9. JAHRGANG 2012 Die Bündner Kulturbahn Copyright ©RhB/Tibert Keller, Trin
Für ein kulturell vielfältiges Graubünden.
GKB Beitragsfonds – wir unterstützten das Unesco Welterbe der RhB.
Der Beitragsfonds der Graubündner Kantonalbank fördert seit Jahren Bündner Organisationen und Projekte, die unsere Region kulturell, sportlich und gemeinnützig bereichern – oder auch wirtschaftlich weiterbringen. Wir engagieren uns gerne in und für Graubünden.
Gemeinsam wachsen. www.gkb.ch/beitragsfonds
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Verein Bahnhistorisches Der Verein Bahnhistorisches Museum Albula war Initiant Museum Bergün des projektierten Bahnmuseums in Bergün. Mit der Postfach Realisierung des Bahnmuseums Albula wurde das Vereinsziel 7482 Bergün Die Bündner Kulturbahn ist ein unabhängiges erreicht. Der Verein wurde per Dezember 2011 aufgelöst. www.bahnmuseum-albula.ch In den Startlöchern für eine historic-RhB-Mitgliedschaft Magazin, welches von historic RhB jährlich her- [email protected] steht der Albula-Bahn-Club Bergün. ausgegeben wird. historic RhB wurde 2003 als Dachverband Club 38–45 gegründet, um die Anliegen und Interessen der 1889 sechs nebenan aufgeführten Vereine zu koordi-
Rh.B. C.2012 nieren und zu vertreten. «Wir erhalten historische Fahrzeuge der Der Club 1889 – «Wir erhalten historische Fahrzeuge Rhätischen Bahn» der Rhätischen Bahn» – wird von über 500 Mitgliedern Bis zur Heftmitte werden Artikel mit aktuellem getragen, die mit Handwerk, Fachwissen, Ideen und Geld Club 1889 oder historischem Bezug zur rätischen Kultur- historische Fahrzeuge der RhB erhalten und wenn möglich Postfach 284 bahn präsentiert, mit besonderem Augenmerk restaurieren. 7503 Samedan auf die Bildauswahl. Den Übergang zum Vereins- Drei Arbeitsgruppen in Chur, Poschiavo und Samedan www.club1889.ch arbeiten erfolgreich an verschiedenen, anspruchsvollen teil bildet die Jahresagenda in der Heftmitte mit [email protected] Projekten. einem umfassenden Überblick der geplanten Anlässe und Erlebnisfahrten mit historischem Rollmaterial.
46–49 Dank unseren Inserenten kann das Magazin weit und gratis gestreut werden und erreicht ein grosses RhB-Reisepublikum. Der Verein Dampffreunde der Rhätischen Bahn engagiert sich für die historischen Fahrzeuge der RhB. Verein Dampffreunde Die erwirtschafteten Gewinne aus den Nostalgiefahrten Die Bündner Kulturbahn der Rhätischen Bahn sind bereits in zahlreiche Projekte von historic RhB Bahnhofstrasse 1 eingeflossen. Seit 2004 betreibt der Verein den Bahnhof CH-7402 Bonaduz Bonaduz und bietet den Kunden nebst vielfältigem Billett- Titelbild www.dampfvereinrhb.ch angebot auch spezielle Angbote im Bereich [email protected] Nostalgiereisen an.
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Der Russeiner Viadukt in einer zeitgenössischen, kolorierten Im Dezember 1996 wurde der Verein Pro Salonwagen RhB Postkarte. gegründet. Ziel war es, die aus der Belle Epoque Pro Salonwagen RhB Sammlung Christoph Berger stammenden historisch wertvollen Salonwagen Postfach 662 AS 1141–1144 der RhB zu erhalten. Nach erfolgter CH-7002 Chur Restaurierung 1999 haben die Initianten dank einer neuen IMPRESSUM www.verein-pro-salonwagen.ch Sammelaktion den Pullman-Zug 2010 mit einem eleganten, [email protected] stilvollen Piano-Bar-Wagen ergänzt. Redaktion Fredy Pfister (Layout), [email protected] Geni Rohner, [email protected] Bildbearbeitung Raphael Schreiner, W&S Agentur für Werbung GmbH 52–53 www.ws-werbeagentur.de
Freunde der Adresse Schmalspurbahnen historic RhB Postfach 662 Die Freunde der Schmalspurbahnen gründeten CH-7002 Chur ihren Verein 1988. Sie pflegen und unterstützen den Freunde der Schmalspurbahnen www.historic-rhb.ch Modellbau zum Thema RhB, vorzugsweise in der Spurweite CH-7430 Thusis H0m. Sie vermitteln ihre Kenntnisse im Modellbau durch Redaktionsschluss für Texte und Inserate www.schmalspur.ch Baukurse, durch intensiven Erfahrungsaustausch, Inserate und Texte bis 31. Oktober 2012 [email protected] durch die Teilnahme an Modultreffen im In- und Ausland Inseratvorlagen an: [email protected] und durch zahlreiche Exkursionen. Auflage 30 000 Exemplare Liegt in RhB-Zügen und an den 54–57 RhB-Bahnhöfen auf.
Die Interessegemeinschaft Zügen/Landwasser unterstützt Erscheint einmal jährlich anfangs Jahr den Wander- und Erlebnistourismus in der wild- Belichtung, Druck und Ausrüstung romantischen Zügenschlucht unter Einbezug der bautech- Südostschweiz Print AG, Chur Interessengemeinschaft nisch interessanten Bahnlinie Davos–Filisur und dem Zügen/Landwasser imposanten Wiesenerviadukt. Die IGZL vermittelt Führungen Bezug Obergasse 42 zu den Brückenbauwerken und fördert Erlebnis- und Zusätzliche Exemplare können für CHF 10.–/10.– Euro im CH-7494 Wiesen Nostalgiezüge. Die ereignisreiche Baugeschichte der Kuvert bei historic RhB, Postfach 662, CH-7002 Chur, bezogen www.igzl.ch Bahnstrecke wird aufgearbeitet und der Öffentlichkeit werden. [email protected] zugänglich gemacht. Nachhaltig mobil mit Bus und Bahn: Bündner Generalabonnement (BÜGA)
Amt für Energie und Verkehr Kanton Graubünden Abteilung öffentlicher Verkehr
GzD-Vorlagen.indd 46 09.02.2012 23:11:21 Inhaltsverzeichnis | Der lange Weg in die Surselva Die Bündner Kulturbahn Schön ist es, dass wir dieses Jahr 100 Jahre Chur–Disentis/Mustér 5 Vorwort: Ein Kompromiss wird zum «USP» feiern können. Spannend hingegen ist der Werdegang dieser Strecke: 16 1908: Chur setzt auf die Bahn Es hat von der Idee einer Bahnlinie 18 Ein eher stiller Kampf mit der Natur durch die Surselva bis zur etap- penweisen Eröffnung des durch- 20 Näb de Schina . . . gehenden, 60 Kilometer langen 26 BoBo I: seit 65 Jahren im Dienst Schienenstranges über 60 Jahre 29 Vorschau: 100 Jahre Engadiner-Linie gedauert. Die Bündner Kulturbahn präsentiert reich bebildert diesen «langen» Weg in die Surselva. 6–15 30-32 Agenda 2012
Zauberhaftes Bahnmuseum Albula Das Bahnmuseum Albula öffnet am 1. Juni 2012 zum erstenmal seine Pforten. Im ehemaligen Zeughaus 33 Editorial der Präsidentin ist zugleich das regionale Dienstleis- 35 Muse für Literaten und Maler tungszentrum des Tourismus und der RhB untergebracht. Die Ausstel- lung umfasst keine grosse Fahrzeug- sammlung. Indessen überzeugen die Ausstellungsmacher mit einem spannenden Museumskonzept und 37 Dank an historic RhB fordern zur Mitwirkung auf, wie sie in ihrem Beitrag aufzeigen. Club 1889
Rh.B. 22–25 C.2012 «Wir erhalten historische Fahrzeuge der Rhätischen Bahn»
Schutz vor der Witterung 40 Gepäckwagen im richtigen Licht Seit langem ärgern sich die Restau- 42 Il coccodrillo fa «bella figura» ratoren und Geldgeber vom Club 44 Neues Kalenderteam 1889 über die Vernachlässigung ihrer wertvollen Wagen: Diese sind immer der garstigen, alpinen Witterung ausgesetzt. Dank dem Umbau des Bahnhofs Samedan zeigen sich aber Silberstreifen am Horizont. Bei den neuen Abstell- 46 «Aufwärts – Vorwärts» gleisen wird die Errichtung einer Einstellhalle möglich, wie Koni Zingg darlegt. 38–39
50 Musikalisch-illustres Vereinsleben Projekt «RhB en miniature» Auf der Lenzerheide entsteht eine Attraktion, bei der Elektro- und echte Dampfloks zu sehen sein werden. In der Nähe des TCS- Camping- platzes in Gravas wird eine 54 Von der Wüste zur Tarifgemeinschaft «RhB en miniature» mit Mitfahr- 57 Hans Studer – grosser Brückenbauer gelegenheit realisiert. Einer der Initianten, Markus Rieter, gibt erste Einblicke in sein spannendes
Vorhaben, welches die Grenzen Freunde der Schmalspurbahnen zwischen Original und Modell beinahe verwischen lässt . . . 52 FBW trifft DFB – ein Vereinsausflug 59 100 Jahre Chur — Disentis
R(h)ein ins Vergnügen: Am 16. und 17. Juni 2012 feiert die Rhätische Bahn ihre Jubiläumslinie ent- lang der Strecke Chur-Disentis. Seien Sie mit dabei und erleben Sie ein spannendes Festprogramm. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.rhb.ch/chur-disentis
Inserat_Ruinaulta_A4_2011.indd 1 11.11.11 10:51 Die Bündner Kulturbahn |
ner wichtigen Linie der RhB. Seit der durchgehenden Meterspurverbindung zwischen St. Moritz und Zermatt und der Einführung des Glacier Express 1930 staunen unzählige Fahrgäste über die grandiosen landschaftlichen Ge- gensätze zwischen Disentis/Mustér und Chur. Nebst den Panorama-Glacier Ex- presszügen, welche gemeinsam durch die RhB und die Partnerbahn Matter- horn Gotthardbahn (MGB) betrieben werden, rollen heute im Stundentakt Regioexpresszüge durch die Surselva und erschliessen zusammen mit den Postautoverbindungen die ganze Regi- Ein Kompromiss wird on mit einem attraktiven Fahrplanan- gebot. Auch Güterzüge sind oft gese- hene «Gäste» in der Rheinschlucht: Ein zum «USP» Grossteil des «Valser-Wassers» wird durch die RhB von Ilanz zum Vertei- lzentrum nach Zizers geführt. Allein Reichenau-Tamins–Ilanz (1903) diese Bahntransporte ersparen der Sur- Ein Blick in die Archivunterlagen deutet darauf hin, dass die Linienwahl der Sur- selva jährlich weit über 10 000 Lastwa- selvalinie zwischen Reichenau-Tamins und Ilanz wohl nicht von Anfang an und genfahrten. Ebenso spektakulär und überall auf grosse Begeisterung gestossen ist. Die zur Wahl gestandenen Pläne mit umweltfreundlich versorgte die RhB in direkter Anbindung der Unterwegsstationen stellten sich jedoch schlicht als zu den vergangenen Jahren die Neat-Bau- teuer und erst noch adhäsionstechnisch als wahre Berg-und-Tal-Projekte heraus. stelle in Sedrun mit umfangreichen Ze- Den gewählten Kompromiss mit der Linienführung durch die Rheinschlucht mit menttransporten einer gleichmässigen Steigung von 14 Promillen dürfen wir heute als Glücksfall Diese Gütertransporte sind ebenfalls – oder eben marketingtechnisch bzw. neudeutsch als «Unique Selling Propositi- «USP» mit einem beachtlichen ökolo- on» (USP) – bezeichnen: die Rhätische Bahn ist seit jeher das einzige Verkehrsmit- gischen Nutzen für die Tourismusregi- tel, welches dieser einzigartigen Schlucht unmittelbar dem Fluss entlang folgt. on Surselva. Der Kompromiss war natürlich nicht gratis: Die RhB verpflichtete sich, die Dör- fer entlang der Ruinaulta mittels Verbindungsstrassen an das Netz anzubinden. Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen Als Resultat davon entstand zwischen Versam-Safien und Versam-Dorf die wohl uns mit Ihnen auf die bevorstehende längste Bahnhofstrasse der Schweiz und damit ein zusätzliches USP! Eine beson- Jubiläumsfeier mit vielen Attraktionen dere Herausforderung als «Preis» für den Kompromiss stellte sich den Bahnbauern entlang der Surselvalinie. In diesem in der Linienführung in Flussnähe. Der Rhein und die Nebenflüsse sind seit jeher Sinne: Herzlich willkommen an Bord bekannt für ihre Unberechenbarkeit. Doch auch hier bewiesen unsere Vorfahren der zahlreichen Jubiläumszüge am grossen Respekt im Umgang mit der Natur und achteten wo immer möglich, dass Wochenende vom 15. und 16. Juni 2012. die Gleise auf Dämmen oder Aufschüttungen zu liegen kamen. Trotzdem waren Wetten, dass wir Sie da mit weiteren bisher etliche Überschwemmungen des Gleiskörpers durch den hochgehenden «USP» überraschen werden? Rhein nicht zu vermeiden. Als letztes Ereignis entgleiste ein Regionalzug am 11. September 2011 auf der Carrerabachbrücke infolge eines durch den Carrerabach Hans Amacker gebildeten Schlammkegels. Eine Schwachstelle übrigens, die nun per Ende 2011 Direktor der Rhätischen Bahn mit einer höher gelegten Linienführung und einer neuen Brücke eliminiert werden konnte.
