tLT'DET-D £--537
BMBF-Forschungsvorhaben 02-WT 9269/8: ’’Analyse und chemometrische Bewertung von Schwermetallgehalten der Saale, Ihn und Unstrut als Bestandsaufnahme und zur Abschatzung der Auswirkungen von Sanierungsmafinahmen"
Teilprojekt im Themenverbund: " Bestandsaufnahme der Schadstoffsituation, insbesondere mit Schwermetallen in Havel/Spree, Saale und Schwarzer Elster im Hinblick auf die zukiinftige Gewassergute"
AbschluBbericht
Projektleiter: Prof. Dr. Jurgen W. Einax Friedrich-Schiller-Universitat Jena Institut fur Anorganische und Analytische Chemie
Autoren: Dirk Truckenbrodt Olaf Kampe Jurgen W. Einax DISCLAIMER
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Abkiirzungen
Formelzeichen
1 Einleitung ...... 1
2 Die Fliisse Saale, Ilm und Unstrut ...... 2
2.1 Die Einzugsgebiete ...... 2
2.1.1 Geologic entlang der Saale, Ilm und Unstrut ...... 2
2.1.2 Anthropogene Einflusse und Belastungsquellen...... 3
2.2 Das Untersuchungsprogramm...... 4
3 Experimentelles ...... 7
3.1 Probenahme und Konservierung ...... 7
3.1.1 Wasser und Schwebstoff...... 7
3.1.2 Sediment ...... 8
3.2 Aufschlufi von Sediment und Schwebstoff...... 8
3.3 Analysenverfahren ...... 10
3.3.1 Einsatz von AAS und ICP-OES bei der Untersuchung von Wasser, Sediment und Schwebstoff...... 10
3.3.2 Rontgendiffraktometrie ...... 11
3.3.3 Anionenanalytik ...... 11
3.3.4 Organische Summenparameter ...... 12
3.4 Behandlung der MeBwerte xmterhalb der Bestimmungsgrenze .... 12
3.5 MaBnahmen zur Analytischen Qualitatssicherung bei der Schwer- metallbestimmung (AQS) ...... 14
4 Zur Reprasentanz der Belastungscharakterisierung von FlieB- gewassem auf der Grundlage von Sedimenhmtersucbungen ...... 16
4.1 Versuchsdurchfuhrung ...... 16 4.1.1 Probenahme ...... 16
4.1.2 Probenvorbereitung und analytische Charakterisierang...... 17
4.2 Ergebnisse der Modelluntersuchungen ...... 17
4.3 Homogenitatsuntersuchungen ...... 19
4.3.1 Varianz des analytischen Prozesses ...... 20
4.3.2 Untersuchungen zur Homogenitat der Sedimente ...... 21
4.3.2.1 Multivariate Vortestung auf Inhomogenitaten ...... 22
4.3.2.2 Anwendung der zweifachen Varianzanalyse auf das beprobte Saale- r aster...... 23
4.3.2.3 Geostatistischer Ansatz zur Beschreibung der Gewasserprofile ... 25
4.4 Moglichkeiten zur statistischen Absicherung der Probenahme ... 26
4.4.1 Erforderliche Stichprobenzahl fur eine vorgegebene statistische Sicherheit ...... 26
4.4.2 Grenzwertwichtung ...... 28
4.4.3 Entnahme von Mischproben ...... 29
5 Untersuchungsergebnisse ...... 31
5.1 Wasser...... 31
5.1.1 Der Wasserkorper entlang der Fliefistrecke von Saale, Ilm und Unstrut ...... 31
5.1.2 Jahreszeitlicher Gang geloster Wasserinhaltsstoffe am Beispiel des Calciums ...... 35
5.1.3 Historische Untersuchungen der Saale ...... 37
5.1.4 Frachten geloster Wasserinhaltsstoffe ...... 41
5.2 Untersuchungsergebnisse Sediment ...... 45
5.2.1 Mineralogische Zusammensetzung der Sedimente der Saale und wichtiger Nebenfliisse ...... 45
5.2.2 KomgroBennormierung der Sedimentprobenund Kohlenstoffkorrek- tur der ermittelten Metallgehalte am Beispiel der Saalesedimente . . 46 5.2.3 Schwermetalle in den Sedimenten 48
5.2.3.1 Ilm und Unstrut ...... 48
5.2.3.2 Saale ...... 49
5.2.4 Bewertungsansatze zur Beurteilung der Sedimentqualitat ...... 52
5.2.4.1 Bewertung von Einzelelementkonzentrationen in den Saalesedi- menten ...... 52
5.2.4.2 Beurteilung der Sedimentbelastung der Saale unter gleichzeitiger Einbeziehung mehrerer Schwermetalle...... 55
5.3 Schwebstoffe ...... 57
5.3.1 Zusammenhange zwischen Schwebstoff und Sediment ...... 57
5.3.2 Partikular gebundene Schwermetallfrachten ...... 59
6 Chemometrische Auswertung...... 61
6.1 Wasser (Saale) ...... 61
6.2 Sedimente (Saale) ...... 65
6.2.1 Metallgehalte der Saalesedimente ...... 65
6.2.3 Festlegung reprasentativer Probenahmeabstande (Saale) ...... 68
6.3 Partial-Least-Squares-Modellierung...... 70
6.3.1 Wechselwirkungen von Wasserkorper und Sediment entlang der FlieBstrecke von Saale, Ilm und Unstrut ...... 70
6.3.2 Ergebnisse der Modellierung am Beispiel der Saale...... 71
6.3.3 Ergebnisse der Modellierung am Beispiel der Ilm und Unstrut ... 75
6.3.4 Berechnung von Metalldepositionen in den Sedimenten der Ilm und Unstrut ...... 77
6.3.5 Simulation der Metallverteilungskoeffizienten zwischen Wasser und Sedimenten ...... 78
6.3.6 EinfluB vom DOC auf die Metallverteilungskeffizienten ...... 79
6.3.7 EinfluB vom pH-Wert auf die Metallverteilungskeffizienten 80 6.3.8 EinfluB von Salzfrachten auf die Metallverteilungskeffizienten ... 81
6.3.9 EinfluB des Redoxpotentials auf die Metallverteilungskeffizienten . 82
6.3.10 EinfluB von Phosphat auf die Metallverteilungskeffizienten ...... 83
7 Zusammenfassung ...... 84
8 Literaturverzeichnis ...... I
9 Anhang ...... V Abkurzungen AAS Atomabsorptionspektrometrie AOX Adsorbierbare organische Halogenverbindungen (Summenparameter) AQS Analytische Qualitatssicherung BG Belastungsgrad DOC Geldste organische Kohlenstoffverbindungen (Summenparameter) GFAAS Graphitrohr-Atomabsorptionspektrometrie ICP-OES Atomemissionsspektrometrie mil induktiv gekoppelter Plasmaanregung KVO Klarschlammverordnung MVDA Mehrdimensionale Varianz- und Diskriminanzanalyse PLS Partial-Least-Squares PRESS Prediction Error of Square Sums TOC Gesamter organischer Kohlenstoff (Summenparameter) ZAAS Atomabsorptionspektrometrie mit Zeeman-Untergrundkompensation
Formelzeichen a - Irrtumswahrscheinlichkeit a{ - Zeilenfehler pj - Spaltenfehler e - Prozessfehler f - Freiheitsgrad Yu - Wechselwirkungsterm H0 - Nullhypothese n - Anzahl der Objekte - zu entnehmende Anzahl an Einzelproben Uj - Zahl der Einzelobjekte in der betrachteten Klasse P - Wahrscheinlichkeit Q - AbfluB r - Korrelationskoeffizient rc - Korrelationskoeffizient der kohlenstoffnormierten Daten R - Rangsumme s - Standardabweichung sr - relative Standardabweichung in % o - Fehler t - t-Wert (Prufgrofie der STUDENT t-Verteilung) U - Prufgrofie des U-Tests nach MANN-WHITNEY U - geforderte statistische Genauigkeit ftir die gesuchte Komponente in % Wr - Zahl der wahrscheinlichkeitstheoretisch zufallig richtigen Wiederzuordnungen x - Mefiwert x - Mittelwert x min - kleinster Mefiwert x,^ - grdfiter Mefiwert X;' - standardisierter Mefiwert Xj - Raumkoordinate Xjj - Mefiwert eines Probenahmerasters an der Stelle mit den Koordinaten (i, j) X - Gesamtmittelwert eines Probenahmerasters Z - Schranken der Standardnormalverteilung fur ein vorgegebenes a 1 Einleitung
Seit den sechziger Jahren werden in der Bundesrepublik umfassende Untersuchungen von Oberflachengewassern durchgefuhrt, die hinsichtlich der Bestandsaufnahme der Belastung mit Schwermetallen in den alien Bundeslandern im wesentlichen abgeschlossen sind [1]. Durch die politische Entwicklung seit 1989 wurde die Untersuchung des FluBsystems der Elbe ermoglicht, die als einer der am starksten belasteten Fliisse Europas gilt. Innerhalb dieses Gewassersystems besitzt die Saale eine besondere Bedeutung. Sowohl von ihrer FlieBstrecke als auch von den im Einzugsgebiet angesiedelten Industriestandorten zahlt sie zu den wichtigsten Fliissen der neuen Bundeslander und zu den groBten Nebenflussen der Elbe uberhaupt. Wiederholt wurde sie als einer der am starksten mit anorganischen Schadstoffen belasteten Fliisse Deutschlands bezeichnet [2, 3]. Erste orientierende Untersuchungen zur Geochemie verschiedener Elemente in der Saale gab es bereits in den fiinfziger Jahren [4,5]. Allerdings handelte es sich seinerzeit nur um wenige stichprobenartige Untersuchungen von Wasser und in geringem Umfang auch von Schwebstoff an einigen Probenahmestellen. Sedimente wurden nicht berucksichtigt. Aus den darauffolgenden Jahrzehnten existieren eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten und Veroffentlichungen , die die Saale zum Unter- suchungsgegenstand haben [6-11]. Beziige auf den Schwermetallstatus des Flusses sind in diesen Publikationen aber kaum zu finden [12]. Seit Mitte der achtziger Jahre werden an der Friedrich-Schiller-Universitat Jena Schwer- metallcharakterisierungen an Sedimenten ausgewahlter FluBabschnitte der Saale sowie methodische Arbeiten zur FlieBgewasseranalytik durchgefuhrt [13-16]. Umfassende und aktuelle Informationen tiber den Belastungszustand entlang des gesamten FluBlaufes gab es jedoch bisher nicht. Wichtigstes Ziel war deshalb eine in diesem Umfang erstmalige und aktuelle Bestandsaufnahme zur Belastung von Wasser, Sediment und Schwebstoff der Saale. Die Grundlage dieser Betrachtungen bilden ca. 15.000 bestimmte Merkmale in Wasserproben und mehr als 1.000 Schwebstoff- und 4.600 Sedimentuntersuchungen. Bei der Belastungscharakterisierung von FlieBgewassern ist es derzeit allgemein ublich, die Anderung einzelner Merkmale nach geographischen Oder zeitlichen Aspekten zu bewerten. Die Anwendung von Methoden der multivariaten Statistik ermoglicht die Identifizierung anthropogener und geogener Quellen und die Aufdeckung latenter Zusammenhange. Dam it ist eine umfassende Bewertung der tatsachlichen Belastungssituation moglich.
1 2 Die Fliisse Saale, Ilm und Unstrut 2.1 Die Einzugsgebiete
Die Saale entspringt am groBen Waldstein im Fichtelgebirge. Sie gehort neben der Moldau und der Havel zu den bedeutendsten Nebenflussen der Elbe (Tabelle 2-1). Ihr Einzugsgebiet umfaBt weite Teile des Frankenwaldes, des Fichtelgebirges, des Thuringer Waldes, des westlichen Erzgebirges und des Sudharzes sowie des Thuringer Beckens und des Norddeutschen Bordelandes.
Tab. 2-1 Hydrographische Daten [17, 18]
Flufl FlieOstrecke in km Einzugsgebiet in km2
Elbe 1165 148268
Moldau 440 28090
Havel 341 24025
Saale 427 24079
Unstrut 192 6343
Weifle Elster 257 5384
Bode 169 3297
Dm 133 1043
2.1.1 Geologic entlang der Saale, Ilm und Unstrut
Der Oberlauf der Saale wird durch die Gesteinsfolgen des Perm bestimmt [19, 20]. Das Quellgebiet selbst liegt im nordostlichen Teil der Miinchberger Gneismasse. Diese ist ein Fremdkorper innerhalb der Vogtlandischen Mulde. In dieser Einheit befinden sich die Probenahmestellen WeiBdorf und Joditz. Im AnschluB daran durchflieBt die Saale das Thuringer Schiefergebirge. Sparnberg und Harra sind dem Bergaer Sattel zuzuordnen. Die Ziegenruck-Teuschnitzer Kulmmulde wurde bei Ziegenruck und Eichicht beprobt. Vor Saalfeld durchschneidet die Saale das Saalfelder Oberdevon (Probenahmestelle Fischersdorf) und wird anschlieBend durch die triadischen Gesteine des Thuringer Beckens (Trias) geologisch determiniert. Bis in die Nahe von Jena hat sich der FluBlauf im Buntsandstein
2 ausgebildet. Ab Jena befindet sich das FluBbett im Muschelkalk. Bei Camburg kreuzt die Saale die Finne-Stdrung und verlaBt das Thiiringer Becken. Stoben, Bad Kosen und Naumburg befmden sich bereits auf der Hermundurischen Scholle. Diese ist allerdings nur noch im tiefen Untergrund durch Storungen nach Nordost und Sudwest abgegrenzt. Ab Naumburg haben quartare und tertiare Bedeckungen eine immer groBere Bedeutung [21]. Die Probenahmestellen Schkortleben bis Halle Trotha befmden sich auf der quartar und tertiar bedeckten Merseburger Buntsandsteinplatte. Im AnschluB daran durchquert die Saale das Hallesche Vulkanitgebiet. Zum Teil liegen Roll legend-V ulkanite unbedeckt vor. Die Probenahmestelle Wettin befindet sich in diesem Vulkanitkomplex. Bei Rothenburg durchquert die Saale permokarbone Sedimente des Saale-Troges. Die Region um Alsleben und Bernburg wird durch das Subherzyn gepragt. Die Mundungszone (Nienburg, GroB Rosenburg) befindet sich im holozanen FluBauengebiet der Elbe und der Saale. Der FluBlauf der Ilm beginnt ebenfalls in permischen Gesteinsmassen (Thuringer Wald). Ab Stadtilm bis zur Einmundung in die Saale dominieren triadische Bedeckungen. Muschelkalk und Keuper sind auch fur das gesamte Einzugsgebiet der Unstrut typisch.
