Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 3-51 10.11.2003

Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum fur Naturkunde zu . Teil 5: Vom Mineralogischen Museum im Hauptgebaude der Universitat zu den zwei geowissenschaftlichen Institutionen im Museum fur Naturkunde - 1856 bis 1910

Gunter Hoppel

Mit 17 Abbildungen und 1 Tabelle

Zusammenfassung

Im vorhergehenden 4. Teil der Artikelserie wurde die Zeit behandelt, in der das Gesamtgebiet der Geowissenschaften von dem Mineralogen und Kristallographen Christian Samuel Weiss im Mineralogischen Museum vertreten wurde und in der sich die Spezialisierung in Teilgebiete durch auftretende weitere Lehrkrafte zeigte. Nach dem Tod von Weiss im Jahre 1856 wirkte sich diese Entwicklung auch auf die Leitung des Mineralogischen Museums aus und fuhrte schlieBlich zur Teilung in zwei Institutionen. Der vorliegende Artikel, der bis zum 100jahrigen Jubilaum der Universitat im Jahre 1910 reicht, behandelt dies in folgenden Kapiteln: 1) das Mineralogische Museum unter dem Mineralogen als Direktor und dem Geologen und Palaontologen Ernst Beyrich in der Zeit von 1856 bis 1873, 2) das Mineralogische Museum unter Ernst Beyrich als Direktor, dem Mineralogen Martin Websky und dem Geologen und Petrographen Justus Roth in den Jahren von 1873 bis 1888 nebst Aufteilung in zwei Institutionen, 3) die Projektierung und den Bau des Museums fur Naturkunde in den Jahren von 1873 his 1889, 4) die beiden geowissenschaftlichen Institutionen in den Jahren 1888 bis 1910, 4a) das Geologisch-Palaon- tologische Institut und Museum unter den Geologen und Palaontologen Ernst Beyrich, Wilhelm Dames und Wilhelm Branco (Branca) nacheinander als Direktoren und 4b) das Mineralogisch-Petrographische Institut und Museum unter dem Mineralo- gen und Petrographen Carl Klein und danach dem Mineralogen und Kristallographen Theodor Liebisch als Direktoren.

Abstract

The preceding fourth part of this series of articles dealt with the period (of time), when the whole field of earth sciences in the Mineralogical Museum was represented by one person, the mineralogist and crystallographer Christian Samuel Weiss. At that time the specialisation of earth sciences into different fields was already becoming evident from the practices of other academic teachers. After Weiss died in 1856, this process influenced the direction of the Museum of Mineralo y in such a way that it was divided into two institutions. This article covers the interval up to the Humboldt University's 100'4' anniversary in 1910. It is structured as follows: 1) The Mineralogical Museum under the directorship of the mineralogist Gustav Rose and the palaeontologist Ernst Beyrich from 1856 until 1873; 2) the Mineralogical Museum under the directorship of Ernst Beyrich, the mineralogist Martin Websky and the geologist and petrographer Justus Roth from 1873 to 1889, and its division into two institutions; 3) the planning and construction of the Museum fur Naturkunde from 1873 to 1889; 4) the two geoscientific institutions from 1888 to 1910; 4a) the Geological-Palaeontological Institute and Museum under the successive directorships of the geologists and palaeontologists Ernst Beyrich, Wilhelm Dames and Wilhelm Branco (Branca); 4b) the Mineralogical- Petrographical Institute under the directorship of the mineralogist and petrographer Carl Klein and afterwards under the directorship of the mineralogist and petrographer Theodor Liebisch.

Einleitung2 behandelte den ersten Zeitabschnitt des Minera- logischen Museums der Berliner Universitat, das In den vorigen Artikeln dieser Reihe (Hoppe im Jahre 1810 aus der zuvor bestehenden Ber- 1998, 1999, 2000a, 2001a) wurde die Geschichte liner Bergakademie hervorgegangen war, und der Geowissenschaften im Museum fur Natur- reichte bis zum Tode des Mineralogen und Kris- kunde zu Berlin von seiner fruhesten Vor- tallographen Christian Samuel Weiss im Jahre geschichte an dargestellt. Der letzte Artikel 1856. Weiss hatte durch seine kristallographi-

Prof. emer. Dr. Gunter Hoppe, Museum fur Naturkunde, Institut fiir Mineralogie, Invalidenstr. 43, D-10115 Berlin, Ger- many. - Privat: Wilhelm-Wolff-Str. 65, D-13156 Berlin. Erhalten Februar 2003, angenommen Juni 2003 * Biographische Daten der im gesamten Artikel genannten Lehrkrafte und wissenschaftlichen Mitarbeiter sind in Tabelle 1 (im Anhang) zusammengestellt. 4 Home. G.. Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde

Interessen waren auf die Erscheinung und die Eigenschaften der Minerale gerichtet. Da dieses Gebiet auch von Weiss beansprucht wurde, hatte dieser die Forderung von Rose als Zuriickset- zung fur sich empfunden. Die Verschlechterung der Beziehungen hatte allerdings aber schon sehr friih begonnen, als Rose an den Arbeiten des Chemikers Eilhard Mitscherlich beteiligt war, die zur Entdeckung der Isomorphie fLihrten und die die Kristallographie von Weiss empfind- lich tangierten. Trotz des gestorten Verhaltnisses gelangte Rose zu wesentlichen Ergebnissen und verschaffte dem Berliner Mineralogischen Mu- seum auch auf dem Gebiete der Speziellen Mineralogie einen bedeutenden Ruf. So strebte Rose dem Hohepunkt seiner Wirksamkeit zu, wahrend Weiss nicht mehr solch wegweisende Leistungen wie in seinen ersten Jahrzehnten er- brachte und seine fuhrende Position in der Ent- wicklung der Kristallographie allmahlich an an- dere verlor. Roses jungerer Kollege Ernst Beyrich (1815-1896) war auch ein Schiiler von Weiss. Er hatte sich aber fur die von Weiss nur schwach vertretene Petrefaktenkunde entschieden und Abb. 1. Gustav Rose (1798-1873) im Alter von 75 Jahren. Fotograf Loescher & Petsch. - Original im Museum fur war erst, nachdem es Weiss gelungen war, hier- Naturkunde, HHMfN-10 (Bestand: Gesellschaft Naturfor- fur cine Lehrstelle bewilligt zu bekommen, als schender Freunde), Sign. FM IJ. Gehilfe und Dozent in das Mineralogische Mu- seum eingetreten. Beyrich hatte bereits einige schen Entdeckungen eine khrende Position er- Bestande an Versteinerungen in der Sammlung reicht und das Mineralogische Museum der Uni- des Mineralogischen Museums vorgefunden, die versitat Berlin zu einer angesehenen Einrichtung zum Teil der tatkraftigen Initiative und Furspra- gemacht. Daran hatten auch seine zwei Schiiler che A. v. Humboldts beim Kultusminister und und Mitarbeiter, der Mineraloge Gustav Rose dem Konig zu verdanken waren. Die Tatigkeit und der Palaontologe Ernst Beyrich, wesent- Beyrich war bereits durch die Verleihung des lichen Anteil. Sie sind nun die wesentlichen Per- Titels cines a. 0. Professors am 26.7.1846 aner- sonen. kannt worden. Anders als Rose scheint Beyrich Gustav Rose (1798-1873) (Abb. 1) war seit mit Weiss nicht in grol3ere Schwierigkeiten ge- seinem Studium an der Universitat Berlin von kommen zu sein, wohl weil dieser die Versteine- 1816 an mit dem Mineralogischen Museum eng rungskunde nicht wie die Mineralogie als sein verbunden und war nach seiner Promotion als Kerngebiet ansah. ,,Gehilfe", d. h. als wissenschaftlicher Assistent, eingestellt worden. Nach Zwischenstufen als Pri- vatdozent und a. 0. Professor erhielt er im Jahre Das Mineralogische Museum unter dem Direk- 1839 die Stellung eines ordentlichen Professsors tor Gustav Rose (1856-1873) der Mineralogie am Mineralogischen Museum neben Weiss. Diese ungewohnliche Berufung als Das Personal zweiter ordentlicher Professor an der gleichen Einrichtung verdankte Rose der Forderung Das wissenschaftliche Personal des Mineralo- durch den Kultusminister v. Altenstein3 sowie der gischen Museums bestand beim Tode von Fursprache von Alexander v. Humboldt. Roses Christian Samuel Weiss am 1. 10. 1856 aus drei

Karl Freiherr vom Stein zum Altenstein (1770-1840) war von 1817 bis 1840 preuRischer Minister fiir geistliche, Unter- richts- und Medizinalangelegenheiten (,,Kultusminister"). Mitt. Mus. Nat.kd. Berl.. Geowiss. Reihe 6 (2003) 5

Personen, dem 0. Professor Gustav Rose, dem Wohnung erhalten wurde, da Dienstwohnungen Gehilfen fur die petrefaktologische Sammlung, a. kein privates Privileg darstellten, sondern an das 0. Professor Ernst Beyrich, und dem Gehilfen Amt der Direktoren gebunden waren, jedoch Daniel Krull. Die Leitung des Mineralogischen sprach der Kultusminister v. Raumer7 wahrend Museums wurde an Gustav Rose zunachst nur der Interimszeit Roses die Raume dem Herbar interimistisch ubertragen und die endgultige Ent- zu. Die Dienstwohnung befand sich, wie schon scheidung zog sich auffallig lange hin, obwohl im Teil 4 dieser Artikelserie (Hoppe 2001a) dar- Roses Ernennung zum ordentlicher Professor fur gestellt, im Ostfliigel des Gebaudes der Uni- Mineralogie an der Universitat Berlin schon versitat. Sie war unmittelbar mit dem Mineralo- 1839 erfolgt war. Der Grund fiir diesen Zeitver- gischen Museum verbunden und lag in dem zur zug geht aus den Akten des Ministeriums uber StraBe Unter den Linden gelegenen Kopfteil des das Mineralogische Museum, deren Uberliefe- Ostflugels. Abgesehen von dem Verlust fur Rose rung luckenhaft ist4, nicht hervor. Eine andere war es auch ein Verlust fur das sehr beengte Quelle (GSTAB-32, B1.327) besagt, dass Rose Mineralogische Museum, da sich in der Woh- auch noch im Juli 1857 als interimistischer Direk- nung auch Teile der Sammlung des Mineralogi- tor unterzeichnete. Erst im August 1858 leitete schen Museums befanden. Deshalb befurchtete das Ministerium seine endgultige Einsetzung als man sogar auBerhalb , dass die von Weiss Direktor ein und beauftragte Rose, Entwurfe fur besonders betreute Kristallsammlung nicht mehr die Instruktionen vorzulegen, die die Dienstauf- geschlossen erhalten bleiben wiirde8. Rose gaben fiir ihn als Direktor und fur den Gehilfen konnte nur erreichen, dass sich Rektor und Se- Beyrich festlegen sollten. Diese wurden schlieB- nat sowie die Philosophische Fakultat mit Gut- lich im Oktober 1858 in Kraft gesetzt (GStAB- achten fur das Museum einsetzten, woraufhin 29, B1.7). Dabei wurde der Instruktionsentwurf der Minister entschied, die Wohnung zu teilen. fiir Beyrich dahingehend geandert, dass er als Dem Mineralogischen Museum verblieben nun Gehilfe des Direktors Rose ausdrucklich die zwei Raume, die als Ubungs- und Arbeitsraume Verantwortung fur die Petrefaktensammlung fiir die Bergeleven deklariert wurden. Das ubertragen erhielt5. Diese Festlegung kann als Herbar erhielt die iibrigen Raume, wie es hieB, erste offizielle Anerkennung des Status der Pe- als ,,vorlaufige Unterbringung" (GSTAB-32, trefaktensammlung innerhalb des Mineralogi- B1.304). Daraufhin einigten sich am 31.7.1857 schen Museums angesehen werden, wenn es Rose (noch als interimistischer Direktor) und auch bereits seit 1837 einen Katalog dieser der Professor der Botanik, Alexander Braun, Sammlung gab6. uber die baulichen MaBnahmen zur Trennung der beiden Teile der Wohnung (GSTAB-32, Die Aufhebung der Dienstwohnung B1. 327). Es kann vermutet werden, dass Roses Ein- Der ungewohnlich lange interimistische Zustand setzung als Direktor absichtlich hinausgezogert der Leitung des Mineralogischen Museums fallt wurde, um die Dienstwohnung leichter aufheben zusammen mit der Aufhebung der Dienstwoh- zu konnen. Dafur spricht, dass A. v. Humboldt, nung des Direktors, die Weiss innegehabt hatte. der die Angelegenheit kannte, spater das Vor- Es war zu erwarten gewesen, dass Rose die gehen als ,,nicht ganz rechtmaBig" verurteilt hat,

Die Uberlieferungslucke betrifft die Jahre 1850 bis 1858, es ist der Band 8 aus der sonst bis zum Band 7 (GSTAB-26) und ab Band 9 (GSTAB-29) vollstandigen Aktenreihe. Die Dienststellung von Beyrich wurde als die eines zweiten Beamten des Mineralogischen Museums angesehen, wovon in der Instruktion in dieser Form noch keine Rede ist. Beyrichs Entlohnung war mit 120 jahrlichen Talern nur sehr gering, was noch auf Weiss zuriickging, der fiir ihn das Gehalt eines ,,Hilfsarbeiters" angesetzt hatte (ein Gehilfe erhielt normaler- weise 200 Taler), weil der Umfang der Petrefaktensammlung im Vergleich zur mineralogischen Sammlung nur gering war. Beyrich erhielt diese Entlohnung fiir die Venvaltung der Petrefaktensammlung in gleichbleibender Hohe bis 1873. Eine Er- hohung, um die er sich bewarb, wurde 1865 vom Kultusminister abgelehnt (GStAB-29, B1. 277-8). Dieser Katalog war von dem friiheren Gehilfen F. A. Quenstedt (1809-1889) angefertigt worden (siehe Hoppe 2001a). Karl Otto v. Raumer (1805-1859) war von 1850 bis 1858 Kultusminister. Er verfolgte eine streng orthodoxe Politik und war ein Gegner der Bestrebungen A. v. Humboldts. Aus einem Brief von Friedrich Adolph Roemer, dem Direktor der Bergschule in Clausthal (spater Bergakademie), an seinen Hildesheimer Bruder Hermann vom 7.11.1857 erfahrt man von den Vorwiirfen gegen Rose und Beyrich. Dort heil3t es: ,,Dafi Beyrich und Rose die Weiljsche Wohnung dem Mineralien Cabinette nicht gerettet haben, ist ganz unverzeihlich ihre ganzen Schatze werden dadurch nutzlos." - Der Autor dankt Herrn Prof. Dr. W. Langer, AlfterlBonn, fiir die freundliche Mitteilung des Briefes. 6 Hoppe, G.. Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fiir Naturkunde wie aus einem Brief von ihm an das Kultus- ein solches in der Cantianstralje am damaligen rninisterium hervorgeht'. Ubrigens wurde die nordlichen Stadtrand gefunden zu haben. Da Dienstwohnung des Direktors des Zoologischen dieses aber vom Professor der Botanik Braun als Museums H. Lichtenstein, die sich genau uber der zu klein und zu unzweckmaljig abgelehnt wurde Wohnung von Weiss befand, nach dessen Tod im (GSTAB-29, B1.178 vom 22.1.1862), sah Rose Jahre 1857 nicht eingezogen, wie zunachst zu schlieljlich ein, dass die unter Minister v. Rau- Roses Beruhigung erklart worden war, sondern mer geschaffene Situation nicht mehr ruckgangig sie wurde Lichtensteins Nachfolger zugeteilt, was zu machen war, und gab weitere Bemiihungen zur Erbitterung Roses beigetragen hat. Dies zei- auf. Die ,,provisorische" Unterbringung des Her- gen Schriftstucke Roses noch nach Jahren. So bars in der ehemaligen Dienstwohnung von hatte er im Entwurf zu seiner Instruktion, den er Weiss dauerte schlieljlich bis zum Jahre 1871. 1858 vorlegen musste, einen Passus der Ein- Dann wurde in diesen Raumen ein physikali- schrankung seiner Verantwortlichkeit fur die sches Kabinett eingeri~htet'~und das Herbar zog Sammlung des Mineralogischen Museums im Hin- in ein gemietetes Privathaus. blick auf seine entfernt gelegene Wohnung einge- fugt (GStAB-29, B1. 6). Das Ministerium strich Raumsituation nach Wegfall der Dienstwohnung diesen Passus. Hiergegen protestierte Rose und bezeichnete die Aufhebung der Dienstwohnung Die durch Aufhebung der Dienstwohnung des als eine sorglose Handlung des Ministeriums, weil Direktors entstandene Raumsituation des Mine- die mineralogische Sammlung angesichts der ralogischen Museums ist in Abb. 2 dargestellt14. hohen Kauf- und Liebhaberwerte der Mineraie Zur Verfugung stand das mittlere Geschoss so- einer besonderen Diebstahlsgefahr ausgesetzt wohl des ostlichen Mittelflugels des Universitats- seil', was ihm aber nichts als eine barsche Be- gebaudes als auch des anschlieljenden ostlichen lehrung und Zurechtweisung durch den Minister Seitenflugels einschlieljlich der zwei westlichen v. Raumer einbrachte (GStAB-29, B1.15)". Zimmer des zur Stralje Unter den Linden zu Drei Jahre spater, nach dem Tode des Minis- gelegenen Kopfbaues. Im Grundriss ist die Nut- ters v. Raumer, hoffte Rose nochmals, sein An- zung einiger Raume eingetragen und zwar fur liegen gegenuber dem nunmehrigen Kultusminis- die Petrefaktensammlung (mit 1 bezeichnet), fur ter M. A. v. Bethmann-Hollweg'* mit groljerer die in Glasschranken aufgestellte mineralogische Aussicht auf Erfolg vorbringen zu konnen. Die- Schausammlung (2), fur den Horsaal (3) und fur ser zeigte sich den personlichen Grunden von die Dienstzimmer fur Rose (4) und Beyrich (5). Rose gegenuber durchaus aufgeschlossen und Die iibrigen umfangreichen Sammlungen waren war bereit, das Herbar in anderen, gegebenen- auf die iibrigen Raume nebst Galerien und En- falls auch in gemieteten Raumen unterzubringen. tresol (Zwischengeschoss) verteilt. Dieses Entre- Rose bemuhte sich daraufhin, ein geeignetes sol befand sich uber den Raumen des ostlichen Quartier fur das Herbar zu finden, und glaubte, Seitenflugels. Es hatte nur geringe Raumhohe

' Dieses Schreiben von A. v. Humboldt betraf die Wurdigung der Leistung, die der Kustos des Herbars bei der Neuord- nung der Bestande (worin sich auch viele Gaben Humboldts befanden) im Zusammenhang rnit der Aufstellung in den neuen Raumen erbracht hatte (GSTAB-33, BI. 130, vorn 26.2.1859). Er envahnte darin nebenbei, die friihere Dienstwohnung sei dadurch ,,in nicht ganz gerechter Weise dem Professor der Mineralogie und Direktor des nahen Mineralien-Cabinets entzo- gen worden, der das Cabinet weniger pflegen kann, als er dereinst wiinschte." Diese Bemerkung hatte anscheinend keine Auswirkung. Humboldt starb bald danach am 6.5.1859. lo Das Mineralogische Museum war im Jahre 1839 nachtlich beraubt worden (Hoppe 1983). Den Entwurf des Ministerschreibens hatte der Regierungsrat J. Schulze (1786-1869), der ,,Regierungsbevollmachtigte" des Ministeriums fur die Universitat Berlin, verfasst. Es stellte eine Reminiszenz an die fruheren, zum Teil recht heftigen Kampfe dar, die Schulze unter Minister v. Altenstein mehrfach rnit dem vorigen Direktor des Mineralogischen Museums, C. S. Weiss, ausgefochten hatte. Damals war vorwiegend der streitbare Charakter von Weiss fur derartige Reaktionen des Ministe- riums verantwortlich gewesen (Hoppe 2001a). Eine solche Veranlassung hat Rose jedoch nie gegeben und konnte sich der Forderung des Ministers v. Altenstein erfreuen. lnzwischen war aber unter Kultusminister K. 0. v. Raumer das allgemeine Klima fur die Wissenschaften wesentlich schlechter geworden. '' Moritz August v. Bethmann-Hollweg (1795-1877) war von 1858 bis 1862 Kultusminister. I-' Im Zuge der Berufung des Physikers Hermann Helmholtz (1821-1894) im Jahre 1871 musste eine vorlaufige Arbeits- statte geschaffen werden, da die vorgcsehene Errichtung eines Gebaudes fur das Physikalische Institut mangels der erforderli- chen Mittel noch ausstand (GSTAB-34, B1. 82). I' Die Abb. 2 basiert auf einer Grundrisszeichnung des Universitatsgebaudes aus dem Jahre 1819 (AHUB-3), aktualisiert durch eine Skizze aus dem Jahre 1857 (GSTAB-32. BI. 327), unter Verwendung der Angaben von Rose (1860, S. 282). Die Eintragung des Namens ,.Helmholtz" beruht auf einer undatierten Skizze (GSTAB-30, B1. 135), die anlasslich der Berufung des Physikers H. Helmholtz angefertigt wurde. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 7

Abb. 2. Die Raumsituation des Mineralogischen Museums im Hauptgebaude der Universitat Berlin nach Aufhebung der Dienstwohnung. Zeichnung J. P. Mendau. (Erklarung siehe Text). und erhielt Tageslicht durch das obere Drittel anderte er den Titel in: ,,Geognosie mit besonde- der sehr hohen Fenster des Gesamtgeschosses. rer Berucksichtigung des sogenannten Flotz- Urspriinglich hatten die Raume des Entresol zu gebirges". Vier Jahre lang las Beyrich dazu noch der Zeit, in der das Haus noch Prinzenpalais einstundig uber den geognostischen Bau der Ge- war, als Wohnungen von Bediensteten gedient. gend von Berlin. Im Wintersemester las Beyrich Nun hatte dort noch der ,,Aufwarter" (Instituts- funfstundig Versteinerungskunde. Diese Be- gehilfe) des Mineralogischen Museums eine zeichnung behielt er den gesamten Zeitraum bei, kleine Wohnung. nur einmal, im Wintersemester 1866167 hiel3 es im Vorlesungsverzeichnis hierfur Palaontologie. Die Lehre Einen Ersatz fur die fruher von Weiss gehaltene eingehendere Kristallographie gab es nicht, aber Wie es sich bereits in den letzten Jahren des vo- auch Weiss selbst hatte diese Vorlesung in seinen rigen Direktors Weiss abzeichnete, teilten sich letzten Jahren fallengelassen. Rose und Beyrich in die Aufgaben der Lehre und setzten dies in gleicher Weise fort. Es war Die Bindung an die Bergbehorde ein recht konstantes Program, das von ihnen geboten wurde. Rose las im Wintersemester Die im Jahre 1810 bei der Universitatsgriindung Mineralogie sechsstiindig, dazu eine Stunde Kris- eingerichtete Doppelbindung des Lehrers der tallographie, im Sommersemester vier Stunden Mineralogie an die Universitat und an die Berg- Mineralogie und eine sechsstundige Geognosie- behorde blieb analog bestehen. Auf Vorschlag vorlesung, von nun an mit dem Titel: ,,Geogno- der Philosophischen Fakultat der Universitat sie mit besonderer Berucksichtigung des soge- wurden nun beide am Mineralogischen Museum nannten Urgebirges und des vulkanischen vorhandenen Lehrkrafte auch von der Berg- Gebirges". Es durfte sich wohl vonviegend urn behorde fur die Ausbildung verpflichtet (Krusch eine Petrographie gehandelt haben. Ob dies mit 1904, S. XLIV). Die finanzielle Regelung wurde Beyrich abgesprochen war, ist aus den Ankundi- entsprechend ubertragen. Das von der Berg- gungen im Vorlesungsverzeichnis nicht zu ent- behorde fruher an Weiss gezahlte jahrliche Ho- nehmen, denn Beyrich nannte seine vierstundige norar von 1200 Talern wurde aufgeteilt. Neben Vorlesung, die er im Sommersemester hielt, wie dem Gehalt an der Universitat" erhielt Rose zuvor nur ,,Geognosie" und erst nach 10 Jahren 500 Taler und Beyrich 700 Taler. Dafiir hatten

l5 Das jahrliche Gehalt an der Universitat von Rose als Professor der Mineralogie betrug 400 Taler und von Beyrich als Gehilfe der Petrefaktensammlung 120 Taler. l6 Bergexpektanten (auch Bergbeflissene) waren Personen, die sich in Ausbildung auf die staatliche Berglaufbahn be- fanden. Soweit sie bereits Staatsdiener waren, wurden sie bisher Bergeleven und Bergkadetten genannt. 8 Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde sie dem Personenkreis der BergexpektantenI6 aufzubauen, so dass sich allmahlich Anderungen die Teilnahme an den Vorlesungen und Ubungen zeigten". Diese deuteten sich auch dadurch an, kostenlos zu gestatten, ebenso auch den Zugang dass von Privatdozenten der Universitat (s. u.) zu den Sammlungen. Beyrich zeigte sich fur die zum Teil Lehrveranstaltungen angekundigt wur- Zusammenarbeit mit der Bergbehorde sehr auf- den, die sie in den Raumen der ehemaligen geschlossen, weit mehr als dies bei Weiss der Borse abhielten. Fall gewesen war. Unter ihm wurde die Ausbil- Die Zusammenarbeit Beyrichs mit dem Berg- dung in Geologie deutlich belebt. Er fuhrte erst- wesen gestaltete sich auch weiterhin sehr positiv. mals einwochige Exkursionen ein und erreichte Zu dem Direktor der Bergakademie, Bergrath es, dass die Exkursionsteilnehmer von der Berg- Wilhelm Hauchecorne (1828-1900), entstand ein behorde finanziell unterstutzt wurden. Die erste enges Vertrauensverhaltnis, was sich darin Exkursion hatte den Harz zum Ziel und fand zu aurjert, dass Beyrich den Kultusminister am Pfingsten 1857 statt17. 27.4.1867 bat, mit Hauchecorne eine Uberein- kunft uber seine kunftige Tatigkeit in der in Wiederentstehen der Bergakademie Grundung stehenden preuflischen Landesanstalt abschlierjen zu diirfen (GSTAB-36, B1. 216): Der Bei der Uberfuhrung der Ausbildung von der Minister stimmte dem zu und auch dem Antrag Bergakademie an die Universitat im Jahre 1810 Beyrichs, seine gesamten, im Rahmen der Uni- war von der Bergbehorde das sogenannte Berg- versitat abzuhaltenden Vorlesungen in die Win- eleveninstitut mit Bergelevenkasse geschaffen tersemestern zu legen und die Sommersemester worden, das fur die Koordinierung und Finan- davon frei zu halten (GSTAB-36, BI. 226)20. Vor zierung der Bergelevenausbildung an der Uni- allem sollte Beyrich dadurch die Leitung der versitat zu sorgen hatte und als Unterstutzungs- geologischen Kartierungsarbeiten in Preuljen er- kasse der Bergeleven diente. Spater wurden moglicht werden, die dieser als Ergebnis einer auch Lehrveranstaltungen technischer Art, die am 9. Marz 1867 stattgefundenen Konferenz sich im Rahmen der Universitat nicht abdecken norddeutscher Geologen, an der 13 maflgebliche lierjen, direkt von ihr eingerichtet. Mit der fort- Personen beteiligt waren, ubernommen hatte schreitenden Spezialisierung des Berg- und Hut- (GSTAB-36, B1. 219)21. tenwesens machte sich jedoch eine Neuordnung und straffere Leitung der Ausbildung notwendig. Weitere Lehre Hierfur wurde im Jahre 1860 die Berliner Berg- akademie erneut gegrundet (GSTAB-35)". Sta- Neben Rose und Beyrich hielt, wie schon seit tioniert wurde sie im ehemaligen Gebaude der 1843 unter Weiss, der Chemiker und Mineraloge Berliner Bone in der Nahe des Berliner Doms, Karl Friedrich Rammelsberg am Mineralogi- wo entsprechende Raume fur Lehrveranstaltun- schen Museum Vorlesungen uber die chemischen gen einschliefllich Laboratorien eingerichtet wur- Grundsatze der Metallurgie und die chemischen den. Auf die Ausbildung in Mineralogie und Grundlagen der Geologie. Er war am Berliner Geologie hatte dies zunachst noch keine wesent- Gewerbeinstitut und an der Universitat als Pro- lichen Auswirkungen. Es verblieb bei der bis- fessor der Chemie tatig und hatte bereits 1846 herigen Regelung mit den beiden Professoren bei der Bergbehorde die Errichtung eines Labo- Rose und Beyrich, deren Vorlesungen weiterhin ratoriums fur metallurgische Chemie und Hut- im Universitatsgebaude stattfanden, zumal sich tenkunde durchsetzen konnen. die fur die Ausbildung benotigten Sammlungen Aurjerdem trat der Geologe Justus Roth seit dort befanden. Die Bergakademie begann aber 1862 mit Vorlesungen auf, die er ,,Allgemeine nun, eigene Sammlungen von Lehrmaterialien Geologie" oder auch nur ,,Geologic" nannte und

