B 4297 Korresponden zBLATT Herausgegeben vom Pfarrer- und Pfarrerinnenverein Nr. 7 Juli 2009 124. Jahrgang in der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern

Ein spannendes Adiaphoron Inhalt

■ Artikel 2003 war ich Delegierte zur Vollver­ Pfarrer in der Karikatur dargestellt, wird sammlung des Lutherischen Weltbun- er ganz gewiss mit Talar und Beffchen Dr. Margot Käßmann, des in Winnipeg/Kanada. Ich habe schon gezeichnet, jeder weiß dann, wer ge­ Ein spannendes Adiaphoron 109 viel Buntes in der Ökumene gesehen. meint ist. Schwarzer Talar und Beffchen Armin Rudi Kitzmann, Aber mich hat doch nachhaltig beein- sind das Kennzeichen der Amtsträgerin­ Der 20. Juli 1944: Gerstenmaier, druckt, dass es Kollarhemden in wahr- nen und Amtsträger der Kirche der Re­ Wurm und Meiser 111 haftig allen Farben und Größen gibt. Für formation. Dr. Haringke Fugmann, Männer und für Frauen, mit langem und Von Martin Luther wird berichtet, dass Predigende und mit kurzem Arm, in Lila und Hellgrün, er zu Beerdigungen und Taufen auch Nichtkirchgänger 115 Grau und Weiß, Rosa und Schwarz. Du das alte Messgewand getragen hat, Predigthörende 116 lieber Him­mel, was ist in die Lutheraner in »normalen«­ Gottesdiensten aber gefahren, dachte ich! den Talar. Die Messgewänder wurden Martin Ost, erst 1811 durch die Einführung des Liebe Leserin, lieber Leser 122 Drei Argumente schwarzen Ta­lars durch eine Kabinetts- Dr. Rainer Oechslen, order von König Friedrich Wilhelm III. Der christlich-muslimische höre ich immer wieder für Kollarhem- in Preußen für Pfar­rer abgelegt. Von da Dialog 117 den, Stolen und Eckenkra­gen: Farben- an entwickelte sich der Talar mit dem ■ freude, Ästhetik und Erkenn­barkeit. Auf Beffchen zur regulären Amtstracht. Die Aussprache alle drei Argumente will ich im Folgen- Wiederentdeckung der Stola wird meist Dr. Ludwig Blendinger, den eingehen: als Auffrischung des als trist empfunde- Sollen wir nicht Gott Wie sagte mir ein Pastor kürzlich: »Es nen schwarzen Talars ge­sehen. auch etwas zutrauen? 120 ist doch so trist in Schwarz. Bunt ist Der Talar ist die Bekleidung des Lehram­ irgend­wie schöner.« Und das erlebe ich tes, sicher. Für mich bedeutet er aber in Henkel/Fromm, Echt Paulus 120 auch in meiner . Stolen seiner Schlichtheit vor allem eines: sind »in«, nicht nur in der liturgischen Eckhard Reichelt, Farbe der Kirchenjahreszeit,­ sondern Der Talar steht für evangeli- Bücher, Bibel, Bibliothek 120 auch bunt ge­mischt, gestickt und ge- sches Amtsverständnis. ■ Bücher näht von der Partnerkirche­ etwa. In- zwischen nenne ich fünf Stolen mein Unser Amt ist kein Weiheamt. Wir Martin Ost, eigen, die mir geschenkt wurden. Ich befin­den uns nicht in einem anderen Öffner, habe aber nur ein einziges Mal eine Status als andere Gemeindemitglieder, Evangelisch ist auch katholisch 121 Stola getragen, Pfingsten 2000 auf der wir ha­ben keinen character indelebilis, Martin Ost, EXPO Plaza beim Gottesdienst mit Erz- der uns mit der Weihe verliehen wird, Kandler, Das Wesen der Kirche 121 bischof Desmond Tutu. Danach habe ich sondern wir werden ordiniert auf Wort es immer abgelehnt, weil ich mich den und Sakrament und Treue zu unserer ■ Ankündigungen 123 ganzen Gottesdienst gefragt habe, wa- Kirche. Wir sind berufen von der Ge- rum musst du dich jetzt mit roter Farbe meinde, einen besonderen Dienst zu »aufhübschen«, der Talar ist doch das tun, wir werden beauftragt, nachdem zentrale Zeichen der Verkündigung in wir Theologie studiert haben, besondere unserer Tradition. Verantwortung für Ver­kündigung, Lehre Und in der Tat: Wird ein evangelischer und Treue zum Bekenntnis­ zu überneh-

Korrespondenz b l a t t S. 109 Nr. 6 Jul. 2009 men. Wir sind Teil der Gemeinschaft des ich einen Kollegen mit Albe und grü- zudrücken. Violett als Christusfarbe, die Priestertums aller Getauften. ner Stola sehe, darunter aber braune Himmel und Erde verbindet, steht in den Das gilt auch für das Bischofsamt. Letz­ Cordhose und Birkenstocksandalen,­ ist fünf Amethyststeinen auch in meinem tes Jahr war ich bei unserer Partnerkir­ mein ästhetisches Empfinden durchaus Bi­schofskreuz im Mittelpunkt, das mir che in Tranquebar, Südindien. Das war angefragt. in meinem Einführungsgottesdienst am ein großes Fest: 300 Jahre lutherische 4. September 1999 als Zeichen meines Kirche in Indien, heute eine Partner- Inzwischen entwickelt sich Dienstes umgelegt wurde. Es wurde für kirche des Hermannsburger Missions- typisch protes­tantisch ein den ersten hannoverschen Landesbi­ werks mit einem Bewusstsein für die fröhliches Durcheinander. schof Marahrens entworfen in einer gemeinsame Geschichte. Es kamen viele großen Version für den Talar und einer Kirchenver­treter mit Mitra und großar- Das habe ich zum ersten Mal registriert, kleinen für Empfänge etc. Dazu korre­ tigen Gewän­dern, ich nur im schwar- als ich im Kloster in Helmstedt, wo li– spondiert, dass in das Dienstsiegel des zen Talar mit Beff­chen und Kreuz. Der turgi­sche Gewänder hergestellt werden, hannoverschen Landesbischofs bzw. der schwedische Bischof­ sagte: »Wo ist die Liste sah mit den Regelungen der Landesbischöfin eingeprägt ist: »1. Kor deine Mitra?« Ich sagte: »Brauche ich Lan­deskirchen: Die einen erlauben Al- 2,2«. Die entsprechende Bibelstelle im nicht.« »Aber doch!«, sagte er, »wirst ben, die anderen nicht, wieder andere zweiten Korintherbrief lautet: »Denn ich schon sehen.« unter bestimmten Bedingungen. Dassel- hielt es für richtig, unter euch nichts zu Doch die indischen Christinnen und be gilt für Stolen. Die einen befürworten wissen als allein Jesus Christus, den Ge­ Christen­ kamen fröhlich auf mich zu, das Tragen einer Stola mit Beffchen, an- kreuzigten.« Das ist für meinen Glauben weil sie genau diese Kleidung von den dere sind strikt dagegen, wieder andere entscheidend, durch das Kreuz werden überall plakatierten historischen Bildern können­ Stolen nur in Verbindung mit wir erkennbar als Christen. des ersten­ Missionars Bartholomäus Alben sehen. Viele sagen, Stolen müs- Nun sagt die Konkordienformel (Sola Ziegenbalg kannten: »You are from Zie- sten farblich­ zum Kirchenjahr passen, Declaration, X), dass die Kleidung im genbalg country!«,­ sagten sie. »O yes!«, andere fin­den eine »Regenbogenstola« Gottesdienst zu den Adiaphora gehört. habe ich ge­sagt. So wurde eine kleine passend zur Fröhlichkeit des Evangeli- Und das ist auch gut und richtig so. Im Bischöfin in Indien gleich als lutherisch ums. In Hannover haben wir zur Amts- Kirchengesetz der VELKD (§ 49) heißt erkannt: ohne Mitra und buntes Ge– kleidung von Pastorinnen und Pastoren es in der Regelung zum Verhalten des wand, einfach durch den schwarzen in einer Rundverfügung klar gessagt: Pfarrers­ und der Pfarrerin, sie sollten die Talar, um nicht abzulen­ken vom Wort »Zu beson­deren Anlässen, nicht aber als Würde des Amtes wahren (1). »Bei Got­ allein. Regel, ist auch die Stola zum schwarzen tesdiensten und Amtshandlungen tra- Talar möglich. Sie soll dem Kirchenjahr gen sie die vorgeschriebene Amtsklei- Hinter dem schwarzen Talar gemä­ße Farben haben und bei mehre- dung. Das Gleiche gilt bei besonderen mit Beffchen tritt die Per- ren Ta­lartragenden möglichst einheit- Anlässen,­ soweit es dem Herkommen son zurück. lich sein.« Manche empfinden das als ent­spricht oder angeordnet wird.« »Ukas aus Hannover«, wie mir ein Su- Wie ist das nun mit den besonderen An­ Es ist nicht der Pastor oder die Pastorin, perintendent sagte, aber es ist für mich lässen? Das Kollarhemd jedenfalls ent­ die auf der Kan­zel der Gemeinde gegen- ein Versuch, eine gewisse Ordnung und stand im römisch-katholischen Bereich übertreten, es ist das Wort Gottes, das Wiederer­kennbarkeit zu gewährleisten. im 19. Jahrhundert, gestärkt wurde verkündigt werden­ will. Und dahinter Und schließlich die Erkennbarkeit au- seine Verbreitung durch die konziliaren hat die verkündi­gende Person zurückzu- ßerhalb des Gottesdienstes. »Auf dem Be­schlüsse über die Erkennbarkeit der treten. Beim Predigen­ soll die Gemeinde Emp­fang erkennt mich ja niemand als Weltgeistlichen. Dann sind mir doch der nicht dadurch abgelenkt werden, ob die Geistli­chen, wenn ich kein Kollarhemd Lutherrock oder die Lutherweste lieber, Stola »hübsch« ist oder nicht, der Rock trage.« »In Deutschland trage ich es ja die sich zur selben Zeit entwickelten, kurz oder lang, der Mensch dick oder nicht, aber in der Ökumene ist das wich- auch wenn sie mit Martin Luther wohl dünn, sondern ums Hören geht es. Aus tig für die Anerkennung.« nichts zu tun haben. Jedenfalls wäre es diesem Grund befürworte ich auch ei- eine eigene Prägung, die unser Amtsver­ nen eigenen schlichten schwarzen Talar Als was wollen wir er­kennbar ständnis unterstreichen könnte. Und für Prädikan­tinnen und Prädikanten. sein, viel­leicht wäre dafür ja auch eine Form Wenn mit Ästhetik argumentiert wird, zu finden, die Männer und Frauen be- denke ich, der schwarze Talar hat eine das ist meine Frage. Als Erstes doch als kleiden kann. Auch das wäre Zeichen besondere Ästhetik. Nicht umsonst gilt Christinnen und Chris­ten. Da werden evangeli­schen Amtsverständnisses. Schwarz als »edle Farbe«, für festliche wir erkennbar nicht durch Farben und Ich bleibe aber beim schwarzen Talar Gelegenheiten heißt es in der Einla- Kleidung, sindern durch unser­ Reden mit Beffchen im Gottesdienst, und ein dung manches Mal, schwarzer Anzug und Handeln. Thema, mit dem die Kirche steht oder bzw. für Damen das »kleine Schwarze« Dann gibt es das Bedürfnis, die Gemein­ fällt, ist die Kleidung der Geistlichen sei er­wünscht. schaft der Ordinierten zu stärken. Das gewiss auch nicht. Es bleibt ein Adia- Ästhetik kann ja auch bedeuten, dass ich verstehe ich nun gut. Deshalb wird mit phoron, wenn auch ein spannendes. eben nicht darauf schaue, was die an- dem Jahr 2009 jedem Pastor und jeder Dr. Margot Käßmann, dere Person trägt. Mein Vikariatsmentor Pastorin, die in meiner Landeskirche or­ Landesbischöfin, Hannover sagte mir einmal, als ich im grünen Rock diniert werden, wie in der bayerischen aus: Zeitschrift für Gottesdienst und Predigt Nr. zum Gottesdienst kam, ob ich denn ein Landeskirche ein kleines Ansteckkreuz 2/2009, (C) 2009 by Gütersloher Verlagshaus, Dirndl unter dem Talar anziehen wolle. mit lila Stein zur Ordination geschenkt, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House Das war sicher etwas hart, doch wenn um die Verbundenheit miteinander aus­ GmbH, München

