Amt für Bodenmanagement , Außenstelle Lauterbach Flurbereinigungsbehörde

Flurbereinigungsverfahren

VF 1351 Romrod- Zell- Antrift

Vogelsbergkreis

Erläuterungsbericht Textlicher Teil zum Plan

Aufgestellt: Lauterbach, den 12.12.2007

Im Auftrag:

(Döring, Verfahrensleiter) 2 Inhaltsverzeichnis

1 GRUNDLAGEN DER FLURBEREINIGUNG...... 3

1.1 Vorbemerkung und Ziele des Verfahrens...... 3

1.2 Verfahrensablauf ...... 3

2 BESCHREIBUNG DES FLURBEREINIGUNGSGEBIETES ...... 4

3 NEUGESTALTUNG DES FLURBEREINIGUNGSGEBIETES ...... 7

3.1 Neugestaltungsgrundsätze ...... 7

3.2 Verkehrserschließung...... 8

3.3 Wasserwirtschaft ...... 9

3.4 Landeskultur ...... 10

3.5 Landschaftspflege...... 11

3.6 Andere gemeinschaftliche Belange ...... 12

3.7 Der Schutz des Bodens ...... 12

3

1 Grundlagen der Flurbereinigung

1.1 Vorbemerkung und Ziele des Verfahrens An den Gewässern Antrift und Göringer Bach sollen im Zuge eines Flurbereinigungsver- fahrens nach § 86 Flurbereinigungsgesetz Uferrandstreifen in einer Größenordnung von durchschnittlich 10 m ausgewiesen werden. Die Flächen werden den Gewässern zuge- schlagen und kommen in öffentliches Eigentum (Stadt). Das vereinfachte Flurbereinigungsverfahren dient dem Natur-, Boden- und Gewässer- schutz. In dem Projekt sollen die naturnahe Entwicklung der Antrift und des Göringer Ba- ches durch die Ausweisung von Uferrandstreifen verbessert werden um wieder eine ökolo- gisch aufgewertete Aue zu erhalten. Des weiteren sollen Landnutzungskonflikte aufgelöst und Maßnahmen der Agrarstrukturverbesserung ermöglicht werden. Die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen sollen im Verfahren umgesetzt werden:

• Ausweisung von Uferrandstreifen an „Antrift und Göringer Bach“ zur Verbesserung der naturnahen Entwicklung der Gewässer ;Vermeidung von Viehtritt im Uferbereich

• Einbau von Grundschwellen zur Anhebung der Gewässersohle

• Vorhandenen Feuchtflächen sollen erhalten und gesichert werden. Eine Erweiterung in Teilbereichen ist vorgesehen.

• Durch die Bodenordnung sollen Nutzungskonflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz aufgelöst werden

Von Seiten des Umweltamtes wurde darum gebeten, die Studie über die „Ermittlung des e- rosiven P-Eintrages in den Antrift–Stausee und Maßnahmen zu ihrer Reduzierung“ umzu- setzen.

1.2 Verfahrensablauf Der Magistrat der Stadt Romrod hat in der Stadtverordnetensitzung vom 14. 3. 2000 folgen- den einstimmigen Beschluss gefasst: „Gemäß § 86 Flurbereinigungsgesetz (FlurbG) soll im Bereich Romrod – Zell zur Bereitstellung von Uferrandstreifen und Aueflächen an den Ge- wässern Antrift und Göringer Bach ein „Vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren“ durchge- führt werden. Mit Schreiben vom 15. 3. 2000 wurde das damalige ARLL – Flurbereinigungsbehörde- mit der Einleitung des o. a. Verfahrens betraut. Am 30. 12.1999 hatte die Stadt Romrod bereits einen Antrag zur Förderung von Maßnahmen, die der Wie- derherstellung naturnaher Gewässer einschließlich ihrer Ufer und Auen dienen, beim Hessi- schen Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten gestellt. Der Bewilligungsbescheid wurde am 03. 7. 2000 , AZ:AW 000201 032, erlassen. Die beteiligten Grundstückseigentümer wurden über das vereinfachte Flurbereinigungsver- fahren zur Landentwicklung in einer Informationsveranstaltung am 25.01.01 aufgeklärt, das Interesse der Beteiligten war vorhanden.

