у 'f

Johannes Rau К

Berg-Karabach in der Geschichte Aserbaidschans und die Aggression Armeniens gegen Aserbaidschan

Geschichtliche Studien und Betrachtungen

ru; r Pr021dontmin

IV \ К i f А В X A NASI Verlag Dr. Koster Berlin Schriftenreihe Politikwissenschaft

Bd. 16

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Den unschuldieen Ovfern Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen des Berg-Karabach-Konfliktes Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iiber http://dnb.ddb.de abrufbar. zwischen Armenien und Aserbaidschan sewidmet

Das Manuskript wurde aus dem Russischen ins Deutsche ubersetzt.

1. Auflage Januar 2009 Copyright 2009 by Verlag Dr. Koster 10179 Berlin

Verlag Dr. Koster Rungestr. 22-24 10179 Berlin

Tel.: 030/ 76403224 Fax: 030/ 76403227 e-mail: [email protected] www.verlag-koester.de

ISBN 978-3-89574-695-6 19. Der Traktat (Staatsvertrag) vom 14.5.1805 zwischen dem Russischen Reich und dem Inhaltsverzeichnis Khanat K arabach...... 272 20. Schlussbetrachtung...... 282 Anhang ...... 292 1. E inleitung...... 6 1. Chronologie der wichtigsten Ereignisse (1711 -2008)...... 292 2. Zur Geschichte Kaukasisch-Albaniens, des Beyliks Gjandscha (Ganca)-Karabach, des 2. Die Herrscher des Khanats Irewan (E riw an )...... 322 Khanats Karabach und der Meliktiimer von Karabach bis zum Ende des 18. 3. Wichtige Dokumente beziiglich der Rechtslage von Berg-Karabach...... 325 Jahrhunderts...... 16 3.1 Kopie des Traktats (Staatsvertrages) vom 14.05.1805 in russischer Sprache...... 325 3. Die Armenische Kirche im Kampf mit der Kirche von Kaukasisch-Albanien...... 49 3.2 Ausziige aus der Anlage zum Abkommen betreffend die Gesetze und Gebrauche des 4. Die historischen und kulturellen Denkmaler Kaukasisch-Albaniens (bis Ende des 18. Landkrieges (Haager L andkriegsordnung)...... 331 Jahrhunderts)...... 66 3.3 A uszug aus der V erfassung der U dSSR 1936...... 331 5. Zum Problem der Abstammung der Armenier und ihrer territorialen Zerstreuung...... 81 3.4 Ausziige aus der Verfassung der UdSSR 1977...... 331 6. Der Safawiden- (Kisilbasch-) Staat in der ersten Halfte des 18. Jahrhunderts im Kampf 3.5 Ausziige aus der Satzung der Vereinten N ationen...... 332 mit den Khanaten von N ord-A serbaidschan...... 105 3.6 Ausziige aus der UNO-Konvention uber die Verhiitung und Bestrafung des 7. Die Russisch-Persischen Kriege urn den Siidkaukasus und die Rolle des Khanats Volkerm ordes vom 9.12.1948...... 334 Karabach bei der Entwicklung der aserbaidschanischen Staatlichkeit...... 1 16 3.7 UN-Resolutionen zu dem B erg-K arabach-K onflikt...... 334 8. Schirwan und das Khanat Schirwan bei der Entwicklung der aserbaidschanischen 3.8 KSZE/OSZE-Dokum ente zu dem Berg-K arabach-K onflikt...... 345 Staatlichkeit...... 134 3.9 Resolution 1416 (2005) der Parlam entarischen Versam m lung des Europarates...... 363 9. Der Vorstofi Russlands in den Kaukasus und die Massenumsiedlung der Armenier in 4. Tabellen ...... 368 den Siidkaukasus im 19. und 20. Jahrhundert...... 145 Tabelle 1: Die Bevolkerung der Region K arabach 1831-1916...... 368 10. Die widerstreitenden Interessen der europaischen Machte in der zweiten Halfte des 19. Tabelle 2: Bevolkerung der Region Eriwan 1829-1916...... 368 - Beginn des 20. Jahrhunderts und die arm enische Frage...... 163 Tabelle 3: Daten zur sozialen Entwicklung des Autonomen Gebiets Berg-Karabach , der Aser­ 11. Der Beginn des armenisch-aserbaidschanischen Konfliktes odcr die Vorgeschichte des baidschanischen SSR, der Arm enischen SSR und der UdSSR im V ergleich...... 369 Kampfes urn B erg-K arabach...... 184 Tabelle 4: Die M ilitarausgaben der G U S-Staaten 2005-2008...... 370 12. Zur Geschichte von Karabach nach dem Zerfall des zaristischen Russlands und bis zum Tabelle 5: Index der globalen Wettbewerbsfahigkeit nach WEF-Version...... 371 Jahre 1923...... 190 Tabelle 6:lnflation und W achstum des B1P in d er G U S ...... 372 13. Die Schaffung des Autonomen Gebiets Berg-Karabach (NKAO) innerhalb der 5. Karten und F otos...... 373 Aserbaidschanischen SSR und die Versuche der Anderune seines Status in der UdSSR 5 .1 Ergebnisse der arm enischen A gression...... 373 vor der Perestrojka...... 203 5.2 Das Monument mit der Anschrift „150 Jahre der Umsiedlung“ in Agdara (Mardakert), 14. Die Verscharfung des Konfliktes um Berg-Karabach wahrend der „Perestrojka" und des 1978 ...... 374 N iedergangs der U dSSR ...... 213 5.3 Das Monument zur armenischen Umsiedlung in Agdara (Mardakert) im Jahre 1987.374 15. Die Eskalation des Berg-Karabach-Konfliktes zwischen der Republik Armenien und der L iteraturverzeichnis...... 375 Republik A serbaidschan...... 224 16. Volkerrecht: das Prinzip der territorialen Integritat und der Unverletzlichkeit der Grenzen im Vergleich mit dem Prinzip der Selbstbestimmung der Volker...... 237 17. 1st die Lage ausweglos? Zu den Moglichkeiten ihrer friedlichen Ldsung...... 247 18. Zu den Annaherungswegen der Positionen der Konfliktparteien uber mogliche K om prom isse...... 262

5 1. Einleitung entstand und aus der totalitaren Macht, die die territoriale Einheit der Sowjetunion aufrecht erhielt und ihr Territorium ausweitete. „Alle Geschichtsschaffenden sehert sich als Spieler in Wenngleich die territorialen Konflikte im Siidkaukasus Ende der einem weltweiten Schachspiel der Geschichte. In Achtziger und Anfang der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts Wirklichkeit sind sie nur Figuren, wenngleich van vorwiegend politisch-ethnische und territoriale Ziige trugen, so ist geschichtlicher Dimension. “ doch ihre tiefe geschichtliche Verwurzelung nicht so leicht zu Tleu K. Alimow ubersehen. Insbesondere trifft dies auf den Konflikt zwischen der Republik Armenien und der Republik Aserbaidschan zu - Der Zerfall der UdSSR wurde von einer ganzen Reihe regionaler falschlicherweise oft nur als ,,Berg-Karabach-Konflikt“ bezeichnet. Konflikte auf deren ehemaligem Territorium begleitet. Die nunmehr Aber die Schwierigkeiten bei der friedlichen Losung dieses Konfliktes autonomen Republiken des Transkaukasus (Siidkaukasus) Georgien, bestehen auch darin, dass der breiten Weltoffentlichkeit - im Aserbaidschan und Armenien1 bemiihen sich bis heute um die Gegensatz zu den wenigen kompetenten Experten - die historischen Uberwindung der Folgen dieser Konflikte und in vielen Fallen der Grundlagen des Konfliktes fast ganzlich unbekannt sind.2 ausweglosen Situationen, in die diese schon iiber ein Jahrzehnt Die dem Leser vorliegenden geschichtlichen Studien werden, so andauernden Konflikte gefuhrt haben. Objektiv betrachtet existieren hoffi der Autor, einige aufgezeigte Informationsdefizite reduzieren praktisch alle heutigen Lander in Grenzen, die nicht nur in der und zu einer objektiveren Einstellung sowohl zum Kern des Konflikts ethnischen Geschichte, sondem auch in starkem MaBe im politischen als auch zu den legitimen Interessen der an ihm beteiligten Parteien Willen begrundet sind. beitragen. Die zahlreichen in der vorliegenden Arbeit verwendeten Die nihilistische Haltung der Politiker zur ethnischen und national geschichtlichen Fakten und Dokumente geben dem Leser die gewachsenen Geschichte ist als echte Zeitbombe zu sehen, die friiher Moglichkeit, nachzudenken iiber die Ubereinstimmung der heute oder spater explodieren wird - fur diese Nihilisten fast immer gemeinhin gangigen und von bestimmten Kraften immer noch unerwartet. Diese (Imperialisten, International isten, Globalisten, verbreiteten Vorstellungen bezuglich der Quellen, Initiatoren und ,,Multi-Kulturalisten“ und andere) haben noch immer das Ziel der Hauptopfer dieses Konfliktes und der nachfolgenden armenischen Vereinigung und Standardisierung von alien und allem verfolgt. Und Aggression gegen Aserbaidschan. Ein weiteres Ziel des Autors ist die diesem Ziel werden immer real existierende Ethnien und Nationen Untersuchung des tatsachlichen Herganges der Ereignisse vor dem entgegenstehen. Die Vielfalt der Kulturen und Lebensweisen ist eine Konflikt und der Besetzung der aserbaidschanischen Territorien gottliche Erfindung. wahrend des anhaltenden Konfliktes. Die rekonstruierte Reihenfolge Naturlich ist angesichts der Geschichte des Russischen Reiches der wirklichen Ereignisse und Handlungen ist ein wirksameres und der Sowjetunion die Vielzahl der regionalen Konflikte, von denen Gegenmittel gegen die nicht adaquaten und zuweilen auch schlicht der Niedergang der sowjetischen GroBmacht begleitet war, nicht unwahren politischen Deklarationen, ideologischen Skizzen und verwunderlich. Das wirklich Erstaunliche ist, dass es nicht noch mehr pseudotheoretischen Konstruktionen. Konflikte gegeben hat. Die Entstehung dieser Konflikte, ihre Dauer Der Autor ist tiberzeugt, dass es im 21. Jahrhundert moglich ist, bei und ,,Ausweglosigkeit“ erklart sich zum Teil aus der Jahrhunderte der Vorherrschaft der Vemunft iiber die Emotionen und Instinkte, aus- dauernden Kriegfuhrung, in deren Verlauf das Russische Imperium schlieBlich eine politische Friedenslosung dieses und anderer ahnlicher Konflikte zu erreichen. Verhandlungen, bei denen eine 1 Die in der sowjetischen und postsowjetischen Literatur als Transkaukasus Partei nicht auf eine solche Beilegung des Konfliktes abzielt, haben bekannte Region wird in der westlichen Literatur eher als Siidkaukasus angegeben. Ich benutze beide Begriffe fur die Bezeichnung dieser Region in 2 Vgl.: Gottfried Hannes, Rezension des Buches von Thomas Engelke iiber meinen Publikationen. Berg-Karabach in: Osteuropa, 2000, N2, S. 228. 6 7 keine Erfolgschancen, obwohl auch in diesem Fall die Kontakte Aserbaidschan und Armenien, sondem auch iiber Aserbaidschan und zwischen den Verhandlungspartnem nicht abbrechen sollten. Die Berg-Karabach selbst. Fortsetzung des Konfliktes zwischen Armenien und Aserbaidschan Die handschriftlichen Quellen und anderen Texte in tiirkischer, kann - auch wenn er im konservierten (,,eingefrorenen“) Unlosbar- aserbaidschanischer und persischer Sprache wurden mit Hilfe von keitszustand ist - nicht nur zur Destabilisierung von Aserbaidschan Ubersetzem verwendet. Die zahlreichen recht langen Abschweifiingen und Armenien, sondem auch der gesamten Region und zu neuen und stellenweise auBerst ausfiihrlichen Abhandlungen diirften nach Kriegshandlungen fuhren. Inzwischen ist - vemiinftiger guter Wille Meinung des Autors nicht nur den sachverstandigen Leser iiber- bei alien beteiligten Parteien vorausgesetzt - eine Vielzahl von zeugen, sondem auch dem weniger vorbereiteten Leser eine Vorstel- Varianten der friedlichen Losung dieses Konfliktes moglich. lung iiber den historischen, politischen und kulturellen Hintergrund Die vorliegende ist die erste von mehreren geplanten Arbeiten iiber der beschriebenen Ereignisse geben, was dem Leser ein besseres die Geschichte der Khanate von Aserbaidschan und ihrer Schicksale Verstandnis der engen Einbindung der aserbaidschanischen Staatsge- vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur ersten Halfte des 19. bilde der Neuzeit und der jungsten Geschichte in die Weltgeschichte Jahrhunderts. Inwieweit es dem Autor gelungen ist, seine Absicht in und die eigentlichen Geschehnisse innerhalb und auBerhalb von deren der ersten Arbeit zu realisieren sei dem Urteil des Lesers anheim Grenzen erlauben diirfte. gestellt. Der Autor wunscht dem Leser, dass ihm die Lektiire dieses Diese Arbeit zieht haufig historische und politische Dokumente Textes genau so viel Spa/3 macht und er genau so viele Uber- und unterschiedliche Quellen des 20. (vor der sowjetischen Periode) raschungen erlebt wie der Autor beim Schreiben des Textes. und des 19. Jahrhunderts heran. Sie ermoglichen in beachtlichem Als Optimist hoffe ich, dass diese Studien von der Experten- Umfang die Loslosung von der sowjetisch-kommunistischen Dar- gemeinschaft und der lesenden Offentlichkeit unerschrocken gelobt, stellung der Ereignisse des untersuchten Zeitraums und deren grob getadelt und kritisiert - und moglicherweise auch (der Traum jedes einseitiger Interpretation.3 Der umfangreiche chronologische Teil der Verfassers) - zitiert werden. Anlasse dafiir gibt es mehr als genug. Die Arbeit erlaubt, wenn auch in verkiirzter Form, diese Ereignisse Sache ist die, dass diese Studien auch eine bewusste, wie ich hoffe, aufzuzeigen, die in dieser Arbeit aufgrund ihres Umfangs nicht haltbare Provokation enthalten, die einen selbst und den Leser gesondert betrachtet werden konnten, obwohl das Wissen darum fur aufriitteln und dazu veranlassen soil, die iiblichen Stereotypen das Verstandnis des historischen Zusammenhangs und der Tendenz aufzugeben. Einige Wiederholungen, die bei dem abrisshaften der Bewegung der Geschichte unverzichtbar ist. Charakter der Arbeit unausweichlich sind, moge der Leser dem Autor verzeihen. 3 Die Hauptsache ist, dass in den Ausfuhrungen keine offensichtlichen Uber die strukturellen Besonderheiten der Arbeit: Bei der Widerspriiche zu den wissenschaftlich erharteten (verifizierten und zu Zusammenstellung werden Quellen herangezogen, die dem Autor verifizierenden) Fakten enthalten sind. Zur Interpretation dieser Fakten ist bezuglich der Interessen Armeniens und Aserbaidschans als neutral jeder ehrliche Forscher von seinem Standpunkt aus berechtigt und verpflichtet. Ein Beispiel: Wenn die Geschichte Russlands bei Karamsin in erschienen sind, wie auch offensichtlich oder nicht offensichtlich einem bestimmten Licht dargestellt wird, bei Solowjow in einem anderen, bei tendenziose Quellen, die die Interessen einer Konfliktpartei zum Kljutschewskij wieder in einem anderen, bei den Historikem der sowjetischen Ausdruck bringen. Dies betrifft auch andere Unterlagen wie Skizzen, Periode nochmals in einem anderen, und bei den Historikem der Tabellen (aserbaidschanische, armenische, russische, franzosische, postsowjetischen Periode wiederum in einem anderen, von welcher universel- len Interpretation zuverlassiger historischer Fakten kann man dann sprechen? deutsche u.a.) usw. Ihre Gegenuberstellung gibt erganzende, hinlang- Wir konnen im Prinzip nur auf einem bestehen - auf der Wahrheit der durch lich objektive Informationen, die sich von den Textinformationen Dokumente erharteten Fakten. Alles andere muss als Wahrhaftigkeit oder unterscheiden, nicht nur uber den Charakter des Konfliktes zwischen Unwahrheit oder als Irrtum interpretiert werden. Und die Wahrhaftigkeit ist bekanntlich, genauso wie auch die Unwahrheit - im Gegensatz zur objektiven Wahrheit - bei jedem individual.

9 Eine grundlegende Eigenschaft historischer Werke ist die Die Dokumente der UNO und die zeitgenossischen volkerrecht- unvermeidliche stilistische Zweideutigkeit, die sich entweder in der lichen Fragmente werden hauptsachlich zur korrekten Bewertung des Subjektivitat widerspruchlicher Aussagen ausdriickt, oder aber in der Problems der Besetzung des Territoriums eines Nachbarstaates, der gegensatzlichen Bewertung dieser Aussagen. Deshalb enthalten fast Rechte der Zivilbevolkerung wahrend bewaffneter Konflikte vor und alle haltbaren geschichtlichen Arbeiten Elemente des Paradoxen. Die seit Entstehung der UNO angefuhrt. detaillierte Chronologie tragt dazu bei, diese zu reduzieren. Und das Das wiederholte Erinnem an einige Ereignisse, Daten und Fehlen einer Chronologie verleiht einer historischen Arbeit den Schicksale historischer Personlichkeiten in den verschiedenen Charakter eines willkiirlichen Urteils. Studien, aus verschiedenen Griinden und gestutzt auf verschiedene Damit dem Leser nicht die eigene unvermeidlich subjektive QueJlen, tragt nach Erachten des Autors zur Steigerung der Objektivi- Meinung des Autors ,,aufgedrtickt“ wird, werden an vielen Stellen tat der Einstellung bei ihrer Betrachtung und Interpretation bei. Aus Dokumente, Augenzeugenberichte, Ausziige aus Briefen und Memo- jedem historischen Ereignis konnen unendlich viele Lektionen gelemt iren u.a. ohne ausffihrliche Kommentare zitiert, was dazu beitragen werden - oder keine! Wie kompliziert hinsichtlich der Informationen kann, die unvermeidlichen Anschuldigungen der Parteilichkeit, denen ist jedes historische Ereignis im Unterschied zu einem Naturereignis. der Autor wahrend seiner Vortrage bereits mehrfach begegnet ist4, zu Historische Ereignisse diirfen nicht ,,einseitig“ ausgelegt werden. Die entkraften. Es ist auch die Biografie der Zeugen zu berucksichtigen. Vielschichtigkeit ihrer Deutungen ist in ihrer Natur als nicht Dabei, wie sich die direkte Reaktion auf eine Konfliktsituation bei naturwissenschaftlichem Phanomen begriindet. Die Ideologen ziehen einem Menschen bildet, der in einer Professorenfamilie aufgewachsen den Schluss, die Geschichte sei nur die Summe der verschiedenen ist, und bei einem Menschen, der durch jugendliche Austragungen von Standpunkte und Erklarungsmethoden.5 Meine Schlussfolgerung aus Hofstreitigkeiten gepragt wurde, gibt es groBe Unterschiede. diesem Umstand: in der faktischen Geschichtswissenschaft spielt eine Der in dieser Arbeit angefuhrte Wortlaut des Traktates von 1805 zuverlassige Faktologie eine viel groBere Rolle als bei den sowie die Liste der Herrscher von Irewan sind eine direkte ,,Lektion“ Naturwissenschaften. Daraus erklart sich die Konzentration auf die in Geschichtsfalschung. Fakten in der vorliegenden Studie. Die Aufnahme der Teile „1st die Lage ausweglos? Zu den Die Transkription der Namen und geographischen Bezeichnungen Moglichkeiten ihrer friedlichen Losung“ und die „Bilanz ziehenden ist in den verschiedenen Quellen sehr unterschiedlich, und ich musste Anmerkungen zu moglichen Kompromissen in den Verhandlungen die mir am besten erscheinenden wahlen oder Varianten zitieren. Die zwischen Armenien und Aserbaidschan“ in die ,,Studien“ entspringt hinlanglich weitschweifigen Erlauterungen zu einigen Namen und der festen Uberzeugung des Autors dariiber, dass in der gegenwartigen geographischen Bezeichnungen sind durch die notwendigen Situation im Siidkaukasus auch ein ,,schlechter“ Frieden (Waffenstill- Gegeniiberstellungen der armenischen und der anderen Interpreta- stand) besser ist als ein ,,guter“ Krieg (groBe bewaffnete Auseinander- tionen dieser Namen, geographischen Bezeichnungen und deren setzung) und dass das Verhandlungspotential bei der Suche nach einer Geschichte, wie sie sich nach den vorhandenen Dokumenten tatsach- friedlichen Losung des Problems fiir eine Kompromiss-Annaherung lich entwickelt haben, bedingt. Ein eindriickliches Beispiel dafiir sind der Konfliktparteien noch langst nicht ausgeschopft ist - weder in seinen moglichen Formen, noch dem Inhalt nach.

5 Fur die Ideologen ist die Vergangenheit keineswegs nicht voraussagbar. Ganz im Gegenteil - sie ist sogar sehr voraussagbar, aber veranderbar. Fiir die 4 Bekanntlich gibt es fur alles zwei Standpunkte: den eigenen und einen Ideologen ist die Vergangenheit ein sehr plastisches, sozusagen bewegliches, falschen! Weshalb soli ich dem Leser meinen eigenen Standpunkt aufdran- sogar flussiges Medium. Und sie nimmt bekanntlich, wenn man sie in ein gen? Moge er dieses Buch lesen und uber die Korrektur seines Standpunktes geschliffenes Glas gieBt, die Form des Glases an, und in eine Amphore nachdenken. gegossen nimmt sie deren Form an. Deshalb sind wir keine Ideologen!

10 11 die drei Bezeichnungen des Flusses Bortschala6 in den verschiedenen logisch beliebige, auch einander diametral entgegengesetzte Schliisse Gebieten, die er durchfliefit. gezogen werden. Diese Studien flihren viele Beispiele fur auf diese Einige Worte zu den methodologischen Voraussetzungen fur die Weise erlangte Schlussfolgerungen an. Die einzige Medizin gegen Entstehung dieses Textes. Der Autor geht davon aus, dass die Teilung diese Not ist die weitere Aufdeckung der historischen Fakten und das der sogenannten Naturwissenschaften in einen beobachtend-experi- Liiften der Decke der Geheimniskramerei, der Fleuchelei, der mentellen und einen theoretischen Teil mit einigen Korrekturen auch iibertriebenen „political correctness" oder der direkten Falschung der auf die sogenannten Gesellschaftswissenschaften anwendbar ist. Und bereits bekannten Fakten. hier ist ein Teil der wissenschaftlichen Tatigkeit, der eher beobach- In diesen Studien baue ich auch auf den menschlichen Wesenszug, tend-experimentell ist, den man als ,,Forschung“ bestimmen kann, als der das ewige Schweigen iiber irgendetwas oder das teilweise Tatigkeit, die die faktologische Basis fur die weitere ,,Lehre“ und Verschweigen einer Sache ganzlich unmoglich macht. Man kann die Schaffung von Theorien zur Verfiigung stellt. Der vorliegende Text ,,Schweigenden“ oder die ,,Verschweigenden“ dabei ertappen, wo- ist, wie der Autor hofft, eine Einheit aus ,,Forschung“ und ,,Lehre“. riiber sie sich ungewollt verplappern; man kann bemerken, woriiber Das historische Wissen wird nicht zufallig standig uberholt: jede und weshalb sie schweigen; man kann sich einigermaBen genau Epoche stellt der vorausgehenden neue Fragen. Und eine Epoche kann ausrechnen, was sie veranlasst, gerade so zu sein u. a. Viele Falle nicht nur hundert, sondem auch 20 oder selbst fiinfzehn Jahre dieses Verschweigens gelangen iiber die ,,Offnung“ bisher ver- umfassen. Die Sicht des Konfliktes zwischen der Republik Armenien schlossener staatlicher oder privater Archive plotzlich in den Besitz und der Republik Aserbaidschan im Jahre 1994 und seine Sicht in der wissenschaftlichen Offentlichkeit, auch wenn sie sich nicht immer 2008 sind grundlegend verschieden: Die Sicht basiert in 2008 auf zur Veroffentlichung ,,eignen“.7 Informationen, die dem Beobachter 1994 nicht zuganglich waren. In den Disputen (nicht wissenschaftlichen Abhandlungen, wohlge- Hat man es mit ideologischen Mythen oder mit auf ideologischen merkt) um die Konflikte wird nicht selten die Methode der Grundlagen beruhenden, fest verteidigten Hypothesen zu tun, die im Diskreditierung der Quelle angewandt. Vom Standpunkt dieser Widerspruch zu den bekannten fundamentalen Fakten stehen, Auffassung (nicht Logik, wohlgemerkt) aus, ist eine Information nicht bekommt man die Uberzeugung, dass man auf offene, unerklarliche iiberzeugend zu widerlegen, sondern es ist danach zu streben, die Klappen des menschlichen Unterbewusstseins gestoBen ist. Diese Informationsquelle zu diskreditieren. Als ,,schlecht“ konnen dabei Mythen sind trotz ihrer Attraktivitat fur die interessierten Parteien beliebige Quellen verleumdet werden: sowjetische, aserbaidschan- genau so gefahrlich wie angeregter Kernbrennstoff. Der gesunde ische, von Vertretem der ,,falschen“ historischen Schule erstellte, vor Menschenverstand ist bei ihnen, gelinde gesagt, in Mitleidenschaft einer bestimmten Zeit ans Licht gekommene und so weiter und so fort. gezogen und es finden sich immer Radikale, die bereit sind, diese Mythen immer und immer wieder zu verwenden. 7 Man kann sich vorstellen, welche Gefuhle fur viele bekannte Namen der Es gibt auch einen objektiven Grund fur die Langlebigkeit dieser russischen Kultur die Offnung und Veroffentlichung des Privatarchivs von Jakob Samuilowitsch Agranow (1893-1937) hervorgerufen hatte. Und welche Mythen: auf einem bestimmten Entwicklungsniveau jeder Wissen- auBerst interessanten Daten sich im Istanbuler Archiv (eigentlich eine schaft, auch der Geschichtswissenschaft, konnen aus den vorhan- Sammlung vieler Archive) befinden, die von Ernst Schneeberger in Form von denen, erlangten, offentlichen oder unverfelschten Fakten streng Makulatur gekauft und in die Schweiz gesandt wurden. Weder in der aserbaidschanischen noch viel weniger in der armenischen Literatur fand ich zu dem in diesem Buch behandelten Thema Hinweise auf dieses Archiv. Ich 6 Die Bortschala ist ein rechter Nebenfluss des Flusses Chram, der zunachst in fand auch im ,,Tbilisser“ Archiv des georgischen Zweigs der Familie den Fluss Kura miindet. Am Oberlauf heisst die Bortschala Bambak, nach Florenskie keine Hinweise und Verweise darauf. Dies betrifft auch das Archiv seiner Wendung nach Norden wird der Bambak Debeda genannt, und nach der hettitischen Konige, die in Chattusas-Bogaske in der Nordturkei dem Zusammenfluss mit dem Fluss Kamenka, der die Lorinische Steppe aufbewahrt werden. Vgl.: Stefan Sigerist. Schweizer in Agypten, Triest und bewassert, erhalt die Debeda den Namen Bortschala. Bulgarien. Selbstverlag Stefan Sigerist. Schaffhausen 2007.

12 13 Eine solche Einstellung trifft man leider auch haufig beim Studium Anstifter” und die wichtigsten Vertreter des Zyklus kennenlemen, die des Konfliktes zwischen Armenien und Aserbaidschan an.8 Und sie auf das Epizentrum und die Peripherie hinweisen. beeintrachtigen sogar stark das Bemiihen um Unparteilichkeit. Die Forderungen, der Autor miisse ethische und asthetische Viele Jahrzehnte dauerte die Periode der starken ideologisch Bewertungen vermeiden und stets vollig unvoreingenommen bleiben, bedingten Luge in der gesamten sowjetischen Geschichtsschreibung teile ich aufgrund ihrer Unerfullbarkeit nicht. Aber die eigene und insbesondere beziiglich des Siidlichen Kaukasus an. Und das Voreingenommenheit erkenne ich an und bin bemiiht, sie nach ,,Abtragen“ dieser unvorstellbaren Berge der gewissenhaften Irrtiimer, meinem schwachen Vermogen zu begrenzen. die durch den begrenzten Zugang zu den Quellen bedingt sind und Eine grofie Bedeutung bei jeder historischen Forschung hat die durch glatte Liigen, deren Ursache im politischen Engagement liegt, Beriicksichtigung der Einschatzungen von Zeitgenossen: sie ermog- wird viele Jahre dauem. lichen es dem Autor, eine eigene Optik des “heimlichen Betrachters” Der Grofiteil des Textes dieser Studien wurde vor fast zwei Jahren zu konstruieren und nebenbei auch die Wahmehmung der Leser geschrieben. Dass seit dem Schreiben bis zur Veroffentlichung so viel „vorzuformen". Kraft des letzteren Umstandes habe ich mich bemiiht, Zeit vergangen ist, kiimmert den nicht unter Zeitdruck stehenden diese Einschatzungen nicht zu missbrauchen. Autor nicht. Wenn vom Zeitpunkt der Begeisterung iiber eine fertige Mich interessiert an der Vergangenheit hauptsachlich das, was Oberzeugung bis zu ihrem offentlichen Erscheinen hinlanglich viel heute und morgen fur uns lehrreich sein kann. Und natiirlich ist da Zeit verstrichen ist, beginnt man bereits mit anderen Gedanken zu auch die Neugier, zur Erweiterung der eigenen Lebenserfahrung einen leben, andere Quellen zu erkunden, andere Menschen zu treffen und Blick auf die Generationen der Vergangenheit zu werfen. Je mehr wir die eigene Eignung, das bereits Geschaffene objektiv zu bewerten, iiber eine konkrete Geschichtsepoche wissen, desto einzigartiger und wachst und damit auch die Moglichkeit der Selbstkritik. Diese Zeit unwiederholbarer ist sie. Und desto schwieriger ist es, aus diesem der eigenen ,,Entfremdung“ von einem bereits geschriebenen „epochalen Wissen“ allgemein gtiltige Schliisse zu ziehen. Das darf beliebigen Werk, erweist sich haufig als sehr niitzlich, wenngleich bei geschichtlichen Vergleichen nicht vergessen werden. auch nicht sehr angenehm - wie die meiste wirksame Medizin. Faktische Fehler bei einer Kritik beziiglich faktischer Fehler Einer der am weitesten verbreiteten Fehler beim Studium der ermuntern mich genauso wie Druckfehler in einem Artikel iiber Geschichte und Kultur ist die Annahme, dass die Menschen, die Druckfehler. Tausende von Jahren vor uns gelebt haben, oder selbst zweihundert Autoren sind bei Fragen, die die Defizite der eigenen Werke oder hundert Jahre, genauso dachten wie wir. Um diese Menschen zu betreffen, immer parteilich und oft „blind". Der ungerechtfertigte An- verstehen, muss man ihre Handlungen und die Umstande untersuchen, spruch der Kritiker erscheint ihnen iibertrieben und nur was guten in denen sie lebten. Denn auch wenn man sich in einen konkreten Gewissens geschrieben ist, kann im Prinzip das Bessere sein, was in Historiker hineinversetzen muss, denkt doch keiner so, wie dieser der Vergangenheit geschaffen wurde. Dabei vergessen diese Autoren, konkrete Historiker, sondem jeder denkt auf die ihm eigene Weise. dass das Bessere heute, selbst wenn es auch tatsachlich besser ist, Wie viel mehr trifft das dann auf andere Epochen und Kulturen zu! nicht etwas Vollkommenes, nicht zu Verbessemdes bedeutet. Ich Ich folge der Aristotelischen Tradition, jede Forschung “mit einer betone hiermit, dass ich nicht zu diesen Autoren gehore! Geschichte des Problems” einzuleiten oder zu begleiten. Aber nicht Nach Fertigstellung dieser Studien kamen die Kollegen, die diese nur das: Man muss den “Lebenszyklus” der Ereignisse beschreiben, als Manuskript gelesen hatten, fast einstimmig zu dem Schluss, dieses ihre historischen “Vorfahren” (die gibt es fast immer), ihre “direkten Werk sei sowohl als Nachschlagewerk als auch als Leitfaden zum Studium des Problems fur Anfanger geeignet. Der Autor hat keine 8 Bei einer intemationalen Konferenz 2007 machte mich beispielsweise ein Einwande gegen diese Auffassung. armenischer Experte darauf aufmerksam, dass ich Karten benutze, die in Archiven in Baku aufbewahrt werden! 14 15 2. Zur Geschichte Kaukasisch-Albaniens, des Beyliks Jahren des 7. bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. war Medien ein Gjandscha (Ganca)-Karabach, des Khanats Kara­ Konigreich mit der Hauptstadt Ekbatan. Seine Blutezeit erreichte bach und der Meliktumer von Karabach bis zum dieser Staat unter Herrscher Kiaksar. In den Jahren 550-549 v. Chr. Ende des 18. Jahrhunderts9 vermochte der Staat der Meder nach der Besiegung durch den persischen Herrscher Kyros II. im letzten Viertel des 4. Jahrhunderts „Der Grojiteil der geschriebenen Geschichte wurde v. Chr. wieder zu erstarken, jedoch wurde das Gebiet 331 v. Chr. von von den Siegern zusammengestellt. “ Alexander dem GroBen erobert. Einer der groBten Fuhrer der Meder, Je. Schachanow Atropates, gab der Uberlieferung zufolge der Region, die sich bis zum Kaspischen Meer erstreckt, den Namen, der bis zum heutigen Die Vorfahren der aserbaidschanisch-ffirkischen Stamme sind Aserbaidschan viele Veranderungen durchlaufen hat (griech. zahlreich. Genannt seien nur die Kimmerer (Kimmerier), die Skythen Atropatene, arm. Atrapatakan, neupersisch Adarbayjan). (die aus den Vorbergen des GroBen Kaukasus in dessen ostlichen Teil Diesem Atropates gelang es nach dem Tod Alexanders des kamen) und die Saken (aus Zentralasien). 627 v. Chr. starb der letzte GroBen, einen unabhangigen Staat zu griinden, dessen Staatsreligion groBe assyrische Konig Assurbanipal, und es entstand der neue Staat der Zoroastrismus war. Von 65 bis 36 v. Chr. war ein groBer Teil des Medien. ,,Medien“ wurde das historische Gebiet im nordwestlichen heutigen Territoriums der Republik Aserbaidschan, einschlieBlich Teil der heutigen iranischen Hochebene genannt.10 Von den 70er Kaukasisch-Albanien von den Romem besetzt.11 In der Antike wurde das Kaspische Meer auch als Albanisches 9 Vgl.: zu den altesten Zeugnissen der Geschichte Aserbaidschans: Abriss 3. Meer bezeichnet und man vermutete (Hekataios), dass es mit dem Die historischen und kulturellen Denkmaler von Kaukasisch-Albanien und nordlichen Ozean oder (Alexander d. Gr.) dem Asowschen Meer des Nordlichen Aserbaidschan des Mittelalters. Die allgemeine Geschichte verbunden ist. 12 Kaukasisch-Albaniens vor dem Einfall der Araber wird im Werk des franzosischen Forschers Constant gut beleuchtet. Vgl.: Constant Antoine. Im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. kam Nord-Aserbaidschan, L'Azerbaidjan. Paris 2002, Editions Karthala. Chapitre 2. De L’Albanie du einschlieBlich dem Kaukasisch-Albanien, unter die Herrschaft der Caucase a la conquete arabe, S. 39-68; Trewer K.W. Otscherki po istorii i Achaemenider. In dieser Periode entstanden zahlreiche befestigte kulture Kawkasskoj Albanii IV w. do n.e. - VII w.n.e. (Studien uber Stadte: Schamchor13, Schemacha, Barda, Gjandscha (Ganca), Ardabil, Geschichte und Kultur von Kaukasisch-Albanien, 4. Jh. v. Chr.-7. Jh. n.Chr.) Moskau - Leningrad 1959; „Istorija Iranskogo gosudarstwa i kultury. К 2500- Baku14 u.a. Ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. beginnt in Kaukasisch- letiju Iranskogo gosudarstwa" (Geschichte des iranischen Staates und der iranischen Kultur. Zur 2500-Jahrfeier des iranischen Staates), Moskau, 1970; Iljas Babaew. Kogda natschali tschekanit monety w drewnem Aser- Persien bezeichnet. Mit der Eroberung durch die Romer (Ende des 1. Jahr­ bajdschane? (Wann begann die Pragung von Geld im alten Aserbaidschan?) hundert v. Chr.) existiert Atropatene Medien nur als geographische Bezeich- In: IRS Nasledie, Nr. 1, 2007, S. 4-6. nung. 10 Bis zum Kaspischen Meer drang Medien nicht vor, da es davon durch die " Die interessantesten Berichte uber die Fruhgeschichte von Antropatene Stamme der Kaduseer, Amarden u. a. abgeschnitten war. Das Land teilte sich (Aserbaidschan) und Persien finden sich in „Eranische Alterthumskunde“, in das eigentliche Medien oder GroB-Medien und Antropatene (Aser­ Leipzig 1873; E. Noldeke. Aufsatze zur Persischen Geschichte, Leipzig 1887 baidschan). Die Bewohner, die Arier, zerfielen nach Herodot in sechs und J. Winkler. Zur medischen und altpersischen Geschichte. In: „Lfnter- Stamme. suchungen“, 1889 zitiert. Die wichtigsten Beweisquellen uber Medien sind die Chroniken der Assyrer 12 Vgl.: Lexikon der Antike. Bibliographisches Institut, Leipzig 1987, S. 287. und Inschriften der babylonischen Konige (Nabonids). Wichtige Aufschlusse 13 Danach Anneno, dann Annenfeld. Stadt und Bahnhof in der Aserbaidschani­ uber Medien geben die antiken Klassiker (Herodot, ,,Istorija“, L., 1972; schen Republik, in der Nahe der Stadt Gjandscha gelegen. Der Schamchor ist Strabon, “Geografija“, М., 1964; Die ersten zuverlassigen Berichte iiber ein rechter Nebenfluss der Kura. Medien datieren aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. Der assyrische Konig 14 Der Name Baku ixler Rakn-ie-kammt ixochiitwahrscheinlich aus dem per­ Rammanirari III. erwahnt in seinen Inschriften unter den Urvolkem die Madai sischen ,,badkube“, dararf ist* dass die (Einwohner Mediens). Bei den Griechen wurde Medien oft mit dem Namen hiesigen starken Nortlwestwinde ^cit langem bekannf' sind. Die Stadt oder ! ] 7 16 I PR EZiD E N T XiTABXANASi Albanien die Verbreitung des Christentums, Vom 4. bis zum 6. 9.-10. Jahrhundert zerfiel Nord-Aserbaidschan in zahlreiche Staaten- Jahrhundert n. Chr. erschienen im Gebiet von Nord-Aserbaidschan die gebilde, die formal einem Kalifat unterstanden, jedoch faktisch Hunnen, die Hasaren und andere Stamme aus Zentralasien und der autonom waren. Die Schirwanschahs regierten aus der Hauptstadt Eurasischen Steppe.15 Als im 12. Jahrhundert die Byzantiner in die Schemacha das Land zwischen Derbent und Kura, ihre Vasallen Region kamen, siedelten die kaukasischen Albaner in die Berggebiete waren die Herrscher von Gabala oder Gebele, Scheki oder Scheka der heutigen Region Berg-Karabach von Aserbaidschan um und und Karabach. Ab 1027 bis 1382 regierte in Schirwan die Dynastie grundeten unter der Herrschaft des Dschewanschir (638-670) in der der Kesraniden. Diese Dynastie musste sich in den einzelnen Folge dort einen christlichen Staat, dessen wichtigste Festung Geschichtsabschnitten sowohl der Alanen, die von Norden einfielen, Girdiman war. Nach den arabischen Eroberungen Ende des 7. als auch der Turkmenen-Oghusen, die von Osten eingefallen waren, Jahrhunderts wurde Nord-Aserbaidschan in eine groBe Provinz mit und der Rusen, die die Kiiste des Kaspischen Meeres ausgeraubt dem Namen Aserbaidschan eingegliedert, die drei Emirate umfasste: hatten, erwehren. Im Verlauf dieser territorialen Auseinanderset- Schirwan, Mughan und Arran (das ehemalige Kaukasisch-Albanien). zungen wurde Schirwan stark verkleinert. Nach der Eroberung von Die iiberwaltigende Mehrzahl der Bewohner dieser Region wurde Tabris durch die Seldschuken im Jahre 1054 begann die rasche islamisiert. Eine Ausnahme bildeten einige Dorfer oder Gebiete, die Erstarkung ihres kulturellen Einflusses auf die Bevolkerung des von Albanem, sogenannten „tatosprachigen Juden“, Christen, Territoriums der heutigen Republik Aserbaidschan. In den groBen Zoroastristen und Manichaem bewohnt wurden. Vom 8.-9. Stadten und in den anderen wichtigen Orten wurden die Dialekte der Jahrhundert sind vereinzelt Aufstande gegen die arabische Herrschaft iranischen Sprache zunehmend vom Aserbaidschanisch-Turkischen zu verzeichnen, unter denen der bekannteste der Aufstand unter verdrangt. Aber die persische (iranische) Sprache, die beim einfachen Fiihrung des Babek (816-837) ist. Es entstanden auch viele Volk in Vergessenheit geriet, blieb nach wie vor die Sprache der sektiererische Bewegungen, die den klassischen arabischen Islam an herrschenden Oberschichten und der Dichter, beispielsweise bei die ortlichen Anforderungen und Bedingungen ,,angepasst“ hatten. Im Nisami. Im 13.-14. Jahrhundert kam die Region unter die Herrschaft der Dynastie der Hulagiden, die bis 1385 herrschten, als sie von den eine groBe Siedlung existierte hier bereits bei den Sassaniden. Ab dem 8. Jahrhundert herrschten hier die Araber, dann die Khane von Schirwan, nach turkischen Einheiten des Timur vertrieben wurden. Unter der Fiihrung ihnen die Safawiden. 1723 ergab sich Baku nach langer Belagerung dem des Herrschers der Kisilbasch, Schah Ismail I. (1487-1524), begann russischen Admiral Matjuschkin und wurde dem Russischen Reich ein neuer Eroberungsfeidzug der Kisilbasch aus Gilan. Im Jahre 1501 angeschlossen, kam jedoch 1735 erneut an den Safawiden-Staat und wurde von Khanen regiert, den Schiitzlingen des Kadscharen-Staates, der den eroberten die Kisilbasch Tabris, und gegen 1514 herrschten sie iiber Safawiden-Staat 1736 abloste. 1796 war die Stadt unter der Herrschaft des die riesigen Territorien von den Grenzen des Osmanischen Reiches russischen Grafen Subow, und Gusein-Kuli-Khan von Baku legte einen Eid bis nach Afghanistan. In der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts fiel auf die staatliche Zugehorigkeit zu Russland ab, ging jedoch spater erneut an Nord-Aserbaidschan erneut unter die Herrschaft des Osmanischen den Kadscharenstaat. Als nach der Angliederung des Fiirstentums Kartli- Kachetien im Jahre 1806 bei Baku russische Truppen auftauchten, erklarte Reiches, bis sich die Kisilbasch in den Jahren 1603-1607 Schirwan sich der Khan zum Schein zur Aufgabe der Stadt am 8. Februar 1806 bereit. wieder zuriickholten. Bis zum Zerfall des Safawidischen Reiches 1722 Bei der Ubergabezeremonie wurde der russische Oberbefehlshaber Furst gehorte Aserbaidschan zu diesem Imperium. Der erste persische Zizianow hinterhaltig ermordet, enthauptet, und sein Haupt wurde dem Schah Herrscher war Luksch Kerim-Khan Sent. Unter Peter dem GroBen des Kadscharenstaates ubersandt. Die Stadt ergab sich den russischen Truppen am 3. Oktober 1806 und wurde nach der Flucht des Khans untemahm Russland in den Jahren 1722-1723 einen Feldzug an die Verwaltungszentrum des Russischen Imperiums und im Jahre 1859 Westkiiste des Kaspischen Meeres, war aber schon nach einigen Gouvemementshauptstadt. 15 Vgl.: z.B. L.H. Gumilev, Drevnije turki (Uralte Tiirken). Sankt Petersburg, SEKEO ,,KristaH“, Moskau AST 2002.

18 19 Jahren (1728-1734) unter dem Ansturm des Osmanischen Reiches16 aufgehoben. Ab 1872 floss auslandisches Kapital in die Region durch und des Safawiden-Staates, zwischen denen die halbautonomen die VerauBerung von staatlichem Land auf Apscheron und die ortlichen Khane lavierten, zum Riickzug gezwungen. Erteilung von Konzessionen fur die hiesige Olforderung. Bereits 1898 Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wurden 11 nordaser- wurde hier die Halfte der Olfordermenge der gesamten Welt gefordert. baidschanische Khanate russisches Hoheitsgebiet. Nach dem Krieg Der Bau einer Eisenbahnlinie vom Kaspischen Meer iiber Tiflis bis zwischen Russland und Persien in den Jahren 1804-1813 fielen die zum Schwarzen Meer im Jahre 1883 und die Schaffung eines stabilen nordaserbaidschanischen Khanate Gjandscha (Ganca), Karabach, Telefonnetzes im Transkaukasus machten Baku zum wichtigsten Schirwan, Kuba, Derbent, Scheka und Baku an Russland. Nach dem Bindeglied Russlands zwischen Europa und Asien. Die Stadt ent- Russisch-Persischen (Kadscharischen) Krieg von 1826-1828 folgten wickelte sich rasch zu einer multinationalen Metropole mit vielen die Khanate Lenkoran, Talysch, Nachitschewan und Eriwan. Der europaischen Ziigen. Vertrag von Turkmantschai zwischen Russland und dem Die rasche Industrialisierung, die relativ starke Konkurrenz der Kadscharenstaat von 1828 zog die Grenze zwischen diesen Staaten Kapitalstrome neben den raschen demographischen Veranderungen, entlang des Flusses Araxes (Aras) und machte die Aserbaidschaner hauptsachlich durch den verstarkten Zustrom der armenischen wieder zu einem geteilten Volk. Bevolkerung aus dem Gouvernement Tiflis, dem Osmanischen Reich Mit dem Ziel der Schaffung einer christlichen ,,Pufferzone“ im nach Baku und andere GroBstadte, flihrten zu einer erhohten siidlichen Kaukasus forderte die russische Regierung organisatorisch Politisierung der Bevolkerung und zu gestiegenen Spannungen in den und fmanziell die planmaBige Umsiedlung der Armenier aus dem Beziehungen zwischen den Ethnien. Die Widerspruche trugen sowohl Osmanischen Reich und dem Kadscharenstaat (Persien) in das Land politischen (Handlungen der zaristischen Verwaltung) als auch nordlich und nordostlich des Araxes. Zur planmafiigen Umsiedlung okonomischen Charakter (verstarkte Konkurrenz seitens des kam auch eine beachtliche spontane, unvorhergesehene Umsiedlung aggressiven armenischen Handelskapitals). Diese Spannungen flihrten der Armenier aus diesem und anderen Landern in das Russische bisweilen auch zu bewaffneten ZusammenstdBen recht groBen Reich. Gegen 1846 wurden im Transkaukasus bereits iiber 200.000 Ausmafles (1905-1906). Neben den russischen sozialdemokratischen Armenier gezahlt, und gegen 1915 waren es hier schon rund 1,7 Kreisen entstand (1904) auch die aserbaidschanische Partei (eher eine Millionen.17 linkslastige nationale Bewegung) ,,Hummet“ (Energie). Daraus gingen Russland starkte seine Macht im Transkaukasus zunachst durch Mammed Amin Rasulzade und andere Regierende der eine Militarverwaltung, danach durch Umgestaltungen in Zivilver- Demokratischen Republik Aserbsidschan (DAR, 1918-1820), sowie 18 waltungen und durch Einbeziehung der moslemischen Aristokratie N. Narimanow, der zu dieser Zeit nicht die Mehrheit hatte, hervor. (der Khane, Beys u.a.) in das bestehende Machtsystem. 1846 wurde die moslemische Aristokratie rechtlich dem russischen Adel gleich- gestellt. In den Jahren 1864-1871 wurden im gesamten Territorium von Nord-Aserbaidschan auch einige Einschrankungen fur die Bauem 18 Narimanow Nariman Kerbalaji Nadschaf ogly (1870-1925) war Politiker und Schriftsteller. 1917 Vorsitzender des Komitees ,,Hummet“. 1920 Vorsitzender 16 Der Vorlaufer der modemen Republik Tiirkei war das 600-jahrige des aserbaidschanischen Revolutionskomitees, Vorsitzender des Sowjets der Osmanische Reich. Gegriindet im 13. Jahrhundert und mit seiner Bliitezeit im Volkskommissare (SNK) der Aserbaidschanischen SSR. Ab 1922 Vorsitzen­ 16. Jahrhundert unter Suleiman I. dem GroBen, umfasste es europaische und der des Unionssowjets der Transkaukasischen Sozialistischen Foderativen afrikanische Lander sowie Lander des Nahen Ostens. Im Jahre 1923 wurde Sowjetrepublik (ZSFSR). Die Griinde fur seinen plotzlichen Tod in Moskau nach dem Sieg der nationalen Befreiungsbewegung (1918-1923) unter der sind bis jetzt dunkel und unerklart. Seine wichtigsten literarischen Werke sind Fuhrung von Mustafa Kemal die Republik Tiirkei ausgerufen. der Roman „Bahadur i Sona“ (Bahadur und Sona) (1896), die historische 17 Vgl.: Imranli Kamala. Tschjomaja sudba tschjomogo sada (Das schwarze Tragodie ,,Nadirschah“ (Nadirschach) (1899), Stiicke, literaturkritische Schicksal des schwarzen Gartens). Ladamir, Moskau, 2006. Artikel.

20 21 1911 wurde die nationaldemokratische Partei „Mussawat" (Gleich- verbundene Umsiedlung von Menschen in groBem MaBstab. In der heit) gegriindet.19 zweiten Halfte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts fiel fast die Diese Partei griindete unter der Fiihrung von Mammed Amin gesamte nationale politische und kulturelle Elite Aserbaidschans der Rasulzade am 28. Mai 1918 die Demokratische Republik Aser­ stalinistischen Repression zum Opfer. baidschan (DRA), in der sie Regierungspartei war, bis Ende April Im Zweiten Weltkrieg keimte die Hoffnung auf Wiederherstellung 1920 von den Infanteristen der 11. Roten Armee in Aserbaidschan die der Einheit des geteilten aserbaidschanischen Volkes wieder auf. Herrschaft der Bolschewiken errichtet wurde. Am 5. Juli 1921 wurde Sowjetische Truppen riickten in den Nordiran ein (August 1941) und unter Garantie seitens der Ttirkei gemaB den Artikeln des Moskauer es wurde ein „Iranisches Aserbaidschan" proklamiert (D. Gasanly), Abkommens20 die Schaffung der Autonomie von Berg-Karabach das sich bis zum Abzug der sowjetischen Truppen (April 1946) hielt.21 beschlossen; am 7. Juli 1923 wurde dieser Beschluss durch bolsche- Nach dem Krieg wurden in Aserbaidschan viele wichtige wistisches Parteidekret bestatigt. Ab dem 12. Marz 1922 gehorte Industrieprojekte (Sumgait, Ali Bairamli, Mingetschaur u.a.) realisiert, Aserbaidschan neben Armenien und Georgien zuerst zur Foderativen wahrend die Bedeutung der aserbaidschanischen Erdolforderung fur Union Transkaukasien und ab dem 13. Dezember 1922 zur die UdSSR im Vergleich zu den Fordermengen in den anderen Foderativen Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Transkauka- Regionen der Union abnahm. Vor 1988 war Aserbaidschan eine der siens, die am 30. Dezember 1922 auch den Unionsvertrag bliihendsten Republiken der UdSSR. unterzeichnete. Nachitschewan erhielt die Autonomie nach dem Jedoch entstanden durch die Gebietsanspriiche der Armenier seit Beschluss vom 31. Dezember 1923 auf der Basis des Dekrets vom 9. dieser Zeit immer groBere innere ethnische und soziale Spannungen in Februar 1924. Erst nach Auflosung der Transkaukasischen Sozi­ der Republik. Diese waren einer der wichtigsten Katalysatoren flir das alistischen Foderation (1936) wurde Aserbaidschan eine Unions- Erstarken der nationalen Bewegung der Aserbaidschaner. Das republik in der Sowjetunion, die Sozialistische Sowjetrepublik Aser­ Ergebnis war die Entstehung der Nationalen Front Aserbaidschans baidschan. (am 23. Juli 1989), die am 23. September 1989, am Tag der Entscheidende Veranderungen nahm die bolschewistische Proklamation der Souveranitat von Aserbaidschan, aus dem Herrschaft in Aserbaidschan von der zweiten Halfte der zwanziger Untergrund kam. In den Jahren 1988 und 1990 gab es an vielen Orten Jahre bis zur ersten Halfte der dreiBiger Jahre des 20. Jahrhunderts der Republik Unruhen und ZusammenstoBe (im Februar 1988 in vor. Das waren: die Massenenteignung von Land; die Umstellung auf Sumgait, im November 1988 in Gjandscha, im Januar 1990 in Baku), das lateinische Alphabet (1927), der Angriff auf den Islam und die mit denen antiaserbaidschanische Pogrome in Armenien vorausgingen.22 ihm verbundenen Traditionen und Institute (1925-1928); die Gewaltige Fliichtlingsstrome gingen aus Armenien nach Aser­ Zwangskollektivierung (ab 1929) und die mit der Industrialisierung baidschan und aus Aserbaidschan nach Armenien. Die groBte Spannung wegen der Blockade seitens Armeniens entstand im Winter 14 ,,Mussawat“ (Gleichheit) ist eine politische Partei in Aserbaidschan. Im September 1918 kam die Partei in der Demokratischen Republik Aserbaidschan (DRA) an die Regierung. Sie regierte bis zur Okkupation des Landes durch die Rote Armee im April 1920. 21 Vgl.: das hervorragende Werk des aserbaidschanischen Professors Dschamil 20 Vgl.: Ilgar Mammadow und Tofik Mussajew. Armjano-aserbajdschanskij Gasanli „SSSR-Iran: Aserbaidschanskij krisis i natschalo cholodnoj wojny. konflikt. Istorija. Prawo. Posrednitschestwo. (Der armenisch-aserbaidschani- UdSSR-Iran Die aserbaidschanische Krise und der Beginn des Kalten sche Konflikt. Geschichte. Recht. Vermittlung.) Tula, Grif i K. 2006. Kapitel Krieges, 1941-1946“. Moskau, „Geroi otetschestwa“, 2006, Kapitel VII 1, Abschnitt 9 „Nagomyj Karabach w sostawe Aserbajdschanskoj Demokrati- „Obrasowanie nazionalnogo prawitelstwa". tscheskoj Respublike (Berg-Karabach innerhalb der Demokratischen 22 Vgl.: Samuel A. Weems. „Secrets o f a „Christian" terrorist state Armenia. Republik Aserbaidschan) (1918-1920); Kapitel 2, Abschnitt 2.2 „Nagornyj The armenian great deception series - volume 1. St. John Press (Shortened Karabach w sostawe Aserbajdschanskoj SSR“ (Berg-Karabach innerhalb der Version), 2007, Chapter six: What Kind o f Christians Are the Armenians. Aserbaidschanische SSR). Who Claim to be the First Christian State? Armenian Terrorist Activities.

22 23 1989/90 in Nachitschewan, einem an den Iran grenzenden aser­ hatten, auf Baku zu. President Eltschibei lud Heidar Alijew zur Ret- baidschanischen Territorium. tung der Republik vor dem Biirgerkrieg, der schlimmsten Katastrophe Im Januar 1990 marschierten die Truppen der Sowjetarmee in fur jeden Staat, ein und floh aus der Hauptstadt.26 Am 24. Juni 1993 Baku ein, wobei Zivilisten umkamen (rund 170 Tote). Der wurden ihm die entscheidenden Regierungsvollmachten in der Parteifuhrer A. Wesirow wurde durch Ajas Mutalibow abgelost, der Republik iibergeben. Am 3. Oktober 1993 wurde Heidar Alijew zum im Mai 1990 zum Prasidenten von Aserbaidschan gewahlt wurde. Am Prasidenten gewahlt. Davor war Aserbaidschan (am 24. September 6. Februar 1991 wurde die offizielle Bezeichnung des Landes 1993) emeut der GUS beigetreten, jedoch unter der Bedingung der „Republik Aserbaidschan“. Am 30. August 1991 proklamierte Aser­ Nichtstationierung der Streitkrafte dieser Organisation auf ihrem baidschan seine Unabhangigkeit. Dieser Entschluss wurde vom Parla- Territorium und der Nichteinmischung in ihre Energiepolitik. ment am 18. Oktober 1991 bestatigt. Am 21. Dezember 1991 trat Im Mai 1994 schloss Aserbaidschan einen Waffenstillstand mit Aserbaidschan der Gemeinschaft Unabhangiger Staaten (GUS) bei. Armenien, das rund 20% seines Territoriums besetzt hatte und begann Die Eskalation des Konfliktes um Berg-Karabach und der Zerfall sich auf die okonomische Entwicklung des Landes zu konzentrieren, der UdSSR trugen zum Riicktritt von A. Mutalibow*’ am 6. Marz wofiir viele giinstige Voraussetzungen vorlagen: eine des Lesens und 1992 bei, nachdem der Staatsrat, in dem die Nationale Front Schreibens kundige und arbeitswillige Bevolkerung, die reichsten Aserbaidschans (NFA) eine entscheidende Rolle spielte, die Republik naturlichen Ressourcen, eine vorteilhafte geographische Lage und eine proklamiert hatte. Der Versuch Mutalibows (am 14. Mai 1992) wieder pragmatisch orientierte Fuhrungsspitze und Elite. Im Oktober 1994 an die Macht zurtickzukehren, wurde durch Massendemonstrationen, und Marz 1995 wurden Putschversuche gegen President H. Alijew organisiert von der Nationalen Front, vereitelt. Deren Vorsitzender A. niedergeschlagen.27 Eltschibei24 wurde (am 7. Juni 1992) zum Prasidenten der Republik gewahlt. Unter ihm trat Aserbaidschan aus der GUS aus und schlug im Gebiet Tula lieferte ihn Russland an die Republik Aserbaidschan aus. Zur den politischen Kurs der starkeren Orientierung iiber die Tiirkei zum Auslieferung trug ein Skandal bei, der mit illegalen Waffenlieferungen Westen hin ein. Russlands (darunter auch Raketen, die Atomsprengkopfe tragen konnen) nach Armenien verbunden war. Jedoch bewegten sich im Juni 1993 militarische Einheiten unter 2fi Alijew, Heidar Alijewitsch (Ali Rsa ogly), 1923-2003, Allnationaler Fiihrer Fuhrung von Suret Guseinow25, nachdem sie Gjandscha eingenommen des aserbaidschanischen Volkes und dritter President von Aserbaidschan, 1993-2003. Held der Sozialistischen Arbeit (1979, 1983). 1964-1967 23 Mutalibow, Ajas Nijasi ogli (geb. 1938), Staatsmann und Politikcr. Ab 1982 Stellvertretender Vorsitzender des KGB, 1967-1969 Vorsitzender des KGB stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats der SSR Aserbaidschan, 1989- beim Ministerrat der Aserbaidschanischen SSR. Von 1969 Erster Sekretar des 1990 Vorsitzender des Ministerrats der SSR Aserbaidschan. 1990-1991 Erster ZK der KP Aserbaidschans. 1976-1982 Kandidat des Politburos, 1982-1987 Sekretar des ZK der KP Aserbaidschans. 1990-1992 Erster President von Mitglied des Politburos des ZK der KPdSU. 1982-1987 Erster Stellvertreten­ Aserbaidschan. Nach seinem erzwungenen Riicktritt wurde gegen ihn ein der Vorsitzender des Ministerrates der UdSSR. Ab 1991 Vorsitzender des Strafprozess angestrengt, der noch anhangig ist. Er lebt seit 1992 in Moskau, Obersten Medschlis der Autonomen Republik Nachitschewan. Juni-Oktober wo er Zweiter Vorsitzender der Aserbaidschanischen Sozialdemokratischen 1993 Vorsitzender des Obersten Sowjets von Aserbaidschan. Besonders Partei ist schwierig waren die ersten Regierungsjahre von President Heidar Alijew. 24 Eltschibei, Abulfas, bekannter aserbaidschanischer Politiker und Staatsmann, Einzelheiten Vgl.: Johannes Rau. Der Nagorny-Karabach-Konflikt (1988- Vorsitzender der allnationalen Volksbewegung NFA (Volksfront Aser­ 2002), Berlin, Verlag Dr. Koster 2003, 3.3. Die Lage Aserbaidschans, S. 57- baidschan, gegriindet 1988), Zweiter President der Republik Aserbaidschan 76. (1992-1993). Er starb am 22. August 2000 in einem Krankenhaus in der 27 Einer dieser Versuche war der ortliche Putsch von Oberst Alikram Tiirkei. Humbetow, der fur die Umverteilung der Vollmachten und der Finanzen “5 Guseinow, Suret, Oberst der aserbaidschanischen Armee, Anflihrer des zwischen Baku und den Regionen eintrat. Mitte Juli 1993 erklarte er die Aufstands in Gjandscha (am 10. Juni 1993), Regierungschef von Aser­ Griindung einer „autonomen Republik Talysch-Mughan“ und stellte entlang baidschan (von Juni 1993 bis Oktober 1994). Nach Unruhen in Gjandscha der Chaussee nach Baku, von den Aufstandischen ,,Verteidigungslinie“ (1994) flieht Guseinow nach Moskau. Im Marz 1997, nach seiner Festnahme genannt, alte Waffen auf. Diesem Ereignis maB man in Baku nicht allzuviel

24 25 Danach blieb Aserbaidschan politisch stabil und entwickelte sich Fluss Araxes im Siiden erstreckte und von Iberien im Westen bis zum wirtschaftlich aufwarts. Seit 2003, unter dem neuen Prasidenten Ilham Kaspischen Meer im Osten. Die Bevolkerung Albaniens bestand aus Alijew, der unter Beibehaltung eines starken Rechtsstaates tiirkisch sprechenden, kaukasisch sprechenden und anderssprachigen marktwirtschaftliche Prinzipien der wirtschaftlichen Entwicklung Stammen. Im ersten Jahrhundert n. Chr. kam das heutige Gebiet von unterstiitzte, wurde diese Entwicklungslinie der Republik Aser­ Berg-Karabach zur Provinz Arzach-Orchistena (nach Autoren der baidschan nur gestarkt, wie auch ihre Bedeutung in der internationalen Antike) oder Karabach, und die Provinz selbst gehorte zu Kaukasisch- Energiepolitik. Albanien.24 Die riesigen Ol- und Gasreserven des Landes, die unbestrittenen Als unabhangiges Staatsgebilde bestand Kaukasisch-Albanien vom Erfolge bei ihrer ErschlieBung, beim Transport und der Verarbeitung 3. Jahrhundert n. Chr. bis zum 10. Jh. n. Chr. Die Hauptstadte waren und die giinstige geographische Lage der Republik machten in den verschiedenen Zeiten Kabalaka und Partaw (Barda). Das Land Aserbaidschan fur die Europaische Union und die USA zum wurde von den Basilen, Gargaren, Hunnen, Kaspier, Uthier, Hasaren begehrten Partner bei der Sicherstellung der internationalen Energie- und anderen Volkern besiedelt. Ab dem 4. Jahrhundert befand sich versorgung. In nicht geringem Umfang verstarkte sich im Zusammen- Kaukasisch-Albanien unter der Herrschaft des Sassanidenreiches,30 hang mit diesen Prozessen in den letzten Jahren auch die Aktivitat der und ab dem 8. Jahrhundert der Araber. Ab dem 10. Jahrhundert gehort Republik in Richtung einer gerechten Losung des Problems der von ein groBer Teil von Kaukasisch-Albanien zu Schirwan, dem aser­ den Armeniem besetzten aserbaidschanischen Territorien. baidschanischen Staatsgebilde.31 Karabach - dessen bergiger Teil und dessen Ebene schon immer Die friiheste Erwahnung des albanischen Wortes ,,Arzach“ wirtschaftlich, sozial, kulturell, administrativ und politisch (moglicherweise von ,,er sak“) Findet sich in der Awesta.32 Im 4.-5. miteinander verbunden waren - liegt zwischen dem Kleinen Kaukasus, den Fliissen Kura und Aras und ist eines der Gebiete von Aserbaidschan - „...ein Land, das von aserbaidschanischen Tiirken 29 Vgl.: Schnirelman B. Byt alanami: intellektualy i politika na Sewernom besiedelt ist, einem Volk, das die Region besiedelt hat, die sich von Kawkase w XX weke. (Das Leben von Alanen: die Intellektuellen und die den Nordhangen der Kaukasusberge entlang dem Kaspischen Meer bis Politik im Nordkaukasus im 20. Jahrhundert) Moskau 2006. Zum Terminus (Toponym) ARZACH. Das Udinische ,,arzi“ bedeutet ,,sesshaft“, „Mcnschen. zur Iranischen Hochebene erstreckt“.28 die eine sesshafte Lebensweise haben“, und das udinische ,,arzesun“ bedeutet In den Jahrhunderten der Antike und des friihen Mittelalters «sitzen, sich setzen». Arzach ist aus der Wurzel „арци“ und der Pluralform gehorte Karabach zu einem Staat, der vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis ach“, die charakteristisch fur kaukasische Sprachen ist, gebildet. In Dagestan, Tschetschenien und Aserbaidschan gibt es viele Toponyme, die die zum 8. Jahrhundert als Kaukasisch-Albanien bekannt war, dessen Formanten -ach, -ich, -uch, -och und -ech haben: Urkarach, Tschirach, Territorium sich von den Bergen des Kaukasus im Norden bis zum Chindach, Botlich, Anzuch, Katech u. a. Naheres Vgl.: Sadi Nuriew, Rauf Gusejnow. Neskolko slow о familijach i imenach armjan (Einige Worter zu den armenischen Familien und Namen), In: IRS (Nasledie), Moskau 6/2006, Aufmerksamkeit bei und nach zwei Monaten wurde der „Putsch" von S. 50-51. Truppen des KGB aus Baku niedergeschlagen. Im Folgenden wurde der 30 Die Sassaniden, die Dynastie der Schahs in den Jahren 224-651. Der Griinder Oberst, nach der Flucht nach Lenkoran und einer Reihe von Zwischenfallen war Ardaschir I. Der Sassanidenstaat wurde im 7. Jahrhundert von den gefasst und zu lebenslanger Haft verurteilt. 2005 wurde er aus der Haft Arabern erobert. Die wichtigsten Schahs nach Ardaschir waren: Schapur I., entlassen und ihm wurde die Staatsangehorigekit entzogen. Schapur II., Kowad I., Chosrow I. Anuschirwan, Chosrow II. Parwis. Den OMON-Aufstand im Marz 1995 und die Attentatsversuche auf 31 Vgl.: Dasxuranci M. History of the Caucasian Albanians, London 1961. Prasidenten Heidar Alijew konnen wir hier nur erwahnen. Einzelheiten Vgl.: 32 Die ,,Awesta“ ist ein alter religioser Uberrest; im Zoroastrismus eine in: Johannes Rau. Der Nagomy-Karabach-Konflikt (1988-2002). Berlin, Sammlung heiliger Bucher. Die „Awesta" entstand offenbar in der ersten Verlag Dr. Koster, 2003, Seiten 74-76. Halfte des ersten Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung. Der Text der 28 Vgl: Swietochowski Tadeusz. Russia and : A Borderland in ,,Awesta“ wurde unter den Sassaniden (3. - 7. Jh.) kodifiziert und enthalt eine Transition. New York. Columbia University Press 1995, p. 1. Zusammenstellung religioser und juristischer Vorschriften, Gebetsgesange, 26 27 Jahrhundert n. Chr. erfolgt die Christianisierung der Bevdlkerung Dynastie36 und etwas spater, von den von ihnen emannten regionalen Kaukasisch-Albaniens, die einige Jahrhunderte andauert. Im Jahre 313 Herrschem, der Beylerbeys, erhielten. wurde das Christentum in Albanien zur Staatsreligion erklart. Mit dem Der erste Beylerbey von Gjandscha-Karabach war Schahwerdi, ein Einfall der Araber ab dem Beginn des 8. Jahrhunderts wurde der Islam Sultan aus dem Geschlecht der Sijad-oglu des aserbaidschanischen die vorherrschende Religion in der gesamten Region. Ein GroBteil der Stammes der Kadschar, den in den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts Albaner wurde islamisiert und von den Tiirken assimiliert, die auch Schah Tachmasp I. zum Stellvertreter emannte.37 Die nominale den Islam angenommen hatten, und der Teil der Albaner und einiger Herrschaft des Gjandscha-Karabachischen Beylerbeys erstreckte sich anderer Stamme, die in Arzach lebten, blieb beim Christentum.33 Nach iiber ein riesiges Gebiet - von den Grenzen Georgiens im Gebiet der dem Zerfall Kaukasisch-Albaniens im 9.-10. Jahrhundert n. Chr. Briicke ,,Synyk-Kerpju“ (das heutige „Krasny Most“) bis zur wurde sein Territorium von Vasallen der Schirwanschahs kontrolliert. Chudaferinischen Briicke iiber den Aras. Im 11. Jahrhundert wurden die niederen Steppenteile des nordost- Die Nachfahren von Sultan Schahwerdi waren die Beylerbeys von lichen Teils von Kaukasisch-Albanien rasch von den Tiirken-Oghusen Gjandscha-Karabach mit den Titeln eines Khans vor 1736, als Nadir besiedelt. Schah das eigentliche Karabach Sijad-oglu entzog und ihm nur Wahrend der Mongolenherrschaft (der Herrschaft der Hula- Gjandscha mit dem Umland lieB, das er und seine Erben bis 1804 guiden34) in der Region trat die Bezeichnung ,,Karabach“ regierten.38 Der Safawiden-Staat horte 1736 nach zweihundert Jahren (aserbaidschanisch „Schwarzer Garten“ oder „GroBer Garten“) fur die offiziell auf zu bestehen. Es entstand ein neues Reich, zu dem das Bewohner, die Albaner des bergigen Teils der Region, auf. Im 15.-16. Gebiet vom Schwarzen Meer bis nach Indien gehorte. Der Griinder Jahrhundert wurde die Region in Meliktumer aufgeteilt, die von den dieses Imperiums war Nadir Schah aus dem aserbaidschanischen ortlichen Herrschem, den Meliks, regiert wurden35 und beachtliche Stamm der Afscharen. administrative und religiose Autonomie von der Safawidischen Schon wahrend des Bestehens des Safawiden-Staates hatte Nadir Khan ein wichtiges Amt inne. Er war Heerfuhrer und errang viele Hymnen auf die Zoroastrischen Gottheitheiten mit vielen mythologischen Siege iiber die Feinde der Safawiden. Gerade Nadir Khan, der noch Elementen. Safawidischer Feldherr gewesen war, forderte von Russland die 33 Vgl. Einzelheiten im Kapitel „Die Armenische Kirche im Kampf mit der Kirche von Kaukasisch-Albanien“. Aufgabe der Transkaspischen Gebiete. Im Marz 1736 erklarte Nadir 34 Die Hulaguiden, die Mongolendynastie der ilchanen, die von 1256 bis Mitte des 14. Jh. in einem Staat herrschte, der das heutige Gebiet des Iran, einen 36 Die Dynastie der Safawiden 1502-1736 wurde von Ismail 1. begriindet, dem GroBteil des modemen Afghanistan, von Turkmenien, des Irak, des ostlichen Nachfahr des Griinders des Ordens der Sefewien, nach dem die Dynastie Teils von Kleinasien einschlieBt. Der Griinder Chulagu-Khan (1256-1265) ist benannt ist. Die Sefewien (Sefewijen) sind ein sufischer Derwisch-Orden, der ein Enkel Tschingis-Khans. Aus dieser Dynastie ist Gasan-Khan am von Scheich Sefi ad-din Ischak (1252-1334) begriindet wurde. Ende des 15 bekanntesten. Jhs. erhoben sich die Nachfahren der Sefewien unter der Fiihrung von Ismail 15 Ein Melik oder Malik (arab.) ist ein Herrscher (iiber ein Land, ein I. gegen den Staat der Tiirken-Oghusen von Ak-Kojunlu (Aq-Qoyunlu) und Territorium), ein Herrscher, ein Obmann. Unter persischer Herrschaft wurden bildeten den Staat der Safawiden. Die wichtigsten Vertreter waren Ismail I., haufig sogar die landlichen Obmanner im Transkaukasus als ,,Melik“ (1502-1524, Tachmasp 1.(1524-1576), Abbas 1.(1587-1629). bezeichnet. Und erst am Anfang der russischen Herrschaft in den 37 Vgl.: Istoritscheskaja geografija Aserbajdschana. (Historische Geographie entsprechenden Regionen wurden die Meliks den Agas, Khanen und Beys Aserbaidschans) Baku 1987, S. 114—116; Rachjani A. Aserbajdschan: granizy gleichgestellt, vorbehaltlos anerkannt als Personen eines privilegierten i administratiwnoe delenie w XVI-XVII wekach. (Aserbaidschan: Grenzen Standes, die das Recht auf dauerhafte Nutzung des Landes hatten. Den und administrative Teilung im 11.-17. Jahrhundert) In: Istoritscheskaja Bauem, die sich im Gebiet der Meliks niedergelassen hatten, wurde das Recht geografija (Historische Geographie), S. 123; Istorija armanskogo naroda der dauerhaften Nutzung des Bodens zuerkannt, auf Grund des (Geschichte des armenischen V olk es), Eriwan 1980, S. 189; mjulkadarischen Rechts. Spater, nach der Beseitigung der Meliktumer, Vgl.: Sbornik statej po istorii Aserbajdschana, (Sammlung von Artikeln zur stellten diese Bauem den Korpus der staatlichen ,,Posjaljan“, d.h. sie Geschichte Aserbaidschans) Ausg. 1, Baku 1949, S. 250; Mirsa Adugesal- unterstanden nicht der Leibeigenschaft. bek. Karabachname. Baku 1950, S. 47.

28 29 Khan auf dem Gurultaj in Soguwuschan (Mughan), dass der dem Beschiitzer, durch diverse Abgaben in Form von Arbeit, Safawidisehe Schah Abbas III. noch ein Kind und nicht zur Fiihrung Naturalien und Geld verpflichtet. Eine arme Gruppe der Landbe- des Staates geeignet sei. Nachdem Nadir-Khan sich bereit erklart volkerung bildeten die ,,Randschbary“, die Landarbeiter, die keine hatte, Schah zu werden, entstand ein Staat unter der Fiihrung eines eigene Wirtschaft und kein eigenes Inventar hatten und verpflichtet Aserbaidschaners. Durch seine gezielten Erweiterungen wurde dieser waren, fur ihren Herrscher zu arbeiten. In der besten Lage befanden Staat rasch zu einem Imperium. sich dann, abgesehen von den unabhangigen Handwerkem, Kauf- Auf den Gurultaj stellte Nadir Schah Afschar drei Bedingungen fur leuten und „freischaffenden" Kiinstlem, die nomadisierenden seine Regierung: 1). Verzicht auf Unterstutzung der Safawiden; 2). Viehziichter, die auch Landwirtschaft betrieben. Die nord-aser- Einfuhrung des Treueeids auf Nadir Schah und seine Nachkommen; baidschanischen Khanate waren nicht gleich stark und unterteilten 3). Abwendung vom Schiismus. Nach dem Plan Nadir Schahs sollte sich „...in Khanate mit unumschrankter Herrschaft und abhangige die schiitische und die sunnitische Geistlichkeit daran arbeiten, dass Khanate, davon Erstere in starke und schwache“ 42 ein Weg zur Vereinigung von Schiismus und Sunnismus gefunden Kaukasisch-Albanien war das fruheste Staatsgebilde auf dem werden konnte und damit die jahrhundertelange Teilung des Islam, die Territorium von Nord-Aserbaidschan (nicht zu verwechseln mit dem jahrhundertelange Opposition seiner beiden Stromungen, einer Begriff Aserbaidschan, der sowohl Nord- als auch Siid-Aserbaidschan Opposition, die von Feinden des Islam ausgenutzt wurde, liberwunden umfasst, das nach dem Vertrag von Gulistan (1813) und den werden konnte.39 Nadir Schah wurde auch durch die Reform des Vertragen von Turkmantschai zwischen Russland und dem Iran an Staatsapparates beruhmt, der wesentlich reduziert wurde. Selbst das letzteren fiel). Die Sprache der Mehrheit der Bevolkerung von Amt des Obersten Wesirs wurde abgeschafft.40 Kaukasisch-Albanien gehdrte der nord-ostlichen Gruppe der Die nach seiner Ermordung (1747), deren Umstande bis heute kaukasischen Sprachen an 43 In Kaukasisch-Albanien entstanden ein nicht ganz geklart sind, entstandenen inneren Unruhen flihrten zur eigenes Alphabet und eine ungewohnliche Kultur. Die albanischen Schwachung des Landes. Mit der Schwachung der Zentralmacht ging christlichen Kulturdenkmaler unterscheiden sich deutlich von den eine Starkung der Macht der Mehrheit der faktisch autonom armenischen.44 Mit dem Niedergang der albanischen Staatlichkeit und gewordenen aserbaidschanischen Khane und Sultane Nord- Kultur wurden viele Kulturdenkmaler ,,armenisiert“. Eine Reihe von Aserbaidschans einher. Die unumschrankt herrschenden Khane stiitzten sich auf ihre Vasallen: die Beys, die Meliks und die anderen kleinen Feudalfursten sowie auf eine Streitmacht, die aus Moaphern und Nukern bestand, die 42'0pisanie oblastej aserbajdschanskich w Persii i ich polititscheskoe sostojanic, sdelannoe prebywajuschim pri ego wysotschetswe zarc kartlinskom Iraklii fur die Aufrechterhaltung der Ordnung im Land verantwortlich waren. Timurasowitsch polkownikom i kawalerom Burnaschewym w Tiflise w 1786 Die Grundbevolkerung der Khanate bestand aus Bauem, die in g.“ (Beschreibung der aserbaidschanischen Gebiete in Persien und ihre mehrere Kategorien einzuteilen waren.41 Die zahlenmaBig groBte politische Lage, verfasst von dem dort unter seiner Hoheit Konig Iraklij Timurasowitsch von Kartali-Kachetien verbleibenden Oberst und Ordensritter Gruppe von Bauem stellten die sogenannten „Rajaten". Sie hatten Burnaschow im Jahre 1786), S.2. eigene Wirtschaften und Inventar und waren gleichzeitig ihrem Khan, 41 Viele der 26 Stamme, die sich in Kaukasisch-Albanien angesiedelt hatten, waren tiirkischsprachige. 44 Der bekannte russische Kulturforscher P.D. Baranowskij, der auf die 39 Vgl.: Einzelheiten Amir Ejwas. Prawiteli-reformatory Aserbajdschana. (Die Verbindung in der Architektur zwischen der Alten Rus und dem Kaukasus, Reformherrscher Aserbaidschans) In: YOL. Nautschno-populjarnyj schumal, Byzanz und den Balkanslawen hingewiesen hatte, machte hervorragende 2, 2008, S. 77-78. Entdeckungen im Gebiet des ehemaligen Kaukasisch-Albanien in der 40 Vgl.: YOL, 2008, N2, S. 77-78. Republik Aserbaidschan. Im Dorf Lekit entdeckte er eine alte Basilikakirche, 41 Lewiatow W.N. Otscherki is istorii Aserbajdschana XVII] weka. (Abrisse aus und im Dorf Kum eine Rundkirche des V.-VII. Jahrhunderts. Vgl.: Новый der Geschichte Aserbaidschans im 18. Jahrhundert). Baku 1946. мир, 2006, 12, S. 150. Aus dem Artikel von Wladimir Desjatnikow.

30 31 Stammen, die Kaukasisch-Albanien bewohnten, gilt als Vorlaufer der Jahrhundert zum Sadschiden-Staat48, im 11.-12. Jahrhundert zum heutigen Aserbaidschaner.45 Salariden-Staat und im 12. Jahrhundert zum Scheddadiden-Staat. Alle Berg-Karabach (Arzach - Er-saka) war eine der wichtigsten diese Staatsgebilde befanden sich zum groBen Teil auf aser- Provinzen von Kaukasisch-Albanien. Zur Geschichte dieser Region baidschanischem Territorium. Zur wesentlichen Schwachung und zum und ihrer angesiedelten Stamme und zu deren politischen, materiellen endgultigen Zerfall des albanischen Staates fuhrte der erstarkende und geistigen Kultur haben in den letzten Jahrzehnten die Einfluss der Turken und Seldschuken, der sich im Verlauf von uber aserbaidschanischen Forscher Farida Mamedowa und Sija Bunijatov einem Jahrhundert intensivierte49 Im ersten Viertel des 12. Jahr­ einen herausragenden Beitrag geleistet.46 Bekannte Herrscher von hunderts war Karabach integraler Bestandteil des aserbaidschanischen Berg-Karabach (Arzach) waren Abkommlinge aus dem Geschlecht Staates der Eldegisiden-Atabeys. Im Jahre 1136 ernannte der der Arschakiden (6. Jahrhundert) und der Michraniden (8. Jahr­ Seldschuken-Sultan Masud den Atabey Schamsatdin Eldegisid zum hundert). Arzach war in verschiedenen Quellen unter verschiedenen Regenten von Arran (Karabach). Im 12. und 13. Jahrhundert erfolgt Namen bekannt: als Orchestan bei den Autoren der Antike im ersten im Bergteil von Karabach unter der Herrschaft der albanischen Jahrhundert vor Christi Geburt; als Arzach in den albanischen und Konige der Aufstieg des Furstentums Chatschen, das nach Meinung armenischen Quellen; als Karabach in den georgischen und iranischen des bekannten Experten I. Orbeli, „Teil des alten Albaniens“ war.50 (persischen) Quellen. Ab dem 15. Jahrhundert trugen die Herrscher von Karabach den In den Werken der arabischen Autoren (Gelehrten und Reisenden) Titel ,,Melik“ („Herrscher"). Bemerkenswert ist der Umstand, dass es des Mittelalters wie Jakubi, al-Kufi, al-Istarchi, Mukaddasi und Jakut Melikttimer zunachst nur in Berg-Karabach gab. Spater traten sie auch Chamawi wird betont, dass die Bewohner Nord-Aserbaidschans, im Khanat Scheki (Scheka) auf.51 Und hier waren die Meliks in der einschlieBlich derer, die in Berg-Karabach wohnten, ,,aranisch“ Regel Nachkommen der Khane von Karabach. In Briefen an die sprachen, d.h. in einer der in Kaukasisch-Albanien verbreiteten russischen Zaren nannten sich die Meliks von Karabach „Erben der Sprachen. Das Gebiet zwischen den Fliissen Kura und Araxes (Aras) albanischen (nicht der armenischen - I. R.) Arschakiden11. Die wurde auf Bestehen des Historikers aus Kaukasus-Albanien, Moisej albanischen Fursten trugen den Namen ,,Melik“ im Unterschied zu Kalankajtuklu, ,,Arran“ genannt.47 Dieser albanische Name wurde im den armenischen Titeln ,,Ter“, „Nacharar" u.a. Albanische Meliks 14. Jahrhundert durch das Wort ,,Karabach“ ersetzt. armenischer Abstammung wurden in den bis heute zuganglichen Rund 1200 Jahre lang (vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis zum 8. Quellen vom Autor nicht entdeckt. Und in der Periode vom 16. bis Jahrhundert n. Chr.) gehorte Karabach zu Kaukasisch-Albanien. Nach dem Niedergang des albanischen Staates gehorte Karabach im 10. 48 Die Sadschiden, eine arabischer Herrscherdynastie in Siid-Aserbaidschan von 879-929; Die Salariden: aserbaidschanische Herrscherdynastie vom I0.-II. 45 Einer der Stamme von Kaukasisch-Albanien waren die Udinen, die das Jahrhundert; die Schaddadiden: aserbaidschanische Herrscherdynastie von Christentum angenommen hatten, und die in den Werken der antiken Gjanscha, Arran und anderen Gebieten Aserbaidschans 951-1199. griechischen Autoren erwahnt wurden. Ihre Nachfahren (uber 6000) leben 49 Turken-Seldschucken, benannt nach dem Dynastiegriinder. Die Seldschucken auch heute noch im Ort Nij bei der Stadt Gabala im Norden der Republik (10. -11. Jh) waren ein Zweig des Stammes der Tiirken-Oghusen. Im II. Aserbaidschan. Jahrhundert eroberten sie nicht nur Kaukasus-Albanien, sondern auch einen 46 Vgl.: z.B.: Mamedowa F., Ursachen und Folgen des Karabach - Problems. Teil Zentralasiens, Iran, Irak, Kleinasien, Georgien und andere Territorien. Eine historische Untersuchung. In: Krisenherd Kaukasus (Uwe Halbach / Unter Melik -Schah (1073 - 1092) erreichten sie den Gipfel ihrer Macht. Andreas Kappeler - HRSG.), Baden-Baden, Nomos Verl.-Ges., 1995. 50 Vgl.: Orbeli I.A. Gasan Dschalil - knjas Chatschenskij. (Gasan Dschalil, Bunijatow S. М.: Aserbajdschan w VII- IX wekach (Aserbaidschan im 7.-9. Fiirst von Chatschen), In: Istoritscheskie trudy. Eriwan 1963, S. 146. Jahrhundert.) Baku 1999 u.a. 51 Heute ist Scheki eine Stadt im Norden der Republik Aserbaidschan. Die 47 Vgl.: Gadschiew G. Karabach w Srednewekowje (Karabach im Mittelalter) in Meliktiimer waren kleine autonome Besitztumer, der Titel ,,Melik“ wurde IRS, Moskau, 2-3 (14-15), S. 20. dem Namen des Herrschers eines Territoriums hinzugefugt.

32 33 zum 20. Jahrhundert wurden Karabach, Irewan,52 Gjandscha und armenischen Titeln Ischchan, Ter u.a. Keine einzige Familie der Sangesur53 in den zahlreichen historischen, politischen und Meliks von Karabach geht zuriick auf armenische Geschlechter.55 ethnographischen Quellen ausschlieBlich als tatarische Das vom Khanat Karabach (Garabach) seit Beginn des 16. (aserbaidschanische, eine Bezeichnung fur aserbaidschanisch vor der Jahrhunderts eroberte Territorium wurde in eine administrativ- Oktoberrevolution in Russland) Gebiete anerkannt, in denen auch territoriale Einheit des Safawiden-Staate, in das Beylik Gjandscha armenische Bevolkerung wohnte. Das von Oganes Schachtachtun, der (Ganca)-Karabach56, mit dem Zentrum in Gjandscha eingegliedert. sich ,,Schretz“ (Opferprister) nennt, erstellte Verzeichnis der Dieses Beylik umfasste Land vom Aras im Siiden bis zur sogenannten eriwanischen Khane, auf das sich auch armenische Forscher beziehen, „Roten Briicke" (Gyrmysy Korpti) - einem Ort an der heutigen kann als Bestatigung des oben Gesagten gelten. Unter alien aserbaidschanisch-georgischen Grenze und zur Kura im Norden, vom Herrschem des Khanats Eriwan von 1410 bis 1827 gab es keinen Zusammenfluss von Kura und Aras im Osten bis einschlieBlich zu den einzigen Herrscher (Khan) armenischer Abstammung (Im Anhang ist ostlichen Massiven des Kleinen Kaukasus in Westen. die Liste dieser Herrscher angegeben worden).54 Das Beylik Gjandscha (Ganca)-Karabach befand sich wahrend der Unter Gasan Dschalal (1215-1261), einem Nachfahren der Regierungsperiode der Safawiden bis 1737 in Erbfolge der Vertreter albanischen Dynastie der Michraniden, begann die Wiederemeuerung des Geschlechts der Sijad-oglu aus dem ttirkischen Stamm der Albaniens und es wurde die Gjandschasar-Kathedrale erbaut, die er, nach einer Inschrift, „Kronungskathedrale Albaniens“ fur „mein 55 Vgl.: Mamedow Farid. Istina о Karabachskoj probleme (Die Wahrheit iiber albanisches Volk“ nannte. Die Kathedrale wurde auf Wunsch des das Karabach-Problem.) In: „Aserbajdschan i Aserbajdschanzy“ (Aser­ Patriarchen der autonomen Albanischen Apostolischen Kirche gebaut. baidschan und die Aserbaidschaner), 2001, N 7 - 8, S. 23-24. Im 15. Jahrhundert gehorte Karabach zum aserbaidschanischen 56 Beylik ist die Bezeichnung einer Safawidischen oder einer osmanischen Verwaltungseinheit. Beylerbey oder Beglerbey bedeutet „Herr der Herren", Staat Garagojunlu und danach Aggojunlu. Das Geschlecht des Gasan der Titel der Stellvertreter des Sultans oder Schahs in den Provinzen. Mitte Dschalal (die Dschalaladdin) erhielt vom Herrscher Dschachanschah des 17. Jahrhunderts gab es im Osmanischen Reich 22 Beyliks, die von von Garagojunlu den Titel Melik. Danach wurde die politische Beylerbey verwaltet wurden. Beylerbeyi ist auch eine Ortschaft am Bosporus bei Skutari mit einem Park und Ruinen des Herrscherpalastes. Bey, Khan, weltliche Macht durch das Geschlecht der Dschalaladdin abgelost, Beylerbey, Kajmakam, erster Minister des Schahs, Schah - das ist die und die Vertreter dieses Geschlechts wurden die geistlichen Fiihrer Hierarchie der feudalen Beamtenschaft in Persien. Der Beylerbey (Beglerbek) des Landes - die Patriarchen und die Katholikos der Albanischen ist auch der Bey der Beys, der Stellvertreter des Sultans oder Schahs in den Autokephalen Orthodoxen Kirche vor 1836. Provinzen. Im persischen Staat waren das in der Regel die Grenzprovinzen. In der Tiirkei bedeutete Beg oder Bey (in den ostlichen Gebieten) Herr, Das Geschlecht der Dschalaladdin zerfiel in ffinf Zweige, und in Herrscher und nicht selten Fiirst. Das Wort wurde den Eigennamen der Folge entstanden fiinf Vasallen-Meliktiimer (Kleinfurstentumer): nachgestellt, beispielsweise Ulug-Bey, Birdi-Bey. In der Tiirkei wurde der Disag, Waranda, Chatschin, Dschilaberd und Gulistan. Die Titel ,,Bey“ auch den Herrschem von Gebieten gegeben, den .Solirien der albanischen Ftirsten trugen den Titel Melik, im Unterschied zu den Paschas, den auslandischen Gesandten, den Ahnherren eines nomadisierenden Stammes u.a. In Persien trugen den Titel ,,Bey“ die Staatsdiener, insbesondere das Militar. Im Kaukasus bezeichnete der Titel ,,Beg“ (Bey) in der Zeit der russischen Eroberungen einen adligen Gutsbesitzer. Damit belohnte der Khan 5~ Irewan-Khan griindete im 16. Jahrhundert die Festung Irewan-gala. seine Dienste zusammen mit dem Recht, iiber die Giiter zu herrschen. Im Das siidliche Grenzgebiet zum Iran entlang dem Araxes (Aras) mit Verwal- tiirkischsprachigen Zentralasien wurde ,,Beg“ zu ,,Bij“ und bezeichnete tungszentrum im Ort Gerjusa. 1912 waren von einer Gesamtbevolkerung von sowohl die im Volk angesehenen Menschen, in der Regel Richter, als auch 214.000 60% Aserbaidschaner, 39,1% Armenier und weniger als ein Prozent die hoheren Verwaltungsbeamten (insbesondere in den Khanaten Buchara und Russen, hauptsachlich ,,Sektierer“, die von der Orthodoxen Kirche abgefallen Chiwa). Uberall in Zentralasien wurde die Bezeichnung ,,Bij“ herausragenden waren. Dienern und dem Khan verliehen. Vgl.: Enziklopeditscheskij slowar F. A. 54 Armjanskaja Sowjetskaja Enziklopedija (Armenische Sowjetenzyklopadie), Brokgausa i I. A. Efrona (Enzyklopadisches Worterbuch von F.A. Brockhaus Eriwan 1977, Bd. 3, S. 571. und I. A. Efron), St.-Petersburg, 1902, Bd. 1-2.

34 35 Gadscharen (Kadscharen). Nach den Mitteilungen ,,Karabachname“, entflohen, nach Karabach zuriick. Ab dieser Zeit beginnt auch die in denen die Geschichte des Khanats Karabach beschrieben wird, Geschichte des eigentlichen Khanats Karabach. Nadir Schah sandte auBerten auf dem im Jahre 1736 in Mugan einberufenen Gurultaj die dem Beylerbey von Aserbaidschan, den Herrschem von Gjandscha, Khane und Meliks von Gjandscha-Karabach ihr Missfallen iiber die von Tiflis und von Schirwan Befehle zur Ergreifung von Panah-Bey, Politik von Schah Nadir.57 Letzterer trifft den Beschluss zur aber deren Anordnungen wurden nicht ausgefuhrt. Abschaffung der Khane aus dem Geschlecht Sijad-oglu, beschneidet AuBer dem Khanat Gjandscha schuf Panah-Bey auf dem Land des planmaBig ihre Vollmachten, entzieht ihnen die Mahals Gasach Beyliks Karabach gegen 1747 das von Dschawad-Khan unabhangige (Kasach) und Bortschala58 und unterstellt dieses Land dem Herrscher Khanat Karabach. Die nach dem Tod von Nadir aus der Vertreibung (Wali) von Georgien. Damit nicht genug, erlasst Nadir Schah den nach Chorsan zuriickkehrenden Stamme der Dschawanschiren, Befehl zur Umsiedlung der in Karabach lebenden turkischen Stamme Otusiki und Kjabirli um sich scharend, beginnt Panah-Bey einen der Dschawanschiren, Otusiki und Kjabirli in den Rayon von Serascha eigenen Staat/Khanat zu schaffen. Die von der immer starker in der Provinz Chorasan. werdenden Macht Panah-Khans bedrohten Khane von Schirwan und Nach dem Tod Nadir Schahs und dem Beginn langer innerer Scheki beginnen GegenmaBnahmen zu suchen. Panah erbaut Unruhen in Persien wurden Sijad-oglu in Gjandscha zu ortlichen seinerseits 1748 im Mahal Kjabirli die Festung Bajat. Die halbautonomen Khanen, die in ihren Handen nur den Rayon wiederholten Angriffe der Khane von Schirwan und Scheki auf diese Gjandscha behielten. Der letzte von ihnen, Dschawad-Khan, fiel Festung waren nicht erfolgreich, was alle angrenzenden Khane wahrend der Erstiirmung der Festung Gjandscha durch General und veranlasste, noch mehr auf Panah zu zahlen. Fiirst Zizianow am 3. Januar 1804. Nachdem Nadir Schah seinen Neffen Aligulu-Khan, bekannt unter In ,,Karabachname“ heiBt es, Nadir Schah habe, nachdem er die dem Namen Adil-Schah, auf den Thron gebracht hat, ernennt er Kontrolle iiber Karabach, Gjandscha, Tiflis und Irewan (Eriwan) Amirslan-Khan zum Beylerbey von Aserbaidschan. Amirslan-Khan erlangt habe, Erkundigungen iiber dort lebende tiichtige und fahige sucht in Gestalt des erstarkten Panah-Bey einen Verbiindeten, trifft Menschen eingeholt und diese zum Wehrdienst herangezogen, sich mit ihm und fordert ihn auf, zusammen mit Adil-Schah zu nachdem er ihnen Rang und Namen gegeben hatte. Einer von ihnen handeln. Panah stimmt zu und im Jahre 1748 verleiht ihm der Schah war Panah-Bey aus dem Stamme der Dschawanschiren. Panah-Bey, in einem Fjarman (Erlass) ein Khanat. Die Festung Bajat wird der sich im Krieg mit dem Osmanischen Reich ausgezeichnet hatte, Verwaltungszentrum des Khanats Karabach. stand dem Schah nahe. Aber Neidem, denen das Wohlwollen Nadir Nachdem Panah-Khan die Bedrohung seitens der Khanate Scheki Schahs gegeniiber Panah-Bey nicht passte, gelang die Zerstorung ihrer und Schirwan beseitigt hatte, plante er, sich die albanischen Beziehung, und 1743 kehrte Panah-Bey, dem Dienst von Nadir Schah christlichen Meliktiimer zu unterwerfen, von denen es zu diesem Zeitpunkt immer noch fiinf gab. Die Zwistigkeiten zwischen den Meliks ausnutzend, zog er den Melik Schachnasar II. auf seine Seite. 57 Imranli Kamala. Tschjomaja sudba tschjomogo sada (Das schwarze Schicksal Dieser Melik war unzufrieden damit, dass iiber Waranda sein Bruder, des Schwarzen Gartens) Ladamir, Moskau, 2006, S. 5. 58 Borschaly ist eine Stadt und ein Rayon in Georgien im Tal der Fliisse Chram Melik Owsep, herrschte. Sein Unwille war so groB, dass er diesen und Alget, rechte Nebenfliisse der Kura. Im Jahre 1911 wohnten im Rayon Herrscher von Waranda totete. Dieses Verbrechen rief die vier bei einer Gesamtbevolkerung von 164000 36,9% Armenier, 29,5% anderen Meliks von Karabach auf den Plan. Der Melik von Gulistan, Aserbaidschaner, 16,6% Griechen, 7,3% Russen, 6,5% Georgier und 1,9% Owsep Melik-Begljar, der Melik von Tscheliberd, Allachgulu-Sultan Deutsche. Die Bortschala ist ein rechter Nebenfluss des Chram (Kura-Tal), der im Dschadurskij Gebirgspass in der heutigen Republik Armenien Melik-Israel, der Melik von Chatschyn, Allachwerdi, und der Melik entspringt. Vgl.: Enziklopeditscheskij slowar F. A. Brokgausa i I. A. Efrona von Disag, Esai, schlossen sich Melik Awan an, um Melik (Enzyklopadisches Worterbuch von F.A. Brockhaus und I. A. Efron), St.- Petersburg, 1902, Bd. 1-2. 36 37 Schachnasar II. zu stiirzen, was zu inneren Unruhen fuhrte.59 Es Schachbulag wohnten, in die neue Festung iibergesiedelt.61 Die bestanden auch andere Zwistigkeiten zwischen den Meliks, die geographische Lage der drei Panah-Khan feindlich gesonnenen Melik­ insbesondere dadurch hervorgerufen worden waren, dass sie sich nach tumer von Karabach war so, dass es fiir sie schwierig war, sich zu dem Tod von Melik Awan von Disag nicht einen Hauptmelik wahlen vereinigen und gemeinsam gegen den Khan von Karabach vorzu- konnten. Alle diese Umstande beriicksichtigte auch Panah-Khan. Die gehen; Disag war geographisch durch die Festung Schuscha sowie die Namen dieser Meliktumer zeugen unzweifelhaft von ihrer albanischen Meliktumer Chatschyn und Waranda von seinen Verbiindeten Abstammung und haben mit Armenien nichts zu tun. getrennt. Nur die Meliktumer Gtilistan und Dschiljaberd, die eine Nach seinem Sieg bei Ballygaja iiber das Meliktum Chatschyn und gemeinsame Grenze hatten, konnten ihre Krafte vereinen. Auch die dessen Unterwerfung setzte er den dortigen Melik ab und berief seinen Meliks, die erkannt hatten, dass sie aus eigener Kraft Panah-Khan eigenen, Melik Mirsu. Danach lieB er die Festung Schachbulag bauen, nicht bezwingen wurden, begannen machtige Verbiindete zu suchen. wohin er 1752 seine Hauptstadt fiir 4 Jahre verlegte. Jetzt waren zwei Sie nutzten den Feldzug des Fatali-Khan Afschar von Urmia nach der fiinf Meliktumer von Karabach - Waranda und Chatschyn - auf Nord-Aserbaidschan. Fatali-Khan, der Siid-Aserbaidschan erobert der Seite von Panah-Khan. Die restlichen drei Meliktumer waren hatte, wollte auch das Khanat Karabach erobem und untemahm einen Gjulustan, Dschilabert und Disag. Die immer neuen Nachrichten iiber Feldzug zur Eroberung von Schuscha. die wachsende Macht Panah-Khans und die sich mehrenden Berichte Der Melik von Giilistan, Owsjep, und der Melik von Tschiljaberda, iiber seine Starke erwiesen sich als eine fiir den Khan von Karabach Awan, wurden seine Verbiindete. Aber Fatali-Khan erlitt eine positive Einwirkung auf die umliegenden aserbaidschanischen Niederlage durch Panah-Khan und die beiden Meliks flohen nach Khanate. Gjandscha. Die Khane von Scheki, Gjandscha, Eriwan, Nachtschywan Diese beiden Meliks hatten verwandtschaftliche Bande zu Schah- (Nachitschewan), Tabris und Garadag (Karadag) senden Gesandte mit werdi-Khan. Die Mutter des Meliks von Giilistan Owsep, Gamjar- Briefen zu Panah und auBem den Wunsch, sich mit ihm soltan, war die Tochter des Bruders von Schahwerdi-Khan, Mamed- freundschaftlich zu verbiinden. Diese Wtinsche unterstrichen sie mit Khan. Spater versohnten sich diese Meliks unter Vermittlung des kostbaren territorialen Geschenken: Vom Khan von Garadag erhielt er Khans von Gjandscha scheinbar mit Panah-Khan und kehrten in ihre Mechri sowie die Mahals Gjuna und Tschuldur, vom Khan von Meliktumer zuriick, fuhrten jedoch insgeheim den Kampf gegen Nachtschywan die Mahals Tatjew und Sisian, vom Beylerbey von Panah-Khan fort. Dieses Mai wandten sie sich an Katharina die Tabris erhielt er Mahal Gafan, vom Khan von Irewan das Land am GroBe, sich auf deren Plane zur Schaffung eines neuen albanischen Ufer des Terter, von den Wohnorten in der Siedlung Uschadschyg der Staates stiitzend, und auf die Unterstiitzung des albanischen Bauemgemeinden Kolanly bis zu den Grenzen von Gjojdscha. Ab Katholikos von Gjandschasar (Gancasar). 1755 begann die erfolgreiche Wiederherstellung der zentralen Macht Panah-Khan starb zwischen 1761 und 1763 und wurde in Agdam durch die Bestrebungen von Muchammedhasan Gadschar (Kadschar) beigesetzt. Kerim-Khan, der nach dem Sieg iiber Fatali-Khan Afschar und Fatali-Khan Afschar in Siid-Aserbaidschan. Panah-Khan Herrscher des gesamten Landes, ausgenommen Chorosan, geworden beschloss den Bau der neuen uneinnehmbaren Festung Schuscha.60 war, rief Ibrahim, den Sohn von Panah-Khan, zu sich und ernannte ihn Bereits 1756 wurden alle Rajaten (steuerpflichtigen Bewohner), die in zum Khan von Karabach. Nach dem Tod von Kerim-Khan im Jahre 1779 in Schiras wurde das Land in ,,Wirren“ geworfen. Der Kampf der verschiedenen Anwarter auf den Herrscherthron 59 Raffi. Die Kleinfurstentiimer Chamsi (1 6 0 0 - 1827), Nairi, Eriwan, 1991, S. 48 - 49. fuhrte zum Aufstieg von Alimurad-Khan, der Isfahan eingenommen 60 Qarabagnameler. 1 kitab. Baki, Yazici, 1989, seh. 34, 113, 114, 116, 117-120; 2 kitab. Baki, Yazici, 1991, s. 15,22-24, 212, 213, 214. Verwendung mit Hilfe 61 Raffi. Die Kleinfiirstentiimer Chamsi (1600 - 1827), Nairi, Eriwan, 1991, S. eines Ubersetzers. 49 - 50.

38 39 hatte. Gegen 1784 konnte sich Alimurad-Khan einen groBen Teil der zur Schaffung des Gebiets oder des Konigreichs Albanien bestimmt Gebiete des Irans unterwerfen, mit Ausnahme der Randprovinzen, ist, ein klarer Beschluss erfolgen. Sechstens. Es moge ein gesonderter unter denen auch das Khanat von Nord-Aserbaidschan war. Sein Handelsvertrag geschlossen werden, woriiber man im Vorfeld einziger emsthafter Konkurrent war Agamahammad-Khan von nachdenken miisse. Siebtens. Dieser Khan moge mit uns ein Astrabad. Alimurad-Khan ging davon aus, dass er seine Macht iiber Verteidigungsbiindnis gegen die Ottomanische Pforte schlieBen“.64 den Iran nur starken konne, indem er sich der guten Beziehung der Was das armenische Gebiet oder das Staatsgebilde sein sollte, geht russischen Regierung zu ihm versicherte. aus dem Plan des armenischen Erzbischofs Iosif Argutinskij hervor, Im Jahre 1784 sandte Alimurad-Khan seinen Gesandten zu der im Jahre 1783 erstellt und im unmittelbaren Zusammenhang mit Generalleutnant Potjomkin an die Kaukasuslinie mit einem Brief, der den Verhandlungen mit Potjomkin von ihm aufgezeichnet wurde. In das Gesuch um seine Anerkennung als Schah und ein Gesuch um dieser Zeit wurde viel iiber die ,,Zukunft“ gesprochen. Nach diesem Hilfe gegen die Osmanen enthielt. Daffir wollte er ein fur Russland Plan wurde die Schaffung eines armenischen Staates im Gebiet Ararat sehr vorteilhaftes Handelsabkommen abschlieBen und zugunsten mit der Hauptstadt Wagarschapat oder Ani vorgeschlagen. Dieser Russlands auf die Transkaspischen Provinzen Derbent, Baku, Giljan, Staat sollte Land gegen Westen und Siidwesten des Dwin auf Masandaran und Astrabad verzichten, die in seiner Zeit von Peter I. tiirkischer Seite umfassen. erobert worden waren. AuBerdem verzichtete er auf die Khanate 1783 teilte Fiirst Grigorij Aleksandrowitsch Potjomkin, die Karabach, Karadag, Nachitschewan und Erewan. Situation in den aserbaidschanischen Khanaten beschreibend, Fiirst Potjomkin erhielt von Zarin Katharina strengsten Befehl, Katharina der GroBen mit: „...jetzt ist die Zeit gekommen, den schon diese Vorschlage anzunehmen, die Russland grofie Vorteile, lange von Ihrer Kaiserlichen Hoheit vorgeschlagenen Plan iiber die erhebliche Landgewinne und die Moglichkeit des ungehinderten Schaffung eines Albanischen Reiches“ zu verwirklichen.65 Spater Handels bis nach Indien verhieBen. Danach schickte Potjomkin den schlug Potjomkin vor, das Khanat Gjandscha mit dem Konigreich Feldherren Tomarra nach Isfahan zusammen mit dem Gesandten Kartli-Kachetien zu vereinigen, und aus den restlichen Gebieten, die Alimurad-Khan. ' Eine Reihe von Instruktionen, die Tomarra von von Persien abgetreten wurden, einen armenischen und einen Potjomkin gegeben worden waren, betrafen die Meliks von Karabach. albanischen Staat zu schaffen, um dadurch das christliche Element in In der zweiten Instruktion wurde Alimurad-Khan vorgeschlagen: der Region zu starken. „Erstens. Er moge anerkennen, dass uns Derbent und die anderen Orte Tamarra fuhr im Januar 1785 mit dem Gesandten Muchamed-Khan gehoren, die wir brauchen und deren Angliederung wir beschlossen von Mosdok nach Georgien, erhielt jedoch unterwegs Nachricht vom haben. Zweitens. Er moge mit uns einen klaren und ausffihrlichen Tod des Alimurad-Khan und kehrte nach Tiflis zuriick, und den Staatsvertrag schlieBen, in dem die genauen Grenzen des persischen Planen der dem Khan von Karabach feindlich gesinnten Meliks war Reiches festgesetzt sind. Drittens. Das Land von Konig Iraklion moge entsprechend unserem Vorschlag durch Grenzen genau festgelegt des 7. Jahrhunderts). Unter „armenisches Gebiet" verstand man das werden. Viertens. Das armenische Gebiet moge in seiner Unabhangig- Territorium der fiinf albanischen Meliktumer. keit wiederhergestellt werden.63 Fiinftens. Es moge iiber das Land, das 64 Vgl.: A.R. loannisjan. Rossija i armjanskoe oswoboditelnoe dwischenie w 80- ch godach XVIII stoletija. (Russland und die armenische Befreiungs- bewegung in den 80er Jahre des 18. Jahrhunderts) Eriwan 1947, S. 16. 62 Vgl.: P.G.Butkow. Materialy dlja nowoj istorii Kawkasa s 1722 po 1803 god, Zentraljnyj Woenno-istoritscheskij archiv (ZWIA) (Zentrales Militarhistori- tschast 1, (Materialien ftir eine neue Geschichte des Kaukasus von 1722 bis sches Archiv), f. 52, d. 25, Bl. 9-12. Weiteres Zitieren in der Form: 1803), Teil 1. St. Petersburg., 1869, Bd. II S. 148-150. lonannisjan, S. 63 Istorija armjanskogo naroda. (Geschichte des armenischen Volkes) 65 Vgl.: Archiw Wneschnej Politiki Rossijskoj Imperii (Archiv der AuBenpolitik Historisches Institut der AN der Armenischen SSR, „Ajpetrat", Eriwan, 1951, des Russischen Imperiums (AWPRI), f. 5, op. 5/1, 1779-1783, d. 591, T. 1., T. 1, S. 267 und „Armjanskaja biografija VII weka“ (Armenische Biographie Bl. 224. 41 40 der Erfolg wiederum nicht vergonnt (siehe weiter iiber die und floh zu Ibrahim-Khan. SchlieBlich widerstanden den Verbiindeten entsprechenden Bestrebungen der Meliks unter der Fiihrung von I. Ori des Khans mit den Meliks von Waranda, Chatschyn und den Ende des 17. bis Anfang des 18. Jahrhunderts). Katholikos des Klosters Erek Mankunk die Meliks von Gulistan, Uber den albanischen Staat und seine ,,Pradestination“ ist in den Dschilabert und die Katholikos von Gjandschasar und Karabach.68 Tagebiichem von A.W. Chrapowizkij, der iiber zehn Jahre Ibrahim-Khan nutzte die Umstande, die von den oppositionellen Staatssekretar unter Katharina der GroBen war, nachzulesen. 1787 Meliks selbst geschaffen worden waren. Er wusste, dass der schrieb er, er habe „... den Geheimplan von Potjomkin, Fiirst von Katholikos von Erek Mankunk, Israel, der sich in Gjandscha Taurien, dass unter Ausnutzung der persischen Ungeregeltheiten Baku niedergelassen hatte, Katholikos von Gjandschasar werden wollte, wo und Derbent eingenommen werden sollten und Albanien nach dem zu der Zeit Owanes saB - einer der wichtigsten Gegner des Khans von Anschluss von Giljan als zukiinftiges Vermachtnis des Groflfursten Karabach. Jedoch hatte Owanes einen Gegenspieler nicht nur in Israel, Konstantin Pavlowitsch genannt werden sollte“66 gefunden und sondem auch in seinem eigenen Bruder. Dieser Bruder, Allachgulu- gelesen. Bey, trug Ibrahim-Khan zu, dass gemeinsam mit dem Katholikos von Bereits im 17. und in der ersten Halfte des 18. Jahrhunderts, als Gjandschasar und Karabach, Owanes, die Meliks neue Botschaften an Karabach zum Schlachtfeld zwischen dem Safawiden-Staat und der die russische Zarin geschickt hatten mit der Bitte, die Russen mogen Osmanischen Tiirkei wurde, begannen die albanischen Meliks sowohl die Herrschaft iiber ihr Land iibemehmen. in Russland als auch in den anderen europaischen Landem nach Ibrahim-Khan, der iiber diese Information verfiigte, die ihm durch Moglichkeiten des Schutzes ihrer Bevolkerung zu suchen. Wie bereits Vermittlung von Allachgulu-Bey vom Katholikos Israel iiberbracht erwahnt, besuchte Israel Ori (1691 - 1711, der Sohn eines Meliks von worden war, handelte entschlossen. Er lud den Melik von Dschilabert Karabach), Deutschland, Italien, Frankreich und Russland, wo er von Medschlum, den Melik von Gjulustan Abow und den Melik von Disag den europaischen Machten Unterstiitzung gegen die osmanische und Bachtam unter dem Vorwand der Besprechung dringender die persische Unterdriickung zu bekommen suchte.67 Durch seinen Angelegenheiten ein und setzte sie in der Festung Schuscha test; friihen Tod konnte Ori das Vorhaben nicht zu Ende flihren. Melik Bachtam iiberstellte er den persischen Behorden als politischen Der Khan von Karabach, Ibrahim-Khalil-Khan (Ibrahim-Khan), Verbrecher, der das Eindringen der Russen in den Kadscharen erhielt offensichtlich Kenntnis von den Planen der opponierenden (Gadscharen)-Staat gefordert hatte. Danach ergriffen Ibrahim-Khans Meliks und blieb nicht untatig. Er begann mit einem seiner aktivsten Leute Katholikos Owanes, und er starb 1786 im Gefangnis von Gegner, Melik Dschilabert Medschlum. Schuscha. Die Meliks Meschum und Abow flohen aus der Festung, Der Khan versprach Misael-Bey, dem Sohn von Allachwerdi- und an ihrer Stelle ernannte Ibrahim-Khan neue Meliks. Jusbaschi aus Gjuljatag in Dschilabert, ihn nach seinem Wunsch zum Katholikos Israel erhielt fur die erwiesenen Dienste von Ibrahim- Melik zu emennen, wenn er Medschlum beseitigen wiirde. Aber Khan den Thron des Katholikos von Albanien. Zu seinem schlieBlich entdeckte Melik Medschlum diese Verschworung und lieB Aufenthaltsort wurde das Kloster Amaras bestimmt, denn im Kloster Misael-Bey toten; er wollte dessen gesamte Familie ausloschen, aber Gjandschasar residierte zu dieser Zeit Bischof Sargis, ein Bruder des der jiingste Bruder von Misael-Bey, Rustam-Bey, versammelte alle verstorbenen Katholikos Owanes. 1787 begann ein neuer Russisch-Tiirkischer Krieg und General 66 Ioanissjan, S. 129-130; Pamjatnye sapiski A.W.Chrapowizkogo. Tschtenija w Burnaschow69 erhielt von Potjomkin den Befehl, die Truppen aus den Imperatorskom obschtschestwe istorii i drewnostej rossijskich pri Moskow- skom uniwersitete, (Erinnerungen A.W. Chrapowizkijs. Vorlesungen in der Zarengesellschaft fur Geschichte und Altertum der Russen an der Moskauer 6S Raffi, Die Kleinfurstentiimer Chamsi (1600-1827), Nairi, Eriwan. 1991, S.67- Universitat) 1862, Buch 2, S.37. 68. 67 Vgl.: Istorija armanskogo naroda (Die Geschichte des armenischen Volkes) 64 Burnaschow Stepan Danilowitsch diente auch unter dem georgischen Konig Eriwan 1980, S. 163-170 Iraklion Tejmurosowitsch, Autor von „Opisanie oblastej aserbajdschanskich 42 43 ehemaligen persischen Provinzen nach Russland abzuziehen.70 Die geben im Austausch gegen die Ruckkehr von 3.000 tiirkischen Meliks Medschlum und Abow, die immer noch auf die Hilfe Familien, die frtiher georgische Untertanen waren, aber von Russlands hofften, machten sich zusammen mit den russischen Bortschala nach Karabach gezogen waren und in der Umgebung der Truppen nach Tiflis auf. Festung Askeran wohnten. Iraklion beschloss, das Angebot Dort wandten sie sich mit einem Brief an General-Anschef anzunehmen und die Gaste, die bei ihm Zuflucht genommen hatten, Tekellij, in dem sie alle ihre erlittene Not schilderten, beginnend mit festzusetzen. Die Meliks, die das erfuhren, flohen von Tiflis nach dem Tag, an dem sie - den Versprechen von Generalleutnant Potjom- Gjandscha. kin erlegen - ihr Schicksal in die Hande Russlands gelegt hatten und Dschawad-Khan aus Gjandscha nahm sie bereitwillig auf, gab Krieg gegen Ibrahim-Khan begannen. Sie ersuchten erneut die Zarin ihnen in Gjandscha eine Ehrenresidenz und die fur den Aufenthalt um Schutz und versuchten, sich eine Reihe von Bedingungen notigen Mittel. Ibrahim-Khan ersuchte Dschawad-Khan wiederholt auszuhandeln. um Auslieferung der Meliks, aber Dschawad-Khan schlug ihm dieses Es waren insbesondere folgende Bedingungen: „1. Fur ihre Gesuch stets ab. 1788 verlieBen auBerdem 500 Familien aus Giilistan, Befreiung von dem Joch der Barbaren ihnen tatsachliche Untersffit- Untertanen von Melik Abow, ihre Heimat und ubersiedelten nach zung des Heeres, wenn auch in geringer Zahl zu gewahren, denn sie Gjandscha. Dschawad-Khan wies ihnen einen Wohnplatz in Schamkir konnen durch Biindelung ihrer Streitkrafte mit dem russischen Heer, zu. Gleichzeitig verlieBen rund tausend Familien der Untertanen von allein durch ihren dort furchteinfloBenden Namen, die Streitkrafte der Melik Medschlum Tschiljaberd und zogen ebenfalls nach Gjandscha. Perser iiberwinden und die Herrschaft des Khans von Schuscha Dschawad-Khan siedelte sie in Schamschaddil an. beenden. Dafur baten sie unterwiirfigst um Wiederherstellung der Nachdem beide Meliks nach Gjandscha iibersiedelt waren, holte Oberherrschafit des georgischen Konigssohns David, des Enkels von Medschlum seinen Onkel, Bischof Sargis im Jahre 1791 nach Konig Iraklion iiber sie, oder eines anderen nach Konnen und Gjandscha. Mit ihm kam auch Bagdasar, der Sohn Daniel-Beys, des Verdienst Geeigneten. 2. Wenn die genannte Gnade sie nicht erhalten Bruders des verstorbenen Katholikos Owanes und Sargis, der spater konnen, so erinnem sie an die Bitten, die von ihren Vorfahren an die wichtigste albanische Geistlichkeit in Gjandscha wurde.72 Nach Imperator Peter den GroBen vorgebracht wurden, und sich griindend einigen Jahren zog Melik Abow zusammen mit seinen Untertanen von auf dem ihren Bitten erzeigten Wohlwollen des Imperators, und bitten Gjandscha nach Bolnisi, wo er sich sodann mit den georgischen untertanigst um Uberfuhrung und Ubersiedlung in die Umgebung von Konigen tiberwarf und dort nicht bleiben konnte. 1795 verlieB Melik Derbent, an der Kiiste des Kaspischen Meers, und iiber die Abow Bolnisi und kehrte nach seiner Versohnung mit Ibrahim-Khan Bestatigung des Besitzes der von ihnen besiedelten Orte, die den nach Karabach zuriick, wo er sich in seiner Heimat Giilistan nieder- Meliks und ihren Erben ihr voiles Recht auf ihre Untertanen gibt“.71 IieB. Die Meliks legten Konig Iraklion nahe, die Krafte zu bundeln und Um das Jahr 1760, als Ibrahim-Khan von Karabach seinen Vater die Macht von Ibrahim-Khan zu vemichten. Iraklion sagte anfanglich Panah-Khan abloste, wurde Owanes auf den Thron von Gjandschasar seine Unterstiitzung zu. Ibrahim-Khan schlug ihm jedoch vor, die durch die Bemiihungen des Meliks von Dschilaberd Atam erhoben, Meliks Medschlum und Abow zu ergreifen und sie in seine Hand zu und die Albaner in Gjandscha fiihrten Bischof Israel zum Thron des Katholikos (zweites albanisches Katholikat) des Klosters Erek Mankunk. Experten wissen, dass sich die kirchlichen Fragen jener w Persii ets. (Beschreibung der aserbaidschanischen Gebiete in Persien usw.) (Kursk, 1793) und „Opisanie gorskich narodov (Beschreibung der Berg- Zeit und der Charakter ihrer Losung in vielem als entscheidend fiir das volker) (Kursk 1794). Schicksal des albanischen Volks des Siidkaukasus erwiesen. 70 Vgl.: P.G. Butkow, Teil 2, S. 195. 71 Raffi, Die Kleinfurstentiimer Chamsi (1600-1827), Nairi, Eriwan, 1991, S. 72 Raffi, Die Kleinfurstentiimer Chamsi (1 6 0 0 - 1827), Nairi, Eriwan, 1991, S. 81-82. 83-88. 44 45 Die Sicherheitsprobleme von Karabach und sein weiteres Schick- Khanats in Russland, befanden sich im Khanat Karabach bis zu sal wurden in Russland ab dem 18. Jahrhundert unter Katharina der 12.000 Familien, darunter 9500 aserbaidschanische und nur 2500 GroBen erneut einer lebhaften Prufung unterzogen. Dies ist aus dem armenische.77 Urkunden von 1823 zeugen davon, dass es im Khanat oben genannten Plan von Fiirst G.A. Potjomkin ersichtlich.73 Unter Karabach eine Stadt Schuscha gab und rund 600 Dorfer (davon 450 Ausnutzung der giinstigen politischen und historischen Lage beab- aserbaidschanische und rund 150 armenische), in denen rund 90000 sichtigte die russische Regierung die Schaffung eines albanischen Menschen wohnten, davon in Schuscha rund 1048 aserbaidschanische Konigreiches, das Moskau unterstehen sollte. Fur die groBe Familien und 474 armenische, und in den Dorfem jeweils 12902 und Befreiungsaktion in Karabach wurde A. W. Suworow vorgesehen74, 4331 Familien.78 dessen Frau in ihrer Abstammung eine Reihe von Vorfahren aus dem Fiir die objektive Betrachtung des Problems ist es wichtig zu Karabach-Adel hatte. Bei den Planen von Suworow ging es nicht nur betonen, dass die sogenannte „armenische" Bevolkerung der um das Territorium von Karabach, sondem auch um das Land um Meliktiimer iiberwiegend aus christlich-monophysitischen Albanem Eriwan, das zum Khanat Irewan gehorte.75 bestand, die in den offiziellen Urkunden aufgrund ihres christlichen Im Jahre 1795 leistete das Khanat Karabach den kadscharischen Glaubens zu den Armeniem gezahlt wurden. Das wussten auch die Eroberem erbitterten Widerstand. Bereits im 18. Jahrhundert hatte Experten des Zaren. Insbesondere W. Welitschko schrieb dazu: „eine man begonnen, die Moglichkeiten von Biindnisbeziehungen zwischen Ausnahme bilden die falschlich Armenier genannten Bewohner von dem Khanat Karabach und Russland zu sondieren. Ein groBes Karabag (Albanien oder Agwanien), die sich zum armenisch- Verdienst bei den Bemiihungen in dieser Richtung kommt dem georgischen Glauben bekennen, jedoch von den Bergstammen und aserbaidschanischen Dichter, Gelehrten und Staatsmann Molla Panah den tiirkischen Stammen abstammen...»79 Wagif (,,Wissender“, 1717-1797) zu.76 Genau davon schrieb auch der armenische Autor B. Ischchanjan, Nach den offiziellen russischen Daten im Jahr 1810, d.h. bereits der die These aufstellte, dass „die Armenier, die in Berg-Karabach nach Abschluss des Staatsvertrages iiber die Eingliederung des leben, zu den Ureinwohnern gehoren, den Nachfahren der alten Albaner..., und zum Teil zu den Fluchtlingen aus dem Osmanischen 73 Potjomkin Grigori Aleksandrowitsch (1739-1791), Staatsmann und Heerflihrer, Generalfeldmarschall, einer der Teilnehmer an der Palastrevolu- Reich und dem Safawiden-Staat, fiir die das aserbaidschanische Land tion 1762, Giinstling und engster Mitarbeiter von Zarin Katharina der GroBen. eine Zuflucht vor den Nachstellungen und Verfolgungen" wurde.80 Unterstiitzte die Eroberung der nordlichen Schwarzmeerkuste, leitete den Bau Die historischen Daten ermoglichen die These, dass Karabach der Schwarzmeerflotte. Nach der Eroberung der Krim erhielt er den Titel (Arzach) integraler Bestandteil dieser Staatsgebilde war, die sich auf „Swetleischij Knjas Tawritscheskij“ (Fiirst von Taurien). Feldmarschall der russischen Armee im Russisch-Tiirkischen Krieg von 1787-1791. Vgl.: dem Territorium der heutigen Republik Aserbaidschan befanden. Das Chranowskij A.P In: Tschtenija w imperatorskom obschtschestwe istorii drewnostej rossijskich pri Moskowskom Uniwersitete. (Vortragsreihe in der 77 Vgl.: Akty, sobrannye Kawkasskoj archeografitscheskoj komisseju (Akten zaristischen Gesellschaft der Geschichte des russischen Altertums an der zusammengestellt von der kaukasischen archeographischen Kommission) Universitat Moskau) Buch 2, Moskau 1872, S. 37. Herausgegeben unter der Redaktion des Vorsitzenden der DSS-Kommission 74 Suworow, Aleksandr Wassiliewitsch (1730-1800), Graf Suworow-Rymnikski A. D. Bersche. Tiflis: Tipografija glawnogo uprawlenija namestnika Kawkas- (1789), Fiirst Suworow-Italijskij (1799) und Generalissimus (1799). Wahrend skogo 1870 (Archiv der Hauptverwaltung des Kaukasischen Statthalters). der Russisch-Tiirkischen Kriege (1768-1774 und 1787-1791). In diesen Dokument 37, S. 38-39. Kriegen errang er Siege bei Kosludscha (1774), Kinburn (1787), Fokschan 78 Beschreibung der Provinz Karabach, verfasst 1823 von Staatsrat Mogilewskij (1789) und Rymnik (1789) und eroberte im Sturm die Festung Ismail (1790). und Oberst Jermolow. Tiflis 1866. 75 Vgl.: Istorija armjanskogo naroda (Die Geschichte des armenischen Volkes). 79 Vgl.: Welitschko Wasilij. Kawkas: russkoe delo i meschplemennye woprosy Eriwan 1951, S. 266; Istorija armjanskogo naroda (Die Geschichte des (Der Kaukaus: Die russische Sache und Fragen der zwischenstammlichen armenischen Volkes) Eriwan 1980, S. 171 ff. Beziehungen, Faksimile-Ausgabe), Baku Elm, 1990. 1990, S. 154. 76 A ls Dichter war Molla Panah W agif beriihmt fur seine weltliche hedonistische 80 Zit. nach: Igrar Alijew. agomyj Karabach: Istorija. Fakty. Sobytija. (Berg- Liebeslyrik und seine philosophischen Gedichte. Karabach: Geschichte. Fakten. Ereignisse). Baku, Elm 1989, S. 73-74.

