Zur Lithostratigrafischen Gliederung Der Grobkiesschüttungen Im Oststeil Des Bayerischen Molassebeckens
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© Mitt. Zool. Ges. Braunau/Austria; download unter www.biologiezentrum.at MITT. ZOOL. GES. BRAUNAU Bd. 10, Nr.1: 107 - 117 Braunau a. I., Dezember 2010 ISSN 0250-3603 Zur lithostratigrafischen Gliederung der Grobkiesschüttungen im Oststeil des bayerischen Molassebeckens Lithostratigraphic correlations of the coarse-grained gravel beds in the eastern part of the Bavarian Molasse basin. von ALBERT ULBIG Abstract: The Upper Freshwater Molas- during the lower Badenian to Landshut and se in Eastern Bavaria can be subdivided finally reached the region of Augsburg – lithostratigraphically by different forms of Aichach in the middle Badenian (shortly gravels. Important parameters for strati- after the Ries-event), the source zone of the graphy and paleogeography of the basin are fan during the Badenian and Sarmatian the grain stone size and regional extension became almost eroded. The Sarmatian of the coarsest gravel bodies. gravel beds turned south of the Inn River to First outpasts of gravels of the large western directions and are covered by alluvial fan of the “Ursalzach” north of Salz- younger sediments. They did not reach the burg can be found in the Eggenburgian - northern part of Lower Bavaria. The most Ottnangian “Wachtbergkonglomerat” of the recent coarse gravels of the “Ursalzach” - marine “Sand-Schottergruppe” in Upper system of Pannonian age are relicts in an Austria. Some gravel was deposited in a isolated, topographically high position in the valley structure south and west of Passau Hausruck hills. Lithologically the “Haus- during the Ottnangian – Karpatian. The fan ruckschotter” is a transition to the “Decken- then was stretching out to the region of schotter” deposited in colder climate during Landau (Karpatian – Badenian), further on the early Pleistocene. Keywords: Lithostratigraphie, Schotter, Obere Süßwassermolasse, Miozän, Bayerisches Molassebecken, Paläogeographie Einleitung In den letzten Jahrzehnten wurden derungen meist widerspruchsfrei aufgestellt verschiedene Versuche unternommen, die werden können (z.B. FIEST 1989, ULBIG Grobkiesschüttungen der Oberen Süßwas- 1994,), lassen sich über größere Entfer- sermolasse im Ostteil des Molassebeckens nungen keine befriedigenden Korrelationen zu untergliedern. Während lokale Glie- finden. Durch umfangreiche Kartierungen 107 © Mitt. Zool. Ges. Braunau/Austria; download unter www.biologiezentrum.at und Geländebegehungen lässt sich nun ein Menge Karbonatgerölle. Im Gegensatz zu detaillierteres Bild der Abfolge im Ostteil der den quartären Schottern des Inn- und Salz- Oberen Süßwassermolasse zeichnen. Die achgletschers enthalten sie keine Gerölle wichtigste Rolle spielen dabei die Block- und basischer Gesteine, Karbonatgerölle errei- Grobkiese, die sich meist gut im Gelände chen nicht die Größe der Quarzgerölle. verfolgen lassen. Durch die Einmuldung der Bereits BLISSENBACH (1957) stellte an- Molasse sind die Schotterkörper oft schon hand von Korngrößenverteilungen zwei wieder erodiert oder unter mächtiger Über- Schüttungsäste in den Kiesen der Oberen lagerung verborgen, so dass Angaben zur Süßwassermolasse fest. Diese Schüttun- Verbreitung oft sehr vage bleiben. Die Ab- gen, später „Urenns“ und „Ursalzach“ ge- folge im langsamer absinkenden Nordflügel nannt, existierten nicht gleichzeitig. Vielmehr der Molassemulde weist wesentlich mehr scheint es, dass die Austrittspforte der Schichtlücken auf als im zentralen Becken- Hauptentwässerung der Ostalpen sich im teil, was sich z.B. im Fehlen feinklastischer unteren Mittelmiozän (Ottnang) im Gebiet Sedimente zeigt. östlich des Dachsteins ausbildete („Ur- Geröllpetrographisch zeigen die Schotter enns“), ab dem Karpat bis ins Obermiozän typische alpine Geröllkomponenten wie z.B. (Sarmat / Pont) westlich des Dachsteins alpiner Radiolarit, alpiner Buntsandstein, („Ursalzach“) verlief und seit dem Ober- aber auch helle Gneise und in wechselnder miozän im heutigen Inntal besteht. Abb. 1: Stratigraphische Gliederung und Schichtfolge im Ostteil des Molassebeckens (nach FAHLBUSCH 1980, UNGER 1989, ULBIG 1994). W.S. = Wachtbergschotter, O.S. = Ortenburger Schotter, L:N.V.S = Liegender Nördlicher Vollschotter, Q.R.S. = Quarzrestschotter, H.N.V.S. = Hangender Nördlicher Vollschotter, J.G. = Jüngere Grobkiese, P.S. = Postvulkanische Schotter, S.V.S. = Südlicher Vollschotter, H.G.S. = Hangendserie, M.S. = Munderfinger Schotter, K.S. = Kobernaußer – Wald - Schotter, H.S. = Hausruckschotter, R = Horizont der ortsfremden Malmkalkblöcke, B = Horizont der Bentonitlagerstätten. 