Entomologica Austriaca
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Entomologica Austriaca Jahr/Year: 2020 Band/Volume: 0027 Autor(en)/Author(s): Diverse Autoren Artikel/Article: Bericht über das sechste ÖEG-Insektencamp: Wirbellose Artenvielfalt rund um Güssing (Südburgenland) 137-210 Entomologica Austriaca www.entomologie.org Band 27: 137–210 Wien, 14.03.2020 Bericht über das sechste ÖEG-Insektencamp: Wirbellose Artenvielfalt rund um Güssing (Südburgenland) Elisabeth Huber, Sandra Aurenhammer, Hanna Bauer, Julian Becker, Roman Borovsky, Nora Bruggraber, Gregor Degasperi, Hermann Elsasser, Thomas Frieß, David Fröhlich, Julia Gladitsch, Benjamin Gorfer, Johanna Gunczy, Lorenz W. Gunczy, Helge Heimburg, Erwin Holzer, Gabriel Kirchmair, Christian Komposch, Antonia Körner, Gernot Kunz, Leonhard Lorber, Anna Moser, Wolfgang Paill, Petra Schattanek, Johannes Volkmer, Herbert C. Wagner, Benjamin Wiesmair, Anna Wolf, Lukas Zangl, Thomas Zechmeister & Oliver Zweidick Abstract: Report on the sixth “insect camp” of the Austrian Entomological So- ciety: invertebrate diversity all around Güssing (Southern Burgenland, Austria) The sixth insect camp of the Austrian Entomological Society took place in the vicinity of Güssing in Southern Burgenland (Austria) from May 16th to May 19th, 2019. In total, 24 participants from Tyrol, Vienna, and Styria attended the field course and were accompanied and supported by 23 specialists for various taxonomic groups during the camp and/or at the postprocessing. During those four days, the participants studied and applied different trapping and preparation approaches, trained deter- mination, gathered knowledge on various groups of arthropods and gastropods and were able to network with taxonomists. Five localities were investigated and in total 788 species were detected: 11 Odonata, 48 Hetero ptera, 60 Auchenorrhyncha, 321 Coleo ptera, 2 Pleco ptera, 1 Meco ptera, 1 Megalo ptera, 47 Di ptera, 90 Hymeno ptera, 10 Tricho ptera, 105 Lepido ptera, 68 Araneae, 5 Opiliones, 6 Pseudoscorpiones, and 16 Gastropoda species. 27 species records are new for Burgenland: 12 Auchenorrhyncha, 3 Coleo ptera, 4 Di ptera, 7 Hymeno ptera and 1 Araneae species. Key words: biodiversity, entomology, Arthropoda, Naturpark Weinidyll, faunistics, Naturschutzbund Burgenland. Citation: Huber E., Aurenhammer S., Bauer H., Becker J., Borovsky R., Brug- graber N., Degasperi G., Elsasser H., Frieß T., Fröhlich D., Gladitsch J., Gor- fer B., Gunczy J., Gunczy L. W., Heimburg H., Holzer E., Kirchmair G., Komposch C., Körner A., Kunz G., Lorber L., Moser A., Paill W., Schattanek P., Volkmer J., Wagner H. C., Wiesmair B., Wolf A., Zangl L., Zechmeister T. & Zweidick O. 2020: Bericht über das sechste ÖEG-Insektencamp: Wirbellose Artenvielfalt rund um Güssing (Südburgenland). – Entomologica Austriaca 27: 137–210. Einleitung Trotz seiner hohen Diversität kann das Südburgenland als einer der von der biologischen Forschung am stärksten vernachlässigten Landschaftsteile Österreichs betrachtet werden. 