Verkehrssicherheit Von Überquerungsstellen Für Fußgänger Und Radfahrer Über Straßenbahn- Und Stadtbahnstrecken
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Verkehrssicherheit von Überquerungsstellen für Fußgänger und Radfahrer über Straßenbahn- und Stadtbahnstrecken Fachveröffentlichung der Bundesanstalt für Straßenwesen Es wird darauf hingewiesen, dass die unter dem Namen der Verfasser veröffentlichten Berichte nicht in jedem Fall die Ansicht des Herausgebers wiedergeben. Nachdruck und photomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Bundesanstalt für Straßenwesen,Stabsstelle Presse und Kommunikation. Herausgeber Bundesanstalt für Straßenwesen Brüderstraße 53, D-51427 Bergisch Gladbach Telefon: (0 22 04) 43 - 0 Redaktion Stabsstelle Presse und Kommunikation Forschungsprogramm Stadtverkehr Forschung und Entwicklungsvorhaben Verkehrssicherheit von Überquerungsstellen für Fußgänger und Radfahrer über Straßenbahn- und Stadtbahnstrecken FE 82.0613/2014 Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur vertreten durch die Bundesanstalt für Straßenwesen Schlussbericht von Dirk Boenke Julia Nass STUVA e. V., Köln Jürgen Gerlach Manuel Beyen Felix Franke Bergische Universität Wuppertal, LuFG SVPT 31.05.2018, Köln/Wuppertal 1 Kurzfassung – Abstract statt, bei denen die Straßenbahn in der Haltestelle stand oder gerade langsam anfuhr. Auch die Si- Verkehrssicherheit von Überquerungsstellen cherheitsanalyse der Gleisquerungen förderte keine für Fußgänger und Radfahrer über Straßen- systematischen Defizite zu Tage. bahn- und Stadtbahnstrecken Vielmehr als die Infrastruktur scheint das Verhalten Unfälle zwischen Straßenbahnen und Fußgängern der Personen an Gleisquerungen eine größere oder Radfahrern treten im absoluten Vergleich zu Rolle für Unfälle an diesen Stellen zu spielen. So den übrigen Straßenverkehrsunfällen in Deutsch- wurde beispielsweise die eigene Unaufmerksamkeit land glücklicherweise relativ selten auf. Sie finden als häufigster Grund für eine persönlich erlebte Ge- durch die in der Regel weitreichenden Folgen (teils fahrensituation an einer Gleisquerung angegeben. schwere Personenschäden, längere Betriebsstö- Dass ablenkende Tätigkeiten wie die Benutzung ei- rung) ein großes Medienecho. In der öffentlichen nes Mobiltelefons die Aufmerksamkeit verringern Wahrnehmung erlangt das Thema daher, auch be- und auch zu mehr Unfällen führen können, wurde fördert durch die mediale Berichterstattung, eine inzwischen in verschiedenen Studien nachgewie- steigende Bedeutung. sen. So könnte eine der Ursachen für die in Deutschland (und anderen Ländern) tendenziell an- Die vorliegende Arbeit hatte zum Ziel, mögliche Ein- steigende Zahl der Unfälle an Gleisquerungen in flüsse der Infrastruktur auf das Verhalten von Per- derartigem Verhalten liegen. Eine in diesem Zusam- sonen beim Queren der Straßenbahngleise an den menhang zunehmende Anzahl an Berichten durch dafür vorgesehenen Übergängen zu identifizieren die Polizei oder in der Presse lassen dies vermuten. und zu analysieren. Zur Zielerreichung wurden ver- schiedene Methoden angewendet. Neben einer um- In der Verkehrsbeobachtung im Rahmen dieses fassenden Analyse bisheriger Erkenntnisse zur Si- Projektes konnte diese These aufgrund der gerin- cherheit an Gleisquerungen wurden folgende Ar- gen Anzahl von nennenswerten Interaktionen nicht beitsschritte durchgeführt: eine bundesweit ange- bestätigt werden. Dass diese Tätigkeiten vom Ver- legte Bestandsanalyse bezüglich der Bauform und kehrsgeschehen ablenken können, ließ sich aller- Ausstattung von Gleisquerungen sowie eine bun- dings beobachten, ohne dass es dabei zu kritischen desweit angelegte Analyse der Unfälle an diesen Konflikten gekommen ist. Eine lückenlose Erhe- Stellen über einen Zeitraum von sieben Jahren; wei- bung bezüglich solcher Ablenkungen war aufgrund terhin eine Verkehrsbeobachtung und eine Passan- datenschutzrechtlicher Vorgaben nicht möglich tenbefragung sowie Sicherheitsanalysen (Plan- und (nicht geeignete Bildausschnitte und Bildqualität). Bestandsaudits) an ausgewählten Gleisquerungen Auch die Unfallanalyse ließ keine weiteren Rück- in vier Städten. schlüsse über nicht angemessenes Verhalten zu, da Unfallursachen (z. B. Missachtung von Lichtsig- Die Analyse des Bestands an Gleisquerungen in nalen) nur sehr lückenhaft erfasst wurden. Deutschland zeigte, dass vor allem bundesweit be- trachtet ein sehr heterogenes Gestaltungsbild hin- Insgesamt ist festzustellen, dass es sich bei Gleis- sichtlich der Kombinationen von Bauform, Signali- querungen über Bahnkörper der Straßenbahn sierung und Ausstattung besteht. Die Unfallanalyse grundsätzlich um Verkehrsanlagen mit einem ho- bestätigte, dass Unfälle an Gleisquerungen über hen Sicherheitsniveau handelt. Um diesen Ent- besondere und unabhängige Bahnkörper der Stra- wurfs-Standard zu erhalten und entsprechende