Nachdem die Nationalsozialisten am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg ausgelöst hatten und die deutsche Luftwaffe viele Städte in Europa bombardierte, fielen in der Nacht vom 25. auf den 26. August 1940 erstmals britische Bomben auf Ber­ ie ochbunker an der ittenauer trasse lin – als Antwort auf einen deutschen Luftangriff auf London zwei Tage zuvor. D H W S Als Gegenreaktion wurde in das »Bunkerbauprogramm für die Reichshauptstadt« eingeleitet, in dessen Zusammen­ Nachdem die Nationalsozialisten am 2. September 1939 den Zwei- hangten Weltkrieg 628 (nachweisbare) ausgelöst hatten typisierteund die deutsche Bunkeranlagen, Luftwaffe ihrerseits darunter vor allem sogenannte eingeschossige Flachbunker, errichtet wur­ viele Städte in den angegriffenen Ländern Europas bombardierte, Quickborner Straße den. Besonders in den Stadtgebieten mit großen Laubenkolonien, die keine Kellerräume als Schutz vorweisen konnten, sollten Wittenaus Bunker fielen die ersten britische Bomben dann in der Nacht vom 25. auf dieseden 26.Schutzbauten August 1940 auf zur Berlin Ausführung – als Antwort kommen auf einen deutschenund die Möglichkeit bieten, darin zu übernachten. LuftangriffDas Bunkerbauprogramm auf London zwei Tage zuvor. in Berlin wurde dem »Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt« (GBI) unter Hitlers Chef­ architektenAls Gegenreaktion Albert wurde Speer in Berlin übertragen. das „Bunkerbauprogramm Da die Arbeiten für beim Bunkerbau aufgrund von mangelnden Baumaterialien und Ar­ t die Reichshauptstadt“ eingeleitet, in dessen Zusammenhang 628 beitskräften(nachweisbare) nicht typisierte schnell Bunkeranlagen, genug vorangingen, darunter vor allem setzte soge Albert- Speer zunehmend auf »oberirdische Luftschutzbauten mit größe­ remnannte Fassungsvermögen«. eingeschossige Flachbunker errichtet wurden. Industriebahnstrecke BesondersSo wurde in denAnfang Stadtgebieten April 1941mit großen festgelegt, Laubenkolonien, »aus wirtschaftlichen die Gründen« künftig keine in der Erde liegenden Bunker mehr, überhaupt keine Kellerräume als Schutz vorweisen konnten, sollten sonderndiese schutzbauten statt dessen zur Ausführungdreigeschossige kommen Hochbunker und auch die Mög mit- »je 500 Personen Fassungsvermögen« zu errichten. Von den bis dahin gängigenlichkeit bieten, eingeschossigen darin zu übernachten. Flachbunkertypen versuchte man aufgrund des unverhältnismäßig hohen Materialaufwandes und desDas architektonisch Bunkerbauprogramm und in städtebaulich Berlin wurde dem »unerfreulichen „Generalbauins- äußeren Bildes« Abstand zu nehmen. pektorDer fürnun die favorisierte Reichhauptstadt“ Hochbunker (GBI) unter Hitlers vom TypChefarchitek M 500- ähnelte vom Grundriss her drei übereinandergestapelten großen Flach­ Erdgeschoss-Grundriss des östlichen Hochbunkers M 500. Gesprengter Hochbunker M 1200, Quickborner Straße ten Albert Speer übertragen. Zeichnung: Archiv BU e.V., Dietmar Arnold  (27. August 1947). Quelle: Archiv BU e.V.  bunkern,Da die Arbeiten hatte beimaber Bunkerbau bei gleicher aufgrund Grundfläche von mangelnden deutlich Bau- größere