Mein Sonatenalbum

Christoph Förster (1693-1745) Johann Sigismund Weiss (um 1690-1737) Sonata c-Moll · C minor Sonata B-Dur · B flat major 1 [Adagio] 1:33 16 Andante 1:59 2 Allegro 1:13 17 Allegro 2:34 3 [Adagio] 2:29 18 Adagio 2:00 4 Gigue 1:29 19 Vivace 3:49 20 Presto 2:06 William Babell (um 1690-1723) Georg Friedrich Händel (1685-1759) Sonata Nr. 11 g-Moll · G minor 5 Adagio 3:03 Sonata F-Dur HWV 363a 21 Adagio 1:51 6 Vivace 1:20 22 Allegro 1:58 7 Allegro 1:18 23 Adagio 2:22 24 Bourrée angloise 1:02 „Signor Bach“ (Johann Jacob Bach?) 25 Menuet 1:18 Sonata c-Moll · C minor 8 Andante 2:26 William Babell 9 Allegro 2:36 Sonata Nr. 12 c-Moll · C minor 10 Adagio 1:29 26 Adagio 2:04 11 Vivace 3:09 27 Vivace 0:45

Johann Georg Linike (ca. 1680-1762) Gottfried August Homilius (1714-1785) Sonata F-Dur · F major Sonata à Oboe solo col Basso HoWV XI.1 12 Adagio 2:36 28 Adagio 2:03 13 Allegro 2:43 29 Allegro assai 2:37 14 Largo 2:49 30 Amoroso 1:18 15 Allegro 3:25 31 Vivace 1:54

KARLA SCHRÖTER Barockoboe Ensemble CONCERT ROYAL Köln Die Oboensonate im 18. Jahrhundert sowie über Choral-Knaben. Sein kompositorisches Schaffen umfasst zahlreiche Kirchenkantaten, Psalm- und Sanctus- Alle auf dieser CD eingespielten Sonaten für Oboe und Vertonungen, eine Messe und reichlich Instrumentalmusik, Basso continuo dürften in der ersten Hälfte des 18. Jahrhun- darunter Orchesterwerke wie Ouverturen und Sinfonien, derts komponiert worden sein, genaue Entstehungszeiten Instrumentalkonzerte sowie klein besetzte Kammermusik. liegen uns nicht vor. Die Komponisten der Werke haben Bei der Oboensonate handelt es sich um die einzige in dieser in Deutschland und England gewirkt und gelebt, viele Besetzung von Förster, bekannt sind von ihm lediglich noch von ihnen standen damals in mehr oder weniger enger drei Sonaten für Violine und Basso continuo. Wir haben uns Verbindung zueinander. bei diesem majestätisch klingenden Stück dafür entschie- So finden wir gleich drei der hier eingespielten Sonaten in den, als Continuoinstrument eine große Kirchenorgel zu der berühmten Brüsseler Sammelhandschrift 15.115 (siehe verwenden. Die historische König-Orgel der Schlosskirche zu Quellenangaben), einem 250-seitigen Sonatenband, der Schleiden steht in hoher Kirchenstimmung auf 466hz. Das umfangreichsten Sammlung von Solosonaten aus dem erfordert eine in dieser Zeit übliche Ganztontransposition 18. Jahrhundert überhaupt. Es handelt sich um die Werke der Oboenstimme nach d-Moll, was der Ausführung auf der von Förster, Weiss und Händel. Stilistisch kann man in den Barockoboe sehr zugute kommt. Sonaten von Linike, Weiss und Homilius schon deutlich die beginnende Umbruchphase vom Barock zur Frühklassik Die zwölf Sonaten des in London geborenen William erkennen, sie lassen sich teilweise oder ganz dem Emp- Babell sind im Vergleich zu Werken anderer Komponisten findsamen Stil zuordnen. Auch Christoph Förster weist in des Barock sehr außergewöhnlich. Der Titel des Erstdruckes, vielen seiner Werke deutliche Merkmale der Frühklassik auf. der circa zwei Jahre nach Babells Tod erschienen ist, fordert als Soloinstrument Violine oder Oboe. Verschiedene alter- Der Thüringer Komponist Christoph Förster wurde am native Instrumente für die Ausführung der Oberstimme 30. November 1693 in Bibra geboren. Seine erste musika- im Titel anzuführen, war in der Barockzeit gängig, um die lische Ausbildung bekam er bei dem dortigen Organisten Verkaufszahlen für die mit viel Aufwand gedruckten Werke Pitzler. Ab 1710 lerne er bei Johann David Heinichen in zu erhöhen. Schaut man jedoch auf den Tonumfang der Weißenfels und danach bei Georg Friedrich Kaufmann in Sonaten, so unter- oder überschreiten sie nicht ein einziges Merseburg, wo er bald darauf auch als Konzertmeister in Mal den Umfang der barocken Oboe. Da dieser lediglich der Hofkapelle wirkte. Reisen nach Leipzig und sind von c‘ bis d‘‘‘ reichend viel geringer ist als der der Violine, für das Jahr 1719 belegt. 