137 Huber E. et al. 2020 Entomologica Austriaca 27: 137–210 Abb. 1: Teilnehmer beim intensiven Bestimmen von Libellen (links) und beim Abbauen der Barberfallen (rechts). Fotos: E. Huber. Ein Blick zurück zu den frühen Naturforschern o enbart allerdings ein ganz anderes Bild: Güssing war eine Hochburg der Naturkunde. Der weltbekannte Botaniker Carolus Clusius hat hier im 16. Jahrhundert gelebt und gewirkt. In Güssing und auf der Burg Schlaining verfasste er sein bedeutendes Werk „Stirpium Nomenclator Pannonicus“ – es handelt sich hierbei um die erste systematische Erfassung der Flora des Pannonikums mitsamt den ungarischen Gemeinnamen. Clusius´ Arbeiten zur Flora von Österreich und Ungarn sollten über mehr als 100 Jahre maßgebend bleiben. In jüngerer Zeit hat das Güssinger Umland Wissenschafter der Karl-Franzens-Universität Graz angezogen, die enge und langjährige Beziehungen zu diesem Naturraum führten. Der Freilandökologe und engagierte Naturschutzbiologe Univ.-Prof. Dr. Franz Wolkinger war viele Jahre der Präsident der Internationalen Clusius-Forschungsgesellschaft. Dement- sprechend hoch war seine Aktivität im Südburgenland. Weiters hatte der Grazer Zoologe Univ.-Prof. Dr. Otto Kepka in Punitz (Bezirk Güssing) eine Wildtier-Forschungsstation eingerichtet. Der Begeisterung für die organismische Biologie versprühende Professor besuchte und besammelte mit seinen Studenten im Rahmen der Zoologischen Exkur- sionen die Güssinger Fischteiche, den Burgberg, das Stremtal und den Punitzer Wald. Erste Ergebnisse dieser intensiven Exkursions- und Lehrtätigkeit sind im „Naturführer Südburgenland“ publiziert (W & B 1996). Der Grundstein für naturkundliches Forschen und Vermitteln in diesem bemerkenswerten Gebiet war somit gelegt. Im Rahmen des sechsten ÖEG-Insektencamps sollten diese biologischen Tätig- keiten fortgeführt werden und mit angehenden BiologInnen und naturkundlich Interes- sierten zumindest für einige Tage auf den Spuren von Carolus Clusius, Franz Wolkinger und Otto Kepka die Kleintierwelt dieser pannonischen Landschaft erforscht werden. Ziel des ÖEG-Insektencamps ist es, die Artenkenntnis der TeilnehmerInnen zu erwei- tern, Exkursionserfahrung zu sammeln und faunistische Daten zu erheben. Um dies zu erreichen, wurde das Insektencamp dabei von erfahrenen Taxonomen und Ökologen unterstützt, die dabei ihr praktisches und theoretisches Wissen teilten. Während des ÖEG-Insektencamps 2019 konnten 24 TeilnehmerInnen aus Tirol, Wien, Niederöster- reich und der Steiermark ihre entomologischen, arachnologischen oder malakologischen Fähigkeiten in dem Gebiet rund um Güssing erweitern. Innerhalb von vier Tagen (16.–19. Mai 2019) wurden verschiedenste Biotope – trockene Magerstandorte, Feucht ächen, 138 Huber E. et al. 2020 Entomologica Austriaca 27: 137–210 Abb. 2: Gruppenfotos des sechsten ÖEG-Insektencamps 2019 in Güssing. Fotos: W.E. Holzinger, E. Huber. Baumbestände, Gewässer – mit einer Vielzahl an Erfassungsmethoden untersucht. Die vielfältigen faunistischen Erhebungen wurden in Artenlisten dokumentiert. Teilnehmerliste und Organisation Die örtliche Unterstützung sowie die Mithilfe bei der Organisation und Probe ächenwahl erfolgte durch Dr. Ernst Breitegger (Naturschutzbund Burgenland). Folgende Personen haben am ÖEG-Insektencamp in Güssing vor Ort teilgenommen