l7 Einzelheiten dazu verzeichnet Krusch 1904, S. XLV, l8 Die Erinnerung an die erste Griindung von 1770 war weitgehend in Vergessenheit geraten, so dass das Ereignis von 1860 nicht als Wiedererrichtung. sondern als Grundung galt. was erst von Krusch (1904) aufgrund eingehender Aktenstudien richtig gestellt wurde. l9 GroRere Auswirkungen traten erst nach Errichtung des Neubaus fur die PreuRische Geologische Landesanstalt und die Bergakademie im Jahre 1878 ein (siehe nachstes Kapitel). 2') Diese Regelung nahm Beyrich vom Sommersemester 1868 bis in sein letztes Lebensjahr unverandert in Anspruch. Beyrich erhalt danach von der Bergbehorde ein Jahresgehalt von 1500 Talern, wofiir jedoch die bis dahin von der Berg- behorde gezahlten 500 Taler als Dozent und 300 Taler als Kustos der Mineraliensammlung der Bergakademie bei Beibehal- tung dieser Leistungen entfallen. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 9

las ferner uber Vulkane und vulkanische Er- funfstundig uber Mineralogie. Auf geologisch- scheinungen und auch einmal uber ausgewahlte palaontologischem Gebiet waren es die Privat- Kapitel aus der Geschichte der Geologie. Offen- dozenten Albert Kunth (1870) iiber die Kreide- bar fugte er sich gut in das Lehrkonzept von Ro- formation Norddeutschlands, Karl Lossen (ab se und Beyrich ein und erganzte es in allgemein 1870) uber die Lehre von den Gesteinen (Petro- geologischer Hinsicht. Zu seinem Werdegang sei graphie) und Emanuel Kayser (1872 bis 1885) gesagt, dass Roth erst spat zu den Geowissen- uber Allgemeine Geologie. schaften kam, nachdem ihn sein ursprunglicher Apothekerberuf nicht befriedigt hatte. Da er als Wissenschaftliche Assistenten Apothekenbesitzer hinreichend vermogend war, um keine Anstellung anstreben zu mussen, Abgesehen von der Petrefaktensammlung, die konnte er sich auch auf dem Gebiet der Petro- selbststandig von Beyrich betreut wurde, stand graphie in geologischer und chemisch-mineralo- dem Direktor fiir die Arbeit in den Sammlungen gischer Hinsicht bilden und habilitierte sich im ein Assistent zur Seite. Dies war zunachst der Jahre 1861. Seit 1867 trat er als a. 0. Professor schon unter Weiss eingetretene Student Daniel auf (AHUB-1)22 und wurde, wie im nachsten Krull, der aber im Jahre 1859 verstarb. Als Kapitel behandelt wird, 1875 im Mineralogischen seinen Nachfolger wahlte Rose, zunachst als wis- Museum beamtet. Schlieljlich trat noch der Pro- senschaftlichen Hilfsarbeiter, Hermann Wilhelm fessor an der Landwirtschaftlichen Hochschule Vogel aus, der zuvor Assistent im chemischen Albert Orth mit Vorlesungen auf und las im Laboratorium des Berliner Gewerbeinstituts bei Jahre 1872 uber Venvitterung und Bodenbildung Professor Karl Rammelsberg war. Er hatte sich und uber die Anfertigung von geognostisch-agro- besonders der Photochemie zugewandt und erst- nomischen Karten. mals auch photographische Aufnahmen am AuBerdem wurden seit 1867 Vorlesungen am Mikroskop nach einem von ihm angegebenen Mineralogischen Museum auch von Privatdozen- Verfahren ausgefuhrt (Kirchheimer 1982). Rose ten gehalten, die am Anfang einer erstrebten ermoglichte es ihm, neben seinen Aufgaben als akademischen Laufbahn standen und zum Teil Assistent im Jahre 1863 in Gottingen mit einer auch zugleich Assistenten waren. Da ihre Lehr- Dissertation zu promovieren, die die erste wis- veranstaltungen meist speziellere Themen der senschaftliche Arbeit zur Photographie dar- Mineralogie oder Geologie als die Vorlesungen ~tellte~~,und konnte ihn dann zum Assistenten von Rose und Beyrich hatten, entstand eine aufrucken lassen. Vogel wurde 2 Jahre danach Vielfalt der Lehre, die es bisher nicht gegeben als Professor der Photochemie an das Berliner hatte. Auf dem Gebiet der Mineralogie waren Gewerbeinstitut berufen, an dem er schon ab dies Adolf Remelt5 (in den Jahren 1867 bis 1869) 1864 Vorlesungen gehalten hatte. Ihm folgte im mit Vorlesungen uber Mineralanalyse und uber Marz 1865 der Mineraloge Alexander Sadebeck, chemische Mineralogie, Hugo Laspeyres (1867 der in Breslau studiert hatte. Dieser blieb bis bis 1870) uber Petrographie und uber gesteins- 1872 und folgte dann einem Ruf als Professor bildende Minerale, Alexander Sadebeck (1870 der Mineralogie und Geologie nach Kiel, von wo bis 1872) uber bestimmende Kristallographie, aus er nach dem Tode von Rose den Katalog uber die Beziehungen zwischen Form und Inhalt der mineralogischen Schausammlung des Mine- der Minerale, uber volkswirtschaftlich wichtige ralogischen Museums Berlin herausgab (Rose & Mineralstoffe, uber Geschichte und Beschaffen- Sadebeck 1874). Nach seinem Weggang trat Max heit der Edelsteine, uber technisch wichtige Fos- Hermann Bauer ein, der in Tubingen promoviert silien und uber die mineralogische Topographie hatte und danach Privatdozent in Gottingen ge- Deutschlands, Paul v. Groth (1871 bis 1872) uber wesen war. Er wurde auch in Berlin Privat- Allgemeine und Spezielle Mineralogie und uber dozent, folgte aber bereits 1875 dem Ruf nach Allgemeine Geognosie und Lagerstatten der Konigsberg als Professor der Mineralogie (an- Minerale, sowie Max Bauer (1873 bis 1875) uber schlieljend in Marburg). Einen zusatzlichen Ge- nutzbare Minerale und deren Lagerstatten, uber hilfen gab es ab 1867 fur die Petrefaktensamm- die Elemente der Mineralogie und Geologie und lung. Es war Albert Kunth, der 1863 rnit einer

22 Asen (1955) gibt fur die Berufung von Roth zum a. 0. Prc)fessor das Jahr 1869 an. 23 Mit dieser Publikation (Vogel 1873) begann H. W. Vogel seine intensive Publikationstatigkeit uber photochemische und photographische sowie spektralanalytische Themen. 10 Hoppe. G., Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fiir Naturkunde geologischen Dissertation in Berlin promoviert Dennoch wurden die Sammlungsbestande weiter hatte und 1870 als Privatdozent auftrat. Er ver- vervollstandigt, wenn auch in geringerem Um- starb am 22.1.1871 an einer Kriegsverwun- fang, da Zuschusse aus zentralen Fonds nach dung24. An seine Stelle als Assistent trat danach dem Tod des grol3en Fursprechers A. v. Hum- Wilhelm Dames, der im Mineralogischen Mu- boldt (t 1859) weit schwieriger zu erhalten wa- seum eine lange Karriere vor sich hatte, wie in ren. So gelang es zum Beispiel zunachst nicht, den folgenden Kapiteln gezeigt wird. die Sammlung fossiler Tier- und Pflanzenreste des Lithographenschiefers aus dem Nachlass des Die Entwicklung der Sammlungen Arztes Hugo Redenbacher in Hof, die 4000 Ta- ler kosten sollte, zu erwerben, obwohl sich der Der Sammlungsbestand des Mineralogischen Kultusminister 1864, gestiitzt auf ein Gutachten Museums geht auf das Mineralienkabinett der von Beyrich, beim Finanzminister eindringlich preuBischen Berg- und Huttenvenvaltung und um die Mittel bemuhte (GSTAB-29, B1.250). der Bergakademie zuruck, das bei der Universi- Immerhin ist den Akten zu entnehmen, dass Zu- tatsgrundung im Jahre 1810 insgesamt uber- schusse zu kleineren Kaufen gewahrt wurden, so nommen worden war (Hoppe 1999, 2001a). 400 Taler fur den Ankauf eines ungewohnlich Nach Rose (1860) besal3 die Sammlung folgende grol3en Topaskristalls von Nertschinsk im Ural Abteilungen: 1.) die systematisch-mineralogische (GSTAB-29, B1. 116). Der gleiche Betrag wurde Sammlung, 2.) die Sammlung grol3erer in Glas- genehmigt fur eine Auswahl der Unterharzer schranken aufgestellter, ebenfalls systematisch Erzminerale aus der Sammlung des verstorbenen geordneter Stucke (sogenannte Prachtsamm- Bernburger Oberbergrats J. C. L. Zincken, die lung), 3.) die Kristallsammlung, 4.) die Meteori- dessen Schwiegersohn Karl Rammelsberg an- ten, 5.) die systematisch-geognostische Samm- geboten hatte (GSTAB-29, B1. 195). Auch ein lung und 6.) die geographische Sammlung oder Prerodacryfus-Fund von Eichstatt konnte erstan- die geognostischen Sammlungen einzelner Lan- den werden, sowie schlieljlich doch die Redenba- der. Man erkennt hieraus, dass ihre Einteilung chersche Sammlung, jedoch auf zwei Raten auf noch im wesentlichen die gleiche ist, wie die der 1866 und 67 aufgeteilt (GSTAB-30, B1.34). Der Bergakademie, die von D. L. G. Karsten nach Kauf einer Bernsteinsammlung von 6000 Stuck den von Abraham Gottlob Werner aufgestellten mit vielen Inklusen des verstorbenen Sanitatsra- Prinzipien geordnet worden war (Hoppe 1999, tes Dr. Carl Berendt wurde noch von Rose ein- S. 13). geleitet, aber erst 1873 nach seinem Tode mit Obwohl die Ausbildungsfunktion der ehemali- einem Kaufpreis von 4500 Mark abgeschlossen gen Bergakademie auf die Universitat ubertra- (GSTAB-31, B1.3). gen worden war, stand der Etat des Berg- und Huttenwesens fur Sammlungskaufe nicht mehr Aussicht auf einen Museumsneubau zur Verfugung. Von da an war die Erweiterung der Sammlungsbestande neben der eigenen Sam- Die Raumnot im Universitatsgebaude war durch meltatigkeit auf den Etat der Universitat, auch Ausweitung der meisten Lehrfacher und durch gegebenenfalls auf Sondermittel des Dispositi- die uberfullten Museen der Mineralogie und onsfonds des Konigs, worauf Alexander v. Hum- Zoologie allmahlich sehr groB geworden. Gegen boldt als Kammerherr des Konigs groBen Ein- Ende der Lebenszeit Roses verdichtete sich aber fluss hatte, und auf Schenkungen angewiesen. die Hoffnung auf die Losung der Raumprobleme Die Bestande waren so erheblich angewachsen der Universitat durch Errichtung eines Neubaus und die ursprunglich reichlich bemessenen Raum- fur die naturkundlichen Museen. Sogleich ent- reserven dadurch weitgehend a~fgebraucht~~.stand in den Museen aber auch die Sorge um die

23 Kunth hatte bereits den Krieg von 1866 mitgemacht und die Cholera danach iiberstanden. Jedoch erlitt er am Beginn des deutsch-franzosischen Krieges 1870/71 bei dem verlustreichen Angriff auf die Spicherner Hohen am 6. August 1870 eine Verwundung am FuB, die nicht sogleich hinreichend versorgt wurde. Nach langem Krankenlager in Riidesheim wurde er im Barackenlazarctt auf dem Tempelhofer Feld in Berlin operiert und verstarb dort am Lazarettfieber (Hohn 1952). -7i IJm innere Reserven nutzbar zu machen, war zum Beispiel ein auf vier Tischen aufgestelltes groBes Reliefmodell der Schweizer Alpen an der Wand aufgehangt worden. Man erfahrt dies aus den Akten allerdings nur deshalb, weil zur VerauRe- rung der Tische eine Genehmigung beim Ministenurn eingeholt werden musste (GSTAB-29, BI. 199). - Das Reliefmodell stammte noch aus der Naturalienkammer des Berliner Schlosses, fur die es um 1805 von dem Schweizer Modellbauer Miiller envorben worden war. Frau Dr. M. Wyder, Zurich. wird fiir die freundliche Mitteilung gedankt. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 11

Mitsprache bei der Planung eines solchen Baues. reichen Studien im Zusammenhang mit Alexan- Da die Bediirfnisse ,,dem Vernehmen nach" der v. Humboldts russischer Forschungsreise zwar von Rektor und Senat dem Ministerium (Rose 1837142, Hoppe & Suckow 2003). Als seine vorgetragen worden waren, aber ohne die Direk- nachhaltigste Leistung muss man sein ,,kristallo- toren der zwei naturkundlichen Museen hinzuzu- chemisches Mineralsystem" (Rose 1852) bezeich- ziehen, traten die beiden Direktoren, der Zoolo- nen. Bis in seine letzten Jahre hinein konnte er ge Professor Wilhelm Peters (1815-1883) und seine Aktivitat fortsetzen. Ein Drittel seiner sein mineralogischer Kollege Rose, mit einem ge- zahlreichen Publikationen brachte er heraus, meinsamen ausfiihrlichen Schreiben an den nachdem er im Alter von 58 Jahren Direktor des Kultusminister heran (GSTAB-30, B1.248, vom Mineralogischen Museums geworden war, darun- 10. 5. 1873). Hierin stellten sie nach Ausfuhrun- ter so bedeutende, wie die Abhandlung uber die gen iiber Entstehung, Bedeutung und Wert der Polymorphie des CaC03 (Rose 1857/9), seine beiden Museen deren raumlichen Bedurfnisse Meteoritensystematik an Hand der Berliner Me- dar und leiteten ihren Anspruch, gehort zu wer- teoritenbestande (Rose 1863) und seine posthum den, davon ab, dass ihre beiden Museen im Ge- erschienene groBe Diamantabhandlung (Rose gensatz zu den Kunstmuseen im Ministerium 1876). Roses Hauptgebiet war die Spezielle nicht durch einen speziellen sachverstandigen Mineralogie. Er strebte bei seinen Arbeiten an Rat vertreten wurden, und dass sie deshalb Mineralen und Mineralgruppen eine Synthese glaubten, selbst die Belange der Museen vertre- der auf exakten Untersuchungen und Messungen ten zu miissen. Sie legten dabei besonderen Wert beruhenden chemischen, physikalischen und kris- darauf, dass der Zuschnitt der beiden Museen tallographischen Standpunkte an. von Anfang erheblich groB gewesen ist, da sie Seine Publikationen zeigen, dass er die damals nicht nur als blol3e Universitatsmuseen, sondern neuesten Methoden schnell aufgriff und an- fur allgemeine Nutzung bestimmt waren, und wandte. Dazu gehorte vor allem die Anwendung dass daher ihr Quartier im Universitatsgebaude des Mikroskopes, dessen Nutzen er durch seinen bei deren Griindung im Jahre 1810 unter beson- Kollegen bei der russischen Reise Alexander derer Berucksichtigung des kiinftigen Raum- v. Humboldts, Christian Gottfried Ehrenberg bedarf bemessen worden war. Sie verwiesen (1795-1876), fur die Untersuchung von Stauben schliel3lich auf die erheblichen GroBen des neu- kennengelernt hatte. Dies erweiterte er zur mi- erbauten Museums fiir Zoologie und Mineralo- kroskopischen Untersuchung diinngeschliffener gie in Wien und des in Aufbau befindlichen in Minerale und Gesteine, die auf seine Anregung London. - Der Eindruck, den dieses Schreiben hin von dem Berliner Privatgelehrten Dr. phil. bei dem Kultusminister Falk26 erzeugt hat, lasst Adolph Oschatz nach 1850 hergestellt wurden sich jedoch leicht aus der lakonischen Antwort, (GSTAB-37) (Rose 1856, Groth 1926, S. 191). es sei zur Kenntnis genommen (GSTAB-30, Auch das Verfahren des sogenannten Selbst- B1.260, vom 4.7.1873), entnehmen. druckes zur Abbildung der geatzten Oberflache opaker Minerale wandte Rose bei einem Eisen- Wiirdigung von Gustav Rose meteoriten an (Rose 1851). Er konnte dies jedoch ganz erheblich verbessern, obwohl die direkte Mi- Kurz nach dem letztgenannten, gemeinsamen kroskopie von reflektierenden Oberflachen noch VorstoB beim Minister starb Gustav Rose am nicht moglich war, indem er mittels Hausenblasen 15.7.1873 im Alter von 75 Jahren. Er war dem gefertigte, durchsichtige Abdrucke der Oberfla- Mineralogischen Museum der Universitat Berlin che mit dem normalen Durchlichtmikroskop un- vom Beginn seines Studiums eng verbunden und tersuchte. Bald danach konnte er die Hilfe seines hat ihm von seiner Anstellung als Gehilfe im Assistenten H. Vogel nutzen, der mit einer neuen Jahre 1822 an 51 Berufsjahre angehort, die letz- Vorrichtung erste photographische Aufnahmen ten 18 Jahre als sein Direktor. In dieser langen am Mikroskop anfertigte (Vogel 1862, Rose Zeit hat er wissenschaftlich bedeutende Leistun- 1862). Allerdings verwandte Rose die erhaltenen gen erbracht, von denen bereits im 4. Teil dieser Mikrophotographien noch nicht direkt zum Artikelserie (Hoppe 2001b) die friihen Arbeiten Druck, sondern zeichnete sie um. Alles das setzte Roses behandelt wurden, darunter die ergebnis- Rose fur seine groBe Meteoritenabhandlung

26 Adalbert Falk (1827-1900), Kultusminister von 1872 bis 1879, enger Mitarbeiter von Bismarck bei dessen Bestrebungen zur Trennung von Kirche und Staat. 12 Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fiir Naturkunde

(Rose 1863) ein, die auf dem Studium aller Ob- 4. Teil dieser Artikelserie besprochen ist, trubt jekte der Meteoritensammlung des Mineralogi- das Bild von Roses Charakter nicht und geht schen Museums basierte. Sie ist grundlegend ge- ganz zu Lasten von Weiss, der argwohnte, Rose worden durch die Systematik der Meteorite und wolle ihn verdrangen. Es war zweifellos Roses durch Aufstellung von Begriffen, die sich bis Langmut zu verdanken, dass es nicht zu einem heute in der Meteoritenkunde erhalten haben, wirklichen Bruch gekommen ist. Schlierjlich ist wie zum Beispiel der Name Chondrite fiir Stein- zum Verhaltnis Roses zu Alexander v. Humboldt meteorite mit typischen kugeligen Strukturen. noch zu erganzen, dass Rose bis in die letzten Roses bescheidenes Wesen verschaffte ihm Lebenstage Humboldts geduldige Zuarbeit fiir viele Freundschaften. Bereits in der Studienzeit dessen grol3es Werk Kosmos geleistet hat, was war die Freundschaft mit dem Chemiker Eilhard aus den letzten Textseiten und dem letzten Zitat Mitscherlich (1794-1863) entstanden, als dieser des unvollendeten 5. Bandes dieses Werkes her- bei den Arbeiten, die zur Entdeckung der vorgeht. Die zahlreichen Stimmen von Schulern Isomorphie fuhrten, kristallographische Hilfe und Fachgenossen sind voller Hochachtung vor brauchte und Rose sie ihm ganz uneigennutzig Roses Person und seiner Leistung, als Beispiel gewahrte. Diese Freundschaft hielt das ganze Le- wird auf den Nachruf seines Schulers und ben, auch als Mitscherlich seine Interessen spa- Schwiegersohns Gerhard vom Rath hingewiesen ter auf geologisch-mineralogische Phanomene, (v. Rath 1873). Ein besonders ehrenvolles Denk- wie Vulkane, ausdehnte. Roses Nachruf auf Mit- ma1 hat ihm Paul Groth, der sich als sein Schuler scherlich ist das Dokument dieser Freundschaft bekannte, an zahlreichen Stellen seiner ,,Ent- (Rose 1864). Das gestorte Verhaltnis zu seinem wicklungsgeschichte der mineralogischen Wissen- Lehrer und spaterem Kollegen Weiss, das in schaften" (Groth 1926) ge~etzt~~.

Abb. 3. Ernst Beyrich (1815-1896). Original im Museum fur Naturkunde, HHMM-8, Sign. B-VII/ 4.

'' Leider ist der handschriftliche Nachlass von Gustav Rose beim Brand des Bonner Mineralogischen Institutes im 2. Welt- krieg, wohin das Material durch den Schwiegersohn Roses, den Bonner Professor der Mineralogie Gerhard vom Rath (1830-1888), gekommen war, vernichtet worden. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 13

Das Mineralogische Museum unter den Direk- amter" die Leitung der petrographischen Samm- toren Ernst Beyrich und Martin Websky bis zur lung, die bisher zu den von Websky zu verwalten- Teilung in zwei Institutionen (1873 bis 1888) den Sammlungen gehorte, erhalten sol1 (GSTAB- 31, Bl.137), was dann im April 1875 vollzogen Leitung und Struktur wurde. Roth war bisher nur mit Lehraufgaben als Die Leitung des Mineralogischen Museums a. 0. Professor betraut gewesen und hatte hierfur wurde nach dem Tode von Gustav Rose dem seine mit grol3er Sorgfalt angelegte Privatsamm- bisherigen 2. Direktor, Ernst Beyrich (Abb. 3), lung zu Demonstrationen benutzt (Liebisch 1893, ubertragen (GSTAB-30, B1.261). Damit erhielt S. 5). Als Verwalter einer staatlichen Sammlung erstmals der Vertreter der palaontologischen durfte er nun keine private Sammlung der glei- Richtung die Leitung der Institution, die aber chen Art besitzen. Er gab sie deshalb, wie er dem weiterhin den Namen Mineralogisches Museum Ministerium versicherte, sogleich an die Uni- behielt. Zum Nachfolger von Rose als Mineralo- versitat Konigsberg ab (GSTAB-31, B1. 209) und gen wurde Martin Websky berufen, der seit 1868 baute eine neue Lehrsammlung auf. als a. 0. Professor an der Universitat Breslau tatig war und sich dort unter dem Mineralogen und Beziehung zur Geologischen Landesanstalt Geologen Ferdinand Roemer mineralogisch und kristallographisch betatigt hatte (Volkel 2002). Zur Tatigkeit von Beyrich ist zu erganzen, dass Auf Bitten Roemers hatte er als unbeamteter Pri- er seine enge Zusammenarbeit mit der Bergaka- vatdozent bzw. a. 0. Professor ehrenamtlich wah- demie und daruber hinaus mit der preuSischen rend mehrerer Jahre (1867-72) fur das Breslauer Bergbehorde noch weiter festigte. Mit Billigung Institut eine systematische Mineralsammlung auf- des Kultusministeriums nahm er das Amt des gebaut (GSTAB-51). Seine Berufung als 0. Pro- 2. Direktors der 1873 gegrundeten preul3ischen fessor der Mineralogie nach Berlin erfolgte am Geologischen Landesanstalt an, in das er am 15. 4. 1874. Zwei Monate danach entschloss sich 2. Juli 1875 eingesetzt wurde. Erster Direktor das Ministerium, den beiden Professoren, Beyrich wurde der Direktor der Bergakademie Berlin, und Websky, gemeinsam die Leitung des Minera- Oberbergrat Wilhelm Hauchecorne, mit dem Be- logischen Museums zu ubertragen. Beyrich als yrich schon langer eng zusammengearbeitet 1. Direktor war fur die Petrefakten-Sammlung hatte (GSTAB-35). und fur die allgemeine Geschaftsfiihrung zustan- dig, Websky als 2. Direktor fiir die mineralogi- Neuba uplanung schen Sammlungen. AuSerdem sollte die Stelle eines ,,dritten Beamten" fiir die petrographische Mit vorigem war die Errichtung des Gebaudes Sammlung geschaffen werden (GSTAB-31, fur die preurjische Geologische Landesanstalt Bl.101). Beyrich drangte darauf, dass die Petre- und Bergakademie auf dem aufgelassenen Ge- fakten-Sammlung, die bisher gegenuber den ubri- lande der koniglichen EisengieSerei am damali- gen Sammlungen des Mineralogischen Museums gen nordlichen Stadtrand von Berlin ursachlich sehr zuruckstand, im kommenden Etat wesentlich verbunden und damit auch die Planungen fur groBere Mittel erhielt (GSTAB-31, B1. 126, 151), den Neubau des Gebaudes der naturkundlichen wahrend Websky seine Vorstellungen uber finan- Museen der Universitat, das ebenfalls auf diesem zielle Notwendigkeiten vonviegend von solchen Baugelande entstehen sollte. Wahrend der Bau Vorhaben ableitete, die die Gefahr der Vertau- des erstgenannten Gebaudes im Jahre 1875 be- schung der mineralogischen Sammlungsstucke bei gonnen und 1878 beendet wurde, zog sich die dem bevorstehenden Transport der Sammlung Projektierung des Museums infolge langwieriger durch Unterbringung der Stucke in hinreichend Auseinandersetzungen mit den Vorstellungen des grol3en Pappkastchen2' und durch Anbringung Architekten sehr lange hin, so dass der Bau erst von Aufklebern vermindern sollten. Hierfiir wa- 1883 begonnen und 1889 beendet wurde. In der ren wegen der sehr groljen Anzahl der Stucke gesamten Zeit beteiligten sich die Direktoren nicht unerhebliche Gelder erforderlich (GSTAB- des Mineralogischen Museums an Beratungen 31, B1.128). Das Ministerium setzte die neue und Diskussionen, worauf aber zunachst nicht Struktur des Museums am 30.11.1874 in Kraft eingegangen wird, da hierfur das nachst folgende und legte fest, dass Justus Roth als ,,dritter Be- Kapitel vorgesehen ist.