1723 reiste Förster zur Krönung liegt es nahe, die Oboe zur Ausführung zu verwenden. Karls VII von Böhmen nach Prag und lernte bedeutende Allerdings verwendet Babell für alle zwölf Sonaten nur Musikerpersönlichkeiten wie Johann Joseph Fux, Antonio B-Tonarten, von F- Dur über Es- Dur hin bis zu f-Moll, was Caldara, Francesco Conti u.a. kennen. Nach dem Tode des für eine Barockoboe nicht gerade angenehm zu spielen ist. Herzogs von Sachsen-Merseburg bewarb er sich 1743 für Zwar war Babell selbst als Tastenvirtuose und nicht als Bläser das Amt des Vizekapellmeisters in Rudolstadt - jedoch in bekannt, war jedoch durch seinen Vater, der Fagottist war, Ermangelung einer Vakanz ohne Besoldung - das er bis zu durchaus vertraut mit den Doppelrohrblattinstrumenten. Zu seinem baldigen Tod am 6. Dezember 1745 ausübte. Laut den Lehrern Babells haben und einer Aufstellung aus dem Jahre 1743 war die Rudolstädter sicher auch Georg Friedrich Händel gezählt. Hofkapelle mit ungefähr 25 Musikern recht groß besetzt und verfügte neben Streichern und Tasteninstrumenten über Um welchen Bach es sich bei der Sonata des „Signor Flöten, Oboen, Fagott, Trompeten, Pauken und Waldhörner Bach“ genau handelt, wissen wir nicht. Das Werk ist in

3 einer Handschrift des frühen 18. Jahrhunderts überliefert berufen. Bekannt ist auch, dass Linike 1718 am Köthener und befindet sich in der Bibliotheca Fürstenbergiana auf Hof, an dem zu dieser Zeit Johann Sebastian Bach wirkte, Schloss Herdringen. Unklar ist auch die Besetzung des aushalf. 1721 bekam er vom Hof die Erlaubnis für einen Werkes: auf dem Titelblatt ist „Traverso Solo“ vermerkt, mehrjährigen England-Aufenthalt und blieb dort bis zum im zeitgenössischen Sonsfeldtschen Katalog jedoch „Haut- Winter 1724/25. Hier wirkte er in Georg Friedrich Händels bois“. Der Ambitus der Solostimme liegt relativ hoch, Opernorchester mit. Aus London zurückgekehrt, wurde überschreitet jedoch nirgends den Ambitus der Oboe, der Linike 1725 Konzertmeister und stellvertretender Leiter an wesentlich kleiner ist als bei der Traversflöte. Unklar ist der Hamburger Oper am Gänsemarkt, deren Leitung Rein- auch, wer sich hinter „Signor Bach“ verbirgt und wie die hard Keiser oblag. In den Jahren 1725/26 wirkte er unter Sonate in diese Sammlung gelangt ist. Die Sonsfeldtsche der Leitung von Georg Philipp Telemann an Aufführungen Sammlung enthält eine große Anzahl an Werken für Oboe, Händel‘scher Opern, namentlich Giulio Cesare, Tamerlano insbesondere für sogenannte „Hautboisten-Banden“, wie und Ottone, mit, deren Partituren er möglicherweise aus sie im 18. Jahrhundert von Frankreich ausgehend durch London mitgebracht hatte. Nach viel Wanderschaft wurde Europa zogen und an zahlreichen Fürstenhöfen, besonders er am 27. August 1728 als Kapellmeister an den Hof von auch in Deutschland wirkten. Möglicherweise handelt es Mecklenburg-Strelitz berufen, wo er bis zu seinem Tode sich bei dem Komponisten um Johann Jacob, einen 3 Jahre am 7. April 1762 blieb. Bis zur Auflösung der Kapelle 1761 älteren Bruder von Johann Sebastian Bach, der, nach einer bleibt Linike nominell Kapellmeister, obwohl die Leitung ab Ausbildung zum Stadtpfeifer, 1704 als Oboist und Flötist in 1742 Johann Christian Hertel übertragen wurde. Linike war die Hofkapelle König Karls XII. von Schweden eingetreten auch als Lehrer tätig, er unterrichtet die Kinder des Herzogs ist und am großen Nordischen Krieg teilgenommen hat. Ludwig Friedrich in Mirow und auch Prinzessin Sophie Char- Diese Sonate, wie auch das Werk von Homilius, haben lotte, die spätere Königin von England und Musikmäzenatin, wir an der historischen Orgel der Stiftskirche in Wetter/ die in London von Johann Christian Bach unterrichtet wird Hessen eingespielt. und die 1764/5 den achtjährigen Wolfgang Amadeus Liest man den Namen Johann Georg Linike, so bleiben Mozart auf seiner Englandreise empfängt. Im Manuskript zunächst Assoziationen, wie man sie sicherlich bei Namen der Sonata F-Dur sind zwei mögliche Soloinstrumente wie Bach, Händel oder Telemann hat, aus. Forscht man angegeben, Violine oder Oboe. Schaut man sich allerdings allerdings ein wenig über diesen Komponisten, so findet den Ambitus der Stimme an, wird man leicht der Oboe den man sehr bald Verbindungen zwischen Linike und all die- Vorzug geben, da der Tonumfang ziemlich genau dem der sen „Großen“ und „Bekannten“ des Barock. Linike wurde barocken Oboe entspricht, auch der sehr gesangliche Stil ca. 1680 in der Mark Brandenburg in eine Musikerfamilie in den langsamen Sätzen verlangt geradezu nach diesem geboren. 