sich ein Schau- depot und eine Bibliothek zu den Themenschwerpunkten Trofaiach und die Eisenstraße, Trachtenkunde, Brauchtum und steirische Literatur sowie das Büro des Kustos des Museums. Auch Veranstaltungen wie etwa Lesungen und Vorträge werden im Museumsdepot abgehalten.1366 Mit viel Einsatz und Engagement ist der Verein Stadtmuseum Trofaiach um das Museum bemüht. Ein großer Teil der Arbeiten wie etwa die Führungen werden von dessen Mitgliedern ehrenamtlich erledigt. Neben den allgemeinen Führungen werden auch spezielle Themen- führungen für Kinder und Jugendliche angeboten, Programme für Schulen, Vorträge sowie historische Altstadtwanderungen. Eine eigene Grabungskiste in der archäologischen Abtei- lung ermöglicht es vor allem den jungen Gästen, selbst aktiv zu werden und archäologische Arbeitstechniken anzuwenden.1367

10.8 Bezirk Liezen Kat. Nr.: 73 Via Salis – Wandern auf den Spuren des Salzes Ausgangs- und Zielpunkt: Kurhaus Altausee, 8992 Altaussee Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet/Objektverantwortlich: Salinen Tourismus GmbH Kurzbeschreibung: Die Salinen Tourismus GmbH konzipierte in Altaussee einen Themen- weg zum Thema Salz mit der Bezeichnung Salzstraße („Via Salis“). Der Rundwanderweg mit einer Länge von ungefähr 8 km ist bequem begehbar, führt durch das schöne Bergland von Altaussee und nimmt ungefähr drei Stunden Gehzeit in Anspruch. Die Wanderer können ent- lang des Weges immer wieder zwischen „leichteren“ und „schwierigeren“ Routenabschnitten wählen. Dabei passieren sie 24 Informationstafeln, die Einblick geben in frühe Erdzeitalter, die Welt der Römer, die Salzherren der Neuzeit bis zu den gegenwärtigen modernen In- dustriebetrieben der Salinen und die Salzwelten Altaussee.1368

1365 MUSIS und ARIS 2012a. 1366 Vgl. MUSIS und ARIS 2012a. 1367 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin und dem Gespräch mit Wolfgang Slamnig (Kustos Stadtmuseum Trofaiach) am 21.10.2010. 1368 Jarosch 2006, 3–7; vgl. Auferbauer – Auferbauer 2003,16 f. 258

Die Informationstafeln widmen sich den folgenden Themen: Salz ist Leben, Salzwasser im Sandling, wie Altaussee entstand, Berufsbild im Wandel, die Salzwege, die Ruine Pfindsberg, die Römer am Sandling, die Schöpfwerke, das alte Bergbauzentrum, Spuren der Bergbau- geschichte, das Salz im Sandling, Salz und Holz, Berg-Panorama, Wasser in den Stollen, der Steinberg-Stollen, das Schaubergwerk, das Ablasswerk, die Soleleitung, Bergbau heute, Le- bensmittel für die Knappen, Heilung aus der Tiefe, die ersten Besucher, das Salz der Zu- kunft.1369 Man findet allerdings kaum archäologische Inhalte. Vielmehr wird versucht, die BesucherInnen aufmerksam durch die Landschaft zu führen und mittels historischer Infor- mationen auf die Wurzeln und die Bedeutung des Salzes für uns Menschen hinzuweisen. Eine Begleitbroschüre zur „Via Salis“ ist bei der Salinen Tourismus GmbH erhältlich, enthält eine Karte mit den eingezeichneten Stationen, informiert ausführlich über deren Inhalte und mögliche Zusatzstrecken oder Routen.1370 Es werden auch geführte Wanderungen entlang des Weges angeboten.1371

Kat. Nr.: 74 Kammerhofmuseum Bad Aussee Chlumeckyplatz 1, 8990 Bad Aussee Einrichtungsart: Museum Träger: Stadtgemeinde Bad Aussee Kurzbeschreibung: Das Kammerhofmuseum befindet sich mitten im historischen Ortskern von Bad Aussee und ist ein Baudenkmal der Spätgotik und der Renaissance. Bis 1926 diente der Kammerhof dem Salzverweser bzw. den Salinenvorständen als Amtssitz. 1971 kaufte die Marktgemeinde Bad Aussee das Gebäude, sanierte es und richtete darin ein Museum ein so- wie eine Bücherei und eine Ludothek. Heute widmet sich das Museum, das sich über drei Geschosse erstreckt, vor allem der Geschichte und Volkskultur des Ausseerlandes und beher- bergt mehrere Sammlungen unterschiedlicher Herkunft und Entstehungsgeschichte.1372 2002 begann der Verein „ARGE Ausseer Kammerhofmuseum“, ein Raum-Funktionskonzept für die Neugestaltung 2004–2008 zu entwickeln. In den Jahren 2004 und 2005 wurden meh- rere Bereiche des Gebäudes in unterschiedlichen Stockwerken baulich in das Museum ein- bezogen und die Ausstellungen „Höhlenkunde“ und „Ausseer Trachtenhandwerk“ neu kuratiert sowie „Ur- und Frühgeschichte“ und „Fossilien“ zum Teil neu gestaltet. Im Mai

1369 Vgl. Jarosch 2006. 1370 Jarosch 2006; vgl. Auferbauer – Auferbauer 2003,16 f. 1371 Diese Information entstammt einem Telefongespräch der Autorin mit Franz Hütter (Wanderbegleiter Altaussee) 2013; vgl. Gemeinde Altaussee 2013. 1372 Vgl. Kaindl u. a. 1998, 27. 259

2005 wurde das erneuerte Kammerhofmuseum der Öffentlichkeit präsentiert. In den darauf- folgenden Jahren eröffneten die Ausstellungen „Brauchtum“ (2006), „Volksmusik“ (2008) und „Erzherzog Johann und Anna Plochl“ (2009). Auch die Ausstellung „Salz – das weiße Gold“ wurde neu aufbereitet. 2013 wurden eine Dauerausstellung unter dem Titel „Das Ausseerland – von der Kurregion zur Tourismusdestination“ und das Museumskino ein- gerichtet.1373 Im Erdgeschoss befinden sich die Kassa und der Museumsshop. Über ein Stiegenhaus gelangt man in die beiden weiteren Stockwerke. Im ersten Stock befinden sich die Dauerausstellungen „Archäologie“, „Salz- und Ortsgeschichte“, „Erzherzog Johann und Anna Plochl“, „Ausseer Trachtenhandwerk“, „Das Ausseerland – von der Kurregion zur Tourismusdestination“, der Kaisersaal mit Wandmalereien aus dem 18. Jahrhundert und das Museumskino.1374 Im zweiten Stockwerk werden die Ausstellungen „Volksmusik“, „Brauchtum“, „Tracht“, „Fossilien“ und „Höhlenkunde“ präsentiert.1375 Die vielen Ausstellungen des Museums sind sehr unterschiedlich gestaltet, abhängig von der Zeit ihrer Einrichtung, den jeweiligen KustodInnen oder einer inzwischen erfolgten Neu- gestaltung bzw. Neuaufstellung. Neben Vitrinen mit präsentierten Objekten gibt es auch Wandtafeln mit mehr oder weniger ausführlichen Text- und Bildinformationen, audiovisuelle Installationen sowie interaktiven Angebote (vor allem in der Ausstellung „Volksmusik“), lebensgroße Figuren, die das Ausseer Brauchtum verkörpern, und Dioramen, welche die Ent- wicklung der Ausseer Tracht zeigen. Jede Ausstellung hat einen eigenen Kustos und wird auch wissenschaftlich betreut bzw. beraten.1376 Die Archäologische Sammlung des Museums wird von der Archäologischen Arbeits- gemeinschaft Salzkammergut (AAS)1377, einer Gruppe motivierter „Hobbyarchäologen“ be- treut. Im Rahmen ihrer Prospektionstätigkeiten und Forschungen1378 bargen sie Fundstücke aus der Kupferzeit, der Urnenfelderzeit, Hallstatt- und Latènezeit bis zur römischen Kaiserzeit. Zahlreiche Funde stammen von einem Saumweg, der von Hallstatt durch den Koppen Richtung Süden führte. Die archäologischen Prospektionen erfolgen unter der

1373 Stadtgemeinde Bad Aussee o. J.a. 1374 Vgl. Stadtgemeinde Bad Aussee o. J.b. 1375 Stadtgemeinde Bad Aussee o. J.c. 1376 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin sowie einem Gespräch mit Mag. Sieglinde Köberl (Obfrau Verein „Arbeitsgemeinschaft Ausseer Kammerhofmuseum“) am 18.11.2010; vgl. Stadtgemeinde Bad Aussee o. J.a.; vgl. Stadtgemeinde Bad Aussee o. J.b. 1377 Vgl. Kuttner 2010. 1378 BDA 2005k; diese Information entstammt auch dem Gespräch der Autorin mit Karl Gaisberger (Archäologische Arbeitsgemeinschaft Salzkammergut und Kustos der Ausstellung „Archäologie“ im Kammerhofmuseum Bad Aussee) am 18.11.2010. 260

wissenschaftlichen Leitung des Bundesdenkmalamtes (Landeskonservatorat Steiermark).1379 Die geborgenen Funde werden vom Bundesdenkmalamt restauriert und dann im Kammerhofmuseum ausgestellt.1380 Die Präsentation der zu einem großen Teil Metallfunde umfassenden Exponate erfolgt in Glasvitrinen. Eine Zeitleiste erleichtert den BesucherInnen die richtige historische Einordnung und jede Vitrine enthält auch eine Beschreibung des jeweiligen historischen Zeitraums, aus dem die Fundstücke stammen. Objektbeschriftungen, bildliche Darstellungen, Karten und ergänzende Texte erläutern Funktion und Bedeutung der ausgestellten Objekte.1381 Die in der Fossilienausstellung gezeigten Exponate stammen aus dem Gebirge rund um das Ausseerland, das sich zu einem großen Teil aus carbonatischen Meeresablagerungen des Erdmittelalters zusammensetzt.1382 Die Ausstellung „Höhlenkunde“ wurde 2005 neu gestaltet. Im Mittelpunkt stehen die Jagd- station eines eiszeitlichen Jägers und die Salzofenhöhle im Toten Gebirge, aus der zahlreiche Knochenfunde stammen, etwa die von einem Höhlenbären, von Steinböcken oder einem Wolf.1383 Im Museum selbst sowie im Gemeindeamt Bad Aussee liegen Informationsbroschüren zum Kammerhofmuseum auf. Kataloge zu den Ausstellungen und den Sonderausstellungen kann man im Museum kaufen. Neben Führungen mit und ohne Schwerpunkt bietet das Museumsteam den BesucherInnen auch Vorträge und ein eigenes Schulprogramm mit The- men- und Spezialführungen sowie eine „Salzralley“ an.1384

Kat. Nr.: 75 Koppentalwanderweg Ausgangspunkte: Bahnhof Bad Aussee bzw. Gasthaus Koppenrast, 8990 Bad Aussee sowie Bahnhof Obertraun-Dachsteinhöhlen, 4831 Obertraun Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet/Objektverantwortlich: Stadtgemeinde Bad Aussee und Gemeinde Obertraun (OÖ)

1379 Vgl. Stadtgemeinde Bad Aussee o. J.b; vgl. BDA 2005k; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 168 f. 1380 Kuttner 2010. 1381 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 18.11.2010. 1382 Vgl. Stadtgemeinde Bad Aussee o. J.c. 1383 Stadtgemeinde Bad Aussee o. J.c.; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 169. 1384 Diese Information entstammt dem Gespräch der Autorin mit Mag. Sieglinde Köberl (Obfrau Verein „Arbeitsgemeinschaft Ausseer Kammerhofmuseum“) am 18.11.2010. 261

Kurzbeschreibung: Durch das Koppental zwischen Bad Aussee und dem Koppenwinkel bei Obertraun führt ein Themenweg, der die Geschichte des Koppentales und seiner Umgebung erzählt. Elf Stationen mit Informationstafeln berichten entlang des Weges von natur- räumlichen Besonderheiten, urzeitlichen Wegen durch das Koppental1385, Lawinenabgängen, dem Holzriften auf der Traun, der Geschichte der Bahnlinie oder der Koppenbrüllerhöhle, einer wasserführenden Tropfsteinhöhle. Ergänzt wird der Text durch historische Zeichnungen und Abbildungen.1386 Zwei der Schautafeln enthalten Informationen zu den prähistorischen und römerzeitlichen Funden sowie zu den Altwegen im Koppental.1387 Der Wanderweg führt über eine Hängebrücke, welche die Koppentraun überspannt, vorbei an den gewaltigen Lawinenrinnen des Hohen Sarstein, einem alten Eisenbahntunnel und der Koppenbrüller Tropfsteinhöhle. Der Weg ist ungefähr 10 km lang und hat keine wesentlichen Höhendifferenzen. Er ist daher auch als Familienwanderung gut geeignet. Die Gehzeit beträgt ca. 3 Stunden. An den Einstiegspunkten sowie am Weg befinden sich mehrere Gasthäuser und Einkehrmöglichkeiten. Nach der Wanderung ist auch eine Rückkehr nach Bad Aussee mit der Bahn möglich. Eine Wanderung von der Koppenbrüller Tropfsteinhöhle zum Bahnhof Obertraun-Dachsteinhöhlen nimmt ungefähr eine weitere Stunde Gehzeit in Anspruch.1388

Kat. Nr.: 76 Heimatmuseum Gröbming Hauptstraße 200, 8962 Gröbming Einrichtungsart: Heimatmuseum Träger: Marktgemeinde Gröbming Unterstützungsverein: Museumsverein Gröbming Kurzbeschreibung: Nach umfangreichen Umbauarbeiten wurde das Heimatmuseum der Marktgemeinde Gröbming 1992 in einer ehemaligen Turnhalle eröffnet. Eine Mineralien- sammlung bildete den Grundstock dieses Museums. Sie ist zum Teil in die Ausstellung inte- griert. Im Erdgeschoss befinden sich ein historisches Klassenzimmer mit Tafel und Rechen- maschine, eine Bauernstube mit gemauertem Kachelofen und ein bäuerlicher Schlafraum. Stellwände informieren mit Text und Bild über wichtige Stationen in der Geschichte

1385 Zu den Funden entlang der Traun zwischen Ödensee und Hallstätter See siehe Windholz-Konrad 2003 – Zur archäologischen Altwegeforschung im Salzkammergut siehe Windholz-Konrad 2008 – Zu den urgeschichtlichen Wegtrassen von Hallstatt bis Bad Mitterndorf siehe Windholz-Konrad 2009. 1386 Vgl. Steirische Tourismus GmbH 2011–2013. 1387 Hebert 2001, 83; Diese Information entstammt auch dem Telefongespräch der Autorin mit Karl Gaisberger (Archäologische Arbeitsgemeinschaft Salzkammergut) am 28.11.2012. 1388 Vgl. Steirische Tourismus GmbH 2011–2013. 262

Gröbmings wie etwa die Gründung der Käsereigenossenschaft.1389 Ein eigener Bereich dokumentiert die Tätigkeiten des Vereines ANISA (Verein für alpine Forschung), der sich u. a. mit der Erforschung von Felsritzbildern1390 beschäftigt. Präsentiert werden hier Fotos, Ab- güsse und Zeichnungen von im östlichen Teil des Dachsteinmassives aufgefundenen Dar- stellungen. Informationstafeln sowie präsentierte Publikationen1391 informieren nicht nur über Felsritzbilder, sondern auch über die Römerzeit auf dem Dachsteingebirge oder die Almwüstungsforschung am Beispiel der Stoderalm, auf der Besiedlungsspuren aus der späten Römerzeit, dem Hoch- und Spätmittelalter und der Neuzeit entdeckt wurden. In Glasvitrinen sieht man originale Fundstücke wie etwa eine Weideglocke aus Bronze aus dem 2/3. Jh. n. Chr., eine römerzeitliche Fibel aus Silber, römerzeitliche und mittelalterliche Keramik- scherben oder eine mittelalterliche Weideglocke aus Eisen.1392 Auf der den halben Erdgeschossraum überspannenden Empore wird die Gröbminger Orts- geschichte auf einem Zeitband aus Stellwänden dargestellt. Abbildungen, Dokumente und Kleinobjekte ergänzen diese Informationen. Auch eine Ausstellung über F. X. Mayr, den Be- gründer einer Kur, befindet sich auf der Empore des Museums. Der Abschluss der Aus- stellung ist dem Thema „Der Kampf des Menschen mit dem Schnee“ gewidmet. Zahlreiche Fotos und alte Skier erinnern an vergangene Zeiten. Der Raum im Dachgeschoss wird für Sonderausstellungen bzw. Veranstaltungen genutzt.1393 Ein Informationsblatt zur Ausstellung liegt im Museum auf. Führungen, Programme für Schulen, Workshops und Vorträge werden auf Anfrage von den Mitgliedern des Museums- vereins organisiert.1394

Kat. Nr.: 77 Felsritzbilder in der Notgasse in Gröbming 8962 Gröbming Ausgangspunkt für eine Wanderung zur Felsbildstation Notgasse: Berggasthaus Steiner am Stoderzinken. Von dort Abstieg über die Notgasse in die Lend in Winkel bei Gröbming (Dauer 4 Stunden).1395

1389 Kaindl u. a. 1998, 89 f. 1390 Zu den Felsritzbildern siehe Mandl 2011. 1391 Vgl. Hebert – Mandl 2009. 1392 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 18.11.2010; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 161 f. 1393 Vgl. Kaindl u. a. 1998, 90. Diese Information entstammt auch dem Besuch der Einrichtung und dem Gespräch der Autorin mit Hubert Pleninger (Obmann Museumsverein Gröbming) am 18.11.2010. 1394 Diese Information entstammt dem Gespräch der Autorin mit Hubert Pleninger (Obmann Museumsverein Gröbming) am 18.11.2010. 263

Einrichtungsart: Informationstafel Eingerichtet: Text- und Bildkonzeption: ANISA (Verein für alpine Forschung), Finanzie- rung: Österreichische Bundesforste AG Objektverantwortlich: Österreichische Bundesforste AG Kurzbeschreibung: Die sogenannte „Notgasse“ zählt zu den wichtigsten Felsbildorten in den Ostalpen. Aufgrund des geschichtlichen und künstlerischen Werts der Felsbilder wurden sie unter Denkmalschutz gestellt und die Klamm unter Naturschutz. Die Notgasse entstand vor ungefähr 12.000 Jahren, als das abschießende Wasser der zurück- weichenden Gletscher die Felsen bis zu 60 m tief ausformte. Seit der Bronzezeit führte der Steig durch die Notgasse vom Ennstal nach Hallstatt und zu den Almen auf dem Dachstein- gebirge. Auf einer Strecke von 500 m wurden im Laufe der Zeit über 500 Darstellungen mit einfachen Werkzeugen in die weiche Verwitterungsrinde des wasserlöslichen Kalksteins ein- geritzt. Im Mittelalter und in der Neuzeit benutzten Almleute, Säumer, Jäger und Köhler aus der „Großen Wiesenmahd“ den bereits seit Jahrtausenden begangenen Weg. Sie hinterließen oft Schriftzeichen im Felsen, Zahlen, abstrakte Zeichen und Bilder, die Einblick geben in die Alltagskultur der heimischen Bevölkerung. Auch individuelle Schöpfungen lassen sich da- runter ausmachen. Die meisten Felsritzbilder in der Notgasse stammen aus der Neuzeit und dem Mittelalter. Einige wenige bzw. deren Reste können wahrscheinlich der Ur- und Früh- geschichte zugeordnet werden. Die meisten Darstellungen sind aber nicht exakt datierbar, da bislang noch keine naturwissenschaftliche Datierungsmethode gefunden werden konnte.1396 Felsbilder stellen Kulturdenkmäler dar, die vor Zerstörung geschützt werden müssen. Mit Hinweistafeln kann man auf ihre Schutzwürdigkeit aufmerksam machen, was aber eine mut- willige Zerstörung nicht verhindert. Der beste Schutz ist deren Geheimhaltung und die weit- räumige Umleitung von Wanderwegen.1397 Um die Felsbilder in der Notgasse vor Zerstörung zu bewahren, wurde vom Verein ANISA und der Österreichischen Bundesforste AG am Ein- und Ausgang je eine zweisprachige Informationstafel (Deutsch und Englisch) mit Bildern und Texten montiert, die Wanderer über die Bedeutung und den notwendigen Schutz der Bilder informieren.1398 Vom Tourismusverband Gröbmingerland werden geführte Wanderungen durch die Notgasse angeboten.1399

1395 Mandl 2011, 351. 1396 Mandl 2011, 8 f. 40 Abb. 32; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 162. 1397 Mandl 2011, 38. 1398 Mandl 2011, 40. 1399 Mandl 2011, 351. 264

Kat. Nr.: 78 Naturparkhaus Schloss Großsölk Großsölk 55, 8961 Großsölk Einrichtungsart: Museum Träger: Naturpark GmbH Kurzbeschreibung: Das Schloss Großsölk wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Bis ins 17. Jahrhundert war es Eigentum der jeweiligen Landesfürsten. 1617 wurde es schließlich an den Orden der Jesuiten verkauft. Nach der Auflösung des Ordens nutzte man es als Pfarrhof. Seit 1998 ist das Schloss Sitz des Naturparkhauses und wird vom Naturpark Sölktäler als Museum und Veranstaltungszentrum genutzt.1400 Die Dauerausstellung „Natura Mirabilis“ führt die BesucherInnen in sechs Schauräumen in die Welt um 1810, als der Adelige Johann von Hohensee im Schloss lebte und forschte. Sein Wissen gibt er mittels virtueller Notizbücher und durch die ausgestellten Objekte an die BesucherInnen weiter, die an interaktiven Stationen Natur- und Kulturphänomene der Sölktäler aus der Vergangenheit und der Gegenwart hören und sehen können.1401 Diese Notiz- bücher mit ihren Texten und Bildern befinden sich auf Holzständern und können durch- geblättert, gelesen und betrachtet werden. Wer die Texte nicht lesen möchte, öffnet einfach die letzte Seite des Buches und kann einer Zusammenfassung des Inhalts zuhören.1402 Auf dem Weg durch das Museum erfährt man von der ereignisreichen Schlossgeschichte, wandert auf den alten Spuren der Säumer, erlebt Lawinenabgänge und wird aufmerksam auf bedrohte Tierarten, Moore und Bergseen.1403 Ein Raum dokumentiert die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen am 1788 m hohen Sölkpass in den Jahren 1999/2000.1404 Auf diesem Pass wurde ein prähistorischer Brandopferplatz festgestellt, der aus aschehaltigen Schichten mit kalzinierten Tierknochen bestand und auf einer natürlichen Kuppe der Passhöhe angelegt war. Dazu wurde Keramik aus der Urnenfelder- und der Hallstattzeit geborgen, zwei Bronzenadeln aus der Urnenfelder- zeit sowie ein Bronzering. Von der Passhöhe stammen auch drei jungsteinzeit- liche/kupferzeitliche Pfeilspitzen aus Hornstein, eine westkeltische Münze aus der Mitte des 1. Jh. v. Chr. und eine römische Münze des Kaisers Domitian mit dem Prägejahr 85 n. Chr.

1400 Naturparkhaus Schloss Großsölk 2013. 1401 Naturparkhaus Schloss Großsölk 2013. 1402 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 06.11.2010. 1403 Naturparkhaus Schloss Großsölk 2013. 1404 Zu den archäologischen Untersuchungen am Sölkpass siehe Hebert 2003b. 265

Demnach wurde der Passübergang, der durch den Brandopferplatz auch eine kultische Funktion hatte, seit einigen Jahrtausenden immer wieder / durchgehend benutzt.1405 In einem Raum des Schlosses findet man einen Nachbau dieses Brandopferplatzes. Die be- malten Wände zeigen die Landschaft der Sölktäler, zwei lebensgroße Strohfiguren, die mit nachempfundenen Gewändern aus der Bronze- bzw. Hallstattzeit bekleidet sind, und Geräu- sche im Hintergrund versuchen das historische und landschaftliche Ambiente des Sölkpasses nachzustellen. Die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen werden in Form von Texten, Fotos, Plänen sowie ausgewählten Fundstücken vom Brandopferplatz auf dem Sölk- pass dokumentiert.1406 Im Naturparklabor des Museums werden die BesucherInnen selbst aktiv und lernen die Natur spielerisch kennen, indem sie Experimente mit Naturmaterialien durchführen und auf Entde- ckungsreise durch die Natur gehen. Die Themengebiete sind der Wald, die Berge, die Geolo- gie und die Pflanzen. Es gibt Wanderungen zu den schönsten Plätzen des Naturparks, eine Suche nach Marmor und nach Tierspuren sowie Spiele im Wald oder die Herstellung von Kräutercremes.1407 In der Schlossgalerie werden wechselnde Sonderausstellungen präsentiert. Dabei kann es sich um Themenausstellungen, aber auch um die Präsentation von Werken zeitgenössischer Künstler handeln. Derzeit wird den BesucherInnen die Sonderausstellung „Gold der Almen – Steirerkas“ gezeigt.1408 Das Café Mirabilis befindet sich im mittelalterlichen Schlosshof und bietet den BesucherInnen Ruhe und Erholung sowie kulinarische Genüsse der Region.1409 Ein Folder zur Ausstellung ist im Museum erhältlich und kann auch auf der Homepage des Museums im PDF-Format abgerufen werden.1410 Neben Führungen durch die Ausstellungen des Museums werden nach Voranmeldung auch Programme für Schulen und zahlreiche Kin- der- und Familienprogramme angeboten.1411

1405 Hebert 2003b, 83. 1406 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 163 f. 1407 Naturparkhaus Schloss Großsölk 2013. 1408 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin sowie dem Gespräch mit Frau Mag. Johanna Ruetz (Leiterin Naturparkhaus Schloss Großsölk) am 06.11.2010; vgl. Naturparkhaus Schloss Großsölk 2013. 1409 Naturparkhaus Schloss Großsölk 2013. 1410 Naturparkhaus Schloss Großsölk 2013. 1411 Diese Information entstammt dem Gespräch der Autorin mit Frau Mag. Johanna Ruetz (Leiterin Naturparkhaus Schloss Großsölk) am 06.11.2010; vgl. Naturparkhaus Schloss Großsölk 2013. 266

Kat. Nr.: 79 Schautafel am prähistorischen Brandopferplatz Großsölk Sölkpass (Talort: Sankt Nikolai Mössna-Fleiss, 8961 Sankt Nikolai im Sölktal) Anreise: Wenn man vom Enns- in das Murtal, von Großsölk kommend Richtung Sölkpass fährt, befindet sich die Einrichtung Nahe der Kapelle auf der Passhöhe.1412 Einrichtungsart: Informationstafel Eingerichtet: BDA und ANISA (Verein für alpine Forschung) Kurzbeschreibung: Der Sölkpass ist einer der wichtigsten Übergänge über den Alpen- hauptkamm in den Niederen Tauern. Der schmale Sattel liegt auf 1788 m Seehöhe und ver- bindet das Enns- mit dem Murtal. In den Jahren 1999 und 2000 fanden mit MitarbeiterInnen des Vereins ANISA unter der Leitung des Bundesdenkmalamtes archäologische Unter- suchungen auf der Passhöhe statt, um den ersten prähistorischen steirischen Brandopferplatz zu erforschen. Der Opferplatz befand sich auf einer natürlichen Kuppe auf der Passhöhe und zeigt eine An- schüttung aschehaltiger Schichten mit kalzinierten Tierknochen von Schafen und/oder Ziegen. Zusätzlich wurde dort Keramik der Urnenfelder- und Hallstattzeit gefunden, zwei Bronze- nadeln aus der Urnenfelderzeit sowie ein Bronzering. Von der Passhöhe stammen auch drei jungsteinzeitliche/kupferzeitliche Pfeilspitzen aus Hornstein, eine westkeltische Münze aus der Mitte des 1. Jh. v. Chr. und eine römische Münze des Kaisers Domitian mit dem Prägejahr 85 n. Chr. Demnach wurde der Passübergang, der durch den Brandopferplatz auch eine be- sondere kultische Funktion hatte, seit einigen Jahrtausenden immer wieder / durchgehend benutzt. Im ausgehenden Mittelalter wurde für die Kontrolle des Passes eine querende Stein- mauer als Sperre errichtet sowie ein dazugehöriges Blockhaus. In der Neuzeit hat sich der Passübergang sehr verändert. Es wurden neue Saum- und Fahrwege angelegt1413 und eine kleine Kapelle errichtet.1414 Der bronzezeitliche Brandopferplatz sowie die Funde aus der Hallstatt- und Römerzeit lassen nach Franz Mandl und Herta Mandl-Neumann vermuten, dass der Passübergang Teil eines alten Salzhandelsweges war.1415 Am Ort des prähistorischen Brandopferplatzes wurde 2002 eine große Schautafel mit den Ergebnissen der Grabungen 1999/2000 aufgestellt. Bilder, Texte und eine Karte geben Ein- blick in die archäologischen Arbeiten und beschreiben die entdeckten Funde.1416 Die Tafel

1412 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 163. 1413 Vgl. Hebert 2003b, 80–83. 1414 Hebert 2003b, 83; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 163. 1415 Mandl-Neumann – Mandl, 15. 1416 Vgl. Hebert 2002b, 86 f. 267

wird jedes Jahr vor dem Winter von der für den Sölkpass zuständigen Straßenmeisterei ab- montiert und im Frühjahr nach der Schneeschmelze wieder aufgestellt.

