Bundesgymnasium/ Bundesrealgymnasium Hallein

Arbeit als Recht, Einkommen als Pflicht

DAS FINANZTRANSFERMODELL DES BEDINUNGLOSEN GRUNDEINKOMMENS

Fachbereichsarbeit

Geographie und Wirtschaftskunde

Vorgelegt bei: Fischer Reinhard, Prof. Mag

Von: Ramsauer Markus Elias, 8G

Kuchl, Schuljahr 2013/2014 VORWORT

Die Entscheidung, eine Fachbereichsarbeit für meine Reifeprüfung am Gymnasium Hallein zu verfassen erfolgte aus 2 Gründen. Zum einen wurde meinem Jahrgang das „Grundwerkzeug“ zum Schaffen eines derartigen Textes im Unterrichtsfach „Einführung in die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens“ (EPWA) bereitgestellt, da zu diesem Zeitpunkt die Zentralmatura und die damit verpflichtende Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) für das Jahr 2014 als beschlossen galt und zum anderen liegt mir persönlich das Verfassen einer umfangreicheren Arbeit zu einem spezifischen Thema, in das es sich zu vertiefen gilt mehr, als das Lernen auf ein bestimmtes Ziel hin und die darauf folgende Prüfung. „Via destinatum est.“ Meine ursprüngliche Überlegung, mich den Recherchen über den Keynesianismus zu widmen wurde aufgrund eines für mich ärgerlichem Ereignisses während einer Diskussionsrunde im Geografieunterricht, als das Thema „Bedingungsloses Grundeinkommen“ zur Sprache kam, ich keine Auskunft über ein solches geben konnte und auch die Kenntnis über das Bestehen jenes Konzepts bei meinen Klassenkamerad/-innen nur bei den wenigsten vorhanden war, recht schnell verworfen und die Entscheidung zu Gunsten des Themas: „Das Finanztransfermodell des bedingungslosen Grundeinkommens“ gefällt. Die Suche nach Informationsquellen gestaltete sich angenehmer als angenommen, da genügend Literatur und eine Summe an Ansprechpartner/- innen zu dem Thema im deutschsprachigen Raum zu finden war und Originaltexte meistens als pdf. -Datei im Internet vorhanden waren. Auch war mir der laufende Nationalratswahlkampf eine Hilfe, da die politischen Organisationen dadurch größere Bereitschaft zeigten, auf meine Frage- Emails rasch zu antworten. Mit dieser (Geografie)/Wirtschaftskunde-Fachbereichsarbeit kann Menschen, die sich mit einem BGE bisher noch nicht auseinandergesetzt haben, ein, in einer einfacheren Sprache als bei wirtschaftlichen Arbeiten üblich, verfasster Überblick zu dem Themenbereich gegeben und Interessent/-innen eines Grundeinkommens eine Hilfe bei der Diskussion geboten werden.

1 Dank gilt Herrn Professor Fischer dafür, dass er sich meiner Arbeit angenommen hat, meinen Eltern für ihre Unterstützung und meinem Freund, Florin Stanzer, für sein Feedback und seine Hilfe während des Arbeitens. Auch bin ich, obwohl es seltsam anmuten mag, der nachfolgenden Fachbereichsarbeit selbst zu Dank verpflichtet, da ich ohne die für das Arbeiten notwendigen Überlegungen zum Verhältnis Arbeitnehmer/-in: Arbeitgeber/-in wohl nicht den Schritt gewagt hätte, meine Ferialanstellung im Sommer 2013, welche aus stupider Fließbandarbeit bestand, nach einem Beschäftigungstag zu beenden.

Markus Ramsauer

2 INHALTSVERZEICHNIS

0. Einleitung…………………………………………………..6

1. Geschichte des BGE……………………….……………..8 1.1 Ursprünge des BGE………………………………….……8 1.1.1 Grundeinkommen in der Antike……………………….….8 1.1.2 Morus’ Utopia /Camponellas Sonnenstaat……………...9 1.1.3 Paine’s / Fourier’s Théorie de l'Unite Universelle/ La fausse industrie………………………….11 1.1.4 Popper- Lynkäus’ Vorstellungen einer geteilten Wirtschaft/ Debatte in den U.S.A der 60er Jahre……...13 1.2 Historische Ansätze zur Durchführung………………….14 1.2.1 Die Poor Laws/ Das System Speenhamland…………..14 1.2.2 Der Beveridge Report…………………………………….15 1.2.3 Versuche in Kanada und den U.S.A…………………….15 1.2.4 Der Alaska Permanent Fond……………….…………….17 1.2.5 Das brasilianische Gesetz Nr. 10.835/..18 1.2.6 Basic Income Grant in Namibia………………………….20 1.2.7 Der Plan zum Stopp des Hungers in Indien…………….21

2. Heutige Modelle………………………………...…………22 2.1 Finanzierung……………………………………………….22 2.1.1 Natürliche Ressourcen……………………………………22 2.1.2 Konsumsteuer……………………………………………..24 2.1.3 Vermögens-, einkommensbezogene Steuern………….27 2.2 Form/ Höhe………………………………………………...29 2.3 Regelmäßigkeit/ Anspruch……………………………….30

3

3. Grundeinkommen in der öffentlichen Debatte………….32 3.1 Bestrebungen zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens im deutschsprachigen Raum…...... 32 3.1.1 Österreich…………………………………………………..33 3.1.2 Deutschland………………………………………………..35 3.1.3 Schweiz…………………………………………………….36 3.2 Positionen politischer Parteien in Österreich zum Bedingungslosen Grundeinkommen…………………….38 3.2.1 SPÖ/ ÖVP………………………………………………….39 3.2.2 FPÖ/ Die Grünen………………………...….…………….40 3.2.3 BZÖ/ Team Stronach………………………….…….…....41 3.2.4 KPÖ/ Piratenpartei……………………………………..….42 3.2.5 NEOS……………………………………………………….43

4. Kritik am BGE/ Etwaige Widerlegungen der Kritik……..44 4.1 Senkung der Arbeitsmoral………………………………..44 4.2 Grundeinkommen- Warum auch für Reiche?...... 48 4.3 Verminderung der Berufstätigkeit von Frauen…………50 4.4 Kapitalflucht bei Vermögenssteuern…………………….52 4.5 Grundeinkommen bewirkt Umverteilung von unten nach oben.……………….…………………………………….…54 4.6 Vernichtung der Exportwirtschaft wegen Inflation……..56 4.7 Kein Ausbau von Sozialleistungen während der Krise..58

5. Fazit……………………………………………………...…60 6. Literaturverzeichnis……………………………………….62 7. Abbildungsverzeichnis……………………………………67 8. Ehrenwörtliche Erklärung……………...…………………68

4

„Der Mensch ist noch sehr wenig, wenn er warm wohnt und sich satt gegessen hat, aber er muß warm wohnen und satt zu essen haben, wenn sich die bessere Natur in ihm regen soll“¹

¹Schiller, Friedrich: Friedrich Schiller an den Herzog Christian Friedrich von Augustenburg. Jena 1793 http://www.wissen-im-netz.info/literatur/schiller/briefe/vSchiller/1793/179311112.html (2013-10-18)

5 0. Einleitung

Ausgerechnet in Zeiten der größten Weltwirtschaftskrise seit den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und den daraus resultierenden Umständen, wie zahlungsunfähige Staaten, marode Banken, soziale Unruhen und nicht zuletzt gravierende Einsparungen im sozialen Bereich erfährt ein Modell, wie der Wohlfahrtsstaat der Zukunft aussehen könnte, (erneute) Beachtung: Das Bedingungslose Grundeinkommen - was hat man sich unter diesem Terminus vorzustellen? Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) könnte kurz zusammengefasst folgendermaßen formuliert werden: Jeder Mensch erhält unabhängig von jeglichen Lebensumständen eine Geldsumme, welche folgende Kriterien zu erfüllen hat, um als BGE gelten zu können:

 Bedingungslosigkeit: Anders, als bei bis dato herkömmlichen Methoden der staatlichen Sozialhilfe, sieht das Modell des BGE die Abschaffung jeglicher für den Erhalt der Summe obligatorischen Bedürftigkeits- und Einkommensprüfungen vor.

 Individuelle Ausbezahlung: Das Grundeinkommen soll jede Person einzeln erhalten (und nicht etwa Familien).

 Sicherung der Existenz: Die Höhe der ausbezahlten Dividende muss so ausfallen, dass es den Menschen bei Erhalt dieser möglich ist, ein Leben in menschenwürdigen Umständen zu führen, auch, wenn keiner Lohnarbeit nachgegangen wird.

 Auszahlung an Alle: Jedem/-r Bewohner/-in eines Gebiets/Staats steht diese Geldsumme zu.

6 Für jemanden, der/-die noch keine Kenntnis vom Modell des BGE genommen hat, mag ein solcher Vorschlag unrealistisch, gar absurd und ohne jeglichen Anspruch auf Gerechtigkeit innerhalb einer Gesellschaft wirken, da es etwa das Verhältnis von Arbeit zu Lohn neu definieren würde. Bei genauerer Recherche offenbart sich jedoch, dass es sich beim BGE um weit mehr, als eine Spinnerei verwirrter Ökonomen handelt, sondern um einen durchdachten Vorschlag mit bewegter Geschichte und (mäßiger) Präsenz in der Weltpolitik. Befürworter/- innen des Grundeinkommens verfolgen die Absicht, eine freiere und gleichzeitig auch selbstständigere Gesellschaft zu begründen ohne Zwang zur Lohnarbeit. Da das Grundeinkommen als ein durchwegs radikaler und daher heftig umstrittener Weg die Reformierung des Sozialstaats voranzutreiben gilt, widmet sich ein umfangreiches Kapitel dieser Fachbereichsarbeit der Kritik am Grundeinkommen, da dieser Text auch als Argumentationshilfe in der Diskussion um das BGE betrachtet werden kann. Des Weiteren wird auf die Historie der Idee, ihre verschiedenen Auslegungen und ihrer Behandlung in der Öffentlichkeit eingegangen.

7 1.0 Die Geschichte des bedingungslosen Grundeinkommens

Obwohl die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens in ihrer heutigen Form wie eine neue Forderung anmuten mag, reichen ihre Ursprünge viele Jahrhunderte weit zurück. Diese wird nachfolgend sowohl in Form der theoretischen, als auch praktischen Ausführungen erörtert.

1.1 Theoretische Ursprünge des Grundeinkommens

Eine Vielzahl an Menschen von historischer Bedeutung beschäftigte die Idee des Grundeinkommens. Ihre Vorstellungen differenzierten sich stark. In diesem Kapitel werden darum die Ideen einiger Männer aus Wirtschaft und Philosophie nach ihrem „Erscheinungsdatum“ behandelt.

1.1.1 Grundeinkommen in der Antike Schon im Griechenland des vierten Jahrhunderts v. Chr. waren die Menschen der Meinung, dass die Grundlage für ein gelungenes Zusammenleben von der Freiheit von Sorge nach lebensnotwendigen Gütern gebildet würde. Allerdings wurden damals Arbeiten zumeist von Sklaven und Sklavinnen durchgeführt. Parallelen zu den heutigen Vorstellungen zu einem BGE lassen sich auch im zweiten Jahrhundert vor Christus ausmachen. Der römische Volkstribun, Gaius Sempronius Gracchus erließ neben anderen Maßnahmen zur Vereinheitlichung des Volkes ein Gesetz, nach dem diejenigen Plebejer, die als arbeitslos oder arbeitsunfähig galten eine kostenlose Ration an Getreide erhielten. Diese Neuerungen wurden jedoch während eines Nordafrikaaufenthalts Gracchus’ aufgehoben und er selbst wurde nach seiner Rückkehr ermordet. ¹

¹vgl.Burian, Peggy: Das garantierte Grundeinkommen–Grundlagen und Entstehung einer Idee von der Antike bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Leipzig 2006 S.12/13 www.archiv- grundeinkommen.de/burian/Diplomarbeit-Burian-Ideengeschichte-Grundeinkommen.pdf

8 1.1.2 Morus’ Utopia/ Camponellas Sonnenstaat Als ein weiterer „Urvater“ wird zumeist der englische, humanistische Autor Thomas Morus (1478-1535) genannt. In seinem Werk „Utopia“, welches für die damalige Zeit bemerkenswert fortschrittliche Überlegungen zum Thema „Zusammenleben innerhalb einer Gesellschaft“ enthält und als Inspirationsquelle für viele nachfolgende Menschen, die sich mit dieser Thematik befassten darstellte, findet sich im Abschnitt, „Der Utopia erstes Buch“ ein nennenswerter Hinweis. Bevor der Reisende, Raphael, nämlich von dessen Erzählungen die Utopia handelt, genaue Auskunft über das (viele Aspekte des Sozialismus enthaltende) Gesellschaftskonstrukt auf der von ihm besuchten Insel Utopia gibt, schildert er eine Szene, wie er beim damaligen Kanzler Englands, Vater Johannes Morton, Kardinal-Erzbischof von Canterbury dinierte und in ein Streitgespräch mit einem anderen Anwesenden, der seine Verwunderung über die hohe Zahl an Diebstählen trotz der drohenden Todesstrafe aussprach, verwickelt wurde. Der Gelehrte, Raphael, behauptet, die zwei Ursachen für die hohe Diebstahlsrate seien zum einen die viel zu hohe Anzahl an Schafen in England, welche nicht lukrativ sei und den Anbau von dem Gemeinwohl nützlichen Rohstoffen verhindere und zum anderen, die schlechten Lebensbedingungen der einfachen Bevölkerung, welcher aufgrund des Hungers keine Alternative zum Diebstahl bestünde. Zudem sei es für die damaligen „Arbeitslosen“ beinahe unmöglich, wieder eine Anstellung zu finden. 1

„Schwere, schauerliche Strafen sind für die Diebe festgesetzt worden, während doch eher Vorsorge zu treffen gewesen wäre, daß Einer nicht in die harte Nothwendigkeit, zu stehlen, versetzt werde und dann infolge dessen sterben zu müssen.“ 2

1 vgl. Morus, Thomas: Utopia. Löwen 1516. http://pummi.com/jg2/Utopia.pdf S.22-34 (20.07.2013) 2 Morus, Thomas: Utopia. Löwen 1516. http://pummi.com/jg2/Utopia.pdf S.23/24 (20.07.2013)

9 In einem, 1602 veröffentlichten, der Utopia in Aufbau und Inhalt teilweise nicht unähnlichem Werk vom italienischen Philosophen und Dichter Tommaso Campanella mit dem Titel, „Der Sonnenstaat“ (orig. La cittá del Sole), welches in Form eines Gesprächs zwischen den zwei Protagonisten (a: der Grossmeister; b: der Genuese) verfasst wurde, antwortet der Genuese auf die Frage des Grossmeisters hin, ob bei den im Sonnenstaat vorherrschenden Bedingungen (Arbeit dient beispielsweise nicht als Mittel zur Geldvermehrung) noch jemand arbeiten würde, dass die Liebe der Einwohner zu ihrer Heimat als Grund dafür ausreiche. Außerdem sei (wie in Utopia und, nach der Meinung vieler BGE-Befürworter/-innen) ein Überfluss an Gütern vorhanden, was zur Folge habe, dass die im Sonnenstaat für dessen Bewohner/-innen anfallende Arbeit von kurzer Dauer sei und gerne von den wissbegierigen „Sonnenstaatlern“ ausgeführt würde. In ihrer Mußezeit würden sie sich vor Allem der Wissenschaft und der Kunst widmen. 3 Sowohl in Thomas Morus‘ Utopia, als auch in Der Sonnenstaat von Campanella (beide Vertreter des Humanismus) herrscht in den fiktiven Gesellschaften von denen berichtet wird ein Zwang zur Arbeit für die gesamte Bevölkerung. Diese Idee wurde von vielen späteren Anhänger/-innen einer Form des bedingungslosen Grundeinkommens verworfen, da später (und heute) ein BGE als ein Mittel zur Ausweitung der Freiheit des/-r Einzelnen verstanden wurde (und wird).

