Auf Entdeckungstour rund um die Burgruine Hardegg bei Zweikirchen im Glantal

Von Roland Bäck

Ziel: Burgruine Hardegg oberhalb von Zweikirchen (Gemeinde Liebenfels, derzeit auch innen frei zugänglich) Anfahrt: Von Nord (Lendorf oder Pitzelstätten): auf der B95 (Turracher Bundesstraße) und der L69 (Glantal Landesstraße) Richtung Liebenfels bis Zweikirchen; von St. Veit oder Feldkirchen: über die B94 (St. Veit– Feldkirchen) bis Liebenfels und ab da auf der L69 (Glantal Landesstraße) Richtung Klagenfurt bis Zweikirchen; Einfahrt bis in das Ortszentrum Ausgangspunkt: Zweikirchen, Gemeinde Liebenfels, Polit. Bez. St. Veit a. d. , Ortszentrum (Kirche) Dauer: ca. 30–45 Minuten vom nachstehend beschriebenen Ausgangspunkt für den gemütlichen Aufstieg zu Fuß; vom Ort aus etwa 15 Minuten länger; die Anrainer geben gerne Auskunft über den Wegverlauf Sehenswürdigkeiten: mittelalterliche Burgruinen (Zwillingsburganlage), Kulturlandschaft mit Teichen, Blick über den Ort Zweikirchen und zum Ulrichsberg, Fernsicht ins Glantal bis zur Burg Taggenbrunn Routenbeschreibung: Nach der Einfahrt in den Ort folgt man in der Nähe des Feuerwehrhauses dem Wegweiser zur Ortschaft „Weitensfeld“ (nicht jenes im Gurktal!) und einer Hinweistafel „Pflegeheim“. Die Straße führt zuerst durch den Ort gegen den Berghang und dann steil nach links stetig auf den Berg durch Misch- und Nadelwald. Bei einer Gabelung im Wald unbedingt rechts halten bis zu einer Schranke mit einem Fahrverbotsschild. Dort besteht Parkmöglichkeit für ein bis zwei PKW‘s (in einer Ausweiche neben der Straße). Ab da geht es eine Schotterstraße entlang zu Fuß bergauf. Links oberhalb des Weges ist über einem frischen Schlag bald die Burg zu sehen. Nach einem rechts des Weges idyllisch gelegenen Bauernhaus mit Obstgarten (dem einzigen) nicht gerade weitergehen, sondern links abzweigen und nun steil bergauf wandern, bis links die Ruine zu sehen ist. Der Zugang zum Hof und in den Bergfried erfolgt über einen schmalen, durch dichten Bewuchs führenden Steig. Schwierigkeitsgrad: Bis zur Ruine leicht, teilweise auf Schotterstraße, abschnittweise auf nicht markierten aber gut begehbaren Wald- und Forstwegen. Für eine eingehendere Besichtigung der Burganlage sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Erfordernisse: Festes Schuhwerk, evtl. leichte Wanderausrüstung nach individuellem Bedarf Hinweis: Die Burgruine wurde zwar gesichert und instand gesetzt, ist aber von innen nur bedingt und auf eigene Gefahr zugänglich, worauf auch ein Schild am Zugangsweg hinweist. Obwohl eine Besichtigung möglich ist, sollte man in jedem Fall exponierte Ruinenteile meiden und sich wegen möglicherweise herabfallender Steine nicht in den ebenerdigen Gewölben und direkt unterhalb von hohen Mauern aufhalten. Tipp: Im Anschluss bietet sich ein Besuch der Pfarrkirche hl. Johannes d. T. und der Filialkirche hl. Stephanus im Ort „Zweikirchen“ sowie der Burgruine in Liebenfels an.

Wer an mittelalterlichen Höhenburgen Interesse hat, wird im Umfeld von St. Veit an der Glan viele lohnende Ziele für Kulturwanderungen finden. Eine der ehemals wichtigsten Burgen dieser Gegend war Hardegg, die man auf dem Weg zu bekannteren Zielen wie den Ruinen von Kraig leider oft links liegen lässt, ohne sie zu beachten. Der kurze Aufstieg zu der teilweise eingestürzten, in weiten Teilen aber noch gut erhaltenen, eindrucksvollen Ruine lohnt sich jedoch wie selten eine Burgenexkursion. Nicht zuletzt wird der hartnäckige Forscher belohnt, wenn er auch den abseits stehenden romanischen Wachturm und die Kapellenruine im Wald südlich der Hauptburg besucht, wohin sich nur selten jemand einen Weg durch das Strauchwerk bahnt. Der Name Hardegg leitet sich von der mittelhochdeutschen Bezeichnung „Hardeche“ ab, das ist das „Burgeck am Hart“ (= Wald).

