Oltingen ® Gemeinde Oltingen, Bezirk , Kanton Basel-Landschaft Ortsbilder

Flugbild Bruno Pellandini 2006, © BAK, Bern Eines der schönsten ländlichen Ortsbilder im Kanton. Von mäch - tigen Massivbauten gefasster, sanft schwingender Strassen raum mit Weitungen, Nischen und Ver- engungen. Ummauerter Kirchen- bezirk von grosser Fern wirkung in unverbauter Landschaft.

Dorf £££ Lagequalitäten £££ Räumliche Qualitäten £££ Architekturhistorische Qualitäten Siegfriedkarte 1880 Landeskarte 2005

1 Oltingen Gemeinde Oltingen, Bezirk Sissach, Kanton Basel-Landschaft

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2 Nördlicher Eingang ins Strassendorf

2 Oltingen ® Gemeinde Oltingen, Bezirk Sissach, Kanton Basel-Landschaft Ortsbilder

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15 11 16 12 3 17 13 4 5 14 6 7 8 9

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Plangrundlage: Übersichtsplan UP5000, Geodaten des Kantons Basel-Landschaft, © Amt für Geoinformation des Kantons Basel-Landschaft Fotostandorte 1: 10000 Aufnahmen 2003: 1–23 3

4 5 Das «Grosse Haus», 1613 erwähnt

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3 Oltingen Gemeinde Oltingen, Bezirk Sissach, Kanton Basel-Landschaft

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7 9 Obere Mühle

11 Herrengasse

10 12

13 Schule am Kirchbezirk 14 Ehem. Gasthof «Hirschen»

4 Oltingen ® Gemeinde Oltingen, Bezirk Sissach, Kanton Basel-Landschaft Ortsbilder

15 Aufstieg zum Kirchhügel

16 17 Kirche, Pfarrhaus und Pfarrscheune

5 Oltingen Gemeinde Oltingen, Bezirk Sissach, Kanton Basel-Landschaft Aufnahmeplan 1: 5000 aft

III

II IV 0.0.12

0.0.11

0.0.10 0.0.4 1.0.1 II 0.0.5 0.0.3 0.1 1.0.2 1.0.3 I 0.1.1 0.0.7 0.1.2 1.0.5 0.1.3 1.0.4 1.0.6 0.0.2 0.2.1 1.0.3 0.2.3 0.2.2 0.0.1 0.0.6 1 0.2.4 1.0.3 0.0.8 0.2 0.0.9 Plangrundlage: Übersichtsplan UP5000, Geodaten des Kantons Basel-Landschaft, © Amt für Geoinformation Basel-Landsch 1.0.7 1.0.8

II V

0.0.12

Gebiet, Baugruppe (G, B) Umgebung (U-Zo, U-Ri) Einzelelement (E) Hinweis Störfaktor Oltingen ® Gemeinde Oltingen, Bezirk Sissach, Kanton Basel-Landschaft Ortsbilder

G Gebiet, B Baugruppe, U-Zo Umgebungszone, U-Ri Umgebungsrichtung, E Einzelelement

Art Nummer Benennung Aufnahmekategorie Räumliche Qualität Arch. hist. Qualität Bedeutung Erhaltungsziel Hinweis Störend Bild-Nr. G 1 Bebauung entlang der alten Landstrasse im Talboden, Vielzweckbauten, A £££ A 1–12, 15 vorwiegend 17.–19. Jh., in unterschiedlicher Stellung zum Strassenverlauf 1.0.1 Abwechslungsreich gefasster Strassenraum mit traufständigen o 2–5,7,10 Gehöften und bäuerlichen Vorplätzen 1.0.2 Offenes Teilstück der (auch 0.0.12) o 1.0.3 Brunnen mit langen Trögen, A. 20. Jh. o 1.0.4 Steil ansteigende Herrengasse, räumlich gefasste Einmündung in o 11, 12 die Schneidergasse/Hauptstrasse 1.0.5 Untere Mühle, dreigeschossiger Bau mit Sandsteingewänden, 1597, o3 Wasserstube, Umbau 17. Jh., renov. 1822, rest.1975 1.0.6 Sog. Grosses Haus, drei Voll- und drei Giebelgeschosse, in o 4, 5 Strassenraum ragender Strebepfeiler, erstmals erwähnt 1613 E 1.0.7 Obere Mühle, mächtiger Bau mit ausgestelltem Sockelgeschoss, 1782, £ A 9 Säge mit Wasserrad, 1826, dahinter Ökonomie von 1964 1.0.8 Gasthaus «Zum Ochsen», ehem. Schmiede, dreigeschossig, dat. 1589, o8 renov. 1821/97, mit Ökonomie, Garten und weitem Vorplatz

