Kraftwerksbauten Im Bregenzerwald Und Ihre Anpassung an Die Geologischen Verhältnisse
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©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at Die Geologie von Vorarlberg- Redaktion: Maria Heinrich Beispiel einer internationalen Zusammenarbeit im Bereich der westlichen Ostalpen Jb. Geo!. B.-A. I ISSN 0016-7800 I Band 135 I Heft 4 I S.857-866 Wien, Dezember 1992 Kraftwerksbauten im Bregenzerwald und ihre Anpassung an die geologischen Verhältnisse Van HERMANN LOACKER*) Mit 7 Abbildungen und 2 Tabellen Dr. RUDOLF OBERHAUSER zum 65. Geburtstag gewidmet Vorarlberg Schweiz Oslerreichische Karle 1: 50.000 Baugeologie Blätter 81-83, 110-113 Kraltwerksbau Inhalt Zusammenfassung , 857 Abstract .........................................................................................•....................... 857 1. Kraftwerksbauten an der Bregenzerach vor 1939 , : : ..•..................... 857 2. Kraftwerksplanungen zwischen 1939 und 1972 : .. ~ 858 3. Das Kraftwerk Langenegg 860 3.1. Staudamm Bolgenach 860 3.2. Beileitung der Subersach 862 3.3. Rotenbergstollen 864 3.4. Krafthaus Langenegg : 865 4. Weitere Kraftwerksbauten 865 Literatur 866 Zusammenfassung Die Planung des Wasserkraftausbaues an der Bregenzerach und ihre Anpassung an die geologischen Gegebenheiten wird beschrieben. Weiters wird über die geologischen Neuaufschlüsse in der Subalpinen Molassezone, der Nördlichen Flyschzone und der Feuerstätterzone beim Baudes Kraftwerkes Langenegg berichtet. Power Plants in the Bregenzerwald Area and their Adaption to the Geological Situation Abstract The design of the water power plants at the Bregenzerach River and the adaption to the geological situation is reported. Further the new geological exposures in the Subalpine Molassezone, the Northern Flysch Zone and the Feuerstätter Zone created by the power plant of Langenegg are de- scribed. 1. Kraftwerksbauten an der Bregenzerach Vorarlberger Kraftwerke Aktiengesellschaft - das Kraft- vor 1939 werk Andelsbuch in Betrieb. Durch einen 1568 m langen Stollen wird die Bregenzerachschleife zwischen Bezau Wasserkraftbauten haben an der Bregenzerach eine alte und Andelsbuch abgeschnitten. Das Kraftwerk kann da- Tradition. Die erste Wasserkraftanlage an der Bregenze- durch eine Nettofallhöhe von 60 m nutzen. Das Kraftwerk rach, das Kraftwerk Rieden, wurde schon im Jahre 1891 war lange Zeit eines der größten im weiteren Umkreis. am Ausgang der Bregenzerachschlucht durch die Firma Ein weiteres größeres Kraftwerk wurde für die Gemein- Jenny und Schindler bei Kennelbach errichtet. de Egg 1907 fertiggestellt. Mit einem 700 m langen Stollen Im Jahre 1907 nahm dieselbe Textilfirma - sie ist auch wird ebenfalls eine Bregenzerachschleife unterhalb Egg die Vorgängerin der heutigen Landesgesellschaft - der abgeschnitten. Der Stollen beginnt noch in den Jung- ') Anschrift des Verfassers:Dr. HERMANNLOACKER,VorarlbergerIllwerkeAG, Batloggstraße36, A-6780Schruns. 