28 Die meisten Stucke lagen bis dahin auf weit kleineren Pappkastchen oder zum Teil sogar lose in den Schubladen. 14 Hoppe. G., Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde

Lehre die geologische Entwicklungsgeschichte las und ferner der Mineraloge Hugo Bucking, der 1879 Die Lehre am Mineralogischen Museum wurde und 1880 uber die mikroskopische Physiographie getragen von dem Geologen und Palaontologen der petrographisch wichtigen Mineralien las. Beyrich, der wie zuvor nur in den Wintersemes- Auch der Palaontologe und Geologe Wilhelm tern las, dem neuberufenen Mineralogen Martin Branco3', der von 1881 bis 1887 als Privatdo- Websky und dem nun am Museum angestellten zent auftrat, war seit 1882 an der Geologischen Geologen Justus Roth. Wesentliche Anderungen Landesanstalt tatig. Er hielt regelmal3ig palaon- des Vorlesungsprofils ergaben sich nur dadurch, tologische Ubungen sowie 1886 auch Vorlesun- dass Websky die von Rose immer nur kurz vor- gen uber Allgemeine Geologie, bevor er Lehr- getragene Kristallographie als Hauptvorlesung stuhlangebote, zunachst in Konigsberg und dann behandelte und sie jeweils im Sommersemester, anderwarts, annahm. Er kam spater, wie noch die Mineralogievorlesung im Wintersemester behandelt wird, zuriick. Ferner trat noch der vortrug, aul3erdem noch kleinere Vorlesungen Geologe an der Geologischen Landesanstalt zur Lagerstattenkunde, iiber Edelsteine und Felix Wahnschaffe als Privatdozent auf und hielt Kristallzeichnen hielt. Beyrich behielt die Titel von 1886 an Vorlesungen uber die Geologie des seiner Vorlesungen immer noch wie zuvor bei norddeutschen Flachlandes und uber Bodenun- und las: ,,Geognosie mit besonderer Beruck- tersuchungen. In diese Reihe gehort schliel3lich sichtigung des sogenannten Flotzgebirges" und noch der Geologe Gottlieb Berendt, der 1875 als ,,Versteinerungskunde", wovon er nur hochst Landesgeologe an die Geologische Landesanstalt selten abwich. Die Vorlesungen von Roth deck- kam und im gleichen Jahr a. 0. Professor an der ten das Zwischengebiet ab. Er hielt regelmaBig Universitat wurde, jedoch an der Universitat die von Websky nicht vorgetragene Vorlesung keine Vorlesung ankiindigte. ,,Petrographic" und seine ,,Allgemeine und che- mische Geologie" erganzte das Programm von Beyrich. Aul3erdem hielt der 0. Professor der Assistenten der palaontologischen Richtung Chemie Karl Friedrich Rammelsberg, der nicht Im palaontologischen Teil des Mineralogischen zum Lehrkorper des Mineralogischen Museums Museums stand dem Direktor Beyrich als Assis- gehorte, auch in diesem Zeitabschnitt wieder tent Wilhelm Dames zur Seite, der bereits im eine Vorlesung uber die chemischen Grundlagen Jahre 1871 eingetreten war und von da an ohne der Geologie, allerdings nur noch bis 1879, da er Unterbrechung am Mineralogischen Museum dann, im 66. Lebensjahr stehend, sein Betati- und spater an der Nachfolgeinstitution tatig war. gungsgebiet einschrankte". Er kiindigte zwar ab Er habilitierte sich und trat ab 1874 auch als Pri- 1883 eine Vorlesung zur Einleitung in die Kri- vatdozent auf. Wie im mineralogischen Teil des stallographie an, richtete sie aber ausdriicklich Museums wurde 1875 auch hier die Assistenten- an Chemiker. stelle in eine Kustodenstelle umgewandelt, die Dames bekam. Seine Vorlesungen betrafen die Weitere Lehre Geologie der norddeutschen Tiefebene, wozu er auch Exkursionen durchfiihrte, besonders aber Wie auch schon zuvor traten eine Reihe von Pri- las er uber fossile Wirbeltiere und uber Leit- vatdozenten als Vortragende auf. Einige davon fossilien, daneben auch iiber fossile Fische und hatten eine Stellung an der Bergakademie oder uber fossile Crustaceen. Er erganzte dadurch die an der Geologischen Landesanstalt und kundig- palaontologische Lehre ganz wesentlich, zumal ten ihre Vorlesungen, die sie in den Winterseme- er auch in den Sommersemestern las, in denen stern an der Bergakadernie hielten, auch in der Beyrich regelmal3ig pausierte. Ferner las er von Universitat an. Dazu gehorten der Geologe Karl 1887/88 an auch uber die erratischen Blocke Lossen, der weiterhin uber Petrographie vortrug (Geschiebe) der norddeutschen Ebene. Zu sei- (seit 1880 auch mit mikroskopischen Demonstra- ner weiteren Tatigkeit, auch als Nachfolger von tionen), auch der Geologe Emanuel Kayser, der Beyrich, wird spater berichtet. Neben dem Ku- bis 1885 uber Allgemeine Geologie und zuweilen stos Dames gab es erst ab 1884 noch einen wei- auch iiber deutsche Devon Bildungen und uber teren Helfer, Ernst Koken, zunachst als Hilfs-

*' Im gleichen Jahr verkaufte er auch seine private Mineralsammlung an das Mineralogische Museum (s. unten). '' Wilhelm Branco anderte ab Januar 1907 seinen Namen in Branca. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl.. Geowiss. Reihe 6 (2003) 15

assistenten. Er promovierte im gleichen Jahr und Hauses einen Hilfsassistenten, den Mineralogen nach seiner Habilitation wurde er 1887 Privat- Ludwig Henniges einzustellen, der bis zu Webs- dozent, und ruckte 1888 auf eine neugeschaffene kys Tod blieb. - Auljerdem ist zu erwahnen, dass Assistentenstelle auf. Weiteres uber ihn an spate- der seit 1885 als Privatdozent der physikalischen ren Stellen. Chemie auftretende Andreas Fock von 1886 an Lehrveranstaltungen uber Kristallographie an- Assistenten der mineralogischen Richtung kundigte, die sich aber wohl vorwiegend an Che- miker richteten. Die am mineralogischen Teil des Mineralogischen Museums vorhandene Assistentenstelle war an- fangs mit Max Bauer besetzt, der noch unter Ro- Raumsituation se eingetreten war. Er habilitierte sich 1873 und Die hochst angespannte Raumsituation erleich- hielt Vorlesungen uber die nutzbaren Minerale terte sich 1879 ein wenig dadurch, dass die Raume und deren Lagerstatten und eine Einfuhrung in der ehemals verloren gegangenen Dienstwohnung die Mineralogie, mit denen er die Lucke, die der von Weiss durch den Auszug des Physikalischen Tod Roses gerissen hatte, bis zum Antritt von Kabinetts in den Neubau fur das Physikalische Websky uberbruckte. Im Jahre 1875 folgte er der Institut am Reichstagsufer frei wurden und nun Berufung nach Konigsberg. Websky bemuhte sich wieder bezogen werden durften. Dadurch konn- daraufhin, an seiner Stelle Theodor Liebisch zu ten dringend benotigte Studentenarbeitsplatze bekommen, der in Breslau, wo er sein Schuler ge- geschaffen werden, auch fanden die Reflexions- wesen war, 1874 promoviert hatte und vor kur- goniometer zur Kristallvermessung, deren An- zem nach gegangen war. Er kam sogleich schaffung Websky im Zusammenhang mit seiner und Websky ubertrug ihm Arbeiten in der Samm- Berufung durchsetzen konnte (GSTAB-39, lung, die der Vorbereitung zum spateren Umzug B1.76), eine geeignete Aufstellung. Auch die pa- dienten (Liebisch 1910). Auch er habilitierte sich laontologische Sammlung profitierte davon. Al- und las von 1878 bis 1879 eine Einfuhrung in die lerdings gelang es Beyrich nicht, weitere durch Mineralogie, ferner uber geometrische und physi- den Auszug der Physik freigewordene Raume im kalische Kristallographie, uber die mikroskopi- Keller zu erhalten. sche Physiographie der Minerale und uber Mes- sen und Zeichnen der Kristalle. Obwohl die Assistentenstelle bereits 1875 in die Stelle eines Entwicklung der Sammlungen Kustoden umgewandelt wurde (GSTAB-31, Gegenuber der fruheren Einteilung der Sammlun- B1. 176) und also unbefristet sowie hoher besol- gen war nur eine geringe Veranderung eingetre- det war, blieb er aber nur bis 1880 und folgte ei- ten. Es gab nun die Abteilungen: 1.) systematisch- nem Ruf nach Breslau und danach an mehrere mineralogische Sammlung, 2.) eine dazugehorige weitere Universitaten, um spater nach Berlin zu- Schausammlung in grol3eren Exemplaren, 3.) ruckzukehren. Websky entschied sich dann fur Sammlung geschliffener Steine und Gebirgsarten, den bereits seit 1877 in Berlin als Privatdozenten 4.) Meteoriten, 5.) systematisch-geognostische tatigen Mineralogen Andreas Arzruni, der als Sammlung, 6.) geographische Sammlung oder die Kustos eingestellt wurde. Er stammte aus Arme- geognostischen Sammlungen einzelner Lander, nien und war zuvor bereits Assistent in Straljburg 7.) palaontologische Sammlung (Guttstadt 1886). gewesen. Seine Vorlesungen behandelten die Trotz bestehender Uberfullung der Raume Kristallographie und Kristallchemie sowie die schrankte man die Sammeltatigkeit und Kaufe fur Mineralogie der Salze. Auch er blieb nicht lange die Sammlungen nicht ein und nahm die zuneh- in Berlin, sondern nahm 1883 einen Ruf nach mende Unubersichtlichkeit angesichts des in Aus- Breslau an, von wo er aber bald danach zur Tech- sicht stehenden neuen Quartiers in Kauf. Die fol- nischen Hochschule Aachen wechselte und dort genden kurz gefassten Darstellungen beruhen vor bis zu seinem Tode als 0. Professor der Minera- allem auf den Akten, die das Kultusministerium logie tatig war. Ihm folgte 1883 der in Gottingen uber das Mineralogische Museum gefuhrt hat und promovierte Mineraloge August Tenne, der das berucksichtigen vor allem groljere Sammlungsbe- Kustosamt bis zu seinem Tode im Jahre 1901 schaffungen. Daneben gab es aber zahlreiche, ausubte. Er habilitierte sich 1886 und hielt als meist kleinere Beschaffungen durch eigene Auf- Privatdozent Vorlesungen uber gesteinsbildende sammlungen, Kaufe aus dem Etat des Museums Minerale. Websky gelang es 1886 wegen der und Schenkungen, die sich nur zu einem kleinen dringenden Arbeiten vor dem Bezug des neuen Teil in den Ministeriumsakten niedergeschlagen 16 Home, G.. Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde haben, aber anderen Quellen zu entnehmen sind, (GSTAB-38, B1.246) vom 17.5.1878 zum halben wie den Jahre~berichten~l,den Berichten anlass- Angebotspreis fur 15000 fr vollzogen werden lich des 100jahrigen Universitatsjubilaums (Lenz konnte (GSTAB-39, B1.1). 1910, darin Branca 19103*und Liebisch 1910) und Das Kultusministerium zeigte sich in dieser dem detaillierten Bericht von W. 0. Dietrich Zeit auch bereit, Forschungsreisen von Wis- (1960), der den uberlieferten Bestand der palaon- senschaftlern dadurch zu unterstutzen, dass die tologischen Sammlung bevorzugt fur die Beschaf- von ihnen geschaffenen Aufsammlungen von fungen zur Zeit Beyrichs dargestellt hat, ohne Gesteinen und Versteinerungen fur das Mine- allerdings die hier benutzten Akten gekannt zu ralogische Museum aufgekauft ~urden~~.Im haben. Falle des Afrikaforschers Dr. Georg Schwein- furth (1836-1925) wurde dies 1878 fur die Palaontologische Sammlung Sammlung aus der agyptischen Wuste fur einen Betrag von 2000 Mark bereits zuvor in Aussicht Unter Beyrich konnte die palaontologische gestellt (GSTAB-38, B1.164) und nach der Reise Sammlung erheblich starker als die mineralogi- aufgrund von ,,Attesten" des Palaontologen Da- sche Sammlung ausgebaut werden. Es beginnt mes und des Mineralogen Liebisch ausgezahlt mit der im Jahre 1874 eingeleiteten Erwerbung (GSTAB-39, B1.62). Dagegen wurde die grolje einer Petrefaktensammlung, die Dr. v. Fischer, asiatische Forschungsreise des Geographen Dr. Munchen, in Bayern und Osterreich zusammen- Ferdinand Frh. v. Richthofen (1833-1905), spe- getragen hat. Sie wurde fur 15000 fl (25714,30 ziell seine Erforschung Chinas in den Jahren Mark) in zwei Raten im November 1875 iiber- 1868 bis 1872, erst lange danach gefordert, indem nommen (GSTAB-31, B1.255), allerdings muss- die von ihm 1879 angebotene Belegsammlung zu ten daraus Stiicke fur Konigsberg abgezweigt seinem groljen Reisewerk, das er von 1877 an werden (GSTAB-38, B1.22).Dann folgte das herausbrachte, fur die geforderten 20000 Mark nicht bei Dietrich (1960) erwahnte Vermachtnis (GSTAB-39, B1.98) gekauft wurde. Nach einem von Otto Brandt vom 28.7.1874, das die Schen- Gutachten der Akademie der Wissenschaften kung einer geologisch-palaontologischen Regio- kam ihr ein Wert von 32000 Mark zu (GSTAB- nalsammlung des Gebietes um Vlotho an der 39, B1.90). Die Genehmigung erfolgte, nachdem Weser im Wert von 6-800 Mark darstellte ,,Atteste" von den beiden Kustoden Dames und (GSTAB-38, B1.106). Liebisch uber das Material vorgelegt worden Im Jahre 1876 wurde die Sammlung ,,mikro- waren (GSTAB-39, B1. 98). skopischer Formen", das Lebenswerk des Profes- Im Jahre 1879 schien sich die Moglichkeit sors Dr. Christian Gottfried Ehrenberg (1795- einer grol3en Erwerbung von Saugetier-Verstei- 1876), fur 30000 Mark gekauft. Hierbei wurde nerungen aus der Pampas-Formation von Sud- als besondere Vergiinstigung am 26.5.1876 be- amerika anzukundigen. Nach Besichtigung des willigt, den Kaufbetrag mit Rucksicht auf den Materials in Italien empfahl Beyrich den Ankauf Gesundheitszustand in seiner Wohnung zu zah- und veranschlagte einen Preis von 30-40000 Li- len (GSTAB-38, Bl.60). Dies war genau einen re (GSTAB-39, B1.79). Das Angebot zerschlug Monat vor seinem Tode. Der beruhmte mikropa- sich jedoch durch anderweitigen Verkauf. Im laontologische Teil davon kam nach Dietrich Jahre 1884 gab es dann von Sanjago Roth ein (1960) allerdings erst 1907 in das Geologisch-pa- erneutes Angebot einer ahnlichen Sammlung mit laontologische Institut und Museum. Dieser Teil einer Forderung von 25000 Mark. Nun wurde ist deshalb so bedeutend, weil er die zahlreichen Dames nach Genua gesandt. Aufgrund seines Originale von Mikroorganismen enthalt, die Gutachtens nebst Beschreibung der Sammlung Ehrenberg beschrieben hat. Die nachste grolje setzte Beyrich den Preis auf 15000 Mark herab Erwerbung war im Jahr darauf der Ankauf der und beantragte im Februar 1885 die Mittel dazu Petrefaktensammlung J. Th. van Brinckhorst, (GSTAB-39, B1.295), jedoch kam auch dieser Maastricht, der nach einem Gutachten Beyrichs Kauf nicht zustande.

Diese Jahresberichte erschienen seit 1888 in der Zeitschrift ..Chronik der Koniglichen Friedrich Wilhelms-Universitat zu Berlin". '' Fur den hier zunachst zu behandelnden Zeitraum sind die Angaben von Branca wenig aussagekraftig, da, wie Branca versichert (1910, S. 337), die notigen Unterlagen oft ,,nicht mehr zu beschaffen" waren. 33 Dadurch gelangten solche Vorgange in die Ministeriumsakten, was bei den zahlreichen unentgeltlichen Ubergaben von Aufsammlungen nicht der Fall war. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 17

Die vorhandene Bernsteinsammlung konnte rechtskraftig gewordenen Kaufvertrag abge- im Jahre 1887 bedeutend durch den Kauf der schlossen, der das genannte Fundstuck vorlaufig Sammlung Kunow, Konigsberg, fiir 15000 Mark fur Deutschland sichert. Da die Aussichten, den vermehrt werden (GSTAB-40, B1.117). Kaufpreis durch eine Spendensammlung aufzu- bringen, aber nur gering waren, gipfelte das Kauf des ,, Urvogels" Schreiben in einem Appell an den Kaiser, dieses Fundstuck von unschatzbarem Wert zu Handen Der Kauf des ,,Urvogel"-Exemplars Archae- des Deutschen Reiches zu erwerben. opteryx lithographica im Jahre 1880 bildete den absoluten Hohepunkt der Erwerbungen. Zu dem Ablehnung des ersten Urvogel-Angebotes hohen wissenschaftlichen Wert als einzigartiges Bindeglied zwischen den Reptilien und Vogeln Die Frankfurter Gesellschaft war der Regierung kommt noch die auljerordentliche Seltenheit der in Berlin nicht unbekannt, da deren friihere Ini- Funde hinzu. Das hier zu besprechende Fund- tiative zur Rettung und Erwerbung von Goethes stuck stammt von 1877 und ist das zweite Exem- Vaterhaus vom Kaiser finanziell unterstutzt wor- plar und ubertrifft das erste an Aussagekraft den war, wodurch die Gesellschaft das Haus bedeutend. Angesichts des hohen Wertes des kaufen sowie ihren Sitz 1862 darin nehmen Stuckes erscheint es berechtigt, die Geschichte sei- konnte. Die erneute Initiative veranlasste die ner Erwerbung etwas ausfuhrlicher dar~ustellen~~.Regierung in Berlin, sich der Seriositat der Ge- sellschaft und vor allem ihres ,,Obmanns" zu ver- Erstes Urvogel-Angebot sichern und neben fachlichen Gutachten auch die Stellungnahme des Frankfurter Polizeiprasi- Der erste Kontakt entstand durch die private Ge- denten Hergenhahn einzuholen. Der ,,Obmann" sellschaft in Frankfurt a. M. mit dem anspruchs- (Vorsitzende) der Gesellschaft war Dr. Otto Vol- vollen Namen ,,Freies Deutsches Hochstift fur ger genannt Senckenberg (1822-1897), der sich Wissenschaften, Kiinste und allgemeine Bildung", in Gottingen nach Studium und Promotion als deren Vorsitzender im Jahre 1877 eine direkte Privatdozent auf dem Gebiet der Mineralogie, Eingabe an Kaiser Wilhelm I., Konig von Preu- Geologie und Palaontologie betatigt hatte und Ben, richtete. In ihr wurde daruber informiert, nach mehreren Stationen schlieBlich 1856 Pro- dass der erste Aufsehen erregende Fund eines fessor am Senckenberg-Institut in Frankfurt am Urvogels von 1861 sofort vom Britischen Mu- Main geworden war. Im Jahre 1859 griindete er seum fur 15000 Mark gekauft worden war und so obige Gesellschaft, in der er seit 1860 Obmann der deutschen Wissenschaft, obwohl er von deut- war, und betatigte sich seitdem als Privatmann. schem Boden bei Eichstatt in Bayern stammt, In Hergenhahns und weiteren Gutachten wurde nicht direkt zur Verfiigung steht, sondern 1863 das Anliegen der Gesellschaft, den Fund dem von Professor Richard Owen in England be- Vaterland zu erhalten, um dessen in Aussicht ste- schrieben wurde. Zum jetzigen, zweiten Fund henden Verkauf in ein auslandisches Museum zu hatte der Besitzer, Ernst Haeberlein in Pappen- verhindern, positiv beurteilt. Der Vorsitzende er- heim, bereits Kaufangebote bekommen, so vom hielt dagegen eine weniger gunstige Einschat- Munchener Museum fur 15000 Gulden (etwa zung. Ihm wurden durch dubiose Geschafte ent- 26000 Mark). Dies hatte Haeberlein jedoch zu- standene Schulden nachgesagt. AuBerdem wurde riickgewiesen, da er durch weitere Praparation berichtet, dass er sich vertraglich verpflichtet die Schwanzfedern freigelegt hatte und der Fund hatte, fur die Stadt Frankfurt durch Ausbau von dadurch weit vollstandiger als der erste wurde, Brunnen die Trinkwasserversorgung der Stadt zu weshalb er den Preis auf 36000 Mark erhoht gewahrleisten, was aber durch den Konkurs hatte. Auch fur diesen Preis lage bereits das In- seines Unternehmens gescheitert war. Er war es, teresse des Yale College in New Haven (Con- der den his zum 23.2.1878 befristeten Kauf- necticut) vor und von Kennern wurde vermutet, vertrag der Gesellschaft mit dem Besitzer des dass aus England und USA durchaus 100000 Urvogels, Ernst Haberlein, zum Kaufpreis von Mark geboten werden konnten. Deshalb hatte 36000 Mark zustandegebracht hatte, bei dessen die oben genannte Gesellschaft, obwohl sie kein unerfiilltem Ablauf das Exemplar an Haberlein Vermogen besitzt, mit dem Eigentumer einen zuruckfallen musste. Diese ermittelten Umstande

34 Hierfiir wurden vonviegend die Akten des Kultusministeriums der Jahre 1877/78 und 1880/81 benutzt (GSTAB-38, B1. 124-218 und GSTAB-39, B1. 111-208, jeweils mit Unterbrechungen). 18 HODDe. G.. Geschichte der Geowissenschaften. Teil 5: Mineraloeisches Museum fur Naturkunde bewogen den preu13ischen Kultusminister A. Falk, am 29. 12. 1880 an den Finanzminister mit der die Ablehnung zu empfehlen, die der Kaiser und Erklarung heranzutreten, ,,dass die Staatsregie- Konig daraufhin am 28. 1.1878 vollzog. rung sich diesem Ankauf schlechterdings nicht entziehen kann, ohne schwere und meines un- Endgiiltiger Kauf des Urvogels vorgreiflichen Erachtens wohlbegrundete Vor- wurfe wegen Vernachlassigung der deutschen Zwei Jahre ruhte nun die Angelegenheit, danach wissenschaftlichen Interessen auf sich zu ziehen", anderte sich die Situation. Haeberlein, der Be- woraufhin der Finanzminister einlenkte. Aller- sitzer des Urvogels, legte am 16.3. 1880 direkt, dings musste Siemens selbst dann noch gestatten, ohne Vermittlung durch die Frankfurter Gesell- dass die Bezahlung des Kaufpreises auf zwei schaft, ein neues Angebot vor. Es betraf den Jahresraten gestreckt wurde. Das kostbare Stuck Verkauf des Archaeopteryx-Exemplars zusam- wurde dann vom Kustos a. 0. Professor Wilhelm men mit einer Sammlung weiterer, zum Teil in Dames nach weiterer Praparation eingehend un- Rahmen gefasster Versteinerungen aus dem tersucht und in einer grundlegenden Monogra- Lithographenschiefer zu dem Gesamtpreis von phie umfassend dargestellt (Dames 1884)35. 26000 Mark. Nach Besichtigung und Gutachten durch Beyrich zeigte sich das Kultusministerium bereit, die Mittel zu beschaffen und den Kauf Dublettenabga be zustande zu bringen. Nun aber erwies sich das Finanzministerium als entschiedener Gegner des Schon bei fruheren Anlassen war vom Kultusmi- Ankaufes, da man dort die vorigen Ablehnungs- nisterium die Abgabe sogenannter Dubletten aus grunde nicht fir ausgeraumt ansah. Unterdessen den Sammlungsbestanden verlangt worden. Die- griff unter Vermittlung von Dames der Berliner ses Thema entstand neu, als der fruhere Kustos Industrielle Dr. Werner Siemens (1816-1892) der mineralogischen Abteilung, Liebisch, nach- ein und lie13 Beyrich am 5. 4. 1880 wissen, da13 er dem er nach Greifswald berufen worden war, bereit ware, das Archaeopteryx-Exemplar fur das sich 1883 mit der Bitte an das Kultusministerium Museum fur Naturkunde dadurch zu sichern; wandte, fur das dortige wenig gut bestuckte Mi- dass er den Kauf (ohne die Beigaben) zunachst neralogische Institut, Leitfossilien und typische vollziehen und dem Ministerium eine Frist eines Gesteinsarten aus Berlin zu erhalten (GSTAB- Jahres fur die Aufbringung des Kaufpreises 39, B1.241). Dem Antrag wurde statt gegeben anbieten wurde. Der Kultusminister R. v. Putt- und anscheinend war dies der Anstos zum Start kamer34a nahm dieses Angebot an, vermochte einer grol3eren Aktion des Ministeriums im Jahre zwar den Finanzminister noch nicht zu uberzeu- 1884. Die palaontologische Abteilung des Mine- gen, konnte aber den Betrag von 6000 Mark fur ralogischen Museums erhielt die Aufgabe, die die Beigaben zum Archaeopteryx-Exemplar flus- Sammlung systematisch auf abgebbare Dubletten sig machen, wodurch Haberlein zunachst befrie- zu uberprufen. Dafur durfte der gerade promo- digt wurde und abwartete. Aber auch mit einer vierte Ernst Koken als Hilfsassistenten eingestellt Petition der Teilnehmer der Jahresversammlung werden. Dieser erarbeitete ein 16seitiges ,,Ver- der Deutschen Geologischen Gesellschaft vom zeichnis der gegenwartig in der palaontologischen 14. 8. 1880 mit 39 Unterschriften, in der auf die Abteilung des Mineralogischen Museums befind- epochemachende Bedeutung des Archaeopteryx- lichen Doubletten" (GSTAB-40, B1.2), das vom Fundes hingewiesen wurde, gelang dem Kultus- Kultusministerium vervielfaltigt und an eine gro- minister der Durchbruch noch nicht. Erst als Vir- Be Zahl von Schulen versandt wurde. Anschlie- chow in einer Rede am 15.12.1880 im Abgeord- Bend wurden die von 34 Lehranstalten gewiinsch- netenhaus ebenfalls die hohe Bedeutung des ten Fossilien, meist zwischen 60 bis 150 Stuck, Archaeopteryx herausstellte und seine Stellung in verschickt, woruber Beyrich am 31.3. 1886 be- der Entwicklung der Wirbeltiere als ein wissen- richtete. Koken, der das Unternehmen im we- schaftliches Problem ersten Ranges einschatzte, sentlichen bewaltigt hatte, erhielt eine Remune- gab dies dem Kultusminister den Ruckhalt, um ration von 500 Mark (GSTAB-40, B1.61).

34a Robert v. Puttkamer (1828-1900) war von 1879 bis 1881 preuaischer Kultusminister. ,- -" Die von Dames in seiner Publikation gegebene Darstellung der Erwerbungsgeschichte konnte durch Benutzung der Ministeriumsakten wesentlich erganzt werden. - Dames erwahnt ubrigens seine Rolle als Vermittler des Eingreifens von Siemens nicht. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 19

Die rnineralogischen Sarnrnlungen Hieraus ist zwar ein Schluss auf die Bestandsgro- lje der Sammlung moglich, aber wahrscheinlich Im Jahre 1876 beliefen sich die Bestande der liegt der wahre Bestand noch weit hoher, da von Websky verwalteten Sammlungen des Mine- auch die bereits in groljer Zahl vorhandenen ralogischen Museums auf 900 mittelgrolje und kleinen Pappkastchen, auf denen bisher viele 200 ungewohnlich groBe Stucke in der Schau- Stucke aufgelegt waren, fur kleine Stucke weiter sammlung, in der Hauptsammlung auf etwa verwendet wurden. Als Ordnungsprinzipien ver- 75000 Stucke in 1400 Schubkasten und in der wandte Websky an erster Stelle die Mineralart in geographisch geordneten petrographischen Samm- systematischer Reihenfolge, an zweiter Stelle in- lung auf etwa 40000 Stucke in 1500 Schubkasten nerhalb der Mineralart die Fundorte in geogra- (Liebisch 1910, S. 313). Letztere Sammlung, die phischer Ordn~ng~~. geographisch geordnet war, wurde Roth ubertra- gen und bildete einen Grundstock fur den Auf- bau der von ihm beabsichtigten petrographisch- Tod von Websky, Wiirdigung geologischen Lehrsammlung. Vom Ende des Jahres 1886 an begann die Reihe Eine bedeutende Schenkung fur die mineralo- einiger erheblicher Veranderungen fur das Mine- gische Sammlung gab es im Jahre 1878. Der geo- ralogische Museum der Universitat. Die erste graphisch-geologische Forschungsreisende Dr. Veranderung war der Tod des Direktors der mi- Wilhelm Reiss (1838-1908) ubergab seine in neralogischen Abteilung, Martin Websky, der im den Anden Kolumbiens und Ecuadors aufgesam- Alter von 62 Jahren am 27.11.1886 verstarb. melten vulkanischen Gesteine. Dies war so um- fangreich, dass dafur neun Schranke angeschafft werden mussten (GSTAB-38, B1.252). Weitere Erwerbungen waren Kaufe, so ein Teilstuck des Meteoriten von Rittersgrun fur 1000 Mark (GSTAB-38, B1.95) und Mineralkaufe im Jahre 1878 bei Mineralhandlungen zur Vervollstandi- gung der oryktognostischen Sammlung, wofur Websky 3000 Mark genehmigt bekam (GSTAB- 38, B1.236). Eine sehr wertvolle Erwerbung war die Mineralsammlung von Karl Rammelsberg, die aus 1168 Stuck bestand und 1879 fur 4500 Mark gekauft wurde (GSTAB-39, B1.69). Ihr be- sonderer Wert beruhte darauf, dass sie die Origi- nale zu den uberaus zahlreichen Mineralanalysen dieses bedeutenden Mineralchemikers enthielt. Websky erhielt 1880 nochmals 4000 Mark fur Mineralkaufe (GSTAB-39, B1.114, 117) und 1886 konnte ein Meteorit, Santa F6, New Mexi- co, fur 1000 Mark angeschafft werden (GSTAB- 40, B1. 82). Auljerdem ist die Beschaffung von groljen Mengen von Pappkastchen zu envahnen, die Websky sowohl fur die Neuordnung als auch fur die Transportsicherung der Sammlung brauchte. Aus seinem detaillierten Antrag aus dem Jahre 1885 geht hervor, dass seit 1875 47100 Stuck in 22[!] verschiedenen GroBen angeschafft wurden Abb. 4. Martin Websky (1824-1886). - Original im Mu- und nun noch weitere 42600 Stuck fur 2440 seum fur Naturkunde. HHMfN-9 (Bestand: Mineralogisches Mark notwendig waren (GSTAB-39, B1.313). Museum).

