JF März 2005
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Liebe JF-Leserinnen und -Leser, in diesem Jahr wird Japan, das bei der Weltausstellung in Hannover (2000) u.a. mit seinem Papierpavillon Besucher beeindruckte, als Gastgeber der EXPO fungieren. Dies ist uns Grund genug, Ihnen die Präfektur Aichi näher vorzustellen, in der sich vom 25. März bis zum 25. September sechs Monate lang über 120 Länder und in- ternationale Organisationen dem Thema „Weisheit der Natur“ (Nature‘s Wisdom) widmen werden. Doch hat Aichi mehr zu bieten als „nur“ die EXPO 2005. Wer etwas Zeit erübrigen kann, sollte unbedingt die Gelegenheit nutzen, sich in der Umgebung umzuschauen, wofür wir Ihnen einige Tipps geben möchten. Willkommen in Aichi ! AICHI liegt im Herzen Japans, in der Chūbu- yota Hakubutsukan) in Nagakute (Toyota-City), aus Toyohashi; bis heute lehrt zudem an der Region im Zentrum der größten der vier Haupt- in dem rund 100 Jahre Kfz-Geschichte zu erle- Nagoya University der Chemiker NOYORI inseln, Honshū. Eingerahmt wird Aichi von den ben sind, auf keinen Fall entgehen lassen. Ryōji (*1938, Nobelpreis für Chemie 2001). Präfekturen Gifu und Nagano im Norden, Shi- Technikfreaks reizt zudem vielleicht das Com- Bedeutende Tochter der Region ist ICHIKA- zuoka im Osten, dem Pazifik im Süden und Mie memorative Museum of Industry and Tech- WA Fusae (1893-1981), eine der führenden im Westen. Es hat eine Fläche von über nology (Sangyō Gijutsu Kinenkan) in Nagoya. japanischen Frauenrechtlerinnen Japans, die 5.100qkm, macht damit ungefähr 1,4% der Ge- Dass Aichi auch in Bereichen wie Chemie, Zeit ihres Lebens für die Gleichberechtigung samtfläche Japans aus und zählt mit mehr als Stahl, Textilien, Lebensmittel und Keramik eine und für bessere Bildungsmöglichkeiten für 7,15 Mio. Einwohnern zu den bevölkerungs- wichtige Rolle spielt, lässt sich nicht nur an den Frauen eintrat und als Mitglied des Oberhau- stärksten Präfekturen Japans. Aichis Haupt- Wirtschaftsdaten, sondern an weiteren Museen ses u.a. engagiert gegen Korruption in der stadt Nagoya - per Shinkansen von Tōkyō in ablesen, die zugleich interessante Einblicke in Politik Stellung bezog. 1½-2 Stunden erreichbar - ist nach Tōkyō, Yo- kunsthandwerkliche Traditionen der Region kohama und Ōsaka die viertgrößte Stadt Ja- vermitteln. Dies gilt beispielsweise für das Ai- pans. Sie beherbergt mit fast 2,12 Mio. Men- chi Prefectural Ceramic Museum (Aichi-ken schen (Stand: 2003) nahezu 30% der Gesamt- Tōji Shiryōkan) in Seto, das Tile Museum bevölkerung der Präfektur und präsentiert sich (Sekai no Tairu Hakubutsukan) in Tokoname heutzutage als blühende Businessmetropole und das Kawara Museum (Kawara Bijutsukan) mit modernem Hafen und dem Nagoya Port in Takahame. Schließlich zählen Seto und To- koname zu den sechs ältesten und bedeutend- sten Keramik- und Porzellanzentren Japans, weswegen setomono („Waren aus Seto“) fast zu einem Synonym für derlei Erzeugnisse ge- worden ist. Über die Abbinde-Färbetechnik shi- bori, der wir wunderschön gemusterte Stoffe für Kimono, haori (einen halblangen jackenarti- Nagoya-jō, die Burg von Nagoya gen Überwurf) und yukata (Sommerkimono © Aichi Prefectural Tourist Association aus Baumwolle) verdanken, informiert