B 0.1 Ummauerter Sakralbezirk mit Garten und innerem Plätzchen, Ursprung A £££ A 1, 16, 17 9.–11.Jh., erw. 15./16. Jh., reicher Baumbestand E 0.1.1 Ref. Pfarrkirche mit Masswerk in den Spitzbogenfenstern, dominierender £ A 1, 16, 17 Westturm, 1474 0.1.2 Kleine zweigeschossige Pfarrscheune, 1710, 1984 Umbau zum o17 Heimatmuseum im Erd- und Kirchgemeindesaal im Dachgeschoss E 0.1.3 Pfarrhaus, zweigeschossiger spätgotischer Bau mit Treppengiebel, 1600, £ A 17 kleines Beinhaus, 1517, ummauerter Garten

B 0.2 Kleines bäuerliches Ensemble, Bauten 17.–19. Jh., z. T. gewerblich A $$$ A 13, 14 umgenutzt, eines darunter ab 1639 Schulhaus, Brunnen 0.2.1 Strassendefinierende Bauernhäuser, Schulhaus von 1826, ab 1909 o Konsum, renov. 0.2.2 Vierteilige Häuserzeile, unpassende Verkleidung und Einbauten, oo renov. E. 20. Jh. 0.2.3 Kleine Molkerei, eingeschossiger Mauerbau, M. 20. Jh. o13 0.2.4 Ehem. Gasthof «Zum Hirschen», spätgotische Fenstergewände und o14 Riegteil, steiles Giebeldach, dat. 1699

U-Zo I Kirchhügel mit Wiesen und Obstbäumen, Trennstreifen zum a£a 1, 13, 15 Strassendorfteil, Schulareal E 0.0.1 Schulhaus in monumentalen Heimatstilformen, 1908, davor Pausenplatz £ A o13 mit zwei Linden und Brunnen von 1918 0.0.2 Mehrzweckbau mit Turnhalle, 1960er-Jahre, Umbau 1998, breiter oo untersetzter Terrassenvorbau, zu nah am Schulplatz 0.0.3 Zweigeschossige Satteldachbauten in Gärten, ab 3. V. 20. Jh., o1 leicht störend vor der Altbebauung 0.0.4 Eingeschossiges, hell verputztes Wohnhaus mit Eternitwalmdach o in Blickachse, 4. V. 20. Jh. 0.0.5 Feuerwehrmagazin, hoher Betonbau, grosser und öder Vorplatz, o 4. V. 20. Jh.

7 Oltingen Gemeinde Oltingen, Bezirk Sissach, Kanton Basel-Landschaft

Art Nummer Benennung Aufnahmekategorie Räumliche Qualität Arch. hist. Qualität Bedeutung Erhaltungsziel Hinweis Störend Bild-Nr. U-Ri II Weite Wiesenhänge beidseitig des Einschnitts der Ergolz, Einzelhöfe ab £ a 1 0.0.6 Zweigeschossiges Wohnhaus mit Quergiebel und Scheune, A. 20. Jh. o 0.0.7 Zweigeschossiges Bauernhaus, 19. Jh., mit späterem Anbau und o Scheune, Erweiterung der Strassenbebauung 0.0.8 Wohnhaus, eingeschossiger Satteldachbau mit aufdringlicher o Verkleidung in Wiesenhang, 4. V. 20. Jh. 0.0.9 Kuhställe mit flachem Giebeldach, Welleternitverkleidung, 2. H. 20. Jh. o

U-Ri III Tal der jungen Ergolz, Wiesenland mit Obstbäumen ab $ a 0.0.10 Einfamilienhäuser, A. 21.Jh., nahe der Altbebauung o E 0.0.11 Transformatorenhäuschen mit Treppengiebel, A. 20. Jh. £ A 0.0.12 Offenes Bachbett der Ergolz o

U-Zo IV Locker mit Wohnhäusern bebaute Talsohle, 4. V. 20. Jh. ab $ b

U-Zo V Eingang zum Tobel, gegen Süden ehem. Passweg über die Schafmatt a$a

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Siedlungsentwicklung Die Pfarrei Oltingen trat 1529 wie der restliche Geschichte und historisches Wachstum Kanton zum reformierten Glauben über.