2.1.2 Anthropogene Einflusse und Belastungsquellen
Tabelle 2-2 zeigt das Ergebnis einer Recherche uber die industrielle Einleitersituation entlang der FlieBstrecke der Saale bis 1989 auf dem Gebiet der damaligen DDR.
Tab. 2-2 Wichtige Belastungsquellen im Einzugsgebiet [22-28]
Belastungsquellen im Einzugsgebiet (Stand 1989) Anzahl
Saale Ilm Unstmt
Metallbearbeitende und metallverarbeitende Industrie 48 10 10
Chemische und petrochemische Industrie, Kunststoffindustrie 31 3 5
Pharmazeutische Industrie 6 - -
Papierindustrie, holzbearbeitende und holzverarbeitende 17 1 6 Industrie
Textil-, Bekleidungs- und Lederindustrie 8 5 4
Glas- und Porzellanindustrie, keramische Industrie 7 5 l
Sonstiges (Bauindustrie, Genufimittelindustrie, Solebader...) 35 4 9
3 Uber die Art der in diesem Zeitraum eingebrachten Schadstoffe und die in das Gewasser gelangenden Frachten gibt es keine vollstandige, offizielle Dokumentation. Bedeutendster Wirtschaftsstandort im Einzugsbereich der Saale ist das mitteldeutsche Industriegebiet. In dieser Region ist besonders auf die stiirmische Entwicklung der chemischen Industrie seit
Beginn des 20. Jahrhunderts zu verweisen, insbesondere der organischen Synthesechemie auf der Grundlage von Braunkohle. Wichtigste und bekannteste Standorte sind Buna und Leuna. Daruber hinaus befmden sich entlang des FluBlaufs eine Vielzahl von mittelstandischer Industrie sowie von Klein- und Mischindustrie. Seit dem Mittelalter entwickelten sich im Einzugsgebiet eine Anzahl von Bergbaustandorten. Daruber hinaus wird das Gebiet landwirtschaftlich intensiv genutzt. Neben den Ballungsraumen Halle-Merseburg, Leipzig, Erfurt Oder Jena leiten viele mittlere und kleine Stadte und Gemeinden ihre Abwasser in das Gewassersystem der Saale ein. Hervorzuheben fur Ilm und Unstrut sind besonders Bergbaustandorte, im Falle der Ilm vor allem alte Stollen zur Forderung von Eisen, Kupfer, Mangan und Silber. Der Abbau von Eisen, Mangan sowie von FluB- und Schwerspat erfolgte bis ins zwanzigste Jahrhundert. Fur die Unstrut sind Bergbaustandorte der Kaliindustrie von Bedeutung. In den letzten Jahren hat sich das Einleiterbild stark verandert. Die Ursachen liegen vor allem in der Umstrukturierung bzw. der Stillegung von Wirtschaftsstandorten sowie in der Errichtung und Modernisierung einer Vielzahl kommunaler Klaranlagen.
2.2 Das Untersuchungsprogramm
Entlang der gesamten FlieBstrecke der Saale, Ilm und Unstrut wurden, in Anlehnung an die existierenden regionalen MeBnetze der Lander [29, 30] und erganzend in deren Erweiterung, insgesamt neunundzwanzig Probenahmestellen ausgewahlt (Bild 2-1). Zur Beurteilung der Wasserqualitat erfolgte im Zeitraum von September 1993 bis August 1994 eine monatliche (Saale) bzw. zweimonatliche Entnahme von Wasserproben (Ilm, Unstrut). Unmittelbar am Ort der Probenahme wurden Leitfahigkeit, Redoxpotential, Sauerstoffgehalt, Temperatur und Trubung gemessen. Nach der Entnahme erfolgte die Filtration der Wasserproben fiber Membranfilter (0,45 pm Porenweite). In den nach DIN-Vorschriften [31]
4 konditionierten Proben warden AOX, DOC, die Gehalte von fiinfzehn Metallen (As, Ca, Cd, Cr, Cu, Fe, Hg, K, Mg, Mn, Na, Ni, Pb, Se, Zn) sowie von fiinf Anionen (Cl", N03", NO/, P043", SO/ ) bestimmt. Im Oktober 1993 erfolgte eine erste umfassende Beprobung zusatzlich auf Schwebstoff und Sediment. In den Sedimentproben wurden die oben aufgefuhrten Metalle und der Gehalt an
TOC bestimmt. Die Schwebstoffe wurden hinsichtlich acht anthropogen besonders relevanter Metalle (As, Cd, Cr, Cu, Hg, Ni, Pb, Zn) charakterisiert.
Magdeburg
Sachsen- 8261 Anhal t 65
Thuringen
Ilmen au © Sachsen
50 ton
BUd 2-1 Probenahmestellen an Saale, Ilm und Unstrut
Saale: SI Weifidorf, S2 Joditz, S3 Sparnberg, S4 Harra,S5 Ziegenruck, S6 Eichicht, S7 Fischersdorf, S8 Schwarza, S9 Volkstedt, S10 Rudolstadt, SI 1 Uhlstadt, S12 Kleineutersdorf, S13 Rothenstein, S14 Porstendorf, S15 Stoben, S16 Bad Kosen, S17 Naumburg, SI8 Schkortleben, S19 Bad Durrenberg, S20 Merse burg, S21 Schkopau, S22 Planena, S23 Halle Trotha, S24 Wettin, S25 Ro- thenburg, S26 Alsleben, S27 Bernburg, S28 Nienburg, S29 GroB Rosenburg, Ilm: II Manebach, 12 Langewiesen, 13 Stadtilm, 14 Hetschburg , 15 Kromsdorf, 16 Niedertrebra, 17 Grofiheringen Unstrut: Ul Dingelstadt, U2 Bollstadt, U3 StrauBfurt, U4 Leubingen, U5 Sachsenburg, U6 Schonerwerda, U7 Laucha, U8 GroBjena
5 Zusatzlich erfolgte in den Schwebstoffproben die Bestimmung von Eisen und Mangan. Eine weitere fur April 1994 vorgesehene Probenahme konnte aufgrund der extremen Hoch- wasserereignisse in Thiiringen und Sachsen-Anhalt erst im Juni realisiert werden. Bei derartigen erhohten Durchflussen kommt es zu Abtragen der Sedimentschicht und des Gewasserbetts, woraus niedrigere Metallgehalte in den Feststoffproben resultieren konnen. Als gegenlaufiger Effekt konnen durch die Abschwemmung kontaminierter Gebiete und die Beprobung der daraus gebildeten Hochwassersedimente aber auch erhohte Schwermetallge- halte ermittelt werden. Deshalb erfolgte zur Absicherung der Untersuchungen eine letzte, zusatzliche Sedimentbeprobung im Juni 1995. Weiterhin wurden die folgenden Nebenflusse der Saale 1994 einmalig im Bereich der Mundung auf Sediment beprobt (Tabelle 2-3):
Tab. 2-3 Beprobte Saalenebenfltisse
GewMsser Einzugsgebiet [17] Zuflufi in die Saale bei
in km2 Flufi-km
Selbitz 247 366
Wisenta 176 319
Loquitz 364 286
Schwarza 507 266
Remdaer Rinne 85 262
Orla 258 240
Roda 262 222
Ilm 1043 182
Unstrut 6343 160
Weifle Bister 5384 103
Bode 3297 28,5
6 3 Experimentelles 3.1 Probenahme und Konservierung
3.1.1 Wasser und Schwebstoff
Zur Probenahme wurden durchstromte Gewasserabschnitte ausgewahlt, in denen sowohl die
Entnahme der Wasser- als auch der Schwebstoff- und Sedimentproben erfolgte. Die Bestimmung der folgenden Parameter erfolgte als Vor-Ort-Messung:
- Temperatur, pH-Wert, Leitfahigkeit, Triibung, Sauerstoffgehalt (Horiba, U10) - Redoxpotential (WTW, 503)
Weiterhin wurden jeweils drei Wasserproben von 1 L entnommen und diese zu einer Mischprobe vereinigt.
Aus der gut homogenisierten Mischprobe wurden 500 mL FIu6wasser entnommen und die Schwebstoffe durch Membranfiltration (Zelluloseacetat-Filter, 0,45 fim Porenweite, Sar- torius) abgetrennt. Die Filter wurden gefriergetrocknet. In Tabelle 3-1 sind die Methoden der Konservierung und Vorbehandlung fur die einzelnen Parameter aufgefuhrt.
Tab. 3-1 Verfahren zur Konservierung der Wasserproben, DIN 38402/ Teil 21 [31]
Parameter Konservierung ProbengefaBmaterial Bemerkungen
Anionen Filtration vor Ort Polyethylen Aufbewahrung bei 4 °C
AOX unfiltriert Glas Aufbewahrung bei 4 °C
HNO,
DOC Filtration vor Ort Glas Aufbewahrung bei 4 °C
pH <2
Kationen Filtration vor Ort Polyethylen 2,5 mL konzentrierte
pH <2 HNO, je L Probe
Aufbewahrung bei 4 °C
Schwebstoffe Filtration vor Ort Polyethylen Einfrieren der Filter
7 3.1.2 Sediment
Bei der Probenahme der Sedimente warden Mischproben einer Flache von jeweils 1 m2 der obersten Sedimentschicht mit Probenehmern aus Polyethylen entnommen. Die Fraktion mit einer KorngroBe <20 wurde mit Nylonsieben definierter Maschenweite durch NaB- siebung abgetrennt. Die Trocknung erfolgte bei einer Temperatur unter 40 °C, um Verluste der leicht fliichtigen Quecksilberverbindungen zu vermeiden.
3.2 Aufschlufi von Sediment und Schwebstoff
Fur die genutzten atomspektrometrischen Analysenmethoden ist es erforderlich, die feste Ausgangsprobe in eine fur die Bestimmung zugangliche Form, iiblicherweise in eine flussige MeBprobe, zu uberfuhren. Aufgrund der silicatischen Bestandteile in Sediment und Schweb sind fur die vollstandige Losung der Schwermetalle Totalaufschlusse unter Zusatz von FluBsaure erforderlich. Da von derartigen Aufschlussen iibliche Laborgerate aus Glas und Quarz angegriffen werden und zusatzliche Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten sind, wird fur die Schwermetallanalytik in Bdden und Sedimenten haufig unvollstandigen Aufschlussen der Vorzug gegeben. Dam it kbnnen die Metallgehalte mit Ausnahme des silicatisch gebundenen Anteils erfaBt werden. Diese silicatisch gebundenen Schwermetallanteile kbnnen fur Belastungsbewertungen gegenuber den Gesamtgehalten i. allg. vernachlassigt werden. Hinzu kommt, daB die Remobilisierbarkeit der Schwermetallgehalte dieser Fraktion unter Umweltbedingungen keine bedeutende Rolle spielt. In Deutschland ist der Konigswasser- aufschluB fur Schlamm und Sedimente als DIN-Vorschrift standardisiert [32]. Dieser ist im Verbundprojekt "Elbenebenflusse" fur alle beteiligten Arbeitsgruppen verbindlich vor- geschrieben. Um Kontaminationen und Dekontaminationen bei der Konigswasserlaugung der geringen Schwebstoffmengen zu vermeiden, wurden diese nicht in der ublichen RiickfluBapparatur aufgeschlossen, sondern der mikrowellenunterstiitzte Aufschlufi mit geschlossenen, druck- gesteuerten Bomben genutzt [33]. Eingesetzt wurde das Gerat MDS-2000 der Fa. CEM (2,45 GHz). Zur Absicherung der Vergleichbarkeit von KonigswasseraufschluB nach DIN und mikrowellenangeregtem BombenaufschluB wurden eine Reihe von Vorversuchen mit der
8 Variation von Druck und Reaktionszeit der Mikrowellenaufschlusse durchgefiihrt. Bild 3-1 zeigt die Ergebnisse dieser Untersuchungen am Beispiel von Blei, Chrom, Kupfer und Nickel. Die statistische Priifung hinsichtlich Vergleichbarkeit der nach DIN-Methode und mikrowellenangeregten BombenaufschluG bestimmten Schwermetallkonzentrationen erfolgte mittels t-Test, woraus das in Tabelle 3-2 aufgefiihrte, endgiiltige AufschluBprogramm resultierte. Fur den AufschluB der Schwebstoffe wurden jeweils 1 mL konzentrierte Salpetersaure (Subboiled) und 3 mL Salzsaure (37%, PURASAFE zur Quecksilber- bestimmung, Analyse, Riedel de Haen) benutzt.
