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Gemeinde Schweringen Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Grafschaft Hoya

Dorferneuerungsplanung

für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Textband

Mai 2009

NWP Planungsgesellschaft mbH Gesellschaft für räumliche Planung und Forschung Escherweg 1 26121 Oldenburg Postfach 3867 26028 Oldenburg Telefon 0441/97 174 0 Telefax 0441/97 174 73

Impressum

Aufgestellt im Rahmen der Dorferneuerung für Schweringen, Holtrup und Eiße Auftraggeberin: Gemeinde Schweringen, Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Grafschaft Hoya Schloßplatz 2, 27318 Hoya

Auftragnehmerin/Verfasserin:

NWP • Planungsgesellschaft mbH • Gesellschaft für räumliche Planung und Forschung Escherweg 1 • 26121 Oldenburg Postfach 3867 • 26028 Oldenburg Telefon 0441/97 174 0 • Telefax 0441/97 174 73 Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: Inhalt Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Inhalt Seite

1 VORBEMERKUNGEN...... 1 1.1 Verfahrensablauf...... 3 1.1.1 Der Arbeitskreis Dorferneuerung ...... 3 1.1.2 Der Bericht zur Dorferneuerungsplanung ...... 5 1.1.3 Die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und der Öffentlichkeit...... 5 1.2 Lage im Raum und allgemeine Beschreibung des Dorferneuerungsgebietes ...... 7 1.3 Abgrenzung des Dorferneuerungsgebietes ...... 8

2 SIEDLUNGS- UND NUTZUNGSSTRUKTUR ...... 16 2.1 Siedlungsstruktur ...... 16 2.1.1 Historische Entwicklung ...... 16 2.1.2 Nutzungs- und soziale Infrastruktur ...... 26 2.1.3 Planungsrahmenbedingungen für die künftige Entwicklung...... 27 2.2 Umgang mit der Siedlungsstruktur...... 30

3 TOURISMUS, FREIZEIT UND ERHOLUNG...... 32

4 ERSCHLIEßUNG...... 35 4.1 Beschreibung der Erschließungsstruktur...... 35 4.2 Grundsätze für den Umgang mit der Erschließung ...... 36 4.3 Planungskonzepte für die Gestaltung der Erschließungsanlagen...... 40

5 ORTSBILD...... 54 5.1 Gebäudetypologie...... 54 5.1.1 Bauten in Zweiständerbauweise ...... 55 5.1.2 Bauten in Vierständerbauweise ...... 59 5.1.3 Größere Wohn- und Geschäftshäuser aus dem 20. Jahrhundert...... 61 5.1.4 Siedlungsbauten aus dem 20. Jahrhundert ...... 63 5.1.5 Sonderbauformen ...... 65 5.2 Analyse der Gebäude ...... 67 5.2.1 Typenbezogene Gestaltungsempfehlungen ...... 68 5.2.2 Historische Wohnwirtschaftsgebäude...... 69 5.2.3 Bauten in Zwei- und Vierständerbauweise ...... 69 5.2.4 Bauten mit Fachwerkanteil...... 71 5.2.5 Ziegelbauten ...... 72 5.2.6 Historische Nebengebäude...... 72 5.2.7 Siedlungsbauten ...... 73 5.2.8 Neubauten...... 73 5.2.9 Grundstücksränder...... 74 5.3 Planungskonzepte für die Gestaltung des Ortsbildes...... 75

6 NATUR UND LANDSCHAFT ...... 92 6.1 Planungsrahmenbedingungen ...... 92 6.1.1 Geschützte Bereiche...... 92 6.1.2 Raumordnerische Aussagen...... 93 6.1.3 Übergeordnete landschaftsplanerische Aussagen ...... 93 Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: Inhalt Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

6.2 Bestandsanalyse...... 96 6.2.1 Landschaftsentwicklung...... 96 6.2.2 Charakteristische Biotoptypen und Nutzungen...... 99 6.2.3 Übergeordnete Zielsetzungen...... 107 6.3 Maßnahmen für Natur und Landschaft ...... 110

7 LANDWIRTSCHAFT ...... 111 7.1 Standorte der landwirtschaftlichen Betriebe ...... 112 7.1.1 Betriebsstruktur der Landwirtschaft ...... 112 7.1.2 Erwerbsstruktur in der Landwirtschaft...... 114 7.1.3 Naturraum und Betriebsformen...... 115 7.1.4 Nutztierhaltung ...... 117 7.2 Immissionslage ...... 118 7.3 Zukünftige Entwicklung der Höfe ...... 120 7.4 Zusammenfassung der Strukturanalyse der Landwirtschaft...... 121

8 ÜBERSICHT ÜBER DIE VORGESCHLAGENEN MAßNAHMEN...... 122

ANHANG...... 126

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 1 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

1 VORBEMERKUNGEN

Am 01. Juli 2007 wurde die Gemeinde Schweringen in das Niedersächsische Programm zur Förde- rung der Dorferneuerung aufgenommen. Schweringen ist Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Grafschaft Hoya im Landkreis /Weser. Die Dorferneuerungs-/Dorfentwicklungsplanung ist Bestandteil des Schwerpunktes 3 "Lebensqualität im ländlichen Raum und Diversifizierung der länd- lichen Wirtschaft" im Programm PROFIL 2007-2013 (Programm zur Förderung im ländlichen Raum Niedersachsen und Bremen 2007-2013), das am 26. Oktober 2007 von der Kommission der Euro- päischen Gemeinschaften genehmigt worden ist.1 Die Maßnahmen nach dem bisherigen Programm ZILE wurden in die neue EU-Förderperiode PROFIL 2007-2013 aufgenommen und um zusätzliche Förderungstatbestände erweitert.2

Maßnahmen Schwerpunkt III Profil 2007 bis 2013 Maßnahmen des Schwerpunktes 3: Verbesserung der Lebensqualität und Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft Dorfentwicklung/Dorferneuerung Erhalt des ländlichen Kulturerbes Förderung des ländlichen Tourismus Diversifizierung Dienstleistungseinrichtungen Naturnahe Gewässergestaltung

Zweck der Förderung ist es, unter Berücksichtigung der Ziele und Erfordernisse übergeordneter Planungen (Raumordnung, Landesplanung) die ländlichen Räume als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturräume zu sichern und weiterzuentwickeln. Als übergeordnete Ziele hierfür werden unter anderem die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, die Erschließung neuer Einkommensquellen und damit die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen innerhalb und außerhalb der Land- und Forstwirtschaft, die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum, die Ver- besserung des Bildungsstandes, der Kompetenz und des Innovationspotentials, die Stärkung des Umwelt-, Natur- und Tierschutzes sowie die Verbesserung der Produktqualität genannt.3 Im Leitbild zur nachhaltigen Entwicklung der ländlichen Räume "Schwerpunkt 3: Lebensqualität im ländlichen Raum und Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft" werden als Unterziele genannt: • "Sicherung und Stärkung der Versorgungs- und Kommunikationsfunktion, • Verbesserung der Wohnumfeld- und Wohnstandortqualität, • Attraktivitätssteigerung für Tourismus und Naherholung, • Erhaltung und Inwertsetzung der ländlichen Bausubstanz, • Erhaltung und Verbesserung des natürlichen Erbes, • Schaffung von außerlandwirtschaftlichen Einkommensmöglichkeiten."4

1 Schwerpunkt 1: Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft durch Förderung der Umstrukturierung, der Entwicklung und der Innovation; Schwerpunkt 2: Verbesserung der Umwelt und der Landschaft durch Förderung der Landbewirtschaftung; Schwerpunkt 4 = LEADER (= Liaison Entre Actions de Développement de l'Economie Rurale); Regio- nale Entwicklungskonzepte, Regionalmanagement, Kooperationsprojekte 2 vgl. Nds. Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Integrierte ländliche Ent- wicklung in Niedersachsen; Der Erfolg der Förderung für den ländlichen Raum, Hannover, Januar 2007; vgl. auch Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE), RdErl. d. ML vom 29. Oktober 2007; 306-60119/3 – VORIS 78350 (Nds. MBl. Nr. 44 vom 31.10.2007, S. 1217-1222) 3 vgl. PROFIL 2007-2013, S. 119 4 vgl. PROFIL 2007-2013, S. 122

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 2 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Die Voraussetzung für eine Förderung ist eine Dorferneuerungsplanung, die in Text und Karte die Ziele der Dorferneuerung und die zu ihrer Verwirklichung erforderlichen Maßnahmen sowie die Ab- stimmung mit anderen für die Entwicklung des Dorferneuerungsgebietes bedeutsamen Planungen und Maßnahmen näher darlegt. Inhalt und Umfang der Dorferneuerungsplanung orientieren sich an den örtlichen Erfordernissen. Der Dorferneuerungsplan, der in Form eines Ergebnisberichtes mit Text- und Abbildungsteil sowie Kostenschätzung vorliegt, hat den Charakter eines Rahmenplanes, der die zukünftige Entwicklung der Gemeinde Schweringen aufzeigt und die dazu erforderlichen Maßnahmen nennt, die nicht als Ausführungsplanungen zu verstehen sind, sondern vielmehr Vorschläge zur Verdeutlichung der Pla- nungsabsicht darstellen. Die Realisierungs- bzw. Ausführungspläne, die erst auf der Grundlage die- ses Dorferneuerungsplanes erstellt werden, können sich daher im Detail von den hier vorgelegten Planungsvorschlägen unterscheiden. In Anlehnung an die Ziele der Dorferneuerungsplanung wird in diesem Planungskonzept grundsätz- lich von der Erhaltung der vorhandenen Strukturen und Gestaltungselemente ausgegangen. Durch gezielte Maßnahmen wird dem Verlust dieser Strukturen und Elemente entgegengewirkt und die Funktionsfähigkeit der Dörfer in wirtschaftlicher Hinsicht und als Wohnstandort aufgezeigt. Die Dorf- erneuerung zielt dabei von ihrem Charakter und ihrer Aufgabe her vorwiegend auf die baulich-räum- liche Entwicklung ab. Grundlagen des Dorferneuerungsplanes sind eine Bestandsaufnahme und deren Analyse mit an- schließender Problemdefinition. Hieran wurde die Bevölkerung Schweringens in Form eines Arbeits- kreises beteiligt.

Der Dorferneuerungsplan soll mehrere Funktionen erfüllen: 1. Er ist die Grundlage für die Förderung von Dorferneuerungsmaßnahmen durch das Land Nie- dersachsen und die EU und enthält daher eine Auflistung der für erforderlich gehaltenen Maß- nahmen sowie deren Zusammenhang in der Dorferneuerungsplanung. 2. Er stellt einen Teil der gemeindlichen Planung dar und ist somit eine der Grundlagen für die Aufstellung eines Investitionsprogramms der Gemeinde Schweringen. Außerdem ergeben sich aus dem Entwicklungskonzept auch Hinweise auf mittelbar damit zusammenhängende Planun- gen. 3. Er soll der Bevölkerung Schweringens ein Bild von der zukünftigen Entwicklung ihrer Gemeinde und der möglichen Gestaltung ihrer unmittelbaren räumlichen Umwelt geben. Auch zu diesem Zweck sind die betroffenen BewohnerInnen an der Erstellung des Dorferneuerungsplanes be- teiligt und zu seiner Realisierung mit aufgerufen.

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1.1 Verfahrensablauf

1.1.1 Der Arbeitskreis Dorferneuerung

Der Arbeitskreis Dorferneuerung ist als Beratungs- und Abstimmungsgremium für das gesamte Ver- fahren bis zur Aufstellung des Dorferneuerungsplanes und als Ansprechpartner während des Zeit- raumes der Durchführung privater und öffentlicher Dorferneuerungsmaßnahmen zuständig. Der Ar- beitskreis soll Maßnahmenvorschläge erarbeiten und Anregungen der Bevölkerung in den Planungs- prozess einbringen. Das Planungsbüro soll die Planungsüberlegungen konkretisieren und gestalte- risch ausarbeiten. Diesem Verfahrensschritt wurde entsprochen. Im Arbeitskreis wirkten insgesamt 20 Personen mit:

• Christian Albers • Hermann Kastens • Yvonne Schierholz • Hilmar Blum • Kurt Klawitter • Kersti Schittko • Heinrich Böckmann jun. • Jens Klußmeyer • Fritz Stumpenhausen • Marco Brümmer • Wilhelm Klußmeyer • Fritz Stumpenhusen • Heinrich Eickhoff • Elisabeth Kurowski • Angela Stuve • Werner Gilster • Dörte Mestharm • Wolfram Ziegenhorn • Andrea Hellmann • Rolf Müller

Der Arbeitskreis bei der Ortsbesichtigung Zusammenkunft von Arbeitskreis und Gästen im Anschluss an die Ortsbereisung

2. Bürgerinformationsveranstaltung im DGH

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 4 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Zeitlicher Ablauf der Dorferneuerungsplanung

01. Juli 2007 Aufnahme der Ortschaften in die Förderung der Dorferneuerung 12. Dezember 2007 1. Bürgerinformationsveranstaltung – Auftaktveranstaltung zur Dorferneuerung – 10. Januar 2008 1. Sitzung des Arbeitskreises • Problem- und Maßnahmenfindung 19. Februar 2008 2. Sitzung des Arbeitskreises • Überprüfung der bisher genannten Maßnahmenbereiche • Fortsetzung Problem- und Maßnahmenfindung • Soziales Leben/Dorfgemeinschaft/Vereinsstrukturen 18. März 2008 3. Sitzung des Arbeitskreises • Überprüfung der bisher genannten Maßnahmenbereiche • Soziales Leben/Dorfgemeinschaft/Vereinsstrukturen • Maßnahmengestaltung zum Themenfeld Erschließung 10. April 2008 Ortsbegehung Schweringen 28. April 2008 4. Sitzung des Arbeitskreises • Nachbereitung Ortsbesichtigung • Themenfeld Erschließung • Leitbilddiskussion 21. Mai 2008 5. Sitzung des Arbeitskreises • Ortsbegehung Holtrup • Fachbeitrag Natur und Landschaft • Beispielhafte Gestaltungsvorschläge zum Thema Ortsbild • Leitbilddiskussion 11. Juni 2008 6. Sitzung des Arbeitskreises • Ortsbegehung Eiße • Fachbeitrag Landwirtschaft • Maßnahmenplanung zum Themenfeld Ortsbild (Platzgestaltung) • Leitbilddiskussion 2. Juli 2008 7. Sitzung des Arbeitskreises • Fachbeitrag Ortsbild/ortsbildprägende Gebäude • Leitbilddiskussion • Fördermodalitäten von privaten Maßnahmen 20. August 2008 8. Sitzung des Arbeitskreises • Abschließende Maßnahmenplanung/Erschließung • Siedlungsentwicklung • Prioritätenbildung • Leitbilddiskussion Im Anschluss Erarbeitung des Zwischenberichtes zur Dorferneuerungs-/Dorfentwick- lungsplanung September/Oktober Beteiligung der Träger öffentlicher Belange 16. Oktober 2008 2. Bürgerinformationsveranstaltung Im Anschluss Erarbeitung des Abschlussberichtes Januar 2009 Vorlage der Dorferneuerungsplanung beim Amt für Landentwicklung (AfL) Sulingen 24. April 2009 Vorstellung des Abschlussberichtes zur Dorferneuerungsplanung im Rat der Gemeinde Schweringen 18. Mai 2009 Beschluss im Rat der Gemeinde Schweringen im Anschluss Vorlage der vom Rat beschlossenen Dorferneuerungsplanung beim Amt für Landentwicklung (AfL) Sulingen

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1.1.2 Der Bericht zur Dorferneuerungsplanung

Der Bericht zur Dorferneuerungsplanung wird in der Endfassung aus einem Textteil (1), dem dazu- gehörigen Abbildungsband (2) sowie der Kostenschätzung (3) bestehen. zu 1 Im Textteil des Berichtes wurden für folgende Themenschwerpunkte Bestandsanalysen, Planungsgrundsätze und Planungskonzepte erarbeitet: • Tourismus, Freizeit und Erholung, • Verkehr und Erschließung, • Ortsbild, • Natur und Landschaft, • Landwirtschaft. Die potentiellen öffentlichen Maßnahmen für Tourismus, Freizeit und Erholung (T) sind im Textteil des Berichtes im Kapitel 3 zu finden, ansonsten in den jeweiligen Unterpunkten: • unter 4.3 werden die Maßnahmen zur Verbesserung der Erschließungsstruktur be- schrieben (E), • unter 5.3 sind die Maßnahmen zur Gestaltung des Ortsbildes erläutert (O), • unter 6.3 werden die Maßnahmen für Natur und Landschaft behandelt (N). Im Kapitel 8 sind alle Maßnahmen nochmals stichwortartig zusammengefasst. zu 2 Von zentraler Bedeutung in der Dorferneuerungsplanung ist die Problembeschreibung bzw. die Ableitung der Planungsaufgaben anhand von Gestaltungsplänen. Wie bereits erwähnt, handelt es sich hierbei nicht um Ausführungszeichnungen. Die Zeichnungen befinden sich im Abbildungsband. zu 3 Die öffentlichen Maßnahmen sind in der Reihenfolge ihrer entsprechenden Ordnungsziffern in der Kostenschätzung aufgeführt und quantifiziert worden. Die Auswahl der kostenge- schätzten Maßnahmen ist anhand ihrer Priorität und Dringlichkeit erfolgt.

1.1.3 Die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und der Öffentlichkeit

Träger öffentlicher Belange 31 Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange sind gebeten worden, ihre Anregungen zum Zwischenbericht des DE- Planes (Stand September 2008) innerhalb eines Monats abzugeben. Sieben Träger öffentlicher Belange haben Anregungen und Hinweise formuliert, die hier zusammen- gefasst wiedergegeben werden. Der Wortlaut der eingegangenen Schreiben sowie die Abwägungs- vorschläge sind dem Anhang des Textbandes zu entnehmen.

• Die Behörde für Geoinformation, Landentwicklung und Liegenschaften (GLL) Sulingen, Amt für Landentwicklung weist darauf hin, dass eine endgültige Stellungnahme noch nicht möglich sei, da im vorgelegten Zwischenbericht nicht alle Kapitel enthalten waren und zum Endbericht vor Anerkennung des Planes möglicherweise noch weitere Ergänzungen erforderlich seien. Die übrigen Hinweise des GLL beziehen sich überwiegend auf Redaktionelles. Weiterhin hält die GLL eine weitere Bürgerversammlung nach Abschluss der Planung und nach Anerkennung des Dorferneuerungsplanes für notwendig, um die Einzelheiten zur Förderung privater Maß- nahmen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 6 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

• Vom Landkreis Nienburg/Weser ist eine Liste der im Dorferneuerungsgebiet vorhandenen Bau- denkmale übersandt und der Hinweis gegeben worden, dass zu den Baudenkmalen die ent- sprechenden Bestimmungen des Nds. Denkmalschutzgesetzes zu beachten seien. Außerdem legt der Landkreis eine Karte mit gekennzeichneten Bodendenkmalen bei. Aus naturschutzfachlicher Sicht wird hinsichtlich der vorgesehenen Maßnahmen an den Kies- kuhlen und Anpflanzungen im gesetzlichen Überschwemmungsgebiet auf die erforderliche Ab- stimmung mit der Unteren Wasserbehörde verwiesen. Es wird angemerkt, dass ein Teil der Kieskuhlen in einem Vorranggebiet für Natur und Landschaft liege und bei Maßnahmen am Trimmpfad im Landschaftsschutzgebiet die entsprechenden Regelungen der Schutzgebietsver- ordnung zu beachten seien. Maßnahmen im Bereich von Naturdenkmalen oblägen grundsätz- lich dem Fachdienst Naturschutz beim Landkreis. Weiterhin wird darauf aufmerksam gemacht, dass bei Straßenbaumaßnahmen im Außenbereich die Eingriffsregelung nach § 7 ff. NNatG in Anwendung zu bringen sei ebenso wie bei Ortsbild- Maßnahmen im Außenbereich. Aus wasserwirtschaftlicher Sicht wird formuliert, dass sich der geplante Rundweg im Bereich der Kieskuhlen und die Alternativroute des Weser-Radweges im gesetzlichen Überschwemmungs- gebiet befinde und daher vor Ausführung der Genehmigung der Unteren Wasserbehörde bedür- fen. Das treffe auch auf Umgestaltungen oberhalb des Fähranlegers zu. Ebenso seien die Ge- wässerrandstreifen zur Weser freizuhalten. Gleichfalls zu beachten sei, dass bei sämtlichen Wege- oder Straßenneuplanungen die ord- nungsgemäße Beseitigung des Niederschlagswassers vor der Ausführung von Maßnahmen si- chergestellt sein müsse. • Die Nds. Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr teilt mit, dass konkrete Planungsabsich- ten an der Landesstraße 351 mit der Straßenbauverwaltung anhand prüffähiger Planunterlagen abzustimmen seien und sämtliche Kosten von Maßnahmen im Landesstraßenbereich zu Lasten des Veranlassers gingen. Vereinbarungen für an der Landesstraße 351 geplante Umgestal- tungsmaßnahmen seien zudem rechtzeitig vor Baubeginn abzuschließen. • Die Landwirtschaftskammer merkt an, dass bei Ausweisung von landwirtschaftlich genutzten Flächen eine Verknappung des Produktionsfaktors Boden entstehe und in der Folge die Boden- nutzung intensiviert werde. Die Möglichkeit, Kompensationsleistungen durch Geldzahlungen zu erbringen und dadurch Ersatzmaßnahmen zu größeren Umweltprojekten zu bündeln, könne die Inanspruchnahme landwirtschaftlich genutzter Flächen reduzieren. Darüber hinaus verweist die Landwirtschaftskammer auf die weiterhin sicherzustellende behin- derungsfreie Begegnung landwirtschaftlicher (überbreiter) Fahrzeuge. Weiterhin sei bei der Umnutzung ehemals landwirtschaftlicher Gebäude deren Schutzanspruch gegenüber landwirtschaftlichen Immissionen zu beachten; die gelte auch für Einzelhoflagen. • Von der Wehrbereichsverwaltung Nord wird die Verringerung der Fahrbahnbreite der Weser- straße abgelehnt. Die Straße sei Zufahrt zur Ersatzübergangsstelle über die Weser; diese Über- gangsstelle werde auch weiterhin für die Ausbildung von Pionierkräften und zu Übungszwecken vorgehalten. • Von der Deutschen Telekom Netz GmbH wird auf im Dorferneuerungsgebiet vorhandene Tele- kommunikationslinien hingewiesen und darum gebeten, dass Beginn und Ablauf der Erschlie- ßungsmaßnahmen rechtzeitig der DT Netz GmbH schriftlich angezeigt werden. • Die Klosterkammer Hannover spricht die erforderliche vertragliche Regelung an, die im Falle der Inanspruchnahme von Flächen des Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds erforderlich sei.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 7 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Öffentlichkeit Der Öffentlichkeit ist der Zwischenbericht zum Dorterneuerungsplan (Stand September 2008) in einer öffentlichen Bürgerversammlung vorgestellt worden. Zu dieser Bürgerversammlung ist durch Postwurfsendung und Zeitungsberichte eingeladen worden. Gleichzeitig war der Zwischenbericht im Internet abrufbar. Die Öffentlichkeit konnte zum Zwischenbericht Anregungen vortragen. Zur Maßnahme O 5 (Umgestaltung der Ortsdurchfahrt Schweringen) wurde von einem Bürger deut- lich gemacht, dass er keinerlei Flächenteile seines Grundstückes für die geplante Maßnahme zur Verfügung stellen könne.

1.2 Lage im Raum und allgemeine Beschreibung des Dorferneuerungsgebietes5

Das Dorferneuerungsgebiet liegt in der Achse Bremen-Hannover links der Weser und ist überregio- nal nach Nordwesten über die Bundesstraße 215 und die Bundesautobahn A 27 mit Bremen, nach Norden/Nordosten über die Bundesautobahn A 27 und weiter über die Bundesautobahn A 7 mit Hamburg verbunden. Die nächstgelegene Bundesautobahn-Anschluss-Stelle ist Walsrode-Süd. Die in nordwestlicher Richtung nur 8,3 km von Schweringen entfernte Stadt Hoya kann auf der Lan- desstraße 351 angefahren werden. Nach Nienburg südlich von Schweringen führt zunächst die Lan- desstraße 351 und dann die Bundesstraße 6. Das südöstlich von Schweringen befindliche Hannover kann ebenfalls über die Bundesstraße 6 erreicht werden. Bahnreisen können von den Bahnhöfen , Dörverden oder Nienburg/Weser, die alle auf der anderen Weserseite gelegen sind, angetreten werden; die nächsten Flughäfen befinden sich in Bre- men bzw. in Hannover.

150,6 km

67,3 km zur AS Walsro- de-Süd: 42,9 km

13,8 km

62,3 km

5 vgl. Abbildungen 1 bis 4 im Abbildungsband; Abbildung: www.frerk-aggregatebau.com/wegzuuns.htm; nachbearbeitet

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 8 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

1.3 Abgrenzung des Dorferneuerungsgebietes6

Die Abgrenzung des Dorferneuerungsgebiet ist identisch mit den Grenzen der Gemeinde Schwerin- gen mit den Ortsteilen Schweringen, Eiße und Holtrup und umfasst damit insgesamt eine Fläche von insgesamt 1940 ha. Das Gemeindegebiet erstreckt sich auf Flächen sowohl westlich als auch östlich der Weser. Kernbereiche bzw. Förderschwerpunktgebiete sind nicht festgelegt worden.

Bevölkerungsentwicklung im Dorferneuerungsgebiet 1996 bis 30. Juni 2007 Von 1996 bis 2007 konnte die Gemeinde Schweringen elf EinwohnerInnen hinzugewinnen, das ent- spricht einem Plus von 1,3 % oder einer Person pro Jahr. Den höchsten Bevölkerungsstand erreich- te Schweringen 2000 bzw. 2003; in den Jahren 2004 und 2005 sank die Zahl der EinwohnerInnen; nach einem kurzen Hoch 2006 flacht die Kurve in der Darstellung der Bevölkerungsentwicklung wie- der leicht ab. Zum Vergleich: 1996 lebten in der Stadt Hoya 3.925 Personen, 2007 waren es 3.805; das entspricht einem Verlust von 3,06 % bzw. 120 Personen.

890 886 886 880

870 865 860 861 861 856 856 854 850 849 850 846

840 EinwohnerInnen absolut 837 830 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

NLS-online, Bevölkerungsentwicklung, Tabelle Z1001696 (Stichtag 1996-2006: jeweils 31.12. d.J.; www.hoya-weser.de für 2007, Stichtag: 31.12.2007)

Die nächste Abbildung zeigt, wie sich Bevölkerungszuwachs bzw. -verlust zusammensetzen. Auffal- lend sind die beiden Spitzenwerte der Wanderungsgewinne in den Jahren 2000 und 2003, denen 2001 bzw. 2004 allerdings ebensolche Spitzenwerte im Wanderungsverlust folgten. Während zwischen 1996 und 1999 die natürliche Bevölkerungsentwicklung noch zur Steigerung der Bevölkerungszahl führte, bewegte sich die Entwicklung seit 2001 bis 2006 durchgängig im Minusbe- reich; 2007 war ein Plus von drei Personen zu verzeichnen. Auch die Wanderungsbilanz verharrte 2001, 2002, besonders 2004 und 2005 in der Verlustzone. 2006 verbuchte die Gemeinde Schwerin- gen aufgrund des Wanderungsgewinnes ein Bevölkerungsplus, 2007 trat jedoch wiederum ein Wanderungsverlust ein (-11 Personen).

6 vgl. Abbildungen 1 bis 4 im Abbildungsband; Abbildung: www.frerk-aggregatebau.com/wegzuuns.htm; nachbearbeitet

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 9 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Bevölkerungsbilanz der Gemeinde Schweringen von 1996 bis 2007

Natürliche Bevölkerungsbewegung Wanderungen Saldo

40

30

20

10

0

-10

EinwohnerInnen absolut -20

-30 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

NLS-online, Bevölkerungsentwicklung, Tabelle Z1001696 (Stichtag 31.12.d.J.)

Die Dorfentwicklung beeinflussende Faktoren Neben dem Verlauf der Bevölkerungsentwicklung sind bei der Aufstellung eines Dorferneuerungs- bzw. Dorfentwicklungsplanes weitere Entwicklungsstränge zu betrachten. Die folgende Abbildung zeigt, welche dies sind. Ihnen sind die entwickelten Maßnahmen zugeordnet.

Die Dorfentwicklung beeinflussende Faktoren

Siedlungsentwicklung

Landwirtschaft Infrastruktur

Dorfentwicklung/ Entwicklungsziele

Natur und Landschaft Ortsbild Ökologie

Tourismus Erschließung

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 10 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Leitbild Siedlungsentwicklung

Stärken Schwächen • Räumliche Nähe des Dorferneuerungsgebietes zu den • Leerstand von landwirtschaftlichen Hofanlagen, Wohn- Mittelzentren Nienburg und Verden. gebäuden und Gewerbeobjekten. • Grundversorgung in den benachbarten Orten Bücken • Einrichtungen des Bildungs- und Gesundheitswesens und Hoya vorhanden. sind im Dorferneuerungsgebiet nicht mehr vorhanden. • Gute verkehrliche Anbindung. • Lage im reizvollen Landschaftsraum. • Die historischen Siedlungsstrukturen sind weitestgehend erhalten geblieben. • Im gesamten Dorferneuerungsgebiet sind einige kleine und mittelständische Gewerbebetriebe angesiedelt. • Wohnbauflächen sind im Baugebiet Strußfeld III vorhan- den • Industriegebiet mit Hafenanleger und entsprechenden Arbeitsplatzpotential vorhanden. • Bäcker mit ergänzendem Angebot vorhanden.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 11 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Leitbild Siedlungsentwicklung

Ziel: Sicherung einer nachhaltigen und kontinuierlichen Maßnahmen Entwicklung • Erhaltung des dörflichen Charakters und der kleinteiligen • Bedarfsorientierte, nachhaltige gemeindliche Bauleitplanung. Bauweise. • Förderung von Umnutzungsmöglichkeiten im Rahmen der • Bedarfsgerechte Bauleitplanung unter besonderer Be- Dorferneuerung. rücksichtigung der Eigenentwicklung. • Bei Bedarf: Schaffung weiterer Bauplätze an städtebau- lich geeigneten Standorten unter Berücksichtigung der dörflichen Siedlungsstruktur, der entwicklungsfähigen landwirtschaftlichen Betriebe und ihren hofnahen Wirt- schaftsflächen sowie der prägenden Freiflächen und Grünstrukturen. • Siedlungsarrondierungen sind vorrangig zu verfolgen und großflächigen Entwicklungen vorzuziehen. • Der Innenentwicklung ist Vorzug vor der Außenentwick- lung zu geben. • Die Umnutzung vorhandener Gebäude, insbesondere landwirtschaftlicher Gebäude, ist zu fördern.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 12 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Leitbild Tourismus, Freizeit und Erholung

Stärken Schwächen • Lagegunst in einer landschaftlich reizvollen und ab- • Das Potential einer zeitgemäßen und verträglichen Nutzung wechslungsreichen Umgebung. für die Naherholung und den Tourismus wird bislang nicht • Gute Erreichbarkeit mit Auto, Bahn oder Fahrrad. ausgeschöpft (weitere (Rad-)Wanderwege, Inlinerstrecken, Reitwege, Wasserwandern). • Gute Einbettung in überregional bedeutsame Radwege- route (Weserradweg). • Fast keine Versorgungseinrichtung im Dorferneuerungsgebiet vorhanden. • Gute Ein- und Anbindung an regionale Radwanderrou- ten. • Fehlende Angebote für Campinggäste und WohnmobilistIn- nen. • Nordic-Walking-Route führt durch die Gemeinde. • Verbleib der gastronomischen Einrichtung in Schweringen ist • Sportstätten (Sporthalle, Sportplatz) sind in Schweringen mittelfristig nicht gesichert. vorhanden. • Grundversorgungseinrichtungen und Gaststätte in Holtrup • Weitere Freizeiteinrichtungen (Minigolfplatz, Schwimm- wurden bereits aufgegeben. bad, Tennisplätze) sind in der näheren Umgebung vor- handen. • Es mangelt an Rastplätzen mit einer entsprechenden Aufent- haltsqualität. • Vor Ort fehlende Grundversorgungseinrichtungen (Lä- den, Ärzte usw.) sind nach kurzer Wegstrecke in Bücken • Beherbergungsstrukturen fehlen. und Hoya erreichbar. • Unzureichende Nutzung des Potentials Wasser/Weser. • Es ist eine aktive Vereinslandschaft mit einem viel- schichtigen Freizeitangebot vorhanden.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 13 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Leitbild Tourismus, Freizeit und Erholung

Ziele Maßnahmen • Förderung der bestehenden touristischen und kulturellen • Initiierung einer Radwegeroute auf der östlichen Weserseite Einrichtungen. sowie eine allgemeine Verbesserung bzw. Ergänzung der • Gezielter und nachhaltiger Ausbau und Weiterentwick- Radwegeführung entlang der Weser. lung des Freizeit- und touristischen Angebotes; dabei • Schaffung von qualitativ hochwertigen Rastplätzen und Auf- Berücksichtigung der bestehenden wertvollen Land- enthaltsbereichen z. B an der Fähre und de Dorfgemein- schafts- und Lebensräume (Stichwort „sanfter Touris- schaftshaus. mus“). • Maßnahmen zur Verbesserung der Situation für Fußgänge- • Erhalt und Verbesserung der vorhandenen Gastronomie. rInnen und RadfahrerInnen. • Stärkung der hiesigen Vereinsstrukturen. • Schaffung von infrastrukturellen Einrichtungen: • Verbesserung der infrastrukturellen Grundversorgung. - öffentliche Toilettenanlage, • Nutzung des Potentials Wasser/Weser - Erneuerung des Trimm-Dich-Pfades.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 14 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Leitbild Erschließung

Stärken Schwächen • Gute überörtliche Anbindung durch gut ausgebautes • Insbesondere im Bereich der Hauptverkehrsstraßen (Orts- Straßennetz (Landesstraße 351). durchfahrten) wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit oft- • Es ist eine Autofähre (Baujahr 2000) zur Weserquerung mals überschritten. Es besteht daher, insbesondere für vorhanden. schwächere Verkehrsteilnehmer, ein erhöhtes Gefahren- potential. • Kreuzungs- und Einmündungsbereiche sind oftmals unüber- sichtlich. • Es mangelt im Bereich der Hauptverkehrsstraßen an geeig- neten Fahrbahnüberquerungsmöglichkeiten. • Die Ortseingänge sind oftmals unzureichend wahrnehmbar. • Asphaltdecke, Rinnen und Borde der Ortsdurchfahrt sind sanierungsbedürftig. • Einige Straßen/Wege sind unzureichend für den Begeg- nungsfall ausgebaut. • Punktuell sind funktionale und gestalterische Defizite bei Straßen/Plätzen sowie in deren Seitenbereichen festzustel- len. • Die Landesstraße 351 besitzt eine Trennwirkung. • Oberflächenwasser wird vielerorts unzureichend abgeführt. • Situation für FußgängerInnen und RadfahrerInnen verbes- serungswürdig.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 15 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Leitbild Erschließung

Ziele Maßnahmen • Überprüfung aller relevanten Straßen auf ihren • Entwicklung eines Erschließungskonzeptes (Verkehrs- bautechnischen. konzept/Entwässerungskonzept). funktionalen und • Prinziplösungen, Gestaltungsskizzen im Rahmen der gestalterischen Dorferneuerung. Zustand. • Ortsbildgerechte Gestaltung von Straßen/Plätzen • Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit, wie • Sicherstellung der geregelten Ableitung des Oberflächenwas- zum Beispiel Entschärfung der Verkehrsknotenpunkte, sers. Verbesserung der Querungsmöglichkeiten, verbesserte Wahrnehmung der Ortseingänge, Geschwindigkeitsre- duzierung usw. • Das Radwegenetz sollte bedarfsorientiert ergänzt wer- den. • Ergänzung des Straßenbegleitgrüns. • Geeignete Maßnahmen zur besseren Abführung des Niederschlagswassers. • Maßnahmen zur Verbesserung der Situation der Fuß- gängerInnen und RadfahrerInnen. • Verbesserung der Einbindung/ Reduzierung der Trennwirkung der Landesstraße 351

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2 SIEDLUNGS- UND NUTZUNGSSTRUKTUR7

2.1 Siedlungsstruktur

2.1.1 Historische Entwicklung8

Allgemeines Die meisten gefundenen Spuren menschlicher Anwesenheit sind der jüngeren Steinzeit bzw. der Bronze-/Eisenzeit zuzurechnen.9 Als wei- testgehend gesichert gilt, dass das Hügel- gräberfeld "Schwarze Heide" westlich von Schweringen mit 48 Grabhügeln zwischen 5 m und 13 m Durchmesser und bis zu 1 m hoch sowie mehrere Einzelgräber im Kern aus der Bronzezeit stammen und bis in die Eisen- zeit hinein belegt worden sind.10 Auch der Volkweg gilt als bronzezeitlich. Die- se ur- oder frühgeschichtliche Straße – von Westen nach Osten südlich von Schweringen in einer Furt über die Weser verlaufend – spricht für Handelsbeziehungen mit West- und Osteuropa schon vor etwa 4.000 Jahren. Auf solche Handelsbeziehungen deutet auch das spitznackige Steinbeil hin, das in der Gemar- kung Holtrup gefunden wurde und als Einfuhr- ware klassifiziert werden kann. Bedeutung hat der alte Volkweg auch für bra- bantische Kesselflicker, die um 1650 regel- Lage des Schweringer Gräberfeldes mäßig auf diesem Weg ziehen, um sich dann auf dem Schweringer Berg, Flur I im Hannoverschen anzusiedeln. Dass sich gelegentlich altsteinzeitliche Jäger im Raum Schweringen aufgehalten und schon vor et- wa 15.000 Jahren aus den vorhandenen Feuersteinknollen Werkzeuge und Geräte gefertigt haben, kann als gesichert gelten. Diese Jäger waren Nomaden, während das von Steinsammlern um 1750 geschleifte Großsteingrab in der Gemarkung Holtrup auf die erste sesshafte Bevölkerung vor etwa 5.000 Jahren schließen lässt, auch wenn bisher keine Reste von Behausungen ergraben werden konnten. Dauerhaft besiedelt werden Schweringen und Holtrup vermutlich vor etwa 3.000 Jahren.