1969 trat er in die Königliche Kapelle in ein Instrument. Einen Gegensatz hierzu bildet der hoch virtuose und erhielt Unterricht bei Johann Theile, während dieser zweite Satz und ganz besonders der vierte Satz, der mit in Berlin weilte. Bei den Trauerfeierlichkeiten für Sophie einem großen Solo der Bass-Stimme beginnt, die Oboe Charlotte 1705 erregte er als Leiter der Kapelle Aufsehen. Er wechselt hier zwischen gesanglichen, begleitenden und wurde unter den Kammer- und Kapellmusikern als Violinist virtuosen Phrasen. sowie als Vizekapellmeister geführt. Nach der Auflösung Johann Sigismund Weiss wurde als Sohn des Lautenisten der Kapelle 1713, waren deren Musiker sehr gefragt und Johann Jacob Weiss in Breslau geboren. Sein Bruder Silvius erhielten an anderen Höfen Anstellungen, Linike wird 1714 Leopold hielt sich 1706 am Düsseldorfer Hof des Kurfürsten als Konzertmeister an den Hof von Sachsen-Weißenfels Jan Wellem auf.1708 folgte ihm die ganze Familie dorthin.

4 Sie fanden Anstellung in der Kurpfälzischen Hofkapelle. Oboe und Orgel von Homilius hat sich eine Sonata a Oboe Nach dem Tod von Jan Wellem ließ sich sein Nachfolger Solo erhalten; erwähnt mit Incipit im Breitkopf-Katalog von Karl Philipp jedoch bald, 1720, in Mannheim nieder. Hier 1763, und als Abschrift des späten 18. Jahrhunderts in der wurde Johann Sigismund Weiss bald Vizekonzertmeister Berliner Staatsbibliothek befindlich. Ob dieses Werk bereits und 1733 Musikdirektor der Mannheimer Hofkapelle. Er ist in seiner frühen Leipziger Zeit oder für die Nachmittagsgot- ein wichtiger Wegbereiter der Mannheimer Schule.Bekannt tesdienste der Dresdner Frauenkirche komponiert ist, mag sind drei Oboensonaten von Weiss, die in B-Dur ist mit fünf dahingestellt bleiben. Sätzen die umfangreichste. Besonders der letzte Satz zeigt Karla Schröter kompositorisch eine deutliche Richtung in die Frühklassik. Über das Leben von Georg Friedrich Händel soll an dieser Stelle nicht viel gesagt werden. Geboren wurde er am 23. Februar 1685 im „Haus zum Gelben Hirschen“ in , sein Lehrer war der damalige Organist der Marktkirche, Friedrich Wilhelm Zachow. 1703 verließ er Halle und ging nach Hamburg, drei Jahre später reiste er weiter nach Italien, wo er nicht nur mit seinem Orgelspiel Aufsehen erregte, sondern auch mit Opern- und Oratorienkompositionen. 1710 folgte eine Anstellung als Kapellmeister des Kurfürsten Georg Ludwig in Hannover. 1712 sollte er für immer nach London gehen. Bei seinen Oboensonaten dürfte es sich um Frühwerke handeln, die Sonate in F-Dur besteht ebenfalls in einer Version für Traversflöte, nach G-Dur transponiert. Händel starb am 14. April 1759 in London. Ein Komponist, der im Laufe 19. Jahrunderts mehr und mehr in Vergessenheit geraten war und in den letzten Jahren ein berechtigtes Comeback feiert, ist Gottfried August Homilius. Aufgewachsen als Pfarrerssohn in Porschendorf bei Lohmen, kam er 1735 zum Studium nach Leipzig. In dieser Zeit war er laut Quellenangaben von Johann Adam Hiller und Forkel Schüler Johann Sebastian Bachs. 1742 ging Homilius nach Dresden und wurde Organist der damals neu erbauten Frauenkirche, 1755 Kantor der Kreuzkirche und war damit Musikdirektor der drei Dresdner Hauptkirchen Kreuzkirche, Frauenkirche und Sophienkirche, eine Stellung,die der des Leipziger Thomaskantors Bach gleichkam.(Nach der Zerstörung der Kreuzkirche im 7-jäh- rigen Krieg 1760 war seine Hauptwirkungsstätte wieder die Frauenkirche.) Neben den choralgebundenen Werken für

