1109 2009

900 Jahre

1 Inhaltsübersicht

Seite Grußwort 3

1109 „Gruppenbach“ im Hirsauer Codex Erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens 4 -5

1356 Von Wigmar zu Weimar Die wechselhafte Geschichte der Burg Stettenfels 6 - 8

1737 Die Bluttat zu Gruppenbach Wie die Konfessionen doch noch zur Ökumene fanden 9 - 11

1740 Im Dienst für die Bürger Entwicklung der Gemeindeverwaltung 12 - 13

1853 Mit Gesang fi ng alles an Die Entstehung der Vereine 14 - 19

1904 Der Ort bekommt ein neues Gesicht Der Neubau der Johanneskirche 20 - 21

1905 Groß und hell statt feucht und fi nster Investitionen für die Schulbildung 22 - 24

1909 Vom Bewahren zum Fördern 100 Jahre Kindergarten 25 - 27

1933 Die Zeit unter dem Hakenkreuz Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg 28 - 29

1946 Aus Fremden wurden Nachbarn Die Integration von Heimatvertriebenen 30 - 31

1970 Rebe und Rübe, Wald und Wiese Flurbereinigung erleichtert Landwirtschaft 32 - 34

1972 Neue städtebauliche Akzente Neubaugebiet im Dornhag entsteht 35 - 36

1974 Aus Zwangsehe wird Vertrauen Eingliederung von Unterheinriet 37 - 39

1977 Sport, Spiel, Spaß Stettenfelshalle, Stadion und Hohenriethalle 40 - 41

1988 Kontakte des Herzens Partnerschaften mit Chazelles-sur-Lyon und Jerago con Orago 42 - 43

2003 Der Geist von Rio Die Lokale Agenda 21 44 - 46

2007 Vorteile für Jung und Alt Einweihung des Hauses der Generationen 47 - 48

2009 Angenehmes Leben im Grünen Wohnen in Untergruppenbach 49 - 51

Impressum 51

2 1109 2009 Grußwort zur Festschrift 900 Jahre Untergruppenbach

2009 stellt für die heutige Gemeinde Unter- den Bezug zur Gegenwart nicht zu verlieren. gruppenbach ein bedeutendes Jahr dar. Schließlich ist die Vergangenheit auch in Untergruppenbach Basis dafür, wer wir Bürgerinnen und Bürger sowie Freunde heute sind. Untergruppenbach ist heute eine der Kommune dürfen die erste urkundliche sehr lebendige Gemeinde, selbstbewusst und Erwähnung von Gruppenbach im Jahr 1109 innovativ, bekannt für ihr bürgerschaftliches als Jubiläum feiern. Deshalb haben sich Engagement und ihre gute Wohnqualität. bereits 2007 viele Ehrenamtliche gefunden, die mit Unterstützung des Gemeinderates Ich wünsche der Gemeinde, dass die vielen und der Verwaltung ein attraktives Festpro- Qualitäten in Zukunft erhalten bleiben und gramm erstellt haben. Dabei wird nicht nur noch weiter verbessert werden. Den Festbe- gefeiert, sondern auch Bleibendes geschaf- suchern wünsche ich viel Spaß in Untergrup- fen. So entstehen Baumverbindungswege penbach und den zahlreichen ehrenamt- und ein heimatgeschichtlicher Pfad mit lichen wie hauptamtlichen Helfern danke Tafeln an historisch bedeutenden Gebäuden. ich für ihren außerordentlichen Einsatz für Der für den Ort bedeutende Roman „Der unsere Gemeinde. Heiligenpfl eger von Gruppenbach“ wird als Burgfestspiel an Originalschauplätzen aufgeführt und stellt ein Ihnen wünsche ich viel Freude an dieser Lektüre. besonderes Alleinstellungsmerkmal für unseren Ort dar.

Ein eigens dafür gegründeter Ausschuss hat sich über ein Jahr hinweg mit dem Thema Festschrift auseinandergesetzt. Entstan- den ist dieses hervorragende Druckwerk, dem es gelingt, präg- Joachim Weller nante Ereignisse aus der Vergangenheit zu erzählen und dabei Bürgermeister

3 Erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens

1109 „Gruppenbach“ im Hirsauer Codex Joachim Weller

Viele Städte und Gemeinden feiern Jubiläen der ersten ur- Ansiedlungen am Oberlauf des Gruppenbachs - also beim heu- kundlichen Erwähnung, jedoch ist nicht immer ganz klar, ob es tigen Obergruppenbach - stattgefunden haben. sich bei diesen Nennungen auch tatsächlich um die besagten Auch wenn der Gruppenbach als Gewässer in den 1960er Jahren Orte handelt. Dies ist beim Jubiläum von Untergruppenbach im Ort selbst verdolt wurde, so ist er für die Menschen heute anders. Bei dem im Hauptstaatsarchiv vorliegenden immer noch Weggefährte beim Spaziergang auf dem beliebten gebundenen Codex Hirsaugiensis Wanderweg zwischen Unter- und handelt es sich zwar um eine Obergruppenbach. Der Bach selbst abgeschriebene Version aus dem entspringt am Koppenbrünnele frühen 16. Jahrhundert, aber – einem beliebten Ausfl ugsziel, das auch das Dokument aus dem Jahr liebevoll durch die künstlerischen 1109 ist zumindest in Teilen noch Kettensägearbeiten des ehema- erhalten, weil es in der Neuzeit als ligen Ortsbaumeisters Hans Wolf Akteneinband wieder verwendet gestaltet ist. wurde. Der Codex Hirsaugiensis ist eines der wichtigsten deutschen Schenkungsbücher, das in dem Der Gruppenbach selbst hat seinen bedeutenden Benediktinerkloster Namen durch die Groppe bzw. im Nordschwarzwald geführt wur- Mühlkoppe. Dieser nachtaktive de. In einem dieser Schriftstücke, Fisch mit dem auffallend breiten in dem der Ritter Conrad von Kopf lebte viele Jahre in un- Merlenheim belegt, eine Schen- serem Fließgewässer und war ein kung an das Kloster Hirsau vorzuneh- Auf diesen beiden Seiten Beweis für die saubere Wasserqualität, verlangt er doch nach men, wird der Ort als „Gruppenbach“ findet sich die älteste hoher Sauerstoffkonzentration. Mit dem Bau der Autobahn, der erwähnt. Es ist nicht überliefert, ob zur Eintragung des Ortsnamens Einleitung des Oberfl ächenwassers in den Gruppenbach und des damaligen Zeit „Gruppenbach“ relativ niedrigen Pegels verschlechterten sich die Lebensbedin- Vor 1950 floss der in Unter- bzw. gungen für den anspruchsvollen und temperaturempfi ndlichen Gruppenbach noch offen Obergruppenbach unterschieden wurde, Fisch so sehr, dass er heute dort nicht mehr heimisch ist. Durch mitten durchs Dorf. wenngleich doch feststeht, dass erste den Fund mehrerer größerer Flusskrebse im Jahr 2005 direkt am

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Koppenbrünnle ist davon auszugehen, dass sich die Wasserqualität gegenüber vergangenen Jahren wesentlich gebessert hat und sich die Natur an dieser Stelle wieder erholt – vielleicht siedeln sich irgendwann wieder Grop- pen an wie neuerdings am Buchbach in Unterheinriet.

Koppenbrünnle

Groppi

Mit der Einführung des Maskottchens „Groppi“ im Jahr 2003 wollte die Gemeinde schon bei den Kindern eine enge Beziehung mit dem Ort erreichen. Deshalb rief die Verwaltung zu einem Malwettbewerb auf und zeigte echte Groppen über mehrere Monate in einem Aqua- rium im Rathaus. Seitdem fi ndet sich die symbolisierte Groppe immer wieder an verschiedenen Stellen im Ort. Das wandert die Groppenfamilie auf Maskottchen, das als Teil eines Revitalisierungskonzeptes dem Rundwanderweg durch alle Ortsteile und den Sinn hatte, Sympathieträger für die Gemeinde zu sein stellt auf diese lustige Weise jedem Besucher und identitätsfestigend zu wirken, nahmen die Kinder gerne des Rathauses den gesamten Ort vor. an. Bei der aufwändigen Tiefgaragenbemalung des Arbeits- kreises „Familienfreundliche Gemeinde Untergruppenbach“ Auch der Erlebnispfad führt das Maskottchen der Gemeinde als Motiv ebenso wie das Bauwerbeschild der Gemeinde.

Engagierte Gewerbetreibende hatten 2004 ein Groppi-Bo- nuspunkte-System entwickelt, das den Einkauf der Bürger im Ort belohnen sollte. 2007 wurde ein leckeres salziges Hefegebäck in Fischform als „Untergruppenbacher Groppen“ erfunden. Das Rezept kann im Rathaus angefordert werden.

Die Groppenfamilie wandert durch den Ort - gemaltes Bild in der Tiefgarage.

5 Die wechselhafte Geschichte der Burg Stettenfels

1356 Von Wigmar zu Weimar Hans Georg Frank

Ob das Wahrzeichen von Untergruppenbach eine Burg ist oder ein Schloss, darüber mögen sich die Fachleute ereifern. Tatsache ist, dass der Ursprung des Stettenfels im Dunkeln liegt. Wann und von wem die Mauern hochgezogen wurden, weiß niemand.

Vielleicht haben drei Herren aus Heil- bronn den Bau mit breitem Graben und drei Wehrtürmen in Auftrag gegeben - Hans Wigmar, sein Bruder Haintz und ihr Schwager Peter Fuer. Ihre Namen tauchen auf bei der ersten dokumen- tierten Erwähnung der markanten Immobilie. 1356 – mit der „Goldenen Bulle“ wurde gerade das wichtigste Grundgesetz des Heiligen Römischen Die Sturmfeder blieben 106 Vertrag über den Verkauf der Burg Reiches Kaiser Karls IV. erlassen – ver- Jahre auf dem Stettenfels. Stettenfels und des Dorfs Gruppen- kaufte das Trio den noblen Besitz an Am 25. Juli 1462 trennte sich bach an Burkart Sturmfeder den „ehrbaren Ritter Burkart Sturm- Friedrich von Sturmfeder für feder“. Sein neues Domizil ließ sich 5 020 Gulden von der Burg, nun der Ritter „zwei hundert pfunt guter zog Raban von Helmstatt ein, behielt sie aber nur 16 Jahre. Haller“ kosten. Nach mehreren Eigentümerwechseln sorgten die Fugger für Doch die Burg gehörte ihm damit nicht ganz. Denn einen Kontinuität. Die reichen Handelsgrafen aus fügten Teil besaß die adlige Familie von Hirschhorn. Aber dank einer die Burg von 1551 bis 1747 in ihr Imperium ein. Bereits 1576 glücklichen Fügung bekamen Sturmfeders bereits um 1370 alles: veranlassten sie die Burkarts Sohn heiratete eine Hirschhorn-Tochter. Umwandlung in ein Schloss durch Wendel Dietrich, der sich vom Holzschnitzer zu einem bedeutenden Renaissancearchi- tekten hochgearbei- tet hatte. Nachdem Schloss Stettenfels 1594 abgebrannt war, erhielt er aber- mals durch Hans Fug- ger den Auftrag zur Wiederherstellung der Anlage. Im 18. Jahrhundert erfolgte noch der Versuch der Gründung eines

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Kapuzinerhospizes durch die katholischen Fugger, diese Bauten wurden jedoch 1735 von Württemberg zerstört. Aus dieser Zeit sind der Gästebau an der Nordseite und eine Steinbrücke erhal- ten. 1747 erwarb Herzog Karl von Württemberg das Schloss und ließ angeblich die Kupferdächer der Türme auf sein Lustschloss Solitude schaffen. 1829 kaufte die Gemeinde Gruppenbach den Besitz und behielt sich bei späteren Veräußerungen Nutzungs- rechte vor. 1852 zog der Rotgerber Friedrich Korn aus Calw auf dem Stettenfels ein, bereits 1858 folgte ihm der Hamburger Kaufmann Anton Mayer, 1881 machte der Hanseat Platz für den Gutsherrn Friedrich Bürkle. Bis 1888 hatte das staatliche Forstamt seinen Sitz auf dem Stettenfels, im selben Jahr erwarb der Weinsberger Landwirt Christian Hildt die Burg. 1901 kaufte der Kölner Jurist Dr. Walter Putsch die historische Anlage und renovierte die Gebäude in zeitgenössischem Stil. 1918 übernahm die Familie Haldenwang das Anwesen. 1924 erwarb der Schuhfabrikant Sieg- fried Levi aus Kornwestheim („Salamander“) das Wahrzeichen des Ortes, in dem er ein Gestüt er- richtete. Am 5. Oktober 1937 wurde jedoch das Schloss „arisiert“ und der jüdische Besitzer fl oh nach Südafrika. 1939 wurden die alte Vogtei (1576) umgebaut und Teile der Anlage abgerissen, um eine „Ordensburg“ der Nazi-Partei NSDAP zu errichten, das Projekt scheiterte jedoch wegen des Zweiten Weltkrieges. Nach 1945 stand Stettenfels zunächst unter amerikanischer Vermögensverwaltung. Ab 1946 betrieb die evangelische Kirche ein Freizeit- und Altenheim auf der Burg. 1951 bekam sie in einem Wiedergutmachungsverfahren die Witwe von Siegfried Levi zugesprochen, die sie 1957 an Dr. Friedrich Spieser aus dem Elsass verkaufte, dessen Erben sich 1994 mit Roland Weimar einigten. Seit 1995 verwirklicht der Fleiner Architekt seinen Traum von einem gastronomisch und kulturell genutzten Schloss. Seither vermerken Denkmalschützer „erste mustergültige Re- staurierungsanfänge“. Doch der umtriebige Weimar stieß bei den Bürokraten auch auf gravierende Schwierigkeiten, wurde ihm doch aus denkmal- und landschaftsschützerischen Gründen un- Ansichtskarte, im Jahr 1902 verschickt tersagt, ein Hotel mit 200 Betten im vier Hektar großen Park zu

7 Die wechselhafte Geschichte der Burg Stettenfels 1356

errichten, das gleichsam als „betriebswirtschaftliche Sicherheit“ für Restaurants und Kongressräume im Schloss hätte dienen sol- len. Weimar wollte rund 20 Millionen Euro in das Prestigeobjekt investieren, mit dem in Untergruppenbach ein wichtiges Kapitel in Sachen Tourismus begonnen hätte. Die Pläne für das Hotel, vier Stockwerke im Atriumstil, blieben in der Schublade, verwirk- licht wurde eine der größten Gartenwirtschaften des Heilbronner Landes. Im Burggraben gibt es kulturelle Darbietungen, die bei weniger angenehmem Wetter in den 500 Quadratmeter großen Gewölbekeller verlegt werden. Ganz gleich, ob 500 Zuhörer mit einem schwäbischen Kabarettisten lachen oder 5000 Fans von einem Weltstar auf der großen Wiese verzaubert werden, die Atmosphäre auf der Burg ist unvergesslich schön. Auch wenn Roland Weimar seinen Wunschtraum nicht ganz erfüllen konnte, bereut hat er den Kauf nicht. „Ich habe etwas Im Jahr 2002 beschloss der Gemeinderat, gemeinsam mit dem geschaffen für meine Mädchen“, sagt er stolz. Tochter Anja ist Burgbesitzer ein Beleuchtungskonzept für das Bauwerk zu erstellen. die Chefi n des Wirtschaftsbetriebs auf dem Stettenfels, ihre Schwester Heike düst noch als VW-Managerin um den Globus. Die Lage auf einem nach Südwesten ausgerichteten Bergsporn kann noch immer als ideal gelten. Von dort oben ließen sich einst wichtige Fernstra- ßen wie die Salzroute von Hall nach Lauffen überblicken. Heute verhilft der weite Panoramablick dem schönen Biergarten zu größter Beliebtheit.

