Retrospektive Berlinale Classics Veranstaltungen 7
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RETROSPEKTIVE BERLINALE CLASSICS VERANSTALTUNGEN 7. BIS 17. FEBRUAR 2019 20161102_LogobalkenA5HF_148x17_RZ.indd 1 08.11.16 12:07 SelBSTBeSTimmT. PerSPekTiven von filmemacHerinnen Senator Cosmopolite Rainer Rother Das Filmschaffen von Regisseurinnen in der Zeit von 1968 bis 1999 ist Thema der Retro- spektive der 69. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Die von der Deutschen Kinema- thek kuratierte Auswahl umfasst 28 Spiel- und Dokumentarfilme aus der DDR sowie aus der Bundesrepublik Deutschland vor und nach 1990. Zudem werden rund 20 kurze und mittellange Filme als Vorfilme oder im Rahmen von zwei Kurzfilmprogrammen gezeigt. Gemeinsam ist den Filmemacherinnen und ihren Protagonist/innen das Interesse an der Erkundung eigener Lebensräume und die Suche nach einer eigenen filmischen Sprache. Die ausgewählten Filme reflektieren, jeweils geprägt von den sich wandelnden Lebens- und Produktionsbedingungen, den Umgang mit Körper, Raum und gesellschaftlichen Beziehungen sowie mit Alltag und Arbeit. In vielen Fällen bildet die persönliche Ge- schichte der Filmemacherinnen den erzählerischen Ausgangspunkt. Neben den über- wiegend unabhängigen Produktionen haben Filmemacherinnen in diesen Jahrzehnten aber auch Genrefilme realisiert, mit denen sie den Mainstream bedienten. 34 Regisseu- rinnen werden ihre ausgewählten Filme dem Publikum während der Berlinale präsen- tieren – noch nie gab es eine Berlinale Retrospektive mit so vielen Gästen. Besonderer Dank für die Unterstützung gilt German Films und weiteren Partnern des diesjährigen Programms: der DEFA-Stiftung, dem DFF – Deutsches Filminstitut & Film- museum, dem Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V. sowie dem Bundesarchiv- Filmarchiv. Beijing · Dresden · Dubai · Geneva · Hong Kong · Macau · Madrid · Nanjing · Paris Shanghai · Shenyang · Singapore · Tokyo · Vienna · Xian 1 Retrospektive_GO_SEN_Cosmopolite_148x198mm_Berlinale_ENG.indd 1 19.12.2018 13:56:34 Das Private ist politisch … kreativen Schaffen widmen konnten. Welche Chancen, aber auch welche Einschrän- kungen – beispielsweise durch Zensur – für die DEFA-Regisseurinnen mit dieser Si- Connie Betz, Karin Herbst-Meßlinger, Rainer Rother tuation verbunden waren, zeichnet die von Cornelia Klauß und Ralf Schenk heraus- gegebene Publikation »Sie. Regisseurinnen der DEFA und ihre Filme« nach. Sie versammelt 63 Porträts und wird im Rahmen der Begleitveranstaltungen zur Retros- pektive vorgestellt. Die DEFA bot zwar Pionierinnen wie Bärbl Bergmann, Ella Ensink, Die Retrospektive »Selbstbestimmt. Perspektiven von Filmemacherinnen« spannt einen Eva Fritzsche, Marion Keller und Sieglinde Hamacher bereits in den 1950er-Jahren Re- Bogen von May Spils’ erstem großen Kinoerfolg ZUR SACHE, SCHÄTZCHEN (BRD 1968) bis gie-Möglichkeiten, allerdings vornehmlich bei Filmen für Kinder bzw. Animationsfilmen hin zu dem Dokumentarfilm MIT HAUT UND HAAR (D 1999), mit dem Martina Döcker und oder überwiegend propagandistischen Dokumentarfilmen. Ingrid Reschke drehte 1968 Crescentia Dünßer den Lebenserinnerungen von sechs Frauen nachspüren, die vor oder WIR LASSEN UNS SCHEIDEN, der als erster DEFA-Spielfilm