5 Die Oboistin Karla Schröter zeigte schon lange vor ihrem Interpretation nahe zu bringen, ist ein großer Wunsch der Musikstudium großes Interesse an der Alten Musik und Künstlerin. In ihrer Freizeit ist Karla Schröter Sammlerin und historischer Aufführungspraxis. Sie studierte zunächst Spielerin weiterer historischer Blasinstrumente aus der Zeit Orgel, Cembalo und Generalbassspiel in Freiburg, Stuttgart des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. und Amsterdam. Zu ihren Lehrern zählten hier Zsigmond CONCERT ROYAL Köln wurde 1987 von der Oboistin Szathmáry, Kenneth Gilbert und Ton Koopman. Bereits und Cembalistin Karla Schröter gegründet. Das Ensemble während dem Studium begann sie eine rege kammermu- arbeitet sowohl als Kammermusikensemble als auch in sikalische und solistische Konzerttätigkeit als Cembalistin. Orchesterformationen mit barockem und klassischem Anschließend begann sie ein intensives Studium historischer Instrumentarium des 18. Jahrhunderts, im Bereich der Oboeninstrumente in Belgien und erhielt Unterricht bei Kammermusik insbesondere als Holzbläserensemble mit Paul Dombrecht und Marcel Ponseele. Sehr bald wurde Orgel/Cembalo, auch auf französischem Instrumentarium das von ihr gegründete Ensemble CONCERT ROYAL Köln im tiefen französischen Kammerton. Es war und ist stän- zu ihrem Arbeitsschwerpunkt. Mit diesem Ensemble führt diger Gast bei Festivals wie Musica Flandrica (Belgien), dem sie eine umfangreiche Konzerttätigkeit in Kammermusik- Rheinischen Musikfest Aachen, dem Deutschen Mozartfest und Orchesterformationen in ganz Deutschland und im Chemnitz, den Arolser Barockfestspielen, dem Festival Mitte europäischen Ausland durch. Ihre besondere Liebe gehört Europa, dem Ekhof-Festival , dem Markgräflichen hierbei der Forschung nach neuer Alter Musik, die seit dem Opernhaus Bayreuth, den Brandenburgischen Sommerkon- 18. Jahrhundert unaufgeführt als Handschriften in vielen zerten, Alpirsbacher Kreuzgangkonzerten, Summerwinds Bibliotheken schlummert und die sie in Konzerten, auf Münsterland, Quedlinburger Musiksommer, Musikwochen der barocken Opernbühne oder auf Tonträger erstmalig Millstatt, Goethe-Theater Bad Lauchstädt, dem Hohenloher wieder zum Erklingen bringt. So sind auch zahlreiche Kultursommer, der Konzertkirche Neubrandenburg uva. CD-Aufnahmen mit Weltersteinspielungen entstanden. In der Programmgestaltung der Konzerte liegt ihr Hauptau- Nach der CD Bläserkammermusik der Brüder Graun folgten genmerk auf Facettenreichtum in Bezug auf Instrumen- Gesamteinspielungen der Oboensonaten von Georg Fried- talbesetzungen und Werkauswahl. Mehrere Barockopern rich Händel und Johann Sigismund Weiss sowie die Er- wurden durch CONCERT ROYAL Köln erstmalig nach ihrer steinspielung von Händels Oper Giove in Argo. 2009 folgte Uraufführung im 18. Jahrhundert szenisch auf die Bühne die CD Musik aus sächsischen Schlosskirchen, Werke für gebracht, in historischen Theatern wie dem Markgräflichen Barockoboe und Orgel von Bach, Krebs, Homilius, Tag, Opernhaus Bayreuth, dem Ekhof-Theater Gotha und dem u.a., 2010 die Gesamteinspielung der Oboensonaten von Goethe-Theater Bad Lauchstädt. Hierbei hat sie mit Regis- William Babell als Ersteinspielung, von Kulturradio Berlin seuren wie Philipp Harnoncourt, Igor Folwill und Ute M. mit fünf Sternen ausgezeichnet. Die 2014 erschienene CD Engelhardt zusammengearbeitet. Im kammermusikalischen mit Kammermusik von Johann Wilhelm Hertel erhielt den Bereich arbeitet Karla Schröter in Duobesetzungen mit Echo-Klassik 2015, die CD Mortorium mit Werken von Barockoboe und Orgel oder Truhenorgel, in der Formation Johann Georg Linike den ECHO Klassik 2016. Die darauf als Oboenensemble, auch zusammen mit Barocktrompete folgende CD aus dem Jahr 2017 stellt den westfälischen oder Naturhörnern, aber auch in gemischten Besetzungen Komponisten Johannes Martin Doemming vor. Dem Thü- mit Bläsern und Streichern. Die Musik auf historischen ringer Konponisten Christoph Förster ist eine CD gewidmet, Instrumenten, aufgeführt in all ihrer Lebendigkeit und die im September 2019 erschienen ist. Alle CDs sind beim Farbigkeit, dem heutigen Publikum mit eindrücklicher Label Musicaphon, erschienen.