4 Die Bündelung der Flurbereinigung mit anderen Planungen und Maßnahmen wird ange- strebt. Die voraussichtlichen Beteiligten, die Stadt, die Bürger, die Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange wurden mit Schreiben vom 22.12.2000 mit ausreichender Klar- heit über die Maßnahmen des geplanten Flurbereinigungsverfahrens unterrichtet. Der Flur- bereinigungsbeschluss wurde am 11.4.01 durch die Flurbereinigungsbehörde erlassen und öffentlich bekanntgegeben. Am 11.6.01 erfolgte die Wahl des Vorstandes der Teilnehmergemeinschaft (TG). Beim Wertermittlungseinleitungstermin am 27.11.01 wurde entschieden, dass gem. § 28 (1) FlurbG für die Wertermittlung der landw. Grundstücke die Reichsbodenschätzung zugrunde gelegt werden soll. Bis 17.9.04 Ankauf von Flächen entlang von Antrift und Göringer Bach. Der Flächenbedarf für die unmittelbar diesen Gewässern liegenden Uferrandstreifen betrug ca. 8 ha. Für den Erwerb von botanisch und faunistisch wertvollen Feuchtwiesen an den Gewässern bestand ein weiterer Flächenbedarf von ca. 4 ha. Die geplanten Investitionsmaßnahmen am Gewäs- ser wurden mit UNB und UWB sowie dem Umweltamt Marburg abgestimmt. Für der Bau von Flutmulden und einer Laufverzweigung der Antrift und der Verrohrung ei- nes untergeordneten Grabens wurde die Plangenehmigung nach § 31 WHG in Verbindung mit § 71 HWG vom 17.12.04 incl. Landschaftsschutzrechtlicher Genehmigung vom 30.11.04 vom Landrat des Vogelsbergkreises erteilt. Anschließend erfolgte am 28.12.04 der Antrag bei der IBH auf Förderung dieser investiven Maßnahmen, der am 21.12.05 bewilligt wurde. Auf Wunsch des Umweltamtes wurde für die neuen Uferrandstreifen eine Landnutzungs- konzeption erstellt und am 4.10.05 an das Umweltamt weitergereicht. In der Vorstandssitzung am 8.9.05 wurden die vorgesehenen Maßnahmen mit dem TG- Vorstand abgestimmt. Inzwischen wurde die o. a. Laufverzweigung incl. der Flutmulden und der Rohrleitung ge- baut. Abnahmetermin war der 6.12.07.

2 Beschreibung des Flurbereinigungsgebietes Das Planungsgebiet liegt sowohl südwestlich, als auch nord- und südöstlich von Zell. Es hat eine Fläche von insgesamt 126,6 ha , die sich entsprechend den Angaben des Lie- genschaftskatasters in folgende Nutzungsarten gliedern: Nutzungsarten nach dem Liegenschaftskataster ( Stand: Dezember 2006 )

Nutzungsart ha % Acker 11,0 8,7 Grünland 95,5 75,4 Gewässerfläche 5,0 4,0 Waldfläche 3,3 2,6 Wege 9,0 7,1 Sonstige 2,8 2,2 Gesamt 126,6 100,0

5

Im Verfahrensgebiet liegen 203 Grundstücke , die sich im Eigentum von 56 Grundstücks- eigentümern befinden. Zell hat 800 Einwohner und ist damit nach Romrod der zweitgrößte Stadtteil der Stadt Romrod. Romrod hat insgesamt fünf Stadtteile; diese sind: Nieder-Breidenbach, Ober- Breidenbach, Romrod, Strebendorf und Zell. Sitz der Stadtverwaltung ist Romrod. Zell liegt im Vogelsbergkreis und damit im Regie- rungsbezirk Gießen. Planungsräumlich gehört es zur Planungsregion Mittelhessen. Romrod ist Kleinzentrum, Alsfeld liegt ca. 5 km entfernt und ist Mittelzentrum. Zu den Oberzentren Gießen und Fulda sind es ca. 50 bzw. ca. 40 km.