3 vgl. Campanella, Tommaso: Der Sonnenstaat. Idee eines philosophischen Gemeinwesens. Ein poetischer Dialog. S. 16-17 bzw. 62 - 63 http://www.igelity.de/static/books/Campanella_Sonnenstaat/Campanella_Sonnenstaat.pdf (20.07.13)

10 1.1.3 Paine’s Agrarian Justice / Fourier’s Théorie de l'Unité Universelle & La fausse industrie Auch (1737-1809), Namensgeber der Vereinigten Staaten von Amerika und Gründervater der U.S.A befasste sich im Zeitalter der Aufklärung mit einem dem BGE nicht unähnlichen Modell, welches er in dem Band, Agrarian Justice beschrieb. Dieser Text mit Paine‘ s Vorschlägen für eine gerechtere Welt war an die damalige französische Regierung gerichtet, auf, dass sie seine Überlegungen in ihrem Handeln berücksichtigen möge. Paine’s Plan beinhaltete die Einrichtung eines nationalen Fonds, aus dem jede/-r Bürger/-in Frankreichs bei Erreichen des 22. Lebensjahrs ein einmaliger Betrag von 15 Pfund Sterling und allen Menschen ab ihrem 50. Geburtstag jährlich zehn Pfund ausbezahlt werden sollte. Paine sah diese Geldsumme als, wie in Agrarian Justice formuliert: „a compensation in part, for the loss of his or her natural inheritance, by the introduction of the system of landed property“1 (in etwa: eine Entschädigung für den Verlust seines, oder ihres natürlichen Eigentums durch die Einführung des Systems des Grundbesitz)

1 vgl. Paine, Thomas: Agrarian Justice. http://schalkenbach.org/library/henry- george/grundskyld/pdf/p_agrarian-justice.pdf S.10-11 (20-07-13)

11 Ein anderer Visionär und Zeitgenosse von Thomas Paine und Thomas Spence war der französische Frühsozialist, Charles Fourier (1772-1837). In "Théorie de l'Unité Universelle" findet sich ein acht Punkte starker Plan zur Verbesserung der damaligen Arbeitsbedingungen. Neben Forderungen, wie, dass ein allgemeines Recht auf Arbeit eingeführt werden sollte, so dass jede/-r, die Beschäftigung ausführen möge, die ihr/-m am ehesten entspricht, vorausgesetzt, er, oder sie hat für die Berufung entsprechende Fähigkeiten vorzuweisen, nennt Charles Fourier als den wichtigsten seiner Punkte folgenden:2 „..daß das Volk in diesem neuen System ein garantiertes Wohlstandsminimum genießt, das für den heutigen und den kommenden Tag ausreicht und den Menschen von aller unruhigen Sorgen um sich und seine Familie befreit"3

Allerdings will Fourier, anders als viele spätere Grundeinkommenbefürworter/- innen, dass die Auszahlung abhängig vom Kapital der Person, ihrer Arbeit und ihrem Talent ist.2 Auch in später erschienen Schriften von Fourier, wie „La fausse industrie“ spricht er sich für ein Grundeinkommen aus, da es zur damaligen Zeit bereits nicht mehr erlaubt gewesen sei, frei zu jagen, zu fischen, zu sammeln und zu weiden und somit die Ressourcen der Erde zu nutzen.4

2 vgl.Preobashenskij, E.: Die sozialistische Alternative. Marx, Lenin und die Anarchisten über die Abschaffung des Kapitalismus. Berlin 1974 S.44 3 vgl. Fourier, Charles: Théorie de l'Unité Universelle. Paris 1822 S.15/16 4 vgl. Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005. S.23/24

12 1.1.4 Popper- Lynkäus’ Vorstellungen einer geteilten Wirtschaft/ Debatte in den U.S.A der 60er Jahre Der Gedanke eines Grundeinkommens erreichte auch Österreichische Intellektuelle. Der Schriftsteller und Philosoph, Josef Popper-Lynkeus (1838- 1921) sprach sich für ein Recht jedes Individuums aus, demnach ihm ein Leben ohne Sorgen um physische Existenz zustehen müsse. Popper-Lynkeus zählte zu den für das Leben nötigen Dingen Kleidung, Nahrung, beheizte und beleuchtete Wohnmöglichkeit, bei Bedarf medizinische Hilfe und Bestattung. Zusätzlich muss laut Popper, der Mensch auch seine kulturellen Bedürfnisse (Theater, Reisen) zu befriedigen im Stande sein. Um dies zu gewährleisten, hielt er es für notwendig, das Wirtschaftssystem und das Arbeitsleben zweizuteilen. Die Teilnahme an dem einen Part der Wirtschaft, welcher für die Bereitstellung von für die Allgemeinheit bestimmten Gütern zuständig ist, (staatlich organisiert) sollte für Männer von 17 bis 29 und für Frauen von 17-24 verpflichtend sein, während die freie Wirtschaft ausschließlich für Luxusgüter bestimmt und die Partizipation an ihr freiwillig sein sollte. 1

In den 1960er Jahren wurde ein reger Diskurs, hauptsächlich angeheizt von den Nobelpreisträgern James Tobin und Milton Friedman, um das bedingungslose Grundeinkommen in den U.S.A geführt. Während Friedman jedoch ein GE anstrebt, welches bei der Hälfte des Existenzminimums liegt und bereits bestehende Sozialleistungen ersetzen soll, wird dem U.S- Senat Tobins Modell vorgelegt. Dieses ist zur Besserstellung von benachteiligten Gesellschaftsgruppen gedacht. Bestehende Sozialleistungen werden durch automatisch ausgezahlte Beträge ergänzt (Friedmans Modell basiert auf einer Negativ-Steuer). Der Senat stimmte allerdings 1972 mit knapper Mehrheit gegen den Vorschlag, der auch im damaligen Wahlprogramm der Demokraten enthalten war. 2

1 vgl. Burian, Peggy: Das garantierte Grundeinkommen–Grundlagen und Entstehung einer Idee von der Antike bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Leipzig 2006 S.90/91 www.archiv- grundeinkommen.de/burian/Diplomarbeit-Burian-Ideengeschichte-Grundeinkommen.pdf 2 vgl. Löding Thomas: DAS BEDINGUNGSLOSE GRUNDEINKOMMEN – EINE NEOLIBERALE FORDERUNG?. Göttingen 2007 S.14-16 http://www.archiv-grundeinkommen.de/loeding/20070502- Loeding-bge-diplom.pdf

13 1.2 Historische Ansätze zur Durchführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens/ BGE- ähnlichem Modell bis heute

Bereits kurz nach der „Geburt“ der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens wurden in manchen Gebieten der Erde Maßnahmen zur Einführung/Durchführung getroffen. Auch heute noch existieren Projekte bei denen die Idee eines BGE (oft nicht mit allen Kritikpunkten eines geforderten Grundeinkommens übereinstimmend) nicht nur als Theorie oder Utopie herumschwirrt, sondern tatsächlich gelebt wird. Ein chronologischer Überblick:

1.2.1 Die Poor Laws/ Das System Speenhamland Obwohl bereits seit Anfang des 16. Jahrhunderts in einigen Städten Europas Maßnahmen zur Gewährleistung einer Fürsorge für Bedürftige getroffen wurden, hatten den eigentlichen Charakter eines Grundeinkommens erst die 1579 in Schottland beziehungsweise 1601 in England in Kraft tretenden poor laws, wobei ein Recht armer Menschen auf Nahrungsmittel bestand, sofern sie den Dienst in einem der workhouses antraten, und das daraus hervorgehende „System Speenhamland“ inne. ¹ Bei dieser Methode zur Unterstützung der sozial schwachen Bevölkerungsschicht wurde im Jahre 1795 ein Mindesteinkommen festgelegt. Dieses berücksichtigte die Größe der einzelnen Haushalte, sowie den momentanen Preis für Getreide. Lag das Einkommen einer Familie unter diesem Mindesteinkommen, so ließ ihr die zuständige Gemeinde den Differentialbetrag zukommen. Allerdings wurde das System Speenhamland mit dem Prinzip der Subsidiarität gehandhabt. Will heißen: Jede Gemeinde in England und Wales legte selbst ihre Vorgehensweise in dieser Frage fest. 1834 wurde das Modell wieder außer Kraft gesetzt und es wurde wieder auf die poor laws zurückgegriffen. ²

¹vgl. Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005. S.15/16 ² Ehrngruber, Marina: Das Speenhamland-System- Selbsterzeugter Pauperismus oder moderne Sozialpolitik?. Hagen 2011. S. 6

14 1.2.2 Der Beveridge Report Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, im Jahre 1945 wurde in England unter der Regierung von Clement Attlee ein weiterer Schritt in Richtung eines bedingungslosen Grundeinkommens getan. Der liberale Politiker, William Beveridge hatte bereits während der Kriegsjahre einen Plan mit dem Titel Social Insurance and Allied Services, oder auch Beveridge Report ausgearbeitet. Ziel der darin vorgesehenen Maßnahmen war, dem vom langjährigen Krieg gebeutelten Volk eine Staatsform bieten zu können, in der jede/-r ein Recht hat auf medizinische Versorgung, einen Arbeitsplatz, Wohnraum, Bildung und ein Mindesteinkommen, welches ohne Bürokratieaufwand, will heißen: Bedürftigkeitsprüfung ausbezahlt werden sollte. Die (partielle) Durchführung des Beveridge Reports durch die Labour Party gilt als die Geburtsstunde des Wohlfahrtssystems Englands. 3

1.2.3 Versuche in Kanada und den U.S.A Ende der 60er- bis zum Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts fanden in Nordamerika etwa zur gleichen Zeit zwei bemerkenswerte Versuche statt, deren Ziel war, herauszufinden, welche Auswirkungen ein Grundeinkommen (im Falle dieser Experimente in Form einer negativen Einkommenssteuer) auf die dortige Bevölkerung im Hinblick auf Arbeitsmoral, Familienleben, Gesundheitsversorgung haben würde. Kanada startete das Projekt 1974 in der Stadt Dauphin, Provinz Manitoba, während in den U.S.A gleich sechs Regionen sich dem Versuch annahmen: New Jersey & Pennsylvania (städtische Bevölkerung), Gary (Afroamerikanische Alleinerziehende), North Carolina & Iowa (ländliche Bevölkerung), Seattle & Denver (keine bestimmte Zielgruppe). 1

1 vgl. Lessenich, Stephan: Das Grundeinkommen in der politischen Debatte. In: Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich Ebert Stiftung (Hg.): Wiso Diskurs. Expertisen und Dokumentationen zur Wirtschafts- und Sozialpolitik. Bonn 2009

1 vgl. Forget, Evelyn L.: THE TOWN WITH NO POVERTY:. A history of the North American Guaranteed Annual Income Social Experiments. Manitoba 2008

15 Die Resultate des in Dauphin gestarteten Projekts, welches mit Eintritt einer wirtschaftlichen Rezension Kanadas im Jahre 1978 ein jähes Ende fand, wurden nach dem Abbruch von der kanadischen Regierung nicht für die Öffentlichkeit freigegeben bis eine Professorin der lokalen Universität 2009 Zugang zu den Daten erhielt und diese auswerten konnte. Der erwartete Rückgang der Arbeitsbereitschaft der Bevölkerung war nicht eingetreten. Lediglich Teenager und Mütter von Neugeborenen reduzierten ihre Arbeit. Die Anzahl der Krankenhausbesuche in der Zeit des „mincome“ sank um 8.5 Prozent. Laut Berechnungen der Gesundheitswissenschafterin, Evelyn Forget würde ein Rückgang der Krankenhausbesuch, auf ganz Kanada gesehen, Einsparungen in einer Höhe von 4 Milliarden Dollar ermöglichen. 2

In den Regionen der U.S.A, in denen das Experiment der negativen Einkommenssteuer Einzug hielt, ging die Arbeitsbereitschaft bei Männern um 7 Prozent zurück, bei Frauen sogar um 17 Prozent. Die Scheidungsraten stiegen rapide an, in Seattle, Denver, etwa, wo die Auszahlung der Dividende besonders großzügig ausfiel um ganze 20 Prozent (von 40 auf 60). Im Gegensatz zum Kanadischen Modell konnte bei den Versuchen in den Vereinigten Staaten kein Effekt auf die Gesundheit der Bevölkerung ausgemacht werden. 3 In einem Artikel, der sich mit dieser Thematik beschäftigt heißt es:

“Overall, the results suggest that the lives of recipients were not altered dramatically by the payments offered in the experiments.”4

2vgl. Belik, Vivian: A Town Without Poverty?. Canada's only experiment in guaranteed income finally gets reckoning. 2011http://www.dominionpaper.ca/articles/4100 (23.08.13) 3 vgl. Munell, Alicia H.: Lessons from the Income Maintenance Experiments: An Overview. http://www.bostonfed.org/economic/conf/conf30/conf30a.pdf (23.08.13)

4 Munell, Alicia H.: Lessons from the Income Maintenance Experiments: An Overview. http://www.bostonfed.org/economic/conf/conf30/conf30a.pdf S.8 (23.08.13)

16 1.2.4 Der Die größten Erdölvorkommnisse des Nordamerikanischen Kontinents sind in Alaska, genauer in der Proudhoe Bay zu finden. Durch diese Bodenschätze erlangte der nördlichste und westlichste U.S- Staat großen Reichtum. Seit 1982 existiert ein Fond in den 25% der Einnahmen durch den Ölhandel fließen, der zum Ziel hat, die Bodenschätze der dortigen Bevölkerung zu Gute kommen zu lassen. Zu diesem Zweck wird jeder/-m Bürger/-in eine jährliche Dividende ausbezahlt, also ein bedingungsloses Grundeinkommen. Dieser Betrag erfüllt jedoch nicht das Kriterium der Existenzsicherung. Im Jahr 2012 betrug er lediglich 878 US Dollar, nachdem er 2008, vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise eine Höhe von 2069 + eine einmalige Dividende von 1200 Dollar, also 3269 $ erreicht hatte. Der Alaska Permanent Fund brachte bisher noch keine negativen Auswirkungen auf das Leben der Bevölkerung (Arbeitsmoral etc) mit sich und durch ihn entwickelte sich Alaska zu einem der U.S- Bundesstaaten, in denen ausgeprägte soziale Gleichheit herrscht. 1

1vgl. Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005. S.35/36

17 1.2.5 Das brasilianische Gesetz Nr. 10.835/ Quatinga Velho Im Dezember 2003 wurde im brasilianischen Kongress ein Gesetz beschlossen, welches im Januar 2004 vom damaligen Präsidenten des Landes, Luiz Inácio Lula da Silva unterzeichnet wurde. Dieses besagt, dass jedem/-r Bürger/-in Brasiliens, die/der sich seit mindestens fünf Jahren in dem Land aufhält ab 2005 ein angemessenes Maß an Nahrung, Bildung und medizinischer Versorgung zusteht. Der Plan der Regierung sieht vor, zuerst die Ärmsten der Bevölkerung (50 Millionen der damals 179 Millionen Menschen lebten 2004 unter der Armutsgrenze) mit einer monatlichen Dividende auszustatten, bevor das Modell im Laufe der Jahre auf ganz Brasilien ausgeweitet werden soll. Die Maßnahme(n) erreichte bereits über ein Viertel der brasilianischen Familien, allerdings ist die Auszahlung an bestimmte Bedingungen geknüpft: Kinder im Alter von sechs bis sechzehn Jahren müssen eine Anwesenheitsquote in der Schule von 85% erfüllen, für jüngere Kinder muss ein Nachweis für die vom Gesundheitsministerium vorgeschriebenen Impfungen erbracht werden. 1

Unabhängig vom brasilianischen Gesetz Nr. 10.835 wurde 2008 in dem Dorf Quatinga Velho nahe Sao Paulo ein Pilotprojekt gestartet, welches die Auswirkungen eines bedingungslosen Grundeinkommens auf die etwa 100 Personen der Dorfbevölkerung eruieren sollte. Initiiert wurde der Versuch von Bruna Augusto Pereira und ihrem Lebensgefährten, Marcus Vinicius Brancaglione dos Santosaus. 2

1 vgl. Suplicy, Eduardo Matarazzo: The Prospects of Basic Income in Developing Countries. The approval and sanctioning of Bill in Brazil: How it will be implemented. Barcelona 2004. http://www.basicincome.org/bien/pdf/2004Suplicy.pdf (13.09.2013) 2 siehe nächste Seite

