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Wandel der Vogelwelt des Vinschgaus.

Die 51. Monticola-Jahrestagung in , Südtirol (Italien), 1. – 7.6.2015

Edith Sonnenschein

Erstmals in der Geschichte der Arbeitsge- ungeahnte Südtirol-Begeisterung bei einigen meinschaft hat eine Jahrestagung zum zwei- Monticola-Mitgliedern aus, die nun vor al- ten Mal am selben Ort stattgefunden: be- lem den häufig besuchten um dort reits 1973 war Mals im oberen Vinschgau Vögel zu beobachten. Den Aufzeichnungen das Ziel der Alpenornithologen von Monti- von Werner Schubert, Gerhard Berg-Schlos- cola. Damals bezeichnete Walter Wüst die- ser, Klaus Bommer u. a. ist es zu verdanken, se 9. Tagung als die „wissenschaftlich bisher dass wir über die Vogelwelt jener Jahre recht ergiebigste und anregendste“ (Wüst 1973). gut informiert sind. Gleichzeitig gelang der Er meinte damit wohl die Anzahl der beob- Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vo- achteten Arten (93) als auch einige besonde- gelschutz-Südtirol (AVK) mit ihren Protago- re und unerwartete Arten (z. B. Sperbergras- nisten Oskar Niederfriniger, Peter Schreiner mücke). Offenbar lösten die Ergebnisse eine und Leo Unterholzner 1996 die Herausgabe

„„ Abb. 1: Blick über die Malser Haide Richtung Süden, im Hintergrund Mals. Bild: Sonnenschein Seite 7 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol des viel beachteten „Atlas der Vogelwelt Süd- Bommer 2012, Birrer & Graf 2016), weshalb tirols“. Weitere Jahrestagungen der Monticola hier auf weitere Beschreibungen verzichtet in Südtirol wurden in den Orten Klobenstein, wird.

„„ Abb. 2: Steppenvegetation am Sonnenberg und Obstplantagen im Tal. Im Hintergrund der Ort Prad. Bild: Sonnenschein

Petersberg, Niederdorf, und Sand in Das Organisationsteam von Monticola wurde Taufers abgehalten. Dass Südtirol und beson- bei der Durchführung der Tagung ganz we- ders der Vinschgau immer noch die Vogel- sentlich von der AVK unterstützt, die ein um- kundler fasziniert, haben 80 Teilnehmer bei fangreiches Programm mit Abendvorträgen der Folgetagung in Mals 2015 bewiesen. sowie die Tagesexkursionen vorbereitet hat- Der Vinschgau (Val Venosta) ist der oberste ten. Die Tagungseröffnung fand im Biohotel Teil des Etschtales und reicht vom Reschen- „Panorama“ statt. Dieses Hotel war ganz be- see bis kurz vor Naturns. Landschaftsmor- wusst gewählt worden, weil es auf regiona- phologie, klimatische und vegetationskund- le Produkte in Bioqualität setzt und Monti- liche Besonderheiten und deren Bedeutung cola die ökologische und naturverträgliche für die Vogelwelt wurden in dieser Zeitschrift Landwirtschaft unterstützen möchte. In die- schon mehrfach ausführlich beschrieben (z. sem Sinne wies dann auch der Bürgermeister B. Niederfriniger 1973, Berg-Schlosser 1981, der Gemeinde, Ulrich Veith, in seiner Begrü- monticola 109 (2017) Seite 8

„„ Abb. 3: Blick auf die Prader Sand, das Delta des Suldenbachs. Bild: Sonnenschein

ßungsansprache auf die Bürgerinitiative „Für standen die künstliche Wiesenbewässerung eine pestizidfreie Gemeinde Mals“ hin (Nä- und deren Einfluss auf die Vogelwelt. heres siehe farbiger Kasten). Der Vorsitzende der AVK, Leo Unterholzner, stellte die Vogelwelt Südtirols vor. Abendprogramm Wolfgang Platter, Direktor des Nationalparks Für die abendlichen Vorträge stand ein Saal Stilfser Joch, berichtete über die Wiederan- im Oberschulzentrum unweit des Tagungs- siedlung des Bartgeiers. Nachdem im Mar- hotels zur Verfügung. Die Vorträge im Ein- telltal mehrere Freilassungen erfolgt waren, zelnen: gab es dort 2015 die erste Naturbrut in Südti- Mit einem unterhaltsamen Rückblick auf rol mit einem ausgeflogenen Junggeier. „50 Jahre Monticola“ erfreuten die Zeitzeu- Roland Graf von der Zürcher Hochschule für gen Bruno Carrara, Waltraud Oberhänsli und angewandte Wissenschaften referierte über Christoph Grissemann. die von Monticola initiierte Vorstudie für ein Simon Birrer von der Schweizerischen Vo- Förderprojekt der Alpenkrähe (inzwischen gelwarte Sempach berichtete über die Ergeb- veröffentlicht in Monticola 107/2015). nisse der Brutvogelkartierung auf der Malser Haide, die in Zusammenarbeit mit Südtiroler Ornithologen durchgeführt wurde. Im Fokus Seite 9 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol

Pestizidfreie Gemeinde Mals Eine Gruppe von engagierten Bürgern der Gemeinde Mals hat am 30. Juli 2013 ein bemer- kenswertes Manifest veröffentlicht. Es richtet sich gegen die konventionelle Landwirtschaft und deren massiven Einsatz von Pestiziden. Nach Ansicht der Verfasser, die eine Bürgeriniti- ative gegründet haben, sind die sogenannten Pflanzenschutzmittel keineswegs als ungefähr- lich einzustufen, wie von den Herstellern gern behauptet wird. Es besteht im Gegenteil ein wissenschaftlich nachweisbarer Verdacht, dass einige Spritzmittel extrem schädlich auf die menschliche Gesundheit wirken können. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Intensivierung der Landwirtschaft im Vinschgau enorm zugenommen, die Obstanbauflächen wurden fortlaufend vergrößert, die Wiesennut- zung durch künstliche Beregnung gesteigert. Dieser Prozess dauert immer noch an. Gleichzei- tig werden landschaftsprägende Kleinstrukturen beseitigt, da sie bei der maschinellen Land- bearbeitung buchstäblich im Wege stehen. Südtirol zählt zu den Regionen mit dem höchsten Spritzmittelgebrauch in Italien. Allein in der Apfelproduktion wird bis zu 25mal im Jahr gespritzt. Durch den beständigen Wind im Tal kommt es zu einer unkontrollierten Abdrift der Spritzmittel, die damit auch in den Sied- lungsbereich hineingeweht und von den Menschen über die Atemwege und die Haut aufge- nommen werden. Im Frühjahr 2014 wurden an mehreren Orten im Vinschgau Wasser und Gras auf Pestizidrückstände untersucht. Wasserproben wurden u. a. in der Schludernser Au entnommen, Grasproben bei Radwegen, auf Sport- und Kinderspielplätzen. In allen Proben wurden giftige bis sehr giftige Substanzen gefunden, die lt. den Vorschriften der Landesre- gierung in derartig sensiblen Zonen nicht akzeptabel sind. Die Bürgerinitiative fordert deshalb Anbaualternativen wie eine biologisch-ökologische Wirt- schaftsweise umzusetzen, bis hin zu einem Verbot der Ausbringung von Pestiziden. Im Herbst 2014 folgt der Paukenschlag: bei einer Volksabstimmung votieren 75 % der stimmberech- tigten Bürger für ein Pestizidverbot in der Gemeinde Mals. Der Protest der konventionellen Bauern bleibt nicht aus. Sie argumentieren, dass makelloses Tafelobst nicht ohne Pestizide produziert werden kann. Bürgermeister Veith und der Gemeinderat fühlen sich dennoch ver- pflichtet, den direkt-demokratischen Willen der Malser Bevölkerung umzusetzen. Eineinhalb Jahre nach der Volksabstimmung kann durch eine Änderung in der Gemeindesat- zung eine neue Verordnung in Kraft treten. Sie beinhaltet ein Verbot der giftigsten Pestizid- klassen; erlaubt sind nur Präparate, die in der biologischen Landwirtschaft zugelassen sind. Bei der Ausbringung der Spritzmittel werden strenge Abstandsregelungen eingeführt um ei- ne Abdrift in andere Zonen zu verhindern. Diese Regeln gelten für erwerbsmäßige Obst- plantagen genauso wie für private Gärten. Für bestehende Anlagen gilt eine Übergangsfrist von zwei Jahren. Damit haben die Landwirte die Möglichkeit auf biologische Produktion umzustellen. Bürgermeister Veith: „Das führt eigentlich bei uns dazu, dass der Einsatz von Pestiziden nicht mehr möglich ist. Das heißt, in Zukunft gibt es nur noch biologische Land- wirtschaft in Mals“. Mit ihrem spektakulären Widerstand gegen eine zerstörerische industri- elle Landwirtschaft haben die Malser ihr kleines Dorf weltweit in die Schlagzeilen gebracht. (Quelle: Wikipedia 2016). monticola 109 (2017) Seite 10

„„ Abb. 4: Werbung für eine pestizidfreie Gemeinde, Laatsch 2015. Bild: Sonnenschein

