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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Newsletter Salzburger Entomologische Arbeitsgemeinschaft

Jahr/Year: 2009

Band/Volume: 3_2009

Autor(en)/Author(s): diverse

Artikel/Article: Newsletter 3/2009 1 ©Salzburger Entomologische Arbeitsgemeinschaft Haus der Natur Austria, download unter www.biologiezentrum.at

Salzburger Entomologische Arbeitsgemeinschaft Haus der Natur

Leitung Dr. Patrick Gros Mag. Hans Christof Zeller-Lukashort Newsletter 3/2009 ISSN 2074-0247

Newsletter 3/2009

Liebe Mitglieder! Freunde der entomologischen Arbeitsgemein- schaft! Dieser 3. Newsletter ist bereits ein offizielles Publikationsorgan unserer Arbeitsgemeinschaft mit eigener ISSN Nummer (ISSN 2074-0247). Wir hoffen, dass damit ein weiterer Ansporn für viele informative Berichte und Artikel unserer Mitglieder und aller Freunde rund um die entomologische Arbeitsgemeinschaft am Haus der Natur entstanden ist. Bitte sendet uns Wissenswertes, Neues aber auch interessante Fotos rund um die Entomolo- gie, die wir gerne in diesem Newsletter aufnehmen werden.

Fauna Salzburgs Massenvorkommen des Asiatischen Marienkäfers Harmonia axyridis (Pallas, 1773) in Salzburg rienkäfer. Er wurde in Massen gezüchtet, weil auf seinem Speiseplan eine breite Palette von Blattläusen steht, wodurch er sich zur biologischen Schädlingsbekämp- fung in Gewächshäusern besonders gut eignet. Die Käfer haben rasch entdeckt, dass es reichlich Blattläuse auch außerhalb von Gewächshäusern gibt. Da Harmonia axyridis außerdem in unserem Klima prob- lemlos überwintern und sich ebenso prob- lemlos fortpflanzen kann, ist er inzwischen

häufig in freier Wildbahn zu finden. Bild 1: Die typischen Farben und Muster sind an dieser kleinen Versammlung der Überwinterungs- Die erste Meldung aus Österreich stammt gemeinschaft gut zu erkennen. (Foto © Elisabeth von Rabitsch & Schuh (2006). Geiser) Harmonia axyridis hat sich seit Ende der 1990er Jahre in Europa etabliert und seit- Seit wenigen Jahren ist die heimische Kä- her rasant ausgebreitet. Sucht man nach ferwelt noch bunter als sie es schon bisher "Harmonia axyridis" in Google, so erhält war. Wo immer ein Koleopterologe genau man eine Reihe von sehr interessanten hinschaut, findet man den Asiatischen Ma- ©Salzburger Entomologische Arbeitsgemeinschaft Haus der Natur Austria, download unter www.biologiezentrum.at

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Webseiten, sodass ich hier keine spezielle Empfehlung angeben möchte. Es gibt sehr übersichtliche Bilderzusammenstellungen mit den typischen Mustern und Vergleiche mit einheimischen Arten, mit denen man die neue Art verwechseln könnte. Damit kann man Harmonia axyridis leicht identi- fizieren. Mein Dank geht an Manfred Bernhard für seine Mitteilung, dass er Harmonia axyri- dis bereits in seinem Garten entdeckt hat. Das bestätigt, dass man ihn überall findet, wo man genau hinsieht. (Elisabeth Geiser) Bild 2: In diesen, bis Anfang März 2009 schneebe- deckten Ritzen zwischen den Holzbrettern einer Literatur: Terrasse in Grödig haben mindestens 200 Exempla- Rabitsch, W & R. Schuh 2006. The first record of re von H. axyridis überwintert. (Foto © Elisabeth the multicolored Asian ladybird Harmonia axy- Geiser) ridis (Pallas, 1773) in Austria. — Beiträge zur Entomofaunistk, Wien, 7: 161-164.