8 1109 2009 Wie die Konfessionen doch noch zur Ökumene fanden

1737 Die Bluttat zu Gruppenbach Wolfgang Altvater

Am 25. Mai 1737 war Gruppenbach Schauplatz einer spek- mit den Armen fest umschlungen, damit die Gräfl ichen ihn nicht takulären Bluttat, die damals ganz Württemberg erregte und in die Kutsche schleppen konnten, und wurde von dem im Gefol- auch literarisch ihren Niederschlag fand – in dem berühmten ge des Grafen befi ndlichen Amtsschreiber Rößler auf der Stelle Roman „Jud Süß“ von Lion Feuchtwanger und erschossen. Der ledige 21jährige Christof Löhel aus Grup- der volkstümlichen Erzählung „Der penbach stand auf dem Kirchhofe bei dem Thor, wo er von Heiligenpfl eger von Gruppenbach“ dem jungen Grafen mit zwei Kugeln durchschossen wurde, von Philipp Spiess. so daß er 2 Stunden darauf eine Leiche war.“

In einer alten Oberamtsbe- Hintergrund dieser Bluttat war ein schon Jahre währender schreibung wird der Zwischenfall Rechtshändel der Fugger mit der württembergischen geschildert: Regierung. Aber auch örtliche soziale und religiöse „Als nämlich Herzog Carl Alex- Streitigkeiten zwischen den evangelischen Bauern und ander in Ludwigsburg gestorben den katholischen Fuggern, die seit 1556 das Schloss und war, so publicirte am 25. Mai 1737 die Herrschaft Stettenfels in Besitz genommen hatten, Vogt Hochstetter aus spielten eine Rolle. Schon 1562 beschwerten sich die der Bürgerschaft zu Gruppenbach Gruppenbacher beim Herzog in Stuttgart wegen „allerlei einen Befehl der württembergischen Frohnen und Neuerungen“ der Fugger. Regierung, und wollte am folgenden Tage der Leichenpredigt für den 1659 wollte Graf Christof Ludwig Fugger den katho- verstorbenen Herzog anwohnen. Der lischen Gottesdienst in Gruppenbach einführen - aber Vogt logirte im Pfarrhaus, als der junge Herzog Eberhard III. verbot es ihm. Als schließlich Ludwig Graf Anton von Fugger mit Gefolge, alle mit vielen Flinten und Xaver Graf von Fugger 1734 auf dem Stettenfels ein Kapuziner- Pistolen bewaffnet, in das Pfarrhaus drangen und den Vogt mit Kloster errichten ließ - mit der Absicht, Gruppenbach und Umge- Gewalt in eine vor dem Pfarrhause stehende Kutsche schleppen bung für den katholischen Glauben zurückzugewinnen - kam es wollten. Auf Hülferufen kamen Bauern herbei. Der 56jährige zum offenen Konfl ikt. Christian Knauß, Weingärtner in Gruppenbach, hielt den Vogt

Der württembergische Herzog entsandte daraufhin Militär nach Gruppenbach – die katholische Kirche und das Kapuzinerhospiz auf dem Stettenfels wurden niedergerissen. Über zwei Jahre standen der Fuggergraf und sein des Mordes angeklagter Sohn auf dem Stettenfels unter Arrest. 1747 verkauften die Fugger schließlich die Herrschaft Gruppenbach mit Stettenfels an das Haus Württemberg.

Das Dorf beherrscht von Fugger-Rathaus und Stettenfels. Bild aus „Der Heiligenpfleger“ 9 Wie die Konfessionen doch noch zur Ökumene fanden 1737

Die 1960 erbaute St. Stephan-Kirche am Rande des Neubaugebietes

Gott sei Dank sind heute die konfessionellen Zwiste überwunden Stettenfels, später im Happenbacher Schulhaus. Als dies wieder und die Kirchen vor Ort pfl egen eine ausgesprochen freundliche untersagt wurde, entschloss man sich eine Kapelle zu bauen. und verbindliche Ökumene. 1866 wurde sie eingeweiht. Auch in Untergruppenbach wurde eine - inzwischen wieder verkaufte -Kapelle erbaut. Durch die Einbürgerung katholischer Heimatvertriebener nach dem 2. Weltkrieg war ein gutes konfessionelles Miteinander auch notwendig geworden. Die ersten katholischen Gottes- dienste feierte Pfarrer Albert Laus aus zunächst im Gasthaus zur Rose und im Saal des evangelischen Pfarrhauses. Seit dem Sommer 1947 stellte die evangelische Kirchenge- meinde ihre Johanneskirche für katholische Gottesdienste zur Verfügung. Im November 1960 konnte Weihbischof Sedlmeier aus Rottenburg eine katholische Kirche in Untergruppenbach einweihen. Mit Blick auf die zahlreichen Gemeindemitglieder aus Ungarn wurde als Kirchenpatron der heilige König Stephan von Ungarn gewählt.

Ökumenische Gemeinschaft wird auch mit der methodistischen Friedensgemeinde gepfl egt, die heute ihren Hauptsitz in Happenbach hat. Die Anfänge dieser Gemeinde reichen bis ins Jahr 1852 zurück. Zunächst trafen sich die Gläubigen unter Ehemalige methodistische freiem Himmel in Donnbronn und am Waldrand hinter der Burg. Kapelle im Gütle

10 1109 2009 Wie die Konfessionen doch noch zur Ökumene fanden

Ökumenische Gottesdienste, Bibelstunden, Seniorenkreise, Tanz- Die katholische St. Stephanskirche - Außen- und Innenansicht und Gymnastikgruppen sind heute eine Selbstverständlichkeit, Gott sei Dank.

Ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit ist der Eine-Welt-Laden - eine ökumenische Initiative in kirchlicher Trägerschaft . Die ehrenamtlich Mitarbeitenden bieten hier Lebensmittel und Waren aus Fairem Handel an, der den Bauern und Erzeugern in Asien, Südamerika und Afrika faire Erlöse und einen angemessenen Lebensstandard Der Eine-Welt-Laden liegt zentral im Ortskern ermöglichen soll. bei der Johanneskirche am Marktplatz.

Beim Straßenfest ist der ökumenische Mit einer gemein- Gottesdienst schon Tradition geworden. samen „Sonnen- schirm-Aktion“ in den Neubaugebieten in Donnbronn und der Untergruppenbacher Talaue knüpften die Kirchen Kontakte zu den zugezogenen Neubürgern. Diese Aktion kam gut an und fand Echo über die Dorfgrenzen hinaus, selbst das Fernsehen berichtete darüber.

11 Entwicklung der Gemeindeverwaltung

1740 Im Dienst für die Bürger Joachim Weller

Seit der Zeit der Fugger war das alte Rathaus im Ortskern unterhalb der Burg Sitz der Verwaltung in Untergruppenbach. 1740 wurde der Massivbau mit Korbbogen-Straßendurchfahrt, Walmdach und Dachreiter in der Zeppelinstraße 8 bezogen. Die Pläne für den markanten Torhausbau stammen aus der Feder des Fugger-Architekten Franz Häffele. Der Barockbaumeister aus , der im Odenwald und im Unterland für zahlreiche Kirchen und andere repräsentative Gebäude die Pläne entwor- fen hat, war zunächst im Auftrag des Grafen Ludwig Xaver von Fugger als einfacher Maurer tätig. Später qualifi zierte er sich zum Baumeister und Architekten und wurde zu dieser Zeit „Baumeister von Gruppenbach“ genannt. Für den Grafen Ludwig Fugger baute er 1737 in Untergruppenbach im Schlosspark ein „Lusthaus mit Saal“ und 1739/1740 das Rathaus.

So war mehr Personal auf dem Rathaus notwendig, eine Erwei- terung des vorhandenen Gebäudes aber nicht möglich. Deshalb erwarb die weltliche Gemeinde 1962 von der evangelischen Kirchengemeinde das ehemalige Pfarrhaus aus dem Jahre 1780 und baute es 1963 um. Seitdem ist in der Kirchstraße 2 neben der Johanneskirche der Sitz der Verwaltung. Der Einzug war mit einem großen Fest verbunden.

1974 kam durch die Gemeindereform der Zusammenschluss von Untergruppenbach mit der früher selbstständigen Gemeinde Unterheinriet. Damit wurde die Kommune wieder größer und auch die Aufgaben nahmen weiter zu.

Altes Rathaus, - seit den 60er Jahren Während in Unterheinriet das Nach dem Zweiten Welt- als Wohnhaus genutzt alte Rathaus dem Neubau krieg war Gruppenbach von einer Straße weichen musste, starkem Wachstum geprägt. Vor allem die positive Einstellung wurde das geräumige Unter- der Menschen in der so genannten Wirtschaftswunderzeit sorgte gruppenbacher Rathaus in der für eine starke Bevölkerungszunahme. Weil auch die kommu- Kirchstraße bis zum Dach mit nalen Aufgaben zunahmen, wurde das alte Rathaus zu klein. Die Verwaltungsräumen ausge- junge Bundesrepublik entwickelte stetig neue Gesetze, die die nutzt. Im Wandel der Zeit Verwaltung umzusetzen hatte; die neue Infrastruktur veränderte entwickelte sich die Verwal- das Ortsbild. Es galt, Straßen anzulegen, Kanalisation und die tung dann zur moderneren Wasserversorgung aufzubauen. Müllabfuhr und allerlei Service Dienstleistungseinrichtung, was waren zu organisieren. Vieles wurde neu geschaffen, was heute wieder zusätzliches Personal selbstverständlich ist. zur Folge hatte. Altes Rathaus in Unterheinriet

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1988 wurde deshalb im Zuge der Neugestaltung der Ortsmitte Durch ein neues Selbstverständnis der ehrenamtlichen Bür- ein Anbau errichtet. Bis zum Frühjahr 1994 wurden insgesamt gerbeteiligung sind seit 2003 im Rathaus auch immer mehr über 11 Millionen DM in Platz und Gebäude investiert. Die Menschen ehrenamtlich tätig und werden dort nach Kräften von gelungene architektonische Verbindung von Alt und Neu wird hauptamtlichen Mitarbeitern unterstützt. Weil die Mitarbeiter durch das Bild des weltbekannten Künstlers Prof. Ben Willikens offen sind für Neues, fällt es Ehrenamtlichen leicht, sich zu (Grauer Saal) im Sitzungssaal abgerundet. engagieren. Mit vielfältigen Erfolgen einer engagierten Bürger- schaft hat sich Untergruppenbach in der Region einen Namen Der großzügige Freibereich vor den Büros dient Ausstellungen als lebendige Bürgergemeinde gemacht. Ein Beispiel dafür ist verschiedenster Art. die Auszeichnung der IHK Heilbronn-Franken als Gemeinde mit dem familienfreundlichsten Klima im Jahr 2007. Mit Das Rathaus hat sich seitdem optisch wenig verändert. mehreren Landesauszeichnungen wurde der Gemeinde Lediglich der Pförtnerraum im Eingangsbereich ist immer wieder bescheinigt, dass die Bürgerbeteiligung verschwunden und eine Kinderspielecke wurde einge- ein guter Weg für die Gemeindeentwicklung ist. Bei richtet. Für den Wandel zur bürgernahen Verwaltung den unterschiedlichsten Themen werden die Bürger war das Gebäude mit viel verglasten Flächen bereits eingebunden, die diese Politik der „Augenhöhe mit beim Bau zukunftsweisend. Heute ist es der archi- dem Bürger“ auch sehr schätzen und dadurch mehr tektonische Spiegel der Offenheit, Transparenz und Verständnis für manchmal notwendige Entschei- Freundlichkeit der Untergruppenbacher Verwaltung. dungen entwickeln.

Die Gemeindeverwaltung ist der drittgrößte Arbeitgeber am Ort. Ein ehrenamtlicher Berichterstatter unterstützt diese Trans- Unter der Leitung des Bürgermeisters sind (inklusive der Teil- parenz durch regelmäßige Beiträge im Amtsblatt. Gerade in zeitstellen) über 100 Mitarbeiter für die Bürger da. Der originäre jüngster Zeit übernimmt die Gemeinde auch vermehrt Aufgaben Aufgabenbereich (Verwaltungsbereich – Rathaus selbst) wird für die Nachbarkommunen und erlangt dadurch eine zentralört- allerdings von nur 17 Personen abgedeckt. Einen Großteil stellen liche Funktion, so sind der Polizeiposten und die Erziehungsbera- die Erzieherinnen (30 Mitarbeiter) und der Bauhof (11 Mitarbei- tung des Landratsamtes in Untergruppenbach angesiedelt. ter), aber auch Hausmeister, Reinigungskräfte, Freibadmitarbeiter oder Büchereileiterinnen und viele mehr.

„Runder Tisch“ im Ratssaal Immer wieder locken interessante Ausstellungen die Menschen ins Rathaus. 13 Die Entstehung der Vereine

1853 Mit Gesang fing alles an Walter Happold

1853 Liederkranz 1905 Turn- und Sportverein Untergruppenbach

Der „Liederkranz“ ist Der Aspekt, dass der älteste Verein in das Vereinsleben Untergruppenbach. eine Kompensation 100 Jahre lang war oder Ergänzung er ein reiner Männer- der Arbeits- gesangverein. Heute welt bildet, gilt besteht neben dem besonders für die gemischten Chor der Mitglieder der 2003 gegründete Arbeitervereine. Projektchor „Canto Aus den hiesigen Allegro“. Tagelöhnern und Zur Tradition wurden Söldnern (Klein- in den letzten 30 bauern, die nicht 1905 Turnverein „Turnvater Jahn“ Jahren die Chorkon- allein vom Ertrag ihrer Güter zerte im Fuggersaal leben konnten) waren Arbeiter geworden, die in den Steinbrü- der Burg Stettenfels, chen um Heilbronn und den Fabriken der Stadt fest beschäftigt die Kirchenkonzerte waren. Dieser Personenkreis bildete den Mitgliederstamm der in der Johanneskirche fünf Arbeitervereine, die in der Gemeinde entstanden: und seit dem Bau des Festsaales der Stettenfelshalle 1964 Aufbruch zum 1905 Turnverein „Turnvater Jahn“ Untergruppenbach die gemeinsamen Konzerte mit dem Sängerfest nach Heilbronn 1905 Radfahrverein „Frisch Auf“ Untergruppenbach Projektchor und dem Schulchor der 1907 Radfahrverein „Waldeslust“ Obergruppenbach Stettenfelsschule. 1910 Turnverein „Frisch Auf“ Donnbronn Neben gehaltvoller und anspruchsvoller Chorliteratur wird auch 1921 Gesangverein „Hoffnung“ das gesellige Singen gepfl egt.

