Strompreise Für Privathaushalte
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Wissen, was wirklich Sache ist. Strompreise für Privathaushalte Analyse der Strompreise der Grundversorger in Rheinland-Pfalz STROMPREISE FÜR PRIVATHAUSHALTE Analyse der Strompreise der Grundversorger in Rheinland-Pfalz Die wichtigsten Ergebnisse der Kurzstudie: Stromgesamtkosten eines Privathaushalts mit einem Verbrauch von 3.600 kWh im Jahr Die durchschnittlichen Jahreskosten in der Strom-Grundversorgung in Rheinland- Pfalz sind von 2010 bis 2019 um rund 255 Euro (knapp 30 Prozent) gestiegen. Seit 2014 sind sie relativ konstant geblieben. Die zwischen 2011 und 2016 deutlich gesunkenen Strom-Beschaffungskosten für die Versorger wurden kaum an die Kunden weitergegeben. Die Jahreskosten für 3.600 kWh Strom unterscheiden sich aktuell zwischen dem teuersten und dem günstigsten Grundversorger um 268 Euro. Der teuerste Versorger, die Gemeindewerke Enkenbach-Alsenborn liegen mit 1.264,68 Euro rund 30 Prozent höher als der günstigste, das E-Werk Meckenheim/Pfalz mit 996,29 Euro. Die durchschnittlichen Jahreskosten für 3.600 kWh Strom liegen bei den günstigsten Sondervertragsmodellen der Grundversorger um rund 216 Euro (24 Prozent) niedriger als in der Grundversorgung. Seit 2014 ist das Energiewerk Meckenheim in der Pfalz in dieser Erhebung der günstigste Versorger in der Grundversorgung in Rheinland-Pfalz. Kosten für Beschaffung, Vertrieb und Marge Die durchschnittlichen Kosten für Strom-Beschaffung und Vertrieb sowie die Marge sind in der Grundversorgung seit 2015 um etwa 13 Prozent gesunken. Der Unterschied zwischen dem günstigsten und dem teuersten Versorger beträgt in diesem Kostenblock aktuell 86 Prozent. Es gibt einen offensichtlichen Zusammenhang zwischen den Strompreisen der einzelnen Grundversorger und den jeweiligen Kosten für Beschaffung und Vertrieb sowie der Marge. Kosten für die Netznutzung Die Netzkosten sind seit 2014 nur leicht um etwa 5 Prozent gestiegen. Der Unterschied zwischen dem günstigsten Netzbetreiber, den Stadtwerken Ramstein-Miesenbach und dem teuerstem, den Stadtwerken Lambrecht, liegt bei rund 100 Prozent. Es gibt eine deutliche Verschiebung der Netzkosten vom verbrauchsabhängigen Arbeitspreis hin zum verbrauchsunabhängigen Grundpreis, was zu Nachteilen bei Haushalten führt, die auf niedrigen Stromverbrauch achten. Steuern und Abgaben Die Steuern und Abgaben sind von 2010 bis 2014 sehr stark angestiegen (82 Prozent). Von 2014 bis heute betrug der Anstieg nur noch rund 6 Prozent. 1 1. Einleitung Seit Beginn der Energiewende 2011 hat insbesondere im Sektor Stromversorgung eine dynamische Umgestaltung sämtlicher Rahmenbedingungen stattgefunden. Die mit der Energiewende verbundenen Erhöhungen bestehender und die Einführung neuer Umlagen bestimmten lange Zeit die öffentliche Diskussion. Das deutliche Absinken der Strombeschaffungskosten der Versorger zwischen 2011 und 2016 - als positiver Nebeneffekt der Energiewende - blieb bisher eher im Hintergrund der Debatte. Seit den Änderungen im Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) 2010 wird der größte Teil des EEG-Stroms an der Strombörse in Leipzig vermarktet. Die Höhe der EEG- Umlage bestimmt sich seitdem aus der Differenz der EEG-Vergütung für die jeweilige Erzeugungstechnik für Solar, Wind, Biomasse etc. und dem Börsenpreis. Da letzterer im Zuge der Energiewende lange Zeit deutlich sank, stieg zwangsläufig die EEG- Umlage. Letztere wurde in der Regel direkt an die Verbraucher weitergegeben, gesunkene Börsenpreise als Leitgröße für die Strombeschaffung jedoch so gut wie nicht. Dies zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung. Auch der Monitoringbericht1 2018 der Bundesnetzagentur bestätigt dies. 2. Vertragsmodelle für die Stromversorgung privater Haushalte Seit der Liberalisierung des deutschen Strommarkts haben Privatkunden die Wahl zwischen drei Vertragsmodellen. Sie können in der so genannten Grundversorgung sein, einen Sondervertrag bei ihrem Grundversorger mit besonderen Regelungen zu Vertragslaufzeit, -verlängerung und Kündigungsfrist abschließen oder den Versorger komplett wechseln, was häufig die günstigste Variante darstellt. Die Besonderheiten der Grundversorgung In §1 (1) des Energiewirtschaftsgesetztes (EnWG) heißt es: „Zweck des Gesetzes ist eine möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit mit Elektrizität und Gas, die zunehmend auf erneuerbaren Energien beruht.