Ein eindrucksvolles Schauspiel: Die Einwanderung unzähliger Distelfalter (Vanessa cardui) im Mai 2009 „Schwärme“, die offensichtlich über ganz Europa fliegen. Der Distelfalter kann bei uns den Winter nicht überleben. Tiere wandern im Früh- ling und Frühsommer ein, ihre späteren Nachkommen wandern im Herbst wieder aus. Wenn die Witterung sehr günstig ist, kann dieser Wanderfalter bei uns im Sommer hohe Populationsdichten errei- chen. 1953 beschrieb der Salzburger Entomologe Bild 3: Dieser Distelfalter machte nur kurze Rast, Mazzucco beispielhaft das Wanderverhal- um etwas Nektar aufzutanken (Salzburg Stadtteil ten des Distelfalters auf der Basis zahlrei- Aigen, 24.05.2009 Foto © Michaela Gros) cher Beobachtungen: Etwa im Februar und Es war nicht zu übersehen, und entspre- März wandern Tiere von Afrika bis ins chende Meldungen gingen auch bei uns im südliche Mittelmeergebiet ein. Im April Haus der Natur zahlreich ein: Der Distel- und Mai wandern ihre Nachkommen dann falter wandert durch Salzburg, und dies in von dort aus weiter nach Norden, und er- außergewöhnlich großer Anzahl. Die ers- reichen zu diesem Zeitpunkt vereinzelt ten Tiere wurden hier bereits im April ge- Mitteleuropa. Die meisten Tiere halten sichtet, damals handelte es sich allerdings sich allerdings noch südlich der Alpen, um wenige Einzelmeldungen. Seit etwa und erst ihre Nachkommen machen sich Anfang bis Mitte Mai sind es regelrechte bei uns in der Regel wirklich bemerkbar, wenn sie etwa im Juni-Juli weiter nach ©Salzburger Entomologische Arbeitsgemeinschaft Haus der Natur Austria, download unter www.biologiezentrum.at

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Norden wandern. Natürlich können die von bis zu etwa 10 sich scheinbar oder entsprechenden Zeitspannen etwas variie- tatsächlich verfolgenden Tieren. Wenige ren, und verschiedene Einwanderungswel- Tiere gönnten sich kurze Pausen, wobei sie len einander überlappen. dann in verschiedene Richtungen von Blü- te zu Blüte flogen, ohne eindeutige Präfe- renzen für bestimmte Nektarquellen er- kennen zu lassen. Die Tiere waren teils sehr alt, teils sehr frisch ausgeschlüpft, was Vermischungen zwischen verschiedenen Wanderungswellen erahnen lässt. Eine Fahrt durch den gesamten Flachgau (zwi- schen etwa Lamprechtshausen, Mattsee und Thalgau) lies keine wesentliche Lü- cken im Wanderzug erkennen. Einige Tie- re lagen bereits als Opfer des Straßenver- kehrs am Straßenrand. Allein bei der eher Bild 4: Wanderfalter Hyles livornica – Linien- schwärmer (Foto Eric Sylvestre, vorsichtigen Annahme, dass durch einen http://www.wikipedia.org) 25 km breiten Ost-West Querschnitt durch den mittleren Flachgau alle 100 m ledig- Heuer wurde im Frühjahr eine große Ein- lich ein Imago/Sek. am 25.05. jeweils wanderungswelle in Spanien und Süd- durchflog, kommt man auf die bemer- frankreich gemeldet. Etwa zu diesem Zeit- kenswerte Anzahl von ca. 7 Millionen punkt wurde der Distelfalter aber auch im Imagines, die nur an diesem Tag über den nördlichen Balkan zahlreich beobachtet, Flachgau geflogen sein müssten (wenn etwa in Slowenien (Gomboc, pers. Mitt.). man annimmt, dass der Wanderzug an Wie wir wissen, ist die Art in der Folge diesem Tag mindestens etwa 8 Stunden nun auch in Österreich aufgetreten, wobei andauerte, was aufgrund der damaligen kaum ein zeitgenössischer Entomologe ein Witterung sehr plausibel erscheint)! derartig massenhaftes Auftreten je beo- Aus verschiedenen Quellen kann man ent- bachtet hat. nehmen, dass für Wanderfalter besonders In Salzburg erhielten wir heuer bereits günstige Jahre bereits ein halbes Jahrhun- Meldungen aus den Bezirken Pinzgau, dert zurück liegen. In ihrer ausgezeichne- Tennengau und v. a. aus dem Flachgau ten Schmetterlingsbuchreihe bezeichnen z. (aus etwa 80 verschiedenen Fundorten B. Ebert & Rennwald (1991) nach 1958 insgesamt!). Das Massenauftreten hat seit lediglich 1985 und 1988 als „starke Flug- etwa Mitte Mai angefangen. Hauptzugs- jahre“ des Distelfalters in Baden- richtung ist fast immer Nord bis Nordos- Württemberg. Das Jahr 1958 ist auch in ten, wobei die Tiere gerne „Leitlinien“ der Salzburg als „Wanderfalterjahr“ in Erinne- Landschaft verfolgen: Besonders entlang rung geblieben. In diesem Zusammenhang von Waldrändern konnte ich die größte sehr interessant ist die Tatsache, dass vom Anzahl an Tieren beobachten (bis zu etwa etwas selteneren Wanderfalter Hyles livor- 10 Imagines/Sek. in einem jeweils 25 bis nica (Linienschwärmer) bisher nur aus 50 m breiten Korridor im Ibmer Moor und dem Jahr 1958 Maifunde aus Salzburg in im Hehermoos (südliches Innviertel, O- der Biodiversitätsdatenbank am Haus der berösterreich) am 25.05. Die Tiere flogen Natur verzeichnet waren (vgl. dazu auch dabei meistens einzeln, oder in Gruppen Mazzucco 1968): am 26.05.2009 konnte

