Inhalt

Straßenkarte 2 Merzhausen (40) 62 Vorwort 3 Müllheim (41) 63 Achern (1) 4 Mulhouse (42) 65 Appenweier (2) 5 Mummelsee/Seebach (43) 66 Bad Peterstal (3) 5 Nordrach (44) 68 Bad Rippoldsau (4) 6 Oberkirch (Gaisbach) (45) 69 Baden-Baden (5) 7 Oberprechtal (mit Elztal) (46) 71 Badenweiler (6) 8 Offenburg (47) 72 Basel (7) 11 Oppenau (im Renchtal) (48) 78 Belchen (8) 17 Ortenberg (49) 79 Bollschweil (9) 18 Ottenhöfen (50) 80 Breisach (10) 19 Ottersweier bei Rastatt (51) 80 Buchenbach (11) 20 Rastatt (52) 81 Bühl (12) 20 Renchen (53) 83 Colmar (13) 20 Riegel am Kaiserstuhl (54) 83 Diersburg (14) 24 Sasbach/Obersasbach (55) 84 Durbach (15) 25 Schenkenzell (56) 84 Emmendingen (16) 25 Sélestat (Schlettstadt) (57) 84 Endingen (17) 27 St. Blasien (58) 86 Ettenheim (18) 28 St. Georgen (59) 87 Feldberg (19) 30 St. Märgen (60) 88 Freiburg im Breisgau (20) 31 Staufen im Breisgau (61) 89 Friesenheim (21) 38 Strasbourg (62) 91 Furtwangen (22) 38 Teningen (63) 99 Gengenbach (23) 40 Todtmoos (64) 100 Glottertal (24) 42 Todtnauberg (65) 100 Haslach im Kinzigtal (25) 43 Triberg (66) (mit Ortsteilen Hausach (26) 45 Nußbach und Gremmelsbach) 101 Hausen im Wiesental (27) 46 Waldkirch (67) 103 Heitersheim (28) 48 Wehr (68) 104 Herbolzheim (29) 48 Weil am Rhein (69) 105 Hofstetten (30) 48 Willstätt (70) 105 Hornberg (31) 49 Wolfach (71) 106 Kehl (32) 51 Zell am Harmersbach (72) 106 Kenzingen (33) 53 Personenregister 108 Kippenheim (34) 54 Bildnachweise 110 Lahr (35) 54 Quellen- und Literaturhinweise 111 Lichtenau (36) 57 Dank 112 Lörrach (37) 57 Adressverzeichnis 113 Maulburg (38) 61 Impressum 113 Meißenheim (39) 61 Die roten Zahlen verweisen auf die Karte links Literaturregion Südlicher O b e r r h e i n

 Literaturregion Südlicher O b e r r h e i n

Vorwort

„ D as Erbe am Rhein“, so hat René Schickele seine Romantrilogie (1925 –1931) überschrieben. Die kulturelle Tradition des Oberrheins vom Mittelalter bis in das frühe 20. Jahrhundert hatte der französisch-deutschsprachige Dichter im Blick und damit eine Geschichte, die politisch wechselhaft, aber kulturell seit dem Humanismus grenzüber­ schreitdend als Einheit zu begreifen ist. Strasbourg, Freiburg und Basel, das sind die Zen- tren des Humanismus. Ohne Erasmus von Rotterdam, ohne Martin Bucer und Melanchthon und die zahlreichen, hier dokumentierten Humanisten wäre die Reformation Luthers nicht möglich gewesen – und nicht ohne die Revolution der Drucktechnik seit Gutenberg. Der Oberrhein ist das „Silicon Valley“ der frühen Neuzeit, die erste deutschsprachige Bibel wurde hier gedruckt, die erste Wochenzeitschrift, neue Typografien entwickelt und große, heute global agie­ rende Medienkonzerne gegründet, wie der Burda-Verlag in Offenburg. Wirtschaft, Bildung und damit die literarische Tradition sind bis heute in ihrer Gesamtheit zu begreifen. „Außer­ schulische Lernorte“ sind das Stichwort, und davon wird man zahlreiche im vorliegenden Literaturführer finden. Der südliche Oberrhein ist eine Kulturregion wie wenige andere.

Dem Humanismus folgt die Geburt des modernen Romans mit Blick auf die Rheinebene – dafür steht der erste deutschsprachige autobiografische Roman „Der abentheurliche Sim- plicissimus Teutsch“ von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen, sesshaft in Gais- bach bei Oberkirch und langjähriger Schultheiss von Renchen. Nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges folgt die Aufklärung, die über den Kreis der „Stürmer und Dränger“ um Goethe, Lenz und Herder in Strasbourg folgenreich für die ganze deutsch- sprachige Literatur geworden ist. Mit dem Dichter und Theologen Johann Peter Hebel, der aus Hausen im Wiesental stammt und in der badischen Residenzstadt Karlsruhe als Pädagoge und hoher Würdenträger der evangelischen Kirche tätig war, wird die moderne Theologie und Philosophie praktisch und lebensgestaltend. Literatur, Öffentlichkeit und politischer Diskurs: sie bereiten die badische Revolution von 1848 mit vor, die heute als demokratische Vorgeschichte der Bundesrepublik un- verzichtbar ist, wie die ersten politisch fortschrittlichen Programmpunkte, die im Offen­ burger „Salmen“ formuliert wurden. Literatur ist ohne den historischen Kontext nicht ver- stehbar, benennbare Orte und literarische Schauplätze machen die Texte erst lebendig. Der Literaturführer „Südlicher Oberrhein“, der keine Vollständigkeit beanspruchen kann, zu reich ist diese Region an literarischen Zeugnissen, führt von Rastatt über Offenburg, Strasbourg, Freiburg, Lörrach und dem Dreiländereck TriRhena nach Basel. Er ist der drit- te Teil einer Dokumentation der grenzüberschreitenden Literaturregion Oberrhein, die ab­ schließend die Hochrheinregion von Basel bis zum Bodensee thematisieren soll1.

Dem Vorsitzenden des ADAC Südbaden Volker Mattern und dem Geschäftsführer Harald Schmid sowie Andrea Müller sei für die konstruktive Zusammenarbeit und großzügige Unterstützung gedankt, die jetzt eine literarische Spurensuche in der Region Südlicher Oberrhein erstmals möglich macht.

Prof. Dr. Hansgeorg Schmidt-Bergmann Literarische Gesellschaft Karlsruhe, Museum für Literatur am Oberrhein Karlsruhe

1Vgl.: Literaturregion PAMINA. Baden. Elsass. Pfalz. Hrsg.: ADAC Nordbaden, Südbaden, Pfalz, Literarische Gesellschaft und Tech- nologieRegion Karlsruhe; sowie: Literaturregion Rhein-Neckar. Hrsg. von ADAC Nordbaden, Pfalz, Südbaden, Literarische Gesell- schaft Karlsruhe/Museum für Literatur am Oberrhein, Metropolregion Rhein-Neckar GmbH. Download: www. literaturland-bw.de

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Achern in Achern. Die Erzählung Die unwürdige Greisin literarisiert die letzten Jahre der Tourist-Information Großmutter, die nach dem Tode ihres Hauptstraße 13 • 77855 Achern Mannes allein lebte: Tel. 07841/292 99 und 0 7841/642-1900 […] Das einzige, was auf ihr neues Le- www.achern.de ben hindeutete, war, dass sie nicht mit meinem Vater auf den Gottesacker ge- In seinen Erinnerungen Aus kranken Ta- hen wollte, das Grab ihres Mannes zu gen (1894) schreibt der Theologe, Poli- besuchen. „Du kannst allein hingehen“, tiker und Schriftsteller Heinrich Hans- sagte sie beiläufig, „es ist das dritte von jakob (1837–1916) über die Heil- und links in der elften Reihe. Ich muss noch Pflegeanstalt Illenau: wohin.“ […] Etwas nach drei Uhr bin ich in Achern. Mein Vater hatte im Gasthof ein Zimmer Im Sommer ist dies Städtchen genommen, aber erwartet, dass er zum Hauptstation für zahlreiche Glückliche Wohnen doch von seiner Mutter einge- und Gesunde, die von da aus lebensfroh laden werden würde, wenigstens pro in alle Berge eilen, zu allen Zeiten des forma, aber sie sprach nicht davon. Und Jahres Station für gar viele Unglückliche, sogar als das Haus voll gewesen war, die in der benachbarten Illenau Heilung hatte sie immer etwas dagegen gehabt, suchen müssen. dass er nicht bei ihnen wohnte und dazu Am Bahnhof stund in seinem ganzen das Geld für das Hotel ausgab! Ernste und seiner ganzen Größe der Aber sie schien mit ihrem Familienle- Geistliche Rat Peter, um mich in Emp- ben abgeschlossen zu haben und neue fang zu nehmen. […] Mein Begleiter Wege zu gehen, jetzt, wo ihr Leben sich staunte, dass ich allein gekommen, in neigte. […] der Regel kämen Verwandte mit, um über den Patienten zu berichten. Ich Das Brechthaus in der sagte ihm, dass ich Gotte danke, noch Hauptstraße 66 ist allein kommen und am besten selbst mit einer Gedenktafel über meine Krankheit Auskunft geben versehen. zu können. Sein Gedicht Die schwarzen Wälder er- Bertolt Brecht (1898–1956), dessen innert an die Gegend Vater Berthold Friedrich Brecht 1869 in um die Hornisgrinde, Achern geboren wurde, verbringt Pha- also auch an Achern, sen seiner Jugend bei den Großeltern das am Fuße des Berges liegt: Stephan Berthold und Karoline Brecht Die schwarzen Wälder aufwärts In das nackte böse Gestein Es wachsen schwarze Wälder bis In den kahlen Himmel hinein.

Es schreien die Wälder vor Kummer Vom Frost und Oststurm zerstört- Wir aber haben dort unten Die flüsternden Worte gehört.

Die Bäche, die von dort kommen Sind kalt, dass sie keiner erträgt Wir haben uns unten Heil- und Pflegeanstalt Illenau In kältere Betten gelegt.

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Sie sagen, man sieht dort nur Finstres in Appenweier. Um 8 Uhr in Karlsruhe; Weil Tannen vorm Lichte stehn: erschreckende Berichte über das The- Wir aber haben dort unten ater; der Großherzog hat einen neuen Das Schauspiel der Welt gesehn. Direktor ernannt.

Sie sagten auch: Über den Wäldern Drunten im Stein kommt nichts. Bad Peterstal Da sind wir die Leute, hinüber- Zugehen ins Gestein gelaßnen Gesichts. Tourist-Information Wilhelmstraße 2 • 77740 Bad Peterstal-Griesbach Tel. 07806 /91 00-0 Appenweier www.bad-peterstal-griesbach.de

Gemeindeverwaltung Appenweier Wegen zunehmender Beschwerden Ortenauerstraße 13 • 77767 Appenweier nach der Krankheit seiner Frau Fanny, Tel. 07805/95 94-0 • www.appenweier.de die an einer Nervenkrankheit litt, und dem Zerwürfnis mit seiner Tochter, der Cosima Wagner (1837–1930), eine er die Heirat mit einem jungen Kunst- Tochter von Franz Liszt, heiratete 1870 studenten untersagte, begibt sich der Richard Wagner (1813–1883). In ihren Schriftsteller Carl Spindler (1796–1855), Tagebüchern berichtet sie über einen der deutsche Walter Scott, wie er zu kurzen Aufenthalt am Bahnhof in Appen­ seiner Zeit genannt wird, 1855 zur Kur weier zusammen mit Friedrich Nietzsche nach Bad Peterstal. In der Hochzeits- im November 1872: nacht seiner Tochter stirbt er an einem 24.11.1872: Straßburg. Wiederum in Schlaganfall. Er wurde auf dem Friedhof das Münster gegangen; Frühjahrswet- in Bad Peterstal beigesetzt. ter; ich denke mit Besorgnis an (Buda-) Die Schriftstellerin Lilly Braumann- Pest, wo die Cholera herrschen soll und Honsell (1876–1954) erinnert sich an wo jetzt Hans und Vater sind. – Diner die Lektüre des Romans Die Schwert- mit Kessingers und Nietzsche beim Res- bergs (1845) von Carl Spindler: taurant Valentin, da die Leute im Hotel Zu meiner Kommunion schenkte mir Na- sehr unwillig und ungefällig sind. Hei- nett ein Buch: – Fridolin Schwertberger, tere Stimmung; der Koch gut, Service Bürgerleben und Familienleben in einer schlecht, entschieden ist der ursprüng- kleinen Stadt von Carl Spindler – Es war liche Besitzer fort, und ein Deutscher hat ihr Lieblingsbuch. die Wirtschaft übernommen. Um 5 Uhr „Das handelt nun einmal von den Bür- Abreise, Trennung von unserem Freund gersleut wie sie wirklich sind und nicht

Bad Peterstal

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von Grafen und Baronen“ sagte sie und Liebe Mutter, gab mir manche Erklärung zu der Ge- als Gruß nur wenig Zeilen. Es geht mir schichte. Denn sie hatte die meisten gut, ich habe gottlob und dank, wieder Personen gekannt. „So war es wirklich frische Schwarzwaldluft geschöpft-und in Konstanz“ meinte sie befriedigt, wenn bin sieben Tage lang auf einer Fußrei- ich ihr von einem Kapitel berichtete. se gewesen … Wittichen, Alpirsbach, Schiltach, Berneggthal, Thenenbronn, Hornberg, Prechtal, Elzach, Simons- Bad Rippoldsau wald, Kilpen, Gütenbach, Furtwangen (…), Triberg u.s.w. waren meine Stati- Tourist-Information onen; lauter gute stille Gebirgsorte, wo Kurhausstraße 2 • 77776 Bad Rippoldsau- keine Uniformen glänzen, kein Hoch- Schapbach • Tel. 07440/91 39 40 muth blüht und keine Esel sich für www.bad-rippoldsau-schapbach.de Schwanen halten. Brief vom 24. September 1861. In: Wandern und Ferdinand Freiligrath (1810–1876) Weilen. Scheffels Briefe ins Elternhaus 1860–1864, übersetzt zwei Strophen des 18-teiligen Karlsruhe 1951 Gedichts Epistle to William Simson des schottischen Dichters Robert Burns (1759 –1796).

Dem Gedichtfragment verleiht Freilig- rath den Titel An einen Freund und fügt folgende Widmung an: In jeder Tracht voll Reizes nur Bist du dem Herzen, o Natur, – Ob licht und lachend nun die Flur Der Lenz belaube,

Oder durch’s Land auf öder Spur © LMZ Der Winter schnaube! Historische Ansicht Nie ließ die Muse sich gewinnen, Trieb es den Dichter nicht, zu sinnen 1866 arbeitet der Dichter des Trompe- Einsam, wo Bäche rieselnd rinnen, ter von Säckingen in Bad Rippoldsau Und rauscht das Ried; an seiner Erzählung Juniperus (–> Feld- O süß, zu schweifen u[nd] zu spinnen berg): Ein herzig Lied! Zur freundlichen Erinnerung an die Rippoldsau schönen Sommertage unter den rau- Im Schwarzwald vor viel hundert Jahr schenden Tannen u[nd] Quellen von Im engen Tal ein Klösterlein war, Rippoldsau drin hausten viel andächt’ge Brüder F[erdinand]Freiligrath Und sangen Psalmen und Bußelieder; Rippoldsau, […] 4. August 1868. Und wieder erklangen die Glocken gar laut, 1861 kurierte sich Joseph Victor von da kniete Herr Rippold mit seiner Braut, Scheffel (1826–1886) während eines da sprach der Abt am geschmückten mehrwöchigen Aufenthalts in Bad Rip- Altar poldsau von seiner melancholischen Seinen Segen über ein glückliches Paar Stimmung. In einem Brief an die Mutter Und gab sie zusammen als Mann und lobt er die Schwarzwalddörfer und die Frau… frische Luft: Das ist die Geschichte von Rippoldsau.

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Der Lyriker Rainer Maria Rilke (1875– 1926) schreibt später: Scheffel hat hier Spuren hinterlassen, die peinlich sind, offenbar hier zu Kräften gekommen und hat sofort fürchterlich gereimt. Es gibt eine Scheffelbank, und (Sie merken’s) mein Licht steht unter ihr und qualmt.

Rilke selbst hält sich 1909 und 1913 zur Kur in dem Ort auf. Nach Unwohlsein und schlechten Monaten in der Welt- Kurhaus Baden Baden metropole Paris entschließt sich Rilke, Erholung im traditionsreichen Badeort den. Seine altmodische Eleganz entfaltet im Schwarzwald zu suchen. In einem ihren ganzen Charme in den blaßge- Brief an die Baronesse Sidonie Nád- wordenen Photographien aus der Mitte herný von Borutin schreibt er über Bad des vorigen Jahrhunderts, die etwa die Rippoldsau: Iffezheimer Rennen, die Spielsäle, die Es liegt mit seinen, theils altmodischen Fürstenzusammenkunft von 1860, die Häusern um die leisen Heilquellen, und Promenade auf der Lichtenthaler Allee die Waldhügel kommen von allen Sei- zeigen. Diese Allee war der Korso der ten so nah, daß es nie größer werden europäischen Welt, damals als das Se- konnte. cond Empire von Frankreich strahlte und die neue Groß-bourgeoisie triumphie- In Bad Rippoldsau erholte sich auch der rend an die Seite der alten Geschichts- französische Schriftsteller Victor Hugo mächte trat. (1802–1885). Werner Bergengruen: Deutsche Reise, Freiburg i.B. 1934

Baden-Baden Berühmt ist Baden-Baden vor allem wegen seiner heißen Mineralquellen, die Baden-Baden –> Pamina-Führer, S. 2–9 bereits in römischer Zeit bekannt waren. Tourist-Informationen In der Stadt residierten die Markgrafen Schwarzwaldstraße 52 und Kaiserallee 3 von Baden vom 14. bis zum 18. Jahr- (Trinkhalle) • 76530 Baden-Baden hundert. Badekuren, Glücksspiel in Ver- Tel. 07221/2752 00-1 • www.baden-baden.de bindung mit der von mildem Klima be- günstigten reizvollen Landschaft ließen Die schwervergleichliche Anmut Baden- die Stadt zu einem Anziehungspunkt Badens wird nicht nur bedingt durch nicht nur für den europäischen Adel, die natürliche Beschaffenheit des Ortes sondern auch für Schriftsteller, Künstler und durch die Huld klimatischer Ver- und Musiker werden. Dichter wie Jo- hältnisse, sondern ebenso stark durch hann Peter Hebel (1760–1826), Lud- den Umstand, daß die Mondänität des wig Uhland (1787–1862), Nikolaus Weltbades hier in einer alten und noblen Lenau (1802–1850), Theodor Storm Tradition steht. Baden-Baden hat, und (1817–1888), die russischen Schrift- das ist in Orten seiner Gattung wider die steller Fjodor Michailowitsch Dosto- Regel, nichts Protziges, nichts Parvenü- jewski (1821–1881) und Iwan Turgen- haftes. Wo es in früherer Zeit derglei- jew (1818–1883), Maler wie Eugène chen gehabt haben mag, da ist es von Delacroix, Gustave Courbet, Anselm der Patina der Vergangenheit überzogen Feuerbach und Komponisten wie Clara und damit seiner Widrigkeit ledig gewor- Schumann, Johannes Brahms, Franz

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Liszt und Hector Berlioz sind nur einige Auch Dostojewski verlor in der Spiel- der Gäste, die hier ihre Spuren hinter- bank hohe Summen. Wenig später dik- ließen – so wie die Stadt an der Oos in tierte er seiner Stenotypistin in nur 26 vielen Werken der europäischen Kunst Tagen den Roman Der Spieler, der die präsent ist. Geschichte eines von seiner Spielsucht Das Gartenhaus der Stadtbibliothek gequälten jungen Mannes schildert. Am in der Luisenstraße 34 erinnert an die Dostojewski-Haus in der Bäderstraße 2, Schriftsteller Otto Flake (1880–1963), gegenüber dem Friedrichsbad, erinnern Werner Bergengruen (1892–1964), eine Büste und eine Gedenktafel an den Reinhold Schneider (1903–1958), weltberühmten Schriftsteller. Georg Groddeck (1866–1934) und Franz Büchler (1904–1990). Der Ge- Literarische Gedenkstätten denkraum für Otto Flake rekonstruiert Gartenhaus der Stadtbibliothek sein Arbeitszimmer; Teile von Flakes Luisenstraße 34 • 76530 Baden-Baden Handbibliothek und eine Bilddokumen- Tel. 07221/932260 • www. baden-baden.de/ tation zu Leben und Werk ergänzen de/buergerservice/stadtbibliothek die Präsentation. Die Gedenkzimmer Öffnungszeiten: für Werner Bergengruen und Reinhold jeden 2. Do im Monat von 14–16 Uhr Schneider enthalten neben persönlichen Möbel- und Erinnerungsstücken auch Erstausgaben ihrer Werke. Badenweiler

Beliebt war die Kurstadt bei namhaften Tourist-Information russischen Schriftstellern und Intellek- Ernst-Eisenlohrstraße 4 • 78410 Badenweiler tuellen des 19. Jahrhunderts. Nikolaj Tel.07632/79 93 00 • www.badenweiler.de Gogol (1809–1852), der bei seinem ersten Besuch 1836 im Darmstädter Hof Hermann Broch (1886 –1951) schildert abgestiegen war, logierte später im Hol- in seinem Roman Die Schlafwandler land-Hotel in der Sophienstraße 14, wo eine Anfahrt mit dem nicht mehr existie- er an seinem erfolgreichen Roman Die renden Bähnle auf Badenweiler: toten Seelen (1842) schrieb. Auch Leo Die Lokomotive war so kurzatmig, daß Tolstoj (1812–1910), der Verfasser von man ihr gerne einige Haften am Halse Krieg und Frieden (1868), war hier zu geöffnet hätte.... Als sie hielt, grüßten Gast. Am 14. Juli 1857 notierte er nach Bäume freundlicher denn je ... einem Besuch im Baden-Badener Spiel- casino in seinem Tagebuch: Zahlreiche Schriftsteller haben Baden- Roulette bis sechs Uhr abends. Alles weiler beschrieben. Christine Brück- verloren. ner (1921–1996), Autorin von Jauche und Levkojen (1975), beispielsweise berichtet: Schon einmal hatte man mich im Schwarzwald nach einem Unfall wie- der auf die Beine gebracht. Gewohn- heitsmäßig packte ich einen Notizblock ein, obwohl mir seit Monaten nichts mehr eingefallen war. Ich kannte den Schwarzwald, wir hatten ihn von Nord nach Süd durchwandert; geschrieben hatte ich auch schon darüber. Ich hatte meine Erfahrungen mit dem Mai, auch © LMZ Baden Baden über ihn hatte ich längst alles gesagt.

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Tschechow-Salon

Aber den Mai in Badenweiler, im Mark- Tschechow stirbt im selben Jahr in Ba- gräflerland, den kannte ich eben doch denweiler. 1908 wird im Kurpark ein nicht. Denkmal für ihn errichtet. In Folge der Christine Brückner/Otto Heinrich Kühner: Deine Bil- Aufrüstung zum Ersten Weltkrieg wurde der/Meine Worte, Frankfurt 1987 die Büste schließlich eingeschmolzen und erst 1963 durch einem Gedenkstein Bereits im 19. Jahrhundert hatte der ersetzt. Kurort einen exzellenten Ruf. Justinus Kerner (1786–1862), Dichter und Me- Seit 1954 befindet sich imTschechow diziner, schilderte in seiner Erzählung Salon das einzige Museum für den rus- Die Heimatlosen (1816), die er während sischen Schriftsteller außerhalb Rus- eines Besuches in Badenweiler schrieb: slands. Neben Materialien zu seinem Sei mir gegrüsset, Badenweilers Au! Ein Leben und Wirken finden sich auch Stück Italiens auf deutschem Grund. Dokumente und Exponate zu Stephen Wie Baden-Baden zog der Ort gera- Crane, Hermann Hesse, Anette Kolb, de auch russische René Schickele und Gabriele Wohmann. Besucher an. Anton Tschechow (1860– Literarisches Museum Tschechow-Salon 1904), der russische Kurhaus Schlossplatz 1 • 78410 Badenweiler Dramatiker, Novellist, Tel. 07632/799-410 Schriftsteller und Arzt Öffnungszeiten: täglich von 10–18 Uhr reiste 1904 lungen- krank nach Badenweiler: In den 1920er Jahren zogen einige Badenweiler ist ein sehr origineller Kur- Schriftsteller nach Badenweiler. Der ort, aber worin seine Originalität besteht, gebürtige Elsässer Schriftsteller René ist mir noch nicht klar geworden. Sehr Schickele (1883–1940) war Mitarbeiter viel Grün […] Badenweiler ist ein guter und ab 1915 Redakteur der expressio- kleiner Ort, warm, angenehm zum Le- nistischen Zeitschrift Die weißen Blätter. ben und billig, aber vermutlich werde ich Sein Landsmann, der Architekt Paul schon nach drei Tagen darüber nach- Schmitthenner (1884–1972), baute denken, wohin ich vor Langeweile aus- ihm 1921/22 aufgrund des Blicks auf reißen möchte. die Vogesen sein Haus in Badenweiler Tschechow, Anton: Tagebücher, Notizbücher, an der Kanderner Straße. Zu ihm ge- Zürich 1983 sellten sich bald darauf Anette Kolb

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Schickeles Haus in Badenweiler

(1870–1967) und der Offenburger Maler Buch Reise ohne Wiederkehr, die sich Emil Brischele (1884–1966). als Heimkehr in das mütterliche Frank- reich erweist, schließt mit einem letzten 1922 veröffentlicht Schickele das in Rückblick: Badenweiler entstandene Buch Wir Der gewöhnliche Mensch ist nicht entar- wollen nicht sterben. Die deutsch-fran- tet genug um, kaltem Blutes, einen Krieg zösischen Beziehungen und der oberr- für denkbar zu halten… meinen Wald heinische Kulturraum sind ein wieder- habe ich nicht wiedergesehen. kehrendes Thema seiner Texte, wie insbesondere sein Roman Ein Erbe am 1940 stirbt Schickele in Vence in der Rhein dokumentiert. Provence. 1956 werden seine sterb- Am 29. Juli 1932 notiert Schickele in lei- lichen Überreste auf den Friedhof von ser Vorahnung: Lipburg, in der Nähe von Badenweiler, Gibt es Schöneres auf der Welt als mein umgebettet. Haus, mein Garten, die Landschaft in der es steht? Wie schlimm wenn ich Die Schriftstellerin Anette Kolb verbrach- weg müsste! Mein Leben lang würde ich te zehn Jahre ihres Lebens in ihrem mich zurücksehnen, und wenn ich im Haus an der Kanderner Straße in Ba- Traum das Paradies sähe, „wäre es hier, denweiler, das ebenfalls von Schmitt- wäre es hier“ (Inschrift auf der Taj Mahal henner errichtet wurde. Badenweiler in Agra). begreift sie als Ort, in dem sich Vogesen In einem Brief an Adolf von Hatzfeld und Schwarzwald mit unendlicher Ge- schreibt er am 5. Oktober 1933 stand- lassenheit grüßen: haft: Denn das Entscheidende an diesem Ich habe doch geschworen Badenweiler Ort ist seine geographische Lage sowie nie zu verlassen! Nun, jedenfalls will ich sein Klima. Eine halbe Stunde von der dort begraben sein, auf dem kleinen Lip- Schweiz, näher noch an Frankreich, mit burger Friedhöfle (den Sie vielleicht aus einem Himmel, der an Italien erinnert, der ‚Himmlischen Landschaft‘ kennen.) liegt er ein wenig wie die Insel Nirgend- Am 23.September verlässt Schicke- wo im Schoße des Raumes, umweht le mit seiner Familie Badenweiler und von einer Luft, welche die Menschen geht nach Frankreich ins Exil. Sein in gütig stimmt, und umwoben von einem Nice-Fabron 1935/36 geschriebenes Lichte, das dem Gurren der Waldtauben

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die weitaus stärkere Existenz zuspricht dieser konnte ihm nicht helfen. Crane als unserem zeitraubenden Gezänke. starb am 5. Juni 1900 in Badenweiler. […] Nicht mit unendlicher Sehnsucht, nein, sondern mit unendlicher Gelas- Gabriele Wohmann, geboren 1932 senheit grüßen die Vogesen und der in Darmstadt, wählte die Kurstadt zum Schwarzwald einander. Schauplatz ihres Romans Frühherbst in Anette Kolb: Beschwerdenbuch, Berlin 1932 Badenweiler (1978): Wie weiter, nach Badenweiler? Manch- Heinrich Hoffmann (1809 –1894), mal, bei Spaziergängen vor dem Mitta- der Autor des Struwwelpeter, verfasste gessen, zwischen Burgruine und Tsche- während seines Aufenthaltes in Baden- chow-Gedenkstein, schaute Hubert weiler folgende Verse: doch ein wenig genauer hin und sah Zukunftsszenen ohne Atemnot. [...] Der Badepöbel Würden die Heilanwendungen noch wie Ganz unbegreiflich ist es, wie das Volk zu Tschechows Zeiten im alten Mark- Sich doch vertreibt den lieben langen grafenbad vorgenommen, Hubert wäre Tag, gewiss als ordentlicher Badegast zu den und nur von Wetter, Essen, Trinken Putz vorgeschriebenen Zeiten aufgetaucht. und hundert andern Nichtsen plappern Das hätte zu seinem Lebensgefühl von mag. Badenweiler einen harmonischen Bei- Doch ja! Es schwelgt als Abt der Leib trag geleistet. sich feist, Das Leben in der Stadt Badenweiler und Dieweil als Mönchlein fasten muss der Region dokumentiert Margaretha Spör- Geist. lin (1800–1882) in mehreren teils auto- biographische Erzählungen, den Elsäs- Hermann Hesse (1877–1962) trug sich sischen Lebensbildern (1876): am 3. Juli 1909 ins Gästebuch der Vil- Meine ersten Erinnerungen führen mich la Hedwig ein. Er wohnte im Haus zum in’s freundliche Pfarrhaus zurück, in Frieden in der Römerstraße 10. des Vaters Blumengarten und in die Ebenso suchte der Philosoph Karl Jas- trauliche Wohnstube, wo der Vater mit pers (1883–1969) dort Linderung seiner seinem grünen Lehnstuhle saß, mich chronischen Erkrankung. Durch den Arzt auf den Schoß genommen und einzel- Albert Fraenkle habe er zu erkennen ge- ne Verslein aus Hebels alemannischen lernt, gesund zu sein, wenn man krank Gedichten auswendig gelehrt – wovon ist. Auch Stephen Crane (1871–1900), mir noch „Der Samstig het zum Suntig literarischer Vertreter des amerikani­ g’seit“ (Sonntagsfrühe) und „Es g’fallt schen Naturalismus (Maggie: A Girl of mer numme Eini“ (Hans und Vrene) im the Streets, 1893) begab sich beim be- Gedächtnis geblieben sind … rühmten Mediziner in Behandlung. Doch

Basel

Tourist-Information Aeschenvorstadt 36 • CH-4010 Basel Tel. 0041 612 68 68 68 • www.basel.com

Basel ist mit seinen vierzig Museen, dem Theater und zahlreichen Kleintheatern sowie mehreren Musical- und Konzert- bühnen ein Kulturzentrum Europas. Haus zum Frieden, Römerstr. 10 (Parkvilla Hedwig) Diese Rolle hatte die Stadt schon früh

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erworben, denn der Bedeutungszu- Erasmus siedelte 1524 nach Basel um wachs des Buchdrucks am Ende des und verstärkte die Zusammenarbeit mit 15. Jahrhunderts und die Gründung Froben. Die Wirren der Reformation, die der Universität 1460 machten Basel zu 1529 die Stadt erreichten, zwangen ihn einem der wichtigsten Zentren des jedoch wieder zur Abreise. 1535 kehrt Humanismus. er, schon von Krankheit gezeichnet, zu- rück und stirbt hier im Juli 1536. Ab 1480 entwickelt sich Basel zu einem In einem Brief an den Bischof von Kra- Zentrum der Buchdruckerkunst. Johan­ kau, Peter Tomiczki, berichtet er über nes Amerbach (ca. 1444–1513) ist zu die Stimmung in Basel kurz nach seiner dieser Zeit der bedeutendste Drucker Rückkehr im Jahr 1535: am Oberrhein, unterstützt wird er von Die Stadt, die ich vor etwa sieben Jah- Johannes Froben (1460 –1527) und ren in ziemlicher Unruhe verlassen hat- Johannes Petri (1441–1511). 1507 te, fand ich durchaus ruhig und in guter erwirbt Froben für die Druckerei das sittlicher Verfassung. Gewiss weiß ich Haus Zum Sessel und führt nach Petris um die Meinungsverschiedenheiten un- und Amerbachs Tod den Betrieb alleine ter den Leuten, kenne die zu Verdächti- weiter. Durch eine Nachlässigkeit – er gungen nur zu sehr geneigte Gesinnung hatte den Humanisten vor der Verviel- der meisten, doch glaube ich durch Al- fältigung seines Erstlingswerks Adagia ter, Erfahrung und etwelche Bildung da- nicht um Erlaubnis gefragt – veranlass- hin gekommen zu sein, dass ich getrost te er 1514 Erasmus von Rotterdam an jedem Orte wohnen kann. (1469–1536) nach Basel zu kommen Erasmus von Rotterdam: Briefe. Verdeutscht uind und es entwickelte sich eine enge Zu- hrsg. v. Walther Köhler. Leipzig 1938 sammenarbeit. Ab 1819 beherbergte das Haus Zum Sessel Basels erste hö- Erasmus wurde im Münster beigesetzt, here Töchterschule, heute gehört es der wo ein Epitaph an ihn erinnert. Teile Universität. Das Haus befindet sich am seines Nachlasses, hauptsächlich Mö- Totengässlein 3. bel, Hausrat und Schmuck, sind in der kunsthistorischen Abteilung des Histo- rischen Museums ausgestellt.

Barfüsserkirche am Barfüsserplatz Tel. 0041 61 2 05 86 00 Öffnungszeiten: Di–So 10–17 Uhr

Haus zum Kirschgarten Elisabethenstraße 27/29 •Tel. 0041 612 05 86 00 Öffnungszeiten: Di–Fr, So 10 –17 Uhr, Sa 13 –17 Uhr

Der Humanist Thomas Platter (1499 – 1582), besuchte in Sélestat das Gym- nasium und siedelte sich schließlich in Basel an, wo er 1544 Direktor des Gym- nasiums am Münsterplatz wurde.

Die Universität Basel wurde 1460 im Zusammenhang mit dem Basler Konzil gegründet, d. h. von Papst Pius II privile- Totengässlein giert. Damit ist sie die älteste Hochschu-

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le der Schweiz. Außerdem beherbergt Auf seiner ersten Schweizer Reise be- sie eine der bedeutendsten Bibliotheken suchte Goethe 1775 Basel, vier Jahre des Landes. Es lehrten hier Sebastian später kam er als Staatsminister in Be- Brant (1457–1521), der Jurist und Hu- gleitung des Herzogs Carl August von manist Bonifacius Amerbach (1495– Sachsen ein weiteres Mal in die Stadt. 1562) und der Mediziner und Philosoph Paracelsus (um 1493 –1541). 1777 kam Jakob Michael Reinhold Auch in den nachfolgenden Jahrhun- Lenz (1751–1792) nach dem Zerwürf- derten folgten große Gelehrte dem Ruf nis mit Goethe in Weimar nach Basel an die Universität, darunter der Rechts- und fand in Jacob Sarasin einen ihm historiker und Altertumsforscher Jo- gewogenen Gastgeber. Sarasin war Sei- hann Jacob Bachofen (1815–1887), denfabrikant mit einem Hang zum Poe- der Kulturhistoriker Jacob Burckhardt tischen und fungierte als Literaturmäzen. (1818–1897) sowie die Philosophen In seinem Weißen Haus am Rheinsprung Friedrich Nietzsche 1844–1900) und 18 empfing er zahlreiche Dichter und Karl Jaspers (1883–1969). Gelehrte. 1787, auf dem Höhepunkt der Aufklä- Auf dem Haus Sunnenlufft an der Au- rung, wurde die Allgemeine Lesegesell- gustinergasse 1, in dem Brant von schaft gegründet. Mit dem Aufkommen 1489 –1500 lebte, steht die von ihm ver- des kommerziellen Buchhandels und fasste Inschrift: Luft und Sonne gaben den ersten Zeitungen und Zeitschriften, mir den Namen, also heiße ich Sonnen- entsteht das Bedürfnis eines regelmä- luft: Phoebus und die Lüfte durchdrin- gen dieses Haus. (–> Strasbourg)

1833 erhielt der Berliner Altphilologe, Germanist und Schüler von Karl Lach- mann Wilhelm Wackernagel (1806 – 1869) den Ruf an die Basler Universi- tät. Er gründete einen Literaturzirkel, in dem sich die Autoren Karl Rudolf Ha- genbach, Theodor Meyer-Merian und Innenansicht: Hebels Geburtshaus Balthasar Reber sowie seine Schüler regelmäßig trafen. Daraus entwickelte sich die spätromantische Basler Dich- terschule. Wackernagel veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Schriften, darunter eine zweibändige Geschichte der deutschen Literatur (1851–1853).

Nach seinem Jurasudium in Straßburg erlangt der kritische Schriftsteller Jo- hann Fischart (1546 –1590) in Basel die Doktorwürde.