TSV 1905 Untergruppenbach 1905 Turnverein „Turnvater Jahn“ 1935 Fußball 1968 Tischtennis 1971 Tennis 1970 Handball 1975 Schach 1978 Volleyball 1981 Leichtathletik 1996 Theatergruppe „Saukübelbühne“ 2003 Karate

Jubiläumskonzert in der Johanneskirche am 12.4.2003 14 1109 2009 Die Entstehung der Vereine

In den zwanziger Jahren Im Nationalsozialismus In ganz Deutschland entwickelten sich in den zwanziger Jahren Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten veränderte und bis zum Beginn des Dritten Reiches trotz der wirtschaft- schlagartig die Vereinslandschaft. Alle dem Arbeiter-, Turn- und lichen Schwierigkeiten und der damit verbundenen hohen Sportbund, dem Arbeiter-Radfahrerbund und dem Arbeiter Arbeitslosigkeit enorme kulturelle und gesellschaftliche Ak- -Sängerbund angeschlossenen Vereine wurden verboten, das tivitäten. Das zeigte sich in unserem Dorf an der Vielfalt der Vereinsvermögen eingezogen und schriftliche Unterlagen ver- Vereinsveranstaltungen. Neben den internen Unternehmungen nichtet. Nach diesem Verbot blieben in Untergruppenbach nur (z. B. Jahresausfl ug und Familienfeiern) richtete jeder Verein noch zwei kulturelle Vereine bestehen. Der Gesangverein „Lie- einmal jährlich ein großes Fest für die gesamte Bevölkerung aus. derkranz“ übernahm Sänger, Noten und Fahne des Gesangver- eins „Hoffnung“. Die Musikkapelle „Edelweiß“ konnte ebenfalls Die Fahnenweihe weiter musizieren, weil sie wie der „Liederkranz“ keiner politisch Zwischen 1925 und 1929 missliebigen Dachorganisation angehörte. Mit der Reduzierung gab es fünf Fahnenweihen. der Vereine wollten die Machthaber einen wichtigen Schritt zur Sie wurden mit Umzügen „Gleichschaltung der nationalen Volksgemeinschaft“ vollziehen. durch das geschmückte Dorf und reger Beteiligung auswärtiger Vereine zu 1921 Musikverein besonderen Höhepunkten. Es gab wohl kaum einen Im Musikverein gab es zunächst nur Streichinstrumente. Gruppenbacher, der sich an Erst seit 1924 gibt es die Bläserkapelle. diesem blühenden Vereins- 1929 erfolgte die Namensgebung „Musikkapelle Edelweiß“, seit leben nicht in irgend einer 1964 „Musikverein Edelweiß“. Weise beteiligte. Noch heute schwärmen ältere Mitbürger von dieser Zeit. Fahnenweihe

Musikverein „Edelweiß“ im Jahre 1925, ganz links mit Klarinette Paul Knauß (Dirigent bis 1966), ganz rechts mit Tuba Karl Krumm (langjähriger Vorstand des Gesangvereins „Liederkranz“) Festumzug 15 Die Entstehung der Vereine 1853

1923 R.M.S.C. Heinriet 1949 Obst- und Gartenbauverein

Der Obst- und Gar- tenbauverein, der sich in den Gründerjahren in der Nachkriegszeit zunächst zur Auf- gabe gemacht hatte, den Obstbauern und Gartenbesitzern in der Selbstversorgung beizustehen, hat sei- nen Vereinszweck im Laufe der Jahrzehnte ständig ausgebaut und neuen Gegebenheiten angepasst. Zu den Zielen des Vereins gehören heute, neben der Förderung R.M.S.C Heinriet des Obstbaus, die Unterrichtung der Mitglieder und der Öf- fentlichkeit durch Vorträge und Veranstaltungen. Seit vielen Der Verein R.M.S.C. Heinriet wurde als Rad- und Kraftfahrverein Jahren ist das Frühlingsfest des Obst- und Gartenbauvereins ein Waldeslust gegründet. 1933 wurde er auf staatliche Anweisung beliebter Treffpunkt. hin aufgelöst. 1951 erfolgte unter der Bezeichnung Rad- und Motorsportclub Oberheinriet eine Neugründung. Sportliche Tätigkeiten: Motor- sport (Kart- und Automobilslalom), Radsport (Kunstradfahren – Wettkampfsport bis 1990), ab 1979 Aufnahme einer Rollsport- abteilung. Seit 1970 fi ndet jeweils am Vatertag das „Heckenfest“ statt, das zu einem festen Bestandteil des Gemeinlebens Heinriets geworden ist. 2007 erfolgte die Einweihung der eigenen Rollschuhbahn. Die Motorsportabteilung richtet seit einigen Jahren einen Auto- mobilslalom in Schwieberdingen und seit zwei Jahren einen Kartslalom im Rahmen des Unterland-Hohenlohepokals vor der Stettenfelshalle aus.

Weiterführende Infos zu den Vereinen In dieser Festschrift können nicht alle Vereine (ca. 50) ausführlich aufgeführt werden. Informationen über die Vereine erhalten Sie über das Internet: http://www.untergruppenbach.de Die Gründungsmitglieder und aus der Gemeindebroschüre „Bürger-Info“, die im von links: Walter Schreyer, Rudolf Schukraft, Hans Wolf, Rathaus erhältlich ist. Berta Wormser, Hermann Klotz, Eugen Käfer, Helmut Weinert, Willi Braun, Walter Unkauf

16 1109 2009 Die Entstehung der Vereine

1954 Spielvereinigung Heinriet 1957 Deutsches Rotes Kreuz Ortsverein Heinriet Die Spielvereinigung Heinriet bietet ihren über 900 Mitgliedern in den Abteilungen Fußball, Turnen, Tischtennis, Leichtathle- Neues Einsatzfahr- tik, Wandern, Bergsteigen und Skisport eine große Bandbreite zeug, das unter körperlicher Betätigung an. Besonders die Turner haben das Dorf anderem von der in Sportkreisen weithin bekannt gemacht, haben sie doch einen Gemeinde finan- Stammplatz auf dem Siegertreppchen. Dass die Spvgg auch feiern ziell unterstützt kann, beweist wurde. sie beim Fest unter dem Maibaum und beim beliebten Am 1. Juni 1957 wurde der Ortsverein in Unterheinriet Backhausfest gegründet. im Septem- ber. 1968 Musikverein Heinriet

Seit 1968 ist der MV Heinriet fester Bestandteil im Leben unserer Ortschaft. Jährliche Konzerte in der Hohenriethalle oder 1955 Landfrauenverein Heinriet beim Schozachtaler Blasmusikkonzert zeigen die Vielseitigkeit gegründet 1955 des Blasorchesters, dessen Repertoire nicht bei der traditionellen Unterhaltungsmusik stehen bleibt. Die traditionelle Landfrau gibt es nicht mehr, allerdings ist sie Der Ehrenvorsitzende Helmut Lutz hat 1973 das Heinrieter immer noch kompetent in Sachen Kinder und Küche. Schlachtplattenfest initiiert, das seitdem zu den Highlights im Sie kann gut kochen und alles Hauswirtschaftliche ist ihr geläu- Festkalender der Gemeinde zählt. Immer am 3. Septemberwo- fi g. Die heutige Frau ist oft berufstätig und sucht im Verein die chenende treffen sich Freunde des Ortes und der Musik, um in Begegnung mit Gleichgesinnten und die Vielfalt der angebote- gemütlicher Runde im Festzelt bei Blasmusik Essen und Wein nen Veranstaltungen. aus dem Ort zu genießen.

Der Landfrauenverein Untergruppenbach wurde 1985 gegründet.

17 Die Entstehung der Vereine 1853

1974 Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft 1975 Pfadfi nder

Durch den Bau des Freibads entstand der Wunsch, zumindest Der Bund der Pfadfi nderinnen und Pfadfi nder e.V. (BdP) ist die einen Stützpunkt der DLRG-Ortsgruppe in Untergruppen- interkonfessionelle Pfadfi nderorganisation in Deutschland. Die bach aufzubauen. Pfadfi nderarbeit in den „Stämmen“ gliedert sich in drei verschie- Bei der durch den damaligen Bürgermeister Karl-Wilhelm Liechti dene Altersgruppen: Wölfl inge, Pfadfi nder und Ranger/Rover . In und Ehrenvorsitzenden Fred Rauch initiierten Gründungsver- wöchentlichen Gruppenstunden, Fahrten und Lagern gibt es eine sammlung traten spontan zahlreiche Anwesende der Deutschen Menge zu erleben und gemeinsam zu entdecken. Dies reicht von Lebensrettungsgesellschaft bei und gründeten 1974 die Orts- musischen, handwerklichen und sportlichen Aktivitäten über Ge- gruppe Untergruppenbach. Die ehrenamtlichen Lebensretter hal- ländespiele bis hin zur Kanutour, zur Großfahrt nach Schweden ten nicht nur Wache im Freibad, sie achten auch am Breitenauer oder zum Weltpfadfi ndertreffen in fernen Ländern. See darauf, dass aus dem Badespaß kein tödlicher Ernst wird.

Bundeslager in Wolfsburg im Jahr 2005

Meutestunde auf dem Pfadfinderplatz

18 1109 2009 Die Entstehung der Vereine

1980 Heimatverein 1984 Freundeskreis Bareka

1980 wurde der Heimatverein gegründet. Entsprechend seiner hat sich die Förderung der Entwicklung in den ärmsten Ländern Satzung hat es sich der Verein, der zur Zeit rund 130 Mitglieder der Welt zum Ziel gesetzt. Burkina Faso in Westafrika gehört zu hat, zur Aufgabe gemacht, Zeugnisse der Vergangenheit des den zehn ärmsten Ländern der Erde. heimatlichen Raums zu erhalten, aufzubewahren und zu pfl egen. Dort unterstützt Bareka ein Missionskrankenhaus und ein Das Bildarchiv des Vereins umfasst über 1.300 Aufnahmen aus Zentrum für unterernährte Kinder. Seit 1995 konnte der Verein alter und neuer Zeit. Die Nachlässe etlicher Heimatforscher wer- über 55 Bohrbrunnen und 8 Schachtbrunnen realisieren. Darüber den verwaltet und ausgewertet. Archivalien, die die Gemeinde hinaus werden 4000 betreffen, werden gesammelt, ebenso Gegenstände, die für das Bäuerinnen und Bauern dörfl iche Leben früherer Zeit von Bedeutung gewesen sind. Den beim Anbau und der Mitgliedern und Freunden des Vereins werden Wanderungen, Vermarktung von Ausstellungsbesuche und Vorträge angeboten. Seit 1994 erhal- biologischem Sesam ten die Mitglieder eine Jahresgabe, deren Inhalt das Heimatbuch unterstützt. „Bare- ergänzt. ka“ entstammt dem 2008 bezog der Verein Ausstellungs- westafrikanischen und Arbeitsräume im Dachgeschoss des Vokabular und bedeutet Hauses der Generationen (Pestalozzi- „Dankeschön“. straße 1a) Brunnen mit Kindern und Frauen

1989 Freundeskreis Peru Amazonico

hat sich zum Ziel gesetzt, mit Menschen aus Peru zusammenzu- arbeiten, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern, aber auch um kulturelle Werte aus dem südamerikanischen Land hier in Deutschland zu verankern. Schwerpunkt ist die Förderung natur- naher Landwirtschaft im nordöstlichen Urwald von Peru (Raum Tingo Maria und Pucallpa). Auf medizinischem Gebiet arbeitet der Verein primär mit einem Krankenhaus in Cusco und Hospitälern im Urwald zusammen (Bekämpfung der Tropenkrankheit Leishmaniose).

19 Der Neubau der Johanneskirche

1904 Der Ort bekommt ein neues Gesicht Wolfgang Altvater

41 Meter ragt die Spitze des Turms der evangelischen Johanneskirche in den Himmel. Sie wurde in den Jahren 1903 bis 1904 nach einem Entwurf des be- rühmten Architekten Heinrich Dolmetsch neu gebaut, der über 100 Kirchen des Landes restaurierte oder plante. Ihm gelang in Untergruppenbach eine interessante Verbindung neo-romanischer Formen und Elementen des damals hoch- modernen Jugendstils.

Der Neubau wurde an Stelle einer bis ins 12. Jahrhundert zu- rückgehenden Dorfkirche errichtet. Diese war baufällig und für die wachsende Gemeinde zu klein geworden. Teile des Turmes und des Gemäuers wurden in den Neubau einbezogen. Er kostete die damals erstaunliche Summe von 120 000 Mark. Kredite aufnehmen oder gar Schulden machen wollte man freilich nicht. Erst als der letzte Pfennig angespart war, wurde der Auftrag vergeben. Das Ergebnis begeisterte alle. Die Untergruppenbacher waren stolz auf die stattliche Kirche, die dem Ort ein neues, fast schon städtisches Gesicht gab.

Die alte Dorfkirche, links das ehemalige Bild während der Bauarbeiten mit den örtlichen Am 20. März 1904 wurde Pfarrhaus, das 1962 an die Gemeinde verkauft Steinhauern und Maurern die neue Johanneskirche wurde und heute als Rathaus dient. eingeweiht. 20 1109 2009

Durch eine auf die Kanzel ausgerichtete Anordnung der Bän- Grabplatte der 1361 ver- ke und Emporen erhielt die neue Kirche den Charakter einer storbenen Engeltrudis von Predigtkirche. Unterstrichen wurde diese Bedeutung durch die Sturmfeder. Sie war die Tochter künstlerisch aufwändige Gestaltung der aus Ulmenholz ge- des damaligen Burgherrn der schnitzten kelchförmigen Kanzel. Stettenfels, Burkhard Sturm- feder und seiner Ehefrau Anna von Gundelfingen.

Im Kirchturm hängt ein wertvolles mittelalterliches Glockengeläut – drei Glocken aus den Jahren 1299, ca. 1330 und 1507. Im Herbst 2007 konnte es durch Spenden der Bevölkerung und der Gemeinde zu einem fünf- stimmigen Geläut ausgebaut werden. Das Bild zeigt die feierliche Einholung der zwei neuen Glocken.

Mit Pferdegespann und Umzug der Kinder wurden die zwei neuen Kirchenglocken am Sonntag, 14.09.2007 zum Rathausplatz gefahren.

Im Inneren der Kirche fi nden sich die ältesten Zeugnisse der Auf der Friedensglocke (links im Bild) sind als Zeichen der Ortsgeschichte. Ein Fresko aus der Zeit der Staufer (12. Jh) , das Freundschaft und Verbundenheit auch die Wappen der italie- den erhöhten Christus umgeben von Symbolen der vier Evan- nischen und französischen Partnergemeinden Jerago con Orago gelisten zeigt, ist nur noch in Resten erhalten. Es wurde beim und Chazelles-sur-Lyon angebracht. Neubau leider teilweise zerstört.