Abb. links: Blick auf den heute eingestürzten Bergfried von Hardegg nach einer Zeichnung von Sophie Moro 1907 (Quelle: S. Moro, Architektonische Bilder, Repro: M. Maier)

Newsletter Nr. 3/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Die Burgruine befindet sich auf einem bewaldeten Bergrücken an der Südseite des Glantales und am Fuße des Ulrichsberges. Sie liegt unweit der Ortschaft Zweikirchen und ist bereits vom Ortszentrum aus gut erkennbar, da die Burg erfreulicherweise frei geschlägert wurde. Hardegg repräsentiert eine klassische „Zwillingsburganlage“ im Umfeld des herzoglichen Hofes in St. Veit und war im Mittelalter eine der Hauptburgen im „St. Veiter Burgenkranz“. Die Zahl an mittelalterlichen Wehrbauten ist in dieser Gegend durch die Nähe der Residenz der Herzöge und die zahlreich angrenzenden Herrschaftsbereiche anderer mächtiger Territorialherren besonders hoch. An derartigen Grenzpunkten sowie an strategisch günstigen Stellen errichtete man Burgen, die an verlässliche Gefolgsleute (Ministeriale) als Lehen vergeben wurden.

Die Burgruine Hardegg mit dem noch Blick auf den zer- Hof und Toreinfahrt der Kernburg zwischen den erhaltenen älteren Bergfried 2013 störten Palas und den beiden Türmen Zwinger (Fotos: R. Bäck)

Wie die meisten hochmittelalterlichen Burgbauten war Hardegg ein zweckmäßiger Bau mit einst zwei massiven Türmen, die als Bergfriede die Funktion eines letzten Zufluchtsortes in Gefahrensituationen erfüllten. Die auf einem Felsen ruhende Hauptburg war an drei Seiten durch ihre natürliche Lage geschützt. An einem Steilhang liegt das von der Angriffsseite abgewandte Tor zum Hof der Kernburg, wohin man nur durch einen gut verteidigbaren Zwinger eindringen konnte. An jener Stelle, wo sich das Terrain am flachsten gestaltet, war ein Vorhof mit Wehrmauern und einem Halbschalenturm zur Deckung der Flanken vorgelagert. In den Vorhof gelangte man ursprünglich durch ein Zugbrückentor. Während der Renaissancezeit erfolgten in der Burg Umbauten, die den Wohnkomfort heben sollten. Nach 1670 scheint sie nicht mehr bewohnt und dem Verfall preisgegeben worden zu sein.

Hardegg fand im Jahre 1134 das erste Mal eine urkundliche Erwähnung. Als erster Inhaber der Burg scheint zwischen 1124 und 1170 der Freie „Mengotus de Hardeche“ mit seinem Sohn „Gotpoldus“ auf. 1176 wird der herzogliche Ministeriale „Hartwich“ überliefert, mit welchem das angesehene Ministerialengeschlecht der Hardegger allerdings ausstarb. Die folgenden Lehensempfänger übernahmen deren Beinamen „von Hardegg“.

1264 kam es zu einem bedeutungsvollen Ereignis: Seifried von Mahrenberg verschenkte Hardegg an Bischof Berthold von Bamberg mit der Auflage, ein Zisterzienserkloster zu gründen, wozu es aber nicht kam. Die Mahrenberg stifteten vermutlich auch eine Kirche in Zweikirchen. Es folgten verschiedene Besitzer, unter denen sich neben anderen die Grafen von Görz und das Geschlecht der Freiberger befanden. Zwischen 1256 und 1346 wird die Burg

Wieder hergestellter Saal des Bergfriedes aus in Urkunden mehrfach als „castrum“, „haus“ sowie „purch dem 13./14. Jahrhundert (Foto: A. Bäck) und turn“ erwähnt.