Ilanz–Disentis/Mustér (1912) Mit der Eröffnung der Surselvalinie 1912 zwischen Ilanz und Disentis/Mustér war endlich die ganze Surselva an die Hauptstadt Chur und damit an das übrige Netz der RhB und der SBB angeschlossen. Schnell wurde sie für die einheimische Be- völkerung und für Touristen interessant und entwickelte sich zunehmend zu ei- «Ilanzerbahn bei Versam», Postkarte um 1903.
Photoglob-Wehrli
unten: Letzte Pferdepost Disentis–Ilanz am 31.6.1912 in der Val Russein, Ende einer 60jährigen Ära.
Sammlung Photoglob-Wehrli
Der lange Weg in die Surselva
Von Geni Rohner Varianten. Sie sollen die deutschen hard ist dem Bündnerland die «Ostal- Fürstentümer mit jenen in Italien über penbahn». Als sich die Kantone Zürich Seit 100 Jahren verbindet die Rhätische Bahn den Boden des traditionellen Passkan- und Tessin, der noch junge Bund sowie Chur mit Disentis auf dem Schienenweg. tons verbinden. 1847 reicht La Nicca ein die deutschen und italienischen Fürs- Eine Surselva ohne Zug ist heute nicht mehr Konzessionsbegehren für den Bau einer tentümer für eine zentrale Transitlinie denkbar. Es gäbe keinen Glacier-Express. «Lukmanierbahn» von Chur nach Bias- entscheiden und diese unterstützen, ist So elegant sich die Bahn heute durch die Rhein- ca ein. das Rennen gelaufen. Politiker versen- schlucht und die weite Talschaft schlängelt, so ken La Niccas «Lukmanierbahn» in die spektakulär waren die Ideen, die politischen Übermächtiger Gotthard Schubladen, wie übrigens auch seine Wirren, das Gerangel ums Geld sowie der Aber nur fünf Jahre später wird ein ers- anderen alpenquerenden Bahnideen. Rahmen, den die Natur setzte, um den eisernen tes Projekt zum Bau einer Gotthardbahn Weg in die Surselva zu ebnen. vorgestellt. Darob entbrennen heftigste Etwas Trost Es gelang – wenn auch in 3 Etappen! politische Auseinandersetzungen zwi- Die damals in der Ostschweiz tätigen schen den Befürwortern beider Varian- «Vereinigten Schweizerbahnen» (VSB) ten. Für Graubünden steht nichts weni- haben die Projekte La Niccas stets un- Ein Teilstück der «Ostalpen-Bahn» ger als die wirtschaftliche Existenz auf terstützt. Da mag es den Bündnern wie Im Jahr 1846 befindet sich die erste Ei- dem Spiel – was der Schweiz der Gott- ein Trostpflästerchen erscheinen, dass senbahnlinie der Schweiz im Bau und politisch steht das Land vor der Grün- dung des Bundesstaates. Da taucht die Idee auf, eine Eisenbahn durch die Rheinschlucht und das Bündner Ober- land zu realisieren, als Teilstück des eu- ropäisch gedachten Grossprojekts ei- ner «Lukmanierbahn». Entworfen hat das Projekt der Bündner Oberingenieur Richard La Nicca aus Safien. Der visionäre Vordenker, der sich vorwiegend und engangiert um die Passstrassen kümmert und daher die Topografie Graubündens gut kennt, entwickelt mehrere «Ostalpenbahn»- Die Bündner Kulturbahn |
Vier verschiedene Streckenvarianten für die Surselva Der Valendaser Ingenieur Franz Marchion reichte nicht weniger als vier Streckenvarianten für die Überwindung der Rheinschlucht ein: 1. «Die Rheinlinie», Reichenau–Ilanz, Führung grösstenteils dem Rhein entlang, 19 km, 4.3 Mio. Fr. 2. «Rechte Talseite», Bonaduz–Versam–Valendas–Ilanz, 17.4 km, 6.2 Mio. Fr. 3. «Linke Talseite 1», Reichenau–Trin–Crestasee (Station Flims)–Pintrun–Con–Laax–Schluein–Ilanz, 23.7 km, 5.8 Mio. Fr. 4. «Linke Talseite 2», Reichenau–Flims–Staderas–Laax–Schluein–Ilanz, 25.5 km, 5.5 Mio. Fr. «Wenn man etwas Wesentliches und Grosses schaffen will, so kann es allein darin bestehen, dass man dem Beispiel des Rheines folgt», schrieb Geologie-Professor Dr. Albert Heim 1898 in seinem Gutachten über das Projekt der Bündner-Oberländer-Bahn. Am 11. Juli 1898 fasste der RhB-Verwaltungsrat den Beschluss, die Bahnlinie direkt durch die Rheinschlucht zu bauen; mit der Option einer Verlängerung nach Disentis. Das vorteilhafte Längenprofil und die geringeren Baukosten gaben den Ausschlag.
es den VSB 1858 gelingt, die erste Bahn- Julier-, Longin-, Septimer- oder Splü- men selbstbewusst um in «Rhätische strecke auf Bündner Boden vom St. Gal- genbahn werden diskutiert. Davon re- Bahn». Diese Bündner «Staatsbahn» er- ler Rheintal bis nach Chur zu eröffnen. alisiert wird 1903 aber nur die Albula- kämpft sich auf dem Finanzmarkt und Damit war zumindest der Grundstein bahn. in der Politik eine neue Bahnlinie von gelegt für das Bahnland Graubünden Landquart über Chur, Reichenau bis und damit für die Strecke von Chur «Rhätische Bahn» baut erste Etappe nach Thusis. Diese erste Etappe Chur– nach Disentis. Einflussreichen Davoser Kreisen gelingt Reichenau auf dem Weg nach Disentis von 1888 bis 1890 das Meisterstück, mit kann am 1. Juli 1896 eröffnet werden Katerstimmung und neue Ideen der «Schmalspurigen Eisenbahn Land- Lange ist es völlig still um den Bau einer quart-Davos-Bahn» (LD) eine erste, Ein neues Gesetz zeigt Wirkung Bahnlinie durchs Bündner Oberland. wenngleich auch schmalspurige Bahn- 1897 bejaht das Bündner Stimmvolk Das Passland Graubünden wird laufend linie von Landquart nach Davos zu re- ein neues Eisenbahngesetz, das unter abgewertet und droht ins wirtschaft- alisieren. Damit können Fahrgäste von anderem auch den Kauf der Aktien- liche Abseits gedrängt zu werden. Zwar den VSB übernommen und komforta- mehrheit von der Schweizerischen Ei- tauchen während den kommenden bel in den Luftkurort gefahren werden. senbahnbank Basel vorsieht und somit Jahrzehnten neue Bahnprojekte auf, die Diese Bahnlinie wirkt als Kristallisati- die Übernahme der RhB durch den Kan- den Norden und den Süden verbinden onskeim für die nun folgenden Bahn- ton in die Wege leitet. Diesen Wechsel sollen. Die Ofen-, Scaletta-, Albula-, projekte. Die LD ändert 1894 ihren Na- nutzt der Ingenieur Franz Marchion
Sammlung Christoph Berger | Die Bündner Kulturbahn
Kampf mit dem Rheinufer: provisorische hölzerne Hängebrücke und rudimentär geschütteter Damm in ehemaliger Flussschlaufe für den Bauzug.
Foto Engadin Press
unten: Bauzug auf frisch geschüttetem Damm mit liegender Mauer gegen Hochwasser bei Versam und anspruchsvoller Tunnelbau in der Rheinschlucht.