46 47 Khanat Karabach war eines der wichtigsten der aserbaidschanischen 3. Die Armenische Kirche im Kampf mit der Kirche von Staatgebilde im 18. Jahrhundert.81 Arzach-Chatschen-Karabach hat Kaukasisch-Albanien nie zu irgendeinem armenischen Staat oder anderem armenischen Staatsgebilde gehort und konnte nicht dazugehoren, weil die ,, Aristoteles behauptete, den machtigen Gottern sei armenischen Staaten oder Staatsgebilde sich auBerhalb der Grenzen nur eines nicht gegeben: die Macht, die Vergangen­ des Siidkaukasus bildeten und bestanden.82 Aus den Arbeiten von heit zu andern. Aber einige „Historiker “ andern die Armeniem selbst ist bekannt, dass die Umsiedlung der Armenier aus Vergangenheit nach Belieben und mehrfach, indem ihrer geschichtlichen Heimat in den Balkan und nach Kleinasien im 8. sie sie jedes Mai in das Korsett bestimmter Jahrhundert vor Christus erfolgte, und das Erscheinen einer politischer Interessen oder ideologischer Skizzen beachtlichen Anzahl von ihnen im Kaukasus fallt in das erste Drittel pres sen. “ des 19. Jahrhunderts.83 Die zusatzlichen Argumente zugunsten dieser Weijngold, Jurij Julianowitsch These werden in den folgenden Teilen dieser Studien erortert. Das Christentum wurde bei den Armeniern erstmals in den Jahren vierzig - fiinfzig n. Chr. schriftlich erwahnt. Der Uberlieferung nach wurde das Christentum von Konig Abgar Uchomo (Ukkama)84 als erstem hoherem Vertreter des Edessischen Reiches85 angenommen, und nach seiner Einladung hatten Anhanger des Apostels Thomas bei den Armeniem des Edessischen Konigreichs zu predigen begonnen. Die armenische Geschichtsschreibung geht davon aus, dass das Christentum von den Armeniern im Jahre 302 angenommen wurde. Eine herausragende Rolle dabei spielte die Predigttatigkeit Gregors des Erleuchters. Das Christentum verbreitete sich unter den Armeniern unter dem starken Einfluss von Predigern aus Syrien. Um 260 wird bereits der armenische Bischof Meruschan erwahnt. Und schon nach ihm begannen die Prediger von Kleinarmenien und 81 Vgl.: Mamedowa Farida: Ursachen und Folgen des Karabach- Problems. Kappadokien zu wirken, an deren Spitze Gregor der Erleuchter aus Eine historische Untersuchung. In: Krisenherd Kaukasus. Uwe Halbach/ Andreas Kappeler (Hrsg.). - 1. Aufl. Baden-Baden, Nomos Verl. - Ges., 1995, S. 110-127. 84 Die Nachfahren des Griinders des Edessischen Konigreichs trugen den 82 Der letzte (von Byzanz) halbunabhangige armenische Staat der Bagratiden Ehrentitel Abgar (d.h. „der Machtige"). Der Uberlieferung nach stand Abgar bestand von 886 bis 1045 im Nahen Osten. Aus der Konigsdynastie der Uchomo (Ukkama), d.h. „der Schwarze“, der in den Jahren 13-50 n. Chr. Bagratiden (Bagratuni) am bekanntesten sind: Aschot I., Sambat I., Aschot II. regierte, im Briefwechsel mit Jesus Christus; auf seine Bitte sandte ihm der Eiserne, Aschot III. der Gnadige, Gagik I. Christus sein eigenes „nicht von Menschenhand geschaffenes“ Bild, von dem 83 Vgl.: Adonz N. Armenija// Nowyj enziklopeditscheskij slowar Brokgausa- viele spatere Kopien gemacht wurden. Die Erzahlung daruber findet sich in Efrona, (Neues enzyklopadisches Worterbuch Brockhaus-Efron) Bd. 3. St.- der syrischen Handschrift „Doktrina Addaei“ (Erstdruck 1876 durch Georg Petersburg 1912.; Istorija armjanskogo naroda (Die Geschichte des armeni­ Philipsom in London). Der Grund fur die Bekehrung war eine schwere schen Volkes). Eriwan, 1980, S. 7; Abegjan M. Istorija drewnearmjanskoj Erkrankung Uchomos. Genau unter diesem Abgar hatte der Apostel Thomas literatury (Die Geschichte der altarmenischen Literatur). Eriwan, 1975, S. 12; den Thaddaus nach Edessa gesandt, einen seiner 70 Junger, der zur Heilung Kapanzjan G.A. Istoriko-lingwistitscheskie raboty. К natschalnoj istorii des Konigs und zur Verbreitung des Christentums beitrug. armjan. Drewnjaja malaja Asija. (Historisch-linguistische Arbeiten. Zur 85 Das Edessen-Konigreich wurde im Jahre 137 v. Chr. gegriindet und wurde Entstehungsgeschichte der Armenier. Das Kleinasien der Antike. Eriwan, auch Orroenskisches oder Osroenskisches Konigreich, friiher Antiochien 1956. genannt.

48 49 dem Geschlecht der Arschakiden stand. Die Taufe der Armenier Anerkennung der gleichzeitigen Existenz der menschlichen und der erfolgte in den Jahren 29 - 30. Es gibt Mitteilungen iiber Fakten der gottlichen Natur in Christus. Um den Einfluss des Byzantinischen Verfolgung der armenischen Christen im Jahre 312.86 Reiches abzuwenden, iiberftihrte das Kalifat - als Vorwand die Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass das Christentum von den Denunziationen der Vertreter der Armenischen Apostolischen Kirche Armeniem als offizielle Religion im Jahre 314 angenommen wurde, nutzend - die Albanische christliche Kirche in den Monophysitismus d.h. nachdem Kaiser Konstantin I. im Toleranzedikt von Mailand im und unterstellte sie der monophysitischen armenischen gregorian- Jahre 313 endgiiltig das Christentum in die Reihe der vom Reich ischen Kirche. anerkannten Religionen aufnahm.87 Wie dies geschah, mit welchen Methoden und durch wen das Zunachst breitete sich das Christentum bei den Armeniem recht erreicht wurde, erklart die sehr aufschlussreiche These aus dem Werk langsam aus - bis Bischof Mesrob 403 das armenische Alphabet schuf des bekannten russischen Kaukasusexperten W. Welitschko: „Der und Patriarch Isaak die Bibel aus dem Griechischen ins Armenische Armenische Katholikos Ilija nutzte die Situation - die Ausbreitung des iibersetzte. Im Jahre 430 revidierten Mesrob und Isaak die Liturgie Islam - und teilte dem arabischen Kalifen Abd al-Malik mit, die und stellten eine Reihe neuer Gebete zusammen, und damit war der albanischen Christen planten vermutlich einen Aufstand gegen die Prozess der Entstehung der armenischen christlichen Kirche praktisch Araber. Der Kalif, der keine weiteren Recherchen anstellte, befahl die abgeschlossen. Aufnahme der albanischen Christen in die Armenische Apostolische Vor dem Konzil von Chalcedon im Jahre 451 war die armenische Kirche.“88 So begann der Prozess der sogenannten ,,De-Ethnisierung“ Kirche Hand in Hand mit der christlichen (byzantinischen) Ostkirche der Albaner von Karabach, ein Prozess, der im Verlauf der gegangen. Aber die Beschltisse des Konzils von Chalcedon wurden Jahrhunderte zum Verlust der Identitat der Albaner gefiihrt hat. Jedoch von ihr nicht angenommen. Auf Grund dieser Meinungsverschieden- blieb die Albanische christliche Kirche auch danach, wie noch heiten begannen die Armenier ihre Kirche als autonome Kirche zu aufgezeigt werden wird, viele Jahrhunderte relativ selbststandig, bis betrachten und nannten sie nach Gregor dem Erleuchter Gregorian- Karabach russisches Gebiet wurde. isch. Und schlieBIich wurde 1837 das Albanische Patriarchat im Im 5. Jahrhundert wurde die Armenische Kirche sowohl von Russischen Imperium aufgelost und sein Vermogen an die Arme­ Byzanz als auch von der Kirche Roms unabhangig. Bereits ab dem 6. nische Apostolische Kirche ubertragen. In den Jahren 1909-1910 Jahrhundert war die Armenische Kirche monophysitisch, d.h. glaubte, wurden die Reste und die zahlreichen urkundlichen Spuren der dass die beiden Naturen Jesu Christi - die menschliche und die Albanischen christlichen Kirche vernichtet. Der Heilige Synod des gottliche Natur - in ihm in einem einzigen gottlich-menschlichen Russischen Imperiums erlaubte dem armenischen Synod in Wesen vereinigt seien. Etschmiadsin84 die Vernichtung des Archivmaterials einer Reihe Im Jahre 551 trennt sich die albanische Kirche von der Kirche von Byzanz und erklart ihre Autokephalie. Im Unterschied zur 88 Welitschko, W.L. Kawkas (Der Kaukasus), Sankt Petersburg 1904, S. 65-66; Bunijatow, S. M. Aserbajdschan w VII-IX wekach - Aserbaidschan im 7.-9. armenischen monophysitischen Kirche teilte die albanische Kirche Jahrhundert). Baku 1999, zweites Kapitel. genau wie die gregorianische das Dogma des Diophysitismus, d.h. die 84 Etschmiadsin (bis 1945 Wagarschapat) ist das Zentrum der Armenischen Apostolischen Kirche (AAK) und die Residenz des Katholikos. Seine Hauptkathedrale wurde im Jahre 303 erbaut und danach mehrfach umgestaltet 86 Vgl.: Jewsewij Kesarijskij, Z.erkownaja istorija (Kirchengeschichte) Buch 9, und verschonert. Zwei andere hier bekannte Kirchen (Ripsime und Gajane) S. 8. wurden in der ersten Halfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. erbaut. Bei 87 Konstantin I. der GroBe (um 285-337), romischer Kaiser ab dem Jahr 306. Etschmiadsin befinden sich die Ruinen einer anderen Kathedrale der AAK, Unterstiitzte die christliche Kirche, wobei er auch heidnische Kulte beibehielt, Swartnoz, erbaut in 20 Jahren (641-661 n. Chr.). Vgl.: Rossijskij darunter auch den Geburtskult der Flavier. 324-330 griindete er die Stadt enziklopeditscheskij slowar (Russisches enzyklopadisches Worterbuch). Konstantinopel an der Statte der Stadt Byzanz. Moskau 2002, Bd. 2, S. 1861. Dem Autor ist die erstaunliche Ahnlichkeit des 50 51 albanischer Eparchien. Viele Forscher sind davon iiberzeugt, dass es Nahe von Eriwan gelegen ist. Seit dieser Zeit hat ihre Bedeutung in dieser Beschluss des Heiligen Synod Russlands war, der zum der armenischen Geschichte besonders zugenommen. Etschmiadsin endgiiltigen Verschwinden der noch verbliebenen Dokumente der wird die politisch fuhrende Kraft aller Armenier, die in viele Lander Albanischen christlichen Kirche beigetragen hat.90 zerstreut sind und keinen eigenen Staat haben. Die armenischen Von Anfang an war die Armenische Apostolische Kirche (AAK) Katholikoi waren schon immer die einzigen Vertreter des gesamten einerseits einer der Hauptfaktoren beim Zusammenschluss der armenischen Volkes, unabhangig davon, in welchen Gebieten seine Armenier und trennte andererseits die Armenier von alien anderen einzelnen Mitglieder lebten, unter den Regierungen verschiedener Christen. Die Apostolische und die Gregorianische Armenische Staaten. Kirche sind nach den Aposteln Thaddaus und Bartholomaus, die als Seit dem Fall von Konstantinopel (1453) begannen die osma­ erste die Lehre Christi in den von Armeniem besiedelten Gebieten nischen Sultane die Lander zu erobem, die den Safawiden unter- gepredigt haben und hier den Martyrertod erlitten haben, und dem standen, in denen auch Armenier lebten. Sultan Selim stiefi an der Griinder der AAK Gregor dem Erleuchteten, dem ersten Katholikos Spitze eines riesigen Heers bis nach Tabris vor, schlug Schah Ismail von Armenien, dem ersten religiosen Oberhaupt aller Armenier, und nahm das Land des Schahs bis Erzurum im Norden und Urmien benannt. im Suden (1514) ein. Schah Tachmasp versuchte das Verlorene Eine Zeitlang gait sie in Rom als ketzerisch. Aufgrund der Gefahr, zuriickzugewinnen, wurde jedoch von Sultan Suleiman I. (1533-1555) von der romischen Kirche absorbiert zu werden, wurde 1441 der vemichtend geschlagen. Katholikosthron von Kilikien91 nach Etschmiadsin verlegt, das in der Durch die militarischen Auseinandersetzungen zwischen dem Osmanischen Reich und dem Safawidischen Imperium, die Jahrzehnte andauerten und in den Gebieten stattfanden, wo traditionell ein Namens „Etschmiadsin" mit dem turkischen Ausdruck „Utsch muedsin" („Drei Muezzine") aufgefallen. Die Wurzeln dieser Ahnlichkeit erfordem GroBteil der armenischen Bevolkerung lebte, wurden diese Orte eine zusatzliche Erforschung. endgiiltig zerstort. So wurde die gesamte Flache des zukiinftigen Vgl.: Dschamal S.: Karabach w administratiwno-polititscheskoj sisteme Khanats Eriwan aufgrund einer zerstorten Landwirtschaft und von Rossijskoj imperii w XlX-natschale XX wekow (Karabach im administrativ- Hunger und Epidemien zu einer Zone andauernden Elends. politischen System des Russischen Reiches 19,-Anfang 20. Jahrhundert). In: IRS, Moskau, Nr. 2-3, 2005; Gejuschew, R.B. Christianstwo w Kawkasskoj Sultan Murad III. siedelte 1580 bis zu 60.000 Moslems und Albanii (Das Christentum in Kaukasisch-AIbanien.) - Baku, 1984; Mamedow, Armenier aus diesem Gebiet in andere Gebiete um, so dass dieses D.M.: Kawkasskaja Albanija (Kaukasisch-AIbanien). - Baku, 1993; Esai Land fast unbevolkert war. Schah Abbas fuhrte 1605 zwangsweise Chasan-Dschaljaljan, Kratkaja istorija strany Albanskoj (1702-1722) (Kurze noch zehntausende Familien islamischen und christlichen Glaubens Geschichte des Landes Albanien von 1702-1722), Baku, Elm, 1989. Kilikien war im Altertum das siidostliche Gebiet von Kleinasien, das aus dem Araxes-Tal heran und siedelte sie in verschiedenen Teilen des aufgrund seiner Fruchtbarkeit frtih griechische Siedler angezogen hatte. Zur Safawidischen Reiches an. Wenn man davon ausgeht, dass damals die Zeit der feindlichen Auseinandersetzungen mit den Selewkiden war Kilikien ,,Familien“ groB waren (10 und mehr Menschen), so stehen eine echte Holle von Seeraubem und Piraten. In dieser Zeit entstand die „zehntausende Familien" (N. Adonz) fiir hunderttausende Menschen. griechische Redensart: „drei der schlimmsten Worter mit К sind Kappadokier, Kreter und Kilikier“. Im ersten Jahrhundert v. Chr. wurden die Kilikischen Die Armenischen Katholikoi erwiesen der leidenden Glaubens- Piraten so stark, dass sie Ostia, den Hafen von Rom, besetzten, die dort gemeinschaft angemessene Hilfe und vertrauten meist auf die Hilfe befindlichen Schiffe verbrannten und den Anlieferungsweg fur Getreide aus und Einmischung der christlichen Staaten Europas gegen die Sizilien und Agypten nach Rom versperrten. Ihre Vertreibung gelang erst Pompeji. Einmal wurde Kilikien von Zizero regiert, der in seinen Briefen Musulmanen der Tiirkei oder Persien. Die Idee der Befreiung der dieses Land gut beschrieben hat. In der Epoche des Niedergangs von Byzanz christlichen Armenier und anderen Christen aus der Herrschaft der ging Kilikien an die Armenier, die es mithilfe der Templer einige Zeit lang Moslems unter Hilfe der christlichen europaischen Machte kam vor den Muselmanen schutzten. Vgl.: Neumann. Zur Landeskunde und Katholikos Sefan V. (1541-1556) zu. Als Mensch mit herausragender Geschichte Kilikiens. In: Jahrbucher fur Philologie, Berlin 1883. 52 53 Bildung, der in jungen Jahren in Europa gewesen war, wandte er sich ihm seinen Handlungsplan fur die Zukunft. Der Zar nahm ihn 1547 personlich an den Westen und versuchte iiber den Papst die freundlich auf, nahm ihn im Rang eines Obersten in russische Dienste Aufmerksamkeit der europaischen Machte auf die schwere Lage der und kommandierte ihn nach Persien ab zum „Nutzen des Zaren“. Christen zu lenken. Sein Nachfolger, Michail Sewastijskij (1556- Ori starb jedoch auf dem Riickweg in Astrachan, was dem ganzen 1570), sandte mit dem gleichen Ziel eine Sondergesandtschaft nach Plan der Meliks einen Riickschlag versetzte. Der georgische Konig Europa, an deren Spitze Abgar Tokatskij stand, der durch die Wachtang und die albanischen Meliks riefen ihre Truppen zusammen Geschichte des Buchdrucks bei den Armeniem bekannt ist. und warteten auf die Ankunft der russischen Tmppen. Aber Peter I. Unter Katholikos Jakow (1655-1680), einem der herausragendsten kam nur bis Derbent und lieB dadurch seine Verbiindeten angesichts armenischen Patriarchen, fand in Etschmiadsin (1678) ein geheimes der Bedrohung der Zerstorung durch die Truppen des Safawidischen Treffen statt, an dem 6 Bischofe und 6 weltliche Personlichkeiten Schahs in einer verzweifelten Lage. teilnahmen. Auf dieser Versammlung wurde beschlossen, eine Parallel zu den oben geschilderten Ereignissen liefen wichtige Sonderabordnung unter der Leitung eines Katholikos nach Europa zu religiose und organisatorische Prozesse in der Albanischen Christli- entsenden. Sie sollte sich um Hilfe fur die Armenier und andere chen und der Armenischen Apostolischen Kirche ab. Zwischen 1651 Christen und ihre Befreiung bemiihen. Der Katholikos starb in und 167542 griindete die Albanische Christliche Kirche in der Person Konstantinopel; seine Begleiter kehrten zuruck, mit Ausnahme des des Simeon von Chotaraschen das Kloster Erek Mankunk, der albanischen Meliks Ori, der den Weg nach Europa fortsetzte. Katholikos dieses Klosters wurde. Das altere Kloster Gjandschasar Ori stammte aus Karabach und war albanischer Christ, der von befand sich im Meliktum Chatschyn, und das neu errichtete Kloster Meliks abstammte. Er fuhr nach Frankreich und trat in den Wehr- Erek Mankunk im Meliktum Tschiljaberd. Nach dem Tod von Eremi dienst ein. Es war eine Zeit, in der Ludwig XIV., der zusammen mit 1700 und Semion 1701 wird Esai 1702 albanischer Katholikos in dem Papst die Idee einer heiligen Allianz der Christen gegen das Gjandschasar, und Nerses in Tschiljaberd. Nach Esais Tod 1728 wird Osmanische Reich hegte, bereitwillig die Mitteilungen iiber die Nerses albanischer Katholikos. oppositionellen Gesinnungen der osmanischen Armenier und der Nach dem Tod von Nerses 1763 wird Israel, der Sohn der anderen Christen aufnahm. Von Frankreich ging Ori in den Dienst des Schwester von Nerses, mit Unterstiitzung von Schahwerdi-Khan von Rheinischen Kurfursten Johann-Wilhelm iiber, um auch ihn ftir die Gjandscha und anderen Meliks, die sich zu dieser Zeit in Gjandscha Lage der Christen in der moslemischen Umgebung zu interessieren. befanden, zum albanischen Katholikos gesalbt. Dies fuhrte zu Auf Anraten dieses Kurfursten begann Ori Kontakte zum russischen Konfrontationen zwischen Katholikos Owanes in Gjandschasar und Zaren zu suchen, und zu versuchen, seine Unterstiitzung zu von Israel in Gjandscha. bekommen. Bevor er nach Russland reiste, kehrte Ori nach Karabach In ,,Dschambr“, dem Gedenkbuch, dessen Verfasser Simeon zuriick und arrangierte ein Geheimtreffen mit den Meliks in Gansasar Erewanzi43 ist, wird darauf hingewiesen, Israel habe sich nicht unter- und in Angelakot. Mit Beglaubigungsschreiben von ihnen reiste er als stellt, weil er sich, wie auch andere albanische Katholikoi, fur einen bevollmachtigter Vertreter der Meliktiimer nach Russland. kirchlichen Hierarchen gehalten habe, unabhangig von dem von Zu dieser Zeit waren von den Christen des Siidlichen Kaukasus in Eriwan und diesem gleichgestellt. In seinem Brief an den georgischen Russland die Kaufleute, die Armenier, am bekanntesten. So wurde Konig Iraklij II. erklart Israel seine Rechte damit, dass die Christen 1660 von armenischen Handlem dem Moskauer Zaren ein iiberaus von Karabach und von Gjandscha nicht Armenier, sondern Albaner wertvolles Geschenk iiberreicht: ein Thron (hoher Tisch ftir die Orthodoxe Kirche), der mit Diamanten, Rubinen und Saphiren, Perlen, 42 Die Daten bei Raffi und Simeon Erewanzi, dem armenischen Katholikos ostlichem Tiirkis und turkischer Finift (Emaille) verziert war. Ori (1763-1780) unterscheiden sich. w S. Erewanzi, Dschambr, Isdatelstwo Wostotschnoj literatury (Verlag der ost- erhielt eine personliche Audienz bei Peter dem GroBen und erlauterte lichen Literatur), Moskau, 1958. 54 55 sind, d.h. eine andere Ethnie, die mit der armenischen (Hai-) Ethnie Die wichtigste armenische Eparchie in Georgien war zu dieser nichts gemeinsam hat. Zeit Erzbischof - spater (1831-1842) Katholikos - Owanes, der die Ein anderer, sehr bemerkenswerter Aspekt von ,,Dschambr“ hochste geistliche Autoritat von Etschmiadsin war. Zu dieser Zeit gab besteht in der Bestatigung durch Simeon Erewanzi der Tatsache, dass es in Georgien drei armenisch-gregorianische Eparchien: 1. die Armenier nach Karabach in verschiedenen Zeiten iibergesiedelt Etschmiadsin, 2. Achpat und 3. Sanain.95 Zwei dieser Kloster (Achpat sind. In den 1790-er Jahren zogen aufgrund der langjahrigen Diirre, und Sanain) waren albanische Kloster, die auf dem Territorium des gefolgt von Missemten, Hunger und Epidemien, viele Bewohner historischen Kaukasisch-Albanien gegriindet worden waren.96 Die Karabachs in andere Gebiete. Unter ihnen war auch die albanische Ankunft von Katholikos Sargis in Tiflis rief den Unwillen von Bevolkerung des Meliktums Giilistan, die den Meliks-Beylerbeys Owanes hervor. Sargis wollte geistlicher Hirte aller in Georgien unterstand, und des Meliktums Waranda, die dem Melik der lebenden albanischen Ubersiedler aus Karabach werden. Das wollten Schachnasaren unterstand. Die Untertanen von Melik Medschlum, der auch die Fliichtlinge selbst. Die Albaner, wie Raffi richtig bemerkte, in Gjandscha gestorben war, lieBen sich dort auch nieder, die waren gewohnt „unabhangig von Etschmiadsin zu leben, ihre eigene Bewohner von Chatschen und Disag blieben teilweise an ihren Orten, geistliche Leitung zu haben, deren Rolle im Lauf der Jahrhunderte das und ein Teil iibersiedelte in andere Lander. Katholikat Agwanka“ erfullt hatte.97 Auf Befehl des russischen Zaren Paul I. erhielt der Melik von Konig Georg von Georgien schlug dem Etschmiadsinischen Dschumschud, Melik-Schachnasar, vom georgischen Konig Georgij Katholikos Gukas vor, Katholikos Sargis zum Pastor der karabach- den Ort Lori94 in seinen damaligen Grenzen und einen Teil von ischen Fliichtlinge, der Albaner, zu bestimmen. Gukas lehnte den Bortschala, wo er sich auch mit seinen Untertanen niederlieB. Der Vorschlag Georgiens ab. Da erklarte der georgische Konig, er wiirde, Melik von Firuddin, Melik-Begljar, erhielt den restlichen Teil von wenn sein Vorschlag nicht ausgefuhrt wiirde, keinem einzigen Bortschala und den Ort Adschi-gale. Und Melik Abow (der Onkel von Vertreter von Etschmiadsin erlauben, die Grenze zu Georgien zu Melik Firuddin) erhielt Bolnisi. In der Folge erwarben die genannten iiberqueren und von den dort ansassigen Armeniem Kirchensteuem Meliks noch weiteres Land entsprechend der stetig wachsenden einzuholen, und Gukas war gezwungen, den Albaner Sargis zum Abt Anzahl ihrer Untertanen. des Achpat-Klosters und gleichzeitig zum Pastor der karabachischen Wahrend der Umsiedlung der albanischen Bevolkerung von Fliichtlinge, der Albaner, zu ernennen.98 Sargis wahlte gerade dieses Karabach nach Georgien befanden sich die albanischen Katholikoi Kloster, weil es seit seiner Entstehung albanisch war und von Rechts von Karabach an verschiedenen Orten. Zwei von ihnen blieben in wegen von einem Albaner geleitet werden sollte. Karabach: die Residenz von Katholikos Israel befand sich im Kloster Die „Albanische Frage“ war offenbar gelost, aber der armenische Amaras, die Residenz von Katholikos Simon dem Jungeren im Kloster Erzbischof Owanes mischte sich weiterhin in die Belange der Erek Mankunk. Der dritte albanische Katholikos, Sargis Chasan- albanischen Glaubensgemeinschaft ein. Das geht aus der Antwort Dschalal, befand sich auBerhalb Karabachs, in der Stadt Gjandscha hervor, die von I.B. Gudowitsch am 11. Marz 1807 auf die (Ganca). In diesem Jahr (1798), als die Meliks mit ihren Untertanen Beschwerde des albanischen Katholikos Sargis iiber unrechtmaBige nach Georgien tibersiedelten, zog Katholikos Sargis Chasan-Dschalal Einmischungen des Armeniers Owanes in die Angelegenheiten des mit seinen Leuten von Gjandscha nach Tiflis. 95 Vgl.: AKAK. Tiflis, 1866, Bd. l,Dok. 661, S. 539. 96 Vgl.: Moisej Kagankatwazi: Istorija Agwan (Die Geschichte der Agwanen) St.-Petersburg, 1861, S. 363. 94 Lori - Stadt und Festung im Ujesd Aleksandropol des Gouvernements Eriwan. 97 Vgl.: Raffi, Die Kleinfurstentiimer Chamsi (1600 - 1827), Nairi, Eriwan, das damals eine wichtige Rolle in Kaukasisch-Albanien spielte. Ihre Ruinen 1991 ,S. 126. waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts am linken Ufer des Flusses 98 Vgl.: Raffi, Die Kleinfurstentiimer Chamsi (1600 - 1827), Nairi, Eriwan, Kamenka erhalten. 1991, S. 127. 57 56 albanischen Achpad-Klosters gegeben wurde. In seiner Antwort wirft und alle gleichermaBen an Georgien angeschlossen sind unter der der Oberbefehlshaber der russischen Streitkrafte im Kaukasus Sargis Herrschaft von S.K.H., folglich auch kein Anlass zur Krankung des vor, dass „Erzbischof Ioanes (Owanes - J.R.), der von Patriarch Daniil genannten Klosters Amarr bestand, das zu keiner Zeit und von keinem als der armenischen Geistlichkeit in Georgien Vorstehender eingesetzt autokratischen Herrscher je so gekrankt wurde“.l<)0 Aber Gudo­ worden war, auch als solcher von S.K.H.(Seiner Kaiserlichen Hoheit - witsch101 bevorzugte erneut ohne jegliche vemunftige rechtliche J.R.) bestatigt worden ist, deshalb miisst auch Ihr ihm in allem als Grundlagen (siehe dessen Antwort an Israel102) Owanes „in Untergebener Ehre erweisen, und ich kann aufgrund dieser hochsten Anerkennung des Eifers und der Loyalitat“, die dem hochsten Anordnung Eure Bitte nicht erfullen, nicht unter seiner Leitung stehen mssischen Thron von Owanes zuteil geworden waren. zu miissen. Aber von meiner Seite aus, der ich wunsche, im mir Hier sei angemerkt, dass es nicht nur in Georgien zwei albanische anvertrauten kaiserlichen Land in alien Angelegenheiten einen Eparchien gab, sondem auch das Konsistorium Astrachan bereits ordentlichen Verlauf zu sehen, bitte ich Eure Eminenz, alle friiher unter der Jurisdiktion des albanischen Katholikats Ganschasar Forderungen des Erzbischofs Ioanes zu erfullen“." stand und erst 1768 durch eine Urkunde von Katharina der GroBen Der albanische Katholikos Israel, der zu dieser Zeit im Kloster vom 30. Juli unter Etschmiadsin kam.103 Wie zu dieser Zeit die Amaras in Karabach war, teilte in seinem Schreiben an Gudowitsch Beziehung der Armenier und der Albaner im Konsistorium Astrachan vom 19. August 1806 mit:“ Das Gebiet Agwan fiel ihm (d.h. Grigoris, zueinander war, ware noch zu erforschen. Katholikos von Albanien - J.R.) in die Eparchie zu, zu seiner (d.h. Grigoris- J.R.) besonderen kompletten personlichen Verfiigung, i(wVgl.: AKAK, Bd. Nr. Dok.149, S. 79-80. welches Recht fur dieses Kloster bis zum heutigen Tag besteht, und 101 Gudowitsch, (wan Wassiliewitsch (1741-1820), Graf (1797), Generalfeld- die friiheren Patriarchen von Ararat hatten nichts damit zu tun und marschall (1807). Hatte eine europaische Bildung (studierte an den Universitaten Leipzig, Konigsberg und anderen deutschen Universitaten). Im waren nie davon beruhrt, sondem es war immer in der vollen Russisch-Osmanischen Krieg 1787-1791 nahm er Chadschibej ein Verfiigung vom Amarrischen (Amarassischen - J.R.) Patriarchen (14.9.1789), zwang er die Festung Kilija zur Kapitulation und erstiirmte abhangig, was vollig unbestreitbar ist und wofiir die Eparchie im Anapu (22.6.1791). Danach wurde er zum kaukasichen Generalgouverneur ernannt und konnte mit harten MaBnahmen die Ausbreitung der Pest Kloster mehrere Schenkungsurkunden hat, die ihr von den vorigen vcrhindern. Schamchal von Dagestan und der Khan von Derbent schlossen autokratischen Personlichkeiten verliehen wurden; und aufgrund sich selbst Russland an nach der ,,Aufklarungsarbeit“ Gudowitschs. Danach dieses Rechts und auf Bitten der Elisawetpolischen Gemeinde (von wurde er von Paul 1. in den Grafenstand erhoben. Von 1800 bis 1806 war er Albanern - J.R.) bin ich zu Euch gekommen zwecks der seitherigen in Ungnade gefallen und aus dem Dienst entlassen. Wahrend des russisch- osmanischen Krieges 1806-1812 war er Oberbefehlshaber der Truppen in Verwendung, denn es ist nun schon iiber 40 Jahre, dass ich mich in Georgien und Dagestan, vertrieb aus Derbent den aufstandichen Khan, nahm diesem Kloster und dieser Eparchie im Rang des Patriarchen befinde. Baku ein, unterwarf das Khanat Scheki und einen Teil des Lesginen-Landes Aber nun wurde ich auf Anordnung der Obrigkeit entlassen, weil und besiegte die turkischen Truppen am FIuss Arpatschaj (18.6.1807), wofiir angeblich das dortige Volk auf Vorschlag des verstorbenen Oberbe- er den Rang des Generalfeldmarschalls erhielt. Seine Bemiihungen, Achalkalaki (1807) und Eriwan (1808) einzunehmen, waren nicht erfolgreich. fehlshabers von Georgien Fiirst Zizianow dem Tiflisser Erzbischof Ab 1810 Mitglied des Staatsrates. 1814 wurde nach der Einnahme von Paris Ioann (Owanes - J.R.) unterstellt werden soli; aber mir ist nicht sein Bruder, Graf A. Gudowitsch. damals Kommandeur des Ulanenbataillons, bekannt, aufgrund welchen Rechts oder aus welchen Griinden dies weithin bekannt durch seine Lieder, die den franzosischen Weinhandler Louis Chavron besingen. Auf A. Gudowitsch geht auch die in ganz Russland getan wurde, sei es nur deshalb, weil Elisawetpol vom russischen Heer bekannte Redensart “Trockne das Kristall! - Trink aus!“ zuriick. eingenommen wurde, und auch Karabach sich freiwillig ergeben hat H,2Vgl.: Prisoedinenie Wostotschnoj Armenii Rossii (Der Anschluss Ostarme- niens an Russland) Dok. 323, S. 388. 99 Vgl.: Prisoedinenie Wostotschnoj Armenii к Rossii (Der Anschluss Ostarme- l01Vgl.: G.A. Esow, Natschalo snoschenij Etschmiadsinskogo patriarschego pre- niens an Russland). Urkundensammlung, Bd. 1 (1801-1813). Verlag „AN stola s russkim prawitelstwom (Der Beginn der Beziehungen des Etschmiad- Armjanskoj SSR“, Eriwan, 1972, Dok.343, S. 401. siner Patriarchenthrones zur russischen Regierung).Tiflis, 1901, S. 5-7. 58 59 Im Jahre 1808 starb der albanische Katholikos Israel. Sein Tod gab Nach dem Tod von Sargis 1828 folgte diesem Bagdasar, sein Neffe, dem armenischen Erzbischof Owanes den gewiinschten Anlass zur ebenfalls im Stand des Metropoliten.'05 schon lange von ihm geplanten Auflosung des Albanischen Aber auch der Stand des Metropoliten hatte eine gewisse Freiheit Katholikats. Er konnte sich auch auf eine ihm bereits friiher gegebene und es erhebt sich die Frage, weshalb Russland das albanische entsprechende Zusage des Fiirsten Gudowitsch stiitzen. In einem Katholikat nicht sofort aufgehoben hat. Vermutlich war man nicht Bericht von Owanes steht: „E.D. (Eure Durchlaucht - J.R.) Bei ganz davon iiberzeugt, dass man die Dienste der Albaner nicht noch Riickkehr aus Eriwan mit dem russischen Heer und bei der Nachricht einmal brauchen wiirde. Andererseits gab man der armenisch- iiber den Tod des Titular-Patriarchs Israel Agwanskij beliebten Sie zu gregorianischen Kirche zu verstehen, dass fiir die vollige Abschaffung versprechen, dass Ihr bei G. I. (Gosudar Imperator - J.R.) ansuchen des albanischen Katholikats die armenischen Hierarchen sich noch wiirdet, auf Wunsch unseres verstorbenen Patriarchen Daniil die befleiBigen miissten, die russischen Interessen im Kaukasus im Lichte Armenier (eigentlich geht es hier um Albaner - J.R.), die in den in des ,,Erwerbs“ weiterer tiirkischer und persischer Gebiete zu fordern. dieser Region neu erworbenen Gebieten leben in meine Eparchie Die ,,freundschaftlichen“ Beziehungen der russischen Regierung einzugliedem, damit sich meine Macht auf kaiserlichen bestatigten zur armenischen Geistlichkeit unter Erzbischof'06 Nerses waren zu Befehl sich auch auf sie erstrecken moge. Weshalb ich mir auch zu Beginn des neuen Krieges mit dem Kadscharenstaat im Jahre 1826 bitten erlaube, die sehr gnadige Zusage E.D. zu verwirklichen. Und besonders eng. Der Erzbischof „bemiihte sich nach Kraften, seinen damit bin ich Euch bis ins Grab zu Dank verpflichtet...".104 Eifer unter Beweis zu stellen: er ermahnte das armenische Volk, Erfolgreich war auch die Eingabe des Etschmiadsinischen Patriarchats machte sich daran, zuverlassige Informationen iiber den Feind zu an die russische Regierung um Unterstellung der in Russland lebenden liefern, u. a.“.107 Dieser ,,Eifer“ trug nach Beendigung dieses Krieges Armenier-Gregorianer. Dieser Wunsch wurde im Jahre 1810 erfullt im Jahre 1828 auch die gewiinschten Friichte. und ab dieser Zeit beginnt die Geschichte der Schaffung des Der Vertrag von Turkmantschai 1828 zwischen Russland und dem zukiinftigen Etschmiadsiner Armenisch-Gregorianischen Synod. Kadscharenstaat (Persien) enthielt Artikel 15, der die Moglichkeit der Gleichzeitig hatte es die russische Regierung nicht eilig, die Umsiedlung der Armenier in die Russland angegliederten aser­ Absicht der armenischen kirchlichen Hierarchen zu verwirklichen und baidschanischen Khanate Eriwan und Nachitschewan gab, die im liefi sich Bedenkzeit. Nach dem Tod von Israel sandte Sargis, der gleichen Jahr aufgelost wurden, und an deren Stelle das Gebiet Erzbischof von Achpat den Wardapet (Gelehrten) Bagdasar, seinen Armenien gegriindet wurde. Die Umsiedlung von rund 40.000 Neffen, nach Karabach. Als im Kloster Gjandschasar alles in Ordnung Armeniern war ein groBes Geschenk an Erzbischof Nerses, dessen gebracht war, verlieB Katholikos Sargis Georgien und siedelte 1812 Glaubensgemeinschaft sich rasch vergroBerte. Nerses, der schon 1808 vom Kloster Achpat nach Karabach iiber, wo er sich mit Hilfe des beim Zar die Verfiigung erwirkt hatte, dass „alle armenischen Karabachischen Mechdigulu-Khan (des Sohnes von Ibrahim-Khan) Geistlichen Albaniens und Gansasars vom Obersten Rat des HI. als vollig unabhangig vom Etschmiadsinischen albanischen Katholi­ Etschmiadsiner und Ararater Thrones abhangig sein miissen“ wurde kos erklarte. Dagegen protestierte das Etschmiadsinische Katholikat. durch Zarenreskript vom 25. Januar 1828 mit dem Orden des HI. Nach drei Jahren Streit zwang die „geistliche Leitung von Etschmia­ dsin mit Unterstiitzung der russischen Behorden", Sargis 1815 auf den Titel Katholikos zu verzichten und den Titel Metropolit anzunehmen. 105Vgl.: Raffi, Die Kleinfurstentumer Chamsi (1600-1827), Nairi, Eriwan, 1991,S. 154-155. l06Erzbischof ist ein geistlicher Name und Ehrentitel, Altester Bischof, Autseher iiber mehrere Eparchien. l04Vgl.: AKAK, Bd.3, Dok. 152, S. 81. 107Vgl.: AKAK, Tiflis, 1878, Bd. MP, Dok. 436, S. 486. 60 61 Alexander Newskii fiir Verdienste um Russland, „insbesondere im Prazedenzfall fiir zukiinfitige Ansuchen (Unterstreichung von mir - 1 OB jetzigen Krieg mit den Persianem“ ausgezeichnet. J.R.) der armenischen Katholikoi zur Schaffung einer fiir sie GemaB dem Vertrag von Andrianopol, der nach Ende des Krieges personlich und fur ihre Glaubensgemeinschaft exklusiven Situation, mit dem Osmanischen Reich 1829 geschlossen wurde, vergroBerte die durch die Verfugung von 1836 geregelt wurde, dienten.l09“ sich die Glaubensgemeinschaft von Nerses noch um rund 90.000 Nach Annahme dieser Verfugung entfaltete sich unter der Leitung Menschen, mit denen auch zwei armenische Bischofe, die groBen des Etschmiadsiner Patriarchats unbeschrankt die Politik der Einfluss auf das Volk hatten, unter die russische Herrschaft kamen. Assimilation des albanischen Volkes durch die Armenier kraft der Und am 11. Marz 1836 wurde die „Verfugung uber die Leitung der Tatsache des gleichen Glaubens. Es begann die Herausgabe von armenisch-gregorianischen Kirche“ erlassen. Die weitere Bezeichnung Biichem mit umgeschriebener armenischer Geschichte, in denen der Albaner als gregorianische Armenier wurde erst nach der uralbanische Gebiete zu armenischen erklart wurden und das Annahme dieser Verfugung moglich, wie auch die Bezeichnung selbst albanische Volk dem armenischen zugerechnet wurde, obwohl diese erst 1836 auftrat. Im gleichen Jahr forderte auch die russische Deutung vollig an der Wahrheit vorbeigeht. Regierung von der Armenischen Kirche, sie moge der armenischen Die elementare Tatsache der Zugehorigkeit der albanischen Glaubenslehre ebenfalls die Bezeichnung Kirche geben. Erst dann Sprache zur nachisch-dagestanischen ibero-kasachischen Sprach- erschien in der veroffentlichten „Verfugung" der Ausdruck familie und das Vorhandensein von 52 Phonemen in ihrem Alphabet, „Armenisch-Gregorianische Kirche“. obgleich die armenische ein separater Zweig der indoeuropaischen Die Griinde der nachfolgenden Unterstutzung der armenischen Sprachfamilie ist und ihr Alphabet 36 Buchstaben enthalt, dient als Geistlichkeit auf Grund einer immer starkeren Beschneidung der unwiderlegbares Zeugnis der ernsthaften und tiefen Unterschiede Rechte der albanischen Geistlichkeit beschrieb 67 Jahre spater relativ zwischen den Albanern und den Armeniem. Schon 1867 konnten in iiberzeugend der geschaftsfuhrende Prokuror des Etschmiadsinischen den meisten landlichen Kirchengemeinden der Eparchie Karabach die armenisch-gregorianischen Synod, Frenkel. In seinem Bericht vom Mehrzahl der Laien weder armenisch lesen noch schreiben, und viele 22.4.1903, geschrieben in Zusammenhang mit der Aktivierung der auch nicht sprechen.110 Tatigkeit der armenischen Opposition in Russland schrieb er: „Leider Zahlreiche Fakten, die unwiderlegbar von der Politik dcr erhielten die Armenier, - schreibt er - als vor 70 Jahren, im assimilierenden ,,Umwandlung“ der Albaner zu Armenier zeugen, Zusammenhang mit der Verscharfung der ostlichen Frage, der von Zar werden im Werk von K. Imranli „Das schwarze Schicksal des Nikolaus I. ausgesprochene Gedanke iiber die bevorstehende Teilung Schwarzen Gartens" angefiihrt.111 Wir reflektieren hier nur die „des kranken Mannes“ (des Osmanischen Reiches - J.R.) entstand, Meinung des bekannten russischen Denkers, Theologen, Mathema- sofort groBe Bedeutung und es wurden Hoffnungen auf sie gesetzt, die tikers und Ingenieurs Pawel Florenskij, des Sohnes einer Albanerin vollig unberechtigt sind. Unsere Gesandten bei der Ottomanischen aus dem Geschlecht der Melik-Begljarows, der Meliks von Gulistan, Pforte, und zusammen mit ihnen auch das AuBenministerium, legten die aktiv an den Beziehungen der Albaner zu Russland beteiligt der Regierung des Zaren den Gedanken nahe, es sei von groBter waren. In seinem Brief vom 20. September 1916 an seine Familie Bedeutung, sich fiir die Interessen der russischen Politik die schrieb er: „Die Karabachischen Armenier sind eigentlich keine Unterstutzung der tiirkischen Armenier zu sichem;... Dieser grund- legend falsche Gedanke brachte eine ganze Reihe von Zugestand- 104Vgl.: RGIA, f. 821. op. 7, d. 96, T. 3, Bl. 203ob-204. ll(lVgl.: Raffi, Die Kleinfurstentiimer Chamsi (1600-1827), Nairi, Eriwan, 1991, nissen und eine Milde seitens unserer Regierung hervor, die auch als S. 158-159. 111 Vgl.: Imranli Kamala: Tschjomaja sudba tschjornogo sada (Das schwarze l08Vgl.: G. A. Esow: Snoschenija Petra Welikogo s armjanskim narodom, C. Schicksal des Schwarzen Gartens) Nautschno-issledowatelskij zentr CXXIX-CXXX. (Die Beziehungen Peters des GroBen zum armenischen Volk ,,LADAMIR“ (wissenschaftliches Forschungszentrum ,,LADAM1R“), von 79-80) Moskau 2006.

62 63 Armenier, sondem ein besonderer Stamm der Udiner... im Altertum staatliche Politik hat noch nie gute Friichte getragen - zu unter- nannten sie sich Albaner, und die Armenier nennen sie Achawaner schiedlich sind die kirchlichen und die staatlichen Aufgaben.113 (Agawaner - J.R.)...“."2 Florenskij berichtet, seine Mutter habe nicht armenisch sprechen oder etwas uber Armenien und die Armenier lesen wollen oder - selbst nicht aus Neugier - in eine armenische Kirche gehen wollen. Die Last einer negativen historischen Erinnerung hielt diese Albanerin vomehmer Herkunft davon ab, dies zu tun. Viele Forscher verweisen auf die Unvermeidbarkeit der realen Trennung der armenischen Kirche vom Staat, wie sie in der Republik Armenien, obwohl sie sich auch fur einen demokratischen Staat halt, nicht gegeben ist. Ein iiberaus groBer Einfluss der Kirche auf die

112 Vgl.: P. Florenskij: Detjam moim, Wospominanja proschlych dnej, Genealogitscheskie issledowanija. Is Solowezkich pisem. Saweschtschanie. (Meinen Kindern, Erinnerungen an vergangene Tage, Genealogische Forschungen. Aus den Solowezker Briefen. Vermachtnis.), Moskau, 1992, S. 376. Andere heute interessante Werke von Florenskij: Florenskij, Pawel: swjaschtsch. Sobranie sotschinenij, Statji i issledowanija po istorii i filosofii iskusstwa i archeologii. (HI. Sammlung von Aufsatzen, Artikeln und Untersuchungen zur Geschichte und Philosophie von Kunst und Archaologie) М., 2000, S. 190-259; Florenskij, P.A.: Ikonostas (Die Ikonenwand) М., 1995, S. 64, 166. Sein Hauptwerk ist „Stolp i utwerdschdenie istiny. Opyt prawoslawnoj teodizei“ (Die Saule und Stiitze der Wahrheit. Erfahrung einer orthodoxen Theodicae.) Das durch seine geistliche Ausdruckskraft herrliche Werk von Pawel Aleksandrowitsch Florenskij, das klar auf seine kaukasisch- albanische Abstammung hinweist, ist im Gemalde von M Nesterow ,,Philosophen“ wiedergegeben, auf dem Florenskij und der andere herausragende russische Philosoph S.N. Bulgakow abgebildet sind. Vgl.: A.A. Rusakowa: „Michail Nesterow". Leningrad, Verlag ,,Awrora“ 1990. 111. 81, 82. Auf der Postkarte mit dem Bild von M.W. Nesterow „Widenie otroku Warfolomeju“ (Dem Knaben Bartholomaus erschienenes Gespenst) schrieb Olga, die Schwester von Pawel Florenskij: „Lieber Pawel, ich sende Dir Dein Portrat. Ljusja und ich sagten gleich, dass das Dir unheimlich ahnlich sieht und kauften es“. Vgl.: Nowyj schumal, New York 2007, Dezember, S. 142. Der Familienname der Schwester von Olga, Melik-Begljarowa Elisaweta Pawlowna zeugt von ihren albanischen Vorfahren. Eine der Schwestem von Pawel Florenskij, Florenskaja Elisaweta Aleksandrowna (1886-1967) heiratete Georgij Georgiewitsch Koniew (Koniaschwili), ein Mitglied des Wissenschaftsrates der Menschewiki-Regierung von Noe Schordanija. Sie lebte ihr ganzes Leben lang in Tiflis und wurde die Ahnherrin des georgischen Zweigs der Nachkommen der Familie Florenskij. Sie war es auch, die das Tiflisser Familienarchiv der Familie Florenskij unterhielt. Vgl.: Nowyj schumal, N ew York, 2007, S. 123. Artikel: Pawel Florenskij: Jahr 113Vgl.: Weems Samuel. Armenia. Secrets o f a „Christian" Terrorist State. 1908. Dallas, St. John Press, 2002, pp. 10, 44, 46. 64 65 4. Die historischen und kulturellen Denkmaler Kau- Reich der Achaemenider116 (bis 330 v. Chr.) war dem Erscheinen von kasisch-Albaniens (bis Ende des 18. Jahrhunderts) Objekten und Denkmalern der antiken Kultur auf seinem Territorium nicht forderlich. Wahrend im Stiden bereits der Staat Medien ,, Es gibt keine Opposition, keine Feindschaft, keinen existierte, formte sich im nordlichen Teil des Landes, in Kaukasisch- Konflikt der Kulturen. Das widerspricht dem Begriff AIbanien, ein Verband von Stammen, Albanem, die im 1. Jahrhundert „Kultur" selbst. In ihrer gegenseitigen Beeinflussung v. Chr. Widerstand leisteten gegen die romischen Eroberungsversuche bereichern die Kulturen einander. “ von Nord-Aserbaidschan. Die Bildung eines albanischen Staates auf Elke Fischer der Basis der Vereinigung von 26 Stammen forcierte den Entwick- lungsprozess einer ortlichen Kultur. Jedoch ist die albanische Die friihesten Zeugnisse der Besiedelung von Nord-Aserbaidschan materielle Kultur dieser Periode relativ wenig erforscht, aufgrund des haben ein ,,Alter“ von iiber 200 000 Jahren (materielle Spuren in Umstandes, dass viele Statten von Festungen, groBen Siedlungen, Chanlar, Baku, Kedabek und anderen Orten). Abbildungen des Klostem und Stadten, die von den antiken Autoren iiberliefert sind, Jungsteinzeitalters und spaterer prahistorischer Zeitalter (Kupferstein- noch nicht entdeckt wurden. zeit u.a.) wurden in Gobustan"4 (Kreidezeichnungen), bei Mingen- Emsthafte archaologische Ausgrabungen sind an vielen, wenn tschaur, Chodschala u.a. Orten entdeckt. Die Abbildungen zeigen auch nicht den meisten Orten, noch nicht durchgefuhrt worden aus Menschen bei der Jagd, beim Fischen, beim Viehhiiten. Es wurden politischen, fmanziellen, organisatorischen und nicht zuletzt informa- auch Spuren davon gefunden, dass die damaligen Bewohner Nord- torischen Griinden. Es gibt seltene Ausnahmen, und eine davon ist die Aserbaidschans das Kupfer kannten - den wichtigsten Zeugen des Stadt Kabala (Kabalakau bei den antiken Autoren), die um das 1. Beginns der Bronzezeit. Jahrhundert v. Chr. Hauptstadt von Albanien war. Ihre Uberreste in In der Antike und im 6. Jahrhundert v. Chr. gab es auf dem Gebiet Form der starken Festungsmauem sind um den Ort Tschuchur-Kabala, von Aserbaidschan einen Staat, der von griechischen Quellen Kutkaschenskij Rayon (heute Gabala oder Kabala), erhalten. Kabala Kaukasisch-AIbanien und von arabischen Quellen Arran genannt ist das meist erforschte stadtebauliche Denkmal Kaukasisch- wird.lls Die Einbindung von Nord-Aserbaidschan in das entstandene Albaniens. Die Ruinen dieser einmal beriihmten Stadt sind noch langst nicht ausreichend erforscht. Im 1. Jahrhundert v. Chr. wurde Kabala ll4Einige Abbildungen, genauso wie auch die Ablagerungen auf den Felsen die Hauptstadt Albaniens und blieb es bis zum 5. Jahrhundert, als die geben nach Meinung des Autors dieser Studie, der sie gesehen hat. die Moglichkeit zu vermuten, dass ein Wasserweg der alten Zivilisation des Umlandes des Kaspischen Meeres mit dem Russischen Norden bestanden hat. Kommission herausgegeben unter der Tatigkeit von Dmitrij Sacharowitsch einerseits, und mit dem nord-ostlichen Teil des Schwarzmeerbeckens und des selbst, der alle georgischen Urkunden ins Russische iibersetzte, die von Beckens des Asowschen Meeres andererseits. Vgl.: auch Zeichnungen 5. 8. 9 diesem Organ herausgegeben wurden. Bekanntlich wurde Bakradse zum in: S.N. Rustemow. Die Steinzeichnungen von Gobustan, Baku -“Koopera- korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften des Zaren zija‘\ Buch 1 (in aserb. Spr.). gewahlt. Kurz vor seinem Tod schrieb er fur die Archaologische Kommission 115Vgl.: Mamedowa Farida: Polititscheskaja istorija i istoritscheskaja geografija des Zaren einen ausfuhrlichen Bericht (rund 100 Seiten!) in russischer Kawkasskoj Albanii. (Politische Geschichte und historische Geographie Sprache iiber die Erhaltung der wertvollsten alten christlichen Denkmaler im Kaukasisch-Albaniens.) Baku, Elm 1986. Der bekannte georgische Historiker Kaukasus. Dieser Bericht ist noch nicht studiert worden. und Archaologe Bakradse Dmitrij Sacharowitsch (1826-1890) beschrieb in ll6Die Achemeniden sind eine altpersische Konigsdynastie (558-330 v. Chr.). seinem klassischen Werk „Kawkas w drewnich pamjatnikach christianstwa" Der Begrunder ist Kyros II. Seine Blutezeit erreichte der Staat der (Der Kaukasus in alten Denkmalern des Christentums), Tiflis 1875) 321 Achemeniden unter Darius I, als er die meisten Lander des Nahen und christliche Denkmaler im Kaukasus, von denen viele albanisch waren. Das Mittleren Ostens umfasste. Der Staat der Achemeniden horte auf zu existieren umfangreiche Material, das er in den letzten 15 Jahren bis zu seinem Tod aufgrund seiner Eroberung durch Alexander der GroBen. Die wichtigsten gesammelt hat, ist nicht veroffentlicht und nur Archivaren zuganglich. Die Personlichkeiten der Achemenidendynastie sind Kyros II., Darius I., Xerxes I. ersten funf Bande wurden von der Kaukasischen Archeographischen und Ataxerxes III. 66 67 Hauptstadt nach Barda verlegt wurde. Nach den Daten archaolo- Miniaturkopf aus Bernstein gibt eine Vorstellung vom alt-albanischen gischer Ausgrabungen war Kabala eine groBe Stadt, die ein Verteidi- Bildhauerportrat des 1.-2. Jahrhunderts n. Chr.117 gungssystem, eine stattliche Zahl groBer Gebaude und ein ent- Wahrend der Zeit des Bestehens von Kaukasisch-Albanien wurden wickeltes Infrastruktursystem einschlieBlich Wasserleitungen hatte. viele historischen Stadte Aserbaidschans gegriindet: Gjandscha Bekannt ist die Georgskirche (9. Jahrhundert) im Kloster Tatew, (Ganca), Kabala, Barda, Bajlakan, Baku u.a. Uber Barda, Bajlakan die wahrend des Erdbebens 1931 stark beschadigt wurde. Vor der und Gjandscha fiihrten die wichtigsten KarawanenstraBen jener Zeit. Vereinigung in einen Stammesverband im 4.- 3. Jh. v. Chr. hatten die Mit der Ausbreitung des Christentums bauen die Baumeister albanischen Stamme unterschiedlicher Sprachen ganz eigene Arten Kaukasisch-Albaniens Kirchenkomplexe, unter denen die inte- von dekorativem Kunsthandwerk geschaffen, vertreten durch graues ressantesten, wie gesagt, die Rundkirche im Dorf Lekit und die Steingut aus dem Ort Kasachbeijl, Kasachskij Rayon, toneme Stempel Basilika im Ort Kum sind. Diese beiden Denkmaler, die um das 6. aus der Stadt Kasach, bemerkenswerte Typen von Topferware, Jahrhundert datieren, befinden sich unweit von einander im Glyptik (Gravurkunst bei Edelsteinen oder Halbedelsteinen) und nordwestlichen Teil des heutigen Aserbaidschans, der im friihen kunstlerisch bearbeitete Metallerzeugnisse, die in Mingentschaur, Mittelalter das geographische Zentrum Kaukasisch-Albaniens war. Berg-Karabach und anderen Gebieten gefunden wurden. Die neue Hauptstadt Kaukasisch-Albaniens Barda wurde in vielen Nach der Vereinigung der Stamme fand die sogenannte Quellen als „Hiesiges Baghdad" bezeichnet. Nach Berichten von jalojlutepische Kultur (3.-1. Jahrhundert v. Chr.) auf dem Gebiet von Reisenden und Historikem gab es in der Stadt viele bertihmte Kaukasisch-Albanien in den Steppen und im Vorgebirge von architektonische Anlagen: Moscheen, Karawansereien, Badehauser, Aserbaidschan weite Verbreitung. Ihre kiinstlerischen Traditionen Markte, die aus besonderem Pflasterstein in Verbindung mit entwickelten sich in der Kultur der Grablegung in bauchigen Kriigen gebranntem Ziegel erbaut wurden. Barda gilt als Zentrum der (2. Jh. v. Chr.-2. Jh. n. Chr.), die im gesamten Gebiet der Lander in friihesten mittelalterlichen Architekturschule auf dem Gebiet des der Periode der Bildung des Staates Kaukasisch-Albanien vor- modernen Aserbaidschan. Ein bemerkenswertes Muster dieser Schule herrschend war. Die dominierende Art des Kunsthandwerks war vom war das Minarett von Schamchor des 12. Jahrhunderts. Es war aus 6. Jh. v. Chr.-4. Jahrhundert n. Chr. die Keramik. Die alten albani­ gebranntem Ziegel mit turkisfarbener Glasur. Das Minarett hatte eine schen Meister des Topferhandwerks schufen GefaBe in Gestalt von Hohe von 60 Metern und dem minimale Durchmesser fur diese Hohe Tieren und kommunizierende GefaBe, machten TrinkgefaBe, Vasen von 2,5 Metern. Besondere kunstlerische Bedeutung hat das Mauso­ und viele andere Erzeugnisse. Hier kann auf Ausgrabungen im leum in Barda und im Ort Karabalgar. Das Mausoleum in Barda Agdschabedinskij Rayon und in der Milsker Steppe vervviesen wurde von Baumeister Achmed ibn Eijub Nachitschiwani im Jahre werden. Eine bedeutende Entwicklung in Kaukasisch-Albanien in den 1322 erbaut. Es ist ein zylindrischer, aus Ziegeln erbauter Turm mit ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung erfuhr die Herstellung von zwei reich dekorierten Portalen. Das komplizierte geometrische Bild Erzeugnissen aus Glas, die in groBer Zahl in Chanesly und im der Verkleidung entsteht durch die Komposition aus einem einfachen, Ismaillinskij Rayon entdeckt wurden. GroBes Interesse fand die 1946 den Hintergrund schaffenden, und einem glasierten Ziegel, die die in der Ortschaft Chanysly, Schemachanskij Rayon, gefundene monu- vielfach wiederholte Inschrift ,,Allah“ bilden. mentale Statue (letzte Jahrhunderte des 1. Jahrtausends v. Chr.) aus Weltweit bekannt wurden die wunderbaren, sehr gut erhaltenen ortlichem Kalkstein. Der in Mingentschaur entdeckte menschliche Kacheln des groBen, an der StraBe gelegenen Chanega-Komplexes am

117 Vgl.: Istorija iskusstwa narodow SSSR (Geschichte der Kiinste der Volker der UdSSR Volker) Bd. 1 „Isobrasitelnoe iskusstwo" (Bildende Kunst), Moskau 1971, S. 218-222.

68 69 Fluss Pirsagat, der hochstwahrscheinlich die reichen Karawanenfuhrer dacher auf dem Hintergrund des Gruns von Garten bilden ein bediente. farbenreiches Mosaik ihres Panoramas. Ihre Originalitat erhalt die Uber einige architektonischen Werke von Nord-Aserbaidschan Stadt auch von dem beim Bau von alters her verwendeten besonderen schrieb das Mitglied der Akademie der Wissenschafiten der UdSSR A. Flussstein in Verbindung mit Ziegel. Ein naturliches Ordnungselement W. Alpatow: „Eine so entwickelte Kunst der Form, eine so klassische der architektonischen Planungsstruktur der Stadt ist der Fluss Vollendung der Komposition und die Perfektion der Ausfiihrung ist in Gurdschana-tschaj, der die Stadt ,,klassisch“ in zwei Teile teilt - einen diesen Jahren nicht in der Architektur Mitteleuropas anzutreffen. Aus nordlichen, hoher gelegenen, und einen siidlichen, der in der Ebene dem nachitschewaner Mausoleum weht die Ewigkeit wie aus den liegt. besten Werken... der Literatur des Ostens von der Art des ... Poems Der altere und der hohere Teil der Stadt Juchary basch enthalt die ,,Schahname“ von Firdausi (10.-11. Jahrhundert) oder von „Lejla und Schekinsker Festung mit dem darin gelegenen Palast der Schekiner Medschnun“ von Nisami (12. Jahrhundert)".118 Khane und der HaupthandelsstraBe, entlang derer die Karawansereien Unter den historischen Stadten Aserbaidschans, in denen nicht nur und die Laden der Handwerker standen, von denen viele bis heute einzelne Denkmaler der Architektur und des Kunsthandwerks erhalten erhalten sind. Um die HandelsstraBe herum konzentrieren sich die sind, sondern auch eine interessante Planungsstruktur vorherrschte, Wohngebiete, die Mechelle, die noch die alten Namen tragen: Gilejli, sind unter anderem Schuscha und Scheki zu nennen. Gyrytschi, Gullar. Unter den anderen Stadten von Nord-Aserbaidschan jener Zeit hob Beruhmt war Scheki auch fur die Gilejli-Moschee, die nicht mehr sich Scheki klar hervor durch seine Architektur und sein stilistisches erhalten ist. Und der Palast der Schekiner Khane nimmt eine Ensemble. Das ist mit dem Umstand zu erklaren, dass die Stadt auch besondere Stellung unter den Khan-Palasten ein, die zu jener Zeit in gleichzeitig neu gebaut wurde. Scheki (spater Nucha, dann wieder Baku, Schuscha, Kuba, Gjandscha und anderen Stadten gebaut Scheki) ist eine Stadt, die von alters her beruhmt war fiir die wurden. Seidenweberei. Gelegen an den Hangen des GroBen Kaukasus ertrinkt Nach dem Aufenthalt in diesen Gebieten schrieb der Freund von die Stadt auf dem Hintergrund der schneeweiBen Bergspitzen im Alexander S. Puschkin, General N. N. Rajewskij 1826 an seine Griinen. Ihre wichtigsten Bauwerke wurden nach der Uberschwem- Verwandten: „Ich befinde mich in einem Lager, zwei Tagesmarsche mung 1772 gebaut, die fast die gesamte Altstadt vemichtete. Trotz von Nucha, der Hauptstadt des Khanats Scheki... Das Land, durch das dieser Katastrophe erholte sich Scheki, das an der Trasse der ich reise, ist wunderschon, unser Lager steht in einem Wald von bekannten Handelswege gelegen war und ein althergebrachtes Granatapfelbaumen, Tamarisken und morgenlandischen Platanen. ... Zentrum der Seiden- und Handwerksproduktion war, rasch. Nucha ist wunderbar, es ist Bachtschisaraj auf hochstem Niveau. Die Stadt ist mit ein- bis zweistockigen Gehoften bebaut und ist Darin gibt es 14000 Einwohner, 3000 Hauser und eine malerische von den sie umgebenden Hiigeln aus gut zu sehen: schone Ziegel- Lage am FuBe der Dagestaner Berge... Dort gibt es einen Palast der fruheren Khane dieses Gebietes, der sehr schon ist und von dem der 118Vgl.: Alpatow, M. W.: Wseobschtschaja istorija iskusstw - Allgemeine Palast von Bachtschisaraj nur eine schwache Vorstellung gibt...“il4 Kunstgeschichte) Bd. 1., Moskau, 1948, S. 249. Nisami Gjandschewi Abu Muhammed Ilja ibn Jusuf (1141-ca. 1209), groBer aserbaidschanischer Dichter und Denker. Sein Hauptwerk ,,Funfer“ (,,Chamse“) besteht aus 5 "9VgI.: Bretanizkij, L. S.: Dworez schekinskich chanow (Der Palast der Khane Gedichten: „Sehatzkammer der Geheimnisse" (zwischen 1173 und 1180). von Scheki) In: Architektura Aserbaidschana. Baku 1952, S. 344. Rajewskij „Chosrow und Schirin“ (1181), „Leila und Medschun“ (1188), „Sieben N.N. (Junior). Enger Freund von A. S. Puschkin seit der Schulzeit und Schonheiten“ (1197) und ,,Iskander-name“ (um 1203), in dem eine wahrend des Militardienstes von Rajewskij im Kaukasus. Nicht zu einzigartige soziale Utopie geschaffen und das Bild des idealen Herrschers verwechseln mit Rajewskij N.N. (Senior) (1771-1829), Infanteriegeneral gezeichnet wurde. Erhalten ist auch ein Teil des lyrischen Diwans, einer (1813), Teilnehmer an den Kriegen gegen die Tiirkei, Schweden und Sammlung von Gedichten des Dichters. Frankreich.

70 71 Diese sehr starke Begeisterung des viel gereisten Generals Rajewskij Reihe von Zeichnungen und Notizen hat iiber Schuscha der Maler W. bedarf einiger Erlauterungen. Wereschtschagin hinterlassen. Er schrieb zum Beispiel: „Ihre Hauser Dieser Palast und seine Umgebung sind eine Synthese der besten sind gerade, schon, hoch und mit zahlreichen wunderbaren Fenstem Errungenschaften der damaligen aserbaidschanischen Kunst auf dem geschmiickt. Die Stadt ist aus Stein erbaut, der aus den steilen Felsen Gebiet der Architektur, der Wandmalerei und des dekorativen stammt, auf denen sie gelegen ist. Die StraBen sind uberall mit breiten Kunsthandwerks. Im Inneren des Palastes der Schekiner Khane sind Platten befestigt, die Dacher sind aus Schindeln - wie die euro­ von groBtem Interesse die Wandmalereien, die gleichzeitig mit dem paischen".120 Die eigenwillige Planungsstruktur der Stadt mit dem Bau des Palastes ausgeflihrt, jedoch in der Folge mehrmals emeuert unregelmaBigen, komplexen und malerischen StraBennetz ist direkt wurden, vor dem Beginn des 20. Jahrhunderts von bekannten M eistem von der Natur und dem Relief dieses Ortes diktiert. (Usta Gambar, M. Dschafar u.a.). Der Khan-Palast von Scheki ist ein Die Trassierung der StraBen erfolgte nach einem Relief, das den seltenes Beispiel ftir die Verbindung des Volksschaffens mit der natiirlichen Abfluss des Regenwassers von den StraBen und Platzen Tradition der hofischen mittelalterlichen Architektur Aserbaidschans. der Stadt gewahrleistete. Alle Bauten hatten ein nur Schuscha eigenes In Scheki ist ein ungewohnliches Gebaude: das Haus der Familie architektonisches Aussehen. In Schuscha fand man viele Muster der Schekichanowyj. AuBerst interessant sind die Wandmalereien dieses urspriinglichen Wohnarchitektur. So waren die Wohnhauser der Hauses. Besonders interessant ist eine Figurenkomposition einer Bruder Mechmandarow und das Wohnhaus auf der StraBe von Fisuli Familie unter dem ersten Rang. Forscher vermuten, dass sie die Einfamilienhauser des wohlhabendsten Teils der Bevolkerung. Bei unsterblichen Helden des Gedichtes Nisami darstellt. Besonders ihrer architektonischen Ausstattung wurden Loggien, Balkone und augenfallig unter ihnen ist die Abbildung des legendaren Farchad, der riesige Fenster mit Vitrage - ,,Schebeke“ - eingesetzt. Besondere den Berg Bisitun zerteilte. Nach den Motiven des Ornaments, der Aufmerksamkeit gait in diesen Einfamilienhausern der Gestaltung des Komposition und der Ausfuhrungstechnik haben die Wandmalereien Interieurs. Die Verwendung von Wandmalereien, farbiger Vitrage und des Flauses der Schekichanowyj Parallelen in vielen Denkmalem von Teppichen gaben dem Ort ein prunkvolles und lebensfrohes Aussehen Scheki und anderen Stadten Aserbaidschans. Ihrer Thematik nach sind und schufen die besondere Atmosphare eines Wohnhauses des Ostens, sie jedoch ein einzigartiger Ausdruck des dekorativen Kunsthand­ wie W. Wereschtschagin geistreich bemerkt. werks. Die Badehauser, die es in der Regel in alien wichtigen Ortschaften Schuscha wurde im 18. Jahrhundert als Hauptstadt des Khanats gab, waren Gebaude, die in einige untereinander verbundene einzelne Karabach gegriindet und fast gleichzeitig von Panah-Khan, dem Gebaudeteile (Abteilungen fur Auskleiden, Waschen u.a.) unterteilt Herrscher von Karabach erbaut; ihr endgultiges Erscheinungsbild waren, in der Regel durch Kuppeln iiberdacht. In Orten mit sehr erhielt sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Stadt liegt auf einer heiBem Klima wurden die Badegebaude zur Beibehaltung des breiten Hochebene mit stark zerkliiftetem Relief. Von drei Seiten ist Temperaturregimes ohne zusatzlichen Energieverbrauch in die Erde die Hochebene, deren hochster Punkt rund 1600 Meter iiber dem versenkt und erschienen dem europaischen Betrachter von auBen Meeresspiegel liegt, umgeben von hohen, zum Flussbett hin auBerst extravagant, sogar phantastisch, als Kuppeln, die direkt auf der abfallenden Hangen, was die Stadt, in den Worten von Augenzeugen. Erde standen. komplett unzuganglich machte. Mit der malerischen Lage hoch in den Bergen, auf einem bewaldeten unzuganglichen Plateau, mit der l20Wereschtschagin, Wassilij Wassiljewitsch (1842-1904) - russischer Schlacht- allfalligen Verwendung von Natursteinen beim Bau, mit denen auch enmaler, den ,,Peredwischniki“ nahestehend. In den Kriegsbildern des vielge- die StraBen der Stadt befestigt waren, mit ihrer interessanten Architek­ reisten Kunstlers sind Kriegshandlungen im Kaukasus, auf dem Balkan, in tur und tippigen Begriinung rief die Stadt Bewunderung und oft Zentralasien und im Vaterlandischen Krieg Russlands 1812 ausgedriickt. Starb 1904 wahrend des Russisch-Japanischen Krieges bei der Explosion des Begeisterung bei den Reisenden hervor, die dort waren. Eine ganze Panzerschiffs ,,Petropawlowsk“.

72 73 Die Badehauser waren in Nord-Aserbaidschan wie auch im Alten baidschan erhalten sind, zeugen von dem hohen Entwicklungsstand Griechenland und im Alten Rom nicht nur ein Ort fiir die Reinigung der Baukunst. des Korpers, sondem auch ein Ort der Erholung, des ungezwungenen Der am haufigsten vertretene und kiinstlerisch wertvollste Teil des Umgangs mit vertrauenswiirdigen Menschen und neuen architektonischen Erbes von Kaukasisch-AIbanien ist die sakrale Bekanntschaften zwischen ihnen. In vielen Fallen dienten die Baukunst. In die sakralen Bauwerke flossen die besten Ideen fiir die Badehauser und ihre einzelnen Raume auch als Orte fiir die raumliche Komposition ein und die kiihnsten strukturellen Losungen zeremonielle Waschung. Das alles erklart, weshalb die einzelnen sowie das groBe handwerkliche Konnen der albanischen Baumeister. Auskleideraume vieler Badehauser in Hyxa, Schemacha, Baku u.a. Nach Zeugnissen historischer Quellen und archaologischen Ausgra­ Stadten reich dekoriert waren, unter groBztigiger Verwendung bungen wurden in der Antike in Albanien Feuertempel und der Mitra kunstvoller Eleganz. und der Mondgottin Selene geweihte Tempel gebaut. Uberreste von Mit der Eroberung Kaukasisch-Albaniens im 7. Jahrhundert durch heidnischen Sakralbauten wurden bei archaologischen Ausgrabungen die Araber und der Verbreitung des Islams zeigen sich neue Arten von in einer kleinen Stadt bei Mingjatschewir, im Ort Bojuk-Emili des Gebauden: Moscheen, Medressen, Badehauser, iiberdachte Markte, Gabalinskij Rayons und anderen Orten entdeckt. Von besonderem Karawansereien u.a. Der Einfall der Truppen des Kalifats bereitete Interesse sind die bei Ausgrabungen in der ersten Hauptstadt dem geeinten Albanischen Staat ein Ende, aber Mitte des 9. Jahr­ Albaniens, Kabala, gefundenen offentlichen und sakralen Bauwerke, hunderts bildeten sich auf seinem Gebiet halbautonome Fiirstentumer, die das gesellschaftliche Zentrum der Stadt bildeten. Ab dem 4. die wahrend des ganzen Mittelalters eine eigenstandige albanische Jahrhundert nach der Annahme des Christentums als Staatsreligion Kultur bewahrten und entwickelten. Die Vorfahren der heutigen begann die Errichtung von Kirchen und danach von Kloster- Aserbaidschaner, die Albaner, hatten bereits im 4. Jh. das Schrifttum komplexen, zu denen neben sakralen Bauwerken auch gesellschaft­ und schufen eine Literatur. Das bei archaologischen Ausgrabungen liche Bauwerke und Wohngebaude gehorten. entdeckte Geschirr und Erzeugnisse aus Metall und Keramik zeugen Die groBten Denkmaler des 4. -7. Jahrhunderts sind die Kumsker von der Bliite des Handwerks und des Kunstgewerbes. Am Basilika (5. Jh.) und die Basilika von Agoglantschaj (6. Jh.), die deutlichsten von alien kulturellen Errungenschaften von Kaukasisch- Rundkirchen in Lekit (5. Jh.) und Mamruk (4.-5. Jahrhundert), der AIbanien sind, kraft eines relativ guten Erhaltungszustandes im Klosterkomplex Eddikilse (6.-7. Jh.) und andere. Ein besonderes Vergleich zu anderen Kulturdenkmalem, die Denkmaler der historisches Kleinod ist die Kirche im Ort Kisch, Schekinskij Rayon, Architektur, die biirgerlichen und die sakralen Bauwerke. Es ist die im 5. Jahrhundert an dem Ort erbaut wurde, wo der Apostel Elisa allgemein bekannt, dass sich in diesen Denkmalern nicht nur die die Grundlage fur die alteste Kirche nicht nur Kaukasisch-Albaniens, materielle, sondem auch die geistliche Kunst des Volkes sondern auch des gesamten Kaukasus legte. Das 4.-7. Jahrhundert ist widerspiegelt. gekennzeichnet durch das Aufkommen und die Bildung der Die geographische Lage und die Naturschatze Kaukasisch- Grundtypen der christlichen Architektur. In der Anfangsperiode sind Albaniens haben auslandische Eroberer von jeher angezogen. Fiir den Kirchen und dreischiffige Basiliken121, in der gesamten Schutz der Grenzen des Staates wurden starke Verteidigungsbauwerke vorderasiatischen Region weit verbreitet. Daneben werden errichtet, haufig in ganze Systeme verbunden. Das wichtigste war das Rundkirchen errichtet - eine fiir die albanische Baukunst spezifische Transkaspische Festungssystem, das aus den Verteidigungsbauten von Komposition, die schon in der Antike (Kirche in der Ortschaft Bojuk- Derbent, Giltschaj und Beschbarmak bestand, die in die Geschichte Emili) entstanden war. Im Entwicklungsprozess der albanischen eingingen, ebenso wie die kaspischen oder albanischen Tore, die Tore von Tschora. Die Ruinen zahlreicher Festungen und Zitadellen, die in Nachitschewan, Kedabek, Sakatal und in anderen Teilen von Aser- 121 Das Schiff ist ein langlicher Raum im Inneren eines Kirchengebaudes (gewohnlich einer Basilika), begrenzt von einer oder beiden Seiten.

74 75 122 Rundkirchen entstand der Tetrakoncha-Typ mit Rundgang (Lekit), schule entwickelte sich in den Stadten Barda, Schamchor, Bajlakan den sich in der Folgezeit in der Architektur die benachbarten und Gjandscha. Im 10. und 11. Jahrhundert wird die sogenannte Schir- christlichen Volker aneigneten. Im 4.-7. Jahrhundert erlebt die wano-Apscheronskaja Architekturschule gegriindet; im 12. Jahr­ albanische Architektur eine Blutezeit. In dieser Zeit wird der Grund hundert breitet sich das schopferische architektonische Potential der gelegt, auf dem die weitere Entwicklung basiert. Nach Anschluss Einwohner Aserbaidschans in den Siiden aus, und ab dem 14. Kaukasisch-Albaniens an das Arabische Kalifat begann der Prozess Jahrhundert steht an erster Stelle die Schule von Tabris. Die der schrittweisen Islamisierung seiner Bevolkerung. In einem Teil mittelalterlichen Bauwerke von Aserbaidschan bekamen groBe Aner- seines Gebietes jedoch, insbesondere in den Bergregionen, blieb das kennung von Spezialisten und Beriihmtheit unter den Liebhabem Christentum noch lange die vorherrschende Religion, was zahlreiche monumentaler Kunst. Sie wurden zur Arbeit in die Staaten Denkmaler in Karabach, Scheki, Kadabek, Kasach und anderen Orten Zentralasiens und des Nahen Ostens herangezogen.123 belegen. Im Zusammenhang mit dem allgemeinen Umfang der Staatlich- Die christliche und die islamische Baukunst glichen sich in dieser keit, Okonomie und Kultur von Aserbaidschan ab dem 11. Zeit der engen gegenseitigen Beeinflussung einander an, was nicht nur Jahrhundert beginnt in den erstarkenden albanischen Fiirstentumern durch die jahrhundertelange gemeinsame architektonische Bautra- ein neuer Aufschwung der Architektur, der seinen Hohepunkt vom 12. dition bedingt war, sondern auch durch die erhalten gebliebene bis 13. Jahrhundert erreicht. Ein besonders groBes AusmaB und hohes ethnische, wirtschaftliche und politische Gemeinsamkeit. Und aus Niveau des handwerklichen Konnens erreicht die Architektur des dieser Entwicklungsphase der aserbaidschanischen Architektur sind albanischen Furstentums Chatschen. In dieser Periode wurden auch so nicht nur einzelne Gebaudetypen der vorislamischen Periode erhalten. beriihmte Klosteranlagen wie Chotawank (Kelbadschar Rayon), sondern auch viele Methoden der Bautechnik. Gandsasar, Gjutawank und Chatrawank (Karabach), Chamschiwank Im 11.-13. Jahrhundert war die groBte Bliite der Kultur und Kunst (Kedabekskij Rayon), Kysylbank (Nachitschiwan) und andere erbaut. der Staaten im Gebiet von Nord-Aserbaidschan zu verzeichnen. Die Die albanische sakrale und weltliche Architektur entwickelte sich vor hiesigen Stadte, die sich an den wichtigsten intemationalen dem 17. Jahrhundert. Diese Errungenschaften von Kaukasisch- Karawanen-HandelsstraBen in der Region befinden, waren weit iiber AIbanien sind unverzichtbarer Teil des architektonischen Erbes von die Grenzen ihres Landes hinaus beruhmt. Auf den lebhaften Aserbaidschan. KarawanenstraBen Derbent-Schaberan-Schemacha-Gjandscha (Ganca) Die Geschichte Aserbaidschans im 17.-18. Jahrhundert ist charak- und Baku-Schamchor-Tiflis-Ani-Trapesund und anderen wurden tcrisiert durch bewaffnete ZusammenstoBe des Safawiden-Staates und Gjandscher Seide, Brokat- und Wollstoffe aus Tabris, kunstvoll des Osmanischen Reiches. Auch die inneren Unruhen der ortlichen gepragte Metall- und Kunstschmiedeerzeugnisse Nachitschewaner Staatsgebilde wirkten sich negativ auf die Entwicklung der materiellen Meister, Glas- und SteingutgefaBe aus Gjandscha, Schaberan und und geistlichen Kultur der Region aus. Die Geschichte dieser Periode Bajlakan transporter! ist auch gekennzeichnet von der Forcierung der gegenseitigen Bemerkenswert ist, dass es im Mittelalter in Nord-Aserbaidschan Beziehungen zwischen Nord-Aserbaidschan und dem Russischen mehrere Architekturschulen gab. Die friiheste Arranische Architektur- Reich. Die Entstehung und Entwicklung der kleinen aserbaidschanischen l22Tetrakoncha ist in der friihchristlichen und mittelalterlichen Baukunst der Tvp Khanat-Staaten trug bei zur Entstehung neuer Stadte, Festungen und einer Zentralkirche mit 4-blattrigem Grundriss: an den quadratischen Innenraum schliefien sich 4 Apsiden an. Bei diesen handelt es sich urn einen Siedlungen und zur Starkung der bereits bestehenden. Mit diesen Gebaudevorsprung mit halbrundem, polygonalem oder rechtwinkligem Prozessen stehen das Handwerk und Kunsthandwerk, die Inten- Grundriss, von einer Halbkuppel bedeckt oder mit einem Halbgewolbe abge- schlossen. In christlichen Kirchen erfullt die Apsis die Rolle eines Altarvor- 123Vgl.: Gijasi Dsch.: W daljokich i bliskich krajach (In fernen und nahen Ge- sprungs. bieten) Baku 1985 (in aserb. Spr.). 76 77 sivierung des intemen und des intemationalen Handels sowie des der Seidenstoffe von Schemacha war recht umfangreich. Nach Transithandels iiber die Khanate in Verbindung. In der zweiten Halfte literarischen Dokumenten vom Anfang des 19. Jahrhunderts zu des 18. Jahrhunderts stellten die haufigen Einfalle der Eroberer, die urteilen, wurden hier einige Sorten Seidenstoffe, wie Darai, Taft Rivalitaten der Khane und die oppositionellen Bewegungen einiger (fester, glanzender Seidenstoff mit Leinwandbindung mit feinen Meliks die Baumeister vor die Aufgabe der Befestigung der Stadte, Querrippen), Kamcha, die sich in der Herstellungs- und Festungen und Ortschaften. So wurden Panahabad (Schuscha) und Farbungstechnik voneinander unterschieden, hergestellt. Die hohe Scheki (Nucha) befestigt, erscheinen groBe Anlagen in Schemacha Qualitat erlaubte ihre Ausfuhr in den Nahen und Mittleren Osten, nach (dort lebten bereits in der ersten Halfte des 17. Jahrhunderts bis zu Kleinasien und nach Russland. Uber die Qualitat der Baumwollstoffe 50.000 Menschen), Baku, Gjandscha, Nachitschewan, Kuba. Es jener Zeit kann man nach dem Hemd des Muhammed-Bey wurden Verteidigungsanlagen gebaut: die Festungen von Schuscha Dschawanschira, des Herrschers von Karabach urteilen, das im und Scheki, die Verteidigungsturme der Sakatalsko-Belokanskaja Staatlichen Museum der Aserbaidschanischen Literatur namens Zone, die Khanzitadelle in Fit-Dag und die Festung Askeran. Die Nisami aufbewahrt wird. Zu den herausragenden Mustern des Wohnhauser der Sakatalsko-Belokanskaja Zone waren in der Regel Kunsthandwerks gehort auch die in Tambumaht 124 ausgefuhrte Miitze voneinander entfemt, da sie in der Nahe der Verteidigungsturme des Khans von Karabach.125 gebaut wurden, die nicht nebeneinander standen. Fur ihre Teppicherzeugnisse sowohl fur den inlandischen Bedarf Begeistert vom damaligen Gjandscha, schrieb der franzosische als auch ftir den Export waren im 18. Jahrhundert viele Regionen und Abbe Philippe Aurel, dass die Kysylbaschen ftir diese Provinz nur den Stadte Nord-Aserbaidschans beriihmt: Karabach, Kuba, Kasach, Namen „Blumenbeet des Imperiums“ hatten. Die Basare und Markte, Ardabil, Baku, Schemacha, Gjandscha u.a. Zu den besten erhaltenen die in der Stadtmitte liegen, hielt Aurelius fur die schonsten und Mustern gehoren kardierte Teppiche aus den Dorfern Surachan und herrlichsten von alien, die er im Osten gesehen hatte. Das Zentrum des Chila (Bakinskij Rayon), ein kardierter Teppich aus Kasach und architektonischen Komplexes der Vorstadt von Gjandscha war die besonders interessant nach seinem Sujet ein unkardierter Teppich aus beriihmte Dschuma-Moschee. Die kennzeichnendsten Wohngebaude Berg-Karabach. In vielen Museen der Welt (St. Petersburg, Bern, von Gjandscha jener Zeit waren die Kuppelhauser, in denen der Moskau u.a.), ebenso wie auch in den Museen von Baku werden Ausschmiickung des Interieurs, insbesondere den dekorativen Zeugnisse des hohen Niveaus der kiinstlerischen Verarbeitung von Wandmalereien, den Kuppeldachern und den Friesgurteln groBe Metall, insbesondere Buntmetall, in Nord-Aserbaidschan (in Schema­ Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Eine bedeutende Anlage des 18. cha, Gjandscha, Tabris, Karabach u.a.) aufbewahrt. Jahrhunderts war auch der Palast der Khane von Baku, der sich durch Eines der Zentren des Kunsthandwerks und des feinen Handworks die Originalitat der planerischen und architektonischen Losungen war das bei den Experten weithin bekannte Stadtchen Lagitsch. auszeichnete. Besonders beriihmt war es fur die ganz besondere Pragung von Von architektonischem Interesse sind die kleinen achtflachigen Geschirr und Waffen. Erzeugnisse mit dieser Pragung waren nicht nur Mausoleen in Schemacha auf dem Friedhof von Eddigjumbes im gesamten Transkaukasus, sondern auch in Siidrufiland sehr (Mausoleum von Gadschi-Khan), in Agdam das Mausoleum Panah- begehrt. Und in architektonischer Hinsicht war Lagitsch vollig Khans, das Mausoleum auf dem Friedhof von Kara-Agatsch u.a. Eines einzigartig: das hohe Wohlstandsniveau, die komplette urspriingliche der bedeutendsten Baudenkmaler des 18. Jahrhunderts ist das Mausoleum Imamsade auf dem Friedhof von Nachitschewan. Im 18. Jahrhundert spielte im Leben der Region die Herstellung von Seiden-. Baumwoll- und Wollstoffen eine wichtige Rolle. Allein in Schemacha l24Tambur - Art des Strickens oder Stickens in Schlingen. l25Vgl.: Istorija iskusstwa narodow SSSR (Geschichte der Kiinste der UdSSR wurden beispielsweise rund 1500 Websffihle betrieben. Das Sortiment Volker), Bd. 4, „Isobrasitelnoe iskusstwo“, Moskau 1976, S. 409.

78 79 Pflasterung von StraBen und Platzen trug zur besonderen Sauberkeit 5. Zum Problem der Abstammung der Armenier und und Ordentlichkeit des Stadtchens bei.126 ihrer territorialen Zerstreuung Ist eine solche Bliite der Baukunst, des Handwerks und des Kunstgewerbes moglich ohne das entsprechende Wissen in den „Nicht die Beschwertheit der Politiker mit verschiedensten Bereichen der menschlichen Tatigkeit und des moralischen Eisenketten, sondem der Umstand, dass technischen Konnens, die sich auf das entsprechende Wissen stiitzen? ihre gesellschaftlichen Taten durch den Nutzen fiir Die Frage ist rhetorisch. Nicht nur der aserbaidschanische Dichter die Partei, den Staat und die Politik selbst bedingt jener Zeit Molla Wagif war ein ,,Wissender“, sondem auch die sind. Das sind der Charakter und die Motivation wissenschaftlich-technische, kiinstlerische Elite der damaligen ihrer Tatigkeit. Ausnahmen sind selten. “ Gemeinschaft und der qualifizierteste Teil der Handwerkerschaft Michail Korol waren es. In den vergangenen Jahrhunderten verbanden viele Armenier ihre alte Geschichte mit Erzahlungen, die sich auf das Alte Testament beziehen. Nach dieser Variante der Geschichte war das Land der Armenier das Zentrum der antiken Welt, dem vier groBe Strome (Euphrat, Tigris, Kura und Araxes) entsprangen. Nach der Sintflut, die in der Bibel beschrieben ist und vor der nach dem heiligen Buch der Christen nur das Bergmassiv Ararat verschont blieb, wurde dieses Land die zweite Wiege der Menschheit. Dieser bergige Ort wird in den Keilschriften der Assyrer Land Urartu genannt. Nach der ,,biblischen“ Hypothese ist der Ahnherr der Armenier Gajk, der Sohn des in der Bibel erwahnten Togarma, infolge dessen sie sich Gajkaner (Haikaner) nennen, und Armenien auch Gajastan (Ajastan).127 Uber die „Konigreiche Ararat“ heiBt es beim Propheten Jeremia: „Richtet auf das Banner auf Erden, blast die Posaune unter den Volkern! Heiligt die Volker zum Kampf gegen die Stadt Babel! Ruft wider sie die Konigreiche Ararat, Minni und Aschkenas! Sammelt Kriegsleute gegen sie, bringet Rosse herauf, zahlreich wie Heu- schrecken".128 Im zweiten Buch der Konige wird ebenfalls vom ,,Land“ Ararat l26Vgl.: Arif Mustafaew. Proiswodstwo ognestrelnogo oruschija w Aserbaid- gesprochen: „Und als er anbetete im Haus seines Gottes Nisroch, schane (Die Herstellung von Feuerwaffen in Aserbaidschan). In: IRS N:as- ledie, 1/2008, S. 36. Weiter in dieser Abhandlung benutzte Arbeiten: Musta­ l27Altes Testament, Erstes Buch Mose. Genesis, Кар. 10, Vers 3. Hier wird faew Arif. Tradizionnoe kowrodelie w Karabache. (Traditionelle Teppichher- Togarma Fogarma genannt. In der deutschen Bibel: Die Bibel nach der stellung in Karabach) IRS. Nasledie. 2007. Karabach. Wremja sobirat kamni. Ubersetzung Martin Luthers, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1985, S. S.32-35; Gadschiewa Ulwija. Aserbaidschan - edinstwennyj nasledie etno- 11 heiBt er Togarma. In: Lexikon zur Bibel, herausgegeben von Fritz kultumogo bogatstwa Karabacha (Aserbaidschan das einzige Erbe des ethno- Rienecker, R. Brockhaus Verlag 1992, S. 1404 heiBt er Thogarma. S. auch S. kulturellen Reichtums von Karabach, a.a.O., S. 36-39; Gadschiew Gasym. 107, dieser Ausgabe, Artikel „Ararat11 Srednewekowye pamjatniki Karabacha - Denkmaler des Mittelalters in Kara­ l2>

82 83 es keinerlei historische Verbindung zwischen der hurritischen oder Das Konigreich Urartu entstand im 9. Jahrhundert v. Chr. in den urartischen und der indo-europaischen armenischen Sprache gab.134 Gebieten des siidlichen, ostlichen und nordlichen Ufers des Van-Sees, Die armenische Sprache gehort zum phrygisch-thrakischen Zweig die danach erweitert wurden. Anfang des 7. Jahrhunderts v. Chr. der indoeuropaischen Sprachen. Die Hypothese ihrer Zugehorigkeit zu zerfiel dieses Konigreich, und sein Land ging an den Staat Medien den iranischen Sprachen kann nicht aufrechterhalten werden. Die und danach an den Achemenidischen Staat. Existenz persischer Wurzeln in der armenischen Sprache und die In der dreisprachigen (altpersisch, babylonisch und elamitisch) Ahnlichkeit vieler Namen sind mit einfacher Entlehnung zu erklaren. Bechustinskij-Inschrift des altpersischen Konigs Darius I. (in den Die Verwandtschaft der armenischen Wurzeln mit griechischen, Jahren 521 (Thronbesteigung) - 484 v. Chr.), des machtigsten slawischen und germanischen zeugt klar von ihrer gemeinsamen Herrschers des Staates der Achemeniden, wird fiir die Bezeichnung Abstammung. Namen wie Afsarjan -(pers. Afsar - Kranz, Krone). des Kerns des Territoriums des Konigreichs Urartu die Bezeichnung Arschakjan - (pers. Arschak - Mann, mutig), Asarjan - (pers. Asar - ,,Uraschtu“ (eine Dialektform von Urartu) und ,,Armina“ Feuer), Ajasjan - (pers. Ajas - Zephir, laues Luftchen), Asadjan - verwendet.136 Die letztere Bezeichnung verbinden Experten mit dem (pers. Asad - edelmiitig, frei), Kagramanjan - (pers. Gachraman - Land Arma, das sich siid-ostlich des Van-Sees befand, und von dieser Bezwinger, Held), Kalantarjan - (pers. Galandar - heimatloser, sich Bezeichnung kann die Bezeichnung „Armenien" ihren Anfang von der Welt befreit habender, reisender Derwisch), Chosrowjan - nehmen. Darius I. zahlt Armenien in der Bechustinskij-Inschrift zu (pers. Chosrow - gutes Geriicht), Schirinjan - (pers. Schirin - suB), einer seiner Satrapien. Babajan - (pers. Baba - Vater, Heiliger Vater), Babadschanjan - So erhielten die Gebiete im Norden Mesopotamiens und siidlich (pers. Baba und Dschan - Seele, gnadig, Babachanjan - (Baba und des Van-Sees die doppelte Bezeichnung ,,Armina-Armenien“. Und Khan - Herrscher), Bagraman (pers. Bachram - siegreich), ,,Armina“ und ,,Armenien“ sind in den altgriechischen Quellen rein Bachadurjan - (pers. Bachadur - Held, Recke), Garibjan - (pers. geographische Begriffe, die zu jener Zeit keinerlei Verbindung zur Garibe - nicht hiesieger), Dawljatjan - (pers. Dawljat - Gliick, Ethnie der ,,Armenier“ hatten und die Gebiete bezeichneten, die sich Reichtum), Dostjan - (pers. Dost, Dust - Freund), Nasarjan - (pers. jenseits des Sudkaukasus befanden.137 Nasar - Gnade), Tawekkjuljan - (pers. Tauakkal - auf Gott vertrauend) u.a. sind hochstwahrscheinlich persischer Abstammung.1"' aus dem Englischen, Moskau 1987; Nuriew Sadi, Gusejnow Rauf: О familijach i imenach armjan (Uber die Nach- und Vornamen der Armenier) 134 Vgl.: Feigl Erich. A Myth o f Terror, Armenian Extremism: Its Causes and Its In: IRS Nasledie, 2006, N6, S. 50-51. Historical Context. Salzburg - Freilassing: Edition Zeitgeschichte 1986. pp. l16Die Inschriften wurden vom Englander Henry Kreswik Rawlinson entziffert, 9-11, 28. Der Leser sei darauf hingewiesen, dass diese Untersuchung von der 1837 genaue Kopien der Inschriften machte und sie im Jahre 1846 in Feigl viele Jahre vor der Verscharfung des Konfliktes zwischen Armenien „Royal Asiatic Society" veroffentlichte. Der Inhalt der Inschriften ist eine und Aserbaidschan gemacht wurde. Uns ist ein Gedicht iiber den Jager Kessi Beschreibung der Schwierigkeiten, die er bei seinem Herrschaftsantritt iiberliefert, das urspriinglich in der alten hurritischen Sprache nieder- uberwinden musste. Nach dem Brauch aller persischen Konige ab Kyros ist geschreiben ist. Sie wird im Archiv der Hettiterkonige in Chattusas-Bogaske diese Beschreibung in drei Sprachen erstellt: Persisch, Medisch und im Norden der Tiirkei aufbewahrt. Die weltweit bekannten russischen Assyrisch. A uf den Inschriften befindet sich ein riesiges Basrelief, das Darius Gelehrten I.M. Djakonow und S.A.Starostin haben nachgewiesen, dass die auf dem Thron darstellt und vor ihm 9 Figuren von Gefangenen, verbunden hurritische Sprache mit den modemen nordostkaukasischen Sprachen durch eine gemeinsame Kette, die um ihren Hals gelegt ist. Diese Gefangenen verwandt ist. Vgl.: Alise Mouton. Reves Hittites- Contribution a une histoire symbolisieren Aufstandische, darunter auch armenische, die Darius schlug et une anthropologie du reve en Anatolie ancienne.-Leiden: Brill, 2007. Der und verurteiite. AuBer diesen Inschriften von Darius I. sind noch eine Verfasser dieser Monographic, A. Mouton, lehrt hettitische Sprache an der pechlewische (altpersische) und eine griechische Inschrift bekannt, die auf Universitat StraBburg. Erlass von Ardeschir, Babekan und anderen Konigen aus der Sassaniden- l35Vgl.: Gukasjan W. Udino-aserbaidschansko-russkij slowar (Udinisch-aser- dynastie angefertigt wurden. baidschanisch-russisches Worterbuch) Baku, 1974; Bojs М.: Soroastrism. n7Vgl.: auch Columbia Encyclopedia. New York, Columbia University Press, Werowanija i obytschai. (Zoroastrismus. Glaube und Brauche) Ubersetzung 5th ed., 1993, p. 149

84 85 Hochstwahrscheinlich zogen die Armenier von dort aus iiber Grofiziigigkeit irgend jemand dieses Armenien fur das Anzetteln von Phrygien aus Siidosteuropa in den Staat Urartu. Die Selbstbezeich- Aufstanden unter den Barbaren iiberlieBen. Moge Radamist die nung der Armenier ,,Hai“ geht zuriick auf einen ihrer gleichnamigen Fruchte seines verabscheuenswiirdigen und verachtenswerten Ver- mythischen Vorfahren, und die auch als Armenien bekannte Region brechens emten, denn das wird uns bald mehr zugute kommen, als ist nicht der Ort ihrer Abstammung. Forschungen von Feigl lassen den wenn er die Macht mit Ruhm erreicht hatte.“I40 Schluss zu, dass die Armenier aus den Balkan zogen und sich in Armenien in diesen Grenzen hat sich fast nie oder nur kurzzeitig kleinen Grupen ostlich des Euphrat niederlieBen. Diese Umsiedlung (einige Jahrzehnte lang) als ganzer Staat, unter einer einzigen fand erst im 6. Jahrhundert v. Chr. statt. Sie haben weder eine zentralen Regierung befunden. Gleichzeitig kann man relativ linguistische noch eine ethnische Verbindung zur hurritisch-urarti- iiberzeugt von einer Vielzahl kleiner Herrscherdynastien armenischer schen Familie. Abstammung sprechen, deren Herrscher an der Spitze der kleinen Andererseits geben die letzten archaologischen und historischen Staatsgebilde standen, die einige Zeit die praktische Unabhangigkeit Entdeckungen, die im Nordwesten der Tiirkei, im Sudkaukasus und in errungen hatten. Das sind beispielsweise die Bagratiden- (Bagra- Westsibirien gemacht wurden, eine Vielzahl von Argumenten zu- tuni)141 Dynastie, die Isawrier-Dynastie142, die Makedonische gunsten dessen, dass in prahistorischen Zeiten bereits eine Verbindung Dynastie143, die Herrscher des Kilikischen Konigreichs; die zwischen Ostanatolien und den Kulturzentren der Steppen Sachariden-Dynastie (Dolgoruki) u.a.144 Aserbaidschans und Sibiriens bestand, ebenso wie auch den Gebirgs- regionen des Altai, der urspriinglichen Heimat der Turkvolker. l4(lTas., Ann., XII, 48. Die echte Bezeichnung der „Annalen" ist „Ab excessu Heute ist weltweit bekannt, dass die albanische Ethnie mit ihrer divi Augusti“ („Geschichte nach dem Tod des gottlichen Augustus") Sprache, ihrem physischen Typ und ihrer Religion, in der Periode des 141 Die Bagratiden sind eine armenische Dynastie (886-1045). Bekannte 1 38 Vertreter: Aschot I., Sambat I., Aschot II., der Eiserne. Aschot III. der Giitige friihen Mittelalters die endgiiltigen Ziige erworben hat. Die Hai, wie und Gagik I. Nach armenischen Uberlieferungen nahm an der Belagerung sich die Armenier selbst nennen, sind weder eine autochthone Jerusalems als Verbundeter Nowuchodonosors der armenische Konig Gajk II Bevolkerung des Siidkaukasus noch Ostanatoliens, das von alters her teil. Unter den Gefangenen, die er mit sich wegfuhrte, war die Gelehrten- familie von Schambat, dessen Sohn Bogorat hiefi. Durch Intelligcnz und von Proto-Tiirken besiedelt ist.134 Schlaue gelang es seinen Nachfahren, den Bagratiden, (im 9. Jahrhundert), die Die erste wirklich nationale Dynastie war die armenische Dynastie hochste Macht auch in Georgien zu ergreifen, wo die Dynastie mit der Zeit der christlichen Arschakiden. Uber die armenischen Konige der den Namen Bagrationy erhielt. Periode der Arschakiden (nach den Tigraniden) und den Kampf um l4T)ie Isawrier-Dynastie (genauer die Syrische Dynastie), cine Dynastie byzantinischer Kaiser (717-802). Der Begriinder dcr Dynastie ist der den armenischen Thron berichtet S. Tacitus (um 55-120), der dem Ubersiedler aus Syrien Leo III., den man falschlicherweise zur Sippe der romischen Heerfiihrer Worte in den Mund gelegt hat, die die Isawrier im siidlichen Teil von Kleinasien zahlte. „Flexibilitat" der romischen Politik charakterisieren: „Jegliche fremde l4’Die Makedonier-Dynastie, eine Dynastie byzantinischer Kaiser (867 - 1056). Greueltat (gemeint ist die verbrecherische Besetzung des armenischen Begrundet von Wassilij I. aus der Fema (militarischer Verwaltungsbezirk) in Makedonien (daher auch der Name). Bekannte Vertreter sind Leo VI., Throns durch den iberischen Prinzen Radamist - J.R.) muss mit Konstantin VII., Wassilij II. Freude aufgenommen werden; man muss sogar die Samen des Hasses l44Auf die Abstammung von Fiirst Dolgorukij gehen auch die Fiirsten streuen; wie oft die romischen Herrscher unter dem Mantelchen der armenischer Abstammung Begtabegowy zuriick, die zuerst in der Stadt Ani lebten und nach der Eroberung dieser Stadt durch die Perser nach Georgien iibersiedelten, wo im 17. Jahrhundert Konig Teimuras 1. die Begtagegowye in l3HVgl.: George de Melleville. Armjanskaja tragedija 1915 goda (Die den Stand der Tawade (Fiirsten) erhob und dem Altesten von ihnen den armenische Tragodie von 1915). Baku, Elm 1990, S. 15-16. Erbtitel Lediwanbeg (kaiserlicher Berater) verlieh. Furst Solomon l34Vgl.: Justin MacCarthy, Caroline MacCarthy: Tjurki i armjane: Rukowod- Iwanowitsch Begtabegow starb im Range des Generalmajors der Russischen stwo po armjanskomu woprosu. (Tiirken und Armenier: eine Handleitung zur Armee am 6. Mai 1860. Als herausragender Artilleriekommandant tat er sich armenischen Frage), Baku, Asemeschr 1996, S. 13. wahrend des GroBen Kaukasuskrieges hervor. Davor hatte er gegen die

86 87 Um 189 v. Chr. beginnt die Bildung des unabhangig gewordenen Reichs stand, wurde es Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. GroBarme­ Staates, der den Namen GroBarmenien erhalten und seine Bliite im 1. nien angeschlossen. Jahrhundert v. Chr. unter Konig Tigran II. erreicht hat. Sich von der Die Araber, die im 7. Jahrhundert einen groBen Teil der Gebiete, in Provinz Aserbaidschan im Osten und Norden bis zum Euphrat im denen es auch eine armenische Bevolkerung gab, erobert hatten, Siiden erstreckend, hatte dieses GroBarmenien (Armenia maior) eine indem sie geschickt die Streitigkeiten der vielen feudalen Herrscher Flache von 220.000 Quadratkilometem und war in 150 Provinzen, 190 armenischer Abstammung ausnutzten, vermochten sie in ihre Kreise und 620 kleine Kreise unterteilt. Jedoch erobert bereits 66 v. Machtstrukturen einzubinden.145 Dieser Umstand der relativen Chr. der romische Feldherr Gnei Pompei (106-48 v. Chr.) im Verlauf Loyalitat der fuhrenden armenischen Kreise gegeniiber den arabischen des Krieges gegen Midridat VI. das armenische Konigreich und Herren machte sich einer der Bagratiden Aschot I. (885-890) fiir die entzieht ihm die Staatshoheit, die es iiber 30 Jahre lang hatte. Die Schaffung eines Vasallen-Fiirstentums mit der Hauptstadt in der Stadt romische Herrschaft dauerte hier bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. an. Ani zu Nutze. Dieses Konigreich blieb bis zur Eroberung durch Vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 4. Jahrhundert wurde das Byzanz im Jahre 1045 bestehen. Konigreich mehrfach zwischen Rom, dem Sassanidenreich und Ab 1080 untemahm Bagratid Ruben Versuche der Schaffung eines Byzanz aufgeteilt. Unter Kaiser Justinian I. (483-565) wurde das neuen, von Byzanz unabhangigen Armenier-Staates in Kilikien. Territorium dieses nun schon Vasallen- Konigreichs auf 138.000 1198/99 festigte sich dieses neue Konigreich der Armenier unter Quadratkilometer reduziert. Im Jahre 390 wurde das Konigreich Lewon (1187-98) und blieb mit Unterstiitzung der Kreuzfahrer bis emeut zwischen Rom und dem Sassanidenreich aufgeteilt und faktisch 1375 bestehen. Danach war es den agyptischen Mamelukken von ihnen und nicht von den armenischen Konigen regiert. Nach unterstellt146 und wurde danach in das Osmanische Reich vielen Jahrhunderten des Kampfes war dieses Puffer-Konigreich eingegliedert. Hier wurde ab 1461 den Armeniern der Status einer zwischen den groBen Imperien schlieBlich zwischen Persien und autonomen Gemeinde unter nationalreligiosen Vorzeichen gegeben Byzanz aufgeteilt. (Millet-i-sadiga). Unter Kleinarmenien (Armenia minor) verstand man das Konkludierend kann festgestellt werden, dass armenische historische Gebiet am Oberlauf des Euphrat. Kleinarmenien gehorte Staatsgebilde im Altertum und im frtihen Mittelalter nicht auf dem zum Hetitischen Staat, danach zum Alten Persien, und von 302 bis Territorium des Siidkaukasus bestanden, sondern im Gebiet des Van- Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. war es ein halbautonomes armeni- Sees, im Territorium ostlich des Euphrats und spater an der nord- sches Fiirstentum mit der Hauptstadt Ani-Kamach. Ab der byzantini­ ostlichen Kiiste des Mittelmeers. schen Periode beginnt die intensive Zerstreuung der Armenier in die Die Schicksale der Armenier im Siidkaukasus und den umliegen- ganze Welt. Einige Forscher halten die Bevolkerung Kleinarmeniens den Regionen im Mittelalter und vor der Etschmiadsinischen Periode fiir die Ahnherren der Armenier, was im Widerspruch sowohl zur konnen am Beispiel der Geschichte der bereits genannten Hypothese Herodots als auch zu modemen wissenschaftlichen Daten Sacharidendynastie (der Dolgoruki) verfolgt werden. Zentrum des steht. Nachdem das Territorium von Kleinarmenien anfanglich unter gesellschaftlichen armenischen Lebens unter den Dolgoruki war Ani. der Herrschaft des Pontinischen Staates und danach des Romischen 141 In den armenischen Literaturdenkmalem des 5.-7. Jahrhunderts werden bis zu 50 Fiirstenterritorien gezahlt. Die armenischen Feudalherren wurden Nacharar Lesginer von Dschar und Belokan gekampft. Vgl.: Wasiljew M.P.: Wisantija i und Ter genannt, das alteste Mitglied einer Sippe wurde Nachapet und araby. Polititscheskie otnoschenija za wremja Amorijskoj dinastii (Byzanz Tanuter (d.h. Oberhaupt der Familie, der Sippe) genannt. und die Araber. Die politischen Beziehungen wahrend der Amorier-Dynastie. I4(Mameluk: hier Mitglied der vom 13. bis 16. Jahrhundert herrschenden St. Petersburg., 1900; Derselbe: Polititscheskie otnoschenija sa wremja agyptischen Dynastie. Andere Bedeutungen sind Leibwachter eines ostlichen Makedonskoj dinastii (Die politischen Beziehungen wahrend der Herrschers, Tagelohner eines islamischen Feldherm und zuweilen einfach Makedonier-Dynastie. St. Petersburg., 1902. Knecht. 89 Die Seldschuken verkauften Ani an die Scheddadiden, die mit den Das Sjunik-Konigreich blieb bis 1166 bestehen, und die Orbeljans armenischen Bagratiden durch verwandtschaftliche Bande verbunden erhielten einen Teil des Gebietes dieses Konigreichs in dessen waren (1072). Als ihre Gegner traten die georgischen Bagrationen auf, westlichem Teil. Aber nach und nach dehnten die Orbeljans ihren die sich fiir die rechtmaBigen Erben der armenischen Bagratiden Einfluss auf das gesamte Gebiet des friiheren Konigreichs aus. hielten. Angrenzend an Sjunik befand sich das Fiirstentum Chatschen, und Nach wiederholten Versuchen, den Moslems Ani zu entreiBen, diese beiden Staats- und Verwaltungsgebilde konnten den Einfall der erreichten die Georgier im Jahre 1174 ihr Ziel. Die Armenier zeigten Mongolen iiberstehen. ebenfalls eine deutliche Neigung zur Annahme der georgischen als - Unter den Dolgorukis kam iiber den gesamten Sudkaukasus und wie sie annahmen - weniger harte Herrschaft, im Vergleich zur das persische Aserbaidschan eine schreckliche Not. Zuerst zog musulmanischen. Die Vereinigung der christlichen Krafte diente auch Choresm-Schah Dschelalad-din der von Dschingis-Khan geschlagen als Grundlage fur die erfolgreiche Vertreibung der Moslems aus Ani. worden war, mit einem verheerenden Uberfall auf Nord- und Siid- Die georgische Armee wurde von den armenischen Fiirsten, den Aserbaidschan nach Kleinasien, kehrte jedoch, nachdem er dort auf Briidern Sacharija und Iwan Dolgoruki angefiihrt. In kurzer Zeit heftigen Widerstand gestoBen war, zuriick und kam 1231 in den eroberten sie alle Besitztiimer der armenischen Bagratiden von Bergen Kurdistans um. Danach fiel das riesige Heer Dschingis-Khans Erzurum bis Sjunik (sudostlicher Teil des heutigen Armenien) zuriick. im siidlichen Transkaukasus und in Persien ein und bei der Teilung Konigin Tomara unterstellte 1191 das eroberte Land der Herrschaft des Imperiums der Khane gerieten Persien und dem Transkaukasus zu der Bruder Dolgoruki, die alle Privilegien der praktischen Autonomie Chulagu (Gulagu)148, dessen Nachkommen Ilchane genannt wurden. genossen. Deshalb nannten sich Sacharija und seine Nachfolger selten Ihre Herrschaft endete im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts. Konige von Armenien. Unter der Mongolenherrschaft hatten die Fiirsten armenischer Konkurrenten von Dolgoruki waren lange Zeit die Fiirsten Abstammung, ebenso wie alle Christen allgemein, beachtliche Orbeljany. Zuerst waren sie im Wettstreit mit ihnen iiber die Freiheit. Mit dem Niedergang der Mongolen wurden auch die Fiirsten- Beherrschung der zuriickeroberten Gebiete, mussten diese jedoch, dynastien armenischer Abstammung fast spurlos vom Orkan der nachdem sie das Vertrauen des georgischen Thrones verloren hatten, Invasion von Tamerlan zerstort. In Persien erstand die Dschelairen- ihren Konkurrenten iiberlassen. Um sich vor den Verfolgungen der Dynastie (1336-1411), die sich fast den gesamten Transkaukasus georgischen Bagratiden (Bagrationen)147 zu retten, floh Fiirst Elikum unterwarf. Aber 1378 wurden die Dschelairen von den Oghusen- Orbeljan ins persische Aserbaidschan und erhielt nach einiger Zeit stammen der Qara Qoyunlu („Schwarze Hammel“) und der Aq- (um 1186) die Herrschaft in Sjunik. Qoyunlu („WeiBe Hammel“) gestiirzt.