das Ari- matsu Narumi Shibori Kaikan in Nagoya. Al- EINE der Sehenswürdigkeiten Nagoyas ist die lerlei über die Herstellung traditionellen japa- Burg von Nagoya (Nagoya-jō), die TOKU- nischen Papiers (washi) sowie über seine Ver- GAWA Ieyasu 1609-14 zur Sicherung der wendung in der modernen Kunst erfährt man Region und als Ausdruck seiner Macht am Nagoya Port Aquarium im Washi no Furusato in Obara, einem für Standort des von ODA Nobunaga stammen- © Ministry of Foreign Affairs, Japan seine edlen Papierprodukte seit der Muroma- den Vorgängerbaus errichten ließ. Der fünf- Aquarium (Nagoya-kō Kaizokukan). Dank des chi-Zeit (1338-1573) berühmten Dorf in Nord- stöckige Hauptturm beherrscht, nach den im Februar eröffneten Flughafens Centrair Aichi. In diesem Zusammenhang darf auch Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg mit Hilfe (Central Japan International Airport) in Tokona- Toyohashi an der Pazifikküste von Aichi nicht einer Stahlbeton-Konstruktion wieder aufge- me, einem Vorort Nagoyas, ist Aichi nun auch vergessen werden, das für seine Pinsel bereits baut, noch heute das Stadtbild; berühmt sind exzellent in den Luftverkehr eingebunden. im Engi-shiki (10. Jh.) Erwähnung fand. Noch die beiden goldenen shachi-hoko, delphin- heute werden diese Schreibgeräte dort per ähnliche Wesen, die die äußersten Gipfelspit- OFFIZIELL erhielt die Region allerdings erst Hand gefertigt und genießen bei Kalligraphen zen zieren und mit fast 3m Länge für scharf- 1872, als die Provinzen Owari und Mikawa zu wie Malern höchstes Ansehen. sichtige Besucher selbst vom Boden aus mit einer neuen Verwaltungseinheit zusammenge- bloßem Auge erkennbar sind. Nicht versäu- fasst wurden, die Bezeichnung „Präfektur GESCHICHTSKUNDIGEN ist Aichi als Heimat drei- men sollten Sie in Nagoya den Atsuta- Aichi“. Dennoch ist der Name bereits viele er mächtiger Heerführer vertraut, die im 16. Schrein (Atsuta-jingū), eines der bedeu- Jahrhunderte alt: Er geht zurück auf ein Jahrhundert die Einigung Japans vorantrieben: tendsten und ältesten Gedicht des Takechi no Kurohito aus dem ODA Nobunaga (1534-82), TOYOTOMI Hi- Shintō-Heiligtümer Ja- Manyōshū („Sammlung der zehntausend deyoshi (1536-98) und TOKUGAWA Ieyasu pans, in dem das „Gras- Blätter“, ediert im 8. Jh.), in dem er ein Gebiet (1542-1616), der schließlich in Edo, dem heuti- mähschwert“ (kusanagi namens „Ayuchi“ besingt, was allmählich zu gen Tōkyō, das Tokugawa-Shōgunat etablier- no tsurugi) verehrt wird, „Aichi“ verschliff, einer Aussprache, die sich im te, das für mehr als zweieinhalb Jahrhunderte eine der drei Reichs- Laufe der Zeit durchsetzte, bis sie Anfang der (1603-1867) die Politik Japans bestimmen soll- insignien, die die Son- Meiji-Zeit (1868-1912) als Präfekturname te. Das Tokugawa Art Museum (Tokugawa nengöttin Amaterasu der gewählt wurde. Bijutsukan) birgt zahlreiche Kunstschätze aus Mythologie zufolge einst dieser und früheren Zeiten, darunter alte Bild- dem ersten Kaiser Ja- AICHIS wohl erfolgreichster Wirtschaftszweig ist rollen des Genji monogatari, die alljährlich im pans übergeben haben heutzutage die Autoindustrie: Wer kennt nicht Herbst für nur eine Woche in einer Sonderaus- soll. Auch der Tsushi- die Toyota Motor