Im März 2017 bestätigte Bürgermeister er auch noch ein langer und schwieriger sein Ulrich Veith auf Anfrage, dass die Verordnung wird, der Weg zur biologisch und ökologisch nach wie vor gültig sei. Allerdings sei sie von ausgerichteten Landbewirtschaftung. Mals einigen Bauern angefochten worden und das will und wird jedenfalls den beschrittenen Verwaltungsgericht werde im Juli 2017 in ei- Weg im Interesse der Gesundheit für die Be- ner ersten Anhörung darüber befinden. Die völkerung und des Schutzes der Natur und Südtiroler Landesregierung ist weiterhin nicht Umwelt weitergehen. gewillt, Zuständigkeiten in diesem Bereich an die Gemeinden zu delegieren, obwohl sie dies Der Vinschgau im Wandel nach einem Gutachten der EU-Kommission Die besondere Lage des Vinschgaus in den könnten und dürften. Beispielsweise hat die Alpen, die Geologie und das Klima, aber Landesregierung von Trient 2016 in einem ei- auch landwirtschaftliche Nutzungsformen ha- genen Beschluss entsprechende Zuständigkei- ben eine große Vielfalt an Lebensräumen her- ten geregelt und an die Gemeinden delegiert. vorgebracht und damit verbunden eine arten- Was in der Provinz Trient geht, sollte wohl reiche Vogelwelt. Landnutzung hat wie über- auch in Südtirol möglich sein. Wo ein (gu- all die Landschaft geprägt, doch erst in jün- ter) Wille, da gibt es auch einen Weg, wenn gerer Zeit entwickelt die menschliche Wirt- Seite 11 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol schaftsweise zunehmend zerstörerische Aus- Exkursionen maße. Ein besonderes Juwel in der Kultur- Der Beobachtungszeitraum umfasst nicht nur landschaft des Vinschgaus stellen die trocken- die eigentliche Tagungswoche sondern reicht heißen Steppenhänge des Sonnenbergs dar. vom 22.5. bis zum 19.6.2015, da einige Teil- Leider ist von ihrer charakteristischen Aus- nehmer früher anreisten oder länger blieben. prägung schon viel verloren gegangen. Bom- Zu den Exkursionszielen gehörten der ge- mer (2012) hat die Eingriffe in diesen Le- samte Talboden der Etsch sowie die meisten bensraum und die Folgen für die Vogelwelt Seitentäler, der Sonnenberg und die Seen im eindrücklich beschrieben. Erste Aufforstun- oberen Vinschgau (Tab. 1). gen an den Steppenhängen mit der Schwarz- Kiefer Pinus nigra gab es bereits von 1860 1. Mals und die unmittelbare Umgebung bis 1870, eine großflächige Aufforstung er- einschließlich Tartsch, Laatsch, Schleis folgte dann mit einem Sonderprogramm zwi- 2. Reschensee mit Umgebung, Graun schen 1951 und 1963, dem weitere von 1986 3. Haidersee mit Umgebung, St. Valentin, bis 2005 folgten. Seit etwa 15 Jahren versucht Fischerhäuser die Forstverwaltung durch schrittweise Ent- 4. Langtauferer Tal nahme der Schwarz-Kiefer und Aufforstung 5. Schliniger Tal mit Laubgehölzen standortgerechte Waldge- 6. Plawenntal sellschaften aufzubauen. 7. Malser Haide mit Burgeis, Alsack, 8. Planeiltal Noch mehr unter Nutzungsdruck steht der ge- 9. Matscher Tal samte Talboden der Etsch mit den inzwischen 10. Portles Spitze (zwischen Planeiltal und landschaftsprägenden Obstplantagen, die ma- Matscher Tal) schinengerecht gestaltet sind und durch ho- 11. Münstertal (beidseits der Grenze CH hen Pestizideinsatz größtmöglichen Ertrag und I) bringen. Im Zuge der Klimaerwärmung kann 12. „Sonnenberg“, südseitiger Hang des der Obstanbau in stetig höher gelegene Regi- Tales, von bis Tschars onen vordringen, die bisher noch nicht so in- 13. Talboden der Etsch tensiv genutzt werden konnten. Auf Wiesen- 14. „Nördersberg“, nordseitiger Hang des landschaften wie der Malser Haide wird die Tales künstliche Bewässerung optimiert, somit sind 15. Tal des Suldenbachs mit Agums und frühere und häufigere Schnitte möglich, die dann den Wiesenvögeln eine Brut erschwe- 16. Stilfser Joch und Umbrail Pass ren (Birrer & Graf 2016). Der Wirtschafts- 17. Prader Sand (Delta des Suldenbachs), raum Vinschgau lebt aber auch vom Touris- Prad mus, und die Menschen, Einwohner wie Gäs- 18. Schludernser Au (NSG im Talboden) te, verlangen nach einer lebenswerten und 19. Martelltal gesunden Umwelt. Insofern setzt die Malser 20. Schnalstal Bürgerinitiative ein Zeichen der Hoffnung auf Einsicht und Veränderung. „„ Tab. 1: Liste der Beobachtungsorte im Vinschgau (Siehe auch die Karten auf den folgenden Seiten) monticola 109 (2017) Seite 12 Seite 13 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol monticola 109 (2017) Seite 14

Artenliste Berglaubsänger Phylloscopus bonelli Beobachtungslisten wurden von folgenden Buchfink Fringilla coelebs Personen eingereicht: H. Bohr, U. Bravo, M. Buntspecht Dendrocopos major Brunheim, B. Carrara, J. Denkinger, P. Gün- Eichelhäher Garrulus glandarius tert, W. Jöris, M. Köppe, J. Kuchinke (Wes- Elster Pica pica terwald-Gruppe), K. Laux, A. Lüscher, C. Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus Lunczer, N. Mieslinger, O. Niederfriniger, W. Gebirgsstelze Motacilla cinerea u. P. Oberhänsli, P. Rittmann, C. Rohrbach, B. Girlitz Serinus serinus Saadi-Varchmin, A. Schopfer, A. Schuster, A. Grünspecht Picus viridis u. P. Seifert, E. Sonnenschein, A. Steinecke, Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros G. Steinhübl, M. u. F. Suter, L. Unterholz- Heckenbraunelle Prunella modularis ner, J. Varim, A. Volz, H. Zencica (†). Das Klappergrasmücke Sylvia curruca Ehepaar Deutsch-Reitinger hat nicht an der Kohlmeise Parus major Tagung teilgenommen, stellte aber freundli- Kolkrabe Corvus corax cherweise seine Beobachtungsdaten zur Ver- Kuckuck Cuculus canorus fügung, die während des zweiwöchigen Ur- Mäusebussard Buteo buteo laubs in Gschneier am Sonnenberg gesam- Mauersegler Apus apus melt wurden. Misteldrossel Turdus viscivorus Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla Insgesamt wurden 128 Vogelarten von Ein- Neuntöter Lanius collurio zelpersonen oder kleinen Gruppen gemel- Rabenkrähe Corvus corone det, die ein Gebiet zumeist auf Wanderwe- Ringdrossel Turdus torquatus gen begangen haben. Einige Regionen wur- Rotkehlchen Erithacus rubecula den mehrmals aufgesucht, z. B. der Haider- Singdrossel Turdus philomelos see, der Sonnenberg und das Schliniger Tal. Steinadler Aquila chrysaetos „Häufige Arten“ wurden an mindestens zehn Steinschmätzer Oenanthe oenanthe verschiedenen Orten des Vinschgaus beob- Stieglitz Carduelis carduelis achtet; sie werden bei der Darstellung, abge- Tannenhäher Nucifraga caryocatactes sehen von wenigen Ausnahmen, nicht näher Tannenmeise Parus ater behandelt. „Mittelhäufige und seltene Arten“ Turmfalke Falco tinnunculus werden kommentiert und, soweit bekannt, Wacholderdrossel Turdus pilaris mit der Situation ab den 1970er-Jahren ver- Wasseramsel Cinclus cinclus glichen. Zaunkönig Troglodytes troglodytes Zilpzalp Phylloscopus collybita Häufige Arten

Alpenbirkenzeisig Carduelis flammea cabaret Mittelhäufige und seltene Arten Alpenmeise Parus montanus Bo = Beobachtungsorte (s. Tab. 1), Amsel Turdus merula M = Männchen, W = Weibchen. Bachstelze Motacilla alba Höhenangaben in m (Meereshöhe in m über Baumpieper Anthus trivialis NN). (Beobachter). Seite 15 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol

Stockente Anas platyrhynchos GERMANO Birkhuhn Tetrao tetrix FAGIANO DI MONTE REALE Die einzige Beobachtung gelang am 31.5. im Vor allem am Haidersee beobachtet, dort am Schliniger Tal, ein M wurde am Wanderweg 3.6. 1 W mit 12 pulli. Brutvogel auch an an- aufgescheucht (Sonnenschein). Der Bestand deren Gewässern (teils mit Junge führenden in Südtirol scheint stabil zu sein. Die Art wird W) der folgenden Bo: 5, 12, 13, 17, 18. mit Einschränkungen im Herbst noch bejagt.

Tafelente Aythya ferina MORIGLIONE Wachtel Coturnix coturnix QUAGLIA Eine am Haidersee am 24.5. (Bohr). Rufende waren am Sonnenberg am 4. und 5.6. zu hören (Deutsch-Reitinger, Steinhübl), Reiherente Aythya fuligula MORETTA am 28.5. im schweizerischen Münstertal Am Haidersee wurden regelmäßig mehre- (Bohr), auf der Malser Haide am 3.6. auch re beobachtet, einmal 26 Vögel gezählt. Ei- gesehen (Denkinger, Unterholzner). Nach- ne weitere Meldung gab es vom Reschensee weise (zumeist rufende M) in früheren Jah- am 30.5. ren fasst Bommer (2012) zusammen. Seit 2000 ist die Reiherente als Brutvogel Wie auch in anderen Regionen Europas un- am Haidersee bekannt, 2002 wurde sie wäh- terliegen die Bestände der Wachtel starken rend der Monticola-Tagung entdeckt (Nie- Schwankungen und sind nicht zuletzt auf- derwolfsgruber & Oberhänsli-Neweklowsky grund des Jagddrucks im Mittelmeerraum 2004). Hingegen ist sie zur Zugzeit und in auch in Südtirol im Rückgang begriffen (Nie- den Wintermonaten auch an anderen Gewäs- derfriniger et al. 1996). sern anzutreffen, scheint jedoch ihr Brutareal weiter auszudehnen. Alpenschneehuhn Lagopus muta PERNICE 2015 brütete sie am Antholzer See im Puster- BIANCA tal. Brutverdacht gab es am Toblacher See: 2 Nahe der Portles Spitze bei 2.900 m wurde Paare wurden im Juni 2016 dort beobachtet am 4.6. Losung gefunden (Mieslinger, Brun- (L. Unterholzner). heim). Schneehühner gelten in Südtirol als jagdbares Wild; 2014 wurden 275 Stück ge- Steinhuhn Alectoris graeca COTURNICE schossen. Siehe auch die bei Bommer (2012) An zwei Tagen bemerkten Deutsch-Reitin- aufgeführte Jagdstatistik. ger Steinhühner am Sonnenberg. Im Planeil- tal hörte Lüscher Rufe am 4.6. Ebenfalls nur Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis TU- Rufe am 18.6. im Langtauferer Tal (Sonnen- FETTO schein, Köppe). Zur Situation des Steinhuhns, Nur am Haidersee beobachtet, wo er auch insbesondere die Population am Sonnenberg, brütet. Zwischen Ende Mai und Mitte Juni sei auf Bommer (2012) verwiesen. Leider 2015 wurden sowohl mehrere balzende Paa- wird die Art gebietsweise noch bejagt. 2015 re, bestehende Nester als auch Junge führende wurden im Vinschgau 13 und im Raum Me- Paare beobachtet. Seit 1978 bestand Brutver- ran 19 Vögel erlegt. Sonst gab es keine weite- dacht am Haidersee, seit 2006 sind Bruten be- ren Abschüsse in Südtirol (Abschuss-Statistik legt. Naturgemäß findet die Art im Vinschgau 2015, Südtiroler Jagdverband). nur wenig geeigneten Lebensraum. monticola 109 (2017) Seite 16

Haubentaucher Podiceps cristatus SVAS- SO MAGGIORE Brutvogel am Haidersee; am 4.6. mindestens 12 beobachtet, sonst an allen Tagen immer ei- nige Vögel. Zwei besetzte Nester in nur ge- ringem Abstand voneinander. Der Hauben- taucher ist in Südtirol ein seltener und unre- gelmäßiger Brutvogel (Niederfriniger et al. 1996). Er scheint sich langsam auszubreiten, seit 2000 gibt es lokal regelmäßig Bruten.