I47A u s der armenischen Dynastie der Bagratiden (Bagrationen) wurden einige l4SDer persische Historiker Raschid-ad-din (1247-1318) schrieb die „Istorija ihrer Mitglieder imeretische, kartalische und kachetische Konige. Ein mongolow" (Geschichte der Mongolen) mit den Worten der Mongolen, die imeretischer Konig, Michail (gest. 1329), dessen Nachfahren in Imeretien bis mit Chulagu (Gulagu)-Khan 1235 nach Persien zogen. In diesem Werk wird zum Anschluss an Russland 1810 herrschten, gilt als Ahnherr der auch das Volk der „Ujschun (,,Ujsyn“) genannt: die Armee von Gulagu imeretischen Konige sowie der Fiirsten Bagrationow-Imeretski und (Gulagu) zog iiber das Semiretschje 1253-1254, als beim Fluss Tschu auf den Bagrationow-Dawydowy. Letztere wurden durch Erlass des russischen Zaren Bergen die Ujschunen lebten, von denen ein Teil mit Chulagu wegzog und vom 6. Dezember 1850 mit der Fiirstenwiirde ausgezeichnet. Die nach Nordpersien kam. Dies betrifft auch das Volk der ,,Dschalairen“. Die Abstammung der meisten Fiirsten von Georgien geht gut aus dem siebten Teil Dschalairen-Dynastie regierte sogar einmal in Nordpersien und eine zeitlang von „Obschij rossijskij gerbownik“ (Allgemeines russisches Wappenbuch) in Baghdad (um 1253 -1370). Vgl.: Muchamedschan Tynaschpiew. Materialy hervor, das am 4. Oktober 1803 von Zar Alexander I. bestatigt wurde, worauf к istorii kirgis-kasachskogo naroda (Materialien zur Geschichte des ich auch den wissensdurstigen Leser verweise. kirgisisch-kasachischen Volkes). Taschkent 1925.

90 91 Tamerlan vertrieb den Aserbaidschaner Kara-Jusuf und den Sohne: Iwan Wassiljewitsch und Iosif Wassiljewitsch. Ersterer war Anfiihrer der Tiirken-Oghusen Qara-Qoyunlu aus dem Kaukasus, aber Melik von Tiflis und Mis-Karbasch am Hofe von Konig Iraklij; der nach dem Tod des ersteren (1405) nahm der zweite fast alle seine zweite, Iosif, erhielt nach dem Tod von Iwan auch den Titel friiheren Besitztiimer wieder ein. Die Tiirken-Oghusen des Schwarzen kaiserlicher Mis-Karbasch. Nach dem Anschluss von Georgien an Hammel herrschten bis 1469, als die Macht an den Stamm des WeiBen Russland erhielt er den Titel „Berater bei Hofe“. Ftir den Sieg iiber die Hammel iiberging. In der Schlacht bei Scharur (1502) schlug der unter Hussein-Kulikhan aus dem Khanat Eriwan nach Georgien Safawidische Schah Ismail die Tiirken-Oghusen und nahm ganz Nord- eingefallenen Truppen erhielt Bejbutow von Zar Alexander Aserbaidschan ein (vgl. die Studie iiber die Geschichte von Pawlowitsch den Rang des Obersten zuerkannt. Vier seiner Sohne Aserbaidschan und Karabach). waren Militars, die hohe militarische Range und Wurden in der Die Anspriiche des Osmanischen Reiches, des Safawiden-Staates russischen Armee innehatten. So wurde Fiirst Wassilij Beybutow von (Persiens), und danach auch des Russischen Imperiums flihrten zur A.P. Ermolow als begabter Mensch und Kenner der Gegend zum wiederholten Umverteilung der Gebiete, in denen auch eine Adjutanten berufen. Er begleitete Ermolow auf vielen Feldztigen und armenische Bevolkerung lebte.149 Seit 1763 strebte das Russische diplomatischen Missionen. Fur erfolgreiche militarische Tatigkeit bei Reich die intemationale Anerkennung seiner besonderen Rechte beim Achalkalaki und Achalzich in Dagestan gegen Imam Schamil u.a. Schutz der christlichen Armenier an, wobei es offen die neuen Gebiete erhielt er viele militarische Auszeichnungen und administrative auf Kosten seiner alten Gegner, des Osmanischen Reiches und des Positionen. Besonders zeichnete er sich am 24. Juli 1854 aus, als er in Kadscharenstaates, anvisierte. der Schlacht bei Kurjuk-Dara die 60.000-kopfige osmanische Armee Ein gutes Beispiel ftir Fiirsten armenischer Abstammung, die keine vemichtend schlug. Buybutow selbst hatte nur 18.000 Soldaten und 64 eigenen Lander/Staaten hatten, sind die Fiirsten Bejbutowy.150 Ihre Geschtitze. Er hatte sich ein Jahr davor (1853) auch in der Schlacht Ahnentafel beginnt mit Aschchar-Bek, einem Armenier und Melik bei Bojandur (Gouvernement Eriwan, 10 Kilometer von von Tiflis (Statthalter) unter dem georgischen Konig Tejmuras II. Aleksandropol) hervorgetan, als er eine Abteilung des Fiirsten Aschchar-Bek war der Sohn von Melik-Aga, der bei der Taufe den Orbeliana vor den zahlenmaBig weit iiberlegenen osmanischen Namen Wassilij erhalten hatte. Letzterer begleitete den minder- Streitkraften rettete, und in der siegreichen Schlacht bei Basch- jahrigen Konigssohn Iraklij zum Hof des Kysylbasch-Schahs Nadir, Kadyklar, Karrskaja Oblast am Fluss Mawrjak-tschaj.151 nahm am Feldzug nach Indien teil und erhielt fur Tapferkeit vom per­ Er regierte den Kaukasischen Kraj, wurde 1857 zum Infanterie- sischen Schah den Diamantensabel und den Rang eines Min-Baschi. general befordert und 1858 zum Mitglied des russischen Staatsrates. (,,Oberst“) am Kysylbasch-Hof. Wahrend der Regierung von Iraklij Wassilij Bejbutow regierte auch acht Jahre die Armenische Oblast als war Wassilij (Melik-Aga) Bejbutow tiflisser Melik und hinterlieB zwei Verwaltungseinheit des Russischen Imperiums, die voriibergehend auf dem Gebiet der ehemaligen Khanate Eriwan und Nachitschewan l4)Vgl.: zum Beispiel: E. Lehmann. Materialien zur alteren Geschichte geschaffen worden war.152 Armeniens und Messopotamiens. In: Abhandlungen der Koniglichen Gesellschaft der Wissenschaften von Gottingen. Band 9, Berlin 1907; Adonz W.: Armenija w epochu Justiniana; polititscheskoje sostojanie Armenii na 151 Vgl.: Bogdaniwitsch S.: Wostotschnaja woina 1853-1856 (Der Ostkrieg osnowe nachararskogo stroja (Armenien in der justinianischen Epoche; der 1853-1856), St. Petersburg 1872,T. 1, S. 67, 122. politische Zustand Armeniens auf der Grundlage der Gesellschaftsordnung l52Ein anderes Beispiel eines ahnlichen Geschlechts ist das alte Geschlecht der der Nachararen). St. Petersburg 1908; Gelzer F. Abriss der byzantinischen Lasarjanen, Umsiedler aus Isfahan. Der bekannteste von ihnen war Owanes Kaisergeschichte. Krumbacher, Miinchen 1987. Lasarjan, der in Russland Iwan Lasarew wurde und 1774 der Titel Graf A uf einem intemationalen Kongress widersprach mir ein amerikanischer verliehen bekam. Auch als hervorragender Diplomat erfullte er auf Befehl der Teilnehmer emsthaft dahingehend, dass nachdem im Kaukasus die russischen Regierung sehr diffizile Aktionen, die an Spionage grenzten. Ein armenischen Dynastien und die armenischen Fiirsten waren, dort dann auch gutes Andenken verschaffte er sich damit, dass er den Bau des Instituts fur armenische Staatsgebilde sein miissten. ostliche Sprachen finanzierte, das bis heute in Moskau existiert... Vgl.: AiF 92 93 Der russische VorstoB in den Siidkaukasus im Laufe der drei Im Jahre 1828 wurden durch ein Dekret des Zaren Nikolai I. die Jahrzehnte des Krieges gegen das Osmanische Reich und den aserbaidschanischen Khanate Eriwan und Nachitschewan aufgelost Kadscharenstaat erfolgte durch die Annexion der Khanate des und durch ein anderes Dekret des Zaren ein bis dahin nicht ostlichen Transkaukasus Larabal und Lori (Vertrag von Giilistan von existierendes politisches Gebilde „Armjanskaja oblast“ (Armenisches 1813)153, der westlichen transkaukasischen Khanate Eriwan und Gebiet) aus den aserbaidschanischen Bezirken (Ujesdi) Eriwan und Nachitschewan (Vertrag von Turkmantschai von 1828), sowie der Nachitschewan um den Kreis (okrug) Ordubad geschaffen. 1840 Paschaliken Achalkalaki und Achalzich (Vertrag von Andrianapolis wurde die Armjanskaja oblast aufgelost. Stattdessen wurden Gouver- von 1829 ) und anderer Gebiete. nements eingerichtet: Eriwan, Nachitschewan und der Kreis Ordubad. Auf der Grundlage von Zusatzen zu den genannten Vertragen in AbschlieBend kann festgestellt werden, dass wahrend sich die den Jahren 1828-29 wurden allein in die oben genannten Anzahl der Aserbaidschaner im Gouvemement Eriwan von 1829 bis zuriickeroberten Territorien 130.000 Armenier umgesiedelt. Wenn 1916 um das 4,5-fache erhoht hat, die Zahl der Armenier in der 1827 im ehemaligen Khanat Eriwan 20.000 Armenier lebten, so waren gleichen Periode um das 8-fache gestiegen ist. Und infolge dessen es Ende des 19. Jahrhunderts mindestens 700.000. Im gesamten verlief die VergroBerung der Bevolkerungsdichte der Armenier auf Siidkaukasus wurden 1897 nach dem Glaubensbekenntnis 1218081 Kosten der Verringerung der Bevolkerungsdichte der Aser­ Armenier gezahlt und 1173096 nach der Sprache. Bei diesen 44985 baidschaner. A. Ionisjan schreibt, „ein Viertel der Bevolkerung der „christlichen Armeniern", die der armenischen Sprache nicht machtig Stadt Eriwan wurde von den Armeniern gestellt, und die Aser­ waren, handelte es sich um kaukasische Albaner, die statistisch als baidschaner machten die Mehrheit aus“.i55 Armenier galten. Im Schuschenskij Okrug im Gouvemement Die iibergesiedelten Armenier nahmen nicht nur Land in Elisawetpol machten die Christen 1897 53% der Bevolkerung aus. Anspruch, sondern erreichten 1836 in Verfolgung ihrer Wie viele davon ,,Armenier“ waren, die der armenischen Sprache weitreichenden Ziele die Auflosung der Albanischen Apostolischen nicht machtig waren, ist in der Statistik nicht ausgedriickt.154 Autokephalen Kirche, die in Berg-Karabach aktiv war, und des albanischen christlichen Patriarchats sowie die Riickfdhrung der Albanischen Kirche in das Bistum der Armenischen Kirche mit (Argumenty i fakty), N1, 2008. Auf der Ausstellung „Islamische Handschrift aus Moskauer Sammlungen“, die 2004 im Staatlichen Historischen Museum Ubertragung des gesamten Vermogens (Unterstreichung von mir - R. (Moskau) stattfand, wurde auch das Werk des Theologen, Philosophen Sufi J.).i56 durch die russischen Behorden. Abu Chamid al-Gasal „Die Renaissance der Wissenschaften iiber den Spater vernichtete die Armenisch-Gregorianische Kirche mit Glauben" ausgestellt. Das letzte Datum, das diese Handschrift begleitet, ist der 25. Marz 1939 mit dem Vermerk: „Dem Raum fur Ostwissenschafien der Zustimmung des Russischen Synods in einigen alten Archiven auch Staatlichen Historischen Bibliothek als Geschenk von der Bibliothek des das Archiv der Albanischen Kirche, wobei sie sorgfaltig Muster der Instituts des Ostens namens Narimanow am Eroffnungstag des Raumes." albanischen Literatur vertuschte. Die gleiche Arbeit verrichtete die Vgl.: Nesawisimaja gaseta, 1.9.2004, S.8. armenische Geistlichkeit mit den albanischen sakralen christlichen Der Vertrag, der Aserbaidschan in zwei Teile teilte, in Nord- und Siidaserbaidschan, wurde am 12. Oktober 1813 unterzeichnet. Der Staat Denkmalern. Im Unterschied zum echten Volkermord wurden hier anerkannte und bestatigte die Sicherung der gesamten Khanate Karabach zielgerichtet nicht die Menschen selbst, sondem ihr historisches (Garabach), Gjandscha, Scheki, Schemacha, Derbent, Guba und Baku und Ostgeorgiens, sowie eines Teils des Khanats Lenkoran fiir das Russische Reich. Die Fragen iiber den Status des Khanates Lenkoran wurden zum Grund l55Abgar Ionisjan. Armjano-russkie otnoschenija w ХУШ stoletii (Die fur die Auseinandersetzung zwischen dem Russischen Reich und dem armenisch-russischen Beziehungen im 18. Jahrhundert), Band 2, Teil 1. Kadscharenstaat. Vgl.: Mamedowa I.M. О pritschinach posdnej ratifikazii Eriwan 1964, S. 23. Gjuljustanskogo dogowora (Uber die Griinde der spaten Ratifizierung des '%Vgl.: die ausffihrlichere Darlegung „Armjanskaja zerkow i zerkow Vertrags von Giilistan.) In: Woprosy istorii, 2008, № 4, S. 155-158. kawkasskoj Albanii (Die Armenische Kirche und die Kirche Kaukasisch- 134Vgl.: Ewfron und Brockhaus , Bd. 1, S. 597, Anmerkung. Albaniens)“. 94 95 Gedachtnis, ihre geistliche Kultur und ihre materiellen Schatze eines Osmanischen Reich auf die Krim zu emigrieren und dort zunachst aufgrund seiner Einzigartigkeit einmaligen Volkes und dessen Landwirtschaft zu treiben. Zar Paul I. gab seinen armenischen Literatursprache vemichtet. Untertanen mit Urkunde von 1799 einige Privilegien und Rechte, die Ohne Staatlichkeit und kirchliche Autonomie wurden die west- von Alexander I. im Jahre 1812 bestatigt wurden. Wahrend der Kriege lichen Gebiete des ehemaligen Albaniens in der Region Karabach Russlands mit dem Kadscharenstaat (Persien) im ersten Drittel des 20. vom 9. bis Anfang 20. Jahrhundert weiterhin mit armenischer Jahrhunderts erwiesen unter Leitung von Erzbischof Nerses (spater Bevolkerung besiedelt, wobei sich zunehmend der Prozess der Katholikos Nerses V.) die Armenier Russland groBe Dienste. Dazu Gregorianisierung und Armenisierung der ortlichen albanischen wurden besondere Reserven zusammengestellt, die in den ersten Bevolkerung verstarkte. Nichtsdestotrotz konnte ein Teil der Albaner Reihen der Russen kampften. Nach dem Vertrag von Turkmantschai seine Identitat bewahren. Das sind die Udiner, die bis heute im von 1828 wurden 40.000 Armenier allein aus dem Kadscharenstaat Ogusskij Rayon und im Gabalinskij Rayon von Aserbaidschan (Persien) nach Russland umgesiedelt. Gleiches geschah auch nach leben.157 dem Frieden von Andrianopol mit dem Osmanischen Reich (1829), Nach dem Erfolg Russlands im Russisch-Tiirkischen Krieg von als 90.000 „osmanische" Armenier nach Russland emigrierten. 1877-1878 entstand gleichzeitig in Russland und im Osmanischen Und bis zum Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich eine armenische Nationalbewegung und auf intemationaler Reich von 1877-1878 hatten die Armenier die Unterstutzung der Ebene die „armenische Frage".158 Die Einnahme der Stadte Kars, russischen Regierung. Jedoch blieb in diesem Krieg die gewiinschte Ardagan, Batumi, Erzurum, Bajased und Alaschkert durch russische Einwirkung der „russischen" Armenier auf die „osmanischen" Truppen gab den Armeniem die Hoffnung auf die Vereinigung mit Armenier und die erwartete antiosmanische Aktivitat der letzteren aus. den ostanatolischen Armeniem der fmheren Gebiete der Tiirkei und Um 1882 begann die Russifizierung der armenischen Bevolkerung des den siidkaukasischen Armeniem in Russland. Paragraph 16 des Russischen Imperiums. Die RussifizierungsmaBnahmen waren recht Vertrages von San Stefano (1877) sah russische Sicherheitsgarantien streng und wurden von den Armeniem auBerst feindselig fiir die Armenier der ostlichen Provinzen des Osmanischen Reiches aufgenommen. 1885 schloss der Oberbefehlshaber im Sudkaukasus vor. Dondukow-Korsakow rund 500 Schulen von armenischen Die russische Politik war von Peter dem GroBen bis zu Beginn des Kirchengemeinden, in seinen Augen „Herde der nationalen 20. Jahrhunderts relativ widerspruchlich. Die Handels- und Wirt- Erziehung". Eine neue Welle von SchlieBungen armenischer Schulen schaftsbeziehungen und die Finanzbeziehungen zwischen Russland folgte im Januar 1896. Als Anlass bezichtigte man die Armenier der und den armenischen Geschaftsleuten waren bereits unter Zar Alexej Schaffung revolutionarer Organisationen, separatistischer Michajlowitsch recht beachtlich, und unter Peter I. hatten sie den Bestrebungen und des „aktiven" Mitgefuhls fur die Armenier im Charakter politischer Beziehungen erlangt. Unter ihm beginnt die Osmanischen Reich, die dort einer zunehmenden Unterdriickung geplante Besiedelung von Teilen der Kuste des Kaspischen Meeres unterworfen waren. Der Teil des kirchlichen Vermogens, der fur die mit Armeniem. Unter Katharina II. begannen nach dem Vertrag von Unterhaltung der Gemeindeschulen vorgesehen war, fiel an den Staat. Kutschuk-Kajnardschij die Armenier in Massen aus dem Die Armenier wurden aus leitenden Positionen entfernt, ihre sozialen und Bildungseinrichtungen wurden geschlossen, fast die gesamte 157Vgl.: Mamedowa, F.: Polititscheskaja istorija i istorija geografija Kawkasskoj armenische Presse war verboten. Und 1903 kam eine Verordnung Albanii (Politische Geschichte und historische Geographie Kaukasisch- Albaniens..., S. 238-239; Mamedowa Farida. Istina о Karabachskoj Probleme. heraus, nach der das gesamte Vermogen der Armenischen Kirche an (Die Wahrheit uber das Karabach-Problem), S. 29 . den Staat fallen sollte (die Verordnung wurde am 1. August 1905 Naheres dazu Vgl.: Aufsatz „Kurzer Uberblick iiber die armenisch-tiirkischen aufgehoben). Die Armenier antworteten mit stiirmischen Protesten, Beziehungen im 19.-20. Jahrhundert im Licht der Weltpolitik jener Zeit und die angefuhrt wurden von der Partei Daschnakzutjun, die ihre der territorialen Ansprilche der Armenier". 96 97 Aktivitat aus dem Osmanischen Reich nach Russland verlegte. Die abgektihlt wurden diese Beziehungen unter Sultan Abdul-Hamid II.159 Proteste nahmen sowohl passive (Boykott) als auch aktive Formen an, Der Berliner Vertrag von 1878 bestatigte in seinem Paragraph 61 den bis hin zum Terror und hatten ein solches AusmaB, dass die Regierung 16. Artikel des Vertrages von San Stefano uber die Schaffung einer des Zaren beschloss zu ihrer Neutralisierung auch die Feindseligkeit besonderen armenischen Provinz in der Karskaja Oblast im der moslemischen Bevolkerung gegeniiber den armenischen Christen Osmanischen Reich, was von der Mehrheit der osmanischen Elite als zu nutzen. Emiedrigung aufgenommen wurde, die von der englisch-ttirkischen Auf dem intemationalen Berliner Kongress (1878) wurde die Konvention vom 4. Juni 1878 noch verstarkt wurde, nach der Verordnung des Vertrages von San Stefano (1877), hauptsachlich Kleinasien ein Protektorat Englands wurde. Seit dieser Zeit erhob sich unter dem Druck Englands, faktisch aufgehoben: Die europaischen die „armenische Frage" im Osmanischen Reich in ihrer ganzen Machte befiirchteten ein ubermaBiges Erstarken Russlands in dieser Bedeutung. Die Osmanen begannen radikale Methoden zur Losung Region. Der nachfolgende Abzug der russischen Truppen aus den dieser ,,Frage“ zu suchen. Der erste Schritt der radikalen Losungen bereits eroberten osmanischen Territorien brachte nicht nur einen war die Schaffung der Gamidie-Kavallerie, die ausschlieBlich aus neuen Strom armenischer Umsiedler im Transkaukasus hervor, Kurden bestand, die seit jeher den Armeniem auBerst feindselig sondern fiihrte auch zur betrachtlichen Radikalisierung der politischen gegeniiberstanden. Ziel dieser MaBnahme war die Vertreibung der Bewegung der enttauschten Armenier. Eine Folge dieser Radikali­ Armenier aus den fiinf Vilayets, wo sie zu jener Zeit die Mehrheit sierung der politischen Stimmung der Armenier im Osmanischen ausmachten (Bitlis, Musch, Bajaset und Diarbekir) und die Auflosung Reich war die Griindung der Foderation Armenischer Revolutionare von Provinzen mit kompakter armenischer Bevolkerung. Seit dieser (Daschnakzutjun) im auslandischen Feindesland des letzten Krieges, Zeit begann die kurdische Kavallerie, mit geheimer Unterstiitzung der dem Osmanischen Reich, im Russischen Imperium. Sie wurde 1890 in osmanischen Administration, die ihr gestellte Aufgabe zu losen: die Tiflis gegriindet mit dem offiziellen Ziel der Selbstverteidigung und gewaltsame Vertreibung der Armenier aus den genannten Vilayets. Emanzipation der Armenier. Vielerorts wurde diese „Vertreibung" von schrecklichen Verbrechen Viele Jahre intemationaler Forderungen nach Reform der Lage der begleitet.160 armenischen Bevolkerung des Osmanischen Reiches und der Zuerkennung der administrativ-kulturellen Autonomie fmchteten langsam und unbefriedigend und waren von der weiteren Radikali­ lwAbdul-Hamid 11. bestieg den Thron am 31. August 1876 in einer schweren sierung der politischen Organisationen der Armenier begleitet. Die Zeit des Reiches. Der Staatsbankrott 1875 schnitt die Moglichkeit der Kreditierung ab; in Bulgarien und Herzegowina begannen revolutionare erneute blutige Niederschlagung der gesteigerten politischen Aktivitat Unruhen, Serbien und Montenegro traten mit Unterstiitzung Russlands in den der Armenier fiihrte zu zahlreichen Opfem beim armenischen Volk in offenen bewaffneten Widerstand gegen das Osmanische Reich, das praktisch den Jahren 1894-1896 und zur Massendeportation von Armeniem ohne Verbiindete dastand. Die erste staatliche MaBnahme des neuen Sultans wahrend des Ersten Weltkrieges. war die Proklamierung der Gleichberechtigung aller ihm unterstehenden Reiehe, darunter auch der Armenier, (Erlass vom 23. Dezember 1876). Die diplomatischen Schritte der europaischen Machte zum Schutz Russland, das die Schwache des Osmanischen Reiches ausnutzte, erklarte der Interessen der Armenier des Osmanischen Reiches wurden dort diesem am 24. April 1877 den Krieg, der mit der Entstehung der nicht seiten als beleidigende und emiedrigende Einmischung in die unabhangigen Staaten Rumanien, Serbien und Bulgarien, wesenlichen inneren Angelegenheiten des Reiches aufgenommen. So bereits nach Kontributionen zu den Militarausgaben Russlands und der Eroberung der Gebiete Serbien und Montenegro fur Russland endete. Der Berliner Kongress dem Vertrag von Paris 1856, der den Armeniem des Osmanischen vom 13. Juli 1878 kostete dem Sultan unter anderem den Verlust von Bosnien Reiches unter dem ,,Schutz“ der europaischen Machte, eine Zentral­ an die Osterreicher, Zypem an die Englander, ein Sechstel von Thessalien an regierung verschaffte und sich die Beziehungen der Osmanen die Griechen. Alle diese Verluste mussten zur Erhohung der inneren insgesamt zu den Armeniem wesentlich abkiihlten. Noch mehr Spannung im Reich fiihren. l60Vgl.: deren Beschreibung in Granat i K, 1910, Band 3, S.530-531. 99 Nun waren die Hoffnungen der Armenier wieder auf den deren Zerschlagung Armenien Unionsrepublik wurde. Die DreiBiger Transkaukasus gerichtet, wohin eine neue Welle armenischer Jahre in Armenien waren, wie uberall in der UdSSR, Jahre der Fluchtlinge stromte und ihre politische Aktivitat iibertragen wurde. Zwangskollektivierung, erschreckenden Repressalien gegen das Jedoch auch die Regierung des Zaren war nicht geneigt, das Streben armenische Kleinbtirgertum und die nationale Intelligenz und der der Armenier nach einer irgendwie gearteten Autonomie zu begriiBen: Industrialisierung auf Kosten einer verarmenden Landwirtschafit. Die Tatigkeit der mildtatigen und kulturellen armenischen Organisa- 1954 erfolgte die Teilrehabilitierung der unterdruckten Armenier. tionen wurde eingeschrankt, nationale revolutionare Gruppen wurden Und das in nicht geringem Umfang auf der Gmndlage der Bemiihun- verfolgt. Mit der Zeit ging es so weit, dass das Vermogen der Armeni­ gen des damaligen Handelsministers Anastas Mikojan. Armenien schen Kirche an den Staat fiel. Armenische Radikale erwiderten in wurde fur die Riickkehr der Armenier aus der Diaspora geoffnet, was dem ihnen eigenen Geist: Terror gegenuber den zaristischen Beamten, ein bis dahin nie dagewesener Schritt der kommunistischen Macht- Geiselnahme, vereinzelt kleine Putsche u.a. Von 1905-1907 gab es haber war. blutige ZusammenstoBe der Armenier mit den Aserbaidschanem auf Ich erlaube mir ausfiihrliche Zitate aus der Arbeit des beruhmten dem Territorium von Nord-Aserbaidschan, insbesondere in Berg- aserbaidschanischen Historikers Dschamil Gasanly „Aserbaidschan- Karabach. skij krisis i natschalo Cholodnoj Wojny 1941-1946 (Die aser­ Schon diese Vorkommnisse lieBen bei vielen Politikem Zweifel an baidschanische Krise und der Beginn des Kalten Krieges. 1941- den Moglichkeiten der Schaffung eines armenischen Staatsgebildes im 1946)“, Moskau, „Geroi otetschestwa“, 2006, der Einleitung und aus Siidkaukasus, das friedlich mit seinen nichtarmenischen Nachbam seinem Artikel „Neobosnowannye pretensii armjan na Karabach w zusammenleben wiirde, aufkommen. Nach der Schaffung der sowjetskoe wremja (Die unbegrtindeten Anspriiche der Armenier auf Republik Armenien (28.5.1918) auf Initiative von Daschnakzutjun, Karabach in der sowjetischen Zeit“) in IRS, Nasledie. Meschdunarod- was fiir das armenische Volk ein historisches Ereignis war, und das nyj aserbaidschanskij schumal, N6, 2006, S. 24-28. durch viele bewaffnete Konflikte der jungen Republik mit den „Im November 1945 gab das Politburo des ZK der WKP(b) die aserbaidschanischen, georgischen und tiirkischen Nachbam wegen Erlaubnis auf Repatriierung der im Ausland lebenden Armenier nach ihrer territorialen Anspriiche auf Sangesur, Karabach, Nachitschewan. Sowjet-Armenien, und am 2. Dezember wurde der entsprechende Bortschaly und andere Gebiete getrubt wurde. Am 29. November Beschluss des Rates der Volkskommissare der UdSSR in der Presse 1920 festigte sich in der Republik Armenien die Bolschewistische veroffentlicht. Dieser Schritt war bedingt durch das Streben der Macht16', die den ,,Ostvertrag“ (16.3.1921) mit der Tiirkei abschloss. russischen Regierung, die Gebietsanspruche I. Stalins gegenuber der Darin verzichtet Sowjetmssland auf Kars, das Araratgebiet und andere Tiirkei zu begriinden, der rund 360.000 - 400.000 Armenier nach Gebiete und es wurde eine verbindliche Grenzziehung beschlossen. Armenien umgesiedelt hatte und danach der ganzen Welt erklaren Im Oktober 1921 wurde dieser Vertrag von alien transkaukasi­ wollte, dass die Armenier zwar in ihre Heimat zuriickgekehrt waren, schen Republiken ratifiziert. Paragraph 3 des Vertrages bestimmte die aber nirgendwo wohnen konnten. Autonomie Nachitschewans unter aserbaidschanischem Protektorat. Die Anspriiche der UdSSR bezuglich der ostlichen Gebiete der wahrend Sangesur an die Republik Armenien ging. Am 7. Juli 1923 Tiirkei wurden von W. Molotow in Moskau bei den Verhandlungen wurde per Dekret das „Autonome Gebiet Berg-Karabach“ innerhalb mit dem tiirkischen Botschafter S. Sarper am 7. und 18. Juni 1945 der Republik Aserbaidschan geschaffen. Von 1922 bis 1936 bildete geauBert. Eilends wurde die Flache des Gebietes vermessen, das die Armenien zusammen mit Georgien und Aserbaidschan die Transkau- UdSSR der Tiirkei wegnehmen wollte. Es wurden entsprechende kasische Federative Sozialistische Sowjetrepublik (SSFSR), nach Karten erstellt und es wurde an der Aufteilung dieser Gebiete zwischen Armenien und Georgien gearbeitet." Der Lowenanteil des 161 Die gegen die Bolschewiki opponierende Regierung des sogenannten „Berg- Gebietes von 26.000 qkm sollte an Armenien gehen. Die Uber- Armenien“ hielt sich in Sangesur bis Juli 1921. 100 101 zeugung des Kremls, neue Gebiete zu erhalten, war so groB, dass konkrete Beispiele. Gleichzeitig bestand der Fiihrer von Aser­ selbst ein Sekretar (ein Armenier) des Karrskij Gebietskomitees der baidschan darauf, „...dass bei der Priifung der Frage iiber den NKAO- Kommunistischen Partei Armeniens emannt wurde. Die Anschluss an die Armenische SSR auch die Frage des Anschlusses der Unnachgiebigkeit der Tiirkei und die Unterstutzung ihrer neuen Rayone Asisbekowskij, Wedinskij und Karabaglarskij der Armeni­ Verbiindeten im Westen machten jedoch die Plane der Machthaber in schen SSR, die an die Republik Aserbaidschan angrenzen und bevor- Moskau und Eriwan zunichte. zugt von Aserbaidschanern besiedelt sind, an die Aserbaidschanische Die Ereignisse des gleichen Jahres in Sud-Aserbaidschan und die SSR zu erortem ist". Wahrscheinlichkeit seines Anschlusses an das sowjetische Der Anschluss von Berg-Karabach an die Armenische SSR gelang Aserbaidschan gaben dem sowjetischen Armenien neue Eloffnungen zu diesem Zeitpunkt nicht, aber im Zusammenhang mit der auf die territoriale Erweiterung, nun bereits auf Kosten von Ubersiedlung auslandischer Armenier nach Sowjet-Armenien wurde Aserbaidschan. „Am 28. November iibergab der Sekretar des ZK der beschlossen, mit Unterstutzung Armeniens und mit Zustimmung WKP(b) G. Malenkow dem Fiihrer von Aserbaidschan M. Dsch. Moskaus, 100.000 Aserbaidschaner aus ihren Heimatorten in Bagirow einen Brief des armenischen Fiihrers Arutjunow zur Armenien in die Aserbaidschanische SSR zu deportieren (Beschluss Kenntnisnahme, der insbesondere schrieb:“...Der Anschluss Berg- 4083 des Ministerrats der UdSSR vom 23. Dezember 1947, unter- Karabachs an Armenien wiirde seiner Entwicklung sehr forderlich zeichnet von Stalin). Ab diesem Zeitpunkt begann der Prozess der sein und wurde die Wirtschaft verbessem.... Davon und von dem Bildung einer monoethnischen Bevolkerung auf dem Territorium der Wunsch der Bevolkerung von Berg-Karabach ausgehend, legen das Armenischen SSR, der nach dem Zerfall der UdSSR und der Zentralkomitee und der Sownarkom (Volkskommisariat) von Griindung der Republik Armenien erfolgreich abgeschlossen wurde. Armenien dem ZK der WKP (b) und der Unionsregierung die Frage Nach dem Beschluss iiber die Umsiedlung der Armenier aus der des Anschlusses des Gebietes Berg-Karabach der Aserbaidschani­ Diaspora in die Armenische SSR konnte Armenien ein „Zentrum" der schen SSR an die Armenische SSR als Karabachskaja Oblast zur armenischen Welt werden, der gesamten armenischen weltweit Erorterung vor." Wir weisen darauf hin, dass sich auch im Falle eines verstreuten Diaspora. Mit der Festigung dieses „Zentrums" war die hypothetischen Anschlusses des Gebietes Berg-Karabach Armenien schreckliche Tragodie des armenischen Volkes von 1915 allmahlich in eine „Reserve41 auch fur die weiteren territorialen Anspriiche offen der internationalen Diplomatie kein Tabu mehr, und es wurden immer hielt: bekanntlich ist Karabach nicht nur Berg-Karabach, sondem auch deutlicher die territorialen Anspriiche der Armenier artikuliert. das Flachland. Und die von Amtjunow geplante Bezeichnung „Kara­ Zum Katalysator fur diese Anspriiche wurde wahrend der Zeit der bachskaja Oblast“ weist klar auf die Moglichkeit weiterer territorialer Perestrojka Gorbatschows der Kampf der armenischen Gemeinde von Anspriiche hin. Berg-Karabach, zuerst fur den Anschluss an die Republik Armenien Am 10. Dezember 1945 sandte M. Dsch. Bagirow eine Antwort an und danach fiir die Unabhangigkeit. Dieser Streit eskaliert nach der G. Malenkow, in der er iiber Berg-Karabach als historisches 1994 erfolgten Besetzung von rund 20% des aserbaidschanischen aserbaidschanisches Gebiet schrieb, auf dem viele Jahrhunderte lang Territoriums durch die Armenier und einem befristeten Waffen- aserbaidschanische Staatsgebilde bestanden und auf dem die stillstand zum Krieg. Am 23. August 1990 proklamierte das Parlament Armenier, eine zugewanderte Ethnie, eine ungewohnliche Aggressi- von Armenien die Republik zu einem souveranen Staat und benannte vitat gegeniiber der angestammten Bevolkerung an den Tag legten. sie in Republik Armenien um. Im Referendum von 21. September Beziiglich der Verbesserung der „Leitung der Wirtschaft" von Berg- 1991 stimmten 99,3 der Abstimmenden fiir den Austritt der Republik Karabach merkte M. Dsch. Bagirow an, Aserbaidschan leiste „eine Armenien aus der UdSSR. Armenien blieb jedoch eines der aktivsten riesige Arbeit beziiglich der wirtschaftlich-politischen und kulturellen Mitglieder der GUS und erlaubte Russland im Marz 1995 die Entwicklung der Region Berg-Karabach" und nannte dafur viele Errichtung einer Militarbasis in Gjumri, an der tiirkischen Grenze. Mit

102 103 der Annahme einer neuen Verfassung im Juli 1995 ging Armenien 6. Der Safawiden- (Kisilbasch-) Staat in der ersten zum Modell der Marktwirtschaft iiber, festigte die Grundlagen des Halfte des 18. Jahrhunderts im Kampf mit den Rechtsstaates und die demokratischen Prinzipien der Innenpolitik. Khanaten von Nord-Aserbaidschan

„In der Rede des Menschen ist nicht die objektive Wahrheit wichtig; nicht sie wird angestrebt, sondem die Moglichkeit der Einflussnahme auf den Men­ schen. “ Rafik Abdrachmanow

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfuhr der Safawidische Staat, dessen Herrschaft die aserbaidschanischen Beyliks und die Khanate unterstanden, den wirtschaftlichen und politischen Zerfall. Der Niedergang von Handel und Gewerbe war bedingt durch die abnehmende Bedeutung der KarawanenstraBen iiber Land und des europaisch-asiatischen Transithandels in Folge der ErschlieBung des Seewegs nach Indien um Afrika im 17. Jahrhundert durch die Europaer, der bereits an der Schwelle des 15. und 16. Jahrhunderts eroffnet worden war. Je mehr sich die Kassen der Schahs leerten, desto schwerer wurden die Abgaben, die auch die aserbaidschanischen Beyliks, Meliktiimer, Khanate und die anderen nachfeudalen halbstaatlichen Gebilde zu entrichten hatten. Besonders schwierig wurde die wirtschaftliche Lage dieser aserbaidschanischen Gebilde unter Schah Hussein (1694-1722), einem sehr schwachen Herrscher, der ganz unter dem Einfluss der schiitischen Geistlichkeit und einer habsuchtigen Hofclique stand. Von 1698-1701 wurden die Steuern so radikal erhoht, dass die meisten Ortschaften unabhangig von ihrem Umfang und der Anzahl der Bewohner bis zu je 30 Tuman162 zahlen mussten, und durch die Steuern entstand wirkliche Armut. Erhoht wurden die Steuern auch fur die nomadisierenden aserbaidschanischen Stamme und erstmals wurden der christlichen Geistlichkeit Steuern auferlegt, die unter den vorherigen Schahs Privilegien hatte.163

lwEin Tuman war damals eine persische Wahrungseinheit (ein Goldstiick im Wert von zehn Rubel). lwZur Steuerpolitik von Schah in Aserbaidschan Vgl.: Histoire d'Aghovanie „Collection d'historienc Armeniens“, traduits par M. Brosset, t.II, SPb., 1876, p. 203-205 (weiter als „Collection...“ bezeichnet); „Schurnal Wolynskogo".- E. S. Sewakin: Aserbaidschan w natschale XVIII weka (Aserbaidschan An- fang des 18. Jahrhunderts) „Iswestija obschtschestwa obsledowanija i 104 105 Der Steuerdruck war von einem religiosen Druck begleitet. Schah Gleichzeitig nahmen Ali-Sultan Ilisujskij und die Dscharo- Hussein nahm die grausame Verfolgung der Sunniten wieder auf, die Belikanzy die Gebiete Scheki, Kabala, Kasach, Segam und Scham- in Nord-Aserbaidschan (Scheki, Schemacha, Derbent und anderen chor bis zur Umgebung von Gjandscha ein. 1717 nahmen die aser­ Regionen und Orten) zahlreich waren. Es kam so weit, dass die baidschanischen Nomadenstamme der Muganer Steppe den vom Sunniten fur vogelfrei erklart, die sunnitische Geistlichkeit verboten, Safawidischen Schah gesandten Herrscher (Khan) nicht an und sunnitische Mullahs zum Tod verurteilt und sunnitische Moscheen wahlten an seiner statt einen Fiihrer aus den eigenen Reihen. Die entweiht oder zerstort wurden. Die Folge der Verstarkung der Aufstande nahmen so bedrohliche AusmaBe an, dass der Schah zu staatlichen Abgaben und der religiosen Intoleranz war eine ganze ihrer Niederschlagung groBe Truppenverbande entsandte, denen es Periode von Aufstanden gegen die Macht des Schahs. Einer der ersten gelang, Schemacha einzunehmen. Surchaj-Khan und Hadschi Dawud Aufstande ereignete sich in Siid-Aserbaidschan, in der Gegend von fuhrten den Krieg in den Bergen weiter fort und bedrohten Soudschbulak, wo sich die aserbaidschanischen Nomadenstamme Schemacha, bis sie 1719 besiegt wurden. Hodscha Dawud wurde ,,Terekeme“ erhoben.164 1711 begann eine aufstandische Bewegung in ergriffen und in Derbent gefangen gesetzt.166 Einer der Griinde fiir die Dagestan, die rasch Nord-Aserbaidschan ergriff. An der Spitze der Niederlage war, dass der sunnitische Fanatismus der Anffihrer der Bewegungen stand, wie zu erwarten war, ein Vertreter der Bewegungen die Aserbaidschaner abstieB, die mehrheitlich (auBer in sunnitischen Geistlichkeit, Hadschi Dawud, der sowohl in Schirwan den Gebieten Scheki, Schemacha und Kuba) Schiiten blieben. als auch in Scheki viele Anhanger hatte. Einige Urkunden lassen den Die Hilflosigkeit der Schah-Regierung unter Hussein-Schah war so Schluss zu, dass Dawud unter starkem osmanischem Einfluss stand. groB, dass sie zu Beginn des Aufstands der Afghanen in Persien Weitere Anfiihrer dieser Aufstande wurden Tschulak-Surchaj-Khan, Hodscha Dawud aus der Gefangenschaft entiieB und den Khanen von Achmed-Khan-Uzmij von Kajtag und Ali-Sultan von Elisui. Ersterer Dagestan groBe Subventionen gab in dem Versuch, sich nun im hatte kurz vor den Aufstanden ein gesondertes Khanat in Kasi- Kampf gegen die Afghanen auf diese zu stiitzen. Unter Ausnutzug Kumych gegriindet (friiher, vor 1640, war Kasi-Kumuch Herrschafts- dieses Umstandes erklarten Hodscha Dawud, Surchaj-Khan und gebiet eines Schamchals), der zweite wirkte hauptsachlich in Dagestan andere Khane von Dagestan dem Schah und dem Schiismus erneut und der Dritte hatte Einfluss auch auf die Dscharo-Belakansker den Krieg. Sie nahmen die Stadt Schabiran ein, eroberten Schemacha, sogenannten freien Vereinigungen (,,Dschamaaty“). veranstalteten dort ein Massenblutbad unter dem schiitischen Adel 1711 fielen die Truppen des Hodscha Dawud in das Khanat Kuba und dem Kaufmannsstand, unternahmen einen Feldzug nach Sud- ein, belagerten und eroberten die Festung Chudat, die Residenz der Aserbaidschan und nahmen die Stadt Ardabil ein. Gegen 1722 war ausgelieferten Safawidischen Regierung von Sultan Achmed-Khan Schirwan fast ganzlich von den Aufstandischen besetzt. Das von Kuba, wobei der Khan selbst getotet wurde. 1712 zogen Surchaj- Osmanische Reich, das an der Schwachung Persiens interessiert war, Khan von Kasi-Kumych und Hodscha Dawud nach Schemacha und untersttitzte nach Kraften die Khane von Dagestan und Hadschi eroberten es mit Hilfe der ortlichen Sunniten. Schweres Leid wurde Dawud. 1723 marschierten die Truppen des Osmanischen Reiches dabei dem schiitischen Adel und den dort befindlichen russischen nach Georgien und danach nach Nord-Aserbaidschan. Kaufleuten zugefijgt (letzteren wahrscheinlich durch Aufhetzung Diese Ereignisse veranlassten die russische Regierung, sich in die seitens der osmanischen Regierung).165 kaukasischen Angelegenheiten einzumischen: Eine Militarexpansion

isutschenija Aserbaidschana“, №8, Ausg. 4, Baku, 1929), S. 12 (Nachfolgend damals ein riesiger Betrag, geraubt wurden. Die Hinweise iiber die Kaufleute als „Schumal A. Wolynskogo“ bezeichnet). kamen aller Wahrscheinlichkeit nach von osmanischen Spionen. l64Collection..., t.II, p. 206. '“’Vgl.: Butkow P.G.: Materialy dlja nowoj istorii Kawkasa s 1722 po 1803 I65E s wurden - nach einer Reihe von Hinweisen - bis zu 300 russische Kaufleute godu (Materialien fiir eine neue Geschichte des Kaukasus von 1722 bis 1803). ermordet, denen Waren im Wert von 400 Tuman (4 Millionen Rubel Silber). Teil I. St. Petersburg., 1869, S. 3; Collection..., Bd. П, S. 214 ff. 106 107 des Osmanischen Reiches in die transkaukasischen Lander und eine aufstandischen Afghanen, Mahmud, die Unordnung in Persien Besetzung der kaspischen Hafen durch das Osmanische Reich wiirde ausnutzend, nahm im Herbst 1722 nach siebenmonatiger Belagerung der weiteren Entwicklung der Handelsbeziehungen zwischen die safawidische Hauptstadt Isfahan ein, sturzte Schah Hussein Aserbaidschan und Russland groBen Schaden zufiigen. Zu Anfang des Safawid vom Thron, setzte ihn gefangen und erstieg selbst den Schah- 18. Jahrhunderts wurden aus Aserbaidschan und im Transit iiber Aser­ Thron. Deshalb hielt es Peter I. ftir notwendig, mitzuteilen, dass baidschan Seiden-, Woll- und Baumwollstoffe, Teppiche, Schals, Russland nach der Okkupation des Transkaspischen Gebiets nicht bearbeitete Schaffelle, Fayencegeschirr, Rohseide, Baumwolle, Krieg gegen Persien fiihren wiirde, sondern nur „die Aufstandischen Saffian167, Tabak, Reis, Trockenfriichte und Kaffee nach Russland bestrafen“ (Hadschi Daud und Surchaj-Khan von Kasikum) und den ausgefiihrt. Von Russland wurden nach Aserbaidschan eingefiihrt: ,,rechtmaBigen“ Anwarter auf den Schah-Thron Tachmasp II. unter­ hollandische, englische und russische Tuche, gefarbte Leinwand, stutzen wolle, den Sohn des von den Afghanen abgesetzten und Stoffe16*, Spitze, Nadeln, Schreibpapier, Glas, Felle und selbst Waren, gefangen gehaltenen Schah Hussein. deren Ausfuhr aus Russland verboten war: Stahl, Metalleinfassungen Im Herbst 1722 besetzten russische Truppen Derbent und im fur Heiligenbilder aus Buntmetallen, Honig, Zinn, Schweinefleisch Sommer 1723 Baku. Am 12. September 1723 wurde zwischen Russ­ u.a. land und dem Botschafter von Tachmasp II., der in den transkaspi­ Peter I. nutzte als Vorwand fur die Bewegungen der russischen schen Gebieten von Ismail-Bek gefangen gehalten wurde, das Truppen in den Kaukasus den Tod der russischen Kaufleute, die in Petersburger Abkommen geschlossen, nach dem Russland Tachmasp Schemacha ermordet worden waren, sowie den Schutz der Christen im II. seine Unterstiitzung im Kampf gegen die Afghanen zusagte, wofiir Kaukasus.169 Aber das eigentliche Ausrticken konnte erst 1722 nach es im Gegenzug den Kiistengiirtel Dagestans und Nord-Aser- Beendigung des Krieges mit Schweden beginnen. Tatkraftige Unter- baidschans, sowie Giljan und Masanderan erhalten sollte, d.h. die stiitzung fur die russische Offensive bekam der Zar von Wachtang VI. gesamte West- und Sudkuste des Kaspischen Meeres. Jedoch aner- von Kartli und den Christen (Albanern und Armeniem, insbesondere kannte der wankelmiitige Tachmasp II. unter dem Druck ein- dem Kaufmannsstand), die in Karabach, Sangesur und Nachitschewan flussreicher Hoflinge und einer turkischen Lobby das Petersburger lebten. 1722 erhoben sie sich unter dem Anfuhrer Dawid-Bek Abkommen nicht an. Danach zogerte Peter I. mit weiteren Kriegs­ zunachst gegen Persien, danach (ab 1724) gegen das eindringende handlungen und die Tiirkei, von Frankreich unterstiitzt, entsandte Osmanische Reich bis 1730, als dieser Aufstand, der 12 Jahre Truppen nach Georgien und in das nordaserbaidschanische Gebiet. gedauert hatte, von den osmanischen Tmppen niedergeschlagen 1723-1728 leisteten die Meliks von Karabach unter Dawid-bek den wurde.170 Truppen von Tachmasp II. den starksten Widerstand. In einer Reihe Die russischen Truppen kamen zu der Zeit in die Transkaspischen von erbitterten Kampfen schlugen sie die Verbande des Schahs und Gebiete, als auBerhalb Persiens der Krieg der Schah-Regierung gegen erklarten daruber hinaus das gesamte Gebiet der Meliktiimer von die aufstandischen Kurden und Afghanen tobte. Der Anfuhrer der Karabach zum autonomen Furstentum. Tachmasp II. ernannte voriibergehend Dawid-bek zum Fiirsten und verlieh ihm das l67Saffian - feines, weiches, gewohnlich farbig mit Pflanzen gegerbtes Leder aus Miinzrecht. Aber 1728 zerstorten Truppen des osmanischen Sultans Hammel- und Schaffell. Wird fur den Bezug von Mobeln, fur Schuhe und das Meliktum von Dawid-bek. Galanteriewaren u.a. verwendet 1724 wurde unter Einflussnahme der franzosischen Regierung lftSStoff- dekoratives, glattgestrichenes Tuch mit komplizierter Stoffzeichnung. Der Hauptgrund fur die Expansion Peters war jedoch die Seide - seinerzeit zwischen Russland und dem Osmanischen Reich der Friede von die wichtigste strategische Ware aufgrund ihrer sanitaren Funktion: es gab Konstantinopel geschlossen, nach dem das Osmanische Reich die damals kein besseres Mittel gegen Flohe und Lause, die Seidenbekleidung Herrschaft Russlands iiber alle im Petersburger Abkommen 1723 nicht ,,ausstehen“ konnten. aufgefiihrten Gebiete anerkannte. Gleichzeitig wurden nach dem l70Vgl.: David-beg. - Collection..., t. II, p. 221-254 108 109 Abkommen die restlichen Teile von Nord-Aserbaidschan, Ostgeorgien zum Osmanischen Reich. Die Regierung von Zarin Anna (1693-1740, und groBe Teile Persiens an das Osmanische Reich abgetreten. Die Zarin ab 1730), die sich ein Militarbundnis mit dem Safawiden-Staat Anerkennung von Tachmasp II. als Schah des Safawiden-Staates gegen das Osmanische Reich sichem wollte, verzichtete zugunsten durch beide Machte wurde von der Erfiillung durch ihn der des Safawiden-Staates auf Giljan und Masanderan (1732), und gemaB Bedingungen des Vertrages von Konstantinopel 1724 abhangig dem Vertrag von Gjandscha 1735 trat man dem Safawiden-Staat die gemacht. Die formal Vasallen des Osmanischen Reiches gewordenen Herrschaft iiber Nord-Aserbaidschan und Dagestan ab mit der Surchaj-Khan von Kasi-Kumuch und Hodscha Dawud, der vom Bedingung, dass der Safawiden-Staat das Militarbundnis mit Russland Osmanischen Reich in den Rang des Khans von Schirwan erhoben aufrecht erhalten und nicht einen Separatfrieden mit dem worden war, veriibten Einfalle in das an Russland iibergegangene Osmanischen Reich schlieBen wiirde. Territorium. Wahrend dessen nahm Nadir 1734 Schemacha ein, besiegte in Durch die Uberwindung der Zentrifugalkrafte im Safawiden-Staat Dagestan Suraj-Khan von Kasi-Kumych, den er auch in die Flucht und die Bestatigung seiner Staatlichkeit in den 30-er Jahren des 18. schlug, der in Schirwan seit 1728 als Statthalter des Osmanischen Jahrhunderts durch Nadir-Schach gelang es letzterem dem Reiches geherrscht hatte, unterwarf einen Teil Dagestans und eroberte Osmanischen Reich eine Reihe von Niederlagen zuzufugen und erneut 1735 Gjandscha. Der Vertrag von Gjandscha desselben (1735) Jahres auch das gesamte Safawidische Reich einschlieBlich des Gebietes von verletzte Nadir: 1736 schlossen Bevollmachtigte Nadirs in Erzurum Nord-Aserbaidschan zu beherrschen. Gegen Ende der 20er Jahre des einen Vertrag mit dem Osmanischen Reich, das dem Reich Nadir- 18. Jahrhunderts profilierte sich Heerfuhrer Nadir171 aus einer Sippe Schahs (dieser Staat entstand an der Stelle des Safawiden-Staates nach der Kysylbasch, eines Nomadenstammes der Afscharen abstammend, Gurultaj 1736) alle Gebiete zuriickgab, die gemaB dem Vertrag von im Safawidischen Reich durch herausragende militarische Erfolge. 1724 an ihn gefallen waren. Der gesamte ostliche Transkaukasus und Unter seiner Leitung wurden die Afghanen aus dem Land vertrieben ein Teil Ostgeorgiens fielen erneut unter die Herrschaft Persiens. und die Osmanen erlitten zahlreiche Niederlagen. 1730 wurden die Noch im Jahre 1732 setzte Nadir den Safawidischen Schah osmanischen Truppen aus dem gesamten Siidaserbaidschan ver­ Tachmasp II. zugunsten seines Sohnes Abbas III. vom Thron ab. Nach trieben. Russland hatte es nun mit dem erstarkten Safawiden-Staat zu dem Ende des siegreichen Krieges gegen das Osmanische Reich tun. Gleichzeitig verschlechterten sich die Beziehungen Russlands beschloss Nadir den Titel Schah anzunehmen, nachdem er sich cine „VolkswahT geschaffen hatte. Im Marz 1736 berief Nadir auf dem Territorium von Nord-Aserbaidschan, in der Muganer Steppe, in der 171 Dies schrieb iiber ihn der bekannte kasachische Denker und Historiker Schakarim Kudajberdiew: “Wahrend der Regierungszeit von As-Tauke. als Nahe des Zusammenflusses von Kura und Araxes, einen Gurultaj die Kasachen am Amu-Darja lebten, brachte der tiirkische Stamm Aschkol (Versammlung) des feudalen Adels, der moslemischen Geistlichkeit, (Afschar), der frtiher den Persern unterstellt war, aus seinen Reihen einen sowie von Altesten der Stadte und sogar einigen Vorstehern von starken Mann namens Nadirschah hervor, der ganz Persien zu erobem wusste. Stadtvierteln und Dorfern, insgesamt iiber 20.000 Menschen aus dem Aus Angst vor ihm ziehen die Kasachen erneut weiter, nun bereits zu den Ufern des Syr-Darja“. Vgl.: Schakarim Kudajberdiew. Rodoslownaja gesamten Staat und seinen Untergebieten, darunter auch der (Stammbaum). In: Kasachi (Die Kasachen), Band 3. Genealogija. nordaserbaidschanischen Territorien. Auf diesen Kurultaj wurde auch Redakzionno-isdatelski zentr ,,IDK-TIPO“, Almaty 1998, S. 210. Uber die der Etschmiadsiner Patriarch-Katholikos Abraam Kretazi eingeladen, Art der „Srednego schusa kanly“: (Kanly (Kangly) - bedeutet „arba". d.h.. der eine farbenreiche Schilderung des Kurultajs gibt. Die wer einen Arba fahrt. Die friihere Bezeichnung ,,enli“ bedeutet Abkommlinge aus einem Zweig der Uiguren. Sie waren ein starkes und kluges Geschlecht. Versammelten wurden in Gruppen eingeteilt, damit sich die Vertreter Die osmanischen Tiirken in Stambul sind ebenfalls Nachfahren der Kanly" jedes Gebietes zusammen versammeln konnten. Danach wurde ihnen Vgl.: a.a.O., S. 224. Viele dieser interessanten Angaben von Kudajberdiew der „Erlass des groBen Khans“ (Nadirs) offenbart: Nadir gab vor, dass halten der Kritik auf der Grundlage zeitgenossischer historischer Daten nicht er selbst „iiberanstrengt und miide geworden sei und nicht mehr weiter stand.

110 i n Krieg fuhren kann“ und forderte die Versammelten auf, aus ihrer sker freien Vereinigungen, die „Dschamaaty" (bereits im 16. Jahr­ Mitte einen zuverlassigen Schah zu wahlen. Die Teilnehmer dieses hundert im Nordwesten von Nord-Aserbaidschan gegriindet). Im von Nadir gut vorbereiteten Gurultaj, die teils mit Geschenken gekauft Kampf mit den Dschamaaten wurde die persische Armee in der und teils mit ihren friiheren ,,Sunden“ eingeschiichtert worden waren Schlacht bei Kach im Herbst 1738 vemichtend geschlagen. Dabei fiel und einander nicht trauten, beschlossen keinen anderen zum auch der Oberbefehlshaber im Transkaukasus selbst, Ibrahim-Khan, Kandidaten zu bestimmen als Nasir, der an der Versammlung nicht der Bruder Nadir Schahs.173 direkt teilnahm. Von den Aufstanden in Nord-Aserbaidschan und anderen Teilen Mit dem gefassten Beschluss erschienen die Mitglieder des des Landes muss ein Aufstand 1738 und ein besonders groBer im Gurultajs auch zur festgesetzten Zeit „und sogar friiher, aus Angst sich Jahre 1743 erwahnt werden. Eine direkte Voraussetzung fiir die zu verspaten“ in Nadirs Hauptquartier. Letzterer lie/3 sich, die Aufstande 1743 war paradoxerweise mit der reichen Kriegsbeute Komodie der angeblichen Weigerung zu Ende spielend, schlieBlich Nadir Schahs nach dem erfolgreichen Indienfeldzug (1738) ver- bewegen und erklarte sich zur Ubemahme des Schah-Throns bereit. bunden. Der Schah befreite nach dem Indienfeldzug alle Untertanen Dabei verpflichteten sich die Teilnehmer des Gurultajs zu Folgendem: drei Jahre lang von der Zahlung von Abgaben, schaffte aber danach zur Zustimmung zu einer Union von Schiiten und Sunniten zur selbst dieses Privileg wieder ab, und 1743 wurde mit der Eintreibung Versohnung mit den Sunniten; zur Schaffung einer neuen der Abgaben fur die vergangenen drei Jahre begonnen. AuBerdem Kompromiss-Staatsreligion; den neuen Schah von jeder feindseligen wurde der Umfang der Abgaben drastisch erhoht. Die Eintreibung der Handlung oder Verschworung gegen ihn zu unterrichten; Nadir nicht Abgaben bei nicht zahlungswilligen Schuldnem war von Misshand- daran zu hindem, seine Gegner hinzurichten u.a.172 1736 wurde Nadir lungen und Folterungen, dem Abschneiden von Nase und Ohren und als Schah eingesetzt. Die Dynastie der Safawiden wurde abgesetzt und dem Ausstechen der Augen u.a. begleitet. Das Ergebnis waren Auf­ an ihrer Stelle wurde die Afscharen-Dynastie bestatigt. Zum stande in diversen Teilen von Persien 1743. Oberbefehlshaber (Sipachsalar) im Transkaukasus wurde Nadir- Im Herbst 1743 brach ein Aufstand in Schirwan aus. Nach den Schahs Bruder Ibrahim-Khan ernannt. Worten von Muhammed-Kasim beteiligten sich an diesem Aufstand, Die Beliebtheit Nadirs im Staat erklarte sich aus seinen Erfolgen den der ortliche Adel initiiert hatte, bereitwillig „das einfache Volk bei der Befreiung des Landes von der Besetzung durch die Afghanen und der РбЬеГ.174 Die Aufstandischen nahmen die Stadt Schabiran und der Osmanen. Auf die breite Unterstiitzung eines ein, danach Ak-su, die von Nadir-Schah gegriindete neue Hauptstadt Befreiungskrieges unter Leitung Nadirs durch die Bevolkerung des Schirwans. Den Aufstandischen schloss sich auch der Teil der Landes weist der Zeitgenosse Nadirs, Scheich Muhammed-AIi-Chasin Kysylbasch-Truppen an, der aus aserbaidschanischen Nomaden- in seiner Autobiographie hin. In Bezug auf Nord-Aserbaidschan und stammen (Muganly - Bewohner der Muganer Steppe) bestand. Die den restlichen Transkaukasus, auf Kurdistan, Afghanistan. Aufstandischen wurden jedoch in der Schlacht bei Bagischach Turkmenistan und die usbekischen Khanate erwies sich Nadir als geschlagen, die Stadt Ak-su wurde von den Truppen des Schahs auBerst unersattlicher, grausamer Eroberer. Die Wiederherstellung der Herrschaft des Imperiums im ’Muhammed-Kasim (in anderen Quellen Muhammed-Ali Chasin genannt - I. Transkaukasus unter Nadir-Schah (1736-1747) erwies sich, trotz des R.). Tarich-i alem araj-i Nadiri. - Institut fur Ostwissenschaft der Akademie militarischen Talents des neuen Schahs, als nicht dauerhaft. Nadir der Wissenschaften der UdSSR, Handschriftenabteilung, дело 430 (in persiseher Sprache), Bd. 2, Blatt 6-a ff, Blatt 173z-1786 (nachfolgend genannt musste wiederholt Aufstande in Nord-Aserbaidschan und Dagestan Muhammed-Kasim, Bd., Blatt); Scheich Muhammed-Ali Chasin in: Mirsa niederschlagen. 1738 erhoben sich erfolgreich die Dscharo-Belakan- Muhammed Mechdi-Khan Asterabadskij. Tarich-i Naridi. Teheran, 1846, S. 167, 251-252 (Institut fur Ostwissenschaft der Akademie der Wissenschaften l72Mon histoire et celle de Nadir, ehah de Perse, par Abraham de Crete, der UdSSR). catholicos. - Collection..., v. II, p. 280ff. l74Muhammed-Kasim, Bd. 3, Blatt 130a.

112 113 zuriickerobert und ausgepltindert. Der Aufstand in Schirwan wurde Osmanen und von Raubern, von Kurden und Karatschorlu vom Statthalter des Schahs, Muhammed-Ali-Khan mit auBerordent- zerstort..."177 Von alien Einwohnern dieses Dorfes blieb nur ein licher Harte niedergeschlagen.175 Drittel unverletzt. 1747 starb Nadir Schah nach einem Putsch am Hof. Im gleichen Jahr gab es auch in Siid-Aserbaidschan Aufstande, die In Chorosan und im gesamten Transkaukasus und in Nord- ebenfalls von den Truppen des Schahs niedergeschlagen wurden.176 Aserbaidschan begann eine neue historische Epoche. 1744 wurde durch die Truppen des Schahs mit Unterstiitzung der georgischen Freunde, Tejmuras von Kartli und seinem Sohn Iraklij von Kachetien im Transkaukasus die gefahrliche Bewegung des selbstemannten Safi-Mirsa, eines angeblichen Sohnes von Schah Hussein, niedergeschlagen. In der Landwehr Safi-Mirsas waren viele gewohnliche Aserbaidschaner und Georgier, die besonders unzuf- rieden mit den Abgaben ftir den Schah waren. Im gleichen Jahr kam Nadir Schah in den Transkaukasus und pliinderte und verwtistete Nord-Aserbaidschan und Dagestan noch einmal. Bei diesem Uberfall belagerte Nadir Schah erfolglos die Festung „Gelersen ve gorersen“, in der die Aufstandischen des Kreises Scheki mit ihrem Anfuhrer (Hadschi Tscheljabi-Effendi), einem Abkommling der alten ortlichen Khandynastie, Unterschlupf gefunden hatten. 1744 war in Nord-Aserbaidschan ein Jahr schrecklichen Zerfalls. Der Transit- und der Binnenhandel sanken praktisch auf Null, die Stadte leerten sich. Schemacha, das in der ersten Halfte des 17. Jahrhunderts bis zu 50.000 Einwohner hatte, war nun fast menschen- leer. Aber am meisten litt die landliche Bevolkerung. Und mit den folgenden Strichen skizziert Abraam Kretazi 1736 das Leben eines nordaserbaidschanischen Dorfes: “Ich kam im tatarischen (d.h. aserbaidschanischen - J.R.) Dorf Chynzorek (Chynsyrak) an, das Kurtschi-Bek Pisianskij gehort, gelegen zwischen groBen, sehr hohen Felsenbergen... in schwindelnder Hohe waren in die Felsen Grotten oder Hohlen gegraben, in denen die Familien wohnten, die sich dort niedergelassen hatten.... mittels Ledergiirteln kamen sie herab und gingen sie hinauf; die Frauen hielten ihre Kinder auf den Riicken gebunden, und dort hatten sie auch GefaBe mit Wasser und andere notige Dinge. Nach oben gingen sie auf die gleiche Weise: der Giirtel wurde mit einem Seil hochgezogen, so dass kein Auslander Zugang zu ihnen hatte. Ihre Hauser (in den Orten im Tal - J.R.) waren von den

175A.a.O., Band 3, Blatt 100a-1046. l76A.a.O., Bd. 3, Blatt 130a. l77„Collection...“, T. 11, S. 315. 114 115 7. Die Russisch-Persischen Kriege um den Sudkaukasus kleine schwache Khanat Baku. Im Gebiet von Schemacha bildete sich und die Rolle des Khanats Karabach bei der Entwick­ erneut das Khanat Schirwan. lung der aserbaidschanischen Staatlichkeit Die westlichen Nachbam von Schirwan waren die kleinen Sultanate Kutkaschen und Aresch. Im Bereich der Stadt Scheki (oder „Nur wenige Gltickliche sind zufrieden und glucklich Nucha) hatte sich ein Nachkomme der alten ortlichen Khandynastie, mit dem, was sie haben. “ Hadschi Tscheljabi, schon unter Nadir-Schah Afschar erhoben und Bogomolow A. S. sich in der Festung „Gelersen ve gorersen“ verschanzt und sich 1749, nachdem er den ortlichen Melik, einen Verbtindeten der Zentralmacht, Wahrend der (aserbaidschanischen) Kysylbasch-Dynastie der beseitigt hatte, zum Khan von Scheki ausgerufen. Weiter westlich lag Safawiden (1501-1736) 178 waren die aserbaidschanischen Gebiete in das Sultanat Elisujskoe und die Union der sechs sogenannten vier Beyliks aufgeteilt: Schirwan, Karabach oder Gjandscha (Ganca), Dscharo-Belakansker freien Vereinigungen (Dschamaaty). Siidlich der Tschuchursaad oder Eriwan, Aserbaidschan oder Tabris.179 Die Kura lag das Khanat Gjandscha mit der Khan-Dynastie der Sijad-oglu Regenten der Beyliks waren die Statthalter des Safawidischen Schahs. vom aserbaidschanischen Nomadenstamm der Kadscharen sowie das Unter der Schachwerdendynastie (ab 1737) trugen die Regenten der Khanat Karabach. Beyliks den Titel ,,Khan“. Nach dem gewaltsamen Tod (1747) von Im Marz 1803 zogen russische Truppen, angefuhrt von General- Schah Nadir Afschar180 und der nachfolgenden Schwachung der major Guljakow nach Dscharo-Belokany. Ziel des Feldzuges war die Zentralmacht im Staat entstanden auf aserbaidschanischem Gebiet 20 “Bandigung“ der Vereinigungen, deren Bevolkerung hautlg rauber- Khanate und andere halbautonomen Gebilde. Zum Beylik Gjandscha ische Einfalle nach Kachetien veriibten. Am 15. Januar 1804 wurde (Ganca)-Karabach gehorte ein groBes Gebiet zwischen den Fliissen Guljakow bei der Verfolgung der dscharo-belokansker Einheiten Kura und Araxes, auf dem sich viele Ortschaften befanden - die getotet und seine Truppen zogen sich zuriick. Aber auch die Dscharo- Festungen: Kasach, Schamschadil, Lori, Pumbak u.a. belokaner erlitten so schwere Verluste, dass sie unverziiglich einen In der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts gab es in den aser­ Unterhandler zu Fiirst Orbeliani, dem Nachfolger Guljakows, schick- baidschanischen Territorien folgende Staatsgebilde. Am Nordhang der tcn. Am 3. April 1804 kamen Delegierte der Dscharo-Belokanskie Hauptkette des Kaukasus waren weiterhin die Khanate Kuba und nach Tiflis, die Russland ewigen Gehorsam versprachen und eine Derbent (1765 vereinigt). Auf der Halbinsel Apscheron entstand das jahrliche Abgabe in Form von 220 Pfund Seide. Endgultig wurden diese Dschamaaty 1830 an das russische Imperium angeschlossen, zunachst als Militarbezirk des Tiflisser Gouvemements, der spater in ntiDer Begriinder der Dynastie der Schahs der Safawiden (1502-1736) war Sakatalskij okrug umbenannt wurde. Ismail I., der Nachfahr des Griinders des sufitischen Derwischordens der Das Khanat Karabach wurde in dieser Zeit eines der politisch Sefewie, nach der die Dynastie genannt ist. Ismail I. griindete im Verlauf des bedeutendsten und flachenmaBig groBten Khanate Aserbaidschans. erfolgreichen Aufstandes gegen den Staat der Tiirken-Oghusen Ak-Kojunlu Der Griinder des Khanats Karabach war Panah Ali-bek Dschewan- den Staat der Safawiden. Die wichtigsten Vertreter der Dynastie: Ismail 1 (1502-1524), Tachmasp I. (1524-1576) und Abbas 1. (1587-1629). schir, ein Oberhaupt in Erbfolge des aserbaidschanischen Nomaden- l7,Vgl.: Rachmann A.A. Aserbajdschan w konze ХУ1 i w ХУ11 weke (1590- stamms Dschewanschirs (1747-1763) - einer der herausragendsten 1700 gody) (Aserbaidschan Ende des 16. und im 17. Jahrhundert (1590- Staatsmanner des aserbaidschanischen Volkes im 18. Jahrhundert.181 1700), Baku 1981, S. 87-89. Beyliks sind autonome Staatsgebilde, die von Beys (Fiirsten) regiert werden. l80Schah Nadir Afschar (1688-1747), Iranischer Schah seit 1736. Kam an die m Vgl.: Petruschewskij I. R. Aserbaidschanskie khanstwa i wosniknowenie Macht nach dem Ende des von ihm angefuhrten Kampfes zur Vertreibung der russkoj orientaziju. (Die Khanate Aserbaidschans und das Entstehen der Afghaner und Osmanen aus dem Iran. Eroberte groBe Gebiete in Iran. Orientierung nach Russland) Mitteilungen der Akademie der Wissenschaften Zentralasien und im Transkaukasus. Aserbaidschans. Gesellschaftswissenschaften. Ausgabe 11. 1946, 5, S. 100. 116 117 Ein GroBteil der Bevolkerung des Khanats bestand aus aserbaidscha­ Russland und Ostgeorgien, konnte Fath Ali-Khan unter seiner nischen Stammen Dschewanschirs, Kjabirli u.a. In den gebirgigen Herrschaft den ostlichen Teil Aserbaidschans vereinigen. Das Khanat Teilen Karabachs entstanden, wie bereits erwahnt, ffinf Meliktixmer: Kuba, das im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts entstanden war, war Chatschen, Waranda, Talisch oder Giilistan, Disak und Dscharabert. nicht groB. Das Heer von Kuba und Saljan umfasste nur 860 Regiert wurden sie von Meliks albanischer (kursiv-J.R.) Abstam­ Menschen.185 Im Khanat Kuba (ohne Saljan) wurden Mitte des 18. m ung.'82 Jahrhunderts etwas iiber 100 Ortschaften mit 30.000 Einwohnem Diese Meliks kamen nach den inneren Unmhen und der gezahlt. Fath Ali-Khan (1758 - 1789) schloss das Khanat Derbent an gewaltsamen Einmischung von Panah Ali-Khan in die Union mit dem (1765) und unterwarf das Khanat Baku.186 1767 eroberte er im Melik von Waranda in die vollige Abhangigkeit des Khanes von Bundnis mit Hussein-Khan von Scheki das Khanat Schirwan. Erfolg Karabach und fuhrten offiziell keine autonome Politik aufierhalb der war Fath Ali-Khan nicht beschieden. Gegen ihn bildete sich ein Meliktiimer. Einige Meliks suchten immer wieder die Unabhangigkeit Bundnis aserbaidschanischer und dagestaner Khane, die durch das zu erlangen, und Panah Ali-Khan versetzte wahrend seiner Erstarken seiner Herrschaft eingeschiichtert waren. Sie schlugen Fath ,,erzieherischen“ Feldziige diese widerspenstigen Meliks in den Ali-Khan in der Schlacht auf dem Gawduschaer Feld (1774) und Ausgangszustand. Zum Khanat Karabach gehorten auch die aser­ vertrieben ihn aus dem Khanat; nur mit Hilfe mssischer Truppen baidschanischen Nomadenstamme der Milsker und der Karabacher (unter dem Oberbefehl von General Medem)187, die von Katharina II. Steppe und ein GroBteil von Sangesur. Panah Ali-Khan fiihrte bis zu entsandt worden waren, konnte er seine Herrschaftsgebiete wieder 20.000 bewaffnete Kampfer vor und erkannte nominal sogar die zuriickerobem (1775). Gegen Ende der 80er Jahre des 18. oberste Macht der Kadscharen nicht an. Jahrhunderts erobert Fatali-Khan die Kiiste des Kaspischen Meeres Zwischen der Sangesur-Kette und dem Fluss Araxes lag das von Derbant bis Ardebil188; der Einfluss des Khanats Kuba erstreckte Khanat Nachitschewan, mit einer Khandynastie aus Nachfahren der Fiihrer des aserbaidschanischen Halbnomadenstammes der Ken- ,S5„Taskirat-al-muluk: anonyme Gedenkschrift iiber die Administration des gerli.183 In der Muganer Steppe lagen das Sultanat Rudbar und das Safawidischen Irans, zusammengestellt um 1725“. Hrsg. W. Minorskij, Gebiet Saljan'84, zum Khanat Kuba gehorend. Siidlich der Kura- Cambridge, 1943, Blatt 113a (persischer Text), S. 102 (englischer Text). I86„ 1765 nahm ich die Stadt Derbant ein und fugte noch das Khanat zu mcinem miindung lag das Khanat Talysch mit seinem Zentrum in Lengerkunan Besitztum hinzu, dann eroberte ich Schamacha, legte dem Khan von Baku (jetzt Lenkoran). In der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts verstarkte Abgaben auf und so brachte ich fast ganz Schirwan in meinc Abhangigkeit, sich der Einfluss von Ostgeorgien, eines Verbiindeten Russlands. Im wobci ich die Wirren ausnutzte, die in Persien nach dem Tod von Schah Nadir aufbrachen". Vgl.: „Noweischie geografitscheskie i istoritscheskie iswestija о Nord-ostlichen Teil Aserbaidschans erstarkte das Khanat Kuba. In der Kawkase" (Neueste geographische und historischc Nachrichtcn iiber den Reihe der iibrigen Khane Aserbaidschans profilierte sich neben Panah Kaukasus), zusammengestellt und erganzt von S. Bronewskij. St. Petersburg Ali-Khan von Karabach die Figur von Fath Ali-Khan (sprich: Fatali) 1823, S. 377-378. von Kuba (1758-1789). Ein entschiedener Verbiindeter der Union mit IH/Zum Grafen- und Baronsgeschlecht Medemow Vgl.: Enziklopeditscheskij slowar. (Enzyklopadisches Worterbuch) Hrsg. F.A. Brockhaus und I. A. Efron, St. Petersburg, 1897 Bd. 21. l82Vgl.: loannisjan A. R. Rossija i armjanskoe oswoboditelnoe dwischenie w 80- lxf

2007, N11 Mironow B.N. Rossija i sapad w XVIII - natschale XX wekow: l40Vgl.: Mirsa Adugesal-bek. Karabachname. Baku 1950, S. 70. soziologitscheskie obrasy i istoritscheskaja realnost.“ (Russland und der 1‘,i Vgl.: Petruschewskij I. P. Otscherki po istorii feodalnych otnoschenij w Westen vom 18.-Anfang 20. Jahrhundert: soziologische Studien und die Aserbajdschane i Armenii w XVI-X1X wekach. (Studie zur Geschichte der historische Realitat) Feudalbeziehungen in Aserbaidschan und Armenien im 17. - 19. Jahrhundert.) l89Die Dynastie der Kadscharen-Schahs herrschte von 1796 bis 1925. Der Leningrad 1949, S. 137. turkischsprachige Stamm der Kadscharen, dessen Mehrheit Moslems l4:Der Titel ,,Schahinschah“ erschien spater unter Mohammed Resa Pahlewi. (Schiiten) waren, besiedelte viele Provinzen und Stadte von Aserbaidschan (in 1934 begann sich Persien nach einem Erlass von Resa-Schah Pahlewi „Schah- Karabach, Urmija, Tabris, Karadag u.a.). in-Schah-Staat Iran“ zu nennen.

120 121 Brief und entsandte Spione, um diese zum Aufstand gegen Russland er alle stidaserbaidschanischen Khanate. Nachdem er auf das linke anzustacheln, hatte jedoch keinen Erfolg. Der gleiche Misserfolg war Ufer des Flusses Araxes (Aras) iibergesetzt hatte, sandte er seinen dem Versuch des Sultans Abdul-Gamid I.193 auch wahrend des Bruder Aligulu-Khan mit Truppen gegen Eriwan (Irewan). Russisch-Osmanischen Krieges 1787-1791 beschieden. Fatali-Khan Als schwieriger erwies sich die Unterwerfung der anderen von Kuba lehnte nicht nur den Vorschlag des osmanischen Emissars, nordaserbaidschanischen Khanate. Ibrahim-Khan sandte, nachdem er sich gegen Russland zu wenden und in das Konigreich Kartli- die Forderung Agamahammad-Khans erhalten hatte, er miisse eine Kachanta Uberzugehen, sondem erwies Iraklij II.194 Hilfe gegen die Geisel schicken, eine Gesandtschaft nach Russland mit der Bitte um Osmanen, ersetzte den Firman des Sultans durch die russische Hilfe und zerstorte, nachdem er eine positive Antwort erhalten hatte, Regierung und bat sie, das Khanat Kuba unter den Schutz Russlands die historische Briicke von Chudafera iiber den Araxes und zu nehmen. Schon 1783 hatte sich der Khan von Karabach mit einer versammelte 15-20.000 Mann zum Widerstand gegen die Truppen des ahnlichen Bitte an Petersburg gewandt, und Anfang der 90er Jahre, im Schahs. Es wurden Kontakte zur russischen Armee im Nordkaukasus Zusammenhang mit einem drohenden persischen Angriff, taten dies gelegt und Angebote zur Zusammenarbeit unterbreitet. auch die Khane von Kuba, Baku, Talysch, Schirwan, Scheki und Auf Initiative Ibrahim-Khans entstand eine gegen den Kadscharen- Derbent. Schah gerichtete Koalition der Aserbaidschaner (Karabach, Irewan, Gegen Ende 1794 erstarkte Schah Agamuchammad-Khan (1781- Talysch). Alle Meliks, auBer dem Medschlum von Tschiljaberd, 1797), vom Stamm der Kadscharen195 beachtlich und wuchs die kampften auf der Seite Ibrahim-Khans. Auf der Grundlage der guten potentielle Gefahr eines Angriffs von Stiden fur die aserbaidschani­ Beziehungen mit dem georgischen Konig Iraklij II. konnte Ibrahim schen Khanate. Nachdem er seine Konkurrenten im Kampf um die Khalil-Khan auch ihn als Verbundeten im Kampf gegen Kadschar Beherrschung des Staates uberwunden hatte, stellte er sich als nachste gewinnen. Als Sondergesandter zu Fragen dieser Verbindung wurde Aufgabe die Wiederherstellung der Zentralmacht und in den Molla Panah Wagif nach Tiflis gesandt.196 Khanaten, die sich vom Imperium getrennt hatten. Um 1795 besetzte Diese Handlungen des Khans von Karabach und der anderen aserbaidschanischen Khane veranlassten den Herrscher Aga Muham- med-Khan zu neuen Drohungen gegen diese Khanate. Die Drohungen l93Abdul-Hamid 1.: 27. Sultan, bestieg den Thron zum Zeitpunkt der groBten Schwache des Osmanischen Reiches. Die entfemten Provinzen des zeigten Wirkung, und alle aserbaidschanischen Khane erklarten ihre Imperiums, Syrien, Agypten u.a. erkannten kaum die Macht des Sultans an. Unterwerfung unter Persien. Nur der Khan von Karabach war bereit, Der russische Heerftihrer Rumjanzew stand mit seinen Truppen an der Donau. die Souveranitat und Autonomie seines Khanats durch bewaffneten Nach dem Frieden von Kutschuk-Kajnardscha vom 21. Juli 1774 erhielt Kampf zu verteidigen.197 Russland Kabarda, Kertsch, Asow und andere Gebiete, den freien Zugang zum Schwarzen Meer sowie die Schutzmacht iiber Moldawien und die Dieser ,,Ungehorsam“ war fiir den Schah nicht zu tolerieren, und er Walachei. Den Krimtataren wurde die Unabhangigkeit von Osmanischen begann einen Feldzug gegen Karabach. Die erste Offensive schlug der Reich gegeben, aber 1783 schloss Russland sich die Krim an. Der Krieg von Khan von Karabach 1794 im Bundnis mit dem Konig von Kartli- 1787 -1791 endete mit der Vemichtung der osmanischen Flotte und der Kachetien Iraklij II. zuriick.198 Aber ein Jahr spater (1795) unternahm Einnahme von Otschakow am 17. Dezember 1788, und kaum ein halbes Jahr spater starb der Sultan (7. April 1788). Aga Muhammed-Khan, nachdem er die Briicke von Chudafera hastig |94Iraklij II. (1720-1798), Konig von Kachetien seit 1744, des Konigreichs Kartli-Kachetien ab 1762, bemiihte sich um Vereinigung der georgischen l%Vgl.: Mustafa Dsch. M. Sewernye chanstwa Aserbajdschana i Rossii (konez Besitztiimer, richtete ein stehendes Heer ein und schloss mit Russland 1783 XVIII- natschalo XIX wekow) (Die nordlichen Khanate von Aserbaidschan das Abkommen von Georgien. und Russland (Ende 18.-Anfang 19. Jahrhundert), Baku 1989, S. 73. 195Kadscharen: tiirkisch-aserbaidschanische Stamme, die im 18. Jahrhundert im 197Vgl.: Potto W. A. Kawkasskaja wojna (Der Kaukasuskrieg). Т. 1, Stawropol Iran auftauchen und die sich in Karabach und Astrobad ansiedelten. Die 1994, S. 259. Kadscharen von Astrobad (oder Gorgan) waren der Beginn der gleichnamigen l4xDie georgischen Einheiten fuhrte Aleksandr, der Sohn des Zaren Iraklij II., in Dynastie der persischen Schahs, zu der auch Fath-Ali-Schah gehorte. den Kampf.

122 123 wieder aufgebaut hatte, den zweiten Versuch der ,,Bandigung“ des nach Gjandscha und Karabach geschickt;202 3) die russischen Khanats Karabach. Mit einer Armee von 85.000 Mann, die von Haupttruppen sollten von Kisljar aus operieren iiber Derbent und franzosischen Offizieren angefuhrt wurde, bewegte er sich auf Baku bis zur Miindung von Aras und Kura.203 Karabach zu. Schuscha, das von 15.000 Karabachem verteidigt wurde, In der Militaraktion gegen Agamuhammed-Khan deckten sich die wurde belagert, konnte aber in der Schlacht, die 33 Tage dauerte, Ziele der russischen Regierung mit denen, die bereits 1784, unter standhalten.199 Nachdem der Schah auf starke Verteidigungsanlagen Alimurad-Khan formuliert worden waren.204 Ermutigt durch das gestoBen war, beschloss er keine Zeit zu vergeuden und unterbreitete Nahen der russischen Truppen stimmte der Konig von Kartli- Ibrahim-Khan einen Verhandlungsvorschlag. Aber der Khan zog es Kachetien, Iraklij II., einem gemeinsamen Vorgehen mit Ibrahim- vor, den Widerstand fortzusetzen, und diese Entscheidung verschaffte Khan von Karabach und der Bestrafung des Dschawad-Khans von ihm mit der Zeit eine Atempause. Gjandscha und des Meliks Medium von Tschilabert zu: gerade sie Gleichzeitig wurde fast ganz Nord-Aserbaidschan schrecklich waren Wegbereiter fur den verheerenden Feldzug Agamuhammed- verwiistet: die Truppen des Schahs verbannten Dorfer und fiihrten Khans nach Tiflis gewesen. Nach ihrem Einfall in Gjandscha Menschen in die Sklaverei weg. Die Bewohner flohen auf die Berge belagerten ihn die Verbiindeten lange. SchlieBlich ergab sich und in die Walder. In diesem Jahr wurden die Felder nicht bestellt und Dschawad-Khan und es wurde Frieden geschlossen, und Melik im nachsten Jahr konnte man fast kein Getreide emten; die Bauem Medschlum wurde getotet.205 ernahrten sich von Aas, Wurzeln und Eicheln. Die Pest trat auf. Im Februar 1796 musste Agamuhammed-Khan iibereilt aus Nord- Schemacha und Ak-Su wurden verwiistet. Die nordaserbaidschani- Aserbaidschan abziehen. In seinem Reich war eine neue innere Fehde schen Khane waren gezwungen, sich als Vasallen des Schahs zu entbrannt und es gab einen Aufstand in Chorosan, und Russland sehen. Die beiden auf der Seite von Agamuhammed-Khan stehenden sandte im Mai den ,,Durchlauchtigsten“ Fiirsten, General Subow, P.A. Herrscher, Khan Dschawad von Gjandscha und Melik Meschlum von auf einen Feldzug.206 Noch vor dem Eintritt der Sommerhitze kamen Tschiljaberd, rieten - um ihren Misserfolg bei der Belagerung von Schuscha zu relativieren - zum Angriff auf Tiflis. Danach bewegten 2(LDas Khanat Irewan und die anderen an das Osmanische Reich grenzenden Gebiete wurden bewusst nicht Ziel dieses Feldzuges: Russland wollte die sich die Truppen von Agamuhammed-Khan nach Ostgeorgien und Osmanan nicht provozieren. besetzten am 12. September 1795 Tiflis, raubten die Stadt aus und 20’Vgl.: P.G.Butkow, T. 2, S. 360-361. verwiisteten sie und brannten sie praktisch vollig nieder.200 Im Winter 2"4Vgl.: A.a.O., S. 365. zogen die Schah-Truppen in die Muganer Steppe ab und Iagerten sich ■0?Vgl.: Qarabagnameler, I kitab, seh. 124; 2 kitab, seh. 132. Ilier sei angemerkt. dass wahrend der Zeit der so verhassten tiirkischen Suzeriine die dort entlang des Flusses Aras mit dem Ziel, im Friihjahr ihre oppositionellen albanischen Meliks und die Albaner wohl alle Rechte hatten, Kriegshandlungen wieder aufzunehmen.20' die auch die anderen Bewohner der aserbaidschanischen Beyliks und Khanate Als Agamuhammed-Khan vor Mugan stand und ein Teil seines hatten. Niemand mischte sich in ihre kirchlichen Angelegenheiten ein, als Heeres Schirwan besetzt hielt, machte Russland bereits (ca. im Fthnie wurden sie geschiitzt angesichts des bekannten Zusammcnlebens mit den Tiirken-Muselmanen. [tin vollig anderes Schicksal erwartete die Albaner November 1795) Plane fiir eine militarische Operation, die die nach der Unterwerfung der arabischen Khanate unter Russland. folgenden Schritte beinhaltete. Die Kriegshandlungen wurden von drei 2llf’Platon Aleksandrowitsch Subow (1767-1822), russischer Staatsmann, Seiten erfolgen: 1) die Kaspische Flottille sollte in Richtung Baku und Durchlauchtigster Fiirst (1796), Generaladjutant (1792), Infanteriegeneral (1800). Ab 1789 Giinstling der Zarin Katharina II., ab 1792 taurischer Ktiste von Talysch operieren; 2) die Truppen aus Georgien wurden Generalgouverneur und Generalfeldzeugmeister. Teilnehmer an den Verhand­ lungen iiber die 3. Teilung des Staates Polen-Litauen (1795). Kommandierte l9,Vgl.: Potto W. A. Utwerschdenie russkogo wladytschestwa na Kawkase (Die 1796 die Schwarzmeerflotte. Befurwortete die Ubertragung des Thrones an Bestatigung der russischen Herrschaft im Kaukasus). T.l Tiflis 1904, S. 241. GroBfurst Aleksandr Pawlowitsch unter Umgehung von Paul I. und war an 200Vgl.: P.G.Butkow, T. 2, S.336-337. einer Verschworung mit dem Ziel des Sturzes des letzteren (1801) beteiligt, 201 Vgl.: P.G.Butkow, T.2, S. 339-341. 1801-1802 Mitglied des Nepremennyj Sowjet (Rat des Zaren). 124 125 die russischen Truppen bis Schirwan. Derbent hatte sich den Wahrend der Belagerung von Schuscha gelang Ibrahim Khalil- russischen Truppen unter dem Druck der stadtischen Bevolkerung Khan mit einer kleinen Abteilung ein erfolgreicher Ausfall, bei der die ergeben. Die Einwohner Bakus nahmen die Proklamation Subows gesamte Bedienung der Artillerie des Gegners vemichtet wurde. erfreut auf und iiberlieBen die Stadt freiwillig seinen Truppen. Die Jedoch gelang es den Truppen des Schahs, den Rtickweg in die Khane von Baku, Scheki und Gjandscha unterwarfen sich Russland. Festung abzuschneiden. Mit unglaublicher Anstrengung gelang es In Schirwan wurde der Verbiindete des Kadscharenstaates Mustafa- dem Khan und seiner kleinen Abteilung, sich quer durch die Reihen Khan von den ortlichen Beys abgesetzt und von seinem Vetter, einem des Feindes nach Dschara und Tali durchzuschlagen. In das zerstorte Verbiindeten Russlands, Kasim-Khan ersetzt. Ibrahim Khalil-Khan Schuscha konnte er erst nach drei Monaten zurtickkehren. Der neue von Karabach sandte, um einen Einfall in sein Khanat zu verhindem, Herrscher des Imperiums Fatali (Fath-Ali)-Khan (1797-1834), Neffe seinen Sohn mit teuren Geschenken zu Subow und bat darum, Zarin von Agamuhammed-Schah versuchte auf Ibrahim Khalil-Khan uber Katharina II. seiner Zuverlassigkeit zu versichem. Subow bereitete die Bruderdiplomatie einzuwirken, was ihm auch gelang.208 den Anschluss Nord-Aserbaidschans bis zum Araxes (Aras) im Siiden Nach der Ermordung von Agamuhammed-Khan in Schuscha vor. Dieses Mai waren die Russen jedoch nicht lange in den Gebieten forderte dessen Neffe Fatali-Schah, bekannt unter dem Namen Baba- Nord-Aserbaidschans. Im November 1796 starb Katharina II., und der Khan, indem er Kuriere zu Ibrahim-Khan schickte, von diesem die neue Zar Paul 1. zog sich aus der aktiven Politik in den Landem des Herausgabe der sterblichen Uberreste seines Onkels und auBerte den Transkaukasus zuriick und konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit Wunsch, Ibrahim-Khan moge sich ihm unterstellen. Ibrahim-Khan auf europaische Angelegenheiten. Anfang 1797 wurden General Graf sandte unter Beriicksichtigung der schwierigen Lage seines Landes Subow und seine Truppen auf Befehl vom 4. Dezember 1796 nach und der Feindseligkeit der oppositionellen Khane, den Leichnam von Russland abgezogen. Agamuhammed-Khan mit den hochsten Ehrenerzeugungen nach Agamuhammad-Khan nahm die russischen Ereignisse als Ge- Teheran. Fatali-Schah war zufriedengestellt und schlug Ibrahim-Khan schenk des Schicksals und belagerte im Friihjahr 1797 erneut die vor, sich verwandtschaftlich zu verbinden. Zwischen der Tochter Hauptstadt des Khanats Karabach, Schuscha. Seine Absicht war, nach Ibrahim-Khans Agabajim-aga und Fatali-Schah wurde die Ehe der Vernichtung des Karabacher Khans Ibrahim einen groBen Feldzug geschlossen. AuBerdem gab der Schah Ibrahim-Khan das Recht zum in das Konigreich Kartli-Kachetien zu untemehmen und die Bewohner Steuereinzug nicht nur vom Khanat Karabach, sondern auch von der Khanate Schemacha, Scheki, Saljan und Talysch sowie des Karadag. So erhielt der Khan von Karabach eine langjahrige Konigreichs Kartli-Kachetien und anderer in seine Erbguter in Atempause, wobei er gleichzeitig verstand, mit welchem Endziel Masandaran und Astrabad hineinzutreiben. Das vom Hunger und der Fatali-Khan ihn begunstigte. Im Khanat Schirwan wurde Mustafa Pest geschwachte Land konnte nicht lange Widerstand leisten. Nach (Mustafaj)-Khan wieder eingesetzt. Zuerst zeigte Fatali-Khan keine harten Kampfen, der Anwendung einer Kriegslist und der Tauschung groBe Aktivitat im Transkaukasus. seitens der Oberbefehlshaber des Schahs fiel Schuscha. In dem Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Politik und die Massaker, das die Schah-Truppen in der Stadt veranstalteten, kam militarische Aktivitat Russlands im Kaukasus stark aktiviert. Die auch Molla Panah Wagif („der Wissende“), Oberwesir des Khanats. Gelehrter und der begnadetste unter den damaligen aserbaidschani­ Khanats Karabach von 1747 bis 1805), Schuscha, 1901, S. 1-30; Potto W.A.. Kawkasskaja wojna (Der Kaukasuskrieg)..., S. 270. Aga-Muhammed wurde schen Dichtern, um. Aber auch Schah Agamuhammed-Khan selbst von zwei seiner nahestehenden Diener umgcbracht, denen er am Vorabend wurde im Mai 1797 in Schuscha von einigen Vertrauten getotet, die erklart hatte, dass sie ihm heute - wegen des Freitags-Feiertages - noch um ihr Leben furchteten.207 dienen konnten, und morgen wiirde er sie exekutieren. Vgl.: P. G. Butkow, T.2, S.427, 430-431. 207Vgl.: Ahmed-bek Dschewanschir. О polititscheskom suschtschestwowanii 20*Vgl.: Bersche A. Fatali-Schach i ego deti. (Der Schah und seine Kinder) Karabachskogo chanstwa s 1747 po 1805 g. (Ober die politische Existens des Russkaja starina, 1886, Bd. 50, S. 553. 126 127 grundlegenden Bemiihungen waren zunachst auf das Konigreich Kuli-aga gefallen ist, und mit 1500 Mann russischer Infanterie, und Kartli-Kachetien ausgerichtet und spater in Richtung der Ihr, die Ihr in so naher Nachbarschaft sind, und den starksten Schutz aserbaidschanischen Khanate. Das Konigreich Kartli-Kachetien wurde suchen mtisstet, mir keinen WillkommensgruB schickt... Ich weiB, am 12. September 1801 durch Manifest Alexanders I. an Russland dass wahrend ich vor Gjandscha stand, Ihr wie Espenlaub gezittert angeschlossen. Als Grundlage dieses Manifestes diente ein anderes habt und gleichsam nicht geantwortet habt; ich weiB, dass vor meiner Manifest, das vom Vorganger Alexanders, Paul, am 22. Dezember Ankunft bei Gjandscha Ihr als angstlicher Hase und listiger Fuchs ... 1800 unterzeichnet, jedoch aufgrund seines Todes am 12. Marz 1801 es nicht wagtet in dem Stil zu reden, wie jetzt, da Ihr mich in der nicht umgesetzt worden war. Feme wahnt. Aber glaubt mir, dass auch die Truppen von Gjandscha General Zizianow (seit 1802 Oberbefehlshaber der russischen ausreichen, um Euch zu vernichten: glaubt mir, dass die Armee in Tiflis) unterwarf sich 1803 das autonome Gebiet Dscharo- Uneinnehmbarkeit Eurer Festung fiir die Russen ein Leichtes sein Belakanskij (bestand aus sechs ,,Dschaamaty“, die sich zu autonomen wird: Ihr werdet das zu seiner Zeit sehen, - wie auch Dschewad-Khan Territorien vereinigt hatten) und 1804 das Khanat Gjandscha (Ganca) sagte, solange er das Land plagte. Ich kann mein Wort halten. Hat (die gleichnamige Hauptstadt des Khanats wurde am 3. Januar 1804 man schon auf der Welt gehort, dass eine Miicke mit einem Adler eingenommen).209 Verhandlungen gefuhrt hat; dem Starken ist es zu eigen, zu befehlen, Es war offensichtlich, dass auch das Khanat Karabach nicht vor und der Schwache ist dazu geboren, dass er dem Starken untergeben einem russischen Angriff sicher sein konnte. Deshalb erwies Ibrahim ist.... Ich rufe Euch auf, Euch zu unterstellen und - wenn Ihr in Khalil-Khan Dschawad-Khan von Gjandscha angemessene Hilfe und Frieden leben wollt - das von mir in diesem Brief Geforderte zu versteckte die beiden Sohne des Khans in Schuscha. Dschawad-Khan erfullen“.2" rettete diese Hilfe nicht, und Ibrahim Khalil-Khan selbst war vor eine Die wiederholten Einfalle der kadscharischen Tippen in Karabach tragische Wahl gestellt. zwangen Ibrahim Khalil-Khan, nach langen Uberlegungen die Die strategisch wichtige Lage von Karabach, seine natiirlichen Forderung Zizianows anzunehmen und sich mit ihm am Ufer des Reichtiimer und der militarische Ruf seines Khans uberzeugten Kjuraktschaj zu treffen und sein Khanat ohne bewaffneten Widerstand Zizianow davon, mit Ibrahim Khalil-Khan eine Politik von Zuckerbrot an Russland auszuliefern. Auf den Einfall der Truppen von und Peitsche zu beginnen. In recht unverbliimtem, an Grobheit Agamuhammed-Khan 1797 in die nordaserbaidschanischen Khanate grenzendem Ton legte Zizianow dem Khan von Karabach nahe, sich folgte eine dreijahrige Diirre und schwere Missernte, was zu groRcm Russland zu unterstellen.210 Zizianow scheute sich nicht, sowohl mit Hunger in der Bevolkerung fuhrte. Karabach war verwiistet und ein Einschiichterung als auch mit „moralischem Druck“ (Ajdyn Aslanow) grofier Teil der Bevolkerung war auf der Suche nach etwas Essbarcm zu kalkulieren. Davon zeugt klar sein Brief vom 8. Januar 1804 an den gezwungen, ins Konigreich Kartli-Kachetien, Gjandscha, Irewan, karabachischen Khan Ibrahim Khalil-Khan: „Ich bin sehr erstaunt. Scheki, Schirwan, Karadag und andere Orte zu gehen.21" Zunachst gab dass ich mich mit den beriihmten und unbesiegbaren russischen der Kadscharenstaat Ibrahim-Khan iiber die Ehe der Tochter des Truppen seit uber einem Monat hier (in Gjandscha -R.J.) befinde, und Khans mit dem Kandscharen-Schah einen unerwarteten Ausweg aus dass bereits 6 Tage vergangen sind nach der Erstiirmung und Ein- dieser schweren Lage. nahme der Festung aufgrund der Hartnackigkeit und Gewalttatigkeit Andererseits verstarkte sich die russische Expansion nach Nord- des Dschewad-Khan von Gjandscha, der mit seinem Sohn Hussein- Aserbaidschan. Die Besetzung von Gjandscha durch die Russen, der Tod Dschawad-Khans und seines Sohnes wahrend der Erstiirmung 20,Vgl.: Archiwnyj sbornik: „Akty Kawkasskoj archeografitscheskoj komissii" von Gjandscha und der Drohbrief von Fiirst Zizianow zeugten von (AKAK) (Akten der kaukasischen archographischen Kommission.) Band 2. Tiflis 1868, Dokument 1387, S. 685. 21' AKAK, Bd 2, Dokument 1436, S. 703 2l0Vgl.: А КАК, Bd. 2, Dokument 1387, S. 303. 2l2Vgl.: Qarabagnameler, 1 kitab, seh. 129; 2 kitab, seh. 34.

128 129 einer wachsenden neuen todlichen Bedrohung sowohl ftir den Khan Am 10. September 1806 wurde dieser Vertrag durch Erlass des und seine Familie selbst als auch fur sein Khanat. Angesichts dei russischen Zaren Alexander I. bestatigt, und 1813 wurde das veranderten Situation in Nord-Aserbaidschan und im Konigreick „Abkommen iiber ewigen Frieden und Freundschaft“ (Friede von Kartli-Kachetien erkannte Ibrahim Khalil-Khan klar, dass er Giilistan) zwischen dem Russischen Reich und dem Kadscharenstaat unmoglich siegen konnte, wenn er allein gegen die Kadscharen oder international anerkannt. Auf der Grundlage aller dieser Urkunden Russland kampfte. gelang es dem Khanat Karabach 17 Jahre lang (bis 1822 ) wenigstens Erst uber ein Jahr spater schickte Ibrahim-Khan schlieBlich seiner seine innere Autonomie zu bewahren. 1822 wurde das Khanat Gesandten zu Zizianow mit dem Ausdruck der Unterwerfiing, una Karabach aufgelost und in eine Provinz Russlands unter Militar- Zizianow ubertrug dem Major des 17. Jagerbataillons, Lisanewitsch regierung umgewandelt. Da der Vertrag am Ufer des Flusses D. T.' J die Organisation der Unterzeichnung des „Abkommens". Zur Kjuraktschaj in Karabach unterzeichnet worden war, ging er auch als Unterzeichnung dieses ,,Abkommens“ zwischen dem Khanat Kara­ Vertrag von Kjuraktschaj (,,tschaj“ bedeutet auf aserbaidschanisch bach und dem Russischen Reich kam Ibrahim Khalil-Khan selbst mit ,,Fluss“ oder ,,Wasser“) in die Geschichte ein. Unterzeichnet wurde er seinem Neffen nach Elisawetpol (dem umbenannten Gjandscha), und auf russischer Seite von Pawel Zizianow und auf karabachischer Seite hinterlieB in Schuscha bis zu seiner Ruckkehr seinen altesten Sohn. von Ibrahim-Khan, der hier Khan von Karabach und Schuscha hieB. Nach Abschluss des ,,Abkommens“ (Text des Abkommens siehe Bis 1822 wurde Karabach von Mechtigulu-Khan regiert, dem Sohn Anhang) im Lager am Fluss Kjuraktschaj in der Nahe von Elisawetpol Ibrahim Khalil-Khans, als Vasalle des Zaren, danach bis 1918, vor der kehrte der Khan bereits mit russischen Truppen nach Schuscha Schaffung der Demokratischen Republik Aserbaidschan, regierten zuriick. Karabach verschiedene Personen aserbaidschanischer Nationality, die Der 1804 beginnende Krieg zwischen dem Russischen Reich und von den zaristischen Behorden ernannt wurden. dem Kadscharenstaat stellte den Khan vor die Notwendigkeit einer Bei den jetzigen Auseinandersetzungen iiber das Schicksal von schwierigen und schnellen Wahl: ,,Raum“ zum Lavieren blieb nicht. Berg-Karabach zeigt die aufmerksame Lektiire dieses Vertrages jedem Beide benachbarten Machte, der Kadscharenstaat und Russland, unvoreingenommenen Leser, dass darin die Rede ist von einem schickten sich an, sich das Khanat Karabach einzuverleiben. Als aserbaidschanischen Staatsgebilde ostlichen Typs, das die Notwendig­ kluger Politiker, der das Khanat schon 43 Jahre regiert hatte, traf keit des Anschlusses an Russland anerkennt. In der friedlichen Ibrahim Khalil-Khan, in Anbetracht der schwierigen Umstande, die politischen und gerechten Beilegung des Karabach-Konfliktes kann richtige Entscheidung und wahlte das kleinere Ubel.214 Auf der die Beriicksichtigung dieses Umstandes nur forderlich sein. Grundlage des Vertrags vom 15. Mai 1805 schloss sich das Khanat Im Friihjahr 1806 fiel die kadscharische Armee mit 20.000 Mann Karabach als erstes aserbaidschanisches Khanat, das nicht erobert erneut in Karabach ein. Ibrahim Khalil-Khan kampfte auf russischer wurde215, Russland an. Seite und stellte gegen die Kadscharen 1.000 Reiter. Damals war er der einzige aserbaidschanische Khan, der im Bundnis mit Russland dem Kadscharenstaat Widerstand leistete.216 Und trotz dieses ganz Lisanewitsch, Dmitrij Tichonowitsch: Generalleutnant (1778-1825). Diente offensichtlich loyalen Verhaltens Ibrahim Khalil-Khans gegenuber sich hoch bis zum Generalleutnant und wurde 1824 zum Befehlshaber iiber die Truppen im Kaukasus ernannt. Einen Tag nach der bekannten Schlacht bei Gersel-aul (bei Aksaj), wo die Gebirgslandwehr vemichtend geschlagen vom 14. Mai 1805. In „Bolschaja Sowjetskaja Enziklopedija (GroBe wurde, wurde Lisanewitsch von den unversohnlichen Kampfem todlich Sowjetenzyklopadie). Chefredakteur O. J. Schmidt. Moskau 1939, Bd. 41, S. verwundet. 17 heisst es, dass das Khanat Karabach 1913 an Russland angeschlossen Vgl.: Segal I. Elisawetpolskaja gubernija (Das Gouvernement Elisawetpol). wurde, was nur vom Standpunkt des intemationalen Vertragsrechts wahr ist. In: Kawkasskij westnik, 1902, 3. 2l6Potto W.A.. „Utwerschdenie russkogo wladytschestwa na Kawkase (Die Vgl.: Abkommen zwischen dem Khan von Karabach und dem Russischen Festigung der russischen Herrschaft im Kaukasus). T. 1-4, Tiflis 1901 - 1908, Reich iiber den Anschluss des Khanats Karabach an die Russische Herrschaft Band 2, S. 6. 130 131 Russland waren seine letzten Tage voller Tragik und ungerechter Kampfes der Beyliks von Karabach und des Khanats Karabach spielt Schicksalsschlage. Als sich 1806 die Kadscharenarmee Schuscha in der Entwicklung der Staatlichkeit von Aserbaidschan eine wichtige naherte, wurde Ibrahim Khalil-Khan zusammen mit seiner Familie Rolle. Diese Rolle, ihre innen- und auBenpolitische Bedeutung fiir verraten, von Major Lisanewitsch festgenommen und hingerichtet. Aserbaidschan wird heute in der Weltoffentlichkeit und den Nur ein Sohn des Khans, Medingulu-aga, konnte der Verhaftung intemationalen Organisationen unzureichend berticksichtigt. entkommen und sich retten. Im Erlass von Zar Alexander I. wurde die Hinrichtung des Khans von Karabach als „tragischer Fall“ bezeich- net. I 7 22 Jahre spater wurde das Khanat Karabach aufgelost und an seiner Stelle die Provinz Karabach gegriindet. Und dennoch blieb die Autonomie des Khanats Karabach im Laufe dieser Jahrzehnte bestehen, wenn auch in geschwachter Form, fiir die Elite des Khanats in alien inneren Angelegenheiten eine Realitat, deren Grundlagen Ibrahim Khalil-Khan gelegt hatte. Wahrend des russisch- kadscharischen Krieges 1826-1828 leistete die Kavallerie von Karabach, nach dem Zeugnis von General Ermolow A.P.218, einen nicht geringen Beitrag zum russischen Sieg.219 Die Geschichte des

2l7Vgl.: „Die zweihundertjahrige Tragodie Karabachs, oder die Folgen des Vertrages von Kuraktschaj“. In: Serkalo, 15.2.2005; Zeitung „Aserbajdschan11, 8.11.1989. 2l8Ermolow Aleksej Petrowitsch (1777-1861), russischer Heerftihrer und Staatsmann, General der Infanterie und Artillerie. Mit 15 im Kapitansrang in den Militardienst eingetreten (1792) und Teilnehmer an der polnischen “Versohnung” 1794. 1798 wurde er wegen eines Briefes an Kachowskij. seinen Schwager, mit einer scharfen Meinung uber die Leitung in der Festung Petropawlowsk gefangen gehalten und nach Kostroma in die Verbannung geschickt, spater begnadigt und in den Feldzugen von 1813 war er sogar Generalinspektor der Artillerie aller auslandischen Armeen. 1815 wurde er zum Oberbefehlshaber im Kaukasus emannt und blieb es bis 1827. als er aufgrund voji Meinungsverschiedenheiten mit Paskewitsch seinen Posten verlieB. Es ist bemerkenswert, dass er im Kaukasus, wohin er faktisch verbannt wurde, bei den ihm zur Verfugung gestellten unzureichenden Mitteln und bei der geringen Anzahl Truppen, hier herausragende Siege der russischen Armee organisieren konnte. Im Kaukasus wurde Ermolow jedoch vor groBen Unannehmlichkeiten in Verbindung mit der Sache der Dekabristen Alexander Sergeewitsch Gribojedows bewahrt. Aleksej Petrowitsch starb 1861 in Moskau. Das Grab dieses Helden der russischen kolonialen Siege ist hier nicht erhalten. Es steht schlecht um die Sache des historischen Andenkens in Russland. 2l9Vgl.: Halibejli Ibrahim H.M. Rossija i Aserbajdschan w perwoj treti XIX weka (Russland und Aserbaidschan im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts (aus der militarisch-politischen Geschichte), Moskau 1969, S. 106. 132 133 8. Schirwan und das Khanat Schirwan bei der (mittelalterlichen persischen) Pahlawi-Schrift geschrieben ist: Entwicklung der aserbaidschanischen Staatlichkeit „Barsadisch, amargar (Finanzinspektor) Adurbadagana“.222 Der arabische Autor des 10. Jahrhunderts Ibn Chaukal bezeichnet das „In der Jugend eines Staates werden dessen mili­ Gebiet am Meer von Derbend im Norden bis Gilan im Siiden auf der tarische Qualitaten besonders hoch geschatzt. “ F. Bacon '“ Vgl.: Pachomow E.A. Pechlewijskije nadpisi Derbenda// Iswestija Obschtschestwa obsledowanija i isutschenija Aserbajdschana (Die Pahlawi- Schirwan ist ein Gebiet des transkaspischen Transkaukasus Inschriften von Derbend//Nachrichten der Gesellschaft fur die Erforschung und das Studium Aserbaidschans) Ausgabe V, N8, Baku, 1929; Njuberg G.S. zwischen Georgien im Westen, dem Kaspischen Meer im Osten und Materialy po istolkowaniju pechlewijskich nadpisej Derbenda (Materialien dem linken Ufer des Unterlaufs der Kura im Siidwesten (mit den zur Auslegung der Pahlawi-Inschriften// A.a.O., Kasumowa S. Ju. Stadten Schemacha, Nucha (Scheki), Kuba, Baku, zeitweise auch Srednepersidskaja grafika Kawkasskoj Albanii) Die mittelpersische Schrift Kaukasisch-Albaniens), Baku, 1994. Derbent liegt auf einem Auslaufer des Derbent). Zu Zeiten der Griechen und Romer war es der nordostliche Tabasaran-Gebirges und bildet den Abschluss des schmalen Kiistenstreifens, Teil Kaukasisch-Albaniens (die Armenier nannten es Agwan); im der als „Tor (oder Flaschenhals) von Derbent11 bekannt ist. Dieser ist der arabischen Mittelalter war es der nordostliche Teil von Arran. Die einzige geeignete naturliche Durchgangsweg vom Kaukasusvorland zum Kura trennte Schirwan vom siidwestlichen, oder Kem-Arran, gelegen Transkaukasus. Schon die Autoren des Altertums erwahnten die „Albanischen Pforten11 (Pylae albanicae) an der Westkiiste des Kaspischen Meeres. Das zwischen dem rechten Ufer der Kura und dem Fluss Araxes. Die Wort „Derbent11 ist persisch („der11 bedeutet Tiire, „bend11 bedeutet Schranke, Hauptstadt von Kern-Arran war Gjandscha (Ganca), noch friiher Hindernis), bei den Arabern heisst Derbent „Bab-ul-abwab11 (d.h. Tor der Barda, das dann verodete. Nach der Angliederung an Russland kam Tore) oder ,,Bab-ul-chadit“ (eisernes Tor), manchmal auch „Seril-ul-dagab" das Gebiet von Schirwan zum Gouvemement Baku, und Kem-Arran (goldener Thron); der tiirkische Name ist „Temir-kapysi11 (eisernes Tor), der georgische „Dsgwis kari11 (Meerestor). Alle diese Namen weisen klar auf die wurde zum Gouvemement Elisawetpol. 1918-1920 entstand auf dem strategischen Funktionen des Ortes und der Stadt hin. Die Griindung der Stadt Territorium dieser Gouvemements und des ehemaligen Khanats Ende des 5. oder Anfang des 6. Jahrhunderts wird mit groBer Wahr- Nachitschewan die Republik Aserbaidschan. scheinlichkeit dem persischen Schah Kubad aus der Dynastie der Sassaniden zugeschrieben. Die endgiiltige Errichtung der Mauern und Zitadellen erfolgte Die souverane Republik Aserbaidschan liegt weitgehend auf dem unter seinem Sohn Chosrow I. Anu-Schirwan (Nuschurwan der Gerechte), der Territorium Kaukasisch-Albaniens - dem historischen Land des von 530 bis 578 herrschte. Die Stadt wurde bis zu ihrer Besetzung durch aserbaidschanischen Volkes, umfasst jedoch langst nicht alle Russland, groBtenteils von aserbaidschanischen (zum Beispiel von Kuba) historischen aserbaidschanischen Lander (von Derbend im Norden bis oder persischen Schahs beherrscht. Periodisch fiel sie in die Uande der Hasaren, der Araber, der Osmanen u.a. Die Russen fuhrten erstmals auf Chamadan im Siiden, vom Kaspischen Meer im Osten bis Kleinasien staatlicher Ebene Verhandlungen iiber Derbent unter Zar Fjodor Iwanowitsch im Westen).220 (1557-1598) mit dem Safawidischen Schah Emir-Gamse, der Derbent gegen Im 6. Jahrhundert, als Aserbaidschan sich innerhalb des Sassa- ein Biindnis gegen die Osmanen abtreten wollte, aber die Verhandlungen nidenstaates befand, wurden vier Statthalterschaften oder „Kusty" brachten nicht die von den Seiten gewiinschten Resultate. 1722 wurde Derbent wahrend des Feldzuges in den Safawiden-Staat von Peter I. (,,Seiten“) geschaffen. Der nordliche ,,Kust“ wurde „Aserbaidschani­ eingenommen. Eine Russische Garnison befand sich hier bis 1736, als alle scher" genannt und zu ihm gehorten alle historischen Lander Transkaspischen Besitztiimer, die von Peter I. erobert worden waren, an den Aserbaidschans.221 Auf den Wanden des alten Derbent ist folgende aserbaidschanischen Safawiden-Staat unter der Regentschaft von Nadir-Schah Inschrift zu sehen (Kopie des Textes siehe Anhange), die in der Afschar zuriickgegeben wurden. 1760 wurde Dagestan vom Khan von Kuba, Fatali-Khan annektiert, und nach dessen Tod ging die Stadt an seinen Bruder Scheich-Ali, der bis 1796 iiber sie herrschte, als die aserbaidschanische 220Vgl.: Achmedowa Firdowsija. О toponime „Aserbajdschan11 (Uber das Herrschaft iiber die Stadt durch die Einnahme von Derbent durch den Toponym „Aserbaidschan11. In: IRS Nasledie, N1 2007, S. 26. russischen Heerfuhrer Subow beendet wurde. Die endgiiltige Angliederung 22lVgl.: Kasumowa S. Ju. Aserbajdschan w III. VII. Wekach (Aserbaidschan im Derbents an Russland erfolgte gemaB dem Vertrag von Giilistan zwischen 3.-7. Jahrhundert. Baku, 1992, S. 43 Russland und dem Kadscharenstaat 1813. 134 135 von ihm erstellten Karte von Kaspien „Aserbaidschan". Bekannt ist, des Historikers des 10. Jahrhunderts, Masud).225 Der Feldzug der dass beide Teile Aserbaidschans (Norden und Siiden) mehrmals in der ,,Rusen“ war bedingt durch die zahlreichen rauberischen Bestrebun- Geschichte ganz oder teilweise zu einem Staat gehorten. Zu diesen gen. Der damalige materielle Wohlstand von Schirwan kann Staaten gehoren das von den Vorfahren der Aserbaidschaner errichtete zahlenmaBig auf 1 Million Dircheme (rund 250.000 Goldrubel) jahr- Manichaer-Konigreich, die Staaten der Atabeken, der Hulagiden, der licher Tributzahlung an den aserbaidschanischen Herrscher im Jahre Aq-Qoyunlu, und das bedeutendste in dieser Reihe ist das 953 geschatzt werden (dariiber berichtete der Historiker ibn-Chaukal). Safawidische Reich, zu dem die historischen aserbaidschanischen In dieser Million war auch der Tribut des Vasallentums Schirwan Lander ganz gehorten.223 Scheki (Nucha) enthalten. Haupteinnahmequellen von Schirwan Aus arabischen Quellen des 9.-10. Jahrhunderts ist bekannt, dass waren: Seidenzucht mit Zentrum in der Stadt Schemacha, Olforderung Schirwan bereits vor der arabischen Eroberung, in der bei Baku zu militarischen Zwecken („griechisches Feuer") und der Sassanidenzeit,224 seine eigenen Herrscher (Schirwan-Schahs) hatte. lebhafte Transithandel iiber Schirwan. die als Vasallen von den persischen Hosroen abhangig waren, aber Als die Turken-Seldschuken das friihere Asia eroberten, unterwarf gleichzeitig mit den Hosroen verwandt waren. Diese Schirwan-Schahs sich ihnen auch Schirwan, und dort trat die Dynastie der Kesraniden iibten zeitweise den Zoroastrismus und zeitweise das Christentum aus. auf. Diese Schirwanschahs existierten iiber 300 Jahre und iiberlebten - Die Araber, die Schirwan im 7. Jahrhundert eingenommen hatten. als Vasallen - die Epoche der groBen Seldschuken-(Tiirken-Oghusen-) errichteten im Khanat dessen alte Dynastie, die sich verpflichtete, Sultane, und ihre Nachfahren, die „Atabeken", iiberlebten nach ihrer Tribut zu zahlen. Im Land lagen arabische Garnisonen, ein Teil der Epoche die Mongolensultane, die Nachfahren Dschingis-Khans und ortlichen Bewohner gingen zum Islam uber. Unter dem Abbas- der mongolischen Heerftihrer und hielten sich bis zur Zeit Timur Chalifen Charun ar-Raschid Ende des 8. Jahrhunderts war die Tamerlans (1336-1405). Die Schirwanschahs der Kesraniden-Dynastie Regierung Schirwans und Siid-Aserbaidschans in der Hand eines trugen alle altnationalistische persische Namen (Firibors, Manu- arabischen Statthalters konzentriert, der in Barda residierte. Ein tscherch, Afridun, Echsitan, Gerschasp, Kejkobad u.a.). Sie zeichneten solcher Statthalter des Kalifen war ab 798 Jasid ibn-Masjad (gest. sich durch ihre Bemiihungen um die persische Literatur und Kultur 801). Sein Geschlecht begriindete in Schirwan die arabische aus, die in der Seldschukenepoche ihr goldenes Zeitalter erlebte. Erbdynastie der Schirwan-Schahs, der sogenannten Masjadiden, die Die hochste Entwicklung unter der Dynastie der Kesraniden bis zur Offensive der Seldschuken-Epoche, d.h. bis 1067 bestand. In erreichte Schirwan im 12. Jahrhundert. Zu dieser Zeit ging die Periode der iiber zweihundertjahrigen Herrschaft der arabischen Dynastie der ersten machtigen Seldschukensultane zu Ende, und im Trans­ gelang es ihren Vertretern, sich mit vielen Vertretem der friiheren kaukasus erlangte das Schirwan benachbarte Konigreich Georgien ortlichen Dynastie verwandtschaftlich zu verbinden. zunehmend Einfluss. Vom Konig aus der Dynastie der Bagratiden Zuweilen ging in inneren ZusammenstoBen die Macht an die David II. dem Erneuerer (1089-1 125) bis zur beriihmten georgischen Schwager der Masjadidendynastie, und der vernichtende Feldzug der Konigin Tamara (1184-1207) wuchs die Kraft und der Einfluss dieses ,,Rusen“ im Jahre 944 nach Barda ereignete sich gerade unter einem Konigreichs stctig an. Schahinschah226 Manutschechr (um 1120-1149) solchen „unanfechtbaren Nachkommen des Bechram-Gur“ (Ausdruck war mit David II. verschwagert.

