Drei Medaillenkandidaten Als Zusammengeschweißtes Team
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Freitag, den 8. August 2008 SPORT 27 Muller zum Auftakt Wackelt der Thron gegen Algerierin Haddad von Olympique Lyon? Auslosung der ersten Runde im Judo-Turnier Saisonstart der Fußball-Meisterschaft der Frauen (-52 kg). Seite 28 am Wochenende in Frankreich. Seite 31 Hohe Erwartungen bereits am Samstag mit der Entscheidung im Straßenrennen Saisonabschluss Programm nach Ermessen Ihre jeweiligen Teams haben Drei Medaillenkandidaten als den Gebrüdern Schleck wie auch Kirchen einen recht großen Ermessensspielraum zugestanden, wie sie ihren zusammengeschweißtes Team Saisonabschluss programmie- ren wollen. Als einziges „Must“ gilt für alle drei der Gebrüder Fränk und Andy Schleck sowie Kirchen im Favoritenkreis Start bei der WM in Varese (I), der wohlverstanden nicht VON LW-MITARBEITER in der Kompetenz der Mann- PIERRE GRICIUS (PEKING) schaften, sondern der FSCL liegt. Beim Thema der besten Luxembur- Weil die Ermüdung im An- ger Chancen in Peking werden un- schluss an die Tour de weigerlich die Radsportler an ers- France doch beträchtlich ter Stelle genannt. Fränk und Andy war, hatte F. Schleck bei CSC Schleck sowie Kim Kirchen gehören den Wunsch ausgedrückt, an diesem Samstag auf der 245,4 von der Teilnahme an der km langen Strecke zum erweiterten Clásica San Sebastián freige- Favoritenkreis. stellt zu werden. Das war überhaupt kein Problem. Die besten Aussichten werden da- A. Schleck spricht von einer bei Kirchen zugetraut, vor allem, „sehr schweren Saison.“ Seit sollte es innerhalb einer mehr der Tour de Luxembourg oder weniger großen Gruppe, der habe er jeden Tag auf dem er angehören würde, zur Spurtent- Rennrad gesessen. Er sehne scheidung kommen. Vor vier Jah- eine Ruhepause herbei. ren beim olympischen Straßen- Für Kirchen steht nach dem rennen in Athen ist der Rameldin- Straßenrennen noch am Mitt- ger auf den Geschmack gekom- woch das Zeitfahren an: men; er wurde Sechster mit einem „Dann will ich eine Woche Rückstand von nur 12" auf den Ferien machen. Ich freue Italiener Paolo Bettini. mich auf die WM Ende Mit etwas Glück hätte Kirchen September, dann ist aber de- damals eine Medaille gewinnen finitiv Schluss mit der Sai- können. Im Schlussteil hatte er son.“ attackiert, war aber wieder einge- fangen worden, als direkt an- schließend Bettini, Sergio Pau- linho (P) und Axel Merckx (B) das Beim Training in Peking: Andy Schleck, Kim Kirchen und Fränk Schleck brennen auf das Rennen. (FOTOS: GUY WOLFF) Das olympische Straßenrennen Weite suchten, sprang der Luxem- Bereits 1896 burger nicht in deren Hinterrad, bei den Italienern. Man wird sehen liener und die Russen als ausichts- Training; als ich den Schlusskurs weil er das Gefühl hatte, auch müssen, wer am besten drauf ist in reichste Teams nennt, glaubt A. abgefahren bin, hat er mich moti- auf dem Programm diese Attacke sei aussichtslos. den fünf letzten Runden. Vorher Schleck an die Chancen von Betti- viert.