36 Diese Ordnung der Mineralsammlung konnte allerdings erst im Neubau praktisch wirksam werden und hat sich dort so bewahrt, dass sie von allen Nachfolgern Webskys beibehalten wurde. - Sie hat sich zum Beispiel auch bei der Ausarbeitung der 1. Auflage der Mineralogischen Tabellen von 1941 durch den Kustos Hugo Strum als sehr nutzlich enviesen (personliche Mitteilung von Herrn Prof. Dr. Hugo Strum). 20 Hoppe, G.. Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde

Martin Websky (Abb. 4) war 13 Jahre lang der in Breslau geschaffenen systematischen Mineral- 2. Direktor des Mineralogischen Museums gewe- sammlung gelegt hat. Hierfur hat er den grofiten sen. Nach dem Urteil von Groth (1924, S. 143) Teil seiner Zeit in Berlin geopfert und wohl, wie war er ,,der wohl seit Breithaupt [j1873] her- es Nachrufe hervorheben (z. B. Bauer 1887), vorragendste praktische Mineraloge". Von ihm seine Gesundheit angesichts der ungunstigen Be- stammt eine systematische Erfassung der spezifi- dingungen in den unheizbaren Sammlungsraumen schen Gewichte der Minerale. Zahlreiche davon gefahrdet. Websky untersuchte dabei auch viele hat er umfassender untersucht. Bereits fruhzeitig Mineralstufen genauer, wie aus zahlreichen, von hat er Gesteinsdunnschliffe, die er von Oschatz ihm angefertigten Etiketten und Aufklebern her- erhielt (Volkel 2002, S. 82), polarisationsmikro- vorgeht (Abb. 5). Wegen der erheblichen GroBe skopisch untersucht und trat damit in die Nachfol- der Sammlung konnte er trotz grorjer Anstren- ge von G. Rose. Am wichtigsten ist aber, dass er gung die Neuordnung bei weitem nicht zu Ende es zur bedeutenden Erweiterung der kristallogra- Mhren, das ist erst von seinen Nachfolgern er- phischen Kenntnis der Minerale gebracht hat, vor reicht worden. allem dadurch, dass er Verbesserungen des Go- niometers einfiihrte (,,Webskyscher Spalt" u. a.), Carl Klein als Nachfolger von Websky wodurch er schmalste Flachen noch mit Sicherheit vermessen konnte und dem Problem der schein- Durch die Berufung des Mineralogen und Petro- bar unregularen Kristallflachen, von ihrn Vizinal- graphen Carl Klein am 4.3. 1887 (GSTAB-40, flachen genannt, naher kam (Websky 1879). B1.114) kam es im Mineralogischen Museum zu Uberhaupt war er ein Meister der rechnenden erheblichen Veranderungen. Klein hatte mehrere und zeichnenden Kristallographie. wie seine Vor- Universitaten als Student und als Hochschulleh- lesung, deren Manuskript erhalten geblieben ist rer kennen gelernt, zuletzt Gottingen. Dort hatte (AHUB-4), und der erste Teil seines Lehrbuchs er ein mineralogisch-petrographisches Institut (Websky 1887)37beweisen. Er zeigte sich hierin in aufgebaut und war besonders an der Untersu- der von Weiss begrundeten und von Rose mes- chung von Gesteinen mit den Mitteln der Polari- send verweiterten Tradition und deklarierte sein sationsmikroskopie interessiert. Seine Ansichten Buch als dritten Band von G. Roses Elemente der waren gefestigt, und er strebte bei seiner Beru- Kristallographie (Rose 1833). Websky erbrachte fung an, den von ihm zu ubernehmenden Teil aber noch eine fur die Berliner Sammlungen nicht des Mineralogischen Museums nach seinen Vor- hoch genug einzuschatzende Leistung, die darin stellungen einzurichten. Er erklarte auch, dass bestand, dass er die Transportsicherung des die raumlichen Gegebenheiten des entstehenden Sammlungmaterials gegen Vertauschung begon- Gebaudes besser fiir ein in zwei als in drei Teile nen und zugleich den Grundstock fur eine grund- geteiltes Mineralogisches Museum geeignet sei. liche Neuordnung nach dem Muster der von ihm Dies bewog das Ministerium die zurzeit vor- handene personelle Situation entsprechend zu andern und den davon besonders betroffenen Justus Roth, der im 69. Lebensjahr stand, von der Leitung der petrographischen Sammlung als 3. Beamten ab 1.4.1887 zu entbinden und ihn, wie es hieB, auf seinen Wunsch, im Gegenzug dazu zum 0. Professor zu ernennen, wobei ihm aber ausdrucklich die ungehinderte Benutzung der petrographischen Sammlung, die wieder an die Mineralogie zuruckfiel, zugesichert wurde (GSTAB-41, Bd. 1, B1.236). Bei der Beantragung der Mittel beim Ministeri- um verhielt sich Klein nicht zuruckhaltend und fuhrte zur Begrundung an, dass die apparative Ausstattung des Mineralogischen Museums hochst unvollkommen ware und hinter allen anderen

37 Das Buch wurde von August Tenne, dem Kustos unter Websky, herausgegeben und mit einem Nachruf (S. 5-6) verse- hen. Der zweite Teil ist nicht erschienen. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 21

deutschen Universitaten zuruckstunde, wobei er stitut, 2.) Mineralogisch-petrographische Samm- sogar zum Ausdruck brachte: ,,Das Museum stand lung nebst Institut sowie - unter gleichzeitiger lange Jahre in dem Rufe, dass es nur aufnehmen, Aufteilung - 3.) Zoologische Sammlung und 4.) aber nichts zu wissenschaftlicher Bearbeitung vor- Zoologisches Institut. Alle Einrichtungen durften bereiten konne, vielfach konnte man auch die Ge- nun am 30.5. 1888 ihre kunftigen personellen und genstande uberhaupt nicht wieder finden. Die finanziellen Bedurfnisse vortragen. Aber wahrend Ubelstande sind in der Literatur gebuhrend geta- die finanziellen Vorstellungen recht grorjzugig be- delt worden und allen Forschern sind dieselben be- willigt wurden, stieflen die personellen Forderun- kannt." (GSTAB-42, B1. 82, vom 20.5. 1887). gen bereits beim Kultusministerium und noch mehr beim Finanzministerium auf Unverstandnis, Teilung des Mineralogischen Museums in zwei so dass beiden geowissenschaftlichen Institutio- Abteilungen des Museums fur Naturkunde nen nur eine Erhohung um je einen Assistenten (gegenuber jeweils beantragten zusatzlichen 2 Ku- Die Berufungsverhandlungen von Klein uber- stoden und 2 Assistenten) fur 1888 gewahrt wurde schnitten sich im Kultusministerium mit der Vor- (GSTAB-40, B1.160 vom 28.6.1887). Ein weite- bereitung anderer Beschlusse, die am 7.5. 1887, rer VorstoB beim Finanzministerium erfolgte 1888 noch vor Fertigstellung des neuen Gebaudes, (GSTAB-40, B1.239 vom 22.6. 1888), was aber von Kultusminister v. Gossler3' verkundet wur- nur fur die Mineralogie zu nochmaliger Zubilli- den. Es handelte sich um die Bildung der Institu- gung einer Assistentenstelle im Jahr 1889 fuhrte. tion Museum fur Naturkunde der Universitat Bald danach, noch 1888, begann der Umzug in Berlin durch Zusammenlegung des Zoologischen das neue Gebaude und das Einraumen in das und des Mineralogischen Museums, die zugleich dort vorhandene, speziell den Gegebenheiten an- in drei Abteilungen gegliedert wurde. So ent- gepasste neue Mobiliar. Bevor jedoch hierauf standen folgende drei Abteilungen des Museums und auf die weitere Entwicklung der nun zwei fur Naturkunde: 1.) die Geologisch-palaontolo- geowissenschaftlichen Einrichtungen weiter ein- gische Abteilung unter dem 0. Professor Geh. gegangen wird, folgt der Einschub des folgenden Bergrat Dr. Ernst Beyrich, 2.) die Mineralogisch- Kapitels. petrographische Abteilung unter dem 0. Profes- sor Dr. Carl Klein und 3.) die Zoologische Ab- teilung, kommissarisch geleitet von dem 0. Pro- Projektierung und Erbauung des Museums fessor Dr. Karl August Mobius (1825-1908), der fiir Naturkunde sich zunachst noch in Kiel befand (GSTAB-40, B1. 145)39. Am 25.5. 1887 wurde weiterhin noch Benutzte Quellen die Ernennung von Beyrich als dienstaltestem Direktor zum Verwaltungsdirektor des Museums Die etwa 10 Jahre wahrende Vorbereitungs- und fur Naturkunde verfugt. Er sollte fur die allge- Projektierungszeit sowie die anschlieflende funf- meinen, nicht den Abteilungsdirektoren zukom- jahrige Bauzeit des Museums fur Naturkunde menden Angelegenheiten des bald zu beziehen- hat sich in den Akten des Ministeriums fur geist- den Museums fur Naturkunde zustandig sein liche, Erziehungs- und Medizinalangelegenheiten (GSTAB-40, B1.153). Dieses Amt ubte Beyrich (Kultusministerium), die in dieser Zeit uber die bis zu seinem Tode aus. geowissenschaftlichen Institutionen (GSTAB-30, 31, 38-40) gefuhrt wurden, nur gering niederge- schlagen, da daruber eine besondere Akte ge- Selbststandigkeit der Abteilungen und neue fiihrt wurde. Sie tragt die Bezeichnung ,,Uber Bezeichnungen den Bau des Hauses fiir die Sammlungen der Nach recht kurzer Zeit, am 16.2.1888, beantrag- hiesigen Universitat auf dem Grundstuck der ten die drei Direktoren, die mit dem Abteilungs- Kgl. EisengieBerei zu Berlin" (GSTAB-43) und status unzufrieden waren, ihren Einrichtungen umfasst in sechs Banden die Jahre 1873 bis 1889. Selbststandigkeit zu gewahren. Das Ministerium Auf Einzelnachweise aus dieser Akte wird meist ging am 2.5.1888 darauf ein (GSTAB-42, B1.207) verzichtet. Eine weitere wichtige Grundlage lie- und die Bezeichnungen wurden geandert in 1.) ferte der eingehende Artikel von I. Jahn (1989), Geologisch-palaontologische Sammlung nebst In- der auf einer fur die Jahre 1876 bis 1891 parallel

3s Gustav v. Gossler (1838-1902) war von 1881 bis 1891 preuljischer Kultusminister. 3y Die Berufung von K. A. Mobius als 0. Professor der Zoologie erfolgte am 31.3. 1888. 22 Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde gefiihrten Akte des Ministeriums ~r off entliche die von zahlreichen Personen mit Ausnahme der Arbeiten basiert und besonders die museologi- Museumsdirektoren unterzeichnet war. Es gab so- schen und zoologischen Aspekte betont. Ferner gar in der Universitatsleitung den Gedanken, fur stand die von den Architekten stammende Ge- das Zoologische Museum einen Neubau hinter baudebeschreibung zur Verfugung (Tiede & Klein- dem Universitatsgebaude, das damals noch nicht wachter 1889), die jedoch auf das Planungsge- die Hinterflugel hatte, zu errichten und das Mine- schehen vor dem Baubeginn im Jahre 1883 nicht ralogische Museum in dessen Raume, einschliefi- naher eingeht. Die folgende Darstellung behan- lich der zoologischen Dienstwohnung, zu verlegen. delt bevorzugt die geowissenschaftlichen Aspekte. Gegen diese kleinliche Haltung wandte sich der Pathologe und Anatom der Universitat, Rudolf Bauplatzwahl und Ensemblebildung Virchow (1821-1902), der sich im preuBischen Abgeordnetenhaus als Vertreter der Liberalen Die Dringlichkeit der Behebung des Platzbedarfs Fortschrittspartei fur die Belange der Volksbil- der Universitat fuhrte nach 1871 zu dem Ent- dung und Wissenschaftsforderung einsetzte, in Re- schluss, fur die im Gebaude der Universitat den vom 23.1.1874 und 13.3.1875 mit dem Hin- untergebrachten und unter groBer Platznot lei- weis auf die Verhaltnisse in London, wo die denden naturkundlichen Museen ein eigenes Ge- entsprechende Entfernung zum dortigen Museum baude zu errichten. Als Baustelle standen freie weit groBer ist. Er stellte auch klar, dass die Be- oder freiwerdende Stellen zur Diskussion, unter stande der Berliner naturkundlichen Universitats- anderem das von der Panke durchflossene Gelan- sammlungen langst uber die unmittelbaren Be- de der im Jahre 1804 gegrundeten, aber inzwischen diirfnisse der Universitat hinausgingen, so dass sie unrentabel gewordenen Koniglichen EisengieBe- in hoherem MaSe eigentliche Landessammlungen rei in der Invalidenstrarje vor dem Neuen Tore geworden waren, ,,Zentralanstalten, in denen der (Abb. 6), oder das Kasernengrundstuck des 2. Gar- Gelehrte iiberhaupt alles dasjenige Material fin- deregimentes nahe dem nordlichen Ende der den soll, was Deutschland leisten kann". Die Ein- FriedrichstraBe. Diese und andere Stellen kamen wendungen der Universitatsleitung hatten keine aber auch fbr weitere anstehende offentliche Bau- Wirkung und die Entscheidung, fur welche Institu- vorhaben, wie fir die Erweiterung der Charitk, fur tionen Gebaude auf dem Bauplatz in der Invali- das Gewerbeinstitut, fiir die Geologische Landes- denstral3e errichtet werden sollen, fie1 bereits mit anstalt nebst Bergakademie und fbr das Landwirt- einer Kabinettsorder vom 15.4.1874. Es war das schaftliche Lehrinstitut, in Frage. Rektor und Se- Ensemble von drei Institutionen mit Ausbildungs- nat der Universitat hielten das Gelande der und zugleich Museumsfunktionen, die Geolo- EisengieBerei wegen der groBen, eine halbe Stun- gische Landesanstalt mit Bergakademie, das de FuBweg betragenden Entfernung fur ungeeig- Landwirtschaftliche Lehrinstitut und die natur- net und legten deshalb am 1. 11. 1873 dem preuBi- kundlichen Einrichtungen der Universitat alias schen Konig, Kaiser Wilhelm I., eine Eingabe vor, Museum fur Naturkunde.

Abb. 6. Die konigliche Eisen- gieRerei vor dem Neuen Tore von Berlin, zwischen 1805 und 1810. Aquatintaradierung. - Original im Stadtmuseum Ber- lin, Inventarsigel: VII 59/1242 W, Fotografie Stadtmuseum Berlin. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl.. Geowiss. Reihe 6 (2003) 23

Abb. 7. Geplante Ansicht des gesamten Bauensembles auf dem Gelande der ehemaligen EisengieSerei von 1877, in der Mitte das Museum fur Naturkunde nach dem 1. Entwurf. - Zeichnung des Architekten, Bauinspektor Tiede, signiert: Aug. Tiede inv. 75. G. Lapieng px. 77. - Original in Privatbesitz.

Erster Entwurf war fiir die geowissenschaftlichen und die obe- ren Geschosse fiir die zoologischen Sammlungen Fur das Bauensemble entwickelte der Bauin- vorgesehen und der hintere Saal sollte die zooto- spektor der Ministerial-Baukommission August mische Sammlung aufnehmen. In der einsetzen- Tiede (1834-1911) einen gemeinsamen Plan. den Diskussion stellten die beiden geowissen- Danach erhielt das Universitatsmuseum die be- schaftlichen Direktoren, Beyrich und Websky, vorzugte Stelle in der Mitte einer symmetrischen ihre Vorstellungen uber die Zuordnung der Anordnung. Eine Ansichtszeichnung aus dem Raume auf die Sammlungsteile dar und mahnten Jahre 1877 (Abb. 7) zeigt in der Mitte das Uni- auch die Einrichtung von Dienstwohnungen an. versitatsmuseum, das links und rechts flankiert Weit intensiver beteiligte sich der Direktor des wird von den zwei Bauten der Geologischen Zoologischen Museums, Professor Wilhelm Pe- Landesanstalt mit Bergakademie (westlich, das ters. Er hatte schon 1873, zusammen mit seinem heutige Verkehrsministerium) und des Landwirt- mineralogischen Kollegen Gustav Rose, kurz vor schaftlichen Lehrinstituts (ostlich, die heutige dessen Tod, die Einbeziehung der naturkundli- Landwirtschaftliche Fakultat der Humboldt-Uni- chen Fachleute in die Erarbeitung von Neubau- versitat). Die flankierenden Bauten befanden planen angemahnt (GSTAB-30, B1.248, siehe sich bereits seit 1875 bzw. 1876 im Bau und er- S. 11). Seine nun am 23.8.1875 vorgelegte Stel- hielten beide im Innern einen Museumssaal mit lungnahme stellte auf 29 Seiten die Bedurfnisse Glasdach. Fur das Universitatsmuseum war eine des Zoologischen Museums und die Einrichtung Frontlange vorgesehen, die grol3er als der Zwi- der Sale ausfiihrlich dar, was Tiede auf 33 Seiten schenraum zwischen den beiden anderen Gebau- erwiderte. Mit ahnlicher Intensitat setzten sich den war, weshalb es weit von der StraBe zuruck- weitere gegenseitige Stellungnahmen fort, an de- gesetzt angeordnet war und beiderseits hinter nen dann auch die Direktoren des Mineralogi- die beiden Nachbargebaude reichte. schen Museums teilnahmen, wodurch sich eine Unvereinbarkeit der Vorstellungen offenbarte. Kritik am ersten Entwurf Tiede wurde danach auf eine Studienreise zum Kennenlernen von Museumsbauten nach Bel- Der Baubeginn fur das Gebaude der naturkund- gien, Holland, London und Paris gesandt (spater lichen Museen der Universitat zog sich bis 1883 auch noch nach Miinchen, Stuttgart, Karlsruhe hin, obwohl Tiede dazu bereits am 1.8.1875 und Frankfurt a. M.). Auch seine danach am eine Denkschrift und einen ersten konkreten 13.3.1876 vom Kultusministerium den Mu- Plan vorlegte, der mit der Gesamtansicht des seumsdirektoren offiziell zur Begutachtung ge- Ensembles korrespondiert (Abb. 8). Als Muster stellten Plane (GSTAB-38, B1. 30) und die fur die Saalgestaltung waren die Sale von Bib- Stellungnahmen zeigten keine hinreichende An- liotheksbauten verwendet. Das untere Geschoss naherung der Standpunkte. Hierbei kamen, wie 24 Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum ftir Naturkunde

Abb. 8. Grundriss des Mu- seums fur Naturkunde nach

dem nicht ausgefuhrtenY 1. Ent- wurf von 1875. - Reproduziert aus: Tiede 1899, S. 57.

Jahn (1989) urteilt, ,,grundlegende und nahezu Universitatsgebaude heraufgesetzt. Aber Peters zeitlose Probleme uber die Zusammenarbeit von betonte, dass dies nicht ausreicht, zumal in den Architekten und Museologen" zu Tage. Den Ar- von Tiede besuchten Museen in Leiden, London, chitekten ging es in erster Linie wohl um die Paris oder Stuttgart das Verhaltnis wie 6 zu 1 bis Schaffung moglichst eindrucksvoller Gebaude, 9 zu 1 betragen wurde. Auch von Seiten der fur die es in Berlin bereits Vorbilder monumen- Koniglich Technischen Baudeputation wurde am taler Museumsbauten gab (Altes Museum, er- 13.6. 1877 erhebliche Kritik zu zahlreichen baut 1825-1830 und Nationalgalerie, erbaut Punkten der Bauplane geaufiert, die zurn Teil 1863-1871) oder sich in Planung befanden. Von aber auch auf die nur ,,maljige" Grofie des Bau- den naturwissenschaftlichen Museumsdirektoren platzes zuruckgingen. musste erst durchgesetzt werden, dass die spezifi- schen Bedurfnisse der naturkundlichen Samm- Endphase der Planung lungen an die Gestaltung und Einrichtung der Raume anerkannt und hinreichend beriicksich- Erst die Bildung einer ,,Kommission von Natur- tigt wurden. Dies betraf in besonderem Malje historikern und Bautechnikern" brachte 1878 ei- die zoologischen Sammlungen wegen der Viel- nen Durchbruch. Vor allem wurde eine starkere gestaltigkeit ihrer Objekte und der verschiede- Trennung der Geowissenschaften von der Zoolo- nen Notwendigkeiten der Wartung, war aber gie durch Anderung des Grundrisses und Zutei- durchaus auch ein allgemeines Problem. Auch lung eigener Gebaudeteile durchgesetzt. Durch hielt Peters die Hohe der Sale von 2% Metern die Beanspruchung Tiedes fur die zwei Nachbar- fur angemessen, wahrend Tiede ausdrucklich auf bauten zog sich aber die Entscheidung und die aufierordentlich hohen und groljen Salen be- Erarbeitung der Form des endgultigen Grund- stand. Ferner ging es um die sachgerechte Aus- risses noch hinaus. Schlieljlich wurden im Jahre stattung mit Mobiliar, dessen Beschaffenheit und 1879 zur Erleichterung der Entscheidung auf Aufstellung die ungehinderte wissenschaftliche dem Baugelande Versuchsbauten zur Auswahl Bearbeitung der darin untergebrachten Objekte von drei verschiedenen Saalmodellen errichtet. zu gewahrleisten hat. AuRerdem bemiihte sich Nach den jahrelangen Auseinandersetzungen, Peters, fur die Zoologie einen groReren Anteil die sogar so weit gingen, dass das Kultusministe- des Gebaudes als die Geowissenschaften zu er- rium Peters wegen beleidigender AuBerungen halten. Zwar hatte der Architekt bereits das gegen Tiede rugen musste, bahnte sich schliefi- Verhaltnis zu Gunsten der Zoologie auf den lich ein Kompromiss an, dem Peters zustimmte. Wert von 1,8 zu 1 gegeniiber der Situation irn Tiedes zweiter Entwurf wurde nach weiteren Mitt. Mus. Nat.kd. Berl.. Geowiss. Reihe 6 (2003) 25

Abb. 9. Das Bauensemble auf dem Gelande der ehemaligen EisengieBerei nach dem ab 1883 ausgefiihrten 3. Grund- rissentwurf des Museums fur Naturkunde, erganzt durch die bis 1888 eingerichtete Nutzung - (nebst gravierenden spateren ZlC n, Veranderungen). Zeichnung J. h I? Mendau. $ Legende: 1 Vestibdl, 2 Minera- $ logisch-Petrographisches Insti- tut und Museum. 3 Geolo- gisch-Palaontologisches Institut Landwirt- und Museum, 4 Lichthof (der schaftliches heutige Sauriersaal), 5 Zoolo- Lehrinstitut gisches Museum (5a Ruine des 2. Weltkrieges), 6 Verwaltung des Museums fur Naturkunde, 7 Haupttreppenhauser, 8 Zoo- Nr.44 II Nr.43 Nr.42 logisches Institut, 9 Dienst- INVALIDENSTRASSE Wohnhaus des Direktors des Zoologischen Institutes, 10 Er- Platz vor dern weiterungsbau von 1914116 fur Neuen Tor das Zoologische Museum.

Gutachten staatlicher Stellen nur noch in gerin- liche monumentale Haupttreppenanlage entfiel, gerem Malje geandert. Beyrich und Websky hat- aber es gab dennoch zwei groljartige Treppen- ten sich leichter mit Tiede geeinigt und auch da- hauser im zoologischen Trakt sowie zwei etwas mit abgefunden, dass ihnen trotz mehrmaliger bescheidenere im Vorderbau. Es blieb auch bei Antrage keine Dienstwohnungen im Gebaude einer Reihe weiterer Mangel, die die Baudeputa- zugebilligt wurden. tion bereits im Gutachten vom 13.6. 1877 aufge- Nach dem dritten Entwurf wurde der Baube- listet hatte und die sich zum Teil in der Folge ginn auf April 1883 festgesetzt und die Leitung sehr storend auswirkten4'. dem Regierungsbaumeister Kleinwachter uber- tragen. Der nun gultige Grundriss (Abb. 9) sah Baubeginn und nachtragliche Anderungen fur die geowissenschaftlichen Sammlungen einen 65 m breiten, quadratischen Vorderbau mit uber- Durch den Tod des Zoologen Peters am dachtem Lichthof vor, der dem 140 Meter brei- 20.4.1883 und die Forderungen seines Nach- ten Trakt der zoologischen Sammlung vorgesetzt folgers, des Zoologen Franz Schulze (1840- ist und in den Zwischenraum zwischen den 1921), musste der Baubeginn nochmals um ein Nachbarbauten hineinragt. Bei den enormen halbes Jahr verschoben werden, da letzterer es Raumgroljen und -hohen war es geblieben, da durchsetzen konnte, dass fur ihn ein von der davon ausgegangen war, dass samtliche Samm- zoologischen Sammlung getrenntes Zoologisches lungsteile fur das Publikum zuganglich sein soll- Institut und ein geraumiges Wohnhaus als seine ten, wenn auch bereits erste Gedanken, dies zu Dienstwohnung im westlichen Flugel des zoo- andern, aufgekommen waren (Jahn 1989). Die logischen Traktes des Museumsbaus eingerichtet im zweiten Entwurf vorgesehene gemeinschaft- wurden, was erhebliche nachtragliche Ande-

Von den wohl samtlich mit Recht monierten Punkten wird hier nur folgendes erwahnt. Die beiden seitlichen Ausstel- lungssale im Erdgeschoss und der Lichthof hatten durch die groBe Nahe der Nachbargebaude und die sich durchkreuzende Bauweise des Museums nur ungenugenden Zugang von Tageslicht. Dies wurde zwar durch die 1890 eingerichtete elektrische Beleuchtung verbessert, aber sehr sparlich. Ausreichende Beleuchtung erhielt der Mineralsaal zum Beispiel erst nach 9 Jahr- zehnten. Eine weitere Unzulanglichkeit war die zu tiefe Einsenkung des Gebaudes, wodurch das Kellergeschoss bis unter das Niveau der Kanalisation reichte. Die damit verbundenen Gefahren und Nachteile wurden sogar erst nach 10 Jahrzehnten durch Einbau einer Hebeanlage behoben. 26 Hoppe. G.. Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde rungen mit sich brachte, da unter anderem ein Bezeichnung des Museums und Figiirenschmuck zusatzliches Treppenhaus eingebaut werden der Vorderfront musste4'. Weitere Veranderungen in der Nutzung des Nach diesen Anderungen schritt die Fertigstel- Baues setzte der Zoologe Karl Moebius lung des Baues voran. Am 12.5. 1886 fragte die (1826-1908) durch, der am 2.5.1887 zunachst Ministerial-Baukommission angesichts der bevor- als kommissarischer Direktor des zoologischen stehenden Abrustung des Vorderbaues (Abb. 10) Museums eingesetzt und am 31.3. 1888 berufen an, ob als Inschrift die Worte ,,Museum fur wurde. Er hatte zuvor als Direktor des Zoologi- Naturkunde" angebracht werden sollen. Dies schen Museums der Universitat Kiel bereits im setzte eine Diskussion in Gang (GSTAB-43, Jahre 1884 seine Ansichten uber den Bau und Bd. 4, Juni/Juli 1886). Erwogen wurden unter an- die Einrichtung eines Museums publiziert und derem: ,,Museum fur Thier- und Gesteinskunde", sich fur eine wichtige museologische Neuerung ,,Museum fur beschreibende Naturwissenschaft", eingesetzt, und zwar fur die Trennung der fur ,,Museum fur Naturwissenschaft", ,,Institut fur das Publikum zuganglichen ,,Schausammlung" Mineralogie und Zoologie" und vom Dekan der von den ,,Hauptsammlungen". Letztere sollten Philosophischen Fakultat vorgeschlagen ,,Studio als wissenschaftliches Arbeitsmaterial in den mineralogiae et zoologiae di~atum"'~.SchlieBlich Obergeschossen ,,magazinartig", das heiBt ge- kam es zur Einigung auf ,,Museum fur Natur- drangter und nicht offentlich zuganglich, unter- kunde". Als dann die Fertigstellung der Fassade gebracht werden, was nun auch in Berlin einge- des Vorderbaues im Jahre 1887 naher ruckte, richtet wurde (Jahn 1989, S. 290). Auch die musste auch uber die Ausschmuckung mit plasti- Ausstellung konnte davon profitieren, da sie nun schen Bildwerken entschieden werden. Fur die starker auf das Publikum abgestimmt werden Standbilder wurde an Personen wie Charles konnte, was besonders in der zoologischen Darwin gedacht. Den Ausschlag gab der Kultus- Schausammlung ausgenutzt wurde. Aber auch minister G. v. Gofiler, der der Meinung war, dass die geowissenschaftlichen Direktoren schlossen es .,genug eigene beruhmte Leute" gabe, und sich diesem Modus an4*. GroBere bauliche Ver- entschied, dass Standbilder von Leopold von Buch anderungen zum Vorteil der Hauptsammlungen und von Johannes Muller aufgestellt werden sol- waren allerdings nicht mehr moglich, da der Bau len (GSTAB-43, Bd. 5, 3.5.1887). Sie wurden schon vie1 zu weit fortgeschritten war. Die riesi- von dem Berliner Bildhauer Richard Ohmann gen Saalhohen der Obergeschosse waren nun (1850-1910) aus schlesischem Sandstein geschaf- nicht nur unnotig, sondern auch nachteilig, da fen und seitlich uber dem Portal postiert. Die bei geringeren Raumhohen der umbaute Raum dargestellten Personen waren bedeutende Ver- mehr Stellflachen fur das wissenschaftliche Mate- treter ihres Faches, die sich auch um die Samm- rial ergeben hatte43. lungen des Hauses verdient gemacht haben, und reprasentieren deshalb die Bestimmung des Mu- seums fur die Geowissenschaften und die Zoolo- gie hervorragend. AuSer den Statuen wurden

'' Dieser Flugel war bisher fur die Unterbringung der zootomischen Sammlung vorgesehen, die auf die fruheren Anato- men Karl Jasmund Rudolphi (1771-1832) und Johannes Muller (1801-1858) zuruckging und beim Bezug des Neubaus mit der zoologischen Sammlung vereinigt werden sollte. Noch befand sich die zootomische Sammlung jedoch im Anatomischen Institut und der damalige Anatom Karl Bogislav Reichert (181 1- 1883) verweigerte die Herausgabe, die aber von seinem Nachfolger. dem Anatom Wilhelm v. Waldeyer-Hartz (1836-1921). im Jahre 1888 gestattet wurde, so dass sie dann im Ost- flugel des zoologischen Traktes untergebracht werden musste (AHUB-6).