Kat. Nr.: 80 Schloss Trautenfels (Universalmuseum Joanneum) Trautenfels 1, 8951 Pürgg-Trautenfels Einrichtungsart: Museum Träger: Universalmuseum Joanneum GmbH Kurzbeschreibung: Im mittleren steirischen Ennstal liegt Schloss Trautenfels am Fuße des Grimmings und überragt mit seinen Wehrbasteien den Talboden. 1261 wurde erstmals eine Burg mit dem Namen „Neuhaus“ an dieser Stelle erwähnt, die im 13. Jahrhundert in den Be- sitz des Erzbistums Salzburg gelangte. Seinen Namen erhielt Schloss Trautenfels, nachdem der steirische Landeshauptmann Graf Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff das Gebäude 1664 erworben und im Stil der Barockzeit umgestaltet hatte. Seit 1983 befindet sich das Schloss im Besitz der Gemeinde Pürgg-Trautenfels.1417 1951 beschloss die Steiermärkische Landesregierung, in den Prunkräumen eine Abteilung des Landesmuseums Joanneum als Regionalmuseum für den Bezirk Liezen einzurichten. Dieses Heimatmuseum wurde schließlich am 9. August 1959 eröffnet und 1971 in „Landschafts- museum Schloss Trautenfels“ umbenannt. Durch umfassende Sammlungs- und Dokumen- tationstätigkeit sowie Feldforschungsarbeiten erweiterte sich die Sammlung des Museums ständig. Im Vorfeld der Landesausstellung „Lust und Leid. Barocke Kunst, barocker Alltag“ wurde das Gebäude generalsaniert, wobei man auch moderne architektonische Elemente in den Bau integrierte.1418 Archäologische Inhalte nehmen in diesem Museum nur einen kleinen Teil der Ausstellungen ein. Interessante Einblicke in die Baugeschichte des Schlosses gewinnen die BesucherInnen durch moderne Stahlbeton-Glas-Einbauten, die Verborgenes transparent machen und bei- spielsweise frühere Gänge, Mauern eines Vorläuferbaus oder den in den Bau integrierten Fel- sen sichtbar machen, wodurch das Schloss selbst zum „archäologischen Gesamtkunstwerk“ wird.1419 Mit der Neugestaltung des Landschaftsmuseums, einem ab 1994 geplanten Pilot- projekt des Joanneums, wurde eine Form der Darstellung gefunden, die Objekte aus Kultur, Natur und Landschaft miteinander kombiniert, wodurch die einzelnen Themenbereiche eine vielseitige, interdisziplinäre Aufbereitung erfahren. In den einzelnen Museumsräumen finden

1417 Eipper-Kaiser u. a. 2011c, 238. 1418 Eipper-Kaiser u. a. 2011c, 238–240. 1419 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 166. 268

dadurch die in der Wissenschaft oft getrennt behandelten Dinge wieder zu einem neuen Gan- zen zusammen und werden spannungsvoll in Beziehung zueinander gesetzt, so dass die Expo- nate an Bedeutung gewinnen und fühlbar, erlebbar oder zu Trägern bleibender Erinnerungen werden.1420 Im Mittelpunkt der Sammlungstätigkeit von Schloss Trautenfels steht die Natur- und Kultur- geschichte des steirischen Ennstales und Ausseerlandes, die durch zoologische, geologische und mineralogische Belege sowie durch volkskundliche Objekte und archäologische Funde aus der Region repräsentiert wird.1421 Die Dauerausstellung erzählt in zwölf Räumen von den zentralen Themen Wald und Holz, Berg und Tal, von den schönen Dingen und vom wahren Glauben, vom geselligen Leben und von Kleidern, von Arbeit und Brauchtum, von den Schätzen aus den Bergen, von den Behausungen, vom Leben auf der Alm und vom Jagd- zimmer des Grafen Lamberg.1422 Teile der Dauerausstellung sowie die jährlich wechselnden Sonderausstellungen thematisieren meist auch archäologische Inhalte. In der Dauerausstellung wird beispielsweise mit Hilfe ar- chäologischer Funde, Zeichnungen und Beschreibungen die bronzezeitliche Kupfer- gewinnung erklärt. Ausgestellt sind Schlackenreste, Gusskuchen oder eine Unterlagsplatte mit Klopfstein, die in der Marktgemeinde Gaishorn am See gefunden wurde.1423 Auch in der Sonderausstellung 2011/2012 zum Grimming, „Der grimmige Berg. Mons Styriae altissimus“, nimmt man Bezug zur ersten Besiedlung der Region. Fundstücke aus den prä- historischen Höhensiedlungen wie am Sallaberger Kulm und auf dem Pürgger Burgstall oder aus dem Gräberfeld in Wörschach vermitteln einen Eindruck davon, wie die Menschen um den Grimming in der Kupfer-, Spätbronze- und Eisenzeit gelebt haben. Einzelfunde, Grab- steine und Münzfunde lassen auf einen römerzeitlichen Verkehrsweg durch das Ennstal schließen. Einen Einblick in die Zeit des späten Frühmittelalters geben Funde aus den reich mit Grabbeigaben ausgestatteten Gräberfeldern von Hohenberg und Krungl.1424 Informationsblätter, Broschüren und Kataloge zu den Ausstellungen im Schloss Trautenfels liegen im Museum auf. Neben Führungen werden den BesucherInnen auch Programme für Schulen, Kinder und SeniorInnen angeboten. Es gibt darüber hinaus Vorträge der Ausstel- lungskuratorInnen. Im Rahmen der Museumsakademie Joanneum werden Tagungen und

1420 Eipper-Kaiser u. a. 2011c, 240. 1421 Universalmuseum Joanneum GmbH 2012d. 1422 Vgl. Eipper-Kaiser u. a. 2011c, 240; vgl. Verein Schloss Trautenfels 1998. 1423 Diese Information entstammt dem von Mag. Katharina Krenn (Leiterin der Abteilung Schloss Trautenfels) am 14.09.2011 beantworteten Fragebogen zur Einrichtung sowie den Fotos aus der Dauerausstellung vom 02.12.2011; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 166. 1424 Vgl. Krenn 2011, 7. 269

Kurse veranstaltet und ExpertInnen aus den einzelnen Fachgebieten bieten geführte Wande- rungen an.1425

Kat. Nr.: 81 Archäologischer Wanderpfad Rössing zur spätantiken Rückzugssiedlung auf der Knallwand Ausgangspunkt: Rössing 2 (Gasthof Burgstaller), 8972 Ramsau am Dachstein Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet: Gemeinde Ramsau am Dachstein und Tourismusverein, Bundesdenkmalamt, ANISA (Verein für alpine Forschung) Objektverantwortlich: Gemeinde Ramsau am Dachstein Kurzbeschreibung: Auf der Knallwand in der Gemeinde Ramsau am Dachstein befand sich eine befestigte spätrömische Höhensiedlung, die einen Einblick in das inneralpine Siedlungs- wesen der ausgehenden Römerzeit gibt. Die Knallwand erhebt sich 200 m über den Talboden, wenig oberhalb der Mündung des Weißenbaches in die Enns. 1997 fanden archäologische Untersuchungen durch das Bundesdenkmalamt mit Unterstüt- zung des Vereins ANISA (Verein für alpine Forschung) statt.1426 Bei der Ausgrabung wurde an der weniger geschützten Nordseite der Rückfallkuppe eine in den Fundamenten noch er- haltene Befestigungsmauer aus vermörtelten Steinen festgestellt. Der heutige Zugangsweg, der in der Mitte des nördlichen Abhanges verläuft, wurde bereits in der Antike genutzt. Nahe der Stelle, an der der Zugangsweg in das Plateau einmündet, kamen auch zwei an die Befesti- gungsmauer angebaute Räume mit Mörtelmauern zutage, die Brandschichten aufwiesen und damit von einem Schadfeuer bzw. einer absichtlichen Zerstörung durch Feuer zeugen. Eine Bastion schützte die Westseite, von der aus der Zugangsweg bewacht werden konnte. Die Funde aus dem antiken Alltagsleben wie etwa Fibeln, das Fragment eines bronzenen Arm- reifens, ein bruchstückhaft erhaltener Beinkamm, eine eiserne Schüssel, Eisengerät und Ge- fäßkeramik, Münzfunde sowie die Radiokohlenstoffdatierung (C 14-Untersuchung) der Holz- kohle aus den oben genannten Räumen mit Brandschicht zeugen von einer Siedlungstätigkeit auf der Knallwand vom späten 3. Jh. n. Chr. bis 400 n. Chr.1427 Im Anschluss an die Ausgrabungen wurde vom Bundesdenkmalamt in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverein und der Gemeinde Ramsau ein archäologischer Wanderweg an der

1425 Diese Information entstammt dem von Frau Mag. Katharina Krenn (Leiterin der Abteilung Schloss Trautenfels) am 14.09.2011 beantworteten Fragebogen zur Einrichtung. 1426 Hebert u. a. 1999, 29. 1427 Hebert u. a. 1999, 29; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 161. 270

Stelle der Siedlung angelegt. Eine große Schautafel und einzelne Hinweisschilder geben ent- lang eines Rundweges Informationen zur Geländesituation und den Funden und Befunden der archäologischen Ausgrabung.1428 Die kleinen Hinweisschilder wurden an den Stellen bestimmter Funde angebracht, welche meist mittels Zeichnungen veranschaulicht wurden. Vom Gasthof Burgstaller aus erreicht man in ungefähr zehn Gehminuten die Hügelkuppe über der steil abfallenden Knallwand mit dem als Rundgang angelegten archäologischen Themenweg. Er ist ungefähr 250 m lang. 1429

Kat. Nr.: 82 Alpinmuseum Austriahütte Schildlehen 48, 8972 Ramsau am Dachstein Einrichtungsart: Museum Träger: Österreichischer Alpenverein Sektion Austria Kurzbeschreibung: Die Austriahütte befindet sich in 1.638 m Seehöhe am Fuße der Dach- steinsüdwände. Sie ist nur zu Fuß bzw. per Ski oder mit Schneeschuhen erreichbar. Mit dem Auto fährt man von Haus im Ennstal oder von Schladming in die Schladminger Ramsau und fährt Richtung „Dachsteinsüdwandbahn“. Bei der Seilbahn-Talstation befindet sich ein Park- platz. Vom Parkplatz aus geht man noch, den Wegweisern folgend, ungefähr 30 Minuten zur Austriahütte.1430 Diese Hütte des Österreichischen Alpenvereins beherbergt neben einer kleinen Gastwirtschaft auch ein Alpinmuseum, das eine Dauerausstellung zur Alpingeschichte des Dachsteins und der Region zeigt. Auch ur- und frühgeschichtliche Inhalte werden dabei thematisiert.1431 Kernthemen des Museums sind die geologischen, zoologischen und botanischen Gegeben- heiten sowie die Anwesenheit des Menschen im Dachsteingebiet. Funde aus der Bronze- und Römerzeit wie etwa Weideglocken bezeugen eine vor- und frühgeschichtliche Nutzung der Almen.1432 Auf ungefähr 200 m2 Ausstellungsfläche gibt das Museum Einblick in die erd- geschichtliche Entstehung des Dachsteinmassives, die Forschungsergebnisse über Felsritz- bilder und die Wüstungsforschung, das ist die Beschäftigung mit ehemals vorhandenen, aber aufgegebenen Siedlungen und Wirtschaftsflächen. Themen sind auch der Beginn des Alpi- nismus und die Versuche der Dachsteinbezwingung, die schwierige Kartographierung des

1428 Vgl. Hebert 2000c. 1429 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 17.09.2011. 1430 Bichl – Reisinger 2004, 160. 1431 Diese Informationen entstammen einem Telefongespräch der Autorin mit BA Stefan Galbavy (Vereinsmanager Alpenverein Sektion Austria). 1432 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 160. 271

Gebietes, die wissenschaftliche Erforschung des Dachsteins durch Friedrich Simony (1813– 1896), die technische Erschließung des Berges und das alpine Rettungswesen. Ein eigener Bereich ist der Dachsteinsüdwand und den alpinistischen Pionieren mit ihren Kletterrouten gewidmet. Mittels ausgewählter Ausstellungsobjekte wie etwa einer Gürtelschnalle aus dem Spätmittelalter oder Abgüssen von Felsritzbildern, einem detailgenauen Relief des Dach- steinmassivs, Texten und Bildern werden die unterschiedlichen Themenbereiche den BesucherInnnen nähergebracht.1433 Das Alpinmuseum Austriahütte präsentiert vorwiegend mittelalterliche und neuzeitliche Fundstücke. Die Frühzeit des Alpinismus wird mit Gegenständen wie Kompass, Fernrohr und Schneebrille sowie Ausrüstungsgegenständen der Familie von Erzherzog Johann erläutert.1434 Parallel zur Dauerausstellung gibt es meist eine Wechselausstellung, die über mehrere Jahre hinweg besichtigt werden kann. Von 2009 bis 2012 gab es beispielsweise eine Ausstellung zur ur- und frühgeschichtlichen Almwirtschaft, die von der ANISA (Verein für alpine For- schung) in Zusammenarbeit mit dem Museum Schloss Trautenfels des Universalmuseums Joanneum und der Sektion Austria (ÖAV) eingerichtet wurde.1435 Führungen durch das Museum werden auf Anfrage von den MuseumsbetreuerInnen angeboten.1436

10.9 Bezirk Murau Kat. Nr.: 83 Stadt- und Handwerksmuseum Murau Grazerstraße 19, 8850 Murau Einrichtungsart: Stadtmuseum Träger: Stadtgemeinde Murau Unterstützungsverein: Unterstützungsverein für das Murauer Stadtmuseum Kurzbeschreibung: 1950 gründete der Apotheker Ernst Gasteiger mit seiner privaten Sammlung das Murauer Heimatmuseum, das er 1963 der Stadtgemeinde schenkte. Nach sei- nem Tod übersiedelte das Museum 1970 in das Egghardthaus im Stadtzentrum und wurde schließlich 1975 in den Räumlichkeiten des ehemaligen Kapuzinerklosters untergebracht, wo es sich noch heute befindet.1437 Das Klostergebäude aus dem 17. Jahrhundert befindet sich

1433 Vgl. Kaindl u. a. 1998, 145. 1434 Bichl – Reisinger 2004, 161. 1435 ANISA 2012. 1436 Diese Information entstammt dem von Gerhard Riepl, dem damaligen Leiter des Alpinmuseums Austriahütte am 22.11.2011 beantworteten Fragebogen zur Einrichtung. 1437 Vgl. Kaindl u. a. 1998, 128; Zum Heimatmuseum im Kapuzinerkloster vgl. 272

nordöstlich der Kirche und ist ein zweigeschossiger Vierflügelbau um einen Kreuzganghof. Die Museumsräume befinden sich in beiden Geschossen des südlichen und östlichen Flü- gels.1438 Seit 1999 existiert ein Unterstützungsverein, welcher für die Erhaltung und Erweite- rung des Stadtmuseums sorgt.1439 Die umfassende Sammlung wird in zehn Räumen ausgestellt. Sie umfasst Objekte von der Ur- und Frühgeschichte bis in die Neuzeit. Bereits zu Gasteigers Zeit enthielt die Sammlung ur- und frühgeschichtliche Funde, Gegenstände aus dem Zunft- und Handwerkswesen, Werk- zeuge aus Hammerwerken, Feuerlöschgeräte, Wintersportgeräte, Musikinstrumente, Noten, Bücher, Trachte, sakrale Geräte, Kunstgegenstände, medizinische Utensilien sowie Gegen- stände des täglichen Gebrauchs und bäuerliche Arbeitsgeräte. Sie wird ständig ergänzt und erweitert. Als zeitgeschichtliche Dokumente finden sich originale Briefe und Schriften.1440 Es werden insgesamt 18 Handwerke in teilweise originalen Werkstätten aus Murau mit den ent- sprechenden Werkzeugen und Gebrauchsgegenständen vorgestellt, die Einblick in die Ar- beitsabläufe der unterschiedlichen Handwerksbetriebe geben.1441 Ein Raum des Museums widmet sich archäologischen Inhalten und zeigt Fundstücke aus dem Raum Murau. Schwerpunkte dieser Abteilung sind die römerzeitlichen Verkehrsverbin- dungen, die zahlreichen Römersteine der Region und die Villa1442. Die in Holz-Glas-Vitrinen ausgestellten archäologischen Objekte geben einen Überblick über die Geschichte der Region von der Hallstattzeit bis zur Römerzeit. Präsentiert werden u. a. ein Lappenbeil aus Bronze aus der Hallstattzeit, das in der Gegend von Unzmarkt gefunden wurde, römerzeitliche Fibel- fragmente aus Murau, Keramikfragmente, römische Münzen und ein Säulenfragment aus Triebendorf. Vom Leonhardiberg südlich von Murau, der bereits in der Frühbronzezeit besie- delt war, stammen ein Randleistenbeil (1500 v. Chr.) aus Bronze, römische Münzen aus dem 4. Jh. n. Chr. sowie eine profilierte Einknopffibel aus Bronze.1443 Die ältesten Fundstücke sind versteinerte Holzstücke und Fossilien aus der Region. Auch mittelalterliche Fundgegenstände wie etwa ein Dolch aus dem 8.–10. Jahrhundert sowie eine mittelalterliche Lanzenspitze wer- den in der Ausstellung gezeigt. Ein Römerstein mit Flechtbandornament aus dem 1.–2. Jh. n. Chr. befindet sich vor dem Haupteingang des Museums. Er ist dort durch ein kleines Metall- dach vor der Witterung geschützt. Beschriftungen, Texte, Karten und Bilder ergänzen die ausgestellten Objekte und informieren über deren Geschichte, Bedeutung und Funktion. Um

1438 Vgl. Woisetschläger – Krenn 2006, 304 f. 1439 Stadtmuseum Murau 2010. 1440 Brodschild o. J. 1441 Stadtmuseum Murau 2010. 1442 Schmid 1929; Lamm 2012, 24–27. 1443 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 157. 273

bei den BesucherInnen ein besseres Verständnis für die Funktion von handwerklichen Geräten und Arbeitstechniken zu wecken, darf man viele Ausstellungsobjekte angreifen und versu- chen, sie in Gang zu setzen.1444 Ein Museumsfolder ist im Museum sowie im Gemeindeamt von Murau erhältlich.1445 In regelmäßigen Abständen werden Sonderausstellungen regionaler Künstler oder Handwerker präsentiert. Es gibt auch Themenführungen durch das Museum, die sich an den Interessen der BesucherInnen orientieren, indem diese Teile der Ausstellung wählen können, die sie sehen möchten. Die Führungsdauer kann deshalb nach Wunsch 30 Minuten oder zwei Stunden be- tragen. Das Stadt- und Handwerksmuseum Murau veranstaltet auch Informations- veranstaltungen, Vorträge und Seminare.1446

Kat. Nr.: 84 Museum des Geschichtsvereines „Keltisches Noreia“ Noreia 4, 8822 Mühlen Einrichtungsart: Museum Träger: Verein Keltisches Noreia Kurzbeschreibung: Von 1929–1940 fanden in Noreia, dem ehemaligen St. Margarethen am Silberberg, Forschungsgrabungen des steirischen Landesarchäologen Walter Schmid statt, der die Suche nach der keltischen Stadt Noreia als Ehrenpflicht der archäologischen Forschung in der Steiermark ansah. Schmid war der Meinung, auf den untersten Terrassen von St. Margarethen die Siedlung Noreia entdeckt zu haben, die aus über 100 „Häusergrundrissen“ bestehe, von denen allerdings nur 50 Skizzen existieren, und die ein „Königshaus“, ein „Heiligtum“, einen „Gewerbebezirk“ und eine „Knappensiedlung“ erkennen lassen würden. 1930 wurde das Dorf St. Margarethen daher in „Noreia“ umbenannt.1447 Die Grabungs- tätigkeiten von Schmid sind heute aufgrund der zum Teil fehlenden Dokumentation nur noch schwer nachzuvollziehen. Auch die Funde wurden nie bearbeitet und veröffentlicht. Im Au- gust 1992 fand im Bereich des vermeintlichen „Königshauses“ eine Nachuntersuchung statt, die nachweisen konnte, dass St. Margarethen eine mittelalterliche bäuerliche Bergsiedlung war, keine keltische Stadt. Die unbearbeiteten Funde können laut Karin Erika Trummer in den Zeitraum vom 13. bis zum 16. Jahrhundert eingeordnet werden, der auch mit der ersten ur- kundlichen Nennung von St. Margarethen im 14. Jahrhundert übereinstimmt. Die Umbenen-

1444 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 01.12.2010. 1445 Vgl. Brodschild o. J. 1446 Vgl. Stadtmuseum Murau 2010. 1447 Trummer 1994, 165; vgl. Modrijan 1973. 274

nung in „Noreia“ erfolgte daher laut Trummer zu Unrecht. Das Dorf wurde laut Keramik- funden im 13. Jahrhundert gegründet und ist vermutlich mit dem Geschlecht der Silberberger in Verbindung zu bringen.1448 1981 wurde, motiviert durch die archäologischen Tätigkeiten im Heimatort, in Noreia der Verein Keltisches Noreia gegründet, der zahlreiche Fundstücke, die in der Gemeinde Mühlen entdeckt wurden, sammelt und sich um eine wissenschaftliche Erforschung der ar- chäologischen und historischen Vergangenheit Noreias und der Umgebung bemüht. Auch die Wiederaufnahme von Ausgrabungen ist ein Ziel des Vereins sowie die öffentliche Vermitt- lung der Ortsgeschichte.1449 Die langjährige Ausgrabungstätigkeit Schmids, seine Meinung, die Siedlung Noreia entdeckt zu haben, und schließlich die öffentlichkeitswirksame Um- benennungen von St. Margarethen in Noreia haben sich tief im Gedächtnis der Bevölkerung verankert. Daher wird ein wesentlicher Beitrag des Vereins für die Wissenschaft darin beste- hen, Aufklärungsarbeit zu leisten und die tatsächliche Geschichte Noreias zu vermitteln. 1984 errichtete der Verein „Keltisches Noreia“ ein kleines Museum im ehemaligen Schul- haus, in dem die Grabungen Schmids in Form von Fundstücken, Texten, Bildern und Model- len dokumentiert und veranschaulicht werden. Die BesucherInnen erhalten aber auch Infor- mationen über die Geschichte des spätmittelalterlichen Dorfes und über den heimischen Bergbau. Die meisten Fundstücke aus den Grabungen Schmids befinden sich heute in den Archäologischen Sammlungen des Universalmuseums Joanneum. Die in Noreia ausgestellten Objekte sind zum größten Teil Zufallsfunde, die bei Bauvorhaben und landwirtschaftlichen Arbeiten zwischen Noreia und St. Veit gefunden wurden.1450 Die Funde stammen laut Objektbeschriftungen aus der Bronzezeit (z.B.Bronzenadel aus der Urnenfelderzeit), der Römerzeit (z.B.Kniefibel aus Bronze, römische Münzen), dem Mittel- alter (z.B.keramische Bodenbruchstücke mit Bodenmarken, Münzen) und der Neuzeit.1451 Der zweite Raum des Museums thematisiert den Bergbau um St. Margarethen sowie die Herstel- lung von Eisen aus Erz. Die Ausstellungsobjekte in den Holz-Glas-Vitrinen wie etwa Eisen- schlacken, Schmelz- und Schmiedereste, Eisengegenstände, eine Schüssel und Mühlstein- rohlinge weisen auf die montanhistorische Bedeutung des Ortes hin.1452 In der Nähe des Museums befindet sich auch eine historische Schmiede, in der man an speziellen

1448 Trummer 1994, 165 f.; Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 150 f. 1449 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Walter Pogatschnigg (Obmann Verein Keltisches Noreia) am 20.10.2010. 1450 Bichl – Reisinger 2004, 150 f. 1451 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 20.10.2010; vgl. Haas- Trummer 2007, 127 f. 1452 Bichl – Reisinger 2004, 151. 275

Aktionstagen die Geschichte des Eisens durch Schauschmieden lebendig werden lässt. Ein Folder zu Kelten, Mystik und Mittelalter in Noreia liegt im Museum auf. In den Monaten Juli bis September werden vom Verein Keltisches Noreia zwei Mal pro Woche bzw. gegen Voranmeldung Führungen durchs Museum und geführte Wanderungen zum Königshaus angeboten.1453

Kat. Nr.: 85 Königshaus Noreia Mühlen, 8822 Mühlen (Wegweiser ab dem Brunnwirt, Noreia 10) Einrichtungsart: Rekonstruktion Eingerichtet: Gemeinde Mühlen und Ladesmuseum Joanneum Objektverantwortlich: Verein Keltisches Noreia Kurzbeschreibung: Im Jahr 1930 wurde zur Erinnerung an die Ausgrabungen1454 in Noreia und nach den Anleitungen des Archäologen Walter Schmid das „Haus des Königs von Noricum“ errichtet, das heute noch südlich des Dorfes Noreia auf dem Lusenboden besichtigt werden kann. Im Laufe der Zeit hatte es unterschiedliche Funktionen zu erfüllen, etwa als Museum, als Stall oder als Abstellraum.1455 Es wurde nach einem Grundrissplan von W. Schmid1456 als Holzbau mit Schilfdach und Feuerstelle errichtet. Heute hat das Gebäude ein Holzdach, da das Schilfdach immer wieder erneuert werden musste. Schmid dachte sich den erhöhten Platz, der kreisrund mit Birken umgeben ist und in der Nähe des „Königsbezirkes“ liegt, als Ort für ein keltisches Heiligtums der Göttin Noreia in Form eines Rundbaus.1457 Die Abteilung für Vor- und Frühgeschichte des Landesmuseums Joanneum führte 1992 Nachuntersuchungen im Bereich des „Königshauses“ von Noreia durch. Dabei stieß man auf Humus, Lehmschichten und Raseneisenerze. Es konnte aber keine Kulturschicht festgestellt werden. Die Nachuntersuchung konnte zeigen, dass die „Häusergrundrisse“ Schmids oft nur anhand weniger, zufällig vorgefundener Steine angenommen wurden. Die Abweichungen seiner Maßangaben geben zu erkennen, dass er willkürlich und oft nur aufgrund weniger Funde „Grundrisse“ zu erkennen glaubte.1458

1453 Verein Keltisches Noreia 2010. 1454 Siehe dazu Kat. Nr. 84. 1455 Haas-Trummer 2007, 30. 1456 Vgl. Modrijan 1973, 11 f. 1457 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 150. 1458 Trummer 1994, 131–143. 145. 276

Trotz der wissenschaftlichen Entzauberung von „Königshaus“ und „Kultplatz mit Heiligtum“ wird der idyllische Platz von Wanderern gern besucht, dient als Raststätte oder wird im Rah- men einer geführten Wanderung ausgehend vom Museum des „Geschichtsvereines Keltisches Noreia“ besucht und besichtigt.1459 Eine Informationstafel beim „Königshaus“, die über dessen Geschichte und die tatsächliche Geschichte Noreias berichtet, ist in Planung.1460

Kat. Nr.: 86 Kirchenruine St. Georgen St. Georgen bei Neumarkt, 8820 St. Marein bei Neumarkt (Anreise: Im Ortszentrum von St. Georgen führt nach einer Brückenwaage ein Weg zum Kirchbichl.1461) Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet/Wissenschaftliche Untersuchungen und Sicherung der Kirchenruine: Verein FIALE (Forschungsgruppe zur interdisziplinären Aufarbeitung landeskulturellen Er- bes) in Kooperation mit dem Grundbesitzer und freiwilligen Helfern Objektverantwortlich: Grundbesitzer Bertram Köck Kurzbeschreibung: Auf einem kleinen Hügel östlich von Neumarkt liegt die Kirchenruine St. Georgen. Die Entstehungszeit der Kirche ist und bleibt unklar. Erstmals urkundlich er- wähnt wurde sie 1146. In den Sommern von 2007 und 2008 führte der Verein FIALE im Zuge des Forschungsprojektes „St. Georgen im Graslupptal“ archäologische Ausgrabungen und bauhistorische Aufnahmen am „Kirchbichl“ von St. Georgen bei Neumarkt durch. Der Über- lieferung zufolge wurde die Kirche, die dem Hl. Georg geweiht war, bis auf die Grundmauern abgetragen. Im Zuge der Forschungsarbeiten entdeckte man aber nicht nur die Fundamente der Kirche, sondern an einigen Stellen sogar aufgehendes Mauerwerk von bis zu einem Meter Höhe.1462 Entgegen der Überlieferung wurde der Bau also nicht abgetragen, sondern nach der Profanisierung im Zuge der Josephinischen Reform 1787 und dem Entfernen des Inventars nach einem Brand 1848 dem Verfall preisgegeben.1463 Die Untersuchungen ergaben, dass die Kirche in mehreren Phasen erbaut wurde. Der ersten Bauphase wird der romanische Kernbau zugeordnet, zu dem der Saalraum mit Chorquadrat aus der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts zählt. In der zweiten Bauphase wurde eine Apsis- Nische an den Chor angebaut, wovon eine deutlich sichtbare Baunaht an der südlichen Au-

1459 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 150. 1460 Diese Information entstammt einem Telefongespräch mit Walter Pogatschnigg (Obmann Verein Keltisches Noreia) im Mai 2013. 1461 Steinegger 2009. 1462 Vgl. Steinegger 2009; vgl. Steinegger 2010, 235 f. 1463 Steinegger 2010, 236. 277

ßenmauer des Altarraums zeugt. Die Sakristei im Norden der Kirche wurde ebenfalls erst später angebaut. In den folgenden Jahrhunderten kam es zu weiteren Umbauten wie etwa der Schaffung eines weiteren Zugangs zum Saalraum im Westen sowie der Entfernung der roma- nischen Flachdecke aus Holz zugunsten eines Gewölbes.1464 Die Kirche war von einem Friedhof umgeben, der zum Teil dokumentiert wurde. Die 48 Be- stattungen entstammen allen Altersklassen vom Säugling bis zum Erwachsenen und reichen vom 12. Jahrhundert bis in die Neuzeit.1465 In den romanischen Kernbau der Kirche waren mehrere Fragmente römischer Grabsteine ein- gemauert. Zwei Spolien1466 wurden im Bereich des Triumphbogens entdeckt und dort belassen. Allerdings waren sie beim Bau der Kirche so eingesetzt worden, dass ihre Schauseiten nicht sichtbar waren.1467 Im Anschluss an die Ausgrabungen, die bauhistorische Untersuchung und die Dokumentation wurde eine sanfte Sanierung durchgeführt, bei der alle Mauerzüge mit einer Abwitterungs- zone von ungefähr 40 cm gesichert wurden. Diese Aufmauerung hebt sich durch rote Ziegel- splitter vom historischen Mauerwerk ab. Die Mauerkronen wurden mit Kalkmörtel mit wenig Trasszuschlag gesichert.1468 Der Hügel erhielt zudem einen Zugangsweg für BesucherInnen. Eine Informationstafel vor Ort gibt Einblick in die Ergebnisse der archäologischen und bau- historischen Untersuchungen. Auch der Folder1469 zur Einrichtung informiert ausführlich über das Forschungsprojekt und die Untersuchungsergebnisse. Führungen vor Ort finden auf An- frage bzw. im Rahmen von Veranstaltungen wie etwa dem Tag des Denkmals statt. Ein Hin- weisschild an der Straße fehlt allerdings.1470

Kat. Nr.: 87 Holzmuseum Murau Hans Edler Platz 1, 8862 Sankt Ruprecht-Falkendorf Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Verein Steirisches Holzmuseum

1464 Steinegger 2010, 236 f. 1465 Steinegger 2009. 1466 Spolie = von lat. spolia = „Beute“, wiederverwendetes Werkstück aus einem älteren Bauwerk (z. B. Kapitell, Säule) 1467 Steinegger 2009; Steinegger 2010, 236 f. 1468 Steinegger 2009. 1469 Steinegger 2009. 1470 Diese Information entstammt einem Telefongespräch der Autorin mit Bertram Köck (Grundbesitzer) im Mai 2013. 278

Kurzbeschreibung: Das steirische Holzmuseum in St. Ruprecht ob Murau, ein umfang- reiches Fachmuseum, widmet sich dem Naturrohstoff Holz in den verschiedensten Varianten – vom Baum bis zur fast unendlich großen Vielfalt der Bearbeitungs- und Verwendungs- möglichkeiten – in der Vergangenheit, heute und in der Zukunft.1471 Das Museumsgelände ist ungefähr 10.000 m2 groß und besteht aus dem Haupthaus, dem Forstturm, dem Holzbauhaus, einem Erlebnis-Spielplatz mit Wasserspielplatz, einer Publikumswerkstätte und dem Arboretum, einem begehbaren Baumgarten.1472 Das Haupthaus wurde im ehemaligen Anthofer-Ochsenstall eingerichtet und zeigt auf vier Etagen land- und hauswirtschaftliche Einrichtungen, Geräte und Werkzeuge, holzbezogene Berufe und deren Arbeitsbehelfe aus vergangener Zeit. Eine Sammlung von Holzmodellen mit Figuren, die per Knopfdruck Bewe- gungen ausführen, veranschaulicht unterschiedlichste Arbeitsvorgänge. Die Ausstellung zeigt u. a. Musikinstrumente, Arbeiten von KünstlerInnen und Drechslern sowie eine Miniatur- sammlung von Holzzaunformen und landwirtschaftlichen Geräten. Im Dachgeschoss wird über die Bedeutung des Regenwalds und den Costa Rica-Regenwald der Österreicher informiert.1473 Auch archäologische Funde sind im Haupthaus des Museums untergebracht. Glasvitrinen zeigen versteinerte Holzfunde – etwa einen 200–300 Millionen Jahre alten, versteinerten Schuppenbaum oder ein Stück einer 200 Millionen Jahre alten Konifere aus Arizona. Infor- mationstafeln mit Texten und bildlichen Darstellungen beschreiben die Vorgehensweise und die Anwendungsgebiete der Dendrochronologie, also der Datierung von Holzfunden. In ei- nem kleinen gläsernen Schaukasten im Treppenaufgang ist laut Objektbeschriftung ein durchlöchertes Steinbeil aus poliertem Serpentin aus dem 2. Jt. v. Chr. ausgestellt, das 1961 in St. Georgen ob Murau aufgefunden wurde. Die obere Hälfte des Beils fehlt.1474 Der Forstturm enthält eine Ausstellung über die Flora und Fauna der heimischen Wälder. Das Aboretum ist ein großzügig angelegter Baumgarten mit Spazierpfad (Barfußweg). Es enthält viele bekannte, aber auch seltene heimische Baumarten und Sträucher. Das Holzbauhaus gibt Einblick in modernes Wohnen, Bauen, Heizen und Spielen mit Holz.1475 In Zeitabständen von meist ein oder zwei Jahren werden Sonderausstellungen präsentiert. Das Museums-Team bietet den BesucherInnen ein vielseitiges Vermittlungsangebot, neben Füh- rungen durch die Ausstellungen auch spezielle Schulführungen mit Aktivprogramm, Fach- exkursionen, Holzstraßenrundfahrten und waldkundliche Spaziergänge. Weitere Aktivitäten

1471 Vgl. DAS Holzmuseum 2012. 1472 Knapp 2012, 3. 1473 Verein DAS Holzmuseum 2009, 5. 1474 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 30.10.2011. 1475 Das Holzmuseum 2012. 279

im Museum sind Werken, Basteln und Bemalen von Holz, Kegeln (Schmarageln), Nageln, Stelzengehen, Holz-Sportwettbewerbe und eine Baumralley. Im Rahmen von Kursen kann man das Malen auf Holz und das Schnitzen von Fachleuten erlernen.1476

10.10 Bezirk Murtal Kat. Nr.: 88 Pfahlbaudorf im Naturerlebnispark Hohentauern Hohentauern 8, 8785 Hohentauern Einrichtungsart: Kulturtouristische Einrichtung Eingerichtet: Naturerlebnispark Hohentauern Betriebs GmbH & Co. KG Objektverantwortlich: Naturerlebnispark Hohentauern Betriebs GmbH Kurzbeschreibung: Mitten in der Berglandschaft von Hohentauern liegt direkt am We- berteich das keltische Pfahlbaudorf Hohentauern.1477 Von 2000 bis 2002 von der Natur- erlebnispark Hohentauern Betriebs GmbH & Co. KG nach historischen Vorbildern errichtet, kamen beim Aufbau jedoch keine experimentalarchäologischen Methoden zum Einsatz.1478 Die fünf Hütten sind kreisförmig um einen kleinen Teich mit Holzbrücke angeordnet, was ein dorfähnliches Ambiente schafft. Der größte Nachbau liegt direkt am Weberteich und beher- bergt die „Keltenstube“, ein kleines Wirtshaus, das ganzjährig geöffnet ist und auch für Feiern, Feste, Seminare und Ausflüge gebucht werden kann. Am Weberteich befinden sich auch begehbare Holzstege mit Bootsanlegestellen und Booten, und die kleinste Hütte des Dor- fes, die aufgrund ihrer Lage einen guten Ausblick auf den gesamten Teich bietet. Drei weitere Nachbauten sind etwas weiter vom Weberteich entfernt. Ein Gebäude mit lehmverputzten Wänden und einem strohgedeckten Dach wurde mit Strohfiguren, Liegestellen, Fellen und Keramikgefäßen eingerichtet, um eine keltische Wohnung nachzustellen. Nächst diesem Ge- bäude befindet sich ein Nachbau mit lehmverputzten Wänden mit Rutengeflecht und einer Dachdeckung aus Holzschindeln, der als Stall für Kleintiere genutzt wird. In einem Holz- blockbau mit einer Dachdeckung aus Holzschindeln befinden sich die öffentlich zugänglichen Toilettenanlagen.1479 Die gut markierten Erlebniswege von Hohentauern – der Waldpfad, der Wasserweg und der Wanderweg Fels- und Höhlenwelt – führen am Pfahlbaudorf vorbei oder haben hier ihren

1476 Das Holzmuseum 2012. 1477 Vgl. Tourismus Hohentauern 2012a. 1478 Diese Information entstammt einem Telefongespräch der Autorin mit Erich Moscher (Geschäftsführer Naturerlebnispark Hohentauern Betriebs GmbH) am 25.05.2013. 1479 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 01.12.2012 und am 30.10.2011; vgl. Tourismus Hohentauern 2012a. 280

Ausgangspunkt.1480 Es finden auch Vermittlungsprogramme für Schulen, Familien oder Kinder statt. Die historischen Inhalte sind jedoch vom Programm und dem/der Führende/n abhängig, denn der Schwerpunkt liegt nicht auf der Vermittlung von historischen Informationen, sondern auf lustbetonten Erlebnissen im Naturerlebnispark Hohentauern.1481 Weder am Gelände des Pfahlbaudorfs noch in dessen Umgebung gibt es Informationen, etwa in Form von Schautafeln, zur keltischen Vergangenheit, die für das Dorf namensgebend ist. Es gibt auch keinerlei archäologische Befunde zu einer keltischen Besiedlung des We- berteichs und bei der Einrichtung der Gebäude wurden historische Details außer Acht gelas- sen, was man beispielsweise an den ausgestellten neuzeitlichen Keramikgefäßen oder der Kleidung der Strohpuppen erkennen kann. Das Pfahlbaudorf ist mehr als historische Kulisse für die UrlauberInnen gedacht, die das Freizeitangebot des Naturerlebnisparks Hohentauern genießen, und weniger als Freilichtmuseum, dessen Schwerpunkt die Wissensvermittlung ist. Der idyllische Ort wird jährlich von ungefähr 2.750 BesucherInnen1482 aufgesucht, die zum Teil auch die Programme und Angebote des Naturerlebnisparks nutzen. Die Erlebnisse veran- kern sich im Gedächtnis und werden mit der Geschichte der Kelten in Beziehung gesetzt. Da- her wäre es wünschenswert, korrekte historische Informationen an die BesucherInnen weiter- zugeben und auch darüber aufzuklären, wie die keltische Vergangenheit in Hohentauern und Umgebung tatsächlich aussah und welche wissenschaftlichen Daten dazu vorliegen.

