Ausgabe 2 / Herbst 2020 Patch|work Das Magazin der Pfarrei St. Laurentius Nentershausen

...EINFACH ANDERS

Veränderung im Pastoralteam Themenbezogene Verantwortlichkeiten

Gemeinschaft erleben trotz Distanz So funktioniert‘s in unserer Pfarrei ÜBER UNS

Für Sie da Das Team von St. Laurentius Nentershausen

Pastoralteam

hinten: Pater Jaison, Diakon Meinrad Kreß, Pfr. Jan Gerrit Engelmann, Gemeindereferentin Hildegard Storch, Pastoralreferent Franz Hennemann

vorn: Gemeindereferentin ElisabethPfr. Marc Pfeffer, Stenger Pastoralreferentin Verena Ley, es fehlt im Bild: Pater Joshy Joseph Manalel

Das Sekretariatsteam

Zentrales Pfarrbüro Sankt Laurentius oben:Andrea Weimar-Blösel, Angelika Kraus, Anne Zingel, Anett Herzmann Rosenstraße 13 vorn: Karla Ternes, Beate Malm, Martina Hertzig, Gerlinde Frink, 56412 Nentershausen Antje Bremser

Öffnungszeiten: Montag: 9.00 - 12.00 / 14.00 - 16.00 Uhr Dienstag: 9.00 - 12.00 / 14.00 - 16.00 Uhr Mittwoch: 9.00 - 12.00 / 14.00 - 16.00 Uhr Donnerstag: 14.00 - 18.00 Uhr Freitag: 9.00 - 12.00 Telefon: 0 64 85 / 88 00 60 Email: [email protected] Titelmotiv: iStock.com / Maksym Belchenko 2 EDITORIAL

Willkommen liebe Leserinnen und Leser,

Sie halten die zweite Ausgabe unseres Unser Pfarrei-Magazin Patchwork er- Magazins Patchwork in Händen. Wann scheint zweimal im Jahr. Als Redaktion konnte man jemals schon einmal sagen, versuchen wir am Ball zu bleiben und dass sich zwischen zwei Magazinen die von den besonderen Dingen in unserer ganze Welt bis in den letzten Winkel Pfarrei zu berichten. veränderte? Wir fühlen uns „einfach an- ders“ und wollen mit Ihnen ins Gespräch Gerne hören wir dazu auch Ihre An- kommen, z.B. über den „Geist des Auf- sichten. Schreiben Sie uns Meinungen, bruchs“, S.4-5 oder die „Zeit, um den Fragen, Anregungen und Kritiken in den Blick zu weiten“, S. 8-9. frisch montierten EMAIL-Briefkasten. Unsere Pfarrei in Corona-Zeiten [email protected] Vielleicht kann man das Wort Corona Ihr Redaktionsteam kaum noch hören und doch ist es aller- orten präsent, auch in unserer Pfarrei. Wir schauen genau hin. Was wurde in den zurückliegenden Monaten bewegt, ausgedacht und geschafft? Auf den S.12-13 werden Sie fündig. Festkalender Unser Pastoralteam hat sich für die Zukunft neu aufgestellt Kirchenjahr

Wir möchten immer wieder auch die or- November ganisatorischen Neuheiten unserer Pfar- 01. Allerheiligen rei beleuchten. Mehr dazu in den „Ein- 02. Allerseelen blicken“ auf S. 6-7. 11. St. Martin Unsere Portraitseite Dezember „Abschied, ist ein bisschen wie ster- 6. Nikolaus ben…“, ob das stimmt, lesen Sie auf 24. den Seiten 10-11. Ein Interview mit den Heiligabend 25./26. Weihnachten beiden verdienten Mitarbeitern, Pfarrer Michael Kohlhaas und Pastoralreferent Januar 2021 Franz Hennemann. 06. Dreikönigsfest/ Rückblick Epiphania Wir befragten Menschen unserer Pfarrei zu ihren Erfahrungen in den letzten Mo- naten. S.14-15. Lesenswert!