Kapazitäten. Zudem ließen sich mit dem Bautyp M 500 zwei Abschlussdeckenmaterialien und Arbeitskräften nebst eines nicht Teils schnell der genugtechnischen vorangingen, Erschließung für drei Flachbunker einsparen. Die ersten sechs Hochbun­ kersetzte wurden Albert inSpeer , zunehmend , auf »oberirdische , Luftschutzbau Niederschöneweide- und in errichtet. An der damaligen Lübarser ten mit größerem Fassungsvermögen«. So wird Anfang April 1941 Quickborner Straße festgelegt, »aus wirtschaftlichen Gründen« künftig keine in der Straße (heute Wittenauer Straße) waren es sogar zwei Bunkeran­ Industriebahnstrecke Erde liegenden Bunker mehr, sondern statt dessen dreigeschossige lagen. Baubeginn war der 18. März 1941. Es sind 18 weitere An­ E Packereigraben Hochbunker mit »je 500 Personen Fassungsvermögen« zu errich- A lagen dieses neuen Bautyps fertiggestellt worden, zwei weitere ten. Von den bis dahin gängigen eingeschossigen Flachbunkertypen wurden nicht vollendet, und bei drei weiteren Anlagen blieb es nur versuchte man aufgrund des unverhältnismäßig hohen Materialauf- wandes und des architektonisch und städtebaulich »unerfreulichen bei den Planungen. äußeren Bildes« Abstand zu nehmen. Die beiden Großbunker M 500 auf den heutigen Grundstücken Packereigraben Der nun favorisierte Hochbunker vom Typ M 500 ähnelte vom Wittenauer Straße 68/70 und 76/78/80 mit genormter Länge von Grundriss her drei übereinandergestapelten großen Flachbunkern, 35,20 Metern und einer Breite von 19,30 Metern entstanden 1941/44, D nimmt damit aber bei gleicher Kapazität deutlich weniger Fläche in Anspruch. Zudem ließen sich mit dem Bautyp M 500 bei gleicher auch unter dem Einsatz von Zwangsarbeitern und Kriegsgefange­ q Schutzplatzzahl zwei Abschlussdecken nebst eines Teils der techni- Wittenauer Straße (seit 1967) nen. Zuständig war die Luftschutz-Baugruppe Langer, Bauleitung schen Erschließung für drei Flachbunker einsparen. Die ersten fünf Die beiden Hochbunker an der Lübarser (heute Wittenauer) Straße, Nord, mit Sitz im heutigen Altbau des Rathauses Reinicken Bunker wurden in Spandau, Lankwitz, Buckow, Niederschönewei- Blickrichtung nach Süden (30. Juli 1957); auf dem Bunkerdach links de und hier in Reinickendorf an der damaligen Lübarser Straße er- dorf. Beide Bunkeranlagen wurden zeitgleich begonen. Der west­ w D Antennenreste der Forschungsstelle der »Telefunken-AG«. richtet. 24 weitere Anlagen dieses neuen Bautyps sollten folgen. lich liegende Hochbunker (Baunummer 5) ist im Mai 1942 fertig­ Quelle: ullstein bild, Nr. 00317846  Die beiden Großbunker M 500 auf den heutigen Grundstücken Wit- gestellt worden, bei der östlichen liegenden Bunkeranlage­ (Bau­ tenauer Straße 68/70 und 76/78/80 mit genormter Länge von 35,20 nummerMetern und 18) einer kam Breite es ab von 1. 19,30 Juni Metern 1942 undentstanden nochmals 1941/42. am Zu 1.- September 1944 aus Mangel an Baumaterialien zweimal zur Stilllegung