Kormoran Phalacrocorax carbo MARAN- GONE Am 30.5. wurde ein den Reschenstausee überfliegender Vogel gesehen Kuchinke( ).

Graureiher Ardea cinerea AIRONE CENE- „„ Abb. 5: Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis) mit Jungvogel am Haidersee. Bild: Steinecke RINO Brutkolonien des Graureihers sind nur außer- halb des Vinschgaus bekannt. Bei den sechs

„„ Abb. 6: Aufbruch zur Exkursion ins Planeiltal mit Leo Unterholzner. Bild: Sonnenschein Seite 17 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol

Beobachtungen in 2015, allesamt an verschie- 2016 gab es im Martelltal wiederum eine denen Stellen in der Talsohle, handelt es sich erfolgreiche Brut, eine weitere im oberen vermutlich um Nichtbrüter oder Durchzüg- Vinschgau. ler. Die Beobachtungen während der Brutzeit haben in den vergangenen Jahren zugenom- Wespenbussard Pernis apivorus FALCO men. Ausbreitungstendenzen in höher gelege- PECCHIAIOLO ne Alpentäler werden auch aus anderen Regi- Beobachtung von 1-3 an folgenden Orten: 3, onen gemeldet. 7, 12, 13, 16, 17, 18. Die Art ist von jeher nur in geringer Dichte verbreitet, bisher gibt es Bartgeier Gypaetus barbatus GIPETO einen Brutnachweis aus dem Vinschgau. Beobachtungen von 1-3 Vögeln gelangen an neun Tagen in fünf Exkursionsgebieten (5, 8, Habicht Accipiter gentilis ASTORE 13, 16, 19). Besonders eindrucksvoll präsen- Bei Gschneier am Sonnenberg wurde am 24. tierte sich ein Bartgeier im Planeiltal. Der Vo- und am 31.5. jeweils einer gesehen (Deutsch- gel segelte in niedriger Höhe vor den Beob- Reitinger). Kuchinke sah am 5.6. beim Hai- achtern hin und her und setzte sich dann in dersee zwei Vögel. geringer Entfernung auf den Boden. Zwischen 2000 und 2008 wurden im Martell- Wanderfalke Falco peregrinus PELLEGRI- tal elf Bartgeier aus den Zuchtstationen aus- NO gewildert. 2015 kam es zur ersten erfolgrei- Einzelvögel wurden viermal in Mals, je ein- chen Naturbrut in Südtirol. Ein Junggeier, der mal am Sonnenberg und im Martelltal gesich- den Namen „Hintermartell“ erhielt, flog am tet. Erst 1980 kehrte der Wanderfalke nach 20. Juli aus dem Horst. Südtirol zurück und brütet seitdem an weni- gen Orten in der Region.

Baumfalke Falco subbuteo LODOLAIO Lediglich zwei Beobachtungen: einer am 27.5. bei Untertels am Sonnenberg (Deutsch- Reitinger), zwei Vögel am 3.6. bei Alsack am Rande der Malser Haide (Denkinger). In Südtirol scheinen zumindest einige Paare zu brüten, wie die regelmäßigen Beobachtun- gen zur Brutzeit vermuten lassen (Niederfri- niger et al. 1996). Am Sonnenberg zwischen 1973 und 1993 po- tentieller Brutvogel (Bommer 2012).

Rotmilan Milvus milvus NIBBIO REALE Zwei Beobachtungen: ein Vogel am 2.6. beim „„ Abb. 7: Bartgeier (Gypaetus barbatus) im Planeil- Staubecken (Carrara, Bravo), einer tal. Bild: Weidenfeller bei Spondining am 5.6. (Steinhübl). Der Rot- monticola 109 (2017) Seite 18

„„ Abb. 8: Bei der Beobachtung des Bartgeiers im Planeiltal. Bild: Sonnenschein milan ist ein Neuzugang für den Vinschgau Sperber Accipiter nisus SPARVIERE (seit 2013), er ist ein sehr seltener Durchzüg- Zwei Vögel wurden am Sonnenberg beobach- ler. tet; jeweils einer bei Mals, im Schliniger Tal, im Talboden und der Malser Haide. Beobach- Schwarzmilan Milvus migrans NIBBIO BRU- tungen aus früheren Jahren betreffen zumeist NO den Sonnenberg (Bommer 2012). Sieben Meldungen von jeweils einem Vo- gel liegen aus dem Haupttal vor. Nachweise Wasserralle Rallus aquaticus PORCIGLIO- zur Brutzeit waren auch in der Vergangenheit NE spärlich (Bommer 2012). Südlich von Bozen Am 3.6. die einzige Beobachtung eines Vo- ist die Art Brutvogel. gels am Haidersee (Suter). Die besonderen Ansprüche an den Lebensraum beschränken Schlangenadler Circaetus gallicus BIAN- die Verbreitung. CONE Die einzige Beobachtung machten Carra- Teichhuhn Gallinula chloropus GALLINEL- ra und Bravo vom Hotelzimmer aus. Sie LA D‘ACQUA bestimmten am 3.6. einen fliegenden Vogel Die einzige Beobachtung während der Ta- in größerer Entfernung als Schlangenadler. gung gelang Lunczer am 2.6. am Haidersee. Brutnachweise gibt es aus dem Pustertal; zur Dort gab es schon in der Vergangenheit gele- Zugzeit wird die Art nur selten registriert. gentliche Beobachtungen. Ein Brutnachweis Seite 19 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol ist 1972 von den Etschauen belegt (Nieder- Aus Südtirol liegen vereinzelt Bruthinweise friniger 1973a). Brutnachweise aus der Atlas- vor. Brutverdacht aus der Atlasperiode für Ita- periode für Italien (2010-2015) sind von der lien (2010-2015): Prader Sand und Raum Bo- Schludernser Au, dem mittleren Etschtal, zen am Zusammenfluss von Etsch und Eisack Kalterer See, Raum und be- und im . kannt. Mittelmeermöwe Larus michahellis GAB- Blässhuhn Fulica atra FOLAGA BIANO REALE Recht zahlreich am Haidersee vertreten, z. B. An fünf Tagen wurden 1-6 am Haidersee be- über 40 Vögel, auch juv., am 3.6. Weitere Be- obachtet. Ein fliegender Vogel wurde vom obachtungen gab es in der Prader Sand und Hotelzimmer in Mals gesehen und als Mittel- am Reschensee. Das Blässhuhn ist Brutvogel meermöwe bestimmt. Diese Großmöwe war am Haidersee und in den wenigen anderen früher im Vinschgau unbekannt und tauchte Feuchtgebieten des Vinschgaus, im mittleren erstmals 2010 auf. Etschtal sowie Montiggler, Kalterer und To- Inzwischen ist sie mehr oder weniger regel- blacher See. Südtirol wurde erst im Zuge der mäßig in Südtirol zu sehen; es gibt Brutnach- Arealausweitung der Art vor einigen Jahren weise vom Haidersee und aus dem Raum Bo- besiedelt (Niederfriniger et al. 1996). zen (z. B. auf geschotterten Flachdächern von Gebäuden). Flussregenpfeifer Charadrius dubius COR- RIERE PICCOLO Türkentaube Streptopelia decaocto TORTO- Am Staubecken bei Glurns entdeckten Car- RA DAL COLLARE ORIENTALE rara und Bravo am 2.6. zwei Vögel. Min- Die meisten Beobachtungen betrafen den destens vier waren am 9.6. in der Prader Sand Siedlungsbereich von Mals. Außerdem zwei (Sonnenschein, Köppe, Rittmann). Das Mün- Meldungen von der Malser Haide, eine von dungsgebiet des Suldenbachs scheint ein der Prader Sand und vier vom Sonnenberg. In schon länger bestehender Brutplatz zu sein. Vezzan hatte ein Paar sein Nest in eine kaum 1987 gab es dort drei Brutpaare, 1990 wur- Sichtschutz gebende Araukarie gebaut (13.6., den zwei Nester gefunden (Schubert 1994). Sonnenschein, Köppe). Die Türkentaube ist Brutnachweise aus der Atlasperiode für Itali- seit 1959 in Südtirol nachgewiesen (Nieder- en (2010-2015): Prader Sand und Raum Bo- friniger et al. 1996). zen am Zusammenfluss von Etsch und Ei- sack. Turteltaube Streptopelia turtur TORTORA Zwei Vögel am 9.6. im Weidengebüsch Flussuferläufer Actitis hypoleucos PIRO PI- der Prader Sand (Sonnenschein). Bisherige RO PICCOLO Nachweise aus dem Vinschgau wurden zu- In der Prader Sand wurden am 14.6. zwei meist Durchzüglern zugeordnet (Bommer Vögel beobachtet (Köppe, Sonnenschein), 2012). Davon abweichend vermutete Schu- am Haidersee am 29.5. ein rufender im Flug bert (1994) Brutverdacht an mehreren Plätzen (Steinecke). Die Lebensraumansprüche und im Etschtal. Aktuell besteht Brutverdacht für die Höhenlage beschränken das Vorkommen. die Schludernser Au und im Süden Südtirols. monticola 109 (2017) Seite 20