Carl Friedrich Drollinger (1688– 1742) wurde nach seinem Studium der Rechtswissenschaft in Basel Archivar, war aber auch als Dichter und Überset- zer tätig. Petersplatz in Basel

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ßigen intellektuellen Austausches. Eindrücke von Basel in ihrem Reisebe- Seit 1832 befindet sich die Lesegesell- richt fest: schaft in einem ehemaligen Domherren­ Große dreistöckige Häuser aus Stein, haus, das im neugotischen Stil renoviert deren Fenster sorgfältig mit Läden ver- wurde. Heute umfasst die Bibliothek schlossen sind, obwohl es gar nicht heiß 75000 Bände. Die schönen Lesesäle war. Das verleiht der Stadt ein gedrück- mit Blick auf den Rhein laden zum Ver- tes Aussehen, dass einem förmlich ban- weilen ein. ge zumute wird. Anna Grigorjewna Dostojewski: Tagebücher. Die Allgemeine Lesegesellschaft Reise in den Westen. Königstein 1985 Münsterplatz 8 • CH-4001 Basel Tel. 0041 061 2 61 43 49 Carl Spitteler (1845 –1924) erhielt sei- Öffnungszeiten der Lesesäle: ne Schulausbildung am Basler Pädago- Mo–Sa 9 –21 Uhr, So 10 –21 Uhr. gium, wo Jakob Burckhardt sein Lehrer Öffnungszeiten der Bibliothek: war. Auf anraten Burckhardts beschäf- Mo–Mi, Fr 13.30 –16 Uhr, Do 10–11.30, tigte er sich in frühen Jahren hauptsäch- 13.30–16 Uhr und 17.30 –19 Uhr, lich mit dem Prometheus-Stoff, woraus Sa 10–15 Uhr 1880 das Epos Prometheus und Epi- Sowohl die Lesesäle als auch die Bibliothek metheus entstand. Für sein literarisches sind nur für Mitglieder zugänglich Werk erhielt Spitteler 1919 den Literatur- Nobelpreis. Heinrich von Kleist (1777–1811) wan- derte 1801 zusammen mit dem Maler Hermann Hesse (1877–1962) ver- Heinrich Lohse von Paris über Frank- brachte zehn Jahre seines Lebens in furt am Main, Heidelberg, Karlsruhe und Basel, als Jugendlicher von 1881 bis Straßburg nach Basel, wo er am 13. 1886 und dann nochmal von 1899 bis Dezember ankam und sich im Storchen 1904. Während des Ersten Weltkriegs, in der Stadthausgasse niederließ. Über er wohnte bereits in Bern, berichtete er die Ankunft in Basel schrieb er in einem nach seiner Rückkehr aus Deutschland Brief an seine Schwester: in der Neuen Züricher Zeitung: Es war finstere Nacht, als ich in das Ich war wieder auf Schweizer Boden, neue Vaterland trat. Ein stiller Landre- auf der schönen Ecke von Riehen und gen fiel überall nieder. Ich suchte Sterne Bettingen; in den Gärten glühten die in den Wolken und dachte mancherlei. Dahlien trotz der Nässe. Auch das war Denn Nahes und fernes, Alles war so schön, wieder im Frieden zu sein, wie- dunkel. Mir war’s, wie ein Eintritt in ein der sorglose Menschen ihren kleinen anderes Leben…Diese Stadt ist sehr Geschäften nachgehen zu sehen, wie- still, man könnte fast sagen öde. Der der die Selbstverständlichkeit friedlichen Schnee liegt überall auf den Bergen, Lebens auf allen Gassen zu atmen. In und die Natur sieht hier aus wie eine Basel gab es noch einen Halt und allerlei 80—jähige Frau. Doch sieht man ihr an, zu hören von dortigen Bestrebungen für dass sie in ihrer Jugend wohl schön ge- Gefangenenhilfe. Es geschieht viel, von wesen sein mag. Neutralen und von Landsleuten, und Helmut Sembdner (Hrsg.): Heinrich Kleists Lebens- doch geschieht überall zu wenig. […] spuren. Frankfurt 1977 Hermann Hesse: Politik des Gewissens. Die poli- tischen Schriften Bd.1. Frankfurt am Main 1981 Dostojewski besuchte 1867 zusam- men mit seiner Frau Anna Grigorjewna Nach der Machtübernahme durch die die Stadt. Er war auf der Flucht vor sei- Nationalsozialisten konnte Thomas nen Schulden, die er in Baden-Baden Mann (1875–1955) nach Deutschland gemacht hatte. Seine Frau hielt folgende nicht mehr zurückkehren. Er dachte

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daran, sich in Basel niederzulassen und befehlen, du sollst Granaten füllen und besichtigte im April und Mai einige Häu- Zielfernrohre für Scharfschützengewehre ser in der Stadt. montieren, dann gibt es nur eins: Tagebucheinträge vom April und Mai SAG NEIN! 1933 halten diesen Stimmungsum- […] schwung fest. Zunächst heißt es: Wolfgang Borchert: Dann gibt es nur eins! In: Wolf- Neue Aufregung zu dem außerordent- gang Borchert: Das Gesamtwerk. Hamburg 1949 lich sympathischen Gedanken. [… ] Die europäische Atmosphäre, die Nähe Dieter Forte (1935) kam 1970 nach Frankreichs und seiner Seebäder, die Basel. Am Theater wurde sein erstes deutsche Schule wären große Vorzüge. Drama Martin Luther & Thomas Münzer Dann der altdeutsche Kulturboden, die oder Die Einführung der Buchhaltung Nietzsche-Bachofen Tradition, die Ach- uraufgeführt wurde. tung, die man mir entgegenbringt. Diese Ansichten ändern sich aber, denn: Nicht Ebenfalls vom Basler Theater angezo- nur Basel, sondern auch Zürich scheint gen wurde der Dramatiker Rolf Hoch- unpraktikabel […] Der Antisemitismus, huth (1931), der das deutschsprachige die „Gleichschaltung“ mit Deutschland Dokumentartheater maßgebend an- sind im Zunehmen. regte. Nach der Schweizer Erstauffüh- rung seines Stückes Der Stellvertreter Im Oktober 1946 heiratete Friedrich blieb er 1963 in Basel. Das Stück, in Dürrenmatt (1921–1990) die Schau- dem er Kritik an der Haltung des Vati- spielerin Lotti Geissler, die am Basler kans gegenüber dem Holocaust übt, Theater engagiert war. Das Paar bezog hatte zu Kontroversen und Protesten in Basel eine Wohnung und blieb zwei geführt. Hochhuth hält rückblickend fest: Jahre in der Stadt. 1948 wurde sein Der Reiz der ersten Stunden ist hier wie zweites Theaterstück Der Blinde hier überall unwiederholbar; aber die kritisch uraufgeführt. wohlwollende Aufnahme des Fremden Die letzten zwei Monate seines kurzen durch die hiesigen Bürger, die so er- Lebens verbringt Wolfgang Borchert frischend spottlustig sind, bis zu den (1921–1947) in Basel. Hamburger zweihundert Polizisten, die […] das The- Freunde hatten dem an Tuberkulose er- ater vor denen geschützt haben, die es krankten einen Aufenthalt im Clara-Spi- stürmen wollten, hält mich für immer in tal ermöglicht. Seine Laufbahn als Autor der Stadt. konnte er erst nach dem Krieg aufneh- Mann Golo/Rolf Hochmuth: Aus dem Briefwechsel. men und erzielte mit dem 1947 veröf- Bern 2002 fentlichten Heimkehrer-Drama Draussen vor der Tür einen großen Erfolg. In Basel entsteht sein literarisches Vermächtnis: ein vierzehn Aufforderungen umfas- sender Friedensappell: Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen be- fehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen – son- dern Stahlhelme und Maschinenge- wehre, dann gibt es nur eins: SAG NEIN! Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen Das Basler Theater

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Urs Allemann (1948), Schriftsteller und Johann Peter Hebel wurde 1760 in Lyriker, leitete von 1986 bis 2005 das Li- Basel geboren und verbrachte hier seine teratur-Ressort der Basler Zeitung. Kindheit (–> Hau- sen im Wiesental). Söhne der Stadt Das Geburtshaus in Basel befindet sich Erinnerung an Basel Am Totentanz 2. Z’Basel an mim Rhi, jo dört möchti si! Nachdem der badische Dichter 1800 Weiht nit d’Luft so mild und lau, seine Alemannischen Gedichte verfasst und der Himmel isch so blau hatte, hoffte er sie in Basel verlegen zu An mim liebe Rhi! können. Doch der Verleger Samuel Flick lehnte ab, mit der Begründung, so zu In der Münsterschuel dichten, wie man rede, sei keine Kunst. Uf mim herte Stuehl magi zwor jez nüt meh ha, 1825 schreibt er an seine Jugendliebe d’Töpli stöhn mer nümmen a Gustave Fecht: in dr Basler Schuel. In noch 5 Jahren bin ich siebzig. Als- dann bitte ich um mein Ruhegehalt und Aber uf der Pfalz komme heim. Ich bin bekanntlich in Alle Lüte gfallt’s. Basel daheim. Oh, wie wechsle Berg und Tal, Seine Vaterstadt würdigt ihn mit einer Land und Wasser überal nach ihm benannten Straße, einem Vor der Basler Pfalz! […] Platz, einem Café und einem Hebel- Denkmal am Petersplatz.

Der gelernte Maler Rainer Brambach (1917–1983), schlug sich nach dem Krieg zunächst mit Gelegenheitsjobs durch und trat mit seinen Kneipenliedern erstmals 1947 an die Öffentlichkeit. Sei- ne Gedichte und Geschichten spiegeln das Leben in der Staft:

Straße mit Einfamilienhäusern Hier wohnen rechtschaffende Leute. Hier grüßen sich Nachbarn beinahe wie Freunde. Hier wird täglich geputzt und gebürstet. Wenn es schneit, stehen Pantoffeln im Flur.

Hier haben es Katzen gut Und der Hausierer hat eine feste Kund- schaft. Die kleine Papeterie an der Ecke Leiht Bücher aus für verregnete Sonn- tage. Rainer Brambach: Heiterkeit im Garten. Das ge- samte Werk, Zürich 1989 Das Geburtshaus Hebels Am Totentanz 2

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Dem Autor Jakob Schaffner (1875– 1944) wurde für seine Erzählungen und vor allem für seinen autobiografisch ge- prägten Roman Johannes viel Beach- tung zuteil. Darin prangert er repressive Erziehungsmethoden in Kinderheimen an. Aufgrund seines öffentlichen Be- kenntnisses zum Nationalsozialismus im Jahr 1936 ist der Autor bis heute um- stritten. Belchen, gemalt von Emil Lugo

Auch Urs Widmer (1938) ist in Basel geboren. Sein umfangreiches Werk um- fasst Romane, Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Hörspiele. Zuletzt von ihm erschienen sind die Romane Ein Leben als Zwerg (2006) und Herr Adam- son (2009), sowie der Erzählband Va- lentin Lustigs Pilgerreise. Bericht eines Spaziergangs durch 33 seiner Gemälde (2008).

Einen neuen Mittelpunkt des litera- Vorgesetzten Tobias Güttert und be- rischen Lebens in Basel bildet seit 2000 wegt sich in dessen Wirkungs- und Le- das Literaturhaus, welches durch Be- bensumfeld. Hieraus entsteht ein enger mühungen seitens Matthyas Jenny und Freundeskreis mit einem eigensinnigen, den Autoren Martin R. Dean und Verena humorvollen Sprachgebrach und einem Stössinger etabliert werden konnte. Ne- mundartlich-chiffrierten Vokabular. Hebel ben klassischen Autorenlesungen, kann hält dies im Wörterbuch des Belchismus man dort auch spartenübergreifende fest. Nach einer von Hebel und Friedrich Podiumsdiskussionen, Buchvernissagen Wilhelm Hitzig unternommenen Bestei- und Branchengespräche verfolgen. gung des Belchens wird dessen Berg- spitze zum Altar des Proteus erwählt. Literaturhaus Basel Der Proteuserkult geht als Belchismus in Barfüssergasse 3 • CH-4051 Basel die Geschichte ein. Tel. 0041 61 2 61 29 50 In einem Brief an seine theuerste Freun- din Gustave Fecht (1768 –1828) schreibt er: Belchen Ist es wahr, dass die erste Station von der Erde zum Himmel auf dem Belchen Tourist-Information ist und die zweite im Mond und die dritte Genterstraße 2a • 79677 Schönau auf dem Morgenstern und dass dort alle Tel. 07673/9181 30 8 Tage ein Komet als Postwagen an- kommt und die angelangten Fremdlinge Nach dem Examen in Karlsruhe 1780 von aller Welt Ende ins himmlische Jeru- und Wanderjahren als Pfarrkandidat salem zur ewigen Heimath fährt? und Hauslehrer in Hertingen folgt im Mai 1783 endlich die erhoffte Ernennung Das zwischen 1792 und 1793 entstan- Johann Peter Hebels (1760 –1826) dene Gedicht Ekstase ist Hebels erstes zum Präzeptoratsvikar am Pädagogium dichterisches Zeugnis. Es beschreibt die in Lörrach. Er wohnt im Hause seines mystische Stimmung auf dem Belchen:

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Ekstase (Auszug) Bollschweil Es säuselt und säuselt, - was säuselt so mild? Gemeinde Bollschweil Es sauset und brauses, - was tobelt so Hexentalstraße 56 • 79283 Bollschweil wild? Tel. 07633/9510-0 • www.bollschweil.de Wie wehender Morgenhauch flüstert In Frühlings blumigen Haar, Mit den 1956/66 entstandenen Be- Wie steigendes Flämmchen erknistert schreibungen eines Dorfes setzt Marie Auf Proteus goldenem Altar, Luise Kaschnitz (1901–1974) ihrem So flüstert’s Heimatort ein literarisches Denkmal: Und knistert’s ------Und wie in schwarzer Wetternacht An meinem nächsten Arbeitstag werde Von Pol zu Pol der Donner rast, ich die Gerüche des Dorfes beschrei- Und in die Elementenschlacht ben, wenig Süßes, beileibe nichts tro- Der wilde Sturm zum Angriff blast, pisch Betäubendes, wenig Flieder, keine Akazien, ein einziger Faulbaum im Gar- Mit Blitz und Flammen spielt er, ten des Hauses Nr. 84, und die Madon- Im Feuermeere wühlt er, nenlilien in den Bauerngärten fast aus- Der Ozean wogt um ihn her, gestorben […] Die Erde bebt und ächzet schwer, An meinem zwanzigsten Arbeitstag wer- So saust es de ich darüber nachdenken, warum ich Und braust es das Haus Nr. 84 nicht beschreiben will, nur von außen, nicht eintreten, weder zu Von allen Seiten umher ------dem Haupteingang, zu dem einige Stu- fen hinauf führen und durch den man Der Heimatdichter aus dem Wiesen- in die Halle mit den Ahnenbildern, aber tal, Philipp Würger (1908, seit 1943 in auch in den kleinen Arbeitsraum des Russland vermisst), Landwirt und Holz- Herrn Matern gelangt hauer, preist die Natur: Noch über die verfallende Terrasse und den ehemaligen Salon […] Wenn die Amsel singt im Wald Marie Luise Kaschnitz: Beschreibung eines Dorfes, Wie soll eines Sängers Muns Frankfurt 1966 Nicht rühmen seiner Heimat Pracht! In allen Liedern geb‘ ich kund, wie’s mein Gott so schön gemacht.

Nie ist der Fichtenwald so schön, so grün als wie im März, wenns taut, und er von abendroten Höh’n auf’s Dorf im Schnee herunterschaut.

Wenn dann die erste Amsel singt Im Wald, der lang von Liedern leer; Was sommerslang im Wald erklingt Gäb ich für dieses Liedchen her!

Der Frühling spricht zu mir darin, die Heimat wie sie ist und war und bleiben möge fernerhin noch viele hunderttausend Jahr‘! Marie Luise Kaschnitz

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Elisabeth Borchers (1926, aufgewach- sen im Elsass), Lektorin und Schriftstel- lerin, hält in ihrem Gedicht Das Begräb- nis in Bollschweil die Beerdigung von Marie Luise Kaschnitz fest: Wenn jemand gestorben ist, den wir gut kannten, prüfe ich unser Gedächtnis. Es taugt nichts, stelle ich fest. Es ist nicht haltbar. Wir sind bald verloren. Schickele auf der Rheinbrücke Breisach

Wir nehmen den Berg wahr mit erstem Breisach Schnee Und den Nebel im Feld Breisach Touristik Und finden das passend uns schön. Marktplatz 16 • 79206 Breisach am Rhein Unsere Bedürfnisse sind einfach und Tel. 0 76 67/94 0155 • www.breisach.de stark, wir frieren, haben Hunger und Durst Der Schriftsteller Johannes Weinrich und einen nächsten Termin. (1897–1978) lebte in Breisach von 1940–1962, er starb 1978 in Ettenheim Zwischen uns die kleinen langsamen (–> Ettenheim), ist aber auf dem Fried- Gespenster. hof Breisach begraben. Sein ehemaliges Wohnhaus in der Kapuzinergasse 10 Das Hexental, das mit Hexen nichts zu existiert nicht mehr, eine Gedenktafel tun hat, sondern auf eine alte Form des am neuen Haus erinnert jedoch an den Wortes Hecken zurück geht – so erklärt Autor zahlreicher Romane, Erzählungen sich Marie Luise Kaschnitz die Bezeich- und Gedichte. nung des sich in der Nähe von Boll- schweil befindendenHexentals . Museum für Stadtgeschichte Rheintorplatz • 79206 Breisach am Rhein Tel. 07667/70 89

Sanatorium Wieseneck in Buchenbach

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Buchenbach Es mag etwas Unnatürliches und Krankes sein, wenn man schriftstellert, Gemeindeverwaltung ohne einen Lebensberuf zu treiben, wie Hauptstraße 20 • 79256 Buchenbach mir auch das unnatürlich vorkommt, auf Tel. 07661/3965-0 • www.dreisamportal.de Beobachtung absichtlich Jagd zu ma- chen. Mein inhaltsreichster Kalender, der Im Senatorium Wiesneck bei Buchen- erste Jahrgang, ist das Produkt eines bach, in der Nähe von Kirchzarten, ver- tüchtigen praktischen Lebens, wo ich es brachte Alfred Döblin (1878–1957) in keiner Weise darauf angelegt hatte, zu die letzten Lebenswochen, bevor er in beobachten, um es in die Welt hinaus zu die Klinik nach Emmendingen überführt schriftstellern. Die Schrifstellerei soll nur wurde. Das Sanatorium wurde 1930 das mehr zufällige Ergebnis, gleichsam vom anthroposophischen Arzt Friedrich das Überfließen eines reichen Lebens Husemann (1817–1859) gegründet, sein, reich an Geist und Erfahrung. der auch Bücher über die Heilkunst ver- fasste (Goethe und die Heilkunst, 1935). Stadtmuseum Heute ist die Klinik nach ihrem Begrün- Schwanenstraße 11 • 77815 Bühl/Baden der benannt. Tel. 07223/940876

Bühl Colmar

Tourist-Information Office de Tourisme Hauptstraße 92 • 77815 Bühl/Baden 4 Rue Unterlinden • F-68000 Colmar Tel. 07223/935-332 • www.buehl.de 0033 389-20 68 92 • www.ot-colmar.de

Bühler Postkarte an Hansjakob. Colmar ist die drittgrößte Stadt des Els- Einsam, ein Flüchtling aus dem Welt- ass und Hauptstadt des Départements gewühl, Haut-Alsace. Nach Strasbourg ist es die Kam ich zur Sonnenaufgangszeit nach meistbesuchte Stadt im Elsass, wobei Bühl, es die meisten Besucher zum Isenhei- Erfüllend mir den Wunsch seit vielen mer Altar zieht Jahren: Ans Grab des teuren Stolz zu pilgerfahren. Der Isenheimer Wandelaltar von Mathi- Hier weile ich an der geweihten Schwelle, as Grünewald (um 1475–1528) ist sein In jenes großen Schläfers Gruftkapelle Hauptwerk und entstand zwischen 1511 An seinen Worten, die so tief, so seelisch, und 1516 im Antoniterkloster in Issen- Erquicke sich, auch wer gut evangelisch. heim. Auf drei Tafeln wird die Kreuzigung Schreit‘ ich im Geist durch seine Bilder und Auferstehung Jesu dargestellt. Heu- Welt, Mein‘ ich zu geh’n in sommerlichem Feld: Rings Ähren, wiesenblumiges Gewimmel, Fern duft’ge Berge, droben blauer Him- mel! Heinrich Vierordt: Badisches Heimatbüchlein 1925

Aus Bühl stammt Alban Stolz (1808– 1883). Er war Professor, Prediger und Lyriker, dessen Werk mehr als 20 Bän- de umfasst. Über das Schreiben notiert er 1847:

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te befindet sich der Altar in der der Ge- Heiland schwebt empor, er breitet die mäldegalerie im Unterlinden-Museum. Arme aus und weist uns die blutigen Wundmale an seinen Händen. Musée d‘Unterlinden Es ist ein blonder, gewinnender, kräf- 1 Rue des Unterlinden • F-68000 Colmar tiger Christus mit braunen Augen, der Öffnungszeiten: nichts mehr mit jenem Goliath gemein von Mai bis Oktober tägl. 9 –18 Uhr, November hat, den wir vorhin, mit Nägeln an dem bis April tägl. außer Di, 9 –12 Uhr und noch grünen Holz des Hochgerichtes 14–17 Uhr festgenagelt, sich auflösen sahen. Und von diesem aufsteigenden Körper ge- Immer wieder zog der Grüneberg-Altar hen leuchtende Strahlen aus, die ihn berühmte Literaten in die Stadt, darun- umspielen und seine Umrisse zu verwi- ter Joris-Karl Huysmans, Rainer Maria schen beginnen. (…) Rilke, Thomas Wolfe, Kasimir Edschmid, Wir wohnen der Erneuerung der Gottheit Wolfgang Koeppen und Paul Celan. bei, die sich mit dem Leben entzündet, der entstehung des siegreichen Kör- Der französische Schriftsteller Joris- pers, der sich nach und nach aus der Karl Huysmans (1848–1907) be- irdischen Hülle löst und aufgeht in jener schwor die eindrucksvollen Bilderseg- Flammen-Apotheose, die sie ausstrahlt, mente: deren Herd sie selbst ist. Die Szene baut sich folgendermaßen Joris-Karl Huysmans: Geheimnisse der Gotik, Mün- auf: chen, Berlin 1918 Das Grab öffnet sich, die gepanzerten und behelmten Kriegsknechte werden Auch Wolfgang Koeppen (1906 – über- und durchein- andergeworfen und 1996) besuchte 1960 den Altar, jedoch liegen, das Schwert in der Hand hal- behagte ihm der Ort nicht, wegen der tend, im Vordergrund; einer von ihnen, provinziellen Atmosphäre: weiter zurück hinter dem Grabe, über- In der Stadtmitte gab es ein Gewirr en- schlägt sich und stürzt kopfüber. Der ger, krummer Straßen. Aber nur we-

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nige geschichtsbeladene Fassaden, Weitere bibliophile Kostbarkeiten befin- verträumte Winkel, morsche Brücken den sich in der Stadtbibliothek, die im erzählten von einer unkontrollierbaren an die Dominikaner-Kirche grenzenden Vergangenheit, weckten die bekannte ehemaligen Dominikanerstift unterge- Rührung beim Anblick des gelebten, des bracht ist. Nicht nur der aus dem 15.Jh. abgeschlossenen Lebens und romanti- erhaltene Kreuzgang des Klosters ist ei- sierten die Stadt. Alle Läden, alle Schau- nen Besuch wert, sondern auch die ca. fenster, alle Auslagen, selbst die Filialen 3000 Wiegendrucke (Inkunabeln), 1200 der Pariser Einheitspreisgeschäfte und Handschriften, liturgische Bücher und alle Menschen, die hier kauften, gingen, Tausende von Büchern aus der Blütezeit standen, schwätzten, die Frauen, die des Humanismus, die zum Bestand des sich an den Ecken in Tratsch verfangen, städtischen Archivs gehören. prägten Colmar das unauslöschliche Siegel des Provinziellen ein. Bibliothèque municipale de la Ville Wolfgang Koeppen: Reisen nach Frankreich und 1 Place des Mrtyrs de la Résistance andere Reisen. Frankfurt am Main 2008 Öffnungszeiten: Mo, Di 9 –12 Uhr, 14 –18 Uhr, Mi– Fr 9 –12 Uhr, Als das wichtigste literarische Zeug- 14.30–18.30 Uhr, Sa 10–16 Uhr nis des Übergangs vom hochmittelal- terlichen Minnesang zum städtischen Jörg Wickram (um 1505–um 1562) Meistersang der frühen Neuzeit gilt die war Schriftsteller, Übersetzer, Gerichts- Kolmarer Liederhandschrift. Entstanden schreiber und Pädagoge. Er gründete um 1460 im Rheinfränkischen wurde 1549 die Colmarer Meistersingerschu- eines der wenigen Exemplare im 16. Jh. le, eine Sängerzunft, die es im 16. Jh. von der Meistersingerschule in Colmar in vielen deutschen Städten gab. Dar- erworben. Heute befindet sie sich in der in trafen sich sangbegeisterte Hand- Bayrischen Staatsbibliothek in München. werker um eigene Lieder vorzutragen. Die Liederhandschrift enthält von ver- Als Schriftsteller unterhielt Wickram schiedenen Künstlern des Minnesangs sein Publikum mit im bürgerlichen Mi- etwa 900 Liedertexte und 105 Melodien. lieu spielenden Familienromanen und Fastnachtsspielen. Seine satirische Schwanksammlung Das Rollwagen- büchlin (1555), das kurzweilige Geschich­ ten zur Reisebegleitung und Ablenkung auf mühsamen Kutschfahrten enthält, zählt zu den bedeutendsten deutschen Werken des 16. Jahrhunderts.

Gottlieb Konrad Pfeffel (1736 –1809): Lyriker, Dramatiker, Erzähler, Übersetzer und Pädagoge, ist ein berühmter Sohn Colmars. Auch heute noch sind seine Fabeln die bekanntesten, in denen er aufklärerische Themen aufgreift. Das Gift handelt beispielsweise von der Pres- sefreiheit, Der kranke Löwe von Des- poten, Die Tabakspfeife thematisiert die Tugenden. 1773 gründete er eine Mili- tärakademie für protestantische Adlige, zu deren Lehrern u.a. Goethes Studi- Denkmal für Gottlieb Konrad Pfeffel enfreund Franz Christian Lerse gehörte.

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Pfeffel pflegte zahl- Die vielen kleinen Gassen, reiche Kontakte die die langgestreckte Hauptstraße zu Gelehrten überqueren, und Literaten Laufen alle ins Grüne. seiner Zeit, Überall fängt Land an. so sprachen Überall strömt Himmel ein und Geruch Jakob Micha- von Bäumen el Reinhold und der starke Duft der Äcker. Lenz, Friedrich Überall erlischt die Stadt Maximilian Klinger, in einer feuchten Herrlichkeit von Wie- Johann Peter Hebel, Sophia von La Ro- sen, che, Wilhelm von Humboldt, Johann und durch den grauen Ausschnitt Kaspar Lavater bei ihm vor. niedrer Dächer schwankt Gebirge, über das die Reben klettern, Eine Gedenktafel, an seinem neu gestal- die mit hellen Stützen in die Sonne teten Geburtshaus, Grand Rue Nr.41, leuchten. und eine weitere Gedenktafel an der Darüber aber schließt sich Kiefernwald: Militärakademie, Ecke Rue Pfeffel/Rue der stößt Chauffour, erinnern an ihn. Am Square Wie eine breite dunkle Mauer an die rote Pfeffel findet man das Pfeffel-Denkmal, Fröhlichkeit das vom Colmarer Bildhauer Frédéric- der Sandsteinkirche Auguste Bartholdi angefertigt wurde. Am Abend, wenn die Fabriken schlie- Auf dem Sockel kann man die Maxime ßen, des Dichters nachlesen: ist die große Straße mit Menschen Nie hab ich ein Gefühl gelogen, /Nie gefüllt. dacht ich anders als ich schrieb, / Und Sie gehen langsam hat ein Irrwahn mich betrogen, /So oder bleiben mitten auf der Gasse war‘s, weil er mir Wahrheit schien. stehn. Sie sind geschwärzt von Arbeit und Ma- Ernst Maria Richard Stadler (1883– schinenruß. 1914): gilt neben Georg Heym (1887– Aber ihre Augen tragen 1912) und Georg Trakl (1887–1914) als Noch Scholle, zähe Kraft des Bodens bedeutendster Lyriker des Expressio- und das feierliche Licht der Felder. nismus. Ab 1902 gab er zusammen mit Ernst Stadler: Dichtungen. 1. Bd., Hamburg 1954 den befreundeten Schriftstellern René Schickele und Otto Flake die Literatur- zeitschrift Der Stürmer heraus, die 1903 in Der Merker umbenannt wurde. Kurz vor seinem Tod legte er mit dem Ge- dichtband Der Aufbruch ein Hauptwerk des deutschen Expressionismus vor. Sein Geburtshaus lag auf dem Sankt Peterwall Nr.5, dem heutigen Boulevard St. Pierre Nr.21.

Das Gedicht Kleine Stadt bezieht sich Stadlers Geburtshaus am Boulevard St. Pierre 21 zwar nicht ausdrücklich auf seinen Ge- burtsort, jedoch auf die oberelsässische Vom Sommer 1753 bis November 1754 Heimat des Dichters: wohnte Voltaire (1694–1778) mit Un- terbrechungen in Colmar und schrieb an

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den Annales de l’Empire. Anfang 1754 Diersburg wurde er Zeuge der von den Jesuiten in- itiierten Bücherverbrennung von Pierre Ortsverwaltung Diersburg Bayles Dictionnaire historique et cri- Talstraße 7 • 77749 Hohberg Diersburg tique (1695/97). Seiner Empörung dar- Tel.07808/88-50 • www.hohberg.de über verleiht er in einem Brief an seinen früheren Mitschüler dem Grafen von Ar- In diesem Augenblick trat sie wirklich in gental Ausdruck. Darin nennt er Colmar die Türe; und da ging fürwahr an die- die Hauptstadt der Hottentotten. Eine sem ländlichen Himmel ein allerliebster Gedenktafel in der Rue Berthe Molly Nr. Stern auf. Beide Töchter trugen sich 10 erinnert an seinen Aufenthalt. noch deutsch, wie man es zu nennen pflegte, und diese fast verdrängte Na- Jetzt ist die Zeit gekommen, die Wege tionaltracht kleidete Friederiken be- des Heils einzuschlagen, welche der sonders gut. Ein kurzes weißes rundes Klerus allen Gläubigen weist. Wenn Sie Röckchen mit einer Falbel, nicht länger, einen Bayle in Ihrer Bibliothek haben, so als daß die nettsten Füßchen bis an die lassen Sie ihn mir bitte per Post zukom- Knöchel sichtbar blieben; ein knappes men, damit ich ihn, wie es recht und bil- weißes Mieder und eine tiefschwar- lig is, auf dem Marktplatz in der Haupt- ze Taffetschürze – so stand sie auf der stadt der Hottentotten, in der ich die Grenze zwischen Bäuerin und Städterin. Ehre habe zu leben, verbrenne. Solche Schlank und leicht, als wenn sie nichts Brandopfer sind hier nichts Ungewöhn- an sich zu tragen hätte, schritt sie, und liches; aber man kann unseren Wilden beinahe schien für die gewaltigen blon- hier keinen Vorwurf daraus machen, daß den Zöpfe des niedlichen Köpfchens der sie ihre Mitmenschen opfern, wie es die hals zu zart. Aus heiteren blauen Augen anderen Menschenfresser tun. blickte sie sehr deutlich umher, und das Oeuvres complètes de Voltaire. 55.Bd. Kehl 1784 niedliche Stumpfnäschen forschte so frei in die Luft; der Strohhut hing ihr am Otto Flake (1880–1963 ) verbrachte Arm, und so hatte ich das Vergnügen, seine Schulzeit ab 1888 in Colmar. Er sie beim ersten Blick auf einmal in ihrer beschreibt die Stadt in Straßburg und ganzen Anmut und Lieblichkeit zu sehn das Elsaß (1908), in Elsässische Städte, und zu erkennen. (1910), in Bilder aus Colmar (1929) und Johann Wolfgang von Goethe: Dichtung und Wahr- Kolmar. Rückblick auf eine Stadt (1940): heit, 10. Buch Das ist eine Stadt, von der ich oft ge- träumt habe: weil ich in ihr heranwuchs und sie dann, seit meinem zwanzigsten Jahr, nicht mehr sah. Ich träumte da- her von ihr auch nicht romantisch als einen Ort, den man gern kennenlernen möchte, sondern tiefer, geheimnisvoller, fast wie von einer Vorexistenz. Otto Flake: Bilder aus Colmar. In: Ein Leben am Oberrhein, Frankfurt a.M. 1987

Hermann Broch (1886–1951) be- suchte Colmar während seines Studi- ums in Mulhouse. Wilhelm Huguenau, die Titelfigur im dritten Roman seiner Trilogie Der Schlafwandler stammt aus Colmar. Friederike Brion

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Heinrich Hansjakob schreibt in seinen Schneeballen (1892/93) über einen Be- such in Zell (–> Zell) und den Durbacher Wein: So kam es, dass dem Jokele an einem Wallfahrts-Samstag in der Fastenzeit ein kleines Malheur passierte. Er hat- te im Löwen in Zell in gute Gesellschaft getroffen. Der alte Eckerbur, sein Nach- bar über der Wasserscheide drüben, hatte beim Schmied in Zell Geld ein- gezogen für gelieferte Kohlen, und da gab’s „Kohlewi“, d.h. vom besten Wein, wie üblich, wenn die Bauern aus dem Durbach, Schloss Staufenberg Harmersbacher Tal Kohlen ins Städtle geführt haben. 1801 zog Friederike Brion (1752–1813) Der Kohlewi im Löwen besteht in der nach Diersburg um ihrer Schwester Regel aus Durbacher Weißherbst oder Salome (1749–1807) bei Seite zu einem starken Bermersbacher, ist also stehen. (–> Meißenheim) ein Herrenwein erster Klasse. […]

Diersburg ist ein Ortsteil der Gemeinde Hohberg und zählt zu den wärmsten Emmendingen Weinanbaugebieten Deutschlands. Tourist-Information Bahnhofstraße 5/1 • Postfach 1180 Durbach 79301 Emmendingen • Tel. 07641/19433 www.emmendingen.de Tourist-Information Durbach Tal 36 • 77770 Durbach • Tel. 0781/42153 Jakob Michael Reinhold Lenz (1751– www.durbach.de 1792), der neben Goethe und Schiller bedeutendste Dichter des Sturm und Das Schloss Staufenberg aus dem 11. Drang, pflegte zeitlebens Beziehungen Jahrhundert thront über dem berühmten nach Emmendingen, vor allem zu Goe- Weinort Durbach. Es ist das Feenschloss thes Schwager Johann Georg Schlos- Egenolfs von Staufenberg, das einen ser und seiner Frau Cornelia. Das Lenz- weiten Ausblick in das Umland erlaubt. häuschen erinnert an den Dichter, den In Straßburg verfasst Egenolf um 1300 Georg Büchner (1813–1837) in seiner das Gedicht mit 1192 Versen Ritter Novelle Lenz als zerrissenen Künstler von Staufenberg. Der Stoff ist die Sage darstellte. des Ritters Peter Diemringer von Stau- fenberg, einer Elfensage aus dem ba- Johann Georg dischen Ortenaukreis. Schlosser war Das Gedicht wurde 1483 von Johann von 1774 bis Prüss (1447–1516) in Straßburg ge- 1783 Amtmann druckt. Ein Exemplar befindet sich in in Emmendingen. der Staatsbibliothek in Berlin, ein an- Sein Freund der derer von 1500 in Colmar. Seit 1882 ist Theologe Johann das Schloss Staufenberg und das um- Gottfried Röderer gebende Weingut Privateigentum der schrieb am 25. Mai 1776 an Lenz nach Markgrafen von Baden. Weimar über die gemeinsame Lektüre:

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Emmendinger Marktplatz

... Shakespeare und mein Homer sind er bei mir war, erstaunlich gelitten. Sein hiergeblieben, ich habe dem Hr. Schlos- Tod würde mir der größte Trost sein. ser geschrieben, dass er sie haben kann, ich warte auf Antwort. Er ist aber Johann Wolfgang zu Anfang des Monats nach Helvetien von Goethe be- gereist. Die Frau Hofrätin ist allein. Viel- suchte Emmendin- leicht komm ich hin, ich wird‘ ohn das in gen zweimal: Zur die Gegend kommen ... Hochzeit seiner Schwester 1773 Am 4. Juni heißt es: und zum Besuch Vor ein paar Tagen war ich überm Rhein ihres Grabes nach drüben und hörte Montag Abends, daß ihrem frühen Tod Hr. Hofrath zu Emmendingen zurück sey, 1777. Im Goethe- gieng Dienstag Morgens sogleich dahin, Park erinnert eine Gedenksäule an die machte 7 Stund Wegs […] berühmten Stürmer und Dränger.

Ende 1778 schickt Röderer Lenz zu Johann Peter Hebel logierte, wenn er Schlosser nach Emmendingen, der no- in Emmendingen war, im Pfarrhaus, wo tiert in den Briefen an seinen Freund: auch sein Gedicht Wächterruf entstan- Er ist wie ein Kind, keines Entschlusses den sein soll: fähig; ungläubig gegen Gott und Men- schen. Einmal hat er mir große Angst Wächterruf eingejagt; sonst ist er zwischen der Zeit Loset, was i euch will sage! ruhig. [...] Lenz hat ein Rezidiv bekom- D’Glocke het Zehni gschlage. men. Er muss an Ketten liegen und wird Iez betet und iez göhnt ins Bett, täglich und nachts von 2 Mann be- Und wer e rüeihig G’wisse het, wacht. Da sein Puls dabei ganz natürlich schlof sanft und wohl! Im Himmel wacht geht, so müssen wir und der Arzt seine e heiter Aug die ganzi Nacht. Manie für unheilbar halten. Wir sind nun entschlossen ihn ins Frankfurter Tollhaus Loset, was i euch will sage! zu bringen das mehr ein Spital als ein D’Glocke het Oelfi gschlage. Tollhaus ist. [...] Ich habe in der Zeit als Und wer no an der Arbet schwitzt,

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und wer no bi der Charte sitzt, Alfred Döblin, der Verfasser von Berlin dem bieti iez zum letztemol, – Alexanderplatz (1929), starb im Landes- ’s isch hochi Zit – und schlofet wohl! krankenhaus in der Neubronnerstraße nach schwerer Krankheit. Loset, was i euch will sage! D’Glocke het Zwölfi gschlage. 1997 gegründet, besitzt das Deutsche Und wo no in der Mitternacht, Tagebuch-Archiv umfangreiche autobi- e Gmüeth in Schmerz und Chummer ographische Textsammlungen, die als wacht, Quelle für die Geschichts- und Kulturfor- se geb der Gott e rüeihige Stund, schung dienen. und mach di wieder froh und gsund! Deutsches Tagebucharchiv Loset, was i euch will sage! Marktplatz 1 • 79312 Emmendingen D’Glocke het Eis gschlage. Tel. 07641/5746 59 • www.tagebucharchiv.de Und wo mit Satans G’heiß und Roth Öffnungszeiten: e Dieb uf dunkle Pfade goht, Mo –Fr 10 –12 Uhr, Di, Mi 15–17 Uhr – i wills nit hoffen, aber gschiehts – gang heim! Der himmlisch Richter sieht’s. Endingen

Loset, was i euch will sage! Tourist-Information D’Glocke het Zwei gschlage. Marktplatz 6 • 79346 Endingen Und wem scho wieder, eb’s no tagt, Tel. 07642/689990 • www.endingen.de Die schweri Sorg am Herzen nagt, Du arme Tropf, di Schlof isch hi! Auf den Spuren von Johann Jacob Gott sorgt! Es wär nit nöthig gsi. Christoph von Grimmelshausen (1622–1676) befindet man sich auf der Loset, was i euch will sage! Ruine Lichteneck sowie in Kenzingen D’Glocke het Drü gschlage. und Endingen am Kaiserstuhl. Die Morgestund am Himmel schwebt, und wer im Friede der Tag erlebt, Der Autor der ersten deutschen dank Gott, und faß e frohe Mueth, Schwanksammlung Augustin Tünger und gang ans G’schäft, und – halt di (1455 – um1486) stammt aus Endingen. guet!

Üsenberger Hof Endingen, Adelshof 20 – Vorderösterreich-Museum

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Er verfasste komische Kurzgeschichten, Schüler ihre Freude an dem Gegen- die durchaus auch erotische Anklänge stand und ihren Fleiss mit einander ver- haben. Seine Episoden spielen im süd- einen. Sonst kommt freilich, wie überall, deutsch-elsässischen Raum. so auch wenig oder nicht Erpriesliches heraus. Hansjakob schreibt in seinen Sommer- Franz Karl Grieshaber: Vaterländisches aus den fahrten (1904) über Endingen. Gebieten der Literatur, der Kunst und des Lebens, Der Heimatsaal der Endinger Stadthal- 1841 le erinnert an den Bürgermeister und Sagensammler Franz Michael Knie- Grieshaber lehrte am Lyzeum in Rastatt. bühler (1813–1874) und den Freiburger Sein besonderes Interesse galt der Li- Erzähler Franz Hirtler (1885–1947). teratur der Oberrheinregion. Im Laufe der Jahre versammelte Grieshaber eine Das Privattheater Deutsche Kammer- große Anzahl deutscher mittelalterlicher schauspiele in Endingen wurde 1967 Handschriften, die er der Universitäts- als Badische Kammerschauspiele von bibliothek Freiburg vermacht hat. Georg A. Weth gegründet. Das Tour- neetheater hat ein beeindruckendes Repertoire von aufgeführten literarischen Ettenheim Werken. (www.deutsche-kammerschauspiele.de) Tourist-Information Rohanstraße 16 • 77955 Ettenheim Das Vorderösterreich-Museum im Üsen- Tel. 07822/432-210 • www.ettenheim.de berger Hof Endingen (Adelshof 20) und die Historische Zunftstube mit Fast- Das Ettenheimer Museum befindet sich nachtsmuseum im Königschaffhauser im Gewölbekeller des Vereinhauses, das Tor (Geöffnet nach Vereinbarung) doku- früher ein Amtsgefängnis war. Es doku- mentieren die Geschichte und Kultur mentiert die Ettenheimer Geschichte, der Region. insbesondere die deutsch-französischen Beziehungen. Jährlich wird am Sonntag nach Christi Himmelfahrt die Altstadt zum Treffpunkt Museum der Stadt Ettenheim von Bücher- und Musikliebhabern. Der Westliche Ringstraße 31 • 77955 Ettenheim Endinger Büchermarkt, der seit 2006 Tel. 07822/432-0 durchgeführt wird, gilt als der größte An- Öffnungszeiten: tiquitätenmarkt am Oberrhein. 1. und 3. So im Monat von 15–17 Uhr sowie Termine nach Vereinbarung Franz Karl Grieshaber (1798–1866) gehört zu den Söhnen der Stadt Endin- gen und war ein bedeutender Altgerma- nist und Sammler von Handschriften: Indem so die deutsche Literaturge- schichte den ehrenvollen Beruf hat, eine alte Schuld an das Vaterland abzutragen und nach und nach den Geschmack und die Liebe für die klassischen Werke unserer eigenen Nation zu wecken und zu beleben, ist ihr auch sonst noch eine sehr einflussreiche, nützliche Stellung unter den übrigen Unterrichtsgegen- ständen beschieden, falls Lehrer und Kirchgasse Nr. 10, Geburtshaus von J. Gremper

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Ichtratzheim’sches Haus in der Rohanstraße 21

Der Publizist und Frühdrucker Heinrich Müßiggang, die er mit seiner Geliebten Knoblochtzer (um 1445 – nach 1500) in Ettenheim verbringen konnte: wurde in Ettenheim geboren. Seine Wenn man harret seiner Schönen, grau- Drucktätigkeit umfasste vorrangig volks- sam wird das Warten sein, doch wird tümliche Literatur. Im Stadtmuseum Et- süß beim Stelldichein, mich der Augen- tenheim können Inkunabeln von Knob- blick versöhnen. lochtzer aus dem Jahr 1478 besichtigt werden. Gewohnt hat Charlotte, die Nichte des Kardinal Louis René Édouard de Angeblich in Ettenheim geboren wurde Rohan (1734–1803), von 1803–1816 der Theologe und Verfasser des Hexen- im Vennemann’schem Haus, gleich hin- hammers, Johannes Gremper (um ter dem Nepomukbrunnen. 1500 – nach 1491). Er war wesentlich an Kardinal Rohan war Fürstbischof von der Durchführung von Hexenprozessen Straßburg und plante 1790 von Etten- und Inquisitionen beteiligt, die seit dem heim aus einen Aufstand gegen die Re- 15. Jahrhundert durchgeführt wurden. volutionäre in Frankreich. Rohan war in Vermutliches Geburtshaus ist das hüb- die sogenannte Halsbandaffäre involviert sche Fachwerkhaus in der Kirchgasse (–> Pamina-Führer, S. 7). Nr. 10. Das Haus Vierling, das sich am Ende des Pfaffenbachs befindet diente dem Im Ichtratzheim’schen Haus, Rohan- Kardinal Rohan als Rückzugsort. straße 21, wurde 1804 der Herzog Duc d’Enghien (1772–1804) entführt und im Zu den Söhnen der Stadt Ettenheim gleichen Jahr in Paris erschossen. zählt der deutsche Historiker Johann Baptist von Weiß (1820–1899). Dem Die Verse, die er für Charlotte Loui- Studium an namhaften deutschen Uni- se Dorothée de Rohan-Rochefort versitäten folgte 1854 die Berufung zur (1767–1841) mit dem Diamanten seines Professur an die Universität Graz. Hier Ringes in die Scheibe des Palais Rohan begann er mit dem Verfassen einer 22- geritzt hatte, stammen aus den unbe- bändigen Weltgeschichte, an der er bis schwerten Jahren, zwischen Jagd und zu seinem Tod arbeitete.

