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Anmerkungen Künste und Medizinalwesen. Acta Borussica N. F. R. 2: Preus- Gunter Schöbel sen als Kulturstaat ( 2010). 1 H. Mommsen, Beamtentum im Dritten Reich (Stuttgart 8 Zit. nach Nagel (Anm. 2) 32. 1966). – R. Bollmus, Das und seine Gegner. Stu- 9 Ebd. 75–77. dien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschafts- 10 Der ungewöhnliche Ministeriumsaufbau erregte den Wider- Die Einflussnahme des „Amtes Rosenberg“ system (Stuttgart 1970). – M. H. Kater, Das „“ der SS spruch des Staatssekretärs Wilhelm Stuckart, der deswegen 1935–1945. Ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reichs auch bald darauf in das Reichsinnenministerium wechselte; 3 auf die Rheinprovinz (Stuttgart 1974). – R. G. Reuth, Goebbels. Eine Biographie dazu ebd. 76 f. (München 2004). – S. Flachowsky, Von der Notgemeinschaft 11 Zur Finanzlage des Ministeriums ebd. 90–100. zum Reichsforschungsrat. Wissenschaftspolitik im Kontext von 12 Die Aufnahme erfolgte am 1.3.1934, Heß hatte sich persön- Autarkie, Aufrüstung und Krieg (Stuttgart 2008). lich für von Staa eingesetzt; dies nach einem Dokument in den 2 Dazu nun: A. C. Nagel, Hitlers Bildungsreformer. Das Personalunterlagen von Staas, Bundesarchiv (BArch), Berlin, Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbil- PK L 377. – Zu dessen Tätigkeit vor 1933: Nagel (Anm. 2) 37–39. dung 1934–1945 (Frankfurt am Main 2012). – Vgl. auch: U. Pe- 13 Brief von Heß an Reichsschatzmeister dersen, Bernhard Rust. Ein nationalsozialistischer Bildungspoli- vom 9.4.1934, BArch, Berlin, PK G 401. Der Forschungsstand von Reinhard Bollmus tiker vor dem Hintergrund seiner Zeit (Braunschweig 1994). 14 Nagel (Anm. 2) 119 f. 1970 bis 2012 3 Goebbels Sicht auf Rust fand früh Eingang bei Helmut Hei- 15 Graf von Baudissin war unter Verdacht geraten, die von ihm ber, Walter Frank und sein „Reichsinstitut für Geschichte des indizierten Werke moderner Malerei unter der Hand verkauft zu Zu den Zielen des „Beauftragten des Führers für die neuen Deutschlands“ (Stuttgart 1966) 641 f. haben. Dazu R. Möller, „Entartete Kunst in Soest“. Ausstellung Überwachung der gesamten geistigen und weltan- 4 Den Anfang zu einer Neubewertung des Rust’schen Ministe- im Wilhelm-Morgner-Haus der Stadt Soest vom 21. April bis 23. schaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“ riums machte N. Hammerstein, Die Deutsche Forschungsge- Mai 2003. Soester Zeitschr. 115, 2003, 114–125 hier 117. („Amt Rosenberg“) zählten ab 1934 die Neuausrich- meinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. 16 Wiederholt mahnte der Amtschef die Bergung der Quadriga Wissenschaftspolitik in Republik und Diktatur 1920–1945 an. Dies wurde abgelehnt und die kunsthistorisch wertvolle tung der deutschen Vorgeschichtsforschung sowie (München 1999). Plastik im Bombenkrieg vollständig zerstört. Dazu Nagel der Aufbau eines Reichsinstituts für deutsche Vorge- 5 Das Folgende nach Nagel (Anm. 2) 40–49. (Anm. 2) 121 mit Anm. 231. schichte. 6 Allgemein dazu: K. G. A. Jeserich/H. Pohl/G.-Ch. von Un- 17 Vgl. Beitrag E. Buttler in diesem Band. Die „Deutsche Vorgeschichtsforschung im Dritten 18 ruh (Hrsg.), Deutsche Verwaltungsgeschichte 4. Das Reich als Nagel (Anm. 2) 199–202. Reich“ forderte nach den bereits 1932 in den Natio- Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus (Stuttgart 19 Vgl. Beitrag Schöbel in diesem Band. nalsozialistischen Monatsheften durch Hans Reinerth 1985) 112–137. 20 Hierzu sachkundig: D. Mahsarski, (1905– vorgelegten Plänen (Abb. 1) eine reichsweite Koordi- 7 Dazu B. vom Brocke, Kultusministerien und Wissenschafts- 1990). Ein deutscher Prähistoriker zwischen nationalsozialis- verwaltung in Deutschland und Österreich: Systembrüche und tischer Ideologie und wissenschaftlicher Objektivität (Rahden/ nation der wesentlichen Säulen der archäologischen Kontinuitäten 1918/19 – 1933/38 – 1945/46. In: R. vom Westf. 2011). Wissenschaft: der Lehre und Forschung an den Uni- Bruch/B. Kaderas (Hrsg.), Wissenschaften und Wissenschafts- 21 Vgl. Beitrag Fehr in diesem Band. versitäten, des Denkmalschutzes in den Ländern politik. Bestandsaufnahmen zu Formationen, Brüchen und und der Arbeit in den Museen und Schulen. Ein im Kontinuitäten im Deutschland des 20. Jahrhunderts (Stuttgart Grundsatz moderner Plan, der jedoch die bestehenden 2002) 193–214 hier 201–203. – Zur Geschichte des preußischen Kulturhoheiten nicht respektierte, von der ethnischen großen Altertumsverbände möglichst schnell erfolgen, Abb. 1 Die Thesen Kultusministeriums liegen inzwischen mehrere, von der Berlin- Abbildungsnachweis Deutung der archäologischen Hinterlassenschaften bevor andere dem „Amt Rosenberg“ im Machtappa- Hans Reinerths zur Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften herausgege- Vorgeschichts- bene Bände vor. Vgl. hier nur: W. Neugebauer (Hrsg.), Das 1 zeitgenössische Postkarte ausging und unter dem Blickwinkel einer völkisch- rat der NSDAP zuvorkommen konnten, beispielswei- forschung in den preußische Kultusministerium als Staatsbehörde und gesell- 2–3 Bildarchiv Foto Marburg ideologischen Deutung stand. Die Auseinanderset- se Reichsminister Darré und Reichsführer SS (RFSS) © Nationalsozialis- schaftliche Agentur (1817–1934) 2.1. Das Kultusministerium 4 aus: W. Buttler, Merkheft zum Schutz der Bodenalter- zungen in der Rheinprovinz begannen dabei nicht erst Himmler mit ihren eigenen politischen und kulturel- tischen Monatshef- auf seinen Wirkungsfeldern Schule, Wissenschaft, Kirchen, tümer (o. O., o. J.) Titelblatt. 1933 und es ging weniger um einen grundsätzlich me- len Bestrebungen, bei denen eine Legitimation durch ten vom 27. Juni 1932. thodisch unterschiedlichen Wissenschaftsansatz der die Wissenschaften zunehmend wichtiger wurde.2 Opponenten als vielmehr um eine organisatorische Die von bereits 1928 initiierte Na- Klärung der Zuständigkeiten und Machtmittel mit Hil- tionalsozialistische Gesellschaft für deutsche Kultur, fe der Politik. Es war im Prinzip ein Kampf um Inte- später Kampfbund für deutsche Kultur (KfdK),3 der ressen, Geld, Stellen und Status im NS-Staat wie dies (Abb. 2) schon im Gründungsjahr an- etwa zuletzt Anja Heuss, Christina Hebben, Judith gehörte, hatte nach der „Machtergreifung“ eine gün- Schachtmann und Thomas Widera, Martijn Eickhoff, stige Ausgangsposition und warb mit der Idee eines Uta Halle, Jean Pierre Legendre und Otto H. Urban eigenen Reichsinstituts. Diese war von der Kossinna- aufzeigen konnten.1 Schule (der Gesellschaft für Deutsche Vorgeschich- Zur Umsetzung eines zentralen Reichsinstitutes be- te, GDV) erstmals 1925 – aber vorher schon von der durfte es der Mithilfe von Hochschullehrern und ein- Virchow-Schule (der Deutschen Anthropologischen flussreicher Organisationen, aber auch der Vereine, Gesellschaft, DGAEU, 1919) – öffentlich vertreten wor- der NSDAP und ihrer Gliederungen. Daher musste den, war also keine Erfindung des Rosenbergflügels.4 eine grundlegende Gleichschaltung im Bereich der Die Bemühungen des „Amtes Rosenberg“ unter sei- 48 Archäologie und Bodendenkmalpflege in der Rheinprovinz 1920–1945 Gunter Schöbel | Die Einflussnahme des „Amtes Rosenberg“ auf die Rheinprovinz 49

nem Beauftragten für die Vorgeschichte, Hans Rei- Bernhard Rust an der Spitze und die Verlautbarungen nerth (Abb. 3), ab 1934 Einfluss auf Forschung, Lehre, Adolf Hitlers zum Reichsinstitut erbrachten bei den Denkmalpflege, Museen und Verbände auszuüben, Organisationsfragen keine entscheidenden Wen- scheiterten früh – so Reinhard Bollmus. Dies wurde dungen. Die Mitteilung Martin Bormanns vom 4. Juli bei der Lehre spätestens 1939 anlässlich der Ausei- 1940, dass der Reichsinstitutsplan bis zum Ende des nandersetzungen über die Salzburger Wissenschafts- Krieges ruhen soll, beendete die erfolglosen Versuche wochen der SS-Organisation „Ahnenerbe“ deutlich.5 Rosenbergs, Zugriff auf die Vor- und Frühgeschichte Die Bestrebungen in Richtung der Vereine, Museen in Deutschland zu erhalten, endgültig.7 Das Ende der und Denkmalämter waren aber nach neuestem For- Gleichschaltungsversuche auch im Rheinland durch schungsstand bereits 1935 oder früher durch die Ge- das „Amt Rosenberg“ wurde durch die Einleitung von geninitiativen des Archäologischen Instituts des Deut- Ermittlungen gegen den Beauftragten des Amtes Hans schen Reiches (AIDR), der Römisch-Germanischen Reinerth ab 1937 öffentlich. Die Ermittlungen führten Kommission (RGK), der SS – wie etwa Uta Halle zu Verhandlungen vor dem Obersten Parteigericht zeigen konnten – stark begrenzt worden.6 Der von unter Parteirichter Walter Buch und endeten am 27. Hanns-Joachim Apffelstaedt und Josef Terboven in der Februar 1945 mit dem Parteiausschluss Reinerths. Rheinprovinz initiierte Zusammenschluss von Nord- Dies zeigt, dass die Bemühungen des „Beauftragten deutschem sowie Süd- und Westdeutschem Alter- des Beauftragten“ in den Fußstapfen Gustaf Kossinnas tumsverband 1936 bildete diesbezüglich eine nach au- und auch Rudolf Virchows wegen massiver Diskredi- ßen sichtbare Zeitmarke. Im Westen und insbesondere tierungsversuche „der Gegner“ nicht fruchteten und im Rheinland waren die politischen Entscheidungen mächtigere Gruppierungen und bessere Netzwerke gegen die Gruppe Reinerth hinter den Kulissen jedoch innerhalb der Archäologie im NS-Staat die Oberhand Abb. 4 Mitteilung bereits im November 1933 gefallen. Das immer wie- behielten.8 von Stabsleiter der um Vermittlung angerufene Reichsministerium für Stabsleiter Gerhard Utikal zitiert am 23. März 1945 Utikal, „Amt Rosen- berg“, an Reinerth Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung („Reichs- aus dem Urteil gegen Reinerth die Gründe für den vom 23. März 1945, erziehungsministerium“, REM) in Berlin mit Minister Ausschluss: „Begründet wird der Beschluss […] in er- den Parteiausschluss ster Linie durch Ihre freundschaftlichen wissenschaftli- betreffend. chen Beziehungen zu Juden (Dr. Bersu-Frankfurt und M. Vierfelder-Buchau), die das Gericht als erwiesen die Rosenbergseite vertrat, im noch nicht vollständig den Briefkontakten im württembergischen Raum um annimmt. Aber auch die angebliche Diffamierung erschlossenen Archiv Unteruhldingen zur Verfügung.9 Tübingen, seinem Wohn- und Arbeitsort bis 1934, in alter Kämpfer der NSDAP (Terboven, Haake, Apfel- den Ausgrabungsrevieren Süddeutschlands und der städt usw. [SA-Angehörige; G. S.]) wird erwähnt. […] Schweiz sowie um Berlin auf. Eine Exkursion nach In Wahrheit aber sind es die Ihnen schon seit Jahren Der aktualisierte Sachstand nach Erschließung Skandinavien, eine Konzentration in Frankfurt bei feindlich gesinnten obersten SS-Kreise und das ‚Ah- der ersten Quellen zum KfdK des Archivs der RGK und eine in München ist zu erkennen. Die