für Erwachsene einer Re- während der Zeit der Weimarer Republik geboren wurden. In den Jahrzehnten zwischen gisseurin gilt. In der Retrospektive ist sie mit KENNEN SIE URBAN? (DDR 1971) vertreten, diesen Filmen entstanden prägende Werke von Filmemacherinnen – zugleich ließen von der den sozialistischen Alltag aus beruflicher wie privater Perspektive in den Fokus Frauen inszenierte Filme den Status der »Ausnahmeerscheinung« allmählich hinter nimmt. sich. Denn nach den ersten Pionierinnen im Stummfilmkino und der Ausnahmeerschei- nung Leni Riefenstahl sowie vereinzelten Regiearbeiten in den 1950er/1960er- Jahren sollte es bis in die späten 1960er-Jahre dauern, bis Frauen mehr oder weniger kontinu- ierlich Filme realisieren konnten. Janna Marangosoff Die Filmauswahl IM INNERN DES WALS, Doris Dörrie, BRD 1985 Aus mehr als 200 Filmen wurde eine Auswahl von rund 50 Filmen getroffen, die nur einen Ausschnitt aus drei Jahrzehnten Filmgeschichte von Frauen abbildet. In jener Zeit entstanden filmische Werke von beeindruckender stilistischer wie thematischer Vielfalt, die trotz unterschiedlicher Produktionsumstände im geteilten Deutschland zahlreiche thematische Parallelen aufweisen: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, alleinerzie- hende Mütter, Verhütung und Liebesleben sowie das Verhältnis von Töchtern zu Mutter und Vater. In der BRD entwickelte sich das Filmschaffen von Frauen im Kontext der Student/innen- bewegung von 1968 und in enger Verbindung mit der Neuen Frauenbewegung und dem Neuen Deutschen Film. Es entstand weitgehend außerhalb etablierter Strukturen, konnte aber von neuen Finanzierungsmöglichkeiten profitieren, wie sie das 1965 ge - gründete Kuratorium junger deutscher Film und die öffentlich-rechtlichen Fernseh- anstalten boten. Auch die Einrichtung von Filmhochschulen in Ulm, Berlin (West) und München erleichterte Frauen den Zugang zu einem Beruf, mit dem bis heute nur wenige ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Damals wie heute ist es selbst für Filmema- cherinnen, die auf ein kontinuierliches Schaffen blicken, keineswegs selbstverständlich, die Finanzierung für ihren nächsten Film zu bekommen. In der DDR gab es bereits deutlich früher reguläre Ausbildungswege: Die staatliche Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg wurde bereits 1954 gegründet. Zu ihren ersten Absolvent /innen zählten vereinzelt auch Frauen, darunter Ingrid Reschke und Han nelore Unterberg. In der DDR entstanden sämtliche Filme innerhalb eines staatlich gelenkten Studiosystems, in dem sich Regisseur /innen als Angestellte der DEFA dem 2 3 Arbeit, Alltag und Gesellschaft Gitta Nickel verwebt früh persönliche Erfahrungen und kollektive, gesellschaftliche Den erzählerischen Ausgangspunkt vieler der ausgewählten Filme bildet die persönli- Fragen und beschäftigt sich mit »Frauenfragen« in der DDR: SIE (1970) zeigt die Lebens- che Geschichte der Filmemacherinnen. Oftmals korrespondieren individuelle Aufbrüche realität von Textilarbeiterinnen zwischen Fabrik und Familie. Im Film sprechen die und gesellschaftliche Entwicklungen miteinander. So ist Ula Stöckls Abschlussfilm Frauen über die Pille, ihre Familienplanung und Führungspositionen. Helke Misselwitz’ NEUN LEBEN HAT DIE KATZE (BRD 1968) für Christa Maerker der »erste feministische Kurzfilm AKTFOTOGRAFIE, Z. B. GUNDULA SCHULZE (DDR 1983) porträtiert die Fotografin Film« der Bundesrepublik. Jutta Brückner erzählt in TUE RECHT UND SCHEUE NIEMAND Gundula Schulze, die sich von gängigen, oberflächlichen Nacktaufnahmen von Frauen (BRD 1975) die Lebensgeschichte ihrer Mutter Gerda Siepenbrink in einer Foto- und zu distanzieren versucht. Sie will damit nicht nur die individuelle Frau, sondern Frauen Klangcollage, die auch Fotografien bekannter Künstler/innen ins private Familienalbum ganz allgemein in der Gesellschaft sichtbar machen. einbindet. Marianne Rosenbaum inszeniert in PEPPERMINT FRIEDEN (BRD 1983) eine Ein besonders kritisches Kapitel der westdeutschen Geschichte schlägt Margarethe von Nachkriegskindheit in der bayerischen Provinz, die stark autobiografische Züge trägt. In Trotta in ihrem Spielfilm DIE BLEIERNE ZEIT (BRD 1981) auf. Vor dem zeitgeschichtlichen VERRIEGELTE ZEIT (D 1991) verbindet Sibylle Schönemann ihr persönliches, berufliches Hintergrund der RAF zeigt der Film eine familiäre Tragödie aus dezidiert weiblicher und politisches Schicksal: Nach der Wende kehrte sie in die DDR zurück und suchte das Sicht. Er konzentriert sich ganz auf die in den politischen Untergrund abgetauchte Ju- Gespräch mit ehemaligen Staatsbediensteten der DDR, die an dem Strafverfahren be- liane und ihre Schwester Marianne, die als Redakteurin bei einer feministischen Zeit- teiligt waren, das aufgrund ihres Ausreiseantrags gegen sie geführt wurde. schrift einen anderen persönlichen und politischen Weg gewählt hat. Rebecca Pauly Heidemarie Schneider (Bildmitte) DIE REISE NACH LYON, Claudia von Alemann, BRD 1980 DAS FAHRRAD, Evelyn Schmidt, DDR 1982 4 5 Körper und Raum Alle anderen Werke werden als Digitalisate gezeigt, einige von ihnen erstmals in neu Wie unterschiedlich die Wahrnehmung von Körper und Raum inszeniert werden kann, restaurierter Fassung: Elfi Mikeschs Film ICH DENKE OFT AN HAWAII (BRD 1978) wurde lässt sich am gleichnamigen Kurzfilmprogramm ablesen: Margaret Raspé, eine der 2018 digitalisiert und von Colorist/innen des an der Deutschen Film- und Fernsehakade- Wegbereiterinnen des künstlerischen feministischen Films, nahm mit Helmkamera in mie Berlin angesiedelten Ausbildungsprogramms UP.GRADE gemeinsam mit der Regis- ALLE TAGE WIEDER (BRD 1974) 19 Minuten lang aus radikal subjektiver Perspektive ihre seurin und unter der Supervision der Deutschen Kinemathek farbkorrigiert und bearbei- Hände beim alltäglichen Abwasch auf. Für UMWEG (BRD 1983) drehten Ute Aurand und tet. Die Deutsche Kinemathek restaurierte auch Cristina Perinciolis Kurzfilm FÜR Ulrike Pfeiffer eine Zugfahrt durch die Bundesrepublik mit zwei Bolex-Kameras. Der FRAUEN. 1. KAPITEL (BRD 1972) digital. ETWAS TUT WEH (BRD 1980) von Recha Jungmann Blick aus dem Fenster wird zum Blick auf eine Leinwand, Doppel- und Mehrfachbelich- wurde vom Deutschen Filminstitut in 2K digital restauriert. Katja von Garniers digital in tungen verbinden und überlagern die Gesichter der Filmemacherinnen und vorbei - 4K von Arri Media im Auftrag der Constantin Film bearbeiteter Film BANDITS (D 1997) ziehende Landschaften. In DRESS REHEARSAL und KAROLA 2 (BRD 1979 /1980) inszeniert