" ’’I-ine ausfuhrlichere Beschreibung des Feldzuges der ,,Rusen“ gibt der “ 'Vgl.: Gusejnow R.A., Werdiewa Ch. Ju. Istorija Aserbajdschana (Geschichte arabische Historiker (10.-11. Jahrhundert) ibn-Miskawejch. Die einzige Aserbaidschans). Baku, 2000. russische Ubersetzung seines Werkes gehort A. Jakubowskij und befindet sich Die Sassaniden waren eine persische Schah-Dynastie von 224-651. Ihr im „Wisantijskij westnik“ (Byzantinischer Bote), 1926, Bd. 24. Begriinder war Ardaschir I. Im 7. Jahrhundert wurde das Reich von 226Schahinschah bedeutet Schah der Schahs, offizieller Titel des Herrschers von Sassaniden von den Arabem erobert. ganz Persien. 136 137 An seinem Hof und am Hof seines Sohnes Echsitan I. (um 1149- Kesranid Chuscheng Kawus (um 1372-1382) wurde von den eigenen 1194) lebte ein ganzer Kreis groBer aserbaidschanischer Dichter, die aufstandischen Untertanen getotet. Danach ging die Macht in in persischer Sprache schopferisch tatig waren 227 : der groBe Poet und Schirwan an einen entfemten Verwandten der Dynastie, Scheich beriihmte Panegirist Chaqani Schirwani, ein Dichter von Weltruf, Ibrahim, iiber, der bis dahin bescheiden in Scheki gelebt hatte. Seine Scheich Nisami Gjandschawi u.a. Unter ihnen wurden ungewohnliche Vorfahren hatten einmal iiber Derbent geherrscht und aus diesem architektonische Bauwerke in ihren Hauptstadten Gjandscha, Grund wurde die Dynastie Derbenter genannt.228 Schemacha und Baku geschaffen. Nisami weihte Echsitan I. das Der neu gewahlte Schirwanschah Scheich Ibrahim (1382-1417) unsterbliche romantische Gedicht „Leila und Medschnun“. Chaqani hatte auch mit einem neuen Einfall der grausamen Horde zu kampfen besang den Sieg Echsitans I. liber die Hasaren, die von Derbent nach - sowohl mit dem Mitglied der Goldenen Horde Tochtamysch als Schirwan eingedrungen waren. auch mit dem mittelasiatischen Eroberer Timur. Zudem verlief der In den Beziehungen von Schirwan zu dem aggressiven benach- Kampf zwischen Tochtamysch und Timur gerade auf dem Gebiet von barten aserbaidschanischen Atabek Kysyl-Arslan (1186-1191) leistete Schirwan auBergewohnlich intensiv, was dem Land noch weiteren Georgien offenbar keine Unterstiitzung, und Echsitan I. musste seine Schaden zufugte. Nach dem Tod von Timur (1405) hatte Schirwan 10 Residenz aus Schemacha ans Meer, nach Baku, verlegen. Und erst Jahre lang noch keine Ruhe - weder vor der Goldenen Horde (Khan nach dem Tod des bertihmten Atabeks kam Schemacha an Schirwan- Schadibek) noch vor den Tiirken-Oghusen Qara Qoyunlu (Schwarze schah zuriick. Panegirist Chakani auBerte sich iiber diese Ereignisse Hammel). Der Fiihrer der Turkmenen Kara-Jusuf, der Schirwan-Schah und ihre Folgen sehr diplomatisch: Atabek Kysyl-Arslan ,,schmiickte“ Ibrahim 1413 an der Kura schlug, raubte die Staatskasse von Schirwan Schemacha und Schirwan-Schah Echsitan I. ,,schmtickte“ Baku. bis auf den Grund aus, bis zur letzten teuren Geratschaft. Die mongolische Besetzung von Schirwan unter Feribors (gest. Erst nach dem Tod Kara-Jusufs (1420) begann fur Schirwan eine nach 1244) verwtistete das Land und fiihrte zur Zunahme der fast hundertjahrige Zeit der friedlichen Entwicklung unter der turkischen Bevolkerung darin. Die Mongolen errichteten in Schirwan langjahrigen Regentschaft der beiden Schirwanschahs Khalil-Ullacha eine Vasallen-Autonomie unter der Herrschaft der Kesraniden, denen I. (1417-1462) und seines Sohnes Farruch-Jasara (1462-1501). Die sie einen jahrlichen Tribut von rund 85.000 Goldrubeln auferlegten. Bevolkerung von Schirwan war im 15. Jahrhundert mehrheitlich Seit dieser Geschichtsperiode wurde die politische und wirtschaftliche tiirkischsprachig und fur diese Zeit hochkultiviert. Der Wiener Lage Schirwans schwieriger, weil im 13. und 14. Jahrhundert sowohl Gesandte Ambr. Kontarini konstatierte einen sehr groBen Kontrast die Goldene Horde, die auch die Rus beherrschten, als auch die zwischen den kultivierten Schirwanen und den Bewohnern des Mongolen-Hulagiden, deren Hauptstadt sich in Tabris befand sowie ,,riickstandigen“ christlichen Georgiens. Kontarini fand, dass deren Vasallen, die aserbaidschanischen Dschelariden, um sie kampften. ”sSchirwan-Dynastien: 1) die besondere Dynastie der ,,Schirwan-Schahs“ in der Eine lange Zeit war Schirwan von den aserbaidschanischen Sassanidenzeit als Vasallenbesitztum der Hosroen bis zum Jahr 798; 2) ab 798 die Dynastic der arabischen Statthalter der Masididen (Autonomic 861- Herrschern abhangig, und die Goldene Horde fiel regelmaBig mit 1067); 3) die dritte Dynastie entstand nach der kurzzeitigen Vereinigung Raubztigen in das Land ein. In Schemacha fielen die Sohne des Batyj Schirwans mit Georgien und bestand von 1106 bis 1382. Die ersten Vertreter Berke in 1260, Usbek in 1318, Dschanibek in 1356 u.a. ein und dieser Dynastie sind Manitschohr (Manucher) und Ahsitan (Exitan); 4) nach der Absetzung der dritten Dynastie wurde von deren eigenen Untertanen nahmen es ein. Das Land und die Dynastie waren erschopft, der letzte Ibrahim Derbentskij zum Herrscher gekront, der die vierte Dynastie der Schirwanschahs (1382-1550) griindete. Die Vertreter dieser Dynastie waren 227Die persische Sprache war viele Jahrhunderte lang die Literatursprache fur die die spateren Vasallen Timurs, die Timuriden, Dschalairen, Turkmenen Qara- riesige Region von Stambul bis Delhi. Die Dichter in den Staaten der Qoyunlus und Aq-Qoyunlus und des Safawiden-Staates. Im Jahre 1550 wurde Grofimogule, von Aq-Qoyunlu und von Qara-Qoyunlu schrieben in persischer Schirwan von den Truppen Schahs Tachmasp I. besetzt und Anfang des 19. Sprache: die Dichter von Aserbaidschan waren keine Ausnahme. Jahrhunderts wurde Schirwan von Russland erobert.

138 139 Schirwan ein reicheres und fruchtbareres Gebiet als Siid-Aser- Im 16. Jahrhundert tobte unablassig der Krieg zwischen dem baidschan sei, wo damals Schah Usun-Hasan Belobarannyj (1467- osmanischen sunnitischen Imperium und dem Safawidischen schiiti- 1478) mit seiner Hauptstadt Tabris regierte. schen Imperium um das zwischen den beiden Staaten gelegene Land, Und im westlichen Iran lagerten sich im 15. Jahrhundert um die darunter auch um Schirwan, iiber das die Tiirken moglicherweise Stadte Tabris und Baghdad aserbaidschanische Tiirken-Oghusen, einen Zugang zum Kaspischen Meer und weiter nach Zentralasien wobei die Tiirken von Qara-Qoyunlu lange Zeit mit den Ttirken von bekommen konnten. Im Jahre 1578 entsandte Sultan Murad III. unter Aq-Qoyunlu konkurrierten, und die entscheidende Vormachtstellung der Leitung von Wesir Lala-Mustafa von Gjandscha aus ein groBes der Fiihrer von Aq-Qoyunlu und tiberzeugte Schiit Usun-Hasan Heer iiber Georgien nach Schirwan und Arran. Dieses Heer hielt auch gewinnen konnte. Diesem Zeitgenossen des osmanischen Sultans Schirwan fiir das Osmanische Reich mehr als ein Vierteljahrhundert Mehmeds II., der Konstantinopel erobert hatte, raumten die Europaer besetzt. einen hohen Rang ein. Die Venetianer und der Papst schlossen mit Die Safawidische Regierung (zuerst Schah Mohammed Choda- ihm Vertrage iiber ein gemeinsames Vorgehen gegen das Osmanische bende, dann der junge, noch nicht ,,GroBe“ Schah Abbas I.) war Reich. bereit, den Kiistenteil von Schirwan (Derbent, Baku) an den Moskauer Die Hauptstadt von Schirwan, Schemacha, hielt der bereits Zaren Fjodor Iwanowitsch abzutreten, um gemeinsam mit den erwahnte Ambr. Kantarini „in jeder Beziehung“ fur besser als Tabris, Moskowitem die Osmanen aus dem Transkaukasus zu vertreiben. nur groBenmaBig etwas kleiner. Kontarini traf in Schemacha auch den Aber Moskau hatte noch nicht das Heer fur eine so weite Expedition, Moskauer Gesandten von GroBfurst Iwan III. Das war hier nicht der und die Osmanen wurden erst von Schah Abbas I. dem GroBen selbst erste Gesandte Moskaus: der bekannte Reisende Afanasij Nikitin hielt vertrieben (1607), nachdem dieser die Starke seines Staates iiber sich auch in Schemacha auf. Reformen wiederhergestellt hatte. Unter Khalil-Ullach I. und unter Farroch-Jasar wurde auch Baku So fuhrte Abbas I. zur Beseitigung der Macht des Heeres iiber die beachtlich ausgebaut: ein groBer Teil des Kremls von Baku wurde Schahs eine Heeresreform durch, kraf't derer die Schah-Truppen nicht unter ihm geschaffen. Farroch-Jasar fiel 1501 im Kampf mit dem mehr aus den ,,Kysylbasch“ (dem Bundnis aserbaidschanischer Begriinder der Safawidischen Dynastie, Schah Ismail-Safawi (Kysyl- Turkstamme) bestand, sondern aus vielen anderen Stammen und basch). Die drei schwachen Vorganger Farroch-Jasars waren gehor- Volkerschaften. Die administrativen Reformen, der Bau von Ver- same Vasallen der Safawiden gewesen, zuerst von Schah Ismail (gest. bindungswegen, die breite Unterstutzung der Wissenschaft und der 1524) und danach von Schah Tachmasp I. (1524-1576)229, bis zu dem Kunst, die Umsiedlung einer ganzen Kolonie von armenischen Zeitpunkt, als wegen der in Schemacha entstandenen Wirren die Handwcrkern, Georgiern und Aserbaidschanern in die Hauptstadt sind ,,Kysylbasch“-Truppen von Schah Tachmasp Schirwan einnahmen nur einige der Richtungen, in die seine Reformbcmiihungen gingcn. (1538) und die Dynastie Schirwan-Schah abschafften. Die drei Erben Mit der Herrschaft dieses Schahs kehrte in Schirwan der Friede von Tachmasp setzten die ,,Kysylbasch“ nach Gutdunken (1576-1586) ein, und die Reisenden des 17. Jahrhunderts, darunter auch dcr ein und ab. Danach wurde Schirwan in eine regulare Safawiden- Deutsche Olearius210, bemerkten den Reichtum Schemachas, das Provinz umgewandelt, die von Statthaltem des Schahs regiert wurde. voller auslandischer Kaufleute war. Die russische Regierung stellte

229Bekannt ist das Handschriftenbuch von Kasi Achmed Gaffari „Nigaristan" 2'(lOlearius, Adam (1603-1671), deutscher Reisender aus Holstein (heute („Kartinnaja galereja“ (Die Bildergalerie), eine Sammlung historischer Erzah- Bundcsland Schleswig-Holstein), besuchte Russland und den Kaukasus in den lungen und Andekdoten verschiedener Epochen, Tachmasp I. gewidmet (in 3()cr Jahren des 17. Jahrhunderts. 1643 schrieb er das Buch „Beschreibung Moskau aufbewahrt). Seinerzeit gehorte diese Handschrift dem deutschen eines Reisenden nach M o s k a u .D a r in sind wertvolle Zeugnisse zur Grafen Fritz-Detlev von Schulenburg (1902-1944), der 1944 das Attentat auf Geschichte Russlands enthalten. Das Buch ist mit einer grof3en Anzahl Karten Hitler organisierte. und Zcichnungen ausgestattet, die an sich schon sehr informativ sind. 140 141 ihren Kaufleuten die Reise in den Safawiden-Staat sogar unter Strafe Schemachas. Die Kusten-Khanate (Derbent und Baku) wurden ihm (1673) ebenso wie den Handel mit den persischen Kaufleuten in zwangsweise uberlassen, ebenso wie auch die Khanate auBerhalb des Astrachan. Gebiets des ehemaligen Schirwan am rechten Ufer (Gjandscha u.a.). Als die Afghanen den Safawidischen Schah Hosein (1694-1722) Alle diese Besitztiimer wusste der Herrscher von Kuba Fatali-Khan stiirzten, konnte einer der safawidischen Prinzen Tachmasp II. zu den (1758-1789) zu vereinigen. Die ehemaligen Khane wurden entweder Russen fliehen und erklarte sich bereit, im Gegenzug fur die ver- seine Vasallen oder wurden einfach „abgeldst" (beispielsweise in sprochene russische Hilfe gegen die Afghanen die Transkaspischen Derbent 1765). Fatali-Khan machte sich zum echten Schirwanschah Gebiete an Peter I. abzutreten, darunter auch die ostliche Halfte von und fiihlte sich so stark, dass er schlieBlich Anspriiche an den Schah- Schirwan, zu dem Derbent und Baku gehorten. Die Osmanen hielten Thron des ganzen Staates anmeldete. Jedoch beendete, wie fast zu dieser Zeit Schirwan besetzt. Jedoch vertrieb Nadir Schah Afschar, immer, der Tod die ehrsiichtigen Plane eines so herausragenden der den ganzen Staat geeinigt hatte, die Osmanen (1734-1735), und aserbaidschanischen Staatsmannes. die Russen verzichteten auf den an sie abgetretenen Teil des Inzwischen waren die Tiirken-Kadscharen in Person des schreck- Kaspischen Gebietes (1735). Fiir zwolf Jahre wurde Schirwan wieder lich wiitenden Herrschers und Heerfuhrers Aga-Muhammed an die kysylbaschisch. Macht gekommen. Als er einen grausamen Feldzug (nach seinen Nadir Schah wird von vielen Historikem mit Napoleon Bonaparte eigenen Worten ein „schreckliches Gericht") in das nicht unterwiirfige verglichen. Nadir ffihrte den militarischen Ruf der Kysylbasch zu Georgien untemahm, das sich langsam zu Russland hinwendete, litt unerhorten Hohen. Besonders bekannt wurde er fiir den sieghafiten auch Schemacha (1795) stark. Vor den aserbaidschanischen Khanaten Feldzug 1738-1739 in das Indien des GroBmoguls. Nadir Schah stand die Frage, was man wahlen sollte: den Anschluss an das erbeutete nicht nur eine riesige Kriegsbeute, sondem vermahlte sich Kadscharenreich, oder sich wie Georgien Russland zu unterstellen? auch mit der Tochter des GroBmoguls. Unter ihm wurden die Die Mehrheit der Khane fuhrte eine doppelte Politik: scheinbar usbekischen Stadte Chiwa und Buchara und alle besetzten Gebiete unterstellten sie sich der groBen Starke Russlands und unterhielten vom Osmanischen Reich zuriickerobert. Sein groBer Fehler war die heimlich Verbindungen zu den Kadscharen. beabsichtigte Abschaffung des Schiitentums im Staat und der geplante Dieses neue Spiel trat auch wahrend des Feldzugs der russischen Ubergang zum Sunnitentum zwecks leichterer Eroberung des Armee 1796 zutage, den Katharina II. unter der Leitung von W. gesamten sunnitischen Osmanischen Reiches. Das und seine maBlose Subow fuhrte. Aber noch deutlicher zeigte es sich in der Zeit des Blutriinstigkeit und die Aufregung der herrschenden Kreise Englands Kadscharisch-Russischen Krieges 1804 -1813. Deshalb loste Russland und Russlands uber seine Erfolge dienten als Anlass fiir eine gleich zu Beginn dieses Krieges im Gegenzug das Khanat Kuba mit Verschworung gegen ihn, der er (1747) auch zum Opfer fiel. den von ihm abhangigen Stadten Derbent und Baku auf und machte Nach dem Tod Nadir Schahs und der danach im Land aus- im ehemaligen Arran dem untreuen Khanat Gjandscha ein Ende. Nach brechenden Anarchie wurden Schirwan und der gesamte Trans­ dem Frieden von Giilistan (12. Oktober 1813) traten die Kadscharen kaukasus frei von der ,,Vormundschaft“ der zentralen Administration. den ostlichen Transkaukasus an Russland ab. Das hinderte die nicht Und hier entstand eine Vielzahl autonomer aserbaidschanischer aufgelosten Khanate Scheki und Schemacha nicht daran, weiterhin Staatsgebilde (Khanate, Sultanate, Paschalyks u.a.). Im westlichen geheime Beziehungen zu den Kadscharen zu unterhalten mit dem Ziel Teil von Schirwan, nahe Georgien, erstarkte das Khanat Scheki mit der Loslosung von Russland. Die russische Regierung, der das zur der Hauptstadt Nucha. Es sei angemerkt, dass diese Gegend und ihre Kenntnis gelangte, schaffte die Khan-Regierung in den Khanaten Herrscher schon immer die Autonomie angestrebt hatten. Die alte Bezeichnung Schirwan wurde fur das Khanat Schemacha beibehalten. Am starksten wurde jedoch zu dieser Zeit das Khanat Kuba, im Osten

142 143 Scheki (1818) und Schemacha (1820) ab und fiihrte dort eine 9. Der VorstoB Russlands in den Kaukasus und die Mas- russische Militarverwaltung ein.231 senumsiedlung der Armenier in den Sudkaukasus im Wahrend des neuen Russisch-Kadscharischen Krieges (1826-1828) 19. und 20. Jahrhundert hatten die kadscharischen Truppen unter dem Kommando von Abbas- Mirsa anfanglich groBen Erfolg. Die vertriebenen Khane (Mustafa- „Der Geschichtswissenschaftler wird von der Politik Khan von Schemacha und Hosein-Khan von Baku) kehrten unter nicht gestort, wenn er sich nicht in ihrer Reichweite Ausnutzung dieses Umstandes in ihre friiheren Besitztiimer zuriick. befmdet. Aber ist dies moglich? “ Aber danach begannen die russischen Truppen siegreich zu werden, Schirokow Aleksandr und im Frieden von Turkmantschai (10. Februar 1828) kam der Transkaukasus endgiiltig an Russland. In der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts wurde der Moskauer Staat nach der Einnahme von Kasan und Astrachan auf der ganzen Lange Beherrscher des grofiten Handelsweges von Europa nach Zentralasien, der Wolga. Das damalige Europa konnte nicht ohne einige asiatische Waren auskommen - hauptsachlich nicht ohne Seide, einer damals aufgrund einiger ihrer Hygieneeigenschaften strategischen Ware. Die Regierung in Moskau war bestrebt, den Seidenhandel zu ihrem Monopol zu machen und erlaubte niemandem in Astrachan Handel zu treiben, auBer den russischen Kaufleuten. Aber als das Kaspische Meer mit den umliegenden safawidischen Gebieten noch nicht unter russischer Kontrolle war, waren starke Konkurrenten im Seidenhandel die Osmanen, die in Derbent saBen und bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ganz Dagestan vollig unter ihrer Kontrolle hatten, die gesamte Westkiiste des Kaspischen Meeres. Die Handelsinteressen veranlasste die russische Regierung, ihre Blicke von Astrachan nach Siiden zu lenken. Aber neben dieser Linie der Regierung verlief eine inoffizielle, jedoch auBerst intensive, Kolonialisierung des Nordkaukasus durch die Russen uber Umsiedler- Kosaken von Don und Wolga. Schon um das Jahr 1590 siedelten die Kosaken am Terek so dicht, dass sich zwischen dem damaligen osmanischen Asow und dem osmanischen Derbent ein russischer Keil bildete, der diese beiden Besitztumer teilte. Dadurch kamen die Osmanen so in Bedrangnis, dass sie Moskau mit Krieg drohten. In der Zeit der Wirren (Ende 16.-Anfang 17. Jahrhundert) ffihlte sich das Tereker Kosakenheer so stark, dass es seinen eigenen Thronanwarter aufstellte, Zarewitsch Peter. Es kam so 2 3 1 Dom B. Versuch einer Geschichte der Schirwan-schahe. In: Memoires. Ros- weit, dass die Moskauer Regierung Zars Michael Fjodorowitsch sijskaja Akademija Nauk (Akademie der Wissenschaften Russlands), 1841. Serie VI., Band 4; Derselbe: Geschichte Schirwans unter den Statthaltem und Chanen von 1534 -1820, a.a.O., Band 5. 144 145 Romanows (1596-1645)232 versuchte, die Tereker durch Geschenke seinen Schutz genommen und mit seinen Truppen Georgien besetzt auf ihre Seite zu ziehen. hatte. Zu einem Krieg mit dem Osmanischen Reich konnte sich Peter In der zweiten Halfte des 17. Jahrhunderts siedelten die Kosaken der GroBe nicht entschlieBen, und die Sache endete fur Russland nicht nicht nur am Terek, sondem auch an der Sunscha (einem rechten sehr ruhmreich mit der Teilung der ,,Einflussspharen“ nach dem Nebenfluss des Terek von Siiden), und sie errichteten ein „Stadtchen" Vertrag vom 12. Juni 1724. Ohne die Unterstutzung Georgiens und in Dagestan selbst. Die entstandene Bezeichnung ,,grebenskie“ der Safawiden war Russland damals nicht in der Lage, die (greben = Bergkamm - Anm. d. Ubers.) Kosaken zeigt, dass die Eroberungen Peters zu halten, und 1735 verlieBen die Russen nicht russische Kolonisierung nicht nur in den Niederungen verlief, sondem nur Derbent und Baku, sondem auch die Festung des HI. Kreuzes am auch die ,,Bergkamme“, d.h. das Vorland der Kaukasuskette Fluss Sulak, d.h. sie zogen auf der Position der Zeit vor Peter dem umfasste.233 Moskau begann die Kolonisierung der osmanischen GroBen ab. Fast 100 Jahre spater wiederholt sich nach dem Tod Besitztiimer durch die Kosaken nach und nach zu unterstiitzen. Zu Katharinas der GroBen die Situation mit den russischen Eroberungen. einer aktiveren Kosakenpolitik ging Moskau in den ersten Jahren des In den 60 Jahren nach 1735 war die russische Politik im Kaukasus 18. Jahrhunderts uber. Noch vor dem Ende des Nordischen Krieges von den Beziehungen zum Osmanischen Reich bestimmt. Die (1700-1721) beginnt Peter der GroBe einen Weg in den Kaukasus zu Expansionsfront Moskaus drehte sich von Siidosten nach Siidwesten. sondieren. Wahrend des ersten Tiirkenkrieges Katharinas der GroBen besetzten Unmittelbar nach dem Ende des Schwedischen Krieges begann die Russen emeut Georgien und belagerten Poti, jedoch erfolglos. Moskau, einen Anlass fiir einen Krieg mit den Kysylbasch zu suchen Wahrend des zweiten Tiirkenkrieges 1790 nahm Gudowitsch Anapa und fand ihn auch bald miihelos: in Schemacha234 wurden russische ein, das spater wieder abgetreten wurde und erst 1846 wieder zu Kaufleute beraubt und die meisten von ihnen umgebracht. Der Russland kam. Wahrend der Statthalterschaft Pawel Potjomkins, des Kaukasus-Feldzug Peters des GroBen begann am 27. Juli 1722 und Zwillingsbruders des Giinstlings von Katharina, wurde Wladikawkas endete am 12. September 1723 (Peter war zu dieser Zeit schon lange erbaut und begann der Bau der Georgischen HeeresstraBe, die eine in Moskau) mit der Niederlage des Safawiden-Staates, der durch den zentrale Rolle bei der russischen „Eroberung" des Transkaukasus Krieg mit den Afghanen auBerordentlich geschwacht war, die zu spielte. Ganz am Ende des 18. Jahrhunderts wurde durch die diesem Zeitpunkt sogar die damalige persische Hauptstadt Isfahan unerwartete Erstarkung des Nachbarstaates unter dem Einfluss der einnehmen konnten. neuen Kadscharen-Dynastie der Schwerpunkt der russischen Politik Die Safawiden traten an Russland die gesamte kaspische Kiiste. wieder auf den Transkaukasus verlagert. 1796 begann ein neuer Krieg Derbent, Baku, „und die Provinzen Giljan, Masandaran und Astrabad'1 mit dem Kadscharenstaat, der mit Unterbrechungen bis 1828 ab. Aber eine praktische Folge dieses Vertrages war die Einmischung andauerte. Trotz der beachtlichen franzosischen (bis 1807) und des Osmanischen Reiches, das die Bergbewohner Dagestans unter englischen (von 1807 bis 1813) Militar- und Finanzhilfe verloren die Kadscharen diese militarischen Auseinandersetzungen. Die Epoche vom 18. Jahrhundert bis zum ersten Drittel des 19. 232Zar ab 1613, erster Zar aus der Dynastie der Romanows, wurde von der Standeversammlung des Russischen Reiches gewahlt. Jahrhunderts - eine Epoche der Gebietsverluste des Osmanischen Uber die “grebenskie“ Kosaken und ihre Rolle bei der Eroberung und Reiches und des Kadscharenstaates - ist die Zeit des Niedergangs Verteidigung des Kaukasus, vgl.: den Artikel von Nikolaj Markelow ..Gde seiner politischen und militarischen Macht, eine Periode vieler ryskaet w gorach woinstwennyj rasboj (Wo umherstreift in den Bergen der krigerische Raub...“. Nowvj mir, 2007, Nr. 9, S. 122-127. Eroberungen Russlands im Transkaukasus und die Anfangszeit des 234Schemacha war beruhmt als Zentrum der Seidenzucht im Transkaukasus. GroBen Kaukasuskrieges (1817-1864).235 Dies ist die Zeit der spater fiir Weinbau und Teppichhandwerk, im 9.-16. Jahrhundert Hauptstadt Schirwans, Residenz der Schirwanschahs, ab Mitte des 18. Jahrhunderts 2,5Zur russischen Expansion in den Sudkaukasus, vgl.: Atkin M. Russia and Iran Zentrum des Khanats Schemacha, kam 1805 zum Russischen Reich. 1780 - 1828. Minneapolis 1980; Kazemzadeh E. Russian Penetration o f the 146 147 Erstarkung, der Bliite und des Verlustes der Unabhangigkeit der Konigreich unter den Schutz Russlands stellte. Initiator des Vertrages meisten selbststandigen oder autonomen Staatsgebilde: Khanate, von Georgijewsk war der georgische Konig Iraklij II. (1720-1798). Sultanate, Meliktiimer. Die groBten waren die Khanate Karabach, Der Vertrag sicherte dem Fiirstentum Kartli-Kachetien die Autonomie Kuba und Scheki. Die raumliche Trennung der aserbaidschanischen in den inneren Angelegenheiten und Schutz im Kriegsfalle zu. Der Staatsgebilde und der Kampf zwischen ihnen nutzten ihre machtigen Sohn von Iraklij II., Georgij XII. (1748-1800) legte dem russischen Nachbam Russland, der Kadscharenstaat (Persien) und das Zaren Pawel I. (1754-1801) nahe, das gesamte georgische Land unter Osmanische Reich, fur ihre eigenen Ziele aus. Die seinen Schutz zu nehmen. aserbaidschanischen Khanate mussten standig zwischen diesen 1803 wurde das Khanat Awar an Russland angegliedert (aufgelost Machten lavieren und miteinander Bundnisse von kurzer Dauer 1864 nach Ende des GroBen Kaukasuskrieges).236 1803 - 1804 wurden schlieBen. Mingrelien und Imeretien an Russland angegliedert. In der gleichen Unter Zar Alexander I. (Regierungszeit 1801-1825) fiihrte Zeit leistete das Khanat Gjandscha unter der Fuhrung von Dschawad- Russland erfolgreiche Kriege in verschiedene Richtungen: gegen Khan bewaffneten Widerstand gegen den Anschluss an Russland. Persien (1804 - 1813), das Osmanische Reich (1806-1812), Schweden 1805 wurde das Khanat Schirwan (Khan Mustafa)237 an Russland (1808-1809) und Frankreich (1812-1814). Unter Alexander I. wurden anschlossen, und von 1806 bis 1813 wurden unter dem Kommando Ostgeorgien (1801), Finnland (1809), Bessarabien (1812), eine Reihe der russischen Heerfiihrer Zizianow, Gudowitsch und KotIjarewskij23x aserbaidschanischer Khanate (1803-1813) und das Fiirstentum die Khanate Baku und Gjandscha erobert. Warschau erobert. Fur seine Verdienste um Russland erhielt 1805 schloss sich unter Khan Selim das Khanat Scheki an Alexander 1. den Beinamen „der Gesegnete“. Russland an, wo 1919 die Khanherrschaft abgeschafft wurde. 1805- 1804 forderte der Kadscharenstaat (Persien) Russland mit 1806 schlossen sich das Khanat Karabach unter Ibrahim Khalil-Khan Ultimatum auf, seine Truppen aus dem Sudkaukasus abzuziehen. und das Khanat Kuba unter Schah Ali-Khan an Russland an. 1811 Russland weigerte sich, und so begann der Russisch-Kadscharische gliederte sich Russland das Fiirstentum Gurija an, das bis 1828 die (Persische) Krieg (1804-1813), der mit der Niederlage des Autonomie in den inneren Angelegenheiten behielt.234 Kadscharenstaates (Persiens) endete. Die Rtickgewinnung der von Nach dem Russisch-Kadscharischen (Persischen) Krieg 1804-1813 Russland an der Schwarzmeerkiiste und im Kaukasus erworbenen kamen auf der Grundlage des Friedensvertrages von Giilistan das Gebiete und das Zuriickdrangen des wachsenden russischen Einflusses im Balkan wurden auch vom Osmanischen Reich versucht. Der vom :!,’Das Khanat Awar bestand rund 700 Jahre (12,-19. Jahrhundert). 1843-1859 Osmanischen Reich begonnene Krieg (1806-1812) endete mit der kam das Khanat zum Imamat Schamil im Nordkaukasus. Niederlage der Osmanen. Dies wurde im Frieden von Bukarest von 2’ Vgl.: „Geschichte der Mongolen von Monch Magakija", Ubers. V. Patkanow. 1812 festgeschrieben. St. Petersburg. 1871, c. 23, 55; Orbeljan Stepanos. Istoritscheskaja oblast In den ersten drei Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts Sisakan (Der historische Oblast Sisakan). Ubers. O. Mkrttschan. Tiflis 1910. Ab dem 10. Jahrhundert war das Staatsgebilde Schirwan mit der Hauptstadt verleibte sich Russland, wie bereits dargelegt, zahlreiche Khanate und Schemacha das starkste im Gebiet von Nord-Aserbaidschan. Selbststandig andere Staatsgebilde des Sudkaukasus ein. 1801 schloss sich das wurde Schirwan 1748. Bis dahin befand sich Schirwan unter dem Einfluss des Fiirstentum Kartli-Kachetien (Ostgeorgien) an Russland an. Das Saf'awidischen Reiches, dem beriihmten Staat der Kisilbasch". Konigreich Kartli hatte sich 1762 mit Kachetien vereinigt und wurde ;,fiKotljarewskij Pjotr Stepanowitsch (1782-1851), Infanteriegeneral (1826), seine Truppen schlugen die Kysylbasch am Fluss Araxes (1810), bei fortan Fiirstentum Kartli-Kachetien. Bereits 1783 schlossen Russland Aslandus, an der Furt uber den Fluss Araxes, (1812) und erstiirmten Lenkoran und das Fiirstentum Kartli-Kachetien ein Abkommen, das das ^ (1813). 2 !4Gurija ist eine der schonsten Regionen Westgeorgiens, die auf dem Gebiet der Caucasus. In: T. Hieczak (ed.): Russian Imperialism from Ivan the Great to jetzigen Rayons Osurgetwskij, Gochataurskij und Lantschutskij liegt. the Revolution. New Brunswick 1974, p. 239-283. Zeitweilig wurde auch Abchasien zum Fiirstentum Gurija gezahlt. 148 149 Khanat Derbent mit der Hauptstadt Derbent und das Khanat Talysch wesentlicher Bestandteil dieser Integrationspolitik war die Christiani- im Siidosten der heutigen Republik Aserbaidschan an der siidostlichen sierung der eroberten oder freiwillig angeschlossenen Gebiete. Der Kiiste des Kaspischen Meeres an Russland.240 Wie bereits gesagt, Vertrag von Turkmantschai enthielt spezielle Artikel, die die waren bereits 1796 russische Truppen im Khanat Derbent, zogen aber Massenumsiedlung von Armeniern aus dem Kadscharenstaat (Persien) auf Befehl von Zar Pawel I. wieder ab. Gegen Mitte des 19. und dem Osmanischen Reich in den Kaukasus, in das Gebiet der Jahrhunderts fiel das Gebiet Nord-Aserbaidschan an Russland. An der aserbaidschanischen und georgischen Khanate, Sultanate, Flirsten- Stelle einiger Khanate und anderer aserbaidschanischer Staatsgebilde tiimer und Konigreiche ermoglichten. wurden zunachst die Gouvemements Schemacha und Elisawetpol Nach der Eroberung Nord-Aserbaidschans durch das Russische geschaffen. Im anderen Teil der aserbaidschanischen Gebiete wurde Reich wurden mit Erlass von Zar Nikolaus I. vom 21. Marz 1828 die das Gouvemement Irewan geschaffen. Der Vertrag von Giilistan Khanate Nachitschewan und Irewan aufgehoben und an ihrer Stelle bestatigte die Besetzung „der Khanate Karabach und Gjandscha, die eine neue Verwaltungseinheit unter dem Namen „Armenischer spater in eine Provinz mit Namen Elisawetpolskaja umgewandelt Oblast" gebildet, die von russischen Beamten verwaltet wurde. 1849 wurden, sowie der Khanate Scheki, Schirwan, Derbent, Kuba, Baku wurde dieses Gebiet jedoch in Gouvemement Irewan umbenannt. und Talysch als Eigentum des Russischen Reiches.“241 Danach begann die von der russischen Regierung geplante und Der zweite Russisch-Kadscharische (Persische) Krieg (1826-1828) allseits von ihr unterstiitzte Politik der Umsiedlung Tausender von um Gebietszuwachs, Einflusssphare und die profitablen Handelswege Armeniern in den Kaukasus, unter anderem auch in das Gebiet des im Siidkaukasus endete am 10. Februar (nach dem neuen Kalender am ehemaligen Khanats Karabach.243Die Umsiedlerstrome gingen auch 22. Februar) 1828 mit dem Frieden von Turkmantschai. GemaB nach Sangesur. Vor den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts lebten auf diesem Vertrag fielen an das „Russische Reich in seiner Gesamtheit dem Gebiet des friiheren Khanats Karabach mindestens 18.000 das Khanat Eriwan auf beiden Seiten des Araxes sowie das Khanat Armenier. Insgesamt wurden zwischen 1828 und 1830 iiber 100.000 Nachitschewan".242 Armenier (Brissaud Alain spricht von 135.000 Umsiedlern) in den Nach diesem Vertrag sollten auch die aserbaidschanischen Khanate Siidkaukasus umgesiedelt.244 am Siidufer des Flusses Araxes (Aras) an Russland angegliedert Fiir genauer halten wir die in der Quelle „Istoritscheskij pamjatnik werden. Dies verhinderte jedoch die Diplomatic von Britannien, die sostojanija Armjanskoj Oblasti w epochu eja prisoedinenija к russkoj eine Bedrohung ihrer Interessen im Nahen Osten seitens Russlands imperii" (Historisches Denkmal des Zustandes des Armenischen sah und die Russland zwang, diese Khanate an den Kadscharenstaat Gebietes in der Epoche seiner Angliederung an das Russische Reich) (Persien) abzutreten. genannten Daten. Dieses Dokument wurde von Staatsrat I. Schopen, Der Friede von Turkmantschai war nicht nur das Ende der dem Leiter der Verwaltung der Einkiinfte und des Staatseigentums des militarischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und dem Armenischen Oblast, auf Anordnung von Graf Paskewitsch- Kadscharenstaat (Persien), sondern auch der Beginn der nachfol- Eriwanskij ab Anfang 1829 zusammengestellt und im Jahre 1852 in genden neuen politischen und administrativen Politik der Integration Sankt Petersburg veroffentlicht. der nordaserbaidschanischen Khanate in das Russische Reich. Ein Nach diesem Dokument wurden in das Gebiet des Khanats Irewan infolge des Russisch-Kadscharischen Krieges von 1826-1828 23.568

240Das Khanat mit der Hauptstadt Lenkoran war seit dem 18. Jahrhundert ein selbstandiges Staatsgebilde. 24,Vgl.: Constant Antoine. L’Azerbaidjan. Paris 2002, Editions Karthala, p. 37- 24lVgl.: Gosudarstwennyj istoritscheskij archiw Aserbajdschanskoj Respubliki 38. (Staatliches Geschichtsarchiv der Republik Aserbaidschan), f. 202, op. 1. Bd. 244Brissaud Alain (in: Islam und Christentum. Gemeinsamkeit und Konfronta- 25, S. 281-283 ob„ Art. 3. tion gestern und heute. Albatros Verl. Dtisseldorf 2002, S. 280) spricht von 242Vgl.: A.a.O., f. 02, op. 1, d. 71, S. 317-321, Artikel 3. 135.000.

150 151 Armenier und nach dem Russisch-Osmanischen Krieg von 1828 bis Siedlungen waren sie auch auf den Territorien der kleinen Staats­ 1829 21.639 Armenier umgesiedelt. In das Khanat Nachitschewan gebilde Gara-gojunlu, Ag-gojunlu, der Safawiden, Nadir-Schahs, und wurden nach dem Krieg mit dem Kadscharenstaat (Persien) 10.652 danach auch den Khanaten Irewan und Nachitschewan vertreten. Armenier und nach dem Krieg mit dem Osmanischen Reich 27.000 Aufgrund dieser geographischen Trennung waren die Armenier nicht Armenier umgesiedelt. In den Ordubadskij Kreis kamen rund 1.340 in der Lage, einen Staat zu griinden: die kritische Masse einer Armenier aus dem Kadscharenstaat (Persien). Somit betrug die staatsbildenden Bevolkerung reichte nicht einmal fiir den Besitz eines Gesamtsumme der armenischen Umsiedler aus dem Kadscharenstaat bestimmten, hinlanglich groBen Territoriums aus. (Persien) 35.560 und aus dem Osmanischen Reich 21.666, insgesamt Aber mit dem Auftauchen Russlands in der Region beginnen die 57.226 Personen. Als Ergebnis der Fortfuhrung dieses Kurses Ereignisse durcheinanderzukommen, so dass sich in einem erreichte 1832 die Gesamtzahl der Armenier in den genannten bestimmten Gebiet eine immer groBere Anzahl Armenier anzusam- Provinzen 82.357 Personen.245 meln beginnt, was unweigerlich zu einer Reihe von Problemen fuhrte, Dieser Autor zeigt auf, dass die Armenier, die sich bereits vor der auf die der groBe russische Schriftsteller und Diplomat A.S. Umsiedlung im Gebiet dieser Khanate befanden, Kolonisten aus dem Gribojedow schon in den friihen Etappen der Umsiedlung aufmerksam Osmanischen Reich und dem Kadscharenstaat (Persien) „auch Siedler machte. Er schrieb: „... die Armenier werden groBtenteils in den sind, die zu verschiedenen Zeiten und unter unterschiedlichen Wohngebieten der Moslems angesiedelt... Die Moslems werden durch Umstanden hierher gekommen waren. Im Ubrigen, wenn man die Umsiedler eingeengt... Wir haben auch viele Uberlegungen wirklich alteingesessene Armenier unter ihnen sucht, so muss man angestellt, was wir den Moslems suggerieren sollen, damit sie sich mit wahrscheinlich in die Dorfer Wagarschapat, Kulypy, Akulisy und in der jetzigen Belastung abfinden, die nicht von langer Dauer sein wird, den Ordubadskij Kreis gehen“.246 Der Staat Garagojunlu hatte und um ihre Angst auszurotten, dass die Armenier sich fur immer des zwischen 1429 und 1431 Wagarschapat und viele andere Dorfer an die Landes bemachtigen wurden, in das man sie nun hineingelassen Armenier verkauft. Gerade in der Hoffnung auf diese Erwerbungen hat“.248 Die Befiirchtungen der ,,Muselmanen“ waren, wie wir heute wird der armenische Patriarchenthron 1441 von Sisa (Kilikien) nach wissen, nicht unbegriindet. Etschmiadsin (Kaukasus) verlegt. Diese gekauften Dorfer werden die Im Werk des amerikanischen Wissenschaftlers J. MacCarthy sind ersten Siedlungen von Armeniern im Kaukasusgebiet, deren Umsied­ die folgenden Daten iiber die Besiedlung des aserbaidschanischen lung in den Sudkaukasus erst Anfang des 19. Jahrhunderts massiv Landes im Sudkaukasus enthalten. In der Periode 1828-1920 wurden erfolgt.247 im Verlauf der Umsetzung der Politik, die auf die Umbildung der Die Armenier bildeten in den verstreuten Siedlungen nirgendwo dcmographischen Struktur dcr Bevolkerung von Aserbaidschan eine vorherrschende kompakte Masse und waren iiber das gesamte abzielte, „mehr als 2 Millionen Moslems vertrieben und eine nicht Osmanische Reich verstreut. Mit solchen raumlich getrennten bekannte Zahl getotet... Zweimal, 1828 und 1854, drangen die Russen nach Ostanatolien ein... und zweimal mussten sie wieder abziehcn, 24SVgl.: I. Schopen. Istoritscheskij pamjatnik sostojanija armjanskoj oblasti w wobei sie 100.000 Armenier in den Kaukasus mitnahmen, wo sie an epochu ego prisoedinenija к Rossijskoj imperii. (Historisches Denkmal der Stelle von tiirkischen Aserbaidschanem, die emigriert oder gestorben Schaffung des Armenischen Oblast in der Epoche seines Anschlusses an das waren, angesiedelt wurden. Im Krieg 1877-1878 nahm Russland den Russische Reich) Tipografija Imperatorskoj Akademii Nauk, St. Petersburg. Rayon Kars-Ardagan ein, vertrieb die Moslems und siedelte dort 1852, S. 637-642. 246A.a.O., S. 706-707. 70.000 Armenier an ... Rund 60.000 Armenier zogen wahrend der 247Vgl.: A. D. Papasjan. Agrarnye otnoschenija w Wostotschnoj Armenii w Ereignisse der Jahre 1895-1896 in den russischen Kaukasus ... In der XV1-XVII wekach. (Die Agrarbeziehungen in Ostarmenien im 16.-P. Jahrhundert.) Verlag Akademii Nauk Armjanskoj SSR, Eriwan, 1972, S. 114- 24xVgl.: Aleksandr Gribojedow. Gore ot uma. Pisma i sapiski. (Verstand schafft 115. Leiden (oder: Wehe dem Verstand). Briefe und Notizen), Baku 1989, S. 387. 152 153 Epoche des Ersten Weltkrieges zeichnete sich die Migration fast durch Dessjatinen Staatsland zugewiesen und von den Moslems wurde fiir den gleichen Umfang aus: 400.000 Armenier aus Ostanatolien auf iiber 2.000.000 Rubel Privatland gekauft. Der bergige Teil des 400.000 Moslems aus dem Kaukasus“. Nach Angaben dieses Gouvernements Elisawetpol und das Ufer des Goktscha-Sees (heute Wissenschaftlers wurden von 1828 bis 1920 mindestens 660.000 Sewan-See) wurden von diesen Armeniern besiedelt. Man muss Armenier nach Aserbaidschan umgesiedelt".249 bedenken, dass auf die 124.000 offiziell umgesiedelten Armenier auch Ein unmittelbar an diesen Ereignissen Beteiligter beschrieb diese eine Vielzahl nichtoffizieller hierher kam, so dass die Gesamtzahl der sehr ausfiihrlich: „...von 1828 bis 1830 siedelten wir iiber 40.000 Umsiedler 200.000 Personen weit iibersteigt. persische und 84.000 tiirkische Armenier in den Transkaukasus urn Nach dem Krimkrieg (1853-1856 - J.R.) siedelt sich wieder eine und siedelten sie auf dem besten staatlichen Land in den nicht genau erfasste Anzahl Armenier an. Die Periode 1864 bis 1876 Gouvernements Elisawetpol und Eriwan an, wo die armenische ist von unserer verstarkten Tatigkeit zur Besiedelung der Schwarz- Bevolkerung verschwindend gering war (Unterstreichung von mir - meerkiiste durch Armenier und Griechen, die auf Kosten der Staats- J.R.), sowie in den Ujesden Tiflis, in Bortschala, Achalza und kasse aus Kleinasien kommen, gekennzeichnet ... Den Neuan- Achalkalak.250 Fiir die Siedlungen wurden ihnen iiber 200.000 kommlingen wird das beste Staatsland zugewiesen. Der gluckliche Ausgang des osmanischen Krieges 1877-1878 24,Justin McCarthy. Armenian Terrorism: History as Poison and Antidote. bescherte uns einen ganzen Strom von Neuankommlingen aus Ankara, Ankara University Press 1984, pp. 85-94. 250Die Stadt Achalkalaki wurde der Uberlieferung nach vom ersten georgischen Kleinasien: in den Karskaja Oblast251 ziehen rund 50.000 Armenier Konig Farnnaos gegriindet, wurde im 15. Jahrhundert zerstort und wurde im und rund 40.000 Griechen, und der seither fast menschenleere Oblast 18. Jahrhundert zu einer bedeutenden osmanischen Festung. Im Mai 1807 erhalt eine recht groBe auslandische Bevolkerung. AuBerdem bringt versuchte Graf Gudowitsch sie zu ersturmen, aber die Festung widerstand. Im General A. Tergukasow zu uns in den Ujesd Surmala 35.000 Wagen Jahre 1810 schlug General Tormasow bei Achalkalaki groBe osmanische Streitkrafte. 1821 wurde die Festung bei einem unerwarteten Einfall von mit osmanischen Armeniern, die auch bei uns bleiben. Oberst Kotljarewskij eingenommen, aber an die Osmanen zuriickgegeben. Danach beginnt ein nicht abreiBender Strom von Armeniern aus Wieder wurde sie von den Truppen des Grafen Paskewitsch im Jahre 1828 Kleinasien, die als Einzelpersonen und als Familien umsiedeln. In eingenommen und zusammen mit dem Kreis vor 1918 an Russland noch groBerem Umfang beginnt die Umsiedlung der Armenier wieder angegliedert. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden im Kreis 253 Khane. Beys und Agalare gezahlt. in der Periode 1893-1894, wahrend der armenischen Unruhen in der Die Stadt Achalzich (georgisch: Achalziche, d.h. „neue Festung". Tiirkei. Bei Ankunft des neu ernannten Oberkommandierenden Fiirst aserbaidschanisch Achiska). Friiher war Achalzich Hauptstadt des georgischen Oblasts Samzche oder Semo-Kartli (d.h. Oberes Kartli). In der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts wurde Sarkis II. (1306-1334) unabhangiger erbitterten Widerstandes der Garnison. Besonders zeichnete sich bei dieser Herrscher von Samzche und nahm den osmanischen Titel Atabek an. infolge- Erstiirmung das Schirwansker Infanteriebataillon aus. Auch in den dessen das Gebiet Saatabago (d.h. Besitztiimer des Atabeks) genannt wurde. nachfolgenden Jahrzehnten zeichnete sich dieses Bataillon durch herausra- 1579 fiel Achalzich unter die Herrschaft der Osmanen, und 1625 forderten die gende militarische Erfolge aus. Es spielte zum Beispiel eine herausragende Tiirken von Herrschern die Annahme des Islam, in der zweiten Halfte des 17. Rolle beim Sturm von Gunib und bei der Einnahme von Schamil am 25. Jahrhunderts begannen die Osmanan ihre eigenen Paschas zu emennen. Auf August 1859. Jahrzehnte wurde Achalzich zum Hauptsklavenmarkt in der Region, dem die 24 Kars ist eine Stadt im Nordosten des Osmanischen Reiches. Ab dem 16. Lesginen gefangene Christen lieferten. Bei den ZusammenstoBen von Jahrhundert, wahrend der Russisch-Tiirkischen Kriege des 19. Jahrhunderts Russland mit dem Osmanischen Reich gab es bei Achalzich wiederholt belagerten und eroberten russische Truppen die osmanische Festung in den schwere Kampfhandlungen. Im November 1810 belagerte eine Einheit unter Jahren 1828 und 1855, und 1877 erstiirmten sie sie. 1878-1918 gehort Kars zu dem Kommando von General Tormasow die Festung, war jedoch durch groBe Russland, 1921 zum Osmanischen Reich. Von 963 bis 1064 existierte das von Verluste, die die Truppen erlitten und die auftretende Pestepidemie zum Byzanz halbunabhangige Konigreich Kars (der Bagratidenstaat), das von Riickzug gezwungen. Im August 1828 bewegte sich Graf Paskewitsch auf armenischen Fursten (Konigen) regiert wurde und das vollig unter die Achalzich zu, schlug bei seinen Mauem die dorthin geeilten osmanischen Herrschaft von Byzanz kam in Verbindung mit dem Einfall (1064-1065) der Truppen und erstiirmte nach einigen Tagen Belagerung die Festung, trotz des Tiirken-Seldschucken. 154 155 G.S. Golizin 1897 im Kraj waren es nicht wie 1894 nur 10.000 Aschagi Tschajli u.a.255 Der in den Siidkaukasus strebende, immer Armenier, die ankamen, sondem rund 90.000... von den 1.300.000 starker werdende Strom von Armeniem, die gute Chancen auf nun im Transkaukasus lebenden Armeniem, sind iiber 1.000.000 Einbiirgerung in den neuen Territorien hatten, war von einer Menschen keine alteingesessenen Bewohner des Krai und wurden von Intensiviemng der Probleme zwischen den Neuankommlingen und der uns angesiedelt (Unterstreichung von mir - J.R.)“.252 Unter „altein­ alteingesessenen Mehrheit der moslemischen Bevolkerung begleitet. gesessenen Armeniem11 wurden die kaukasischen christlichen Albaner Ab 1840 gehorte das Territorium von Karabach zum neuen verstanden, die sich nach konfessionellen Merkmalen als Armenier Kaspijskaja Oblast und ab 1846 zum Gouvernement Schemacha eingetragen hatten und oft fur Armenier gehalten wurden. Tatsachlich (danach zu Baku). Als in den aserbaidschanischen Gebieten das kann man zu den „alteingesessenen11 Armeniem nur diejenigen zahlen, Gouvernement Elisawetpol geschaffen wurde, kamen dazu auch zwei die im 15. Jahrhundert in die von den Armeniem erworbenen Dorfer Rayons (Ujesde), der Schuschinskij und der Sangesurskij Rayon, die hierher zogen (s. oben - J.R.). ehemals zum Khanat Karabach gehort hatten. 1849 wurde die erst Der Erste Weltkrieg pragte auch den weiteren Zuwachs der Anzahl kurz zuvor geschaffene Armenische Oblast umgebildet. An seiner der armenischen Umsiedler. So ubersiedelten 1914-1916 noch einmal Stelle wurden die Gouvemements Eriwan und Nachitschewan und der 350.000 Armenier in den Kaukasus.253 Infolge dieser Massenumsied- Kreis Ordubad geschaffen. Die meisten Bewohner dieser administra- lerstrome stieg die Anzahl der Armenier im Gouvernement Eriwan tiven Einheiten waren Moslems, hauptsachlich Aserbaidschaner. 1916 auf 669.871 an. Das Territorium des Gouvemements Eriwan Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass schon 1827, d.h. ein Jahr bestand aus den ehemaligen Khanaten Eriwan und Nachitschewan. Es vor der Auflosung der Khanate Nachitschewan und Eriwan, eine diente als Basis fiir die Schaffung des ersten armenischen Staates im „Ubergangsregierung der Oblast11 (gemeint ist der Armjanskaja Oblast Kaukasus, der Republik Armenien, die durch Sowjet-Armenien - J.R.) geschaffen worden war, der auch der armenische Bischof abgelost wurde, 1991 in die jetzige Republik Armenien umbenannt.'''4 Nerses Aschtarakskij angehorte.256 Mit Unterstiitzung der russischen So wurde auf dem Weg der planmaBigen Massenumsiedlung, die von Regierung wurden iiber die Entziehung der kirchlichen Autonomie der der mssischen Regierung finanziert wurde, der geographische Boden christlichen Albaner auch alle ehemaligen albanischen Meliktiimer fur die Griindung eines armenischen Staates auf kaukasischen zielgerichtet „armenisiert11 und „christianisiert11. Gebieten, die den Armeniem nie gehort haben, geschaffen. Die armenische Seite steilt die Geschichte von Karabach und seine Zu Fragen der Umsiedlung wurde ein Sonderausschuss geschaffen. gegenseitigen Beziehungen mit den umliegenden Machten ganz In Karabach wurden fiir die Umsiedler mit Regierungsmitteln neue anders dar. Ich gestatte mir ein langeres Zitat aus einem autoritativen Ortschaften geschaffen: Maragali, Dachanjatag, Juchari Tschajli, halboffizieilen Sammelband: „Die Bergregion Karabach, die oft mit dem aserbaidschanischen Namen Arzach genannt wird, gehorte zur alten armenischen Provinz Arkaz und war vom Mittelalter bis zur

252Vgl.: N.N. Schawrow. Nowaja ugrosa russkomu delu w Sakavvkase. Predstojaschtschaja rasprodascha Mugani inorodzam (Die neue Bedrohung 2' - Selinskij S. P. Ekonomitscheskij byt gosudarstwennych krcstjan Sangesur- der russischen Sache im Transkaukasus. Der bevorstehende Ausverkauf von skogo uesda Elisawetpolskoj gubernii. (Das wirtschaftliche Leben der staat- Mugan an Auslander) Tipografija Redakzii perioditscheskich isdanij liclien Bauern des Ujesd Sangesur des Gouvemements Elisawetpol) Tiflis Ministerstwa Finansow (Typographic der Redaktion der periodischen 1886; Glinka, S.N. Opisanie pereselenija armjan aserbajdschanskich w Ausgaben des Finanzministeriums), St. Petersburg, 1911, S. 59-60. prcdely Rossii. (Beschreibung der Umsiedlung der aserbaidschanischen " Istorija armjanskogo naroda. (Geschichte des armenischen Volkes) Verlag der Armenier nach Russland.) Moskau 1831. Universitat Erewan, Eriwan, 1980, S. 268. 2y’Vgl.: Griboedow A. S. Sobranie sotschinenij w dwuch tomach, (Gesammelte 254Vgl.: Kawkasskij kalendar na 1917 god (Kaukasischer Kalender fur 1917). Werke in zwei Banden) Verlag “Prawda”, Moskau 1971, Bd. 2, S. 94; The Typographie des Konzeljarii des Statthalters S.K.H. im Kaukasus, Tiflis. Modern Encyklopedia o f Russian and Soviet Literatures, Acad. Inter. Press, 1916, S. 219. 1989, V ol.9, pp. 59-63 Glinka..., S. 110. 156 157 Neuzeit die letzte Bastion der armenischen Unabhangigkeit. Von von Turkmantschai von 1828 als zu Russland gehorend anerkannt Anfang des 17. Jahrhunderts, als die Perser der Tiirkei Ostarmenien hatten“.257 endgiiltig abnehmen konnten, entdeckten sie auf dem Territorium Wenn der Leser den Inhalt dieses Abschnittes mit den Ausfiih- dieser natiirlichen Festung eine bewaffnete Bevolkerung, die ihre rungen in den vorhergehenden Studien vergleicht, wird auch er nur Fiihrer so stark unterstutzte, dass die Perser es vorzogen, funf von schwer sagen konnen, was in dem Abschnitt uberwiegt - ihnen den Status eines Meliks zu geben und mit diesem Status gewissenhafte Irrtiimer, Unwissen, willkiirliche Interpretation der autonome Dynastien, die die Meliktiimer nach eigenem Gutdunken Fakten, Verschweigen oder schlicht Propaganda. Es geht hier nicht regieren konnten. Ermutigt durch den siegreichen Feldzug Peters des einmal um die sprachlichen Besonderheiten des Abrisses („fiel in die GroBen 1722 nach Baku vermochten die Meliks lange Zeit unab- Berge von Karabach ein“(!), „Vize-Konig des Kaukasus" (!!)). hangig zu bleiben. Nachdem sie erneut unter persische Herrschaft Durch einige geschichtliche Auskiinfte zu diesem seltsamen gefallen waren, horten sie nicht auf, auch weiterhin auf die Ankunft halboffiziellen armenischen Text werden, wie ich hoffe, die der Russen zu hoffen. Letztere besetzten auch tatsachlich 1797 „Irrtiimer" seines Autors aufgeklart. 1. Nach der glanzenden Georgien und von 1804 bis 1806 den ostlichen Transkaukasus. Herrschaft Schah Nadirs begannen im Land die Wirren, wahrend derer Inzwischen schlossen die durch diese Offensive der Russen gegen die Regenten verschiedener Gebiete Machtkampfe fiihrten. Unter das Konigreich Georgien und dessen Annexion durch sie beunruhigten diesen Wirren tat sich der schon betagte Kerim-Khan aus dem Englander einen Biindnisvertrag mit Persien. 1802 beauftragte Geschlecht der Sendiden hervor und griindete innerhalb kurzer Zeit Bonaparte den Diplomaten Sebastiani, Verhandlungen iiber die die Dynastie der Sendiden. Dieser Kerim-Khan (1760-1779) rechnete Moglichkeiten eines ttirkisch-franzosischen Freundschaftsvertrages zu erfolgreich sowohl mit Freunden ab, als diese begannen, ihm seine fiihren. AuBerdem sandte er Emissare nach Persien in der Absicht, die Erfolge zu neiden, als auch mit Feinden, die auf seinen Tod sannen. Perser davon zu iiberzeugen, dass Russland mit Hilfe Frankreichs aus Nach dem Tod des Regenten Masanderan Muhammed-Khan aus dem dem Transkaukasus vertrieben werden konne. Und tatsachlich konnte Kadscharengeschlecht machte sich Kerim-Khan das gesamte Land die Festung Eriwan aufgrund der vom franzosischen Armeeingenieur untertan, raumte fur eine Zeit die inneren Streitigkeiten aus und Verdell ergriffenen MaBnahmen die Belagerung des russischen machte Schiras zu seiner Hauptstadt. Nach dem Tod Kerim-Khans Heerfiihrers Gudowitsch im Jahre 1808 iiberstehen. Wenn auch die folgte ein Jahrzehnt des Kampfes um die oberste Macht, bis Vertreibung der Russen nicht gelang, so doch wenigstens die schlieBlich der letzte Khan aus der Sendiden-Dynastie, Ljutari-Ali- Verzogerung ihrer Offensive in den Kaukasus. Dennoch waren die Khan 1795 im Kampf gegen den Kadscharen Aga-Muhammed-Khan Perser nach der Niederlage Napoleons in Russland gezwungen, auf (einem Sohn des masanderanischen Muhammed—Khan, der von der Grundlage des Vertrags von Gulistan von 1813 die Herrschaft der Kerim-Khan ermordet worden war) fiel, der die neue Dynastie dcr Zaren iiber die eroberten Territorien anzuerkennen. Kadscharen begriindete, die bis 1925 bestehen blieb. Im Jahre 1826 fiel Abbas Mirsa, der alteste Sohn von Fath Ali- Abbas Mirsa (1783- 1833 ), kadscharischer Prinz, zweiter Sohn Schah, der den musulmanischen Aufstand im Transkaukasus unter- Fath Ali-Schahs. Da die Mutter des zweiten Sohnes von kdniglichem stiitzt hatte, wieder in die Berge von Karabach ein. General Geschlecht war, bestimmte der Schah ihn zu seinem Thronfolger Paskewitsch, der Vizekonig des Kaukasus, nahm mit Hilfe des Arme- („Waliahd") und schloss damit den alteren Bruder Muhammad-Ali niers Madatow und einer Gruppe ortlicher Partisanen, die von den Mirsa, dessen Mutter eine griechische Sklavin war, von der Predigten von Nerses Aschtarak angefeuert waren, die Festung Eriwan ein und eroberte die Araxes-Niederungen, die die Perser im Vertrag 257 Vgl.: Armenien. Wiederentdeckung einer alten Kulturlandschaft. Berlin 1995, S. 15-16. Der Sammelband enthalt je ein Vorwort der Prasidenten von Armenien (Lewon Ter-Petrosjan) und von Deutschland (Roman Herzog), was auch erlaubt, ihn als halboffiziell zu betrachten. 158 159 Thronfolge aus. Insgesamt hatte Fath Ali-Schah 150 Sohne. Schon in christlichen Bevolkerung des Siidkaukasus - vom Standpunkt friiher Jugend, als Statthalter von Aserbaidschan und faktischem Moskaus aus nicht sehr zuverlassige Verbiindete waren, beschloss die Herrscher iiber das gesamte Land, war er bestrebt, mit Hilfe der Regierung Russlands auch die Stimulierung der Umsiedlung der Europaer seine eigene Armee aufzubauen. Wahrend der Russisch- Armenier aus dem Kadscharenstaat (Persien) und dem Osmanischen Persischen Kriege 1811-1813 fuhrte er die kadscharische Hauptarmee Reich in den Siidkaukasus. Dadurch konnte man hoffen, mit der Zeit an, war jedoch im Krieg erfolglos. Nach dem Frieden von Giilistan ein Ubergewicht der christlichen Bevolkerung iiber die Anhanger des (12.10.1813) verlor der Kadscharenstaat (Persien) nicht nur seine Islam und anderer Religionen zu erreichen. Die Armenier brauchten Besitztiimer im Kaukasus, sondem musste auch der russischen mehr als alle anderen ethnischen Gruppen wahrend der Unruhen und Kriegsflotte Zugang zum Kaspischen Meer geben. Der zweite Krisen einen starken Schutz, und von ihnen konnte dafiir dankbare Russisch-Kadscharische (Persische) Krieg (1826-1828) wurde von und treue Untertanigkeit erwartet werden. Fath Ali-Schah begonnen, weitgehend unter dem Einfluss von Abbas Die Forschungen bekannter Historiker iiber die demographischen Mirsa, der wieder einen Feldzug anfuhrte und wieder gegen Ermolow Veranderungen in der siidkaukasischen Region belegen: “Vor den und Paskewitsch eine Niederlage erlitt. Diese Niederlage wurde im russischen Eroberungen machten die Armenier rund 20% der Frieden von Turkmantschai (1828) festgeschrieben, nach dem der Gesamtbevolkerung (der Region - J.R.) aus und die Moslems 80%; Kadscharenstaat (Persien) alle seine Besitztiimer im Osten des nach den russischen Eroberungen wurden rund 57.000 Armenier Siidkaukasus - die Khanate Eriwan und Nachitschewan verlor. Mit hierher umgesiedelt. Schon 1828 stellten die Armenier fast die Halfte Abbas-Mirsa verhandelte die russische diplomatische Vertretung der Bevolkerung." 259 Der Zustrom zahlreicher Armenier, die intensiv unter der Leitung von S.I. Masarowitsch, und unter Mitwirkung von und mit Hilfe der russischen Regierung Land von der ortlichen A.S. Gribojedow. moslemischen Bevolkerung kauften, ftihrte an vielen Orten ihrer Die Umsiedlung der Armenier nach Berg-Karabach wurde 1978, Zerstreuung zur interethnischen und interreligiosen Spannung. Viele zum 150. Jahrestag der Umsiedlung, durch die Errichtung und Jahre und Jahrzehnte war diese Spannung nur potentiell eine feierliche Enthiillung des Denkmals in Agdara (jetzt Mardakert) Bedrohung fiir den sozialen Frieden in der Region. Die armenische begangen. Nach Beginn des Berg-Karabach-Konfliktes wurde dieses Bevolkerung wurde im Gegensatz zu den Russen oder den deutschen Denkmal Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts geandert, Landsleuten, die hier ebenfalls siedelten und von der Regierung Hilfe so dass der Grund seiner Errichtung schwer verstandlich wurde.258 erhielten, eher von der ortlichen Bevolkerung als Landsleute aus dem Mit den territorialen und demographischen Anderungen der

Regierung des Zaren wurden wichtige auBenpolitische Ziele verfolgt - :y,Vgl.: Boumoutian G. A.: The Ethnic Composition and the Socio-Economic die Schaffung eines strategischen Aufmarschraums an den Grenzen Condition of Eastern Armenia in the First Half o f the Nineteenth Century. In: zum Nahen Osten, Hauptstiitzpunkt der russischen Herrschaft im Suny R. (i. (ed.): Transcaucasia. Nationalism and Social changc. Ann Arbor Siidkaukasus, Kontrolle iiber die regionalen Handelswege von Siiden 1983, p. 79; Derselbe: Eastern Armenia in the Last Decades o f Persian Rule, 1807-1828, A Political and Socio-Economic Study of the Khanate o f Erivan nach Norden und von Osten nach Westen und iiber einen groBen Teil on the Eve of Russian Conquest. Malibu, Calif. 1982; Glinka S. Opisanie des Kaspischen Meeres. Da die Georgier - der groBte Teil der percselenija armjan aserbajdschanskich w predely Rossii. (Beschreibung der Umsiedlung der aserbaidschanischen Armenier nach Russland.). Moskau 1831. In Elisawetpol machten auch gegen 1911 die iiberwaltigende Mehrheit 258 Vgl.: The series o f „The true facts about Garabagh" Brief Information of the der Bewohner-45.000 von der Gesamteinwohnerzahl (59.000) der Hauptstadt history of Garabagh. Baku 2005, p. 9. Die Umsiedlung von Armeniern aus des Gouvernements Aserbaidschaner aus. Von einer Gesamtbevolkerung des dem Kadscharenstaat und dem Osmanischen Reich wurde auch in der Gouvernements Elisawetpol machten die Aserbaidschaner 61% aus, die Erklarung des AuBenministeriums der USA im April 2001 vor dem Beginn Armenier 33%, Vgl.: Nowyj enziklopeditscheskij slowar, (Neues enzyklo- der Verhandlungen Aserbaidschan und Armenien in Key West, Florida padisches Worterbuch), Brockhaus -Efron, St. Petersburg 1914, Bd. 11a, S. erwahnt. 456, 459. 160 161 wohlbekannten Nahen Osten aufgenommen. Gegen Ende des 19. 10. Die widerstreitenden Interessen der europaischen Jahrhunderts verscharften sich die Beziehungen zwischen den Machte in der zweiten Halfte des 19. - Beginn des Armeniem und den Aserbaidschanem jedoch allmahlich und wurden 20. Jahrhunderts und die armenische Frage in vielerlei Hinsicht antagonistisch. Selbst im Bereich der Kultur und der Religion wurde es immer schwieriger, uber die vergangene Ende des 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts verlief die Toleranz zu sprechen. Der Strom der Armenier in den Sudkaukasus russische Expansion, wie bereits ausgeffihrt, in Richtung Osmanisches wuchs im 19. Jahrhundert auch nach jedem Krieg zwischen Russland Reich und Kadscharenstaat. Einer der Griinde dieser Bewegung war und dem Osmanischen Reich weiter an. Das geschah nach dem das Anziehen der christlichen Bevolkerung in die neu erworbenen Krimkrieg von 1853-56, nach dem Krieg von 1876-78 sowie nach kaukasischen Gebiete. Die vereinzelten Auseinandersetzungen den antiarmenischen Pogromen, die von den kurdischen Stammen zwischen Christen und Moslems waren fiir Russland nicht seiten ein unter Sultan Abdul-Hamid II. im Osmanischen Reich in den erwiinschter Anlass fiir die Einmischung und Annexion einiger Neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts durchgefuhrt wurden. Um Gebiete. Nicht ausgeschlossen war auch die Provokation dieser diese Zeit waren, wie ausgewahlte statistische Daten belegen, rund Auseinandersetzungen, die insgesamt fiir jedes Land durch innere 900.000 Armenier im Siidkaukasus.260 Griinde bedingt sind, durch bestimmte Krafte in Russland. Anfangs war die russische Expansion auf traditionell ,,iranische“ Gebiete gerichtet, danach auf das Osmanische Reich, mit dem Russland seit 1828 eine gemeinsame Landgrenze hatte. Obwohl Russland den iibersiedelten armenischen Christen keinerlei Autonomierechte versprach, nahm ihre Umsiedlung in das wieder an Russland angeschlossene Gebiet immer groBere AusmaBe an, und die Armenier empfanden sie als Segen. Das armenische Volk, das viele Jahrhunderte lang keinen Staat hatte, beginnt ab der Mitte dieses Jahrhunderts wieder die erstorbenen Hoffnungen auf die Schaffung einer nationalen Autonomie oder eines unabhangigen Staates zu nahren. Diese Hoffnungen verstarkten sich in der zweiten Halfte des neunzehnten Jahrhunderts insbesondere nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im Russisch-Osmanischen Krieg von 1877-1878 und der Schwachung des Osmanischen Reiches nach dem Verlust des Balkans. Es wurde davon ausgegangen, dass eine armenische Autonomie oder ein autonomer Staat gerade auf dem Territorium des Osmanischen Reiches geschaffen wurde, wo immer noch mehr Armenier wohnten als in jedem anderen Land. GroBe Bedeutung fiir das Verstandnis der jetzigen armenisch- aserbaidschanischen Auseinandersetzung hat die sogenannte arme­ nische Frage, die in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts auftauchte. Ab Mitte der 50er Jahre nahmen unter Sultan Abdul- 260Vgl.: Isarow N. I. Nowaja ugrosa russkomu delu w Sakawkasje. (Die neue Bedrohung der russischen Sache im Transkaukasus) Sankt-Petersburg 1911. S. 59-61; Swetochonski, Tadeusz: Der Streit um Berg-Karabach..., S. 162. 163 Medschid261 im Osmanischen Reich europaische und amerikanische der armenischen Fiihrer dazu, ihre eigenen politischen Ziele zu Missionare ihre Arbeit auf, die nicht nur fur die osmanische verwirklichen. Regierung Probleme schufen. Sie zersplitterten faktisch die bis dahin Da die rechtlichen Auswirkungen des Russisch-Osmanischen auf religioser Ebene homogene armenische Gemeinde. Nach Krieges 1877-1878 Jahre eine direkte Beziehung zum starken Einschatzung armenischer Autoren hatte nichts einen solchen Wiederaufleben der Hoffnung der Armenier auf die kulturelle oder zerstorerischen Einfluss auf das Bewusstsein der armenischen sogar die staatliche Autonomie innerhalb des Osmanischen Reiches Identitat wie die Einfflhrung des Katholizismus und Protestantismus hatten, wollen wir darauf naher eingehen. Der Armenische Patriarch bei ihnen. Frankreich und Osterreich verteidigten die Katholiken. Nerses Warschabotjan traf sich zwischen dem 12. Dezember 1876 und GroBbritannien und die USA unterstiitzten die Protestanten. Russland dem 20. Januar 1877 in Istanbul mit dem britischen Botschafter Elliot unterstutzte die Christen der monophysitischen Armenischen und versicherte ihm, dass die Armenier erforderlichenfalls zu einem Apostolischen Kirche. Aufstand bereit waren, um die Sympathie und die Unterstiitzung der Diesem Verhalten der damaligen GroBmachte lagen wichtige europaischen Machte zu erringen. Die Frage ist: Aufstand gegen wen? geostrategische Uberlegungen und Interessen zugrunde. Russland Gegen den eigenen Staat, in dem die Armenier seit Jahrhunderten oder schickte sich an, die Armenier fur den Zugang zu neuen warmen Jahrzehnten lebten. Der Patriarch traf sich auch mit dem Oberbefehls- Meeren zu nutzen und auf den Landwegen streckenweise haber der russischen Armee, Grofifiirst Nikolaj, um ihn zu ersuchen, GroBbritannien von Indien zu isolieren. GroBbritannien benutzte die einen unabhangigen armenischen Staat auf dem Territorium des protestantischen Armenier zum Schutz seiner Landwege nach Indien Osmanischen Reiches (seiner sechs ostlichen Provinzen) zu schaffen. und zur Bremsung der Expansion Russlands und Frankreichs in dieser Worum hat er ersucht? Dass eine auslandische Macht dem Staat, in Richtung. Fiir die Franzosen waren die katholischen Armenier fiir die dem die Armenier lebten, einen wesentlichen Teil seiner Gebiete eigenen Interessen im Nahen Osten erforderlich. Und zusammen abnehmen solle. Der GroBfurst unterstutzte natiirlich die Illoyalitat der strebten alle diese europaischen Machte unter dem Anschein der Armenier, fur die auch Patriarch Nerses sprach, gegeniiber den Verteidigung der religiosen Rechte der Christen und der Arbeit ihrer Osmanen. Wie darauf das Osmanische Reich und die Mehrheit dieser Missionare tatsachlich die Einnahme eines Teils des Territoriums des ,,Osmanen“ reagieren sollten, ist unschwer vorzustellen: wie jeder schwachelnden Osmanischen Reiches an. Diese Interessen und die Staat auf die Besetzung eines Teils seines Territoriums reagiert. Bestrebungen der europaischen GroBmachte nutzte der radikale Teil In dem am 31. Januar 1878 zwischen dem Osmanischen Reich und Russland in Edirn (Andrianopol) geschlossenen Friedensvertrag war nur von den Balkanlandern die Rede und wurde nichts iiber die 261 Abdul-Medschid war (seit 1. Juli 1839) der 31. Sultan des Osmanischen Armenier gesagt. Die armenische Frage fand im vorlaufigen Reiches. Er war von der westlichen Kultur sehr beeindruckt und erlieB am 3. Friedensvertrag von San Stefano (3.3.1878) Ausdruck, in dessen 16. November 1839 den sogenannten Chatti-scherif (Erlass), nach dem alien Artikel erstmals in einem internationalen Pakt das Wort ,,Armenien“ tiirkischen Untertanen der gleiche Schutz zugesagt wurde und der Sultan auf benutzt wird. Nach diesem Vertrag erhielt Russland Batumi, Ardagan, das alte Sultansrecht verzichtete, iiber den Besitz und das Leben seiner Untertanen zu verfugen. Die Niederlagen der Russen im Krimkrieg sollten Kars, Bajaset und die Alaschkert-Ebene.262 dem Osmanischen Reich als Mitglied der antirussischen Koalition bestimmte Vorteile bringen. Aber dies geschah nicht, und der Pariser Vertrag vom 30 Marz 1856, der nicht nur auBere, sondem auch innere Ruhe versprach. war weder fur die Christen des Reiches noch fiir die Moslems befriedigend. In 262Vgl.: Den vorlaufigen Friedensvertrag von San Stefano vom 19. Februar / 3. Bosnien, Bulgarien und Albanien brachen Aufstande auf und im Libanon und Marz 1878. Sbomik dogoworow Rossii s drugimi gosudarstwami 1856-1917. in Damaskus kam es zu blutigen antichristlichen Ausschreitungen. Als im (Sammlung von Vertragen Russlands mit anderen Staaten 1856-1917) gleichen Jahr 1858 der Bankrott der Staatskasse des Sultans bekannt wurde. Moskau, Gosudarstwennoe isdatelstwo polititscheskoj literatury. 1952, S. war die Autoritat des 31. Sultans endgultig zerstort; er starb 1861. 159-175. 164 165 Was geschah denn einen Monat spater zwischen dem genannten armenischen Religion, von Schule, Eigentum, Familie, Ehre und Frieden und dem Vertrag? Es erfolgte das Ersuchen des Patriarchs von Leben...“. Der Patriarch ruft namens der ,,Gemischten“ (Vereinigten) Konstantinopel, N. Warschapetjan am 1. Februar 1878 an die Nationalversammlung, die Armenier zum Schutz der Heimat und des russische Delegation, in dem er „ersuchte, den Armeniem die gleichen Thrones von Sultan Murad V. auf. Er mft die Armenier auf, freiwillig Rechte und Garantien zu geben, wie sie den Balkanvolkem gegeben in die osmanische Armee einzutreten und mit der Waffe in der Hand worden waren".263 den Sultan gegen seine Feinde zu verteidigen: „Wir miissen uns Bis zum Frieden von Andrianopol hatten die Armenier kein zusammentun und alles opfem im Namen des Schutzes des Programm ausgearbeitet, das sie auf den diplomatischen Heimatlandes (Hervorhebung von mir -J.R.) und des Sultans, um Verhandlungstisch legen konnten. Aber den Flauptgrund, warum die unseres nationalen Nutzens und Stolzes willen“. Einen ahnlichen „armenische Frage“ in den Dokumenten des Friedensvertrages fehlt, Beschluss nahm die Generalversammlung der armenischen Gemeinde enthiillte der russische Botschafter im Osmanischen Reich Ignatjew, des Osmanischen Reiches am 7. Dezember 1877 unter Vorsitz des als er mitteilte, dass „vorlaufig Armenien nicht die Freiheit bekommen Istanbuler Patriarchen nach der Erorterung des Aufrufs des Sultans kann, die Bulgarien erhalten wird, da sich die Armenier als nicht iiber den freiwilligen Eintritt der Christen in die Biirgerwehr.265 vorbereitet erwiesen hatten und in Armenien zu einem toten Element Und bei einem Treffen mit dem englischen Botschafter im wurden“, d.h. sich nicht nach Vorschrift der zaristischen Diplomatic Osmanischen Reich Layard 1877 sprach Patriarch Nerses davon, dass erhoben hatten, wie das die Slawen getan hatten.264 die Armenier „damit zufrieden sind, dass sie sich unter der Herrschaft Als der bulgarische Aufstand 1876 die Osmanen zwang, sich an der Tiirkei befinden und mit dem groBten Vergnugen lieber unter ihr alle Untertanen des Reiches zu wenden mit dem Aufruf, der bleiben wurden als unter die mssische zu gehen ... und bereit waren in Regiemng Hilfe bei der sich abzeichnenden Lage zu geben, waren die die tiirkische Armee einzutreten oder in die ortliche Biirgerwehr zur armenischen Christen im Osmanischen Reich vor die Wahl gestellt, Verteidigung des turkischen Gebiets (Hervorhebung von mir - sich entweder zu erheben, dem Beispiel der Slawen folgend, oder sich J.R.)“.266 offen dafur auszusprechen, dass sie den Aufstand verurteilen und der Auf der Sitzung der Generalversammlung der armenischen Regiemng als treue Untertanen zur erfolgreichen Beendigung des Gemeinde des Osmanischen Reiches vom 17. Dezember 1877 hoben Krieges verhelfen wurden. Die hochste armenische Autoritat, die Armenier jedoch ihren eigenen Beschluss vom 7. Dezember des Patriarch Nerses (N. Warschapetjan) wahlte auf Anraten der Biirger- glcichen Jahres uber die Unterstiitzung des Aufrufs des Sultans zum versammlung der Armenier das zweite. freiwilligen Eintritt der Christen in die Biirgerwehr wieder auf. In der Botschaft von Nerses waren die folgenden Worte enthalten. Griinde fiir diese Kehrtwendung gibt es moglicherweise viele, aber die nur in eine bestimmte, pro-osmanische, Richtung ausgelegt konzentrieren wir uns darauf, dass am 13. Dezember 1877 Plewna fiel werden konnen: „...Die ihr Land liebenden Armenier (kursiv von mir - und die Niederlage des Osmanischen Reiches unausweichlich J.R.), die der Regiemng Unterstiitzung erweisen, erweisen damit der wurde.267 Wie die osmanische Regiemng und die Osmanen diese armenischen Nation die Zusammenarbeit und den Dienst, denn der Schutz des Osmanischen Reiches ist Schutz Armeniens, der 2^Vgl.: British Documents on Ottoman Armenians. Volume I (1856-1880). Turk Tarih Kurumu Basimevi, Ankara, 1982, No. 51, pp. 141-142. 263Vgl.: W.A. Parsamjan. Istorija armjanskogo naroda (1801-1900 gg.) (Die 2M’Vgl.: British Documents on Ottoman Armenians. Volume I (1856-1880), No Geschichte des armenischen Volkes (1801-1900). Verlag ,,Ajastan“, Eriwan. 64, p. 159. 1972, S. 281. 267Die in Plewna eingeschlossenen Osmanen versuchten verzweifelt, durchzu- 264Vgl.: Borjan B. A. Armenija, meschdunarodnaja diplomatija i SSSR. (Arme­ brechen, jedoch erfolglos. Die osmanische Armee musste sich ergeben und nien, die intemationale Diplomatic und die UdSSR) Gosudarstwennoe isda- der verwundete Osman-Pascha, der Fiihrer der Verteidigung von Plewna, telstwo, Moskau-Leningrad, 1928, S. 231. iibergab dem russischen General Ganezkij seinen Sabel. In Anerkennung des 166 167 ,,Kehrtwende“ ihrer christlichen Mitbiirger und die nachfolgenden Kongress in Berlin (8.7.1878), im von England vorgeschlagenen Geheimverhandlungen ihrer Vertreter, zu denen auch ein Sekretar des Artikel LX1, fand das Wort ,,Armenien“ keine Wiederspiegelung. Der AuBenministers des Osmanischen Reiches (ein gewisser Amaltschian) Vertrag von San Stefano und der Berliner Kongress bezeichnen das gehorte, mit dem russischen Botschafter im Osmanischen Reich Entstehen und Werden der „armenischen Frage“ in der jiingeren Ignatjew aufnahmen, kann man sich unschwer vorstellen.268 Geschichte. Nach dem Russisch-Osmanischen Krieg 1877-1878 betrachtete die Nach dem Berliner Kongress kamen Russland und England mit russische Regierung die Abspaltung der ostlichen Gebiete des diversen Reformplanen, die die Verwaltungs- und Rechtslage der Osmanischen Reiches, wo neben der moslemischen Bevolkerung auch Armenier im Osmanischen Reich perfektionieren sollten. Einer davon, zahlreiche christliche Armenier wohnten, als reale Moglichkeit. Die der 1895 angenommen wurde, sah Reformen in den anatolischen Beziehung dieses Teils der damaligen osmanischen Gesellschaft zum Vilajets Erzurum, Bitlis, Van, Diarbekir, Memuratelasis und Siwas Osmanischen Reich anderte sich grundlegend mit den Erfolgen des sowie die Emennung eines christlichen Stellvertreters ftir jeden russischen Heeres. Moskau unterstiitzte die Traume der armenisch- ,,Wali“ (Generalgouverneur) vor.270 osmanischen Burger („ttirkischen Armenier") iiber die Schaffung Ein anderer Reformplan sah die Schaffung zweier Sektoren in einer Autonomie in den nordostlichen Gebieten des Osmanischen Ostanatolien unter Leitung von zwei auslandischen Inspektoren vor: Reiches mit der Perspektive auf die Schaffung eines eigenen dem einem in Erzurum, Trabson und Siwas, und dem anderen in Van, unabhangigen Staates: das war schon einmal bei den Balkanvolkem Bitlis, Charput und Diarbekir. Aber diese beiden Plane erwiesen sich gelungen, weshalb also sollten das nicht auch die Armenier im als nicht durchfuhrbar. Im ersten Fall aufgrund von Aufstanden auf Osmanischen Reich tun? Artikel 16 des vorlaufigen Friedensvertrages Kreta und im zweiten aufgrund des beginnenden Ersten Weltkrieges. von San Stefano (3.3.1878) verwies darauf in weicher Form.269 Die genannten Reformplane konnten von Anfang an nicht als Der Vertrag von San Stefano, in dem das Wort ,,Armenien“ schicksalstrachtig fur das armenische Volk bewertet werden. Sie gebraucht wurde, passte auch England nicht, das eine Verstarkung der waren eher Instrumente des Kampfes der europaischen GroBmachte russischen Positionen furchtete. Und auf dem intemationalen jener Zeit um die Erhaltung oder Neuverteilung der Einflussspharen und Interessen. Die Armenier des Osmanischen Reiches wurden unter Heldenmutes von Osman-Pascha verliehen ihm die Russen in der Gefangen- der „staatsbildenden Politik“ in diesem Kampf nur benutzt. schaft den Rang eines Feldmarschalls. Die Bemiihungen der Vertreter der armenischen Gemeinde des "fiXVgl.: Borjan B.A. Armenija, meschdunarodnaja diplomatija i SSSR (Arme­ Osmanischen Reiches, die auf die Schaffung einer autonomen nien, die internationale Diplomatic und die UdSSR, T. 1, S. 231-232. Verwaltung in den von Armeniern besiedelten Provinzen abzielten, 264„...Die Glanzende Pforte verpflichtet sich, unverziiglich Verbesserungen und Reformen einzuleiten, die von den ortlichen Bediirfnissen in den von hatten keinen Erfolg, hauptsachlich wegen der ,,zuriickhaltenden“ Armeniem besiedelten Gebieten hervorgerufen sind, und den Schutz der Position Russlands, und der Russland ,,einschrankenden“ Politik letzteren vor den Kurden und Tscherkessen zu gewahrleisten“. Vgl.: Sbomik Englands. dogoworow Rossii s drugimi gosudarstwami 1856-1915. (Sammlung von Vertragen Russlands mit anderen Staaten 1856-1915), S. 168-169. In diesem Gut bekannt ist, dass die Russen selbst die Initiatoren der Artikel (XVI) des Vertrages von San Stefano wird zum ersten Mai in einem Bewegungen der Armenier innerhalb des Osmanischen Reiches gegen intemationalen Vertrag die Bezeichnung ,,Armenien“ in diesem Kontext verwendet:“ Angesichts dessen, dass die Sauberung der von russischen : "Der Sultan ging davon aus, dass es geniigen wiirde, den Text des Truppen in Armenien (Hervorhebung von mir - J.R.) besetzten Orte durch entsprechenden Erlasses im Regierungsboten zu veroffentlichen, denn die d ie s e .U n t e r „Armenien" wurden die Paschalyks Van, Siwas, ein groBer Verkiindung des Dokuments wiirde zweifellos Unzufriedenheit und Unruhe Teil Diarbekirs und das alte Konigreich Kilikien verstanden, in denen es viele unter den Moslems, der iiberwaltigenden Mehrheit der Bevolkerung des Armenier gab, obwohl sie auch nicht die Mehrheit der Bevolkerung stellten. Landes, hervorrufen. Und erst auf Druck der europaischen Machte, insbe­ Die Autonomie fur die Armenier war von diesem Vertrag nicht vorgesehen. sondere Frankreichs, wurde der Erlass am 11. November 1896 in der Zeitung womit sie natiirlich nicht zufrieden waren. „Iradeij Senije“ veroffentlicht. 168 169 das Osmanische Reich waren. Die Osmanen und die Armenier wurden Aber es gab auch andere Umstande, die die Schaffung einer von Russland mit der Hoffnung auf einen eigenen Staat angefeuert, armenischen Autonomie im genannten Gebiet verhinderten, sogar in Moskau strebte die Einbeziehung der Bezeichnung ,,Armenien“ in den dem Fall, wenn Russland dem mit Berticksichtigung des weiteren oben erwahnten vorlaufigen Vertrag an. Anscheinend war die starke Anschlusses dieses Gebietes an das Russische Reich zustimmen Unterstutzung der Unabhangigkeitsbestrebungen der tiirkischen wiirde. Diese „Umstande" waren erstens die naturliche Abneigung des Armenier durch Russland garantiert. Aber die russische Regierung Osmanischen Reiches gegen die Schaffung einer solchen Autonomie verstand sehr gut, dass die Armenier im Unterschied zu anderen mit der Perspektive des endgiiltigen Verlustes eines groBen Gebiets christlichen Untertanen des Osmanischen Reiches nicht „ihre Existenz seines Landes und zweitens eine genauso naturliche Abneigung der auf der Grundlage der nationalen Unabhangigkeit organisieren“ anderen europaischen GroBmachte (in erster Linie der Englander), konnen, da sie dazu nicht die wichtigste Voraussetzung haben - „ein eine so wesentliche Erweiterung des russischen Einflusses auf eine fur eigenes Territorium" weil „weder im sogenannten russischen die europaische Politik so wichtige Region zuzulassen. Der englische Armenien, noch in den tiirkischen Vilajets auf der anderen Seite der Botschafter im Osmanischen Reich stellte die begriindete Frage, „In Grenze, die Armenier aufier in einigen Stadten nirgends die Mehrheit wie weit kann es den Interessen Englands dienen, dass Russland seine der ortlichen Bevdlkerung stellen (kursiv - J.R.)“21' Herrschaft auf ein so groBes Gebiet Kleinasiens bis zur syrischen Aufierst interessante Uberlegungen zur Frage der ,,Heimat“ der Grenze ausweitet?"274 Denn Russland wiirde bei dieser fur Russland Armenier als Nation hat die seinerzeit bekannte klerikal-liberale wiinschenswerten Entwicklung der Ereignisse, unter Ausnutzung der Personlichkeit Spandarjan angestellt. Er ging davon aus, dass die Schaffung einer armenischen Autonomie und deren nachfolgendem Armenier, wenn sie in einem Gebiet kompakt hatten siedeln konnen Anschluss an Russland, die folgenden zusatzlichen geopolitische und die Mehrheit dort gehabt hatten, auf eine selbststandige staatliche Moglichkeiten erhalten: 1) noch starker auf die Moslems Zentralasiens Zukunft hatten hoffen konnen. Deshalb schrieb er, „so lange die und Indiens einwirken; 2) sich den Weg der weiteren Besetzung von Armenier noch kein gemeinsames Heimatland haben, konnen sie kein Gebieten in Persien und Kleinasien erleichtem; 3) Moglichkeiten individuelles Leben (Nation - J.R.) haben“, und „wenn die Armenier direkter Verbindungswege mit Indien schaffen; 4) Hebei des kein Heimatland haben, haben sie folglich nichts (im Bereich der Einflusses in den eigenen Interessen auf den Handel von Britannien staatlichen Autonomie - J.R.): Eine Nation ohne Heimatland ist keine und den anderen europaischen Machten mit dem Osten zu erhalten. Nation14 272 . Die Uberlegungen sind vollig gerechtfertigt und die Frage Das konnten weder England noch Frankreich noch Deutschland noch besteht darin, wo dieses Heimatland, egal um welchen Preis, zu finden Osterreich zulassen. Die Entschlossenheit zu dieser „Nichtzulassung11 oder zu schaffen ist. Patriarch Nerses wies auf ein solches Gebiet, das spiegelte sich in Artikel LXI des Berliner Kongresses wider, in dem seiner Meinung nach fur der Schaffung einer armenischen Autonomie ,,Armenien“ nicht mehr angefiihrt wird, sondern stattdessen von („ttirkisches Armenien“) geeignet ware, hin, ignorierte jedoch den „Gebieten, die von Armeniern besiedelt sind“ die Rede ist. Die aktive Umstand, dass die Armenier in diesem gesamten Gebiet nicht die Tatigkeit der Englander - auch hinter den Kulissen - gegen Russland Mehrheit hatten und zudem verstreut darin wohnten.273 hat damals den Plan der Schaffung einer armenischen Autonomie auf dem Territorium des Osmanischen Reiches zunichte gemacht." Das war aufgrund der zu ubereilt und zu hoch gesteckten Ziele, 27lSasonow S.D. Wospominanija. „Meschdunarodnye otnoschenija11 (Erinne- deren Erreichung nicht von zuverlassigen und starken Verbiindeten rungen. „Internationale Beziehungen11), Moskau 1991 (Nachdruck von 192" (Buchverlag E. Sijalskoj, Paris 1927), S. 166. garantiert wurde, eine bittere Erfahrung. Seit dieser Zeit stellten die 272Zitiert nach: Borjan B.A. Armenija, meschdunarodnaja diplomatija i SSSR. (Armenien, die intemationale Diplomatic und die UdSSR), T. 1, S. 231-232. ;74A.a.O.,S. 160-161. 273Vgl.: British Documents on Ottoman Armenians. Volume 1 (1856 -1880). N 275Vgl.: Parsamjan W.A. Istorija armjanskogo naroda (1801-1900 gg.) (Die 64, p. 160. Geschichte des armenischen Volkes (1801-1900), S. 290. 170 171 armenischen Fiihrer ihr Volk vor die Aufgabe, Erfolge auf dem Weg mannliche Bevolkerung der Armenier des damaligen Russlands der Schaffung eines eigenen Staates auf der Grundlage einer umfassen, wo damals rund 1,2 Millionen von ihnen lebten. doppelten Einstellung zu suchen. Diese Einstellung hat zu zwei In einer anderen vertraulichen Mitteilung von Anfang Juni 1882 Haupt-„Methoden“ gefuhrt: „1) der Sprache der Tranen, der diploma- wird dariiber berichtet, dass die armenische Nationalbewegung tischen Tatigkeit, Agitation, Propaganda, Schaffung und Organisation Vorbereitungen trifft und Menschen anstachelt, indem sie unter ihnen der offentlichen Meinung der zivilisierten Lander und 2) dem Schwert das Geflihl des Patriotismus erweckt. Die Bewegung erstreckte sich der Organisation von ,,Tschetniks“ und dem bewaffneten Aufstand in dieses Mai bis Musch und Van (eines seiner Basiszentren) und Tiirkisch Armenien“.276 erstreckt sich bis Erzurum. Geleitet wird diese Bewegung von Seit Ende 1880 war bekannt, dass die Armenier im Osmanischen ..Rossijskaja Armenija“, insgeheim angespomt von Russland. Haupt- Reich bewaffnete Aufstande vorbereiteten. Neben der intensiven initiator der Anstiftung der armenischen Rebellion im Osmanischen Propaganda radikaler Ideen seitens der armenischen Studenten und Reich war der Armenier Kamsarakan, der russische Vizekonsul in anderer Vertreter der ,,Aufklarung“ im Osmanischen Reich waren Wien.279 daran in zunehmendem MaBe auch auslandische Agenten beteiligt. An Die Armenische Bewegung im Osmanischen Reich hatte anfangs vielen Orten wurden Waffen gekauft. Einige amerikanische ganz liberalen Charakter. Liberate Ideen begannen sich Ende des Missionare, die in dieser Zeit im Osmanischen Reich waren, in der ersten Drittels des 19. Jahrhunderts in den armenischen Gemeinden Gegend um Etschmiadsin, berichteten, dass sie selbst viele armenische und im gesamten Osmanischen Reich auszubreiten. Sie fanden einen Freiwillige gesehen hatten, die nach Etschmiadsin gekommen waren. Wiederhall auch in den Entscheidungen der Herrscher des Reiches. So um Waffen zu kaufen (nicht zur geistlichen Reinigung und Erbauung, garantierte 1839 ein Firman des Sultans „alien Untertanen des wie das in einem kirchlichen Zentrum hatte sein sollen, das dem Staat Osmanischen Reiches ohne Unterscheidung der Rasse und Religion gegenuber loyal ist, in dem es sich befmdet - J.R.). Obermjuller - der Schutz und Sicherheit". Im Reich wurde eine Volksvertretung der russische Generalkonsul in Erzurum - bestatigt diese Mitteilungen christlichen Armenier geschaffen, die vom Patriarchat der Arme­ und erganzt, dass in Tiflis selbst ein Sonderausschuss mit dem Ziel der nischen Kirche intensiv unterstutzt wurde. Hilfe bei der Erwerbung von Waffen fur die Armenier im 1863 wurde auch die armenische Verfassung proklamiert, Osmanischen Reich geschaffen worden sei.277 Aus vertraulichen ratifiziert von alien interessierten Seiten, einschlieBlich Sultan Abdul Berichten im Februar 1881 geht hervor, dass das Komitee in Tiflis Hamid, der sich durch keinerlei Sympathie flir seine armenischen Agenten nach Van entsandte mit dem Ziel der Provokation eines Untertanen auszeichnete. Sie sah die Schaffung einer Reprasentanten- armenischen Aufstandes gegen das Osmanische Reich und den versammlung aus 20 religiosen Fiihrern und 120 vom armenischen Aufstandischen personelle Hilfe in Form eines Korps von 150.000 Volk gewahlten Vertretern vor. Die Versammlung hatte das Recht, Armeniern aus Russland zusagte.278 Und diese Zusage kann als den Patriarchen von Istanbul zu wahlen, das Budget der armenischen Provokation gewertet werden, ausgerichtet auf einen raschen Gemeinde zu bestimmen und fur alle christlichen Armenier im bewaffneten Aufstand der Armenier im Osmanischen Reich. Ein Osmanischen Reich verbindliche Verhaltensregeln aufzustellen. solches Korps wiirde zahlenmaBig fast die gesamte erwachsene 1880 konnte die Reprasentantenversammlung sogar eine Regie- rung stellen, die der Versammlung gegenuber verantwortlich war. Dieses System der Organisationen der Armenier im Osmanischen 6Vgl.: Borjan B.A. Armenija, meschdunarodnaja diplomatija i SSSR (Armenien, die intemationale Diplomatic und die UdSSR), Т. 1, S. 248. Reich hielt sich, trotz seiner Unzufriedenheit mit den zentralen 277Vgl.: British Documents on Ottoman Armenians. Volume II (1880-1890). Machten des Imperiums, voile zwei Jahre. Die Sultanskreise sahen in Turk Tarih Kurumu Basimevi, Ankara, 1983, N 41, p. 151, N 42. pp. 152- 153, N 5 6 , p. 185. 278Vgl.: A.a.O., N 63, p. 198. 274 Vgl.:. a.a.O., N 189, pp. 442-443. 172 173 diesem System nicht ohne Grund den Keim eines armenischen Russlands vom Osmanischen Reich abgespalten hatten und darauf, Nationalstaates, der bei seiner weiteren Entwicklung durchaus auch dass die noch darin wohnenden Armenier, Griechen und Juden nicht territoriale Fragen auf die Tagesordnung bringen konnte. nur ein zu groBes wirtschaftliches und fmanzielles Gewicht hatten, Inzwischen war bei der armenischen Bevolkerung der ostlichen sondem auch „potentielle Verrater“ seien und eine potentielle Gefahr Teile des Osmanischen Reiches kaum etwas von den politischen fur die Integritat des Landes darstellten.281 Veranderungen und Reformen, die in der femen Hauptstadt Damals wohnten im Osmanischen Reich etwas iiber eine halbe geschahen, zu spiiren. Hier, an den nordostlichen Grenzen des Osma­ Million Armenier, die im Wesentlichen Handel, Bankgeschafte, nischen Reiches und im Sudkaukasus, verfolgte die armenische Handwerk und Landwirtschaft betrieben. An der russischen Grenze Bevolkerung konsequent die staatliche Autonomie. Die Unbestimmt- lebten rund 1,2 Millionen Armenier, die lebhafte Kontakte zu ihren heit und Veranderbarkeit der Grenze zwischen Russland und dem Briidern im Osmanischen Reich unterhielten. Dabei wurde nicht nur Osmanischen Reich in dieser Periode gaben dieser Bestrebung die Lage der armenischen Kirche, sondem auch Moglichkeiten zusatzliche Nahrung. Einzig dem kleinen Gebirgsstadtchen Zejtun gemeinsamer politischer Aktionen erortert, darunter auch koordinierte gelang selbst vor dem groBen armenischen Aufstand 1895 die Aufstande. praktisch von der Zentralregierung in Istanbul autonome Existenz. Im August 1895 ereigneten sich in Sasun schwere antiarmenische Ende des 19. Jahrhunderts wurden iiberall in Westeuropa Aufrufe Unruhen mit vielen Opfem. Ende 1895 gab es intensive einer Reihe politischer und intellektueller Kreise zusammen mit vielen antiarmenische Unruhen mit einer groBen Zahl Toter und Verletzter in kirchlichen Hierarchen verbreitet, in denen gefordert wurde, den noch Trapesund, Diaberkir, Siwas, Urfa, Karput, Arabkir, Egin, Malatej im islamischen Reich verbliebenen Christen, die ganz iiberwiegend und an anderen Orten. Russische Quellen sprachen damals von Armenier waren, groBe Freiheiten und Gleichberechtigung zu mindestens 100.000 Toten. Nach diesen Ereignissen erreichten die gewahren. Der immer starker werdende ideologische Druck von auBen Pogrome aufgrund der Einmischung der europaischen Machte ihren und die militarischen Niederlagen des Osmanischen Reiches und die Hohepunkt. 1908 war der Sultan nach dem Kongress der osmanischen fur diese ungiinstigen abgeschlossenen Vertrage trugen nur zur Revolutionsparteien (auch Daschnakzutjun nahm daran teil) in Paris Steigerung der christlichen-armenischen Opposition bei. Radikal (Dezember 1907) gezwungen, dem osmanischen Volk eine gesinnte armenische Kreise konnten zudem auf die erfolgreiche Verfassung zu geben. Sie gab den Armeniern formell die Befreiung vieler christlicher Volker Europas (insbesondere des Gleichberechtigung mit den Moslems und ermoglichte den Beginn des Balkans) von der moslemisch-tiirkischen Herrschaft280 verweisen. Prozesses der Sauberung aller administrativen Stufen von den offenen Auf diesem fur das Osmanische Reich vollig ungiinstigen Pogromanstiftern und Erpressern. Hintergrund begannen sich armenische Untergrundkomitees zu bilden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verstarkte sich die Russifi- wurden im Geheimen verbotene armenische Zeitungen gedruckt und zierungspolitik Moskaus auch beziiglich der Armenier des Sudkauka­ gingen einzelne extremistische Griippchen zum Kampf unter sus. Die uberwaltigende Mehrheit der armenischen Schulen und Gewaltanwendung iiber. Dadurch wurden die Voraussetzungen fur Bibliotheken wurde hier geschlossen und viele ,,kulturelle“ Ver- mogliche StrafmaBnahmen der Zentralregierung gegen die gesamte einigungen verboten. 1903 wurde auf Erlass des Zaren selbst das armenische Bevolkerung des Osmanischen Reiches geschaffen. Der Vermogen der armenischen Kirche konfisziert. Darauf antworteten Regierung in Istanbul nahestehende nationalistische turkische Parteien extremistisch eingestellte armenische Gruppen mit Terroranschlagen verwiesen auf den ,,Verrat“ der Balkan-Christen, die sich mithilfe gegen die Vertreter der zaristischen Vertretung im Sudkaukasus und die Armenier, die mit dieser Vertretung zusammenarbeiteten. 280Vgl.: im Abschnitt „Chronologie der wichtigsten Ereignisse“ den Verlauf der Auseinandersetzung zwischen Russland und dem Osmanischen Reich von 28lBrissaud A. Islam und Christentum. Gemeinsamkeit und [Confrontation April 1877 bis Juni 1878. gestern und heute. Patmos Verlag, Albatros Verlag, Diisseldorf 2002, S. 281.