Foto Engadin Press
aus Valendas zu seinen Gunsten: Er hat schaftsmotor für grössere Regionen 1890 beim Bund ein Konzessionsge- wirken. Als solche werden die Albula- Die Bahn verändert die Schlucht such für den Bau und den Betrieb einer bahn und die Strecke Reichenau–Ilanz Die massiven menschlichen Eisenbahnlinie von Reichenau nach eingestuft und vom Bund auch aner- Eingriffe für den Bahnbau Disentis eingereicht und diese 1894 kannt. 1898 spricht Bern in der Folge veränderten die Rheinschlucht prompt erhalten. Marchion verkauft denn auch einen Anteil von 8 Millionen nachhaltig. Da, wo früher kahle die Konzession nach der Annahme des Franken für den Bau der «Rheinlinie» Schutthalden direkt in den Rhein neuen Gesetzes an die RhB. bis Ilanz. abfielen, verhindern Bahn- dämme und weitere Kunstbau- Die Finanzierung der 2. Etappe Naturgefahren in der Rheinschlucht ten die Flusserosion. Dadurch Bündner Bahnlinien, die so schnell wie Die Bauarbeiten der Linie Reichen- konnten sich in der Rhein- möglich realisiert werden sollten, wur- au–Ilanz beginnen im Juli 1900 und ste- schlucht zahlreiche Bäume, den als «Prioritätslinien» bezeichnet. hen unter der Leitung des bahneigenen Sträucher und Gräser ansiedeln. Die Hoffnung ist, dass diese als Wirt- Oberingenieurs Friedrich Hennings, Die Bündner Kulturbahn |
Die zweite Etappe bis nach Ilanz ist geschafft: Eröffnungszug nach Chur vor der Abfahrt in Ilanz am 12. 5. 1903. Sammlung Renato Mengotti
der zur gleichen Zeit auch die Baulei- Überschwemmungen und Steinschlag reren Wochen. Im November 1901 ist tung der Albulabahn inne hatte – eine von den schroffen Felswänden bedro- endlich eine Baubahn mit einer Spur- internationale Grösse seiner Zeit. Vor hen die Arbeiterschaft und erschweren weite von 750 Zentimetern erstellt, den Bauarbeiten ist die Rheinschlucht die Arbeiten stark: welche Baumaterialien und Maschinen fast unzugänglich; lediglich schmale Im April 1901 lässt die Schneeschmelze zu den zahlreichen Baustellen des ge- Pfade für Fischer und Jäger folgen dem den Vorderrhein-Pegel so stark anstei- planten Bahntrassees führt. Insgesamt Fluss. Um überhaupt mit den Vermes- gen, dass mehrere Baustellen einige werden 120 000 Kubikmeter Steine aus sungsarbeiten in unwegsamen Gebie- Tage überflutet sind. Im Juni des glei- entlegenen Steinbrüchen mit Hilfe der ten beginnen zu können, müssen Wege chen Jahres reisst der Rhein in der Nähe Baubahn zum Bahntrassee transpor- angelegt und hölzerne Stege erstellt der Isla Bella sogar ein provisorisch tiert, um dieses zu stabilisieren und werden. Das eindrücklichste temporä- erstelltes Gleis weg. Es müssen in der mit Kunstbauten vor dem weichen re Bauwerk ist eine 60 Meter lange Hän- Folge sämtliche Arbeiten eingestellt Schuttmaterial des Flimser Bergsturzes gebrücke über den Rhein bei Isla Bella werden. Die Beseitigung der Schäden und der Erosionskraft des Rheinwas- (Versam-Safien). verursacht eine Verzögerung von meh- sers zu schützen.
Projekt elektrische Schmalspurbahn Trun–Linthal 1905 unterbreitete das Ingenieurbüro Müller & Zeerleder aus Zürich u. a. ein Konzessionsgesuch für den Bau und Betrieb einer schmalspurigen Eisenbahn von Trun nach Linthal. Das Trassee dieser Bahn wäre vom SBB-Bahnhof in Linthal in einem Tunnel ins Vorderrheintal gelegt worden, der Austritt in die Surselva wäre bei Brigels erfolgt. Die Gesuchtsteller hatten die grossspurige Vision, wichtige Regionen miteinander zu verbinden: das Rhonetal, das Berner Oberland, das Reusstal, das Vorderrheintal und das Glarnerland. Die äussersten Endpunkte dieses 467 Kilo- meter grossen Schmalspurnetzes wären Zermatt, Luzern, Davos, St. Moritz und Linthal gewesen. 107 Jahre später können wir feststellen, dass vieles von dieser Vision durch diverse Privatbahnen etappenweise realisiert wurde. Projekt elektrische Schmalspurbahn Reichenau–Flims 1909 haben die Gemeinden Tamins, Trin, Flims, Laax und Falera auf politischer Ebene diskutiert, ob die RhB zur Erstellung und zum Betrieb einer Eisenbahn von Reichenau nach Flims verpflichtet werden kann, wenn Interes- senten eine Aktienbeteiligung von 25 000 Franken pro Kilometer zeichnen. Im Anschluss an diese Diskussion hat die RhB ein Gutachten über die Realisierbarkeit dieser Eisenbahn aus technischer, finanzieller und volkswirtschaftlicher Sicht erstellen lassen. Im Bericht wurde aber dargelegt, dass die RhB weder verpflichtet sei, die Bahn zu erstellen und zu betreiben, noch dass diese Bahn je rentabel betrieben werden kann. Das Projekt war damit gestorben. Brücken aus Stahl Entgegen der rhätischen Direktive, Bo- Felix Huonder, Disentis genbrücken aus Stein zu erstellen, wer- Felix Huonder (1886–1960) den in der Rheinschlucht drei Brücken war ein begnadeter Oberländer aus Stahl mit einer Spannweite von fast Fotograf. Mit seiner Kamera hielt 60 Metern genietet (wovon eine Brü- er unter anderem die Bau- cke als Zugang vom Dorf Sagogn zum arbeiten in der oberen Surselva Sammlung Christoph Berger Bahnhof von Valendas dient). Damit auf Glasplatten fest. wird verhindert, dass Geschiebe und Schwemmholz bei Hochwasser an Brü- Seine Bilder (links, 3–6) zeigen ckenpfeiler angeschwemmt wird. furchtlose Arbeiter, die damalige Baukunst unter haarsträuben- Eröffnung der 2. Etappe den Arbeitsbedingungen. Im Juni 1902 werden einheimische Un- ternehmen beauftragt, die Zufahrts- strassen von den Dörfern über der Davos–Filisur im Landwassertal. Mit Rheinschlucht hinunter zu den Stati- Nachdruck wird darauf hingewiesen, onen am Rhein zu erstellen. Sie müssen «dass der Kanton Graubünden seiner Pflicht total rund 8 Kilometer Wege den Wäl- nachkommen will, den Ausbau seines Ei- Sammlung Christoph Berger dern und Halden abtrotzen. Dank star- senbahnnetzes, soweit es die finanziellen kem Willen der Planer und Verantwort- Mittel erlauben, zu fördern und es allen lichen sowie unerbittlichem Einsatz wichtigeren Talschaften zu ermöglichen, der Arbeiterschaft kann am 1. Juni 1903 aus ihrer Abgeschlossenheit herauszutreten die Bahnlinie Reichenau–Ilanz feierlich und zu den nötigen Verkehrsmitteln zu ge- dem regulären Bahnbetrieb übergeben langen. Die Schwierigkeiten, mit denen im werden. Kanton gerechnet werden müssen, wären aussergewöhnlicher Art, infolge der gros- Die Finanzierung der 3. Etappe sen Ausdehnung seines Gebietes und seiner Zwei Jahre später, am 15. Mai 1905, unregelmässigen Beschaffenheit, welche übermittelt der Kleine Rat des Kantons zahlreiche und kostspielige Kunstbauten Graubünden dem Bundesrat folgende bedingten. Infolgedessen sei es dem Kanton Eingabe: «Der Bund möchte dem Kanton Graubünden nicht möglich, die ausseror- Graubünden eine Subvention von 7 Milli- dentlich hohen Kosten des Ausbaues seines onen Franken zum Zwecke des Ausbaues Eisenbahnnetzes vollständig aus eigenen seines Eisenbahnnetzes bewilligen». Ge- Mitteln zu bestreiten». meint waren die Strecken Ilanz–Dis- Die Baukosten für die vier Bahnlinien entis im Oberland, Bever–Scuol und werden mit 28,4 Millionen Franken Samedan–Pontresina im Engadin sowie veranschlagt (wovon 6 Millionen für
Das Eröffnungsmenu von 1912: 11 Gänge und ein Bordeaux aus dem Gründungsjahr der RhB! Überraschende Verbindung zu Tunesien: Der einheimische Hotelier Tuor kehrte nach einem langjährigen Aufenthalt aus Tunesien zurück und übernahm als neuer Pächter den «Disentiserhof». Die Bündner Kulturbahn | 11
Die letzte Etappe: Eröffnungszug von Chur bei der Ankunft in Disentis am 30. 7. 1912. Sammlung Renato Mengotti