S. 110 Korrespondenz b l a t t Nr. 6 Jul. 2009 muss.«1 Der 20. Juli 1944: Nicht zuletzt über seine Kontakte im »Kreisauer Kreis« wusste Gerstenmaier Eugen Gerstenmaier, Theophil Wurm und also von all den Vernichtungsmaßnah- men der Nazis und er versuchte, seine Kirche zum Widerstand dagegen aufzu- rufen. Anders als die meisten Mitglieder Es ist nicht schwer vorherzusagen, dass die Freiheit der Kirche. Beiden gelang es, des Kreisauer Kreises hatte sich Eugen die Diskussion um die Rolle der Kirche in ihre Landeskirchen vor der Zerschlagung Gerstenmaier immer für eine gewaltsa- der Zeit des Nationalsozialismus nicht zu bewahren. me Beseitigung Hitlers ausgesprochen.2 so bald beendet sein wird. Auch die Eugen Gerstenmaier geboren am 25. 8. Der »Tyrannenmord« galt ihm als letztes Diskussion über Landesbischof Meiser 1906 in Kirchheim unter Teck (+ 1986). Mittel, um Deutschland vor dem Unter- ist mit dem Urteil des Verwaltungsge- Theologe in der Bekennenden Kirche, gang zu bewahren. richtes München zur Umbenennung der 1936 Konsistorialrat im Kirchlichen Für den geplanten gewaltsamen Um- Meiserstraße in München längst nicht Außenamt. sturz am 20. Juli 1944 wusste Gersten- abgeschlossen. Die Berufung gegen das Auslandsreisen für den Widerstand mit maier prominente Vertreter beider Kir- Urteil ist beim Bayerischen Verwal- engen Verbindungen zum Ökumenischen chen auf seiner Seite. In seinem ersten tungsgerichtshof anhängig. Darüber Rat in Genf. 1940 dienstverpflichtet Bericht darüber, im Jahre 1946, nennt hinaus müssen auch noch Hunderte von von der kulturpolitischen Abteilung des er allerdings noch keine Namen: Schriftsätzen Meisers überprüft werden, Auswärtigen Amtes. Am 20. Juli 1944 »... dass man in den Kirchen den Ge- die unbeachtet im Landeskirchlichen wurde er im Bendlerblock mit Stauffen- gensatz zum Nationalsozialismus zwar Archiv in Nürnberg verborgen liegen. Sie berg und anderen verhaftet. Wegen sei- begriffen hatte, über seine Folgen aber werden sicher die bisherige Einschät- ner Zugehörigkeit zum »Kreisauer Kreis“ oft nur verworrene Vorstellungen besaß. zung des Verhältnisses von Kirche und musste er mit dem Todesurteil rechnen, Der Kreis von Männern innerhalb der Nationalsozialismus verändern. wurde dann aber nur zu sieben Jahren Kirchen, die diese Folgen richtig einzu- Aber ein völlig neuer Aspekt in der Be- Zuchthaus verurteilt. Nach dem Krieg schätzen vermochten, weil er die Füh- urteilung der Landesbischöfe Wurm und war er Mitbegründer des Evangelischen rung und die Methoden des National- Meiser taucht allein schon durch die Hilfswerkes. Von 1954 bis 1969 war er sozialismus durchschaute, dieser Kreis bereits seit 1981 vorliegenden Lebens- Bundestagspräsident. kam dann auch in mehr oder weniger erinnerungen Eugen Gerstenmaiers auf. Eugen Gerstenmaier gehörte im Wi- enge Verbindung mit dem organisier- sowie durch die Erinnerungen von Lan- derstand zum »Kreisauer Kreis«, einer ten politischen Widerstand gegen die desbischof Theophil Wurm von 1953. Sammlung oppositioneller Männer um nationalsozialistische Politik Ich weiß Helmut James Graf von Moltke, die sich es, weil ich es selbst jahrelang miterlebt Zur Biographie der drei Per- auf Gut Kreisau trafen, um Pläne für ein habe, dass prominente Vertreter beider sönlichkeiten: Deutschland nach Hitler und dem NS- Kirchen an Beratungen und Bespre- Staat auszuarbeiten. So wie Kardinal chungen, ja am Aufbau des organisier- Hans Meiser ist am 16. Februar 1881 in Faulhaber und Bischof Graf Preysing ten Widerstandes teilgenommen haben, Nürnberg geboren worden. Nach dem durch den Jesuitenpater Rösch über die Bemühungen, die samt und sonders Theologiestudium und Vikariat war er Pläne des »Kreisauer Kreises« informiert hochverräterischen Charakter trugen, Vereinsgeistlicher der Inneren Missi- waren, so waren das auch die evangeli- d.h. die alle auf den Staatsstreich hin- on in Nürnberg, Pfarrer in München schen Bischöfe Wurm und Meiser durch ausliefen oder ihn zur stillschweigenden St. Matthäus III, Pfarrer in München- Eugen Gerstenmaier. Voraussetzung hatten. ...«3 Sendling, Leiter des Predigerseminars in Als württembergischer Theologe hatte In die Pläne der Männer des Kreisauer Nürnberg, Oberkirchenrat in München, Gerstenmaier engen Kontakt mit Lan- Kreises waren durch Gerstenmaier auch Bayerischer Landesbischof 1933-1955. desbischof Wurm. In wichtigen Fragen die Bischöfe einbezogen. Und 1981 hat Gestorben ist er am 8. Juli 1956 in Mün- hat er Wurm informiert, beraten und Gerstenmaier keine Scheu mehr, ihre chen. zum Handeln aufgefordert. Für das be- Namen zu nennen, zunächst den Namen Theophil Wurm, geboren am 7.12.1868 rühmte Schreiben Wurms an Hitler vom Wurm und dann den Namen Meiser: in Basel, gestorben am 28.1.1953 in 16. Juli 1943 (das auch Meiser befür- »... Gegen Mitte Juli erhielt ich auf einer . Er war Pfarrer der Stadtmis- wortet hat!), mit dem er deutlich gegen offenen Postkarte Yorcks die Nachricht, sion in Stuttgart, Pfarrer in Ravensburg, die Judenvernichtung protestierte, gab die Hochzeit4 werde am 18., spätestens Dekan in Reutlingen, Prälat in Heilbronn, es wohl mehrere Anstöße. Einmal war da am 20. Juli stattfinden. Wir reisten ab. 1929 Kirchenpräsident, von 1933 bis die »Osterdenkschrift« Münchner Laien, Am 17. abends und am 18. Juli waren 1953 Landesbischof der Evangelischen die Meiser zwar nicht veröffentlicht, sie wir in Stuttgart. Ich sah zuerst Pressel5, Landeskirche in Württemberg. jedoch an Wurm weitergegeben hatte. dann führte ich ein langes Gespräch Theophil Wurm und Hans Meiser wa- Aber eben auch ein Brief Gerstenmaiers mit dem Bischof unter vier Augen. Ich ren aufs engste miteinander verbunden, vom 22. April 1943 an die Bischöfe der sagte ihm, er müsse sich unverzüglich dienstlich und privat (im Schriftverkehr drei »intakten« Landeskirchen, in dem an seine Rundfunkrede machen. Es war war ihre Anrede: »Lieber Freund!«). Bei- er eine eindeutige Stellungnahme der vereinbart, daß Wurm sogleich nach de teilten im Oktober 1934 das gleiche Kirche zur Judenvernichtung forderte. dem geglückten Staatsstreich um Ver- Schicksal: die Amtsenthebung durch die »Die Verzweiflung in weiten Kreisen un- trauen für die neue Reichsregierung Nazis. Zusammen führten sie den Kampf seres Volkes ist über diese Dinge so groß werben und dazu über alle deutschen gegen das NS-Regime und rangen um geworden, dass das Wort der Kirche her Sender sprechen solle. Der alte Bischof

Korrespondenz b l a t t S. 111 Nr. 6 Jul. 2009 war tiefernst, aber ganz unerschrocken. sagen, es sei Zeit, seine Rede fertig zu lich ermutigt, die unvermeidliche Tat zu Er war sich über die Sache im klaren – machen. ...«9 wagen. ...«12 auch für den Fall, daß sie schief ging. Er Und nun bekräftigt Gerstenmaier in Bereits 1946 hatte Gerstenmaier be- machte keinen Versuch, mich von dem einer Ansprache (Nachlass) dieses Ge- tont: Vorhaben abzuhalten. Im Gegenteil. Im schehen unter ausdrücklicher Einbezie- »... Ich kann mich nicht erinnern, bei sol- Rahmen dessen, was ihm zugedacht hung von Landesbischof Hans Meiser: chen Gesprächen auch nur ein einziges war, war er voll dabei. ...«6 »... Der württembergische Landesbischof Mal von kirchlicher Seite ein Wort der Die Begegnung wird sowohl von Wurm war sich also ebenso wie sein bayeri- Ablehnung des Staatsstreiches gehört als auch von Gerstenmaier nochmals scher Amtsbruder völlig klar darüber, zu haben, wohl aber umso öfter und bestätigt. wonach sie fragten, wenn sie nach der drängender die Frage: was ist mit den Wurm: » ... Unmittelbar vor der Zerstö- ›Tat der Generale‹ fragten. Standen sie Generälen? Wann geschieht endlich rung von Stuttgart hatte sich in Ber- damit in der Kirche allein? Sicher nicht! etwas? Dass einer der Bischöfe beider lin eine andere Katastrophe vollzogen. ... Keiner von ihnen bremste mich, kei- Kirchen eine wirkliche Kenntnis von Noch am 18. Juli war der mir schon ner von ihnen widersprach, wenn es um den militärisch-technischen Plänen lange befreundete Konsistorialrat Dr. die Tat der Generale ging. Im Gegenteil: des Staatsstreiches gehabt hat, glaube Gerstenmaier vom kirchlichen Außen- Sie drängten und spornten. Nicht, um ich nicht. Keiner von ihnen wusste, wie amt bei uns gewesen, am 19. reiste er die Kirche zu retten. Sie stand ihnen Hitler beseitigt werden sollte. Aber von ab und am 20. kam die Nachricht von wie mir auf anderem Fundament und denen, die bestimmt wussten dass er dem missglückten Attentat auf Hitler unter anderer Verheißung. Uns ging es beseitigt werden sollte, habe ich keinen und der Erschießung Stauffenbergs und gemeinsam einfach um das Land, um auch nur einen Augenblick widerspre- seiner Gesinnungsgenossen. ...«7 die Rettung Deutschlands aus der Hand chen hören. ...«12b Gerstenmaier: »... Am 18. Juli besuchte des Tyrannen. Und das lange bevor sich Die evangelischen Bischöfe Wurm und ich ihn in Stuttgart, um ihm zu sagen, die Niederlage an den Fronten abzu- Meiser - nicht nur informiert über den es sei Zeit, seine Rede fertig zu machen. zeichnen begann. Der Druck der Gewis- geplanten Umsturz am 20. Juli 1944, Am 19. Juli brachte uns der Landesbi- sen quälte uns, die Niederlegung des sondern sogar durch Mit-Wissen und schof zusammen mit seiner Frau, meine Rechtsstaats, offenkundig seit dem 30. Mit-Planen darin verstrickt, auch wenn Frau hatte mich begleitet, zum Schnell- Juni 1934, die Gängelung der Gedanken, sie sich später öffentlich nicht direkt zug nach Berlin. Wir fuhren geradewegs die Erdrosselung der Meinungsfreiheit, dazu bekannten: in den Aufstand«8 der jammervolle Konformismus der Wurm: In einer Rede über das Verhältnis der Presse und der Massen, der wahnsinnige »... Über die Art, wie die Widerstands- Kirchen zum Nationalsozialismus er- Angriffskrieg und dann der Blick auf die bewegung die Beseitigung Hitlers zu er- gänzt Gerstenmaier noch diese Aussa- langsam kund werdenden Judenmorde reichen hoffte, war ich nicht informiert. gen: – kurzum: Der Terror und die Tyrannei Ich hätte sie mir nicht als ein Attentat, » ... Der alte Bischof hat mich nach dem schrien nach dem Aufstand der Gewis- sondern als einen militärischen Schritt Krieg ausdrücklich ermächtigt, über sei- sen, der Köpfe und der Fäuste schon in gedacht. Besetzung des Hauptquartiers ne Verbundenheit (Anm.: Im Typoskript den Jahren, in denen Hitler noch von und Gefangennahme seiner Mitglieder. ist das Wort ›Verbindung‹ handschrift- Erfolg zu Erfolg, von Sieg zu Sieg eilte. Ein Urteil darüber, warum dies nicht lich überschrieben mit ›Verbundenheit‹) Auch in den Kirchen gab es üble Konfor- möglich war, steht mir nicht zu. ...«13 mit dem aktiven Widerstand bis hin zum misten. Dennoch war es berechtigt, die Meiser: 20. Juli 1944 auch öffentlich zu berich- Kirchen als ein Freundesland des ›ande- »... Durch manche Äußerungen klingt es ten. Ich tue das, obwohl ich weiß, dass ren Deutschland‹ zu betrachten. ...«10 so, dass wir deswegen unsere Aufgabe es manchen braven Mann und manche »... Über die Wiederherstellung des versäumt hätten, weil unser Widerstand fromme Frau befremdet, wenn ich sage, strikten Rechtsstaates konnte es auch nicht zugleich in eine politische Wider- dass der Bischof keinen Einwand ge­gen keine Meinungsverschiedenheit geben, standsbewegung einmündete, weil wir das bei uns im ›Kreisauer Kreis‹ wie bei und die mir von Wurm wie von Meiser uns nicht am Tyrannenmord beteiligt Goerdeler umstrittene Attentat erhoben immer wieder gestellte Frage: Wann haben: ›Jetzt, jetzt gehören die Christen hat. Wir haben ihn allerdings auch nie- tun denn die Generale etwas? unter- auf die Barrikaden!‹ ...«14 mals um sein Plazet gebeten. Das hätte drückten Wurm wie Moltke in jenem In diesen Quellen zeigt sich ein ge- allem Takt und jeder Rücksicht auf sein Gespräch (Anm.: bereits am 24. Juni wisser Widerspruch zu den Aussagen kirchliches Amt widersprochen. 1942!) weislich. ...«11 Gerstenmaiers. Während dieser deutlich Aber er wusste nicht nur so ungefähr, Ganz deutlich wird Gerstenmaier, was vom »Attentat« auf Hitler redet, dachte was gespielt wurde. Ich habe auf Bit- die Rolle der Bischöfe (auch Meisers!) Wurm sich den Staatsstreich angeblich ten von Moltke den Bischof mit Moltke angeht, noch einmal in seinem Lebens- eher als »militärischen Schritt« und und anderen Mitgliedern unseres Krei- bericht: Meiser behauptet, nicht am »Tyrannen- ses schon im Sommer 1942 mehrfach »... Ich bin mit Otto Dibelius der Mei- mord« beteiligt gewesen zu sein. zusammengebracht. Im Frühjahr 1944 nung, dass es nicht Sache der Kirche Wie ist dieser Widerspruch zu verste- wurde ich von Graf Peter Yorck von sein kann und darf den Staatsstreich zu hen? Damit, dass Gerstenmaier aus- Wartenburg und Claus von Stauffen- betreiben oder Revolution zu machen. drücklich betont, Wurm habe ihn er- berg gebeten, Wurm dafür zu gewin- Aber er irrte sich, als er meinte, dass uns mächtigt, »über seine Verbundenheit nen, unmittelbar nach dem geglückten kein Mann der Kirche zugeraten habe. mit dem aktiven Widerstand bis hin Staatsstreich eine Rede über alle deut- Vgl. Obrigkeit, Stuttgart 1963, S. 107. zum 20. Juli 1944 auch öffentlich zu schen Sender zu halten. Am 18. Juli be- Zumindest die Bischöfe Theophil Wurm berichten« und indem er feststellt, »dass suchte ich ihn in Stuttgart, um ihm zu und Hans Meiser haben uns nachdrück- es manchen braven Mann und manche