3 EINFACH ANDERS Vom Geist des Aufbruchs Sich beflügeln lassen

Wenn einfach alles anders ist, hilft Wir haben die Wahl „wie immer“ nicht mehr weiter. So Sorgenvoll abwarten was die Zu- wie im vergangenen Jahr und denen kunft bringen mag oder mutig die davor – das funktioniert nicht mehr. Chance zu Veränderung ergreifen – Traditionen? Werden unterbrochen. das ist die Wahl, vor der wir auch in Ob sie deshalb verlorengehen? Das unserer Pfarrei St. Laurentius heute wird die Zukunft zeigen. Diese Un- stehen. So weiter machen oder von gewissheit kann beides: Angst ma- der Geistkraft Gottes geleitet auf- chen und motivieren – Verlustängste brechen: Schauen, was für unser Le- schüren und motivieren, neue Wege ben heute wirklich wichtig ist. Über zu gehen. Bord werfen, was eigentlich lange schon ein Auslaufmodell ist. Traditi- „Lass uns zusammen Gemeinde sein, onen, die uns lieb sind, wieder mit Leben füllen und neue machen. eins so wie Brüder und Schwestern.“

Viele Talente und Ideen Mit der Kraft des Geistes Keine einfache Aufgabe. Aber eine Wenn einfach alles anders ist, hilft es, schöne. Eine, die uns inspirieren kann sich darauf zu besinnen, was wirklich und uns hilft, unseren Glauben ganz wichtig ist: der Glaube an den auf- neu zu entdecken. Gemeinsam mit erstandenen Christus, der uns – wie anderen. Und was daraus alles ent- damals die Apostelinnen und Apos- stehen kann: Eine lebendige Glau- tel – beauftragt, zu den Menschen zu bensgemeinschaft, die nah dran ist gehen, für sie da zu sein und ihnen an den Menschen. Eine Pfarrei, die von Gott zu erzählen. Was wir dazu zusammenhält und ihre Größe als brauchen, ist die Bereitschaft zur Geschenk wahrnimmt. Denn, dass Nachfolge und Gottes guter Geist, wir viel sind, heißt doch, dass auch um den Lothar Zenetti in einem Lied viele Talente, Stärken und Ideen da so bittet: „Die Wunder von damals sind – ein riesiges Potenzial. Wir alle müssen’s nicht sein, auch nicht die gemeinsam haben das Zeug dazu, ge- Formen von gestern. Nur lass uns zu- meinsam auf Gottes Weg unterwegs sammen Gemeinde sein, eins so wie zu sein, als fröhliche Kinder Gottes, Brüder und Schwestern. Ja gib uns die miteinander glauben, die Schöp- den Geist, deinen guten Geist, mach fung bewahren und helfen, wo Hilfe uns zu Brüdern und Schwestern.“ gebraucht wird.

4 5 EINBLICKE Alles anders? (Ver-)Änderungen im Pastoralteam

27 Kirchorte bilden die große Pfarrei St. Laurentius. Seit der Pfarreigrün- Grundsätzliche Veränderung: dung im Jahr 2016 ist viel gesche- „Es wird seitens des Pastoral- hen: Die Pfarrei bekam einen neuen teams keine ‚pastoralen An- Pfarrer, ebenso weitere Priester und sprechpersonen‘ mehr geben, eine Gemeindereferentin. Andere die jeweils für alle Belange in vertraute Seelsorger(innen) haben einem Kirchort zuständig sind. die Pfarrei gewechselt, haben ande- Die Verteilung der pastoralen re Zuständigkeiten bekommen oder Arbeit auf die hauptamtlichen sind in den wohlverdienten Ruhe- Seelsorger(innen) erfolgt über stand gegangen. kategoriale, thematische und Schon jetzt wissen wir: Spätestens zielgruppenorientierte Verant- im Jahr 2026 wird das Pastoralteam wortlichkeiten.“ nur noch aus maximal 6 Personen bestehen, die sich um die Seelsorge einer „Pfarrei neuen Typs“ weiter- und gemeinsam mit ehrenamtlich entwickeln? Wie können wir bei der Verantwortlichen um die vielfältigen Vielzahl an Gruppierungen, Orten, Aufgaben in der Pfarrei St. Lauren- Ideen, Aufgaben noch genügend tius kümmern. (2019 waren es noch Raum und Zeit für die Seelsorge er- 10!!) möglichen? Wie können Beziehun- gen geknüpft und gepflegt werden, Wie soll das gehen? da die Zahl der Gemeindemitglieder Das haben wir uns im Pastoralteam unserer Pfarrei und der Kirchorte so mit fachkundiger Begleitung ge- unüberschaubar groß geworden ist? fragt. Und: Wie können wir mit diesen Vorgaben St. Laurentius zu Neue Perspektive Während unserer Überlegungen ha- ben wir die gewohnte Perspektive der vielen kleinen ehemaligen Pfar- reien verlassen und haben die Pfar- rei als „eine große Pfarrei“ in den Blick genommen: Hier gibt es viele Gruppierungen, in denen Christ(in- nen) miteinander leben. Dazu kom- men Gremien wie Pfarrgemeinderat