die Strecke Ilanz–Disentis). Als Gegen- ren wirtschaftlichen Bedeutung von ben. Nach der Eröffnung am 30. Juli wert würden der Eidgenossenschaft der Unterstützung ausgeschlossen. Die 1912 kann am Nationalfeiertag 1912 der sogenannte Subventionsaktien (Aktien Bundesversammlung bewilligt das Ge- fahrplanmässige Betrieb auf der neu- 2. Ranges) abgegeben. such des Kleinen Rates und spricht 1907 en RhB-Linie aufgenommen werden. Der Bundesrat seinerseits verweist auf eine Nachsubvention von fünf Millio- Das Bündner Oberland ist jetzt von der die 1898 gewährte erste Subvention, nen Franken. «Metropole» Chur bis nach Disentis die einen einmaligen und endgültigen mit Schienen erschlossen. Charakter gehabt habe. Der gleichen Botschaft kann jedoch entnommen werden, dass dem Oberland und der Strecke Bever–Scuol eine letzte Hil- fe noch gewährt werden sollte. «Das Unterengadin befindet sich in einer ganz ausnahmsweisen Lage, wie sie sonst in der Schweiz nirgends vorkommt und die auch ausserordentliche Massnahmen erheischt. Man soll in späteren Zeiten dem Bund den Vorwurf nicht machen können, dass er durch seine Gleichgültigkeit und Untä- Der Fotograf tigkeit die Interessen eines ganzen Landes- Felix Huonder teiles gefährdet habe.» liess sich seinen Die erwähnten Gründe treffen für die eigenen praktischen Surselva nicht ganz zu. Doch ein ge- Fahrplan drucken – auf Romanisch! wisses Verständnis seitens des Bundes ist trotzdem erkennbar: «Wenn nichts getan wird, um die Gegend dem Verkehr zu erschliessen, ist aber auch hier eine Eröffnung der 3. Etappe Der Fahrplan Gefährdung der ökonomischen Lage, ein Als sogenannte Komplementärlinie Der Einsatz der bisherigen sieben Stillstand in der wirtschaftlichen Entwick- klassiert, wird der Bau der anderen fahrplanmässig verkehrenden Dampf- lung und ein Rückgang der Bevölkerung zu Linien (Samedan–Pontresina und Da- züge nach Ilanz wird ab dem 1. August befürchten.» Der Bundesrat schlägt die vos– Filisur) bevorzugt, da diese nach 1912 bis Disentis verlängert. Diese Li- Ausrichtung einer zweiten Subventi- Meinung der Experten in kürzerer Zeit nie ist im Verhältnis zum Verkehrsauf- on von vier Millionen Franken für die rentabel sein werden! Der Bau der Li- kommen reichlich bedient. Während zwei erwähnten Linien vor. Die übrigen nie Ilanz–Disentis ist in der Bündner der Winterszeit reduziert die RhB das Bahnlinien werden wegen der geringe- Kulturbahn 2011, 8. Ausgabe, beschrie- Fahrplanangebot auf täglich sieben 12 | Die Bündner Kulturbahn
Meilensteine und Fakten der Jubiläumslinie Herbst 1894 Baubeginn (Landquart–) Chur–Reichenau (–Thusis) 1. Juli 1896 Eröffnung Chur–Reichenau August 1900 Baubeginn Reichenau–Ilanz 15.–23. Juni 1901 Schwere Überschwemmungen in der Rheinschlucht; verschiedene Installationsplätze und Baustellen wurden überflutet 30. Mai 1903 Eröffnungsfeierlichkeiten Reichenau–Ilanz 1. Juni 1903 Betriebsaufnahme Reichenau–Ilanz März 1910 Baubeginn Ilanz–Disentis 30. Juli 1912 Eröffnungsfeierlichkeiten Ilanz–Disentis 1. August 1912 Betriebsaufnahme Ilanz–Disentis 23. Juli 1914 Erstes schweres Unwetter in der oberen Surselva (Tavanasa–Trun); Streckenunterbruch bis am 1. August 1914 22. Mai 1922 Einführung elektrischer Betrieb Reichenau–Disentis (Abschluss der Elektrifizierung des gesamten RhB-Stammnetzes) 25. September 1927 Grosse Unwetter in der ganzen Surselva; Unterbruch des Zugsverkehrs Reichenau–Tavanasa und Trun–Disentis bis zum 16. Oktober 1927 1977 Einführung Streckenblock zwischen Valendas–Disentis 6. Februar 1984 Lawine zerstört den Sogn-Placi-Viadukt bei Disentis; die neue Stahlbrücke konnte bereits am 16. Oktober 1984 in Betrieb genommen werden 18. Juli 1987 Grosse Unwetter in der Surselva; mehrwöchige Streckenunterbrüche in der Rheinschlucht, Tavanasa–Breil/Brigels und Rabius–Surrein 16. November 2002 Unwetter mit 16 Unterbruchstellen Reichenau–Disentis 1. Oktober 2005 Fernüberwachung der ganzen Strecke Reichenau–Disentis durch das Rail-Control-Center in Landquart
Streckenlänge: 59,2 km Anzahl Brücken: 71 (Gesamtlänge 1658 m) Tiefster Punkt: Chur, 584 m ü. M Anzahl Tunnels: 5 (Gesamtlänge 1141 m) Höchster Punkt: Disentis, 1130 m ü. M. Kleinster Radius: 100 m grösste Steigung: 2,7 % Anzahl Haltestellen: 19
Unkonventionelle Abzweigung ins Oberland
Eine aus heutiger Sicht unkonventionelle Lösung wurde nach dem Bau der 2. Etappe bei der Abzwei- gung der Bahnlinie von der Albulabahn ins Oberland gewählt: In Reichenau-Farsch, nach der Hinterrheinbrücke, wurde ein Weichenwärter in einem kleinen Häus- chen (roter Pfeil) jeweils per Glockensignal darüber informiert, wann und von wo ein Zug eintrifft. Aufgrund dieser Information konnte er jeweils die Weiche in die richtige Position bringen. Später wurde die Weiche in den Bahnhofsbereich von Reichenau-Tamins verlegt und die Bahnlinien in einem Doppelgleis getrennt über die Brücke bis zur Abzweigung geführt. Zusammen mit den Brücken- fangschienen trugen die Schwellen auf der Brücke damit nicht weniger als sechs Schienen! Durch diese Massnahme konnten die Weiche und der Posten des Weichenwärters in der Farsch aufgehoben werden. Mit der Elektrifikation der Linie Chur–Thusis wurde 1921 bei der Abzweigung eine elektrische Weiche Sammlung Renato Mengotti eingebaut. Die Bündner Kulturbahn | 13
Der Bahnhof von Versam-Safien zeigt den RhB-typischen Grundriss mit Bahn- wärterhäuschen (links) zur Zeit der Bahneröffnung. Sammlung Renato Mengotti
Zugspaare. Die Fahrzeit von Chur nach Die Bahnhöfe dem Güterschuppen in der Art wie die Disentis beträgt damals etwas mehr als Die Bahnhofsgebäude bis Ilanz werden Bahnöfe von Bever und Samedan. Aus zwei Stunden. Zum Vergleich: Heute auf allen Zwischenstationen mit ange- traktionstechnischen Gründen werden verkehren während der Sommerperio- bautem Güterschuppen in ähnlicher in Ilanz auch eine zweispurige Lokre- de täglich 42 Züge. Bauweise wie auf dem bereits bestehen- mise mit Putzgrube, eine Drehscheibe, Als reine Erschliessungsbahn von Be- den Netz der RhB erstellt. Bis Disentis ein Wasserkran und eine Bekohlungs- deutung, bringt 1926 die Eröffnung der fallen sie etwas geräumiger aus. Im anlage erstellt. Strecke Andermatt–Disentis durch die Hinblick auf die Verlängerung der Li- Alle Stationen werden auf horizonalen Furka-Oberalp-Bahn den Aufschwung nie erhält Ilanz ein vollständig gemau- Ebenen errichtet und weisen eine Län- der Surselva-Linie mit sich. ertes Bahnhofsgebäude mit freistehen- ge der Ausweichgeleise von 120 Metern
Die Aufnahme- gebäude der letzten Bauetappe weisen einen gross- zügigeren Grundriss auf und wurden mit «Lokalkolorit» versehen. Archiv RhB 14 | Die Bündner Kulturbahn
90 Jahre Elektrifizierung der Bahnlinie Reichenau–Disentis Am 21. Mai 1922 fand die Elektrifizierung des RhB-Stammnetzes mit der Strecke Reichenau–Disentis ihren Abschluss. Es war ein langer Weg, bis alle technischen Hürden überwunden waren. Erschwerend für die Surselva-Linie war der fehlende Support (sprich Subventionen) aus Bern, da gemäss Bund «die Wirtschaftlichkeit dieser Linie für die RhB nur von geringer Bedeutung wäre»! Der Verwaltungsrat der RhB war jedoch anderer Meinung und erachtete es als zwingend, auch hier die Elektrifizierung voran zu treiben. Aus dem Erlös der verkauften Dampflokomotiven und durch rigorose Sparmassnahmen konnte schlussendlich auch die letzte Strecke der RhB für den elektrischen Fahrbetrieb realisiert werden. In der nächsten Ausgabe der Kulturbahn wird ein grösserer Artikel über die Elektrifizierung der RhB erscheinen.
Sammlung Christoph Berger
Zufrieden posieren die Beamten des Eidg. Amtes für Verkehr (heute BAV) und die verantwortlichen Techniker vor dem Extrazug anfangs Mai 1922 anlässlich der Kollaudationsfahrt. Beachtenswert ist der offene Güterwagen mit RhB-Stationsbänken; dort sassen die Techniker zur Kontrolle der Fahrdrahtaufhängung.
Furrer+Frey AG Ingenieurbüro, Fahrleitungsbau Thunstrasse 35, Postfach 182 CH-3000 Bern 6
Telefon +41 31 357 61 11 Telefax +41 31 357 61 00 Furrer Frey ® www.furrerfrey.ch baut Fahrleitungen Unmittelbar nach der Eröffnung wartet im Bahnhof Disentis ein Dampfzug auf seine Abfahrt nach Chur.
Sammlung Christoph Berger
auf; einzig in Trun wird die Gleisanlage Rätoromanische Stationsnamen so erhält Waltensburg sein roma- zusätzlich um 80 Meter verlängert. Di- Bis zum zweiten Weltkrieg werden im nisches Äquivalent Fuorz, Ruis wird sentis wird mit einer etwas ausgedehn- rätoromanischen Sprachgebiet alle zu Rueun, Truns wechselt zu Trun und teren Gleisanlage ausgestattet. Eine RhB-Stationen in Deutsch angeschrie- einige Jahre später folgt Somvix-Com- Lokomotivremise mit Drehscheibe ben. Mit der Aufnahme des Rätoro- padials mit Sumvitg-Cumpadials und sowie ein grosses, massives Bahnhofs- manischen als offizielle vierte Landes- Rabius-Surrhein zu Surrein. Auch im gebäude aus Stein markieren den End- sprache in die Bundesverfassung geht übrigen Sprachgebiet (Engadin und pukt der Linie. Wasserstationen für die 1938 für zahlreiche traditionsbewusste Albulatal) wird diese Erneuerung mit Dampfloks werden in Reichenau, Ilanz, Bündner ein langgehegter Wunsch in Begeisterung übernommen. Trun und Disentis eingerichtet. Häuser Erfüllung. Quellen: für die Bahnwärter erstellt die RhB bei Die Bundesratsverordnung ermächtigt • Geschäftsberichte RhB 1911, 1912 • Schweiz. Bauzeitung, Band LIX, Nr. 16 und 18 den Stationen Trin, Versam, Valendas, die lokalen Behörden, die deutschen • Festschrift «50 Jahre RhB» Waltensburg und Tavanasa sowie ober- Namen ihres Bahnhofs abzuändern. • Das grosse Buch der Rhätischen Bahn, halb von Trun (Gischliun). Davon wird reger Gebrauch gemacht; viafer-Verlag 2002
Personenzug auf dem neuerstellten Russeiner-Viadukt.
