Großpilze Der Waldgebiete Im Erfurter Süden, 2. Beitrag 26/2007
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Veröffentlichungen Naturkundemuseum Erfurt 26/2007 S. 107-126 Großpilze der Waldgebiete im Erfurter Süden, 2. Beitrag JOCHEN GIRWERT und FELIX HAMPE, Erfurt Zusammenfassung 2. Die Arten Es werden Vorkommen von 87 Großpilzarten aus den Verwendete Abkürzungen: Waldgebieten des Erfurter Südens vorgestellt, die ge- RLT Rote Liste Thüringen (HIRSCH et al. 2001) mäß der Roten Listen Thüringens gefährdet sind oder RLD Rote Liste Bundesrepublik Deutschland für Thüringen neu nachgewiesen werden konnten. (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ, 1996) 0 ausgestorben 1 vom Aussterben bedroht Summary 2 stark gefährdet The macromycetes of forests in the southern areas of 3 gefährdet R extrem selten Erfurt (Thuringia), 2nd part. The paper presents records of 87 macromytes species Bei den Fundbeschreibungen wurde die Digitale Bo- of forests in the southern areas belonging to the city dengeologische Konzeptkarte von Thüringen (L5132, of Erfurt (Thuringia). All species presented are either Erfurt) im Maßstab 1 : 50.000 verwendet. Kleinräumi- endangered or new for Thuringia. ge Abweichungen durch geologische Linsen können nicht ausgeschlossen werden. Key words: Macromycetes, Thuringia, fungi, nature protection Russula sublevispora Fastglattsporiger Täubling Neu für Deutschland! 1. Untersuchungsgebiet Fund: Es gelang der Fund eines Fruchtkörpers am 28.08.2006 am südlichen Rand des NSG Aspenbusch Zum Untersuchungsgebiet gehören die Lokalitäten: Er- bei Schellroda (MTB 5032/4). Der gesamte Fundbe- furter Steiger, Willroder Forst incl. Aspenbusch, Bech- reich erwies sich an diesem Tag als ungewöhnlich ergie- steder Holz, Werningslebener Wald (alle FFH-Gebiet big mit Amanita franchettii, Russula pelargonia, Russu- Nr. 56), Eichberg, Katzenberg, Klosterholz, Büßleber la vinosopurpurea und Russula laeta. Ein Grasweg ver- Holz, Wechselholz, Cyriaxberg, Hayner Wald. Typische läuft hier auf der Stadtgrenze. Der besonnte südliche Habitate sind in den Abbildungen 1-6 zu finden. Diese Waldrand, an dem der Pilz stand, wird hier vor allem Wälder befinden sich auf dem Gebiet der Stadt Erfurt, aus Eichen, Quercus spec., gebildet. Es kommen aber des Ilm-Kreises und in geringem Umfang im Kreis Wei- auch Hainbuche, Carpinus betulus, Rotbuche, Fagus mar-Land. Im Südosten reicht das betrach-tete Gebiet sylvatica und Espe, Populus tremula, als Mykorrhiza- etwas über die Grenzen des MTB 5032 hinaus, etwa partner in Frage. Höhe: 425 m NN. bis auf Höhe des Riechheimer Berges im Süden und die Bodengeologie: Löß – Schlämmschwarzerde (über Straße Klettbach – Nauendorf im Osten. Überwiegend Muschelkalk, tonig). Leg.: J. Girwert, det.: W. Jurkeit. handelt es sich um Eichen-Hainbuchenwälder mit oder Exsikkat + Fotos vorhanden. ohne Rotbuche. Es existieren sowohl Mischwälder mit Balsamia polysperma Balsamtrüffel RLT- Elsbeere und Wildobstbäumen, reine Rotbuchenbestän- Fund: Ein Fruchtkörper am 27.06.2006 im Wechsel- de als auch Nadelholzforste. Einige kleine Erlensümpfe holz bei Erfurt-Rohda an der Bachschwinde des Peter- bei Schellroda sind die nassesten Standorte, südexpo- baches (MTB 5032/4) unter Hasel. Höhe: 