Tab. 3-2 AufschluBbedingungen fur die Schwebstoffproben
Schritt 1 2
Leistunj’ in % (max. 700 W) 50 100
Druck in kPa 330 800
Zeit in min 20 59
(Zeit bei konstantem Druck) in min 10 55
800 kRa | | DIN-AufschluS
Bild 3-1 Vergleich von KonigswasseraufschluB nach DIN und mikrowellenunter- stiitztem DruckaufschluB (Druck und Zeit variiert)
9 3.3 Analysenverfahren 3.3.1 Einsatz von AAS und ICP-OES be: der Untersuchung von Wasser, Sediment und Schwebstoff
Zur Bestimmung der MetalIkonzentrationen in Wasser-, Schwebstoff- und Sedimentproben wurde die jeweils geeignete atomspektrometrische Bestimmungsmethode ausgewahlt. Sofern es durch die Konzentrationsbereiche moglich war, wurde der schnellen Bestimmung mittels ICP-OES der Vorzug gegeben. Fur die Hydridbildner (As, Se), fur Quecksilber und fur alle Bestimmungen im Schwebstoff sowie fur die Mehrzahl der Schwermetallbestimmungen in den Wasserproben war der Einsatz der AAS erforderlich. Eingesetzt wurden das AAS PC 5100ZL der Fa. Perkin Elmer mit ZEEMANuntergrundkompensation (longitudinale Anordnung) bzw. Amalgamsystem und dem FIAS 400 zur Bestimmung der Hydridbildner sowie die ICP-OES Maxim von FISONS. Tabelle 3-3 enthalt die analytischen Methoden, die zur Bestimmung der Metalle in den verschiedenen Kompartimenten ausgewahlt wurden.
Tab. 3-3 Methoden zur Bestimmung von Metallen in Wasser, Sediment und Schwebstof
Wasser Sediment Schwebstoff
As Hydrid-AAS (193,7 mn) Hydrid-AAS (193.7 nm) Hydrid-AAS (193,7 nm)
Ca ICP-OES (317,9 nm) ICP-OES (317,9 nm)
Cd ZAAS (228,8 nm) ZAAS (228,8 nm) ZAAS (228,8 nm)
Co ZAAS (242,5 nm) ICP-OES (228,6 nm)
Cr ZAAS (357,9 nm) ICP-OES (267,7 nm) ZAAS (357,9 mn)
Cu ZAAS (324,8 nm) ICP-OES (324,8 nm) ZAAS (324,8 nm)
Fe ICP-OES (259,9 nm) ICP-OES (259,9 nm)
Hg Kaltdampf- (253,7 nm) Kaltdampf- (253,7 nm) Kaltdampf- (253,7 nm)
AAS AAS AAS
K ICP-OES (766,5 nm) FAAS (769,9 nm)
Mg ICP-OES (279,1 nm) FAAS (202,6 nm)
Mn ZAAS (279,5 nm) ICP-OES (257,6 nm)
Na ICP-OES (589,0 nm) ICP-OES (589,0 nm)
Ni ZAAS (232,0 nm) ICP-OES (231,6 nm) ZAAS (232,0 nm)
Pb ZAAS (283,3 nm) ICP-OES (220,4 nm) ZAAS (283,3 nm)
Se Hydrid-AAS (196,0 nm) Hydrid-AAS (196,0 nm) „
Zn ICP-OES (206,0 nm) ICP-OES (206,0 nm) ZAAS (213,9 nm)
10 3.3.2 Rontgendiffraktometrie
Zur Bestimmung des Mineralbestandes in den Sedimenten wurde die Rontgendiffraktometrie genutzt. Die Probenpraparation erfolgte durch Anfertigung von Pulverpraparaten. Zur
Quantifizierung wurde den Proben Aluminiumpulver (10% bezogen auf die Gesamteinwaage) zugesetzt. Die Messungen erfolgten an der ERNST-MORITZ-ARNDT-Universitat Greifs- wald am Rbntgendiffraktometer D 5000 von Siemens (Tabelle 3-4).
Tab. 3-4 Aufnahmebedingungen am Rontgendiffraktometer D 5000______
Strahlung Cu-Ka Wellenlange in nm 154,06
Spannung in kV 40 Monochromator Sekundarmonochromator
Stromstarke in mA 30 Divergenzblende in mm 2,0
Schrittweite in °/3s 0,02 Streustrahlblende in mm 2,0
2 Sollerspaltblocke 0,5/25 Detektor Szintillationszahler
3.3.3 Anionenanalytik
Zum Einsatz kamen ionenchromatographische und photometrische Methoden [34-37], Als Ionenchromatograph kam ein Mefiplatz der Fa. PERKIN ELMER zum Einsatz (Tab.3-5)
Tab. 3-5 Ionenchromatographischer MeBplatz fur die Flufiwasseranalytik
Eluentenreservoir Nutzung des Helium-Entgasungszusatzes SEC 4
Eiuent:0,25 mmol Titriplex VIE, pH 5,6 eingestellt mit
Natronlauge (0,1 moI/L), 15% Acetonitril
Eluentenforderpumpe Serie 250, FluBrate 1,3 mL/min, Druck 75 bis 100 bar
Probenaufgabesystem Rheodyne Ventil 716, 20 jiL Probenschleife
Vorsaule Eurospher 100C, 18.30- 4 mm, Knauer
Trennsaule Anionensaule I, 100- 4 mm, Perkin Elmer
Saulenthermostat Mistral, Spark Holland
Temperatur: 15 °C
Detektor LC 290, UV/VIS
Detektion bei 205 nm
Integrator NELSON Personal Integrator Modell 1020
11 Vor der Probenaufgabe wurde geloste organische Substanz dutch Festphasenextraktion (5 mL Probe, Adsorbex RP-18, Merck) abgetrennt, um Storeffekte, z. B. dutch organische Sauren, zu unterdriicken und die Saulen des chromatographischen Systems zu schutzen. Die Konzentrationsbestimmung von Nitrit, Nitrat und Orthophosphat erfolgte aufgrund der z. T. sehr niedrigen Konzentrationen dieser Anionen im FluBwasser bevorzugt photometrisch (Spekol 211, CARL ZEISS Jena).
Tab. 3-6 Photometrische Bestimmung von Anionen im FluBwasser
Anion Reagenzien Wellenlange in nm
Nitrit [351 Sulfanilsaure. N-[Naplityl-(l )]ethylendiammoniumdichlorid 525
Nitrat [36] 2,6-Dimetliylphenol, Schwefelsaure 515
Orthophosphat [37] Isopolymolybdansaure 712
3.3.4 Organische Summenparameter
Um mogliche Belastungen der Saale, Ilm und Unstrut zu erfassen wurden in den Wasserproben die Summenparameter AOX und DOC bestimmt. Zur Erfassung der adsorbierbaren organischen Halogenverbindungen [38] wurde das AOX-2.3 von IDC, Langewiesen eingesetzt. Die Bestimmung des geldsten organischen Kohlenstoffs [39] erfolgte mit dem MeBgerat "elementar liqui TOC" der Fa. ASTRO.
3.4 Behandiung der MeBwerte unterhalb der Bestimmungsgrenze
Bei den durchgefiihrten Analysen zur Bestimmung der Schwermetallkonzentrationen in den Wasserproben war fur eine Anzahl von Schwermetallen der Arbeitsbereich der jeweils genutzten analytischen Methode nicht ausreichend. Das untere Ende des Arbeitsbereiches ist fur ein MeBverfahren dutch die dazugehorige Bestimmungsgrenze festgelegt [40], die in Vorversuchen nach FUNK [41] ermittelt und als kleinste Kalibrationsprobe in der Routi- neanalytik beriicksichtigt wurde. Eine Extrapolation auf Konzentrationen auBerhalb des Ka- librationsbereichs ist nicht statthaft, da lediglich dieser Bereich statistisch definiert ist [42].
12 Die Schwierigkeiten bei der Auswertung der FluBwasserdaten der Saale im Untersuchungs- zeitraum verdeutlicht Tabelle 3-7. Zur Dokumentation ist die Angabe "< Bestimmungsgrenze" ausreichend, dagegen ist die weitere statistische Bewertung dieser Analysenergebnisse problematisch. So mussen fur viele statistische Prozeduren genaue Zahlenwerte eingesetzt werden, die Angabe einer Konzentration " <" muB, da der korrekte oder wahre Wert nicht bekannt ist, durch einen moglichst guten numerischen Ersatzwert substituiert werden.
Tab. 3-7 Anzahl von Bestimmungen unterhalb der Bestimmungsgrenze fur ausgewahlte Metalle (Quellgebiet und Miindungszone der Saale, 1993-1994, n= 12)
As Cd Hg Pb Zn
Grenzwert TVO in #g/L |43] 10 5 1 40 5000
Bestimmungsgrenze in jig/L 0,5 0,2 0,1 1.5 10
Weifidorf 7 6 11 12 1
Groli Rosenborg 2 2 8 11 0
Dieses Problem ist in der Literatur wiederholt diskutiert worden. Fine Ubersicht der existierenden Losungsansatze geben NEITZEL [40] und H ELS EL [44]. Im einfachsten Fall werden die Werte " <" eliminiert, woraus aber u. U. eine Starke Reduzierung des Datensatzes resultiert [45]. Eine weitere Moglichkeit ist die Anwendung robuster statistischer Parameter auf den Datensatz. Beim Fehlen einzelner Werte oder beim Vorliegen von AusreiBern sind Median und Dispersion, im Gegensatz zu Mittelwert und Standardabweichung, weniger anfal- lig und fehlerbehaftet. Sind weniger als 50 Prozent der Daten unter der Bestimmungsgrenze, kann der Median angegeben werden, sind 75 Prozent bekannt, ist auch die Dispersion bestimmbar. Fur umfangreiche Stichproben und bei Kenntnis der den Daten zugrunde- liegenden Verteilung kann man fehlende Werte extrapolieren. Eine derartige Kenntnis der Verteilung ist aber bei den vorliegenden kleinen Stichprobenumfangen von 12 Wasseruntersuchungen je Probenahmestelle nicht gegeben. Zur Aufbereitung der vorlie genden FluBwasserdaten wurde ein Substitutionsmodus gewahlt. Verbreitet ist der Ersatz von Werten unterhalb der Bestimmungsgrenze durch einen Reprasentanten, der aus der Bestimmungsgrenze und einem Faktor zwischen 0 als Minimalannahme und 1 als groBtmoglichem Wert gebildet wird [46]. Da fur 0 in der weiteren Auswertung systematisch
13 zu niedrige bzw. fur 1 zu hohe Werte vorgetauscht werden, wurde in Anlehnung an die Datenaufbereitung des Staatlichen Amtes fur Umweltschutz Sachsen-Anhalt, deren MeBdaten teilweise in die Auswertung einbezogen wurden, als KompromiB der Faktor 0,5 verwendet [29]. Einen Reprasentanten von 0,5 bis 0,7 empfiehlt auch NEITZEL als empirisches Ergebnis von Simulationsexperimenten.
3.5 MaBnahmen zur Analytischen Qualitatssicherung bei der Schwermetall- bestimmung (AQS)
Aus dem Instrumentarium der AQS wurden besonders folgende Werkzeuge zur Absicherung der Untersuchungsergebnisse genutzt. In der Routineanalytik wurden Doppelproben, Blindwerte, dotierte Proben sowie sekundare und primare Standards in die MeBprogramme einbezogen.
Die Prazision des analytischen Prozesses kann durch Wiederholungsmessungen bestimmt werden und liegt bei modernen spurenanalytischen Methoden, wie den hier durchgefuhrten atomspektrometrischen Bestimmungen, derzeit im unteren Prozentbereich [47]. Nach eigenen Ergebnissen betragt die relative Standardabweichung der Wiederholungsbestimmungen im allgemeinen < 1 %. Die Uberprufung der Richtigkeit der FluBwasseranalytik erfolgte durch die Charakterisierung von zertifizierten Referenzwassern (SLRS-2, CASS-2) des National Research Council Canada. Zur Absicherung des analytischen Prozesses bei der SchwermetalIbestimmung im Sediment wurden parallel zu den Saalesedimenten drei Referenzmaterialien des Community Bureau of Reference, deren konigswasserloslicher Anted zertifiziert ist, aufgeschlossen und vermessen (Tabelle 3-8). Die Ergebnisse zeigen eine gute Ubereinstimmung zwischen zertifizierten und gemessenen Gehalten. Zur externen Qualitatssicherung der Schwermetallbestimmung in den Sedimentproben diente die Teilnahme an einem von der Bergakademie TU Freiberg organisierten Ringversuch im Juli 1994. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3-9 dargestellt. Sie bestatigen fur die bestimmten Metalle eine gute analytische Arbeitsweise. Systematische Fehler fur die bestimmten Merkmale kdnnen aufgrund der Ergebnisse des Ringversuchs ausgeschlossen werden.