Corporation, inzwischen stellung dem Publikum gezeigt werden. Zu den ma-Schrein (Tsushima- zweitgrößter Autohersteller weltweit, die kürz- berühmten Söhnen Aichis in jüngerer Zeit zäh- jinja) westlich von Na- lich erneut mit großen Gewinnen, Produktions- len der in Nagoya geborene Molekularbiologe goya und der Tempel Mechanische Puppe und Absatzrekorden aufwarten konnte? Fans TONEGAWA Susumu (1939-1987, Nobelpreis Kezōji in Kira mit seinem (karakuri-ningyō) vierrädriger Fortbewegungsmittel sollten sich für Medizin 1987) und der Physiker KOSHIBA Steingarten sind sehens- © Aichi Prefectural daher das Toyota Automobile Museum (To- Masatoshi (*1926, Nobelpreis für Physik 2002) wert. Tourist Association -1- DIE älteste erhaltene Burg Japans wurde KAI Chiaki an Bord der Raumfähre Columbia cken, hausgemachten Weizennudeln) und den 1537 im Auftrag eines Onkels des ODA Nobu- ins Weltall flogen, aus der Stadt Yatomi süd- aromatischen gohei-mochi (ovalen, mit miso naga gebaut. In Inuyama in Nord-Aichi hoch westlich von Nagoya stammten, einem Zentrum überzogenen und dann gerösteten Reisku- über dem Fluss Kiso auf einem Felsen gele- der Goldfischzucht? Oder dass Aichi Japans chen) und verleiht ihnen besonderen Ge- gen, bietet sie einen traumhaften Blick hinab Hauptproduzent für Orchideen ist und Sie in schmack. Natürlich kann man - wie sollte es ins Tal. Eine weitere Besonderheit von Inuya- den Orchideengärten (Ran no Kan) in Nagoya anders sein? - in einem entsprechenden Mu- ma sowie von Handa und Chiryū sind die me- diese edlen Blumen das ganze Jahr über be- seum, dem Hatchō Miso no Sato in Okazaki, chanischen Puppen (karakuri-ningyō), die staunen können? mehr über diese Sojabohnenpaste erfahren. dank spezieller Seilkonstruktionen dem stau- Sake-Liebhaber und Köche zieht es überdies nenden Betrachter z.T. recht komplexe Bewe- AUCH sonst bietet Aichi manch schönes Natur- nach Handa ins Kunizakari Sake Museum gungsabläufe wie das Servieren von Tee oder schauspiel. Jede der 47 Präfekturen Japans hat (Kunizakari no Bunkakan) mit Probierstube Zirkuskunststücke vorführen können. Ihre Blü- ihre eigene Blume, ihren Baum, ihr Meerestier, oder ins dortige Essigmuseum (Hakubutsu- te hatten sie in der Edo- bzw. Tokugawa-Zeit sogar ihren Vogel - rein biologisch, versteht kan „Su no Sato“). Wenn Sie grünen Pulvertee (1603-1867) und werden heutzutage gern als sich. Bei Aichi sind es die asiatische Wasser- (matcha) mögen, wie er bei der Teezeremonie Vorläufer der Roboter und als Beleg für die schwertlilie bzw. Sumpfiris (kakitsubata), der verwendet früh erwachte Liebe der Japaner zu humanoi- japanische Rot-Ahorn (hananoki), die Radgar- wird, sind Sie den Automaten ins Feld geführt. Wer in der nele (kuruma-ebi) und die japanische Zwerg- in Aichi eben- Zeit vom 1. Juni bis 30. September Inuyama ohreule (konohazuku) - natürlich alles Lebe- falls richtig: In besucht, kann erleben, wie des Nachts abge- wesen bzw. Pflanzen, die in Aichi beheimatet Nishio in Süd- richtete Kormorane, einer über 300-jährigen sind. So kann man beispielsweise beim budd- Aichi wird der Tradition folgend, als Fischfänger eingesetzt histischen Tempel Muryōjuji in der Stadt Chi- Nishio-cha werden - ein ungewöhnliches, z.T. fantastisch