Kat. Nr.: 89 Stadtmuseum Judenburg Kaserngasse 27, 8750 Judenburg Einrichtungsart: Stadtmuseum Träger: Museumsverein Judenburg Kurzbeschreibung: 1956 richtete der Museumsverein Judenburg erstmals eine Schau- sammlung im Dachgeschoss der ehemaligen Jesuitenkirche ein. 1990 übersiedelte das Mu- seum mit seinen inzwischen angewachsenen Beständen in das Gebäude in der Kaserngasse 27.1483 Im Erdgeschoss des heutigen Stadtmuseums gibt ein Panoramamodell einen Überblick über die mittelalterliche und neuzeitliche Stadttopographie von Judenburg. In den beiden Ober-

1480 Tourismus Hohentauern 2012b. 1481 Diese Information entstammt einem Telefongespräch der Autorin mit Erich Moscher (Geschäftsführer Naturerlebnispark Hohentauern Betriebs GmbH) am 25.05.2013. 1482 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Günther Horner (Pächter der Keltenstube) am 01.12.2012. 1483 Kaindl u. a. 1998, 103 f. 281

geschossen befindet sich eine historische Schausammlung, die sich der Judenburger Stadt- geschichte widmet und diese mittels sechzehn Dioramen der heimischen Künstlerin Anna Krotschek zeigt. Sie illustrieren, ergänzt durch Urkunden und Objekte, wichtige Stationen der Geschichte von Judenburg in zeittypischen Szenen.1484 Außer den Dioramen zeigt die Schau- sammlung in Vitrinen ausgestellte Objekte, die durch bildliche Darstellungen, Skizzen, Mo- delle und Informationstafeln ergänzt werden. Die Dioramen im Raum, der sich der ur- und frühgeschichtlichen und der römischen Besiedlung Judenburgs widmet, zeigen eine Urnen- bestattung in der Hallstattzeit und römische Händler. Auf die hallstattzeitliche Geschichte Judenburgs verweist eine Kopie des berühmten bronzenen Kultwagens aus dem 7. Jh. v. Chr., der in Strettweg, in der Nähe von Judenburg, gefunden wurde und heute im Archäologie- museum des Universalmuseums Joanneum in Graz ausgestellt ist. Im selben Raum werden in einer Glasvitrine Hammerbeile aus der Jungsteinzeit, das Modell eines Steinbohrgerätes, Tongefäße aus der Bronzezeit, zwei Tüllenbeile aus Bronze und eine Zwiebelkopffibel prä- sentiert. Ein Plakat an der Wand beschreibt die Herstellung von Steingeräten in der Jungstein- zeit. Eine weitere Vitrine zeigt einen römischen Münzschatz, der 270 n. Chr. am Falkenberg in der Nähe von Strettweg vergraben wurde. Weitere Ausstellungsobjekte sind römerzeitliche Funde wie ein Römerstein aus Weißkirchen oder römisches Glas. An der Wand sieht man auch die Kopie eines Ausschnitts der Tabula Peutingeriana, ein Plakat zu römerzeitlichen Im- portwaren und eine Information über das Edikt zur Festsetzung von Maximaltarifen bei Prei- sen und Löhnen zu römischen Zeiten.1485 Aus der Zeit des Mittelalters werden die Besiedelung und die Christianisierung des Aichfeldes und der Bau der im 11. Jahrhundert erstmals erwähnten eppensteinischen „Judinburch“ thematisiert. Ausgestellt werden typische Reste der Holzwasserleitung, eine Zange aus dem 15. Jahrhundert sowie Stemmeisen und eine Schere.1486 Die raumteilenden Vitrinen zeigen Kleider, bäuerliche Trachten und Bergmannskleidung.1487 Auf dem weiteren Rundgang durchs Museum werden auch wichtige Persönlichkeiten für die Stadtwerdung und Stadtentwicklung im Mittelalter und in der frühen Neuzeit vorgestellt. etwa Ulrich von Liechtenstein. Mit ausgewählten Gegenständen zu Reformation und Gegen- reformation endet der Rundgang im ersten Stockwerk. Das zweite Obergeschoss ist vor allem der heimischen Kunst gewidmet und zeigt u. a. Expo- nate der Judenburger Barockwerkstätte und Mobiliar aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Ein

1484 Kaindl u. a. 1998, 104. 1485 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 20.10.2010; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 146. 1486 Bichl – Reisinger 2004, 146; vgl. Kaindl u. a. 1998, 104. 1487 Kaindl u. a. 1998, 104 f. 282

„Wandbilderbuch“ mit ungefähr 50 Schwenktafeln informiert ausführlich in Wort und Bild über die Geschichte der Stadt Judenburg seit 1945.1488 Das Museum bietet neben Führungen durch die Ausstellung auch Schulprogramme an und veranstaltet Vorträge, Tagungen und Kurse.1489

Kat. Nr.: 90 Schaubergwerk Oberzeiring Marktplatz 5, 8762 Oberzeiring Einrichtungsart: Kulturtouristische Einrichtung Träger: Verkehrsverein Oberzeiring Kurzbeschreibung: Der Ort Oberzeiring wurde im Jahr 1265 erstmals urkundlich erwähnt und 1279 zum Markt erhoben. Er war für sein Silberbergwerk bis ins Spätmittelalter bekannt und hatte bereits im 13. Jahrhundert das Bergrecht.1490 1284 wurde dem Ort das Recht zum Prägen des silbernen „Zeyringer Pfennigs“ verliehen. Die Tatsache, dass Oberzeiring über eine eigene Münzstätte verfügte, spricht für seine wirtschaftliche und politische Bedeutung. Bis 1663 war der Markt auch Sitz des Berggerichtes.1491 Besiedelt war das Tal bereits um 10.000 v. Chr.1492 Urkundlich ist eine Besiedlung des Pöls- Tales, zu dem das Zeiringer Gebiet gehört, aber erst für die Mitte des 9. Jahrhunderts nach- weisbar. Der Beginn des Silberabbaus liegt noch im Dunkeln,1493 aber frühgeschichtliche Funde aus Oberzeiring wie etwa eine 1958 entdeckte Urne aus der älteren Urnenfelderzeit (1200–1000 v. Chr.), lassen einen Silberabbau im oberen Pölstal bereits vor 1000 v. Chr. vermuten.1494 1958 wurde ein Teil des ehemaligen Silberbergwerks vom Verkehrsverein als Schaustollen zugänglich gemacht, mit einem Naturheilstollen für Bronchialerkrankungen und einem klei- nen Museumsraum im Eingangsbereich.1495 Im Museum werden verschiedenste Exponate in Glasvitrinen präsentiert: Tongefäße, eiserne Grubenlampen, hölzerne Erzschüsseln, Stempel zum Prägen von Münzen, eine Reibschale aus Stein, mittelalterliche Tongefäße für Talg- lichter, ein mittelalterlicher Hammer und ein Meißel, verschiedene Mineralien und die bau-

1488 Kaindl u. a. 1998, 105. 1489 Diese Information entstammt dem von Dr. Michael Schiestl (Museumsleitung Stadtmuseum Judenburg) am 20.10.2010 beantworteten Fragebogen zur Einrichtung. 1490 Kretzenbacher 1957, 5 f. Anm. 12; vgl. Pleyel 1987, 177. 1491 Kaindl u. a. 1998, 136; vgl. Kretzenbacher 1957, 7. 1492 Bichl – Reisinger 2004, 158. 1493 Kretztenbacher 1957, 4 f. 1494 Vgl. Piber 2011; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 158; vgl. Modrijan 1960; vgl. Kretztenbacher 1957. 1495 Kaindl u. a. 1998, 136; Bichl – Reisinger 2004, 158. 283

chige, rundschultrige Leichenbrandurne aus der älteren Urnenfelderzeit. Dieser Urne können auch zwei durch den Leichenbrand deformierte Bronzekugelkopfnadeln zeitlich zugeordnet werden.1496 Ein Folder zum Schaubergwerk Oberzeiring liegt im Museumsraum auf. Es gibt auch Füh- rungen für Erwachsene, Kinder und Schulklassen, bei denen die im Museumsraum ausge- stellten Objekte einen festen Bestandteil des Programms bilden.1497

10.11 Bezirk Südoststeiermark Kat. Nr.: 91 Museum im Alten Zeughaus Emmenstraße 9, 8490 Bad Radkersburg Einrichtungsart: Stadtmuseum Träger: Stadtgemeinde Bad Radkersburg Kurzbeschreibung: Seit den 1950er-Jahren befindet sich das Museum der Stadt im ehemali- gen Radkersburger Zeughaus der steirischen Landstände,1498 einem Bau aus dem 16. Jahrhun- dert.1499 Im Mai 1998 wurde die ständige Ausstellung neu konzeptioniert und zeigt nun in dreizehn Museumsräumen die Entstehung und Entwicklung der Stadt in chronologischer Reihenfolge. Der Rundgang durch das Museum entspricht einem Gang durch die Geschichte, beginnend mit der Vor- und Frühgeschichte, über die Blütezeit, den Niedergang, die Stagnation der Stadt, die beiden folgenreichen Weltkriege bis zur jüngeren Geschichte als Thermen- und Kurort. Die BesucherInnen werden durch den konstruktivistischen Hintergrund des Museumskonzepts aufgefordert, sich Gedanken über die Inhalte der Ausstellung zu machen, indem die Wandzitate manchmal unterschiedliche Interpretationen und zum Teil auch widersprüchliche Aussagen einzelner WissenschafterInnen wiedergeben.1500 Ungefähr 600 Originalobjekte dienen als Zeugnisse der Vor- und Frühgeschichte, der Stadt- geschichte, der Volkskunde sowie der Handwerks- und Zeitgeschichte von Bad Radkersburg und seiner Umgebung. Zahlreiche Faksimiles, Zeichnungen und Bilder ergänzen diese Dauer- ausstellung.1501

1496 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 20.10.2010; vgl. Kaindl u. a. 1998, 136; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 158. 1497 Diese Information entstammt dem von Fritz Stuhlpfarrer (Betriebsaufseher Schaubergwerk Oberzeiring) am 20.10.2010 beantworteten Fragebogen zur Einrichtung. 1498 Stadtgemeinde Bad Radkersburg 2011. 1499 Kaindl u. a. 1998, 29. 1500 Stadtgemeinde Bad Radkersburg 2011. 1501 Stadtgemeinde Bad Radkersburg 2011. 284

In Anlehnung an die in den 1960er-Jahren in Frankreich entstandenen Ecomuseen, deren Ziel ein Gesamtverständnis der jeweiligen Region ist, verweist auch das Museum im alten Zeug- haus auf Orte, Initiativen und Institutionen in der Region. Darstellungen nach dem Guck- kastenprinzip machen auf bestimmte städtische und außerstädtische Entwicklungen aufmerk- sam, etwa auf archäologische Fundplätze oder Museen, um die BesucherInnen zu motivieren, die Stadt und ihre Umgebung zu erforschen. Auch mit den Nachbarstaaten Slowenien, Kroatien und Ungarn sollen Kooperationen und Partnerschaften eingegangen werden.1502 Bei Fragen zur Geschichte der Stadt versteht sich das Museum als Anlauf- und Dokumen- tationsstelle. Oft werden ihm von der Bevölkerung Nachlässe, Fotos oder Objekte zur Archi- vierung bzw. für Sonderausstellungen zur Verfügung gestellt.1503 Nur ein Raum des Museums widmet sich der Ur- und Frühgeschichte sowie der Römerzeit in der Region. Die dort ausgestellten Objekte werden allerdings sehr eindrucksvoll im Halb- dunkel mittels punktuellem Lichteinsatz präsentiert. Folgende Objekte kann man hier sehen: Steinbeile aus Klöch und Halbenrain aus der Jungsteinzeit, der „Hummersdorfer Depotfund“, der auf ca. 1000 v. Chr. datiert wird und der Lanzenspitzen, Beile und Sicheln aus Bronze umfasst, Keramik aus dem 8. Jh. v. Chr. vom Königsberg bei Tieschen, der „Kultwagen von Radkersburg“ aus der Hallstattzeit (750–500 v. Chr.), einen der berühmten, 1811 in Ženjak (Schönjak) gefundenen „Neggauer Helme“, der in das 2./1. Jh. v. Chr. datiert, sowie schließ- lich Grabbeigaben aus den norisch-pannonischen Hügelgräberfeldern „Grössinger Tanner“ und „Hutweide“ bei Hummersdorf. Eine zentrale, gut beleuchtete Bodenvitrine präsentiert die Fundstücke aus dem „Hummersdorfer Depotfund“, die Funde aus den Hügelgräberfeldern in Hummersdorf und Grössing, Fundstücke vom Königsberg bei Tieschen sowie mittelalterliche Funde aus Radkersburg wie etwa eine gotische Lampe mit Kerbverzierung oder einen Keramikbecher. Der nächste Ausstellungsraum widmet sich dem 13. bis 16. Jahrhundert und thematisiert dabei die Schutzfunktion der Stadt als Festung sowie den blühenden Handel.1504 Die unterschiedlich großen und in unterschiedlichen Höhen angebrachten Vitrinen, die An- ordnung und Präsentation der Objekte, das Spiel mit Licht und Farbe sowie die Wandtexte bringen Abwechslung und Spannung in die Ausstellung und regen zum Entdecken an und zur Auseinandersetzung mit den Themen. Mindestens einmal jährlich wird eine Sonder- ausstellung präsentiert. Die im Museum angebrachten Wandtexte sind im Foyer in Form einer Broschüre in den Sprachen Deutsch, Englisch, Slowenisch und Ungarisch erhältlich. Kern-

1502 Vgl. Stadtgemeinde Bad Radkersburg 2011; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 75. 1503 Stadtgemeinde Bad Radkersburg 2011. 1504 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 15.10.2011; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 75. 285

punkte der Vermittlung sind die klassischen BesucherInnenführungen, ein breites museums- didaktische Kinderprogramm, regionalgeschichtliche SchülerInnenführungen zu speziellen Themen sowie Projekte mit Schulklassen. Einmal jährlich findet ein Museumsfest mit einem „Tag der offenen Tür statt.1505

Kat. Nr.: 92 Museum im Tabor Franz-Josef-Straße 3, 8330 Feldbach Einrichtungsart: Stadtmuseum Träger: Stadtgemeinde Feldbach Unterstützungsverein: Südoststeirischer Verein für Heimatkunde Kurzbeschreibung: Hinter der Pfarrkirche in Feldbach befindet sich eine mittelalterliche Wehranlage, ein sogenannter „Tabor“. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde mit dessen Errichtung begonnen, indem man auf der Innenseite der Schutzmauer um die Kirche eine dicht geschlossene Häuserzeile mit Wohnräumen, Vorratskellern und Ställen baute, in die sich die Marktbewohner bei Gefahr mit ihrem Besitz zurückziehen konnten. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Tabor mehrmals ausgebaut und immer wieder renoviert und verbes- sert. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts verlor die Anlage jedoch ihre wehrtechnische Funktion. Durch die Eröffnung des Feldbacher Heimatmuseums 1952 wird sie nun in neuer Funktion genutzt.1506 Dieses Museum mit seinen ungefähr 1400 m2 Fläche, das man als „Regionales Universalmuseum“ bezeichnen kann, besteht aus zahlreichen Abteilungen, die das Leben in der Oststeiermark von der Ur- und Frühgeschichte bis in die jüngste Vergangenheit doku- mentieren.1507 Die Museumsabteilungen sind in den 35 Wohn- und Speicherräumen der an- einandergereihten kleinen Häuser untergebracht, die man treppauf und treppab die Wehrgänge entlangschreitend erreicht.1508 Um die 1000 Exponate finden die BesucherInnnen hier gut be- schriftet und zum Teil in Holz-Glas-Vitrinen ausgestellt.1509 Folgenden elf Schwerpunkten widmet sich das Museum: Archäologie, Burgen und Schlösser, Geologie und Mineralogie, Erster und Zweiter Weltkrieg, Volkskunde, Altes Handwerk, Krobath-Museum (Entwicklung

1505 Vgl. Stadtgemeinde Bad Radkersburg 2011. 1506 Kaindl u. a. 1998, 44. 1507 Vgl. Museum im Tabor 2012; vgl. Kaindl u. a. 1998, 44. 1508 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 68. 1509 Vgl. Museum im Tabor 2012. 286

landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen), Schneiderei, Fischerei, Feuerwehr, einem histo- rischen Schulklassenzimmer aus dem 19. Jahrhundert.1510 Ein Raum im Obergeschoss beschäftigt sich mit der Jungsteinzeit und zeigt in Glasvitrinen Fundstücke zu bestimmten Bereichen des jungsteinzeitlichen Lebens: Kochen und Essen, Handwerk – vor allem Töpfern und Brennen von Keramik –, Siedlungs- und Wohnformen, Flachsverarbeitung und Weben, Werkzeuge aus Stein und Knochengerät und die Landwirt- schaft. Ausgestellt werden dazu Keramikgefäße wie beispielsweise eine Henkeltasse und eine Schüssel aus dem Laibacher Moor in Slowenien, eine Mahlplatte mit Reibstein aus dem Burgenland, Steinbeile aus der Umgebung von Feldbach, das Modell eines Webstuhls sowie Webstuhlgewichte und Spinnwirtel aus Tieschen. Im selben Raum befindet sich auch die Teil- Rekonstruktion eines neolithischen Hauses als Pfostenbau mit Wänden aus lehmabgedichte- tem Rutengeflecht, einem Strohdach und einem Boden aus gestapftem Lehm. Zwei Räume im Untergeschoss widmen sich ebenfalls archäologischen Inhalten. In einer gro- ßen Glasvitrine wird das Inventar eines hallstattzeitlichen Hügelgrabes (Hügel M) aus dem Gniebinger Hügelgräberfeld1511 präsentiert. Datiert wird das Hügelgrab in das letzte Drittel des 8. Jh. v. Chr. und es enthielt die Brandbestattungsreste von drei oder vier Menschen. Funde aus der Hallstatt- und Römerzeit wie etwa Münzen, Spinnwirtel, Fibeln, das Glasfragment einer tiefen Rippenschale und Keramikfunde stammen vom Saazkogel1512. Weitere Fundstücke stammen aus den urnenfelderzeitlichen Siedlungen auf der Riegersburg1513 und dem Steinberg bei Mühldorf nahe Feldbach1514. Ein weiterer Raum widmet sich der Geschichte der oststeirischen Burgen vom 9. bis zum 15. Jahrhundert. Die BesucherInnen erhalten hier Informationen zur Chronologie mittelalterlicher Burgen, den historischen Ereignissen, die zum Burgenbau geführt haben und einen Überblick über die in der Region noch erhaltenen oder bereits verschwundenen historischen Wehranlagen. In Glasvitrinen werden u. a. Fundstücke von der einstigen Turmburg Alt Gleichenberg ausgestellt, darunter Pfeileisen und Armbrustbolzen, eine eiserne Gürtelschnalle oder ein kleiner Schlüssel aus dem 12./13. Jahrhundert. Die Inhalte der Abteilungen werden mittels Texten, Bildern und Zeichnungen erläutert und veranschaulicht.1515

1510 Vgl. Heimatmuseum Feldbach 1982; vgl. Kaindl u. a. 1998, 44 f.; vgl. Museum im Tabor 2012. 1511 Zum Hügelgräberfeld von Gniebing bei Feldbach siehe Kramer 1988. 1512 Zu den archäologischen Forschungen am Saazkogel siehe Lippert 2001 und Lamm 2001. 1513 Zur Riegersburg siehe Bichl – Reisinger 2004, 71 f. 1514 Zur urgeschichtlichen Besiedelung des Steinberges bei Feldbach siehe Penz 2001. 1515 Die Informationen zu den Museumsabteilungen mit archäologischen Inhalten entstammen zu einem großen Teil dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin und einem Gespräch mit Dr. Rudolf Grasmug (Museumsleiter Museum im Tabor) am 15.10.2010; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 68. 287

Familien haben die Möglichkeit, mit einer „Familientasche“ das Museum mittels Geschich- ten, Rätsel und Spielen mit allen Sinnen selbst zu erkunden. Dabei führt sie „Eberhart der Eber“ durch die jahrhundertealten Räume.1516 Neben Sammelführungen und Führungen gegen Voranmeldung werden auch Überblicksführungen durch den Kern des Museums (Sonder- ausstellung, Volkskunde, historische Schulklasse, Burgen und Schlösser, Kelten und Römer), Führungen durch die Sonderausstellung, Führungen durch die Spezialabteilungen, Kinder- führungen mit interaktiven Elementen durch fünf Stationen ihrer Wahl und eine Kinder- führung mit Kreativwerkstatt angeboten.1517 Am 20. September 2013 wurde das Museum im Tabor mit dem Österreichischen Museums- gütesiegel ausgezeichnet, das von ICOM Österreich vergeben wird und ein wichtiges Quali- tätszertifikat in der Museumsbranche darstellt.1518

Kat. Nr.: 93 Römerzeitliches Hügelgräberfeld „Hutweide“ Im Wald an der Dorfstraße in Hummersdorf, 8490 Radkersburg Umgebung Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet/Objektverantwortlich: Tourismusverband Bad Radkersburg und Radkersburg Umgebung Kurzbeschreibung: In einem Waldstück östlich des Ortes Hummersdorf befindet sich das römerzeitliche Hügelgräberfeld „Hutweide“. Auf dem Weg von Bad Radkersburg nach Klöch nimmt man die Abzweigung links nach Hummersdorf, wo sich bereits die erste Hinweistafel „Römerzeitliche Hügelgräber“ befindet. Nach der Ortstafel Hummersdorf steht auf der rech- ten Seite eine weitere Hinweistafel („Hügelgräber“). Das Hügelgräberfeld besteht heute noch aus 24 Grabhügeln. Es wurde bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts archäologisch erforscht. Altfunde aus diesen Grabungen wie etwa Keramik, Fibeln und Münzen befinden sich zum Teil im Museum im Alten Zeughaus in Bad Radkersburg und lassen sich der Römerzeit zuordnen. Die größeren Hügel sind bis zu 4 m hoch und haben einen Durchmesser von bis zu 25 m, die kleineren haben eine Höhe von 1– 1,5 m und einen Durchmesser von 7–9 m.1519 Das Gräberfeld befindet sich südlich der Bahnlinie von Spielfeld nach Bad Radkersburg und erstreckt sich ungefähr 150 m in nordwest-südöstliche Richtung. Möglicherweise wurden

1516 Museum im Tabor 2014a. 1517 Museum im Tabor 2014b. 1518 Museum im Tabor 2014a. 1519 Kranzelbinder – Fassold 2012b. 288

Grabhügel im Nordosten beim Bahnbau zerstört. Trotz älterer Störungen und einiger Gra- bungstrichter ist dieses Hügelgräberfeld recht gut erhalten.1520

Kat. Nr.: 94 „Heiliger Bezirk“ am Königsberg in Johnsdorf-Brunn bei Fehring Johnsdorf-Brunn – Beim Gasthof Schreiner, Brunn 36, 8350 Fehring, der Hinweistafel „Römerstein“ oder „Familien-Erlebnis-Lehrpfad“ folgen Einrichtungsart: Römerstein Eingerichtet/Objektverantwortlich: Gemeinde Johnsdorf-Brunn Kurzbeschreibung: Ein starkes Unwetter verwüstete 1935 die bewaldete Kuppe am Königs- berg von Brunn bei Fehring. Daher schlossen sich die Anrainer der Umgebung 1937 zusam- men, um die Bäume zu roden und stattdessen Weingärten anzulegen. Im Zuge der Rodungs- arbeiten entdeckte ein Bauer einen behauenen Stein mit einer lateinischen Inschrift. Da er die Sage von einem versunkenen Schloss am Königsberg kannte, in dem sich ein verborgener Schatz befinde, zerschlug er den Stein in der Hoffnung, darin verstecktes Gold zu finden. Das Ergebnis war bestimmt ernüchternd. Durch einen Bericht in der damaligen Grazer „Tagespost“ wurden Archäologen auf den Stein aufmerksam, setzten ihn wieder zusammen und brachten ihn ins Landesmuseum Joanneum.1521 Bis heute befindet sich der nun restaurierte römische Weihealtar im Lapidarium des Universalmuseums Joanneum im Grazer Schloss Eggenberg.1522 Es stellte sich heraus, das der 102 cm hohe Stein aus Baslattuff im 3. Jh. n. Chr. aufgestellt und als Altar dem Wettergott geweiht war, dem obersten Reichsgott Iupiter Optimus Maximus, der durch die interpretatio romana mit dem einheimischen, vorrömischen Wetter- gott Uxlemitanus gleichgesetzt wurde. Verständlich wird diese Gleichsetzung dadurch, dass nicht nur bei den Griechen und Römern, sondern auch bei anderen Völkern der oberste Gott zugleich auch der Wettergott war, der auf einem hohen Berg hauste und daher oft in Höhen- heiligtümern verehrt wurde. Der Altar aus Johnsdorf-Brunn wurde laut Inschrift von Aurelius Celsinus für seinen Sohn Marcus Aurelius Celsinus errichtet, der als Soldat der 14. Legion diente.1523

1520 Kranzelbinder – Fassold 2012b. 1521 Riedlsperger 1985, 59; Bichl – Reisinger 2004, 73. 1522 Vgl. Hudeczek 2004, 98. 1523 Hudeczek 2004, 98. 289

Kurz nachdem man den Altar gefunden hatte, führte das Landesmuseum Joanneum Ausgra- bungen1524 durch, die ein von einer Steinmauer umfriedetes Areal von ungefähr 50 × 23 m zutage förderten, welches der Ausgräber Walter Schmid als „Heiligen Bezirk“ in- terpretierte. Das eigentliche „Heiligtum“ befand sich allerdings am östlichen Rand dieses ummauerten Areals. Es handelte sich dabei um einen einfachen, mit römischen Dachziegeln gedeckten Holzbau, der auf Tuffsteinfundamenten errichtet worden war. In der Mitte war das Gebäude gepflastert, vielleicht als Basis für den Altar und eine von Steinen umrandete „Opfergrube“.1525 Heute befindet sich in der Nähe des originalen Fundortes am Königsberg in Johnsdorf-Brunn eine Kopie des Weihealtares. Der „Heilige Bezirk“ wurde mit Steinen angedeutet.1526 Eine Informationstafel übersetzt die Inschrift des Altars und berichtet über dessen Fund und die Ausgrabung am Königsberg.1527 Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Franz Hammer wurde der Weihaltar als Symbol in das Gemeindewappen aufgenommen.1528

Kat. Nr.: 95 Spätmittelalterlicher Kalkbrennofen am Taxberg Oedt, 8330 Mühldorf bei Feldbach – Die Einrichtung befindet sich direkt an der Bundesstraße B 66 in der Kehre eines bewaldeten Grabens. Einrichtungsart: Rekonstruktion in situ mit Schutzbau Eingerichtet/Objektverantwortlich: Gemeinde Mühldorf bei Feldbach Kurzbeschreibung: Beim Anlegen eines Radweges entlang der Bundesstraße 66 im Ge- meindegebiet von Mühldorf bei Feldbach traten im Jahr 2001 rotbraune, kreisförmige Boden- verfärbungen auf. Daraufhin fanden archäologische Untersuchungen der Universität Wien1529 statt, bei denen man die Reste einer Kalkbrennerei des ausgehenden Mittelalters freilegte. Sie bestand aus einem großen Kalkofen und zwei Abraumplätzen mit Brand- und Bauschutt, wo- bei es sich bei der zweiten nördlichen Ablagerung auch um einen weiteren Ofen handeln könnte. Der Feldofen war in die Böschung hineingesetzt und entspricht einem altertümlichen Ofentyp mit beckenförmigem Feuerraum und breitem Rand, auf dem die Kalksteine aufgeschichtet wurden. Die Ofenkuppel, die aus der Böschung herausragte, bestand aus Lehm. Nach jedem