Ringeltaube Columba palumbus COLOM- dacht. (Steinecke). Der Wiedehopf war bis zu BACCIO den 1970er-Jahren ein verbreiteter Brutvo- Die meisten Beobachtungen liegen vom Son- gel im Etschtal und eine „Leitart“ des Son- nenberg vor. Einzelne Meldungen betreffen nenbergs (Niederfriniger et al. 1996, Bom- das Schliniger Tal, den Talboden der Etsch, mer 2012). das Langtauferer Tal und die Malser Haide. Der rasch einsetzende Rückgang wurde mit Seit einigen Jahren ist eine deutliche Zunah- Nahrungsmangel begründet (Vergiftung von me festzustellen. Die Art besiedelt zuneh- Maulwurfsgrillen). Heute ist die Art aus der mend auch Wohngebiete und Parkanlagen (z. Talsohle fast verschwunden. Die Verbreitung B. in Meran). Vermehrt sind auch Überwinte- in anderen Regionen ist bekannt aber die Art rungen festzustellen und eine frühere Rück- auch dort selten. kehr zu beobachten. Wendehals Jynx torquilla TORCICOLLO Fahlsegler Apus pallidus RONDONE PAL- Nur wenige Beobachtungen: In Vezzan am LIDO Sonnenberg am 13.6. 3-4 flügge Jungvögel, Am 2.6. beim Tartscher Bichl möglicherweise die durch ihre Bettelrufe auffielen. Weite- einer zusammen mit drei Mauerseglern flie- re Beobachtungen von Einzelvögeln, in der gend, heiserer Ruf gehört (Steinecke, Denkin- Regel rufend, am Sonnenberg und um Mals/ ger). Der Fahlsegler ist seltener Brutvogel in Tartsch, je eine Meldung vom Matscher Tal, Bozen. Prader Sand und Malser Haide, sowie zwei- mal zwei im Schliniger Tal. Bommer (2012) Eisvogel Alcedo atthis MARTIN PESCATORE konnte den Wendehals „erfreulich oft“ fest- Naturgemäß bietet der Vinschgau für diese stellen und klassifizierte ihn als die häufigste Art nur wenige Lebensräume. In der Prader Spechtart. Auch Niederfriniger et al. (1996) Sand wurden an zwei Stellen 1-2 Eisvögel be- stufen den Bestand als befriedigend ein. obachtet (Köppe, Rittmann, Sonnenschein). In den letzten Jahren ist jedoch ein gerade- zu dramatischer Rückgang zu verzeichnen. Bienenfresser Merops apiaster GRUCCIONE Die Gründe könnten auf fehlende Insekten- Am Sonnenberg wurden am 29.5. zwei und nahrung als auch auf Verluste in Überwinte- am 2.6. vier gesehen (Deutsch-Reitinger). rungsgebieten und auf dem Zug zurückgehen. Bohr sah am 28.5. beim Tartscher Bichl ei- nen Vogel vom fahrenden Zug aus. Der Bie- Schwarzspecht Dryocopus martius PICCHIO nenfresser wird seit einigen Jahren häufiger NERO auf dem Durchzug beobachtet und hat bisher Bo: 1, 5, 10, 12, 14, 16, 20. Weit verbreite- nur einmal bei Naturns erfolgreich gebrütet. ter Brutvogel in geringer Dichte (Niederfri- niger et al. 1996). Aktuell ist der Bestand ab- Wiedehopf Upupa epops UPUPA nehmend. Am Sonnenberg 1-3 an vier Tagen beobach- tet. Einer am 31.5. auf der Malser Haide und Grauspecht Picus canus PICCHIO CENERINO einer am 4.6. bei Mals. Bei einem Vogel am Zwei Beobachtungen: im Schliniger Tal Ru- Tartscher Bichl bestand am 10.6. Brutver- fe am 30.5. (Sonnenschein). Brutverdächti- Seite 21 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol ges Verhalten wurde am 17.6. im Avignatal, einem Seitental des italienischen Münsterta- les, bemerkt: bei der Starlexhütte in 2.150 m warnte ein Vogel anhaltend mit leisen Klick- Lauten, nach einiger Zeit flog ein zweiter Vo- gel laut rufend davon (Sonnenschein, Köp- pe). Die Population des Grauspechts befin- det sich in Südtirol an der Verbreitungsgren- ze und weist Lücken auf.

Heidelerche Lullula arborea TOTTAVILLA Einige Beobachtungen am Sonnenberg: Drei Vögel im Balzflug (Deutsch-Reitinger), zwei „„ Abb. 9: Bergpieper (Anthus spinoletta). Bild: Volz am 2.6. an zwei Stellen (Kuchinke, Schuster u.a.), zwei am 4.6. (Kuchinke). In der Um- halb der Baumgrenze belegt (Berg-Schlosser gebung von Mals wurden drei am 4.6. beob- & Thörner 1974). An den Steppenhängen ver- achtet (Seifert u.a.). In Südtirol ist die Art fast mutete Berg-Schlosser (1981) nur eine dün- ausschließlich auf den oberen Vinschgau be- ne Besiedlung. Früher war die Feldlerche schränkt; außer am Sonnenberg sind Vorkom- ein Charaktervogel der Wiesen und Weiden men von der Malser Haide und vom Matscher des mittleren und oberen Vinschgaus (Nie- Tal belegt (Niederfriniger 1973b). Der in den derfriniger 1973a). Durch den Obstanbau ist 1970er-Jahren noch „beachtliche“ Brutbe- ihr Lebensraum dramatisch geschrumpft und stand am Sonnenberg ist in den folgenden sie ist aus vielen ehemaligen Gebieten ver- Jahrzehnten zusammengebrochen (Bommer schwunden. Sie kommt heute nur noch in hö- 2012). Starke Abnahmen hat es allerdings in her gelegenen Gebieten mit artenreichen Wie- weiten Teilen des europäischen Verbreitungs- sen und spätem Mahdtermin vor. gebietes seit Beginn des 20. Jahrhunderts ge- geben (Bauer et al. 2012). Uferschwalbe Riparia riparia TOPINO Am 3.6. von Rittmann am Haidersee bemerkt. Feldlerche Alauda arvensis ALLODOLA Brutorte im Vinschgau oder in der näheren Die meisten Meldungen liegen von der Um- Umgebung sind nicht bekannt (vgl. Sonnen- gebung des Haider Sees und der Malser Hai- schein 2016). de vor, dort wurden am 3.6. mehr als acht Reviere gezählt. Mehrere Beobachtungen ge- Mehlschwalbe Delichon urbicum BALE- langen auch im Planeiltal, u. a. einige Sän- STRUCCIO, Rauchschwalbe Hirundo rusti- ger in 2.000 m Höhe. Erstaunlicherweise gab ca RONDINE, Felsenschwalbe Ptyonoprog- es sonst keine Hinweise auf alpine Populati- ne rupestris RONDINE MONTANA onen. Ansonsten noch zwei Beobachtungen Alle drei Schwalbenarten wurden an zahlrei- bei Mals, eine am Sonnenberg sowie drei Vö- chen Orten im gesamten Gebiet festgestellt, gel am 12.6. in der Talsohle. Aus dem Lang- auch in den Seitentälern, z. B. im Schnalstal tauferer Tal sind 1973 Gesangsreviere ober- oberhalb von 2.000 m. Die meisten Meldun- monticola 109 (2017) Seite 22

„„ Abb. 10: Zufallhütte im hinteren Martelltal. Bild: Weidenfeller gen liegen von Mehl- und Felsenschwalben der Tagung Mals 1973 konnten mindestens vor, etwas weniger sind es von der Rauch- zwei Brutpaare, teils futtertragend, an südex- schwalbe. Bemerkenswert sind einige Kolo- ponierten Hängen bei Tartsch und Schluderns nien der Mehlschwalbe in höheren Regionen: beobachtet werden (Niederfriniger 1973b). Diese ehemals kleinen Brutvorkommen sind •• Am 1.6. an der Zufallhütte im Martell- heute erloschen (vgl. Schubert 1979, Bom- tal in 2.265 m Nestbau, sowie drei wei- mer 2012). tere Vögel fliegend und drei nicht beflo- gene Nester. Schafstelze Motacilla flava CUTRETTOLA •• An der Straße zum Stilfser Joch, 2.180 Die einzige Beobachtung gelang Bohr am m, fünf besetzte Nester. Auf dem Stilfser 24.5., er entdeckte einen Vogel auf den Wie- Joch (2.760 m) sechs alte Nester, jedoch sen nahe dem Haidersee. Im Juni 1990 zählte keine Vögel. Schubert (1994) noch 17 Sänger entlang der Etsch. Aus dem Erhebungszeitraum 2010-15 Bergpieper Anthus spinoletta SPIONCELLO gibt es einen Brutnachweis aus dem mittle- Auf den alpinen Weiden und Matten an fol- ren Vinschgau. genden Orten beobachtet: 4, 5, 8, 9, 10, 16, 19, 20. Über Bestandsveränderungen ist Alpenbraunelle Prunella collaris SORDONE nichts bekannt. Die vier Beobachtungsorte lagen erwartungs- gemäß alle über 2.000 m. Die Meldungen be- Brachpieper Anthus campestris CALANDRO trafen zumeist Einzelvögel, nur im Matscher Eine Beobachtung bei Gschneier am Sonnen- Tal wurden fünf gesehen. Bo: 9, 10, 16, 19. berg am 30.5. (Deutsch-Reitinger). Während Im Hochgebirge scheint die Art früher wie Seite 23 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol heute in geringer Dichte vorzukommen. Ge- deren Regionen. Die Malser Haide ist zwar – nauere Bestandsaufnahmen fehlen. noch – ein bedeutender Brutplatz (Birrer et al. 2015), doch der anhaltend starke Rück- Nachtigall Luscinia megarhynchos USIG- gang der Art macht auch im Vinschgau kei- NOLO ne Ausnahme. Ihre größte Verbreitung hat die Nachtigall in Vor 1980 war das Braunkehlchen in Südtirol der Prader Sand, dort wurden am 6.6. elf sin- noch flächendeckend verbreitet und brütete gende M festgestellt. Weitere drei Meldungen regelmäßig in der Talsohle der Etsch. (Nie- liegen vom Sonnenberg vor und eine von der derfriniger et al. 1996). Schubert (1979) hat- Etschaue. Im Vinschgau ist die Nachtigall bis te im Matscher Tal 1975 zehn Sänger erfasst. in 1.000 m anzutreffen (Bommer 2012). Vor Dort ist die Art aktuell auf den Wiesen nach 1995 war der Brutbestand stabil (Niederfri- Matsch taleinwärts noch gut vertreten. Für niger et al. 1996). Seit etwa zehn Jahren fin- das Langtauferer Tal schreiben Berg-Schlos- det ein kontinuierlicher Rückgang statt, ohne ser & Thörner (1974): „Charaktervogel der dass die Gründe dafür bekannt wären. zum Teil künstlich bewässerten Talwiesen zwischen Pedroß und Melag…“. 2015 wur- Braunkehlchen Saxicola rubetra STIACCI- den bei drei Exkursionen im Langtauferer Tal NO keine Braunkehlchen mehr gesehen. Die meisten Vorkommen liegen rund um den Haidersee und der Malser Haide. Auch im Schwarzkehlchen Saxicola rubicola SAL- Schliniger Tal und im Plawenntal wurden an TIMPALO mehreren Tagen teils bis zu zwölf Vögel fest- Nur wenige Beobachtungen: ein Paar am gestellt. Im Talboden gab es zwei Einzelvö- Sonnenberg am 2.6., im Talboden der Etsch gel. Ansonsten fehlen Beobachtungen aus an- drei Vögel am 2.6. und einer am 12.6., je ein Vogel bei Mals am 30.5. und 10.6. sowie ei- ner im Planeiltal am 4.6. Das Schwarzkehl- chen war früher ein seltener Brutvogel im Vinschgau und erreichte seinen Höhepunkt zwischen 1975 und 1985 (Niederfriniger et al. 1996). Es ist auch derzeit nur ein spärli- cher Brutvogel.