nenerbe’, die schon hinter der Anklage standen und Reinerth 2012 Rheinprovinz mit den Zentren Köln, Bonn, Trier ist Abb. 2 Kossinna, deren Wünschen sich der Chef der Parteikanzlei auch dagegen schwächer repräsentiert. Ein starker Kontakt- Engel und Reinerth jetzt nicht entziehen konnte. Denn der Beschluss ist 6300 Briefe und Dokumente der Jahre 1930–1934 punkt liegt in Duisburg-Hamborn, dem Wohnort des auf der Tagung der durch Reichsleiter Bormann bereits bestätigt“ (Abb. 4). (von insgesamt 123 000 erhaltenen aus dem Zeit- Kossinna- und Schmidt-Schülers Rudolf Stampfuß10� GDV in Magdeburg Mit Forderungen zur Neuausrichtung der Vorge- raum 1918–1986) des Tübinger Universitätslehrers (Abb. 7), dessen Korrespondenz im Abgleich mit den im September 1928. schichtsforschung (Abb. 1) im „Dritten Reich“ in den sind vorhanden. Sie zeigen auf einer Verbreitungskar- bekannten Quellen die Entwicklung in der Rheinpro- NS-Monatsheften von 1932 und dem Parteiausschluss- te Europas nach Orten (Abb. 5) die Dichte der vor- vinz in diesen Jahren skizziert. dokument von 1945 (Abb. 4) lassen sich die Vorstöße liegenden Überlieferung in diesem Zeitraum für die Nach Aktenlage beauftragte Hitler Rosenberg 1927 des Rosenbergflügels im Rahmen der Gleichschaltung Wissenschaftler im Lager Alfred Rosenbergs allein im mit der Entwicklung der Nationalsozialistischen Ge- und die Reaktion in der Rheinprovinz umklammern. Archivbestand Unteruhldingen an. Privat- und Ge- sellschaft für deutsche Kultur, die am 4. Januar 1928 Für eine breit angelegte quellenkritische Analyse schäftsbriefe veranschaulichen das Beziehungsnetz in München gegründet und am 19. Dezember 1928 stehen heute nach den grundlegenden Arbeiten von des aus Bistritz in Siebenbürgen stammenden Urge- in Kampfbund für deutsche Kultur umbenannt wur- Bollmus, Bouresh, Pinsker, Kuhnen, Legendre et al. schichtlers, der bis 1928 unter seinem Lehrer Robert de.11 Gründungsmitglieder waren Heinrich Himmler, für die Fragestellung erstmals auch die Primärdoku- stellvertretender Generalsekretär und Georg Strasser, die Verleger Hugo Bruckmann und mente der Fachgruppe für deutsche Vorgeschichte Schriftleiter der DGAEU und ab 1929 auf Anregung Julius Friedrich Lehmann, Winifred Wagner, aber Abb. 3 Rosenberg im KfdK (1932–34), des Reichsbundes für Deutsche Gustaf Kossinnas stellvertretender Schriftführer der auch Gustaf Kossinna.12 Auch der spätere preußische und Reinerth am 16. Oktober 1937 in Vorgeschichte (1934–39) sowie die Privatkorrespon- GDV war. Häufungen auf der nicht quantifizierten Minister für Erziehung, Bernhard Rust, entstammte Unteruhldingen. denz Hans Reinerths (1918–1986), der federführend Verbreitungskarte für Deutschland (Abb. 6) treten bei diesen Reihen, die sofort als „kulturpolitische Sozia- 50 Archäologie und Bodendenkmalpflege in der Rheinprovinz 1920–1945 Gunter Schöbel | Die Einflussnahme des „Amtes Rosenberg“ auf die Rheinprovinz 51

lisationsagentur“ für die NSDAP tätig wurde. Reinerth suchte, wie einem Schreiben vom Tage von ihm an erhielt am 19. Januar 1928 einen Brief von Rosenberg Reinerth zu entnehmen ist. im Namen der Gesellschaft – offensichtlich auf Initi- Es ist festzuhalten, dass die Bemühungen von Stamp- ative seines Ziehvaters Kossinna – mit der Bitte um fuß, eine gut dotierte Festanstellung an einem groß- Mithilfe. Reinerth antwortete nicht. Zwei Jahre später, en Museum oder an der Universität zu erhalten, die im März 1930, ist ein zweiter Kontakt zu Rosenberg seiner archäologischen Ausbildung in Berlin und anlässlich einer Beschwerde Reinerths hinsichtlich Tübingen entsprochen hätte, bis dahin erfolglos ge- eines kritischen Artikels zu seinen Ausgrabungen im wesen waren.18 Wie bei Reinerth kann eine sozialge- Federseemoor im Völkischen Beobachter belegt. Wie- schichtliche Perspektive – wie von Ulrich Veit19 zur der fast zwei Jahre später, im Dezember 1931, kam präziseren Fachgeschichtsschreibung und Durch- es dann zum Dammbruch. Reinerth wurde von Fach- leuchtung der Politisierungsphänomene jüngst ge- kollegen aus Württemberg beschuldigt, an einer In- fordert – helfen, die Beweggründe für den Typ des trige um die Entlassung des Tübinger Institutschefs „frühen Kampfbundprähistorikers“ zu ermitteln, der Schmidt beteiligt gewesen zu sein, was nach heutiger sich „germanisch“ und durch einen „Kossinna-Kult“20 Quellenlage nicht der Wahrheit entsprach.13 Er erfuhr, legitimiert und von antibürgerlichen Ressentiments dass seine wissenschaftliche Karriere damit geschei- getragen sich gegen die arrivierte Wissenschaft stellte tert war. Hierfür gab er den bestehenden Strukturen in und seine Radikalisierung vollzog. Für die kritische der Archäologie und nicht den Vertretern der örtlichen Kontextualisierung21 der handelnden Personen wäre NSDAP und SA unter dem Tübinger Institutsfoto- die Betrachtung der Sozialprofile hilfreich, wenn auch grafen Heinz Dürr, die die Affäre über Presseberichte dadurch keine Rechtfertigung für die Politisierung und interne Schreiben angezettelt hatten, die Schuld. der wissenschaftlichen Prozesse aus heutiger demo- Abb. 5 Verbreitung Es folgte der Eintritt in die NSDAP. Gustaf Kossinna, kratischer Sicht – eher vielleicht noch eine Erklärung der Briefe Reinerths 1930–1934 in Europa der ihn stets als seinen Nachfolger gesehen hatte, wie für sich herausbildende, in extremer „Gegnerschaft“ nach Orten im APM, aus den späteren Korrespondenzen und Kontakten polarisiert verbundene Wissenschaftlergruppen – zu Unteruhldingen. seiner Frau Margarethe (Abb. 8) zu Stampfuß14� und finden wäre. der Mutter Reinerths, Ottilie15 (Abb. 9), deutlich wird, starb im selben Monat. Die Diktion der Reinerth’schen Briefe änderte sich innerhalb weniger Tage über den Jahreswechsel 1931 zu 1932 von freundlich-beflissen- vorsichtig zu kompromisslos-dirigistisch-radikal mit den kennzeichnenden Sentenzen der „Lingua Tertii Imperii“ durchsetzt – wie diese politisch intendierte Sprache seit dem „LTI – Notizbuch eines Philologen“ von Victor Klemperer (1947) bezeichnet wird. Sein Privatdozentenstipendium wurde gekürzt. Sei- nen Unterhalt bestritt der aus finanziellen Gründen bis zu seinem Umzug nach Berlin 1934 zusammen mit seiner Mutter Ottilie Reinerth in Tübingen woh- nende Universitätslehrer mit Ausgrabungen in Süd- westdeutschland und der Schweiz. Er entwarf das bekannte Thesenpapier zur „Deutschen Vorgeschichte im Dritten Reich“.16 Am 30. Dezember 1931 bestätigte Rosenberg den Beitritt zum KfdK. Am 25. März 1932 waren 20 Fachprähistoriker, am 1. Mai 1933 bereits 24 Hauptamtliche, sechs Nebenamtliche, 19 Studie- rende und sieben Freunde deutscher Vorgeschichte, Abb. 6 Verbreitung Ende 1933 schließlich 70 Fachleute im Kampfbund der Briefe Reinerths organisiert.17 Für das Rheinland trat am 17. Februar 1930–1934 in 1932 Rudolf Stampfuß aus Duisburg bei, der als der Deutschland nach Abb. 7 Rudolf Orten im APM, NSDAP Nahestehender sofort Gleichgesinnte für eine Stampfuß ca. 1928 Unteruhldingen. Ortsgruppe und für die „gemeinsame Sache im Reich“ in Tübingen. 52 Archäologie und Bodendenkmalpflege in der Rheinprovinz 1920–1945 Gunter Schöbel | Die Einflussnahme des „Amtes Rosenberg“ auf die Rheinprovinz 53

zialisierung, in der Berufsausbildung, im Hass gegen Sie erhalten natürlich Geld, so viel sie wollen, gründen Die Diffamierungen des Kölner Professors Herbert die Republik der Zwischenkriegsjahre und der hie- eine neue Zeitschrift, machen die Provinzmuseen erst Kühn34 als „Halbjuden“ („Rademacher behauptete, rarchisch geprägten politischen Ordnung auch in der durch kleine Geschenke kirre und geschmeidig, um sie dass dieser Jude sei“), Gero von Merharts in Marburg eigenen Perspektivlosigkeit im neuen Staat und der dann, statt des Zuckerbrotes, auch die Peitsche kosten („zwar Jesuit, aber gegen die katholische Kirche“), Ber- großen wirtschaftlichen Krise der Zeit gelegen haben zu lassen. Wenn wir uns nicht sofort organisieren, sus und Wilhelm Unverzagts („Juden“) in den Briefen dürften.23 So formuliert Stampfuß gegenüber Reinerth sind wir verloren. Diese Erkenntnis liegt in der Luft: von Stampfuß an Reinerth zielten ab Juli 1932 mit al- in Kenntnis der rheinischen Verhältnisse noch 1930: Also los von Rom und los von der Anthropologie und len Mitteln auf die wenigen damals vorhandenen Stel- „Ich hatte vor, mich in Bonn zu bewerben, doch schei- Ethnologie.“28 – ein deutlicher Kampfaufruf gegen die len in der Denkmalpflege, in den Museen und an den tert das an dem falschen Gesangbuch. Bei der Rhein- süd- und westorientierte Forschung, ihre Staatsfinan- Universitäten im Rheinland. Selbst vor Nachfragen prov. ist keinerlei Aussicht anzukommen, wenn man zierung, gegen die Stellenbesetzungs- und Instituti- zur Ahnenreihe Kühns bei der Ortsgruppe der NSDAP nicht den päpstlichen Segen hat und außerdem noch onenpolitik, eine Abgrenzung zum internationalen in Beelitz, seinem Geburtsort – einem Verfahren, das Zentrümler ist.”24 Ansatz anthropologischer Forschung. im übrigen auch bei Gerhard Bersu, dem Direktor der 1932 empfahl er für Rosenbergs Kulturkampftrup- Stampfuß begriff wie Reinerth im Dezember 1931 RGK in Frankfurt, Anwendung fand35 – wurde dabei pe bereits die nicht rheinischen Forscher: Lothar den Tod Kossinnas als Startschuss für die eigene ger- nicht zurückgeschreckt.36 Zotz, Ernst Petersen, Bolko von Richthofen, Kurt Ta- manische Sache, wusste den Osten bereits lange vor Die Lehrstühle im Grenzland des Ostens und Westens ckenberg, Walter Frenzel, Carl Engel, Werner Radig, der „Machtergreifung“ hinter sich: „[…] die Jugend hatten im Geiste Kossinnas erste Priorität besetzt zu Walther Matthes, Georg Raschke, Jörg Lechler, Werner in Breslau ist Nazi bis auf die Knochen.“ Er hatte die werden.37 Rosenberg und die politischen Leiter in Ber- Hülle – und warnte in neuer Schärfe vor dem „Juden- Unterstützung der Witwe Kossinnas mit ihren vor- lin wurden zur Unterstützung der Pläne bestürmt;38 lümmel“ Carl Schuchhardt25, vor Martin Jahn, Gerhard züglichen Verbindungen in Politik und Wissenschaft29 eine Eingabe von Stampfuß an den Kultusminister Bersu, Ernst Sprockhoff, Paul Reinecke, Otto-Friedrich und machte sich dafür stark, dass „einige Römlinge sollte im Rheinland Abhilfe bei einer seiner Ansicht Abb. 8 Margarethe Gandert, Karl Hermann Jacob-Friesen „als der Römer- mit Dampf entfernt werden“. Er überlegte sich wei- nach falschen Stellenbesetzungspolitik schaffen, und Erwin Kossinna seite angehörend“, und weiter vor den „Germanen- ter, wie „die Einwirkung der Römlingsseuche und die drang jedoch nicht durch.39 Vorträge auf Gautagungen im Arbeitszimmer phantasten Hermann Wirth und Wilhelm Teudt“. 26 Da- Vermehrung der Schweinehunde“ publizistisch zu zu Heimatmuseen, vor dem NS-Schüler- und -Lehrer- von Gustaf Kossinna. bei stand Stampfuß, der sich schon 1927 geschworen bekämpfen sei.30 Maliziöse Berichterstattungen und bund wurden geplant, Gespräche im März 1933 mit hatte, „die römisch-katholisch-humanistisch-verkalkte Handlungsanweisungen für Reinerth legen das Den- dem 1. kommissarischen Bürgermeister und Kampf- Eine vermeintliche Benachteiligung der NS-Protago- Römlingsforschung im Rheinlande“ mit Hilfe seines ken der Kampfbundtruppe, die sich als politische bundleiter Kölns, Robert Brandes, der Konrad Ade- nisten erklärt noch nicht den Übergang vom latent (Kossinna-)Vereins „auszumerzen“, nicht alleine. Die Speerspitze der Wissenschaft auch in der Archäologie nauer abgelöst hatte, mit Kunstdezernent Wilhelm vorhandenen Weimarer Revisionismus im Kultur- Frontstellung innerhalb der Forschung zwischen ger- verstand, offen. Am 10. Februar 1932 hielt Alfred Ro- Ebel und mit Rademacher von der Kölner Anthropo- betrieb der 1920er Jahre hin zum bedingungslosen manisch-völkischer und römisch-germanischer Rich- senberg als 1. Vorsitzender des KfdK im Schillersaal logischen Gesellschaft durchgeführt. Mitgliedersuche „Kampf“ gegen Fachkollegen.22 Dieser Schlüsselvor- tung, den „Germanischen“ im Norden und Osten und des Museums in Tübingen einen Vortrag mit dem Titel und -werbung für den KfdK zur Stärkung der eigenen gang – zu datieren noch vor der „Machtergreifung“ den „Römlingen“ im Westen und Süden ist aus heu- „Der Schicksalskampf der deutschen Kultur“. Der An- operativen Basis standen im Vordergrund. Rausch-

