1109 2009 900 Jahre Untergruppenbach 1 Inhaltsübersicht Seite Grußwort 3 1109 „Gruppenbach“ im Hirsauer Codex Erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens 4 -5 1356 Von Wigmar zu Weimar Die wechselhafte Geschichte der Burg Stettenfels 6 - 8 1737 Die Bluttat zu Gruppenbach Wie die Konfessionen doch noch zur Ökumene fanden 9 - 11 1740 Im Dienst für die Bürger Entwicklung der Gemeindeverwaltung 12 - 13 1853 Mit Gesang fi ng alles an Die Entstehung der Vereine 14 - 19 1904 Der Ort bekommt ein neues Gesicht Der Neubau der Johanneskirche 20 - 21 1905 Groß und hell statt feucht und fi nster Investitionen für die Schulbildung 22 - 24 1909 Vom Bewahren zum Fördern 100 Jahre Kindergarten 25 - 27 1933 Die Zeit unter dem Hakenkreuz Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg 28 - 29 1946 Aus Fremden wurden Nachbarn Die Integration von Heimatvertriebenen 30 - 31 1970 Rebe und Rübe, Wald und Wiese Flurbereinigung erleichtert Landwirtschaft 32 - 34 1972 Neue städtebauliche Akzente Neubaugebiet im Dornhag entsteht 35 - 36 1974 Aus Zwangsehe wird Vertrauen Eingliederung von Unterheinriet 37 - 39 1977 Sport, Spiel, Spaß Stettenfelshalle, Stadion und Hohenriethalle 40 - 41 1988 Kontakte des Herzens Partnerschaften mit Chazelles-sur-Lyon und Jerago con Orago 42 - 43 2003 Der Geist von Rio Die Lokale Agenda 21 44 - 46 2007 Vorteile für Jung und Alt Einweihung des Hauses der Generationen 47 - 48 2009 Angenehmes Leben im Grünen Wohnen in Untergruppenbach 49 - 51 Impressum 51 2 1109 2009 Grußwort zur Festschrift 900 Jahre Untergruppenbach 2009 stellt für die heutige Gemeinde Unter- den Bezug zur Gegenwart nicht zu verlieren. gruppenbach ein bedeutendes Jahr dar. Schließlich ist die Vergangenheit auch in Untergruppenbach Basis dafür, wer wir Bürgerinnen und Bürger sowie Freunde heute sind. Untergruppenbach ist heute eine der Kommune dürfen die erste urkundliche sehr lebendige Gemeinde, selbstbewusst und Erwähnung von Gruppenbach im Jahr 1109 innovativ, bekannt für ihr bürgerschaftliches als Jubiläum feiern. Deshalb haben sich Engagement und ihre gute Wohnqualität. bereits 2007 viele Ehrenamtliche gefunden, die mit Unterstützung des Gemeinderates Ich wünsche der Gemeinde, dass die vielen und der Verwaltung ein attraktives Festpro- Qualitäten in Zukunft erhalten bleiben und gramm erstellt haben. Dabei wird nicht nur noch weiter verbessert werden. Den Festbe- gefeiert, sondern auch Bleibendes geschaf- suchern wünsche ich viel Spaß in Untergrup- fen. So entstehen Baumverbindungswege penbach und den zahlreichen ehrenamt- und ein heimatgeschichtlicher Pfad mit lichen wie hauptamtlichen Helfern danke Tafeln an historisch bedeutenden Gebäuden. ich für ihren außerordentlichen Einsatz für Der für den Ort bedeutende Roman „Der unsere Gemeinde. Heiligenpfl eger von Gruppenbach“ wird als Burgfestspiel an Originalschauplätzen aufgeführt und stellt ein Ihnen wünsche ich viel Freude an dieser Lektüre. besonderes Alleinstellungsmerkmal für unseren Ort dar. Ein eigens dafür gegründeter Ausschuss hat sich über ein Jahr hinweg mit dem Thema Festschrift auseinandergesetzt. Entstan- den ist dieses hervorragende Druckwerk, dem es gelingt, präg- Joachim Weller nante Ereignisse aus der Vergangenheit zu