14 Tab. 3-8 Zertifizierte und analytisch bestimmte Metallgehalte von Referenzmaterialien in Mfi/g
CRM 142 R CRM 143 R CRM 145 R
Light Sandy Soil Sewage Sludge Amended Soil Sewage Sludge
zertifiziert gemessen zertifiziert gemessen zertifiziert gemessen
Cd - - 72,0 + 1,8 77,3 + 5,7 - -
426 Cr - - + 12 423 + 7,6 307 + 13 329 + 17
Cu - - - - 707 + 9 695 + 21
Mn 858 11 874 19 - - + + - -
Ni 61,1 + 1,5 57,1 + 3,5 296 + 4 291 + 12 251 + 6 251 + 3
Pb 25,7 + 1,6 26,8 + 2,5 174 + 5 168 + 5 282 + 9 256 + 32
Zn 93,3 + 2,7 85,9 + 7,0 1063 + 16 1010 + 56 2137 + 50 2019 + 171
Tab. 3-9 Ergebnisse des Ringversuches "Stausee Glauchau 1994"
Labor Jena Ringversuch
Element Methode X s X s
As in gg/g AAS 93,1 2,61 91,0 7,2
Cd in gg/g AAS 10,9 0,3 10,9 0,8
Co in gg/g ICP 21,9 0,18 21,1 U
Cr in gg/g ICP 68,9 9,7 65,4 5,1
Cu in gg/g ICP 248 2 232,2 20,8
Fe in % AAS 3,2 0,09 3,2 0,2
Hg in gg/g AAS 0,82 0,06 0,8 0,3
Mn in gg/g ICP 387 2 402,4 26,3
Ni in gg/g ICP 90,9 8 87,5 9,4
Pb in gg/g ICP 166 0,8 171,7 9,2
Zn in gg/g ICP 962 20,2 825.0 73,9
15 4 Zur Reprasentanz der Belastungscharakterisierung von FlieBgewassern auf der Grundlage von Sedimentuntersuchungen
Sedimente besitzen eine besondere Bedeutung hinsichtlich des feststoffgebundenen Schadstofftransports und als Senke und somit als "Gedachtnis" auch fiir zeitweilige
Schwermetallbelastungen. Daraus resultiert die Bedeutung von Sedimenten als einem entscheidenden Kriterium hinsichtlich der Beurteilung der Gewassergute. Die Zugrunde- legung von Sedimenten fur derartige Bewertungen beinhaltet jedoch ein grundlegendes Problem. In dynamischen Systemen, wie sie FlieBgewasser darstellen, wirken eine Vielzahl von EinfluBgroflen wie Stromung, pH-Wert des Wassers oder biologische Aktivitaten auf die Sedimente ein. Hinzu kommt, daB Sedimente Vielstoffgemische mit variierenden Anteilen z. B. an Sand, Ton, Schluff und organischer Matrix darstellen. Derartige Aspekte der (Constitution, des wechselnden geogenen Backgroundes und der raumlichen Variation von Schadstoffen werden durch die in Kapitel 3.4 beschriebenen MaBnahmen zur Qualitats- sicherung nicht erfafit, da keine Ruckschliisse hinsichtlich der Probenahme, dem ersten Schritt des gesamten analytischen Prozesses, mdglich sind. Aussagen zur Reprasentanz des Untersuchungsergebnisses fiir den beprobten Gewasserab- schnitt und damit zur eigentlichen Gtite der Belastungscharakterisierung konnen mit den bisherigen Methoden zur Absicherung der Richtigkeit (Kapitel 3.5) nicht getroffen werden.
4.1 Versuchsdurchfuhrung 4.1.1 Probenahme
Zur Ableitung grundsatzlicher Aussagen bezuglich der Metallverteilung in Sedimenten wurden Modelluntersuchungen wie die Beprobung von Langs- und Querprofilen sowie eines regelmaBigen Rasters in Gewasserabschnitten der Saale und in einem ihrer Nebenfliisse, der Roda, in der Umgebung von Jena vorgenommen. Fur die Untersuchungen wurden gerade, einleiterfreie FluBabschnitte ausgewahlt. Mit einem Polyethylenschopfer wurden Einzel- proben von jeweils 1000 g der obersten Sedimentschicht (0-2 cm) in einem Umkreis von 50 cm genommen. Die Probenahmemodelle, die zugrundegelegten Abstande und die wichtigsten Bedingungen der sich anschlieBenden Probenvorbereitung enthalt Tabelle 4-1.
16 Tab. 4-1 Durchgefuhrte Modellbeprobungen
Roda Saale
Probenalimemodell Langsprofil Langsprofil Ouerprofil Raster
Fraktionierung trocken trocken trocken nail, trocken
Komgroflenfraktion in /an <63 <63 <63 <20, 20-63
Probenalimeabstande in m 1, 10, 100 25 2,5 1
Anzahl der entnommenen 30 32 24 25
Einzelproben
Mittlere Wassertiefe in m 0,55 1,25 0,75 0,55
4.1.2 Probenvorbereitung und analytische Charakterisierung
Zur Probenvorbereitung warden verschiedene Techniken genutzt. Fur Untersuchungen des Einflusses der Korngrofte warden von den Rasterproben mittels Naiisiebung die Fraktionen <20 fxm sowie 20-63 pm abgetrennt. Die Trocknung erfolgte bei 40 °C. Die Sediment- proben der Langs- und Querprofile warden trocken gesiebt (63 pm Maschenweite), um die Ton- und Schlufffraktion abzutrennen. 1 g der entsprechenden Sedimentfraktion wurde mit Konigswasser 2 h unter RuckfluB aufgeschlossen. Es warden stellvertretend die Gehalte von 10 bis 13 Elementen (As, Ca, Cd, Co, Cr, Cu, Fe, Mg, Mn, Ni, Pb, Se und Zn) mit atom- spektrometrischen Methoden bestimmt. Weiterhin wurde an den Rasterproben <20 pm die spezifische Oberflache durch Stickstoffsorption nach der BET-Methode [48, 49] und der organische Kohlenstoffgehalt (TOC) bestimmt.
4.2 Ergebnisse der Modelluntersuchungen
Fur die folgenden statistischen Betrachtungen ist die Voraussetzung der Normalverteilung erforderlich. Zur Absicherung dieser Hypothese wurde der Test auf Normalverteilung nach KOLMOGOROV und SMIRNOV [50] genutzt. Danach ist die Annahme der Normal verteilung des Datenmaterials unter Zugrundelegung einer kritischen Irrtumswahr- scheinlichkeit von 5% erlaubt [51].
17 Die Auflistung der mittleren Metallgehalte in Tabelle 4-2 als erstes Ergebnis ist sehr unubersichtlich und kaum informativ. Die Gehalte variieren vom unteren /rg/g-Bereich im Fall des Cadmiums bis in den Prozentbereich fur Calcium oder Eisen. Auffallig ist lediglich, daB die Metallgehalte der Rodasedimente wesentlich niedriger sind als die der Saale. Dies resultiert aus einem anderen geochemischen Background und dem Fehlen bedeutender anthropogener Eintragsquellen.
Tab. 4-2 Mittlere Metallgehalte der untersuchten Gewasserabschnitte in rtg/g
Roda Saale
Langsprofil Langsprofil Querprofil Raster
<63 run <63 gm <63 run 20-63 run <20 run
As 21,5 26,4
Ca 761 85100 90900 21900 24200
Cd 1,2 2,0 1,3 3,5 4,4
Co 28,9 23,6 27,4
Cr 27 101 103 110 133
Cu 33 88 68 100 119
Fe 13185 24700 27100 36500 38700
Mg 5502 13628 15157 11500 12300
Mn 546 2397 919 1080 1280
Ni 31 73 64 55 63
Pb 15 314 137 138 172
Se . 2,5 2,7
Zn 381 3630 1105 2000 2660
Eine vergleichbare Tabellierung der zugehorigen Standardabweichungen s erhoht das Verstandnis nicht. Ein Ausweg ist der Bezug von s auf die zugehorigen mittleren Gehalte und die Darstellung der sich daraus ergebenden relativen Standardabweichung sr(in %):
s, = • 100 (4-1) x
Diese ist ein MaB fur die durchschnittliche Abweichung der MeBwerte vom Mittelwert. Sie zeigt, daB unabhangig von den sehr unterschiedlichen Gehaltsbereichen der Metalle und
18 unabhangig vom Gewasser und zugrundegelegtem Probenahmemodell sr i. allg. 10 bis 30% betragt (Tabelle 4-3). Aber selbst bei der Betrachtung der Konzentrationsbereiche einzelner
Elemente, z. B. von Calcium Oder Mangan, gibt es betrachtliche Unterschiede zwischen den einzelnen Probenahmestellen , die auf die unterschiedliche Zusammensetzung der Sediments und den daraus resultierenden Mikroinhomogenitaten zuruckgefuhrt werden konnen.
Tab. 4-3 Relative Standardabweichungen der Metallgehalte in %
Roda Saale
Langsprofil Langsprofil Querprofil Raster
<63 jum <63 /nil <63 /on 20-63 /on <20 urn
As 15,9 16,2
Ca 12,1 20,9 50,6 22,9 43,5
Cd 22,3 27,4 46,2 19,4 16,2
Co 28,9 14,4 15,0
Cr 18,7 6,1 32,7 16,4 14,7
Cu 28.8 18,5 30,7 13,4 11,9
Fe 13,9 9,1 7,5 9,8 13,0
Mg 11,9 5,3 12,3 5,3 4,6
Mn 21,5 63,2 31,8 25,8 26,9
Ni 22,8 10,9 6,1 10,5 10,7
Pb 18,8 20,9 24,9 15,7 13,5
Se . _ 21,1 15,3
Zn 42,6 33,9 45,8 19,7 19,7
4.3 Homogenitatsuntersuchungen
Unter Homogenitat versteht man eine relative Eigenschaft der Materie. Nach DANZER und SINGER [52] wird ein Feststoff als homogen definiert, wenn er uberall die gleiche Zusam mensetzung hat, bzw. als inhomogen, wenn die Zusammensetzungs- bzw. Konstitu- tionsvarianz signifikant groBer ist als der Fehler des angewendeten analytischen Prozesses.
19 4.3.1 Varianz des analytischen Prozesses
Fur Homogenitatsbetrachtungen mussen die Anteile der einzelnen Schritte des analytischen Prozesses an der Gesamtvarianz bekannt sein. Die Gesamtvarianz setzt sich im vorliegenden
Fall aus dem Varianzanteil der Probenahme und den Varianzkomponenten des sich anschliefienden analytischen Prozesses zusammen [53]. Durch die hier zweifach angewendete einfache Varianzanalyse ist es moglich, die Varianzanteile von Probenahme, AufschluB und atomspektrometrischer Analyse zu separieren (Bild 4-1).
Sedimentoberflache FIuBsedlment
q entnommerw Stichpioben Probe 1 ProbeZ Probe... Probe q (emzeln gesiebt und gelrocknet)
AufschluS (p=2*q Analysenproben)
Alomspektroskopische Analyaa (m=2*p 1.22 { Z1.1 < Z1.2 { ZZ1 { ZZ2 .1.l7....1.2(....Zl7....Z2{ q.1.1 { q.1.2 7 q.Z1 7 q.Z2 Bestimmungen)
Bild 4-1 Schema zur Bestimmung der Varianzanteile von Probenahme, AufschluB und Charakterisierung mittels zweifach angewendeter einfacher Varianzanalyse
Diese beinhalten z. B. subjektive Fehler bei den einzelnen Schritten des analytischen Prozesses, Kontaminationen, Verdiinnungsfehler, naturliche Inhomogenitaten des Materials und MeBungenauigkeiten. In der Literatur ist es iiblich, das Verfahren als Fehlerauflosung zu bezeichnen und aus den Varianzen die Fehleranteile der Teilschritte zu bestimmen [53]. Die Ergebnisse in Tabelle 4-4 zeigen, daB unabhangig vom betrachteten Element die Probenahme der varianzbestimmende Schritt des analytischen Prozesses ist. Das unterstreicht die Bedeutung dieses Schrittes fur die Belastungscharakterisierung und begriindet die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen des Einflusses der Verteilungsinhomogenitat. Eine Verringerung der Varianz durch Verwendung der feinkornigeren Sedimentfraktion <20 p.m war bei dieser Untersuchung nicht erkennbar.
20 Tab. 4-4 Relative Standardabweichungen von Teilschritten des analytischen Prozesses bei der Bestimmung der Metallgehalte in %
<20 /tm 20-63 ftm
Probenahme AufschluB Analytische Probenahme AufschluB Analytische
Bestimmung BestimmunR
As 16,0 4,4 0,9 10,9 1,5 0,9
Ca 7,5 5,2 0,5 10,4 2,8 0,7
Cd 18,8 11,6 1,7 8,5 3,4 0,8
Co 4,6 4,1 0,7 7,2 2,1 1,4
Cr 12,9 5,3 0,5 5,4 2,9 0,5
Cu 10,0 4,7 0,7 3,6 1,3 U
Fe 10,3 2.8 2,8 9,0 1,5 1,0
Mr 7,6 3,6 1,0 6,9 4,8 0,7
Mn 14,6 5,7 0,6 12,5 1,5 U
Ni 4,0 2,4 0,5 6,9 3,2 0,7
Pb 17,1 5,8 1,1 7,9 2,2 1.2
Se 14,1 7,3 1,4 5,7 5,4 1.3
Zn 26,4 4,7 0,5 14,2 1,5 1,2
4.3.2 Untersuchungen zur Homogenitat der Sedimente
Bei der Betrachtung von Homogenitatsaspekten ist je nach Untersuchungsgegenstand und Fragestellung zwischen Konstitutionsinhomogenitat [54] und Verteilungsinhomogenitat [55] zu differenzieren. Zu Konstitutionsaspekten von Feststoffen existieren eine Vielzahl theoretischer Ansatze und praktischer Arbeiten [56-58], Selbst bei so inhomogenen Substanzen wie sie Boden darstellen, wurde eine Einwaage von 0,8 g als ausreichend fur den AufschluB und die weitere Charakterisierung ermittelt [58], Das bedeutet, daB bei Zugrundelegung von 1 g der entsprechenden Sedimentfraktion die Zu- sammensetzungsinhomogenitat klein gegeniiber der Verteilungsinhomogenitat wird. Die Richtigkeit dieser Annahme wird durch theoretische Betrachtungen von GARDNER [59] und durch die Ergebnisse der Varianzauflosung in Kapitel 4.3.1 bestatigt. Da Einwaagen von 1 g Sediment (KorngroBe <63 jum) keinen entscheidenden EinfluB auf den Fehler des analytischen Prozesses haben, beschranken sich die folgenden Ausfuhrungen auf
21 verteilungsanalytische Betrachtungen. Grundvoraussetzung zur Untersuchung der Verteilungs- inhomogenitat 1st, dafi der Fehler des analytischen Prozesses kleiner sein muB als die nachzu- weisenden Gradienten des Analyten. Nach den Ergebnissen der obigen Varianzseparierung ist diese Voraussetzung erfullt Neben der erforderlichen Prazision des analytischen Prozesses ist ein geeignetes mathematisches Modell zur Aufdeckung vorhandener Zusammenhange erfor- derlich. Eine einfache Moglichkeit, die sich fur den Vergleich der Mittelwerte weniger Mefi- punkte eignet, ist der paarweise Mittelwertvergleich voneinander unabhangiger Messungen auf der Grundlage des STUDENT-Tests [53]. Bei einer grofieren Zahl von raumlich getrennten MeBpunkten sind andere statistische Ansatze zu bevorzugen. Zum Nachweis stetiger Konzen- trationsgradienten ohne lokale Extrema ist bereits ein linearer Regressionsansatz Oder ein Trendtest geeignet [60].