Beschreibung der naturräumlichen Gegebenheiten: Die Karte der naturräumlichen Gliederung, die die Naturräume Hessens ( Die Naturräume Hessens von Dr. Otto Klausing, Hessische Landesanstalt für Umwelt, Wiesbaden, 1974 ) darstellt, weist Zell an der Grenze dreier Haupteinheiten aus. In diesem Bereich treffen die Haupteinheiten 343 Westhessische Senke, 346 Oberhessische Schwelle und 350 Unterer Vogelsberg aufeinander. Untereinheiten bilden die Nummern 346.2 Nördliches Vogelsberg - Vorland, 350.1 Nördlicher Unterer Vogelsberg und 350.2 Nordwestlicher Unterer Vogels- berg. Zell liegt in der Teileinheit Nummer 343.02 Alsfelder Mulde. Die Bezeichnung „Westhessische“ Senke ist sprachlich falsch, es handelt sich hierbei um eine nordhessische Senke, die gänzlich auch nach Norden zur hin entwässert. Sie stellt sich als eine Kette von Niederungen und Becken dar, die durch nur flache Schwellen und Rücken voneinander getrennt sind. Im Bereich der Talauen schreitet heute der Ackerbau gegen das dort früher dominierende Grünland vor, erweist sich aber bei häufig kiesigem Untergrund als besonders stark grund- wasserabhängig. Das mittlere Tagesmittel der Lufttemperatur liegt bei ca.7,5°-8,0° C. Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge beträgt ca. 650-700 mm. Das Wuchsklima wird im Verfahrensgebiet als „kühl“ bezeichnet. Das Verfahrensgebiet wird hauptsächlich durch die Bachläufe Antrift und Göringer Bach bestimmt. Sie bilden auch die jeweiligen Tiefpunkte des Verfahrensgebietes. Zell wird im Süden vom Laucksberg (333 m) und im Westen vom Fronberg (348 m) um- rahmt. Zell selbst liegt auf einer Höhe von 310 m über NN, die Flussläufe befinden sich auf der Höhe von ca. 305 m über NN. Südlich von Zell sind Bereiche der Windenergienutzung vorhanden. Die „natürliche Standorteignung für landbauliche Nutzung“ (Der Hessische Minister für Lan- desentwicklung, Umwelt, Landwirtschaft und Forsten, Abteilung Landwirtschaft und Land- entwicklung, Wiesbaden, 1979) stellt aufgrund natürlicher Standortfaktoren die Eignungen der landwirtschaftlichen Nutzflächen dar. Danach werden die Flächen entlang der Antrift fast ausschließlich in G 1 eingestuft ( dies bedeutet –Nutzungseignung für Grünland G 1 – gut ). Die Flächen entlang des Göringer Baches befinden sich überwiegend in G 2 –mittel-, nur die Flächen zwischen der Eisen-

6 bahnstrecke und der Ortslage liegen in G 1. Die Standortkarte Hessen zeigt folgende Flächenbilanz in Hektar / Gemarkung für Zell auf: A 1 –gut - 299 ha G 1 – gut - 165 ha A 2 – mittel - 163 ha G 2 – mittel - 179 ha Die „Gefahrenstufenkarte Bodenerosion durch Wasser“ (Hessisches Ministerium für Lan- desentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz – Landentwicklung -, Wiesbaden, 1992) stellt die Erosionsgefährdung der landwirtschaftlichen Nutzflächen in sechs Stufen E 1 – keine bis beginnend – bis E 6 – sehr stark – dar. Das Verfahrensgebiet entlang der Bachläufe befindet sich fast ausschließlich in der Stufe E 1. Der überwiegende Teil ist als Alluvialbereich ausgewiesen, dies bedeutet eine Überflu- tungsgefahr, welche eine permanente Vegetationsdecke ( Grünland ) erfordert. Die Flurstücke des Verfahrensgebietes befinden sich teilweise in verschiedenen Schutz- gebieten: Teile des Verfahrensgebietes im Südwesten befinden sich im Naturschutzgebiet „Göringer Grund“ (Staatsanzeiger Nr. 40 vom 03.10.1994, Seite 2868). Die meisten Flurstü- cke entlang der Antrift befinden sich im Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund “ (Staatsanzeiger Nr. 4 vom 06.01.2000, Seite 399). Außerdem sind weite Teile des Flurbereinigungsgebiets als Überschwemmungsgebiete der Antrift und des Göringer Baches ausgewiesen. (Staatsanzeiger Nr. 38/2007 S.1851)