108 © Mitt. Zool. Ges. Braunau/Austria; download unter www.biologiezentrum.at 109 © Mitt. Zool. Ges. Braunau/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Wachtbergschotter (Eggenburg – Ottnang, Abb. 1, 2) Die Grobkiese des „Wachtbergschotters“ sind bei Michaelbeuern in marine Sand- (TRAUB 1945/1948) stehen heute nur bei steine der „Sand-Schottergruppe“ des Obe- Oberndorf und Michaelbeuern im Salzburger ren Eggenburg – Ottnang eingeschaltet. Land an. Es handelt sich um Grob- und Der „Wachtbergschotter“ ist als der erste Mittelkiese mit alpinem Geröllspektrum mit grobklastische Zeuge eines Fluss-Systems zahlreichen Karbonatgeröllen und einer zu betrachten, das ab dem mittleren Miozän dichten, karbonatischen Matrix. Die Schotter den Ostteil des Beckens beherrschte. Abb. 2: Verbreitung und Schüttungsrichtungen des Wachtbergschotters (W.S.), des Ortenburger Schotters (O.S.) und der Schotter im Raum Passau (Pitzenbergschotter (P), Thyrnau – Salzweg (TS), Aussernzell (A)) Gefüllte Kreise: heute anstehend, offene Kreise = vermutete ursprüngliche Ausdehnung. Ortenburger Schotter, Pitzenbergschotter und Schotter bei Passau und Außernzell (Ottnang – Karpat, Abb. 1, 2) Die nächstjüngere erhaltene Schotter- Alters. Es handelt sich um die Füllung einer schüttung im Molassebecken ist der „Orten- tief in die Obere Meeresmolasse einge- burger Schotter“ (UNGER 1984), er liegt am schnittenen Rinne, die sich von Ost nach Nordostrand der bayerischen Molasse im West von Münzkirchen im Sauwald über Raum Passau und ist eindeutig miozänen Ortenburg bis nach Aldersbach im Vilstal 110 © Mitt. Zool. Ges. Braunau/Austria; download unter www.biologiezentrum.at und als fluviatile Schotterdecke über Passau Schotterrelikte in Oberösterreich zwischen bis Außernzell verfolgen lässt. Sowohl die Hausruck und Sauwald ebenfalls zu dieser Grobkiese der Rinnenfüllung als auch die älteren Schüttung. Die isolierte Lage dieser Reste der Schotterdecken zeigen alpines Schotter lässt sich dadurch erklären, dass Geröllspektrum, sind aber meist stark der untermiozäne Schotterfächer aus dem verwittert, so dass sie nur an wenigen Gebiet östlich des Dachsteins („Urenns“) Stellen Karbonatgerölle enthalten. Die Ge- nach Norden und Nordwesten vorstieß und röllgrößen nehmen von Münzkirchen nach dann im Raum Passau nach Westen und Aldersbach und nach Außernzell jeweils Südwesten schwenkte. Von diesem Fächer deutlich ab. Diese Beobachtung und das blieb vom proximalen Teil ähnlich wie bei Geröllspektrum zeigen, dass es sich bei den den späteren Schüttungen wenig erhalten. verschiedenen Kiesvorkommen um eine Auffällig ist die etwa mit dem Aussüßen einheitliche alpine Schüttung handeln muss, des Molassemeeres zusammenfallende nicht um Schüttungen eines von West nach Ausbildung einer tangentialen Entwässerung Ost gerichteten Urdonaulaufs im Wechsel des Beckens in der Rinne des „Ortenburger mit miozänen Rinnenfüllungen. Möglicher- Schotters“ und in der Graupensandrinne im weise gehören einige stark verwitterte Westen Abb. 3: Verbreitung und Schüttungsrichtungen des Liegenden Nördlichen Vollschotters (L.S.), des Quarzrestschotters (Q.R.S.) und des Hangenden Nördlichen Vollschotters (H.S.). Gefüllte Kreise: heute anstehend, offene Kreise = vermutete ursprüngliche Aus- dehnung. 111 © Mitt. Zool. Ges. Braunau/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Nördlicher Vollschotter – Abfolge (Karpat – Baden, Abb. 1, 3) Die gröbsten Schüttungen eines nun Außerhalb der Grobkiesschüttungen sind westlich des Dachsteinmassivs aus den Karbonate nur mit wenigen Prozent in den Alpen hervortretenden („Ursalzach“ –) Fluss- feinklastischen Sedimenten enthalten, meist Systems sind die Blockkiese des Nördlichen liegen sie als Konkretionen vor und sind mit Vollschotters (WURM 1937). Diese Schüt- Anzeichen intensiver Bodenbildung ver- tung wurde von BATSCHE (1957) in einen knüpft (SCHMID 2002). Die Entstehung der „Liegenden“ und einen Hangenden Nörd- „Süßwasserkalke“ lässt sich vielleicht da- lichen Vollschotter“ gegliedert. durch erklären, dass kalkhaltiges Grund- Die etwa altersgleichen „Süßwasser- wasser in den tieferliegenden Teilen des schichten“ (ZÖBELEIN 1940) sind kartiertech- Schotterfächers großflächig austrat und zur nisch und lithostratigraphisch als ein Sam- Bildung von „Alm“-Schichten führte, einem melbegriff für feinere Kiese, Sand und Fällungskalk an Grundwasseraustritten wie schluffige Ablagerungen zusammenzufas- z.B. im Holozän in der Münchener Schotter- sen, fehlen die Blockkiese, ist eine Abgren- ebene bei Erding und Ismaning (BRUNN- zung zu jüngeren Schichten gleicher Fazies ACKER et.al. 1964). („Sandmergeldecke“, „Hangendserie“) im Wohl schon während der Ablagerung der Gelände nicht möglich. Schotter begann eine intensive Verwitterung Auffällig sind die in der Vollschotterfazies der durchlässigen Schotterpartien, die auftretenden „Süßwasserkalke“ (BATSCHE schließlich zur Ausbildung des Sonderfazies 1957), teilweise mehrere Meter mächtige, des „Quarzrestschotters“ führte weit aushaltende Kalkmergelschichten. „Liegender Nördlicher