4.3.2.1 Multivariate Vortestung auf Lnhomogenitaten
Als eine erste Prufung auf vorhandene lnhomogenitaten empfiehlt sich bei den hier vorliegenden umfangreichen Datensatzen eine multivariate Vortestung [64]. Zunachst wird mit einer Pattern Cognition Methode, im vorliegenden Fall der Clusteranalyse nach WARD, die multivariate Struktur des Datensatzes ermittelt, auf deren Grundlage die Probe-nahmestellen klassifiziert werden. In einem zweiten Schritt wird die Zahl richtiger Wieder-zuordnungen der Probenahmestellen in die derart vorgegebenen Klassen durch MVDA ermittelt. Der Fehler dieser Reklassifikation wird mit der wahrscheinlichkeitstheoretischen Zahl zufallig richtiger Wiederzuordnungen verglichen (J: Klassenzahl, j: Klassenindex):
2 (4-2) n
Es zeigt sich, daB bei den Untersuchungen des Rasters sowie des Querprofils der Saale die Zahl richtiger Wiederzuordnungen durch die MVDA deutlich hoher ist als diese wahr- scheinlichkeitstheoretisch ermittelte Zahl (Tabelle 4-5). Deshalb ist es erforderlich, die beprobten Gewasserabschnitte mit geeigneten statistischen Ansatzen vertieft zu charak- terisieren.
22 Tabelle 4-5 Resultate der multivariaten Homogenitatsprufung
Zalil wahrscheinlichkeits- Reklassifikationsrate durch
theoretisch richtiger MVDA in %
Wiederzuordnungen in %
Saale Raster (< 20 yum) 43.0 80,0
Raster (20-63 /urn) 40,5 88,0
Roda Langsprofil 37,2 39,5
Saale Langsprofil 33,4 38,7
Saale Querprofil 26.0 62,5
4.3.2.Z Anwendung der zweifachen Varianzanalyse auf das beprobte Saaleraster
Bereits auf der untersuchten Rasterflache von nur 16 m2 sind visuell unterschiedliche Verteilungsmuster fur die einzelnen Elemente erkennbar [51]. Mit Hilfe der zweifachen Varianzanalyse [62] 1st es moglich, statistisch gesicherte Aussagen zur Homogenitat der Verteilung der einzelnen Merkmale zu erhalten. Die Nullhypothese lautet, dafi der Gesamtfehler a,2 gleich dem Fehler des analytischen Prozesses ap21st:
Hr- °;=a;. (4-3)
Die Prufung von H0 erfolgt durch die Anwendung des F-Tests nach FISCHER auf die Varianzen s,2 und sp2. In gleicher Weise konnen die Varianz zwischen den Zeilen sr2 und die Varianz zwischen den Spalten sc2gegen die Prozessvarianz getestet werden. Weist der F-Test signifikante Unterschiede zwischen den Varianzen nach, kann auf heterogene Verteilungen geschlossen werden. Das mathematische Modell beruht darauf, daB sich der Gesamtfehler innerhalb eines regelmaBigen MeBpunktfeldes aus dem Fehler zwischen den i Zeilen, dem Fehler zwischen den j Spalten, dem Prozessfehler und einem Wechselwirkungsterm zusammensetzt. Auf der untersuchten Flache sind die Probenahmepunkte in 5 Zeilen und in 5 Spalten rechtwinklig zueinander in aquidistanten Abstanden angeordnet.
23 Tab. 4-6 Anwendung der zweifachen Varianzanalyse (P=0,95) auf das untersuchte regel maflige Saaleraster
Fraktion Verteilung
in /im parallel zur senkrecht zur FlieBrichtung
FlieBrichtung
As <20 homogen inhomogen
<63 inhomogen
Ca <20 - inhomogen <63 inhomogen
Cd <20 " inhomogen
<63 inhomogen
Co <20 " homogen
<63
Cr <20 inhomogen
<63 inhomogen
Cu <20 inhomogen
<63 inhQmngen
Fe <20 - homogen
<63
Mg <20 " "
<63
Mu <20 " -
<63 "
Ni <20 " inhomogen
<63 inhomogen
Pb <20 inhomogen
<63 inliomogen
Se <20 inhomo gen homogen
<63 homogen
Zn <20 "
<63 "
Dam it ergibt sich das Merkmal x y an jedem Rasterpunkt aus dem Mittelwert X, der Zeilenabweichung ah der Spaltenabweichung pj, dem Wechselwirkungsterm yy [63, 64] und dem Prozessfehler e entsprechend der folgenden Gleichung:
x j7 =x+a +(37+Yu +e (4-4)
Quer zur FlieBrichtung konnen nach diesem Ansatz fur die anthropogen bedeutsamen Schwermetalle Konzentrationsgradienten nachgewiesen werden, wohingegen entlang der FlieBrichtung die Schwermetallverteilung vorwiegend stochastischer Natur ist (Tab. 4-6).
24 4.3.Z.3 Geostatistischer Ansatz zur Beschreibung der Gewasserprofile
Zur Beurteilung des Korrelationsgrades raumlich oder zeitlich abhangiger Variabler dienen vielfach mathematische Methcxlen der Zeitreihenanalyse [65]. Eine andere Moglichkeit besteht in der Nutzung geostatistischer Prozeduren zur Auswertung raumlich korrelierter Daten, auf die im vorliegenden Falle zuruckgegriffen wurde. Die ermittelten Metallgehalte sind am Beispiel von Calcium und Zink in Bild 4-2 dargestellt. Langsprofil Querprofil 3000 - 8000 - 7000 - 6000 5000 -
1000 - 3000 -
2000 - 1000 0 —I— I— —]---- 1— —]— —I— 1— ”1 100 200 300 400 500 600 700 800 d In m" d In m-
”! I I------1 1 l I 1 0 100 200 300 400 500 600 700 800 d In m------► Bild 4-2 Verteilungsmuster der Elementgehalte von Ca (unten) und Zn (oben) in den untersuchten Saaleprofilen
Die Aussagen des charakterisierten Rodaprofils waren mit denen des Saalelangsprofils ver- gleichbar, so dafi die Diskussion auf Basis der Saaleuntersuchungen erfolgt. Schon bei der Betrachtung der Elementmuster scheinen die Metalle im Langsprofil im Gegensatz zum Querprofil stochastisch verteilt zu sein. Die berechneten Semivariogramme, die stellvertretend fur Calcium und Zink in Bild 4-3 dargestellt sind, bestatigen diese Beobachtungen. Representative Probenahmeabstande von bis zu 35 m wurden fur das Querprofil ermittelt. Fur die Langsprofile konnen keine Probenahmeabstande abgeleitet werden. Damit bestatigen die Untersuchungen der FluBprofile eindrucksvoll die Ergebnisse der zweifachen Varianzanalyse.
25 Langsprofil Querprofil
4000 -i 3500 - §: 3000 -
2500 -
2000 -
Darstellung der Semivariogramme von Ca (unten) und Zn (oben) fur die untersuchten Saaleprofile
4.4 Moglichkeiten zur statistischen Absicherung der Probenahme
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, daB die Schwermetallverteilungen in den Sedimenten in den untersuchten einleiterffeien kleinen Probenahmegebieten entlang der FlieBstrecke sto- chastischer Natur sind. Aus diesem Grund versagen hier die Methoden der Geostatistik Oder der Varianzanalyse zur Festlegung eines reprasentativen Probenahmeabstandes. Deshalb werden im folgenden zwei weitere Ansatze diskutiert, mit denen representative Stichproben- umfange ermittelt werden konnen.
4.4.1 Erforderliche Stichprobenzahl fur eine vorgegebene statistische Sicherheit
Fine Moglichkeit, mittlere Gehalte statistisch abzusichern, ist die Vorgabe einer geforderten Genauigkeit U und die Berechnung der hierfur erforderlichen Stichprobenzahl [66]. Nach KRAFT [67] wurde die folgende Berechnungsformel genutzt:
t{P,f)-sc 2
26 Die Ergebnisse sind in Tab. 4-7 zusammengefaBt.
Tab. 4-7 Erforderliche Stichprobenzahl, 17=10%, t (0,95, f)
Roda Saale
L5ngsprofil Ldngsprofil Querprofil Raster
20-63 Atm <20 Atm
f 29 31 23 24 24
As 11 11
Ca 6 18 109 22 80
Cd 21 31 91 16 11
Co 10 9 10
Cr 15 11 47 12 9
Cu 35 14 40 8 6
Fe 8 4 3 4 8
Mg 6 2 7 2 2
Mn 19 166 43 29 31
Ni 22 5 2 5 5
Pb 15 19 27 11 8
Se 19 10
Zn 76 48 89 17 17
Danach sind bei Magnesium und Nickel im giinstigsten Falle bereits 2 Proben ausreichend fur die Absicherung des Ergebnisses. Fur Mangan, das die grofite relative Standardabweichung in den Sedimenten aufweist, waren bis zu 166 Einzelproben erforderlich. Demzufolge muBten zur statistischen Absicherung des Saalelangsprofiles die sich aus den Manganuntersuchungen ergebenden 166 Stichproben genommen, aufbereitet und analysiert werden. Eine derartige Absicherung von Routineuntersuchungen bedeutet aber einen enormen und in der Praxis nicht realisierbaren Arbeits- und Kostenaufwand.
27 4.4.2 Grenzwertwichtung
Fur viele Fragestellungen ist nur von Interesse, ob ein interessierender Maximalwert eingehalten Oder uberschritten wird. Die hierfur erforderliche Zahl von Einzelproben kann mittels Grenzwertwichtung ermittelt werden. Bild 4-4 zeigt das Berechnungsschema.
