Dessau: Höhepunkt Der Ästhetik in Der Industrie-Epoche - Das Bauhaus Und Seine Bauten

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Dessau: Höhepunkt Der Ästhetik in Der Industrie-Epoche - Das Bauhaus Und Seine Bauten • • Dessau: Höhepunkt der Ästhetik in der Industrie-Epoche - das Bauhaus und seine Bauten Weitreichender Zusammenhang. In Bei der Wiedereröffnung des Bau­ Dessau hatte in der zweiten Hälfte des hauses in den 80er Jahren wird der Zu­ 18. Jahrhundert ein aufgeklärter Klein­ sammenhang zwischen Gartenreich und fürst eine vielbewunderte Gesellschafts- Bauhaus erneut diskutiert. Der Begriff Utopie geschaffen: eine Synthese von „Industrielles Gartenreich“ entsteht. Empfindung und Vernunft, sozialem und In diesem Diskurs ergeben sich Ver­ kulturellem Verhalten, Nutzen und Schön­ bindungen zur IBA-Berlin / Strategien heit. für Kreuzberg (Hardt-Walther Hämer) Davon ist vieles mental lebendig, als und der IB A-Emscher Park im Ruhrgebiet das Bauhaus 1925 nach Dessau kommt. (Karl Ganser, Gerhard Seitmann). Der ge­ meinsame Faden ist die Begleitung des in­ dustriellen Struktur-Wandels: in einer Synthese von Potential-Denken und Ge­ stalten. In diesem Kontext entwickelt die Landesregierung 1996 eine Strategie: es entsteht eine Agentur zur Entwicklung der regionalen Struktur. Verknüpft mit dem Gedanken an die Expo Hannover heißt dieses umfangreiche Projekt-Paket (S. 596): Expo 2000 Sachsen-Anhalt. Das Drama der Vorge­ schichte: Aufstieg und Fall des Bauhauses in Weimar Walter Gropius gründet 1919 das Bau­ haus. Er ist seit 1910 Mitglied im Deut­ schen Werkbund - ebenso wie der künst­ lerische Berater der Zukunfts-Industrie, des Elektrizitäts-Konzerns AEG, Peter Behrens. Behrens entwickelte aus indu­ striellen Materialien und Prozessen eine Lyonei Feininger: Kathedrale des Sozialismus eigene Ästhetik der Industrie. 1908 bis (1919, Holzschnitt) 1910 war Gropius im Atelier von Beh- rens tätig, vor allem als Architekt. Er sog tag. Die „Weimarer Künstlerschaft“ for­ dort neue Ideen ein. Und radikalisierte dert die Beseitigung des Bauhauses. Der sie. rechtskonservative Baurat sagt: die künst­ Demokratischer Aufbruch in Wei­ lerische Leistung des Bauhauses stehe auf mar: die provisorische Regierung in Sach­ der Stufe der „Bildnerei der Geistes­ sen-Weimar-Eisenach beruft Gropius. Er kranken.“ vereinigt 1919 die Kunstgewerbeschule Im September 1924 wird behauptet: und die Hochschule für bildende Kunst: das Bauhaus ist „nicht rentabel“. „Vor­ im Bauhaus. Die Idee ist Teil der um­ sorgliche“ Kündigung von Direktor und fangreichen Lebensreform-Bewegung, die Meistern zum 31. März 1925. Etat-Kür­ sich in vielen Facetten seit 1900 entfaltet. zung. Gropius und die Meister kommen 1919 fordert Gropius im Arbeitsrat für der staatlichen Auflösung zuvor: am 26. Kunst: „Kunst und Volk müssen eine Ein­ Dezember 1924 lösen sie das Bauhaus heit bilden. Die Kunst soll nicht mehr Ge­ selbst auf. Letzte Tat in Weimar: Ein Bau­ nuß weniger, sondern Glück und Leben haus-Fest am 28. / 29. März 1925. der Masse sein.“ „das gmndziel für den aufbau des bau- hauses war die syntese alles künstleri­ schen Schaffens zur einheit, die Vereini­ Oberbürgermeister Fritz gung aller werkkünstlerischen und tech­ Hesse holt das Bauhaus nischen disziplinen zu einer neuen bau- kunst als deren unablösbare bestandteile, nach Dessau zu einer baukunst also, die dem lebendi­ gen leben dient.