Steinrötel Monticola saxatilis CODIROSSO- NE Alle Beobachtungen stammen aus dem alpi- nen Bereich: •• 1 W am 30.5., Stilfser Joch (Denkinger). •• 1-2 am. 3.6., ebenda (Volz) •• 1 am 4.6., Portles Spitze (Mieslinger, Brun- heim) „„ Abb. 11: Schliniger Tal. Bild: Sonnenschein •• 1 am 5.6., Umbrailpass (Kuchinke) monticola 109 (2017) Seite 24

Ende der 1960er-Jahre wurde der Steinrötel sterben bedroht (Niederfriniger et al. 1996). an den Steppenhängen im Vinschgau entdeckt Mittlerweile ist er von den Hängen des Son- (Niederfriniger 1973). Während der Tagung nenbergs komplett verschwunden. Habitat- 1973 konnten alle Teilnehmer den Wappenvo- veränderungen, Klimawandel, Jagd, Vogel- gel der Arbeitsgemeinschaft in verschiedenen fang und/oder Nahrungsmangel durch Pes- tizide werden von Bommer (2012) disku- tiert. Erhalten geblieben ist die alpine Popu- lation ab etwa 1.800 m. Niederfriniger et al. (1996) vermuten allerdings auch dort einen Bestandsrückgang. Die wenigen Beobachtun- gen während der Tagung 2015 lassen auf eine geringe Dichte schließen. Der Rückgang bzw. das Verschwinden in den unteren Hanglagen im Vinschgau ist ziemlich sicher auf die Ab- drift der Pestizide zurückzuführen.

Sperbergrasmücke Sylvia nisoria BIGIA PA- „„ Abb. 12: Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria). Bild: Volz DOVANA Am Sonnenberg wurden drei Reviere (sin- Höhenlagen beobachten (pers. Mitt. C. Gris- gende M) festgestellt (Deutsch-Reitinger, semann). In den 1970er-Jahren zählte Schu- Rittmann, Köppe, Sonnenschein). Ansons- bert (1979) in der Höhenstufe zwischen 600 ten wurden nur noch bei Laatsch zwei Vö- und 1.500 m 14 Paare. Noch Berg-Schlosser gel beobachtet (Denkinger, Steinecke, Unter- (1981) war überzeugt, dass sich diese Popu- holzner). Südtirol liegt im Randbereich die- lation als stabil erweisen wird. Doch bald da- ser in Osteuropa verbreiteten Grasmücke. In rauf setzte ein rascher Rückgang ein und An- den vergangenen Jahren gab es gelegentlich fang 1990 galt der Steinrötel als vom Aus- Arealausweitungen durch Vorstöße in Rich- tung Westen, die nicht immer sofort bemerkt wurden (vgl. Lunczer 2014). Die Sperbergrasmücken an den Steppenhän- gen des Sonnenbergs wurden erstmals wäh- rend der Monticola-Tagung 1973 entdeckt. Wann genau die Besiedlung erfolgte, ist nicht bekannt. Damals vermutete man weitere Vor- kommen in vergleichbaren Biotopen des Vin- schgaus (Niederfriniger 1973c). Mitte der 1970er-Jahre hatte Schubert (1979) zwischen 20 und 30 Sänger bzw. Paare an den Steppen- hängen erfasst. Berg-Schlosser (1981) nennt „„ Abb. 13: Verbuschung an den Hängen des Sonnen- ähnliche Dichten und bezeichnet die Art als bergs. Bild: Sonnenschein häufigste Grasmücke, die die Gartengrasmü- Seite 25 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol cke völlig ersetzt. Das Vorkommen blieb auf europäischen Brutgebieten seit den 1970er- den mittleren Vinschgau beschränkt; die we- Jahren auch im Vinschgau spürbar geworden nigen Reviere in anderen Teilen Südtirols wa- ist. Die spätere Bestandserholung in vielen ren nur sporadisch besetzt (Niederfriniger et Regionen blieb allerdings im Vinschgau aus. al. 1996). Etwa in den 1990er-Jahren begann Ursache könnte hier der stark gestiegene Pes- der Niedergang der Population, der bis heute tizideinsatz sein, der die Nahrungsgrundlage anhält und möglicherweise zum vollständi- der Insektenfresser vernichtet. gen Erlöschen führt. Für diese negative Ent- wicklung steht die Abdrift der Pestizidwolken Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus im Verdacht, die mit dem Wind „zuverlässig“ CANNAIOLA vom Talboden die Hänge hinaufgeweht wird. Am Haidersee Gesang am 24.5. (Bohr) und 3.6. (Jöris), sowie in der Schludernser Au am Gartengrasmücke Sylvia borin BECCAFICO 1.6. (Lunczer). Vielleicht handelt es sich hier- Beobachtet an folgenden Orten: 1, 2, 3, 7, 12, bei noch um verspätete Durchzügler; die re- 17, 18, 19. Die meisten Meldungen stammen gelmäßig besetzten Brutgebiete liegen au- von der Umgebung des Haidersees. In der ßerhalb des Vinschgaus (Niederfriniger et al. Prader Sand wurde die Art bei vier Exkursi- 1996). onen festgestellt. Im Atlas der Brutvögel Südtirols wird die Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris Gartengrasmücke als spärlicher Brutvogel be- CANNAIOLA VERDOGNOLA zeichnet, mit uneinheitlichem Verbreitungs- Die Beobachtungen beschränken sich auf bild und ohne Vorliebe für einen bestimmten die wenigen geeigneten Habitate im Vinsch- Lebensraum (Niederfriniger et al. 1996). Dies gau: drei Meldungen vom Talboden der Etsch kennzeichnet offenbar auch die Beobachtun- (Ufervegetation der Feuchtgebiete), je eine gen in 2015. Meldung vom Haider See, Schludernser Au und Prader Sand. Absolut bemerkenswert ist Dorngrasmücke Sylvia communis STER- ein Sänger auf 1.831 m im Suldental (Car- PAZZOLA Die einzigen Meldungen betrafen jeweils ei- nen Vogel am 2.6. (Suter) und am 13.6. (Son- nenschein, Köppe) am Sonnenberg. Nieder- friniger (1973a) spricht vom „Charaktervo- gel“ des unteren Vinschgaus sowie „zahlreich zur Brutzeit“ am Sonnenberg und bei den Au- en. Schubert (1979) hat die Art im Talboden und am Sonnenberg nur noch spärlich fest- gestellt. Berg-Schlosser (1981) beschreibt sie als „seltenste Grasmücke“ der Steppenhänge des Sonnenbergs. Es verwundert nicht, dass der drastische Bestandsrückgang (aufgrund „„ Abb. 14: Berglaubsänger (Phylloscopus bonelli). einer Dürre im Überwinterungsgebiet) in den Bild: Volz monticola 109 (2017) Seite 26 rara, Bravo). Niederfriniger (1973) erwähnt trafen vermutlich Durchzügler. Die Meldun- Vorkommen in kleinen Getreideäckern (die es gen der Monticola-Beobachter sind teilweise heutzutage nicht mehr gibt) in 1.400 m Höhe. der Brutzeit zuzurechnen, weshalb sie hier im Durch Lebensraumverlust haben die Bestän- Detail wiedergegeben werden: de des Sumpfrohrsängers mit großer Wahr- scheinlichkeit abgenommen. Schubert (1979) •• 1 Schliniger Tal auf 1.800 m am 31.5. zählte 1974 entlang der Etsch noch 26 Sän- •• 1 Malser Haide am 2.6. ger. •• 1 Sonnenberg am 2.6. •• 2 Haider See am 3.6. Orpheusspötter Hippolais polyglotta CA- •• 1 Prader Sand am 6.6. NAPINO Am 3.6. wurde einer im Ufergebüsch der Wintergoldhähnchen Regulus regulus RE- Etsch nahe der Prader Sand gehört (Sonnen- GOLO schein). Bei Kontrollen einige Tage später Bo: 1, 3, 5, 8, 9, 12, 15, 16, 19. In den Nadel- konnte der Vogel nicht mehr festgestellt wer- wäldern in vielen Teilen des Vinschgaus an- den, auch andere Rohrsänger waren an die- getroffen, jedoch meist nur 1-4 Meldungen ser Stelle nicht zu hören. In den vergange- pro Ort. nen Jahren wurden Orpheusspötter in gerin- ger Zahl vorwiegend in den südlichen Regi- Sommergoldhähnchen Regulus ignicapilla onen von Südtirol bemerkt (Niederfriniger et FIORRANCINO al. 1996, avk-nachrichten 63-2014). Er war Meldungen liegen von zehn Exkursionen an schon immer ein sehr seltener und wohl un- diesen Bo vor: 1, 3, 5, 7, 8, 9, 16, 18. In den regelmäßiger Brutvogel. Beobachtungslisten der früheren Jahre fehlt die Art zumeist. Lediglich Berg-Schlosser Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix LUI (1981) erwähnt zwei Beobachtungen vom VERDE Sonnenberg 1978 und 1979, Bommer (2012) Jeweils zwei Sänger auf ca. 1.200 m in der eine im Martelltal 1977. Möglicherweise Umgebung von Mals am 3.6. (Denkinger, Steinecke) und 11.6. (Sonnenschein). Nach- weise aus früheren Jahren sind spärlich und betreffen vorwiegend die tieferen Lagen (Bommer 2012). Die Art ist auf Laubwälder mit lückiger Bo- denvegetation angewiesen und leidet mögli- cherweise unter dem Klimawandel.