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ich in meinem Garten bei Guggenthal Mazzucco K., 1953: Falterwanderwellen aus dem (Gemeinde Koppl östlich Salzburg) einen Süden. - Zeitschr. Wiener Ent. Ges. 38: 81-87. Mazzucco K., 1968: Österreichischen Foschungs- Linienschwärmer in der Dämmerung bei zentrale für Schmetterlingswanderungen. Haus der Nektaraufnahme beobachten! Auch die der Natur, Salzburg. – Unveröffentlichter Be- etwas regelmäßíger beobachtete Wander- richt, Haus der Natur: 1-32. falterart Heliothis peltigera (Eulenfalter, Noctuidae) konnte ich heuer bereits mehrmals am Licht in meinem Garten be- obachten. Dies lässt sich im Übrigen durch ein ungewöhnlich massives Auftreten bei- der Arten (Hyles livornica und Heliothis peltigera) während der Monate April und Mai in Slowenien erklären (Gomboc, pers. Mitt.)! So würde ich jedem empfehlen, heuer Au- genmerk auf die Wanderfalterwelt zu wer- fen: Vielleicht erwarten uns noch einige Überraschungen… (Patrick Gros)

Literatur: Bild 5:Wanderfalter Heliothis peltigera (Foto Nir Ebert G. & E. Rennwald, 1993: Die Schmetterlinge Ofir, http://www.wikipedia.org) Baden-Württembergs. Band 1. Tagfalter I. - Eu- gen Ulmer GmbH & Co Verlag, Stuttgart: 1-552.