1524 Zu den Ausgrabungen am Königsberg bei Brunn bei Fehring siehe Schmid 1938. 1525 Kranzelbinder – Fassold 2012c; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 73. 1526 Riedlsperger 1985, 64. 1527 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 29.09.2011. 1528 Riedlsperger 1985, 64; vgl. Kranzelbinder – Fassold 2012c; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 73. 1529 Zu den archäologischen Untersuchungen siehe Lippert 2002. 290

Brand musste der Feldofen ausgeräumt, neu aufgebaut und von der im Freien befindlichen westlichen Seite wieder befeuert werden. Geeigneter Lehm konnte überall in der Umgebung gewonnen werden, und ein kleiner Bach in der Nähe der Kalkbrennerei ermöglichte es, den Lehm aufzuweichen und für den Verstrich auf der Meilerkuppel elastisch zu machen. Auch der Rohkalk wurde offenbar in der unmittelbaren Umgebung abgebaut, worauf künstliche Terrassen und größere Kalksteinbrocken im Wald hinweisen. Eine Angabe zum Zeitpunkt der Kalkgewinnung und des Ofenbetriebes ist nur sehr allgemein möglich. Die C-14-Datierung eines verkohlten Astholzes vom Fundplatz und die typologische Datierung eines gefunden Topffragments aus Keramik, das aus der nördlichen Ablagerung stammt, ermöglicht eine Ein- engung auf die Zeit von 1460 bis 1600. Bemerkenswert ist, dass der Feldofen im Herrschafts- gebiet des Schlosses Hainfeld liegt, am Südosthang des Taxberges. Demnach wurde er mit dem Holz aus dem herrschaftlichen Wald versorgt und auch die Kalkproduktion unterstand sehr wahrscheinlich der Herrschaft von Schloss Hainfeld.1530 Da man den Radweg verlegte, war es möglich, den Ofen als Kulturdenkmal am ursprüngli- chen Ort der Kalkbrennerei zu rekonstruieren. Bereits im Herbst 2001 wurde als Schutz ein Pfostenbau mit Kegeldach errichtet, unter dem man dann den Kalkbrennofen rekonstruierte. Ein kleines Informationsschild am Schutzbau gibt Einblick in den Kalkabbau und das Kalk- brennen am Taxberg und informiert über die Beweggründe zur Errichtung einer Kalk- brennerei.1531

Kat. Nr.: 96 Höhensiedlung und römischer Vicus am Saazkogel Nahe Saaz 29 (Privathaus), 8341 Paldau – Die Hinweistafel „Römerausgrabungen“ am Straßenrand der L 216 von Saaz Richtung Paldau macht auf die Einrichtung aufmerksam. Einrichtungsart: Präsentierter Befund mit Schutzbau und Informationstafeln (Südhang); Schautafel (am Gipfelplateau) Eingerichtet: Kooperation des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien und des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) mit Unterstützung der Marktgemeinde Paldau Objektverantwortlich: Marktgemeinde Paldau

1530 Lippert 2002. 1531 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 29.09.2011; vgl. Lippert 2002. 291

Kurzbeschreibung: Der Saazkogel erhebt sich ungefähr 50 m über das Saaz- und das Raab- tal.1532 An seiner höchsten Stelle befindet sich eine Kirche, die zuerst dem Hl. Laurentius und später dem Hl. Sebastian geweiht war. Der größte Teil der Kirche stammt aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts und wurde im spätgotischen Stil errichtet. Die archäologischen Untersu- chungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien in den Jahren 1999 und 2000 zeigten, dass die Kirche im 17. Jahrhundert nach Westen erweitert und von einem Friedhof umgeben wurde. Im frühen 18. Jahrhundert erhielt sie einen Kapellenanbau im Nordwesten, der 1829 – vermutlich wegen Baufälligkeit – wieder abgerissen wurde, um vor dem alten Kirchenschiff einem neuen Westturm Platz zu machen. Das Gipfelplateau des Saazkogels war ab der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr. besiedelt. Die hallstattzeitliche Siedlung war nicht sehr groß und bestand aus eingetieften Grubenhütten mit Feuerstellen. Rotgebrannte Lehmbewürfe der ehemaligen Ständerbauten mit Flechtwerk- wänden verweisen auf eine Zerstörung der Gebäude durch Feuer. Erst in römischer Zeit wurde der Kogel wieder bewohnt. Es scheint, dass in der ur- und frühgeschichtlichen Zeit und in der Antike nur der am höchsten gelegene Teil des Plateaus im Südosten besiedelt war, wo sich heute die Kirche erhebt,. Fundamentreste eines römerzeitlichen Steingebäudes aus Basalttuffgestein wurden südwestlich der Kirche entdeckt. Das Gebäude befand sich wahr- scheinlich an der Stelle der Kirche. Diese Fundamentreste sind möglicherweise mit der aus- gedehnten römischen Siedlung (vicus) am südlichen Hang des Saazkogels in Verbindung zu bringen.1533 Eine Schautafel an der Kirchenaußenwand informiert über die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen von 2000. Auf dem nach Westen hin abfallenden Hügelkamm befinden sich zwei Gruppen von kleineren hallstattzeitlichen Hügelgräberfeldern, die heute noch gut sichtbar sind.1534 Die entdeckten Beigaben aus den Gräbern wie etwa Pferdegeschirr, Lanzenspitzen oder ein eisernes Tüllen- beil entsprechen der Zeitstellung der hallstattzeitlichen Höhensiedlung.1535 Ein weiteres sicht- bares Denkmal aus der frühen Vergangenheit sind die Hügelgräber am Nordhang des Saaz- kogels aus der römischen Kaiserzeit.1536 Der größte Teil der römischen Siedlung (vicus) befand sich am Südhang des Saazkogels, südwestlich der Kirche, und war in Terrassen angelegt. 2002–2005 fanden archäologische Ausgrabungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien in Kooperation mit dem Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) statt. Die geophysikalischen

1532 Sedlmayer – Tiefengraber 2006, 21. 1533 Lippert 2001, 40. 61. 59 f.; vgl. Sedlmayer – Tiefengraber 2006, 25 f.; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 69 f. 1534 Rychly 2007, 2; vgl. Sedlmayer – Tiefengraber 2006, 23. 1535 Lippert 2001, 60. 1536 Sedlmayer – Tiefengraber 2006, 23; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 69 f. 292

Prospektionen 2004 ermöglichten schließlich das Erstellen eines Gesamtplans dieser römi- schen Siedlung, die knapp 9 ha groß war und verkehrsgünstig am Knotenpunkt von Handels- wegen lag. Hier traf die Straße, die das antike Savaria (Szombathely) über den größeren Vicus von Gleisdorf mit dem Binnennoricum verband, auf die von Südwesten kommende Straße, eine Hauptverbindung zwischen Flavia Solva und dem westlichen Pannonien.1537 Am Südhang lässt sich die Siedlung mit unterschiedlicher Besiedlungsdichte auf einer Länge von mindestens 600 m verfolgen. Hangaufwärts wurden vorwiegend kleine, einräumige Gebäude festgestellt. Am unteren Hang befand sich eine parallel zum Hang angelegte 4 m breite Schotterstraße. Oberhalb und unterhalb dieser Straße gruppierten sich überaus große Gebäudekomplexe mit Steinfundamenten. Nördlich und südlich dieser Straße zeigten sich sehr ähnliche Gebäude auf künstlichen Terrassen. In der Mitte der Siedlung gab es eine größere freie Fläche, die nicht von der Straße durchzogen wurde. Erst etwas hangabwärts, westlich der Siedlung, konnte man den weiteren Verlauf der Straße erkennen, die nun von Grabbauten flankiert war.1538 Die Befunde der Ausgrabungen zeigten, dass die Siedlung am Südhang in der 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr. in Holzbauweise errichtet worden war. Erst in der ersten Hälfte des 2. Jh. n. Chr. erfolgte ein einheitlicher Ausbau in Stein- bzw. Fachwerkarchitektur in Verbindung mit einer Neustrukturierung der Siedlung. Für die mittleren Jahrzehnte des 2. Jh. n. Chr. ist eine Unter- brechung in der Belegung der Wohn- und Werkgebäude nachweisbar, und erst gegen Ende des 2. Jh. n. Chr. wurde die Siedlung wieder bewohnt, bevor sie ab den mittleren Jahrzehnten des 3. Jh. n. Chr. allmählich an Bedeutung verlor. Das reiche Fundmaterial aus Gebrauchs- keramik, Terra Sigillata, Münzen, Glas oder Fibeln lässt auf einen großen Wohlstand der Be- völkerung, einen regen Handel und auf metallverarbeitende Betriebe innerhalb der Siedlung schließen.1539 Die Streu- und Sondengeherfunde sowie eine Dokumentation der Ausgrabung befinden sich heute im Museum im Tabor der Stadtgemeinde Feldbach. Über den konservierten Resten von Gebäude 1 der römerzeitlichen Siedlung wurde nach den Ausgrabungen ein schützendes Dach errichtet1540 und eine Schautafel angebracht, die über die Besiedelung am Saazkogel informiert und die Ausgrabungsergebnisse anschaulich dokumentiert. Unter dem Schutzbau sieht man steinerne Gebäudefundamente, in den Boden eingelassene Vorratsgefäße („Kühlgruben“), Reste einer Schlauchheizung und einen Brunnenschacht. Ein Fußweg führt

1537 Sedlmayer – Tiefengraber 2006, 15 f. 1538 Sedlmayer – Tiefengraber 2006, 87–91. 1539 Sedlmayer – Tiefengraber 2006, 107–189. 260 f.; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 70. 1540 Sedlmayer – Tiefengraber 2006, 16 f. 293

von dort auf das Gipfelplateau. Broschüren und Folder zur Geschichte und Bedeutung des Saazkogels liegen im Gemeindeamt von Paldau auf. Auf Anfrage bei der Gemeinde werden auch geführte Wanderungen angeboten.1541

Kat. Nr.: 97 Schauvitrinen im Gemeindeamt Paldau Gemeindeamt Paldau, Paldau 41, 8341 Paldau Einrichtungsart: Kleinausstellung Eingerichtet/Objektverantwortlich: Marktgemeinde Paldau Kurzbeschreibung: Im Foyer des Gemeindeamts von Paldau werden die Ergebnisse der Ausgrabungen am Saazkogel mittels Fotos, Texten und Zeitungsberichten dokumentiert. Rö- merzeitliche Funde aus den Grabungen wie etwa bronzene Kniefibeln aus dem 1./2. Jh. n. Chr., ein Schlüssel oder ein Zieraufsatz für ein Pferdejoch werden in zwei nicht ausschließlich für die Grabungspräsentation genutzten Glasvitrinen ausgestellt. Die Funktion der Gegen- stände wird anhand von Rekonstruktionszeichnungen veranschaulicht.1542

Kat. Nr.: 98 Archäologische Ausstellung im „Schaustall“ – Von der Urgeschichte bis zur Römerzeit Rannersdorf 6, 8092 Mettersdorf am Saßbach Einrichtungsart: Ausstellung in einem Schauraum Eingerichtet: Mag. Dr. Bernhard Schrettle Objektverantwortlich: Josef und Silvia Schweigler Kurzbeschreibung: Im ehemaligen Schweinestall der Familie Josef und Silvia Schweigler wurde 2009 ein Verkaufsraum für Trockenblumen und Gestecke gemeinsam mit einem ar- chäologischen Schauraum eingerichtet. Präsentiert werden Objekte, die bei den archäologi- schen Ausgrabungen1543 in den Jahren 2006 bis 2008 auf der Flur Groggernfeld in Rannersdorf entdeckt wurden. Die Fundstücke belegen eine Besiedlung in der Jungsteinzeit und der Spätantike.1544

1541 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 29.09.2012 sowie einem Gespräch der Autorin mit Anton Gutmann (Bürgermeister Marktgemeinde Paldau) am 11.12.2012; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 70. 1542 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 11.12.2012; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 70. 1543 Zu den archäologischen Ausgrabungen in Rannersdorf siehe Schrettle – Tsironi 2007 sowie Schrettle 2010. 1544 Vgl. Schrettle 2009, 15 f.; Vgl. Schweigler – Schweigler 2009. 294

Die jungsteinzeitliche Siedlung bestand aus vielen lose angeordneten Holzgebäuden. Man fand Zeugnisse der sogenannten Lengyel-Kultur, die in die Mitte des 5. Jt. v. Chr. datiert, wie etwa Steinbeile, -äxte und -klingen oder Keramikfragmente. Die jungsteinzeitliche Siedlung wurde aus unbekannten Gründen aufgegeben und das Groggernfeld erst in der Römerzeit neuerlich besiedelt.1545 Über die Römerzeit erbrachten die Ausgrabungen Befunde zu einem auffallenden achteckigen Badegebäude mit umlaufenden Korridoren, einem axial- symmetrischen Grundriss und einem größeren, birnenförmigen Hof. Der oktogonale Raum wurde als Kaltbaderaum (frigidarium) genutzt und verfügte über eine Wanne und einen Ab- wasserkanal.1546 Gleichzeitig mit dem Badegebäude entdeckte man 60 m östlich auf der Kuppe des Groggernfeldes das dazugehörige Hauptgebäude, dessen Umfassungsgraben zahlreiche Fundstücke enthielt, etwa einen silbernen Löffel, Münzen aus der mittleren bis späten Kaiserzeit, Fragmente von Glasgefäßen sowie Terra Sigillata-Fragmente, die nun in der Ausstellung präsentiert werden. Sowohl das Badegebäude als auch das Haupt- und Wohngebäude wurden um 140 n. Chr. erbaut, allerdings bereits vierzig Jahre später verlassen. Ausgrabungen im Jahr 2008 südlich des achteckigen Kaltbaderaums offenbarten einen Pfeilersaal, der durch drei Reihen von je fünf rechteckigen Pfeilern gegliedert war. Die Pfeiler gehörten nicht zum kaiserzeitlichen Badegebäude, sondern wurden erst im 4. Jh. n. Chr., nach dessen Aufgabe, eingebaut, um einen Speicher (horreum) im Inneren des ehemaligen Bades zu errichten. Sie dienten als Unterbodenkonstruktion, um das Bodenniveau zu heben und dadurch das Getreide bei der Lagerung trocken zu halten. Aus dieser Zeit werden im Schauraum Münzen, Fibeln oder eine spätantike Gürtelschnalle präsentiert.1547 Ausgestellt werden die Fundstücke in Glasvitrinen. Die Objektbeschriftungen, Fundort- angaben und Erläuterungen zu den Objekten befinden sich an den Ecken der Vitrinen. Neben Funden vom Groggernfeld werden auch das Fragment einer Dreifußschale aus einem Grab des römischen Hügelgräberfeldes Zehensdorf sowie Lesefunde ausgestellt. Wandtafeln infor- mieren mit Bildern und Texten über die Ausgrabungen am Groggernfeld, die Besiedlung in der Jungsteinzeit und den baulichen Wandel der römischen Villa in Rannersdorf. Modelle von jungsteinzeitlichen Gebäuden und einem Steinbohrer sowie bildliche Darstellungen dienen der Veranschaulichung der Ausstellungsinhalte. Ein ausführlicher Folder1548 zur Ausstellung gibt Informationen zur Geschichte der Objekte und liegt im Ausstellungsraum auf. Auch

1545 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 27.09.2011; vgl. Schweigler – Schweigler 2009. 1546 Lamm – Marco 2012, 28; vgl. Schrettle 2009, 16–18. 1547 Schrettle 2009, 18 f. 1548 Schweigler – Schweigler 2009. 295

Kurzführungen durch den Schauraum werden – abgestimmt auf das Alter der BesucherInnen – vom Ehepaar Schweigler durchgeführt.1549

Kat. Nr.: 99 Römerzeitliches Museum Ratschendorf Dorfplatz Ratschendorf, 8483 Deutsch Goritz Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Unterstützungsverein Römerzeitliches Museum Ratschendorf Kurzbeschreibung: Das Römermuseum wurde von der 1980 gegründeten „Kulturinitiative Ratschendorf“ vom Sommer 1989 bis zum Mai 1990 errichtet.1550 Zahlreiche freiwillige HelferInnen nahmen an diesem Projekt teil, dessen Gesamtleitung Heinz Kranzelbinder über- nommen hatte, der das Museum auch heute noch mit viel Engagement und Idealismus leitet. Der Anlass für die Museumserrichtung waren die 1987/1988 durchgeführten Ausgrabungen1551 des Landesmuseums Joanneum im nahegelegenen Hügelgräberfeld im Wäldchen „Hügelstaudach“. Mit der Adaptierung des ehemaligen Gemeindekühlhauses zum Museum wurde zugleich ein Zeichen gesetzt, dass ein Gebäude, das seine ursprüngliche Funktion verloren hat und dem der Abbruch droht, wieder eine Funktion für die Gemeinschaft erfüllen kann.1552 Vor der Eingangswand des Museums befindet sich eine grob behauene Aschenkiste aus Kalk- stein, die 1981 nördlich des Wäldchens „Hügelstaudach“ geborgen wurde. Sie bildete ur- sprünglich den Fuß einer Grabstele und diente erst in sekundärer Verwendung als Aschen- kiste. Entlang einer Rampe betritt man das Museum, das behindertengerecht gebaut ist und einen bis zum Dachstuhl hin offenen Ausstellungsraum bietet. Die architektonische Gestal- tung des Museums ist das Ergebnis der Zusammenarbeit des Architekten Dietrich Ecker mit dem Künstler Christian Ruschitzka, von dem die Ausführung der Vitrinen aus Eisen, Stahl und Glas stammt. Im Zentrum befindet sich eine begehbare Rekonstruktion des Grabhügels Nr. 15 aus dem Hügelgräberfeld „Hügelstaudach“ in Originalgröße. Während die Original- funde in einer doppelten Wandvitrine präsentiert werden, zeigt die nach oben hin offene Grabhügelrekonstruktion die fünf Bestattungen mit Repliken der originalen Fundstücke. Die

1549 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin sowie einem Gespräch mit Josef Schweigler am 27.09.2011. 1550 Kranzelbinder 1991, 72. 1551 Zu den Ausgrabungen im norisch-pannonischen Hügelgräberfeld „Hügelstaudach“ siehe Artner u. a. 1994. 1552 Hesch 2004, 176; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 78. 296

Bestattungen erfolgten vom Ende des 1. bzw. vom Beginn des 2. Jh. n. Chr. bis zum Beginn des 3. Jh. n. Chr.1553 Neben den Funden aus den Ausgrabungen 1987/1988 wie etwa Keramiktöpfen, einem Be- cher, einer Dreifußschale oder einer hellgrünen Glasschale werden auch einige Altfunde, die Fundstücke einer 1990 durchgeführten Notgrabung aus dem „Grab 2/90“ vom Gräberfeld „Hügelstaudach“ wie etwa ein Glasbecher mit gerippter Wandung aus dem 2. Jh. n. Chr. so- wie der älteste Fund aus dem Gemeindegebiet, eine Rundnackenaxt aus Serpentin in den Wandvitrinen gezeigt.1554 Durch die Funde, Texte und Abbildungen erfahren die BesucherInnen Wissenswertes über ausgewählte Themen, die mit den Ratschendorfer Grabungen in Zusammenhang stehen. Die Wandtafeln informieren über Rom und Noricum, ur- und frühgeschichtliche Fundorte im Be- zirk Radkersburg, die Ausgrabungen, die Landwirtschaft, die Bevölkerung und einen in Feld- kirchen bei Graz gefundenen römerzeitlichen Familiengrabstein, dessen Abguss ebenfalls im Museum ausgestellt ist. Kleinere Informationstafeln in den Vitrinen sind speziellen Funden zugeordnet und informieren über Keramik, anthropologische und dendrochronologische Un- tersuchungen sowie über Schmuck und Münzen der Römerzeit. Ausgewählte Schwarz-Weiß- Fotos von den Ausgrabungen sind effektvoll an der Wand hinter der Grabhügelrekonstruktion angebracht.1555 Das Museum kann zu beinahe jeder Tageszeit besucht werden, indem man den Schlüssel zum Museum beim gegenüberliegenden Gasthaus abholt.1556 Die Verleihung zweier Architektur- preise, der Ehrenmedaille der Republik Österreich für besondere Verdienste um den Denk- malschutz, die Verleihung des Erna-Diez-Preises 2012 für das vom Museum ausgehende Projekt „Archäologie im Vulkanland“ sowie das anhaltende Interesse der BesucherInnen zei- gen den Erfolg der didaktischen, künstlerischen, architektonischen und sozialen Ziele des rö- merzeitlichen Museums Ratschendorf.1557 Das Museum ist auch Teil des Sieben-Quellen-Weges. Die entsprechende Informationstafel vor dem Eingang weist auch auf die anderen Museen und Sammlungen im Vulkanland hin. Führungen durchs Museum werden auf Anfrage angeboten. Es gibt auch Vorträge, Kinder-

1553 Hesch 2004, 174. 176 f.; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 78; vgl. Kaindl u. a. 1998, 146 f. 1554 Artner u. a. 1994, 55; vgl. Hesch 2004, 179. – Ausführliche Beschreibungen zu den ausgestellten Fundstücke finden sich bei Hesch 2004, 176–179. 1555 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 13.06.2010. 1556 Vgl. Kranzelbinder 1991, 73. 1557 Kranzelbinder – Fassold 2012d. 297

programme und Programme für Schulklassen sowie geführte Wanderungen entlang des Sieben-Quellen-Weges oder zum Hügelgräberfeld „Hügelstaudach“.1558

Kat. Nr.: 100 Römerzeitliches Hügelgräberfeld „Hügelstaudach“ Ratschendorf, 8483 Deutsch Goritz: Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet: im Zuge des Projektes „Archäologie im Vulkanland“ Objektverantwortlich: Gemeinde Ratschendorf, Verein zur Förderung des Steirischen Vulkanlandes Kurzbeschreibung: An der regionalen Verbindungsstraße nach Diepersdorf, ungefähr einen Kilometer südlich von Ratschendorf liegt im Wäldchen „Hügelstaudach“ ein norisch- pannonisches Hügelgräberfeld, auf das eine Informationstafel aufmerksam macht.1559 Altfunde wie Tonscherben aus der Aufschüttung eines der römerzeitlichen Grabhügel zeugen aber davon, dass das Gebiet um Ratschendorf zumindest seit der Urnenfelderzeit (ca. 1200– 750 v. Chr.) besiedelt war. Eine 1991 entdeckte Rundnackenaxt aus dunklem Serpentinit, der aus dem Raum Ratschendorf stammt, lassen sogar eine Besiedlung in der späten Jungsteinzeit (ca. 3900–3200 v. Chr.) vermuten.1560 Heute sind von den über 100 Grabhügeln von „Hügelstaudach“, die in der Mitte des 19. Jahr- hunderts noch sichtbar waren, nur mehr 36 im Gelände zu erkennen, die dazu noch durch Raubgrabungen gestört sind. Die meisten Grabhügel wurden allerdings durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung des Bodens, vor allem durch das Tiefpflügen, zerstört. Im Zuge der Unterschutzstellung des römerzeitlichen Hügelgräberfeldes erfolgten in den Jahren 1987 und 1988 archäologische Ausgrabungen1561 durch das Landesmuseum Joanneum und das Bundesdenkmalamt, deren Ergebnisse schließlich die Errichtung und Einrichtung des Römer- zeitlichen Museums Ratschendorf initiierten.1562 Im Zuge dieser Grabungen wurden die Hügel Nr. 17 und Nr. 15 genauer untersucht. Der Hügel 17 war einen Meter hoch und hatte einen Durchmesser von knapp 11 m. Neben der Zentralbestattung, die als langovale Brandschüttung angelegt war, fanden sich die Reste einer Tonschale, eine Schüssel, die Fragmente zweier verbrannter bronzener Fibeln und ein kleines

1558 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin sowie einem Gespräch mit Heinz Kranzelbinder (Leiter Römerzeitliches Museum Ratschendorf) am 13.06.2010. 1559 Hesch 2004, 172; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 78. 1560 Hesch 2004, 172. 1561 Zu den Ausgrabungen im Hügelgräberfeld „Hügelstaudach“ siehe Artner u. a. 1994, 36–55. 1562 Hesch 2004, 172 f. 298

Bronzeplättchen. Nordöstlich der Zentralbestattung enthielt ein nur zum Teil erhaltener Krug eine weitere, kleinere Brandschüttung. Der Leichenbrand stammt laut anthropologischer Untersuchung von einer Frau und zwei Kindern. Die beigegebenen Keramikgegenstände und Fibeln datieren in das späte 1. und frühe 2. Jh. n. Chr.1563 1988 erfolgte eine genauere archäologische Untersuchung des kleineren und flacheren Hügels Nr. 15 (Höhe: 70 cm, Durchmesser: knapp 7 m.). Dieser enthielt fünf Bestattungen vom 1. Jh. n. Chr. bis zum Anfang des 3. Jh. n. Chr. Im Römerzeitlichen Museum Ratschendorf wurde dieser Grabhügel als begehbare Rekonstruktion nachgebaut. Kleinere Notgrabungen in den umliegenden Äckern außerhalb des Wäldchens konnten zeigen, dass das Gräberfeld ur- sprünglich viel größer war als das unter Schutz gestellte Areal mit seinen sichtbaren Hügel- gräbern. Die zu den Gräbern gehörige Siedlung, die in der Regel nicht mehr als 300 m ent- fernt war, konnte noch nicht entdeckt werden, sie wird aber südlich des Gräberfeldes vermutet.1564 Eine Informationstafel vor Ort ist eine Station des Sieben-Quellen-Weges zwischen den Ge- meinden Deutsch Goritz und Ratschendorf und informiert über die Zeitperioden von der Jungsteinzeit bis zur Römerzeit und deren Hauptmerkmale. Dabei werden auch andere steiri- sche Fundplätze genannt und man erfährt etwas über die ersten Besiedlungsspuren in Ratschendorf. Natürlich wird auch das Hügelgräberfeld „Hügelstaudach“ beschrieben, mit Hinweis auf das „Römerzeitliche Museum Ratschendorf“, das die Fundstücke aus den Gra- bungen verwahrt und ausstellt. Ein Rastplatz zwischen den Hügelgräbern im Wald mit Tisch mit Bänken ist in Planung. Geführte Wanderungen entlang des Sieben-Quellen-Weges sowie zum Hügelgräberfeld „Hügelstaudach“ finden auf Anfrage ausgehend vom „Römerzeitlichen Museum Ratschendorf“ statt.1565

Kat. Nr.: 101 Weinduftikum in Riegersburg Hofberg 60, 8333 Riegersburg Einrichtungsart: Ausstellung in einem Schauraum Träger: Robert Amtmann und Familie Kurzbeschreibung: Am Wein- und Obstbauernhof der Familie Amtmann kann man nicht nur den Urlaub verbringen, sondern auch Wein, Äpfel und Säfte aus der Eigenproduktion kaufen.

1563 Hesch 2004, 173. 1564 Hesch 2004, 173 f. 1565 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin sowie einem Gespräch mit Heinz Kranzelbinder (Projektleitung Archäologie im Vulkanland) am 13.06.2010. 299

Durchschreitet man die Verkaufsräume, gelangt man zu einer Besonderheit, dem „Weinduftikum“. Es handelt sich um einen kleinen musealen Schauraum mit einer Multimedia-Show, die den Geruchssinn der BesucherInnen aktiv werden lässt. Mittels Bil- dern, Musik und poetischen sowie informativen Texten erfährt man etwas über die Geschichte der Erzeugung von Wein, Edelbränden und Essig sowie über deren Bedeutung für die Region. Dabei begleiten – erzeugt von einer eigens eingebauten „Duftmaschine“ – verschiedene Düfte die Texte und Bilder der multimedialen Show. In einem abgedunkelten Raum und auf Holz- bänken sitzend, kann man den Eindrücken und Inhalten der ungefähr 20 Minuten dauernde Vorführung wie in einem Kino folgen.1566 Im Anschluss ist es möglich, sich den ausgestellten Fundstücken und den zwölf Informa- tionstafeln zu widmen, die durch Spots beleuchtet werden. Die mit Bildern und Texten ge- stalteten Wandtafeln informieren über die Anfänge der Weinkultur zur Zeit der Kelten und Römer, über die Verarbeitung von Wein im Mittelalter bis zur heutigen Weinkultur, die Kel- lerarbeit (Pressen, Gärung, Abfüllung), die Weinheiligen und Lostage, das Weinjahr in der Region, den steirischen Buschenschank, Weinkellerschlösser, die Geologie des steirischen Vulkanlands, die Geschichte des Schnapses und die Technik des Brennens. Die Ausstellungs- objekte, teilweise Originale, zum Teil auch Kopien, befinden sich in Glasvitrinen an den Wänden. Manche sind frei aufgestellt und dürfen auch angegriffen werden. Präsentiert werden beispielsweise römerzeitliche Weinbehältnisse und Trinkgefäße, ein mittelalterliches Reb- messer, ein Handverkorker, eine Weinfass-Hahn, ein mundgeblasener Weinheber aus dem 19. Jahrhundert, Kellertürschlüssel und Schlösser aus dem 18. Jahrhundert sowie Basalte und Tuffsteine. Der Nachbau eines Fallriegelschlosses aus Holz kann von den BesucherInnen selbst ausprobiert werden, um die Funktion dieser Art von Schlössern zu verstehen. Leider sind die Glasvitrinen sehr hoch montiert, so dass Kinder nur die zuunterst ausgestellten Fund- stücke betrachten können.1567 Broschüren1568 zum Weinduftikum liegen am Weinbauernhof auf. Führungen werden auf An- frage ebenfalls angeboten.