6 The Oboe Sonata in the Eighteenth twenty-five musicians that, apart from strings and keyboard instruments, had at its disposal flutes, oboes, , Century trumpets, timpani, and French horns, as well as choirboys. All the sonatas for oboe and basso continuo recorded on Förster’s compositional oeuvre encompasses numerous this CD were probably composed during the first half of church cantatas, psalm and Sanctus settings, a Mass, and the eighteenth century, although we do not know the abundant instrumental music, including orchestral works exact dates of origin. The lived and worked in such as overtures and symphonies, instrumental , and England. Many of them were more or less and small-scale chamber music pieces. The Oboe Sonata is closely associated with one another. the only one for this scoring by Förster; otherwise, only three sonatas for violin and basso continuo are known by him. Thus, we find three of the sonatas recorded here in the Therefore, for this majestically sounding piece, we decided famous Brussels composite manuscript 15.115 (see the to use a large church organ as the continuo instrument. list of sources), a 250-page volume of sonatas, the most The historic König organ of the Castle Church in Schleiden extensive collection of solo sonatas from the eighteenth is tuned to Chorton at 466 Hz. This requires a whole-tone century, containing the works by Förster, Weiss, and Han- transposition, a common procedure at this time, of the del. In the sonatas by Linike, Weiss, and Homilius, one can oboe part into D Minor, which is very advantageous for clearly recognize the incipient stylistic transition from the the baroque oboe. Baroque to the Early Classical period; they can be partially or entirely assigned to the sensitive style. Christoph Förster, In comparison to the works of other baroque composers, too, displays distinct characteristics of the Early Classical era the twelve sonatas of London-born William Babell are in many of his works. very unusual. The title of the first edition, which appeared ca. two years after Babell’s death, designates violin or oboe The Thuringian Christoph Förster was born on as the solo instrument. The specification in the title of 30 November 1693 in Bibra. He received his initial musical various alternative instruments for the performance of the training from the local organist Pitzler. Starting in 1710, he upper voice was common during the Baroque era in order studied with Johann David Heinichen in Weissenfels, and to increase the sales figures for printed works produced at subsequently with Georg Friedrich Kaufmann in Merseburg, great effort and expense. If one looks at the compass of where he was also soon active as concertmaster in the court the sonatas, one can see that the solo parts never extend chapel. Journeys to Leipzig and Dresden are documented in above or below the ambitus of the baroque oboe. Since its 1719. In 1723 Förster traveled to Prague for the coronation range, which extends merely from c’ to d’”, is much smaller of Charles VII of Bohemia, where he became acquainted than that of the violin, it seems obvious to use an oboe for with important musical personalities such as Johann Joseph the performance. However, Babell wrote all twelve sonatas Fux, Antonio Caldara, and Francesco Conti, among others. in flat keys, from F Major through E-flat Major to F Minor, In 1743, after the death of the Duke of Saxe-Merseburg, which is not exactly comfortable to play on the baroque he applied for the position of vice-Kapellmeister in Ru- oboe. Babell was indeed known as a keyboard virtuoso, and dolstadt – however, in the absence of a vacancy, without not as a wind player, yet he was quite familiar with double- remuneration – a post he held until his untimely death on reed instruments, in as much as his father was a bassoonist. 6 December 1745. According to a roster from 1743, the Among Babell’s teachers were Johann Christoph Pepusch Rudolstadt court chapel was a relatively large ensemble with and certainly also .