260 m NN. nierte Kalkhänge bei Hohenfelden und Nauendorf die Bodengeologie: Lehm, tonig – Vega (Nebentäler). Leg. trockensten. Das Gebiet ist sommerwarm mit Jahres- + det.: J. Girwert, rev.: G. Hensel. Foto und Exsikkat niederschlägen um 550 mm. Die Böden sind auf Unte- vorhanden. rem und Oberem Muschelkalk gebildet. Verbreitet sind Bemerkungen: RLD 1 als Balsamia platyspora, RLD 2 als Balsa- Lößauflagen unterschiedlicher Mächtigkeit. mia fragiformis. MONTECCHI & SARASINI, 2000, betrachten diese 107 Arten als mit B. polysperma synonym. Soweit bekannt, ist der Fund Russula emeticicolor Kleiner Zinnobertäubling von Balsamia polysperma im Wechselholz der erste für Thüringen. Allerdings gab es 2007 (Putzmann, mdl. Mitteilung) im Schiefer- RLT- / RLD 1 (Abb. 7) gebirge auf basischem Ausgangsgestein mehrere Nachweise. Die Funde: 1. Anfang September 2004 im Aspenbusch bei zweite Art Balsamtrüffel, Balsamia vulgaris, ist nach einem Fund Schellroda, nördlich der A4 im Rotbuchenwald (MTB von 1954 in Thüringen verschollen. 5032/4). Am 14.08.2007 konnte der Fund erneuert wer- Cortinarius xanthophyllus Goldblättriger Klumpfuß den. Höhe: 400 m NN. RLT- / RLD 3 Bodengeologie: Löß – Schlämmschwarzerde (über Funde: Am 07.10.2002 im Werningslebener Wald Muschelkalk, tonig). Leg.: J. Girwert, det.: W. Jurkeit. (5132/2) an lichter Stelle bei Eiche, Quercus spec., und Exsikkat und Fotos vorhanden. Hainbuche, Carpinus betulus. Erneut an selber Stelle 2. Aspenbusch bei Schellroda (MTB 5032/4) südlich am 17. September 2007. Höhe: 445 m NN. der A4 im Rotbuchenwald. 2005 mehrfach gesehen. Bodengeologie: Löß – Fahlerde. Leg.: J. Girwert, det.: T. Höhe: 425 m NN Brandrud. Die Bestimmung erfolgte nach Beschreibung Bodengeologie: Ton, lehmig, steinig (Sedimente des und zugesandten Bildern. Exsikkate und Fotos vorhanden. Oberen Muschelkalkes). Leg. + det.: J. Girwert. Bemerkungen: Diese Art wurde 2004 im Gipskarstgebiet bei Nord- 3. Am 02.09.2007 im Willroder Forst (MTB 5032/4) hausen (Lochmühle) ebenfalls gefunden (mdl. Mitteilung P. Stenzel). nahe am NSG Aspenbusch. Bei Eichen, Hainbuche und Elasmomyces mattirolanus Südliche Täublings- Rotbuchen. Höhe: 400 m NN. trüffel RLT- / RLD 2 Bodengeologie: Ton, lehmig, steinig (Sedimente des Fund: Am 10.07.2006 im Büßleber Holz nahe der Oberen Muschelkalkes). Leg. + det.: J. Girwert. Wiese zur Dorfstatt (MTB 5032/4). Im Eichen-Hain- Bemerkungen: Den Autoren sind keine weiteren thüringer Funde bekannt. Die kleinen milden Weißsporer haben meist einen gut buchen-Wald unter Linde, Tilia. Der Fundbereich ist erkennbaren Hutreif aus weißen Haaren. In der Huthaut sind zahl- pilzkundlich sehr interessant mit weiteren bemerkens- reiche inkrustrierte Haare, ein Merkmal, das ohne Mikroskopie un- erkannt bleibt. Alle Funde wurden auf bzw. neben alten Fahrspuren werten Arten: Boletus fechtneri, Boletus queletii, Ar- gemacht, was zu den Angaben in der Literatur paßt, daß die Art cangeliella stephensii, Cortinarius terpsichores, Lac- gerne auf verdichtetem vegetationsarmem Boden vorkommt (EIN- tarius flavidus, Russula aurea, Russula vinosobrunnea, HELLINGER, 1994). Russula flavispora. Höhe: 380 m NN. Bodengeologie: Ton, lehmig, steinig (Sedimente des Russula flavispora Gelbsporiger Weißtäubling Oberen Muschekalkes). Leg. + det.: J. Girwert. Exsik- RLT- / RLD R kat + Fotos vorhanden. Funde: 1. 