Agrarstruktur In Zell war die letzte Flurbereinigung im Jahr 1943. Die Gesamtgemarkung hat eine Fläche von 2244 ha, wovon 795 ha landwirtschaftliche Nutzfläche sind. Die bEMZ ist 40 und die mittlere Grundstücksgröße liegt bei ca. 1,0 ha. Die Gemarkung wird im wesentlichen von 22 Landwirten bewirtschaftet. Diese Landwirte bearbeiten ca. 940 ha Betriebsfläche. Von dieser Fläche befinden sich ca. 210 ha im Eigentum und ca. 730 ha sind dazugepachtet. Das Acker- Grünlandverhältnis liegt bei etwa 80% Ackerland zu 20% Grünland. Die Bewirtschaftung (Stand 1999) erfolgt von zwölf Haupterwerbslandwirten und zehn Ne- benerwerbslandwirten. Sechs Landwirte betreiben Milchkuhhaltung und ein Landwirt hält Ammenkühe. Zwei Betriebe halten Pferde und 14 Betriebe haben Schweinehaltung, wobei die Haltung von Mastschweinen überwiegt. Die Bewirtschaftung der Verfahrensfläche wird sowohl von ortsansässigen als auch von auswärtigen Landwirten vorgenommen. Die gemarkungsübergreifende Bewirtschaftung ge- winnt immer größere Bedeutung. Durch den anhaltenden Strukturwandel in der Landwirt- schaft werden langfristig nur noch wenige Betriebe, mit entsprechend großer Flächenaus- stattung, die landwirtschaftlichen Nutzflächen bewirtschaften. Mit strukturbedingtem Brachfallen größerer Flächen ist nicht zu rechnen.

7

3 Neugestaltung des Flurbereinigungsgebietes

3.1 Neugestaltungsgrundsätze Die allgemeinen Neugestaltungsgrundsätze gemäß § 38 FlurbG bilden die Grundlage zu Neugestaltung des Flurbereinigungsgebietes. Dies wird erreicht durch die Neugestaltung der gemeinschaftlichen und öffentlichen Anlagen und andere Maßnahmen im Sinne des § 37 Abs. 1 FlurbG sowie durch die Neuordnung des Grundeigentums einschließlich der Re- gelung der rechtlichen Belange der Beteiligten. Es werden deshalb alle Zielaussagen getrof- fen, die für die Neugestaltung von Bedeutung sind. Die allgemeinen Neugestaltungsgrundsätze werden verfahrensbezogen aufgestellt und le- gen den Rahmen fest, wie die in der Begründung zum Flurbereinigungsbeschluss festgeleg- ten Entwicklungsziele räumlich umgesetzt werden sollen. Anlagen und Neugestaltungs- maßnahmen selbst werden im Plan nach § 41 FlurbG und im Flurbereinigungsplan festge- legt. Die öffentlichen Belange gem. § 37 Abs. 2 FlurbG sind je nach Lage des Einzelfalls zu berücksichtigen. Die Gewässer „Antrift“ und „Göringer Bach“ durchqueren die Talaue in Teilbereichen der Gemarkung Zell. Die landwirtschaftliche Nutzung der Uferrandgrundstücke erfolgt teilweise noch bis an die Böschungsoberkante; in Feuchtbereichen ist die Nutzungsmöglichkeit er- schwert. Die im Verfahrensgebiet festgestellten Mängel sollen durch folgende Maßnahmen behoben bzw. gemildert werden:

• Die Ackernutzung im Überschwemmungsbereich sollte möglichst aufgegeben werden. • Bodenordnungsmaßnahmen zur Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft werden im möglichen bzw. notwendigen Umfang umgesetzt. • Durch die Bodenordnung sollen Landnutzungskonflikte zwischen Landwirtschaft und Na- turschutz aufgelöst werden. • Durch den Ankauf von Uferrandstreifen entlang von Antrift und Göringer Bach soll die na- turnahe Entwicklung der Fließgewässer und die Verbesserung der Wasserqualität ermög- licht werden. • Anlage von Grundschwellen • Evtl. stellenweises Anpflanzen von Erlen, Eschen und Weiden an der Antrift • Anlage von Tümpeln und Grabentaschen z.B. an den Gräben • Anlage von hufeisenförmigen Feuchtfilterflächen an den Dränageausläufen • Vorhandene Feuchtflächen sollen erhalten, gesichert und tlw. erweitert werden. • Notwendige Erschließungsmaßnahmen sollen durchgeführt werden. • Maßnahmen zur Reduzierung des P-Eintrags in den Stausee sollen vorgenommen werden

8

3.2 Verkehrserschließung Das Planungsgebiet ist ausreichend durch Straßen und Wirtschaftswege erschlossen. Das Wegenetz wird lediglich durch einige Ausbaumaßnahmen verbessert, die dem heutigen Maschineneinsatz in der Landwirtschaft und der Erholung der Anwohner im Flurbereini- gungsgebiet Rechnung tragen. Folgende Maßnahmen sind geplant:

Hauptwirtschaftswege: Weg Nr. 15 stellenweise Deckenerneuerung Asphaltweg auf ca. 150 m Durch starke Beanspruchung ist der Hauptwirtschaftsweg Nr. 15, der die Feldlagen östlich und südöstlich des Göringer Baches erschließt, in schlechtem Zustand und muss tlw. er- neuert werden. Weg Nr. 24 Deckenerneuerung Asphaltweg auf ca. 650 m Der Hauptwirtschaftsweg Nr. 24 erschließt den östlichen Gemarkungsteil von Zell und dient der gemarkungsübergreifenden Landbewirtschaftung, da er die Gemarkungen von Zell mit den Alsfelder Gemarkungen verbindet. Außerdem werden über den Weg die Zuckerrüben- standorte in den angrenzenden Feldlagen erschlossen. Infolge der starken Beanspruchung und zeitweisen Überschwemmung durch die Antrift, ist eine tlw. Deckenerneuerung wün- schenswert. Weg Nr. 35 Deckenerneuerung Asphaltweg 550 m Der Asphaltweg Nr.35, der den Steineshof mit der Billertshäuser Straße (L 3070) verbindet, soll auf 550 m erneuert werden. Bedingt durch die starke landwirtschaftliche Nutzung haben sich in dem Weg Fahrspuren und Dellen gebildet in denen das Oberflächenwasser stehen bleibt. Durch die ständige Vernässung ist der Asphalt stark geschädigt. Durch das Aufbrin- gen einer neuen Deckschicht soll die Befahrbarkeit des Weges wiederhergestellt werden.

Wirtschaftswege: Weg Nr. 20 Erneuerung Schotterweg 950 m Weg Nr. 33 Erneuerung Schotterweg 300 m Die Schotterwege Nr. 20 und 33 weisen tiefe Fahrspuren auf und müssen erneuert werden.

Sonstige Wege : Weg Nr. 28 Einziehung Erdweg auf 540 m Weg Nr. 30 Neuanlage Erdweg auf Acker 75 m Diese Wege wurden im Rahmen der bereits eingeholten wasser- bzw. landschafts- schutzrechtlichen Genehmigung mit ausgewiesen bzw. eingezogen: Durch die Änderung der Bearbeitungsrichtung eines Ackers musste ein neuer Erdweg als Wendeweg auf Acker angelegt werden, der in öffentliche Hand kommen soll. Im Rahmen der bereits durchgeführten gewässerbaulichen Maßnahmen an der Antrift wur- de ein Erdweg bis auf ein geringes Reststück in den Uferrandstreifen eingezogen und ist faktisch nicht mehr vorhanden.

9

3.3 Wasserwirtschaft Innerhalb des Verfahrensgebietes verlaufen zwei Gewässer III. Ordnung, der Göhriger Bach und die Antrift bzw. Antreff. Beide Gewässer wurden Anfang des 20. Jahrhunderts stark be- gradigt, bzw. im Fall der Antrift tlw. an den Auenrand verlegt.