Sammlung Photoglob-Wehrli
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1908: Chur setzt auf die Bahn
Von Ulf Wendler diesem Jahr wurde auch die Eisenbahn tis wurde es nun möglich, von Chur von Thusis ins Oberengadin verlängert. bis ins Klosterdorf zu reisen. Am Bau Chur war und ist als grösste Stadt des Mit diesem Ausbau wurde der Bahnhof dieser Bahnlinie beteiligte sich die Kantons Graubünden sein wichtigstes Verkehrs- Chur endgültig zum Verkehrsknoten- Stadt finanziell. Bereits 1905 forderte zentrum. Dies änderte sich auch im Eisenbahn- punkt der Stadt und des Kantons. das Oberländer-Eisenbahnkomitee die zeitalter nicht. 1858 bauten die ehemaligen Das grösste Hotel der Stadt, der «Stein- Stadt auf, Aktien für 100 000.- Franken «Vereinigten Schweizerbahnen» eine normal- bock», lag ursprünglich verkehrsgüns- zu zeichnen. Die Argumente dafür la- spurige Bahnlinie nach Chur. tig für den Kutschenverkehr beim Ober- gen auf der Hand: Hier bestiegen die Gäste Kutschen, tor auf einer anderen Seite der Stadt. um weiter ins Engadin oder die Surselva Nun wurde gegenüber dem Bahnhof «Für die Stadt Chur bedeutet aber das Ober- zu reisen. ein neuer Hotelpalast mit demselben land ein[es] ihrer wichtigsten Hinterlande. Namen erstellt. Die mit diesem Neu- Schon die geographische Lage der Talschaft bau verbundenen grossen Hoffnungen zur Stadt verlangt das. Das Oberland Mit der Strecke nach Chur endete der sollten sich allerdings auf Dauer nicht nimmt von Chur & giebt der Stadt Chur. Bahnbau in Graubünden für mehre- erfüllen. Sämmtlicher Oberländerverkehr mündet re Jahrzehnte. Diese unbefriedigende Die Beschleunigung des Personen- naturgemäss in die Stadt Chur. Je mehr der Situation wurde durch die Rhätische verkehrs duch die Eisenbahn führte Verkehr, die Fremdenindustrie, das Gewer- Bahn behoben. 1896 nahm die Schmal- dazu, dass Chur für die Reisenden kein be, die Production überhaupt im Oberlande spurbahn ihre Strecke von Landquart Zwischenziel mehr war, an dem über- sich vermehren, desto grösser ist der Vorteil über Chur und Reichenau nach Thu- nachtet wurde. Auch alle Bemühungen für Chur, desto mehr kann das Oberland sis ihren Betrieb auf. Damit war von scheiterten, die Stadt als Reiseziel für Chur geben. Chur aus eine erste Etappe in Richtung mehr oder minder lange Aufenthalte Wie die Erfahrung lehrt ist Chur auch die St. Moritz und Disentis gebaut. zu positionieren. Hier wurde nur noch natürliche Bezugsquelle für das Oberland. Für die Stadt hatte diese Verbindung rasch umgestiegen, um zum Endziel in Je stärker der Verkehr, je grösser die Be- allerdings den Nachteil, dass Reisende den Bergen zu gelangen. dürfnisse im Oberland werden, desto mehr ins Engadin nun in Thusis und nicht muss das Oberland von Chur beziehen. Wie mehr in Chur die Postkutschen bestie- Eisenbahnkomitee fordert Geld . . . immer wir die Sache ansehen, ist die Ober- gen. Das zweite Teilstück Richtung Ein wichtiges fehlendes Teilstück wur- länderbahn Chur–Disentis für Chur eine Disentis ging 1903 mit der Strecke von de 1912 schliesslich erstellt: Mit dem Alimentationslinie im besten Sinne des Reichenau nach Ilanz in Betrieb. In Bau der Strecke von Ilanz nach Disen- Wortes.» (Schreiben Ilanz, 11. 10. 1905) Die Bündner Kulturbahn | 17 Chur und der Bahnhof um 1903. Der Bahnhof entwickelte sich zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt der aufstrebenden Kantonshauptstadt.
Stadtarchiv Chur, F 01.068
. . . und Chur gibt zögerlich nach! Der Kleine Stadtrat (also die städtische Regierung) stand diesem Ansuchen leicht reserviert gegenüber. Er war der Meinung, dass der geforderte Betrag in keinem Verhältnis zu dem verkehrs- und handelswirtschaftlichen Nutzen für die Stadt läge. Wenn der Betrag ge- sprochen werden sollte, dann nur im Sinne einer weitsichtigen und langfris- tigen Verkehrspolitik. Erst die Verknüp- fung der Strecke Ilanz–Disentis mit der der Engadinstrecke Bever–Scuol ver- mochte 1907 die Churer zu überzeugen, den hohen Betrag zu befürworten:
«[Es] ist zu berücksichtigen, dass der Bau & Betrieb der beiden Linien der Stadt Chur entschieden Vorteile bringen wird. Die hiesigen Handelsleute erwarten solche namentlich von der Engadinerlinie, allein auch die Oberländerbahn wird durch He- bung des Fremdenverkehrs & der Industrie in Chur hiesiger Stadt von Nutzen sein. Die beiden Bahnstrecken als Ganzes betrachtet sind also von Chur von Interesse. Wenn auch die Aktien der Rh[ätischen] Bahn nicht vollwertige Papiere sind, so werden sie doch allen Anzeichen nach Jahr für Jahr Der Bahnhof Chur mit hölzernem Perrondach und grosser Laube um das Bahnhofsbuffet im Dampfzeitalter. eine bescheidene Dividende abwerfen, die Blick auf das Bahnhofsquartier von Chur. Zwei markante Gebäude: unten links das damalige Verwaltungsgebäude der Beteiligung an der Finanzierung würde RhB (heutiges Kunstmuseum) und das Hotel Steinbock am Bahnhofsplatz. Ebenfalls gut erkennbar ist die alte Strecken- also nicht eine Zeichnung a fond perdu in- führung der RhB über die heutige Oberalpstrasse Richtung Felsberg. volvieren, sondern nur einen Zinsenausfall Sammlung Renato Mengotti von höchstens 2% zur Folge haben.» Das repräsentative Hotel «Steinbock» gegenüber dem Churer Bahnhof wurde 1899–1901 gebaut. (Kleiner Stadtrat, Chur 21.6.1907) Im grossen Hotel mit 140 Betten sollten Touristen vor ihrer Weiterreise in die Berge übernachten. Stadtarchiv Chur, F 02.083 Es wurde noch diskutiert, ob von der Summe die Stadt 60 000 Franken und die Gewerbetreibenden 40 000 Franken übernehmen sollten. Doch schliesslich reifte der Entschluss, die Stadt solle den gesamten Betrag zur Verfügung stellen. Dazu wurde am 22. März 1908 eine Volksabstimmung abgehalten. 1035 Personen stimmten zu, 484 waren dagegen – eine deutliche Zweidrittel- mehrheit war also für das Projekt. So leistete Chur auch in diesem Fall soli- darisch seinen Beitrag an die Entwick- lung des Bündner Schmalspurnetzes, obwohl die unmittelbaren Vorteile für die Stadt beschränkt waren.
Quelle: Stadtarchiv Chur, B II/2.0003.0987 So haben die Unwetter vom November 2002 die Geleisanlagen bei Trun weggespült und verbogen.
Foto Bruno Cadosch Ein eher stiller Kampf mit der Natur
Von Hans Domenig Kraftvolle Hochwasser der Surselva, nicht auf durchgehende Der Rhein – hier oben jugendlich-über- Verbauungen verlassen wie sein Kolle- Unsere Alpen sind nicht für ewig – auch wenn mütig schäumend – hat mit seinen ge von der Albulabahn, die diesbezüg- grosse Patrioten das glauben mögen. Die Zuflüssen die Bahn schon mehrfach lich besser geschützt ist. Dafür aber Erosion, Hochwasser und Lawinen «nagen» an lahm gelegt. In den Jahren 1927, 1987, sind in der Surselva technisch raffi- unseren Bergen. Die alpine Landschaft verän- 1998 und 2008 überflutete er über lan- nierte Warngeräte hoch oben und weit dert sich dadurch laufend. Unsere RhB, welche ge Strecken die Geleise in der Ruinaul- über der Waldgrenze montiert, wo die mit feinen Linien in Talböden und -hängen ta, wie die Rheinschlucht romanisch Lawinen ihren Anfang nehmen. Sobald sowie in Passübergängen eingewoben ist, führt heisst, und drang zwischen Tavanasa eine solche losgeht, schliesst sie oben einen fortwährenden, meist stillen Kampf und Trun sogar durch den Plaunca- den Deckel des fast kubikmetergrossen gegen diese gewaltigen, natürlichen Zerstö- und Tiraun-Bahntunnel, und von den Warngerätes zu, und sofort schalten rungsprozesse – so auch im Bündner Oberland. Unwetterkatastrophen im November die Signale unten auf der gefährdeten 2002 sind auch heute noch einige Nar- Bahnstrecke auf Rot; übrigens nicht ben sichtbar, besonders bei Rueun und nur die Bahn-, sondern auch die Stras- Das sanfte Vergnügen täuscht Schlans. sensignale. Damit diese aber nicht für Eine Fahrt mit der RhB durch die Sur- immer auf Rot stehen bleiben, sorgt selva ist nur schon wegen der geister- Brutale Lawinen ein weiterer, im Tal installierter Strick- haften Rheinschlucht ein Erlebnis. Die- Kein bisschen respektvoller benah- mechanismus dafür, dass die Signale se könnte man mit dem vergnüglichen men sich in der Surselva die Lawinen. die Fahrt wieder freigeben, sobald die Berg vergleichen, durch den man sich 1984 fegte eine solche vor Disentis die Lawine im Tal ist und nicht mehr wei- bis ins Schlaraffenland hindurchessen Brücke des Sankt Placi – trotz seines teren Schaden anrichtet. darf, bis einem liebliche Dörfer auf heiligen Namens – bis auf den Grund grossen Waldlichtungen – viele von ih- weg. Man musste daraufhin das unge- Felsnasen und Permafrost nen auf gewagten Bergeshöhen – emp- stüme Gewässer mit einem Riesenrohr Neben Lawinenverbauungen tut die fangen. Alles in allem ist diese Fahrt ein von fünf Meter Durchmesser zähmen Bahn auch noch viel anderes, um die wunderbar sanftes Vergnügen, weshalb und kanalisieren. Nach einem Monat Bedrohungen durch die Natur abzu- man sich nicht recht vorstellen kann, Postautoersatz konnte die Bahn be- wehren: gefährliche Steinschlag-Fels- dass die Natur auf dieser Strecke der helfsmässig wieder fahren, bis die neue köpfe abtragen, Dämme bauen, um Bahn manchmal nicht nur ein Schnipp- Brücke schliesslich nach drei Monaten Geleiseunterspülungen entgegenzu- chen schlägt, sondern vereinzelt auch fertig war. Was die Lawinen betrifft, wirken, Steinschlagnetze montieren, echte Schwierigkeiten bereitet. kann sich Bruno Cadosch, Bahnmeister damit keine Felsblöcke oder Steine auf Die Bündner Kulturbahn | 19 die Schienen fallen, häufige Schienen- kotrollen, um z.B. vor umgestürzten Bäumen und Leitungsmasten zu war- nen. Bergdruck und Permafrost, ver- eiste Weichen und Signale sind weitere Gefahren, die ernst genommen werden müssen. Zur Zeit sind in der Rhein- schlucht Geologen daran, einen felsen- grossen Stein ob dem Geleise auf seine Gefährlichkeit zu untersuchen. «Sonst weiss man nicht, ob so ein Stein oder ein Felsblock schon in fünf Minuten herabstürzen kann oder vielleicht erst in hundert Jahren», erklärt Bahnmeis- ter Cadosch.