Abb. 9 Ottilie – braucht weitere Erklärungen, die außer in der Her- tiger Sicht kaum nachvollziehbar, lässt sich aber auf drang war so groß, dass die Veranstaltung polizeilich hafte Fantasien, Köln und Duisburg mit eigenen Ver- Reinerth. kunft im jeweiligen Glaubensbekenntnis oder der So- Kossinna als Nachfolger Virchows in Berlin und sein gesperrt werden musste.31 tretern der neuen politischen Richtung zu besetzen, für viele junge Wissenschafter prägendes Paradigma Ab März 1932 begann Stampfuß im Auftrag Reinerths bestimmten die ersten Tage nach der „Machtergrei- der Vorgeschichte, vorgebracht in zahlreichen Schrif- den Aufbau einer Kartothek rheinischer Prähistoriker fung“ der Nationalsozialisten. Pläne für eine stärkere ten und im Rahmen seiner Professur für „Deutsche (Rheinland, Hessen, Baden, Elsass) mit Lebensdaten Einbindung des Rundfunks kursierten. Am 31. März Archäologie“ ab 1902 zurückführen.27 und Bildungsgang. Vorträge, so Stampfuß, zur „allge- 1933 wurde das Gleichschaltungsgesetz erlassen. Es 1935 zitierte Stampfuß sein Vorbild, den 1931 verstor- meinen Volksbildung zur deutschen Sache“ wurden folgte zum 7. April unter der Ägide von Reichsmini- benen Kossinna, in einer Biografie des „Altmeisters“ gehalten, eine Initiative für die deutsche Vorgeschich- ster Wilhelm Frick das Gesetz zur Wiederherstellung apologetisch nach einer Briefnotiz von diesem aus te an den Schulen wurde entwickelt.32 Der Aufruf „Die des Berufsbeamtentums, das es den nationalsozialis- dem Jahre 1908: „Die Römlinge hätten nicht durch- Deutsche Archäologie am Scheidewege“ war im April tischen Machthabern erlaubte, jüdische und politisch dringen können, wenn sie einer organisierten Phalanx fertiggestellt. Ende 1932 erhielt Stampfuß die Leitung missliebige Beamte aus dem Dienst zu entfernen.40 der Prähistoriker gegenüber gestanden hätten, die im der KfdK-Fachgruppe „Landesbezirk Nordwest des Doch schon im April 1933 wendete sich das Blatt. Zeichen der Wissenschaft gekämpft. Die Niederlage ist Westdeutschen Kampfbundes“. Der Beitrag zur deut- Werner Buttler, ein Schüler Merharts, Parteimitglied unser – Menetekel. Ich werde mit Schmeicheleien einge- schen Vorgeschichte erschien in der NS-Monatsschrift seit drei Jahren, gestützt von Bersu und Fritz Fremers- lullt, um still zu sein, wenn die Klassiker von der Zen- „Die Sonne“ im Armanen-Verlag Leipzig.33 dorf, war für das Kölner Museum für Vor- und Früh- trale aus auch den Norden und Osten unterjochen, mit Anfang 1933 sollte durch Herbert Kühn, Franz Oel- geschichte im Bayenturm vorgesehen.41 Carl Radema- ihren Leuten besetzen, alle Leistungen der eigentlichen mann und Gerhard Bersu eine Jungprähistorikerstelle cher, noch Leiter des Museums, war laut Stampfuß Prähistoriker zwar gierig ausnutzen, dann aber mit- in der Rheinprovinz geschaffen werden, für die Her- gegen diesen nationalsozialistischen „Römling“ und leidig die Achsel zuckend sie der Vergessenheit überge- mann Schroller als Kandidat des KfdK protegiert wur- drohte, das Museum bei Buttlers Verpflichtung als Di- ben, um sich selbst als neue Heilsära auszuposaunen. de. Stampfuß hatte Interesse an der Professur in Köln. rektor nicht mehr betreten zu wollen.42 54 Archäologie und Bodendenkmalpflege in der Rheinprovinz 1920–1945 Gunter Schöbel | Die Einflussnahme des „Amtes Rosenberg“ auf die Rheinprovinz 55

Stampfuß machte für die Unwirksamkeit des Protestes Düsseldorf und die Stadtverwaltung Koblenz.45 Die von Rademacher den Kölner Klüngel verantwortlich Angriffe auf Kühn, um mit politischer Diffamierung und kümmerte sich daraufhin um die Besetzung im Sinne des NS-Staates an den Lehrstuhl zu kom- weiterer Stellen für Fachmänner in Köln, Koblenz, men, wurden fortgesetzt. Stampfuß schildert das Aachen und Duisburg.43 Im Mai 1933 beschwerte er beabsichtigte Vorgehen in einem Brief vom 17. Mai Abb. 10 Bernhard sich, dass jetzt Material gegen ihn bei der Regierung 1933 an Reinerth: „Wenn gegen Kühn bis zum 10. Juni Rust (2. v. r.) in der in Düsseldorf zusammengetragen würde und Franz nichts zu unternehmen ist [durch die vorgesetzten Lehrsammlung des Oelmann als Direktor des Provinzialmuseums in Bonn Behörden; G. S.], mache ich die Studenten SA, in der Urgeschichtlichen Institutes Tübingen eine Eingabe in der Angelegenheit Museen, Denkmal- auch Karl Krings ist, mobil und dann wird nach be- am 6. Mai 1935 in pflege, Prähistorische Kommission an das Ministeri- währtem Muster Volkserregung erzeugt. Das hilft auf Begleitung von um gemacht habe. Gemeinsam mit dem Landesleiter alle Fälle, wenn es unvorher geahnt hereinplatzt.“46 Gustav Riek (Urge- Kampfbund Rhein-Saar, Dr. Josef Spiegel, arbeitete er Diese überaus unwürdige Vorgehensweise durch die schichte; 3. v. r.), dagegen an, übernahm die dortige Fachgruppe des radikalen politischen Kräfte innerhalb der Wissen- Gustav Bebermeyer KfdK und versuchte, Landesleiter und Gauleiter hinter schaft, bekannt etwa auch aus Tübingen im Falle der (Deutsche Volkskun- 44 de; 4. v. r.), Wilhelm sich zu bringen. Dies scheiterte ebenso und auch die Hetzartikel der ehemaligen Freikorps-Kämpfer und Gieseler (Anthropo- Fachgruppe Mainz drohte an Ferdinand Kutsch und SA-Männer Heinz Dürr und Gustav Riek gegen ihren logie und Rassenkun- nicht an den eigenen Mann, Werner Schnellenkamp, Lehrer und Dienstherrn R. R. Schmidt ab 1930 – und de; 5. v. r.), Friedrich zu kommen. Verzweifelt und letztlich erfolglos sende- von Hans Reinerth ab 1933 – war vor dem Hinter- Focke (Universitäts- te Stampfuß Anträge zur Neuregelung der Bodendenk- grund der Zeit anscheinend nichts Ungewöhnliches.47 rektor), Edwin Hennig (Geologie; malpflege in der Rheinprovinz und der Provinzial- Die Anwendung des Gesetzes zur Wiederherstellung 6. v. r.). museen an den Landeshauptmann der Rheinprovinz des Berufsbeamtentums führte nach der Gründung

des REM unter Fricks Nachfolger Bernhard Rust dazu, Apffelstaedt für Bonn durch Landeshauptmann Hein- Abb. 11 „Kampf um dass alleine etwa 1000 Hochschullehrer in der Folge- rich Haake setzt.49 Stampfuß gab drei Monate nach der die deutsche zeit, vor allem Juden, Sozialdemokraten und Liberale, „Machtergreifung“ bekannt, dass er gerade um seine Vorgeschichte“. Stellung und Beruf verloren.48 Aufnahme in die SS nachgesucht habe und empfahl Artikel im Westdeut- schen Beobachter Hochschulpolitisch vermochte es die Urgeschichte, Reinerth (!) selbst dort einzutreten und sich um das vom 19. Juni 1933. aber auch die Vor- Frühgeschichte, rasch zu reüssie- „Rassesiedlungsamt der SS“ zu bemühen: „Sie haben ren. Neue Lehrstühle entstanden und die Interdiszi- dann gegen alle Angriffe eine Verteidigung, da Sie plinarität wie etwa in der Fächertrias zwischen Deut- fast unfehlbar sind. Uns wurde von der Führung ein- scher Volkskunde, Anthropologie und Rassenkunde geimpft, in der Frage des Rassensiedlungshauptamtes sowie Urgeschichte in Tübingen (Abb. 10; vgl. Dop- verbieten wir uns jede Kritik, mag sie herkommen, wo pelseite XXS–XXS) wurden konzentriert von höchster sie will.“50 Stelle aus gefördert. Zeitungsartikel wie „Kampf um die deutsche Vorge- Herbert Kühn wurde zwei Jahre später, 1935, seitens schichte“ (Stampfuß) im Westdeutschen Beobachter der Verwaltung seines Amtes enthoben. vom 19. Juni 1933 (Abb. 11), von Dr. Ernst Lang im Überraschenderweise erklärte Stampfuß in einem Bonner Beobachter vom 16. Juni 1933 oder der Orts- Schreiben vom 18. Juni 1933 gegenüber Reinerth die, gruppe Mainz stellten die Kampfbundforderungen wie er es sah, Nutzlosigkeit des Kampfbundes und das in den Mittelpunkt.51 Reinerth beantragte die Erwei- Scheitern seiner Aktivitäten in Mainz und Bonn. Er terung der GDV zum Reichsbund für Deutsche Vor- kündigte an, seine Ortsgruppenleitung des KfdK nie- geschichte und ernannte Stampfuß zum Landesleiter derlegen zu wollen und bemängelte das Fehlen von der Rheinprovinz und der Länder Hessen und Hes- Richtlinien seitens der Reichsleitung. Dies deckt sich sen-Nassau. Ziel war erneut die Übernahme einzelner mit den Ergebnissen von Bettina Bouresh, die das Museumsstellen in Koblenz und Aachen. Im Sommer Ende der Bemühungen von Stampfuß in den Oktober wurde in Württemberg ein Disziplinarverfahren ge- 1933 nach der Verpflichtung des SA-Gruppenführers gen Reinerth eingeleitet, das er mit Hilfe des dortigen 56 Archäologie und Bodendenkmalpflege in der Rheinprovinz 1920–1945 Gunter Schöbel | Die Einflussnahme des „Amtes Rosenberg“ auf die Rheinprovinz 57