S. 112 Korrespondenz b l a t t Nr. 6 Jul. 2009 fromme Frau befremdet, wenn ich sage, Eine einfache Erklärung bietet sich an: lassen. (Als verantwortlich dafür hat dass der Bischof keinen Einwand gegen Die Weigerung Meisers gehört in den sich Oberkirchenrat D. Thomas Breit in das bei uns im ›Kreisauer Kreis‹ wie bei Bereich der Legende. Eberhard Bethge, einem Schreiben vom 9. Januar 1947 Goerdeler umstrittene Attentat erhoben Theologe und Nachlassverwalter Bon- bekannt)25. Möglicherweise wollte er hat«, deutet er die Erklärung an: hoeffers, behauptete sie zwar, »... Der damit sich und seine Kirche vorsorglich Zum einen war es in den ersten Jahren lutherische Bischof Meiser weigerte gegen jeden Verdacht einer Beteiligung nach dem Krieg noch nicht opportun, sich, die Gedenkfeier für Dietrich Bon- am 20. Juli decken. Dann wäre die heute sich seines Widerstandes gegen das Na- hoeffer in Flossenbürg zu besuchen, weil so beklagte Versendung der »Berufshilfe« ziregime zu rühmen. Zu unterschiedlich es sich – wie er schrieb – nicht um einen auch als eine taktische Maßnahme zu waren die Meinungen zum 20. Juli in christlichen, sondern nur um einen po- werten. Unmittelbar nach dem Attentat der Kirche und in der Bevölkerung (Noch litischen Märtyrer handle. ...«18, er war wurden immerhin ca. 1500 Menschen 1950 hielten 51% der Deutschen die At- aber nicht in der Lage, die Weigerung verhaftet und ca. 200 hingerichtet! Zu tentäter für Landesverräter. Das zeigte Meisers nachzuweisen. beachten ist in diesem Zusammenhang auch der Renner - Prozess des Jahres Als Hermann Dietzfelbinger, der Spre- auch das, was der Historiker Gerd R. 1952)15. Vor allem aber sind die ethi- cher der bayerischen Pfarrbruderschaft, Ueberschär schreibt: »... Ferner wurden schen Urteile zu berücksichtigen. Für Bethge um einen Beleg für die behaup- in der sogenannten ›Gewitteraktion‹ Christen, »für manchen braven Mann tete Äußerung Meisers bat, konnte der am 22./23. August 1944 etwa 5000 bis und manche fromme Frau« wie für die keinen vorlegen.19 6000 politische Gegner und Gegnerin- Mitglieder einer Landessynode ist es Tatsache ist, dass Dietzfelbinger den nen sowie frühere Funktionsträger, die nicht nur »befremdlich« zu hören, dass Landesbischof gar nicht gebeten hat, vor 1933 Mitglieder anderer Parteien ihr Bischof in ein Mordkomplott invol- nach Flossenbürg zu kommen. Er hat gewesen waren, festgenommen. Viele viert war. Es ist geradezu undenkbar, lediglich dem Landeskirchenrat Mittei- von ihnen blieben bis zum Kriegsende denn die Beteiligung an einem Atten- lung von der geplanten Gedenkfeier ge- in verschiedenen Konzentrationslagern tat verbieten sowohl das Fünfte Gebot macht und den zuständigen Kreisdekan oder wurden umgebracht.«26 als auch Römer 13. Ganz zu schweigen von Regensburg, Wilhelm Koller, sowie Im Rückblick auf diese Gefährdungslage vom Eid auf Hitler, den auch die Pfarrer den zuständigen Dekan Wunderer in konnte Meiser auf der Landessynode im geleistet haben. Deshalb nennt Gersten- Weiden eingeladen. Beide nahmen auch Juli 1946 nur barsch feststellen: »... Ei- maier in seiner ersten Darstellung 1946 an der Feier teil. Kreis­dekan Koller hat er nes möchte ich ablehnen, mich ständig auch nicht die Namen der Bischöfe. gebeten, im Namen des Landeskirchen- zur Buße rufen zu lassen von Leuten, die Aber auch schon in seiner Rede 1946 rates ein Grußwort zu sprechen.20 außer jeder Verantwortung stehen....«27 wirbt Gerstenmaier dafür, dass man Im übrigen geht aus einem Schreiben Im Übrigen schwiegen Meiser und der »den Mut haben sollte«, sich »vor der des Büros des Landesbischofs hervor, Landeskirchenrat in München – anders Welt und vor der Kirche« zu der Be- dass Meiser – auch wenn er eingela- als nach dem Attentat im Bürgerbräu- teiligung am Staatsstreich »zu beken- den gewesen wäre – gar nicht kommen keller 1939 - zum Attentat am 20. Juli nen«.16 konnte, weil er in Italien schwer erkrankt 1944. Denn so ist es gewesen. Die Bischöfe war.21 Er hatte evangelische Gemeinden Zu fragen wäre in diesem Zusammen- Wurm und Meiser »wussten«, »es war in Italien besucht. Am 5. April 1953 war hang noch, warum die Bischöfe nach ihnen klar«, »keiner widersprach«, »sie er in einem Gottesdienst auf Capri. Hier dem Attentat auf Hitler unbehelligt ermutigten nachdrücklich«, »sie dräng- zog er sich eine Lungenentzündung mit blieben, wenn sie doch darin verwickelt ten und spornten« wenn es um »die hohem Fieber zu.22 waren. Tat der Generale« oder das »Attentat« Letztlich war die Abwesenheit Meisers Gerstenmaier gibt darauf eine Ant- ging! Auch das Kondolenztelegramm bei der Gedenkfeier für Bonhoeffer am wort: Gerstenmaiers an die Witwe Meisers 6.4.1953 in Flossenbürg aber überhaupt »Wenn ich mich recht erinnere, hat die scheint darauf Bezug zu nehmen: »... In kein Gesprächsthema.23 Gestapo in den langen Verhören nach bleibender Dankbarkeit für alles, was er Und eine tiefgreifende Gegnerschaft dem 20. Juli 1944 auffallend wenig nach mir selber in den Jahren des Werdens zwischen Meiser und Bonhoeffer zu be- dem hohen Klerus geforscht. Preysing und Kämpfens gewesen ist.«17 haupten, verbietet sich schon deshalb, blieb ebenso unbehelligt wie Wurm und Diese Berichte Gerstenmaiers und weil beide sich um die Jahreswende Meiser. Ich nehme an, dass die Gestapo Wurms werfen ein ganz neues Licht 1940/41 mehrfach in München zu Ge- es mit Absicht vermied, danach viel zu auf die bisherige Gesamtbeurteilung sprächen getroffen haben, als Bonhoef- fragen. Bischöfe verhaften – das tat sie der Bischöfe. Sie waren nicht nur keine fer in Ettal weilte.24 nach dem 20. Juli nicht gerne.«28 »Nazibischöfe«, sondern sie waren auch Die Verwicklung der Bischöfe in die Auch Wurm vertrat eine ähnliche An- damit einverstanden, dass die national- Planung des Staatsstreiches erklärt sicht in seinen Lebenserinnerungen: sozialistische Reichsführung beseitigt möglicherweise auch, warum Meiser, »... Da ich in Gerstenmaiers Wohnung wird. nachdem er Mitte Juli 1944 einen phi- öfter die Führer der Widerstandsbewe- Wie verbindet sich damit aber die Nach- losemitisch geprägten theologischen gung gesehen und gesprochen hatte, da richt, Meiser habe sich geweigert, am Vortrag von Gerhard von Rad als »Be- er mich mit Popitz und Moltke bekannt 6.4.1953 in Flossenbürg an der Ent- rufshilfe« allen Pfarrern zugänglich gemacht hatte und da Goerdeler mich hüllung einer Gedenktafel für den als gemacht hat, nun, drei Wochen nach öfters aufgesucht hatte, musste ich da- Widerständler hingerichteten Dietrich dem missglückten Attentat auf Hitler, mit rechnen, dass im Zusammenhang Bonhoeffer teilzunehmen, weil er nur den heute als antijudaistisch beur- mit diesen Ereignissen die Geheime ein »politischer Märtyrer« war? teilten theologischen Vortrag Gerhard Staatspolizei auch auf meinen Namen Kittels an seine Pfarrer hat verschicken als den eines zum mindesten Verdächti-

Korrespondenz b l a t t S. 113 Nr. 6 Jul. 2009 seine Zeit, ebd. S.151 gen stoßen werde. Sie ist sicherlich auch Staatsstreich, sondern das Geständnis der Bereitschaft zum Selbstopfer.« 12. Eugen Gerstenmaier, Streit und Friede hat auf ihn gestoßen; warum ich nicht ein Dieter Ehlers, Technik und Moral einer Ver- seine Zeit, ebd. 5.604 einziges Mal verhört worden bin, weiß schwörung, der Aufstand am 20. Jul 1944 12b. Eugen Gerstenmaier, Hilfe für Deutsch- ich nicht. Ich weiß nur von einem frü- in Schriftenreihe der Bundeszentrale für land, S.8 heren Beamten der Reichskanzlei, dass politische Bildung, Bonn 1964, Heft 62, 13. Wurm, Erinnerungen, ebd. S.171/172 14. Niederschrift über die geschlossene Sit- der Justizminister Thierak eine Ankla- S.204-205: ».. Der Gefängnispfarrer Po- elchau schmuggelte die Briefe Moltkes zung der Bayerischen Landessynode Juli geschrift gegen mich hatte aufsetzen aus dem Gefängnis; ... Moltke spricht in 1946, S.40 (LKR III 250) lassen, dass aber Hitler es nicht gestat- diesen Briefen nicht im Namen des Krei- 15. Süddeutsche Zeitung 23.2.2009, »Aktuell«, tete, ihr praktische Folge zu geben. Wie sauer Kreises. Er nennt ausdrücklich nur Buchbesprechung »Fritz Bauer,1903-1968. bei dem Grafen von Galen fürchtete er Gerstenmaier und Delp als Gleichgesinnte Eine Biographie«. im engsten Sinn, die wie er nur mit geis- 16. Gerstenmaier, Hilfe für Deutschland, ebd. wohl eine allzu große Sensation bei ei- S.8 29 tigen Waffen gegen den Nationalsozia- nem Bischofsprozess. ...« lismus kämpfen wollten. Das deckt sich 17. Telegramm Gerstenmaiers an die Witwe Ähnlich auch Meiser: lediglich mit der systematisch verfolgten Elisabeth Meiser, im Besitz der Familie »... Dafür kann ich mich und unsere Kir- Schutzbehauptung, die Gerstenmaier (siehe unten) chenleitung nicht entschuldigen, dass Freisler gegenüber aufstellte, um die Farce 18. Eberhard Bethge, Ohnmacht und Mündig- keit, Beitrag zur Zeitgeschichte und Theo- wir nicht alle im KZ waren. Vielleicht des Volksgerichtshofes zu überleben, wird aber faktisch widerlegt durch die aktive logie nach , München waren wir zu zaghaft, unsere Gegner ›bewaffnete‹ Beteiligung Gerstenmaiers 1969, 5.143 herauszufordern, vielleicht aber lag es am gewaltsamen Aufstand des 20. Juli im 19. LAELKB, Vereine III, 4, Nr. 12, Akt Bayeri- auch daran, dass unsere Gemeinden uns Zentrum, der Bendlerstraße. Gerstenmaier sche Pfarrbruderschaft: Schreiben Dietz- geschützt haben, dass nach dem Erle- bekennt sich energisch zur damaligen Ge- felbingers an Bethge vom 31. Mai 1983 und Antwortbrief vom 6. Juni 1983 ben des Kirchenkampfes und dem Auf- waltlösung (›ich bin gegen die Katakombe, für die Waffe‹) und behauptet, dass auch 20. ebd. Schreiben Dietzfelbingers vom 31. stand der Gemeinden die maßgeblichen Pater Delp nicht als Märtyrer eines rein re- Mai 1983 an Bethge, am 24.März 1953 an Stellen sich sehr gehütet haben, einen ligiösen, geistlichen Widerstandes exeku- OKR Koller und an den Landeskirchenrat ähnlichen Aufstand der Gemeinden zu tiert wurde. Auch Delp sei bereit gewesen 21. ebd. Schreiben des Büros des Landesbi- provozieren. Nachträglich rühmt sich ›zu schießen, sprengen, putschen‹ –poli- schofs vom 17. April 1953 an Dietzfel- binger der Polizeipräsident von Nürnberg, dass tisch, formaljuristisch, wie Gerstenmaier, ein kompletter ›Hochverräter« wider den 22. LAELKB, Personen 36 (Hans Meiser) 1642 ich und die Pfarrer von Mittelfranken Hitler-Staat. ...“ und Bericht der Meiser begleitenden Toch- es ihm zu verdanken hatten, dass wir Eberhard Zeller, Geist der Wahrheit, Der ter Elisabeth vom 21. März 2009 nicht ins KZ kamen. Es kam also auch Zwanzigste Juli, München 1963, Verlag 23. Gespräch mit Pfr. i.R. Dietrich Koller am auf das Gegenüber und dessen Gesin- Hermann Rinn, S.74: »... Bei einer wichti- 15. März 2009: Der Augen- und Ohren- gen Zusammenkunft (im Dezember 1942) zeuge Pfarrer Koller, der mit seinem Vater, nung an. Aber dafür kann ich mich nicht Kreisdekan Koller von Regensburg, an der 30 10, die dem Ausgleich der Kreisauer mit entschuldigen. ...« Goerdeler dienen sollte, und bei der auch Enthüllung der Gedenktafel für Dietrich Wenn Landesbischof D. Hans Meiser Ulrich von Hassell zugegen war, machte Bonhoeffer teilnahm, versicherte, dass die – wie Wurm – ein Platz in der Reihe Gerstenmaier, nachdem Goerdeler eher Abwesenheit Landesbischof Meisers kein der Widerständler gegen den National- eine verbindliche Überbrückung versucht Gesprächsthema war. 24. ebd. Schreiben Dietzfelbingers vom 31. sozialismus eingeräumt werden muss, hatte, den wortscharfen und gedanken- klaren Anwalt des Sozialprogramms der Mai 1983 dann ist das in München geplante Jungen. Entsprechend seiner Natur trat er 25. im Besitz des Autors Dokumentationszentrum, unmittelbar entschlossen auf Stauffenbergs Seite und 26. Gerd R. Ueberschär, Stauffenberg der 20. im Anschluss an die Meiserstraße, am wirkte von seiner Stelle her mit an den Juli 1944, Frankfurt/Main 2004, S.175 passenden Ort. Vorbereitungen der Erhebung. Obwohl sein 27. Sitzung Landessynode 1946 ebd., S. 39 Umgang mit Goerdeler, seine Anwesenheit 28. Eugen Gerstenmaier, Streit und Friede Hier, in der heutigen Meiserstraße Nr. ebd., S. 167 13, wurde Hitler im Oktober 1934 die in der Bendlerstraße am Zwanzigsten Juli und sein nahes Verhältnis zu Moltke be- 29. Wurm, Erinnerungen, ebd. S.170/171 erste und einzige innenpolitische Nie- kannt waren, hat er sich vor dem Volks- 30. Bayerische Landessynode Juli 1946, ebd., derlage bereitet, als ungezählte Ge- gerichtshof günstig verteidigen können. S. 40 - Text des Telegramms: meindeglieder die Wiedereinsetzung Die beantragte Todesstrafe wurde in Ge- IN TIEFER BEWEGUNG HABE ICH SOEBEN fängnis umgewandelt. Als der einzige der DIE NACHRICHT VON DEM HEIMGANGE ihres Bischofs erzwangen - und hier IHRES HERRN GEMAHLS ERHALTEN IN war 1944 auch ein Ort der Konspiration führenden Männer aus dem Moltkekreis hat Gerstenmaier die schwere Zeit über- BLEIBENDER DANKBARKEIT FUER ALLES, gegen Hitler. standen. ...« WAS ER MIR SELBER IN DEN JAHREN Armin Rudi Kitzmann, 3. Eugen Gerstenmaier, Hilfe für Deutsch- DES WERDENS UND KAEMPFENS GEWE- Pfarrer und StDir i.R., München land, Frankfurt 1946, S.7-8 SEN IST, GEDENKE ICH IHRER UND IHRER 4. Chiffre für den Staatsstreich FAMILIE IN AUFRICHTIGER VERBUNDEN- Anmerkungen HEIT. GOTTESGUETE SEI MIT IHNEN. DAS 1. Eberhard Röhm, Jörg Thierfelder, Juden- 5. Wilhelm Pressel, ehemaliger Tübinger Stu- dentenpfarrer GEDENKEN AN DEN GROSSEN BISCHOF Christen- Deutsche, Band 4/11, Stuttgart BLEIBE GESEGNET GERSTENMAIER+ 2007, S.267 6. Eugen Gerstenmaier, Streit und Friede hat 2. Joachim Fest, Staatsstreich, Berlin 1994, seine Zeit. Ein Lebensbericht. Frankfurt/ 5.331: »Eugen Gerstenmaier, der stets ein Main, Berlin, Wien 1981, 5.189 Bei der Auffindung der einschlägigen Anhänger der Attentatsidee gewesen und, 7. D. Theophil Wurm, Erinnerungen aus mei- Quellen waren beteiligt: als wolle er die Vereinbarkeit von Religi- nem Leben, Stuttgart 1952, 5.170: Klaus Bäumler (München), Siegfried Bo- 8. Nachlass Eugen Gerstenmaiers, Archiv für osität und Tyrannenmord demonstrieren, neberger (Kaufbeuren), Dr. Hans Chris- mit Bibel und Revolver im Bendlerblock Christlich-Demokratische Politik, ACDP 01- erschienen war, hat auf den Einsatz der 210-035/2, Konrad-Adenauer-Stiftung, tian Meiser (München), Hans-Joachim Waffen gedrängt, um die Entschlossen- Sankt Augustin, Typoskript S.20-27: Schaffer (Kaufering), Christoph Schmerl heit des Umsturzes nach außen kenntlich 9. Nachlass Eugen Gerstenmaier, ebd. (Weimar) zumachen. Denn ein Staatsstreich, der 10. Nachlass Eugen Gerstenmaier, ebd. nicht aufs Äußerste geht, ist nicht ein 11. Eugen Gerstenmaier, Streit und Friede hat