7 vgl. Abbildungen 5 und 6 im Abbildungsband 8 Als Hauptquelle für die folgenden Ausführungen dient die auf 691 Seiten ausführlich behandelte Geschichte des Hoyaer Rau- mes sowie der Dörfer Schweringen, Holtrup und Eiße (Ehlich, Hans: Schweringen. Ortsteile Schweringen, Holtrup, Eiße – 850 Jahre. Eine Gemeinde an der Weser, Hg. Gemeinde Schweringen, o.J. (~ 1989), im Folgenden CS). Um das Kapitel nicht ausufern zu lassen, wird die Entwicklung Schweringens, Holtrups und Eißes nur skizziert. Sofern nicht anders angege- ben, sind die im Kapitel 2.1.1 verwendeten Abbildungen/Fotos der Chronik Schweringen entnommen. – Die allgemeinen Aus- sagen über die politischen Verhältnisse im Raume Hoya entstammen überwiegend http://de.wikipedia.org (Suchbegriffe: Schweringen, Syke, Hoya, Pest, Steinzeit, Thing, Heinrich der Löwe u.a.), zu einem kleineren Teil aus CS. Zur Weserfähre wurde in teils wörtlicher Übernahme auf http://www.weserfaehre-schweringen.de zurückgegriffen. Ergänzende Aussagen zur Weserfähre: www.hoya-weser.de. 9 Vor- und frühgeschichtliche Zeugnisse wurden noch bis ins 19. Jahrhundert als "heidnische Denkmale" oder "vorchristliche Zeugnisse" angesehen und daher vernichtet. Weiterhin stellt Ehlich fest, dass in jüngerer Zeit auch (ohne vorherige denkmal- schützerische Begutachtung, A.d.S.) Aufforstungsmaßnahmen zur Vernichtung von archäologischen Funden führen (CS, 25). 10 Vor der Bronzezeit (Beginn vor 2.800 Jahren; bis vor 2.450 Jahren anhaltend) gab es in einigen Regionen der Erde noch die Kupfer(stein)zeit. Die Kupfermetallurgie entstand vor 8.000 Jahren im anatolisch-kaukasischen Raum. In Mitteleuropa setzte sie vor etwa 5.500 Jahren ein, dauerte 1.200/1.400 Jahre und kann als letzter Abschnitt der Jungsteinzeit im Übergang zur frühen Bronzezeit angesehen werden (http.//de.wikipedia.org, Suchwort: Bronzezeit).

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Anhand weiterer Funde in Schweringen und Holtrup ergibt sich, dass die frühen SiedlerInnen Ge- treide anbauten, auf Jagd gingen, ihre Kleidung aus Tierhaar und Wolle sowie ihre Werkzeuge und Jagdwaffen selbst herstellten. Die große Zahl der in der Holtruper Gemarkung gefundenen Steinbei- le kann auf eine jungsteinzeitliche Rodungsperiode hindeuten. Damit wären die Heidegebiete schon vor ca. 5.000 Jahren entstanden.11

Die Gemeinde Schweringen Das Alter Schweringens, Holtrups und Eißes ein- deutig zu bestimmen, wird durch zwei falsche Ur- kunden erschwert. Die eine, 788 entstanden, zieht die Grenze zwischen den Bistümern Bremen und Minden anhand des Volkweges; mit der anderen, etwa 1250 verfasst und das Jahr 987 angebend, soll der Besitz des halben Zehnten in Schweringen und Holtrup für Bücken belegt werden.12 Schon der in dieser Urkunde verwendete Name Suerumere für Schweringen mutet seltsam an, denn die Namensforschung weist zweifelsfrei nach, dass Schweringen niemals 'Suerumere' hieß. Das alte Schweringen Die erste echte Beurkundung des Volkweges da- tiert aus 1049, die erste echte Nennung Schwe- ringens (Sveringe) und Holtrups (Holthorpe, Hol- torp(e), Holtorf) anlässlich der Schenkung von Land an das Kloster St. Paul in Bremen aus 1139.13 Es handelt sich bei den beiden Urkunden aber lediglich um die ersten urkundlichen Nennun- gen, nicht etwa um das wirkliche Entstehungsjahr Schweringens (Siedlung des Sver [Sweder, Schwer] – ein seinerzeit recht häufig vorkommen- der Vorname) – und Holtrups. Die Dorfadelsfamilie 'von Sweringen' (in verschie- denen schriftlichen Zeugnissen auch Sueringen, Sweringk oder Swiringk) bezieht ihren Namen – wie damals durchaus üblich – aus ihrem Herkunftsort, denn Nachnamen werden erst im 16. Jahrhundert eingeführt. Die Familie erlebt nur eine kurze Blütezeit von etwa 100 Jahren. Zwischen spätes- tens 1275 und ca. 1348 sind mehrere Familienmitglieder Bremer Ratsherren. Ob es sich bei weiteren von Sweringens, die zwischen 1370 und 1376 in anderen Zusam- menhängen genannt werden, sowie den vier zwischen 1512 und 1546 in Bremer

Wappen der Schriftstücken erwähnten Kaufleuten mit Namen Sweringk bzw. Swiringk um Nach- von Sweringen fahren derer von Sweringen handelt, kann nicht eindeutig geklärt werden. Nach 1550 findet sich der Name von Sweringen nicht mehr in den Bremer Kirchenbü- chern. Offensichtlich ist der Adelszweig im späten 14. Jahrhundert ausgestorben.

11 Vgl. zur Archäologie CS, 19-35. 12 Der Schweringer Zehnte befand sich allerdings als Lehen des Mindener Bischofs in den Händen des Edelherrn von Hoden- berg, der 1260 seine Ansprüche an die Hoyaer Grafen abtritt. Offensichtlich wollte der Fälscher mit der 'Urkunde' auf die älte- ren Rechte von Bremen und Bücken pochen (CS, 43). 13 Diese Verbindung endet erst 1841. Doch auch das 880 gegründete Stift Bücken verfügt über reiche Besitzungen in Schwe- ringen (sechs) und Holtrup (acht). – Wann Eiße das erste Mal in einem Schriftstück erwähnt wird oder wann dort der erste Hof gebaut worden ist, kann aus der Chronik nicht entnommen werden. Um 1200 hatten die Edelherren von Stumpenhusen = die Hoyaer Grafen mindestens einen Besitz in Eiße ("der Meier zu Eiße").

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Die Linie derer von Holtorpe ist noch weniger eindeutig zu bestimmen. Schriftstücke und Ur- kunden nennen bis 1404 mehrere Knappen und Ritter 'von Holtorpe' sowie eine Margarete von Holtorpe (1230-1258), deren Sohn, Sweder von Holtorpe, in Dokumenten aus 1230 bis 1258 auf- taucht. Ein weiterer Sweder von Holtorpe er- scheint 1281 als Knappe, dann bis 1296 als Rit- ter, ebenso Johannes von Holtorp. Die Nachkommen derer von Holtorpe bezeichnen sich aber auch als 'von Bruchhausen (zum Bei- spiel Ludolf von Holthorpe um 1221) oder als Das alte Holtrup 'von Oldenburg' sowie als Bremer Bürger (1359). Die Edelherren von Holtorpe und die Ritter von Hademstorf sind eng miteinander verbun- den, wie mehrere Güterver- zeichnisse aus dem 13. Jahr- hundert belegen. Die Namensform 'Holtrup' für das vermutlich um 900 entstan- Wappen der von Holtorpe dene Dorf bürgert sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein, obwohl sie bereits 1604 in ei- 14 http://maps.google.de nem Schriftstück steht.

Der Name 'Schweringen' ist älter und stammt aus sächsischer Zeit. Ortsnamen mit der Endung -ingen entstehen bis um das Jahr 500. Daraus ist zu folgern, dass Schweringen schon vor 1.500 Jahren gegründet wird.15

Die ab 300 einwandernden Sachsen teilen das Land in Gaue, und der Hoyaer Raum ist nunmehr ein Bereich des Largaus,16 in dem wieder die altgermanischen Thingverfas- sungen gelten.17 Um 800 wird das Sachsenland von den Franken unter Karl dem Großen erobert, der die Menschen in seinem Herr- schaftsbereich zwangschristianisiert und die weltliche Ge- walt der Things auf die Grafen überträgt.

Kirchlich zählt Schweringen aufgrund seiner Grenzlage mal zum Bistum Bremen, mal zum Bistum Minden.

14 Der Ortsnamensbestandteil -torf oder -trup wird für Siedlungen verwendet, die 'am Walde' liegen. 15 Der zuvor im Schweringer und Holtruper Gebiet lebende germanische Stamm der Ingwäonen, die dem Gott "Ing" huldigen, umfasst unter anderem die später von den Römern 'Angrivarii' (Engern) und 'Ampsivarii' benannten Stämme (vgl. Kurowski, Franz: Die Friesen. Das Volk am Meer, Augsburg 1996, 12). Nach Schriefers Meinung bildeten jedoch "alle Bewohner Nord- westdeutschlands [...] einen einzigen großen Volksstamm", und zwar lange vor der Gesamtbezeichnung 'Sachsen'. Die von den Römern verwendeten Bezeichnungen für die vermeintlich gänzlich verschiedenen Volksstämme Nordwestdeutschlands (Chauken, Angrivarier, Ampsivarier usw.) verschwinden nach der Römerzeit denn auch aus den historischen Quellen (vgl. Schriefer, Heinrich: Hagen und Stotel. Die Geschichte der beiden Häuser und Ämter, Cassebruch 1901 (Nachdruck: Fi- scherhude, 1988), 12 f. und 23 f.). 16 Nebenstehende Karte aus: Schmidt, Heinrich: Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg, Kapitel 2, o.J., 46, http://nibis.ni.schule.de/nli1/rechtsx/nlpb/pdf/Regionen/OldenburgKap2.pdf 17 Als Ding (auch, historisierend: Thing, germanisch, altnordisch und neuisländisch: Þing, interskandinavisch: Ting oder Thie bzw. Tie) werden Volks- und Gerichtsversammlungen nach dem alten germanischen Recht bezeichnet.

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'Sweringe' wird erneut in einem Schriftstück von 1260 erwähnt, in dem die Erhebung des Zehnten in Schweringen und Holtrup durch adlige Lehnsleute des Bischofs von Minden beurkundet wird. Im gleichen Jahr ordnet die bischöfliche Administration Schweringen dem Archidiakonat und Gericht Lohe (heutiger Name ) zu. Zu Zeiten der Grafen von Hoya (1200-1582 mit Unterbrechung von 1512 bis 1519) sind Schwerin- gen und Holtrup Teile der Grafschaft Hoya, und Schweringen ist eine Vogtei im Amte Hoya. ist Sitz der Edelherren von Stumpenhusen, die sich nach der neuen Burg in Hoya (de Hogen) nen- nen. Angenommen wird, dass die Hoyaer um 1200 in und um Schweringen mehrere Höfe besitzen. In die Regierungszeit der Hoyaschen Grafen fällt das erste Auftreten der Pest, die von etwa 1349 bis 1353 im hiesigen Raum, aber bis ins frühe 18. Jahrhundert hinein in mehreren Schüben große Teile der Bevölkerung Europas dahinrafft und neben sozialen Strukturen auch die Landschaft durch Wüst- fallen ganzer Landstriche verändert.18 Ob die Mitte des 15. Jahrhunderts im Hoyaer Raum erneut aufflammende Seuche Schweringen, Holtrup und Eiße heimsucht, ist aus den hier zur Verfügung stehenden Quellen nicht ersichtlich. Nicht zutreffen soll jedenfalls, dass die Hälfte der BewohnerIn- nen der Grafschaft Hoya an der Pest zugrunde gegangen ist (CS, 82). 1512 fallen die Welfen in die Grafschaft ein. Sie wird neu aufgeteilt, und Niederhoya mit dem Amt Hoya und Nienburg fällt an die Herzöge von Lüneburg-Celle. Bei der Rückkehr der Hoyaer Grafen 1519 müssen sie die Herzöge als neue Lehnsherrn anerkennen. 1582 stirbt die Hoyaer Grafenlinie allerdings aus, das Land fällt endgültig an die Welfen. Ist schon von den seit der Ächtung Heinrich des Löwen19 (1180) andauernden Bestrebungen der Hoyaer Grafen, ihren Machtbereich zu erweitern, die Zivilbevölkerung wie bei allen machtpolitischen Händeln am stärksten betroffen, setzt sich dies in dem im Allgemeinen als Einheit verstandenen 30- jährigen Krieg (1618 bis 1648) fort.20 In diesem Krieg geht es unter dem Deckmantel religiöser Aus- einandersetzungen um Hegemonialansprüche der damaligen europäischen Großmächte. Die Auswirkungen des böhmisch-pfälzischen Krieges von 1618 bis 1623 und des niedersächsisch- dänischen Krieges von 1625 bis 1629 belasten die Landbevölkerung zwar schwer, aber der von den verschiedenen einquartierten Truppen angerichtete Schaden ist – zumindest in und um Schwerin- gen – vor allem materieller und finanzieller Art, das jedoch in erheblicher Höhe. Im Gegensatz zu anderen Gegenden an der Weser erfährt Schweringen keine blutigen Auseinandersetzungen mit Toten oder Verletzten, keine Brände oder Zerstörungen durch Kriegsereignisse. Über die Zeit zwischen 1648 und 1692 gibt die Chronik keine Auskunft, sondern vermerkt, dass sich das Land langsam von den Kriegsereignissen erholt, dafür aber ein anderes Problem auftaucht: Die Bevölkerungszahl erhöht sich, und hierfür muss Raum geschaffen werden. Das Land kann nur eine begrenzte Anzahl von Nutztieren ernähren, die Dörfer nur eine ebenso begrenzte Zahl von Men- schen. Bevor die Gemeinheitsteilungen und die Auswanderungswelle Richtung Amerika einsetzt, bleibt Bauernsöhnen nur der Gang zu den Soldaten, vor allem in das junge hannoversche Heer.

18 Die ersten Pestfälle sollen im Altertum aufgetreten sein. In den Jahren 600 v.Chr. bis 531 v.Chr. sterben mehr als 50 % der Bevölkerung des Römischen Reiches. 300 n.Chr. wütet die Pest in Ägypten und Syrien. Sie verbreitet sich über Konstantino- pel nach Europa. Neuere Untersuchungen haben allerdings eine Salmonelleninfektion als Ursache der Epidemie ausge- macht. Die erste große Pestwelle, die als so genannter 'Schwarzer Tod' in die Geschichtsbücher einging, endet 1353. In lokalen und regionalen Epidemien sucht sie die nächsten drei Jahrhunderte in nahezu regelmäßigen Abständen europäisches Gebiet heim. Die zweitschlimmste Epidemie des ausgehenden Mittelalters bzw. der jungen Neuzeit durchläuft Europa im Jahr 1400. Wenn auch die Zahl der Toten bei der großen zweiten Pestwelle nicht so hoch ist, sterben vor allem Kinder und Jugendliche. 19 Heinrich der Löwe (*1129 am Bodensee, vermutlich in oder um Ravensburg; † 06. August 1195 in Braunschweig) aus dem Geschlecht der Welfen ist von 1142 bis 1180 als Heinrich III. Herzog von Sachsen, das damals auch Westfalen und Engern umfasst. Beim Reichstag in Würzburg im Januar 1180 wird Heinrich in Abwesenheit vor allem für schuldig erklärt, der Kirche Besitztümer entwendet und Majestätsverachtung an den Tag gelegt zu haben, und er wird mit der Acht belegt. Er erhält zu- nächst Zeit, die Gnade des Kaisers zu erbitten. Erst bei einem Reichstag zu Gelnhausen – Heinrich bleibt erneut aus – kommt es zur Oberacht, wobei Heinrich sämtliche Eigengüter entzogen werden (vgl. zum Hintergrund http://de.wikipedia.org/ wiki/Heinrich_der_Löwe). 20 Der '30-jährige Krieg' besteht aus mehreren Einzelkriegen mit zwei Ruhepausen zwischen 1623 und 1625 sowie 1629 und 1630. Dem böhmisch-pfälzischen Krieg (1618 bis 1623) folgt der niedersächsisch-dänische Krieg (1625 bis 1629), der sein Ende mit dem Friede zu Lübeck findet. Von 1630 bis 1635 wütet der schwedische Krieg und schließt mit dem Friede zu Prag. 1635 kommt es zum schwedisch-französischen Krieg, der bis zum Friede zu Osnabrück und Münster 1648 dauert. Vgl. auch die sehr detailreichen Ausführungen in CS, 81-135.

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Die nach wie vor herrschenden Welfen erlangen 1692 für Hannover die Kurfürstenwürde. Die Vogtei Schweringen, zu der auch Holtrup und Eiße gehören, erhält den Status eines kurhannoverschen Dorfes. Kurfürst Georg Ludwig besteigt 1714 den englischen Thron in Personalunion, was nicht oh- ne Folgen im von Preußen forcierten siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 bleibt, denn der Sohn dieses Königs Georg I., der als Herzog von Cumberland in hannoverschen Landen gegen die dort eingerückten Franzosen operiert, unterliegt. So wird Nienburg 1757 erstmals französisch. Am 3. Juni 1803 rücken die Truppen Napoleons in Nienburg ein. Von April bis November 1806 gibt es ein kurzes preußisches Regierungsintermezzo. Danach setzen sich französische Verwaltungs- strukturen fort. 1810 gehört der nördliche Teil der Grafschaft Hoya zunächst zum Königreich West- falen des Napoleon-Bruders Jerôme und dann unmittelbar zum Kaiserreich Frankreich als Arrondis- sement Nienburg im Departement Wesermündung. Damit werden auch Schweringen und seine um- liegenden Siedlungsstellen Teile des französischen Kaiserreiches und heißen nun offiziell, zusam- mengefasst und sperrig: Schweringen, Commune der Mairie Bücken, Kanton Hoya, Arrondissement Nienburg, Departement Wesermündung. Mit massiven Werbekampagnen einerseits, aber auch mit 'nachdrücklichen Aufforderungen' werden für die Grande Armée und den für 1812 geplanten Russlandfeldzug Bauernsöhne rekrutiert. Wie viele von ihnen die Strapazen des aussichtslosen napoleonischen Feldzuges überstanden haben, ist nicht bekannt. Der Befreiung von französischer Macht folgen rund 50 Jahre ohne kriegerische Handlungen. 1866 aber marschieren Preußen in Hannover ein und annektieren es; der Hoyaer Raum wird nun Teil der preußischen Provinz Hannover und untersteht der Reichs-Provinzialregierung in Hannover. Die preußische Militärverwaltung regiert, Kriegs- recht herrscht, die der hannoverschen Armee zu- gehörigen Soldaten – darunter acht Schweringer – haben sich regelmäßig bei der Militärverwaltung zu melden. Unter Preußens Führung gewinnt der deutsche Nationalstaat wieder an Bedeutung, und die 1871 nach dem deutsch-französischen Krieg vollzogene Reichsgründung in Versailles bringt ein wenig Ru- he in die politische Landschaft und unter anderem einige Neuerungen zur Förderung des Gesund- heitswesens. Beispielsweise haben "Seine Majestät der Kaiser und König [...] geruhet", die Anschaffung von Turngeräten für die Schulen zu befehlen (1882), ebenso ansteckende Krankheiten zu melden und erkrankte Kinder vom Unterricht auszuschließen (1897), Unterricht über die korrekte Zahnpflege zu halten und auf peinliche Sauberkeit in den Schulen Die Militärregierung herrscht zu achten (1900). Am 2. August 1914 wird die Mobilmachung der Armee und der Marine befohlen, der Krieg beginnt, an dessen Ende Schweringen 28 Gefallene zu beklagen hat. Aktuelle Nachrichten speziell aus Schweringen lassen nach, da die Chronik Schreibenden zum Kriegsdienst eingezogen werden. Wie überall, führen aber auch in Schweringen so genannte Pfer-

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demusterungen zu Preissteigerungen für Arbeitspferde, und der Kauf von Millionen von Schweinen durch die Heeresverwaltung treibt die Fleischpreise nach oben, 'Enteignungskommissionen' holen sogar die Rinder aus den Ställen. Die Zwangswirtschaft führt zur Rationierung von Futter- und Brot- getreide, Kartoffeln, Seife und Zucker, begleitet von der Einführung von Brot-, Lebensmittel-, Butter- und Kleiderkarten. Trotzdem wird auf dem Land kein Hunger gelitten (CS, 163). Nach Ende des ersten Weltkrieges hat Deutschland beträchtliche Reparationszahlungen zu leisten, und die Inflation greift rasant um sich, begleitet von einer horrenden Arbeitslosigkeit. So verspricht der sich seit Beginn der 1930-er Jahre abzeichnende Wandel in der politischen Landschaft die Rückkehr zu 'geordneten' Verhältnissen und Stabilität in der Wirtschaft. Bei Beginn des zweiten Weltkrieges scheint die Zustimmung zu den Herrschenden noch ungebrochen – sind die Kriegs- handlungen und ihre Auswirkungen zunächst doch weit weg, aber Bombardierungen, Beschuss durch Bordschützen der englischen Royal Air Force, Flakstellungen usw. bringen den zweiten Welt- krieg auch in den Schweringer Raum. Dazu kommt die zunehmend schwieriger werdende alltägliche Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern. So wird der Tauschhandel beflügelt – allerdings nicht immer zu Gunsten derer, die etwas benötigen. Noch in den letzten Kriegstagen finden in Schweringen am Flussufer schwere Schießereien statt, bei denen die 160. Brigade der 53. Division des deutschen Heeres große menschliche Verluste er- leidet. Das Kriegsende zeigt sich in Schweringen in der Besatzung durch englische Soldaten, die bis in den Nachsommer 1945 bleiben. 33 Schweringer fallen im zweiten Weltkrieg, 19 sind vermisst. Auch in Schweringen werden zwischen 1945 und 1949 Ausgebombte und Flüchtlinge aufgenom- men, die Zahl der EinwohnerInnen Schweringens verdoppelt sich, jeder freie Raum ist belegt. Erst 1950 entspannt sich die Lage, da viele Vertriebene in die Städte ziehen oder auswandern.

Dem Blick zurück in die allgemeine Dorfgeschichte soll nicht entge- hen, dass in Schweringen zwei der 42 Windmühlen stehen, die im alten Landkreis Grafschaft Hoya im Laufe der Jahrhunderte errichtet werden.21 Die Konkurrenz der beiden Müller – die eine Mühle ent- steht 1868, die andere 1870 – ist 1875 beendet, als einer der beiden Müller sein Handwerk aufgibt und die Anlage verkauft. Die 1868 gebaute und noch verbliebene Mühle – ein dreistöckiger Galerieholländer – arbeitet bis 1954 und muss dann einer Kfz-Werk- statt weichen. Schweringer Windmühle 1950 Die für ein Jahrhundert wichtigsten Gewerbebetriebe in Schweringen sind die beiden Ziegeleien. Die erste, um 1875 errichtet, geht 1928 in Konkurs und wird bis 1934 abgebro- chen. Die zweite Ziegelei – angeblich 1873 gebaut – erhält 1876 die Betriebserlaubnis. Für den Transport der Ziegel vom Werksgelände muss Anfang des 20. Jahrhunderts eine Feld- bahnstrecke gebaut worden sein, denn seit dem 25. März 1925 22 zieht eine Deutz-Lok die Loren. Schweringer Dampfziegelei 1927

21 Insgesamt gab es 136 Mühlen im alten Landkreis Grafschaft Hoya, davon 21 Wassermühlen, 68 mit Dampf- oder Motoran- trieb, fünf Sägemühlen und 42 Windmühlen (CS, 632). 22 Deutz FNr. 6693/1925, Typ ML 116, Triebwagen, B, 600 mm Spurweite; http://www.merte.de/BE/archiv/27333-01.htm.

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1948 wird der Betrieb verpachtet, 1955 verkauft und nach der Modernisierung bis 1968 weiterge- führt. Zu dieser Modernisierung gehört auch die am 08. Januar 1957 getätigte Anschaffung einer stärkeren Lok mit einer verbreiterten Spur (660 mm).23 Von Handziegeln über so genannte Sägemehlsteine, mit denen zum Beispiel das Schweringer Kir- chengewölbe gemauert ist, weiter zu Fassonsteinen und Dachziegeln stellt man ab 1964 nach und nach auf die vollautomatisch gefertigten Blähton-[Leca-]Steine um. Am 31. Oktober 2006 schließlich werden die letzten drei Loren dieses Werkes nach Aachen verkauft und stehen dort in einem Garten

Das Schulwesen in Schweringen Schon 1583 ist die Rede von einer Schule in Schweringen. Handwerker unterrichten die jüngeren Kinder, wobei Kinder und 'Lehrer' von Haus zu Haus ziehen. 1661 wird das erste Schulhaus in der Nähe der Kapelle gebaut.24 Die Schulvisitatoren setzen zunächst durch, dass nur die kleineren Kin- der in Schweringen unterrichtet werden, die größeren die Klosterschule in zu besuchen ha- ben. 1675 wird anlässlich einer Generalvisitation aber festgelegt, dass die Schweringer Schule von sämtlichen Schulkindern – auch denen, die bisher nach Balge in die Schule gehen – zu besuchen ist. Der erste Schulmeister Schweringens unterweist scheinbar nicht nur die kleineren Kinder, wie der Pastor zu Balge in einem Schrei- ben lobend feststellt: Es werden auch "erwachsene Kinder von 16 und 17 Jahren, welche ihre Eltern in der Jugend versäumt und nicht in die Schuel [sic!] gehen noch in der Zucht und Vermahnung zum Herrn erziehen, sondern wie Bäume im Walde aufwachsen [haben] lassen", unterwiesen. In den ersten Jahrzehnten werden zwischen 40 und 60 Kinder un- terrichtet; allerdings gehen davon nur etwa 30 mehr oder weniger Kapelle Schweringen regelmäßig in die Schule, denn die älteren Kinder müssen im Sommer in der Landwirtschaft mitarbeiten. Manche Eltern schicken ihre Kinder auch in die Nachbarorte zum Unterricht, zum Beispiel nach Holtrup. Das veranlasst den Superintendenten zu Nienburg, dem Balger Schulmeister den Unterricht an Schweringer Kindern zu untersagen und ihm bei Zwiderhandlung die sofortige Entlassung anzudrohen. Das Lehrpersonal in der Schweringer Schule wechselt zeitweise häufig. Zwischen 1661 und 1866 arbeiten 17 verschiedene Lehrer Schulhaus Schweringen, an der Schule. Manche bleiben nur maximal zwei Jahre; ein Lehrer hält aufgenommen etwa 1910 es aber 45 Jahre aus. Er wird in dem 1751 in Hannover etablierten Seminar ausgebildet und unter- richtet von 1821 bis 1866 in der Schweringer Schule. Entlohnt werden die Lehrer zu einem großen Teil in Sachlieferungen, denn Bargeld ist knapp, eine regelmäßige Bezahlung nicht vorgesehen. Nicht wenige Eltern warten auch, bis sie "von der Obrig- keit dazu getriben [sic!] werden", das Schulgeld zu entrichten. Die ersten Jahrzehnte in der Schwe- ringer Schule bieten den Lehrern also weder geregelten Verdienst – in welcher Form auch immer –, geschweige denn ein angenehmes Auskommen. Verschärft wird die Situation dadurch, dass jede Familie nur für ein Kind Schulgeld bezahlen soll (wie es die vom Hoyaer Amtmann (1701) in Kraft

23 Diema FNr. 1999/1956, Typ DS14, B-dm, 660 mm (DIEMA = Diepholzer Maschinenfabrik) 24 Die Kapelle Schweringen wird erstmals 1574 in einem Visitationsbericht genannt, ist aber wohl wesentlich älter, auch wenn die Glocke die Jahreszahl 1618 trägt. Nach Fertigstellung der Schweringer Kirche 1922 wird die Kapelle als Kunstdünger- lager der Genossenschaft Schweringen benutzt und 1958 abgebrochen.

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gesetzte "Dannenbergische Schulordnung" vorsieht), auch wenn sie mehrere Kinder in die Schule schickt. Das 1661 errichtete Schulhaus bleibt länger als 100 Jahre bestehen. 1758 wird festgehalten, dass sich das Gebäude in einem sehr schlechten Zustand befinde, weil in all den Jahren nichts zu seiner Ausbesserung getan worden sei. Ein Neubau sei dringend notwendig, zumal die Räumlichkeiten in dem alten Schulgebäude schon lange nicht mehr ausreichten. Doch erst 1802 wird nach langem Hin und Her tatsächlich eine neue Schule in Schweringen an dem Platz gebaut, wo heute Turnhalle und Gemeindehaus sowie die Feuerwehr stehen. Holtrup erhält 1887 seine neue einklassige Schule, die noch heute erhalten ist. 1939 muss sie we- gen SchülerInnenmangels allerdings zunächst aufgegeben werden. 1892 wird der Schulbau in Schweringen erweitert, sodass nunmehr Platz für drei Klassen ist, aber die Schule kämpft mit dem zunehmenden Mangel an zu Unterrichtenden. Er wird 1945/46 sowohl für die Schweringer als auch für die Holtruper Schule für einige Zeit unterbrochen, als die Flüchtlings- und Vertriebenenwelle auch viele Kinder in die Schulen bringt. 1966 jedoch folgt das endgültige Aus für die Holtruper Schule, für die Schweringer Schule 1976.

Die Schweringer Dorfschaft und das Deichrecht Auch wenn Schweringen an einer verhältnismäßig hohen und sicheren Stelle des Uferbereichs der Weser liegt, werden Deichbau-, -sicherungs- und -unterhaltungsmaßnahmen etwa seit dem hohen Mittelalter ergriffen, allerdings sehr zögerlich und nachlässig. Der Einrichtung von Deichverbänden, Deichinspektoren und ähnlichen Kontrollorganen widersetzen sich die SchweringerInnen lange Zeit erfolgreich, denn seit jeher haben sie den Schutz vor den Weserfluten eigenverantwortlich geregelt. Dabei ist es den SchweringerInnen überlassen, worin dieser Schutz besteht. Direktiven 'von oben' gibt es nur, wenn Deichbrüche schwere Schäden hinterlassen. Für die seit 1610 von der Obrigkeit immer wieder unternommenen Versuche, ein Deichrecht bzw. eine Deichordnung durchzusetzen, kann sich die Schweringer Dorfschaft nicht erwärmen, ganz im Gegenteil: In ihrer Stellungnahme von 1695 zur zwei Jahre vorher von Herzog Georg Wilhelm erlas- senen "revidierte[n] und in verschiedenen Puncten vermehrte[n] Teich Ordenunge" (von 1664, ur- sprünglich für den Elbdistrikt erlassen) erklären sie Deichgrafen für überflüssig, da diese nur Kosten verursachen. Die in der Deichordnung angesprochene Deichkasse wird daher auch konsequent abgelehnt. Der Bericht, der 1696 über die Schweringer Deiche angefertigt wird, enthält eine Auflistung gravie- render Mängel: die Deiche seien nicht erhöht worden, die Ufer brächen mehr und mehr ab, der Deichbruch "am Schweringer Felde"25 habe gezeigt, dass bei einem erneuten Bruch der ganze Marschbezirk unterhalb des Dorfes unter Wasser gesetzt werden würde und die Weser vielleicht sogar ihren Lauf ändere. Zum Schluss wird verfügt, dass "die Schweringer [...] in Arrest treten, so lange, biß sie Caution über die Reparirung des Ufers werden gestellt haben". Lange wirkt diese Dro- hung offensichtlich nicht, denn schon bald lassen kleinere oder größere Deichbrüche die weserna- hen Felder immer wieder überfluten. Es bedarf noch etwa zwei Jahrhunderten, vieler Deichbrüche, einer Reihe von 'Zwischenregelungen' zum Deichrecht und vor allem großer Überzeugungskraft für die auf Unabhängigkeit und Selbst- ständigkeit bedachte Schweringer Dorfschaft, bis alle die Deiche betreffenden Maßnahmen nicht mehr dem eigenen Belieben überlassen bleiben, sondern in eine Hand gegeben und regelmäßige Erhaltungsarbeiten an den Deichen gesichert sind.

25 Zwar wird über diesen Deichbruch erst 1696 berichtet, er muss aber früher gewesen sein, da CS als Anlass für den Besuch der Oberdeichgrafen eben diesen Deichbruch nennt (CS, 586).

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 24 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Die Schweringer Weserfähre26 Die Jahrhunderte lang in ihrem Urstromtal in mehreren Armen dahinfließende Weser ändert nach einem Winter ihren Lauf und trennt die Schweringer Bauern von ihren Feldern auf der nunmehr anderen, der Gandesberger Seite. Der Weg zu den Ländereien kann nur über die Weser gehen. So entsteht spätestens im 16. Jahrhundert die Schweringer Fährverbindung über die Weser. Die Kur- hannoversche Landesaufnahme von 1764-1786 zeigt erstmalig den vom Dorf Schweringen abge- setzten Fährüberweg. Wann genau diese Fährverbindung eingerichtet wird, lässt sich nicht sagen. Angenommen werden kann aber, dass sie bereits lange vor der von den Welfenherzögen 1583 in Auftrag gegebenen und im "Hoyaer Amtslagerbuch" erhaltenen "Abgabeninventur" eingerichtet wird. So findet sich unter der Rubrik "Beschreibung der Gebäude Des Ambts Hoya" beim Haus No. 38 (Amtsbrinksitzer) unter anderem: "Ditrich Schumacher, wonet auf der gemeinheit. Ist ein Lemhaus. Dienet auch Zur flöten über der Weser."27 Dieses Dokument stellt offenbar die älteste urkundliche Erwähnung eines Fähr- hauses in Schweringen dar. Für das Bestehen der Fährverbindung über die Weser lange vor der ersten urkundlichen Aufnahme in das Abgabeninventar spricht schon das erwähnte der "Gemeinheit" gehörende Haus des Fähr- mannes, was die Vermutung unterstützt, dass er Vorgänger gehabt hat. Über die Jahrhunderte wechselt die Art und Weise, wie die Fähren über die Weser bewegt werden: von der schwer fahrbaren Stakfähre – immerhin waren die Wagenfähren im 16. Jahrhundert aus Eichenbohlen und -balken grob gezimmert – über die Benutzung eines (Niedrig-)Quer-, Längs-, dann eines Hoch-Fährseiles und einer so genannten Gierfähre/Pendelfähre28 bis hin zur Motorisie- rung, die 1966 einsetzt.

Gierseilfähre ohne Motorkraft 1957 Gierseilfähre mit Motorkraft 1981

Nach wie vor ist die Fähre unverzichtbar für die landwirtschaftlichen Betriebe, deren Flächen – heute etwa 320 ha – auf der östlichen Weserseite liegen. Inzwischen wird die Verbindung über die Weser aber auch von vielen RadtouristInnen und TagesausflüglerInnen genutzt. Seit 2000 pendelt eine neue, in Magdeburg angefertigte Fähre zwischen den Weserufern. Das Vorgängermodell – 1948 aus U-Boot-Stahl gefertigt – war in die Jahre gekommen und steht heute als Museumsstück am Mühlenplatz in .

26 http://nienburg-online.de/de/cont/kultur/sehen/tour/tour.php3?ID=776. Eine detailreiche Chronik über die Weserfähre bei Schweringen findet sich auf http://www.weserfaehre-schweringen.de, wo auch die Funktionsweise der einzelnen Fährtypen erläutert wird. Zur Fähre siehe auch CS, 525-532. 27 Das Wort Flöte wird an der Weser im Niederdeutschen (neben "Flöße") als Bezeichnung für Wagenfähren benutzt. 28 Die Fähre (Prahm) an einer Kette, welche in der Mitte des Stromes vor Anker gelegt wird und an den Enden der Längsachse des Prahms über zwei Haspeln läuft, wird von der "Gier" (der Strömung) über den Fluss getrieben. Dabei sollte der Anstell- winkel zwischen Prahmlängsachse und Flussbreitenlinie ca. 35° betragen. Die Kettenlänge sollte mindestens strombreit, bes- ser noch das Eineinhalb- bis Zweifache der Strombreite betragen. Zum Funktionsprinzip siehe Abbildung auf www.weserfaehre-schweringen.de.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 25 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Die neue Fähre Die alte "Schweringen" (Foto: W. Langes, 2004, auf www.fjordfaehren.de) (Foto: W. Langes, 2004, auf www.fjordfaehren.de)

Kunst im öffentlichen Raum In öffentlich zugänglichen Gebäuden in Schweringen befinden sich insgesamt sieben großflächige Kunstwerke des Schweringer Künstlers Gottlieb Pot d'Or (1905-1978), der ab 1932 in Schweringen lebt und arbeitet. Mit seinen großflächigen Wandbildern und Mosaiken erlangt er regionalen Bekanntheitsgrad, denn er ist in den 1950-er und 1960-er Jahren maßgeblich an der bildnerischen Gestaltung von Schulen, Sparkassen, Banken und Kirchen im Landkreis Grafschaft Hoya beteiligt. Eine Reihe von Werken ist heute nicht mehr vorhanden (die Tafelbilder im Kreiskrankenhaus Hoya aus den 1960-er Jahre), andere stark beschädigt, wie zum Beispiel das Wandbild im Altersheim Bruchhausen-Vilsen. Das 1932 gemalte Wandbild in der Friedhofskapelle Schweringen wird im Krieg zerstört und 1968 durch das Keramikfliesen-Mosaik "Auferstehung Christi" ersetzt. Bilder aus gebranntem Ton an der Außenfassade des Schweringer Jugendheimes sowie zwei wie heute nicht mehr vorhandene große Fresken im Innenraum des Jugendheimes entstehen Mitte der 1950- er Jahre. In den 1960-er Jahren gestaltet Pot d'Or das Lehrerwohnhaus in Schwerin- gen mit einem Mosaik. Mitte der 1970-er Jahre schafft er an der Fassade der Turnhalle Schwerin- gen ein Mosaik aus Weserkieseln; aus dem gleichen Zeitraum stammt die großflächige Wandarbeit in der Volksbank in Schweringen. In der Schweringer Kirche ist ein Altarbild zu sehen, "das in Form eines Triptychons aufgebaut ist und in expressionistisch-realistischer Manier die Kreuzigung Christi vor dem Hintergrund des tosen- den und chaotischen Kriegs- und Weltgeschehens als ein beeindruckendes Zeugnis menschlichen Leidens" zeigt.29

29 Zitat von Cornelia Heise, auf: www.wikipedia.de, Suchwort: Schweringen

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 26 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

2.1.2 Nutzungs- und soziale Infrastruktur

Nutzungen In Schweringen sind eine Filiale der Volksbank Grafschaft HoyaeG sowie 15 Gewerbebetriebe aus verschiedenen Branchen (Aggregatebau, Autoreparatur, Dachdeckerei, Elektroinstallation, Erdbau, Garten- und Landschaftsbau, Metallverarbeitung/Maschinenbau, Tischlerei, landwirtschaftlicher Be- darf) vorhanden. Daneben gibt es eine Gemeindebücherei und eine Heimatstube. Des Weiteren sind ein Bestattungsinstitut, ein Dienstleister im Wellness-Bereich (Stressablösung/Entspannungsmassa- gen), Ernährungsberatung und ein gastronomischer Betrieb angesiedelt. Diese einzige noch in Schweringen existierende Gastwirtschaft wird in Kürze schließen und seine Bewirtung aufgeben. Somit fallen auch die Räumlichkeiten für etwaige Veranstaltungen weg. Da der jetzige Eigentümer keinen Eigentümer findet, ist er auf der Suche nach potentiellen Umnutzungs- möglichkeiten. Ähnlich der Hilfe für Landwirte, bei der Umnutzung von nicht mehr benötigter land- wirtschaftlicher Bausubstanz, sollte auch eine ,von der Bedeutung für den Ort wichtigen Einrichtung, im Rahmen der Dorferneuerung eine entsprechende Unterstützung erhalten.

