SWR2 Feature Am Sonntag Sein Schönstes Geschenk Auf Der Suche Nach Wagners Verschollenen Ring-Partituren Von Michael Lissek
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SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Feature am Sonntag Sein schönstes Geschenk Auf der Suche nach Wagners verschollenen Ring-Partituren Von Michael Lissek Sendung: Sonntag, 7. August 2016, 14.05 Uhr Redaktion: Walter Filz Regie: Michael Lissek Produktion: SWR 2016 Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Service: SWR2 Feature am Sonntag können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören:http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/feature.xml Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Feature am Sonntag sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Bestellungen per E-Mail: [email protected] Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? 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Sprecherin 1: Reichswirtschaftsminister Walther Funk überreicht Tizians Venus vor dem Spiegel Sprecherin 2: Albert Speer: ein vier Meter hohes Modell des Triumphbogens von Germania Sprecherin 1: Ferdinand Porsche: einen motorisierten Volkspflug... hitlers50er_10 Es ist uns allen unmöglich, dem Führer den Dank abzustatten, der ihm gebührt. Und es ist schwer, ein persönliches Geschenk zu finden, das auch nur einigen Anspruch erheben kann, seiner würdig zu sein. Sprecherin 2: Robert Ley: einen fahrfertigen Volkswagen; Sprecherin 1: Die Firma Märklin: eine Modelleisenbahn Sprecherin 2: Die japanische Regierung: ein Samuraischwert Sprecherin 1: Aus Südtirol eine Tabaksdose des Freiheitskämpfers Andreas Hofer; Sprecherin 2: Außerdem das Feldbesteck von Bismarck. hitlers50er_11 Es ist uns nun gelungen, eine Büste des großen Friedrich zu erwerben, die nach seiner Totenmaske von Meisterhand gefertigt wurde. 2 fuhrer_18 xxx ab '20 Hitler hat beispielsweise 1939 10.000 Paar Socken gestrickt bekommen. Und 1 Jahr zuvor waren's sogar 12.000. hitlers50er_11 Forts. Ich werde heute Abend in Berlin dem Führer diese Büste als bescheidenes Zeichen unserer unwandelbaren Treue und Dankbarkeit überreichen. fuhrer_20 Die Geschenke wurden in der Reichskanzlei, 1939 in den großen Saal xxx ausgestellt, und da ist Hitler auch mal durchgelaufen, und hat sich auch wirklich mal eine Socke in die Hand genommen und sich die angekuckt. xxx hitlers50er_11 Forts. Und ihn bitten, sie als Ehrengeschenk der Hauptstadt der Bewegung und Stadt der deutschen Kunst entgegenzunehmen. Atmo / Musik RISS! (oder wagnerianische fanfare?) Drone (?): Sprecherin 1 (Buch aufschlagen, lesen): "Das weitaus kostbarste Geschenk kam von der deutschen Industrie. Eine Kassette mit jenen Original-Partituren, die Wagner einst seinem Gönner König Ludwig II von Bayern zum Dank für reiche Unterstützung geschenkt hatte." (Buch zu)– Brigitte Hamann: Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth, München 2002 Friedrich_13 Und diese Partituren sind nach dem Ende der Wittelsbacher Herrschaft 1918 dann in den Wittelsbacher Ausgleichsfond gelangt, und von dort dann 1939 von der Reichswirtschaftskammer gekauft worden, um sie Adolf Hitler zum 50ten Geburtstag zu schenken. Der ja, was auch der Reichswirtschaftskammer nicht verborgen geblieben ist, ein großer Wagnerianer war. Friedrich_14 Und man dachte, dass sei also ein adäquates Geschenk zum 50. Geburtstag des Führers, und das fand er wohl auch, und er hat sich mächtig darüber gefreut und hat sie auch nicht mehr hergegeben - und wo sie dann nach seinem Tod und nach dem Ende des 2. Weltkriegs verblieben sind, ist leider unbekannt. Drone-Riss das Folgende über / unter Drone?? oder happy birthday? Ansage: Sein schönstes Geschenk. Auf der Suche nach den verschollenen Wagner- Partituren. Ein schlieriges Schattentheater von Michael Lissek . lissek_filz_01 1 2 3, 3 4 5...Test test, ja ich rede noch ein bißchen... 