S. 114 Korrespondenz b l a t t Nr. 6 Jul. 2009 1. Einige Nichtkirchgänger erwarten Neue empirische Erkenntnisse über: bei Predigten Relevanz und Erdver- bundenheit, sind jedoch enttäuscht, Predigende und Nichtkirchgänger (8) sie nicht zu erfahren. Manche be- fragte Pfarrer und Pfarrerinnen wollen ihrerseits in ihren Predigten gerade auf die Lebenswirklichkeit Der folgende Beitrag präsentiert einige der Menschen eingehen und nicht Ergebnisse der Bayreuther Studie und Ansichten von Nichtkirchgän- weltfremd predigen. der GfK-Untersuchung des Gottes- gern 2. Einige Nichtkirchgänger haben den dienst-Instituts Nürnberg zu Predigen- Anspruch, dass Pfarrer und Pfarre- den und Nichtkirchgängern.1 Nichtkirchgänger, so zeigen die Unter- rinnen authentisch sind, dass also suchungen, machen erstaunlich viele Verkündigung und Lebensweise Ansprüche der Predigenden Aussagen zur Predigt. Teilweise bezie- übereinstimmen, werden jedoch an sich selbst hen sie sich dabei auf Kasualgottes- darin enttäuscht. Die meisten be- dienste o.ä., teilweise haben sie keine fragten Pfarrer und Pfarrerinnen Für die meisten der interviewten Pfar- aktuellen Erfahrungen. betonen ihrerseits, dass sie bei rer und Pfarrerinnen ist die Predigt das Obwohl sich bei denen, die nie in den ihren Predigten authentisch sind Zentrum des Gottesdienstes. Predigen Sonntagsgottesdienst gehen, vereinzelt (z.T. sogar gegen Schrift und Be- ist ihr Handwerk, von dem sie gerne be- auch positive Aussagen über Predigten kenntnis). richten. Hier fühlen sie sich kompetent finden, ist dies doch eher die Ausnahme. 3. Einige Nichtkirchgänger kritisie- und gut. Ihr Vorbereitungsaufwand ist Vielfältig ist hingegen die Kritik an Pre- ren, dass Pfarrer und Pfarrerinnen dabei ebenso groß wie unterschiedlich digten (die oftmals mit der Kritik an der ihre Predigten dafür nutzen, die ausgeprägt. Meist gehen Pfarrer und Kirche einhergeht): Einige Befragte ge- Menschen mit ihren eigenen mo- Pfarrerinnen dabei vom vorgegebenen ben zu verstehen, dass Predigten für sie ralischen, politischen oder weltan- Predigttext aus. keine Relevanz haben: »Ich konnte … nie schaulichen Ansichten zu verein- Wichtig ist den befragten Pfarrern und etwas mit den Predigten anfangen.« Die nahmen. Einige befragte Pfarrer Pfarrerinnen, dass von der Predigt etwas Predigt hat für diese Befragten nichts und Pfarrerinnen sehen es ihrer- »rüberkommt«, dass die Predigt einen mit dem eigenen Leben zu tun. Andere seits sehr kritisch, wenn in Predig- Bezug zur Lebenswirklichkeit der Hö- Nichtkirchgänger bemängeln die von der ten versucht wird, Menschen zu renden hat. Umgekehrt grenzen sich ei- Kirche gepredigten, aber mit dem Alltag vereinnahmen oder sie mit Moral nige befragte Predigende von weltfrem- nicht vereinbaren »Moralvorstellungen« zu überschütten. den Predigten ab. Auch sehen sie es sehr oder werfen der Verkündigung »man- kritisch, wenn Menschen bei Predigten gelnde Erdverbundenheit« vor. Sehr ne- Schlussfolgerung weltanschaulich vereinnahmt oder mit gativ äußern sich Nichtkirchgänger dar- Moral überschüttet werden. über, dass Pfarrer und Pfarrerinnen ihre 1. Daraus ist u.a. folgende Konsequenz Sehr wichtig ist den meisten befragten Predigten instrumentalisieren, etwa um zu ziehen: Pfarrer und Pfarrerinnen Pfarrern und Pfarrerinnen bei der Pre- eigene politische Anschauungen unter sollten bei Predigten gar nicht erst digt die eigene Authentizität. Ein Pfarrer das Volk zu bringen – so in puncto Mili- versuchen, den Ansprüchen derer sagt: »Ich bin wirklich in der glücklichen täreinsatz oder Kirchenasyl. Man spricht gerecht zu werden, die ohnehin nie Lage, dass ich … nur predige, was ich den Predigenden ganz einfach ab, dass zur Kirche gehen. selbst glaube.« Als Kehrseite dieser ho- sie von diesen Dingen mehr verstehen 2. Zugleich sollten Pfarrer und Pfar- hen Relevanz der eigenen Authentizität als andere. rerinnen der hier geäußerten Kritik ist im Interviewmaterial festzustellen, Schließlich formulieren einige Nicht- ein offenes Ohr schenken: Offen- dass manche Pfarrer und Pfarrerinnen kirchgänger den Anspruch, dass Pfarrer sichtlich wirken Predigten nicht zuweilen eigene theologische Ansichten und Pfarrerinnen authentisch sind. Ge- immer lebensnah, werden Predi- verkündigen, die im Widerspruch zu Bi- rade hier sehen sie sich aber enttäuscht: gende nicht immer als authentisch bel und Bekenntnis stehen: Etwa wenn »auf der einen Seite wird dies und das erlebt und nehmen Geistliche nicht der Offenbarung Gottes in der Natur gepredigt, und auf der andern Seite hält immer Abstand davon, ihre Zuhörer gegenüber der biblischen Offenbarung man es anscheinend selber nicht.« und Zuhörerinnen weltanschaulich größeres Gewicht gegeben wird, wenn – in welcher Weise auch immer – die Allmacht Gottes bestritten wird, Beobachtungen vereinnahmen zu wollen. wenn die Rede vom Opfer Christi am Dr. Harinkge Fugmann, Kreuz als überholtes Denkmuster abge- Überblickt man die hier zusammenge- Pfarrer in Nürnberg lehnt wird oder wenn das erste Gebot fassten Ergebnisse, drängt sich der Ein- als »Erfindung der Menschen« bezeich- druck auf, dass sich die Ansprüche der net wird. Pfarrer und Pfarrerinnen an sich selbst 1 Vgl. dazu die Handreichung von Hanns Kerner, als Predigende und die Ansprüche der Die Predigt. Wahrnehmungen zum Gottesdienst Nichtkirchgänger an die Predigenden in aus einer neuen empirischen Untersuchung außerordentlich hohem Maße decken. unter evangelisch Getauften, 2007, Nürnberg. Allerdings scheinen die Geistlichen den Sämtliche Nachweise für Interviewzitate sind dort zu finden. Die Handreichung ist zu beziehen Ansprüchen derer, die nie zur Kirche zu unter: www.gottesdienstinstitut.org. gehen, dabei kaum gerecht zu werden.

Korrespondenz b l a t t S. 115 Nr. 6 Jul. 2009 einzige provokative Äußerung. Neue empirische Erkenntnisse über: Manchmal­ geht es auch Pfarrern und Pfarrerinnen so, dass sie einer Predigt Predigthörende (9) nicht zu­hören. Auch dann kann das Predigterlebnis schön sein: »Wenn ein Pfarrer oder eine Pfarrerin … die Pre­ Wer meint, dass Predigten v.a. dafür da digt hält, … [dann] muss [es] gar nicht Die Predigt: Ansichten von sind, dass man ihnen zuhört, irrt sich, unbedingt sein, dass ich dann zuhö­re, Kirchgängern wie das Interviewmaterial zeigt. Tat- sondern dann ist einfach der Raum und sächlich wird dort beschrieben, dass das Ganze etwas, was bei mir für Wohl- Menschen, die von sich selbst sagen, Predigten auch dann positiv erlebt befinden sorgt.« dass sie Gottesdienste besuchen (egal werden, wenn man ihnen nicht zuhört: wie häufig) wollen von einer Predigt Die Predigt wird in diesem Fall als ein Beobachtungen etwas »mitneh­men«. Die Predigt des »Raum« der Ruhe, des Rückzugs und Pfarrers oder der Pfarrerin wird auf das der eigenen Besinnen erlebt und ge- 1. Sobald die befragten Pfarrer und eigene Leben bezogen: »Was der Pfarrer schätzt. Die Hörer gehen in diesem von Pfarrerinnen »die Seiten wechseln« sagt, das höre ich mir dann auch ge- der Predigt geschaffenen Raum ihren – sobald sie selbst Gottesdienstbe- nau an und denke: Aha, das war heu- eigenen Gedanken nach, während die suchende sind – haben die hohen te wie­der ganz für mich.« Auch wenn Predigt wie ein Film im Hintergrund theologischen und handwerkli- Kirchgänger zuweilen die Erfahrung weiterläuft. Eine Befragte formuliert es chen Ansprüche, die sie sonst an machen, von einer Predigt enttäuscht so: »Manch­mal höre ich auch zu. Aber sich selbst als Predigende stellen, zu werden, halten sie an der positi- manchmal ist es einfach auch nur Ku­ nur wenig Relevanz. Ebenso wie ven Grunderwartung fest, dass ihnen lisse; und zwar positive Kulisse, … wenn die »normalen« Gottesdienstbesu- die Predigt etwas bringt. Die biblische da jemand etwas redet, was hoffentlich chenden wünschen sie sich dann, Botschaft soll lebendig werden und in in irgendeiner Weise auch positiv ist«. an einer Stelle der Predigt berührt die eigenen Freuden, Sorgen und Nöte Schließlich zeigt das vorliegende em- zu werden und das Wort Gottes für hineinsprechen. Dabei stehen die eige- pirische Material: Die befragten Kirch- ihr persönliches Leben ausgelegt ne Person und die eigenen Bedürfnisse gänger haben nach einem Gottesdienst zu bekommen. im Zentrum. Soziale oder politische As- kein Bedürfnis, sich mit dem Pfarrer 2. Auch das Phänomen der Predigt als pekte sind weniger interessant, außer oder der Pfarrerin über deren Predigt eines »Raumes« für eigene Gedan- man hat einen persönlichen Bezug dazu. zu unterhalten. Die Predigten werden ken kennen einige der befragten (Auch schätzen die Hörenden die Kom- so stehen gelassen, wie sie sind. Pfarrer und Pfarrerinnen aus eige- petenz der Predigenden in politischen ner Erfahrung. Dennoch ist dieses Fragen nicht höher als die eigene ein.) Die Predigt: Pfarrer und Phänomen nicht Teil ihre homile- Die schwankende Qualität der Predig- Pfarrerinnen als Predigthö- tischen Überlegungen. ten wird recht gelassen hingenommen: rende »Mancher predigt gut und mancher … Schlussfolgerungen ist eben nicht so toll.« Wie nehmen Pfarrerinnen und Pfarrer Die meisten Kirchgänger gehen vorwie- die Predigten anderer wahr, wenn sie 1. Es würde den Predigten von Pfar- gend in den Gottesdienst ihrer Ortsge- selbst Gottesdienstbesuchende sind? rern und Pfarrerinnen gewiss nicht meinde. Zugleich kann ein als beson- Überraschenderweise sind ihre Ansprü- schaden, würden sie dabei mehr ders gut geschätzter Prediger auch zu che an die Predigten anderer sehr viel auf ihre eigenen Bedürfnisse als Gottesdienstbesuchen außerhalb der bescheidener als die Ansprüche, die sie Predigthörende und weniger auf eigenen Gemeinde anregen. an sich selbst als Predigende stellen. So ihre Selbstansprüche als Predigen- Weiterhin wird im Interviewmaterial sagt ein Pfarrer: »… ich beanspruche de achten. deutlich: Die »normalen« Kirchgänger nicht, das mich der Prediger sozusagen 2. Es gilt wertzuschätzen, dass Men- haben kein näheres Interesse an der unterhält zwanzig Minuten lang, und schen während der Predigt des Person des Pfarrers oder der Pfarrerin. ähm, seine Predigt toll aufgebaut hat Pfarrers oder der Pfarrerin zuweilen (Bei jenen, die von Berufs wegen in den und was weiß ich, sondern ich will an einen »Raum« betreten, in dem sie Gottesdienst gehen, etwa bei Pfarrern einer Stelle … berührt werden.« zwar der Predigt nicht detailliert und Pfarrerinnen, Organisten oder Kan- Pfarrerinnen und Pfarrer erwarten als folgen, in dem es aber dennoch zu torinnen ist dies anders.) Es interessiert Hörende von den Predigenden keine einer (z.T. auch unbeabsichtigten) sie also nicht, wie es den Predigenden Kunstwerke. Sie stellen z.B. keine be- Begegnung mit dem Wort Gottes mit dem Text ergangen ist oder wie sonderen Ansprüche an die Predigtform kommen kann. es gerade um die Pfarrerskinder steht. oder Predigtlänge (obgleich sie sich Dr. Harinkge Fugmann, Kirchgänger wollen die Predigenden dafür interessieren), wichtig ist ihnen Pfarrer in Nürnberg vielmehr in der Rolle derer hören, die auch nicht in erster Linie die gute Ge- dafür ausgebildet sind, den Bibeltext­ samtkomposition, der rote Fa­den oder sachgerecht und lebensdienlich auszu- die gelungene Dramaturgie. Im Vorder- legen. Dabei ist jedoch wichtig: Kirch- grund steht vielmehr, dass Gott ihnen gänger beanspruchen die Deutungsho- etwas sagen und mitgeben möchte. Dies heit darüber, was in der Predigt gesagt kann ein einziger Gedankenanstoß­ sein, wird, für sich selbst! eine einzige Aussage oder auch eine