1566 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 01.10.2011; vgl. Amtmann 2011; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 72 f. 1567 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 01.10.2011. 1568 Amtmann 2011. 300

Kat. Nr.: 102 Urgeschichtliche Höhensiedlung am Königsberg bei Tieschen Königsberg bei Tieschen, 8355 Tieschen Anfahrt: Auf dem Weg von Tieschen Richtung Pichla am Ortsende rechts Richtung Deutsch Haseldorf abbiegen und der Hinweistafel „Prähistorische Höhensiedlung“ bergan folgen. Das Auto am Waldrand parken und zu Fuß den markierten Waldweg bergauf gehen, bis man die Höhensiedlung erreicht.1569 Einrichtungsart: Informationstafel Eingerichtet/Objektverantwortlich: Marktgemeinde Tieschen Kurzbeschreibung: Der Königsberg bei Tieschen liegt nahe der steirisch-slowenischen Grenze und ist als höchster Berg des Klöcher Massivs weithin sichtbar. Es handelt sich um einen 459 m hohen Aufschüttungskegel aus erkalteten vulkanischen Materialien wie Basalten, Tuffen und Schlacken. Der Gipfel ist zu einem großen Teil flach und am Rand durch steile Hänge geschützt, was ihn für eine Besiedelung äußerst geeignet erscheinen lässt Die älteste Siedlung wurde nach heutigem Forschungsstand1570 von bäuerlichen Einwanderern der kupferzeitlichen „Lasinja-Kultur“ im 4. Jt. v. Chr. angelegt. Sie rodeten das Umland, um Platz für Äcker und Weiden zu gewinnen. Unter den charakteristischen Fundstücken dieser Kulturepoche, die nach dem Fundort Lasinja in Kroatien benannt ist, fand sich Gebrauchs- keramik wie etwa Fragmente von Schüsseln, Tonlöffel, Webstuhlgewichte und Spinnwirteln sowie Gegenstände aus Stein wie Kratzer, Schaber, Reibsteine zum Mahlen des Getreides, Klingen, Pfeilspitzen oder eine Rundnackenaxt. Auch zwei Flachbeile aus Kupfer wurden am Königsberg gefunden. Auch in der Bronzezeit (ab etwa 2300 v. Chr.) war der Königsberg von Menschen bewohnt. Im 9. Jh. v. Chr., in der späten Urnenfelderzeit, entstand dort eine auf- wändig befestigte, stadtartige Siedlung, die sowohl Sitz einer politisch-militärischen Organi- sation als auch Zentrum eines spezialisierten Handwerks bzw. Handels war. Aus dieser Zeit fand man Keramik wie etwa Kegelhalsgefäße, Schalen mit eingezogenem Rand („Einzugs- schalen“), Schüsseln mit Innenverzierung und sogenannte „Feuerböcke“1571. Seit dem Jahr 1962 ziert die Darstellung eines „Feuerbocks“ sogar das Tieschener Gemeindewappen. Die zahlreichen Spinnwirtel, Tonspulen und Webstuhlgewichte legen nahe, dass die Weberei ein

1569 Hesch 2004, 180. 1570 Zur Forschungsgeschichte des Königsbergs bei Tieschen siehe Kramer 1998, 25–36. 1571 „Feuerböcke“ sind auffallende keramische Objekte mit meist phantasievoller Gestaltung, die auch als „Mondidole“ oder „Weihehörner“ bezeichnet werden. Sie waren in der späteren Urnenfelderzeit bzw. frühen Hallstattzeit häufig, aber ihre Funktion ist bis heute ungeklärt. 301

zentrales Handwerk in der Siedlung war. Gegen Ende des 8. Jh. v. Chr. führte allerdings ein Großbrand zum Ende der Siedlung.1572 Wenige Spuren im Gelände zeugen heute noch von der einst großen späturnenfelderzeitlichen Siedlung. Dazu zählt etwa das „Stadttörl“, das Teil des südlichen Befestigungsrings war und heute als Rest einer repräsentativen Toranlage erhalten ist.1573 Erkennbar sind auch verstürzte Trockenmauern als Wälle, Gräben und Siedlungsterrassen. Die Oberburg oder „Akropolis“ der Siedlung befand sich am höchsten Punkt des Königsbergs – am Gipfel im Norden – und wurde von einem weiteren Befestigungsring geschützt. Der großen Funddichte nach zu urteilen wurde die Siedlung in ihrer Blütezeit im 8. Jh. v. Chr. von ungefähr 500 Menschen bewohnt und bestand aus ca. 100 Wohn- und 200 Wirtschafts- gebäuden. Nach der Brandkatastrophe wurde sie schließlich verlassen und nicht wieder auf- gebaut.1574 Die Funde weisen auch auf eine latènezeitliche Siedlung auf dem Königsberg hin, die vom beginnenden 3. Jh. v. Chr. bis in die Zeit um Christi Geburt bestand, deren genaue Lage aber noch unbekannt ist. Auch in der römischen Kaiserzeit war die Gegend um Tieschen besiedelt, wobei die Menschen jedoch die leichter und bequemer zu erreichende Ebene dem Berg vor- gezogen haben dürften.1575 Passiert man das „Stadttörl“ am Königsberg, auf das eine kleine Tafel hinweist, findet man eine Informationstafel vor, die über die Geschichte des Königsbergs bzw. die Urnenfelderzeit in der Region berichtet.1576 Sie zeigt auch das Foto eines Modells der Höhensiedlung, das in der öffentlichen Bibliothek des Gemeindeamts in Tieschen besichtigt werden kann. Die archäologischen Funde vom Königsberg befinden sich zu einem großen Teil in den Ar- chäologischen Sammlungen des Universalmuseums Joanneum und einige davon werden im Archäologiemuseum auch ausgestellt. Ein paar Funde sind im Museum im Alten Zeughaus in Bad Radkersburg ausgestellt1577 und auch das Jugend & Familiengästehaus in Tieschen verfügt über eine kleine Vitrine mit Fundmaterial. Ein Prospekt zur Höhensiedlung liegt im Gemeindeamt von Tieschen auf. Auf Anfrage bietet die Gemeinde auch geführte Wanderungen auf den Königsberg an. In Zusammenarbeit mit

1572 Hesch 2004, 180 f. 1573 Vgl. Hesch 2004, 182. 1574 Hesch 2004, 181 f. 1575 Hesch 2004, 182 f. 1576 Vgl. Hesch 2004, 182. 1577 Bichl – Reisinger 2004, 77. 302

dem Jugend & Familiengästehaus (JUFA) Tieschen gibt es geführte Wanderungen für Schulen und Familien.1578

Kat. Nr.: 103 Informationstafel und Modell zur urgeschichtlichen Höhensiedlung in Tieschen Gemeindeamt Tieschen, Tieschen 55, 8355 Tieschen Einrichtungsart: Informationstafel (vor dem Gemeindeamt), Modell (Bibliothek Markt- gemeinde Tieschen) Eingerichtet: Marktgemeinde Tieschen, Verein zur Förderung des Steirischen Vulkanlands (Informationstafel), das Modell wurde im Rahmen der Landesausstellung 1986 „Die Steiermark. Brücke und Bollwerk“ für das Schloss Herberstein angefertigt und danach der Marktgemeinde Tieschen geschenkt.1579 Objektverantwortlich: Marktgemeinde Tieschen Kurzbeschreibung: Vor dem Gemeindeamt von Tieschen befindet sich der übergroße Nach- bau eines „Feuerbocks“1580, dessen Vorlage als Ausgrabungsfund am Königsberg bei Tieschen entdeckt wurde. Er steht symbolisch für die langjährige Geschichte des Ortes, die unmittelbar mit dem Königsberg zusammenhängt, auf dem die erste Siedlung bereits zur Zeit der kupferzeitlichen „Lasinja-Kultur“ im 4. Jt. v. Chr. angelegt wurde. Direkt neben diesem „Feuerbock“ befindet sich eine Informationstafel, die auf die lange Vergangenheit des Ortes Tieschen, auf die Ausgrabungen, die Funde, die Nachforschungen sowie die Sehens- würdigkeiten in der Gemeinde hinweist, darunter auch auf das Hügelgräberfeld Grössinger Tanner.1581 Das Gemeindewappen wird ebenfalls erklärt, das seit 1962 die Darstellung eines „Feuerbocks“ mit dem Symbol von Weintrauben kombiniert.1582 Dabei wird auf den Ursprung und die mögliche Funktion eines „Feuerbocks“ hingewiesen.1583

1578 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin und dem Gespräch mit Herbert Hödl (Bibliotheksbetreuer Marktgemeinde Tieschen, Leiter von Wanderungen zum Königsberg bei Tieschen) am 15.10.2011 sowie dem Telefongespräch mit Erna Platzer (Amtsleitung Marktgemeinde Tieschen) im Mai 2013. 1579 Diese Information entstammt dem Telefongespräch der Autorin mit Erna Platzer (Amtsleitung Marktgemeinde Tieschen) im Mai 2013. 1580 „Feuerböcke“ sind auffallende keramische Objekte mit meist phantasievoller Gestaltung, die auch als „Mondidole“ oder „Weihehörner“ bezeichnet werden. Sie waren in der späteren Urnenfelderzeit bzw. frühen Hallstattzeit häufig, aber ihre Funktion ist bis heute ungeklärt. 1581 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 15.10.2011. 1582 Vgl. Hesch 2004, 181. 1583 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 15.10.2011. 303

Kat. Nr.: 104 Archäologische Vitrine beim Jugend & Familiengästehaus (JUFA) in Tieschen Jugend & Familiengästehaus (JUFA) Tieschen, Patzen 90, 8355 Tieschen Einrichtungsart: Kleinausstellung Eingerichtet/Objektverantwortlich: Marktgemeinde Tieschen und Jugend & Familien- gästehäuser Holding GmbH Kurzbeschreibung: Vor dem Haupteingang des Jugend & Familiengästehauses Tieschen befindet sich eine große, öffentlich zugängliche Glasvitrine, die mittels ausgestellter Fund- stücke und Schautafeln auf kindgerechte Weise Einblick in die Geschichte Tieschens gibt. Gezeigt werden Fundstücke aus den Grabungen am Königsberg bei Tieschen, zum Beispiel die Fragmente eines urnenfelderzeitlichen „Feuerbocks“, Webstuhlgewichte, Spielsteine so- wie römerzeitliche Funde – vor allem Keramik –, die 2005 bei archäologischen Unter- suchungen des Hügelgräberfeldes „Grössinger Tanner“ entdeckt wurden. Die Informations- wände links und rechts neben der Vitrine informieren mit Bildern und Texten über die Ge- schichte des Königsbergs bei Tieschen und über die Grabungen beim „Grössinger Tanner“. Mittels Fragen wird versucht, auf bestimmte Themen aufmerksam zu machen, zum Beispiel: „Was und wie wurde bei den Kelten und Römern gekocht? Auf diese Weise informiert man die BesucherInnen über das Aussehen einer römischen Küche oder das Essen zur Römerzeit, erklärt die Symbole des Gemeindewappens von Tieschen und die römischen Zahlen, mit de- nen man das eigene Geburtsjahr schreibt. In der Glasvitrine befindet sich auch eine Zeitleiste, die eine Orientierung von der Jungsteinzeit bis zur Jetztzeit ermöglicht. Auch Fragen wie „Was ist eigentlich Archäologie? und „Was macht der Archäologe mit den Funden?“ werden behandelt. Zudem werden die BesucherInnen – vor allem Kinder, Jugendliche und Familien – eingeladen, selbst in Aktion zu treten, indem sie versuchen, aus einer eingebauten, mit Sand gefüllten Wanne eine Keramikscherbe auszugraben und danach mit einem Pinsel zu reinigen. Direkt beim Jugend & Familiengästehaus beginnt ein Wanderweg, der zur Höhensiedlung am Königsberg führt1584 und der für die geführten Wanderungen, die vom JUFA ausgehen, genutzt wird.1585

1584 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 28.09.2011 1585 Diese Information entstammt dem Gespräch der Autorin mit Herbert Hödl (Bibliotheksbetreuer Marktgemeinde Tieschen, Leiter von Wanderungen zum Königsberg bei Tieschen) am 15.10.2011. 304

Kat. Nr.: 105 Hügelgräberfeld „Grössinger Tanner“ Grössing, 8355 Tieschen Anreise: Vom Ortszentrum Tieschen Richtung Pichla bei Radkersburg biegt man bei der Hinweistafel „Römergräber“ nach links in die Tanner Straße Richtung Grössing ab und folgt den Hinweistafeln. Das römerzeitliche Hügelgräberfeld befindet sich in einem kleinen Wald- stück unmittelbar an der Straße. Einrichtungsart: Präsentierter Befund Eingerichtet/Objektverantwortlich: Marktgemeinde Tieschen Kurzbeschreibung: Von den ursprünglich 51 Grabhügeln des römerzeitlichen Hügelgräber- feldes „Grössinger Tanner“, die sich über das Gebiet heutiger Äcker erstreckten, sind heute nur noch 38 gut sichtbar erhalten, die in einem kleinen Waldstück stehen. Die dazugehörige Siedlung konnte noch nicht gefunden werden. In der Regel wurden aber Friedhöfe nicht mehr als 300 m von den Höfen entfernt errichtet. Vermutlich gab es in Tieschen keine geschlossene Siedlung (vicus)1586, sondern mehrere größere Gutshöfe (villae rusticae)1587. Die aus den Hügelgräbern geborgenen Gegenstände und Beigaben weisen zum größten Teil auf eine bäuerliche Bevölkerungsschicht hin. Beinahe alle Hügel wurden bereits vor vielen Jahrzehnten – möglicherweise schon im 19. Jahrhundert – von unbefugten Laien „ausgegraben“, andere wiederum waren der landwirt- schaftlichen Nutzung im Weg. Anfang der 1950er-Jahre fanden schließlich Nachgrabungen des Landesarchäologen W. Modrijan statt, der die Hügelgräber in die römische Kaiserzeit datierte. Die meisten der damals geborgenen Fundstücke werden heute in den Archäologi- schen Sammlungen des Universalmuseums Joanneum aufbewahrt, und ein paar sind im Mu- seum im Alten Zeughaus in Radkersburg zu sehen. Die meisten Bestattungen bestanden aus einfachen Steinsetzungen. Vereinzelt fanden sich in den Grabhügeln auch Steinkistengräber und ganz wenige große, gemauerte und innen aus- gemalte Grabkammern. Die gefundenen Beigaben waren vor allem Fragmente von Ton- und Glasgefäßen, daneben Eisennägel, ein Spinnwirtel, ein Gürtelhaken, ein Fibelfragment, eine Bronzespange, ein eiserner Dreizack sowie römische Münzen. Die Fundstücke zeugen von einer relativ wohlhabenden Bevölkerung, die im 1. und 2. Jh. n. Chr. im Gebiet des heutigen

1586 lat. vicus = Dorfartige Siedlung 1587 lat. villa = Landhaus, Landgut; lat. rusticus = ländlich; Eine villa rustica bestand aus einem zusammenhängenden Komplex von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Meist verfügten die Wohngebäude auch über ein eigenes Bad bzw. freistehende Badegebäude. Zu den Wirtschaftsgebäuden zählten Scheunen, Schuppen, Ställe und Werkstätten. Als Schutz für die Wohn- und Wirtschaftsgebäuden gab es oft eine gemeinsame Umfassungsmauer. 305

Tieschen lebte. Manche konnten auch schreiben, wie die Besitzerinschrift auf einer Tonscherbe aus Grab Nr. 22 beweist. Dieser Tieschener trug den Personennamen ADIUTOR, der im übrigen Noricum bzw. weiter im Westen und in Oberitalien häufig vorkam und „Helfer“, „Gehilfe“, „Beistand“ bedeutet.1588 Einer der größten Grabhügel, Hügel 22, wurde im September 2005 nochmals archäologisch untersucht. Der steinerne Grabeinbau in seinem Inneren war bereits aus Altgrabungen be- kannt. Allerdings stieß man im Südabschnitt des Hügels auf noch fünf weitere, ungestörte Brandgräber. Zwei Bestattungen befanden sich in einem rechteckigen Grabeinbau, der aus Basaltbruchsteinen aufgeschichtet war und zwei separate Kammern hatte. Nach dem Fund- material datieren die Gräber, die wohl für eine ganze Familie (Sippe) angelegt waren, in das 2. Jh. n. Chr.1589 Die bei der Grabung 2005 geborgenen Keramikfunde aus dem Hügel 22 wer- den in einer öffentlich zugängliche Glasvitrine beim Jugend & Familiengästehaus Tieschen ausgestellt. Eine Informationstafel vor Ort informiert über Lage, Ausmaß und Bedeutung des Gräber- feldes im „Grössinger Tanner“ sowie über „Raubgräberei“ und die archäologischen Aus- grabungen 1951. Eine Zeichnung zeigt die Verteilung der Hügelgräber im Wald und eine weitere Graphik veranschaulicht die Verteilung der 1951 bekannten Siedlungen, Hügelgräber, Inschriften und Einzelfunde rund um Tieschen.1590 Ein Prospekt zum römerzeitlichen Hügelgräberfeld „Grössinger Tanner“ liegt im Gemeinde- amt von Tischen auf. Auf Anfrage werden von der Gemeinde auch geführte Wanderungen zum Hügelgräberfeld angeboten.1591

1588 Hesch 2004, 184–186; vgl. Bichl – Reisinger 2004. 1589 Kranzelbinder – Fassold 2012e. 1590 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 15.10.2011. 1591 Diese Information entstammt dem Gespräch der Autorin mit Herbert Hödl (Bibliotheksbetreuer Marktgemeinde Tieschen, Leiter von Wanderungen zum Hügelgräberfeld „Grössinger Tanner“) am 15.10.2011. 306

10.12 Bezirk Voitsberg Kat. Nr.: 106 Burgenkundliches Museum Schloss Alt Kainach Hauptstraße 68, 8572 Bärnbach Einrichtungsart: Museum Träger: Steirischer Burgenverein Kurzbeschreibung: Das Schloss Alt-Kainach ist ein dreigeschossiger Renaissancebau, des- sen heutiges Aussehen aus dem 16./17. Jahrhundert stammt. Der älteste Teil des Schlosses ist ein romanisch-gotischer Wehrturm aus dem 12./13. Jahrhundert.1592 Nach einer bewegten Vergangenheit gelangte das Schloss 1966 durch Schenkung in den Besitz des Steirischen Bur- genvereins, der es generalsanierte und darin 1972 ein Museum eröffnete.1593 Im Erdgeschoss erhält man einen Überblick über steirische Adelssitze und gelangt in die Dau- erausstellung zum „Heiligen Berg“, welche die archäologische Erforschung der Region do- kumentiert. Im ersten Obergeschoss informieren Bilder, Pläne, Texte und Tabellen über die Geschichte von Alt-Kainach, erklären wehrtechnische Ausdrücke sowie die Typologie und Entwicklung von mittelalterlichen Burgen. Zudem werden steirische Burgen chronologisch nach ihrer Entstehungszeit mit Hilfe einer Vielzahl anschaulicher Modellen im Maßstab 1:100 vorgestellt.1594 Eine Informationstafel an jedem Modell gibt neben einer Beschreibung der Anlage Auskunft über den Standort und die Geschichte der Burg. Die Dauerausstellung „Rund um den Heiligen Berg“ wurde 1985 von Dr. Ernst Lasnik mit fachlicher Unterstützung geplant und eingerichtet. Sie zeigt archäologische Funde, Römer- steine und das Marmorvorkommen im Bezirk Voitsberg. 1994 wurde sie unter Mitarbeit des Bundesdenkmalamtes erweitert und 2012 neu aufgestellt. Die ausgestellten Fundstücke rei- chen von der späten Jungsteinzeit bis zur Spätantike und geben einen Überblick über wesentliche Ausgrabungsstätten in der nördlichen Weststeiermark.1595 Gezeigt werden beispielsweise Webstuhlgewichte, Spinnwirtel und Keramikgefäße der urnen- felderzeitlichen Höhensiedlung auf dem „Heiligen Berg“1596 oder ein Keramikgefäß aus der Höhle „Hoaraweiblloch“ bei Södingberg. Die Modelle zweier Blockhütten und die Erläute- rung, wie ein Haus in Pfostenbauweise mit Rutenwänden und Lehmverputz errichtet wurde, geben Einblick in den Hausbau der Urnenfelderzeit. Die Ausstellung dokumentiert mittels

1592 Stadtgemeinde Bärnbach o. J. 1593 Kaindl u. a. 1998, 30. 1594 Vgl. Kaindl u. a. 1998, 30; vgl. Pfeifer 1975. 1595 Bichl – Reisinger 2004, 119. 1596 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 22.10.2010; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 118. 307

einiger Römersteine auch die zahlreichen römischen Spuren in der nördlichen Weststeiermark Die heute zum Teil in Kirchen eingemauerten römischen Grabsteine (Piber, Stallhofen) wei- sen auf dörfliche Ansiedlungen (vici) und Gutshöfe (villae rustica) der Römerzeit hin.1597 Mit- tels Bildern werden Arbeitstechniken wie Weben, Spinnen oder die römische Stein- bearbeitung und Bautechnik veranschaulicht. Wandtafeln, Ausgrabungspläne und Fotos er- gänzen die Präsentation.1598 Führungen für Kinder und Erwachsene werden während der Öffnungszeiten des Museums sowie auf Anfrage auch außerhalb dieser Zeiten angeboten. Vorträge gibt es ebenfalls. Kurse sind noch in Planung.1599

Kat. Nr.: 107 Glasmuseum Bärnbach – Oberglas-Center Hochtregisterstraße 1, 8572 Bärnbach Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Verein Steirisches Glaskunstzentrum Kurzbeschreibung: Seit 1805 wird in Bärnbach Glas in traditioneller Mundblastechnik her- gestellt. In der Glasmacherwerkstätte, die sich hinter dem Museum befindet, wird das auch heute mit Hilfe altbewährter Werkzeuge wie der Glasmacherpfeife gemacht.1600 Neben Wirt- schaftsglas werden heute auch Industrieglas, Geschenkartikel, Flacons, Kunstgegenstände und Beleuchtungsglas hergestellt. Seit 1983 gibt es ein Museum, um die Glasmacherkunst der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Es erhielt seine heutige Gestalt im Zuge der Landes- ausstellung „Glas & Kohle“ 1988. Dabei wurde das Thema „Glas“ grundlegend aufgearbeitet und die Bärnbacher Glashütte umgebaut, wodurch zusätzlicher Platz für die Ausstellung so- wie für den Glasverkauf geschaffen werden konnte.1601 Das Museum gibt einen Einblick in die Geschichte des Glases von den Anfängen bis zur Ge- genwart. Themen sind die Glasherstellung, die Veredelung, die Arbeits- und Lebenswelt der Glasmacher, deren Brauchtum und die Vielfalt der Produktion. Nicht nur historische Expo- nate und Raritäten aus Glas werden dabei gezeigt, sondern auch Humorvolles wie etwa das größte Schilcher-Weinglas der Welt sowie Glas für den täglichen Bedarf.1602 Auf über 2000 m2 wird jährlich eine Sonderausstellung gezeigt, wofür der Großteil der Museumsfläche um-

1597 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 120. 1598 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 22.10.2010. 1599 Diese Information entstammt einem Telefongespräch mit Dr. Ernst Lasnik im Dezember 2012. 1600 Verein Steirisches Glaskunstzentrum 2012. 1601 Kaindl u. a. 1998, 30. 1602 Hittaller 2012. 308

gestaltet wird.1603 Dabei ergänzen Stücke aus anderen Bereichen den Objektbestand der ständigen Sammlung.1604 Zum fixen Bestandteil jeder Ausstellung zählen Modelle, die mit viel Liebe zum Detail histo- rische Entwicklungsschritte der Glasproduktion zeigen. Sie stellen Menschen aus dem mesopotamischen, ägyptischen und römischen Kulturkreis bei der Herstellung von Glas- gegenständen dar.1605 Auch die naturgetreue Nachbildung eines Waldglasofens ist im ständi- gen Ausstellungsbereich zu sehen, eine Form des Glasofens, die seit dem Mittelalter in der Steiermark in Verwendung war. Glasperlen aus dem 9.–8. Jh. v. Chr., Glasbecher aus dem 3.- 5. Jh. n. Chr. und Rautenscheibenfenster aus dem 17. Jahrhundert sind ebenfalls ständige Ex- ponate. Wandtexte erläutern die Glasproduktion im Wandel der Zeit.1606 Eine Museumsbroschüre1607 liegt im Museum auf und kann auch im Internet im PDF-Format abgerufen werden. Es gibt auch Führungen durch die Ausstellungen.1608

Kat. Nr.: 108 Archäologischer Schauraum im Karmelitinnenkloster Heilig-Kreuz-Karmel, Heiliger Berg 1, 8572 Bärnbach Einrichtungsart: Kleinausstellung Eingerichtet/Objektverantwortlich: Archäologiemuseum Schloss Eggenberg (Universal- museums Joanneum) Kurzbeschreibung: Der 535 m hohe „Heilige Berg“ erhebt sich zwischen Bärnbach und Voitsberg. Auf ihm befinden sich ein mit einer Mauer umgebenes Karmelitinnenkloster und eine im 17. Jahrhundert errichtete Kalvarienberganlage mit Kirche und Kapelle sowie mit Wegstationen um die Kuppe. Erst 1975/76 wurde die Kirche generalsaniert und das Karmelitinnenkloster neu errichtet. Im Zuge dieser Arbeiten entdeckte man Reste einer prä- historischen Besiedlung. Durch Notgrabungen in und bei der Kirche, beim Kreuzweg und an der Stelle, an der das Kloster errichtet wurde, konnten Informationen zur Besiedlung des Ber- ges gewonnen werden. Dem Fundmaterial zufolge wurde der Berg von der Jungsteinzeit an, über die jüngere Urnen- felderzeit, die Hallstattzeit bis zur Römerzeit und laut vereinzelter Funde bis in die Spätantike

1603 Verein Steirisches Glaskunstzentrum 2012. 1604 Kaindl u. a. 1998, 30 f. 1605 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 120. 1606 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 17.11.2010; vgl. Verein Steirisches Glaskunstzentrum 2012. 1607 Verein Steirisches Glaskunstzentrum 2012. 1608 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Hans Martin Hittaller (Kassenverwalter und Geschäftsführer des Vereins „Steirisches Glaskunstzentrum“) am 07.11.2011. 309

und das Mittelalter als Siedlungsplatz genutzt. Die bedeutendste Siedlungsepoche war die jüngere Urnenfelderzeit um 800 v. Chr., in der am Heiligen Berg eine Höhensiedlung mit zentralörtlicher Funktion bestand und aus der man zahlreiche Keramikfunde zutage förderte. Zwei Hüttengrundrisse mit aus dem Fels künstlich herausgeschlagenen Vertiefungen stammen aus dieser Siedlungsphase. Bald nach dem Bau der Siedlung führte jedoch eine Brand- katastrophe zu großen Zerstörungen, wovon Asche, gebrannter Hüttenlehm, verkohlte Bal- kenreste und deformierte Keramikreste zeugen. Die BewohnerInnen blieben allerdings wei- terhin auf dem Berg, wie Keramikfunde aus den Grabungsschichten über der Brandschicht zeigen. Ein Spaziergang entlang der Kreuzwegstationen lässt heute die Ausdehnung der Siedlung und deren beherrschende Lage erahnen.1609 Einige Fundstücke wie etwa Töpfe, Schalen, Webstuhlgewichte, ein „Feuerbock“ (Mondidol), vom Brand deformierte Schalen und Spinnwirtel aus Keramik sind im Sprechzimmer des Klosters in drei Vitrinen ausgestellt und können während der Öffnungszeiten des Klosters besichtigt werden. Der größte Teil der Funde befindet sich in der Abteilung Archäologie & Münzkabinett des Universalmuseum Joanneum im Schloss Eggenberg.. Fotos, Pläne, Objekt- beschriftungen und eine kurze Information zu den Ausgrabungen und ihren Ergebnissen er- gänzen die Ausstellung.1610

Kat. Nr.: 109 Museum der Stadt Köflach Neue Mittelschule Köflach, Schulstraße 7, 8580 Köflach Einrichtungsart: Stadtmuseum Träger: Stadtgemeinde Köflach Unterstützungsverein: Verein Museum Köflach Kurzbeschreibung: Der Mineralien- und Münzsammler Reinhard Krebernik hatte die Idee, ein Museum in Köflach einzurichten. 1967 wurden schließlich zwei Räume des Rathaus- kellers zur Verfügung gestellt. Der Sammlungsbestand enthielt bereits zu dieser Zeit bäuerli- ches Gerät sowie eine Rauchstube aus der Krennhütte in Hochgößnitz. Als Teile der Keller- decke einstürzten, übersiedelte man die Sammlung in das ehemalige Wohnhaus des Dichters und Arztes Hans Kloepfer und eröffnete 1984 das Museum dort neu.1611 2013 wurde der ge- samte Museumsbestand in die Neue Mittelschule der Stadt gebracht, wo man ein begehbares Depot einrichtete, das gegen Voranmeldung besichtigt werden konnte. Zugleich wurde ein

1609 Bichl – Reisinger 2004, 118. 1610 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 05.11.2010. 1611 Kaindl u. a. 1998, 111 f. 310

Verein für den Aufbau des Museums gegründet.1612 Die Stadtgemeinde Köflach war bemüht, gemeinsam mit dem Museumsforum Steiermark am Universalmuseum Joanneum einen wis- senschaftlichen Leiter oder eine wissenschaftliche Leiterin für das Museum zu finden, um das weitere Vorgehen wie etwa die Museumsgestaltung, die Sammlung oder die Organisation zu planen sowie die unterschiedlichen Kultureinrichtungen von Köflach zu koordinieren.1613 Derzeit finden Um- und Aufbauarbeiten im Museum für die Neugestaltung und -organisation des Stadtmuseums statt. Das Projekt „Museum NEU“ wird vom Museumsverein Köflach unter der Leitung von Manfred Kersch durchgeführt. Im Zuge dieser Arbeiten ist die Sammlung für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Der Abschluss des Projektes ist für 2016/2017 geplant.1614 Das Stadtmuseum Köflach hat sieben Sammelschwerpunkte. Zur Geschichte des Bezirkes und der Stadt werden Urkunden, Handschriften, Modelle, Pläne und Fotografien aufbewahrt. Die geologisch-mineralogische Sammlung besteht aus ausgewählten Mineralien des Grazer Randgebirges und aus Fossilien der Kainacher Gosauschichten und der tertiären Kohlenlager- stätten. Von der Vor- und Frühgeschichte zeugen Fundstücke aus Köflach und seiner Um- gebung, die von der Altsteinzeit bis in die Römerzeit reichen. Die Funde stammen aus dem Heidentempel – einer Höhle im Zigöllerkogel –, aus dem Marmorsteinbruch im Oswaldgraben bei Kainach, von dem von der Kupferzeit bis ins späte Mittelalter besiedelten Franziskanerkogel, von der urnenfelderzeitlichen Höhensiedlung am Heiligen Berg und vom Dietenberg bei Ligist, dessen früheste Siedlungsspuren aus dem 4. Jt. v. Chr. (Kupferzeit) stammen. Zum Thema Handwerk und Industrie verfügt die Sammlung über Objekte aus einer Glasmacherei, einer Sensenschmiede, einer Wachszieherei, einer Fassbinderei, einer Zimmerei sowie aus der Schuh- und Metallindustrie. Volkstrachten und Arbeitskleidung, Objekte aus dem Arbeits-, Freizeit- und Festtagsleben sowie Zeugnisse der Volksfrömmigkeit und des Aberglaubens zählen zur Sammlung „Bürgerliches und religiöses Leben“. Vom bäuerlichen Leben dagegen zeugen Geräte zur Feldbearbeitung und Ernteverwertung, Truhen, Haus- und Tischgerät.1615

1612 Diese Information entstammt einem Telefongespräch der Autorin mit Mag. Gabriele Wolf (Museumsforum Steiermark) am 19.04.2013. 1613 Diese Information entstammt zu einem großen Teil einem Telefongespräch der Autorin mit Wolfgang Umgeher (Amtsleiter Stadtgemeinde Köflach) am 30.04.2013. 1614 Vgl. Stadtgemeinde Köflach o. J.; vgl. Verein Museum Köflach 2013. 1615 Vgl. Stadtgemeinde Köflach o. J.; vgl. Kaindl u. a. 1998, 111 f.; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 118. 122. 125 f. 128. 131. 311

Kat. Nr.: 110 Vor- und frühgeschichtliche Privatsammlung Mulej Josef Gauby Straße 27, 8580 Köflach Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Walter Mulej Kurzbeschreibung: Seit den späten 1950er-Jahren beschäftigt sich Walter Mulej mit der Vor- und Frühgeschichte seiner Heimat, dem Bezirk Voitsberg. Im regen Austausch mit den MitarbeiterInnen des Stadtmuseums Köflach und als freier Mitarbeiter am Landesmuseum Joanneum gründete er eine private Spezialsammlung, die er seit 1985 in neuer Aufstellung der Öffentlichkeit zugänglich macht.1616 Das kleine Museum präsentiert in Vitrinen optisch sehr ansprechend zahlreiche Objekte, die zeitlich von der Altsteinzeit bis ins Mittelalter reichen. Zwei Vitrinen enthalten sogar Minera- lien und Fossilien.1617 Die ausgestellten Objekte stammen zum größten Teil von west- steirischen archäologischen Fundorten, aber auch aus benachbarten Bundesländern oder sogar aus dem Ausland. Der überwiegende Teil wurde aber am Dietenberg bei Ligist gefunden oder am Heiligen Berg bei Bärnbach.1618 Vom Dietenberg stammen die Fundstücke aus der Kupferzeit, der Urnenfelderzeit sowie aus der Latènezeit. Im Fall des Heiligen Berges bei Bärnbach erlaubt es die kontinuierliche Besiedlung, Fundgegenstände von der Kupferzeit bis zum Mittelalter zu präsentieren. Die Funde vom Zigöllerkogel stammen aus der Kupferzeit bis in die Römerzeit, andere Fundstücke stammen vom Franziskanerkogel bei Maria Lankowitz und vom Kulm bei Weiz, dessen erste Besiedlungsspuren in die Kupferzeit datiert werden.1619 Eine große Anzahl an Fundstücken wird dem Besucher in Holz-Glas-Vitrinen dargeboten. Der Museumsbesitzer hat beinahe jeden Fund mit einer Beschriftung auf einem Kärtchen ver- sehen, welche das jeweilige Objekt benennt, manchmal auch datiert und die Funktion erläu- tert. Abbildungen, Fotos und Karten in den Vitrinen oder an den Wänden ergänzen die Aus- stellung und geben beispielsweise weitere Informationen zur Verwendung und Funktion aus- gewählter Objekte. Es gibt auch zwei Blockhüttenmodelle und die Modelle zweier Steinboh- rer, welche die jungsteinzeitliche Bau- und Arbeitstechnik veranschaulichen.1620 Die Liebe zum Sammeln, zu archäologischen Funden und deren Präsentation, die den lang- jährigen Sammler Walter Mulej auszeichnet, zeigt sich auch darin, dass er unabhängig von

1616 Kaindl u. a. 1998, 112 f. 1617 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 05.11.2010. 1618 Bichl – Reisinger 2004, 125. 1619 Vgl. Kaindl u. a. 1998, 113; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 57. 118. 126. 128. 131. 1620 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 05.11.2010. 312

seiner privaten Wohnung eigene Räumlichkeiten für das Museum angemietet hat. Die Sammlung ist historisch sehr wertvoll, wurde aber bislang noch nicht wissenschaftlich auf- gearbeitet. Es ist auch ungeklärt, was mit dieser Sammlung geschehen wird, wenn sich Walter Mulej, der bereits über 80 Jahre alt ist, nicht mehr selbst darum kümmern kann.