18 Ein Betrag von umgerechnet zwölf Euro (entspricht insgesamt ca. 8640€ jährlich bei 60 Teilnehmenden) wird monatlich von den beiden an alle teilnehmenden Mitglieder der Gemeinde ausbezahlt, mit dem sie ihre Grundbedürfnisse des Lebens decken können. Laut Angaben von Bruna Augusto Pereira und Marcus Vinicius Brancaglione dos Santosaus zierte sich anfangs ein Großteil der Gemeinde, das Geld, das ohne Gegenleistungen ausbezahlt wurde, anzunehmen. Jetzt aber würden die Bürger/-innen trotz der Dividende, welche in der Gegend einen nicht unbeträchtlichen Betrag ausmacht weiter ihrer Beschäftigung nachgehen, vermehrt in die Selbstständigkeit wechseln und ihr Kapital zu einem Großteil in den Bau von Wohnungen, Nahrungen und Verkehrsmittel investieren. 2

2 vgl. Rottenfußer, Roland: „Was sonst kann so schnell und effektiv die Armut lindern?". Bedingungsloses Grundeinkommen in Brasilien. Köln 2012. http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17990 (13.09.2013)

19 1.2.6 Das Basic Income Grant in Namibia Die BIG Koalition (Basice Income Grant) in Namibia startete im Jahr 2008 ein ähnliches Pilotprojekt, wie es in Quatinga Velho initiiert wurde in Otjivero- Omitar, allerdings war dieser Versuch um einiges umfangreicher als sein brasilianisches Gegenstück. Außerdem wurden die dortigen Auswirkungen auf Gesellschaft und Lebensbedingungen der Einwohner/-innen regelmäßig notiert und ausgewertet, was eine genauere Analyse der Ergebnisse zulässt. Insgesamt wurde der monatliche Betrag von 100 N$, das entspricht ca. 9€ im Zeitraum von Januar 2008 bis Dezember 2009 an 930 Personen im Alter von 21 bis 60 Jahren ausbezahlt. Ab einem Alter von 60 Jahren existiert in Namibia eine universelle Rente. Otjivero-Omitar gilt als ein afrikanisches Dorf unter vielen: hohe Armut, Hunger, sehr hohe Kriminalitätsrate, mit dem Unterschied zu vielen anderen Dörfern, dass Fließwasser in Otjivero-Omitar kostenlos zur Verfügung steht. Einige Effekte laut dem Bericht der Basic Income Grant Coalition und des Namibia NGO Forums waren:  Eine hohe Migration nach Otjivero-Omitar aus den Nachbardörfern erfolgte.  Der Anteil an Schulkindern stieg drastisch, die Schul-Abbruchquote sank von 40 auf beinahe 0%  Der prozentuelle Anteil von Menschen, die unter der Nahrungsmittel- Armutsgrenze lebten reduzierte sich im Laufe des Projekts von 76% auf 37%.  Die Zahl der extrem unterernährten Kinder sank von 42% auf etwa 10%  Ein Zuwachs der Erwerbstätigen im Alter von ≥15 um 11% konnte verzeichnet werden. 1 Das Basic Income in Namibia kann allerdings nur schwer als der, von BGE- Befürworter/-innen oft beschworene Zuwachs an Freiheit verstanden werden, da die Bewohner/-innen während des gesamten Projekt einer genauen Überwachung und Registrierung mittels Fingerabdruck und Karte samt Mikro- Chip unterlagen.

1 vgl. Basic Income Grant Coalition: Der entscheidende Unterschied. Das Grundeinkommen in Namibia. 2009 http://www.bignam.org/Publications/BIG_Assessment_report_08b_german.pdf (14.09.2013)

20 1.2.7 Der Plan zum Stopp des Hungers in Indien Ein Drittel aller unterernährten Kinder weltweit wohnt in Indien, welches auch ein Drittel aller totgeborenen Babys stellt. 30-60% (genauere Schätzungen sind auf Grund widersprüchlicher Aussagen nicht möglich) der 1,22 Milliarden Inder/- innen leben in akuter Armut. Aus diesem Grund verabschiedete die auf dem Subkontinent regierende Partei unter der Führung von Sonja Gandhi (keine Verwandtschaft zu Mahatma Gandhi) im Jahr 2013 ein Gesetz wonach 800 Millionen Menschen monatlich fünf KG Getreide gegen einen extrem geringen Preis erhalten sollen. Diese Maßnahme wird dem Staat Indien voraussichtlich rund 14 Milliarden Euro kosten, doch Gandhi ist davon überzeugt, Indien könne für alle Inder Nahrung garantieren. Allerdings ist in einem Staat wie Indien das Risiko erhöht, dass der geplante Nahrungszuschuss oft nicht direkt den bedürftigen Menschen zu Gute kommt. 1

1 vgl. Germund, Willi: Indien will Hunger von 800 Millionen stoppen. In: Salzburger Nachrichten vom 28.08.2013

21 2.0 Heutige Modelle

Die Anzahl der Modelle und Vorstellungen zu einem bedingungslosen Grundeinkommen ist vermutlich ähnlich hoch, wie die Anzahl der Befürworter/- innen der Idee selbst. Sie unterscheiden sich in Kriterien, wie: Höhe, Regelmäßigkeit und Form der Dividende, Art der Finanzierung, Umgang mit bestehenden Sozialleistungen, gesellschaftliche Auswirkungen, Anspruch auf ein Grundeinkommen, etc. Allerdings sind diese Unterscheidungen oft nur von marginaler Form. Darum werden nachfolgend klar voneinander zu differenzierende, allgemeinere Modelle beschrieben und analysiert, denen in der aktuellen Debatte um ein Grundeinkommen die größte Relevanz zugesprochen wird.

2.1 Finanzierung

Eine Frage, die wohl zu den am häufigsten diskutierten Streitpunkten in der Debatte um ein bedingungsloses Grundeinkommen zu Tage tritt, ist jene nach der Finanzierung eines solchen. Nach der Ermittlung, ob für ein BGE überhaupt genug Ressourcen vorhanden wären, folgt unvermeidlich die Frage, wie diese Ressourcen einzutreiben sind um sie letztendlich der gesamten Bevölkerung zukommen zu lassen. Drei, klar voneinander zu unterscheidende Modelle beherrschen die Diskussion zu diesem Thema.

2.1.1 Finanzierung durch natürliche Ressourcen Eine Möglichkeit, wie die Finanzierung, oder zumindest eine Teilfinanzierung eines Grundeinkommens aussehen könnte, ist die Nutzung der von Natur aus gegebenen Ressourcen eines Landes oder Gebietes. Soll heißen: ein Staat bietet das Recht, Güter, welche im Überfluss vorhanden sind zu nutzen, zum Verkauf an. Die daraus erzielten Gewinne werden den, in dem Gebiet beheimateten Menschen in Form einer Grundsicherung ausbezahlt. Einerseits könnte die Kapitalbeschaffung durch den Verkauf von Ressourcen eines Landes, welche in anderen Teilen der Erde nicht in diesem Ausmaß vorhanden und darum benötigt werden bewerkstelligt werden, wie dies im Bundesstaat

22 Alaska der Fall ist (siehe Der Alaska Permanent Fund), oder aber mittels erhöhter Besteuerung von Aktivitäten, welche die Umwelt nachhaltig belasten, wie Pestizidsteuer, Emissionssteuern, Energiesteuern etc. Argumente, die für eine dieser Arten der Finanzierung sprechen sind meist eher philosophisch, als ökonomisch motiviert. Frei nach dem oft zitierten Leitspruch, „Die Erde gehört uns allen“ sehen Befürworter/-innen dieser Konzepte, die heute meist von links- libertären Gruppierungen vertreten werden, darin eine Möglichkeit, der Bevölkerung ihren rechtmäßig zustehenden Anteil an Grund und Boden auszuteilen.¹ Bereits Thomas Paine sprach sich für ein derartiges Konzept aus (siehe: Paine’s Agrarian Justice). Vor allem in Entwicklungsländern, in denen die Einkommensschere enorm auseinander geht, da einige wenige sich Bodenschätze zu eigen machen und diese der westlichen Welt verkaufen, während ein Großteil der Bevölkerung in äußerst widrigen Umständen leben muss, wäre ein Kapitalverteilungsmodell unter dem Motto, „Die Erde gehört allen“ wohl sinnvoll im Kampf gegen Armut, Kriminalität und Hunger. In Nicht- Entwicklungsländern wäre ein Kapital- Umverteilungseffekt von unten nach oben bei einer gleich hohen Auszahlung an alle Mitglieder einer Gesellschaft jedoch nur sehr schwer, bis gar nicht möglich. Weiters wäre die Auszahlung eines konstant hohen Grundeinkommens nur so lange durchführbar, wie bestimmte Naturgüter vorhanden, bzw. benötigt werden, was im Falle von Erdöl wohl nicht mehr als noch 50-100 Jahre der Fall sein wird. Generell spielt das Modell der Auszahlung der Naturressourcen an die Bevölkerung im Diskurs um das Grundeinkommen keine derart große Rolle, wie es die zwei nachfolgend analysierten Modelle tun.

¹ vgl. Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005. S.87/88

23 2.1.2 Finanzierung durch Konsumsteuer Der Zweite Vorschlag, wie die Finanzierung eines bedingungslosen Grundeinkommens aussehen könnte, ist wahrscheinlich um ein Vielfaches komplexer als der bereits beschriebene Ansatz. Er setzt nämlich eine Neukonzeptionierung des gesamten Steuersystems in seiner jetzigen Form voraus. Einer, der aufgrund seiner zahlreichen Veröffentlichungen zu diesem Themenbereich problemlos zur Avantgarde des Grundeinkommens gezählt werden kann, ist Götz W. Werner, Gründer der Drogeriemarktkette, DM. Er steht für ein BGE, finanziert durch Konsumsteuer ein. Bei einem solchen Modell würden jegliche Steuern auf Unternehmen, Erbschaft, Gewerbe, Einkommen und Lohn entfallen, da derartige Abgaben ohnehin mit folgender Begründung als nicht Ziel führend abgetan werden könnten: Laut Aussagen von Befürworter/-innen dieser Finanzierungsmethode erfahren Unternehmen im heutigen Steuersystem durch Unternehmenssteuer und dergleichen keine Gewinndefizite, da sämtliche Unternehmen belastende Steuern in den Endpreis des gefertigten Produkts einfließen würden. Letztendlich wäre dadurch ausschließlich der/ die Konsument/-in der/die Leidtragende. ¹ Ein Beispiel zur Illustration dieses Sachverhalts von Götz W. Werner im Interview mit stern.de:

„Eine Brille kostet, sagen wir mal, 100 Euro. Darin sind heute 16 Euro Mehrwertsteuer und 84 Euro Warenwert. In diesen 84 Euro sind aber 34 Euro versteckte Steuern, der tatsächliche Warenwert beträgt also nur 50 Euro.“ 2

¹vgl. Werner, Götz W: Ein Grund für die Zukunft: das Grundeinkommen. Interviews und Reaktionen. Stuttgart 2010 S.38-41

2 Werner, Götz W: Ein Grund für die Zukunft: das Grundeinkommen. Interviews und Reaktionen. Stuttgart 2010 S.38

24 Dafür, dass der Preis für die Bewältigung des Alltags trotz Aufhebung von jeglichen unternehmensbezogenen Steuern stagniert, sorgt beim Werner’schen Modell eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf 50% (liegt derzeit in Österreich bei 20%). Der Vorteil einer solchen gegenüber Steuern auf Einkommen, Lohn etc. wird dadurch begründet, dass es einerseits gerechter sei, dass jemand, der/-die in einer Gesellschaft viel konsumiert, mehr finanziell abgeben muss, als jemand, der/-die sparsam lebt und andererseits würden heute bestehende Steuern produktivitäts- und kreativitätshemmend wirken, da (anders, wie bei einer Mehrwert-, oder Konsumsteuer) Produkte, die sich noch im Begriff der Herstellung/Entwicklung befinden bereits besteuert werden würden. 3 Um einen zusätzlichen Anspruch auf mehr soziale Gerechtigkeit stellen zu können sollen nach diesem beschriebenen Modell unterschiedliche Güter unterschiedlich besteuert werden. Dies könnte etwa bedeuten, dass Produkte, die allgemein als luxuriös gelten einen höheren Mehrwertsteuersatz auferlegt bekämen, als zum Beispiel Lebensmittel. Auch würde die Besteuerung vom Gebrauch des Produkts und vom Nutzen für die Gesellschaft abhängen. So würde die Betankung eines Feuerwehrwagens günstiger ausfallen, als jene eines Sportautos oder eines Panzers. 3

Der Reallohn, den ein/-e Arbeitnehmer/-in erhält, sollte nach diesem Modell von 2 Parteien ausbezahlt werden: Ein Teil vom Staat in Form eines bedingungslosen Grundeinkommens, der andere Teil des Einkommens, der lediglich aus der Differenz zwischen dem ursprünglich ausbezahlten Lohn und dem Grundeinkommen besteht, sollte von den Arbeitgeber/-innen übernommen werden. Ein Beispiel, wie ein solcher Kombilohn aussehen könnte: Martina Mustermann verdient 2000€ monatlich. Ihre Regierung beschließt die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens in einer Höhe von 1000€ monatlich. Da ihr der Staat diesen Betrag ohnehin zugesteht, bleiben ihrer Arbeitgeberin nur noch ein zu bezahlender Betrag von 1000€.4

3 vgl. Werner, Götz W: Ein Grund für die Zukunft: das Grundeinkommen. Interviews und Reaktionen. Stuttgart 2010 S.32-34 4 siehe nächste Seite

25 Mitstreiter Werners im Kampf für das Grundeinkommen sind der Meinung, Arbeitslosigkeit und Automation seien Beweis für Erfolg und Wohlstand einer Gesellschaft und verurteilen daher das Ziel der Vollbeschäftigung. Der Journalist, Wolf Lotter weist auf in den 1990er Jahren durchgeführte Berechnungen hin, nach denen eine Arbeitslosigkeit von 38% in Deutschland bewerkstelligt werden könnte, ohne Einbußen in Sachen Produktivität verzeichnen zu müssen, würde das technische Automationspotenzial nur voll ausgeschöpft werden. Im Bankensektor würde die Möglichkeit der Einsparungen an Arbeitsplätzen sogar bei über 60% liegen. 4

Die Auswirkungen, die mit der Einführung eines BGE nach dem Konzept Götz Werners einhergehen, sind äußerst ambivalent: Einerseits hätten Unternehmer/- innen die Möglichkeit, niedrigere Löhne an die Arbeitnehmer/-innen auszubezahlen, da ein großer Teil des Einkommens ohnehin vom Staat finanziert würde, was wiederum zur Folge hätte, dass Arbeitgeber/-innen noch höheren Profit erzielen könnten und die Einkommensschere immer weiter auseinander klaffen würde, andererseits würde die Position der Gewerkschaften und die der Arbeitnehmer/-innen im Allgemeinen, beispielsweise bei den Vertragsverhandlungen eine enorme Stärkung erfahren, da keine Angewiesenheit auf den/die Arbeitgeber/-in bestünde, weil die finanzielle Existenz ohnehin vom Grundeinkommen gesichert wäre. Dies würde wohl eine Anhebung der Qualität der Arbeitsplatzverhältnisse zur Folge haben, was wiederum die Produktivität und die Freude an der Arbeit steigern würde. Zudem würde die heimische Wirtschaft in einem Land mit einem so finanzierten Grundeinkommen aufblühen, da es für Unternehmen unnötig würde, wegen der bis dato hohen auszubezahlenden Löhnen im Inland, Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern und Lohn Dumping voranzutreiben. Die Auswirkungen einer derartig finanzierten Grundsicherung könnten wohl folgendermaßen kurz formuliert werden: Reiche noch reicher, kein Leben unter der Armutsgrenze, Stärkung der Arbeitnehmer/-innenpositionen.