Soziale Infrastruktur Die Dorferneuerungsplanung soll grundsätzlich auch die Bereiche des sozialen Lebens, der Freizeit und Erholung stärken. Zu diesem Zweck sollen folgende Punkte eine Beachtung finden: • Wohnungs-, aber auch naturnahe Einrichtungen wie Gemeinschaftsplätze für Feste und Frei- zeitaktivitäten, Aufenthalts- und Veranstaltungsräume sowie wettergeschützte Treffpunkte (zum Beispiel für FahrradtouristInnen und/oder Jugendliche) sollen erhalten, ausgebaut oder geschaf- fen werden. Dieses Angebot soll insbesondere auch BewohnerInnen ansprechen, die nicht in einem der zahlreichen Vereine der Ortschaften organisiert sind. • Im Zuge der Entwicklung des Fremdenverkehrs und zur besseren Erfahr- und Erlebbarkeit der interessanten landschaftlichen Umgebung sollte das vorhandene (Rad-)Wanderwegenetz erwei- tert werden.

Folgende Vereine prägen durch ihre Aktivitäten das soziale Leben in Schweringen: • Freiwillige Feuerwehr Schweringen, • Heimatverein Schweringen, • Kyffhäuser-Kameradschaft Schweringen e.V., • MTV Schweringen. • Schützenverein Holtrup, • Kirchengemeinde

Der Heimatverein Schweringen veranstaltete im August 2007 rund um die alte Scheune einen Erntetag wie vor 100 Jahren. Auf dem Freigelän- de waren zahlreiche alte Maschinen ausgestellt und alte Erntemethoden gezeigt. Weiterhin organisiert der Heimatverein zum Bei- spiel Filmvorführungen und zeigt im Heimathaus Ausstellungen zu bestimmten Themen.

Das erste Scheunenfest in Schweringen30

Die Freiwillige Feuerwehr führt unter anderem Gemeindewettbewerbe der Feuerwehren durch. Daneben werden Volksläufe vom MTV initiiert, und in Holtrup findet jährlich ein Schützenfest statt.

30 Text und Bild vom 07. August 2007: http://www.wopo.tv/bilder/2007/732_erntevorfuehrungen.jpg

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 27 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Der Arbeitskreis Dorferneuerung setzt sich unter anderem aus zahlreichen VertreterInnen der hiesi- gen Vereine zusammen, was als Indiz für ein intaktes Vereins- und Dorfleben zu werten ist und an- dererseits auch ein weitgefächertes Interesse an der Dorferneuerung zeigt.

Die soziale Infrastruktur beeinflussende Faktoren

Verkehrliche Erreichbarkeit

Eigendynamik / Freizeitwert Entwicklungspotential

Soziale Infrastruktur

Arbeitsplätze und Betreuung Erwerbsmöglichkeiten

Treffpunkte

2.1.3 Planungsrahmenbedingungen für die künftige Entwicklung

Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen (2008)31 In Niedersachsen und seinen Teilräumen soll eine nachhaltige räumliche Entwicklung die Voraus- setzungen für umweltgerechten Wohlstand auch für kommende Generationen schaffen. Durch koor- diniertes Zusammenwirken des Landes und der Träger der Regionalplanung sollen die regionsspezi- fischen Entwicklungspotentiale ausgeschöpft und den Besonderheiten der teilräumlichen Entwick- lung Rechnung getragen werden. Dabei sind die Funktionsfähigkeit der Raum- und Siedlungsstruk- tur sowie der Infrastruktur zu sichern und zu verbessern. Die Raumansprüche sollen bedarfsorien- tiert, funktionsgerecht und Kosten sparend befriedigt werden. Dabei ist der Umweltverträglichkeit besonderer Stellenwert einzuräumen. Infrastruktureinrichtungen für die Kommunikation sollen flä- chendeckend eingerichtet werden. Ebenso sind die Voraussetzungen für die Wissensvernetzung und für den Zugang zu Informationen zu schaffen und weiterzuentwickeln. Bei allen Planungen und Maßnahmen sollen die Möglichkeiten der Innovationsförderung, der Stär- kung der Wettbewerbsfähigkeit, der Erschließung von Standortpotentialen und von Kompetenzfel- dern ausgeschöpft werden und insgesamt zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung beitragen. Die ländlichen Regionen32 sollen sowohl mit ihren gewerblich-industriellen Strukturen als auch als Lebens-, Wirtschafts- und Naturräume mit eigenem Profil erhalten und so weiterentwickelt werden, dass sie zur Innovationsfähigkeit und internationalen Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Wirtschaft dauerhaft einen wesentlichen Beitrag leisten können. Sie sollen mit modernen Informa- tions- und Kommunikationstechnologien und -netzen versorgt werden, durch die überregionalen Verkehrsachsen erschlossen und an die Verkehrsknoten und Wirtschaftsräume angebunden sein.

31 Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen (LROP) vom 21. Januar 2008; am 30. Januar 2008 in Kraft getreten; vgl. Abbildung 7 im Abbildungsband 32 Statt der bisherigen Abgrenzung einer Gebietskategorie 'Ländlicher Raum' wird nunmehr ein integrativer Ansatz zur regiona- len Entwicklung und Stärkung der ländlichen Regionen verfolgt.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 28 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Die Entwicklung der ländlichen Regionen soll darüber hinaus gefördert werden, um insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen ein geeignetes Umfeld bieten zu können, die Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft zu verbessern und deren Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Weiter sollen die Auswirkungen des demografischen Wandels für die Dörfer abge- schwächt und sie als Orte mit großer Lebensqualität erhalten werden. Die soziale und kulturelle In- frastruktur ist zu sichern und weiterzuentwickeln und die erforderlichen Einrichtungen und Angebote des Bildungswesens in zumutbarer Entfernung für die Bevölkerung dauerhaft bereitzustellen. Die natürlichen Lebensgrundlagen sollen durch Maßnahmen zum Trinkwasser-, Gewässer- und Boden- schutz gesichert und der vorbeugende Hochwasserschutz unterstützt werden. Die Umwelt, die öko- logische Vielfalt, die Schönheit und den Erholungswert der Landschaft sind zu erhalten und zu ver- bessern. Kooperationen zwischen verdichteten und ländlichen Regionen sollen auf der Grundlage gemeinsamer und sich ergänzender Ressourcen und Potentiale initiiert, intensiviert und ausgebaut werden. Die Voraussetzungen für Erholung und Tourismus in Natur und Landschaft sollen in allen Teilräu- men gesichert und weiterentwickelt werden. Die Nutzung von Natur und Landschaft für Erholung und Tourismus soll die ökologischen Funktionen des Naturhaushaltes und das Landschaftsbild nicht beeinträchtigen. Hierbei sind die natürlichen Lebensgrundlagen zu sichern, die Umweltbedingungen zu verbessern, belastende Auswirkungen auf die Lebensbedingungen von Menschen, Tieren und Pflanzen zu vermeiden oder zu vermindern, die Folgen für das Klima zu berücksichtigen und Mög- lichkeiten zur Eindämmung des Treibhauseffektes zu nutzen. In den Regionalen Raumordnungsprogrammen der Landkreise sind diese übergreifenden Ziele zu spezifieren und bei regionalen oder überregionalen Erfordernissen entsprechende Entwicklungsauf- gaben in den Gemeinden als Ziele der Raumordnung festzulegen. In der zeichnerischen Darstellung des Landes-Raumordnungsprogrammes sind nördlich von Schwe- ringen beiderseits der Weser Flächen für den Rohstoffabbau (Kies und Sand) festgelegt. Nächstgelegenes Mittelzentrum ist Nienburg/Weser.

Regionales Raumordnungsprogramm des Landkreises Nienburg/Weser33 In den Regionalen Raumordnungsprogrammen ist die angestrebte räumliche und strukturelle Ent- wicklung des Planungsraumes darzustellen; bei räumlichen Nutzungskonflikten kommt der Siche- rung des Schutzes, der Pflege und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen besondere Be- deutung zu. Entsprechend der beschreibenden Darstellung des Regionalen Raumordnungsprogrammes sind die ländlichen Räume im Landkreis Nienburg/Weser so zu entwickeln, dass ihre • regionale Identität gewahrt bleibt, • wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachhaltig gestärkt wird, • Siedlungsstruktur und Infrastruktur entwicklungs- und bedarfsgerecht ausgebaut werden, • zentralen Orte als Versorgungsschwerpunkte gestärkt und • naturräumlichen Potentiale nachhaltig gesichert werden.

Außerhalb der zentralörtlichen Siedlungsbereiche ist die Siedlungsentwicklung im Allgemeinen auf eine angemessene Eigenentwicklung zu begrenzen. Insbesondere gewachsene, das Orts- und Landschaftsbild oder die Lebensweise der EinwohnerInnen prägende Strukturen sind zu erhalten und unter Berücksichtigung der städtebaulichen Erfordernisse weiterzuentwickeln. Eine ergänzende Siedlungsentwicklung ist in Schweringen zulässig.

33 Landkreis Nienburg/Weser: Regionales Raumordnungsprogramm, Nienburg, 18. Juli 2003; vgl. Abbildung 8 im Abbildungs- band

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 29 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Besonderes Augenmerk ist auf die Entwicklungsfähigkeit und Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Betriebe zu legen, deren Sicherung und Erhaltung vorrangig sind. Weiterhin werden in der beschreibenden Darstellung des Regionalen Raumordnungsprogrammes die ehemaligen Abbaugewässer östlich von Schweringen als wichtige nährstoffreiche Stillgewässer mit naturnaher Ausprägung genannt. Hingewiesen wird darauf, dass der Landkreis Nienburg/Weser von einer 5 km breiten, militärischen Tiefflugschneise (549 m Mindestflughöhe) durchquert wird und von den vom Flugbetrieb ausgehen- den Lärmbelastungen auch Schweringen in besonderer Weise betroffen ist. Schweringen liegt in einem Vorsorgegebiet für Landwirtschaft, von dem die Gemeinde nördlich, westlich und südlich umgeben ist. Zwischen der engeren Siedlungslage und dem östlich davon ver- laufenden Weserufer bzw. den dort befindlichen Weserauen kennzeichnet die zeichnerische Darstel- lung des Regionalen Raumordnungsprogrammes ein Vorranggebiet für Natur und Landschaft. Ebenfalls dargestellt ist ein Vorranggebiet für industrielle Anlagen, das aufgrund seiner derzeitigen Nutzung bzw. seiner besonderen Eignung und planungsrechtlichen Absicherung als überregional bedeutsamer Standort einzustufen ist, sowie die Schweringer Fährverbindung über die Weser, die erhalten werden soll. Nördlich von Schweringen befinden sich östlich und westlich der Weser die Rohstoffabbaugebiete I und II (Kies). Die durch Schweringen verlaufende Landesstraße 351 ist als Hauptverkehrsstraße von überregiona- ler Bedeutung markiert.

Kommunale Planung34 Flächennutzungsplan 1979 • 1. Änderung 1981 • 13. Änderung 2002 • 18. Änderung 2004 Örtliche Bauvorschrift 1983 Bebauungspläne • Industriegebiet Nr. 93/2 1974 • Strußfeld Nr. 93/4 1973 • Mühlenberg Nr. 6 1983 • Strußfeld II Nr. 7 1994 • Strußfeld III Nr. 8 2004

Ver- und Entsorgung Sowohl die Ver- als auch die Entsorgung des Gebietes werden von den öffentlichen Versorgungs- trägern gewährleistet. • Die Stromversorgung des Gebietes stellt die E.ON Avacon sicher. • Die Erdgasversorgung des Gebietes stellt die Gasversorgung Grafschaft Hoya GmbH sicher. • Die Trinkwasserversorgung obliegt dem Eigenbetrieb Wasserversorgung der Samtgemeinde Grafschaft Hoya. • Die Entsorgung der im Dorferneuerungsgebiet anfallenden Abfälle erfolgt entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen und Verordnungen sowie den jeweils gültigen Satzungen zur Ab-

34 vgl. Abbildungen 9 bis 14 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 30 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

fallentsorgung des Betriebes Abfallwirtschaft Nienburg (BAWN), der Träger der öffentlichen Müllabfuhr ist. • Die Versorgung mit Telekommunikationsleitungen ist seitens der Deutschen Telekom AG oder anderer Anbieter gesichert. • Die Abwasserbeseitigung hat der Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung der Samtgemeinde Graf- schaft Hoya inne.

2.2 Umgang mit der Siedlungsstruktur

Die Siedlungsentwicklung beeinflussende Faktoren

Historische Siedlungsstruktur

Nutzungsstruktur Standortfaktoren

Siedlungsentwicklung

Planungsrahmen- Flächenverfügbarkeit/ bedingungen Bodenmobilität

Die Gemeinde Schweringen hat mit ihrer kontinuierlichen Bauleitplanung die Voraussetzungen für eine nachhaltige und bedarfsorientierte Entwicklung geschaffen. So können trotz einer momentan rückläufigen Bevölkerungsentwicklung freie Bauplätze für einen etwaigen Bevölkerungszuwachs vorgehalten werden und damit auf den anstehenden Eigenbedarf in den Ortschaften reagiert wer- den. Ein Wohnbaugebiet zwischen der Hoyaer Straße und der Straße zum Friedhof ist nach den Festset- zungen des Bebauungsplanes Nr. 8 „Strußfeld“ III zu bebauen. Dieses Gebiet ist derzeit zu gut 30 % bebaut und bietet daher noch eine ausreichende Kapazität, um eine Nachfrage zu decken.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 31 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Wohnbebauung auf dem Strußfeld Westlicher Ortsrand von Schweringen

Da die Gemeinde Schweringen die bauleitplanerischen Festsetzungen hinsichtlich Lage und Art der baulichen Nutzung getroffen hat, brauchen aus Sicht der Dorferneuerungsplanung keine Aussagen mehr über eine räumliche Verteilung und Gestaltung getätigt zu werden. Dieser Themenschwer- punkt wird daher im Rahmen der Dorferneuerungsplanung Schweringen auch nicht vertieft. Die Dorferneuerungsplanung formuliert darüber hinaus folgende Leitziele: • Erhaltung des dörflichen Charakters und der entsprechenden Bauweise. • Sicherung angemessener Entwicklungsmöglichkeiten in den Ortsteilen und Siedlungsbereichen. • Innenentwicklung vor Außenentwicklung. • Sicherung und Förderung einer kontinuierlichen Bevölkerungsentwicklung durch ein angemes- senes Bauflächenmanagement (siehe Stußfeld III). • Sicherung der Mindestinfrastruktur, • Förderung von Infrastrukturangeboten, • Förderung von Umnutzungsmöglichkeiten vorhandener ortsbildprägender, landwirtschaftlicher Bausubstanz.

Während der Planungsphase wurde deutlich, dass die Förderung von Umnutzungsmöglichkeiten vorhandener ortsbildprägender, landwirtschaftlicher Bausubstanz für den Arbeitskreis Dorferneue- rung ein besonderes Gewicht besitzt. Aufgrund der zahlreichen landwirtschaftlichen (Neben-)Ge- bäude, die aufgrund des Strukturwandels in der Landwirtschaft bereits jetzt oder in naher Zukunft leerfallen werden, besteht die Notwendigkeit, eine angemessene Nutzung dieser Objekte herbeizu- führen. Nur so kann die langfristige Erhaltung der teilweise wertvollen Bausubstanz gewährleistet werden. Im weiteren Verfahren sollten je nach Einzelfall Konzepte für eine entsprechende Umnut- zung der Gebäude(-teile) gefunden werden. Eine gezielte Förderung aus Mitteln der Dorferneuerung und gegebenenfalls aus anderen Fördertöpfen sollte dann entsprechend dem jeweiligen Planfall ermöglicht werden.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 32 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

3 TOURISMUS, FREIZEIT UND ERHOLUNG35

Die Dorferneuerungsplanung soll grundsätzlich auch die Bereiche des sozialen Lebens, der Freizeit und Erholung stärken. Zu diesem Zweck sollen folgende Punkte besondere Beachtung finden: • Wohnungs-, aber auch naturnahe Einrichtungen wie Gemeinschaftsplätze für Feste und Frei- zeitaktivitäten, Aufenthalts- und Versammlungsräume sowie wettergeschützte Treffpunkte (zum Beispiel für Fahrradtouristinnen und/oder Jugendliche) sollen erhalten, ausgebaut oder geschaf- fen werden. • Im Zuge der Entwicklung des Fremdenverkehrs und zur besseren Erfahr- und Erlebbarkeit der interessanten landschaftlichen Umgebung sollte das vorhandene (Rad-)Wanderwegenetz erwei- tert werden.

Wie beschrieben, besitzt das Dorferneuerungsgebiet aus touristischer Sicht ein großes Potential. Durch die reizvolle Lage am Ufer der Mittelweser bietet es für den Tourismus ein hohes Maß an Sehenswertem und Erholung. Insbesondere für Radwandernde stellt die Vielzahl der vorhandenen Radwanderrouten in flacher bis leicht hügeliger Landschaft ein ideales Reiseziel dar. Für Naturver- bundene ist unter anderem das Naturschutzgebiet Schweringer Wald mit seiner Pflanzen- und Tier- welt von besonderem Interesse. Im Rahmen der Dorferneuerung gilt es, dieses vorhandene Poten- tial optimal zu nutzen und auszubauen. Die Dorferneuerungsplanung sieht Maßnahmen zur Stärkung des Miteinanders der Einwohnerschaft (Gemeinwohl), aber auch zur Verbesserung des touristischen bzw. Freizeitangebotes vor. Der Kata- log beinhaltet sowohl "kleine", lokale Maßnahmen – wie zum Beispiel die Verbesserung der Aufent- haltsqualität von (Rast-)Plätzen –, aber auch weiterreichende Maßnahmen, wie die Verbesserung der Infrastruktur für RadfahrerInnen sowie außerdem neuen Zielgruppen (Wassersportler, Wohnmo- billisten). Die Übersicht über die Maßnahmen findet sich in Kapitel 8. Konsens besteht darüber, dass eine Entwicklung des Tourismus in naturverträglicher „sanfter“ Form vollzogen werden sollte. Ein Ziel könnte darüber hinaus sein, im Bedarfsfalle Perspektiven für die Erhaltung der ehemaligen oder leerfallenden landwirtschaftlichen Bausubstanz durch eine Umnut- zung für touristische Zwecke oder zum Gemeinwohl zu entwickeln. Bei allen Maßnahmen an den Kieskuhlen und gegebenenfalls Anpflanzungen im gesetzlichen Über- schwemmungsgebiet ist eine vorherige Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde durchzufüh- ren. Da ein Teil der Kieskuhlen in einem Vorranggebiet für Natur und Landschaft liegen, sind die ent- sprechenden Vorgaben des Regionalen Raumordnungsprogrammes zu beachten.

35 vgl. Abbildung 15 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 33 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Maßnahme T 1: Maßnahmen im Bereich der Kieskuhlen

Kieskuhlen östlich von Schweringen

An den östlichen Ortsrand von Schweringen schließen sich ehemalige Kiesabbauflächen an; die Kuhlen sind inzwischen mit Wasser gefüllt. Dieser Bereich wird momentan nur eingeschränkt für Naherholungszwecke genutzt. Baden und Angeln sind offiziell nicht erlaubt. Der Arbeitskreis hat den Wunsch geäußert, das Naherholungsangebot auszubauen. Dabei steht die durchgängige Herstellung eines Rundweges im Vordergrund. Rudimentär ist eine Wegebeziehung vorhanden. Ein geringer Pflege- und Unterhaltungsaufwand für den Weg sollte dabei berücksichtigt werden. Damit dieser Rundweg auch zum Radfahren genutzt werden kann, ist eine Oberflächenbe- festigung, beispielsweise mit Schotter, vorgesehen. Dabei ist auf eine fahrradfahrgeeignete Korn- größe des Schotters zu achten. Denkbar ist auch eine naturnahe Ausbildung (grüner Fahrdamm). Als Ergänzung des Aufenthalts- und Erholungscharakters ist es wünschenswert, Sitzbänke entlang des Rundweges aufzustellen.

Maßnahme T 2: Anlage eines Radwanderweges auf der östlichen Weserseite In Ergänzung des 500 km langen Weser-Radweges, der auch durch die Gemeinde Schweringen führt und hier auf der westlichen Weserseite verläuft, soll ein zusätzlicher Radweg am östlichen We- serufer angelegt werden. Die Samtgemeinde Grafschaft Hoya hat mit den benachbarten Samtgemeinden Eystrup, , , Bruchhausen-Vilsen und Thedinghausen das Integrierte Ländliche Entwicklungs-Konzept "Mitte Niedersachsen" entwickelt. Im ILEK wird unter anderem die Schaffung einer Alternativroute zur Streckenführung des Weser-Radweges angegeben. Diese alternative Route sollte auf der Ost- seite der Weser von Hoya über Eystrup nach verlaufen und ist ein Gemeinschaftspro- jekt. Durch die alternative Streckenführung sollen die Attraktivität der Region für RadtouristInnen gestärkt und gleichzeitig Synergieeffekte des Weser-Radweges genutzt werden.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 34 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Im Bereich von Schweringen fährt die einzige noch in Betrieb befindliche Fähre im Mittelweser- bereich und stellt den räumlichen Kontakt zwischen dem Weser-Radweg und der geplanten Alterna- tivroute auf der östlichen Weserseite dar. Eine Genehmigung der Unteren Wasserbehörde ist für die geplante Alternativroute des Weser- Radweges erforderlich, soweit sie im gesetzlichen Überschwemmungsgebiet verläuft, ebenso für Umgestaltungen oberhalb des Fähranlegers.

Maßnahme T 3: Einrichtung einer öffentlichen Toilette Aufgrund der zahlreichen TouristInnen in der Saison – in der Mehrheit RadwandertouristInnen auf den Routen des Weser-Radweges – ist eine öffentliche Toilettenanlage notwendig. Sie sollte mög- lichst zentral im Ort Schweringen eingerichtet werden, um auch für Veranstaltungen zur Verfügung zu stehen und gleichzeitig im Blickfeld für eine soziale Kontrolle zu liegen. Mögliche Standorte könn- ten im Bereich der Kirche (vgl. Maßnahme O 6) oder des Dorfgemeinschaftshauses liegen. Im Zuge der Umsetzung dieser Maßnahme sind Pflege und Reinigung der Anlage sicherzustellen.

Maßnahme T 4: Erneuerung des Trimmpfades im Schweringer Wald Im Naturschutzgebiet Schweringer Wald im Westen des Gemeindegebietes gibt es seit einigen Jah- ren bereits einen Trimmpfad. Der Zahn der Zeit hat deutliche Spuren an den Trimm-Dich-Gerät- schaften hinterlassen, die sich zum Teil in einem mangelhaften Zustand befinden. Wenn die langfris- tige Erhaltung des Parcours gewünscht ist, sind unverzügliche Erneuerungsmaßnahmen durchzu- führen, um Personenschäden durch gefährliche Gerätschaften zu verhindern. Im Zuge der derzeit anhaltenden Fitness- und Sportbewegung sollte das vorhandene Potential im Wald von Schweringen genutzt und gegebenenfalls sogar ausgebaut werden. Die Koppelung eines runderneuerten Trimmpfades mit anderen sportlichen Freizeitvergnügen wie Nordic-Walking, Rad- sport, Jogging und Inline-Skaten bietet sich in der reizvollen Naturlandschaft an. Im Rahmen der Dorferneuerung könnten der Austausch der Geräte, die Beschilderung sowie die Erneuerung der Wegbefestigung förderfähige Maßnahmen darstellen. Der vorhandene Trimmpfad ist in ein Landschaftsschutzgebiet eingebettet. Bei Realisierung der Maßnahmen ist daher den Regelungen der Schutzgebietsverordnung zu folgen.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 35 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

4 ERSCHLIEßUNG

4.1 Beschreibung der Erschließungsstruktur

Der Siedlungsbereich Schweringens wird von der Landesstraße 351 durchschnitten, die in Hoya beginnt durch Bücken führt und weiter durch Schweringen Richtung Süden verläuft.

http://maps.google.de

Wie das folgende Luftbild36 zeigt, ist Schweringen innerörtlich von einem relativ dichten Straßen- netz, das mit kleineren Wegen komplettiert wird, und weitläufigen Grünflächen durchzogen. Als Be- sonderheit des Erschließungssystems ist festzuhalten, dass die auf die Landesstraße 351 treffende Straße – zunächst 'Twachte', ab der Kreuzung mit der Landesstraße 'Weserstraße' – über die Fähr- verbindung hinaus auf der rechten Seite des Flusses noch als Weserstraße weitergeführt wird. Die Weserstraße führt also sozusagen über den Fluss.

36 http://maps.google.de

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 36 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Die Straßen und Wege der Ortschaft Schweringen wurden hinsichtlich ihrer Funktion in folgende Kategorien unterteilt: Hauptverkehrsstraße/Ortsdurchfahrt, Verkehrsstraße/Sammelstraße mit ver- bindender Funktion über das Dorf hinaus, Dorfsammelstraßen und Anliegerstraßen. Je nach Nut- zungsanspruch und Ausbaugrad werden unterschiedliche Umgestaltungsprinzipien erarbeitet.

4.2 Grundsätze für den Umgang mit der Erschließung

Im Zusammenhang mit Änderungs- oder Verbesserungsmaßnahmen an vorhandenen und neu ge- planten Erschließungswegen sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden: • Der Ausbaugrad und die Ausbauart der Straßen und Wege sollten insbesondere vom Umfang des Benutzerkreises und der Stärke der Frequentierung abhängig gemacht werden. Es sollte jeweils der geringstmögliche Ausbaugrad (Querschnitt) gewählt werden, um den Flächenver- brauch und die Versiegelung zu minimieren. Maßgebend sind dabei die Begegnungsfälle nach den Richtlinien und Empfehlungen zur Anlage von Erschließungsstraßen (RAS und EAE). • Die in der Planung vorgesehenen Straßen- und Wegebefestigungen mit gerumpeltem Beton- großsteinpflaster oder Klinker stellen aus gestalterischer Sicht ideale Materialien für einen orts- bildgerechten Ausbau von Straßen und Wegen dar. Allerdings führen diese Oberflächenbefesti- gungen zu einem Anstieg der Geräuschemissionen. Im Rahmen der weiteren Planungen ist ei- ne Abwägung/Prüfung der maßgeblichen Belange und Ziele erforderlich. Es gilt, jeweils vertret- bare Lösungen zu finden. In besonderen Ausnahmefällen ist auch eine bituminöse Bauweise notwendig, um den Belan- gen der Landwirtschaft Rechnung zu tragen.

Im weiteren Verfahren ist zu überprüfen, ob die Finanzierung gewisser Maßnahmen im Rahmen der Dorferneuerung mit Mitteln gemäß Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) zu leisten ist. In der vorliegenden Dorferneuerungsplanung sind lediglich Gestaltungsprinzipien für die potentielle Ausbauart der einzelnen Straßen in Abhängigkeit von ihrer Funktion im Verkehrsnetz entwickelt worden. Im weiteren Verfahren bzw. in weiterführenden Planungen werden konkrete und detail- scharfe Konzeptionen notwendig. Nach länger anhaltenden oder intensiven Niederschlägen kommt es vermehrt zu starker Pfützenbildung, so dass eine Benutzung insbesondere für FußgängerInnen und RadfahrerInnen nur eingeschränkt möglich ist. Daher ist im Zuge des weiteren Verfahrens bei Konkretisierung der Wege- und Straßenneuplanungen dafür Sorge zu tragen, dass auch eine ord- nungsgemäße Beseitigung des Niederschlagswassers gewährleistet ist. In zahlreichen Straßenzü- gen stellt die mangelhafte Ableitung des anfallenden Oberflächenwassers ein großes Problem dar.

Rinne in der Kirchstraße Kreuzung Schleenstraße/Kirchstraße

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 37 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Eine weitere Problematik stellt eine Unübersichtlichkeit an vielen Kreuzungs- und Einmündungs- punkten dar. Ein Begegnungsfall im historischen Kern von Schweringen (zum Beispiel Kirchstra- ße/Schleenstraße) ist aufgrund seiner engen Bebauung und der vorhandenen Grünstrukturen oft- mals nur sehr spät wahrzunehmen. Aufgrund der schmalen Straßenparzellen ohne entsprechende Seitenbereiche ist das Ausweichen, insbesondere bei Begegnungen mit großen landwirtschaftlichen Fahrzeugen, nur schwer möglich. Bei Arbeiten an den Erschließungsstraßen sollte jeweils, wenn möglich, durch bauliche Ordnungsmaßnahmen eine Entschärfung dieser Situation herbeigeführt werden. Bei Umgestaltungen von Straßen und/oder Einmündungsbereichen ist die behinderungsfreie Be- gegnung landwirtschaftlicher (überbreiter) Fahrzeuge sicherzustellen.

Die Erschließung beeinflussende Faktoren

Raumcharakter Nutzung

Erschließung

Raumbildung Vegetation

Private Freiflächen und Höfe

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 38 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Übersicht über die Erschließungsstraßen37

Fuß- und Rad- Straße Funktion Ausbaubreite Benutzung durch Seitenraum Geplantes Ausbauprofil weg vorhanden?

Hoyaer Straße/ Hauptverkehrs- Fahrbahn: Lastkraftwagen, land- Teilweise beidsei- Mangelndes Erneuerung der Fahrbahn, Rinnen, Nienburger Straße straße/Orts- 6,35 m bis 7,40 m wirtschaftliche Fahr- tiger Fußweg, Straßenbe- Borde; Fahrbahnteiler mit Que- (Landesstraße durchfahrt zeuge, Pkw, Radfah- teilweise einseiti- gleitgrün rungshilfen; durchgängiger einseiti- 351) Fußweg: rer, Fußgänger ger Radweg ger Fuß- und Radweg; Anpflanzung 1,70 m bis 2,40 m von Straßenbäumen, Stellplätze in Längsaufstellung, gegebenenfalls Errichtung einer Busschleife

Weserstraße Verkehrsstraße/ ca. 7,00 m Lastkraftwagen, land- Mischprofil Unbefestigter Breite ca. 7,00 m; keine bauliche Sammelstraße wirtschaftliche Fahr- Seitenstreifen, Veränderung des Profils möglich; "Panzerstraße" zeuge, Pkw, Radfah- mangelndes markierter Seitenstreifen für Fuß- rer, Fußgänger Straßenbe- gänger/Radfahrer; Anpflanzung von gleitgrün Straßenbäumen Birkenweg Verkehrsstraße/ ca. 3,70 m Landwirtschaftliche Mischprofil Unbefestigter Breite wird beibehalten; Befestigung Sammelstraße Fahrzeuge, Pkw, Rad- Seitenstreifen, der Straßenseitenräume Rasengitter fahrer, Fußgänger stark ausge- oder Großpflaster; punktuelle Fahr- fahren bahnverengung Twachte Verkehrsstraße/ 4,10 m bis 4,50 m Landwirtschaftliche Mischprofil Unbefestigter Breite wird beibehalten; Sanierung Sammelstraße Fahrzeuge, Pkw, Rad- Seitenstreifen, der Fahrbahn; Befestigung der Stra- fahrer, Fußgänger stark ausge- ßenseitenräume mit Rasengitter fahren oder Großpflaster; punktuelle Fahr- bahnverengung

37 vgl. Abbildungen 16 bis 20 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 39 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Fuß- und Rad- Straße Funktion Ausbaubreite Benutzung durch Seitenraum Geplantes Ausbauprofil weg vorhanden?

Kapellenweg/süd- Dorfsammel- 4,10 m bis 5,00 m landwirtschaftliche Mischprofil Unbefestigter Sanierung der Fahrbahn; Befesti- liche Kirchstraße straße Fahrzeuge, Pkw, Rad- Seitenstreifen, gung der Straßenseitenräume mit fahrer, Fußgänger stark ausge- Rasengitter oder Großpflaster ggf. fahren Schaffung von Ausweichstellen; einseitiger Fußweg; Rinnenherstel- lung Dorfstraße/nörd- Dorfsammel- 3,60 m bis 4,60 m Kaum landwirtschaftli- Mischprofil Unbefestigter Sanierung der Fahrbahn; Befesti- liche Kirchstraße/ straße che Fahrzeuge, Pkw, Seitenstreifen, gung der Straßenseitenräume mit Schleenstraße Radfahrer, Fußgänger stark ausge- Rasengitter oder Großpflaster ggf. fahren Schaffung von Ausweichstellen; einseitiger Fußweg, Rinnenherstel- lung

Zur alten Eiche/ Anliegerweg Kaum landwirtschaftli- Mischprofil Unbefestigter Sanierung der Fahrbahn; Befesti- An der Wietlake che Fahrzeuge mit Seitenstreifen, gung der Straßenseitenräume mit Fehrmannstraße/ Ausnahme Zum Sport- stark ausge- Rasengitter oder Großpflaster ggf. Andresstraße/ platz, Pkw, Radfahrer, fahren Schaffung von Ausweichstellen; Meyer-Seeken- Fußgänger Rinnenherstellung; Ordnungsmaß- Straße/Unterm nahmen ruhender Verkehr beim Ufer (nordwestli- Sportplatz cher Bereich)/Zum Sportplatz, Zum Krummen Wandel Unterm Ufer (östli- Anliegerweg Kaum Fahrzeugver- Straße wird als Unbefestigter Rückbau Betonsteinpflaster; Befesti- cher Bereich) kehr, Radfahrer, Fuß- Fuß- und Radweg Seitenstreifen gung der Fahrbahn mit Schotter oder gänger für Naherholung wassergebundener Decke genutzt

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 40 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

4.3 Planungskonzepte für die Gestaltung der Erschließungsanlagen38

Maßnahme E 1: Umgestaltung der Ortseingänge im Verlauf der Ortsdurchfahrt (Landesstraße 351)39

Der nördliche Ortseingang Der südliche Ortseingang

Kurzcharakteristik: • Zwei Ortseingänge vorhanden, • Klassifizierung als Landesstraße 351, • keine Begrüßungstafeln vorhanden, • Ortseingänge teilweise schlecht wahrnehmbar, • hohes Verkehrsaufkommen, • teilweise überhöhte Geschwindigkeit der passierenden Fahrzeuge.

Die Ortschaft Schweringen wird in Nord-Süd-Richtung von der Hoyaer bzw. im weiteren Verlauf von der Nienburger Straße durchquert. Die Hauptverkehrsstraße ist als Landesstraße klassifiziert. Wie in vielen anderen Ortschaften mit stark frequentierten Ortsdurchfahrtsstraßen besteht auch in Schweringen das Problem, dass gerade im Bereich der Ortseingänge die Geschwindigkeit der pas- sierenden Fahrzeuge oftmals bis weit in die geschlossene Ortschaft hinein überhöht ist. Neben der Unachtsamkeit vieler AutofahrerInnen sind dafür auch die unzureichend gestalteten und gekenn- zeichneten Ortseingänge verantwortlich. Die Hinweisschilder im Straßenrandbereich werden daher nicht bzw. erst zu spät wahrgenommen. Oftmals übliche Begrüßungstafeln im Bereich von Ortsein- gängen sind in Schweringen bislang nicht vorhanden. Eine deutliche Verbesserung könnte durch bauliche Maßnahmen in der Fahrbahn und in den Seiten- räumen erzielt werden. Zu diesem Zweck ist im Rahmen der Dorferneuerung an beiden Ortseingän- gen im Verlauf der Landesstraße die Errichtung von Fahrbahnteilern vorgesehen, die eine deutliche optische Markierung der veränderten Verkehrssituation bewirken sollen. Die Fahrbahnteiler trennen die beiden entgegengesetzten Fahrspuren voneinander und bewirken einen Verschwenk im Fahr- bahnverlauf. Idealerweise wird die Fahrspur des in den Ort einfahrenden Verkehrs verzogen. Somit müssen eine Lenkbewegung und in der Regel auch eine Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit vor- genommen werden. Eine noch stärkere Wirkung kann erzielt werden, wenn die Fahrbahnteiler mit hochstämmigen Stra- ßenbäumen bepflanzt werden. Durch diese vertikale Betonung können die Fahrbahnteiler bereits aus einiger Entfernung deutlich wahrgenommen werden.

38 Die Übersicht über die Maßnahmen findet sich in Kapitel 8. 39 vgl. Abbildungen 21 bis 23 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 41 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Der Arbeitskreis Dorferneuerung hat sich darüber hinaus ausdrücklich für die Errichtung eines Fahr- bahnteilers in Kombination mit einer Querungshilfe im Bereich der Bushaltestelle von Holtrup ausge- sprochen, da an dieser Stelle die NutzerInnen der Busverbindung nach Hoya die Straße bisher un- gesichert überqueren müssen. Insbesondere für schwächere VerkehrsteilnehmerInnen (Kinder, älte- re Menschen usw.) stellt die Überquerung der breiten Landesstraße, auf der in der Regel mit einer hohen Geschwindigkeit gefahren wird, ein erhöhtes Unfallrisiko dar. Die Errichtung einer Buswendeschleife, die den Bus in beide Richtungen von der Landesstraße her- unterführt, könnte diesen gefährlichen Querungspunkt verhindern. Mit der Straßenbaubehörde sind konkrete Planungsabsichten für die Landesstraße 351 anhand prüf- fähiger Planunterlagen abzustimmen und über Umgestaltungsmaßnahmen vor Baubeginn Vereinba- rungen zu treffen.

Maßnahme E 2: Umgestaltung der Landesstraße 35140

Ortsdurchfahrt mit Blickrichtung Süden

Kurzcharakteristik: • Klassifizierte Landesstraße 351, • Funktion Hauptverkehrsstraße/Ortsdurchfahrt, • Länge im innerörtlichen Bereich ca. 800 m, • zum Teil beidseitiger Fußweg vorhanden, vom nördlichen Ortseingang bis zum Birkenweg ein- seitiger Radweg vorhanden, • technischer Zustand zeigt Mängel auf (Rinne und Borde abgängig, Fahrbahnasphalt brüchig), • technischer Zustand Fuß-(und Rad-)weg gut bis befriedigend.