Kat. Nr.: 111 Urgeschichtlicher Wanderweg auf den Dietenberg Ausgangspunkte: Schilcherhof, Dietenberg 50 oder Buschenschank Greitbauer, Dietenberg 94, 8563 Ligist Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet: Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein Objektverantwortlich: Marktgemeinde Ligist (Erhaltung) und Tourismusverband Ligist (Vermarktung) Kurzbeschreibung: Der 506 m hohe, von weitem sichtbare Dietenberg bei Ligist war bereits im 4. Jt. v. Chr. (Lasinja-Kultur) besiedelt. Diese Siedlung wurde allerdings nach kurzer Zeit aufgegeben. In der mittleren Kupferzeit wurde der Berg nur sporadisch begangen. Erst in der Urnenfelderzeit, an der Wende vom 2. zum 1. Jt. v. Chr., wurde wieder eine Siedlung errich- tet. Die noch heute gut erkennbaren Siedlungsterrassen erstreckten sich entlang des Nord- hanges. Spätestens im 3. Jh. v. Chr., in der Laténezeit, wurde der Dietenberg neuerlich besie- delt, wobei man die bereits bestehenden Terrassen verbreiterte. Während der Römerzeit und in den Jahrhunderten danach blieb der Berg allerdings unbewohnt. Erst für das Jahr 1066 n. Chr. wird eine Burg, die Dietenburg urkundlich genannt, die vermutlich bereits im 9./10. Jahrhundert errichtet worden war und dem Berg seinen heutigen Namen gab. Von der Dieten- burg sind nur noch wenige Reste vorhanden. Im Spätmittelalter errichtete man an ihrer Stelle eine Kreidfeuerstation.1621 In den Jahren 1976 und 1977 führte das Landesmuseum Joanneum am Dietenberg wissen- schaftliche Ausgrabungen durch. Dabei wurden die Siedlungsterrassen im Mittelabschnitt des Berges erforscht, einige Suchschnitte am östlichen Sporn angelegt und die heute noch sicht- baren Fundamentreste eines der Häuser aus der Laténezeit freigelegt.1622 1988 wurde der ungefähr 2 km lange „urgeschichtliche Wanderweg“ vorbei an Weingärten auf den Dietenberg angelegt. Als Wegweiser dienen braune Tafeln mit einem Krug-Logo. Man beginnt die kleine Wanderung entweder von Krottendorf oder nimmt den kürzeren Weg

1621 Vgl. Kramer 1988; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 131. 1622 Zu den archäologischen Ausgrabungen am Dietenberg siehe Kramer 1981b, 419–425. 313

vom Parkplatz des Schilcherhofes (Dietenberg 50).1623 Der Rundweg, der an Schautafeln vorbeiführt, beginnt beim Buschenschank Greitbauer in Krottendorf (Dietenberg 94). Bei der ersten Station wird über die ehemalige Dietenburg berichtet und über die Funktion einer Kreidfeuerstation. Folgt man dem Weg weiter, gelangt man zu den Fundamentresten eines Wohnhauses der laténezeitlichen Höhensiedlung, das als Fachwerkbau mit einem Steinsockel in Ständerbauweise errichtet worden war. Schautafeln informieren über das Aussehen kelti- scher Gebäude und über die Zeit und die Geschichte der Kelten. Der Wanderweg führt schließlich gegen den Uhrzeigersinn zurück auf die Südseite des Berges.1624 Eine Wanderung auf den Dietenberg bietet einen weiten Blick über das Kainachtal und die Umgebung und lässt die Stellung und das Ausmaß einer Siedlung an diesem hochgelegenen Ort erahnen. Leider stammen die Informationstafeln noch aus dem Jahr 1987. Texte und Bil- der, die auf den seit Jahrtausenden besiedelten Berg aufmerksam machen, sind zwar noch gut sichtbar, aufgrund der Witterung aber schon in Mittleidenschaft gezogen und könnten eine zeitgerechte Aktualisierung der Inhalte mit weiteren Angaben zu den Ausgrabungs- ergebnissen gut vertragen.1625 Auf Anfrage beim Tourismusverband bzw. beim Gemeindeamt Ligist werden geführte Wan- derungen auf den Dietenberg mit einer Besichtigung des Keltenhauses angeboten.1626

Kat. Nr.: 112 Keltenhaus Ligist Schilcherhof, Dietenberg 50, 8563 Ligist Einrichtungsart: Rekonstruktion mit kleinem Museum Eingerichtet: Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein Objektverantwortlich: Marktgemeinde Ligist (Erhaltung) und Tourismusverband Ligist (Vermarktung) Kurzbeschreibung: 1987 errichtete der Fremdenverkehrsverein Ligist neben dem Gasthof Schilcherhof den Nachbau eines „Keltenhauses“, das als kleines urgeschichtliches Museum ausgestattet wurde. Der Fachwerkbau mit den Maßen 8 × 4 m wurde aus Holz errichtet. Die Wände sind mit Weidengeflecht und Lehmputz gebaut.1627 Das Fachwerk der Rekonstruktion

1623 Bichl – Reisinger 2004, 132. 1624 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 05.11.2010; vgl. Kramer 1988; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 132. 1625 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 05.11.2010. 1626 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Mag. Heinz Kürzl am 05.11.2010. Er bietet geführte Wanderungen auf den Dietenberg mit einem Besuch des Keltenhauses an.. 1627 Kramer 1988. 314

wurde aus vierkantigen Balken und langen Schrägstreben an allen vier Ecken erbaut. Das steile und weit nach allen Seiten überstehende Satteldach zeigt laut Claus Ahrens einen be- denklich alpenländisch-steirischen Stil, was auf den Einfluss von Aktualismus bei der Rekon- struktion hinweist.1628 Im Inneren des Hauses sieht man eine Feuerstelle, Haushaltsgefäße, landwirtschaftliche Utensilien, ein Lappenbeil, eine Schautafel zur keltischen Besiedlung der Steiermark, eine Schautafel, die Funde aus den verschiedenen Besiedlungsepochen am Dietenberg zeigt und eine Fotodokumentation des Hausbaus.1629 Das „Keltenhaus“ wurde mit viel Liebe zum Detail errichtet, allerdings ohne experimentalarchäologische Methoden. Manche Ausstellungs- objekte wie etwa ein Messer wurden nach historischen Vorlagen nachgeschmiedet.1630 Eine Besichtigung des Keltenhauses ist auf Anfrage beim Tourismusverband bzw. beim Ge- meindeamt Ligist möglich. Der Besuch kann auch mit einer Wanderung auf den Dietenberg verbunden werden.1631

Kat. Nr.: 113 Schloss- und Ortsmuseum Maria Lankowitz Puchbacherstraße 71, 8591 Maria Lankowitz Einrichtungsart: Museum Träger: Marktgemeinde Maria Lankowitz Kurzbeschreibung: Im Schloss der weststeirischen Marktgemeinde Maria Lankowitz befin- det sich eine kleine Sammlung zur Schloss- und Ortsgeschichte.1632 Um 1440 ließ Ritter Georg Gradner einen Edelsitz errichten, wahrscheinlich als Ersatz für die Primaresburg, die oberhalb von Maria Lankowitz lag und den zeitgenössischen Ansprüchen nicht mehr gerecht wurde. Ursprünglich war das Schloss von einem Wassergraben umgeben und sein Zugang lag im Süden, in einem aus der Mauerflucht hervorspringenden Torturm, woran heute noch die Rollenlöcher einer ehemaligen Zugbrückenanlage erinnern. Heute präsentiert sich das Schloss als dreigeschossiger Vierflügelbau aus dem 16./17. Jahrhundert mit Säulenarkadenhof. Im Laufe seiner wechselhaften Geschichte wurde es immer wieder umgebaut. 1848 diente das Schloss als Straf- und Besserungsanstalt und wurde in der Folge von 1855 bis 1975 als Frauenstrafanstalt und 1985 als Außenstelle der Männervollzugsanstalt Graz-Karlau genutzt.

1628 Ahrens 1990, 99 – Zum Keltenhaus in Ligist siehe auch Ahrens 1990, 99 f. 187. 1629 Kramer 1988. 1630 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 05.11.2010. 1631 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Mag. Heinz Kürzl am 05.11.2010. Er bietet geführte Wanderungen auf den Dietenberg mit einem Besuch des Keltenhauses an. 1632 MUSIS und ARIS 2012b. 315

1990 wurde es zu einem Wohngebäude umgestaltet. Dabei stieß man auf die ehemalige gotische Schlosskapelle und weitere historische Bauteile. Mit Hilfe des Bundesdenkmalamtes, dem steirischen Revitalisierungsprogramm für historisch bedeutende Baudenkmäler und der Marktgemeinde Maria Lankowitz wurde das Gebäude restauriert. Unter Mithilfe von zahlrei- chen freiwilligen HelferInnen richtete die Gemeinde darin auch das Schloss- und Ortsmuseum ein.1633 Die drei Räume des Museums sind durch die im Zuge der Restaurierung freigelegten bau- historischen Details sehr sehenswert. Sie verteilen sich auf zwei Ebenen der ehemaligen Kapelle. Die Geschichte des Schlosses wird im Altarraum, dem ehemaligen Waschraum des Gefängnisses, mittels Informationstafeln erzählt. Eine moderne Wendeltreppe führt ins Ober- geschoss in einen Raum auf Höhe der Empore mit Blick auf die Malereien des Triumph- bogens. Die Ausstellung dort widmet sich den Ausgrabungen am Franziskanerkogel sowie der Primaresburg, die im 9./10. Jahrhundert am Franziskanerkogel errichtet worden war, bevor es das Schloss gab. Gemalte Bilder von Menschen an der Wand zeigen die Kleider- bzw. Rüstungs-Moden vom 4. Jt. v. Chr. bis zum 14. Jahrhundert. Jeder der Figuren ist einer Glas- vitrine mit Funden aus der entsprechenden Zeit zugeordnet. Unter den ausgestellten Expona- ten findet man beispielsweise römische Fibeln, Keramikfragmente, römische Münzen, Lan- zenspitzen, rhombische Pfeilspitze, Sicheln, Dolche oder einen mittelalterlichen Schlüssel. Einige Vitrinen befinden sich noch im Aufbau, worauf ein Täfelchen hinweist.1634 Auf Anfrage bei der Marktgemeinde Maria Lankowitz werden Führungen für Kinder, SchülerInnen, Erwachsene, Familien oder Reisegruppen angeboten.1635

Kat. Nr.: 114 Höhensiedlung auf dem Betenmacherkogel Betenmacherkogel – Aufgang: Nähe Krennbauerweg 2, 8580 Rosental an der Kainach Einrichtungsart: Informationstafel Eingerichtet: August Reinthaler Objektverantwortlich: Gemeinde Rosental an der Kainach Kurzbeschreibung: Entlang eines „Bäume- und Sträucherlehrpfades“ führt ein Fußweg hin- ter dem ehemaligen Hacken- und Holzmuseum von August Reinthaler (Krennbauerweg 2)

1633 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 19.11.2010; vgl. Woisetschläger – Krenn 2006b, 281; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 128. 1634 Diese Information entstammt zu einem großen Teil dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 19.11.2010; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 128 f. 1635 Diese Information entstammt dem Gespräch mit Franz Steinscherer (Führer durchs Schloss- und Ortsmuseum Maria Lankowitz) am 19.11.2010. 316

direkt auf den Betenmacherkogel. Der Name stammt vom früheren Besitzer des Kogels, ei- nem Rosenkranzhersteller („Betenmacher“).1636 August Reinthaler entdeckte bei Erdarbeiten für die Erweiterung seines „Bäume- und Sträucherlehrpfades“ am Betenmacherkogel orts- fremdes Steinmaterial und Keramikfragmente, worauf die Fundstelle 1999/2000 durch das Bundesdenkmalamt gemeinsam mit dem Historiker Ernst Lasnik und zahlreichen freiwilligen HelferInnen wissenschaftlich erforscht wurde. Die Ausgrabungen brachten Steinwerkzeug aus Feuerstein und verzierte Gefäßkeramikfragmente zutage, die in die Zeit der Lasinja-Kultur, also die ältere Kupferzeit (spätes 5. Jt. v. Chr./frühes 4. Jt. v. Chr.) datiert wurden.1637 Die kupferzeitliche Höhensiedlung auf dem Betenmacherkogel zog sich vermutlich über die gesamte Kuppe hin und lag zum Teil auf schmalen Terrassen, von denen einige heute noch im Gelände erkennbar sind. Die in den steilen Hang gegrabenen Flächen für Holzhütten waren schwer zugänglich und lassen auf eine gute Verteidigungsstrategie schließen, welche einen schnellen Rückzug in unsicheren Zeiten möglich machte. Nachdem die kupferzeitliche Sied- lung verlassen worden war, wurde an dieser Stelle nicht mehr gebaut.1638 Am Kogel selbst befindet sich eine Informationstafel, die von den Ausgrabungen und der Hö- hensiedlung im 4. Jt. v. Chr. berichtet. Diese Tafel, die August Reinthaler aus Holz fertigte, wobei er den Text mit einem Lötkolben einbrannte, zeigt auch Zeichnungen von Keramik- gefäßen, die bei den Ausgrabungen entdeckt wurden. Auf dem Weg zur Stelle mit der Schau- tafel befinden sich Sitzbänke, Spielgeräte aus Holz für Kinder und ein Geländer. Zum Zeit- punkt meines Besuchs im Oktober 2010 sah diese Stelle sehr desolat aus. Viele Holzbalken lagen zerstört im Wald, aber die Informationstafel zur prähistorischen Besiedlung war unbe- schädigt. Einige Fundstücke aus den Ausgrabungen können im Gemeindeamt von Rosental an der Kainach besichtigt werden. Ursprünglich konnte man Funde auch im Hacken- und Holzmuseum von August Reinthaler ansehen. Da er aber verstarb, sind die Funde momentan nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.1639

1636 Bichl – Reisinger 2004, 126 f. 1637 Krasser 2009; Zu den Ausgrabungen siehe Einwögerer – Lindner 2001. 1638 Bichl – Reisinger 2004, 127. 1639 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 22.10.2010; vgl. Krasser 2009; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 126 f. 317

Kat. Nr.: 115 Kleinausstellung zu den Ausgrabungen am Betenmacherkogel Gemeindeamt Rosental an der Kainach, Hauptstraße 85, 8582 Rosental an der Kainach Einrichtungsart: Kleinausstellung Eingerichtet: Dr. Ernst Lasnik in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt Objektverantwortlich: Gemeinde Rosental an der Kainach Kurzbeschreibung: Im Foyer des Gemeindeamts von Rosental an der Kainach befindet sich eine kleine Ausstellung mit Funden vom Betenmacherkogel. Zu sehen sind Beile und Feuer- steine, eine Steinplatte zum Getreidemahlen, Hüttenlehmreste, Spinnwirtel, Tüllenlöffel und zahlreiche Keramikfragmente. Eine Informationstafel beschreibt die Funde und berichtet von der Entdeckung der kupferzeitlichen Höhensiedlung, von den Ausgrabungen in den Jahren 1999 und 2000, vom Leben in der Kupferzeit sowie dem Aussehen der Siedlung. Ein grafi- scher Rekonstruktionsversuch veranschaulicht das ursprüngliche Aussehen der Siedlung, er- gänzt durch Fotos von der Ausgrabung und vom heutigen Aussehen des Betenmacherkogels. Die Kleinausstellung kann zu den Gemeindeöffnungszeiten besichtigt werden.1640

Kat. Nr.: 116 Waldglasmuseum Salla Dorf Nr. 5, 8592 Salla Einrichtungsart: Museum Träger: Gemeinde Salla Kurzbeschreibung: Das Museum Waldglas Salla besteht seit 1991 und war zunächst in der Volksschule untergebracht. Seit 1997 befindet es sich im Haus Nr. 5, das ehemals im Besitz von Peter Tunner war, dem „Hammer-, Eisenberg- und Schmölzgewerken zu Salla“.1641 Das Erdgeschoss des ehemaligen Gewerkenhauses richtete größtenteils Hugo Kohlbacher mit SchülerInnen der Realschule Köflach im Rahmen seines Projektunterrichts ein.1642 Das kleine Museum gibt den BesucherInnen einen Einblick in die Geschichte des Bergdorfes Salla vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Thematisiert werden die Waldglas- und Eisenerzeugung, die Geschichte der Burg Klingenstein und die Rolle der Gewerkenfamilie Tunner für die Ortsentwicklung. Ein wesentlicher Teil der Ausstellung ist der Waldglas- erzeugung gewidmet. Zwischen den Jahren 1769 und 1796 bestand eine Glashütte am Brand- kogelbach oberhalb von Salla, die 1989–1991 archäologisch untersucht wurde. Die ausge-

1640 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 06.12.2012. 1641 Kaindl u. a. 1998, 150. 1642 Vgl. Kaindl u. a. 1998, 150; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 123 f. 318

stellten Fundstücke aus den Ausgrabungen geben Einblick in die Glaserzeugung sowie in das tägliche Leben der Glasmacher. Anhand eines Ofenmodells wird die Produktion von Glas erläutert. Präsentiert werden beispielsweise Schmelzgefäßreste aus Keramik, Flaschen, Trink- gläser, Becher oder ein kleines mundgeblasenes Fläschchen aus grünlichem Waldglas. Der zweite inhaltliche Schwerpunkt der Ausstellung ist der Eisenerzabbau und die Verhüttung, die man hier anhand von Funden – vor allem Eisenschlacke – und Bildmaterial zeigt, die im Rahmen der archäologischen Untersuchungen eines Hochofens aus dem Jahr 1785 gewonnen worden sind. Der dritte Museumsschwerpunkt ist der Burgruine Klingenstein1643 aus dem 14. Jahrhundert gewidmet. Ausgestellt werden die üblichen Fundstücke aus einer spätmittelalter- lichen Burg wie etwa Armbrustbolzen, ein Vorhängeschloss, Henkeltopfgefäße oder Ofen- kachelfragmente.1644 Das Museum ist in den historischen Wanderweg durch Salla eingebunden, der mittels Infor- mationstafeln über historische interessante Plätze berichtet.1645 Broschüren zum Museum lie- gen im Museum selbst und im Gemeindeamt auf. Führungen sowie spezielle Kinder- und Schulprogramme werden auf Anfrage von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen durchgeführt.1646

Kat. Nr.: 117 Historischer Wanderweg durch Salla 8592 Salla – Ausgangspunkt: Staudenbauermühle nächst dem „Forsthaus“ Salla Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet/Objektverantwortlich: Gemeinde Salla Der „Historische Wanderweg durch Salla“ wurde 1988 im Rahmen der Landesausstellung „Glas und Kohle“ eingerichtet und berichtet von der wechselhaften Geschichte des Berg- dorfes am Fuße der Stubalm.1647 Die Gemeinde Salla wurde bei der Errichtung durch die Wirtschaftsoffensive Bezirk Voitsberg, die Steiermärkische Landesregierung und den Tourismusverband Salla unterstützt. Ideen und Texte für diesen Themenweg lieferte der Historiker Dr. Ernst Lasnik. Die Fundamente eines Eisenschmelzofens und einer Waldglashütte wurde gemeinsam mit SchülerInnen der Hauptschule Köflach I freigelegt. Die Hinweistafeln und Wegweiser stellte August Reinthaler her.1648

1643 Zur Beschreibung, zur Geschichte und zur archäologischen Erforschung der Burgruine Klingenstein siehe Murgg 2009, 156 f. 1644 Bichl – Reisinger 2004, 124. 1645 Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 124. 1646 Diese Information entstammt dem von Johann Leitner (Mitarbeiter Gemeinde Salla) am 18.01.2012 beantworteten Fragebogen zur Einrichtung. 1647 Gemeinde Salla – Tourismusverband Salla 1997. 1648 Gemeinde Salla – Tourismusverband Salla 1997. 319

Vom Ausgangspunkt bei der Staudenbauermühle, einer typisch bäuerlichen Hausmühle aus dem 19. Jahrhundert bis zur Burgruine Klingenstein und wieder retour ist der Weg 14 Kilo- meter lang. Er ist durch Hinweistafeln und Richtungspfeile markiert. Acht Informationstafeln widmen sich historisch interessanten Objekten in der Gemeinde Salla. Die erste Tafel steht bei der alten Mühle, die zweite widmet sich dem Eisen-Schmelzofen der Gewerken Tunner und erzählt vom Eisenerzabbau. Die dritte Station ist das ehemalige Gewerkenhaus mit dem heute darin befindlichen Ortsmuseum. Die vierte Station befindet sich bei der bereits 1245 erstmals urkundlich erwähnten Pfarrkirche, die fünfte ist dem Salla-Marmor und dessen Ab- bau gewidmet, die sechste erzählt von der seit 1660 im Gebiet von Salla nachgewiesenen Er- zeugung von Glas in „Waldglashütten“ und im Speziellen von der archäologisch erforschten Glashütte am Brandkogelbach. An der siebenten Station auf der Glaserer-Eben wurde von Glasermeister Hans Eibensteiner vermutlich die erste Glashütte des Ortes errichtet. Als achte und letzte Station führt der Wanderweg zur Burgruine Klingenstein, die im späten 14./frühen 15. Jahrhundert errichtet wurde und bis heute die Ortschaft Salla überragt.1649 Eine Begleitbroschüre1650 zum Themenweg mit einer Orientierungskarte liegt im Gemeinde- amt von Salla auf und informiert über die am Weg befindlichen Stationen. Nach Vor- anmeldung bei der Gemeinde, beim Tourismusverband Salla bzw. beim Waldglasmuseum Salla werden geführte Wanderungen oder Programme für Kinder bzw. Schulen durch- geführt.1651

Kat. Nr.: 118 Kelten- und Römermuseum Södingberg Gemeindeamt Södingberg, Södingberg 35, 8152 Södingberg Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Gemeinde Södingberg Kurzbeschreibung: Auf der Grundlage geomagnetischer Untersuchungsergebnisse aus dem Jahr 1993 erfolgten in Södingberg 1996 und 1997 archäologische Ausgrabungen des Bundes- denkmalamtes und der Karl-Franzens-Universität Graz. Auch weitere geophysikalische Mes- sungen, Surveys und Grabungen des Österreichischen Archäologischen Instituts wurden durchgeführt.1652 Dabei konnten 1996 die Reste eines latènezeitlichen Ständerbaus sowie

1649 Gemeinde Salla – Tourismusverband Salla 1997. 1650 Gemeinde Salla – Tourismusverband Salla 1997. 1651 Diese Information entstammt dem von Johann Leitner (Mitarbeiter Gemeinde Salla) am 18.01.2012 beantworteten Fragebogen zur Einrichtung. 1652 BDA 2012; vgl. Lamm – Marko 2012, 29. 320

Fundamente von drei römischen Gebäuden freigelegt werden.1653 Die Stelle, an der die römer- zeitliche Villa von Södingberg errichtet worden war, hat man bereits in der Bronze- und Latènezeit als Siedlungsplatz genutzt. Die Gebäude der Villa lagen innerhalb bzw. über einer Doppelgrabenanlage aus der Zeit von 250–150 v. Chr. (La Tène C). Die Villa selbst wird auf den Beginn des 2. Jh. n. Chr. datiert, wobei ein Teil davon am Ende des 4. Jh. n. Chr. aufge- geben wurde. Die Forschungen konnten zeigen, dass sich innerhalb einer annähernd quadratischen Umfas- sungsmauer sechs römerzeitliche Gebäudekomplexe (A–F) befanden.1654 Komplex B war das stattlichste Gebäude und verfügte über eine aufwendige Hypokaustenanlage mit einem über- dachten Praefurnium1655 und einer Apsis im Süden. Es war im Inneren mit Wandmalereien ausgestattet und dürfte als Wohnraum genutzt worden sein. Nördlich davon befinden sich eine Herdstelle sowie Reste eines Holzgebäudes (Gebäude C). Bei Gebäude A handelt es sich ebenfalls um ein Wohngebäude und Gebäude C umfasst Wirtschaftsräume mit einem Innen- hof. Komplex F wird als Wirtschaftsteil angesprochen.1656 Im November 2008 wurde in einem Raum des Gemeindeamtes das „Kelten- und Römer- museum Södingberg“ eingerichtet.1657 Diese kleine, wissenschaftlich fundierte Ausstellung, die von Dr. Bernhard Hebert und Dr. Ernst Lasnik konzipiert wurde, gibt auf sehr anschauli- che und klare Art Einblick in die Besiedlungsgeschichte des Södingtales und präsentiert die Funde und Befunde aus den Ausgrabungen der „Villa von Södingberg“.1658 In Glasvitrinen sieht man ausgewählte Fundstücke, darunter latènezeitliche Objekte wie etwa eine ostnorische Silbermünze (tauriskischer Obol) oder das Bruchstück eines Vorratsgefäßes aus Keramik mit Wellenbandverzierung und Flickloch, aber auch Funde der römerzeitlichen Villa wie etwa einen perlenförmigen Anhänger, eine Kniefibel aus Bronze, Verputzbruchstücke mit dekora- tiver Wandmalerei oder Terra Sigillata-Fragmente aus Süd- und Mittelgallien. Einige wenige Funde wie etwa Pfeilspitzen oder eine Steinklinge aus Hornstein/Silex stammen aus der Kup- ferzeit (4./3. Jt. v. Chr.). Die ausgestellten Objekte sind mit Fundortangaben und Datierungen beschriftet – entweder an der Glasaußenfläche der Vitrinen oder auf eigens dafür vor- gesehenen Täfelchen an der Wand. Eine Rekonstruktion mit Grafik veranschaulicht das Aus- sehen und die Funktionsweise einer Hypokaustenanlage. Zwei lebensgroße Figuren zeigen die Kleidung von Männern und Frauen der Römerzeit. Wandtafeln mit Texten und Bildern infor-

1653 Wagner 2000, 426; siehe jetzt auch Lamm – Marko 2012, 29. 1654 Groh u. a. 2008, 320 f. 328. 336; siehe jetzt auch Lamm – Marko 2012, 30. 1655 lat. praefurnium = Heizraum, z. B. in den Thermen für das Heizsystem der Hypokaustenanlagen 1656 Vgl. Wagner 2000, 451–468; vgl. Groh u. a. 2008, 320–322. 331; siehe jetzt auch Lamm – Marko 2012, 30. 1657 Farka u. a. 2008. 1658 Vgl. BDA 2012. 321

mieren die BesucherInnen über die Geschichte von Noricum, über die Ausgrabungen und die geophysikalischen Messungen in Södingberg, die römische Wandmalerei, die archäologi- schen Fundstellen und Römersteine im Södingtal sowie über die Funde aus der Höhle „Hoaraweiblloch“ bei Södingberg, in der in den 1970er-Jahren Tierknochen und Fragmente von Keramikgefäßen aus der Bronzezeit, der Urnenfelderzeit, der Römerzeit und aus dem Frühmittelalter entdeckt wurden. Zudem widmet sich die Ausstellung den römischen Relief- steinen, die in die Außenmauern der Kirche in Stallhofen eingemauert wurden und die aus dem 1. bis 3. Jh. n. Chr. stammen.1659 Eine ausführliche Begleitbroschüre zum Museum liegt im Gemeindeamt von Södingberg auf. Auf Anfrage werden vom Museum Führungen sowie Programme für Schulen angeboten.1660

10.13 Bezirk Weiz Kat. Nr.: 119 MiR – Museum im Rathaus Rathausplatz 1, 8200 Gleisdorf Einrichtungsart: Ausstellungsbetrieb Träger: Stadtgemeinde Gleisdorf Kurzbeschreibung: Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden Ausgrabungen in Gleisdorf statt, die auf die römische Vergangenheit aufmerksam machten. Die archäologi- schen Untersuchungen der Universität Graz in den Jahren 1988–1990 konnten zeigen, dass an der Stelle der heutigen Stadt Gleisdorf von der Mitte des 1. Jh. n. Chr. bis zur Mitte des 3. Jh. n. Chr. eine römische Siedlung bestand, die eine Ausdehnung von 9 ha hatte. Dabei waren zwei Siedlungsperioden erkennbar: In der ersten – von der Mitte des 1. Jh. n. Chr. bis zur Mitte des 2. Jh. n. Chr. – bestanden die Gebäude aus Holz. Sie wurden in der zweiten Sied- lungsperiode Mitte 2. Jh n. Chr. bis Mitte 3. Jh. n. Chr. durch Stein- bzw. Fachwerkbauten ersetzt. Das römische Gleisdorf war ein stadtähnlicher Vicus ohne eigenständige städtische Organisation, da er zum Territorium der römischen Stadt Flavia Solva gehörte.1661 Nach den Ausgrabungen wurden ausgewählte Fundstücke im ehemaligen Heimatmuseum im Dachgeschoss des alten Rathauses in einem eigenen Raum ausgestellt, der sich dem „Römischen Gleisdorf“ widmete.1662 Ein Ausstellungskatalog informierte über die Fundstücke

1659 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 27.10.2011. 1660 Diese Information entstammt dem Gespräch der Autorin mit Dr. Ernst Lasnik (Historiker) und Peter Kollegger (Bürgermeister Gemeinde Södingberg) am 27.10.2011. 1661 Maier 1992, 9–11; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 65 f. 1662 Hausmann 1994, 4; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 66. 322

und die römische Vergangenheit von Gleisdorf.1663 Nach dem Neubau des Rathauses wurde 2008 das neue „MiR – Museum im Rathaus“ eröffnet, in dem heute die römische Geschichte der Stadt nur noch gestreift wird. Die Dauerausstellung zeigt den römischen Grabstein der Tamisieta1664, eine Zeitleiste mit Eckdaten aus der römischen Geschichte Gleisdorfs und er- wähnt die archäologischen Ausgrabungen.1665 Das Gleisdorfer „Museum im Rathaus“ bietet auf 120 m2 Ausstellungsfläche einen Einblick in die Geschichte der Stadt, greift aber auch kulturelle, wirtschaftliche und kunstspezifische In- halte auf. Neben der Dauerausstellung werden unterschiedliche Themen auch in kurzen Son- derausstellungen aufgearbeitet, die mit Objekten aus der Museumssammlung oder mit Leih- gaben gestaltet sind. Zugleich finden in den Museumsräumen auch Lesungen und Klein- veranstaltungen statt.1666 Warum das heutige Museum der römischen Vergangenheit nur so wenig Platz zugesteht, ist fraglich, vor allem deshalb, weil es mehrere Forschungen1667 gab, mit deren Ergebnissen und Fundstücken man sehr leicht eine Dokumentation gestalten kann. Es bleibt zu hoffen, dass der römischen Vergangenheit der Stadt in nächster Zukunft mehr Raum gegeben wird, um eine Auseinandersetzung und Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Vergangenheit zu ermögli- chen.