Grundgesamthelt von n Stichproben
Randorrfslerte Auswahl einer Probe (1=1 blsz-1)
Datensatz mlt z Proben Berechnung von Mlttelwert, Standardabwei chung und Konfldenzberelch (1 Wlchtung des berechneten Mlttelwertes und des zugehorigen Konfldenzlntervalls gegen elnen zugrundezulegenden Grenzwert Ermittlung des Stichprobenumfanges durch Grenzwertwichtung Die unten dargestellten Ergebnisse zeigen am Beispiel der Chromgehalte des Saalelangsprofils (11^=11) und der Zinkgehalte entlang des Querprofils (n erf=89), dafi in beiden Fallen bereits drei Stichproben ausreichend fur die Aussage sind, dafi der Klarschlammgrenzwert [68] unterschritten wird (Bild 4-5). 28 Grenzwert KVO | 30,1 - j 1*33- Ol .£ 'oo « Cr Zn ...... Grenzwert. KVO...... -Vertrauenslntervall (P=0.95; f=n-1) Mittlerer Gehalt 1000- -Vertrauensintervatl (P=0.95; f=n«1) i scu- ' Mittlerer Gehalt Stichprobenumfang Stichprobenumfang Bild 4-5 Grenzwertwichtung am Beispiel von Cr (Saalelangsprofil) und Zn (Saalequerprofil) Das bedeutet, daft die hierfur erforderliche Zahl von Einzelproben von der Auslastung des zugrundegelegten Grenzwertes abhangig ist, fur die Schwermetallsituation in der Saale bei Jena sind danach fur die betrachteten Metalle 3 Stichproben als ausreichend anzusehen. 4.4.3 Entnahme von Mischproben Die bisherige Diskussion beruht auf der in Kapitel 4.1.1 beschriebenen Entnahme unab- hangiger Stichproben. Die Ergebnisse zeigen, dab je nach Beprobung die Metalle unabhangig voneinander variieren (Langsprofile) oder teilweise sogar ein entgegengesetztes Verbal ten zeigen (Querprofil, Raster). Deshalb erscheint es fiir die Ermittlung durchschnittlicher Belastungen zur (Compensation solcher Verteilungsinhomogenitaten als sinnvoll, eine Homogenisierung bereits bei der Probenahme durchzufuhren und moglichst groBflachige Mischproben zu entnehmen. Tabelle 4-8 enthalt einen Vergleich der ermittelten Gehalte von zehn einzeln entnommenen und analytisch weiter bearbeiteten Stichproben mit den Mittelwerten des zehnfachen Aufschlusses der aus aliquoten Teilen der Naflsedimente homogenisierten Mischprobe. Da die Varianzen der Mittelwerte in den meisten Fallen nicht vergleichbar sind, ist ein Mittelwertvergleich auf Grundlage des t-Tests nicht erlaubt. 29 In diesem Falle kann die Naherungslosung nach WELCH [69] angewendet werden: t = - s,' s (4-6) —i_ +__ i Die Zahl der Freiheitsgrade ergibt sich aus: n„ f=- •sr s - (4-7) ( —) ( —) n -1 n,,-l Tab. 4-8 Mittelwertvergleich der Analysenergebnisse voneinander unabhangig entnom- mener Stichproben mil den Ergebnissen der daraus gewonnenen homogeni- sierten Mischprobe; x in /ig/g, t(0,95, f) 10 Einzelproben 10-facher Aufschlufi der Nahenmg nach Welch Pruf- (von einer Grundflache homogenisierten Misch grofie von 1 mz) probe X s X s f Welch t(P, f) Ca 70225 17869 77032 678 9 1,20 2,23 Cd 2,26 0,38 3,27 0,82 12 3,54 2,18 Cr 113,2 8,26 118,1 1,72 9 1,84 2.23 Cu 100,4 14,3 90,4 U 9 2,21 2,23 Fe 27445 1316 28276 183 9 1,97 2.23 Mg 13333 1208 13694 114,1 9 0,94 2,23 Mil 932,9 176,3 1055 11,4 9 2,17 2.23 Ni 78,7 6,05 81,5 3,34 13 1,32 2,16 Ph 319,1 13,98 314,7 10,98 17 0,78 2,11 Zn 3136 851 3964 1033 17 1,95 2,11 Mit Ausnahme von Cadmium gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Mittel- werten, so dafl allgemein von vergleichbaren Ergebnissen ausgegangen werden kann. Daraus resultiert eine deutliche Verringerung des zeitlichen Aufwandes bei der Probenvorbereitung . 30 5 U ntersuchungsergebnisse 5.1 Wasser 5.1.1 Der Wasserkorper entlang der FlieBstrecke von Saale, Ilm und Unstrut Tabelle 5-1 enthalt die Jahresmittelwerte ausgewahlter Parameter aus den Quellgebieten und den Mundungszonen von Saale, Ilm und Unstrut. Tab. 5-1 Mittelwerte ausgewahlter Flufiwasserparameter der Saale, Ilm und Unstrut (Untersuchungszeitraum: September 1993 bis August 1994) Saale Ilm Unstrut Weifldorf Groll Manebach Grollliermgen Dingel- GroBjcna Rosenburg stadt pH-Wert 7,5 7,8 7,7 8.2 8.3 8,1 02, mg/L 9,8 9,8 11.3 10,7 10,7 8,8 AOX, ng/L 9,4 54 12.8 13,7 6.6 17.2 DOC, mg/L 5,1 6,5 2,2 4,6 2,2 4,8 Na, mg/L 8,8 23(1 5,5 62 5,9 197 K, mg/L 1.7 21 1.7 7,9 2,3 36 Mg, mg/L 8,7 39 2,5 34 20 58 Ca, mg/L 21 219 16,3 178 137 213 Cl", mg/L 19 464 5,0 62 13,3 427 NO}", mg/L 23 42 6.9 35,5 31 25 SO/", mg/L 26 351 29 303 141 455 Im Untersuchungszeitraum lagen die pH-Werte an den Probenahmestellen i. allg. in der GroBenordnung von 7 bis 8. Die gemessenen Konzentrationen an geldstem Sauerstoff sind, bezogen z. B. auf Untersuchungen des Rheins in den siebziger Jahren [70], vergleichsweise hoch. Im Gegensatz zu 5-6 mg/L Jahresmittel in Koblenz und Bimmen 1970 wurden mit Ausnahme der Probenahmestelle Joditz (Saale) mittlere Konzentrationen von > 8 mg/L gemessen. Bild 5-1 illustriert die ermittelten Verhaltnisse am Beispiel der Saale. Ilm und Unstrut weisen vergleichbare Konzentrationen auf. 31 11 Fluf3-km Bild 5-1 Mittlere Gehalte des Saalewassers an gelostem Sauerstoff (Sept. 93-Aug. 94) In den Wasserproben warden keine bedeutenden Schwermetallbelastungen in der gelosten Phase festgestellt. Abgesehen von den geogen bedingten Konzentrationen an Eisen und Mangan liegen die gemessenen Metallkonzentrationen weit unterhalb der Grenzwerte der Trinkwasserverordnung [43] und bei den toxisch relevanten Elementen wie Quecksilber oder Blei zumeist unter der Bestimmungsgrenze der jeweiligen analytischen Methode. Eine Ausnahme stellen die Zink-Konzentrationen entlang der FlieBstrecke der Saale dar. Im Gegensatz zu den geogendeterminierten Eisen- und Mangangehalten sind das Zinkmaximum bei Flufl-km 266 und die erhohten Konzentrationen fluBabwarts ein Hinweis auf Kunstfaserindustrie in der Region und auf zunehmende kommunale Einleitungen (Bild 5-2). Fur die Produktion von Kunstfasern ist der Einsatz von Fallbadern mit Zinksulfat ublich. 350 - 300 - 250 - :i - - 200 - 150 - 100 - Flug-kro Bild 5-2 Mittlere Metallgehalte im Wasser der Saale (Sept. 93-Aug. 94) Bei der Untersuchung des Wasserkorpers waren im Gegensatz zu den oben diskutierten niedrigen Schwermetallgehalten insbesondere die sehr hohen Alkali- und Erdalkaligehalte groBer Abschnitte der Saale und der gesamten Unstrut hervorzuheben. Die zunachst geringen Konzentrationen im Wasser der Saale an Natrium, Kalium, Magnesium und Calcium erhohen sich geogen bedingt mit dem Eintritt in tertiare Gesteinsformationen (Bild 5-3). 32 O 100 - E 250 - o 200 - Bild 5-3 Mittlere Konzentrationen der Saale an Alkali- und Erdalkalimetallen sowie an verschiedenen Anionen (Sept. 93-Aug. 94) Dutch den ZufluB der Unstrut, die Wasser der Kaliindustrie des Sudharzes mit sich fuhrt, steigen die Salzfrachten der Saale stark an (Bild 5-4). 30 FI u£-k in FlieBrichtung E 300 - 30 FI up-km FlieBrichtung — Mittlere Konzentrationen der Unstrut an Alkali- und Erdalkalimetallen sowie an verschiedenen Anionen (Sept. 93-Aug. 94) 33 Diese erhohen sich fur die Saale z. B. im Falle des Chloridgehaltes weiter kontinuierlich bis zur Mundung. Verantwortlich dafur sind die Einleitungen von Aussohlungswassern bei Salzmiinde und von Abwassem der Sodaindustrie im Raum Bernburg. Eine weitere Eintragsquelle stellt die Bode dar, die ebenfalls Kaliabwasser mit sich fuhrt [71]. Bild 5-5 zeigt dagegen ein vollig eigenstandiges Verteilungsmuster fur Nitrat am Beispiel der Saale auf. Es gelangt vor allem durch die Auswaschung landwirtschaftlicher Nutzflachen und durch die Einleitung teilweise ungereinigter kommunaler Abwasser in die Flusse. 50 30 - u 20- FIleBrichtung Bild 5-5 Mittlere Nitratgehalte im Wasser der Saale (Sept. 93-Aug. 94) Bezuglich des DOC-Gehaltes finden sich in der Saale lediglich am Oberlauf und in der Gegend um Merseburg erhohte Konzentrationen im FluB wasser. Diese lassen sich durch Standorte von Papier- und Zellstoffindustrie erklaren (Bild 5-6). F1 u|3-t m FlleSrichtung------Bild 5-6 Mittlere DOC-Gehalte im Wasser der Saale (Sept. 93-Aug. 94) Organische Halogenverbindungen werden nicht ausschlieBIich durch anthropogene Aktivitaten in unsere Umwelt eingebracht, sondern entstehen auch durch naturliche Prozesse. Eine Empfehlung zur Beurteilung der Herkunft des AOX findet sich bei WIGILIUS et. al. [72]. Danach bestehen Abhangigkeiten zwischen dem AOX-Gehalt und dem Gehalt an DOC. In industriell unbelasteten Flvissen und Seen in Skandinavien wurden bis zu 2 mg AOX/g DOC 34 gefunden. Bin hoherer AOX-Anteil ist ein Hinweis auf kommunale und industrielle Belastungen. In Bild 5-7 ist das Verhaltnis AOX/DOC fur die Saale dargestellt. FlIeBrichtung Bad 5-7 Mittleres Verhaltnis AOX/DOC im Wasser der Saale (Sept. 93-Aug. 94) Demzufolgekann da - FluB von der Quelle bis Harra (FluB-km 362) als unbelastet hinsichtlich halogenorganischer Verbindungen eingeschatzt werden. Ab der Probenahmestelle Harra bis zur Mundung in die Elbe ist die Saale als moderat belastet anzusehen. 5.1.2 JahreszeitUcher Gang geloster Wasserinhaltsstoffe am Beispiel des Calciums (Saale) Bei Wasserinhaltsstoffen sind neben der Konzentrationsanderung entlang der FlieBstrecke auch saisonale Fluktuationen zu berucksichtigen. Am Beispiel des Calciums werden zeitliche Aspekte der Variation im Untersuchungszeitraum diskutiert. Haufig werden die Gehalte an Calcium im FluBwasser durch Uberlagerung des chemischen Losevorgangs (Kalk-Kohlensaure-Gleichgewichtes) und der photosynthetischen Aktivitat des Phytoplanktons bestimmt [70]. Am Beispiel des Rheins belegt HELLMANN, daB ein Minimum an gelostem Calcium typisch fur die Sommermonate ist. Die Saale zeigte demgegenuber ein vollig anders geartetes Verhalten (Bild 5-8). Die Darstellung der im Untersuchungszeitraum vom Landesamt fur Umweltschutz Sachsen-Anhalt an der Probenahmestelle Bad Kosen aus unabhangigen Wasserproben gewonnenen MeBergebnisse zeigt eine sehr gute Ubereinstimmung mit den eigenen Ergebnissen, so daB Fehler der Probenahme Oder der Analytik, die das Bild verfalschen, ausgeschlossen werden konnen [71, 73]. 35 <50- GroB Rosenburg 200- Jodltz 30 - Bad KSsen (elgene Ergeb- nlsse). Bad Ktisen WelBdorf (Umweltamt Halle) 100 - 70 - Blld 5-8 Jahreszeitlicher Verlauf der Calciumkonzentrationen an ausgewahlten Probe- nahmestellen der Saale (Sept. 93-Aug. 94) Fur den beobachteten Jahresgang sind mehrere Griinde anzufuhren. Besonders in den tiefen, bewaldeten Talem am Oberlauf hat die Saale eine vergleichsweise niedrige Wasser- temperatur, einen geringen Lichteinfall und niedrige Nahrstoffgehalte, so dafi biologische Aktivitaten begrenzt sind. Von Harra bis zur Mundung ist der FluB durch Lignin- sulfonsauren, die aus Abwassern der Papierherstellung stammen, dunkelbraun gefarbt. Dadurch ist das Licht auch weiterhin ein wachstumsbegrenzender Faktor fur das Phytoplankton. Die Calciumminima bei Bad Kosen und GroB Rosenburg von Januar bis April 1994 weisen eine gute Ubereinstimmung mit der AbfluBsituation (Hochwassermaxima) am Mittel- und Unterlauf auf (Bild 5-9). 36 350 - 300- 250- 200- 150 - 100- Bttd 5-9 DurchfluB Pegel GroB Rosenburg [71, 731 Diese hier exemplarisch fiir das Calcium durchgefuhrten Betrachtungen zeigen die Grenzen bei der Diskussion saisonaler Zusammenhange auf der Grundlage dieses zeitlich begrenzten Monitoringprogrammes. 