Fitis Phylloscopus trochilus LUI GROSSO Dieser Laubsänger erreicht in Südtirol sei- ne südliche Verbreitungsgrenze; ein Brut- „„ Abb. 15: Grauschnäpper (Muscicapa striata) beim nachweis ist bisher nicht bekannt. Die meis- Nestbau in Burgeis. Der Vogel nutzt ein Felsenschwal- ten Beobachtungen aus früheren Jahren be- bennest als Unterlage. Bild: Lunczer Seite 27 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol

„„ Abb. 16: Pelzanemonen im Schliniger Tal. Bild: Sonnenschein wurde das Sommergoldhähnchen früher ver- Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca BA- nachlässigt oder übersehen. LIA NERA Am Sonnenberg entdeckten Deutsch-Rei- Grauschnäpper Muscicapa striata PIGLI- tinger am 26.5. ein W, einen weiteren Vogel AMOSCHE Suter am 4.6. Sonst nur noch ein Vogel bei Beobachtungen bei mehreren Exkursionen an Mals am 2.6. (Suter). Der Trauerschnäpper folgenden Orten: 1, 5, 7, 8, 9, 12, 13, 17, 19. brütet nur ausnahmsweise auf der Alpensüd- Lunczer entdeckte einen brütenden Vogel am seite, z. B. Mitte der 1970er-Jahre im Südti- 5.6. bei Schluderns. Aufgrund der Höhenlage roler Unterland (Berg-Schlosser & Niederfri- ungewöhnlich war das Revierverhalten eines niger 1976). Grauschnäppers bei der Zufallhütte im Mar- telltal auf 2.270 m (Denkinger). In Südtirol Blaumeise Parus caeruleus CINCIARELLA gilt der Grauschnäpper als regelmäßiger Brut- Die bekanntermaßen geringe Dichte in den vogel in geringer Dichte (Niederfriniger et al. Tallagen spiegeln auch die wenigen Beobach- 1996). Eine Bestandsabnahme durch Lebens- tungen während der Tagung wider: elf Mel- raumverlust und Nahrungsmangel ist nicht si- dungen aus diesen Exkursionsgebieten: 1, 3, cher nachgewiesen. 12, 17, 18. Offenbar keine wesentlichen Be- monticola 109 (2017) Seite 28 standsveränderungen gegenüber früheren Jah- über 1500 m Höhe hinaus (Niederfriniger et ren. al. 1996).

Haubenmeise Parus cristatus CINCIA DAL Mauerläufer Tichodroma muraria PICCHIO CIUFFO MURAIOLO Bo: 1, 5, 6, 8, 12, 13, 15, 16, 19. Jeweils fünf Im Matscher Tal glückte die einzige Beob- Meldungen vom Sonnenberg und Schliniger achtung während der Tagung am 5. 6. (Laux). Tal. An den restlichen Orten Beobachtungen von Einzelvögeln. Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla RAMPICHINO Sumpfmeise Parus palustris CINCIA BIGIA Einzige Beobachtung: ein Vogel wurde am Mit lediglich drei Meldungen ergibt die Ver- 2.6. am Sonnenberg gehört (Suter). Aus frü- breitung der Sumpfmeise ein unzureichendes heren Jahren sind nur wenige Beobachtun- Bild: drei Vögel am 2.6. in der Schludernser gen bekannt. Nach Bommer (2012) scheidet Au (Rohrbach u. a.), zwei am Sonnenberg am der Gartenbaumläufer als Brutvogel des Son- 2.6. (Schuster u. a.) und ein Vogel im Talbo- nenbergs aus, besiedelt aber möglicherwei- den am 14.6. (Köppe, Sonnenschein). Bom- se das Etschtal südlich von Meran in gerin- mer (2012) schreibt: „Sie ist eine der Arten, ger Dichte. von denen wir wenig wissen“. Waldbaumläufer Certhia familiaris RAM- Schwanzmeise Aegithalos caudatus CODI- PICHINO ALPESTRE BUGNOLO Bo: 1, 4, 5, 8, 9, 12, 14, 15, 19. Die meisten Bo: 1, 12, 13, 15, 17, 18. In den früheren Vo- Beobachtungen stammen aus dem Schliniger gellisten finden sich zumeist nur wenige Hin- Tal (sechs Meldungen von 1-4). Die Art be- weise. Bommer (2012) zählt die Schwanz- wohnt ausschließlich Nadelwälder, über die meise zu den regelmäßigen Brutvögeln des Bestandsdichte ist wenig bekannt. Sonnenberges. Sie war und ist wohl immer noch im gesam- Nebelkrähe Corvus cornix CORNACCHIA ten Laubwaldbereich verbreitet (Niederfrini- GRIGIA ger et al. 1996). Fünf Meldungen der Nebelkrähe bzw. eines Mischlings an folgenden Bo: 1, 5, 7, 12, 13. Kleiber Sitta europaea PICCHIO MURATO- Südtirol liegt im Grenzbereich der Verbrei- RE tung von Raben- und Nebelkrähe. Vorherr- Bo: 4, 5, 8, 9, 12, 13, 16, 17. Diese Beobach- schende Art ist die Rabenkrähe, die Nebelkrä- tungsorte decken den größten Teil des Vin- he tritt zumeist als Mischlingsform auf (Nie- schgaus ab, doch waren es vergleichsweise derfriniger et al. 1996). nur wenige Exkursionen, von denen die Art gemeldet wurde. Im Schliniger Tal wurden Dohle Coleus monedula TACCOLA Jungvögel gesehen (Schuster u. a.) Die Vor- Einzelne Vögel wurden an folgenden Plätzen kommen sind an das Angebot von Bruthöh- beobachtet: 7, 12, 13, 15, 18. Bei der Chur- len gekoppelt. Das Brutgebiet reicht selten burg am 2.6. mehr als 30. Dort besteht seit Seite 29 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol langem eine Brutkolonie. fasst Bommer (2012) zusammen. Offenbar war der Feldsperling früher in den Tallagen Alpendohle Pyrrhocorax graculus GRAC- weiter verbreitet (Niederfriniger et al. 1996). CHIO ALPINO In fünf Gebieten oberhalb der Waldgrenze Schneesperling Montifringilla nivalis FRIN- wurden jeweils kleine Gruppen beobachtet, GUELLO ALPINO Bo: 5, 10, 15, 16, 19. Einige Beobachtungen vom Stilfser Joch und vom Umbrailpass, auch futtertragende Vögel. Star Sturnus vulgaris STORNO Bo: 1, 3, 5, 7, 12, 13, 17. In den meisten Fäl- len 1-4 Vögel. Ein Trupp von mehr als 30 Vö- geln (vorwiegend juv.) befand sich am 12.6. in den Obstplantagen des Talbodens. Rund 100 Vögel am 4.6. in Malser Haide. Der Star ist erst seit etwa 1960 Brutvogel in Südti- rol. Seine Entwicklung im Vinschgau eben- so wie die Höhenverbreitung wird von Bom- mer (2012) ausführlich dargestellt. Seit eini- ger Zeit sind die Brutpaarzahlen wieder rück- läufig. „„ Abb. 17: Schneesperling (Montifringilla nivalis) Haussperling/Italiensperling Passer do- am Stilfser Joch. Bild: Kuchinke mesticus/italiae PASSERA OLTREMONTANA/ D‘ITALIA Bluthänfling Carduelis cannabina FANEL- Beide Sperlingsarten an zahlreichen Orten LO festgestellt, „Italiensperling“ wurde etwas Die massive Anwendung von Herbiziden häufiger gemeldet. scheint den Bestand des Bluthänflings beson- Südtirol befindet sich im Übergangsbereich ders hart zu treffen, lebt er doch vornehm- zwischen beiden Arten, die sich in der Kon- lich von den Sämereien der Ackerwildkräu- taktzone auch vermischen. Anhand der Ober- ter. Vom Talboden der Etsch wurde lediglich kopffärbung der M lässt sich die Zugehörig- ein Vogel gemeldet; weitere Beobachtungs- keit zu einer der beiden Arten oder zu einer orte, teils an mehreren Tagen, waren: 1, 2, Mischlingsform bestimmen (vgl. Steinecke 3, 5, 8, 12, 20. Es gab kaum Sichtungen in 2003). den höheren Lagen der Seitentäler. Nieder- friniger (1973a) beschreibt den Bluthänfling Feldsperling Passer montanus PASSERA noch als sehr häufig am Sonnenberg sowie an MATTUGIA den Schuttplätzen im Tal. Sowohl Schubert Festgestellt an folgenden Orten: 1, 3, 7, 12, (1979) wie Berg-Schlosser (1981) erwähnen 13, 18. Für den Sonnenberg gibt Schubert mehrere brutverdächtige Paare am Sonnen- (1979) eine spärliche Besiedlung an. Weitere berg. Davon existieren heute allenfalls noch Beobachtungen aus den Jahren 1973 bis 1993 Restbestände. monticola 109 (2017) Seite 30