Meistens fährt die Bahn Bei gewaltigen Hochwassern oder La- winenniedergängen kommt es ganz selten einmal vor, dass die Bahn nicht fahren kann. So waren z.B. bei den Hochwasserschäden von 2008 die Stre- ckenarbeiter 24 Stunden im Dienst, damit man am andern Morgen wieder fahren konnte. «Aber Essens- und not- wendige Ruhepausen konnten wir ein- halten», erinnert sich Cadosch. Zum Glück gab es aber auf der Sursel- va-Strecke auch harmlosere Entglei- sungen. Einmal war es ein Stein, ein an- dermal ein nur winziger Erdrutsch oder eine Schneeverwehung, die die Lok aus den Schienen warf. Eine «landete» da- bei poetisch in einem Erlenhain, eine andere, gleichsam sportlich gesinnte, auf einem Fussballplatz und eine, an- Einsame Arbeit bei scheinend um Sicherheit besorgte, in garstigem Wetter. einem weichen Schneehaufen. Foto Hans Domenig
Von der Gleisanlage im und vor dem Plaunca-Tunnel ist nach dem Hochwasser von 1987 fast nichts mehr zu erkennen.
Foto Samuel Keller Der Lumpegna- Viadukt in der oberen Surselva in einer alten Postkarte mit eingemalten Dampfzug.
Fundaziun Capauliana, Chur
Näb de Schina . . .
Von Geni Rohner Ausserordentlicher Halt versuchte der Zugführer, ihn vom Baum An einem Vorweihnachtsabend erhielt herunterzuholen. Erst nach gut zehn Abseits und oft auch «neben den Schienen», Lokführer Andreas Donatsch vom le- Minuten kletterte er vom Obstbaum trotzdem oft pointensicher – in hundert Jahren gendären Zugführer Adolf Flury eine herunter und setzte die Fahrt fort. Bahnbetrieb ereignen sich zahlreiche Episoden, Haltekarte bei Kilometer 29.601 beim- die mit der mündlichen Überlieferung meist Portal Ransuntunnel in der Rhein- Portemonnaie und Hosennaht noch würziger werden. Nachfolgend sind einige schlucht. Ordnungsgemäss hielt der Eines Morgens bestieg Emil in Rabius dieser komischen Geschichten mehr oder Dampfzug an erwähnter Stelle an. Im den Frühzug, um nach St. Gallen an die weniger bekannter Originale beschrieben. Anschluss folgte der Auftrag, zusam- Olma zu fahren. Kaum im Zug, stellte men mit dem Heizer Hans Frei drei er fest, dass er das Portemonnaie mit kleine Tannenbäume zu fällen! Wer für dem tags zuvor gelösten Fahrausweis Missbrauchtes Weiderecht diese Order verantwortlich war, konnte daheim hatte liegen lassen. Aufgrund Nach Aufnahme des Bahnbetriebs wa- nie ermittelt werden. Gesichert ist nur, eines vereinbarten Termines war eine ren die Weiden entlang der Bahnlinie dass die Fahrt nach dem kurzen Unter- Rückfahrt nicht möglich. Er bat den weiterhin für das Vieh zugänglich. Auf bruch wieder fortgesetzt wurde . . . Zugführer, ihm in dieser Situation eine Einzäunung des Bahnkörpers wur- behilflich zu sein. Da dieser Emil seit de verzichtet. Felix Huonder, in Mader- Lockender Kirschbaum Jahren gut kannte, streckte er ihm das nal am östlichen Rand der Gemeinde An einem Sommernachmittag fertig- Geld für den Fahrausweis und für den Disentis, aufgewachsen und im Laufe te Adolf Flury in Schnaus-Strada ei- Aufenthalt an der Messe vor. seiner Ausbildung in Zürich gelandet, nen Güterzug mit der Schrillpfeife ab. Nach einer Weile, als der Zugführer kehrte an Wochenenden oft in seine Nach wiederholtem, ergebnislosem durch den Wagen kam, sprach Emil ihn Heimat zurück. Mittels Telefon kündi- Abfahrtsbefehl begab er sich zum Lok- wieder an. Ihm sei etwas Furchtbares gte er seine Ankunft an und wünschte, führer, den er jedoch nirgends finden passiert. Scheinbar sei er heute wirklich dass die Schafe um 18 Uhr auf die Wei- konnte. Die Türe zum Führerstand mit dem linken Bein aufgestanden und den beim RhB-Gleis weiden gelassen stand aber offen. Auf einmal meldete vom Pech verfolgt. Er habe nämlich ein werden. So kam es oft vor, dass der Zug sich der Lokführer von weit oben, von Paar nagelneue Hosen angezogen. Beim bei der Russeiner Brücke wegen den einem naheliegenden Kirschbaum her- Absitzen sei die hintere Hosennaht von Schafen anhalten musste! Während unter. «Diese wunderschönen, süssen oben bis unten gerissen. Er getraue das Zugspersonal mit dem Vertreiben Kirschen möchte ich doch endlich ein- sich nicht aufzustehen. Was er in die- der Tiere beschäftigt war, nutzte Felix mal geniessen», tönte es vom Baum ser Situation wohl anfangen solle? Der Huonder den Zwischenhalt zum Aus- herunter. Tagtäglich habe er nun in Zugführer suchte nach einer Lösung. stieg. Ihm blieb somit der 30minütige letzter Zeit an dieser verlockenden Kost Er erkundigte sich bei den Passagieren Spaziergang vom Bahnhof Disentis zu vorbeifahren müssen. In Anbetracht im Zug, ob eine Schneiderin anwesend seinem Elternhaus erspart . . . der bereits entstandenen Verspätung sei. Und tatsächlich! Es meldete sich Die Bündner Kulturbahn | 21 eine Frau, die sogar das Nähzeug bei gleiche Zugskomposition von der End- Rechts – links sich hatte. Nachdem sie vom Vorfall er- station Disentis wieder nach Chur zu- Der letzte Zug der Furka-Oberalp-Bahn fahren hatte, erklärte sie sich spontan rückkehrte, konnte der Herr sitzenblei- befand sich kurz vor Disentis, als der bereit, die Hosen zu flicken. Emil wur- ben und so zum dritten Mal an einem Kondukteur über Lautsprecher seine de in die Toilette geschickt. Von dort Tag die Schönheiten der Surselva be- Fahrgäste in den Wagen informierte, reichte er den beiden die zerrissene trachten. dass der Anschlusszug in Fahrrichtung Hose. Als diese geflickt war, wurde sie links warte. dem Pechvogel wieder übergeben. Emil Anschluss in Chur? Bei der Ankunft im Bahnhof machte ein war begeistert und natürlich sehr froh Bei Zugverspätungen muss das Zugper- Mitreisender ihn darauf aufmerksam, über diese improvisierte Reparatur. sonal die Anschlussfrequenzen unter- dass der Zug auf der rechten Seite war- Jahrelang konnten Emil und der Zug- wegs notieren und diese unmittelbar an tet. Der Kondukteur meinte aber nur, führer über dieses Ereignis lachen, das Personal auf den Umsteigebahnhö- die Leute würden den richtigen Zug wenn sie sich im Zug begegneten. fen weiterleiten, damit dieses die nöti- schon finden. Doch prompt verpasste
Gleisarbeiter, Sicher- heitswärter und Rottenköche der RhB posieren mit Schalk an der neu- erstellten Bahnlinie.
Sammlung Renato Mengotti
Gute Geographiekenntnisse gen Anordnungen und Dispositionen ein Fahrgast den letzten Zug und stran- Es geschah an einem Samstagnachmit- treffen kann. Somit muss jeweils jeder dete in Disentis; der letzte RhB-Zug tag während der Sommersaison. Im Passagier individuell nach seinem Ziel war ebenfalls bereits abgefahren. Als Zug Richtung Disentis sass ein Mann, gefragt werden. Nachtlager wurde ihm immerhin das der dem Zugführer ein Halbtaxabon- So fragte einmal ein Zugführer eine Personalzimmer angeboten . . . nement und eine dazugehörende Ta- Reisende: «Wehrte Frau, wünschen geskarte vorwies. Während der Fahrt Sie Anschluss in Chur?» Daraufhin Der schöne Betriebschef . . . schaute der Fahrgast gemütlich zum das Fräulein: «Nei, nei, danka, i bin An Sonntagen lösten oft «Wärter mit Fenster hinaus und betrachtete offen- scho verlobt.» Bürodienst» die Bahnhofsvorstände sichtlich mit Genuss unsere schöne im Stationsdienst ab. Zwei solche «Ab- Surselva. Nach einer guten Fahrstunde, Zweifelhafte Gleiskontrolle löser» führten, weil es sonntags nicht in Sumvitg, eine Station vor Disentis, Ein Streckenwärter stieg vor vielen viel zu tun gab, immer wieder private fragte er den Zugführer, ob die nächste Jahren in Disentis in einen Personen- Gespräche übers Diensttelefon, wobei Station Frauenfeld sei. zug und verlangte vom Zugführer, sich gelegentlich der Anrufer mit «Do Diese Frage erstaunte den Bähnler mitfahren zu dürfen. Er müsse den isch dr Betriebschef» meldete, was der umso mehr, als der Fahrgast ihm mit- Zustand des Gleises vom Gepäckwa- Angerufene jeweils lustig kommen- teilte, dass er heute Mittag in Sedrun gen aus kontrollieren. Der Zugführer tierte. Als sich einmal tatsächlich der eingestiegen sei. Von Sedrun in Chur stimmte natürlich zu und der Zug Betriebschef selbst telefonisch mel- angekommen, ist dieser Passagier, wie fuhr los. Tatsächlich gab es an der dete, antwortete einer unserer Ablöser: sich nun herausstellte, einfach in den vom Wärter bereits ins Auge gefass- «Jojo, an würkli schöna Betriebsschäf». gegenüberstehenden Zug umgestie- ten Stelle einen heftigen Ruck. Schnell Darauf hatte der Spassvogel plötzlich gen, in der Annahme, dieser fahre ihn nahm er eine Kreide aus der Mantelta- grösseren Erklärungsbedarf. nach Frauenfeld. sche und markierte die entsprechende Auf diese Weise konnte der Fahrgast Stelle mit einen fetten Strich auf dem Quellen: ohne es zu wissen zweimal die gleiche Boden des Wagens. Ob er die schad- • «Ausser Dienst» von Andreas Donatsch und Strecke betrachten. Nebenbei bemerkt: hafte Stelle später wieder gefunden «Alle meine Passagiere» von Adolf Flury • Mündliche Überlieferungen aktiver und dieser Mann war kein Bündner. Da die hat, ist nicht überliefert. ehemaliger RhB-Mitarbeiter Zauberhaftes Bahnmuseum Albula