Die Geschichte Oltingens ist eng mit der Schafmatt Früh schon wurde in Oltingen die Wasserkraft der verknüpft. Der Weg über den Pass wurde schon in jungen Ergolz genutzt. Die Obere Mühle soll bereits römischer Zeit begangen, wie eine Siedlung bei dem 1213 bestanden haben; sie wurde jedenfalls 1281 Hof Barmen nachweist, und im Mittelalter wurde urkundlich erwähnt. Zu ihr gehörte auch eine Sägerei. er von Pilgern aus dem Elsass auf Wallfahrten nach Die Untere Mühle entstand 1597. Beide Bauten er - Einsiedeln benutzt. Ein Ort an dieser Verbindung, hielten durch Umbauten im 17. und 18. Jahrhundert Oltingen, wurde urkundlich erstmals 1241 erwähnt. ihre heutige Gestalt. Als Passdorf besass der Ort seit Die im Mittelalter längs der Ergolz verlaufende Gau - dem Jahr 1426 das Privileg, das ihm ein Teil des grenze zwischen Sisgau und Frickgau trennte ihn Brückenzolls nach Aarau erlassen war, so dass er in zwei Teile. Die rechtsufrige Hälfte gehörte als Lehen sich mehr nach Süden als nach Basel orientierte. der Grafen von Habsburg-Laufenburg mit Twing (Niedergerichtsbarkeit), Bann und einer 1276 erwähn - Entwicklung bis zum 19. Jahrhundert ten Taverne zur Herrschaft Kienberg. Die linksufrige Nach dem Beitritt Basels zur Eidgenossenschaft Hälfte war spätestens ab 1372 thiersteinisch und gewann der Juraübergang über die Schafmatt jene kam 1461 an die Stadt Basel. Das kienbergische Bedeutung, die er bis Ende des 17. Jahrhunderts Oltingen hingegen wurde 1490 von der Stadt Solo - behielt. In dieser Blütezeit entstanden im Dorf thurn erworben. Erst 1684 tauschte Basel das hohe mehrere Steinbauten wie das sogenannte Grosse Gericht zu Nunningen dagegen ein, worauf ganz Haus. Nachdem Solothurn begonnen hatte, den Oltingen unter Basler Herrschaft dem Amt Farnsburg Schafmattverkehr durch Vernachlässigung des Weg - angeschlossen werden konnte. 1814 wurde Oltin - netzes zu behindern, geriet der Fernverkehr ins gen dem Bezirk Sissach angegliedert, bei dem es Stocken, bis der Nachbarkanton ein Jahrhundert auch nach der Kantonstrennung blieb. später die Strasse auf seinem Hoheitsgebiet wieder - herstellte. Wachstum bis zum Beginn der Neuzeit Zur Urpfarrei Oltingen gehörten seit jeher auch die Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Bevölkerung Dörfer und . Die dem heiligen dank der zusätzlichen Verdienstmöglichkeiten durch Nikolaus geweihte Pfarrkirche wurde 1296 erstmals die Heimposamenterei sprunghaft anwuchs, wurden erwähnt und war 1441 nachweislich in das Dom - viele der älteren Bauten renoviert und ausserdem stift Basel integriert. In der zweiten Hälfte des 15. Jahr- zahlreiche Bauernhäuser im Stil des verspäteten hunderts wurde das bestehende, aus dem 14. Jahr - Barocks errichtet. hundert stammende Kirchenschiff umgebaut. Es wurden ein grösserer Chor und der Westturm errichtet – dies Mit Eröffnung der Bahnlinie durch den Hauenstein belegen die 1440 und 1493 datierten Glocken, die im Jahr 1857 verlor der Schafmattpass rasch an Jahreszahl 1474 über dem Südeingang ins Schiff und Bedeutung. Oltingen geriet ins Abseits. In der nun die spätgotischen Wandbilder aus dem letzten Jahr- sehr abgelegenen Situation siedelte sich bis heute hundertviertel. Zum Kirchenbezirk gehörten ausser dem keine Industrie an und auch neue Wohnhäuser blieben 1517 entstandenen Beinhaus das Pfarrhaus und die aus. Die Einwohnerzahl sinkt seither kontinuierlich Pfarrscheune. Das Pfarrhaus wurde um 1600 anstelle und liegt heute, trotz einer leichten Erholung zu Beginn eines vermutlich bereits im 14. Jahrhundert existieren - des 21.Jahrhunderts, um über ein Viertel niedriger den Baus errichtet. Auch die heutige Pfarrscheune als vor 150 Jahren. Dies ist auch aus dem Vergleich ersetzte 1710 eine ältere. Im Jahr 1984 wurde dann einer heutigen Landeskarte mit der Siegfriedkarte von ihr Erdgeschoss zu einem Heimatmuseum und das 1884 abzulesen: Der Ort hat sich in den letzten Dachgeschoss zu einem Kirchgemeindesaal umgebaut. hundert Jahren nur unwesentlich ausgedehnt und in