Vor- ßenbahnen sehr seltene Ereignisse und eher Ein- gaben umzusetzen, sollte weiterhin eine kontinuier- zelereignisse sind. Systematische Zusammen- liche Verkehrssicherheitsarbeit angestrebt bzw. hänge mit der Infrastruktur konnten nicht identifiziert konsequent fortgeführt werden. Fester Bestandteil werden. Diese Erkenntnis wurde durch die Ver- dieser Arbeit sollten die Verkehrsschau und das Si- kehrsbeobachtung gestützt. Von 17.431 beobachte- cherheitsaudit an Gleisquerungen sein. Beide Ver- ten Querungsvorgängen wurden auf Basis objekti- fahren dienen dazu, Orte mit ihren spezifischen Ei- ver Kriterien mithilfe der Post Encroachment Time genschaften zu analysieren und mögliche Defizite (PET) lediglich 477 ermittelt, bei denen eine detail- zu vermeiden bzw. schnellstmöglich zu erkennen lierte Analyse der jeweiligen Interaktion erfolgte. Es und so mögliche Unfälle zu verhindern. zeigte sich, dass es zwar zu klar erkennbaren Inter- Aufgrund der Erkenntnisse aus der Befragung wird aktionen kam, aber keiner dieser Querungsvor- Verbesserungspotenzial im Sinne einer weiterge- gänge als kritisch einzustufen war (im Sinne einer henden Angleichung von Verkehrszeichen und Ge- drohenden Kollision). Auch nicht bei den 48 Interak- staltungselementen (Standardisierung) gesehen. tionen mit einer PET von zwei Sekunden oder da- Elemente, welche die Aufmerksamkeit an Gleis- runter. Diese Interaktionen fanden in der Regel an querungen für Fußgänger und Radfahrer verbes- Gleisquerungen mit Zugang zu einem Bahnsteig sern oder unterstützen können (z. B. Warnhinweise 2 oder die Verlängerung von Absperrelementen zur at track crossings, the following work steps were Vermeidung von Trampelpfaden), sollten für die carried out: a nationwide analysis of existing track Passanten wahrnehmbar sein, um verkehrssiche- crossings regarding the design and equipment as res Verhalten aktiv zu unterstützen. Das Ziel, die well as a nationwide analysis of accidents at these Aufmerksamkeit zu verbessern, bedeutet dabei sites over a period of seven years. Furthermore, a nicht automatisch mehr Technik einzusetzen (z. B. traffic monitoring and survey as well as security Signalisierung). Dies hat sich beispielsweise in analyses (safety audits of plans and sites) at se- mehreren analysierten Untersuchungen zum Ein- lected track crossings in four cities. satz sogenannter Bodenwarnleuchten gezeigt. The analysis of the stock of track crossings in Ger- Wenn Technik eingesetzt wird, sollte diese verläss- many showed that, above all, nationwide a very het- lich sein und Situationen eindeutig kennzeichnen. erogeneous design with regard to the combinations Bei Gleisen in Mittellage einer Straße sollten die of construction form, signaling and equipment ex- Gleisquerungen auch für den Kraftfahrzeugverkehr ists. The accident analysis confirmed that accidents wahrnehmbar gekennzeichnet und im besten Fall at track crossings over separated and independent für den Fuß- und Radverkehr gesichert sein. Blo- tracks of tramlines are very rare events and rather ckierte Zugänge können zu Trampelpfaden führen isolated incidents. No systematic relationship with bzw. das Sicherheitsgefühl der Passanten negativ the infrastructure could be identified. This finding beeinflussen. was supported by the traffic observation. Of 17,431 observed crossings only 477 were determined on Weiterer Verbesserungsbedarf wird in einigen the basis of objective criteria using the post en- Punkten bezüglich der barrierefreien Gestaltung croachment time (PET), where a detailed analysis von Gleisquerungen gesehen. Zunächst ist festzu- of the respective interaction took place. It appeared halten, dass nur signalisierte Gleisquerungen für that although there were clearly identifiable interac- blinde Verkehrsteilnehmer barrierefrei sein können. tions, none of these crossings were considered as Für Gleisquerungen fehlen in den Regelwerken bis- critical (in terms of an impending collision). Even not lang zudem klare Vorgaben, wie Bodenindikatoren in the 48 interactions with a PET of two seconds or anzulegen sind. Dies gilt vor allem im Hinblick auf below. These interactions usually took place on eine Unterscheidung bezüglich der beiden Siche- track crossings with access to a platform in case of rungsarten „Sicherung durch Übersicht“ und „Tech- a tram in the station or just starting slowly. The nische Sicherung“. safety analysis of the track crossings also did not Im Rahmen der Unfallanalyse hat sich gezeigt, dass reveal systematic deficits. bei der Datenerfassung und Systematik sowohl bei Rather than the infrastructure, the behaviour of peo- der Polizei als auch bei Verkehrsunternehmen in ei- ple at track crossings seems to play a greater role nigen Punkten Verbesserungspotenzial besteht, um for accidents at these locations. For example, own zukünftige Analysen zielgerichteter