Kat. Nr.: 120 Schautafel „Die Römer in Gleisdorf“ Friedhofsmauer Gleisdorf, Ludwig-Binder-Straße, Bushaltestelle Gleisdorf/Friedhof, 8200 Gleisdorf Einrichtungsart: Informationstafel Eingerichtet: Stadtgemeinde Gleisdorf in Zusammenarbeit mit der Karl-Franzens-Universität Graz und dem Bundesdenkmalamt Objektverantwortlich: Stadtgemeinde Gleisdorf Kurzbeschreibung: In den ausgehenden 1980er-Jahren wurde die ehemalige römische Sied- lung in Gleisdorf vom Institut für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz und vom Bundesdenkmalamt durch archäologische Ausgrabungen erforscht. Auf Initiative der Stadt- gemeinde wurde ein Teil der freigelegten Häusergrundrisse sichtbar gemacht. Die Grundrisse

1663 Hausmann 1994. 1664 Vgl. Artner 1994, 48 f. 1665 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin sowie einem Gespräch mit Monique Gschanes (Kultur & Marketing Stadtgemeinde Gleisdorf) am 11.12.2012. 1666 MUSIS und ARIS 2010. 1667 Vgl. Lorenz 1995. 323

mancher Gebäude wurden dabei auf einem höheren Niveau als Bruchsteinmauern nachgebaut und zwischen Friedhofsmauer und Ludwig-Binder-Straße in den Gehweg integriert. Das Institut für Archäologie konzipierte ergänzend dazu eine Schautafel, welche die Rekonstruk- tion zusammenfassend erklärt.1668 Eine kleinere zweite Tafel weist auf weitere römische Fundstellen in Gleisdorf hin. Die große Informationstafel wurde allerdings noch nicht aktualisiert, denn sie verweist noch auf den Schauraum im ehemaligen Rathaus von Gleisdorf, in dem Fundstücke aus den Grabungen zu sehen waren sowie die Rekonstruktion eines römischen Brandgrabes. Seit dem Neubau des Rathauses existiert dieser Schauraum nicht mehr und man sucht auch im neuen „Museum im Rathaus“ vergeblich nach den genannten römischen Objekten.1669

Kat. Nr.: 121 Urgeschichtliches Freilichtmuseum Kulmkeltendorf am Kulm bei Weiz Kulming 50, 8212 Kulm bei Weiz Einrichtungsart: Freilichtmuseum Träger: Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte/Region Kulm Kurzbeschreibung: Bereits seit der Kupferzeit (4. Jt. v. Chr.) ist der 975 m hohe Kulm bei Weiz besiedelt. Den Funden der archäologischen Ausgrabung1670 1977 zufolge handelte es sich um eine bäuerliche Ansiedlung der Lasinja-Kultur. In der Urnenfelderzeit (1000–750 v. Chr.) bestand auf der Ostflanke des Kulmgipfels eine Wallsiedlung mit ungefähr 300 BewohnerInnen. Eine weitere Ausgrabung im Jahre 19871671 konnte zeigen, dass sich in der späten Latènezeit (150 v. Chr. – 15 n. Chr.) auf dem Gipfelplateau ein keltische Oppidum1672 mit einer massiv befestigten Wehranlage befand. Funde aus dem 1.–3. Jh. n. Chr. belegen eine Besiedelung des Berges auch für die römische Zeit. Eisenschlackenreste zeugen von einem spätmittelalterlichen Erzabbau und einer Verhüttung auf dem Kulm.1673 1986 wurde als Außenstelle des Landschaftsmuseums in Pischelsdorf das urgeschichtliche Freilichtmuseum am Kulm eingerichtet. Es befindet sich nicht auf dem authentischen Sied- lungsplatz am Kulmplateau, aber die beherrschende Lage dieser Höhensiedlung kann auch auf halber Höhe nachvollzogen werden. Die exemplarisch rekonstruierten Haustypen im Frei- lichtmuseum folgen den Hauptsiedlungsepochen am Kulm und wurden dem Wissensstand der

1668 Vgl. Hebert 2001. 1669 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 15.10.2011. 1670 Zur Forschungsgeschichte des Kulm bei Weiz siehe Kramer 1981b, 426–428. 1671 Kramer – Urban 1987. 1672 lat. oppidum = Befestigung, fester Platz 1673 Fuchs 2009. 324

archäologischen Forschungen entsprechend erbaut, allerdings ohne experimentalarchäologi- sche Methoden. Bekleidete Schaufensterpuppen dienen als Bewohnerinnen der Schauhütten und veranschaulichen das Wohnen und Arbeiten von der Jungsteinzeit bis in die Latènezeit.1674 Am Eingang des Freilichtmuseums, der mit Palisaden, einem Vorwerk und einem Wachturm, gestaltet wurde, erhält man in der zweisprachigen Info-Zone (Deutsch und Englisch) eine Ein- führung in die bisherigen Forschungen und die unterschiedlichen Siedlungsphasen. Danach betritt man einen Dorfplatz, um den sich zehn Hausrekonstruktionen in Form eines kleinen Weilers gruppieren.1675 Bei einem Dorfrundgang sieht man einen Schwellenständerbau mit unverputzten Rutenwänden, schilfgedecktem Walmdach, Lehmboden und einer Umzäunung aus Haselruten, der als Zwergziegenstall dient. Ein kupferzeitliches Wohnhaus der Lasinja- Kultur ist ebenfalls als Ständerbau mit Wänden aus Rutengeflecht, einem schilfgedeckten Satteldach und einem gestampften Lehmboden ausgeführt. Im Inneren dieser Hütte befinden sich die zentrale Feuerstelle, eine Schlafstelle, Reibsteine, Stampfmörser und bekleidete Figu- ren. Im latènezeitlichen Speicher wird ein Modell des Oppidums auf dem Kulm im 2. Jh. v. Chr. gezeigt, ergänzt durch Originalfunde vom Berggipfel. Ein mit Pfählen, auf denen sich Tierschädel befinden, umzäunter Kulthügel dient zugleich als Aussichtsplatz. Weiters gibt es einen Getreidespeicher nach Vorbildern aus der Urnenfelderzeit, eine Backhütte der Hallstatt- zeit mit drei Lehmbacköfen und zahlreichen Reibsteine zum Getreidemahlen, und ein Wohn- haus der Urnenfelderzeit, das als Blockbau aus Rundstämmen mit schilfgedecktem Satteldach ausgeführt ist. Im Inneren des Wohnhauses befinden sich ein Webstuhl, ein Bett, ein Steig- baum zum Obergeschoss, eine Feuerstelle mit Kochgeschirr sowie bekleidete Figuren. Die Schmiede nach Vorbildern aus der Latènezeit wurde als kreisförmiger Grubenbau mit Wand- pfählen und schilfgedecktem Dach angelegt und ist ebenso mit bekleideten Puppen ausge- stattet. Das Wohnhaus der Latènezeit, ein Zangenriegelbau aus Rundhölzern mit schilf- gedecktem Satteldach und Laubengang, ist mit einer Herdstelle mit Hängekessel, einem Tisch mit umlaufenden Bänken, Kochgeschirr, Schild und Lanzen sowie einer Keltenfigur mit Strohkorb ausgestattet. Die Schauhütte „Nahrung“ informiert über die Nahrungsbeschaffung, die Landwirtschaft, die Ackergeräte, die Getreidesorten und die Gemüsepflanzen zur Zeit der

1674 Vgl. Kaindl u. a. 1998, 140 f.; Bichl – Reisinger 2004, 58. 1675 Vgl. Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte/Region Kulm 2009; vgl. Bichl –Reisinger 2004, 58. 325

Kelten. Die Schauhütte „Krieg“ befasst sich mit militärischen Aspekten der Keltenzeit, dem Kulm als Höhenbefestigung und zeigt Abbildungen keltischer Münzen.1676 Begleitbroschüren1677 zum Freilichtmuseum liegen dort selbst sowie im Landschaftsmuseum im Färberturm von Pischelsdorf auf. Regelmäßig werden Workshops wie etwa zum Brot- backen angeboten und es gibt Führungen für Kinder- und Schulgruppen sowie für Erwachsene.1678

Kat. Nr.: 122 Landschaftsmuseum im Färberturm in Pischelsdorf Ortsdurchfahrtsweg Pischelsdorf – Nähe Edlsee Weg, 8212 Pischelsdorf Einrichtungsart: Heimatmuseum Träger: Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte/Region Kulm Kurzbeschreibung: Eine heimatkundliche Sammlung, deren Exponate zum größten Teil aus Pischelsdorf stammen, hat Titus Lantos bereits 1965 gegründet. 1980 wurde diese Sammlung von der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte/Region Kulm in den renovierten ehemali- gen Färberturm in Pischelsdorf übersiedelt.1679 Auf drei Stockwerken wird ein regionalhistorischer Überblick von der Ur- und Früh- geschichte bis ins beginnende 20. Jahrhundert gegeben. Dabei geht man von den menschli- chen Grundbedürfnissen nach Essen, Kleidung und Wohnen aus. Mittels originaler Ausstellungsobjekte aus der Region rund um den Kulm bei Weiz werden diese Lebensthemen für die unterschiedlichen Zeiten dokumentiert. Im Erdgeschoß findet man Objekte, die mit der menschlichen Nahrung in Zusammenhang stehen. Gezeigt werden hier Geräte zur Getreide- verarbeitung, Geschirr, Vorratsgefäße und Werkzeug von der Jungsteinzeit bis ins 20. Jahr- hundert, etwa Bronzesicheln aus der Urnenfelderzeit oder ein norisch-pannonischer Dreifuß aus dem 2. Jh. n. Chr., ein kupferzeitlicher Mahl- und Reibstein oder römische Töpfe aus dem Gräberfeld von Hartensdorf. Im 2. Stock widmet man sich der Kleidung. Hier findet man bei- spielsweise unterschiedliche Uniformen und Frauenfesttrachten. Die jahrhundertelange Tra- dition der Kleiderherstellung wird durch Objekte wie Spinnwirtel aus der Urnenfelderzeit, die man am Kulm fand, oder römerzeitliche Webstuhlgewichte aus dem 2. Jh. n. Chr., die in der

1676 Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte/Region Kulm 2014; Diese Information entstammt auch dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 14.10.2010; Vgl. Bichl – Reisinger 2004, 58; siehe dazu auch Auferbauer – Auferbauer 2003, 180 f. 1677 Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte/Region Kulm 2009. 1678 Diese Information entstammt einem Gespräch der Autorin mit Titus Lantos (Initiator des Kulmkeltendorfs und Obmann der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte/Region Kulm) am 06.10.2010. 1679 Vgl. Lantos 1993, 212–217; vgl. Kaindl u. a. 1998, 140. 326

römischen Villa in Hirnsdorf gefunden wurden, dokumentiert. In diesem Stockwerk befindet sich auch eine nachgebaute Rauchstube aus dem 19. Jahrhundert. Im dritten Stock, der dem Thema „Wohnen“ gewidmet ist, zeigt ein Modell, wie eine römische Fußbodenheizung aus- sah, und originale Ziegelfunde aus der Villa in Hirnsdorf veranschaulichen die römische Technik des Dachdeckens. Auch Fragmente von Wandmalereien, römisches Fensterglas, Nä- gel oder Fallriegel aus dem 2. Jh. n. Chr. demonstrieren die römische Bautechnik. Zu den neuzeitlichen Ausstellungsobjekten zählen z.B. die Ofenkacheln aus der Werkstatt eines regionalen Hafners.1680 Führungen durchs Museum werden während der Museumsöffnungszeiten sowie nach Vereinbarung angeboten.1681

Kat. Nr.: 123 Kultwanderweg Wildwiese Ausgangs- und Zielpunkt: Wildwiesenhof bei Miesenbach, Bergviertel 11, 8190 Miesen- bach bei Birkfeld Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet: Dr. Adalbert Schönbacher in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Miesenbach; für die Errichtung des Themenweges wurde auch ein Förderverein gegründet. Objektverantwortlich: Gemeinde und Tourismusverband Miesenbach Kurzbeschreibung: Der Bergrücken der Wildwiese befindet sich inmitten der Gemeinden Miesenbach, Wenigzell und Strallegg und bietet eine sehr schöne Aussicht. In diesem Gebiet, in dem Roseggers Waldheimat, der Pöllauer Naturpark und das Joglland aufeinandertreffen, findet man zahlreiche Lochsteine, die aufgrund ihres Aussehens oder ihres Aufstellungsortes Aufsehen erregen und daher in vielen Sagen und Legenden vorkommen. Das veranlasste die Gemeinde und den Tourismusverband Miesenbach dazu, einen Kultwanderweg zu errich- ten,1682 der die Besiedelungsgeschichte der Region, das Brauchtum, die alten Kultstätten sowie die Sagen und Legenden beschreibt, um ein neues geschichtliches und volkskundliches Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen.1683 Der Themenweg besteht aus insgesamt 24, mit Informationstafeln gestalteten Stationen, die sich verschiedenen sagenumwobenen Orten und besonderen Kultstätten widmen oder über die Besiedlungsgeschichte der Region, das Rätsel um die Lochsteine oder die Entstehung von

1680 Vgl. Kaindl u. a. 1998, 140; vgl. Bichl – Reisinger 2004, 59. 1681 Diese Information entstammt einem Gespräch mit Titus Lantos (Obmann der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte/Region Kulm) am 06.10.2010. 1682 Gemeinde, Dorfentwicklungsverein, Tourismusverband Miesenbach 2001. 1683 Eder – Arnberger 2007, 149. 151. 327

Flurnamen informieren. Viele der Stationen beziehen sich direkt auf sichtbare Objekte oder auf Ereignisse, die an diesem Ort stattgefunden haben. Die Texte sind sehr verständlich for- muliert, zum Teil aber recht lang, so dass die Informationstafeln überladen wirken. Die Form der metallenen, auf überdachte Holzsteher montierten Informationstafeln erinnert an Bild- stöcke (Marterln), was zur Ausrichtung des Weges passt. Der Themenweg wurde so konzi- piert, dass er sich aus zwei Einzelwegen mit unterschiedlicher Länge zusammensetzt. Ent- sprechend der verfügbaren Wanderzeit wählt man den kürzeren Mondweg mit einer Länge von 5 km oder den längeren Sonnenweg mit einer Länge von 13 km. Schilder mit Mond- bzw. Sonnensymbol dienen der Orientierung. Der längere Sonnenweg führt zur Wildwiesenwarte, einem 35 m hohen Aussichtsturm. Der Wegverlauf beider Routen ist abwechslungsreich und landschaftlich reizvoll.1684 Die Schwerpunkte des Kultwanderweges sind Brauchtum, Kultstätten, Sagen und Legenden. Nur wenige Informationstafeln widmen sich der Besiedlungsgeschichte oder historischen In- formationen. Archäologische Inhalte werden dabei immer wieder angesprochen, etwa wenn es um die Besiedlungsgeschichte der Region geht, die Lochsteine und die Megalithkultur, die Flurnamen, die Kelten und Germanen, einige markante Steine („Toter Mann“, Strallegger Bildstein) oder die Römerstraße.1685 Geführte Wanderungen für Kinder, Erwachsene und Schulen werden auf Anfrage von der Gemeinde oder dem Tourismusverband von Miesenbach angeboten.1686

Kat. Nr.: 124 Felsbildmuseum Strallegg Gasthof Mosbacher, Strallegg 18, 8192 Strallegg Einrichtungsart: Spezialmuseum Träger: Peter Mosbacher (Privatbesitz) Kurzbeschreibung: In der Umgebung von Strallegg findet man zahlreiche Lochsteine und geritzte Felsbilder, deren Herkunft und Bedeutung nach wie vor ungeklärt ist. Sie wurden häufig von ihrem ursprünglichen Platz entfernt und als Torsteine, für den Hausbau, für Zäune oder andere Zwecke verwendet. Besonders faszinierend ist der sogenannte „Strallegger Bildstein“, ein Kunstwerk unbekannten Alters, dessen geritztes Bild noch nicht eindeutig ent-

1684 Vgl. Gemeinde, Dorfentwicklungsverein, Tourismusverband Miesenbach 2001; vgl. Eder – Arnberger 2007, 149–151; siehe dazu auch Auferbauer –Auferbauer 2003, 158 f. 1685 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 08.12.2011; vgl. Gemeinde, Dorfentwicklungsverein, Tourismusverband Miesenbach 2001. 1686 Diese Information entstammt einem Telefongespräch mit Herrn Dr. Adalbert Schönbacher (Projektleiter Kultwanderweg Miesenbach). 328

schlüsselt werden konnte. 1989 richtete der Strallegger Helmut Bauer (†) ein kleines Museum im Foyer und in einem Kellerraum des Gasthofs Mosbacher ein, in dem versucht wird, die Geschichte und die Symbolik dieser Steine zu dokumentieren und zu erklären.1687 Die Interpretationen der Felsritzungen1688 und der Lochsteine1689 sind sehr vielfältig. In der Ausstellung werden für die angebotenen Erklärungen unterschiedliche Wissenschaften wie die Volkskunde, die Religionsgeschichte, die Astronomie, die Kalenderkunde, die Mathema- tik, Geometrie, Geodäsie, aber auch Grenzwissenschaften wie die Geomantie, Radioästhesie, Zahlensymbolik, Orakel und Astrologie herangezogen. Wandtafeln mit Bildern und Texten nennen und veranschaulichen die möglichen Erklärungen. Eine wesentliche Aufgabe der Aus- stellung besteht darin, das Verständnis für die Felsbilder und Lochsteine zu fördern und sie dadurch vor Zerstörung zu schützen.1690 Neben den zahlreichen Schautafeln zeigt das Museum auch Abdrücke von Steinen wie etwa vom Schalenstein, der am Stralleger Kohlweg steht, oder die Felsritzung eines Sonnenrades von der Notgasse auf der Stoderalm. Außerhalb des Gasthofs befindet sich auch ein originaler Lochstein. Die BesucherInnen der Ausstellung werden auch auf nahegelegene ähnliche Einrichtungen hingewiesen, z.B. auf den Kult- wanderweg Wildwiese oder den Lochsteinweg in Strallegg. Die Ausstellung basiert nicht nur auf wissenschaftlichen Forschungergebnissen, sondern auch vielen Spekulationen und grenzwissenschaftlichen Erklärungen. Archäologische Inhalte wer- den nur gestreift, beispielsweise durch die Informationen zu Felsritzbildern, die sehr wohl ein archäologisches Forschungsgebiet darstellen, was Franz Mandl durch seine langjährige For- schungstätigkeit und seine Publikation „Felsbilder. Österreich – Bayern. Nördliche Kalk- alpen“1691 verdeutlicht. Auch Lochsteine sind historisch wertvolle Zeugnisse menschlichen Wirkens, warten jedoch noch auf eine genaue wissenschaftliche Erforschung.1692 Die Zerstö- rung von Kulturgut soll auf jeden Fall vermieden werden. Eine Bewusstseinsbildung, in der Bevölkerung, und dazu trägt dieses kleine Museum bei, ist daher ganz wichtig.

Kat. Nr.: 125 Lochsteinweg Strallegg Ausseregg 1 (nähe Landwirt Andreas Reitbauer), 8192 Strallegg

1687 Diese Information entstammt einem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 22.10.2011 sowie einem Telefongespräch mit Peter Mosbacher; vgl. Kaindl u. a. 1998, 165 f. 1688 Zu Geschichte und Erforschung von Felsbildern sowie Zeichen und Symbolen siehe Mandl 2011. 1689 Zu den Lochsteinen siehe Kusch 2009. 1690 Kaindl u. a. 1998, 166. 1691 Mandl 2011. 1692 Siehe dazu Kusch 2009. 329

Ausgangspunkt: Ausseregg 1; direkter Einstieg in den Themenweg mit Markierung für den Weg Nr. 23 oder vom Strallegger Ortszentrum der gelben Markierung folgend zuerst Weg Nr. 11 und ab Lechnerkreuz den Weg Nr. 23 wählen1693 Einrichtungsart: Themenweg Eingerichtet: Helmut Bauer Objektverantwortlich: Gemeinde Strallegg Kurzbeschreibung: Die Bedeutung und das Alter der Lochsteine, die man in der Gegend von Strallegg häufig findet, sind wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Dennoch sind sie auffallende Steindenkmale, die eine Rolle in der Geschichte und in den Geschichten des Ortes spielen. Möglicherweise nutzte man die Steine als Grenzmarkierungen, zur Bestimmung der Sonnenwenden, als Schwursteine, für Wetterzauber, als Prangersteine für Feldfrevler oder für mehrere dieser Funktionen zugleich. Die Erklärungen sind vielfältig und noch keine davon ist wissenschaftlich sicher bestätigt.1694 Der Lochsteinweg in Strallegg ist als Rundwanderweg mit einer Länge von ungefähr 2 km konzipiert. Er verläuft entlang der gelben Markierung von Weg Nr. 23 und kann sowohl von Ausseregg als auch vom Strallegger Ortszentrum aus begangen werden. An zehn Stationen befindet sich ein Lochstein bzw. ein Bildstein1695 sowie eine Informationstafel, die über mögliche Funktionen der Lochsteine, die Kalenderkontrolle, die Bedeutung von Schwursteinen, den „Strallegger Bildstein“, die römischen Gottheiten und über Prangersteine informiert.1696 Auf den Schautafeln wird sogar die Quelle für die jeweiligen Informationen nachgewiesen. Zum Teil befinden sich die Lochsteine an ihrem ursprünglichen Platz, teilweise wurden sie aber eigens auf den heutigen Ort versetzt. Die Informationstafeln wurden durch die Witterung schon sehr in Mittleidenschaft genommen. Eine Erneuerung der Tafeln sowie einen Aktualisierung der Inhalte durch Angaben neuer Forschungen bzw. Forschungen innerhalb der Steiermark1697 zu Lochsteinen wäre wünschenswert. Eine Wanderkarte mit dem eingezeichneten Weg ist im Gemeindeamt oder im Dorfcafe von Strallegg erhältlich. Die Beschreibung des Wanderwegs mit Karte ist auch auf der Gemeinde- Homepage im PDF-Format abrufbar.1698

1693 Reitbauer 2013. 1694 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 08.12.2011. 1695 Reitbauer 2013. 1696 Diese Information entstammt dem Besuch der Einrichtung durch die Autorin am 08.12.2011. 1697 Zu Forschungen über Lochsteine in der Region um Strallegg siehe Kusch 2009. 1698 Reitbauer 2013. 330

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Die Zitate folgen den Richtlinien des DAI (Deutschen Archäologischen Instituts), die unter http://www.dainst.org/de/publikationsrichtlinien?ft=all einzusehen sind. Die Abkürzungen für Zeitschriften, Reihen, Lexika und häufig zitierte Werke wurden unter Einhaltung der Vorgaben des DAI und ÖAI (Österreichisches Archäologisches Institut) verfasst, die unter http://www.dainst.org/de/content/Abkuerzungsliste?ft=all und http://www.oeai.at/tl_files/img/ Dateien/Wien_Publikationen_Sigellisteaktuell_Juni2011.pdf veröffentlicht sind.

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Lobisser 2007b = W. F. A. Lobisser, Ein neues archäologisches Freilichtmuseum der Hallstattzeit in Österreich. Konzeption und Errichtung eines Siedlungsausschnitts der älteren Eisenzeit mit vier Hausmodellen am Burgstallkogel bei Großklein in der Steiermark, Experimentelle Archäologie in Europa 6, 2007, 107–134.

Lohner-Urban 2009 = U. Lohner-Urban, Untersuchungen im römerzeitlichen Vicus von Kalsdorf bei Graz. Die Ergebnisse der Ausgrabungen auf der Parzelle 421/1. Baubefund und ausgewählte Kleinfunde. Mit Beiträgen von Angelika Adam, Sigrid Czeika, Hannes Heymans, Christoph Hinker, Jutta Leger, Yasmine Pammer-Hudeczek, Ursula Schachinger, Julia Schlager, Reinhold Wedenig unter Mitwirkung von Thuri Lorenz, VIKAGraz 9, Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark 50 (Wien 2009).

Lorenz 1995 = Th. Lorenz, Der römische Vicus von Gleisdorf. Bericht über die Ausgrabungen 1988-1990, Veröffentlichungen des Instituts für Klassische Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz 2 (Graz 1995).

Lüning 2005 = J. Lüning, Zwischen Alltagswissen und Wissenschaft im Neolithikum, in: T. L. Kienlin (Hrsg.), Die Dinge als Zeichen: Kulturelles Wissen und materielle Kultur. Internationale Fachtagung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main 3.– 5. April 2003, Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 127 (Bonn 2005) 53– 80. Lurgrotte Peggau 2006a = Lurgrotte Peggau, Lurgrotte Peggau. Führungsablauf, zuletzt aktualisiert 2006 (19.02.2012).

Lurgrotte Peggau 2006b = Lurgrotte Peggau, Geschichte, zuletzt aktualisiert 2006, (29.10.2013).

Lurgrotte Peggau 2006c = Lurgrotte Peggau, Die Lurgrottengesellschaft, zuletzt aktualisiert 2006, (29.10.2013).

Lurgrotte Peggau 2006d = Lurgrotte Peggau, Führungsablauf. Führungen, zuletzt aktualisiert 2006, (29.10.2013).

Lütkenhaus 2002 = DNP 12/1 312–316 s. v. Theoderich der Große (W. Lütkenhaus).

Macher 1851 = M. Macher, Die Römer-Gräber in der Gegend von Hartberg, in: Mitteilungen des Historischen Vereines für Steiermark 2, 1851, 107–126. 359

Maier 1992 = Ch. Maier, Der vicus von Gleisdorf. Der Baubefund der Grabungskampagnen von 1988–90 und die vicus-Forschung in Noricum (Diss. Karl-Franzens-Universität Graz 1992).

Mandel 2008 = B. Mandel, Kontemplativer Musentempel, Bildungsstätte und populäres Entertainment-Center. Ansprüche an das Museum und (neue) Strategien der Museumsvermittlung, in: J. Hartmut – A. Dauschek (Hrsg.), Museen neu denken. Perspektiven der Kulturvermittlung und Zielgruppenarbeit, Publikation der Abteilung Museumsberatung 26 (Bielefeld 2008) 75–87.

Mandl 2011 = F. Mandl, Felsbilder. Österreich – Bayern. Nördliche Kalkalpen. Mit einem Beitrag von Gerhard W. Mandl, Forschungsberichte der ANISA 4 (Haus im Ennstal 2011).

Mandl-Neumann – Mandl 2003 = H. Mandl-Neumann – F. Mandl, Der Sölkpass in Geschichte und Gegenwart, in: F. Mandl (Hrsg.), Sölkpass. Ein 6000 Jahre alter Saumpfad über die Alpen, Mitteilungen der ANISA 23/24 (Haus im Ennstal 2003) 7–43.

Marchand 2002 = S. Marchand, Klassizismus und Wissenschaft, in: Die griechische Klassik. Idee oder Wirklichkeit. Ausstellungskatalog Bonn-Berlin (Mainz 2002), 54–61.

Marius 2010 = M. Marius, Bodenfunde aus Holz – Optionen zur Konservierung, in: Österreichische Sektion des IIC, Holzobjekte und Holzoberflächen. Möbel, Musikinstrumente, Lacktafeln, Fußböden, Restauratorenblätter 29 (Klosterneuburg 2010) 195–201.

Marko 2009 = P. Marko, Die römische Villa Thalerhof, in: Flughafen Graz Betriebs GmbH (Hrsg.), Mit dem Flugzeug in die Römerzeit. Die Villa Thalerhof am Flughafen Graz. Ausstellungskonzept und Redaktion der Broschüre von Bernhard Hebert und Ulla Steinklauber (Feldkirchen bei Graz 2009) 4–6.

Marko 2011 = P. Marko, Die villa Löffelbach – Polygonale Bauformen in spätantiken Villen und Palästen, in: G. v. Bülow – H. Zabehlicky (Hrsg.), Bruckneudorf und Gamzigrad. Spätantike Paläste und Großvillen im Donau-Balkan-Raum. Akten des Internationalen Kolloquiums in Bruckneudorf vom 15. bis 18. Oktober 2008 (Bonn 2011) 285–291.

Marktgemeinde Großklein 2006 = Marktgemeinde Großklein, Wanderroute im Adobe PDF Format, zuletzt aktualisiert am 14.12.2006, (06.01.2014).

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Marktgemeinde Großklein o. J. = Marktgemeinde Großklein, Wanderwege. Urgeschichtlicher Wanderweg, (06.05.2012).

Marktgemeinde Peggau 2004 = Marktgemeinde Peggau, Festjahr 2004. Pecah. 950 Jahre Peggau. 350 Jahre Stift Vorau in Peggau (Graz 2004).

Marktgemeinde Peggau o. J. = Marktgemeinde Peggau, Begleitbroschüre: Mensch+Höhle in der Altsteinzeit. Urgeschichtliches Museum Peggau (Peggau 2004).

Mayer 1782 = K. Mayer, Versuch über steyermärkische Altertümer und einige merkwürdige Gegenstände (Graz 1782).

Mele 2013 = M. Mele, Erfolgreiche archäologische Grabungen am Burgstallkogel bei Großklein, zuletzt aktualisiert am 03.12.2013, (04.01.2013).

Mell 1911 = R. Mell, Prähistorische Sammlung. Münzen- und Antikenkabinett, in: Kuratorium des steiermärkischen Landesmuseums Joanneum (Hrsg.), Das steiermärkische Landesmuseum Joanneum und seine Sammlungen. Redigiert von A. Mell (Graz 1911) 267– 306.

Mirsch 1994 = I. Mirsch, Die Geschichte der Marktgemeinde Kalsdorf (Kalsdorf 1994).

Mirsch 1999 = I. Mirsch, Die Geschichte der Marktgemeinde Feldkirchen bei Graz. Teil 1 (Feldkirchen bei Graz 1999).

Mirsch 2009 = I. Mirsch, Die römische Villa Thalerhof bei Graz – Zu Forschungsgeschichte und neuesten geophysikalischen Untersuchungen, AÖ 20/1, 2009, 35–41.

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Schweigler – Schweigler 2009 = J. Schweigler – S. Schweigler, Ausstellungsfolder: 5000 Jahre. Von der Urgeschichte bis zur Römerzeit. Archäologische Zeugnisse aus der Grabung in Rannersdorf. Spätsteinzeitliche Siedlung, Römische Villa Rustica und spätantiker Speicherbau (2009).

Seeher 2011 = J. Seeher, Die visuelle Macht einer Baurekonstruktion – Überlegungen zur Wiedererrichtung von antiken Bauwerken am Beispiel der Lehmziegel-Stadtmauer von Hattuša, in: M. Müller – T. Otten – U. Wulf-Rheidt (Hrsg.), Schutzbauten und Rekonstruktionen in der Archäologie. Von der Ausgrabung zur Präsentation. Xanten, 21.–23. Oktober 2009, Xantener Berichte 19 (Mainz am Rhein 2011) 461–473.

Seidenspinner 2008 = W. Seidenspinner, Denkmal und Authentizität, in: Regierungspräsidium Stuttgart – Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.), Stratigraphie und Gefüge. Beiträge zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit und zur historischen Bauforschung, Forschungen und Berichte zur Archäologie des Mittelalters in Baden- Württemberg 28 (Stuttgart 2008) 277–284.

Seidl 1846 = J. G. Seidl, Chronik der archäologischen Funde in der österreichischen Monarchie, Österreichische Blätter für Literatur und Kunst, Geschichte, Geographie, Statistik und Naturkunde 3, 1846, 137.

372

Siami – Kern 2001 = N. Siami – H. Kern, Errichtung und Ergrabung eines römerzeitlichen Grubenbustums mit Grabhügel, AÖ 12 Sonderausgabe, 2001, 75–78.

Simmler 1914 = J. Simmler, Die Geschichte der Stadt, der Pfarre und des Bezirkes Hartberg. Mit 27 Abbildungen und einem Stadtplane (Hartberg 1914).

Sinos 1990 = St. Sinos, Über die Prinzipien der Konservierung und Restaurierung von historischen Denkmälern und der sog. „Charta von Venedig“, in: H. Schmidt (Hrsg.), Erhaltungskonzepte. Methoden und Maßnahmen zur Sicherung historischer Bauwerke, Erhalten historisch bedeutsamer Bauwerke. Sonderforschungsbereich 315 (Berlin 1990) 41– 50.

Sperl 1986 = G. Sperl, Aufgabe, Durchführung und Ergebnisse von Schmelzversuchen, Ferrum 57, 1986, 31–35.

Stadt Graz o. J. = Stadt Graz, Stadtpark Maria-Theresia-Allee, (30.07.2013).

Stadtgemeinde Bad Aussee o. J.a = Stadtgemeinde Bad Aussee, „Kammerhof neu“, (15.02.2014).

Stadtgemeinde Bad Aussee o. J.b = Stadtgemeinde Bad Aussee, 1. Stock, (15.02.2014).

Stadtgemeinde Bad Aussee o. J.c = Stadtgemeinde Bad Aussee, 2. Stock, (15.02.2014).

Stadtgemeinde Bad Radkersburg 2011 = Stadtgemeinde Bad Radkersburg, Museum im Alten Zeughaus. Leitbild/Konzept, zuletzt aktualisiert 27.06.2011, (23.02.2014).

Stadtgemeinde Bärnbach o. J. = Stadtgemeinde Bärnbach, „Schloss Alt Kainach“, (02.03.2014).

Stadtgemeinde Hartberg 2012a = Stadtgemeinde Hartberg, Museum Hartberg. Intro, zuletzt aktualisiert 2012, (14.03.2012).

