Die Großschmetterlinge Schleswig-Holsteins Rote Liste
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Die Großschmetterlinge Schleswig-Holsteins Rote Liste Herausgeber: Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR) Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek Tel.: 0 43 47 / 704-0 www.llur.schleswig-holstein.de Ansprechpartner: Arne Drews (Tel. 0 43 47 / 704-360) Autor: Dr. Detlef Kolligs [email protected] Titelfoto: Weibchen des Idas-Bläulings (Plebeius idas) Fotos: wenn nicht anders angegeben, Fotoautor D. Kolligs Herstellung: Howaldtsche Buchdruckerei, Kiel Dezember 2009 ISBN: 978-3-937937-43-4 Schriftenreihe: LLUR SH – Natur - RL 19 Diese Broschüre wurde auf Recyclingpapier hergestellt. Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der schleswig- holsteinischen Landesregierung heraus- gegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Personen, die Wahlwerbung oder Wahlhilfe betreiben, im Wahl- kampf zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeit- lichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Partei- nahme der Landesregierung zu Gunsten einzelner Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Die Landesregierung im Internet: www.landesregierung.schleswig-holstein.de Inhalt 1 Einleitung ....................................................... 4 2 Gefährdungskategorien .................................. 6 3 Nomenklatur ...................................................10 4 Rote Liste (inklusive Checkliste) ....................12 5 Bilanz ..............................................................47 6 Veränderungen der Schmetterlingsfauna aufgrund klimatischer Einflüsse ...................... 54 7 Gefährdungsursachen ..................................... 58 8 Kommentierung ausgewählter Arten ............64 8.1 Arten mit international besonderer Erhaltungs- verantwortung .................................................64 8.2 Arten mit abweichender Einstufung .............68 9 Danksagung ..................................................71 10 Literatur ..........................................................72 Anhang: Sortierung der Checkliste und Roten Liste nach Artnamen ............................................................74 3 1 Einleitung Schmetterlinge fehlen in keinem terrestrischen Lebens- raum Schleswig-Holsteins. Mit ihrer unterschiedlich strengen Bindung an bestimmte Pflanzen, Pflanzen- gesellschaften sowie Habitatzustände reagieren sie sehr viel schneller auf Veränderungen ihrer Umwelt als beispielsweise Pflanzen. Deshalb sind Schmetterlinge hervorragende Indikatoren sowohl für den Zustand einer Landschaft, als auch von Faunenveränderungen, die sich in Relation zur Landnut- zung durch den Menschen ergeben (MAES & DYCK 2001). Aus den Vorkommen oder dem Fehlen stenöker, Wert gebender Arten und der Interpretation ihrer ökologi- schen Ansprüche lassen sich Entwicklungsziele und notwendige Maßnahmen beispielsweise in Schutzgebie- ten begründen. Eine Fauna unterliegt zudem natürlicherweise einem ständigen Wandel, da zum einen die Klimabedingun- gen nie konstant waren und sind und zum anderen die nacheiszeitliche Wiederbesiedlung Schleswig-Holsteins immer noch nicht abgeschlossen ist. Diese natürlichen Prozesse werden jedoch in immer stärkerem Maße vom Menschen beeinflusst und überprägt. Der Verlust der lokalen Artenvielfalt wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Zumindest bei Schmetterlingen sind nur noch wenige Spezialisten überhaupt in der Lage, die Vielzahl der Arten mitsamt ihrer Bestandsentwicklung zu überblicken. Menschliches Verhalten gefährdet Arten aber schon lange nicht nur auf lokaler Ebene. Mittlerweile sind die Einflüsse im globa- len Maßstab (z.B. durch Klimaveränderungen) wirksam. Viele Menschen haben sich, da sie den einstigen Zustand nicht mehr kennen, an die heutige Kulturland- schaft so gewöhnt, dass sie sie als ästhetisch und für Schleswig-Holstein charakteristisch ansehen. Der tief greifende Landschaftswandel - vor allem innerhalb der letzten 50 Jahre - wird kaum wahrgenommen. Das 4 einstige, von bunten Blumenwiesen, lichten Wäldern und Mooren geprägte, vielfältige Landschaftsbild Schles- wig-Holsteins ist heute einem oft monotonen Einheits- grün überdüngter Flächen gewichen. Die großflächige Agrar- und Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins bietet nur noch einer rückläufigen Anzahl von Schmetterlingsar- ten einen Lebensraum. Naturnahe Lebensräume liegen heutzutage weiträumig isoliert in einer Nutzlandschaft. Die Agrarlandschaft bietet nur noch den anspruchsloses- ten Arten einen geeigneten Lebensraum. Hingegen sind die artenreichen, von Dünger und Drainage verschonten, mageren Grünländer und Weiden ebenso wie Moore, Heiden oder naturnahe Wälder kaum noch zu finden. Das Land Schleswig-Holstein