7 We do not know which “Bach” was responsible for the out at the court of Köthen in 1718, at the time Johann sonata by “Signor Bach.” The work is preserved in an early Sebastian Bach was active there. In 1721 he was granted eighteenth-century manuscript housed in the Bibliotheca permission for a sojourn of several years in England, where Fürstenbergiana in Herdringen Castle. Unclear is also the he remained until the winter of 1724/25. There he played scoring of the work: Traverso Solo is indicated on the title in George Frideric Handel’s orchestra. In 1725, upon page, but Hautbois in the contemporary catalogue compiled his return from London, Linike became concertmaster and by Baron von Sonsfeldt. The range of the solo part lies assistant director at the Hamburg Opera on the Gänse- relatively high, yet never exceeds that of the oboe, which is markt, then under the direction of Reinhard Kaiser. During significantly narrower than that of the transverse flute. It is the years 1725/26 he participated, under the direction also unclear who is behind the moniker “Signor Bach” as of Georg Philipp Telemann, in performances of Handel’s well as how the sonata found its way into the collection. , including Giulio Cesare, Tamerlano, and Ottone, The Sonsfeldt Collection contains a large number of works whose scores he had possibly brought back with him from for oboe, in particular for the so-called “oboe bands” that, London. After extended travels he was appointed, on 27 originating in , traveled through Europe in the eigh- August 1729, Kapellmeister at the court of Mecklenburg- teenth century and were active at numerous princely courts, Strelitz, where he remained until his death on 7 April 1762. particularly in Germany. The composer was possibly Johann Linike was nominal Kapellmeister until 1761, although the Jacob Bach, the elder brother of Johann Sebastian, who duties connected with this position were transferred to after training as a town musician, joined the court chapel Johann Christian Hertel in 1742. Linike was also active as of King Charles XII of Sweden in 1704 as oboist and flutist, a teacher, instructing Duke Ludwig Friedrich’s children in and participated in the Great Northern War. We played this Mirow and also Princess Sophie Charlotte, the later Queen sonata, like that by Homilius, on the historic organ of the of England and patroness of music, who was taught in Collegiate Church in Wetter, Hesse. London by Johann Christian Bach and who received the When one reads the name Johann Georg Linike, asso- eight-year-old Wolfgang Amadeus Mozart on his journey ciations, such as one invariably has with the names Bach, to England in 1764/65. In the manuscript of the Sonata in Handel, or Telemann, fail to materialize. If one does some F Major, two possible solo instruments are specified: violin research about the composer, however, one quickly finds or oboe. However, if one considers the compass of the part, connections between Linike and all these “great” and it is easy to opt for the oboe, since the range corresponds “well-known” composers of the Baroque. Linike was born exactly to that of the baroque oboe. The singing style in the ca. 1680 into a family of musicians in the Margraviate slow movements also virtually demands this instrument. This of Brandenburg. In 1699 he joined the Royal Chapel in is contrasted by the highly virtuoso second movement and Berlin and received instruction from Johann Theile during especially the fourth movement, the latter beginning with the latter’s sojourn in Berlin. At the obsequies for Sophie an extended solo in the bass part and the oboe alternating Charlotte in 1705, Linike caused a sensation as director of between cantabile, accompaniment, and virtuoso phrases. the chapel. He was listed among the chamber and chapel Johann Sigismund Weiss was born in Breslau as the son of musicians as violinist and as vice-Kapellmeister. After the the lutenist Johann Jacob Weiss. In 1706 his brother Silvius disbandment of the chapel in 1713, its musicians were very Leopold Weiss was engaged at the court of Prince-Elector sought-after and received engagements at other courts, Jan Wellem in Dusseldorf. In 1708 the whole family joined with Linike being appointed concertmaster at the court him there. They found employment in the Electoral Palati- of Saxe-Weissenfels. It is also known that Linike helped nate court chapel. After Jan Wellem’s death, his successor,

8 Karl Philipp, soon settled in Mannheim (1720). There Johann catalogue, a copyist’s manuscript from the late eighteenth Sigismund Weiss soon became vice-concertmaster, and in century is now housed in the Berlin State Library. It cannot 1733 music director of the Mannheim court chapel. He be established whether this work was composed during was an important precursor of the Mannheim school. Three Homilius’s early period in Leipzig or for the afternoon church oboe sonatas by Weiss are known. With five movements, services in Dresden’s Frauenkirche. the Sonata in B-flat Major is the most extensive. In terms of Karla Schröter composition, particularly the last movement points clearly toward the Early Classical style. It is not necessary to say much here about the life of George Frideric Handel. He was born on 23 February 1685 in the “House of the Golden Stag” in Halle. His teacher was the then organist of the Market Church, Friedrich Wilhelm Zachow. He