6 (PGR)/ Ortskirchenausschüsse (OKA) und Einrichtungen (7 Kath. Kinder- gärten, 7 Grundschulen, Senioren- heim). Sie alle sind Orte kirchlichen Lebens, ebenso wie unsere Kirchen, in denen wir miteinander Gottes- dienste feiern. In all diesen Gruppie- rungen und Orten können Menschen miteinander, aber auch mit dem Verantwortliche für bestimmte The- christlichen Glauben, mit Gott, …, in menbereiche bzw. Gruppen Kontakt kommen. Viele organisieren Pfarreiweit werden wir in unserer sich selbstständig, andere brauchen Arbeit Schwerpunkte auf spezielle oder wünschen theologische oder Themenbereiche legen: spirituelle Begleitung durch ein(e)n - Senior(inn)en Hauptamtliche(n). Für manche Fel- - Caritas der der Seelsorge wollen wir eine - Kindergärten und Schulen Konzeption erstellen, die der neuen - Liturgie/Eucharistie Situation angepasst ist. - Trauerpastoral Unterstützung durch Bezirk und Die Arbeit im Pastoralteam Bistum Nicht alle pastoralen Aufgaben wer- Flächendeckende Grunddienste den wir mit weniger Personal selbst - Messen und Sakramente werden abdecken können. Daher verweisen von den Priestern wie bisher wir hier an kompetente Stellen in Be- angeboten, zirk (Bezirksamt in ) und - für Hauskommunion und Be- Bistum, z.B. Fachstellen für Familien- erdigungen steht das gesamte bildung und Jugendarbeit, Geistliche Pastoralteam (je nach regionaler Bildung und Erwachsenenbildung, Zuordnung) zur Verfügung. Beratungsstellen der Caritas.

Thematische Schwerpunkte im Pastoralteam (Auszug): Messdiener/innen Pater Jaison, Pater Joshy, Senior/innen Pastoralreferentin Verena Ley, Caritas Diakon Meinrad Kreß Gemeindereferentin Erstkommunion Pfarrer Gerrit Engelmann Elisabeth Pfeffer, Firmung Pfarrer Gerrit Engelmann Gemeindereferentin Kitas/Schulen Gemeindereferentin Hildegard Storch Hildegard Storch, Trauerpastoral Pastoralreferentin Verena Ley, Pastoralreferent Gemeindereferentin Franz Hennemann/Pater Joshy Elisabeth Pfeffer 7 ZEIT UM ... den Blick zu weiten Mehr als du siehst