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Der in Ettenheim geborene Ernst Ochs Geisterbesuch auf dem Feldberg (1888–1961) war Germanist und Mund- Hani gmeint, der Denglegeist, ihr Chna- artforscher. Er bearbeitete das Badische be vo Todtnau Wörterbuch, dessen erster Band 1940 seig e böse Geist, jez wüßti andere erschien. Es folgten weitere Bände. Seit Bricht z’ge. 1927 war Ochs Lehrbeauftragter für alt- Us der Stadt, das bini, und will’s au redli germanische Dialekte und alemannische bekenne, Mundart an der Universität Freiburg. mengem Chaufher verwandt, vo siebe Suppe ne Tünkli, aber e Sunntigchind. Wo näume luftigi Feldberg Geister uffem Chrützweg stöhn, in alte Gwöl- Tourist-Information bene huse, Kirchgasse 1 • 79868 Feldberg und verborge Geld mit füürigen Augen Tel. 07655/801-9 hüete, www.feldberg-schwarzwald.de oder vergosse Blut mit bittere Träne wä- sche, Der 1493 m hohe Feldberg ist der und mit Grund verscharre, mit rote höchste Berg im Schwarzwald. Heute Nägle verchratze, ein touristisch erschlossenes Gebiet mit sieht’s mi Aug, wenn’s wetterleicht. Sie vielen Wander- und Wintersportangebo- wimsle gar sölli. ten wurde die Region um den Feldberg […] mit der gleichnamigen Gemeinde einst von zahlreichen Spukgeschichten und Das Hebelwegli an der Südflanke des Geheimnissen umrankt. Am Feldberg Berges kann bewandert werden. Die entspringt der Fluss Wiese, dessen ma- Hebel-Stube im Feldberger Hof erinnert lerischer Lauf in Malerei und Literatur an die Besuche des Dichters. Auch heu- verewigt wurde. te noch kann man in der Stube unter Gemälden speisen, die in Anlehnung an Der alemannische Mundartdichter Jo- Hebels Gedichte entstanden sind. hann Peter Hebel (1760–1826) ver- Zwischen Feldberg und Schluchsee bringt seine Kindheit in Hausen im Wie- spielen die Erzählungen von Joseph senthal am Rande des Schwarzwaldes. Victor von Scheffels (1826–1886) Ju- In seiner Gedichtsammlung Aleman- niperus. Geschichte eines Kreuzfahrers nische Gedichte (1820) finden sich ne- (1866) (Juniperus: lat. für Wachholder): ben dem Gedicht Die Wiese auch Verse Wo die Wutach von ihrem östlichen über den Feldberg und dem darauf le- Laufe in einer großen Beugung nach benden Dengelegaist. Süden abweicht, eine Weile oberhalb Stühlingen, bei dem Dorfe Blumeneck

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Disputation mit Stundenglas in der Freiburger Universität (um 1500)

durströmt sie eine ungeheure Felden- Gast. Selbst an sommerlichen Wochen- schlucht. Zu beiden Seiten steigen fast enden, wo der Schluchsee viele Gäste senkrecht weite Kalksteinwände empor, anzieht, braucht man nur ein paar Kilo- von deren Zinnen schlanke Tannen- meter zu fahren oder zu wandern und bäume kühn in die schauerliche Tiefe ist fast allein auff federnden Waldwegen, schaun, wo sich dere wilde Bergfluss die den Füßen wohltun ... zwischen Gehölz und Felsschutt schäu- mend hindurchdrängt. [...] Das ganze einen seltenen höchst imposanten An- Freiburg im Breisgau blick. Es ist, als hätte sich hier ein Kalk- berg seiner Länge nach gespalten [...]. Tourist Information Die merkwürdige Gegend war schon Rathausplatz 2–4 • 79098 Freiburg den Römern bekannt, eine ihrer Straßen Tel. 0761/3881-880 • www.fwtm.freiburg.de zog sich jenseits der Wutach, von Stüh- lingen oder Schleitheim [das sich schon Alle Straßen der Stadt sind einem al- in er Schweiz befindet, Anm.] längs dem ten Zähringerplan gemäß so angelegt, Fuße des Randen nach Hüfingen. daß stets ein blauer Berg in sie hinein- blickt. Man hat es gern, daß die Dohlen Den Schluchsee preist der Stuttgarter abends vom Mooswald die Münster- Thaddäus Troll (1914–1980): pyramide als ihren Schlafbaum anflie- Der Schluchsee sammelt um sich her- gen. Man liebt vollbrüstige Tauben und um eine Elementarlandschaft, für die Marktfrauen zu Füßen des Doms. Man sich die Beiwörter anmutig und lieblich verbummelt den Samstagmorgen gern anbieten. Ein Teamwork von Schöpfer mit einer Laugenbretzel in der Hand und Mensch. Urlandschaft, von so ein- oder mit einem Wasserweck mit ein- fühlsam beforstet und ergärtnert, daß geklemmter, heißer Wurst, aus der bei die Macht der Schöpfung erhalten blieb, jedem Knack der Saft perlt, auf dem nur diskret kultiviert wurde, behutsam großen Platz. Überflüssig, zu betonen, gehegt wird mit Hirsch und Gems und daß in der Schwarzwaldhauptstadt der Reh. Der Schwarzwald ist kein Produkt Wälderkuckuck Tag und Nacht nicht zu des Tourismus. Er integriert den fremden rufen aufhört, denn keine Stube gibt es

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ohne Kuckucksuhr. Nur die im Rathaus von Kaysersberg (1445–1510), Eras- vermeidet es, in dieser gewöhnlichen mus von Rotterdam (1465 –1536), er Weise auf das hohe Haus aufmerksam wohnte im Haus zum Walfisch in der zu machen, dem sie dient. Sie klimpert Franziskanerstraße, und Thomas Mur- ausnahmsweise auf ihrem Glockenspiel ner (1475–1530). „üb immer Treu und Redlichkeit“ ... Jakob Locher – genannt Philomusus Franz Schneller: Brevier einer Landschaft, Freiburg (Musenfreund) – verfasste lateinische i.B., 1947 Dichtungen. Seit 1495 lehrte er als an- gesehener Dozent Rhetorik und Poesie. Die Geschichte Freiburgs und die Ent- Von Sebastian Brant beauftragt, über- wicklung der Universität sind eng ver- setzte Locher erfolgreich dessen 1494 knüpft mit dem Orden der Dominikaner. erschienene Moralsatire Das Narrenschi- 1233 halten diese Einzug in die Stadt. ff ins Lateinische (Stultifera navis, 1497). Bildungs- und Predigtauftrag verbin- Der oberrheinischer Satiriker Thomas dend, prägt der Orden die voruniversi- Murner studierte 1495 –97 bei Locher täre Bildungsgeschichte. 1246 folgen in Freiburg und wurde 1506 zum Dok- die Franziskaner. tor der Theologie promoviert. Er über- Im 14. Jahrhundert entwickelt sich in trug 1515 erstmals Vergils Aeneis in die Freiburg und Umgebung eine beacht- deutsche Sprache. Murner befürwortete liche Literaturproduktion in den süd- die bestehende Werte- und Kirchenord- westdeutschen Klöstern der Dominika- nung und verurteilte Martin Luther aufs nerinnen. Dies zeigt sich im Schaffen der schärfste. Anhänger Luthers dagegen Adelhauser Priorin Anna von Munzin- initiierten eine Flugschriftkampagne, gen (gest. 1327), die eine Sammlung durch die Murner zur berühmten Karika- von 34 kurzen Biographien von Schwes- tur der Reformationsliteratur wurde. Die tern des Konvents (1318) verfasst hat. Bilder zeigten ihn mit Katzenkopf, was Das Original ging verloren, die älteste vom seinem Schmähnamen Murrnarr Abschrift in deutscher Sprache ist von (närrischer Kater) abgeleitet wurde. 1433. Die Vita der Adelheit von Frei- burg (um 1275–1325) befindet sich im Dem Vorbild protestantischer Hoch- Ötenbacher Schwesternbuch. schulen folgend reformierte Kaiser Joseph II. (1741–1790) die Universität Die Freiburger Universitätsgründung Freiburg. 1773 wird der Jesuitenorden 1457 steht im Kontext des Humanismus. aufgehoben, was zur Ablösung des La- Zu den renommierten Wissenschaft- teins, als traditionelle Gelehrtensprache, lern der folgenden Jahre zählen Jakob durch die Landessprache Deutsch führt. Locher (1471–1528), Johann Geiler Ein Gelehrter der Aufklärung ist Johann Georg Jacobi (1740 – 1814), der von 1784 –1814 die Professur für schöne Künste und Wissenschaft innehat. Er war als anakreontischer Dichter bekannt und unterstützte aktiv das städtische Theaterleben. Freundschaftliche Treffen pflegte er mit Johann Georg Schlosser (–> Emmendingen), und dem Colma- rer Dichter Konrad Gottlieb Pfeffel (–> Colmar). In seinem Haus versammelte er einen eigenen Dichter- und Intellektu- ellenkreis und gründete eine Zeitschrift, die Freiburger Iris (1803–1813). Hier er- Jakob Locher – der gekrönte Poet schien eine der ersten Rezensionen von

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Der liberale Jurist und Politiker Karl von Rotteck (1775–1840) setzte sich zusammen mit den Professoren Karl Theodor Welcker und Johann Georg Duttlinger für die Pressefreiheit in Baden ein. Sie gründeten die Tageszeitung Der Freisinnige. Bekannt und einflussreich wurden Rotteck und Welcker durch das Staatslexikon (1834–1843). 1847 wur- de Rotteck, einer der geistigen Väter der 48er Revolution, in Freiburg ein Denkmal errichtet.

Im 20. Jahrhundert war Freiburg ein geschätzter Studien- und Wohnort für Johann Georg Jacobi namhafte Intellektuelle und Wissen- schaftler, wie Edmund Husserl (1859 – Johann Peter Hebels Alemannischen 1938), Walter Benjamin (1892–1940), Gedichten. Joseph Albrecht von Ittner, Emil Gött (1864–1908) und Emil ein Freund Jacobis, richtete in seinem Strauß (1866 –1960). Garten in Heitersheim einen Poetenwin- Alfred Döblin (1878 –1957) schrieb kel ein (–> Heitersheim). während seines Studiums an der Uni- versität Freiburg die Novelle Die Ermor- Jacobis Thurmwächter-Lied, wurde erst­ dung einer Butterblume, welche 1910 mals in der Freyburger Zeitung publiziert: zuerst in Herwarth Waldens Zeitschrift Schön ist mein Thurm, sobald der Flor Der Sturm erschien. Ebenfalls studierten Der Morgendämmerung schwindet, die expressionistischen Dichter Ernst Und er die Sonne, die empor Blass (1890 –1939) und Kurt Hiller Sich hebt, zuerst verkündet. (1885–1972) in Freiburg. Schön ist er, wenn im Mittagsglanz Er zum Geläute strahlet, Wie würde es sich komisch machen, Und schön, wenn ihn der Abend ganz wenn an allen Anschlagsäulen Freiburgs Mit Purpur übermalet. am nächsten Morgen ein rotes Plakat Auch, wenn Gewitternacht uns droht, hinge: „Mord begangen an einer er- Steht ohne Furcht und Grauen wachsenen Butterblume, auf dem Weg Er da, und ist, vom Blitze roth, von Immenthal nach St. Ottilien, zwi- Noch herrlich anzuschauen. schen 7 und 9 Uhr abends. Der Mordes Sogar, wenn Schneegewölke ziehn, verdächtig“ et cetera. In kalten Wintertagen, Alfred Döblin: Die Ermordung einer Butterblume Sieht man vom Reif versilbert ihn und andere Erzählungen, München/Leipzig 1913 Mit innigem Behagen. Zwar sehn’s vielleicht nicht alle so; Der Philosoph Martin Heidegger Nicht jedem ist’s beschieden, (1889 –1976) lebte seit 1928 in Frei- Ein Herz zu haben, frey und froh, burg. Seine Rektoratsrede Die Selbstbe- Und mit sich selbst im Frieden. hauptung der Deutschen Universität im Wer das nicht that, wem in der Brust Jahr 1933 an der Freiburger Universität Begier und Sorgen stürmen, markiert die Übernahme der Universität Den weckt kein Sonnenblick zur Lust durch die Nationalsozialisten. Zu Hei- Auf Bergen und auf Thürmen. deggers Hauptwerken zählen Sein und Johann Georg Jacobi: Der Thurmwächter an die Zeit (1927), Der Ursprung des Kunst- Stadt Freyburg, 1804 werkes (1935/36) und Brief über den

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Humanismus (1945). Hannah Arendt (1906–1975) und Karl Löwith (1897– 1973) waren Schüler von ihm und muss- ten 1933 emigrieren. Die Philosophin Edith Stein (1891–1942) lebte und stu- dierte von 1916–1922 in Freiburg.

Walter Jens (1923) wurde 1944 über die sophokleische Tragödie promoviert. Seit 1950 war er Mitglied der Gruppe 47. In den 1950ern war er als Fernseh- kritiker in der Zeit unter dem Pseudonym Momos tätig. Sein literarisches Erstlings- werk Das weiße Taschentuch (1947) veröffentlichte Jens unter dem Pseudo- nym Walter Freiburger. Bertholdbrunnen

Das Uniseum der Freiburger Universität tags, über bunte, heftig tropfende Eisku- dokumentiert die geschichtliche Ent- geln gebeugt, und redeten über Brecht, wicklung der Universität. Sie ist in den Sartre und Camus. Räumen des ehemaligen Jesuitenkol- Peter Schneider: Rebellion und Wahn. Mein ’68, legs untergebracht. Köln 2008

Uniseum Freiburg Der 1936 in Essen geborene Jürgen Bertoldstraße 17 • 79085 Freiburg Lodemann studierte Germanistik in Tel. 0761/203-3835 Freiburg und war als Fernsehredakteur und Schriftsteller beim SWR tätig: Zu den bekannten Autoren der Nach- Freiburg war auf Stielers Handatlas ein kriegszeit und der Gegenwart, die in roter Punkt auf grüner Aue. Drumher- Freiburg studierten, lassen sich Hans um braune Schraffur. Berge? „Schwarz- Magnus Enzensberger (1929) und wald“. Von wem wußte einer an Ruhr- Peter Schneider (1940) zählen. Letz- gymnasien was über den Schwarzwald? terer lebte ab 1950 in Freiburg, wurde Von einem Gleichaltrigen, von Hauff. 1959 mit dem Scheffelpreis für die bes- Von dem kannte er ihn als den Wald für te Abiturleistung im Fach Deutsch aus- die, die möglichst schnell möglichst viel gezeichnet und studierte Germanistik, Geld machen wollten. Denen pflanzte Geschichte und Philosophie. Schnei- der Holländermichel seine Steine in die der ist Schriftsteller und Drehbuchautor Brust, und an diesen Brocken erkalteten und war als Aktivist maßgeblich an der ihre Rührungen, die über Geschichten Studentenbewegung 1968 beteiligt. In oder Musik wie über die Freunde oder seiner Novelle Lenz (1973) spiegelt sich duftende Tannen in taumelnder Windbe- das Lebensgefühl der 1968er Generati- wegung. on. 2008 erinnert er sich in den biogra- Jürgen Lodemann: Mein Neunzehntes Jahrhundert phischen Aufzeichnungen Mein 68 an die frühe Freiburger Zeit. Der in Karlsruhe geborene Karl Wittlin- ger (1922–1994) schloss sein Studium Tagsüber trafen sich die schrägen Vögel der Literaturwissenschaft, Anglistik und Freiburgs in einem italienischen Eisca- Philosophie in Freiburg ab. Wittlinger fé am Bertholdsbrunnen, das über fünf war u.a. als Schauspieler und Regisseur oder sechs Tische verfügte. Dort stan- tätig. In seinen Erinnerungen schreibt er den und hockten sie meist schon mit- über Freiburg:

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Daß ich nach Freiburg kam, hatte nichts des Schwarzpulvers. Tatsächlich er- mit einer Vorliebe zu dieser Stadt zu tun forschte er das thermodynamische Prin- – schuld waren ganz einfach die dama- zip, das Salpetersäure zum Explodieren ligen Verhältnisse: Geboren in Karls- brachte und damit tauglich für den Ein- ruhe, wurde ich im Sommer 1946 aus satz in Schusswaffen machte: der Kriegsgefangenschaft entlassen – in Nimm ein Pfund guten Pulvers, brin- die französische Besatzungszone, weil ge es im Inneren eines Weinfasses von meine Eltern dort lebten. Wie sehr viele einem Saum Inhalt an und verschließe junge Leute – damals wie heute – wuß- es völlig, sodaß keine Gase entweichen te ich nicht, was ich tun sollte, und be- können, mit Ausnahme der (engen) Öff- schloß deshalb zu studieren. In Frage nung, durch die du zündest. Hast du es kamen – wir waren noch Besatzungs- getan und ist das Pulver explodiert, (er- zone – nur Freiburg und Tübingen. Also kennt man keine Brandspuren an den fuhr ich erst mal nach Freiburg, und da Bruchstücken). Also waren es die Pul- ich Glück hatte, blieb ich gleich dort. vergase, die das Faß zerrissen haben. Glück haben hieß: Ein Freund besorgte Berthold Schwarz zit. nach: W. Gerd Kramer: Der mir ein Zimmer. Also hatte ich Aufent- Fall Berthold Schwarz. Werk, Schicksal und Tod, haltsgenehmigung. Also konnte ich mich Freiburg 1993 immatrikulieren lassen. Also hatte ich den Arbeitsnachweis. Also bekam ich In Freiburg geboren wurde 1798 der Lebensmittelmarken. So einfach war Dramatiker und Dichter Joseph Frei- das alles – damals. herr von Auffenberg (gest. 1857), 1927 die Autorin Angelika Schrobs- Freiburg zog jedoch nicht nur Literaten dorff (Die Herren, 1961, Wenn ich dich von außerhalb an, sondern ist auch Her- je vergesse, oh Jerusalem, 2002) sowie kunftsort einer stattlichen Anzahl von 1944 der Autor Peter-Paul Zahl (Die Wissenschaftlern und Künstlern. Glücklichen. Schelmenroman, 1979). Benjamin Lebert, Verfasser des erfolg- Berthold Schwarz ist in der 1. Hälf- reichen Romans Crazy (1999), ist 1982 te des 14. Jahrhunderts angeblich in ebenfalls in Freiburg geboren. Zuletzt Freiburg geboren. Er war Franziskaner- erschien sein Roman Flug der Pelikane mönch und, so sagt man, der Erfinder (2007). © LMZ Das Freiburger Münster und Martins Tor

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Durchreisenden fiel immer wieder die 1512 und 1516 den Hochaltar im Frei- Schönheit und Besonderheit des Müns- burger Münster schuf, sowie 1808 der ters auf, das von ca. 1200 bis 1513 im in Rottweil geborenen Buchhändler romanischen und gotischen Stil erbaut Bartholomä Herder (1774–1839). Der wurde. bereits 1801 in Meersburg am Boden- see gegründete Verlag hat seitdem hier Der Mittag, der die Kultur Freiburgs im seinen Stammsitz und gehört mit seiner allgemeinen reifte, vollendete auch den über 200jährigen Geschichte zu den äl- Mittelpunkt und schönsten Schatz des testen Verlagen in Deutschland. Stadtbildes: das Münster. (…) Es ist kein Ab 1890 lebt Friedrich Ernst Fehsen- Platz abgesonderter Stille, wie er sonst feld (1853–1933) in Freiburg und im wohl der Hauptkirche eingeräumt wird, Umland. Er war der erste Verleger von sondern des täglichen Marktgewimmels; Karl May (1842–1912). das prächtige Kaufhaus und das ge- diegene Kornhaus (…) grenzen daran. Mitten aus der fröhlichen Geschäftigkeit des Alltags wächst das Ehrenhaus der Gottesmutter und der Stadt, vom blü- henden Schimmer seiner Steine wie von einer Rosenhecke umsponnen. Ricarda Huch: Im alten Reich, Leipzig 1927

Die Dichterin und Historikerin Ricarda Huch (1864–1947) lebte zwischen 1927 und 1930 kurz in Freiburg bei ihrer Tochter. Auf seiner Rheinreise besucht Victor Hugo (1802–1885) 1840 auch das Münster: Das Freiburger Münster steht, bis auf die Höhe, dem Straßburger Münster nicht nach. Es zeigt, bei unterschied- lichem Entwurf, die gleiche Eleganz, Hansjakob-Zimmer in der Kartaus die gleiche Kühnheit, den gleichen Schwung, die gleiche braune und dun- Heinrich Hansjakob (1837– 1916) war kle Steinmasse, die hier und da von von 1882–1913 als Pfarrer in Freiburg den Lichtlöchern jeder Form und Grö- tätig. 1897 bezog er drei fürstliche Räu- ße durchbrochen ist. Der Baumeister me im Prälatenbau der Freiburger Kar- des neuen eisernen Glockenturms von taus und lebte über zwei Jahrzehnte in Rouen hat, wie es heißt, den Freiburger dem barocken Ambiente, das noch Turm vor Augen gehabt. Leider! (…) heute sehenswert ist. Ich bin nicht auf den Turm gestiegen. Freiburg wird von einem hohen Hügel, Heinrich-Hansjakob-Gedenkstätte in der Kartaus fast einem Berg überragt, der höher ist Kartäuserstraße 119 • 79102 Freiburg i. Breisgau als der Kirchturm. Ich bin also lieber auf www.heinrich-hansjakob-gesellschaft.de den Berg geklettert. Öffnungszeiten: Victor Hugo: Rheinreise, Frankfurt am Main 1982 jeden 1.So im Monat von 11–13 Uhr (Führung) oder nach Vereinbarung In Freiburg gelebt und gewirkt haben der Maler und Kupferstecher Hans Bal- Der Dichter Rainer Maria Gerhardt dung (1484/85–1545), der zwischen (1927–1954) war einer der wichtigsten

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Vermittler der ame- metallisch zwitschernde Orgeln, ihr rikanischen Avant- Brummen und Pfeifen. Sechzehnstim- garde. Er gründete miges Dröhnen der Münsterglocken, in Freiburg die Zeit- schaukelnder Schall im Föhn, im West- schrift Fragmente wind, im Schnee. (1949–1952). Mario Fitterer (1937) lebte hier einige Durch Überset- Jahre. Er schreibt Lyrik und veröffentlicht zungen amerikanischer Schriftsteller in Zeitschriften, Zeitungen, Anthologien: wie Ezra Pound (1885–1972) und Wil- liam Carlos Williams (1883–1963) unsere liebe frau beeinflusst er die moderne Lyrik in den die stadträtin oder taxifahrerin 1950er Jahren maßgeblich. Gerhardt sie braucht sich nicht zu fürchten beging 1954 in Karlsruhe Selbstmord. vor dem gedränge in der innenstadt die leer ist Das Klima der Dichtung, oder das all- obwohl in münsternähe gemeine geistige Klima eines Landes ist sie besorgt über nacht wird nicht von der Dichtung eines Man- sind vom wein verwöhnt nes oder weniger erzeugt. Die Wenigen die massen zwischen den buden können in bestimmter Weise Einfluss verschwunden üben, auf die Masse der geistig Täti- der hundedreck an ihren füßen gen wirkend. Erst die Masse der geistig ist die einladung Tätigen oder die Summe des Geschaf- zur öffentlich veranstalteten fenen erzeugt ein Klima. Die Summe der fußwäsche in den bächle geschaffenen Wahrheiten erzeugt die von den undressierbaren katzen Atmosphäre der Wahrheit, eine Sum- sind nur die buckel me von Unwahrheiten erzeugt nur die der passanten übrig geblieben Atmosphäre der Unwahrheit und der unter ampeln und schildern Heuchelei. niedergeschlagenen blicken Rainer Maria Gerhardt: Publizistische Verantwortung ist ein trostpflaster bereitet mit mustern und wappen In seinem Buch Suchbild. Über meinen und den straßenmusikanten Vater (1980) setzt sich der Schriftstel- nach fünfzehn minuten ler und Graphiker Christoph Meckel der platz jeweils entzogen (1935) mit dem ihm fremd gewordenen denn nicht ihn zu wechseln und Vater auseinander, dem Schriftsteller trompetenstoß ist ordnungsverstoß Eberhardt Meckel (1907–1969): Mario Fitterer: der betende teufel Freiburg, schöne Stadt in den Jahres- zeiten. Speck und Wein im Rebstock Die Autorin Rosemarie Bronikowski am Vormittag. Der Münstermarkt und (1922) war als Betreuerin der Vollzugs- die Schwarzwälder Blumenfrauen, an Feuereimern sich wärmend im Winter- morgen. Die Apfelberge und die Kar- toffelfuhren, der Obstgeruch im Nebel, die klickernden Nüsse. Gurgelnde, spu- ckende, widerhallende Brunnen, lautlose Straßenbäche und brausende Bäume. Die belaubten Treppen am Schloßberg, die Friedhofsplatanen, der fuchsfeuer- rote Herbst im Colombipark. Die Mo- zartmessen im Münster, die Litaneien, Alter Wiehrebahnhof – Sitz des Literaturbüros

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anstalt Freiburg tätig und arbeitete mit Furtwangen den Häftlingen literarisch. 2007 erschien der Band Wand aus Wind. Tourist-Information Ein attraktiver Ort für die Literatur ist der Lindenstraße 1 • 78120 Furtwangen im Alte Wiehrebahnhof, wo neben dem Schwarzwald • Tel. 07723/92 95-0 kommunalen Kino das Freiburger Litera- www.furtwangen.de turbüro untergebracht ist. Getragen wird die Institution von dem Verein Literatur Der Luftkur- und Erholungsort Furtwan- Forum Südwest, der 1988 gegründet gen bietet als beliebtes Ausflugsziel u.a. wurde. das Deutsche Uhrenmuseum, das im Zentrum der Schwarzwälder Uhrma- Literaturbüro Freiburg • Alter Wiehrebahnhof cherei liegt. Eine große Sammlung von Urachstraße 40 • 79102 Freiburg Uhren lenkt den Blick auf unseren Um- www.literaturbuero-freiburg.de gang mit der Zeit sowie einen interes- santen Einblick in die Geschichte, Tradi- tion und Kultur des Schwarzwaldes. Friesenheim

Tourist-Information Friesenheimer Hauptstraße 71/73 77948 Friesenheim Tel. 07821/6337-21/-22 www.friesenheim.de

An Johann Peter Hebel erinnert in Friesenheim eine Tafel am historischen Der „Hausberg“ mit Aussichtsturm Reichsadler, in der Adlerstraße 22, eine ehemalige Poststation, die heute als Erwin Jaeckle (1909–1997) schreibt in Wohnhaus genutzt wird. Meine Alemannische Geschichte (1976): Die Herkunft der Schwarzwälder Uhr In der Stadt lebte Mathilde Otto wurde nie eindeutig geklärt. Abt Steyrer, (1875–1933), Abgeordnete in der der 1796 in Freiburg seine „Geschich- Badischen Nationalversammlung und te der Schwarzwald-Uhrmacherkunst“ Frauenrechtlerin. Sie wurde im Orts- veröffentlichte, und Pfarrer Jäck, der teil Oberweier geboren. Mathilde Otto 1826 seine Arbeit „Tryberg oder Ver- setzte sich für alleinstehende und not- such einer Darstellung der Industrie und leidende Frauen und Mütter ein. Dafür des Verkehrs auf dem Schwarzwald“ in wurde sie von Papst Pius XI. mit dem Konstanz vorlegte, geben die Jahreszahl Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice 1650. Diese Angabe aber ist nirgends ausgezeichnet. erklärt und belegt. Eine andere Legende will, dass 1667 Pater Peter Kalteisen eine von der Fa- milie Kreuz in der „Alten Glashütte“ der Vogtei Waldau bei Furtwangen gebaute Uhr besessen habe. Weitere wissen, dass diese hölzerne Uhr mit Waagbal- ken, drei Rädern, einem Zeiger und dem Steingewicht nach 1683 aus der Fremde nach dem Schwarzwald ge- bracht worden sei. Jene „Alte Glashüt- Schlössle im Ortsteil Heiligenzell te“ sei 1683 durch den Abt des Klosters

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Hexenlochmühle im Ortsteil Neukirch

St. Peter, Peter Paulus Pastor, der von Aus Furtwangen stammt die Schrift- 1641–1699 lebte, angelegt worden. stellerin Susanne Fritz (1964). 2007 Eine ältere Glashütte werde aber um erschien ihr Roman Heimarbeit, der das Jahr 1436 in der Nähe von Wal- durchaus auch an Furtwangen erinnert. dau genannt, weil sie vom Kloster dem In einem Gedicht erinnert sie sich an ihre welschschweizerischen Glasmacher Kindheit: Conrat Pauly zum Erblehen gegeben In meiner Familie war Reisen wurde. Damit wäre der Beginn der Uhr- nicht üblich macherei auf dem Walde der ersten Zeit meine Eltern stammen nach dem Westfälischen Frieden zuzu- aus Posen und kamen Anfang der 50er schreiben. […] Jahre Genauer will Friedrich Wilhelm Barfuss nach Deutschland in den Schwarzwald in seiner 1837 erstmals erschienenen als Flüchtlinge Schrift über „Die Geschichte der Uhr- gewissermaßen: Bodenlose macherkunst von den ältesten Zeiten ihre Sehnsucht nach Ortswechseln bis auf unsere Tage“ wissen, dass nach erschöpfte sich in HEIMWEH jener Glashüttengründung von 1683 ein und meine Reiselust heute ist wohl Glasbläser, der von seiner Handelsreise beides zurückkehrte, eine hölzerne Stunden- ihr altes Heimweh und mein neues uhr mit nach Hause gebracht habe, „die das nicht in Richtung eines er einem böhmischen Glashändler ab- verlorenen Landstrichs geht gekauft hatte“. Ihm folgte auch August vielmehr eines Unbekannten Meitzen 1843; nur wollte er zudem wahr das in die Ferne haben, dass jene Uhr „wahrscheinlich in die Weite aus Böhmen“ in der Glashütte aufge- in die Nähe hängt wurde. in die Intimität geht Dass die Uhr hölzern war, wird auch hier von Notwendigkeit angetrieben bestätigt. durch Neugier wachgehalten lustvoll Als Motiv finden sich die Schwarzwäl- manchmal von nackter Angst der Uhrmacher bei Heinrich Hansjakob begleitet (1897) und in Friedrich Schnacks Susanne Fritz: Sumidero: Abgrund, Abfluss, Filter. (1888–1977) Uhrenmann (1958). In: allmende 74 (2004)

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Die anglo-irische Schriftstellerin Christ- abel Bielenberg (1909–2003) hat den zweiten Band ihrer Autobiographie Es war ein weiter Weg nach Munny House (1970) den Rohrbachern gewidmet. Ihr deutscher Mann Peter Bielenberg (1911–2001) versteckte sich in dem Stadtteil Furtwangens nach 1945 als Fahnenflüchtiger: Wenn ich mir diese Zeit vergegenwärti- ge, erkenne ich, daß weder er noch ver- mutlich wir anderen mit dem Leben da- vongekommen wären ohne die Integrität der Menschen von Rohrbach, denen das vorliegende Buch gewidmet ist.

Gengenbach Scheffelhaus in Gengenbach

Tourist-Information Otto Ernst Sutter (1884 –1970), dem Im Winzerhof • 77723 Gengenbach Rundfunkautor und Landschreiber vom Tel. 07803/93 01 43 oder 1 94 33 Oberrhein, wurde Gengenbach zur zwei- www.stadt-gegenbach.de ten Heimat, er selbst Ehrenbürger der Stadt. Seine ehemalige Wohnung findet In Gengenbach sich im Haus Löwenberg, sein Grab auf geboren wurde dem städtischen Friedhof. In der Park- der Komponist anlage Schneckenmatt steht ein Ge- und Musiker denkstein, der ihm gewidmet ist. Carl Isenmann (1837–1889). Das vordere Kinzigtal gehört zu den Gemeinsam mit reizvollsten Partien der Landschaftsfol- Joseph Viktor ge im Banne des Flusses. In lauschige, von Scheffel waldreiche Seitentäler kuscheln sich (1826 –1886) verfasste er Lieder wie Alt Bermersbach und Berghaupten linker- Heidelberg du Feine und Gaudeamus hand und Schwaibach, Haigerach Rei- igitur, und vertonte O Schwarzwald, o chenbach und Ohlsbach auf der rechten Heimat. Isenmanns Geburtshaus be- Seite. Die ehemalige freie Reichsstadt findet sich an der Hauptstraße, in der Gengenbach hütet mit Hingabe und Nähe des Niggelturms. Strenge ihr altertümliches Gepräge, dem Am Gengenbacher Bahnhof erinnert ein hohe Magie eignet. Gebieterisch blickt Brunnen an den Komponisten. In der in das vordere Kinzigtal das bis zu 900 Höllengasse steht Scheffels Stamm- m ansteigende Bergmassiv der Moos, haus, ein schmuckes Fachwerkhaus. der Wasserschneide zwischen dem Fluß Hier wohnte sein Großvater, Magnus der Mitte und der Rench. Hier droben Scheffel (1752–1832), der auch in haben die Gengenbacher Johann Jacob Gengenbach Christoffel von Grimmelshausen, der die starb. Ein Ge- Fernsicht von der Moos geschildert hat, denkstein für ein Denkmal setzten lassen. Magnus Scheffel Otto Ernst Sutter, Joseph L. Wohleb: Gengenbach. befindet sich auf Ein Führer durch die ehemalige freie Reichsstadt, dem Friedhof. München 1951

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Museum Haus Löwenberg Am Marktplatz • 77723 Gengenbach Tel. 07803/93 0141 www.museum-haus–loewenberg.de

Im Haigerachtal gab es das durch das Kloster Gengenbach betriebene Berg- werk Altes Gengenbach beziehungswei- se Silberbrünnele. Johann Wolfgang von Goethe bezog von dort Mineralien für seine Sammlung, wie er 1832 in seinem Tagebuch vermerkte: ... betrachtete ich die von Gengenbach und Stockholm an- gekommenen Mineralien. Die Karlsruher Schriftstellerin Marie Lui- se Kaschnitz (1901–1974) verbrach- te als Kind ihre Ferien oftmals auf dem an Ort und Stelle im umstrittenen Wald- Höllhof in Reichenbach-Mittelbach, der gebiet. Auch der Abt des Klosters Gen- damals noch in Besitz ihres Großvaters genbach war dazu eingeladen, weil Freiherr von Seldeneck war: dem Kloster ein Teil des Waldes ge- Den Höllhof, einen alten Schwarzwäl- hörte. Doch der Abt wollte es beson- der Bauernhof, am Mooswald über dem ders schlau machen, als er vernommen Kinzigtal gelegen, hat mein Großvater zu wurde. Er hatte zuvor seine Stiefel mit Anfang des Jahrhunderts gekauft, als Gengenbacher Grund aus dem Gen- Jagdhaus für sich und als Ferienhaus genbacher Klostergarten gefüllt. Bei der für seine Kinder und Kindeskinder, es Gerichtsverhandlung mußte er nun einen kommen jedoch meinst nur die Kindes- Eid schwören. Dabei schwor er: „Ich kinder, meinen Eltern zum Beispiel ist die schwöre bei Gott, dem Allwissenden, Unterkunft zu rustikal. [...] Wir verziehen daß ich auf dem Grund und Boden des uns, ans nahe Bächle, in den Steinbruch Klosters Gengenbach stehe.“ oder zum Moosbrunnen, der am Talen- Das war zwar richtig, aber es sah aus, de sein glasklares, eiskaltes Wasser in als ob der Wald Gengenbacher Klos- einen bemoosten Steintrog rinnen läßt. [...] Der Brunnen vor dem Haus, sein langer Steintrog, sein klares Wasser, in dem die Butter schwamm. Die groß- en Speckbrote zum zweiten Frühstück, das Glück der gemeinsamen Spiele, das Glück des Alleinseins in einer Hänge- matte im Wald. Das leise Hin- und Her- schwingen auf der hängenden Kegelku- gel im sanften Regen. Das Glück. Kaschnitz, Marie Luise: Orte, In: Gesammelte Werke, 3. Band. Frankfurt 1982

Moospfaff-Sage Unter den verschiedenen Eigentümern des ausgedehnten Mooswaldes ent- standen vor langer Zeit Grenzstreitig- keiten. Es kam dabei zu einem gericht- lichen Prozeß und zu einer Verhandlung Museum im Kinzigtorturm

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Die Jakobuskapelle auf einer Anhöhe über der Stadt ist im Kinzigtal weithin sichtbar.

Flößerei- und Verkehrsmuseum Grünstraße 1, bei der Kinzigbrücke 77723 Gengenbach www.floesserei-museum.de

Glottertal terbesitz wäre. Das Gericht sprach dar- Tourist-Information aufhin dem Kloster Gengenbach das Rathausweg 12 • 79286 Glottertal umstrittene Waldstück zu, die Gemeinde Tel. 07684/9104-0 • www.glottertal.de Nordrach aber verlor dadurch den Wald. Doch dies war eine große Ungerechtig- Rund zwanzig Sagen und Geschichten keit. Der Abt meinte, richtig gehandelt zu rund ums Glottertal sind auf der Inter- haben, aber er hatte falsch geschworen. net-Seite der Stadt unter Kultur und Als der Abt nach seinem Tode vor Got- Brauchtum aufgeführt. tes Gericht kam, bestrafte ihn Gott nicht Im Glottertal wird der Scheffelwein an- mit der ewigen Höllenstrafe, sondern gebaut. Scheffel weilte 1881 in Bad ließ ihn in der ganzen Moos ruhelos als Dürrheim zur Kur und war so begeistert Geist umhergehen zur Strafe für seinen von dem Wein Roter Burs, den er beim Meineid. Löwenwirt in Rietheim trank, dass er ihn mit einem Gedicht ehrte: Im Chor der St. Jakobs-Kapelle auf Gott geb allen Menschen ein Streben dem Bergle finden sich acht Gemälde nach Wahrheit zu den Seligpreisungen der Bergpredigt dann bleibt auch dem Weine die Echt- von Ruth Schaumann (1899 –1975). heit und Klarheit, Schaumann, die als Bildhauerin und Gott spende des Sonnenlichts sonnigs- Zeichnerin tätig war, verfasste Lyrik- ten Strahl und Prosatexte (Amei. Geschichte einer den Blüten der Reben im Glottertal. Kindheit, 1932). Im Alter von sechs Jah- ren verlor Schaumann krankheitsbedingt Mit Scheffelwein bezeichnet man seit das Gehör, was sie literarisch immer 1971 den alten Glottertäler. wieder thematisiert.

Das Kinzigtor aus dem 13. Jahrhundert wird heute als Wehrgeschichtliches Mu- seum genutzt.

Wehrgeschichtliches Museum Tel. 078 03 /930-143 www.buergergarde-gengenbach.de

Gemeinsam mit dem Obertor, insgesamt fünf Türmen der einstigen Stadtbefes- tigung und zwei Kirchtürmen, hat sich Gengenbach eine historische Türmesil- houette bewahrt. Der Carlsbau – „Die Schwarzwaldklinik“

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Das Glottertal stellt die malerische Ku- Sperrmauer schiebt sich gleich einem lisse für die Fernsehserie Die Schwarz- Querriegel das ehemalige Fürstenber- waldklinik. In den 1980er Jahren zogen ger Schloss durch Tal. Irgendwie heiter daher scharenweise Besucher in das berührt es, dass durch ein Tor in dem idyllische Dorf. Neben verschiedenen imposanten Bau in die Stadt hinein- Drehorten im Schwarzwald bot der oder aus ihr herausschlüpfen muss. Die Carlsbau, der Sitz der Landesversiche- Wolf (oder die Wolfach) kommt aus der rungsanstalt Württemberg, heute das Bergwelt der Kniebis, aus Bad Rippold- Verwaltungsgebäude für die Mobbing- sau, das Joseph Victor von Scheffel und hotline Baden-Württemberg, Raum für später Rainer Maria Rilke innig lobten, die titelgebende Klinik. über Schapbach, einer sprichwörtlichen Die Mobbinghotline bietet Beratung und Trachtengemeinde, herunter. Lösungsansätze für die gezielte Aus- Otto Ernst Sutter, Joseph L. Wohleb: Gengenbach. grenzung Einzelner am Arbeitsplatz oder Ein Führer durch die ehemalige freie Reichsstadt, in der Schule. Die in Freiburg leben- München 1951 de Autorin Annette Pehnt (1967) hat dieses Problem in ihrem Roman Mob- Haslach ist der viel gepriesene Geburts- bing (2007) thematisiert. ort von Heinrich Hansjakob (1837– 1916), dem Chronisten des Schwarz- Rehaklinik Glotterbad waldes und seiner Bewohner. Gehrenstraße 10 • 79286 Glottertal Mobbing-Hotline BW 0180/26 6224 64 Das Städtchen Haslach liegt schön im oberen Kinzigtale, am linken Flußufer, rings umschlossen von waldigen Berg- Haslach im Kinzigtal höhen, deren Abhänge voll grüner Mat- ten und üppiger Saaten. An köstlichem Tourist-Information Obst ist die Gegend hier überreich; auch Im Alten Kapuzinerkloster • 77716 Haslach ein trefflicher Rotwein kocht hier noch in Tel. 07832/706-170 • www.haslach.de der Sonne, der letzte Weinbau im obern Tale. Er wurde in alter Zeit dem Bur- Der Fluss der Mitte, der von der Quel- gunder gleich geschätzt, der Haslacher le ab bis Schiltach sich südwärts hält, „Herrenberger“; jetzt aber nennt keine schlägt hier einen Bogen von annähernd Weinkarte mehr seinen Namen, weil er 90 Grad und wendet sich nun west- so das Herz der Anwohner erfreut, daß wärts, Wolfach zu. Die Hauptgemeinde sie allen selbst trinken. oberhalb dieser Kreisstadt heißt Kinzig- Heinrich Hansjakob: Aus den Ferien. Erinnerungen tal. […] an Land und Leute, 1869 Mächtige Waldungen verleihen der Wol- facher Gemarkung besonders anzie- An seinem Geburtshaus in der Haupt- hende Geltung. Fast wie eine mächtige straße 41 (ehemaliger Gasthof Zur Son-

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Geburtshaus von Hansjakob in der Hauptstraße 41 Heinrich Hansjakob ne) ist eine Gedenktafel angebracht. Im Haslacher Hansjakob-Verlag er- Vor dem Alten Kapuzinerkloster am scheint die Werkedition Hansjakobs so- Altstadtrand befindet sich seit 1987 wie Sekundärliteratur über den Dichter das von dem Bildhauer Armin Göhrin- und seine Heimatstadt. Ein Link zum ger geschaffene Hansjakob-Denkmal in Verlag ist auf der Internet-Seite der Stadt Bronze. angegeben. (www.haslach.de) Ab 1913 ließ er in Haslach seinen Al- Im Alten Kapuzinerkloster ist heute das terssitz, den Freihof, bauen. Dort ist er Schwarzwälder Trachtenmuseum un- am 23. Juni 1916 im Alter von 79 Jah- tergebracht. Hier kann der Besucher ren gestorben und wurde am 25. Juni an 100 Exponaten das handwerkliche in seiner Gruft hinter seiner Grabkapelle Geschick und die kunstvolle Herstellung in Hofstetten (–> Hofstetten) beigesetzt. Schwarzwälder Trachten nachvollziehen. Der Freihof ist heute Sitz des Hansja- kob-Museums und Hansjakob-Archivs. Die Gedenkstätte Vulkan wurde 1998 in Neben der umfangreichen Dokumenta- Haslach eingeweiht. Zur Zeit des Zwei- tion des Lebens Hansjakobs, präsen- ten Weltkriegs wurden hier 1700 Häft- tiert das Museum auch die bildnerische linge aus 19 Nationen als Zwangsarbei- Kunst aus Haslach. So befinden sich ter inhaftiert. Im Bergwerkstollen sollte dort Bilder, Gemälde und Kupferstiche ein Rüstungslager der Nationalsozialis- der Haslacher Künstler Louis Blum ten angelegt werden. Hunderte der Häft- (1822–1854), Carl Sandhaas (1801– linge überlebten diese Zeit nicht. 1859) und Julius Allgeyer (1829– Die Gedenkstätte liegt in der Nähe der 1900). Ebenfalls präsentiert das Muse- ehemaligen Deponie Vulkan zwischen um eine umfangreiche Ausstellung zu Haslach und Mühlenbach. Eine Schran- dem Maler Otto Laible (1898–1962). ke ist täglich geöffnet von Mai bis Sep- tember 9 – 9 Uhr, Oktober bis April Hansjakob-Museum und -archiv Freihof 10 –17 Uhr. Hansjakobstraße 17 • 77716 Haslach Tel. 07832/4715 Gedenkstätte Vulkan (Verwaltung) Am Marktplatz 1 • 77716 Haslach Jährlich findet im September die Hans- Tel. 07832/2105 jakob-Wanderwoche statt, bei der so- www.gedenkstaette-vulkan.de wohl der Kleine (mit Start-und Zielort Schapbach) als auch der Große Hansja- kobweg (mit Start- und Zielort Haslach) begangen werden.