Antrift / Antreff (Nr. 400) Verlauf: Die Antrift entspringt auf einer Höhe von ca. 430 m über NN in der Gemarkung Windhausen. Das Einzugsgebiet hat eine Fläche von 115 km ². Sie durchquert die Gemar- kungen Windhausen, Ober-Breidenbach, Strebendorf, Romrod, Zell, Billertshausen, Angen- rod, Seibelsdorf, Ruhlkirchen, Bernsburg, Willingshausen, Merzhausen, Gungelshausen und Zella, wo sie in die Schwalm mündet. Zwischen den Gemarkungen Bernsburg und Wil- lingshausen findet ein Wechsel vom Vogelsbergkreis – Regierungsbezirk Gießen – in den Schwalm--Kreis – Regierungsbezirk Kassel – statt. In diesem Zusammenhang ändert das Gewässer auch seinen Namen – er geht von Antrift in Antreff über. Im „Gewässerkundlichen Flächenverzeichnis für das Land Hessen –1973“ wird das Gewäs- ser jedoch wieder von der Quelle bis zur Mündung als Antreff bezeichnet. Zustand: Laut Gewässerstrukturgütekartierung weist die Antrift im Verfahrensgebiet größ- tenteils die Strukturgüte 5 (stark verändert) mit stellenweisen Abschnitten von Klasse 4 (deutlich verändert) und 6 (sehr stark verändert) auf. Die Gewässergüte wird bis zum Stei- neshof mit 3 (stark verschmutzt) und bis zur Gemarkungsgrenze nach Billertshausen mit 2- 3 (kritisch belastet) angegeben. Diese Werte stammen jedoch aus dem Jahr 2000. Im Jahr 2002 wurde die Kläranlage an der Gemarkungsgrenze zwischen Romrod und Zell ab- geschaltet und die Abwässer nach Bernsburg umgeleitet. In Romrod existieren nur noch Überlaufbecken, die bei starken Regenfällen überschüssige Abwässser aufnehmen und an die Antrift weitergeben. Insgesamt müsste sich seitdem die Gewässergüte etwas verbessert haben, es gibt jedoch noch keine aktuellen Werte. Zwischen der Autobahn und dem Eisen- bahndamm ist der Gewässerverlauf der Antrift stark eingetieft und das Gewässer wird ab- schnittsweise von einem Erlensaum begleitet. Im weiteren Verlauf befinden sich nur spora- disch einzelne Erlen und Weiden an den Ufern. Verbesserungen: Entlang der Gewässer „Göringer Bach“ und „Antrift“ sollen beidseitig 10m breite Uferrandstreifen ausgewiesen werden um den Gewässern wieder Renaturierungs- möglichkeiten zu geben und die Talaue ökologisch aufzuwerten. Ein weiterer Aspekt ist die Problematik des Phosphateintrages in die Fließgewässer. Laut einem Gutachten der Universität Gießen erfolgt im Bereich Romrod der Phosphat- eintrag in die Antrift zum großen Teil aus landwirtschaftlichen Flächen. Dies hat negative Auswirkungen auf den Antrift - Stausee zur Folge. Durch die Ausweisung der Uferrand- streifen, die Anlage von Flutmulden und durch eventuelle Bewirtschaftungsänderungen sol- len Verbesserungen herbeigeführt werden. Göringer Bach (Nr. 401) Verlauf: Er entspringt auf einer Höhe von ca. 415 m über NN in der Gemarkung Windhau- sen in der Nähe des Reinhardshofes und durchfließt die Gemarkungen Windhausen,

