Evangelisch-Lutherische Landeskirche

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Evangelisch-Lutherische Landeskirche ELANELAN Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten Zeitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe Ausgabe 1 / 2012 • Frühjahr 2012 Ostern Konfirmation Zukunftskonferenz Gemeindekirchenratswahlen Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser! In einigen französischen Dörfern hat sich ein besonderer Brauch erhalten. Wenn am Oster- morgen die Kirchenglocken läuten, laufen Kin- der und Erwachsene zum Dorfbrunnen und waschen sich die Augen mit dem kühlen und klaren Brunnenwasser. Damit halten sie eine Predigt ohne Worte: Ostern schenkt einen neuen Blick, schenkt neue Augen. Solche Oster-Augen wünsche ich uns in den kommenden Tagen und Wochen.. Daß wir mit Ostern einen neuen Blickwinkel bekommen. Denn Oster-Augen sehen einen Weg, wo vorher keiner war, und im Ende schon einen neuen Anfang. Oster-Augen verschließen sich nicht vor der Not. Sie haben einen Blick dafür, wo das Leben zu kurz kommt. Sie erkennen, wo wir aufstehen müssen, gegen Eingefahre- nes und Erstarrtes. Oster-Augen sehen weiter und entdecken, dass der Glaube dem Leben auch auf die Sprünge helfen kann. Daher gilt für das Leben und diese Welt: Oster-Auge, sei wachsam. Josef Kalkusch, Karin Droste Redaktionsteam ELAN Foto: kd Geistliches Wort Ostern – die Botschaft unter der Schale so oder ähnlich gesprochen. Denn Auf dieses Wissen, im Kreislauf u Ostern gehen große und die Sitte, im Frühjahr Eier zu bemalen der Natur die Kraft des Lebens zu kleine Kinder wieder auf Eier- und zu verstecken, haben unsere Vor- beschwören, trafen die christlichen suche! Im Garten, bei schlech- fahren, die alten Germanen, schon Missionare. Und sie redeten den Ger- Ztem Wetter im Wohnzimmer, werden gepflegt, als sie die Botschaft von manen die Sitte mit dem Verstecken von Erwachsenen Eier versteckt, die der Auferstehung Jesu Christi noch und Suchen der Ostereier nicht aus, dann von Kindern am Ostermorgen gar nicht gekannt haben. Im Sym- sondern sie deuteten sie um – durch gesucht werden. Eine schöne Sitte! bol des Eies entdeckten sie den Gang den Hinweis auf die Auferstehung des Wenn meine inzwischen erwachse- des Lebens: Fruchtbarkeit siegt über gekreuzigten Jesus von Nazareth. Sein nen Kinder zu Ostern kommen, beste- Unfruchtbarkeit, das Leben über das Weg weist nicht nur auf einen Wan- hen sie darauf, dass sie auch in ihrem Verwesen, das Leben über den Tod. del in der Natur, in dem das Leben fortgeschrittenen Alter auf Eiersuche Das war bei den Germanen und bei wahrlich gewaltige Kräfte gegen den gehen dürfen. Ostereier, die die Kin- anderen Religionen offenbar ganz Tod entwickeln kann. Der Weg Jesu der im Garten oder erst recht in der irdisch gemeint. Von der Wirklichkeit von Nazareth durchbricht ein ewiges Wohnung einige Wochen nach Ostern der Auferstehung des gekreuzigten Werden und Vergehen, wie wir es an immer noch nicht gefunden haben, Christus war da noch gar nicht die der Natur beobachten können, wo streicht man für gewöhnlich vom Rede. Die alten Ägypter kannten übri- nach einem langen Winter mit einem Speiseplan – sie muss man nicht mehr gens den Brauch, ihren Toten Eier mit Mal in kaum mehr vermuteter Kraft suchen. Die verlorenen Eier machen auf die Reise zu geben, und das taten die Zweige ausschlagen. Im Weg Jesu schon von sich aus aufmerksam. Sie sie natürlich nicht, damit die Toten von Nazareth wird die Leben stiftende stinken! Denn sie gehen langsam in etwas zu essen hätten. Der Tote isst Kraft Gottes sichtbar, der den Tod ein einen anderen Zustand über, in den für allemal überwinden will – und zum der Verwesung. Alles Lebende hat Gespött erklärt. diesen Gang vor sich. Die von Hüh- nern gelegten Eier signalisieren: Es Für die ersten Christen war klar, was gibt neben dieser „kleinen“ Welt noch zwischen Ostern und Himmelfahrt für eine andere; und in die gelangen wir Erfahrungen gemacht werden kön- so oder so. Das ist bei Schokoladenei- nen: Lieber sich unter die Flügel des ern, die am Ostermorgen nicht gefun- unendlichen Gottes begeben, der in den werden und dann zu Pfingsten Jesus Christus der Welt den Weg ins oder zu Weihnachten beim Aufräu- Leben gewiesen hat, einen Weg, der men in ihren wohlgehüteten Verstek- unumkehrbar ist. Lieber sich unter ken entdeckt werden, nicht anders. die Flügel dieses barmherzigen Got- Genießbar sind sie nicht mehr! tes begeben, sich wärmen lassen und Foto: kd sich anstecken lassen in der Freude Entweder es geht dem Leben wie über den Anbruch einer neuen Wirk- einem jungen Frühlingsküken in der Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke lichkeit, die mit Jesu Auferstehung nur Eierschale, das vermutlich von der beginnt – und die auch auf uns und die großen abgebrühten Außenwelt vor- nicht viel, das wussten auch die Ägyp- uns Vorausgegangen, die wir schon zu geburtlich ein paar Geräusche wahr- ter. Die Beigabe für die