Grünfink Carduelis chloris VERDONE taucht der Gimpel oft gar nicht auf. Für ganz Bo: 1, 3, 5, 8, 12, 13, 15, 18. Die meisten Südtirol wird seit 1990 eine stetige Abnah- Meldungen stammen von der Umgebung me angenommen (Niederfriniger et al. 1996). Mals. Kernbeißer Coccothraustes coccothraustes Erlenzeisig Carduelis spinus LUCARINO FROSONE Von der zur Brutzeit schwer nachweisba- Am 2.6. wurde am Sonnenberg ein W gese- ren Art gelangen nur wenige Einzelbeobach- hen (Suter) und am 11.6. mindestens zwei tungen an den folgenden Orten: 1, 3, 5, 8, 9, Vögel bei Mals (Sonnenschein, Köppe). Die 12, 16, 19. Im Atlas der Vogelwelt Südtirols Populationsgröße früher und heute ist unzu- (Niederfriniger et al. 1996) werden für den reichend bekannt. Vor 1980 soll der Kernbei- Erlenzeisig „äußerst unregelmäßige Vorkom- ßer ein überaus seltener Brutvogel in Südti- men“ genannt. rol gewesen sein. Dann breitete er sich vor In den einschlägigen Vogellisten des Vinsch- allem im Talboden der Etsch vermehrt aus gaus wird er zumeist gar nicht erwähnt. Bom- (Niederfriniger et al. 1996). Bommer (2012) mer (2012) berichtet über einige Brutzeitfest- beschreibt ihn als spärlichen Brutvogel des stellungen am Sonnenberg. Etschtales. Das scheint auch auf die derzeiti- ge Situation zuzutreffen. Zitronenzeisig Carduelis citrinella VENTU- RONE Fichtenkreuzschnabel Loxia curvirostra Regelmäßig im Schliniger Tal beobach- CROCIERE tet (sieben Meldungen). Jeweils eine Beob- Gerade einmal zehn Meldungen liegen für achtung (von mindestens zwei Vögeln) vom diese Art vor, Bo: 1, 5, 8, 12; vier davon Langtauferer Tal, Haidersee und Planeiltal. stammen aus dem Schliniger Tal. Ähnlich Südtirol liegt am Ostrand des alpinen Verbrei- dünn ist die Datenlage in der Literatur. Als tungsgebietes. Die Beobachtungsorte 2015 vagabundierende Art, die dem Samenangebot liegen alle im oberen Vinschgau, womit der der Fichten folgt, bleibt sie allgemein schwer bisher bekannte Verbreitungsschwerpunkt erfassbar. bestätigt wird (Niederfriniger et al. 1996). Ein weiterer Verbreitungsschwerpunkt liegt Karmingimpel Carpodacus erythrinus CI- in den Pragser Dolomiten, wo die Art 2016 UFFOLOTTO SCARLATTO mehrmals in einigen Gebieten beobachtet Nur am Haidersee beobachtet (wo er seit ei- wurde (S. Hackhofer/ L. Unterholzner). nigen Jahren regelmäßig anzutreffen ist), und zwar jeweils 1-3 an mehreren Tagen. Schop- Gimpel Pyrrhula pyrrhula CIUFFOLOTTO fer u. Unterholzner sahen am 5.6. ein W mit Meldungen von 1-2 betreffen folgende Bo: Nistmaterial. 1, 3, 5, 6, 8, 12, 13, 14, 15. Die Bestände die- 1985 gelang der erste Frühjahrsnachweis ei- ser zur Brutzeit unauffälligen Art sind schwer nes singenden Männchens am Reschenpass einzuschätzen. Im Langtauferer Tal vermu- (vgl. Sonnenschein 2016). Weitere Beobach- ten Berg-Schlosser & Thörner (1974) eine ge- tungen gibt es im Pustertal. Bruten sind noch ringe Siedlungsdichte. In anderen Vogellisten nicht sicher nachgewiesen. Seite 31 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol

Goldammer Emberiza citrinella ZIGOLO sive Nachsuche aus. Leider konnten die Vö- GIALLO gel nicht mehr bestätigt werden. Als Brutvo- Bo: 1, 3, 5, 7, 8, 12, 13. Die meisten Beob- gel ist der Ortolan im Vinschgau schon seit achtungen gab es rund um den Haidersee und einiger Zeit verschwunden. 1975 wurden an bei Mals. Im Vinschgau kommt die Goldam- den Steppenhängen des Sonnenbergs noch mer als Brutvogel in Höhen zwischen 800 rund 50 Sänger gezählt (Schubert 1979). In und 1800 m vor (Niederfriniger et al. 1996). den folgenden Jahren setzte ein stetiger Rück- Früher hatte sie ihre beste Verbreitung auf gang ein, den Bommer (2012) ausführlich do- den Ackerflächen der Hochterrasse am Son- kumentiert. 2014 gab es nur noch einen Brut- nenberg (Bommer 2012). Die wenigen Be- nachweis, trotz zahlreicher Kontrollen. Der obachtungen in 2015 lassen einen deutlichen drastische Bestandseinbruch hatte allerdings Rückgang vermuten. Verlust von Hecken auch andere Populationen in Westeuropa er- und Feldgehölzen und/oder Nahrungsman- fasst. Die Gründe dafür sind nicht vollstän- gel durch Pestizideinsatz wirken sich zwei- dig geklärt. Klimaeinflüsse, Lebensraumver- fellos negativ auf die Population aus. lust und Nahrungsmangel infolge der Intensi- vierung der Landwirtschaft werden diskutiert Ortolan Emberiza hortulana ORTOLANO (Bauer et al. 2012). Die Beobachtung von zwei Vögeln im Schli- niger Tal am 5.6. (Güntert) löste eine inten-

„„ Abb. 18: Langtauferer Tal. Bild: Sonnenschein monticola 109 (2017) Seite 32

Zippammer Emberiza cia ZIGOLO MU- Ein nicht zu unterschätzender Aspekt dürf- CIATTO te hierbei eine Rolle gespielt haben, nämlich Die meisten Beobachtungen wurden vom die Individuendichte bei den Vogelarten. Sonnenberg gemeldet, einmal bis zu sechs Diese war vor vier Jahrzehnten sehr wahr- Vögel bei einer Exkursion, einer futtertra- scheinlich deutlich höher und könnte die Er- gend. Aus der Umgebung von Mals liegen fassung erleichtert haben. Zu den Exkursi- ebenfalls mehrere Meldungen vor, hingegen onszielen 1973 gehörten der Sonnenberg bei nur Einzelbeobachtungen von den folgenden Gschneier, die Tartscher Leiten, das Matscher Orten: 2, 5, 6, 7, 8, 13, 15, 16. Die Steppen- Tal bis in die Hochlagen von 2.800 m und hänge des Sonnenbergs waren von jeher ein die Schludernser Au. Die Beobachtungsliste ideales Brutgebiet für die Zippammer. 1975 enthält sieben Arten, die in 2015 nicht mehr erfasste Schubert (1979) dort 83 Sänger. Die- auftauchen: Fasan Phasianus colchicus, Kie- se Zahlen dürften jetzt kaum noch erreicht bitz Vanellus vanellus, KampfläuferPhiloma - werden. chus pugnax, Sperlingskauz Glaucidium pas- serinum, Alpensegler Apus melba, Gelbspöt- ter Hippolais icterina und Zaunammer Em- Die Vogelwelt 1973 – 2015 beriza cirlus. Die aktuelle Situation dieser Arten bewertet Zweiundvierzig Jahre liegen zwischen den L. Unterholzner (pers. Mitt.) folgenderma- beiden Jahrestagungen der Monticola. Da ist ßen: „Der Fasan wurde immer nur als jagdba- es naheliegend, den (Literatur)-Blick auf die re Art ausgesetzt. Dies erfolgt schon seit vie- Vogelwelt von damals zu richten und mit den len Jahren nicht mehr, weshalb diese Art auch heutigen Beobachtungen zu vergleichen. Ent- nicht mehr vorkommt. Der Kiebitz ist schon gegen der sonst üblichen Form wurde über seit mindesten zehn Jahren nicht mehr Brut- die 9. Jahrestagung kein Bericht geschrie- vogel in Südtirol. In den Wiesen zwischen ben sondern lediglich ein Artenregister von Schluderns – Prad – Laas findet er keinen Le- der Schriftleitung (1973) in Monticola ver- bensraum mehr (heute vorwiegend Obstanla- öffentlicht. Allerdings erschienen im selben gen, Dichtpflanzungen). Band der Zeitschrift zeitnah drei Beiträge, die Die Individuenzahl durchziehender Watvögel die Vogelwelt des Vinschgaus thematisieren hat generell sehr stark abgenommen, so dass (Niederfriniger 1973 a, b; Wüst 1973). es nicht verwunderlich ist, dass auch wegen der späten Jahreszeit kein Kampfläufer gese- Wie bei den Tagungen der Monticola üblich, hen wurde. Der Gelbspötter war auch früher erfolgt die Datenerfassung auf „Exkursio- nur ein sporadischer Brutvogel und eher un- nen“, d. h. ein Gebiet wird in der Regel nur typisch für die Alpensüdseite. Die Zaunam- einmal begangen. Die Ausgangslage für die mer gilt für Südtirol schon seit Jahrzehnten Vogelkundler 1973 mag zunächst ungünstiger als ausgestorben. Hingegen dürften die Be- erscheinen, denn an nur vier Tagen, vom 31. stände von Sperlingskauz und Alpensegler Mai bis zum 3. Juni, gingen vergleichsweise unverändert sein.“ wenige Beobachter „ins Rennen“. Sie regist- Der Beobachtungszeitraum der Tagung in rierten in dieser Zeit immerhin 93 Vogelarten. 2015 erstreckte sich im Unterschied zu 1973 Seite 33 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol

über ganze vier Wochen. Hierbei wurden ungünstig. Die große Zahl von Beobachtern sehr viel mehr Regionen/Lebensräume im und der ausgedehnte Beobachtungszeitraum gesamten Vinschgau z. T. mehrfach kontrol- haben dennoch zur Entdeckung von einigen liert und die Daten von erheblich mehr Be- seltenen Arten geführt. obachtern gesammelt. Unter den 128 gemel- Andererseits fällt auf, dass von manchen deten Vogelarten sind solche, die ausschließ- „gewöhnlichen“ Arten nur wenige Meldun- lich in Feuchtgebieten (die 1973 mit Ausnah- gen vorliegen. Eine systematische Kartierung me der Schludernser Au gar nicht aufgesucht wie auf der Malser Haide geschehen (Birrer wurden) vorkommen; aber auch Arten, die in et al. 2015) wäre sicherlich auch für andere den 1970er-Jahren zur Brutzeit im Vinsch- Lebensräume im Vinschgau wünschenswert, gau (noch) unbekannt waren, wie Reiheren- vor allem im Hinblick auf die Auswirkungen te, Orpheusspötter, Karmingimpel, Bartgei- des Pestizideinsatzes. er, Rotmilan, Bienenfresser, Mittelmeermö-