left Halle in 1703 for Hamburg, traveling three years later to Italy, where he not only attracted attention with his organ playing, but also with operas and oratorios. The appointment as Kapellmeister to Prince-Elector Georg Ludwig in Hanover followed in 1710. In 1712 he was to go to London, where he died on 14 April 1759. His oboe sonatas were probably early works; the Sonata in F Major also exists in a version, transposed into G Major, for transverse flute. A composer who fell more and more into oblivion during the course of the nineteenth century and has celebrated a deserved comeback in recent years is Gottfried August Homilius. Raised as the son of a minister in Porschendorf near Lohmen, he went to Leipzig to study in 1735. Accor- ding to Johann Adam Hiller and Nicolaus Forkel, he was a pupil of Johann Sebastian Bach’s. In 1742 Homilius moved to Dresden and became the organist of the newly built Frauenkirche. In 1755 he was appointed Kantor of the Kreuzkirche, and was thus music director of Dresden’s three main churches – the Kreuzkirche, the Frauenkirche, and the Sophienkirche – a position that equaled that of Leipzig’s Thomaskantor Bach. (After the destruction of the Kreuz- kirche in 1760 during the Seven Years’ War, his main place of activity was again the Frauenkirche.) Besides Homilius’s chorale-based works for oboe and organ, a Sonata a Oboe Solo has survived; listed with an incipit in the 1763 Breitkopf

9 Oboist Karla Schröter developed an interest in early music CONCERT ROYAL Cologne was founded in 1987 by and historical performance practice already long before her the oboist and harpsichordist Karla Schröter. The ensem- formal studies. She initially studied organ and ble performs both as a chamber music ensemble as well in Freiburg, Stuttgart, and Amsterdam; among her teachers as in an orchestral formation on Baroque and Classical were Zsigmond Szathmáry, Kenneth Gilbert, and Ton Koop- instrumentaria of the eighteenth century, in the area of man. Already during her studies, she performed extensively chamber music above all as a woodwind ensemble with as a harpsichordist in chamber music and as a soloist. She organ/harpsichord, and on a French instrumentarium in low subsequently began an intensive study of historical oboe French chamber pitch. The ensemble was and is a regular instruments in Belgium and received instruction from Paul guest at festival such as Musica Flandrica in Belgium, the Dombrecht and Marcel Ponseele. Ensemble Rheinisches Musikfest in Aachen, the German Mozart ROYAL Cologne, which she founded, soon became the Festival in Chemnitz, the Bad Arolsen Baroque Festival, focal point of her activities. Extensive concert activities in the Festival Mitte Europa, the Eckhof Festival in Gotha, the chamber music and orchestral formations have taken her Margravian Opera House in Bayreuth, the Brandenburg with her ensemble throughout Germany and Europe. She is Summer Concerts, the Alpirsbacher Kreuzgangkonzerte, especially fond of searching for yet unknown works of early the Summerwinds Münsterland, the Quedlinburg Music music, which since the eighteenth century has languished Summer, the Musikwochen Millstatt, the Goethe Theater unperformed in manuscript in many libraries, and that she in Bad Lauchstädt, the Hohenloher Kultursommer, the brings to life again in concerts, on the opera stage, and on Konzertkirche Neubrandenburg, and many more. CDs. In this way, numerous world-premiere CD recordings After the CD Woodwind Chamber Music of the Graun have come into being. In planning the concerts, her principal Brothers followed complete recordings of George Frideric focus is on multifaceted programs in terms of instrumental Handel’s and Johann Sigismund Weiss’s oboe sonatas as well scoring and choice of works. A number of Baroque operas as the first recording of Handel’s opera Giove in Argo. In have been staged by CONCERT ROYAL for the first time 2009 followed the CD Music from Saxon Castle Churches, after their premieres in the eighteenth century, in historic with works for baroque oboe and organ by Bach, Krebs, theaters such as the Margravian Opera House in Bayreuth, Homilius, Tag, etc. In 2010 appeared the first complete the Eckhof Theater in Gotha, and the Goethe Theater in recording of the Oboe Sonatas of William Babell, which Bad Lauchstädt. was awarded five stars by Kulturradio Berlin. The CD with She has collaborated with directors such as Philipp Harnon- the Chamber Music of Johann Wilhelm Hertel, released in court, Igor Folwill, and Ute M. Engelhardt. In the area of 2014, received the 2015 Ecco Klassik Prize. The following CD chamber music, Karla Schröter has appeared in duo forma- from 2017 presented the Westphalian composer Johannes tions with baroque oboe and chest organ, in oboe ensemble, Martin Doemming. A CD dedicated to the Thuringian com- together with baroque trumpets and natural horns, and also poser Christoph Förster appeared in September 2019. All in mixed formations with winds and strings. By means of these CDs were released on the Musicaphon label, Kassel. impressive performances, it is Klara Schröter’s greatest desire to bring today’s audience closer to music performed in all its exuberance and colorfulness on historical instruments. In her free time, Karla Schröter collects and plays on other historical wind instruments from the late nineteenth and early twentieth centuries.