Gedenkstätte Vulkan © LMZ

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Hausach Offenburg – Hausach. April 2003 Einatmen das zugmotiv bergmotiv & Tourist-Information heim- Hauptstraße 43 • 77756 Hausach kehren / heimfahrt immerher (wie Tel. 07831/79-75 • www.hausach.de aus dem kindsfernen nahgestrecktes & hingespurt). Baumstreifendes 1220 wurde die Burg Husen von den gras feld fluß & wald- Zähringern erbaut. Nach und nach ent- gehauenes augwerfendes augstillendes stand unter ihr die Stadt Hausach, die Mehrgrün (zelebrierendes grün) zu hören 1259 erstmals urkundlich erwähnt wurde. talaufwärts das sich herstimmt aufsagt verspricht Mein „andalusisches Schwarzwalddorf“ dem landerdigen& blau- nenne ich diesen Ort. Nicht aus Über- randoffenen hauthorizont mut oder Koketterie, eher eins mit mir der luft (Seelenluft). Das beunruhigende im Widerspruch. Zuneigung der Eigen- ist das tröstende. Motiv fremde im Balanceakt eingelebter Bio- & schöndunkler kindstag der unruh. So graphien. Fremde Menschen, die nach leicht und nach eingereist und Land geworden im lichtgrün lichtschwarz lichtblattschat- sind. Ein Ort, der sich durch sie verän- ten dert hat und Migrationsadresse wurde schienen & atem & tannenschwere. für nahezu dreißig Familien aus Málaga, Oliver in Mittelbadische Presse: Ortenaukreis, um nur eine der mediterranen Minder- 06.05.2003 heiten zu erwähnen, die eingetroffen wurden und sind. Das liegt für viele weit zurück und zerstreut in den Sechzigern und Siebzigern des vergangenen Jahr- hunderts, war Wanderung und Hoff- nungssehnsucht Norden. Die einen nennen diese Notkunft „Wahlheimat“, die anderen vermuten Zerrissenheit auf José F. A. Oliver diesem Weg. Ich hingegen fühle mich einfach nur behaust und uferkämmend Eugen Falk-Breitenbach (1903–1979) in diesem grünen Meer, das nach Wald geboren in Offenburg, teilweise aufge- und Dämmerfeuchte riecht. wachsen in Hausach, war Landschafts- (José F. A. Oliver: Mein andalusisches Schwarz- maler und Mundartdichter. Er wohnte im walddorf, Frankfurt am Main 2007) sogenannten Molerhiisli in der Breiten- bachstraße 36. José F. A. Oliver (1961), Lyriker und Schriftsteller und Thaddäus-Troll-Preis- Gesegnetes Ährenfeld Träger 2009, lebt hier. Als Sohn einer Lisli sisleWind un Wide, spanischen Gastarbeiterfamilie wuchs Brsuchig rusche Wuehr un Wehr Oliver mit der deutschen, spanischen Un es waiht e simmrig Gige Sprache und der alemannischen Mund- Durch e zitig Hälmemeer. art auf. Oliver ist Kurator und Initiator […] des Hausacher LeseLenz (www.leselenz. de), wofür er 2007 den Baden-Würt- Sehenswert sind das Bergbaufreilicht- temberg-Preis erhielt. Der Hausacher museum Erzpoche und das Museum LeseLenz vergibt jährlich zwei Arbeits- im Herrenhaus. Dieses widmet sich der und Aufenthaltsstipendien zum einen für Historie der Schwarzwaldbahn und prä- die Kategorie Kinder- und Jugendbuch, sentiert eine umfangreiche Dokumenta­ zum anderen für Lyrik und Prosa. tion der Lebensumstände im Kinzigtal.

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Hausen im Wiesental

Gemeindeverwaltung Bahnhofstraße 9 • 79688 Hausen i. W. Tel. 07622/6 87 30 www.hausen-im-wiesental.de

Hoch von der langen, schwarzen Möhr herab, vom Platzberg her, auf wohlbekanntem Johann Peter Hebel Pfad, erschein‘ ich Dir, o Freund, den Blumen- Heimatmuseum Hebelhaus kranz Bahnhofsstraße 2 • 79688 Hausen i. W. Dir bringend, den ich jüngst in Wald und Tel. 07622/68 73-0 • www.hausen-im- Flur wiesental.de/museum/Hebelhaus.htm und von der Wiese duftigem Gestad und um die stillen Dörfer her gepflückt. Im Ort erinnern ferner die Hebelhöhe Zwar nur Gamänderlein und Ehrenpreis, unterhalb der Hohen Möhr und die Büs- nur Erdbeerblüten. Dolden, Wohlgemut te vor der Kirche (1860) an den Dichter. und zwischendurch ein dunkles Ros- Hebels Eltern wurde ebenfalls eine Ge- marin, denktafel gewidmet. geringe Gabe! Doch so gut sie kann, Der Johann Peter Hebel-Preis ist neben hat lächelnd mit ungezwungener Hand dem Schiller Gedächtnispreis der wich- des Feldes Muse sie in diesen Kranz tigste Literaturpreis des Landes Baden- gewunden, und der reine Freundessinn, Württemberg. Seit 1936 jährlich und ab der Dir ihn bietet, sei allein sein Wert. 1975 alle 2 Jahre wird der Preis immer Auszug einer Widmung Hebels im ersten Bändchen am 10. Mai verliehen, dem Geburtstag der ersten Auflage seiner alemannischen Gedichte, Hebels. Preisträger 2008 war der Öster- das er seinen Freunden und Verwandten in Haus- reicher Arno Geiger (Anna nicht verges- ach 1803 zukommen lässt sen, 2007).

Aufgewachsen in Hausen ist Johann Wer im Schatzkästlein liest, hat nie das Peter Hebel (1760–1826). An ihn erin- Gefühl, daß es ein Geringstes gibt, über nert das Heimatmuseum Hebelhaus. jeden weiß er etwas Merkwürdiges zu © LMZ

Hebelhaus

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So kämpften wir uns gemeinsam von Monat für Monat durch. Vom Vater hatten wir so gut wie keine Hilfe. Was er verdiente, ging für Alkohol drauf. Schnaps war ja so spottbillig, aber dar- um auch minderwertigstes Zeug. Ohne das Teufelswasser konnte er einfach nicht mehr sein. So kam Weihnachten 1888 heran. Das Elend unserer Familie schrie zum Himmel und blieb schließ- Johann Peter Hebel und Vrenelli lich dem örtlichen Waisenrat nicht mehr verborgen. Er sah sich veranlaßt, ein- berichten, jeder zählt, weil jeder sein zugreifen. Wie er das aber tat, war für Leben hat, das gilt nicht nur für alle Ar- die sterbende Mutter eine Herzlosigkeit, ten von Menschen, es gilt auch für den bar jedes menschlichen Verständnisses. Maulwurf, für Spinnen und Eidechsen, Man eröffnete uns und der Mutter, daß es gilt selbst für Planeten und Kometen, wir fünf Kinder im Alter von 2 bis 13 Jah- als ob auch sie ein Leben hätten. ren in gemeindliche Pflege genommen Elias Canetti; aus seiner Dankesrede bei der Verlei- und bei anderen Leuten untergebracht hung des Hebelpreises 1980 würden. Wie diese Nachricht auf unsere arme Mutter wirkte, die wehrlos diesen In Hausen lebt Walter Olschowka, der härtesten Schlag, die Wegnahme ihrer alemannische Begriffe der Region Wie- Kinder erleben zu müssen, hinnehmen sental zusammengetragen hat. Ergebnis mußte, wird jeder mitfühlende Mensch ist ein Wörterbuch Schriftdeutsch-Ale- verstehen. Durch diese Unmenschlich- mannisch, das unter der Homepage des keit wurde zweifellos das nahende Ende Dorfes eingesehen werden kann. der Mutter beschleunigt. (www.hausen-im-wiesental.de) Ebenfalls aus Hausen stammen der ex- Seit 1870 jährlich beim Hebel-Fest am pressionistische Maler August Babber- 10. Mai wird das Hebelmähli gefeiert, bei ger (1885–1936) sowie der Theologe dem die Hausener Hebel-Stiftung u.a. Maurus Gerner-Beuerle (1903 –1982), die 12 ältesten Männer des Ortes bewir- der Lyrik- und Prosabände in aleman- tet und diverse Beihilfen gewährt. Seit nischer und hochdeutscher Sprache 1860 findet alle 25 Jahre das Große (Herrgottsbrünnli, 1980) verfasste. Hebelfest mit historischem Festzug statt. In der Nähe von Hausen im Wiesental 2010 feiert das Dorf den 250. Geburts- befindet sich Wieslet. Hier kann man tag des Dichters. das Friedrich-Ludwig-Museum besu- chen, das von der Initiative KUK (Kunst Reinhold Zumtobel (1878–1953) war und Kultur Kleines Wiesental e.V.) orga- Zeitungsredakteur, Gewerkschafter und nisiert wird. Ausgestellt werden Künstler, Politiker. Zumtobel arbeitete die Heimat- die eine besondere Beziehung zur Regi- geschichte Hausens auf und trug zur on des Kleinen Wiesentals haben. Entstehung der ersten Dorfchronik (Hau- sen im Wiesental, 1937) bei. 1949 wur- Friedrich-Ludwig-Museum de sein Buch Mit Hebel in Hausen ver- Kirchstraße 11 • 79699 Wieslet öffentlicht. In seiner autobiographischen www.ludwig-museum.de Schrift Vom Gemeindebub zum Ehren- bürger schildert Zumtobel seine bedrü- Der Erzähler Klaus Nonnenmann ckende Kindheit: (1922–1993) schickt in seinem Roman-

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fragment Ein Lächeln für morgen (2000) ren u.a. Johann Georg Jacobi (–> Frei- seine Protagonistin Sybille Berthoulet burg) und Johann Peter Hebel. ins Wiesental. Begleitet von ihrem Vater, Im Gewölbe des ehemaligen Kanzlei- recherchiert diese hier über Hebel und gebäudes befindet sich ein Museum, besucht auch das Hebelhaus. das über die Geschichte des Malteser- schlosses und über den Johanniter- und Sybille erzählte, was sie alles gefunden Malteserorden informiert. hatte. Nämlich vom früheren Hausstand nichts, nur, im oberen Stock, in der Kü- Johanniter- und Maltesermuseum che, einen Spülstein „zum Wegschütten Johanniterstraße • 79423 Heitersheim des verbrauchten Wassers“. Sonst aber Tel. 07633/53 68 sei das Häuschen eine Art Heimat- und Öffnungszeiten: Dorfmuseum, mit gespendeten und ge- 1. April–1. November: Mi 14.30–17 Uhr, So fundenen Möbeln und Gebrauchsstü- und Feiertage 11– 12.30 Uhr und 14.30–17 Uhr cken der damaligen Zeit. „Für mich ist das wichtig, obwohl alles nichts Wissen- Römermuseum Villa urbana Heitersheim schaftliches einbringt, im Anfang. Au- Johanniterstraße 89 • 79423 Heitersheim ßerdem kenne ich schon viel und muß Tel. 07634/595347 achtgeben, daß mir die Arbeit nicht ins Öffnungszeiten: Rührselige rutscht.“ 1. April –1. November: Di–Sa 13 –17 Uhr, Ob sie eine ungefähre Zeitspanne ange- So und Feiertage 11–17 Uhr ben könne? „Zehn Tage“, sagte Sybille. Was die Umgebung dann noch offenlasse und Herbolzheim eventuell verlange, also praktisch gese- hen, Exkursionen nach Basel, Weil, Her- Tourist-Information • Torhaus Herbolzheim tingen, Lörrach, die Wegstrecke, auf der Hauptstraße 60 • 79336 Herbolzheim Hebels Mutter gestorben sei […]. Tel. 07643/9 35 90 • www.herbolzheim.de Klaus Nonnemann: Ein Lächeln für morgen Rudolf von Ems nennt Berthold von Herbolzheim als Verfasser eines nicht Heitersheim erhaltenen mittelalterlichen Alexander- romans. Dieser entstand vermutlich im Tourist-Information Auftrag Bertholds IV. von Zähringen Hauptstraße 9 • 79432 Heitersheim (um 1125–1186) oder Bertholds V. von Tel. 0763/4 02 12 • www.heitersheim.de Zähringen (um 1160–1218).

Im Malteserschlösschen wirkte Josef Albert von Ittner als letzter Kapitelkanzler Hofstetten der Malteser von 1786–1806. Hier hatte er auch seinen Poetenwinkel nach eng- Gemeinde Hofstetten lischem Vorbild eingerichtet. Gäste wa- Hauptstraße 5 • 77716 Hofstetten Tel. 07832/9129-0

Seit 1886 verbrachte Heinrich Hansja- kob jedes Jahr seinen Urlaub in Hofs- tetten, das er sein Paradies nannte und im Erzählband Im Paradies (1897) litera- risch verewigte: Ich bin in meinen alten Tagen sehr ge-

© LMZ nügsam geworden in bezug auf Glück

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Und dort auf grünem Bergeshange ein Haus herab aufs Städtlein schaut, Gasthaus feudaler Wille hats erbaut. „Zu den drei Wann war es wohl? – schon lange, lange. Schneeballen“, hier hatte Hans- Und dort, das größte Haus und beste, jakob ständig wie schaut es stolz ins Tal hinab! zwei Zimmer Die Neuzeit ihm das Dasein gab gemietet. als Pflegstatt großstadtmüder Gäste.

Wer jemals sah ins Tal hernieder und Paradies. […] Einen solchen Ort von Hornbergs altberühmten Schloß, aber hab‘ ich- ich sage es nochmals- wer je Erquickung hier genoß, nur gefunden in Hofstetten bei Hasle; kehrt gern zu dieser Stätte wieder. drum ist dies Dörfchen mein Paradies, Adolf Arnold: Das Schloss und drum möchte ich da immer leben und schließlich da sterben und begra- Das Bild der Stadt Hornberg wird ge- ben sein. prägt von Schlossberg und Burgruine. Um 1200 siedelte sich die Herrschaft von Hornberg an den hiesigen Schloss- berg an und errichtete unterhalb der Burg eine kleine Stadt. Hornberg war bis Mitte des 19. Jahrhunderts ummau- ert. 1641 und 1689 wurde das Schloss von den Schweden, später mehrfach von den Franzosen niedergebrannt. 1810 wurde Hornberg mit seinen Ortsei- len Niederwasser und Reichenbach ba- disch. Reichenbach repräsentiert, neben Gutach und Kirnbach, einen der Hei- matorte der originalen Schwarzwälder Von Hansjakob erbaute Grabkapelle (1901–1903) Bollenhuttracht.

Am Kirchplatz dokumentiert der Ge- Hornberg schichtsbrunnen die 900jährige Ge- schichte Hornbergs. Einschneidende Tourist-Information Hornberg Erlebnisse werden plastisch dargestellt. Bahnhofstraße 3 • 78132 Hornberg Tel. 07833/793-44 • www.hornberg.de Am Bischwiller Platz befindet sich ein Fresko von Bruno von Hornberg (um Das Schloss 1300). Im Adler wurde eine Gedenkstät- Schloss Hornberg, tausendmal gepriesen te für den mittelalterlichen Dichter errich- als Landschaftsbild, harmonisch schön, tet, von dem vier Lieder samt Bildnis in ob weit auch auseinandergehn der manessischen Handschrift in Heidel- die Zeiten, die es werden ließen. berg überliefert sind.

Sieh dort auf steilem Felsen ragen Im Stadtmuseum ist das Arbeitszimmer den Turm aus alter Ritterzeit, des Hornberger Schriftstellers und Diplo­ trotz bietend der Vergänglichkeit, maten Wilhelm Hausenstein (1882– umrauscht von alten Heldensagen. 1957) zu sehen, das auf Initiative der

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schlafen können, der nach fast fünfzig Jahren zum ersten Male wieder in der Heimat den Kopf aufs Kissen legte! […] Ich lehnte am Fenster des Hotelzim- mers und schaute auf den Platz. Der Mond war fast noch voll. Alles hob sich, kenntlich wie unter der Sonne, in die beschwörende Helle. An den Kanten brach das angeschienene Kalkweiß des Wilhelm Hausenstein Gemäuers schneidend ab, von einem entschiedenen Dunkel abgefangen wie Tochter Reneé-Marie Parry Hausenstein aus verwinkeltem Hinterhalt – wäre das rekonstruiert wurde. Wilhelm Hausen- Gleichnis inmitten des eingeborenen stein, Ehrenbürger der Stadt Hornberg, und unveräußerlichen Vertrauens auf die war der erste Botschafter der Bundes- Heimat, auf das innige Behagen in ihr republik Deutschland in Frankreich. Sein nicht zu ungemütlich gewesen. […] Geburtshaus befindet sich in der Haupt- Es gibt in der weiten Welt, so dünkt mir, straße 26 (Gedenktafel). Er widmete nichts Schöneres als dies: Altvertrautes seiner Heimatstadt die Erzählung Onkel wiederzuerkennen. Der Schauder im Vere, der Douglas. Seit 2001 existiert Abenteuer eines ersten Entdeckens die Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft, läuft verwirrend über die Haut, fährt be- die alle zwei Jahre viel beachtete Sym- rückend durch die Wirbelsäule. Allein posien durchführt. das längst Bekannte wiederzuerkennen scheint mir mehr zu sein als die Begeg- Wilhelm-Hausenstein-Gedenkmuseum im nung selbst mit dem phantastischen Stadtmuseum Neuen. Werderstraße 15 • 78132 Hornberg Wilhelm Hausenstein: Badische Reise, 1930 Tel. 07833/793-33 und -44 Die Schriftstellerin Wilhelmine Canz Hausenstein berichtet in seinen Erinne- (1815–1904) stammt ebenfalls aus rungen Badische Reise über den Be- Hornberg. Ihr Roman Eritis sicut Deus, such seiner Heimatstadt: der drei Bände umfasst und religiös-im- Es ging auf Mitternacht. Ich konnte nicht pulsiv vor der menschlichen Überheb- schlafen. Wie sollte einer auch haben lichkeit warnt, erschien 1853 anonym.

Im Gasthaus zum Rößle erinnert eine Heimatstube an den Geistlichen Kon- rad Kaltenbach (1877–1955), dem Hansjakob vom Niederwasser, der lange Jahre die Heimatblätter herausgab.

Die Redewendung, das etwas ausgeht wie’s Schießen zu Hornberg, d. h. er- gebnislos, wird auf das badische Horn- berg bezogen, wo die Bürger so lange das Böllern probten, bis sie fürs eigent- liche Salut kein Pulver mehr hatten. In Schillers Drama Die Räuber (1781) wird diese Wendung aufgenommen: Weißt du noch, wie die Herren vom Duravit Museum Collegio deiner Dogge das Bein hatten

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Kehl

Stadtverwaltung Kehl Hauptstraße 8 • 77694 Kehl Tel. 07851/88-0

In den letzten Jahren rief Simon manch- mal an und sagte, er sei auf der Durch- reise hier, für ein, zwei Stunden, gerade angekommen mit dem Zug, in Kehl, ich solle rasch mit den Kindern zum Bahn- hof hinüberkommen, damit wir uns seh- en könnten, als ob er es nicht wagte, selbst die Grenze zu überschreiten, und auf der hiesigen Seite irgend etwas zu befürchten hätte. […] Dann stand Simon in der Bahnhofshalle, neben dem Zeitungskiosk, wir stellten uns um ich herum auf, da hielt er hof Stadtbrunnen wie der Sonnenkönig, fragte uns aus, belehrte uns in weltlichen und natürlich abschießen lassen, und du zur Revan- besonders in religiösen Dingen, danach che ließest ein Fasten ausschreiben in rauschte er wieder ab, ohne ein Wort der ganzen Stadt? Man schmollte über der Erklärung, woher er kam, wohin er dein Rescript. Aber du, nicht faul, läs- fuhr, über seine ewige Abwesenheit und sest alles Fleisch aufkaufen in ganz L., warum er eigentlich nicht mehr über die daß in acht Stund kein Knoch mehr zu Grenze zu uns herüber kam. Auf den nagen ist in der ganzen Rundung, und Bahnsteig begleiten durften wir ihn nie. die Fische anfangen im Preise zu stei- Wir haben dann wieder kehrt gemacht gen. Magistrat und Bürgerschaft düssel- und sind zu Fuß über die Rheinbrücke ten Rache. Wir Bursche frisch heraus zu zurückmarschiert, auf der immer so viel siebzehnhundert, und du an der Spitze, Wind weht, daß mindestens eines der und Metzger und Schneider und Krä- Kinder und manchmal auch ich selbst mer hinterher, und Wirth und Barbierer ganz erkältet auf der anderen Seite an- und alle Zünfte, und fluchen, Sturm zu kamen. Hinter dem Zollhäuschen gingen laufen wider die Stadt, wenn man den wir die Treppe hinunter und nahmen den Burschen ein Haar krümmen wollte. Da 2er Bus nach Hause zurück. ging’s aus, wie’s Schießen zu Hornberg, Barbara Honigmann: Soharas Reise, Berlin 1996 und mußten abziehen mit langer Nase.

Der Stadtbrunnen in Hornberg weist ebenfalls auf das bekannte Schießen hin.

Kurios und sehenswert ist das Duravit Design Center, das sich der Geschich- te des Badezimmer-Design widmet und das größte WC der Welt als Besonder- heit bietet.

Duravit AG Werderstraße 36 • 78132 Hornberg

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Entspannung. Zu Hebels 50. Geburts- tag widmeten ihm seine Freunde diese Hebel-Insel. Dieser wiederum bedankte sich dafür mit einem Gedicht:

Auf die Insel bei Odelshofen Findsch echt der Weg ins Unterland? Der Schwarzwald blibt uf rechter Hand, Mit sind Firste hoch und land, Und’s Wasser links, s’goht aud di Gang, Schautafeln auf der Rheinbrücke Und obe Himmel rein und blau, Und unte frische Morgethau. In der Stadt Kehl, dem Tor zu Frank- reich, kann man über die Europabrücke/ Odch wenn de n’über Chinzig gohsch, Pont de l’Europe nach Frankreich spa- Und z’Offeburg am Scheidweg stohsch, zieren. 1945 beschrieb Alfred Döblin die -‚s geht lins di Weg, und denk mer dra, im Krieg zerstörte Brücke bildhaft: iez geht di d’Bergstros nüt me a. Da liegt wie ein gefällter Elefant die zer- Lueg um di! Siehsch kein Insle do? brochene Eisenbahnbrücke im Wasser. O b’hüet is Gott, do isch die jo! Abschied und Wiederkehr, 1962 Wie isch das Inseli so nett, Seit 1999 ist Die Brücke auch ein litera- Aß wenn’s si eige Gärtli wäre! risches Denkmal. An ihr angebracht sind Wie badets in sim chleine Meer! Schautafeln mit Texten in allen europä- Wie baders in sim Bluemeduft ischen Sprachen. Und sunnt si in der rine Luft!

Johann Peter Hebel (1760–1826) war Im Ortsteil Odelshofen erinnert in dem mit dem in Kork tätigen Pfarrer Fried- Gasthaus Krone eine Hebelstube an den rich Schild befreundet, der einen See Dichter. samt Insel bei Odelshofen im Hanauer- Der französische Unternehmer Pierre land gepachtet hatte. Dort traf man Augustin Caron de Beaumarchais sich gelegentlich zur Unterhaltung und (1732–1799), selbst als Schriftsteller

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tätig (Der tolle Tag oder Figaros Hoch- Von Kehl bis Emmendingen geht man zeit, 1778), gründete in Kehl die Franzö- an den Bergen hin die Länge und die sische Druckerei. Er publizierte Jean- Breite durch die fruchtbarste Ebene, die Jaques Rousseau (1712–1778) in 32 man sich vorstellen kann. Das ganze Bänden und die in Frankreich verbote- Land gleicht einem fetten Rahm auf ei- nen 72 Bände des Philosophen Voltaire ner frischen süßen Milch. (1694–1778). Wilhelm Heinse, 1780

Der Schriftsteller Moritz August von Thümmel (1738–1817) hält über Kehl Kenzingen in seinem 10-bändigen Hauptwerk Reise in die mittäglichen Provinzen von Frank- Städtisches Verkehrsamt reich (1791–1805) fest: Hauptstraße 15 • 79341 Kenzingen Kein Deutscher kann wohl aus dem Tel. 07644/900-0 • www.kenzingen.de badenschen in das französische Gebiet treten, ohne eine gewisse Achtung für Baden, und besonders das Breisgau, sein Vaterland mit hinüber zu nehmen, sind, was unsereins sich Vortreffliches ob er gleich klug handeln wird, wenn er ausdenken mag. (…) Denk Dir mur, diese frohe Empfindung nicht weniger zu das ganze nahe vor mir liegende Ge- verbergen sucht, als jede andere kontre- birg oben mit in der Sonne glänzendem bande Waare, deren er sich etwa be- Schnee bedeckt, in höchst schönen, wusst ist. Ich schärfte mir diese Vorsicht malerischen Formen, darunter Hügel ein, sobald mir auf den letzten Poststa- bis oben heran mit Wein bebaut, unten tionen zu Kehl vier Rappen vorgespannt die herrlichsten Felder und blühenden wurden, aus denen dieselbe Empfin- Fruchtbäume, und nun eine Prozessi- dung zu wiehern schien. on wohlgekleideter Männer, niedlicher Dieser kleine Ort steht diesseits und jen- mit Bändern geschmückter Kinder und seits des Rheins in einem etwas zwei- schönen, wohlgewachsenen Frauen und deutigen Rufe, der ihm übrigens gleich Mädchen in hellen sonntäglichen Kleidern. einer hübschen Dirne, ohne dass die Dorothea Schlegel in einem Brief an ihren Mann Liebhaber sich durch ihr bescheidenes Friedrich von Schlegel vom 25.4.1818 unschuldiges Gesicht irre machen las- sen, vortrefflich zu seinem Gewerbe Grimmelshausen lässt seinen Simplicis- dient. simus auch durch Kenzingen ziehen: Im übrigen hatte ich abermal wenig Den Rheinübergang haben Heinrich Stern; denn nachdem mir mein Knecht von Kleist, Victor Hugo (Hymnus auf sampt dem Pferd bei Kenzingen von den Rhein, 1838), Ernest Hemingway den Weimarischen gefangen wurde, (1899–1961) und Wolfgang Koeppen mußte ich das ander desto härter stra- (1906–1996) und zahlreiche andere Au- paziern und endlich gar hinreuten, daß toren literarisch festgehalten. ich mich also in den Orden der Merode- brüder begeben mußte. Sehenswert ist das Deutsche Epilepsie- Grimmelshausen: Simplicius Simplicissimus. 4. museum Kork. Als weltweit erstes und Buch, 13. Kapitel einziges Epilepsiemuseum kann man sich seit 1998 über das Krankheitsbild Der in Kenzingen geborene Heinrich informieren, das medizinisch, psychoso- Ochsner (1891–1970) war Philosoph zial und kulturhistorisch erläutert wird. und Verlagslektor. Ochnser studierte Das Stadtgeschichtliche Museum doku- Theologie und Philosophie in Freiburg mentiert die Geschichte Kehls. i. B. und Marburg und war ein Jugend-

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Storchenturm Lahr freund Martin Heideggers und gehörte bildungsbürgerlichen Familie auf und dem intellektuellen Freiburger Kreis um promoviert 1913 in München. Sie ge- den Publizisten Karl Färber (1888– hört zu den ersten deutschen Historike- 1979) an. rinnen. Inge Auerbacher wurde 1934 in Kip- Kenzingen ist Heimatort des Schriftstel- penheim geboren und wurde mit sieben lers Hubert Frank (1939), der als freier Jahren ins Konzentrationslager Theresi- Schriftsteller in Freiburg lebt und Lyrik, enstadt deportiert. Nach der Befreiung Theaterstücke und Erzählungen (Baden- durch die Rote Armee 1945, wanderte Dubel, 1992) verfasst. ihre Familie 1946 in die USA aus. In Bü- chern wie Ich bin ein Stern (1990) verar- beitet sie ihre Kindheitserinnerungen. Kippenheim

Gemeindeverwaltung Lahr Untere Hauptstraße 4 • 77971 Kippenheim Tel. 07825/903-0 • www.kippenheim.de KulTourBüro Lahr • Altes Rathaus (Städtische Galerie) • Kaiserstraße 1 • 77933 Lahr Johan Peter Hebel war mehrmals Gast Tel. 07821/95 02 10 • www.lahr.de im evangelischen Pfarrhaus, in dem sein Freund Sebastian Engler ab 1806 als Pfarrer tätig war. In Lahr werde ich herzlich bewillkomm- net. Man erzählt mir, in wie gutem An- In der ehemaligen Synagoge Kippen- denken ich stehe, wie von Jung und heim befindet sich eine Gedenk- und Alt meine Lieder gesungen würden etc. Erlebnisstätte. Nachdem wir im Rappen eine Zeitlang verweilt, gehen wir in die Sonne zum Die 1890 geborene Selma Stern Abendessen. Große Gesellschaft. Die (1890 –1981) wächst in einer jüdischen Kinder begrüßten mich mit dem Gesan-

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ge meines „Hohenliedes vom Censor“. blauen Himmel und der goldenen Sonne Der Bürgermeister Baum bringt ein sah aus wie ein einziger großer Feiertag. Hoch auf mich aus. Ich danke mit dem Simi war voller Freuden; ja, er gratulierte Lied „Der Bürgermeister von Secken- sich in seinem Herzen, daß er von den heim“, das ich erst gestern morgen Zigeunern gestohlen worden war. verfasst habe. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Mein Im Stadtarchiv Lahr finden sich unter Leben, 1868 zahlreichen historischen Akten auch wichtige Quellen zur literarischen Traditi- Die Stadt Lahr hat eine beeindrucken- on der Stadt und Region. de Literatur- und eine bemerkenswerte Buch- und Drucktradition. So wurde der Stadtarchiv und Museum Buchillustrator und Lyriker Emil Rudolf Rathausplatz 4 • 77933 Lahr Weiß (1875–1942) hier geboren, der die Tel. 07821/910-04 16 Weiß’sche Schrifttype entwickelt hat. Eine Gedenktafel für Weiß ist am Stor- Im Storchenturm, der bis 1862 als Ge- fängnis diente, befindet sich das Ge- roldsecker Museum. Um 1220 bauten die Herren von Geroldseck eine Tief- burg, um die sich eine Siedlung bildete, die seit 1278 als Stadt Lahr bekannt ist. Das Schloss wurde im 17. und 18. Jahr- hundert teilweise zerstört und schließlich abgerissen.

chenturm angebracht. Bedeutender ist Ludwig Sütterlin (1865–1917), Erfin- der der Sütterlinschrift.

Aus dem nahen Kippenheimweiler stammt Elisabeth Walter (1897–1956). Eine Gedenktafel befindet sich am Geburts- haus in der Wylerter Hauptstraße Nr. 33. In ihrem Kinderbuch Abenteuerliche Rei- se des kleinen Schmiedledick mit den Zigeunern (1930) lässt sie den kleinen Protagonisten Simi durch die Region des südlichen Oberrheins reisen: Eine halbe Stunde später standen Groß- mutter und Simi auf der Küssaburg und schauten ins Land. Unter ih- nen, am Fuße des bewaldeten Kalk- berges, schossen die grünen Wellen des Rheines nach Westen, jenseits des Flusses lag im hellen Mittagsglanz der schweizerische Aargau mit Dörfern, Gothold Friedrich Stäudlin Feldern, Wiesen und Wäldern in allen Farben, und im Nordwesten standen Gotthold Friedrich Stäudlin (1758– stolz und hoch die herrlichen Schwarz- 1796), in Stuttgart geboren, war Ad- waldberge. Die ganze Welt mit ihrem vokat und Dichter. 1781 bringt er den

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Deutsche Kommersbuch bekannt, eine Sammlung mit deutschsprachigen Stu- denten- und Volksliedern.

In Lahr lebte und starb der Autor Lud- wig Eichrodt (1827–1892). Der Schrift- steller, der mit Scheffel befreundet war, schrieb humorvolle Gedichte und Kari- katuren (Gedichte in allerlei Humoren, 1853). Er prägte ferner den Begriff des Biedermeier als er gemeinsam mit sei- nem Studienfreund Adolf Kußmaul (1822–1902) die fiktive Figur des kon- servativen Gottlieb Biedermaier schuf. An Eichrodt erinnert eine Büste im Lahrer Stadtgarten, die Ludwig Eichrodt Altes Rathaus Lahr Stube im Löwen und ebenso einige Erinnerungsstücke im Lahrer Museum. Schwäbischen Musenalmanach aufs Jahr 1782 heraus, der bis 1787 fort- Zum Lahrer Dichterkreis zählte eben- gesetzt wird. Er publiziert als Erster die falls der in Lahr geborene Friedrich Gedichte Hölderlins (Poetische Blu- Geßler (1844–1891). Seine ehemalige menlese, 1793). Im Dezember 1974 Wohnung befindet sich im Haus Son- nimmt sich Stäudlin eine Wohnung in neck, sein Grab auf dem alten Friedhof. Lahr. Mit zunehmenden finanziellen Schriften und Briefe aus Geßlers Nach- und psychischen Problemen belas- lass befinden sich im Stadtarchiv. tet, hält sich Stäudlin noch einige Mo- In seinem Werk Das Buch meines Le- nate im Schwarzwald auf, bis er sich bens (1925) berichtet Heinrich Vierordt am 11. September 1796 in der Ill bei (1855 –1945) über den Lahrer Literatur- Straßburg ertränkt. In seinem Aufsatz kreis im 19. Jahrhundert. Empfindungen bei der Nachricht von Robespierre’s Fall‘ und Tode von 1795 In Lahr lebten ferner der Heimatforscher schreibt er: und Schriftsteller Emil Baader (1891– So ist er denn gefallen, der gallische 1967), der Autor und Dichter Friedrich Sylla, dem an unbegrenztem Ueber- Roth (1897–1970) sowie die Mundart- mut, rastloser Herrschgier und tiger- dichter Alfred Siefert (1861–1910) und artiger Grausamkeit nur wenige Sterb- Hans Bauer (1881–1945). liche glichen! So ist er denn gefallen, der Tirann, gefallen unter eben dem- Die Erinnerungen an ihre Kindheit als selben Schlachtmesser, unter welches Tochter eines Offiziers in Lahr schildert er Schuldlose zu Tausenden mit kaltem die Schriftstellerin Juliana von Stock- Blutdurste lieferte! Welch ein seltsamer hausen (1899 –1998) in ihrem Buch Auf Umschwung menschlicher Schicksale! Immerwiedersehen (1977). In: allmende 83 In Lahr findet Badens größtes Theaterfi- 1800 erschien erstmals der Lahrer Hin- guren-Festival, die PuppenParade, statt. kender Bote, ein Volkskalender, mit Ge- Verschiedenste Figuren-Spielarten wer- denktagen, Bauernregeln und kurzen den einem breitem Publikum präsentiert: Berichten für die Lahrer Bürgerschaft. vom Kasperletheater bis zur Musikper- 1858 wurde das Lahrer Kommersbuch formance. 2009 feierte die PuppenPara- abgedruckt. Auch als das Allgemeine de ihr zehnjähriges Jubiläum.