9 Oltingen Gemeinde Oltingen, Bezirk Sissach, Kanton Basel-Landschaft

seiner Struktur kaum verändert. Selbst die Erdge - raum etwas weiter, aber räumlich nicht weniger span - schosse der Altbauten sind noch weitgehend privat nend. Hier stehen in Abschnitten, die sich gegen die genutzt. Nur an einer Stelle im Strassenraum er- Hänge öffnen, Mühlen. Ihre ehemalige Funktion zeigen setzen Neubauten abgebrochene Bauernhäuser, die Bauten in den hohen Stockwerken, vor allem dem und in jüngster Zeit entstanden einige kleinere hohen Erdgeschoss. Gebäude am Rande der Ortsteile sowie ein kleines Einfamilienhausquartier im Westen. Eng an die Strasse vordringende Gebäudezeilen mit ihren zwei- oder dreigeschossigen Bauten wechseln mit weiten, meist noch intakten Vorplätzen Der heutige Ort und Vorgärten ab. Brunnen markieren die ehemals Räumlicher Zusammenhang der Ortsteile offen fliessende Ergolz. Vermutlich aufgrund deren Verlaufs stehen die Gebäude in stark wechselnden Oltingen liegt von sanften Hügeln eingebettet in der Abständen von der Strasse zurückgesetzt. Leichte Talsohle der jungen Ergolz (0.0.12). Sein Kern (1) Biegungen der Hauptstrasse verstärken den rhyth - erstreckt sich entlang der Dorfstrasse, die dem heute mischen Wechsel der Weitungen und Verengungen. weitgehend eingedolten Verlauf des Flusses folgt. Besonders prägnant ragt das sogenannte Grosse Weite Wiesenhänge fassen den Strassenzug beid - Haus (1.0.6) mit seinem Strebepfeiler in den Strassen- seitig. Am westlichen Gegenhang befinden sich raum. Nachdem sich dieser bei einer von einem auf einer Geländeterrasse die Bauten des gut erhalte - Brunnen markierten Abzweigung verengt hat, öffnet nen Sakralensembles (0.1), die Schule (0.0.1) und er sich erneut dank einer langen traufständigen einige Bauernhäuser (0.2). Von Weitem schon zeigt Zeile und dem Gasthof «Ochsen» (1.0.8) mit seinem sich den von Anwil her Kommenden zwischen den weiten, naturbelassenen Vorplatz und Garten. Das Wiesenhängen der Kirchturm. Flusstal ist hier deutlich enger als in den unteren Abschnitten des Strassendorfs, wodurch die Bauten- Der Hauptstrassenzug folge noch geschlossener erscheint. Die rückwär - Beim Transformatorenhäuschen mit Treppengiebel tigen Gärten gehen direkt in die Wiesenhänge über. (0.0.11) senkt sich die Strasse in den Talboden Dem «Ochsen» gegenüber steht die Obere Mühle ab und führt in den dicht bebauten Ortskern (1). Hier (1.0.7) auf erhöhtem Terrain schräg in der Achse und reihen sich entlang der leicht gegen Südosten an - dominiert diesen Abschnitt. Die Frequenz von trauf- steigenden Strasse Gehöfte mit dreigeschossigen ständigen und giebelständigen Bauten schliesst sich Wohnteilen und massiven, zum Teil durch Strebe - im obersten Teil des Strassenraums wieder und pfeiler verstärkten Mauern und Staffelfenstern. Viele endet mit einem weiten Abschnitt dank ein paar auf sind spätgotischen Ursprungs. der anderen Bachseite zurückgestaffelter Bauten.