174 175 Die Notwendigkeit der ,,Nutzung“ der Armenier durch die euro­ Armenien an die Macht zu kommen. Jedoch war die Foderation paischen Machte fiel nach dem Berliner Kongress praktisch weg. armenischer Revolutionare seit dem Tag ihrer Griindung eine GroBbritannien erreichte eine Eingrenzung des Einflusses von terroristische Organisation, die breit den individuellen und sogar den Russland in der Nahostpolitik und erhielt von der osmanischen Massenterror zur Erreichung ihrer politischen Ziele einsetzte. Darin Regierung die Insel Zypem im Austausch gegen die Verpflichtung, unterschied sie sich wenig von den Bombenlegem der Narodniki in das Osmanische Reich vor Russland zu schtitzen, das sich seinerseits Russland. nicht mehr auf die Armenier verlassen konnte nach deren geanderter Ziel der Terrorakte von ,,Daschnakzutjun“ war die Vertreibung der Orientierung. Insgesamt verstarkte sich nach dem Berliner Kongress ortlichen Bevolkerung aus den Vilajets, auf die die armenischen die intemationale Isolation der Armenier des Osmanischen Reiches. Nationalisten einen Anspruch erhoben und die Provokation der Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass neue interethnische und moslemischen Bevolkerung zu harten Vergeltungsakten, damit unter zwischenreligiose ZusammenstoBe nicht auf sich warten lieBen. Aus dem Mantelchen dieser Vergeltungsschlage der Moslems die Europaer den armenischen Widerstandsbewegungen wurden politische Parteien zum Schutz der armenischen Christen aufgerufen werden konnten. (beispielsweise die Armenkan-Partei). 1887 wurde in Genf die erste Mit dem gleichen Ziel fiihrten die Daschnaken auch einen solchen armenische Partei ,,Gntschak“ (Glocke) auf marxistischen Grund- schweren Terroranschlag wie die Besetzung der Osmanischen Bank satzen gegriindet. Mitglied dieser Partei waren ausschlieBlich durch. Armenier Russlands, die ihr einen militarisch-revolutionaren Geist Im Lichte dieser Geschehnisse verliefen die Gesprache iiber eine gaben. Auch die Aktivitat der Armenier im Ausland verstarkte sich. mogliche administrative Autonomie fur die Armenier, die das 1890 wurde in Tiflis die Federation armenischer Revolutionare, die Osmanische Reich von Zeit zu Zeit auf internationalen Foren Partei ,,Daschnakzutjun“ gegriindet, die alle kleinen terroristischen initiierte, im Sand. Ab 1899 konnten die Armenier mehr oder weniger Gruppen und revolutionaren Kreise in sich vereinigte. sicher nur in den nordostlichen Teilen des Osmanischen Reiches Diese beiden Gruppen wollten die Schaffung eines autonomen leben. Tiirkischen Armeniens auf dem Territorium der sechs ostlichen Provinzen des Osmanischen Reiches, das ein sozialistischer Staat werden sollte.282 Gleichzeitig fiihrten diese Parteien einen intemen Kampf, der entscheidend die aktiveren Armenier teilte und die diese Organisation einzutreten. Bei den Prasidentschaftswahlen 2008 in Moglichkeiten ihrer Einwirkung auf die intemationale offentliche Armenien stellt ARFD einen eigenen Kandidaten auf. Die ARFD hat einen groBen Einfluss in der Diaspora. Ihre Biiros funktionieren in iiber 30 Landern Meinung stark reduzierte. wcltweit. Sie fordert die Teilnahme von Berg-Karabach am Verhandlungspro- Nach den Uberlegungen von „Gntschak" sollte sich nach Erreichen zess. Bemerkenswert ist der Umstand, dass man ohne Einmischung von der Unabhangigkeit des Tiirkischen Armeniens die Revolution auf das „Daschnakzjutjun11 auch im Konflikt zwischen Georgien und Abchasien nicht Russische und das Iranische Armenien ausweiten. Der Partei auskam. In Abchasien agiert aktiv die armenische gesellschaftliche Organisa­ tion ,,Krunk“ und deren geistiges Kind, das armenische Batallion namens ,,Daschnakzutjun“283 gelang es nach dem Ersten Weltkrieg sogar, in Marschall Bagramjan, das gegen die georgischen Truppen kampfte. Unter den sieben jungen Kampfern, die im Laufe von Spezialeinsatzen von den 282Vgl.: Mammadow Ilgar, Musaew Tofik. Armjano-aserbajdschanskij konflikt. (ieorgiern am 20. September 2007 in Abchasien festgenommen wurden, Istorija. Prawo. Posrednitschestwo. (Der armenisch-aserbaidschanische haben drei die armenische Nationalist. Der Vorsitzende des Obersten Sowjets Konflikt. Geschichte. Recht. Vermittlung.) Tula, Grif i K. 2006, S. 24-25. der Autonomen Republik Abchasien, Timur Mschawija, teilte der Zeitung ARFD-Daschnakzjutjun (Daschnakzjutjun-Partitja), die Armenische Revolu- „Georgian Times'1 (27.9.2007, S. 3) im Exil mit, dass „Krunk" von der Partei tionsfoderation. Im Juli 2007 wurde der Vertrag iiber Zusammenarbeit „Daschnakzjutjun11 gegriidet worden sei. Vgl. auch: Jurij Simonjan. Interview zwischen der ARFD und „Gerechtes Russland“ (Vorsitzender Sergej mit Armen Rustamjan: ,,W peregoworach Eriwan ne moschet samenit Stepa­ Mironow) unterzeichnet. Die ARFD ist schon lange in der Sozialistischen nakert11 (In den Verhandlungen kann Eriwan nicht Stepanakert ersetzen11. In: Internationalen und kann der Bewegung „Gerechtes Russland“ helfen. in Nesawisimaja gaseta, 12.7.7, S.6 176 177 1907 kamen bei Unruhen in Kilikien284, die von osmanischen freundschaftlich oder auch nur tolerant gegenuber den Armeniern nationalistischen Patrioten und religiosen Extremisten angestiftet stimmen. Allgemeine Emporung im Land rief auch die Nachricht worden waren, viele Tausende von Christen urns Leben, die ganz dariiber hervor, dass eine erfolgreiche Offensive der osmanischen uberwiegend Armenier waren. Darauf hin wurde im Osmanischen Truppen gerade von armenischen zaristischen Einheiten gestoppt und Reich ein Gesetz erlassen, das die Griindung einer Vereinigung selbst zuriickgedrangt worden war. Dass auch viele Armenier politischen und nationalistischen Charakters verbot, das vor allem mannhaft unter turkischer Flagge kampften, spielte dabei keine Rolle. gegen die politische Aktivitat der Armenier gerichtet war.285 Erst nach der Kriegserklarung durch Russland (2.11.1914) Am 29. Oktober 1914 beschoss die deutsch-osmanische Flotte erwiesen sich die Ergebnisse der Schlachten fur die Osmanischen Odessa, Sewastopol, Feodosija und Noworossijsk. Als Antwort darauf Truppen als katastrophal. Enver-Pascha, der die tiirkische Armee an erklarte Russland dem Osmanischen Reich am 2. November den der Kaukasusfront kommandierte, zog die Strenge des dortigen Krieg. Dieses erklarte England, Frankreich, Russland und alien ihre Winters nicht ins Kalkiil. Und seine deutschen Ratgeber beriicksichti- Verbiindeten den Krieg. Gemeint waren nicht nur die Verbundeten der gten nicht die Widerstandsfahigkeit der ihnen gegeniiberstehenden Imperien, sondem auch die „Verbiindeten" der Entente innerhalb des russischen Armee. Infolge dessen erlitten die osmanischen Truppen Osmanischen Reiches selbst. im Kaukasus im Dezember 1914 und im Januar 1915 eine Reihe Kurz vor Eintritt des Osmanischen Reiches in den Ersten vemichtender Niederlagen. Weltkrieg erklarte die Partei Daschnakzutjun auf ihrem Parteitag, dass Aus diesen Niederlagen beschloss die tiirkische Regierung auch die Armenier im Falle eines Konfliktes des Osmanischen Reiches mit einen Nutzen zu ziehen und machte fur alle Note und Niederlagen Russland keine Aufstande und Unruhen im russischen Hinterland ausschlieBlich die Armenier verantwortlich. Es begannen offentliche provozieren wtirden. Diese Einstellung unterschied sich stark von der Hinrichtungen der ,,Verrater“ in der Armee und die Entwaffnung aller Position der im Osmanischen Reich lebenden Georgier, die sich bereit dienenden Armenier mit ihrer anschlieBenden Liquidierung. erklarten, Istanbul diese Dienste zu erweisen. Die Regierung in Die Geschehnisse im April 1915 in der Stadt Van, die sich Istanbul war uber die Mitteilungen von Daschnakzutjun emport und geweigert hatte, die Forderungen der Lokalverwaltung nach einem wies darauf hin, dass es nun nicht moglich sei, iiber den Patriotismus zusatzlichen Aufgebot zu erfiullen und von kurdischen Truppen der Armenier zu sprechen. Und noch wahrend des Krieges umlagert war, waren der Beginn der mehr als schrecklichen Ereig- bekraftigten armenische Deputierte in der Russischen Duma nisse. Nachdem die kurdischen Truppen die Stadt nicht einnehmen mehrfach, dass ihre Briider im Osmanischen Reich die russischen konnten, plunderten sie die umliegenden, von Armeniern besiedelten Truppen als Befreier begriiBen wurden. Und diese Mitteilungen Dorfer und toteten dabei rund 50.000 Dorfbewohner. Am 16. Mai konnten naturlich die ttirkische Regierung und Offentlichkeit nicht naherten sich der Stadt russische Truppen und zwangen die Kurden zum Riickzug. Jedoch verlieBen die Russen nach zwei Monaten die "84Ein Ort im Siiden der heutigen Zentralttirkei, wo 1080-1375 der Kilikische Stadt und den Ort wieder und nahmen rund 200.000 Armenier und armenische Staat war, der von armenischen Fluchtlingen vor den Seldschuckenangriffen gegriindet worden war. Das Gebiet ist traditionelles andere Christen mit, die um Asyl ersucht hatten. Siedlungsgebiet der Armenier in der Tiirkei. Zum schrecklichsten Tag fur die gebildete Schicht der Armenier Mantran R., Histoire de l'Empire ottoman, Paris, Fayard 1989, Kapitel 14. im Osmanischen Reich wurde der 24. April 1915, ais die jung­ Infolge der nach dem Putsch 1908 an die Macht gekommene Partei der turkischen Fiihrer286 Talaat-Pascha, Enver-Pascha und Dschemal- Jungtiirken „Einheit und Fortschritt“ wurde die „armenische Frage“ auf einer neuen, die dagewesenen extremen und fUr die Armenier todlichen Ebene gefiihrt. Die Emiedrigungen, die das Osmanische Reich durch die unbegabten 2X6Die Jungtiirken-Bewegung war anfangs vollig liberal und wurde erst spater Heerfuhrer in den beiden Balkankriegen (der erste 1912 - 1913, der zweite radikal, als die nationalistischen Elemente darin erstarkten. Der Grtinder der 1913, Juni - August) erlebte, verstarkten noch weiter die extremistische Partei war Achmed Risa, eine herausragende tiirkische Personlichkeit der Stimmung, die von jungturkischen Aktivisten angeheizt worden war. Gesellschaft und der Politik. In der Zeit zwischen 1896 und 1899, lebte er, 178 179 Pascha die Zusammentreibung aller gebildeten Armenier in Istanbul ihrer Soldaten, 60.000 Mann, und fast die gesamte Artillerie verloren und deren Deportation anordneten. Aber schon am ersten Tag der hatte. Dieser Sieg der russischen Armee wurde nicht besonders Deportationen wurden viele von ihnen ermordet. gefeiert, weder in der Zarenzeit (der Krieg wurde gegen Deutschland Der zweite groJ3e Befreiungsakt ftir die Armenier durch die geffihrt und die meisten Teilnehmer dieses Sieges waren die russischen Truppen ist mit der turkischen Stadt Erzurum verbunden. Russlanddeutschen - Hervorhebung - J.R.)* noch in der Sowjetzeit Nach einem Bericht von General N. N. Judenitsch wurden am 3. (denn von der sowjetischen Herrschaft konnte General Judenitsch Februar 1916 die Stadt Erzurum und die gleichnamige Festung von schlieBlich nicht als weifigardistischer (kursiv - J.R.) Held anerkannt Verbanden eingenommen, die praktisch zu hundert Prozent aus werden). Russlanddeutschen bestanden, die auBergewohnliche Standhaftigkeit Als die Ereignisse in der Stadt Van bekannt wurden, wurden in und Tapferkeit bewiesen. Die schweren Kampfe dauerten iiber einen Istanbul gegen die einflussreichsten Armenier der Hauptstadt strenge Monat an. Die Folge dieser Operation und ihrer Vorbereitung waren MaBnahmen verhangt. Viele Hunderte von ihnen wurden unverziiglich die Rettung vieler Zehntausender Armenier und der Verlust der verhaftet. Uberall auf den StraBen der osmanischen Stadte und Dorfer Kampffahigkeit der 3. Osmanischen Armee, die mehr als die Halfte wurden Beschuldigungen gegen die Armenier wegen Verbrechen und Spionage laut. Ende Mai 1915 UberlieB die tiirkische Regierung dem von fast alien Regierungen der europaischen Staaten als „Anarchist11 verfolgt. Armeekommandant, den armenischen Korps und Divisionen die inkognito in Europa und machte eine intensive Propaganda auf den Seiten Verfugung dariiber, dass sie berechtigt seien, die Bevolkerung von seiner Zeitung ,,Mechweret“, die in turkischer und franzosischer Sprache erschien. Auf der Basis seiner Propaganda vereinte Achmed Risa um seine Stadten und Dorfern, in denen Massenverrat oder Spionage festgestellt Zeitung verschiedene oppositionelle Gruppen und grimdete die Partei wurde, teilweise oder komplett an andere Orte zu deportieren. Um „Osmanisches Einheits- und Fortschrittskomitee". Diese Partei war auch ein irgendwie die auBerst unangenehme weltweite Resonanz auf diese organisierter politischer Grund fur die gesamttiirkische Bewegung der ,,MaBnahme“ abzuschwachen, veroffentlichte die osmanische Jungtiirken. 1899 war Achmed Risa als Vertreter der Partei der Jungturken auf der intemationalen Haager Konferenz, wo er auch die politischen Ziele Regierung in Form eines Gesetzes folgende ,,Garantien“ fur die seiner Partei erlauterte. Nach dem Kongress kam die Partei aus dem Zwangsumgesiedelten: Untergrund und wurde als politische Kraft sowohl in der intemationalen 1. Schutz der personlichen Unantastbarkeit und des Eigentums der Arena als auch im Osmanischen Reich anerkannt. Mit jedem folgenden Jahr wuchs der Erfolg der Partei und auf dem Pariser Kongress (Dezember 1907). Deportierten bis zur Ankunft am neuen Wohnort; auf dem oppositionellen turkischen Parteien verschiedener politischer. 2. Erstattung der Verluste der Deportierten in Form neuen sozialer, regionaler und ethnischer Couleur vertreten waren, vereinigten sich Eigentums und Landparzellen; diese Oppositionskrafte unter dem Namen „Biiro der osmanischen Parteien". 3. Offizielle Protokollierung des Wertes des Hauses und des Der das ,,Biiro“ lenkende Kern wurde die Partei „Einheits- und Fortschrittskomitee“ unter der Leitung von Achmed Risa. Grundbesitzes des Deportierten bis zur Obernahme durch Er war Hauptanfuhrer des revolutionaren Aufstandes im Osmanischen Reich, moslemische Fliichtlinge. Nach dem Gesetz gehort das Haus und der am 11. Juli 1908 begann. Derselbe war ein gliihender Anhanger der das Land auch weiterhin dem Deportierten; erklarten Militardiktatur in Form der beginnenden politischen Reaktion. 1908 4. Verkauf oder Vermietung von Hausern und Land, die nicht von erfullte er diplomatische Auftrage des Komitees in den Regierungen der europaischen Lander. Aus den Wahlen im ersten Parlament des Osmanischen moslemischen Fliichtlingen besetzt sind. Die aus dieser Reiches ging Achmet Risa als einer der ersten hervor und wurde VerauBerung oder Vermietung erhaltenen Einkiinfte werden Parlamentsprasident. Wahrend der Konterrevolution 1909 war Achmed Risa nach Abzug von Steuern in ein Sonderregister auf den Namen gezwungen, aus Konstantinopel zu fliehen und kehrte mit verfassungstreuen des deportierten Eigentumers eingetragen; Truppen des Diktators Machmud-Schewked Pascha zuriick. Eines der wichtigsten theoretischen Werke von Achmed Risa ist das Buch „Terpimost 5. Dem Finanzminister obliegt die Schaffung eines Sonderaus- islama“ - idejnyj fundament swerschiwscheijsja revoljuzii i prinjatoj konsti- schusses zur Kontrolle dieser Verkaufe, zur Veroffentlichung tuzii („Die Toleranz des Islam“ - das ideelle Fundament der geschehenen Re­ volution und der angenommenen Verfassung). 180 181 iiber das dem Deportierten erstattete Eigentum und zum Schutz wurden dorthin aus den arabischen Landern, den Orten ihrer friiheren des nicht verkauften Eigentums; Deportation, umgesiedelt. Diese Menschen strebten natiirlich nach 6. Alle Beamten verpflichten sich, dieses Gesetz zu erfullen und Riickgabe ihres Eigentums und waren von dem Wunsch erfullt, Rache der Regierung regelmaBig Bericht zu erstatten iiber dessen fur die erlittenen Erniedrigungen zu nehmen. Viele erinnerten sich Erfullung.287 personlich an ihre Feinde und Beleidiger und machten sie aktiv und Die Frage, ob dieses Gesetz es auch heute den Nachfahren der nicht ohne Erfolg ausfindig. Wieder begannen blutige Unruhen in deportierten und umgekommenen Armenier erlaubt, vermogensrecht- diesem Teil des tiirkischen Staates. Frankreich suchte jetzt moglichst liche, finanzielle und andere Forderungen an die Tiirkische Republik schnell dieses Gebiet zu verlassen. In Paragraph 88 des Friedensver- zu stellen, ist juristisch ernsthaft zu prtifen. trages von Sevres (10. August 1920) zwischen den Landern der Vor dem Ersten Weltkrieg griindeten die Armenier im Entente und dem Osmanischen Reich wurde die Griindung eines Osmanischen Reich die sogenannte ,,Millet“, d.h. eine religios-kultu- unabhangigen armenischen Staates vorgesehen. rell-administrative autonome Gemeinschaft, die von religiosen Als am 3. Dezember 1920 in Armenien das kommunistische Autoritaten geleitet wurde. Die wichtigsten davon waren die Regime an die Macht kam, verlor der neue armenische Staat die Katholikoi aus Sis und Agchtamar (bei Van). 1916 wurden diese zwei meisten seiner Sympathisanten im Westen. Im Februar 1921 ereignete Katholikate mit den Patriarchaten von Jerusalem und von Konstan- sich der von Daschnakzutjun gelenkte Bauemaufstand, durch den fiir tinopel in ein einziges Katholikat-Patriarchat in Jerusalem vereint, das eine Zeit die Rote Armee aus Armenien vertrieben wurde. Jedoch sowohl von den Wohnorten der meisten Armenier als auch von ihren schon am 2. April 1921 war die kommunistische Ordnung wieder politischen Zentren entfemt ist. So wurde die armenische ,,Millet“ hergestellt und nach kurzem Widerstand flohen die meisten Anhanger durch ,,Djemiyet“ ersetzt, d.h. durch eine rein religiose Gemeinschaft von Daschnakzutjun nach Persien. unter der Leitung eines Katholikos-Patriarchen, deren weltliche Am 24. Juli 1923 wurde auf der Lausanner Konferenz der Moglichkeiten sehr eingeschrankt waren. Der GroBe Nationalrat der Friedensvertrag zwischen den Landern der Entente und der Tiirkei Armenier in der Tiirkei wurde aufgelost. Armenische Bistumer geschlossen. Nach ihm blieben die armenische Republik im Sudkau­ wurden nur in Rayons beibehalten, in denen mindestens 15.000 kasus und das „tiirkische Armenien11 im Nordosten des Landes. Nach Armenier wohnten, Rayons, die eine seltene Ausnahme bildeten. Nach dem gleichen Vertrag wurde das franzosische Mandat auf Kilikien diesen Umstrukturierungen horte die organisierte politisch-religiose abgeschafft und die Hoffnungen der Armenier auf Schaffung eines armenische Opposition in der Tiirkei praktisch auf zu bestehen. Staatsgebildes in diesem Teil der Tiirkei wurden nicht verwirklicht. Im Jahre 1917 schied Russland aus dem Ersten Weltkrieg aus, und am 3. Marz 1918 wurde zwischen Russland einerseits und Deutschland und seinen Alliierten andererseits der Friede von Brest- Litowsk geschlossen, nach dem drei vorher durch die Russen eroberte ,,armenische“ Rayons an das Osmanische Reich zuriickgegeben wurden. Aber der Kampf der Armenier dauerte an, und am 30. Oktober 1918 wurde die Demokratische Republik Armenien im Kaukasus ausgerufen. Inzwischen hatte Frankreich mit Hilfe von armenischen Bataillonen Kilikien besetzt. Rund 100.000 Christen (meist Armenier)

Chaliand G., Temon Y., Le genocide des Armeniens, Bruxelles, Complexe. 1984, Kapitel „Evidence". 182 183 11. Der Beginn des armenisch-aserbaidschanischen Der Autor beschreibt vollig richtig die Ausgangsgriinde des Konfliktes oder die Vorgeschichte des Kampfes um Konfliktes zwischen den Armeniern und den Aserbaidschanem des Berg-Karabach Siidkaukasus, obwohl die Sprache der Darlegung etwas ,,holzem“ ist. Nach Ansicht von O. Alstadt sind die Wurzeln des Konfliktes „ Der Mensch denkt zwar, aber in seinem Gehirn gibt unbedingt in den historischen Unterschieden zu suchen, durch die die es kein Gedankenzentrum. Daftir hat er ein Sprach- zaristischen Behorden jahrelang die Forderung von Fanatismus und zentrum und ein Propagandazentrum. “ selbst Gewalt als Kontrollmittel in ihrer Kolonialpolitik manipulierten. Owanes Mkrtjschjan Die Anderung des territorialen Status quo auf Kosten aserbaidschanischen Landes war schon immer das Bestreben der Die Armenier, wie auch andere christliche Gemeinden im Nahen Armenier, seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, als den scharf- Osten, hatten besondere Beziehungen zu einer der groBten sinnigeren armenischen Theoretikem klar wurde, dass Gebiete fur europaischen Machte, die expansionistische Ziele verfolgte. In diesem einen neuen Staat kaum zu Lasten der Tiirkei zu erhalten sein Fall war dies Russland. Das Biindnis der Armenier mit Russland war wurden.•• л 290 eine der schicksalstrachtigen Allianzen in der Geschichte des T. Swietochowski bemerkt in seiner Schlussfolgerung iiber die Siidkaukasus. Die Armenier erhielten von Russland in der Ursachen des Konflikts zwischen den Armeniern und den Aser- Vergangenheit wie auch heute so viel Wohlwollen und groBziigigen baidschanern zu Recht, dass Russland unter den Volkern des GroBmut wie kaum ein anderes Volk im Siidkaukasus.288 Transkaukasus eindeutig Armenien bevorzugte. Die bewaffnete Der Experte R. Achari meint, dass „die Krise von Karabach, die ethnische Opposition zwischen den Armeniern und den eine mehr als hundertjahrige Geschichte hat, mit der Ansiedlung der Aserbaidschanem begann bereits am 6. Februar 1905 in Baku. Die Armenier in einen Teil des Territoriums des Kaukasus, der von Gewalt dauerte in der Folgezeit an und breitete sich auf andere Teile Moslems bewohnt war, begann. In der Anfangsphase war der des Transkaukasus aus, die gemischte aserbaidschanische und Hauptgrund der Entstehung dieser Krise die Politik des zaristischen armenische Bevolkerung hatten. Anstifter der Kampfe, deren Zentrum Russlands, das die Ausdehnung nach Siiden anstrebte und der sich nach Berg-Karabach verlagerte, waren Armenier. Die Daten der Kaukasusregion groBe Bedeutung zumaB... Die Umsetzung dieses verschiedenen Quellen uber die Gesamtzahl der „unwiederbringlichen Planes bestand darin, dass man die Ansiedlung der aus dem Iran, aus Verluste“, d.h. der Toten, weichen betrachtlich voneinander ab: 3.100 Anatolien, Kleinasien, dem Libanon und den anderen Regionen des bis 10.000. Die meisten Toten waren auch damals Aserbaidschaner.291 Globus kommenden Armeniern im Siidkaukasus, insbesondere auf Am Vorabend des Ersten Weltkriegs erwacht seitens Russlands dem Territorium des heutigen Aserbaidschans, nutzte. Diese vvieder das Interesse an den osmanischen Armeniern, da in diesem Migrationen wurden mit der jahrelangen Absicht der Armenier, einen Krieg Russland und das Osmanische Reich Gegner waren, und die allumfassenden Nationalstaat zu schaffen, umgesetzt“.289 Ausnutzung der Armenier gegen das Osmanische Reich den russischen Interessen entsprach. Nach der neuen Situation orientieren sich die armenischen Politiker wieder anders - nach Russland." " Sie 288Vgl.: Swetochonski, Tadeusz: Der Streit um Berg-Karabach..., S. 163: Chalilow Aslan. Marz 1918: Aserbajdschan bes aserbajdschanow. Swidete!- :,"Vgl.: Andrey Altstadt. The Azerbaijani Turks: Power and Identity Under stwuet istorija.(Aserbaidschan ohne Aserbaidschaner. Zeugnis der Russian Rule. Stanford, Hoover Institution Press, 1992, p.43. Geschichte.) In: IRS, 2008, №1, S. 22-25. :9iVgl.: Tadeusz Swietochowski. Russia and Azerbaijan: A Borderland in Resa Nasar Achari: „Organisazija po besopasnosti i sotrudnitschestvu Transition. New York, Columnbia University Press, 1995, p. 37-40. Ewrope i konflikt Nagornogo Karabacha (Die Organisation fur Sicherheit unc 2‘,zVor dem Ersten Weltkrieg wurden nach armenischen Angaben in Russland Zusammenarbeit in Europa und der Berg-Karabach-Konflikt), Amu-Darja. annahernd 1.220.000 Armenier gezahlt, im Osmanischen Reich rund N11 (Winter-Friihjahr 2002), S. 90. 1.1 14.000, im Kadscharenstaat rund 100.000, in Indien und Afrika je 5.000 184 185 stiitzten sich hauptsachlich auf die Hoffnungen, dass nach dem Sieg Monat, am 17. Mai 1915 nahmen die armenischen Verbande Van ein, der Entente das Osmanische Reich zerschlagen wiirde und die riefen eine „Armenische Republik Van“ aus und zerstorten den Regierung des Zaren den Amieniem die Selbstbestimmung im moslemischen Teil der Stadt fast vollig. Allein in dieser ,,Republik“ Kaukasus und in den ostlichen Vilajets des Osmanischen Reiches und den umliegenden Gebieten wurden rund 30.000 Moslems geben wiirde. Russland, das seine Absichten beziiglich der Armenier (Angaben von Feigl, S. 75-78) getotet.294 Als Reaktion auf diese darlegte (im Appell des Zaren von 1914) starkte sozusagen diese massiven Verratsaktivitaten veroffentlichte die osmanische Regierung Hoffnungen. Zar Nikolaus der Zweite, der sich an die Armenier am 1. Juni 1915 einen Erlass iiber die Umsiedlung der unter dem gewandt hatte, befahl, dass sie mit ihren Briidem unter dem Schutz Einfluss der Agitation der Politiker von Daschnakzutjun stehenden des Zaren vereinigt werden und schlieBlich den Segen der Freiheit und auBerst unzuverlassigen armenischen Bevolkerung aus den aktiven der Gerechtigkeit erhalten sollten. „Jedoch verdient die Tatsache oder sich bewegenden Frontzonen. So begann die groBe Tragodie des Erwahnung, dass in diesem Appell weder eine Andeutung noch ein armenischen Volkes 1915. Wort iiber Unabhangigkeit, iiber Autonomie oder gar iiber eine Gleichzeitig spitzte sich die innere Situation in Russland zu, wo autonome Selbstbestimmung enthalten war.“293 eine Reihe revolutionarer Veranderungen anstand. Nach dem Nichts desto trotz gaben die mitreiBenden Politiker der Partei bolschewistischen Umsturz im Oktober 1917 war die Macht in Baku, Daschnakzutjun die Losung der Wiederherstellung des „GroBen wo sehr viele Armenier wohnten, in den Handen des Sowjets von Armenien“ aus und begannen mit der Bildung von Truppen aus den Baku. Vorsitzender des Exekutivkomitees des Sowjets von Baku war aus der Osmanischen Armee desertierten Armeniem. Praktisch eine das Mitglied der bolschewistischen Partei, der Armenier S. zweite Front gegen die osmanische Armee eroffnend, begannen sie Schaumjan295, der aktiv in der Partei „Daschnakzutjun" mitgearbeitet mit Bestrafungsaktionen gegen die nichtchristliche Bevolkerung der hatte. Die aserbaidschanische Partei ,,Mussawat“ forderte die Autono­ ostlichen Vilajets mit dem Ziel ihrer Aussiedlung oder Vemichtung mie fur die Aserbaidschaner innerhalb Russlands. Bekannt ist, dass S. und der Schaffung eines eigenen Staates auf ,,befreitem“ Territorium. Schaumjan ein entschiedener Gegner dieser Idee war. Der AuBenminister des Osmanischen Reiches Talaat-Pascha war zum Mit dem Ziel der Diskreditierung dieser Idee veranstalteten die Handeln gezwungen und erlieB am 24. April 1915 den Befehl iiber die Truppenformationen des Sowjets, die in beachtlichem Umfang aus Situation der aktivsten ,,Partisanen-“Tatigkeiten der Armenier in der Armeniem bestanden, im Marz 1918 im Ujesd Baku von Region. Im Befehl hieB es, dass die jiingsten Aufstande in Sejtun. Aserbaidschan ein wahres Blutbad - sowohl unter den Anhangern des Bitlis, Siwas und Van die anhaltenden Versuche der armenischen genannten Plans der Partei ,,Mussawat“ als auch allgemein unter den Komitees zeigten, iiber ihre politischen Kampforganisationen eine Moslems, hauptsachlich Aserbaidschanern. Nach einigen offiziellen autonome Verwaltung fur sich auf dem Territorium des Osmanischen Reiches zu erreichen. Der Befehl sah die Verhaftung aller Fiihrer des Komitees und deren Uberfuhrung in andere Provinzen vor. die Entwaffnung der illegal geschaffenen Kampfgruppierungen der Armenier und ihre Bestrafung nach Militarrecht. Aber nach einem :,4I)aten nach: Feigl Erich. A Myth o f Terror, Armenian Extremism: Its Causes and Its Hiatorical Context. Salzburg-Freilassing: Edition Zeitgeschichte 1986, pp. 75-78. und rund 25.000 in Europa. Insgesamt gab es weltweit rund 3 Millionen. :vSchaumjan Stepan Georgiewitsch (1878-1918), 1917 Vorsitzender des Armenier. Vgl.: Enziklopedija Granta i K, Bd. 3, 1910, Artikel „Armjane ' Sowjets von Baku, ab 1917 AuBerordentlicher Kommissar des Rates der (Die Armenier). Volkskommissare der RSFSR fur Kaukasus-Angelegenheiten, ab 1918 29 vgl.: Mammadow Ilgar, Musaew Tofik. Armjano-aserbajdschanskij konflikt Vorsitzender des Rates der Volkskommissare Baku und Volkskommissar fur Istorija. Prawo. Posrednitschestwo. (Der armenisch-aserbaidschanische Kon­ auswartige Angelegenheiten. Erschossen mit den „26 Kommissaren von flikt. Geschichte. Recht. Vermittlung.) Tula, Grif i K., 2006, S. 26. Baku“ in 1918. 186 187 Angaben wurden an einem einzigen Tag, am 31. Marz, in Baku iiber blutigen Ereignisse keinen zufalligen und spontanen Charakter hatten, 30.000 Moslems, hauptsachlich Aserbaidschaner, getotet.296 sondem im voraus vorbereitet waren.299 Schaumjan selbst charakterisierte diese Vorkommnisse wie folgt: Dieser kurze Exkurs in die Vorgeschichte des Kampfes um Berg- „Wir... eroffneten die Offensive auf der ganzen Front... wir hatten Karabach ermoglicht eine deutlichere Vorstellung von der Tiefe der schon Streitkrafte, rund 6.000 Mann. ,,Daschnakzutjun“ hatte auch Wurzeln dieses Kampfes, dem Charakter der armenischen Aggression ungefahr 3.000-4.000 nationale (Unterstreichung von mir - J.R.) gegen die Republik Aserbaidschan und der Moglichkeit der Erstellung Verbande, die zur unserer Verfligung standen. Die Beteiligung der zusatzlicher Einschatzungen der realen volkerrechtlichen Moglichkeit- letzteren gab dem Btirgerkrieg teilweise den Charakter eines en der Losung des Konfliktes. nationalen Blutbades ... (Unterstreichung von mir - J.R.) Wir taten das (d.h. das nationale Blutbad! -.) bewusst... Wenn sie in Baku die Oberhand gewinnen wurden, wiirde die Stadt zur Hauptstadt von Aserbaidschan (Unterstreichung von mir - R. J.) erklart“.297 Aber die Plane der armenischen Anfiihrer waren ganz andere. Die bewaffneten Daschnaken-Einheiten setzten die Storung der offentlichen Ordnung in den Ujesden Schemacha und Guba, in Lenkoran, Chatschmas, Adschibulag, Saljany und anderen Orten fort. Bis Ende April 1918 wurden von den bolschewistischen Truppen, in denen der aktivere und aggressivere Teil aus armenischen Kampfem bestand, iiber 50.000 Moslems getotet, die zum ganz iiberwiegenden Teil Aserbaidschaner waren. 298 Von Marz bis Juli sorgten bewaffnete armenische Einheiten, die namens der Sowjetmacht handelten, zielgerichtet fur eine so umfangreiche Vemichtung der aserbaidschanischen Bevolkerung des Gouvemements Baku, dass dies als Volkermord bezeichnet werden kann. Und der erste Schlag war gegen die aserbaidschanische Bevolkerung Bakus gerichtet. Das Mitglied des AuBerordentlichen Untersuchungsausschusses, der Jurist A.E. Kluge, bezeugt in seinem Vortrag „Uber die Gewalt gegen die moslemische Bevolkerung der Stadt Baku“ nicht nur das AusmaB des Verbrechens (allein 11.000 Tote nur in Baku) und die schrecklichen Verbrechen und Plunderungen, sondem zieht daraus auch den Schluss, dass diese

296Vgl.: Mitteilung von Milli Medschlis der Republik Aserbaidschan. In: „Aser- bajdschan“, 04. 04. 2001. 297Vgl.: Stepan Schaumjan. Isbrannye proiswedenija, tom 2 (Ausgewahlte Werke, Band 2). Moskau, Politisdat 1978, S. 246. '"Naheres zu diesen Ereignissen Vgl.: Chalilow Aslan. Marz 1918: Aserbajd- 2<58Fur ausfuhrlichere dokumentarische Daten Vgl.: in den Werken des Dr. Sol- schan bes aserbajdschanzew. Swidetelstwuet istorija.(Aserbaidschan ohne mas Togida. Aserbaidschaner. Zeugnis der Geschichte.) In: IRS, 2008, Nr. 1, S. 22-25. 188 12. Zur Geschichte von Karabach nach dem Zerfall des Opposition der Armenier und der Aserbaidschaner.302 Zwecks zaristischen Russlands und bis zum Jahre 1923 Schaffung eines von Aserbaidschanem freien Gebietes in Karabach, und vor allem im Ujesd Schuscha, begann die gewaltsame ,, Verandern, um zu erhalten. “ Vertreibung von Aserbaidschanem durch bewaffnete armenische Konfuzius Einheiten. Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen merkt der osterreichische Forscher Erich Feigl an, dass sich 1905 „in Baku Die Merkmale der ethnisch-kulturellen „Diskriminierung" der Anzeichen des beginnenden Chaos zeigten, das sich die Daschnaken Armenier im zaristischen Russland zeigten sich immer haufiger am fur die Verstarkung der Propaganda gegen die tiirkische Mehrheit in Anfang des 20. Jahrhunderts. Es erfolgte zunehmend eine Baku, Gjandscha und Schuscha zu Nutze machten. Diese Propaganda beschleunigte ,,Slawisierung“ der armenischen Bevolkerung des war begleitet von unheimlichen terroristischen Akten, die von den Reiches, armenische Schulen und Bibliotheken wurden geschlossen, Daschnaken gegen die Aserbaidschaner veriibt wurden. Ziel dieser armenische gesellschaftliche Vereinigungen wurden verboten. 1903 Uberfalle war die Migration der Moslems und die Schaffung eines verfiigte Zar Nikolaus II. sogar die Konfiszierung einiger Kleinode der demographischen armenischen Ubergewichts in der Region...In Armenischen Kirche. Die Armenier antworteten mit Anschlagen auf Karabach und Schuscha wurden aserbaidschanische Hauser angeziin- die Vertreter des Zarenregimes und die ,,Verrater“ aus ihrer Mitte.300 det, hier kamen 500 Aserbaidschaner und 40 Armenier um“.303 Die Gewaltausbriiche, die auch klare Komponenten interethnischer Nach der demokratischen Februarrevolution in Russland 1917 Feindseligkeit hatten, begannen in groBem MaBstab mit dem Beginn wurde auf Beschluss der Ubergangsregierung zur Leitung des der Revolution in Russland 1905 und waren immer dann festzustellen, Transkaukasischen Kreises mit dem Ziel der Forderung der demokra­ wenn der russische oder der sowjetische Staat in der Krise war. Das tischen Umgestaltungen im Transkaukasus das „Besondere war nicht nur 1905-1907 so, sondern auch wahrend des russischen Transkaukasische Komitee" (OSAKOM) gebildet, das der Aus- Biirgerkrieges 1918 - 1922. Uber den scharfen und kompromisslosen breitung des Bolschewismus in der Region widerstand. Aber auch Konflikt 1920, als iiber Karabach „Feuer und Eisen“ hereinbrach, Moskau, die bolschewistische Regierung Russlands, vergaB seine schrieb eindriicklich Marietta Schaginjan nach der Apotheose der Interessen im Transkaukasus nicht. Davon zeugt insbesondere das Gewalt und Harte in dieser Region: „Nach den unbegreiflichen Dekret (vom 31. Dezember 1917) des Rates der Volkskommissare der Grausamkeiten und der ununterbrochenen Erniedrigung blieb der RSFSR iiber die freie Selbstbestimmung von „Tiirkisch Armenien". Bevolkerung gleichsam der bittere Geschmack der Schande im Ein Armenischer Staat auf dem Territorium der Tiirkei, und nicht Gedachtnis. Die wechselseitige Biirgschaft des Vergessens - niemand Russlands, entsprach der Strategic der Moskauer Revolutionare. erinnert an irgendetwas, die Vergangenheit ist abgeschlossen, und der Aserwkom (Narimanow304, Gusejnow, u.a.), insbesondere Nari- stillschweigende Schwerpunkt: Arbeit, leidenschaftliches Verlangen zur Wiederherstellung.“301 Gleiches geschah auch in den Jahren der 302 Vgl.: Villfri L.: The Fire and Sword in the Caucasus. London 1906; Henry I. D.: Baku: Eventful History. London 1905; Ordubabi M. S.: Ganlillar. Baku Perestrojka, beginnend 1986 und endend mit dem Niedergang der 1991 (aserb.). UdSSR. 303 Feigl Erich. Prawda о terrore. Armjanskij terrorism - istotschniki i pritschiny. In der Periode der Revolution 1905 war Berg-Karabach, ins­ (D ie Wahrheit iiber den Terror. Der armenische Terrorismus - Quellen und besondere die Stadt Schuscha, eines der Zentren der erbitterten Griinde). Baku 2000. ,04Narimanow Nariman Kerbalaj Nadschaf ogly (1870-1925), Politiker und Schriftsteller (bekannte Werke sind der Roman „Bachadur i Sona“ und die 300Vgl.: Brissaud Alain. Islam und Christentum. Gemeinsamkeit und Konfronta- Tragodie ,,Nadirschah“). 1917 Vorsitzender des ,,Gummet“-Ausschusses. tion gestem und heute. Albatros Verl. Dusseldorf 2002, S. 282. 1920 Vorsitzender des Aserbaidschanischen Revolutionskomitees, Vor­ 301 Schaginjan M. Nagorny Karabach (Berg-Karabach). Moskau - Leningrad, sitzender des Sowjets der Volkskommissare der Aserbaidschanischen SSR. С Verlag Gosudarstwennoe isdatelstwo, 1927. S. 4 -5. 1922 - Vorsitzender des Unionssowjets der SSFSR 190 191 manow, wandten sich gegen die Riickgabe von Land an Armenien, Chasmamedow. Eine ffihrende Rolle sowohl im Kommissariat als das diesem in der Vergangenheit von der Tiirkei entrissen worden auch im Sejm spielten die georgischen Menschewiki. Die war. AuBenpolitik des Kommissariats war offen antibolschewistisch. Das Der Fall des Zarentums 1917 war begleitet von der Emeuerung Kommissariat vereinigte sich mit dem siidostlichen Bundnis der ethnisch motivierter Konflikte in vielen Ortschaften Berg-Karabachs. Kubaner und Tersker Kosaken und schloss ein Bundnis mit dem Anstifter dieser Konflikte waren nationalistische Gruppierungen. So Kommando der Kaukasischen Front (Generale Kaledin, Komilow und iiberfielen unter der Leitung von Schaumjan, Lalojan, Amasaps und Karaulow). Das Kommissariat wurde ftir seine grausamen antibol- anderen Leitem bewaffnete armenische Verbande 1917 nicht nur schewistischen Aktionen bei Schamchor (zwischen Elisawetpol und aserbaidschanische Dorfer in Karabach, sondem auch Siedlungen um Tiflis) und bei Chatschmas (zwischen Baku und Derbent) bekannt. Kuba im nordostlichen Teil Aserbaidschans, wo viele Juden wohnten, Im Marz 1918 gingen die von den Deutschen unterstiitzten und die deutsche Siedlung Helenendorf (heute Goy-Gol) im turkischen Truppen im Transkaukasus zum Angriff iiber. Sie eroberten westlichen Teil Aserbaidschans.305 Erzurum, Ardagan, Kars, Batum, drangen in Gurien ein und besetzten Am 23. Februar 1918 wurde in Tiflis auf Initiative des amerika- Osurgeti. MaBgeblich durch diese Ereignisse beeinflusst, erklarte der nischen Botschafters Smith der Transkaukasische Sejm, das neue Transkaukasische Sejm im Mai den Transkaukasus zur unabhangigen Organ der Staatsmacht im Transkaukasus, mit dem Ziel der Foderativen Republik und bildete ein neues Regierungskabinett, das juristischen Bestatigung der Abspaltung des Transkaukasus vom hauptsachlich aus Menschewiki, Daschnaken und Mussawatisten bolschewistischen Russland einbemfen. Der Sejm wurde vom bestand.106 Transkaukasischen Kommissariat einberufen. Der Sejm bestand aus Als Ende Mai 1918 der Transkaukasische Sejm aufhorte zu Sozialrevolutionaren, Menschewiki, Daschnaken und dem Khan als existieren, wurden in Tbilissi drei unabhangige Republiken prok- Deputierten der Griindungsversammlung Russlands, gewahlt vom lamiert - Aserbaidschan, Armenien und Georgien. Die neu prok- Transkaukasus. Am 9. April 1918 erklarte sich der Sejm zum lamierte Republik Armenien hatte jedoch weder ein Territorium noch gesetzgebenden Organ des Transkaukasus, bildete die Regierung, eine Hauptstadt. Der Sowjet von Baku konnte die Bewegung des ratifizierte die Vertrage, die vom Transkaukasischen Kommissariat aserbaidschanischen Volkes zur Unabhangigkeit nicht aufhalten, die geschlossen worden waren, und rief die unabhangige am 28. Mai 1918 ausgerufen wurde. Transkaukasische Demokratische Foderative Republik (SDFR) aus. Im Sommer 1918 begann die Vereinigung der Semipartisanen- Nach der Bildung der autonomen Republiken Aserbaidschan, truppen von General Andranik, die eine Niederlage durch das Armenien und Georgien loste sich der Sejm auf. Das Osmanische Heer erlitten hatte und sich von der Kaukasusfront Transkaukasische Kommissariat, an dessen Schaffung der ameri- zuriickzog, eine zielgerichtete Kampagne zur Vertreibung oder kanische Botschafter in Tiflis, Smith, aktiv beteiligt war, handelte Vernichtung der aserbaidschanischen Bevolkerung in den Territorien, vom 24. November 1917 bis Marz 1918 als Regierung des die von Aserbaidschan an Armenien ubertragen worden waren. Nach Transkaukasus mit der Hauptstadt Tiflis. Chef der demokratischen Berichten des Mitglieds des AuBerordentlichen Ausschusses Regierung war der Sozialdemokrat (Menschewik) E.P. Gegetschkori, M ichajlow wurden im Sommer und Herbst 1918 in Sangesur 115 und ein wesentliches politisches Gewicht darin hatten die damaligen Siedlungen verwiistet oder vollig vemichtet. Praktisch alle diese popularen aserbaidschanischen Politiker Fatali Khan Chojskij und Siedlungen waren aserbaidschanische Siedlungen. Es wurden darin mindestens 7729 Aserbaidschaner getotet, und 50.000 Aser- 305Vgl.: Orchan V. Die bisher unentdeckten Spuren des armenischen Terrors. In: 525(ki gezet,http://www. 525 ci. Com/aze/2006/09/16/read=28; Wajandurlu 106Barigow M.D. Is istorii bolschewistskoj organisazii Baku i Aserbajdschana I. Armjanskoj terror protiw malenkoj Germanii (Armenischer Terror gegen (A us der Geschichte der bolschewistischen Organisation von Baku und das kleine Deutschland). In: “Serkalo”, Baku, 8.9.2006, S. 1. Aserbaidschan) 3 Verl. Moskau 1949.

192 193 baidschaner mussten aus Sangesur fliehen. Die Aserbaidschaner unverbriichlichen Teile angesehen wurden: die Gouvemements Baku stellten in der neu proklamierten Republik Armenien den GroBteil der und Elisawetpol (Gjandscha), ein Teil des Gouvemements Erewan Bevolkerung. Nach Daten der Bevolkerungsstatistik Russlands 1897 und Tiflis, sowie der Sagatalskij Kreis. stellten die Aserbaidschaner in vier von sieben Ujesden des Im gleichen Jahr riickten britische Truppen in Baku ein, und vom Gouvemements Erewan (Irewan) die absolute Bevolkerungsmehrheit. britischen Kommandanten, General W. Thompson, der die Alliierten Die armenische Regierung suchte durch Einschiichterungen oder reprasentierte, wurde der Bergteil von Karabach zusammen mit dem blanken Terror die Aserbaidschaner zum Verlassen ihrer Heimat zu benachbarten Ujesd Sangesur unter der Verwaltung von Aser­ bewegen und Platz fur armenische Umsiedler zu schaffen. So wurden baidschan anerkannt. Am 15. Januar 1919 nahm die Regierung von allein im stidlichen Teil des Gouvemements Irewan Hunderte von Aserbaidschan den Beschluss zur Schaffung des Karabacher General- aserbaidschanischen Siedlungen zerstort und mussten 150.000 gouvemements, das sich iiber die Flache von Dschawanschir, Aserbaidschaner fliehen.307 Schuscha und Sangesur erstreckte. Am 29. Januar 1919 wurde der Mit der Hilfe der Osmanischen Tmppen, die gemaB dem Vertrag Aserbaidschaner Chosrow Sultanow zum Generalgouvemeur von iiber Frieden und Freundschaft zwischen dem Osmanischen Reich und Karabach emannt. Unter Sultanow, der Ende Februar 1919 sein Amt der Demokratischen Republik Aserbaidschan vom 4. Juni 1918 in der Stadt Schuscha antrat, wurde innerhalb weniger Monate in erbracht wurde, wurde das Territorium der Republik von der Karabach der soziale Friede wiederhergestellt. Nach Planen der Herrschaft der Bolschewiki, der Daschnaken und der Sozialrevolu- Regierung von Aserbaidschan sollte Karabach seine eigene admi­ tionare befreit.308 nistrative und kulturelle Autonomie entwickeln. Es wurden Bedingun- Wahrend dessen ging der Erste Weltkrieg zu Ende und am 30. gen bestimmt, unter denen die Anzahl der aserbaidschanischen Oktober 1918 wurde zwischen dem Osmanischen Reich und GroB- Gamisonen in Karabach in Friedenszeiten begrenzt wurde. britannien der Friede von Mudros geschlossen. In Ubereinstimmung Im November 1918, nach der Okkupation des Sudkaukasus durch damit verpflichtete sich das Osmanische Reich, seine Truppen aus die Englander, forderte Thompson den unverziiglichen Abzug der dem zur Einflusssphare GroBbritanniens gehorenden Sudkaukasus Truppen von Andranik aus Berg-Karabach, wo sie schon seit Monaten abzuziehen.309 Unruhe stifteten, und ihrer Unterstellung unter die Leitung der In einem Memorandum, das von der Delegation der Demokra­ Demokratischen Republik Aserbaidschan. Als Berufsmilitar lieB sich tischen Republik Aserbaidschan den diplomatischen Vertretem der Thompson von praktischen Uberlegungen leiten. Unter Beriick- Entente im November 1918 vorgelegt wurde, sind die folgenden sichtigung der geographischen Lage von Berg-Karabach, des Charak- Gebiete aufgelistet, die zu Aserbaidschan gehorten und als seine ters der Wirtschaft in seinen Gebieten und der Transportverbindungen von Berg-Karabach war klar, dass diese Region aufs Engste mit 3,17Vgl.: Ajdyn Balaew. Aserbajdachanskoe nazionalno-demokratitscheskoe Aserbaidschan und nicht mit Armenien verbunden ist, das jenseits der dwischenie (Die aserbaidschanische national-demokratische Bewegung) Berge liegt und mit Berg-Karabach nur durch den engen Latschinsker 1917-1929. Baku, Elm 1990, S. 50-51. Korridor verbunden ist.310 Thompson bestatigte die Ernennung von 308Vgl.: den Freundschaftsvertrag zwischen der Kaiserlichen Osmanischen Regierung und der Republik Aserbaidschan vom 4. Juni 1918. Staatliches Chosrow Sultanow durch die Regierung Aserbaidschans als Archiv der politischen Parteien und gesellschaftlichen Bewegungen der Gouverneur des Karabachischen Generalgouvernements, zu dem Republik Aserbaidschan, f. 277, op. 2, d. 9, S. 10-11 ob, Artikel 4. Karabach und die beiden offiziell anerkannten Regionen gehorten. 3

196 197 Die Anerkennung der faktischen Unabhangigkeit von Aser­ Angaben 298.000 Quadratkilometer). Die armenischen Historiker sind baidschan und von Armenien und Georgien erst 1920 und nicht 1918, sich iiber dieses Gebiet von 1918 nicht einig aufgrund der Unter- als diese gegriindet wurden, war damit verbunden, dass die Alliierten schiede in der Auslegung des Vertrages von Batumi.318 zunachst die Frage von Aserbaidschan und von Georgien und in Die Stadt des ehemaligen Khanats Irewan wurde mit der gewissem MaB auch die von Armenien im Kontext der russischen Zustimmung der Regierung der Demokratischen Republik Aser­ Frage erorterten und auf die Erhaltung eines einigen, unteilbaren, baidschans die Hauptstadt des neu geschaffenen armenischen Staates. jedoch nicht bolschewistischen, sondem liberalen Russland hofften. Der Vorsitzende des Ministerkabinetts der Demokratischen Die kurze Geschichte des Generalgouvemements Karabach, die von Republik Aserbaidschan Fatali Khan Chojskij aufierte, dass damit alle vielen Dokumenten schltissig belegt wird, widerlegt die These der territorialen Anspriiche der Armenier abgegolten seien. Aber er irrte Armenier, Berg-Karabach sei erst 1923 an Aserbaidschan tibertragen sich sehr, und dieser Fehler beriihrte auch tragisch sein eigenes worden. Schicksal. 1920 wurde er in Tbilissi von dem armenischen Terroristen Schon am 29. Mai 1918, d.h. am Tag nach der Proklamierung Aram Erkajan ermordet. seiner Unabhangigkeit, beschloss die Republik Aserbaidschan, indem Das Khanat Eriwan (Erewan) selbst, in dem die Mehrheit der sie sich von den Prinzipien der guten Nachbarschaft leiten lieB und Bewohner Moslems - hauptsachlich Aserbaidschanem - waren, unter Beriicksichtigung der Appelle der Armenier, einen Teil des existierte mindestens seit dem Ende des 14. Jahrhunderts (s. Liste der Ujesds Erewan, darunter die Stadt Eriwan als Hauptstadt, an die Khane von Eriwan im Anhang, die auch den Namen des ersten Khans Republik Armenien zu ubertragen, der gemaB damals giiltigem Emir Sad enthalt, der von Ende des 14. Jahrhunderts bis 1410 das Volkerrecht nicht einmal deren eigenes Gebiet war. Das war durch Khanat Eriwan regierte und zuerst Vasalle der Tiirkei, dann spater den Wunsch der aserbaidschanischen Seite hervorgerufen, in dieser Vasalle des Safawiden-Staates war. Die gesamte administrative und schwierigen Periode gemeinsam und im Geist der Zusammenarbeit die militarische Macht im Khanat war in den Handen eines Sardar, des ftir das armenische und das aserbaidschanische Volk lebenswichtige Statthalters des Schahs des Safawiden-Staates mit dem Titel Bey- Frage der Schaffung und des Funktionierens unabhangiger Staaten zu lerbey konzentriert. Die Herrscher der kleinen Verwaltungseinheiten entscheiden. Eine offensichtliche Bedingung dabei sollte jedoch der des Khanats (Mahals) hieBen Naibas, Mirboljuks usw. Militarisch Verzicht der Armenier auf ihre Anspriiche auf einen Teil des Gouvemements Elisawetpol, d.h. Karabach.317 3l8So umfasste, laut E. Sarkisjan, dieses Territorium des Rayon Nowo-Bajaseta, Als Resultat umfasste das Territorium des gebildeten armenischen auGer dem siidostlichen Teil von Basarketschar, auch Teile der Rayons Eriwan, Etschmiadsin und Aleksandropol. Z. Agajan bestatigt, dass die Staates nicht mehr als 10.000 Quadratkilometer (heute nach offiziellen Daschnaken nach dem Vertrag von Batumi die Ujesds Surmala und den groGten Teil der Ujesds Aleksandropol, Scharur, Etschmiadsin und Eriwan an 21, Trabson - 5. Vgl.: „Proportions des populations musulmanes grecques et die Tiirkei gleichsam ,,verkauften“. Bei einer solchen Fragestellung ist es armeniennes en Asie-Mineure d'apres la statistique du Livre-Jaune. (Affairs vollig unklar, von welchen Gebieten die Republik Armenien an die Tiirkei Armeniennes 1893 -1897). M955.05 Archive Editions 1998. In: Anita L. P. „verkauft wurde“. Denn ihre Grenzen wurden nach Volkerrecht auf der Burdett (ed.), Armenia: Political and Ethnic Boundaries 1878-1948. Wilts, Grundlage des Vertrags von Batumi festgelegt. Vgl.: Vertrag uber Frieden Archive Edition Limited 1998. und Freundschaft zwischen der Osmanischen Kaiserlichen Regierung und der 3l7Protokoll Nr. 3 der Sitzung des Moslemischen Nationalrates, die am 29. Mai Republik Armenien vom 4. Juni 1918. 1918 in der Stadt Tiflis stattfand. Staatsarchiv der Politischen Parteien und Aus der Geschichte der auslandischen Intervention in Armenien im Jahre gesellschaftlichen Bewegungen der Republik Aserbaidschan, f. 970, op. 1, 1918. Dokumente und Materialien. Eriwan, Verlag der Universitat Erewan Bd. 1, S. 51. Vgl.: auch das Schreiben des Vorsitzenden des Ministerkabinetts 1970, S. 154-161; ein Autor schrieb: „Das Territorium Armenien wurde zu der Demokratischen Republik Aserbaidschan, Fatali Khan Chojskij (Chojskij) zwei Ujesds zusammengefugt - Eriwan und Etschmiadsin", obwohl das nicht an den armenischen Innenminister G. Gadschinskij vom 29. Mai 1918. In: moglich war, da nach dem Vertrag von Batumi Teile dieser Ujesde an die Zentralnyj gosudarstwennyj archiv Aserbajdschana, (Zentrales Staatsarchiv Tiirkei kamen. Vgl.: Wladimir Gurko-Krjaschin. Bolschaja Sowjetskaja von Aserbaidschan) fond 970, Inventarverzeichnis 1, Akt 4, S. 1-2. Enziklopedija (GroGe Sowjetenzyklopadie). Moskau 1926, Band 3, S. 437.

198 199 unterstanden die Khanate Nachitschewan und Мака sowie die Erwerbungen keineswegs zufrieden und machte Ansprtiche auf das Meliktumer von Karabach und Sjunik dem Sardar von Eriwan. Der Territorium von Achalkalaka und Bortschala geltend, die zur Republik erste safawidische Beylerbey Amirgun-Khan (1604-1628) fuhrte mit Georgien gehorten, und auf das Territorium von Karabach, das zur dem Ziel eines besseren Schutzes der eroberten Gebiete vor den Republik Aserbaidschan gehorte, sowie auf Nachitschewan und Anspriichen des Osmanischen Reiches einen Teil der Armenier aus Sangesur (die siidlichen Teile des ehemaligen Gouvemements Persien in das Khanat zuriick.319 Elisawetpol), die auch seit 1918 zur Republik Aserbaidschan Wie wurde nun tatsachlich das Territorium des ersten armenischen gehorten. Diese Forderungen von „Daschnakzutjun" provozierten Staates im Siidkaukasus, die unabhangige Republik Armenien, einen Krieg mit der Republik Georgien und einen langanhaltenden, gebildet? Im Mai 1918 holte sich die Tiirkei ungeachtet des Friedens- zuweilen sehr blutigen, Konflikt mit der Republik Aserbaidschan - vertrages von Brest320 mit Militargewalt ihre Gebiete Kars und einen Konflikt, der auch bis zum heutigen Tage andauert. Aleksandropol zuriick und bewegte sich auf Eriwan zu mit dem Ziel, Im Sommer 1918 riickten Verbande des armenischen das gesamte Territorium des neu geschaffenen armenischen Staates zu Bataillonskommandanten Andronik nach Sangesur ein und stellten der besetzen. Nach dem Vertrag, der von der Daschnaken-Regierung mit aserbaidschanischen Bevolkerung ein Ultimatum. Die Aser­ der Tiirkei im Juni 1918 geschlossen worden war, wurde das baidschaner sollten sich entweder der neuen Herrschaft unterstellen Territorium von Armenien zusammengelegt zu zwei Ujesden - dem oder ihre Wohnorte verlassen. Nach Angaben der bekannten Michaj- Ujesd Eriwan und dem Ujesd Etschmiadsin, Gegenden in der Ararat- low-Kommission, die diese Vorkommnisse untersuchte, wurden allein Ebene und des Sewan-See-Beckens. Nach diesem Vertrag war im Sommer 1918 in Sangesur iiber 115 aserbaidschanische Dorfer zer- Karabach nicht Bestandteil der Republik Armenien.321 stort und iiber 7000 Aserbaidschaner getotet. 50.000 Aserbaidschaner Nach dem Ersten Weltkrieg stellte die Entente der Republik mussten aus Sangesur fliehen.323 Armenien die Provinz Kars und die meisten Rayons des ehemaligen Nach erbitterten Kampfen gelang es den armenischen Truppen, Gouvemements Erewan zur Verfugung. Nach der Erweiterung betrug auch Berg-Karabach zu besetzen, aber im gleichen Sommer mussten die Bevolkerung Armeniens 1,5 Millionen. Davon waren mnd sie wieder abziehen. Der Grund fur diesen hastigen Abzug war der 795.000 Armenier, rund 575.000 Moslems (der grofite Teil davon Einfall der tiirkischen Armee in den Sudkaukasus. Aber schon nach waren Aserbaidschaner) und 140.000 Vertreter anderer Nationalitaten. Unterzeichnung des Friedensvertrags von Mudros (30.10.1918) Jedoch war die im damaligen politischen Leben der Republik zwischen der Tiirkei und der Entente zog die Tiirkei, die zusammen Armenien dominierende Partei Daschnakzutjun322 mit diesen mit Kaiserdeutschland als ihrem Verbiindeten eine Niederlage erlitten hatte, ihre Truppen aus dem Sudkaukasus ab. Und die armenischen 3l9Im Rossijskij enziklopeditscheskij slowar (Russisches Enzyklopadisches Truppen unter dem Kommando von General Andronik drangen wieder Worterbuch (Moskau, 2001, Buch 1, S. 504) heisst es falschlicherweise, dass in Berg-Karabach ein. Im Dezember 1918 waren erneut blutige das „Khanat Erewan (Khanat Eriwan), ein Staat in Ostarmenien 1604-1828, Kampfe mit den in das aserbaidschanische Territorium eingedrun- sich im nationalen Befreiungskampf gegen den Iran auf Georgien und danach auf Russland stiitzte.“ genen armenischen Tmppen festzustellen. 320Friede von Brest, 3.3.1918, Friedensvertrag zwischen Sowjet-Russland und Deutschland, Osterreich-Ungam, Bulgarien und der Tiirkei. Deutschland, das auch einen Teil des Transkaukasus annektiert hatte, erhielt eine Kontribution von 6 Milliarden Mark. Der Vertrag wurde von der Regierung der RSFSR am armenischen politischen Gruppierungen. Die Revolutionsfoderation ist 13.11.1918 nach der Niederlage Deutschlands im 1. Weltkrieg annulliert. M itglied der Sozialistischen Internationalen. Nach ihrer ideellen Grundlage, 321 Vgl.: Nesawisimost Grusii w meschdunarodnoj politike (Die Unabhangigkeit ihren Zielen und dem Charakter ihrer Tatigkeit kann diese politische Georgiens in der internationalen Politik). Paris 1924, S. 95-96. Organisation zu den nationalistischen gezahlt werden. 322Die Armenische Revolutionsfoderation (Daschnakzutjun-Partei) wurde 1890 323Vgl.: Balaew A. Aserbajdschanskaja Demokratitscheskaja Respublika (Die in Tiflis gegriindet in Form einer Vereinigung der unterschiedlichsten Demokratischen Republik Aserbaidschan) 1991, S. ff.

200 201 Im Friihjahr 1920 waren emeut bewaffnete Ubergriffe der 13. Die Schaffung des Autonomen Gebiets Berg-Kara­ Daschnakzutjun-Kampfer in den aserbaidschanischen Regionen bach (NKAO) innerhalb der Aserbaidschanischen Nachitschewan, Ordubad und Schuscha festzustellen. Einzelne SSR und die Versuche der Anderung seines Status Kampfe gab es auch in Chankendi (heute Stepanakert), Terter,324 in der UdSSR vor der Perestrojka Askeran und Sangesur, Dschebrail und Gjandscha. Wahrend dieser Kampfe litten Dutzende aserbaidschanischer Siedlungen stark oder „Mit Worten stehen alle Politiker auf dem Weg des wurden ganz zerstort. Die wachsende Spannung in Berg-Karabach Rechts und der Gerechtigkeit, aber jeder von ihnen gipfelte im Marz 1920 in einem bewaffneten armenischen Aufstand. geht seinen eigenen Weg - einen pragmatischen. Er ereignete sich kurz vor der Offensive der Roten Armee in Aser­ Politiker-Idealisten, die „nach Gerechtigkeit “ han- baidschan und bescherte der Republik zusatzliche Schwierigkeiten bei deln, leben auf dem Staats-Olymp nicht lange, “ der Abwehr der ,,roten“ Aggression. Die aserbaidschanische Kom- Eleukulow Koscherbaj mandatur war gezwungen, eine groBe Anzahl Truppen von der Grenze abzuziehen, was die Aufgabe der Roten Armee zur raschen Eroberung Den nach der Februar- und der Oktoberrevolution 1917 in Russ­ der aserbaidschanischen Gebiete wesentlich erleichterte. Die bolsche- land und in noch groBerem Umfang im Siidkaukasus entstandenen wistische Intervention in der Demokratischen Republik Aserbaidschan Zustand des politischen Chaos versuchten die nationalistischen unterbrach am 28. April 1920325 bis 1991 die kurze Geschichte der armenischen Krafte, insbesondere die Daschnakzutjun-Anhanger, zur unabhangigen Existenz Aserbaidschans. Erreichung ihrer Expansionsziele auszunutzen. Der im Oktober 1917 AbschlieBend kann man feststellen, dass wahrend der Existenz der in Tiflis tagende Armenische Nationalkongress forderte namens aller Demokratischen Republik Aserbaidschan von 1918 bis 1920 Berg- Armenier, des gesamten armenischen Volkes, ihm die von den Karabach zu dieser Republik gehorte. In dieser Periode umfasste das russischen Truppen eroberten nordostlichen Rayons der Tiirkei Territorium der Demokratischen Republik Aserbaidschan offiziell abzutreten und hier Westarmenien zu schaffen. Diese Idee wurde auch 114.000 Quadratkilometer, 27.400 Quadratkilometer mehr als ihr von W.I. Lenin unterstiitzt, der per Dekret vom 28. Oktober 1917 das heutiges Territorium.326 Die Sowjetmacht verschonte Aserbaidschan Recht von Westarmenien auf die voile Selbstbestimmung und die nicht bei der ,,Beschneidung“ seiner Territorien. staatliche Souveranitat bestatigte.327 In den ersten Jahren der Sowjetherrschaft verscharfte sich emeut der territoriale Streit zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Gebietsanspriiche Armeniens an Aserbaidschan, obwohl die kommunistischen Herrscher bemiiht waren, diese Probleme zu entscharfen. Das Aserbaidschanische Revolutionskomitee (Asrew- kom) war bestrebt, die Interessen des gesamten Volkes von Aser­ baidschan, die gesamtnationalen Interessen, und nicht nur die der 324Nicht zu verwechseln mit dem FIuss Terter in Aserbaidschan, einem rechten kommunistischen Spitze zu vertreten. Im Mai 1920 forderte das Nebenfluss am Oberlauf der Kura. Aserwkom ultimativ den Abzug der bewaffneten armenischen Ein- 325Nach der Einnahme von Baku durch die Rote Armee war die Stadt blutigem heiten aus Berg-Karabach und Sangesur. Die Dschnaken-Regierung in Terror unterworfen. Zu trauriger Beriihmtheit kam hier die Insel Nargen, wohin die Verhafteten gebracht wurden und wo sie von den Tschekisten Erewan erfullte die Forderung. erschossen wurden. Vgl.: La Pensee Russe, 7.11.2007, S. 8. 326Das heutige von der Weltgemeinschaft anerkannte Territorium der Republik 327Vgl.: Balaew A. Aserbajdschanskaja Demokratitscheskaja Respublika (Die Aserbaidschan umfasst 86.600 Quadratkilometer unter Einbeziehung von Demokratische Republik Aserbaidschan) Baku 1991, S. 17 ff.; Nachschlage- Berg-Karabach und der anderen von Armenien besetzten Gebiete. werk: Dekrety Sowjetskoj wlasti (Dekrete der Sowjetmacht) S. 228 ff.

202 203 Aber im Juli 1920 begannen neue, von daschnakischen Aktivisten Ohne detaillierte Erlauterungen konnte der Inhalt des Ausdrucks organisierte bewaffnete armenische Uberfalle in Karabach, Nachi- ..Selbstbestimmung“, der auch im Rahmen der territorialen Integritat tschewan und Sangesur. Die Daschnaken-Regierung in Erewan unter- des Staates realisiert werden kann, und des Ausdrucks ,,Bauemschaft“ stiitzte diese Uberfalle organisatorisch und materiell. Mit Waffen aus I der Erklarung Narimanows von den radikalen armenischen Nationa- GroBbritannien und Italien iiberfielen die Anhanger der Daschnaken listen als Recht auf Abspaltung Karabachs von Aserbaidschan ange- die moslemische, d.h. hauptsachlich aserbaidschanische, Bevolkerung sehen werden. nicht nur in den genannten Regionen, sondem auch in den In Moskau gingen die Meinungen iiber die administrative Gouvemements Kars und Eriwan. Zugehdrigkeit von Berg-Karabach auseinander. Bekannt ist, dass Im August 1920 zettelte die Daschnaken-Regierung Armeniens Wladimir Lenin es ablehnte, sich in das Wesen der Grenzstreitigkeiten einen abenteuerlichen Konflikt mit der Tiirkei Kemals an. Tiirkische beziiglich Berg-Karabach zu vertiefen, auf Grund dessen, dass nach Truppen drangen erneut in Armenien ein und besetzten, da sie keinen dem Sieg der Revolution weltweit die Grenzen wie auch die Nationen nennenswerten Widerstand antrafen, Sarykamysch (am 13. Septem­ verschwinden wiirden. Eine solche Logik der vom heutigen ber), Kars (am 30. Oktober) und Alexandropol (am 5. November) und Standpunkt aus gesehen „seltsamen" Erorterung war damals den bedrohten auch Eriwan. Nach einer ganzen Reihe schwerer Bolschewiki verstandlich: es lohnte sich nicht, sich iiber aktuelle Niederlagen durch die turkischen Verbande unter dem Kommando fimktionale Probleme den Kopf zu zerbrechen, weil nach der Ankunft von Karabekir und Khalil-Pascha war die Regierung in Erewan am Bestimmungsort - im Kommunismus - diese Probleme von selbst gezwungen, im Dezember 1920 einen fur sie schweren „Friedens- verschwinden wurden. vertrag" zu unterzeichnen.328 Der Volkskommissar fur Nationalitatenfragen Josef Stalin willigte Dieses Mai erhielt die Daschnaken-Regierung keine Unterstiitzung aufgrund seiner realistischeren Einstellung in die Bildung der und keine staatliche Militarhilfe aus den USA, GroBbritannien, Autonomie im Rahmen von Aserbaidschan ein. Gegen Ende 1920 Frankreich und Italien. Und im November 1920 wurde die Regierung nahmen jedoch der politische Kampf und der Biirgerkrieg eine solche von den Bolschewiki gesffirzt. Am 2. Dezember 1920 ubernahmen die Wendung, dass Stalin den armenischen Bolschewiki einen Trumpf armenischen Kommunisten offiziell die Staatsmacht in Armenien. geben musste, wenn er die Volksmassen auf seine Seite ziehen wollte. Jedoch waren ihre Positionen auBerhalb Erewans noch recht schwach. Damals veroffentlichte er auch in der Zeitung „Prawda" den Artikel Am 1. Dezember 1920 erklarte der Parteisekretar der Bolschewiki „Hoch lebe Sowjet-Armenien!“, in dem er territoriale Zugestandnisse Sowjet-Aserbaidschans, Nariman Narimanow, vermutlich befliigelt Sowjet-Aserbaidschans an Sowjet-Armenien bekanntgab: „Am 1. von der kommunistischen ,,Solidaritat“: „Die werktatige Bauemschaft Dezember 1920 verzichtet Sowjet-Aserbaidschan freiwillig auf die von Berg-Karabach erhalt das voile Recht auf Selbstbestimmung.“329 umstrittenen Provinzen und erklart die Ubergabe von Sangesur, 330 Nachitschewan und Berg-Karabach an Sowjet-Armenien*. " 328Vgl.: Bolschaja Sowjetskaja Enziklopedija pod. obsch. red. O.J. Schmidta Auflenminister G. Tschitscherin331 neigte einer anderen Losung zu. (GroBe Sowjetenzyklopadie unter der Endredaktion von O. J. Schmidt), Moskau 1926, Band 3, S. 437-438. Vgl.: auch Anhang “Kurzer Uberblick Am 19. Juni 1920 schrieb er: „Karabach, Sangesur, Nachitschewan iiber die armenisch-turkischen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert". und Dschulfa332 diirfen weder zu Armenien gehoren, noch an 329Vgl.: Kommunistische Partei von Aserbaidschan, Institut Istorii Partii (Institut fur Parteigeschichte): К istorii obrasowanija Nagorno-Karabachskoj Awto- 330Stalin J. W. Da sdrawstwujet Sowjetskaja Armenija! (Hoch lebe Sowjet- nomnoj oblasti As. SSR, 1918-1925 gg. (Zur Geschichte der Bildung des Armenien!), Prawda, 4. Dezember 1920. Autonomen Gebiets Berg-Karabach der As. SSR, 1918-1925. Dokumenty i 331 Tschitscherin Georgij Wasiljewitsch (1872-1936), AuBenminister (Volks­ materialy (Dokumente und Materialien). Baku 1989, S. 41. Es ist wichtig kommissar fur Auswartige Angelegenheiten) der Russischen Foderation und anzumerken, dass das nicht die Meinung eines staatlichen Organs, sondem der Sowjetunion von 1918 bis 1930. des Partei vorsitzenden war, die nicht von dem entsprechenden Beschluss der 332Dschulfa war 1894 eine Ortschaft des Ujesds Nachitschewan, Gouvernement gesetzgebenden Versammlung des Staates bestatigt war. Eriwan an der Einmundung des Alindsch-tschaj in den Araxes (Aras) mit 700 204 205 Aserbaidschan angegliedert werden; mit Zustimmung der ortlichen dem Kaukasischen Btiro, wurde am 5. Juli 1921 diese Autonomie Sowjets mtissen sie direkt den russischen Truppen unterstellt beschlossen. Unter Beriicksichtigung der „Notwendigkeit der Wirt- werden."333 Ftir die Zugehorigkeit von Berg-Karabach zu schaftsverbindungen zwischen Berg-Karabach und der Ebene Aserbaidschan sprechen die Geschichte, das Recht, die Geographie Karabachs und seiner standigen Verbindung zu Aserbaidschan und wirtschaftliche Faktoren - fur die Zugehorigkeit zu Armenien verbleibt Berg-Karabach, nachdem es breite regionale Autonomie oder fur die Autonomie spricht die armenische Mehrheit der erhalten hat, mit der Stadt Schuscha als Verwaltungszentrum inner­ Bevolkerung, fur „die direkte Unterstellung unter die russischen halb der autonomen Region, in den Grenzen der Aserbaidschanischen Truppen“ nur der diese Truppen bestimmende Wunsch. Sozialistischen Sowjetrepublik."334 Im Protokoll dieser Sitzung des Im Mai 1921 wurde bei der Unterzeichnung des sowjetisch- Kaukasischen Buros war festgehalten, dass sieben Mitglieder fur den turkischen Vertrags ein besonderer Status fur den Ujesd Nachi­ Beschluss stimmten und drei sich der Stimme enthielten. Gegen- tschewan bestimmt: er bildet ein autonomes Territorium unter dem stimmen gab es nicht. 335 Protektorat von Aserbaidschan ohne das Recht der Ubertragung an Am 7. Juli wurde per Dekret des aserbaidschanischen Exekutiv- einen dritten Staat. Innerhalb der Tiirkei wurden die in der komitees der Sowjets aus dem Bergteil von Karabach, der friiher zum Vergangenheit von Russland befreiten Gebiete Kars, Ardagan und Gouvemement Elisawetpol gehort hatte, der Nagomo-Karabachskaja Sarykamysch belassen. Ebenfalls 1921 wurden von den Sowjets die Awtonomnaja Oblast (NKAO, Autonomes Gebiet Berg-Karabach) ,,Erwerbung“ von Sangesur und eines beachtlichen Teils der Ujesd innerhalb der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik Kasach (Gasach) durch Armenien angeordnet, insgesamt rund 9000 geschaffen. Die neue Verwaltungseinheit umfasste eine Flache von Quadratkilometer, deren Bevolkerung im Wesentlichen aus 4400 Quadratkilometem oder 5,1% des Territoriums der Aserbaidschanem bestand. Infolge der Ubertragung von Sangesur Aserbaidschanischen SSR. Hauptstadt der Autonomie wurde die Stadt wurde der Kreis Nachitschewan vom restlichen Aserbaidschan Chankendi336, danach (im September 1923) umbenannt in Stepanakert abgeschnitten. In gleicher Weise verfugte die bolschewistische nach dem armenischen Bolschewiken Stepan Schaumjan. Nach dem Herrschaft 1922 iiber das Land von Dilischan und Gojca (Scharur- territorialen Aufbau 1921 kamen zu Berg-Karabach auch die Daralegeskie Gebiete). abgetrennten Gebiete des Schaumanowskij und des Latschinskij Als Kompromisslosung wurde die Schaffung einer autonomen Rayons der Aserbaidschanischen SSR. Gerade dazu wurde den Verwaltungseinheit innerhalb Sowjet-Aserbaidschans vorgeschlagen. Parteiorganen ein schriftliches Gesuch der Armenier von Berg- Von der hochsten regionalen Autoritat der ortlichen Kommunisten, Karabach iibermittelt mit der Bitte, sie innerhalb der Republik Aserbaidschan zu belassen. Einwohnem. Wichtige Zollstation im Handel mit Persien. Im Altertum war Dschulfa eine bedeutende Stadt mit mehr als 50.000 Einwohnern. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren hier noch die Reste eines riesigen Friedhofes mit unzahligen Grabdenkmalem sichtbar, die mit Basreliefs und Arabesken 334Aus dem Sitzungsprotokoll des Plenums des ZK der KPdSU (B) vom 4. Juli bedeckt waren, sowie die Uberreste von Pfeilem von Briicken iiber den 1921 iiber die Uberweisung der Frage zu Berg-Karabach zur endgultigen Araxes (Aras). Auf eine dieser Briicken bezieht sich moglicherweise der Vers Entscheidung an das ZK der KPdSU. Zentrales Parteiarchiv beim ZK der Vergils: „pontem indignatus Araxes“. 1603 wurde Dschulfa vom Safawi- KPdSU, f. 8, op. 18, d. 58, Bl. 18. Veroffentlicht in der Zeitschrift „Westnik dischen Schah Abbas verwtistet und zerstort, und alle Einwohner (iiber archiwow Armenii" (Bote der Archive Armeniens, 1989, Nr 2, Dok. Nr. 14, 50.000) wurden nach Persien weggefiihrt und bei Isfahan angesiedelt, wo sie 77- 78. Vgl.: auch das o.g. Werk von Mamedowa, F. S.92. den Ort Neu-Dschulfa (Nor-Dschuga) griindeten. 335Vgl.: Balaew A. Karabach ot perioda nesawisimosti AChK sowjetskoj awto- Vgl.: Mamedova Farida: Ursachen und Folgen des Karabach-Problems. Eine nomii (Karabach von der Periode der Unabhangigkeit der DRA bis zur historische Untersuchung. In: Krisenherd Kaukasus. Hrsg. Uwe Halbach, sowjetischen Autonomie.) In: IRS, Moskau 2-3 (14-15), 2005, S. 62. Andreas Koppeler. I. Aufl. Baden-Baden 1995, Nomos Verlag Gesellschaft, 136Chankendi in aserbaidschanischer Sprache heisst „Dorf des Konigs": Chan S. 125-126. bedeutet Khan oder Konig; kend bedeutet Dorf, Ortschaft. 206 207 Die Hauptmotivation war die wirtschaftliche ZweckmaBigkeit und Kern der alten Provinz Arzach, die sich als das erste der armenischen faktische wirtschaftliche Lage der Armenier von Berg-Karabach, die Territorien an Russland anschloss, nicht zur Republik Armenien. sehr viel besser war als die des benachbarten Armenien.337 Was I nter dem Namen Berg-Karabach wurde dieses mit dem illusorischen Armenien betrifft, so wurde es nach den Ideen der Schopfer der Status einer Autonomen Region im Osten des Transkaukasus an die kommunistischen Nationalpolitik dennoch „nirgends entstehen geschaffene Aserbaidschanische SSR angegliedert - getrennt von konnen“, da es sich unter standiger Bedrohung seitens der Armenien durch einen Korridor, dessen Breite im Latschinskij Rayon benachbarten Tiirkei befand, mit der Stalin - insbesondere zwecks nicht mehr als fiinf Kilometer betragt“.339 Diese ,,Beschreibung“ der Umsetzung seiner Nationalitatenpolitik - zielstrebig gute Beziehungen Geschichte kann nur auBerstes Erstaunen hervorrufen. Daraus geht aufbaute. Der in der Sowjetzeit legendare Armeeftihrer der „Roten hervor, dass angeblich das Khanat Karabach 1806 iiberhaupt nicht an Reiterarmee" S. Budjonnyj schrieb spater in seinen Memoiren, der Russland anschlossen wurde und der Khan von Karabach Ibrahim Befehl Stalins zur Uberlassung von Batumi an die Tiirken sei ihm 1805 uberhaupt nicht das Traktat (Abkommen) iiber den Anschluss unverstandlich gewesen und er habe, sich offensichtlich den Unwillen unterzeichnete. Dieses Erstaunen muss auch den Beigeschmack des Stalins zuziehend, die Stadt entgegen diesem Befehl eingenommen. Unverstandnisses haben: das zitierte Werk hat, wie schon bemerkt, Aber die Batumi-Direktive fiigt sich logisch in das Gesamtsystem der einen halboffiziellen Status, da es als Vorwort GruBbotschaften der Politik Stalins zur Starkung der Sowjetmacht ein. Mit dem Verzicht damaligen Prasidenten Armeniens und Deutschlands enthalt. auf Batumi wollte er offenbar einerseits die Biindnisbeziehungen zu Am 13. Oktober 1921 wird in Kars unter Beteiligung der RSFSR Kemal Atatiirk noch weiter festigen und andererseits sowohl die der Freundschaftsvertrag zwischen der Armenischen SSR, der Georgier als auch die Armenier mit der tiirkischen Bedrohung Aserbaidschanischen SSR und der Georgischen SSR einerseits und einschuchtem, vor der nur die Sowjetmacht und der Anschluss an die der Tiirkei andererseits geschlossen. In Artikel 5 des Vertrages zukiinftige Sowjetunion retten konnte.338 driicken die Regierungen der Tiirkei, Armeniens und Aserbaidschans Im Gemeinschaftswerk armenischer Autoren „Armenien. Neu- ihre Zustimmung dazu aus, „dass das Gebiet Nachitschewan... ein entdeckung einer alten Kulturlandschaft, Berlin 1995“ heiBt es autonomes Territorium unter dem Schutz von Aserbaidschan bezuglich der Schaffung des Autonomen Gebietes Berg-Karabach bildet.“34<) innerhalb der Aserbaidschanischen SSR: „Paradoxerweise gehort der Nach einem Jahr und zwei Monaten, am 13. Dezember 1922, wurde die Transkaukasische Sozialistische Foderative Sowjetrepublik gegriindet und ihre Verfassung angenommen.34' Im Zusammenhang Bei den Beschliissen des Kawbiiro iiber Berg-Karabach wurden die Kriterien der „Gerechtigkeit11 und des „Volkerrechts" uberhaupt nicht beriicksichtigt. Es dominierten Uberlegungen der kommunistischen politischen ZweckmaBig­ j39Armenien. Wiederentdeckung einer alten Kulturlandschaft. Berlin 1995, S. keit. So konnen auch die hier angefiihrten Verweise auf Beschlusse der 17. kommunistischen sowjetischen Organisationen wenig zum Verstandnis des 340Vgl.: Vertrag uber die Freundschaft zwischen der Armenischen SSR, der Wesens des Geschehenen beitragen. Innerhalb der sowjetischen Nationalpoli­ Aserbaidschanischen SSR und der Georgischen SSR einerseits und der Tiirkei tik wurde Berg-Karabach von den sowjetischen Fiihrem hochstwahrscheinlich andererseits, der unter Beteiligung der RSFSR am 13. Oktober 1921 in Kars als ungewohnliche Zahlung an Aserbaidschan far Loyalitat im Rahmen der geschlossen wurde. In: Dokumenty wneschnej politiki SSSR (Dokumente der UdSSR gesehen. Jedoch auch der Brief der Armenier von Berg-Karabach hat AuBenpolitik der UdSSR). Moskau, Gospolitisdat 1960, Band IV, S. 423, 33gden Beschluss zugunsten von Aserbaidschan zweifellos beeinflusst. Artikel 5. 1929 wurden einige Dorfer von Nachitschewan abgetrennt und der Vgl.: Prjachin W. „Tschjornyj sad“ meschdunorodnogo soobschtschestwa: Armenischen SSR angegliedert. Vgl.: Mamedowa F. Istina о Karabachskoj konflikt w Nagomom Karabache i problemy globalnogo miroustrojstwa posle problem e (Die Wahrheit iiber das Problem Karabach)... S.33. „cholodnoj wojny“ („Der schwarze Garten“ der intemationalen 341 Vgl.: Verfassung (Grundgesetz) der Transkaukasischen Sozialistischen Gemeinschaft: der Konflik in Berg-Karabach und Probleme der globalen Foderativen Sowjetrepublik (SSFSR), 13. Dezember 1922. In: Sjesdy Weltordnung nach dem Kalten Krieg) In: Zentralnaja Asija i Kawkas Sowjetow Sozialistitscheskich Respublik. Sbomik dokumentow. 1917-1922 (Zentralasien und der Kaukasus) N6, 2002, S. 19. gg. (D ie Kongresse der Sowjets der Sozialistischen Republiken. 208 209 damit bestatigte der Transkaukasische Sowjet-Kongress in seinem von Aserbaidschan K. Bagirow eine Anfrage mit der Bitte um Beschluss die administrative Teilung der Mitgliedsrepubliken der Stellungnahme. In der Antwort stimmte K. Bagirow der Eingliedemng Foderation, die am Datum der Griindung der SSFSR gegeben war, des NKAO in die Armenische SSR zu unter der Bedingung, dass noch einmal.342 Armenien drei an Aserbaidschan angrenzende Rayons an Aser­ Es ist noch einmal zu betonen, dass Armenien und Aserbaidschan baidschan abtreten solle. Weiter gediehen die Verhandlungen jedoch den Vertrag von Kars als unabhangige Republiken unterzeichneten. In nicht: Armenien war keineswegs willens, einen Teil seines Territo- dieser Eigenschaft nahmen sie den Beschluss zur Schaffung der riums abzutreten, obwohl es Anspriiche auf einen Teil der Gebiete des SSFSR und ihrer Verfassung. Weder der Vertrag von Kars noch die Nachbarstaates anmeldete.343 Verfassung der SSFSR enthielten irgendwelche Hinweise auf Aufgrund des Beschlusses des Ministerrats der UdSSR vom 23. Veranderungen beziiglich des Bergteils von Karabach, da seine Lage Dezember 1947 und 10. Marz 1948 nahm Moskau, auf Einwirkung innerhalb Aserbaidschans offiziell von alien Seiten anerkannt wurde, der armenischen Lobby innerhalb der damaligen Staats- und darunter auch von der Armenischen SSR. Parteispitze, den Beschluss, rund 150.000 Aserbaidschaner, die in Von 1923 bis zum Niedergang der Sowjetunion nutzte Berg- verschiedenen Rayons von Armenien lebten, nach Aserbaidschan Karabach erfolgreich seinen autonomen Status innerhalb der umzusiedeln. Der neue Wohnort der Umsiedler sollte die Muganer Aserbaidschanischen SSR. Auf der Grundlage dieses autonomen Steppe werden, die in klimatischer und in produktionsstruktureller Status bewahrten und entwickelten die Karabach-Armenier ihre Hinsicht ein nicht sehr attraktiver Wohnort war. Es wurde auch ein Kultur, Sprache, Literatur und Lokalverwaltung. Die armenischen Umsiedlungsplan fur Aserbaidschaner geschaffen: 60.000 im Jahre Deputierten aus Berg-Karabach waren im Obersten Sowjet von 1947, 40.000 im Jahre 1948 und 50.000 im Jahre 1950. Aserbaidschan vertreten, einer der Stellvertreter des Vorsitzenden des Als Grundlage fur diesen Schritt dienten Moskau offiziell fehlende Obersten Sowjets war immer von Berg-Karabach abgeordnet. Siedlungsorte fur den Zustrom von Armeniern aus dem Ausland. Der Erneut stand die Karabach-Frage in den ersten Jahren nach dem 2. Zustrom der Armenier erwies sich jedoch als wesentlich niedriger als Weltkrieg wieder im Raum. Im November 1945 brachte der Sekretar erwartet, und es kamen nur 50.000 neue armenische Burger. Das des ZK Armeniens A. Arutjunow beim ZK der KPdSU (B) einen Resultat war die simple ,,Entfemung“ von 150.000 Aserbaidschanern Antrag iiber die Eingliedemng des NKAO in die Armenische SSR ein. aus Armenien ohne irgendeine durch ,,Produktion“ oder ,,Gebiet“ In einem personlichen Brief an J. Stalin schrieb er: „Das Autonome bedingte Notwendigkeit.344 Gebiet Berg-Karabach, das zum Gebiet von Armenien gehort, ist seit

1923 Teil der Aserbaidschanischen SSR. Die Bevolkerung dieses 343Vgl.: Aliew, Igrar. Nagomyj Karabach: Istorija. Fakty. Sobytija. (Berg- Gebietes sind im Wesentlichen Armenier. Von 153.000 Menschen Karabach: Geschichte. Fakten. Ereignisse). Baku, Elm 1989, S. S. 88-89. sind 137.000 Armenier". Weiter bat er um Untersuchung der Frage ,44Beschluss des Ministerrats der UdSSR Nr. 4083 vom 23. Dezember 1947 ,,0 der Ubertragung des NKAO an Armenien. Nach Eingang des pereselenii kolchosnikow i drugogo aserbajdschanskogo naselenija is Armjanskoj SSR w Kura-Arachinskuju nismennost Aserbajdschanskoj SSR“. Schreibens sandte der Sekretar des ZK der KPdSU (B) G. Malenkow (Uber die Umsiedlung der Kolchosniki und der anderen aserbaidschanischen auf Anordnung Stalins dem Ersten Sekretar des ZK der KPdSU (B) Bevolkerung aus der Armenischen SSR in die Kura-Araxes-Niederung der Aserbaidschanischen SSR) Vgl.: Archiv ZSI MID AR; Beschluss des Dokumentensammlung 1917-1919) Moskau, Gosudarstwennoe Isdatelstwo Ministerrats der UdSSR Nr. 754 vom 10. Marz 1948 „О merach po Juriditscheskoj Literatury 1960, Band 2, S. 483-491. pereseleniju kolchosnikow i drugogo aserbajdschanskogo naselenija is Vgl.: Beschluss im Zusammenhang mit der Annahme der Verfassung der Armjanskoj SSR w Kura-Arachinskuyu nismennost Aserbajdschanskoj SSR- SSFSR, 13. Dezember 1922. In: Sjesdy Sowjetow Sozialistitscheskich (U ber MaBnahmen zur Umsiedlung der Kolchosniki und der anderen Respublik. Sbomik dokumentow. 1917-1922 gody (Kongresse der Sowjets aserbaidschanischen Bevolkerung aus der Armenischen SSR in die Kura- der Sozialistischen Republiken. Dokumenten-sammlung. 1917-1922), Band 2, Araxes-Niederung der Aserbaidschanischen SSR). Archiv ZSI MID AR; S. 482. Schreiben des Standigen Vertreters von Aserbaidschan bei der Genfer UNO-

210 211 Aber auch der entgegengesetzte Prozess war zu beobachten. In 14. Die Verscharfung des Konfliktes um Berg-Kara­ Sowjetzeiten zogen immer mehr Armenier in die GroBstadte von bach wahrend der „Perestrojka44 und des Nieder­ Aserbaidschan. In der Hauptstadt Baku beispielsweise betrug in der gangs der UdSSR Zeit des Niedergangs der UdSSR die armenische Bevolkerung der Hauptstadt von Aserbaidschan rund 200.000 Menschen, d.h. rund 13% „ Wenn die Elite die Kontrolle iiber die Ereignisse der Gesamteinwohner der Stadt (1,7 Millionen mit Vororten in 1991), verliert, wirkt das Gesetz der unerwarteten Folgen. deren Sprache uberwiegend russisch war. In der Ara nach Die Folgen einer solchen Spaltung vorauszusagen ist Chruschtschow wurde von armenischer Seite der jahrzehntelange nicht moglich. Aber eine Regel gilt fast ohne Aus­ Status von Berg-Karabach allmahlich offen in Frage gestellt. Am 24. nahme: die gespaltene nationale Elite spaltet auch April 1965 gingen in Erewan Zehntausende Armenier mit der das Land. Es ist eine Frage der Zeit. “ Forderung nach Riickgabe des armenischen „Territoriums" an die Chusainow Ural Republik auf die StraBe.345 1 969 erweiterte die armenische SSR in den Rayons Kasachskij und Sadaraskij ihr Territorium zu Lasten Auch nach dem Plenum der ZK der KPdSU im April (1985) und aserbaidschanischen Landes. der Perestrojka und dem Demokratisierungsprozess begann die Eine andere Form des Protests waren die armenischen Petitionen armenische Bevolkerung von Karabach ihren Wunsch nach an Moskau um Ubertragung des Autonomen Gebiets Berg-Karabach Wiedervereinigung des NKAO mit den zu ihm gehorenden Rayons an die Armenische SSR. 1966 wurde in der Hauptstadt der UdSSR ein mit prozentual groBer armenischer Bevolkerung mit Armenien von 45.000 Biirgem unterzeichneter Aufruf vorgelegt, der zur auszudriicken. Die Falle der Verletzung der Rechte der armenischen Ubertragung von Berg-Karabach an Armenien aufforderte. Ein Bevolkerung in Aserbaidschan und der aserbaidschanischen in Offener Brief ahnlichen Inhalts, unterzeichnet von Zehntausenden von Armenien wurden im Beschluss des ZK der KPdSU und des Biirgem, wurde an den 27. Kongress der KPdSU gesandt. Die Ministerrats der UdSSR „О merach po uskoreniju sozial-ekonomi- Antworten aus Moskau waren stets negativ, aber diese Aktionen tscheskogo raswitija Nagomo-Karabachskoj awtonomnoj oblasti bereiteten der Besetzung von Gebieten der Republik Aserbaidschan Aserbajdschanskoj SSR 1988-1995 godach“ (Uber MaBnahmen zur durch Armenien den Boden. Beschleunigung der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Autonomen Gebiets Berg-Karabach der Aserbaidschanischen SSR 1988-1995) vom 24. Marz 1988 dokumentiert und veroffentlicht. Abteilung vom 26. Mai 1998 an das Sekretariat der UNO-Unterkommission Jedoch fiihrten Glasnost und Perestrojka, vom Sowjetischen fur Diskriminierungsverhiitung und Minderheitenschutz. Anhang: „Infer- mazija о massowych deportazii Aserbajdschanzew so swoich istoritscheskich Parteichef M. Gorbatschow proklamiert, nicht nur zu vielem Neuen i etnitscheskich semel na territorii Armjanskoj SSR 1948-1953 gg“ und Positiven, sondern gaben auch einen neuen AnstoB zum (Information iiber die Massendeportation von Aserbaidschanem aus ihrem Wiedererwachen des Separatismus in diversen Teilen des Sowjet- historischen und ethnischen Land in das Gebiet der Armenischen SSR von 1948-1953) UN-Dokument E/CN/Sub.2/1998/27; Schreiben des Standigen reiches. Das Wort, das beim Startschuss fur unablassige Aktionen des Vertreters von Aserbaidschan bei der Genfer UNO-Abteilung vom 26. Mai Karabacher Separatismus eine Rolle spielte, wurde in Paris auf dem 1998 an den Sekretar der UNO-Unterkommission fur Diskriminierungs- ordentlichen Armenischen Nationalkongress 1987 gesprochen. Den verhiitung und Minderheitenschutz. Anhang: Erlass des Prasidenten der Beschluss zu den in der UdSSR beginnenden demokratischen Republik Aserbaidschan „Uber den Genozid der Aserbajdschaner" vom 26. Marz 1998. UN-Dokument E/CN. 4/Sub. 2/1998/ 26. Umformungen bezuglich der Befriedigung der „legalen Forderungen 545 Der Terminus „Territorium41 bezog sich sowohl auf die ostlichen Provinzen des armenischen Volkes“ iiber die „Wiedervereinigung14 des NKAO der Tiirkei als auch auf Berg-Karabach und Nachitschewan. Vgl.: Nahaylo B. mit Armenien zu nutzen, fand bei der iiberwaltigenden Mehrzahl der Svoboda V. Soviet Disunion- A History of the Nationality problem in the Armenier breite Unterstutzung. USSR. New York 1990, p. 147-148.

2 1 2 213 In dieser Sache trifft sich in Paris der damalige W irtschaftsberater ,,Kollegen“ naffirlich nicht schweigen. A uf die historische Chronik Gorbatschows, Abel Aganbegjan, mit Vertretern der sehr einfluss- zuriickgreifend fuhrten sie urkundliche Belege daffir an, dass allein im reichen armenischen Diaspora in Frankreich, wonach er franzosischen 19. Jahrhundert mit Unterstiitzung Moskaus iiber 400.000 Armenier Zeitungen ein Interview gibt, in dem er erklart, dass er „froh w are zu aus dem Iran und der Tiirkei auf aserbaidschanisches Gebiet wissen, dass Karabach, das im Nordosten der Republik gelegen ist, umgesiedelt wurden; danach gelangte aserbaidschanisches Land in armenisch wurde. Als Okonom glaube ich, das es mehr mit Armenien sehr grofiem MaBstab auf legale und illegale Weise in die Hande der verbunden ist als mit Aserbaidschan. “346 Armenier. Auf dieser Grundlage entsteht unvermeidlich eine Gleichzeitig erscheinen in der armenischen und der sowjetischen Konfliktsituation. Aserbaidschanische Experten erinnern an viele Presse nacheinander Artikel, in denen der Gedanke ausgedrtickt wird, Fakten und die langen Jahre, die von den sowjetischen Historikern dass die Aserbaidschaner ein Volk sind, das im Transkaukasus verschwiegen wurden. Das sind die Ereignisse von 1905-1907 und zugezogen ist, keine historischen Wurzeln und keine eigene Kultur 1918-1920, die Marz-Pogrome in aserbaidschanischen Dorfern und hat, sondem das gesamte jetzige Territorium Aserbaidschans sich als der Tod unschuldiger Menschen, die zielgerichtete Anderung der angestammtes armenisches Gebiet erwiesen hat. Das groBte Ausmafi historischen aserbaidschanischen Toponyme, die groBangelegte erreichte diese antiaserbaidschanische Kampagne nach der Veroffent- Geschichtsfalschung. Die Historiker bezogen sich auch auf das lichung der Gedichte von Silwa Kaputikjan347 in der Zeitschrift Altertum und auf die jiingste Vergangenheit der siebziger Jahre, als „Druschba narodow“ (Freundschaft der Volker) (!), in denen die Leser die Armenier von Karabach lautstark den 150. Jahrestag ihrer aufgerufen werden, den Weg des „beriihmten Andronik“ fortzusetzen Umsiedlung aus dem Kadscharenstaat nach Aserbaidschan begingen. und mit „Flinte und Leichentuch“ durch die aserbaidschanischen 1987-1988 fuhrte das Politbtiro des ZK der KPdSU voriibergehend Siedlungen zu gehen. ein Moratorium iiber die Thematik Karabach in den Massenmedien Bald danach erscheint die russische Massenauflage des bereits in ein, in dem Glauben, dass man den Volkern Zeit zum Abkiihlen geben armenischer Sprache in mehreren Auflagen gedruckten Buches von miisse. Und wahrend Demonstrationen stattfanden und die Leiden- Zorij Balajan ,,Otschag“ (Herd, Heim). In diesem Buch wird Karabach schaften aufwallten, berichteten die Zeitungen uber Baumwollernte insgesamt zum ,,Herd“ der armenischen Nation erklart. Das steht im und Traubenlese. Genau in diesen Jahren erfolgte jedoch die volligen Widerspruch zu alien historischen Urkunden. Im gleichen Massendeportation von Aserbaidschanem aus Armenien - und die Buch klagt der Autor, die Aserbaidschaner wurden sich zu schnell zentrale Presse breitete dariiber den Mantel des Schweigens. ,,vermehren“ und schlagt GegenmaBnahmen vor. Ab Ende 1987 begann parallel zum offenen Anmelden der territo- Aserbaidschanische Historiker, Publizisten und Politiker konnten rialen Anspriiche der Armenier auf Berg-Karabach die planmaBige zu dieser absurden These und den Aufrufen an ihre armenischen Vertreibung der Aserbaidschaner aus der Armenischen SSR. In Erewan, Kafan, Masis, Gugarka, Dilischan, Sisian, Kirowakan und anderen Ortschaften Armeniens waren die Aserbaidschaner Gewalt 346Azerbaijan in the new Millennium, Baku 2001, Teil “Armjano-aserbajdschan- und Terror unterworfen, wodurch es 220 Tote und 1154 Verletzte gab. skij konflikt wokrug Nagomogo Karabacha" (Der armenisch-aserbaidschan- ische Konflikt um Berg-Karabach), S. 282-283. Moglicherweise wusste das Nach Aserbaidschan begannen Fluchtlinge aus Armenien zu kommen, Mitglied der Akademie der Wissenschaften Aganbegjan nicht, dass sich Berg- deren Zahl insgesamt auf 243.682 anstieg.348 Besonders schwere Karabach auf aserbaidschanischem Territorium befindet?! Pogrome mit Morden und Brandstiftung geschahen in den Siedlungen 347Kaputikjan Silwa Barunakowna (1919-2006), armenische Dichterin. Sie hat die Staatspramie (Gosudarstwennaja premija) der UdSSR erhalten (1952). In Gugarka, Masis und Sisian, in denen Dutzende von Aserbaidschanem ihren Werken „Tschasy oschidanija“ (Stunden der Erwartung) (1983). getotet und Hunderte von Hausem gepltindert und zerstort wurden. In „Trewoschnyj den“ (Ein aufregender Tag) (1985), „Idjot sima“ (Winter) (1997) wird die Schonheit Armeniens besungen und werden die tragischen 348V gl.: The Statistical Information about Refugees and Internally Displaced Seiten der Geschichte der Armenier beschrieben. Persons in Azerbaijan. Baku 2000, p. 2.

214 215 Masis und Gugarka kamen ganze Familien in den Flammen ihrer Spezielle Leitungskomitee des NKAO gesetzt. Ziele seiner Tatigkeit Hauser oder selbst in den Moscheen um.349 waren eine etappenweise Kompromisslosung des Problems; die Die Vertreibungen begannen in Dorfern, die recht weit von Erewan direkte Unterstellung des Gebietes an das Zentrum war unter den entfemt waren. Das Prinzip ihrer Deportation war hochst einfach: man damaligen Bedingungen nicht durchftihrbar. Der erforderlichen gab den Menschen einige Stunden zum Packen und Verlassen ihres Vollmachten und Ressourcen beraubt, konnte das Komitee die Heims. Im Falle der Weigerung begann eine Bestrafungsaktion, nicht Situation nicht beliebig verandem. Die nachste Windung in der selten mit todlichem Ausgang fur die nicht Gehorsamen. Die Pogrome Spirale der Eskalation im NKAO begann mit der Verhangung des waren von Gewalt, Schlagen und Morden begleitet. 1987 kamen Ausnahmezustands mit dem Erlass des Obersten Sowjets der UdSSR Tausende von Aserbaidschanem ums Leben. Daruber berichtete die vom 15. Januar 1991 im Autonomen Gebiet. Ziele des Erlasses: die Weltpresse nicht, und die Sowjetpresse schwieg dazu. Gegen Ende Neutralisierung und Entwaffnung der illegalen, hauptsachlich Februar 1988 suchten die unglucklichen Massen der Aserbaidschaner armenischen bewaffneten Gruppen, die strenge Kontrolle des Schutz in Baku. Um die Tatsache der Siedlung von Aserbaidschanem Passwesens in der Autonomie, die Wiederherstellung der gesetzlichen in Armenien ganz aus der Geschichte zu streichen, wurden in ihren Ordnung nach dem Grundgesetz auf ihrem Territorium. Gebieten rund 2.000 Siedlungen, die fruher aserbaidschanische Der Autonomie-Status von Berg-Karabach wurde im November Namen hatten, in armenische umbenannt.350 1991 vom Obersten Sowjet der Aserbaidschanischen SSR kurz vor Dieser Strom und die bedriickenden Erzahlungen mussten dem Niedergang der UdSSR abgeschafft. Dieser Schritt des aser­ geradezu eine antiarmenische Stimmung hervorrufen und die Lage baidschanischen Parlamentes war eine Reaktion auf die Unabhangig- destabilisieren. Die schrecklichen Ereignisse in Sumgait (Naheres keitserklarung von Berg-Karabach und seine Abspaltung von daruber unten), die sich ereigneten, nachdem sich am 20. Februar Aserbaidschan. Davor hatte niemand emsthaft die Richtigkeit, 1988 die Tagungsperiode des Sowjets der Volksdeputierten des Gerechtigkeit und Legalitat des Autonomie-Status von Berg-Karabach NKAO mit der Bitte an den Obersten Sowjet der UdSSR wandte, das in Zweifel gezogen, obwohl diverse, nicht aufhorende Provokationen NKAO in die Armenische SSR aufzunehmen (die aserbaidscha­ armenischer nationalistischer Gruppen Ende der 80er und Beginn der nischen Deputierten waren dagegen), bestatigten die dunklen Vorah- 90er Jahre einen solchen Zweifel hatten aufkommen lassen konnen. nungen. Im gleichen Jahr wurden im November-Dezember an der Ende Februar 1988 trugen sich in Sumgait, einer bis dahin armenischen Bevolkerung in Gjandscha und im Januar 1990 auch in bliihenden aserbaidschanischen Stadt, tragische Ereignisse zu und Baku Gewalttaten veriibt. Auch Aserbaidschaner Helen im Laufe von wurde Gewalt angewandt.351 Dabei kamen uber dreiBig Menschen, 1988 und Anfang 1989 in einer ganzen Reihe von Rayons in Armenien (Masis, Eriwan, Vardenis usw.) Gewalttaten zum Opfer. M In Sumgait begann alles mit einer Demonstration auf dem Zentralen Platz der Die Fliichtlingsstrome aus den ehemaligen ,,Bruder“-Republiken Stadt, w o Redner voller Zorn von den beispiellosen Beschliissen zur “Wieder- wurden groBer. vereinigung" sprachen, die vom Obkom von NKAO getroffen wurden und GroBe Hoffnungen wurden man in das zur Losung vom Presidium vom ZK von Armenien unterstiitzt wurden, tiber das Schweigen Moskaus, von Randalen und Pliinderungen in den aserbaidschanischen Dorfern des Obersten Sowjets der UdSSR vom Januar 1989 geschaffene Armeniens. Und hier springt im Zentrum der Menge eine Frau hervor und ruft ihren Landsleuten flehentlich zu: „Wo ist eure Ehre, wo ist eure Ehre!“. 349A.a.O. und Quelle aus den folgenden Hinweisen - Schreiben des Standigen Danach bewegte sich die Menge in zwei Stromen durch die StraBen der Stadt. Vertreters der AR. Einer dieser Strome fuhrte ein gewisser Eduard Grigorjan, ein in Sumgait Vgl.: Schreiben des Standigen Vertreters von Aserbaidschan bei der Genfer geborener Armenier an, der wahrend dieser Ereignisse personlich fiinf UNO-Abteilung vom 9. April 1997 an den Sekretar der UNO-Menschen- Armenier totete und der sich alien Aserbaidschanem unter dem Namen rechtskommission. Anhang: „Informationen uber grobe Menschenrechtsver- Pascha vorstellte. Auf das Gewissen dieser Gruppe gehen 28 Morde. Die letzungen, die wahrend des Angriffs der Republik Armenien gegen die M itglieder der anderen Gruppe befassten sich hauptsachlich mit Pliinderun- Republik Aserbaidschan erfolgten“. UNO-Dokument E/CN.4/1997/139. gen. In Sumgait starben insgesamt 38 Menschen, darunter 32 Armenier. Den 216 217 meist Armenier, zu Tode. Vieles im antiarmenischen Ereignis in in seinem Vortrag auf der am 29.-30. Marz 2005 stattfmdenden Sumgait konnte bis dato nicht vollstandig aufgeklart werden. Viele parlamentarischen Anhorung zum Problem von Berg-Karabach Fragen bleiben bis jetzt offen: Weshalb verlieBen wohlhabende bestatigt.355 armenische Untergrunduntemehmer fur einige Tage die Stadt und Gegen Ende 1989 verblieb auf dem Territorium von Armenien zogen armenische Kameraleute ein? Warum hoben zahlreiche wohl­ kein einziger Aserbaidschaner. Insgesamt starben in der Zeit der habende armenische Familien vor dieser Unruhe ihre Erspamisse in ethnischen Sauberungen Armeniens von 1987 bis 1989 314 Aser­ den Banken ab? Woher hatten die Anstifter dieser Unruhen die baidschaner.356 genauen Adressen der Hauser und Wohnungen, in denen Armenier Am 20. Febmar 1988 richtete, wie bereits erwahnt, der wohnten, die den Komitees ,,Karabach“ und ,,Krunk“ 352 keine Gebietssowjet von Berg-Karabach ein offizielles Ansuchen an die moralische und materielle Unterstutzung gaben? Obersten Sowjets Aserbaidschans, Armeniens und der UdSSR um Und schon Anfang Marz 1988 zeigten armenische Kameraleute Transfer des Autonomen Gebiets von der Aserbaidschanischen SSR schreckliche Bilder der Sumgaiter Tragodie: „Jetzt - so war die zur Armenischen SSR. Die Deputierten des Obersten Sowjets der Stimme des Sprechers zu vemehmen - konnen Sie sich selbst davon .Armenischen SSR stimmten fur die Unterstutzung dieses Ansuchens. uberzeugen, dass das armenische Volk mit den Aserbaidschanem Die Obersten Sowjets der Aserbaidschanischen SSR und der UdSSR nicht in einem Staatsgebilde leben kann (Unterstreichung von mir - J. lehnten dieses Ansuchen im Juni bzw. Juli 1988 ab. R.), dass die einzige Losung fur das Karabach-Problem die Am 12. Juli 1988 erklarte die armenische Mehrheit im Gebietssow­ Angliederung des NKAO an Armenien ist...“353 jet von Berg-Karabach - in Abwesenheit der aserbaidschanischen Eine andere Beschreibung der Februar-Ereignisse von 1988 gab Deputierten - den Austritt des Autonomen Gebiets Berg-Karabach aus das Mitglied der Akademie der Wissenschaften Andrej Dmitriewitsch der Aserbaidschanischen SSR. Dieser Schritt der armenischen Depu­ Sacharow in seinem Schreiben an den Prasidenten der UdSSR M. tierten von Karabach war auf der Sitzung des Obersten Sowjets der Gorbatschow.354 UdSSR im Juli 1988 besprochen worden. GemaB Artikel 78 der Das Interesse einiger „dritter Krafte“ am BlutvergieBen in Sumgait Verfassung der UdSSR (siehe Anhang), nach dem die administrativen und danach in anderen aserbaidschanischen Stadten wurde faktisch Grenzen einer Unionsrepublik nicht ohne deren Zustimmung und selbst vom Verteidigungsminister der Republik Armenien S. Sarkisjan Entscheidung geandert werden konnen, gilt der vom Gebietssowjet von Berg-Karabach gefasste Beschluss als gesetzwidrig und illegitim und nicht rechtskraftig. gesamten ZusammenstoB sehen viele Beobachter auch als kolossale Mit dem Ziel des Abbaus der Spannungen zwischen den beiden Provokation, deren Anstifter bis heute nicht identifiziert werden konnten und die nicht zur Verantwortung gezogen worden sind. Inionsrepubliken ergriff Moskau eine Reihe auBergewohnlicher Die gesellschaftliche Organisation „Krunk11 wurde mit Handreichung von vlaBnahmen, die jedoch keinen langfristigen positiven Effekt hatten. „Daschnakzutjun11 auch in Abchasien gegriindet. Auf Initiative von „Krunk*' Es wurde ein kurzfristiges wirtschaftliches Hilfsprogramm fur die wurde in Abchasien ein „Armenisches Batallion namens Marschall Bagram- jan“ gegriindet. Dieses Batallion kampfte in Abchasien gegen die georgischen Autonomie erstellt, und einige hohe Parteifunktionare (der Erste Truppen und zeichnete sich nach Bestatigung der Generalstaatsanwaltschaft Sekretar der Kommunistischen Partei Aserbaidschans, Kamran in Georgien durch besondere Harte gegeniiber den Georgiern aus. Der (iagirow, und der Erste Sekretar der Kommunistischen Partei Arme- armenisch-abchasische (in Abchasien sind 15% der Bevolkerung Armenier) Widerstand gegen Georgien horte auch in den Folgejahren nicht auf: von den sieben Sabotageagenten, die beim Spezialeinsatz des lnnenministeriums sRede des Verteidigungsministers von Armenien Sersch Sarkisjan auf der MWD Georgiens am 20. September 2007 in Abchasien verhaftet wurden, parlamentarischen Anhorung zum Problem Berg-Karabach, 29-30. Marz waren drei armenischer Nationalitat. Vgl.: „Georgian Times11, 27.9.2007 p 3- 2005. Nachrichtenagentur „REGNUM11: 353Vgl.: Azerbaijan in the new Millennium, Baku 2001, S. 285. http//www.rehnum.ru/news/437271.html. 354Vgl.: „Obschtschaja gaseta11, 26.2.1998, S. 6. \.a .O ., S. 286. 218 219 niens, Karen Demirtschan) mussten zurucktreten. In das Gebiet werden konnen. Dieses Gesetz enthielt auch die Bestimmung des wurden sowjetische Truppen entsandt, das Gebiet selbst wurde uber Rechts auf Abtrennung von der UdSSR iiber ein Volksreferendum. ein Besonderes Komitee unter Leitung von Arkadij Volskij direkt der Moskau war iiber die Verabschiedung dieses Gesetzes alles andere als Regierung Moskaus unterstellt. begeistert. 359 Das Wiederaufleben der alten armenischen Anspruche und die Am 1. Dezember 1989 nahm der Oberste Sowjet der Armenischen zunehmende Gefahr direkter ethnischer ZusammenstoBe stimulierte SSR den gesetzeswidrigen Beschluss uber die Aufnahme von Berg- eine ungestiime Lebhaftigkeit des politischen Lebens in Aser­ Karabach in Armenien. Die Mitteilung dariiber, dass das Autonome baidschan. Eine solche Starkung des politischen und nationalen Gebiet von Aserbaidschan im Staatshaushalt von Armenien enthalten Bewusstseins wurde in den aserbaidschanischen Gouvemements von ist und dass die Bevolkerung dieses aserbaidschanischen Gebietes das 1905-1907 beobachtet, als die interethnischen ZusammenstoBe den \\ ahlrecht in Armenien erhielt, waren einer der Griinde, die in Baku Charakter eines Burgerkrieges annahmen. Die armenischen Aktionen die Januarunruhen (1990) hervorriefen.360 Die Ereignisse von Baku Ende der 80er Jahre wurde von der aserbaidschanischen Offentlichkeit dienten als Vorwand fiir den Einmarsch von Sowjet-Truppen am Ende zunehmend als Beginn eines neuen Feldzugs fiir ein GroB-Armenien der Unruhen in die Hauptstadt von Aserbaidschan. Das wahre Ziel aufgenommen.357 dieses Einmarsches war die Unterdriickung der aserbaidschanischen In dem MaBe wie sich die ethnische Gewalt in verschiedenen nationalen Bewegung und die Erstickung der Unabhangigkeitsbestre- Teilen von Aserbaidschan und Armenien ausbreitete, wurde Baku von bungen im Keim. Die Konfrontation zwischen den Demonstranten Fliichtlingen iiberschwemmt - von Aserbaidschanem aus Berg-Kara­ und den Heeresverbanden hinterlieB 134 Tote und 700 Verletzte, bach, aus Armenien und den Grenzregionen zwischen Aserbaidschan meist Aserbaidschaner.361 Im Februar 1990 begannen direkte und Armenien. In diesen Gegenden wurden kriegsahnliche Zustande Verhandlungen zwischen den Vertretem der Volksfront von zur Norm. Gegen Ende 1988 stieg die Zahl der Fliichtlinge aus Armenien und den genannten aserbaidschanischen Territorien auf '’’Vgl.: Fuller F. Moscow Rejects Azerbaijani Law on Sovereignty. A Moral mehr als 210.000 Menschen an. Schon im September 1989 Victory for Armenia? In: RFE, RL Research Institute: Report on the USSR, 1. December 1989, p. 16-18. verabschiedete der Oberste Sowjet der Aserbaidschanischen SSR ',W)Zu diesen Unruhen Vgl.: Johannes Rau. Der Nagorno-Karabach Konflikt 3 ^8 unter dem Druck der Volksfront Aserbaidschan das Gesetz iiber die 1988-2002. Ein Handbuch. Verlag Dr. Koster. Berlin 2003. staatliche Souveranitat. Dieses Gesetz bestatigte zusatzlich die 61 Zu den Januarereignissen (1990) in Baku Vgl.: Aserbajdschanskaja SSR, aserbaidschanische Souveranitat iiber Berg-Karabach und Nachi­ Werchownyj Sowjet. Sajawlenie Komissii po rassledowaniju sobytij, imewschich mesto w gorode Baku 19 janwarja 1990 g. (Aserbaidschanische tschewan und das verfassungsmaBige Faktum, dass die Grenzen der SSR, Oberster Sowjet. Erklarung des Untersuchungsausschusses fur die Aserbaidschanischen SSR nicht ohne deren Zustimmung geandert Ereignisse in der Stadt Baku vom 19.-20. Januar 1990; Helsinki Watch: Conflict in the Soviet Union: Black January in Azerbaijan. Memorial Report, May 1991. Dariiber, dass diese Ereignisse vom Moskauer Zentrum des mit 357Vgl.: Swietochowski Tadeusz. Der Streit um Berg-Karabach. Geographie. dem Niedergang kampfenden Reiches begleitet wurden, vgl.: „Der ethnische Gliederung und Kolonialismus. In: Krisenherd Kaukasus. Hrsg. Ausnahmezustand. In: U kraja; Wsgljad skwos widoiskatel (Blick durch den Uwe Halbach/ Andreas Kappeler. 1. Aufl. Baden-Baden. Nomos Verlag Sucher). In: Moskowskie nowosti, 11.12.1988, S.12; Moskowskie nowosti, Gesellschaft 1995, S. 171; Junusova L.: End o f the Ice Age. Azerbaijan: 4.12.1988, S. 10; Janwar w Baku (Januar in Baku). In: Moskowskie nowosti August-September 1989. In: The Chronicle o f Central Asia and the Caucasus 16.9.1990, S.9; Tschreswytschajnoe poloschenie (Ausnahmezustand). In: VIII) 1989, N 6, p. 12; Ibragimow M. Sawtra budet posdno (Morgenist es zu M oskowskie nowosti, 4.2.1990, S.5; Rassledowanie natschato (Die Unter- spat) In: Wyschka, 9.2.1989. suchung hat begonnen. In: Moskowskie nowosti, 18.2.1990, S.5; Repetizija? 358Die Volksfront von Aserbaidschan war die groGte politische und gesellschaft- Daw'ajte rasberjomsja (Wiederholung? Komm lass uns Ordnung schaffen. In: liche Bewegung des Landes Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre des M oskowskie nowosti, 18.2.1990, S. 10; Bakinskij sindrom (Das Baku- vergangenen Jahrhunderts, die fur die Unabhangigkeit der Republik eintrat. Syndrom) In: Moskowskie nowosti, 4.3.1990, S.13; Der Schwarze Januar von Aus ihr gingen spater mehrere politische Parteien hervor. Baku- In: Moskauer Deutsche Zeitung, N2, Januar 2005, S-18.

2 2 0 Aserbaidschan und der Armenischen Allnationalen Bewegung in der und kasachischen militarischen Vermittlem zwischen Aserbaidschan lettischen Hauptstadt Riga. Sie verliefen ergebnislos. und Armenien abgeschossen wurde, entstand in Baku eine regelrechte Nach dem Putsch in Moskau (August 1991) nahm das aser­ politische Krise. Ende November 1991 revidierte das Parlament von baidschanische Parlament (am 30. August 1991) den Beschluss uber Aserbaidschan den Autonomen Status von Berg-Karabach, und am 10. die staatliche Unabhangigkeit Aserbaidschans an. Ab April 1991 Dezember 1991 wurde in Berg-Karabach ein Referendum abgehalten, kampften Spezialeinheiten der aserbaidschanischen Miliz gemeinsam an dem nur die armenische Bevolkerung des Gebietes teilnahm, in mit sowjetischen Soldaten gegen bewaffnete armenische Einheiten in dem die absolute Mehrheit der Teilnehmer fur die staatliche Karabach. Nach dem Augustputsch (1991), den auch der Prasident der Unabhangigkeit von Karabach stimmte. Vom volkerrechtlichen Stand­ Aserbaidschanischen SSR Ajas Mutalibow362 unterstiitzte, erklarte punkt aus sind dieses Referendum und seine Ergebnisse aus vielen Moskau, Militaraktionen von Aserbaidschan in Berg-Karabach Griinden nicht legitim, jedoch hauptsachlich deshalb, weil sich die wurden nicht weiter unterstiitzt. So erhielten die radikalen arme­ aserbaidschanische Bevolkerung des Autonomen Gebiets nicht daran nischen Krafte in Karabach die Moglichkeit, vom Kreml unbemerkt beteiligen konnte.364 Am 6. Januar 1992 wurde es vom neu gewahlten die aserbaidschanische Bevolkerung aus den Ortschaften, wo sie noch Parlament von Karabach in Unabhangige Republik Berg-Karabach verblieben war, zu vertreiben. umbenannt.365 Der ,,Staat“ wurde von keinem einzigen Land der Am 2. September 1991 verabschiedeten die armenischen Deputier- Weltgemeinschafit, auch nicht von der Republik Armenien, offiziell ten des Gebietssowjets von Berg-Karabach die Erklarung daruber, anerkannt. dass das Autonome Gebiet unabhangige Republik wird.363 So wurde der administrativ-politische Status von Berg-Karabach innerhalb von drei Jahren (vom 20. Februar 1988 bis 2. September 1991) drei Mai geandert (durch die Erklarungen und Beschltisse vom 20.2.1988; 17.7.1988; 1.12.1989 und 2.9.1991), jedes Mai widerrechtlich, und jedes Mai auf Initiative Erewans. Der letzte Schritt sollte formal die Befreiung Armeniens von der Beschuldigung der Aggression gegen den Nachbarstaat sein und der Darstellung der Armenier von Berg-Karabach als Kampfer ftir die staatliche Autonomie, und die Kriegshandlungen als bewaffneten Konflikt der Republik Aserbaidschan mit Berg-Karabach, nicht mit der Republik Armenien. Bei dieser Wahrnehmung des Konfliktes konnte die armenische Seite auf eine weniger scharfe Reaktion der Weltoffentlichkeit hoffen, was viele Jahre teilweise auch gelang. Als im November 1991 in einem Dorf von Karabach ein Hub- schrauber mit hochstehenden aserbaidschanischen Staatsmannem (Staatssekretar, Generalstaatsanwalt, Prasidentenberater u.a.), Russen

64Kurz vor Ausbruch des Konfliktes wurden im Autonomen Gebiet Berg-Kara­ 362Mutalibow Ajas, Prasident der Republik Aserbaidschan von 1991-1992. Nach bach 189.000 Einwohner gezahlt. Davon waren rund 48.000 Aserbaidschaner. seinem erzwungenen Rucktritt wurde gegen ihn ein Strafverfahren 65 Vgl.: Helsinki Watch: Bloodshed in the Caucasus. Escalation o f the Armed angestrengt, das noch anhangig ist. Lebt seit 1992 in Moskau, wo er Zweiter C onflict in Nagomo-Karabagh, September 1992, p.6; Transcaucasus: A Vorsitzender der Aserbaidschanischen Sozialdemokratischen Partei ist. Chronology. A Publication of the Armenian National Committee of America, 363 Vgl.: News from the USA Washington File in Russian, 24.4.2001, p. 1. I (1992), 1. August, Nr. 88.

2 2 2 15. Die Eskalation des Berg-Karabach-Konfliktes zwi­ Drei Monate vor der Okkupation der strategisch wichtigen Rayons schen der Republik Armenien und der Republik Schuschaj und Latschin richteten armenische Truppen im Februar Aserbaidschan 1992 unter Beteiligung von 366 in der Stadt Chankendi (Stepa­ nakert)366 stationierten motorisierten Regimentem der russischen „Die Geschichte ist in der Vergangenheit umgekehrte .Armee ein wahres Blutbad unter der aserbaidschanischen Bevolke­ Politik. Diese weitbekannte These enthalt einen rung in der Stadt Chodschaly an. Im Verlauf der Besetzung dieser grofien Teil einer bitteren Wahrheit. Aber sie ist Ortschaft, wo noch 3000 der 7000 Bewohner geblieben waren, wurde erniedrigend fur diejenigen Historiker, die sich von diese grofitenteils zerstort. Zum Zeitpunkt der Besetzung war der Politik offen distanzieren. Im Ubrigen sind auch Chodschaly voller Kranker, Verletzter, Alter, Frauen und Kinder - sie unvermeidlich mit einer bestimmten Kultur und alle, die nicht hatten fliehen konnen. Vor der Besetzung war die Stadt Ideologie verbunden, die auch hauptsachlich die vier Monate lang von armenischen Einheiten umstellt gewesen. Stufe der Subjektivitat ihrer Theorien und Schlussfol- Aserbaidschanische Quellen sprachen zunachst von 1.000 Toten bei gerungen bestimmen. Jedoch liegt der wichtigste dem Blutbad, das wahrend und nach der Besetzung von Chodschaly Mangel dieser These darin, dass sie die Objektivitat angerichtet wurde.367 Der Pressedienst des Verteidigungsministeriums der sozialen Vergangenheit selbst, der Geschichte der Republik Aserbaidschan gab dann offiziell 700 Tote in Cho­ selbst, die von der jetzigen Politik und den Politikern dschaly an.368 irgendwie nicht abhangig war, leugnen. “ An den Besiegten wurden fur eine zivilisierte Gesellschaft unvor- stellbare Graueltaten begangen (es wurden Tote skalpiert und deren Mamedow G. S. Augen herausgerissen). Unter den Toten waren 116 Frauen und 83 Kinder. Sechs Familien wurden vollig ausgeloscht, 25 Kinder verloren Vor dem Niedergang der UdSSR wurde der Konflikt um Berg- beide Eltem, 130 Kinder verloren einen Eltemteil, 1275 Personen Karabach als innere Angelegenheit der Sowjetunion betrachtet. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde dieser Konflikt zu einem zwischenstaatlichen Konflikt, der sich in einen Krieg zwischen zwei %Ende August 2005 wurde der Geburtstag der Stadt Stepanowan (Cankendi, Subjekten des Volkerrechts, der Republik Aserbaidschan und der Stepanakert) mit Liedem, Tanzen und Reden feierlich begangen. Zwar konnte Republik Armenien verwandelte. Im Januar 1992 wurden beide keiner genau sagen, wie alt sie wirklich wurde. Bekannt ist, dass die Stadt Staaten in ihren wahrend der UdSSR bestehenden Grenzen in die 1924 Dschalologly hiefi. Dann wurde das Stadtchen umbenannt zu Ehren des „feurigen Revolutionars“ Stepan Schaumjan. Als alles Sowjetisch- Organisation fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Kommunistische schlecht wurde, besann man sich auf die regulare und im Marz 1992 in die UNO aufgenommen. Umbenennung. Aber der vorherige Name passte angesichts ihrer Zugehorig­ Wahrend sich die Situation in Berg-Karabach fur die Aser­ keit zur Tiirkei nicht so richtig. Vgl.: Nesawisimaja gaseta 12.9.2005, S. 16. Vgl.: Leven Anatol. Leichen bedecken den Hiigel von Karabach, The Times, baidschaner stetig verschlechterte, lieB sich der aserbaidschanische 2.3.1992; Omer Erzeren, Ein ganzes Dorf in Berg-Karabach ermordet, President Ajas Mutalibow Zeit mit der Griindung einer einsatzfahigen Tageszeitung, 7.3.1992. Mammadow Ilgar und Musaew Tofik sprechen in nationalen Armee. Inzwischen wurden die Niederlagen der Aser­ ihrer Arbeit „Armjano-aserbajdschanskij konflikt. Istorija. Prawo. Posredni- baidschaner in Berg-Karabach immer deutlicher und schrnerzlicher. tschestwo“ (Der armenisch-aserbaidschanische Konflikt. Geschichte. Recht. Vermittlung" (Tula, Grif i K. 2006, S. 39) von 613 getoteten Zivilisten (Frau­ Im Mai 1992 nahmen die Armenier zwei wichtige aserbaidschanische en, Kindem und Alten). Am schrecklichsten war der Umstand, dass die Stadte ein - Schuscha und Latschin. Dieser Erfolg offnete den Arme­ Arm enier das Feuer auf den von ihnen errichteten „humaitaren Korridor“ fur niem den strategisch wichtigen Verbindungsweg zwischen der Repub­ die aserbaidschanischen Fliichtlinge eroffneten. Vgl.: Ewropa-Express, lik Armenien und Berg-Karabach iiber die Berge. . 25.2.2008, S. 28. V gl.: The Independent, London, 12.6.1992. 224 225 wurden festgenommen, davon waren 487 schon vor ihrer Festnahme Das Blutbad in Chodschaly ist dem Verbrechen in Srebrenica schwer verletzt oder versttimmelt worden. vergleichbar, bei dem 7.000 Moslems ermordet wurden. Dieses Ver­ Das Blutbad in Chodschaly war nichts anderes als eine ver- brechen wurde am 26. Februar 2007 in Den Haag vom Intemationalen brecherische ethnische Sauberung in einer einzigen Ortschaft, ein Gerichtshof der UNO unter dem Vorsitz der Englanderin Rosalynn Vorbote weiterer ahnlicher Verbrechen.369 Diese verbrecherischen Higgins als Volkermord und als Verbrechen gegen die Menschheit ■571 Kriegshandlungen verfolgten das Ziel, die aserbaidschanische Seite verurteilt. Obwohl sich die Groflenordnung der Verbrechen in einzuschuchtem, und nicht nur das Militar, sondem auch die Zivil­ Srebrenica und in Chodschaly in der Anzahl der unschuldigen Opfer bevolkerung, den Aserbaidschanem den Willen zum Widerstand zu unterscheidet (7000 bzw. 1000), der ,,Qualitat“ nach ist das Ver­ nehmen und damit weitere Siege zu erleichtem. Trotz der offiziellen brechen in Chodschaly noch schlimmer: in Srebrenica wurden Manner Leugnung der Schuld an dem Blutbad in Chodschaly durch Erewan - und Jugendliche in Gefangenschafit ermordet, und in Chodschaly nicht entgegen der zahlreichen Fakten, die den Forschem dieser Tragodie nur diese, sondem auch Frauen und Kinder. Wer auch personlich an zur Verfugung stehen, sowie Augenzeugenberichten - wird die Schuld dem Verbrechen in Chodschaly schuld war (das ist Sache eines, so der armenischen Seite indirekt durch die Worte des Verteidigungs- kann man hoffen, zukunftigen Gerichts), es wird ihm nicht gelingen, ministers S. Sarkisjan bestatigt: „...vor Chodschaly dachten die auf ewig unbekannt zu bleiben. Aserbaidschaner, man konne mit uns ,,Schlittenfahren“, sie dachten, Die aserbaidschanischen Politiker und die Juristen bestatigten stets, die Armenier (Unterstreichung von mir - J.R.) seien nicht in der Lage, dass es sich im Falle von Chodschaly zweifellos um Volkermord die Fland gegen die Zivilbevolkerung zu erheben. Diesen Stereotyp handelt und bezogen sich vollig begriindet auf die Definition des konnten wir zerschlagen. Das ist passiert. Und man muss beriick- Volkermordes in den Dokumenten der UNO (beispielsweise vom 9. sichtigen, dass unter diesen Jungs Leute waren, die aus Baku und Dezember 1948) und auf die Gesetzgebung in einigen europaischen Sumgait geflohen waren“.370 Landem.372 Ist es denn eine Ubertreibung, die Tragodie in Chodschly nicht nur einfach als Blutbad, sondem auch als Volkermord (Vemichtung einer J 'Vgl.: Frankfurter Rundschau, 27.2.2007, S. 1 ,3 , 5. In 2007 wurde beim ethnischen Gruppe ganz oder teilweise in einer einzelnen Ortschaft), Haager Gerichtshof von den Rechtsanwalten Marco Gerritsen und Axel Hagedom eine 228-seitige Anklageschrift eingereicht wegen Nichtver- als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit einzustu- hinderung des Volkermords in Srebrenica. Es werden der niederlandische fen? Die Rechtsverteidiger der intemationalen Organisation „Human Staat und die UNO wegen der Nichterfullung ihrer direkten Pflichten Rights Watch“ haben die Tragodie in Chodschaly als ,,Massaker“ und angeklagt. Das ist der erste Fall einer Anklage gegen die Vereinten Nationen w egen vorsatzlicher Unterlassung. Internationale juristische Unterstutzung das Blutbad unter der Zivilbevolkerung als Kriegsverbrechen ein- erhielt diese Anklage im Februar 2007, als der Internationale Gerichtshof in gestuft. D en Haag eine Erklarung herausgab, nach der alle Staaten, darunter auch die Republik Armenien, verpflichtet sind „die Ausfuhrung eines Genozids zu 369In der Konvention „Uber die Verhiitung und Bestrafung des Verbrechens des verhindem “. Vgl.: Udo Ludwig, Ansgar Mertin. Strafrechtliche Untatigkeit. V61kermords“ vom 9. Dezember 1948 und in Romischen Statut d es intema­ In: Der Spiegel, N23, S. 126-128. Die Frage iiber die Verantwortung der tionalen Gerichtshofes vom 17. Juli 1998 werden unter Vokermord fun f Arten U N O fur die Untatigkeit der niederlandischen Soldaten, die zum Schutz der von Verbrechen verstanden: Totung von Mitgliedern einer Gruppe an sich; Einw ohner von Srebrenica ausgesandt worden waren, ist strittiger, da die Verursachung von schwerem korperlichem oder seelischem Schaden an Mit­ U N O Immunitat geniefit bei der legalen Verfolgung ihrer Ziele und der gliedern der Gruppe, vorsatzliche Auferlegung von Lebensbedingenen die Durchfuhrung entsprechender Aktionen. Bis heute ist die Ermordung von 504 geeignet sind, ihre korperliche Zerstorung ganz oder teilweise herbeizufiihren, vietnam esischen Staatsburgem (meist Frauen, Kinder und Greise) im Dorf die auf der Geburtenverhinderung innerhalb der Gruppe gerichtet sind; M i-Lay am 16. Marz 1968 durch amerikanische Soldaten nicht als Volker­ gewaltsame Uberfuhrung von Kindem der Gruppe in eine andere Gruppe. m ord anerkannt. Vgl.: Berliner Zeitung, 15.3.2008, S.8. 370Zit nach: Thomas de Waal. “Tschjornyj sad. Armenija i Aserbajdschan: i![n Deutschland ist die Beseitigung der Zivilbevolkerung unter ethnischen meschdu mirom i wojnoj” (Der Schwarze Garten. Armenien und Aserbaid­ V^orzeichen (Volkermord) seit 2002 mit lebenslanglicher Haft (§ 220a StGB) schan: zwischen Frieden und Krieg. Moskau, ,,Tekst“ 2005, S. 235. ш ahnden. 226 227 Genau so werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Ermordeten in den polnischen Lagem Stschalkow und Tuchol 1919- Menschheit in Friedenszeiten bewertet. Unter Kriegsverbrechen 1920.374 werden Verbrechen von Organisationen oder Einzelpersonen gegen Und mit welchen Worten soil man das Entsetzen der 1946 wahrend international anerkanntes Kriegsrecht verstanden. Als Kriegsver­ des Pogroms in der polnischen Stadt Kelzy umgekommenen Juden brechen gilt beispielsweise das Verhohnen und Foltem von beschreiben, die durch ein Wunder den Todeslagem der Faschisten Gefangenen oder eine Geiselnahme unter der Zivilbevolkerung. Nach entronnen und in ihre Heimat zurtickgekehrt waren.373 dem Londoner Abkommen vom 8.8.1945, in dem genaue Definitionen Die Tragodie in Chodschaly und der schreckliche Tod von von Kriegsverbrechen gegeben werden, weist eine enge Verbindung Hunderten von unschuldigen Frauen und Kindem haben einen solchen der letzteren auf Verbrechen gegen die Menschheit hin. Solche Schock in der aserbaidschanischen Gesellschaft ausgelost, dass Prasi­ Verbrechen sind beispielsweise der VerstoB gegen die dent Ajas Mutalibow sich nicht an der Macht halten konnte und im Menschenwiirde, gegen die Wiirde der menschlichen Personlichkeit, Marz 1992 zuriicktreten musste.376 Der im Juni 1992 gewahlte verbrecherische Handlungen gegen Gesundheit, Leben, personliches Prasident Abdulfas Eltschibei377 war ein Jahr nach seiner Wahl in der Eigentum u.a. gleichen Situation wie sein Vorganger. Die anhaltenden schweren Unverstandlich ist die Tatsache, dass fur die Volkermord-Tragodie Xiederlagen Aserbaidschans fiihrten dazu, dass im Friihjahr 1993 die in Chodschaly bis heute niemand vom intemationalen Gerichtshof zur letzten sich noch widersetzenden Ortschaften im LatschinKorridor Rechenschaft gezogen worden ist. Inzwischen gibt das Volkerrecht und im Kelbadscharskij Rayon von den Armeniem besetzt wurden. der Republik Aserbaidschan im Falle von Chodschaly ein breites Zwischen Juli und Oktober 1993 besetzten die Armenier Agdara Spektrum juristischer Moglichkeiten, die heute von der Regierung in (7.7.1993), Agdam (23.7.1993), Gubadli (31.8.1993) und Sangilan Baku bei weitem noch nicht ausgeschopft sind.373 Oberfalle auf (23.10.1993). Danach besetzten die Armenier auBer Berg-Karabach unbewaffnete Zivilisten, Kinder, Frauen, Alte und Krankenhauser sind auch die strategisch wichtigen Gebiete (insgesamt sieben Rayons) im mit keiner Ausrede zu rechtfertigen. Schon vor 2500 Jahren hat der Siidwesten Aserbaidschans. Seit dieser Zeit sind rund 20% des altgriechische Historiker Fukidid (um 460-400 n. Chr.) in seinem Territoriums von Aserbaidschan vom lebenden Organismus des Werk iiber den Peloponnesischen Krieg (431-404 n. Chr.) zu Recht Uandes abgeschnitten. Und alle intemationalen Organisationen sind behauptet, der Uberfall einer feindlichen Armee auf Zivilisten sei scheinbar machtlos gegen diesen Raub eines Staates an einem immer ein Verbrechen. anderen. Es entstand nach dem Zusammenbruch der UdSSR der erste Ahnliche Verbrechen, die vor relativ kurzer Zeit oder vor vielen Prazedenzfall eines ungestraften Angriffs mit Besetzung fremder Jahrzehnten veriibt wurden, ihre zahlreichen Opfer und deren heute Territorien. noch lebenden Verwandten warten in vielen Landern auf eine gerechte intemationale gerichtliche Untersuchung. In diesen Fallen ist „Zurtick- haltung“ eine groBe Siinde gegentiber dem Gedenken der unschul- digen Toten. Davon zeugen beispielsweise die Zehntausende von ' 4Vgl.: „Poljaki chotjat dobitsja ot nas pokajanija sa okkupaziju“ (Die Polen wollen von uns eine Entschuldigung fur die Okkupation). Nesawisimaja gaseta, 10.4.2007, S.7. ’’Vgl.: a.a.O.. r *Vgl.: Junusov A.: Karabagh War. Another Year Passed. What Next?, in: Express -Chronic, N 14, 29.3.1993. 373 In der demokratischen Presse der EG wird der Begriff ,,V6lkermord“ selbst in " Abulfas Eltschibei, gewahlter Prasident der Republik Aserbaidschan von Bezug auf illegal getotete Tiere verwendet. Vgl.: Massaker an Berggorillas. 1992 bis 1993. Gestiirzt infolge eines Militarputsches und praktisch nach In: Berliner Morgenpost, 23.8.2007, S. 10. In diesem Artikel geht es um vier Nachitschewan verbannt. War bis zu seinem Lebensende (2000) Vorsitzender von Wilderem getotete Berggorillas. der Volksfront-Partei von Aserbaidschan. 229 228 Der UN-Sicherheitsrat hat bezuglich der Besetzung der aser­ Austausch fur die Anerkennung der Unabhangigkeit von Berg- baidschanischen Territorien durch die Armenier allein in 1993 vier Karabach zu raumen. Innerhalb dieser Logik wurde auch vorgeschla- Resolutionen, die die Besetzung verurteilen, verabschiedet: 2en, dass man sich desto leichter mit Baku einigen konne, je mehr Die Resolutionen Nr. 822 vom 30.4.1993, Nr. 853 vom 29.7.1993, aserbaidschanische Gebiete die Armenier einnehmen wtirden. Diese Nr. 874 vom 14.10.1993 und Nr. 884 vom 12.11.1993 (siehe Abriss Plane gingen nicht auf: die aserbaidschanischen potentiellen Moglich­ „Die wichtigsten Dokumente beziiglich der Rechtslage von Berg- keiten erlaubten der Leitung und der Elite des Landes nicht, an die Karabach, der Okkupation eines Teils des Territoriums der Republik Annehmbarkeit solcher Vereinbarungen fur die Bevolkerung auch nur Aserbaidschan durch die Armenier und einer moglichen friedlichen zu denken. Losung des Konfliktes“). Zusammengefasst enthielten diese Resolu­ Die politischen Folgen der Okkupation von Gebieten auBerhalb tionen die folgenden wichtigsten Bestimmungen (s. Anhang): Berg-Karabachs erwiesen sich, insbesondere nach dem Verlust von - Die armenischen Truppen sind aus den von den Armeniem Kelbadschar und dem Tod zahlreicher aserbaidschanischer Fluchtlinge besetzten Gebieten Aserbaidschans abzuziehen und die Kriegs­ aus diesem Rayon378, in Aserbaidschan als verheerend. handlungen von Armenien gegen Aserbaidschan einzustellen. Ein Teil der Fluchtlinge aus dem Kelbadscharskij Rayon geriet in - Unterstrichen wurde die Unantastbarkeit der territorialen einen Hinterhalt und wurde physisch vemichtet, ein Teil verhungerte Integritat von Aserbaidschan und Armenien in den Grenzen vor und erfror wahrend der Uberquerung der Gebirgspasse. In vielem dem Niedergang der UdSSR. erwiesen sich diese verbrecherischen Handlungen als Folge einer - Die Gewaltanwendung zum Gebietserwerb wurde verurteilt. Position, die von der damaligen Regierung von Berg-Karabach einge­ - Armenien wird vom Sicherheitsrat aufgefordert, die Waffen- nommen wurde. So erklarte der Vorsitzende der GKO des Rayons lieferungen an Berg-Karabach einzustellen und seinen Einfluss Berg-Karabach Kotscharjan damals: “Um im wortlichen Sinn zu dahingehend zu nutzen, dass die Resolutionen des Sicherheits­ iiberleben, muss man die Gegenseite ebenso leiden lassen. Das ist das rates erfullt werden Gesetz des Krieges". Nach diesem ,,Gesetz“ handelnd okkupierten Sowohl Aserbaidschan als auch Armenien waren mit diesen und zerstorten armenische Truppen die meisten aserbaidschanischen Resolutionen unzufrieden. Darin wurde die wichtigste politische Dorfer und Stadte im ehemals autonomen Gebiet. Aus den Rayons Forderung Bakus, die Okkupation eines Teils des Territoriums von Latschin und Kelbadschar wurden auch alle Kurden vertrieben. Aserbaidschan im offiziellen UNO-Dokument als Aggression und In Gjandscha begann ein Putsch unter dem aserbaidschanischen Armenien als Angreifer zu bewerten, nicht erfullt. Die armenische Oberst Suret Guseinow, der mit seinen Regimentern auf Baku Seite machte hingegen geltend, diese Resolutionen gaben der arme­ marschierte.379 nischen Bevolkerung von Berg-Karabach keinerlei Sicherheits- Die Regierung entschloss sich zu Verhandlungen mit Guseinow garantien. und rief den ehemaligen Parteileiter von Aserbaidschan, Heidar Im Marz 1993 fuhrten die Armenier die Kelbadschar-Operation Alijew, aus Nachitschewan zu Hilfe. Am 18. Juni 1993 trat President durch. Entlang des Latschin-Korridors wurde einen zweiten Korridor Eltschibei zuriick, um ein, wie er es nannte, „brudermorderisches geschaffen, der Armenien mit Berg-Karabach verband. Es wurde nicht Blutvergie6en“ zu verhindem, und der erfahrene Staatsmann Heidar nur das Territorium von Karabach eingenommen, sondem auch fast Alijew iibemahm die Macht in der Hauptstadt. Im Oktober 1993 ein Viertel des restlichen Gebiets von Aserbaidschan, darunter ein 17 Kilometer langer Abschnitt der aserbaidschanisch-iranischen Grenze. 378Vgl.: Sowremennaja polititscheskaja istorija Rossii (1985-1997 gody) (Die Die Rechnung der Armenier auf Anwendung der ,,bewahrten“ jiingste politische Geschichte Russlands (1985-1997)), Bd. 1. Chronika, israelischen Strategic „Land fur Frieden“ ging jedoch nicht auf - die Moskau 1997. Armenier waren bereit, die besetzten aserbaidschanischen Gebiete im 379Vgl.: Junusow A. Gjandinskij tajfun (Der Taifun von Gjandscha). In: Eks- press-Chronika, 25.6.1993.