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Lichtenau Hoftheater-Scherzheim Friedhoftstraße 3 Tourist-Information • Stadtverwaltung Lichtenau 77839 Lichtenau-Scherzheim Hauptstraße 15 • 77839 Lichtenau www.hoftheater-scherzheim.de Tel. 07227/9577-0 • www.lichtenau-baden.de

In Lichtenau hielt sich 1772 Jakob Mi- Lörrach chael Reinhold Lenz (1751–1792) auf. Auch Friederike Brion war häufiger Tourist-Information Gast in dem Ort. An den Husarenoberst Herrenstraße 5 • 79539 Lörrach und Sagensammler Heinrich Medi- Tel. 07621/9 4089-13 • www.loerrach.de cus (1743–1828) erinnert eine Stube im Schwanen. 1803 besetzte er Lichtenau Lörrach ist Teil der Regio TriRhena im und bezog als Husarenoberst Quartier Dreiländereck D, F, CH, die sich eine en- in der Krone; dort lernt er seine zweite gere kulturelle Zusammenarbeit zum Ziel Frau kennen. Medicus bleibt in Lichte- gesetzt hat. nau und schreibt Die Processsion zu Scherzheim. Johann Peter Hebel (1760–1826) Das vom Heimatverein Medicus restau- war von 1783 bis 1791 als Präzepto- rierte Hans-Michel-Hus dokumentiert ratsvikar (Hilfslehrer) am Lörracher Päd- als Heimatmuseum die Geschichte der agogium tätig, in dem Gebäude, das Stadt Lichtenau und ihrer Region. Das heute das Museum zum Burghof beher- über 200 Jahre alte Fachwerkhaus be- bergt. Er wohnte vermutlich im Südzim- findet sich an der Hauptstraße Nr. 47. mer im ersten Obergeschoss. In seinen Erinnerungen betont er, in Lörrach die Im Ortsteil Scherzheim befindet dich schönste Zeit seines Lebens verbracht das Hoftheater Scherzheim, heute eine zu haben. Hier knüpfte er Freundschaft Kleinkunstbühne. Von Klavierabenden zu Gustave Fecht und Friedrich Wilhelm über Kabarett und Poetry Slams wird Hitzig, mit dem er am Wörterbuch zum den Gästen ein abwechslungsreiches Belchismus arbeitete (–> Belchen). Programm geboten. Da es nur wenige Das Museum am Burghof hat eine Do- Plätze gibt, sind diese heiß begehrt. kumentation zu Johann Peter Hebel

Hoftheater Scherzheim

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Museum Burghof Hebeldenkmal eingerichtet und besitzt eine umfang- deres, neues und ungewohntes. Neue reiche Sammlung mit über tausend Fabriken, Maschinen, Kapitalien, Berufs- Primär- und Sekundärwerken und per- arten, Menschen und Arbeiter überflute- sönliche Gegenstände des Dichters. ten das Tal, veränderten die Lebenswei- Um die Pflege und Verbreitung der se der Bevölkerung und beleuchteten Werke des badischen Dichters bemüht nachts aus tausend Fabrikfenstern eine sich der Hebelbund in Lörrach Gegend, die vorher nur vom Mond be- schienen war. Museum am Burghof Eduard Kaiser: Aus alten Tagen. Lebenserinnerun- Basler Straße 143 • 79540 Lörrach gen eines Markgräflers 1815 –1875 Tel. 0 76 21/91 93 70 • www.loerrach.de Öffnungszeiten: In Lörrach geboren wurde der Arzt und Mi–Sa 14–17 Uhr, So 11–17 Uhr und nach Schriftsteller Eduard Kaiser (1813– Vereinbarung 1903). Er publizierte mit Aus alten Tagen – Lebenserinnerungen eines Markgräf- Hebelbund Lörrach e.V. lers (erschienen 1910) ein bedeutendes Hans-Jürgen Schmidt autobiografisches Zeugnis aus dem Rotzlerstraße 5 • 79585 Steinen Markgräfler Land. Seine Memoiren ha- ben Otto Flake zu seinem Roman Fortu- Hermann Vortisch (1874–1944), Lör- nat angeregt racher Arzt und Missionar, trat ab den Die Schauspielerin und Autorin Hilde 1920er Jahren mit mehreren Biografien Ziegler (1939–1999) wurde in Lörrach auch schriftstellerisch hervor. Er veröf- geboren und wuchs in Weil auf. Sie ver- fentlichte eine der ersten Biografien über fasste Glossen und hatte ihren größten Johan Peter Hebel mit dem Titel Vom Erfolg mit dem Roman Während der Peterli zum Prälaten (1927). Verlobung wirft einer einen Hering an die Decke (1988). Ihre Beobachtungen Mit dem Eintritt in den preußischen aus dem Dreiländereck sind in Guten Zollverein vollzog sich ein Dekorations- Morgen und Goethe Nacht (1999) ver- und Stückwechsel in unserem Tal, wie sammelt. er zum zweitenmal kaum denkbar ist. Das ganze bürgerliche, soziale, ökono- Benno Reifenberg (1892–1970) berich­ mische, gesellige, finanzielle und gemüt- tet in seinem Erzählband Lichte Schat- liche Leben der Gegend wurde ein an- ten (1953) über den Hebeltag 1952 und

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die Verleihung des Hebel-Preises an sei- Mit seinen Gedichten erweiterte er die nen Freund, den Schriftsteller Max Picard. Mundartdichtung um moderne Gedicht- Dabei porträtiert er auch die Stadt: formen. Die Landschaft hier macht viel Leid ver- gessen. Reines Licht, reines Grün stand Jez mit der Tüllinger Höhe über jeder Straße von Lörrach. In den Morgenstunden gin- Jez, wo’s alli wüsse, gen wir hinaus und hinauf. […] hämmer’s vergesse. Wir standen am Hof des Gymnasiums. Jez, wo’s alli sehn, […] Picard ist in Schopfheim geboren, luege mr nümm ane. in diesem Lörracher Gymnasium hat er Jez, wo alli briele, sein Latein gelernt. Er erinnert sich, wie simmer still. während der Pause da die Primaner Jez, wo alli drischlön, und dort die Sextaner gestanden waren, mache mr ke Fuscht. ohne Zwang nach der natürlichen Ord- Un wenn alli bätte, nung des Alters sich findend. Die Esche falte mr ke Händ. am Hofeingang hatte das behagliche Manfred Marquard: Jez. In Noo de Zwölfe! Aleman- Schuldach überwachsen, der Brunnen nische Verse, Lörrach 1981 lief noch. „Es war damals in Lörrach so still, daß wir hören konnten, wenn einer Nikolaus Cybinski (1936) war von über die Straße ging.“ 1965 bis 1999 Lehrer am Thoma-Gym- nasium in Lörrach. Er veröffentlichte Lörrach war der Alterswohnsitz des Aphorismen, Prosa (Von Gupf, südlich, Mundartdichters Hermann Landerer 1988; Blicke, 1998) und Lyrik (Spuren, (1896–1976). Sein Grab findet sich auf 1996): dem Lörracher Friedhof. Zu seinen Ver- Januartage, die nichts berühren. öffentlichungen zählen Kurzgeschichten Schwerelos schwebt der Nachmittag im (Das Geheimfach. Lustige Geschichten Dunst. Schneereste auf den Kuppen. aus alemannischem Land 1969) und Starr fließen die Linien der Hügel inein- Gedichte. ander, verschmelzen im diffusen Wol- kengrau. Fast schwarz in schemenhafter Ein herausragender Vertreter der jün- Ferne ragt flüchtig der Jura auf. Deut- geren alemannischen Mundartdichtung licher der Tüllinger, breit behäbig wie war Manfred Marquardt (1927–1982). Kuhrücken. Ganz links die zerstörte

Villa Eichele

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Lucke. Schmerzlos die Eingriffe aus die- Da ist das Silber Margarete ser Entfernung. Sie tun nicht mehr weh. es springt vor Freude Das Flehen des Berges ist leise gewor- Schönes Bild im Rückspiegel den. Eines Tages wird es verschwunden Sechzehn vielleicht sein. Hebel hätte es gehört. Das ist es, Meine Mutter war da schon unter der was ihn unbegreiflich macht. Haube Nikolaus Cybinski: Von Gupf, südlich. Eggingen per Anhalter gabs nicht 1988 Schön habt ihrs hier Mit seinem Gedicht Mädchen aus Lör- Aber nur weil das Auto fährt rach literarisierte der in Baden-Baden le- fährt bende Regisseur und Schriftsteller Otto fährt Jägersberg (1942) die Stadt. […] Otto Jägersberg: Mädchen aus Lörrach. In: ders.: Mädchen aus Lörrach Wein, Liebe, Vaterland, 1985

Vorne war der Sitz raus Über den Isteiner Klotz zwischen den wegen des Silbersacks Dörfern Istein und Kleinkems, schrieb mußte sie hinten rein Heinrich Vierordt (1855–1945) fol- Margarete gendes Gedicht:

Drogerielehrling aus Lörrach Isteiner Klotz möchte Photographin werden Aber keine Kinder- und Hochzeitsphotos In einsamen Trotz Reportagen über Beatgruppen und so Mit Felsengeprotz Ragt der Isteiner Klotz Wegen der kurzen Röcke Am Schwarzwald vorn Ärger mit dem Vater Wie ein Urstierhorn, gegen lange Mäntel Das grimmig stößt, war er auch Deutschlands Bedräuern Schrecken einflößt, Ihr Motor klirrt Selbstsicher und dreist, als wollt er zerspringen Umduftet vom Markgräfler Weinreben- geist! © LMZ Isteiner Klotz bei Lörrach

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Maulburg imponiert ihm außerordentlich. Seine Stimme ist so stark, daß sie siebenmal Gemeinde Maulburg ihr eigenes Echo machen kann. Hermann-Burte-Straße 57 • 79689 Maulburg www.maulburg.de Meißenheim Der alemannische Dichter, Dramatiker und Maler Hermann Burte, eigentlich Bürgermeisteramt Hermann Strübe (1879 –1960), wur- Rathausstraße 10 • 77974 Meißenheim de in Maulburg geboren. Er war 1938 Tel. 07824/64 68-0 • www.meissenheim.de der erste Hebel-Preisträger und wurde von der Gemeinde zum Ehrenbürger An der Kirche von Meißenheim liegt das ernannt. Seine Rolle als geistiger Reprä- Grab Friederike Brions, Goethes Jugend­ sentant der Nationalsozialisten ist bis liebe aus Sessenheim. Es trägt die heute Anlass politischer Kontroversen. Inschrift: Burte war der Sohn des Dialektdichters Ein Strahl der Dichtersonne fiel auf sie / Friedrich Strübe (1842–1912), der in So reich, daß er Unsterblichkeit ihr lieh. Lörrach gestorben und begraben ist. Seit 1960 gibt es die Hermann-Burte- Neben Friedrikes Grab befindet sich Gesellschaft. Sein Nachlass befindet das Grab ihrer älteren Schwester Maria sich im Hermann-Burte-Archiv im Maul- Salomea (1749 –1807), die als Olivie burger Rathaus. ebenfalls in der Literatur Goethes vere- Hermann Burte veröffentlichte zahlreiche wigt ist: Werke im allemannischen Dialekt und Hatte die ältere Tochter nicht die ge- auf Hochdeutsch (Die Flügelspielerin. rühmte Schönheit Oliviens, so war sie Sonette 1913, Der letzte Zeuge. Schau- doch wohl gebaut, lebhaft und eher hef- spiel 1914, Apollon und Kassandra. tig; sie zeigte sich überall tätig und ging Versdrama 1924) der Mutter in allem an Handen. Friede- ricken an die Stelle von Primrosens Nachtgeräusche Sophie zu setzen, war nicht schwer: Es rassle näume Züg in der Nacht denn von jener ist wenig gesagt, man Daschäne am Berg dasch dussen am gibt nur zu, daß sie liebenswürdig sei; Rhy diese war es wirklich. Es dängelet Ain denk denk un schlacht: Goethe: Dichtung und Wahrheit, Zehntes Buch Das mueß in de Flachsländer Matte sy. Der Oberluft lütet im düre Sohr Um die Pflege und Verbreitung von Dasch dunden im Sumpf am alte Kanal Brions und Goethes Wirken in der Re­ Es waulet e Hund amme Schüüredor- gion bemüht sich der deutsch-elsäs- Dasch wyt wyt hinden im Wiesedhal. sische Friederike-Brion-Zirkel, der sich Hermann Burte. Nachtgeräusche. In: Madlee. Leip- aus Einwohnern Meißenheims, Diers- zig 1926 burgs, Sessenheims und Strasbourgs zusammensetzt. Der österreichische Schriftsteller und Seit August 2009 existiert im Landgast­ Literaturkritiker Franz Blei (1871–1942) haus Riedhof der Goethe-Friederike- konstatiert in seinem Großen Bestiarium Raum, der eine der größten Samm- der modernen Literatur (1922): lungen von Brion-Exponaten beher- Der Burte. Das ist ein Schwarzwald- bergt. hirsch und leidenschaftlicher Alleingän- ger. Er trägt sein vielendiges, an man- Gasthaus Riedhof chen Stellen etwas verhakenkreuztes Mühlstraße 32 • 77974 Meißenheim Geweih mit großem Stolze. Seine Kraft Tel. 078 24/6640 60

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Aus meinen Händen Sonne nimm dir zu. Erhellt die Welt, die Nacht zerbricht. Brich auf ins Licht! O Mensch, ins Licht!

Der expressionistische Lyriker des Sturm-Kreises Kurt Heynicke (1891– 1985) ist in der von Kurt Pinthus (1886–1975) herausgegebenen Antho- logie Menschheitsdämmerung (1919) vertreten. In den 1920er Jahren war er in Düsseldorf als Dramaturg tätig. Ab 1943 lebte Heynicke als freier Schriftsteller in Merzhausen; sein ehe- maliges Wohnhaus befindet sich am Schlossweg 3. Der Dichter ist auf dem Grabstein Friederike Brion Merzhauser Friedhof begraben.

Ein deutsch-französischer Brion-Radweg, Die ewige Station der von Meißenheim nach Strasbourg füh- Heute hat der Himmel ren wird, soll 2010 eingeweiht werden. Einen Rundbrief geschickt, Die Barockkirche Meißenheim wurde den muß ich weitergeben. 1766 erbaut. Sie besitzt eine weitbe- kannte Silbermann-Orgel, an der auch Aber der Bahnhof der Nobelpreisträger Albert Schweitzer ist gestern verzogen (1875–1965) spielte. ins Zauberland, die Katze im Lagerhaus sagt es.

Merzhausen Ich komme nie an, wohin ich den Fahrschein löse, Kurt Heynicke Archiv • Rathaus Merzhausen der Mann am Schalter betrügt mich. Friedhofweg 11 • 79249 Merzhausen Tel. 0761/4 016149 Auf dem Geleis, Öffnungszeiten: beim Gold der Königskerze nach Vereinbarung steht mein kranker Waggon, www.kurt-heynicke-archiv.de und der Wind spielt mit geborstenen Fenstern Aufbruch ein Wanderlied. Es blüht die Welt. Ja, hocherhoben, Herz, wach auf! Das hat kein Ende. Erhellt die Welt, Kurt Heynicke; aus: Alle Finsternisse sind schla- zerschellt die Nacht, fendes Licht, 1969 bricht auf ins Licht! Ebenfalls in Merzhausen gestorben ist In die Liebe, Herz, brich auf. Friedrich Franz von Unruh (1893– Mit guten Augen leuchte Mensch zu 1986), der Bruder von Fritz von Unruh Mensch. (1885–1970). Friedrich Franz von Unruh Händefassen. hat zahlreiche Erzählungen und Novellen Bergentgegen gottesnackt empor. (Heidrun, 1942/1979, Die Apfelwiese, O, mein blühend Volk! 1957), Gedichte und Essays (Wie Adler

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in den Gewittern, 1985) veröffentlicht. Müllheim Den aufkommenden Nationalsozialismus hatte er immer kritisiert. Seine Schriften Tourismus und Stadtmarketing waren stets gesellschaftskritisch, denn Wilhelmstraße 14 • 79379 Müllheim er verfolgte das Motto: Tel. 07631/801-500 • www.muellheim.de Ich will, und glaube damit dem Gebot der Stunde zu dienen, Zeichen aufrichten, die Endlich haben wir die letzte Hügelwel- ermutigen können, inmitten des Nihilis- le über Müllheim erklommen, der alten mus, des Robotertums und unmensch- Weinstadt mit ihrem Spezialmarkt für licher Vereinsamung Mensch zu bleiben. Markgräfler Weine. An der Landstra- ße die „Alte Post“ … Eine Platanenal- Seine gesammelten Werke brachte die lee von seltener Schönheit geleitet zum Friedrich Franz von Unruh-Gedächtnis- Städtchen unterhalb des berühmten stiftung in einer mehrbändigen Ausgabe Weinberges, dem Reggenhag. Alte Bau- heraus. Vor seinem Tod wohnte Unruh ernhöfe künden vom Reichtum und Wei- am Mühlenbuck 1. Sein Grab liegt auf nadel. Die Blankenhornschen Hofbrun- dem Merzhauser Friedhof. nen führen Thermalwasser. Müllheims Brunnentröge sind aus einem Stück, aus Friedrich Franz Jurakalk. Im Jahre 758 wird das Mülen- von Unruh vor heim, Mulinhaimo, erwähnt. Der Klemm- seinem Haus bach, der Warmbach und der Vögishei- mer Bach werden von den Müllern seit altersher zur Arbeit gefordert, die wuch- tigen Schaufelräder zu treiben. Kirschbaum Heinrich Weis: Gestalt und Stimme einer Land- Wiewohl er seidig in der Sonne lehnt, schaft. Karlsruhe 1966 ist er rundum mit aufgebrochnen Schrunden Die kleine Reise mit dem Zug endet in am glatten Stamm gezeichnet und ge- Müllheim, von wo aus der Weg weiter- schunden, geht auf den Lipburger Friedhof. Dort von seinem Säfteüberglück zerdehnt. ist meine Mutter begraben. Und René Schickele. Es pulst ihm rötend in den grauen Zwei- Hilde Ziegler: Guten Morgen und Goethe Nacht. gen Basel 1999 und läßt ihn jetzt schon erste Knospen wagen. Gustav Bacherer (1813 –1850), hier Wird er sie sicher in den Tauwind tragen? geboren und gestorben. Der Verfasser Muß er sie schrumpfend in den Frosttod von historischen Dramen und Romanen neigen?

Er hebt verlangend sein verschränktes Schimmern, als wollte er den Himmel darin fangen, auf Brüderästen in das Mittagsglimmern.

Er baut dem Frühling dieses Wipfelnest, daß er sich ohne vor dem März zu ban- gen auf Blütenflügeln zu ihm niederläßt. Friedrich Franz von Unruh: Kirschbaum (aus Sonett- Zyklus Vorfrühling 1932 Müllheim

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Aus Müllheims Ortsteil Feldberg stammt die Heimatdichterin Paula Hollenwe- ger (1909 –1980): Du liebi Stadt im Chlemmbachtal Im Chranz vu Obst un Wii Wieni Di sieh vu überall Bisch Du voll Melodie

Seinem Heimatort verbunden blieb Markgräfler Museum Müllheim der Mundartdichter Fritz Wolfberger (1902–1959). Sein Grab befindet sich trat gegen die politisch fortschrittlichen ebenfalls auf dem Alten Friedhof: Jungdeutschen auf. Auf dem Müllhei- Alimannisch Land mer Alten Friedhof liegt das Grab von Wo i gan un wo i stand, Ida Preusch-Müller (1899 –1974). Ihre grueßisch du mi, Heimeterde, Gedichte und Erzählungen vermitteln ein mahnsch mi an mi Vaderland! Stimmungsbild der Region: Ob der Sturm in d’Eiche fallt Tante Perkula war die Größte und Statt- un am Blaue Wolke hange, lichste von allen, äußerst sauber, ord- oder lieblich Sunnechlanz nungsliebend und fleißig. Sie schaffte in Rebehäng un Wald vergoldet – Haus und Stall wie Knecht und Magd, o, i gehör dir treu un ganz! und als die Schwestern heirateten, blieb Jede Ton wird Melodie. sie im Hause und pflegte beide Eltern, Chunnt er z’innerst usem Cherne, solange diese lebten. Heimetland, no ghört er di! War ich bei den Großeltern zu Besuch, so hatte sie mir immer etwas zu zei- Chönnt-is denn au anderst sy? gen: junge Kätzchen, die noch blind Wone Gmüet mit dir verwobe, waren, ein Kälbchen, das an der Kuh töne Lied und harfe dri. trank, eben geschlüpfte Küken, die sie […] in einem ausgepolsterten Kirschenkorb Fritz Wolfberger: Zwische Blaue un Rhy. Aleman- in der Ofenröhre warm hielt, bis alle aus- nische Gedichte, 1956 gekrochen waren, oder eine Häsin, die sich ein Nest Haare ausraufte, um ihre In Müllheim befindet sich die Geschäfts- Nachkommen drin zu betten. Ihre leise stelle der 1955 gegründeten Muetter- Stimme, das hohe Lachen, das ihr eigen sproch Gsellschaft, die sich für die war, ließen mir die natürlichsten Dinge Mundart als Kulturgut einsetzt (www. geheimnisvoll erscheinen, und ich konn- alemannisch.de). te sie nicht zerreden. Aus: Ida Preusch-Müller: Das Geheimnis der Tante Gast der Stadt war Johann Peter He- Perkula. Heiteres und Besinnliches aus dem Mark- bel, der im Gasthaus Z’Müllen an der gräfller Land, 1962 Post (heute Hotel Alte Post) übernach- tete. Dieses erwähnt er im Gedicht Der Schwarzwälder im Breisgau.

Z’Müllen an der Post, Tausigsappermost! Trink me nit e gute Wi! Goht er nit wie Baumöl i, z’Müllen an der Post! Gasthaus zur Post […]

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wenn man will. Denn das Alter allein tut es nicht- Mülhausen gehört schon zu den zehn elsässischen Reichsstädten-, sondern die innere Bedeutung, die geis- tige, soziale, politische Regsamkeit. Otto Flake: Mülhausen. In. Ein Leben am Oberr- hein. Essays und Reiseskizzen aus dem Elsaß und aus Baden

Altstadt Mulhouse Otto Flake verbrachte drei Jahre sei- ner Kindheit von 1885 bis 1888 in Mul- 1948 wurde ebenfalls hier der Hebel- house. bund Müllheim gegründet. Anlässlich Die Stadt mit ihren sieben Museen, der Jubiläumsfeier zum 100jährigen Be- darunter vier Technikmuseen (Automo- stehen der Stadt wurde 1910 der Hebel- bilmuseum, Eisenbahnmuseum, Stoff- park eingeweiht. In diesem befindet sich druckmuseum und Museum der Electri- auch eine Gedenksäule des Dichters. cité de France) auf eine lange industrielle Tradition zurückblicken. Seit 1872 findet der Müllheimer Wein- markt statt, der somit der älteste Wein- EDF Electropolis Museum – The adventure of markt Badens ist. Über Stadt und Re- electricity • 55 rue du Pâturage gion erfährt man Wissenswertes im F-68200 Mulhouse • Tel. 0033 389-32 48 50 Markgräfler Museum (www.markgra- efler-museum.de). Zwischen 2003 bis Cité de l’Automobile – Musée national – 2008 errichtete die Stadt in der ehema- Collection Schlumpf • 192, avenue de Colmar ligen Frickmühle ein Mühlenmuseum, – BP 1096 • F-68051 Mulhouse cedex das über die Bedeutung Müllheims als Tel. 0033 389-33 23 23 Mühlenstandort informiert. Als Erinnerung an die Literaten, die dem Musée de l’Impression sur Etoffes Markgräfler Land verbunden sind und es 14, rue Jean-Jacques Henner – literarisch festhielten, wurde 2000 das BP 1468 • 68072 Mulhouse cedex Dichterwegli angelegt. Auf einem drei Tel. 0033 389-46 83 00 Kilometer langen Rundweg, der im Orts- www.musee-impression.com teil Feldberg beginnt, sind 17 Tafeln mit Gedichten und Versen alemannischer In Mulhouse geboren und gestorben Dichter angebracht. ist die Erzählerin Margareta Spörlin (1800 –1882), die in ihren Elsässischen Lebensbildern,erschienen in vier Bän- Mulhouse den, hat die Landschaften, Leute und Geschichte des Elsass anschaulich be- Office de Tourisme et des Congrès de Mulhouse schreiben (–> Badenweiler). 9 avenue du Maréchal Foch ou Place de la Réunion • F-68100 Mulhouse Ulrich von Hutten (1488–1523) kam Tel. 0033 389-34848 auf seiner Flucht vor der durch die Reichsacht über ihn verhängten Haftbe- An den paar großen und den vielen klei- fehls nach Mulhouse und fand Schutz nen elsässischen Städtchen gemessen, im Augustinerorden. Er war Reichsrit- die alle so voll architektonischer Schön- ter, Dichter, Humanist und Anhänger heit, voll landschaftlicher Reize, voll der Reformation, der in seinen Schriften grauer Vergangenheit sind, ist Mülhau- zum Kampf gegen die Vormachtstellung sen ein Stiefkind, ein Emporkömmling, der katholischen Kirche aufrief (Bulla vel

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Rathaus Mulhouse

Bullicida, Monitor I und II, Gesprächs- nissen hervorgeht, lehnte er diesen büchlein, Reimgedichte, Invekturen). Da- erzwungenen Ortswechsel ab: für wurde er 1520 mit dem Kirchenbann Als im Jahre 1885 in den Ferien be- bestraft. In Franz von Sickingen fand schlossen wurde, daß ich nach Mülhau- er einen Gesinnungsgenossen, der ihn sen im Ober-Elsaß aufs das Gymnasium auch zur politischen Einmischung auffor- käme, weinte ich stundenlang heimlich derte. 1522 scheiterte ein Aufstand für mich. Es war mir, als risse man mich gegen das Kurfürstentum Trier (Trierer von der Natur los. Fehde) und Hutten floh nach Basel. Erasmus von Rotterdam verweigerte Hermann Broch (1886–1951), der ihm jedoch die Unterstützung. Hutten Wiener Schriftsteller, der mit seiner verfasste daraufhin in Mulhouse die Romantrilogie Der Schlafwandler ei- Anklageschrift Expostulatio Erasmo. nen wesentlichen Beitrag zur Literatur Schließlich fand er Unterschlupf auf der der Moderne geleistet hat, studierte ab Insel Ufenau im Züricher See bei Zwingli, 1906 an der Oberen Spinn-und Webe- wo er auch verstarb. schule in Mulhouse. Literarische Spuren dieser Zeit im Elsass finden sich im drit- Der französische Philosoph und Schrift- ten Teil vom Schlafwandler in der Figur steller Michel de Montaigne (1533– des Huguenau (–> Colmar). 1592) besichtigte Mulhouse 1580 auf seiner Reise zu den Kurbädern der Schweiz und Italiens und zeigte sich Mummelsee/Seebach vor allem vom Rathaus im Stil der Rhei- nischen Renaissance beeindruckt, das Tourist-Information Seebach er bewundernd als einen großartigen Ruhesteinstraße 21 • 77889 Seebach Palast, der ganz vergoldet erscheint Tel. 07842/94 83-20 • www.mummelsee.de beschreibt. Der im elsässischen Kaysersberg gebo- Vom Berge was kommt dort um Mitter- rene Theologe, Philosoph und Tropen- nacht spät arzt Albert Schweitzer (1875–1965) mit Fackeln so prächtig herunter? besuchte ab 1885 das Gymnasium in Ob das wohl zum Tanze, zum Feste Mulhouse. Wie aus seinen Selbstzeug- noch geht?

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Mir klingen die Lieder so munter. Es zuckt in der Mitten - o Himmel! ach O nein! hilf! So sage, was mag es wohl sein? Nun kommen sie wieder, sie kommen! Es orgelt im Rohr, und es klirret im Das, was du da siehest, ist Totengeleit, Schilf; und was du da hörest, sind Klagen. nur hurtig, die Flucht nur genommen! Dem König, dem Zauberer, gilt es zu Davon! Leid, Sie wittern, sie haschen mich schon! sie bringen ihn wieder getragen. Eduard Mörike: Die Geister am Mummelsee O weh! So sind es die Geister vom See! Unterhalb der Hornisgrinde liegt der Sie schweben herunter ins Mummel- Mummelsee. Der Name geht zurück auf seetal – Seerosen, die im Volksmund Mummeln sie haben den See schon betreten – genannt werden. Der Mummelsee ist sie rühren und netzen den Fuß nicht einer der sieben verbliebenen Karseen einmal – des Schwarzwaldes, die sich in der letz- sie schwirren in leisen Gebeten – ten Eiszeit gebildet haben. O schau, am Sarge die glänzende Frau! Schwarz beschatteter Spiegel des Was- Jetzt öffnet der See das grünspiegeln- sers. Sein Bord ist wie das Ufer des de Tor; Lethe, öd und abgeschieden ... kein gib acht, nun tauchen sie nieder! Laut unterbricht die ewige Stille, nur Es schwankt eine lebende Treppe her- dass tief unten im Tal melancholisch ein vor, Quell murmelt. Immer unbewegt ist der und - drunten schon summen die schwarz beschattete Spiegel des Was- Lieder. sers, auf dem die gelbe Seerose ihre Hörst du? breiten Blätter entfaltet. Es ist hier der Sie singen ihn unten zur Ruh’. Aufenthalt der Betrachtung, der Wehmut und der Dichtung. Die Wasser, wie lieblich sie brennen und Aloys Schreiber: Handbuch für Reisende nach Ba- glühn! den im Großherzogthum, in das Murgthal und auf Sie spielen in grünendem Feuer; den Schwarzwald, Heidelberg 1823 es geisten die Nebel am Ufer dahin, zum Meere verzieht sich der Weiher – Hans Jakob Chistoph von Grimmels- Nur still! hausen ließ Simplicissimus den Mum- Ob dort sich nichts rühren will? melsee besuchen und dort auf dessen Bewohner treffen: Einstmals spazierte ich in Sauerbrun- nen, mehr einen Trunk frisch Wasser zu tun, als mich meiner vorigen Gewohn- heit nach mit den Stutzern bekannt zu machen; dann ich fing an, meiner Al- ten Kargheit nachzuöhmen, welche mir nicht rieten, daß ich mit den Leuten viel umbgehen sollte, die ihre und ihrer El- tern Hab so unnützlich verschwendeten. Gleichwohl aber geriete ich zu einer Ge- sellschaft mittelmäßigen Stands, weil sie von einer seltenen Sach, nämlich von dem Mummelsee, diskutierten, welcher unergründlich und in der Nachbarschaft

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auf einem von den höchsten Bergen lichen Wohnstätten, liegt in geheimnis- gelegen sei. Sie hatten auch unter- vollem Halbdunkel der Mummelsee. schiedliche alte Bauersleut beschickt, Kein Laut stört die Totenstille; einsam, die erzählen mußten, was einer oder der verlassen, schweigend liegt er da, und ander von diesem wunderbarlichen See sein klares Wasser läßt auf eine be- gehöret hätte, deren Relation ich dann trächtliche Tiefe schließen. Selten ver- mit großem Lust zuhörte, wiewohl ich’s irrt sich ein menschliches Wesen hier- vor eitel Fabuln hielte; denn es lautete her, nur im Sommer strömen aus allen so lügenhaftig als etliche Schwänk des Teilen Deutschlands Wanderer herbei, Plinii. […] „Ich nahm oder maße die Län- die den Ort mit eigenen Augen schau- ge und Breite des Wassers vermittelst en wollen, von dem die Bewohner der der geometriae, weil gar beschwerlich umliegenden Dörfer so geheimnisvoll zu war, umb den See zu gehen und densel- erzählen wissen ben mit Schritten oder Schuhen zu mes- Charlotte Wörner: Die Männlein vom Mummelsee, sen, und brachte seine Beschaffenheit 1954 vermittelst des verjüngten Maßstabs in mein Schreibtäfelein, und als ich da- mit fertig, zumaln der Himmel durchaus Nordrach hell und die Luft ganz windstill und wohl temperiert war, wollte ich auch probie- Touristen-Information Nordrach ren, was Wahrheit an der Sagmär wäre, Im Dorf 26 • 77787 Nordrach daß ein Ungewitter entstehe, wann man Tel. 07838/92 99-21 • www.nordrach.de einen Stein in den See werfe, sintemal ich allbereit die Hörsag, daß der See Der Luftkurort im Schwarzwald besitzt keine Forellen leide, am mineralischen neben seinen Kurhäusern, dem Kurpark, Geschmack des Wasser wahr zu sein der neugotischen Kirche und dem jü- befand. dischen Friedhof auch eine literarische Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen: Der Sehenswürdigkeit, den Mühlstein, eine abenteuerliche Simplicius Simplicissimus, 5. Buch waldreiche Anhöhe, die ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen in die Umgebung ist. Die Geschichte Der Vogt auf Mühlstein von Heinrich Hansjakob hat einen realen Hintergrund. Sie ba- siert auf dem Schicksal der Vogtstochter Magdalene, die zur Hochzeit gezwun- gen wird und vor Kummer stirbt. Ihr Grab befindet sich heute noch auf dem Zeller Friedhof: Am Dienstag, dem 17. Januar 1785, war sie (Magdalene) am Traualtar ge- standen, und am Dienstag, dem 15. März desselben Jahres, haben zwei Zahlreiche Sagen ranken sich um den Pferde des Hermesburen die junge Bü- Mummelsee, dem Mummelseekönig rin im Sarge hinabgeführt auf den Zeller und den drei See-Schwestern und den Kirchhof „unter den Eichen“, und Pe- Mummelzwergen. Wendelin Duda ter Pirmin Haan hat sie begraben. Als hat einige von ihnen in Die Sagen vom der Knecht den Hermeshof am Sonn- Mummelsee (2006) aufgenommen. tag zuvor auf Mühlstein geeilt war mit der Kunde, die Bürin sei gestorben, da Zwischen den düsteren Tannen des fuhr es in den starken, harten Vogt wie Schwarzwalds, fern von allen mensch- ein Blitzstrahl in eine alte Eiche. Er fing

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Nordrach

an zu weinen wie ein Kind, und dann König in einem aufgesetzten Kegelspiel, reichte er seiner weinenden Frau die gegen Niedergang konnte ich das Ober- Hand und sprach: „Mutter, ich hab‘ der und Unter-Elsaß übersehen, und gegen Magdalene schweres Unrecht angetan. Mitternacht der Niedern Markgrafschaft Gott mög‘ mir verzeihen.“ […] Und als Baden zu, den Rheinstrom hinunter, in die Leute aus dem Kirchhof herausgin- welcher Gegend die Stadt Straßburg mit gen nach der Beerdigung, da meinte ihrem hohen Münsterturm gleichsamb manch alte Bürin: „Man sollte eben nie wie das Herz mitten mit einem Leib be- ein Kind zwingen zum Heiraten“ – und schlossen hervorpranget. Mit solchem alles sprach von der armen Magdalene, Aussehen und Betrachtungen so schö- die so jung und so elend ihr Leben endi- ner Landsgegend delektierte ich mich gen mußte. mehr, als ich eifrig bettete, […] Heinrich Hansjakob: Der Vogt auf Mühlstein Grimmelshausen Simplicus Simplicissimus, 6. Buch, 1. Kapitel Bevor man den Moosturm erreicht, stößt man auf ein Denkmal, das an den Dichter Johann Jacob Christoph von Oberkirch (Gaisbach) Grimmelshausen (1622–1676) erin- nert. Sein Titelheld Simplizissimus lebte Tourist-Information Oberkirch während des Dreißigjähreigen Krieges Am Marktplatz 2a • 77704 Oberkirch eine Zeit auf der Moos und beschreibt Tel. 07802/70 66 85 • www.oberkirch.de die herrliche Aussicht: Ich wohnete auf einem hohen Gebürg, Heimatmuseum Oberkirch die Moß genannt, so ein Stück vom Grimmelshausen Museum Schwarzwald und überall mit einem fins- Hauptstraße 32 • 77704 Oberkirch tern Dannenwald überwachsen ist. Von Tel. 07802/8 22 46 demselben hatte ich ein schönes Aus- sehen gegen Aufgang in das Oppenauer Während des Dreißigjährigen Krieges Tal und dessen Nebenzinken, gegen wird der 1622 in Gelnhausen geborene Mittag in das Kintzinger Tal und die Grimmelshausen 1635 nach Kassel ver- Grafschaft Geroldseck, allwo dasselbe schleppt und bis 1648 zum Kriegsdienst hohe Schloß zwischen seinen benach- gezwungen. Die letzten fünf Jahre dient barten Bergen das Ansehen hat, wie der er als Regimentsschreiber des Freiherrn

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Altes Rathaus Oberkirch – Heimatmuseum, Grimmelshausen-Museum von Schauenburg. Nach seiner Heirat in schilderung ein realistisches Bild des Offenburg 1649 verwaltet er dessen Gü- Dreißigjährigen Krieges. ter in Gaisbach. Von 1665 an ist Grim- Oberkirch war Heimatort des Mundart- melshausen zwei Jahre lang Burgvogt dichters August Ganther (1862–1938), des Strasbourger Arztes Dr. Küffer auf der Bücher wie Stechpalmen. Luschdigi Schloss Ullenburg. In Gaisbach betreibt Schwarzwaldg’schichde in niederale- er das Gasthaus Silberner Stern. mannischer Mundart (1900) publizierte. Ab 1667 lebt er bis zu seinem Tode Auch Max Uebelhör (1881–1963), Dip- 1676 als Schultheiß in Renchen, wo sein lomat und Autor satirischer Romane, Roman Simplicissimus entsteht. Der Abenteuer- und Detektivromane (u.a. Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch Der Ruf der Tiefe, Einer gegen Millionen, ist der erste deutsche Prosaroman von Die goldene Republik) lebte in der Grim- Weltgeltung. Der Schelmenroman ver- melshausenstadt. Sein Nachlass wird im mittelt durch die Zeit- und Menschen- Heimatmuseum aufbewahrt.

Wendelinus Wurth (1953 in Renchen) schreibt Gedichte und Geschichten in niederalemmanischer Mundart, unter anderem übersetzte er Mark Twains Huckelberry Finn ins Alemannische: Nor bin i ins Kanu gumpt un bin furt- gfahre zue unserem Platz anderthalb Meile unterhalb, so schnell wie i kinnt ha. I bin glandet, un durich de Wald gstolpert un de Kamm nuf un in d Hehli. Der tisch de Jim glege, selig am Schlofe uf m Bode. I ha ne gweckt uns a: „Steh uf un tummel di, Jim! Mr hen ke Minut z veliere. Si sin hinter uns her!“ Mark Twains Abenteuer vom Huckelberry Finn. In s Alemannische gschmuggelt vum Wendelinus Gasthaus Silberner Stern Wurth, 1997

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In Oberkirch leben die Autoren Kriem- hild „Martina“ Magyari (Samtpfote und der Duft von Gras, 1992, Ohne Visum und Visier, Gedichte 1978), Karin Jäckel (1948), Verfasserin von Kinderbüchern und historischen Roma- nen sowie der Lehrer und Mundartdich- ter Heinz G. Huber (1952):

Revuluzion vor drei woch het d stadtbiächerei karl marx aagschafft

jetz hets sitdem scho dreimol brennt

so schnell Ernest Hemingway im Oberprechtal kanns geh Heinz G. Huber: Dittli gnue, 1980 das Bier gut, der Wein schlecht. Beim Mittagessen muss man vorsichtig sein und aufpassen, dass das Stück Brot, Oberprechtal (mit Elztal) das man erwischt, nicht sauer ist. Der Wirt versteht nie, was man sagt, seine ZweiTälerLand • Tourismus GmbH & Co.KG Frau bindet sich die Schürzenbänder, Schulstraße 8 • 79215 Elzach während sie den Kopf schüttelt. Arbeiter Tel. 07682/194 33 in Unterhemd und Hosenträgern schnei- den mit dem Taschenmesser ganze Dem Oberprechtal widmet Ernest He- Kanten von dem Schwarzbrot ab und mingway (1899 –1961) eine Passage spülen es mit dem sauren Wein hinun- der 49 Depeschen. Ausgewählte Zei- ter. Die Deckenbalken sind schwarz von tungsberichte und Reportagen aus den Rauch. Die Hühner scharen im Vorgar- Jahren 1920 bis 1956. Der amerika- ten, und der Misthaufen dampft unter nische Dichter und seine Reisebegleiter den Schlafzimmerfenstern. Das „Röss- berichten von unangenehmen Begeg- le“, in dem wir einkehrten, verfügte über nungen in den Schwarzwälder Wirts- alle diese Vorzüge, und über einige häusern: mehr. Wir fanden eines nach sechs Kilome- tern heißer staubiger Straße, und es sah Der Maler Anselm Feuerbach (1829– nicht besonders gut aus. Wie die meis- 1880) wanderte als Vierzehnjähriger ten Gasthäuser im Schwarzwald hieß (1843) durch den Schwarzwald. In sein es „Zum Rössle“. Das „Rössle“ ist das Tagebuch notiert er: Lieblingssymbol der Schwarzwaldwirte, Nachdem wir Mittag gehalten, gingen aber es gibt auch eine Menge „Adler“ wir durch das lange Praeg-(Precht)tal, und „Sonnen“. Alle diese Gasthäuser wo sich ein Hof an den anderen schließt; sind weiß getüncht und sehen von au- alles wird schwäbischer, die Berge spit- ßen ordentlich und sauber aus, aber zer, die Häuser sind eng und nehmen da innen sind sie schmutzig, eins wie das schon den altschwäbischen Charakter andere. Die Bettlaken sind kurz, die Fe- an, den wir aber in Hornberg vollendet derbetten klumpig, die Matratzen hellrot, fanden. […] Wir mussten immer bergauf

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gehen, und hinter uns lag’s bergtief in Der berühmte Kupferstecher und Ver- schwarze, unheimliche Gewitterwolken leger Matthäus Merian (1593–1650) eingehüllt, die drohend heraufzogen und aus Basel schuf zusammen mit Mar- unsere Schritte verdoppelten. Noch ein tin Zeiler (1589–1661) die Topogra- Augenblick, und die Höhe war erstiegen. phia Germaniae, die mit rund 2000 Welch göttlicher Anblick bot sich uns Ansichten und Beschreibungen von be- dar: der ganze schwäbische Schwarz- merkenswerten Städten, Klöstern und wald, das Kinzigtal bis Gengenbach, die Burgen bis heute eines der bedeutends- Feste Hohen-Geroldseck. ten Werke der graphischen Illustration Georg Richter (Hg.): Schwarzwaldreisen. Berichte, gilt. In dem 1643 erstmals publizierten Geschichten und Bilder aus fünf Jahrhunderten, Band Topographia Sueviae (Topographie 1986 Schwabens) findet sich eine Stadtan- sicht Offenburgs, eine Skizze der Stadt- geschichte und eine Schilderung der Offenburg kriegerischen Ereignisse während des Dreißigjährigen Krieges: Stadtinformation im Bürgerbüro Offenburg. Ein Reichstatt in der Mord- Fischmarkt 2 • 77652 Offenburg naw/ so von einem / Offo genannt/ den Tel.0781/82-2000 • www.offenburg.de Nahmen haben soll/ welcher umbs Jahr 605 in diese Gegend kommen [ ... ] Von Das letzte Quartier auf deutscher Sei- diesem Offone nun ist / wie man sagt/ te war Offenburg. Noch immer ist die auch diese Statt Offenburg an der Kynt- Stadt großherzoglich badisch und kai- zig erbawet/ unnd Offonis Pyrgum (An- serlich napoleonisch geprägt, sie ist merkung: lat. Turm des Offos) geheissen deutsch-französische und französisch- worden [...] deutsch, eine deutsche Garnison fran- Ist eine hüpsche wol erbawte/ aber kein zösischer Truppen, ein Klein-Europa und große (zwo Meilen von Straßburg gele- doch eine verträumte Provinzstadt voll gene Statt/ der Römisch-Catholischen Schwarzwaldluft und Wind aus den Vo- Religion/ daselbst die Kirchen/ und ein gesen. schöne Capelln beym Spital/ neben Koeppen, Wolfgang: Reisen nach Frankreich. Frank- dem Rathaus/ am meisten zu sehen. [...] furt 1999 Hans Jakob Christoffel von Grim- Nach seiner in den 50ern erschienen melshausen (1622–1676), der Autor Roman-Trilogie Tauben im Gras, Das des Simplicissimus wohnte von 1639 Treibhaus, Der Tod in Rom verfasste bis 1648 als Soldat und Schreiber in Wolfgang Koeppen (1906–1996) vor- der Regimentskanzlei des kaiserlichen wiegend Reiseberichte. In Reisen nach Oberstleutnants von Schauenburg in Frankreich schildert er den Beginn sei- Offenburg. 1649 heiratete Grimmels­ ner Frankreichreise in Offenburg. hausen die Offenburgerin Katharina Henninger. Eine erste literarische Erwähnung Of- In seinem Ewigwährenden Calender fenburgs findet sich in der Vita derGer - (1670) setzte er der Stadt ein literarisches trud von Ortenberg (um 1275 /1285– Denkmal: 1335), verfasst um 1350 von ihrer Nach Eroberung Breysachs rüstete sich Ordensschwester Heike: Herzog Bernhard von Weimar auch Of- es wz ein biderber ritter gesessen vf ei- fenburg zu belägern, worin der Kaiserl. ner burge die heisset Ortenberg vnd lit Obrist von Schauenburg kommandierte. nohe by einer stat heisst Offenburg. Daselbst wurde damalen im Mühlbach