und/oder bei der Determination und Publikation mitgearbeitet (Abb. 2): Sandra Aurenhammer (Graz), Hanna Bauer (Graz), Julia Bauer (Breitenau am Hoch- lantsch), Julian Becker (Graz), Roman Borovsky (St. Kathrein am O enegg), Ernst Breitegger (Güssing), Elisabeth Brugger-Schiefermüller (Wip ng), Nora Maja Bruggraber (Ilz), Lara Gartler (Graz), Benjamin Gorfer (Graz), Gregor Degasperi (Innsbruck), Her- mann Elsasser (Fladnitz im Raabtal), omas Frieß (Graz), David Fröhlich (Heiligen- kreuz am Waasen/Stmk), Johanna Gunczy (Leutschach a. d. Weinstraße), Lorenz Wido Gunczy (Graz), Clara Hajek (Voitsberg), Helge Heimburg (Graz), Philipp Holzinger (Graz), Werner Holzinger (Graz), Erwin Holzer (Anger), Elisabeth Huber (Graz), Gabriel 139 Huber E. et al. 2020 Entomologica Austriaca 27: 137–210 Abb. 3: Übersichtskarte der 5 Probeflächen des ÖEG-Insektencamps 2019 im Gebiet um Güssing (Süd- burgenland): Naturschutzbundwiese (1), Zickentaler Moor (2), Tobajer Kogel (3), Güssinger Fischteiche (4), Urbersdorfer Stausee (5). Grafik: J. Volkmer (Kartenbasis: OpenStreetMap). Kirchmair (Graz), Christian Komposch (Graz), Antonia Körner (Graz), Gernot Kunz (Graz), Leonhard Lorber (Graz), Markus Mayr (Innsbruck), Samuel Messner (Graz), Anna Moser (Graz), Marc Mußmann (Wien), Wolfgang Paill (Graz), Johannes Passler (Graz), Christina Pilz (Markt Hartmannsdorf), Petra Schattanek (Innsbruck), Berna- dette Schindelegger (Lunz), Eva Schneider (Hall in Tirol), Christina Siegl (Innsbruck), Jana Skorjanz (Graz), Julia Techt (Graz), Johannes Volkmer (Linz), Herbert Christian Wagner (Graz), Christina Weisser (Graz), Benjamin Wiesmair (Innsbruck), Anna Wolf (Graz), Adrian Wolfgang (Graz), Lukas Zangl (Graz), omas Zechmeister (Illmitz), Oliver Zweidick (Graz). Gebietsbeschreibung Fünf vorausgewählte Flächen wurden bearbeitet, die jeweils noch in weitere Teil ächen untergliedert wurden. Mit dieser Auswahl wurde versucht, eine hohe Vielfalt an Lebens- räumen zu untersuchen, um ein möglichst großes Artenspektrum zu dokumentieren. Sämtliche Koordinatenangaben entsprechen dem WGS84. Naturschutzbundwiese – „Winkelwiese“ (1a–c) Die ca. 7 ha große „Winkelwiese“ be ndet sich in der Gemeinde Urbersdorf und ist im Besitz des Naturschutzbundes Burgenlands. Die frühere klein ächige landwirtschaftli- che Nutzung bis hin zu den 1990er Jahren ist hauptverantwortlich für die mosaikartige Struktur der Wiese mit den unterschiedlichen Trophiestufen und Wiesentypen, wie 140 Huber E. et al. 2020 Entomologica Austriaca 27: 137–210 Abb. 4: Probefläche 1a–c: Naturschutzbundfläche „Winkelwiese“. Grafik: J. Volkmer (Kartenbasis: Google- Maps). beispielsweise verschiedene Magerrasen, Seggenriede und Streuwiesen (F et al. 2013). Die Probe äche 1 wird aufgeteilt in: • Den begradigten Limbach mit seiner Ufervegetation, die sich im südlichen Bereich zu einem Weichaugehölzstreifen ausbreitet. Koordinaten: 47°03'05" N 16°22'52" E, Höhe: 209 m ü.A., Fundortkürzel: 1a • Feuchtgebüsche, welche sich über die Fläche verteilen. Koordinaten: 47°03'09" N 16°22'48" E, Höhe: 210 m ü.A., Fundortkürzel: 1b • Eine heterogene Mähwiese mit unterschiedlichen Strukturen und einem ehemaligen, mäandrierenden