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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Otis - Zeitschrift für Ornithologie und Avifaunistik in und Berlin

Jahr/Year: 2015

Band/Volume: 22

Autor(en)/Author(s): Kluge Lars, Klasan Steve

Artikel/Article: Rotkopfwürger Lanius senator in der Nuthe--Niederung 109-111 Otis 22 (2015): 109-111 RotkopfwürgerLanius senator in der Nuthe-Nieplitz-Niederung

Lars Kluge & Steve Klasan

K luge, L. &S. Ki asan (2015): RotkopfwürgerLanius senator in der NutheNieplitz Niederung, Otis 22,109-111 Im April 2013 gelang die Beobachtung eines Rotkopfwürgers im SPA Nuthe-Nieplitz-Niederung. Es wird das zeitliche Auftreten dieser Art in den letzten 37 Jahren für Brandenburg beschrieben, sowie eine kurze taxonomische Einordnung mit zusätzlichen Angaben zur Verbreitung der Unter­ arten innerhalb der Westpaläarktis gegeben.

K luge, L & S. K lasan (2015): Woodchat Shrike Lanius senator in the lowland of Nuthe Nie- plitz, Otis 22,109-111 In April 2013 a Woodchat Shrike was observed in the lowland of Nuthe-Nieplitz. The article deals with the occurence of this species in the state of Brandenburg in last 37 years. Futhermorea short taxonomic classification is given, as well as the occurence of other subspecies in the Western Palearctic. Lars Kluge, Muhlenberg 60b, 14959 , OT Blankensee; [email protected] E-Mail: Steve Klasan, Holzmarktstraße 4, 14467 ;[email protected] E-Mail

Am 28.04.2013 entdeckte ich (LK) gegen 16.00 Uhr das bloße Auge nicht mehr erkennbar, in eine etwa im SPA Nuthe-Nieplitz-Niederung in den Ungeheuer­50 m entfernte Erle, so dass weitere Merkmale zum wiesen (Landkreis Potsdam-Mittelmark), zwischen Habitus nicht mehr zu erkennen waren. den Ortschaften Stücken und Gut Breite einen auf S. Klasan (SK), der in diesem Moment aus Rich­ einem Koppelpfahl sitzenden, auffällig schwarzweißtung Breite mit dem Fahrrad kam, hatte den Vogel gefärbten W ürger mit rostrotem Kopf. Sofort warebenfalls beim Anflug auf die Erle entdeckt. Nach mir klar, dass ich es hier mit einem Rotkopfwürger kurzer Verständigung übernahm SK die weitere zu tun hatte, der mir noch aus meinem letztjährigenBeobachtung des Rotkopfwürgers, da LK dies aus Mallorca Aufenthalt gut bekannt war. Maske, Stirn terminlichen Gründen nicht mehr möglich war. Per und Mantel waren kräftig schwarz gefärbt. Die wei­ SMS wurden noch B. Ratzke (Berlin) und K. Urban ßen Schulterfedern sowie der weiße Handbasisfleck (Blankensee), die sich gerade im Gebiet aufhielten, bildeten einen auffallend starken Kontrast. Der Vogelsowie einige andere Ornithologen kontaktiert. Diese befand sich in etwa 30 m Entfernung von mir undkonnten dann am weiteren Nachmittag die Beob­ flog in regelmäßigen Abständen auf eine kurzgrasi­achtung bestätigen. W. Suckow gelangen noch einige ge Weidefläche, um darauf gleich wieder auf einem aussagekräftige Fotos von dem Rotkopfwürger. Koppelpfahl zurückzukehren. Dort fing der Vogel Das Wetter war zur Beobachtungszeit trocken auch kurz an zu singen. Die Umgebung des Würgersund frühlingshaft mild, bei leichter Bewölkung und bestand aus magerem Grasland, das als Weide ge­ einem schwachen Wind. Am folgenden Tag konn­ nutzt wurde, sowie Staudenfluren mit Feldgehölzente der Vogel nicht noch einmal beobachtet werden, aus Erle und Weide mit lückigen Holunderbüschen.obwohl aufgrund der Meldung auf ornitho.de viele Da leider ohne Fernglas, jedoch mit einer Kleinbild­ Ornithologen im Gebiet unterwegs waren. kamera ausgestattet, konzentrierte ich mich darauf, Die Beobachtung wurde an die Deutsche Avifau- die Beobachtung mit einem aussagekräftigen Be­ nistische Kommission gemeldet und von dieser an­ legfoto zu dokumentieren. Dabei entfernte sich dererkannt (DAK 2014). Vogel immer weiter von mir und flog schließlich, für 110 Otis 22 (2015)