S. 116 Korrespondenz b l a t t Nr. 6 Jul. 2009 de an den Punkten, an denen er sich Der christlich-muslimische Dialog vom Islam deutlich abhebt. In diesem Horizont stellt Körner die Frage nach Kleine Theologie des Zeugnisses dem Zeugnis der »Kirche im Angesicht des Islam«. Andere katholische Theologen stellen die gleiche Frage unter noch schwieri- Der Skandal um die Rücknahme der Ver- richtet Körner Theologie der Religionen geren Voraussetzungen. Eines der inter- leihung des hessischen Kulturpreises an an der Gregoriana in Rom. Daneben essantesten Dokumente, die Körner vor- Navid Kermani im Mai dieses Jahres hat nimmt er weiterhin einen Lehrauftrag stellt, ist das »Glaubensbuch« – »Le Livre viele bewegt. Kermani hatte bekanntlich an der Hochschule St. Georgen in Frank- de la foi« –, das Pierre Claverie und »die in der Meditation eines Kreuzigungsbil- furt wahr. Bischöfe des Maghreb« 1996 veröffent- des von Guido Reni zunächst die klassi- Seit dem römischen Dokument »Dialog lichten6. Pierre Claverie OP, der Haupt- schen muslimischen Argumente gegen und Verkündigung« vom 19.5.1991 hat autor, wurde 1938 in Algerien geboren die christliche Kreuzesverehrung wie- sich – vor allem im katholischen, aber als Abkömmling von Franzosen, die in derholt, dann aber angesichts der Sicht immer wieder auch im protestantischen der vierten Generation im Land lebten. Renis auf den Gekreuzigten erklärt: Bereich – folgende Einteilung des inter- Nach dem Studium an der Ordenshoch- »Nun saß ich vor dem Altarbild…und religiösen Dialogs eingebürgert: Dialog schule Le Saulchoir bei Paris kehrte er fand den Anblick so berückend, so voller des alltäglichen Zusammenlebens, des 1967 nach Algerien zurück und nahm Segen, dass ich am liebsten nicht mehr gemeinsamen Handelns, des akademi- die algerische Staatsbürgerschaft an7. aufgestanden wäre. Erstmals dachte schen Austausches und der religiösen Inzwischen waren die Katholiken in ich: Ich – nicht nur: man –, ich könnte Erfahrung. Algerien zu einer verschwindend klei- an das Kreuz glauben.«1 Trotzdem mein- Daneben stellt Körner eine weitere Ka- nen Minderheit geworden. 1981 wurde ten Kardinal Lehmann und der jüngst in tegorie: »die interreligiöse Debatte unter Claverie Bischof von Oran. Am 1.August Ruhestand getretene Kirchenpräsident nicht formal-theologisch ausgebildeten 1996 – kurz nach dem Erscheinen des Steinacker, sie könnten nicht zusammen Gläubigen« oder die »Laiendiskussion« Glaubensbuches – ermordeten isla- mit Kermani auf der Bühne stehen. (23). Diese Debatte ist in Mitteleuropa mistische Attentäter ihn zusammen Man fragt sich nach dieser Erfahrung, noch wenig ausgeprägt. Zu neu ist für mit seinem muslimischen Freund Mo- ob eine theologischer Dialog zwischen die Gesellschaft und für die Kirchen die hammed Bouchikhi. Claverie lebte sein Christen und Muslimen – von den Fra- Präsenz der Muslime. Im Mittelpunkt Leben, wie er sagte, als »guest in the gen des bürgerlichen Zusammenlebens stehen bei der Begegnung von Gemein- house of Islam«. Der Berichterstatter des abgesehen – noch einen Sinn hat. Die den erst einmal die Überwindung der National Catholic Reporter in den USA Studie eines katholischen Theologen, Fremdheit, die Einübung von Respekt sagt von ihm: »He shunned large-scale kurz vor dem Skandal erschienen, ver- vor den religiösen Äußerungen der an- Christian/Muslim meetings, feeling that mittelt in dieser Situation Perspektiven deren, die Erarbeitung von Spielregeln the slogans such encounters tend to – und den Dialogwilligen auch Trost. für den Umgang – und auf der Ebene der generate, such as that we are all ›chil- Denn mit seiner „Theologie des interre- politischen Diskussion etwa die Fragen dren of Abraham‹ and ›people of book‹, ligiösen Zeugnisses“2, die im September des Moscheebaus und des Religionsun- or that we all believe in the ›one God‹, 2008 erschienen ist, hat Felix Körner SJ terrichts. artificially gloss over deep theological wohl einen der wichtigsten Beiträge zu In Ankara ist das völlig anders. Da and spiritual differences.« Zu seinem den Grundfragen des christlich-musli- kommen etwa drei Männer in die ka- Begräbnis aber kamen mehr Muslime mischen Dialogs in der Gegenwart ge- tholische Messe und fordern die Priester als Christen und einer der führenden leistet. zu einer religiösen Diskussion heraus. Wirtschaftswissenschaftler Algeriens, Zunächst kurz zur Person des Autors: Oder es wird etwa im Jahr 2005 eine ein Muslim, sagte zu Claveries Freund »Seit 2002 leben in der türkischen 16-seitige-Broschüre »Einladung an Jean-Jacques Pérennès: »Pierre is not Hauptstadt drei Jesuitenpatres. Die die Christen zu Rechtleitung und wah- only yours. He was the bishop of Oran, erste Einladung nach Ankara ging von rer Erlösung« von Ömer Öngüt verteilt, of all of us.«8 der islamisch-theologischen Fakultät offenbar einem Schüler von Said Nursi Ohne Zweifel war Pierre Claverie ein aus, die theologische Gesprächspartner (†1960), einem kurdischen Wanderpre- Mann des christlich-muslimischen Dia- suchte. Die Jesuitenkommunität betreut diger, der in der religionsfeindlichsten logs. Das hat ihm unter den Muslimen nun die türkischsprachigen Christen vor Zeit der Türkei durch seine Predigten seines Landes viele Freunde, aber eben Ort und steht im muslimisch-christli- große Popularität erlangte5. auch radikale Feinde gemacht. Sein chen Dialog, insbesondere auf akade- Unter solchen Umständen hat das christ- »Glaubensbuch« ist in der Auseinander- mischer Ebene.«3 Als deutsches Mitglied liche Zeugnis gegenüber Muslimen eine setzung mit dem Islam eher zurückhal- der Kommunität hat Körner sowohl pa- ernsthafte, existentielle Bedeutung, die tend, einfach weil direkte Verkündigung storal (in der hautsächlich aus armeni- mit Gemeindebegegnungen oder Aka- des christlichen Glaubens Muslime in schen Katholiken mit türkischer Staats- demietagungen bei uns nicht verglichen den nordafrikanischen Staaten entwe- bürgerschaft bestehenden Gemeinde) werden kann. Hier geht es darum, das der de jure, mindestens aber de facto wie auch in der akademischen Lehre Existenzrecht einer christlichen Ge- verboten ist. Die Fragen der Muslime gearbeitet – so etwa in einer Vorlesung meinde in einer nichtchristlichen Um- an das Christentum sind dennoch der über philosophische Anthropologie an welt theologisch zu vertreten – anders Hintergrund christlicher Selbstverge- der Middle East Technical University4. gesagt: Es geht um die Plausibilität des wisserung. Seit dem Sommersemester 2008 unter- christlichen Glaubens und zwar gera- Kehren wir zurück zur Situation, die

Korrespondenz b l a t t S. 117 Nr. 6 Jul. 2009 Körner vor Augen hat: In der Türkei ist ter Konsens die Verweigerung des Dia- c. Man kommt zu sich im an- christliche Mission nicht erwünscht. logs.« (174) Der Dialog bringt also die dern.«(346) Dennoch sind hier »etwa 1.000 freikirch- unterschiedlichen Gottesbilder mitein- Ich versuche einmal, diese drei sehr liche Missionare tätig«9. Körner meint ander ins Gespräch. dichten theologischen Sätze in meinen damit Missionare mit evangelikalem Wo aber liegen nun die Unterschiede Worten zu entfalten: Das Kreuz führt Hintergrund, vor allem aus den USA10. im Gottesverständnis? Pierre Claverie nach dem christlichen Glauben nicht Diese aber sind in der Regel an einem und seine nordafrikanischen Kollegen nur den Menschen in die Krise der Gott- Dialog mit dem Islam nicht ernsthaft in- formulieren im Zusammenhang ihrer verlassenheit, es führt auch Gott selbst teressiert. Sie verkündigen häufig »eine Rede von der Inkarnation, »dass wir dem in die Krise. Wie kann der Gott sein, der denkbar einfache Botschaft … universal, Widerspruch unserer muslimischen Um- den Seinen in solchen Leid nicht bei- und das heißt auch: überall gleich… Ein welt ausgesetzt sind. Wir haben bereits stehen kann oder will? Gottes Allmacht Interesse an der Besonderheit des ein- ermessen, wie entschieden die muslimi- ist ein eschatologischer Begriff; erst am zelnen Gesprächspartners gibt es nur, sche Religion ablehnt, Offenbarung und Ende der Geschichte wird sich Gottes solange er Interesse an einem Beitritt Geschichte miteinander zu verbinden: Allmacht herausstellen. Weil das Ende zeigt. Dass seine Fragen und Ansichten Für sie ist die Geschichte nur Anlass zur der Geschichte noch offen ist, trägt Gott auch etwas Neues einbringen können, Enthüllung des Gotteswillens«12 – eine ein Risiko und die Glaubenden tragen sei er nun Muslim oder nicht, scheint geglückte und zugleich hoch konzen- dieses Risiko mit ihm. Es könnte sich ja nicht zu interessieren.«(13)11 trierte Formulierung: Die Transzendenz – entgegen unserm Glauben – zeigen, Körner jedoch geht es um Dialog. Dialog Gottes wird im Islam so radikal verstan- dass Gott nicht mächtig genug war, die ist zunächst einmal »allseitiger Ratio- den, dass Gott sich selbst mit nichts Ir- Geschichte zu seinem Ziel zu führen. nalitätsgewinn angesichts unterschied- dischem verbindet. Der zweite Satz spricht von der grund- licher Positionen« (172). Das bedeutet Körner stimmt dem zu und formuliert legenden Bedürftigkeit des Menschen aber, damit zu rechnen, dass die musli- nach den Jahren in Ankara sein »theo- nach »Erlösung« oder nach »Gnade«. mische Infragestellung des christlichen logisches Bild vom Islam« folgenderma- Gerade dann, wenn ihm die ethische Glaubens auch den Christen weiter ßen: Forderung evident begegnet, kann sich bringt, ihm zu einer Klärung seines ei- »Ausgehend von seiner strengen Tren- zeigen, dass der Mensch dieser Forde- genen Glaubens verhilft. nung zwischen Schöpfer und Schöp- rung nicht gewachsen ist, etwa weil er Machen wir uns das an einen Beispiel fung, ist der Islam auf drei Grund-Sätze zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, klar, der beliebten Frage, ob Christen zu reduzieren: um dem Mitmenschen zum Nächsten zu und Muslime an »denselben Gott« glau- a. Gottes überlegene Wirklichkeit steht werden. Die Frage der »guten Werke« ist ben. Bekanntlich erhalten die Muslime von Ewigkeit zu Ewigkeit fest. nach christlicher Einsicht nicht so sehr, im Koran den Auftrag, zu Juden und b. Gott erteilt den Menschen in den welche diese guten Werke im Einzel- Christen zu sagen: »Unser Gott und euer Offenbarungs-›Zeichen‹ die Rechtlei- nen sind. Die Gebote sind in der Regel Gott sind eins« (Sure 29:46). Man könn- tung, die sie zu ihrem Heil befolgen klar – einer besonderen »Rechtleitung« te aber auch übersetzen »sind einer« im müssen und können. bedarf es zu ihrer Erkenntnis zumindest Sinn von »jeweils einer«. Für Körner ist c. Das geschöpfliche Leben kommt an nicht in allen Fällen. Die Gebote, die den klar: »Muslime stehen vor demselben sein Ziel, indem es sich Gott unterwirft.« Christen gelten, unterscheiden sich Gott wie Christen, weil Gott nicht durch (337f) auch nicht allzu sehr von dem, was auch unsere Zuschreibungen gemacht wird. Mit anderen Worten: Gott ist so trans- anderen Menschen, darunter auch den Wer dies nicht zugibt, handelt sich ei- zendent, so absolut unterschieden von Muslimen, geboten ist. Die Frage des nen projektorischen Antirealismus ein, seiner Schöpfung, dass nichts Irdisches, christlichen Glaubens ist vielmehr, wie demzufolge Gottes Wirklichkeit unsere weder Gutes noch Schlechtes, ihn selbst diese guten Werke überhaupt möglich Bezugnahme auf ihn ist.« (169f) als Gott tangiert. Daneben steht ein werden, wie der Mensch in den Stand Mit anderen Worten: Die Tatsache, anthropologisch-ethischer Optimismus, kommt, in dem er die Gebote erfüllt. dass die Gottesbilder von Muslimen der davon ausgeht, dass der Mensch je- Und noch eine zweite Frage stellt sich und Christen verschieden sind, darf derzeit das Gute tun kann, das Gott ihm hier: Wie kann der Mensch fortan leben, nicht dazu führen, die Einheit Gottes als seinen Willen offenbart hat. Sünde der versagt und sein Versagen erkannt zu bestreiten. Gott ist nicht identisch ist immer nur Verfehlung im Einzelfall, hat? mit den Gottesbildern der Religionen. Es aber keine den Menschen knechtende Der dritte Satz nennt die Hingabe als gibt nur einen Gott und wenn irgendwo Macht. Höchstes Ziel des Lebens, sein Erfüllung des Menschseins. Darin stim- in der Welt ein Mensch »Religion« hat, ›Sinn‹, ist Hingabe des Menschen an men Christentum und Islam zunächst so kann seine Verehrung immer nur dem Gott bei strikter Ablehnung einer ›In- überein. Während aber im Islam die ra- Einen gelten, ob der Mensch das nun teraktion‹ zwischen Schöpfer und Ge- dikale Hingabe nur Gott gilt, lehrt der weiß oder nicht. schöpf. Vorbild solcher Hingabe ist Ab- christliche Glaube, dass der Mensch Mit dieser Einsicht aber ist der interreli- raham, der auf Gottes Befehl hin bereit sein Leben gewinnt, der es in der Liebe giöse Dialog über die Gottesfrage nicht war, seinen Sohn zu opfern. zu den Mitmenschen – und zur ganzen beendet, sondern allererst eröffnet. Dagegen setzt Körner das »Skandalon« Schöpfung – verliert. Es ist hier die Rede »Wenn jener Dialog einen Erkenntniszu- des christlichen Zeugnisses: vom Paradox der Liebe, die den Verlust wachs verheißt, in dem unterschiedliche »a. Gott riskiert seine Gottheit in der zum Gewinn macht. Hingabe als Liebe Perspektiven zum Ausdruck kommen Geschichte. aber ist nicht Unterwerfung. In der Liebe und einander in ihrer Wirklichkeitsbe- b. Der Mensch hat seine Bestimmung, wirkt der Mensch sogar mit Gott zu- ziehung überprüfen, so ist ein vor der der er nicht aus eigner Kraft gerecht sammen, der den Liebenden an seinem Auseinandersetzung bereits behaupte- werden kann. Werk in der Welt mitarbeiten lässt.