5.1.3 Historische Untersuchungen der Saale Basierend auf den Untersuchungen von HEIDE und Mitarbeitern [74-83] ist es moglich, fur eine Reihe von Metallen und Anionen eine Gegenuberstellung der Ergebnisse aus den funfziger Jahren mit den Resultaten der aktuellen Bestandsaufnahme vorzunehmen. Die historischen Daten wurden aus den Originalarbeiten entnommen. Sie beruhen auf jeweils zwolf Beprobungen (monad icher Rhythmus) der Saale fluBaufwarts von Jena. 37 Zum Vergleich diente die benachbarte Probenahmestelle Rothenstein (SI3). Bei den mit "<" gekennzeichneten Werten sind MeBergebnisse berucksichtigt, die unterhalb der Bestimmungsgrenze der jeweiligen analytischen Methode lagen (Tabelle 5-2). Tab. 5-2 Vergleich der Untersuchungen des Saalewassers von 1949 bis 1958 mit aktuellen Ergebnissen Untersuchungen an der Probenahmestelle Untersuchungen an der Probe Aulobahnbrttcke Gtischwitz (A4) nahmestelle Rothenstein (1993-94) Jahr Quelle X X As in/xg/L 1955 [74] 6,86 3,0 11.4 <0,87 <0,25 3,1 Cainmg/L 1951 [75] 41,4 22,7 59,6 57 36 70 Cr in np/L 1957 [76] 2,54 1.6 3,3 1.3 0,49 1,77 Cu in nn/L 1950 [77] 12 10 15 4,9 2,4 0,6 Hr in jxr /L 1958 [78] 0,07 k. A. k. A. <0,05 <0,05 0,11 K in mjj/L 1951 [75] 4,3 2,9 5,4 4,7 3,3 5,7 Mr in mg/L 1951 [75] 7,9 4,4 9,8 15,1 7,3 18,5 Mn in #tg/L 1956 [79] 52,8 6,2 200,7 44,3 13,8 68,2 NainmR/L 1951 [75] 26,0 9,4 42,0 34,6 21 53 Niin/xR/L 1957 [80] 0,70 0,25 1.14 5,3 3,7 9,0 Pbin/iR/L 1955 [81] 8,8 1.7 41,0 <1,61 <0,6 4,4 Se in nf/L 1955 [82] 3,9 2,1 5,7 <0,3 <0,1 1,47 ZninuR/L 1950 [77] 178 112 306 255 59 1025 Cl in mR/L 1949 [83] 18,5 11.1 23,3 37,6 12,7 65,1 SO/ in mR/L 1949 [83] 81,0 48,2 132,5 121,2 69 142 Mit wenigen Ausnahmen (Mn, Zn und K) sind die gefundenen Konzentrationsunterschiede der zu vergleichenden Merkmale bereits bei der graphischen Gegenuberstellung der statistischen Kenngroflen Median, Spannweite und Dispersion erheblich (Bild 5-10). Zur Uberprufung dieser Sachverhaltes bietet sich der U-Test nach MANN-WHITNEY als nicht-parametrischer Lokationsvergleich zweier unabhangiger Stichproben an (84]. Bei diesem warden aus den beiden Stichproben mit n^ bzw. n 2 Beobachtungen die Rangsummen R, und Rg ermittelt. 38 AnschlieBend werden die eigentlichen PrufgroBen U berechnet: *1 x(n 1x +1)' U1 nin2 + ~Ry 2 n2(n2+l) (5-1) . - D U2=nin2 + ■K2 1954-55 1993-94 1949-50 1993-94 I I Disperalon Medan 1955-56 1993-94 194950 1993-94 Bild5-10 Gegenuberstellung der Konzentrationsbereiche ausgewahlter Metalle von historischen Untersuchungen und eigenen Ergebnissen Der kleinere Wert von U wird gegen den kritischen Wert U(n l5 n 2, a) getestet, der iiber die folgende Approximation ermittelt werden kann: n n nin2 (^!+^2+l) U{nirn2, a) =—— ~z\ (5-2) 12 a - Irrtumswahrscheinlichkeit z - Schranken der Standardnormalverteilung fur eine vorgegebene Irrtums- wahrscheinl ichkeit 39 Im Ergebnis dieses Tests ist die Nullhypothese dafi die Stichproben aus der gleichen Grundgesamtheit stammen, mit Ausnahme der Metalle Mangan, Kalium und Zink fur eine Wahrscheinlichkeit von P >99,5% zu verwerfen. Fur die drei oben aufgefuhrten Metalle sind dagegen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Stichproben nachweisbar. Fur Mangan sind keine anthropogenen Eintrags- quellen bekannt, so dafi die Ubereinstimmung der Jahresmittelwerte ein Indiz fur vergleichbare, auf verschiedenen Wegen ermittelte Hintergrundwerte der Saale im Raum Jena ist. Im Falle des Zinks ermittelte SINGER [77] bereits 1950 die damalige "Thuringer Zellwolle" in Rudolstadt Schwarza als Hauptemittenten an der Saale, der offensichtlich auch noch im Raum Jena EinfluB auf die Zinkkonzentrationen im Wasser hat (Bild 5-2). Eine Aussage, ob die gefundenen unterschiedlichen Konzentrationsbereiche der ubrigen untersuchten Parameter aus einer veranderten Einleitersituation oder aus einer anderen ana- lytischen Herangehens- und Arbeitsweise resultieren, kann nicht getroffen werden. Nach POHL [85] weiB man aber erst seit Ende der siebziger Jahre in vollem Umfang, wie notwendig "...eine sorgfaltige, kontaminationskontrollierte Probenahme sowie eine Ver- besserung der Analysentechnik zu annahernd richtigen Spurenmetallbestimmungen in naturlichen Wassern..." sind. Fur die Elemente Arsen, Nickel und Selen erscheint es unwahrscheinlich, daB die gefundenen Unterschiede durch Anderungen der anthropogen bedingten Einleitersituation erklarbar sind. Die Gegenuberstellung der im Wasser gelost vorliegenden Schwermetalle mit mittleren Gehalten der Jahre 1986-1988 an den Probenahmestellen in Thuringen ermoglichen Arbeiten von GEISS [86]. Hervorzuheben ist besonders der Ruckgang der Konzentrationen an Cadmium und Chrom im Saalewasser seit 1988, deren Ursachen in Produktionsstillegungen wie z. B. der zwischenzeitlichen SchlieBung der Chromlederfabrik Hirschberg zu suchen sind (Tabelle 5-3). Die Gegenuberstellung der Zinkkonzentrationen zeigt dagegen eine gute Ubereinstimmung der in beiden Untersuchungen gefundenen Werte, die auf eine vergleichbare Einleitersituation hinweist. 40 Tab. 5-3 Mittlere Metallgehalte des Wasserkorpers der Saale in Thuringen aus den Jahren 1986-88 [87] und 1993-94 in jug/L Cd Cr Cu Ni Zn 86-88 93-94 86-88 93-94 86-88 93-94 86-88 93-94 86-88 93-94 Barra 0,77 <0,37 9,7 3,4 6,5 <4,1 8,9 6.4 83 125 Ziegen- 1,28 <0,39 6,5 U 4,2 <4,0 10,7 9,4 85 70 ruck Eicliicht 1,32 <0,35 6,3 1,6 4,2 <3,3 11,9 7,4 84 124 Rudol- 0,91 <0,26 5,9 1,1 7,5 4,0 11,0 5.8 250 198 siadt Uhlstadt 0,97 <0,33 7,9 1,4 6,4 <5,3 9,4 6,8 188 251 Rothen- 1,20 <0.33 5,8 1,3 6,5 4,9 10,9 5,3 193 255 stein Porsten- 0,80 <0,26 7,2 1,0 6,8 4,4 14,1 5,2 194 248 dorf Stoben 0,82 <0,37 8,4 ' 1,0 7,3 4,0 12,7 5,1 194 206 5.1.4 Frachten geloster Wasserinhaltsstoffe Die Tabelle 5-4 enthalt unter Zugrundelegung von DurchfluBmessungen j71,73j die Abschatzung geloster Frachten, die die Flusse im Untersuchungszeitraum transportierten. Die angegebenen Jahresfrachten basieren auf der Beprobung des Wasserkorpers (Sept. 93 bis Aug. 94)und den daraus resultierenden Tagesfrachten. Zur Abschatzung des Fehlers der Tagesfrachten wurden in einem Vorversuch die mittleren Fehler der analytischen Bestimmung ermittelt (Anhang, Tabelle Al). Dieser betrug im ungunstigsten Fall 5% (Blei). Fur die DurchfluBmessung kann ein Fehler von 4% zugrundegelegt werden [711. Nach DOERFFEL wurde entsprechend Gleichung 5-3 eine Abschatzung der Fehler der Frachten durchgefuhrt: <3(p d 41 Tab. 5-4 Ermittelte Ldsungsfrachten der Saale, Ilm und Unstrut 1993-94 in t/a Dm Unstrut Saale Pegel Niedertrebra Freyburg Grofi Rosenburg As <0,1 <1,0 <3,9 Ca 3, MO' 2,4-10' 8,7-1C Cd <0,1 <0,5 <1,5 Cr <0,1 <0,5 <2,9 Cu <0,4 <3,8 <23 Fe 7,1 33 310 Hg <0,02 <0,1 <0,4 K <1,3-10' 4,1-10' 8,1-10' Mg 6,010 3 6,5-10' 1,7-1C Mn 6,1 58 385 Na 7,3-ltf 2,210' 8,1-10' Ni <1,7 <2,6 <45 Pb <0,4 <2,1 <4 Se <0,04 0,3 <2,1 Zn 26 77 620 Cl 8,9-10' 4,8-10' 1,610' NOV 7,1-10' 2,8-10' 1.8 1C PO/ 186 496 <930 SO/" 5,310' 5,110 s 1,4-10' AOX 2,2 19 210 DOC 837 5,4- 103 3,1-10' Damit ergibt sich der Fehler fur eine einmalige Frachtenabschatzung von maximal 6,4%. Bin RuckschluB auf den Fehler der Jahresfrachten ist allerdings aufgrund der sich standig an- dernden hydrologischen Situation (Bild 5-9) und der diskontinuierlichen Probenahme nicht moglich. Das wird durch die stark variierenden Tagesffachten unterstrichen (Bild 5-11, 5-12). Die gefundenen Unterschiede der Tagesffachten liegen haufig in der Grofienordnung einer Zehnerpotenz. Quantitativ sind besonders die gelosten Salzmengen hervorzuheben, welche die Saale mit sich fuhrt. Mit Ausnahme des Chlorids, bei dem die Fracht mit dem ersten Hochwassermaximum zunachst stark anstieg, urn danach abzusinken, weisen die ubrigen gelosten Wasserinhaltsstoffe bei erhohtem Durchflufl zunehmende Frachten auf. 42 4k o o o to U1 o t/d t/d o o o In In D w o o (0 U1 o o Fracht Fracht o o to \ 0 o ► o o to o o ------t/d t/d _k o o o In In o o o Fracht Fracht to o o o 00 o o D o o o o 0\ m o o o o D OX o o o o Ok o o o to o o o to o o Mai September November Februar Februar April Jull September Oktober Oktober Januar Mflrz November M3rz Januar Mai Dezember Dezember April Jull Junl August Junl August B Bild 5-11 Salzfrachten im Untersuchungszeitraum (Saale) o w o - - t/d t/d In In o o to Ul Fracht Fracht Fracht > o o n p o 5 o o P o o m o 4k U1 p o to ui - I/d Vd- P 4k In In o o to Fracht Fracht o w U1 □ S o w p o 5 o to U1 p to o 5 p o o oi o = - November Februar September Oktober Mtlrz Januar Mai Dezember April dull Junl August Bild 5-12 Ausgewahlte Metallfrachten in der gelosten Phase (Saale) 5.2 Untersuchungsergebnisse Sediment 5.2.1 Mineralogische Zusammensetzung der Sedimente der Saale und wichtiger Nebenflusse 80 — 2 70 - S 60- = 30 - = 20- 2 IQ 'S 60 - a 50- .1 30- s 20 - Anhydrlt | Calcit Horn lllit Kalifeld- Chlorit Dolomit Quarz blende Muskovit spat Bild 5-13 Relative Mineralgehalte im Sediment der Saale (unten) und ausgewahlter Nebenflusse (oben), Beprobung Juni 1994 Zur Charakterisierung der mineralogischen Zusammensetzung wurden rontgendiffrak- tometrische Untersuchungen des Phasenbestands der Sedimente an ausgewahlten Stellen entlang des FluBlaufs vorgenommen [21]. Die Ergebnisse in Bild 5-13 zeigen, daB sich die Saale mineralogisch in zwei wesentliche Abschnitte separieren laBt, deren Grenze zwischen dem Thuringisch-Vogtlandischen Schiefergebirge und dem Thiiringer Becken verlauft. Vom Quellbereich der Saale bis Obernitz (FluB-km 281) bestimmen Minerale wie Amphibol, Chlorit und Plagioklas die Sediment- zusammensetzung. Ihr Anteil ist im Quellgebiet am hochsten und nimmt fluBabwarts tendenziell ab. In Seulbitz wurden rontgenographisch 26% Hornblende nachgewiesen. Ab Obernitz sind die Anteile von Amphibol, Chlorit und Plagioklas in den Proben wesentlich geringer, und es sind keine starken Konzentrationsgradienten entlang der FlieBstrecke mehr 45 erkpnnbar. Dagegen konnen ab Uhlstadt (FluB-km 250) Dolomit und ab Kunifz (F|uB-km 211) Cajcit mit abnehmenplen Gehalten bis zur FluBmiindung nacjigewiesen werdpn. Die Anteile an (^Harz, Kalifeldspat und an dioktaedrischen Glimmer (Illit und Muskovit) variieren uher den ge^mten Flufilaqf in spandig wechselnden Zusammensetzungen. 5.2.2 KorngroBennormierung der Sedimentproben und Kohlenstoffkorrektur der ermittelten Metallgehalte am Beispiel der Saalesedimente Schwermetalle sind in den Sedimenten bevorzugt in der feinerkornigen Fraktion angereichert. Deshalb isteine KorngroBenkorrektur filr die Vergleichbarkeit der Ergebnisse unumganglich, die im Verbundprojekt "Elbenebenfliisse" durch die Abtrennung der Fraktion <20 mittels NaBsiebung erfolgte. Da bereits vor Projektbeginn eine erste orientierende Untersuchung der gesamten Saale unter Zugrundelegung der Ton- und Schlufffraktion <63 fxm (Trocken- siebung) durchgefiihrt wurde und auch Arbeiten aus den achtziger Jahren von GE1SS diese Fraktion zugrundelegen, ist die Frage der Ubertragbarkeit dieser Ergebnisse auf die nachfolgenden Beprobungen von Bedeutung. Hinsichtlich der Normierung der Sedimente empfehlen verschiedene Autoren, z. B. in [88], eine zusatzliche Kohlenstoffnormierung zur Verringerung der Varianz und zur Verbesserung der Interpretierbarkeit von Schwermetallbestimmungen im Sediment: c - U) '7717 (5-4) i - Objektindex: i = l,.„,n c(. - TOC im Sediment Von 25 Sedimentproben entlang des gesamten FluBlaufs der Saale, die im Oktober 1993 genommen wurden, erfolgte deshalb die separate Abtrennung und Analyse sowohl der Fraktion <20 fxm als auch der Fraktion <63 pim. Tabelle 5-5 enthalt die Korrelations- koeffizienten r und rc fur die kohlenstoffnormierten Sedimentfraktionen . Mit Ausnahme des Magnesiums existieren signifikante Zusammenhange zwischen den Gehalten beider Fraktionen fur alle Elemente. Besonders fur Zink sowie fur Blei, Arsen und Selen ist durch die Kohlenstoffnormierung eine bessere Korrelation zwischen den beiden Fraktionen gegeben. 