Kirche im Lockdown Mit dem „lockdown“ kam für die Kirche eine „stille Zeit“. Ideensuche, was noch möglich ist, Blick auf die Medien, mit denen man Kontakt halten kann, wenn Begegnung – eines unserer wichtigsten „Instrumente“ nicht möglich ist. Wo gibt es „Trotz-Zeichen und Trostzeichen“ (Bischof Bätzing in der Osternacht) für die uns anvertrauten Menschen ? Livestreams waren ein Ver- such, manche Videokonferenz nur mühsam erfolgreich (wie die Suche nach Hefe und Klopapier). Mit Sorge wurde auch theologisch reflektiert, ob Kirche systemrelevant bleibt oder ob sich viele daran gewöhnen, dass es auch gut ohne sie geht. Zuwendung auf Distanz Die vorgeschriebene soziale Distanz bewirkt eine Erschütterung im Sozialge- füge, das Vertrautes muss neu gedacht werden. Kurzfristigkeit und Fallzah- len werden zu einem neuen Maßstab. Wie kann da Kirche präsent bleiben ? Mit der Kernbotschaft aller Engel „Fürchte dich nicht, der Herr ist mit Dir“ [Lukas 1,28]. Berührend fand ich den außerplanmäßigen Segen „urbi et orbi“ von Papst Franziskus in der Kulisse des verregneten leeren Petersplat- zes am 27.März 2020. Das Angebot in der Pfarrei, am Palmsonntag gesegne- te Palmzweige abzuholen, kam verhältnismäßig gut an, Osterwasser/-licht

8 ZEIT UM

wollten weniger. Die Stimmung „Karwoche“ war tief eingegraben in alle Verunsicherung und Angst. Und dann kein „Weißer Sonntag“, Urlaube ab- gesagt, überforderte Eltern im Homeoffice. Als Kirche können wir ermutigen im Beten und Aushalten – wieder eine Kreuzerfahrung. Lockerung und Zügelung Mit den Lockerungen kamen die Ideen für mögliche Begegnungen: Gottes- dienste mit bewusst leeren Bänken, Masken, ohne Gesang, Lebenszeichen ohne digitalisierte Abstraktheit. Wer noch engagiert ist in unserer Pfarrei spürt auch schmerzlich, wie der Brief aus Rom über die Leitungsaufgaben in einer Pfarrei zu Unzeit entmutigt. Wird der als wirklich gemeinschaftlich und auf Augenhöhe gedachte synodale Weg jetzt noch zündende Ideen haben und umsetzen dürfen? Wir haben (noch) so viele Ressourcen und Charismen in unserer Kirche und unserer Pfarrei, dass es einfach in dieser Krisenzeit nichts mehr zu verschenken gibt an Chancen. Wenn Teile der Amtskirche (oben und unten) glauben, dem Kirchenrecht den Vorrang vor dem Evange- lium geben zu müssen, dann sollen sie wenigstens den Freiraum lassen für „Andersorte“ von erlebtem kreativen, mutig in unserer Zeit verorteten Glau- ben ! Neu denken und probieren So wie manche Gaststätten am Rand des Überlebens mutig, aber nicht immer kostendeckend mit Ideen wie „Coctails to go“ oder anderen Formen präsent geblieben sind, braucht es auch eine „Kirche to go“ statt nur einer „Kirche to come“, damit es mehr gibt als „Bestandswahrung“. Viele gute Köpfe mit viel Herzblut sind in unserer Pfarrei am Werkeln und bringen Sankt Lauren- tius auf neue Wege neben den vertrauten Pfaden. „Wenn Kirche die Zukunft fürchtet, wenn ihr Blick rückwärtsgewandt ist und Zukünftiges für sie ohne jede Verheißung, dann übersieht sie, was in die Zukunft führt: der Glaube der Menschen, ihre Fragen, ihre Zweifel und ihre Präsenz.“ (Annette Scha- van, www.feinschwarz.net) Auf der Homepage des Bistums wird Kirchenent- wicklung so buchstabiert: „Mehr als Du siehst“. Da heißt es auch „Damit Kirche ihrer Mission treu bleiben kann, braucht es immer wieder neue Ansät- ze und frische Ideen, wie Glaube gelebt und das Evangelium verkündet wer- den kann.“ Dann nix wie ran! Noch mit Maske, aber mit Blickkontakt Kirche „bunt“ und weit gestalten!