Beitrag zur Biologie der Imagines von leucocerella (Sco- poli, 1763) (: ) Zusammenfassung: (www.nkis.info, Kurz et al. 2009) fotogra- Cauchas leucocerella ist aus dem Großteil Mittel-, fisch erfasst und kartiert wurden. Daneben Südost- und Osteuropas nachgewiesen worden, wird meist aber nur relativ selten gefunden. (Kars- blieb natürlich aber immer auch ein Auge holt & Nieukerken, 2004). Nach Küppers (1980) für interessante Schmetterlingsfunde offen. soll sie des öfteren vergesellschaftet mit Cauchas Beobachtungen zur Biologie: fibulella ([Denis & Schiffermüller], 1775) an Vero- nica chamaedrys auftreten. Sowohl am Hundsheimer Berg, als auch am Sandberg bei Oberweiden wurde auf Einleitung: Halbtrockenrasen Veronica prostrata in Bei einer kleinen Exkursion in den Osten zahlreichen Exemplaren blühend vorge- Österreich gemeinsam mit Marion Kurz funden. Da am Hundsheimer Berg an Ve- und Erich Hübl Anfang Mai 2009 besuch- ronica vindobonensis, eine Art, die so wie ten wir unter anderem den Hundsheimer die nahe verwandte Berg in der Nähe von Hainburg, sowie den mehr an Wald- und Gebüschrändern sogenannten Sandberg bei Oberweiden in wächst, bereits Cauchas fibulella beim der Nähe von Marchegg. Unsere Aufmerk- Nektar saugen gefunden werden konnte, samkeit galt dabei vor allem den Pflanzen- untersuchten wir natürlich auch die in vol- gesellschaften und floristischen Besonder- lem Sonnenschein auf den Halbtrockenra- heiten der Felssteppen, Trocken- und sen und am Wegrand blühenden Veronica Halbtrockenrasen dieser Gebiete, die für prostrata näher. Am Sandberg bei Ober- das Naturkundliche Informationssystem weiden fand sich dann auch hier mehrfach

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eine kleine, an den Blüten saugende Ade- rend Magerwiesen und Halbtrockenrasen lidae, allerdings handelte es sich in diesem diesbezüglich noch nicht näher untersucht Fall um Cauchas leucocerella. Die Art wurden (abgesehen vom weitgehenden steht C. fibulella habituell sehr nahe, weist Fehlen vergleichbarer Lebensräume in aber meist am Costalrand einen zusätzli- Salzburg, wie sie am Sandberg festgestellt chen kleinen weißen Fleck auf. Außerdem wurden). (Michael Kurz) sind die Hinterflügel gegen die Basis zu deutlich weißlich aufgehellt. Eine Vergesellschaftung beider Arten wurde weder an V. vindobonensis noch an V. prostrata festgestellt. An Veronica prostrata saugten aber eine Reihe anderer Lepidopterenarten in Konkurrenz zu C. leucocerella. Es waren dies Glyphipterix simpliciella (Stephens, 1834), Spialia ser- torius (Hoffmannsegg, 1804), Cupido mi- nimus (Fuessly, 1775), Glaucopsyche ale-

xis (Poda, 1761), Coenonympha pamphilus Bild 6: Cauchas leucocerella (Scopoli, 1763) (Foto (Linné, 1758), Eurrhypis pollinalis ([Denis © Michael Kurz, http://www.nkis.info) & Schiffermüller], 1775), Pyrausta despi- cata (Scopoli, 1763), Callistege mi Literatur: (Clerck, 1759) und Euclidia glyphica Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken (2004). Lepi- doptera, . – Fauna Europaea version 1.1, (Linné, 1758), die meisten davon mehr- http://www.faunaeur.org [online 09 June 2009]. fach. Küppers, P.V. (1980). Untersuchungen zur Taxo- nomie und Phylogenie der Westpaläarktischen Trotz zahlreicher Funde von C. fibulella an Adelinae (Lepidoptera: Adelidae), Dissertation, Veronica chamaedrys wurde C. leucoce- Wissenschaftliche Beiträge Karlsruhe, Verlag rella in Salzburg noch nicht nachgewiesen. M.Wahl, Karlsruhe. Ein Grund dafür könnte sein, dass die bis- Kurz, M. A., M. E. Kurz & H. C. Zeller-Lukashort herigen Funde, so wie jene im Osten Ös- (2000 – 2009). Naturkundliches Informationssys- tem. – URL: http://www.nkis.info [online 09 Ju- terreichs, fast ausschließlich an Wald- und ne 2009]. Gebüschrändern gemacht wurden, wäh-