“1 Schon im Sommer haben Walter und Das Bauhaus ist Teil der Bewegungen Ise Gropius die Idee, das Bauhaus in einer für Sozialreform (Bodenreform) und Le­ anderen Stadt weiterzuführen. Ise Gropi­ bens-Reform (Naturschutz, Gartenstäd­ us spricht im September 1924 in Köln te, Kleider-Reform, Freikörper-Kultur). mit Oberbürgermeister Adenauer. Gegenwind. Schon bei der Übernah­ Die Idee. Der Oberbürgermeister von me gibt es starken Gegenwind. Gropius Dessau, Fritz Hesse (Mitglied der Demo­ spricht von Konservativismus und Tradi- kratischen Partei; S. 373), liest im Feuil­ tionalismus, Obstruktion und Anfeindung. leton des >Berliner Tageblattes< immer Drei Monate nach der Vereinigung wieder Artikel des Kunstkritikers Fritz fordert der ehemalige Kunsthochschul­ Stahl über das Bauhaus. So kommt er, als professor Max Thedy den Rücktritt von er von der Auflösung in Weimar hört, auf Gropius. die Idee, sich von Dessau aus darum zu Gropius im Herbst 1919: „Die Bür­ bemühen. germeute heult gewaltig gegen mich, zur Dieselbe Idee hat der Chefdirigent der Zeit müssen alle Schritte in der Stille ge­ Oper Dessau, Franz von Hoeßlin (Nach­ schehen, damit sie nicht hintertrieben wer­ folger von Hans Knappertsbusch). Er geht den können“. zu Hesse. Sie fragen den Landeskon­ Zerstörung. Erster Erfolg der Ge­ servator von Anhalt, Dr. Ludwig Grote. genseite: schon 1920 wird die Kunsthoch­ Grote war schon früher von Werkbund- schule wieder eingerichtet. Im März 1923 Mitglied Heinrich König, der mit Gropi­ entsteht im Landtag Thüringen eine In- us befreundet ist und die Lage in Weimar itiatiti ve deutschnationaler Abgeordneter kennt, mit einer solchen Überlegung an­ gegen das Bauhaus. Im November 1923 gesprochen. durchsucht die Reichswehr das Haus von Dieser fährt an einem der nächsten Gropius. Im April 1924: „Kleine Anfrage“ Tage nach Weimar und sondiert. Bau­ des deutsch-völkischen Blocks im Land­ haus-Direktor Walter Gropius ist nicht greifbar: gedrängt von den Meistern war Die Synthese. Dessau besitzt eine er nach der Strapaze mehrerer Jahre und Handwerkerschule, in Kunstgewerbe- und dem dramatischen Finale schon zur Er­ Handwerkerschule umbenannt. Sie hat holung nach Sizilien gereist, vier Wo­ ihren Sitz an der Mauerstraße. Hesse chen. Die Bauhaus-Meister Moholy-Nagy möchte für sie und das Bauhaus eine ein­ und Muche führen Grote. heitliche Leitung. Überzeugen. Landeskonservator Gro­ Gropius trägt vor. Auf Einladung te gewinnt die beiden Bauräte der Stadt, von Hesse spricht Gropius am 14. März Schmetzer und Overhoff, dann den Mini­ im >Evangelischen Vereinshaus< vor rund ster Kurt Müller. Hesse überzeugt zwei 1000 Menschen, der gesamten Promi­ weitere Landesminister, den Ministerprä­ nenz und den drei anhaitischen Ministern sidenten Deist, alle Sozialdemokraten, so­ zwei Stunden lang über das Bauhaus. wie den Innenminister Dr. Weber, wie An der Tür werden Gegen-Flugblätter Hesse in der Demokratische Partei, ferner verteilt: „Der Bauhaus-Spuk“. den Abteilungsleiter des Schulwesens, Weitere Opposition. Prof. Blum. Die Bauräte beginnen zu schwanken. Am 19. Februar kommen Kandinsky Aber eine Sympathie-Kundgebung und Muche mit ihren Frauen nach Dessau von Ludwig Mies van der Rohe, unter­ und werden von Hesse geführt. Die Stadt stützt von Peter Behrens und anderen Mit­ enttäuscht sie, aber die Umgebung begei­ gliedern der Berliner Architekten-Verei­ stert - also die Wirkung des >Gartenrei- nigung >Der Ringe, richtet sie wieder auf. ches< von Fürst Franz. Die entscheidende Gemeinderats- Sitzung findet am 23. März statt. 