230 231 wurde er zum Prasidenten der Republik gewahlt und 1998 auf weitere jer Fliichtlinge und Binnenvertriebenen (innerhalb des Landes ftinf Jahre wiedergewahlt. Der erfahrene Politiker Heidar Alijew, der andemorts untergebrachte Personen) erreichte eine Millionen zu Sowjetzeiten auch Mitglied des Politburos der KPdSU gewesen Menschen.382 war, vermochte Aserbaidschan vor einem herannahenden Btirgerkrieg Nach Angaben des Kultusministeriums und des Aufienministe- zu retten. riums der Republik Aserbaidschan wurden 20 Museen stark Die militarischen Auseinandersetzungen Aserbaidschans mit den beeintrachtigt oder zerstort, darunter die urspriinglichen Geschichts- Armeniem endeten Mitte 1994 durch einen Waffenstillstand. Er museen in Kelbadschar und Schuscha, 969 Bibliotheken, 89 Kinder- wurde von Russland und der OSZE vermittelt und im Protokoll von musikschulen, 4 Schauspielhauser und 4 Kunstgalerien, 2 Konzertsale, Bischkek (Mai 1994) festgehalten. Der Krieg wurde ausschlieBlich auf ein Denkmal der Bronzekultur in Chodschaly, zahlreiche Friedhofe, aserbaidschanischem Gebiet gefiihrt und kostete 30.000 Menschen- Grabstatten und Moscheen in Kelbadschar, Latschin, Gubatli leben. Der Konflikt zog 1,3 Millionen Fliichtlinge nach sich, von (Kubatli), Sangilan, Agdam und Schuscha. Und in Armenien selbst denen iiber eine Million Aserbaidschaner waren/’80 Das AuBenministe- wurden Moscheen und moslemische Friedhofe entweder zerstort oder rium der Republik Aserbaidschan schatzt den Aserbaidschan durch die anderweitig genutzt. Einige Moscheen wurden in Lagerhauser armenische Aggression zugefugten materiellen Schaden auf etwa 60 umfunktioniert (die Schah-Ismail-Moschee aus dem 16. Jahrhundert, Milliarden US-Dollar. In der Periode der Aggression wurden die Schah-Abbas-Moschee aus dem 17. Jahrhundert, die sogenannte zahlreiche Kulturdenkmaler stark beschadigt oder ganzlich zerstort. Blaue Moschee u.a.). Der Agcha-Wewe-Friedhof in Masis und der Uber die Folgen der Aggression seitens Armeniens, in erster Linie Tochmatsch-Friedhof in Erewan wurden aufgehoben. In Baku ist ein iiber die zerstorten historischen Denkmaler und andere zugefugten armenisch-christlicher Friedhof erhalten. Im Artikel von Olga Schaden werden von der Heidar-Alijew-Stiftung zahlreiche Biicher Aleksandrowa „Das Chaos geht weiter“ iiber diese Zerstorung der und Broschuren herausgegeben. Die Prasidentin dieser Stiftung, Frau aserbaidschanischen Kultur wird dies mit keinem Wort erwahnt, aber Mehriban Alijewa, ktimmert sich regelmaBig um die Probleme und vie! iiber die Zerstorung von Denkmalem der armenischen Kultur in Sorgen der Fliichtlingskinder.381 Nachitschewan gesagt. Und diese selektive ,,Objektivitat“ ist nicht nur Infolge der Aggression gegen die Republik Aserbaidschan wurden diesem Autor zu eigen.383 iiber 17.000 Quadratkilometer Land besetzt - rund 20% des gesamten Die Frage daruber, ob der militarische Konflikt zwischen Aser­ Gebietes des Landes starben iiber 18.000 aserbaidschanische Staats- baidschan und Armenien ein Krieg war und ob in diesem Konflikt die biirger, wurden iiber 50.000 Aserbaidschaner verletzt oder zu Invali- Regeln der Kriegsfiihrung verletzt wurden, kann ziemlich eindeutig den, wurden 877 Ortschaften gepliindert und zerstort sowie 100.000 beantwortet werden. Krieg ist eine organisierte militarische Ausein- Wohngebaude, uber 1.000 Wirtschaftsobjekte, iiber 600 Schulen und andersetzung zwischen Staaten (-Biindnissen), Volkern und Stammen, Bildungseinrichtungen und 250 medizinische Einrichtungen. Die Zahl eine Entscheidung von Streitfragen mit Gewalt zwischen Staaten oder unterschiedlichen sozialen Gruppen innerhalb des Staates (Biirger- 380 Vgl.: The Beginning of the Garabagh Conflict. Baku, 2005, p. 2. Einige inter- krieg). Unter Kriegsrecht oder den Rechten der Kriegserklarung, nationalen Quellen sprechen von 600.000 Fliichtlingen in Aserbaidschan. Kriegsfiihrung und Beendigung eines Krieges werden alle interna­ Vgl.: IDMS/Terre des Hommes und die Karte „Wnutrennie isgnanija globalno tional anerkannten Vorschriften und Regeln verstanden, die von den (wyborka)“ Interne Vertreibung weltweit (Auszug)“. Kriegsparteien in Bezug aufeinander, auf neutrale Staaten und auf die 381 Frau Mehriban Alijewa geniesst als erfahrene Abgeordnete des Milli Mejlis wegen ihrer volksnahen Tatigkeit und gesellschaftlicher Aktivitaten grosse Zivilbevolkerung anerkannt werden. Diese Vorschriften und Regeln Popularity unter dem Volk. Als UNESCO-Friedensbotschafterin sind die miissen nicht nur von Staaten oder Organisationen, sondern auch von Verdienste von First Lady beziiglich der Darstellung der Kultur des Landes auf der intemationalen Arena und des Ausbaus der Bildung und Wissenschaft 382Azerbaijan in the new Millennium, Baku 2001, S.289. im Lande hochzuschatzen. 383Vgl.: Russkaja mysl, Paris, 3.3. 2006, S. 5. 232 233 Einzelpersonen eingehalten werden. Ihre Rechte und Pflichten werden Der Beschluss des Obersten Sowjets der Armenischen SSR vom 1. ebenfalls durch die genannten Vorschriften und Regeln bestimmt. Dezember 1989 iiber den Anschluss von Berg-Karabach an Armenien Zwischenstaatliche Vereinbarungen bezuglich des Kriegsrechts gibt es wurde auch nach dem Zusammenbruch der UdSSR nicht revidiert. seit 1899. Die wichtigsten Grundlagen des Kriegsrechts wurden von Auf der Grundlage dieses Beschlusses wurde der ehemalige Bewohner den Haager Konventionen von 1899 und 1907 und der Genfer von Berg-Karabach Robert Kotscharjan 2003 als armenischer Konvention (12.8.1949) iiber den Schutz der Kriegsopfer festgelegt. Staatsbiirger zum President der Republik Armenien gewahlt.'^85 Von GemaB der 3. Haager Konvention von 1907 muss ein Staat, der in 1992 bis 1997 war Robert Kotscharjan „President der Republik Berg- einen Krieg eintritt, dem Gegner dariiber offiziell vor Beginn des Karabach", 1997 wurde er vom damaligen Prasidenten der Republik Krieges eine Erklarung abgeben. Offene Kriegshandlungen ohne Armenien Lewon Ter-Petrosjan zum Premierminister der Republik Kriegserklarung sind ein Verbrechen. Armenien emannt. Obwohl Armenien die Okkupation von aserbaidschanischem Ein Gericht in Erewan bestatigte im Jahre 2003 die Zugehorigkeit Gebiet leugnet und versucht, den Konflikt nur als Kampf um die Berg-Karabachs zu Armenien. Damals beriicksichtigte das Gericht Abspaltung Berg-Karabachs von Aserbaidschan darzustellen, zeugen nicht die Erklarung der fuhrenden Oppositionsparteien von Armenien, die bisher bekannten Fakten davon, dass die Aggression von Arme­ in der Zweifel iiber die armenische Staatsangehdrigkeit Robert nien gegen Aserbaidschan hauptsachlich auf Gebietsanspruche Kotscharjans geauBert wurden. Denn Kotscharjan, so wurde in der zuriickzuffihren ist. Im Lichte aller oben genannten Fakten ist offen- Mitteilung argumentiert, stamme aus Berg-Karabach und sei nach sichtlich, dass der armenisch-aserbaidschanische Konflikt um Berg- dem Zerfall der UdSSR automatisch aserbaidschanischer Staatsbiirger Karabach nicht durch die „Diskriminierung der armenischen Minder- gevvorden. Das Gericht in Erewan lehnte diese Erklarung mit den heit“ in Aserbaidschan und nicht durch die wirtschaftlichen folgenden Worten ab: „Die Erklarung iiber den Beschluss der Schwierigkeiten im NKAO hervorgerufen wurden, sondem durch die Parlamente von Berg-Karabach und der Armenischen SSR vom 1. beginnende Umsetzung lang vorbereiteter Expansionsplane, fur deren Dezember 1989 iiber die Wiedervereinigung enthalt nicht nur einen Erffillung die giinstigsten Bedingungen in der Zerfallsperiode des territorialen Faktor, sondern auch den Faktor der Staatsbiirgerschaft.“ kommunistischen Imperiums entstanden. Denn genau nach diesem Inzwischen konnte Herr Kotscharjan auf der Grundlage der Gesetz- Plan hat Armenien seit Febmar 1988 unter der Duldung der UdSSR gebung der Republik Aserbaidschan als Biirger von Aserbaidschan de und dem Schweigen der Weltgemeinschaft die verfassungswidrigen jure far mindestens 35 VerstoBe gegen aserbaidschanische Gesetze Handlungen der administrativen Strukturen des NKAO und die strafrechtlich verfolgt werden.386 militarische Aggression in groBem MaBstab gegen Aserbaidschan So unterstiitzt nicht nur die Legislative, sondern auch die Jurisdik- organisiert. tion von Armenien die armenischen Gebietsanspruche an Aserbaid­ Da sie keine international anerkannte Entscheidung des Status von schan. Durch diese Urteile, die innerhalb Armeniens rechtskraftig Berg-Karabach haben, glauben die Armenier, dass das auBerhalb sind, obwohl sie der intemationalen Gesetzgebung widersprechen, seiner Grenzen besetzte Gebiet ein ,,Sicherheitsgiirtel“ ist. Sie ver- wird zweifelsfrei die „Unterstiitzung" von Armenien im Berg- wandelten den Giirtel der Beriihrung mit den gegnerischen Machten in eine ,,Maginot-Linie“: Abzug an einer Stelle bedeutet den kompletten Zusammenbmch. Fiir das Entfemen von dieser Linie verlangen sie Kelbadscharskij, Agdam, Fisulinskij, Dschabrailskij, Gubadlinskij und Sangilanskij. Bereits friiher war der Latschinskij Rayon eingenommen auch einen zu hohen Preis“.384 worden. 385Vgl.: Newspaper ECHO/Intemet Edition, 15.2.2003, N30/522/, 384Vgl.: Kasimirow W. „Ispytanie Karabachom“ (Die Versuchung durch Kara­ http://www2.echo-az.com/facts.shtml. bach) in: „Nesawisimaja gaseta“ 27.10.2003, S. 12. 1993 nahmen die 386Newspaper ECHO/Intemet Edition, 15.2.2003, N30/522/, Armenier sechs zu Berg-Karabach gehorende Rayons ein, die Rayons http://www2.echo6az.com/facts.shtml. 234 235 Karabach-Konflikt bewiesen und auch dass es eine militarische 16. Volkerrecht: das Prinzip der territorialen Integritat Auseinandersetzung zwischen Armenien und Aserbaidschan gab.387 und der Unverletzlichkeit der Grenzen im Vergleich mit dem Prinzip der Selbstbestimmung der Volker

„Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen einem gerechten Krieg und gerechtem Verhalten in einem beliebigen Krieg. “ Gadschiew, M.

Ein ernster Bremsfaktor bei der Losung von Konflikten sind juristisch—politische Widerspriiche auf der Ebene volkerrechtlicher Grundsatze und die verschiedenen Methoden der Argumentation auf der Basis ihrer Streitparteien.388 Die Republik Armenien und die armenische Gemeinde von Berg-Karabach berufen sich auf das Prinzip der Selbstbestimmung der Nationen (Volker). Die Republik Aserbaidschan fuhrt in erster Linie allgemein akzeptierte Prinzipien der Integritat von Gebieten eines legitimen Staates und die Unverletzlichkeit seiner Grenzen an. Bei der Errichtung der UNO im Jahre 1945 wurde der Grundsatz der Selbstbestimmung in ihrer Satzung nicht als Grundrecht anerkannt.389 Hingegen wurde der Grundsatz der territorialen Integ­ ritat als ein fundamentals Grundrecht in die Satzung aufgenommen. In der Allgemeinen Menschenrechtserklarung vom 10.12.1948 wird das Prinzip der Selbstbestimmung iiberhaupt nicht erwahnt. Hier ist vom Schutz der Rechte eines einzelnen Menschen, einer einzelnen menschlichen Person die Rede. Aus der UNO-Satzung folgt nicht, dass unter dem Recht auf Selbstbestimmung das Recht auf Abspaltung von einem existierenden legitimen Staat und das Recht auf Unabhangigkeit und auf staatliche Souveranitat zu verstehen ist.390 Hier geht es vielmehr um die administrative Selbstbestimmung innerhalb einer Autonomie.

i88VgI.: N abijew Riswan, Nagorny Karabach - Vermittlungsmission und externe Akteure. In: Wostok. Landerspezial. Aserbaidschan, 2003. 387Wenn man die enorme Hilfe berucksichtigt, die die Republik Armenien von 389Vgl.: Hannum H. Autonomy, Sovereignty, and Self-Determination: The Anfang des Konfliktes an von der internationalen armenischen Diaspora Accommodation of Conflict Rights, University of Pennsylvania Press (Frankreich, USA, Russland, Naher Osten usw.) durch ihre exzellente Philadelphia 1990. Lobbyarbeit in vielen Landern erhielt, so kann man mit Recht von einem 3,(lVgl.: D ie Bestimmungen der Satzung der UNO iiber die Regulierung von Konflikt zwischen den Armeniem und der Republik Aserbaidschan sprechen. Streitfallen und die MaBnahmen im Angriffsfall im nachsten Kapitel und die Diese Frage ist gesondert zu untersuchen. wichtigsten Dokumente zur rechtlichen Lage von Berg-Karabach und einer

236 237 1960 wurde von der UN-Vollversammlung Resolution 1514 iiber unterstellt sind, aber nicht fiir diejenigen, die zu einem legalen die Rekolonialisierung von Landem und Volkern verabschiedet. In I legitimen) Staat gehoren."39' dieser Resolution wurde der Grundsatz der Selbstbestimmung der Im Jahre 1970 nahm die UNO die Erklarung iiber die Grundsatze Volker und Nationen als Instrument des Volkerrechts im Prozess der des Volkerrechts an. Jedoch brachte auch diese Deklaration keine Dekolonialisierung angenommen. Gleichzeitig wurde in der Resolu­ Klarheit bezuglich des Grundsatzes der Selbstbestimmung der tion betont, dass jeder Versuch, der auf eine teilweise oder ganzliche Nationen und Volker, die sich nicht in kolonialer Abhangigkeit Zerstorung der nationalen Einheit und der territorialen Integritat eines befiinden haben. 1984 verabschiedete der Menschenrechtsausschuss legitimen Staates abzielt, mit den Aufgaben und Grundsatzen der der UNO einen Kommentar zu Paragraph 1 der beiden Dokumente der Satzung der UNO unvereinbar ist. Das „Selbstbestimmungsrecht der LN-Generalversammlung vom 16.12.1966 bezuglich des Inhalts des Volker", das mit UNO-Resolution am 14. Dezember 1960 im Prozess Terminus „Selbstbestimmung". Jedoch wurde kein Konsens zwischen des Zerfalls der kolonialen Weltordnung angenommen wurde, steht den Ausschussmitgliedem erreicht und der Kommentar erschien nicht klar dem Grundsatz der „territorialen Integritat von Staaten“ entgegen, in den offiziellen Dokumenten der UNO. 392 das in intemationalen Urkunden letztmals am 14. August 1975 in der Ein Erforscher der Frage, A. Smith, bestatigt, dass die Mehrheit OSZE-Schlussakte von Helsinki festgehalten wurde. Aufierdem kann der neuen Staaten im Verlauf der Entkolonialisierung entstanden sind man einen Widerspruch zwischen der genannten Resolution der UNO und nicht iiber eine Teilung von Gebieten bereits bestehender Staaten. und einem der UNO-Prinzipien, das das Recht eines Volkes auf den „Die Ausnahmen - Bangladesch und Singapur - waren eine Folge Kampf um seine Rechte bis zum Hochhalten von Aufstanden aner- besonderer Umstande."393 Eine Reihe von Wissenschaftlern steht auf kennt, feststellen. dem vollig umstrittenen Standpunkt, die politischen Normen der Nicht hilfreich ist auch der Leitsatz „ein Volk, ein Staat“, weil uns Entkolonialisierung seien im Laufe der historischen Entwicklung die jiingste Geschichte viele Beispiele dafiir liefert, dass es von einem zunehmend gleichbedeutend mit dem Recht auf Selbstbestimmung Volk zwei Staaten gibt (Deutsche, Vietnameses Koreaner u.a. ) oder von Nationen und Volkern geworden.394 dafur, dass ein Volk auf vielen Staatsgebieten verteilt wohnt (Aser­ Beim Zerfall der UdSSR war der Berg-Karabach-Konflikt kein baidschaner, Juden, Kurden, Lesginen, Puschtunen, Turkmenen, intemationaler Konflikt, sondem eine innere Angelegenheit der Tadschiken, Usbeken, Ungam, Ujguren, Finnen, Tamilen u.a.). Sowjetunion. Jedoch verwendete auch damals die armenische Seite Am 16. Dezember 1966 verabschiedete die UN-Vollversammlung aktiv den Begriff „Selbstbestimmung". Dabei ging es nicht um Selbst­ zwei Dokumente: den „Intemationalen Pakt iiber Biirgerrechte und bestimmung, die auf volkerrechtlichen Bestimmungen basiert, sondem politische Rechte“ und den „Intemationalen Pakt iiber wirtschaftliche, um das „leninistische Prinzip der Selbstbestimmung", das vom soziale und kulturelle Rechte.“ In beiden Dokumenten wird jeweils im Grtinder des Sowjetstaates W.I. Uenin vertreten wurde. Jedoch hat das ersten Absatz darauf verwiesen, dass alle Volker das Recht auf „leninistische Prinzip der Selbstbestimmung" wenig gemein mit dem Selbstbestimmung und Wahl ihres politischen Status und Aufbaus haben. Aber auch in diesen UNO-Dokumenten wird die Zerstorung 39lVgl.: Gross Espiel H.: The Right to Self-Determination: Implementation of der territorialen Integritat eines legitimen Staates nicht erlaubt. In United Nations Resolutions, UN DoS. EICN/SUB. 2/405/Rev. 1, 13-14. einer der Untersuchungen, die von der UNO beauftragt wurden, wurde 39:Vgl.: Hannum H. Autonomy, Sovereignty, and Self-Determination: The folgender Schluss gezogen: „Das Recht der Volker auf Selbstbestim­ Accommodation of Conflict Rights, University of Pennsylvania Press Philadelphia 1990, p. 44. mung gilt gemaB dem UNO-System fiir diejenigen Volker, die sich in 393 Vgl.: Smith A.: National Identity, University o f Nevada Press, Reno, Nevada kolonialer Abhangigkeit befinden, oder die einer ausiandischen Macht 1991, p. 136; Hannum H ...., p. 49. 394Vgl.: Eisner M. A. Procedural Model for the Resolution o f Secessionist moglichen friedlichen Regelung des Konflikts und Oberwindung der Folgen D isputes Harvard International Law Journal, Volume 33, Number 2, Spring des Angriffs der Armenier gegen die Republik Aserbaidschan. 1992, p. 408. 238 239 modemen Volkerrecht, das auch auf dem Territorium der ehemaligen >amen Territoriums, eines gemeinsamen Wirtschaftslebens und einer UdSSR in den Beziehungen zwischen den neuen Staaten gilt. .emeinsamen psychologischen Verfassung der in der Gemeinschaft In einigen Quellen wird das Recht auf Selbstbestimmung als restehenden Kultur. “400 „Anspruch eines Volkes oder einer Nation auf Unabhangigkeit und Unter keiner dieser Defmitionen ist die Gesamtheit der Armenier, auf die Entscheidung uber einen eigenen Staat und dessen Charakter" die in Berg-Karabach leben, zu fassen: sie sind weder eine besondere interpretiert.395 Die modemen Defmitionen von Nation tragen auch Nation noch ein besonderes Volk (ethnische Gemeinschaft). Wenn die wenig zur friedlichen Losung des Berg-Karabach-Konfliktes bei. Das Bevolkerung von Berg-Karabach als Nachfahren der Albaner aus kann am Beispiel ffinf solcher Definitionen studiert werden: „Eine Kaukasisch-Albanien, die ihre Sprache, Kultur, Mentalitat usw. Nation ist eine Gemeinschaft von Menschen, die durch Abstammung, bewahrt haben, sich als Albaner bezeichnen wurden, dann konnte man Sprache, Gebrauche und die kulturelle und politische Entwicklung von einem bestimmten Volk sprechen, das sich wesentlich von den verbunden ist, die in den Grenzen eines bestimmten Staates leben und Armeniem unterscheidet und besondere Rechte hat. sich politisch bewusst und aus freiem Willen vereinigt haben.“396 Eine In der Praxis wird in der Regel die territoriale Integritat eines andere Definition: „Eine Nation - (von lat. Natio - Stamm, Volk) - ist Staates dem Grundsatz der Selbstbestimmung vorgezogen, deren eine historisch gewachsene feste Gemeinschaft von Menschen, die Umsetzung in den letzten Jahrzehnten zu vielen Krisensituationen in sich bei der Herausbildung eines gemeinsamen Territoriums, wirt- den verschiedensten Weltteilen gefuhrt hat. In den Resolutionen des schaftlicher Bindungen, einer Literatursprache, Besonderheiten der UVSicherheitsrates zum Berg-Karabach-Konflikt (Nr. 822, 853, 874 Kultur und der Mentalitat gebildet hat.“397 Die dritte Definition: und 884 von 1993) wurde im Anhang zum Abschlussdokument des „Nation (von lat. Natio - Stamm, Volk): historische Gemeinschaft von Lissabonner Gipfeltreffens der Organisation fur Sicherheit und Menschen, gegriindet auf die Gemeinschaft des Territoriums, Zusammenarbeit in Europa von 1996, in den Resolutionen der historische, wirtschaftliche und politische Bande, die Literatursprache Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom Januar 2005 und andere kulturelle Besonderheiten. Oft wird die ethnische und in der Erklarung des NATO-Gipfeltreffens (Staats- und Regie- Gemeinschaft als Norm betrachtet. In der gegenwartigen Praxis ist ein rungschefs) in Riga im Dezember 2006 unverandert die territoriale weiter verbreiteter Begriff der der Nation als Gesamtheit aller Burger Einheit von Aserbaidschan betont. Die Organisation fur Sicherheit eines bestimmten Staates unabhangig von deren ethnischer und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sprach sich unverandert fur Zugehorigkeit“.398 Vierte Definition: „Nation - eine groBe, in der die Selbstbestimmung der armenischen Gemeinde von Berg-Karabach Regel kompakt lebende Gemeinschaft von Menschen mit gleicher innerhalb eines einheitlichen aserbaidschanischen Staates aus. Abstammung, Geschichte, Sprache und Kultur".399 Fiinfte Definition: Vom Standpunkt des Volkerrechts aus ist Berg-Karabach zweifel- „Nation. Historisch gewachsene feste Gemeinschaft von Menschen, los ein integraler Bestandteil der Republik Aserbaidschan. Kein entstanden auf der Basis einer gemeinsamen Sprache, eines gemein- einziger Staat hat weder die Abspaltung Berg-Karabachs von der Republik Aserbaidschan noch seinen Anschluss an die Republik

395Vgl.: Wissen.de - Lexikon, Wissen Media Verlag GmbH, Gutersloh/Munchen Armenien anerkannt. Auch die „Republik Berg-Karabach“, die 1992 2003, S. 925. ausgerufen wurde, wird von keinem Staat anerkannt. Selbst die 3%Vgl.: Wahrig. Deutsches Worterbuch, Bertelsmann Lexikon Verlag 1997, S. Republik Armenien hat offiziell diese selbsternannte Republik als 925. 397Vgl.: Sowremennyj tolkowoj slowar russkogo jasyka (Modernes Worterbuch der russischen Sprache), Sankt Petersburg, ,,Norit“ 2001, S. 394. 398Vgl.: Russkij Enziklopeditscheskij slowar (Russisches enzyklopadisches Worterbuch), Buch 2. Moskau ,,BRE“, S. 1030. 400Vgl.: Slowar russkogo jasyka (Worterbuch der russischen Sprache), Band 2. 399Vgl.: Das Fremdworterbuch. Dudenverlag. Mannheim-Leipzig-Wien-Zurich Staatlicher Verlag fur auslandische und nationale Worterbucher. Moskau 1997, S. 542. 1958, S. 572.

24 0 241 Subjekt des Volkerrechts nicht anerkannt, obwohl sie faktisch und ,mienische Gemeinde von Berg-Karabach als die kompakte ethnische gesetzeswidrig Berg-Karabach in ihr Territorium aufgenommen hat.401 Minderheit ihr Recht auf Selbstbestimmung in der Form einer In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und spater Autonomie innerhalb der territorialen Integritat der Republik wurden in Berg-Karabach wiederholt Parlamentswahlen und Prasi- Aserbaidschan geltend machen kann. dentschaftswahlen abgehalten. Deren Legitimitat und Legalitat Die armenische Nation hingegen hat schon ihr Recht auf staatliche wurden von keiner einzigen autoritativen internationalen Organisation Selbstbestimmung durch die Schaffung der Republik Armenien (UNO, OSZE, EG, Europarat u.a.) anerkannt. Die Aktionen zur Wahl venvirklicht. Die Thesen, dass formaljuristische Griinde und Wider- des eigenen Parlaments und Prasidenten wurden in den Resolutionen spriiche im Hauptgrundsatz der Regelung von Konflikten im postsow- des Parlaments des Europarates vom Januar 2006 als ,,separatistisch“ ietischen Raum die Verhandlungen iiber Berg-Karabach in die Sack- bezeichnet. Verurteilt wurde von den internationalen Organisationen gasse fuhren, sind begriindet, aber das ist nicht das Wichtigste. Das auch das Referendum zur Annahme einer neuen Verfassung von Berg- Wichtigste ist das Fehlen der Bereitschaft zur friedlichen Regelung Karabach. Die Europaische Union erkennt das Ergebnis des Referen- dieses Konfliktes auf der Grundlage des existierenden Volkerrechts. dums nicht an und betrachtet dessen Durchfiihrung als „nicht Eine gesonderte groBe Frage innerhalb des Volkerrechts ist die vereinbar mit den Verhandlungen". Der Europarat, die OSZE und Xutzung der Bodenressourcen durch auslandische Staaten auf den andere europaische Organisationen teilen diese Meinung. besetzten aserbaidschanischen Gebieten. Die Republik Aserbaidschan Die Republik Aserbaidschan hat dieses Referendum offiziell mit hat einen Rechtsanspruch darauf, auslandische Untemehmen, die ohne den Worten von AuBenminister Elmar Mammadjarow402 als unver- Erlaubnis Bakus in diesen Gebieten operieren, in internationalen ntinftige „Verschwendung von Zeit, Mitteln und Nervenenergie“ 403 Instanzen und Gerichten zur Rechenschaft zu ziehen. Es ware richtig, bewertet. Die Wahlen und das Referendum in Berg-Karabach konnen diesen Firmen, die in den besetzten Gebieten tatig sind, die Tatigkeit von der internationalen Gemeinschaft auch deshalb nicht als legitim in ganz Aserbaidschan zu untersagen. Eine gewisse Zaghaftigkeit der anerkannt werden, weil die vertriebenen Aserbaidschaner nicht in ihre aserbaidschanischen Regierung auf dieser Ebene hangt vennutlich mit Heimat zuriickkehren konnen. dem Umstand zusammen, dass die ErschlieBung der Lagerstatten, Als Ergebnis kann bestatigt werden, dass die armenische insbesondere der goldhaltigen, in den besetzten Gebieten im Wesent- Gemeinde Berg-Karabachs, gemaB den angefuhrten Definitionen von Jichen von fuhrenden westlichen, darunter auch amerikanischen, Nation, keine besondere Nation und kein besonderes Volk sind und Untemehmen betrieben wird. deshalb kein Recht auf Selbstbestimmung in Form eines einzelnen Schon Ende 2004 legte Rowschan Nowrusoglu, der Direktor des souveranen Staates, eines Subjekts des Volkerrechts haben, jedoch die Zentrums fur Strategische Forschungen iiber internationalen Terrori- smus und Korruption eine ,,lnformationsbank“, eine Liste von 33 401 Es gibt auch Presseorgane, die Berg-Karabach falschlicherweise eine „arme­ Untemehmen und Organisationen vor, die ihre Vertretungen in Berg- nische Enklave... auf aserbaidschanischem Staatsgebiet“ nennen. Vgl.: Mos- Karabach und anderen besetzten Gebieten hatten.404 In der Mehrzahl kauer Deutsche Zeitung, N24,12.2006, S. 12. Es ist unverstandlich, von welchen volkerrechtlichen Bestimmungen sich die Redaktion dieser Ausgabe dabei Ieiten lasst. 404Vgl.: Roks Jurij. Rossija pretenduet na Karabachskoe soloto. Baku 402Elmar Mammadjarow ist seit 2004 AuBenminister der Republik Aser­ predupreschdaet: inwestizii w neprisnannuju respubliku budut blokirowany baidschan. Der professionelle Diplomat war bis dahin als Botschaftsrat in (Russland meldet Anspruch auf Karabacher Gold an. Baku warnt: Washington und New York und als Botschafter in Rom tatig. Seine Investitionen in der nicht anerkannten Republik werden blockiert) „Nesawisi- geschickte Verhandlungstaktik und praktische Herangehensweise sind in den maja gaseta“, 4.9.2007, S.6. In dem Artikel ist die Rede von der Goldlager- diplomatischen und politischen Kreisen iiber die Region hinaus hoch- statte Sojudlinskij. Skandalos fur die insgesamt guten georgisch-aser- geschatzt. baidschanischen Beziehungen war auch die Mitteilung iiber die Absichten des 403Vgl.: Interview mit Elmar Mammadjarow in BBC Radio, Russische Redak­ georgischen Untemehmens ,,Madneuli“ zur Ubernahme des armenischen tion, am 11.12.2006. Unternehmens ,,Ararat“, das sich insbesondere auf Goldabbau spezialisiert 242 243 der Falle waren das diverse westliche Untemehmen und Fonds, aber Jedoch wurden die verbrecherischen Regimes dieser Lander haupt- es gibt auch russische. Aber die Bestrafung der abzustrafenden Russen sachlich wegen Volkermord, Verbrechen gegen die Menschheit und ist vorerst noch erschwert. Die Sache ist die, dass das russische Kriegsverbrechen verurteilt, denen ein militarischer Angriff auf die Business an der Wirtschaft der besetzten Gebiete beteiligt ist, in der Nachbarstaaten zugrunde lag. Regel nicht direkt, sondem iiber die armenische Wirtschaft und iiber Die UNO-Satzung brachte die wichtigste Erlauterung in die russische Staatsbiirger armenischer Abstammung. Definition der gerechtfertigten (vom Standpunkt des Volkerrechts Ein deutliches System zeigen in Berg-Karabach die russischen legalen) Kriege ein: ein Krieg ist ausschlieBlich zum Selbstschutz oder ,,Gasprom“ und ,,Itera“. Jedoch auch gegen sie konnte Aserbaidschan in dem Falle zulassig, wenn die Notwendigkeit von Kriegshandlungen seit 1. Januar 2007 anfangen vorzugehen, als Baku sich offiziell wei- durch die Autoritat des UN-Sicherheitsrates unterstutzt wird. Jedoch gerte, russisches Gas zu kaufen. Die genannten russischen stoppte die lange Zeit des „kalten Krieges“ die Entwicklung des Untemehmen waren die naturlichen Erdgaslieferanten nicht nur nach Volkerrechts: erst nach den Ereignissen in Jugoslawien und Ruanda, Armenien, woher es auch Berg-Karabach bezieht, sondem auch nach die den Tod Hunderttausender Zivilisten zur Folge hatten und als Aserbaidschan, das vor 2007 fast 50 Prozent des blauen Brennstoffs Volkermord eingestuft wurden, und nach der Schaffung des aus Russland erhielt.405 Intemationalen Gerichtshofes (Rom 1998) wurde (militarische) Eine militarische Aggression gilt im aktuellen Volkerrecht als „Aggression14 auf Forderung vieler Dutzend Lander in die Liste der Verbrechen. Die Satzung der UNO (1945) verbietet einen Angriffs- strafrechtlich verfolgbaren Taten aufgenommen. krieg, jedoch wurde in der gesamten Zeit des Bestehens dieser Organi­ Jedoch kann ein intemationaler Gerichtshof erst dann aktiv sation kein Staat (dessen Staats- oder Regierungschef) vor Gericht werden, wenn der Begriff ,,Aggression“ genau definiert ist und genau gestellt wegen der Entfesselung eines Angriffskrieges mit Besetzung die Bedingungen genannt werden, unter denen ein militarischer von Gebieten eines anderen Staates. Den Tatbestand der Aggression Einfall als Aggression bewertet werden kann. Der Liechtensteiner muss ein intemationales Tribunal feststellen und den Aggressor zur Experte Christian Wenaweser406 ist der Oberzeugung, dass alle diese Verantwortung ziehen. Konkretisierungen, in Anbetracht der jetzigen intemationalen Die Frage iiber die strafrechtliche Verfolgungsmoglichkeit der Streitigkeiten darum, nicht vor 2010 erreicht werden konnen. Aggression und ihrer Initiatoren wurde von der Entente schon nach Alle Beteiligten haben vorerst der Schaffung eines intemationalen dem Ersten Weltkrieg gestellt. Die Siegermachte schickten sich an, Gerichtshofes nur darin zugestimmt, dass Aggression einen bewaffne­ Kaiser Wilhelm II. vor ein intemationales Tribunal zu stellen. Die ten Uberfall eines Staates auf einen anderen beinhaltet und dass Niederlande weigerten sich jedoch, den Kaiser fur eine Verhandlung Aggression ein Verbrechen des (der) Regierenden des Angreifer- auszuliefem. Nichts desto trotz besteht internationale Ubereinstim- staates ist. Dem konnte auch schwerlich nicht zugestimmt werden: mung dariiber, dass ein Angriffskrieg nicht nur illegal ist, sondem dieser Sachverhalt wurde schon auf den Ntirnberger Prozess (Inter­ auch dass er strafrechtlich geahndet werden muss. nationales Kriegsgericht vom 20.11.1945 - 1.10.1946) angewandt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verurteilten die intemationalen Was den Volkermord, die Verbrechen gegen die Menschheit und Tribunale in Niimberg und in Tokio viele (langst nicht alle) Vertreter die Kriegsverbrechen betrifft, so verfolgt sie der Internationale der militarischen und politischen Elite Deutschlands und Japans. Gerichtshof auf Beschluss des UN-Sicherheitsrates oder eines beliebi- gen Staates. GemaB der Satzung der UNO wird der Tatbestand der Aggression selbst durch den Sicherheitsrat festgestellt. Nicht einig ist hat. Vgl.: a.a.O. Baku kredituet Tbilisi (Baku gibt Kredite an Tbilisi). 16.8.2007, S. 6, 13.10.2004, S. 5. man sich in der Frage dariiber, ob die eigentliche Feststellung des Vgl.: Sochbet Mamedow. Naryschkin Ijog na gasowuju ambrasuru (Narysch- kin fiel uber die Gas-SchieBscharte). In: Nesawisimaja gaseta, 30.8.2007, S. 406Vgl.: Christian Wenaweser. Der Angriffskrieg als Verbrechen. In: Neue Zuri- cher Zeitung. Internationale Ausgabe, 11.10.2007, S. 4. 244 245 Tatbestandes der Aggression durch den Sicherheitsrat eine 17. Ist die Lage ausweglos? Zu den Moglichkeiten ihrer unverzichtbare Bedingung ftir die Heranziehung der Staatschefs zur friedlichen Losung individuellen Verantwortung ist. Die Standigen Mitglieder des Sicher­ heitsrates vertreten die Position, dass ein intemationaler Gerichtshof „Der Sieger gewinnt nicht nur den Krieg, sondem auf keinen Prozess beginnen kann ohne Feststellung des Tatbestandes der lange Zeit auch das offizielle Gedenken daran. “ Aggression durch den Sicherheitsrat. Die Bestimmung, ob eine Sokolow W. W. Aggression vorgelegen hat oder nicht ist das ausschlieBliche Recht des Sicherheitsrates. Viele Konfliktforscher, zu denen seit einiger Zeit auch der Autor Damit sind zahlreiche Lander selbstverstandlich nicht einver- dieser Studien zahlt, definieren den Konflikt zwischen Armenien und standen und verweisen auf die zu groBe ,,Zaghaftigkeit“ des Sicher­ Aserbaidschan um Berg-Karabach als zwischenstaatlichen, politischen heitsrates bei der Feststellung des Tatbestandes der Aggression: denn und ethnisch-territorialen Konflikt. Die politische, zwischenstaatliche, selbst der Uberfall des Irak auf Kuwait (August 1990-Februar 1991) territoriale und ethnische Komponente dieses Konfliktes ist die wurde nicht direkt als Aggression des Irak bezeichnet. wichtigste. Aber in erster Linie ist dieser Konflikt mit den territorialen Um diese Situation zu losen, die keine rechtzeitige Bestimmung Anspriichen der Republik Armenien und seinen intemationalen und Bestrafung des Angreifers ermoglicht, konnen folgende Neu- Ambitionen verbunden. Fur die Republik Aserbaidschan bedeutet erungen vorgeschlagen werden: 1) das Faktum der Aggression kann dieser Konflikt in erster Linie die Abspaltung eines ihrer Teile, die mit festgestellt werden durch Konsens aller Gerichte des Intemationalen der Aggression des Nachbarstaates verbunden ist, der einen Anspruch Gerichtshofes selbst; 2) der Tatbestand der Aggression kann von der auf einen groBen Teil des Territoriums von Aserbaidschan erhebt und UN-Vollversammlung festgestellt werden; 3) der Sicherheitsrat dabei viele Regeln des Volkerrechts verletzt. Der aserbaidschanische konnte dem Intemationalen Gerichtshof signalisieren, dass dieser die Standpunkt zum Konflikt wird von den meisten Einzelstaaten und Strafverfolgung eines Aggressionsverbrechens vor der eigentlichen auch von intemationalen Organisationen gestiitzt. So wurde in der Feststellung eines Aggressionstatbestandes durch den Sicherheitsrat offiziellen Erklarung des State Department der USA, die vor dem beginnen konnte. Treffen der Prasidenten Aserbaidschans und Armeniens im April 2001 Die Situation, dass ein intemationaler Gerichtshof Kriegs­ in Key West, Florida, veroffentlicht wurde, Armenien als Angreifer verbrechen verfolgen und bestrafen kann, und nicht das Recht hat, das bezeichnet und die armenischen Truppen von Berg-Karabach als Faktum einer militarischen Aggression festzustellen, die die Moglich- Separatisten.407 keit solcher Verbrechen schafft, sollte moglichst bald abgeschafft Bei alien Versuchen einer genauen Bestimmung dieser politischen werden. Im anderen Fall sind auch weitere solche Situationen mog­ und militarischen Auseinandersetzung und Opposition unter der lich, dass ein Staat 20% des Territoriums des Nachbarstaates besetzt, eingebiirgerten Bezeichnung ,,Berg-Karabach-Konflikt“ wird der wie im Falle der Aggression der Republik Armenien gegen die Umstand nicht geniigend berucksichtigt, dass die Armenier (die Republik Aserbaidschan, und dabei nicht als Angreifer verurteilt wird. iiberwaltigende Mehrheit der armenischen Bevolkerung von Berg- Karabach, die Mehrheit der Armenier der Republik Armenien und der einflussreiche und aktivste Teil der Armenier der weltweiten arme­ nischen Diaspora) der Republik Aserbaidschan diametral entgegenstanden. Diese Kraft war Ende des 20. Jahrhunderts, beim

407Vgl.: Juschnyj Kawkas - sona interesow Soedinjonnych Schtatow (Der Sud­ kaukasus: Interessenszone der USA) In: Nesawisimaja gaseta, 20.7.2001, S. 4; und auch http://www.cffpr.kz/show.php7rua2606-02.htm.

246 247 Niedergang der UdSSR, ihrer organisatorischen, finanziellen, mili- baidschanisches Territorium."409 Die Unverletzlichkeit der territo­ tarischen und diplomatisch-ideologischen Aktivitat nach offensicht- rialen Integritat der Republik Aserbaidschan und anderer legitimer lich starker als die damalige Republik Aserbaidschan, die sich in einer Staaten der Region wird in den Resolutionen der Vereinten Nationen tiefgreifenden Transformationsphase befand. Die Forderungen der iiber den Berg-Karabach-Konflikt von 1993 betont. Der UN-Sicher- Armenier Berg-Karabachs nach ,,Abtrennung“, ,,Angliederung“ und heitsrat protestierte gegen die Besetzung des aserbaidschanischen ,,Unabhangigkeit“ waren inspiriert von dieser vereinten Kraft und Territoriums durch armenische Truppen und forderte die Regierung wurden als willkommener Vorwand fur den Beginn der Kriegshand­ von Armenien zum Abzug ihrer Truppen aus dem besetzten Gebiet lungen und der Okkupation eines wichtigen Teils der Republik Aser­ auf und der Geltendmachung seines Einflusses dahingehend, dass baidschan genutzt. Berg-Karabach die UNO-Resolutionen und die Vorschlage der Folgt man der Logik des ehemaligen Sonderbeauftragten der EU Minsker KSZE/OSZE-Gruppe befolgte. fur die Lander des Sudkaukasus, H. Talwitie, so mtisste dieser Kon­ Bei der Losung ethno-territorialer Konflikte werden gewohnlich flikt als ,,aserbaidschanisch-armenisch“ definiert werden. 2003 be- drei Stufen oder Etappen unterschieden: Entmilitarisierung, wirt- tonte er, dass das „Problem von Karabach vor allem eine Sache zweier schaftliche Rehabilitation, Definition (oder Wiederherstellung) des im Konflikt miteinander befmdlichen Staaten ist, und gleich danach politischen Status. Mit der ersten Etappe der Losung des Konfliktes die Sache der Co-Vorsitzenden der Minsker KSZE-Gruppe“.408 Es ist geschah absolut nichts - die Entmilitarisierung fehlt. Das Umgekehrte eindeutig klar, dass mit den Staaten hier Aserbaidschan und Armenien geschieht: alle Konfliktparteien verstarken weiterhin ihr militarisches gemeint sind. Denn ein erfahrener Diplomat konnte einen Potential. Damit hat sich die Situation nur verschlechtert. Die zweite international nicht anerkannten Staat wie Berg-Karabach nicht ,,Staat“ Etappe, die Losung des Konfliktes, verbunden mit wirtschaftlichen nennen. Dieser Diplomat sagt auch nichts uber die Rolle der arme­ Errungenschaften seiner Seiten, gibt einigen Grund zum Optimismus. nischen Diaspora. Insbesondere Aserbaidschan hat seine wirtschaftliche Lage wesentlich Auch der Umstand ist zu beriicksichtigen, dass der Widerstand und verbessert. Nach Angaben des Internationalen Wahrungsfonds (IMF) Widerstreit zwei Etappen durchlaufen hat (die erste ist der Kampf mit betrug das Wirtschaftswachstum der Republik Aserbaidschan in 2005 Mitteln der Politik und der Propaganda vor Beginn der Kriegshand­ 35%, in 2006 26% und in 2007 18%. lungen; die zweite ist der militarische Angriff und die Okkupation Die dritte Etappe bei der Losung des Berg-Karabach-Konfliktes ist eines Teils des Territoriums eines Nachbarlandes) und seit 1994 die fast komplett ,,eingefroren“ - es ist keinerlei Annaherung der Parteien dritte durchlauft - Einstellung des Feuers und Verhandlungen auf in einer friedlichen Losung des Konfliktes zu beobachten. Volkerrechtsbasis zur Beendigung der Okkupation und des Wider- Jeder Konflikt, sei er zwischenethnisch oder politisch-territorial, ist streits, zur Ersetzung des Schadens und zur Errichtung normaler zw i- immer individual, nach Geschichte und Situation nicht wiederholbar. schenstaatlicher Beziehungen zwischen der Republik Aserbaidschan Allgemeine GesetzmaBigkeiten sind deshalb nur teilweise auf einen und der Republik Armenien. Die Parlamentarische Versammlung des Konflikt anzuwenden und sind immer unvollstandig. Insbesondere die Europarates stellte am 25. Januar 2005 in Resolution 1416 fest, Streit- Logik der Entstehung und der Ausgang eines konkreten Konfliktes krafte von Armenien und „Separatisten besetzten widerrechtlich aser- erfordem eine individuelle Bewertung. In vielem nicht wiederholbar ist auch der Weg der jeweiligen Konfliktpartei zum Frieden. In den diversen Etappen der Losung des Konfliktes kommt man nicht ohne direkte Kontakte zwischen Baku und Chankendi (Stepanakert) aus.

408Vgl.’. Alijew, Jaltschin. U nowogo presidenta starye problemy (Der neue 4f)9Vgl.: Parlamentary Assembly. Provisional edition. The conflict over the President hat die alten Probleme). In: „Nesawisimaja gaseta", 10.11.2003, S. Nagorno-Kabagh region dealt with by the OSCE Minsk Conference. Resolu­ 11. tion 1416 2004)/1/, article 1. 248 249 Und nicht nur zwischen den politischen Entscheidungstragem, verschiedenen Teilen der UdSSR (von 1945 bis 1996 in Westsibirien, sondem auch zwischen Geschaftsleuten, Vertretem der Offentlichkeit, im nordlichen Ural, in Karelien, in und um Moskau, in Swerdlowsk Joumalisten, Wissenschaftlem, religiosen Wiirdentragem u.a. Die (heute Jekaterinburg), in Perm, auf Sachalin, auf Kolyma, in Kirgisien Bereitschaft der Politiker und der Elite der am Konflikt beteiligten (Frunse, heute Bischkek, Tschon-Keminskij Rayon), in Workuta, in Parteien, eine ,,Volksdiplomatie“ zu unterhalten, wiirde zweifellos der Kasachstan (Alma-Ata, Zelinograd - heute Astana, Pawlodarskaja friedlichen Losung des Berg-Karabach-Konfliktes forderlich sein. Oblast), in Belgorod, Charkow und in anderen Regionen der Sowjet- Die armenische Konfliktpartei bezichtigt Aserbaidschan, es habe union) aufhielt, kann das auf der Grundlage seiner tagtaglichen keine richtige Sozialpolitik in Berg-Karabach gemacht. Diese Politik, Beobachtungen und der Vergleiche mit den in den Anhangen die angeblich die armenische Bevolkerung der Autonomie in eine angefuhrten Tabellen bestatigen. Das haben auch zahlreiche Gaste des ungleiche Lage mit den Aserbaidschanem gebracht hat, wird auch in Autors aus den unterschiedlichen National itaten der verschiedensten Erewan und Chankendi (Stepanakert) zum wichtigsten Faktor erklart, Teile der ehemaligen UdSSR bestatigt. Man kann ruhig sagen, dass der den Konflikt verursacht hat. Jedoch zeigt eine unvorein- die Armenier von Berg-Karabach nicht ein so hohes soziales genommene vergleichende Prufung der damaligen statistischen Daten Lebensniveau hatten wie die Einwohner der Hauptstadt Baku. Jedoch der sozialen Entwicklung in der Aserbaidschanischen SSR im Autono­ wohnten im Baku der Sowjetzeit mehr Armenier (mindestens men Gebiet Berg-Karabach, in der Armenischen SSR und in der 200.000) als in Berg-Karabach. gesamten UdSSR die Unhaltbarkeit dieser Beschuldigungen. In Wenn ein Konflikt lange Zeit nicht gelost wird, „weitet er sich vielen, wenn nicht sogar den meisten, sozialen Bereichen hat sich die aus“, tragt in sich immer neue Schwierigkeitsfaktoren, die seine Entwicklung in Berg-Karabach im Vergleich zu anderen Teilen der friedliche Losung behindern. Er wird komplexer, bekommt immer UdSSR positiv hervorgehoben (s. Tabelle im Anhang). Konnte aus neue Ebenen. Dann wird er mit der Zeit zunehmend schwerer losbar, einer solchen Entwicklung die armenische Bevolkerung ausgeschlos- da die Streitparteien zunehmend im Verstandnis der gerechten und sen werden, deren Mehrheit in den Stadten, stadtischen Siedlungen friedlichen Formen seiner Losung auseinanderdriften. Gut vorstellbar oder in groBen Ortschaften Iebte und nicht nur auf den Bergen die ist auch eine Situation, wenn eine Konfliktpartei an der Verzogerung Schafe hiitete? seiner Losung interessiert ist. Dabei stutzt man sich nicht selten Unumganglich ist auch die Beriicksichtigung des Umstandes, dass darauf, dass sich der Konfliktbereich „von selbst“ und natiirlich die Sozialpolitik in der UdSSR insgesamt und in der Aserbaidschani­ zugunsten dieser ,,verzogernden“ Seite lost. schen SSR insbesondere in ihren wichtigsten Zugen vom Unions- Die andere Seite hingegen, die objektiv an einer moglichst raschen zentrum, von Moskau aus, bestimmt wurde. Die Republik- oder die Losung des Konfliktes interessiert ist, begeht den Fehler, nicht aktiv Gebietsverwaltung konnten diese Politik nur ein wenig zum Besseren und entschlossen genug solchen Hoffnungen entgegenzuwirken, und oder Schlechteren korrigieren. Im Berg-Karabach der Sowjetzeit war sei es im breiten aufklarerisch-ideologischen Sinne. Von den auBeren diese Korrektur recht erfolgreich zum Besseren. Aus der angefuhrten Kraften, die das Bestreben der Partei, den Konflikt moglichst lange Tabelle ist ersichtlich, dass Berg-Karabach mitnichten ein „Natur- Zeit „auf Eis zu legen“ unterstutzen, muss sich die Seite, die an seiner schutzgebiet“ der Ruckstandigkeit in der sozialen Entwicklung im raschen Losung interessiert ist, moglichst klar distanzieren. Letzten Vergleich zu den restlichen Teilen der UdSSR war. Daruber hinaus Endes zwingen lange „auf Eis gelegte“ Konflikte die Konfliktparteien zeugen die Berichte von Augenzeugen, die damals in der Autonomie zur Anerkennung des Status quo. Objektiv gesehen ist das im Falle lebten, davon, das in der Realitat die Situation sogar noch besser war, des Berg-Karabach-Konfliktes weder im Interesse von Aserbaidschan als man heute aus den offiziellen Angaben vermuten konnte. noch von Armenien noch von Berg-Karabach. Auch der Autor selbst, der unterschiedliche sowjetische Zeiten Oft konnen die Konfliktparteien mit einer teilweisen Erfullung erlebte und sich aufgrund seiner beruflichen Interessen lange in ihrer Forderungen auf eine bestimmte Zeit zufriedengestellt werden.

250 251 In diesem Fall sind Bewegungen, wenn auch langsame, in eine der Graber der Gefallenen werden sich positiv auf die Verhandlungen positive Richtung wichtig. Davon ausgehend sollten die Konfliktpar- und auf das Ubereinkommen auswirken. GroBe Bedeutung fiir das teien moglichst oft kleine Forderungsvorschlage auf die Tagesordnung Ubereinkommen hat die Zusammenarbeit der Justizbehorden der der Verhandlungen setzen. Je mehr diese Minimalfordenmgen Republik Aserbaidschan und Armeniens und Berg-Karabachs bei der umgesetzt werden, desto mehr kann der Verhandlungsprozess zum Bekampfung der Kriminalitat, insbesondere der Grenzkriminalitat und gewiinschten Endergebnis flihren. Fiir Aserbaidschan, Armenien, die des intemationalen Verbrechens. aserbaidschanischen und die armenischen Gemeinden von Berg- Drittens. Der Verhandlungsprozess darf nicht unterbrochen wer­ Karabach ware es niitzlich, eine Liste der Minimalfordenmgen und den. Jede Unterbrechung schadet dem Ubereinkommen und erschwert der fiir beide Parteien vollig ohne Schaden annehmbaren Forderungen den weiteren Verhandlungsverlauf, die Losung der aktuellen Probleme aufzustellen, diese Liste durch Konsens zu bestatigen und die und die Erzielung von Endresultaten. Konfliktteilnehmer dem Gericht der Offentlichkeit zu iiberstellen. Viertens. Eine groBe Bedeutung hat die Riickkehr der Fliichtlinge Die schrittweise Wiederherstellung des Vertrauens zwischen den und Zwangsumgesiedelten an ihren fruheren Wohnort, wenn sie dies Konfliktparteien spielt eine vorrangige Rolle bei der friedlichen wiinschen, und die Garantie fiir ihr normales Leben und ihre Losung des Konfliktes. Die Erffillung der o.g. Minimalforderungsvor- Sicherheit. Gleichzeitig sind Fragen der materiellen und moralischen schlage konnte der Wiederherstellung des Vertrauens nur forderlich Kompensation sowohl fiir diejenigen zu losen, die zur Riickkehr bereit sein. Insbesondere Wirtschaftsprojekte mit gegenseitigem Nutzen, sind als auch fiir diejenigen, die sich an neuen Orten niederlassen und deren dringende Notwendigkeit fiir die Gesellschaft aller Konfliktpar­ nicht beabsichtigen, zuriickzukehren. teien offensichtlich ist, und eine beiderseits vorteilhafter Funftens. Die Riickgabe der besetzten Territorien der Republik Wirtschaftsaktivitat wurden die allmahliche Wiederherstellung des Aserbaidschan durch die Republik Armenien vor der Losung auch der Vertrauens fordem. In dieser Hinsicht wurde es sich insbesondere fur Frage Berg-Karabachs ware ein guter Schritt zur Starkung des Aserbaidschan als wirtschaftlich starkerer Konfliktpartei lohnen, Vertrauens. Aserbaidschan konnte unter der Garantie internationaler immer neue Projekte zu beginnen und breit bekanntzugeben und Beobachter die Hinlanglichkeit und Zuverlassigkeit der Verbindungs- unermiidlich die Niitzlichkeit der Teilnahme der armenischen Seite an wege zwischen Erewan und Chankendi (Stepanakert) gewahrleisten. ihnen unter der Bedingung der Befreiung der besetzten Gebiete und In der Regel schwachen konkurrierende Machte dann ihre feind- einer gerechten Regelung des gesamten Konfliktes aufzuzeigen. Ohne seligen Handlungen ab oder stellen sie ganz ein, wenn sie den Verzicht der Parteien auf einen unvemiinftigen Maximalismus. offensichtlich in die Sackgasse fiihren oder die Konfliktparteien ohne eine echte Suche nach Kompromissen ist die Aufgabe der iiberzeugt sind, dass die Anwendung von Gewalt sowohl ihnen als friedlichen Regelung des Karabach-Konfliktes nicht zu losen. auch ihrem Gegner den gleichen Nutzen bringt, oder wenn sie Es ist folgende Klassifizierung der VertrauensmaBnahmen denk- erkennen, dass die Fortsetzung der feindseligen Konfrontationen sehr bar. viel teurer ist und viel weniger Privilegien bringt als die allmahliche Erstens. Eine Garantie eines stabilen, auf Volkerrecht griindenden friedliche Losung des Problems. Insbesondere die Republik Aser­ und von intemationalen friedensschaffenden Gruppen untersttitzten baidschan sollte feindselige Sackgassen-Situationen vermeiden: je Friedens. baufiger diese auftreten oder provoziert werden und je langer sie Zweitens. Ein gemeinsamer administrativer Schritt. Die Erzielung andauern, desto ,,eisiger“ wird der Konflikt. Weder die Republik einer Vereinbarung, nach der alle Kriegsteilnehmer und Teilnehmer Armenien noch Berg-Karabach zeigen ausreichende Bereitschaft des gesamten Konfliktes, die keine Verbrechen gegen die Menschheit selbst zu kleinen und vollig vorteilhaften Kompromissen, die auf die oder gegen die Zivilbevolkerung veriibt haben, eine Amnestie Moglichkeit einer friedlichen Losung des Konfliktes hinweisen erhalten. Der Austausch von Gefangenen und Geiseln und die Pflege wurden.

252 253 Gewalt oder Androhung von Gewalt ist kaum eine produktive konnen die Verhandlungen mit dem gleichen Menschen geftihrt Form der Regelung des Berg-Karabach-Konfliktes. Die Anwendung werden als „dem Leiter der armenischen Gemeinde von Berg- von Gewalt zur Regelung eines Konfliktes ist gewohnlich ein teures Karabach" oder als dem Leiter der „separatistischen Krafte von Berg- und riskantes Untemehmen, das nicht selten zu neuen und selbst Karabach" (vielleicht sind darunter auch Vertreter anderer erweiterten Streitigkeiten fuhrt; die Ergebnisse der Gewaltanwendung Nationalitaten). Wenn die friedliche Losung der Frage ernsthaft sind in der Regel nicht stabil und nicht von langer Dauer. Die 1991- angestrebt wird, so gibt es keine Probleme auch fur Gesprache mit 1994 besetzten aserbaidschanischen Gebiete sind dafiir ein dem klaren Gegner. Das tragt wenigstens dazu bei, dass man ihn augenfalliges Beispiel: niemand denkt emsthaft, dass die Republik besser kennt und versteht. Aserbaidschan jemals auf ihr eigenes Territorium verzichten wiirde. Eine qualitative Neuheit wurden dem Verhandlungsdialog Gleich starke Gegner oder Gegner mit gleich starken Verbundeten offizielle gegenseitige Entschuldigungen der widerstreitenden neigen eher zur friedlichen Erreichung der von ihnen geregelten Konfliktparteien fur einander zugefugte Beleidigungen, Ungerechtig- Ergebnisse und sind eher bereit, die MaBnahmen einer Vereinbarung keit und Menschenrechtsverletzung geben. Ein anderer Schritt zur zu unterstiitzen. Unter gleicher Starke versteht der Autor nicht nur die friedlichen Losung des Konfliktes ware eine Nichtangriffsverein- faktische Gleichheit von (wirtschaftlichen, menschlichen, militari- barung zwischen der Republik Aserbaidschan und der Republik schen u.a.) Ressourcen, sondem auch die Unmoglichkeit einer Partei, Armenien. Ein solcher Pakt konnte Berg-Karabach davon iiberzeugen, der anderen ihren Willen mit Gewalt aufzuzwingen. dass Aserbaidschan ein entschiedener Anhanger der friedlichen Wenn sich eine Konfliktpartei von vomherein als endgiiltigen Losung des Konfliktes ist. Diese Uberzeugung wiirde den weiteren Sieger sieht und die andere Partei als Unterlegenen, so ist das Dialog und die Moglichkeiten der friedlichen Losung des Konfliktes psychologische Fundament eines Konfliktes schon gelegt, und die wesentlich erleichtern. Hoffnung auf den Erfolg von Verhandlungen ist verloren. Wichtig ist Theoretisch gibt es drei Hauptwege zur Losung von Konflikten. 1. auch, offiziell keinerlei zeitliche Begrenzung der Verhandlungen Eine aufiere Macht diktiert den Konfliktparteien die Losung des anzusetzen: der Druck offiziell mitgeteilter Fristen verringert die Konfliktes. 2. Der Konflikt kann durch Handlungen einer Konfliktpar­ Moglichkeit des Erfolgs auf dem Weg der kleinen, fur beide tei gelost werden. 3. Der Konflikt wird von den Konfliktparteien vorteilhaften, Schritte aufeinander zu. Andererseits, was steht denn gemeinsam und friedlich auf politischem Wege gelost. hinter den offiziell mitgeteilten vorlaufigen Fristen? Krieg oder eine Der dritte Weg zur Losung von Konflikten ist der aussichtsreichste komplette und unvereinbare gegenseitige Entfremdung der Parteien, und die Resultate, die auf diesem Weg erzielt werden, sind am dauer- was einem ,,Einfrieren“ des Konfliktes gleichkommt. Die intema­ haftesten. tionale Erfahrung zeigt inzwischen, dass ,,eingefrorene“ Konflikte Zur Erreichung eines Friedens ist die rasche Schaffung eines frtiher oder spater zu neuem Blutvergieflen und zu einer neuen zuverlassigen „Trenngiirtels" zwischen den Verhandlungspartnern des militarischen Auseinandersetzung fiihren konnen. Die aktuellen Konfliktes wichtig, damit ein direkter Kontakt zwischen ihnen Ereignisse im August 2008 zwischen Georgien und Russland haben voriibergehend nicht moglich ist. Hier sind zuverlassige neutrale diese These nochmals bestatigt. auslandische Krafte erforderlich, die rasch zwischen den Verhand- Fur das Fiihren von Verhandlungen sind bevollmachtigte, verant- lungsparteien des Konfliktes stationiert werden konnten. Diese Krafte wortliche Vertreter der Seiten erforderlich, die als solche auch von der konnten die Entwaffnung der Parteien fordem und die Entwaffnung in Gegenseite anerkannt werden. Ohne die Anerkennung der Realitat der der Konfliktzone kontrollieren. Solche Aufgaben konnen nicht gelost delegierten Vollmachten sind Verhandlungen sinnlos oder verfolgen werden, wenn zwischen den Verhandlungspartnern des Konfliktes falsche Ziele. Wenn die aserbaidschanische Partei keine Verhand­ jegliches Vertrauen fehlt. Solche MaBnahmen wurden offenbar nach lungen mit dem „Prasidenten" von Berg-Karabach fiihren kann, so dem Waffenstillstand im Berg-Karabach-Konflikt nicht umgesetzt.

254 255 Um einen neuen Krieg zu verhindem, sind grundlegende friedlichen Losung, der Gewahrleistung der Moglichkeit des freien VorsichtsmaBnahmen erforderlich. Das sind laufende FolgemaBnah- Lebens der Karabacher in einem gemeinsamen Heimatland men, die bestimmte Ausgaben mit sich bringen. Jedoch ist der Preis unabhangig von ihrer Nationality, wegfuhren kann.410 Eine „Histo­ der VorsichtsmaBnahmen, verglichen mit den Kosten fur den Krieg, rische Argumentation41 ist bei der Prufung und Losung von Konflikten den Wiederaufbau nach dem Krieg und die Beseitigung seiner naffirlich nicht entscheidend, obwohl die Geschichte immer als tiefer psychischen Folgen, nicht zu hoch. Die Republik Aserbaidschan darf Hintergrund in die Interpretation der Ereignisse einflieBt und nicht sich deshalb vom Preis der VorsichtsmaBnahmen nicht abschrecken vollig eliminiert werden kann. Die Solidaritat mit den Vorfahren und lassen. die Stutze auf die Geschichte ist eine der Komponenten, die den Sinn Ganz wichtig sind die sozialen Aspekte einer friedlichen Losung des Lebens des Menschen und der Gemeinschaften von Menschen des Konfliktes. Wie akzeptieren sich die Gesellschafiten der Lander bilden. Eine Schwierigkeit bei der Losung des Berg-Karabach- der gegnerischen Konfliktparteien gegenseitig? Was muss unbedingt Konfliktes besteht darin, dass viele Konfliktbeteiligten aus getan werden zur Verbesserung der positiven Seiten dieser Akzep- entgegengesetzten Positionen von der Uberlegenheit der historischen tanz? Die Einbeziehung der offentlichen Meinung in Debatten uber Argumente iiberzeugt sind und nicht die Bedeutung des die Bedingungen einer gerechten Regelung ist eine unverzichtbare Volkerrechtes, die reale Krafiteanordnung auf regionaler und inter- Voraussetzung fur die Erzielung eines stabilen politischen Resultats nationaler Ebene im Vergleich zur Ausgangslage, die Tendenzen der im Kaukasus. Einen Kompromiss einzugehen, der nicht von der historischen Entwicklung und die langfristigen Interessen der eigenen offentlichen Meinung getragen wird, ist eine todliche Gefahr fur jede Seite richtig einschatzen. Regierung in dieser Region. Eine vermeintlich zu groBe Kompromiss- Das kollektive Gedachtnis kann als machtiges Mittel sowohl zur bereitschaft wird hier von der politischen Opposition als Verrat an den Entfachung als auch zur Verringerung von Gewalt und interethnischen staatlichen Interessen gesehen. Die blutigen Ereignisse im Oktober Konflikten dienen. Bei der Entstehung eines ethnischen Konfliktes 1999 im Parlament der Republik Armenien bezeugen dies deutlich. kann das kollektive Gedachtnis ein ausschlaggebender Faktor sein, der Damals begannen die Vereinigten Staaten am Vorabend des OSZE- unter bestimmten Bedingungen sogar eine Schliisselrolle spielt. Das Gipfeltreffens in Istanbul mit der aktiven Vermittlung zwischen kollektive Gedachtnis enthalt vergangene Krankungen, Zorn und Erewan und Baku. Schon schien es vielen, dass ein Boden fur die Hass, die unter bestimmten Bedingungen von den politischen Eliten Annaherung der Positionen von Armenien und Aserbaidschan im als Mittel zur Entfachung eines Konfliktes und eines Krieges Verhandlungsprozess gefunden worden war. Aber die ftinf instrumentalisiert werden konnen.411 Jedoch spielt bei der friedlichen armenischen Terroristen, die das Parlament stiirmten und sieben Losung von Konflikten das kollektive Gedachtnis eher eine Politiker erschossen, darunter auch den Parlamentsvorsitzenden und bremsende Rolle. den Premierminister, haben den Annaherungsprozess der Parteien im Die offentliche Meinung wird im Kaukasus nicht seiten zur Berg-Karabach-Konflikt unterbrochen. Irgendwelche einflussreichen unuberwindlichen Hiirde auf dem Weg zu verniinftigen, gegenseitig armenischen Krafte waren gegen diese Annaherung und verschoben nUtzlichen Kompromissen. Derjenige Regierungschef im Kaukasus, sie auf lange Jahre. Man muss anerkennen, dass sowohl in Aserbaid­ schan als auch in Armenien die offentliche Meinung langst nicht 41(1 V g l.: Altstadt Audrey L. О Patria Mia: National Conflict in Mountainous immer einer entstandenen Situation und den objektiven Anfor- Karabagh. In Sammelband: Ethnic Nationalism and Regional Conflict. The Former Soviet Union and Yugoslavia. Ed. By Duncan W. Raymond and derungen der Konfliktparteien und ihren langfristigen Interessen Holman G. Paul, Jr. USA: Westview Press: Boulde, Co, 1994, p. 112. angemessen ist. 4l,Karagjesow Rauf. Kollektiwnaja pamjat w etnopolititscheskom konflikte: Die geschichtlichen Wurzeln des Berg-Karabach-Konflikts reichen slutschaj Narodnogo Karabacha. (Das kollektive Gedachtnis im ethnopoli- tischen Konflikt: Der Fall Berg-Karabach) In: Zentraljaja Asija i Kawkas so weit zuriick, dass die Stiitzung auf sie auch vom Hauptziel der (Zentralasien und der Kaukasus), Nr. 5 (47),2006, S. 167-179. 256 257 der bestrebt ist, unabhangig von der offentlichen Meinung zu handeln, Vorhandensein einer nationalen Minderheit bedeutet nicht, dass sie ausgehend von den objektiven Interessen des Landes in der jeweiligen sich abspalten und auf dem Territorium eines Landes einen eigenen Etappe, wird fast automatisch von EU-Politikern des Autoritarismus Staat griinden kann. Stellen Sie sich vor, was ware, wenn die und der antidemokratischen Intentionen beschuldigt. Besonders oft Armenier beginnen wurden, in alien Landem, wo sie wohnen, eigene ,,gelingt“ dies auf dieser Ebene dem aserbaidschanischen Prasidenten Staaten zu griinden? Wie viele armenische Staaten wurden in diesem Ilham Alijew, obwohl seine Republik sowohl die stabilste als auch die Fall geschaffen? Sie haben bereits einen armenischen Staat!“414 sich wirtschaftlich am erfolgreichsten entwickelnde in der Region ist. Selbst bei sich gegenseitig ausschlieBenden Standpunkten sprechen Gerade die ideologischen Einstellungen der EU-Staatschefs fuhren die Verhandlungspartner besser miteinander als iibereinander. Vor- dazu, dass die Republik Aserbaidschan, die materiell so viel gelitten urteile werden nicht dadurch beseitigt, dass auf Verhandlungen hat durch den Konflikt, von der EU im Vergleich zu anderen Repub- gedroht wird, ,,heikle“ Fragen anzusprechen. Es ist wichtig, in welcher liken der Region weniger Hilfe erhalt.412 Diese Politik schadet nicht Form sie gestellt werden, den Verhandlungspartner als gleich- nur Aserbaidschan, sondern auch der EU, deren eigentlicher Platz im berechtigten, aufrichtigen Gesprachspartner zu sehen, der Recht auf Kaukasus langst von den USA besetzt ist. seine eigenen Uberzeugungen und Vorurteile hat. Besonders wichtig In der Republik Aserbaidschan gibt es mehr als 20 national- ist diese Einstellung, wenn Vermittler bei Verhandlungen anwesend ethnische Minderheiten, die mehrheitlich in kompakten Siedlungen sind. leben. AuBer Armeniern wohnen hier Udinen (6000), Krysy (1000), Hindemisse fur die friedliche Regelung eines Konfliktes sind die Chinalygi (2000), Budugi (1000), Ingiloizy (8000), Lesginen unzureichende Erkenntnis oder Kenntnis der gegenseitigen Abhangig­ (178.000), Griechen (700), Juden (3.000), Russen (141.000), Kurden keit der Konfliktparteien; die Unfahigkeit oder die fehlende Bereit- (28.000), Georgier (14.000) u.a.413 Das einzige monoethnische Land schaft, das Wesen, den Kern, die Hauptsache in den Positionen der im Siidkaukasus ist Armenien. Die Bevolkerung der Republik besteht Gegenpartei zu verstehen und gemaB diesem Verstehen zu handeln; zu fast 98% aus Armeniern, obwohl einst in diesem Gebiet Vertreter das Fehlen politischer Formeln, die vorlauftg fur alle Konfliktparteien vieler Nationalitaten lebten. akzeptabel waren und gleichzeitig auf eine mogliche friedliche Die religiose Toleranz in Aserbaidschan, wo Moslems, Christen Losung des Konfliktes hinweisen wurden; eine zu aktive Einmischung und andere Religionen friedlich zusammenleben und deren Traditi- auslandischer interessierter Machte; der nicht ausreichende Wille (und onen eine jahrhundertelange Geschichte haben, wird von auslandi- Wunsch) einer Partei zur friedlichen Losung des Konfliktes. schen Experten festgestellt und hoch eingeschatzt. In der Verfassung Aus erfolgreichen Verhandlungen gehen alle Verhandlungsteilneh- der Republik Aserbaidschan von 1995 wird die Gewissensfreiheit und mer leicht unzufrieden heraus. Sonst ist es kein Kompromiss. Weder der weltliche Charakter des Staates garantiert, Moscheen, Kirchen, die Verhandlungspartner noch die Vermittler erreichen nicht die von Synagogen und Tempel koexistieren friedlich in Baku, wo auch Ende ihnen gesetzten Ziele in der ganzen Ftille und treten, das erkennend, in 2005 mindestens 30.000 Armenier lebten, vor allem Armenier in die Verhandlungen ein, bereit zu einem bestimmten Kompromissspek- Mischehen. trum. Nationale Minderheiten gibt es in vielen Landem. Multinationale Je mehr einwirkende auBere Krafte in den Konflikt verwickelt sind Lander sind heute eher die Regel als die Ausnahme. „Aber das oder damit verbundene Interessen haben, desto groBer ist die Gefahr, dass die Konfliktparteien bei der Losung des Konflikts nicht auf sich 4l2Vgl.: Perwye liza. Ilham Alijew, president Aserbajdschana (Fiihrende Person- selbst hoffen werden, sondem auf die Unterstiitzung der regionalen lichkeiten. President von Aserbaidschan.) In: Kommersant, 22.2.2007, S .10. oder globalen Player. Die Gegensatzlichkeit und in vielen Punkten 413 • • Vgl.: Guliewa Narida. Etnitscheskie menschinstwa: realnost i perspektiwy (Ethnische Minderheiten: Realitat und Perspektiven. In: IRS, Nr. 5 (23), 2006. 4l4VgI.: Die Rede des Prasidenten der Republik Aserbaidschan Ilham Alijew, in: S. 4-8. Kommersant, www.kommersant.ru/leaders. 22.2.2007 258 259 direkte und bewusste Gegeniiberstellung der Interessen der USA, der Mit der Zeit wird sich aufgrund der dynamischen Entwicklung EU, Russlands, der Tiirkei und des Iran in der Region erschweren die Aserbaidschans in den letzten Jahren die Diskrepanz des wirtschaft- Losung des Berg-Karabach-Konfliktes. Es kann kaum vemeint lichen, demographischen und militarischen Potentials zwischen werden, dass gewisse politische und militarische Krafte in Russland Aserbaidschan und Armenien immer starker bemerkbar machen. Die auch nach dem Zusammenbruch der UdSSR eine wichtige Rolle im soziale Stabilitat und das wirtschaftliche Wohlergehen der normalen Berg-Karabach-Konflikt spielten und bei dessen kiinstlicher Aufrecht- Burger unterscheidet schon heute Aserbaidschan positiv von erhaltung weiterhin spielen werden. Armenien, trotz der enormen Hilfe, die Armenien von tiberall erhalt. Von 1992 bis 1994 und zeitweise spater gelangten russische Die Entwicklung Aserbaidschans wird eine wichtige Bedeutung fur Waffen und Ausriistung in beeindruckender Menge auf das die friedliche Losung des Berg-Karabach-Konfliktes haben.415 Territorium der Republik Armenien. Diese Lieferungen riefen breite Proteste in Aserbaidschan hervor. Im Lichte der Mitgliedschaft der Republik Aserbaidschan in der GUS, zu der auch Russland und Armenien gehoren, erscheinen solche Lieferungen besonders zynisch. Die heimliche Lieferung von russischen Waffen an Armenien wurde in der Staatsduma in Russland erortert und vom Abgeordneten der Staatsduma General Lew Rochlin scharf kritisiert. General L. Rochlin kam spater unter ungeklarten Umstanden zu Tode. Anfang 2007 waren in alien drei transkaukasischen Republiken russische Militars stationiert. Eine russische Militarbasis befindet sich in Gjumri (Armenien). Seit 1997 besteht zwischen Russland und Armenien ein gegenseitiger Beistandsvertrag. Im Norden Aserbaidschans befindet sich die Gabaia-Radarstation, die Russland nach dem Vertrag bis 2015 nutzen wird. In Georgien befinden sich noch die russischen Militarbasen Achalkalaki und Batumi, die iibrigens fur Russland schon lange keine militarische Bedeutung mehr haben, und Moskau kann sie leichten Herzens auflosen. Ohne die USA oder gegen den Willen der USA, ohne Russland oder gegen den Willen Russlands wird es keinen dauerhaften Frieden geben, weder zwischen Aserbaidschan und Armenien, noch im Sudkaukasus insgesamt. Diese zwei Subjekte der Weltpolitik konnten in Zusammenarbeit miteinander einen entscheidenden Beitrag zur friedlichen Losung des Berg-Karabach-Konfliktes leisten. Aserbaidschan kann sich keine militarische Losung des Berg- Karabach-Konfliktes erlauben, obwohl die vom Nachbam besetzten 415Vg 1.: Dmitrij Rupel. Amtierender OSZE-Vorsitzender in: www.dav.ax/ Territorien der Republik Aserbaidschan eine schreiende ppliticse4772.html.; Juschnyj Kawkas - sona interesow Soedinjonnych Ungerechtigkeit und eine grobe Verletzung des Volkerrechts Schtatow Ameriki (Der Sudkaukasus: Interessenszone der USA. In: Nesa- darstellen. wisim aja gaseta, Nr. 113, 20.7.2001, S.4; Neftjanoj rekord. Aserbajdschan rastjot как nikto w mire (Olrekord. Wachstum in Aserbaidschan so hoch wie nirgends auf der Welt. In: Westi, 23.1.2007, S. A3.

26 0 261 18. Zu den Annaherungswegen der Positionen der Kon­ Recht Aserbaidschans auf territoriale Integritat anerkennen muss. Auf fliktparteien iiber mogliche Kompromisse den ersten Blick sind diese Dinge unvereinbar. Aber ich bin iiberzeugt, dass es nur auf den ersten Blick so ist. Und gerade auf „ Die Geschichte lehrt nicht, was man tun muss, dieser Basis, wenn das Problem gegenseitig verstanden wird, konnen sondem was man nicht tun darf. Sie ist nutzlich, weil wir auch einen vemiinftigen Kompromiss fmden.“418 Dieser sie ein warnendes Wissen bereitstellt. “ Vorschlag ist recht mysterios und kann ohne Detaillierung seitens Kljutschewskij W.S. seines Autors nur schwer bewertet werden. Aber zwei Frage werden aufgeworfen: 1) Was meint President Sarkisjan mit „Volk von Berg- Die Organisation fiir Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa Karabach“? und 2) Was meint er mit „Selbstbestimmung"? Wenn es (OSZE) prtift sowohl den Kompromiss der Riickgabe der sieben an die Selbstbestimmung einer breit gefassten Autonomie oder Republik Berg-Karabach angrenzenden Rayons von der Republik Armenien an innerhalb der Republik Aserbaidschan ist, dann sind Kompromisse die Republik Aserbaidschan, die Riickkehr der Fliichtlinge in diese wahrscheinlich moglich. Rayons, die Stationierung von Friedenstruppen in Berg-Karabach und Eine andere, fur die Republik Aserbaidschan klar unannehmbare in den daran angrenzenden Rayons als auch die Durchfuhrung eines Forderung, stellt der Chef der neuen einflussreichen politischen Partei Referendums in Berg-Karabach iiber dessen zukunftigen Status. Diese „Prozwetajuschtschaja Armenija“ (Bliihendes Armenien) Gagik Vorschlage halte ich, gelinde gesagt, fiir nicht durchdacht: es wird Zarukjan: „Wir sind davon iiberzeugt, dass der nachste Schritt die darin unverstandlicherweise angezweifelt, dass Berg-Karabach intemationale Anerkennung der Unabhangigkeit der Region Berg- Territorium der Republik Aserbaidschan ist.4'6 Karabach und seine Integration in die Volkergemeinschaft ist. Die Der damalige Premierminister der Republik Armenien Serge weiteren Fragen im Kontext der Schaffung von Frieden in der Region Sarkisjan brachte den Gedanken des Abschlusses eines Friedensver- und gutnachbarlicher Beziehungen zu Aserbaidschan konnen erortert trages in Form einer ,,Friedensvereinbarung“ zwischen Aserbaidschan und gelost werden“.419 und Armenien ein: „Es handelt sich um ein Friedensabkommen - mit Es ist sehr viel Fantasie dafur erforderlich, an die Unabhangigkeit diesem Vertrag werden beide Parteien fur immer auf eine gewaltsame von Berg-Karabach zu glauben und den gleichen Glauben von Losung des Konfliktes verzichten miissen. Wenn der Vertrag anderen zu verlangen. unterzeichnet sein wird, beginnen wir, an der Annaherung der beiden Die Offnung der tiirkisch-armenischen Grenze (1992 geschlossen), Volker zu arbeiten, und es wird Bewegung in die Sache kommen“.4n die unter anderem von der Losung des Berg-Karabach-Konfliktes Ein Friedensvertrag ohne vorhergehende Befreiung der besetzten abhangt, ist nach Schatzungen einer Reihe von Experten geeignet, das Gebiete eines Nachbarlandes? Bruttoinlandsprodukt der Republik Armenien um ein Drittel ansteigen Fast ein Jahr spater gab der gleiche Politiker, nun schon in der zu lassen. Weshalb also nicht diese Moglichkeit vernunftigerweise Position des Prasidenten der Republik Armenien, eine auBerst nutzen? interessante Erklarung: „Ich meine, dass - wie paradox es auch Die Ausweitung des Separatismus auf dem Territorium der ehe- klingen mag - Aserbaidschan das Recht des Volkes von Berg-Kara- maligen UdSSR begann verstarkt gerade mit dem Beginn des Berg- bach auf Selbstbestimmung anerkennen muss und Armenien das Karabach-Konfliktes, der sich danach zum Krieg ausweitete. In unseren Tagen konnte die friedliche politische Losung dieses Vgl.: Moskauer Deutsche Zeitung, 3.2.2008, S. 8. Konfliktes auch einen Impuls fiir die Losung anderer langer Konflikte 4l7Vgl.: Zwetnaja rewoljutsija w Armenii wosmoschna lisch teoretischeski. (Die des postsowjetischen Raumes geben. farbige Revolution in Armenien ist nur theoretisch moglich.) Interview des Premierministers der Republik Armenien Serge Sarkisjan. In: Nesawisimaja 4IRVgl.: Rossijskaja gaseta, 7.3.2008, S. 3. gaseta, 27.4.2007, S. 7. 419Vgl.: das Interview von Zarukjan in: ,,Iswestija“,8.5.2007, S. 4. 262 263 Die Alternative zur friedlichen Losung des Berg-Karabach- durch Russland als Anschluss des armenischen Volkes und der Konfliktes ist eine weitere Militarisierung der Region, eine Ver- armenischen Gebiete an das Russische Reich darzustellen. scharfung der humanitaren Krise in Armenien, Aserbaidschan und Die Analyse russischen Archivmaterials der vorsowjetischen Berg-Karabach, eine anhaltende Bremsung der Wirtschaftsentwick- Periode und anderer Lander liefert keinerlei Beweise fur die Zuge­ lung der Region und eine Verstarkung der bei weitem nicht horigkeit der genannten drei Khanate zu Armenien. Im Gegenteil uneigenniitzigen Einmischung extemer Machte in das Schicksal der zeugen, wie der Forscher Sachib Dschamal richtig bemerkt, alle Lander des Sudkaukasus. Der Konflikt zwischen der Republik Arme­ Dokumentenquellen - im Unterschied zu den Falschungen - vom nien und der Republik Aserbaidschan ist komplex und verworren und aserbaidschanischen Charakter dieser Gebiete und Khanate. Auch in hat eine enorme zerstorerische Auswirkung, die die wichtige historischer und demographischer sowie in kultureller und in geopolitische Region bedroht. politischer Hinsicht waren die Khanate Karabach, Eriwan und Dieser Konflikt unterscheidet sich von vielen anderen durch die Nachitschewan aserbaidschanische Staatsgebilde, die zuweilen groBc enorme Zahl seiner falschen Wahmehmungen und Interpretationen. Unabhangigkeit vom Safawiden- und vom Kadscharenstaat, vom Die Erklarung daftir ist vielschichtig. In der ersten Etappe des Osmanischen Reich oder von Russland erreicht hatten, und die eine Konfliktes, in der Zeit der UdSSR, wurden alle Informationen von der wichtige Rolle bei der Entstehung des aserbaidschanischen Staates Zentralmacht und den ortlichen kommunistischen Behorden sorgfaltig gespielt hatten. Der Autor hofft, dass diese Studien auch ihren Teil zur dosiert und zuweilen verfalscht. Objektive, gepriifte Informationen Erhellung der wahren Geschichte von Berg-Karabach beigetragen iiber Konflikte gab es ganz offensichtlich nicht in ausreichender haben. Menge. Auch die relative Unkenntnis der vielen Beobachter und Wis- Die dynamische Entwicklung von Aserbaidschan, seine zuneh- senschaftler des Berg-Karabach-Konfliktes beziiglich der historischen mende regionale und geopolitische Bedeutung, bedingt sowohl durch und kulturellen Besonderheiten der Region ist offensichtlich. die Politik seiner gegenwartigen Regierung als auch durch seine Die Ursachen des Konfliktes sind in einer Reihe von Faktoren zu geographische Lage und durch seine riesigen Ressourcen, Transit- suchen: dem Umstand, dass sich die armenische Bevolkerungsmehr- moglichkeiten und die sich entwickelnde Olindustrie, fiihrt unver- heit von Karabach sozial, kulturell, wirtschaftlich und politisch meidlich zu einer Verschiebung des Kraftegleichgewichts in der diskriminiert flihlt; im durch die historischen und kulturellen Um- Region zu Ungunsten Armeniens. Die von Aserbaidschan zusammen stande entstandenen ,,Antagonismus“ der nationalen Identitaten, im mit der EU, den USA und anderen Landern realisierten gewaltigen Fehlen demokratischer Institutionen in der ehemaligen UdSSR, Energie- und Transportprojekte bringen dieses Land nicht nur der EU, wodurch die armenische Bevolkerung von Karabach nicht die sondem auch dem Weltmarkt fur Produkte und Dienstleistungen Moglichkeit hatte, offen ihre Unzufriedenheit zu auBem, in der Unter­ insgesamt naher. stiitzung der armenischen Diaspora von auBen, in den Bestrebungen Im Dezember 2006 wurde zwischen Aserbaidschan und der EU in der Anhanger der Schaffung von Grol3-Armenien, in der „Hand Mos- Brussel das Memorandum iiber die strategische Energiepartnerschaft kaus“, und in vielem anderem. unterzeichnet. Am 22. Marz 2007 wurde von der US-Au6enministerin Besonders wichtig ist eine umfassende Bewertung der Probleme Condoleezza Rice und dem aserbaidschanischen Aul3enminister Elmar der bilateralen Beziehungen von Armenien und Aserbaidschan in Mamedjarow in Washington das „Memorandum iiber die Zusammen­ Verbindung mit der haufig anzutreffenden These iiber die Existenz arbeit zwischen den USA und Aserbaidschan im Energiebereich“ historischer Beweise fur die Zugehorigkeit der aserbaidschanischen unterzeichnet - ein zweifellos auch auf dem Hintergrund der Per- Khanate Karabach, Eriwan und Nachitschewan zu Armenien und mit den Versuchen, die Eroberung dieser aserbaidschanischen Territorien

264 265 spektiven einer Losung des Berg-Karabach-Konfliktes bedeutendes schen Armee und die rasante Wirtschaftsentwicklung des Landes Ereignis420. lassen keinen Zweifel an einer schnellen Losung des Karabach- Geopolitisch ist wichtig, dass sich Aserbaidschan nicht mit der Konfliktes im Interesse des Landes. Mit der Zeit wird die Position Rolle eines Lieferlandes fur Energietrager begniigen will, sondem Aserbaidschans auf Grund der erfolgreichen Entwicklung des Landes bereit ist, auch emsthafte Transitfunktionen fur interessierte Lander zu sowie der zunehmenden Unterstutzung von immer mehr Landern und iibemehmen und in wachsendem MaBe Erdolprodukte zu produzieren Organisationen immer starker werden."423 Ebenfalls im Friihjahr 2007 und damit zu handeln.421 In der Mehrzahl der bereits umgesetzten erklarte President Ilham Alijew wahrend seines USA-Besuches im Projekte wie etwa der Olpipeline Baku-Tbilissi-Ceyhan, der Gas- April erstmalig, sein Land habe den Kampf um Karabach verloren, pipeline Baku-Tbilissi-Erzurum, der im Bau befmdlichen nicht gegen Armenien, sondem gegen Russland. Und er betonte, der Eisenbahnlinie von Kars iiber Achalkalaki nach Baku und anderen Krieg sei noch nicht zu Ende.424 Projekten ist Armenien hauptsachlich aufgrund der Okkupation von Mir erscheint eine militarische Losung des Berg-Karabach-Kon- Teilen des Territoriums Aserbaidschan nicht beteiligt. Ein solches fliktes in den nachsten zwei bis drei Jahren aufgrund der ,,Herausfallen“ aus der regionalen und globalen wirtschafilichen geopolitischen Situation in der Region und der Welt nicht sehr wahr- Zusammenarbeit ist der Republik Armenien kaum niitzlich. scheinlich. Man darf nicht vergessen, dass die Republik Armenien zur Aserbaidschan stellt Jahr flir Jahr groBere Summen fur militarische OVKS gehort und dass sich auf ihrem Territorium eine russische Zwecke in den Haushalt ein. In 2006 tiberstiegen diese Ausgaben 600 Militarbasis befindet (5.000 Mann mit modemen Waffen und Kampf- Millionen US-Dollar. Diese Ausgaben machten iiber 10 Prozent der flugzeugen). Und das heiBt, dass Aserbaidschan es bei einem gegen Ausgabenposten des gesamten Haushalts aus. In einer seiner Reden Armenien begonnenen Krieg mit Russland zu tun bekommt. Und im forderte der President der Republik Aserbaidschan Ilham Alijew: „... Falle neuer Kriegshandlungen werden die USA, aufgrund der vielen unser Militarhaushalt muss dem gesamten Haushalt Armeniens Millionen Armenier in der Diaspora in den USA, keine eindeutige entsprechen und ihn womoglich iiberschreiten. So wird es auch sein! Position beziehen. Und mit der Tiirkei hat Aserbaidschan noch aus der Das werden wir erreichen".422 Und gegen Ende 2007 erreichte die Zeit Heidar Alijews eine Vereinbarung, nach der Baku ohne Republik Aserbaidschan dieses Ziel auch. Zustimmung Ankaras keine neuen Kriegshandlungen beginnen kann. Dass die Notwendigkeit einer friedlichen und baldigen Losung des Die Analyse zahlreicher Quellen und Dokumente in verschiedenen Konfliktes auBerst dringlich geworden ist, geht auch aus der Rede des Sprachen und verschiedenen historischen Perioden ermoglicht die Prasidenten Aserbaidschans Ilham Alijew vor der Offentlichkeit in Bestatigung der Schlussfolgerung, dass das Territorium von Berg- Baku im Zusammenhang mit dem nationalen Nowrus-Fest 2007 Karabach vom historischen, juristischen (geltendes Volkerrecht) und hervor: „Das hohe Niveau der Kampfbereitschaft der aserbaidschani- politischen Standpunkt aus zur Republik Aserbaidschan gehort, obwohl die Armenier die ###Mehrheit der dortigen Bevolkerung aus 420Im Bericht des State Department der USA 2006 wird zu den Menschen- den externen und bekannten Griinden Armenier ist. Berg-Karabach rechten beziiglich Berg-Karabachs und den Gebieten unter armenischer Kontrolle vollig zu Recht der Terminus „okkupierte Territorien“ verwendet. war und ist ein integraler Bestandteil jener Staatsbildungen, die auf Wie sollte die militarische Einnahme des Gebietes eines anderen Staates sonst genannt werden? 421 Vgl.: Mischin W. Aserbaidschan menjaet orientaziju (Aserbaidschan orien- tiert sich um) In: Nesawisimaja gaseta. Energija. 14.8.2007, S. 3; Mamedow 42,Vgl.: Ne wpolne druscheskij sowjet (Ein ganz und gar nicht freundschaft- S. Priglaschenie к trube (Einladung zur ,,R6hre“). In: Nesawisimaja gaseta. licher Rat). In: „Nesawisimaja gaseta“22.3.2007, S. 8; Baku postroit AES 7.8.2007, S. 6. (Baku baut AKW, a.a.O., 10.4.2007, S. 5. Vgl.: auch den Artikel von Jurij 422Vgl.: Plugatarew 1. Baku i Eriwan sapugiwajut drug druga (Baku und Eriwan Simonjan iiber die Tendenzen zur Verschlechterung der Beziehungen Arme- schiichtem sich gegenseitig durch Drohungen ein, in: „Nesawisimaja gaseta", nien-USA in der Nesawisimaja gaseta (19.4.2007, S.6). 13.11.2005. S. 9. 424Vgl.: „Argumenty nedeli“ (Argumente der Woche), 18.1.2007, S. 4. 266 267 dem Territorium der heutigen Republik Aserbaidschan entstanden Integritat des Landes und die Unveranderlichkeit seiner Grenzen sind. verletzt, ware denkbar. Unter der Moglichkeit eines besonderen Die Republik Armenien, die den separatistischen Teil der arme­ Staatsgebildes innerhalb der Republik Aserbaidschan wird ungefahr nischen Bevolkerung von Karabach vielseits unterstiitzt, und selbst folgendes verstanden: die Schaffung einer Freihandelszone; die von der auf intemationaler Ebene sehr einflussreichen armenischen Vertretung von Berg-Karabach in Baku in der Position des Vize- Diaspora unterstiitzt wird, untergrabt die Moglichkeiten einer Premierministers mit Vetorecht beziiglich aller Berg-Karabach friedlichen Regelung des Konfliktes. Das zeigen die ganze Geschichte betreffenden Entscheidungen der Regierung; die Schaffung einer der Entwicklung des Konfliktes und des Krieges von 1991-1994 und Standigen Vertretung von Berg-Karabach in Baku; Garantien fur die die ganze Nachkriegsgeschichte des Waffenstillstands und der armenische Gemeinde von Berg-Karabach in der Vertretung in alien Verhandlungen. Gerade die unverandert unversohnliche Position der Machtorganen der Republik Aserbaidschan. Regierung der Republik Armenien ist die Hauptbremse einer Die Republik Aserbaidschan garantiert im Falle der friedlichen friedlichen Losung des Konflikts nach Volkerrecht und den Losung des Konfliktes die maximale Offnung der Verbindungswege Bestimmungen der maBgeblichen intemationalen Organisationen. und breiteste Informations- und Kulturkontakte zwischen Berg- Vom juristischen Standpunkt ausgehend wird von niemandem auf Karabach, der Republik Armenien und der armenischen Diaspora. der Welt bezweifelt, dass Berg-Karabach zur Republik Aserbaidschan Die aserbaidschanische Gemeinde Berg-Karabachs verpflichtet gehort. Und das Hauptproblem von diesem Standpunkt aus sind die sich, die Kompromissvorschlage Bakus zu unterstutzen. Garantien fur eine freie administrative, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der armenischen Gemeinde von Berg-Karabach Seitens der armenischen Gemeinde von Berg-Karabach innerhalb der Republik Aserbaidschan. Vom Standpunkt des Autors dieser Studien konnen diese Garantien von Aserbaidschan und den Die armenische Gemeinde von Berg-Karabach ist bereit, den intemationalen Organisationen in Kooperation mit Baku gegeben und weitgehenden Autonomiestatus mit vertikalen Beziehungen zu Baku unnachsichtig umgesetzt werden. unter intemationalen Garantien und Kontrolle anzuerkennen oder Ftir die weiteren Verhandlungen konnen nach Ansicht des Autors einem Sonderstatus von Berg-Karabach in einer Form der autonomen folgende Kompromisse zwischen der Republik Aserbaidschan, der Republik innerhalb der Republik Aserbaidschan bei einer friedlichen Republik Armenien und der armenischen Gemeinde von Berg- Losung des Konfliktes zuzustimmen. Die Zustimmung ware Karabach vorgeschlagen werden. dahingehend, dass die Selbstbestimmung der nationalen armenischen Minderheit in der Republik Aserbaidschan auch in diesen Formen realisiert werden kann. Seitens Aserbaidschans Die Angehorigen der armenischen Gemeinde von Berg-Karabach werden entwaffnet, ihre Ortschaften werden entmilitarisiert, die Der Beschluss Bakus iiber die Auflosung des Autonomen Gebiets bewaffneten Verbande der armenischen Gemeinde von Berg- Berg-Karabach vom November 1991 wird aufgehoben. Berg- Karabach werden aufgelost und in eine Poiizei umgewandelt, die dem Karabach erhalt moglichst einen hoheren Autonomiestatuts in Form Innenministerium von Aserbaidschan unterstellt ist und eine eines Gebiets (Oblast) oder Bezirks oder einer autonomen Republik bestimmte Zeit unter der Kontrolle von intemationalen Inspektoren innerhalb Aserbaidschans. Der Autonomiestatus konzentriert sich auf unter der Agide der UNO steht. die vertikalen Beziehungen zu Baku unter intemationalen Garantien Die armenische Gemeinde von Berg-Karabach garantiert unter und intemationaler Kontrolle. Auch irgendein besonderer Status Berg- intemationalen Garantien und Kontrolle den ruckkehrenden Karabachs innerhalb Aserbaidschans, der nicht die territoriale aserbaidschanischen Fliichtlingen Sicherheit und Gleichberechtigung.

2 68 269 Seitens Armeniens Die Republik Armenien macht keine weiteren territorialen An- spriiche gegeniiber der Republik Aserbaidschan geltend. Die Republik Armenien ist zu einer emeuten Priifung der bereits Die Republik Armenien ist bereit, der Republik Aserbaidschan den erwahnten Vorschlage von M. Bagirow von 1945-1946 iiber einen ihr zugefiigten materiellen Schaden zu ersetzen.426 Gebietstausch zwischen Armenien und Aserbaidschan und des Hobble-Plans von 1994, bereit.425 Die Republik Armenien stimmt zur friedlichen Losung des Konfliktes mit der Republik Aserbaidschan auch der Raumung der besetzten Gebiete der Republik Aserbaidschan zu, entweder auf einmal oder etappenweise nach einzelnen Regionen (Rayons) auf jeden Fall unter intemationaler Kontrolle und unter den Agiden der UNO zu festgesetzten Fristen. Die Bedingungen werden vertraglich zwischen den zwei Volkerrechtssubjekten Armenien und Aser­ baidschan festgeschrieben. Die Republik Armenien erkennt Berg-Karabach als autonomes Gebilde mit weitgehenden Rechten oder besonderem Status (Auto­ nome Republik) in den Grenzen von Aserbaidschan und mit vertikalen Beziehungen zu Baku an.

425In nicht allzufemer Vergangenheit wurde die Wahl des Kompromissweges der Regelung des Konflikts zwischen der Republik Armenien und der Republik Aserbaidschan zum Spaltungsgrund in der herrschenden Elite Armeniens. Der damalige Premierminister Robert Kotscharjan und der Verteidigungsminister Serge Sarkisjan unterstiitzten nicht den von President 426Die Prasidentschaftswahlen in der Republik Armenien fanden am 19.2.2008 Lewon Ter-Petrosjan vorgelegten Etappenplan zur Regelung des Konfliktes, statt. In seinen Reden vor den Wahlen gab der Oppositionskandidat L. T.- was auch zum Riicktritt L. Ter-Petrosjans am 3. Februar 1998 fuhrte. Das Petrosjan deutliche Signale an Baku und Ankara iiber die Moglichkeit einer Wesen des Planes bestand darin, dass der Republik Aserbaidschan die sechs Versohnung - wenn auch nicht der Volker, so doch wenigstens der Staaten. okkupierten Rayons ausserhalb des Territoriums Berg-Karabachs (der Auch diese Signale blieben nicht unbemerkt. Die maBgeblichc aserbaid­ Latschinskij Rayon sollte zunachst ausgenommen sein) zuriickgegeben schanische Wochenzeitschrift „Wyschka" auBerte sich folgendermaBen iiber werden sollten, damit Friedenstruppen nach Berg-Karabach kommen konnten: die Chancen Ter-Petrosjans auf den Prasidentenposten: „Unser Land hat die die Kommunikationsblockade aufgehoben werden wurde und man reale Chance, nach den Prasidentschaftwahlen im Februar in Armenien einen Verhandlungen iiber den Status des NKAO aufnehmen sollte. Letzten Endes wirklich zurechnungfahigen politischen Partner zu bekommen. Safa Kerimow wurde der vorgeschlagene vemiinftige Kompromiss von den armenischen zitierte in seiner Analyse der Situation vor den Wahlen in Armenien ein ,,FaIken“ durch ein Jahrzehnt der Sackgasse im armenisch-aserbaischanischen Interview Ter-Petrosjans auf IA REGNUM: ,,...Ja, es ist schwer und Verhandlungsprozess ersetzt. Nach der Wahl eines dieser ,,Falken“, Serge unangenehm, diese Verantwortung anzuerkennen... Aber die Initiierung des Sarkisjan, zum neuen Prasidenten am 19. Februar 2008 verging noch kein Konfliktes mit Aserbaidschan und die nachfolgende Annexion seiner Monat, bevor sich Anfang Marz in der Zone der Feuereinstellung ein Territorien erfordert gleichermaBen eine finamielle Kompensation fiir den emsthafter Schusswechsel mit 16 Toten und Dutzenden Verletzen auf beiden zugefiigten Schaden... (kursiv, J. R.) Deren Umfang zu bestimmen ist mir jetzt Seiten ereignete. Der Zwischenfall war so emst, dass der Prasident der nicht moglich, aber allein die Tatsache der Notwendigkeit ist vollig Republik Aserbaidschan, Ilham Alijew, personlich die Waffenstillstandslinie unbestreitbar. Wenn man nicht sogar von mehr spricht. Und dariiber reden besuchte und den Angehorigen der Getoteten sein Beileid aussprach. Vgl.: muss man schon in der nahen Zukunfit!“ Vgl.: Europa-Express.N8 (520) Der Tagesspiegel, 7.3.2008, S. 7. 18.2.-24.2.2008, S.21. 270 271 19. Der Traktat (Staatsvertrag) vom 14.5.1805 zwischen den sozialen und politischen Eliten aus als aserbaidschanisches dem Russischen Reich und dem Khanat Karabach Staatsgebilde angeschlossen.427 Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahr­ hunderts wurde Karabach fur die Transkaukasus-Politik Russlands ein Am 14. Mai 2007 war der 202. Jahrestag der Unterzeichnung des wichtiges Ziel und ein Brennpunkt diplomatischer und anderer „Traktates iiber die Aufnahme von Ibrahim-Khan von Schuscha und Bemiihungen. In seiner Note an den russischen Zaren vom 22. Mai Karabach samt seiner Familie, Nachkommen und Besitztum in die 1805 schrieb Fiirst P.D. Zizianow unter Verweis auf die sehr Staatsangehorigkeit des Gemeinrussischen Kaiserreiches" am 14. Mai wichtigen geopolitischen und okonomischen Vorteile, die mit dem 1805 (vgl. Kopie des Traktats). Diese Urkunde legte den Grundstein Anschluss Karabachs verbunden waren: „Der Nutzen aus dieser fur den Anschluss eines der seinerzeit einflussreichsten aserbaidscha­ erfolgten Erwerbung fur Russland besteht darin: 1.) Karabach kann nischen Khanate, des Khanates Karabach, an Russland. Es war das auf Grund seiner Lage als Tor (...) nach Persien (in den erste Khanat, jedoch nicht das erste aserbaidschanische Gebiet, das Kadscharenstaat - J.R.) gelten und wird ihnen deshalb auch Furcht Russland eingegliedert wurde. Bereits im September 1801 hatte Zar einfloBen; 2) durch Karabach haben sich Georgien und die Stadt Baku Alexander I. die aserbaidschanischen Sultanate Bortschaly, Kasach angenahert, die diesen Herbst besetzt werden sollen; 3) wenn Saljan und Schamschadil zusammen mit dem Konigreich Kartli-Kachetien an befestigt sein wird und Dschewad, ein Ort am Zusammenfluss von Russland gebracht. An sich hatte der „Vertrag von Kurektschai“, in Kura und Araxes, dem Khan von Schirwan abgenommen wird und ein dem der Khan von Karabach seinen Verzicht auf „jegliche Abhangig- Ort, der immer dem Khan von Karabach gehorte, dann konnen sie aus keit von Persien (dem Kadscharenstaat - J.R.) oder einer anderen Astrachan hierher nach Dschewad oder Saljan kommen mit Waren, Macht“ und die Anerkennung der Herrschaft Russlands iiber sich die keinen Wert hatten, und dafiir Seide aus Karabach und Schemacha erklarte, nicht den Charakter eines vollwertigen Vertrages. Die darin und Alaun aus Elisawetpol erhalten, das durch die Staatskasse S.K.H. enthaltenen russischen Pflichten wurden erst 1806 durch Erlass von den Industriellen geme fur 80 Kopeken pro Pud erworben werden Alexanders I. bestatigt. Der Traktat von 1805 markierte die Errichtung kann, wobei Alaun aus Astrachan fur 15 Rubel pro Pud verkauft von Vasallenbeziehungen zwischen Russland und dem Khanat wird.“4M Karabach. Der endgiiltige Ubergang des Khanats an Russland erfolgte Der russische Kaukasusexperte N. N. Schawrow war an den im Jahre 1813 durch die Unterzeichnung des „Traktats uber ewigen MaBnahmen der kaukasischen Verwaltung zur Kolonisierung der Frieden und Freundschaft" von Gtilistan zwischen Russland und dem transkaukasischen Gebiete direkt beteiligt. In seiner Beschreibung der Iran. Gerade durch diese Urkunde wurde die erste Seite in der neuen Geografie und der Geschichte dieser Region vermerkt er: „Die sess- russisch-aserbaidschanischen Geschichte des Khanats Karabachs auf- hafte einheimische Bevolkerung, die einem tatarisch-aserbaidschani- geschlagen und de facto der Grund fur seine politische Umorien- schen Stamm angehort, siedelte im Altertum entlang des Ufers der tierung nach Russland gelegt. Es war der Abschluss der seit 1792 Kura und des Araxes und bei den Bergen von Talysch11.421' Wer auf die unermiidlich andauemden Bemiihungen Ibrahim Khalil-Khans von Karabach zur Errichtung von Biindnisbeziehungen zu Russland mit J2lstorija Aserbajdschana po dokumentam i publikazijami. (Die Geschichte dem Ziel der Schaffung einer militansch-poUtischen Koalition. Diese Aserbaidschans in Urkunden und Publikationen) Red. S. Bunijatow, Baku Koalition wiirde Widerstand leisten konnen gegen die Versuche des 1990, S. 55-56. 42!