4 vgl.Lotter, Wolf: Der Lohn der Angst. In: Werner, Götz W.(Hg.): Ein Grund für die Zukunft: das Grundeinkommen. Interviews und Reaktionen. Stuttgart 2010 S.65/66

26 2.1.3 Finanzierung durch vermögens- und einkommensbezogene Steuern Der letzte der drei Vorschläge zur Finanzierung eines Grundeinkommen, die während der Recherchen zu einem BGE am häufigsten auftreten, ist die Forderung nach einer Erhöhung/ Einführung von vermögensbezogenen Steuern, wie Einkommenssteuer, Erbschaftssteuer, Vermögenssteuer, Unternehmenssteuer, Millionärssteuer, Schenkungssteuer, Finanztransaktionssteuer etc.. Durch derartige Maßnahmen sollten vermögende Mitglieder einer Gesellschaft zu einem (laut Meinung der Befürworter/-innen solcher Maßnahmen) angemesseneren Beitrag für die Allgemeinheit verpflichtet werden, um dadurch die enormen existierenden Vermögensunterschiede (Österreich ist das Land mit der 7. hohen ungleichen Verteilung von Vermögen in Europa) zu reduzieren. Konkret ist vorgesehen, den Grundfreibetrag auf Einkommens-, Lohnsteuer, bei einer entsprechend hohen Grundeinkommensdividende abzuschaffen. Jeglicher Betrag über der Höhe des BGE soll mit einem progressiven Steuersatz besteuert werden, will heißen: Je mehr Einkommen/Vermögen ein Mitglied einer Gesellschaft erhält/ besitzt, desto höher ist der Prozentsatz der zu leistenden Abgabe für den Staat. Dieser Steuersatz sollte jedoch aus, die Arbeitsmoral betreffenden Gründen keinen Prozentsatz von 100% Prozent erreichen. ¹ Das Modell der negativen Einkommenssteuer, welches oft im Zusammenhang mit dem zuletzt beschriebenen Finanzierungsvorschlag genannt wird, sieht vor, dass ein bestimmtes Mindesteinkommen beschlossen wird, welches ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Jene Menschen, deren Einkommen unter dieser Grenze liegt, bekommen die Differenz zu diesem Betrag vom Staat ausbezahlt. Zum Beispiel: Max Musterfrau verdient 1000€. Seine Regierung beschließt die Einführung einer negativen Einkommenssteuer mit einem Grenzeinkommen von 2000€. Nun erhält Herr Musterfrau 1000€ von seinem Staat.

¹vgl. Kumpmann, Ingmar: Höhe und Finanzierung eines Grundeinkommens. 2005 S.1 http://www.archiv- grundeinkommen.de/kumpmann/Hoehe-Finanzierung.pdf (2013-10-03)

27 Anmerkung 1: Eine genaue Berechnung eines derartigen finanzierten Modells ist beim Punkt „Bestrebungen zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens im deutschsprachigen Raum- Österreich“ zu finden.

Anmerkung 2: Sowohl bei einer Finanzierung durch Besteuerung des Konsums, als auch durch jene des Einkommens/ Vermögen wird das Grundeinkommen in den meisten Fällen als (zumindest teilweiser) Ersatz für bestehende staatliche Beihilfen gehandelt, um Bürokratie einzusparen und eine Finanzierung allgemein realistisch zu gestalten.

28

2.2 Form/Höhe

Wie hat ein Grundeinkommen auszusehen? In welcher Form und, wenn die Form finanzieller Natur ist, wie hoch soll es angesetzt sein? In den meisten Fällen wird vom BGE als finanzieller Zuschuss von staatlicher Seite gesprochen. Jedoch existieren auch Grundeinkommensformen, wie der bereits erläuterte Plan zum Stopp des Hungers in Indien, bei welchen der bedingungslose Zuschuss in Form von Nahrungsmitteln, anderen Gütern, oder gar Berechtigungslizenzen, die dem/-r Empfänger/-in erlauben, die von der gebenden Partei vorgesehenen Artikel zu erwerben (Die jetzige Form von Geld kann im Grunde als Berechtigungslizenz ohne Einschränkungen verstanden werden), erfolgt. Der Anspruch auf mehr Eigenverantwortung und Selbstbestimmung, den Befürworter/-innen dem BGE zusprechen, wäre allerdings bei einer Form eines Grundeinkommens mittels Kauf-Lizenzen, bei dem etwa Güter, wie Alkohol nicht zu erwerben wären, nicht mehr in dieser Form gegeben. Die Vorstellungen zur Höhe des Betrags des Grundeinkommens variieren von Modell zu Modell. 1000-1500€ monatlich sind ein in der Diskussion um das GE vermehrt zu vernehmender Betrag, so auch im Werner’schen Grundeinkommensmodell, aber auch Summen jenseits von 3000€, oder unter 1000€, welche das Kriterium der Existenzsicherung ohne Erwerbstätigkeit nicht erfüllen könnten werden angesprochen. Allgemein kann wohl behauptet werden, dass die Höhe des Grundeinkommens von den verfügbaren Mitteln, den Lebensstandards einer Gesellschaft, nach denen auf die Sicherung der Existenz eingegangen werden muss und auch vom politischen Willen abhängig ist.

29 2.3 Regelmäßigkeit/Anspruch

Einer der Kritikpunkte, die ein bedingungsloses Grundeinkommen erfüllen muss, um diese Bezeichnung tatsächlich für sich beanspruchen zu können ist, dass die Dividende regelmäßig ausbezahlt werden muss. Der Zeitraum zwischen den Auszahlungen variiert jedoch von Modell zu Modell. In Großbritannien etwa existiert eine Vorform eines Grundeinkommens, bei der der Anspruch auf eine finanzielle Unterstützung in derartiger Form lediglich zum Zeitpunkt der Geburt eines Kindes (250₤- 500₤ bei ärmeren Familien) und beim Erreichen des sechsten bzw. des zwölften bzw. des 17. Lebensjahres (jeweils 50₤) gilt.¹ Meistens jedoch wird vorgeschlagen, die Auszahlung ähnlich zu gestalten, wie dies derzeit bei gewöhnlicher Erwerbsarbeit der Fall ist. Will heißen: Monatliche Auszahlung, 12-14-mal jährlich. Dies scheint der wohl geeignetste Weg zur Erfüllung des Kritikpunkts der Existenzsicherung zu sein. Beim momentan wohl am konkretesten durchgeführten BGE- Modell, dem Alaska Permanent Fund wird die Dividende einmal jährlich ausbezahlt.

Ein Grundeinkommen für alle? Wer sind alle? Wer hat Anspruch auf eine bedingungslos ausbezahlte Dividende vom Staat? Würde sich die Regierung eines Staates darauf einigen, ein Grundeinkommen für jedermann/-frau, unabhängig von Lohn, Familiensituation, etc. einzuführen, käme als nächstes die Frage auf, wie lange ein Mensch sich in diesem Land aufzuhalten hätte um ein BGE einfordern zu können. Der oft zu vernehmende Vorschlag, dass mit Erhalt der Staatsbürgerschaft (Vorraussetzung in Österreich unter anderem:zehn Jahre ununterbrochener Aufenthalt) auch die Berechtigung für eine Mindestsicherung erfolgen sollte, würde wahrscheinlich, bei keiner gleichzeitigen Verbesserung der Umstände von Antragsteller/-innen auf die Staatsbürgerschaft zu einem Abstieg dieser Menschen in der Gesellschaft führen.

¹vgl. Hughes, David: Labour to provide ₤250 baby bonds. http://www.dailymail.co.uk/news/article- 41333/Labour-provide-250-baby-bonds.html (2013-10-05)

30 Würde der Zeitraum des obligatorischen Aufenthalts in einem Land markant verkürzt, so ist wahrscheinlich mit einem größeren Anstieg der Immigration zu rechnen. –siehe: 1.2.6 Das Basic Income Grant in Namibia- Allerdings betonen GE-Befürworter/-innen immer wieder, dass es sich beim Grundeinkommen um eine transnationale Idee handelt. Die Frage nach dem Anspruch von nicht volljährigen Mitgliedern der Gesellschaft wird im weiteren Verlauf der Arbeit noch anhand verschiedener Ansätze gestellt.

31 3. Das Grundeinkommen in der öffentlichen Debatte

Die Realisierung einer Idee hängt immer (auch) von ihrer Präsenz in der Öffentlichkeit ab; sowohl die Arbeit der Organisationen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, ein BGE einzuführen, als auch die Positionen der österreichischen politischen zum Grundeinkommen werden in diesem Kapitel analysiert

3.1. Bestrebungen zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens im deutschsprachigen Raum

Die Liste der Unterstützer/-innen (-Organisationen) des Grundeinkommens ist auch im deutschsprachigen Gebiet äußerst umfangreich. Längst wurden Initiativen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ins Leben gerufen, welche für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens plädieren. Die Fürsprecher/-innen des BGE stammen aus den verschiedensten politischen und sozialen Lagern. Zum Beispiel setzen sich sowohl Teile der Linkspartei Deutschland ebenso für ein Grundeinkommen in Existenz sichernder ein, als es bei Christine Boutin, einer ultrakonservativen französischen Politikerin, die vor Allem aufgrund ihres Engagements im Kampf gegen gleichgeschlechtliche Ehen und Abtreibung Medienpräsenz erlangte, der Fall ist.¹ Die Organisationenlandschaft für ein BGE in Liechtenstein, welches bekanntlich ebenso dem deutschsprachigen Raum angehört wurde im nachfolgenden Überblick wegen ihrer geringen Relevanz nicht bearbeitet.

¹ vgl. Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005. S.113

32 3.1.1 Österreich Die drei größten und aktivsten, sich mit dem Konzept des bedingungslosen Grundeinkommen auseinandersetzenden Organisationen in Österreich sind das Netzwerk: Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt -Basic Income European Network Austria (www.grundeinkommen.at), der Dachverband Grundeinkommen Österreich (www.geoe.at) und pro-grundeinkommen.at, eine Unterschrifteninitiative, als Teil der Europäischen BürgerInnen-Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Diese Organisationen veranstalten in der Regel Diskussionsveranstaltungen, Seminare etc., um ihre Ideen zu einem BGE zu verbreiten.

Auch die österreichische Gruppierung der globalisierungskritischen NGO, Attac, welche weltweit bereits 90.000 Mitglieder umfasst, propagiert das bedingungslose Grundeinkommen als notwendig und sinnvoll. Auf einer 48 Folien starken Microsoft PowerPoint Datei wurde das Modell eines bedingungslosen Grundeinkommens genau analysiert und durchgerechnet. Das Attac Modell für Österreich zusammengefasst:

 Höhe der Dividende: 14 mal/Jahr 1000€ ab 16. Lebensjahr, davor 800€  Grenzabgaben: bis 14.000€/ Jahr: 0%; 14.000-20.000: 45%; 20.000- 29.000: 70%; 29.000-49.000: 80%; >49.000: 90%. Hierbei wäre ein Grundeinkommen in einer Höhe von 1000€ eine Bereicherung für die 80% der Gesellschaft, deren Einkommen unter monatlichen 2.500€ liegt, während sich das Einkommen der „oberen“ 20% reduzieren würde. So würde zum Beispiel ein Mensch, der inklusive Grundeinkommen 164.000€ verdient, netto lediglich bei 35.500€ liegen.  Kosten insgesamt (setzen sich zusammen aus: BGE-Auszahlung -113,5 Milliarden Euro- und infrastrukturellen Maßnahmen etc. abzüglich 29 Milliarden Euro durch Einsparungen in Verwaltung und evt. Beihilfen) : 141, 29 Milliarden Euro.  Einnahmen insgesamt (setzen sich zusammen aus: Einkommenssteuern -90 Milliarden Euro-; Konsum-, Stiftungs-, Finanztransaktions-, Vermögens-, Vermögenszuwachssteuern, AG/AN- Pflichtbeiträgen): 143 Milliarden Euro.

33 Dass die Summe auf der Seite der Einnahmen 1,71 Milliarden € mehr beträgt, als jene auf der Seite der Ausgaben zeigt, dass mit dem Konzept von Attac zu einem bedingungslosen Grundeinkommen ein solches in Österreich finanzierbar wäre. ²

Auch religiöse Organisationen in Österreich unterstützen die Europäische Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Mitglieder der Katholischen Arbeiterbewegung, der katholischen Sozialakademie Österreichs, der katholischen Jugend und der Plattform Wir sind Kirche plädieren, wie viele andere religiöse Bewegungen weltweit, ausgehend vom Gedanken der Nächstenliebe und der menschlichen Würde für ein Grundeinkommen in Existenz sichernder Höhe.³

Obwohl die Anzahl der Menschen in Österreich, die sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen aussprechen auf den ersten Blick nur marginal erscheinen mag (904 Unterstützer/-innen bei geoe.at, 1582 Likes für die Facebook Page, Petition 'Für ein bedingungsloses Grundeinkommen in Österreich’), gab mehr als die Hälfte der Zuseher/-innen (54%)der ATV- Politdiskussionsshow, „ATV Ampunkt.“ vom 22.05.2013, bei der dort geführten Umfrage an, sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen auszusprechen.5

²vgl. Attac Inhaltsgruppe Grundeinkommen: Finanzierungsmodell für ein bedingungsloses Grundeinkommen. 2011 ³vgl.ORF online: Kirchliche Organisationen für Grundeinkommen. 15. 03.2013 http://religion.orf.at/stories/2575728/ (2013-09-13)

4 ATV Ampunkt. Redaktion: Essen oder Heizen – mehr als eine Million Österreicher sind von Armut bedroht! Die Sendung vom 22. Mai 2013. http://blog.atv.at/ampunkt/tag/grundeinkommen/# (2013-09-14)

34

3.1.2 Deutschland Im Vergleich zu seinem kleineren Nachbarstaat Österreich scheinen die Bestrebungen zur Einführung eines Grundeinkommens im Land der Einigkeit, des Rechts und der Freiheit, Deutschland, ambitionierter und präsenter in der dortigen Bevölkerung und Politiklandschaft. In nahezu allen Parteien finden sich Strömungen, die sich für unterschiedliche Formen eines BGE aussprechen (z. B.: liberales Bürgergeld der FDP, Negative Einkommenssteuer vom Bündnis 90/ Die Grünen, Bedingungsloses Grundeinkommen von der Piratenpartei, Die Violetten, Die Bergpartei etc.). Zusätzlich dazu existieren, wie in Österreich Initiativen zur Einführung eines Grundeinkommens, wie das deutsche Netzwerk Grundeinkommen, die Bürgerinitiative bedingungsloses Grundeinkommen e.V. (BbG) und die Attac Abteilung „Genug für Alle“. Die aus Mecklenburg- Vorpommern stammende Grundeinkommensaktivistin, Susanne Wiest (heute bei der deutschen Piratenpartei aktiv), plädiert für ein Grundeinkommen in Höhe von 1500€ für Erwachsene und 1000€ monatlich für Kinder, hauptsächlich finanziert durch eine drastische Anhebung der Konsumsteuer, wie sie etwa auch Götz W. Werner anstrebt. Hierfür stellte sie am 08.11.2010 ihre Petition für ein BGE dem Petitionsausschuss des deutschen Bundestages vor. Ihre Initiative stieß sowohl hier auf große Aufmerksamkeit, als auch in der deutschen Bevölkerung. Beinahe 53.000 (genau 52.973) Menschen unterzeichneten das Anliegen.¹

¹vgl.Siebert, Sven: Ich verlange 1500 Euro für jeden. Berlin 2010 http://www.sz-online.de/nachrichten/ich- verlange-1500-euro-fuer-jeden-303751.html (2013-09-21)

35 3.1.3 Schweiz Das Land im deutschsprachigen Raum (oder vielleicht weltweit), in dem die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommen am wahrscheinlichsten erscheint, ist die Schweiz. Dies mag wunderlich wirken, da die Schweiz eines der zehn reichsten Staaten weltweit ist und allgemein als Steueroase gilt, in der die Einwohner/-innen einen hohen Lebensstandard genießen. Allerdings gestaltet sich die Vermögensverteilung in der Schweiz noch ungleicher, als dies in den meisten anderen Staaten der Fall ist. 1% der Bevölkerung besaßen im Jahr 2008 39% des Gesamtvermögens, die nachfolgenden 9% besaßen 35%, während für den Großteil der Schweizerinnen und Schweizer, also 90% lediglich 26% des Vermögens übrig blieben. ¹ Die zwei Schweizer, Enno Schmidt und Daniel Häni gründeten im Jahr 2006 die Initiative Grundeinkommen in ihrer Heimat. Letzterer von den beiden betreibt das prominenteste Kaffee der Schweiz, lokalisiert in einem ehemaligen Bankgebäude. Gemeinsam mit dem Unternehmer Benjamin Hohlmann setzen sich die Initiatoren für ein Existenz sicherndes Grundeinkommen in der Schweiz ein. Um ein menschenwürdiges Leben für jede Schweizerin und jeden Schweizer garantieren zu können, plädiert die Initiative Grundeinkommen (www.grundeinkommen.ch) für eine monatliche Auszahlung von 2500 Schweizer Franken (knapp über 2000€). Die Vorstellungen zu einer Verfassungsänderung der Eidgenössischen Volksinitiative <> lauten:

1 Der Bund sorgt für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens.

2 Das Grundeinkommen soll der ganzen Bevölkerung ein menschenwürdiges Dasein und die Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglichen.

3 Das Gesetz regelt insbesondere die Finanzierung und die Höhe des Grundeinkommens. 2

¹vgl. Schweizerischer Gewerkschaftsbund: Verteilungsbericht 2012. Vermögen. 2012. http://www.verteilungsbericht.ch/?portfolio=133 (2013-09-22)

2 Unterschriftenbogen Eidgenössischen Volksinitiative <>. http://bedingungslos.ch/fileadmin/user_upload/documents/unterschriftenbogen/bedingungslos.pdf (2013- 09-22)

36 Die Resonanz der Schweizer Bevölkerung auf die gestartete Initiative war (ist) enorm. Über 100.000 Menschen unterzeichneten bereits das Anliegen, welches am vierten Oktober 2013 der Schweizer Bundeskanzlei in Bern überreicht wird. Die Frist für die Unterzeichnung des Anliegens läuft noch bis zum 11. Oktober desselben Jahres. Anschließend wird höchstwahrscheinlich in der Schweiz per Volksabstimmung über die Einführung eines BGE entschieden. Die Finanzierung beim Schweizer Modell soll über eine Konsumsteuer ermöglicht werden. Die ausbezahlte Dividende des Grundeinkommens soll in den Lohn einfließen.³

³vgl. Zumach, Andreas: 2.500 Schweizer Franken für jeden. Berlin Juli 2013 http://www.taz.de/!120741/ (2013-09-22)

37 3.2 Positionen politischer Parteien in Österreich zum bedingungslosen Grundeinkommen

Da die Wahrscheinlichkeit der Einführung einer nationalen (oder transnationalen), die Gesellschaft verändernden Reform hauptsächlich von der Stimmung der Macht habenden Parteien zu einer solchen Idee abhängt, ist das Eruieren der Meinung von politischen Organisationen zu diesem Thema von entscheidender Bedeutung. Weil auf den Homepages einiger Parteien das bedingungslose Grundeinkommen nicht behandelt wird, bedurfte es E- Mailverkehrs, bei dem ich jeweils folgenden Text versandte:

„Sehr geehrte Damen und Herren! Für meine Matura-Fachbereichsarbeit zum Thema bedingungsloses Grundeinkommen, versuche ich die Positionen der österreichischen Parteien zu diesem Thema zu eruieren. Wie steht die/das (Name der politischen Organisation) zu dieser Thematik?“

Nachfolgend wird erläutert, aus welchem Grund die einzelnen Parteien die Idee eines BGE befürworten (+deren Vorstellungen zu einem Grundeinkommen), oder, sich gegen ein solches aussprechen, wobei zuerst die fünf im Nationalrat vertretenen Parteien der Anzahl der Abgeordneten nach absteigend aufgelistet sind (Stand: Sommer 2013) und anschließend andere politische Organisationen dem Zeitpunkt ihrer Gründung nach chronologisch geordnet sind.

38 3.2.1 SPÖ/ÖVP Die SPÖ versteht das bedingungslose Grundeinkommen zwar als ein „auf den ersten Blick sehr vielversprechendes Modell“, jedoch spricht sie sich gegen ein BGE aus, da es ihrer Meinung nach zu einer Manifestierung der bereits bestehenden Arbeitslosigkeit führen und ihr Ziel der Vollbeschäftigung noch schwerer umsetzbar gestalten würde. Außerdem glauben die Sozialdemokrat/- innen nicht, dass mit Einführung eines Grundeinkommens ein Kapital- Umverteilungsprozess von unten nach oben einhergehen würde (Beide Kritikpunkte sind in Abschnitt 4.0/4.1 behandelt Siehe Kritikpunkt 1, 2). Die Sozialdemokrat/-innen sind der Meinung, dass Armut und Arbeitslosigkeit durch das bestehende System der bedarfsorientierten Mindestsicherung effizienter bekämpft werden können. Sie glauben auch, dass es für den Bezug einer Dividende (wie eben der bedarfsorientierten Mindestsicherung) Leistungen seitens der Bezieher/-innen bedarf. Annäherungen an Positionen von BGE Befürworter/-innen gibt es etwa in der Frage nach Millionärs-, Vermögens-, Erbschafts-, Schenkungssteuern, welche eine beiderseitige Forderung darstellen.

Die ÖVP lehnt die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens ab, da die Einführung ein falsches Signal aussenden würde und zudem leistungsfeindlich sei. Wie der derzeitige Regierungspartner verweist die Volkspartei auf die bedarfsorientierte Mindestsicherung und die damit verbundene Bedürftigkeitsprüfung. Oberste Priorität der Volkspartei sei, die Menschen in Beschäftigung zu halten und zugleich Anreize für Arbeitslose zu schaffen und Missbrauch von Sozialleistungen weitgehend einzudämmen. Diejenigen, die hart arbeiten sollten nach ihrer Meinungen nicht das Nichtstun anderer finanzieren.

Interessant: Beide Parteien verwenden in ihren Antwort Emails den, auf Seite erläuterten Begriff der „Sozialen Hängematte“.

39

3.2.2 FPÖ/BZÖ Die FPÖ schreibt in ihrer Mail, dass sie sich gegen ein BGE ausspricht, da „finanzielle Zuwendungen missbräuchlich verwendet werden können“. Die Freiheitlichen denken, dass Zueignungen des Staates nicht finanziell, sondern z.B. in Form von Warengutscheinen, deren Gültigkeit nur für bestimmte Artikel bestehen sollte, vergeben werden sollten. Zusätzlich wird auf das Handbuch freiheitlicher Politik für mehr Informationen verwiesen. Leider ist der Begriff, „Grundeinkommen“ dort nicht vorhanden. Bei der Website für politische Orientierungshilfe, Wahlkabine.at gibt die FPÖ an, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen die Finanzkraft des Sozialstaates überbeanspruchen würde.¹

Im Oktober 2006 äußerte sich der damalige Bundesobmann des BZÖ, Peter Westenthaler, zu dem Vorschlag der Einführung eines BGE folgendermaßen: „Unfinanzierbare Utopien wie ein leistungsunabhängiges Grundeinkommen entsprechen typisch dem SPÖ Gießkannenprinzip einer leistungsfeindlichen Versorgungsgesellschaft. Wir vom BZÖ sind für ein gesichertes soziales Netz, aber strikt gegen eine allzu bequeme soziale Hängematte.“ 2

Die Frage, ob sich das Bündnis Zukunft Österreich nun für oder gegen ein BGE ausspricht, erübrigt sich daher. Allerdings setzt es sich seit 2009 für eine Alternative, das „Bürgergeld“, ein. Dieses beinhaltet, dass Arbeitslose finanzielle Unterstützung erhalten sollten, mit der Bedingung, dass die/der Empfänger/-in jede angebotene Arbeit annehmen, oder gemeinnützige Dienste verrichten müsse. ³

¹vgl. http://wahlkabine.at/nrw2013/ (2013-08-20) 2 vgl. Austria Presse Agentur: Westenthaler: BZÖ gegen arbeitsloses Grundeinkommen!. http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20061005_OTS0057/westenthaler-bzoe-gegen-arbeitsloses- grundeinkommen (2013-08-20)

³ vgl.Austria Presse Agentur: BZÖ will "Bürgergeld" statt Mindestsicherung. http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/521532/BZOe-will-Buergergeld-statt-Mindestsicherung (2013-08-20)

40 3.2.3 Die Grünen/Team Stronach Obwohl die Grünen Österreich es als Pflicht einer Gesellschaft sehen, ein unbedingtes Recht auf ein würdiges Leben für alle zu ermöglichen, sprechen sie sich gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen aus. Es wird befürchtet, dass eine Einführung ihr Ende in einer sozialen Katastrophe nehmen würde. Die Grünen kritisieren auch stark eine (nach ihrem Ermessen) neoliberale Form des BGE, wie sie etwa Götz W. Werner vorsieht. Sie geben auch an, im Kontakt und Austausch mit dem Netzwerk Grundeinkommen Österreich zu stehen. Die Grünen zielen auf eine Bedarfs- und Lebenslagen-orientierte Grundsicherung ab. Obwohl die Grünen Österreich das BGE für ein völlig ungeeignetes Mittel halten, ist es in den Forderungen ihrer Vorfeldorganisation, den Jungen Grünen, enthalten. Auf die Frage nach einem BGE bei Wahlkabine.at antworten die Grünen dennoch mit „Ja“. Allerdings wird in der Begründung wieder auf Grundsicherung verwiesen. 4

Die im September 2012 von Frank Stronach gegründete Partei, „Team Stronach“ gibt bei Wahlkabine.at an, sich gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen auszusprechen, da jeder Bürger seinen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten habe. Obwohl es für das Team Stronach gilt, die Menschenwürde jedes/-r einzelnen zu bewahren, hält es eine Bedürftigkeitsprüfung für unumgänglich, damit gewährleistet werden kann, dass nur den wirklich Bedürftigen eine finanzielle Unterstützung zukommt. Das TS meint, dass die Motivation der Menschen, die nicht darauf angewiesen sind, eine Erwerbsarbeit anzunehmen, sinkt überhaupt zu arbeiten.

1 vgl. http://junge-gruene.at/ueber-uns/forderungen/ (2013-08-20)

41 3.2.4 KPÖ/Die Piraten Die Thematisierung des Grundeinkommens erfolgt auf der Website der KPÖ ausführlicher als bei allen anderen Parteien. Dort sind unzählige Beiträge zu einem BGE enthalten. In einem Diskussionspapier vom 07.12.2006 sind die allgemeinen Vorstellungen der österreichischen Kommunist/-innen, was die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens bringen könne, aufgelistet: menschenwürdiges Leben für alle, mehr Freiraum zur Mitgestaltung des demokratischen Gemeinwesens, Position der Lohnabhängigen stärken, kreative Entfaltungsmöglichkeiten, Sicherung der Kaufkraft… Die von den Regierungsparteien gelobte Mindestsicherung und andere Maßnahmen sieht die KPÖ als Schritte in Richtung eines Grundeinkommens. 5

Das bedingungslose Grundeinkommen stellt einen fixen Bestandteil in der Programmatik der „Piraten“ dar. Es wird angenommen, dass durch die Einführung neuer Technologien in der Arbeitswelt das Ziel der Vollbeschäftigung, wie etwa von der SPÖ angestrebt, nicht mehr realistisch ist, da nicht mehr genug Erwerbsarbeitsplätze zur Verfügung stünden. Die Piratenpartei strebt einen Wechsel des Arbeitsmarkts von einem Nachfrage orientierten, zu einem Angebotsorientierten Markt an. Auch das Problem der „Landflucht“ sei durch ein Grundeinkommen zu bekämpfen, da ein arbeitsbedingter Wohnortwechsel nicht mehr unbedingt notwendig wäre. Im von den „Piraten“ angestrebten Modell sollten all diejenigen Anspruch auf ein BGE haben, die entweder die Österreichische Staatsbürgerschaft besitzen oder sich für die Dauer der gesetzlichen Mindestfrist für die Erlangung in Österreich aufhalten. Außerdem sollte die Dividende nicht an inhaftierte Personen ausbezahlt werden. Bei Kindern und Jugendlichen bis zum 19. Lebensjahr soll ein Drittel an die Erziehungsberechtigten fließen, eines an Kinder- und Jugendorganisationen und der letzte Teil soll aufgespart und bei Erreichen der Volljährigkeit ausbezahlt werden (Bei einem GE von 1000€ würden also einem/-r 18 Jährigen knapp 6000€ zustehen).6 1 vgl. Kommunstische Partei Österreich: Warum wir über ein Grundeinkommen diskutieren. http://www.kpoe.at/home/positionen/themen-archiv/anzeige-themen-archiv/datum/2006/12/07/warum-wir- ueber-ein-grundeinkommen-diskutieren.html (2013-08-20)

2 vgl. https://www.piratenpartei.at/programm-und-inhalte/bedingungsloses-grundeinkommen/ (2013-08-20)

42 3.2.5 NEOS Obwohl die noch relativ junge Partei, „NEOS“ auf die Frage von Wahlkabine.at, „Soll in Österreich ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt werden?“ mit „Nein“ antwortet und ähnlich, wie das Bündnis Zukunft Österreich auf das Konzepts eines Bürgergelds verweist, findet man/frau auf der Website beim Profil des Landessprechers vom Burgenland, Christian Schreiter, unter der Überschrift „Wofür ich mich besonders engagiere“ folgenden Punkt: „Schaffung eines bedingungslosen Grundeinkommens (Bürgergeld als erster Schritt dazu)“7 „Das neue Österreich“ strebt nach eigenen Aussagen ein „BürgerInnengeld“ an, das zur Vorraussetzung haben sollte, dass sich Arbeit lohnt.8

Da sich derzeit keine der Macht habenden politischen Parteien für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens ausspricht, ist die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Umsetzung verschwindend gering, wenn nicht das Ergebnis der Nationalratswahl eine Koalition der Piratenpartei und der KPÖ ermöglicht, was bei den Ergebnissen der NRW 2008 (KPÖ:0,8%; Piraten: noch nicht existent) als etwa gleich unwahrscheinlich betrachtet werden kann. Allerdings finden sich in einigen Parteiprogrammen Maßnahmen zur Armutsbekämpfung und Umverteilung, welche durchaus als Schritte in Richtung BGE gesehen werden könnten.

1 Schreiter, Christian: Zuhören, miteinander reden und Österreich gemeinsam gestalten. http://neos.eu/kandidat/christian-schreiter/ (2013-08-20) 2 vgl. Kleinparteien.at: 3. Antwort-Runde NEOS. http://www.kleinparteien.at/parteien/neos-das-neue- osterreich/3-antwort-runde-neos/ (2013-08-20)

43 4. Kritik am bedingungslosen Grundeinkommen/ Widerlegung der Kritik

Bei einem derart radikal anmutenden Konzept, wie es das Bedingungslose Grundeinkommen darstellt, scheint es wenig überraschend, dass die Liste an Kritiker/-innen und deren zu kritisierenden Aspekten am BGE lang und vielfältig ist. Befürworter/-innen und Gegner/-innen des BGE sind quer durch (beinahe) sämtliche politische Lager zu finden. Nachfolgend sind sieben, fundiert formulierte und (auf den ersten Blick) einleuchtend wirkende Argumente gegen die Einführung eines Grundeineinkommens für alle und deren Widerlegung -falls vorhanden- aufgelistet, die während der Recherchen zu dieser Thematik immer wieder auftauchten, wobei der Kritikpunkt jeweils als Zitat angeführt, und darunter im Fließtext analysiert wird.

4.1 Senkung der Arbeitsmoral

„Niemand braucht das BGE… …sonst arbeitet keiner mehr.“¹

Die wohl am häufigsten zu findende Aussage der BGE- Skeptiker/-innen klingt durchaus plausibel. Warum sollte ein Mensch, der nicht dem Zwang der Arbeit unterliegt, da ihn bei Niederlegung dieser, keine finanziellen Existenzängste bedrückten, sich trotzdem für das strapaziöse Leben (Arbeit: althochdeutsch: arapeit= Leiden, Beschwernis) entscheiden, anstatt sich in die, durch ein BGE etwas angenehmer gewordene „soziale Hängematte“ zu legen? Wie kommen diejenigen, die hart arbeiten dazu, das Leben von „Sozialschmarotzern“ zu finanzieren, die Gebrauch von ihrem (von Gerhard Schröder im Jahr 2000 so formulierten) „Recht auf Faulheit“ machen? ²

¹Ray, Christopher: Niemand braucht das bedingungslose Grundeinkommen…. http://www.faktuell.de/editorial/1913-bge-niemand-braucht-das-bedingungslose-grundeinkommen (26.07.13)

²vgl. Meichenitsch, Katharina: Soziale Hängematte. In: Czejkowska, Agnieszka (Hg.): Imagine Economy. Neoliberale Metaphern im wirtschaftspolitischen Diskurs. Wien 2012. S.117

44 Die Einstellung zum Verhältnis Arbeit: Kapital in der westlichen Welt wurde sehr stark von der christlichen Wertvorstellung geprägt. Im zweiten Brief an die Tessalonicher vom Apostel Paulus ist der berühmte Leitsatz des Christentums zum Thema Ertragsarbeit, "Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen." zu finden, welcher Mitte des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends vom SPD- Politiker, Franz Müntefering in der Debatte um Sozialleistungen und Hartz 4 aufgegriffen wurde. Auch der Grundsatz des Benediktinerordens, "ora et labora" trug zur Heiligung der Arbeit im Gedankengut bei. ³ Ironischerweise setzte Ludovicus Vives, ein jüdischer Humanist und Vertrauter des bereits erwähnten Thomas Morus, bei der christlich-jüdischen Idee der Nächstenliebe an und unterstützte mit diesen Gedanken ein Vorläufermodell des BGE. 4 Heutige Verfechter/-innen eines Grundeinkommens, wie der Basler Unternehmer und Initiator des Volksbegehren für ein Grundeinkommen in der Schweiz (welche bereits mehr als 100.000 Unterstützer/-innen fand), Daniel Häni argumentieren damit, dass der Mensch ein Verlangen nach sinnvoller Tätigkeit verspürt und, dass bei einer, durch Einführung eines GE, gesicherten Existenz 1. die, die Produktivität hemmenden Aspekte des Berufs, wie negativer Druck, oder die Angst um den Arbeitsplatz wegfallen würden, was zur Beibehaltung der Arbeit animiert und 2. die Wahl des Berufes weniger von dem zu erwartenden Gehalt, als nach den eigenen Begabungen und Interessen beeinflusst wird. (Was man gern macht, macht man gut.) 5

³vgl. Füllsack, Manfred: Arbeit. In Liessmann, Konrad Paul (Hg.): Grundbegriffe der europäischen Geistesgeschichte. Wien 2009 S.37, 38 / Segbers, Franz: Aus christlicher Perspektive ein Menschenrecht. Zum garantierten Grundeinkommen aus sozialethisch-theologischer Perspektive. https://www.grundeinkommen.de/10/12/2007/aus-christlicher-perspektive-ein-menschenrecht.html (31.07.13)

4vgl. Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005. S. 16

5 vgl.Schmidt, Colette M.: "Eine Initiative gegen Faulheit". http://derstandard.at/1363709352215/Eine- Initiative-gegen-Faulheit (31.07.13)

45 Daniel Häni dazu im Interview mit derstandard.at auf die Frage, ob ein BGE Faulheit fördern würde:“ Im Gegenteil. Faulheit ist eine Folge von nicht gewollter Tätigkeit und mangelnder Wertschätzung. Folge von nicht gegebener Freiheit. Das hat eine gewisse Teilnahmslosigkeit hervorgebracht. Grundeinkommen ist eine Initiative gegen Faulheit. Man hätte weniger Ausreden zu tun, was man wirklich will.“6 Eine Studie zum BGE der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung Innsbruck ergab, dass die Einschätzungen zu diesem Thema in der Bevölkerung divergieren. 45% der Befragten glauben, dass das Arbeitsangebot sinken würde, 31% halten eine Stagnation für wahrscheinlich und 13% sind der Meinung, dass das Arbeitsangebot höher werden würde (10%: weiß nicht; 2%: keine Angaben). In punkto Leistungsanreize bei Einführung eines GE ergibt sich ein ähnliches Bild: 39%: werden fallen, gleichbleiben: 30%, 17%: „weiß nicht“, 13%: Steigung, 1%: keine Angaben. 7 Doch selbst, wenn angenommen wird, die 44% Prozent der Befragten hätten mit ihrer Vermutung auf eine nicht negative Auswirkung auf den Arbeitsmarkt recht, und die Bevölkerung würde sich auf ihre Fähigkeiten besinnen und den für ihn/sie passenden Job ausüben, so würden wohl die wenigsten ihre Müllentsorger-, oder Abwaschqualitäten forcieren wollen, was einen akuten Mangel an gesellschaftlich notwendigen, aber heute reputationsarmen Berufen zur Folge hätte.

6 Schmidt, Colette M.: "Eine Initiative gegen Faulheit". http://derstandard.at/1363709352215/Eine-Initiative- gegen-Faulheit (31.07.13)

7Haigner, Stefan D. Dr.; Jenewein, Stefan. Mag.; Schneider, Friedrich. Univ-Prof. Dr.; Walkobinger, Florian. Dr.: Bedingungsloses Grundeinkommen. Eine Studie der Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsforschung mbH. http://de.scribd.com/doc/48251775/Studie-der-Gesellschaft-fur-Angewandte- Wirtschaftsforschung-zum-BGE. (31.07.13)

46 BGE- Befürworter/-innen halten diese Befürchtung jedoch für überflüssig und argumentieren mit dem „Angebot und Nachfrage reglementierenden Preis (in diesem Fall den Preis der Lohnarbeit)- Schema“. D. h.: Schmutzige, oder überdurchschnittlich belastende Berufe würden mit einem Grundeinkommen höher entlohnt werden müssen und die dortigen Arbeitsverhältnisse angenehm gestaltet werden. 8 Zudem würden sich durch die, in allen Bereichen fortschreitende Automatisierung, für den Menschen unangenehme Arbeiten reduzieren, oder beinahe gänzlich „aussterben“. 9 Verfechter/-innen der Idee eines BGE gehen noch einen Schritt weiter. Sie behaupten, dass die Arbeitslosigkeit auch darum sinken würde, weil der psychologische Aspekt der Arbeitslosigkeit (heute), also Mangel an sozialem Kapital und Teilhabe an sozialen Beziehungen (Begriff von Pierre Bourdieu) zusätzlich zum Mangel an Kapital in Geldform und der Angst um die Existenz bei Scheitern eines Widereinstiegs in das Arbeitsleben, wegfallen würde. 10

8 vgl. Reischer, Robert: Öst. Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt: „In Freiheit tätig sein“. Diskussionspapier Sept 2010.

9 vgl. Rieger, Frank: Automatisierungsdividende für alle. Roboter müssen unsere Rente sichern. (Frankfurter allgemeine Zeitung) http://www.faz.net/aktuell/automatisierungsdividende-fuer-alle-roboter- muessen-unsere-rente-sichern-11754772.html?selectedTab=article&showMarginalSlot=1 (01.08.13)

10 vgl. Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005. S.76, 77.

47 4.2 Grundeinkommen- Warum auch Reiche?

„Wieso soll das Grundeinkommen auch reichen Leuten zustehen, die es doch gar nicht brauchen?“ ¹ oder: „Ich, als Minister, ich verdien’ ziemlich gut. Ich krieg das ja auch noch. Was ist denn das für ein Unsinn?“ ²

Ein Merkmal eines Bedingungslosen Grundeinkommens stellt die Tatsache dar, dass es an jede Person einer Gesellschaft ausbezahlt wird. D.h.: auch Manager/-innen von Großkonzernen oder Menschen, die hohe politische Ämter mit entsprechendem Gehalt bekleiden hätten Anspruch auf den regelmäßigen Kapitalzuschuss, was bedeuten würde, dass Menschen, die es nicht nach einem zusätzlichen Einkommen verlangt, dennoch die Summe eines GE (wie hoch diese auch immer ausfällt) regelmäßig auf ihr ohnehin volles Konto überwiesen bekämen. Ist das gerecht?

In diesem Punkt der Debatte um ein bedingungsloses Grundeinkommen ist die Frage nach der Finanzierung eines solchen von großer Bedeutung. Basiert die Finanzierung des GE auf Bodenschätzen etc. (wie es im Alaska-Modell der Fall ist), scheint diese Kritik durchaus berechtigt. Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass die Verwaltungskosten bei einer Einkommensprüfung jedes/-r Bürgers/-in, die, wenn verhindert werdet soll, dass auch wohlhabende Menschen diese Dividende ausbezahlt bekommen, unumgänglich wäre, beträchtlich höher als der an die „Superreichen“ auszuzahlende Betrag ausfallen und somit das zur Verfügung stehende Budget für ein bedingungsloses Grundeinkommen schmälern würden. ³

¹Kiel, Sören: Ein Grundeinkommen, bedingungslos für alle- ist das gerecht?. http://www.grundeinkommen- hamburg.de/grundeinkommen/faq_ist_das_gerecht.php (27.07.13)

²Duin, Garrelt in Bedingungsloses Grundeinkommen - Absolute Mehrheit. http://www.youtube.com/watch?v=33-161zFjx0. (02.08.13) ³ vgl. Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005. S.76, 77.

48 Der Ökonom, Sir Anthony Atkinson dazu in "participation income". "In order to secure political support" (1993)

“After a while, one may well realise that paying controllers to try to catch the few really work-shy would cost more, and create more resentment all over than just giving this modest floor income to all, no questions asked” 4

Zudem erreicht eine finanzielle Hilfeleistung ärmere Bevölkerungsschichten effizienter, wenn es für diese keiner Antragsstellung erfordert und, da es für jede/-n zugänglich ist, keinen Grund zu Scham birgt. Laut einem Artikel in „Der Standard“ vom 20.08.2013 beziehen Österreichweit nur 50 Prozent der Berechtigten die ihnen zustehende Mindestsicherung. Wien gilt mit Rund 77% als Spitzenreiter, Kärnten ist das Schlusslicht mit lediglich 22%. 5 (Statistik bei Anlagen

Um der Bereicherung der ohnehin wohlhabenden Bevölkerungsschicht vorzubeugen wären zwei Finanzmodelle denkbar. 1.) ein vom Einkommen abhängiger degressiv ausgezahlter Betrag, welcher an alle Mitglieder einer Gesellschaft fließt und 2.) die Auszahlung einer einheitlichen Dividende, wenn ein Grundeinkommen durch Abgaben aus verschiedenen Bereichen (mit)finanziert würde, wie etwa erhöhte Öko-Steuern, Finanz- Transaktionssteuern und vor allem Reichen/Vermögenssteuern. Beide Modelle hätten eine Umverteilung von Kapital in der Gesellschaft als Resultat. 6

4Basic Income Earth Network: About Basic Income. http://www.basicincome.org/bien/aboutbasicincome.html. (03.08.13)

5 Austria Presse Agentur; red: Verzicht auf Mindestsicherung. Nur 50 Prozent der Berechtigten werden vorstellig. In DER STANDARD vom 20.08.2013. S.6

6 vgl. Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005. S.67.

49 4.3 Verminderung der Berufstätigkeit von Frauen

„In Migranten-Familien, für die die Berufstätigkeit der Frau nach wie vor kulturell fremdartig ist, wäre das Thema der Berufstätigkeit der Ehefrau endgültig erledigt: Wo keine ökonomische Notwendigkeit, da muss man sich mit einer solchen Veränderung des Gender-Verhältnisses nicht mehr befassen.“¹

Auch der dritte der 7 ausgewählten Kritikpunkte, hier formuliert vom Professor für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Julian Nida- Rümelin, scheint ein schwer zu umgehendes Problem bei der Einführung eines BGE darzustellen. In manchen Kulturen ist eine Integration der Frau in das Arbeitsleben, oft aus religiöser Überzeugung heraus, unüblich oder gar verpönt. Im Islam etwa besteht zwar kein Verbot für Erwerbstätigkeit von Frauen, partout, jedoch wird ihr Platz üblicherweise außerhalb einer solchen gesehen, da ihr Aufgabenfeld hauptsächlich häusliche Pflichten umfasst.

„Das eigene Heim ist zwar der primäre Ort einer Frau, aber sie kann arbeiten gehen, wenn sie niemanden hat, der sie unterstützt, oder wenn das Einkommen des Ehemannes nicht für die Bedürfnisse der Familie ausreicht.“ ²

Da durch ein Grundeinkommen in Existenz sichernder Höhe, die Häufigkeit solcher Umstände erheblich vermindert würde, wäre Erwerbstätigkeit der Frau, welche zweifelsfrei einen Fortschritt in Sachen Integration in die Gesellschaft (Sprachkenntnisse etc.) darstellt nicht mehr von Nöten und somit auch nur sehr beschränkt gegeben.

Anmerkung: Selbstredend ist das Zuhausebleiben der Familienmutter keineswegs ein nur im Islam anzufindendes Problem.

¹Nida-Rümelin, Julian: Zur Kritik der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens Zehn Anmerkungen. (Frankfurter Hefte Juli- August 2008). S. 85

²Ghaffar, Hassan Abdul: Die Rechte und Pflichten der Frau im Islam. http://www.way-to- allah.com/dokument/rechteUndPflichtenDerFrau.pdf. (08.08.2013)

50 Dieser Kritik halten Befürworter/-innen eines Grundeinkommens entgegen, dass durch die hier nicht an Familien, wie bisher oft der Fall, sondern individuell ausbezahlte Dividende die Abhängigkeit der Frau vom Mann allgemein erheblich sinkt, da bei Auflösung einer Partnerschaft dem weiblichen Teil der Beziehung kein finanzieller Ruin winkt, was heute durchaus nicht unüblich ist. Auch wird dem BGE ein emanzipatorischer Wert zugesprochen:

„Im Unterschied zum bestehenden Sozialsystem, das am normativen Leitbild der ehelichen Kernfamilie orientiert ist und von der Normalitätsannahme abweichende Lebenswege diskriminiert, ist ein Grundeinkommen gegenüber verschiedenen Familienmodellen neutral und unterstützt damit die Pluralisierung von Lebensweisen. Das birgt prinzipiell die Chance auf Aufweichung von traditionellen Familienmodellen und Geschlechterrollen.“¹

Auch ist die Zahl der in Anspruch genommenen Teilzeitjobs bei Frauen besonders hoch, was für sie derzeit üblicherweise 2 logische Nachteile bedingt: 1. Nicht ausreichende Bezahlung im arbeitsfähigen Alter  2. Zu geringe Pension um einen würdigen Lebensabend zu verbringen. In beiden Fällen würde ein GE natürlich Abhilfe schaffen.² Ein durch Einkommenssteuer (mit-)finanziertes Grundeinkommen hätte zudem positive finanzielle Folgen für Frauen, da Männer zurzeit immer noch erheblich mehr als Frauen, bei gleicher Arbeit, verdienen.3

Generell sei gesagt, dass ein Bedingungsloses Grundeinkommen als eine transnationale Idee gesehen werden kann/soll, weshalb sich die Frage nach der Migration in einem solchen Modell nicht stellt. Jedoch sind gerade im Verhältnis Feminismus: BGE noch Fragen offen, welche nur durch Beobachtung der Entwicklung nach Einführung eines Grundeinkommens verlässlich beantwortet werden können.

¹Pimminger, Irene: Bedingungsloses Grundeinkommen aus einer geschlechterpolitischen Perspektive. In Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.): Wiso direkt. Bonn. 2008

²Sambor, Ulrike: STELLUNGNAHME ZU EINWÄNDEN GEGEN DAS BGE:(Emanzipatorisches Bedingungsloses Grundeinkommen). Wien 2011

3 vgl. Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005. S.86,87

51 4.4 Kapitalflucht bei vermögensbezogenen Steuern

„Wird ein Bedingungsloses Grundeinkommen durch eine Erhöhung der Vermögenssteuer mitfinanziert, so suchen sich große Unternehme/-r andere Standorte für die Produktion und deren Kapital, was der Wirtschaft schadet.“¹

Für ein Land oder Gebiet scheint es erstrebenswert, Standort für möglichst viele Konzerne mit möglichst hohem Umsatz zu sein, um die Wirtschaft zu stärken, was wiederum den Bewohner/-innen des Staats oder des Gebietes zu gute kommen sollte. -Geht es der Wirtschaft gut, geht es uns allen gut- Würde ein bedingungsloses Grundeinkommen nun durch erhöhte Abgaben auf Vermögen, oder Grund finanziert, hätte das nicht zur Folge, dass die „Leistungsträger“ der Gesellschaft das Weite suchen und ihre Betriebe im Ausland ansiedeln, was einen Zusammenbruch der hiesigen Wirtschaft bedingen würde?

