Johannsebastian Bach
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No. 94.028 JOHANN SEBASTIAN B A C H (1685–1750) CANTATAS PRAISE AND THANKS, DEATH AND ETERNITY/ KANTATEN LOB UND DANK, TOD UND EWIGKEIT BWV 21, 38, 51, 56, 76, 79, 80, 82, 93, 106, 137, 140, 149 Bach Ensemble Helmut Rilling, Conductor 1 DEUTSCH Ich hatte viel Bekümmernis BWV 21 1. Sinfonia noch danken, daß er meines Angesichtes Hilfe und mein Gott ist. 2. Coro Ich hatte viel Bekümmernis in meinem Herzen; Nach der Predigt aber deine Tröstungen erquicken meine Seele. 7. Recitativo Ach Jesu, meine Ruh, 3. Aria Mein Licht, wo bleibest du? O Seele sieh! Ich bin bei dir. Seufzer, Tränen, Kummer, Not, Bei mir? Ängstliches Sehnen, Furcht und Tod Hier ist ja lauter Nacht. Nagen mein beklemmtes Herz Ich bin dein treuer Freund, Ich empfinde Jammer, Schmerz. Der auch im Dunkeln wacht, Wo lauter Schalken seind. Brich doch mit deinem Glanz und Licht des 4. Recitativo Trostes ein. Wie hast du dich, mein Gott, Die Stunde kommet schon, In meiner Not, Da deines Kampfes Kron In meiner Furcht und Zagen Dir wird ein süßes Labsal sein. Denn ganz von mir gewandt? Ach! kennst du nicht dein Kind? Ach! hörst du nicht das Klagen 8. Duetto Von denen die dir sind Mit Bund und Treu verwandt? Komm, mein Jesu, und erquicke Du warest meine Lust Ja, ich komme und erquicke Und bist mir grausam worden; Und erfreu mit deinem Blicke Ich suche dich an allen Orten, Dich mit meinem Gnadenblicke. Ich ruf und schrei dir nach, – Diese Seele, Allein mein Weh und Ach! Deine Seele, Scheint itzt, als sei es dir ganz unbewußt. Die soll sterben Die soll leben Und nicht leben 5. Aria Und nicht sterben Und in ihrer Unglückshöhle Bäche von gesalznen Zähren, Hier aus dieser Wundenhöhle Fluten rauschen stets einher. Ganz verderben Sturm und Wellen mich versehren, Sollst du erben Und dies trübsalsvolle Meer Ich muß stets in Kummer schweben, Will mir Geist und Leben schwächen, Heil durch diesen Saft der Reben. Mast und Anker wollen brechen, Ja, ach ja, ich bin verloren! Hier versink ich in den Grund, Nein, ach nein, du bist erkoren! Dort seh ich der Hölle Schlund. Nein, ach nein, du hassest mich! Ja, ach ja, ich liebe dich! Ach, Jesu, durchsüße mir Seele und Herze! 6. Coro Entweichet, ihr Sorgen, verschwinde, du Schmerze! Was betrübst du dich , meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde 9. Coro (con Choral) ihm 2 Sei nun wieder zufrieden, meine Seele, denn der Herr tut dir Guts. Ich hatte viel Bekümmernis BWV 21 Was helfen uns die schweren Sorgen, Entstehung: zum 17. Juni 1714 was hilft uns unser Weh und Ach? Bestimmung: 3. Sonntag nach Trinitatis und zu Was hilft es, daß wir alle Morgen jeder Zeit Beseufzen unser Ungemach? Text: vermutlich (mindestens teilweise) von Wir machen unser Kreuz und Leid Salomon Franck. Satz 2: Psalm 94, 19; Satz 6: Nur größer durch die Traurigkeit. Psalm 42,12; Satz 9: Psalm 116, 7 und Strophen 2 und 5 aus dem Choral „Wer nur den lieben Gott läßt walten“ von Georg Denk nicht in deiner Drangsalshitze, Neumark (1641); Satz 11: Offenbarung 5, 12- Daß du von Gott verlassen seist, 13 Und daß Gott der im Schoße sitze, Gesamtausgaben: BG 51: 1 - NBA I/16: 111 Der sich mit stetem Glücke speist . Die folgend Zeit verändert viel „Damit der ehrliche Zachau (Händels Und setzet jeglichem sein Ziel. Lehrmeister) Gesellschaft habe, und nicht so gar alleine da stehe, soll ihm ein sonst braver Practicus hodiernus zur Seiten gesetzt 10. Aria werden, der repetirt nicht für die lange Weile also: Ich, ich, ich, ich hatte viel Bekümmerniß, Erfreue dich, Seele, erfreue dich, Herze, ich hatte viel Bekümmerniß, in meinem Entweiche nun, Kummer, verschwinde, du Hertzen, in meinem Hertzen. Ich hatte viel Schmerze! Bekümmerniß :|: in meinem Hertzen :|: :|: Ich Verwandle dich, Weinen, in lauteren Wein, hatte viel Bekümmerniß :|: in meinem Hertzen Es wird nun mein Ächzen ein Jauchzen mir :|: Ich hatte viel Bekümmerniß :|: in meinem sein! Hertzen :|: :|: :|: :|: :|: Ich hatte viel Es brennet und flammet die reineste Kerze Bekümmerniß :|: in meinem Hertzen. :|: etc...“ Der Liebe, des Trostes in Seele und Brust, Kein Zweifel: Johann Mattheson, dem Weil Jesus mich tröstet mit himmlischer Beckmesser des 18. Jahrhunderts, gefiel es Lust. nicht, wie Bach einen Text behandelte. Zu viele Wiederholungen, zumal auf dem subjektiven „Ich“ insistirend... Auf den Umkehrschluß, daß Bach mit diesem Insistieren seine Auffassung des vertonten 11. Coro Textes gewichten wollte, kam Mattheson allerdings nicht. Immerhin zeigt dieses Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig zu Dokument der Nachwelt, wie auffällig Bachs nehmen Kompositionskunst auf den aufmerksamen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke Zeitgenossen wirkte. und Ehre und Preis und Lob. Die Überlieferung der Kantate beruht auf Lob und Ehre und Preis und Gewalt sei einem originalen, mit dem Aufführungsdatum unserem „den 3ten post Trinit: 1714 musiciret worden“ Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen, alleluja! sowie der Bezeichnung „in ogni tempore“ versehenen Stimmensatz. Hinzu kommt Material für spätere Aufführungen in Köthen Zwischen dem hier abgedruckten und dem bei und Leipzig. Wenn Bach das Werk bereits bei den Aufnahmen gesungenen Text kann es zu seiner Bewerbung um das Organistenamt an kleineren Abweichungen kommen. der Hallenser Liebfrauenkirche (Herbst 1713) Sie resultieren aus dem Umstand, daß zum aufgeführt hat, könnte dies die gelegentlich Zeitpunkt von Helmuth Rillings geäußerte Vermutung einer Frühfassung Gesamtaufnahme viele der Bach-Kantaten stützen. Diese Hypothese stützt sich auf die noch nicht in der Neuen Bachausgabe kleinteilige Kombination von Psalmtext und erschienen waren und deshalb auf der alten freier Dichtung. Diese freie Dichtung, deren Bach-Gesamtausgabe fußendes Material Autor Alfred Dürr aus stilistischen Gründen in benutzt werden mußte. Der hier abgedruckte Salomon Franck, dem Weimarer Bibliothekar Text, wie er auch bei Alfred Dürr: und Oberkonsistorialsekretär vermutet, könnte Die Kantaten von Johann Sebastian Bach, zu den Schriftworten hinzugetreten sein. zuletzt Kassel 1995, nachzulesen ist, folgt der Denkbar ist aber auch der umgekehrte Weg. Neuen Bachausgabe. Weitere interessante Beobachtungen zeigen 3 am Beispiel dieser Kantate, welche Wege die der gesamte Chor sekundieren den in ein die Forschung einschlägt, um Licht in den Tonleiter auf- und absteigendes Motiv Kompositionsprozeß einer Zeit zu