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ein Platteislein (eine Art Schellfisch) ge- Kaiserberg stoßen, der Schwätzer und fangen, welches derorten für ein unge- alle, die nicht schweigen können, Nar- wöhnliches Wunderwerk gehalten und ren von Offenburg nennt. Hier wächst dannenhero von den Fischern besagtem ein vortrefflicher Markgräfler, der leicht Obristen verehrt worden ist, der es auch schwadronieren macht [...]. verspeiset;a eber ein noch sehr junger Weber, Karl Julius: Deutschland oder Briefe eines in Musektier, von Geburt ein Gelnhäuser Deutschland reisenden Deutschen (Grimmelshausen selbst) machte diese Auslegung darüber: es würde, sagte er, August Heinrich Hofmann von die Stadt Offenburg, solange der Obrist Fallersleben (1798–1874), der natio- leben und darin kommandierte, nicht nalliberale Autor und Verfasser des Lied eingenommen werden. Weswegen der der Deutschen, der Nationalhymne der Jüngling zwar verlacht wurde. Es hat Bundesrepublik, verbrachte im Novem- sich im Werk befunden, daß er wahr ge- ber 1844 auf dem Weg von Oberkirch sagt, in dem der Obriste die Stadt bis in nach Lahr ein Wochenende in Offen- den Friedensschluß erhalten. burg. Nach einem Trinkgelage, das ihm zu Ehren veranstaltet wurde, kam es mit Der Jurist Karl Julius Weber (1767– den Lahrer Liberalen aus unbekanntem 1832) berichtet in seinem Hauptwerk Grund zu einer Prügelei, so dass die Deutschland, oder Briefe eines in Lahrer Gäste noch lange an die von den Deutschland reisenden Deutschen von Offenburgern in so reichem Maße ge- zahlreichen Reisen. Die Reiseberichte nossenen Hoffmann‘schen Tropffen erin- gelten als eine der vielseitigsten und nert werden, wie das Mannheimer Mor- geistreichsten Beschreibungen des genblatt berichtet. Biedermeier: Offenburg, ehemals Reichsstadt und Einigkeit und Recht und Freiheit/Für Hauptort der Ortenau (deren Name von das deutsche Vaterland!/Danach laßt der Burg Ortenau rührt) ist ein froh-hei- uns alle streben/Brüderlich mit Herz teres Städtchen von viertausend Seelen und Hand!/Einigkeit und Recht und und beherrscht den Eingang in das Kin- Freiheit/Sind des Glückes Unterpfand:/ zigtal, daher der Vorschlag zu dessen Blüh im Glanze dieses Glückes,/Blühe, Befestigung. Man muss sich nicht an deutsches Vaterland! das Wortspiel des drolligen Gailer von Deutsche Nationalhymne

Die ehemalige Kaserne – heute ein Bildungszentrum

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Salmen – ein Ort mit demokratischer Tradition Geburtshaus von Carl Gütle, Lange Straße 27

Die Schriftstellerin Annette von Droste- am 12. September 1847 die Entschie- Hülshoff (1797–1848) reiste 1844 vom denen Freunde der Verfassung in der Bodensee über Offenburg nach Mann- Gaststätte Salmen die 13 Forderungen heim. Ihre Eindrücke über die Bahnreise des Volkes und gaben damit den Start- hielt sie in einem Brief an ihre Schwester schuss für die badische und deutsche Jenny fest: Demokratiebewegung. Am anderen Morgen kamen wir etwa eine halbe Stunde vor Abgang der Ei- Der Salmen ist im Rahmen von Führungen zu senbahn in Offenburg an. Die Eisenbahn besichtigen, eine Anmeldung ist erforderlich: machte uns diesmal gar keinen ängst- Tel. 07 81/82-2460 lichen oder seltsamen Eindruck mehr, aber einen höchst langweiligen , ganz Der in Offenbach gebürtige Eisenbah- als wenn man auf schlechten Wegen ningenieur und Volksschriftsteller Albert langsam voranzuckelt, überall aufge- Bürklin (1816–1890) übernahm 1859 halten wird und gar nicht voran kömmt. die Leitung des Volkskalenders Lahrer Auf dieser Bahn müssen nämlich die Hinkender Bote. Von 1886 bis 1888 er- Schienen nicht gut gelegt sein, sie stößt schienen seine Kalendergeschichten in bedeutend und das ewige Anhalten bei drei Bänden. den Stationen erhöht noch den Eindruck von schlechten Wegen und Langsam- Der Mundart- und Stadtdichter Offen- keit, obwohl es pfeilschnell geht und wir burgs Carl Gütle (1852–1918) ver- nur etwas fünf Stunden bis Mannheim fasste Gedichte über das Offenburger brauchten. Stadtleben, aber auch Liederbücher. Annette von Droste-Hülshoff: Meersburg-Rüsch- Insgesamt hinterließ er über 1000 Ge- haus. Ein Reisebericht. dichte, die elf Bände füllen. Sein Ge- burts- und Wohnhaus, an dem eine Ge- In der Mitte des ehemaligen Großher- denktafel angebracht ist, befindet sich zogtum Badens und in unmittelbarer in der Langen Straße 27. Der Uhren- Nähe zu Frankreich liegend war Offen- sammler und Papageienfreund Gütle burg während der Badischen Revoluti- führte neben seinem Amt als städtischer on ein ideales Kommunikationszentrum Waisenrat dort auch ein Geschäftshaus. der politischen Opposition. So erhoben 1912 verfasste er eine Eloge:

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Wer d’Heimet liäbt, der mueß sich sage, Ursula Flügler (1940) veröffentlichte Wiä isch doch Offeburg so schön, 1978 ihren ersten Gedichtband Erstes Do mueß aim s’Herz jo fröhlig schlage Lateinbuch. Sie verfasst lateinische Ge- Un Zit in Seligkait vergehn. dichte im Stil der Vagantendichtung, aber auch deutschsprachige Gedichte, Am fueß vum Schwarzwald reizend wie das über ihren Wohnort: glege, Als Perl der Ortenau bekannt, Begründung für einen Wohnort Die unsri Bürger sorgsam pflege, Nach Westen hin `s hischdorisch Haim am Kinzigschrand: lebe ich, immer der Ebene zu- So schdeht d’alt Reichsschadadt noch gewendet, dem in Ehre, Allwo au d’Fremdi immer gern Einfalltor für Mit uns in Harmonie verkehre das Licht. Als liäwi Gäscht us nah un fern. […] Der Schwarzwald In: Ekkhart. Jahrbuch für das Badner Land, 1964 im Rücken bleibt unübersteigbar. Der Journalist und Landtagsabgeord- neter für die SPD Anton Fendrich Der Dunst (1852–1949), war während der Wei- über der Ebene marer Republik und dem Dritten Reich heißt Frankreich, in Freiburg als Privatlehrer tätig. Neben Natur- und Heimatliteratur erschien von nicht mehr Feindesland. ihm der Roman Hundert Jahre Tränen. 1848 –1948 (1953). 1946 war er der Der Friede ist hier erste Johann-Peter-Hebel-Preisträger im ein Glück, an das man befreiten Deutschland. erinnert wird

Hotel Sonne – hier wohnte Thomas Bernhardt

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Museum Ritterhaus durch das Kriegsdenkmal wir auch Hosenknöpfe: schwarz muss- in jedem Dorf ten sie sein, mit einer eingestampften „Inschrift“! 50 Stück hätte er am liebs- diesseits und jenseits ten gekauft, doch gab es nur noch ein Des Rheins. Päckchen mit sieben Knöpfen zum Preis H. Bender., F. Oberhauser (Hrsg.), Schwarzwald und von 0,95 DM. Oberrhein. Der literarische Führer. Eine Reise von Konstanz nach Offen- An die Hosenknopf-Anekdote des ös- burg schildert der Autor und Literatur- terreichischen Schriftstellers Thomas wissenschaftler Herman Kinder (1944): Bernhardt (1931–1989) erinnert die langjährigen Sekretärin des Suhrkamp Gen Offenburg Verlegers Siegfried Unseld, Burgel Zeeh: Mein Hegaugund trägt Graupelweiß Bis zur Hemdbrustmitte herab- Die Idee, nach dem Mittagessen in Still versurrt die Donau im Eis Straßbourg noch nach Offenburg zu Les fils françaises fiern rot und blau fahren, kam ganz spontan: Er sprach Der Tunnelbauch klirrt on the rocks von seiner ersten Lesung in Offenburg, Wie winternackt die Bergruine dem Hotel „Sonne“, wo er gewohnt hat- te und fand, zum Abschluss der Reise Ab Hornberg dann die Fenster auf müsste es einen Kaffee in der „Sonne“ D’Alsace, Provence – wir kommen geben. […] So kamen die Hosenknöp- Die Schlehe blüht, die Zwetschge hat fe ins Spiel [die er sich bei seiner ersten Ein Jugfernschnee Lenorgesicht Lesung in O. gekauft hatte], für seine Ar- Im sonst so schwarzbraun Kahlen beitshose in Ohlsdorf, denn ein Spazier- Sieh da: Magnolien in Gengenbach gang musste für ihn immer einen Grund Prosti printemps und Juten Tach und ein Ziel haben. Wir gingen vom Hotel aus links die Straße entlang und Offenburg ist Sitz des Burdaverlags. Hier fanden nach zwei vergeblichen Anläu- gründete Franz Burda, der Großvater fen ein Kaufhaus und auf Anhieb fanden von Hubert Burda (1940), 1908 eine

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Grimmelshausen-Gymnasium und ehemaliges Kloster

kleine Druckerei. Sein Sohn, der pro- vor ihm lagen die Weingärten der Rhei- movierte Diplomvolkswirt Franz Burda, nebene, wo sich im Herbst oft Nebel übernahm 1929 den Druckereibetrieb dehnte; doch war das badische Land seines Vaters. eine milde Gegend.

In seinem autobiographischen Roman Über die Stadt schreibt die Schriftstelle- Herbstlicht zieht Eugen Rapp, ein Alter rin Nadja Einzmann (1974), die 2003 Ego von Hermann Lenz (1913–1998) Stipendiatin der Kulturstiftung Offenburg von Stuttgart nach München. Dort trifft war: er einen Verleger, der Hubert Burda aus Viel Sommerregen in diesen zwei Wo- Offenburg nicht unähnlich erscheint: chen, in denen ich in Offenburg sein Erzähl mal, wie es ist bei reichen Leuten. darf, und so eine Hitze, dass durch die- Du kennst doch diesen Urban?“ sen Sommerregen zu gehen, zu fah- „Der Urban kommt aus Baden, sieht ren, manchmal sehr schön ist. Wenn aber böhmisch aus; der mit seinem es nicht regnet und auch kein Regen schwarzen Haar. Und seine blauen Au- in der Luft liegt, es einfach zu heiß ist, gen blitzen, wenn er sagt: Die reichen um zu schreiben, oder mir von dem ein Leute wissen nicht, wohin sie gehören. oder anderen etwas über Offenburg und Häuser haben wir da und dort. wie es dort einmal war und jetzt ist, er- [...] Wenn er vormittags in seinem Bü- zählen zu lassen, wenn es nicht regnet rohaus zur Besprechung hinunterging also und sehr heiß ist, dann den Weg und an den Tisch trat, auf dem viele am Schwimmbad vorbei zum Gifizsee Entwürfe für Titelblätter seiner Illustrier- nehmen. Und dort unter den vielen Bäu- ten lagen, hatte er die Redakteure ne- men, hohen, rauschenden, alten Pinien, ben sich und mußte entscheiden. Dann unter Birken zu liegen, ein Strandbad, ein Gespräch mit einem Politiker. Oder wie es so auch schon in den Sechzigern sein Flugzeug bracht ihn ins Badische, hätte gewesen sein können, sehr fried- wo das Zentrum eines Unternehmens in lich und im positiven Sinne bürgerlich. einem Wolkenkratzer lag.Er wohnte dort [...] in einem Schlößchen am Waldrand, und Badische Zeitung, 19.08.2003

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Eigentlich aber Noppenau / von wel- chem kleinen Städtlein hieoben bey Oberkirch gesagt worden / als in wel- ches Ampt es hörig ist. Ist auch wieder Bischofflich Straßburgisch / und der Römisch-Catholischen Religion Religion zugethan. Ligt ein Meil von Oberkirch / vier von Straßburg. […] Es hat gesun- de Leut herümp / so sehr alt werden / daß sie 105. Und 110. Jahr erreichen / so man dem Wasser / das sie trincken / zuschreibet. Georg Richter (Hg.): Schwarzwaldreisen. Berichte, Statue Freiheit Männlich /Weiblich Geschichten und Bilder aus fünf Jahrhunderten

Museum im Ritterhaus / Museum und Im Haus Katsch, in der Hauptstraße 69, Städtisches Archiv • Tel. 0781/82 2577 verbrachte der Dichter Adolph Katsch www.museum-offenburg.de (1813–1906) die Jahre zwischen 1876 und 1906. Er gründete den Verschöne- Schulmuseum für ehemals Großherzogliche rungsverein, der Spazierwege, Ruhe- Badische Schulen bänke, Schutzhütten und Alleen anlegte. Tel. 0781/934811 oder 416 25 Ein bekanntes Studentenlied von ihm www.offenburg-zell-weierbach.de ist Als ich schlummernd lag heut Nacht (1885). Eine Gedenktafel am ehemaligen Das Kulturforum Offenburg, ehemals Wohnhaus erinnert an den Dichter: eine wilhelminische, nach dem Zweiten Als ich schlummernd lag heut’ Nacht, Weltkrieg eine französische Kaserne be- lockten süße Träume, herbergt heute die Stadtbibliothek, die schimmernd in der Jugend Pracht, mich Musikschule, die Jugendkunstschule, in ferne Räume. die Städtischer Galerie, das KiK (Kultur Krasses Füchslein saß ich schlank in der in der Kaserne), die Reithalle und das Kneipe wieder, Kulturbüro. Auf dem Platz der Verfas- und in vollem Chore klang laut das Lied sungsfreude erinnert die Statue Freiheit der Lieder: Männlich / Weiblich an Offenburgs Rolle |: Gaudeamus igitur, iuvenes dum su- zur Zeit der Badischen Revolution. mus! :| Post iucundam iuventutem, post moles- Das alte Kapuzinerkloster (1641– 1647) tam senectutem in der Gymnasiumstraße ist das älteste |: nos habebit humus! :| Gebäude der Stadt. Im Sommer finden hier regelmäßig Konzerte statt. Tabakswolkenduft umkreist, bläulich Rheinweinbecher; Desto heller flammt der Geist in dem Oppenau (im Renchtal) Haupt der Zecher. Füchslein fühlt im Weltenrund sich der Tourist Information • Herr Siegfried Wild Schöpfung Krone; Allmendplatz 3 • 77728 Oppenau und er singt mit keckem Mund und mit Tel. 07804/9108 30 • www.oppenau.de keckem Tone: |: Ubi sunt qui ante nos in mundo fuere? Über Oppenau schreibt Matthäus Me- :| rian (1593–1650) in seinem Werk Topo- Vadite ad superos, transite ad inferos, graphia Alsatiae von 1663: |: ubi iam fuere! :|

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Allerheiligen-Wasserfälle und Klosteruine Ortenberg

Mark Twain besuchte die Klosterruine Gemeinde Ortenberg/Fremdenverkehr Allerheiligen und wandert weiter zu den Dorfplatz 1 • 77799 Ortenberg imposanten Wasserfällen: Tel. 0781/933513 Das enge Tal zu unseren Füßen – es hieß Allerheiligen – bot am Ende seiner „Darf ich raten? Sie wollen die Land- grasbewachsenen Sohle gerade Raum schaft durchwandern?“ genug für ein behagliches, wonnevolles „Ja, und mir jede Einzelheit aneignen, bis ich ein richtiger Spezialist für die Or- tenau geworden bin, Kenner einer gar nicht so kleinen geschlossenen Welt. Sie ist unendlich reizvoll. Es gibt Obstland und Rebland, Reichsstädte und Reichs- dörfer, ein halbes Dutzend lieblicher Bädchen, Wasserfälle und Wallfahrts- orte, die steppenhafte Rheinebene, in der Tabak, Mais, Topinambur und Spar- gel wachsen. Ich glaube, dreißig Monate reichen nicht aus, denn dieselbe Szene- rie müssen Sie zu den verschiedensten Jahreszeiten und Tagesstunden aufsu- chen, um sagen zu können, sie sei Ihnen vertraut.“ Otto Flake: Schloß Ortenau, 1955

Die erste literarische Nennung Orten- Menschennest, an das die Welt mit ih- bergs findet sich in der Lebensbeschrei- ren Belästigungen nicht heranreichte, bung der Gertrud von Ortenberg (–> und folglich war es den Mönchen in alter Offenburg). Sie lebte als Begine in einer Zeit auch nicht entgangen; und da stan- christlichen Gemeinschaft im 13./14. den die schmucken braunen Ruinen ih- Jahrhundert in Mittelbaden und wur- rer Kirche und ihres Klosters als Zeugen de zwischen 1275 und 1285 als Toch- dafür, daß die Priester vor siebenhundert ter Erkenbolts von Ortenberg auf dem Jahren einen ebenso feinen Instinkt hat- Schloss geboren. Sie widmete sich der ten, wie die Priester heutzutage, wenn Kranken- und Armenpflege und starb es darum ging, die erlesensten Winkel 1335. und Ecken des Landes aufzuspüren. Ein großes Hotel verdrängt die Ruinen nun ein wenig und betreibt ein lebhaftes Geschäft mit Sommerfrischlern.[…] Nach dem Abendessen durchwanderten wir das Tal. Es ist wunderschön – eine Mischung aus Waldlieblichkeit und zer- klüfteter Felsenwildnis. Ein durchsichtig klarer Gießbach schießt pfeifend talab- wärts, und am unteren Ende windet er sich durch einen engen Spalt zwischen hohen steilen Klippen und stürzt dann

über eine Folge von Felswänden. © LMZ Mark Twain: Bummel durch Europa, 1878 Pfarrkirche St. Bartholomäus im Stile Weinbrenners

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Schloss Ortenberg

Das Schloss Ortenberg dient als Jugend­ Ottenhöfen herberge, die Turmanlagen sind jedoch öffentlich zugänglich. Der heutige schloss­ Tourist-Information Ottenhöfen im Bürgerhaus artige Bau wurde 1838 bis 1843 vom Großmatt 15 • 77883 Ottenhöfen im Schwarz- livländischen Kaufmann Leonhard von wald Tel. 07842/804-44 • www.ottenhoefen.de Berckholtz an der Stelle der Burg Or- tenberg errichtet, die 1678 zerstört wur- Das Mühlendorf, dessen zahlreiche his- de. Entgegen der landläufigen Meinung torische Mühlen man besichtigen kann, gab diese ehemalige Reichsburg nur besuchte 1878 Mark Twain (1835– dem Ort ihren Namen, nicht aber der 1910): Landschaft Ortenau. Dieser wird abge- Einmal verzehrten wir unser Mittags- leitet aus dem früheren Begriff Mortenau mahl, bestehend aus gebratener Forelle, (von lat. Moridunum = Sumpfland), des- im Gasthaus „Zum Pflug“ in einem sehr sen Anfangskonsonant ab dem späten hübschen Dorf (Ottenhöfen), und bega- 16. Jahrhundert dem Volksmund zum ben uns dann zum Ausruhen und Rau- Opfer fiel. chen in die Schankstube. Mark Twain: Bummel durch Europa, 1878 Die dem Apostel St. Bartholomäus ge- weihte Pfarrkirche wurde 1824 vom Ar- chitekten Hans Voß (1783–1849) im Ottersweier bei Rastatt Stile des badischen Baumeisters Fried- rich Weinbrenner (1766–1826) erbaut. Gemeinde Ottersweier Laufer Straße 18 • 77833 Ottersweier Von Burg Ortenberg, die dieser gar nicht Fon: 07223/98 60-0 • Fax: 07223/9860-80 so kleinen geschlossenen Welt (Otto Fla- www.ottersweier.de ke: Schloss Ortenau, 1955) den Namen gegeben hat, führt eine kleine Straße Alfred Döblin (1878 –1957) schreibt nach Diersburg. Am Haus in der Talstra- über eine Bahnfahrt durch den ße 82 erinnert eine Tafel an Friederike Schwarzwald: Brion (1752–1813), die der junge Goe- Schmucke Häuschen mit roten Schin- the von Strasbourg aus in Sesenheim deldächern. Der Dampf der Lokomotive regelmäßig besuchte (Willkommen und bildet vor meinem Fenster weiße Ballen, Abschied, –> Pamina, S. 49). die sich in Flocken auflösen und verwe-

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hen. Wir fahren durch einen Ort „Otters- so seltene Kuriosität: vier Porträts in weier“, ich lese auf einem Blechschild Lebensgröße von den vier Frauen des „Kaiser Brustkaramellen“, friedliche Pascha, die der Sieger als Gefangene Zeiten, in denen man etwas gegen den nach Rastatt gebracht hatte. Dieser Teil Husten tat. der Kriegsbeute, so wird versichert sei der Markgräfin am wenigsten willkom- Bei den badisch-elsässischen Kulturta- men gewesen. gen Novemberlicht mit den Umlandge- Alexandre Dumas: Eine Reise an die Ufer des meinden Bühl, Bühlertal, Lauf, Lichten- Rheins im Jahre 1838 (1841) au, Rheinmünster und Sasbach sowie mit den elsässischen Kommunen Ha- In seinem Roman Türkenlouis zeichne- guenau, Lichtenberg, Marmoutier und te Otto Flake ein Bild der Vergangenheit Mommenheim werden bei Veranstal- Rastatts: tungen dies- und jenseits des Rheins Als Rastatt 1689 zerstört wurde, war es Märchen, Geschichten, Schauspiel ein Flecken, ein Kirchdorf, dem eine ge- und Musik von namhaften Künstlern in wisse Bedeutung als Stapelort zukam. heimatlicher Mundart dargeboten. Elsässischer Wein ging ins Murgtal, und aus dem Murgtal kam das Holz. Rings- um war markgräflicher Forst, noch von Rastatt Eduard Fortunat stammte ein Hof mit Gärten und Kellereien, der als Schloß Residenz nach französischem Vorbild bezeichnet wurde und wohl nicht zu letzt dem Jagdvergnügen diente. Auch Zu Rastatt vgl. im Einzelnen –> Pamina- Ludwig Wilhelm wollte zunächst nur ein Führer, S.30–33. Jagdschloß haben. Er ließ den Forst, der von Kuppenheim bis Bühl reichte, als Das Schloß von Rastatt wurde von der Wildpark umzäumen. Markgräfin Sibylla Augusta erbaut. Di- ese muß einen bemerkenswerten Ge- Doch das änderte sich im Jahre 1700: schmack und einen überlegenen Geist Schon im Januar erhielt der Bauschrei- besessen haben. Ein lebhaftes Verlan- ber in Rastatt von Rossi die Mitteilung, gen ergriff mich, zwei oder drei Tage in daß die Fronämter zu neuem Eifer anzu- einem dieser schönen Räume mit den treiben seien, da der Bau erweitert wer- großartigen Wandbehängen zu verwei- den müsse. Der Markgraf wollte nun Ra- len, um dort ganz nach Lust und Laune statt zur Festung machen, mitten hinein die Briefe der Madame de Sévigné oder seine Residenz verlegen und ein größeres die Erinnerungen von Bussy-Rabutin zu lesen. Mir scheint, daß dadurch sowohl die Räume wie auch die Bücher noch an Wert gewonnen hätten. Die Wandbe- hänge, das Porzellan sowie die Chinoi- serien der Markgräfin würden in einem unserer Rokokosalons Entzücken her- vorrufen. Neben diesen sind aber wei- tere, nicht weniger kostbare Kuriositäten ausgestellt, die ihr Mann, der Markgraf Ludwig Wilhelm zusammengetragen hat. Es sind dies durch ihn selbst von den Türken erbeutete Trophäen – Waf-

fen und Fahnen –, die zwei Säle füllen. © LMZ Ein dritter Saal beherbergt eine eben- Schloss Favorite

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Schloß bauen, obwohl der Ausbruch des Zustände des engeren Vaterlandes Ba- spanischen Erbfolgekriegs vor der Tür den auch die noch bei weitem höher stand – gerade deswegen. Er getraute zu schätzende „Bummelfreiheit“ für die sich, den Franzosen einen neuen Einfall Schüler oder „Studenten“ des Rastatter zu verwehren. Mit der Festung entstehe Lyceums hinzu. „Studenten“ wurden sie die Stadt, und es gehe in einem hin, mit einmütig von der Bürgerschaft genannt, beiden organisch die Residenz zu verbin- da die Reichsfestung Rastatt doch min- den, für die nach den neuen Ideen, nach destens ebenso gebildete und angese- französischen Vorbild nur ebenes Gelän- hene junge Leute in ihren Mauern besit- de mit allen Möglichkeiten des Ausblicks zen mußte, als die bloß „civilen“ Städte und der Parkgestaltung in Betracht kom- Heidelberg und Freiburg. me: das mochte der Gedankengang des Hans Blum: Aus dem tollen Jahr (1901) Markgrafen sein. Otto Flake: Türkenlouis. Gemälde einer Zeit (1937) Im Schloss befindet sich die Erinne- rungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte. Die Grün- dung der Erinnerungsstätte wurde 1970 von dem Bundespräsidenten Gustav Heinemann (1899 –1976) angeregt. Die Ausstellung im Schloss dokumen- tiert die bedeutsamsten Ereignisse deut-

© LMZ scher Freiheitsbewegungen in der Zeit Schloss Rastatt, Ehrenhof Aufgang des Vormärz sowie der Revolution von 1848/49 und ihrer geistigen Wegberei- Revolution 1848/49 ter: Heinrich Heine, Ferdinand Freiligrath, Ludwig Börne, Georg Herwegh, die Brü- Der Aufstand von 1849 war am 11. Mai der Jacob und Wilhelm Grimm u.a. mit einer Meuterei in der Leopoldsfeste ausgebrochen. Im Graben der Ludwigs- Schloss • Herrenstraße 18 • 76437 Rastatt feste wurden nach der Niederschlagung Tel. 07222/77139-0 (Zentrale) des Aufstands August-Oktober 19 To- Öffnungszeiten: desurteile vollstreckt. Erster unter den So–Do 9.30–17 Uhr, Fr 9.30–14 Uhr Erschossenen war der Journalist und Sa geschlossen, Eintritt frei Schriftleiter des Festungsboten Ernst www.erinnerungsstaette-rastatt.de Elsenhans (1815–1849). Der Jurist und Schriftsteller Hans Blum (1841–1910), Das Lustschlösschen der Gemahlin des Redakteur des Grenzboten und ältes- Türkenlouis, Augusta Sibylla und die ter Sohn des 1848 erschossenen De- Magdalenenkapelle im dortigen Park in mokraten Robert Blum schreibt über Rastatt-Förch hat Mark Twain in Bum- die Stimmung in der Stadt während der mel durch Europa (1880) beschrieben. 1848/49 Revolution: Das wohllöbliche Lyceum in der deut- www.schloesser-und-gaerten.de schen Reichsfestung Rastatt wußte Öffnungszeiten: schon seit einigen Wochen nicht mehr, Besichtigung nur im Rahmen von Führungen was es mit den ihm anbefohlenen Jüng- möglich 16. März–30. Sept.: Di–So 10–18 Uhr lingen anfangen sollte. Sie hatten sich 1. Okt. –15. Nov.: Di–So 10–17 Uhr bereits im „Völkerfrühling“ des Jahres Schlosskasse: 1848 die so schätzbare „Wirtshausfrei- Tel. 07222/412 07 • Fax 07222/40 89 57 heit“ erobert. Jetzt, im Frühjahr 1949, Sonderführungen: Service Center Schloss Ra- kam aber infolge der wahrhaften und im statt, Schloss Favorite und Schloss Bruchsal: höchsten Maße kritischen politischen Tel. 07222/93 41 70

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Renchen Die Städte Gelnhausen und Renchen und die Bundesländer Hessen und Ba- Stadtverwaltung Renchen den-Württemberg vergeben in zweijäh- Hauptstraße 57 • 77871 Renchen rigem Turnus den Johann-Jacob-Chris- Tel. 07843/707-0 • www.renchen.eu toph von Grimmelshausen-Preis. Der Preis ist mit 10 000 EUR dotiert. Laut Förderverein Grimmelshausenfreunde Renchen Satzung soll mit dem Johann-Jacob- e.V. Sitz Rathaus Renchen • Hauptstraße 57 Christoph von Grimmelshausen-Preis 77871 Renchen • Tel. 078 41/34 79 eine Autorin oder ein Autor ausgezeich- www.stadt-renchen.de net werden, die oder der in den voraus- Öffnungszeiten: So 15–18 Uhr gegangenen sechs Jahren durch ein Führungen nach Vereinbarung jederzeit möglich in ständiger Druckform erschienenes erzählerisches Werk einen bemerkens- Albert Kreuzhage (1797–1848), werten Beitrag zur künstlerischen Aus- Schriftsteller und Philosoph, schreibt einandersetzung mit der Zeitgeschichte über das Renchtal: geleistet hat. ... Bei Oberkirch traten wir in das Rench- Bisherige Preisträger waren u.a.: tal ein. Die Berge näherten sich von bei- Reinhard Jirgl, Feridun Zaimoglu, Dieter den Seiten. Granitmassen starrten uns Forte, Brigitte Kronauer, Adolf Muschg, entgegen. Die Chaussee führte an der Robert Menasse. Rench hin, deren breites Bette voll Ge- schiebe die Gewalt dieses Bergwassers zieht ... Riegel am Kaiserstuhl Georg Richter (Hg.): Schwarzwaldreisen. Berichte, Geschichten und Bilder aus fünf Jahrhunderten. Gemeinde Riegel a. K. Karlsruhe, 1986 Hauptstraße 31 • 79359 Riegel Tel. 07642/9044-0 • www.gemeinde-riegel.de

Hermann Landerer (–> Lörrach) besingt den Kaiserstuhl in seinem Gedicht Sun- nig Rääbland.

Sunnig Rääbland Mi Kaiserschduahl: Ä handvoll Bärgli. Iinigstreut wiä Zwärgli; Zwische Rhiin un schwarzem Wald, Vum große Unbekannte - ürürald. An sine Häng: in dr Breit un in dr Läng: Rääbterrasse ... Un drzwische hohli Gasse ... […]

Kulturelle Veranstaltungen von Opern- aufführungen über Lesungen bis zum Kabarett kann man im Kumedi Kopf- bahnhof Theater besuchen.

Kumedi Kopfbahnhof Theater Römerstraße 2 • 79359 Riegel 07642/93 10 24 • www.kumedi.de Simplicissimushaus mit Statue von Giacomo Manzù

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Sasbach/Obersasbach gebung in Wittichen ein Kloster für 34 Franziskanerinnen. Bürgermeisteramt Ihr geistlicher Vater, der Priester Berch- Kirchplatz 4 • 77880 Sasbach told von Bombach verfasste um 1350 Postfach 11 44 • 77877 Sasbach ihre Vita: Das Leben der heiligen Luit- Tel. 07841/686-0 gard von Witichen.

Otto Flakes Personen und Persönchen (1938) und seine Erinnerungen Es wird Sélestat (Schlettstadt) Abend (1960) spielen in Obersasbach: Sasbachwalden gefiel mir auf den ers- Sélestat Tourist Office ten Blick. Der Aufbau des Gebirges, Boulevard du Général Leclerc der Talkessel, die zur Hornisgrinde auf- BP184 • F-67604 Sélestat steigenden Wände gefielen mir, und die Tel. 0033 388 -58 87 20/26 Villa Fuchs, gegen Ende des Kessels unterhalb von Wiesen gelegen, hielt eine Edles Schlettstadt, wer hat als erster Überraschung bereit, das Schwimm- dein Gebiet umgrenzt und dich unter so bassin, das von einem Bach gespeist günstigen Vorzeichen gegründet? Wo- wurde, in dem die Forellen sprangen. Es her kommt dein so beglückender und war eine Landschaft, die mir das Gefühl, wohlwollender Genius? Welche Sterne daß Baden meine Heimat sei, wieder- leuchteten dir, als du entstandest? Ob- gab und Impulse vermittelte, die durch wohl du keine große Ausdehnung hast, meine nächsten Aufsätze und später die du nicht reich an Menschen und Schät- nächsten Romane gingen. zen bist, so ist doch unter allen Städten, Otto Flake: Es wird Abend. Bericht aus einem lan- die unter der Herrschaft des Kaisers gen Leben, 1960 gedeihen, keine glücklicher als du. (…) Doch diese Gabe ist dir in besonderem In Sasbach ist das Toni-Merz-Museum. Maße eigen: Daß du nämlich, eine ein- Der Kunstmaler Toni Merz (1885–1966) zige kleine Stadt, so viele tugendhafte wirkte nach seinem Studium in Karls­ und geistvolle Männer hervorbringst. Du ruhe als Kunsterzieher und Maler in schenkst der Welt so viele Edelsteine, Sasbach. so viele Leuchten, wie es keiner anderen Stadt vergönnt war. Toni-Merz-Museum Erasmus von Rotterdam: Studienausgabe Bd.2, Schulstraße25 • 77880 Sasbach Darmstadt 1975 Öffnungszeiten: So und Feiertag von 13–17 Uhr und Erasmus von Rotterdam hielt sich nach Vereinbarung 1514 auf der Fahrt von Löwen nach Basel in Sélestat auf und besuchte die humanistische Schule und Bibliothek. Schenkenzell Er verfasste die Elegie Das Lob Schlett- stadts, in der er die Tugendhaftigkeit, Tourist Information: das Ansehen und den Intellekt der Be- Reinerzaustraße 12 • 77773 Schenkenzell wohner hervorhebt. Tel. 07836/93 97 51 • www.schenkenzell.de Sélestat war ein bedeutendes Zentrum Das Bauernmädchen Luitgard von des Humanismus zwischen Italien und Wittichen (1291–1348) wurde im Alter Flandern und spielte eine wesentliche von 12 Jahren in das Terziarinnen-Klos- Rolle für die literarische Renaissance. ter nach Oberwolfach gegeben. 1323 Mit der Humanistenbibliothek beherbergt gründete sie nach einer göttlichen Ein- es heute den dritten großen Kulturschatz

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1441 wurde die Lateinschule unter der Leitung des Westfälischen Pädagogen Ludwig Dringenberg gegründet. Damit entstand die erste Schule am Oberrhein, in der humanistisches Denken gepflegt wurde. In ihrer Blütezeit studierten hier bis zu 900 Schüler, von denen die in Schlettstadt geborenen Humanisten Ja- kob Wimpfeling, Beatus Rhenanus und Martin Bucer die berühmtesten waren. Die Schule befand sich ursprünglich am Grünen Markt (Marché Vert Nr. 7/8) vor der Sankt Fideskirche, später nahe dem westlichen Querschiff der Sankt Georgs- Bibliothèque Humaniste kirche. Jakob Wimpfeling (1450–1528) war des Elsass neben dem Strasbourger Schriftsteller, Pädagoge und Geschichts- Münster und dem Isenheimer Altar. schreiber. Nach dem Studium der Philo­ Die Humanistenbibliothek wurde 1452 sophie und Theologie wurde er 1471 als Pfarrbibliothek gegründet und durch Professor an der Universität Heidelberg, den Bestand der Bibliothek der Huma- 1481 Rektor. Von 1484 bis 1489 war er nistenschule und die Privatbibliothek als Domvikar in Speyer tätig. 1510 grün- des Humanisten Beatus Rheanus, die dete er die Strasbourger literarische Ge- Libraria Rhenania, erweitert. Seit 1888 sellschaft. Mit seinen Schriften Germania werden die beiden Buchsammlungen in (1501) und Epithoma rerum Germanicum einer früheren Kornhalle aufbewahrt und (1505) gilt er als Begründer einer natio- sind der Öffentlichkeit zugänglich. Mit nalen deutschen Geschichtsschreibung. einem Inventar von 460 Handschriften, Für sein Wirken erhielt er den Ehrentitel 550 Inkunabeln und über 6000 ge- praeceptor Germaniae (Lehrer Deutsch- druckten Werken zählt die Humanisten- lands). In der Sankt Georgskirche weist bibliothek zu einer der bedeutendsten in ein Epitaph auf ihn hin. Europa. Die berühmtesten und schöns- ten, teils mit Miniaturen versehenen Der Historiker, Philologe und Publizist Werke sind in vier Schaukästen ausge- Betaus Rhenanus (eigentlich Beat stellt, darunter findet man das älteste Bild, 1485–1547) unterrichtete von noch erhaltene Buch aus dem Elsass, 1501–1503 die unteren Klassen der La- das Merowingische Lektionar aus dem teinschule. Ab 1508 betrieb er in Stras- 7. Jh., die Annalen von Fulda, Kapitula- bourg eine Druckerei und wurde zum rien Kaiser Karls des Großen, eine Ab- Herausgeber wichtiger humanistischer schrift des Buches über Architektur von Werke, darunter die des Erasmus von Vitruv, das Schulheft Beatus Rhenanus Rotterdam. Er unterhielt Beziehungen und die Cosmographiae Introductio von zu den wichigsten Humanisten seiner Matthias Ringmann, in der die Neue Zeit, neben Erasmus auch zu Willibald Welt Amerika zum ersten Mal erwähnt Pirckheimer, Ulrich von Hutten und zum wird. polnischen Humanisten Johannes Las- ko. Auch von ihm findet sich ein Epitaph Bibliothèque Humaniste in der Sankt Georgskirche. Zu seinen 1 Rue de la Bibliothèque Werken gehört die Schrift Rerum germa- Öffnungszeiten: nicarum libri tres (1531). Die Drei Bücher Mo, Mi–Fr 9–12 Uhr und 14–18 Uhr, deutscher Geschichte geben einen Ab- Sa 9–12 Uhr • www.bibliotheque-humaniste.eu riss der deutschen Geschichte.

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Martin Bucer (1491–1551) zählt ne- Ludwig Uhland (1787–1862) verbrach- ben Luther, Zwingli und Calvin zu den te Ende Juli 1846 ein paar Tage in der bedeutendsten Reformatoren. Er be- Stadt, besuchte die Bibliothek und un- suchte die Lateinschule und trat 1506 in ternahm Wanderungen in die Umge- das Dominikanerkloster ein. 1521 verließ bung, er den Orden und schloss sich der Re- formation an. An seinem Geburtshaus In seinem Essay Schlettstadt von 1910 in der Impasse Plobmann erinnert eine hebt Otto Flake die Schönheit der al- Gedenktafel an ihn. ten Häuser, der Renaissancearchitektur und der verwinkelten Gassen hervor, die Der Reichsritter, Dichter und Humanist auch heute noch das Stadtbild prägen: Ulrich von Hutten (1488 –1523) flüch- An einem Sommernachmittag kreuz und tete 1522 nach Sélestat, nachdem sein quer über das Kieselpflaster schlendern, Freund Franz von Sickingen ihn durch das ein Regen in der Nacht frisch ge- einen misslungenen militärischen An- waschen hat, einen Blick in den Garten griff auf das Kurfürstentum Trier in Ge- der Kreisdirktion werfen, dem sauberen fahr gebracht hatte. 1521 war hier sein Pfarrhof einen Blick schenken, die Rein- letztes großes Gedicht Ich habs gewagt heit des Renaissanceportals bewundern, mit sinnen als Einblattdruck erschienen. in der alten Schule, wo unter Platanen Darin begründet der Humanist seine die Kinder tummeln, die Glocke läuten Rolle als radikaler Anhänger der Refor- hören, die Frauen in weißen Jacken und mation: roten Röcken ihre Wäsche schwenken Ich habs gewagt mit sinnen und begießen sehen, an einem mittelal- Und trag des noch kein rew, terlichen Turm eine verwischte Inschrift mag ich nit dran gewinnen, der französischen Pompiers studieren, noch muoß man spüren trew; das sind die harmlosen Reize eines els- dar mit ich main nit aim allain, ässischen Städtchens, die doch fröhlich wenn man es wollt erkennen: machen und den Sinn für die Einzelheit dem land zuo guot, wie wol mans tuot wecken, der mehr wert ist als das Auf- ain pfaffenfeind mich nennen. suchen von ein paar alten Bauten, die vielleicht aus dem Rahmen der Bürger- Der dänische Schriftsteller Jens Bag- häuser fallen gesen (1764–1826), schon zu Lebzei- ten dänischer Wieland genannt, kam auf seiner Reise in die Schweiz im August St. Blasien 1789 durch die Stadt: Schlettstadt ist eine hübsche kleine Tourist-Information St. Blasien Stadt und Festung, vortrefflich an der Am Kurgarten 1–3 • 79837 St. Blasien Ill gelegen, über deren zahlreiche Arme Tel. 07672/414-30 man zwölf Brücken in einer Reihe zählt, im Schatten der Vogesen, von deren Friedrich Ludwig Landgraf von Hes- bergen besonders der Mont-Cherville sen-Homburg (1748–1820) schreibt in mit seinen drei verfallenen Schlössern seinem Tagebuch über St. Blasien, das äußerst romantisch ist. (…) Das Elsaß ist er 1812 bei einem Ritt an den Bodensee ein einzigartiger Garten, zwischen den passiert: prächtigen Mauern des Wasgaus und Nun ging es zwey sehr hohe Berge hin- des Breisgaus, zu beiden Seiten der auf, am Titi See vorbey; der Felberg, liebliche n ill, am männlichen Rhein. höchster Gipfel des Schwarzwalds, zeigt Jens Baggesen: Das Labyrinth oder Reise durch seinen kalten Rücken. Im zerstreut lie- Deutschland in die Schweiz 1789 genden Fleken Lenzkirch, in einem höl- zernen elastischen Haus, in welchem

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Die ehemalige Klosterkirche St. Blasien, kolorierte Federzeichnung und heutige Ansicht (unten).

keine Katze laufen konnte, ohne das Gebäude zu erschüttern, nahm ich das Nacht Lager. Eine alte ruine, Urach ge- nannt, und die schnelle Alzach zieren den Ort; von hier bis St. Blasi ist wohl der wildeste Winkel Deutschlands.