Abb. 1: Rotkopfwürger in den Ungeheuerwiesen der Nu- the-Nieplitz-Niederung. 28.04.2013 (Foto: W. Suckow) Fig. 1: Woodchat Shrike Lanins senator at the Unge­ heuerwiesen in the lowland of Nuthe-Nieplitz

Der Rotkopfwürger galt ehemals in BrandenburgKnapp die Hälfte der Nachweise stammen aus dem als verbreitete Art, war aber bereits Ende des 19. Monat Mai (n=9), während sich die restlichen Beob­ Jahrhunderts als Brutvogel weitgehend verschwun­achtungen relativ homogen auf die Monate Juni bis den. Zwei Nestfunde und eine erfolglose Brut warenAugust verteilen. Die hier beschriebene Beobach­ die letzten Nachweise im 20. Jahrhundert (HAUPT tung ist bisher die einzige im April und stellt somit 2001). In der Zeit von 1976 bis 2013 gelangen laut den zeitigsten Nachweis des Rotkopfwürgers für Recherche (LABBOA) 21 Beobachtungen zu dieser Brandenburg und Berlin dar. Art in Brandenburg und Berlin.

Abb. 2: Jahreszeitliches Auftreten des Rotkopfwürgers in Brandenburg von 1976 bis 2013 (n=21) in Dekaden. Fig. 2: Seasonal occurrenceof Woodchat Shrike in Brandenburg 1976 to 2013 (n=21) in decades. Kluge & Klasan: Rotkopfwürger Lanins senator in der Nuthe-Nieplitz-Niederung111

Aufgrund der tiefschwarzen Färbung von MaskeNoch seltener gelangt die östliche Unterart Ls. und Stirn sowie dem scharfen Übergang von lebhaftniloticus, deren Verbreitungsgebiet vom östlichen rostroter Kappe zum schwarzen Nacken muss es sichMittelmeerraum bis in den Iran reicht, nach West­ bei dem Vogel um ein adultes Männchen gehandelteuropa. Den bisher einzigen anerkannten Nachweis haben. Der auffällige weiße Fleck an den Basen der aus Westeuropa (Hovo et al. 2008) stellt ein im Mai Handschwingen deutet auf die NominatformLani- 2011 in Spanien gefangener Vogel dar (R. Gutierrez us s. Senator hin. Weitere Merkmale wie die breite schriftl. Mitt.). schwarze Stirn und die großen weißen Schulterfelder Abschließend sei auf zwei weitere aktuelle Nach­ stützen die Unterartzugehörigkeit und schließen so­weise von Rotkopfwürgern in Brandenburg hinge­ gleich einen „Balearischen Rotkopfwiirger“ aus(van wiesen: So wurde am 08.05.2013 ein Individuum Duivenddk 2011). Diese westmediterrane Unterart von Dr. D. Westphal in den Rieselfeldern Karolinen­ L. s. badius, welche auf den balearischen Inseln so­ höhe (Potsdam/Berlin) beobachtet, was einer Luft­ wie auf Capraia, Korsika und Sardinien brütet (Hovolinie von 29 km Entfernung zur Beobachtung in der et al. 2008), ist bisher nicht in Deutschland nachge­ Nuthe-Nieplitz-Niederung entspricht. Ein weiterer wiesen und erscheint nur ausnahmsweise nördlichVogel wurde von R. Lehmann am 10.05.2013 am der bekannten Brutgebiete. Anerkannte Nachweise Randschlauch Kostebrau (Tagebau Klettwitz/OSL) fernab des Mittelmeeres liegen aus Großbritanniengesichtet (90 km entfernt). Beide Nachweise wurden (bis 2005: fünf), N Frankreich (drei) den Niederlan­ von der Deutschen Avifaunistischen Kommission den (zwei) sowie Irland und Norwegen (je ein Nach­anerkannt (DAK 2014). weis) vor(S mali. 2005; Parkin & Knox 2010).

Literatur

D eutscheA vieaunistische K ommission (DAK) (Hrsg.] (2014): Parkin,D.T. & A.G. K nox (2010): The Status of Birds in Brit­ Seltene Vögel in Deutschland 2013. Münster. ain and Ireland. London D uivenddk , N. van (2011): Advanced Bird ID Handbook - Small, B. (2003): Balearic Woodchat Shrike. Br. Birds 98, The Western Palearctic. London 32-42. H aupt, H. (2001): Rotkopfwürger, In ARBO: Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin. Rangsdorf Internet Hovo,).DEL, Eü.iot, A. & C hristie, D.A. [ed.l (2008): Hand­ book of the Birds of the World. Vol. 13. Penduline-Tits toLABBOA (2014): Daten z. Avifauna Berlin/Brandenburg, Shrikes. Barcelona. www.labboa.de, P. v. Schmiterlöw, Zugriff Juni 2013