Ein Museum voller Erlebnisse Virtuelle Fahrten mit dem «Krokodil» Was lange währt, wird endlich gut! Mit einem Das Bahnmuseum Albula ist ein Mu- Nach über 50 Jahren im aktiven Dienst ersten Projekt in Preda nahm das Ganze seum für alle Sinne. Es bietet sowohl und drei Jahrzehnten als Denkmal – seinen Anfang. Im Wandel der Zeit wurden Vermittlung und Information als auch erst vor einer Bank in Zürich-Altstetten verschiedene Varianten geprüft. Ein entschei- Erlebnisse und Aktivitäten: In der Dau- und dann in Bergün – soll die «Kroko- dender Auslöser und Durchbruch erfolgte im erausstellung erfährt der Besucher his- dil»-Lokomotive Ge 6/6 I 407 nun neues Sommer 2008 mit der Aufnahme der torische und aktuelle Aspekte aus der Leben eingehaucht werden: Ein Fahr- Albula- und Berninalinie ins Unesco-Welterbe. über hundertjährigen Geschichte der simulator im Führerstand ermöglicht Die Ausgangslage hat sich somit erneut geän- Rhätischen Bahn, und in den Wech- den Besuchern, die Lokomotive mittels dert. Das Museum ist vieles in einem: selausstellungen wird man durch eine der originalen Schaltern und Hebeln Es ist mehr als nur ein Bahnmuseum, denn es Vielzahl spannend gestalteter Raum- virtuell durch das Albulatal zu steuern. ist zugleich auch Kompetenzzentrum einer kulissen geführt, durch Lichtinsze- ganzen Bahnregion, in deren Mittelpunkt die nierungen und Klangräume, man be- Willkommen im Salon spektakuläre Albulalinie steht! gegnet virtuellen Animationen und Das Museumsgebäude beherbergt ne- Trickfilmen. ben den Ausstellungsräumen auch um- fassende Servicebereiche. Links vom Die Arbeiten im ehemaligen Zeughaus Platz der Bahnfreunde Eingangsbereich liegt das Dienstleis- in Bergün, dem zukünftigen Sitz des Der Bergüner Bahnhofplatz wird zum tungszentrum der RhB und der Vereini- Bahnmuseums Albula, gehen wie gep- «Platz der Bahnfreunde» und Binde- gung Bergün Filisur Tourismus. Rechts lant voran. Bereits Ende 2011 und damit glied zwischen dem Museum und dem öffnet sich das Buffet, dessen Innen- rechtzeitig zum Auftakt der diesjäh- aktiven Bahnbetrieb auf der Strecke der einrichtung aus originalen Sitzmöbeln rigen Wintersaison wurde das gemein- Albula-Bahn. Wer mit der Bahn anreist, verschiedener Speise- und Salonwagen same Dienstleistungszentrum der Rhä- gelangt direkt zum Haupteingang des Museumsbesucher und Passanten zum tischen Bahn und von Bergün Filisur Museums, das idealerweise ans Schie- Verweilen einlädt. Tourismus in Betrieb genommen. Das nennetz der RhB angebunden ist, so Die Speisekarte des Buffets soll neben Bahnmuseum wird ab dem 1. Juni 2012 dass auch nostalgische Zugkompositi- Bündner Spezialitäten auch internati- auf insgesamt 1 300 Quadratmetern onen vorfahren können. Ob Eisenbahn- onale Köstlichkeiten mit Bezug zur Ei- Ausstellungsfläche die Geschichte der amateure, Schlitteltouristen, Wanderer senbahn anbieten wie etwa Darjeeling RhB und ihre Auswirkungen auf das oder Feriengäste – das Bahnmuseum Tea, der mit dem Darjeeling-Bahn in Alltagsleben der Menschen in der Regi- Albula im Bahndorf Bergün gelegen, Indien transportiert wurde, oder nie- on für jung und alt erlebbar machen. wird allen etwas bieten. derösterreichische Mohnnudeln, wie Die Bündner Kulturbahn | 23 man sie entlang der Semmeringbahn serviert. Den Bezug zur Geschichte der RhB vermittelt der Eintopf nach tradi- tionellem Rottenküchenrezept, wie er früher zur Verpflegung der Bahnarbei- ter gekocht wurde.
Sonderaussstellungen Mehrmals jährlich werden im zweiten, grösseren Ausstellungsraum Sonder- ausstellungen zu Bahnthemen ver- schiedenster Art gezeigt, zum Beispiel: «Das Nachtleben der RhB – der Betrieb auf der Schiene nach Fahrplanende», «Jugendliche an Bahnhöfen – Treff- punkte und Problemzonen», «Royal Trains – königliche Züge und Salonwa- gen» usw.
Das Schaudepot Die wachsende Sammlung des Bahn- museums Albula umfasst zurzeit über 400 inventarisierte Objekte, die zum Teil die räumliche Kapazität der Dauer- ausstellung sprengen. Zusammen mit besonders grossen Objekten werden sie deshalb im Schaudepot zugänglich sein, das sowohl Lager als auch Werk- statt ist und Sammlungsgut aus Roll- material, Gleisbau und Kommunikati- onstechnik umfasst. Hier werden auch die Besucher werden Teil der Geschich- sionen und Entscheidungsprozessen Basteltreffs und Seminare mit aktiven te, die sie im Bahnmuseum Albula er- zur Streckenführung am eigens für das oder pensionierten Mitarbeitern der leben. Bahnmuseum entwickeltem Topogra- Rhätischen Bahn und mit Bahnexper- Kultur- und sozialgeschichtliche The- fie-Simulator, oder beim Versuch, am ten jeder Couleur stattfinden. men haben einen grossen Stellenwert Bremssimulator seine Geschicklich- im Bahnmuseum Albula, so werden keit beim punktge-nauen Halten eines Kultur- und Sozialgeschichte neben den grossen Veränderungen, die Zuges mittels einer Vakuumbremse zu Verschiedene herausragende Persön- der Eisenbahnbau im Kanton Graubün- testen. Weitere digitale und analoge lichkeiten prägten die Projektierung den mit sich brachte, auch die kleinen Interaktionsmöglichkeiten begleiten und Gründung der Bahngesellschaften Details beachtet; neben der Frage nach jung und alt durch die Geschichte der in Graubünden, die Planung und den der volkswirtschaftlichen Bedeutung Rhätischen Bahn. Bau der Strecken sowie den Betrieb und der Bahn für den Kanton hat die Berück- die Instandhaltung der Bahnen. Die sichtigung der individuellen Arbeits- Kinder-Strecke Geschichte ist eng verbunden mit dem und Lebenssituationen im Umfeld der Den jungen Besuchern des Bahnmu- Wirken von Politikern und Ingenieu- Bahn nicht weniger Aufmerksamkeit seums Albula werden auf einem spe- ren, Tunnelarbeitern und Depothand- verdient. ziell für sie gestalteten Weg durch die werkern, Menschen wie zum Beispiel Die Besucher wandeln durch Täler und Ausstellung Informationen und Erleb- dem Zugführer Augustin, der im Bahn- Tunnel, besuchen eine Staziun und nissen vermittelt. Die Kinder erhalten museum zu Wort kommt. eine Werkstattgrube, vertiefen sich in Kinderbilletts im Format einer Mehr- Das Bahnmuseum Albula sammelt die von «Götti Hans» – einem Bankier fahrtenkarte. Über die Ausstellung persönliche Geschichten, gefunden in im St. Moritz der Jahrhundertwende verteilte mechanische Ticketentwerter Archiven und Zeitzeugenberichten, – überlieferten Berichte über die Aus- dienen als Wegweiser. An jeder dieser in historischen Filmfragmenten und schweifungen und Lustbarkeiten der Stationen können Information abge- Fotografien, in Radioreportagen und Kurgäste während der Belle Epoque, rufen oder interaktive Aufgaben gelöst Zeitungsartikeln. Erst durch diese Auf- lauschen den Erinnerungen eines Leh- werden; am Viaduktmodell üben Nach- zeichnungen beginnen die Objekte in rers aus Chur an seine Bähnlerfamilien- wuchs-Baumeister die Konstruktion der Sammlung von technischem Gut Kindheit in einer Bahnstation der 1950er eines Lehrgerüstes und im Bureau der der Rhätischen Bahn zu sprechen. bis 1970er Jahre oder nehmen Teil an Staziun versuchen sich junge Stations- einem Gespräch zwischen einem pensi- vorsteher im Umgang mit Kunden und Eine Reise durch die Zeit onierten Lokomotivkonstrukteur und Angestellten. Es gibt einen nur für Kin- Den Besuchern werden mittels interak- einem aktiven Lokführer über die Lo- der begehbaren Tunnel, eine Kinder- tiven Installationen, Klangräumen und komotive Ge 4/4. Der Besucher werden bibliothek, einen Bauplatz mit Klötz- Simulatoren die Geschichte der Bahn eingeladen, mitzudenken und anzupa- chen und ein wechselndes Angebot von und ihre Persönlichkeiten vermittelt; cken, sei es an geopolitischen Diskus- Kinderworkshops. Die Bündner Kulturbahn Die Bündner Kulturbahn
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24 | Die Bündner Kulturbahn Datum: Unterschrift Datum: Unterschrift DieRechnungsadresse Bündner Kulturbahn Rechnungsadresse
Gut zum Druck DieserDie Bündner PDF ist Kulturbahn massgebend für Satz und Anordnung, Die Bündner Kulturbahn nichtc/oBernina, Fredy aber P für ster Papier,Glacier Farbe ... mehr und Druck. Bahn Korrekturen entdecken sind mit gut uns! c/o Fredy P ster lesbarUetlibergstrasseGrabenstrasse anzubringen. 9,99 7000 Bei UnterlassungChur Bahnhofplatz wird jede Verantwortung 3, 7000 Chur Uetlibergstrasse 99 abgelehnt.8045Tel. Zürich081 252 Senden 11 60 Sie bitte dieses Gut Tel. zum 081 Druck253 11 mit 70 Ihrer 8045 Zürich [email protected] versehen an den Absender [email protected] umgehend zurück.