Die weiteren Entwicklungen nach der Oktober vom Vorsitzenden Gustav Schwantes wieder Inauguration Alfred Rosenbergs 1934 annulliert. Der Vorsitzende des Südwestverbandes Kutsch suchte im Oktober 1935 „Hilfe“ bei der SS und Am 24. Januar 1934 erhielt Rosenberg von Hitler die der aufgrund massiver Diskreditierungen von Vollmacht für die Überwachung „der gesamten geisti- Seiten der Gruppe Reinerth.59 Im Juni 1936 schlossen gen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung sich der Nordwest- sowie der West- und Süddeutsche der NSDAP“. Das „Amt Rosenberg“ war begründet. Verband unter Apffelstaedt zusammen und schufen Am 24. März 1934 wurde Reinerth zum Berater Ro- im Bereich der Verbände deutlich Fakten. Daraufhin senbergs ernannt, zuständig für die germanische sah Reinerth von weiteren groß vorgetragenen Versu- Vorgeschichte.56 Die alten Kampfbund- und Reichs- chen der Gleichschaltung ab. bundforderungen wurden jetzt zu den geplanten of- Am 11. Mai 1934 erfolgte die Zustimmung Reichsmi- fiziellen Einflussnahmen, die der Forschung seit Rein- nisters Bernhard Rusts zum Reichsinstitut (Abb. 14). hard Bollmus als Angriffe des „Amtes Rosenberg“ im Am 16. November 1934 sprach der Präsident des AIDR Rahmen der aktenkundigen Gleichschaltung bekannt Wiegand bei Hitler in Sachen Reichsinstitut vor.60 Rust sind. Bereits am 5. März 1934 hatte Landeshaupt- billigte daraufhin am 7. März 1935 Wiegands Plan mit mann Haake die Leitung der Konkurrenzorganisation SS-Führer Alexander Langsdorff als Leiter. Rosenberg Reichsbund Volkstum und Heimat übernommen und übersendete am 30. April 1935 Hitler die Denkschrift Teile des Kampfbundes im Rheinland dort integriert. Reinerths mit den Gegenforderungen, bekam darauf Abb. 13 Reinerth Der Reichsbund Volkstum und Heimat war über die aber keine Antwort. So ging es abhängig von den Be- und Rosenberg Historiker Karl Alexander Müller und Werner Georg ziehungen des Einzelnen im politischen Machtapparat auf der Tagung des Haverbeck mit der Reichsleitung, Rudolf Heß, direkt weiter munter hin und her. Der Protest Rosenbergs Reichsbundes für verbunden und bevollmächtigt. Es war in den Haupt- bei Rust am 21. Juni 1935 führte kurzfristig dazu, Deutsche Vorge- zielen „Gleichschaltung“ und „Reichsinstitut“ ein Hin dass dieser wieder die Kandidatur Reinerths um die schichte in Halle Abb. 12 Titelblatt (13.–20. Oktober und Her, das stichwortartig und mit Ergänzungen ab- Leitung des Institutes befürwortete, was wiederum von R. Stampfuß, 1934). Rheinische Vorzeit. schließend als Beispiel für den Kompetenz-Wirrwarr Wiegand auf den Plan rief. Dieser übermittelte am und die politischen Einflussmöglichkeiten im NS-Staat 29. Juni 1935 auf dem Weg über Langsdorff der SS mit dem Aufbauplan für das Reichsinstitut beauftragt. Abb. 14 Sicher Ministerpräsidenten überstand. Vermerkt wurde im dienen soll und zeigen kann, dass die bisherige ein- und Himmler weiteres Belastungsmaterial zu Reinerth Rosenberg legte den Plan im Dezember 1937 Hitler belegte schriftliche Abschlussbericht allerdings, dass „er beim Kampf oft- seitige forschungsgeschichtliche Betrachtung von nur und bat um Hilfe gegen die Angriffe. Die Gründung vor. Die RGK sollte ein Teilinstitut unter Reinerths Lei- Kommunikation der mals die Grenzen des Anstandes überschritten habe“. zwei konkurrierenden Gruppen der Vorgeschichtsfor- des SS-„Ahnenerbes“ durch Himmler und Wirth im tung werden. Es war der Gegenentwurf zu Wiegand, Auseinandersetzung um das Reichsinsti- Im Oktober wurde in Reichsbundkreisen bekannt, scher nach der Einrichtung des „Amtes Rosenberg“ als Juli institutionalisierte kurz darauf eine neue poli- dem Rheinländer und Präsidenten des AIDR. Die Kon- tut für deutsche dass Standartenführer Apffelstaedt, ein Kunsthistori- polarisierendes Paradigma zur Erklärung der Verhält- tische Interessengruppe. Im November 1935 erfolgte trolle über alle Landesdenkmalämter und das alleinige Vorgeschichte ker, von Landeshauptmann Haake den Auftrag für ein nisse während der NS- und der folgenden Nachkriegs- ein Führerentscheid gegen Wiegands Plan. Martin Bor- Ausgrabungsrecht sollte im Reichsinstitut verankert 1934–1937. Gutachten und Pläne zur Neuaufstellung des Provin- zeit57 zu kurz greift und die Sachverhalte noch nicht mann seitens der Reichsleitung erbat am 30. Januar zialmuseums Bonn erhalten hatte. Stampfuß bemerkt vollständig erklärt. 1936 vertraulich von Rosenberg eine Beurteilung Wie- dazu: „Ich habe gar keine Möglichkeit, gegen die alten Im Oktober 1934 nahm sich die Gruppe Rosenberg gands.61 Im April 1936 konterkarierte Apffelstaedts PGs [Parteigenossen; G. S.] dort etwas zu unterneh- den Zusammenschluss der vier großen Altertumsver- Rede in Bonn, deren Wortlaut auszugsweise gedruckt men und werde mich gänzlich von diesen Dingen zu- bände in Deutschland vor. Der Ost- und der Mittel- vorliegt62 und die heftigen Widerspruch und eine of- rückziehen.“52 Die „Rheinische Vorzeit“ ging als Schu- deutsche Verband für Altertumsforschung traten der fizielle Stellungnahme im Rosenberg-Lager erzeugte, lungsbuch in Druck (Abb. 12).53 Fritz Fremersdorf und neuen Organisation bei, der Nordwestdeutsche und den Führerentscheid vom November. Es folgte ein Siegfried Loeschcke wurden als Freunde des Bundes der West- und Süddeutsche Verband im Mai und Juni bekräftigender erneuter Führerentschluss zugunsten vorgeschlagen. Stampfuß hielt Vorträge vor dem Leh- 1935 nicht (Abb. 13). Beachtenswert ist, dass bereits eines unabhängigen Institutes nach den Vorstellungen rerbund und teilte Ende des Jahres mit, dass Köln und 1934 20 von 25 Einzelvereinigungen im Rheinland, Reinerths. Eine Beschwerde Rosenbergs über Apffel- Koblenz jetzt verloren seien.54 Reinerth nahm in dieser darunter das Landesmuseum in Bonn unter Oelmann staedt an die oberste SA-Führung in Berlin, Stabschef Phase nach eigenem Bekunden mit allen Mitteln den als Direktor, die Gesellschaft für nützliche Forschun- Viktor Lutze, Nachfolger von Ernst Röhm – eine bis- Kampf gegen Theodor Wiegand als Leiter des AIDR in gen in Trier und der Deutsche Bund Heimatschutz den lang innerhalb der archäologischen Forschungsge- Berlin auf. Sein Ziel war in der kulturpolitischen Aus- Beitritt zum Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte schichte wenig berücksichtigte Machtkomponente –, einandersetzung die Reichsbeauftragung nachdem der nicht vollzogen und abgelehnt hatten.58 1939 waren blieb folgenlos. Im Mai 1936 verdächtigte Rosenberg institutionelle Weg auf Länderebene gescheitert war.55 vier von 25 Geschichtsvereinen im Rheinland Mit- RFSS Himmler, hinter Apffelstaedt zu stecken und sei- glied im Reichsbund, in Summe nicht einmal 20 %. ne Pläne vereiteln zu wollen. Himmler versicherte Ro- Die im September 1935 erzwungene Gleichschaltung senberg umgehend in einem Schreiben seine Loyalität. des Nordwestdeutschen Verbandes wurde bereits im Im Sommer 1937 wurde Reinerth von Minister Rust 58 Archäologie und Bodendenkmalpflege in der Rheinprovinz 1920–1945 Gunter Schöbel | Die Einflussnahme des „Amtes Rosenberg“ auf die Rheinprovinz 59

werden.63 Mit der Angliederung des Vereins „Ahnener- mein von der archäologischen Wissenschaft und den und das „Überwachungsamt“ Rosenberg sich mit ih- Sie kamen über die Betreuung von Provinzmuseen in be“ an die SS im Jahre 1938 und Herbert Jankuhn an NS-Kulturpolitikern übernommen. Die Rheinprovinz ren Zielen im Rheinland durchsetzen konnten. Unteruhldingen am Bodensee und am Niederrhein leitender Position ihrer „Lehr- und Forschungsstätte unter Haake hatte bereits im Frühjahr 1936, zwei Jah- Die Rolle der frühen NSDAP-Mitglieder in den 1920er aufgrund einer allgemeinen und durchaus berech- Ausgrabungen“ ab 1939 war der Zugriff Rosenbergs re nach der Gründung des „Amtes Rosenberg“ – wie Jahren innerhalb der archäologischen Wissenschaft tigten Schuldzuweisung für eine menschenverachten- jedoch auch auf das letzte Feld, das der Universitäten, aus der Rede Apffelstaedts in Bonn Punkt für Punkt in Deutschland oder der SA-Gliederungen – 1933 gab de Wissenschaftspolitik im NS-Staat durch die Fach- blockiert. Diese ließen sich entgegen dem Ansinnen ersichtlich – alle wesentlichen Kampfbundziele aus es 3,5 Millionen SA-Angehörige, die sich 1934 nach kollegen nicht mehr hinaus, während die innerhalb der NS-Politik genauso wenig wie die Museen und vornationalsozialistischen Zeiten adaptiert und um- dem „Röhm-Putsch“ vielleicht veränderten, aber der SS organisierten acht bis zehn Schüler Gero von Denkmalämter im bestehenden Doppelstaat zwischen gesetzt. Eine Karte der Reichsbundvereine 1939, fünf nicht verschwanden – wie auch die noch wenig auf- Merharts aus Marburg, „die Gegner des ‚Amtes Rosen- Länder- und Reichskompetenz durch eine einzelne Jahre später, zeigt, was Rosenberg bei der Gleichschal- gearbeiteten Querverbindungen in das REM 1933–4567 berg’“, führende Positionen in den Museen, der Denk- Fachbehörde mit Sitz in Berlin gleichschalten. Die Mit- tung im Westen nicht gelungen war (Abb. 15). Eine verdienen zukünftig – wie gezeigt werden konnte – malpflege und an den Hochschulen bis weit in die teilung Bormanns vom 4. Juli 1940, dass der Reichs- bei Gerd Simon verzeichnete, Petersen oder Buttler eine noch genauere Betrachtung, um die Netzwerke 1970er Jahre hinein innehatten. Die vorgenommene institutsplan bis Ende des Krieges ruhe, zerschlug die zugeschriebene Liste der Vorgeschichtsarbeit und der der im Kulturbetrieb Handelnden besser als bislang Zäsur innerhalb der Forschung drückte sich zunächst Pläne des Rosenbergflügels endgültig, in Deutschland personellen Besetzung in der Rheinprovinz aus dem dargestellt verstehen und um die Ereignisse besser in nicht in einer allgemeinen Aufarbeitung der Gescheh- die Vorgeschichtsforschung unter seine zentrale Kon- gleichen Jahr belegt, dass vom Reinerth-Flügel aus Beziehung setzen zu können. Bei den Gleichschal- nisse und Biografien zwischen 1933 und 1945 aus, trolle zu bekommen.64 Kampfbundzeiten niemand außer Loeschcke in Trier tungsbemühungen im Rheinland durch das „Amt sondern in der Suche nach „Hauptschuldigen“, die und Fremersdorf in Köln – beide keine NSDAP Mit- Rosenberg“ ist eine stärkere Berücksichtigung der eine Erklärung für die unsachliche und tendenziöse Zusammenfassung glieder – in der Rheinprovinz reüssieren konnte.65 Lan- Einflüsse anderer „Kulturkampforganisationen“ wie Politisierung vornehmlich in den Wissenschaftlern des deshauptmann Heinrich Haake (1892–1945), NSDAP- dem von Rudolf Heß protegierten Reichsbund Volks- „Amtes Rosenberg“ unter Hans Reinerth lieferte, die Der Verlust des Einflusses auf die Rheinprovinz zeich- Mitglied seit 1922, zeitweise Gauleiter der NSDAP und tum und Heimat unter den Historikern Karl Alexander konsequent aus der Forschung ausgeschlossen wur- nete sich für Rosenberg bereits 1933 und damit vor ab 1933 Landeshauptmann im Rheinland, wurde 1953 von Müller und Werner Georg Haverbeck wichtig.68 den.73 Reflexartige Argumentationen und Legitimati- der Gründung des „Amtes“ und nicht erst 1937 ab. Die auf Druck der 1938 ausgeschlossenen jüdischen Mit- Zu den Schülern von Müllers zählten u. a. Baldur von onsnarrative für eine im Fach Ur- und Frühgeschichte Rhetorik und die Forderungen „der deutschen Vorge- glieder postum aus dem AIDR entfernt.66 Die Mitglied- Schirach, Rudolf Heß, Hermann Göring, Walter Frank bald verbindliche und kollektive Interpretationslösung schichte“ und somit Reinerths und des Kampfbundes schaft des „alten Kämpfers“ im AIDR und sein Netz- oder auch Ernst Hanfstaengl, deren