10 Impressum Quellenangaben Aufgenommen · recorded: Linike, Sonata F-Dur: Landesbibliothek Mecklenburg-Vor- Linike:16.-18. 06. 2015 pommern, Schwerin/Mieroprint (2006) in der Alten Kirche auf dem Rymelsberg in Langerwehe Förster, Sonata c-Moll: Brüssel, Conservatoire de Musique, Förster:13.-15. 11. 2018 Koninklijke Bibliotheek in der Schlosskirche zu Schleiden/Eifel Homilius, Sonata a Oboe Solo: Berlin, Staatsbibliothek Signor Bach, Homilius: 27.-29.12.2008, Preußischer Kulturbesitz, Carus-Verlag Evangelische Stiftskirche Wetter/Hessen Signor Bach, Sonata c-Moll: Schloß Herdringen, Bibliotheca Babell: 10.-13. und 16. 05. 2010, Fürstenbergiana, Carus-Verlag Katholische Kirche St. Martinus Zons (Dormagen) Babell, Sonata Nr. 11/Nr.12: XII Solos for a Violin or a Haut- Händel, Weiss: 22.-25.08. 2006, boy, with a Bass, figured for the Harpsichord, With proper Katholische Kirche St. Martinus Köln-Esch Graces adapted to each Adagio, by the Author: Composed by Mr. Wm. Babell Part the first of his Posthumous Works. Tonmeister, Schnitt · Recording supervisor, editing: Gedruckt bei Walsh, London, ca. 1725 Ingo Schmidt-Lucas, Cybele AV-Studios (www.cybele-av-studios.com) Erstdruck in Großbritannien: London, British Library; Camb­ rigde, Rowe Music Library; Schweden: Kungliga Musikaliska Cover: Karla Schröter (Foto von Karolina Plachetko) Akademiens Bibliotek; USA: Washington, DC, Library of English translation: Howard Weiner Congress, Music Division Executive producer: Rainer Kahleyss Händel, Sonata F-Dur: „Sonata XLVI/Hautb. Solo del Sr. Hendel“ aus der Brüsseler Sammelhandschrift 15.115 © Klassik Center, Kassel Weiss, Sonata B-Dur: „Solo LI/Hautbois“ aus der Brüsseler Sammelhandschrift 15.115

Die Sonaten dieser CD sind Ausschnitte der folgenden Cantate/Musicaphon Einspielungen: Förster: M56982 Babell: M56924 Signor Bach/Homilius: C58038 Linike: M56972 Weiss/Händel: M36889

11 Karla Schröter Barockoboe (nach Stanesby jr. Von M&F Ponseele, Belgien) Ensemble CONCERT ROYAL Köln Basso continuo : Rainer Johannsen, Fagott (Track 21-23) Ulrike Mix, Viola da gamba (Track 26-27) Thorsten Drees, Kontrabass (Track 5-7) Yamato Hasumi, Theorbe (Track 26-27) Harald Hoeren, Cembalo (Track 5-7, 12-15) Thomas Synofzik, Cembalo (Track 16-25) Willi Kronenberg, Orgel (Track 1-4 Orgel der Schlosskirche Schleiden, Track 8-15 und 28-31 Orgel der Stiftskirche Wetter, beide in hoher Stimmung a‘=466hz)