Schlitzer Straße derständig Baustelle, war die so Luftschutz-Baugruppe dass die endgültige Langer, Übergabe Bauleitung erst Nord, zum Jahresende 1944 erfolgen konnte. mitIm Sitz Erdgeschoss im heuten Altbau befanden des Rathauses sich die Reinickendorf. zwei Zugangsschleusen, Im Erd- Räume für den Bunkerwart und das Luftschutz-Personal sowie Räumegeschoss für befanden die Technik. sich die zwei Zwei Zugangsschleusen, Treppenanlagen Räume führten für den zu den beiden oberen Geschossen, die Wandstärke sollte laut Ausfüh­ B Maarer Straße Bunkerwart und das Luftschutz-Personal und Räume für die Tech- r rungsplanungnik. Zwei Treppenanlagen zwischen führen 1,10 zu(2. den OG) beiden und oberen 1,60 Geschos Metern- (Sockel EG) betragen. Das aussen, einer die Wandstärke dünnen beträgt Stahlbetondecke zwischen 1,10 (2. gefertigte OG) und 1,50 Walmdach Metern war zudem mit Ziegeln F Eichhorster Weg (Sockel EG). Das aus einer dünnen Stahlbetondecke gefertigte Dach Industriebahnstrecke eingedeckt, um feindlichen Flugzeugen gewöhnliche Wohnhäuser vorzutäuschen. F war zudem mit Ziegeln eingedeckt, um feindlichen Flugzeugen ge- Oranienburger Straße Diewöhnliche beiden Wohnhäuser Großbunker vorzutäuschen. wurden über Die beiden ein zusätzlich Großbunker errichtetes Transformatoren­ hauswurden mit überStrom ein versorgtzusätzlich underrichtetes sollten Transformatorenhaus den Bewohner mitder angrenzenden großen Lau­ C benkolonienStrom versorgt Schutz und sollten bei denden Bewohner Bombenangriffen der angrenzenden bieten. gro- Bei Luftalarm liefen Mütter ßen Laubenkolonien Schutz bei den Bombenangriffen bieten. Bei Wilhelmsruher Damm mit ihren Kindern und Kinderwagen zu den Bunkern, in denen ihnen teilweise E E Luftalarm liefen Mütter mit ihren Kindern und Kinderwagen zu sogarden Bunkern,reservierte in denen Schlafräume, ihnen teilweise ausgestattet sogar reservierte mit Schlafräu Dreistockbetten,- zur Verfügung Lübarser Straße e y standen.me, ausgestattet Für die mit älterenDreistockbetten, Koloniebewohner zur Verfügung standen. oder auch Den zufällig Schutz suchenden Passantenälteren Koloniebewohnern gab es größere oder Räume auch zufälligmit Holzbänken. Schutz suchenden Passanten standen größere Räume mit Holzbänken zur Verfügung. D BeideBeide Großbunker Großbunker erhielten erhielten keinen Volltreffer. keinen Ab Volltreffer. 1944 bis wurde Ab November 1944 wurde im Schlitzer Straße östlichim östlich liegenden liegenden Bunker Bunker durch durch die dieAEG »Telefunken im oberen Stockwerk-Forschungs - und Entwicklungs­ Wilhelmsruher Damm stelle«eine Forschungsstelle im oberen (DecknameStockwerk „Charlotte“) ein »Entwicklungslaboratorium betrieben. für Zentimeter­­- Kinder aus der Laubenkolonie »Zur Pappel« vor Nach Kriegsende wurden sie im Gegensatz zu den meisten Bunkern geräte« (Funkmesstechnik zum Orten von Flugzeugen) unter dem Decknamen den beiden fertiggestellten Hochbunkern M 500 in Berlin nicht durch die Alliierten gesprengt, da die Französische an der Lübarser Straße, von Süden aus gesehen N »Erika« eingerichtet und im Januar 1945 in Betrieb genommen. Militärregierung sie zur Lagerung von Kartoffeln und Lebensmit- (1943). Quelle: LAB, Bildnr. 