St. Georgen Der früh verstorbene Erzähler, Hörspiel- Tourist-Information und Drehbuchautor Thomas Strittmat- Hauptstraße 9 • 78112 St. Georgen ter (1961–1995) wuchs in St. Geor- Tel. 07724/87-194 • www.st-georgen.de gen auf. Zu seinen Werken zählen: Der Kaiserwalzer (1983), Viehjud Levi (1983) Aufgewachsen jenseits der sanft an- und Raabe Baikal (1990). steigenden Kuppe, abgetrennt auf dem Kamm durch einen Streifen Fichtenmo- Das Heimatmuseum Schwarzes Tor ist nokultur mit einigen Haselsträuchern, ein liebevoll restauriertes Bauernhaus wo im Keller eines Schwarzwaldhofes aus dem 19. Jahrhundert, das ein au- die Brigach entspringt, hat man als Kind thentisches Lebensgefühl und Einblicke einen eigenen Horizont. in die Stadtgeschichte vermittelt. Thomas Strittmacher. In: Spuren 56 Die in St. Georgen geborene Autorin und Illustratorin Doris Haas-Schlegel (1936) reflektiert in Bildern und Mundart- Geschichten (Alte Brotriwwel) das Leben der Region: Des Hus kennt viele, schtillä G’schichtä, wenn’s schwätzä kennt, dät’s manch’s berichtä von Freud un Leid, von Riich un Arm von Krankheitsnot daß Gott erbarm, von kleinä Kinder, altä Litt, von gueter un von schlächter Zitt. Heimatmuseum Schwarzes Tor Johrhonderte, jo, des isch wohr,

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Der Schriftsteller, Lyriker und Übersetzer Max Rieple (1902–1981) schreibt in einem Reisebericht über St. Märgen: Von Osten schaut St. Märgen zu uns herüber, das ähnlich wie St. Peter von einer Bergtrasse über Höhen und Täler blickt und nicht nur ein berühmter Wall- fahrtsort, sondern auch eine gern be- suchte Sommerfrische und ein Winter- sportplatz ist. Kobismühle Georg Richter (Hg.): Schwarzwaldreisen. Berichte, Geschichten und Bilder aus fünf Jahrhunderten. schtoht’s schweigend do, des schwar- Karlsruhe, 1986 ze Door. Auszug aus dem Gedicht S‘ Schwarz Door Das Klostermuseum enthält Ausstel- lungsstücke der Regional- und Kloster- Das Deutsche Phonomuseum zeigt die geschichte. Informiert wird der Besucher historische Entwicklungsgeschichte der sowohl über die Tradition der Schwarz- Phono-Technik. Die legendären Dual- walduhren und der Hinterglasmalerei, als Plattenspieler werden heute wieder in auch über den Klosterbildhauer Matthi- kleiner Auflage in St. Georgen herge- as Faller (1707–1791). In der Kloster- stellt. kirche und Ohmenkapelle lassen sich charakteristische Werke des Künstlers Deutsches Phonomuseum betrachten. Am Bärenplatz • 78112 St. Georgen www.deutsches-phono-museum.de Kloster Museum St. Märgen Öffnungszeiten: Rathausplatz 1 • www.kloster-museum.de Mo–Fr 9–12.30 Uhr, 14–17 Uhr Sa (Mai–September) 10–12 Uhr Der Philosoph Edmund Husserl (1859– 1938) sucht St. Märgen in den 1920er Im Kunstraum Grässlin ist die Kunst- Jahren auf, um sich in Ruhe seinen sammlung der Familie Grässlin zu seh- Studien und Vorbereitungen für Publi- en, die zeitgenössische Werke der euro- kationen und Vorlesungen widmen zu päischen Gegenwartskunst präsentiert. können. In seinen Briefen bezieht er sich auf die wohltuende Wirkung und die Museumstraße 2 • 78112 St. Georgen arbeitsförderliche Ruhe der Umgebung. www.sammlung-graesslin.eu Husserl wohnt im Steinbachhofhäusle und im Stielerhäusle, das nach seinem Seit 2008 wird in St. Georgen das Mu- Gastgeber Georg Stieler benannt wur- sikfestival Bergstadtsommer ausgerich- de. Mit seinem Schüler Martin Heideg- tet- gespielt wird nahezu alles, von klas- ger wanderte er durch das St. Märgener sischer Kammermusik bis zu Jazz. Umland: [www.bergstadtsommer.de] Ich arbeitete über meine Kräfte, da ich als Dekan unglaublich mit Verwaltungs- geschäften geplagt war. Für meine St. Märgen Schriften konnte ich gar nicht arbeiten. Ich war zur Erholung in St. Märgen, Tourist-Information wunderschön gelegen … Da bin ich Rathausplatz 6 • 79274 St. Märgen allmälig wieder zu mir gekommen [und] Tel. 07669/9118-17 • www.sankt-maergen.de hoffe wieder tüchtig schaffen zu können. Edmund Husserl, 1920

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Staufen im Breisgau

Tourist-Information Staufen (im Rathaus) Hauptstraße 53 • 97219 Staufen i. Br. Tel. 07633/8 05 36 • www.stadt-staufen.de www.muenstertal-staufen.de

Anno 1539 ist im Leuen zu Staufen Doc- tor Faustus so ein wunderbarlicher Nigromanta Klostermuseum (Schwarzkünstler) gewesen, elendiglich gestorben und es geht die Der Arzt Friedrich Fuchs (1890–1948) Sage, und die als Bildhauerin, Illustratorin und der obersten Teufel einer, der Mephis- Autorin tätige Ruth Schaumann (1899– topheles, 1975) lebten zeitweise in St. Märgen. den er in seinen Lebzeiten lang nur seinen Das Ehepaar verband eine Freundschaft Schwager genannt, habe ihm, nach- zu Hugo Ball und Hans Scholl. Ab 1935 dem der wurden ihre Skulpturen als entartet von Pakt von 24 Jahren abgelaufen, das den Nationalsozialisten auf den Index Genick abgebrochen und seine arme gestellt: Seele der ewigen Verdammnis überant- In einer einzigen Nacht können unzählige wortet. andere Nächte sein. Die reifen nur einen […] einzigen Morgen. Ruth Schaumann Der historische Faust soll am Ende des 16. Jahrhunderts in Staufen im Breisgau Der naturalistische Maler Hermann gelebt haben; der Legende nach soll der Dischler (1866–1935) war 1899 Mitbe- Gelehrte sogar bei einer durch ein che- gründer der Künstlergruppe Breisgauer misches Experiment hervorgerufenen Fünfer und hielt sich auch in St. Märgen Explosion umgekommen sein, wie eine auf. Er lebte in Freiburg und Hinterzar- Inschrift am Gasthaus Löwen berichtet. ten, wo er schließlich verstarb. In St. Märgen verstarb Gustav Traub Der Sammlungs- und Dokumentati- (1885–1955). Er war Illustrator und onsauftrag der Außenstelle der Badi­ Landschaftsmaler, fertigte Radierungen schen Landesbibliothek Karlsruhe ist vor- für Novellen u.a. für Gottfried Kellers nehmlich auf den Sektor der Alltagskultur Sieben Legenden (1923) an. und Regionalgeschichte ausgerichtet.

Haus der Modernen Kunst, Ballrechter Straße 19, Staufen

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Badisches Landesmuseum Karlsruhe – (1903 –1981) lebte nach seiner Aus- Außenstelle Südbaden weisung aus der DDR die letzten zehn Hauptstraße 11 • 97219 Staufen i. Br. Jahre seines Lebens in Staufen. Seit Tel. 07633/80645-0 1984 findet die jährliche Verleihung des Peter Huchel-Preises am 3. April, dem Haus der Modernen Kunst Geburtstag des Lyrikers statt. Prämiert Ballrechter Straße 19 • 79219 Staufen-Grunern wird das schönste aktuelle Lyrik-Buch. Tel. 0 76 33/92 94 41 Huchel wohnte in der Bötzenstraße 51, www.hausdermodernenkunst.de dann in der Münstertäler Straße 41. Be- Öffnungszeiten: graben liegt er auf dem Staufener Fried- Do, Fr, Sa, So- und Feiertage von 15–18 Uhr hof. Über Huchels Wohnung schreibt 1972 der Bibliothekar und Schriftsteller Johann Peter Hebel widmete Staufen Erhart Kästner (1904–1974): eine Strophe seines Gedichts: Das Haus liegt etwa 400 Meter in der Luftlinie von dem unseren entfernt. […] Der Schwarzwälder im Breisgau Interessanter Grundriss, ein bisschen Z’Staufen uf em Märt Fuchsbau. Beheiztes Schwimmbad, 4 henn si, was me gehrt: mal 8 Meter, Liegewiese, Hobbyraum. Tanz und Wii un Lustberkait, Voller Blick auf Kaiserstuhl, Tuningberg, was aim numme ‘s Herz erfreut, Vogesen, Staufenberg, Rheinebene. Ein- z’Staufen uf em Märt! bauküche, alles super … wir begingen das Haus alle zusammen, und Morat rief Der Heimatdichter Hermann Emil Ays immerzu: „Also nein, der Huchel hat ein (1886 –1934) verfasste den Staufener Glück, ein Glück hat der Huchel! … Bilderbogen, eine Sammlung geschicht- licher Abhandlungen. Außerdem grün- Erhart Kästner hilft Huchel in Staufen dete er einen literarischen Zirkel und Fuß zu fassen. Der Sammler Franz verfasste Theaterstücke und Gedichte. Armin Morat wird für 40 Monate sein Bevorzugter Arbeitsplatz seines litera- Mäzen. rischen Schaffens war die Finkensteiner Huchels Freund Michael Hamburger Hütte bei Staufen. Sein Grab befindet aus Middleton/Suffolk hält in einem sich auf dem Staufener Friedhof. Versportrait über den Bötzenweg fest: Zu lieblich, zu hübsch, sagtest du, Helmut Holthaus (1909–1966) ist in Vor der Villa sitzend, in der du Gast bist, Staufen geboren. Er war Schriftsteller Mit Sicht auf Weinberge, die weite Ebene, und Verfasser von Feuilletonbeiträgen: … Oder mit dem Blick zurück Wenn ich aus dem Fenster sehe, habe Auf den bergigen Rand ich die Burgruine Staufen im Breisgau Des Waldes, nahebei, den sie schwarz vor Augen. Komme ich von einer Reise nennen. zurück, erblicke ich sie schon von wei- Nicht schwarz genug für dich … tem, ob ich mich von Freiburg her nä- here oder von Basel. Man kann sie nicht Der Schriftsteller Thommie Bayer übersehen, ein Signal über viele Kilome- (1953), der 1992 den Thaddäus-Troll- ter und ein Wahrzeichen. Das ist so seit Preis erhielt, lebt in Staufen. achthundert Jahren. Schwarzwaldreisen: Berichte, Geschichten und Bil- Wann wird es wieder Sommer der aus fünf Jahrhunderten zusammengestellt von Hör mal, Georg Richter, Karlsruhe 1986 wie der Badeofen singt, das klingt wie ein Orchester: Der Lyriker und Herausgeber der Zeit- ganz weit weg schrift Sinn und Form Peter Huchel und wie durch eine Wolkenwand

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Schau mal, das den Münster überragt oder nur an- wie dein Arm sich um mich legt, nähernd an ihn herankommt, kein Hoch- als wärst du meine Schwester. haus und keinen Schornstein. So sieht Sag mal, weinst du? man ihn überall, von welcher Seite man Wieso zittert deine Hand? auch kommt, weithin als erstes Zeichen der Stadt. So vergehen unsre Tage; Barbara Honigmann: Roman von einem Kinde, 1986 wann wird es wieder Sommer? Das ist meine Lieblingsfrage: Der mittelhochdeutsche Dichter Gott- wann wird es wieder Sommer? fried von Straßburg lebte zwischen Thommie Bayer: Irgendwie das Meer. Frankfurt am dem Ende des 12. Jahrhunderts und Main 1995 dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Als Verfasser des Versepos Tristan (1210) ist er einer der bekanntesten Dichter des Strasbourg Mittelalters.

Office de Tourisme Johannes (Gensfleisch) Gutenberg 17 place de la Cathédrale • F-67014 Strasbourg (um 1400 –1468) hielt sich 1434 bis Tel. 0033 388-52 28 28 • www.otstrasbourg.fr 1444 in Strasbourg auf und erfand bzw. revolutionierte hier den Buchdruck. Da liegt die Altstadt von Strasbourg, und weil es schon dunkel ist, sehe ich sie Alfred Döblin (1878–1957) kommen- als Silhouette, die alten Häuser an dem tierte: Quai und dahinter dieses Durcheinander Da oben stand der alte Gutenberg, von Häusern und Dächern und Giebeln schwarz, ganz schwarz von Drucker- und Balkons und Treppen, so viele For- schwärze, wie es sich gehört. men einer chaotischen Ordnung, aus Alfred Döblin: November 1918 – eine deutsche der ragt der Münsterturm wie der Zei- Revolution gefinger Gottes, wahrhaftig, gegen den aufgerissenen Himmel, denn der Him- 1458 eröffnete in Strasbourg die erste mel ist hier über dem Rheintal immer Druckerei, in der die erste deutschspra- aufgerissen. Bis auf den heutigen Tag chige Bibel gedruckt wurde. gibt es in dieser Stadt kein Gebäude, Johann Carolus (1543–1626) be- gründet hier die erste Zeitung der Welt, die Wochenzeitung Relation aller Fürnemmen und gedenckwürdigen Historien (1605). In der Stadt lebten bedeutende Huma­ nisten. Der Schriftsteller Sebastian Brant (1457–1521) wirkte vornehmlich hier und Basel und verfasste Lyrikeditio­ nen, Übersetzungen und Gesellschafts- satiren. Mittels der Satire kritisierte der Schriftsteller in Das Narrenschiff (1494) die krisenhafte Zeit und zielt auf die mo- ralische Erziehung des Lesers. Anhand zahlreicher Narrenfiguren findet sich der Leser im Text wieder. Die Illustrationen stützten den Erfolg des Buches, das Gedenktafel am elterlichen Gasthof von S. Brant schließlich eine Gattung der Narrenlitera-

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tur begründete, die bis ins 18. Jahrhun- Von disem Bulen, den ich mein, dert reichte. Will ich dir bald eyns pringen, Es ist der allerbeste Wein, Jacob Frey (1520–1562) war Macht mich lustig zu singen. Schwankdichter und Dramatiker und schrieb im alemannischen Dialekt. Die Frischt mir das Blut, gibt freien Mut Schwanksammlung Die Gartengesell- Als durch sein Krafft und Eygenschaft: schaft (1556) gilt als Freys Hauptwerk. In Nun grüss ich dich, mein Rebensafft! ihr sind über hundert Geschichten ver- Johann Fischart: Trinklied aus Geschichtsklitte- sammelt, die im Elsass und der Schweiz rung, 1575 spielen. Der frühneuhochdeutsche Schriftsteller Wolfhart Spangenberg (1567–1636), Johann Fischart (1546/1547–1591) Sohn des Theologen Cyriakus Spangen- wurde in der Stadt geboren. Seine berg, war Meistersinger, Verfasser von Reimkunst fand vor allem in Knittel- Tierepen und dramatischen Dichtungen. versen Verwendung (heute ist Knittel- Seine akademische Karriere begann mit vers die wertneutrale Bezeichnung für der Anstellung als Korrektor bei dem einen 4-hebigen Reimvers). Seine Verse berühmten Strasbourger Drucker Bern- sind geprägt von Wortspielen- und hard Jobin und dessen Sohn Tobias. In Neuschöpfungen (Affentheuerlich Nau- der Folge verfasste er Schuldramen und pengeheuerliche Geschichtklitterung) trat der Strasbourger Gesellschaft der und spiegeln auf satirische Weise die Meistersinger bei. Seine bedeutendsten groben Sitten der Zeit. Beiträge zur deutschen Literatur sind die Tierfabeln vom Gans-König und vom Esel-König.

Strasbourg zog ebenfalls den humanis- tischen Dichter und Prediger Johann Geiler von Kaysersberg (1445–1510), der als bedeutendster deutscher Predi- ger des Mittelalters gilt: Geilers predigten behandeln fast alle Be- reiche der kirchlicher Lehre. […] Seine in eingängigem Stil abgefaßten Predigten mit Fabeln, Sprichwörtern u. volkstüm- lichen Redensarten, die auf Derbheiten u. Komik nicht verzichteten, verfehlten ihre Wirkung auch auf eine ungebildete Zuhörerschaft nicht.

In seinen Elsässischen Lebensbildern Denkmal für Johann Fischart (1869) lässt Ernst Stähelin Geiler von Kaysersberg und Sebastian Brant auf- Der Muskatteller einandertreffen: Den liebsten Bulen, den ich han „Eure Hand, Herr Vetter Doktor (gemeint Der ligt beim Wirt im keller: ist Kayserberg)!“ rief Meister Anselmus; Er hat eyn höltzins Röcklin an „daß auch Ihr die schändliche Ablaßkrä- Und heisst der Muskatteller. merei mißbilliget, und die Nutzlosigkeit Er hat mich nechten trunken gemacht einer um Geld erkauften Sündenverge- Und fröhlich diesen Tag vollpracht, bung eingesteht, tut mir im Herzen wohl. Drumb geb ich jm eyn gute Nacht. Hab noch keinen Priester und keinen

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Ordensmann eine so aufrichtige Spra- che führen hören.“ Der Doktor reichte dem Vetter herzlich die Hand und sprach ernst: „Ueber dem allen dürfen wir aber nicht vergessen, lieber Anselmus, daß unserer Sünden Lösegeld Christi Blut und Wunden, und wir also theuer erkaufet sind. Was aber den Ablaß anbelangt, so könnte Euch der Gelehrte Magister dort ein treffendes Verslein darüber sagen. Wie heißt’s in Eurem Narrenschiffe, Freund Sebastian?“ Dieser erwiderte: „Der Ablaß ist so ganz unwerth, Daß Niemand darnach fragt noch gehrt, Ja, Mancher gäb‘ nit en Pfenning us, Rue de l’Ail Nr. 19 Wenn ihm der Ablaß käm‘ in’s Hus.“ blick einer großen Masse Spazierender Zu den großen Humanisten, die Stras- noch erfreulicher machte als an andern bourg mehrmals besuchten zählen auch Orten, war die verschiedene Tracht des Erasmus von Rotterdam (1467–1536) weiblichen Geschlechts. und Johannes Calvin (1509–1564) J. W. Goethe: Dichtung und Wahrheit, 2. Teil, 9. Buch

In den 1770ern fanden sich die Stürmer Zu den Stürmern und Drängern zählte und Dränger in Strasbourg ein. In der auch der in Strasbourg geborene Hein- Rue du Vieux-Marché-aux-Poissons 36 rich Leopold Wagner (1747–1779). hielt sich 1770/71 Johann Wolfgang Wagner war mit Johann Wolfgang von Goethe auf. von Goethe (1749–1832), Friedrich Maximilian Klinger (1742–1831) und Jakob Michael Reinhold Lenz (1751– 1792) befreundet. Sein bedeutendstes Werk ist Die Kindsmörderin (1776). Er schildert in diesem in Strasbourg spie- lenden sozialkritischen Drama die Stän- detrennung und Stellung der Frau in der Gedenktafel Goethe damaligen Gesellschaft.

In Strasbourg entstanden die Urfassung Johann Heinrich Jung-Stilling (1740– seines Dramas Götz von Berlichingen 1817) schildert die Strasbourger Zeit in sowie die Sesenheimer Gedichte. In seinem autobiographischen Werk Hein- Dichtung und Wahrheit erinnert der Wei- rich Stillings Wanderschaft (1778). marer Klassiker sich: Die Straßburger sind leidenschaft- In der Stadt geboren und gestorben ist liche Spaziergänger und sie haben der elsässische Historiker und Schrift- wohl Recht es zu sein. Man mag seine steller Ludwig Adolf Spach (1800– Schritte hinwenden, wohin man will, so 1879), der seine Texte zweisprachig findet man teils natürliche, teils in alten (deutsch/französisch) verfasste. In die- und neuern Zeiten künstlich angelegte sen werden ferner die historischen Kon- Lustörter, einen wie den andern besucht flikte deutlich, u.a. inHenri Farel. Roman und von einem heiteren lustigen Völk- alsacien (1834) und Le nouveau Candi- chen genossen. Was aber hier den An- de (1835).

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heimlich mit Wilhelmine Jaeglé (1810– 1880), der Tochter seines Gastgebers. Sie ist die Empfängerin des sogenann- ten Fatalismus-Briefs.

An die Familie Straßburg, den 5. April 1833. Heute erhielt ich Euren Brief mit den Erzählungen aus Frankfurt. Meine Mei- nung ist die: Wenn in unserer Zeit et- was helfen soll, so ist es Gewalt. Wir wissen, was wir von unseren Fürsten zu erwarten haben. Alles, was sie bewilli- gten, wurde ihnen durch die Notwen- Schwarzer Rabe, Gedenktafel Rue des Ecrivains digkeit abgezwungen. Und selbst das Bewilligte wurde uns hingeworfen, wie 1771 verstarb in Strasbourg der Histo- eine erbettelte Gnade und ein elendes riker Johann Daniel Schöpflin (1694– Kinderspielzeug, um dem ewigen Maul- 1771). Goethe berichtet in Dichtung affen Volk seine zu eng geschnürte Wi- und Wahrheit von einem studentischen ckelschnur vergessen zu machen.. Es Fackelständchen für den vorzüglichen ist eine blecherne Flinte und ein höl- Mann, den Verfasser der Alsatia illustra- zerner Säbel, womit nur ein Deutscher ta (1751), eines grundlegenden Werkes die Abgeschmacktheit begehen konnte, über Geographie, Geschichte, staatliche Soldatchens zu spielen. Unsere Land- Einrichtungen des Elsass. stände sind eine Satire auf die gesunde Vernunft, wir können noch ein Säkulum Claude Joseph Rouget de Lisle damit herumziehen, und wenn wir die (1760 –1836), französischer Komponist, Resultate dann zusammennehmen, so Dichter und Offizier, komponierte wäh- hat das Volk die schönen Reden seiner rend der Kriegserklärung an Österreich Vertreter noch immer teurer bezahlt, als in der Nacht vom 25. auf den 26. April der römische Kaiser, der seinen Hofpoe- 1792 hier das Kriegslied der franzö- ten für zwei gebrochene Verse 20,000 sischen Rheinarmee Chant de guerre Gulden geben ließ. Man wirft den jungen pour l’armée du Rhin, das später unter Leuten den Gebrauch der Gewalt vor. der Bezeichnung Marseillaise zum Re- Sind wir denn aber nicht in einem ewi- volutionslied wurde. gen Gewaltzustand?

Ein bekannter Sohn der Stadt ist der An die Familie berichtete Büchner wie er Maler, Grafiker und IllustratorGustav die Weihnachtsmette 1832 empfand: Doré (1832–1883). Bereits im Alter von Straßburg, im Januar 1833 neun Jahren entwarf er Illustrationen von Auf Weihnachten ging ich morgens um Dantes Göttlicher Komödie. Doré illus- vier Uhr in die Frühmette ins Münster. trierte zahlreiche internationale Litera- Das düstere Gewölbe mit seinen Säulen, tur-Klassiker, so François Rabelais‘ Gar- die Rose und die farbigen Scheiben und gantua und Pantagruel (1854), Miguel die kniende Menge waren nur halb vom de Servantes’ Don Quixote (1863) und Lampenschein erleuchtet. Der Gesang John Miltons Paradise Lost (1866). des unsichtbaren Chores schien über Auf der Flucht vor den Hessischen dem Chor und dem Altare zu schweben Staatsorganen studiert Georg Büchner und den vollen Tönen der gewaltigen (1813–1837) 1831 an der Universität Orgel zu antworten. Ich bin kein Katho- Medizin. Ein Jahr später verlobte er sich lik und kümmerte mich wenig um das

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Schellen und Knien der buntscheckigen andern Ufer des Rheins. Setzt im eine Pfaffen, aber der Gesang allein machte phrygische Mütze auf, und alles ist in mehr Eindruck auf mich als die faden, Ordnung!“ ewig wiederkehrenden Phrasen unserer So geschah es. Der Münsterturm über- meisten Geistlichen […] lebte die Schreckensjahre unter dem Schutz einer Jakobinermütze. Sie war Das Strasbourger Münster hat vielfältige aus Blech, und die Leute jenseits des literarische Spuren hinterlassen, nicht Rheins nannten sie den „Kaffeewärmer“. nur bei Goethe, sondern auch bei Cle- René Schickele: Die Grenze mens Brentano, Victor Hugo und vielen anderen. René Schickele besuchte das Bischöf- liche Gymnasium und begann 1901 hier Am Johannistag des Jahres 1439 voll- sein Studium. Er war Chefredakteur der endete Meister Hans Hültz den Straß- Straßburger Neuen Zeitung. Die Stadt ist burger Riesenturm. Noch ragten in ein wichtiger Schauplatz in seiner Rom- höchster Höhe von dem kleinen Um- antrilogie Das Erbe am Rhein (1925–30). gang Gerüste empor. Noch war der Mörtel nicht fest geworden, der die ge- Kasimir Edschmid (eigentlich Eduard waltige, aus einem Stück gemeißelte Schmid) (1890–1966), der Kindheit und Kreuzblume hielt. Ihre Spitze stand ein- Jugend in Strasbourg verbrachte, lässt hundertsechsundvierzig Meter über der die Ich-Erzählerin Wilhelmine Jaeglé in Erde. Aber die Leitern und Latten waren seinem Roman Georg Büchner – eine mit Kränzen und Bändern behängt, und deutsche Revolution (1966) von dem Fahnen wogten um den Helm und alle Blitzeinschlag in den Münsterturm be- Geschosse des Turms. richten, der 1835 großen Schaden an- Blumen und brennende Kerzen richtete. schmückten das Innere des Münsters. Die Orgel dröhnte. Ein feierliches Hoch- amt mit Chören und Instrumentalmusik wurde gehalten. Claus Back: Ritter Gensfleisch von Gutenberg. His- torische Erzählung, 1972

Der Autor Claus Back lässt im Ritter Gensfleisch zum Gutenberg einen Stras- bourger Bürger über das Münster zu Wort kommen.

Während der Französischen Revolution droht der Turm abgerissen zu werden; René Schickele (1882–1949) berich- tet darüber in seinem Essay-Band Die Grenze (1932): Während der Französischen Revolution stellten die Jakobiner den Antrag, den Münsterturm abzutragen, weil es ein Hohn auf die Gleichheit sei. „Nein!“ rief ein guter und kluger Mann (in seiner Art freilich ein Sozialverräter), „ge- rade das soll er: alles überragen, damit man ihn von weitem sieht, sogar vom Strasbourger Münster

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Paul Claudel (1868–1955), franzö- ter Fischmarkt sischer Diplomat und Dichter; lässt sich wurde Hans Arp, von der Farbe der Kathedrale in den oder auch Jean Bann ziehen, wie sein Gedicht Stras- Arp (1886–1966), bourg dokumentiert Maler, Bildhauer Das Münster, rötlich-schimmernd zwi- und Lyriker des schen Aprilgebüsch, als sei es durchblu- Dadaismus und tet, ein halbmenschlich Wesen, Surrealismus. Straßburgs riesiger Rosenengel, hoch- 1916 illustrierte er gereckt zwischen Rhein und Vogesen, Tristan Tzaras Birgt des Verheimlichten viel in seinem (1896–1963) Lyrikband 25 Gedichte. Buche und der nicht-erzählten Ge- Über Tzara lernte er Hugo Ball und schichten Richard Huelsenbeck kennen, mit denen Für das Kind, dessen Augen sich voll er den Dadaismus begründet. guten Willens zu diesem gewaltigen Bru- Er war Mitglied der Dichtervereinigung der aufrichten … Jüngstes Elsass um René Schicke- Paul Claudel: Gedichte, 1963 le, Otto Flake und Ernst Stadler. Eine Sammlung seiner Bilder befindet sich im Wolfgang Koeppen beschreibt das In- Musée Moderne. nere der Kathedrale; Reisen nach Fran- kreich (1961): ich bin in straßburg geboren. Im Innern des Domes glühte ein großes ich habe fünf gedichtbücher herausge- Radfenster wie die Sonne des Jüngsten geben. Die titel Tages. Entsetzen und Glück des Endes dieser Bücher sind der vogel selbdritt brannten in mittelalterlichen Flammen, – die wolken- und der unterrichtete Kinobesucher pumpe – der pyramidenrock – weißt du dachte vielleicht an die Sonne der Wis- schwarzt du – senschaftler über der Wüste von Neva- vier knöpfe zwei löcher vier besen. da, über dem Atoll von Bikini und jedem Haupt. Wenn Wolken das Licht mildern, 1916 habe ich in zürich unter freuden ist das Münster ein düsteres Haus, des- dada geboren. sen Strebepfeiler sich in der Höhe in dada ist für den unsinn das bedeutet einem Labyrinth zu verlieren scheinen. nicht blödsinn. Die rundwandelnden Besucher verwan- dada ist unsinnig wie die natur und das deln sich dann in Bewohner dantischer leben. dada ist Höllen. […] Von der Plattform des für die natur und gegen die kunst. dada Turmes hat man noch immer Goethes will wie die Blick auf die ansehnliche Stadt, auf die natur jedem ding seinen wesentlichen wettergebleichten roten Schindeldächer, platz geben. die bürgerliche Welt der Schornsteine, der spitzen Giebel und Wetterfahnen, außerdem obliege ich teils sitzend teils noch immer grünen ringsum bäuerliche stehend der Auen, von Wipfelalleen durchzogen, bildhauerei. niemand kann mir nachwei- noch immer blinkt der Rhein, glitzert die sen daß ich je Ill, noch immer spürt man die alte Lust, eine nymphe einen general oder einen das die Brust weitende Entzücken, hier adler modelliert zu sein. habe. Wolfgang Koeppen: Reisen nach Frankreich Hans Arp: Straßburgkonfiguration, 1932

Geboren in Strasbourg, in der Rue du Aus Strasbourg stammen Max Bense Vieux-Marché-aux-Poissons Nr. 52, Al- (1910–1990), Mathematiker, Physiker,

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Philosoph, Schriftsteller und Mitbe- ich? Durch das Pendeln zwischen zwei gründer der Konkreten Poesie und der Mächten haben wir genug Zweifel, um Stuttgarter Schule und Germain Muller gut zu vergleichen. Die Relativität füttert (1923–1994), Kulturpolitiker, populärer unseren Humor, einen Humor (wie das Dichter, Kabarettist und Theaterautor. Jüdische oder Irische) der Minorität. [...] Gemeinsam mit Mario Hirlé und Ray- Mein elsässischer Humor hat mir gehol- mond Vogel gründete Muller 1946 das fen, meinen inneren Zorn, Ekel und Ver- Theater Le Barabli, das er bis 1988 leite- druß zu überwinden und die Menschen te. Nach dem Tagesgeschäft ging Muller zu respektieren und zu mögen, solange abends in sein Kabarett und verspottete sie ihre Arroganz unterdrücken. dort die Politik in Stadt und Land, mach- te also politisches Kabarett über eine Musée Tomi Ungerer • Villa Greiner kabarettreife Politik. 2, avenue de la Marseillaise Mo– Fr 12–18 Uhr • Di geschlossen Sa–So 10 –18 Uhr • geschlossen am 1.01., Karfreitag, 1.05., 1.11., 11.11, und 25.12.

Der Soziologe und Kulturphilosoph Ge- org Simmel (1858–1918) kam 1914 nach Strasbourg, wo er bis zu seinem Tode Philosophie und Pädagogik lehrte. Simmel ist ein wichtiger Anreger der Mo- derne. Er beeinflusste maßgeblich Ernst Cassirer, Ernst Bloch, Georg Lukács und Siegfried Kracauer. Sein Grab befin- det sich auf dem Westfriedhof.

An der Universität studierten Albert Schweitzer (1875–1965) Theologie und Philosophie sowie der Schriftstel- Gedenktafel am Rathausgitter – Place Broglie ler Maurice Blanchot (1907– 2003), der ab 1925 Philosophie und Deutsch belegte. Sein bekanntestes Werk ist Tomi Ungerer (1931), Schriftsteller, der surreale Roman Thomas l‘obscure Grafiker und Illustrator. Ungerer selbst (1941). sieht sich als Elsässer und Europäer, aber nicht als Franzose oder Deutscher. Der Philosoph Paul Ricœur (1913– Ungerer ist vor allem bekannt durch sei- 2005) lehrte zwischen 1948–1957 in ne liebenswürdig illustrierten Kinderbü- Strasbourg Geschichte der Philosophie. cher (Die drei Räuber, 1963; Kein Kuss Seine Schrift De l’Interprétation, essai für Mutter, 1974) und seine satirische sur Freud gilt als eine der anspruchs- und erotisch angehauchten Illustrations- vollsten Deutungen der Psychoanalyse. bücher für Erwachsene (Das Kamasutra der Frösche 1982). Die Gedanken sind Ernst Stadler (1883–1914) begann an frei. Meine Kindheit im Elsass (1993), der Universität sein Germanistik und Ro- Seine Erinnerungen sind ein wichtiges manistikstudium, wo er auch Otto Flake Zeugnis über das Elsass des 20. Jahr- kennenlernte, mit dem ihm eine lebens- hunderts: lange Freundschaft verband (–> Colmar) Jedoch leidet der Elsässer immer noch unter Unsicherheitsgefühlen und ei- Der Dichter Yvan Goll (1891–1950), ner zerspaltenen Identität. Was bin Ehemann von Claire Goll (1890–1977),

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studierte zunächst Rechtswissenschaf­ Er besuchte das Gymnasium in Stras- ten, später Philosophie. Goll ist bekannt bourg. Wiederkehrende Motive in seinen als Lyriker des Expressionismus und Gedichten sind die Schönheit und Ver- französischen Surrealismus: gänglichkeit des schlichten, ländlichen In jeder Amsel Lebens sowie das verlorene jüdische Hab ich dich geliebt Erbe. Vigée ist Träger des Johann-Peter- In jedem Windstoß Hebel-Preises (1984), des Würth-Preises Hab ich dich gespürt für Europäische Literatur (2002) sowie der Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis Am Rand der Gletscher standen wir (2003). Herz in Herz Im Wüstendorn scheuchten wir den Ich bin ein Elsässer Jude, also doppelt Skorpion Jude und doppelt Elsässer! Hand in Hand Aus der Rede zur Verleihung des Hebel-Preises 1984 Vor dem Straßburger Münster Sangen wir dem Abend ein Lied Die deutsche Malerin und Schriftstellerin Mund an Mund Barbara Honigmann (1949) lebt heute in Strasbourg. Ab 1967 studierte Honig- Weh, auf dem einsamen Weg zum mann Theaterwissenschaft in Berlin und Schlaf arbeitete als Dramaturgin und Regisseu- Strauchelte ich rin. Seit 1975 ist sie als freie Schriftstel- Und versank lerin tätig. Die Auseinandersetzung mit Yvan Goll: Liebesgedichte 1917–1950 der jüdischen Kultur und Geschichte ist ein wichtiges Thema ihrer literarischen Claude Vigée (1921) Lyriker, schreibt Werke (Roman von einem Kinde (1986), in französisch- und elsässerdeutsch. Soharas Reise (1996). (–> Kehl)

Marjane Satrapi (1969) ist Comiczeich- nerin und Illustratorin von Kinderbüchern. 1994 emigrierte sie nach Frankreich; Stras- bourg war ihr erster Aufenthaltsort; Satrapi wurde bekannt durch ihre erfolgreiche Co- mic-Autobiographie Persepolis (2000– 2003).

Die Bibliothèque nati- onale et universitaire de Strasbourg ist die zweitgrößte Sammlung des Landes nach der Bibliothèque nationale de France.

Vor dem Strasbourger Münster

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Bibliothèque nationale et universitaire Heinrich Sanders teleologische Bücher de Strasbourg • 6, Place de la République wurden damals viel gelesen, und veran- F-67000 Strasbourg • Tel. 0033 388-25 28 00 laßten eine Menge ähnlicher Erbauungs- schriften, worin man die Allmacht und Die Zentralbibliothek Médiathèque And- Weisheit Gottes in allen Dingen nach- ré Malraux gilt als größte öffentliche Bi- zuweisen suchte, was oft ins Kleinliche bliothek Ostfrankreichs und Lächerliche ging. Goethe machte darauf das Xenion, wie doch Gott zu Die Schriftstellerin und Hebelpreisträge- preisen sei, daß er mit dem Korkbaum rin Emma Guntz (1937) beschreibt ihre zugleich den Stöpsel erfunden. erste Begegnung mit der Stadt: H. F. W. Hinrichs: Schillers Dichtungen nach ihren Elsässischen Boden betrat ich zum ers- historischen Beziehungen und nach ihrem inneren tenmal bei meinem Abiturausflug. Ich Zusammenhange, 1837 hatte inzwischen im Geschichtsunterricht einiges über die unselige Rolle des Elsaß Heinrich Sander (1754–1782), Lehrer im Spannungsfeld der französischen und und Schriftsteller (Vom Einhorn 1779; deutschen Machtpolitik erfahren und wuß- Über die Kunstsprache der Naturfor- te, daß Straßburg der Sitz des Europarats scher, 1781) studierte Theologie und war. Doch das Wichtigste war für mich Ökonomie. 1775 wurde er Professor der damals, daß ich eine Grenze überschritt Naturgeschichte und Beredsamkeit am und einen schönen Stempel in meinen Gymnasium illustre in Karlsruhe. Sander nagelneuen Paß bekam. Unser dreitä- machte unter anderem Bekanntschaft giger Aufenthalt in Straßburg und Colmar mit Klopstock, Wieland, Goethe und mit Münster und Unterlindenmuseum, mit Lessing. Neben seinen Reiseberichten Aperitif und Café-Kirsch und dem franzö- verfasste er volksaufklärerische Werke sisch-elsässischen Sprachengemisch war und philosophisch-wissenschaftliche für mich der Gipfel der Exotik. Das Elsaß Schriften. erschien mir wie ein Märchenbuch, eine idyllische heile Welt, überglänzt vom Glo- Der Schriftsteller Otto Heinrich Kühner rienschein meiner ersten Verliebtheit. (1921–1996) wurde in Teningen-Nim- Emma Guntz: Das Elsaß. Ein literarischer Reisebe- burg geboren, in dessen Ortsmitte seit gleiter, 2001 2009 ein Gedenkstein an ihn erinnert. Er studierte in Heidelberg Philosophie, Lite- ratur- und Musikwissenschaften. Kühner Teningen schrieb Erzählungen und Gedichte, wobei er sich vor allem in die Tradition Rathaus Teningen der humoristischen Erzählkunst stellte. Riegeler Straße 12 • 79331 Teningen Seine Kunstfigur desPummerer trieb Tel. 07641/58 06-0 • www.teningen.de als Randspaltenlyrik der Süddeutschen Zeitung und der Zeit ihr poetisches Un- Aus Teningen-Köndringen stammt der wesen. Kühner war Mitglied der Grup- protestantische Theologe, Professor der pe 47 und im P.E.N. und verheiratet mit Rhetorik und Dichter Johann Conrad der Schriftstellerin Christine Brückner Dannhauer (1603–1666). Er besuchte (1921–1996). Zusammen gründeten sie das Predigerseminar in Strasbourg und 1984 eine Stiftung, die jährlich den Lite- studierte an der dortigen Akademie Lo- raturpreis für grotesken Humor vergibt. gik, Poesie, Philosophie und Hebräisch. Dannhauers gesammelte Predigten, Hilla von Rebay (1890–1967) war Katechismusmilch (10 Bde., 1642–73), deutsche Malerin und Gründungsdi- weisen ihn als einen volkstümlichen rektorin der Solomon R. Guggenheim Seelsorger aus. Foundation. Sie bewegte sich seit 1914

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in der Berliner avantgardistischen Kunst- szene und lebte seit 1927 in New York, wo sie mit Guggenheim befreundet war. Sie regte 1943 den Bau des heutigen Guggenheim Museums in New York an. Ihre Grabstätte liegt in Teningen. Im Re- bay-Haus in der Emmendingerstraße elf sind Briefe und Werke der Künstlerin ausgestellt.