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Datum: Unterschrift Familie R.+A. Uffer Tel. 081 404 11 80 Rechnungsadresse 7477 Filisur Fax 081 404 24 80 hotel.grischuna.fi [email protected] www.grischuna-fi lisur.ch [für Bahn- und Wanderfreunde] [für Biker, Golfer, Schlittler etc.]Bahntastische Angebote zur H TEL RESTAURANT [für alle, die es gemütlich mögen]Ferienregion finden Sie unter: Die Bündner Kulturbahn [ruhig und sonnig] www.berguen-filisur.ch c/o Fredy P ster [an der Bahnlinie] Uetlibergstrasse 99 [nahe beim Landwasserviadukt] 8045 Zürich [Pauschalwoche Halbpension ab CHF 665.–] [Komfortable Zimmer mit Dusche/WC, Radio/Sat/TV, gratis w-lan, grosser Parkplatz,Sonnenterrasse, Arvenstube und Panorama-Restaurant]
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Zeit schenken Sind Sie Fachmann für Metallres- taurationen oder Dekorateurin oder Ein Stück RhB schenken Geschichte erzählen bezeichnen Sie sich als leidenschaft- Haben Sie einst ein «Rauchen verbo- Geschichten über die RhB werden im lichern Bahn-Fan? Ihre Fähigkeiten ten»- Schild abgeschraubt? Hat Ihnen Museum einen wichtigen Platz ein- sind gefragt. Für den abschliessenden Ihr Vater eine Billett-Zange vererbt, nehmen. Sind Sie im RhB-Speisewagen Innenausbau des Museums suchen wir eine Uniform, einen alten Fahrplan? zur Welt gekommen? Haben Sie Ihren Handwerker aller Sparten, Leute mit Möchten Sie uns eine alte RhB-Karbid- ersten Schatz im Zug kennengelernt? guten Kenntnissen in metall- und holz- lampe vermachen? Besitzen Sie Fotos Pendeln Sie mit der RhB? War Ihre Urg- verarbeitenden Berufen und ehemalige oder gar Filmaufnahmen von RhB-Zü- rossmutter Rottenköchin? Erinnern Sie Bahnarbeiter aus allen Betriebsberei- gen und -Bauten? Haben Sie als Kind sich an interessante Begegnungen mit chen. Wir freuen uns aber auch über das Landwasserviadukt gezeichnet? Touristen und Prominenten? Erlebten Leute für Einsätze an der Kasse, mo- Sind Sie im Besitz von Amateurfilmen Sie unvergessliche Momente in der Ei- tivierte Archivare sowie pensionierte oder alten RhB-Plakaten? Ohne Fotos senbahn? Fällt Ihnen dazu etwas ein? oder noch aktive Lehrerinnen und Leh- oder Filme, die einen Bezug zur RhB Dann lassen Sie uns daran teilhaben! rer für Führungen durch das Museum, aufweisen, wäre das Museum nur halb Ihre Arbeitskraft ist sowohl jetzt als und überhaupt über kompetente Helfer so attraktiv. Teilen Sie Ihre Bilder mit auch nach der Eröffnung des Bahnmu- aller Art, die ihr Wissen und ihre Zeit uns! Was immer Sie schenken, im Mu- seums Albula höchst willkommen! in den Dienst des Bahnmuseums Albu- seum wird es gut aufgehoben sein und la stellen möchten. im besten Licht präsentiert werden. Machen Sie mit Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.bahnmuseum-albula.ch Wir freuen uns auf Sie.
Bahnmuseums-Aktionär werden Warum nicht Aktionär der Bahnmu- seum Albula AG werden? Dies ist eine weitere Möglichkeit, das Bahnmuseum Albula finanziell zu unterstützen und Sie werden mit allen Ihnen zustehen- den Rechten in den Kreis der besonders engagierten Teilhaber des Bahnmuse- ums Albula aufgenommen. Zudem be- kommen Sie erst noch ein künstlerisch gestaltetes Zertifikat. Die Bahnmuse- um Albula AG hat ein voll liberiertes Aktienkapital von CHF 100 000.–, wel- ches in 52 000 Namenaktien mit einem Nennwert von CHF 1.– und 9 600 Na- menaktien mit einem Nennwert von CHF 5.– eingeteilt ist. Unabhängig vom Nennwert berechtigt jede Aktie zu einer Stimme an der Ge- neralversammlung. BoBo I: seit 65 Jahren im Dienst
Von Peter Pfeiffer Jahr 1947 konnten vier Maschinen mit Ge 4/4 I versus BoBo den Nummern 601–604 in Betrieb ge- Offiziell musste die RhB diese Lokomo- Um Haaresbreite wären alle zehn BoBo-I- nommen werden. Äusserlich am auffäl- tiven als Ge 4/4 bezeichnen, was soviel Lokomotiven für immer von den Bündner ligsten war, dass die Loks sich farblich heisst wie elektrische (e) Schmalspur- Schienen verschwunden. Diese eher von ihren Vorgängerinnen abhoben. lokomotive (G). Der Zähler des Bruchs unscheinbaren Loks haben das Bild der Im Nachhinein eigentlich erstaunlich, gibt an, wieviele Antriebsachsen die Rhätischen Bahn während mehr als 60 Jahren war doch das Braun die «Hausfarbe» Lok (4) aufweist und der Nenner bezif- mitgeprägt. Zumindest vier dieser Loks werden für Lokomotiven der BLS und der RhB. fert die totale Anzahl Achsen (4). zurzeit aber wegen Lokmangels noch benötigt. Die BLS blieb ihrem Lokomotivdesign Diese doch eher komplizierte Bezeich- damals treu – die RhB beschritt neue nung setzte sich bei der Rhätischen Wege und liess sie in Grün in Dienst Bahn intern nie durch. Vielmehr sprach Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte setzen. Die maximale Leistung der das Personal eben von der BoBo. Was die RhB die Reisezeiten im Schnell- BoBo betrug 1600 PS, die maximale verbirgt sich hinter diesem Geheim- zugsdienst merklich verkürzen und Geschwindigkeit neu 75 km/h. Damit code? Zur Kennzeichnung einer Lo- in St. Moritz war für 1948 die Wintero- konnte der Fahrplan wie gewünscht komotive hinsichtlich Laufwerk- und lympiade geplant. Es mussten deshalb ausgebaut werden. Achsanordnung existiert ein interna- dringend moderne Lokomotiven und Schliesslich liessen sich auch die SBB tionales System mit Buchstaben und Wagen beschafft werden. Die Lokomo- von den Vorteilen dieser Lokbauart Zahlen. Dabei bedeutet «B» zwei Ach- tivindustrie war in den Kriegsjahren überzeugen und bestellten insgesamt sen zu einer Einheit (Drehgestell) zu- nicht untätig geblieben und hatte einen 50 Lokomotiven, die Re 4/4 I. sammengefasst. Und weil jede Achse leichteren Lokomotivtyp mit neuar- tigen, in die Drehgestelle eingebauten Motoren sowie mit einem selbsttra- genden Lokomotivkasten entwickelt. Damit war die moderne Lokomotive mit der Achsanordnung «BoBo» ge- boren. Die prinzipielle Funktion war Vorbild sein für praktisch alle nachfol- genden Typen bis in die heutige Zeit.
Privatbahnen als Pioniere Viel Erfahrung hatte die Industrie al- lerdings mit dieser neuartigen Metho- de noch nicht. Deshalb hielt sich die SBB vornehm zurück, einzig die pri- vate Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) beschaffte 1944 zwei Einheiten, die sich auf der steigungsreichen Bahn denn auch bewährten und als Ae 4/4 I bezeichnet wurden. Die RhB bestellte daraufhin eine Schmalspurversion. Im
Dreigestirn im Ablieferungszustand (von links nach rechts): einzeln angetrieben ist, wird der Index ein, sodass sie fortan zu zweit wie eine Ge 4/4 I 602 der RhB Grosses Echo zum Abbruch «o» angefügt. Mit zwei solchen Dreh- Doppellokomotive – gesteuert von nur (Bild von 1947) gestellen entsteht eben das eingängige Als 2010 bekannt wurde, dass einem Lokführer – verkehren können Ae 4/4 I 251 der BLS «BoBo». sämtliche BoBo I abgebrochen oder von einem Steuerwagen aus fern- (Bild von 1944) werden sollen, haben Private bedienbar sind (Pendelzug). In dieser Re 4/4 I 416 der SBB Prägnante Namen im In- und Ausland über 1700 neuen Erscheinung bewährten sie sich (Bild von 1946) Doch zurück zur Geschichte der BoBo. Unterschriften gesammelt und bis ins Jahr 2011 mehr oder weniger an- Sammlung Peter Pfeiffer Im Jahr 1953 kamen sechs weitere Ge- die RhB aufgefordert, zumindest standslos – wenn auch bei einigen Lo- schwister hinzu (605–610), sodass es eine BoBo I fahrfähig in die zur- komotiven Ermüdungserscheinungen neu 10 Einheiten waren, die fortan den zeit noch komplette Sammlung auftraten. Nicht verwunderlich nach Schnellzugsverkehr auf der Albula- und historischer Loks aufzunehmen. über 60 Dienstjahren! auf der Davoser-Linie prägten. Man darf gespannt sein, wenn Die in der letzten Zeit abgelieferten Gleichzeitig erhielten die Lokomoti- die verbliebenen BoBo nicht «Allegra»-Triebzüge sind unter ande- ven von der RhB die folgenden, popu- mehr gebraucht werden, wie die rem zur Ablösung der BoBo I gedacht. lären Namen von prägnanten Bündner RhB sich entscheiden wird! So wurden anfangs 2011 sechs Maschi- Bergspitzen, Gebirgszügen oder Tal- nen abgebrochen. Jede von ihnen hat schaften: mehr als 5 Millionen Kilometer unter vor allem die neuen grösseren Führer- den Rädern. 601 Albula 606 Kesch stände, die Einholmstromabnehmer Das heisst, sie sind mehr als 125 Mal 602 Bernina 607 Surselva und der neue rote Anstrich. Diese Mo- rund um die Erde gefahren. Die vier 603 Badus 608 Madrisa dernisierung änderte das Aussehen der verbliebenen Loks 602, 603, 605 und 604 Calanda 609 Linard Loks so nachhaltig, dass ein Laie ihr 610 helfen zurzeit noch in leichten 605 Silvretta 610 Viamala Alter nicht erkennen kann. Weiter bau- Diensten aus oder fahren zu zweit mit te man ihnen eine Vielfachsteuerung Güterzügen über die Albulalinie. Änderungen an der BoBo I
Mit der Ablieferung einer neuen Ge- linke Seite: neration Drehgestelllokomotiven im Die BoBo I in der Jahr 1973 musste zur Unterscheidung aktuellen Erscheinung. der beiden Typen, die neuere als Ge 4/4 Foto Peter Pfeiffer
II bezeichnet und die Alte mit dem rö- Herr und Frau Kugel mischen Index I ergänzt werden. Aber aus Oberdorf (D) das war nicht die einzige Änderung an posieren vor einem den BoBo I: So wurden die ehemaligen Führerstand einer abgebrochenen BoBo I, Stirnwandtüren verschweisst und die den sie erworben Seitenfenster und Jalousien im Ma- haben. Er passt nicht schinenraum durch Düsenluftgitter ganz in die Garage . . . ersetzt. Foto Bruno Kalberer Trotz der guten Pflege zeigte sich nach rund 40 Dienstjahren, dass eine Mo- dernisierung unumgänglich war, wenn man die Loks nochmals 20 Jahre ein- setzen wollte. Ein entsprechendes Um- bauprogramm begann im Jahr 1986 mit der Lok 608 und wurde 1991 mit der Lok 610 abgeschlossen. Auffallend waren Die Bündner Kulturbahn
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