21 Investitionen für die Schulbildung

1905 Groß und hell statt feucht und finster Friedrich Eisenmann

Am 26. Juni 1905 wurde eine neue Schule einge- weiht. Durch die mit Tannenbäum- chen geschmück- ten Dorfstraßen bewegte sich ein großer Festzug unter Glockenge- läute vom alten Zigarrenfabrik in der Kirchstraße um 1910; Schulhaus in der bis 1905 Schulhaus Kirchstraße zum neuen im Gewann „Lehmgrube“. Im Anschluss an die Feierlich- keiten bekamen alle Schulkinder, auch die von Donnbronn und Das 1905 erbaute Schulhaus in der Pestalozzistraße, Aufnahme von ca. 1955 Obergruppenbach, zehn Pfennig und eine Laugenbrezel. Im Schulgebäude, das nach Plänen des Oberamtsbaumeisters Bis nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Klassen so Eckert errichtet worden war, befanden sich drei große, helle eingeteilt: Der 1. Lehrer unterrichtete die 6. und 7. Klasse, der Schulzimmer sowie eine Wohnung für den 1. Lehrer. Der 2. Lehrer 2. Lehrer die 1. bis 3. und der Unterlehrer die 4. und 5. Klasse. hatte eine Wohnung im Spritzenhaus. Im Dachgeschoss war ein Dazu gab es seit mindestens 1860 eine Handarbeitslehrerin. Zimmer für den Unterlehrer eingerichtet. Die Baukosten beliefen Meistens der 2. Lehrer hielt im Winter noch die so genannte sich auf 55 549,12 Mark. „Nachtschule“ (einmal in der Woche zwei Stunden), die die Den Neubau eines Schulklosetts hatte sich die Gemeinde ge- Schulabgänger noch zwei Jahre lang zu besuchen hatten. spart. Das Aborthäuschen der alten Schule, das erst sechs Jahre Es dauerte eine Zeit, bis nach Kriegsende wieder ein geordneter zuvor errichtet worden war, wurde auf Rollen – von zwei Pferden Schulbetrieb zustande kam. Die Schülerzahl hatte sich gegen- gezogen – in den Hof der neuen Schule transportiert und erfüllte über 1940 fast verdoppelt, und viele ausgebildete Lehrer durften dort seinen Zweck bis 1961. wegen ihrer Zugehörigkeit zur NSDAP nicht mehr unterrich- ten. Durch den Anbau eines vierten Klassenzimmers (1949/50) verbesserten sich die räumlichen Verhältnisse entscheidend; gleichzeitig wurde eine Schulküche eingerichtet, welche einen ordentlichen Hauswirtschaftunterricht erst ermöglichte. Am Ende der Fünfzigerjahre war ein starkes Ansteigen der Schü- lerzahlen abzusehen. Der Fachunterricht gewann immer mehr an Bedeutung, und die Einführung des 9. Schuljahres stand vor der Tür. Deshalb beschloss der Gemeinderat einen Erweiterungsbau. Es wurde ein Anbau mit drei Klassenzimmern, Ausweichraum, Physiksaal, Werkraum, Handarbeitsraum, Schulküche, Lehrer- und Schulleiterzimmer erstellt, der am 29. September 1961 einge- weiht werden konnte. Zusammen mit den Renovierungskosten für die bisherige Schule belief sich die Bausumme auf 670 000 DM. Die rund 220 Schüler waren auf sechs Klassen verteilt, wobei das 2. und 3. Schuljahr und das 5. und 6. Schuljahr gemeinsam unterrichtet wurden. Schulkinder vor dem Donnbronner Schulhaus mit Lehrer Ohngemach, ca. 1935 22 1109 2009

Der Schulanbau von 1961 Das Hauptschulgebäude von 1981

Der Bevölkerungszuwachs der folgenden Jahre, die Aufl ösung der Zwei Jahrzehnte nach dem Hauptschulbau war es so weit, dass Donnbronner Schule und die Eingliederung der Unterheinrieter auch der letzte große Traum der Untergruppenbacher Schulge- Hauptschüler brachten eine derartige Enge in das vorhandene meinde in Erfüllung ging: „...beide Schulen unter einem Dach“, Schulgebäude, dass trotz Auslagerung von Klassen nach Unter- wie es die Heilbronner Stimme am 7. April 2001 schrieb. Der heinriet und Donnbronn ein geordneter Schulbetrieb nicht mehr lästige Pendelverkehr zwischen den beiden Schulhäusern gehörte aufrecht erhalten werden konnte. Das Kultusministerium ver- seit Anfang Februar 2002 endlich der Vergangenheit an. fügte im Rahmen des Schulentwicklungsplans I zu Beginn des Nach einem Beschluss des Gemeinderates vom 19.09.2002 führt Schuljahrs 1973/74 die Zuordnung der Hauptschüler zum Bil- die Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule in Untergrup- dungszentrum Ilsfeld. Die Gemeinde Untergruppenbach verzich- penbach den Namen „Stettenfelsschule“. tete aber nie auf ihre Hauptschule, und so konnte der Gemein- derat 1979 den Beschluss fassen, neben der Stettenfelshalle ein neues Hauptschulgebäude errichten zu lassen. Die Hauptschüler wurden Klasse für Klasse ab 1979 wieder zurückverlagert, bis schließlich zum 1. August 1981 die Gemeinde Untergruppenbach wieder offi ziell eine eigene Hauptschule hatte. Am 4. Dezember 1981 wurde die neue Schule nach 19-mona- tiger Bauzeit eingeweiht. Der Bau mit sechs Klassenzimmern, Nebenräumen, Schulküche, Technikraum, Raum für Textiles Wer- ken, Musiksaal, Fachraum für Physik/Chemie/Biologie, Fotolabor, Mehrzweckraum und Schutzräumen kostete 5 400 000 DM. Nach knapp zehn Jahren wurde in Eigenarbeit ein Computer- raum eingerichtet. 1992 stellte eine Schulbaukommission fest, dass der Technikbereich zu klein bemessen sei. Ein zweiter Technikraum mit Nebenräumen musste angebaut werden. Dabei entstand auch ein zusätzliches Klassenzimmer.

Schulhof mit Grundschulbau von 2002

23 Investitionen für die Schulbildung 1905

liche Übelstand, daß bei der Gasse der großen Schülerinnen eine bedeutende Anzahl derselben von dem Ofenblatte nicht über drei Zoll entfernt ist, das fi nstere und feuchte Local der Stube, das mühselige Umhergehen der Lehrer, die kaum zwischen den enggestellten Schrannen durchpassieren und an die hinteren Ti- sche kommen können....“ 1827 war es so weit: die Gemeinde ließ an das alte Schulhaus in östlicher Richtung zwei Schulräume anbauen, die statt des alten Schulsaales benutzt werden sollten, jeder für 150 Kinder berechnet. Am 11. Dezember wurden sie feierlich bezogen. Das Volksschulgesetz von 1836 brachte grundlegende Ände- rungen im Schulwesen Württembergs. Die Oberschulbehörden richteten Lehrerseminare ein. Die allgemeine Schulpfl icht vom 7. bis zum 14. Lebensjahr wurde eingeführt. Auf verbindliche Lehr- Schulklasse mit Lehrer Bertsch, im Fenster rechts Handarbeitslehrerin pläne konnte man sich allerdings erst 1870 einigen. In jedem Ort Caroline Klemm, zwischen 1904 und 1912 mit 30 oder mehr Familien musste eine Volksschule eingerichtet werden. Dieses Gesetz war ausschlaggebend, dass die Gemeinde Das älteste Schulhaus Untergruppenbachs, das sich urkundlich Untergruppenbach 1861 in Donnbronn und 1887 in Obergrup- nachweisen lässt, stand in der Kirchstraße 17. Auf einem Plan, penbach jeweils ein Schulgebäude errichten ließ. Happenba- der nach der so genannten „Bluttat“ von 1737 gezeichnet wurde, cher Schüler, die von Anfang an nach Gruppenbach zur Schule ist dieses Schulhaus eingetragen. Es wurde bis 1905 als Schul- gingen, konnten bereits 1831 ihre eigene Schule besuchen. haus genutzt. 1846 wurde an das bestehende In einem Vertrag zwischen dem Schulhaus in der Kirchstraße ein Dorf und den Fuggern von 1683 drittes Schulzimmer angebaut. wird als Punkt 31 aufgeführt: Im Verlauf des 19. Jahrhunderts „Die Underthanen wegen eines wurde der Schulbildung immer verlangenden Platzes zu Erba- mehr Bedeutung für die Entwick- wung eines Schuhlhaußes ad lung des jungen Menschen zuge- Supplicandum an ihre gräffl . messen. Dementsprechend stieg Herrschafft verwießen, die sich das Ansehen der Schule und alß von der gräffl . Abgeordne- des Lehrers. Sein Einsatz in der ten Sinceration nach willfährig Öffentlichkeit wurde jetzt mehr erklahren möchte.“ Das heißt in geschätzt, unter anderem als Di- verständliches Deutsch übertra- gen, dass die Dorfbewohner von Einweihung des Grundschul- der Ortsherrschaft einen Bauplatz gebäudes am 1. Feb. 2002 für ein Schulhaus wünschten. Dieses erste Schulhaus hatte im Erdgeschoss ein Schulzimmer, rigent des Gesangvereins und als Organist. Winterabendschulen darüber hatte der Lehrer seine Wohnung. Natürlich gehörten und Arbeitsschulen wurden auf freiwilliger Basis eingerichtet. auch Wirtschaftsgebäude (Stall, Scheune) dazu. Über die Anzahl Das Entgelt dafür war sehr gering, das Interesse in Untergrup- der Schüler in diesem einen Zimmer erfährt man erst 1820 aus penbach zumindest ebenfalls. Nur 1871 nach der Umstellung der dem Visitationsbericht des Pfarrers: „...ihr enger Raum, der statt Maßeinheiten hatte der Lehrer ein volles Haus, um das Rechnen der wirklichen 250 Schüler kaum die Hälfte davon faßt, der leid- in Dezimalschritten zu üben.

24 1109 2009 100 Jahre Kindergarten

1909 Vom Bewahren zum Fördern Andrea Dörfel

Brigitte Stüber (Jahrgang 1939) erinnert sich gern an ihre Kin- Gedacht war die Kinderbewahranstalt als Entlastung für Fami- dergartenzeit ab 1943. Sogar ihren gebrochenen Arm verschwieg lien. Damit Mütter in der Landwirtschaft oder im Steinbruch sie damals Schwester Kathrin, damit sei keinesfalls den Spazier- mitarbeiten konnten. Mit dem Mutterhaus für evangelische Kin- gang mit der großen Kinderschar verpasste. Erst nach Kindergar- derpfl egerinnen in Großheppach wurde ein Vertrag geschlossen, tenschluss ging es mit der Großmutter ins Krankenhaus, denn dass eine Kinderschwester von dort die Leitung der Untergrup- die versorgte sie, während ihre Mutter arbeitete. Weit hatte es penbacher Kinderschule übernehmen sollte. die Vierjährige nicht: Von Großmutters Haus am Bach bis zur Einrichtung in der ehemaligen Baptistenkapelle in der Zeppelin- straße 41 (vormals Rohrstraße).

Erst auf dringendes Anmahnen des Königlichen Oberamts Heil- bronn hatte der Gemeinderat 1909 die Gründung einer „Klein- kinderpfl ege“ beschlossen. 1910 wurde sie umgesetzt. In und Ilsfeld gab es bereits seit 1875 Kleinkinderschulen und auch Unterheinriet plante bereits 1892. Der Untergruppenbacher Bürgerausschuss fürchtete sich vor hohen Kosten. Und das, obwohl die Kirchenpfl ege Geld für die Einrichtung und 100 Mark an jährlichem Zuschuss garantierte.

Schwester Rösle Merz mit ihrer Kinderschar 1911

25 100 Jahre Kindergarten 1909

Kindergarten Zeppelinstraße

Ringelreihen mit Schwester Babette Albrecht

Zwischen 1910 und 1917, so verraten Gemeindeunterlagen, kaufte Untergruppenbach eine kleine Schaukel und zwei Wagen Neckarkies. Zwei Kastanienbäume sollten Schatten spenden. Bis zu Brigitte Stübers Zeit kamen noch zwei Reckstangen hinzu. Aber viel mehr sei nicht gewesen. Ihr Ehemann Gerhard, so Kindergarten Falkenstraße erzählt sie heute, sollte auch in den Kindergarten. Doch der Bub schaute lieber beim Bauern in der Nachbarschaft nützliche Dinge ab und half dort mit.

Als das Kindergartengebäude der Gemeinde 1930 zum Verkauf angeboten wurde, zögerten die Gemeinderäte zu lange. Familie Hofmann erwarb das Haus. Der Bürgerausschuss hätte den Kindergarten nach dem Zweiten Weltkrieg am liebsten wieder geschlossen, weil „die Erhaltung der Kleinkinderpfl ege zur Zeit kein dringendes Bedürfnis ist“. Doch eine Bürgerversammlung sprach sich für den Erhalt aus. Bis Ende 1951 musste die Gemeinde in der Schillerstraße 2 ein ehemaliges Wohnhaus zum Kindergarten umbauen.

Die Einwohnerzahl wuchs stetig. 1962 waren es 65 Kinder in der Gruppe statt genehmigter 50. Und im Jahr 1965 gar 90. Mit einer Kindergarten-Helferin siedelte eine zweite Gruppe ins evangelische Gemeindehaus um, bis 1969 eine dreizügige Einrichtung hinterm Rathaus eröffnet wurde. Kindergarten Kirchstraße 26 1109 2009

Hier wäre Platz für eine Bildlegende Hier wäre Platz für eine Bildlegende

Aus Gruppenräumen 1971 Zusatzgruppe Schillerstraße men (Rollenspiel, Bauen und Konstru- wurden Funktionsräume 1977 Kindergarten Donnbronn ieren, Atelier, Experimentieren) werden 1992 dreizügiger Kindergarten Falkenstraße Impulse gegeben, so dass die Kinder aktiv werden können und 1998 Umbau Schillerstraße, vorübergehend eine Gruppe, sich Erfahrungen selbst erarbeiten. Für dieses Konzept wurden Gebäude inzwischen verkauft die ehemals starren Gruppen geöffnet. 2007 Kindertagesstätte im Haus der Generationen für Kinder Die Erzieherinnen erkennen durch intensives Beobachten der von zwei Monaten bis zur 4. Klasse Kinder Lernerfolge und Stärken jedes einzelnen und können weiter fördern. Vorschulerziehung, Sprachförderung oder fl exible Öffnungs- Wenn Brigitte Stüber ihre Kindergartenzeit mit heute vergleicht, zeiten, an so etwas dachte zu Brigitte Stübers Kindergartenzeit lacht sie. Wie Laura, ihre Großnichte, heute lernt, das hätte mit noch niemand. Da war die Einrichtung eine Bewahranstalt für 50 damals rein gar nichts gemein. und mehr Kinder in einem Raum. Die Kindergarten-Leiterinnen: Heute haben in Untergruppenbach, Donnbronn und Unterhein- riet die Gruppen Modellcharakter. Sie gehören zu den Vorreitern 1910-1917 Schwester Rösle Merz in der Region. Um dies zu erreichen, investierte die Gemeinde im 1917-1930 Schwester Mathilde Mauch Rahmen des Bundesprojektes Modellvorhaben der Raumordnung (MORO 2003-2006) rund 40 000 Euro in die Weiterbildung der 1930-1941 Schwester Babette Albrecht Erzieherinnen. Alle Fachkräfte sind geschult, Betreuung, Bildung 1941-1951 Schwester Katharine Irion und Erziehung der Kinder zu unterstützen und zu fördern. Das 1951-1958 Schwester Lina Stuber Leistungsangebot orientiert sich pädagogisch und organisato- risch an den Bedürfnissen der Kleinen und ihrer Familien. Hierfür 1958-1965 Schwester Johanna Olschewski arbeiten die Erzieherinnen eng mit den Eltern zusammen. 1965-1989 Schwester Marga Bauer Durch Bereitstellen von vielfältigen Materialien in Funktionsräu- seit 1990 Margaretha Bayer 27 Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg

1933 Die Zeit unter dem Hakenkreuz Friedrich Eisenmann

sie, die mehrheitlich Jüngeren, im Zeichen der neuen Zeit endlich den Älteren den „besseren“ und „richtigen“ Weg zeigen müssten. Aber erst im März 1939 wurde Erwin Luick in allen Ehren vom Landrat aus seinem Amt verabschiedet. Sein Nachfolger wurde Fritz Auchter aus Schorndorf, der nur eine einzige Sitzung des Gemeinderats ins Protokollbuch eintrug. Während des Krieges wurden keine Sitzungen protokolliert.