bringen, die gekleideten Text mit der besänftigenden das vollendete, unantastbare Kunstwerk noch Aufforderung, sich an diesem versöhnlichen nicht kannte. Die ersten drei im Jahre 1714 Punkt der, man ist versucht zu sagen: entstandenen Kantaten (BWV 182, 12, 172) Kantaten-Handlung zufrieden zu geben. Die vertonen, wenn überhaupt, das Schriftwort in vielfältig sich durchdringenden Textebenen Form von Rezitativen, nicht, wie hier, als von Bibelwort und Choralstrophe findet man Chorsatz. Angenommen, dieser sei dennoch bei Bach des öfteren, am auffälligsten vielleicht 1714 entstanden, entstünde, so Alfred Dürr, in der später entstandenen Motette „Jesu eine bemerkenswerte Formenvielfalt in den meine Freude“ (BWV 227). Chorsätzen dieser Kantaten: Passacaglia in BWV 12, Fuge in BWV 182, Konzertsatz in BWV 172 und hier nun das motettische Über die Zufriedenheit hinaus weist die nun Prinzip, das den Text zeilenweise in folgende, affirmative Arie. Daß Bach hier unterschiedliche, affekthaltige Motive kleidet wieder die Tenorstimme bedenkt, mag seinen und kontrapunktisch durchführt. Die Willen aufzeigen, gegenüber dem ersten Teil einleitende Sinfonia wiederum könnte, in ihrer und der dortigen Tenorarie den Verwandtschaft zur Sinfonia der Kantate BWV Stimmungsumschwung von Trübsal zu 12, ebenfalls 1714 entstanden sein. Jauchzen zu manifestieren. Trompeten und Pauken führen die Kantate abschließend in die Das Werk als Ganzes beschreibt einen verklärende Welt der Offenbarung. gedanklichen Weg zwischen Not und Triumph, Bemerkenswert sind die bildliche Einfachheit den die christliche Seele zurückzulegen hat. des einen aufsteigenden C-Dur-Akkord Zentrum und Fundament dieses Weges ist die beschreibenden Fugenthemas und die Tröstung. So differenziert und formal instrumentale Registrierkunst Bachs. vielgestaltigen Bach seine Musik auch Tatsächlich liegt speziell diesem Stück die gestaltet: dieser Inhalt prädestiniert die Orgelmusik sehr nahe: das Fugenthema des Kantate zur Verwendung „für jede Zeit des Eingangschores kehrt, wenn auch nach Dur Kirchenjahres“, wie es die italienische gewandelt, wieder in der Fuge BWV 541. Bezeichnung angibt. Die Kantate ist also von vornherein als wiederverwendbares Repertoirestück konzipiert. Sie besteht aus Aus tiefer Not schrei ich zu dir BWV 38 zwei, vor und nach der Predigt zu musizierenden Teilen. Nach Sinfonia und Eingangschor beklagen Sopran und Oboe 1. Coro „Seufzer, Tränen, Kummer, Not“. Das folgende, streicherbegleitete Rezitativ vertieft Aus tiefer Not schrei ich zu dir, diese Klage, und auch die von seufzenden Herr Gott, erhör mein Rufen; Motiven durchdrungene Tenorarie stimmt darin Dein gnädig Ohr’ neig her zu mir ein. Der Mittelteil dieses Stücks zeichnet Sturm Und meiner Bitt sie öffne! und Wellen nach und führt die Stimme Denn so du willt das sehen an, sinnbildlich in die Tiefe des Höllenschlunds. Was Sünd und Unrecht ist getan, Den ersten Teil der Kantate beschließt eine Wer kann, Herr, vor dir bleiben? jedes Textdetail ausdeutende Motette: Betrüben, Unruhe, Harren auf Gott, finden Entsprechungen in Harmonik, Bewegung und 2. Recitativo Tondauer. Dazwischen eingebettet, „adagio“ betont, gleichsam die Subjektivität des In Jesu Gnade wird allein Eingangschores