46 Tab. 5-5 KorngroBenkorrektur der Sedimentfrakdonen <63 /-tm auf <20 fim (Korrelationskoeffizienten, die den Zufallshochstwert r=0,36 fur P=0,95; f=24 ubersteigen, sind hervorgehoben) I Li. I Li 0,65 0,72 As 0,41 0,61 K Ca 0,39 0,29 Mg -0,05 0,32 Cd 0,59 0,43 Mn 0,49 0,36 Co 0,55 0,35 Na 0,57 0,69 Cr 0,96 0,98 Ni 0,39 0,36 Cu 0,48 0,47 Pb 0,58 0,65 Fe 0,54 0,54 Se 0,46 0,57 Eg 0,93 0,95 Zu 0,47 0,87 Uberraschend ist, daB rc filr Kupfer, Cobalt oder Nickel teilweise sogar niedriger ist als r. Das bedeutet, daB diese Metalle keine starke Beziehung zur organischen Substanz in der Saale aufweisen. Unabhangig von diesen Ergebnissen sind Untersuchungen der Sachsischen Akademie der Wissenschaften zu dem Resultat gekommen, daB sich Cobalt und Nickel in der WeiBen Elster ebenfalls eindeutig anders verhalten als Zink, Blei, Chrom oder Quecksilber [88].Man kann davon ausgehen, daB diese Metalle, die ublicherweise auch eine gute Affinitat zu organischer Substanz besitzen, in relativ inerten Bindungsformen vorliegen. Das weist zumindest fur die Saale auf geogene Eintrage bin. Diese Ergebnisse belegen, daB die Kohlenstoffnormierung von Metallkonzentrationen in Sedimenten sehr stark von lokalen Gegebenheiten abhangig ist. Ein Vergleich verschiedener Flusse auf dieser Basis scheint somit nicht sinnvoll. Eine Abschatzung der Schwermetallgehalte der 20 fxm Fraktion aus Untersuchungen der Ton- und Schlufffraktion (<63 (im) ist fur die Saale aber moglich. Tab. 5-6 Umrechnungsfaktoren zur Abschatzung der Metallgehalte in der 20 p.m Fraktion unter Zugrundelegung der Ton- und Schlufffraktion < 63 urn Element As Ca Cd Co Cr Cu Fe Eg Korrekturfaktor 1,86 1,83 1,98 1,46 1,62 1,59 1,38 2,94 Element K Mg Mn Na Ni Pb Se Zn Korrekturfaktor 2,15 - 4,83 1,58 1,96 1,68 1,08 1,90 47 5.2.3 Schwermetalle in den Sedimenten Die Ergebnisse der 1993 bis 1994 ermittelten mittleren Metallkonzentrationen in den Sedimenten sind im Anhang tabelliert. In den Bildern 5-14 bis 5-20 sind fur eine Reihe von Elementen die Gehalte der jahrlichen Beprobungen in Diagrammform dargestellt. Die Untersuchungsergebnisse von 1992, die aus der Charakterisierung der Ton- und Schluff- fraktion (<63 /xm) resultieren, sind nach der Ergebnissen in Tab. 5-6 fur halbquantitative Vergleiche und zum Erkennen moglicher historischer Einleitungen geeignet. 5.2.3.1 Ilm und Unstrut In den Unstrutsedimenten wurden erfreulicherweise nur niedrige Schwermetal 1 konzentrationen gefunden (Anhang, Tabelle A-2). Bei einem Bezug auf prazivilisatorische Konzentrationen auf der Grundlage des Geoakkumulationsindex nach Muller [91]. sind diese Sedimente als unbelastet bis mafiig betastet einzustufen. Am Oberlauf der Ilm sind dagegen starke bis ubermaBige Belastungen der Sedimente mit Blei und Quecksilber auffallig (Bild 5-14). Dieses Gebiet ist historisch als Zentrum des Glasblaser- handwerks und der Glasindustrie bekannt. 20 120 100 80 60 40 20 Flug-km FlieBrichtung ------Bild 5-14 Quecksilbergehalte im Ilmsediment Die im Juni 1994 gefundenen deutlich niedrigeren Belastungen durch die oben genannten Metalle sind eine Auswirkung des extremen Friihjahrshochwassers. Dabei kam es zu umfangreichen Austragen der vorhandenen Sedimente und der Bildung weniger stark belasteter Hochwassersedimente aus groBflachigen Abschwemmungen. 48 Die Herkunft der hohen Cadmiumkonzentrationen an der Ilmmundung ist derzeit noch nicht hinreichend geklart. Es handelt sich aber offensichtiich urn eine punktformige Eintragsquelle, die keinen weiteren EinfluB auf die Saale hat (Bild 5-15). Bild 5-15 Cadmiumgehalte im Ilmsediment S.2.3.2 Saale Viele der untersuchten Metalle sind fur die Belastungscharakterisierung der Saale nur von geringem Interesse. Bild 5-16 illustriert das am Beispiel von Kupfer. Unabhangig vom Zeitpunkt der Probenahme warden ahnlich niedrige Gehalte gefunden. Punktuelle Einleitungen oder starke Belastungen waren zu keinem Zeitpunkt nachweisbar. 900 800 - 700 ------Cu 1992 600 — ■ - Cu 1993 500 ------Cu 1994 400 - mm Cu 1995 -••• Grenzueri KUO 300 - 200 - 100 - 0 -- 400 350 300 250 100 F"lu|3-f "n FlieBrichtung------Bild 5-16 Kupfergehalte im Saalesediment Dagegen zeigen die Untersuchungsergebnisse, dafi Quecksilber von besonderer Bedeutung fur das Belastungsbild der Saalesedimente ist (Bild 5-17). Die gefundenen extremen Quecksilbergehalte von bis zu 89±2 pg/g im Oktober 1993 stammen von historischen Standorten der Chloralkalielektrolyse im mitteldeutschen Industriegebiet. Diese Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit der Probenahme zur Absicherung solcher Bestandsaufnahmen. 49 90 -i 80 - 70 ------Hq .1992 § 60 - Hq 1993 -- Hq 1994 a 50- mm Hq 1995 ~ 40 - - • •- Grenzu ertKUO 30 - 20 - 10 - 0 -*■ 400 350 300 250 200 150 100 Hug-km Flleftrichtung------► Bild 5-17 Quecksilbergehalte im Saalesediment GHUMA [89] kam auf der Grundlage der Untersuchung von nur 4 Probenahmestellen in der Region Halle Merseburg in den Jahren 1991 bis 1993 zu dem SchluS, da8 die Sedimente an der Probenahmestelle Buna mit hochstens 3 bis 5 /xg/g Quecksilber belastet sind. Diese These ist nach den hier vorliegenden Ergebnissen nicht aufrechtzuerhalten, da offenbar die Probenahmestellen nicht reprasentativ ausgewahlt wurden. 1995 ist eine Verschiebung des Belastungsmaximums fluBabwarts von der Probenahmestelle Planena als ein erstes Anzeichen fur die Selbstreinigungskraft des Flusses festzustellen. Starke bis ubermaBige Chromgehalte am Oberlauf resultieren aus Einleitungen der zwischen- zeitlich eingestellten Chromlederproduktion (Bild 5-18). Abgesehen von dieser lokal begrenzten Kontamination spielen Chrombelastungen in der Saale keine weitere Rolle. i r 400 350 300 250 200 150 100 Flug-km FlieBrichtung ------Bild 5-18 Chromgehalte im Saalesediment Cadmium zeigt ein vdllig eigenstandiges Verteilungsmuster (Bild 5-19), das mit keinem der anderen untersuchten Metalle Ahnlichkeiten aufweist und auch zeitlich sehr stark variiert. Eingebracht wird es offensichtlich bevorzugt durch diffuse Eintrage, z. B. durch die Ausbringung phosphathaltiger Dungemittel im landwirtschaftlich intensiv genutzten Einzugsgebiet sowie durch die Korrosion vercadmierter Metalloberfiachen. 50 ------Cd 1992 Ld 1993 -- Cc 1991 Cd 1995 I •••• Grenzuert KUO c i 00 F1 u|3-k. m FlieBrichtung------, Bild 5-19 Cadmiumgehalte im Saalesediment Zink und Blei werden bevorzugt uber kommunale Abwasser in die Flusse eingebracht. Die hochsten Zinkgehalte warden in der Saale bei Rudolstadt festgestellt. Das ist im Falle des Zinks eine weitere Bestatigung der Untersuchungsergebnisse des FluBwassers (Bild 5-20). 100 Fiujj-krn FlieBrichtung------ 1500 ------Zn 1992 4000 ■ Zn 1933 3500 ■ -- Zn 1994 ■B Zn 1995 • • •• Gr enzuer t KUO IOC RuB- FtieBrichtung — Bild 5-20 Blei- und Zinkgehalte im Saalesediment Die Metallgehalte der Sedimente der untersuchten Nebenflusse enthalt Tabelle 5-7. Die mittleren Fehler der analytischen Bestimmung sind im Anhang (Tabelle Al) aufgefuhrt. Auffallig sind insbesondere die hohen Cadmiumgehalte der Ilm und der WeiBen Elster. Die Sedimente der WeiBen Elster zeigen auch hinsichtlich Chrom und Zink vergleichsweise hohe 51 Belastungen auf. Diese Ergebnisse sind in guter Ubereinstimmung mit Arbeiten von MULLER et. al. [90]. Am Oberlauf der Saale haben die Loquitzproben von alien untersuchten Sedimenten (einschlieBlich denen der Saaleuntersuchungen) die hochsten Gehalte an Kupfer und Nickel. Diese vergleichsweise hohen Konzentrationen resultieren aus geogenen Quellen. Tab. 5-7 Schwermetallgehalte von Saalenebenflussen in ng/g, (Beprobung Juni 1994) Gewasser Einmundung bei Cd Cr Cu Hg Ni Pb Zn FhiB-km Selbitz 366 1.7 140 108 <0,1 146 48 321 Wisenta 319 <0.1 95 30 <0,1 90 29 125 Loquitz 286 4,5 152 308 0,2 243 196 671 Schwarza 266 3,6 95 135 0,1 108 182 444 Remdaer 262 0,2 127 77 0,1 91 103 365 Rinne Orla 240 3,4 177 125 0,3 151 165 861 Roda 222 2,0 134 102 0,2 120 246 707 Dm 182 19,0 172 118 0,9 89 114 380 Unstmt 160 1,2 110 100 0,3 77 79 395 Weifle Elster 103 15,5 321 253 1,5 196 192 2100 Bode 28.5 6.4 231 307 0,3 133 245 820 5.2.4 Bewertungsansatze zur Beurteilung der Sedimentqualitat 5.2.4.1 Bewertung von Einzelelementkonzentrationen in den Saalesedimenten Zur Beurteilung der Sedimentqualitat existieren verschiedene Ansatze. Der Geoakkumu- lationsindex (Igeo) nach MULLER [91] ist ein MaB fur die Belastung eines Sediments oder Bodens mit anorganischen oder organischen umweltrelevanten Spuren- und Abfallstoffen und setztden Bezug der ermittelten Konzentration auf prazivilisatorische Gehalte voraus. Fur die Einschatzung von anthropogenen Schwermetallbelastungen empfiehlt sich der Bezug auf geochemische Backgroundwerte. Darauf basiert ein Bewertungssystem mit dem unter Zugrun- delegung von sieben Klassen eine Abschatzung der Sedimentbelastung vorgenommen werden kann (Tabelle 5-8). 52 Tab. 5-8 Ipy-Klassen zur Beurteilung der Schwermetallbelastung von Sedimenten auf der ______Grundlage des Tongesteinstandards [92]; Konzentrationen in (iglg Ni Zn 1 Klasse Cd Cr Cu Hg Pb <0 0 praktisch <0,45 <135 <67,5 <0,6 <102 <30 <142,5 unbelastet >0-1 1 unbelastet bis -0,9 -270 -135 -1,2 -204 -60 -285 maflig belastet >1-2 2 mSflig belastet -1,8 -540 -270 -2,4 -408 -120 -570 >2-3 3 maflig bis stark -3,6 -1080 -540 ^,8 -816 -240 -1140 belastet >3-4 4 stark belastet -7,2 -2160 -1080 -9,6 -1632 -480 -2280 >4-5 5 stark bis tiber- -14,4 -4320 -2160 -19,2 -3264 -960 -4560 maflig belastet >5 6 ubermaBig >14,4 >8640 >4320 >19,2 >3264 >960 >4560 belastet Bin Vorbehalt gegen dieses System erwachst aus der Notwendigkeit der Kenntnis der relevanten Backgroundgehalte. Bine unkritische Bewertung auf Grundlage der Werte in Tabelle 5-8 kann in Gebieten mit erhohten naturlichen Konzentrationen eine unrealistisch hohe Belastung vortauschen. Fur die Saale mit ihrem Einzugsgebiet sind aber fur eine erste Abschatzung, unter Berucksichtigung der in Kapitel 2.1.1 beschriebenen Geologic im Einzugsgebiet, diese Klassengrenzen gerechtfertigt. Erste Untersuchungen zum geogenen Background durch die Universitat Greifswald bestatigen das [21]. Die Ergebnisse der drei Beprobungskampagnen liefern eine vergleichbare Igeo-Klassifizierung. Hinsichtlich der Metalle Kupfer und Nickel sind alle untersuchten Sedimente als unbelastet bis maBig belastet einzustufen. Die fur das Belastungsbild besonders wichtigen Elemente Cadmium, Chrom, Quecksilber und Blei sind in Bild 5-21 dargestellt. Die weitraumig starkste Kontamination der Saale verursacht das Quecksilber aus dem mittel- deutschen Industriegebiet. Von Planena bis zur Miindung ist der FluB durchgangig als stark bis iibermaBig bzw. ubermaBig belastet einzuschatzen. Chrom ist nur in der Region Hirschberg von Bedeutung. Dort sind die Sedimente als stark bis iibermaBig belastet zu klassifizieren. Entlang der ubrigen FlieBstrecke ist der FluB durchgangig als unbelastet bis maBig belastet zu klassifizieren. Hinsichtlich Cadmium und Blei sind weite Teile der Saale maBig bzw. maBig bis stark belastet. 53 Magdeburg Magdeburg Bode \ **' __ (h Bemburg^ h ''■VjftjSr'. Bemburg Gt>$\ DeWau Y/ipper 11 Wipper ]}j Leipzig Leipzig Cadmium Magdeburg Elbe Leipzig Chrom Quecksilber iNaumburg