Die Landesstraße 351 von Hoya nach Nienburg durchquert die Ortschaft Schweringen. Der Stra- ßenbaukörper ist asphaltiert und mit einer differierenden Fahrbahnbreite von 6,35 m bis 7,40 m ver- sehen. Beidseitig der Fahrbahn ist ein Fußweg vorhanden. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens, darunter eine große Zahl von Lastkraftwagen und brei- ter landwirtschaftlicher Fahrzeuge benutzen Radfahrer auch die Gehwege. Beginnend an der Ein- mündung Birkenweg begleitet ein Fuß- und Radweg auf der westlichen Seite die Landesstraße in Richtung Bücken und Hoya. Nach Süden, in Richtung Nienburg, sind auf der westlichen und z. T. auch auf der östlichen Seite begleitende Fußwege vorhanden. Die Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs liegt häufig über der zulässigen Höchstgeschwin- digkeit von 50 km/h. Das Überqueren der Fahrbahn birgt daher insbesondere für schwächere Ver-

40 vgl. Abbildungen 22 bis 24 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 42 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

kehrsteilnehmerInnen ein hohes Gefahrenpotential, da geeignete Hilfen zum Queren der Fahrbahn, mit Ausnahme eines Zebrastreifens in der Nähe des Kreuzungsbereiches Hoyaer Straße/Weser- straße, fehlen. Innerhalb der Ortslage von Schweringen sollte ein weiterer Fahrbahnteiler in Kombination mit einer Querungshilfe errichtet werden. Die BewohnerInnen der Wohnsiedlungen im Westen von Schwerin- gen müssen die Landesstraße überqueren, um die Versorgungs- und öffentlichen Einrichtungen (DGH, Bank, Kirche, Sportanlagen usw.) im historischen Kern von Schweringen zu erreichen. Auch Schulkinder, die zur Bushaltestelle wollen bzw. von ihr kommen, müssen die Ortsdurchfahrt queren. Der vorhandene Zebrastreifen nördlich des Kreuzungsbereiches mit der Twachte/Weserstraße wird häufig übersehen und garantiert keine Sicherheit. Eine Querungshilfe dagegen ermöglicht, die Fahr- bahn in zwei Etappen zu überqueren. In der Fahrbahnmitte kann gefahrlos der entgegengesetzte Verkehr abgewartet werden. Die genaue Lage des geplanten Fahrbahnteilers mit Querungshilfe ist im weiteren Verfahren be- darfsorientiert zu klären.41 Für die Realisierung dieser Maßnahme ist der Ankauf von Flächen erfor- derlich, weil ein Fahrbahnteiler eine größere Gesamtbreite des Regelprofils bedingt. Die Querungshilfe sollte aus einer befestigten Aufstellfläche mit einer Mindestbreite von 2,50 m be- stehen. Beidseitig dieser Fläche sollten in Fahrtrichtung hochstämmige, standortgerechte Bäume gepflanzt werden. Es ist dabei stets ein ausreichendes Lichtraumprofil für alle relevanten Fahrzeug- arten sicherzustellen. Die Fahrbahn der Ortsdurchfahrt wurde letztmalig in den Jahren 1979 bis 1981 flächendeckend sa- niert. Bei einer durchschnittlichen Haltbarkeit der Fahrbahndecke von ca. 30 Jahren ist der Sanie- rungsbedarf absehbar. Der bautechnische Zustand der Fahrbahn weist inzwischen zahlreiche Män- gel auf. Die Borde und Entwässerungsrinnen sind in weiten Teilen als abgängig zu bezeichnen, so dass hier kurzfristig Maßnahmen zur Sanierung anstehen. Bei den Sanierungsarbeiten wäre eine Beachtung der Empfehlungen der Dorferneuerung wünschenswert, die neben dem rein technisch- funktionalen Ausbau auch ein Augenmerk auf die Gestaltung legt. Dem Wunsch der Bevölkerung nach einer erhöhten Verkehrssicherheit sollte dabei besonders Rechnung getragen werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Schaffung eines zumindest einseitig durchgängigen Fuß- und Radweges entlang der Ortsdurchfahrt anzuregen. Die Dorferneuerungsplanung sieht keine Ver- änderung der eigentlichen Fahrbahnbreite vor. Eine gestalterische Aufwertung ist daher nur im Stra- ßenseitenraum möglich. Die Rinnen und Borde könnten beispielsweise aus einem Natursteinmateri- al hergestellt werden. Es wird weiterhin empfohlen, die Fuß- und Radwege mit einem hochwertigen Pflastermaterial zu befestigen. Zwischen Fahrbahn und Fußwegparzelle könnte ein Grünstreifen angelegt werden, der zudem als Sicherheitsstreifen fungieren kann. Er sollte mit pflegeextensiven Pflanzen bepflanzt werden. Auf die Anpflanzung einer Hecke soll nach Aussage des Arbeitskreises aufgrund des hohen Pflegeaufwandes verzichtet werden. Die Anpflanzung von Straßenbäumen an geeigneter Stelle wurde hingegen begrüßt. Die Errichtung von Parkplätzen in Längsaufstellung bietet sich entlang der Fahrbahn an, wo dies möglich ist. Die Befestigung könnte ebenfalls mit einem förderfähigen Pflastermaterial erfolgen. Eine mögliche Umgestaltung des Kreuzungsbereiches der Ortsdurchfahrt mit der Twachte/Weser- straße zeigt die entsprechende Skizze im Abbildungsband. Hier ist auch ein Austausch des Befesti- gungsmaterials der Einmündungstrichter der Sekundärerschließungsstraße, beispielsweise durch ein Natursteinpflaster, dargestellt. Inwieweit eine derartige Planung mit den Belangen der militärischen Nutzung der Straße vereinbar ist, muss im weiteren Verfahren geklärt werden. Die Straße ist Zufahrt zur Ersatzübergangsstelle über die Weser; diese Übergangsstelle wird auch weiterhin für die Ausbildung von Pionierkräften

41 Einen möglichen Standort zeigt Abbildung 45 im Abbildungsband.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 43 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

und zu Übungszwecken vorgehalten. Zum derzeitigen Zeitpunkt sind keine Veränderungen der Fahrbahn der Weserstraße zulässig. Die Einsicht in die Ortsdurchfahrt von den einmündenden Straßen (Birkenweg, Twachte, Weserstra- ße, Schleenstraße, Zum Friedhof, Schulstraße, Mühlenweg) gilt es zu verbessern. Wo notwendig, sind entsprechende Rückschnitt-/Rodungsmaßnahmen durchzuführen bzw. anzuordnen. Mit der Straßenbaubehörde sind konkrete Planungsabsichten für die Landesstraße 351 anhand prüf- fähiger Planunterlagen abzustimmen und über Umgestaltungsmaßnahmen vor Baubeginn Vereinba- rungen zu treffen.

Maßnahme E 3: Umgestaltung der Verkehrsstraßen/Sammelstraßen42

Weserstraße Birkenweg

Kurzcharakteristik: • Gemeindestraßen, • die Weserstraße ist ausgewiesene Panzerstraße und Zubringer zum Fähranleger, • der Birkenweg schafft die Verbindung nach Holtrup, • die Twachte schafft die Verbindung nach Eiße/zum Schweringer Wald, • Mischprofil mit unbefestigtem Seitenstreifen, zum Teil stark ausgefahren, • Gestaltungs- und Funktionsmängel, • landwirtschaftlicher Verkehr vorhanden.

In der Ortschaft Schweringen sind die Weserstraße, der Birkenweg und die Straße Twachte als Ver- kehrsstraßen/Sammelstraßen mit Verbindungsfunktion über den Ort hinaus einzustufen.

• Weserstraße Die Weserstraße schafft die Verbindung zwischen der Landesstraße 351 (Hoyaer Straße/Nienburger Straße) in Schweringen über die Gemeindegrenzen hinaus mit der Bundesstraße 215 in der Ort- schaft . Die Weser kann in den Monaten März bis Oktober mittels einer Fahrzeugfäh- re überquert werden. Diese Fähre dient insbesondere den Landwirten, um ihre Felder auf der ge- genüberliegenden Weserseite erreichen und bewirtschaften zu können. Vermehrt nutzen auch Rad- wandertouristInnen diese Möglichkeit der Weserüberquerung. Die Weserstraße wurde nach Aussagen der Wehrbereichsverwaltung Nord in den 1970-er Jahren aus Mitteln der "zivilen Infrastruktur von militärischem Interesse" von der Bundeswehr ausgebaut.

42 vgl. Abbildungen 25 bis 28 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 44 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Die Gemeindestraße dient als Ersatzübergangsstelle über die Weser, die Übergangsstelle zur Aus- bildung und zu Übungszwecken für Pionierkräfte. Deshalb ist die Straße vom Profil und Aufbau so ausgelegt und muss im Bedarfsfall den Anforderungen der Extrembelastungen einer Benutzung durch militärische Fahrzeuge genügen. Daher werden Maßnahmen zur baulichen Verringerung der vorhandenen Fahrbahnbreite aus militärischer Sicht abgelehnt. Aus diesem Grunde sind die im Ar- beitskreis formulierten Maßnahmen zur Einkürzung des Fahrbahnprofils oder Veränderung der Ma- terialität zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Die Weserstraße hat eine Ausbaubreite von ca. 7,00 m mit einer Befestigung aus Asphalt. Der tech- nische Zustand der ca. 750 m langen Fahrbahn ist als befriedigend einzustufen. Beidseitig der Fahr- bahn ist eine Rinne mit Bordstein angelegt. Die Straße ist im Mischprofil ausgebildet, d.h. ein sepa- rater Gehweg ist nicht vorhanden. Der Seitenstreifen ist unbefestigt und mit Bordsteinen sowie beid- seitigen Rinnen von der Fahrbahn abgetrennt. Folgende Problematik stellt sich für die Weserstraße dar: Sie wird nach Aussagen der Bevölkerung häufig mit überhöhter Geschwindigkeit befahren. Zu den Benutzerinnen der Straße zählen auch Lastkraftwagen und landwirtschaftliche Fahrzeuge. Durch den Ausbau im Mischprofil stellt sich ein erhöhtes Unfall- bzw. Konfliktrisiko zwischen motorisiertem und unmotorisiertem Verkehr dar. Zudem sind die Kreuzungs- bzw. Einmündungsbereiche insbe- sondere der Dorfstraße unübersichtlich. (Für die Umgestaltung des Kreuzungsbereiches wurde bei Maßnahme E 6 ein Planungsvorschlag erarbeitet.) Darüber hinaus mangelt es der Straße aufgrund des technisch-funktional orientierten Ausbaues an einer dorfbildgerechten Gestaltung. Aufgrund der Restriktionen, die aus der zivilen Infrastruktur von militärischen Interessen resultieren, ist lediglich eine Umgestaltung der unbefestigten Seitenstreifen möglich. Denkbar ist hier die Anpflanzung von Straßenbegleitgrün. Die Einhaltung des erforderlichen Lichtraumprofils ist dabei zu beachten. Von der Anlage eines separaten Fußweges wird dringend abgeraten, da er zu einer weiteren Ver- breiterung des ohnehin schon dorfuntypischen Profils führt. Es ist daher zu diesem Zeitpunkt ledig- lich die Markierung eines Streifens für FußgängerInnen in der Fahrbahn mittels eines Farbauftrages oder des Einsatzes von 'Katzenaugen' möglich.

• Birkenweg Der Birkenweg erschließt die angrenzenden Grundstücke, fungiert als verkehrliche Anbindung des Wohnbaugebietes Strußfeld III und als Verbindungsweg zur anschließenden Ortschaft Holtrup. Au- ßerdem wird die Straße von landwirtschaftlichen Maschinen befahren. Der innerörtliche Bereich der Straße dehnt sich auf ca. 400 m und ist asphaltiert. Die Straße ist ins- gesamt in einem guten bis befriedigenden Zustand. Die Seitenstreifen sind unbefestigt, verfügen über keine Abgrenzung vom Straßenraum und sind daher stark ausgefahren. Ein separater Fußweg existiert nicht. Die Straße ist im Mischprofil angelegt und 3,70 m breit. Durch die gemeinsame Nutzung der Straße von landwirtschaftlichen Fahrzeugen, Pkw, Radfahre- rInnen und FußgängerInnen entstehen immer wieder Gefahrensituationen, da im Begegnungsfall nicht ausreichend Platz zum Ausweichen vorhanden ist und insbesondere nichtmotorisierte Ver- kehrsteilnehmerInnen gefährdet werden. Auch kommt es zu Überschreitungen der Höchstgeschwin- digkeit, zudem sind die Kreuzungsbereiche sehr unübersichtlich. Die Dorferneuerungsplanung sieht ein Beibehalten der jetzigen Fahrbahnbreite vor. Um ein Auswei- chen zweier sich begegnender Fahrzeuge zu ermöglichen, ohne die Seitenbereiche noch stärker auszufahren, wird die Verlegung eines großfugigen Pflastermaterials in den Seitenbereichen emp- fohlen. Alternativ ist auch das Einbringen einer Schotterbefestigung bzw. besser eines Schotter- rasens denkbar.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 45 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Um der Problematik einer überhöhten Fahrgeschwindigkeit entgegenzuwirken, empfiehlt sich die Schaffung von ein- oder beidseitigen optischen Fahrbahnverengungen. Bei diesen Verengungen wird der Belag der Fahrspur eingekürzt und beidseitig von einem Materialwechsel flankiert. Denkbar ist auch die Herstellung von Materialwechseln oder gar niveauverschiedenen Aufpflasterungen in der Fahrbahn.

• Twachte Die Twachte zweigt von der Ortsdurchfahrt der Landesstraße 351 in westlicher Richtung ab und stellt die Verbindung zur Ortschaft Eiße sowie zum Naturschutzgebiet Schweringer Wald her. Sie dient ebenso der Erschließung des Schießstandes und wird auch von landwirtschaftlichem Verkehr stark frequentiert. Wie der Birkenweg ist auch die Twachte im Mischprofil angelegt. Der Seitenstrei- fen ist unbefestigt und stark ausgefahren, da keine Trennung von Straßenraum und Seitenstreifen vorhanden ist. Die Breite der innerörtlich 700 m langen asphaltierten Straße liegt zwischen 4,10 m und 4,50 m. Durch landwirtschaftliche Fahrzeuge kommt es auch hier zu Gefahrensituationen, da keine geeigne- ten Ausweichmöglichkeiten vorhanden sind und die Höchstgeschwindigkeit häufig überschritten wird. Insbesondere nichtmotorisierte VerkehrsteilnehmerInnen sind in solchen Situationen stärker gefährdet. Kennzeichnend für die Twachte sind außerdem eine mangelnde Straßenraumgestaltung und unübersichtliche Kreuzungsbereiche. Die Planung zur Umgestaltung der Twachte entspricht der des Birkenweges. Allen Straßen gemeinsam ist die unzureichende Oberflächenentwässerung. Bei Konkretisierung der Maßnahmen durch Wege- oder Straßenneuplanungen ist darauf zu achten, dass die ordnungsge- mäße Beseitigung des Niederschlagswassers gewährleistet ist.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 46 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Maßnahme E 4: Umgestaltung der Dorfsammelstraßen43

Dorfstraße Kirchstraße

Kurzcharakteristik: • Gemeindestraßen, • im historischen Ortskern gelegen, • Dorfsammelstraßen mit zum Teil landwirtschaftlichem Verkehr, • Mischprofil mit unbefestigtem Seitenstreifen, • Gestaltungs- und Funktionsmängel.

Folgende Straßen sind zu den Dorfsammelstraßen zu zählen: • Kapellenweg, • Kirchstraße, • Dorfstraße, • Schleenstraße, • Klitzenburg, • Schulstraße, • Zum Friedhof.

Der Kapellenweg und der südliche Teil der Kirchstraße haben jeweils eine Länge von 350 m und befinden sich im alten historischen Ortskern. Die zwischen 4,10 m und 5,00 m breite Kirchstraße dient als Zubringer zum Kirchengelände und zum Sportplatz. Sowohl der Kapellenweg als auch die Kirchstraße werden unter anderem von landwirtschaftlichem Verkehr genutzt, was zu einem starken Ausfahren der Seitenstreifen geführt hat. Die Seitenstreifen sind unbefestigt und nur in Teilen durch Gosse und Bordstein vom Straßenraum abgesetzt. Insgesamt ist der technische Zustand der Straßen als gut bis befriedigend einzustufen. Sie sind as- phaltiert und im Mischprofil angelegt, werden somit auch von FußgängerInnen und RadfahrerInnen genutzt. Das Mischprofil und die Befahrung mit großen landwirtschaftlichen Maschinen führt immer wieder zu Gefahrensituationen im Begegnungsfall. Dennoch sollte in der Regel an dem dorftypi- schen Mischprofil des Straßenbaukörpers festgehalten werden. Denkbar ist die Herstellung eines separaten Fußweges entlang der nördlichen Dorfstraße und gegebenenfalls weiter entlang der Kirchstraße bis zur Kirche, um ein verbindendes Element zwischen den zentralen Orten des Dorfes zu schaffen. Das Niveau sollte dem der Fahrbahn angepasst sein. Die Verwendung von Bordsteinen gilt es zu vermeiden.

43 vgl. Abbildungen 29 bis 30 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 47 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Die 3,60 m bis 4,60 m breite asphaltierte Dorfstraße liegt ebenfalls im historischen Ortskern und zweigt von der Weserstraße ab. Über die Dorfstraße erfolgt die Erschließung des Dorfgemein- schaftshauses, der Feuerwehr und der Sporthalle. Der Straßenraum ist im Mischprofil ausgebaut und verfügt in Teilbereichen über eine Gosse, an die sich unbefestigte und streckenweise stark aus- gefahrene Seitenstreifen anschließen. In Höhe des Dorfgemeinschaftshauses befinden sich im Randbereich Parkflächen. Bei einer Sanierung/Erneuerung der zuvor genannten Fahrbahnen und des Unterbaues, sollten die Neugestaltungen auch hier unter Berücksichtigung der gestalterischen Empfehlungen der Dorfer- neuerung vollzogen werden, d.h. es sollte auf die Verwendung von hochwertigem, dorfbildgerech- tem Pflastermaterial geachtet werden. Für die Rinne empfiehlt sich, ein anderes Material zu verwen- den. Alternativ könnte auch ein Klinkerstreifen in die Fahrbahnmitte eingepflastert werden. Aufgrund der hohen Tonnage der landwirtschaftlichen Fahrzeuge kann auch eine Befestigung mit Asphalt oder ortsbildprägenden Betonsteinpflaster notwendig werden. Um den Begegnungsfall von großen Fahrzeugen zu ermöglichen, ohne den unbefestigten Seiten- streifen weiter auszufahren, ist die Herstellung eines einseitigen großfugig verlegten Pflasterstrei- fens oder eines Schotterrasenbandes im Straßenseitenraum denkbar. Allen Straßen gemeinsam ist die unzureichende Oberflächenentwässerung. Bei Konkretisierung der Maßnahmen zu Wege- oder Straßenneuplanungen ist darauf zu achten, dass die ordnungsgemäße Beseitigung des Niederschlagswassers gewährleistet ist.

Maßnahme E 5: Umgestaltung der Anliegerstraßen44

Fehrmannstraße Zur Alten Eiche

Kurzcharakteristik: • Gemeindestraßen, • im historischen Ortskern gelegen, • Anliegerwege mit wenig landwirtschaftlichem Verkehr, • Mischprofil mit zum Teil stark ausgefahrenen Seitenstreifen, • technischer Zustand gut bis befriedigend, teilweise schlecht, • Ortsranderschließung mit geringem Verkehrsaufkommen und Fuß- und Radweg für Naherho- lung (östlicher Teil Unterm Ufer).

44 vgl. Abbildung 31 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 48 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Folgende Straßen sind zu den Anliegerstraßen im historischen Kern von Schweringen zu zählen: • Zur Alten Eiche, • An der Wietlake, • Fehrmannstraße, • Andresstraße, • Meyer-Seeken-Straße, • Unterm Ufer, • Zum Sportplatz, • Zum Krummen Wandel, • Stichstraße der Weserstraße.

Die im Ortskern verlaufenden Straßen nehmen fast ausschließlich Ziel- und Quellverkehr auf und stellen somit reine Anliegerwege dar. Sie sind mit Asphalt oder Betonsteinpflaster befestigt bzw. zu einem geringen Teil auch unbefestigt (Zum Krummen Wandel, Unterm Ufer). Alle Straßen werden im Mischprofil genutzt. Die Seitenstreifen sind unbefestigt und zum Teil stark ausgefahren, da größ- tenteils keine Gosse und Bordsteinkante zur Trennung von Straßenraum und Seitenstreifen vorhan- den sind. Da die Straßen in Teilen eine geringe Breite aufweisen, kommt es zu einem erhöhten Gefährdungs- potential bei der Begegnung zweier Fahrzeuge. Ein ebenfalls erhöhtes Konfliktpotential zwischen motorisiertem und unmotorisiertem Verkehr ist durch die Nutzung als Mischprofil hervorgerufen. Als negativ zu sehen ist auch die mangelnde Gestaltung der Straßenräume. Insbesondere im Bereich des Sportplatzes kommt es bei Veranstaltungen immer wieder zu ungeordneten Parksituationen aufgrund fehlenden Parkraumes. Die Straße Zum Sportplatz birgt zudem ein Gefahrenpotential, da der Lieferantenverkehr diese Straße nutzt, die aber eine zu schmale Straßenbreite aufweist. Im wei- teren Verfahren und im Zusammenhang mit der potentiellen Umgestaltung der Sekundärerschlie- ßungen sollten zu dieser Problematik zufriedenstellende Lösungen entwickelt werden. Dem dörflichen Charakter entsprechend soll das Mischprofil der Straßen beibehalten werden. Die zuvor beschriebenen Konflikte werden in erster Linie durch die BewohnerInnen des Ortes selbst herbeigeführt, was in der Regel nicht durch Ordnungs- oder bauliche Maßnahmen zu entschärfen ist. Die Situation im Dorf bedingt immer gegenseitige Rücksichtnahme. Die Dorferneuerungsplanung sieht die Beibehaltung der vorhandenen Profilbreite vor. Im Bedarfsfall sind Ausbaumaßnahmen an der Fahrbahn und am Untergrund erforderlich. Dies ist im Einzelfall zu überprüfen. Bei der Durchführung von Baumaßnahmen ist ein besonderes Augenmerk auf eine ortsbildgerechte Gestaltung der Straßen im historischen Ortskern zu richten. Denkbar ist die Befes- tigung der Straßen mit einem hochwertigen Pflastermaterial wie gerumpeltem Betonrechteckpflaster oder Ähnlichem. Die Rinnen könnten in einem anderen Material, zum Beispiel mit Klinkersteinen, hergestellt werden. Eine andere Variante ist die Einpflasterung eines etwa 50 cm bis 75 cm breiten Klinkermittelstreifens aus Betongroßsteinpflaster in die Fahrbahn.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 49 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Umgestaltung der Straße Unterm Ufer45

Unterm Ufer

Der östliche Teil der Straße Unterm Ufer ist in Teilen mit Betonrechteckpflaster und in Teilen mit Schotter versehen. Die Seitenstreifen sind auch hier unbefestigt. Die Straße dient durch die Orts- randlage vor allem als Fuß- und Radweg für Naherholungssuchende und wird nur wenig von Fahr- zeugen genutzt. Sie ist sehr schmal und weist durch Wassererosion viele Unebenheiten auf. Das Betonsteinpflaster ist in Teilen bereits abgängig, was die Befahrbarkeit mit dem Fahrrad bzw. die Begehbarkeit beschwerlich macht. Die Dorferneuerungsplanung empfiehlt die Aufnahme des Betonverbundsteinpflasters am östlichen Ortsrand und den Austausch gegen ein Schottermaterial, wie es in weiten Bereichen des Weges bereits vorhanden ist. Die Unebenheiten des Weges Unterm Ufer sollten auf gesamter Länge besei- tigt werden. Die ortsbildprägenden Trauerweiden am Wegesrand sollen erhalten werden.

Umgestaltung der Straße Zum Sportplatz46

Landwirtschaftlicher Betrieb an der Straße zum Sportplatz

45 vgl. Abbildung 31 im Abbildungsband 46 vgl. Abbildung 32 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 50 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Die Straße Zum Sportplatz dient insbesondere der Erschließung eines landwirtschaftlichen Haupt- erwerbsbetriebes am östlichen Ende der Wegeparzelle. Dementsprechend wird diese Straße mit schweren landwirtschaftlichen Fahrzeugen befahren, und es muss ein Unterbau geschaffen werden, der einen ausreichenden Lastabtrag gewährleistet. Zudem muss das Material der Oberflächenbefes- tigung den Lasten und Kräften standhalten. Inwieweit eine Befestigung mit einem förderfähigen Großsteinpflaster (Natur- oder Betonstein) mög- lich ist oder gegebenenfalls eine bituminöse (Teil-)Befestigung im Rahmen einer Dorferneuerung als förderfähiger Tatbestand gereicht, ist im weiteren Verfahren zu klären. Die Gestaltungsskizze im Abbildungsband zeigt eine Alternativplanung, die eine entsprechende bi- tuminöse Befestigung eines Teilabschnittes der Straße Zum Sportplatz vorsieht, um den Belastun- gen durch den landwirtschaftlichen Verkehr gerecht zu werden. Zu diesem Zweck ist die Befestigung einer ca. 40 m² großen Fläche in Bitumenasphalt als Verbindung zwischen der Hofflächen und der betonierten Flächen vor den landwirtschaftlichen Flächen Die westlich anschließende Wegeverbin- dung könnte mit einem großformatigen Pflastermaterial befestigt werden. Für die südliche Straßen- seite ist die Anlage eines Parkstreifens mit einer Befestigung aus Rasengittersteinen/Schotterrasen geplant. Nördlich der Straße befindet sich ein Riegel aus Gebäuden. Die Vorflächen sollten mit einer förderfähigen Pflasterung befestigt werden.

Umgestaltung der Straße Zur Alten Eiche

Zur Alten Eiche

Die Straße Zur Alten Eiche wird nicht mit schweren landwirtschaftlichen Fahrzeugen befahren. Demzufolge ist hier eine Befestigung mit einem Pflastermaterial aus funktionalen Gründen durch- führbar. Aus gestalterischer Sicht sollte ein Großsteinpflaster aus Natursteinmaterial oder, als ko- stengünstigere Alternative, ein gerumpeltes Betonsteinpflaster verlegt werden. Nahezu allen Straßen gemeinsam ist die unzureichende Oberflächenentwässerung. Bei Konkretisie- rung der Maßnahmen zu Wege- oder Straßenneuplanungen ist darauf zu achten, dass die ord- nungsgemäße Beseitigung des Niederschlagswassers gewährleistet ist.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 51 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Maßnahme E 6: Umgestaltung im Kreuzungsbereich Weserstraße/Dorfstraße47

Kreuzungsbereich Weserstraße/Dorfstraße

Kurzcharakteristik: • Kreuzungsbereich mit Verkehrsinsel, • technischer Zustand mangelhaft, • funktional unzureichende Ordnung des Verkehrs.

Die Abzweigung der Dorfstraße von der Weserstraße besteht aus zwei Fahrsträngen, die zusam- men mit der Weserstraße eine kleine, ovale Grünfläche umschließen. Auf der mit Rasen bewachse- nen Restfläche stehen ein kleiner Laubbaum mit lichter Krone, ein Verkehrsschild sowie ein Hin- weisschild, das den Weg zu den verschiedenen öffentlichen Einrichtungen des Ortes weist. Der Straßenraum ist mit einer Gosse und Borden von der Mittelinsel sowie den unbefestigten Sei- tenbereichen abgegrenzt. Insgesamt wirkt der Kreuzungsbereich hinsichtlich seiner Breite überpro- portioniert und dem dörflichen Raum nicht angemessen. Zudem mangelt es an dieser exponierten Stelle im historischen Ortskern an einer entsprechenden Gestaltung. Die nicht eindeutig gekenn- zeichnete Verkehrsführung führt darüber hinaus zu Irritationen über die richtige Wegeführung. Im Rahmen dieser Dorferneuerungsplanung ist die Umgestaltung des gesamten Kreuzungspunktes mitsamt seiner Randbereiche vorgesehen. Die beiden Straßenstränge werden zu einem zusammengefasst, so dass sich daraus lediglich eine Einmündungssituation in die Weserstraße ergibt. Dazu wird die Dorfstraße in gerader Linie an die Weserstraße herangeführt. Dabei sind die Kurvenradien entsprechend den geltenden Richtlinien und Anforderungen auszubilden. Die dadurch freiwerdende Fläche im westlichen Kreuzungsbereich kann zur Ausbildung eines Rastplatzes in Form eines kleinen Aufenthaltsbereiches umgenutzt wer- den, der für das Aufstellen einer Tisch-Sitzbank-Kombination, Fahrradständern sowie einer ortsbild- gerechten Hinweistafel Platz bietet. Die Fläche des Aufenthaltsbereiches sollte mit einem hochwertigen Pflastermaterial befestigt wer- den. Seitlich flankiert wird der Platz von zwei standortgerechten Laubbäumen. Den rückwärtigen Abschluss zu den angrenzenden Betriebsflächen einer großen landwirtschaftlichen Hofanlage bildet eine Heckenpflanzung. Der Aufenthaltsbereich liegt strategisch günstig auf halbem Weg zwischen Kirche und zentralem Dorfplatz mit dem Dorfgemeinschaftshaus. Hier befindet sich auch der Schnittpunkt zwischen dem Weser-Radweg und der Weserstraße, die direkt an die Weser führt. Von diesem Aufenthaltsplatz soll eine verbindende Wegeführung in die Kirchstraße geschaffen wer- den. Zu diesem Zweck soll eine historische Wegeverbindung hinter der Reihe von Kopflinden an der

47 vgl. Abbildung 26 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 52 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

nördlichen Weserstraße entlanggeführt werden. Die Befestigung sollte in einem Material analog dem des Aufenthaltsplatzes hergestellt werden. Da kein Materialwechsel innerhalb des Straßenbaukör- pers der Weserstraße möglich ist, könnte die Querungssituation durch einen Farbauftrag verdeut- licht werden.

Maßnahme E 7: Umgestaltung der Straße vor der Alten Schule in Holtrup48

Kurzcharakteristik:

• Lage im historischen Ortskern von Holtrup, • zum Teil mit separatem Fußweg, technischer Zustand befriedigend.

Die Dorfstraße in Holtrup hat eine durchschnittli- che Breite von 4,65 m. Zusätzlich ist in Teilberei- chen ein separater einseitiger Fußweg angelegt, der streckenweise mit einer Gosse und Bord vom Straßenbereich getrennt ist. Die Straße ist as- phaltiert und in den Kreuzungsbereichen mit ü- bergroßen Radien nicht dorfgerecht gestaltet. Bereich der Straße vor der Alten Schule Die Dorferneuerungsplanung sieht eine Umgestaltung dieser überdimensionierten Kreuzungsberei- che durch optisch wirkende Maßnahmen vor. Denkbar wäre die Einpflasterung von inselartigen Na- tursteinflächen im Kreuzungsmittelpunkt. Weiterhin ist im Bereich der Alten Schule auf der westli- chen Straßenseite die Herstellung eines Parkstreifens für ca. vier bis fünf Fahrzeuge vorgesehen. Hier ist eine Befestigung mit Natursteinpflaster oder einem ähnlich hochwertigen Pflastermaterial denkbar.

Maßnahme E 8: Umgestaltung der Eißer Straße

Kurzcharakteristik: • Mischprofil mit stark ausgefahrenen Seiten- streifen, • technischer Zustand gut.

Die Eißer Straße hat eine geringe Breite von durchschnittlich 3,10 m. Die Oberflächenbefesti- gung besteht aus einem Asphaltbelag. Die Sei- tenstreifen sind unbefestigt und durch Ausweich- manöver bei Fahrzeugbegegnungen stark ausge- fahren. Eine randliche Abgrenzung des Straßenraumes Eißer Straße mittels Bordsteinen ist nicht vorhanden. Durch die geringe Straßenbreite sind sich begegnende Kraftfahrzeuge gezwungen, auf den Seiten- streifen auszuweichen. Für FußgängerInnen und RadfahrerInnen ergibt sich dadurch ebenfalls ein erhöhtes Konfliktpotential.

48 vgl. Abbildung 48 im Abbildungsband

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Auch hier wird die Herstellung eines durchgängigen, befestigten Seitenstreifens aus großfugigem Pflastermaterial oder Schotterrasen empfohlen. Alternativ ist die Anlage punktueller Ausweichbuch- ten an dafür geeigneten Stellen denkbar. In Eiße wird die Straßenbeleuchtung über eine Freileitung versorgt. Hier sollte die zeitgemäße Ver- legung eines Erdkabels angestrebt werden, um unter anderem einen regelmäßigen Freischnitt der Freileitungen zu vermeiden. Gegebenenfalls bietet sich dieses Vorhaben im Zusammenhang mit der Durchführung der Maßnahme am Straßenbaukörper an.

Maßnahme E 9: Herstellung eines Fußweges zwischen Kirchstraße und der Ortsdurchfahrt (Landesstraße 351)

Blick von der Ortsdurchfahrt in Richtung Kirche

Kurzcharakteristik: • Momentan keine ausgebaute Wegeverbindung vorhanden, • die geplante Wegeführung würde über private landwirtschaftliche Flächen verlaufen.

Zur Stärkung des Prinzips der "kurzen Wege" innerhalb der Dorflage hat der Arbeitskreis den Wunsch geäußert, eine (Fuß-)Wegebeziehung zwischen der Kirchstraße und der Ortsdurchfahrt der Landesstraße 351 zu der dort befindlichen Bushaltestelle zu schaffen. Dieser Weg sollte gegebe- nenfalls auch von RadfahrerInnen genutzt werden können. Mögliche Flächen für diese Wegeverbin- dung befinden sich zur Zeit noch in Privatbesitz und werden landwirtschaftlich genutzt. Der Weg sollte eine Breite bis zu 1,60 m haben und könnte als Oberflächenmaterial eine Befesti- gung aus Pflaster oder wassergebundener Decke erhalten.

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5 ORTSBILD

5.1 Gebäudetypologie

Eine Analyse der in der Gemeinde Schweringen vorhandenen Architektur ergibt für den Ort eine Gruppe von fünf unterschiedlichen Haupt-Gebäudetypen, die näher untersucht wurden. Die Bauten wurden zu folgenden Gruppen zusammengefasst: • Ein- bis eineinhalbgeschossige Wohnwirtschaftshäuser in Zweiständerbauweise, • Wohnwirtschaftsbauten in Vierständerbauweise, • größere Wohn- und Geschäftshäuser aus dem 20. Jahrhundert, • Siedlungsbauten aus dem 20. Jahrhundert, • Sonderbauformen.

Insbesondere die ersten beiden Gebäudetypen, zu denen die große Mehrzahl der vorhandenen Architektur gehört, zeigen den stark ländlichen Charakter der Bauten im Untersuchungsgebiet, der sich im Dorferneuerungsgebiet erhalten hat. Die Siedlungsbauten sind demgegenüber anders zu bewerten. Als jüngere Bauten zumeist des 20. Jahrhunderts stehen sie zumindest in der Frühphase für eine noch ländlich geprägte Siedlungserweiterung, während sie gerade in der zweiten Hälfte des gleichen Jahrhunderts eine zunehmende Abkehr von ihrer historischen funktionalen-ländlichen Ver- bundenheit erkennen lassen. In ganz wesentlichem Maße wird das Ortsbild – wie für die Region und den norddeutschen Raum insgesamt – von Bauten bestimmt, die auf dem Grundtyp des Niederdeutschen Hallenhauses basie- ren. Dieser Bautyp ist in Norddeutschland seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar, jedoch ist das Entstehungsdatum der einzelnen Gebäude nur selten anhand von Inschriften bestimmbar, was eine genaue Datierung der Bauten nach Sichtbefund nahezu unmöglich macht. Als Gerüstbauten vereinigen Gebäude dieses Typs das traditionelle bäuerliche Wohnen und Wirt- schaften unter einem Dach. Als lang gestreckte Baukörper sind längs des Firsts die unterschiedli- chen Funktionen von Wohnen, zentraler Feuerstelle, Diele und angrenzenden Ställen für das Vieh angeordnet.

Grundtyp des Niederdeutschen Hallenhauses mit Wohnbereich, Feuerstelle, Diele und Ställen Museumsführer Cloppenburg, digital nachbearbeitet)

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5.1.1 Bauten in Zweiständerbauweise

Die älteste Gebäudeform im Untersuchungsgebiet ist das ein- bis eineinhalbgeschossige Haus. Vom Typ her ist es ein Wohnwirtschaftsgebäude, das in der Form des Niederdeutschen Hallenhauses vom Zweiständerbau abgeleitet ist. Die Gebäude wurden anfänglich hauptsächlich als Wohnwirt- schaftsgebäude errichtet und verbanden Wohnen und bäuerliches Wirtschaften, werden aber heute aber auch zu reinen Wohnzwecken genutzt. Die Gebäude kommen als Ziegel- und als Fachwerk- bauten vor.

Das ursprüngliche Konstruktionsprinzip der Ge- bäude dieses Typs bilden zwei längs durch das Gebäude laufende Reihen von Fachwerkstän- dern, die das Gebäude tragen. Die seitlichen Umfassungsmauern des Gebäudes, die Küb- bungswände, sind statisch nicht von Belang, was im Laufe der Zeit zu einem vermehrten Austau- schen dieser Bauteile geführt hat, bei der die Fachwerkstruktur (ursprünglich mit Lehmgefa- chen) oft durch Sichtziegelmauerwerk ersetzt worden ist. Funktional sind diese Gebäudeberei- che ehemals unterteilt gewesen und weisen ei- Systemschnitt durch einen Zweiständerbau nen Wirtschafts- sowie einen Wohnteil auf, die (Quelle: http://www.museumsdorf.de/dorf/nieder1.html) unter einem Dachstuhl liegen. Das Dach, das ehemals durchgängig eine Weichbedachung aufwies, diente in den meisten Fällen als Lagerfläche und dürfte erst seit dem 19. Jahrhundert zu Wohnungen ausgebaut worden sein. Der Fachwerkanteil in den Fassaden beträgt heute ca. 60 % bei den Bauten dieses Typs, die übri- gen Bauten sind zumeist ziegelsichtig; Gebäude mit Putzfassaden gibt es im Dorferneuerungsgebiet kaum. Die Bauten liegen traditionell mit ihren Wirtschaftsseiten giebelständig zu Straße oder Hoffläche und weisen an dieser Stelle einen Eingang in der Form einer Groot Dör auf. Die Erschließung des Wohn- teils erfolgt demgegenüber von einer der Gebäudelängsseiten. Die zumeist freistehenden Baukörper besitzen bei einer ohnehin nur geringen Geschosshöhe eine tief herabgezogene Traufe, die den Gebäuden einen gelagerten Charakter verleiht, der noch da- durch verstärkt wird, dass die Gebäude – wenn überhaupt – nur einen sehr niedrigen Sockel zeigen. Der lang gestreckte Baukörper, der zumeist fünf bis sieben Öffnungsachsen zeigt, weist eine glatte Mantelfläche ohne Anbauten, Abschleppungen oder Ähnlichem auf. Die Gebäude sind überwiegend mit Krüppelwalm-, aber auch Satteldächern versehen. Der ältere der beiden Typen wird durch Gebäude mit Krüppelwalm gebildet und stammt aus dem 18. und dem be- ginnenden 19. Jahrhundert, während Bauten mit Satteldach zumeist aus dem 19. Jahrhundert stammen oder ältere Bauwerke darstellen, die zu einem späteren Zeitpunkt mit einem neuen Dach- stuhl versehen wurden. Die ältere Dachform, die zumeist mit Stroh, Reet oder Rohr gedeckt war und Rauchlöcher aufgewiesen hat, ist nur noch bei einem Gebäude erhalten.