“ Generell vertritt der Co- Bereits bei den ersten Olympi- War es aber leider für den Luxem- ist es nicht an uns, das Rennen ni: „Ich habe ihn bei der Clásica lumbia-Profi die Auffassung, seine schen Spielen der Neuzeit 1896 burger nicht. direkt zu kontrollieren“, so F. San Sebastián beobachtet, er hat bisherige Saison mit u. a. dem in Athen stand ein Straßenren- Ganz klar wollen die drei Lu- Schleck, der ohne Wenn und Aber einen sehr guten Eindruck hinter- Triumph bei der Flèche Wallonne nen auf dem Programm. Damals xemburger Asse sich nicht im Feld auf den Teamgeist setzt: „Wenn es lassen, auch wenn er ein bisschen und den Leistungen bei der Tour gewann nach nur 87 km im Al- verstecken, sondern gegebenen- zum Beispiel in einer Frontgruppe an Explosivität verloren zu haben de France als vollauf gelungen be- leingang der Grieche Aristidis falls Angreifergruppen integrie- von 18 Mann zum Spurt kommt, scheint.“ Unter den Spaniern ist zeichnen zu können: „Das, was Konstantinidis vor August Gö- ren. Aufgrund der Länge der Stre- dann ist ganz klar, dass wir Kim der 23-Jährige der Meinung, dass noch kommen kann, ist eine Zu- drich (D) und dem Briten Ed- cke und des selektiven Schlusspar- unterstützen, er hat im Finish die Oscar Freire im Auge zu behalten gabe.“ ward Battell. cours mit sieben Anstiegen (je- besten Chancen.“ sei. Es dauerte bis 1936 (Berlin), ehe weils 350 Höhenmeter) erwartet Während F. Schleck der Ansicht Kirchen ist bereits seit einer wieder ein olympisches Straßen- sich der ältere der Schleck-Brüder ist, es gebe keinen Topfavoriten vollen Woche vor Ort: „Ich habe 245,4 km langer Parcours rennen gestartet wurde. Eine möglicherweise eine „Course par und generell die Spanier, die Ita- mich relativ wohlgefühlt beim Unterschiedliche Start- wichtige Änderung erfolgte 1996 élimination“, wo zum Schluss nur (Atlanta), wo erstmals die Profis noch die Stärksten sich vorne wie- und Zielbereiche (offizieller Ausdruck: Elite mit derfinden: „Der Parcours ist sehr Beim olympischen Straßen- Kontrakt) teilnahmeberechtigt schwer. Der Anstieg, in drei, vier rennen gibt es eine Premiere, waren. Stufen ist nicht sehr steil, aber der Startbereich ist an einer zum Schluss wird die Ermüdung Olympiasieger im Straßenrennen anderen Stelle als die Zielan- eine Rolle spielen, auch aufgrund kunft. Nach dem Start im 1896 in Athen: Aristidis Konstantinidis (GR) der Hitzebedingungen. Es wird Stadtzentrum um 11 Uhr (5 1936 in Berlin: Robert Charpentier (F) meiner Meinung nach darauf an- Uhr MESZ) geht es u. a. über 1948 in London: José Beyart (F) kommen, abzuwarten.“ den Tiananmen-Platz auf brei- 1952 in Helsinki: André Noyelle (B) Kein designierter Leader ten Boulevards aus der Me- 1956 in Melbourne: Ercole Baldini (I) tropole während 102 km in 1960 in Rom: Viktor Kapitonov (UdSSR) Das heißt aber keinesfalls, dass die nördlicher Richtung hinauf 1964 in Tokio: Mario Zanin (I) Luxemburger sich partout im Feld zur Großen Mauer, wo an- 1968 in Mexico City: Pierfranco Vianelli (I) aufhalten werden. Vorgesehen ist, schließend sieben Runden zu 1972 in München: Hennie Kuiper (NL) je nach Rennverlauf, dass sie je 23,8 km anstehen. Hier sind 1976 in Montréal: Bernt Johansson (S) wechselweise Angreifergruppen auf engen Straßen und inner- 1980 in Moskau: Sergey Soukhoroutchenko integrieren, falls diese sich erfolg- halb von mehreren Anstiegen (UdSSR) versprechend anlassen. pro Umrundung 350 Höhen- 1984 in Los Angeles: Alexi Grewal (USA) Eine der Spezifizitäten bei der meter zu bewältigen. Die Ziel- 1988 in Seoul: Olaf Ludwig (DDR) Luxemburger Mannschaft besteht ankunft ist mit einem vorge- 1992 in Barcelona: Fabio Casatelli (I) darin, dass sie keinen designierten sehenen Schnitt von 38 Stun- 1996 in Atlanta: Pascal Richard (CH) Leader hat. „Das ist bei anderen denkilometern für 17.30 Uhr 2000 in Sydney: Jan Ullrich (D) Mannschaften auch der Fall, vor (11.30 Uhr MESZ) vorgesehen. 