857 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at schichten des Helvetikums, durchörtert den geologischen großzügigst zu nutzen. Es war vorgesehen, die Stau räume Alpenrand und die Untere Meeresmolasse und Teile der vom dicht besiedelten Tal der Bregenzerach fernzuhalten Unteren Süßwassermolasse im Südschenkel der Steine- und, mit Ausnahme des untersten Speichers, in die unbe- bergmulde. An Nebenbächen und Ausleitungen an der siedelten Nebentäler zu verlegen. Der unterste Speicher Bregenzerach bestehen noch einige weitere kleinere war in der ebenfalls unbesiedelten Bregenzerachschlucht Wasserkraftanlagen. zwischen Egg und Kennelbach vorgesehen. In der Anfangszeit der Projektierung war gedacht, den Oberlauf des Leches in den Speicher Auenfeld und den 2. Kraftwerksplanungen Oberlauf der Breitach in den Speicher Schönebach aus- zwischen 1939 und 1972 zuleiten. Im Jahre 1939 wurde die Projektierungsarbeit begonnen Geologisch wurden die Sperrensteilen von Hofrat Dr. mit dem Ziel, das Energiepotential der Bregenzerach AMPFERER,Prof. STINI, Prof. WAGNER(nur Schönebach) .......- \ ! {" lit ~") (~) I ! i i i i ~ \ ./ ! I V . \ \ \\ . .....-.-... .- ..' ................ .............<:.~:;:.... : . ..' o. 15. lOkm. Abb.1. Wasserkraftprojekte im Bregenzerwald bis 1954. 858 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at und dem Vorarlberger Geologen Stefan MÜLLER begut- " ", Die Sperre ist vom geologischen Standpunkt aus in aller Schärfe abzu- achtet. lehnen, weil ihr Bau der dortigen geologischen Verhältnisse halber nicht zu verantworten ist .., U Nachdem sich die Beileitung des Leches und der Breit- ach als nicht durchsetzbar erwies, wurde das Hauptau- Er verwies darauf, daß die von STINt schon günstig ein- genmerk auf die Unterstufe mit der Sperre Hochwacht als geschätzte Sperrensteile Buch näher zu untersuchen sei. wasserreichste und wirtschaftlichste Stufe gelegt. Hier streicht die Granitische Molasse quer über das Tal. Nachdem immer noch Zweifel an der Möglichkeit zur Er- Daraufhin wurde von den mit der Planung betrauten Vor- richtung einer ca. 100 m hohen Bogen- oder Bogenge- arlberger Illwerken ein Dreistufenprojekt mit je einer klei- wichtsmauer bestanden, wurde die vorgesehene Sperren- nen Sperre mit Krafthaus am Sperrenfuß in Kennelbach, steile bei Hochwacht im Frühjahr 1960 von Dr. EUGSTERim am Ende der Schluchtstrecke, in Buch, unterhalb der Ro- Auftrag von Prof. STAUBgeologisch kartiert. tachmündung - hier streicht die Granitische Molasse quer Die Schichtung der Granitischen Molasse streicht hier zum Tal - und im Bereich Bleigraben - hier streichen die talparallel und fällt mit ca. 35° nach Norden hin ein. Er fand mächtigen Sandsteinbänke an der Nordbegrenzung der heraus, daß die mächtige Sandsteinrippe der Graniti- Steinebergmulde durch - ausgearbeitet. schen Molasse (Wechsellagerung von Sandsteinen mit Die Frage der Ablösung der Bregenzerwaldbahn verzö- Mergeln), auf den die linksufrige Mauerflanke zu gründen gerte jedoch die Ausführung der Projekte, so daß man gewesen wäre, unterschnitten, aufgeklüftet und schon sich wieder mehr den Mittelstufen zuwandte. Beim Spei- verrutscht war. Prof. STAUBurteilte: cher Schönebach konnte die Wasserdichtigkeit des .. ' ~1':~,'. Subalpine Molassezone --- Störzone und Deckengrenze I I Untere Sü8wassermolasse (Kojenschichten ) ,. • • • '1 Terrassenschotter von Hlttlsau und Lingenau I~_-I Untere SüBwassermolasse (Steigbdchschichten) I I Untere SüBwassermolasse (WeiBachschichten ) 111I111111I111I11 Untere Meeresmolasse (Bausteinzone ) Aufgerichtete Vorlandsmolasse 1',',.:::::,:':.:::'.:::1 Untere Meeresmolasse (Tonmergelzone und Deutenhausener Schichten) III 1I II Untere Sü8wassermolasse (Granitischer Sandstein) 1 i ! I Nördliche Flyschzone t: 1 Liebensteiner-und Feuerstätter Decke Abb,2, Kraftwerk Langenegg - Übersichtskarte mit regionaler Geologie, (Geologische Karte von Bayern 1 : 100.000, Blatt 670, Oberstdorf, im Baubereich berichtigt), 859 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at nicht sicher nachgewiesen werden. Im Speicher befindet Früher wurde es als Vorteil eines Speichers Sibratsgfäll sich ein größeres Dolinenfeld im Schrattenkalk. Dr. OSER- angesehen, daß der Speicherraum nicht besiedelt war HAUSER hat vergitterte Profile über den Speicher gezeich- und daß nur land- und forstwirtschaftlich minderwertige net. Der gesamte Speicherraum liegt in einer geologischen Böden vom Einstau betroffen gewesen wären. Das weit- Mulde, das abdichtende Schichtglied sind die Drus- verbreitete Hangkriechen war jedoch der Grund, weshalb bergmergel. dieses Gebiet nicht besiedelt war. Prof. HORNINGER als Durch das Durchziehen der Osterguntenstörung wäre Geologe der am Studienkonsortium beteiligten Verbund- es möglich gewesen, daß durchlässige Gesteine an der gesellschaft sprach dann nach einer gemeinsamen Bege- Störung aneinandergrenzen. Auch sind in den Drusberg- hung das Todeswort über diesen Großspeicher. mergeln öfter stärker kalkige Partien vorhanden; auch hier entlang wäre eine Wasserundichtigkeit möglich. Eine Un- dichtheit des Beckens war nicht auszuschließen. 3. Das Kraftwerk Langenegg Es wurde nun versucht, die nächsttiefere Stufe, die Stu- fe Sibratsgfäll, zu verwirklichen. Der Ausbauplan des Stu- Auf der Suche nach geologisch günstigeren Alternativ- dienkonsortiums sah den Bau einer Gewölbemauer zwi- projekten - Speichermöglichkeiten, günstige Stollenfüh- schen Klaratsberg und Hittsiberg vor. Die Sperrensteile rung etc. - wurde in ungefähr derselben Höhenlage eine lag in den mächtigen Konglomeratrippen am ?üdrand der günstige Sperrensteile an der Bolgenach im Bereich einer südlichsten Teilmulde der Subalpinen Molassezone, der Schluchtverengung am Nordrand der Steinebergmulde, Steinebergmulde. Da noch Zweifel bestanden, ob es nicht die durch das Durchziehen von Hartgesteinsrippen an der im Speicher zu Hangrutschungen kommen würde, wurden Grenze Bausteinzone - Weißachschichten entstanden ist, im Jahre 1972 die Stauraumhänge geologisch genau kar- gefunden. tiert. Diese Detailkartierung zeigte, daß die Speicherhänge größtenteils von verrutschten Moränen- und Seetonmas- 3.1. Staudamm Bolgenach sen überlagert sind und an anderen Stellen die übersteil- ten Hänge in der Nördlichen Flyschzone ebenfalls größere Die Bolgenachschlucht ist eine ca. NS verlaufende, steil und kleinere Rutschungen aufwiesen. Die Errichtung eingeschnittene V-Schlucht in einem alten, glazialen U- eines Großspeichers an der Subersach war dabei nicht Tal. Die Schlucht quert in diesem Bereich die Gesteinsse- möglich. rien der Unteren Süßwassermolasse - Steig bach- und Tabelle 1. Stratigraphische und tektonische Angaben zu den Schnitten durch den Staudamm Bolgenach. 1 Ruhig