1924 kaufte der Stutt- garter Siegfried Levi das Schlossgut Stettenfels, ein Anwesen von insge- samt 76 ½ ha. Er ließ das Gruppenbacher Jungmädel und BdM, nach 1933 Schloss renovieren und wohnte dort auch bis Das Untergruppenbacher Ergebnis der letzten freien Reichstags- 1932. Im landwirtschaft- wahl vom 5.3.1933 sah für die größeren Parteien und Wähler- lichen Teil richtete er ein vereinigungen so aus: 20,8 % für die NSDAP, 16,9 % für den Gestüt mit über 100 Pfer- Bauern- und Weingärtnerbund und 42,7 % für die SPD. Dieses den ein. Levi suchte und Wahlergebnis konnte aber den politischen Umschwung, der mit fand guten Kontakt zur dem ersten „Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Gemeinde und zeigte sich Reich“ begann, nicht beeinfl ussen. Der alte Gemeinderat musste als großzügiger Unterstützer. Das war sicher ausschlaggebend aufgelöst werden, und die Sitze wurden gemäß dem Stimmener- für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts im Jahr 1927. gebnis der Reichstagswahl verteilt. Bis ein Gemeinderat instal- 1931 begann Levi einen Teil der landwirtschaftlichen Erwerbsfl ä- liert war – das dauerte bis Oktober – waren alle Parteien bis auf che zu verkaufen. Ein Hetzartikel im „Heilbronner Tagblatt“ ließ die NSDAP verboten. persönliche Angriffe gegen ihn befürchten; er zog sich 1932 auf

1935 kam die nächste Stufe auf dem Weg zum Führerprin- Schlossbesitzer Siegfried Levi mit Gattin, Freunden und Personal, um 1930 zip bis in unterste Bereiche: Die Deutsche Gemeindeordnung bestimmte, dass der Bürgermeister nicht mehr gewählt, sondern von der vorgesetzten Regierungsbehörde ernannt wurde. Der Kreisleiter der NSDAP berief die Mitglieder des Gemeinderats, schlug den Bürgermeister vor und musste der Gemeindehaupt- satzung zustimmen. Der Gemeinderat hatte zwar in allen wichtigen Angelegenheiten gehört zu werden, konnte aber keine Beschlüsse mehr fassen. Alle Entscheidungen traf der Bürgermei- ster. Dies war seit 1921 Erwin Luick, der im Mai 1933 Parteimit- glied geworden war und deshalb im Amt bleiben konnte. In den folgenden Jahren gab es trotz der klaren Machtverhält- nisse immer wieder erhebliche Auseinandersetzungen zwischen dem erfahrenen und sparsamen Luick und den Männern der örtlichen NSDAP-Führung. Diese waren davon überzeugt, dass

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seinen Stuttgarter Wohnsitz zurück. Ein Jahr später, am 9. Okto- ber 1933, entzog ihm der Gemeinderat das Ehrenbürgerrecht mit der Begründung, er habe sich nicht „die Achtung der Gemeinde erhalten können. ... Zudem ist Levi Nichtarier.“ Die Aktionen der Nazis gegen die Juden vollzogen sich in drei Stufen: Zuerst nahm man ihnen die Ehre, dann den Besitz und schließlich das Leben. Sein Leben konnte Siegfried Levi durch seine Auswanderung nach Südwestafrika 1937 retten. Von seinem Besitz blieb ihm gerade noch so viel, dass er eine kleine Farm kaufen konnte.

Ab dem 9. April 1945 fand der Krieg nicht mehr in anonymer Ferne statt, sondern auf dem Boden unserer Gemeinde. Im Anschluss an den Kampf um Heilbronn rückte die amerikanische Armee weiter nach Osten vor. Vorbereitet wurde die Besetzung durch Artilleriebeschuss und Luftangriffe, die auch unter der Zivilbevölkerung Opfer forderten, wogegen die materiellen Schä- den nicht übermäßig groß waren: drei total zerstörte Häuser und ca. 30 Häuser mit Schäden zwischen 32 und 80 %. Mindestens 26 Menschen starben innerhalb unserer Markung in diesen Tagen. Am 15. April 1945 in der Frühe rückten amerikanische Truppen in Untergruppenbach ein. Sie kamen die Schlosssteige herunter. Die Militärregierung setzte am 20. April Erwin Luick wieder als Bürgermeister ein. Er berief zu seiner Unterstützung die „letzt- mals aus geheimer Wahl der Einwohnerschaft hervorgegangenen Gemeinderäte“. Luick wurde allerdings am 4. September wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP wieder entlassen, trotz heftiger Proteste der „führenden Männer der Gemeinde“.

Hitlerjugend am Annasee, 1933

Maifeier 1937 unterhalb der Kelter

Verschiedene Gemeinderäte leiteten die Geschäfte, bis am 23. Juni 1946 Georg Schäfer zum Bürgermeister gewählt wurde. Die Schwierigkeiten nach dem Zusammenbruch waren riesig für die Gemeindeverwaltung: Wohnungs- und Nahrungsmittelbewirt- schaftung, Wiederaufbau des Ortes und auch die politischen Altlasten, die mit den Entnazifi zierungsverfahren gelöst werden sollten.

29 Die Integration von Heimatvertriebenen

1946 Aus Fremden wurden Nachbarn Harald Augenstein

Stefan Lurwig war von Anfang an klar: „Wir müssen kämpfen.“ Nur wenn er sich selbst für die Interessen der anderen einsetzt und auf die Einheimischen freundlich zugeht, können Brücken gebaut werden und ein gutes Zusammenleben ist dauerhaft möglich. Er hat sich deshalb auch bereits 1951 zum Gemeinde- rat wählen lassen. Zunächst war er auf der Liste des BHE, des Blocks der Heimatvertriebenen und Entrechteten, wie sich diese Partei nannte. Später wurde sie umbenannt in UWG. Ab 1951 schon in einem eigenen Haus, hatte er stets ein offenes Ohr für die früheren Zwangszugewiesenen; aber er setzte sich auch für die Belange aller Untergruppenbacher Bürger ein, so dass er sogar über viele Jahre als stellvertretender Bürgermeister in Untergruppenbach wirken konnte und 1999 mit dem Bundesver- dienstkreuz ausgezeichnet wurde.

Nach den schwierigen Anfängen und den für Einheimische wie Neubürger engen Wohnverhältnissen, stellte die Gemeinde 1950 Ernst Hölzl (68), Stefan Lurwig (88), Paul Baier (82) (von links) sind rund um die Beethovenstraße kostengünstig Grundstücke für nach dem 2. Weltkrieg als Vertriebene nach Untergruppenbach Ausgebombte und gekommen und haben sich wie viele andere als hoch geachtete Bürger Vertriebene zur für die Gemeinde eingesetzt. Verfügung. Drei Heimatvertriebene Nach Kriegsende kamen innerhalb von eineinhalb Jahren in den konnten so auch Heilbronner Raum 17.400 Heimatvertriebene, die vor allen Din- in eines der ersten gen den Landkreiskommunen zugewiesen wurden, da Heilbronn zehn Häuser einzie- selbst aufgrund der nahezu totalen Zerstörung kaum aufnahme- hen. Viel entstand fähig für weitere Bewohner war. So kommt auch am 14. April in Eigenarbeit. 1946, dem Gründonnerstag in der Karwoche, die Familie von Oft unterstützten Stefan Lurwig zunächst in einem Viehwaggon am Heilbronner sich die Menschen Hauptbahnhof an. In zwei Lastwagen werden dann die Lurwigs gegenseitig. Eine und 32 andere Vertriebene ein paar Tage später nach Untergrup- eigene katholische penbach gebracht. Ihr erstes Domizil ist die alte Turnhalle, in der Kirche entstand sie auf Strohballen nächtigen, mit Gulaschkanonen notdürftig 1960 im Kirch- versorgt und von den Einheimischen zum Teil argwöhnisch grund 27. beäugt werden. Die Neuankömmlinge sind alle katholischen Glaubens. Ein Novum in dem evangelischen Untergruppenbach. Wenn man auch zunächst Hoffnung auf eine Rückkehr in die alte Heimat Ungarn hatte, wurde den Neuankömmlingen doch mit der Zeit klar, sie müssen in Untergruppenbach heimisch werden. Der Krieg hatte Tatsachen geschaffen, die eine Rückkehr Die Neubürger haben für die Toten aus in die alte Heimat unmöglich machen. ihrer Heimat dieses Ehrenmal 1953 auf dem Friedhof errichtet.

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Längst sind die damaligen Neubürger, die unter Vertreibung litten und in ihrer Heimat Hab und Gut verloren haben, zu geachteten Mitbürgern geworden. Sie haben jedoch als Deutsche unter Deutschen erleben müssen, dass sie zunächst als Fremde mit eigenen Sitten und Gebräuchen, als Andersgläubige und Andersartige als fremdartig empfunden wurden. Wenn auch das Zusammenfi nden nicht einfach war, Verletzungen, Vorurteile und Vorbehalte ertragen und erduldet werden mussten, kann man heute, mehr als 60 Jahre später, sagen, dass der Integrationspro- zess gelungen ist.

Mehr als 100 Gäste trafen sich anlässlich der 60. Wiederkehr der Vertreibung im evangelischen Gemeindehaus zu einer auch überörtlich stark beachteten Veranstaltung. Das Bild zeigt Harald Augenstein im Gespräch mit Stefan Lurwig (erster von links).

Das erste Neubaugebiet in Untergruppenbach nach dem Krieg. Blick in die Beethovenstraße.

Schwester Rösle Merz mit ihrer Kinderschar 1911

31 Flurbereinigung erleichtert Landwirtschaft

1970 Rebe und Rübe, Wald und Wiese Lopetra Möhle

Den Bauern ist die Kulturlandschaft in ihrer heutigen Form zu Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es noch über 100 Bauernhöfe, verdanken. Im Schweiße ihres Angesichts haben sie Äcker und schon 1960 existierte etwa nur noch die Hälfte davon. Zur Arbeit Wiesen bearbeitet und so das abwechslungsreiche Erscheinungs- in Stall und Feld kamen immer mehr lukrative Alternativen bei bild unserer Heimat geprägt. Erleichterung schaffte die Flurbe- Firmen in der Stadt ebenso wie im Steinbruch. Bauern wurden reinigung, die heute politisch korrekt Flurneuordnung heißt. In zu einer Minderheit. Heute gibt es noch zehn landwirtschaftliche Untergruppenbach wurden die Landwirte erstmals am 20. März Betriebe. Weithin bekannt und geschätzt ist die Familie Worm- 1970 über ein solches Verfahren informiert. Die Markung wurde ser mit ihrem „Beerenhof“ und ihren verkehrsgünstig gelegenen ziemlich kurzfristig berücksichtigt, weil wegen eines Ständen, die mit einem vielfältige Sortiment an Obst und Flugplatzes ausgefallen war. Bürgermeister Liechti teilte dem Gemüse aufwarten. So bleibt der Name des Ortes auch durch- Gemeinderat mit, dass es sich um eine Fläche von 150 Hektar reisenden Kunden in bester Erinnerung. handle, die Gesamtkosten gab er mit umgerechnet 190 000 Euro Von den 2727 Hektar der Gemeindefl äche sind heute rund 1100 an. Das Land bezuschusste die zeitgemäße Feldergestaltung mit Hektar landwirtschaftlich genutzt. 55 Prozent. Damit konnten größere zusammenhängende Äcker und Wiesen abgesteckt werden, was zusammen mit einem Netz guter Wege den zeit- und geldsparenden Einsatz von Maschinen ermöglichte. Durch die Realteilung, die gleichmäßige Verteilung des Besitzes auf die Erben, waren die Grundstücke nicht nur im- mer kleiner geworden, es mussten auch immer längere Strecken für ihre Bewirtschaftung zurückgelegt werden.

1939 Eugen Weinert aus Donnbronn Getreideernte im Gruppenbacher Feld Mit dem Haberrechen wird das Getreide geschnitten, zu Garben aufgestellt und in die Scheune gebracht. Gedroschen wurde im Winter in der Scheune.

Heuernte auf der Wiese im Gruppenbacher Tal vor dem Neubergle an der Stelle, an der heute der schwarze Parkplatz ist. Zu dieser Zeit (1955) gab es in Donnbronn Mähdrescher im Gewann Furtweg noch über 20 Traktoren, Heute wird meist mit großen Maschinen und im Lohn gedroschen. fünf Mähdrescher sowie Aktuell sind die Getreidepreise wieder angestiegen, so dass um Unter- einige Einachsschlepper. gruppenbach wieder einige Kornfelder zu sehen sind. 32 1109 2009

Die alte Kelter in Untergruppenbach wurde 1722 erbaut und erfüllte bis 1950 ihren Zweck. Heute steht hier das Feuer- wehrhaus. Auch davor gab es schon eine Kel- ter, deren Standort aber leider nicht mehr bekannt ist.

Lese der Familie Schreyer im Jahr 1928 oder 1929 im Rohrberg 1928 Hedwig und stehend von links: Lina Schreyer geb Schukraft, Christian Schreyer (Onkel), Klara Müller im Luise Rorbach geb. Müller, Wengertschütz Zipf (Obermaier aus Obergrup- Hundsberg im Früh- penbach), Frederike Oppenländer, Herr Haller (Schreiber vom Rathaus, jahr beim Hacken des wohnte bei Schreyers) sitzend von links Luise Dethleffs geb. Grimm, Meta Weinbergs. Müller, Walter Schreyer, Ernst Schreyer (Vater von Walter)

Der Weinbau spielt in Untergruppenbach seit Jahrhunderten eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle, auch wenn 1976 Friedlinde Gurr heutzutage kaum mehr ein Etikett mit „Untergruppenbacher Hirsch deutsche Wein- Schlossberg“ auf einer Flasche zu fi nden ist. Ein großer Teil der königin mit Hermann herbstlichen Ernte wird versektet. Ein selbstständiges Weingut Wesch Wengerter gibt es nicht. In Unterheinriet ist der Sitz der 1947 gegründeten und Friedrich Veigel Weingärtnergenossenschaft, deren 130 Mitglieder sich auf 60 Wengerter und Küfer in Hektar konsequent qualitätsorientiertem Weinbau verschrieben Untergruppenbach haben. Die Rebfl äche der ganzen Gemeinde beträgt knapp 100 Hektar. Die eigentlichen Herren des Grund und Bodens waren also die Als Weinort wurde Untergruppenbach spätestens 1976 in ganz jeweiligen Herren von Stettenfels, die Kirche und später das Deutschland bekannt, nachdem die Wengerterstochter Friedlin- Haus Württemberg. de Gurr-Hirsch, heute Staatssekretärin im Ministerium für den Ländlichen Raum, für ein Jahr die Krone der deutschen Weinkö- nigin tragen durfte. Die Anfänge der Rebenkulturen sind nicht exakt überliefert, aber 1420 hielt ein Chronist in Heinriet fest, wie der Jahrgang ausge- fallen ist: „Trauben im April geblüht, Lese viel und gut um Bart- holomäi“ (24. August). Historiker gehen davon aus, dass bereits um 1100 die ersten Terrassen bestockt wurden. In der Dorford- nung von 1513 wurde festgelegt, welcher Teil der Ernte abgege- ben werden musste. Demnach erhielt die Herrschaft jeweils den 30. Eimer. Das Lagerbuch aus demselben Jahr führte sechs Höfe in Untergruppenbach auf, die unmittelbar zum Schloss gehörten.