373

Stadtgemeinde Hartberg 2012b = Stadtgemeinde Hartberg, Römerzeit im Raum Hartberg, zuletzt aktualisiert 2012, (14.03.2012).

Stadtgemeinde Hartberg 2012c = Stadtgemeinde Hartberg, Urgeschichte, zuletzt aktualisiert 2012, (14.03.2012).

Stadtgemeinde Hartberg 2012d = Stadtgemeinde Hartberg, Der Ringkogel, zuletzt aktualisiert 2012, (14.03.2012).

Stadtgemeinde Kapfenberg 2009 = Stadtgemeinde Kapfenberg, Folder: Keltenweg, zuletzt aktualisiert am 21.10.2009, (19.06.2013).

Stadtgemeinde Köflach o. J. = Stadtgemeinde Köflach, Stadtmuseum Köflach, (04.03.2014).

Stadtmuseum Graz GmbH 2013 = Stadtmuseum Graz GmbH, GrazMuseum, zuletzt aktualisiert 2013, (30.07.20).

Stadtmuseum Murau 2010 = Stadtmuseum Murau. Handwerk & Tradition, zuletzt aktualisiert am 08.09.2010, (19.07.2012).

Stähli 1998 = A. Stähli, Sammlungen ohne Sammler. Sammlungen als Archive des kulturellen Gedächtnisses im antiken Rom, in: A. Assmann – M. Gomille – G. Rippl (Hrsg.), Sammler – Bibliophile – Exzentriker, Literatur und Anthropologie 1 (Tübingen 1998) 55–86.

Steinegger 2009 = A. Steinegger (FIALE), Folder: Naturpark Zirbitzkogel – Grebenzen. Kirchenruine St. Georgen (2009).

Steinegger 2010 = A. Steinegger, St. Georgen – Eine romanische Kirche bei Neumarkt in der Steiermark, in: M. Meyer –V. Gassner (Hrsg.), Standortbestimmungen. Akten des 12. Österreichischen Archäologentages vom 28.2. bis 1.3.2008 in Wien, WForsch 13 (Wien 2010) 235–241.

Steinklauber – Artner 2009 = U. Steinklauber – W. Artner, Abschlussbericht zu den Grabungs- und Konservierungsarbeiten in der römischen „Villa“ von Kleinstübing, Steiermark. Mit einem Beitrag von Silvia Renhart, FÖ 48, 2009, 163–172.

Steinklauber – Windl 1998 = U. Steinklauber – H. Windl, Rekonstruktion des spätantiken Töpferofens von Hörbing bei Deutschlandsberg, Stmk, AÖ 9/2, 1998, 66–71.

374

Steinklauber 2003 = U. Steinklauber, Das Mittelalter am Grazer Hauptplatz, in: Graz in Funden. Archäologie in der Kulturhauptstadt. Redaktion und Gestaltung von Bernhard Hebert und Gernot Peter Obersteiner, Ausstellungsbegleiter Graz (Graz 2003) 45–53.

Steinklauber 2008 = U. Steinklauber, Ein kleines spätantikes Kapitell vom Kugelstein bei Frohnleiten. Mit einem Exkurs zum Frauenberg bei Leibnitz, SchSt 21, 2008, 415–424.

Steinklauber u. a. 2002 = U. Steinklauber – B. Hebert – M. Lehner – G. Christandl – A. Csapláros – R. Drescher – Schneider – S. Renhart – U. Schachinger, Die Grabungen am Grazer Hauptplatz 2001/2002. Abschlussbericht zum Projektende, FÖ 41, 2002, 265–317.

Steinklauber und Mitarbeiter 2003 = U. Steinklauber und Mitarbeiter, Untersuchung und Konservierung eines provinzialrömischen Grabhügels in Stubenberg (Steiermark). Mit Beiträgen von Manfred Hainzmann, Bernhard Hebert, Christoph Hinker, Marcelo Moreno- Huerta, Manfred Lehner, Silvia Renhart und Ursula Schachinger, FÖ 42, 2003, 423–442.

Steirische Tourismus GmbH 2011–2013 = Steirische Tourismus GmbH, Koppentalwanderweg, zuletzt aktualisiert 2011–2013, (15.02.2014).

Steirische Verkehrsverbund GmbH 2008 = Entlang der Koralmbahn: Graz – Werndorf – Deutschlandsberg. Auf Schienen in die Freizeit, zuletzt aktualisiert am 26.09.2008, (23.06.2013).

Steirisches Feuerwehrmuseum 2008 = Steirisches Feuerwehrmuseum, Feuerwehr und Kunst, in: Steirisches Feuerwehrmuseum (Hrsg.), Römermuseum Villa Grünau. Steirisches Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur (Groß St. Florian 2008) Klappentext.

Steirisches Feuerwehrmuseum 2009 = Steirisches Feuerwehrmuseum, Museumsführer. Steirisches Feuerwehrmuseum FM, Groß-St. Florian (Groß-St. Florian 2009).

Steirisches Feuerwehrmuseum o. J. = Steirisches Feuerwehrmuseum, Museum für Kids, (23.06.2013).

Strab. = Strabon, Strabons Geographika 3. Buch IX–XIII: Text und Übersetzung. Mit Übersetzung und Kommentar herausgegeben von Stefan Radt (Göttingen 2004).

Suet. Nero = C. Suetonius Tranquillus, Nero. Lateinisch-Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Marion Giebel (Stuttgart 1978).

375

Sutter 1953 = B. Sutter, Bibliographie, SchSt 2, 1953, 143–195. Szmygin 2010 = B. Szmygin, Formal analysis of doctrinal texts in heritage protection, in: M. S. Falser – W. Lipp – A. Tomaszewski (Hrsg.), Conservation and preservation. Interactions between theory and practice. In memoriam Alois Riegl (1858–1905). Proceedings of the international conference of the ICOMOS International Scientific Committee for the Theory and the Philosophy of Conservation and Restoration, 23.–27. April 2008 – Vienna, Austria (Florenz 2010) 97–106.

Tempelmuseum Frauenberg 1991 = Tempelmuseum Frauenberg, Illustrierter Prospekt des Tempelmuseums Frauenberg 3(Leibnitz 1991).

Titz 2011 = Ich bin viele. Institutionelle Identitäten. Vom National- zum Landes- zum Universalmuseum. Eine Polyphonie, in: P. Pakesch – W. Muchitsch (Hrsg.), 200 Jahre Universalmuseum Joanneum 1811–2011 (Graz 2011) 124–139.

Tourismus Hohentauern 2012a = Tourismus Hohentauern, Pfahlbaudorf, zuletzt aktualisiert 2012, (17.07.2012).

Tourismus Hohentauern 2012b = Tourismus Hohentauern, Der Keltenberg. Der Naturerlebnispark Hohentauern, zuletzt aktualisiert 2012, (17.07.2012).

Tourismusregion Formbacherland 2012a = Tourismusregion Formbacherland, Naturgarten Rundwanderweg. Wandern rund um die 3 Schlösser, zuletzt aktualisiert 2012, (04.03.2012).

Tourismusregion Formbacherland 2012b = Tourismusregion Formbacherland, Heimatmuseum, zuletzt aktualisiert 2012, (14.03.2012).

Tourismusregion Naturgarten Formbacherland 2010 = Tourismusregion Naturgarten Formbacherland, Formbacherland Naturgarten Rundwanderweg, zuletzt aktualisiert am 19.04.2010, (09.11.2013).

Tourismusverband Bad Waltersdorf 2006 = Tourismusverband Bad Waltersdorf, Begleitbroschüre: Themen-Radweg. Die Lucullus-Tour (Pöllau 2006). 376

Tourismusverband Bad Waltersdorf 2008 = Tourismusverband Bad Waltersdorf, Wanderkarte. Thermenregion Bad Waltersdorf (Weiz 2008).

Tourismusverband Hartberg 2002a = Tourismusverband Hartberg, Wandererlebnis Ringkogel. Greinbach (Hartberg 2002).

Tourismusverband Hartberg 2002b = Tourismusverband Hartberg, Wandererlebnis Ringkogel. Der Ringkogel (Hartberg 2002).

Tourismusverband Sulmtal Koralm 2008 = Tourismusverband Sulmtal Koralm, Nordic Walking Sulmtal/Koralm (Gleisdorf 2008).

Traxler 2009 = St. Traxler, Das Erbe der Römer. Und einige Gedanken zur Archäologie in Österreichs Museen, Neues Museum – Die österreichische Museumszeitschrift 08/4, 2009, 12–17.

Trinkl 2010 = E. Trinkl, Neue Medien in Österreichs Archäologie. Erfahrungsbericht und aktuelle Trends, in: M. Meyer – V. Gassner (Hrsg.), Standortbestimmung. Akten des 12. Österreichischen Archäologentages vom 28. 2. bis 1. 3. 2008 in Wien, WForsch 13 (Wien 2010) 359–367.

Trummer 1994 = K. E. Trummer, Noreia – St. Margarethen am Silberberg – Eine mittelalterliche Bergsiedlung 1 (Diss. Karl-Franzens-Universität Graz 1994).

Tsironi – Schrettle 2013, Villa Retznei – Ein Blätterbuch. Funde der Ausgrabungen 2004 – 2012 (Graz 2013).

Uiblein 1950 = P. Uiblein, Geschichte der Altertumsforschung in Österreich vor Wolfgang Lazius (Diss. Universität Wien 1950).

Universalmuseum Joanneum GmbH 2008 = Universalmuseum Joanneum GmbH, Archäologiemuseum Graz. Spatenstich am 18. Juni 2008, zuletzt aktualisiert 2008, (20.11.2012).

Universalmuseum Joanneum GmbH 2012a = Universalmuseum Joanneum GmbH, Archäolgiemuseum Schloss Eggenberg. Dauerausstellung, zuletzt aktualisiert 2012, (20.11.2012).

Universalmuseum Joanneum GmbH 2012b = Universalmuseum Joanneum GmbH, Archäologiemuseum Schloss Eggenberg, Museum experimentell. Das Geheimnis der Mumie, 377

zuletzt aktualisiert 2012, (22.11.2012).

Universalmuseum Joanneum GmbH 2012c = Universalmuseum Joanneum GmbH, Neugestaltung Römermuseum Flavia Solva, zuletzt aktualisiert 2012, (20.05.2012).

Universalmuseum Joanneum GmbH 2012d = Universalmuseum Joanneum GmbH, Schloss Trautenfels, zuletzt aktualisiert 2012, (31.07.2012).

Universalmuseum Joanneum GmbH 2013a = Universalmuseum GmbH, Archäologiemuseum, zuletzt aktualisiert 2013, (22.09.2013).

Universalmuseum Joanneum GmbH 2013b = Universalmuseum GmbH, Lapidarium, zuletzt aktualisiert 2013, (22.09.2013).

Universalmuseum Joanneum GmbH 2013c = Universalmuseum GmbH 2013, Führungen, zuletzt aktualisiert 2013, (22.09.2013).

Universalmuseum Joanneum GmbH 2013f= Universalmuseum Joanneum GmbH, Über das Joanneum. Das Universalmuseum Joanneum, zuletzt aktualisiert 2013, (09.03.2013).

Universalmuseum Joanneum GmbH 2013d = Universalmuseum GmbH, Führungen, zuletzt aktualisiert 2013, (23.09.2013).

Universalmuseum Joanneum GmbH 2013e = Universalmuseum Joanneum GmbH, Schild von Steier, zuletzt aktualisiert 2013, (08.03.2013).

Universität Salzburg o. J. = Universität Salzburg, Ubi Erat Lupa – Das Projekt, (02.04.2014).

378

Veit 2005 = U. Veit, Kulturelles Gedächtnis und materielle Kultur in schriftlosen Gesellschaften: Anthropologische Grundlagen und Perspektiven für die Urgeschichtsforschung, in: T. L. Kienlin (Hrsg.), Die Dinge als Zeichen: Kulturelles Wissen und materielle Kultur. Internationale Fachtagung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main 3.–5. April 2003, Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 127 (Bonn 2005) 23–40. Verein „Initiative Burg Oberkapfenberg“ 2000 = Verein „Initiative Burg Oberkapfenberg“, Burg Oberkapfenberg und Loreto-Kapelle (Kapfenberg 2000).

Verein DAS Holzmuseum 2009 = Verein DAS Holzmuseum, Holzmuseum Haupthaus, Neues vom Holzmuseum St. Ruprecht ob Murau, 25/1, 2009, 5.

Verein DAS Holzmuseum 2012 = Verein DAS Holzmuseum, Der gemeinnützige Verein „Das Holzmuseum, Neues vom Holzmuseum St. Ruprecht ob Murau, 28/1, 2012, 21.

Verein der Freunde der Kirche Adriach 1985 = Verein der Freunde der Kirche Adriach (Hrsg.), Modell Adriach (Frohnleiten 1985).

Verein Keltisches Noreia 2010 = Verein Keltisches Noreia, Folder: Noreia-Mystik- Mittelalter (Neumarkt 2010).

Verein Museum Köflach 2013 = Verein Museum Köflach, Memoseum, zuletzt aktualisiert 2013, (11.03.2014).

Verein Schloss Trautenfels 1998 = Verein Schloss Trautenfels, Von unserem Museum, Da schau her. Die Kulturzeitschrift aus Österreichs Mitte, 19/3, 1998, 2–32.

Verein Steirisches Glaskunstzentrum 2012 = Verein Steirisches Glaskunstzentrum, Broschüre: Oberglas Center. Glasmuseum Bärnbach (Bärnbach 2012).

Volpert 2007 = H.-P. Volpert, Experimentelle Archäologie – ein weitgefasster Begriff, in: Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern (Hrsg.), Archäologische Funde im Museum. Erfassen – Restaurieren – Präsentieren, MuseumsBausteine 12 (München 2007) 107–111.

Wagner 2000 = J. Wagner, Ein Siedlungsplatz der Latène- und Römerzeit in Södingberg, Steiermark, FÖ 39, 2000, 425–533.

Wagner 2001 = J. Wagner, Zur ostentativen Wiederverwendung römerzeitlicher Spolien in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kirchenbauten der Steiermark. Bannung, Exorzismus und humanistische Intentionen im Spiegel einer Interpretatio christiana, FÖ 40, 2001, 345– 479.

Waidacher 1999 = F. Waidacher, Handbuch der Allgemeinen Museologie 3(Wien 1999). 379

Waidacher 2005 = F. Waidacher, Museologie – knapp gefasst. Mit einem Beitrag von Marlies Raffler (Wien 2005).

Waurick 1977 = G. Waurick, Kunstraub der Römer. Untersuchungen zu seinen Anfängen anhand der Inschriften, in: Festschrift Hans-Jürgen Hundt zum 65. Geburtstag, Teil 2: Römerzeit, JbRGZM 22, 1975, 1–46.

Weber 1969 = E. Weber, Die römerzeitlichen Inschriften der Steiermark, Veröffentlichungen der Historischen Landeskommission für Steiermark. Arbeiten zur Quellenkunde 35 (Graz 1969).

Weber 1969 = E. Weber, Die römerzeitlichen Inschriften der Steiermark, Veröffentlichungen der Historischen Landeskommission für Steiermark. Arbeiten zur Quellenkunde 35 (Graz 1969).

Weber 1994 = W. Weber, Zur Bedeutung des Antiquarianismus für die Entwicklung der modernen Geschichtswissenschaft, in: W. Küttler – J. Rüsen – E. Schulin (Hrsg.), Geschichtsdiskurs 2. Anfänge modernen historischen Denkens (Frankfurt am Main 1994) 120–135.

Weingart 2005 = P. Weingart, Die Wissenschaft der Öffentlichkeit. Essays zum Verhältnis von Wissenschaft, Medien und Öffentlichkeit (Weilerswist 2005).

Wentner 2009 = A. M. Wentner, Historische Altstadt, in: Stadt Graz – Stadtbaudirektion Graz (Hrsg.), 10 Jahre UNESCO Welterbe Graz (Graz 2009) 18–24.

Wiegartz 2004 = V. Wiegartz, Antike Bildwerke im Urteil mittelalterlicher Zeitgenossen, Marburger Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte 7 (Weimar 2004).

Willmann 2001 = U. Willmann, ZeitOnline. Spannung bis zum Abwinken. In Deutschland boomen Sience-Center. Anderswo schließen sie. Die große Pleite droht, zuletzt aktualisiert 22.03.2001, (02.04.2014).

Winckelmann 1964 = J. J. Winckelmann, Geschichte der Kunst des Altertums. Vollständige Ausgabe. Herausgegeben von Wilhelm Senff (Weimar 1964).

Windholz–Konrad 2003 = M. Windholz-Konrad, Funde entlang der Traun zwischen Ödensee und Hallstätter See. Vorlage der prähistorischen bis neuzeitlichen Metallfunde aus den von Karl Gaisberger und Mitarbeitern vorgenommenen Prospektionen im Salzkammergut, mit besonderer Berücksichtigung der Altfunde, FÖMat A 13 (Horn 2003).

380

Windholz-Konrad 2008 = M. Windholz-Konrad, Archäologische Altwegeforschung im Salzkammergut, in: Bundesdenkmalamt (Hrsg.), schätze.gräber.opferplätze. traunkirchen.08. Archäologie im Salzkammergut. Ausstellungskatalog Kloster Traunkirchen, FÖMat A/Sonderheft 6 (Horn 2008) 44–47.

Windholz-Konrad 2009 = M. Windholz-Konrad, Urgeschichtliche Wegtrassen von Hallstatt bis Bad Mitterndorf, zuletzt aktualisiert am 09.01.2009, (15.02. 2014).

Windl 2001 = H. Windl, Die Anfänge der Experimentellen Archäologie in Österreich, AÖ 12 Sonderausgabe, 2001, 4–6.

Wiwjorra 2006 = I. Wiwjorra, Der Germanenmythos. Konstruktion einer Weltanschauung in der Altertumsforschung des 19. Jahrhunderts (Darmstadt 2006).

Woisetschläger – Krenn 2006a = Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark ohne Graz 2(2006) 304 f. s. v. Kapuzinerkloster mit Kirche Hl. Dreifaltigkeit (K. Woisetschläger – P. Krenn).

Woisetschläger – Krenn 2006b = Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark ohne Graz 2(2006) 281 s. v. Maria Lankowitz. Schloss (K. Woisetschläger – P. Krenn).

Wolfram Bergbau und Hütten AG 2009 = Wolfram Bergbau und Hütten AG, WOLFRAM mining + refining, zuletzt aktualisiert am 16.10.2009, (26.06.2013).

Wrolli 2009 = G. Wrolli, Universalmuseum Joanneum – Das neue Archäologiemuseum im Schloss Eggenberg, Sprechende Steine, 23/1, 2009, 22–24.

Wulf-Rheidt 2011= U. Wulf-Rheidt, Der Vergangenheit eine Zukunft – Konzepte und Ziele des Deutschen Archäologischen Instituts zum Umgang mit archäologischen Denkmälern, in: M. Müller – T. Otten – U. Wulf-Rheidt (Hrsg.), Schutzbauten und Rekonstruktionen in der Archäologie. Von der Ausgrabung zur Präsentation. Xanten, 21.–23. Oktober 2009, Xantener Berichte 19 (Mainz am Rhein 2011) 27–38.

Wurzbach 1860 = Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich 6 (1860) 280–287 s. v. Johann Baptist Joseph Fabian Sebastian, Erzherzog von Österreich (C. v. Wurzbach).

381

Wurzbach 1862 = Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich 8 (1862) 320–323 s. v. Heräus Karl Gustav (C. v. Wurzbach).

Wurzbach 1864 = Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich 11 (1864) 166–167 s. v. Kenner Friedrich (C. v. Wurzbach).

Wurzbach 1872 = Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich 23 (1872) 209–210 s. v. Pratobevera Eduard (C. v. Wurzbach).

Wurzbach 1874 = Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich 26 (1874) 346–351 s. v. Roschmann Anton (C. v. Wurzbach).

Wurzbach 1886 = Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich 53 (1886) 116–125 s. v. Wartinger Josef (C. v. Wurzbach).

Zibermayr 1933 = I. Zibermayr, Die Gründung des oberösterreichischen Musealvereines im Bilde der Geschichte des landeskundlichen Sammelwesens, JbOÖMV 85, 1933, 69–180.

Zifko 2011 = T. E. Zifko, Literatur lokalisiert. Probleme und Potentiale des Ausstellens von Literatur und Entwicklung eines gestalterischen Konzeptes für die Ausstellung Steirische Literaturpfade des Mittelalters (Dipl. Fachhochschule Joanneum Graz 2011).

Zimmermann – Siegmund 2002 = A. Zimmermann – F. Siegmund, Antworten aus der Vergangenheit. Technikfolgen-Beobachtung und andere gegenwartsbezogene Fragestellungen der Archäologie, Germania 80/2, 2002, 595–614.

Zimmermann 2006 = M. Zimmermann, Der Traum von Troia. Geschichte und Mythos einer ewigen Stadt (München 2006).

Zisterzienserstift Rein o. J.a = Zisterzienserstift Rein, Archäologie, (11.10.2013).

Zisterzienserstift Rein o. J.b = Zisterzienserstift Rein, Marienkapelle, (11.10.2013).

Zisterzienserstift Rein o. J.c = Zisterzienserstift Rein, Ein Blick hinter Klostermauern, (19.10.2013).

382

12 Anhang I: Fragebögen

Erhebungsblatt Diplomarbeit Angelika Alexandra Kupfer „Archäologie in der Steiermark. Präsentation – Vermittlung – Förderung“

Die Vorlage zu dem hier vorliegenden Fragebogen wurde im Rahmen einer Projektarbeit zur Qualität in Museen erstellt, wobei die Standards für Museen, die vom Deutschen Museumsbund und ICOM-Deutschland, Kassel/Berlin 2006 herausgegeben wurden, als Grundlage für die Erstellung dienten.1699

Datum: ______Uhrzeit: ______

Name der Einrichtung Adresse

Telefon/Fax Webseite E-Mail Art der Einrichtung Bezirk Fixe Besichtigungszeiten Ja/Nein Öffnungszeiten

Auf Anfrage Besuch Ja/Nein möglich? Gründung/Eröffnung (Jahr) Kontaktperson/Position

1699 Vgl. Leikam – A. Opitz – T. Sager – C. Wahl, Qualität im Museum, Mitteilungen und Berichte aus dem Institut für Museumsforschung 44 (Berlin 2008) – Zu den Standards für Museen siehe Deutscher Museumsbund – ICOM-Deutschland, Standards für Museen (Kassel 2006).

383

1. BesucherInnen

Besucherstatistik Ja/Nein BesucherInnen pro Jahr Zielgruppe Werden Eintrittspreise Ja/Nein eingehoben?

2. Erreichbarkeit/Lage

Gute Erreichbarkeit Ja/Nein Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar Ja/Nein Gute Beschilderung, um Einrichtung/Stelle Ja/Nein aufzufinden Gibt es weitere Einrichtungen bzw. Ja/Nein Sehenswürdigkeitenin der umliegenden Umgebung?

3. Institutionelle und finanzielle Basis

Träger (Name, Adresse, Telefon, E-Mail)

Museum/Einrichtung des Bundes, eines Landes Ja/Nein oder einer Kommune einschließlich GmbH im Mehrheitsbesitz der öffentlichen Hand Museum/Einrichtung einer Kirche oder einer Ja/Nein anderen Körperschaft öffentlichen Rechts (z. B. Ordensgemeinschaft) Museum/Einrichtung als Zweckbetrieb einer Ja/Nein Privatstiftung Museum/Einrichtung als Zweckbetrieb eines Ja/Nein gemeinnützigen Vereins Museum/Einrichtung als Einrichtung eines Ja/Nein Wirtschaftsunternehmens Museum/Einrichtung in Privateigentum Ja/Nein sonstige Trägerschaft Wer ist der Eigentümer der (Kern)-Sammlung? 384

Finanzierung Finanzierung des laufenden Betriebs mittels Ja/Nein Eintrittserlösen Finanzierung durch Mitgliederbeiträge Ja/Nein Finanzierung durch Spenden Ja/Nein Finanzierung durch öffentliche Mittel Ja/Nein Finanzierung durch Sponsoren Ja/Nein Finanzierung durch Verpachtung Ja/Nein Finanzierung durch Vermietung Ja/Nein Finanzierung durch private/nicht öffentliche Ja/Nein Mittel Sonstige Finanzierung

Gibt es Museumsverein/Stiftung/Förderverein? Ja/Nein Aufgaben?

4. Museumskonzept und Leitbild

Verfügt das Museum/ die Einrichtung über ein Ja/Nein Museumskonzept? Verfügt das Museum/ die Einrichtung über ein Ja/Nein Leitbild?

5. Management

Wird für das Museum/ die Einrichtung Ja/Nein Werbung/Öffentlichkeitsarbeit betrieben? Besucher-Seviceleistungen Parkmöglichkeit Ja/Nein Barrierefrei Ja/Nein Zum Teil behindertengerecht Ja/Nein mehrsprachige Informationen vorhanden Ja/Nein Welche Sprachen? Sitzgelegenheiten Ja/Nein Café/Restaurant in der Nähe Ja/Nein

385

Leitsystem (Ausschilderung) intern Ja/Nein Leitsystem (Ausschilderung) extern Ja/Nein Shop (Museumsshop) Ja/Nein Bibliothek/Lesesaal Ja/Nein Zugänglichkeit mit Kinderwagen Ja/Nein Kinderecke/Kinderbereich, Spielplatz Ja/Nein andere Serviceleistung, und Ja/Nein zwar______

6. Personal/Mitarbeiter

Wie viele Mitarbeiter hat das Museum/ die Einrichtung? Art der Beschäftigung der Mitarbeiter Vollbeschäftigung Ja/Nein Teilzeitbeschäftigung Ja/Nein Ehrenamt Ja/Nein Honorarkräfte Ja/Nein Mitarbeiter für Aufgabenbereiche Wissenschaft Ja/Nein Verwaltung Ja/Nein Restaurierung Ja/Nein Depot Ja/Nein Öffentlichkeitsarbeit Ja/Nein Leihverkehr Ja/Nein Kulturvermittlung/Museumspädagogik Ja/Nein Bibliothek Ja/Nein EDV Ja/Nein Hausmeisterei Ja/Nein Sicherheit/Aufsicht Ja/Nein Ausstellungsgestaltung Ja/Nein Kasse Ja/Nein

386

7. Sammeln

Sammeln Ja/Nein

Verfügt die Einrichtung/Museum über ein Ja/Nein Sammlungskonzept, aus dem Zweck und Ziel der Sammlung, Bestandsgruppen und Schwerpunkte sowie Perspektiven der Weiterentwicklung hervorgehen? Liegt ein Sammlungskonzept in schriftlicher Ja/Nein Form vor? Schwerpunkte

8. Bewahren

Bewahren Ja/Nein

Ausreichend geeigneter Depotraum vorhanden? Ja/Nein Wird Klima überwacht und geregelt (Temperatur Ja/Nein und relative Luftfeuchtigkeit)?: Ausstellungsbereich/Depot Wird Lichteinfluss überwacht und nötigenfalls Ja/Nein eingeschränkt (UV, Lux)?: Ausstellungsbereich/Depot Wird Sammlung vor Luftverschmutzung und Ja/Nein Staub geschützt? Ausstellungsbereich/Depot Werden Maßnahmen zur Pflege der Sammlung Ja/Nein durchgeführt (Konservierung/Restaurierung)? Welche?______

9. Forschen und Dokumentieren

Forschen und Dokumentieren Ja/Nein

Werden Forschungsergebnisse veröffentlicht? Ja/Nein Andere Formen der Veröffentlichung: z.B. Ausstellungen, Veranstaltungen...

387

10. Ausstellen

Werden Sammlungsobjekte ausgestellt? Ja/Nein

Sammlungs- und Informationsdarbietung Ständiger Ausstellungsbereich Ja/Nein

Ausstellungsfläche in m² ______Sonderausstellungen Ja/Nein Ausstellungsfläche in m² ______:Schaumagazin/Schaudepot Ja/Nein Schaufläche in m² ______Sonstiges: Durchschnittliche Anzahl der Sonderausstellungen im Jahr? Gibt es für Stammbesucher stets etwas Neues zu Ja/Nein entdecken? Welche Rolle spielt die Archäologie in Ihrer Einrichtung? Welche archäologischen Themen werden in der Ausstellung/Museum gezeigt und vermittelt?

11. Vermitteln

Vermittlung Ja/Nein

Informationen über die Sammlung für den Besucher mittels Broschüren, Faltblätter, Infoblätter Ja/Nein Raumplan Ja/Nein Führungszettel Ja/Nein Fremdsprachige Angebote Ja/Nein Welche?______Interaktive Angebote Ja/Nein Audivisuelle Medien (Film, Ton, PC) Ja/Nein

388

Audioguide Ja/Nein Kataloge Ja/Nein Personelle Vermittlung Führungen Ja/Nein Programme für Schulen? Ja/Nein Multiplikatorenprogramme (Lehrerfortbildung) Ja/Nein Kinderprogramme (Altersgruppen?) Ja/Nein Spezielle Besuchsgruppen (z. B. Senioren) Ja/Nein Vorträge Ja/Nein Tagungen Ja/Nein Kurse Ja/Nein Wanderungen Ja/Nein Von wem durchgeführt? Anderes, Ja/Nein und zwar:

12. Historische Zuordnung der Exponate

Zeitstellung

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Erhebungsblatt Präsentierter Befund, Themenweg, Römerstein, Rekonstruktion, Kulturtouristische Einrichtung, Kleinausstellung

Ankreuzen bedeutet ja oder das jeweilige Objekt ist vorhanden.

Objektname: Einrichtungsart: Bezirk: Kontaktperson: Besichtigt am: Adresse/Ortsangabe: Worin besteht der Bezug zur Archäologie?

Informationstafel Eine Tafel Mehrere Tafeln Texttafel Text + Bild Mehrsprachige Information

Römerstein: Original oder Kopie Original und Kopie freistehend eingemauert mit Schutzbau

Spezifikation Themenweg archäologische Inhalte – historische Inhalte – nur geringer Teil arch./hist. Inhalte Länge des Themenweges (km) Anzahl der Stationen

390

Rekonstruktion Eine Rekonstruktion Mehrere Rekonstruktion Experimentalarchäologische Rekonstruktion

Zeitstellung (z.B. Urgeschichte bis Neuzeit):

Alter: älter als 10 Jahre – zw. 5-10 Jahren – jünger als 5 Jahre Eingerichtet von Finanzierung (z.B. EU-Gelder, Gemeinde) Objektverantwortlich Regelmäßige Instandhaltung

Anreise und Bedingungen vor Ort Gute Erreichbarkeit Öffentliche Verkehrsmittel Parkmöglichkeit Hinweistafeln (Leitsystem) Barrierefrei Behindertengerecht zum Teil Sitzgelegenheit

Öffentlichkeitsarbeit/Werbung: Ja/Nein Internetpräsenz: Ja/Nein

Vermittlungsangebote vor Ort: Ja/Nein Broschüren/Faltblätter/Folder Infozettel/Veröffentlichung (z. B. Katalog mit Römersteinen) Führungen Fremdsprachige Angebote Programme für Schulen Geführte Wanderungen

Besucherfrequenz: gering – mittel – stark – keine Angabe möglich

Recht herzlichen Dank für das Ausfüllen!

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13 Anhang II: Zeittafel

Jüngere Altsteinzeit/Jungpaläolithikum 40.000–10.000 v. Chr. Mittelsteinzeit/Mesolithikum 10.000–5500/5000 v. Chr. Jungsteinzeit/Neolithikum 5500/5000–3900 v. Chr.

Kupferzeit 3900–2300/2200 v. Chr. Bronzezeit 2300/2200–1300/1200 v. Chr. Urnenfelderzeit 1300/1200–750/700 v. Chr. Ältere Eisenzeit/Hallstattzeit 750/700–500/450 v. Chr. Jüngere Eisenzeit/Latènezeit 500/450–16/15 v. Chr.

Römerzeit/Römische Kaiserzeit 16/15 v. Chr.–476. n. Chr. Spätantike/Völkerwanderungszeit 5.–6.Jh. n. Chr.

Frühmittelalter 500–1050 n. Chr. Hochmittelalter Mitte 11. Jahrhundert bis Mitte 13. Jahrhundert Spätmittelalter Mitte 13. Jahrhundert bis Ende 15./Anfang 16. Jahrhundert

Neuzeit Ende 15. Jahrhundert/Anfang 16. Jahrhundert bis heute

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14 Anhang III: Steiermarkkarte

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