S. 118 Korrespondenz b l a t t Nr. 6 Jul. 2009 Von den Themen, die normalerwei- endet: »Körner nutzt den Dialog, um Un- von dieser Botschaft ansprechen lässt, kann nach einigen Monaten getauft wer- se genannt werden, wenn es um die terschiede zu benennen und sich so grö- den. Die Missionare sind durch die Regeln Verschiedenheit von Christentum und ßere Klarheit über das Christsein zu ver- ihrer Bewegung angehalten, den Kontakt Islam geht – Dreieinigkeit Gottes, Got- schaffen. Damit legt er das Fundament nach dem dritten Versuch abzubrechen, tessohnschaft Jesu, Versöhnung des für eine neue Runde des interreligiösen wenn der Kandidat kein Interesse zeigt, Sünders durch seinen Tod und seine Gesprächs. Eine Einheit kann es bei der ›Jesus in sein Leben aufzunehmen‹. Mo- natlich erteilen sie der Zentrale in den Auferstehung – ist hier scheinbar gar Verschiedenheit der Weltdeutungen USA Rechenschaft, wie viele Kontakte man nicht die Rede. Implizit aber sind sie alle nicht geben. Körner zeigt aber, dass eine knüpfen konnte.« a.a.O., 245. hier enthalten. Theologie des Dialogs nicht nur möglich 11. Die so gekennzeichnete »protestantische« Ergebnis: Ich halte die Herausarbei- ist, sondern für beide Seiten fruchtbar. – wohl eher: evangelikale – Position steht tung der Kerndifferenzen von Islam Körner ist einer der kreativsten und ori- in krassem Gegensatz zur Haltung des gegenwärtigen Erzbischofs von Canter- und Christentum bei Körner für völlig ginellsten christlichen Theologen, die bury, dessen Äußerungen zum christlich- zutreffend. Sie führt in eine Tiefe des sich mit dem Islam und mit den Musli- islamischen Dialog Körner ausführlich interreligiösen Dialogs, die so nach mei- men beschäftigen. Dass er in Rom Gehör analysiert. ner Wahrnehmung nur selten erreicht findet und dass er weiter mit einem Bein 12. Claverie, Le Livre (vgl. Anm.4) 84; übersetzt wird. Gerade deshalb gestatte ich mir in der islamischen Welt steht, wünschen und zitiert bei Körner, Kirche vor dem Is- lam, 323. eine persönliche Anmerkung: Nach 27 sich seine muslimischen und nichtmus- 13. Ernst Lohmeyer, Das Vaterunser, Göttingen Jahren im Gemeindepfarramt kann ich limischen Freunde.« 1962, 75 – 92. mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Dem ist nichts hinzuzufügen. 14. Dieses Zeugnis ist eine große Zahl von Christen bei uns Rainer Oechslen, Pfarrer, »bekennend, weil der eigenen Lebenswelt zu Lande, gerade solcher, die mit Ernst Islambeauftragter, München verpflichtet; begründend, weil sonst nicht vom Ge- fromm sein wollen, das, was Körner sprächspartner nachvollziehbar; den Muslimen zuschreibt, als Kenn- Anmerkungen: bezeugend, weil auf dem eigenen Wirk- zeichnung ihres christlichen Glaubens 1. Navid Kerani, Warum hat du uns verlas- lichkeitskontakt beruhend; auffassen würden. Die Aussage, dass sen?, NZZ vom 14.3.2009. befreiend, weil nicht auf Sieg, sondern auf 2. Felix Körner, Kirche im Angesicht des Islam Gottes Allmacht noch in der Geschich- selbständigen Zugriff ausgerichtet; – Theologie des interreligiösen Zeugnisses, beziehungsstiftend, weil auch den anderen te auf dem Spiel steht, würde hingegen Stuttgart 2008. (ISBN 978-3-17-020559- Wirklichkeitskontakt ermöglichend und bestenfalls auf Unverständnis stoßen. 8 – 19,80 Euro) bekehrungsfähig, weil durch die Perspekti- Ein anderes Beispiel ist die Auslegung 3. Felix Körner, Rechenschaft – Als Priester ve und Erfahrung des andern korrigierbar« der Vaterunserbitte »Dein Reich kom- und Philosoph in Ankara, in: Zeitschrift für (341; Interpunktion angepasst. R.O.) Missionswissensachaft und Religionswis- me.« Diese wird häufig stoisch verstan- 15. Rainer Hermann ist selbst ein profunder senschaft 91 (2007), 243-252, das Zitat Kenner der türkischen Gesellschaft und den, so als bäten wir Gott um die Kraft, 243. des türkischen Islam. Etwa gleichzeitig seinen unabänderlichen Willen demütig Körner hat die Neuansätze in der Ko- mit Körners Studie erschien von ihm: Rai- hinzunehmen. Als ich einmal unter der ranhermeneutik, die von der islamisch- ner Hermann, Wohin geht die türkische Berufung auf die Auslegung des Vater- theologischen Fakultät in Ankara ausge- Gesellschaft? – Kulturkampf in der Türkei, 13 hen, in vielen Veröffentlichungen in den München 2008. unsers bei Ernst Lohmeyer ein wesent- deutschen (und englischen) Sprachraum lich aktiveres Verständnis dieser Bitte vermittelt. Besonders zu nennen ist dabei vertrat, begegnete mir auch bei man- der Band mit ausgewählten und kommen- chen Kollegen nur Verwunderung. tierten Texten: F. Körner, Alter Text – Neu- Noch einmal zu Körner: Er entwickelt er Kontext. Koranhermeneutik in der Türkei heute. Freiburg 2006. in seinem Buch nicht nur eine Ana- 4. Über die Situation der Christen in der Tür- lyse dessen, worum es im christlich- kei wie über Entstehungsgeschichte und muslimischen Dialog letztlich geht, er Aufbau der Anthropologie- Vorlesung erhebt auch eine kleine Theologie des berichtet Körner in dem in Anmerkung 1 Zeugnisses.14 genannten Aufsatz sehr anschaulich. 5. Inzwischen gibt es »Nurcus« (nach dem Bei seinem Zeugnis macht der Christ Ort Nurs, aus dem Nursi stammte) auch eine dreifache Erfahrung der Schwä- in Mitteleuropa. So gelangt die »Einla- che: Es gibt in diesem Dialog keine dung« in deutscher Übersetzung in viele »schlagenden« Argumente. Gotteszeu- Briefkästen. gen scheitern in der Geschichte. Und 6. Pierre Claverie & Les Évêques du Maghreb, Le Livre de la foi. Et Parole de Dieu dans la der Zeuge erlebt seine eigene Unzu- tradition chrétienne, Paris 1996. länglichkeit. Körner beendet sein Werk, 7. Daten seines Lebens nach John L.Allen, nachdem er berichtet hat, wie ihm auf Bishop Pierre Claverie of Algeria:Patron of die Frage einer türkischen Schülerin die the dialogue of cultures, National Catholic hilfreiche Antwort nicht einfallen woll- Reporter vom 26. Oktober 2007. te, mit dem Satz: »Es bleibt nur die Hoff- 8. Alle Zitate a.a.O. 9. Körner, Rechenschaft (vgl. Anm. 1),244. nung, dass Gott durch seine schwachen 10. Folgende Beschreibung ist aufschlussreich: Geschöpfe wirken will.« (347) Begonnen »Die Missionare sind nicht aufdringlich. hat er auf dem Vorsatzblatt mit einem –sie schicken den Interessenten das Neue Zitat aus 1.Kor 15,43: »Gesät wird in Testament und Broschüren. Ihre Theologie Schwachheit«. ist denkbar einfach. Das Evangelium wird in vier Sätzen zusammengefasst: ›Gott In der FAZ vom 14.10.2008 hat Rainer liebt dich. Du hast gesündigt. Jesus ist für 15 Hermann Körners Buch besprochen. Er dich gestorben. Nimm ihn an.‹ Wer sich

Korrespondenz b l a t t S. 119 Nr. 6 Jul. 2009 den ohne den Glauben an Jesus Christus heute anderes sagen würde, nachdem Verlorene Schafe seien. er seine Irrtümer erkannt und seine Um nicht missverstanden zu werden: Ich selbst gefundenen Antworten verwor- bin überzeugt, dass meine Seligkeit an fen hätte. Selbstverständlich lehrt der meinen Glauben an Jesus Christus und Kellermannsche Paulus nicht mehr die seinen Tod für unser aller Heil unlösbar den Menschen beherrschende Sünden- gebunden ist, wobei ich wohl weiß, dass macht, auch nicht den gekreuzigten die Aufnahme in sein Reich zuvörderst Christus, den einzigen Erlöser von Sün- und zuletzt ein Akt seiner Liebe ist. de und Tod, auch nicht den allein ret- Aber ist das, was für mich selbstver- tenden Glauben an das Evangelium und ständlich verpflichtend ist, es auch für das neue Leben in Christus – sondern jeden anderen Menschen? Bedeutet das ein »anderes Evangelium«! Aber – wie

Aussprache letztendlich Verzicht auf jede Mission? der echte Paulus schreibt: Ein anderes Wenn das Motiv für Mission die Rettung Evangelium gibt es nicht! (Gal 1,6-7) des letzten Heiden vor dem Verderben Die Landeskirche als ganze ist gefordert, ist, dann ja. Wenn Mission aber erklärt in der jetzigen Situation die notwendi- wird, durch die viel zitierte Aussage von ge Besinnung auf die Grundlagen des Sollen wir nicht Gott auch etwas Petrus und Johannes: »Wir können´s ja christlichen Glaubens in der Heiligen zutrauen? nicht lassen, dass wir nicht reden soll- Schrift zu leisten und von ihren Theo- zu: Christen und Juden ten, was wir gesehen und gehört haben.« loginnen und Theologen einzufordern, Zu den verschiedenen Beiträgen, das Dann ist es doch etwas ganz anderes, dass sie ihr anvertrautes Amt »dem Wort der kirchenleitenden Organe der dann ist die eigene Glaubensbegeiste- Glauben gemäß« führen (Röm 12,6) ELKB zur Entwicklung des christlich- rung die Vorbedingung für den Wunsch, und den Gemeinden die »heilsame Leh- jüdischen Verhältnisses betreffend. das Erfahrene weiter zu geben. re« vorlegen (Tit 2,1) – und nicht eigene Zu zahlreichen Irritationen hat geführt, Sollten wir nicht Gott auch etwas zu- Weltanschauungen, Wunschbilder, My- dass in dem oben angeführten Wort trauen? Seiner allumfassenden Liebe zu then oder Antimythen (vgl. Kol 2,8; 1 »Aktivitäten, die das Ziel einer Konver- allen Geschöpfen dieser Erde, dass er sie Tim 1,4; Tit 1,14). sion von Juden zum Christentum ver- behütet und bewahrt? Ich habe Liebe Wie es im 2. Petrusbrief heißt: »Das folgen, für die ELKB undenkbar sind«. gesagt, nicht Allmacht, weil ich weiß, sollt ihr vor allem wissen, dass keine Unter Aktivitäten muss man doch im dass Gott nicht alle Not und alles Ver- Weissagung in der Schrift eine Sache Kontext konkrete missionarische Bemü- derben von seinen Geschöpfen fernhält eigener Auslegung ist. Denn es ist noch hungen verstehen. Dem Taufbegehren - fernhalten kann? nie eine Weissagung aus menschlichen eines Juden zu entsprechen, steht außer In allen Beiträgen zu diesem Thema Willen hervorgebracht worden, sondern jeder Diskussion, so selbstverständlich ist betont, dass die Juden unverlierbar getrieben von dem heiligen Geist haben ist es. Was dann? Soll die »Gesellschaft »Gottes Volk der Verheißung« sind. Ge- Menschen im Namen Gottes geredet.« für Innere und Äußere Mission…« Kurse gen allen Augenschein – »Gott wird sie Dr. Jürgen Henkel, anbieten, oder sollen das Tutzing oder in alle Zukunft leiten.« Pfarrer in Selb-Erkersreuth der Hesselberg tun? Sollen die Evangeli- Dr. Ludwig Blendinger, Martin Fromm, schen Bildungswerke der großen Städte Nennslingen Pfarrer in Rüdenhausen Juden anschreiben, besuchen, einladen? Soll die Gemeinschaft Christlicher Kir- chen tätig werden, dass es ökumenisch ist? Ich denke dies alles verbietet sich bei näherem Hinsehen doch von selber. Echt Paulus Bücher, Bibel, Bibliothek So aber müsste doch eine aktive Juden- zu: An Gottes Tisch... in Nr. 6/09 Erstaunlich viele Menschen nutzen die mission aussehen! Der Leserbrief von Frau Kellermann öffentlichen Büchereien. Die Frage ist: Ist das Verzicht auf Mission schlechthin, im KORRESPONDENZ b l a t t vom Juni macht was finden sie dort an theologischem wie oft unterstellt wird? Mitnichten. wieder einmal deutlich: In der Diskus- Material vor? In vielen Büchereien ist Es gab im 19. Jahrhundert Wellen von sion um die Frage des Christuszeugnis- nicht einmal eine Bibel zu finden. Da- Übertritten jüdischer Staatsbürger zum ses gegenüber Juden geht es nicht um bei ist die Vorstellung, dass eine Bibel christlichen Glauben. Natürlich gab da Randprobleme, sondern um die Mitte in jedem Haushalt zu finden sei, lange viele Fälle von Opportunismus – der unseres Glaubens. Der Apostel Paulus überholt. Wunsch endlich »vollwertiger Bürger« betonte, dass sein Evangelium »nicht Ich möchte deshalb an eine Mahnung eines deutschen Staates zu sein - aber von menschlicher Art« (Gal 1,11-12), des verstorbenen Sektenbeauftragten sehr oft war doch einfach der Wunsch sondern »Wort Gottes« (1 Thess 2,13) Friedrich –Wilhelm Haack erinnern. als Deutscher dieser Kulturnation an- sei, er stellte es als »Kraft Gottes« (Röm Er sagte mir: Die Sekten verschenken zugehören, das auslösende Moment. So 1,16) heraus, er betonte, dass es über an die Büchereien kistenweise ihre Li- könnte auch das überzeugende Leben Heil und Unheil entscheide (1 Kor 1,18) teratur. Und was macht die Kirche? Die einer Gemeinschaft zwischen Juden und und mahnte die Korinther bei ihrer Se- Vertreter der unterschiedlichen religi- Deutschen, zwischen Juden und Chris- ligkeit, es in der überlieferten Gestalt ösen Richtungen wissen die öffentli- ten, verbindender in jeglicher Hinsicht festzuhalten (1 Kor 15,1-2). chen Büchereien als neutralen Ort zu sein, als missionarische Bemühungen, Frau Kellermann dagegen spekuliert schätzen, an dem man sich unauffällig die meinen betonen zu müssen, dass Ju- eifrig darüber, dass (und was) Paulus informieren kann. Und wir? Wir denken