3 Sprecherin 1: Das ist der Redakteur dieses Stücks. Aufgenommen im Büro des Autors. lissek_filz_01 Forts. Manchmal sage ich dann: Was ist das denn für ein O-Ton? Wo hast'n den her? - Der ist ja unglaublich! – Sprecherin 2: Richard Wagner. Adolf Hitler. Verlorene Autographe. Friedrich_18 Und da ranken sich ja nun viele Legenden und... wie wir alle seit den Hitler-Tagebüchern und dem Stern wissen, kann man sich daran auch ziemlich die Finger verbrennen - an diesen Geschichten. xxx All das ist ein, (lacht) das ist ein heikles Thema, ja. Sprecherin 1: Viele flüchten bei heiklen Themen ins Uneigentliche. Der Autor und der Redakteur auch. lissek_filz_01 Forts. Die Sätze hast du jetzt schon mal so. "Ist der echt, der klingt ja komisch!?" (Lachen) Sprecherin 2: Deshalb dieser Metadiskurs. lissek_filz_01 Forts. Noch so'n paar Sätze von der Sorte... lissek_filz_06 Ich hatte die Idee, dass man sozusagen mit dem Material, das du als Michael recherchiert hast - kann man für die Szenen eine andere Recherchefigur einsetzen! xxx Also du fährst an den Ort x und befragst den angeblichen, hochkompetenten Menschen, der sich damit auskennt: "So, wo könnten die Partituren sein?" Und dann dachte ich, man nimmt diesen O-Ton und packt ihn dann in eine szenisch etwas forcierte Geschichte und ersetzt den Reporter Michael eventuell durch eine andere Figur! lissek_filz_10 Du, ich hab da ja eigentlich bei dieser Geschichte, ich hab da was ganz Schlichtes im Kopf, das ist ja das Grundmuster: Ich habe immer diesen dämlichen amerikanischen Quatsch-Detektiv im Kopf... MUSIK (40erJahre-Krimi??) gruessau_03 Interviewer (70er): Würden Sie liebenswürdigerweise mal kurz zitieren? Sprecher (räuspert sich: spricht chandler-style) Es war gegen 11 Uhr morgens, Mitte April, ein Tag ohne Sonne und mit klarer Sicht auf die Vorberge. meistersingerrede_02 Durch reich gesegnete Gefilde nähern wir uns der alten markgräflichen Residenz. 4 Sprecher: Ich trug meinen kobaltblauen Anzug mit dunkelblauem Hemd, Schlips und Brusttaschentuch, schwarze Sportschuhe und schwarze Wollsocken mit dunkelblauem Muster. meistersingerrede_05 Der Weg hatte ihn von Karlsbad aus durch Eger und durch das Fichtelgebirge in das vom Abendsonnenschein lieblich beleuchtete Bayreuth geführt. Sprecher: Ich war scharf rasiert, sauber und nüchtern, und ich wusste: Wollte ich mehr über die verschwundenen Partituren erfahren, musste ich nach Bayreuth. Ob ich wollte oder nicht. meistersingerrede_02 xxx Unversehens sind wir inmitten eines herrlichen Parks. Weite Rasenflächen ziehen sich zwischen alten Bäumen hin, die das Schloss Eremitage umrauschen. Winifred_02 Bayreuth. Richard Wagner. Fast verschlägt es einem die Stimme. Zwei Namen, die Eigentum nicht nur eines Teiles, nein, ich möchte sagen: Die Besitz dem ganzen deutschen Volk bedeuten! Sprecher: Haus Wahnfried. Hinter einer durchaus satisfaktionsfähigen Empfangsblondine keuchte ich eine steile Treppe nach oben in den Bibliotheksraum. Dort erwartete mich mein Mann: Sven Friedrich. MUSIK aus Friedrich_04 Also, wenn Sie’s ausführlich haben wollen, (spricht sehr schnell) bin ich der Direktor des Richard-Wagner-Museums mit Nationalarchiv und Forschungsstätte der Richard-Wagner-Stiftung, des Franz Liszt-Museums und des Jean-Paul- Museums der Stadt Bayreuth. Sprecher: Alles klar. Und wo sind die Partituren? Friedrich_12 Also wo die sind, kann ich ihnen auch nicht sagen, wenn ich's wüsste, wär ich berühmt! Sprecherin 1 +2 synchron Und wüssten wir's, wäre diese Sendung schon an dieser Stelle zu Ende. Friedrich_16 Also davon kann man sicherlich, äh, ausgehen. Sprecherin 2: Apropros Metadiskurs: 5 Müssten wir nicht, bevor wir überhaupt vom Verschwinden reden, erklären, um welche Partituren es sich überhaupt handelt? Und wie die ganze Geschichte überhaupt anfängt? Friedrich_08 Diese Frage müsste man natürlich eigentlich einem der zahlreichen Editionsphilologen stellen, der Musikwissenschaftler, die z.b. die Werkausgabe machen unter der Leitung von Egon Voss xxx (Stimme oben) MUSIK? Trenner? Fanfare? quatsch-grooves aus protools? voss_09 Wir sind eine Art TÜV: Sprecherin 1: Tonkunst-Überlieferungs-Verwalter voss_09 ff Wir überprüfen die Partituren, aus denen Wagner aufgeführt wird, auf ihre Richtigkeit. Xxx Sprecherin 2: Anstrengend. voss_10 Es ist natürlich eine Arbeit, die sehr viel Geduld verlangt, mit sehr viel Frustration auch einhergeht... und man kommt auch mitunter an den Punkt, an dem man sagt, man hat die Nase voll! (lacht) Sprecherin 1: Von dem Punkt sind wir aber noch sehr weit entfernt. Sprecherin 2: Denn wir haben gerade erst angefangen. Sprecherin 1: Also: voss_11 Also Wagner hat, nachdem der König Ludwig II. von Bayern ihn nach München geholt hatte, dem König seine Partituren