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Daneben kommen als Eindeckungsmaterialien überwiegend rote Dachpfannen vor. Der rote Ton- ziegel ist dabei als älteres Eindeckungsmaterial anzusprechen, der seit dem 19. Jahrhundert das Reet- oder Strohdach abgelöst hat. Die Verwen- dung dunklerer Dachsteine ist demgegenüber eine wesentlich jüngere Entwicklung, die insbe- sondere ab 1945 vermehrt auftritt. Folgende Details sollen für den Gebäudetyp hervorgehoben werden: Der Wirtschafts- oder Straßengiebel weist grundsätzlich eine symmetrische Teilung mit einer in der Gebäudemitte angeordneten Groot Dör auf, die wie die seitlichen Mistgangstüren in den meisten Fällen einen braunen Farbton besitzen. Die noch in Fachwerk erhaltenen Bauten zeigen eine ebenfalls braune Farbgebung der Hölzer mit Ausfachungen in rotem Ziegelstein. Der rote Ziegelstein hat seit dem 19. Jahrhundert die Lehm- ausfachungen abgelöst, die nur noch wenige Male im Untersuchungsgebiet, und dann in der Regel bei Nebengebäuden, nachweisbar sind.

Die in der überwiegenden Anzahl vorkommenden Ziegelbauten sind einer jüngeren Zeitstufe zuzurech- nen als die Fachwerkbauten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts löst die vermehrte industrielle Ziegelproduktion den Werkstoff Holz für die Gebäude ab. In dieser Zeit wurden zum Teil Gebäude neu in Ziegelmauerwerk errichtet oder aber auch unter Bei- behaltung der Fachwerkstruktur mit einer neuen vor- gesetzten Ziegelschicht versehen.

Totz der technischen Veränderungen und den damit neu zur Verfügung stehenden Ziegelmaterialien zeigen die Bauten grundsätzlich die Fortsetzung der Tradition. So weisen denn auch die Fassaden strukturell den gleichen symmetrischen Aufbau auf, wenngleich an einigen Bauten die Traufpunkte höher liegen können, womit der Grundtypus zusehends verschliffen und dem Erscheinungsbild des Vierständerbaues angenähert wird. Bei den Ziegelbauten ist nun materialbedingt eine stärkere Differenzierung der Mauerflächen er- kennbar. So wird das eigentliche Giebelfeld durch ein Gesims vom Bereich des Erdgeschosses ab- getrennt. Auch werden die Fenster mit „Wimpern“ (bogenförmige Roll- oder Grenadierschichten über

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den Fenstern) akzentuiert. Das obere Giebelfeld nimmt zumeist noch ein kleines rundes, halbrundes oder ein kleines stehendes Fenster auf. Am Ortgang sind vielfältig Zahnfriese (architektonischer Zierrat) oder anderweitige Abtreppungen vorhanden. Gerade diese Baudetails verleihen den Bauten dieses Typs ihren unverwechselbaren Charakter und sind von hoher Bedeutung für das Ortsbild.

Bauten in Zweiständerbauweise mit Sichtfachwerk

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Nebengebäude (Scheunen) mit Sichtfachwerk

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5.1.2 Bauten in Vierständerbauweise

Die Vierständerbauten stellen gegenüber dem Gebäude- typus in Zweiständerbauweise die jüngere Bauform dar, die sich in Westfalen entwickelt hat und etwa seit dem 18. Jahr- hundert in Norddeutschland ebenfalls als Wohnwirtschafts- bauten errichtet wird. Bei einem Vierständerbau tragen nicht nur die beiden Pfos- tenreihen, die wie beim Zweiständerbau auch im Gebäude- inneren verlaufen, auch die Pfostenreihen in den äußeren Längswänden nehmen Lasten auf. Dem älteren Gebäude- typ ist der Vierständerbau insofern 'überlegen', als der La- gerraum im Dach wesentlich größer ist und somit den ge- steigerten Erträgen der bäuerlichen Landwirtschaft im 19. Systemschnitt durch einen Vierständerbau Jahrhundert entsprechend Rechnung trägt. (Quelle: http://www.museumsdorf.de/dorf/ nieder1.html) Konstruktionsbedingt liegen bei diesem Gebäudetyp die Traufpunkte höher, und somit sind auch die äußeren Längs- wände aufgeführt. Die Verwendung von Sichtfachwerk findet man nur noch in einem sehr geringen Anteil an der Fas- sadengestaltung, die übrigen Bauten sind zumeist ziegelsichtig; Gebäude mit Putzfassaden gibt es nicht. Folgende gestalterische Merkmale zeichnen die Bauten aus: Gegenüber den Zweiständerbauten sind die Bauten breiter und haben einen höheren Traufpunkt: das Gebäude erscheint insgesamt blockhafter. Für die räumliche Wirkung der Gebäude ist neben dem hohen Erdgeschoss das ebenfalls weithin sichtbare Satteldach hervorzuheben, das im Regel- fall keine Fenster, Gauben ö. Ä. aufweist. Die Dachneigung liegt bei etwa 45°. Die Gebäude stehen zumeist mit ihrem Wirtschaftsteil zum Wirtschaftshof oder zur Straße und wei- sen ein Erschließungssystem auf, das sich auf die Gebäudelängsachse bezieht und symmetrisch organisiert ist. Die Fassadenteilung entspricht mit der Groot Dör und den seitlichen Mistgangstüren im Wesentlichen der der Zweiständerbauten. Da diese Bauten jedoch im Regelfall als Ziegelbauten ausgeführt wurden, weisen die Gebäude noch vielfältig eine differenzierte Fassadengestaltung mit Begleitornamentik an den Fenstern (Wimpern) und Türen (Radabweiser, Anfangs- und Schluss- steine insbesondere an den Wirtschaftstüren) auf. Der Ortgang ist vielfältig mit getreppten Friesen gestalterisch hervorgehoben. Tore und Wirtschaftstüren sind üblicherweise gebäudeweise gleich farbig, vorwiegend braun, gestal- tet.

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Bauten des Typus des Vierständerbaues

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5.1.3 Größere Wohn- und Geschäftshäuser aus dem 20. Jahrhundert

Der Gebäudetyp des städtisch geprägten Wohn- und Geschäftshauses kommt im Untersuchungs- gebiet seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert auf und wird bis etwa zu Ende des ersten Weltkrieges gebaut. Oftmals entsteht der Bautyp auf einer älteren Hofanlage als reines Wohnhaus des Bauern. Er kann aber auch als Wohnhaus in zwingender Verbindung mit einer landwirtschaftlichen Hofstelle stehen. Der Bautyp ist Ergebnis einer ursprünglichen Trennung zwischen bäuerlichem Arbeiten und Woh- nen, das nun nicht mehr unbedingt unter einem Dach stattfindet und dessen Architektur sich an der Außendarstellung der jeweiligen Bauherren an städtischen Haus- und Wohnformen orientiert. Konstruktiv gesehen, ist der Bautyp vom Vierständerbau abgeleitet und hat tragende Außenwände. Die Bauten sind im Regelfall eineinhalbgeschossig und mit einem Satteldach versehen, dessen Nei- gung etwa 30° bis 45° beträgt. Die flacher geneigten Dächer besitzen an den Giebel- und Traufsei- ten leichte Dachüberstände, während die steiler geneigten Dächer keine wesentlichen Dachüber- stände zeigen. In der Traufseite sind häufig Zwerchhäuser eingesetzt, die ein oder zwei Fenster aufnehmen. Als Baumaterialien kommen bei den Bauten sowohl schlichte Ziegelfassaden als auch Putzfassaden vor, die Eck- und Mittellisenen zeigen.

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Größere Wohn- und Geschäftshäuser aus dem 20. Jahrhundert

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5.1.4 Siedlungsbauten aus dem 20. Jahrhundert

Die Gruppe der Siedlungsbauten stellt in dieser Typologie die jüngste Gruppe von Bauten dar, deren Entstehungszeit sich im Wesentlichen auf das 20. Jahrhundert beschränkt. Gerade nach dem zweiten Weltkrieg kommt es zu einer Auflösung der bis dahin verbindlichen Bau- formen und Bautypen. Bedingt durch unterschiedliche Faktoren, wie zum Beispiel die räumliche Trennung von Wohnen und Arbeiten, oder durch gezielten Wohnungsbau (Eigenheimbauten) wer- den neue Bauformen entwickelt. Diese Typen haben in den meisten Fällen nur noch einen geringen Bezug zu den regionalen Bauformen. Häufig werden bei den Neubauten in Schweringen Bauformen verwendet, die eher vorstädtischen Charakter haben. Gebäude, die durch An- und Umbauten so stark verändert sind, dass sie einem Neubau gleichzu- setzen sind, sind in diese Gruppe mit aufgenommen worden. Die im Untersuchungsgebiet vorkommenden Neubauten lassen sich dennoch vergröbernd in zwei Gruppen unterteilen: in Bauten, die zumindest einige Strukturen der örtlichen Baukörper aufnehmen und in solche, die jeglichen Bezug zu regionalen Bautraditionen vermeiden. Die Baukörper, die viele Gemeinsamkeiten mit denen der Zweiständerbauten aufweisen, sind nor- malerweise kürzer als diese, zeigen aber ähnliche Trauf- und Firsthöhen. Das Dach zeigt im Giebel einen leichten Dachüberstand. Die Gebäude sind zumeist eingeschossig, haben aber im Regelfall von Anfang an einen auch zu Wohnzwecken genutzten Dachraum. Um ihn belichten zu können, sind die Giebelfassaden durchfenstert. Dachgauben – unabhängig von ihrer funktionalen und gestal- terischen Ausprägung – sind spätere Zufügungen und stören zumeist Erscheinungsbild empfindlich. Die Giebelfassade ist überwiegend streng symmetrisch aufgebaut und zeigt eine senkrecht unter dem First angeordnete Spiegelachse. Nimmt die Giebelfassade einen Eingang auf, so liegt dieser größtenteils in der Gebäudemitte. Die Anordnung der Fenster im Obergeschoss bezieht sich auf die Lage der Öffnungen im Erdgeschoss, aufwändige Fassadengliederungen durch geschosstrennende Friese oder stark hervortretende Ortgangverzierungen beschränken sich auf wenige Ausnahmen. Als Baumaterialien werden fast durchgängig ein roter Backstein verwendet oder dunklere Klinker- materialien. Die Dacheindeckung erfolgt in der Regel mit roten oder seltener anthraziten Dachzie- geln- bzw. Dachsteinen.

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Ortsbildprägende Siedlungsbauten

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5.1.5 Sonderbauformen

Sonderbauten sind Haupt- oder Nebengebäude, die sich nicht in die Systematik der Gebäudetypo- logie einreihen lassen, weil sie sich zumeist durch ihre funktionale und gestalterische Einzigartigkeit von den anderen Untersuchungsobjekten abheben. Die Zugehörigkeit eines Gebäudes zu dieser Gruppe ist nicht gleichzusetzen mit einer nicht vorhandenen Ortsbildverträglichkeit, schließt sie aber auch nicht per se ein.

Beispiele für Sonderbauformen

Alte Schule

Kirche im Ortskern

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Jugendtreff am Sportplatz

Alte Schule von Holtrup

Ehemaliger Dorfladen

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5.2 Analyse der Gebäude49

In einer Ortsbegehung wurde eine Analyse des Gebäudebestandes durchgeführt. Die Bauten wur- den hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Ortsbild beurteilt und bewertet. Die Übersicht über die ortsbildprägenden Gebäude beinhaltet neben den Objekten mit keinen oder geringen Überformungsgraden auch solche Objekte, die einen mittleren oder hohen Überformungs- grad aufweisen. In diesem Falle könnte eine Förderung einen Anreiz dafür darstellen, einen Rück- bau der Überformungen vorzunehmen. Eine eingehendere Untersuchung über Art und Umfang der Maßnahmen sowie Fragen hinsichtlich einer potentiellen Förderung sollten jeweils im Einzelfall ge- gebenenfalls bei einem Ortstermin geklärt werden.

Baudenkmale50 In der Gemeinde Schweringen ist eine Reihe von nach § 3 Niedersächsischem Denkmalschutz- gesetz geschützten Baudenkmalen ausgewiesen. Bei Maßnahmen an Baudenkmalen bzw. deren Umfeld sind die Bestimmungen des NDSchG zu befolgen.

Lage Beschreibung Holtrup 8 Scheune, Bauzeit 1717, Ziegelfachwerkscheune, Satteldach An der Wietlake 1 Ehem. Backhaus, im Kern 18.Jh., im 19. Jh. In Fachwerk verlängert, um 1900 mit Giebel im Ziegelmauerwerk versehen. 1-gesch. Fachwerkbau, Wandständerbau unter Satteldach Dorfstraße 9 Backhaus: Bauzeit 1. Hälfte 19.Jh., Satteldach Scheune: Bauzeit wohl 1. Hälfte 19.Jh. Wohn-/Wirtschaftsgebäude: Bauzeit wohl Mitte 17 Jh., Ziegelfachwerkbau, Halb- walmdach, Reetdeckung Kapellenweg 1 Göpelscheune, Bauzeit 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Ziegelfachwerk, Ziegel- deckung Kirchstraße 6 Kirche, Bauzeit Anfang 20. Jahrhundert, massiv Ziegel, Kriegerdenkmal Kirchstraße 9 Scheune, Bauzeit Anfang 19. Jahrhundert, Lehmfachwerk, Halbwalmdach Wohn-/Wirtschaftsgebäude, Bauzeit Mitte des 18. Jahrhunderts, Ziegelfachwerk, Halbwalmdach Kirchstraße 13 Wohn-/Wirtschaftsgebäude, Zweiständerbau in Fachwerk Klitzenburg Scheune, Bauzeit wohl Anfang des 19. Jahrhunderts, Lehmfachwerk und teilweise Ziegel, Walmdach Schleenstraße 5 Speicher, Bauzeit wohl Anfang des 19. Jahrhunderts, Ziegelfachwerk, Satteldach, eingeschossig Twachte 1 Scheune, Bauzeit wohl frühes 19. Jahrhundert, Ziegelfachwerk, teilweise Lehm- stakung Twachte 5 zwei Scheunen (Scheune I und II), Bauzeit wohl frühes 19. Jahrhundert, Ziegel- fachwerk, teilweise Lehmstakung Twachte 14 Scheune, Bauzeit frühes 19. Jahrhundert und 1872 (massiv Ziegel), sonst Ziegel- fachwerk, Lehmstakung, traufständig Twachte 16 Scheune, Bauzeit frühes 19. Jahrhundert und 1872 (massiv Ziegel), sonst Ziegel- fachwerk, teilweise Lehmstakung, traufständig Weserstraße 2 Wohn-/Wirtschaftsgebäude, Datierung 1818, Ziegelfachwerk, Halbwalmdach Weserstraße 7 Speicher, Bauzeit Ende des 18. Jahrhunderts, Lehmfachwerk, zum Teil Ziegel aus- gefacht, Satteldach Zur alten Eiche 1 Scheune, Datierung 1789, Ziegelfachwerk

49 vgl. Abbildungen 33 bis 35 im Abbildungsband 50 vgl. Abbildungen 33 und 34 sowie Anhang Seite 142-146

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5.2.1 Typenbezogene Gestaltungsempfehlungen

Vorbemerkung und allgemeine Empfehlungen Der historische Bereich der Ortschaft Schweringen ist das Ergebnis einer Besiedlung und des Land- ausbaues seit dem Mittelalter. Die Siedlungsstruktur des Ortes lässt heute noch gut die ursprüngli- chen geographischen und naturräumlichen Bedingungen erkennen, die zum Zeitpunkt der Besied- lung für die Wahl der Hofplätze maßgeblich war. Auch bei Besitzerwechseln und der Zusammen- legung von Grundstücken hat sich die eigentliche Parzellierung in den Kernbereichen des Ortes seit Jahrhunderten nicht wesentlich verändert. Der deutlich dörfliche Charakter und der außerordentlich hohe Bestand an Altbauten sind Ausdruck der historischen Entwicklung des Ortes und als solche schützenswert; seine Strukturen sind zu ach- ten, bei der Erneuerung des Ortes beizubehalten und vor Verlust zu schützen. Eine weitere bauliche Entwicklung des Siedlungsbereiches sollte auf die wesentlichen städtebaulichen und architektoni- schen Merkmale Rücksicht nehmen, die den Charakter Schweringens ausmachen, da gerade diese Strukturen den baulichen Rahmen der regionalen Identität definieren und die Unverwechselbarkeit des Ortsbildes prägen. Hiermit soll jedoch nicht ein unangemessener Historismus erzeugt werden, der ausschließlich die alten Formen als bindend für neue städtebauliche Entwicklungsbereiche und den architektonischen Entwurf erklärt. Vielmehr geht es innerhalb der Dorferneuerung darum, Pla- nungshilfen zu entwickeln, die Modernisierung und Neubau im Einklang mit dem Ortsbild möglich werden lassen, ohne dass es zu einer Überformung des spezifischen regionalen Charakters kommt, wie dies bereits andernorts in den vergangenen Jahrzehnten vielfach geschehen ist. Obwohl der eigentliche Ortskern siedlungsstrukturell weitgehend unverändert blieb, ist es seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert in unterschiedlichen Entwicklungsstufen zu Veränderungen innerhalb der Sozial- und Wirtschaftsstruktur gekommen, durch die in ganz entscheidendem Maße auch die bauliche Erscheinung der Gebäude und mithin des Ortes beeinflusst wurde. Zunächst waren Wirtschaften und Wohnen über Jahrhunderte unter einem Dach in einem Wohnwirt- schaftsgebäude organisiert, das je nach Hofgröße und Wirtschaftszweck als Zwei- oder Vierstän- derbau ausgebildet war und die ältesten Bautypen im Untersuchungsgebiet darstellt. Im ausgehen- den 19. Jahrhundert beginnt eine Trennung von Wirtschaften und Wohnen. Häufig werden neben die alten Wohnwirtschaftsbauten neue Wohnhäuser gestellt, die keinerlei landwirtschaftlichen Zwecken mehr dienen. Oftmals werden dabei die alten Wohnwirtschaftsbauten auch einfach abge- rissen und neue Stallgebäude errichtet. Darüber hinaus ist es im Verlauf des 20. Jahrhunderts bei vielen Höfen zu einer Nutzungsverände- rung gekommen, die für das Erscheinungsbild massive Konsequenzen hat: Die kleinen landwirt- schaftlichen Einheiten sind aufgegeben worden und die Gebäude werden heute fast ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt. Dies bedeutet, dass in den vergangenen Jahrzehnten viele der hof- bzw. straßenseitig gelegenen, ehemaligen Wirtschaftsseiten umgebaut worden sind. Entgegen einer handwerklich-lokalen Tradition ist gerade nach dem Ende des zweiten Weltkrieges eine Formensprache in die Orte getragen worden, die nicht mehr den regionaltypischen Formen entspricht, sondern den Gebäuden einen 'beliebigen' und nicht mehr mit dem Standort verbundenen Charakter verleiht: Vielfältig sind Fenster und Türen entfernt, sind zu große Fensteröffnungen ge- wählt, Vorbauten an die historischen Baukörper angesetzt worden usw. Diese Entwicklung erzeugt im Grunde keinen eigenen Bautyp, trägt aber stark zu den Veränderungen der bestehenden Gebäu- de (vorwiegend der Zwei- oder Vierständerbauten) bei und zeigt sich auch bei Modernisierungen der übrigen Gebäude.

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Die Zeit des 20. Jahrhunderts bringt noch zwei weitere Bautypen hervor: das kleine Siedlungshäus- chen und das Einfamilienhaus, das den letzten zu erwähnenden Typ bildet, der in diesem Fall je- doch nicht näher behandelt wird. Beide stellen eine Erweiterung der Besiedlung dar, da mit ihnen vielfältig neue Siedlungsplätze belegt werden, die entweder der Aufsiedlung von Brachen dienen oder auch in völlig neu angelegten Siedlungsgebieten entstehen. Gerade mit diesen beiden Gebäudetypen wird die abnehmende Verbundenheit der Architektur zum ländlichen Raum, in dem sie entsteht, klar erkennbar: Die Bauten sind jetzt auf reine Wohnfunktio- nen beschränkt. Sind bei den Bauten der früheren Gebäudetypen noch Bezüge zur Landwirtschaft vorhanden, stellen die jüngeren Typen Ergebnisse eines Wandels im Anspruch an die Bauten dar. So ist dann auch erklärbar, warum diese Gebäude nicht mehr an den regionaltypischen Bauformen orientiert sind. Der spezifische regionale Charakter der Architekturen bildet sich in den unterschiedlichen Gebäude- typen ab, die im Untersuchungsgebiet vorkommen. Ihre wesentlichen Strukturmerkmale und forma- len Charakteristika wurden in der kurzen Gebäudetypologie bereits dargestellt. Die aus den typolo- gischen Charakteristika ableitbaren Gestaltungsempfehlungen sind Gegenstand der nachfolgenden Abschnitte. Für genauere Regelungen erarbeitet die Gemeinde Schweringen eine Novellierung der Satzung zu den Örtlichen Bauvorschriften, die 1983 erlassen wurden.

5.2.2 Historische Wohnwirtschaftsgebäude

Neben dem Siedlungsmuster ist es die historische Bebauung, die das Ortsbild in wesentlichem Ma- ße bestimmt. Hierbei weist die überwiegende Anzahl der vorhandenen Gebäude noch Merkmale einer rund 200 Jahre alten Bebauung auf, die von einer hauptsächlich landwirtschaftlichen Nutzung der Hofanlagen und einer Nebenerwerbslandwirtschaft bei den kleineren Wohnwirtschaftsbauten geprägt ist. Gleichzeitig zeigt sie aber auch die regionaltypischen Veränderungen und Überformun- gen der Zeit zwischen etwa 1870 und 1930.

5.2.3 Bauten in Zwei- und Vierständerbauweise

Aus der Analyse des Bestandes sind für den Umgang mit dem historischen Bestand folgende Grundsätze übergreifenden Charakters für die Zwei- und Vierständerbauten geltend zu machen:

• Die historischen Bauformen des Hallenhauses sollen mit ihren wesentlichen Charakteristika erhalten bleiben. Dies bedeutet, den langgestreckten und lagerhaften Baukörper in seiner ge- schlossenen Form zu erhalten. Somit sollen Einkürzungen seiner Ausdehnung und Aushöhlun- gen seiner Außenhaut durch Loggien, eingezogene Eingänge oder Terrassen vermieden wer- den. Die vorwiegend giebelständige Orientierung der Wirtschaftsseiten auf die Hofflächen und die Straße soll nicht durch Anbauten o.Ä. verstellt werden. • Anschleppungen und Aufstockungen des Gebäudes, die eine Veränderung der Dachneigung bedeuten, sollen vermieden werden. Anbauten sollen frei stehen und mit dem Hauptgebäude einen Hof ausbilden oder aber über einen quer zur Hauptausrichtung des Baues stehenden Verbindungsbau mit sehr niedrigem First angeschlossen werden.

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Die vorherrschende und durch den Bestand an historischen Gebäuden als verbindlich anzusehende Dachform ist das Satteldach, das einen Krüppelwalm aufweisen kann, aber in jedem Fall mit sehr niedriger Trauflinie bei den Zweiständerbauten und höherer Traufe bei den Vierständerbauten aus- geführt ist. Dachform, Dachneigung, gegebenenfalls die Abwalmung und Traufhöhe sind bei Erneue- rungen des Daches beizubehalten. Dachüberstände sind so gering wie möglich zu halten.

Dächer • Die traditionelle Form der Weichbedachung ist im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zunächst durch rote Tonziegel ersetzt worden, bevor gerade seit der Zeit nach dem ersten Weltkrieg auch Kunstmaterialien verwendet wurden, die sich in den meisten Fällen aber negativ auf das Orts- bild ausgewirkt haben. Generell gilt, dass zur Dacheindeckung nur Materialien zulässig sind, die sich in Form und Farbe in den vorhandenen Bestand einfügen. Übliche Eindeckungsmaterialien sind rote Ziegelpfannen in Hohlfalz- oder Doppelmuldenform. • Die regionaltypischen Rauchlöcher sind zu erhalten.

Baumaterialien • Als Baumaterialien kommen überwiegend rote Ziegelsteine als Sichtmauerwerk vor, unabhängig davon, ob es sich um 'Neubauten', Verblendungen von älteren Fachwerkskonstruktionen oder um Gefachfüllungen handelt. Bei Um- oder Anbauten soll auf die Farbigkeit des vorhandenen Materials Rücksicht genommen werden, um eine gewisse Einheit des Erscheinungsbildes zu gewährleisten. Stark abweichende Farben und ortsuntypische Materialien (zum Beispiel weiße Gasbetonsteine) sind ebenso zu vermeiden wie die Verwendung von großflächigen Putzen an den Hauptgebäuden.

Fassaden • Der Aufbau der Giebelfassaden hat eine durch die innere Organisation der Gebäude bedingte Symmetrie, die bei allen Maßnahmen insofern beachtet werden sollte, als es zu einer Achsen- bildung übereinander liegender Öffnungen und einer horizontalen Reihung oder Paarbildung der Fenster kommt. Türen sollen in den jeweiligen Öffnungsrhythmus integriert werden. • Seitenfassaden sollen bei Gebäudeumbauten mit gereihten oder paarweise angeordneten Fen- stern versehen werden, wobei Stallfensterformate für Nebenräume verwendet werden können.

Fassadenfarbigkeit • Eine sinnvolle Farbgebung der Fassade folgt der regionaltypischen Tradition. Als Farben kom- men neben dem Rot des Sichtziegelmauerwerks ein weißer Anstrich der Fensterrahmen, der Keil- und Schlusssteine sowie der Radabweiser an der Groot Dör und ein grüner oder brauner Anstrich dunkleren Farbtons für geschlossene Holzteile und gegebenenfalls die Windfedern in Frage. Das vorhandene Fachwerk war ursprünglich unbehandelt. Die Farbfassung stammt zu- meist aus dem frühen 20. Jahrhundert. Einem dunkelbraunen Farbton sollte gegenüber dem eher untypischen dunkelgrünen Farbton bei der Farbfassung der Vorrang gegeben werden. Bei einem Abweichen von diesem Farbsystem soll zumindest auf eine Gleichfarbigkeit gleichwerti- ger Teile (zum Beispiel aller Türblätter oder aller Fensterrahmen) geachtet werden.

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Fenster • Die Fenster sollen als stehende Formate verwendet und als Holzfenster eingebaut werden, wo- bei vorhandene Öffnungen die zu verwendende Proportionierung vorgeben sollen. Die Wahl von Holzmaterialien für Fenster und Türen ist bei Altbauten aus ästhetischen und bauphysikalischen Gründen günstiger als die Verwendung von Kunststoffmaterialien: Die bei Holzfenstern/-züren mögliche Profilierung passt sich hinsichtlich des Materials und der Oberflä- chenbeschaffenheit besser in die optische Erscheinung der Fassaden ein, als dies bei neueren Kunststofffenstern möglich ist. Aus raumklimatischen und baukonstruktiven Gründen ist Holz- materialien insbesondere deswegen der Vorzug zu geben, weil über die Holzprofile ein wesent- licher Teil des Dampfdruckausgleichs gewährleistet wird. Bei der Verwendung von Kunststoff- fenstern/-türen kann es demgegenüber zu Nässebildung an den Außenwänden kommen, die an den Innenwänden sichtbar werden und zur Schimmelbildung führen kann. Kunststofffenster stel- len eine besondere Gefährdung für die Fachwerkgebäude dar. Auf die Verwendung von tropi- schen Hölzern sollte aus ökologischen Gründen verzichtet werden. • Die Fenster von historischen Gebäuden sollen grundsätzlich Teilungen erhalten. Sinnvoll ist ein zweiflügeliger Charakter des Fensters in doppelter Horizontalteilung (Sprossen) mit separatem Oberlicht. Als Mindestanforderung ist eine einfache Vertikalteilung anzusehen. Bei niedrigen oder quadratischen Fenstern soll mindestens eine senkrechte Teilung vorgenommen werden. Auf eine sehr kleine Teilung durch ortsuntypische Glasformate (zum Beispiel Butzenscheiben) soll verzichtet werden. Liegende Fensterformate sind zugunsten mehrerer Öffnungen stehender oder mindestens quadratischer Proportionen zu vermeiden.

5.2.4 Bauten mit Fachwerkanteil

Die Tradition des Fachwerkbaues wird mit der vermehrten Verfügbarkeit des Backsteins als Bau- material im 19. Jahrhundert in einem stetigen Prozess verdrängt; Neubauten werden nun in Sicht- ziegelbauweise errichtet und vorhandene Fachwerkbauten seitdem partiell oder ganz verschalt. Die noch vorhandenen Fachwerkbauten oder die noch in Resten erhaltenen Fachwerkgiebel, die teilwei- se aus dem 18. Jahrhundert stammen, sind deswegen in einem besonderem Maße als schützens- wert einzustufen. Die vorhandenen Fachwerkbauten bzw. die noch oftmals in den Giebelfeldern erhaltenen Fachwerk- reste stellen die ältesten noch im Gebiet vorhandenen Bauten dar und sind damit Zeugnisse einer historisch-siedlungstypischen Bauweise besonders ortsbildprägenden Charakters. Umbau und Ge- staltungsmaßnahmen an diesen Gebäuden setzen einen behutsamen Umgang mit dem Bestand voraus. Dies bedeutet für die Gebäude im Einzelnen: • Maßnahmen sollen grundsätzlich von der Erhaltung des Bestandes ausgehen und einer behut- samen Instandsetzung den Vorzug vor massiven Veränderungen geben. Dies gilt in besonde- rem Maße für das konstruktive Gerüst der Bauten und die Gestalt der Außenfassaden. • Kleinere Fachwerkteile, die heute fehlen, können ersetzt werden; ein Rückbau von weitgehend umgebauten Gebäuden (zum Beispiel bei Verschalungen) soll jedoch vermieden werden. Bei einer Gestaltung solcher Gebäudefassaden sollen die allgemeinen Gestaltungsempfehlungen umgesetzt werden, um 'falsche' Historisierungen der Bauten (zum Beispiel durch Fachwerk- applikationen) zu vermeiden. • Bei der Restaurierung und Modernisierungen von Fachwerkgebäuden sollen ausschließlich regionaltypische Fachwerkkonstruktionen verwendet werden.

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• Für Material und Farbe kommt eine dunkelgrün oder dunkelbraun gestrichene Fachwerkkon- struktion mit Ziegelausfachungen in Betracht. • Für die ortsgerechte Erscheinung der Fassaden ist eine Orientierung der Gebäudeöffnungen am vertikalen und horizontalen Rhythmus der Fachwerkstruktur unbedingt erforderlich. Notwendige neue Fenster und Türen sollen die allgemeinen Empfehlungen einhalten.

5.2.5 Ziegelbauten

Die Ziegelbauten stellen die jüngere Form der Bauten im Untersuchungsgebiet dar. Ungeachtet der variierenden Einzelausformungen lassen sich für die Instandsetzung folgende Gestaltungsgrund- sätze ableiten: • Die meisten Giebelfassaden weisen noch wesentliche Strukturelemente des 19. Jahrhunderts auf. Hierzu zählen gerade bei den größeren landwirtschaftlichen Bauten neben den Segment- oder Korbbogenstürzen der Groot Dören sowie Schlusssteinen und Radabweisern auch die oftmals sehr plastisch gestalteten Wimpern oberhalb der Fenster und Mauerwerksfriese mit Traufpunktverzierungen. Als wichtige Bestandteile des typisch ländlichen Charakters der Ge- bäude sollen sie bei Umbauten erhalten bleiben und – wo entfernt – wiederhergestellt werden. • Bei neu zu errichtenden Mauerteilen sollen ausschließlich rote Ziegel ohne gesondert behandel- te Oberfläche (künstlich gesandet oder genarbt) verwendet werden. • Die Verwendung von Stirnbrettern und Windfedern ist im Einzelfall zu klären; jedoch sollen sie einen Mauerwerksfries nicht überdecken.

5.2.6 Historische Nebengebäude

Twachtescheunen Gekennzeichnetes Gefachegerüst einer Scheune • Für die Nebengebäude gelten aufgrund des gleichwertigen ortsbildprägenden Charakters prin- zipiell die gleichen Gestaltungsempfehlungen wie für die Hauptgebäude. Bauten, die den Stel- lenwert eines historischen Zeugnisses besitzen, sollten unbedingt erhalten werden. Hier sind insbesondere die Twachtescheunen zu nennen. Einer behutsamen Instandsetzung ist der Vor- rang vor einer Neubebauung an gleicher Stelle zu geben, da es sich bei diesen Bauten um (po- tentielle) Denkmale handelt. • Umfangreiche Anbauten an die historischen Nebengebäude sollen vermieden werden. • In besonderem Maße ist bei Umbaumaßnahmen darauf Wert zu legen, dass sie der Material- wahl den Hauptgebäuden angepasst werden, was vor allem für die Proportionierung der Ge- bäudekörper und die Farbigkeit der Außenhaut gilt.

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5.2.7 Siedlungsbauten

Die im Untersuchungsgebiet vorhandenen Siedlungsbauten stellen heute reine Wohngebäude dar, die in ihrer Baukörperausbildung im Regelfall an den Proportionen der Zweiständerbauten orientiert sind. Bei der Anlage dieser Bauten ist es zum einen zur Aufsiedelung nicht bebauter Bereiche gekom- men, zum anderen stehen diese Bauten aber auch an Stellen, die bereits länger mit Bauten bestan- den waren. Bei den Siedlungsgebäuden ist in hohem Maß Wert auf eine ausgewogene Fassadengestaltung zu legen. Gestaltungsbrüche, die vor allem durch den Einbau zu großer und ungeteilter Fensteröffnun- gen zu erkennen sind, sollten wieder aufgehoben werden, wobei an den Giebelseiten auf eine Symmetrie der Öffnungsanordnungen und an den Längsseiten auf eine Reihung der Öffnungsele- mente geachtet werden sollte. Als Materialien kommt sinnvollerweise ziegelsichtiges Mauerwerk zur Verwendung, jedoch sollten bei Siedlungszusammenhängen von Bauten dieses Typs (mehr als zwei Bauten in unmittelbarer Nachbarschaft) gleiche oder gleichartige Materialien zu Fassadengestaltung verwendet werden, um die Einheitlichkeit des Entstehungszusammenhanges deutlich ablesbar zu erhalten. Für die Detailgestaltung gelten weiterhin die allgemeinen Gestaltungsempfehlungen. Die Fassaden sollten dabei regionaltypischen Materialien aus Klinker in rötlicher Färbung erhalten. Die Eindeckung der Dächer sollte mit roten Dachziegeln oder -steinen erfolgen. Auf die Verwendung untypischer Farbgebungen (blau, grün etc.) oder glänzende Dachflächen sollte verzichtet werden.

5.2.8 Neubauten

Bedingt durch die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer stärker werdende Trennung zwischen Arbeiten und Wohnen und der zurückgehenden Landwirtschaft als Erwerbsgrundlage drängen auf der einen Seite neue Bevölkerungsgruppen in die Dörfer (Stadtflucht, Berufspendler- tum). Auf der anderen Seite wandeln sich die Ansprüche an das Wohnen auch bei der dörflichen Bevölkerung. Infolge dieses Wandels werden zunehmend Bauformen verwendet, die sich in ihrer städtebaulichen Anlage und architektonischen Detailausbildung nicht mehr an den traditionellen Bauformen und Bauweisen orientieren, gleichzeitig aber auch keine Verbundenheit mit den regiona- len Dorfstrukturen zeigen. Neubauten bedeuten insbesondere für die Ortskerne einen gravierenden Eingriff in die bestehende Siedlungs- und Baustruktur des Ortes. Bisher nicht bebaute Flächen werden damit aus ihrem histo- risch-landwirtschaftlichen Nutzungszusammenhang herausgenommen und das Ortsbild dadurch 'ergänzt'. Ein hoher Anspruch an eine ortsverträgliche Gestaltung ist daher unabdingbar. Für Neu- bauten ist dabei die Einhaltung der nachfolgenden Prinzipien notwendig: • Bei der Anlage von Neubauten sollte darauf geachtet werden, nur Gebäude zuzulassen, die sich in ihrer Lage auf dem jeweiligen Grundstück, in ihrer Baukörper- und Detailausbildung und auch in der Wahl der verwendeten Materialien am Bestand orientieren. • Bei Bauten, die ältere Gebäude ersetzen, sollten die Baukörperausbildungen des zu ersetzen- den Gebäudes als gestalterisch verbindlich angesehen werden, um die Charakteristik der Orts- teile als primär ländlich geprägtes Siedlungsgefüge zu erhalten.

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5.2.9 Grundstücksränder

• Hofzufahrten sind zu markieren, fehlende Markierungen sollen wiederhergestellt werden. Dies kann auf unterschiedliche Arten geschehen, und zwar durch: ein dreiteiliges Holztor mit festen Seitenflügeln, einen symbolischen Verweis durch zwei seitliche Pfosten, eine reduzierte Form, die nur aus festen Seitenteilen besteht, eine reduzierte Form, die nur aus einem schwenkbaren Mittelteil besteht, ein symbolisches 'Tor', das aus zwei seitlichen Bäumen gebildet wird. • Die Breiten der Zufahrten sind auf das technisch notwendige Maß einer Fahrspur zu beschrän- ken. • Als Befestigungsmaterial der Hoffläche und der Zufahrt wird ein der Fassade entsprechendes Material (Ziegel) empfohlen. • Die Hoflagen im Ortskern sollen straßenseitig durch Mauern, Unter-Augen-Punkt liegende He- cken oder Staketzäune eingefriedet werden. Die Einfahrt soll durch die Anpflanzung zweier (großkroniger) Bäume markiert werden. Die anschließende Hoffläche sollte offen gestaltet wer- den und Einblicke ermöglichen. Übergänge zu angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen sol- len durch einfache Zäune gekennzeichnet werden. • Für die Einfassung von Vorgärten und Gartenflächen der übrigen Objekte sollen ebenfalls nied- rige bis mittelhohe Hecken oder alternativ Holzstaketzäune verwendet werden. Alte Zäune sind zu erhalten oder zu erneuern. Insbesondere die für diese Region typischen Mauerwerkseinfrie- dungen mit teils aufwendigen Mauerkronen, Mauerverbänden und Zierelementen sollen für das Ortsbild erhalten bleiben.