trägt insbesondere für die exklusiv an Küstenlebensräume gebundenen Arten bundesweit eine besondere Erhaltungsverantwortung. Hierzu zählen Salzwiesen und Dünen genauso wie Brackwasserröhrichte und Spülsäume, die jeweils nur hier lebende Arten aufweisen. Zunehmende Bedeutung haben die Dünenbereiche außerdem für Sand liebende Arten, die im Binnenland inzwischen weitgehend ihre Lebensräume verloren haben. Aufgrund der unterschiedlichen angeführten Aspekte war es deshalb 10 Jahre nach der letzten Roten Liste dringend geboten, den aktuellen Wissensstand zur Verbreitung und Gefährdung der heimischen Schmet- terlingsarten neu zu dokumentieren. Dies ausdrück- lich verbunden mit der Hoffnung, damit nicht nur den Niedergang vieler Arten zu dokumentieren, sondern im Gegenteil neue Anstrengungen und Projekte zum Schutz dieser ebenso schönen wie interessanten und gefährdeten Insekten anzuregen. 5 2 Gefährdungskategorien Die Einstufung der Arten in die Gefährdungskategorien richtet sich nach LUDWIG et al. (2005). Dieses Bewertungs- system stellt die Weiterentwicklung der von SCHNITTLER et al. (1994) entworfenen Kategorisierung dar und wird inzwischen bei allen neuen Roten Listen in Deutschland angewandt. In Anlehnung an die international gültigen Gefährdungsklassen des IUCN erfolgt nun die Einstufung einer Art anhand dieser vier Kriterien innerhalb einer Be- wertungsmatrix: - die aktuelle Bestandssituation - der langfristige Bestandstrend (der letzten 50 – 150 Jahre) - der kurzfristige Bestandstrend (der letzten 10 – 25 Jahre) - die Beurteilung bestehender Risikofaktoren innerhalb der kommenden 10 Jahre Die Kombination dieser vier Kriterien führt dann nach vor- gegebenem Muster zur Einstufung in eine Gefährdungska- tegorie und soll so zu einer verbesserten Nachvollziehbar- keit und Transparenz beitragen. In wenigen Fällen war eine Sonderfallregelung anzuwenden, nach der Arten aus der Kategorie 1 in die Kategorie 2 zurückgestuft werden müs- sen. Dies ist in Tabelle 1 in der zweiten Spalte „Kat. +/-“ durch die Kennzeichnung „S“ ersichtlich. Die Regelung lautet: „Existieren von einer Art, die nach dem Schema ei- gentlich zur Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht) gehört, noch Teilbestände, die ausreichend gesichert sind, so gilt die Art nicht als „vom Aussterben bedroht“, sondern „stark gefährdet“ (Kategorie 2)“. Die Definition der einzelnen Gefährdungsklassen bleibt davon unberührt und in der bekannten Form erhalten: RL 1 = vom Aussterben bedroht RL 2 = stark gefährdet RL 3 = gefährdet RL G = Gefährdung anzunehmen, die Kategorie kann aufgrund einer zu geringen Datenlage nicht be- nannt werden R = (natürlicherweise) extrem seltene Arten 6 Hinzu kommen weitere Kategorien, die jedoch keinen Rote Liste Status beinhalten: V = Vorwarnliste D = Datengrundlage defizitär A = Arealerweiterer * = ungefährdet nb = nicht bewertet (ersetzt das W für Wanderfalter) Zusätzlich und in Abweichung zu LUDWIG et al. (2005) wird hier die Kategorie A eingeführt. Sie kennzeichnet Arten, die aufgrund natürlicher Fluktuationen an der Arealgrenze aktuell in Schleswig-Holstein einwandern, aber noch nicht über einen Zeitraum von 10 Jahren etabliert sind, sowie Ar- ten, die unregelmäßig auftreten, sich dabei auch erfolgreich fortpflanzen, jedoch nicht dauerhaft bodenständig sind. Ergänzende Angaben sind in nachfolgenden Spalten Das Schachbrett (Melanargia galathea) kommt nur im südlichen und östlichen Schleswig- Holstein vor. 7 aufgeführt (Tabelle 1). So werden - allerdings recht grob - negative Risikofaktoren angegeben. Hier werden sämt- liche vom Menschen verursachte negative Einflüsse von der direkten Habitatzerstörung über die schleichende Habitatverschlechterung bis zur Nutzungsaufgabe exten- siv bewirtschafteter Lebensräumen zusammengefasst. Die Spalte „Verantwortlichkeit“ legt dar, in welchem Maße das Land Schleswig-Holstein für den Fortbestand einer Art verantwortlich ist. Dies ist in besonderem Maß für Mythimna favicolor der Fall, da wesentliche Teile des weltweiten Arealzentrums, dieser im Bereich der Nord- seeküste endemischen Art, in Schleswig-Holstein liegen. Der Ampfer-Purpurspanner (Lythria cruentaria) ist an magere, sonnige Lebensräume mit Beständen des Kleinen Sauerampfers in niedriger, lückiger Vegetation gebunden. Die Art gilt als gefährdet. 8 In der Spalte „Arealgrenze“ erfolgt die Angabe, ob und in welchem Landesteil eine Art eine natürliche Verbrei- tungsgrenze besitzt. So ist eine Art mit der Angabe „SO“ bisher nur im Lauenburger und/oder Lübecker Raum nachgewiesen worden, beispielsweise der Silber- mönch (Cucullia argentea). Damit die Gründe für eine abweichende Einstufung zur Roten Liste von 1998 nachvollziehbar sind, werden diese in der letzten Spalte der Liste aufgeschlüsselt (Tabelle 1). Die genauen Definitionen