9 INTERVIEW

Niemals geht man so ganz Abschied nehmen

Im Herbst verlassen zwei Seelsorger unse- Vielfalt und der „bunten“ Kirche stand. re Pfarrei und gehen in den Ruhestand. Pfarrer Michael Kohlhaas: In Rup- Wir haben mit ihnen über Erlebtes und pach-Goldhausen war es der Kontakt mit Geplantes gesprochen. den Flüchtlingen im Lager am Ortsrand Mit welchem Gefühl nehmen Sie Ab- und das hautnahe Miterleben von Nöten schied? und Sorgen zweier Syrer, die wir im Pfarr- Franz Hennemann, Pastoralreferent: Die haus oberhalb meiner Dienstwohnung vor Coronazeit hat das Gefühl verändert; der fast 5 Jahren aufgenommen haben. Wenn Abschied kommt nicht aus dem „Vollgas“, z.B. bei Damaskus Bomben niedergingen, sondern eher gleitend. Ich bin nach 39 dann waren die Auswirkungen per Han- Dienstjahren sehr dankbar für Erlebtes dyanruf bis ins Pfarrhaus zu spüren. Hel- und Erreichtes. In meinen letzten Exerziti- fen wollen und nicht helfen können, das en war so ein Leitgedanke: „Kann ich das war manchmal schwer zu ertragen. so (los-) lassen?“ Ja, ich bin mit mir zufrie- Was nehmen Sie als besondere Erinne- den und mit den Menschen, mit denen ich rung an die Pfarrei St.Laurentius mit? arbeiten durfte. „Das kann man so las- Franz Hennemann: Den Weg zur Pfarrei- sen!“ Ich gehe, mit 64, wenn das Kirchen- werdung hin, wo ich auf der „Ermuti- jahr sich wendet. Das passt. gungsseite“ viel einbringen konnte. Viele Pfarrer Michael Kohlhaas: Nach 11 Jahren Orte, viele Menschen, die sich engagieren, in Ruppach-Goldhausen und über 41 viele Ideen, viele Kirchen – leider gibt es Dienstjahren im Bistum Limburg sind es noch zu viel Restriktion für eine Kirche- gemischte Gefühle beim Abschiedneh- nentwicklung „aus dem Volk heraus“. men: Wehmut, Abschiedsschmerz einer- „Hirtensorge in Nähe zu den Schafen“, die seits, aber auch Dankbarkeit, Erleichte- sich wandelt in „Themen und Verantwort- rung und Vorfreude auf das, was kommt. lichkeiten“ – ich habe mich da einge- Was war die größte Herausforderung in bracht, aber die Nähe vor Ort war meine Ihrer Dienstzeit? Stärke. Man muss die Menschen auch Franz Hennemann: Familie und Beruf in wertschätzen, das war mir immer wichtig. einer Waagschale gut halten, die immer Pfarrer Michael Kohlhaas: Ich erinnere auf der Berufsseite geneigt war. Immer mich gerne an die vielen Menschen, die wieder durchhalten, wenn es zu Konflik- ich in den vielen Kirchorten kennenge- ten kam, in denen ich auf der Seite der lernt habe, an viele im öffentlichen und kirchlichen sehr Engagierten. Gibt es Dinge, wo Sie Sich gewünscht hät- ten, mehr zu bewegen? Franz Hennemann: Der Bereich „Kinder und Familien“ da wäre in St.Laurentius noch viel Luft nach oben. Ich hatte gerne mit Menschen zu tun, die der Kernge- meinde nicht so nahestehen – missiona- risch, zeitgemäß, kreativ. Ich hoffe, dass nach Corona nicht nur das „Kerngeschäft“ bleibt. Ich erlebe einen erstarkten „Kleri- Ist Seelsorger und Musiker mit Leib und Seele, kalismus“; da „alternativ“ zu bleiben, hat Pastoralreferent Franz Hennemann. mich (zu) viel Kraft gekostet.