S. 120 Korrespondenz b l a t t Nr. 6 Jul. 2009 hoffentlich nicht, dass ein der Kirche »Kirche in der Gesellschaft.« das diesem Buch und seinem Verfasser fern stehender Mensch am Pfarramt Es handelt sich im Wesentlichen um freilich fern liegt: zu sehr reizt ihn das klingeln wird, um sich unauffällig über bereits veröffentlichte Texte, und, (auch kontroverse) theologische Ge- religiöse Fragen zu informieren. wenn man so will: Gebrauchstexte. Das spräch. Insofern formuliert der Buchtitel Aus diesem Grunde hatte ich in die macht sie gut lesbar, ich denke: auch auch eine Aufgabe. Stadtbüchereien meine Dienstorte ver- für NichttheologInnen. Mutig wird der Martin Ost schiedene Bibeln, Bücher über andere evangelische Blick auf die gemeinsame Religionsgemeinschaften und andere Tradition der allgemeinen, christlichen Literatur gebracht. Ich war erstaunt, Kirche gerichtet und mancher Zuhörer wie oft die Bibeln ausgeliehen wurden. darauf hingewiesen, dass »römisch« und Karl-Hermann Kandler, Das Wesen der Während meiner Dienstzeit nahm ich »katholisch« keine exklusive Verbindung Kirche nach evangelisch-lutherischem die Mittel dafür aus der Gabenkasse sind. Vor dem Hintergrund der Debatten Verständnis, Neuendettelsau 2007, (Volksmissionarische Aufgaben). in unserer Kirche um Selbstverständnis ISBN 978 3 86540 015 4 Meine Bitte: machen Sie - oder ein Mit- und - in neuester Zeit - um ihre zwei- Dass kein Mangel an Darstellungen der arbeiter - sich doch kundig, wie es in der hundert Jahre sind diese Predigten, Lehre von der Kirche besteht, räumt Bücherei Ihres Ortes mit theologischer Vorträge und Statements erfreulich der Verfasser im Vorwort ein (konsta- Literatur steht. Und schenken Sie ihr theologisch, unaufgeregt und deutlich. tiert in den folgenden Kapiteln aber Bücher, Videos, CDs, DVDs und was es Hier formuliert nicht der Öffentlich- auch das bemerkenswerte Desinteresse noch an modernen Medien gibt. keitsreferent und es kommt auch nicht reformatorischer Theologie an diesem Sie können ja danach getrost, wie einst auf zitierfähige Sätze an. Beim Neu- Thema in vielen Epochen der Kirchenge- Martin Luther, ein Bier trinken gehen. jahrsempfang der CSU eine im Druck schichte) und nennt als Proprium seiner Eckhard Reichelt, Pfarrer i.R. dreißigseitige Rede zu halten und einer Darstellung, dass sie »exklusiv den lu- Uffenheim Partei zugleich die Hand hinzuhalten therischen Bekenntnissen verpflichtet« wie sie kritisch zu befragen, das wagt sei. Entstanden ist das Buch aus einer nicht jede/r in unserer Kirche - leider. Vorlesung, was seiner Lesbarkeit gut tut. Ich halte das Buch für lesenswert. Lesen sollen es nach Meinung des Ver- Ein Einwand bleibt – freilich verursacht fassers v.a. Theologiestudierende aber durch andere Phänomene unserer Kir- auch NichttheologInnen, die in kirch- che, die sich ja, ihren Bedeutungsverlust lichen Gremien oder als Mitarbeitende bemerkend, seit Jahren um ihr Erschei- Verantwortung tragen. nungsbild müht: Deutlich sollte immer Ich kann dem Verfasser bescheinigen, auch werden, dass »katholisch« auch dass seine Darstellung in ihrer Ver- »evangelisch« sein muss. Mit anderen ständlichkeit und Kürze für solche Lese- Worten: Ich finde es gut, sich und die rInnen geeignet ist, wenn es dann auch römische Kirche an das gemeinsame nicht ganz zu dieser Absicht passt, bei Erbe zu erinnern und daraus zu schöp- der Erörterung der Theologischen Erklä-

Bücher fen und aus der Frontstellung der Kon- rung von Barmen lediglich die Nummer fessionen entstandene Feindbilder auf- der jeweiligen These, nicht einmal in der zulösen - Maria war nicht katholisch Anmerkung aber ihren Wortlaut wieder- und Verehrung der Maria z.B. findet sich zugeben. auch bei Luther. Mir wäre aber wichtig, Das zeitweilige Desinteresse am Thema deutlich zu machen, dass evangelische »Kirche« wirkt sich in unseren Tagen Ernst Öffner, Evangelisch ist auch ka- Spiritualität nicht nur im Aufnehmen bei Diskussionen um Beauftragung und tholisch, München 20093, ISBN 978-3- gemeinsamer (und römisch »enteigne- Ordination, die Bedeutung von Kirchen- 532-62380-0 ter«) Formen wie Inhalte besteht, dass leitung, die Rolle der Gemeinde usw. Als Regionalbischof in einer Stadt, in vielmehr unsere Konfession zur Fülle aus; Unklarheiten da haben mit nicht der konfessionelle Fragen einen tradi- des Christlichen ihren Beitrag geleis- geklärten theologischen Antworten hier tionellen Ort haben, in der lange vor tet hat. Evangelische Spiritualität ist zu tun. Wer die Antwort auf solche Fra- der »Gemeinsamen Erklärung« mit der alltags- und berufstauglich, nicht von gen nicht den kybernetischen Semina- Augsburger Parität ein eigenes ökume- priesterlichen Weihen und der Aufsicht ren der Gemeindeakademie überlassen nisches Modell des Miteinanders der der Kirche abhängig und traut den mün- will, wird um theologische Überlegun- christlichen Konfessionen gelebt wur- digen Christenmenschen viel zu. gen nicht herumkommen. de, wird man zu ökumenischen Frage- Dass damit auch eine Aufgabe an uns Das Buch leitet dazu an: es bietet eine stellungen geradezu angetrieben. Hinzu markiert ist, ist deutlich, macht die Er- solide, traditionelle lutherische Theolo- kommt der Preis »Augsburger Friedens- innerung aber noch dringlicher. Es sollte gie. Freilich liegt hier auch die Gren- fest«, bei dem der Regionalbischof an uns daran liegen, auch unsere Spiritu- ze des Buches: dass es eine Frage sein prominenter Stelle mitwirkt, sowie das alität zu pflegen und zu erklären, weil könnte, was »öffentlich« verkündigen in Gegenüber eines römischen Katho- auch ohne sie christliche Kirche nicht unserer Welt bedeutet, ist dem Vf. nicht lizismus, der eher nicht ökumenisch sein kann. Dazu sagen die Artikel die- bewusst. Er findet mit dem Begriff alles denkt: Hintergrund der in diesem Buch ses Buches – aber nicht nur sie – mir geklärt. Wer die Überlegungen Walter abgedruckten Texte unter den Kapi- zu wenig. Leicht wird ohne dieses Ge- Sparns anlässlich des VELKD-Papiers zur teln »Evangelisches Selbstverständnis«, gengewicht aus dem Titel des Buches Beauftragung gelesen hat, wird damit »Evangelisch und ökumenisch« sowie ein weinerliches »Lass mich auch mit!«, nicht zufrieden sein. Überhaupt lese

Korrespondenz b l a t t S. 121 Nr. 6 Jul. 2009 ich lieber dogmatische Darlegungen, gen die Frauenordination anzuführen brauchen ihn auch für andere brennen- die kreativer und innovativer sind (auch genügt nicht: das waren schon die Ar- de Fragen unserer Tage. Wenn Kandler solche können Schrift und Bekenntnis ja gumente der Gegner Luthers gegen die bei der Suche nach den spezifischen durchaus verpflichtet sein!). Reformation. Lutherische Theologie und Gaben der Frau das »Weiblich-Mütter- Mein Haupteinwand dagegen, dieses Bibelauslegung müssen anderes bieten liche« entdeckt (da es das Institut Wit- Buch Theologiestudierenden oder gar und haben es – jedenfalls in der baye- wen des NT nicht mehr gebe), reagiert Mitarbeitenden in die Hand zu geben, rischen Diskussion zum Thema auch ge- auch er auf die Zeit (nur anders als die ist seine Position zur Frauenordination. boten. Die Einführung der Frauenordi- Mehrheit). Die Überforderung mancher Dass Vf. dagegen ist, mag man hinneh- nation als Anpassung der Kirche an die Gemeindepfarrerin und »Probleme in men, es gibt auch andere Seltsamkei- Welt anzusehen, wird dieser Diskussion der Praxis« sind eine Anfrage an das ten in der Theologie und die Freiheit der nicht gerecht. Vor allem aber möchte Pfarr-Amt, aber keine (biblische!) Be- Wissenschaft ist mir wichtiger. Indis- ich nicht, dass unser Umgang mit der gründung gegen die Frauenordination. kutabel finde ich, wie er argumentiert: Schrift in dieser Weise entstellt wird: Dass eine Diplomtheologin »durchaus Tradition und ökumenischen Konsens von Luther lernen heißt, eine Mitte der leitende Funktionen wahrnehmen« als die entscheidenden Argumente ge- Schrift zum Maßstab zu machen. Wir kann, z.B. »in der kirchlichen Unterwei-

Ausschuss gegen den (gefühlten?) Liebe Leserin, lieber Leser! Einstimmigkeitsdruck anredet. Sonst schließt sich der eine Ausschuss dem Warum die Synode in unserer Kirche zu finden und gut zu arbeiten, statt nur federführenden anderen Ausschuss an nicht wahr- und ernst genommen wird, Vorlagen und Anfragen abzuarbeiten, - spannend... Achja: Der Eröffnungs- haben wir Synodale uns immer wieder sich dabei auf die Kompetenz der Vor- gottesdienst – aber auch da ist nicht gefragt. Eben lese ich, dass sich der bereitenden (im Landeskirchenamt) zu jede Predigt eine Offenbarung. Und die Landessynodalausschuss sich wieder verlassen und sonst nur immer schuld Rede der Synodalpräsidentin: zu kurz, einmal über die geringe Berichterstat- zu sein »Die Synode hat es beschlossen!« als dass davon groß berichtet würde, tung in der Presse Gedanken gemacht - stehende Rede, meist ohne den Zusatz auch, wenn sie meist wirklich etwas zu hat. Es ist natürlich schade, wenn Sy- »auf unseren Vorschlag hin.« Stimmung und Thema sagt. node öffentlich nicht vorkommt, dies Jetzt habe ich zwei Synoden nach mei- Was helfen könnte? Schicksal teilt sie aber mit vielen an- ner eigenen Synodenzeit erlebt. Man Zum Beispiel Berichterstattung im In- deren sich auch für wichtig haltenden nimmt sie wirklich nicht wahr: in den ternet, bei der nicht nur der Bericht Vereinen und Gremien. Es hat mit den Zeitungen taucht sie auf, wenn sie lokal des Bischofs, sondern auch die Dis- Problemen der Print-Presse zu tun, die wichtig ist, mit Posaunen und Sauer- kussion darüber wiedergegeben wird. selbst mit Berichterstattung aus der kraut, kaum mit Inhalten. Der Bischof Warum nicht die Liste mit den Themen Heimat Mühe hat, ihre AbonnentIn- hat berichtet – welchen Anfragen er der Eingaben und Anträge veröffent- nen zu halten. »Heimatteilmäßig« in- sich anschließend stellen musste, steht lichen? Manche Gemeinde könnte teressant sind Bratwürste und Bier, die in keiner Zeitung. Der Haushalt wurde begreifen, dass, was sie beschäftigt, Extrawurst für den Landesbischof oder eingebracht, die Synode hatte ein The- auch andere umtreibt und in der Sy- das launige Grußwort des Bürgermeis- ma und eine Erklärung verabschiedet: node verhandelt wird (aber vielleicht ters und das ist es nicht, was die Wich- das ist es dann. will man das vermeiden?). Könnte man tigkeit der Synode ausmacht. »Synode aktuell« berichtet kaum ande- einen Live-Stream aus der Synode ma- Aber es ist zu billig, auf die Presse zu res – außer die »Synodensplitter«, naja, chen wie auf der Seite der EKD –Sy- schimpfen: lesen wir denn in der Zei- Stilblüten der LehrerInnen gehören node? Wer auf »bayern-evangelisch« tung von uns fremden Gremien?! schon immer in Schülerzeitungen. surft, findet die Landessynode bei »Wir Schlimmer finde ich, wie wenig die Man kann zur Tagung hingehen, ja. über uns«: Warum kein Button »Lan- Synode in unseren eigenen Gremien Am Montag: Bischofsbericht, Haushalt, dessynode«? Eine Möglichkeit, Fragen ge- und beachtet wird: Kaum ein Syn- Landessynodalausschuss und viele, an die Präsidentin zu stellen, konnte odaler wird zur Berichterstattung ein- meist nicht wirklich wichtige Gruß- ich auch nicht entdecken. geladen. Das Ansinnen, bei offiziellen worte. Dienstags erlebt der Gast die Und natürlich müssen die Synodalen Anlässen als Mitglied eines kirchenlei- Synode als Erwachsenenbildungsver- auch Mut haben, sich nicht zu schnell tenden Gremiums begrüßt zu werden, anstaltung: (meist) gutes Thema und anpassen und dem Druck der Einmü- hatte zwar (soweit ich sehe) einigen (oft gute) ReferentInnen – aber das ist tigkeit und (scheinbarer? gemachter?) Erfolg, wird aber oft mit ironischem nicht der Grund, warum Synode wich- Sachzwänge erliegen. Das ist natürlich Augenzwinkern erledigt: »Damit sich tig ist. Mittwoch: Ausschüsse (nicht schwer, wenn mindesten ein Drittel keiner aufregen muss…!« öffentlich) und dann, bis zum Schluss, der Synode bei »Kirchens« angestellt Klar ist, dass ein Gremium, das zwei- Abfrage der Ausschussergebnisse und ist (und ein Teil auf Karriere hofft). mal im Jahr kaum eine Woche tagt, –stellungnahmen zu den Anträgen und Die Synode bekannter machen: die weniger Aufmerksamkeit erregt als Eingaben. Eine Veranstaltung der ande- Frage ist, ob »man« das will. Wenn Landesbischof, Landeskirchenrat und ren Art: wenn man die Eingaben nicht nicht, wird es dabei bleiben, dass sie –amt (kein kirchenleitendes Gremi- kennt, wird man auch die (wenigen) Synode wichtig ist und (meist) gut ar- um!!). Klar ist auch, dass ein solches spitzen Formulierungen nicht bemer- beitet und keiner merkt es. Gremium jahrelang braucht, um sich ken, mit denen der eine oder andere Ihr Martin Ost