Im untersten, nördlichen Teil stehen die Häuser etwas Die Herrengasse (1.0.4), das Verbindungsstück lockerer. Der Strassenraum ist breiter und die Vor - zum westlichen Gegenhang, ist auf der nördlichen plätze sind mehrheitlich ausgeräumt. Gegen die Mitte Strassenseite etwas gestört durch An- und Um- des Ortskerns, wo die Hinterdorfstrasse abzweigt, bauten. Dennoch entfalten die unterschiedlich vor- verdichtet sich die Bebauung. Anders als im restlichen springenden, ins steile Gelände gestemmten Trauf- Baselbiet hat die räumlich konzentrierte Situation mit seiten der Gehöfte einen räumlichen Sog. Sie liegen versetzten Höfen, engen Durchfahrten und Raum- hinter Vorplätzen, ähnlich wie auf der Südseite, nischen überlebt – wohl weil der Verkehrsdruck nach wo sich die Bauten hinter Gärten staffeln. Erst das Eröffnung des Hauensteintunnels hier geringer war oberste Gebäude tritt weiter in die Blickachse. Es als anderswo. Selbst die Brunnen folgen sich hier in wendet seinen Giebel nach unten und schliesst den kurzen Sequenzen. Talaufwärts wird der Strassen - Gassenzug ab.

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Der Kirchenbezirk Auf der Strassenseite gegenüber des Schulhauses Die selten harmonische und unverdorbene Anlage stehen traufseitig zwei lange Wohnhauszeilen, ehe - (0.1) wird durch Kirche (0.1.1), Pfarrscheune (0.1.2), malige Gehöfte des 19. Jahrhunderts (0.2.1), dicht an Pfarrhaus (0.1.3) und Einfriedung gebildet. Vom der Strasse. Sie beherbergten das erste Schulhaus Strassenraum her ist der Komplex vor allem durch des Orts und grenzen ein kleines bäuerliches Ensemble die spärlich befensterte Südfassade des Pfarrhauses (0.2), das auf derselben Geländestufe wie der Kirch- mit seinem weit über das Dach hinaufgezogenen bezirk ist, von der Strasse ab. Etwas tiefer zum Orts - Treppengiebel wirksam. Vom Eingang in den Kirch - kern hin liegt eine dritte Zeile mit grossflächig aus - bezirk bis zum Kirchengebäude besteht eine räum - geräumten Vorplätzen (0.2.2). Von hier aus führt in liche und architektonische Steigerung. Den gepfläster- sanften Schwüngen eine Strasse in den Ortskern ten Vorhof mit Brunnen fassen die dreiachsige Fas - hinab. In einer ersten Biegung steht das Milchlokal sadenfront des Pfarrhauses und dessen ummauerter (0.2.3). Über ihm erheben sich, schon am Übergang Garten sowie auf der gegenüberliegenden Seite zum Wieshang, zwei weitere Gehöfte mit dem ehe - ein niedrig ummauerter zweiter Garten mit Linden. Von maligen Restaurant «Zum Hirschen» (0.2.4). In einer hier aus führt eine Treppe durch die Öffnung der weiteren Strassenbiegung vermittelt ein für seine inneren Umfassungsmauer auf den erhöht gelegenen Zeit zwar typisches, aber in diesem Bauerndorf völlig Haupthof mit Kirche und Gottesacker. Hierauf ist unerwartetes Arbeiterwohnhaus mit Quergiebel auch die zweite Treppengiebelseite des Pfarrhauses (0.0.6) den Übergang in die Bebauung der Talsohle. mit einem kleinen überdachten Ausgang ausgerichtet. Umgebungen Die Kirche selbst steht allseitig frei, der ummauerte Die Landschaft um den an der Verzweigung der Kirchhof öffnet sich zudem mit einem Tor auf die Strassen von Stüsslingen nach Anwil, Wenslingen über Treppen steil vom Ortskern her ansteigende und liegenden Ort bestimmen die fla chen Gasse. Von diesem Zugang aus erscheint das Gottes- Hänge des Ergolztals (II). Weite Äcker und zahl - haus mit seinem nach Osten ausgerichteten und lose Obst-, vor allem Kirschbäume sorgen für eine durch filigrane Fenstergewände durchbrochenen aussergewöhnlich idyllische Wirkung. Von zentra - Chor isoliert auf einer Hügelkuppe. Die noch unüber - ler Bedeutung für den Ort ist die noch heute kaum bauten Wiesen an der Nordseite (I) verstärken die verbaute Terrasse um den Kirchbezirk (I). Ein zu - Wirkung des Kirchbezirks. Eindrücklich ist auch der nehmend beliebter Standort für Wohnhäuser wird der Blick von hier aus auf die verwinkelte Dachland - Talboden im Süden, und das kleine Neubauquartier schaft des Strassendorfteils mit den noch immer im Norden (IV) droht, sich bachaufwärts gegen den erhaltenen zahlreichen Ziegeleindeckungen. Ortskern hin auszudehnen. Hier sind bereits einige Neubauten (0.0.4, 0.0.10) wenig sensibel platziert. Die im Barock zum Ensemble hinzugekommene Pfarrscheune ist sowohl vom Haupt- wie vom Vorhof aus erschlossen. Sie stellt die Verbindung zu einem Empfehlungen seitlich liegenden kleinen Park her, der an die heutige Siehe auch die kategorisierten Erhaltungsziele Schule (0.0.1) angrenzt. Dieser vierachsige Heimat- stilbau mit Krüppelwalmdach, bossiertem Erdgeschoss Unbedingt notwendige, standortgebundene und Fachwerkgiebelgeschoss steht von der Strasse Nebenbauten sind am östlichen Rand des Ortskerns zurückgesetzt im Schulhausplatz mit zwei Platanen zu errichten und niedrig zu halten. und Brunnen. Allerdings wurde die daneben liegende Mehrzweckhalle ohne Sorgfalt angefügt (0.0.2). Ihre Nicht nur die Bauten, sondern auch ihre Vorgärten weit vorragende Terrasse über dem Eingang schafft und -plätze müssen gepflegt und erhalten werden. eine überdachte Verbindung zum Schulhaus.