Newsletter Nr. 3/2014 © Geschichtsverein für Kärnten 1346 kaufte Albrecht, Herzog von Österreich, Steiermark und Kärnten, Hardegg von den Freibergern und belehnte damit Friedrich und Konrad von Auffenstein samt deren Erben. Nachdem die Auffensteiner sich bei einer Verschwörung gegen die habsburgischen Landesfürsten Rudolf IV., Albrecht III. und Leopold III. beteiligt hatten, wurde ihnen der Besitz entzogen.

Die große Zeit der Ministerialen- geschlechter ging im 14. Jahr- hundert zu Ende. Bis ins 16. Jahrhundert wurde Hardegg von Pflegern verwaltet, dann folgten erneut mehrfache Besitzerwech- sel. Hardegg blieb in der Folge abwechselnd bei den Familien Kulmer und Kirchpucher. 1748 kaufte es Graf Ferdinand von Egger, der Interesse an den dazugehörigen, waldreichen Be- sitzungen hatte. Es blieb bis 1869 im Eigentum der Grafen Egger. Blick von der Ruine ins Glantal Richtung St. Veit (Foto: R. Bäck)

Nach einem kurzen Intermezzo eines Villacher Zelluloseunternehmens, das ebenfalls die Verwertung des Waldbesitzes im Auge hatte, kam die mittlerweile zur Ruine gewordene Burg in bäuerlichen Privatbesitz.

Der Besucher betritt die Anlage heute über einen schmalen Weg durchs Gebüsch, an dessen beiden Seiten noch die zusammengestürzten Überreste eines Torbaues und einer Wehrmauer aus dem Dickicht ragen. Nähert man sich der Burg, liegt zur rechten Hand ein gewaltiger und mit beinahe undurchdringlichem Jungwald bewachsener Schuttkegel des erst im 20. Jahrhundert eingestürzten Wohnturmes von Hardegg. Sowohl Markus Pernhart (1861) als auch Sophie von Moro (1907) haben das Bauwerk auf Bleistiftzeichnungen festgehalten. An den Ruinen des schlecht erhaltenen Wohntraktes vorbei, der zwischen den beiden vorher isoliert stehenden Türmen lag, geht es durch einen Zwinger. Seine hangseitige Mauer ist abgerutscht. Ein breiter und hoher Torbogen leitet in einen kleinen und ringsum von hohen Bauten umgebenen Hof, der kaum Licht erhält und deshalb düster wirkt.

Hardegg vom gegenüber liegenden Berghang aus gesehen. Ein vergleichbarer Blick auf Hardegg nach einer Ganz oben befindet sich der große Saal mit den Zeichnung von M. Pernhart 1861 (Quelle: Geschichts- Nischenfenstern (Foto: R. Bäck) verein, M. Pernhart, Repro: R. Bäck)

Newsletter Nr. 3/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Links steht der extrem dickwandige, ältere Bergfried von Hardegg aus dem 13./14. Jahrhundert. Eine kleine Pforte in der Ecke bildet den Zugang zu einer Wendeltreppe. Sie führt zwei Stockwerke hinauf in einen Saal mit neuem Holzboden und einer Balkendecke, die ein neues Dach trägt. Von den großen Fensternischen aus, die seitlich mit breiten Simsen ausgestattet sind, ergibt sich ein wunderbarer Blick über Zweikirchen auf der einen und das Glantal auf der anderen Raumseite. Bei klarem Wetter sieht man bis Taggenbrunn.

Einige hundert Meter südlich der Hauptburg erhebt sich gegenüber dem Burgfelsen eine bewaldete Kuppe, zu deren Fuß ein verwach- sener Forstweg hin- führt. Von da an geht es über kaum sichtbare Steige etwa 15 Minuten durch dichten Wald vorwärts, bis man auf einen zugewucherten Graben stößt, den man überqueren muss. Auf einer kleinen Erhebung direkt darüber steht man nun vor einem ge- mauerten romanischen Wachturm eines Vorwerkes mit roma- Wachturm, der von Aus dem Fels geschlagener Halsgraben nischem Mauerwerk und nachträglich Bäumen fast verdeckt des Vorwerkes beim Wachturm herausgemeißeltem Einstieg wird. (Fotos: R. Bäck)

Das Einstiegstor in den ursprünglich mit einem hölzernen Zwischenboden und Schießscharten versehenen Turm befindet sich hoch oben und ist unerreichbar. Dafür kann man heute durch eine, von Schatzgräbern leider in das sonst bestens erhaltene Mauerwerk geschlagene, niedrige Bresche in das Innere des Vorwerkturmes gelangen, um sich umzusehen.