272 273 Karte schaut, kann sich davon uberzeugen, wie breit das sind Armenier: so sind von den 1.300.000 im Transkaukasus lebenden Siedlungsgebiet der Aserbaidschaner, der Bewohner der Region „seit Armeniem iiber 1.000.000 keine angestammten Bewohner des Gebiets Urzeiten“ war. In den „Akten der Kaukasischen Archeographischen und wurden von uns umgesiedelt... Unter breiter Verwendung falscher Kommission“ - der wichtigsten Archiv- und Urkundenquelle Qber die Zeugnisse haben sich die Armenier durch die besitzlosen Zuwanderer Geschichte des Kaukasus von 1762 - 1863 gilt Karabach als „mosle- ausgedehnten Staatslandes bemachtigt,,.432 In der Liste, die dem misches Herrschaftsgebiet". Im 18. Kapitel des 2. Bandes der „Trans­ russischen Innenminister O. P. Kosodawlew am 19. Juli 1811 kaukasischen moslemischen Besitztiimer“ sind 13 Besitztomer aufge- vorgelegt wurde, hieB es: ,,lm Herrschaftsgebiet Karabach werden bis listet, damnter auch Eriwan, Karabach und Baku.430 zu 12.000 Familien gezahlt, davon Armenier bis zu 2500 Familien, Das erste allgemeine Bevolkemngsregister des Russischen und die iibrigen sind Tataren mohammedanischen Glaubens (damalige Imperiums 1897 zeigt, dass in Karabach nach wie vor, trotz des mehr Bezeichnung der Aserbaidschaner- J.R.)“.433 Auf die zahlenmaBige als ein Jahrhundert andauemden Zustroms armenischer Bevolkerung Uberlegenheit der islamischen Bevolkerung in Karabach wurde auch aus dem Kadscharenstaat und dem Osmanischen Reich, dennoch die im Bericht des Generalkommandeurs der Armee in Georgien F. O. aserbaidschanische Bevolkerung tiberwog. Nur in einem Ujesd des Palutschtschi an Zar Alexander I. vom 27. Marz 1812 verwiesen.454 Gouvemements Elisawetpol - dem Schuschinskij Ujesd - iiberwog Und Zeugnisse des ,,Zugezogenseins“ der Mehrheit der armenischen die armenische Bevolkerung. Der mssische Kaukasusexperte M.A. Bevolkerung im Siidlichen Kaukasus sind schliefilich noch die von A. Skibizkij hat schliissig dargelegt, dass das Verhaltnis Armenier zu S. Griboedow erstellten Dokumente. So wird in dem von ihm Aserbaidschanem im Bergteil von Karabach Ende des 19. erstellten und am 7. September 1828 in Tiflis veroffentlichten Doku­ Jahrhunderts 1:4 betrug, d. h. 72,6 % waren Aserbaidschaner. Eine ment „Plan zur Griindung der Russisch-Transkaukasischen Kompa- seiner Arbeiten enthalt eine Karte der Winter- und Sommerweiden nie“ iiber die ubersiedelten Armenier als eine Migrationsethnie im von Karabach, die eine zusatzliche Bestatigung dieses zahlenmaBigen Kaukasus gesprochen: „Die Unterzeichner halten es fflr ihre Pflicht, Verhaltnisses der armenischen und der aserbaidschanischen anbei die Lage der Armenier zu erortem, die neu von jenseits des Bevolkerung in Karabach darstellt.431 Der genannte Kaukasusexperte Araxes nach Russland gekommen sind. Diese Massenemigration ist Schawrow schrieb: „Wenn mit der Zeit ein unerschrockener zwar durch den Wortlaut des Vertrages von Turkmantschai verursacht Erforscher historischer Urkunden den Schleier der vergangenen worden, konnte jedoch bei dessen Unterzeichnung keineswegs Jahrhunderte unserer Eroberung des Transkaukasus liiften wird, so vorhergesehen werden... Sie erfolgte in den ersten vier Monaten nach wird das unweigerlich zu dem Schluss fiihren, dass unsere Politik hier dem Friedensschluss; zu ihrer Aufnahme ist nichts vorbereitct worden vom Standpunkt der Vernunft und des gesunden Menschenverstandes und konnte nichts vorbereitet werden. Dazu reichten die Geldmittel aus ein unlosbares Ratsel darstellt ... weitaus die meisten Migranten nicht aus; ihre eigene Unkenntnis eines Gebiets, das fur sie neu ist, kann fur sie der Untergang sein... ,,.435 A.S. Griboedows kritische Be- wertung der AusmaBe und des Charakters der Umsiedlung der 430Nesmatschnaja, S. Perwoe isdanie archiwnych dokumentow na Kawkase. Kawkasskij sbomik, (Erste Ausgabe von Archivurkunden iiber den Kaukasus. Kaukasus-Sammelband) Bd.2 (34), Moskau, 2005, Sju 350 -362. Skibizkij M.A. Materialy dlja ustrojstwa kasjonnych letnich i simnich 4’2Schawrow N. N. ... S. 58, 60-61. pastbischtsch i dlja isutschenija skotowodstwa na Kawkase. (Materialien zum w Prosoedinenie wostotschnoj Armenii к Rossii. (Anschluss Ostarmeniens an Anlegen von staatlichen Sommer- und Winterweiden und zum Studium der Russland) Erewan 1972, S.560-562. Viele Forscher legen dar, dass in diesem Viehzucht im Kaukasus). Tiflis 1889. Tiflis 1889. In der Sowjetperiode Verzeichnis zu den ,,Armeniem“ falschlicher Weise die Albaner gezahlt verschwand diese einzigartige Karte aus den Bucharchiven von Sankt wurden41 (Sachib Dschamal). Petersburg, Moskau, Tbilissi und Erewan, blieb jedoch in einem der 434A.a.O . , S. 597. Bucharchive in Baku erhalten und dient auch heute der Wiederherstellung der 415 G riboedow A. S. Poln. Sobr. Sotsch. w dwuch tomach, (Gesammelte Werke echten demographischen Karte des Karabachs des 19. Jahrhunderts. in zwei Banden) Verlag “Prawda”, Moskau 1971. Bd. 2, S. 94. 274 275 Armenier in den Siidkaukasus ist ausfiihrlich von E. N. Zymbaewa Erbe der bolschewistischen und spater stalinistischen Nationali- dargestellt worden.436 tatenpolitik - als am ReiBbrett die Grenzen der Republiken gezogen Mit der armenischen Kolonisierung Karabachs im 19. Jahrhundert wurden, die keinerlei Bezug zur realen Geschichte hatten. Ganze ging die Beschneidung der Rechte und der Selbststandigkeit der Volker wurden umgesiedelt und jahrhundertealte Traditionen und das Albanischen Apostolischen Kirche einher, die seit dem 4. Jahrhundert historische Andenken von Ethnien und Volkern konsequent zerstort. n. Chr. in Karabach und in anderen historischen Gebieten Kaukasisch- Das Sowjetreich war deshalb mit langandauemden Konflikten Albaniens wirkte. Im Mittelalter umfasste dieser Staat fast das geradezu tibersat, die offen zu Tage traten und offiziell wurden, als gesamte Territorium des heutigen Aserbaidschan, darunter auch der totalitare Staat aufhorte zu existieren. Im Falle des Berg- Karabach, sowie das Siidliche Dagestan und das Alasanital von Ost- Karabach-Konfliktes kommt, wie an anderer Stelle in dieser Arbeit georgien. Im Jahre 1815 wurde der Rang des albanischen Patriarch- bereits dargelegt, zu diesem Umstand noch ein ausgepragter terri- Katholikos per Zarenerlass abgeschafft, und ab dieser Zeit war der torialer Expansionismus einer der Konfliktparteien hinzu. Vertreter der Albanischen Kirche ein Metropolit. Am 1. Marz 1836 unterzeichnete Nikolai I. eine besondere ,,Bestimmung“, wonach das albanische Katholikat (Patriarchat Gandsasar) aufgelost wurde und an Text des Traktates seiner Stelle zwei Eparchien (Arzach-Schuscha und Schemacha) unter der Jurisdiktion des armenischen Katholikats gegriindet wurden.437 Der Im Namen des Allmachtigen Gottes439 Verlust der kirchlichen Selbststandigkeit und die Massenumsiedlung Wir, d. h. Ibrahim-Khan von Schuscha440 und Karabach und der von Armeniern fiihrten zu einer intensiven Armenisierung der Infanteriegeneral des Gemeinrussischen Heeres und der Infante - christlichen Albaner, insbesondere der Udiner - ihrer direkten Nach- rieinspektor der Kaukasusinspektion Fiirst Pawel Zizianow441 mit der fahren. In der Folge galten sie als „Armenier". In dem 1916 erschiene- mir erteilten Vollmacht und Ermachtigung von S.K.M.442 der nen Buch von Ischachanjan heifit es: „Die Armenier, die in Berg- Gemeingnadige und der GroBe Alexander Pawlowitsch und mit Gottes Karabach wohnen, sind zum Teil alteingesessene Nachfahren der alten Hilfe die Bedingungen in der Sache bezuglich der Aufnahme von Albaner, und zum Teil Fliichtlinge aus der Tiirkei und dem Iran, fiir Ibrahim-Khan von Schuscha und Karabach samt seiner Familie, die das aserbaidschanische Land ein Ort der Zuflucht vor Verfolgung Nachkommen und Besitztum in die Staatsangehorigkeit des Gemein­ wurde“.438 russischen Kaiserreiches und von S.K.M. Der heute gliicklich Wie die Mehrzahl der Konflikte im postsowjetischen Raum ist herrschende GroBe Alexander Pawlowitsch und seiner GroBen Nach- auch der Konflikt um Berg-Karabach in nicht geringem MaGe das

436Zimbaewa E. N. Gribojedow. SchSL. Seriia biografij (Biographienserie). M. 4'4Hier wird eine inoffizielle Ubersetzung des Traktates aus dem Russischen 2003, S. 488, 531-532 u.a. vorgelegt. Nikanorow (Ieromonach Aleksij). Istorija christianstwa w Kawkasskoj 440Die Festung Schuscha wurde 1752 gegriindet und war bis 1822 das admi­ Albanii. Dissertazija na soiskanie utschenoj stepeni kandidata bogoslowija. nistrative Zentrum des Khanats Karabach, das sich Russland 1805 anschloss (Die Geschichte des Christentums in Kaukasich-Albanien. Dissertation zur und bis 1917 im russischen Imperium verblieb. Seit 1840 ist Schuscha als Erlangung des Grades des Doktors der Theologie) historisch-architektonische Stadt, Kurort und Teppichherstellungszentrum http://baku.eparhia.ru/history/albania.; Dschamal, Sachib. Karabach w admi- bekannt. nistratiwno-polititscheskoj sisteme Rossijskoj imperii w XIX - natschale XX 44lZizianow Pawel Dmitrijewitsch (1754-1806), Infanteriegeneral seit 1804. Seit wekow (Karabach im administrativ-politischen System des Russischen 1802 Oberkommandierender des russischen Heeres in Georgien, schloss die Reiches im 19. - Anfang 20. Jahrhundert). In: Karabach. Nasledie. Khanate Gjanscha, Karabach, Scheki und Schirwan und das Sultanat Schura- Meschdunarodnyj aserbaidschanskij schumal, Nr. 2-3 (14-15), 2005, S. 47. gelskij an Russland an. 1806 wurde er bei Verhandlungen mit dem Khan von 438Ischachanjan B. Narodnosti Kawkasa (Die Volker des Kaukasus) Petrograd Baku ermordet. 1916. 442 Seine Kaiserliche Majestat. 276 277 kommen auf ewige Zeiten in folgenden Artikeln vereinbart, und seine Nachfolger leisten miissen. Die Form des Treueids wird beschlossen und unterzeichnet: dem Traktat beigefiigt, damit es der prasente Ibrahim-Khan von Schuscha und Karabach in dieser Zeremonie in Anwesenheit des Artikel Eins Oberverwalters Georgiens und des diesen Beschluss ausfuhrenden Ich, Ibrahim-Khan von Schuscha und Karabach verzichte443 Infanteriegenerals Fiirst Zizianow leistet. feierlich in meinem Namen und in dem meiner Erben und Nachfolger auf ewige Zeiten auf jegliches Vasallentum oder jegliche Abhangig- Artikel Vier keit, unter welchen Namen das auch sei, von Persien oder von anderen Ich, Ibrahim-Khan von Schuscha und Karabach verspreche als Machten und erklare hiermit angesichts der ganzen Welt, dass ich Beweis der aufrechten Untertanenschaft von mir und meinen iiber mich und meinen Nachfolgem keine andere Herrschaft auBer der Nachfolgem zum Gemeinrussischen Kaisertum und meiner reinen Obermacht S.K.M. von GroB Russland und seiner Nachfolger und Ansicht zur Anerkennung der obersten und einzigen Herrschaft des Erben anerkenne, und verspreche diesem Thron als sein treuer Knecht Kaisertums, ohne vorherige Einwilligung des Hauptverwalters von die Treue und lege dariiber den Eid auf den Heiligen Koran ab. Georgien keine Beziehungen mit den benachbarten Herrschem zu pflegen, beim Empfang von Abgesandten oder Briefen die wichtigsten Artikel Zwei von denen an den Hauptverwalter zu schicken, um seine Erlaubnis zu S.K.M. nimmt die offenherzigen Versprechungen von Seiner bitten, ihn von den weniger wichtigen in Kenntnis zu setzen und die Exzellenz (Khan, J.R.) an und gibt Sein Kaiserliches Wort in seinem vom Hauptverwalter von Georgien zu mir entsandte Person um Rat zu Namen und dem Namen seiner Erben und verspricht, dass er Seine fragen. Gnade und Fiirsorge fiir S.E. Ibrahim-Khan von Schuscha und Karabach und seine Erben als seine treuen Untertanen niemals Artikel Fiinf verweigem wird, als Beweis dafiir iibemimmt S.K.M. Ihre Kaiserliche S.K.M. nimmt die Anerkennung seiner obersten und einzigen Btirgschaft fur den Erhalt der Integritat des Besitztums von S.E. (Khan Herrschaft durch Ibrahim-Khan von Schuscha und Karabach iiber sein - J.R.) und seiner Erben. Land mit Wohlwollen an und verspricht in seinem Namen und im Namen seiner Erben: 1) die Volker dieses Landes als eigene Unter- Artikel Drei tanen ohne Unterschiede zu anderen Volkern des GroBen Russischen Zur Belohnung444 der offenherzigen Anerkennung der Obermacht Kaiserreiches zu behandeln; 2) die Hoheit von S.E. Ibrahim-Khan und aller Russischen Kaiser und ihrer Nachfolger durch S.E. Ibrahim- seinen Erben und Nachfahren iiber das Khanat Karabach unverandert Khan von Schuscha und Karabach wird beschlossen, dass bei der bestehen zu lassen; 3) die Angelegenheiten im Zusammenhang mit der Ubemahme des Khanats der genannte Khan und nach ihm sein altester intemen Verwaltung, der Gerichtsbarkeit sowie den Einktinften vom Sohn und danach auf diese Weise der Alteste in der Generation nach Land der Hoheit von S.E. (Ibrahim-Khan, J.R.) zu iiberlassen. 4) zum der Uberreichung der Investitur, die aus einem staatlich besiegelten Schutz von S.E. und seinem Nachfahren sowie seinem Land in der Erlass des Kaisers besteht, durch den Oberverwalter Georgiens Festung von Schuscha 500 Soldaten der Russischen Armee mit Stab feierlich einen Eid iiber die Untertanentreue und Anerkennung der und Oberoffizieren samt Kanonen zu stationieren, fiir den Fall einer oberen und einzigen Macht aller Gemeinrussischen Kaiser iiber sich groBen Verteidigung diese Truppen durch den Hauptverwalter von Georgien zu verstarken, um das Land von S.E. als ein dem Gemein­ 443Statt ,,verzichte“ (russisch - ,,otkasywajus“) steht im russischen Text das ver- russischen Kaiserreich gehorendes Territorium durch militarische altete Wort „otrizajus" bedeutet etwa „negiere sich“. 444 Statt „Belohnung" (russisch - „wosnagraschdenie") steht im russischen Text M acht zu schtitzen. das veraltete Wort „mzda".

278 279 Artikel Sechs Mamed-Chasan-Agu als Garant zum standigen Aufenthalt nach Tiflis Ich, Ibrahim-Khan von Schuscha und Karabach, verpflichte mich zu schicken. als Zeichen meines Eifers zur aufrechten Untertanenschaft: 1) gleich zu Anfang und auch weiterhin das oben genannte Heer mit der not- Artikel Ne u n wendigen Menge von Weizen und Hirsengriitze zu einem erschwing- Aufgrund seiner besonderen Barmherzigkeit schenkt S.K.M. dem lichen Preis, der vom Hauptverwalter bestimmt wird, da deren sich in Tiflis als Garant zur Treue aufhaltenden Enkel von S.E. taglich Lieferung aus Elisawetpol445 schwierig oder iiberhaupt nicht moglich zehn Silberrubel. ist, zu versorgen; 2) zur Stationierung der Truppen in der Festung Schuscha die Hauser, die vom Truppenkommandant ausgewahlt Artikel Zehn werden, zur Verfiigung zu stellen und sie mit der erforderlichen Dieser Traktat wird auf ewige Zeiten abgeschlossen und soil Menge Brennholz zu versorgen; 3) die Steige zur Festung Schuscha keinen Anderungen mehr unterworfen werden. aus Richtung Elisawetpol in Ordnung zu bringen und dort den Verkehr von Kutschen zu ermoglichen; 4) falls die Regierung Artikel Elf beschlieBt, einen Weg von der Festung Schuscha nach Dschewad zu Die Bestatigung dieses Traktats von S.K.M. durch Seinen errichten, daffir Arbeiter zu einer von der Regierung festgelegten Hoheitlichen Erlass mit dem Staatssiegel soli binnen sechs Monaten Vergiitung zur Verfiigung zu stellen. nach der Unterzeichnung dieses Dokuments oder friiher, wenn moglich, geschehen. Artikel Sieben Als Beweis der Echtheit des oben genannten werden diese Artikel S.K.M. schenkt S.E. Ibrahim-Khan von Schuscha und Karabach im Lager des Kreises Elisawetpol, am Fluss Kurak am 14. Mai (Safar) und seinen Erben als Zeichen seines hoheren Wohlwollens und seiner im Sommer 1805 nach Christi Geburt (im Jahre 1220 entsprechend Gnade eine Fahne mit dem Wappen des Gemeinrussischen Kaiser- der moslemischen Zeitrechnung) unterzeichnet und besiegelt. reiches, die bei ihm und nach ihm beim regierenden Khan aufbewahrt und im Krieg als Zeichen des Khanats und der von Seiner Majestat verliehenen Macht mit in den Kampf genommen wird.

Artikel Acht Da ich, Ibrahim-Khan von Schuscha und Karabach, die hoheitliche Genehmigung S.K.M. auf die Nutzung meiner Einkiinfte habe. verpflichtete ich mich, der Staatskasse S.K.M. in Tiflis jahrlich 8.000 Tscherwonzen446 in zwei Raten, d. h. die erste Halfte zum 1. Februar. die andere zum 1. September zu zahlen, wobei die erste Rate, d. h. 4.000 Tscherwonzen, bei Bestatigung dieses Traktats durch S.K.M. geleistet wird, und auBer dem Treueid, entsprechend dem asiatischen Brauch, den zweiten Sohn Schukur-Ullach meines altesten Sohnes

445Die friihere Siedlung Elisawetpol ist heute die Stadt Gjanscha in Aser­ baidschan. 446 Goldmiinzen.

28 0 281 20. Schlussbetrachtung Siedlungen, genauso unserios vom Standpunkt der Geschichte und des Volkerrechts wie auch ihre Anspruche an das Ufer von Tigris und Von den Schrecken, „die der Seele eigen“, konnte nicht nur eine Euphrat, wenn diese plotzlich gestellt werden wiirden. Generation der Bevolkerung von Karabach erzahlen. Hier traf das Karabach, im siidostlichen Kaukasus gelegen, hat zu der Volk von Aserbaidschan auf eine ganz spezielle Aggression, die nicht historisch-geographischen Region Armenien und zu den in der oft in der Weltgeschichte anzutreffen ist. Diese Aggression dauerte Vergangenheit bestehenden Staatsgebilden der Armenier-Hai keinerlei Jahrhunderte und verlief nicht nur in Form der direkten bewaffneten Verbindung. Im siidostlichen Kaukasus begannen die Armenier-Hai Besetzung fremder Gebiete mit zahlreichen Opfem unter der kompakt und spater auch vereinzelt mit Hilfe der russischen Zivilbevolkerung und der Deportation der am Leben gebliebenen, wie Regierung erst ab dem 19. Jahrhundert zu siedeln, als Moskau sie das zuletzt in der ersten Halfte des 90er Jahre 20. Jahrhunderts organisiert im Wesentlichen aus dem Iran und dem Osmanischen geschehen war: im Verlauf vieler Jahrzehnte davor wurde die Reich iibersiedelte. Geschichte gefalscht, wurden religiose Bekenntnisse und Archive In der intemationalen Politik tauchte die „armenische Frage“ im vemichtet, wurde Land aufgekauft, wurden die alteingesessenen 19. Jahrhundert im Kontext der Balkankriege und der Aufstande und Einwohner vertrieben, wurden die Vorstellungen von der Identitat der des Versuches der Schaffung einer armenischen Autonomie in den Volker und Ethnien zielgerichtet und mit Gewalt geandert, wurden die ostlichen Vilajets des Osmanischen Reiches mit Unterstiitzung Angreifer als Opfer der Aggression dargestellt, wurde die Meinung Russlands und anderer europaischen Machte auf. Die armenischen der Weltoffentlichkeit irregeftihrt usw. Fiihrer wechselten oft ihre Verbundeten und ihre Taktik und Strategic Fiir eine kurze Beschreibung dieser Prozesse, von denen einige im Kampf um die Nationalstaatlichkeit, die nicht selten auch den auch in dieser Arbeit erlautert sind (die albanische und die aser­ Terror einschloss und verhielten sich bisweilen loyal, bisweilen, baidschanische Kultur auf dem Territorium Berg-Karabachs, des gelinde gesagt, oppositionell zur Regierung des Osmanischen Reiches Khanats Eriwan und der sieben von Armenien besetzten Rayons wahrend seines Krieges mit Russland. Nachdem sie bei der Schaffung auBerhalb von Berg-Karabach; die Geschichte der Liquidation der einer Autonomie oder eines eigenen Staates auf dem Territorium des albanischen Kirche u.a.) ist auch eine kurze Beleuchtung der Osmanischen Reiches nicht erfolgreich waren, wendeten die grundlegenden Etappen der Entstehung des armenischen Staates im armenischen Politiker ihre Aufmerksamkeit auf die aserbaidschani­ 19.-20. Jahrhundert in einem Gebiet, das ihm nie gehort hatte, sche und einige andere Gebiete des Siidkaukasus. Und hier unter- wenngleich aus dem einfachen Grund, dass es dort vor 1918 auch schied sich ihre Strategie und Taktik, genau wie auch das politische keinen Staat gab, erforderlich. Verhalten des radikalen Teils der armenischen Fiihrer, wenig von In der Geschichtsliteratur wird Armenien als geographischer denen im Osmanischen Reich und war nur in den Jahren des Begriff eingestuft, eine geographische Region, die in dem Gebiet bolschewistischen totalitaren Regimes (1922-1986) qualitativ anders. gelegen war, das die Ufer von Tigris und Euphrat umfasst, und um Unerwartete und starke Unterstiitzung erhielt die Idee eines den Van-See herum, was weit auBerhalb der Grenzen des Siidkauka­ autonomen armenischen Staates mit der Abschaffung des Zarentums sus war. Das Volk, das heute als die Armenier bekannt ist und sich in Russland und insbesondere mit dem Ubergang zur Herrschaft der selbst Hai447 nennt, hatte viele Hunderte von Jahren keinerlei Bolschewiki. Das war sozusagen fiir das armenische Volk ein echtes Beziehungen, auBer Handelsbeziehungen, zum Siidkaukasus. Vor der ,,Schicksalsgeschenk“. Die Regierung W. Lenins nahm am 11. Januar Entstehung des ersten armenischen Staates hier in 1918 waren die 1918 das Dekret uber das „tiirkische Armenien" an, das dem Ansprtiche der Armenier auf das sudkaukasische Land, aufler einigen armenischen Volk die Unterstiitzung des neuen Russland zusagte und in dem das Recht der Armenier auf das „von Russland besetzte 447Diese Selbstbezeichnung ist auch im Namen der Republik Armenien reflek- tiirkische Armenien auf freie Selbstbestimmung bis zur vollen tiert: Hayastany Hanrapetutyun.

282 283 Unabhangigkeit11 erklart wurde. Jedoch auch dieses „Geschenk des 24 Tage nach dem Abkommen zwischen der RSFSR und Arme­ Schicksals“ wurde von den Bolschewiki selbst zerstort, als sie am 3. nien, d.h. am 26.12.1920 wird vom Rewkom von Armenien, ver- Marz 1918 den Vertrag von Brest-Litowsk unterzeichneten. Darin mutlich zwecks der Durchfiihrung einer „Allgemeinen Anfrage“, die verpflichtet sich Russland „alles in seiner Macht stehende zu tun, um von Artikel 2 des Vertrags von Gjumrij vorgesehen ist, die Erklarung die moglichst schnelle Raumung der Provinzen von Ostanatolien und iiber Nachitschewan ,,herausgegeben“. Auf der Gmndlage dieser deren ordnungsgemafie Riickgabe an die Tiirkei zu gewahrleisten“. Deklaration stimmte Anfang 1921 die iiberwaltigende Mehrheit der Der Transkaukasus erkannte die Herrschaft der Bolschewiki nicht Bewohner (mehr als 90%) fur den Verbleib des Kraj bei Aser­ an, und der im April 1918 in Tiflis tagende Sejm rief die Unabhangig­ baidschan. Dieser Wille des Volkes von Nachitschewan wurde vom keit des Transkaukasus aus - eine Foderation mit den Autonomien Vertrag von Moskau (16.3.1921) zwischen der Tiirkei und der RSFSR Aserbaidschan, Armenien und Georgien. Die Streitigkeiten zwischen und dem Vertrag von Kars zwischen den drei transkaukasischen den Mitgliedem der Foderation und der Tiirkei fuhrten dazu, dass der Republiken und der Tiirkei (13.10.1921) bestatigt. Sejm aufgelost wurde und die ehemaligen Autonomien ihre Aufgrund der Herrschaft der Bolschewiki und der Griindung der Unabhangigkeit proklamierten. Armenien proklamierte seine Unab­ UdSSR erhielten die Armenier auf Kosten der Territorien von hangigkeit am 28. Mai 1918. GemaB dem Vertrag von Batumi Aserbaidschan in Form der Staatsbildung der Armenischen SSR eine (4.6.1918) zwischen den neuen Staaten des Transkaukasus, einschlieB­ staatliche Existenz und in Form eines Autonomen Gebiets des NKAO lich Armeniens und der Tiirkei, umfasste das Territorium des ersten eine Autonomie. Und aufgmnd der ,,Sowjetisierung“ Armeniens autonomen armenischen Staates im Kaukasus rund 10.000 erweiterte sich sein Territorium von 10.000 Quadratkilometem auf Quadratkilometer. Flauptstadt dieses Staates wurde Eriwan, das den 29.800 Quadratkilometer - im Wesentlichen auf Kosten des aser­ Armeniem von Aserbaidschan am 29. Mai 1918 tibertragen worden baidschanischen Landes. Auf den erhaltenen 9.800 Quadratkilometem war. erfolgte eine Politik der langsamen aber stetigen Abwanderung der Die Versuche des Daschnaken-Armenien, sich fur die Definition aserbaidschanischen Einwohner, einhergehend mit toponymen und seiner neuen, erweiterten Grenzen (sie wurden am 22.11.1920 von kulturellen Saubemngen. An den freigewordenen Orten siedelten sich US-Prasident Wilson ,,bestimmt“) auf den Vertrag von Sevres Armenier aus dem Ausland an. Vor Beginn des nicht erklarten (10.8.1920) zwischen der Sultan-Tiirkei und den Biindnismachten zu Angriffskriegs gegen Aserbaidschan in 1991 wurden mindestens stiitzen, hatte keinen Erfolg, trotz des von den Daschnaken ent- 200.000 Aserbaidschaner aus ihren historisch besiedelten Wohnorten fesselten groBen Militarfeldzugs gegen die Tiirkei. Nach dem erfolg- in Armenien zur Flucht gezwungen. losen Tiirkei-Feldzug unterzeichnen die Daschnaken (am 2.12.1920) Dem offiziellen Erewan ist es trotz aller Bemiihungen in der den Vertrag von Gjumrij mit der Tiirkei Kemals und gleichzeitig eine ganzen Periode seit Beginn des Konfliktes nicht gelungen, die Vereinbamng mit Sowjetrussland. international Gemeinschaft von der Begriindetheit seiner Anspriiche Nach der Vereinbamng mit Russland wurde das Territorium von auf einen Teil des Territoriums der Republik Aserbaidschan zu Armenien im Vergleich zu den vom Vertrag von Batumi festgestellten iiberzeugen. Uber die Unbegriindetheit dieser Anspriiche sprechen die Grenzen wesentlich erweitert. Nach dem Abkommen mit Sowjetruss­ in diesen Studien dargelegten Dokumente aus der Epoche des land bekam Armenien einige unbestrittene Gebiete der Demokrati­ zaristischen Russlands, der UdSSR und der Gegenwart, insbesondere schen Republik Aserbaidschan, damnter die Ujesde Sangesur. der intemationalen Organisationen (UNO, KSZE, OSZE, Europarates Nachitschewan und Schamr-Daralayaz, einen Teil des Nowo-Bajaset- u.a.) iiberzeugend. skij Ujesds, einen Teil des Ujesds Kasach/Qasach (heute ist Qasach Die Meinung der einzelnen Nichtregierungsorganisationen, die im eine Stadt im Nordwesten Aserbaidschans) u.a. Kern den Einstellungen der oben genannten intemationalen politischen Organisationen und fundamentalen Daten der Geschichts-

2 8 4 285 wissenschaft widerspricht, soil noch nicht einmal kommentiert ist, so muss entsprechend auch das armenische Volk informiert werden: so sehr sind sie ,,aufgesetzt“ und selbst, wie mir scheint, werden und darf nicht in einem heute klar zu erkennenden Zustand der ,,jammemd“. Ungewissheit dariiber, auf wessen Seite das Volkerrecht ist, gehalten Die Normen und Prinzipien des modemen Volkerrechts, die werden. danach angenommenen Resolutionen und Beschliisse der UNO und Die derzeitige wirtschaftliche Starke der Republik Aserbaidschan, anderer international anerkannter politischer Organisationen sind eine ihre wachsende intemationale Autoritat, ihre Bedeutung als feste und juristisch unbestrittene Basis fur die Losung des armenisch- wichtigster regionaler Player im Bereich der Energie- und aserbaidschanischen Konfliktes. Die entsprechenden Resolutionen und Transportpolitik, die in den letzten Jahren gefiihrte stetige „Auf- Beschliisse bestatigen die Souveranitat, die territoriale Integritat und klarungsarbeit" des Staatsprasidenten der Republik Aserbaidschan die Unantastbarkeit der Grenzen der Republik Aserbaidschan und Ilham Alijew auf der internationalen Arena mit Erlauterung der wah- erkennen Berg-Karabach als unverzichtbaren Teil von Aserbaidschan ren Grtinde des Konfliktes zwischen Armenien und Aserbaidschan ist an. nicht unbemerkt geblieben. Die offentliche Meinung in vielen Das ist auch nicht verwunderlich, denn die Einstellung dieser Landern und ganzen Regionen der Welt dreht sich langsam aber stetig internationalen Organisationen zu diesem Konflikt basiert auf einer zugunsten der Anerkennung der unbestrittenen Schuldlosigkeit von festen Vorstellung iiber dessen politische und juristische Natur, die Aserbaidschan in diesem Konflikt. Kontinuitat und Stabilitat, von der neuen und neuesten Geschichte nicht zu trennen ist. Eine Emeuerung und innovative Entwicklung - diese Schliisselprinzipien andere Basis fiir die Beschliisse der internationalen Organisationen in den auBenpolitischen Aktivitaten des Staatsprasidenten Ilham beruht auf der Uberzeugung, dass die Losung der Probleme einer Alijew tragen zu dieser Anerkennung bei. President I. Alijew wird Minderheit nicht die Schaffung eines eigenen Staatsgebildes fur jede wegen seiner Professionalitat und seines praktischen Herangehens an ethnische Gruppe sein kann. Dann mussten in New York, Moskau fur die Republik wichtigen Fragen in der Innen- und AuBenpolitik oder Berlin Dutzende von „Staatsgebilden" geschaffen werden, nicht nur im Lande und in der Region, sondern auch in der jeweils ein zusatzliches „Aserbaidschan", „Armenien", „Israel", internationalen Arena respektiert. „China", „Tiirkei" u.a. Aber solche Anspriiche stellt in diesen Metro- In den letzten Jahren haben die EU und die USA, besorgt iiber die polen keiner - aus dem einfachen Grund, dass ihre Umsetzung einem Energiesicherheit der EU, einen emsthaften Blick auf die Republik bestimmten interessierten Staat keinen bedeutenden Gebietszuwachs Aserbaidschan. Sie ist nicht nur Olexporteur und wird in nachster Zeit geben wiirde, was neben der Bevolkerung das wertvollste „Ver- auch Gas auf den Weltmarkt liefern, sondem spielt die Rolle einer mogen" eines Staates ist. Briicke und eines Transitlandes fiir Energiestrome zwischen dem Nicht die Zerstiickelung existierender Staaten in unzahlige kleine Osten und dem Westen.44x Pseudostaaten, die in den meisten Fallen zu wirtschaftlichen Aber die Anerkennung der Schuldlosigkeit gibt der im Recht Schwierigkeiten und neuen Spannungen und Konflikten fiihrt, sondem befindlichen Partei nicht viel, wenn sie nicht von der Wiederher- der Schutz der Rechte der Menschen an alien Orten, autonom von stellung des Rechts und Gerechtigkeit begleitet ist. Und in dieser ihrer ethnisch-nationalen Zugehorigkeit, die intemationale Kontrolle Beziehung wurde von der internationalen Gemeinschaft und ihren dieses Schutzes und seine Stimulierung ist der allgemeine Weg zur Losung von Konflikten der Art Berg-Karabach. 44XDie weltweite Nachfrage nach Energie wachst so rasch, dass schon bald in Die fiihrenden Politiker der Republik Armenien haben kaum eine vielen Regionen des Planeten die Energie selbst fur die elementare Lebens- emsthafte Basis fur die Hoffnung auf eine zukiinftige Anerkennung erhaltung moglicherweise nicht ausreicht. Diese Nachfrage wird auch weiter des Angriffs gegen Aserbaidschan und der Besetzung eines groBen wachsen genau so wie auch die Preise fiir Energieressourcen. Mit der Erschopfung der Vorrate der Energieressourcen wird die Energie genauso Teils des Territoriums eines souveranen Staates als legal. Wenn das so eine Waffe in den zwischenstaatlichen Beziehungen wie heute die Rakete.

286 287 allgemein anerkannten Organen wenig getan. Ratschlage an die gesamte Territorium von Aserbaidschan ohne Ausnahme ausiibte, Republik Aserbaidschan, sich mit den Armeniern „giitlich zu einigen“ innerhalb der in der dem Generalsekretar des Volkerbundes iiber- kommen von alien Seiten und rufen, das sage ich unverbliimt, sandten Karte angegebenen Grenzen. Es wurde angemerkt, dass die Unverstandnis hervor. Mit einem Angreifer, der einen Teil des Bolschewiki voriibergehend nur Baku und die umliegenden Gebiete Nachbarstaates rechtswidrig besetzt halt, kann man sich friedlich nur hielten, wahrend der restliche Teil des Gebietes von Aserbaidschan iiber eines ,,einigen“ - iiber die unverziigliche und bedingungslose sich in der Hand der Regierung befand. Im gleichen Brief wurde Raumung des okkupierten Gebietes dieses Staates. Und erst danach darauf hingewiesen, dass Karabach und Sangesur, auf die Armenien kann man unter Beteiligung intemationaler Vermittler und Experten Anspruch erhebt, integraler Teil Aserbaidschans sind, von der Verhandlungen iiber andere Dinge (zugeffigter Schaden, Regierung Aserbaidschans regiert werden und durch Entscheidung der Kriegsverbrechen, zerstorte Kulturdenkmaler u.a.) fuhren. ehemaligen Vertreter der Alliierten im Kaukasus unter aserbaidscha­ Eine ,,giitliche“ Einigung gelingt bis jetzt nicht, hauptsachlich nische Verwaltung gestellt wurden. Die armenische Seite, die von aufgrund der nicht konstruktiven Einstellung der Republik Armenien. einem „Gebiet, das noch nie ein Staat war“ spricht, verschweigt die die zusammengefasst in den folgenden funf Behauptungen Tatsache, dass Armenien auch vom Volkerbund nicht als Staat wiedergegeben werden kann: 1. „Berg-Karabach hat nie zur autono­ anerkannt wurde und dass auf dem Territorium von Aserbaidschan im men Republik Aserbaidschan gehort.“ Bei dieser Behauptung wird ein Verlauf der Jahrhunderte viele aserbaidschanische Staatsgebilde besonderer Akzent auf die Ablehnung der Aufnahme Aserbaidschans existierten, wahrend es hier keine armenischen gab.449 in den Volkerbund im Jahr 1920 gelegt, unter anderem auch im Bezuglich der zweiten These sei angemerkt, dass die wiederholte Hinblick auf seine angeblichen Ansprtiche auf von den Armeniern Behandlung eines sowjetischen Parteiorgans (Kaukasusbiiro des ZK besiedelte Territorien, einschlieBlich Berg-Karabach. 2. Die „Uber- der KPdSU(B)), das damals die kommunistisch-bolschewistische tragung“ von Berg-Karabach an Aserbaidschan durch die sowjeti­ Staatsmacht verkorperte, auf der am spaten Abend des 4.-5. Juli 1921 schen Parteiorgane war illegal. 3. In der Sowjetperiode und einberufenen Sitzung den Beschluss fasste, Berg-Karabach in den insbesondere im Zusammenhang mit dem Niedergang der UdSSR Grenzen der Aserbaidschanischen SSR zu belassen. War der Be­ wurde die armenische Bevolkerung von Berg-Karabach von den schluss dieses Organs legal? Vom Standpunkt Armeniens aus war er Staatsorganen von Aserbaidschan diskriminiert. 4. Die Armenier das. Wir erinnern daran, dass in dem von der armenischen Delegation Berg-Karabachs haben ihr Recht auf Selbstbestimmung auf legalen auf der 61. Sitzung der UN-Menschenrechtskommission verteilten Grundlagen verwirklicht durch die Abtrennung und Bildung eines Dokument behauptet wird, dass der einzig legale Beschluss uber den unabhangigen Staates. 5. Aserbaidschan hat keine Grundlagen fur den Status von Berg-Karabach der Beschluss war, der am Vorabend von Anspruch auf die Grenzen der Sowjetzeit angesichts seines Verzichts demselben Kaukasischen Biiro gefasst worden war.450 auf die sich aus der Sowjetperiode ergebende Staatsnachfolge. 444 Vgl.: League of Nations. Assembly Document 20/48/206, pp. 2-3; League of Alle diese funf Behauptungen halten jedoch emsthafter Kritik nicht Nations. Annex 30 B. Future Status of Armenia. Memorandum agreed to by stand. the Council of the Leagues o f Nations, meeting in Paris on II April 1920. Beziiglich der ersten These sei daran erinnert, dass am 12. Januar League of Nations Document 20/41/9, p. 27. 1920 der Oberste Rat der Alliierten auf der Pariser Friedenskonferenz 4MIVgl.: Dokument UNO E/CN.4/2005/5 Add.36, S. 4. Kaukasisches Biiro; am 4,- 5. Juli 1921 wurde in Anwesenheit von J. Stalin tatsachlich die Karabach- die Unabhangigkeit von Aserbaidschan de facto anerkannt hat. Die Frage gepriift und mit einer Stimme Mehrheit der Anschluss von Berg- Vertreter Aserbaidschans wiesen in ihrem Schreiben an den Karabach an die Armenische SSR beschlossen. Im Sitzungsprotokoll wurde Vorsitzenden der Volkerbundversammlung am 7. Dezember 1920 jedoch die folgende wichtige Anmerkung gemacht, die faktisch das Inkraft- darauf hin, dass vor dem Umsturz der Bolschewiki am 28. April 1920 treten des gefassten Beschlusses verhinderte: „Angesichts dessen, dass die Karabach-Frage eine emsthafte Meinungsverschiedenheit hervorgerufen hat, die rechtmaBige Regierung Aserbaidschans ihre Macht iiber das erachtet es das Kawburo der ZK der RKP fiir unumganglich, ihn zur

288 289 Gegen die dritte These sprechen ausdriicklich alle statistischen finden sich in den Werken von Mullerson R„ Cassese A., Mammadow Daten der Sowjetperiode (s. Anhang) ebenso wie auch die Zeugnisse I., Musajew T.454 iiber die armenische und aserbaidschanische Nationalitat in der Gegen die flinfte These steht das Prinzip ,,uti possidetis juris“. sowjetischen Zeit vor 1987. Nach diesem Grundsatz gelten im Zeitpunkt der Erwerbung der Gegen die vierte These sprechen alle Beschliisse der legitimen und Unabhangigkeit der Republik Aserbaidschan die friiheren administra- international anerkannten hochsten Gewalt der UdSSR. So wurde am tiven Grenzen der Aserbaidschanischen SSR, innerhalb dessen auch 23. Marz 1988 vom Prasidium des Obersten Sowjets der UdSSR in der NKAO lag, als internationale Grenzen und sind durch Volkerrecht seiner Resolution „Uber MaBnahmen, die mit den Eingaben der geschiitzt.455 Offensichtlich ist auch, dass Armenien, das Teilnehmer Unionsrepubliken beziiglich der Ereignisse in Berg-Karabach, in der am Abkommen „Uber die Schaffung der Gemeinschaft Unabhangiger Aserbaidschanischen und der Armenischen SSR verbunden sind“ „... Staaten“ war und die Erklarung von Alma-Ata unterzeichnet hatte, die Schaffung eigenmachtiger Gebilde gleich welcher Art, die iiber die damit die territoriale Integritat und Unantastbarkeit der Grenzen der Begrenzung der in der Verfassung der UdSSR festgesetzten national- Republik Aserbaidschan anerkannte, darunter auch des Gebietes, auf staatlichen und national-administrativen Grenzen hinausgehen, als dem friiher das NKAO der Aserbaidschanischen SSR existierte. Erin- unzulassig...“ anerkannt.451 Im Beschluss vom 18. Juli 1988 „Uber die nert sei auch an Artikel 11 der Wiener Konvention (22.8.1978) iiber Beschliisse der Obersten Sowjets der Armenischen SSR und der die Rechtsnachfolge von Staaten beziiglich Vertragen, nach dem Aserbaidschanischen SSR zur Frage iiber Berg-Karabach hat das „...die Rechtsnachfolge von Staaten als solche nicht beriihrt: a) die Prasidium des Obersten Sowjets der UdSSR entschieden „die Grenzen, die vertraglich festgestellt wurden.,.“456 Anderung der Grenzen und die auf Verfassungsgrundlage erfolgten Mit dieser nicht sehr optimistischen Note, die die grundlegenden national-territorialen Teilung der Aserbaidschanischen und der Abweichungen der Konfliktparteien von einander im Verstandnis des Armenischen SSR ist unmoglich.“452 In einem anderen Beschluss des Wesens des Konflikts und der Moglichkeit seiner friedlichen Losung Presidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 10. Januar 1990 unterstreicht, beende ich meine kurze Schlussbetrachtung. heiBt es, „die Verkiindung der Wiedervereinigung der Armenischen 4MVgl.: Mullerson Rein. International Law, Rights and Politics: Developments SSR mit Berg-Karabach ohne Zustimmung der Aserbaidschanischen in Eastern Europe and the CIS. London & New York, Routledge 1994, p. 75; SSR ist eine direkte Verletzung von Artikel 78 der Verfassung der Cassese Antonio. Self-Determination o f Peoples: Legal Reappraisal. Cam­ UdSSR“ 453 Andere juristische Griinde ,,kontra“ die vierte These bridge University Press 1955, S. 264-266; Mammadow Ilgar, Musaew Tofik. Armjano-aserbajdschanskij konflikt. Istorija. Prawo. Posrednitschestwo. (Der armenisch-aserbaidschanische Konflikt. Geschichte. Recht. Vermittlug). Tula, Grif i К 2006, S. 53-65. 4 'W ie A. Eide bemerkte, ,,...im Rahmen der Organisation der Vereinten Nationen wurde ein breiter Konsens erreicht in Bezug darauf, dass die endgultigen Entscheidung an das ZK der RKP zu ttberweisen“. V g l.: Is Grenzen der Unionsrepubliken sowohl in der ehemaligen UdSSR als auch im protokola wetschem ego sasedanija Plenuma Kawbjuro ZK PKB(b) o t 4 ijulja friiheren Jugoslawien nicht auf der Basis ethnischer Verteilung festgesetzt 1921 g. К istorii obrasowanija Nagomo-Karabachskoj awtonomnoj oblasti werden diirfen, sondern auf der Basis des Grundsatzes “uti possidetis juris'1, Aserbajdschanskoj SSR. 1918-1925 (Aus dem Protokoll der Abendsitzung was bedeutet, dass als neu die Grenzen zu betrachten sind, die friiher als des Plenums des Kaukasischen Buros des ZK der KPdSU(B) vom 4. Juli Grenzen der Unionsrepubliken der Foderation bestanden haben". Vgl.: Eide 1921. Zur Geschichte der Bildung des Gebietes (Oblast) Berg-Karabach der Asbjorn. „Territorial integrity o f States, minority protections and guarantees Aserbaidschanischen SSR. 1918-1925.) Dokumenty i materialy (Dokumenie for autonomy arrangements: approaches and roles o f the United Nations11. und Materialien), S. 90-91. UniDem seminar „Local self-government, territorial integrity and protection 51 Vgl.: Wedomosti Werchownogo Sowjeta SSSR (Mitteilungen des O b erste n o f minorities11, Lausanne, 25-27 April 1996. Council o f Europe Publishing Sowjet der UdSSR), 1988, N 13, S. 27-28. 1996, p. 282. a.a.O., N29, S. 20-21; 456Vgl.: Vienna Convention on Succention of States in Respect of Treaties,22 453a.a.O., 1990, N 3, S. 38. A ugust 1978. In: Evans(ed.),pp. 185-199,atp. 188. 290 291 Anhang 1722-1730 Aufstande der Armenier und der anderen christlichen Bevolkerung des Sudkaukasus unter der Leitung von 1. Chronologie der wichtigsten Ereignisse (1711-2008) David-Bek457 gegen Persien und das Osmanische Reich. Der Aufstand wird niedergeschlagen. „Die Zukunft wird nie so, wie wir sie uns vorstellen. 1723 Russische Truppen marschieren in die Westkiiste des Das Gestern ist noch so, die Zukunft aber nie. Die Kaspischen Meeres ein. Abkommen von Sankt Sache ist die, dass die Vergangenheit wirkt, d.h. sie Petersburg geschlossen. ist wirklich. “ 1724 Unter Vermittlung Frankreichs wird zwischen Nersesjans W. S. Russland und dem Osmanischen Reich der Friede von Konstantinopel geschlossen, nach dem der Transkau- 1711 Beginn der Aufstandsbewegungen in Dagestan und kasus zwischen Russland und dem Osmanischen Nord-Aserbaidschan. Truppen von Hodscha Dawud Reich aufgeteilt wird. iiberfallen das Khanat Kuba. 1724 Armenier, die Persien verlassen haben, werden an der 1712 Surchaj-Khan Kasi-Kumychskij und Hodscha Dawud siidkaukasischen Grenze Russlands angesiedelt. Die erobem Schemacha. Ali-Sultan Elisujskij und Mehrzahl wird im Priteretschnyj Rayon angesiedelt, Dscharo-belakaner besetzen Scheki, Kasach, Kabala wo sie den Gartenbau und das Gewerbe entwickeln und Schamchor. und Wachdienste erbringen sollen. Aus diesen 1717 Aserbaidschanische Nomadenstamme der Muganer armenischen Umsiedlem werden armenische Truppen Steppe vertreiben den Statthalter des persischen gebildet. Sie nehmen an den Russisch-Kadschari- Schahs und wahlen ihren eigenen Khan. schen Kriegen des ersten Viertels des 19. Jahr­ 1719 Surchaj-Khan und Hodscha Dawud erleiden eine hunderts teil. Niederlage gegen die Schah-Truppen und deren 12.06.1724 Vertragliche Aufteilung der ,,Einflusssphare“ zwi­ Verbiindete. schen Russland und Persien. 1721 Hodscha Dawud und Surchaj-Khan erklaren im 12.06.1724 Abschluss des Vertrages von Istanbul zwischen dem Biindnis mit den Khanen von Dagestan dem Osmanischen Reich und Russland iiber die Abgren- persischen Schah den Krieg und besetzen Schabiran zung der Herrschaftsbereiche im Kaukasus. und Schemacha. 21.01.1732 Abschluss des Reschter Vertrages zwischen Russland 1722 Schirwan wird von den Rebellen von Hodscha und Persien. Dawud und Surchaj-Khan eingenommen. Russische 10.03.1735 Abschluss des Vertrages von Gjandscha zwischen Truppen beginnen einen Feldzug in die ostlichen Russland und Persien. Russische Truppen ziehen aus Teile Dagestans und Nord-Aserbaidschans. Russische dem siidostlichen Kaukasus ab. Truppen marschieren in Derbent ein. 1743 Antiiranische Aufstande in Schirwan und Scheki. 1722 Der Afghanenfuhrer Mahmud erobert die persische 1747 Tod des persischen Schahs Nadir. Hauptstadt Isfahan und besteigt den Schahthron. 1747-1762 Panah Ali-Bek Dschewanschir wird erster Khan des 22.07.1722 Peter I. weist Land zu an die Textilfabrik der aserbaidschanischen Khanats Karabach. Das Khanat Kaufleute von Satrapesny, deren Fabrik Baumwolle aus Nord-Aserbaidschan oder im Transithandel durch 4'7David-Bek (7-1728), Anfuhrer des Aufstandes gegen die Safawiden (1722- 1728) und gegen die Osmanen (1726-1728). Beide Aufstande hatten Nord-Aserbaidschan erhielt. anfanglich Erfolg.

292 293 wurde von ihm auf dem Territorium des ehemaligen 1786 Russische Truppen unter dem Kommando von aserbaidschanischen Beyliks Gjandscha-Karabach General Subow nehmen Schirwan, Derbent und Baku errichtet. Im Khanat leben die albanisch- und ein. turksprachigen Stamme, Udinen, Dschawanschur, 1787-1791 Russisch-Tiirkischer Krieg. Otusiki, Kjabirli u.a., und eine gewisse Anzahl 1787 Gesandtschaft Fatali-Khans von Kuba unter Leitung Armenier. von Mirsa Sadyg Muhammed Weliew zu Katharina 1748 Panah Ali-Век Dschawanschir, Khan von Karabach, II. erbaut die Festungsresidenz Bajat. 1790 General Gudowitsch nimmt Anapa ein. 1749 Hadschi Tschelebi emennt sich zum Khan von 1794-1795 Erfolglose Versuche Persiens zur Eroberung des Scheki. Khanats Karabach. 1751 Panah Ali-Век Dschawanschir, Khan von Karabach, 1795 Erster Einfall der Truppen von Aga Muhammed- erbaut die Festungsresidenz Panahabad. Khan Kadschar in die nordlichen Khanate von 1752 Der persische Oberbefehlshaber Muhammed Hasan - Aserbaidschan und nach Georgien. Heroische Ver- Khan Kadschar fallt in das Khanat Karabach ein. teidigung von Schuscha. 1755 Tod des Hadschi Tschelebi, des Begrunders des 1796-1925 Im Iran herrscht die Dynastie der Kadscharen-Schahs. Khanats Scheki. 1796 Beginn der bewaffneten Auseinandersetzungen 1758-1789 Regierungszeit von Fatali-Khan des Khanats Kuba. zwischen Russland und Persien, die bis 1828 mit 1759 Persische Truppen unter Fatali-Khan Afschar fallen Unterbrechungen anhalt. General Graf Subow besetzt in das Khanat Karabach ein. Derbent, Kuba und Baku. 1762 Tod des Panah Ali-Век Dschewanschir, des Khans 1797 General Subow und seine Truppen werden von Zar von Karabach. Pawel I. nach Russland zuriickbeordert. Der Schah 1762-1806 Herrschaft von Ibrahim Khalil-Khan in Karabach und von Persien Aga Muhammed-Khan nimmt mittels Schuscha. einer List Schuscha, die Hauptstadt des Khanats 1765 Die Khanate Kuba und Derbent werden vereinigt. Karabach, ein. Davor gait die Festung Schuscha als 1767 Fatali-Khan von Kuba erobert das Khanat Schirwan. uneinnehmbar. 1768-1774 Russisch-Osmanischer Krieg. 1801 Anschluss der Sultanate Kasach und Schamschadil an 1774 Die Schlacht auf dem Gawduschinsker Feld endet mit Russland. der Niederlage von Fatali-Khan von Kuba. 1803 General Zizianow erobert die Dscharo-Belakan- 1774 Botschaft des Khanats Kuba in Sankt Petersburg. ,,Dschaamaty“. 1775 Fatali-Khan stellt mit russischer Hilfe die voile 1804 General Zizianow erobert Gjandscha (Ganca). Kontrolle uber die Territorien des Khanats Kuba 1804-1813 RegelmaBige Spirale der russisch-persischen militari- wieder her. schen Auseinandersetzungen. Russland schlieBt sich 1783 Ibrahim Khalil-Khan von Karabach ersucht (seit die aserbaidschanischen Khanate Gjandscha (Ganca), 1763) um die Protektion Russlands. Karabach, Schirwan, Kuba, Derbent, Scheki und Februar 1786 Aga Muhammed-Khan von Persien zieht iiberstiirzt Baku an. aus dem Gebiet der aserbaidschanischen Khanate ab. 08.01.1804 Furst Zizianow sendet Ibrahim Khalil-Khan ein schriftliches Ultimatum mit der Aufforderung, um russische Protektion zu ersuchen.

294 295 15.05.1805 Unterzeichmmg des ,,Traktats“ („Staatsvertrages") russischen Generalmajors. 1822 nach Persien iiber den Anschluss des Khanats Karabach an geflohen aufgrund der Unzufriedenheit der Bewohner Russland. des Khanats mit seiner Regierung und aus Angst, 1805 Die Khanate Schirwan und Scheki schlieBen sich wegen seiner Staatsausgaben zur Verantwortung Russland an. gezogen zu werden. 1827 geht er, nachdem er fur 1806 80% der Bevolkerung des Khanats Karabach sind seine friiheren Siinden gebiifit hatte, wieder auf die Moslems (im Wesentlichen Aserbaidschaner), 20% russische Seite iiber. Christen (im Wesentlichen Kaukasus-Albaner und 1813 Anschluss des Khanats Kuba an Russland. Armenier). 01.01.1819 Auflosung des Khanats Scheki und der Sultanate 1806 Die iranische Armee dringt in Karabach ein. Unter Kasach und Schamschadil, Bildung der Provinz den aserbaidschanischen Khanen ist nur Ibrahim Scheki. Khalil-Khan von Karabach ein Verbtindeter 1820 Auflosung des Khanats Schirwan und Bildung der Russlands. Ibrahim Khalil-Khan von Karabach und Provinz Schirwan. seine ganze Familie, auBer seinem Sohn Khan Mech- 1822-1916 Die Verwaltungseinheiten und die Mehrzahl der tigulu-Aga, werden von den Russen hingerichtet. Ortschaften im Territorium des ehemaligen Khanats 10.09.1806 Die Angliederung des Khanats Karabach an Russland Karabach werden in Abstimmung mit Russland von wird vom Erlass des Zaren Alexander I. betatigt. Vertretem der aserbaidschanischen Elite gefuhrt. 1806-1812 Der Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen 1822 Umbildung des Khanats Karabach in eine Provinz Reich endet mit der Niederlage der Osmanen. Russlands unter Militarregierung. 1806-1822 Das Khanat Karabach wird von Mechtigulu-Khan. 1823 Im ehemaligen Khanat Karabach gibt es eine Stadt - dem Sohn Ibrahim Khalil-Khans regiert. Schuscha - und 600 Dorfer. In Schuscha lebten 1048 1807 Erfolglose Belagerung Erewans durch das Korps von aserbaidschanische und 474 armenische Familien. General Gudowitsch. Von 600 Dorfern waren 450 von Aserbaidschanern 1808 Tod des albanischen Katholikos Israel. und 150 von Armeniern besiedelt. Insgesamt lebten in 1810 General Kotljarewskij P.S. erleidet eine Niederlage den Dorfern 12902 moslemische Familien (ganz durch die Kadscharen am Fluss Araxes. Im Khanat iiberwiegend Aserbaidschaner) und 4331 christliche Karabach wohnen 12.000 Familien: 9500 mosle- Familien (Kaukasus-Albaner und Armenier). mische (ganz iiberwiegend Aserbaidschaner) und 1826-1829 Im Territorium des ehemaligen Khanats Karabach 2500 christliche (Kaukasus-Albaner und Armenier). leben nach offiziellen russischen Angaben 45.207 1812 Sieg der Russen in der Schlacht bei Aslandiiz. Armenier. 1813 Das aserbaidschanische Khanat Schirwan wird gemafi 16.07.1826 Die Kysylbasch-Armee dringt nach Russland ein und dem Giilistan-Vertrag an Russland angeschlossen. beginnt den Russisch-Kadscharischen Krieg 1826- Russische Truppen erstiirmen Lenkoran. 1828. 13.09.1813 Der karabachische Herrscher Mechtigulu-Khan 1826-1828 Die Kavallerie von Karabach kampft auf russischer begibt sich endgiiltig nach dem „Abkommen iiber Seite gegen die Kysylbasch. ewigen Frieden und Freundschaft“ (Friede von 13.09.1826 Schlacht von Elisawetpol (Gjandscha), die mit der Giilistan) zwischen Russland und Persien unter Niederlage der persischen Truppen endet. Die russische Herrschaft und erhalt den Rang eines Schlacht fand in der Niederung statt, sieben Werst

296 297 von Elisawetpol, wo der Uberlieferung nach der 1828 Das Khanat Nachitschewan wird nach dem Vertrag beruhmte Dichter Nisami begraben liegt458, der den von Turkmantschai an Russland angeschlossen. Beinamen Gjandschawi hatte, da er aus dem Gesch- Auflosung der Khanate Nachitschewan und Eriwan. lecht von Gjandscha war. Wahrend der Schlacht bei 1830 Eroffnung der ersten Ujesd-Lehranstalt in Aserbaid­ Elisawetpol wird Ugurlu-Khan Gjandschinskij, der schan in Schuscha. sich im Dienst des Schahs befand, gefangen 1832 Ausgabe der ersten Zeitung in aserbaidschanischer genommen. Nach der Gefangenschaft dient er in der Sprache „Tatarische Nachrichten“ in Tiflis. russischen Armee. 1832 Im Territorium des ehemaligen Khanats Karabach 1 8 2 6 -1 8 2 8 ; erreicht die Zahl der armenischen Umsiedler 82.357 1 8 5 3 -1 8 5 6 ; Personen. 1 8 7 6 -1 8 7 8 ; 1834 Anstelle der aserbaidschanischen Khanate Nachi­ 1 8 9 4 -1 8 9 6 ; tschewan, Eriwan und des Kreises Ordubad wird auf 1 9 1 4 -1 9 1 8 ; Erlass des Russischen Zaren der „Armenische 1 9 4 7 -1 9 5 0 Jahre der groBten Umsiedlerstrome von Armeniem in Oblast“ (Armenisches Gebiet) geschaffen. den Sudkaukasus. 1837 Im russischen Reich wird auf Initiative der Arme­ 2 7 .0 6 .1 8 2 7 Russische Truppen besetzen kampflos Nachitsche- nischen Kirche das Albanische Patriarchat aufgelost. wan, Kerim-Khan flieht. Das ganze Vermogen und das Archiv dieses Patriar­ 1828 Russland schlieBt die aserbaidschanischen Khanate chate ubernahm die Armenische Kirche. Lenkoran, Talisch, Nachitschewan und Eriwan an. 10.04.1840 Plan der „Institutionen fur die Regierung uber den Die Grenze zwischen Persien und Russland entlang Transkaukasischen Kreis“. Bildung des Kaspijskaja des Flusses Araxes (Aras) macht die Aserbaidschaner Oblast, und der Ujesde Baku, Karabach, Kuba, zu einem geteilten Volk. Dscharo-Belokan, Elisawetpol, Nachitschewan, 1 8 2 8 -1 8 3 0 In den Sudkaukasus werden rund 130.000 Armenier Talysch und Schirwan. Das Territorium des ehema­ aus Persien und der Ttirkei umgesiedelt. ligen Khanats Karabach kommt zum Kaspijskaja 1 0 .0 2 .1 8 2 8 Friede von Turkmantschai, Vertrag zwischen Russ­ Oblast. land und dem Osmanischen Reich. 1846 Das ehemalige Khanat Karabach wird Teil des 1828 Irewan (Eriwan), Hauptstadt des Khanats Irewan Gouvernements Schemacha. (Eriwan), zahlt 15.000 Einwohner. Zum Vergleich: 1846 Im russischen Sudkaukasus leben rund 200.000 1818 hat Tabris, die Hauptstadt der persischen Armenier. Provinz Aserbaidschan und Residenz des Thron- 1849 Das „Armenische Gebiet“ wird aufgelost und an folgers Abbas-Mirsa, 90.000 Einwohner. seiner Stelle das Gouvemement Eriwan geschaffen. 1867 In den meisten Kirchengemeinden der Eparchie Karabach kann die Mehrzahl ihrer Mitglieder weder armenisch lesen noch schreiben. Viele altere Mit­ Nisami Gjandschewi Abu Muhammed lljas ibn Jusuf (ca. 1141-ca. 1209). glieder dieser Gemeinden konnen auch nicht arme­ groBer aserbaidschanischer Dichter und Denker. Weltbekannt sind seine Werke ,,Chamse“ (Fiinfer), „Schatzkammer der Geheimnisse“, „Chosrov und nisch sprechen, werden jedoch in den offiziellen Schirin", „Leyli und Medschun“, „Sieben Schonheiten“ und „Iskander-name". Dokumenten und der Statistik als Armenier gefuhrt. in dem eine einzigartige soziale Utopie beschrieben und das Bild des idealen Herrschers gezeichnet wurde. 298 299 1877-1878 Im Osmanischen Reich entsteht eine armenische kommen in diesen Jahren 3000 bis 10.000 Menschen Nationalbewegung und in der intemationalen Politik um. die „armenische Frage“. 1909-1910 Der Heilige Synod des Russischen Imperiums 1877-1878 Russisch-Osmanischer Krieg. erlaubte dem armenischen Synod in Etschmidadzin 21.05.1877 Das Osmanische Reich verliert Rumanien, das ein das Archivmaterial einer Reihe albanischer Eparchien unabhangiger Staat wird. zu zerstoren. 31.07.1877 Das Osmanische Heer zieht vom Schipkinskij 1911 Griindung der aserbaidschanischen Partei „Mussa- Gebirgspass ab und gibt die Verbindungswege in den wat“ (,,Gleichheit“). Balkan frei. 1914-1916 In den russischen Siidkaukasus iibersiedeln min- 18.11.1877 Russische Truppen nehmen die osmanische Festung destens 350.000 Armenier. Kars ein. 1915 Auf der Halbinsel Galliopol fallen im Kampf 1877 Belagerung und Eroberung der Stadt Plewen durch zwischen der Entente und der Turkei mindestens russische Truppen. 65.000 Tiirken. Die Alliierten (GroBbritannien, 08/09.01.1878 Sieg der Russen liber die Osmanen bei Schipka- Frankreich, Osterreich und Neuseeland) beklagen Schejnowo. mindestens 45.000 Gefallene. 20.01.1878 Besetzung von Andrianopol durch russische Truppen. 24.04 .191 5 Talat-Pascha, Innenminister des Osmanischen 03.03.1878 Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen Reiches, erlasst den Befehl zum Kampf gegen die Russland und dem Osmanischen Reich in San armenischen Partisanen in Sejtun, Bitlis, Siwas und Stefano. Van. 13.6-13.7.1878 Berliner Kongress, einberufen zur Priifung des 01.05.1915 Die Regierung des Osmanischen Reiches gibt den Friedens von San Stefano 1878 zwischen Russland Erlass iiber die Umsiedlung von Armeniern aus den und dem Osmanischen Reich. Rayons der Partisanenbewegungen in andere Landes- 1890 Griindung der Partei Daschnakzutjun (Foderation teile heraus. Wahrend der Massendeportation verhun- Armenischer Revolutionare) in Tiflis. Ihr grundle- gern tausende Armenier oder sterben durch Kalte und gendes Betatigungsfeld war zunachst das Osmanische Krankheiten sowie durch die Uberfalle der Reich, danach der Siidkaukasus. kurdischen und tscherkessischen bewaffneten Ban- 1897 Die Zahl der Armenier im Siidkaukasus erreichte laut den. einem Schriftwechsel 1.218.081 Personen. Davon 17.05.1915 Aufstandische Armenier nehmen die Stadt Van ein konnten 44.985 Personen weder armenisch schreiben und rufen die „Armenische Republik Van" aus. noch lesen noch sprechen und zahlten sich nicht zur 1916 Die Zahl der Armenier im Gouvernement Eriwan Armenischen Kirche. Anderen Angaben (N.N. erreicht 669.871 Personen. Schawrow, N.I. Isarow) zufolge leben in dieser Zeit 1 9 1 7 -1 9 2 2 Nationale und soziale Aufstande in Karabach, im Kaukasus jeweils 1.000.000 bzw. 900.000 angestifitet von den Daschnaken. Armenier. 1917 Durch Beschluss der Ubergangsregierung wird das 1905-1907 Nationale und soziale Unruhen in Karabach. „Besondere Transkaukasische Komitee“ (OSAKOM) Besonders stark sind die antiaserbaidschanischen geschaffen. Pogrome in Schuscha, wo 500 Aserbaidschaner und 1 9 1 7 Unter Leitung von Schaumjan und Lalojanz werden 40 Armenier getotet werden. In ganz Karabach die aserbaidschanischen Dorfer von Karabach und

300 301 jiidischen Siedlungen im Kreis Kuba iiberfallen. Das 22.05.1918 Gegenangriff der armenischen Truppen bei deutsche Dorf Helenendorf ist auch vom armenischen Sardarabad. Uberfall betroffen. 29.05.1918 Die Republik Aserbaidschan ubergibt, ausgehend 1917 Der Armenische Nationalkongress fordert, der nor- vom Prinzip der guten Nachbarschaft, einen Teil dostliche Teil des Osmanischen Reiches solle dem (zwei Rayons) des Gouvemements Eriwan und die armenischen Volk iiberlassen werden und es solle Stadt Eriwan an die neu geschaffene Republik hier Westarmenien geschaffen werden. Armenien. Der damalige Fiihrer Aserbaidschans, 28.10.1917 W.I Lenin bestatigt per Dekret das Recht Westarme- Fatali Khan Khojskij, wird, nachdem er ein so niens auf staatliche Souveranitat. groBzugiges Geschenk an die Armenier gemacht 24.11.1917- hatte, zwei Jahre spater in Tiflis von dem 02.1918 In Tiflis wirkt das Transkaukasische Kommissariat. armenischen Terroristen Aram Erkajan erschossen. 23.02.-05.1918 In Tiflis wird unter aktiver Beteiligung des S o m m e r 1918 Die Verbande des armenischen Generals Andranik, Botschafters der USA, Smith, der „Transkaukasische die eine Niederlage durch das Osmanische Reich Sejm“ geschaffen. erlitten hatten, beginnen die aserbaidschanischen Marz 1918 Im Rayon (Ujesd) Baku und in der Stadt Baku toten Einwohner mit Waffengewalt aus dem ehemaligen Anhanger von Schaumjan Tausende von Mitgliedem Gouvemement Eriwan zu vertreiben. Gegen Herbst (fast alle Aserbaidschaner) der Partei ,,Mussawat“. 1918 sind in Sangesur 115 aserbaidschanische Dorfer 09.04.1918 Der Transkaukasische Sejm erklart sich zum gesetz- fast ganzlich vemichtet, 7729 Aserbaidschaner gebenden Organ des Transkaukasus und proklamiert umgekommen und rund 50.000 Aserbaidschaner zu die Grundung der unabhangigen Transkaukasischen Fluchtlingen geworden. Foderativen Republik. N o v e m b e r 1918 General Thompson, der britische Oberbefehlshaber 11.04-04.06.1918 Tiirkische Truppen fallen in den Kaukasus ein und im Sudkaukasus, befiehlt den Einheiten von General besetzen Erzurum, Ardagan, Kars, Batumi, Osugeti Andranik den unverziiglichen Abzug aus Karabach und Gurien. In der Transkaukasischen Foderativen und weist darauf hin, dass Karabach zum Republik wird der Kriegszustand ausgerufen. aserbaidschanischen Territorium gehort. April 1918 In Baku, Lenkoran, Chatschmas, Adschibulag. 19.11.1918 In der Republik Aserbaidschan wird das Parlaments- Salyan, Schemacha und in Kuba kommen infolge der gesetz verabschiedet. Von den 120 Sitzen werden 21 ,,revolutionaren“ Aktionen der Anhanger der Partei von Armeniem eingenommen. ,,Daschnakzutjun“ rund 50.000 Menschen um. die 1918-1920 Die armenische Republik beansprucht das mehrheitlich Aserbaidschaner sind. Territorium von Sangesur, Karabach, Nachitschewan, 25.05.1918 Aserbaidschan, Georgien und Armenien erklaren sich Bortschala und einigen anderen. zu unabhangigen Staaten. Aber die Republik Arme- 13.01.1919 In der Aserbaidschanischen Demokratischen Repub­ nien, die au f Initiative der Partei „Daschnakzutjun" lik wird das Generalgouvernement Karabach geschaf­ geschaffen wurde, hat weder ein Territorium noch fen, das sich von Dschewanschir und Schuscha bis eine Hauptstadt. Die Gmndung der Demokratischen nach Sangesur erstreckt und vom aserbaidschanischen Republik Aserbaidschan wird von Mammed Emin Generalgouvemeur Chosrow Sultanow regiert wird. Rasulsade geleitet. 22.01.1919 Die Entente erkennt Karabach als Teil der Aser­ baidschanischen Demokratischen Republik an. Der

302 303 Oberbefehlshaber der Entente im Siidkaukasus John Georgien und der Tiirkei setzt die Grenzen zur Tiirkei Milton erklart, dass die Regierung der Aserbaidscha­ und den Status von Nachitschewan459fest. nischen Demokratischen Republik die einzig legale Der Vertrag erstreckte sich auf die Transkaukasischen Regierung in Karabach ist Republiken, die die Bestimmungen des Moskauer 03.04.1919 Die Entente erkennt emeut Karabach als Teil der Vertrages (1921) unterzeichnet hatten. Republik Aserbaidschan an und die Administration 29.11.1920 Okkupation Armeniens durch die Rote Armee. Sultanow als deren einzig legale Regierung in 1922-1936 Armenien wird Teil der Transkaukasischen Sozialisti­ Karabach. schen Foderativen Sowjetrepublik. 26.08.1919 Die Regierung von Aserbaidschan und die arme­ 09.07.1923 Griindung des Autonomen Gebiets Berg-Karabach nische Bevolkerung von Karabach kommen zu der (NKAO) innerhalb der Aserbaidschanischen SSR. Vereinbarung, dass die karabachischen Bergregionen 09.02.1924 Griindung der ASSR Nachitschewan innerhalb der Disag, Waranda, Chatschin und Dschilaberd aser- Aserbaidschanischen SSR. baidschanisches Territorium sind. 23.12.1947- M a r z 1920 Armenische Verbande der Anhanger der Partei 10.05.1948 Mit der Zustimmung Moskaus werden aus den Berg- ,,Daschnakzutjun“ veriiben einen bewaffneten Einfall Rayons Armeniens 100.000 Aserbaidschaner in die in Nachitschewan, Ordubad, Schuscha, Chankendi, Muganer Steppe von Aserbaidschan umgesiedelt. Terter, Askeran, Sangesur, Dschebrail und Gjan- 1950 Weitere 50.000 Aserbaidschaner von Armenien nach dscha. Aserbaidschan umgesiedelt. 28.04.1920 Die Rote Armee nimmt die Aserbaidschanische 24.04.1965 Zehntausende Armenier demonstrieren in Erewan mit Demokratische Republik ein. der Forderung, das ,,Heimatland“ mit den „arme­ 19.06.1920 Der AuBenminister Russlands G. Tschitscherin nischen Gebieten“ zu vereinen. Zu letzterem wurde schlagt eine den Kriegserfordemissen angepasste auch Berg-Karabach gezahlt. Fuhrung von Karabach, Nachitschewan, Sangesur 1966 45.000 Armenier unterzeichnen eine Petition an und Dschulfa aus Moskau vor. Moskau mit der Bitte, Berg-Karabach an Armenien 10.08.1920 Der Friede von Sevres (Frankreich), einer der zu iibertragen. Spater gehen an die letzten Parteikon- Vertrage des Versailler-Washingtoner Systems, die gresse der KPdSU die gleichen Petitionen. Unter­ den Ersten Weltkrieg abschlieBen. Unterzeichnet in zeichnet von Tausenden von Armeniern. der Stadt Sevres von den Landem der Entente und 1969 Armenien erweitert sein Territorium mit Unter- den ihnen angeschlossenen Staaten einerseits und der stiitzung Moskaus zu Lasten eines Teils des Kasach- Tiirkei andererseits. Er setzte die Teilung des und des Sadarak-Rayons von Aserbaidschan. Territoriums des Osmanischen Reiches fest, darunter 1978 Die Armenier begehen den 150. Jahrestag der auch des eigentlichen tiirkischen. Umsiedlung von Armeniern aus Persien in Berg- August 1920 Militarischer Konflikt von Daschnaken-Armenien mil Karabach durch Errichtung eines Denkmals der Tiirkei Kemal Atattirks. November 1920 4>4Von 1917-1919 war ein Teil des Territoriums von Nachitschewan von Die Daschnaken-Regierung Erewans unterzeichnet tiirkischen und englischen Truppen besetzt und 1920 von Truppen der Roten den fur Armenien schweren Vertrag mit der Tiirkei. Armee. Im Juli 1920 wurde die Sowjetrepublik Nachitschewan gegriindet. Im 13.10.1921 Der Vertrag von Kars zwischen den Sozialistischen Februar 1923 wurde der autonome Kreis Nachitschewan innerhalb der Aserbaidschanischen SSR geschaffen; im Februar 1924 wurde er in die Sowjetrepubliken Aserbaidschan, Armenien und Autonome Sozialistische Sowjetrepublik Nachitschewan umgebildet.

304 305 1987 Der Armenische Nationalkongress verabschiedet in armenischen Dichterin Silwa Kaputikjan veroffent- Paris den Beschluss tiber die Notwendigkeit der licht. Darin appelliert sie wieder, wie einst General Nutzung der in der UdSSR beginnenden demokra- Andranik, mit der Waffe in der Hand die aser­ tischen Umgestaltung fur die Umsetzung der „legalen baidschanischen Siedlungen von Karabach zu Forderungen des armenischen Volkes“ liber die ,,durchkammen“. ,,Wiedervereinigung“ von Berg-Karabach mit Arme- 1987 In russischer Sprache erscheint das Buch von Sori nien. Balajan ,,Otschag“ (Heim). Darin erklart der Autor Oktober 1987 Grundung der Vereinigung der nationalen Selbst- Berg-Karabach zum „angestammten Heim“ des bestimmung von Armenien. ganzen armenischen Volkes. Die These ist fur die 17.10.1987 Demonstration von vielen Tausenden in Erewan. iiberwaltigende Mehrheit der Experten vollig zweifel- Provozierende Reden der armenischen Intellektuellen haft, aber viele Armenier nehmen sie als nicht anzu- S. Kaputikjan, M. Markarjan, S. Balajan u.a. zweifelnde Wahrheit an. 18.10.1987 Demonstration in Erewan iiber den territorialen En d e 1987 In Erewan, Kafan, Masis, Gudarak, Dilischan, Sisian Konflikt im Dorf Tschardachlu von Berg-Karabach. und Kirowakan beginnt die Vertreibung weiterer Bei der Auflosung werden Portrats von Gorbatschow noch verbliebener Aserbaidschaner. Im Verlauf dieser zerfetzt. Kampagne sterben 220 Aserbaidschaner und werden 21.10.1987 Im Plenum des ZK der KPdSU wird der Antrag von 1154 schwer verletzt. H.A. Alijew iiber seine Befreiung von den Pflichten Ja n u a r 1988 Die Zahl der aserbaidschanischen Fliichtlinge aus eines Mitglieds des Politburos des ZK der KPdSU im Armenien erreicht 243.000 Personen. Die Mehrzahl Zusammenhang mit seiner Pensionierung aus der Deportierten ist vortibergehend in Baku und gesundheitlichen Griinden verabschiedet. Sumgait angesiedelt. In Armenien werden bei iiber 22.10.1987 Veroffentlichung der Beschreibung eines vom 2000 Siedlungen die aserbaidschanischen Namen Ministerrat der UdSSR gefassten Beschlusses iiber durch armenische ersetzt. emsthafte Mangel in der Tatigkeit des aserbaidscha­ 13.02.1988 Eine Gruppe (einige hundert Menschen) Armenier nischen Institute der Volkswirtschaft namens Buniat- aus Karabach halten auf dem Lenin-Platz in sade. Stepanakert eine nicht genehmigte Versammlung ab 18.11.1987 Der Berater M. Gorbatschows, A. Aganbegjan, aul3ert mit der Forderung der Wiedervereinigung von Berg- sich zur Zweckmafiigkeit der Eingliederung des auto­ Karabach mit Armenien. nomen Gebietes Berg-Karabach in die Armenische 15.02.1988 Kongress des Verbandes der Schriftsteller von SSR und seiner Herauslosung aus der Aserbaidscha­ Armenien. Rede von Silwa Kaputikjan zugunsten der nischen SSR. Diese Erklarang spielt bei der Forderungen der Armenier von Karabach. Zuspitzung des Konfliktes eine groBe Rolle. 16.02.1988 Dauermeeting fur die Wiedervereinigung mit Arme­ No v e m b e r - nien in Stepanakert. D e z e m b e r 1987Demonstrationen in Erewan mit Forderungen der 18.02.1988 “Okologische“ Versammlung in Erewan. Angliederung des Autonomen Gebiets Berg-Kara­ 20.02.1988 Die Sitzung des Rates der Volksdeputierten des bach an die Armenische SSR. Gebiets Berg-Karabach fasst den Beschluss, die 1987 In der Zeitschrift „Druschba narodow" (Freundschaft Obersten Sowjets von Aserbaidschan, Armenien und der Volker) werden Gedichte der bekannten der UdSSR zu ersuchen, die Frage der Ubertragung

306 307 des NKAO aus der Aserbaidschanischen SSR in die 17.06.1988 Der Oberste Sowjet von Aserbaidschan bestatigt den Armenische SSR zu entscheiden. Verbleib von Berg-Karabach innerhalb seiner Repub­ 21.02.1988 Versammlung zur Unterstiitzung des NKAO in lik. Erewan. 18.06.1988 Verabschiedung des Beschlusses des Obersten 22.02.1988 100.000 Demonstranten in Erewan unterstutzen die Sowjets der UdSSR iiber die Beschliisse der Obersten Forderung der Armenier von Karabach. Sowjets der Armenischen SSR und der Aser­ 23.02.1988 300.000 Demonstranten in Erewan unterstutzen die baidschanischen SSR zur Frage von Berg-Karabach. Forderungen der Armenier von Karabach. Das Presidium des Obersten Sowjets der UdSSR halt 23.02.1988 Die Wahl von G. Pogosjan zum Ersten Sekretar des die Anderung der Grenzen, die auf der verfassungs- Obersten Komitees der KPdSU des NKAO. maBigen Grundlage der national-territorialen Teilung 25.02.1988 300.000 Demonstranten in Erewan unterstutzen die der Aserbaidschanischen SSR und der Armenischen Forderungen der Armenier von Karabach. SSR festgesetzt wurden, fur unmoglich. 25.02.1988 Telefongesprach M. Gorbatschows mit G. Pogosjan. 04.07.1988 Generalstreik in Armenien (bis 15. Juli 1988). 28/29.02.1988 Unruhen in Sumgait. 32 Menschen kommen um. 05.07.1988 Angriff der Truppen unter dem Kommando von A. 17.03.1988 Beschluss des Plenums des Obersten Komitees von Makaschow auf die Streikenden im Flughafen Berg-Karabach der Kommunistischen Partei Aser- ,,Swartnoz“ bei Erewan. Ein Mensch wird getotet. baidschans mit der Bitte an das Politburo des ZK der 12.07.1988 Beschluss des Gebietssowjets von NKAO iiber den KPdSU, die Frage iiber die Abtretung von Berg- Austritt aus Aserbaidschan und die Angliederung an Karabach an die Armenische SSR zu losen. Armenien. 20.03.1988 Massendemonstration mit rund 200.000 Teilnehmem 18.07.1988 Sitzung des Presidiums des Obersten Sowjets der in Erewan in Unterstiitzung von Berg-Karabach. UdSSR zum Karabach-Problem. Der Sowjet bestatigt, 21.03.1988 Schreiben von A. Sacharow an M. Gorbatschow mit dass das autonome Gebiet Berg-Karabach integraler dem Aufruf, das Problem des NKAO und der Bestandteil der Aserbaidschanischen SSR ist. Krimtataren auf demokratischem Weg zu losen. 09.11.1988 Beschluss zum Bau von Hausern fur armenische 24.03.1988 Das ZK der KPdSU und der Ministerrat der UdSSR Fliichtlinge in Chatschin (Anlass zu neuer Zuspitzung nehmen den Beschluss „Uber MaBnahmen zur des armenisch-aserbaidschanischen Konfliktes). Beschleunigung der sozialen und wirtschaftlichen 17.11.1988 Eine Welle von Demonstrationen (bis 5. Dezeniber) Entwicklung des Autonomen Gebiets Berg-Karabach in Aserbaidschan mit Forderungen, entweder das der Aserbaidschanischen SSR fur die Jahre 1988- NKAO aufzulosen oder den Aserbaidschanern in 1995“. Armenien eine Autonomie zu geben. Der Anfuhrer 04.06.1988 Beginn eines Hungerstreiks von 11 Personen in der Bewegungen, N. Panahow, fordert die Demons­ Erewan zur Unterstiitzung der Forderungen des tranten auf, zu schworen, „dass den Armeniern kein Gebietssowjets des NKAO. Haar gekriimmt wird“. 14.06.1988 Der Oberste Sowjet von Armenien nimmt den 21.11.1988 Beschluss des Vertreters des ZK der KPdSU in Beschluss iiber die Angliederung des Gebietes Nagor- NKAO A. Wolskij iiber die Einstellung des Baus in no-Karabach an die Armenische SSR. Chatschin. 23.11.1988 Unterzeichnung des Erlasses des Prasidiums des Obersten Sowjets der UdSSR iiber SofortmaBnahmen

308 309 zur Wiederherstellung der gesellschaftlichen Ordnung bahnverkehrs zwischen Armenien und Aserbaid­ in der Aserbaidschanischen und der Armenischen schan. Armenien beginnt mit der Blockade der Auto­ SSR. nomen Republik Nachitschewan. 24.11.1988 Sitzung des Obersten Sowjets von Armenien gegen 16.09.1989 Terroranschlag in einem aserbaidschanischen Bus den Widerstand der Leitung der KP. Verhangung des von Tbilissi nach Baku. Fiinf Tote, 25 Verletzte. Ausnahmezustandes in Erewan. 01.12.1989 Der Oberste Sowjet der Armenischen SSR 27/29.11.1988 Antiaserbaidschanische Pogrome in den Stadten der verabschiedet den Beschluss „Uber die Wiederver- Armenischen SSR. Bei den Pogromen kommen 33 einigung der Armenischen SSR und des autonomen Aserbaidschaner ums Leben. Gebiets Berg-Karabach“. Mit diesem Akt verletzt 05.12.1988 Zerschlagung einer Demonstration in Baku, 547 Armenien die Verfassung der UdSSR und macht Personen festgenommen. Verhaftung von N. offiziell Gebietsanspriiche an die Nachbarrepublik Panahow. Nachts raumen Truppen den Lenin-Platz in geltend. Baku von den Demonstranten, die ihn seit dem 18. 02.01.1990 Beginn einer neuen Welle von ZusammenstoBen in November besetzt hatten. Zwei Menschen umge- Berg-Karabach. kommen. 06.01.1990 Konferenz der Nationalen Front Aserbaidschans 07.12.1988 Ein Erdbeben zerstort Leninakan und die Region um 12.01.1990 Unruhe in Baku. Spitak. 13.01.1990 Entwaffnung der Miliz von Baku durch Truppen des 10.12.1988 Verhaftung der Ftihrer der Karabachischen Bewe- Ministeriums fur Innere Angelegenheiten der UdSSR. gung. Reise von A. Sacharow und E. Bonner nach Wahrend der folgenden Unruhen in Baku war die Armenien und Aserbaidschan in dem Versuch, die Miliz ohne Waffen. verfeindeten Seiten zu versohnen. 14.01.1990 Beginn von Massendemonstrationen in Aserbaid­ D e z e m b e r 1988Gegen Ende des Jahres werden aus der Armenischen schan und Armenien. Die Aktivierung von Kampf- SSR mehr als 200.000 Aserbaidschaner vertrieben. handlungen in Berg-Karabach und Beginn des Januar 1989 Moskau griindet einen Sonderausschuss fur die Krieges an der Grenze von Armenien und Aser­ Leitung von Karabach. baidschan. 20.01.1989 Rucktritt von G. Pogosjan vom Posten des Ersten 15.01.1990 Erlass des Presidiums des Obersten Sowjets der Sekretars des Obersten Komitees Berg-Karabach der UdSSR iiber die Verhangung des Ausnahmezustandes KPdSU. in Berg-Karabach. 28.02.1989 Die „Moskowskaja tribuna“ veranstaltet gemeinsam 17.01.1990 Informationsmeeting der armenischen Offentlichkeit mit „Memorial" einen Gedenkabend fur die Opfer in Moskau. von Sumgait. 20.01.1990 „Schwarzer Januar in Baku“. Die Sowjetarmee mar- 05.04.1989 Gerichtsverhandlung gegen den Aktivisten der schiert in Baku ein; bei ZusammenstoBen kamen nach Karabach-Bewegung A. Ogonjan (zu 2,5 Jahren auf offiziellen Angaben 131 Menschen um und werden Bewahrung verurteilt). uber 700 verletzt. In Baku wird der Ausnahmezustand 23.07.1989 Griindung der Nationalen Front von Aserbaidschan erklart. (NFA). 21.01.1990 Demonstrationen und Meetings der Offentlichkeit 29.07.1989 Unaufhorliche Uberfalle auf Ziige in der gegen den Einmarsch des Militars in Baku. Uber eine Armenischen SSR ftihren zur Einstellung des Eisen- Millionen Menschen gehen auf die StraBe. In der

310 311 Republik beginnt ein Generalstreik, der 40 Tage 20.09.1990 Auflosung der armenischen Militarorganisation dauert. ,,Musch“ im Zusammenhang mit dem Regierungs- 25.01.1990 Bewaffneter Uberfall auf die Standige Vertretung antritt der Armenischen Befreiungsbewegung (AOD) Aserbaidschans in Moskau. in Armenien. 28.01.1990 Uberfall einer Unterabteilung der Sowjetarmee auf 21.09.1990 Beim Referendum in Armenien stimmt die Bevolke- das Stabsquartier der Armenischen Nationalen rung fur die Unabhangigkeit der Armenischen Reserve in Erewan, ein Mensch stirbt. Republik. Lewon Ter-Petrosjan zum Prasidenten der 01.02.1990 Konsultation zwischen der Armenischen Befreiungs- Republik gewahlt. bewegung und der Volksfront von Aserbaidschan 22.09.1990 Beginn des Hungerstreiks der Deputierten der UdSSR unter Vermittlung der Baltischen Versammlung in S. Balajan, W. Ambarzumjan u.a. mit der Forderung Riga. der Wiederherstellung der Verfassungsorgane und der 03.02.1990 Abberufung der armenischen Delegation aus Riga. Einhaltung der Menschenrechte im Autonomen 18.02.1990 Bei Kilometer 105 der Chaussee Ewlach-Latschin Gebiet Berg-Karabach. explodiert ein aserbaidschanischer Autobus, der von 24.09.1990 Parlamentswahlen in Aserbaidschan und Sieg der KP Schuscha nach Baku fahrt. Fast alle Fahrgaste infolge von Wahlfalschung. kommen ums Leben. 30.11.1990 Terroranschlag in einem aserbaidschanischen Auto­ 11.07.1990 Terroranschlag in einem aserbaidschanischen Auto­ bus in der Nahe des Flughafens Chankendi (Stepana­ bus, der von Terter nach Kelbadschar fahrt. 14 Men- kert); zwei Tote, 11 Verletzte. schen sterben, 35 werden verletzt. 30.11.1990 Umbenennung der Aserbaidschanischen SSR in 15.07.1990 Sieg der Armenischen Befreiungsbewegung (AOD) Republik Aserbaidschan auf Beschluss des Parla- bei der Wiederholungswahl zum Obersten Sowjet ments. (Parlament) in Armenien. 14.12.1990 Im Autonomen Gebiet Nagorno-Karabach verscharft 04.08.1990 Lewon Ter-Petrosjan wird zum Vorsitzenden des sich die Lage emeut. Zwei Menschen sterben, ein Obersten Sowjets der Armenischen SSR gewahlt. Ortsansassiger und ein Militarangehoriger der 10.08.1990 Terroranschlag in einem aserbaidschanischen Truppen des Innenministeriums werden verletzt. Autobus, der von Tbilissi nach Agdam fahrt. 20 Men- 09.01.1991 Beschuss eines mit einer Journalistin der schen sterben, 30 werden verletzt. Die Organisatoren aserbaidschanischen Zeitung „Molodjosch des Terroraktes A. Owanesjan und M. Tatewosjan Aserbajdschana“ (Jugend Aserbaidschans) und drei werden gefunden und verurteilt. Militarangehorigen besetzten Personenwagens. Alle Terroranschlag in einem aserbaidschanischen kommen ums Leben. Die Terroristen A. Mkrtschan, Autobus auf der Chaussee Schamkir-Ganca im Dorf G. Petrosjan, A. Mangasarjan und G. Arustumjan Nadel des Chanlar-Rayons; 17 Tote und 26 Verletzte. werden strafrechtlich zur Verantwortung gezogen und 23.08.1990 Der Oberste Sowjet der Armenischen SSR nimmt die zwei Jahre spater entlassen. Unabhangigkeitserklarung an. 17.04.1991 Beschluss des Obersten Sowjets von Armenien „Ober 10.09.1990 Die Situation in Berg-Karabach spitzt sich zu. die Nationalisierung des Vermogens der Kommunisti- Armenische Kampfer besetzen die Gebaude des schen Partei Armeniens und der ehemaligen Rajkoms der Partei in Askeran, , Martuni. Komsomolorganisation Armeniens, LKSM“.

312 313 23.04.1991 Der Prasident der UdSSR ,,revidiert“ per Erlass den des Beschlusses iiber die Schaffung der „Selbstver- Beschluss des Obersten Sowjets von Armenien iiber teidigungskrafte NKR“ (15.000 Mann). die Nationalisierung des Partei- und Komsomol- 08.09.1991 Beschuss des aserbaidschanischen Autobusses Vermogens in der Republik Armenien. ,,Agdam-Chodschawent“; 5 Tote, 34 Verletzte. 30.04.1991 Beginn der Operation ,,Kolzo“ (Ring) durch die Ein- Beschuss eines Autobusses, der von Agdama nach heiten der Sowjetarmee und die aserbaidschanische Garadagli fahrt; 8 Tote, 42 Verletzte. Milizeinheiten OMON. 37 Menschen werden getotet. 26.09.1991 Terroranschlag in einem aserbaidschanischen 30.05.1991 Terroranschlag in einem aserbaidschanischen Zug Kleinbus, der auf der Strecke Ewlach-Latschin fahrt, ,,Moskau-Baku“ unweit der Station Chasawjurt 2 Tote, 14 Verletzte. (Dagestan); 11 Tote, 22 Verletzte. 19.10.1991 Terroranschlag in einem aserbaidschanischen 19.06.1991 Terroranschlag in einem aserbaidschanischen Kleinbus in der Nahe der Ortschaft Sirchawend, Kleinbus bei Kilometer 106 der Autobahn Ewlach- Rayon Agdere; 3 Tote, 2 Schwerverletzte. Latschin; 3 Tote, 3 Schwerverletzte. N ovem b er 1991 Der Oberste Sowjet von Aserbaidschan lost das 04.07.1991 Veroffentlichung eines Erlasses des Prasidenten der Autonome Gebiet Berg-Karabach auf. UdSSR iiber die Aufhebung des Ausnahmezustandes 18.11.1991 Die Republik Aserbaidschan tritt der GUS bei. im Gebiet der zum NKAO gehorenden Rayons 20.11.1991 Abschuss des Hubschraubers ,,MI-8“ bei der Goranboj (ehemals Schaumjan) und Dschebrail der Ortschaft Karakend, Rayon Chodschawent; 19 Tote: Aserbaidschanischen SSR, der mit Erlass des aserbaidschanische Staatsbeamte und Beobachter aus Presidiums des Obersten Sowjets der UdSSR am 15. Russland und Kasachstan. Januar 1990 eingefuhrt worden war. 10.12.1991 In einem Referendum bestatigen die armenischen 31.07.1991 Explosion im Zug ,,Moskau-Baku“ unweit der Station Einwohner von Berg-Karabach „die staatliche Unab- Temirtau in Dagestan; 16 Tote, 20 Verletzte. hangigkeit von Berg-Karabach“. Die aserbaidschani­ 02.08.1991 Terroranschlag in einem aserbaidschanischen Bus im schen Einwohner waren schon vorher vertrieben. Dorf des Rayons Hadrut; 4 Tote, 8 26.12.1991 Terroranschlag in zwei aserbaidschanischen PKW bei Verletzte. 4. Kilometer der Autobahn Schuscha-Latschin; 5 21.08.1991 Terroranschlag in einem aserbaidschanischen Bus Tote, 4 Verletzte. unweit des Dorfes Schadacht des Rayons Hadrut; 2 1992 Den armenischen Lobbyisten, die sich zunutze Tote, 10 Schwerverletzte. machen, dass Aserbaidschan keine Botschaft in den 30.08.1991 Aserbaidschan erklart seine staatliche Unabhangig- USA hat, gelingt die Annahme des 907. Abschnitts keit. Nach dem kommunistischen Putsch in Moskau. zum „Gesetz uber die Unterstiitzung der Freiheit" im der auch von Ajas Mutalibow unterstiitzt wurde. Kongress dieser GroBmacht. Diese Klausel spielt auf entzieht Russland Aserbaidschan offiziell die Grund der auBerordentlich groBen Rolle der USA in militarische Unterstiitzung im Kampf um Karabach. der Weltpolitik eine sehr negative Rolle bei der 02.09.1991 In Stepanakert wird auf der gemeinsamen Sitzung des Bewertung des Konfliktes seitens der Weltgemein- Gebietssowjets von Berg-Karabach und des Sowjets schaft, da Aserbaidschan, das Opfer der Aggression der Volksdeputierten des Rayons Schaumjan die ist, als Angreifer dargestellt wird, der die Blockade Republik Nagomo-Karabach ausgerufen. Annahme Armeniens umgesetzt hat.

314 315 08.01.1992 Terroranschlag auf die Fahre ,,Krasnowodsk-Baku“ Konferenz iiber Berg-Karabach unter der Agide der im Kaspischen Meer; 25 Tote, 88 Verletzte. KSZE abgebrochen. 28.01.1992 Abschuss eines aserbaidschanischen zivilen Hub- 20.05.1992 Beschuss eines aserbaidschanischen Kleinbusses bei schraubers, der auf der Linie ,,Agdam-Schuscha“ der Siedlung Garantschi, Rayon Sangilan; 2 Tote, 2 fliegt, 44 Tote, meist Frauen und Kinder. Verletzte. 26.02.1992 Armenische Armeeeinheiten nehmen die Stadt 12.10.1992 Die Prasidenten von Russland und Aserbaidschan Chodschaly ein und richten unter der aserbaidschani­ unterzeichnen in Moskau das Zwischenstaatliche schen Bevolkerung ein Blutbad an: mindestens 700 Abkommen iiber Freundschaft, Zusammenarbeit und Tote unter der Zivilbevolkerung, darunter uber 200 gegenseitige Sicherheit. Frauen und Kinder. 28.02.1993 Terroranschlag im aserbaidschanischen Zug „Kislo- 06.03.1992 Riicktritt von Mutalibow vom Amt des Prasidenten wodsk-Baku“ beim Bahnhof Gudermes (Tsche- von Aserbaidschan. Eskalation der Kriegshandlungen tschenien); 11 Tote, 18 Verletzte. in Berg-Karabach. 03.04.1993 Okkupation des Rayons Kelbadschar, der sich Fruhjahr 1992 Die Tiirkei schlieBt die armenisch-turkische Grenze. auBerhalb von Berg-Karabach befindet, durch die 08.03.1992 Der letzte GUS-Soldat verlasst das Gebiet von Berg- Streitkrafte von Armenien. 60.698 Aserbaidschaner Karabach. Die Moskauer Gruppe „Nesawisimaja werden aus ihrem Wohnort vertrieben. graschdanskaja iniziatiwa“ (Unabhangige Burger- 30.04.1993 Der UN-Sicherheitsrat verabschiedet Resolution 822 initiative) unter der Leitung von Professor J. beziiglich der Okkupation von Kelbadschar. Es wurde Afanasjew tritt fur die territoriale Integritat von die Besorgnis iiber die Verschlechterung der Aserbaidschan ein. Beziehungen zwischen der Republik Armenien und 22.03.1992 Terroranschlag in einem aserbaidschanischen der Republik Aserbaidschan und iiber die Eskalation Kleinbus im Rayon Kasach; 3 Tote, 2 Verletzte. der feindseligen Handlungen in Berg-Karabach, 28.03.1992 Explosion eines aserbaidschanischen ,,Kamas“-LKW; insbesondere durch den Einfall ortlicher armenischer 3 Tote, 2 Verletzte. Truppen im Kelbadscharskij Rayon der Republik 18.04.1992 Beschuss eines aserbaidschanischen Kleinbusses auf Aserbaidschan zum Ausdruck gebracht. Trotz der der Chaussee Kasach-Dschafarli; 2 Tote. iiberzeugendsten Beweise, die von Aserbaidschan 08.05.1992 Die aserbaidschanische Stadt Schuscha wird von vorgelegt wurden, weigerte sich der Sicherheitsrat, Einheiten der Streitkrafte Armeniens besetzt. Mit dem Armenien als Angreifer anzuerkennen. Fall von Schuscha geht eine ethnische Sauberung in 02.06.1993 Durch die Explosion in einem Zug im Bahnhof von Berg-Karabach einher. Baku entstand groBer Sachschaden 18/19.05.1992 Armenische Streitkrafte besetzen den aserbaidschani­ 13.06.1993 Truppen von Suret Guseinow besetzen die Stadte schen Latschinskij Rayon auBerhalb des Territoriums Barda und Ewlach. Riicktritt des Vorsitzenden des Berg-Karabach, der eine Korridorfunktion zwischen Obersten Sowjets von Aserbaidschan Isa Gambarow. Berg-Karabach und Armenien hat. Infolge der 15.06.1993 Heidar Alijew wird zum Vorsitzenden des Obersten Okkupation wurden auch rund 63341 Aser­ Sowjet von Aserbaidschan gewahlt. baidschaner aus ihren Wohnorten vertrieben. Im 22.06.1993 Verbande von Suret Guseinow ziehen praktisch Zusammenhang mit der Okkupation des Rayons kampflos in Baku ein. Latschin wurde ein Treffen der Teilnehmerstaaten der

316 317 25.06.1993 Die Volksversammlung von Aserbaidschan enthebt Mai 1994 Der bekannte amerikanische Politologe Paul Hobble A. Eldschibei des Amtes. Die Prasidentenvollmachten legt eine Skizze des territorialen Austauschs zwischen werden an Heidar Alijew iibertragen. Armenien und Aserbaidschan vor, die die Bezeich- 23/24.7.1993 Die Armenier besetzen den Rayon Agdam von nung Hobble-Plan erhalt. Sein Kern ist die Uber- Aserbaidschan, der sich in Berg-Karabach befmdet. tragung eines Teils von Sangesur an Aserbaidschan, 158.000 Aserbaidschaner werden aus ihrem Wohnort der direkt an Nachitschewan gehen wtirde. Im vertrieben. Austausch daffir wiirde Armenien einen Teil der 25.7.1993 Beginn einer dreitatigen Feuerpause in Berg- aserbaidschanischen Gebiete, die einen direkten Karabach, verlangert um 7 Tage (bis 04.08.1993). Kontakt mit Berg-Karabach gewahrleisten wtirden, 29.7.1993 Der UN-Sicherheitsrat verabschiedet die Resolution erhalten. Die Konfliktparteien, insbesondere Arme­ Nr. 853, die „den unverziiglichen, volligen und nien untersttitzen den Plan nicht. Auch Russland und bedingungslosen Abzug der am Konflikt beteiligten Iran sind von dem Plan nicht begeistert. Besatzungstruppen aus dem Rayon Agdam und der 03.07.1994 Explosion in der U-Bahn auf der Strecke zwischen anderen vor kurzem besetzten Rayons der Republik den Stationen „28. Mai“ und ,,Gandschlik“ in Baku; Aserbaidschan" fordert. 13 Tote, 42 Verletzte. 30.8.1993 Im Rayon ITadrut explodieren ein aserbaidschanischer 20.09.1994 Aserbaidschan unterzeichnet mit westlichen Energie- Personenwagen und ein Bus, 4 Tote und 8 untemehmen den ,,Jahrhundertvertrag“ zur Forderung Schwerverletzte. der Olvorkommen im aserbaidschanischen Sektor des 20.09.1993 Milli Medschlis (Parlament) von Aserbaidschan Kaspischen Meeres. verabschiedet eine Resolution iiber den Beitritt zur 0 5 .0 7.19 95 Parlamentswahlen in Armenien. Sieg des Blocks „Die GUS. Republik“ unter Leitung von Lewon Ter-Petrosjan. 02.10.1993 Heidar Alijew wird zum Prasidenten der Republik OSZE-Vertreter bewerten die Wahlen als „frei aber Aserbaidschan gewahlt. ungerecht“. 01.02.1994 Explosion im Zug ,,Kislowodsk-Baku“ auf dem 12.11.1995 Annahme der ersten Verfassung der unabhangigcn Bahnhof Baku; 3 Tote, 20 Verletzte. Republik Aserbaidschan in einem Referendum. 18.03.1994 Bei Chankendi (Stepanakert) Abschuss des Flugzeugs 12.1 1 .1 9 9 5 Erste Parlamentswahlen im unabhangigen Aser­ ,,Herkules“ der iranischen Streitkrafte; 34 Diplomaten baidschan. Sieg der Regierungspartei „Neues Aser- und ihre Familienangehorigen sterben. baidschan“. 19.03.1994 Explosion in der U-Bahnstation „20. Januar“ in Baku: 18.01.1996 Unterzeichnung des Vertrags zwischen Russland und 14 Tote, 49 Verletzte. 20 Mitglieder der Organisation Aserbaidschan iiber den Transport des aserbaidscha­ ,,Sadwal“ konnten vor Gericht gestellt werden. nischen Ols iiber russisches Territorium. 13.04.1994 Explosion im Zug ,,Moskau-Baku“ in der Nahe des 0 4 .0 3 .1 9 9 7 Der AuBenminister von Aserbaidschan Hasan Hasa- Bahnhofs „Dagestanskie ogni“ (Dagestan); 6 Tote. 3 now iiberreicht dem Botschafter der Russischen Verletzte. Foderation in Aserbaidschan, Alexander Blochin, 09.05.1994 Protokoll von Bischkek iiber einen Waffenstillstand eine Protestnote im Zusammenhang mit „illegalen zwischen Aserbaidschan und Armenien mit der Waffenlieferungen Russlands an Armenien". Dem Vermittlung der Parlamentarischen Versammlung der Botschafter wurde auch eine Erklarung des AuBen- GUS. ministeriums von Aserbaidschan iiberreicht, in dem

318 319 es heiBt, dass Baku iiber zuverlassige Kenntnisse giesektor zwischen den USA und der Republik Aser- beztiglich der Stationierung von Raketenkomplexen baidschan“ unterzeichnet. in Armenien verfugt, „die geeignet sind, Atom- 04.03.2008 Auf der Waffenstillstandslinie in der Konfliktzone sprengkopfe in eine Entfemung von 300 Kilometer zu ereignet sich ein schwerer Schusswechsel, infolge tragen“. Die Summe der geheimen Waffenlieferungen dessen auf beiden Seiten mindestens 16 Menschen wird auf mehr als eine Milliarde US-Dollar geschatzt. sterben und viele Dutzend verletzt werden. Initiator 1998 Die Co-Vorsitzenden der Minsker KSZE-Gruppe des Schusswechsels war aller Wahrscheinlichkeit besuchen Eriwan und Stepanakert und schlagen die nach die armenische Seite. Die Aserbaidschaner Schaffung eines „gemeinsamen Staates“ zwischen konnten den Schusswechsel kaum beginnen, da der Aserbaidschan und Karabach vor. Alle Konflikt- President der Republik Aserbaidschan, Ilham Alijew parteien lehnen diesen Vorschlag ab. in diesen Tagen die Rayons an der Waffenstillstands­ 06.11.2000 Parlamentswahlen in Aserbaidschan und die linie inspizierte. Die Armenische Seite hingegen Regierungspartei „Neues Aserbaidschan" gewinnt konnte versuchen, mit diesem Zwischenfall von der emeut die Mehrheit der Mandate. inneren Auseinandersetzung in Erewan abzulen- April 2001 Verhandlungen zwischen den Prasidenten von ken.460 Aserbaidschan und Armenien in Key West in Florida 15.10.2008 Ilham Alijew wird mit 77,8% der Wahlerstimmen in unter Vermittlung des US-AuBenministers Colin seinem Amt als Staatsprasident bestatigt. Insbe- Powell. sondere sein Regierungsprogramm beziiglich der Ent- 15.10.2003 Ilham Alijew wird zum Prasidenten der Republik wicklung der landlichen Regionen und des Ausbaus Aserbaidschan gewahlt. der Infrastruktur kommt bei der Bevolkerung gut an. 25.01.2005 Die Parlamentarische Versammlung des Europarates Internationale Wahlbeobachter sprechen von einer stellt in ihrer Resolution 1416 die ,,illegale“ demokratischen und fairen Wahl in Aserbaidschan. Okkupation von aserbaidschanischen Gebieten durch die armenischen Streitkrafte und die Kontrolle von Berg-Karabach durch die Separatisten fest. N o v e m b e r 2006 Aserbaidschan unterzeichnet in Brussel ein Memo­ randum iiber eine strategische Energiepartnerschaft mit der EG. D e z e m b e r 2006 Erklarung der Staats- und Regierungschefs der NATO-Staaten auf dem Gipfel in Riga iiber die Unverletzlichkeit der territorialen Integritat von Aserbaidschan. 2006 Das Wachstum des BIP der Republik Aserbaidschan betragt 35%. Aserbaidschan nimmt weltweit den ersten Platz ein. 22.03.2007 In Washington wird das „Memorandum iiber gegen- seitige Vereinbarung der Zusammenarbeit im Ener- 4M,Siehe Nesawisimaja gaseta, 08.03.2008, S. 8.

320 321 2. Die Herrscher des Khanats Irewan (Eriwan) 17. Tachmasgulu (Sohn des Amirgun) - 1635 18. Murtasa Pascha (die Periode Sultan Murad) - 1635 Die unten chronologisch aufgefuhrte Liste der Herrscher der 19. Kjalbali Khan - 1636-1639 Staatsbildungen, die entweder das Gebiet des Khanats (Furstentums) 20. Muhammed Khan Tschagata Kotuk - 1639-1648 Irewan (Eriwan)461 mit beinhalteten oder nur auf dem Gebiet des 21. Chosrow Khan - 1648-1652 Khanats Irewan entstanden, stellen eindeutig unter Beweis, dass diese 22. Muhammedgulu Khan (Sohn des Lada bei) - 1652-1656 Herrscher (Emire, Beys, Schahs oder Khane) ausschliefilich 23. Nadschafgulu Khan - 1656-1663 Aserbaidschaner waren.462 24. Abbajegulu Khan (Sohn des Amirgun) - 1663-1666 In einigen sehr angesehenen Werken beginnt die Geschichte dieser 25. Saphigulu Khan - 1666-1674 Herrscher aus irgendeinem Grund ab 1604.463 Die Herrscher dieses 26. Sarichan-bei - vertretungsweise fur zwei Jahre - 1674- Khanats haben real jedoch bereits 200 Jahre vor diesem Datum 1675 gewirkt. Die angeflihrte Liste464 korrigiert, wie der Autor hofft, diese 27. Saphigulu Khan (Sohn des Rustam Khan von Tabris) - Differenz. 1675-1679 28. San Khan-1679-1688 1. Emir Sad - Ende 14. Jh. - 1410 29. Murtusagulu (Sohn des Mamedrsi Khan von Nachitsche­ 2. Pir Gusejn - Sohn des Emirs Sad - von 1410 wan) - 1688-1691 3. Pir Jagub (Sohn des Pir Gusejn) - 1420 30. Muhammedkulu Khan - 1691-1694 4. Abdul - Sohn des Pir Gusejn - 1430 31. Sochrab Khan - 1691465 5. Usun Hasan - 1471 32. Pharsali Khan - Enkel des Amirgun (die Periode des Sul­ 6. Jagub Bek - auf Befehl des Dschahan Schahs 1440 tans Achmed)- 1694-1700 7. Gasan Ali Qara-Qoyunlu - seit 1460 33. Sochrab Khan - 1700-1705, Abdul Mohammed Khan 8. Gasanbek, Enkel des Bajandur- 1475 1705-1709466 9. Div Sultan Rumlu - seit 1515 34. Mechrali Khan - 1709-1719 10. Gusejchan Sultan - bis 1550 35. Allachgulu K han-1719-1725 11. Schahgulu Sultan ustadschali - (1550-1575) 36. Radschab Pascha - 1725-1728 12. Lapa pascha mit dem Namen Gara Mustapha, die Periode 37. Ibragim Pascha und Mustapha Pascha - I728-17 3 4467 (Sultan Murad) - 1577 38. Ali Pascha- 1734 13. Machmudchan Tochmag, die Periode des Schahs Chuda- 39. Gadschi Gusein Pascha - Stellvertrcter des Ali Pascha - wenda- 1576-1583 I 73446X 14. Pharchadpascha (die Periode des Sultan Murad) - 1583 40. Muchammkulu Khan - 1735-1736 15. Muchammed Scharif Pascha - bis 1604 41. Pirmuchammed Khan - 1736 16. Amirgun Khan Kadschar (die Periode des Schah Abbas) - 42. Khalil K han-1732-1745 1605-1621 43. Gasanali Khan Gadschar 1755-1762

461 Irewan, Eriwan ist die friihere Bezeichnung von Erewan. 462Armjanskaja Sowjetskaja Enziklopedija (Armenische Sowjetenzyklopadie). v'' Schahchatun behauptet, dass es 1691 gleichzeitig zwei Khanate Eriwan gab. Eriwan 1977, Bd. 3, S. 571. лы' In dieser Form ist es bei Schahchatun aufgezeichnet. 46,Vgl.: Rossijskij enziklopeditscheskij slowar (Russisches Enzyklopadisches 46 Schahchatun behauptet, dass 1728-1734 zwei Khane gleichzeitig regierten. Worterbuch) Moskau 2001, Bd.l, S.504 ш D ie Motive, auch einen Stellvertreter in diese Liste einzutragen, blieben 464 Diese Liste wurde von Oganes Schachtachtun zusammengestellt. unergriindet. 322 323 44. Gusejnali Khan (Bruder des Gasanali Khan) - 1762-1783 3. Wichtige Dokumente beziiglich der Rechtslage von Berg- 45. Gulamali Khan (Sohn des Gusejnali Khan) - 1783-1784 Karabach und Kommentare 46. Muhhammed Khan (Bruder des Gulamali Khan) - 1784- 3.1 Kopie des Traktats (Staatsvertrages) v o m 14.05.1805 in 1805 russischer Sprache 47. Mechtigulu Khan - 1805-1806 48. Muhammed Khan von Maragala - 1806-1807 ' i . If? ^ 49. Gusejn Khan mit dem Bruder Gasan Khan - 1807-1827

Im Verzeichnis der Herrscher von Irewan konnte der Autor in einem Zeitraum von 500 Jahren vor 1827, vor den grossen Umsiedlungen der Armenier aus Persien und dem Osmanischen Reich keine armenischen ,,Spuren“ entdecken.

У £2> 'с ? — у^*=лгл^> tX2^c

stsk - J

SZ*+a

324 325 в^б» ^w i^iM M ^eо*Л <^go«4ci

г /У'лу» д с/2>& ev1^ —

Z ^ J z-4$c>*^co s4^cc~*bzs^4t3 углРк | 2>muiu^

j£t^&^f£esd&<*S£ <-*££С*.£,с4> У^ёл)*1 ^Зае«в //^ Л^ ' '^■%*Г^^' ? Gpf£2e*L4iJ& ^ А^<*^»с* •&*£***■& с^л>

йЕ^е-

i^/y i-^ > t'^CMyZlX'C, «"«.go' •?<^<

**~d& e' --—л CSb. л^г/гл^»с 6^?бг^гг?£?(0<Увл^гс»

/^Д#£»Ч •

^?>t>^ Д fie ? (S^4^

/<“ ^Vr -“^ «S-Ъ ^r^G^LecS* &ег^?мсл*? ^ г ^ -

ww»^, jp ^ S ^ L ''' y.rd^ty* 4гл^м««<р«

^^^уч*.-#. г '•"г’ —*** »? ^-(РЯ#»о» ** «<Д CLft

л*-л*г-& /•• deUcJ s**.. 0 C ~ ~ + J & Z^-

г&^^л&с*4*л**сс*? ‘&*-&+,ме^лэ '2&£&^Z&frZs&i£ <3i?

gfcwv^ ^гй-^л«и/'!^г> ®«ejs«e

'^<9-4&^Lg &^4JzS)&^rTocS_ /fe»i А>г^нкЛО ^-*^^^лл^вв«?^(С«е^г^<>л ллУ

dc-sf55t-A к«|*лЛ <®лА*!*<^ // ______^ ___ р^->йй>/ <2Г> <5*^ с * г ^ —

*%fx* fp !'' *'■’■*&*>»>**& / и ^ /1*!2^г<>ъ&&1М**^С> t J 2Й-г%^ал

9*Ж*^&ФО ,^ -lJ u £ < ^ e * + s d -**&*/*_ ^<с><2дч-4с»г^

9£л^х>а** Jt^rbpf^pr* M^EWr#*3^^ ^ < £ * -е ^ < * * Э е ^<и-л:Л Л »^4 C & < xu zm ^ * > * < * X -^ ) S ts & e c + S

S2*Jt—.

329 328 3.2 Ausziige aus der Anlage z u m A b k o m m e n betreffend die Gesetze und Gebrauche des Landkrieges (Haager Jfj) t/S<>> ^ 'it.« e ^ /ee«e <^Лл»вв Landkriegsordnung)

£)«s Abkommen wurde am 18. Oktober 1907 auf der 2. Haager 'g^X* rX+>* - ^ , ; Konferenz von 44 Staaten verabschiedet.

Artikel 4 |Gewalthaber|: Die Kriegsgefangenen unterstehen der Gewalt der feindlichen Regierung, aber nicht der Gewalt der Personen oder der Abteilungen, die sie gefangen genommen haben. Sie sollen mit Menschlichkeit behandelt werden. Alles, was ihnen personlich gehort, verbleibt ihr Eigentum mit Ausnahme von Waffen, Pferden und Schriftstucken militarischen Inhalts.