10 Kestrich, Groß-Felda, Romrod und Zell, wo er dann in die Antrift mündet. Zustand: Laut Gewässerstrukturgütekartierung weist der Göringer Bach im Verfahrens- gebiet anfangs (im NSG) die Strukturgüte 4 (deutlich verändert) und anschließend bis zur Mündung die Güteklasse 5 (stark verändert) auf. Die Gewässergüte im Verfahrensgebiet ist ab der Autobahn bis zur Eisenbahnböschung mit 1-2 (gering belastet) und anschließend bis zur Mündung mit 2 (mäßig belastet) angegeben worden. Der Bach ist stark begradigt wor- den und weist einen tlw. lückigen Erlensaum auf. Verbesserungsmaßnahmen: Im Rahmen des vereinfachten Flurbereinigungsverfahrens sol- len entlang der Gewässer „Göringer Bach“ und „Antrift“ beidseitig 10 m breite Ufer- randstreifen ausgewiesen werden um den Gewässern wieder Renaturierungsmöglich-keiten zu geben. Sinn und Zweck ist es eine „ökologisch aufgewertete Aue“ zu erreichen. Graben Nr. 408 Verlauf: Ab dem Ortsausgang von Romrod verläuft parallel zur Antrift am Westrand der Ta- laue ein namenloser Graben, der die Talaue entwässert, bzw. Niederschläge aus angren- zenden Hangbereichen auffängt. Unter der Autobahn an der Gemarkungsgrenze von Zell ist er verrohrt und er mündet innerhalb des Verfahrensgebietes ca. 200m vor dem Eisenbahn- damm in die Antrift. Zustand: Zwischen der Autobahn und der Mündung in die Antrift befinden sich östlich dieses Grabens wertvolle Feuchtwiesenbereiche. Der Graben selbst weist innerhalb des Flurberei- nigungsgebietes nur geringen Gehölzbewuchs auf. Da er hauptsächlich Nieder-schläge aus Ackerlagen aufnimmt, ist er stark eutrophiert und weist abschnittsweise einen starken Brennnesselsaum auf. Da das Längsgefälle in diesem Graben sehr gering ist, steht das Wasser in regenärmeren Zeiten und es setzt sich Schlamm ab. Als Parallelgewässer zur Antrift wurde auch dieser Graben gütemäßig erfasst. So ist die Gewässergüte mit 5 (stark verschmutzt) und die Gewässerstrukturgüte mit 5 (stark verändert) bzw. unmittelbar an der Autobahn mit 7 (völlig verändert) angegeben worden, der westlich zulaufende Graben Nr. 407 weist die Gewässerstrukturgüte 6 (sehr stark verändert) auf. Verbesserung: Genauso wie drei weitere Gräben in dieser Talaue soll dieser Graben natur- nah erneuert werden, d.h. das neben der Wiederherstellung des Abflussprofils stellenweise Bermen und Grabenaufweitungen angelegt werden. Da dieser Graben eine wichtige ökolo- gische Funktion im Randbereich von Feuchtbiotopen erfüllt, soll er breiter ausgesteint, bzw. auf den westlich angrenzenden Äckern mit einem Uferrandstreifen versehen werden. Änderung folgender Gräben: Graben Nr. 407 Änderung auf 250 m Graben Nr. 408 Änderung auf 730 m Graben Nr. 437 Änderung auf 190 m Graben Nr. 438 Änderung auf 180 m Die vorgenannten Gräben sollen wie der Graben Nr. 408 naturnah erneuert werden.

3.4 Landeskultur Um eine bessere Bewirtschaftbarkeit der Flächen zu ermöglichen, ist eine partielle Neuord- nung der Grundstücke vorgesehen.

11

3.5 Landschaftspflege Auf eine detaillierte Untersuchung des Verfahrensgebietes sowie die Erstellung eines natur- schutzfachlichen Beitrages wurde angesichts der eingeschränkten Zielsetzung des Flurneu- ordnungsverfahrens verzichtet. Der Landschaftsplan zum FNP der Stadt Romrod gibt detail- lierte Auskünfte über die Gemarkung Zell und das Flurbereinigungsgebiet. Gem. Landschaftsplan befindet sich das Verfahrensgebiet im Leitbildbereich „Gewässer“, für das folgende Entwicklungsempfehlungen gelten:

• Quantitative und qualitative Sicherung der Grundwasserverhältnisse

• Erhaltung und Verbesserung der Gewässerstruktur und – qualtät

• Erhaltung und Verbesserung der Fließgewässer und Auen (Durchlässigkeit, Dyna- mik, Retentionsfähigkeit)