Unmittelbar hinter dem Turm verläuft ein Halsgraben, aus dem vermutlich das Bauma- terial für den Turm stammt. Auch hier muss man hinüber, obwohl es keinen Weg mehr gibt. Dennoch fällt es nicht schwer, selbst einen Pfad durch das Unterholz zu suchen. Bereits nach kurzer Zeit tauchen Fundamente von Ge- bäuden und einzelnen Mauern auf, bis man plötzlich vor den letzten Resten einer kreis-

Überreste einer kreisrunden romanischen Kapelle in der Nähe des Vorwerkes runden Kapelle aus dem 12. (Foto: R. Bäck) Jahrhundert steht.

Newsletter Nr. 3/2014 © Geschichtsverein für Kärnten 1978 fand man hier bei Sicherungsmaßnahmen im Zuge einer Restaurierung (inzwischen wächst ungünstigerweise schon wieder Wald auf den Ruinen) spätgotische Wandmalereifragmente. Nach dieser Entdeckungstour wandert man die gleiche Strecke zurück zur Hauptburg und dann entlang der Straße hinunter nach Zweikirchen.

Literatur/Weiterführende Information:

Anmerkung: Einzelne (Zeit)Angaben in der zitierten Literatur stimmen nicht überein. Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Kärntens, hg. Bundesdenkmalamt (Wien 32001), 277f. Wilhelm Deuer, Burgen und Schlösser in Kärnten (= Kulturwanderungen 2, Klagenfurt 2008), 9–11. Claudia Fräss-Ehrfeld, Geschichte Kärntens, Bd. 1: Das Mittelalter (Klagenfurt 1984), 262, 393, 421, 437ff, 519, 523, 546. Geschichtsverein für Kärnten (Hg.), Markus Pernhart. Burgen und Schlösser in Kärnten: 194 Bleistiftzeichnungen aus der Zeit um 1860 (Reprint, Klagenfurt 1993), Blatt Nr. 92, 72. Karl Ginhart, Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes St. Veit [Gerichtsbezirke St. Veit, und Eberstein] (= Die Kunstdenkmäler Kärntens VI/2, Karl Ginhart (Hg.), Wien–Klagenfurt o. J.), 806f. Siegfried Hartwagner, Kärnten. Der Bezirk St. Veit an der Glan: Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen (= Österreichische Kunstmonographie 8, Salzburg 1977), 98. Hugo Henckel, Burgen und Schlösser in Kärnten, Bd. 2 (Klagenfurt–Wien 1964), 71f. Franz X. Kohla/Gustav Adolf /Gotbert Moro, Kärntner Burgenkunde. Ergebnisse und Hinweise in Übersicht, Tl. 1: Kärntens Burgen, Schlösser, Ansitze und wehrhafte Stätten […] (= Aus Forschung und Kunst 17/1, Klagenfurt erw. Aufl. 21973), 113f. Franz X. Kohla/Gustav Adolf Metnitz/Gotbert Moro, Kärntner Burgenkunde. Ergebnisse und Hinweise in Übersicht, Tl. 2: Quellen- und Literaturhinweise zur geschichtlichen und rechtlichen Stellung der Burgen, Schlösser und Ansitze […] (= Aus Forschung und Kunst 17/2, Klagenfurt 1973), 61f. Eberhard Kranzmayer, Ortsnamenbuch von Kärnten, Tl. 2: Alphabetisches Siedlungsbuch […] (= Archiv für vaterländische Geschichte 51, Klagenfurt 1958), 99. Max von Moro, Burgen, Ortsanlagen und Typen von Bauernhäusern, in: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. […] (Wien 1891), 157f. Sophie von Moro (Hg.), Architektonische Bilder aus Kärnthen. Gräfin Johanna Morozzo, geborene von Moro, gewidmet von ihrer dankbaren Schwester, Bd. 2 (München 1905), o. S. Otto Piper, Österreichische Burgen. Im Auftrage S[eine]r Exzellenz des regierenden Fürsten Johann von und zu Liechtenstein und S[eine]r Exzellenz des Grafen Hans Wilczek bearbeitet, Tl. 3 (Wien 1904), 42–45.

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