“ Der Grundversorger ist verpflichtet, alle Privat-Haushalte auf Basis der Stromgrundversorgungsverordnung (Strom-GVV) zu beliefern, solange sie nicht das Vertragsmodell oder den Versorger wechseln. Unter den Kunden der Grundversorger sind Haushalte, die einen höheren Verwaltungsaufwand wegen Unregelmäßigkeiten bei der Zahlung verursachen, aber auch viele bequeme und eher desinteressierte Kunden. Ein Kunde kann die Grundversorgung jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen kündigen. Laut Monitoringbericht1 der Bundesnetzagentur sind bundesweit noch ca. 28 Prozent der Privathaushalte in der Strom-Grundversorgung. Es gibt Kunden, die wegen negativer Bonitätsauskunft oder wegen fehlendem Internetzugang nicht in der Lage sind, zu wechseln – zum Teil noch nicht einmal in einen Sondervertrag beim Grundversorger. 1 Bundesnetzagentur, Bundeskartellamt: Monitoringbericht 2018, 8.2.2019 2 Die folgende Grafik2 zeigt die bundesweite Häufigkeit der drei Vertragsmodelle. 2 Bundesnetzagentur, Bundeskartellamt: Monitoringbericht 2018, 8.2.2019 3 3. Analyse der Stromjahreskosten in der Grundversorgung (GV) in Rheinland-Pfalz Im Rahmen einer Analyse der Kostenstruktur hat die Verbraucherzentrale in der Zeit von Ende 2010 bis Anfang 2019 die Grundversorgungstarife in 3.615 Postleitzahlenbereichen in Rheinland-Pfalz genauer untersucht. Die Betrachtung der Postleitzahlenebene ist nötig, da es lokale Unterschiede bei den Netzentgelten und den Konzessionsabgaben gibt. Es wurde ein mehrjähriger Erhebungszeitraum gewählt, um längerfristige Tendenzen erkennen zu können. Im ersten Schritt wurden die Jahreskosten für alle Postleitzahlenbereiche sowie die Mittelwerte, die Minimal- und Maximalwerte berechnet. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der durchschnittlichen Grundversorgungskosten in Rheinland-Pfalz für einen privaten Haushalt bei einem Jahresverbrauch von 3.600 kWh seit 2010: Die durchschnittlichen Jahreskosten in der Strom-Grundversorgung in Rheinland-Pfalz sind von 2010 bis 2019 um rund 255 Euro (knapp 30 Prozent) gestiegen. Seit 2014 sind sie relativ konstant geblieben. 4 Die folgende Grafik zeigt den Mittelwert der aktuellen Jahreskosten bei einem Verbrauch von 3.600 kWh in der Grundversorgung von 57 Grundversorgern sowie die vier günstigsten und die vier teuersten Anbieter. Der Mittelwert liegt bei 1.123,82 Euro und damit um etwa 25 Prozent höher als der Mittelwert Ende 2010 von 896,06 Euro. Erstaunlich ist aktuell der große Abstand von 268 Euro zwischen dem günstigsten und dem teuersten Versorger. Eine Erklärung für diesen großen Unterschied findet man, wenn man die Preisstruktur genauer analysiert. 3.1. Strompreisstruktur Die Strompreise für Privathaushalte lassen sich in drei Kostenblöcke aufteilen, die jeweils aus mehreren Komponenten bestehen. 1. Steuern und Abgaben: Stromsteuer, EEG-Umlage, KWK-Umlage, §19-Umlage (Stromnetzentgeltverordnung), Abschaltbare-Lasten-Umlage, Off-Shore-Haftungs-Umlage, Konzessionsabgabe, Mehrwertsteuer 2. Netzkosten: Netzentgelte, Mess- und Abrechnungskosten 3. Unternehmensspanne: Beschaffungskosten, Vertriebskosten, Gewinnmarge 5 Steuern und Abgaben gibt der Gesetzgeber im Detail vor. Die Netzkosten werden durch die Bundesnetzagentur reguliert, unterliegen also einer gewissen Kontrolle. Die in der Unternehmensspanne enthaltenen Komponenten können direkt vom Versorger beeinflusst werden. Analyse der drei Kostenblöcke Die folgende Grafik zeigt zunächst die Aufteilung der durchschnittlichen Gesamtjahreskosten für 3.600 kWh auf die drei Kostenblöcke auf Basis der Daten für 2019. 6 3.2. Die Netzkosten im Detail Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der durchschnittlichen Netzkosten seit 2010. Seit 2016 gab es nur geringe Veränderungen bei den durchschnittlichen Netzkosten. 7 Ein Vergleich der aktuellen Netzkosten 2019 bei den einzelnen Netzbetreibern ergibt folgendes Bild; es wurden der Mittelwert sowie die jeweils vier günstigsten und vier teuersten Netzbetreiber nebeneinander gestellt. Die Bundes- und Landesnetzagenturen legen für jeden Netzbetreiber eine so genannte Erlösobergrenze fest. Das bedeutet, dass der Netzbetreiber durch die Summe seiner Netzentgelte nicht mehr verdienen darf, als ihm von der Behörde als Gesamterlös vorgegeben wurde. Für die Entgeltbildung müssen die Netzbetreiber ihre Gesamterlöse verursachungsgerecht auf alle von ihnen betriebenen Netzebenen und Netzfunktionen umlegen (sog. Kostenträgerrechnung). Als mögliche Gründe für die großen Unterschiede zwischen den Netzbetreibern in Rheinland-Pfalz kommen daher in erster Linie unterschiedliche Investitionen in die Versorgungssicherheit und den Netzausbau in Frage. Starker Grundpreisanstieg bei den Netzentgelten Betrachtet man die Struktur der Netzentgelte genauer, dann fällt auf, dass insbesondere der verbrauchsunabhängige Grundpreis pro Jahr in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Hinzu kommt, dass in 2010 noch 22 Prozent der Netzbetreiber keinen Grundpreis bei den Netzentgelten erhoben haben, während dies heute nur noch bei einem Prozent der Netzbetreiber der Fall ist. Der Netzentgelt-Arbeitspreis pro kWh ist dagegen im Betrachtungszeitraum deutlich weniger angestiegen und