erzählen und dabei Bürgermeister 3 Erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens 1109 „Gruppenbach“ im Hirsauer Codex Joachim Weller Viele Städte und Gemeinden feiern Jubiläen der ersten ur- Ansiedlungen am Oberlauf des Gruppenbachs - also beim heu- kundlichen Erwähnung, jedoch ist nicht immer ganz klar, ob es tigen Obergruppenbach - stattgefunden haben. sich bei diesen Nennungen auch tatsächlich um die besagten Auch wenn der Gruppenbach als Gewässer in den 1960er Jahren Orte handelt. Dies ist beim Jubiläum von Untergruppenbach im Ort selbst verdolt wurde, so ist er für die Menschen heute anders. Bei dem im Hauptstaatsarchiv Stuttgart vorliegenden immer noch Weggefährte beim Spaziergang auf dem beliebten gebundenen Codex Hirsaugiensis Wanderweg zwischen Unter- und handelt es sich zwar um eine Obergruppenbach. Der Bach selbst abgeschriebene Version aus dem entspringt am Koppenbrünnele frühen 16. Jahrhundert, aber – einem beliebten Ausfl ugsziel, das auch das Dokument aus dem Jahr liebevoll durch die künstlerischen 1109 ist zumindest in Teilen noch Kettensägearbeiten des ehema- erhalten, weil es in der Neuzeit als ligen Ortsbaumeisters Hans Wolf Akteneinband wieder verwendet gestaltet ist. wurde. Der Codex Hirsaugiensis ist eines der wichtigsten deutschen Schenkungsbücher, das in dem Der Gruppenbach selbst hat seinen bedeutenden Benediktinerkloster Namen durch die Groppe bzw. im Nordschwarzwald geführt wur- Mühlkoppe. Dieser nachtaktive de. In einem dieser Schriftstücke, Fisch mit dem auffallend breiten in dem der Ritter Conrad von Kopf lebte viele Jahre in un- Merlenheim belegt, eine Schen- serem Fließgewässer und war ein kung an das Kloster Hirsau vorzuneh- Auf diesen beiden Seiten Beweis für die saubere Wasserqualität, verlangt er doch nach men, wird der Ort als „Gruppenbach“ findet sich die älteste hoher Sauerstoffkonzentration. Mit dem Bau der Autobahn, der erwähnt. Es ist nicht überliefert, ob zur Eintragung des Ortsnamens Einleitung des Oberfl ächenwassers in den Gruppenbach und des damaligen Zeit „Gruppenbach“ relativ niedrigen Pegels verschlechterten sich die Lebensbedin- Vor 1950 floss der in Unter- bzw. gungen für den anspruchsvollen und temperaturempfi ndlichen Gruppenbach noch offen Obergruppenbach unterschieden wurde, Fisch so sehr, dass er heute dort nicht mehr heimisch ist. Durch mitten durchs Dorf. wenngleich doch feststeht, dass erste den Fund mehrerer größerer Flusskrebse im Jahr 2005 direkt am 4 1109 2009 Koppenbrünnle ist davon auszugehen, dass sich die Wasserqualität gegenüber vergangenen Jahren wesentlich gebessert hat und sich die Natur an dieser Stelle wieder erholt – vielleicht siedeln sich irgendwann wieder Grop- pen an wie neuerdings am Buchbach in Unterheinriet. Koppenbrünnle Groppi Mit der Einführung des Maskottchens „Groppi“ im Jahr 2003 wollte die Gemeinde schon bei den Kindern eine enge Beziehung mit dem Ort erreichen. Deshalb rief die Verwaltung zu einem Malwettbewerb auf und zeigte echte Groppen über mehrere Monate in einem Aqua- rium im Rathaus. Seitdem fi ndet sich die symbolisierte Groppe immer wieder an verschiedenen Stellen im Ort. Das wandert die Groppenfamilie auf Maskottchen, das als Teil eines Revitalisierungskonzeptes dem