Q Aus dieser Zeit stammt die his heute intern gebrauchte Bezeichnung ..Magazin" fur den Saal im 1. Obergeschoss, in dem die systematisch aufgestellte mineralogische wissenschaftliche Hauptsammlung untergebracht ist. '3 Realisiert wurde dies aber im Erweiterungsbau. der wegen erneut eingetretener Raumnot notwendig wurde und in den Jahren 1914116 mit geringeren Geschosshiihen. aber einem Geschoss mehr. an der ruckwartigen Front des Museumsgebaudes erbaut wurde. - Bereits 1899 war zwar ein Erweiterungsbau fur das Zoologische Museum neben dem nach Berlin-Dahlem verlagerten Botanischen Garten der Universitat vorgesehen gewesen, aber nicht zustandegekommen. Auch andere Projekte scheiterten an den Zeitumstanden. Dies betrifft sowohl das Projekt. das gesamte Museum fur Naturkunde nach 1930 auf ein groBeres Gelande in Berlin-Dahlem zu verlegen und drei getrennte Neubauten fur die Museen der Mineralogie, der Palaonto- logie und der Zoologie zu errichten, als auch die wiederholten Bestrebungen, den ostlichen Flugel des Zoologischen Mu- seums, der im 2. Weltkrieg durch Fliegerbombentreffer zerstort wurde, wieder aufzubauen. Nach fast 5 Jahrzehnten ist dieser Flugel noch immer eine Ruine aus stehengebliebenen AuBenmauern. " Die Diskussion uber die Namensgehung offenbart deren Problematik. - Die Situation wiederholte sich, als bei Ande- rungen der Universitatsstruktur erneut uber den Gebaudenamen nachgedacht werden musste, sowohl nach der sog. 3. Hoch- schulreform der DDR im Jahre 1968 als auch nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 27

Portratmedaillons von dem Bildhauer Gerhard schaftlichen Hauptsammlungen sowie in der Janensch geschaffen, die in grol3er Hohe unter Mitte des Vorderflugels uber dem Vestibul der der Hausinschrift zwischen den Saulen ange- mineralogische Horsaal. Im zweiten Geschoss la- bracht wurden. Sie stellen den um die Forderung gen die Raume der beiden Institute mit Arbeits-, der Naturwissenschaften hochverdienten Alexan- Untersuchungs- und Laborraumen, auch Semi- der v. Humboldt (1769-1859), den Mineralogen narraume fur Studenten und kleinere Horsale. In und Kristallographen Christian Samuel Weiss der Mitte des Vorderflugels uber dem mineralo- (1780-1856) und den Mikrobiologen und Mikro- gischen Horsaal lagen Raume fur die petrogra- palaontologen Christian Gottfried Ehrenberg phische Sammlung, die ursprunglich die dritte (1795-1876) dar45. Im Innern des Museums mr- Abteilung des ursprunglichen Mineralogischen de auch fur Schmuck gesorgt, der u. a. sich an Museums gebildet hatte, aber inzwischen wieder den gusseisernen Saulen, Treppenhaustragern der Mineralogie zugeordnet worden war. Insge- und vor allem den Gelandern zeigt und der dar- samt gesehen, hatten die beiden geowissenschaft- auf Bezug nimmt, dass das Museum auf dem lichen Institutionen jeweils etwa die Halfte des ehemaligen Gelande der koniglichen EisengieI3e- Vordergebaudes erhalten46. Der Lichthof wurde rei steht, die unter anderem durch ihren Eisen- allerdings zunachst vom Zoologischen Museum kunstguss bekannt war. fur die Aufstellung der Skelette groI3er Wale ge- nutzt. Der Vorderbau fir die geowissenschafrlichen In- stitu tion en Erofiung des Museums fur Naturkunde Die beiden geowissenschaftlichen Einrichtungen Der Umzug der Institutionen begann im Jahre erhielten das Vordergebaude. In seinem west- 1888, bereits vor der endgultigen Beendigung lichen Vorder- und Seitenflugel wurde die Mine- der Bauarbeiten, und war 1889 abgeschlossen. ralogisch-petrographische Sammlung nebst Insti- Wegen des grol3en Umfanges der Sammlungsbe- tut, im ostlichen die Geologisch-palaontologische stande und des geringen Personals nahm die Sammlung nebst Institut untergebracht. Im Erd- Einrichtung erhebliche Zeit in Anspruch. Am geschoss lagen jeweils ein grol3er und ein kleiner 2. 12.1889 fand dann im Beisein von Kaiser und Ausstellungssaat, im ersten Geschoss die wissen- Konig Wilhelm 11. die feierliche Einweihung des

Abb. 10. Der Vorderbau des Museums fur Naturkunde, Sitz der beiden geowissenschaftli- chen Institutionen. - Original im Museum fur Naturkunde. HHMfN-7 (Bestand: Zoologi- sches Museum), Sign.: B IIIi 596.

45 Auch diese Personen haben sich um die Forderung der im Museum fir Naturkunde vertretenen Wissenschaften und die damit verbundenen Sammlungen verdient gemacht, wie es an entsprechenden Stellen der vorliegenden Artikelreihe dargelegt ist. 4h Mit der petrographischen Sammlung war auch der Saal, in dem sie aufgestellt war, der Mineralogie zugefallen. Er be- fand sich genau in der Mitte des Vorderhauses im 2. Obergeschoss. 28 Hoppe, G.. Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde

Museums statt, bei der der Kultusminister G. v. werden" (Helms 1997, S.301). Fur die Stadt Gossler die Festrede hielt". Zu diesem Zeit- stellte das Museum eine groBe Bereicherung dar, punkt waren die Ausstellungsraume noch nicht allein schon durch seine Architektur, allerdings uberall fertig geworden, was besonders den mi- entwickelte sich der Besuch durch die Bevolke- neralogischen Sammlungssaal betraf, in den noch rung nur allmahlich. In spateren Folgejahren eine groBe Schenkung, die wahrend des Einzugs wurde das Museum fur Naturkunde aber zu ei- eingetroffen war, eingearbeitet werden mu~ste~~.nem Besuchermagneten. Die Eroffnung fur die Offentlichkeit konnte erst im Jahre 1890 erfolgen und dann auch anfangs nur wenige Stunden pro Woche. Die zwei geowissenschaftlichen Institutionen im Museum fir Naturkunde Zeitgen ossische Stimm en Die Entwicklung der beiden Institutionen, die Das neue Gebaude wurde eine grolje Bereiche- aus dem bei der Grundung der Universitat Ber- rung fur die darin untergebrachten Institutionen, lin im Jahre 1810 geschaffenen Mineralogischen die sich darin ausbreiten, ihre Schatze ubersicht- Museum hervorgegangen sind, wird in diesem lich ordnen und diese auch angemessen prasen- Artikel noch bis zum Jahre des 100jahrigen Be- tieren konnten. Das Museum wirkte verstarkt als stehens der Universitat Berlin weiter verfolgt. Es Anreiz, um private Sammlungen dorthin zu waren die Geologisch-palaontologische Samm- schenken oder zum Kauf anzubieten, wenn auch lung nebst Institut unter dem Direktor Beyrich sogleich beim Ministerium die Sorge aufkam, und die Mineralogisch-petrographische Samm- dass der geschaffene Raum bald wieder uberfullt lung nebst Institut unter dem Direktor Klein. wiirde. Es sei auch darauf hingewiesen, dass sich Uber sie wird nun in den beiden folgenden Kapi- durch die entstandenen Bauten eine enge Nach- teln getrennt berichtet. Die Kapiteluberschriften barschaft der geowissenschaftlichen Einrichtun- entsprechen den erst im Jahre 1901 eingefiihrten gen des Museums fiir Naturkunde mit der Preu- Namen der Institutionen. Bischen Geologischen Landesanstalt ergab, die fir lange Zeit sehr niitzlich und befruchtend ge- wirkt hat49. Andererseits gab das Gebaude auch 1. Geologisch-palaontologischesInstitut Anlass zu erheblicher Kritik. Auf manches, was und Sammlung 1888 bis 1910 von seiten der Baukommission und der natur- kundlichen Fachleute kam, ist schon hingewie- Die Abfolge der Direktoren sen. Auch auswartige Fachleute kritisierten das Gebaude heftig, wie der Breslauer Ferdinand Anders als in der mineralogisch petrographi- Roemer, der in Briefen an seinen Bruder in Hil- schen Schwestereinrichtung war in der Geologie- desheim das Museumsgebaude scheufllich nennt, Palaontologie der Einzug in das neue Gebaude ohne allerdings nahere Grunde zu nennen, und nicht mit einem Wechsel des Direktorats verbun- meint: ,,der Baumeister, so wie die Professoren, den. Im Gegenteil war der Direktor Beyrich, der welche sich dessen Anordnungen haben gefallen 1890 bereits seinen 75. Geburtstag beging, als lassen, mussen in den Anklagezustand versetzt dienstaltester Direktor sogar noch mit der Funk-

Minister Gustav v. Goljler (vgl. Am. 38) geht in seiner Rede auch auf die Vorgeschichte der naturkundlichen Universi- tatssammlungen ein, wenn auch auljerst kurz (abgedruckt in ,,Die Post", Dienstag, 3. Dez. 1889. HHMfN-7, Sign.: S 11, Sammlg. Zeitungsausschnitte). Da er aber dabei einem fur den Umgang rnit der Geschichte des Museums kennzeichnenden kapitalen Irrtum aufsitzt, muss darauf eingegangen werden. In der Rede heiljt es nach einleitenden Worten iiber die Wert- schatzung der Wissenschaft durch den Kaiser und Konig: ..Hundert Jahre sind verflossen, seitdem Preuljens groBer Staats- mann Freiherr von Haugnitz den ersten Grund zu den Sammlungen legte", ohne dies naher zu belegen. Gemeint ist Christian August Heinrich Kurt Graf von Haugwitz (1752-1832). der in seiner Zeit als preuRischer Kabinettsminister 1792-1804 und 180.516 mit auljenpolitischen Angelegenheiten befasst war und von dem keine Aktivitaten in Hinblick naturkundlicher Samm- lungen bekannt sind. Dagegen war es aus dem Kreise der damaligen Staatsmanner der hochverdiente preuljische Bergbau- minister, Friedrich Anton Freiherr von Heinitz (1725-1802), der sich in mannigfacher Weise der Sammlung der preuljischen Berg- und Huttenbehorde und der Bergakademie angenommen hat und ihr entschiedener Forderer gewesen ist, wie im 2. Teil dieser Artikelserie dargestellt (Hoppe 1999, 2003). '' Es war die Schenkung der Sammlung Carl RumpffErzherzog Stephan (s. S. 36). ") Die guten und lebhaft genutzten nachbarlichen Beziehungen wurden von den Nachfolgeinstitutionen der Geologischen Landesanstalt jedoch von den 60iger Jahren des vorigen Jahrhunderts an aus Geheimhaltungshystene allmahlich einge- schrankt und schlieRlich praktisch abgebrochen. - Das Gebaude wurde inzwischen einer anderen Nutzung uberfuhrt (Bun- desministerium fur Verkehr). Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 29

tion des Verwaltungsdirektors des Museums fur die Petrographie. Daneben las er auch iiber Bau, Naturkunde betraut worden, obwohl er doch Wirkungsweise und Verteilung der Vulkane. Fer- bereits durch die Nebentatigkeit als 2. Direktor ner traten wie bisher auch Lehrkrafte der Berg- der PreuSischen Geologischen Landesanstalt und akademie im Vorlesungsverzeichnis der Univer- Bergakademie zusatzlich belastet war. Nach sitat auf, so der Privatdozent Felix Wahnschaffe 6 Jahren starb Beyrich am 9.7. 1896. Der eintre- in den Wintersemestern mit zwei Vorlesungen tende Wechsel im Direktorat wurde dadurch ge- uber allgemeine Geologie und uber die Geologie mildert, dass zunachst der bisherige Kustos, Pro- des Quartars unter besonderer Berucksichtigung fessor Wilhelm Dames, als Nachfolger eingesetzt des norddeutschen Flachlandes, sowie daneben wurde. Dames war seit 1871 unter Beyrich in der mit Ubungen in physikalischer und chemischer Institution tatig und hatte seit langeren Jahren Bodenuntersuchung. In diese Kategorie von Vor- auch erhebliche Teile der Aufgaben des Direk- tragenden gehort auch Professor Karl August tors ubernehmen mussen, ohne allerdings von Lossen, der regelmaljig wie seit langerem bis zu Beyrich freie Hand zu bekommen. Jedoch dau- seinem Tod im Jahre 1893 die Lehre der Ge- erte die Periode von Dames als Direktor nur birgsarten vortrug (Kayser 1893). Auch von den zwei Jahre, da er am 22.12.1898 im Alter von Kustoden und Assistenten Beyrichs traten einige 55 Jahren verstarb. Nun wurde ein Auswartiger als Vortragende auf, wie im folgenden gezeigt als Nachfolger berufen. Die Wahl fie1 auf den wird. Geologen und Palaon tologen Wilhelm Branco", der am 11.4.1899 berufen wurde und sein Amt Die Mitarbeiter unter Beyrich und Dames bis 1917 innehatte. Der nun folgende Bericht be- handelt zunachst die Zeit unter Beyrich und Da- Als Mitarbeiter standen dem Direktor Beyrich mes. ein Kustos und ein Assistent sowie zeitweilig ein oder zwei Hilfsassistenten zur Seite. Kustos war Lehre unter Beyrich und Dames zunachst bis 1891 Dames, der aber im gleichen Jahr zum 0. Professor ernannt wurde, weil Bey- Wie schon seit zwei Jahrzehnten hielt Beyrich rich wegen seiner Belastungen dringend eines seine Vorlesungen nur in den Wintersemestern. Stellvertreters bedurfte. Sein Nachfolger als Es waren zwei vierstundige Vorlesungen. Die Kustos wurde , der zuvor Assistent in eine lautete wie schon immer: ,,Geognosie unter StraBburg gewesen war. Er habilitierte sich 1890 besonderer Berucksichtigung des sogenannten in Berlin, war zunachst fur das Jahr 1891 Hilfsas- Flotzgebirges", bei der anderen hatte er sich nun sistent und wurde danach zum Kustos ernannt, auf ,,Ausgewahlte Abschnitte aus der Versteine- als welcher ihm am 13. 9.1895 der Professorenti- rungskunde" festgelegt. Im Jahre 1893 halt er tel verliehen wurde. Er las uber die Entwicklung aber nicht mehr beide, sondern nur die erstge- der Tierwelt aufgrund der Palaontologie, uber nannte und 1894 hielt er die letzte Vorlesung. die Geologie Deutschlands, iiber die Descen- Weit beweglicher und vielseitiger in seinen Vor- denzlehre und den Danvinismus aufgrund der lesungen zeigte sich Wilhelm Dames, der bereits Palaontologie und uber die Stammesgeschichte seit 1874, zunachst als Privatdozent, tatig war der Echinodermen. Da er auch unter Branca bis und 1891 zum 0. Professor ernannt wurde. Er las 1906 Kustos blieb, wird auf ihn spater nochmals meist mehrstiindig iiber die Leitfossilien der eingegangen (s. S. 33). Als weiteren Helfer hatte Flotzformationen, uber die Palaontologie der Beyrich seit 1884 noch Ernst Koken als Hilfs- Wirbeltiere, der Saugetiere und der Wirbellosen, assistenten bei sich, der 1888, kurz vor Einzug in uber fossile Crustaceen, uber die erratischen das neue Gebaude, zum Assistenten aufrucken Blocke (Geschiebe) der norddeutschen Ebene, konnte und seit diesem Jahr auch als Privat- uber die Geologie der norddeutschen Tiefebene, dozent auftrat. Er las iiber Gebirgsbildung, uber uber allgemeine und historische Geologie, und fossile Pflanzen, iiber die Geologie Nordwest- schlieBlich auch uber den Ursprung und das Al- deutschlands, uber die Geologie Deutschlands ter des Menschengeschlechtes. Weiterhin sind die und iiber die Entwicklung der Tierwelt nach den Vorlesungen des 0. Professors Justus Roth zu Resultaten der Palaontologie. Koken nahm dann verzeichnen. Seine zwei Hauptvorlesungen betra- 1891 eine Berufung als Professor nach Konigs- fen die allgemeine und chemische Geologie und berg an. Im Jahre 1890 war Georg Lieder fur

Branco anderte im Januar 1907 seinen Namen in Branca. 30 Home. G.. Geschichte der Geowissenschaften. Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde einige Monate Hilfsassistent. Ihm folgte Karl Hauchecorne, dem Leiter der 1860 erneuerten Futterer, der 1891 als Assistent eingestellt wur- Bergakademie entwickelte er eine enge Freund- de. Nach seiner Habilitation trat er als Privat- schaft, die die Basis bildete, um zusammen mit dozent auf und las von 1893 an uber die Geolo- Hauchecorne die Leitung der 1873 errichteten gie Afrikas, besonders der deutschen Kolonien, Geologischen Landesanstalt zu ubernehmen. uber die Bildungsgeschichte der Meere bzw. all- Das Organisationstalent Hauchecornes wurde in gemeine Meereskunde, uber Goldlagerstatten in glucklicher Weise durch Beyrichs wissenschaftli- Afrika und uber die Starnmesgeschichte der Ce- che Fahigkeiten erganzt. Beyrich konnte dazu phalopoden. Futterer blieb bis 1895 und folgte unter anderem die Verwendung der Fossilien als dann einem Ruf als Professor nach Karlsruhe. stratigraphisch nutzbare okologische Anzeichen Ihn ersetzte 1895 Johannes Bohm als Assistent, und Zeitmarken sowie die genauere Gliederung der 1901 zur Geologischen Landesanstalt ging. des Tertiars nebst Aufstellung des Oligozans ein- Ein 2. Assistent konnte erstmals nach Beyrichs bringen. Hervorzuheben ist auch Beyrichs be- Tod unter Dames eingestellt werden, es war ab standiger Einsatz fur die Vermehrung und Doku- 1897 Emil Philippi, uber den im Direktorat mentation der bedeutenden Sammlungsbestande Branca (s. u.) berichtet wird. sowohl in der Sammlung der Geologischen Lan- desanstalt als auch, wie von W. 0. Dietrich Wiirdigiing von Ernst Beyrich (1960) detailliert belegt, im Museum fur Natur- kunde. Nicht zu vergessen ist der aktive und Als Ernst Beyrich am 9. 7. 1896 verstarb, war er nachhaltige Einsatz in der 1848 von ihm mit- fast 81 Jahre alt. Mit den geowissenschaftlichen gegrundeten Deutschen Geologischen Gesell- Institutionen der Berliner Universitat war er schaft. All dies bestatigen Nachrufe und bio- 55 Jahre ununterbrochen verbunden. Wie darge- graphische Darstellungen zeitgenossischer und stellt, hat sich Beyrich gegenuber den Wunschen spaterer Autoren sowohl aus der Sicht der Uni- der preul3ischen Berg- und Huttenvenvaltung versitat (u. a. Dames 1899, Koken 1901, Helms stets bereitwillig und aufgeschlossen verhalten. 1997) als auch aus der Sicht der Geologischen In ihm erfullte sich das, was man ehemals von Landesanstalt (Hauchecorne 1896, Carl6 1988). Christian Samuel Weiss erhofft hatte, als die Hierbei kommen auch manche menschliche Bergakademieausbildung an die in Grundung be- Schwachen zu Tage, wie Beyrichs oft erbar- findliche Universitat ubertragen wurde. was aber mungslose Kritik gegenuber den Kartierern, was von ihm nicht zu erhalten war. Als Schiiler von zu unnotigen Verargerungen gefiihrt hat (Carl6, Weiss holte sich Beyrich seine ihm mehr zu- S. 79, oder sein schroffes und ungerechtes Ver- sagende Ausrichtung auf die Geologie und Pala- halten gegenuber seinem Kustos und Neffen ontologie an der Universitat in Bonn sowie bei Dames, der darunter offenbar sehr litt (nach der Arbeit an den Goniatiten des rheinischen Briefen von Ferdinand Roemer, Helms, S. 301), Schiefergebirges. Hiermit promovierte er 1837 ferner auch sein geringes Redetalent und die bei Weiss und ging auf eine zweijahrige For- Lassigkeit der losen Aneinanderreihung des schungsreise mit dem Berliner Geologen Julius Stoffes in den Vorlesungen (Koken, S. 38), was Ewald (1811-1891). seinem lebenslangen aber den Lehrerfolg anscheinend nicht beein- Freund. Er festigte sich dabei in seiner Arbeits- trachtigt hat. richtung und vermochte es 1840. Weiss dazu zu bewegen, beim Kultusministerium die Einrich- Wurdigung von Wilhelm Dames tung des Lehrfaches Petrefaktenkunde am Mine- ralogischen Museum zu erwirken. Kurz nach Die Amtszeit von Wilhelm Dames (Abb. 11) als seiner Anstellung als ,,Gehilfe" fur die Petrefak- Nachfolger Beyrichs und als Direktor war nur tensammlung und nach seiner Habilitation im kurz. Zwei Jahre nach dem Tode Beyrichs ver- Jahre 1841 nahm er die Nebentatigkeit fur das starb er im Alter von 55 Jahren. Dennoch hat er Berg- und Huttenwesen auf, indem er den Auf- eine Wurdigung verdient, da vor allem er es war, trag zur geologischen Bereisung Schlesiens an- der es Beyrich ermoglichte, seine aufwandige nahm. Zugleich war es auch der Start zu den und verantwortliche Doppeltatigkeit an der Uni- Kartierungsarbeiten, einer der grol3en Aufgabe versitat und im Bergwesen auf Dauer hin aus- seines Lebens, deren Hohepunkt er in seinen zuuben, da er ihm ein zuverlassiger und befahig- spaten Lebensjahren erreichte, als er schliel3lich ter Vertreter war. Besonders wichtig war dabei eine groBe Anzahl kartierender Geologen leiten seine vielseitige Vorlesungstatigkeit, mit der er konnte. Mit dem 13 Jahre jiingeren Wilhelm das Vorlesungsprogramm nicht nur wesentlich Mitt. Mus. Nat.kd. Berl.. Geowiss. Reihe 6 (2003) 31

Direktor Wilhelm Branca (B~anco)'~ Nach dem Tod von Dames ubernahm Otto Jaekel fir ein Vierteljahr die Geschaftsfuhrung. Die Berufung von Wilhelm Branca (Abb. 12) er- folgte dann am 14.4. 1899 (GSTAB-46, B1.201). Branca war in Berlin kein Unbekannter, hatte er doch bereits 1881 und von 1882 bis 1887 als Pri- vatdozent gewirkt. Dennoch brachte sein Eintritt als Direktor einen deutlichen Einschnitt. Branca hatte fur einen Wissenschaftler einen ungewohn- lichen Lebenslauf hinter sich, da er zunachst Of- fizier war, dann Landwirt, und erst danach im Alter von 32 Jahren ein Geologiestudium ab- schlieBen konnte. Er war dann als Assistent an etlichen Universitaten tatig, habilitierte sich 1881 in Berlin, war von 1882 bis 1887 als Landesgeo- loge an der PreuBischen Geologischen Landesan- stalt und daneben als Privatdozent an der Berli- ner Universitat tatig, hatte dann nacheinander Lehrstuhle an mehreren Universitaten inne, zu- letzt an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim bei Stuttgart, von wo aus er der Be- rufung an die Universitat Berlin folgte. Brancas erste Publikation betraf erloschene Vulkane in Abb. 11. Wilhelm Dames (1843-1898). - Original im Mu- seum fur Naturkunde, HHMfN-8 (Bestand: Palaontologisches Mittelitalien (Branca 1877), danach arbeitete er Museum), Sign. B 1/67. palaontologisch. vorwiegend uber Cephalopoden, auch iiber Fische, ging dann aber, als er von 1890 bis 1895 in Tubingen war, zur Erforschung bereichert, sondern auch die von Beyrich nie ge- der Vulkane der schwabischen Alb uber (Branca schlossene Lucke der Sommersemester ausgefullt 1894), worin er erfolgreich war und im Jahre hat. Dames war zugleich ein verantwortungsbe- 1895 vom Konig Wurttembergs durch die Verlei- wusster Kustos und hat diese Funktion 16 Jahre hung des Adelstitels geehrt wurde. AnschlieSend lang neben seiner lebhaften Lehrtatigkeit aus- versuchte er dann, zusarmnen mit dem Stuttgar- geubt. Es gelang ihm, beides mit Forschungs- ter Eberhard Fraas (1862-1915), das Nordlinger arbeiten zu verbinden. Auch hier war er viel- Ries als zusammengefallene vulkanologische seitig in seinen vorwiegend palaontologischen Aufwolbung zu deuten (Branca & Fraas 1901). Arbeiten uber Wirbellose, palaozoische Fossilien Diese Hypothese, die er vehement verteidigte, und spater uber fossile Saugetiere und Reptilien wurde noch von Pompeckj (1928) als hohe (Koken 1899). Einen Hohepunkt stellt seine gro- Leistung Brancas gefeiert. Auch H. Reck (1929) Be Arbeit uber den Urvogel Archaeopteryx dar wurdigte seinen Lehrer begeistert. In Berlin wid- (Dames 1884), in der er alle Aspekte dieses sel- mete er sich der moglichst allseitigen Entwick- tenen Fossils erschopfend behandelt hat. Ande- lung des Institutes und der Sammlung. SchlieS- rerseits war er einer der ersten, der die Torell- lich kam ihm die ,,Vorarbeit" der Ausbeutung sche Theorie der Inlandvereisung vertreten hat, der Tendaguru-Saurierfundstatte durch seinen auch in einer 1890 gehaltenen Vorlesung. Von Stuttgarter Freund Eberhard Fraas im Jahre 1907 Quenstedt (1957) wird auf die Fahigkeit von sehr entgegen und er fuhrte die Ausgrabung zum Dames hingewiesen, noch die in spateren Zeiten Nutzen des an Wirbeltiermaterial noch unterent- immer mehr auseinanderlaufenden Tatigkeits- wickeltem Berliner Museums von 1909 bis 1913 felder des Kustos, des Hochschullehrers und For- mit Elan und Durchsetzungskraft in grol3artigem schers sowie des Redakteurs einer wissenschaft- Stil von Berlin aus weiter. Sein beweglicher lichen Zeitschrift in sich zu vereinen. Geist fuhrte ihn unter anderem auch noch zu