Kontakte unter- für „Verantwortliche“ zu den Ereignissen im NS-Staat wurden auf der Basis der neuen Gesetze rasch allge- werk ließen es nicht zu, dass Kampfbund, Reichsbund einander in den Fragen um die „Neuausrichtung der und eine weitgehende Vernachlässigung von primären Geschichte“ genauso wenig unberücksichtigt bleiben Quellen wie privaten Briefen, Tagebüchern und bis sollten wie die Anhänger völkischer Weltanschau- heute nicht erschlossenen Archivbeständen der Denk- ungen, von denen Uwe Puschner vor Kurzem einge- malämter, Museen, Universitäten, Institute zeichneten hend berichtete.69 Dabei erhielten diese schon früh die bei einer heute nicht mehr erklärbaren Konzentration Unterstützung von Hochschullehrern. Die Vordenker auf die Zeit zwischen 1933 und 1945 zunächst ein für „nordischer Weltanschauung und Lebensgestaltung“, alle – einschließlich der Besatzungsmächte nach 1945 Gustaf Kossinna, Hermann Wirth, Hans F. K. Günther, – verständliches Bild. Dieses Denken in politischen publizierten 1928 gemeinsam mit Georges de Lapou- Zeitfenstern diente Karrieren, definierte in Verbin- ge oder Hanno Konopacki-Konopath in der nach 1945 dung mit Eintrittsdaten in die NSDAP und andere poli- indizierten Zeitschrift „Die Sonne“ in Weimar, später tische Gliederungen tendenziell Schuld und Unschuld, Armanen-Verlag Leipzig, ihre nordischen und rassisti- zeigte aber nicht die wirklichen Zusammenhänge, den schen Theorien.70 Die Unterwerfung des wissenschaft- Kontext. Die tatsächliche Komplexität der Ereignisse lichen Denkens unter die NS-Ideologie und die gesell- und die Querverbindungen persönlicher und institu- schaftliche Mobilmachung – wie dies Jürgen Elvert71 tioneller Art werden erst bewusst, das schwarz-weiße zuletzt zum Ausdruck brachte – war dann nach 1933 Bild dann farbig, wenn die tatsächlich vorliegende nicht das Bestreben einzelner „durchgeknallter Wis- Überlieferungsdichte besser genutzt werden kann. senschaftler“, sondern eine Massenbewegung im Kul- Dies bedeutet, dass Texte und Archivquellen zukünf- turbetrieb – ein Wettrennen um die besten Positionen tig breiter zugänglich gemacht werden sollten, so wi- –, die durch entsprechende „Gesetze“, Richtlinien und dersprüchlich sie auch sein mögen, um den aus Le- Erlasse der Behörden befeuert wurden. gitimationsgründen innerhalb der Archäologie noch Die Protagonisten waren im internen NS-Kulturkampf bestehenden „Archivquellenpositivismus“ durch eine Abb. 15 Verbreitung dabei nicht immer auch die Profiteure. Rosenberg, „kontextualisierte Reflexion“, wie sie gerade verstärkt der durch den Reichs- Reinerth und Stampfuß unterlagen im Rheinland Heß, gefordert und umgesetzt wird, innerhalb der Fachge- bund für Deutsche Himmler, Terboven, Haake, Wiegand, Merhart72 und schichtsforschung ablösen zu können.74 Vorgeschichte gleich- Apffelstaedt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es Der Kossinna-Schüler Herbert Kühn, der mit diesem geschalteten Vereine in Deutschland, Reinerth und Stampfuß im Gegensatz zu ihren Oppo- bis zu dessen Tod 1931 eine enge und herzliche Ver- Stand 1939. nenten nicht, wieder in der Archäologie Fuß zu fassen. bindung pflegte,75 1935 nach politischen Attacken auf- 60 Archäologie und Bodendenkmalpflege in der Rheinprovinz 1920–1945 Gunter Schöbel | Die Einflussnahme des „Amtes Rosenberg“ auf die Rheinprovinz 61

den 2012) 7–11 bes. 7. – M. Eickhoff/U. Halle/J.-P. Legendre/O. 8 Ebd. 228. – Schöbel 2002 (Anm. 4) 395. – Ders. 2011 H. Urban, Die Fortsetzung archäologischer Karrieren. In: Focke- (Anm. 4) 241. Museum (Hrsg.), Graben für Germanien – Archäologie unterm 9 Bollmus (Anm. 2). – B. Bouresh, Die Neuordnung des Rhei- Hakenkreuz. Ausstellungskat. Bremen 2013 (Stuttgart 2013) nischen Landesmuseums Bonn 1930–1939. Kunst u. Alt. Rhein 164–171. 141 (Köln 1996). – B. Pinsker, 100 Jahre West- und Süddeut- 2 R. Bollmus, Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien scher Verband für Altertumsforschung. Ferdinand Kutsch und zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem der West- und Süddeutsche Verband für Altertumsforschung (Stuttgart 1970) 173. (1931–1962). Arch. Nachrbl. 5, 2000, 49 f. – Kuhnen (Anm. 1). 3 R. Giersch, Kampfbund für deutsche Kultur. In: D. Fricke – Legendre/Olivier/Schnitzler (Anm. 6). (Hrsg.), Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und 10 Rudolf Stampfuß, geb. 3.11.1904 in Hamborn, gest. kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland 18.12.1978 in Dinslaken. 1921 Mitbegründer der Gesellschaft (1789–1945) 3 (Köln 1985) 169 f. – H. Lönnecker, „…Boden für für Niederrheinische Heimatforschung Hamborn. 1923–1927 die Idee Adolf Hitlers auf kulturellem Felde gewinnen“. Der Studium der Vorgeschichte, Geschichte, Kunstgeschichte, Geo- „Kampbund für deutsche Kultur“ und die deutsche Akademi- graphie, Geologie in Berlin und Tübingen bei G. Kossinna und kerschaft. GDS–Archiv Hochschul– u. Studentengesch. 6/2002, R. R. Schmidt. 1927 Dissertation in Tübingen über jungneoli- 121–144. – E. Piper, Kampfbund für deutsche Kultur (KfdK), thische Kulturen in Westdeutschland. 1942 Museumsleiter in 1928–1934. In: Historisches Lexikon Bayerns [Zugriff: tigkeiten unter Tage und in der Bergbauverwaltung. 1955 Leiter 28.08.2013]. – D. Mahsarski/G. Schöbel, Von Gustaf Kossinna „Haus der Heimat“ Dinslaken. Einrichtung einer Museums- zur NS-Archäologie. In: Focke-Museum (Anm. 1) 34. schule für Lehrer. 1955 Neugründung der „Niederrheinischen 4 R. R. Schmidt, Die deutsche Vorgeschichte in die Schule! Gesellschaft für Heimatpflege“ in Duisburg–Hamborn. 1962– Schwäb. Flugschr. 2 (Stuttgart 1920). – G. Schöbel, Hans Rei- 1969 Rheinischer Museumspfleger und Leiter des rheinischen nerth. Forscher – NS-Funktionär – Museumsleiter. In: A. Leube/ Museumsamts ab 1969. Nach Pensionierung heimatgeschicht- M. Hegewisch (Hrsg.), Prähistorie und Nationalsozialismus. liche/archäologische Forschungen in Dinslaken. – G. Krause, Die mittel- und osteuropäische Ur- und Frühgeschichtsfor- Vor– und Frühgeschichte des unteren Niederrheins: Rudolf Abb. 16 Auszug aus schung in den Jahren 1933–1945. Stud. Wissenschafts- u. Uni- Stampfuß zum Gedächtnis. Quellenschr. Westdt. Vor- u. Früh- dem Brief Herbert versitätsgesch. 2 (Heidelberg 2002) 321 f. bes. 329 f. – W. Pape, gesch. 10 (Bonn 1982) 269 f. – W. Cilleßen (Hrsg.), „Heimatlie- Kühns an Hans Zur Entwicklung des Faches Ur– und Frühgeschichte in be & Vaterlandstreue“. Niederrheinische Museen vom Kaiser- Reinerth vom 6. März Deutschland bis 1945. In: Leube/Hegewisch a. a. O. 163 f. – G. reich zum Nationalsozialismus. Ausstellungskat. Wesel 1950. Schöbel, Von der Steinzeitsiedlung zum Fürstengrabhügel. He- 2000–2001 (Wesel 2000). – Ch. Reichmann, Rudolf Stampfuß rausragende archäologische Forschungen der 1920er und (1904–1978). Seine Bedeutung für die rheinische Heimatpflege grund seiner jüdischen Ehefrau seine Lehrbefugnis in schluss regt zum Nachdenken an und sollte Auftrag 1930er Jahre am Federsee und an der Heuneburg in Südwest- vor 1945. In: Cilleßen a. a. O. 58–66. – Personalbogen Stamp- Köln verlor, brachte 1950 gegenüber Hans Reinerth, für das historische Fach sein, den Entwicklungsgang deutschland. In: E. Schallmayer (Hrsg.), Archäologie und Poli- fuß, Archiv des Pfahlbaumuseums (APM), Unteruhldingen. – der ihn in seinem „Entnazifizierungsprozess“ mit den der Forschung auch vorher und nachher, außerhalb tik. Archäologische Ausgrabungen der 30er und 40er Jahre des Vgl. auch Beitrag Herrmann in diesem Band. 11 französischen Militärbehörden um Hilfe gebeten hatte, der Zeitklammer 1933–1945, genauer zu betrachten. 20. Jahrhunderts im zeitgeschichtlichen Kontext. Internationale Hitler bat Rosenberg, „20 bis 30 beste deutsche Namen dafür seinen Standpunkt zu den Geschehnissen und der ver- Eine intensive, quellenorientierte und vor allem dis- Tagung anlässlich „75 Jahre Ausgrabungen auf dem Glauberg“ zu gewinnen, sich als Förderer dieser Sache öffentlich nennen zu (Wiesbaden 2011) 75 f. bes. 82 bes. Anm. 14. – 1919: Die Deut- lassen. Parteigenossen auf kommunaler Ebene bat er um Unter- hängnisvollen „Nordischen Frage“ der Urgeschichts- kursive Auseinandersetzung mit der Fachgeschichte sche Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urge- stützung bei der Suche nach sämtlichen ‚irgendwie als national forschung rückblickend und zusammenfassend zum wäre dem Wissen darum „wie es denn tatsächlich ge- schichte beklagt die im Vergleich mit dem Ausland beschämend bekannten Persönlichkeit ihrer Stadt’, die für eine materielle Un- Ausdruck (Abb. 16). Er schrieb: „Dass meine Grund- wesen ist“ nützlich. geringe Zahl von Lehrstühlen, nur eine außerordentliche Pro- terstützung und für Vorträge der Gesellschaft in Frage kämen“. auffassung über Chronologie und Herkunft der Kultur fessur für Urgeschichte. 1925: Kossinna lanciert zwei Entschlie- Giersch (Anm. 3) bes. 169. – Schöbel 2002 (Anm. 4) 334, 392. aus dem Norden gänzlich andere sind als Ihre, das wis- ßungsanträge an den Preußischen Landtag. 1. stärkere Berück- 12 H. Grünert, Gustaf Kossinna (1858–1931). Vom Germanisten sen wir beide. Ich glaube aber, dass Ihre Auffassungen, sichtigung des Fachs an den Schulen und bei der zum Prähistoriker. Ein Wissenschaftler im Kaiserreich und in weil sie falsch sind, und dass sie das waren, haben Lehrerausbildung, 2. mehr Lehrstühle für Vorgeschichte in der Weimarer Republik. Vorgesch. Forsch. 22 (Rahden/Westfa- Preußen. 1930: Martin Jahn beklagt unzureichende Vertretung len 2002) 311. – H. Grünert, Gustaf Kossinna – ein Wegbereiter sie ja in erschreckendem Masse und mit unendlich viel Anmerkungen des Fachs an den Hochschulen. 1932: Reinerth greift die Forde- der nationalsozialistischen Ideologie. In: Leube/Hegewisch Tränen gezeigt. Auch wissenschaftliche Dinge führen, 1 A. Heuss, Kunst- und Kulturgutraub. Eine vergleichende Stu- rungen Kossinnas noch viel radikaler auf: Anweisungen für (Anm. 4) 307 f. wenn sie falsch sind zum Tode. So glaube ich, dass die die zur Besatzungspolitik der Nationalsozialisten in Frankreich Kundgebungen des Kampfbundes, Vorschläge für Umbesetzung 13 M. Strobel, Das urgeschichtliche Institut der Universität Tü- Anschauung von der Vorherrschaft des Nordens zum und der Sowjetunion (Heidelberg 2000). – Ch. Hebben, Ein Mu- von Stellen. bingen zwischen 1933 und 1945. In: U. Wiesing/K. R. Tode führen muss, einfach deshalb, weil sie nicht wahr seum unter dem Hakenkreuz. In: H.