10 INTERVIEW

Pfarrer Michael Kohlhaas: Unter anderem die Bibel erzählt, anzubieten und in der in der gemeinsamen Ehe – und Taufvorbe- Feier der 7 Sakramente konkret werden reitung auf Pfarreiebene sehe ich große zu lassen. Übrigens: nicht nur junge Men- und wichtige Möglichkeiten mit jungen schen können Theologie studieren. Familien in Kontakt zu kommen, sie mitei- nander zu vernetzen und zusammen auf Welche Wünsche haben Sie für die Zu- die Suche zu gehen auf Gottes Spuren in kunft der Kirche? unserem Leben. Franz Hennemann: In der „Tebartz-Zeit“ Gibt es Pläne für den Ruhestand und wer- habe ich mir einen schönen Apell des Ar- den Sie weiterhin für die Kirche engagiert beiterpriesters Jaques Loew ins Herz ge- sein? holt: „Kirche- Obstsalat statt Einheits- Franz Hennemann: Das sieht in der Coro- brei!“, d.h. jede Frucht behält im Obstsalat naperspektive anders aus als vorher ge- ihren eigenen Geschmack und zusammen dacht. Ich reise gerne. Ich wende mich wird es eine schmackhafte Komposition. meiner Frau, meiner Familie und dem Gar- Das wäre so mein Bild von Kirche im Zeit- ten zu. Ich genieße es, mal keine „Abend- alter der Großpfarrei. termine“ zu haben und ich habe noch ein „Projekt“ einer Nebentätigkeit (erst mal Pfarrer Michael Kohlhaas: Dass die Kirche nicht öffentlich). Erst mal brauch ich „Pau- sich zu den Menschen gesandt weiß und se“, dann kann ich mir aussuchen, wo/wie nicht nur mit sich selbst beschäftigt ist, und mit wem (ich gut kann) – perspekti- dass sie bei der Bewahrung der Schöpfung visch sicher „Ja“. eine Vorreiterrolle in der Gesellschaft Pfarrer Michael Kohlhaas: Ruhestand übernimmt und schönen Worten Taten heißt für mich nicht ausruhen, sondern folgen lässt. Dass sie das beherzt angeht, auch als Priester weiterhin aktiv zu sein – was Papst Franziskus besonders in den dort wo ich gebraucht werde. Konkrete Lehrschreiben „Laetitia amoris“ und „Lau- Pläne gibt es noch nicht, aber für Aushil- dato si“ geschrieben hat. Dass sie die fen stehe ich nach Absprache gerne zur Verfügung. „Freude am Glauben“ ausstrahlt. Auch da- für ist unser Papst ein Vorbild. Wir sollten Wenn Sie Werbung für Ihren Beruf ma- mehr auf ihn hören und seinen Worten chen dürften: warum sollte ein junger Mensch heute Theologie studieren? und Anregungen folgen. Er zeigt uns, wie Christusnachfolge heute aussehen kann. Franz Hennemann: Ich kann mir keinen vielseitigeren Beruf vorstellen als pastora- le/r Mitarbeiter/in. Es ist nicht leicht, aber eine Bereicherung in der Seelsorge, wenn man Ehemann und Vater oder Opa ist. Die Spur Jesu ins Leben bringen, zu den Men- schen, auf vielfältige Weise, das ist ein Ge- schenk. Pfarrer Michael Kohlhaas: Weil die Men- schen heute wie zu allen Zeiten auf der Suche sind nach dem Sinn des Lebens und Gott erfahren möchten. Als Kirche haben wir einen reichen Schatz an unterschied- Wird sich auch zukünftig dort einbringen, wo er lichsten Gotteserfahrungen, von denen gebraucht wird, Pfarrer Michael Kohlhaas.