• Vorhandene Baumanpflanzungen auf den Grundstücken sind zu erhalten, entfernte Gehölze sollen im Sinne des Orts- und Landschaftsbildes ersetzt werden.

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5.3 Planungskonzepte für die Gestaltung des Ortsbildes51

Maßnahme O 1: Umgestaltungen im Bereich oberhalb des Fähranlegers52

Parkplatz mit Sitzgruppe Einmündungsbereich zum Parkplatz

Im Verlauf der Weserstraße befindet sich außerhalb der Ortschaft von Schweringen ein Anleger der Transportfähre zur Querung der Weser. Der Fährbetrieb über die Weser ist in den Monaten März bis Oktober möglich. Die Fähre wird in erster Linie von Landwirten genutzt, um ihre Ländereien auf der gegenüberliegenden Weserseite erreichen und bewirtschaften zu können. Durch Schweringens La- ge im Bereich zahlreicher Radwanderrouten ist in der Saison auch eine verstärkte Nutzung der Fäh- re durch FahrradtouristInnen zu verzeichnen. Insofern stellen der Fähranleger und die Weser nicht nur für die Bevölkerung Schweringens exponierte Anziehungspunkte dar, sondern gehören auch zur touristischen Infrastruktur. Der Fähranleger ist über die Weserstraße zu erreichen. Etwas erhöht oberhalb des Anlegers befin- det sich ein Bereich, der zur Zeit hauptsächlich als Parkplatz und Aufenthaltsbereich genutzt wird. Die Aufenthaltsqualität ist allerdings als sehr gering einzustufen. Da dieser Bereich gleichwohl als Ortseingang von Osten fungiert, wird eine höherwertige Gestaltung empfohlen. Geparkt wird derzeit auf einer nicht abgegrenzten Fläche ohne befestigten Untergrund. Bei schlech- tem Wetter bilden sich daher schnell Pfützen und matschiger Boden. Eine nicht ortsbildgerechte Sitzgruppe aus Holz auf einem Metallgestell steht am Ende der Parkfläche und bietet in den Som- mermonaten die einzige Verweilmöglichkeit. Die Sitzgelegenheit ist nicht überdacht und somit immer der Witterung ausgesetzt. In den Nachmittagsstunden liegt der Sitzbereich zudem häufig im Schat- ten. Über eine Betontreppe kann die Fähre erreicht werden. Die Dorferneuerungsplanung sieht im Bereich des Fähranlegers die Aufwertung und Attraktivitäts- steigerung des Platzes durch die räumliche Trennung des Park- vom Rastplatzbereich vor. Der Ein- mündungsbereich von der Weserstraße auf den geplanten Parkplatz wird dabei mittels Neupflan- zung eines Baumes verkleinert. Die Einstellplätze werden auf der weserabgewandten Seite einge- richtet. In diesem Zusammenhang sollte auch die Möglichkeit zur Schaffung von Stellplätzen für Wohnmobile geprüft werden. Der Standort würde sich aus vielerlei Hinsicht für diese Zwecke eig- nen: Die exponierte Lagegunst unmittelbar an der Weser bietet aber auch ausreichend Abstand zu den Siedlungsbreichen von Schweringen. Eine soziale Kontrolle ist durch die hier gegebene Be- triebsamkeit gegeben. Im Bedarfsfalle sollte auch die Errichtung von den dazugehörigen Einrichtun-

51 Die Übersicht über die Maßnahmen findet sich in Kapitel 8 sowie in den Abbildungen 36 und 37 im Abbildungsband. 52 vgl. Abbildung 38 im Abbildungsband

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gen (Strom- und Wasseranschluss, Entsorgungsmöglichkeiten für Müll und Fäkalien etc.) mit be- plant werden. Für den anschließenden Übergangsbereich zur Verweilzone ist eine Wendemöglichkeit für Autos geplant. Mit Pollern und Bäumen abgegrenzt fügt sich ein Areal mit Sitzbänken mit Blick auf die We- ser und ein Platz mit einer Sitzkombination und einem Wimpelmast an. Die Sitzkombination wird von einer Hecke eingefasst. Die westlich vorhandenen hohen Gehölze sollten derart zurückgeschnitten werden, dass der Schattenwurf auf den Rastplatz verringert wird. Vorgesehen sind weiterhin Fahrradständer und ein überdachter Pavillon, der auch bei schlechter Witterung Schutz bieten kann. Direkt an der Verweilzone beginnt der Rundweg um die Kieskuhle. Die Treppenverbindung zum Fähranleger bleibt grundsätzlich erhalten. Durch die vorgesehenen Maßnahmen soll die Aufenthaltsqualität dieses gesamten Bereiches an der Weser optimaler gestaltet werden, um hierdurch die Voraussetzung für eine wesernahe Erholung zu verbessern. Insgesamt wird somit das Ziel verfolgt, das Potential „Weser“ intensiver zu nutzen. Die in unmittelbarer Nähe verkehrende Weserfähre wird bislang mit einem Dieselmotor mit entspre- chenden Abgasen und Motorenlärm angetrieben. Um die Erholungsfunktion des zu gestaltenden Platzes an der Weser nicht zu beeinträchtigen, sollte der Dieselmotor durch ein Antriebsaggregat ersetzt werden, das sowohl eine Reduzierung der Umweltbelastung durch Abgase als auch eine Reduzierung der Lärmemissionen zur Folge hat. In Betracht kommt z.B. ein Antrieb der Fähre per Elektromotor. Während der Planungsphase wurde eine neue Informationstafel in Holzbauweise mit einer Über- dachung in Satteldachform aufgestellt. Diese Hinweistafel lässt sich in geeigneter Form in das Kon- zept der Dorferneuerungsplanung integrieren. Für die geplanten Umgestaltungen oberhalb des Fähranlegers ist vor Beginn der Arbeiten die Ge- nehmigung der Unteren Wasserbehörde des Landkreises einzuholen.

Maßnahme O 2: Umgestaltungen im Bereich des Parkplatzes an der Kirche53

Parkfläche nördlich der Kirche

Im historischen Dorfkern an der Straße Unterm Ufer befindet sich nördlich der Kirche eine asphal- tierte Fläche, die als Parkplatz, unter anderem für die Pkw der KirchenbesucherInnen, fungiert. Die Parzelle ist im Besitz der Gemeinde Schweringen. Die Parkfläche ist optisch nicht von der Straße getrennt und bildet einen fließenden Übergang. Auch der Übergang zum Kirchengrundstück ist ungeordnet: hier steht eine Reihe unterschiedlicher Gehöl- ze. Eine Kirchenmauer, wie sie als Einfriedung zur Kirchstraße und der Meyer-Seeken-Straße rudi-

53 vgl. Abbildungen 39 bis 41 im Abbildungsband

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mentär vorhanden ist, fehlt in Gänze. Es ist von diesem Platzbereich eine Fußwegeverbindung zur Kirche vorhanden. Auf der Asphaltfläche sind keine Stellplätze durch Farbauftrag oder Materialwechsel gekennzeich- net. Es kommt somit häufig zu ungeordnetem Parken, so dass das Potential der Stellplatzfläche oftmals nicht ausgeschöpft werden kann. Darüber hinaus mangelt es der versiegelten Fläche in un- mittelbare Nähe zu dem ortsbildprägenden Kirchengebäude an Gestaltung. Für die Neugestaltung des Platzbereiches wurden im Rahmen der Dorferneuerungsplanung drei Varianten erarbeitet:

• Variante 1 sieht eine große innenliegende Parkfläche mit gegenüberliegender Schrägaufstel- lung auf ca. 18 Stellflächen vor. Die Zufahrt zu den Parktaschen erfolgt über die Straße Unterm Ufer, die Erschließung der südlichen Stellplätze über eine neu anzulegende Umfahrt mit einer Befestigung aus Klinkermaterial o. Ä. entlang der nördlichen Kirchhofgrenze. Die große Parkfläche, die im Bedarfsfalle auch für andere Zwecke zu nutzen ist, könnte eine Be- festigung aus Natursteinpflaster oder einem ähnlich hochwertigen Pflastermaterial erhalten. Die einzelnen Stellplätze könnten beispielsweise mit einer Klinkerreihe markiert werden. An den beiden Kopfenden des Platzes könnten großkronige Laubbäume und im Randbereich des Park- platzes eine Hecke gepflanzt werden, um den Parkplatz optisch und funktional von der angren- zenden Kirchstraße zu trennen. Des Weiteren ist die Eingrünung der Versorgungsanlagen im östlichen Randbereich des Platzes vorgesehen. Der Zugang zu den Anlagen ist dabei jederzeit zu gewährleisten.

• Variante 2 sieht eine Reihe von ca. 14 Stellplätzen entlang der Straße Unterm Ufer vor. Sie orientieren sich in Queraufstellung zur Fahrbahn. Die Stellplätze könnten wiederum mit Natur- steinpflaster oder einem ähnlich hochwertigen Material befestigt werden. Die Markierung der einzelnen Stellflächen könnte durch eine Klinkerbänderung erfolgen. Umgeben ist die Parkfläche von einem Fußweg aus Klinkermaterial. Räumlich getrennt wird der Parkplatz von der Fußwegeparzelle mit einer Heckenreihe. Zwischen der Parkfläche und der Kirchstraße könnte ein kleiner Aufenthaltsbereich angelegt werden, dessen Bild von einem großen Solitärbaum mit zugehöriger Rundbank geprägt wird. Die Oberfläche des Platzbereiches könnte ebenfalls mit Klinkermaterial befestigt werden. Auch in diesem Fall sollten die Versorgungseinrichtungen in geeigneter Weise eingegrünt werden.

• Als 3. Variante ist die Anlage eines größeren Platzbereiches vorgesehen, der mittels unter- schiedlichen Materials von der Straßenparzelle des Weges Unterm Ufer abgegrenzt ist. Die ein- zelnen ca. 15 Parkbuchten schließen rings um die Platzfläche an. Die Park- und Platzfläche könnte mit Natursteinpflaster befestigt werden; Abgrenzung und Markierung der einzelnen Ein- stellplätze könnten auch in diesem Entwurf mit einer Klinkerbänderung erfolgen. An jeder der vier Ecken des Areals wird je ein Solitärbaum gepflanzt, so dass die Parkfläche optisch einge- fasst ist. An der Ecke Kirchstraße/Unterm Ufer wird ein kleiner Platzbereich vorgesehen. Befes- tigt werden könnte er mit Klinkermaterial und mit einem Pflastermotiv optisch aufgewertet wer- den. Der wesentliche Unterschied zwischen dieser Variante und den zuvor beschriebenen liegt in der Einrichtung eines multifunktionalen Platzes, der über die Anlage eines Parkplatzes, der in dieser Form sofort erkennbar ist, hinausgeht.

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Maßnahme O 3: Umgestaltungen im Bereich des Dorfgemeinschaftshauses/der Feuerwehr/Sporthalle54

Altes Spritzenhaus Parkfläche am Dorfgemeinschaftshaus

Sitzrondell Spielplatz und Freifläche

Im historischen Ortskern, an der Dorfstraße gelegen, stehen das Dorfgemeinschaftshaus und Hei- matstube, das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Schweringen sowie die Sporthalle des MTV Schweringen e.V. Alle Gebäude werden über die Dorfstraße erschlossen. Nördlich angrenzend liegt eine mit großen Bäumen bestandene Freifläche, die Platz für ein kleines Spritzenhaus, einen Kin- derspielplatz sowie ein Sitzrondell bietet. Eine private Überwegung trennt diesen Bereich von einer freien Rasenfläche, die zuweilen als Bolzplatz genutzt wird. Diese Fläche befindet sich derzeit eben- falls in Privatbesitz. Entlang der Dorfstraße wurde ein mit Rasengittersteinen befestigter Parkstreifen angelegt. Aufgrund der Lage unter den hohen großkronigen Eichenbäumen ist die Rasenvegetation hier sehr spärlich. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist ebenfalls eine Parkfläche ausgewiesen. Hier steht auch eine Informationstafel. Die Vorflächen des Feuerwehrgerätehauses, der Sporthalle sowie die Zuwegung zum Dorfgemeinschaftshaus sind mit einem grauen Betonverbundsteinpflaster befestigt. Im Bereich des hölzernen Sitzrondells wurde rotblaubuntes Betonsteinpflaster verlegt. Der Arbeitskreis hat sich für die Errichtung eines Dorfplatzes in zentraler Lage ausgesprochen, der über die vorhandenen Vereinsstrukturen hinweg von allen EinwohnerInnen des Ortes und vor allem von jeglichen Altersgruppen genutzt werden kann. Darüber hinaus sollte dieser Bereich so ausgelegt

54 vgl. Abbildungen 42 und 43 im Abbildungsband

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sein, dass er ausreichend Platz für die Durchführung verschiedenster Veranstaltungen (Weih- nachtsmarkt, Herbstfest, usw.) bietet. Für die Gestaltung des Dorfplatzes sind im Rahmen der Dorferneuerung zwei Gestaltungsvorschlä- ge erarbeitet worden. Variante 1 ist hinsichtlich der Flächenbeanspruchung etwas kleiner als Varian- te 2 ausgeprägt. Die Planungsideen orientieren sich auch an der zur Verfügung stehenden Fläche.

• Variante 1 sieht eine großflächige Pflasterung der Vorflächen des Feuerwehrgerätehauses, der Zuwegung zum Dorfgemeinschaftshaus, der Innenhofflächen bei der Sporthalle sowie eines neu zu schaffenden Aufenthaltsbereiches nördlich des Gebäudekomplexes mit Klinkermaterial vor. Im Randbereich zur Straße hin sind dabei optische Auflockerungen durch die Anlage von Pflas- termotiven (zum Beispiel Logo des Sportvereins, Feuerwehrsymbole usw.) vorgesehen. Für den zentralen Aufenthaltsbereich ist die Errichtung eines Pavillons geplant. Dieser viereckige Pavil- lon sollte aus ortsbildtypischen Materialien (Holz, Mauerwerk, Ziegeleindeckung usw.) herge- stellt werden. Durch symmetrische Neupflanzung von Bäumen sollen entsprechende Platzkanten ausgebildet werden. Abgerundet wird die Gestaltung durch das Aufstellen eines ortsbildgerechten Straßenraummobi- liars (Sitzbänke, Tische, Abfallbehälter, Fahrradständer, Fahnenmasten usw.). Um dem Platz eine möglichst große Nutzungsvielfalt zuteil werden zu lassen, soll auch die Einrichtung einer Strom- und Wasserversorgung eingeplant werden. Westlich an diesen Platz angrenzend könnte eine Boule-Spielfläche angelegt werden. Der be- stehende Spielplatz im rückliegenden Bereich des Geländes bleibt erhalten, die vorhandenen Spielgeräte sollten allerdings durch zeitgemäße Gerätschaften ersetzt werden. Da sich die Verwendung von Rasengittersteinen für die Befestigung der Stellplätze unter den Bäumen als ungeeignet herausgestellt hat, wird ein Austausch durch ein Natursteinmaterial oder ein kostengünstigeres, gerumpeltes Betongroßsteinpflaster empfohlen. Unter den Eichen könnte ein Fußweg angelegt werden, der die Verbindung zum Aufenthaltsbereich an der We- serstraße oder gegebenenfalls auch bis zur Kirche schafft. Die ortsbildprägenden Eichen blei- ben stehen und werden von einer halbkreisförmigen Bank umgeben. Der Bereich des Bolzplat- zes am nördlichen Ende bleibt erhalten. Ergänzend könnte auf dieser Fläche ein kleines Back- haus errichtet werden. Die private Überfahrt über die Freifläche zwischen Dorfstraße und Schul- straße bleibt in der bestehenden Form erhalten.

• Variante 2 sieht unter Einbeziehung der privaten nördlichen Freiflächen eine größere Dorfplatz- gestaltung vor. Für den zentralen Bereich des Areals ist die Anlage einer quadratischen Fläche mit einer Befe- stigung aus Klinkermaterial geplant. In den Randbereichen der Fläche könnten ein Pavillon, Sitzgelegenheiten, ein Brunnen und ein Backhaus errichtet werden. Eine Überfahrt über den Platz ist weiterhin möglich. Der Boule-Platz wird in den bestehenden Spielplatz integriert; die Spielgeräte sollten auch hier durch moderne Geräte ausgetauscht werden. Der Bolzplatz ist in dieser Variante kleiner ausgeprägt. Ein Fuß- und Radweg verläuft dabei par- allel zur Dorfstraße. Die Befestigung der Vorflächen von Feuerwehr, Sporthalle und Dorfgemeinschaftshaus unter- scheiden sich hinsichtlich ihrer Materialität und nehmen Bezug auf ihre jeweilige Funktion als Fußweg oder mit Fahrzeugen befahrbare Flächen.

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Beiden Varianten ist gemeinsam, dass auf der baumbestandenen Rasenfläche südlich der Turnhalle eine geordnete Parkfläche für die Pkw der SporthallenbesucherInnen geplant ist. Auf eine großflä- chige Versiegelung sollte zugunsten einer Fläche mit Schotterrasen oder Ähnlichem verzichtet wer- den. Das nicht ortsbildverträgliche Transformatorenhäuschen südöstlich des Dorfgemeinschaftshauses sollte nach dem Willen des Arbeitskreises ausgetauscht werden. Denkbar wäre der Austausch ge- gen den ortsbildprägenden gemauerten Trafoturm in der Weserstraße, wenn dies technisch möglich ist.

Maßnahme O 4: Umgestaltungen des Parkplatzes beim Friedhof55

Parkplatzfläche am Friedhof Wertstoffcontainer im Randbereich des Parkplatzes

Südöstlich des Friedhofes in Schweringen befindet sich der zugehörige Parkplatz. Die derzeitige Pflasterung besteht aus grauem Betonverbundsteinpflaster. Eine optische Trennung der Stellplätze durch Farbauftrag oder Materialwechsel existiert nicht. Die räumliche Trennung zum westlich an- grenzenden Spielplatz sowie der östlich verlaufenden Straße bildet jeweils ein mit Gehölzen bestan- dener Grünstreifen. Der Parkplatz wird über die Straße Am Friedhof erschlossen. Von hier gibt es zwei Zufahrtsmöglichkeiten. Der Zugang zum Friedhofsgelände erfolgt über die Straße Zum Friedhof; eine direkte Zuwegung vom Parkplatz zum Friedhof ist derzeit nicht vorhanden. Der weite Weg zum Friedhof bedingt eine mangelnde Akzeptanz. Die BesucherInnen des Friedhofes parken somit, wenn möglich, entlang der Straße in unmittelbarer Nähe des Friedhofsportals. Am südlichen Ende der Parkplatzfläche, an der Längsfassade einer alten Scheune, sind diverse Wertstoffsammelcontainer aufgestellt. Ein Sichtschutz in Form einer Eingrünung oder Einhausung ist nicht vorhanden. Die Dorferneuerungsplanung sieht in erster Linie die Erneuerung der Oberflächenbefestigung im Bereich des Parkplatzes vor. Die beiden Zuwegungen sowie die Fahrgasse auf dem Parkplatz kön- nen als Alternative zu einem hochpreisigen Natursteinpflaster mit einem gerumpelten Betongroß- steinpflaster befestigt werden. Um den Grad der Versiegelung zu verringern, wird eine Befestigung der Parkbuchten mit Rasengittersteinen empfohlen. Denkbar ist allerdings auch eine Befestigung mit einem großfugig verlegten Pflastermaterial. Die optische Unterteilung der Stellplätze könnte durch ein andersartiges Material erfolgen. Die Park- buchten ordnen sich auf beiden Seiten der Zuwegung in Queraufstellung an. Durch die Anlage von Grünbeeten mit Baumbepflanzung findet eine optische Auflockerung statt. Eine Hecke oder eine

55 vgl. Abbildung 44 im Abbildungsband

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Einhausung in Form einer berankten Pergolen- bzw. Zaunkonstruktion würde die direkte Sicht auf die Wertstoffcontainer verhindern und gleichzeitig eine räumliche und funktionale Trennung von Parkplatz und Containern bilden. Die ungehinderte Anfahrt der Entsorgungsbetriebe muss dabei gewährleistet bleiben. Um die Verbindung vom Parkplatz zum Friedhof nicht mehr entlang der Straße führen zu müssen, ist an einen zweiten direkten Zugang zum Friedhof gedacht. Der Weg würde an die nordwestliche Ecke des Parkplatzes anschließen.

Maßnahme O 5: Umgestaltungen des Aufenthaltsbereiches an der Weserstraße/Ortsdurchfahrt56

Einmündungsbereich Weserstraße Dorfplatz am Kreuzungsbereich

Im südöstlichen Kreuzungsbereich der Weserstraße mit der Ortsdurchfahrt Hoyaer Straße/Nien- burger Straße befindet sich derzeit ein kleiner Platzbereich mit Aufenthaltsmöglichkeit. Dort sind als optischer Verweis auf die Weserfähre ein alter Weserkahn und eine Boje aufgestellt. Ergänzt wird der Platzbereich durch ein entsprechendes Straßenraummobiliar in Form einer Sitzbank sowie einen Wegweiser zu den örtlichen Einrichtungen. Die aufgeführten Elemente gruppieren sich auf einer Rasenfläche. Die östliche Platzkante bildet eine Reihe von Großgehölzen. Im Zuge der Umgestaltung der Ortsdurchfahrt wurde auch ein Vorschlag für den Einmündungs- und Platzbereich erarbeitet. Dieser sieht einen Materialwechsel im Einmündungsbereich vor, um die Ortsdurchfahrt von der Weserstraße zu trennen. Die Nienburger Straße könnte von einem Fuß- und Radweg aus Klinkermaterial begleitet werden, der zusätzlich den Platzbereich einrahmt. Der vor- handene Weserkahn wird auf einem Erdwall aufgesetzt, ist dadurch aus einiger Entfernung auszu- machen und kommt somit besser zur Geltung. Als Rastmöglichkeit ist eine Sitzgruppe, bestehend aus Tisch und Bänken, vorgesehen. Die unmittelbare Umgebung sollte mit einem Pflastermaterial befestigt werden. Des Weiteren ist die Erhaltung der vorhandenen Informationstafel vorgesehen, die problemlos in die Platzgestaltung integriert werden kann. Um den Aufenthaltsbereich räumlich von der Straßenparzel- le zu trennen, sollte eine Hecke gepflanzt werden. Zur Trennung von Fuß- und Radweg vom Stra- ßenbereich ist die Anlage eines Grünstreifens empfehlenswert.

56 vgl. Abbildung 45 im Abbildungsband

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Maßnahme O 6: Umgestaltungen im Umfeld der Kirche

Kirche in Schweringen Außenbereich der Kirche

Zu den möglichen Maßnahmen im Rahmen der Umgestaltung im Bereich der Kirche der Kapellen- gemeinde Schweringen zählt unter anderem die Sanierung der Kirchenmauer. Momentan sind ledig- lich die Mauerpfeiler der Einfriedung vorhanden. Die Zaunelemente sind nicht mehr existent. Grund- sätzlich ist eine Mauersanierung förderfähig, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Mauer- werkseinfriedungen als ortsbildbestimmend für Schweringen zu bezeichnen sind. Wünschenswert wäre der Wiederaufbau nach dem historischen Vorbild. Etwa vorhandene alte Zeichnungen oder Fotos könnten für die fach- und stilgerechte Rekonstruktion zu Rate gezogen werden. Neben der Füllung der Elemente ist sicherlich auch eine Sanierung der Mauerwerkspfeiler erforderlich. Der tatsächliche Bedarf ist im weiteren Verfahren zu klären. Des Weiteren beabsichtigt die Kirchengemeinde eine Sanierung von Teilbereichen des Kirchen- daches. Eine mittelfristige Sanierung ist für die weitere Erhaltung des bedeutsamen Gebäudes uner- lässlich. Die Sanierung ist bestandsorientiert durchzuführen. Da das Kirchengebäude als Baudenk- mal klassifiziert ist, sind die Anforderungen der Denkmalpflege maßgeblich und die Maßnahmen frühzeitig mit den zuständigen Fachbehörden abzustimmen. Die Kirche steht tagsüber interessierten BesucherInnen offen. Insbesondere die Radwandertouris- tInnen nehmen dieses Angebot gern wahr. Ein Seitenschiff der Kirche ist räumlich abtrennbar und wird unter anderem für Aktivitäten der Ju- gendlichen und für die sogenannte Winterkirche genutzt. In diesem Zusammenhang wurde die Idee geäußert, eine (öffentliche) Toilette einzurichten. Ob diese dann auch den Radwandernden und üb- rigen BesucherInnen des Ortes zugänglich sein soll, ist im weiteren Verfahren zu klären. Bisher steht die Kirchengemeinde der Einrichtung einer öffentlichen Toilette im Umfeld der Kirche kritisch gegenüber. Während der Arbeitskreissitzungen wurde angeregt, die Möglichkeit bzw. den Bedarf zu überprüfen, einen Friedwald anzulegen. Dieses würde dem Rahmen einer Dorferneuerungsplanung nicht ge- recht werden. Dennoch soll die Idee hier als Denkanstoß für weitere potentielle Planungen aufge- führt werden. Als möglicher Standort wurde eine Fläche im hinteren Teil des Friedhofes genannt. Die nördlich an das Areal der Kirche anschließende Parkplatzfläche ist Eigentum der Gemeinde Schweringen. Die Umgestaltung des Platzes ist mit mehreren Varianten in der Maßnahme O 3 be- schrieben.

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Maßnahme O 7: Umgestaltungen im Bereich der Friedhofskapelle

Friedhofskapelle in Schweringen

Die Friedhofskapelle befindet sich am Ende einer langen Baumallee auf dem Friedhof im Westen von Schweringen. Es handelt sich dabei um einen Sakralbau in Ziegelbauweise. Die Räumlichkeiten für die Trauerfeiern sind eher beengt. Das stark geneigte Satteldach weist keinen Dachüberstand oder andere Unterstellmöglichkeiten für Personen auf. Bei größeren Beerdigungen kommt es daher immer zu einer überfüllten Kapelle, so dass Personen gezwungen sind, draußen zu stehen, was besonders bei schlechtem Wetter unangenehm ist. Eine ortsbildgerechte Erweiterung der Kapelle oder eine gemäßigte Überdachung des Außenraumes durch eine Abschleppung des Daches könnte gleichermaßen Regen- und Windschutz bieten.

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Maßnahme O 8: Umgestaltungen der Buswartehäuschen57

Buswartehäuschen an der Landesstraße Wartebereich des Buswartehäuschens in Schweringen in der Nähe von Holtrup

Im Plangebiet befinden sich zwei Wartehäuschen, von denen zumindest eines nicht den gestalteri- schen Ansprüchen der Dorferneuerung bzw. den Anforderungen an ein zeitgemäßes Wartehäus- chen entspricht. Die Haltestelle an der Landesstraße 351 auf Höhe der Erschließungsstraße nach Holtrup verfügt über eine dreiseitig geschlossene massive Schutzhütte aus Waschbetonelementen. Der Eingangsbereich des Wartehäuschens ist zwar befestigt, zwischen Fahrbahn und der Befesti- gung gibt es aber noch einen Grünstreifen, dessen Grasnarbe zum Teil Trittschäden zeigt (siehe Foto oben links). Fahrradständer sind nicht vorhanden, nur ein Anlehnzaun. Im Rahmen der Dorferneuerung ist ein Austausch des Wartehäuschens durch einen dorfbildgerech- ten Typus geplant. Die genaue Festlegung von Form und Material ist im weiteren Verfahren zu klä- ren. Bei einer Lage in der geschlossenen Ortschaft, bei der insbesondere Wert auf eine ins histori- sche Ortsbild passende Gestaltung in Holz- oder Holz-Mauerwerk-Bauweise zu legen wäre, ist hier auch die Ausbildung eines transparenten Typus denkbar, der dem Erfordernis der sozialen Kontrolle entspricht. Beide Wartehäuschen sollten eine angemessene Beleuchtung sowie eine bedarfsorien- tierte Anzahl von Fahrradständern erhalten. Wünschenswert ist in diesem Zusammenhang, dass langfristig alle Buswartehäuschen im Gemein- degebiet einheitlich gestaltet werden, um den Wiedererkennungswert zu steigern. Hier ist dann auch zu prüfen, ob eine Kombination mit anderen potentiellen Fördertöpfen möglich und sinnvoll ist. Der Arbeitskreis hat sich weiterhin für die Verlegung der Haltestelle an der Landesstraße 351 in den Bereich einer neu zu schaffenden Buswendeschleife ausgesprochen. Zu diesem Zweck könnte un- ter Beanspruchung von Teilen der angrenzenden landwirtschaftlichen Fläche eine bauliche Maß- nahme durchgeführt werden. Ziel ist es, den (Schul-)Bus auf einer separaten Busschleife abseits der vielbefahrenen Landesstraße zu führen. Dieses würde insbesondere für die Schulkinder die Notwen- digkeit zum Überqueren der Landesstraße beseitigen. Machbarkeit und genaue Lage für die Bus- schleife sind im weiteren Verfahren zu klären. Der Arbeitskreis hat darüber hinaus angeregt, die Bushaltestelle im Ortskern abseits der Ortsdurch- fahrt, beispielsweise in den Bereich der Volksbank, zu verlegen. Da allerdings kein gesonderter Schulbusverkehr vorhanden ist, sondern die Schülerbeförderung über den ÖPNV abgewickelt wird, dürfte sich eine derartige Veränderung hinsichtlich des Fahrplanes, der Anschlusszeiten usw. schwierig gestalten.

57 vgl. Abbildungen 46 und 47 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 85 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Maßnahme O 9: Ergänzung bzw. sukzessiver Austausch der Straßenbeleuchtung58 Die Straßenbeleuchtung besteht weitestgehend aus nicht ortsbildge- rechten Lampentypen, die eher in ein städtisches Umfeld passen. Im Rahmen der Dorferneuerung sollten daher zumindest im historischen Ortskern sukzessive die vorhandenen Leuchten gegen solche mit einem dörflichen Charakter ausgetauscht werden. Insbesondere sind Buswartebereiche, Ortseingänge, Fahrbahnteiler, Querungsbereiche und öffentliche Platzbereiche mit ortsbildgerechten Leuchten auszu- statten.

Straßenlaterne beim Feuerwehrgerätehaus

Weiterhin sollte der Bedarf an weiteren Leuchten überprüft werden und eine Ergänzung des vorhandenen Leuchtennetzes vorgenom- men werden. Dieses ist insbesondere zur Erhöhung der Schulwegsi- cherung wünschenswert. Die Lichtpunkthöhen der Leuchten sind dem entsprechenden Bedarf anzupassen. Wünschenswert wäre die Verwendung von insekten- freundlichen Lampen. Der Lampentypus ist im weiteren Verfahren festzulegen. Es sollte dabei auf eine Vereinheitlichung der Laternen im gesamten Gemeindegebiet Wert gelegt werden.

Leuchte in der Fehrmannstraße Maßnahme O 10: Sanierung, Erhalt und Umnutzung alter ortsbildprägender Bausubstanz (zum Beispiel Twachtescheunen)

Twachtescheune in Schweringen Abgetragene Scheune in Schweringen

An der Straße Twachte stehen mehrere alte Scheunen, die so genannten Twachtescheunen, die einen starken ortsbildprägenden Charakter haben und eine siedlungsstrukturelle Bedeutung besit- zen. Die Scheunen befanden sich außerhalb der Hofanlagen und wurden entlang der landwirtschaft-

58 vgl. Abbildung 46 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 86 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

lichen Wege als Lagerstätten für landwirtschaftliche Maschinen und Werkzeuge sowie Erntegut ge- nutzt. Da sich alle Scheunen im Privatbesitz befinden, ist ihre Erhaltung nicht immer zu gewährleis- ten. Sobald keine adäquate Nutzung mehr stattfindet, droht der schnelle Zerfall des Objektes. Ein Teil der Scheunen steht unter Denkmalschutz. Wie das rechte Fotobeispiel zeigt, wird in einem Fall das Gebäude fachmännisch abgetragen und an einem anderen Ort wiederaufgebaut. Die hier erwähnten Twachtescheunen stehen stellvertretend für die in großer Zahl vorhandene orts- bildprägende Bausubstanz. Vielfach ist eine entsprechende Nutzung nicht mehr gegeben, die Objek- te stehen leer und es droht ein vorzeitiger Verfall. Auch bei einer Nutzung kommt es oftmals auf- grund der Vielzahl von Gebäuden und dem großen Bauvolumen dazu, dass die Erhaltung der wert- vollen Bausubstanz wirtschaftlich nur schwer möglich oder unrentabel ist. Die Förderung im Rahmen der Dorferneuerung kann dazu beitragen, den Fortbestand der Bauten zu sichern. Insbesondere die Twachtescheunen stellen ein großes Potential für eine Umnutzung in geeigneter Weise dar. So hat beispielsweise der Heimatverein in Schweringen Bedarf an einer räumlichen Aus- dehnung. Die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten sind erschöpft oder erlauben nur eine be- grenzte Zur-Schau-Stellung der angesammelten Exponate. Die Twachtescheunen stellen beispiels- weise – nach einer fachmännischen Sanierung – einen idealen Ausstellungsraum für historische Schaustücke dar. Denkbar wäre auch die Zusammenlegung mehrerer Einzelscheunen zu einer gro- ßen Scheune. Im weiteren Verfahren sollten die Eigentumsverhältnisse geklärt werden. Danach könnte ein tragfä- higes Konzept zur Sanierung, Umnutzung und weiteren Verwendung der ortsbildprägenden Bau- substanz erarbeitet werden. Zu der Liegenschaft des Heimatvereines gehören Teile einer alten Wurtscheune in der Nähe des alten Spritzenhauses. Hier sind einige alte Handwerksgerätschaften und Werkstatteinrichtungen gelagert und turnusmäßig zu besichtigen. Seitens des Heimatvereins besteht Interesse, auch die übrigen Gebäudeteile zu pachten o.Ä. Zudem ist an eine Umgestaltung der Außenanlagen gedacht.

Maßnahme O 11: Sanierung im Bereich der Sporthalle

Glasbausteinfront an der Sporthalle Seiteneingang zur Sporthalle

Die Sporthalle im Eigentum des MTV Schweringen e.V. ist direkt neben dem Dorfgemeinschafts- haus/Feuerwehrgerätehaus gelegen und wird über einen gemeinsamen Eingangsbereich erschlos- sen. Das Gebäude weist ein flachgeneigtes Dach aus Faserzementplatten auf. Die Außenschale der Seitenwände besteht aus unverputzten Gasbetonsteinen, die mit vertikalen Lisenen/Mauerpfeiler- vorlagen aus Klinkermaterial versehen sind. Die Belichtung der Sporthalle erfolgt über großformatige Glasbausteinflächen.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 87 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Ein nördlicher Flachdachanbau ist an einer Seite mit dem Turnerkreuz versehen. Die zur Dorfstraße gewandte Seite ist mit einem Kunstwerk des Künstlers Pot d’Or59 gestaltet. Generell ist die ca. 30 Jahre alte Sporthalle auf ihren bautechnischen Zustand zu überprüfen. Nach Aussagen des Sportvereins sind folgende Maßnahmen erforderlich: • Einbringen einer zeitgemäßen Wärmedämmung in Dach und Fassade, • Sanierung des Daches, • Umgestaltung der Fassaden, • Austausch der Glasbausteine durch entsprechende Fensterelemente, • Erneuerung des Sporthallenbodens.

Art und Umfang der Umbaumaßnahmen sind im weiteren Verfahren zu klären. Unter Berücksichti- gung der Anforderungen an die Maßnahmenausführung aus Sicht der Dorferneuerung wird die Um- gestaltung des Daches und der Fassaden empfohlen. Durch eine ortsbildgerechte Umgestaltung unter Verwendung von entsprechenden Materialien kann das Gebäude im historischen Ortskern von Schweringen aufgewertet werden und sich in das sensible Ortsbild integrieren. In seiner derzeitigen Form stellt es eher einen Fremdkörper in einer homogenen Umgebung dar. Weiterhin sind die unzureichende Größe des Sportplatzes, die für einen ordnungsgemäßen Spiel- betrieb erforderlich ist, sowie der Mangel an Parkmöglichkeiten im Bereich des Sportplatzes zu be- mängeln.

Maßnahme O 12: Umgestaltungen im Bereich der Schießanlage

Schützenhaus Schweringen Behindertengerechter Zugang zum Schützenhaus

Das Gebäude des Schießstandes und die dazugehörigen Außenanlagen werden von der rund 160 Mitglieder zählenden Kyffhäuser-Kameradschaft Schweringen e.V. genutzt. Das ca. 3.500 m² große Areal liegt am südwestlichen Ortsrand von Schweringen in einem ehemaligen Weserarm. Aufgrund dieser Tatsache kommt es in dem Gebäude zum Teil zu Problemen mit aufsteigender Feuchtigkeit. Das Fachwerkgebäude, dessen ältester Gebäudeteil nahezu 100 Jahre alt ist, wurde eigens an die- ser Stelle wiedererrichtet. Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Unterhaltungsmaßnahmen durch- geführt. Dennoch sind einige Elemente des Gebäudes in einem sanierungsbedürftigen Zustand. Die Fenster, die inzwischen über 30 Jahre alt sind, wurden seinerzeit aus kostengünstigem, minderwer- tigem Holz hergestellt. Ein Großteil der Fenster ist undicht und einfachverglast und bietet somit kei- nen ausreichenden Schutz gegen Wind, Kälte und Niederschlag.