„„ Abb. 9: Gehöft im Langtauferer Tal. Bild: Sonnenschein we. In der Liste fehlen nachtaktive und sehr Dank heimlich lebende Arten. Bei drei Nachtex- kursionen gelangen keine Nachweise von Die Entscheidung für Mals und die anschlie- Eulenarten und vom Ziegenmelker, obwohl ßende Planung der Tagung standen unter sie im Gebiet vermutet werden. Für Spech- enormen Zeitdruck. Der ursprünglich vorge- te und Raufußhühner war die Jahreszeit eher sehene Tagungsort Krün (Bayern) musste we- monticola 109 (2017) Seite 34 gen einer politischen Großveranstaltung ab- Andreas Steinecke, Marcel Weidenfeller, An- gesagt werden. Das Organisationsteam war dreas Volz, Clemens Lunczer und Joachim stark gefordert, nicht zuletzt auch wegen der Kuchinke überließen mir für diesen Bericht erfreulich großen Teilnehmerzahl. Die Haupt- bereitwillig Fotos, die alle 2015 im Vinsch- last lag auf den Schultern von Johannes Den- gau entstanden sind. Clemens Lunczer korri- kinger und Hubert Holland von der Monti- gierte die englische Zusammenfassung und cola und von Leo Unterholzner seitens der Niklaus Zbinden erstellte den italienischen AVK, die gemeinsam die Tagung erfolgreich Text. leiteten. Und letztendlich haben die vielen Beobachte- rinnen und Beobachter mit den gewonnenen Frau Thea Steiner vom Biohotel Panorama Daten diesen Bericht erst möglich gemacht. bewies viel diplomatisches Geschick bei der Allen hier genannten und auch jenen, die im Unterbringung von mehreren Teilnehmern Hintergrund zum Gelingen der Tagung beige- in andere Häuser, nachdem ein vorreservier- tragen haben, sei an dieser Stelle sehr herz- tes Hotel kurzfristig nicht mehr zur Verfü- lich gedankt. gung stand. Schließlich musste die Gruppe auf fünf Hotels aufgeteilt werden, teilweise in den Nachbarorten von Mals, wodurch die ge- Zusammenfassung meinsamen Aktivitäten etwas erschwert wa- ren. Für die abendlichen Vorträge nahmen ei- Zur 51. Jahrestagung der Internationalen nige der Redner eine längere Anfahrt in Kauf. Arbeitsgemeinschaft für Alpenornithologie Große Einsatzbereitschaft und Sachkenntnis Monticola trafen sich 80 Mitglieder und Gäs- zeichneten die einheimischen Exkursionsfüh- te in Mals im oberen Vinschgau (Südtirol/Ita- rer der AVK aus, die täglich bis zu vier Ex- lien). Die eigentliche Tagungswoche dauer- kursionen in unterschiedliche Lebensräume te vom 1. bis 7. Juni 2015; darüber hinaus anboten, namentlich Leo Unterholzner, Os- wurden vorher und nachher über einen Zeit- kar Niederfriniger, Erich Gasser, Hansjörg raum von vier Wochen Vogelbeobachtungen Götsch, Albert Pritzi, Udo Thoma, Achim gemacht. Insgesamt wurden 128 Arten regist- Winkler und Patrick Egger. riert, etwa Zweidrittel davon werden als „mit- Christoph Grissemann, Oskar Niederfriniger telhäufig“ oder „selten“ klassifiziert. Die -Be und Leo Unterholzner haben das Manuskript obachtungen werden kommentiert und mit gelesen. Ihre Korrekturen und ergänzenden der Bestandssituation der Art ab den 1970er- Kommentare zu den Vogelarten, zusätzliche, Jahren verglichen. teilweise unveröffentlichte Beobachtungsda- Die Veränderungen in der Kulturlandschaft ten sowie die derzeitige Einschätzung eini- des Vinschgaus und ihre Auswirkungen auf ger Vogelbestände haben wesentlich die Ak- die Vogelwelt werden diskutiert. tualität des Beitrags erhöht. Leo Unterholzner verdanke ich außerdem Informationen über Summary die Aufforstungen der Steppenhänge und eine aktuelle Anfrage bei Bürgermeister Veith zum Change of avifauna in Val Venosta - The 51st Stand der „Pestizidfreien Gemeinde“. annual meeting of the international working Seite 35 Bericht über die 51. Monticola-Jahrestagung in Mals, Südtirol group Monticola was held at Mals in the Ita- Steppenhänge oberhalb Vezzan und Tiss lian region of Val Venosta () where im Vinschgau/Südtirol/Italien. Monticola 80 members and guests came together. Field 4 (49): 149-163. trips for bird watching were realized not on- Berg-Schlosser G., Niederfriniger O. (1976): ly during the official meeting week from 1st to Ornithologische Beobachtungen im Südti- 7th June 2015, but additionally before and af- roler Unterland/Italien. Monticola 4 (42): ter that time over a period of four weeks. Al- 26-50. together, 128 bird species could be observed, Berg-Schlosser G., Thörner E. (1974): Orni- two-thirds of them were classified as „less thologische Notizen aus dem Langtauferer common“ or „rare“. Their distribution is Tal in Südtirol. Monticola 3 (37): 93-104. compared to the former situation known from Birrer S., Graf R. (2016): Wiesenbewässe- the year 1970 onwards. Changes of the cul- rung in den Alpen und ihr Einfluss auf die tural landscape of Val Venosta and their con- Vogelwelt. Monticola 108: 51-61. sequences upon the avifauna are discussed. Birrer S., Gasser E., Hagist D., Niederfrini- ger O., Unterholzner L. (2015): Die Mal- Riassunto italiano ser Haide – eine bewässerte Landschaft mit großer Bedeutung für Wiesenbrüter. Evoluzione dell’avifauna della Val Venosta - Ornithol. Beob. 112: 269-282. Per il 51esimo Convegno annuale della “In- Bommer K. (2012): Vogelkundliche Beobach- ternationale Arbeitsgemeinschaft für Alpenor- tungen von 1973 bis 1993 an den „Sonnen- nithologie Monticola” si sono riuniti 80 mem- bergen“ zwischen Schluderns und Schlan- bri e ospiti a Mals nell’alta Val Venosta (Sud- ders im Vinschgau (Val Venosta), Südtirol/ tirolo/Italia). Il convegno si è svolto dal 1° al Italien mit besonderer Berücksichtigung 7 settembre. Durante quattro settimane pri- der anthropogenen Einflüsse auf die Vo- ma e dopo il convegno venivano inoltre ef- gelwelt. Monticola Sonderheft 2012, 90 S. fettuate delle osservazioni ornitologiche. In Lunczer C. (2014): Einblick in die Vogelwelt totale sono state registrate 128 specie, del- der Rätischen Alpen: Die 47. Monticola- le quali circa due terzi sono da classificare Jahrestagung in Semogo (Sondrio, Italien). come “mediamente diffuse” o “rare”. Le os- Monticola 106: 17-26. servazioni di ogni specie vengono riassunte Niederfriniger O. (1973a): Über die Vogel- e paragonate con la situazione a partire dag- welt des Vinschgaues, Südtirol. Montico- li anni ’70. Vengono anche discussi i cam- la 3 (35): 53-76. biamenti dell’ambiente rurale e i loro effet- - (1973b): Über die Vogelwelt des Vinsch- ti sull’avifauna. gaues, Südtirol. 1. Ergänzungsbericht. Monticola 3 (36): 87-89. Literatur - (1973c): Zum Vorkommen von Steinrö- tel (Monticola saxatilis) und Sperbergras- Bauer H.-G., Bezzel E., Fiedler W. (2012): mücke (Sylvia nisoria) in Südtirol/Italien. Das Kompendium der Vögel Mitteleuro- Monticola 3 (36): 82-86. pas. Aula-Verlag Wiebelsheim, 622 S. Niederfriniger O., Schreiner P., Unterholzner Berg-Schlosser G. (1981): Die Vogelwelt der L. (1996): Aus der Luft gegriffen. Atlas monticola 109 (2017) Seite 36

der Vogelwelt Südtirols. Hrsg. AVK Süd- Sonnenschein E. (2016): Weißbartseeschwal- tirol. Tappeiner/Athesia, 256 S. be (Chlidonias hybrida), Karmingimpel Niederwolfsgruber F. (1991): Ein Beitrag (Carpodacus erythrinus) und Uferschwal- zur Vogelwelt des Vinschgaues, Südtirol. be (Riparia riparia) am Haidersee (Südti- Monticola 6 (70): 193-201. rol/Italien) auf 1.450 m ü. M. Monticola Niederwolfsgruber F., Oberhänsli-Newe- 108: 63-65. klowsky, W. (2004): Ein Beitrag zur Vo- Steinecke A. (2003): Verbreitung von Haus- gelwelt im Dreiländereck um Nauders (Ti- und Italiensperling P. d. domesticus, P. his- rol/Österreich). Die 38. monticola-Tagung paniolensis italiae im Schnalstal (Südtirol/ 3.-9. Juni 2002. Monticola 9: 201-221. Italien). Monticola 9 (93): 141-149. Schriftleitung (1973): Artenregister der Ta- Wüst W. (1973): Orpheusgrasmücke (Syl- gung 1973. Monticola 3 (36): 90-91. via hortensis hortensis) (Gmelin 1789) im Schubert W. (1979): Zum Vorkommen und westlichen Nordtirol (Oberinntal). Monti- zur Höhenverbreitung einiger Vogelarten cola 3 (36): 78-81). im mittleren Vinschgau – Südtirol/Italien. Monticola 4 (45): 73-87. Edith Sonnenschein - (1994): Bemerkenswerte Brutzeitfeststel- Alpenstr. 16 lungen und Bestandsuntersuchungen im D-78234 Engen Vinschgau bei Laas/, Südtirol. [email protected] Monticola 7: 154-156.