04 Na 5, 261424  telnNach nutzte. Kriegsende Seit 1959 dann wurden war hier eindie Teil beiden der „Berliner Schutzbauwerke Senatsre- im Gegensatz zu den E meistenserven“ eingelagert,Bunkern diein BerlinLebensmittelreserven nicht durch West- die Alliierten für den gesprengt, da die französische Militärverwaltung sie zur Lagerung von S-Bahnhof Wittenau Fall einer zweiten Blockade. In den Bunkern soll u.a. Eipulver und Wilhelmsruher Damm KarButterfett­toffeln gestapelt und Lebensmitteln gewesen sein. Ab nutzte. 1. April Seit1967 1959wurde dann der nörd war- hier ein Teil der »Berliner Senatsreserven« eingelagert, die Lebensmittel­ Wilhelmsruher Damm 1. 2 Hochbunker M 500, Lübarser Straße (noch vorhanden) A. Zwangsarbeiterlager Lübars vorräteliche Teil West der Lübarser-Berlins Straße für denin Wittenauer Fall einer Straße zweiten umbenannt. Blockade. In den Bunkern sollen u.a. Eipulver und Butterfett gestapelt gewe­ u 2. Flachbunker Typ 2F, Lübarser Straße (noch vorhanden) B. Dittmann Fahrzeugbau GmbH, senDie sein. Senatsreserven Ab 1. April wurden 1967 nach wurde der Wiedervereinigung der nördliche 1990 Teil auf der- Lübarser Straße in Wittenauer Straße umbenannt. Die Senatsreserven 3. Flachbunker Typ 4F, Eichhorster Weg (30. Mai 1947 gesprengt) Lübarser Straße 18 –22 (1941) gelöst. Heute werden die beiden Bunker von verschiedenen Unter- 4. 2 Flachbunker Typ 3F, Teichweg (10. Juni 1947 gesprengt) C. Werkzeugmaschinenfabrik wurdennehmen nachals Lagerfläche der Wiedervereinigung genutzt, sind in die 1990Denkmalliste aufgelöst. des Lan- 5. Hochbunker M 1200, Quickborner Straße (27. August 1947 gesprengt) Herbert Lindner GmbH, desHeute Berlin eingetragenwerden die und beiden somit Baudenkmäler. Bunker von verschiedenen Unternehmen als Lagerfläche genutzt, sind in die Denkmalliste des »Bunkerlandschaft« Wittenau – britische Luftaufnahmen (16. März 1945). 6. Baustelle Hochbunker M 1200, Wilhelmsruher Damm (nicht fertiggestellt) Lübarser Straße 4 –17 (1941) Landes Berlin eingetragen und somit Baudenkmäler. Drei Bunker des gleichen Bautyps finden sich noch in Lankwitz (Eis­ Quelle: GeoBasis-DE/SenStadtUm III/Luftbild 1945, Streifen 156, Bildnr. 155/156 7. Flachbunker Typ 2E, Wilhelmsruher Damm (1947/48 gesprengt) D. Bombenkrater E. LS-Deckungsgraben waldtstraße 17), (Friedrich-Karl-Straße 24) und in (Zwieseler/Ecke Viechtacher Straße). F. Feuerlöschteich Impressum Text: Dietmar Arnold, Berlin; Übersetzung: Linda O‘Grady, Berlin Diese Informationstafel wurde vom Berliner Unterwelten e.V. gestiftet. Literatur: Dietmar Arnold, Reiner Janick: Bunker, Sirenen und gepackte Koffer – Berlin unter Stahl- Wissenschaftliche Beratung / Recherche: Klaus Topel beton (2017, Edition Berliner Unterwelten im Ch. Links Verlag, Berlin) Grafik: Uwe Friedrich, Berlin For reasons of space, the English translation can be accessed by using the QR-code. Schlickeiser, Klaus: Tag des offenen Denkmals 2005. Der Bunker in Wittenau. In: Dorfbote Nr. 55, Druck: KUSS GmbH, Potsdam Weitere Informationen unter: www.berliner-unterwelten.de Wir bedanken uns für die Unterstützung durch das Bezirksamt Reinickendorf. S. 10 ff., Oktober/November 2005. Bildnachweis an den Abbildungen