51 Bereits von hier ab wird die ab 1907 von Branco gebrauchte Namensform Branca venvendet. 32 Home. G.. Geschichte der Geowissenschaften. Teil 5: Mineraloeisches Museum fur Naturkunde

Abb. 12. Wilhelm v. Branca (1844-1928). Gemalde von Ale- xander Desclabissac. - Original im Museum fur Naturkunde, HHMfN- 8 (Bestand: Palaontologisches Mu- seum), Sign.: B VII/l. den Fragen des fossilen Menschen, womit er sich schaffe zu nennen, der weiterhin iiber allgemeine bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1917 be- Geologie und uber die Geologie des Quartars schaftigte. Norddeutschlands las. Vom Jahre 1901 an wurde das Angebotsspektrum von einem neuen Dozen- Lehre ten der Bergakademie durch ein neues Fach er- weitert. Es war der Landesgeologe und Profes- Branca hielt regelmal3ig zwei Hauptvorlesungen, sor Henry PotoniC, dem an der Universitat die eine vierstiindige Geologie im Wintersemester Facultas docendi fir Palaophytologie erteilt wor- und eine funfstundige Palaontologie im Sommer- den war. Seine Vorlesung wurde im Vorlesungs- semester. In den ersten vier Anfangsjahren war verzeichnis als ,,Palaobotanik fur Botaniker und er allerdings noch nicht so festgelegt, aber das ist Geologen" angekundigt, spater statt dessen nur scheinbar, da er den Stoff der spateren Vor- ,,Ausgewahlte Kapitel aus der Palaobotanik", au- lesungen in Teile zerlegt und anders auf die Se- Berdem las er mehrmals auch noch uber die Ent- mester verteilt vortrug. Im Jahre 1901 definierte stehung der Steinkohle und der brennbaren Fos- er eine Vorlesung auch genauer: ,,Geologic als silien. Zu erwahnen ist auch, dass der spatere Entwicklungsgeschichte der Erde und der Lebe- Direktor ab 1932, der Geotektoniker Friedrich welt" und er hielt 1907 auch einmal eine zusatz- Stille, als er seit 1900 Geologe der PreuBischen liche Vorlesung iiber fossile Saugetiere. Wie un- Geologischen Landesanstalt war, unter Branca ter Beyrich und Dames traten neben Branca seit 1904 als Privatdozent auftrat, bis er 1908 an wieder Dozenten der Bergakademie mit Vor- die Technische Hochschule Hannover berufen lesungen auf. An erster Stelle ist Felix Wahn- wurde. Seine Vorlesungen betrafen die Physio- Mitt. Mus. Nat.kd. Berl.. Geowiss. Reihe 6 (2003) 33 graphie des mittleren und nordwestlichen der sich in dieser Position bewahrte. Zwar wurde Deutschlands, Grundwasser und Quellen, das auch er im Jahre 1909 ,,beurlaubt", aber aus geologische Bild Mitteleuropas und die Palao- einem Anlass, der der Aufgabe eines Kustos ent- geographie. Der von Asen (1955) als Geologe sprach. Es war die Leitung der Tendaguru-Aus- verzeichnete Gastprofessor von der Harvard- grabungen im deutschen Schutzgebiet Ostafrika Universitat, Massachusetts, William Morris Da- (dem heutigen Tansania), die die groBartigen vis, trat nur im Rahmen der Geographie im Jah- Saurierfunde erbrachte. Janensch blieb Kustos re 1908 mit Vorlesungen auf. SchlieBlich hielten bis zu seiner Entpflichtung im Jahre 1950 im auch einige habilitierte Assistenten Brancas Vor- Alter von 72 Jahren. lesungen auf, wie aus folgendem hervorgeht. Assistenten Brancas Kustoden unter Branca Die Tatigkeit der Assistenten ist wegen der an- An Mitarbeiterstellen standen Branca bei seinem fangs zwei und spater drei Assistentenstellen Eintritt ein Kustos, zwei Assistenten und ein und der zusatzlichen Hilfsassistenten sowie der Hilfsassistent zur Verfugung. Die Kustosstelle meist nur kurzen Dienstzeiten nicht leicht zu war besetzt mit Otto Jaekel, der bereits 1892 un- iibersehen. In der folgenden Zusammenstellung ter Beyrich eingetreten war und 1895 den Pro- werden die Tatigkeitsjahre in Klammern mit fessorentitel erhalten hatte. Er hatte bereits un- dem Zusatz ,,A" fur Assistent und ,,HA" fur ter Beyrich ein recht breites Vorlesungsspektrum Hilfsassistent angegeben. vorgetragen, das er auch unter Branca fortsetzte, Bereits vor Brancas Berufung war Johannes anfangs zwei Vorlesungen, was er von 1902 an Bohm (A 1895-1901) eingetreten und ging da- auf eine Vorlesung reduzierte. Meist las er iiber nach in die Berliner Bergakademie und Geo- Teilgebiete der Palaontologie, iiber die Stammes- logische Landesanstalt, und ebenso auch Emil geschichte der Echinodermen, uber die Ent- Philippi (A 1897- 1900). Letzterer habilitierte stehung der Wirbeltiere, uber die Descendenz- sich danach, wurde aber erst 1904 nach seiner lehre und anderes. Im Januar 1904 wurde er zum Teilnahme an der deutschen Sudpolarexpedition a. 0. Professor ernannt (GSTAB-41, Bd. 3, als Privatdozent wirksam und nahm 1906 einen B1.203). Auch dieser Titel war wie der vorige Ruf nach Jena an. Er las uber die Geologie der mit keinerlei Mitteln versehen'* und Jaekel blieb deutschen Mittelgebirge, uber die Geologie der auf der Kustosstelle. Als Jaekel im April 1906 Alpen, uber das Klima der Vorwelt und uber Se- das Kultusministerium um einen halbjahrigen dimentbildungen der Gegenwart, besonders am Urlaub zum Abschluss einiger wissenschaftlichen Boden der Tiefsee. Die folgenden wurden von Arbeiten bat, sah Branca in der von ihm ver- Branca eingestellt. Der erste war Friedrich Sol- langten Stellungnahme eine Moglichkeit, sich zur ger (HA 1899, A 1900-1903), der anschliel3end Unvereinbarkeit der gleichzeitigen Wahrneh- eine Stelle im Berliner Markischen Museum an- mung einer Kustos- und Lehrtatigkeit zu aulJern nahm, sich aber habilitierte und als Privatdozent und bittet das Ministerium, Jaekel ein ander- auftrat. Er las ab 1908 iiber die Geologie Bran- warts freiwerdendes Extraordinariat zu erteilen, denburgs, uber die Methoden der Geologie und damit die Berliner Kustosstelle frei wird und ein uber das organische Leben als gelogischer Fak- Kustos angestellt werden kann, ,,der seinen tor. Er erhielt 1909 eine Professur in China und Schwerpunkt, wie es sich gehort, in den Arbei- wurde spater, nach japanischer Kriegsgefangen- ten fur das Museum findet." Aul3erdem teilt schaft, wieder im Geologisch-palaontologischen Branca im gleichen Schreiben mit, dass er bei Institut tatig. Es folgte Georg Brandes (HA der Anstellung von als Assis- 1900, A 1901-02), der 1902 schwer erkrankte tent im Jahre 1901 von diesem verlangt habe, und 1906 verstarb. Danach ist Walther v. Knebel sich nicht zu habilitieren (GSTAB-47. B1.268), (HA 1901, 1906) zu nennen, der sich 1907 habili- offenbar da er ihn zum spateren Kustos auserse- tierte. Seine drei fur das Wintersemester 1907/8 hen hatte. Im Herbst 1906 ging Jaekel schliel3lich angekiindigten Vorlesungen uber die Palaontolo- als 0. Professor nach Greifswald und Branca gie der Crustazeen, uber Quellen- und Hohlen- konnte die Kustosstelle mit Janensch besetzen, kunde und uber die Geologie der atlantischen

52 Jaekel musste bei der Ernennung sogar schriftlich bestatigen, dass er keine geldlichen Forderungen von diesem Titel ableiten darf. 34 Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fiir Naturkunde

Inseln fanden nicht statt. da er 1907 wahrend auf groljere Erwerbungen und Schenkungen, einer von der Akademie der Wissenschaften fi- uber die Unterlagen in den Akten des Kultus- nanzierten Island-Exkursion ertrank. Als nachs- ministeriums vorliegen. Zur Vervollstandigung ter ist der bereits genannte Werner Janensch (A der Sammlungen haben aber auch die eigenen 1901- 1906) zu erwahnen, der anschlieljend, wie Aufsammlungen, Schenkungen und kleinere schon dargestellt, zum Kustos aufriickte. Es fol- Kaufe erheblich beigetragen, woriiber jedoch gen dann Egon Kirschstein (HA 1902-5, A hauptsachlich auf die Jahresberichte verwiesen 1905-06), der 1907 ein Jahr Urlaub erhielt, um werden muss, die ab 1889 in der Zeitschrift an der Forschungsexpedition des Herzogs Adolf ,,Chronik der konigl. Friedrich-Wilhelms-Univer- Friedrich zu Mecklenburg nach Ost- und Zen- sitat zu Berlin" erschienen sind, auch auf den tralafrika teilnehmen zu konnen, was Branca un- Bericht von Branca (1910) und auf die Zusam- terstiitzte (GSTAB-48, B1. 34), sowie Ernst Stro- menstellung von Dietrich (1965). mer v. Reichenbach, der nur wenige Monate des Nachdem die bereits genannten Versuche zur Jahres 1903 Hilfsassistent war. Als nachster ist Erwerbung von Sammlungen fossiler Wirbel- Hermann Stremme (A 1903-1908) zu nennen, tierreste der Pampasformation Argentiniens von der sich anschlieBend habilitierte und als Privat- 1879 und 1884/5 gescheitert waren, traf im dozent Vorlesungen iiber fossile Saugetiere bzw. Februar 1889 wiederum ein Angebot zum Kauf Wirbeltiere hielt, auch Exkursionen fiihrte. Er einer neu zusammen gebrachten Sammlung von ging 1914, einem Ruf folgend, nach Danzig. dem Besitzer Sanjago Roth in Zurich, fur 40000 Edwin Hennig (A 1906-1917). der besonders Mark ein (GSTAB-40. B1.281). Der Kauf wurde lange Zeit Assistent war, erhielt 1909 Urlaub zur vom Kultusministerium befurwortet, jedoch vom Teilnahme an der Ostafrika-Expedition, und war Finanzministerium im Mai 1889 abgelehnt, da in dann bis 1911 aktiv an der Leitung der Tenda- letzter Zeit schon sehr viel gekauft worden sei guru-Ausgrabungen beteiligt52a. Er habilitierte und ,,die ins Feld gefiihrte Notwendigkeit, sich danach und ging 1917 nach Tubingen. Nur 1Acken z11 schlieljen, nicht dahin fiihren diirfe, relativ kurze Zeit blieben Rudolf Hermann (HA dass die neu hergestellten Raume bald wieder 1906, A 1907), Wilhelm Kronecker (HA 1908, unzureichend werden" (GSTAB-44, B1. 8). Auch A 1909-1911) und Hugo Schwarz (A 1909). ein nochmaliger VorstoB stimmte den Finanz- Letzterer und Johannes (Hans) v. Staff (A minister nicht um, dies gelang erst im Oktober 1909-1911) waren als Vertreter fur die nach 1890 durch Gutachten, die von der Akademie Ostafrika beurlaubten Janensch und Hennig ein- der Wissenschaften und von dem Palaontologen gestellt worden. Von ihnen blieb v. Staff etwas Hermann Roemer in Hildesheim stammten. Dar- langer, habilitierte sich 1909 und hielt im Jahre iiber war aber viel Zeit vergangen und auch 1910 Vorlesungen iiber Grundwasser und Quel- diese Sammlung war inzwischen verkauft. len sowie iiber die Palaontologie der Foraminife- Sanjago Roth brachte schlieBlich 1891 nochmals ren. Er blieb bis 1914 als Privatdozent und ging eine kleinere Sammlung zusammen, deren Kauf als Regierungsgeologe nach Siidwestafrika, wo Beyrich beantragte (GSTAB-44, B1.248, vom er 1915 starb (Hennig 1915). Als letzter vor dem 28.7. 1891). In den Ministeriumsakten findet sich Jahre 1910 wurde Hans Reck angestellt (HA jedoch kein Hinweis uber einen Erfolg. Vermut- 1909, A 1910-14), der sich unter Branca sowohl lich ist auch dieser Kaufversuch gescheitert, wo- auf palaontologischem als auch auf vulkanologi- fur spricht, dass Branca 10 Jahre spater seinen schem Gebiet entwickelte. Vor seiner Anstellung groBen Antrag auf Beschaffung von Wirbeltier- war er 1908 auf Island, wo er das Schicksal der fossilien damit begriindete, dass Beyrich hierfiir verschollenen Expedition W. v. Knebels aufzu- nichts getan habe (s. u.), auch Dietrich (1965) er- klaren versuchte. wahnt nichts davon. Eine sehr wertvolle und umfangreiche Schen- Entwicklung der Sammlungen unter Beyrich, kung gab es nach dem am 11.12.1891 erfolgten Dames und Bruncu Tode des bedeutenden Berliner Geologen und Palaontologen Julius Ewald (1811-1891), des Die folgenden Ausfiihrungen iiber die Entwick- Herausgebers der gesammelten Schriften Leo- lung der Sammlungen beziehen sich vorwiegend pold v. Buchs (Ewald u. a. 1867/85). Die Witwe

'la Die Beurlaubung von Hennig ist von Branca (1910) fur das Jahr 1908 abgegeben, jedoch erfolgte sie gleichzeitig mit der von Janensch im Jahre 1909. Herrn Gerhard Maier. Calgary, Canada. wird fur die freundliche Mitteilung seiner detaillier- ten Uberpriifung gedankt. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 3s ubergab seine hinterlassene Sammlung (GSTAB- richt zeigt (GSTAB-47, B1.205, vom 20.6. 1904). 44, B1.315). Ewald war seit seinem Studium mit Saugetierreste enthielt auch die umfangreiche dem Museum eng verbunden gewesen und hatte Schenkung, die im Jahre 1907 von den Leitern seine Sammlung bei Kartierungsarbeiten und auf einer Expedition nach Pilcomayo, Ingenieur Wil- Reisen in Europa geschaffen. Sie war besonders helm Herrmann aus Weissensee bei Berlin und dadurch wertvoll, da sie von vielen Lokalitaten Professor David Hansemann, Berlin, ubergeben vollstandige Aufsammlungen der Versteinerun- wurden. Es handelte sich um etliche Saugetiere gen enthielt. aus der Pampasformation Boliviens. Branca Im Januar 1894 konnte ein wertvolles Einzel- schatzte 1908 den Wert der Fossilien auf 17600 stuck aus Sondermitteln des Kaisers erworben Mark (GSTAB-48, Bl.85). Ferner gab es 1908 werden (Dietrich 1965, S. 273), ein Plesiosaurus auch noch eine Schenkung fur die Ausstellung aus Holzmaden, der 9000 Mark kostete von dem Industriellen Andrew Carnegie aus (GSTAB-45, B1.179). Bei dem Besuch des Kai- USA. Es war ein 25m langer Gipsabguss des sers Wilhelm 11. aus Anlass der Schenkung der Sauriers Diplodocus, der wegen seiner GroBe im Mineralsammlung aus dem Nachlass von E. v. Lichthof neben den dort stehenden Skeletten re- Knobelsdorff (s. S. 39) konnte Dames dieses zenter Tiere aufgestellt wurde. Objekt als Plesiosaurus Guilelmi Imperatoris prasentieren, welches Ereignis auch den Weg in Tendaguru-Ausgrabungen" die Presse fand53. Als entscheidenden Schritt erreichte es Branca Im Jahre 1907 kiindigten sich groBe Funde in im Jahre 1901, dass ihm zur Vervollstandigung Afrika an. Der Bergbau-Ingenieur Bernhard der palaontologischen Sammlung als sogenanntes Sattler hatte im damaligen Deutsch-Ostafrika Extraordinarium ein auljergewohnlich hoher ein- (Tansania) sehr grol3e Knochen entdeckt, was maliger Betrag zur Verfugung gestellt wurde. Im dem Konservator des Stuttgarter Naturalienkabi- Antrag hatte er auf mehrere kaufliche Sammlun- netts, Professor E. Fraas (1862-1915), kurz vor gen hingewiesen, vorwiegend von fossilen Sauge- Antritt einer Reise in dieses Gebiet bekannt tieren, und bat um einen Gesamtbetrag von wurde. Diesem war es dann moglich, die Fund- 114000 Mark mit dem Argument, dass derartiges stelle, die am Berg Tendaguru lag, zu besuchen. Material in der Sammlung schwach vertreten ist, Er erkannte, dass es sich um Dinosaurierkno- denn ,,Beyrich beschrankte sich wesentlich auf chen handelte und konnte unter Mithilfe von Wirbellose" (GSTAB-47, B1. 63)54. Branca er- Sattler und einer grol3en Kolonne von Eingebo- hielt zunachst 1902 54000 Mark, was spater auf renen etliche, z. T. riesige Knochen ausgraben rund 60000 Mark erhoht wurde und fur einige und bergen. So hatte sein Unternehmen grol3en wenige Jahre zur Verfiigung stand. Dadurch wur- Erfolg, obwohl er es infolge einer Tropenkrank- den die groBen Unsicherheiten uberwunden, die heit abbrechen musste (Wild 1991). Artikel von die langere Zeitdauer der Geldbeschaffung Fraas vom Jahre 1908 brachten die Nachricht schon mehrfach mit sich gebracht hatte. Nun von den Funden nach Berlin, zugleich auch die setzte grol3e Betriebsamkeit zur Vorbereitung Aussage uber die weitere grol3e Fundhoffigkeit von Kaufen ein, die sich aber wegen der Kon- (Fraas 1908), woraufhin Branca den Entschluss kurrenz besser zahlender Museen nicht leicht ar- fasste, eine Ausgrabungsexpedition groJ3en Stiles rangieren lieljen. Gekauft wurden fossile Sauge- in Gang zu setzen. Aus seinem spateren Rechen- tiere unter anderem aus Patagonien, wohl auch schaftsbericht (Branca 1914) ist zu entnehmen, die Sammlung Marty in Toulouse, zu deren Be- dass er, da eine Finanzierung weder durch den gutachtung und Entscheidung Professor Jaekel preuljischen Staat noch durch das Deutsche ausgesandt wurde, und spater noch zahlreiche Reich zu erreichen war, eine Spendenaktion Einzelstucke, schlieljlich wurden auch Hilfs- unter der Schirmherrschaft des Herzogs Johann assistenten davon bezahlt, wie der Abschlussbe- Albrecht von Mecklenburg (1857-1920), Regent

j3 Die Allgemeine Zeitung in Miinchen brachte am 9.5. 1894 folgende Meldung: ,,Berlin, 7. Mai. Der Kaiser gewahrte der ,,Post" zufolge bei seinem neuerlichen Besuch des Museums fur Naturheilkunde [!] die von Professor Dames vorgetragene Bitte, den von S. Majestat fiir das Museum envorbenen Plesiosaurus, der eine unbeschriebene Art reprasentirt, als ,,Plesio- saurus Guilelmi Imperatoris" in die Wissenschaft einfuhren zu diirfen". 54 Nicht eine ,,Beschrankung" Beyrichs, sondern das zeitaufwendige Genehmigungsverfahren hatte zu dem Mange1 an Wirbeltiermaterial beigetragen. * Ausfiihrliche Darstellung in Maier 2003 (siehe Buchbesprechung am Ende des Buches). 36 Hoppe, G.. Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde von Braunschweig, organisierte. Da im ersten 2. Mineralogisch-petrogaphisches Institut Anlauf 104000 Mark zusammenkamen, wurde und Sammlung 1888 bis 1910 zunachst fur zwei Jahre eine Expedition ausge- Direktorat Carl Klein sandt und die Ausgrabungen unter Mitwirkung des Entdeckers Sattler in Gang gesetzt. Die Lei- Die Trennung des ehemaligen Mineralogischen tung wurde Kustos Janensch und Assistent Hen- Museums in zwei Institutionen fiel, wie schon nig ubertragen, beide wurden 1909 nach Afrika dargestellt, praktisch mit der am 4. 3. 1887 er- ,,beurlaubt" (Janensch 1914). Bei den Grabun- folgten Berufung des Mineralogen Carl Klein als gen wurde rnit groljer Umsicht vorgegangen, um Nachfolger von Websky zusammen. Klein kam die Funde, die zu einem Teil aus mehr oder we- aus Gottingen und stand im Alter von 45 Jahren. niger vollstandigen Skeletten sehr groljer Saurier Seine Amtszeit dauerte zwei Jahrzehnte bis zu bestanden, unbeschadigt zu bergen und so zu seinem Tod im Jahre 1907. Unter ihm vollzog verpacken und zu kennzeichnen, dass sie nach sich der Umzug in das neue Gebaude, in dem dem mehrtagigen Transport durch Tragerkolon- die westliche Halfte des Vorderhauses zur Verfii- nen und der Verschiffung ohne Schaden nach gung stand. Im Erdgeschoss lagen die zwei Aus- Berlin gelangten. Bereits im Jahresbericht 1909 stellungssale, der seitliche grol3e Mineralsaal und der Zeitschrift Chronik der Universitat Berlin ist der kleine Gesteinssaal an der Vorderseite des die Rede von zahlreich eingetroffenen Dinosau- Gebaudes. Die wissenschaftliche mineralogische rierresten und im Jahresbericht 1910 heiljt es, Hauptsammlung befand sich im 1. Geschoss. Die dass das Museum wesentlich im Zeichen der petrographische Sammlung, die bisher von Pro- Tendaguru-Expedition stand. Bis dahin waren fessor Roth als dritte Abteilung des ehemaligen 358 Kisten mit insgesamt 70 t Gewicht eingetrof- Mineralogischen Museums aufgebaut worden fen, auch wird davon berichtet, dass nun auch war und die mit der Berufung von Klein der Schadelfunde, die bisher ausgeblieben waren, ge- Mineralogisch-petrographischenSammlung zufiel, macht werden konnten. Die grolje Bedeutung kam in einen Saal, der im 2. Geschoss, genau in der Funde hinsichtlich Artenvielfalt, Vollstandig- der Mitte der Vorderfront lag, offenbar so, wie keit und Gute des Erhaltungszustandes und auch es vor Aufhebung der Selbststandigkeit dieser GroBe der Einzelknochen zeichnete sich immer Sammlung als dritte Abteilung vorgesehen wor- deutlicher ab. Es sollen deshalb weitere Geldmit- den war5'. Den Umzug bewaltigte Klein rnit sei- tel fiir nochmals zwei Jahre andauernde Grabun- nem Personal, bestehend aus dem schon seit gen eingeworben werden. Inzwischen war groljer 1883 vorhandenen Kustos August Tenne und Platzmangel im Museum entstanden. sodass der dem neu eingestellten Assistenten Friedrich Rin- Bau eines Schuppens im Hinterhof genehmigt ne, sowie dem Praparator Karl Korner. Fur wurde, daruber hinaus gab es ein Platzproblem Hilfsarbeiten zum Aufbau der Schausammlung fur den Aufbau und die Aufstellung der riesigen konnte Klein auch noch vier seiner bereits pro- Skelette, das noch zu losen war. Glucklicher- movierten Gottinger Schuler, die rnit nach Berlin weise war es gelungen fur die Zeit des Afrika- gekommen waren, fur einige Monate gegen Ver- einsatzes von Janensch und Hennig Vertreter so- gutung einsetzen. Es handelte sich um Eduard wie auch Hilfsassistenten einstellen zu konnen, Moller und Richard Kuch sowie um Dr. Reth- sodass der grolje Arbeitsanfall in Berlin bewal- wisch und Dr. Stremme56. Die Schausammlung tigt werden konnte (GSTAB-48, B1.141). - Das konnte dadurch am 23.5. 1889 fertiggestellt wer- Ende der Expedition trat dann im Jahre 1913 den (GSTAB-40, BI. 321). ein, worauf hier nicht eingegangen werden kann, zumal eine abschliel3ende Bewertung, allein Die Schenkung Carl Rumpff der Sammlung Erz- schon wegen der zeitaufwendigen Praparations- herzog Stephan arbeiten, erst weit spater moglich wurde. Es zeigte sich aber bereits 1910 sehr deutlich, dass Kurz danach musste die Ausstellung jedoch infol- das Tendaguru-Unternehmen ein iiberwaltigen- ge der Schenkung einer groljen Mineralsamm- der Erfolg wird, der aber auch noch grolje An- lung geandert werden. Das Schenkungsangebot, strengungen erfordert. das am 7.7.1889 bei der Regierung eintraf, war

55 Branca erhielt diesen Saal im Jahre 1908 fur die Geologie-Palaontologie, da Liebisch. der Nachfolger Kleins, dem Dran- gen Brancas nachgab (Branca 1910, S. 333). j6 Uber die beiden letztgenannten Helfer konnte nichts ermittelt werden Sie fehlen deshalb in der Tabelle 1 im Anhang des Artikels. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 31

noch im Ausstellungssaal des Schlosses Schaum- burg an der Lahn (Abb. 13) und bestand aus 14400 Stucken, davon 3300 Schaustucken ersten Ranges. Sie enthielt auch die Sammlung des Hamburger Diplomaten H. C. G. Struve (1772- 1851) und war sehr gut dokumentiert (Abb 14). Einschlierjlich zusatzlicher Meteorite im Werte von 20000 Mark und der Mobel hatte sie einen geschatzten Gesamtwert von 89800 Mark. Nach dem Tode Carl Rumpffs am 2.6.1888 vollzog seine Witwe Clara, geb. Bayer, durch die Schen- kung den Willen ihres Mannes. Kaiser Wilhelm 11. genehmigte die Annahme der Schenkungs7. Die von der Regierung zunachst vorgeschlagene Aufstellung in Bonn lehnte die Witwe ab und bestand auf geschlossener Aufstellung der Samm- Abb. 13. Der Saal der Mineraliensammlung des Erzherzogs lung im neuen Berliner Museum fur Naturkunde Stephan im Schloss Schaumburg an der Lahn. - Reprodu- ziert aus: Anonym 1868, S. 318. nebst Bezeichnung des Saales mit dem Namen ihres Mannes. Klein konnte in den Verhand- lungen erreichen, dass die Schaustucke der mit der Bedingung verbunden, diese Sammlung Sammlung in die bestehende Ausstellung des geschlossen fur dauernd offentlich auszustellen grol3en mineralogischen Ausstellungssaales ein- (GSTAB-44, B1.11). Es handelte sich urn die geordnet wurden und dieser Saal die Bezeich- ehemalige Sammlung des verstorbenen oster- nung ,,Vereinigte Staats- und Carl Rumpffsche reichischen Erzherzogs Stephan (1817-1867), Mineralsammlung" erhielt (GSTAB-44, B1.139). die von dem Industriellen und Mitglied des Kustos Tenne leitete die Uberfuhrung der Reichstages Carl Rumpff (1839-1889), Teilhaber Sammlung mit den Ausstellungsmobeln nach der Anilinfabrik Bayer in Barmen-Elberfeld, vor Berlin, wofur funf Guterwagen benotigt wurden. einigen Jahren gekauft worden war, um sie in Drei der schonsten Schauschranke vom Schloss Deutschland zu halten. Die Sammlung stand Schaumburg kamen in den Mittelgang des Aus- stellungssaales. Wegen der kurzen Frist konnte der Ausstellungssaal zur Einweihungsfeier des Museums jedoch nur provisorisch eingerichtet werdens8.