59 vgl. zu Pot d'Or Kapitel 2.1.1

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 88 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Desgleichen sind Mängel im Bereich des Daches vorzufinden. Die Windfedern und Niedersachsen- pferdeköpfe sind marode und bedürfen eines Austausches. Nach Aussagen der Kyffhäuser-Kameradschaft sind zudem Teile des Fachwerks abgängig und be- dürfen einer Sanierung oder gegebenenfalls Erneuerung. Die Erhaltung des Fachwerks steht an erster Stelle des Sanierungsbedarfes. Maßnahmen zur Begrünung der Außenanlagen im hinteren Bereich des Schießstandkomplexes runden den Maßnahmenkatalog ab. Die Bepflanzung ist als Ausgleichsmaßnahme im Zusammen- hang mit der Überdachung des Kleinkaliber-Schießstandes bestimmt. Im Zuge der Umgestaltung der Außenanlagen ist es ein Wunsch der Kyffhäuser-Kameradschaft, benachbarte Flächen zu kaufen oder anzumieten, um diese als Parkplatz und/oder Festwiese zu nutzen.

Maßnahme O 13: Umgestaltungen im Bereich der alten Schule – Holtrup60

Altes Schulgebäude in Holtrup Zuwegung zum Spielgelände

Spielplatz und Freifläche im rückwärtigen Bereich der Alten Schule

Im Ortskern von Holtrup befindet sich das alte Schulgebäude mit dazugehörigem Außenraum. Die Alte Schule dient als Gemeinschaftshaus, zum Beispiel als Versammlungsraum des Schützenver- eins. Im Außenbereich erstreckt sich in nordöstlicher Richtung der ehemalige Schulhof. Hierauf be- findet sich momentan ein Spielplatz mit größtenteils veralteten Spielgeräten sowie ein künstlicher Erdhügel mit Kriechtunnel und Rutsche; vereinzelt stehen alte Obstgehölze. Der Spielplatz wird in Ermangelung weiterer, zeitgemäßer Spielgerätschaft zwar genutzt; die Akzeptanz könnte allerdings

60 vgl. Abbildung 48 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 89 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

weitaus größer sein. Eine angrenzende Wiese wird als Bolzplatz genutzt. Aufgrund nur eines ab- gängigen, netzlosen Tores ist auch hier die Attraktivität und somit die Akzeptanz des Platzes sehr gering. Insgesamt ist festzuhalten, dass die Aufenthaltsqualität dieses zentralen Bereiches von Hol- trup grundsätzlich zu verbessern ist. Der Dorfmittelpunkt soll zukünftig verstärkt als Dorf- und Fest- platz multifunktional genutzt werden können. Die Dorferneuerungsplanung sieht eine Um- und Neugestaltung des Holtruper Dorfkerns vor. Auf dem Gelände der Alten Schule ist eine Erneuerung des Spielplatzes durch den Austausch der in die Jahre gekommenen Spielgeräte geplant. Der aufgeschüttete Erdhügel soll entfernt werden. Der Zu- gang zur Freifläche kann durch das vorhandene, aber sanierungsbedürftige, ortsbildprägende Tor- element geschaffen werden. Unmittelbar anschließen sollte sich auf Anregung der Arbeitskreismit- glieder eine befestigte Aufenthaltsfläche im Freien, auf der im Bedarfsfalle Tische und Bänke, ein Tresen oder Ähnliches kippsicher aufgestellt werden können. In die anliegende Fassade der ehema- ligen Schule könnte ein Fenster/eine Fenstertür eingesetzt werden. Hierzu ist im Bedarfsfalle ein Gestaltungsvorschlag zu erarbeiten, um zu klären, ob sich eine derartige Umgestaltung ortsbildver- träglich durchführen lässt. Die angrenzende Rasenfläche soll weitestgehend freigehalten werden, um eine ausreichend große Fläche für Veranstaltungen vorzuhalten. Ergänzt wird die Umgestaltung durch die Neuanpflanzung einer Dorflinde mit einer Rundbank als Sitzgelegenheit. Des Weiteren bietet sich die Errichtung ei- nes ortsbildgerechten Pavillons mit Sitzgelegenheiten an. Hierbei könnte es sich um einen schlich- ten, viereckigen Baukörper in Holz- oder Holzmauerwerksbauweise mit Ziegeleindeckung handeln. Denkbar ist auch die Kombination mit einer Möglichkeit zum Grillen. An geeigneter Stelle sollten ortsbildgerechte Leuchten aufgestellt werden. Die umgebende Rasenfläche sollte eingeebnet werden, da es nach anhaltenden Regenfällen schnell zur Pfützenbildung kommt. Das vorhandene Transformatorenhäuschen sowie die Versorgungs- und Verteilerkästen sollten mittels einer Hecke vom Aufenthaltsbereich abgetrennt werden. Für eine permanente Zugänglichkeit durch die Versorgungsunternehmen ist Sorge zu tragen. Weiterhin ist eine Neugestaltung des Bolzplatzes vorgesehen. Zu diesem Zweck sollten zwei funk- tionstüchtige Tore aufgestellt und die Rasenflächen planiert werden. Diese Einebnung macht ein gefahrloses Benutzen des Bolzplatzes möglich. Zudem wird der verstärkten Pfützenbildung entge- gengewirkt, was insbesondere für die Nutzung als Fest-/Zeltplatz wichtig ist. Denkbar wäre auch die Drainage des Platzes. Das gesamte Areal im Ortskern wird von vier Straßen erschlossen und ist komplett umfahrbar. Der Straßenraum ist asphaltiert und die Kreuzungsbereiche sind kaum optisch aufgewertet. Zudem grenzt im Kernbereich eine private Grundstücksfläche an das Gelände der Alten Schule. Im südlichen Bereich gegenüber der Alten Schule befindet sich ein Ehrendenkmal, das von einer Hecke mit hölzerner Zugangspforte sowie einem alten Baumbestand umrahmt wird. Ergänzt werden könnte der Bereich des Ehrenmals durch entsprechende Sitzbänke, die ein kurzzeitiges Verweilen ermöglichen. Die Zuwegung zum Gedenkstein sollte mit einem hochwertigen, förderfähigen Pflaster- material befestigt werden. Weiterhin ist die Ergänzung des vorhandenen rudimentären Fuß- und Radweges mit einer Befesti- gung aus Klinker oder einem vergleichbar ortsbildgerechten Material im südlichen und östlichen Be- reich des Areals vorgesehen. In gleicher Weise könnte der Eingangsbereich der Alten Schule ge- pflastert werden. Die vier Kreuzungsbereiche könnten durch inselartige Natursteinflächen aufgewertet werden. Ge- genüber der Alten Schule ist im angrenzenden Straßenrandraum die Anlage von Stellplätzen vorge- sehen. Auch hier bietet sich eine Befestigung mit Natursteinpflaster oder einem kostengünstigeren gerumpelten Betongroßsteinpflaster an.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 90 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Eine bereits vorhandene Informationstafel an der östlichen Ecke des Dorfkerns bleibt bestehen. Die vorhandenen ortsbildprägenden Hecken und Gehölze sollten erhalten werden. Hierzu sind teilweise Pflege- und Rückschnittmaßnahmen erforderlich. An geeigneter Stelle können Neuanpflanzungen mit standortgerechten, heimischen Gehölze vorgenommen werden (vgl. hierzu Maßnahmen für Na- tur und Landschaft, Kapitel 6.3). Im weiteren Verfahren gilt es zu überprüfen, ob ebenfalls Maßnahmen zur Sanierung des ehemali- gen Schulgebäudes erforderlich sind. Der Arbeitskreis hat bereits auf die Dringlichkeit der Sanierung des Daches hingewiesen. In diesem Zusammenhang sollen die ortsuntypischen, überlappenden Formsteine durch hölzerne Windfederkonstruktionen ersetzt werden.

Maßnahme O 14: Indirekte Beleuchtung herausragender Gebäude

Feuerwehrhaus Kirche

Unter dem Gesichtspunkt der Attraktivitätssteigerung der Dörfer Schweringen und Holtrup für ihre BewohnerInnen und Gäste ist die Maßnahme "indirekte Beleuchtung herausragender Gebäude" zu verstehen. In Bezug auf eine qualitätvolle Dorfgestaltung auch im dämmrigen und nächtlichen Erscheinungsbild gewinnt das Medium Licht/Beleuchtungskörper eine immer größere Bedeutung. Vor Umsetzung dieser Maßnahme gilt es, ein schlüssiges Beleuchtungskonzept zu erarbeiten, das verschiedene Elemente der Licht- und Leuchtengestaltung, wie zum Beispiel Bodeneinbaustrahler, Scheinwerfer, LED-Schläuche, Masten- und Stelenleuchten mit den anzustrahlenden Gebäuden in einen gestalte- rischen Bezug setzt. Verschiedene Objekte, wie beispielsweise die Kirche, das Dorfgemeinschaftshaus/Feuerwehrgeräte- haus in Schweringen, der ehemalige Kolonialwarenladen und die Alte Schule in Holtrup sowie aus- gesuchte ortsbildprägende Hofanlagen usw. sollten "ins rechte Licht gesetzt werden". Dieses bedarf im Einzelfall selbstverständlich der Absprache und dem Einverständnis der Eigentümer.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 91 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Maßnahme O 15: Gestaltung der Spielplätze

Spielplatz am Schweringer Dorfgemeinschaftshaus

In der Regel stellt die Gestaltung von Kinderspielplätzen im Rahmen der Dorferneuerung lediglich im unmittelbaren Zusammenhang mit anderen Kernmaßnahmen einen förderfähigen Tatbestand dar. Als ein solcher ist die Erneuerung bzw. der Austausch der Gerätschaften im Bereich des Dorf- gemeinschaftshauses aufzufassen. Der Arbeitskreis hat darüber hinaus allerdings angeregt, die beiden zusätzlich vorhandenen Spiel- plätze im Bereich des Friedhofes sowie am Schießstand attraktiver zu gestalten oder eventuell auch an einem geeigneten Standort zusammenzulegen. Diese beiden Spielplätze liegen lediglich ca. 300 m Luftlinie voneinander entfernt. Das Angebot an Spielgeräten ist allerdings nahezu vergleich- bar. Daher wurde der Wunsch geäußert, beide Plätze zu "spezialisieren", was bedeutet, dass bei- spielsweise ein Spielplatz als Wasserspielplatz und der andere vielleicht als Kletterlandschaft aus- gebildet werden könnte, um die Attraktivität und Anziehungskraft für Kinder zu erhöhen.

Maßnahme O 16: Platzgestaltung beim Biotop in Eiße In unmittelbarer Nähe des Biotops in Eiße befindet sich eine gut frequentierte Bank. Der Arbeitskreis hat sich dafür ausgesprochen, den Rastplatz gestalterisch aufzuwerten. Zu diesem Zweck sollten eine ortsbildgerechte Sitzbank-Tisch-Kombination und ein Abfallbehälter aufgestellt werden. Darüber hinaus könnte ein Holzelement als Anlehnzaun für Fahrräder errichtet werden. Eine Unterpflaste- rung des Bereiches ist aufgrund seiner Lage in der freien Landschaft nicht empfehlenswert. Gege- benfalls bietet sich allerdings eine wassergebundene Befestigung im Bereich der Möblierung an.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 92 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

6 NATUR UND LANDSCHAFT

Die Dorferneuerung soll unter anderem die dörfliche ökologische Eigenart und Vielfalt bewahren und wiederherstellen, einen Beitrag zur Ortsbildpflege sowie zur gestalterischen Entwicklung leisten und das Dorf in die umgebende Landschaft einbinden.61 Insofern befasst sich das Kapitel Natur und Landschaft auf der Grundlage der Bestandsaufnahme und Bewertung der naturräumlichen Gegebenheiten mit den landschaftsökologischen Zusammen- hängen (dörfliche Lebensräume, Wirkung in Bezug auf das Ortsbild). Vorangestellt werden in Kapitel 6.1 die für die Dorferneuerung Schweringen relevanten naturschutz- bezogenen Rahmenbedingungen. In Kapitel 6.2 wird die historische Entwicklung der Landschaft skizziert und die Schutzgüter von Na- tur und Landschaft – Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Klima, Luft und Landschaft – hinsichtlich ihrer Bestände im Siedlungsbereich beschrieben. Aus der Bestandsanalyse werden die Ziele und der Handlungsrahmen für die Entwicklung der örtlichen Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt und für das naturraumgeprägte Ortsbild abgeleitet. In Kapitel 6.3 werden die konkreten Maßnahmenvorschläge für Natur und Landschaft beschrieben.

6.1 Planungsrahmenbedingungen

6.1.1 Geschützte Bereiche

Die Rahmenbedingungen für die Dorferneuerungsplanung Schweringen setzen sich aus gesetzli- chen Rahmenbedingungen (Schutzgebiete und -objekte) sowie raumordnerischen bzw. landschafts- planerischen Zielen zusammen.

Auszug aus dem Landschaftsrahmenplan

61 vgl. Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE), RdErl. d. ML vom 29. Oktober 2007; 306-60119/3 – VORIS 78350 (Nds. MBl. Nr. 44 vom 31.10.2007, S. 1217-1222)

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 93 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Schutzgebiete • Landschaftsschutzgebiet NI 46 Warper und Bücker Heide/Schweringer Berge: südwestliches Dorferneuerungsgebiet.

Schutzobjekte • Naturdenkmale NI 43: ...... zwei Eichen bei Holtrup, • Besonders geschützte Biotope NI 015, 016, 017: ...... bei Holtrup, • Wallhecken: ...... zwei Abschnitte bei Holtrup.

6.1.2 Raumordnerische Aussagen

Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen (2008)

Ziel des Landes-Raumordnungsprogramms ist es, die ländlichen Räume so zu entwickeln, dass ihre naturräumlichen Potentiale und ökologischen Funktionen erhalten und nachhaltig verbessert wer- den. Für den ländlichen Raum wird unter anderem angestrebt: • die Erhaltung und die Wiederherstellung der Kultur- und Erholungslandschaft durch eine um- weltschonende Landbewirtschaftung, • die Erhaltung und die Entwicklung eines funktional und räumlich zusammenhängenden Systems naturnaher Flächen in ausreichender Ausdehnung sowie • die Erhaltung und die Entwicklung des ländlichen und landschaftstypischen Charakters der Dör- fer und Siedlungen.

Die zeichnerische Darstellung weist östlich der Weser zwei Vorranggebiete für den Bodenabbau aus.

6.1.3 Übergeordnete landschaftsplanerische Aussagen

Landschaftsprogramm Schweringen liegt in der naturräumlichen Region Weser-Aller-Flachland. Aus landesweiter Sicht sind in dieser Region Eichenmischwälder, Weichholz- und Hartholzaue sowie Erlen- und Birkenbruch- wälder, Altarme der Flüsse und Hochmoore vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftig. Besonders schutz- und entwicklungsbedürftig sind Buchenwälder, Eichen- und Erlen-Eschen-Auenwälder, Bä- che, Moorheiden, nährstoffreiche Sümpfe und Feuchtgrünland sowie Magerrasen und Zwerg- strauchheiden. Als schutz- und teilweise entwicklungsbedürftig werden unter anderem Feuchtgebü- sche, Heckengebiete und sonstiges gehölzreiches Kulturland, Gräben, Grünland, dörfliche Ruderal- fluren und wildkrautreicher Acker benannt.62

62 Niedersächsischer Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Niedersächsisches Landschaftsprogramm, Hannover 1989

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 94 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Landschaftsrahmenplan63 Naturräumliche Gliederung Die Ortslage Schweringen liegt Arten und Lebensgemeinschaften Wichtige Bereiche im Dorferneuerungsgebiet im Naturraum Weser-Aller- Flachland in der naturräumli- chen Unterheit Hoyaer Lehm- platte. Der nordöstliche Gemein- debereich liegt in der Weseraue. Die potentielle natürliche Vege- tation sind im Bereich der Hoya- er Lehmplatte Flattergras-Bu- chen-Wald und in der Weseraue Eschen-Auenwald in den perio- disch überschwemmten Berei- chen, sonst Eichen-Hainbuchen- Wald oder Traubenkirschen- Erlen-Wald oder Erlenbruch- Wald. Auf der Hoyaer Lehmplatte sind Ersatzforsten als Fichten-, Kie- fern- und Lärchenforsten ausge- prägt, die historische Waldnut- zung ist der Traubeneichen- Niederwald. Die heutige land- wirtschaftliche Nutzung stellt sich als Acker oder Weidelgras- Auszug aus dem Landschaftsrahmenplan Weide dar. Bei extensiver Nutzung oder Brache sind auch Ginster-Sandheiden oder Borstgrasrasen zu erwar- ten. In der Weseraue sind kaum Waldbereiche erhalten. Die landwirtschaftliche Nutzung stellt sich ebenfalls als Acker oder Weidelgras-Weide dar. Brachen (selten) sind als Fluss-Hochstauden- Gesellschaften, Weißdorn-Schlehengebüsche oder Flutrasen ausgebildet.

Bezeichnung, Wertstufe Ausprägung 3221-11: 01 Südöstlich der Ortslage Schweringen, Größe ca. 40 ha, Abgrabungs- Sehr hohe Bedeutung für Arten gewässer (SB), Ruderal- und Staudenflur (UT), Feuchtgebüsch (BF) und Lebensgemeinschaften Hohe Bedeutung für Arten und Südlich der Ortslage Schweringen Lebensgemeinschaften Bedeutung für Arten und Le- Mehrere Teilflächen in und westlich der Ortslage Schweringen bensgemeinschaften

63 Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Nienburg, 1996; vgl. Abbildungen 49 und 50 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 95 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Boden – wichtige Bereiche für den Bodenhaushalt Die Weseraue ist durch Aueboden gekennzeichnet. Hier liegt Auelehm über fluviatilen Ablagerun- gen. Die Bodenart ist toniger Schluff. Westlich grenzt Gley-Braunerde an. Diese hat sich aus Hoch- flutlehm über fluviatilen Ablagerungen entwickelt. Die Bodenart ist lehmiger Sand. Westlich (Holtru- per Heide, Schweringer Berg) liegen Gley-Podsol bzw. Podsol mit sandigen Böden.64

Lage Kriterium Weseraue Auenboden; überflutungsgefährdet Hoyaer Lehmplatte Mittlere Erosionsgefahr durch Wind

Wasser – wichtige Bereiche für den Wasserhaushalt Der mittlere Grundwasserhochstand liegt in der Weseraue bei 10 dm über Flur. In der westlich an- schließenden Hoyaer Lehmplatte liegt der mittlere Grundwasserhochstand bei 6 dm unter Flur, der mittlere Grundwassertiefstand bei 16 dm unter Flur.

Lage Kriterium Weseraue Wichtiger Retentionsraum

Landschaftsbild – wichtige Bereiche für Vielfalt, Eigenart und Schönheit

Lage Bewertung Bodenabbaubereich südöstlich Schweringen, mittlere Bedeutung Weser, Holtruper Heide inklusive Ortslage Holtrup

Beeinträchtigungen und Gefährdungen

Art der Beeinträchtigung/Gefährdung Lage Künstlich stark veränderter Boden (Aufschüt- Bodenabbaubereich südöstlich Schweringen tung, Abtragung, Rekultivierung) Versiegelung Ortslagen Schweringen, Holtrup, Eiße Strukturarmer bzw. großräumiger Ackerbereich Landwirtschaftliche Flächen zwischen Weseraue und in einem Gebiet mit hoher oder sehr hoher Holtruper Heide/Schweringer Berg Erosionsgefährdung und mittlerer bis hoher Grundwassergefährdung

64 Digitale Bodenübersichtskarte, NLfB

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 96 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

6.2 Bestandsanalyse

6.2.1 Landschaftsentwicklung

Anhand alter Karten kann die Landschaftsentwicklung und damit auch die Entwicklung der Lebens- räume für Tiere und Pflanzen und der Landschaft nachvollzogen werden.

Anfang 19. Jahrhundert:65

Südlich von Bücken liegen die Ortslagen Holtrup westlich der Chaussee und Schweringen östlich der Chaussee an einer Weserschleife. Eiße ist ebenfalls dargestellt und besteht aus mehreren Ein- zelhöfen. Zwischen Bücken und Balge erstreckt sich eine großflächige Ackerlandschaft. Westlich davon sind Moor- und Sumpfgebiete (Holtruper Moor, Schweringer Bruch) sowie Heideflächen dar- gestellt. Östlich, zur Weser hin orientiert, liegen gegliederte Acker- und Grünlandflächen. Östlich der Weser sind klein gegliederte Ackerflächen und entlang eines alten Weserarmes gelegenes Grünland vorhanden. Weiterhin gibt es hier zwei größere Waldflächen, während nördlich und südlich von Hol- trup kleinere Waldflächen vorhanden sind (Holtruper Brook). Der Fährverkehr bei Schweringen ist schriftlich eingetragen.

65 Karte eines Theils des Bremer Gebiets, sowie eines großen Theils von Hannover an beiden Seiten der Weser zwischen Bremen und Drackenburg und der Leine zwischen Verden und Bothmar, Sect. VII, herausgegeben vom Generalmajor von LeCoq 1805

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 97 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Ende 19. Jahrhundert:66

Die Ortslagen haben sich nicht wesentlich vergrößert. Die großflächigen Ackerbereiche beiderseits der Chaussee sind noch vorhanden. Die Heideflächen westlich Holtrup und Eiße sind mit Nadelholz aufgeforstet. Südlich von Schweringen und östlich der Weser liegen mit Hecken gegliederte Grün- landflächen. Die alte Weserschleife verläuft unmittelbar an den Dünen zwischen Gandesbergen und Haßbergen. An der Weser sind zwei Ziegeleien verzeichnet. In den Weserschleifen sind Buhnen als Uferbefestigung zu erkennen. Die Weserfähre bei Schweringen ist verzeichnet.

66 Königlich-Preußische Landesaufnahme von 1899 im Maßstab 1:25.000, Blätter 3220 Bücken und 3221 Eystrup

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 98 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Ende 20. Jahrhundert:67

Die Ortslagen Holtrup und Eiße sind nicht wesentlich erweitert. Schweringen hat sich nach Westen und Nordwesten hin um Wohngebiete erweitert. Weiterhin stehen nun Wohnhäuser an der Landes- straße nördlich von Schweringen. Südlich von Schweringen liegt ein Industriegebiet. Die Grünland- nutzung ist stark zurückgegangen, Ackernutzung auf großen Schlägen überwiegt. Auf beiden Seiten der Weser sind große Bodenabbauflächen vorhanden, die sich in der Folgenutzung als Wasserflä- chen darstellen. Westlich von Holtrup und Eiße sind größere zusammenhängende (Nadel-)Wald- flächen vorhanden. Östlich der Weser sind einzelne Flächen mit Laubgehölzen aufgeforstet. Von den Waldflächen bei Holtrup sind nur noch Restbestände vorhanden.

67 Topographische Karte 1:25.000

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 99 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

6.2.2 Charakteristische Biotoptypen und Nutzungen68

Eine Lebensgemeinschaft aus Pflanzen und Tieren, die eine gewisse Mindestgröße und eine ein- heitliche, gegenüber der Umgebung abgrenzbare Beschaffenheit aufweist, ist als Biotop (Lebens- raum) definiert. Es handelt sich demnach um einen vegetationskundlich oder landschaftsökologisch bestimmten und im Gelände wiedererkennbaren Landschaftsausschnitt. Diese Einheiten werden abstrakt zu Biotoptypen69 zusammengefasst. Die Beschreibung der Biotoptypen umfasst nicht das gesamte Dorferneuerungsgebiet, sondern beschränkt sich auf die Ortslagen Schweringen, Holtrup und Eiße. Charakteristische Biotoptypen Im Dorferneuerungsgebiet sind: • Siedlungsbiotope: bäuerliche Höfe mit Haupt- und Nebengebäuden, Hofbäumen, Nutz- und Ziergärten, Obstbäumen, Schnitthecken und Mauern, hofnahem Grünland, Silo- und sonstige Lagerflächen, versiegelte oder befestigte Hofflächen, Sand- und Gras-Wege, Straßen, Straßen- bäume, • landwirtschaftliche Flächen: Acker, Grasacker, Grünland, Baumschule, unbefestigte landwirt- schaftliche Wege, • Gehölze der Feldflur: Hecken, Feldgehölze, Wälder, • Gewässer: Notkuhle, Wurmgraben (beide Holtrup), Borngraben (Eiße), Bodenabbauseen.

Sie prägen das Erscheinungsbild und die Funktion der Ortschaften als Lebensraum für freilebende Tier- und Pflanzenarten.

Gehölze Gehölzbestände aus bodenständigen Arten sind ein wertvoller Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen. Zusammen mit Gewässern, Säumen und anderen Linienbiotopen sind sie ein wichtiger Bestandteil von Biotopverbundsystemen. Außerdem sind sie in der Flur und im Ort ein gliederndes und belebendes Element; unter anderem verbessern sie das lokale Klima und verhin- dern Wind- und Wassererosion. Altbäumen kommt eine große Bedeutung zum Beispiel für Moose, Flechten und Pilze, aber auch für die Vogelwelt zu. Hier sind Singwarten und Ansitzplätze sowie Nahrung vorhanden. Fledermäuse ernähren sich von nachtaktiven Insekten, die sie an den Kronenrändern reichlich vorfinden. Weiter- hin orientieren sie sich im Gelände anhand der Gehölzstrukturen. Alte Bäume kommen als Som- merquartiere oder Wochenstuben in Frage. Alte Bäume sind heute als generell besonders wertvoll anzusehen.

Situation im Kartierungsgebiet Die Bestandspläne für die Kartiergebiete Schweringen, Holtrup und Eiße (Siedlungsbereiche) sind im Abbildungsband zu finden. Im Folgenden werden Gehölzbestände anhand von Fotos dokumen- tiert.

68 vgl. Abbildungen 51 bis 54 im Abbildungsband 69 Beschreibung der Biotoptypen nach Drachenfels, O. v.: Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen, Niedersächsi- sches Landesamt für Ökologie - Naturschutz –, Stand Juli 2004

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 100 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Freiwachsende Hecke, Einzelbaum, Schweringen

Hofbaum (Rosskastanie), Schweringen

Weißdornhecke, Holtrup

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 101 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Einzelbäume mit Herbstfärbung

Zielkonzept/Handlungsrahmen für gehölzgeprägte Lebensräume • Erhalt und Schutz der vorhandenen Altgehölze, • Bereicherung gehölzverarmter Bereiche durch Pflanzung standortgerechter Gehölze, • Umwandlung standortfremder Gehölze in standortheimische Bestände.

Gewässer

Situation im Kartierungsgebiet In den zu kartierenden Bereichen wurde nur die Notkuhle in Holtrup aufgenommen, jedoch liegen in der näheren Umgebung der Siedlungsbereiche noch weitere Kleingewässer. Die Stillgewässer ha- ben sowohl als Lebensraum als auch im Biotopverbund eine Bedeutung für gewässergebundene oder Feuchte liebende Pflanzen und Tiere. Als größere Fließgewässer liegen in den Kartierbereichen der Wurmgraben (Holtrup) und der Born- graben (Eiße). Die Gewässer haben mitsamt ihrer Randstreifen (falls vorhanden) eine biotopverbin- dende Bedeutung. Von besonderer Bedeutung ist die Weser samt Aue, die jedoch im Rahmen der Dorfökologie nicht weiter behandelt wird.

Notkuhle, Holtrup

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Baggersee, Schweringen

Zielkonzept/Handlungsrahmen für gewässergeprägte Lebensräume • Herstellung, Sicherung und Pflege von Gewässerrandstreifen an Gräben, • Sicherung des Wasserstandes in Stillgewässern.

Landwirtschaftliche Biotope Infolge der fehlenden Strukturierung und der intensiven Nutzung haben Äcker nur eine geringe Be- deutung für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Intensiv genutzte Äcker gehören zu den artenärm- sten Biotopen. Für viele Tierarten stellen große Ackerschläge zudem unüberwindbare Hindernisse dar. Die Bedeutung von Ackerflächen für den Arten- und Biotopschutz steigt, wenn sie von Acker- randstreifen gesäumt werden, die nicht gedüngt oder mit Pestiziden behandelt werden. Ackerrand- streifen können Rückzugsräume sowohl für viele Tierarten der freien Feldflur, wie zum Beispiel für Fasan, Rebhuhn, Hase, Kleinsäuger oder Insekten, als auch Rückzugsräume für Ackerwildkräuter sein. Die Lebensräume des Grünlandes werden durch Entwässerung, Umbruch und regelmäßige Ansaat von Hochleistungsgräsern beeinträchtigt. Bei der intensiven Nutzung mit frühzeitigem Beginn wird die Bedeutung für Wiesenvögel stark eingeschränkt.

Situation im Kartierungsgebiet

Die landwirtschaftlichen Flächen bilden nicht den Schwerpunkt im Rahmen der Dorfökologie. Inso- fern sind hier nur die Flächen bedeutend, die direkt an die Ortslage oder hofnah anschließen.

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Hofnahes Grünland

Ruderalflächen/Wegraine Auf dörflichen offenen ungenutzten bzw. ungepflegten Freiflächen findet sich eine typische Ruderal- vegetation ein. Diese Ruderalfluren befinden sich auch kleinflächig an unbefestigten Weg- und Stra- ßenrändern, Schutt- und Abfallplätzen, wenig oder unversiegelten Hof- und Lagerflächen, an Ge- bäuden, Mauerfüßen, Hecken usw. Ruderalflächen bilden für Wildkräuter und für die auf sie ange- wiesenen Tiere einen wichtigen Lebens- und Nahrungsraum.

Hecke mit Ruderalvegetation – Schöllkraut

Zielkonzept/Handlungsrahmen für Ruderalvegetation • Förderung und Entwicklung von Ruderalfluren, insbesondere an Wege- und Gewässerseiten- streifen, • Belassen unbefestigter Bereiche auf Hofflächen oder an Mauern.

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Siedlungsbiotope Als Siedlungsbiotope werden außer den bereits genannten die Biotope Gärten, Obstwiesen, Mau- ern, versiegelte bzw. befestigte Flächen zusammengefasst.

Situation im Kartierungsgebiet

• Gärten Die privaten Hausgärten nehmen einen bedeutenden Flächenanteil der Siedlungsbereiche ein. Ent- sprechend prägen sie das Ortsbild und stellen Lebensräume für die Pflanzen- und Tierwelt dar. Mit zunehmender Vielfalt, insbesondere an Gehölzen, Obstgehölzen, Gewässern und sonstigen Le- bensräumen, werden diese Funktionen gefördert. Die Verwendung standortheimischer Gehölze, Stauden und einjähriger Blütenpflanzen hebt die Qua- lität des Lebensraumes. Eine zurückhaltende Pflege, bei der beispielsweise Wildkräuter an bestimm- ten Gartenecken geduldet, verblühte Stauden nicht gleich entfernt und bereichsweise 'ungepflegte' Nischen sich selbst überlassen bleiben, tragen zur Lebensraumvielfalt und Auflockerung des Orts- bildes bei.

• Obstwiesen Obstbäume und Obstgärten gehörten bis Mitte des letzten Jahrhunderts zum typischen Bild der Kul- turlandschaft. Hochstämmige Obstbäume waren ein selbstverständlicher Bestandteil jedes landwirt- schaftlichen Hofes, und die dörfliche Atmosphäre wurde wesentlich von den Blüten und Früchten der Obstbäume mitbestimmt. Obstwiesen mit altem, hochstämmigem Obstbaumbestand und extensiver Nutzung können eine besonders artenreiche Lebensgemeinschaft beherbergen. Charakteristische Tierarten sind zum Bei- spiel verschiedene baumbewohnende Fledermäuse, Garten- und Siebenschläfer, Iltis, Igel, Stein- kauz, Neuntöter, Blindschleiche, Erdkröte sowie zahllose Insekten. Aber auch einzelne alte, hoch- stämmige Obstbäume im Garten oder der freien Feldflur bieten für die Tierwelt eine reiche Nah- rungsquelle, insbesondere für Insekten und Vogelarten.

Obstwiese (leider im Hintergrund), Schweringen

• Mauern, Gebäude Mauern stellen einen Sonderlebensraum dar. Sie weisen drei stark unterschiedliche Standorte auf: die sonnenzugewandte Seite, die sonnenabgewandte Seite und die Krone. Der Mauerfuß kommt als Übergang zum befestigten Boden noch hinzu. Zudem enthalten Ziegelmauern kalkhaltiges Material (Mörtel), das sonst nicht ansteht.

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Ziegelmauer, sonnenabgewandte Seite mit Mauerraute, Krone mit Moosen

Krone mit Gelbflechte

In Gebäuden können viele Kleinlebensräume vorhanden sein: nicht genutzte Dach- oder Seitenräu- me (zum Beispiel als Fledermausquartiere, Nistplatz für Schleiereulen), Fachwerkbalken (zum Bei- spiel als Niststätte für Wildbienen oder Holzwespen), Dachüberstände oder Simse (Niststätte für Schwalben). Voraussetzung hierfür ist das Vorhandensein ruhiger Bereiche, Zugänglichkeit von außen durch Spalten oder Lücken ("Uhlenflucht"), Baumaterial mit einer gewissen Rauhigkeit und das Fehlen von Giftstoffen zur Bautenkonservierung.

Mauerritzen, Löcher im Holz, Lücken am Dach und an den Toren

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• Versiegelte und befestigte Flächen Mit dichter Pflasterung oder Asphalt bedeckter Boden ist ökologisch bedeutungslos. Die Versiege- lung von Flächen verhindert eine natürliche Versickerung des Regenwassers. Der Boden als Le- bensraum zahlreicher Wirbellosenarten und als Standort von Pflanzen ist zerstört.

Kopfsteinpflaster

Zielkonzept/Handlungsrahmen für Siedlungsbiotope • Erhalt vorhandener Altbäume und Hecken, • Verwendung heimischer Gehölze bzw. alter Obstsorten, • Einfriedung der Grundstücke mit heimischen Bäumen, Sträuchern oder freiwachsenden oder geschnittenen Hecken aus regionstypischen Arten, • bereichsweise Liegenlassen von Falllaub und Strauchwerk, Belassen ungestörter Bereiche, • Anlage von naturnah gestalteten Kleingewässern, • Erhalt oder Schaffung sonstiger Tierlebensräume, zum Beispiel Totholz, Nisthilfen für Fleder- mäuse und Vögel an Bäumen und Gebäuden, • Entsiegelung.

Biotopverbund Mit der zunehmenden Vereinheitlichung der Standorte in der Agrarlandschaft werden die naturnahen Lebensräume nicht nur immer kleiner, die Entfernung zwischen ihnen wird auch größer, es entste- hen Inseln. Diese Inselbildung ist in vielfacher Hinsicht ungünstig. Die Anzahl der Individuen einer Art (Population) innerhalb dieser Kleinbiotope kann so niedrig sein, dass sie langfristig nicht über- leben kann oder bei Störungen vollständig erlischt. Da ein Austausch mit ähnlichen Nachbarbioto- pen unterbunden ist, besteht keine Möglichkeit für die entsprechende Art, den Lebensraum wieder neu zu besiedeln. Verbindungen zwischen Biotopinseln, die als Wanderwege für Tiere und Pflanzen genutzt werden können, erfüllen daher wichtige Funktionen. Sie können durch direkt verbindende Elemente, zum Beispiel durch lineare Strukturen, wie beispielsweise Gräben als Verbindung zwischen Feuchtbioto- pen (Seen, Teiche, Sumpfflächen, größere Fließgewässer) oder Hecken und Baumreihen als Ver- bindungselement zwischen gehölzreichen Siedlungen, Waldflächen und Feldgehölzen, erreicht wer- den. Aber auch Saumbiotope, wie Acker- und Wegrandstreifen, leisten einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung der Biotope.

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Eine weitere Möglichkeit, die Isolation von Biotopen gering zu halten, besteht darin, eine ausrei- chend dichte Biotopinsel-Verteilung der betreffenden Biotopart im Raum zu erreichen, so dass Tritt- steine entstehen, die in noch überbrückbarer Entfernung voneinander liegen. Bedeutende Vernetzungselemente hinsichtlich der gehölzgebundenen Tier- und Pflanzenarten stel- len die Wälder, großen Siedlungsgehölze und Feldhecken dar. Die weniger intensiv genutzten land- wirtschaftlichen Flächen – hier vor allem Dauergrünland – fungieren als wichtige Teillebensräume von Wiesenvögeln, zum Beispiel dem Weißstorch.

6.2.3 Übergeordnete Zielsetzungen

Im Folgenden werden die übergeordneten Zielsetzungen hinsichtlich der Belange von Natur und Landschaft und daran anschließend die örtlichen Ziele aufgeführt. Daraus werden allgemeine Maß- nahmen zum Umgang mit den im Kartierungsgebiet wesentlichen Biotoptypen abgeleitet. Sie sind als Anregungen gedacht und können als öffentliche oder private Maßnahmen von der Gemeinde, von Verbänden oder von Privatpersonen durchgeführt werden. Im Anschluss daran werden die Vorschläge für öffentliche und private Maßnahmen aufgelistet, die in die Dorferneuerungsplanung eingestellt werden. Diese finden sich in der Maßnahmenübersichtskar- te.

Ziele und Maßnahmen der übergeordneten Landschaftsplanung Landschaftsrahmenplan Der Landschaftsrahmenplan schlägt folgende für das Dorferneuerungsgebiet relevante Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen vor:

Ziel Bereich

Naturnaher Gewässerrückbau/naturnahe Ge- Weser wässergestaltung/Umsetzung von Gewässer- randstreifen Sicherung/Förderung des Retentionsvermögens Weseraue Umwandlung von Acker in Grünland Weseraue Aufhebung der Nutzung Abbaugewässer südöstlich Schweringen Voraussetzungen für die Ausweisung als Natur- NSGW 23: Bereiche beiderseits der Weser inklusive Ab- schutzgebiet erfüllt baugewässer südöstlich von Schweringen NSGW 24 E: Abbaugewässer nordöstlich von Schwerin- gen NSGW 25: zwischen Schweringen und Gandesbergen NSGW 26: Gewässerabschnitt südlich Gandesbergen §-28a-NNatG-Verdachtsfläche im Bereich der Abbaugewässer südöstlich von Schwerin- gen Voraussetzung für die Ausweisung als geschütz- LBW 21: Gewässer bei der Ziegelei ter Landschaftsbestandteil erfüllt Sukzessive Umwandlung von Nadel- in Laubwald Wald östlich von Schweringen Pflanzung von Wind- und Bodenschutzhecken Ackerlandschaft westlich von Schweringen Neuanlage/Vergrößerung von naturnahen Laub- zwischen Schweringen und Holtrup wäldern

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Lokale Ziele und Maßnahmen – allgemein

Die Zielsetzungen auf der Grundlage der Erhebungen und der Aussagen des Landschaftsrahmen- planes lassen sich wie folgt gliedern:

Ziel 1: Schutz, Pflege und Entwicklung des Gehölzbestandes Maßnahmen für Einzel- und Hofgehölze • Keine Fällung gesunder Altbäume, • nachhaltige Sicherung der Baumbestände durch rechtzeitiges Anpflanzen von Jungbäumen, • Pflege und Durchforstung von Hofgehölzen, • Anpflanzung von standortgerechten Gehölzen entlang von Wegen und freien Straßenabschnit- ten (vgl. Pflanzliste 1 im Anhang), • Verwendung der im Anhang genannten dorftypischen Pflanzen bei der Neuanlage von Hecken (vgl. Pflanzliste 2 im Anhang).