15 Am nächsten Morgen besprechen sie Stadtverordnete gehören einer Arbeitsge­ sich mit den Bauhaus-Meistern und tele­ meinschaft von Deutschnationalen, Deut­ grafieren schon am nächsten Tag an Hes­ scher Volkspartei und Vertretern der Haus­ se: alle stimmen zu. Die Übersiedlung besitzer-Vereinigung an. Ein Teil ist vom soll vor dem 1. April geschehen, weil Weimarer Besuch beeindruckt, gerät aber dann Weimar endet. unter starken Druck der Parteispitzen. Der Gemeinde-Rat. Zunächst hält Die Sozialdemokraten begrüßen zu­ Hesse den Plan strikt geheim. In nichtöf­ nächst das Bauhaus, werden dann aber fentlicher Sitzung macht er am 5. März unter großem Druck unsicher. Ihre Posi­ den Gemeinderat mit dem Plan bekannt. tion bleibt bis kurz vor der Sitzung Alle Mitglieder fahren nach Weimar. Sie schwankend. Ein Vortrag des Dessauer nehmen einige Gäste mit: Mitglieder der Kunsthistorikers Dr. van Kempen führt anhaitischen Regierung, den Landtags- zum Ja der Fraktion. Es entscheidet. Präsidenten und Reichstagsmitglied Peus Ergebnis: 26 Ja-Stimmen von Sozial­ sowie Vertreter der Handels- und der demokraten, Demokraten und Magistrat, Handwerkerkammer, ferner die Lokal- 15 Nein-Stimmen. Die gesamte Rechte Chefs der beiden Dessauer Zeitungen. Sie ist dagegen. besichtigen das Bauhaus. Gropius überzeugt die 50 Teilnehmer nach der Führung und dem Mittagessen im Fürstenhof mit einem zweistündigen Das neue Bauhaus in Vortrag. Dann erinnert Hesse an den Im­ Dessau puls des Erziehers Basedow und an das damals heftig umstrittene Philanthropin. Gropius erhält Anfragen und Ange­ Lyonei Feininger erzählt Hesse im Ge­ bote: aus Darmstadt, Krefeld, München, spräch die Schikanen der thüringischen Mannheim, Hagen, Frankfurt am Main Regierung. Auf der Heimreise: heftige und Hamburg. Sie sind ziemlich vage. Diskussionen. Dessau ist konkret. Fritz Hesse, Dessaus sozialliberaler Der zweite Vorentwurf, ebenfalls ge­ Bürgermeister (Demokraten), macht das zeichnet von Carl Fieger, besitzt in den weitestgehende Angebot: Dessau möch­ beiden Ansichten von Westen und von te das Bauhaus als ganzes übernehmen, Nordosten sowie im Modell bereits alle es finanziert ein großes Gebäude sowie wichtigen Bestandteile des heutigen Bau­ Wohn-Häuser für die Meister. Fritz Hes­ es. se stellt auch größere Aufträge in Aus­ Der endgültige Entwurf klärt einiges: sicht, vor allem Wohnungs-Bau zur Er beseitigt monumental-repräsentative Linderung der großen Wohnungs-Not. Züge. Und er verringert glücklich den Perspektive: Junkers-Werke (S. 354). Der Brücken-Trakt um ein Geschoß. Hinzu Meisterrat entscheidet sich: Dessau. kommen Veränderungen von Details, vor Provisorische-Unterkunft. Im März/ allem mancher Fenster. April 1925 zieht das Bauhaus um. Entwurfs-Methode. Gropius kann Zunächst in eine provisorische Unter­ nicht gut zeichnen. Daher entwirft er vor kunft: in das ehemalige
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