33 Flurbereinigung erleichtert Landwirtschaft 1970

Mit dem Karst, einem speziell ersten Zweimannmotorsä- für den Weinberg geschaf- gen wurden im Jahr 1956 fenen Werkzeug, wurde zehn eingesetzt. Heute wird ein bis 15 Zentimeter tief gehackt, Großteil der Arbeiten im damit der Frühjahrsregen in Lohn unter Einsatz von den Boden eindringen konnte. Maschinen erledigt. Außerdem ließen sich die Der Spitzname „Waldrat- Pfähle dann leichter mit einem ten“ für die Donnbronner Pfahleisen hineindrücken. Die weist auf deren besondere Wengerter erzogen die Reben Beziehung zum Wald hin. nach der Dreischenkelmethode, Die heutige Bewirtschaf- nur eine Rute aus dem Vorjahr tung des Waldes darf sich wurde stehen gelassen und vor dem Austrieb im Bogen ange- nicht beschränken auf bunden. Die Kinder mussten im Frühjahr das Rebholz zusammen- die Nutzung des nach- klauben für die Büschele zum Anfeuern von Herd und Backofen. wachsenden Rohstoffes Im Sommer wurde zwei bis drei Mal oberfl ächlich gehackt. Holz. Diese muss ver- Laubarbeiten und Spritzen waren anstrengende Arbeiten, die bunden werden mit den Spritzbrühe musste eimerweise den Berg hinauf getragen werden. Ansprüchen der Erholung Im Herbst wurden nach der Lese die Pfähle wieder entfernt und suchenden Bevölkerung die Reben wurden zum Frostschutz auf den Boden gelegt. und auch mit dem Erhalt Die Flurneuordnung wurde erst in den Jahren 2003 - 2005 der Lebensräume der im durchgeführt. Wald lebenden Tiere und Pfl anzen – keine leich- Die Forstwirtschaft hat für Untergruppenbach wegen des te Aufgabe, aber sie ist überdurchschnittlichen großen Waldanteils von über 40 Prozent durchaus zu schaffen. schon immer eine herausragende Bedeutung, noch heute sind 44,44 Prozent der Markung bewaldet. Die Gemeinde selber ist mit fast 300 Hektar einer der größten Waldbesitzer. Der große Rest verteilt sich vor allem auf den Bund und das Land, der Privatwald ist dagegen weniger stark vertreten. Nicht nur die Männer gingen als Holzhauer in den Wald, auch Mädchen und junge Frauen arbeiteten im Forst als Waldarbeite- rinnen. Es wurden Bäume gesät, verpfl anzt und gepfl egt. Weil die Höfe ziemlich klein geworden waren, suchten sich die Landwirte über die weniger arbeitsreiche Zeit im Winter einen zusätzlichen Verdienst im Wald.

Aufgrund technischer Entwicklungen 1916 Der Heilbronner hat die Zahl der Waldarbeiter drastisch Förster Seyfried mit den abgenommen, um 1950 fanden noch Donnbronner Frauen am 45 Männer und 20 Frauen durch diese Saatschulhaus im Tätigkeit einen Zusatzverdienst. Die Stadtwald

34 1109 2009 Neubaugebiet im Dornhag entsteht

1972 Neue städtebauliche Akzente Ilona Vogel

Spatenstich im kinderfreundlichen Baugebiet Talaue Bereits im März 1970 befasste sich die Gemeinde mit dem Neu- im Ortsteil Untergruppenbach baugebiet „Donnbronner Weg – West“. In der Gemeinderatssit- zung am 20. März 1970 gab Bürgermeister Karl-Wilhelm Liechti Zeitpunkt zählte Untergruppenbach etwa 3.200 Einwohner. Es bekannt, dass die Staatsbauschule Stuttgart die Pläne und die handelte sich damit um das größte Planungsgebiet, mit dem Modelle für das vorgesehene Baugebiet zwischen der Schulstraße sich die Gemeinde in ihrer Geschichte jemals befasst hatte. Die und Donnbronner Straße gefertigt habe. Die Planung übernahm Planung brachte neue städtebauliche Akzente und leitete eine die Heilbronner Architekten- „Gruppe 64“. Die Bauausführung wichtige Phase in ihrer Entwicklung ein. Die jüngsten Erkennt- teilten sich die Wohnbau Gröbenzell, die ortsansässige Wohnbau nisse beim Bau neuer Wohngebiete wurden berücksichtigt. Knödler, die Heilbronner Baufi rma Meckler und Körner. Gestaffelte Hochhaus-Blocks wechselten mit ebenfalls gegen- Am 2. November 1971 beschloss der Gemeinderat einstimmig einander abgesetzten Reihenhäusern und locker gegliederten den Bebauungsplan. Auf zwölf Hektar konnten 650 bis 700 Bungalows ab. Die Realisierung des gesamten Projekts war für Wohneinheiten für rund 2000 Menschen entstehen. Zu diesem das Jahr 1976 vorgesehen.

Luftbild Untergruppenbach im Herbst 1971 Blick auf das Freibad: Schwimmerbecken mit Sprungbereich, Nichtschwimmerbecken und Kleinkindbereich (von links) 35 Neubaugebiet im Dornhag entsteht 1972

Im Januar 1972 benannte der Gemeinderat die im Bebauungs- plan ausgewiesenen Straßen. Sie erhielten Vogelnamen wie Falkenstraße, Schwalbenweg oder Habichthöhe, aber auch Tiernamen wie Hasengasse, Im Fuchsloch oder Im Dachsbau sind seither im neuen Baugebiet zu fi nden. Am 6. Mai 1972 fand der „Erste Spatenstich“ des damals größten zusammenhängenden Wohnbauprojekts im württembergischen Unterland statt. Mit Maibaum und Maibock wurde in echt bayrischer Manier - der Hauptbauträger war ja in der Nähe von München ansässig – das historische Ereignis gefeiert. In der Turnhalle wurden extra gebrauter „Fundator“ und warmer Leberkäs gereicht. In seiner Rede erklärte Bürgermeister Liechti, dass die Gemeinde sich dem Ziel verschrieben habe, Bindeglied zwischen dem Großraum Heilbronn und dem Erholungsraum der Löwensteiner Berge mit einem eigenen Freizeitwert zu werden. Die topographische und die klimatische Lage sowie die Verkehrs- gunst bezeichnete er als die Voraussetzungen zur Entwicklung als attraktive Wohngemeinde.

In den folgenden Jahren profi lierte sich Untergruppenbach als attraktive Wohngemeinde am Rande der Großstadt Heilbronn. Es entstanden weitere Neubaugebiete in den beiden größten Ortsteilen. Die größeren hierbei waren 1976 und 1981 „Ziegelä- Im Vordergrund das Baugebiet „Talaue“ in Untergruppenbach. Im Hin- cker I und II“ mit insgesamt 12,6 Hektar in Unterheinriet, 1988 tergrund das Baugebiet „Kelteräcker-Süd“ in Donnbronn. „Donnbronner Weg-West II“ in Untergruppenbach mit 7,5 Hektar und 2003 „Kelteräcker-Süd“ in Donnbronn mit 4,7 Hektar. Im Fernsehen bis zum Anschwimmen des Bades durch eine Staffel zuletzt begonnen Baugebiet „Donnbronner Weg-Ost II“ (Talaue) des Gemeinderates und verschiedenen Darbietungen des Heil- sollen auf sechs Hektar rund 140 Wohneinheiten entstehen. Der bronner Schwimmvereins und der DLRG bei der Einweihung am Quadratmeterpreis lag im Sommer 2008 bei 280 Euro. Sonntag reichte. Alle waren stolz auf das neue „Schmuckstück“ der Gemeinde, das noch immer zu den schönsten und moderns- Während im „Donnbronner Weg – West (Dornhag)“ die ersten ten Freibädern im Landkreis Heilbronn zählt. Das Badegelände Gruben für Eigenheime ausgehoben wurden, beschäftigte sich umfasst knapp sechs Hektar, die Baukosten betrugen umgerech- die Gemeinde mit dem Bau eines beheizten Freibades. Im Feb- net 1,7 Millionen Euro. Es entstanden ein Nichtschwimmerbe- ruar 1972 nahm die Verwaltung mit dem Regierungspräsidium cken (max. Wassertiefe 1,2 m), ein Schwimmerbecken Nordwürttemberg Kontakt wegen einer Förderung im Rahmen (max. Wassertiefe 2,2 m), ein Sportbecken mit Sprunganlagen des Sportstättenbaus auf. Mit der Planung wurde wiederum die (Ein-, Drei-, und Fünfmeter) mit einer Wassertiefe von 3,8 m Architekten – „Gruppe 64“ Stadtentwicklung Heilbronn beauf- und ein Planschbecken für die Kleinen. Das dazugehörige tragt. Die Bauarbeiten begannen 1973. Nach knapp eineinhalb Restaurant bietet 120 Besuchern einen überdachten Sitzplatz. Jahren konnte das Freibad am 26. Mai 1974 eingeweiht werden. Die Umkleideräume und Garderobenschränke sind für eine Das viertägige Fest für die gesamte Bevölkerung war der gesell- maximale Besucherzahl von 550 Personen konzipiert. Auch schaftliche Höhepunkt des Jahres. Von Donnerstag bis Sonntag Besucher aus angrenzenden Städten und Gemeinden schätzen war ein abwechslungsreiches Programm geboten, das von einem das großzügig angelegte Freibad und kommen regelmäßig nach Dorfabend unter dem Motto „Revue der neuen Gemeinde“ über Untergruppenbach. einen bunten Abend mit bekannten Künstlern von Funk und

36 1109 2009 Eingliederung von Unterheinriet

1974 Aus Zwangsehe wird Vertrauen Ilona Vogel

Um 1970 erlebten die Städte und Gemeinden in Baden-Württ- emberg, verursacht durch die Gemeindereform, aufregende Zeiten. So setzte das Land Marken in der Größe der Einwoh- nerzahl von Gemeinden und Verwaltungsräumen. Unter 4.000 Einwohnern sollte es keine Gemeinde mehr geben. Viele mög- liche Konstellationen für Fusionen der Kommunen untereinander wurden auch in unserem Verwaltungsraum diskutiert.

Untergruppenbach und Unterheinriet hatten sich schon recht frühzeitig auf diese Reformen eingestellt und 1971 eine Ver- waltungsgemeinschaft mit einer gemeinsamen Hauptschule gegründet. Mit dieser ersten kommunalen Kooperation im Kreis Heilbronn hoffte man gemeinsam zu überleben. Alte Kelter in Unterheinriet, in der sich die Ortsbücherei befindet. In dieser Zeit wurde „Die Brücke“ Im Hintergrund die evangelische Kirche gemeinsames Mitteilungsblatt. Im Früh- Drei Jahre später, als die Einglie- jahr 1973 derung wirksam wurde, erhielt überschlugen „Die Brücke“ sich dann die nochmals eine „Brücke“-kopf Ereignisse. Veränderung. der ersten Im ganzen Im Kopf des gemeinsamen Land wurden Mitteilungs- Ausgabe am zusammen mit blattes wurden 8.1.1971 der Kreistags- die aneinan- wahl am 8. dergrenzenden Gemarkungen April vielerorts von Untergruppenbach Bürgeran- Hohenriethalle in Unterheinriet bei der und Unterheinriet und hörungen durch- Einweihung am 07. Mai 1982 deren Wappen aufge- geführt. Dabei nommen. stimmten in Unterheinriet 657 Wahlberechtigte (60 %) ab. 441 Der Zusammenschluss als Bürgerinnen und Bürger von Unterheinriet entschieden sich für Verwaltungsgemeinschaft eine Eingliederung nach Untergruppenbach. Mit diesem Votum war für beide Gemeinden für die Einheitsgemeinde waren die Weichen für die erforder- eine wichtige Vorent- lichen formellen Gemeinderatsbeschlüsse gestellt. scheidung für das weitere Die Eingliederung von Unterheinriet nach Untergruppenbach gemeinsame Schicksal. wurde in einer gemeinsamen Vereinbarung schriftlich niederge- Dadurch konnte der großen legt und am 28. Juni 1973 von den Bürgermeistern (BM Liechti Zielvorstellung des Landes, für Untergruppenbach und BM Breitenöder für Unterheinriet) Untergruppenbach nach unterzeichnet. Diese Vereinbarung brachte für Unterheinriet die Heilbronn und Unterheinriet Einführung der Ortschaftsverfassung, die Einrichtung einer ört- nach Ilsfeld einzugliedern, lichen Verwaltungsstelle und die Zusicherung gewisser Förder- entgegengewirkt werden. maßnahmen, wobei die wichtigste eine Mehrzweckhalle war. 37 Eingliederung von Unterheinriet 1974

Heinrieter Wochenmarkt an der Neuen Mitte Jährlicher Dorf- und Bauernmarkt - eine Messe für regionale Produkte

Aus der 1974 eingegangen „Zwangsehe“ entwickelte sich ein Der Gemeinderat hatte daher in einem Grobkonzept zur vertrauensvolles Miteinander, so dass im Mai 1997 der Ort- Gemeindeentwicklung im Jahr 2003 alle Möglichkeiten aufge- schaftsrat der Gemeinde Unterheinriet beschloss, zur nächsten griffen, die östlich der Autobahn gelegenen Ortsteile in ihrer regelmäßigen Wahl der Gemeinderäte im Jahr 1999 die Ort- Eigenständigkeit zu stärken. Aus der breit angelegten Bürger- schaftsverfassung aufzulösen. beteiligung entwickelten sich Pojekte wie der jährliche Dorf- und Bauernmarkt. Eine besondere Rolle spielt auch die „Neue Mitte Nach Aufl ösung des Ortschaftsrats beschloss der Gemeinderat Heinriet“. Ein Zentrum im Ortskern direkt an der Landesstraße im September 2003, die Zahl der Wohnbezirke für die Kom- 1111 wurde geschaffen. Mit Ladengeschäft und Bürgerraum. Der munalwahlen von fünf auf zwei zu reduzieren. Dies bedeutet, große Platz davor bleibt für den Wochenmarkt, den die enga- dass die Ortsteile Untergruppenbach, Donnbronn und Ober- gierte Bürgerschaft etabliert hat. Seit fünf Jahren bieten örtliche gruppenbach den Wohnbezirk Untergruppenbach bilden und die und regionale Händler Obst und Gemüse an, ebenso wie Blumen Ortsteile Unterheinriet, Vorhof und Oberheinriet den Wohnbezirk und Saisonartikel. Frischen Fisch und Käse bringen auswärti- Unterheinriet. Diese Neuordnung war ein weiterer großer Schritt ge Verkaufsmobile. Jeden Donnerstag bei jedem Wetter bietet zu einer harmonischen Einheit. eine örtliche Gruppe oder ein Verein Kaffee und Kuchen an und ermöglicht so auch wichtige soziale Kontakte für die Menschen. Trotz erfolgreicher Eingliederung der beiden ehemals selbststän- digen Gemeinden zu einer Gesamtgemeinde bleibt die räumliche Trennung. Die Autobahn trennt die drei westlich gelegenen Ortsteile Unterheinriet, Oberheinriet und Vorhof vom Hauptort Untergrup- penbach. Außerdem schiebt sich der Abstatter Ortsteil Happen- bach – fast wie eine Enklave – zwischen Untergruppenbach und Unterheinriet. Die Gemeindereform hatte so festgelegt, dass man über die Landesstraße von Untergruppenbach erst durch -Happenbach fahren muss, um wieder in die östlich gelegenen Untergruppenbacher Ortsteile zu kommen.