• Förderung der Durchgängigkeit der Gewässer

• Entwicklung / Verbesserung der Biotopfunktion der Fließgewässer und Auen

• Vermeidung von Wassererosion, insbesondere durch Überflutung

• Sicherung der unverbauten Auenräume

Im Rahmen der vorgreiflichen UVU wurde festgestellt, dass bis auf die Änderung von vier Gräben in der Talaue der Antrift keine negativen Umweltauswirkungen entstehen. Da diese Änderung jedoch nur kurzfristig zu Konflikten, langfristig aber zu Verbesserungen führt, ent- steht kein nachhaltiger Konflikt. Aus diesem Grund wurde auch auf die intensive Ausarbei- tung einer UVU verzichtet. Durch die Anlage von Grabenausweitungen, Flutmulden und Uferrandstreifen ist die ökologische Bilanz positiv. Das Gesamtvorhaben wird insgesamt als umweltverträglich beurteilt. Eingriffsregelung In dem Abschnitt werden die Ergebnisse der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung gem. § 18 -20 BNatSchG und §§ 5 ff. HENatG erläutert und die für flurneuordnungsbedingte Ein- griffe ermittelten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen entwickelt. Weitere Angaben hierzu können aus der Anlage 2.3 „Übersicht über die Umweltauswirkungen der geplanten Anla- gen“, der Anlage 2.4a „Flächenbilanzierung der Umweltauswirkungen“ entnommen werden. Die Ermittlung von Eingriffen gemäß § 5 HENatG erfolgte auf Grundlage der in der UVU ermittelten anlagenbezogenen Umweltauswirkungen. Hiernach werden alle Anlagen, die mittlere und hohe Konflikte verursachen, als Eingriffe bewertet. Anlagen mit einer geringen Konfliktstufe werden nicht als Eingriff eingestuft, da sie weder zu erheblichen noch zu nach- haltigen Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes führen. Ein Ausgleich bzw. Ersatz für diese Anlagen ist daher nicht erforderlich. Im Flurbereinigungs- verfahren Romrod-Zell–Antrift werden außer den Änderungen (Erneuerungen) von Gräben keine Maßnahmen durchgeführt, die als Eingriffe in Natur und Landschaft zu werten sind.

12 Da dies jedoch nur kurzfristige Eingriffe sind und mittelfristig eine Verbesserung des Natur- haushalts erreicht wird, ist kein Ausgleich erforderlich.

Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege Da keine Kompensationsmaßnahmen erforderlich sind und Maßnahmen Dritter nur in Form von gewässerbaulichen Maßnahmen stattfinden und sich im Zuge dieser Maßnahmen bei der Anlage von Grabentaschen automatisch Erlensäume entwickeln werden, können nur gemäß des Neugestaltungsauftrages des § 37, Abs.1 FlurbG Maßnahmen zur Verbesse- rung der allgemeinen Landeskultur geplant werden. So sollen neben der Aufstellung einiger Bänke verschiedene Biotope beschildert werden. Auch soll eine Obst- und Hutebaumaktion durchgeführt werden, bei der nur Pflanzmaterial und Pfähle an Selbstabholer abgegeben wird. Dies soll dazu beitragen, dass auf feiwilliger Basis eine Eingrünung des Ortsrandes er- folgt und weitere Biotope in der Landschaft angelegt, bzw. Hutebäume zum Schutz der Viehherden vor ungünstigem Wetter angepflanzt werden.

Anl. Maßnahmenbeschreibung 600 Obst- und Hutebaumaktion (ca. 100 Hochstämme incl. Baumpfähle) 601 Aufstellung von Bänken (3 Bänke) 602 Aufstellung von Schildern an Biotopen (3 Schilder)

3.6 Andere gemeinschaftliche Belange Zur Unterstützung der Ausrichtung der landwirtschaftlichen Nutzung an den natürlichen landschaftlichen Gegebenheiten (natürliche Nutzungseignung) werden Weideeinkopplungs- maßnahmen als förderwürdige Maßnahmen im Einzelinteresse vorgesehen. Zum Schutz der Gewässer und zum Erhalt der Entwicklungsmöglichkeiten der Lebensge- meinschaften von Tieren und Pflanzen im Gewässer und in den Uferstreifen sollen nach Bedarf Viehtränken als Maßnahmen im Einzelinteresse gefördert werden.

3.7 Der Schutz des Bodens Durch Kalkung sowohl der Acker- als auch der Grünlandflächen soll der Bodenversauerung entgegengewirkt werden