Lehre unter Klein Trotz dieses turbulenten Beginns stand die Lehre im Vordergrund. Klein las regelmarjig den vollen Umfang der Mineralogie, der Kristallographie und der Petrographie in drei getrennten Vor- lesungen zu sechs, vier und funf Wochenstun- den, Neben ihm trat Roth, nun als 0. Professor fur Petrographie und allgemeine Geologie, regelmarjig mit Vorlesungen auf. Er las dreistun- dig uber allgemeine und chemische Geologie, zweistundig uber Petrographie, und einstundig uber Bau, Wirkungsweise und Verteilung der Abb. 14. Kalkspath, Schulenburg am Harz. Sammlungsetikett der ehemaligen Sammlung Erzherzog Stephan. - Original irn Vulkane. Es gab ferner einen mineralogischen Museum fur Naturkunde, Mineralsammlung. Privatdozenten, den nicht im Museum angestell-

s7 Dies bedeutete zunachst aber keine Befreiung von der Schenkungssteuer, die der Schenkungsgeber zu entrichten hatte. Erst nach Iangeren Verhandlungen wurde Befreiung erreicht. s8 Im 2. Weltkrieg wurden alle Ausstellungsstucke dieses Saales, auch die der Sammlung RumpfflErzherzog Stephan, aus- gelagert und gingen dem Museum verloren. 38 Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde ten Hermann Traube, der von 1890 bis 1900 Tod von Justus Roth, Wiirdigung eine Reihe von ein- oder zweistiindigen Vorle- sungen gehalten hat, wie u. a. iiber die Lager- Am 1.4.1892 verstarb Justus Roth (Abb. 15) im statten der Erze, iiber nutzbare Minerale, iiber Alter von 73 Jahren. Er war bis zuletzt voll tatig. chemische Kristallographie, iiber die mikroche- Wie dargestellt, hatte sich Justus Roth an der mische Analyse von Kristallen und iiber die Mi- Seite von Gustav Rose und Ernst Beyrich in das neralchemie. Er folgte 1905 einem Ruf nach damalige Mineralogische Museum gut eingefiigt Greifswald. AuBerdem betatigten sich auch eini- und stellte zweifellos eine angemessene Losung ge Kustoden und Assistenten als Privatdozenten, des Mittelgliedes zwischen Mineralogie und Pala- was spater behandelt wird. Ferner trat wie ontologie dar, was verdient hatte, fortgesetzt zu schon friiher der Physikochemiker Andreas werden. Roth erwarb sich, nachdem ihm die pe- Fock mit einstiindigen Vorlesungen iiber chemi- trographische Sammlung verantwortlich iibertra- sche Kristallographie, Struktur der Kristalle und gen war, das nicht geringe Verdienst, eine syste- ahnliche Themen auf. Daneben erschien im Vor- matischen Lehrsammlung der Petrographie und lesungsverzeichnis der Jahre 1893 und 1895 der allgemeinen Geologie geschaffen zu haben, die Physiker Eugen Blasius mit der Vorlesung iiber dann aber der Mineralogie zufiel und nach sei- Geometrische Kristallographie in synthetischer nem Tode wieder aufgelost wurde. Seine mit hin- Behandlung. SchlieBlich ist bei Asen (1 955) gebendem Eifer abgehaltenen Ubungen wurden noch der Physiker und Mineraloge Hermann als besonders lehrreich geruhmt, wie Liebisch Starke als Privatdozent genannt, der jedoch (1893) aus eigener Anschauung bestatigt hat. Als keine entsprechende Vorlesungen fur Geowis- seine Lebensaufgabe stand stets die Ausarbei- senschaftler angekiindigt hat. tung einer ,,Allgemeinen und chemischen Geolo- gie" vor ihm, seit er als Professor wirkte. Zuvor hatte er sich auch mit Vulkanen, speziell dem Vesuv, beschaftigt (Roth 1857) und sich rnit der chemischen Analyse von Gesteinen auseinander gesetzt (Roth 1861), aber erst seine Gesamt- schau des grol3en Themas, in der er die minera- logischen, petrographischen, chemischen und geologischen Gesichtspunkte erfasste und verar- beitete, fiihrte zu den bedeutenden Hohepunk- ten seines in drei Teilen erschienenen Lehrbuchs (Roth 1879, 1883, 1890). Kustoden rind Assistenten unter Klein Der Kustos August Tenne war der einzige Mit- arbeiter, den Klein nicht aus Gottingen mitge- bracht hat. Durch ihn wurde die Tradition der Arbeiten an der Sammlung fortgefiihrt, speziell die Durcharbeitung der Sammlungsbestande, die seit Websky lief und noch lange nicht beendet war. Uber die Fortschritte in dieser Hinsicht be- richtete dann Klein regelma0ig in den Jahresbe- richten der ,,Chronk". Daneben trat Tenne auch als Privatdozent auf und las jeweils einstiindig iiber gesteinsbildende Minerale, iiber petro- graphische Untersuchungsmethoden, iiber Edel- steinkunde und dreistiindig uber die Grundzuge der Kristallographie. Tenne konnte aus den Mit- teln der Tamnau-Stiftung (s. S. 40) in den Jahren 1889, 1891 und 1894 Sammelreisen nach Spanien ausfiihren und umfangreiches Material an Mine- ralen beschaffen (Tenne & Calderon 1902). Er Abb. 15. Justus Roth (1818-1892). Fotografie Carl Gdnther. - Original in der Universitatsbibliothek der HUB zu Berlin. starb am 8. 7. 1901 im 48. Lebensjahr. Sein Nach- Portratsammlung. folger wurde Belowski (s. u.). Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 39

Unter Websky hatte es neben dem Kustos kei- Edelsteinkunde, uber kristalline Schiefer und nen Assistenten gegeben, nur ganz zuletzt einen uber naturliche und kunstliche Mineral- und Ge- Hilfsassistenten. Dies andert sich erheblich, da steinsentstehung, bis er im Jahre 1907 einen Ruf 1888 zunachst sowohl eine Praparatorenstelle, an die Technische Hochschule in Danzig erhielt auf die der aus Gottingen kommende Carl Kor- und annahm. Zuvor hatte Klein ihm den Profes- ner gesetzte wurde, als auch eine Assistentenstel- sorentitel verleihen wollen, was aber im Dezem- le zur Verfugung gestellt worden waren. Klein ber 1905 vom Kultusministerium mit dem Argu- hatte es bei seiner Berufung sogar erreicht, dass ment abgelehnt worden war, dass er noch zu sein Schuler Eduard Moller bereits 1887 als As- jung ware (GSTAB-49, B1.165). Der letzte noch sistent eingestellt wurde. Als dieser aber noch im zu nennende Assistent war Felix Tannhauser. gleichen Jahr wegen des Oberlehrerexamens in Auch er war zunachst von 1900 bis 1901 Hilfs- Gottingen ausschied, wurde der seit 1886 als assistent und dann von 1901 bis 1907 Assistent. Privatdozent in Berlin tatige Rinne, der bereits Nach Habilitation im Jahre 1903 trat er seit 1906 zuvor in Gottingen Assistent unter Klein gewe- als Privatdozent auf und las zweistundig uber sen war, als Nachfolger von Moller eingesetzt. Lagerstattenlehre und uber Lotrohr- und mikro- Rime war zugleich auch Privatdozent und hielt chemische Analyse zur Bestimmung von Minera- von 1888 an ein- oder zweistundige Vorlesungen len. Dies behielt er auch bei, nachdem er 1907 uber Vulkane und Erdbeben, uber kristalline zur Technischen Hochschule in Berlin-Charlot- Schiefer (von ihm auch archaische Gesteine oder tenburg ubergewechselt war. Zum Schluss ist Gesteine der sachsischen Formation genannt), noch anzufugen, dass es Klein gelang, noch eini- uber chemische Kristallographie, uber technisch ge weitere Hilfsassistenten einzustellen. Es wa- wichtige Minerale und iiber die Entstehung der ren Wilhelm Stellmann von 1901 bis 1902, Erich Gesteine. Rinne blieb bis 1894 und nahm dann Kleffner von 1902 bis 1903, Karl Alexi von 1903 einen Ruf an die Technische Hochschule in Han- bis 1905, Carl Leitz von 1905 bis 1906, Rudolf nover an. Cramer von 1906 bis 1907 und Alfred Hintze Seit dem Jahre 1889 verfugte Klein iiber zwei 1907, die samtlich fur Ordnungs- und Etikettie- Assistentenstellen, deshalb konnte der bereits rungsarbeiten in den Sammlungen eingesetzt erwahnte Eduard Moller nochmals fur zwei wurden. Jahre 1889 und 1890 antreten, um dann in den Schuldienst zu gehen. Uberhaupt waren zwei Entwicklung der Sammlungen Jahre die normale Anstellungszeit fur Assisten- ten, die aber auf Antrag verlangert werden Unter dem Direktor Klein gab es auBer der konnte. Die folgenden Assistenten blieben zwei Schenkung Rumpff / Sammlung Erzherzog Ste- Jahre: Benno Kuhn von 1890 bis 1891, Richard phan weitere Vermehrungen der Sammlungen, Herz von 1891 bis 1892, Ernst Esch von 1894 bis von denen aber nur eine Auswahl, vor allem 1895 und Oskar Tietze von 1898 bis 1900. Kuhn nach den Akten des Kultusministeriums, vor- und Tietze gingen danach zur PreuBischen Geo- gefiihrt werden kann. Der erste Fall ist eine logischen Landesanstalt. Das gleiche tat auch Schenkung, die auf den am 11.5.1892 verstorbe- der weitere Assistent Adolf Klautzsch, der aber nen Ernst Friedrich Heinrich Baron v. Knobels- sechs Jahre von 1892 bis 1898 geblieben war. dorff in Schoneiche bei Berlin zuriickging. Er Der nachstfolgende Assistent war Max Below- hatte seine Mineralsammlung von 2127 Stuck sky. Er nahm eine Sonderstellung ein, da er, testamentarisch dem PreuBischen Staat ,,zur nachdem er von 1895 bis 1901 Assistent war, die Vervollstandigung der Sammlung einer Uni- durch den Tod von Tenne freigewordene Kustos- versitat oder einer Bergakademie" hinterlassen stelle erhielt, auf der er bis zu seiner Pensio- (GSTAB-44, B1.348). Damit fie1 dem Staat die nierung im Jahre 1930 verblieb. Ab 1905 trat er Auswahl der zu bedenkenden Institution zu und zugleich als Privatdozent auf und las uber Edel- so kam es zur Konkurrenz des Ministeriums fur steinkunde und uber technisch wichtige Mine- Handel und Gewerbe und des Kultusminis- rale, beides zweistundig. Bis zum Jahre 1910 gab teriums, die sich fur die Bergakademie Berlin es dann noch zwei Assistenten. Der erste von bzw. fur die Universitat Berlin bewarben. Die 1900 bis 1907 war Ferdinand von Wolff, der be- Stellungnahmen der letztlichen Interessenten, reits 1899 als Hilfsassistent zur Bearbeitung der Geh. Oberbergrat Wilhelm Hauchecorne und Sammlung Janson angestellt war (s. S. 40). Nach Professor Carl Klein, reklamierten die Schen- Habilitation wurde er 1903 Privatdozent und las kung jeder fur seine Institution. Ihre vorge- ab 1904 die zweistundigen Vorlesungen uber brachten Argumente fuhrten zu keinem Ergeb- 40 Hoppe, G.. Geschichte der Geowissenschaften. Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde nis”’, so dass die Ministerien schliel3lich nur die rufung erst etwa zur Halfte geschafft worden wa- Teilung der Schenkung als Ausweg sahen. Den ren (GSTAB-49, B1. 1). Der Antrag auf weitere Ausschlag gaben dann jedoch die Erben Kno- Genehmigung von Hilfsassistenten hatte Erfolg, belsdorffs, die eine Teilung ablehnten und sich nachdem Klein eine detaillierte Ubersicht vor- im Dezember 1893 fur die Universitat Berlin, legte, aus der hervorgeht, dass von den in den also fiir das Museum fur Naturkunde, entschie- Sammlungen vorhandenen insgesamt 8504 Schub- den (GSTAB-45, BI. 155). Im Jahre 1897 kam laden, die mit Mineralen oder Gesteinen gefullt es zum Kauf einer von dem Staatssekretar Dr. sind, immer noch 3869 Schubladen uberpruft v. Stephan hinterlassenen Mineralsammlung, die und etikettiert werden mussten. 601 Stuck umfasste und von Klein auf 6600 Mark geschatzt wurde. Gekauft wurde sie ent- Meteo ritensammlung sprechend der Forderung der Witwe fur 10000 Mark, was Klein in einem erneuten Gutachten Ein besonderes Anliegen von Klein war die Ver- schlieBlich als ,,guten Kauf“ bezeichnete, wohl vollstandigung und Vermehrung der Meteoriten- weil es ersichtlich geworden war, dass es dem sammlung, die zur Zeit von Gustav Rose, vor Ministerium um eine groBzugige Unterstutzung allem durch dessen Arbeiten, in grol3em Anse- der Witwe ging (GSTAB-46, B1. 57). hen stand. Auch aus historischer Sicht war sie Das Jahr 1899 brachte eine ungewohnlich grol3e bedeutend, besal3 sie doch unter anderem die Erwerbung. Es war der Kauf einer 14000 Stuck Sammlung des beruhmten Begrunders der Me- umfassenden Mineralsammlung, die der Ritter- teoritentheorie, Ernst Florens Friedrich Chladni gutsbesitzer Alfred v. Janson in Gerdauen, (1756-1827) durch testamentarische Verfugung, OstpreuBen, angeboten hatte und die fur was bisher stets als besondere Verpflichtung 150000 Mark gekauft wurde (Liebisch 1910, empfunden worden war. Inzwischen bestand die S. 318). Der Besitzer war der Enkel des bedeu- Gefahr. dass sie von anderen Sammlungen uber- tenden Mazens der Berliner Mineralogie, des be- flugelt wurde. Nun gelang es Klein, zur Aufful- reits weiter oben genannten Bankiers Friedrich lung der Lucken von 1902 bis 1906 insgesamt Tamnau (1802-1879). Letzterer hatte seinen ge- rund 40000 Mark als Extraordinarien zu erhal- samten Dublettenbestand dem Enkel vermacht ten, sodass zahlreiche Meteorite bzw. Teilstucke (Muller 1892)60.Der Kauf aus dern Sonderfonds gekauft werden konnten. Klein konnte dann am des Staates wurde mit der Auflage verbunden, 12.4. 1906 den AbschluBbericht in Gestalt seiner aus dieser Sammlung Teile zur Erganzung bzw. Publikation (Klein 1906) uberreichen. Er be- zum Aufbau der Hochschulsammlungen in hauptete darin nach seinen Untersuchungen, Konigsberg, Gottingen, Greifswald, Danzig und dass die Struktur der Meteorite nicht von der des Museums Posen abzuzweigen. Die damit ver- der irdischen Gesteine abweicht (GSTAB-49, bundenen Arbeiten waren so umfangreich, dass B1. 169). Der Bestand der Berliner Meteoriten- ein Schuler von Klein, Ferdinand v. Wolff, fur sammlung war durch Kleins Aktivitat auf insge- ein Jahr als Hilfsassistent eingestellt wurde samt genau 500 Meteorite angestiegen, wodurch (GSTAB-46, B1.204). Nach Abgabe unterschied- die Sammlung erneut zu den international be- licher Anzahl von Stucken, denen noch 150 aus deutendsten gehorte und, wie Klein (1906) er- dem Bestand des Museums zugegeben wurden, klarte. an 3. Stelle aufruckte. verblieben noch knapp 11000 Stuck im Museum fur Naturkunde (GSTAB-46, B1.254). Nach die- Tanznau-Stifrung ser Aktion waren weitere Arbeiten an der Sammlung v. Janson notwendig. Auch die Ord- Unter den wertvollen Schenkungen, die der Mi- nungs- und Etikettierungsarbeiten in den Samm- neralsammlung zugute gekornmen sind, nimmt lungen mussten weitergefiihrt werden, da sie, wie die Tamnau-Stiftung eine Sonderstellung ein. Es Klein am 8. 11. 1900 berichtete, seit seiner Be- handelt sich um die testamentarische Schenkung

5y Die gegenseitigen Argumente sind an sich deshalb von Interesse, da sie zwar unter anderem aus der bis dahin bekann- ten Vorgeschichte des Museums abgeleitet wurden. aber gleichzeitig beiderseitige weitgehende Unkenntnis und nebulose, wenn auch mit dem Grundton der Uberzeugung vorgehrachte Ansichten offenbaren, die den in vorigen Teilen dieser Artikel- serie (Hoppe 1999, 2001b) dargestellten fehlerhaften Uberlieferungen entsprechen. Auf ein naheres Eingehen an dieser Stelle wird verzichtet, zumal den Kontrahenten die erstmals bereinigenden, auf Aktenstudium basierenden Ausfuhrungen von P. Krusch (1904) noch nicht bekannt waren. ‘O Die Mineralsammlung Tamnaus ohne Dubletten war als testamentarische Schenkung an das Berliner Gewerbeinstitut (die spatere TH bzw. TU) gegangen und gelangte spater an die TH Darmstadt, wo sie schlieljlich 1967 aufgestellt wurde. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 41

eines Kapitals von 12000 Talern, dessen Kapital- ertrage nach dem Statut der Stiftung (AHUB-5) ausschliefllich fur Auslandsreisen junger Minera- logen zum Zweck des Sammelns von Mineralen fur die Vervollstandigung vorwiegend der Mine- ralsammlung des Museums fur Naturkunde in Berlin verwendet werden sollten. Der Grunder dieser Stiftung war der Berliner Mineraloge und Bankier Friedrich Tamnau (1802-1879), den Paul Groth, der Autor der bekannten ,,Ent- wicklungsgeschichte der mineralogischen Wissen- schaften" (Groth 1926), als einen mineralogi- schen Fachmann ersten Ranges und zugleich als den groflzugigsten Forderer und Sammler der Mineralogie, den Deutschland bisher gehabt hat, bezeichnet hat (Schneiderhohn 1954). Wirksam wurde die Stiftung nach dem Auflaufen hinrei- chender Zinsen erst in der Zeit des Direktorats Abb. 16. Carl Klein (1842-1907). Fotografie W. Hoffert. - von Klein. Es konnten dann etliche Sammelrei- Original in der Universitatsbibliothek der HUB zu Berlin, sen finanziert werden. Den Beginn machte der Portratsammlung. Berliner Kustos August Tenne mit Reisen nach Spanien in den Jahren 1889, 1891 und 1894 vollkommnet wurde. Es war nun moglich, (Tenne & Calderon 1902). Es folgten der Kustos Minerale auch in Gesteinsdunnschliffen zu iden- der Munchener Staatssammlung Friedrich Griin- tifizieren, was der Petrographie groBen Auftrieb ling, der Ceylon (Sri Lanka) im Winter 1896/97 gab. Er selbst hat zwar nur eine groBere petro- bereiste (Miers 1901), und der Assistent des graphische Untersuchung ausgefiihrt (Klein Marburger Mineralogischen Institutes Arthur 1888), jedoch kommt ihm das Verdienst zu, dass Schwantke, der 1902 auf Gronland sammelte. von seinen Schulern grorje Teile der seit A. v. Die Sammelergebnisse lieferten sehr wertvolle Humboldt durch zahlreiche Forschungsreisende Erganzungen fur die Mineralsammlung61. im Berliner Museum niedergelegten Gesteinsauf- sammlungen aus den sudamerikanischen Kordil- Tod von Carl Klein, Wiirdigung leren und aus anderen Gebieten mikroskopisch- petrographisch untersucht wurden (v. Wolff 1907, Carl Klein (Abb. 16) war zwei Jahrzehnte lang Liebisch 1910). Auch spater entwickelte Klein Direktor und starb am 23.6.1907 im 64. Lebens- noch Methoden und Vorrichtungen fiir die Ar- jahr. Mit ihm ist, wie sein Schiiler F. v. Wolff beiten am Polarisationsmikroskop (Klein 1893). (1907) schrieb, ein Meister der Kristallographie In der gleichen Zeit hat Klein intensive Studien und Kristalloptik dahingegangen. Die Hauptrich- iiber die Besonderheiten der optischen Verhalt- tung seiner Arbeiten war die Untersuchung der nisse einer Reihe von Mineralen, vor allem sol- optischen und polarisationsoptischen Eigenschaf- chen mit sogenannten Anomalien der Doppel- ten von zahlreichen Mineralen, wodurch er die brechung ausgefiihrt und zu diesem Zweck umfassende Kenntnis der Mineraloptik wesent- Drehapparate konstruiert, in denen dies unter lich forderte. Im Jahre 1876 gelang es ihm, die Flussigkeiten mit angenahert gleicher Licht- polarisationsoptischen Erscheinungen der Mine- brechung ermoglicht wurde. Auf Kleins weitere rale auch am Mikroskop zu erkennen und zu Verdienste durch Fortfuhrung der von Websky analysieren (v. Wolff 1907), eine Entdeckung die begonnenen Arbeiten zur Verbesserung des Zu- er zeitgleich mit anderen Mikroskopikern mach- standes der Sammlungen und auf seine ehrgeizi- te und die den AnstoB gegeben hat, dass das Mi- gen Bemuhungen um die Vergrorjerung der Me- kroskop zu einem Polarisationsinstrument ver- teoritensammlung wurde bereits hingewiesen.

61 Spater folgten die Reisen des Berliner Kustos Max Belowski von 1911 und 1913 in die Vereinigten Staaten von Amerika sowie als letzte Reise die des Berliner Mineralogen Georg Silberstein im Jahre 1916 zum Kupferbergwerk Bor in Serbien. Spater waren keine weiteren Reisen mehr moglich, da das Kapital der Tamnau-Stiftung durch die Geldentwertung in der Inflationszeit vernichtet wurde. - Berichtigend wird bemerkt, dass die von Hoppe & Wappler (1998) verzeichnete Reise Sil- bersteins im Jahre 1906 nach Mexico nicht von der Tamnau-Stiftung finanziert worden ist. 42 Home. G., Geschichte der Geowissenschaften. Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde

Auf eine nachteilige Eigenschaft Kleins, die Belowski die Geschafte. Da die Ordnungs- und Uberschatzung der Bedeutung seiner eigenen Etikettierungsarbeiten in den Sammlungen wei- Arbeitsrichtung, durfte Kleins AuSerung hindeu- tergehen mussten, konnte es Belowsky errei- ten, die er im Oktober 1906 auf eine Aufforde- chen, dass Georg Silberstein als Hilfsassistent fur rung des Ministeriums uber den kiinftigen die Jahre 1907 bis 1909 eingestellt wurde. Auch Raumbedarf der Institution abgab, wonach eine gelang es Belowski, die Durchfuhrung eines vom Erweiterung zwar ,.in geringem MaSe wiin- Berliner Juwelierverein angestrebten Meister- schenswert, aber nicht notwendig" sei. Liebisch kurses fiir Juweliere genehmigt zu erreichen. Fur (1910, S. 316) fuhrte dies auf Kleins Uberzeu- die Abhaltung schlug er sich selbst vor, da er gung zuriick, dass die Institutsarbeiten auch in sich wegen seiner schon seit 3 Jahren gehaltenen Zukunft auf die mikroskopische Methode zu be- Vorlesungen uber Edelsteinkunde geeignet hielt. schranken seien. SchlielJlich muss noch eine in Der Kurs begann am 13.10.1907 und hatte 75 der Sammlung deponierte Niederschrift Lie- selbststandige Juweliere, Gold- und Silberschmie- bischs erwahnt werden, die einen fragwiirdigen, de als Teilnehmer (GSTAB-49, B1.214), auch den musealen Normen nicht entsprechenden wurden vom Ministerium fur Handel und Ge- Umgang Kleins mit dem Sammlungsgut auf- werbe weitere Kurse durch ihn gewiinscht, was deckt, da aus ihr hervorgeht, dass Klein Minera- spater von Kleins Nachfolger gefordert wurde. le. deren Namen in der Literatur nicht zu finden waren, aus der Sammlung entfernte und fort- Direktorat Theodor Liebisch warf, obwohl sie von seinem Vorganger ord- nungsgemafl etikettiert waren62. Im Marz 1908 wurde Theodor Liebisch (1852- 1922) (Abb. 17) zum Nachfolger von Klein be- Vertretung durch Kustos Belowsky rufen. Er war kein Unbekannter, da er hier von 1876 bis 1880 als Assistent tatig gewesen ist, und Bis zur Berufung eines Nachfolgers fur den ver- erhielt nun. nachdem er an mehreren Universita- storbenen Klein fiihrte vertretungsweise Kustos ten 0. Professuren der Mineralogie innegehabt

Abb. 17. Theodor Liebisch (1852-1922). Gemalde von Frau A. Liebisch 1922. - Ori- ginal im Museum fur Natur- kunde, HHMfN-9 (Bestand: Mineralogisches Museum), Sign. B VW1.