Maßnahmen für Obstgärten bzw. -wiesen • Erhaltung der Bestände durch rechtzeitiges Nachpflanzen von Jungbäumen, • Verwendung hochstämmiger Bäume, Pflanzung widerstandsfähiger und standortgerechter Sor- ten zur Vermeidung von Krankheiten und übermäßigem Befall von Schädlingen, • Verzicht auf Pestizideinsatz, • Schnitt und Pflege der Obstbäume, dabei Belassen von einzelnen ungeschnittenen Altbäumen mit Höhlen und Öffnungen im Stamm als wichtige Lebensraumbestandteile für Tiere, • extensive Pflege des Unterwuchses (Ausbildung einer Wiese).

Ziel 2: Schutz, Pflege und Entwicklung von Lebensräumen für dorftypische Tier- und Pflanzenarten Maßnahmen für Gärten/Freiflächen um die Höfe Bei der Gestaltung der Gärten bzw. Hofflächen sollten dorftypische Gestaltungsgrundsätze berück- sichtigt werden. Es sollten heimische Gehölze, Stauden und Sommerblumen in die Gärten einge- bracht werden. Dorftypische Aspekte der Gartengestaltung, wie die Einfriedung der Grundstücke mit geschnittenen Hecken aus heimischen Gehölzen, sollten auch in Neubaubereichen Berücksichti- gung finden. • Berücksichtigung der unter dem Punkt 'Gehölze' aufgeführten Maßnahmen, • Verzicht auf die Pflanzung von Koniferen, • Gestaltung der Gärten in Anlehnung an dorftypische Strukturen oder auch vielfältige Garten- strukturierung zum Beispiel durch dorftypische Pflanzenartenwahl, sowie Schaffung von mög- lichst vielen unterschiedlichen Biotopen im Garten, • vermehrte Verwendung von Stauden und Sommerblumen, • Verzicht auf Pestizideinsatz im privaten Bereich, • keine Verwendung von Torf (Ersatz durch Kompost).

Maßnahmen für Ruderalfluren, Mauern • Belassen von (kleinen) ungenutzten Flächen mit spontaner Vegetation, an Wegrändern, in hin- teren Bereichen von Gärten, an Ställen, an Mauerfüßen und zwischen Fugen, • Belassen des Moos- und Flechtenbewuchses, • keine Verwendung von Pestiziden, • kleinräumige Entsiegelung am Mauerfuß.

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Maßnahmen für versiegelte/befestigte Flächen • Beschränkung der Versiegelung auf das unbedingt nutzungserforderliche Maß, zum Beispiel Lagerflächen, Kfz-Parkplätze usw. möglichst mit Schotterrasen oder Rasengittersteinen befesti- gen, • Versiegelung der wenig belasteten Einfahrten/Zufahrten möglichst mit zwei gepflasterten Spu- ren gering halten, um den Versiegelungsgrad zu senken, • Flächen entsiegeln, die nicht unbedingt versiegelt sein müssen.

Maßnahmen für dorftypische Vogelarten • Erhaltung dichterer Gebüsche und Neuanlage von Gebüschen mit standortheimischen, Beeren tragenden Sträuchern (zum Beispiel an Siedlungsrändern, vor allem aber in Neubaubereichen), • Erhaltung und Pflege der sehr wertvollen Altbaumbestände ohne Versiegelung von Höhlungen, • Neuanlage von Hecken an den Siedlungsrändern sowie Ergänzung von Gehölzbeständen.

Maßnahmen für Fledermäuse und Eulen • Hausrenovierungen im Dachbereich sollten unter Einsatz von Fledermausdachpfannen erfolgen. Bei Renovierungen der Landwirtschaftsgebäude sollten auch Eulenlöcher erhalten bleiben. • Berücksichtigung von Tiervorkommen bei Renovierungsarbeiten, • Erhaltung und Pflege der sehr wertvollen Altbaumbestände ohne Versiegelung von Höhlungen.

Ziel 3: Erhaltung und Entwicklung des Biotopverbundes dorftypische Biotope <> dorftypische Tierarten • Erhaltung und extensive Pflege aller Krautsäume entlang der Straßen, Wege, landwirtschaftli- chen Nutzflächen und Gräben, • Erhaltung und Pflege von Obstgärten und -wiesen, • Erhaltung und Neuanlage von standortgerechten Hecken mit heimischen Gehölzen, insbeson- dere zur Verbindung vorhandener Gehölz- und Waldflächen.

Ziel 4: Einbindung der Ortslagen in die Landschaft • Anlage von freiwachsenden Hecken oder Wallhecken, die aus heimischen Gehölzen aufgebaut sind, • Erhaltung und Anpflanzung von Obstgehölzen.

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6.3 Maßnahmen für Natur und Landschaft70

N 1 Pflegemaßnahmen zur ökologischen Aufwertung und zur Verbesserung der Aufenthaltsquali- tät am Wasser für die südwestlich von Holtrup gelegene ehemalige Sandkuhle ("Naturbade- stelle"). Sie verlandet zunehmend. Früher hatte die Wasserstelle eine Tiefe von ca. 1,50 m. Die Bank wird gut angenommen. Maßnahmen: Entfernung der Verbuschung im Böschungs- bereich, Schaffung vegetationsfreier Flächen im Uferbereich.

N 2 Pflegemaßnahmen zur Vergrößerung der Wasserfläche für die westlich von Holtrup gelegene ehemalige Sandkuhle ("alte Naturbadestelle").

N 3 Baumpflegemaßnahmen am Naturdenkmal Zwei Eichen in der Ortslage Holtrup (fachgerech- te Beschneidung zur Entfernung von Totholz wegen seines Gefahrenpotentials).

N 4 Neuanlage bzw. Sanierung der Schnitthecken bei der Alten Schule (zum Beispiel Entfernung von durchgewachsenen Fichten, Neuanlage einer Schnitthecke (zum Beispiel Buchen-/Hain- buchen) mit einzelnen Bäumen (Buche, Eiche, Linde), Sanierung der Weißdornhecke an der Alten Schule).

N 5 Behutsame Erneuerung des Obstgartens an der Alten Schule (zum Beispiel Beschneidung alter Bäume, Entfernung überalterter Bäume, Neuanpflanzungen).

N 6 Erneuerung des Obstgartens an der Alten Schule in Holtrup.

Der Landkreis verweist darauf, dass für eine Abstimmung von Maßnahmen im Bereich von Natur- denkmalen grundsätzlich der Fachdienst Naturschutz beim Landkreis zuständig ist.

70 vgl. Abbildungen 55 und 56 im Abbildungsband

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7 LANDWIRTSCHAFT

Entsprechend der ZILE-Richtlinien ist die Darstellung der landwirtschaftlichen Verhältnisse im Dorf- erneuerungsgebiet elementarer Bestandteil der Planung. Neben den bestehenden Strukturen sind auch die angestrebte Entwicklung und die Potentiale der Höfe sowie ihre vielschichtigen Wirkungen auf das Umfeld zu beleuchten.

Die Landwirtschaft beeinflussende Faktoren

Soziale Funktionen Ökonomische Funktionen

Landwirtschaft

Erhaltung der Ökologische typischen Dorfgestalt Funktionen

Obgleich sich die Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich verändert hat, über- nimmt sie nach wie vor vielfältige Funktionen und begründet damit ihre besondere Stellung im Dorf und damit der Dorferneuerungsplanung: • soziale Funktion, • ökonomische Funktion, • ökologische Funktion, • Beitrag zur Erhaltung der typischen Dorfgestalt.

Die Landwirtschaft bietet Arbeitsplätze auf den Höfen selbst, aber auch in vor- und nachgelagerten Bereichen und verhindert somit das Verkümmern zu einem 'Schlafdorf'. Sie prägt mit ihren Gebäu- den und Flächen das Gesicht eines Dorfes und unterstützt die Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Wohnort. Die ökologische Funktion der Landwirtschaft liegt in der Pflege und der Erhaltung des agrarischen Biotoppotentials auf den genutzten Kulturflächen, der Erhaltung der Nist- und Bruthabitate auf den Hofstellen und in der Sicherung langfristiger Nutzungsmöglichkeiten von Boden, Oberflächen- und Grundwasser, aber auch im Bereitstellen von Ausgleichsräumen. Das typisch ländliche Erscheinungsbild des Dorfes selbst, aber auch der Landschaft steht in engem Zusammenhang mit einer intakten Landwirtschaft. Die landwirtschaftlichen Gebäude und die von den Höfen geprägte Kulturlandschaft machen den Reiz vieler Dörfer aus und sorgen für die Erhal- tung des Wohn- und Erholungswertes. Mittlerweile wird die typisch landwirtschaftliche Bausubstanz häufig anderweitig genutzt. Umnutzungen zu vielfältigen Zwecken, insbesondere zum Wohnen, sind heute an der Tagesordnung.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 112 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Mit Hilfe der Dorferneuerung wird den Veränderungen in der Landwirtschaft, aber auch den zukünf- tigen Entwicklungsmöglichkeiten der Betriebe planerisch Rechnung getragen. Ziel ist, eine unkoor- dinierte Ortsentwicklung, die die Höfe behindern könnte, zu unterbinden und die Anliegen der Land- wirtschaft konstruktiv in die Dorferneuerungsplanung einzubeziehen. Die im Folgenden verwendeten Daten zur Landwirtschaft stammen vom Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (NLS) sowie aus einer schriftlichen Befragung aller Landwirte in Schweringen, die im Zuge der Dorferneuerung durchgeführt wurde. Allgemein reichen die Angaben von Daten zum Dorferneuerungsgebiet als kleinster Einheit bis zu Zahlen auf Landesebene.

7.1 Standorte der landwirtschaftlichen Betriebe71

Die Standorte der Betriebe sind über das gesamte Dorferneuerungsgebiet verteilt. Die meisten Höfe befinden sich in Schweringen, während es nur relativ wenige landwirtschaftliche Betriebe in Holtrup und Eiße gibt.

7.1.1 Betriebsstruktur der Landwirtschaft

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft hat die Betriebe an sich, aber auch die Ortschaften stark verändert. Mit der Industrialisierung beginnend, ergaben sich die tiefgreifendsten Veränderungen in den 1950-er und 1960-er Jahren. Bis dahin war die Landwirtschaft im ländlichen Raum die vorrangi- ge Erwerbsbasis. Durch Technisierung, Rationalisierung, Intensivierung, Ertragssteigerung usw. waren kleine Betriebe später oftmals nicht mehr konkurrenzfähig und daher auch nicht mehr in der Lage, ein ausreichendes Einkommen für die ganze Familie zu erwirtschaften. So gaben sie die Landwirtschaft auf oder wirtschafteten im Neben- oder Zuerwerb. Hinzu kam, dass sich vermehrt außerlandwirtschaftliche Einkommensmöglichkeiten ergaben, die insbesondere für junge DorfbewohnerInnen attraktiv waren und diese zur Abwanderung aus den Dörfern veranlassten. In vielen Dörfern führte dies zu Bevölkerungsrückgängen bei gleichzeitiger Überalterung und niedrigen Geburtenraten. Durch die individuelle Motorisierung und die dadurch erweiterten Aktionsräume wandelte sich zudem das soziale Leben in den Dörfern. Auch die sozialen Kontakte expandierten, und das Dorfleben wie es früher einmal bestand, ließ vielerorts nach. Charakteristische Merkmale des Strukturwandels sind • die Abnahme der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe, der landwirtschaftlich genutzten Flä- che, der Zahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft, des Anteils der Landwirtschaft am Brut- tosozialprodukt und die • Zunahme der Produktion durch Flächen- und Arbeitsproduktivität.

Folgender Abbildung sind die zwischen 1995 und 2008 gesunkenen Betriebszahlen zu entnehmen, die den ländlichen Strukturwandel verdeutlichen.

71 vgl. Abbildungen 57 bis 59 im Abbildungsband

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 113 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Entwicklung der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der Gemeinde Schweringen 1995 bis 2008

55 50 45 40 35 30 25

absolut 20 15 10 50 30 21 21 22 5 0 1995 1999 2003 2007 2008*

NLS, Agrarberichterstattungen 1995, 1999, Agrarstrukturerhebung 2003, 2007; 2008: Daten der Befragung; eigene Darstellung

In der Gemeinde Schweringen nahm die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Zeitraum von 1995 bis 2008 um mehr als die Hälfte ab (- 28 Betriebe = 56 %). Der stärkste Rückgang ist in den Jahren zwischen 1995 und 1999 zu verzeichnen (40 %). Im Zuge der Befragung72 wurden 22 landwirtschaftliche Betriebe angeschrieben, von denen 20 An- gaben machten. Mit Hilfe dieser Daten kann auch die Struktur der Betriebsgrößen in Schweringen dargestellt werden. Es zeigt sich, dass ein Großteil der Höfe auf über 50 ha wirtschaften (55 %). Dieser hohe Wert ver- deutlicht auch den Stellenwert der Landwirtschaft in der Gemeinde. Mit 30 % ist aber auch der Anteil der eher kleinen Betriebe beträchtlich, die zwischen 10 und 20 ha landwirtschaftlichen Fläche be- wirtschaften.

Größen der landwirtschaftlichen Betriebe in der Gemeinde Schweringen

60 55 50 45 40 35 30 25 Prozent 20 15 10 55 5 5 30 10 0 0 unter 10 ha 10-20 ha 20-30 ha 30-50 ha über 50 ha

Daten aus der Befragung aller landwirtschaftlichen Betriebe

Der durchschnittliche Wert der bewirtschafteten Fläche in Schweringen lag 2003 bei 64,1 ha (1.346 ha/21 Betriebe). Der zeitliche Vergleich der NLS-Daten demonstriert den durch den Struktur- wandel bedingten typischen Anstieg der durchschnittlichen Wirtschaftsfläche. Im Jahr 1995 waren es auf kommunaler Ebene noch durchschnittlich rund 33 ha je Hof.

72 Die Befragung fand im Sommer 2008 statt.

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7.1.2 Erwerbsstruktur in der Landwirtschaft

Die Darstellung der Erwerbsstruktur erfolgt in der Regel über die Differenzierung der Betriebe nach Haupt- und Nebenerwerb. In Haupterwerbsbetrieben (HE) beträgt das betriebliche Einkommen min- destens 50 % des Haushaltseinkommens. Alle übrigen Betriebe werden in amtlichen Statistiken den Nebenerwerbsbetrieben (NE) zugeschrieben. Folgender Abbildung ist die Entwicklung der prozentualen Verteilung von Haupt- und Neben- erwerbsbetrieben in Schweringen zu entnehmen. Die Entwicklung zeigt die Zunahme des Anteils der Haupterwerbsbetriebe seit 1999. In diesem Jahr waren es noch 28 % der Betriebe, die ihren Hof im Haupterwerb bewirtschafteten, heute sind es bereits 55 %.

Entwicklung der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe in der Gemeinde Schweringen 1995 bis 2008

1995 36 64

1999 28 72 HE NE 2003 41 59

2008* 55 45

0 20406080100

Prozent

NLS, Agrarberichterstattungen 1995, 1999, 2003; 2008*: Daten der Befragung, eigene Darstellung

Vergleicht man die Verteilung auf den einzelnen Verwaltungsebenen, zeigt sich ein steigender Anteil der Haupterwerbsbetriebe von der Landes- bis zur kommunalen Ebene. Mit der aktuellen Verteilung (vgl. vorherige Abbildung) von über 50 % Haupterwerbsbetrieben folgt die Gemeinde Schweringen diesem Trend.

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 115 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Erwerbsstruktur in der Landwirtschaft in der Gemeinde Schweringen im regionalen und überregionalen Vergleich 2003

70 59 60 55 56 51 49 50 44 41 45 40 30 20 10 0 Gemeinde Landkreis Nienburg Regierungsbezirk Land Niedersachsen Schweringen Hannover

Haupterwerb Nebenerwerb

NLS, Agrarberichterstattung 2003; eigene Darstellung

7.1.3 Naturraum und Betriebsformen

Die östlichen Bereiche des Dorferneuerungsgebietes einschließlich Schweringen, Holtrup und der Ortslage von Eiße zählen zur Hoyaer Lehmplatte, westlich schließt die Nienburger-Syker Geest an, im Osten die Weseraue.73 Die Landschaftseinheit der Hoyaer Lehmplatte beinhaltet die westseitige Niederterrasse der Weser nördlich von Nienburg. Zu finden sind hier in erster Linie Braunerden und örtlich Parabraunerden. In den tieferen Lagen treten vergleyte Böden hinzu. Ackerfluren, die nur schwach von Gehölzstrukturen gegliedert sind, prägen den Bereich. Vereinzelt findet man kleine Laubwälder. Wie nachfolgende Abbildung veranschaulicht, handelt es sich bei den landwirtschaftlichen Betrieben in der Gemeinde Schweringen überwiegend um Marktfruchtbetriebe (15 Höfe). Mit acht Höfen, entsprechend 30 %, stellen die Betriebe mit Tierhaltung einen weiteren großen Anteil der Betriebe.

Betriebsformen der landwirtschaftlichen Betriebe in der Gemeinde Schweringen 2008

Marktfrucht 15

Lohnbetrieb 1

Futteranbau 3

Nutztierhaltung 8

Ergebnisse der Befragung 2008; eigene Darstellung

73 Landkreis Nienburg: Landschaftsrahmenplan, 1996

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 116 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Im Zuge der Befragung wurde angegeben, dass der überwiegende Teil der Fläche (63 %) als Acker- land (im Durchschnitt 59 ha) und die verbleibenden 37 % als Grünland (durchschnittlich 15 ha) ge- nutzt werden. Auf dem Ackerland wird zu 66 % Getreide angebaut.

Betriebsformen der landwirtschaftlichen Betriebe in der Gemeinde Schweringen 2003

Getreide 66%

Brache 8%

Futter- pflanzen 7%

Handelsgewächse 13% Hackfrüchte 6%

NLS, Agrarstrukturerhebung, 2003; eigene Darstellung

Im Zuge der Befragung wurden als Besonderheiten bzw. Spezialisierungen einzelner Betriebe Fol- gendes genannt: Nebeneinkommen über Maschinenring, Bullenmast, Pferdepension, Lohnbetrieb und die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte. Auch der folgende überregionale Vergleich veranschaulicht die herausragende Bedeutung der Fut- teranbaubetriebe nicht nur in der Gemeinde Schweringen, sondern landkreisweit.

Betriebsformen in der Gemeinde Schweringen im überregionalen Vergleich 1999 (in Prozent)

Land Niedersachsen 30,2 49 13,3 1,75,8

Landkreis Nienburg 3,8 89 5,7 1,4 (Weser) 0,1 7 Bezirk Hannover 15,6 56,5 20,8 0,2

Gemeinde Schweringen 2 95 3

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

NLS, Agrarberichterstattung 1999; eigene Darstellung Datentabelle: Land Bezirk Hannover Landkreis Nienburg Gemeinde Niedersachsen (Weser) Schweringen 1. Segment: Marktfrucht 30,2 15,6 3,8 2,0 2. Segment: Futteranbau 49 56,5 89 95 3. Segment: Veredelung 13,3 20,8 5,7 3,0 4. Segment: Dauerkultur 1,7 0,2 0,1 0 5. Segment: Gemischt 5,8 7,0 1,4 0

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 117 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

7.1.4 Nutztierhaltung

Die Bestandsdichte in der Nutztierhaltung ist ein wichtiger Indikator, um die Situation der Landwirt- schaft zu beschreiben. Mit Hilfe dieser Angaben lassen sich Intensität der Tierhaltung und Immissio- nen der Betriebe ausmachen und darstellen. In der Gemeinde Schweringen sind nach NLS-Angaben 71 % aller landwirtschaftlichen Betriebe (15 Höfe) in der Nutztierwirtschaft tätig (2003). Die Befragung im Rahmen der Dorferneuerung ergab, dass heute noch acht Höfe, also 45 %, Nutztiere halten. Die Rinder- und Schweinewirtschaft steht dabei an erster Stelle.

Anzahl der Betriebe mit Nutztierhaltung in der Gemeinde Schweringen 2008

Rinder MilchküheSchweine Pferde Schafe Betriebe 5 4 4 3 2 (in Prozent) (28 %) (22 %) (22 %) (17 %) (11 %)

Befragung 2008

Rinderhaltung Wie die nachfolgenden Tabellen mit Daten aus dem Jahr 2003 verdeutlichen, hat sich die Rinderhal- tung in der Gemeinde Schweringen im Laufe der Jahre intensiviert. Auch dies ist ein Hinweis auf den Strukturwandel in der Landwirtschaft. Außerdem ist die relativ hohe Tierdichte im überregiona- len Vergleich auffällig. Aus der Befragung (2008) ergaben sich etwas geringere durchschnittliche Tierzahlen für Schwerin- gen: so werden im Durchschnitt 61 Rinder und 70 Milchkühe gehalten.

Bestand in der Rinderhaltung im Erhebungsgebiet im regionalen und überregionalen Vergleich, 2003

Rinder Rinder je Milchkühe Milchkühe insgesamt Betrieb insgesamt je Betrieb Land Niedersachsen 2 661 117 92 748 056 43 Regierungsbezirk Hannover 239 592 64 72 594 37 Landkreis Nienburg (Weser) 52 391 65 15 151 37 Gemeinde Schweringen 628 90 303 76 NLS, Agrarstrukturerhebung 2003

Entwicklung der Rinderzahlen in Schweringen, 2003

Jahr Betriebe Tiere je Betrieb 1995 19 55 1999 12 86 2003 7 90 2008 5 61 NLS, Agrarstrukturerhebung 2003, ; 2008*: Daten der Befragung

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Schweinehaltung Waren es laut NLS 2003 noch sieben Betriebe, die Schweine hielten, so sind es laut Umfrage heute noch vier Höfe. Die durchschnittlich gehaltene Tierzahl hat sich jedoch von 274 auf 470 erhöht.

Entwicklung der Zahl der gehaltenen Schweine in Schweringen, 2003

Jahr Betriebe Tiere je Betrieb 1995 26 165 1999 12 263 2003 7 274 2008* 4 470 NLS, Agrarstrukturerhebung 2003; 2008*: Daten der Befragung

Die Intensivierung in der Rinder- und der Schweinehaltung weist auf Konfliktbereiche hin, die sich aus Betriebserweiterungen oder grundsätzlich aus den Emissionen solcher Betriebe ergeben kön- nen.

Pferdehaltung Im Dorferneuerungsgebiet halten aktuell drei landwirtschaftliche Betriebe auch Pferde. Ein Betrieb ist als Pferdepension benannt, züchtet Pferde und zieht sie auf.

Entwicklung der Zahl der gehaltenen Pferde in Schweringen, 2003

Jahr Betriebe Tiere je Betrieb 1995 7 4 1999 5 5 2003 4 8 2008* 3 15 NLS, Agrarberichterstattungen 1995, 1999, 2003; 2008*: Daten der Befragung, eigene Darstellung

Weitere Tierhaltung Zwei landwirtschaftliche Betriebe halten Schafe (im Durchschnitt 95 Tiere). Die Haltung von Hühnern spielt laut Befragung keine Rolle in Schweringen.

7.2 Immissionslage74

Anhand von konkreten Daten wie Tierart und Bestand können sich grundlegende Aussagen zur Im- missionslage im Dorferneuerungsgebiet formulieren lassen, die gerade für die Entwicklung der Landwirtschaft von Bedeutung sind. Für Betriebe in Orts- und Ortsrandlagen ist das Konfliktpotential besonders hoch, da hier die Gefahr von Überlagerungen landwirtschaftlicher und außerlandwirt- schaftlicher Nutzungen (überwiegend Wohnen) am größten ist. Das Konfliktpotential wird durch die vorgeschriebenen Abstände landwirtschaftlicher Betriebe mit Nutztierhaltung und der vorhandenen oder geplanten Wohnbebauung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) bestimmt. Die beeinträchtigten Bereiche lassen sich anhand von Immissionsradien um die landwirtschaftlichen Betriebsstandorte verdeutlichen. Zum einen zeigen sie den Bereich an, in dem die landwirtschaftli-

74 vgl. Abbildung 60 bis 62 im Abbildungsband

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chen Betriebe durch eine Ausweisung neuer Wohnbauflächen durch diese beeinträchtigt werden; zum anderen wird der Bereich markiert, in dem es zu Geruchsbelästigungen durch die Landwirt- schaft kommen kann. Die exakten Radien sind nach den Richtlinien des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI-Richtlinien) zur Immissionsminderung in der Richtlinie 3471 Schweine (1986), Richtlinie 3472 Hühner (1986) und Richtlinie 3473 Rinder (1994; Entwurf) festgelegt. Bei der Berechnung der Immissionsradien sind verschiedene betriebsspezifische Faktoren zu be- achten: • Art und Alter der Tiere, • Tiermenge umgerechnet in die Einheit Großvieh (GV), • Futterart, • Lüftungstechnik, • Entmistungsverfahren, • Lagerkapazität für Flüssigmist, • vorherrschende Windrichtung.

Unter Berücksichtigung der immissionsmindernden Anlagen wird anhand der VDI-Richtlinien der einzuhaltende Mindestabstand zwischen Wohnbebauung und landwirtschaftlicher Nutzung festge- legt. Der Abstand von Betrieben mit Rinderhaltung fällt dabei geringer aus, da von ihr weniger Im- missionen ausgehen als von der Schweine- oder Hühnerhaltung. Die Immissionsquelle, die den Mittelpunkt des Schutzradius darstellt, ist dabei der Betriebsschwerpunkt, für den jeweils der Stall mit dem höchsten Tierbestand angenommen wird. Die ermittelten Abstände zwischen Wohnbebauung und landwirtschaftlichen Betrieben gelten dabei nur für neue Planungen und nicht für bereits bestehende Nutzungen, die je nach Lage des Gebietes in vollem oder halbem Umfang zu berücksichtigen sind. Für Wohnhäuser im Außenbereich, festge- setzte Dorfgebiete (MD) und nicht beplante, im Zusammenhang bebaute Ortsteile (nach § 34 BauGB), deren Charakter einem Dorfgebiet entspricht, ist nur der halbe Immissionsabstand zur Wohnbebauung einzuhalten. Der volle Richtlinienabstand ist hingegen bei Wohnbauflächen (W), allgemeinen Wohngebieten (WA), besonderen Wohngebieten (WB), reinen Wohngebieten (WR), Mischgebieten (MI) und nicht beplanten, im Zusammenhang bebauten Ortsteilen, deren Charakter einer der eben genannten Bau- flächen entspricht, einzuhalten. Hinsichtlich guter Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und dem sinnvollen, ab- gestimmten Nebeneinander verschiedener Nutzungen müssen die für die Siedlungserweiterung in Betracht gezogene Flächen im Untersuchungsraum im Rahmen der etwaiger zukünftigen Bauleit- planung einer exakten Abstandsbestimmung nach den VDI-Richtlinien unterzogen werden. Ebenso ist zu klären, ob und welche Art der Wohnbauflächen für die Siedlungserweiterung im Flächennut- zungsplan dargestellt wird, um voll oder nur halb einzuhaltende Abstandsflächen zu erwirken.

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7.3 Zukünftige Entwicklung der Höfe

Im Zuge der Befragung aller landwirtschaftlichen Betriebe wurde auch die Zukunft der einzelnen Höfe angesprochen und nach der Hofnachfolge gefragt. 17 der befragten Höfe, das sind 85 %, gaben an, dass der Bestand des Hofes für die nächsten zehn Jahre gesichert sei. Für drei Betriebe gibt es keinen Hofnachfolger. Nicht nur der Fortbestand eines jeden Hofes, sondern auch seine mögliche Erweiterung wurde im Zuge der Befragung thematisiert. Während neun Betriebe (45 %) ihren Hof in der Form und Grö- ßenordnung, wie er sich heute darstellt, erhalten wollen, möchten elf Betriebsinhaber (55 %) erwei- tern. Auf die Frage, in welcher Form die Erweiterung stattfinden soll, wurden folgende Angaben ge- macht: mehr Fläche (drei Nennungen), mehr Nutztiere (zwei Nennungen), neue Gebäude, Gebäu- deumbau, Ausbau der Vermarktung und Energie (jeweils eine Nennung). Des Weiteren wurde nach potentiellen Alternativen und/oder Ergänzungen zur heutigen Bewirtschaf- tungsform gefragt. Während solche Veränderungen für die meisten Betriebe nicht in Frage kommen (14 Nennungen), gaben sechs Betriebsinhaber an, dass dies denkbar sei. Genannt wurden: Café, Wellness und Energie.

Leerstände Augenscheinlich gibt es kaum Leerstand bei den landwirtschaftlichen Gebäuden. Im Zuge der Be- fragung gaben neun der 20 Befragten an, dass es Leerstände auf ihrem Hof gäbe. In erster Linie sind dies ehemalige Ställe (vier Nennungen) oder andere kleinere Einheiten, zum Beispiel der Heu- boden. Ein Landwirt nannte einen Leerstand von 50 % seiner Gebäude.

Probleme/Handlungsbedarf und Ideen/Anregungen aus Sicht der Betriebe Handlungsbedarf sahen die befragten Landwirte im Bereich des Wegebaues. Zum einen sollte das Wirtschaftswegenetz in Stand gehalten werden, zum anderen müssen die Straßen auch für land- wirtschaftliche Maschinen nutzbar bleiben (zum Beispiel Ausweichbuchten). Die Dorferneuerung sollte für die Straßensanierung genutzt werden. Außerdem wurde gefordert, dass die Umnutzung ehemals landwirtschaftlicher Gebäude auch ohne zeitliche Befristung möglich sein sollte. Als weitere Ideen und Anregungen in Zusammenhang mit der Dorferneuerung wurden der Umbau zu Fremdenzimmern und allgemeine Erleichterungen bei der Umnutzung ehemals landwirtschaftli- cher Gebäudesubstanz angesprochen. Die energetische Sanierung im öffentlichen und privaten Bereich wurde ebenso genannt wie der Wunsch, im Zuge der Dorferneuerung keine Maßnahmen durchzuführen, die lediglich der Verschönerung dienen, sondern nur solche Maßnahmen anzusto- ßen, die auch einen wirtschaftlichen Mehrwert darstellen.

Biogas

Wie vielerorts ist auch in Schweringen das Thema „Biogas“ aktuell. Als Ergänzung zur klassischen Landwirtschaft ergibt sich daraus eine Einkommensalternative. Die außerhalb des Dorferneuerungs- gebietes betriebene Biogasanlage wird auch von Schweringer Landwirten beliefert. In diesem Zusammenhang sollte die Förderfähigkeit des Anschlusses der Haushalte an das Versor- gungsnetz der Biogasanlage geprüft werden.

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7.4 Zusammenfassung der Strukturanalyse der Landwirtschaft

Auch in Schweringen hat sich die Landwirtschaft im Laufe der Jahre durch den Strukturwandel ver- ändert. Einige typische Merkmale dieses Wandels sind: • Abnahme der landwirtschaftlichen Betriebe um 56 % (1995 bis 2008), • Zunahme der durchschnittlichen Betriebsgrößen von 1995 bis 2003 um ~31 ha, • allgemeine Erhöhung des Nutztierbestandes je Betrieb.

Elf der insgesamt 20 Höfe wirtschaften auf relativ großen Flächen (über 50 ha), ebenso sind über die Hälfte aller Betriebe in Schweringen Marktfruchtbetriebe. Bei den Nutztiere haltenden Betrieben (insgesamt acht) überwiegt die Rinderhaltung. Entscheidendes Kriterium hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung/des Fortbestandes eines Betrie- bes ist die Hofnachfolge. Im Zuge der landwirtschaftlichen Befragung gaben 85 % der Befragten an, dass die Hofnachfolge auf ihrem Hof gesichert sei. Die Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe im Dorferneuerungsgebiet wird also auch zukünftig bestehen. Zudem möchte gut die Hälfte der Landwirte langfristig (~ in den nächsten zehn Jahren) ihren Betrieb erweitern. Die Umsetzung dieser Vorhaben muss in enger Abstimmung mit den anderen Nutzungen im Dorferneuerungsgebiet geschehen (Stichwort Emissionen). Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der Einkommensverhältnisse bzw. zum Erzielen von Nebeneinkünften stellt die Umnutzung von Gebäuden oder Gebäudeteilen für touristische Zwecke dar. Hierbei sollten die Landwirte insbesondere bei der Realisierung von Maßnahmen zur Umnut- zung für Gästezimmer/Ferienwohnungen, o ä. mit einer Förderung im Rahmen der Dorferneuerung unterstützt werden.

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8 ÜBERSICHT ÜBER DIE VORGESCHLAGENEN MAßNAHMEN

Nr. MAßNAHMEN FÜR TOURISMUS/FREIZEIT UND ERHOLUNG, vgl. Kapitel 3 Priorität

T 1 Maßnahmen im Bereich der Kieskuhle II T 2 Anlage eines Radwanderweges auf der östlichen Weserseite I T 3 Schaffung einer öffentlichen Toilette T 4 Erneuerung des Trimmpfades im Schweringer Wald

Nr. MAßNAHMEN FÜR DIE UMGESTALTUNG DER ERSCHLIEßUNGSSTRAßEN, vgl. Kapitel 4.3 Priorität

E 1 Umgestaltung im Bereich der Ortseingänge I-II E 2 Umgestaltungen im Bereich der Ortsdurchfahrt – Schweringen* I E 3 Umgestaltungen im Bereich der Verkehrsstraßen/Sammelstraßen – Schweringen* II • Birkenweg I

• Twachte I • Weserstraße II II E 4 Umgestaltung der Dorfsammelstraßen – Schweringen* I • Dorfstraße I • Kirchstraße I • Schleenstraße II • Kapellenweg III • Klitzenburg III • Schulstraße III • Zum Friedhof III

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E 5 Umgestaltung der Anliegerstraßen – Schweringen* III • Hinter der Mühle I • Meyer-Seeken-Straße I • Krummer Wandel I • Unterm Ufer I • Rümpersweg I • Weserstraße - Stichstraße I • Zum Sportplatz I • Zur alten Eiche I • An der Wietlake III • Andresstraße III • Fehrmannstraße III III E 6 Umgestaltungen im Kreuzungsbereich Weserstraße/Dorfstraße – Schweringen I E 7 Umgestaltung der Straße vor der alten Schule – Holtrup* III E 8 Umgestaltung der "Ortsdurchfahrt" in Eiße* III E 9 Herstellung einer fußläufigen Verbindung zwischen Kirchstraße und der Ortsdurchfahrt III * gegebenenfalls inklusive der Nebenanlagen (F+R, Seitenstreifen), Oberflächenentwässerung, Querungsmöglichkeiten, Kreuzungs- und Einmündungsbereiche

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Nr. MAßNAHMEN FÜR DIE UMGESTALTUNG DES ORTSBILDES, vgl. Kapitel 5.3 Priorität

O 1 Umgestaltungen im Bereich oberhalb des Fähranlegers – Schweringen I O 2 Umgestaltungen im Bereich des Parkplatzes an der Kirche – Schweringen I O 3 Umgestaltungen im Bereich des Dorfgemeinschaftshauses/der Feuerwehr/Sporthalle – Schweringen I O 4 Umgestaltungen des Parkplatzes beim Friedhof – Schweringen III O 5 Umgestaltungen des Aufenthaltsbereiches an der Weserstraße/Ortsdurchfahrt – Schweringen II O 6 Umgestaltungen im Umfeld der Kirche II O 7 Umgestaltungen im Bereich der Friedhofskapelle II O 8 Umgestaltung der Buswartehäuschen (gegebenenfalls Errichtung einer Buswendeschleife bei der Haltestelle Holtrup) II-III O 9 Ergänzung bzw. sukzessive Austausch der Straßenbeleuchtung III-III O 10 Sanierung und Erhalt und Umnutzung alter ortsbildprägende Bausubstanz (zum Beispiel Twachtescheunen) II-III O 11 Sanierung im Bereich der Sporthalle I O 12 Umgestaltungen im Bereich der Schießanlage II O 13 Umgestaltungen im Bereich der alten Schule – Holtrup I O 14 Indirekte Beleuchtung herausragender Gebäude II O 15 Gestaltung der Spielplätze II-III O 16 Platzgestaltung beim Biotop in Eiße I

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Nr. MAßNAHMEN FÜR NATUR UND LANDSCHAFT, vgl. Kapitel 6.3 Priorität

N 1 Maßnahmen im Bereich der Kieskuhle – Schweringen I-II N 2 Maßnahmen im Bereich der ehemaligen Kieskuhle südwestlich von Holtrup II N 3 Maßnahmen im Bereich der ehemaligen Kieskuhle westlich von Holtrup II N 4 Maßnahmen am alten Baumbestand in der Ortslage von Holtrup II-III N 5 Neuanlage und Sanierung der Schnitthecken bei der Alten Schule in Holtrup I N 6 Erneuerung des Obstgartens an der Alten Schule in Holtrup I

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ANHANG

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 127 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

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Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 136 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Pf

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lanzliste 1: Standortgerechte und heimische Laubholzarten für die Anpflanzung von Hecken und Baumreihen zum Biotopverbund

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Bäume Esche Fraxinus excelsior Schwarzerle Alnus glutinosa Stieleiche Quercus robur Moorbirke Betula pubescens Flatterulme Ulmus laevis Bruchweide Salix fragilis Korbweide Salix viminalis Silberweide Salix alba Hainbuche Carpinus betulus Winterlinde Tilia cordata Sträucher Hasel Corylus avellana Weißdorn Crataegus monogyna Schlehe Punus spinosa Brombeere Rubus fruticosus Feldahorn Acer campestre Pfaffenhütchen Euonymus europaeus Heckenrose Rosa canina Kreuzdorn Rhamnus carthatica Schwarzer Holunder Sambucus nigra Hartriegel Cornus sanguinea Waldgeißblatt Lonicera periclymenum Ohrweide Salix aurita Grauweide Salix cinerea Salweide Salix caprea

Pflanzliste 2: Dorftypische Gehölzarten für die Anpflanzung von Schnitthecken

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Buche Fagus sylvatica Buchsbaum Buxus sempervirens Hainbuche Carpinus betulus Liguster Ligustrum vulgare Weißdorn Crataegus spec.

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Liste und Kartierung der Baudenkmale und archäologischen Bodenfunde

Baudenkmale in Schweringen

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Baudenkmale in Holtrup

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Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 141 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 142 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Samtgemeinde Grafschaft Hoya – Gemeinde Schweringen: 143 Dorferneuerungsplanung für die Ortschaften Schweringen, Holtrup und Eiße

Bodenfunde