Kaffee und Kuchen sind das Herzstück des Wochenmarktes. 38 1109 2009

Eine Untersuchung der Gesellschaft für Markt- und Absatzfor- schung aus dem Jahr 2002 hatte ergeben, dass jede Ansiedlung Untergruppenbach und seine Ortsteile eines Wirtschafts- oder Gewerbebetriebs, der von Kundenfre- quenz lebt, in Unterheinriet nur an dieser Hauptdurchfahrts- Der 2008 fertig gestellte Kreisverkehr beim Neubauge- straße Sinn macht. Dies bewies die Lage des Bäckers so wie des biet „Talaue“ in Untergruppenbach zeigt ganz deutlich, 2004 neu gewonnenen Metzgers an der Straße. Bei der Einrich- dass Untergruppenbach und tung dieses Ortszentrums Heinriet konnte auch die Volksbank Unterheinriet sich zusammenge- dazu bewegt werden, sich hier niederzulassen. funden haben. Im Rahmen des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum hat In diesem Kreisel sind symbolisch die Landesregierung die öffentlichen wie auch privaten Projekte für jeden Ortsteil der Gesamt- fi nanziell großzügig gefördert, sodass der Ort rechts und links gemeinde Untergruppenbach Untergruppenbacher neben der Hauptdurchfahrtsstraße städtebaulich und optisch die „Ortsnecknamen“ bildlich „Saukübel“ sehr aufgewertet wurde. Da dieses Konzept gemeinsam mit der dargestellt: Für Untergruppenbach Bürgerschaft entwickelt wurde, bestehen optimale Vorausset- eine Sau und ein Kübel („Saukübel“), zungen, dass die Heinrieter Mitte weiter angenommen wird und für Donnbronn und Obergruppenbach der Ortsteil lebendig bleibt. die „Waldratte“, für Unterheinriet und Oberheinriet die „Krabben“ (Raben) und für Vorhof die „Schnecke“. Wie die Untergruppenbacher zu ihrem Namen Heinrieter „Saukübel“ gekommen sind, weiß „Krabben“ heute niemand mehr so genau. Man nimmt an, dass der Name auf eine Zeit zurückzuführen ist, als auf dem Land die Schwei- nezucht vorherrschte und zu jedem Haushalt ein „Saubutzel“, Donnbronner und auf hochdeutsch „Saukübel“, Obergruppenbacher gehörte. Diese Schweinezucht, die „Waldratte“ Plan „Neue Mitte Unterheinriet“ es auch in Untergruppenbach gab, hat den „Gruppenbachern“ zu ihrem Spitznamen verholfen. Weshalb die „Heinrieter“ Krab- ben genannt werden, lässt sich heute kaum mehr ergründen. Vorhofer „Schnecke“ Auch wie die anderen Teilorte zu ihren Necknamen gekommen sind, weiß man heute nicht mehr so genau. Der Donnbronner und Obergruppenbacher Neckname „Waldratte“ soll angeblich davon kommen, dass früher viele Einwohner und Einwohnerinnen im Wald als Holzarbeiter, Gras- mädle und Pfl anzgehilfen tätig waren.

Alfred Streim Hütte 39 Stettenfelshalle, Stadion und Hohenriethalle

1977 Sport, Spiel, Spaß Ilona Vogel

Gesamtkomplex Stettenfelshalle mit Anbau Festsaal Vom Spatenstich am 24. April 1977 bis zur offi ziellen Einwei- hung der Stettenfelshalle am 28. April 1978 verging gerade mal Umkleidegebäude, weitere Toiletten und Schiedsrichterraum ein Jahr. Ihren Namen erhielt sie durch einen örtlichen Wettbe- wurden in einem nördlich gelegenen Anbau integriert. Die werb, bei dem sich die Mehrzahl der eingegangenen Vorschläge neue Anlage ist seither für Wettkämpfe auf Kreis-, Landes- und für die Bezeichnung „Stettenfelshalle“ aussprach. Die Gesamt- nationaler Ebene geeignet. Mit der Einweihung des Stadions kosten der Halle beliefen sich auf rund 1,5 Millionen Euro. Die Einweihung war die letzte Amtshandlung von Bürgermeister Karl-Wilhelm Liechti, der nach 30 Jahren Amtszeit in seinen verdienten Ruhestand ging. Mit Beschluss des Gemeinderates am 29. Juni 1978 wurde der Planungsauftrag für ein neues Stadion an das Kreistiefbauamt vergeben. Die bestehende Sportanlage bei der TSV-Halle war mit einem sehr strapazierten Rasenplatz, dürftiger 100-m-Bahn und Sprunggrube nicht mehr zeitgemäß. Für rund eine Million Euro entstanden ein Rasenspielfeld, eine sechsspurige 400-Meter- Rundbahn, eine siebenspurige 100-Meter-Bahn, zwei Wurf- und Sprunganlagensegmente, zwei Hochsprungbereiche, ein Geräte- haus mit WC und ein Kleinspielfeld für Handball, Volleyball und Basketball. Tennisanlage im Sportzentrum an der Obergruppenbacher Straße 40 1109 2009

im September 1981 hat das Sportzentrum in Untergruppenbach mit dem Freibad (1974), der Stettenfelshalle (1978), der Erweiterung der Tennisanlage (durch den TSV Untergruppenbach 1980/1981) seinen baulichen Abschluss gefun- den. Durch wachsende Mitgliederzahlen bei den Vereinen, Neugründungen von Abteilungen, vielfältigere Angebote der Volkshochschule Freundschaftsspiel und einer Zunahme von Veranstaltungen stieß Landtag BW gegen die Stettenfelshalle bald an ihre Grenzen. Heilbronner Stim- Eine Erweiterung wurde notwendig. Mit dem me am 24. Juni Konzerten. So haben z. B. die Puhdys, Anbau an die Stettenfelshalle wurden nach 18 2006 anlässlich eine ostdeutsche Kultband, schon Monaten im Juni 2004 ein Festsaal mit Foyer der Eröffnung des mehrfach in Untergruppenbach und großzügiger Vereinsküche, zwei Mehr- Straßenfestes gastiert. zweckräume und ein Musikraum ihrer Bestim- In der „Vereinbarung über die Einglie- mung übergeben. Die Räumlichkeiten können auch für private derung der Gemeinde Unterheinriet Festlichkeiten angemietet werden. in die Gemeinde Untergruppenbach“ Die Festhalle wurde innerhalb kürzester Zeit nicht nur von der vom 28. Juni 1973 wurde dem Orts- einheimischen Bevölkerung gut angenommen, auch Auswärtige teil Unterheinriet eine neue Mehr- kommen deswegen gerne, als Veranstalter ebenso wie als Gäste. zweckhalle garantiert. Der damalige Hier wurde der Stabwechsel für das Amt des Landrates durchge- Ortschaftsrat befasste sich bereits seit Herbst 1975 mit diesem führt, da werden Rassekatzen ausgestellt, Lehrer vereidigt und Thema. Der Spatenstich fand fünf Jahre später am 12. Dezember das Landesfi lmfestival veranstaltet. Die Kinder der Musikschule 1980 statt. Schozachtal und des Musikvereins Edelweiß haben im Oberge- Endgültig fertig gestellt und der Bevölkerung übergeben wurde schoss zeitgemäße Übungsräume gefunden, mit großer Begeiste- die Hohenriethalle am 7. Mai 1982. Ihren Namen erhielt sie, rung zeigen sie ihr Können im Festsaal. wie auch schon die Stettenfelshalle, durch einen Aufruf an die Auch Profi s schätzen die „location“ bei ihren viel besuchten Bevölkerung. In der engeren Wahl bei der Namensgebung waren noch Sommerberg-Halle, Wiesental-Halle, Bürgerhalle Heinriet, Buchbach-Halle sowie Heinrieter Halle. Der damalige Ortschafts- rat beschloss, dass die Mehrzweckhalle künftig den Namen Hohenriethalle trägt. Die Gesamtbaukosten für die Mehrzweckhalle beliefen sich auf 2,14 Millionen Euro bei einer Bauzeit von 15 Monaten. Es entstanden eine teilbare Halle von 18 auf 36 Metern sowie Vereinsräume mit 125 Quadratmetern, die ebenfalls unterteilt werden können. Mit der modernen Mehrzweckhalle hat die Gemeinde den Bürgern, den Vereinen und der Schule viele neue Entfaltungsmöglichkeiten geschaffen. In der Hohenriethalle fi nden wie in der Stettenfelshalle neben dem Schulsport und dem Trainingsbetrieb auch kulturelle und private Veranstaltungen statt. Blick auf Festhalle mit Stettenfelshalle; dahinter die Stettenfelsschule 41 Partnerschaften mit Chazelles-sur-Lyon und Jerago con Orago

1988 Kontakte des Herzens Dr. Karl-Heinz Koniczek

Internationale Kontakte allein um der Freundschaft willen sind in der Geschichte des Ortes etwas Neues. Lange Jahrhunderte beschränkten sie sich auf die Wanderungen von Handwerkern, die Reisen von Kaufl euten und leider die kriegerischen Ausei- nandersetzungen zwischen Feudalherren und später National- staaten. Erst seit rund 50 Jahren spielt auch der Tourismus, das Reisen aus Spaß und zum Kennenlernen anderer Menschen und Länder, eine große Rolle. In einer Zeit, die geprägt ist von sich immer mehr ausweitenden wirtschaftlichen Beziehungen und immer schnelleren Ver- kehrsverbindungen, ist es heute unerlässlich, das gegenseitige Verständnis auch auf der Basis privater Kontakte zu erreichen und mit der besseren Kenntnis Missverständnisse und Vorurteile abzubauen. Neben Neugierde auf das wenig Bekannte waren es vor allem Die Partnerschaftsbeauftragten aus Italien, Deutschland und Frankreich. solche Intentionen, die in den 1980er Jahren einige Bürger der Gemeinde um Heiner Sack dazu bewogen, sich nach einer Part- 1988 die Partnerschaftsurkunden unterschrieben werden. Weit nerschaft mit einem französischen Ort umzusehen. In Chazelles- über 100 Personen fuhren dabei zu den Feierlichkeiten in die sur-Lyon fand sich eine geeignete Kandidatin und so konnten jeweils andere Gemeinde! Die Kontakte umfassten die jährlichen Begegnungen auf privater Basis, die immer verbunden waren mit dem Kennenlernen Frankreichs und seiner Kultur, sportliche Ereignisse wie Fußball- spiele, den Stafettenlauf der Chazellois nach Untergruppenbach und Radtouren zwischen den Gemeinden sowie den kulturellen Austausch durch Chöre und Musikgruppen. Als sich 2002 die italienische Gemeinde Jerago con Orago an die französischen Freunde wandte mit der Bitte um eine Partner- schaft, ließen diese keinen Zweifel daran, dass nur eine Dreier- beziehung in Frage käme. 2006 und 2007 wurde diese dann of- fi ziell mit denkwürdigen Feierlichkeiten in Italien, Frankreich und Deutschland besiegelt. Das Hinzukommen der lombardischen Gemeinde brachte viele neue Impulse und Aktivitäten, vor allem mehr Beteiligung junger Menschen. So sehen Partnerschaftsverein und Gemeinde optimistisch in die Zukunft der Dreierpartnerschaft und danken allen Mitbürgern, die durch Aufnahme von Gästen und Teilnahme an den Reisen und Veranstaltungen aktiv mitgewirkt haben, den Gedanken der Verständigung durch Verstehen des Anderen mit Leben zu erfüllen. Besonders hervorzuheben sind dabei die, die jenseits aller Sprachbarrieren „Kontakte des Herzens“ geknüpft haben. Sie mögen Ermutigung sein für alle, die sich bisher aus Sorge um die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten zurückhalten.

42 1109 2009

Chazelles-sur-Lyon ist eine Gemeinde im Departement Loire, 30 Kilometer nordöstlich von Saint Etienne. Das Landstädtchen im Mittelgebirge der „Monts du Lyonnais“ mit knapp 5000 Ein- wohnern war in früheren Zeiten ein Zentrum der französischen Hutindustrie. Diese Geschichte wird in einem überregional bekannten Museum präsentiert. Heute sind Handel, Handwerk und Dienstleistungen die Haupterwerbszweige, viele Menschen pendeln in die Industriebetriebe der umliegenden Städte.

Die Doppelgemeinde Jerago con Orago wurde 1903 aus den bei- den Ortsteilen gebildet und hat so strukturelle Ähnlichkeiten mit Untergruppenbach – Unterheinriet. Die Orte (zusammen knapp 5000 Einwohner) liegen landschaftlich sehr schön im lombar- Bei der Partnerschaftsunterzeichnung waren neben Landrat, dischen Alpenvorland in der Provinz Varese zwischen Mailand EU-Abgeordneter, Landes- und Bundespolitiker auch die Honorarkon- und der Schweizer Grenze, 20 Kilometer östlich des Lago Mag- suln für Italien und Frankreich vor Ort. Zum Abschluss der Partner- giore. Sie sind geprägt von solider Kleinindustrie, aber auch hier schaftsfeier ließen die Gäste mehrere hundert Ballons emporsteigen. verdienen viele Bürger ihr Brot in den großen Nachbarstädten.

Die drei Bürgermeister Marguérite Lacroix, Joachim Weller und Eliseo Valenti bei der Unterzeichnung der Dreierpartnerschaft in Untergruppenbach

43 Die Lokale Agenda 21

2003 Der Geist von Rio Joachim Weller

Zu behaupten, dass die Bürgerbeteiligung außerhalb Wanderwege wurden angelegt und ausge- der üblichen Vereinsarbeit erst seit 2003 stattfi ndet, schildert, für die in Prospekten mit einer Aufl age wäre sicher falsch. In der Geschichte unseres Ortes gab von über 10 000 Exemplaren geworben wird. Ein es immer wieder Menschen, die sich als lose Gruppe Erlebnispfad für Kinder und Familien gestaltete zusammenfanden, um sich einem Problem oder einer diese Agenda-Gruppe ebenfalls. Aufgabe anzunehmen. Ein besonderes Beispiel hierfür ist die Gestaltung des Donnbronner Adventsmarktes als In Vorhof baute eine Gruppe die ehemalige einer der ersten besonderen Weihnachtsmärkte. Gemeinschaftsgefrieranlage zu einem Gemein- schaftsraum um. Dort sitzt man nun gemütlich Beteiligungen engagierter Bürger außerhalb der Vereins- zusammen, wenn man für den Teilort den arbeit waren aber eher Ausnahmen, weil es dafür keine Maibaum aufstellt oder den Osterschmuck spezielle Plattform und auch keinen ausdrücklich gefor- anbringt. derten politischen Willen gab. Dies sollte sich durch einen Grundsatzbeschluss des Gemeindrats zur Lokalen Agenda 21 ändern. Bereits in den 90er Jahren wurde dieser weltweite Prozess mit dem Zielgedanken der Nachhaltigkeit in Rio de Janeiro (Brasilien) von den Mitgliedern der Vereinten Nationen entwickelt, um die Kommunen für das 21. Jahrhundert zukunfts- fähig zu machen. Dieser besondere Prozess der projektbezogenen Bürgerbeteiligung sollte eine Chance für die Gemeinden sein. 2000 wurde ein solcher Beschluss im Untergruppenbacher Gemeinde- rat diskutiert, aber bei Stimmengleichheit abgelehnt. Nach einer Klausurtagung des Gemeinderats wurde 2003 dann einstimmig beschlossen, diese neue Form der Bürgerbeteiligung als Chance für die Gemeinde zu nutzen. Der Erfolg gibt dieser Entscheidung Recht. Im Laufe weniger Jahre hat sich manches verändert, das ohne Bürgerbeteiligung sicher nicht geschehen wäre: Engagierte Agenda-Gruppe Wanderwege

Donnbronner Adventsmarkt Gemeinschaftsraum in der Alten Kelter in Vorhof 44 1109 2009

Heinriet, Naturspielplatz am Bach

In Heinriet hat der „Arbeitskreis Nahversorgung“ einen Wo- chenmarkt ins Leben gerufen, der seit 2004 jeden Donnerstag stattfi ndet und für die Bürger zum wichtigen Kommunikations- treffpunkt geworden ist. Außerdem entstand eine neue wirt- schaftliche Mitte, an der mit Landesförderung ein zentraler Platz für die Bevölkerung geschaffen wurde.

Der „Arbeitskreis Dorfl eben“ organisiert mit dem jährlichen Dorf- und Bauernmarkt eine Messe für landwirtschaftliche Produkte der gesamten Region, die bis zu 10 000 Besucher jährlich schätzen gelernt haben.