Bericht über das 26. Treffen der südostbayerischen Entomologen Im Rahmen des Frühjahrstreffens der süd- H.M.S. Beagle ein, die entscheidend für ostbayerischen Entomologen am 31. März Darwins Naturverständnis und die viel 2009 in Rohrdorf wurde von Herrn Prof. später publizierte Evolutionstheorie war. Dr. Klaus Schönitzer von der zoologischen Dies gilt insbesondere für die Beobachtun- Staatsammlung München ein bemerkens- gen auf den Galapagos-Inseln, in deren werter Vortrag zum Thema „Galapagos, Gewässer sich die Beagle 1835 fünf Wo- Darwin und die Evolutionstheorie“ gehal- chen zur Küstenvermessung aufhielt. Dar- ten. win konnte 4 Inseln des Archipels einge- Schönitzer ging zunächst ausführlich auf hend studieren und umfangreiches Materi- die fünf Jahre (12. Febr. 1831 bis 10. Febr. al sammeln. 1836) dauernde Reise Darwins auf der

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eine genetische Drift handeln, die sich aufgrund der geringen Populationsgrößen relativ schnell entwickelt. Der flugunfähi- ge Kormoran ist eine auch auf anderen Inseln ohne Feinde zu beobachtende Ent- wicklung hin zu großen, flugunfähigen Arten.

Bild 7: Schildkröten mit sattelförmigen Panzern können den Hals nach oben recken (Foto © Schö- nitzer)

Dann beschrieb er mehrere Beispiele für die inselspezifischen Anpassungen, die aufgrund der von Insel zu Insel unter- schiedlichen ökologischen Gegebenheiten entstanden sind: Bei den Landschildkröten kann man verschiedene Arten bzw. Unter- arten unterscheiden (hier ist die Auftren- Bild 8: Schildkröten mit runden Panzern brauchen nung der Populationen in einem Stadium genügend Nahrung am Boden (Foto © Schönitzer) dazwischen). Es können zwei Typen von Schildkrötenpanzern unterschieden wer- Schönitzer ging dann auf die berühmten den. Auf höheren Inseln mit ganzjährig „Darwinfinken“ ein. Darwin hat nicht er- bodennah verfügbarer Vegetation leben kannt, dass diese Vögel alle nahe verwandt Tiere mit runden Panzern. Auf flachen sind und hat sie mit ganz unterschiedlichen Inseln hingegen fehlt in der Trockenzeit Namen bezeichnet. Er hat die gesammelten diese bodennahe Vegetation. Die Blätter Tiere nicht genau genug etikettiert und der dort wachsenden Büsche und Kakteen- konnte sie später nicht den einzelnen In- früchte sind nur mit lang gestrecktem Hals seln zuordnen, was er später sehr bereut erreichbar, weshalb die Panzer eine sattel- hat. Der Ornithologe John Gould, der die förmige Gestalt angenommen haben. von Darwin gesammelten Vögel wissen- schaftlich bearbeitete, beschrieb 13 Arten Bei den Meerechsen haben sich inselspezi- in drei nahe verwandten Gattungen. Nach fische Unterarten herausgebildet. Landle- heutigem Wissenstand handelt es sich um guane fressen, wie die Landschildkröten, 14 monophyletisch verwandte, endemische Opuntien. Auf Inseln, auf denen diese Arten mit unterschiedlichen Verbreitungs- Pflanzenfresser fehlen, besitzen die Opun- arealen. Sie unterscheiden sich nur im tien nur schwache Stacheln und geringere Nahrungsverhalten, nicht im Balz- und Wuchshöhen. Auf solchen Inseln, auf de- Nistverhalten. Die Form der Schnäbel hat nen diese großen Reptilien vorkommen sich an die bevorzugte Nahrung (z.B. Sa- sind die Opuntien baumförmig und haben men, Früchte, Insekten) jeweils angepasst. kräftige Stacheln. Bei den Lavaeidechsen Bei der Beobachtung der Darwinfinken kann man von Insel zu Insel unterschiedli- handelte es sich aber um kein „Heureka“- ches Paarungsverhalten („Liegestütz- Erlebnis: So sprach erst 1947 David Lack rhythmus“) beobachten. Hierbei dürfte es von „Darwin´s finches“. Aber die Spott- sich aber weniger um Anpassung als um drosseln, von denen Darwin Exemplare