2004 in Athen: Paolo Bettini (I) allem bei den Spaniern, aber auch Das Luxemburger Trio mit Nationaltrainer Bernhard Baldinger. OLYMPISCHE SOMMERSPIELE vom 8. bis 24. August 2008 Partenaire du COSL 28 Luxemburger Wort – Freitag, den 8. August 2008 DER KOMMENTAR Erste Runde im Judo-Turnier der Frauen (-52 kg) Good will VON PIERRE GRICIUS Nicht gerade die Wunschgegnerin Heute beginnen die Olym- pischen Spiele in Peking und al- les geht seinen Gang, fast routi- Judoka Muller trifft auf Algerierin Haddad, Nummer zehn der Weltrangliste nemäßig ist man geneigt hinzu- zufügen. Das IOC hat gerade Judoka Marie Muller (WR 34) er- seine Sitzungen beendet, mit hielt gestern mit Soraya Haddad, den Wahlgeschäften, wo übri- die Nummer zehn der Weltrang- gens die Marokkanerin Nawal El liste, nicht gerade eine Wunsch- Moutawakel, die Olympiasiege- gegnerin zugelost. Die 24 Jahre rin von Los Angeles 1984 im alte Algerierin verfügt über ein- 400-m-Hürdenlauf, problemlos schlägige Olympiaerfahrung, er- für weitere acht Jahre wiederge- reichte sie doch vor vier Jahren in wählt wurde und sich als erstes Athen Rang neun, damals in der eines Küsschens von Großher- Kategorie bis 48 kg. zog Henri, der neben ihr saß, er- 2005 bei der WM war Haddad freuen durfte. Die Offiziellen an sogar Dritte (-48 kg), wobei sie nur den verschiedenen Sportstätten gegen die spätere Weltmeisterin nehmen letzte Einstellungen Bermoy aus Kuba verlor, und im vor, die Journalisten tippen ihre Vorjahr bei den Welttitelkämpfen Vorberichte in die Laptops. in Rio de Janeiro, wo sie in die Olympic business as usual. höhere Gewichtsklasse gewech- Keine Spur von Nervosität, fast selt war, Siebte. kein Herummeckern und keine Für Muller ist Haddad keine Klagen, dass die Busse nicht Unbekannte, auch wenn der letzte pünktlich wegfahren. Sie sind von zwei Kämpfen, wo beide pünktlich, auf die Minute genau. aufeinandertrafen, bereits um Der Olympiazug scheint wie ge- zwei Jahre zurückliegt. Die Bilanz schmiert zu laufen, schon ehe spricht mit 2:0 deutlich für Had- diese Spiele eigentlich begon- dad. Gleich zweimal verlor Muller nen haben. Auch die Sicher- vorzeitig, beide Male auf eine ähn- heitskräfte geben sich souverän. liche Art und Weise, sie ließ sich Die Lage ist unter Kontrolle, und nämlich über die Beine aushebeln. Marie Muller (l.) bekommt es mit einer hartnäckigen Gegnerin in Runde eins zu tun. (FOTO: GUY WOLFF) wir lassen uns von niemandem „Haddad kämpft eher mit der nervös machen, so lautet die Kraft als mit der Technik, sie ist versuchen, den Kampf zu ihren Algeriens Sport einer beträchtli- Die Zielsetzung ist klar, Haddad Botschaft. Als vorgestern auf zudem aufgrund ihrer Körper- Gunsten zu gestalten. chen Ernüchterung gleichkom- will in Peking eine Medaille. Ihren dem Olympiagelände