Der Festausschuss und der Arbeitskreis „Mottoausgestaltung Straßenfest“ hat dafür gesorgt, dass die Vereine beim alljähr- Wochenmarkt an der Neuen Mitte Heinriet lichen Straßenfest mit dem Motto der 50er und 60er Jahre die beste Einnahmequelle im Jahr haben, um für ihre wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben eine fi nanzielle Ausstattung zu erreichen.

Der „Arbeitskreis Wasserspielplatz“ hat in Heinriet einen Natur- spielplatz am Bach geschaffen.

Dorf- und Bauernmarkt 45 Die Lokale Agenda 21 2003

Der Arbeitskreis „Familienfreundliche Gemeinde Neben vielen Ergebnissen und Projekten hat Unter- Untergruppenbach“ hat einen bunten Strauß an gruppenbach bewiesen, keine Schlafgemeinde neben Ergebnissen gebunden, sodass unsere Kommune von einer Großstadt zu sein. Die Offenheit von Gemein- der IHK Heilbronn-Franken als Gemeinde mit dem derat und Verwaltung gegenüber neuen Projekten ist familienfreundlichsten Klima der Region ausge- ein guter Nährboden für bürgerschaftliche Projekte zeichnet wurde. Aktionen wie die Tief- und einem partnerschaftlichen Miteinander. Man darf garagenbemalung oder die Ausschil- IHK gespannt sein, was zusammen mit den Bürgerinnen derung von Kinderwagenparkplätzen Auszeichnung und Bürgern in Zukunft noch entwickelt werden wird weisen in öffentlichen Bereichen auf – auf jeden Fall ist diese Handlungsweise gelebte das Engagement für Kinder hin. Demokratie und zugleich ein Garant für eine lebenswerte Ge- meinde auch in Zukunft.

Große Kinderaugen beim „Abenteuer Technik Tag“ am 28.09.2007, der mit dem Besuch von Chris- toph Biemann (Sendung mit der Maus) seinen Höhepunkt fand.

Tiefgaragenbemalung Selbst die Fähnchen sind Zeichen der Mottoausgestaltung Straßenfest 46 1109 2009 Einweihung des „Hauses der Generationen“

2007 Vorteile für Jung und Alt Joachim Weller

Zwischen altem und neuem Gebäude ist ein Erlebnisraum für Jung und Alt entstanden.

Mit dem neuen Jahrtausend schreitet in Deutschland auch der Förderlich für die Ausgestaltung Demografi sche Wandel weiter fort. Im ganzen Land zeigt sich dieses Ziels war die Teilnahme als langsam der Trend, dass die Bevölkerung immer mehr schrumpft Modellgemeinde beim Bundesbaumi- und das Durchschnittsalter der Bevölkerung immer mehr steigt. nisterium (MORO - Modellvorhaben Während bei einer Forsa-Umfrage im Jahr 2003 noch 52 % aller der Raumordnung von 2003 bis 2006). Positiv war auch, dass der Deutschen mit dem Begriff des Demografi schen Wandels nichts Bürgermeister zum Vorsitzenden der Projektgruppe „Familienge- anzufangen wussten, gab es in Untergruppenbach besondere rechte Gemeinde“ beim regionalen Zukunftsprojekt „Heilbronn- Gründe, sich damit auseinanderzusetzen. Seit Jahren zeich- Franken 2020“ gewählt wurde. nete sich kein Wachstum mehr ab - der Ort begann sogar zu schrumpfen. Eine Entwicklung, die kurzfristig nicht aufgehalten So gelang es, mit der Aktion Tiefgaragenbemalung einen werden konnte, aber auch die Pfl icht, zu handeln. Arbeitskreis „Familienfreundliche Gemeinde Untergruppenbach“ zu schaffen, der sehr rührig die Entwicklung in Details voran- Da man mit dem Hintergrund der Industrieansiedlungen von treibt. Es gelang auch, aus allen Kindergärten der Gemeinde so GETRAG und BOSCH mit neuen Einwohnern rechnete, wurden genannte „Modellkindergärten“ zu machen. Damit ist Untergrup- über 15 ha Baugebiete ausgewiesen. Schnell zeigte sich aber, penbach die erste Gemeinde in der Region, die den später bis dass sich daraus kein sofortiger Zuzug entwickeln würde. Des- 2010 geforderten Orientierungsplan bereits 2004 umgesetzt hat. halb musste rechtzeitig erkannt werden, dass die Familien- und Immer wieder kommen aus anderen Kommunen Delegationen Kinderfreundlichkeit der entscheidende Standortvorteil im Wett- von Gemeinderäten oder Interessierten, die sich die Untergrup- bewerb um neue Einwohner mit anderen Gemeinden darstellt. penbacher Gemeindeprojekte anschauen. 47 Einweihung des „Hauses der Generationen“ 2007

Gleiches gilt auch heute noch für das „Haus der Generationen“ Die Ministerin lobte das „enorme – die Verbindung einer Kindertagesstätte mit einem Pfl egeheim Engagement der Gemeinde“ und und ein für alle Generationen offenes Haus mitten im Ort. Es würdigte „die Brücken zwischen ist gelungen, die über 100 Jahre alte Schule als Schmuckstück den Generationen“. Mit herzlichem zu restaurieren und zum Kindergarten umzufunktionieren. Interesse informierte sie sich auch Im ehemaligen Schulhof fi ndet sich eine neue Heimat für 74 über „pfi ffi ge Ideen“ wie Vorlesepa- Seniorinnen und Senioren. Beide Gebäude sind durch einen ten, den Patenoma-Service und die lichtdurchfl uteten und bunt bepfl anzten Innenhof mit Atrium- Berufswegepaten für die Haupt- atmosphäre miteinander verbunden. schüler. „Wir schaffen den Alltag Die Gemeinde verfolgt mit dem 2007 eröffneten Haus verschie- am besten, wenn wir zusammenhalten“, sagte Frau von der Leyen. dene soziale Ziele. Auf der einen Seite lernen die Kinder schon Dieser Besuch war ein großer Tag für Untergruppenbach. Zu dem früh den Umgang mit dem „Älterwerden“ und können einen Empfang waren über 400 Bürger gekommen, darunter Ehrengäs- Bezug zu Senioren aufbauen, wenn aufgrund der Mobilitätsan- te aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. forderungen an junge Familien die eigene Großeltern selbst weit entfernt leben. Auf der anderen Seite stellen die Kinder für die Senioren auch eine große Bereicherung dar, machen deren Leben spannender und ge- ben dem Dasein einen Nutzen, z. B. als Vorlese- oder Erzählpaten. Die Keimzelle des Konzeptes ist das tägliche gemeinsame Mittag- essen der Senioren mit den Kindern. Schon nach kurzer Zeit zeigt sich, dass die Vorteile des sozialen Aspekts für alle Generationen viel gewichtiger sind. Deshalb kommt die Gemeinde auch mit diesem Projekt für 2007 bis 2011 in eine Bundesförderung. Vom vorbildlichen Charakter des Mehrgenerationenhauses über- zeugt sich im September 2008 auch die Bundesfamilienministerin Dr. Ursula von der Leyen. Erstmals kam damit ein Mitglied der Bundesregierung zu einem Gemeindeprojekt nach Untergruppen- Die Bundesfamilienministerin informiert sich vor Ort – umringt von bach. Funk und Fernsehen.

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2009 Angenehmes Leben im Grünen Siegfried Kabisch

Der Name Untergruppenbach steht für eine liebenswerte, behagliche Gemeinde mit ausgeprägtem Wohlfühlcharakter und hohem Freizeitwert. Die Lage auf einer welligen Hochebene zwi- schen Löwensteiner Bergen und Heilbronner Becken garantiert ein Höchstmaß an Natur, nicht von ungefähr gehören Teile des Gemeindegebietes zum Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. Bewaldete Höhen umschließen alle Ortsteile. Grün bestimmt die Landschaft, lediglich 15 Prozent der Markungsfl äche sind besiedelt oder von Straßen durchzogen. Wer Freude an der Natur hat, fi ndet hier schnell sein Lieblingsplätzchen.

Dennoch ist Untergruppenbach alles andere als weltabgeschie- den. Über die Autobahn mit der Anschlussstelle Heilbronn – Un- tergruppenbach ist die 40 Kilometer entfernte Landeshauptstadt Stuttgart ebenso schnell erreicht wie andere Metropolen und Flughäfen. Über das nahe gelegene Autobahnkreuz Weinsberg ist der Weg in alle Himmelsrichtungen offen, ob Paris oder Prag, Flensburg oder Florenz. Die sieben Kilometer nach Heilbronn Die Gemeinde ist bis 1998 gewachsen, allein innerhalb von garantieren einerseits rasche Erreichbarkeit großstädtischer fünf Jahren nahm die Einwohnerzahl um 500 zu. Im folgenden Einrichtungen wie Theater und Kinos, andererseits ist die Distanz Jahrzehnt wuchs die Kommune dagegen kaum, begann sogar groß genug, um hektisches Treiben fernzuhalten. entgegen dem Trend der Nachbargemeinden zu schrumpfen.

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Die gut entwickelte örtliche Infrastruktur war Wohnen und Kinder stehen dabei an vorderster Stelle, dazu gehört die Ganz- jedoch für eine deutliche Bevölkerungssteigerung Erholen tagesbetreuung. Erzieherinnen wurden in moderner Pädagogik ausgelegt. In Klausurtagungen besannen sich liegen nah geschult, Modellkindergärten entstanden. Die Kinder werden hier Verwaltung und Gemeinderat auf neue Modelle beieinander. individuell gefördert. Um Krabbelkinder kümmern sich Fachkräfte – vor allem setzen sie auf Familienfreundlich- in der Kindertagesstätte. keit, damit Fachkräfte nach Untergruppenbach ziehen. Diese Ein attraktives Baugebiet wurde in der Talaue in Untergruppen- werden auch in Betrieben der Umgebung gesucht. Bis 2002 war bach erschlossen. Von hier haben die Kinder kurze und sichere Untergruppenbach eine reine Wohngemeinde. Das hat sich durch Fußwege zur Schule und zu den nahe gelegenen Sportstätten. den weltweit agierenden Getriebehersteller GETRAG geändert, Das beheizte Freibad mit der ausgedehnten Liegewiese ist ein der Verwaltung und Entwicklung mit 650 Beschäftigten hier Magnet auch für Menschen aus der Umgebung. ansiedelte. Von hier aus werden jetzt auch die Niederlassungen Ältere Menschen fi nden im „Haus der Generationen“ einen in Schweden und China geleitet. würdigen Lebensabend und freuen sich auf die Begegnungen Die Familienfreundlichkeit zieht sich wie ein roter Faden durch mit den Kindern. Kirchen und Vereine pfl egen soziale Kontakte. die Kommunalpolitik, die ein angenehmes Wohnklima schaf- Zum regen Vereinsleben gehören Feste, fen möchte. Dass besondere auf denen sich die Bürger gerne treffen Angebote für junge Familien und neue Freundschaften schließen. Das ein wichtiges Kriterium bei Straßenfest mit dem Motto der 50er und der Entscheidung für einen 60er Jahre führt immer mehr auswärtige Wohnort sind, wurde durch eine Besucher nach Untergruppenbach, die das Untersuchung und Umfrage besondere Flair zu schätzen wissen und unter Neubürgern belegt. Die mit großem Interesse die Erinnerung an Erhebung ergab auch, dass vergangene Jahrzehnte verfolgen. selbst Bürger ohne Kinder dieses Engagement der Gemeinde schätzen. Familienfreundlichkeit hat viele Seiten. Einrichtungen für

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Die 2003 gebaute Festhalle bietet optimale Voraussetzungen für kulturelle und kommerzielle Veranstaltungen. Auswärtige Fir- men, Vereine und Organisationen nutzen diesen repräsentativen Raum für Konferenzen, Ausstellungen und Darbietungen. Die Burg Stettenfels überrascht ein wachsendes Publikum mit einem reichhaltigen Kulturprogramm. Die Bücherei im Rathaus versorgt Leseratten mit aktueller und zeitloser Lektüre, Kinder fi nden dort auch Spiele und CDs. Wer etwas für seine Bildung tun möchte, fi ndet bei der Volkshochschule seinen richtigen Kurs. In einer Vielzahl von Lehrgängen kann der vernachlässigte Wortschatz auf Vordermann gebracht oder eine neue Fremdsprache erlernt werden. Zum Programm gehören außerdem Anregungen für Bas- telarbeiten und den häuslichen Speiseplan sowie Vorträge wie „Der gemeinnützige Verein und das verfl ixte Steuerrecht“ oder Mit Getrag siedelte sich eine Unterweisung in chinesischem Denken. Ein literarischer reien und Zimmereifach- der größte Arbeitgeber der Gemeinde an Gesprächskreis stößt ebenso auf Interesse wie progressive Mus- betriebe. Für nahezu alle kelentspannung und „Bodyforming am Vormittag“. Lebenslagen gibt es eine passende Adresse, für die Fitness ebenso Der Zweckverband Musikschule bietet ebenfalls viele Möglich- wie für neue Fliesen, für Schönheit und Schattenspender, für Kurz- keiten für die Bürger – von Gesang bis Harfe, von Schauspielerei waren und Klavierstunden. Erfahrene Handwerker haben sich einen bis zum Blasmusikstück. guten Ruf erarbeitet. Der Ort lebt durch die Arbeit seiner Kirchen, Die Infrastruktur im Ort lässt kaum Wünsche offen. Vom Super- seiner Vereine und nicht zuletzt durch das ehrenamtliche Engage- markt bis zur Geschenkboutique, von der Drogerie bis zur Apothe- ment seiner Bürger. Im Arbeitskreis „Familienfreundliche Gemein- ke, vom Metzger, Bäcker und Friseur bis hin zum Getränkehandel de“ entstehen Ideen zur lebenswerten Gestaltung des Alltags. kann der Bürger fast alles für den täglichen Bedarf fi nden, zum Andere Arbeitskreise planen neue Wanderwege und pfl egen die be- Teil sogar mehrfach. Ein Discounter soll im Jubiläumsjahr folgen. stehenden, gestalten Wasserspielplätze, führen Computeranfänger Aber auch die ärztliche und zahnärztliche Versorgung ist gesichert. in die Geheimnisse der modernen Medienwelt ein oder entwickeln Sonderwünsche erfüllt ein Fahrradhändler ebenso wie Schreine- Ideen, wie der Ort noch freundlicher gestaltet werden könnte.

Impressum

Herausgeber: Fotos: Gemeinde Untergruppenbach, Kirchstraße 2, Archiv Gemeinde Untergruppenbach 74199 Untergruppenbach, Fotowettbewerb der Gemeinde Tel. 07131 70 29 0, Heilbronner Stimme Markus Berroth, Hans-Georg Frank, www.untergruppenbach.de Stand 31.08.2008 Siegfried Kabisch, Lopetra Möhle, Einwohnerdaten Redaktion: Titelfoto: Hans-Georg Frank Mitglieder des Arbeitskreises Einwohner Gesamtgemeinde 7.704 „Medien/Öffentlichkeitsarbeit“: Gestaltung: Wolfgang Altvater, Harald Augenstein, Ideengut Markus Berroth, www.berroth-i.de Untergruppenbach 3.984 Druck: Andrea Dörfel, Friedrich Eisenmann, Donnbronn 943 Walter Happold, Siegfried Kabisch, Schweikert Druck, -Weiler Lopetra Möhle, Ilona Vogel, Joachim Weller Obergruppenbach 462 Aufl age: 8.000 Stk. Unterheinriet 1.695 Unterstützung erhielt der Arbeitskreis durch: Stand: Dezember 2008 Vorhof 130 Hans Georg Frank, Dr. Karl-Heinz Koniczek v.i.s.d.r.: Bürgermeister Joachim Weller Oberheinriet 490

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