15.07.2005 im Eichen-Hainbuchen-Wald auf Bemerkungen: Es handelt sich um den zweiten Fund dieser Art in Thüringen. Über den ersten thüringischen Fund aus dem Aspen- dem Cyriaxberg bei Hayn (MTB 5032/4), dort eben- busch bei Schellroda wurde bereits berichtet (GIRWERT (2002)). falls im Sommer 2006 gesehen. Höhe 350 m NN. Wenige Tage nach dem Zweitfund konnte G. Hensel/Merseburg unweit weitere Fruchtkörper freikratzen. Um Erfurt ist die Art 2. 15.09.2005 im Büßleber Holz nahe der Wiese zur vielleicht gar nicht so selten, sonst aber schon. Es fehlen bislang Dorfstatt (MTB 5032/4) bei Hainbuche, Carpinus be- Nachweise aus allen anderen Bundesländern außer dem Saarland, tulinus, und Linde, Tilia spec. Höhe 380 m NN. Baden-Württemberg und Westfalen (KRIEGLSTEINER (2000)). 3. 02.07.2007 im Büßleber Holz bei Hainbuche, Carpi- Russula campestris Täubling RLT- / RLD- nus betulus, und Linde, Tilia spec. Höhe 360 m NN. Fund: Am 25.10.2006 im Fichtenforst auf dem Eich- Bodengeologie alle: Ton, lehmig steinig (Sedimente berg nördlich von Hohenfelden (MTB 5132/2). Höhe: des Oberen Muschelkalkes). ca. 450 m Leg. + det. alle: J. Girwert. Exsikkate und Fotos vorhanden. Bodengeologie: Lehm, stark steinig (Sedimente des Bemerkungen: Über Russula flavispora in Deutschland wurde erst- Unteren Muschelkalkes). Leg. F. Hampe, det.: W. Jur- mals von UNGER (1999) aus Schleswig Holstein berichtet. KRAUCH (2007) berichtet über einen Nachweis aus dem Jahr 2006 in Rhein- keit. Exsikkat vorhanden. land-Pfalz. Bemerkungen: W. Jurkeit (briefliche Mitt.) fand die Art bislang nur Da die rare Art im Büßleber Holz und am Cyriaxberg mittlerwei- einmal in Nordrhein-Westfalen. Da die Art weitgehend unbekannt le in den drei aufeinanderfolgenden Jahren 2005 - 2007 mehrfach ist und nur ein Fruchtkörper aufgesammelt wurde, wären weitere gefunden wurde, handelt es sich um ein stabiles Vorkommen. Als Funde sehr wünschenswert. Über die Häufigkeit und Verbreitung scharfer Weißtäubling mit gelbem Sporenpulver ist diese Art nicht von Russula campestris im Gebiet sind noch keine seriösen Aus- bestimmungskritisch. Als weiteres, sonst nicht registriertes Merk- sagen möglich. mal, ist verdeckter oder starker Geruch nach Nudelteig zu nennen. 108 Russula globispora Rundsporiger Täubling Arcangeliella stephensii (borziana) Milchtrüffel RLT- / RLD- (Abb. 9) RLT 0 / RLD 3 Funde: 1. Mitte August 2005 im Willroder Forst (MTB Funde: 1. Am 04.07.2006 an einer Bachschwinde süd- 5032/4), Laubwald, v.a. Hainbuche (Carpinus betulus). östlich von Klettbach (MTB 5033/3) unter Linde; Tilia Höhe 400 m NN. spec., wo die Fruchtkörper unter dem Laub auf dem Bodengeologie: Ton, lehmig, steinig (Sedimente d. Boden lagen. Höhe: 370 m NN. Oberen Muschelkalkes). Leg. + det.: J. Girwert, rev.: Bodengeologie:Lehm, tonig – Vega (Nebentäler). Leg. W. Jurkeit. Exsikkat und Fotos vorhanden. + det.: J. Girwert. Exsikkat und Fotos vorhanden. 2. Anfang September 2007 gelang ein Fund im Wernings- 2. Am 10.07.2006 im Büßleber Holz in der Nähe der lebener Wald bei Gügleben (MTB 5132/2) mit Eiche Wiese zur Dorfstatt (MTB 5032/4) unter Linde, Tilia und Hainbuche (Carpinus betulus). Höhe: