Fachbereichsarbeit
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Bundesgymnasium/ Bundesrealgymnasium Hallein Arbeit als Recht, Einkommen als Pflicht DAS FINANZTRANSFERMODELL DES BEDINUNGLOSEN GRUNDEINKOMMENS Fachbereichsarbeit Geographie und Wirtschaftskunde Vorgelegt bei: Fischer Reinhard, Prof. Mag Von: Ramsauer Markus Elias, 8G Kuchl, Schuljahr 2013/2014 VORWORT Die Entscheidung, eine Fachbereichsarbeit für meine Reifeprüfung am Gymnasium Hallein zu verfassen erfolgte aus 2 Gründen. Zum einen wurde meinem Jahrgang das „Grundwerkzeug“ zum Schaffen eines derartigen Textes im Unterrichtsfach „Einführung in die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens“ (EPWA) bereitgestellt, da zu diesem Zeitpunkt die Zentralmatura und die damit verpflichtende Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) für das Jahr 2014 als beschlossen galt und zum anderen liegt mir persönlich das Verfassen einer umfangreicheren Arbeit zu einem spezifischen Thema, in das es sich zu vertiefen gilt mehr, als das Lernen auf ein bestimmtes Ziel hin und die darauf folgende Prüfung. „Via destinatum est.“ Meine ursprüngliche Überlegung, mich den Recherchen über den Keynesianismus zu widmen wurde aufgrund eines für mich ärgerlichem Ereignisses während einer Diskussionsrunde im Geografieunterricht, als das Thema „Bedingungsloses Grundeinkommen“ zur Sprache kam, ich keine Auskunft über ein solches geben konnte und auch die Kenntnis über das Bestehen jenes Konzepts bei meinen Klassenkamerad/-innen nur bei den wenigsten vorhanden war, recht schnell verworfen und die Entscheidung zu Gunsten des Themas: „Das Finanztransfermodell des bedingungslosen Grundeinkommens“ gefällt. Die Suche nach Informationsquellen gestaltete sich angenehmer als angenommen, da genügend Literatur und eine Summe an Ansprechpartner/- innen zu dem Thema im deutschsprachigen Raum zu finden war und Originaltexte meistens als pdf. -Datei im Internet vorhanden waren. Auch war mir der laufende Nationalratswahlkampf eine Hilfe, da die politischen Organisationen dadurch größere Bereitschaft zeigten, auf meine Frage- Emails rasch zu antworten. Mit dieser (Geografie)/Wirtschaftskunde-Fachbereichsarbeit kann Menschen, die sich mit einem BGE bisher noch nicht auseinandergesetzt haben, ein, in einer einfacheren Sprache als bei wirtschaftlichen Arbeiten üblich, verfasster Überblick zu dem Themenbereich gegeben und Interessent/-innen eines Grundeinkommens eine Hilfe bei der Diskussion geboten werden. 1 Dank gilt Herrn Professor Fischer dafür, dass er sich meiner Arbeit angenommen hat, meinen Eltern für ihre Unterstützung und meinem Freund, Florin Stanzer, für sein Feedback und seine Hilfe während des Arbeitens. Auch bin ich, obwohl es seltsam anmuten mag, der nachfolgenden Fachbereichsarbeit selbst zu Dank verpflichtet, da ich ohne die für das Arbeiten notwendigen Überlegungen zum Verhältnis Arbeitnehmer/-in: Arbeitgeber/-in wohl nicht den Schritt gewagt hätte, meine Ferialanstellung im Sommer 2013, welche aus stupider Fließbandarbeit bestand, nach einem Beschäftigungstag zu beenden. Markus Ramsauer 2 INHALTSVERZEICHNIS 0. Einleitung…………………………………………………..6 1. Geschichte des BGE……………………….……………..8 1.1 Ursprünge des BGE………………………………….……8 1.1.1 Grundeinkommen in der Antike……………………….….8 1.1.2 Morus’ Utopia /Camponellas Sonnenstaat……………...9 1.1.3 Paine’s Agrarian Justice / Fourier’s Théorie de l'Unite Universelle/ La fausse industrie………………………….11 1.1.4 Popper- Lynkäus’ Vorstellungen einer geteilten Wirtschaft/ Debatte in den U.S.A der 60er Jahre……...13 1.2 Historische Ansätze zur Durchführung………………….14 1.2.1 Die Poor Laws/ Das System Speenhamland…………..14 1.2.2 Der Beveridge Report…………………………………….15 1.2.3 Versuche in Kanada und den U.S.A…………………….15 1.2.4 Der Alaska Permanent Fond……………….…………….17 1.2.5 Das brasilianische Gesetz Nr. 10.835/Quatinga Velho..18 1.2.6 Basic Income Grant in Namibia………………………….20 1.2.7 Der Plan zum Stopp des Hungers in Indien…………….21 2. Heutige Modelle………………………………...…………22 2.1 Finanzierung……………………………………………….22 2.1.1 Natürliche Ressourcen……………………………………22 2.1.2 Konsumsteuer……………………………………………..24 2.1.3 Vermögens-, einkommensbezogene Steuern………….27 2.2 Form/ Höhe………………………………………………...29 2.3 Regelmäßigkeit/ Anspruch……………………………….30 3 3. Grundeinkommen in der öffentlichen Debatte………….32 3.1 Bestrebungen zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens im deutschsprachigen Raum…......32 3.1.1 Österreich…………………………………………………..33 3.1.2 Deutschland………………………………………………..35 3.1.3 Schweiz…………………………………………………….36 3.2 Positionen politischer Parteien in Österreich zum Bedingungslosen Grundeinkommen…………………….38 3.2.1 SPÖ/ ÖVP………………………………………………….39 3.2.2 FPÖ/ Die Grünen………………………...….…………….40 3.2.3 BZÖ/ Team Stronach………………………….…….…....41 3.2.4 KPÖ/ Piratenpartei……………………………………..….42 3.2.5 NEOS……………………………………………………….43 4. Kritik am BGE/ Etwaige Widerlegungen der Kritik……..44 4.1 Senkung der Arbeitsmoral………………………………..44 4.2 Grundeinkommen- Warum auch für Reiche?................48 4.3 Verminderung der Berufstätigkeit von Frauen…………50 4.4 Kapitalflucht bei Vermögenssteuern…………………….52 4.5 Grundeinkommen bewirkt Umverteilung von unten nach oben.……………….…………………………………….…54 4.6 Vernichtung der Exportwirtschaft wegen Inflation……..56 4.7 Kein Ausbau von Sozialleistungen während der Krise..58 5. Fazit……………………………………………………...…60 6. Literaturverzeichnis……………………………………….62 7. Abbildungsverzeichnis……………………………………67 8. Ehrenwörtliche Erklärung……………...…………………68 4 „Der Mensch ist noch sehr wenig, wenn er warm wohnt und sich satt gegessen hat, aber er muß warm wohnen und satt zu essen haben, wenn sich die bessere Natur in ihm regen soll“¹ ¹Schiller, Friedrich: Friedrich Schiller an den Herzog Christian Friedrich von Augustenburg. Jena 1793 http://www.wissen-im-netz.info/literatur/schiller/briefe/vSchiller/1793/179311112.html (2013-10-18) 5 0. Einleitung Ausgerechnet in Zeiten der größten Weltwirtschaftskrise seit den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und den daraus resultierenden Umständen, wie zahlungsunfähige Staaten, marode Banken, soziale Unruhen und nicht zuletzt gravierende Einsparungen im sozialen Bereich erfährt ein Modell, wie der Wohlfahrtsstaat der Zukunft aussehen könnte, (erneute) Beachtung: Das Bedingungslose Grundeinkommen - was hat man sich unter diesem Terminus vorzustellen? Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) könnte kurz zusammengefasst folgendermaßen formuliert werden: Jeder Mensch erhält unabhängig von jeglichen Lebensumständen eine Geldsumme, welche folgende Kriterien zu erfüllen hat, um als BGE gelten zu können: Bedingungslosigkeit: Anders, als bei bis dato herkömmlichen Methoden der staatlichen Sozialhilfe, sieht das Modell des BGE die Abschaffung jeglicher für den Erhalt der Summe obligatorischen Bedürftigkeits- und Einkommensprüfungen vor. Individuelle Ausbezahlung: Das Grundeinkommen soll jede Person einzeln erhalten (und nicht etwa Familien). Sicherung der Existenz: Die Höhe der ausbezahlten Dividende muss so ausfallen, dass es den Menschen bei Erhalt dieser möglich ist, ein Leben in menschenwürdigen Umständen zu führen, auch, wenn keiner Lohnarbeit nachgegangen wird. Auszahlung an Alle: Jedem/-r Bewohner/-in eines Gebiets/Staats steht diese Geldsumme zu. 6 Für jemanden, der/-die noch keine Kenntnis vom Modell des BGE genommen hat, mag ein solcher Vorschlag unrealistisch, gar absurd und ohne jeglichen Anspruch auf Gerechtigkeit innerhalb einer Gesellschaft wirken, da es etwa das Verhältnis von Arbeit zu Lohn neu definieren würde. Bei genauerer Recherche offenbart sich jedoch, dass es sich beim BGE um weit mehr, als eine Spinnerei verwirrter Ökonomen handelt, sondern um einen durchdachten Vorschlag mit bewegter Geschichte und (mäßiger) Präsenz in der Weltpolitik. Befürworter/- innen des Grundeinkommens verfolgen die Absicht, eine freiere und gleichzeitig auch selbstständigere Gesellschaft zu begründen ohne Zwang zur Lohnarbeit. Da das Grundeinkommen als ein durchwegs radikaler und daher heftig umstrittener Weg die Reformierung des Sozialstaats voranzutreiben gilt, widmet sich ein umfangreiches Kapitel dieser Fachbereichsarbeit der Kritik am Grundeinkommen, da dieser Text auch als Argumentationshilfe in der Diskussion um das BGE betrachtet werden kann. Des Weiteren wird auf die Historie der Idee, ihre verschiedenen Auslegungen und ihrer Behandlung in der Öffentlichkeit eingegangen. 7 1.0 Die Geschichte des bedingungslosen Grundeinkommens Obwohl die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens in ihrer heutigen Form wie eine neue Forderung anmuten mag, reichen ihre Ursprünge viele Jahrhunderte weit zurück. Diese wird nachfolgend sowohl in Form der theoretischen, als auch praktischen Ausführungen erörtert. 1.1 Theoretische Ursprünge des Grundeinkommens Eine Vielzahl an Menschen von historischer Bedeutung beschäftigte die Idee des Grundeinkommens. Ihre Vorstellungen differenzierten sich stark. In diesem Kapitel werden darum die Ideen einiger Männer aus Wirtschaft und Philosophie nach ihrem „Erscheinungsdatum“ behandelt. 1.1.1 Grundeinkommen in der Antike Schon im Griechenland des vierten Jahrhunderts v. Chr. waren die Menschen der Meinung, dass die Grundlage für ein gelungenes Zusammenleben von der Freiheit von Sorge nach lebensnotwendigen Gütern gebildet würde. Allerdings wurden damals Arbeiten zumeist von Sklaven und Sklavinnen durchgeführt. Parallelen zu den heutigen Vorstellungen zu einem BGE lassen sich auch im zweiten Jahrhundert vor Christus ausmachen. Der römische Volkstribun, Gaius Sempronius Gracchus erließ neben anderen Maßnahmen zur Vereinheitlichung des Volkes ein Gesetz, nach dem diejenigen Plebejer, die als arbeitslos oder arbeitsunfähig galten eine kostenlose