Zuerst sei gesagt, dass die Attraktivität eines Firmen-Standorts keineswegs nur von der dortigen Steuerbelastung für Groß-Unternehmen abhängt. Wichtige Argumente für oder gegen die Entscheidung, einen Betrieb und das damit verbundene Kapital in einem gewissen Gebiet anzusiedeln, stellen außerdem administrative Begebenheiten, Infrastruktur, Absatzaussichten der hergestellten Produkte, die Qualität der Ausbildung von Arbeitskräften + ausreichende Anzahl von solchen, politische Stabilität und nicht zuletzt die Kenntnis über die dort gegebenen wirtschaftlichen Umstände dar. ²

¹ vgl. Götte, Andreas: Wirtschaftswissenschaftlerin Caren Sureth analysiert die "Reichensteuer". http://www.nwnews.de/owl/kreis_paderborn/paderborn/universitaet_paderborn/8345435_Mehr_Risiken_als _Chancen.html (29.07.13)

²vgl. Muhr, Katharina: Das Kapital ist scheu wie ein Reh. In: Czejkowska, Agnieszka (Hg.): Imagine Economy. Neoliberale Metaphern im wirtschaftspolitischen Diskurs. Wien 2012. S.63

52 Zudem ist der von der Wirtschaftskammer Österreich 2010 aufgegriffene Slogan:“ Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“ nur schwer vertretbar, da Unternehmen, die hohe Gewinne erzielen, dies meist auf dem Rücken der Angestellten in Form von niedrigen Reallöhnen, unsicheren Arbeitsverhältnissen und verschlechterten Arbeitsbedingungen tun. 3 So etwa in Deutschland: In der Zeit von 2003 bis 2008 als sich Export und damit Wirtschaft auf einem Höhepunkt befand, sanken die Reallöhne der Arbeitnehmer/-innen, wohingegen der Verdienst von Selbstständigen und das Bruttoinlandsprodukt anstiegen. 4

Im Fall des Staates Österreich wäre eine „Flucht des Kapitals“, wie oft befürchtet auch darum unwahrscheinlich, da das Land als Offshore- Finanzplatz oder Steueroase gilt, was sich laut ATTAC Österreich in folgenden Punkten äußert:

„1. Einzigartig strenges Bankgeheimnis 2. Viel zu geringe Besteuerung von Kapitalerträgen 3. Vermögen fast steuerfrei 4. Bei Gewinnsteuern heizt Österreich den Steuerwettbewerb an 5. Die größten Vermögen haben durch die Konstruktion der Privatstiftungen die größten Steuerprivilegien 6. Österreich verweigert Kooperation innerhalb der EU 7. Österreich wird als Steueroase angepriesen“5

Quod erat demonstrandum scheint ein wirtschaftlicher Zusammenbruch einer Nation durch erhöhte Vermögens-, Finanztransaktionssteuern etc. nicht sehr realistisch.

3 Ruttner, Florian: Wozu Kritik der politischen Ökonomie?. http://www.bagrupowi.at/docs/texte/wozu_kritik_der_oekonomie.html (12.08.13)

4Asenbaum, Hans: Exportweltmeister. In: Czejkowska, Agnieszka (Hg.): Imagine Economy. Neoliberale Metaphern im wirtschaftspolitischen Diskurs. Wien 2012. S31-33

5Attac Österreich: 7 Gründe warum Österreich eine Steueroase ist. http://www.attac.at/kampagnen/steueroasen0/7gruende0.html (12.08.13)

53 4.5 Grundeinkommen verursacht eine Umverteilung von unten nach oben

„Das bGE ist neoliberal und wird die Umverteilung von unten nach oben verstärken.“¹

Wenn Arbeitnehmer/-innen einen (Groß)Teil ihres Einkommens monatlich vom Staat beziehen, birgt das nicht die Gefahr, dass Unternehmen die Reallöhne senken könnten, was zur Folge hätte, dass Firmenbesitzer/-innen ihren Reichtum trotz der geforderten Reichensteuern noch ausbauen könnten, da die Arbeitnehmer/-innen nicht unbedingt auf den Einkommenszuschuss angewiesen wären? Außerdem würde ein Bedingungsloses Grundeinkommen bei der momentan Beihilfen beziehenden Bevölkerung lediglich die bisherigen finanziellen Hilfen von Seite des Staates (Kindergeld, Familienbeihilfe etc.) ersetzen und im besten Fall leicht erhöhen, während hingegen jene, die heute nicht auf finanzielle Stützen angewiesen sind, das Grundeinkommen zusätzlich zu ihrem Gehalt bekämen. ² Ist ein bedingungsloses Grundeinkommen nun ein Hirngespinst von Anhänger/- innen des Neoliberalismus, (unter denen sich tatsächlich einige Vertreter/-innen eines BGE befinden) das bei seiner Einführung für eine Schlechterstellung der Arbeitnehmer/ -innenverhältnisse sorgen würde? Wie bei Kritikpunkt 2 („Wieso soll das Grundeinkommen auch reichen Leuten zustehen, die es doch gar nicht brauchen?“) handelt es sich bei der Frage, ob die Äußerung, ein BGE sei neoliberal, legitim ist, um eine Frage nach der Art des eingeführten Modells. Um einer „Abwärtsspirale der Löhne“ vorzubeugen und im selben Schritt Kapitalumverteilung von „oben nach unten“ gewährleisten zu können bedarf es der Einführung/ Beibehaltung von Mindestlöhnen und weiter oben bereits angeführten Maßnahmen. ³

¹Praetorius,Ina; Varga Irene: Bedingungsloses Grundeinkommen: neoliberal oder sozial?. http://www.zeitpunkt.ch/news/artikel-einzelansicht/artikel/bedingungsloses-grundeinkommen-neoliberal- oder-sozial.html (29.07.13)

²vgl. Praetorius,Ina; Varga Irene: Bedingungsloses Grundeinkommen: neoliberal oder sozial?. http://www.zeitpunkt.ch/news/artikel-einzelansicht/artikel/bedingungsloses-grundeinkommen-neoliberal- oder-sozial.html (11.08.13) ³vgl. Löding, Thomas: DAS BEDINGUNGSLOSE GRUNDEINKOMMEN – EINE NEOLIBERALE FORDERUNG? Göttingen 2007 http://www.archiv-grundeinkommen.de/loeding/20070502-Loeding-bge- diplom.pdf. (11.08.2013) S.44

54 Prinzipiell kann die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens nur sehr schwer als eine neoliberale bezeichnet werden. Im Gegenteil: Ein BGE weist durchaus offensichtliche Parallelen zur Marx’schen Vorstellung des Sozialismus und Kommunismus auf. Wird ein Grundeinkommen auf Basis der in einem Land oder Gebiet vorhandenen Ressourcen ausbezahlt, wie in Alaska, so geschieht dies nach der Vorstellung, der Lebensraum und die dort vorhandenen Produktionsmittel gehörten der Allgemeinheit, weshalb auch jede und jeder Anspruch darauf haben sollte. (Marx 1875: Sozialismus ist kollektives Eigentum der Produktionsmittel) 4 „..nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitig en Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen - erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“5

Auch bei diesen Zeilen (vor allem im letzten zitierten, berühmten Ausruf) von Karl Marx zum Kommunismus lassen sich deutliche Parallelen zur Idee des BGE erkennen und wie kommunistische Organisationen empfinden BGE- Anhänger/-innen (wie bei der Frage nach der Beschäftigung bereits erwähnt) in der Automatisierung und der daraus resultierenden höheren Produktivität eine Chance zur Verringerung der Arbeitszeit.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen als eine neoliberale Forderung zu bezeichnen scheint also nur gerechtfertigt, wenn bei Einführung gleichzeitig alle Sozialleistungen eingespart, Mindestlöhne abgeschafft und das Steuersystem nicht überarbeitet wird, was voraussichtlich (wirklich) eine noch ungleichere Verteilung von Kapital zur Folge hätte.

4 vgl. Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005. S.87-90

5 Marx, Karl: Kritik des Gothaer Programms. Berlin 1973. S.19

55 4.6 Vernichtung der Exportwirtschaft wegen Inflation

„Lohnsteigerungen bedingen Preissteigerungen, was eine hohe Inflation zur Folge hat und damit Exporte (z.B. Österreichischer) Produkte zumindest innerhalb der Eurozone unmöglich machen würde.“ ¹

Würde ein Grundeinkommen (beispielsweise in Österreich) eingeführt und jede/r Bürger/in bekäme regelmäßig einen gewissen Betrag ausbezahlt, so würde das Kapitalvermögen im Durchschnitt (nicht das Bruttoinlandsprodukt) deutlich angehoben. Unternehmen könnten daraufhin, da für die in Österreich lebende Bevölkerung höhere Preise von Produkten ohnehin tragbar wären, diese drastisch erhöhen, was zu einer Hyperinflation führen würde und die Kaufkraft des/r einzelnen und die Möglichkeit für ein Leben ohne Zwang zur Lohnarbeit wieder auf den Stand vor der Einführung eines GE zurückversetzen.

Doch eine Geldentwertung in einem solchen Ausmaß hätte noch viel gravierendere Folgen. Seit Österreichs Beitritt zur Eurozone im Jahre 1999 hat der prozentuelle Anteil an Importen und Exporten von und in die Staaten der EU einen Wert von 70,4 (Import) beziehungsweise 68,1 Prozenten (Export) erreicht. (Statistik Austria 2012)* Bei einer derartigen Entwertung des Euro, wäre ein Export österreichischer Produkte unmöglich, da die Handelspartner nicht den (für sie) extrem überhöhten Preis bezahlen könnten/wollten. Wie kann bei solch düsteren Aussichten die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens dennoch verfochten werden?

¹vgl. Koza, Markus in: Der Streit um das Grundeinkommen- Salzburger Nachtstudio-Ö1 – 16.11.2011.wmv 46:50 http://www.youtube.com/watch?v=FxResy-Z1aQ (29.07.13)

56 In Österreich herrscht die sogenannte „freie Marktwirtschaft“. D.h.: freie Preise, freier Handel, freier Wettbewerb, freie Wechselkurse etc. Zusätzlich dazu gelten in der EU seit 1993 (also in Österreich seit 1995) die vier Grundfreiheiten des Verkehrs von Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital. Im Gegensatz zu den mit „frei“ attribuierten Begriffen, stehen Einschränkungen und Eingriffe von Seiten des Staates, welcher versucht, die Freiheit des Marktes einzuschränken, etwa durch Preisregulierungen. ² Momentan ist dies der Fall bei den EU-weit gültigen Preis-Obergrenzen für Telefonieren, Kurzmitteilungen und mobiles Internet (Roaming), bei der Regulierung von Elektrizität und Erdgaswirtschaft von der österreichischen E- Control und anderen monopolgeneigten Branchen. Um ein Ansteigen der Produktpreise ins Unermessliche zu verhindern, fordert das Öst. Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt derartige Schritte. „verstärkte Kontrollen und Transparenz der Preisgestaltung bzw. Preisvergleiche um die Anhebung der Preise für Grundbedürfnisse und Mieten zu verhindern.“³ Die, hier vom Grünen Gewerkschafter, Markus Koza im Salzburger Nachtstudio von Ö1 ausgesprochene Befürchtung, die gesamte Wirtschaft eines Staates mit Grundeinkommen würde zusammenbrechen scheint also nur angebracht, wenn mit der Einführung des BGE keine weiteren steuerlichen oder den Markt regulierenden Maßnahmen getätigt werden. Außerdem handelt es sich beim bedingungslosen Grundeinkommen, wie bei Kritikpunkt 2 (In Migranten-Familien, für die die Berufstätigkeit der Frau nach wie vor kulturell fremdartig ist, wäre das Thema der Berufstätigkeit der Ehefrau endgültig erledigt: Wo keine ökonomische Notwendigkeit, da muss man sich mit einer solchen Veränderung des Gender-Verhältnisses nicht mehr befassen) bereits ausgeführt, um eine Idee, die nicht an nationale Grenzen gebunden ist, weshalb sich die Frage nach Inflation, Export, Import anders stellen würde.

²vgl. Ötsch, Walter: Der freie Markt. In: Czejkowska, Agnieszka (Hg.): Imagine Economy. Neoliberale Metaphern im wirtschaftspolitischen Diskurs. Wien 2012. S.39-44 ³Öst. Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt: Wege zum Grundeinkommen. Diskussionspapier Sept 2010. S.3

57 4.7 Kein Ausbau der Sozialleistungen in der Krise

„Jetzt in der Krise müssen Sozialleistungen eingespart, statt erweitert werden“ ¹

Nach dem Platzen der Immobilienblase in den U.S.A, zu deren Aufblähen die Vergabe von Krediten an Menschen ohne entsprechende Sicherung entscheidend beigetragen hatte, dem Fall von Lehman Brothers, dem Zusammenbruch hoch riskanter Finanzspekulationen und anderen Ereignissen kam es im Jahre 2007 zu einer globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, welche bis heute 2013 andauert. Da eine derartige Krise einen massiven Rückgang des BIP einfordert, waren vermehrt Slogans wie, „Wir haben über unserer Verhältnisse gelebt“, oder „Nun müssen alle den Gürtel enger schnallen“ zu vernehmen. Solche Aussagen fielen beim Volk, so scheint es, auf fruchtbaren Boden. In der Schweiz, etwa wurde 2008 eine Studie durchgeführt, deren Ergebnis war, dass knapp die Hälfte der Befragten in den kommenden Monaten sparen wolle. ² Auch die, für die Länder, die sich tief in der Krise befinden/befanden zuständigen Regierungen blieben in punkto Einsparungen nicht untätig und versuch(t)en, die von der EU vorausgesetzten Sparmaßnahmen auf Kosten von Sozialleistungen etc. durchzuführen. Wie kann zum jetzigen Zeitpunkt mit den gegeben Umständen der Ruf nach einem bedingungslosen Grundeinkommen laut werden, welcher ohne Zweifel eine Aufstockung der Sozialleistungen beinhalten würde?

¹vgl. BEIGEWUM/ Attac: Mythen der Krise. Einsprüche gegen falsche Lehren aus dem großen Crash. Hamburg 2010 S.108

²vgl. Tagesanzeiger: Den Gürtel enger schnallen wegen der Finanzkrise. http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Den-Guertel-enger-schnallen-wegen-der- Finanzkrise/story/21153620. (13-08-2013)

58 Ein Rückgang der Investitionen von Unternehmen, der Vergabe von Krediten, des Konsums von Privathaushalten und der Staatsausgaben hat zur Folge, dass eine Finanzkrise von längerer Dauer ist und vielleicht noch gravierendere Auswirkungen, als ohnehin schon eintreten, entstehen werden. Die Gesamtnachfrage nach Produkten innerhalb der EU wird zu zwei Dritteln von der, der privaten Haushalte bestimmt. Dezimiert sich nun die finanzielle Hilfe von Seiten des Staates, so sinkt auch die Konsumfreudigkeit³ - Ein circulus vitiosus!

59 ³ vgl. BEIGEWUM/ Attac: Mythen der Krise. Einsprüche gegen falsche Lehren aus dem großen Crash. Hamburg 2010 S.108-112

60 5. FAZIT

Trotz der vielen ideologischen Disparitäten rund um das bedingungslose Grundeinkommen, kann eine Eigenschaft dieser Idee ganz klar festgehalten werden: Sie ist komplex und vielfältig, weshalb es auch eine schwierige Aufgabe darstellt, ein Fazit auf 2-3 Seiten niederzuschreiben. Eine der Fragen, die sich im Laufe der Recherchen zu einem der interessantesten und wichtigsten Punkte etablierte, war, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen als das gesehen werden kann/muss, für das es dessen Kritiker/-innen halten: Eine Utopie, ein Versuch Schlaraffenland-ähnliche Zustände Wirklichkeit werden zu lassen, eine nette Idee, die aber unmöglich durchzuführen ist und daher als Hirngespinst abgetan werden kann, oder aber, ob es sich beim Grundeinkommen um eine (durchaus durchführbare) Idee handelt die das Potenzial hat, die Gesellschaft, das Verhältnis von Arbeit und Einkommen und das Denken der Menschen überhaupt maßgeblich zu verändern. Wenig überraschend lag die endgültige Auflösung dieser Frage nicht im Rahmen des Möglichen. Nur beginnt man, bei intensiverer Auseinandersetzung, das Grundeinkommen weniger als eine rein wirtschaftliche, als auch eine psychologische, ethische und sozialpolitische Idee zu sehen (Geht man vom historischen Materialismus aus, wonach die Entwicklung einer Gesellschaft zum Großteil von der Verteilung der vorhandenen Güter abhängt, scheint dies eine nur logische Konsequenz darzustellen). Trotz der bewegten Geschichte der Idee des Grundeinkommens, bei der sowohl die Fortschrittlichkeit der Gedanken des Thomas Morus und weiteren Vordenkern nach- und vor seiner Zeit, als auch die nicht unbeträchtliche Anzahl an Versuchen, ein BGE Realität werden zu lassen, hervorzuheben ist, verwundert der Umstand doch, dass diese Idee nur einem geringen Teil der Bevölkerung ein Begriff ist. Ob die Ursache dafür in politischem Unwillen, in der (noch) Unbereitschaft eines Großteils der Menschheit zu einer solchen Veränderung liegt oder ob die Idee „BGE“ als ganzes mehr Schaden als Gutes anrichten würde? Ein weiterer nicht zu klärender Aspekt.

61 Als Besonders spannend, intensiv und daher auch umfangreich gestaltete sich die Recherche zu der Kritik am BGE, die, ausgehend von den verschiedensten Menschen aus verschiedensten Bevölkerungsgruppen, sowohl ideologischen (durchaus auch bei den befragten politischen Parteien), als auch wirtschaftlichen Ursprungs war. Grundsätzlich gilt: Selbst, wenn ein die Gesellschaft grundlegend veränderndes Modell (und ein BGE kann ohne weiteres als ein solches gesehen werden) ganz und gar durchdacht erscheint, können nach der Umsetzung eines solchen Modells unvorhersehbare negative oder positive Veränderung in einer Gesellschaft stattfinden, wie es etwa die drastisch ansteigende Scheidungsrate in den Gebieten der U.S.A, in denen Grundeinkommens-Versuche durchgeführt wurden (welche auch als ein Zeichen vermehrter Unabhängigkeit von Frauen interpretiert werden könnte) zeigt. Ein Gebiet, ein Staat oder gar eine Welt ohne Armut, was als erklärtes Ziel des Grundeinkommens deklariert werden kann, wäre in meinen Augen ein erstrebenswertes und wunderbares Szenario für mehr Freiheit und Gerechtigkeit. Sicherlich interessant zu beobachten wird sein, wie sich die Idee des Grundeinkommens in unserem Nachbarland, der Schweiz, entwickelt. Bei einer erfolgreichen Einführung könnte dieser Staat als Vorbild für weitere gelten. Darum kann davon gesprochen werden, dass dem Grundeinkommen mit jener Volksabstimmung eines der einschneidendsten Ereignisse seiner Geschichte bevorstehen könnte. Die Punkte 3.1 und 3.2 (Bestrebungen zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens bzw. Positionen politischer Parteien in Österreich zum bedingungslosen Grundeinkommen) verdeutlichen, dass das Grundeinkommen höchstwahrscheinlich in naher Zukunft das bleiben wird, was es jetzt ist: Eine Idee. Dennoch, oder gerade darum möchte ich mein Fazit mit einem Zitat aus „Ein Grundeinkommen für alle?“ schließen:

„Nur, wenn wir heute kohärente Strategien entwickeln und gangbare Wege aufzeigen, können wir morgen vielleicht die Gelegenheit beim Schopfe packen und uns auf einem dieser Wege vorwagen.“¹

¹Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005. S.128

62 6. Literatur- und Quellenverzeichnis

Asenbaum, Hans: Exportweltmeister. In: Czejkowska, Agnieszka (Hg.): Imagine Economy. Neoliberale Metaphern im wirtschaftspolitischen Diskurs. Wien 2012

Attac Österreich: 7 Gründe warum Österreich eine Steueroase ist. http://www.attac.at/kampagnen/steueroasen0/7gruende0.html

Austria Presse Agentur; red: Verzicht auf Mindestsicherung. Nur 50 Prozent der Berechtigten werden vorstellig. In DER STANDARD vom 20.08.2013

Austria Presse Agentur: BZÖ will "Bürgergeld" statt Mindestsicherung. http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/521532/BZOe-will-Buergergeld- statt-Mindestsicherung (2013-08-20)

Austria Presse Agentur: Westenthaler: BZÖ gegen arbeitsloses Grundeinkommen!. http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20061005_OTS0057/westenthaler- bzoe-gegen-arbeitsloses-grundeinkommen (2013-08-20)

Attac Inhaltsgruppe Grundeinkommen: Finanzierungsmodell für ein bedingungsloses Grundeinkommen. 2011 http://sedl.at/Grundeinkommen

ATV Ampunkt. Redaktion: Essen oder Heizen – mehr als eine Million Österreicher sind von Armut bedroht! Die Sendung vom 22. Mai 2013. http://blog.atv.at/ampunkt/tag/grundeinkommen/# (2013-09-14)

Basic Income Grant Coalition: Der entscheidende Unterschied. Das Grundeinkommen in Namibia. 2009 http://www.bignam.org/Publications/BIG_Assessment_report_08b_german.pdf (14.09.2013)

BEIGEWUM/ Attac: Mythen der Krise. Einsprüche gegen falsche Lehren aus dem großen Crash. Hamburg 2010

Burian, Peggy: Das garantierte Grundeinkommen–Grundlagen und Entstehung einer Idee von der Antike bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Leipzig 2006 www.archiv-grundeinkommen.de/burian/Diplomarbeit-Burian-Ideengeschichte- Grundeinkommen.pdf

Campanella, Tommaso: Der Sonnenstaat. Idee eines philosophischen Gemeinwesens. Ein poetischer Dialog. Frankfurt 1602. http://www.igelity.de/static/books/Campanella_Sonnenstaat/Campanella_Sonne nstaat.pdf (20.07.13)

63 Germund, Willi: Indien will Hunger von 800 Millionen stoppen. In: Salzburger Nachrichten vom 28.08.2013

Ehrngruber, Marina: Das Speenhamland-System- Selbsterzeugter Pauperismus oder moderne Sozialpolitik?. Hagen 2011

Forget, Evelyn L.: THE TOWN WITH NO POVERTY:. A history of the North American Guaranteed Annual Income Social Experiments. Manitoba 2008

Fourier, Charles: Théorie de l'Unité Universelle. Paris

Füllsack, Manfred: Arbeit. In Liessmann, Konrad Paul (Hg.): Grundbegriffe der europäischen Geistesgeschichte. Wien 2009

Ghaffar, Hassan Abdul: Die Rechte und Pflichten der Frau im Islam. http://www.way-to-allah.com/dokument/rechteUndPflichtenDerFrau.pdf. (08.08.2013)

Haigner, Stefan D. Dr.; Jenewein, Stefan. Mag.; Schneider, Friedrich. Univ-Prof. Dr.; Walkobinger, Florian. Dr.: Bedingungsloses Grundeinkommen. Eine Studie der Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsforschung mbH. http://de.scribd.com/doc/48251775/Studie-der-Gesellschaft-fur-Angewandte- Wirtschaftsforschung-zum-BGE. (31.07.13)

Hughes, David: Labour to provide ₤250 baby bonds. http://www.dailymail.co.uk/news/article-41333/Labour-provide-250-baby- bonds.html (2013-10-05)

Kiel, Sören: Ein Grundeinkommen, bedingungslos für alle- ist das gerecht?. http://www.grundeinkommen- hamburg.de/grundeinkommen/faq_ist_das_gerecht.php (27.07.13)

Kommunstische Partei Österreich: Warum wir über ein Grundeinkommen diskutieren. http://www.kpoe.at/home/positionen/themen-archiv/anzeige- themen-archiv/datum/2006/12/07/warum-wir-ueber-ein-grundeinkommen- diskutieren.html (2013-08-20)

Kumpmann, Ingmar: Höhe und Finanzierung eines Grundeinkommens. 2005 http://www.archiv-grundeinkommen.de/kumpmann/Hoehe-Finanzierung.pdf (2013-10-03)

Lessenich, Stephan: Das Grundeinkommen in der politischen Debatte. In: Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich Ebert Stiftung (Hg.): Wiso Diskurs. Expertisen und Dokumentationen zur Wirtschafts- und Sozialpolitik. Bonn 2009

Löding Thomas: DAS BEDINGUNGSLOSE GRUNDEINKOMMEN – EINE NEOLIBERALE FORDERUNG?. Göttingen 2007 http://www.archiv- grundeinkommen.de/loeding/20070502-Loeding-bge-diplom.pdf

64 Lotter, Wolf: Der Lohn der Angst. In: Werner, Götz W.(Hg.): Ein Grund für die Zukunft: das Grundeinkommen. Interviews und Reaktionen. Stuttgart

Marx, Karl: Kritik des Gothaer Programms. Berlin 1973

Meichenitsch, Katharina: Soziale Hängematte. In: Czejkowska, Agnieszka (Hg.): Imagine Economy. Neoliberale Metaphern im wirtschaftspolitischen Diskurs. Wien 2012Ehrngruber

Morus, Thomas: Utopia. Löwen 1516. http://pummi.com/jg2/Utopia.pdf (20.07.2013)

Muhr, Katharina: Das Kapital ist scheu wie ein Reh. In: Czejkowska, Agnieszka (Hg.): Imagine Economy. Neoliberale Metaphern im wirtschaftspolitischen Diskurs. Wien 2012

Munell, Alicia H.: Lessons from the Income Maintenance Experiments: An Overview. http://www.bostonfed.org/economic/conf/conf30/conf30a.pdf (23.08.13)

Nida-Rümelin, Julian: Zur Kritik der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens Zehn Anmerkungen. (Frankfurter Hefte Juli- August 2008).

ORF online: Kirchliche Organisationen für Grundeinkommen. 15. 03.2013 http://religion.orf.at/stories/2575728/ (2013-09-13)

Öst. Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt: Wege zum Grundeinkommen. Diskussionspapier Sept 2010

Ötsch, Walter: Der freie Markt. In: Czejkowska, Agnieszka (Hg.): Imagine Economy. Neoliberale Metaphern im wirtschaftspolitischen Diskurs. Wien 2012.

Paine, Thomas: Agrarian Justice. 1797 http://schalkenbach.org/library/henry- george/grundskyld/pdf/p_agrarian-justice.pdf (20-07-13)

Pimminger, Irene: Bedingungsloses Grundeinkommen aus einer geschlechterpolitischen Perspektive. In Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.): Wiso direkt. Bonn. 2008

Praetorius,Ina; Varga Irene: Bedingungsloses Grundeinkommen: neoliberal oder sozial?. http://www.zeitpunkt.ch/news/artikel- einzelansicht/artikel/bedingungsloses-grundeinkommen-neoliberal-oder- sozial.html (29.07.13)

Preobashenskij, E.: Die sozialistische Alternative. Marx, Lenin und die Anarchisten über die Abschaffung des Kapitalismus. Berlin 1974

65 Ray, Christopher: Niemand braucht das bedingungslose Grundeinkommen…. http://www.faktuell.de/editorial/1913-bge-niemand-braucht-das-bedingungslose- grundeinkommen (26.07.13)

Reischer, Robert; Öst. Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt: „In Freiheit tätig sein“. Diskussionspapier Sept 2010.

Rieger, Frank: Automatisierungsdividende für alle. Roboter müssen unsere Rente sichern. (Frankfurter allgemeine Zeitung) http://www.faz.net/aktuell/automatisierungsdividende-fuer-alle-roboter- muessen-unsere-rente-sichern- 11754772.html?selectedTab=article&showMarginalSlot=1 (01.08.13)

Rottenfußer, Roland: „Was sonst kann so schnell und effektiv die Armut lindern?". Bedingungsloses Grundeinkommen in Brasilien. Köln 2012. http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17990 (13.09.2013)

Ruttner, Florian: Wozu Kritik der politischen Ökonomie?. http://www.bagrupowi.at/docs/texte/wozu_kritik_der_oekonomie.html

Sambor, Ulrike: STELLUNGNAHME ZU EINWÄNDEN GEGEN DAS BGE:(Emanzipatorisches Bedingungsloses Grundeinkommen). Wien 2011

Schiller, Friedrich: Friedrich Schiller an den Herzog Christian Friedrich von Augustenburg. Jena 1793 http://www.wissen-im- netz.info/literatur/schiller/briefe/vSchiller/1793/179311112.html (2013-10-18)

Schmidt, Colette M.: "Eine Initiative gegen Faulheit". http://derstandard.at/1363709352215/Eine-Initiative-gegen-Faulheit (31.07.13)

Schreiter, Christian: Zuhören, miteinander reden und Österreich gemeinsam gestalten. http://neos.eu/kandidat/christian-schreiter/ (2013-08-20)

Schweizerischer Gewerkschaftsbund: Verteilungsbericht 2012. Vermögen. 2012. http://www.verteilungsbericht.ch/?portfolio=133 (2013-09-22)

Segbers, Franz: Aus christlicher Perspektive ein Menschenrecht. Zum garantierten Grundeinkommen aus sozialethisch-theologischer Perspektive. https://www.grundeinkommen.de/10/12/2007/aus-christlicher-perspektive-ein- menschenrecht.html (31.07.13)

Siebert, Sven: Ich verlange 1500 Euro für jeden. Berlin 2010 http://www.sz- online.de/nachrichten/ich-verlange-1500-euro-fuer-jeden-303751.html (2013-09- 21)

Suplicy, Eduardo Matarazzo: The Prospects of Basic Income in Developing Countries. The approval and sanctioning of the Basic Income Bill in Brazil: How it will be implemented. Barcelona 2004. http://www.basicincome.org/bien/pdf/2004Suplicy.pdf (13.09.2013)

66

Tagesanzeiger: Den Gürtel enger schnallen wegen der Finanzkrise. http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Den-Guertel-enger-schnallen- wegen-der-Finanzkrise/story/21153620. (13-08-2013)

Vanderborght, Yannick; Van Parijs, Philippe: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Frankfurt 2005.

Werner, Götz W: Ein Grund für die Zukunft: das Grundeinkommen. Interviews und Reaktionen. Stuttgart 2010

Zumach, Andreas: 2.500 Schweizer Franken für jeden. Berlin Juli 2013 http://www.taz.de/!120741/ (2013-09-22)

http://de.wikipedia.org/wiki/Bedingungsloses_Grundeinkommen http://www.grundeinkommen.at/ http://www.pro-grundeinkommen.at/

Unterschriftenbogen Eidgenössischen Volksinitiative <>. http://bedingungslos.ch/fileadmin/user_upload/documents/unterschriftenbogen/b edingungslos.pdf (2013-09-22) http://wahlkabine.at/nrw2013/ (2013-08-20) http://junge-gruene.at/ueber-uns/forderungen/ (2013-08-20) https://www.piratenpartei.at/programm-und-inhalte/bedingungsloses- grundeinkommen/ (2013-08-20) http://www.kleinparteien.at/parteien/neos-das-neue-osterreich/3-antwort-runde- neos/ (2013-08-20)

Bedingungsloses Grundeinkommen- Absolute Mehrheit http://www.youtube.com/watch?v=33-161zFjx0. (02.08.13)

Der Streit um das Grundeinkommen- Salzburger Nachtstudio-Ö1 – 16.11.2011.wmv 46:50 http://www.youtube.com/watch?v=FxResy-Z1aQ (29.07.13)

67 7. Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Alaska Permanent Fund- Annual Dividend Payouts: http://de.wikipedia.org/wiki/Alaska_Permanent_Fund#cite_note-Dividende-3

Abb.2: Bundesanstalt Statistik Austria: Österreichs Import- Exportanteile 2012 http://www.statistik.gv.at/web_de/services/wirtschaftsatlas_oesterreich/aussenh andel/index.html (29.07.13)

68 8. Ehrenwörtliche Erklärung

Ich, Markus Ramsauer, versichere, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe.

Datum: Unterschrift:

69