Toten weist Grabe gebracht haben, wartet! Lieber nimmt und sonst nichts und das dann auf etwas anderes hin: Die Eier signa- so sich von der Osterfreude anstecken beim Anblick der großen weiten Welt, lisieren den Sterbenden und eben zu lassen, als nur abgebrüht und bis- nachdem es aus dem Ei geschlüpft Gestorbenen einen wichtigen Wunsch weilen grell bemalt auf den Tod und ist, aus dem Staunen nicht heraus- der Angehörigen: Fürchte dich nicht! die Verwesung zu warten. kommt. Oder aber das Leben hat uns Wir sind an deiner Seite – du gehst längst weichgekocht und abgekocht, momentan durch eine schwere Zeit – Frohe Ostern! uns vielleicht bunt bemalt und die der Weg in den Tod ist eng, aber dann Haarfarbe verändert – und doch dann wird es weit! Wie das Küken sich aus irgendwie vor der Zeit vergessen und den Eierschalen und der Enge befreit, In diesem Sinne bin ich mit frühzeitig zur Ruhe gebracht. Und es so gehst du momentan, der du uns herzlichen Grüßen Ihr bleibt nur noch die Verwesung – so vertraut und lieb gewesen bist, in oder so! Vermutlich haben die Missio- einen anderen Zustand über! Hinter nare aus Irland, die das Christentum dieser Welt liegt eine andere, ganz zu den Germanen gebracht haben, andere. Dr. Karl-Hinrich Manzke, Landesbischof 3 Informationen Theologische Information Kern und Botschaft des Osterfestes der Passions- oder auch Fastenzeit zutischen. Das passte auch zu den ein: die Karwoche, auch „stille“ oder alten, für die vorösterliche Passions- stern ist das älteste und „heilige“ Woche genant. „Kar“ kommt und Fastenzeit vorgegebenen Spei- höchste Fest der Christen- von althochdeutsch „kara“ und sevorschriften, die Fleischgerichte heit. Ohne Ostern gäbe es bedeutet Trauer, Klage, Leid. Wenn in verboten. Gleichzeitig ist der Gün- Okein Weihnachten, kein Pfingsten. der Woche vor Ostern Gründonners- donnerstag der erste Tag des „Tridu- tag im kirchlichen Kalender steht, hat ums“, jener drei Tage, in denen das Vom Osterfest als Keimzelle aus hat das mit der Farbe „Grün“ aber erstmal Gedächtnis des Leidens und Sterbens sich das Kirchenjahr entwickelt. Schon nichts zu tun. Gründonnerstag wird im Christi seinen Höhepunkt erreicht. Gedenken an das letzte Abendmahl früh wurde das Osterfest bezeugt. begangen, das Jesus zusammen mit Im 2. Jahrhundert bildete sich eine Der Karfreitag ist der Tag der Kreu- seinen Jüngern gefeiert hat. Anschlie- jährliche Begehung des Auferste- zigung Jesu. Er ist ein Bußtag , dies ßend wurde er von Judas verraten und hungsgedächtnisses heraus, bis dahin drückt sich auch in der besonderen später zum Tod am Kreuz verurteilt. ist Ostern in der christlichen Kirche Form des Gottesdienstes aus. In vie- Angelehnt daran meinen viele For- an jedem Sonntag gefeiert worden. len Gemeinden schweigen die Glocken scher, das „grün“ in Gründonnerstag und schweigt die Orgel, der Altar wird sei von dem Wort „greinen“ herzu- Die Botschaft an Ostern lautet: Chris- schwarz verhängt oder auch abge- leiten, was „klagen“ oder „weinen“ tus ist auferstanden. Diesen Satz räumt. Der Karsamstag, fälschlicher- bedeutet. Es gibt es auch eine volks- sprechen sich Christen überall auf weise auch Ostersamstag genannt, tümliche Gründonnerstag-Deutung. der Welt am Ostermorgen gegen- ist der Tag der Grabesruhe des Herrn. Und demnach ist es tatsächlich die seitig zu: „Der Herr ist auferstan- Vielfach beginnen aber auch schon Farbe, die dem Tag seinen Namen den, er ist wahrhaftig auferstanden.“ die Auferstehungsfeiern am späten gab. Seit alters her war man über- Abend. Von Palmsonntag bis Ostern zeugt, dass den ersten Kräutern des Jahres ebenso wie den um diese Zeit er „Palmsonntag“, der seinen gelegten Eiern besondere Kräfte inne- Namen von den beim Einzug wohnen, die es zu nutzen galt. So lag s folgt das Osterfest. Der Wen- Jesu in Jerusalem erwähnten es dann nahe, am Gründonnerstag depunkt von der Buß- zur Freu- DPalmen hat, leitet die letzte Woche vitaminreiche „grüne Speisen“ auf- denzeit war in d er alten Kirche Edie Ostervigil, d. h. der den Auferste- hungstag einleitende Nachtgottes- dienst. In der frühchristlichen Kirche waren Taufen in der Osternacht sehr beliebt. Ostern ist das Sinnbild für Erlösung und den Sieg des Lebens über den Tod. Seit dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 bestimmt der Sonntag nach dem ers- ten Frühjahrsvollmond den Osterter- min. Der Ostertag als Tag der jubeln- den Auferstehungsfreude leitet eine 50tägige Freudenzeit ein, die mit dem Pfingstfest (Pfingsten, griechisch pentecoste = der Fünfzigste) endet. Übrigens geht das Osterfest aus einer urchristlichen Passah-Feier hervor, die sich aus dem jüdischen Passahfest entwickelte. jk Foto: kd 4 Adventszeit AdventszeitOstern Die Ostergeschichte Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein wegge- wälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hat- te ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten.
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