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von 3 Arten sammelte und beobachtete das Denken von Charles Darwin beein- gaben ihm doch zu denken. Darwin er- flusst. Zu erwähnen ist auch „Principles of wähnte sie bereits 1836 in seinem Tage- Geology“ (3 Bde., 1830 – 1833) von buch. Charles Lyell und der Essay von 1798 von Auch bei den Pflanzen finden sich Beispie- T. R. Malthus über die Gesetze des Bevöl- le für adaptive Radiation: Die endemische kerungswachstums. Gattung Scalesia (Asteraceen) hat bei- In den Jahren 1837 – 1840 standen für spielsweise 15 Arten und 5 Unterarten Darwin die Grundzüge seiner Theorie be- ausgebildet. reits fest, aber er zögerte mit der Publikati- Der Referent wies dann darauf hin, dass on. Auslöser hierfür war ein Manuskript auch in neuerer Zeit immer wieder neue des Sammlers und Naturbeobachters Alf- Erkenntnisse von den Galapagos gewon- red R. Wallace (1823 – 1913), das er Dar- nen werden konnten: So wurde eine dritte win 1858 zur Begutachtung und Publikati- Art bei den Landleguanen (Conolophus sp. on sandte. Daraufhin präsentierte Darwin nov.) gefunden. Auch für die Möglichkeit noch 1858 seine Theorie auf einer Sitzung sympatrischer Speziation in der Natur, der Linnaean Society in London, auf der ergaben sich neuerdings Hinweise, ähnlich auch das Manuskript von Wallace vorge- wie bei den Cichliden ostafrikanischer stellt wurde. Ein Jahr später, 1859, also Kraterseen. vor 150 Jahren, erschien dann sein be- rühmtes Werk („On the Origin of Species Schönitzer ging dann auf die Entstehung …“). Für die Verbreitung der Darwinschen der Evolutionstheorie ein. Er verwies auf Theorie im deutschsprachigen Raum und die Leibnitz´sche Idee der Kontinuität in die Stammbaum Darstellungen sorgte ins- der Natur und auf das Werk des Großva- besondere Ernst Haeckel (1834 - 1919). ters Erasmus Darwin (1731 – 1802; „Zoo- nomia, or the Laws of Organic Life“, Am Schluss wies der Referent auf die Ge- 1794). Zu den Vorläufern zählt auch die fährdungen hin, denen die Galapagosinseln Publikation von Hugh E. Strickland („On heute durch eingeschleppte Tier- und the true Method of discovering the Natural Pflanzenarten, Tourismus und die Land- System in Zoology and Botany“, 1840). nutzung durch die Siedler ausgesetzt sind. Auch die Abbildungen fossiler Fische in Aufgrund ihrer einmaligen Bedeutung als einem 1833 publizierten Werk von Louis Lehrbeispiel der Evolution ist zu hoffen, R. Agassiz (1807 – 1873) sowie der von dass diese Gefährdungen nicht zunehmen. Martin Barry (1836/7) veröffentlichte (Walter Ruckdeschel) „Verwandtschaftsbaum“ der Tiere haben

Übersiedlung der Insektensammlung in die neuen Räumlichkeiten des Hauses der Natur Im April dieses die tatkräftige Unterstützung der Aufseher Jahres wurde die des Museums wurde diese Leistung in nur Gesamtheit der Kästen der Insektensamm- 1,5 Tagen vollbracht. lung des Hauses der Natur in die neuen, zu Im neuen entomologischen Sammlungs- diesem Zweck speziell eingerichteten raum sind die Insektenkästen in offenen Räumlichkeiten im ehemaligen Museum Regalen nun „auf der Kante“ stehend gela- Carolino Augusteum übersiedelt. Durch