-P. Kuhnen (Hrsg.), Propa- 5 Bollmus (Anm. 2) 228. Prinzinger/B. Grün/H. Junninger/S. Michel (Hrsg.), Die Uni- 6 ist. Hätte ich das Ihnen vor Jahren geschrieben und das ganda. Macht. Geschichte. Archäologie an Rhein und Mosel im U. Halle, Archäologie und Westforschung. Stud. Gesch. u. versität Tübingen im Nationalsozialismus (Stuttgart 2010) war damals meine wissenschaftliche Haltung so wie Dienst des Nationalsozialismus. Schriftenr. Rhein. Landesmus. Kultur Nordwesteuropa 6 (Münster 2003) 383 f. – Schallmayer 321 ff. bes. 329 u. 333. Trier 24 (Trier 2002) 93 f. bes. 95. – J. Schachtmann/Th. (Anm. 4). Dazu auch: G. Schöbel, Hans Reinerth. From Archae- 14 Grünert, Vorgesch. Forsch. 22 (Anm. 12) 83 Anm. 376. Zur heute, wäre ich abgeholt worden und in einem Kon- Widera/H. Hock/F. Innerhofer/P. List, Die prähistorische Ar- ologist to Reichsamtsleiter (1918–1945). In: J.-P. Legendre/ Nachfolge Kossinnas durch Reinerth 335, 338. zentrationslager umgekommen. Ein solcher Zustand chäologie in ihrem politischen und wissenschaftlichen Kontext. L. Olivier/B. Schnitzler (Hrsg.), L‘archéologie nationale-socia- 15 Zwischen Hans Reinerth und seiner Mutter Ottilie bestand alleine ist der Wissenschaft und einer Kulturnation In: R. Smolnik (Hrsg.), Umbruch 1945? Die prähistorische Ar- liste dans les pays occupés à l‘ouest du Reich. Actes de la table zwischen 1918 und 1948 ein regelmäßiger Schriftwechsel, der unwürdig, und so kann er nicht bestehen.“76 chäologie in ihrem politischen und wissenschaftlichen Kontext. ronde internationale „Blut und Boden“ (Gollion 2007) 45–59. teilweise im APM erhalten ist und auf das politische und wis- Diese persönliche Sentenz eines Betroffenen zum Ab- Arbeits- u. Forschber. Sächs. Bodendenkmalpfl. Beih. 23 (Dres- 7 Bollmus (Anm. 2) 223. senschaftliche Geschehen Bezug nimmt. Frau Reinerth besucht 62 Archäologie und Bodendenkmalpflege in der Rheinprovinz 1920–1945 Gunter Schöbel | Die Einflussnahme des „Amtes Rosenberg“ auf die Rheinprovinz 63

auf Einladung Frau Margarethe Kossinna u. a. im Oktober 1934 wie Sie denken, wir stehen hier vor dem Ruin und hoffen auf das tion und Reise zu den Höhlenmalereien der Dordogne. 1923 teruhldingen. und steht mit ihr bis zu deren Tod 1941 in Kontakt. Briefe von 3. Reich, dass wir sogar mit Waffengewalt einführen würden, Habilitation an der Universität Köln für das Fach prähistorische 51 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 21.6.1933, APM, Un- Ottilie an Hans Reinerth vom 7.10.1934 u. 1.4.1935, APM, Un- wenn dieses nur nicht zu spät kommt und mehr in Lage ist, den Kunst. 1930 Ernennung zum außerordentlichen Professor. teruhldingen. teruhldingen: Die Mutter Reinerths berichtet von einem Treffen Ruin aufzuhalten.“ Gründung des Institutes für Vorgeschichte als Abteilung des Hi- 52 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 26.10.1933, APM, Un- der Witwe mit Unverzagt, Bersu, Zeiss in der Angelegenheit 19 U. Veit, Archäologiegeschichte als Wissenschaftsgeschichte. storischen Seminars der Universität Köln. 1932 korrespondie- teruhldingen. Nachlass, Ausstellung und Biografie ihres Mannes vom 1.4.1935 Über Formen und Funktionen historischer Selbstvergewisse- rendes Mitglied des Archäologischen Institutes des Deutschen 53 R. Stampfuß, Rheinische Vorzeit (Köln 1934). in ihrer Privatwohnung in Berlin. – Eine wissenschaftliche Be- rung in der Prähistorischen Archäologie. Ethnogr. Arch. Zeit- Reichs. 1.11.1935 Entzug der Lehrbefugnis aus politischen 54 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 12.11.1933 u. Brief von arbeitung des „Frauen-Netzwerkes“ hinter Kossinna und Rei- schr. 52/1, 2011, 34 ff. bes. 50 f. Gründen, u. a. weil er eine jüdische Ehefrau hatte. 1935–1946 Reinerth an Stampfuß vom 16.11.1933, APM, Unteruhldingen. nerth, das eine nicht unerhebliche Bedeutung für die politi- 20 Grünert, Vorgesch. Forsch. 22 (Anm. 12) 336. Privatgelehrter in Berlin. – Vgl. auch Beitrag Schäfer in diesem – Die Agitation durch Stampfuß setzte sich fort. Vgl. etwa R. schen Entwicklungen hatte, anhand der Privatkorrespondenzen 21 S. Grunwald, Fachgeschichte als kollektive Erinnerungspra- Band. Stampfuß, Kampf der Germanen um den Rhein. Völk. Beobach- wäre wünschenswert. xis. Schwerpunkte in der Historiografiegeschichte der deut- 35 Schöbel 2002 (Anm. 4) 339. – W. Krämer, Gerhard Bersu – ter vom 27./28.1.1935. – Ders., Die Kulturentwicklung des Ger- 16 Schöbel 2002 (Anm. 4) 335. – Ders. 2011 (Anm. 4) 83 f. schen Prähistorischen Archäologie. Ethnogr. Arch. Zeitschr. Ein deutscher Prähistoriker, 1889–1964. Ber. RGK 82 (Mainz manentums. Duisburger Generalanzeiger vom 12.12.1935. – 17 Mitglieder der Fachgruppe für deutsche Vorgeschichte im 52/1, 2011, 15 ff. – So auch: K. Reichenbach/W. Rohrer, Fachge- 2001) 5 f. – Bollmus (Anm. 2) 169. Zwischen Stampfuß und Reinerth kommt es aufgrund des Kampfbund für deutsche Kultur, Stand 1. Mai 1933, APM, Un- schichte der Prähistorischen Archäologie. Ebd. 7 ff. 36 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 8.3.1933 u. Brief von Scheiterns der Reichsbundpolitik im Mai 1938 zum Bruch. Eine teruhldingen: Vorgeschichte im Hauptamt: Andree, Julius 22 Vgl. hierzu: J. Gimmel, Die politische Organisation kulturel- Reinerth oder Stampfuß an Ortsgruppe NSDAP Beelitz/Mark Annäherung und direkte Briefkontakte erfolgen erst wieder ab (Münster i. W.); Bicker, Karl (Halle/Saale); Butschkow, Hein- len Ressentiments. Der „Kampfbund für Deutsche Kultur“ und Brandenburg vom 23.3.33, 316/33 „vertraulich“, APM, Un- den Auslandseinsätzen des Stabes Rosenberg im Jahre 1941 in rich (Halle/Saale); Gandert, Otto-Fr. (Görlitz); Geschwendt, das bildungsbürgerliche Unbehagen an der Moderne (Münster, teruhldingen. Thessalien, Griechenland und in der Ukraine. – G. Schöbel, Die Fritz (Breslau); Grimm, Paul (Halle/Saale); Hahne, Hans (Hal- Hamburg, London 1999). 37 Brief von Reinerth an Stampfuß vom 6.2.1933 u. Brief von Ostinitiativen Hans Reinerths. In: J. Schachtmann/M. Strobel/ le/Saale); Hansen, Walter (Hamburg); Hülle, Werner (Halle/ 23 Veit (Anm. 19) 50. Stampfuß an Reinerth vom 8.3.1933, APM, Unteruhldingen. Th. Widera (Hrsg.), Politik und Wissenschaft in der prähisto- Saale); Jahn, Martin (Breslau); La Baume, Wolfgang (Danzig); 24 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 1.4.1930, APM, Un- 38 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 10.3.1933, APM, Un- rischen Archäologie. Ber. u. Stud. 56 (Dresden 2009) 267 f. Langenheim, Kurt (Danzig); Matthes, Walter (Beuten O. S.); teruhldingen. teruhldingen. 55 Der Anstoß für den „Kampf gegen Wiegand“ kommt 1933 Neumann, Gotthardt (Jena); Petersen, Ernst (Breslau); Radig, 25 Zuletzt zu Schuchhardt: M. K. H. Eggert, Karl Schuchardt, 39 Ebd. „[…] Ich wollte die Eingabe erst vom Obermeister ma- von Reinerths Mutter Ottilie, die ihn in allen politischen Dingen Werner (Leipzig-Marienbrunn); Reinerth, Hans (Tübingen); 1858–1943: Alteuropa in Retrospect. Ethnogr. Arch. Zeitschr. chen lassen, doch wollten diese Bonzen nur den zuständigen beriet. Brief von O. Reinerth an H. Reinerth vom 10.3.1933, Richthofen, Bolko von (Hamburg); Schneider, Gerda (Tübin- 51/1–2, 2010, 129 f. – Brief von Stampfuß an Reinerth zu Schu- Dienstweg über Regierungspräsident und Oelmann einhalten.“ APM, Unteruhldingen: „War nicht auch W. [Wiegand] ein Geg- gen); Schroller, Hermann (Hannover); Schulz, Walter (Halle/ chhardt bereits vom 21.12.1927, APM, Unteruhldingen. 40 [Zugriff: 28.08.2013] sowie Stampfuß vom 16.11.1933, APM, Unteruhldingen: „Jetzt kämp- ver); Zotz, Lothar (Breslau); Vorgeschichte im Nebenamt: Bän- teruhldingen. [Zugriff: 28.08.2013]. richten Sie meine Gegenschriften, die Ihnen meine Mutter in die- Frenzel, Walter (Bautzen i. S.); Gumpert, Carl (Ansbach); Hoff- Prähistoriker zwischen nationalsozialistischer Ideologie und 41 Vgl. Beitrag Buttler in diesem Band. sen Tagen von Tübingen zuschicken wird. Besonders schreiben mann, Gustaf (Beuthen O. S.); Mayr-Lenoir, August (Nürn- wissenschaftlicher Objektivität (Rahden/Westf. 2011) 24 f. 42 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 18.4.1933, APM, Un- Sie auch einen Brief an Rosenberg und bitten Sie ihn ebenfalls berg); Fachstudierende der Vorgeschichte: Beckhaus, Wolfgang 28 R. Stampfuß, Gustaf Kossinna, „Ein Leben für die deutsche teruhldingen. endlich mit ganzem Einsatz für uns einzutreten und uns die (Hamburg); Boege, Werner (Breslau); Bohnsack, Dieter (Bres- Vorgeschichte“ (Leipzig 1935/36) 33 f. 43 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 20.4.1933, APM, Un- Reichsfachschaft, über die in nächster Zeit im Reichsinnenmini- lau); Dauber, Albrecht (Tübingen); Glaser, Rudolf (Breslau); 29 Grünert, Vorgesch. Forsch. 22 (Anm. 12) 83; 336; 340; 350 f.; teruhldingen. sterium entschieden wird, zu sichern.“ – Brief von O. Reinerth Herrmann, Gerhard (Reutlingen); Hoffmann, Joachim (Beuthen 356 f. Stampfuß war als einer der letzten Schüler Kossinnas im 44 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 17.5.1933 u. Brief von an Stampfuß vom 16.11.1933, APM, Unteruhldingen: „In sei- O. S.); Hufnagel, Friedrich (Ansbach); Jansen, Hans–Luitjen Auftrag seiner Frau mit einem Teil des wissenschaftlichen Stampfuß an Reinerth vom 20.5.1933, APM, Unteruhldingen. nem Auftrag sende ich Ihnen beiliegend Entgegnung Wiegand, (Hamburg); Krings, Karl (Köln-Mühlheim); Kuchenbuch, Nachlasses, „eine ganze Automobilladung voll“, betraut. Er ver- 45 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 30.5.1933, APM, Unte- Entgegnung auf die Vorwürfe der Tendenziösen, Abschrift Brief Freidank (Halle/Saale); Mehne, Hilde (Weimar); Neuss, Marga- suchte den Verkauf der Kossinna–Bibliothek an Ludwig Roseli- ruhldingen. Tackenberg, Eingabe von Prof. Dr. Hahne.“ – Brief von H. Rei- rethe (Tübingen); Niquet, Franz (Halle/Saale); Petri, H. H. (Bre- us in Bremen für 3800 Reichsmark bis zuletzt, auch mit Bittbrie- 46 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 17.5.1933, APM, Unte- nerth an Stampfuß vom 21.12.1933, APM, Unteruhldingen: „Ich men); Rothert, Liebetraut (Bersenbrück); Schmidt, Ludwig fen an Fritz Thyssen, zu verhindern. Brief von Stampfuß an ruhldingen. habe in dieser Richtung alle nur erdenkbaren Schritte unternom- (Hamburg); Ströbel, Rudolf (Tübingen); Tischner, Herbert Reinerth vom 30.1.1932, APM, Unteruhldingen. In den Briefen 47 Schöbel 2011 (Anm. 4) 92 f. men und bin Ihnen dankbar, wenn Sie ebenfalls bei Rosenberg (Goslar am Harz); Freunde deutscher Vorgeschichte: Dürr, von Stampfuß werden die einzelnen Schritte Margarethe Kos- 48 H.-Ch. Jasch unter [Zugriff: 28.08.2013] beispielhaft zur Entwicklung des keit besteht unsere Beauftragung zu vollziehen. Mit Frau Kossin- (Neuenbürg/Schwarzwald); Krebs, Albert (Iserlohn i. W.); bei den nationalsozialistischen Machthabern und Wissen- REM und die Ausschaltung von „nichtarischen“ und politisch na und Lechler stehe ich ebenfalls in dauernder Korrespondenz. Lang, Ewald (Wuppertal-Ronsdorf); Zachariae, Hans (Magde- schaftlern bis hin zu ihrer Mithilfe beim „Besetzungskarussell“ missliebigen Professoren an der Berliner Universität 1933/34. Beide haben getan, was sie irgend machen konnten und so ist burg); Ziegler, Jup. (Ansbach). an den Universitäten zwischen 1932 und 1935 reportiert. – Zur Situation an der Universität Tübingen: H.