Rebay-Haus Brunnen Emmendingerstraße 11 • 79331 Teningen mit dem Öffnungszeiten: So 14–17 Uhr Sternwürfel Anmeldung: 07641/580645

Todtmoos Todtnauberg

Tourist-Information Tourismus GmbH zwischen Feldberg und Wehratalstraße 19, 79682 Todtmoos Belchen • Meinrad-Thoma-Straße 21 Tel. 076 74/90 60-0 • www.todtmoos.de 79674 Todtnau • Tel. 0 76 71/9 69 69-5 www.todtnauer-ferienland.de Todtmoos In Todtmoos Martin Heideggers (1889–1976) Hütte sah ich in weißer leuchtender Schneeluft bei Todtnauberg, in die er sich seit 1923 schneepflückende Wesen fliegen. immer wieder zurück zog, wird 1967 Ich griff in den Flockenfall zum Schauplatz einer folgenreichen Und fing nur Kälte. Begegnung: Dort besuchte ihn Paul Celan (1920–1950). Was Celan zur Schneenarben an den Felsen, Sprache bringen will ist die Frage nach Wegzeichen wohin? Schriftzeichen, der moralischen und politischen Verant- nicht zu entziffern. wortung des Intellektuellen während der Peter Huchel: Todtmoos. In: Die neunte Stunde, nationalsozialistischen Diktatur. 1979. Mit einer Widmung Für Franz Armin Morat Celan verlässt den Philosophen ohne Heimatmuseum Heimethus eine Antwort bekommen zu haben und Murgtalstraße 15 • 79682 Todtmoos reflektiert diese Begegnung in dem Ge- Tel. 07674/88 70 dicht Todtnauberg (1967):

Heideggers Hütte in Todtnauberg

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Der Martin-Heidegger-Rundweg ist 6,4 km lang, die Gehzeit beträgt etwa 1,5 Stunden. Die Wanderroute macht unter anderem einen Abstecher zu Hei- deggers Hütte. Daneben geben verschie­ dene bebilderte Tafeln Informationen über den Lebensweg des Philosophen, erzählen vom Umgang Heideggers mit den Todtnaubergern und berühmten Hüttengästen wie etwa dem Physiker Werner Heisenberg, dem Dichter Paul Celan und dem Spiegel-Herausgeber Martin Rudolf Augstein. Heidegger Der Todtnauer Wasserfall ist mit seinen 97 Metern der höchste Naturwasserfall Arnika, Augentrost, der Deutschlands. Trunk aus dem Brunnen mit dem Sternwürfel drauf,

in der Hütte,

die in das Buch - wessen Namen nahms auf vor dem meinen?-, die in dies Buch geschriebene Zeile von einer Hoffnung, heute, auf eines Denkenden © LMZ kommendes Mit Martin Heidegger befreundet war Wort auch die Heimatdichterin Lina Kromer im Herzen, (1889 –1977). Sie verfasste Gedichte in alemannischer und hochdeutscher Waldwasen, uneingeebnet, Sprache (Im Blaue zue, 1933; Im Rau- Orchis und Orchis, einzeln, schen der Wälder, 1942). 1956 erhielt sie als erste Frau den Krudes, später im Fahren, Johann-Peter-Hebel-Preis. deutlich,

der uns fährt, der Mensch, Triberg (mit Ortsteilen Nuß- der’s mit anhört, bach und Gremmelsbach)

die halb- Tourist-Information im Schwarzwaldmuseum beschnittenen Knüppel- Wallfahrtstraße 4 pfade im Hochmoor, 78098 Triberg im Schwarzwald Tel. 0 77 22/86 64 90 • www.dasferienland.de Feuchtes, viel. Heinrich Hansjakob schildert die Entste- Paul Celan: Todtnauberg, 1967 hungsgeschichte der 1700 eingeweihten Wallfahrtskirche Maria in der Tanne:

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Heimat-Museum Triberg

Soldaten, die hinabgingen ins Städtle, Das Haus, das sich der verstorbene hörten auf dem nächtlichen Heimweg oft Vater meines Hamburger Freundes – er einen ungewöhnlichen Gesang in den war ein großer Frauenarzt – hier gebaut Wipfeln der Tannen. Sie stiegen deshalb hat, ist eine hübsch eingerichtete Villa einmal am Tage in die Bäume hinauf und […]. Es sind schon 6 Herren hier – man fanden ein hölzernes Marienbild an der hockt ein wenig eng (räumlich) aufein- größten Tanne angeheftet. Ein Bürger ander – aber man ist ganz ungeniert. von Triberg hatte es hundert Jahre zuvor Es geht sehr solide zu, nur morgen wird zum Dank für die Genesung vom Aus- wohl zum Geburtstag des Hausherrn et- satze dahin gebracht. was getrunken werden. […] Die Soldaten nahmen das Bild herab Die Landschaft ist schön. Es ist so un- und stellten es unten am Baume auf mit gefähr wie im „Kalten Herz“ von Hauff der Inschrift: „Heilige Maria, Schutzpat- – aber nicht ganz so ernst und schwer. ronin der Soldaten, bitte für uns!“ Da- Es liegt 600 m über dem Meeresspiegel, neben stellten sie eine Opferbüchse, bewaldete Höhen, dazwischen, in den di so reichliche Gaben abwarf, daß die Tälern, kleine, gedrängte Dörfchen und gleichen Soldaten eine hölzerne Kapelle Städtchen. Es sieht hübsch aus. errichten konnten. Kurt Tucholsky: Offenburg, die Ortenau und die Lite- Schon 1696 konnte der Bau der jetzigen ratur. Hrsg. von Martin Ruch, 2004 Wallfahrtskirche begonnen werden, zu dem ein Hauptmann von Kageneck den Ernest Hemingway (1899 –1961) kam ersten Stein legte. im September 1922 nach Nußbach und […] Oberprechtal im Elztal zum Angeln. Eine Von allen Seiten kamen nun die Wall- Gedenktafel hierfür findet sich am Triber- fahrer; Fürsten und Prälaten, Bürger ger Wasserfall: und Bauern besuchten das Heiligtum Seine Erinnerungen an Triberg finden „Maria in der Tanne“- Auch der Mark- sich auch in dem Roman Schnee auf graf Ludwig von Baden, der bekannte dem Kilimandscharo (1936): Türkenlouis, zog mit seiner Familie als Nach dem Krieg pachteten wir einen Fo- Pilger dahin und gab kostbare Weihge- rellenbach im Schwarzwald, und es gab schenke. zwei Wege, die dorthin führten. Einer Heinrich Hansjakob: Erinnerungen einer alten ging durch das Triberger Tal hinab und Schwarzwälderin schlängelte sich an der Talstraße entlang im Schatten der Bäume, die die weiße Aus Nußbach bei Triberg schreibt Kurt Straße einsäumten, und dann eine Sei- Tucholsky (1890–1935) an seine zwei- tenstraße hinan, die durch die Hügel te Frau Mary 1919: hinaufführte, an einer Menge kleiner An-

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wesen mit großen Schwarzwaldhäusern ten Menschen beim kleinen Dörflein vorbei, bis jene Straße den Bach über- Bleibach aufströmen, das reizend am querte. Hier begann unser Fischwasser. Eingang zum Simonswälderthal gelegen ist. Im Festort angekommen, hörte ich In Triberg/Horn- mit Erstaunen, dass einzelne katholische berg starb 1945 der Pfarrer des Elz- und Simonwälderthals Karlsruher Schrift- am Morgen von der Kanzel herab den steller Heinrich Vier- Besuch des Trachtenfests mit dem In- ordt, wo ein Findling terdikt belegt hätten. Und warum? Weil an ihn erinnert. der Trachtenverein Waldkirch für das junge Trachtenvolk im Freien einen Tanz- Schwarzwaldmuseum Triberg boden errichtet und dazu die volkstüm- lichen Musikanten des Elzthals, die Gie- Herausragend sind die großen Samm- gelauer bestellt hatte. [...] Ich halte das lungen von Schwarzwälder Uhren und Tanzen an sich für eine närrische Sache. Drehorgeln sowie die Exponate zur Tri- Aber wir Menschen sind eben von Natur berger Industriegeschichte. Ein Modell aus zu vielen närrischen und kuriosen der Schwarzwaldbahn und die faszinie- Dingen rende Welt der Mineralien ergänzen die angelegt und befähigt, die anderen Sammlung. Warmblütern und „Wirbeltieren“ abgehen. Heinrich Hansjakob: In der Kartause, 1902 Schwarzwaldmuseum Triberg Wallfahrtstraße 4 • 78098 Triberg Tel. 07722/44 34 www.schwarzwaldmuseum.de Öffnungszeiten: Mai–September täglich: 10–18 Uhr; ab 1.11. bis Ostern: Mo geschlossen

Brief von Waldkirch Peter Weiss an Max Barth Stadtverwaltung Marktplatz 1–5 • 79183 Waldkirch Tel. 0761/404-0 Der Schriftsteller und Journalist Max 30. August 1897 Barth (1896–1970) war nach seiner Infolge meines Büchleins „Unsere Volks- Rückkehr aus der Emigration von 1956 trachten“ haben sich im Schwarzwald bis1965 Herausgeber des Waldkirchner verschiedene Vereine gebildet, welche Heimatbrief. Sein Nachlass befindet sich sich die Erhaltung dieser Trachten ange- im Archiv des Museums für Literatur legt sein lassen. Der Verein Waldkirch im am Oberrhein in Karlsruhe. (www.litera- benachbarten Elztal hatte nun auf ges- turmuseum.de) tern ein kleines Trachtenfest in Bleibach Über die Albinhütte bei Waldkirch und am Fuße des Hörnlebergs veranstaltet. ein sprachliches Missverständnis be- Der Freiburger Trachtenverein wollte richtet er: dabei die Näherinnen des Elztals, wel- Der große Rank bei der Albinhütte... che die schönen Frauen- und Mädchen- [...]Der „Rank“ ist eine Wegkrümmung – trachten fertigten, prämieren. Ich ging, auch der „große Rank“ bei der Albinhüt- ein Freund aller Volksfeste, auch mit.[...] te, wie jeder weiß. Die Redensart „einem Über Waldkirch sah man von allen Sei- den Rang ablaufen“, wird aus Unwis-

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Verein Kleinkunst in der Güterhalle e. V. Bleibach August-Ganter-Weg 2 • 79183 Waldkirch www.gueterhalle.com

Wehr

Tourist-Information Hauptsraße 14 • 79664 Wehr Max Barth Tel. 07762/808-601 • www.wehr.de

Am Weg oberhalb von Wehr liegt die senheit falsch geschrieben; wer die Be- Burg Werrach, die als die einst dem deutung des Wortes „Rank“ kennt, wir Minnesänger Walther von Klingen richtig sagen: „einem den Rank ablau- (um 1215–1286) gehörte. Er war Grün- fen“. Es handelt sich ja bei dem zugrun- dungsstifter des Dominikanerinnenklos- deliegenden Bild nicht darum, einem in ters Klingental, das von 1256 bis 1274 der Eroberung einer anderen „Reihe“ in Wehr angesiedelt war. (also eines „Ranges“) zuvor zu kommen, Der Walther-Brunnen des Rheinfelder sondern ihn auf einem gemeinsamen Bildhauers Leonhard Eder (1933) er- Weg zu überholen, und zwar weniger innert an den Minnesänger, der in der durch Schnelligkeit, als dass man einen zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Wegrank abläuft, indem man den Bo- lebte und mit acht Liedern in der be- gen, den er bildet, durch eine gerade rühmten Manessischen Liederhand- Linie abschneidet. Bis der andere um schrift vertreten ist. die Krümmung herum ist, hat man dann den Weg bereits wieder erreicht, und Der Kunstmaler Adolf Glattacker der Konkurrent sieht einen bereits vor (1878 –1971), seit 1965 Ehrenbürger, sich, statt hinter sich: man hat ihm den wurde in Wehr geboren. Glattacker fer- Rank abgelaufen. tigte eines des bekanntesten Bildnisse Badische Zeitung, 1956 Johann Peter Hebels an und illustrierte zahlreiche Werke des badischen Autors. Elztalmuseum Waldkirch In Wehr lebt und arbeitet der Schriftstel- Tel. 07681/47 85 30 • www.elztalmuseum.de ler und Mundartdichter Markus Man- fred Jung (1954 in Lörrach). Er ist Mit- Abwechselnde Kunstaustellungen sind begründer und Lektor des Drey-Verlags im GeorgScholzHaus zu sehen. Der in Gutach, dessen erste Veröffentlichung Ausstellungsort des Kunstvereins ist sein alemannischer Erzähl- und Satire- nach dem Maler Georg Scholz (1890 – band E himmlischi Unterhaltig (1995) 1945) benannt, der als Vertreter der war. 2009 wurde er mit dem Schatzkäst- Neuen Sachlichkeit bekannt geworden lein des Hebelbundes ausgezeichnet. ist. 1945 wurde der politisch unbelaste- te Maler, kurz vor seinem Tod, von der Auf dem Storchenplatzerinnert die Bron- französischen Besatzungsmacht zum zeplastik Viola 90 des Bildhauers Jür- Bürgermeister von Waldkirch ernannt. gen Goertz (1939) an die bekannten Violinistin Anne-Sophie Mutter (1963), GeorgScholzHaus • Kunstforum Waldkirch e. V. die in Wehr aufwuchs und Ehrenbürge- Tel. 076 81/2 41 01• www.georg-scholz-haus.de rin der Stadt ist. Der Sagenpfad im Wehratal zeigt auf Veranstaltungen finden im Kulturzentrum gestalteten Reliefs die schönsten Sagen kleinKUNST statt. rund um die Burgruine Werrach.

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Willstätt

Gemeindeverwaltung Willstädt Hauptstraße 40, 77731 Willstätt Tel. 07852/43-0 • www.willstaett.de

Nicht lieben ist nicht leben Ein schönes Weib ohne Lieb Ein großer Jahrmarkt ohne Dieb Ein alter Wuchrer ohne Gut Ein junger Mann ohn Freud und Mut Ein alte Scheuer ohne Mäus Vitra Museum Weil am Rhein, erbaut von Frank Gehry Ein alter Pelz ohn Flöh und Läus Ein alter Geißbock ohne Bart Weil am Rhein Ist alles wider seine Art. Johann Michael Moscherosch: Philanders von Sit- Stadt im Dreiländereck • Tourist- Information tenwald wunderliche und wahrhaftige Geschichte Hauptsraße 290/91 • 79576 Weil am Rhein Tel. 07621/4 22 04 40 • www.w-wt.de Der Dichter Johann Michael Mosche- rosch (1601–1669) war Pädagoge und Kulturzentrum Kesselhaus e. V. Satiriker. Er kam mit 11 Jahren auf das Tel. 07621/79 37 46 Gymnasium des Humanisten Johann www.kulturzentrum-kesselhaus.de Sturm in Strasbourg und studierte dort

Das vermutlich 1565 erbaute Staffel- haus, Stapflehus, dient als Ort für kultu- relle Veranstaltungen und Ausstellungen des Kunstvereins.

Der Komponist und Musikwissenschaft- ler Enjott Schneider (1950), eigent- lich Norbert Jürgen Schneider, wurde 1950 in Weil am Rhein geboren. Enjott Schneider gehört zu den erfolgreichsten deutschen Filmkomponisten der Ge- genwart, so komponierte er beispiels- weise auch die Musik für die Verfilmung von Robert Schneiders Roman Schlafes Bruder.

anschließend Rechtswissenschaften, Philosophie und Literatur. In seinen Werken Sittewald und Wunderbahre Satyrische gesichte verteutscht durch Philander von Sittewalt (1640) setzt er seiner Heimatstadt unter dem Pseud- onym Philander von Sittwalt ein litera- risches Denkmal. In einem Gedicht aus dem Jahr 1652 erinnert er sich an seine Kindheit in Will- Historische Brücke stätt:

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Du werte Kintze du, die du mien Sitte- uns´re Uhr hat zehn geschlagen waldt Zehn Gebote setzt Gott ein, Wilstätt, ietz wild und öd, mit deinem gib, dass wir gehorsam sein. strohm bestreichst, Menschenwachen kann nichts nützen, Nicht über gross, doch gut mit Lachs Gott muss wachen, Gott muss schüt- und Holtz bereichest, zen. Wilstätt, befreyter lust vorhin ein auff- Herr durch deine Güt´und Macht, enthalt, schenk´uns eine gute Nacht. Jetz, dass es Gott erbarm, ein einge- Internetseiten der Stadt äscht Statt, Du werte Kintze du, in deren ich ge- Die Geschichte der Glasproduktion und schwommen der Schwarzwälder Glashütten hat eine Jung, Muttig, ehe ich ward aus deiner lange Tradition und ist viele Jahrhun- schooss genommen ... derte alt. Der einzige Manufakturbetrieb, in dem diese althergebrachte und faszi- Moscherosch ist einer der literarischen nierende Handwerkskunst des Glasbla- Personen der Satire Das Treffen in Telgte sens mit dem Mund und des Glasschlei- (1979), von Günter Grass, die auf die fens von Hand noch heute ausgeübt Gruppe 47 anspielt. Neben der Barock- wird, ist die überregional bekannte Do- Kirche des Ortes findet sich das 1907 rotheenhütte in Wolfach. errichtete Moscherosch-Denkmal. Dorotheenhütte Wolfach Tel. 0 78 34/83 98-0 • www.dorotheenhuette.de Wolfach Flößer- und Heimatmuseum Tourist-Information Das Wolfacher Heimatmuseum wurde Hauptstraße 41 • 77709 Wolfach 1937 eröffnet, es wird nach der Neu- Tel. 0 78 34/83 53 53 • www.wolfach.de konzeption im Herbst 2011 wieder wie- dereröffnet. Wilhelm Hausenstein berichtet in Ba- dische Reise (1930) wie er als Kind den Ort besucht: Zell am Harmersbach Ich halte mich ans Fenster der Waggon- tür, verliere mich in Gedanken, die ab- Tourist-Information sonderlich werden; ich spinne… Aber Alte Kanzlei • 77736 Zell am Hammersbach schon ist es Zeit, nach Wolfach umzu- Tel. 0 78 35/63 69 47 • www.zell.de steigen. So klein ist die Unendlichkeit der Entfernungen, in denen das Kind Zell liegt auf dem letzten Drittel des hier oben die Kleinheit seines Lebens 120 km langen Kinzigtäler Jakobusweg, schier schon verloren glaubte. der von Loßburg nach Kehl/Strasbourg In „Wolfe“ gibt es noch Verwandte zu führt und am Großen Hansjakobweg besuchen. endet. Wir lassen den Mittag vergehen; er ist hitzig; wir essen im „Salmen“ (denn so In der Historischen Druckerei wird seit heißen hier die Gasthöfe von Ort zu Ort) 1897 die Zeller Zeitung Schwarzwälder […] Post gedruckt. Zum 110jährigen Beste- hen wurde 2007 im Gewölbekeller der In den Sommermonaten finden regelmä- Schwarzwälder Post ein Museum einge- ßig Nachtwächterrundgänge statt, die richtet, das die technische Entwicklung an eine lang entfernte Zeit erinnern: des Zeitungsdrucks dokumentiert. Ein Hört ihr Leut und lasst Euch sagen, sehenswertes Exponat stellt die Johan-

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Die alte Apotheke, das Elternhaus von Emma Heim.

nisberg-Druckmaschine aus dem Jahr Christo, Kaminski) regelmäßig Sonder- 1903 dar. ausstellungen präsentiert.

Historische Druckerei Museum für zeitgenössische Kunst Pfarrhofgraben 4 • 77736 Zell am Harmersbach Am Park 1 • 77736 Zell am Harmersbach Tel: 0 78 35/215 Tel. 0 78 35/549987 www.museum-villa-haiss.de Joseph Victor von Scheffel be- suchte im November 1851 seine Cou- Eine 200jährige Tradition hat die Produk- sine Emma Heim, um die er vergeblich tion von Zeller Keramik, die bekannt ist warb; ihr waren die Verse Behüet‘ dich durch das von Karl Zeller 1897 entwor- Gott! Es wär‘ zu schön gewesen und fene Hahn & Henne Motiv. die Lieder des jungen Werners aus dem Trompeter von Säckingen gewidmet. Keramik Museum Zeller Keramik Manufaktur GmbH • Tel. 0 78 35/78 60 Regelmäßiger Besucher des Harmers­ www.zeller-keramik.de bachtals war Heinrich Hansjakob, des- sen Erzählungen Der letzte Reichsvogt und Der Graf Magga hier angesiedelt ist.

Der alemannische Autor Kurt Scheid (1907–1982) verlebte seine letzten Jahren in Zell. 1978 erscheinen seine Murstetter Geschichten. Menschliches, allzumenschliches aus einer kleinen Alemmanenstadt. Sein Grab liegt auf dem Friedhof Zell.

Der international bekannte Fotokünstler Thomas Ruff (1958) wurde in Zell a.H. geboren. In der Villa Haiss befindet sich das Mu- seum für zeitgenössische Kunst. Dort neben der ständigen Sammlung zeit- genössischer Kunst (darunter Beuys,

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Personenregister Hofmann von: 55, 73 / Färber, Karl: 54 / Feh- senfeld, Ernst: 36 / Feuerbach, Anselm: 7, A: Allemann, Urs: 16/ Allgeyer, Julius: 44/ 71 / Fischart, Johann: 13, 92 / Fitterer, Mario: Amerbach, Bonifacius: 13/ Amerbach, Jo- 37 / Flake, Otto: 8, 23, 24, 58, 65, 79, 80,81, hann: 12/ Arendt, Hannah: 34/ Arp, Jean: 82, 84, 86, 96, 97 / Flügler, Ursula: 75 / Forte, 96/ Auffenberg, Joseph Freiherr von: 35/ Ays, Dieter: 15, 83 / Frank, Hubert: 54 Hermann Emil: 90 Freiburg, Adelheit von: 32 / Freiligrath, Ferdin- B: Baader, Emil: 56 / Babberger, August: 47 and: 6, 82 / Frey, Jacob: 92 / Friedrich Strübe: / Bacherer, Gustav: 63 / Bachofen, Johann 61 / Friedrich, Anton: 75 / Fritz, Susanne: 39 / Jacob: 13, 14 / Back, Claus: 95 / Baggesen, Froben, Johannes: 12 / Fuchs, Friedrich: 89 Jens: 86 / Baldung, Hans: 36 / Barth, Max: G: Ganther, August: 70 / Geiler von Kaysers- 103, 104 / Bauer, Hans: 56 / Bayer, Thommie: berg, Johann: 32, 66, 92 / Gerhardt, Rainer 90, 91 / Bayles, Pierre: 24 / Beaumarchais, Maria: 36 / Gerner-Beuerle, Maurus: 47 / Pierre Augustin Caron de: 52 / Benjamin, Geßler, Friedrich: 56 / Glattacker, Adolf: 104 / Walter: 33 / Bense, Max: 96 / Berckholtz, Goertz, Jürgen: 104 / Goethe, Johann Wolf- Leonhard von: 80 / Bergengruen, Werner:7, gang von: 13, 20, 24-26, 41, 58, 61, 63, 80, 8 / Bernhardt, Thomas: 76 / Berthold IV. von 93-95, 99 / Gogol, Nikolaj: 8 Zähringen / Berthold V von Zähringen: 48 / Goll, Claire: 97 / Goll, Yvan: 97, 98 / Gött, Bielenberg, Christabel: ace: 97 / Blass, Ernst: Emil: 33 / Gremper: Johannes 29 / Griesha- 33 / Blei, Franz: 61 / Blum, Hans: 82 / Blum, ber, Franz Karl: 28 / Grimmelshausen, Johann Louis: 44, 82 / Borchers, Elisabeth: 19 / Bor- Jacob Christoph von: 27, 40, 53, 67, 68, 69, chert, Wolfgang: 14, 15 / Brambach, Rainer: 70, 72, 73, 77, 83 / Groddeck, Georg: 8 / 16 / Brant, Sebastian: 13, 32, 91, 92 / Brau- Grünewald, Mathias: 20 / Guntz, Emma: 99 / mann-Honsell, Lilly: 5 / Brecht, Bertolt: 4, 34 Gutenberg, Johannes: 91, 95 / Gütle, Carl: 74 / Brion, Friederike, 24, 25, 61, 62, 80 / Bri- H: Haas-Schlegel, Doris: 87 / Hamburger, Mi- schele, Emil: 10 / Broch, Hermann: 8, 24, 66 / chael: 90, 102 Bronikowski, Rosemarie: 37 / Brückner, Chris- Hansjakob, Heinrich: 4, 20, 25, 28, 36, 39, tine: 8,9,99 / Bucer, Martin: 85, 86 / Büch- 43, 44, 48, 49, 50, 68, 101-103, 106, 107 ler, Franz: 8 / Büchner, Georg: 25, 94, 95 / Hausenstein, Wilhelm: 49, 106 / Hebel, Jo- Burckhardt, Jacob: 13, 14 / Burda, Franz: 76, hann Peter: 7, 11, 16, 17, 23, 26, 30, 33, 38, 77 / Burda, Hubert: 76 / Bürklin, Albert: 74 / 46, 47, 48, 52, 54-61, 64,65,75,90,98,99,1 Burns, Robert: 6 / Burte, Hermann: 61 01,104 / Heidegger, Martin: 33, 100 / Heim, C: Calvin, Johannes: 86, 93 / Canz, Wilhel- Emma: 107 / Heinemann, Gustav: 82 / He- mine: 50 / Carolus, Johann: 91 / Celan, Paul: mingway, Ernest: 53, 71, 102 / Herder, Bart- 21, 100, 101 / Claudel, Paul: 96 / Crane, Ste- holomä: 36 / Hesse, Hermann: 9, 11, 14, 83 phen: 9, 11 / Cybinski, Nikolaus: 59, 60 / Hessen-Homburg, Friedrich Ludwig Land- D: Dannhauer, Johann Conrad: 99 / de graf von: 86 / Heym, Georg: 23 / Heynicke, Rohan, Louis René Edouard: 29 / de Rohan- Kurt: 62 / Hiller, Kurt: 33 / Hirtler, Franz: 28 Rochefort, Charlotte Louise Dorothée: 29 / / Hochhuth, Rolf: 15 / Hoffmann, Heinrich: Dischler, Hermann: 89 / Döblin, Alfred, 20, 27, 11,55, 73 / Hollenweger, Paula: 64 / Holthaus, 33, 52, 80, 9 / Doré, Gustav: 94 / Dostojew- Helmut: 90 / Honigmann, Barbara: 51, 91, ski, Fjodor Michailowitsch: 7, 8, 14 / Drollin- 98 / Hornberg, Bruno von: 49 / Huber, Heinz ger, Carl Friedrich: 13 / Droste-Hülshoff, An- G.: 71 / Huch, Ricardar: 36 / Huchel, Peter: nette von: 74 / Duc d’Enghien: 29 90, 100 / Hugo, Victor: 7, 36, 53, 95 / Huse- Dürrenmatt, Friedrich:14 mann, Friedrich: 20 / Husserl, Edmud: 33, 88 E: Eder, Leonhard: 103 / Edschmid, Kasimir: / Hutten, Ulrich von: 65, 66, 85, 86 / Huys- 2, 95 / Eichrodt, Ludwig: 56 / Einzmann, Nad- mans, Joris-Karl: 21 ja: 77 / Elsenhans, Ernst: 82 / Enzensberger, I: Isenmann, Carl: 40 Magnus: 34 J: Jäckel, Karin: 71 / Jacobi, Johann Georg: F: Falk-Breitenbach, Eugen: 45 / Faller, 32, 33, 48 / Jaeckle, Erwin: 38 / Jaeglé, Wil- Matthias: 88 / Fallersleben, August Heinrich helmine: 94, 95 / Jägersberg, Otto: 60 / Jas-

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pers, Karl: 11, 13 / Jens, Walter: 34 / Jung, 89 / Scheffel, Joseph Victor von: 6, 7, 30, Markus Manfred: 104 / Jung-Stilling, Johann: 34, 40, 42, 43,56,107 / Scheffel, Magnus: 93 / 40 / Scheid, Kurt: 107 / Schickele, René: K: Kästner, Erhart: 90 / Kaiser Joseph II: 32 / 9, 19, 23, 63, 95,96 / Schlosser, Cornelia: Kaiser, Eduard: 58 / Kaltenbach, Konrad: 50 25 / Schlosser, Johann Georg: 25, 26, 32 / / Kaschnitz, Marie Luise: 18, 19, 41 / Katsch, Schmitthenner, Paul: 9,10 / Schnack, Fried- Adolph: 78 / Kerner, Justinus: 9 / Kinder, Her- rich: 39 / Schneider, Enjott: 105 / Schneider, man: 76 / Kleist, Heinrich von: 13, 53 / Klin- Peter: 34 / Schneider, Reinhold: 8 / Schneider, gen, Walter von: 104 / Klinger, Friedrich Maxi- Robert: 105 / Scholz, Georg: 104 / Schöpf- milian: 23, 93 / Kniebühler, Franz Michael: 28 lin, Johann Daniel: 94 / Schrobsdorff, Angeli- / Knoblochtzer, Heinrich: 29 / Koeppen, Wolf- ka: 35 / Schwarz, Berthold: 35 / Schweitzer, gang: 21, 22, 53, 72, 96 / Kolb, Anette: 9, Albert: 62, 66, 97 / Siefert, Alfred: 56 / Sim- 10,11 / Kreuzhage, Albert: 83 / Kromer, Lina: mel, Georg: 97 / Spach, Ludwig Adolf: 93 / 101 / Kühner, Otto Heinrich: 9, 99 / Kußmaul, Spangenberg, Wolfhart: 92 / Spindler, Carl: 5 Adolf: 56 / Spitteler, Carl: 14 / Spörlin, Margaretha: 11, L: Laible, Otto: 44 / Landerer, Hermann: 59, 65 / Stadler, Ernst Maria Richard: 23, 96, 97 / 83 / Lebert, Benjamin: 35 / Lenau, Nikolaus: Stähelin, Ernst: 92 / Stäudlin, Gotthold Fried- 7 / Lenz, Hermann: 77 / Lenz, Jakob Michael rich:55, 56 / Staufenberg, Egenolfs von: 25 Reinhold: 13, 23, 25, 26, 34, 57, 93 / Lisle, / Stein, Edith: 34 / Stern, Selma: 54 / Stock- Claude Joseph Rouget de: 94 / Locher, Ja- hausen, Juliana: 56 / Stolz, Alban: 20 / Storm, kob: 32 / Lodemann, Jürgen: 34 / Löwith, Theodor: 7 / Straßburg, Gottfried von: 91 / Karl: 34 Strauß, Emil: 33 / Strittmatter, Thomas: 87 / M: Magyari, Kriemhild: 71 / Mann, Thomas: Strübe, Hermann: 61 / Sutter, Otto: 40, 43 / 14 / Marquardt, Manfred: 59 / May, Karl: 36 Sütterlin, Ludwig: 55 / Meckel, Christoph: 37 / Meckel, Eberhardt: T: Thümmel, Moritz August von: 53 / Tolstoj, 37 / Medicus, Heinrich: 57 / Merian, Matt- Leo: 8 / Trakl, Georg: 23 / Traub, Gustav: 89 häus: 72, 78 / Merz, Toni: 84 / Montaigne, / Troll, Thaddäus: 30, 45, 90 / Tschechow, Michel de: 66 / Morat, Franz Armin: 90, 100 Anton: 9,11 / Tucholsky, Kurt: 102 / Tünger, / Moscherosch, Johann Michael: 105, 106 / Augustin: 27 / Turgenjew, Iwan: 7 / Twain, Muller, Germain: 97 / Munzingen, Anna von: Mark: 79, 80, 82 / Tzaras, Tristan: 96 32 / Murner, Thomas: 32 / Mutter, Anne-So- U: Uebelhör, Max: 70 / Uhland, Ludwig: 7, 86 phie: 104 / Ungerer, Tomi: 97 / Unruh, Friedrich Franz N: Nietzsche, Friedrich: 5, 13, 14 / Nonnen- von: 62, 63 / Unruh, Fritz von: 62 mann, Klaus: 47 V: Vierordt, Heinrich: 20, 56, 60, 103 / Vigée, O: Ossowski, Leonie 66; Overhoff, Julius 72; Claude: 98 / Voltaire: 23,24, 53 / Vortisch, P: Paracelsus: 13 / Petri, Johannes: 12 / Hermann: 58 / Voß, Hans: 80 Pfeffel, Gottlieb Konrad: 22, 23, 32 / Pinthus, W: Wackernagel, Wilhelm: 13 / Wagner, Cosi- Kurt: 62 / Platter, Thomas: 12 / Pound, Ezra: ma: 5 / Wagner, Heinrich Leopold: 93 / Wag- 37 / Preusch-Müller, Ida: 64 / Prüss, Johann: ner, Richard: 5 / Walter, Elisabeth: 55 / Weber, 25 Karl Julius: 73 / Weinbrenner, Friedrich: 80 / R: Rebay, Hilla von: 99, 100 / Reifenberg, Weinrich, Johannes: 19 / Weiß, Emil Rudolf: Benno: 58 / Rhenanus, Betaus: 85 / Ricoeur, 55 / Weiß, Johann Baptist von: 29 / Wick- Paul: 97 / Rieple, Max: 88 / Rilke, Rainer Ma- ram, Jörg: 22, / Widmer, Urs: 17 / Williams, ria: 7, 21, 43 / Röderer, Johann Gottfried: 25, William Carlos: 37 / Wimpfeling, Jakob: 85 / 26 / Roth, Freidrich: 56 / Rotteck, Karl von: Wittichen, Luitgard von: 84 / Wittlinger, Karl: 33 / Rotterdam, Erasmus von: 12, 32, 66, 85, 34 / Wohmann, Gabriele: 9, 11 / Wolfberger, 93 / Rousseau, Jean-Jaques: 53 / Ruff, Tho- Fritz: 64 / Würger, Philipp: 18 / Wurth, Wen- mas: 107 delinus: 70, 98 S: Salomea, Maria: 6 / Sander, Heinrich: 99 / Z: Zahl, Peter-Paul: 35 / Zeiler, Martin: 72 / Sandhaas, Carl: 44 / Satrapi, Marjane: 98 / Ziegler, Hilde: 58, 63 / Zumtobel, Reinhold: 47 Schaffner, Jakob: 17 / Schaumann, Ruth: 42,

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Bildnachweise

Tourismusverein, Verkehrsverein Achern: 4 Kultur und Tourismus Gmbh Bad Peterstal-Griesbach: 5 Landes Medienzentrum Baden-Württemberg (LMZ): 6, 8, 35, 43, 44, 46, 48, 60, 79, 81, 82, 101 Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH: 7 Literarisches Museum Tschechow-Salon: 9 Museum für Literatur am Oberrhein: 10, 16, 17, 18, 19, 22, 23, 24, 25, 26, 31, 32, 33, 34, 36, 37,40– 42, 44, 45, 51, 52, 55, 59, 63, 70, 73 –78, 83, 86, 91–101, 103, 104, 107 Tourist Information Badenweiler: 11 Archiv der Basler Denkmalpflege, Peter Heman: 16 Pharmazie-Historisches Museum der Universität Basel: 15 Sebastian Hoppe: 15 Breisach Touristik: 19 G. Würth: 21 Weingüter des Markgrafen von Baden: 25 Tourist-Info Emmendingen: 26 Tourist-Information Endingen: 27 Stadtverwaltung Ettenheim: 28, 29 Tourist-Information Feldberg, Joachim Mende: 30 Tourist-Information Freiburg: 37 Tourist-Information Friesenheim: 38 Tourist-Information Furtwangen: 38, 39 Tourist-Information Glottertal: 39 Stadtverwaltung Haslach: 44 Gemeinde Hofstetten: 49 Tourist-Information Hornberg: 50, 51 Duravit-Museum: 50 KulTourBüro Lahr: 54 Wikipedia: 56 Ralph Weber: 57 Museum am Burghof: 58 Bürgermeisteramt Meißenheim, Th. Frenk: 62 Markgräfler Museum Müllheim: 64 Tourismus und Stadtmarketing Müllheim: 64,65 Office de Tourisme Mulhouse: 66 www.badische-seiten.de: 67 www.hüttenservice.de: 68 Heimatmuseum Oberkirch: 70 www.jfklibrary.org: 71 Gemeinde Ortenberg: 80 www.selestat-tourisme.com: 85 Tourist-Information St. Georgen: 87, 88 Tourist-Info St. Märgen: 89 Tourist-Information Staufen: 89 Tourist-Information Triberg: 102, 103 Vitra-Design-Museum/Foto Th. Dix: 105 www.blog-smow.de: 105 Tourist-Information Zell am Harmersbach: 107

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Quellen- und Literaturhinweise

• Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.): Kritische Lexikon zur deutschsprachigen Gegen- wartsliteratur. Band 1–10, München 1978-2008. • Asche, Susanne / Bräunche, Ernst Otto (Hrsg.): Die Straße der Demokratie: Re- volution, Verfassung und Recht. Ein Routenbegleiter für die Spuren der Freiheit, Karlsruhe 2007. • Bädeler, K.: Rheinreise von Basel bis Düsseldorf. 2. Auflage, Dortmund 1978. • Badische Landesbibliothek Karlsruhe (Hrsg.): Johann Georg Schlosser (1739– 1799). Karlsruhe 1989. • Bauer, Hans Georg: Literarischer Führer Frankreich. Frankfurt a.M. und Leipzig 2002. • Bender, Hans/Oberhauser, Fred: Schwarzwald und Oberrhein. Der literarische Führer. Frankfurt a.M. und Leipzig 1993. • Bosch, Manfred (Hrsg.): Warum brüllt Frau Bichler Frau Kirkowski so an? – Litera- rische Texte aus dem Raum Lörrach. Lörrach 2000. • Braunger, Manfred: Elsass. Ostfildern 2005. • Cepl-Kaufmann, G./Lange, H.-S- (Hrsg.): Der Rhein. Ein literarischer Reiseführer, Darmstadt 2006. • Duda, Wendelin (Hrsg.): Die Sagen des Markgräflerlandes von Istein bis Müllheim. Freiburg 2005. • Gunz, Emma/Weckmann, André (Hrsg.): Das Elsaß. Ein literarischer Reisebegleiter. Frankfurt a.M. 2001. • Hässlin, Johann Jakob (Hrsg.): Rheinfahrt. Vom Ursprung bis Mainz. München 1980. • Kaschnitz, Marie Luise: Orte. Aufzeichnungen. Frankfurt a.M. 1973. • Killy, Walther (Hrsg.): Deutsche biographische Enzyklopädie. Band 1–10. München 1999. • Killy, Walther (Hrsg.): Literatur Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Band 1–14. Weinheim 2003. • Koeppen, Wolfgang: Reisen nach Frankreich. Frankfurt a.M./Leipzig 1999. • Lanfranchi, Cornelia/Jenny, Matthyas (Hrsg.): Literaturführer Basel. Personen und Schauplätze. Basel 2003. • Museumsverband Baden-Württemberg e.V. / Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg (Hrsg.): Museen in Baden-Württemberg. Stuttgart 2004. • Oberhauser, Fred /Kahrs, Axel (Hrsg.): Literarischer Führer Deutschland. Frankfurt a.M. und Leipzig 2008. • Ott, Ulrich /Pfäfflin, Friedrich/Scheuffelen, Thomas (Hrsg.): Spuren Band 14, 20, 23, 45, 60. Stuttgart 1998–2004. • Pflug, Konrad/Raab-Nicolai, Ulrike/Weber, Reinhold (Hrsg.): Orte des Gedenkens und Erinnerns in Baden-Württemberg. Stuttgart 2007. • Richter, Georg (Hrsg.): Schwarzwaldreisen – Berichte, Geschichten und Bilder aus fünf Jahrhunderten. Karlsruhe 1986. • Schmidt-Bergmann, Hansgeorg /Meyer, Jochen (Hrsg.): Geschichte der Literatur am Oberrhein. Ein Querschnitt. Karlsruhe 2004. • Speck, Dieter: Eine Universität für Freiburg. Freiburg i.Br./Berlin 2006. • Tschirner, Susanne (Hrsg.): Elsaß – Fachwerkdörfer und historische Städte, Burgen und Kirchen im Weinland zwichen Rhein und Vogesen, Köln 1998. • Walter, Jens (Hrsg.): Kindlers neues Literaturlexikon. Band 1-22. München 1988 ff. • Witt, Werner (Hrsg.): Heinrich Hansjakob, Erzählungen, Erinnerungen. Tübingen 2009.

111 • Woltersdorff, Stefan: Die andere Frankreich-Reise. Straßburg für Leser. Ein litera- rischer Führer durch die Stadt und ihr Umfeld. Kehl 2000. • Württembergisches Landesmuseum Stuttgart (Hrsg.): Vorderösterreich nur die Schwanzfeder des Kaiseradlers? Die Habsburger im deutschen Südwesten. Stutt- gart 1999.

Für die Unterstützung und konstruktive Zusammenarbeit bedanken wir uns bei:

ADAC e.V. Tourist-Info Emmendingen Archiv der Basler Denkmalpflege Tourist-Info St. Märgen Baiersbronn Touristik Tourist-Info Wolfach/Oberwolfach Breisach Touristik Tourist-Information Endingen Bürgermeisteramt Hausach Tourist-Information Feldberg Bürgermeisteramt Meißenheim Tourist-Information Freiburg Bürgermeisteramt Sasbach Tourist-Information Friesenheim Gemeinde Friesenheim Tourist-Information Furtwangen Gemeinde Hofstetten Tourist-Information Glottertal Gemeinde Meißenheim Tourist-Information Hornberg Gemeinde Ortenberg Tourist-Information Oppenau Gemeinde Teningen/Kulturpflege Tourist-Information Staufen Gemeindeverwaltung Willstätt Tourist-Information Triberg KulTourBüro Lahr Tourist-Information Zell am Harmersbach Kultur und Tourismus Gmbh Bad Peterstal- Vitra-Design-Museum Griesbach Albert Storz Landes Medienzentrum Baden-Württemberg Dieter Ohmberger Literarisches Museum Tschechow-Salon Dr. Ludger Beckmann Office de Tourisme Mulhouse Dr. Thomas Steffens Pharmazie-Historisches Museum der Univer- Ekkard Klen sität Basel Erich Läufer Stadt Furtwangen im Schwarzwald Frau Onnen Stadt Kenzingen Hans Stehle Stadt Lichtenau Herrn Bugbee Stadtgeschichtliches Institut Bühl Herrn Silbereisen Stadtverwaltung Ettenheim Josef Weber Stadtverwaltung Haslach Josef Werner Stadtverwaltung Müllheim Karl Maier Tourismus GmbH zwischen Feldberg & Belchen Manuela Epting Tourismus und Stadtmarketing Müllheim Uwe Fahrer Tourismusverein, Verkehrsverein Achern Willi Meder Tourist Information Badenweiler Xaver Schwäbl Tourist Information im Ferienland St. Georgen Diana Sayegh

Siehe auch:

Der Literaturführer Litera- turregion Südlicher Oberr- hein wurde gedruckt mit Unterstützung der Arbeitsstelle für Literarische Museen, Zu beziehen über die ADAC-Geschäftsstellen und Archive und Gedenkstätten des Landes die Literarische Gesellschaft Karlsruhe Baden-Württemberg.