S. 122 Korrespondenz b l a t t Nr. 6 Jul. 2009 sung (ist das kein publice docere?! mo) Weg sind wie man selber, fällt es leichter zu weinen und zu reden. Diese Tage auf dem Hes- als Oberin eines Diakonissenhauses, als ELKB selberg wollen Ihnen Hilfe sein beides zu tun. Die n Oberkirchenrätin usw. – in Aufgaben, Damit ihr Hoffnung habt eigenen Gefühle nicht verstecken zu müssen und Auf der Suche nach der sichtbaren Einheit aller die geschlechtsspezifisch sind« ent- auch über den eigenen Abschiedsweg zu reden. Christinnen und Christen spricht dem (männlichen?) Vorurteil, es Uns ist es wichtig auch nach vorne zu schauen, Studientagung für hauptamtlich Mitarbeitende ginge Frauen um die Karriere, ist aber auf den weiteren Abschiedsweg, der noch vor ei- zur Vorbereitung auf den 2. Ökumenischen Kir- nem liegt. Wen oder was wir für diesen weiteren wiederum kein theologisches Argument, chentag 2010 in München Weg brauchen, soll deshalb auch Thema sein. 12.–14. Oktober 2009 teilweise theologisch gar problema- Leitung: Pfr. Bernd Reuther Ort: Evang. Bildungszentrum Hesselberg – nicht tisch, s.o. Ob die VELKD gewusst hat, Rummelsberg - und, alternativ wofür sie ihren Druckkostenzuschuss n»Seht, die gute Zeit ist nah« 4.–6. November 2009 gewährt hat? Veeh-Harfen-Kurzwochenende zur Advents- Ort: Schloss Fürstenried, München Martin Ost und Weihnachtszeit Gelegenheit zur gemeinsamen Vorbereitung 05.12.09 (10.00 Uhr) – 06.12.09 (16.00 Uhr) auf den ökumenischen Kirchentag mit vielen Die Advents- und Weihnachtszeit ist seit jeher interessanten Anregungen aus der Praxis In die Zeit im Jahr, in der das häusliche Singen und den Mittelpunkt stellen wir die gemeinsame Musizieren eine besondere Bedeutung erhält. Verantwortung in Gesellschaft und Welt. In der Die Veeh-Harfe ist wie geschaffen dafür, hier theologischen Reflexion und Vergewisserung selbst kreativ zu werden und vorweihnachtliche über das praktisch-kirchliche Handeln sowie im Musik nicht nur »aus der Konserve« erklingen zu Kennen lernen gelungener Praxismodelle erhal- lassen. An diesem Wochenende üben wir eine ten Sie Impulse und konkrete Anregungen für die Auswahl an stimmungsvollen Liedern und In- Ökumene vor Ort. Die Vernetzung untereinander strumentalstücken ein, die jede Advents- und soll bestärken auf der Suche nach der sichtbaren Weihnachtsfeier zu einem besonderen Erlebnis Einheit werden lassen. Grundkenntnisse auf der Veeh- Referentin/Referent: Im Oktober: Prof. Dr. Harfe sind Voraussetzung. Dorothea Sattler [Münster], Direktorin des Öku- Leitung: Pfr. Dr. Marcus Döbert menischen Instituts Im November: Dr. Detlef Stäps [Bonn], Zentralkomitee der Deutschen n Hermann Hesse: Das Glasperlen- Katholiken [ZDK] spiel Kosten: 30,- Euro Anmeldungen bis 31.Juli 2009 an: Landeskir- 11.12.09 (18.00 Uhr) – 13.12.09 (13.00 Uhr) chenamt Referat Fortbildung, E-Mail: Fortbil- Der Roman stellt eine Art Gegenentwurf zur [email protected] oder Institut für Fortbildung und Barbarei dar. Erzählt wird die Lebensgeschichte berufliche Begleitung der pastoralen Dienste in von Josef Knecht. Da der Roman sehr umfang- der Erzdiözese München und Freising [IFB], reich ist, wird für das Wochenendseminar ein E-Mail: [email protected] zentraler Aspekt des Werkes ausgewählt. Immer wieder »erwacht« der Magister zu einem neuen Bewusstsein seines Lebens. Diese »Stufen des

Ankündigungen Erwachens« lassen sich herausarbeiten. Das Ge- Luther-Gesellschaft dicht »Stufen« hängt damit zusammen. Das Seminar am Hesselberg bietet gemeinsame e.V. Lektüre und Diskussion von Textstellen, aber n Luthers größter Schüler: Johan- auch Austausch über die eigenen Lebensent- nes Calvin (1509-1564) und seine würfe. Wirkung. Leitung: Dr. phil. Johannes Heiner die gemeinde 25.9., 14.00 Uhr -27. September 2009 Ort: Ludwigshafen, Heidelberg und Neustadt a. akademie Ausblick: d. Weinstraße n »Weg mit dem Klammeraffen!« n Seminar für griechische und me- Im Calvin-Jahr 2009 veranstaltet die Luther- Vom richtigen Delegieren und ver- ditative Tänze Gesellschaft eine Tagung in der ehemaligen antwortungsvollen Leiten »Tanz als Weg zur Selbsterkenntnis« Kurpfalz, dem wichtigsten vom Calvinismus Ein Trainingskurs für Pfarramtsführer/innen und 19.10.09 (18.00 Uhr) – 23.10.09 (13.00 Uhr) geprägten Territorium des Alten Reiches. Die Leiter/innen von Einrichtungen Leitung: Kyriakos und Thomas Chamalidis rechts- und linksrheinische Erstreckung des 01. 10. (10.00 Uhr) bis 02. 10. 09 (16.30 Uhr) kurpfälzischen Territoriums soll sich in den Tagungsorten widerspiegeln. Die badische und Leitung: Armin Felten Silvesterfreizeit die pfälzische Landeskirche mit ihren jeweiligen Kosten (für Unterbringung, Verpflegung und n »... Wege, die dein Fuß gehen kirchenhistorischen Vereinen werden als Mitver- Kursgebühr): € 160 anstalter beteiligt sein. Die Tagung wird eröffnet Anmeldung: Evang.-Luth. Gemeindeakademie, kann« Rummelsberg 19, 90592 Schwarzenbruck 30.12.09 (14.30 Uhr) – 01.01.10 (13.00 Uhr) mit einem Luther und Calvin kontrastierenden Tel.: 0 91 28 - 9 12 20 Leitung: Erwachsenenbildungsteam des Evang. Vortrag von Johannes Schilling, der Wort, Sakra- E-Mail: [email protected] Bildungszentrums Hesselberg mente und Kirche in den Mittelpunkt stellt. Der niederländische Calvin-Forscher Herman Sel- n »Doch alles, was uns anrührt, dich derhuis behandelt Persönlichkeit und Theologie Calvins in einem öffentlichen Abendvortrag. Der Evangelisches und mich« in Heidelberg stattfindende Veranstaltungsblock Gedichte und Meditation kreist um die Kurpfalz als calvinistisches Territo- 08.01.10 (18.00 Uhr) – 10.01.10 (13.00 Uhr) Bildungszentrum rium im Reich und stellt mit Zacharias Ursinus : Pfr. Bernd Reuther Leitung eine herausragende Persönlichkeit des Pfälzer Hesselberg Calvinismus näher vor. Kulturgeschichtliche As- : Evangelisches Anmeldung und Information pekte des europäischen Calvinismus illustriert Bildungszentrum Hesselberg, Hesselbergstr. 26, n Mit der Trauer leben der Direktor des Kurpfälzischen Museums der 91726 Gerolfingen; Tel.: 0 98 54 -10-0; – Ein Wochenende für Menschen, die einen na- Stadt Heidelberg, Frieder Hepp, an ausgewählten Fax: - 10-50; E-Mail: [email protected] hen Angehörigen verloren haben – Ausstellungsstücken. In Neustadt, dem Refugi- 27.11.09 (18.00 Uhr) – 29.11.09 (13.00 Uhr) um des pfälzischen Calvinismus in der Phase Im Kreis von Menschen, die auf einem ähnlichen der lutherischen Restauration unter Kurfürst

Korrespondenz b l a t t S. 123 Nr. 6 Jul. 2009 Postvertriebsstück Dt. Post AG Entgelt bezahlt

Pfarrer- und Pfarrerinnenverein Mainbrücke 16, 96264 Altenkunstadt

Freud & Leid AEEB aus unseren Pfarrhäusern n Orientierungstage zum Kennen Letzte Meldung lernen des Fernstudiums Erwachse- Geboren wurden: nenbildung. Mirjam Magdalena Stahl, Kind von 26. September 2009 »Es war ein seltener Glücksfall, dass der Ort: München oder Pfarrer Sebastian Stahl und Pfarrerin Bürgermeister und der Stadtrat gut mit- 24. Oktober 2009 einander konnten.« Andrea Stahl, am 3. Mai (Traunstein) Ort: Nürnberg Danach entscheiden Sie, ob Sie am Fernstudi- Dekan Gestorben sind: um teilnehmen wollen. Durch das Fernstudium »Das Verhältnis ist gezwungenermaßen Theo Kunstmann, 70 Jahre, zuletzt in Erwachsenenbildung erwerben Sie eine Zusatz- gut!« qualifikation für die Bildungsarbeit mit Erwach- Antwort des Bürgermeisters St. Johannes, Wasserburg, am 14.2. in senen: berufsbegleitend, praxisbezogen, von den Wasserburg (Witwe: Ingeborg) Landeskirchen und Institutionen Evangelischer Helmut Johannes Flierl, 80 Jahre, Erwachsenenbildung bundesweit anerkannt. Sie lernen zuletzt in Obersteinbach, am 15.2. in • Chancen der Erwachsenenbildung im ge- Burghaslach (Witwe: Lieselotte) sellschaftlichen und kirchlichen Kontext isek einzuschätzen, n Fortbildung für Mitarbeiterver- • Themen der Erwachsenenbildung zielori- entiert zu erarbeiten, tretungen • Veranstaltungen und Angebote zu planen, 12. bis 16. Oktober 2009 durchzuführen und in ihrer Wirkung zu re- Ort: Bildungsstätte Langau bei Steingaden. flektieren, Das neu gegründete Institut zur Fortbildung • Lernprozesse von und mit Erwachsenen in sozialer und emotionaler Kompetenz bietet anzustoßen und zu begleiten, Grundseminare für Mitarbeitervertretungen an. • Gruppenprozesse zu verstehen und zu Dieses Wochenseminar ist sinnvoll für Damen steuern, und Herren der Mitarbeitervertretung, die ihre • Methoden der Erwachsenbildung zielge- Arbeit und ihr Engagement zielstrebig gestalten richtet einzusetzen, wollen, die mit den Anforderungen und Konflik- Ludwig VI. (1576-1583), wird die Tagung, die • Spiritualität im Alltag zu entdecken. ten besser zurecht kommen, die effektiv beraten durch Besichtigungsmöglichkeiten und ein ab- Sie sind eingeladen, wenn Sie haupt-, neben- und vermitteln, die etwas für ihre Motivation wechslungsreiches Begleitprogramm bereichert oder ehrenamtlich mit Erwachsenen arbeiten: tun wollen. Unser Team, das mit dem kda (kirch- wird, mit einem Blick auf das Zusammenleben • in Einrichtungen der Erwachsenen- und lichen Dienst in der Arbeitswelt) eng zusam- beider Konfessionen in den unierten Landeskir- Jugendbildung, menarbeitet und aus dieser langjährigen Arbeit chen unserer Zeit beschlossen. • in der Gemeinde, z. B. mit Frauen, Män- hervorgegangen ist, möchte Sie fördern und zu Kosten: Tagungskosten (inkl. Kaffeepausen und nern, Senioren und jungen Familien, neuen Schritten befähigen und ermutigen. Sie Abendessen) 56,00 Euro 2 Übernachtungen und • in Verbänden und Initiativen, werden in der Seminarwoche auch Begegnungen Frühstück pro Person im Heinrich-Pesch-Haus • in anderen Berufen. mit anderen Arbeitnehmervertretern, Betriebs- 60,00 Euro Studierende erhalten 50% Ermä- Durchführungszeitraum des Fernstudiums: Ja- und Personalräten haben. Diese Kooperation hat ßigung auf die Gesamtkosten (bitte Nachweis nuar 2010 bis Juli 2011 sich als sehr konstruktiv erwiesen. beifügen). Anmeldung zu den Orientierungstagen: Einladungen erhalten Sie über den Organisator Anmeldung bis 15.8.: Luther-Gesellschaft e.V., AEEB-Landesstelle Herzog-Wilhelm-Str. 24 des isek-Büros: Heinz-Otto Körschgen, Collegienstraße 62, 06886 Lutherstadt Witten- 80331 München Tel.: 0 89 - 5 43 44 77 -0 Igelgarten 30 82166 Gräfelfing, berg, Tel.: 0 34 91 - 4 66 -233, Fax: - 466-278 Fax: 0 89 - 5 43 44 77 -25 Tel.: 0 89 – 85 48 49 94 Fax – 89 83 93 73 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] [email protected] / www.isek-online.de

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