-J. Lang, Jü- wenigsten vorläufig Wiegand nicht zum Zuge gekommen.“ – 18 Stampfuß’ Entscheidung wurde – wie es in den Privatkorre- 30 Briefe von Stampfuß an Reinerth vom 1.4.1930 u. 23.1.1932, dische Lehrer der Studierenden in Tübingen als Opfer des Nati- Brief von H. Reinerth an Stampfuß vom 14.1.1934, APM, Un- spondenzen vieler Jungakademiker am Ende der Weimarer Re- APM, Unteruhldingen. onalsozialismus. In: Wiesing/Prinzinger/Grün/Junninger/Mi- teruhldingen: „Fahre kommenden Mittwoch nach Berlin, um un- publik zum Ausdruck kommt – dabei nicht nur von „völkisch- 31 Gedruckter Jahresbericht KfdK, Ortsgruppe Tübingen, Juli chel (Anm. 13) 609 f. – D. Langewiesche, Die Universität sere Reichsbeauftragten durchzusetzen. Die Macht Wiegands ist politischen“ Ansätzen sondern auch von handfesten 1931 bis Juli 1932, APM, Unteruhldingen. Tübingen in der Zeit des Nationalsozialismus: Formen der nicht ganz so groß, als es den Anschein hat. Trotzdem unter- wirtschaftlichen Problemen zum Jahresbeginn 1932 geprägt, 32 Briefe von Stampfuß an Reinerth vom 7.3.1932, 27.4.1932, Selbstgleichschaltung und Selbstbehauptung. Gesch. u. Ges. schätze ich die Römlinge keineswegs. Schwieriger ist die Bekeh- die eine weitere Radikalisierung unterstützten. Brief von Stamp- 21.6.1932 u. 2.7.1932 u. Brief von Reinerth an Stampfuß vom 23, 1997, 618 ff. – G. Schöbel (Hrsg.), Wer macht Geschichte? rung mancher NS–Behörden. Allein daran kann unsere Sache fuß an Reinerth vom 5.1.1932, APM, Unteruhldingen: „Bei uns 6.7.1932, APM, Unteruhldingen. Katalog einer studentischen Ausstellung zur Sammlung des In- scheitern. Wiegand hat, wie ich es aus einem Brief an das Württ- ist durch die furchtbare Wirtschaftslage alles so kaputt, dass 33 R. Stampfuß, Urgeschichtsforschung im Deutschen Westen. stitutes für Ur– und Frühgeschichte der Universität Tübingen embergische Kultusministerium ersehe, immer noch die Vorstel- man auch nicht das geringste Interesse hat, etwas zu unterneh- Die Sonne. Monatsschr. Nord. Weltanschauung u. Lebensge- 1890–2012. Schriftenr. Pfahlbaumus. Unteruhldingen 8 (Un- lung, als ob man mich in Württemberg erledigen würde. Frau men und sich nur freut, dass man dem Abbau noch nicht zum staltung (Leipzig, Köslin, Weimar 1932) 565 f. teruhldingen, Tübingen 2012) 13. Kossinna ist eine treue Seele, sie hat alles nur Erdenkliche für Opfer gefallen ist. Hoffentlich bringt 1932 die ersehnte Besse- 34 Herbert Kühn, geb. 29.4.1895 in Beelitz, Kr. Potsdam. 1914 49 Bouresh (Anm. 9) 134. – Zu Apffelstaedt vgl. Beitrag Gan- unsere Sache getan. Dafür bin auch ich ihr herzlich dankbar und rung, sonst wandere ich aus.“ – Brief von Stampfuß an Reinerth kurzer Militärdienst als Kriegsfreiwilliger, anschließend Studi- sohr–Meinel in diesem Band. werde sie schon in meinen ersten Berliner Tagen aufsuchen.“ vom 6.1.1932, APM, Unteruhldingen: „Mir geht es nicht so rosig um der Vorgeschichte bei Gustaf Kossinna, Berlin. 1918 Promo- 50 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 18.6.1933, APM, Un- 56 Am 9.5.1934 beschloss die Mitgliederversammlung der Ge- 64 Archäologie und Bodendenkmalpflege in der Rheinprovinz 1920–1945 Gunter Schöbel | Die Einflussnahme des „Amtes Rosenberg“ auf die Rheinprovinz 65

sellschaft für Deutsche Vorgeschichte, sich zum Reichsbund zu ner Rede zur feierlichen Wiedereröffnung (2. Abschnitt) des chen, Düsseldorf, Koblenz (ausser dem Kreise Birkenfeld) sowie Smolnik (Anm. 1) 12–19. erweitern. Schöbel 2002 (Anm. 4) 341. – 1934 wurde der KfdK Rheinischen Landesmuseums in Bonn am 26. April 1936. Muse- Köln (mit Ausnahme des Stadtgebietes). Das Landesmuseum in 73 J. Schachtmann/Th. Widera, 1945 – Eine wissenschaftliche aufgelöst und mit dem Reichsverband „Deutsche Bühne“ zur umskde. N. F. 8, 1936, 97 f. – F. Oelmann, Das rheinische Lan- Trier betreut den Regierungsbezirk Trier und den Kreis Birken- Zäsur in der Vor- und Frühgeschichtsforschung. In: Smolnik Nationalsozialistischen Kulturgemeinde („NS-Kulturgemein- desmuseum in Bonn, seine Entwicklung und seine Aufgaben. feld. (Anm. 1) 7 f. de“) zusammengefasst. Verbunden war der Auflösungsprozess Die Rheinprovinz 3, 1935, 165 f. – Dazu auch: H. Gansohr-Mei- 1. Direktor des rheinischen Landesamtes und staatlicher Ver- 74 Reichenbach/Rohrer (Anm. 21) 7 f. bes. 11. mit der Errichtung der „Dienststelle Rosenberg“, dem späteren nel, Die Wiedereröffnung am 24. März 1935. Vom „Gelehrten- trauensmann für die Bodenaltertümer ist Prof. Dr. Oelmann, 75 Brief von Stampfuß an Reinerth vom 1.10.1929, APM, Un- „Amt Rosenberg“. Museum“ zum „Volksmuseum“ – Zum Wandel der Vermittlung Bonn teruhldingen: „Im Übrigen war Gustaf vor circa vier Wochen hier [Zugriff: 28.08.13], Stw. Kampfbund für deutsche Kultur. – im Rheinischen Landesmuseum Bonn (Teil 2). Rhein. Landes- 2. Direktor des Landesamtes ist Prof. Dr. von Massow zugleich in Hamborn bei mir. In Köln hauste er bei Kühn, mit dem er noch Dazu auch M. H. Kater, Das „Ahnenerbe“ der SS. Ein Beitrag mus. Bonn 1/2002, 1–8. Direktor des Landesmuseums in Trier und staatl. Vertrauens- eine mehrtägige Museumsreise per Auto durch Holland machte, zur Kulturpolitik des Dritten Reichs (Stuttgart 1974) bes. 22 f. 63 Bollmus (Anm. 2) 222. mann für die Bodenaltertümer. Für das Stadtgebiet Köln ist zu- was sie sich von Kühn selbst erzählen lassen müssen. Ich habe 57 Eickhoff/Halle/Legendre/Urban (Anm. 1). 64 Ebd. 231 f. und hierzu Brief von Bormann an Rosenberg vom ständig das Wallraf-Richartz-Museum in Köln. jedenfalls neulich bei Kühn in Köln bei der Erzählung bald Lach- 58 24.4.1934 Provinzialmuseum Bonn, 10.9.1934 Provinzial- 26.1.1943, APM, Unteruhldingen, Bestand Reinerth Ost. – Vgl. An Museen für Vorgeschichte bestehen in der Rheinprovinz das krämpfe bekommen.“ museum Trier, 17.1.1935 Deutscher Bund Heimatschutz lehnen auch Schöbel (Anm. 54) 267–283. ‚Rheinische Landesmuseum in Bonn’, das Rheinische Landes- 76 Brief von Kühn an Reinerth vom 6.3.1950, Originalabschrift, Beitritt zum Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte ab. Liste 65 Stellenbesetzung für 1938/39 nach Simon unter Städtische Museum in Düsseldorf, das Städtische Museum in liegt ihr Brief auf meinem Schreibtisch. Sie erwähnen Briefe von vom 20.4., 10.5. u. 10.9.1934, APM, Unteruhldingen. –Vereine, [Zugriff: 28.08.13], Denkschrift über Vorgeschichte 8 f.: „3.) Die Aachen, das Städtische Museum in Duisburg und die kleineren mir, auf die ich mich aber gar nicht besinnen kann. Ich möchte die dem Reichsbund bis 1935 beigetreten sind: Andernach, Ver- Vorgeschichtsarbeit in den einzelnen Reichsgebieten, aufgeglie- Heimatmuseen in der Rheinprovinz. mich auch gar nicht mehr an diese hässliche Zeit erinnern und ein für Geschichte und Altertum; Duisburg, Hamborner Gesell- dert nach landschaftlicher Organisation, Planung und perso- An Gesellschaften bestehen in der Rheinprovinz viele kleinere habe im Grunde alles vergessen. Zwar weiss ich noch dunkel, schaft für niederrheinische Heimatforschung; Gießen, Oberhes- neller Besetzung. Die Rheinprovinz. An den Universitäten lehren Heimatvereine und Altertumsvereine, die sich mit vorgeschicht- dass Sie eine Reihe von Schwierigkeiten bereitet haben, vielleicht sischer Geschichtsverein; Köln, Anthropologische Gesellschaft; als Vorgeschichtler: lichen Fragen auseinandersetzen. Besonders hervorgetreten ist in gutem Glauben, es war eben eine sehr verworrene Zeit mit irr- Neuwied, Verein für Altertumsbauwerke; Sankt Goar, Kreisver- Bonn: Prof. Kurt Tackenberg, o.Prof. für Vorgeschichte, der speziell im Hinblick auf die frühmittelalterliche Geschichte die sinnigen Ideen. Dass meine Grundauffassung über Chronologie ein. Nicht beigetreten bis 1935 sind: Aachener Geschichtsver- gleichzeitig Leiter des im Mai 1938 gegründeten vorgeschicht- Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde in Köln. und Herkunft der Kultur aus dem Norden gänzlich andere sind ein; Bonn, Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande; lichen Instituts der Universität Bonn ist. Die Vorgeschichtsforschung ringt in der Rheinprovinz mit den als Ihre, das wissen wir beide. Ich glaube aber, dass Ihre Auffas- Brünn, Heimatverein des Kreises Brünn; Düren, Archäologische Köln: Prof. Walter v. Stokar, der gleichzeitig die Leitung des neu- Problemen um die Abgrenzung der Einflüsse des germanischen, sungen, weil sie falsch sind, und dass sie das waren, haben sie Arbeitsgemeinschaft; Friedberg in Hessen, Geschichts- und Al- en Instituts für Vor- und Frühgeschichte an der Universität über- keltischen und römischen Elementes. Es gab früher wissen- ja in erschreckendem Masse und mit unendlich viel Tränen ge- tertumsverein; Gießen, Oberhessischer Geschichtsverein; Hom- nimmt. schaftsgeschichtliche Perioden, in denen einseitig das römische zeigt. Auch wissenschaftliche Dinge führen, wenn sie falsch sind burg von der Höhe, Verein für Geschichte und Altertumskunde; Die Vorgeschichtsarbeit wird in den Rheinlanden sehr gefördert Element betont wurde und andererseits das keltische. Neuer- zum Tode. So glaube ich, dass die Anschauung von der Vorherr- Kempen/Unterrhein, Kunst- und Altertumsverein; Kleve/Nie- von Landeshauptmann Haake und Landesrat Dr. Apffelstaedt. dings beginnt sich auch hier die Erkenntnis von der Bedeutung schaft des Nordens zum Tode führen muss, einfach deshalb, weil derrhein, Klevischer Geschichtsaltertumsverein; Kobern, Alter- Als Vorgeschichtler betätigen sich weiterhin: des germanischen Grundelementes in der Bevölkerungs- und sie nicht wahr ist. Hätte ich das Ihnen vor Jahren geschrieben tumsverein; Koblenz, Museumsverein; Kreuznach, Historisch- Dr. Fremersdorf, Köln, der die Leitung der römisch-germanischen Kulturgeschichte der Rheinprovinz durchzusetzen.