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Renovationen und Umbauten an Bauernhäusern sollen so sorgfältig ausgeführt werden, dass sie ausser der Substanz auch die ursprünglichen Fassaden nicht verändern.

Bei der Sanierung von Anbauten (Lauben usw.) ist auf die ortstypischen Konstruktionselemente zu achten.

Der Kirchhügel (I) muss wegen der Fernwirkung mit einem Bauverbot belegt werden.

Bewertung Qualifikation des Dorfs im regionalen Vergleich

£ £ £ Lagequalitäten

Besondere Lagequalitäten als einst wichtiger Pass ort am Fusse des Juraüberganges der Schaf matt, ein- gebettet in die Wiesenhänge des Tafel juras. Grosse Weitwirkung des erhöht liegenden Kirchenbezirks.

£ £ £ Räumliche Qualitäten

Ausserordentliche räumliche Qualitäten aufgrund der kleinstädtisch dichten Raumfolge des Orts - kerns mit verwinkelter Stellung der Bauten, mit Verengungen, Nischen und Platzbildungen entlang der mehrfach geschwungenen Strasse. Imposan - ter Gegensatz zwischen dem Strassendorfteil im 2. Fassung 09.2008/shk, don Talboden und dem kompakten, erhöhten Ensemble Filme Nr. 5582–5584 (1983); des ummauerten Kirchenbezirks mit Pfarrhaus, 6594, 6893 (1985); Pfarrscheune, Beinhaus und Garten. 9678, 9732–9734 (2003) Fotograf: Firman Burke

Koordinaten Ortsregister £ £ £ Architekturhistorische Qualitäten 637.495/253.597

Besondere architekturhistorische Qualitäten dank Auftraggeber der vielen gut erhaltenen Bauernhäuser und Mühle- Bundesamt für Kultur BAK stuben aus dem 16. bis 18. Jahrhundert und vor allem Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege auch wegen des Sakralbezirks und der Kirche mit Auftragnehmer dem bedeutendsten spätgotischen Wandzyklus des Sibylle Heusser, dipl. Arch. ETH Büro für das ISOS Kantons. inventare.ch GmbH

ISOS Bundesinventar der schützens - werten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung

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