Rundwanderweg durch alle Ortsteile und den Sinn hatte, Sympathieträger für die Gemeinde zu sein stellt auf diese lustige Weise jedem Besucher und identitätsfestigend zu wirken, nahmen die Kinder gerne des Rathauses den gesamten Ort vor. an. Bei der aufwändigen Tiefgaragenbemalung des Arbeits- kreises „Familienfreundliche Gemeinde Untergruppenbach“ Auch der Erlebnispfad führt das Maskottchen der Gemeinde als Motiv ebenso wie das Bauwerbeschild der Gemeinde. Engagierte Gewerbetreibende hatten 2004 ein Groppi-Bo- nuspunkte-System entwickelt, das den Einkauf der Bürger im Ort belohnen sollte. 2007 wurde ein leckeres salziges Hefegebäck in Fischform als „Untergruppenbacher Groppen“ erfunden. Das Rezept kann im Rathaus angefordert werden. Die Groppenfamilie wandert durch den Ort - gemaltes Bild in der Tiefgarage. 5 Die wechselhafte Geschichte der Burg Stettenfels 1356 Von Wigmar zu Weimar Hans Georg Frank Ob das Wahrzeichen von Untergruppenbach eine Burg ist oder ein Schloss, darüber mögen sich die Fachleute ereifern. Tatsache ist, dass der Ursprung des Stettenfels im Dunkeln liegt. Wann und von wem die Mauern hochgezogen wurden, weiß niemand. Vielleicht haben drei Herren aus Heil- bronn den Bau mit breitem Graben und drei Wehrtürmen in Auftrag gegeben - Hans Wigmar, sein Bruder Haintz und ihr Schwager Peter Fuer. Ihre Namen tauchen auf bei der ersten dokumen- tierten Erwähnung der markanten Immobilie. 1356 – mit der „Goldenen Bulle“ wurde gerade das wichtigste Grundgesetz des Heiligen Römischen Die Sturmfeder blieben 106 Vertrag über den Verkauf der Burg Reiches Kaiser Karls IV. erlassen – ver- Jahre auf dem Stettenfels. Stettenfels und des Dorfs Gruppen- kaufte das Trio den noblen Besitz an Am 25. Juli 1462 trennte sich bach an Burkart Sturmfeder den „ehrbaren Ritter Burkart Sturm- Friedrich von Sturmfeder für feder“. Sein neues Domizil ließ sich 5 020 Gulden von der Burg, nun der Ritter „zwei hundert pfunt guter zog Raban von Helmstatt ein, behielt sie aber nur 16 Jahre. Haller“ kosten. Nach mehreren Eigentümerwechseln sorgten die Fugger für Doch die Burg gehörte ihm damit nicht ganz. Denn einen Kontinuität. Die reichen Handelsgrafen aus Augsburg fügten Teil besaß die adlige Familie von Hirschhorn. Aber dank einer die Burg von 1551 bis 1747 in ihr Imperium ein. Bereits 1576 glücklichen Fügung bekamen Sturmfeders bereits um 1370 alles: veranlassten sie die Burkarts Sohn heiratete eine Hirschhorn-Tochter. Umwandlung in ein Schloss durch Wendel Dietrich, der sich vom Holzschnitzer zu einem bedeutenden Renaissancearchi- tekten hochgearbei- tet hatte. Nachdem Schloss Stettenfels 1594 abgebrannt war, erhielt er aber- mals durch Hans Fug- ger den Auftrag zur Wiederherstellung der Anlage. Im 18. Jahrhundert erfolgte noch der Versuch der Gründung eines 6 1109 2009 Kapuzinerhospizes durch die katholischen Fugger, diese Bauten wurden jedoch 1735 von Württemberg zerstört. Aus dieser Zeit sind der Gästebau an der Nordseite und eine Steinbrücke erhal- ten. 1747 erwarb Herzog Karl von Württemberg das Schloss und ließ angeblich die Kupferdächer der Türme auf sein Lustschloss Solitude schaffen. 1829 kaufte die Gemeinde Gruppenbach den Besitz und behielt
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