'' Diese Niederschrift, die mit einer von A. Tenne geschriebenen Liste von 119 Mineralnamen verbunden ist, lautet: ..Nach Aussage des Kustos Prof. Dr. M. Belowsky sind diese Mineralien von C. Klein nur zum Teil eingeordnet worden. Der Rest ist, da die Mineralnamen in der Literatur nicht zu finden waren. durch C. Klein fortgeworfen worden, obwohl z. T. Etiketten von M. Websky daran befestigt waren, bald nach Tennes Tode. Berlin. 28. April 1909. Th. Liebisch." Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 43

hatte, den hiesigen Lehrstuhl. Er wirkte als Di- hatte, er trug 1908 uber Petrographie und uber rektor bis zum Jahre 1921. Da dieser Artikel nur die mikroskopische Physiographie petrographisch die Jahre bis 1910 darstellt, kann nur ein sehr wichtiger Minerale sowie 1909 uber kristalline kleiner Ausschnitt aus seiner Tatigkeit vermittelt Schiefer vor. Danach war es Liebisch gelungen, werden. Mit der Berufung von Liebisch kehrte den seit 1900 in der PreuBischen Geologischen nach der Unterbrechung durch Klein wieder ein Landesanstalt tatigen Otto Erdmannsdorffer zur Vertreter der von Weiss begrundeten kristallo- Habilitation zu bewegen und ab 1909 als Privat- graphisch-mineralogischen Richtung zuruck. In dozent mit einer Einfuhrung in die Petrographie diese war Liebisch durch seinen Lehrer Websky aufzutreten sowie uber petrographische Unter- eingefuhrt worden. Sein weiterer Werdegang suchungsmethoden zu lesen und Anleitungen zu verlief im Verlaufe der Stationen seiner akade- petrographischen Untersuchungen im Felde zu mischen Karriere zunehmend in die physikalisch- geben. Liebisch bemiihte sich auch, eine a. 0. kristallographische Richtung, besonders als er in Professur fir ihn zu erhalten. Nachdem dies Konigsberg einige Jahre (von 1884 bis 1887) den scheiterte, ging Erdmannsdorffer 1912 an die mineralogischen Lehrstuhl des zum Kristallphy- Technische Hochschule Hannover. Ferner ist zu siker gewordenen, wohl bedeutendsten Schulers verzeichnen, dass die Privatdozenten Fock und von Weiss, Franz Neumann (1798-1895), noch Tannhauser ihre Vorlesungstatigkeit wie unter zu dessen Lebzeiten innehatte (Johnsen 1929). Klein fortsetzten. Dariiber hinaus konnte es Seine bedeutenden Werke uber die geometrische Liebisch beim Ministerium durchsetzen, dass ein und die physikalische Kristallographie (Liebisch mikroskopischer Ferienkurses zum vertieften 1881, 1891, 1896) belegen dies. Eindringen in die Theorie und die Verfahren der Als Personal stand ihm zunachst nur der Mikroskopie, der von der Firma Carl Zeiss, Jena, schon lange in der Institution tatige Kustos Be- angeboten worden war, fur Mitarbeiter und lowski zur Seite. Die vorhandenen zwei Assisten- Doktoranden durchgefuhrt wurde (GSTAB-49, tenstellen, die frei geworden waren, besetzte er B1. 232). mit dem aus Gottingen mitgekommenen Minera- In den Sammlungen konnte das von Websky logen Richard Nacken, der 1911 nach Leipzig begonnene Unternehmen einer grundlichen Re- berufen wurde, und rnit dem Agrikulturchemiker vision nebst durchgehender systematischer Ord- Friedrich Spate. Als letzterer 1910 in die chemi- nung und Etikettierung nach nunmehr insgesamt sche Praxis ging, stellte Liebisch den Mineralo- 33 Jahren zum Abschluss gebracht werden (Lie- gen Max Berek als Assistenten ein, der rnit einer bisch 1910, s. 313)63. An diesen von Websky un- kristalloptischen Dissertation bei Liebisch pro- ter dem Zwang der bevorstehenden Verlagerung movierte und danach wissenschaftlicher Mit- in den Neubau begonnenen Arbeiten hatte Lie- arbeiter der optischen Werke Leitz in Wetzlar bisch selbst als Kustos teilgenommen. Sie waren wurde. Bis 1910 wurden auBerdem folgende danach von den Kustoden unter Mitwirkung von Hilfsassistenten beschaftigt: Georg Silberstein Hilfsassistenten weiter fortgesetzt und beendet (1907-1909), Karl Schulz (1909-1910), Rudolf ~orden~~. van der Leeden (1910) und Hermann Brand ( 1910). Schlusswort Lehre irn Direktorat Liebisch Mit dem vorliegenden Beitrag endet die funfteili- Liebisch hielt regelmaBig die zwei vierstundigen ge Artikelserie uber die Vorgeschichte und Ge- Vorlesungen ,,Allgemeine Kristallographie und schichte der Geowissenschaften im Museum fur Mineralogie" und ,,Physikalisch-chemische Mine- Naturkunde zu Berlin im Jahre 1910. Ihr End- ralogie", uber Petrographie las er jedoch nicht. punkt fallt zusammen mit dem 100jahrigen Be- Dies ubernahm zunachst der Kustos Belowski, stehen der Universitat zu Berlin, das von einer der 1908 den Titel eines Professors erhalten groBen, vierbandigen Festschrift begleitet wurde

h3 Gemeint ist wahrscheinlich das Jahr 1909, da die Arbeiten offiziell im Jahre 1876 begannen, als die Assistentenstelle. die Liebisch seit 1875 innehatte, in eine Kustodenstelle umgewandelt wurde. 64 Nach Auskunft von Herrn Dr. Gert Wappler, langjahrigem Kustos der Mineralsammlung, darf die Aussage von Liebisch nicht ganz wortlich genommen werden, da offenbar der Altbestand einiger Minerale, u. a. des Titanit und von Teilen der Zeolithe, der friihen Revision entgangen ist. Bemerkt wurde dies bei der erneuten systematischen Durcharbeitung der gesam- ten Mineralsammlung, die in den letzten Jahrzehnten von 1970 an zur Behebung von Schaden infolge des 2. Weltkrieges durchgefiihrt wurde. 44 Home. G., Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralonisches Museum fur Naturkunde

(Lenz 1910), in der die Universitat Rechenschaft weiterhin in der Redaktion der Zeitschrift des Museums iiber ihre Entstehung, Entwicklung und ihren er- Frau Prof. Dr. Gloria Arratia und Frau Petra KeSling, in der astorkchen Arbeitsstelle Frau Dr. Hannelore Landsberg reichten Zustand abgelegt hat und in der auch und Frau Dr. Sabine Hackethal, im Mineralogisch-Petro- Berichte der Direktoren des Geologisch-Pala- graphischen Institut und Museum Herr Dr. Gert Wappler, Frau Dr. Elke Wasch, Herr Prof. Dr. Hans-Joachim Bautsch, ontologischen Institutes und Museums und des Herr Dr. Ferdinand Damaschun, Frau Ingrid Krueger und Mineralogisch-Petrographischen Institutes und Frau Sabine Appelt und im Palaontologischen Institut und Museums (Branca 1910 und Liebisch 1910) ent- Museum die Herren Dr. Gottfried Bohme, Dr. Wolf-Dieter Heinrich, Prof. Dr. Manfred Barthel, Dr. Stephan Schultka halten sind. und Prof. Dr. Rudolf Daber sowie die Mitarbeiter der Biblio- Bevor als Abschluss kurz auf die Entwicklung theken im Museum fiir Naturkunde. Im gleichen MaBe gilt der geowissenschaftlichen Institutionen nach auch der Dank zahlreichen Mitarbeitern von Archiven und 1910 geblickt wird, ist zunachst eine zusammen- Bibliotheken, besonders des Geheimen Staatsarchives Preu- Rischer Kulturbesitz, Berlin-Dahlem, des Archives der Hum- fassende Riickschau auf die Universitatszeit not- boldt-Universitat Berlin, des Zentralarchives der Berlin- wendig. Es war die Zeit der Herausbildung von Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Berlin und der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek PreuBi- bereits zuvor angelegten oder angedeuteten Teil- scher Kulturbesitz Berlin. Mein Dank gilt ebenfalls den Gut- disziplinen der Geowissenschaften. Dies war zu- achtern der Artikelserie. Schlieljlich ist es mir ein besonderes nachst mit Kampfen verbunden, da der erste, Bedurfnis, meiner Frau Marianne fir vielerlei Rat und Hilfe, fast 5 Jahrzehnte lang in der Universitatszeit tati- auch fiir Geduld und Verstandnis zu danken. ge Direktor, Christian Samuel Weiss, das Ge- samtgebiet eifersuchtig fur sich zu behaupten ge- sucht hatte. Nach seiner Zeit verliefen die Schriftenverzeichnis Prozesse der Spezialisierung weniger auf interne Kampfe hinaus und ergaben sich mehr durch die Archivalien jeweils eingebrachten speziellen Ausrichtungen Vorbemerkung: In allen Zitaten aus historischen Quellen der in kurzeren Abstanden aufeinanderfolgen- wurden Orthographie und lnterpunktion unter Wahrung des den Direktoren. Insgesamt gesehen wurden urn Wortlautes behutsam modernisiert und Abkiirzungen auf- das Jahr 1910 noch alle im Laufe der Entwick- gelost. - Die Numerierung der Archivalien schlieBt sich an lung der Geowissenschaften entstandenen Rich- den 4. Teil dieser Artikelserie an. tungen (von der Geographie abgesehen; die von Archiv der Humboldt-Universitat Berlin Anfang an getrennt lief) in den beiden Institutio- nen gepflegt. Es ist aber nicht zu verkennen, AHUB-1 = Vorlesungs-Verzeichnisse und Index Lectionum der Universitat. dass es bereits Ansatze zu einer Tendenz der Be- AHUB-3 = Nr. 508 (Grundrisse des Universitatsgebaudes giinstigung fur die starker an Sammlungsgut ge- 1819-21). B1.9 bundenen Richtungen gab. AHUB-4 = NL Websky, Kasten 2 bis 4 AHUB-5 = Phil. Fak. Nr.1548 (Tamnau-Stiftung) In der Zeit nach 1910 setzte sich dann der AHUB-6 = Litt. M, Nr. 15. Vol. I, 72, B1 10 (Min. Erlass Wechsel der von den Direktoren bevorzugten vom 23.4. 1888) Richtungen mit zum Teil kraftigen Ausschlagen nach verschiedenen Seiten fort. Da jedoch vor- Geheimes Staatsarchiv PreuBischer Kulturbesitz handene Sammlungen stets den am starksten Berlin-Dahlem sammlungsgebundenen Richtungen die besten GSTAB-10 = 1 - Rep 121, Abt D, Tit 11, Sect 1, Nr.101, Vol Bedingungen und Ruckhalt schaffen, ist dies auf 3. BI. 60-61. die Endkonsequenz hinausgelaufen, dass Kristal- GSTAB-25 = 1 - Rep. 76, Va, Sect. 2, Tit. X, Nr. 21, Bd. 6. [betr. Mineralogisches Museum 1834-18411 lographie und Geologie, die urspriinglich zum GSTAB-26 = Wie vor., Bd. 7. [1841-18491 Grundbestand gehorten, in der zweiten Halfte GSTAB-29 = Wie vor, Bd. 9. [1858-186.51 des 20. Jahrhundert abwanderten bzw. eliminiert GSTAB-30 = Wie vor, Bd. 10. [1865-18731 wurden, was sich auch in jungerer Vergangenheit GSTAB-31 = Wie vor, Bd. 11. [1873-18751 GSTAB-32 = 1 - Rep. 76, Va, Sect. 2, Tit. X, Nr. 90, Bd. 7. nicht aufhalten oder ruckgangig machen IieB. [betr. Herbar 1849-18571 GSTAB-33 = Wie vor, Bd. 8. [1858-18621 GSTAB-34 = 1 - Rep. 76, Va, Sect. 2, Tit. X, Nr. 79, Bd. 1. [betr. Physikalisches Institut 1862-18781 Danksagung GSTAB-35 = 1 - Rep. 89, Nr. 21715, Bd. 1. [betr. Bergaka- dernie und geol. Landesanstalt] Der Autor dankt fiir viele Hilfen verschiedener Art zahlrei- GSTAB-36 = 1 - Rep. 76, Va, Sect. 2, Tit. IV. Nr. 47, Bd. 8. chen Kolleginnen und Kollegen im Museum fur Naturkunde, [betr. Berufungen/Professoren] ohne die die Arbeit an den funf Teilen der Artikelreihe nicht GSTAB-37 = 1 - Rep. 76, Vc, Sect. 2, Tit. 23, Litt. A, Nr. denkbar gewesen ware. Stellvertretend werden genannt: Frau 40. B1 152-156. [betr. Unterstiitzung von Dr. phil. A. Dozentin Dr. llse Jahn, besonders fiir die Starthilfe bei der Oschatz] Arbeit in Archiven seit 1979, und der Herausgeber, Herr GSTAB-38 = 1 - Rep. 76, Va, Sect. 2, Tit. X, Nr. 21, Bd. 12. Prof. Dr. Hans-Peter Schultze. fir standige Ermunterung. [betr. Mineralogisches Museum 1876-18781 Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 45

GSTAB-39 = Wie vor, Bd. 13. [1878-18851 Chronik der Koniglichen Friedrich Wilhelms-Universitat zu GSTAB-40 = Wie vor, Bd. 14. [1885-18891 Berlin fiir die Rechnungsjahre 1887/8 bis 1910. Jahrgang GSTAB-41 = 1 - Rep. 76, Va, Sect. 2, Tit. IV,Nr. 61. [betr. 1-24, Mhller, Berlin; Waisenhaus, Halle. BerufungenProfessoren] Dames, W. 1884. Uber Archaeopteryx. - Palaontologische GSTAB-42 = 1 - Rep, 76, Va, Sect. 2. Tit. X, Nr 127, Bd. 1. Abhandlungen 2.3: 119-196. [betr. allg. Angel. des Mus. f. Nat., ab April 18871 - 1898. Gedachtnisrede auf Ernst Beyrich. - Abhandlun- GSTAB-43 = 1 - Rep. 76, Va, Sect. 2, Tit. XIX, Bd. 1-6 gen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1898: (unpaginiert). [betr. Bau des Mus. f. Nat., 1873-18891 1-11. GSTAB-44 = 1 - Rep. 76, Va, Sect. 2, Tit. X, Nr. 21, Bd. 15. Dietrich, W. 0. 1960. Geschichte der Sammlungen des Geo- [betr. Min.-petr. Slg. und Geo1.-pal. Slg., 1889-921 logisch-Palaontologischen Instituts und Museums der GSTAB-45 = Wie vor, Bd. 16. [1892-18961 Humboldt-Universitat zu Berlin. Ein Beitrag zur Pala- GSTAB-46 = Wie vor, Bd. 17. [1896-19001 ontologie-Geschichte. - Berichte der Geologischen Ge- GSTAB-47 = 1 - Rep. 76, Va, Sect. 2, Tit. X, Nr. 21, Bd. 18. sellschaft der DDR 5: 247-289. [betr. Geol. palaont. Inst. u. Museum 1900-19061 Ewald, J., Roth, J. & Eck, H. (Hrsg.). 1867/85. Leopold von GSTAB-48 =Wie vor, Bd. 19. [1906-19121 Buch’s Gesammelte Schriften. Bd. 1, 1867, LII + 739 pp.; GSTAB-49 = 1 - Rep. 76, Va, Sect. 2, Tit. X, Nr. 167, Bd. 1. Bd. 2, 1870, VIII + 783 pp.; Bd. 3, 1877, VIII + 714 pp.; [betr. Min.-petr. Slg., 1900-19081 Bd. 4, 2 Halften, 1885, XI1 + 1058 pp., Reimer, Berlin. GSTAB-50 = Wie vor, Bd. 2. [1909-19211 Fraas, E. 1908. Ostafrikanische Dinosaurier. - Palaeontogra- GSTAB-51 = 1 - Rep. 76, Va, Sect. 4, Tit. X, Nr. 23, Bd. 3. phica 55: 105-144. (unpaginiert) [betr. Min.-petr. Inst. Univ. Breslau] - 1908. Dinosaurier in Deutsch-Ostafrika. - Umschau 12, 48: 943-948. Gandert, K.-D. 1986. 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Ein geistiger Stammbaum wegweisender Geologen. kunde der Humboldt-Universitat in Berlin. Geowissen- - Geologisches Jahrbuch, Reihe A, 108: 1-499. schaftliche Reihe 3: 3-25. 46 Hoppe. G., Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde

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Karl Lossen. - Neues Jahrbuch fur Minera- und dem Kaspischen Meere, Ubersicht der Mineralien logie, Geologie und Palaontologie 1893 11. Nekrologe: 1-18. und Gebirgsarten des Ural. XVII + 606 pp., Sander, Berlin. 1851. Uber die bei Schwetz aufgefundene Meteoreisen- Kirchheimer, F. 1982. Die Einfuhrung des Naturselbstdruckes masse. - Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie. und der Photographie in die erdwissenschaftliche Doku- Leipzig 83: 594-596 (nebst Abbildung, ohne Seiten- mentation. - Zeitschrift der deutschen geologischen Ge- angabe). sellschaft 133: 1-1 17. 1852. Das krystallo-chemische Mineralsystem. VI+ Klein, C. 1893. Uber das Arbeiten mit dem in ein Polarisa- 156 pp., Engelmann, Leipzig. tionsinstrunient umgewandeltes Polarisationsmikroskop 1856. [Die Diinnschliffsammlung von Herrn Oschatz in und eine vereinfachte Methode zur Bestimmung des Berlin]. - Zeitschrift der deutschen geologischen Gesell- Charakters der Doppelbrechung. - Sitzungsberichte der schaft 8: 534. Konigl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1893: 1857159. Uber die heteromorphen Zustande der kohlen- 221 -245. sauren Kalkerde. - Abhandlungen der Akademie der - 1906. Studien uber Meteoriten. vorpenommen aufgrund Wissenschaften zu Berlin fur 1856, Physikalische Abhand- des Materials der Sammlung der Universitat Berlin. - lungen: 1-76, bzw. fur 1858: 63- 111. Abhandlungen der Koniglich PreuRischen Akademie der 1860. Das mineralogische Museum. - In: Kopke, R.: Die Wissenschaften Berlin 1906: 1-141. Griindung der Koniglichen Friedrich-Wilhelms-Universitat Koken, E. 1899. Wilhelm Barnim Dames. - Neues Jahrbuch zu Berlin: 279-282. fur Mineralogie, Geologie und Palaontologie: 1- 11. 1862. Uber den Asterismus der Krystalle, insbesondere - 1901. Die Deutsche geologische Gesellschaft in den Jah- des Glimmers und des Meteoreisens. - Poggendorffs An- ren 1848-1898 mit einem Lebensabriss von Ernst Bey- nalen der Physik und Chemie 117: 632-637. rich. - 69 pp., Starke, Berlin. 1863. 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Anhang

Tabelle 1 Das wissenschaftliche Personal des Mineralogischen Museums der Universitat in Berlin und seiner Nachfolgeeinrichtungen in der Zeit von 1810 bis 1910 (in alphabetischer Reihenfolge) Abkurzungen: P: Professor, aoP auflerordentlicher Professor, oP: ordentlicher Professor, PmL: Professor mit Lehrauftrag, PD: Pnvatdozent, aG: als Gast, BR: abgeschlossenes Berg- und Hutten-Studium (Bergreferendar), HA: Hilfsassistent, A Assistent, K Kustos, Min: Mineralogie, Krist: Kristallographie, Petr: Petrographie, Geol: Geologie, Pal: Palaontologie, Palbot: Palaobotanik. Palao- phytologie, BA: Bergakademie Berlin, FH: Forsthochschule Eberswalde, LH: Landwirtschaftliche Hochschule Berlin, GI: Gewerbeinsti- WGewerbeakademie Berlin. ab 1879 TH: Technische Hochschule Berlin-Charlottenburg, PrGLA PreuRische Geologische Landesanstalt Berlin, T-St: Stipendiat der Tamnau-Reisestiftung

Name, Lebens- Promotion Assistend Lehrkraft 1 Gebiet 1 Ytater tatig Bemerkungen Vorname jahre Kustos

Alexi, 1880-? 1904 HA 1903-5 Karl Berlin lMin I Arzruni, 1847- Petersburg/ K 1880-1883 PD 1877-1883 Min Breslau, Andreas 1898 Heidelberg Aachen Bauer, 1844- 1867 A 1872-1875 PD 1873-1875 Konigsberg, Max Hermann 1917 Tubingen 1:; Belowsky, 1865- 1892 HA 1891/3, PD ab 1905 1909 u. 1913 Max 1945 Berlin A ab 1895, (1908 P, T-St Exped. K 1901-30 1921 aoP) USA Berek, 1886- 1911 A 1910-12 ;Uin /F&L$z,Wetzlar Max 1949 Berlin

Berendt. 1836- aoP 1875 I :;I I1875 PrGLA Gottlieb 1920 Berlin Beynch. 1815- 1837 A 1841-56, PD 1841, J." Direktor August 1896 Berlin ..2. Beamter" aoP 1846, 1873-86, Heinrich 1856-73 OP 1865 Direktor Ernst 1886-96 Blasius, 1861- 1885. PD 1891,

Eugen 1937 StraRburg aoP 1895 ~ (Knst) Bohm, 1857-? 1884 I A 1895-1901 Johannes Bonn Branca 1844- 1876 PD 1881, 1887-99 u. a. Direktor (bis 1907 Branco), 1928 Heidelberg 1882-87. Hohenheim 1899- 1917 Wilhelm von OP 1899 (seit 1895) Brand, 1887-? 1911 HA 1910-02 Min Hermann Berlin

~ Brandes, Georg 1878- HA 1900, Geol Wilhelm August 1906 A 1901-02 Bucking, 1851- 1874 I Kiel, Hugo 1932 Marburg 1 StraRburg Cramer. 1882-? HA 1906-7 PrGLA Rudolf Berlin Dames, 1843- A ab 1871. PD ab 1874. Direktor Wilhelm Barnim 1898 Breslau K 1875-91 aoP 1878. 4L-L 1896-1898 OP 1891. lPal I Davis, 1850- 1908-09 aG, Geogr Cambridge Austausch- William Moms 1934 Greifswald prof.

Dechen. 1800- BR: 1830 Bonn, Univ., Heinrich von 1889 Bonn h. c. Oberbergamt Mitt. Mus. Nat.kd. Berl.. Geowiss. Reihe 6 (2003) 49

Name, Lebens- Promotion Assistentl Le hrkraft I Gebiet I ;Eter tatig I Bemerkungen Vorname jahre Kustos

Emmrich, 1815- 1839 A 1837-1839 Geol Gymnasium Hermann 1879 Berlin Pal Meiningen Erdmannsdorffer, 1876- 1901 PD 1908-1912 Min Hannover, Otto H. 955 Heidelberg (1912 P) Petr Heidelberg Esch, 1870-? BR A 1894-1895 Min Ernst Fock, 1856- 1880 PD 1886-1912 Phys.- Andreas Ludwig 1928 StraBburg Chem Frobel. 1782- A 1814-1816 Min Kindergarten- Friedrich 1852 Griinder Futterer, 1866- HA 1890, PD 1893-1895 Geol Karlsruhe Karl 1906 :::elberg I A 1891-95 IMin 1 I Girard, 1814- 1840 A 1839-1849 PD 1844-1849 Min Marburg, Heinrich 1878 Berlin Geol Halle Groth, 1843- 1868 PD 1870-1872 Min StraBburg, Paul von 1927 Berlin Miinchen Griinling, ? 1879 (A in Miinchen) Min T-St 1896 Friedrich StraBburg Ceylon Gumprecht , 1801- 1835? PD 1843-1854 Geol Thaddaus 1856 Berlin Geogr

~ Hennig, 1882- 1906 A 1906-17 PD 1913-1917, Pal Tiibingen 1909-11 Edwin 1977 Berlin P 1916 Ost- Afrika,

Henniges, 1860-? 1881 HA 1886-1887 Min Ludwig Gottingen Hermann, 1881- 1907 HA 1906 Geol Naturdenkmal- Rudolf 1924 Berlin A 1907 Pflege Herz, 1866-? 1892 A 1891-1892 Min Richard Berlin Hintze, 1880-? 1907 HA 1907 (1908*) Min * ohne Gehalt Alfred Berlin Hoffmann, 1797- 1823 aoP 1833-1836 Min Friedrich 1836 Halle Geol Jaekel, 1863- 1886 HA 1891, Greifswald, Otto Max 1929 Miinchen K 1892-1906 P 1895, KantodChina Johannes aoP 1904 Janensch, 1878- 1901 A 1901-06, P 1912 1909- 1911 Werner Ernst 1969 StraBburg K 1906-50 Ost-Afrika. Martin 1 Tendaguru Kayser, 1845- 1870 PD 1872-1885 Geol PrGLA, Emanuel 1927 Berlin (1882 P/BA) Marburg Kirschstein, 1879-? 1910 HA 1902-5, Geol Egon Friedrich Berlin A 1905-6 1 Klautzsch, 1869- A 1892-1898 PrGLA Adolf 1927 I Kleffner, ? HA 1902-3 Erich Berlin Klein. 1842- 1868 OP 1887-1907 Min Direktor Carl 1907 Heidelberg Petr 1887- 1907 Knebel, 1880- 1902 HA 1901. 1906 PD 1907 Geol in Island Walther von 1907 Berlin Pal ertrunken Koken, 1860- 1884 HA 1884-7, PD 1887-1890 Geol Konigsberg, Ernst 1912 Berlin A 1888-90 Min 'Ilibingen so Hoppe, G.. Geschichte der Geowissenschaften, Teil 5: Mineralogisches Museum fur Naturkunde

I I I - game. Lebens- Promotion Assistenti 1 Gebiet I ;:ater tatig 3emerkungen Jorname 1 jahre I I Kustos I Lehrkraft Cronecker, I 1884-? I Feyin HA 1908 Nilhelm A 1909-11 0-ull, HA 1847-8 Daniel A 1849-59 I IMin I Ciich, 1860- ’? HA 1889 Min Fa. Heraus tichard 1915 Leipzig

Cuhn , 1865- 1890 A 1890-1891 Min PrGLA 3enno 1949 Berlin Cunth. 1842- 1863 HA 1866. PD 1870 Geol an Kriegs- 9lbert 1871 Berlin A 1867-69 Jerwundung Curtz. 18.54- 1879 A 1880-82 Palbot Cordoba, %it2 1920 Berlin Argentinien ,aspeyres. 1836- 1864 PD 1867-1870 Min Geol Aachen, lug0 1913 Heidelberg Kiel, Bonn Leeden. 1880-? 1905 Rudolf van der 1 1 Berlin lMin I Leitz, Zarl I HA l9O5-I5 I IMin I Liebisch. 1;;;;- 11874Breslau A 1875, PD 1876-1880 Min 1880- 1908 Direktor rheodor K 1876-1880 oP Bln 1908-1921 Breslau. . . . , ib 1908 Gottingen Lieder. HA 1890 1893 als Geol. Georg in Ostafrika Lossen, PD ab 1870 1873 PrGLA Karl August (1883 PIBA) Geol Moller. IMin Eduard I I Nacken, 1;;;;- 11906 A 1908-11 Leipzig, . . . , Richard Gottingen . . . , Tubingen Neumann, 1798- 1826 A 1821 Krist Konigsberg Franz Ernst I 1895 1 Berlin (Mai-Juni) Orth, 1825- 1867 ah 1871 Boden- LH Berlin Albert 1915 Gottingen aoPiLH kunde Philippi. 1871- 1895 A 1897-1900 PD 1901-1906 Geol Jena Emil 1910 StraBburg Pal Potonie. 1857- 1884 PD 1901-1913 PrGLA Henry 1 1913 1 Berlin I (P 1900) lPalbot 1 und BA Quenstedt, 1809- 1836 A 1833-1837 PD 1837 1 Mi? ITubingen Friedrich August I 1899 I Berlin

Rammelsberg, 1813- 1837 PD 1840. Chem (zugleich nicht am Min. Karl Friedrich 1 1899 1 Berlin aoP 1845. Min an TH) Mus. beamtet P 1874 ll (Min u. Chem) Reck. 1886- 1909 HA 1909 aoP 1920-30 Geol 1912 Afrika ab 1931 Hans 1937 Miinchen A 1910-14 Pal Forsch.-Reisen in Afrika Remele. 1839- 1864 PD 1866-1869 Min 1868 FH (oP) Adolf 1915 Berlin Geol Rinne, 1863- 1883 A 1887-94 PD 1886-1894 Min Hannover, . . . Friedrich 1933 Gottingen Leipzig Rose. 1798- 1820 A 1822-33 PD 1823. Min Gustav 1873 Berlin aoP 1826. 1856-1873 oP 1839 Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe 6 (2003) 51

1 I I I I I Name, Lebens- Promotion Assistent/ Lehrkraft spater tatig Bemerkungen Vorname jahre Kustos I Gebiet /in Roth, 1818- 1844 PD 1861, ..3. Beamter" Justus Ludwig 1892 Jena aoP 1867. 1874-87 Adolph OP 1887 Sadebeck, 1843- 1865 A 1865-1872 PD 1869-1872 I Min 1 Kiel Alexander 1879 Berlin I Schulz, 188S-? 1909 HA 1909-10 Karl Berlin lMin I Schwantke. 1872- 1896 (A in Marburg) Min T-St 1902 Arthur 1939 Breslau Gronland Schwarz, 1883-? 1908 A 1909 Hugo Berlin lPal 1 Silberstein, 1879- HA 1907-9 Min 1906 Mexico Georg 1961 privat; T-St 1916 Serbien Solger, 1877- BR; HA 1899, PD 1907-1909, Geol 1903-9 Mark. Direktor Friedrich 1965 1902 A 1900-03 aoP ab 1921, Pal Mus. Berlin, 1930-1932 PmL 1946-62 1910-14 (1914-20 I IBerlin I OP Peking Kriegsgef. in Japan) Spate, I1881-? I cr;in Friedrich IMin I Staff, 1883- 1906 A 1909-11 PD 1909-15, Regierungs- Johannes (Hans) 1915 Breslau P 1914 von Starke, 1896 1900- 1905 Greifswald, Hermann Berlin PD Phys u. Min Aachen Stellmann, I 1878-? I Ertin Wilhelm Carl HA l9OIL2 I I I- I Stille, 1 ti3;- 11899 1 PD 1904-1908 I p","l I 1908-32 1 Direktor Hans Gottingen OP ab 1932 Hannover, . . ., 1932-1950 Gottingen I I I Stremme, 1879- 1903 A 1903-08 PD 1909-1914, :;I 1914 Danzig Hermann 11961 Berlin 1912 aoP 1 I 1 Stromer von 1871- 1895 HA 1903 Leiden, Reichenbach, Miinchen Miinchen Ernst Wolfgang Tannhauser, 1874- BR, HA 1900-1 PD ab 1906 1:; 11907 TH Felix 1904 A 1902-07 Berlin Tenne, I1878 PD 1886-1901? Min T-St 1888 August 1 Gottingen (Tit-P) Spanien Tietze, 1874- 1898 A 1898-1900 Min PrGLA Oskar 1920 Berlin Traube, 1860- 1884 PD 1889-1905 Min Greifswald Hermann 1913 Greifswald (Tit-P) Vogel, 1834- 1863 HA 1860-1862 (Min) GI/TH Hermann Wilhelm 1898 Gottingen A 1863-5 (Photo-chem.) Wahnschaffe. 1851- 1875 PD 1886-1892 Geol BA und Felix 1914 Jena PrGLA Websky, 1824- BR; 1864 OP 1873-1886 Min ,,2." Direktor Martin 11886 I Breslau (h.c.) Krist 1873-1886 Weiss, OP 1810-1856 Min Direktor I Krist 1810-1856 Wolff. 1871- 1899 HA 1899, PD 1903-1907 Min Danzig. Ferdinand von 1952 Berlin A 1900-07 Petr Halle