11 IDEEN

Gemeinschaft erleben trotz Distanz So funktioniert‘s in unserer Pfarrei

Kreative Angebote aller Orten Palmzweige und Osterkerzen to go Mit dem sogenannten Lockdown (wieder Zum Osterfest waren die Kirchen als An- so ein neues Wort, das in unseren Sprach- laufstellen geöffnet. Palmzweige, Os- gebrauch Einzug hielt) schien zunächst terkerzen, Osterwasser und sogar die einmal alles kirchliche und gesellschaftliche erste Ausgabe unseres Pfarrei-Magazins Leben still zu stehen. Was ging denn noch, Patchwork lagen zum Abholen bereit was sollte man tun, was könnte man tun? und wurden zahlreich angenommen. Fragen über Fragen, die sich auch viele in Unterwegs auf dem Impulsweg unserer Pfarrei stellten. Und dann wuch- sen langsam die Ideen aus Hoffnung, Zu- Zum Fronleichnamsfest erarbeiteten versicht und manchmal auch Trotz. Wir Hauptamtliche einen Impulsweg, der ließen uns nicht unterkriegen. von vielen Ortschaften auf individuel- le Weise umgesetzt wurde. Zahlreichen Gläubigen haben sich allein oder in der Vieles wurde darüber hinaus noch Gruppe auf den Weg gemacht und an ausprobiert, ausgedacht und kreativ verschiedenen Haltepunkten zum The- umgesetzt. ma „Brot und Glauben“ inne gehalten.

„Hof-Musik“ für Seniore/-innen, Palmzweige und Osterlicht zum Mit- Messdiener beim „Minitag@home“ des hier in nehmen, u.a. in Bistums, u.a. in

Impressum: Herausgeber: Pfarrei St. Laurentius | Rosenstraße 13 | 56412 Nentershausen Tel. 0 64 85 / 88 00 60 | Email: [email protected] Verantwortlich: Pfarrer Marc Stenger Redaktionsteam: Andrea Czernek | Marita Deuster | Carmen Hanz | Franz Hennemann | Anett Herzmann Annette Schmitt | Hildegard Storch

12 Hof-Musik für Senioren Das Angebot „Hof-Musik“ mit Ge- meindereferentin Hildegard Storch (im Rahmen der Seniorenpastoral), fand im Sommer viele dankbare Zuhörer/innen und Sänger/innen unter freiem Himmel.

Kirmesbanner on Tour Kirmesbanner on Tour, u.a. in Obererbach Die erfolgreiche Rundreise des Kirmes- banners ist nicht zuletzt schön doku- Kommunion und Messdiener mentiert auf der Homepage der Pfarrei. Und gerade zu den Kirmeswochenenden Im September fanden an mehreren Wo- traten unzählige Initiativen der Dorfge- chenenden feierliche Nachhol-Gottes- meinschaften zu Tage, die aufzuzählen dienste für unsere Kommunionkinder jeden Rahmen sprengen würde. Einfach statt, deren schönster Tag ja leider im nur toll, was so viele Menschen sich da April ausfallen musste. Messdiener/-in- haben einfallen lassen! nen unserer Pfarrei nahmen am bistums- weiten Erlebnistag teil.

Kirchweih „open Air“, Erstkommunion, u.a. in Meudt Impulsweg „Brot“, u.a. u.a. in Kleinholbach in und

Impressum: Gestaltung: i.design | Dunja Illig Druck: Druckerei Hachenburg | PMS GmbH | Saynstraße 18 | 57627 Hachenburg Auflage: 2.500 Stück Erscheinungsweise: 2-mal jährlich | Frühjahr und Herbst Bildnachweise: iStock | Pixabay | Pfarrei St. Laurentius Nentershausen 13 RÜCKBLICK So fühlt es sich an Leben in Coronazeit