“ und das war damals meine wissenschaftliche Haltung so wie antiquarischer Verein für Nahe und Hunsrück; Mayen/Eifel, Abteilung am Wallraf-Richartz-Museum innehat, Dr. Oelmann, 66 M. Vigener, Schäbigste Opportunität und Charakterschwä- heute, wäre ich abgeholt worden und in einem Konzentrationsla- Geschichts- und Altertumsverein; Mainzer Altertumsverein; Bonn, Direktor des Landesmuseums, Dr. Neuffer, Bonn, Dr. che? Nachkriegssituation und Diskussion um Mitgliederstrei- ger umgekommen. Ein solcher Zustand alleine ist der Wissen- Niedermendig, Geschichts- und Altertumsverein; Simmern, Ge- Kersten, Bonn, Dr. v. Uslar, Bonn, Dr. Rest, Bonn, Dr Beiler, Prof. chungen beim Deutschen Archäologischen Institut 1938/39 schaft und einer Kulturnation unwürdig, und so kann er nicht schichtsverein; Trier, Gesellschaft für nützliche Forschungen; von Massow (Trier) Direktor des Landesmuseums, Prof. Loesch- und 1953. In: Smolnik (Anm. 1) 128 f. bes. 136. bestehen. Dass Sie der Vertreter der entgegen gesetzten Haltung Xanten, Altertumsverein. Brief von G. Schneider an Stampfuß cke (Trier), Dr. Dehn, Trier, Dr. Kimmig, Trier, Dr. Hussong, Trier, 67 A. C. Nagel, Hitlers Bildungsreformer: Das Reichsministeri- waren, das ist ihr Unglück. Es steht nicht in meiner Macht das vom 10.5.1934, Reichsbundkartei, APM, Unteruhldingen. Dr. Köthe, Trier, Dr. Köhne, Aachen, Dr. Amberger, Düsseldorf, um für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 1933–45 zu ändern, obgleich ich Sie persönlich immer sehr gemocht habe. 59 Pinsker (Anm. 9) 55. Dr. Tischler, Duisburg. (Frankfurt am Main 2012). Ich habe Sie in diesen Jahren oft verteidigen müssen, und ich 60 Personalvorschläge Wiegands: Leiter Prof. Langsdorff, An Instituten für die Vorgeschichtsforschung bestehen in den 68 [Zugriff: 28.08.2013]. – Bollmus (Anm. 2) 47 f. die Sie in die falsche Bahn getrieben hat. Sie haben sicherlich Staad, Assistent Dr. Werner, Kiel, erster Direktor Prof. Schwan- Das Vorgeschichtliche Institut an der Universität Bonn, das im 69 U. Puschner, Weltanschauung und Religion, Religion und auch nicht daran gedacht, dass der Nationalismus immer die tes, zweiter Direktor Dr. Langenheim, Breslau, Assistent Dr. Mai 1938 gegründet wurde und dem grosse Mittel zur Verfügung Weltanschauung. Ideologie und Formen völkischer Religion. Tendenz zum Überschlagen, zur Überheblichkeit und schließlich Tischler, Assistent des Vizepräsidenten Dozent Dr. Schleif. Brief gestellt wurden. Das Arbeitsgebiet dieses Instituts soll über die Zeitenblicke 5/1, 2006 [Zugriff: 28.08.2013]. berechtigt und nötig, und ich habe dieses nationale Gefühl in APM, Unteruhldingen. – K. Junker, Das Archäologische Institut greifen. Zu diesem Institut tritt das Institut für Vor- und Frühge- 70 Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis Die Sonne. Monatsschr. sehr starkem Masse, aber solche Rundschreiben wie ich sie ein- des Deutschen Reiches zwischen Forschung und Politik. 1929– schichte an der Universität Köln, das sich dank der Persönlich- Nord. Weltanschauung u. Lebensgestaltung (Alexander Dun- mal gegen Bersu gesehen habe, deuteten doch schon eine Krank- 1945 (Mainz 1997) 21, 24. Wiegand verfügte über beste Verbin- keit des Leiters, Prof. v. Stokar, besonders den cker Verlag Weimar) Juni 1928: Gustaf Kossinna, Wikinger und heit des Geistes an und da begann schon etwas ähnliches wie dungen zu Politik und Justiz. naturwissenschaftlichen und chemischen Untersuchungen orga- Wäringer; Hermann Wirth, Die Entdeckung der nordischen Ur- Hexenverbrennung wegen der Religion im Mittelalter. Religion 61 Brief von Bormann an Rosenberg vom 30.1.1936 u. Brief von nischer Vorgeschichtsfunde widmen will. religion; Hans F. K. Günther, Rassengeschichte des hellenischen und Nationalgefühl sind nahe verwandt, beide notwendig und Rosenberg an Bormann vom 4.2.1936, APM, Unteruhldingen: Für die Bodendenkmalspflege in der Rheinprovinz sind zustän- Volkes V; Georges de Lapouge, Über die nordische Bewegung; berechtigt, aber in der Überspitzung fürchterlich und für alle „[…] Verantwortlich für diese Zustände ist Staatsrat Wiegand, dig: Hanno Konopacki-Konopath, Die nordische Bewegung in zum Tode führend. Sicherlich haben Sie alle diese Konsequenzen der mit nationalsozialistischen Forderungen durch eine überaus Das Rheinische Landesamt für Vor- und Frühgeschichtliche Bo- Deutschland. – Vgl. zu den Mitgliedschaften Kossinnas in völ- nicht überdacht und der einmal getane Schritt hat dann andere geschickte Hintertreppenpolitik Widerstand leistet.“ denaltertümer. kischen Gemeinschaften Grünert, Vorgesch. Forsch. 22 Schritte nach sich gezogen. Aber Sie standen an der Spitze und 62 Die vollständige Rede, 28 Manuskriptseiten, liegt im APM 1. Abteilung Landesmuseum Bonn (Anm. 12) 303. was geschehen ist, ist nicht mehr rückgängig zu machen. Ich Unteruhldingen vor. Auszüge und Aufgabenstellung sind abge- 2. Abteilung Landesmuseum Trier 71 J. Elvert/J. Nielsen-Sikora (Hrsg.), Kulturwissenschaften spreche hier ganz privatim, ich habe auch nicht die Absicht Ih- druckt in H.-J. Apffelstaedt, Rede zur feierlichen Wiedereröff- 3. Sonderauftrag für das Stadtgebiet Köln und Nationalsozialismus. Hist. Mitt. 72 (Stuttgart 2008). nen zu schaden, im Gegenteil, ihr Schicksal tut mir sehr leid, nung des Rheinischen Landesmuseums in Bonn am 24. März Leiter der vorgeschichtlichen Abteilung am Wallraf-Richartz-Mu- 72 Zur Rolle Gero von Merharts für die Fachgeschichte der Ar- unsere Wissenschaft verliert in Ihnen einen sehr befähigten, sehr 1935. Museumskde. N. F. 7, 1935, 84 f. – Ders., Arbeiten und seum: Dr. Fremersdorf. chäologie zuletzt D. Schlegelmilch, Gero von Merharts Rolle in gewandten, sehr tüchtigen Vertreter. Vielleicht wird auch der Au- Aufgaben der rheinischen Provinzialverwaltung. Auszug aus ei- Das Landesmuseum Bonn betreut die Regierungsbezirke Aa- den Entnazifizierungsverfahren „belasteter“ Archäologen. In: genblick kommen, wo sich das ausgleichen lässt, aber mir 66 Archäologie und Bodendenkmalpflege in der Rheinprovinz 1920–1945 67

scheint, dass Ihrer Feinde viele sind. Ich zähle nicht dazu. Darf Abbildungsnachweis Achim Leube ich Ihnen sagen, dass es mir immer leid getan hat, dass Sie gera- de in einem anderen Lager standen als ich, denn persönlich 1 G. Schöbel, Pfahlbaumuseum Unteruhldingen habe ich mich Ihnen immer besonders nahe gefühlt. Sie werden nach Nationalsozialist. Monatsh. vom 27.6.1932. Das „Ahnenerbe“ der SS und die deutsche Prähistorie jetzt viel Kraft brauchen, um diese Zeit zu überstehen. Ich wün- 2–4; 7–9; sche Ihnen von ganzem Herzen Mut und Stärke. Sicherlich wird 13; 16 APM, Unteruhldingen; 3 Foto J. Udry; 4 Montage Die archäologischen Ausgrabungen auch diese Zeit vorübergehen. Ich habe diesen Brief geschrieben G. Schöbel; 7 Foto H. Dürr; 9 Foto H. Reinerth; im Hinblick auf unsere alte Bekanntschaft, ja, Freundschaft, 16 Montage St. Brockschläger/G. Schöbel, und ich wollte, sie wäre nie getrübt worden. Aber dass Sie in ei- Pfahlbaumuseum Unteruhldingen ner anderen Welt lebten, und in einer Welt, in der für Ideen ge- 14–15 St. Brockschläger/G. Schöbel, Pfahlbaumuseum tötet wurde, dass allerdings hat nicht nur diese, sondern auch Unteruhldingen tausend andere Freundschaften zerreißen müssen. Ich habe Ih- 10 Stadtarchiv Tübingen; Foto A. Göhner ren Zustand eher als eine Krankheit gesehen, als einen Fieber- 11 Westdeutscher Beobachter vom 19.6.1933. wahn, als ein Unglück, das über Sie gekommen ist. Nehmen sie 12 Stampfuß (Anm. 53) Titelblatt. meine freien geraden Worte, so wie sie sind, geschrieben aus Einleitung 24 zwischen der Stresemann-Straße, der Wilhelm- dem Herzen. Indem ich alles Gute für Sie wünsche, verbleibe ich Straße sowie der Friedrichstraße im heutigen Berliner mit besten Grüßen Ihr Herbert Kühn.“ In Kühns Hauptwerk zur Der am 1. Juli 1935 in Berlin-Dahlem gegründete Stadtbezirk Kreuzberg-Friedrichshain untergebracht.2 Fachgeschichte H. Kühn, Geschichte der Vorgeschichtsfor- private Verein „Deutsches Ahnenerbe. Studiengesell- Himmler äußerte 1937: „Das Rasse- und Siedlungsamt schung (Berlin, New York 1976) wird auf die Auseinanderset- schaft für Geistesurgeschichte e. V“ war zunächst auf ist praktisch auch das wissenschaftliche Amt zur Fra- zung während der NS–Zeit im Rheinland, obwohl nach den rassistische Vorstellungen Heinrich Himmlers (1900– ge der Ausgrabungen, der Vorgeschichte, mit der wir grundlegenden Werken zur Aufarbeitung der Fachgeschichte 3 von Bollmus (Anm. 2) und Kater (Anm. 56) erschienen, obwohl 1945) und des Laienforschers Herman Wirth (1885– uns sehr eingehend beschäftigen.“ Auf der von Hans dort die „Indogermanenfrage“ vom Autor thematisiert wird, 1981) zugeschnitten. Schon am 20. März 1937 fand Schleif und Werner Buttler (1907–1940) getragenen SS- nicht Bezug genommen. mit einer gewissen Neuorientierung eine Namens- Grabung auf der Erdenburg bei Bensberg unweit von änderung in „Das Ahnenerbe“ statt. Man wollte den Köln verkündete Himmler im Juli 1935, dass „wir uns „wissenschaftlichen“ Beweis der Überlegenheit des dieser Aufgabe mit derselben Zähigkeit widmen, mit „deutschen Ariers“ erbringen, wie aber auch ein welt- der die bisher an alle anderen Aufgaben anschauliches Schulungsorgan der SS schaffen. Eine herangegangen ist“. 4 Himmler, seit 1929 Reichsführer spezifische Rolle nahm innerhalb des „Ahnenerbes“ der Schutzstaffeln (RFSS), bat bereits 1930 Richard die Prähistorie ein. So stellte der Historiker Michael Walther Darré (1895–1953), ihn beim Aufbau der SS H. Kater fest: „Nur auf dem Gebiet der Vorgeschich- „[…] als der biologischen Elite der Zukunft behilflich te durfte das ‚Ahnenerbe’ hoffen, die meisten seiner zu sein“ und ein derartiges Amt zu schaffen.5 Dieses Wünsche befriedigen zu können. Das lag indessen Amt war hauptsächlich zuständig für die „rassisch nicht nur daran, daß die Prähistorie damals den wohl einwandfreie“ Aufnahme von SS-Bewerbern. Im Auf- größten geisteswissenschaftlichen Sektor innerhalb der trag der Reichsführung-SS hatte das RAS „seit 1933 die Forschungsgemeinschaft bildete […]: unter dem brei- germanische Vorgeschichte planmässig [sic] in [seine] ten Dach des ‚Ahnenerbes’ stellten sich seit Jahren alle Schulungsarbeit einbezogen“. 6 Die Schulungsabteilung diejenigen Vorgeschichtler unter, deren wissenschaftli- des RAS wurde zunächst von SS-Sturmbannführer che Arbeit etwas zählte.“1 Hermann Dethof und dann von dem SS-Obersturm- Im Aufbau, in der Leitung bzw. Organisation und Ziel- führer (Ostuf) Dr. Rolf Höhne, einem Geologen, gelei- setzung des „Ahnenerbes“ – speziell hinsichtlich der tet. Dieser fertigte am 18. September 1935, d. h. einige Prähistorie – lassen sich mehrere Phasen erkennen. Monate nach der Gründung des „Ahnenerbes“, einen schriftlichen „2. Entwurf“ mit dem Charakter einer Übersicht dieser Abteilung an. Höhne war bis 1938 Das Rasseamt der SS (RAS), Abteilung V Leiter der Ausgrabungen.

Bereits seit 1933 und dann parallel zum „Ahnenerbe“ bis 1938 fand die Ur- und Frühgeschichte innerhalb Erste Phase: „Das Deutsche Ahnenerbe e. V.“ der SS ihren ersten Eingang im RAS. Dieses Amt wur- unter Herman Wirth 1935–1936 de am 31. Dezember 1931 gegründet, später als Ras- se- und Siedlungsamt bezeichnet, und war Vorgänger Wirth scheiterte mit seinen Plänen, seinen Vorstellun- des Rasse- und Siedlungshauptamtes der SS (RuSHA, gen und seiner abstrusen Arbeitsweise recht früh in ab 1935). Zunächst hatte es den Sitz in München, der Gestaltung des „Ahnenerbes“. Hier soll nur an sein war dann seit 1933 in der Berliner Hedemannstraße pseudowissenschaftliches Vorhaben der 1933 erfolg-