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gert, was nicht nur Platz sparend ist, son- Die Regale sind im derzeitigen Stand zu dern auch einen besseren Überblick er- insgesamt ca. 60-65% ausgelastet, so dass möglicht. Der Raum besitzt ein eigenes für einen zukünftigen Zuwachs des Samm- Lüftungssystem, wobei die Luftfeuchtig- lungsvolumens ausreichend Platz zur Ver- keit derzeit um den für Trockensammlun- fügung steht! gen optimalen Wert von etwa 40% pen- Der Sammlungsraum grenzt unmittelbar an delt. Die Temperatur ist über Heizkörper den modern ausgestatteten Arbeitsraum, in steuerbar, die Fenster abgedunkelt, um dem ab der zweiten Jahreshälfte die Zu- lichtschädigende Einflüsse (Pigmentzerstö- sammenkünfte der Salzburger Entomolo- rung) zu verhindern. Die Möglichkeit der gischen Arbeitsgemeinschaft stattfinden- Vergiftung des Raumes (durch Gas) ist werden. In diesem Raum wird das Abhal- planmäßig vorgesehen, um eventuellen ten kurzer Ergebnisvorträge durch entspre- Befall durch „Sammlungsschädlinge“ effi- chende Ausrüstung (Decken-Beamer und zient bekämpfen zu können. Projektionsfläche) auch jederzeit möglich Die Kästen wurden, sofern möglich, nach sein. Hier wird natürlich auch für eine aus- Ordnungen und Familien angeordnet (Rei- reichend große Arbeitsfläche gesorgt. Ins- henfolge für die Schmetterlinge nach gesamt betrachtet wird die weitere Bear- Karlshort & Razowski 1996), wobei eine beitung der entomologischen Sammlungs- Nummerierung der Kästen gerade ausar- bestände also unter deutlich verbesserten beitet wird. Sämtliche Kästen wurden zu Bedingungen ablaufen können: Wir freuen diesem Zweck digital erfasst. Im Raum uns bereits auf das erste Herbsttreffen! sind sie wie folgt angeordnet: (Patrick Gros) 1. Regalreihe: „Kleinschmetterlinge“ / Lasiocampoidea / Bombycoidea (SBG/Paläarktis) 2. Regalreihe: Restliche Bombycoidea / Hesperioidea (vorw. SBG/Paläarktis) 3. Regalreihe: Papilionoidea / Dre- panoidea / Geometroidea / Noctuoidea (SBG/Paläarktis) 4. Regalreihe: Restliche Noctuoidea (SBG/Paläarktis) / Papilionoidea, Hesperioidea & einzelne „Nachtfalter“ (exotisch) / Ausstellungsbelege (uneti- kettierte Belege) Bild 9: Lagerung der Insektenkästen in offenen 5. Regalreihe: Coleoptera (vorw. paläark- Regalen (Foto © Gros)

tisch, Anordnung nicht abgeschlossen) Literatur: 6. Regalreihe: Coleoptera (paläarktisch & Karsholt O. & J. Razowski, 1996: The Lepidoptera exotisch, Anordnung nicht abgeschlos- of Europe. A distributional checklist. 380 pp. – sen) / leere Kästen Apollo Books, Stenstrup 7. Regalreihe: Hymenoptera / Saltatoria / Odonata / Restl. Insektengruppen / Weitere Gliedertiere

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Aktuelle Termine Wegen Umbau- und Übersiedlungsarbeiten im Haus der Natur können im 1. Halbjahr 2009 keine Treffen in den Arbeitsräumen stattfinden. Die nächsten Arbeitstreffen gibt es voraus- sichtlich ab Herbst 2009 in den neuen Räumlichkeiten. Wegen Umbau- und Übersiedlungsarbeiten im Haus der Natur finden im 1. Halbjahr 2009 keine Vorträge statt.

Entomologen-Stammtisch Gasthof Hölle, Berchtesgadener Straße: jeweils ab 19:00 Uhr Montag, 13.07.2009 Montag, 10.08.2009 Montag, 7.09.2009 Montag, 27.07.2009 Montag, 24.08.2009 Montag, 28.09.2009

Impressum Titel: Newsletter (Salzburger Entomologische Arbeitsgemeinschaft) ISSN 2074-0247

Herausgeber: Salzburger Entomologische Arbeitsgemeinschaft am Haus der Natur Redaktion: Mag. Hans Christof Zeller-Lukashort, Dr. Patrick Gros

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