Bennett Bay, auf die Kinder eingehen konnten. Jetzt Kommunionkind, Hei- sind wir wieder im Regelbetrieb. Wich- ligenroth tig sind für uns verlässliche, einheitliche Bennett ist zum ersten und praktikable Regelungen seitens der Mal wieder bei einem Behörden. Mich persönlich bedrückt der Treffen der Heiligen- Gedanke, dass ich mich in der Kita infi- röther Kommunionkin- der in der Kirche. „Ich hab mich rich- zieren könnte, weil Abstandsregelungen tig drauf gefreut, dass wir uns wieder nicht eingehalten werden können und treffen dürfen!“ Mehrmals kommt das ich dann unwissentlich andere anstecke. Wort „traurig“ vor, wenn ich ihn et- was frage: traurig, dass Corona uns so viel wegnimmt, traurig, dass das „gro- Andrea Plöckl, ße Fest“ ausfallen musste… Dennoch Kinderfreizeitleiterin, strahlt Bennett, denn er darf die erste Girod hl. Kommunion feiern - zwar samstags Wir wollten für Kinder morgens und es dürfen nur 8 Verwand- und Eltern ein Stück Nor- te pro Kind in die Kirche, aber es darf malität zurück, haben im gefeiert werden – mit Jesus und mit der Team besprochen, wie Kernfamilie. Wer kennt diese „verhalte- die Kinderfreizeit funktionieren könnte ne Freude nicht in Coronazeiten? und dann einfach losgelegt: ein Hygi- Cornelia Schlemmer, enekonzept erstellt und das Programm Erzieherin in geplant. Die Eltern waren sehr dankbar, Ruppach-Goldhausen dass die Freizeit stattfand. Super war, Am Anfang der Pandemie dass der SV Heiligenroth uns so toll un- waren alles sehr verunsi- terstützt und die Freimühle Girod täglich chert. Besonders anstren- für uns gekocht hat. Es hat dann auch gend waren die ständig wirklich alles gut geklappt. Besonders wechselnden Vorgaben. gefreut hat mich, dass die jugendlichen Nachdem es zunächst eine Notbetreu- Betreuer sich so toll engagiert haben ung gegeben hatte, startete im Juni der eingeschränkte Regelbetrieb – auch und das auch weiterhin tun wollen. dank des großen Engagements des Auch den Familiengottesdienst mit den Teams. Ein positiver Effekt der geringe- Kindern zu gestalten, hat wieder viel ren Gruppenstärke war, dass wir besser Freude gemacht.

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Hannelore Wehrmann, und ich nicht?“ Der Tag, an dem ich wie- Küsterin, Hundsangen der in die Messe gehen durfte, war für Die Coronapandemie hat mich etwas ganz Besonderes, eine Be- auch uns Küster getrof- freiung, ein Highlight. Ich glaube, dass fen. Neben dem norma- sich das kirchliche Leben durch die Kon- len Dienst müssen wir taktbeschränkungen verändern wird: jetzt auch darauf achten, viele Menschen sind verunsichert. Einige dass die Corona-Auflagen eingehalten werden. Gerade anfangs waren die stän- werden wieder zurückkommen, aber dig wechselnden Auflagen eine große nicht alle. Herausforderung. Es ist gut, zuverlässige Helfer zu haben, allein wäre das nicht Bernd Höwer, zu bewältigen. Meine größte Sorge ist, Organist und Kantor dass mir möglicherweise viele der Mess- diener „verloren“ gehen. Auch fürchte in Berod, Wallmerod ich, dass nicht alle Gottesdienstbesucher Die aktuelle Situation ist nach der Pandemie wieder zurück kom- für mich als Organist und men. Allerdings sollten wir die Hoffnung Kantor sehr herausfor- nicht aufgeben, dass der „Spuk“ irgend- dernd. Aber ich nutze die wann zu Ende ist und wieder Normalität Gelegenheit, viele neue Lieder aus dem eintritt. Gotteslob vorzustellen und freue mich darauf, sie irgendwann auch mit der Marliese Dahlem, Gemeinde singen zu können. Für Rück- Kirchenbesucherin, meldungen wäre ich sehr dankbar, weil Meudt ich nie genau weiß, wie meine Musik Durch Lockdown kam auf der Bühne unten bei der Gemeinde und Kirchenschließung ankommt. Die Vorbereitung der Gottes- habe ich mich in meinem dienste erfordert ein Vielfaches der vor- Leben eingeschränkt ge- her üblichen Zeit, macht mir aber sehr fühlt. Ich habe mir nicht vorgestellt, dass es so lange dauert. Als dann der Gottes- viel Freude. Ich werde auch in Zukunft dienst von Limburg im Livestream über- versuchen, für jeden Gottesdienst einen tragen wurde, habe ich den mitgefeiert liturgisch angemessenen und für die und mich gefragt: „Warum dürfen diese Gottesdienstbesucher ansprechenden Menschen am Gottesdienst teilnehmen Liedplan vorzubereiten.

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