Artikel 6 |Arbeitspflicht|: Der Staat ist befugt, die Kriegsgefan­ <*i» e^ А^«ля>-» ><^*^fr. genen mit Ausnahme von Offizieren nach ihrem Dienstgrad und nach tS ^ '^ 't ?■? *Э ihren Fahigkeiten als Arbeiter einzusetzen. Diese Arbeiten diirfen nicht ubermaBig sein und in keiner Beziehung zu den Kriegsunter- nehmungen stehen. J&xS) /Гд i^/Z«tit^swe

. ^ o Siy*pj£^A*+<**^++«y 4% L^pM ^t**++& **+*++0 S& > - 3.3 Auszug aus der Verfassung der UdSSR 1936 сл ф<*> -& /*^£Сл&*»ъ6

€..& ^ъж+хл^&ь *t^ g ^r~4C*m* S t <ЗФж*> *€.i**r. S sC* ^ ^ e / Artikel 24. Zum Verband der Aserbaidschanischen Sozialistischen _ , О -^Ts^eyZo*** . ^ Sowjetrepublik gehoren die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik Nachitschewan und das Autonome Gebiet Berg-Karabach. ^ Z X

C?er^c**S Qix*J t-tf^yCfrrl'i! ^ „ ,

331 Artikel 79. Die Unionsrepublik bestimmt ihre Gliederung in Streitigkeit oder der Situation die Wahrung des Weltfriedens und der Regionen, Gebiete, Bezirke und Rayons und entscheidet andere intemationalen Sicherheit gefahrden konnte. Fragen der administrativ-territorialen Ordnung. Kapitel VII. MaBnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Kapitel 11. Das Autonome Gebiet und der Autonome Bezirk Friedens und bei Angriffshandlungen Artikel 87. Der Russischen Sozialistischen Foderativen Artikel 39 Sowjetrepublik gehoren folgende Autonomen Gebiete an: das Der Sicherheitsrat stellt fest, ob eine Bedrohung oder ein Bruch Adygeische Autonome Gebiet, das Autonome Gebiet Gorno-Altaisk, des Friedens oder eine Angriffshandlung vorliegt; er gibt das Jiidische Autonome Gebiet, das Autonome Gebiet der Empfehlungen ab oder beschlieBt, welche MaBnahmen auf Grund der Karatschaier und Tscherkessen und das Chakassische Autonome Artikel 41 und 42 zu treffen sind, um den Weltfrieden und die Gebiet. internationale Sicherheit zu wahren oder wiederherzustellen. Der Georgischen Sozialistischen Sowjetrepublik gehort das Artikel 40 Siidossetische Autonome Gebiet an. Um einer Verscharfung der Lage vorzubeugen, kann der Der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik gehort Sicherheitsrat, bevor er nach Artikel 39 Empfehlungen abgibt oder das Autonome Gebiet Berg-Karabach an. MaBnahmen beschlieBt, die beteiligten Parteien auffordern, den von Der Tadschikischen Sozialistischen Sowjetrepublik gehort das ihm fur notwendig oder erwiinscht erachteten vorlaufigen MaBnahmen Autonome Gebiet Gomy Badachschan an. Folge zu leisten. Diese vorlaufigen MaBnahmen lassen die Rechte, die Anspruche und die Stellung der beteiligten Parteien unberiihrt. Wird den vorlaufigen MaBnahmen nicht Folge geleistet, so tragt der 3.5 Auszuge aus der Satzung der Vereinten Nationen Sicherheitsrat diesem Versagen gebiihrend Rechnung. Artikel 41 Kapitel VI. Die friedliche Beilegung von Streitigkeiten Der Sicherheitsrat kann beschlieBen, welche MaBnahmen - unter Artikel 33 Ausschluss von Waffengewalt - zu ergreifen sind, um seinen (1) Die Parteien einer Streitigkeit, deren Fortdauer geeignet ist, die Beschlussen Wirksamkeit zu verleihen; er kann die Mitglieder der Wahrung des Weltfriedens und der intemationalen Sicherheit zu Vereinten Nationen auffordern, diese MaBnahmen durchzufuhren. Sic gefahrden, bemiihen sich zunachst um eine Beilegung durch konnen die vollstandige oder teilweise Unterbrechung der Verhandlung, Untersuchung, Vermittlung, Vergleich, Schiedsspruch. Wirtschaftsbeziehungen, des Eisenbahn-, See- und Luflverkehrs, der gerichtliche Entscheidung, Inanspruchnahme regionaler Einrichtungen Post-, Telegraphen- und Funkverbindungen sowie sonstiger Verkehrs- oder Abmachungen oder durch andere friedliche Mittel eigener Wahl. moglichkeiten und den Abbruch der diplomatischen Beziehungen (2) Der Sicherheitsrat fordert die Parteien auf, wenn er dies fur einschlieBen. notwendig halt, ihre Streitigkeit durch solche Mittel beizulegen. Artikel 42 Artikel 34 Ist der Sicherheitsrat der Auffassung, dass die in Artikel 41 vorgesehenen MaBnahmen unzulanglich sein wiirden oder sich als Der Sicherheitsrat kann jede Streitigkeit sowie jede Situation, die unzulanglich erwiesen haben, so kann er mit Luft-, See- oder zu intemationalen Reibungen fuhren oder eine Streitigkeit hervorrufen Landstreitkraften die zur Wahrung oder Wiederherstellung des konnte, untersuchen, um festzustellen, ob die Fortdauer der

332 333 Weltfriedens und der intemationalen Sicherheit erforderlichen Bezug nehmend auf die vom Vorsitzenden des Sicherheitsrates am MaBnahmen durchftihren. Sie konnen Demonstrationen, Blockaden 29. Januar /1/ und 6. April Ш 1993, iiber den Berg-Karabach-Konflikt und sonstige Einsatze der Lufit-, See- oder Landstreitkrafte von abgegebene Erklarung, Mitgliedem der Vereinten Nationen einschlieBen. in Anerkennung des Berichts des Generalsekretars vom 14. April Anmerkungen des Autors 1993 /3/. in ernster Sorge im Zusammenhang mit der Verschlechterung der Das Gesagte beweist, dass die rechtlichen Moglichkeiten der Beziehungen zwischen der Republik Armenien und der Republik Vereinten Nationen gegen ,,Angriffshandlungen“ (= Aggression) sehr weit gefasst sind, jedoch gegen modeme Angreifer, wenn iiberhaupt, Aserbaidschan, dann nur aufierst zaghaft und inkonsequent und nie im vollen Umfang mit Sorge beobachtend die Eskalation bewaffneter Kriegshand- angewandt werden. lungen. und insbesondere den letzten Einfall ortlicher armenischer Truppen in den Kelbadscharskij Rayon von Aserbaidschan, beunmhigt dariiber, dass diese Situation den Frieden und die 3.6 Auszuge aus der UNO-Konvention uber die Verhiitung Sicherheit in der Region bedroht, und Bestrafung des Volkermordes vom 9.12.1948 in ernster Sorge im Zusammenhang mit der Umsiedlung zahlreicher Zivilisten und dem humanitaren Ausnahmezustand in der Artikel II Region, insbesondere im Kelbadscharskij Rayon, unter erneuter Bestdtigung der Achtung der Souveranitat und der In dieser Konvention bedeutet Volkermord eine der folgenden territorialen Integritat aller Staaten in der Region, Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, unter erneuter Bestdtigung aueh der Unverletzlichkeit der inter- ethnische, rassische oder religiose Gruppe als solche ganz oder nationalen Grenzen und der Unzulassigkeit der Gewaltanwendung teilweise zu zerstoren: zum Gebietserwerb, a) Totung von Mitgliedem der Gruppe; im Ausdruck seiner Unterstiitzung des Friedensprozesses, der b) Verursachung von schwerem korperlichem oder seelischem innerhalb der Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Schaden an Mitgliedem der Gmppe; Europa umgesetzt wird, und tief beunruhigt iiber die verheerenden c) vorsatzliche Auferlegung von Lebensbedingungen fur die Folgen, die die Eskalation militarischer Kriegshandlungen fur diesen Gmppe, die geeignet sind, ihre korperliche Zerstorung ganz oder Prozess haben kann, teilweise herbeizufuhren; 1. fordert die unverziigliche Einstellung aller Kriegshandlungen d) Verhangung von MaBnahmen, die auf die Geburtenverhinde- und feindseligen Handlungen zwecks Errichtung eines dauerhaften mng innerhalb der Gmppe gerichtet sind; Waffenstillstandes, sowie den unverziiglichen Abzug aller Besat- e) gewaltsame Uberfuhrung von Kindem der Gruppe in eine zungskrafte aus dem Kelbadscharskij Rayon und anderen kiirzlich andere Gruppe. okkupierten Rayons Aserbaidschans; 2. appelliert eindringlich an die Streitparteien, die Verhandlungcn zwecks Losung des Konfliktes innerhalb des Friedensprozesses der 3.7 UN-Resolutionen zum Berg-Karabach-Konflikt Vlinsker Gruppe der Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa unverzuglich wieder aufzunehmen und alle Handlungen zu 3.7.1 Resolution 822 des UN-Sicherheitsrates vo m 30.04.1993 unterlassen, die die friedliche Losung des Problems erschweren; 3. appelliert, die ungehinderte Umsetzung der intemationalen Der Sicherheitsrat, Tatigkeit der humanitaren Hilfeleistung in der Region zu gewahr-

334 335 leisten, insbesondere in alien Regionen, die vom Konflikt beriihrt sind. beunruhigt daruber, dass diese Lage weiterhin den Frieden und die um das entstandene Leid der Zivilbevolkerung zu lindem, und Sicherheit in der Region bedroht, bestatigt erneut, dass alle Parteien verpflichtet sind, die Grundsatze seiner ernsten Besorgnis Ausdruck gebend im Zusammenhang mit und Normen des intemationalen Menschenrechts einzuhalten; der Umsiedlung einer groBen Anzahl Zivilisten in Aserbaidschan und 4. ersucht den Generalsekretar, in Konsultationen mit dem dem humanitaren Ausnahmezustand in der Region, amtierenden Vorsitzenden der Konferenz fur Sicherheit und unter erneuter Bestdtigung der Souveranitat und territorialen Zusammenarbeit in Europa, sowie den Co-Vorsitzenden der Minsker Integritat Aserbaidschans und aller anderen Staaten in der Region, Gruppe eine Bewertung der Situation in der Region vorzunehmen. unter erneuter Bestdtigung auch der Unverletzlichkeit der insbesondere im Kelbadscharskij Rayon von Aserbaidschan, und dem Staatsgrenzen und der Unzulassigkeit der Gewaltanwendung zum Rat weiter Bericht zu erstatten; Gebietserwerb, 5. beschliefit die Fortsetzung der aktiven Beschaftigung mit dieser 1. verurteilt die Besetzung des Rayons Agdam und aller anderen Frage. kiirzlich besetzten Rayons der Republik Aserbaidschan; 2. verurteilt auch alle feindseligen Handlungen in der Region, Einstimmig verabschiedet auf der 3205. Sitzung. insbesondere den Uberfall auf Zivilisten und die Bombardierung und den Artilleriebeschuss besiedelter Gebiete; Quelle: Offlzielle Berichte des Sicherheitsrates, 3. fordert die unverziigliche Einstellung aller Kriegshandlungen Resolutionen und Beschliisse fur das Jahr 1993 und den unverziiglichen, volligen und bedingungslosen Abzug der am /1/S/25199. Konflikt beteiligten Besatzungstruppen aus dem Rayon Agdam und /2/ S/25539. alien anderen kiirzlich okkupierten Rayons Aserbaidschans; /3/ Offizielle Berichte des Sicherheitsrates, Zweiundvierzigster 4. appelliert an die Streitparteien, weitere Vereinbarungen iiber die Jahrgang, Ergiinzungen fur April Mai und Juni 1993, Dokument Einstellung des Feuers zu schlieBen und diese einzuhalten; S/25600. 5. bestatigt erneut im Kontext von Punkt 3 und 4 oben seine vorherigen Appelle zur Wiederherstellung der wirtschaftlichen. Transport- und Energieverbindungen in der Region; 3.7.2 Resolution 853 des UN-Sicherheitsrates vom 29.07.1993 6. hilligt die fortgesetzten Bemiihungcn der Minsker Gruppe der Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa zur Der Sicherheitsrat, Gewahrleistung einer friedlichen Losung des Konfliktes, einschlieB- in Bekraftigung seiner Resolution 822 (1993) vom 30. April 1993, lich der Bemiihungen zur Umsetzung der Resolution 822 (1993), und nach Prufung des Berichts des Vorsitzenden der Minsker Gruppe bringt seine tiefe Besorgnis im Zusammenhang mit den schweren der Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa vom 27. Folgen der Eskalation der Kriegshandlungen fur diese Bemiihungen Juli 1993 (1), zum Ausdruck; in ernster Sorge im Zusammenhang mit der Verschlechterung der 7. hegruf.it die MaBnahmen zur Vorbereitung der Mission der Beziehungen zwischen der Republik Armenien und der Republik Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa zur Aserbaidschan und der Spannung zwischen ihnen, Beobachtung, einschlieBlich des Ubersichtsdiagramms sowie die begriifiend die Annahme eines Planes ftir dringende MaBnahmen Prufung der Vorschlage iiber die Gewahrleistung der Konferenz in der zur Umsetzung seiner Resolution 822 (1993) durch die Streitparteien, Region innerhalb der Konferenz; in Sorge iiber die Eskalation der Kriegshandlungen und 8. appelliert eindringlich an die Streitparteien, alle Handlungen zu insbesondere die Besetzung des Rayons Agdam in Aserbaidschan, unterlassen, die eine friedliche Losung des Konfliktes behindern, und

336 337 die Verhandlungen innerhalb der Minsker Gruppe fortzusetzen, sowie 3.7.3 Resolution 874 des UN-Sicherheitsrates vo m 14.10.1993 direkte bilaterale Kontakte zum Erzielen einer endgiiltigen Regelung; 9. appelliert eindringlich an die Regierung der Republik Der Sicherheitsrat, Armenien, weiterhin ihren Einfluss geltend zu machen zwecks in Bekraftigung seiner Resolutionen 822 (1993) vom 30. April Gewahrleistung der Einhaltung der Resolution 822 (1993) durch die 1993 und 853 (1993) vom 29. Juli 1993 und bezugnehmend auf die Armenier von Berg-Karabach und dieser Resolution und der Annahme vom Vorsitzenden des Sicherheitsrats namens des Rates am 18. der Vorschlage der Minsker Gruppe durch diese Partei; August 1993 /1/ verlesene Erklarung, 10. appelliert eindringlich an die Staaten, die Lieferung von nach Prufung des Schreibens des Vorsitzenden der Minsker Waffen und Militarausriistung zu unterlassen, die zu einer Eskalation Konferenz des Rates fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa des Konfliktes oder zur Verlangerung der Besetzung des Gebietes iiber Berg-Karabach vom 1. Oktober 1993 im Namen des fiihren konnten; Vorsitzenden des Sicherheitsrates /2/, 11. appelliert erneut, die ungehinderte Umsetzung der ernsthaft besorgt dariiber, dass die Fortsetzung des Konfliktes im intemationalen Tatigkeit der humanitaren Hilfeleistung in der Region und um das Gebiet Berg-Karabach der Republik Aserbaidschan und zu gewahrleisten, insbesondere in alien Regionen, die vom Konflikt die Aufrechterhaltung der Spannung in den Beziehungen zwischen der betroffen sind, um das entstandene Leid der Zivilbevolkerung zu Republik Armenien und der Republik Aserbaidschan eine Bedrohung lindern, und bestatigt emeut, dass alle Parteien verpflichtet sind, die des Friedens und der Sicherheit in der Region sein konnten, Grundsatze und Norm en des intemationalen Menschenrechts in Anerkennung des Gipfeltreffens, das in Moskau am 8. Oktober einzuhalten; 1993 stattfand, und der Hoffnung Ausdruck gebend, dass es zur 12. ersucht den Generalsekretar und die entsprechenden Verbesserung der Situation und zur friedlichen Regelung des intemationalen Institutionen, der leidenden Zivilbevolkerung Konfliktes beitragen wird, kurzfristige humanitare Hilfe zu leisten und den Vertriebenen zu unter erneuter Bestdtigung der Souveranitat und der territorialen helfen, in ihre Hauser zuriickzukehren; Integritat Aserbaidschans und aller anderen Staaten in der Region, 13. ersucht den Generalsekretar, in Konsultationen mit dem unter erneuter Bestdtigung auch der Unverletzlichkeit der amtierenden Vorsitzenden der Konferenz fur Sicherheit und intemationalen Grenzen und der Unzulassigkeit der Zusammenarbeit in Europa, sowie die Co-Vorsitzenden der Minsker Gewaltanwendung zum Gebietscrwerb, Gruppe, dem Rat weiterhin Berichte iiber die Entwicklung der erneut seiner tiefen Besorgnis Ausdruck gebend im Situation zukommen zu lassen; Zusammenhang mit dem menschlichen Leid, das der Konflikt 14. beschliefit die Fortsetzung der aktiven Beschafitigung mit dieser verursacht hat, und dem humanitaren Ausnahmezustand in der Region Frage. und insbesondere seine starke Besorgnis ausdriickend im Zusammen­ hang mit der Umsiedlung zahlreicher Zivilisten in Aserbaidschan, Einstimmig verabschiedet auf der 3259. Sitzung. 1 .appelliert an die Streitparteien, den Waffenstillstand effektiv und konstant zu machen, der infolge der direkten Kontakte erzielt Quelle: Offizielle Berichte des Sicherheitsrates, vvurde, die unter der Mitwirkung der Regierung der Russischen Resolutionen und Beschlusse fur 1993 Foderation in Unterstiitzung der Minsker Gruppe der Konferenz fur /1/ Offizielle Berichte des Sicherheitsrates, Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa unternommen wurden; Zweiundvierzigster Jahrgang. Erganzungen fur Juli, August und 2.erkldrt erneut seine voile Unterstiitzung des Friedensprozesses, September 1993, der innerhalb der Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Dokument S/26184.

338 339 Europa realisiert wird, sowie der unermiidlichen Bemiihungen der 10. appelliert eindringlich an alle Staaten in der Region, alle Minsker Gruppe; feindseligen Handlungen und alle Einmischungen oder Einfalle zu 3. begriifil und empfiehlt der Aufmerksamkeit der Parteien das unterlassen, die zu einer Ausweitung des Konfliktes fiihren und den „Ubersichtsdiagramm der unaufschiebbaren MaBnahmen zur Frieden und die Sicherheit in der Region zerstoren konnten; Umsetzung der Resolutionen 822 (1993) und 853 (1993) des 11. ersucht den Generalsekretar und die entsprechenden Sicherheitsrates (3)“, erstellt am 28. September 1993 auf der Sitzung intemationalen Institutionen, der leidenden Zivilbevolkerung der Minsker Gruppe und den Streitparteien von den Co-Vorsitzenden humanitare Hilfe zu leisten und den Fliichtlingen und Vertriebenen zu der Gruppe bei allseitiger Unterstiitzung der neun anderen Mitgliedem helfen. mit Wiirde und in sicheren Bedingungen in ihre Hauser dieser Gruppe vorgestellt, und appelliert an die Parteien, es zuriickzukehren; anzunehmen; 12. ersucht den Generalsekretar, den amtierenden Vorsitzenden 4.gibt seiner Uberzeugung zum Ausdruck, dass alle anderen der Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und die ungelosten Fragen, die sich aus dem Konflikt ergeben und nicht direkt Co-Vorsitzenden der Minsker Konferenz, dem Rat weiterhin Berichte im „Ubersichtsdiagramm" behandelt werden, rasch innerhalb der uber den Verlauf des Minsker Prozesses und iiber alle Aspekte der Friedensverhandlungen im Kontext des Minsker Prozesses zu klaren Situation vor Ort, sowie iiber die aktuelle und zukiinftige sind; Zusammenarbeit zwischen der Konferenz fur Sicherheit und 5.appelliert, die gemeinsamen unaufschiebbaren MaBnahmen, die Zusammenarbeit in Europa und der Organisation der Vereintcn im „Ubersichtsdiagramm" der Minsker Gruppe vorgesehen sind. Nationen in diesem Zusammenhang zukommen zu lassen; unverziiglich umzusetzen. EinschlieBlich des Abzugs der Truppen aus 13.beschliefit die Fortsetzung der aktiven Beschaftigung mit dieser den kurzlich besetzten Territorien und Beseitigung aller Hindemisse Frage. fur Verbindungswege und Verkehr; 6 .appelliert auch, die Minsker Konferenz rasch einzuberufen zur E'mstimmig verabschiedet auf der 3292. Sitzung. Erzielung einer Regelung des Konfliktes auf dem Verhandlungsweg. wie im „Ubersichtsdiagramm" vorgesehen, gemaB Mandat des Quelle: Offizielle Berichte des Sicherheitsrates, Ministerrates der Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Resolutionen und Besch/iisse 1993. Europa vom 24. Marz 1992; /1 /S/26326 l.ersucht den Generalsekretar, positiv auf den Vorschlag der / / / Offizielle Berichte des Sicherheitsrates, Entsendung eines Vertreters zur Teilnahme an der Minsker Konferenz Zueiundvierzigster Jahrgang, zu reagieren und jede erdenkliche Hilfe zu erzeigen fur die Ergdnzungenfur Oktober, November und Dezember 1993, Durchftihrung von Verhandlungen zum Kern der Frage nach der Dokument S/26522. Eroffnung der Konferenz; /3/ i.a.. Dokument S/26522, Anhang. 8. unterstutzt die Bildung einer Beobachtungsmission durch die Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa; 9. appelliert an alle Parteien, alle Verletzungen des intemationalen 3.7.4 Resolution 884 des UN-Sicherheitsrates vom 12.11.1993 Menschenrechtes zu unterlassen und emeuert seinen in den Resolutionen 822 (1993) und 853 (1993) enthaltenen Appell, die Der Sicherheitsrat, ungehinderte Umsetzung der intemationalen Tatigkeit der in Bekrdftigung seiner Resolutionen 822 (1993) vom 30. April humanitaren Hilfeleistung in der Region in alien vom Konflikt 1993, 853 (1993) vom 29. Juli 1993 und 874 (1993) vom 14. Oktober betroffenen Gegenden zu gewahrleisten; 1993,

340 341 in Bekraftigung seiner vollen Unterstutzung des Friedensprozesses, 3. konstatiert mit Befriedigung die Erklarung von neun Mitgliedem der innerhalb der Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in der Minsker Gruppe der Konferenz fur Sicherheit und Zusammen­ Europa umgesetzt wird, und der unermudlichen Bemiihungen der arbeit in Europa vom 4. November 1993 (1) und schatzt die darin Minsker Gruppe der Konferenz, enthaltenen Vorschlage beziiglich der unilateralen Erklarungen iiber in Anerkennung des Schreibens des amtierenden Vorsitzenden der einen Waffenstillstand hoch ein; Minsker Gruppe der Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in A.fordert die Streitparteien zur unverziiglichen Einstellung der Europa iiber Berg-Karabach vom 9. November 1993 namens des Kriegshandlungen und feindseligen Handlungen auf und zum Vorsitzenden des Sicherheitsrates und die Erganzungen dazu /1/, sofortigen Abzug der Besatzungstruppen aus dem Rayon Sangilan und in ernster Sorge dariiber, dass die Fortsetzung des Konfliktes in der Stadt Horadis und zum Abzug der Besatzungstruppen aus den der und um die Region Berg-Karabach der Republik Aserbaidschan anderen kiirzlich besetzten Gebieten Aserbaidschans gemaB dem und die Aufrechterhaltung der Spannung in den Beziehungen ..Neuen Diagramm der unaufschiebbaren MaBnahmen zur Umsetzung zwischen der Republik Armenien und der Republik Aserbaidschan der Resolutionen 822 (1993) und 853 (1993) des Sicherheitsrates" (2) eine Bedrohung ffir den Frieden und die Sicherheit in der Region sein mit den daran auf der Sitzung der Minsker Gruppe vom 2.-8. konnen, November 1993 in Wien vorgenommenen Korrekturen; mit Sorge feststellend die Eskalation der Kriegshandlungen infolge 5. appelliert eindringlich an die Streitparteien, bald den Waffen­ der Verletzung des Waffenstillstands und die iibermaBige Gewaltan- stillstand wieder einzuhalten, der infolge der direkten Kontakte erzielt wendung in Reaktion au f diese Verletzung, insbesondere die Okkupa- wurde, die unter der Regierung der Russischen Foderation in Unter­ tion des Rayons Sangilan und der Stadt Hourdis in Aserbaidschan stutzung der Minsker Gruppe unternommen wurden, und ihn effektiv in Bekraftigung der Souveranitat und territorialen Integritat und konstant zu machen; und die Suche nach Moglichkeiten der Aserbaidschans und aller anderen Staaten in der Region, Regelung des Konfliktes auf dem Verhandlungsweg im Kontext des in Bekraftigung auch der Unverletzlichkeit der intemationalen Minsker Prozesses und dem „Neuen Diagramm" mit den daran auf der Grenzen und der Unzulassigkeit der Gewaltanwendung zum Sitzung der Minsker Gruppe vom 2.-8. November 1993 in Wien Gebietserwerb, vorgenommenen Korrekturen fortzusetzen; in ernster Sorge iiber den letzten Fall der Migration einer groBen 6. appelliert ausdriicklich erneut an alle Staaten in der Region, alle Anzahl Zivilisten und der Entstehung des humanitaren Aus- feindseligen Handlungen und jede Einmischung zu unterlassen, die zu nahmezustandes im Rayon Sangilan und in der Stadt Hourdis und an einer Ausweitung des Konfliktes fiihren konnten und den Frieden und der Sudgrenze Aserbaidschans, die Sicherheit in der Region storen wurden; 1. verurteilt die jungste Verletzung des von den Parteien verein- 7. ersucht den General sekretar und die entsprechcnden inter- barten Waffenstillstands, die zu neuen Kriegshandlungen gefuhrt hat. nationalen Institutionen, der leidenden Zivilbevolkerung, einschlieB- und verurteilt insbesondere die Okkupation des Rayons Sangilan und lich der Bevolkerung im Rayon Sangelan und in der Stadt Horadis und der Stadt Hourdis, den Uberfall auf Zivilisten und den Beschuss des an der Sudgrenze Aserbaidschans kurzfristige humanitare Hilfe zu Territoriums der Republik Aserbaidschan; leisten und den Fluchtlingen und Migranten zu helfen, mit Wurde und 2. appelliert an die Regierung Armeniens, ihren Einfluss geltend in Sicherheit in ihre Hauser zuruckzukehren; zu machen, um die Einhaltung der Resolutionen 822 (1993), 853 8 .ersucht erneut den General sekretar, den amtierenden (1993) und 874 (1993) durch die Armenier von Berg-Karabach der Vorsitzenden der Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Region Aserbaidschan zu gewahrleisten und sicherzustellen, dass den Europa und die Co-Vorsitzenden der Minsker Konferenz, dem Rat abgezogenen Truppen keine Mittel fur die Fortsetzung ihres auch weiterhin zu berichten iiber den Verlauf des Minsker Prozesses Militarfeldzuges zur Verfiigung gestellt werden; und iiber alle Aspekte der Situation vor Ort, insbesondere iiber die

342 343 Umsetzung seiner entsprechenden Resolutionen, und iiber die aktuelle Kelbadscharskij Rayons verurteilt wurde, von den Streitkraften und zuktinftige Zusammenarbeit zwischen der Konferenz ftir Armeniens besetzt. Der Rayon Fisuli wurde von den Armeniem nach Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und den Vereinten der Verabschiedung der UNO-Resolution 853 vom 29. Juli 1993 Nationen in diesem Zusammenhang; durch den Sicherheitsrat, in der die Besetzung des Rayons Agdam 9. beschliefit die Fortsetzung der aktiven Beschaftigung mit dieser verurteilt wird, besetzt. Die Einnahme der Rayons Dschebrail und Frage. Gubadli durch die Armenier ging der Annahme der UN Resolution Einstimmig verabschiedet auf der 3313. Sitzung 874 vom 14. Oktober 1993 durch den Sicherheitsrat voraus. In Resolution 884 vom 11. November 1993 verurteilte der UN- Quelle: Offizielle Berichte des Sicherheitsrates, Sicherheitsrat die Okkupation des Rayons Sangelan und der Stadt Resolutionen und Beschltisse 1993. Horadis, sowie den Uberfall auf die Zivilbevolkerung und die /1/ Offizielle Berichte des Sicherheitsrates, Zweiundvierzigster Bombardierung des Territoriums von Aserbaidschan. Welche Jahrgang, Auswirkung haben denn diese Resolutionen auf den armenischen Erganzungen fur Oktober, November undDezember 1993, Angreifer? Wie auf die sprichwortliche Katze des russischen Dokument S/26718. Fabeldichters Krylow, die zwar zuhorte, aber dann doch machte, was /2 /a.a.O., Dokument S/26522, Anhang. sie wollte. Aber dennoch sind diese Resolutionen und Beschltisse autoritativer Instanzen nicht unniitz, selbst wenn sie nicht ausgefiihrt Anmerkungen des Autors zu den UN-Resolutionen werden und die verbrecherischen Taten anhalten. Sie geben den Historikern, den Juristen, den Journalisten und den Politikern Material Die vier 1993 vom Sicherheitsrat verabschiedeten Resolutionen fur die Erhebung begriindeter Anklagen gegen die Verbrecher. Einige konnen vom Standpunkt der darin enthaltenen juristischen und Vorwiirfe konnen auch gegen verschiedene Verlage erhoben , 4 6 9 politischen Bewertungen als entscheidend charakterisiert werden. Die werden. Betonung der Achtung der Souveranitat und der territorialen Integritat Aufmerksamkeit verdient auch der Umstand, dass die angefuhrten der Republik Aserbaidschan in den Resolutionen, sowie die Annahme Dokumente der intemationalen Organisationen nicht die Nutzung der der Formulierung „Region Berg-Karabach der Republik Aser- okkupierten Gebiete der Republik Aserbaidschan fur den Drogen- baidschan“ macht die von der armenischen Partei jahrzehntelang transit und fur die Organisation von Stutzpunkten auslandischcr entfesselten Streitigkeiten iiber die Zugehorigkeit von Berg-Karabach terroristischer Organisationen reflektieren.470 vom volkerrechtlichen Standpunkt vollig unhaltbar. Unter Bertick- sichtigung der Bestatigung der Unverletzlichkeit der intemationalen Grenzen, der Unzulassigkeit der Gewaltanwendung zum Gebietser- 3.8 KSZE/OSZE-Dokumente zum Berg-Karabach-Konflikt werb durch den UN-Sicherheitsrat in den Resolutionen und der Verur- teilung der Besetzung von Territorien der Republik Aserbaidschan 3.8.1 Erste zusatzliche Sitzung des KSZE-Rates konnen Handlungen der Gegenseite nicht anders als Verletzung der Helsinki, 24. Marz 1992 wichtigsten Bestimmung der UNO-Satzung bewertet werden. Und auch die bisweilen tibertriebene Diplomatic in den Formulierungen. '64Auf den Karten von Aserbaidschan und Armenien, die im deutschen Nachschlagewerk «Das neue Wissen.de» (Wissen Media Verlag GmbH, die alien Dokumenten des UN-Sicherheitsrates eigen ist, kann Giiterloh/Munchen 2003, S. 60, 62) enthalten sind, sind die sieben niemanden irritieren. aserbaidschanischen Rayons, die von Armenien besetzt wurden, nicht Die Rayons Agdara und Agdam von Aserbaidschan wurden nach aufgefuhrt. Es entsteht der Eindruck, dass Armenien nur Berg-Karabach besetzt hat. der Annahme von Resolution 822, in der die Okkupation des 470Siehe 525-CI, Baku, 12.2.2008, S. 3.

344 345 II. einen Besuch abzustatten, um einen Beitrag insbesondere zur 3. Die M inister auBerten ihre tiefe Besorgnis iiber die anhaltende Erreichung und Aufrechterhaltung einer wirksamen Feuereinstellung Eskalation des bewaffneten Konflikts in und um Nagorny Karabach sowie zur Schaffung eines Rahmens fur eine friedliche Gesamtlosung und die damit verbundenen noch groBeren Leiden und Verluste an zu leisten. Menschenleben unter der Bevolkerung. Sie fuhrten eine umfassende 8. Die Minister brachten ihre feste Uberzeugung zum Ausdruck, Diskussion iiber Mittel und Wege zur Beendigung des Konflikts unter dass eine Konferenz iiber Nagorny Karabach unter der Schirm- Beriicksichtigung der Auswirkungen, die die Fortsetzung und weitere herrschaft der KSZE ein standiges Verhandlungsforum fur eine fried­ Ausdehnung des Konflikts auf die regionale und intemationale liche Beilegung der Krise auf der Grundlage der Prinzipien, Ver- Sicherheit haben konnten. Sie riefen alle Seiten zur Zurtickhaltung pflichtungen und Bestimmungen der KSZE darstellt. Die Minister auf. ersuchten daher den amtierenden Vorsitzenden des KSZE-Rates, eine 4. Die Minister bekraftigten mit groBtem Nachdruck den Aufruf zu solche Konferenz so bald wie moglich einzuberufen. einer sofortigen und wirksamen Feuereinstellung, einschlieBlich der 9. AuBerdem vereinbarten die Minister, dass Armenien, Aser­ Verpflichtung der verantwortlichen Kommandanten vor Ort, sich aktiv baidschan, Belarus, Deutschland, Frankreich, Italien, die Russische an dessen Umsetzung zu beteiligen. Sie erlieBen einen Appell zur Foderation, Schweden, die Tschechische und Slowakische Foderative Wiederherstellung der Voraussetzungen fur Vertrauen und einen Republik, die Tiirkei und die Vereinigten Staaten von Amerika konstruktiven Dialog, einschlieBlich der Aufhebung wirtschaftlicher Teilnehmer dieser Konferenz sein werden, die in Minsk abgehalten und politischer beschrankender MaBnahmen. wird. Nach Konsultationen mit den an dieser Konferenz teilneh- 5. Die Minister priifiten die laufenden Aktivitaten im Rahmen der menden Staaten wird der Vorsitzende der Konferenz gewahlte und KSZE und unterstiitzten in vollem Umfang die vom Ausschuss Hoher andere Vertreter aus Nagorny Karabach als interessierte Parteicn zu Beamter gefassten Beschliisse. Sie brachten ihre Anerkennung fur die dieser Konferenz einladen. Der amtierende Vorsitzende des KSZE- vom amtierenden Vorsitzenden der KSZE diesbeziiglich untemom- Rates wird den Vorsitzenden der unter der Schirmherrschaft dcr menen Aktivitaten zum Ausdruck und betonten ihre Bereitschaft, ihm KSZE stattfindenden Konferenz iiber Nagorny Karabach ernennen. - wann immer erforderlich - jede mogliche Unterstutzung zukommen 10. Die Minister forderten dringend alle KSZE-Teilnehmerstaaten zu lassen. und alle betroffenen Parteien auf, samtliche erforderlichen Schritte zur 6. Die M inister begriiBten die erganzenden Bemiihungen der Gewahrung humanitarer Hilfe fur alle Bediirftigen durch rasche und Europaischen Gemeinschaft und ihrer Mitgliedstaaten, der Mitglied- wirksame MaBnahmen zu unternehmen, einschlieBlich Sicherheits- staaten der Gemeinschaft Unabhangiger Staaten, der Mitglieder des korridore unter internationaler Aufsicht. Nordatlantischen Kooperationsrats und insbesondere die Bemiihungen 11. Die Minister nahmen die Verpflichtung Armeniens und des Generalsekretars der Vereinten Nationen. Aserbaidschans zur vollen Unterstiitzung der Mission des amtierenden Sie ersuchten den amtierenden Vorsitzenden der KSZE, mit den Vorsitzenden des KSZE-Rates in die Region sowie weiterer vom Vereinten Nationen diesbeziiglich engen Kontakt zu halten und einen KSZE-Rat vereinbarter Aktionen zur Kenntnis und appellieren an regelmaBigen Informationsaustausch einzurichten. diese beiden Lander, ihrer Verpflichtung aktiv nachzukommen, um Die M inister kamen uberein, dass die KSZE bei der Forderung des eine dauerhafte friedliche Losung zu erzielen. Friedensprozesses hinsichtlich des Konflikts eine bedeutende Rolle spielen muss und dass die Situation in und um Nagorny Karabach weitere KSZE-Aktionen erfordert. 7. Die M inister erteilten dem amtierenden Vorsitzenden des KSZE-Rates, Herm Jiri Dienstbier, das Mandat, der Region in Kiirze

346 347 3.8.2 Budapester Do k u m e n t 1994 3. Als ersten Schritt bei dieser Bemiihung wiesen sie die Co- Yorsitzenden der Minsker Konferenz an, sofortige MaBnahmen zu Treffen der Staats- und Regierungschefs der Teilnehmerstaaten ergreifen, um mit Unterstiitzung und in Zusammenarbeit mit der der K S Z E a m 5. und 6. Dezember 1994 in Budapest Russischen Foderation und anderen einzelnen Mitgliedem der Minsker Gruppe das Anhalten der gegenwartigen Waffenruhe zu II. Regionale Fragen. Intensivierung der KSZE-Bemiihungen fordern, wobei sie auf den bei vorausgegangenen Vermittlungsaktivi- beziiglich des Konflikts in Berg-Karabach taten bereits erzielten Fortschritten aufbauen, und zugige Verhand­ 1. Die Teilnehmerstaaten brachten ihr Bedauem uber das Anhalten lungen uber den Abschluss einer politischen Vereinbarung beziiglich des Konflikts und die damit einhergehende menschliche Tragodie zum der Einstellung des bewaffneten Konflikts zu fiihren, deren Ausdruck und begrtiBten die Bestatigung der am 12. Mai 1994 durch Durchfiihrung wesentliche Folgen des Konflikts ftir alle Parteien die Vermittlung der Russischen Foderation in Zusammenarbeit mit der beseitigen und die Einbemfung der Minsker Konferenz ermoglichen Minsker Gruppe der KSZE ausgehandelten Waffenruhe durch die wird. Sie ersuchten die Co-Vorsitzenden der Minsker Konferenz fer- Konfliktparteien. Sie bestatigten ihr Bekenntnis zu den einschlagigen ner. gemeinsam mit den Parteien auf die weitere Durchfiihrung von Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen und vertrauensbildenden MaBnahmen hinzuarbeiten, insbesondere im begriiBten die politische Unterstiitzung der Bemiihungen der KSZE humanitaren Bereich. Sie unterstrichen, dass es erforderlich sei, dass um eine friedliche Beilegung des Konflikts durch den Sicherheitsrat. die Teilnehmerstaaten sowohl einzeln als auch im Rahmen der Zu diesem Zweck riefen sie die Konfliktparteien auf, intensive und einschlagigen intemationalen Organisationen MaBnahmen ergreifen, umfassende Gesprache, einschlieBlich direkter Kontakte, aufzu- um den Menschen in der Region humanitare Hilfe zu gewahren, vor nehmen. In diesem Zusammenhang verpflichteten sie sich, die von der allem im Hinblick darauf, Fliichtlingen ihre schreckliche Lage zu KSZE untemommenen Bemiihungen und die von ihr gewahrte erleichtern. Unterstiitzung zu verdoppeln. Sie untersttitzten nachdriicklich die 4. Sie vereinbarten, dass der Abschluss der oben genanntcn Vermittlungsbemuhungen der Minsker Gruppe der KSZE und Vereinbarung in Ubereinstimmung mit der Auffassung der Konllikt- brachten ihre Anerkennung fur den entscheidenden Beitrag der parteien auch die Entsendung multinationaler Friedenstruppen als Russischen Foderation und die Bemiihungen anderer einzelner vvesentliches Element der Durchfiihrung der Vereinbarung selbst Mitglieder der Minsker Gruppe zum Ausdruck. Sie vereinbarten, diese ermoglichen wiirde. Sie erklartcn ihren politischen Willen, mit einer in einer einzigen koordinierten Bemiihung im Rahmen der KSZE zu entsprechenden Resolution des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen harmonisieren. eine multinationale Friedenstruppe der KSZE aufzustellen, nachdem 2. Zu diesem Zweck haben sie den amtierenden Vorsitzenden die Parteien eine Einstellung des bewaffneten Konflikts vereinbart angewiesen, in Absprache mit den Teilnehmerstaaten so bald wie haben. Sie ersuchten den amtierenden Vorsitzenden, so bald wie moglich Co-Vorsitzende der Minsker Konferenz zu benennen, um moglich auf der Grundlage von Kapitel III des Helsinki-Dokuments eine gemeinsame und vereinbarte Grundlage fur Verhandlungen zu 1992 und in voller Ubereinstimmung mit der Charta der Vereinten gewahrleisten und eine voile Abstimmung bei alien Vermittlungs- und Nationen einen Plan fur die Aufstellung, die Zusammensetzung und Verhandlungstatigkeiten zu erzielen. Die Co-Vorsitzenden, die sich den Einsatz einer solchen Truppe zu entwickeln. Zu diesem Zweck bei all ihren Verhandlungsbemuhungen von KSZE-Prinzipien und wird der amtierende Vorsitzende durch die Co-Vorsitzenden der einem vereinbarten Mandat leiten lassen, werden bei Sitzungen der Minsker Konferenz und durch die Minsker Gruppe sowie durch den M insker Gruppe gemeinsam den Vorsitz fflhren und gemeinsam dem Generalsekretar unterstiitzt. Nach entsprechenden Konsultationen wird amtierenden Vorsitzenden Bericht erstatten. Sie werden den Standigen er femer eine Planungsgruppe auf hoher Ebene in Wien einsetzen, um Rat regelmaBig iiber den Fortschritt ihrer Arbeit unterrichten. unter anderem Empfehlungen uber GroBe und Art der Truppe,

348 349 Kommando- und Ftihrungsstruktur, Logistik, Zuweisung von - Festlegung des Rechtsstatus von Berg-Karabach in einer Einheiten und Ressourcen, Einsatzregeln und Vereinbarungen mit den Vereinbarung auf Grundlage der Selbstbestimmung, die Berg- beitragenden Staaten abzugeben. Er wird auf der Grundlage der Karabach das groBtmogliche MaB an Selbstverwaltung innerhalb erklarten Bereitschaft der Vereinten Nationen, technische Hilfe und Aserbaidschans iibertragt; Fachwissen zur Verfugung zu stellen, die Unterstiitzung der Vereinten - garantierte Sicherheit fur Berg-Karabach und seine gesamte Nationen erbitten. Er wird femer die fortgesetzte politische Unter- Bevolkerung, einschliefilich wechselseitiger Verpflichtungen zur stiitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen fur die mogliche Sicherstellung der Einhaltung der Bestimmungen der Regelung durch Entsendung einer Friedenstruppe der KSZE erbitten. alle Parteien. 5. Auf der Grundlage einer solchen vorbereitenden Tatigkeit sowie Ich bedauere, dass dies fur einen Teilnehmerstaat unannehmbar der einschlagigen Bestimmungen von Kapitel III des Helsinki- war. Diese Grundsatze finden die Unterstiitzung aller ubrigen Dokuments 1992 und auf Vereinbarung der Parteien sowie offizielles Teilnehmerstaaten. Ersuchen der Parteien an den amtierenden Vorsitzenden uber die Co- Diese Erklarung wird in die Dokumente des Gipfeltreffens von Vorsitzenden der Minsker Konferenz wird der Standige Rat einen Lissabon aufgenommen. Beschluss uber die Durchfuhrung der friedenserhaltenden Operation der KSZE fassen. A N H A N G 2. Erklarung der Delegation Armeniens Im Zusammenhang mit der Erklarung des Amtierenden 3.8.3 Lissabonner Do k u m e n t 1996 Vorsitzenden der OSZE auBert die Delegation Armeniens ihre Bedenken zu folgenden Fragen: Treffen der Staats- und Regierungschefs der Teilnehmerstaaten 1. Die Erklarung entspricht nicht dem Geist und dem Buchstabcn der O S Z E a m 2. und 3. Dezember 1996 in Lissabon des Mandats der Minsker Gruppe, das auf dem Gipfeltreffen von Budapest 1994 festgelegt wurde und Verhandlungen zur Herbcifiih- II rung einer politischen Vereinbarung vorsieht. Die Frage des Status A N H A N G 1. Erklarung des amtierenden Vorsitzenden der war Gegenstand von Erorterungen in direkten Verhandlungen, die OSZE nicht abgeschlossen wurden. Sie alle wissen, dass in den letzten beiden Jahren bei der Losung 2. Diese Erklarung prajudiziert den Status Berg-Karabachs und des Konflikts in Berg-Karabach und der Frage der territorialen w iderspricht dadurch dem Beschluss des Ministerrats der OSZE von Integritat der Republik Aserbaidschan keine Fortschritte gemacht 1992. durch den diese Frage in den Zustandigkeitsbereich der Minsker wurden. Ich bedauere, dass die Bemiihungen der Co-Vorsitzenden der Konferenz der OSZE verwiesen wurde, die nach Abschluss einer Minsker Konferenz um einen Kompromiss zwischen den politischen Vereinbarung beginnen soli. Standpunkten der Parteien betreffend die Grundsatze fur eine 3. Die armenische Seite ist uberzeugt, dass eine Losung des Regelung erfolglos blieben. Problems auf der Grundlage des Volkerrechts, der in der OSZE- Drei Grundsatze, die Teil einer Konfliktlosung in Berg-Karabach Schlussakte von Helsinki festgeschriebenen Prinzipien und in crster sein sollten, wurden von den Co-Vorsitzenden der Minsker Gruppe Linie auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechts der Volker empfohlen. Diese Grundsatze werden von alien Mitgliedstaaten der gefunden werden kann. Minsker Gruppe unterstutzt. Sie lauten wie folgt: 4. Die armenische Seite ist bereit, sowohl im Rahmen der Minsker - territoriale Integritat der Republik Armenien und der Republik Gruppe als auch auf der Ebene direkter, von den Co-Vorsitzenden Aserbaidschan;

350 351 dieser Gruppe zu koordinierender Kontakte auBerst intensiv - ruft die Parteien eindringlich dazu auf, alle Kriegsgefangenen und weiterzuverhandeln, um eine Kompromisslosung herbeizufuhren. im Zusammenhang mit dem Konflikt intemierten Personen Wir ersuchen, diese Erklarung der Gipfelerklarung beizuftigen. unverziiglich freizulassen und dem IKRK ungehinderten Zugang zu alien Intemierungsorten und alien Internierten zu gewahren; 3.8.4 Do k u m e n t von Istanbul 1999 - unterstiitzt die Co-Vorsitzenden der Minsker Konferenz in ihren Bemiihungen, in Absprache mit dem Amtierenden Vorsitzenden eine Treffen der Staats- und Regierungschefs der Teilnehmerstaaten politische Vereinbarung iiber die Beendigung des bewaffneten der O S Z E a m 18. und 19. November 1999 in Istanbul Konflikts ohne weitere Verzogerung zustande zubringen. Die Durchfiihrung einer solchen Vereinbarung wurde alle Parteien vor den Gipfelerklarung von Istanbul schwerwiegenden Konsequenzen des Konflikts bewahren und die 20. Wir haben den Bericht der Co-Vorsitzenden der Minsker baldige Einberufung der Minsker Konferenz ermoglichen. Die OSZE-Gruppe iiber die derzeitige Situation und die jtingsten Unterzeichnung der Vereinbarung wiirde den Standigen Rat in die Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Konflikt um Berg- Lage versetzen, auf der Grundlage der wertvollen Empfehlungen der Karabach erhalten und danken fur ihre Bemiihungen. Wir begriiBen Hochrangigen Planungsgruppe, deren Arbeit weitergehen sollte, einen insbesondere den verstarkten Dialog zwischen den Prasidenten Beschluss iiber die Einleitung der friedenserhaltenden Operation der Armeniens und Aserbaidschans, deren regelmaBige Kontakte OSZE zu fassen; Moglichkeiten geschaffen haben, den Prozess zur Herbeifuhrung einer - begriiBt die Zusagen, in Absprache mit den Co-Vorsitzenden dauerhaften und umfassenden Losung des Problems zu beleben. Wir direkte Kontakte aufzunehmen, um eine Vereinbarung iiber die unterstiitzen diesen Dialog nachdrticklich und ermutigen zu seiner Grundsatze, nach denen der Konflikt gelost werden soil, zu treffen, Fortsetzung in der Hoffnung, dass die Verhandlungen innerhalb der and ruft eindringlich dazu auf, dies rasch zu tun; Minsker OSZE-Gruppe wieder aufgenommen werden. Wir bestatigen - und nimmt Kenntnis von der Bereitschaft der Parteien, sich den femer, dass die OSZE und ihre Minsker Gruppe, die nach wie vor das Kernfragen zuzuwenden, um so bald wie moglich einen Kompromiss geeignetste Forum fur die Suche nach einer Losung ist, bereit sind, zu erzielen. den Friedensprozess und seine zukiinftige Umsetzung weiter voranzutreiben, indem sie unter anderem den Parteien jede notwendige Hilfe leisten. 3.8.6 Neunte Sitzung des Ministerrates

Beschluss Nr. 2. Erklarung des Ministerrates, Bukarest, 3.-4. 3.8.5 Fiinfte Sitzung des Ministerrates Dezember 2001 Beschluss iiber den Minsker Prozess der OSZE, Budapest, 8. Dezember 1995 (5) 1. Wir sind zutiefst besorgt dariiber, dass es nicht gelungen ist, den Der Ministerrat Konflikt in Berg-Karabach trotz des intensivierten Dialogs zwischen - bestatigt, dass der Minsker Prozess der OSZE auch in Zukuntt den Parteien und der aktiven Unterstutzung durch den Co-Vorsitz der das einzige Forum fur die Beilegung des Konflikts in Berg-Karabach Minsker Gruppe beizulegen. Wir erklaren erneut, dass die umgehende sein wird; Losung dieses lang wahrenden Konflikts zu dauerhaftem Frieden, - begriiBt die Entschlossenheit der Konfliktparteien, die am 12. dauerhafter Sicherheit, Stabilitat und Zusammenarbeit in der Mai 1994 vereinbarte Waffenruhe weiterhin einzuhalten; Siidkaukasus-Region beitragen wird.

352 353 2. Wir verweisen von Neuem auf die Bedeutung einer Fortsetzung Bemiihungen um eine gerechte und dauerhafte Losung mit aktiver der Friedensgesprache und fordem die Parteien auf, ihre Bemiihungen Unterstiitzung durch die Co-Vorsitzenden fortzusetzen. zur Herbeiffihrung einer raschen Beilegung des Konflikts auf der Grundlage der Normen und Grundsatze des Volkerrechts fortzusetzen. Wir ermutigen die Parteien auch dazu, weitere MaBnahmen zu Beilage 3 zu den Erklarungen erkunden, die das gegenseitige Vertrauen verstarken konnen. Interpretative Erklarung gemaB Punkt 79 (Kapitel 6) der einschlieBlich der Freilassung von Kriegsgefangenen. Schlussempfehlungen der Helsinki-Konsultationen 3. Wir begriiBen das Bekenntnis der Parteien zur Waffenruhe und zur Herbeiffihrung einer friedlichen und umfassenden Regelung. Wir Die Delegation Aserbaidschans: ermutigen die Parteien dazu, mit der aktiven Unterstiitzung des Co- ..In Bezug auf den soeben verabschiedeten Beschluss des 10. Vorsitzes ihre Bemiihungen zur Herbeifuhrung einer gerechten und Treffens des OSZE-Ministerrats mochte ich eine interpretative dauerhaften Regelung fortzusetzen. Erklarung gemaB Absatz 79, Kapitel 6 der Schlussempfehlungen der Helsinki-Konsultationen abgeben: Die Republik Aserbaidschan hat sich dem Konsens zur Erklarung iiber den Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan ausgehend 3.8.7 Zehnte Sitzung des Ministerrates von den folgenden Grundsatzen der OSZE angeschlossen, die wie folgt lauten: Erklarung des Ministerrates, Porto, 6-7. Dezember 2002 .Die Teilnehmerstaaten werden die territoriale Integritat eines jeden Teilnehmerstaates achten. (4) 1. Wir sind nach wie vor zutiefst besorgt dariiber, dass es trotz des Dementsprechend werden sie sich jeder mit den Zielen und verstarkten Dialogs zwischen den Parteien und trotz der aktiven Grundsatzen der Charta der Vereinten Nationen unvereinbaren Unterstiitzung durch die Co-Vorsitzenden der Minsker Gruppe nicht Handlung gegen die territoriale Integritat, politische Unabhangigkeit gelungen ist, eine Losung im Konflikt um Berg-Karabach oder Einheit eines jeden Teilnehmerstaates enthalten, insbesondere herbeizuffihren. W ir stellen emeut fest, dass die rasche Beilegung jeder derartigen Handlung, die eine Androhung oder Anwendung von dieses langwierigen Konflikts zu dauerhaftem Frieden sowie zu Gewalt darstellt. anhaltender Sicherheit, Stabilitat und Zusammenarbeit im siidlichen Die Teilnehmerstaaten werden ebenso davon Abstand nehmen, das Kaukasus beitragen wird. Territorium eines jeden anderen Teilnehmerstaates zum Gegenstand 2. Wir betonen emeut, wie wichtig eine Fortsetzung der einer militarischen Besetzung oder anderer direkter oder indirekter Friedensgesprache ist, und fordem die Seiten dazu auf, ihre GewaltmaBnahmen unter Verletzung des Volkerrechts oder zum Bemiihungen um eine rasche Losung des Konflikts auf der Grundlage Gegenstand der Aneignung durch solche MaBnahmen oder deren der Normen und Grundsatze des Volkerrechts fortzufiihren. Wir Androhung zu machen. Keine solche Besetzung oder Aneignung wird ermutigen die Parteien femer dazu, weitere MaBnahmen zu erkunden. als rechtmaBig anerkannt werden. die das gegenseitige Vertrauen starken. Die Republik Aserbaidschan mochte dariiber hinaus betonen, dass 3. Wir begriiBen es, dass sich die Parteien zur Feuereinstellung und der Grundsatz des Rechts der Volker auf Selbstbestimmung gemaB zur Herbeifuhrung einer friedlichen und umfassenden Regelung dem folgenden Prinzip der Schlussakte von Helsinki auszuuben ist: verpflichtet haben. W ir begriiBen insbesondere die fortgesetzten ,Die Teilnehmerstaaten werden die Gleichberechtigung der Volker Treffen zwischen den Prasidenten von Armenien und Aserbaidschan und ihr Selbstbestimmungsrecht achten, indem sie jederzeit in und ihren Sonderbeauftragten. Wir ermutigen die Parteien, ihre Ubereinstimmung mit den Zielen und Grundsatzen der Charta der

354 355 Vereinten Nationen und den einschlagigen Normen des Volkerrechts bemiihen. Sie legten den Parteien auch nahe, iiber weitere MaBnah­ handeln, einschlieBlich jener, die sich auf die territoriale Integritat der men nachzudenken, die das gegenseitige Vertrauen starken konnten. Staaten beziehen/ Die Minister begruBten das Bekenntnis der Parteien zur Ferner erklart die Republik Aserbaidschan, dass der Konflikt Waffenruhe und zur Herbeifuhrung einer friedlichen und umfassenden zwischen Armenien und Aserbaidschan nur auf der Grundlage der Losung. Nun, da die Prasidentenwahlen in Armenien und Aser­ vollen Achtung der territorialen Integritat Aserbaidschans beigelegt baidschan voriiber seien, biete sich eine neue Chance auf Fortschritte werden kann, das heifit: in den Gesprachen. Sie forderten die Parteien eindringlich auf, ihre eindeutige Anerkennung der territorialen Integritat Bemiihungen um eine gerechte und dauerhafte Regelung mit aktiver Aserbaidschans, zu dem untrennbar die Region Berg-Karabach gehort, Unterstiitzung der Co-Vorsitzenden der Minsker Gruppe ehestmoglich durch Armenien fortzusetzen. - sofortiger und bedingungsloser Abzug der armenischen Besatzungstruppen aus alien Gebieten Aserbaidschans, einschlieBlich Erklarung der Delegation Aserbaidschans der Region Berg-Karabach Herr Vorsitzender, - Herbeifuhrung aller Bedingungen, die die sichere Riickkehr der die Republik Aserbaidschan bedauert, dass kein Konsens zwangsvertriebenen aserbaidschanischen Bevolkerung in ihre Gebiete hinsichtlich der Erklarung des Ministerratstreffens zum Konflikt begiinstigen zwischen Armenien und Aserbaidschan zustande kam. Die Republik Aserbaidschan erklart ferner, dass unabhangig Der Standpunkt meiner Regierung in dieser Frage wurde in der davon, welche Form der Selbstverwaltung fur die in der Region Berg- OSZE bei zahlreichen Gelegenheiten dargelegt. Heute halte ich es ftir Karabach von Aserbaidschan lebende armenische Gemeinde ausgear- notwendig, die wesentlichen Elemente dieses Standpunkts zu beitet wird, sie jedenfalls nur auf der Grundlage der vollen Achtung wiederholen. der territorialen Integritat Aserbaidschans moglich sein wird. Im Prozess der Beilegung des Konflikts zwischen Armenien und Ich ersuche, diese Erklarung dem Journal des Tages beizufugen.“ Aserbaidschan gehen wir von den folgenden OSZE-Prinzipien aus: ..Die Teilnehmerstaaten werden die territoriale Integritat jedes Teilnehmerstaats achten. Dementsprechend werden sie sich jeder mit 3.8.8 Elfte Sitzung des Ministerrates den Zielen und Grundsatzen der Charta der Vereinten Nationen unvereinbaren Handlung gegen die territoriale Integritat, politische Erklarung des Vorsitzenden, Maastricht, 1.-2. Dezember 2003 Unabhangigkeit oder Einheit eines jeden Teilnehmerstaats enthalten, insbesondere jeder derartigen Handlung, die eine Androluing oder Die Minister zeigten sich zutiefst besorgt, dass es noch immer Anwendung von Gewalt darstellt. Die Teilnehmerstaaten werden nicht gelungen ist, den Konflikt um Berg-Karabach beizulegen. Sie ebenso davon Abstand nehmen, das Territorium eines anderen bekraftigten ihre Uberzeugung, dass eine rasche Losung dieses seit Teilnehmerstaats zum Gegenstand einer militarischen Besetzung oder langem andauemden Konflikts zu dauerhaftem Frieden sowie zu anderer direkter oder indirekter GewaltmaBnahmen unter Verletzung Sicherheit, Stabilitat und Zusammenarbeit in der Region Sudkaukasus des Volkerrechts oder zum Gegenstand der Aneignung durch solche beitragen werde. MaBnahmen oder deren Androhung zu machen. Keine solche Die Minister verwiesen neuerlich auf die Wichtigkeit, neue Besetzung oder Aneignung wird als rechtmaBig anerkannt werden." Impulse im Friedensdialog zu setzen, und forderten die Parteien auf, Die Republik Aserbaidschan mochte dariiber hinaus betonen, dass sich noch entschlossener um eine baldige Losung des Konflikts auf der Grundsatz des Rechts der Volker auf Selbstbestimmung gemaB der Grundlage der Normen und Grundsatze des Volkerrechts zu dem folgenden Prinzip der Schlussakte von Helsinki auszuiiben ist:

356 357 „Die Teilnehmerstaaten werden die Gleichberechtigung der Volker beseitigt und die Einberufung der Minsk-Konferenz der OSZE und ihr Selbstbestimmungsrecht achten, indem sie jederzeit in ermoglicht. Ubereinstimmung mit den Zielen und Grundsatzen der Charta der Ich ersuche, diese Erklarung dem Journal des Tages beizufugen. Vereinten Nationen und den einschlagigen Normen des Volkerrechts handeln, einschlieBlich jener, die sich auf die territoriale Integritat der Staaten beziehen.“ 3.8.9 Zwolfte Sitzung des Ministerrates Femer erklart die Republik Aserbaidschan, dass der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan nur auf der Grundlage der III. Erklarung des Ministerrates zum Berg-Karabach- vollen Achtung der territorialen Integritat Aserbaidschans beigelegt Konflikt, Sofia, 6-7. De z e m b e r 2004 werden kann, das heiBt: eindeutige Anerkennung der territorialen Integritat Aserbaidschans, zu dem untrennbar die Region Berg- Wir wiirdigen die 2004 zur Beilegung des Berg-Karabach- Karabach gehort, durch Armenien; sofortiger und bedingungsloser Konflikts erzielten Fortschritte, insbesondere die drei Treffen der Abzug der armenischen Besatzungstruppen aus alien Gebieten Prasidenten Armeniens und Aserbaidschans unter der Schirm- Aserbaidschans, einschlieBlich der Region Berg-Karabach; herrschaft der Co-Vorsitzenden der Minsker OSZE-Gruppe. Wir Herbeifuhrung aller Bedingungen, die die sichere Riickkehr der begriiBen auch die Einrichtung des so genannten „Prager Prozesses", zwangsvertriebenen aserbaidschanischen Bevolkerung in ihre Gebiete in dessen Rahmen vier Treffen zwischen den AuBenministern beider begunstigen. Lander die neuerliche systematische Priifung aller Parameter fur eine Die Republik Aserbaidschan erklart femer, dass unabhangig kiinftige Konfliktbeilegung ermoglichten. Wir nehmen zur Kenntnis, davon, welche Form der Selbstverwaltung fur die in der aser­ dass die Co-Vorsitzenden der Minsker OSZE-Gruppe, ausgehend von baidschanischen Region Berg-Karabach lebende armenische den Ergebnissen des „Prager Prozesses", beiden Prasidenten im Gemeinde ausgearbeitet wird, sie jedenfalls nur auf der Grundlage der September in Astana einen Rahmen unterbreiteten, der als Grundlage vollen Achtung der territorialen Integritat Aserbaidschans moglich fur eine Konfliktbeilegung dienen konnte. Wir laden die Prasidenten sein wird. Armeniens und Aserbaidschans ein, diesen Rahmen in Bctracht zu Zutiefst enttauscht begehen wir den zehnten Jahrestag der ziehen und davon ausgehend weitere Schritte zu setzen. Wir fordern Verabschiedung der Resolutionen Nr. 822, 853, 874 und 884 des die Parteien mit Nachdruck auf, ihre Anstrengungen im Hinblick auf Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, in denen der sofortige, die rasche Beilegung des Berg-Karabach-Konflikts im Rahmen der vollstandige und bedingungslose Abzug der Besatzungskrafte aus Minsker OSZE-Gruppe zu verdoppeln. alien besetzten Gebieten Aserbaidschans und die Riickkehr der Vertriebenen in ihre Heimatorte gefordert wird. Bedauerlicherweise hat Armenien bisher keine dieser Sicherheitsratsresolutionen umge- 3.8.10 Dreizehnte Sitzung des Ministerrates setzt. Wir erwarten, dass die OSZE entschlossen handelt, um den Folgen III. Erklarung des Ministerrates zu dem Konflikt, mit dem sich der armenischen Aggression gegen die Republik Aserbaidschan ein die Minsker O S Z E - G r u p p e befasst, Laibach, 5.-6. D e zember 2005 Ende zu setzen, und dass sie - in Umsetzung ihrer eigenen Beschliisse Wir nehmen mit Befriedigung Kenntnis von den Fortschritten in - sofortige Schritte im Hinblick auf eine politische Vereinbarung iiber den Berg-Karabach-Verhandlungen im Jahr 2005 durch den „Prager die Beendigung des bewaffneten Konflikts untemimmt, deren Prozess" und insbesondere die beiden Treffen der Prasidenten Umsetzung die gravierendsten Folgen des Konflikts fur alle Parteien Armeniens und Aserbaidschans in Warschau bzw. Kasan unter der Schirmherrschaft der Co-Vorsitzenden der Minsker OSZE-Gruppe.

358 359 Unserer Auffassung nach sind die Parteien nun bereit, von der sie unter ,,innerer“ Selbstbestimmung die fortgesetzte Moglichkeit der Verhandlungsphase in die Beschlussphase uberzugehen, und Volker versteht, eine neue soziale oder politische Ordnung zu wahlen betrachtliche Vorteile sind fur alle in greifbare Nahe geriickt. Wir und zur Freiheit von einer autoritaren oder totalitaren Herrschaft zu ermutigen die Prasidenten Armeniens und Aserbaidschans, die sich streben. Die in Bukarest, Porto, Maastricht und Laibach verab- bietende Gelegenheit zu nutzen und im kommenden Jahr im Rahmen schiedeten Beschlusse bzw. Erklarungen des OSZE-Ministerrates des Minsker OSZE-Prozesses entscheidende Fortschritte bei der bestatigten, dass die drei oben genannten Prinzipien nur im Lichte des Losung des Konflikts zu erzielen. geltenden Volkerrechts juristisch korrekt ausgelegt werden konnen.

Einige Schwachen der Tatigkeit der Minsker Gruppe und der Anmerkungen des Autors zu den KSZE/OSZE-Dokumenten O S Z E zur friedlichen Losung des Berg-Karabach-Konfliktes. Die Diskussion iiber die Anwendbarkeit des Grundsatzes der Bekanntlich ereigneten sich die tragischen Geschehnisse in Berg- Selbstbestimmung im Kontext der Abspaltung bei der Regelung eines Karabach auf dem Hintergrund der Tatigkeit der Minsker KSZE- Konfliktes erreichte auf dem OSZE-Gipfel in Lissabon (1996) ihren Gruppe, die vom UN-Sicherheitsrat Vollmachten zur Ergreifung von Hohepunkt. Hier wurden die von den Co-Vorsitzenden der Minsker MaBnahmen zur Wiederherstellung des Friedens, der Stabilitat und Gruppe empfohlenen drei Grundsatze, die Teil der Regelung werden Ordnung in der Region bekommen hatte. Jedoch schon seit mehr als sollten, veroffentlicht: 1. Die territoriale Integritat der Republik 16 Jahren ist es der Minsker Gruppe nicht gelungen, eine friedliche Armenien und der Republik Aserbaidschan; 2. Der in einer auf Regelung des Konflikts zu erzielen. Selbstbestimmung basierten Vereinbarung definierte und Berg- Eine Reihe autoritativer Experten ist der Auffassung, dass die Co- Karabach die hochste Stufe der Selbstbestimmung innerhalb von Vorsitzenden der Minsker Gruppe anfanglich das Bestreben hatten, Aserbaidschan verleihende rechtliche Status von Berg-Karabach; 3. den Konflikt einzufrieren und keine realen und effektiven Aktionen zu Die garantierte Sicherheit Berg-Karabachs und seiner gesamten dessen endgultiger Losung zu unternehmen. Ein Grund dafur konnte Bevolkerung, einschlieBlich der gemeinsamen Verpflichtung der der Wunsch der Vermittlungsstaaten sein, vorrangig ihre eigenen Gewahrleistung der Einhaltung der Bestimmungen der Regelung geopolitischen Aufgaben in einem strategisch wichtigen Fleckchen durch alle Parteien. Diese Grundsatze wurden von alien OSZE- Erde, im Sudlichen Kaukasus, zu losen.471 Teilnehmerstaaten unterstiitzt, mit Ausnahme von Armenien, das sich Die Aktivitaten der Minsker KSZE-Gruppe, einschlieBlich der auf die OSZE-Schlussakte von Helsinki und den dort genannten diversen diplomatischen Bemiihungen, zielten hauptsachlich auf die Grundsatz der Selbstbestimmung der Volker berief. Verhiitung von Krieg oder einzelnen militarischen Aktionen in der Die Selbstbestimmung wird in den Dokumenten der OSZE international festgelegten Konfliktzone ab. Das bedeutet, dass die Co- ausschlieBlich im innenpolitischen Kontext genannt und sieht die Vorsitzenden der Minsker Gruppe um die Erhaltung eines „negativen Verwirklichung dieses Rechts innerhalb der Grenzen der territorialen Friedens" bemiiht waren, der jedoch fur Berg-Karabach vollig Rahmen der Republik Aserbaidschan vor. Hier sei daran erinnert, dass unzureichend ist. An sich ist die Erreichung eines solchen Friedens ein die Bestimmung Uber die Selbstbestimmung in der Erklarung von Erfolg, nach dem ein „positiver Friede“ anzustreben ist. Jedoch hat die Helsinki zwar deren Anwendbarkeit auBerhalb der Grenzen des Minsker Gruppe fur die Erzielung des letzteren wenig unternommen. kolonialen Kontextes bestatigt, der Bezug auf „alle V6lker“ jedoch Die „relative Untatigkeit" kann folgendermaBen erklart werden. Die ausschlieBlich die Volker souveraner Staaten und die Freiheit ihrer friedlichen Selbstbestimmung meint. Die wechselseitige Beziehung 4 'Nuriew I., Salimow K. Realii i perspektivy uregulirowanija karabachskogo zwischen der Selbstbestimmung der Volker und der Einhaltung der konflikta (Realien und Perspektiven der Regelung des Karabach-Konfliktes), in: Zentralnaja Asija i Kawkas (Zentralasien und der Kaukasus), Nr. 6 2002, Menschenrechte betonend, erlauterte die Erklarung von Helsinki, dass S. 8. 360 361 Minsker Gruppe ist keine autonome Institution: die Tatigkeit der gewohnlich unabhangig davon verteidigt, ob sie Recht haben oder Vermittler wird durch Bereitstellung der entsprechenden Ressourcen nicht. der Staaten, aus denen die Co-Vorsitzenden kommen, sanktioniert und Wenn man beriicksichtigt, dass rund 42 Prozent des OSZE- selbstverstandlich auch realisiert. Die Minsker Gruppe wurde eine Haushalts aus Beitragen der USA, Deutschlands, GroBbritanniens und Plattform, auf der „politische Spiele“ begannen, die keinen direkten Frankreichs gedeckt wird, so wird das grundlegende strukturelle Bezug zu Berg-Karabach hatten, sondem eher mit den geopolitischen Ungleichgewicht in dieser Organisation offenbar. Es gibt in der Tatig­ Interessen im Stidkaukasus verbunden waren. keit dieser Organisation auch andere augenfallige Ungleichgewichte: Die USA hofften, aufgrund der Teilnahme an diesen Verhand- ein funktionales, ein geographisches, ein thematisches u.a. Dabei lungen ihre politische, wirtschaftliche und militarische Einflusssphare wollen nach Meinung vieler Experten die Basislander der OSZE in der Region auszuweiten, was ihnen teilweise auch gelang. Russland langst nicht immer eine feste Stabilitat in Konfliktregionen herstellen; war als einer der wichtigsten Player in der Region um die Erhaltung vielmehr wird ein Konzept der „kontrollierten Instabilitat“ verfolgt, und Festigung seiner Hegemonie bemuht. Frankreich strebte danach, nach dem das strategische Ziel die Festigung der eigenen politischen von der Europaischen Union untersttitzt, durch seine Gegenwart in der und wirtschaftlichen Interessen ist.473 Minsker Gruppe gleichsam eine europaische Beteiligung an der Losung der grundlegenden wirtschaftlichen Probleme des Sudkauka- sus geltend zu machen. 3.9 Resolution 1416 (2005) der Parlamentarischen Versamm- Danach fiihrte die Konfrontation der strategischen Interessen lung des Europarates Russlands, der USA, der Europaischen Union und der NATO und der regionalen Gegensatze zwischen dem Iran und der Tiirkei zur 1. Die Parlamentarische Versammlung bedauert, dass der Konflikt Entstehung einer so komplexen und vielschichtigen Situation, dass die in der Region Berg-Karabach auch zehn Jahre nach Ausbruch der so zahlreichen Verhandlungen iiber Berg-Karabach wenig erbrachten bewaffneten Feindseligkeiten noch immer ungelost ist. und - sagen wir es unverbliimt - nur in eine geopolitische Sackgasse Hunderttausende sind noch immer vertrieben und leben unter elenden fuhrten. Bedingungen. Betrachtliche Teile des Territoriums von Aserbaidschan AuBerdem haben es die Diplomaten der Minsker Gruppe bis dato sind noch immer von armenischen Streitkraften besetzt, und die vorgezogen, politische Fragen der Regelung des Konfliktes zu Region Berg-Karabach wird weiterhin durch separatistische Krafte erortem und sich nur selten daran erinnert, dass der Konflikt auch kontrolliert. ernste rechtliche Aspekte hat. Natiirlich wird die Losung des 2. Die Versammlung auBert ihre Besorgnis daruber, dass die Karabach-Konflikts kaum rein politisch - oder eher - juristisch sein militarischen Aktionen und die weit verbreiteten ethnischen konnen, „sondem auch mit obligatorischer Beachtung der juristischen Feindseligkeiten, die diesen vorausgingen, zu einer groBflachigen Aspekte“.472 ethnischen Vertreibung und der Schaffung mono-ethnischer Gebiete Es ist selbstverstandlich, dass die Vermittler, indem sie ihre gefuhrt haben, die dem schrecklichen Konzept der ethnischen Aufmerksamkeit auf den tatsachlich wichtigen politischen Aspekt Sauberung gleichen. Die Versammlung bekraftigt, dass die lenken, die Vermittlungsschritte nach ihrer Eignung und geeigneten Unabhangigkeit und Loslosung einer Teilregion von einem Staat nur Dauer danach abstimmen konnen. Dabei ist auch der nicht unwichtige durch einen gesetzmaBigen und friedlichen Prozess herbeigefiihrt Umstand nicht zu vergessen, dass Armenien ein strategischer werden konnen, basierend auf demokratischer Unterstiitzung durch die Verbtindeter Russlands im Siidkaukasus ist, und Verbundete werden Bewohner eines solchen Gebietes und nicht im Nachgang eines

472Siehe den Artikel des Co-Vorsitzenden der Minsker Gruppe von Russland W. 4 ’Siehe: Mihalka M. Restructuring European Security // Transition, Vol.l, No. Kasimirow in „Nesawisimaja gaseta“, 27 Mai 2002. 11, 30 june 1995. P. 3. 362 363 bewaffneten Konfliktes, der zu ethnischer Vertreibung und einer de- diesem Zeitpunkt, sich an dieser Konferenz zu beteiligen. Die facto-Annexion eines solchen Gebietes durch einen anderen Staat Versammlung fordert diese Staaten auf, ihre Anstrengungen zu fuhrt. Die Versammlung erklart erneut, dass die Besetzung eines verstarken im Hinblick auf eine friedliche Losung des Konfliktes und auslandischen Staatsgebietes durch einen Mitgliedstaat eine ladt deren nationale Delegationen bei der Versammlung ein, der schwerwiegende Verletzung der Verpflichtungen dieses Staates als V ersammlung jahrlich iiber MaBnahmen ihrer Regierungen in diesem Mitglied des Europarates darstellt und bekraftigt das Recht der aus Zusammenhang zu berichten. Zu diesem Zweck fordert die Versam­ dem Konfliktgebiet vertriebenen Personen auf Riickkehr in ihre mlung ihr Presidium auf, einen Ad-hoc-Ausschuss einzusetzen, dem Heimat in Sicherheit und Wurde. unter anderem die Leiter dieser nationalen Delegationen angehoren 3. Die Versammlung verweist auf die Resolutionen 822 (1993), sollen. 853 (1993), 874 (1993) und 884 (1993) des Sicherheitsrates der 6. Die Versammlung wiirdigt die unermiidlichen Anstrengungen Vereinten Nationen und fordert die betroffenen Parteien der Co-Vorsitzenden der Minsker Gruppe und des Personlichen nachdriicklich auf, diesen Resolutionen nachzukommen, insbesondere Beauftragten des amtierenden OSZE-Vorsitzenden, insbesondere weil dadurch, dass sie Abstand von bewaffneten Feindseligkeiten nehmen diese Bemiihungen im Mai 1994 zu einem Waffenstillstand gefuhrt und militarische Krafte aus alien besetzten Gebieten abziehen. Die haben und ab diesem Zeitpunkt die Einhaltung dieses Versammlung schlieBt sich femer der in der Resolution 853 (1993) VVaffenstillstandes iiberwacht wurde. Die Versammlung fordert die des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen erhobenen Forderung an Co-Vorsitzenden der Minsker OSZE-Gruppe auf, SofortmaBnahmen und fordert alle Mitgliedstaaten nachdriicklich auf, Abstand zu zu ergreifen, um unverziiglich Verhandlungen im Hinblick auf den nehmen von der Lieferung jedweder Waffen und Munition, die zu Abschluss einer politischen Vereinbarung iiber die Einstellung des einer Verscharfung des Konfliktes oder zur fortgesetzten Besetzung bewaffneten Konfliktes herbeizufiihren. Die Umsetzung dieser des Gebietes ffihren konnten. MaBnahmen wird wichtige Konsequenzen des Konfliktes fur alle 4. Die Versammlung verweist darauf, dass sowohl Armenien als Parteien beseitigen und die Einberufung der Minsk-Konferenz auch Aserbaidschan sich mit ihrem Beitritt zum Europarat im Januar ermoglichen. Die Versammlung fordert Armenien und Aserbaidschan 2001 verpflichtet haben, nur friedliche Mittel fur die Losung des auf. den Minsk-Prozess der OSZE zu nutzen und sich gegenseitig auf Konfliktes anzuwenden, indem sie von jeder Androhung des Einsatzes dem Wege iiber die Minsker Gruppe ihre konstruktiven Vorschlage von Gewalt gegen ihre Nachbam absehen. Gleichzeitig verpflichtete fur die friedliche Losung des Konfliktes im Einklang mit den sich Armenien, seinen betrachtlichen Einfluss iiber Nagomo-Karabach einschlagigen Normen und Prinzipien des Volkerrechts zu zu nutzen, um eine Losung des Konflikts zu fordem. Die iibermitteln. Versammlung fordert beide Regierungen nachdriicklich dazu auf. 7. Die Versammlung verweist darauf, dass Armenien und Aser­ diese Verpflichtungen einzuhalten und vom Einsatz von Truppen und baidschan Unterzeichnerstaaten der Charta der Vereinten Nationen von der Propagierung militarischer Handlungen abzusehen. sind und dass sie in Ubereinstimmung mit Artikel 93 Abs. I der 5. Die Versammlung verweist darauf, dass sich der Ministerrat der Charta ipso facto Vertragsparteien des Statuts des Internationalen Konferenz fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) im Gerichtshofes sind. Daher schlagt die Versammlung vor, dass falls die Marz 1992 in Helsinki darauf verstandigt hatte, eine Konferenz in Verhandlungen unter der Schirmherrschaft der Co-Vorsitzenden der Minsk abzuhalten, um ein Verhandlungsforum fur eine friedliche Minsker Gruppe fehlschlagen sollten, Armenien und Aserbaidschan in Losung des Konfliktes anzubieten. Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Betracht ziehen sollten, die Hilfe des Internationalen Gerichtshofes zu die ehemalige Tschechische und Slowakische Federative Republik, nutzen im Einklang mit Artikel 36 Abs. 1 des Statuts des Gerichts­ Frankreich, Deutschland, Italien, die Russische Foderation, Schweden. hofes. die Tiirkei und die Vereinigten Staaten von Amerika vereinbarten zu

364 365 8. Die Versammlung fordert Armenien und Aserbaidschan auf, die 13. Die Versammlung fordert den Kongress der Gemeinden und politische Aussohnung untereinander zu fordem durch Verstarkung Regionen des Europarates auf, die auf kommunaler Ebene gewahlten ihrer bilateralen interparlamentarischen Zusammenarbeit im Rahmen Vertreter von Armenien und Aserbaidschan dabei zu untersffitzen, der Versammlung sowie in anderen Foren, wie z. B. den Treffen der Kontakte untereinander und eine Zusammenarbeit zwischen den Parlamentsprasidenten des Kaukasischen Quartetts. Sie schlagt vor, Regionen aufzubauen. dass beide Delegationen sich auf jeder Teilsitzung der Versammlung 14. Die Versammlung beschlieBt, die innerhalb des Europarates treffen, um Fortschritte im Hinblick auf diese Aussohnung zu bestehenden Mechanismen zur Konfliktlosung zu analysieren, iiberpriifen. insbesondere das Europaische Ubereinkommen zur friedlichen 9. Die Versammlung fordert die Regierung von Aserbaidschan auf. Beilegung von Streitigkeiten, um ihren Mitgliedstaaten bessere ohne Vorbedingungen Kontakte zu den politischen Vertretem beider Mechanismen fur die friedliche Losung bilateraler Konflikte sowie Gemeinschaften in der Region Berg-Karabach in Bezug auf den intemer Streitigkeiten, an denen kommunale oder regionale Gebiets- zukiinftigen Status der Region herzustellen. Sie ist bereit. korperschaften oder Behorden beteiligt sind, die die Menschenrechte, Einrichtungen fur derartige Kontakte in StraBburg zur Verfligung zu die Stabilitat und den Frieden gefahrden konnten, anbieten zu konnen. stellen und erinnert daran, dass sie dies bei friiheren Anlassen mit 15. Die Versammlung beschlieBt, auf regelmaBiger Grundlage die armenischer Beteiligung in Form einer Anhorung getan hat. friedliche Losung dieses Konfliktes weiterhin zu iiberwachen und 10. Unter Flinweis auf ihre Empfehlung 1570 (2002) iiber die Lage beschlieBt, sich emeut mit dieser Frage auf ihrer ersten Teilsitzung im der Fliichtlinge und Vertriebenen in Armenien, Aserbaidschan und Jahre 2006 zu befassen. Georgien fordert die Versammlung alle Mitglied- und Beobachterstaaten auf, humanitare Hilfe und Unterstiitzung fur die Hunderttausende von Vertriebenen infolge der bewaffneten Feind- Anmerkungen des Autors zu den Dokumenten des Europarates seligkeiten und Vertreibung von Personen armenischer Abstammung Das Komitee betont, dass eine langfristige Losung zur Regelung aus Aserbaidschan und Personen aserbaidschanischer Abstammung des Konfliktes nur auf der Grundlage der Einhaltung des geltenden aus Armenien anzubieten. Volkerrechts, der Grundsatze und der Pflichten der Mitglieder des 11. Die Versammlung verurteilt jede von den Medien in Armenien Europarates und der OSZE, insbesondere der Unantastbarkeit der und Aserbaidschan zum Ausdruck gebrachte Form von Hass. Die international anerkannten Staatsgrenzen, der vom volkerrechtlichen Versammlung fordert Armenien und Aserbaidschan auf, Aussohnung. Standpunkt territorialen Integritat eines Staates, des Schutzes von Vertrauensbildung und gegenseitiges Verstandnis zwischen ihren Minderheiten und der Einhaltung der Menschenrechte und den Volkern in Schulen, Universitaten und mit Hilfe der Medien zu Grundfreiheiten gefunden werden kann. In den Dokumenten des fordem. Ohne eine derartige Aussohnung werden Hass und Misstrau- Ministerkomitees ist auch eine sehr wichtige Bestimmung enthalten, en die Stabilitat in der Region verhindem und moglicherweise zu nach der zwischen den einzelnen Grundsatzen des Volkerrechts keine neuer Gewalt fiihren. Ein solcher Aussohnungsprozess muss jeder Hierarchie besteht, unabhangig davon, ob sie in einem konkreten Fall dauerhaften Losung vorausgehen und in diese eingebettet sein. angefuhrt werden oder nicht. Das Ministerkomitee hat auch 12. Die Versammlung fordert den Generalsekretar des Europarates wiederholt betont, dass die Anwendung von Gewalt mit dem Ziel der auf, einen Aktionsplan fur eine gezielte Unterstiitzung von Armenien Besetzung von Gebieten souveraner, international anerkannter Staaten und Aserbaidschan zu erstellen, der das Ziel eines Aussohnungspro- illegal und inakzeptabel ist und eine grobe Verletzung der Pflichten zesses zwischen beiden Seiten verfolgt, und diese EntschlieBung bei der Mitgliedsstaaten des Europarates darstellt. Beschliissen iiber MaBnahmen in Bezug auf Armenien und Aser­ baidschan zu beriicksichtigen.

366 367 4. Tabellen 49,7% 50,1% 0,2% Tabelle 1: Die Bevolkerung der Region Karabach 1831-1916474 1865 Gouvernement 165811 240000 31908 Eriwan 37,9% 54,8% 7,2% Jahr Verwaltungseinheit Volk 1886 Gouvernement 251057 375700 43648 Aserbaidschaner Armenier Andere Eriwan 37,4% 56% 6,5% 1831/33 Provinz Karabach 35046 19805 - 1916 Gouvernement 374482 669871 175889^ 64% 36% Eriwan 33,4% 59,8% 6,8% 1886 Ujesde 119818 1008234 Dschawanschir, 52,5% 44,2% Tabelle 3: Daten zur so/ialen Entwicklung des A u t o n o m e n Schuscha und Gebiets Berg-Karabach, der Aserbaidschanischen SSR, Korjaga der Armenischen SSR und der Ud S S R im Vergleich476 1916 Ujesde 182886 119176 8128 Dschawanschir, 59% 38,4% 2,6% Auf 10.000 NKA Aserbaidscha Armenie U d S S R Schuscha und Einwohner О n n Korjaga Krankenhausbetten 101,7 97,7 86,2 130,1 Versorgung mit Arzten 29,1 38,4 38,6 42,7 mit hoherer Bildung Tabelle 2: Bevolkerung der Region Eriwan 1829-1916475 aller Fachrichtungen Versorgung mit Arzten 122,7 93,5 93,5 1 14,7 Jahr Verwaltungseinheit Volk mit mittlerer Bildung Aserbaidschaner Armenier Andere Anzahl der 13 6 4,1 4,1 1829 Armenischer Oblast K.A. 25131 K.A. offentlichen 1831/33 Armenischer Oblast 81749 82357 344 Bibliotheken Anzahl der 15 5 3,8 4,8 414Siehe Mammadow Ilgar, Musaew Tofik. Armjano-aserbajdschanskij konflikt. Istorija. Prawo. Posrednitschestwo. (Der armenisch-aserbaidschanische Kon­ Kulturhauser und flikt. Geschichte. Recht. Vermittlung.) Tula, Grif 2006, S. 21. Verwendete Erholungsheime Materialien: Obosrenie Rossijskich wladenij sa Kawkasom, (Ubersicht uber Anzahl Kinotheater 11,2 3 2,9 5,4 die russischen Besitztumer jenseits des Kaukasus) Teil 1. Sankt-Petersburg: Tipografija deportamenta wneschnej torgowli, 1836, Tabelle B; Svvod (Kinoanlagen) statistitscheskich dannych о naselenii Sakawkasskogo kraja, iswletschjonnych Wohnraum in qm pro 14,6 10,9 13,7 14,9 is posemejnych spiskow 1886. Isdan po rasporjascheniju Glawnonatschalst- Einwohner wujuschtschego graschdanskoju tschastiju na Kawkase Sakawkasskim statistitscheskim komitetom. (Sammelband statistischer Daten iiber die In den Stadten 14,4 12,2 13,1 14,3 Bevolkerung des Transkaukasischen Kreises, entnommen aus Familienver- In den Dorfern 14,6 9,2 15,0 16,1 zeichnissen 1886. Herausgegeben vom Statistikausschuss auf Anordnung des Oberkommandierenden der Zivilabteilung im Kaukasus.Tifiis. Tipografija I. Martirosjanza 1893; Kawkasskij kalendar na 1917 (Kaukasischer Kalender fur 1917) I. P. Strelschtschuk (Red.), Tiflis, Tipografija Konzeljarii Namest- nika E. i. B. im Kaukasus, 1916, S. 190-197. 4 6 Quelle: Akademie der Wissenschaften der Aserbaidschanischen SSR, Institut 475Mammalow Ilgar, Musaew Tofik. Armjano-aserbajdschanskij konflikt. der Geschichte. Ismajlow, M.A. (Hrsg.). Sobytija wokrug NKAO w kriwom Istorija. Prawo. Posrednitschestwo. (Der armenisch-aserbaidschanische Kon­ serkale falsifikatorow (Die Ereignisse um das NKAO im verzerrten Spiegel flikt. Geschichte. Recht. Vermittlung.) Tula, Grif 2006, S. 21. von Falschem) Elm, Baku 1989, S. 12. 368 Tabelle 4: Die Militarausgaben der GUS-Staaten 2005-2008 Tabelle 5: Index der globalen Wettbewerbsfahigkeit nach W E F - (in Mio. US-Dollar) Version

Land 2006 % des 2007 % des 2008 % des Lander GCI 2007-2008 Index GCI 2006-2007 B I P in B I P in B I P in Stelle im Stelle im 2006 2007 2008 Rating Rating Aserbaidschan 600 3,77 1100 4,5 1300 3,6 USA 1 5,67 1 Armenien 150 3,05 281 3,43 382,3 3,7 Schweiz 2 5,62 4 Georgien 341 4,9 730 8,7 600 4,95 Danemark 3 5,55 3 Moldawien 10,3 0,3 10,5 1),3 72,6 0,3 Singapur 7 5,45 8 Kasachstan 604,4 1,01 1 2 2 0 1,2 T385 1,1 Estland 27 4,74 26 Kirgisien 34,6 1,3 40,4 1,3 43,9 1,3 Tschechien 33 4,58 31 Tadschikistan 43 ГГ/7 52,2 1,8 63 1,7 Litauen 38 4,49 39 Turkmenistan 82,9 0,53 113,6 0,6 213 0,9 Slowakei 41 4,45 37 Usbekistan 809,2 5,2 909,4 4,8 1080 4 Lettland 45 4,41 44 WeiBrussland 462 1,34 512 1,2 681 1,3 Ungarn 47 4,35 ^38 Russland 23414 2,74 30990 2,63 38861 2,73 Polen 51 4,28 Г45 Gesamt 28221 2,24 38394,1 2,31 46581,8 2,22 Kroatien 57 4,20 56 Russland 58 4,19 59 Anmerkungen des Autors Kasachstan бГ 4,14 50

Diese Tabelle wurde auf der Grundlage der Analyse der Usbekistan 62 4,13 - veroffentlichten Daten iiber die Volkswirtschaften der GUS-Staaten Aserbaidschan 66 4,07 62 und ihre Haushalte fur 2008 erstellt. Vietnam 68 4,04 l_64 Fur Turkmenistan sind die Ziffem aus dem Ausgabenteil des Sri Lanka 70 J ,9 9 81 Haushaltes angegeben. Brasilien 72 3,99 66 China schloss nach unbestatigten Berichten Vertrage iiber die Ukraine 73 3,98 h69 Lieferung von 24-26 FC-l-Flugzeugen nach Aserbaidschan ab, die Rumanien 74 3,97 73 sowohl als Jagdflugzeuge als auch als Schlachtflugzeuge und Bomber Georgien 90 3,83 87 eingesetzt werden konnen. Die Existenz einer solchen Ausrustung Armenien 93 3,76 80 wiirde die Angriffsmoglichkeiten Aserbaidschans wesentlich erho- Moldawien 97 3,64 86 hen.477 Tadschikistan 117 3,37 96 Kirgisistan 119 3,34 109 Tschad 131 2,78 121

477Siehe Eksport kitajskich istrebitelej wsletit na rossijskich dwigateljach (Export chinesischer Jagdflugzeuge im Aufwind mit russischen Motoren. In: Kommersant, 20.11.2007, S. 10. 370 371 Tabelle 6: Inflation und Wa c h s t u m des BI P in der G U S 478

L a n d Wachstum des Inflation BIP in 2007 2007 Prognose fur 2008 Aserbaidschan 24,7 16,5 17 Armenien 11 6,6 4 Belarus 108,1 12,0 7,5 Georgien 12,7 11,0 K.A. Kasachstan 8,7 18,8 8 Kirgisistan 6,2 7,3 5 Moldawien 3,3 12,1 K.A. Russland 7,6 11,9 9 Tadschikistan 7,2 7 10 Usbekistan 7,2 7 10 Ukraine 7 16,6 8,5

478Quelle: Statistischer Ausschuss der GUS und IMF. 372 5.2 Das Monument mit der Inschrift „150 Jahre Umsiedlung“ Literaturverzeichnis in Agdara (Mardakert), 1978 Literatur in russischer und aserbaidschanischer Sprache

Abdullaew G.B. Is istorii sewero-wostotschnogo Aserbajdschana w 60-80 gody XVIII weka (Aus der Geschichte des nordostlichen Aserbaidschans in den 60er- 80er Jahren des 18. Jahrhunderts), Baku 1958, Verlag der Akademie der Wissenschaften der Aserb. SSR, Institut der Geschichte.

Abdullaew G.B. Gosudarstwennyj dejatel Aserbaidschana Fatali Chan Kubinskij (aserb.) (Der aserbaidschani­ sche Staatsmann Fatai Khan Kubinskij (aserb.)), in „Weten ugrunda“, 1943 3, S. 40-57.

Quelle: Mahmudov, Y. / Shukurov K., Garabagh. Real history, facts, documents, Baku 2005, S. 35. Abdullaew G.B. Iranskie proiski protiw Kubinskogo chanstwa i Kartli-Kachetinskogo zarstwa w 1776 i 1778 5.3 Das Monument zur armenischen Umsiedlung in Agdara godach. (Die iranischen Intrigen gegen das (Mardakert) im Jahre 1987 Khanat Kuba und das Konigreich Kartli- Die Gedenkinschrift fehlt Kachetien in den Jahren 1776 und 1778.) Baku 1960, Verlag der Akad. d. Wiss. der Aserb. SSR, Serie Gesellschaftswissenschaften, 4, S. 13-24.

Abdullaew G.B. Is istorii Aserbajdschana wo wtoroj polowine XVIII weka (Aus der Geschichte Aserbaid­ schans in der zweiten Halfte des 18. Jahr­ hunderts.) Baku 1960, Tr. des Institute der Geschichte der Akad. der Wissenschaften der Aserb. SSR, Bd. XIX.

Abdullaew G.B. Is istorii sewero-wostotschnogo Aserbajdschana w 60-80 godach XVIII weka (Aus der Geschichte des nordostlichen Aserbaidschans in

Quelle: Mahmudov, Y. / Shukurov K., Garabagh. Real history, facts, documents, Baku 2005, den 60er-80er Jahren des 18. Jahrhunderts), S. 35. Baku 1958, Verlag der Akademie der Wissen-

374 375 schaften der Aserb. SSR, Institut der und der Philosophie der Akad. der Wissen­ Geschichte. schaften der UdSSR.

Abdullaew G.B. К woprosu о predposylkach prisoedinenija Aberjan M. Istorija drewnearmjanskoj literatury. (Die Ge­ Aserbajdschana к Rossii (Zur Frage der schichte der altarmenischen Literatur.) Verlag Voraussetzungen der Angliederung Aserbaid­ der Akad. d. Wiss. der Arm. SSR, Eriwan 1975. schans an Russland.). Baku 1957, Trudy Obje- dinjonnoj nautschnoj sessii AN SSSR i AN Abramjan A. G. Deschiwrowka nadpisej kawkasskich agwan sakawkasskich respublik po obschschestwen- (Dechiffrierung der Inschriften der kaukasischen nym naukam. (Werke, zusammengestellt von Agwanen.) Eriwan 1964. der wissenschaftlichen Sitzung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR und der Abramjan M.S. Is istorii kolonialno-ekspansionistskoj politiki Akademie der Wissenschaften der transkaukasi- Anglii w Sakawkase i Irane wo wtoroj polowine schen Republiken fur Gesellschaftswissen- XVI i natschale XVII wekow. (Aus der schaften) 28. Marz - April 1954. Verlag der Geschichte der kolonial-expansionistischen Akademie der Wissenschaften der Aserb. SSR. Politik Englands im Transkaukasus und dem S. 222-230. Iran in der zweiten Halfte des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts.) Baku 1954. Autoreferat Abdullaew G.B. Sewero-wostotschnyj Aserbajdschan i Rossija der Kandidatendissertation (AGSPI). wo wtoroj polowine XVIII weka (Nordost-Aser- baidschan und Russland in der zweiten Halfte Achmed-bek D. О polititscheskom suschtschestwowanii Kara- des 18. Jahrhunderts.) Baku 1961. Autoreferat bchskogo chanstwa s 1747 po 1805 g. (Uber die der Doktorarbeit. Komitee der hoheren und politische Existenz des Khanats Karabach von mittleren Fachschulbildung beim Ministerrat der 1747 bis 1805), Schuscha 1901. Aserb. SSR, AGU im. S.M. Kirowa. Adigesal-bek. M. Karabach-name. Baku 1950. Abdullaew G.B. Wneschnjaja politika i objedinenie aserbajd- schanskich semel Fatali Chanom (Aserb.) (Die Adonz, N. Armenija w epochu Justiniana. Polititscheskoe AuBenpolitik und Vereinigung der aser­ sostojanie Armenii na osnowe nachararskogo baidschanischen Lander durch Fatali Khan), in stroja. (Armenien in der justinianischen Epoche; ,,Teblifattschi“ 1948, S. 41-44. der politische Zustand Armeniens auf der Grundlage der Gesellschaftsordnung der Abdurahmanow A. Aserbajdschan w russko-irano-turezkich otno- Nachararen). St. Petersburg 1908. schenijach w perwoj polowine XVI11 weka (Aserbaidschan in den russisch-iranisch- Ajrapetow O. Wneschnjaja politika Rossijskoj Imperii (1801- turkischen Beziehungen in der ersten Halfte des 1914) (Die AuBenpolitik des Russischen Impe- 18. Jahrhunderts. Baku 1953. Autoreferat der riums (1801-1914)). Moskau, Verlag ,,Ewropa“ Kandidatendissertation. Institut der Geschichte 2006.

376 377 Archiw Wneschnej Politiki Rossijskoj Imperii Akty sobrannye Kawkasskoj archeografitsches- (Archiv der AuBenpolitik des Russischen Impe- koj komissiei (AKAK) (Akten zusammen- riums (AWPRI) gestellt von der kaukasischen archeographischen Kommission.) Band 2-7, 11, Redaktion Bersche Archiw ZSI MID Aserbajdschanskoj Respub- A.P. Tiflis 1867-1878. liki. (Archiv des ZSI MID der Republik Aserbaidschan) Alijev, I. Nagomo-Karabach: Istorija. Fakty. Sobytija. (Berg-Karabach: Geschichte. Fakten. Ereig- Arif M. Istorija aserbajdschanskoj literaturyj (kratkij nisse.) Baku, Elm 1989. otscherk) (Die Geschichte der aserbaidschani­ schen Literatur (kurzer Abriss), Verlag ,,Elm“, Alisade A.A. Sozialno-ekonomitscheskaja und polititsches- Baku 1971. kaja istorija Aserbajdschana XIII i XIV wekow. (Geschichte Aserbaidschans im 18. und 19. Armjanskaja Sowjetskaja Enziklopedija (Arme­ Jahrhundert), Baku 1956. nische Sowjet-Enzyklopadie), Band 3.

Alpatow M.W. W seobschtschaja istorijka iskusstw. Arutjunjan P. T. Oswoboditelnoe dwischenie armjanskogo (Allgemeine Kunstgeschichte). Bd. 1., Moskau, naroda w perwoj tschetwerti XVII weka. (Die 1948. Befreiungsbewegung des armenischen Volkes im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts.) Moskau Altmann M.M. Is istorii torgowo-diplomatitscheskich swjasej 1954. Moskwy i Schirwana (Aus der Geschichte der Handels- und diplomatischen Beziehungen Arutjunjan P.T. Borba armjanskogo i aserbajdschanskogo M oskaus und Schirwans) Baku 1947. Arbeiten narodow w 20-ch godach XVIII weka sa des Instituts der Geschichte im. A. Baki- prisoedinenie к Rossii. (Der Kampf des arme­ chanowa, Akademie d. Wissensch. der Aserb. nischen und des aserbaidschanischen Volkes in SSR, Bd. 1. den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts um die Angliederung an Russland.) Moskau 1951. Arakeljan A. Karabach do sawojewanija rossijskim zaris- Wissenschaftliche Notizen des Instituts fur mom. (Karabach vor der Eroberung durch das Ostkunde der Akad. d. Wiss. der UdSSR. zaristische Russland) „Istoritscheskij schumal". 1938, 2, S. 68-78. Aschurbejli S.B. Baku XVI-XVI1I wekow po opisanijam puteschestwennikow. (Das Baku des 16,-18. Architektura Aserbajdschana (Die Architektur Jahrhunderts nach Beschreibungen von Reisenden.) Baku 1947. Iswestija Akademie d. Aserbaidschans). Baku 1952. Wissensch. der Aserb. SSR, Ausgabe 1, 1, S. 63-72.

378 379 Aserbajdschanskaja SSR, Werchownyj Sowjet Bartold W. W. Mesto prikaspijskich oblastej w istorii musul- (Aserbaidschanische SSR, Oberster Sowjet): manskogo mira. Kurs lekzij, protschitannyj w Sajawlenie Komissii po rassledowaniju sobytij, 1924 godu na wostotschnom fakultete AGU. S imewschich mesto w gorode Baku 19-20 priloscheniem kratkich obsorow istorii turok i janwarja 1990 g. (Mitteilung des Ausschusses istorii Aserbajdschana. (Der Ort der Kaspi- zur Untersuchung der Ereignisse in der Stadt schen Kiistengebiete in der Geschichte der Baku am 19. -20. Januar 1990). Baku 1990. islamischen Welt. Kurs von Lesungen, gegeben 1924 an der Ostlichen Fakultat der Aserbajschan sowjet ensiklopedijasy 1977- AGU). Baku 1925. Verlag „Obschtschestwa 1987, Baky. obsledowanija i isutschenija Aserbajdschana".

A w a k j a n С. Is istorii rewoljuzionnoj borby trudjasch- Batalin F. Pjatigorskij kraj i Kawkasskie Mineralnye tschichsja Karabacha (1902-1905) (Aus der wody. (Der Bezirk Pjatigorsk und die Mineral- Geschichte des revolutionaren Kampfes der wasser des Kaukasus) T.l, St.-Petersburg W erktatigen Karabachs (1902-1905). Eriwan 1961. 1980. Batiaschwili G. Tschelowek is Wawilona. (Ein Mensch aus Л w a low Z. Nesawisimost Grusii w meschdunarodnoj Babylon) Moskau, Text 2007. politike 1918-1921 (Die Unabhangigkeit Geor- giens in der intemationalen Politik 1918-1921. Bolschaja Enziklopedija (GroBe Enzyklo- Paris 1924. padie). Unter der Red. von S. N. Juschakow. Gesellschaft „Prosweschtschenie". St. Peters­ Bagirow M. D. Is istorii bolschewistskoj organisazii Baku i burg 1914. Aserbajdschana, (Aus der Geschichte der bolschewistischen Organisation von Baku und Bolschaja Sowetskaja Enziklopedija (GroBc Aserbaidschan) 3. Verl. Moskau 1949. Sowjetenzyklopadie). Red. O. Ju. Schmidt Moskau 1926 Bala e w A. Aserbajdschanskaja Demokratitscheskaja Res- publika. (Die Demokratische Republik Aser­ Borjan B. A. Armenija, meschdunarodnaja diplomatija i baidschan) Baku, Elm 1990. SSSR. (Armenien, die internationale Diplo­ matic und die UdSSR) Gosudarstwennoe Balaew A. Karabach ot perioda nesawisimosti ADR к isdatelstwo, Moskau-Leningrad, 1928, Teil 1. sowetskoj awtonomii. (Karabach von der Periode der Unabhangigkeit der DRA bis zur Brjusow W.J. Letopis istoritscheskich sudeb armjanskogo sowjetischen Autonomie) In: IRS, Moskau 2-3 naroda. (Jahrbuch der historischen Schicksale (14-15), 2005. des armenischen Volkes) 2. Ausgabe, Eriwan ArmFAN, 1940.

381 Bronewskij S. Nowejschie geografitscheskie i istoritscheskie Chasan-Dschalaljan E. Kratkaja istorija strany Albanskoj (1702- iswestija о Kawkase, sobrannye i popolnennye 1722 gody). (Kurze Geschichte des Alba- S. Bronewskim. (Neueste geographische und nischen Landes (1702-1722) Baku 1989. historische Nachrichten uber den Kaukasus, gesammelt und erganzt von S. Bronewskij) St. Chatschatrjan R. Woprosy istorii russko-armjanskich otnoschenij Petersburg, 1823. w russkoj dworjanskoj istoriografii XVIII weka. - Istoriko-filologitscheskij schumal, (Fragen der Bretanizkij L. S. Dworez schekinskich chanow. (Der Palast der Geschichte der russisch-armenischen Beziehun- Khane von Scheki) Im Buch: Architektura gen in der russischen hofischen Historiografie Aserbajdschana. Baku 1952. des 18. Jahrhunderts. Historisch-philologische Zeitschrift) Erewan 1977, №2. Bunijatow S.M. О dlitelnosti prebywanija chasar w Albanii w VII-VIII wekach. (Uber die Verweildauer der Chranowskij A. P. Tschtenija w imperatorskom obschtschestwe Hasaren in Albanien im 7.-8. Jahrhundert) istorii drewnostej rossijskich pri Moskowskom Baku 1961. Verlag AN Aserb. SSR, Serie Uniwersitete. (Vortragsreihe in der zaristischen Gesellschaftswissenschaften, 1, S. 22-34. Gesellschaft der Geschichte der alten Russen an der Universitat Moskau) Moskau 1972. B u t k o w P. G. Materialy dlja nowoj istorii Kawkasa s 1722 po 1803 gody, w 3 tomach. (Materialien fur eine Chronika wojn Dschara w X VI11 stoletii. neue Geschichte des Kaukasus von 1722 bis Predislowie W. Chuluflu, primetschanija E. 1803, in 3 Banden) Sankt-Petersburg 1869. Pachomowa. Priloschen dokument „Postanow- lenie sobranija w Agdame“. (Chronik der Beglarjan W . A. Spisok armjanskich dobrowolzew, sostawlen- Kriege von Dschar im 18. Jahrhundert. Vorwort nyj w 1829 godu. (Liste der armenischen von W. Chuluflu, Anmerkungen von E. Freiwilligen, erstellt 1829) Eriwan 1981. Pachomow. Dokument im Anhang „Beschluss der Versammlung in AgdanT) Baku 1931. Bersche A. Fatali-Schach i ego deti. (Fatali-Schah und Verlag AsGNIl. seine Kinder) Russkaja starina 1886. D j u m a A. Kawkas. (Der Kaukasus) Tbilisi, ,,Merani“, Beresin N. Puteschestwoi po Dagestanu i Sakawkasju. Tri 1988. tschasti. (Reise durch Dagestan und den Transkaukasus) Kasan 1849-1852. Dokumenty i materialy. Is istorii inostrannoj interwenzii w Armenii w 1918 godu. (Doku- Khalilow Dsch., mente und Materialien. Aus der Geschichte der B a b a e w I. О gorodach Kawkasskoj Albanii. (Uber die auslandischen Intervention in Armenien im Stadte von Kaukasisch-Albanien) „Sowetskaja Jahre 1918) Eriwan, Verlag der Eriwaner archeologija“, 1975, Nr. 1. Universitat 1970.

382 383 D o l g o w a S. R.; Laptewa T. A. Rossija i Britanija XVI-XIX weka. (Russland Dekrety Sowjestkoj wlasti. Sbornik. (Dekrete und Britannien im 16.-19. Jahrhundert.) Mos- der Sowjetmacht. Sammelband). kau, Drewlechranilischtsche 2007. Dschamal D.M. Istorija Karabacha. (Die Geschichte Karabachs) Efendi, A.L. Istorija schekinskich khanow (Die Geschichte Baku 1959. der Khane von Scheki), Baku 1926.

Dschawadow G. D. Enziklopeditscheskij slowar F. A. Brokgausa i I. Gusejnow R. A. Udini. Istoriko-etnografitscheskie otscherki. A. Efrona (Enzyklopadisches Worterbuch von (Die Udinen. Historisch-ethnographische F.A. Brockhaus und I. A. Efron), St.-Petersburg, Studien.) Baku 1999. 1903, t.3.

Dschawanschir A. О polititscheskom suschtschestwowanii Kara- Enziklopeditscheskij slowar pod redakziej bachskogo chanstwa ( s 1747 po 1805 gody) professora I. E. Andriewskogo 1890-1900 (Uber die politische Existenz des Khanats Kara­ (Enzyklopadisches Worterbuch unter der Red. bach (von 1747 bis 1805). Baku 1961. Reprint von Professor I. E. Andriewskij). Semjonow- von: Dschewanschir A.-B. 0 polititscheskom skaja Tipo-Litografija, S.-Petersburg suschtschestwowanii Karabachskogo chanstwa s 1747 po 1805 g., Schuscha, 1901. Esow G. Snoschenija Petra Welikogo s armjanskim narodom (Die Beziehungen Peters des GroBen D u b r o w i n N. F. Istorija wojny i wladytschestwa russkich na zum armenischen Volk). Moskau 1898. Kawkase. 6 tomow; (Die Geschichte des Krieges und der Herrschaft der Russen im Eschegodnik iberijsko-kawkasskogo jasykosna- Kaukasus. 6 Bande) Band 1, Buch 1-2. St.- nija. (Jahrbuch der iberisch-kaukasischen Petersburg. 1871. Sprachwissenschaft) Tbilisi 1974,t. I.

Dubrowin N.F. Pisma glawnejschich dejatelej w zarstwowanie Etnitscheskie i regionalnye konflikty w Ewrasii. imperatora Aleksandra 1 ( 1801-1829 ). (Briefe W trjoch knigach. (Ethnische und regionale der wichtigsten Politiker in der Regierungszeit Konflikte in Eurasien. In drei Biichern.) des Zaren Alexander I. (1801-1829). Gosudar- Gemeinsame Redaktion von Malaschenko A. stwennaja publitschnaja istoritscheskaja bibli- Koppiters B., Trenin D. Moskau 1997-1998. oteka Rossii. (Staatliche offentliche Geschichts- bibliothek Russlands.) Moskau-2006. F a d e e w R. 60 let Kawkasskoj wojny; Pisma s Kawkasa; Sapiski о kawkasskich delach. (60 Jahre D e Wa a l T. Tschjomyj sad. Armenija i Aserbajdschan: Kaukasuskrieg; Briefe aus dem Kaukasus; meschdu mirom i wojnoj. Tekst. (Der Schwarze Notizen zu kaukasischen Angelegenheiten). Garten. Armenien und Aserbaidschan: zwischen Gosudarstwennaja istoritscheska biblioteka Frieden und Krieg) Moskau 2005.

384 385 Rossii (Staatliche Geschichtsbibliothek Russ­ schtschestwa obsledowanija i isutschenija Aser- lands), Moskau 2007. bajdschana“.

Feigl E. Prawda о terrore. Armjanskij terrorism - Gosudarstwennyj archiw (Staatliches Archiv) istotschniki i pritschiny. (Die Wahrheit iiber den Polititscheskich Partij i Obschtschestwennych Terror. Der armenische Terrorismus - Quellen Dwischenij Aserbajdschanskoj Respubliki. (Die und Griinde). Baku 2000. politischen Parteien und die gesellschaftlichen Bewegungen der Republik Aserbaidschan). Florenskij P. Detjam moim, Wospominanja proschlych dnej, Genealogitscheskie issledowanija. Is Solowez- Gosudarstwennyj istoritscheskij archiw Aserbaj­ kich pisem. Saweschtschanie. (Meinen Kindem, dschanskoj Respubliki. (Staatliches Geschichts- Erinnemngen an vergangene Tage, Genealo- archiv der Republik Aserbaidschan). gische Forschungen. Aus den Solowezker Briefen. Vermachtnis.) Moskau, 1992. Gramoty i ukasy Mechdikuli-Chana karabach- skogo. (Urkunden und Erlasse des Karabacher Florenskij P. Wospominanija i dokumenty. (Erinnemngen Mechdikuli-Khan) As. ZAU, Ist. Arch., f. und Dokumente) Nowyj schumal (New York), Woen.-okr. Natschalnika, Bd. 47, 1. 83; f. 2007-2008, N 249, 250, 251, 252. Bakinsko-bekskoj komissii, Bd. 2,1. 281.

Gijasi Dsch. W daljokich i bliskich krajach. (In femen und Gribojedow A. Gore ot uma. Pisma i sapiski. (Verstand schafft nahen Gebieten) Baku 1985 (in aserb. Sprache). Leiden (oder; Wehe dem Verstand). Briefe und Notizen) Baku 1989. Glinka S. Obosrenie istorii armjanskogo naroda ot natschala bytija ego do wosroschdenija oblasti Griboedow A. Sobranie sotschinenij w dwuch tomach, armjanskoj w Rossijskoj imperii, tsch. 1 (Gesammelte Werke in zwei Banden) Verlag (Historischer Uberblick iiber das armenische “ Prawda”, Moskau 1971. Volk vom Anfang seiner Existenz bis zur Entstehung des Armenischen Oblast im Gukasjan W. О nowonajdennom spiske albanskogo alfawita. Russischen Reich, Teil 1), Moskau 1832. (Uber eine neu gefundene Liste des albanischen Alphabets) In: „Sowetskaja tjurkologija", 1971, Glinka S. Opisanie pereselenija armjan aserbajdschans- Nr. 2. kich w predely Rossii. (Beschreibung der Um- siedlung der aserbaidschanischen Armenier Guliew A.N. Is istorii aserbajdschano-russkich otnoschenij w nach Russland.) Moskau 1831. XV-XVIII wekach. (Aus der Geschichte der aserbaidschanisch-mssischen Beziehungen im Gordlewskij W. Qara-Qoyunlu. (Is poesdki w Makinskoe 15.-18. Jahrhundert) Taschkent 1958. Im Sam- chanstwo). (Qara-Qoyunlu. (Aus der Reise in melband “Materialy 1 Wsesojusnoj konferenzii das Khanat Мака) Baku 1927. Verlag „Ob- wostokowedow w g. Taschkente. (Materialien 1

386 387 der Allunionskonferenz der Ostkundler in armenischen Staates im Kaukasus: Anfange und Taschkent) 4.-11. Juli 1957. Verlag AN Usbek- Folgen) Ladomir, Moskau 2006. skij SSR. Informazija о faktach grubych naruschenij praw Gusejnow G. Kratkij obsor istoritscheskich aspektow tscheloweka, sowerschjonnych w chode agressii armjano-aserbajdschanskogo protiwostojanija. Respubliki Armenii protiw Aserbajdschanskoj (Kurzer Uberblick iiber die historischen Aspekte Respubliki. (Information iiber die Fakten der der armenisch-aserbaidschanischen Opposition) groben Menschenrechtsverletzung im Verlauf In „Diplomatiya alemi“, Baku, 2003, №4. der Aggression der Republik Armenien gegen die Republik Aserbaidschan) UN-Dokument Gusejnow Sch.S. Posledstwija nalogowoj politiki Sultan-Gusejna E/CN.4/1997/139. i Nadir-schacha dlja ekonomiki Aserbajdschana. (Die Folgen der Steuerpolitik von Sultan-Husein Ionisjan A. R. Rossija i armjanskoe oswoboditelnoe dwi- und Nadir-Schah fur die Wirtschaft von Aser­ schenie w perwoj tschetwerti XVIII weka. baidschan) Baku 1961. Iswestija AN Aserb. (Russland und die armenische Befreiungsbewe- SSR, Serie Gesellschaftswissenschaften, 4, S. gung im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts) 11-23. Eriwan. 1947. Ionisjan A. R. Armjano-russkie otnoschenija w XVIII stoletii, (Die armenisch- Ibragimbejli M. Rossija i Aserbajdschan w perwoj treti XIX russischen Beziehungen im 18. Jahrhundert) w eka (is woenno-polititscheskoj istorii). (Russ­ Band 2, Teil 1. Erewan 1964. land und Aserbaidschan im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts (aus der militarisch-politischen Isarow N. I. Nowaja ugrosa russkomu delu w Sakawkase. Geschichte)) Moskau 1969. (Die neue Bedrohung der russischen Sache im Transkaukasus) St.-Petersburg 1911. Ibragimbejli M.I. Ewropejskie puteschestwenniki XVII weka Olearij i Strewo ob Aserbajdschane. (Die euro- Ischichanjan B. Narodnosti Kawkasa. (Die Volker des Kauka­ paischen Reisenden des 17. Jahrhunderts Ole- sus) Petrograd 1916. arius und Strewo iiber Aserbaidschan.) Baku 1945. Verlag Aserbajdschanskogo filiala AN Istorija Agwan (Kawkasskich) (Die Geschichte SSSR, 1. der (kaukasischen) Agwanen) M. Kagankat- wazi. Per. S arm. K. P. Patkanow. St.-Peters­ Ibragimow S. Geroitscheskaja oborona Schuschinskoj kreposti burg 1861. (Die heroische Verteidigung der Festung Schu­ scha) (aserb.). Baku 1944. In: „Gysyl Ordu Istorija armjanskogo naroda. (Geschichte des armenischen Volkes) Eriwan 1951. akitatorunun bloknotu“, 7, S. 31-32.

Imranly K. Sosdanie armjanskogo gosudarstwa na kawkase: Istorija armjanskogo naroda. (Geschichte des armenischen Volkes) Eriwan 1980. istoki i posledstwija. (Die Schaffung eines

388 389 Istorija Aserbajdschana po dokumentam i Berg-Karabach der Aserbaidschanischen SSR. publikazijam. (Die Geschichte Aserbaidschans 1918-1925. Dokumente und Materialien) Baku, nach Dokumenten und Publikationen) Red. Asemeschr, 1989. Akad. S. Bunijatow. Baku 1990. Kagankatwazi M. Istorija Agwan (Die Geschichte der Agwanen), Istorija Aserbajdschana, t. 1-2, (Die Geschichte St.-Petersburg, 1861. Aserbaidschans, Bd. 1-2) Baku 1958-1960. K arp o w S. Istorija trapesunskoj imperii. (Geschichte des Istorija aserbajdschanskoj literatury w trjoch Trapesunder Reiches) Aletejja, St.-Petersburg tomach, tom 1 s drewnejschich wremjon do 2007. XVIII weka. (Die Geschichte der aser­ baidschanischen Literatur in drei Banden, Band Karrer d'Ankoss, 1.Ekaterina P: solotoj wek w istorii Rossii. (Das 1 von der Urzeit bis zum 18. Jahrhundert.) goldene Zeitalter in der Geschichte Russlands) Verlag Akademii Nauk Aserbajdschanskoj SSR. ROSSPEN, Moskau 2006. Baku 1960. Kawkasskij kalendar na 1846 god. Otdelenie Istorija iskusstwa narodow SSSR, (Die trete. Narodonaselenie. (Kaukasischer Kalender Geschichte der Volker der UdSSR) Bd. 1-4, fur 1846. Dritte Abteilung. Bevolkerung) Tiflis „Isobrasitelnoe iskusstwo“, Moskau 1971 - 1845. 1976. Kawkasskij kalendar na 1849, 1850 gody; Istorija mongolow inoka Magakii. (Die Kawkasskij kalendar na 1917 god. (Kauka­ Geschichte der Mongolen von Monch Magakija sischer Kalender fur 1849 und 1850) 1. P. Per. K. Patkanowa, St.-Petersburg 1871. Stepalschtschuk (Red.) Tiflis, Tipografija Kon- zeljarii namestnika E. I. W. Na Kawkase (Im Istoritscheskaja geografija Aserbajdschana. Kaukasus), 1916. (Historische Geographie Aserbaidschans) Baku 1987. Kawkasskij kalendar na 1901 god. (Kauka­ sischer Kalender fur 1901) Unter der Red. v. E. Jakubowa, M.A. Griboedow i ego aserbajdschanskoe okrusche- Kondratenko. Tiflis 1900. nie. Problemy twortschestwa. (Gribojedow und seine aserbaidschanische Umgebung. Probleme Kawkasskij kalendar na 1903 god. (Kauka­ des Schaffens.) Baku 1952. sischer Kalender fur 1903.) Unter der Red. V. E. Kondratenko. Tiflis 1902. К istorii obrasowanija Nagomo-Karabachskoj awtonomnoj oblasti Aserbajdschanskoj SSR. Klimow G. A. К sostojaniju rasschifrowki agwanskoj (kawkas- 1918-1925. Dokumenty i materialy.(Zur Ge­ sko-albanskoj) pismennosti. (Zum Zustand der schichte der Schaffung des Autonomen Gebiets Dechiffrierung des Agwanischen (kaukasisch-

390 391 albanischen) Schrifttums, „Woprosy jasykosna- Koswen M. O. Etnografija i istorija Kawkasa. (Ethnographie nija“, 1967, Nr. 2. und Geschichte des Kaukasus) Moskau, Verlag wostotschnoj literatury, 1961. Klimow G. A. К sostojaniju rasschifrowki agwanskoj (kawkas- sko-albanskoj) epigrafiki. Zum Zustand der Kuliew E. Wosraschdaetsja li albanskaja zerkow? (Ersteht Dechiffrierung der Agwanischen (kaukasisch- die albanische Kirche wieder ?) NPO „Prawo albanischen) Epigraphik) „Woprosy jasykosna- wybora“, Nr. 4, April 2004. nija“, 1970, Nr. 1. Kurmakow N. Torgowye i promyschlennye interesy Rossii na Kolonialnaja politika Rossijskogo zarisma w Blischnem Wostoke w swjasi s postrojkoj Aserbajdschane (Die Kolonialpolitik des russi­ persidskich dorog (Die Handels- und Industrie- schen Zarismus in Aserbaidschan), Teil 2, Mos- Interessen Russlands im Nahen Osten in Ver- kau-Leningrad 1936. bindung mit dem Bau der persischen StraBen), St.-Petersburg, 1901. Kommunistitscheskaja partija Aserbajdschana, Institut istorii partii: К istorii obrasowanija Kusnezowa I. A. Iran w perwoj polowine XIX weka. (Der Iran in Nagorno-Karabachskoj Awtonomnoj oblasti As. der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts.) Moskau SSR, 1918-1925. Dokumenty i materialy. 1983.

(Kommunistische Partei Aserbaidschans, Lanin A.M. К istorii kultumych swjasej Rossii i Aser­ Institut der Geschichte der Partei: Zur bajdschana w VIII-X VIII wekach. (Zur Geschichte der Bildung des Autonomen Geschichte der kulturellen Bande von Russland Gebietes Nagomy-Karabach der As. SSR, 1918- und Aserbaidschan im 8.-18. Jahrhundert), Baku 1925. Dokumente und Materialien.) Baku 1989. 1958. Ytschjonye sapiski AsGPI russkogo jasyka i literatury imeni M.F. Achundowa, serija Kondraschow S. N a slomach epoch. 1982-2006. Letopis otsche- filologii, (Wissenschaftliche Notizen der AsGPI widza. (An den Bruchstellen der Epochen 1982- der russischen Sprache und Literatur namens 2002. Jahrbuch eines Augenzeugen. M(oskau). M.F. Achundowa, Serie Philologie) Ausg. 7, S. Meschdunarodnye otnoschenija 2007. 27-48.

K o rfF. F. Otscherki Persii. Biblioteka dlja tschtenija. Lewiatow W.N. Fatali-chan Kubinskij. (Fatali-Khan von Kuba) (Skizzen iiber Persien. Bibliothek zur Lektiire) Baku 1946. Iswestija AN Aserb. SSR, 9, S. 66- 1836. Bd. 18. 92.

Kostanjanz K. Is armjanskoj literatury XIII-XIV ww. (Aus der Lewiatow W.N. О pochode Fatali-chana w Ardebil. (Uber den armenischen Literatur des 13.-14. Jahrhunderts) Feldzug Fatali-Khans nach Ardebil) Baku 1947. Iswestija AN Aserb. SSR, 12, S. 31-49. Moskau 1914.

393 Lewiatow W.N. Oborona kreposti Gelesen-Geresen protiw Mammadow I, Nadirschacha. (Die Verteidigung der Festung M u s a e w T. Armjano-aserbajdschanskij konflikt. Istorija. Gelesen-Geresen gegen Nadirschah.) Baku Prawo. Posrednitschestwo. (Der armenisch-aser- 1948, Iswestija AN Aserb. SSR, 6, S. 95-105. baidschanische Konflikt. Geschichte. Recht. Vermittlung.) Tula, Grif i К 2006. Lewiatow W.N. Otscherki is istorii Aserbajdschana w XVIII weka. (Abrisse aus der Geschichte Aser­ Nagomyj Karabach. Istoritscheskaja sprawka. baidschans im 18. Jahrhundert) Baku 1948. (Historische Auskunft) Unter d. Red. v. G. A. Verlag AN Aser. SSR, Historisches Institut Galojana, K. S. Chudawerdjana. Verlag AN namens A. Bakichanowa. Armjanskoj SSR. Eriwan 1988.

Lisizjan S. Armjane Nagomogo Karabacha (etnografi- Mandelschtam О. E. „I ty, Moskwa, sestra moja, legka...“. Stichi, tscheskij otscherk). (Die Armenier Berg-Kara- prosa, wospominanija, materialy к biografii. bachs (ethnographischer Abriss) Eriwan 1981. Wenok Mandelschtamu. (Auch du, Moskau, Armjanskaja etnografija i folklor. Materialy i meine Schwester, leicht...“ Gedichte, Prosa, issledowanija, (Armenische Ethnographie und Erinnerungen, Materialien zur Biographie. Ein Folklore. Materialien und Forschungen) Bd. 12. Kranz fur Mandelschtam.) Moskau, „Moskow- skij rabotschij“, 1990. Lusjanin S. Wostotschnaja politika Wladimira Putina. (Die Ostpolitik Wladimir Putins) M. ASE: „Wostok- M a r k o w E. Otscherki Kawkasa. (Kaukasus-Abrisse) St.- Sapad“ 2007. Petersburg. - М., 1913.

Lemerl P., Kizikis D. Na perekrjostke ziwilisazij. Istorija Wisantii. Melewil Schorsch de. Armjanskaja tragedija 1915 goda. (Die Osmanskaja imperija. (Am Rande der Zivilisa- armenische Tragodie des Jahres 1915) Baku, tion. Die Geschichte von Byzanz. Das Osma- Elm 1990. nische Reich) „Wes Mir“, Moskau 2006. Meschdunarodnaja politika nowejschego Makkarti D., wremeni w dogoworach, notach i deklarazijach, MakkartiK. Tjurki i armjane: Rukowodstwo po armjan- (Die international Politik der jungsten Zeit in skomu woprosu. (Turken und Armenier: Hand- Vertragen, Noten und Deklarationen) Teil 2. leitung zur armenischen Frage) Baku, Aser- Moskau. Verlag Litisdata N. К. I. D., 1926. neschr 1996. MeschtscherjakowW. Schisn i dejanija Aleksandra Griboedowa. Mamedowa F. Polititscheskaja istorija i istoritscheskaja (Leben und Werk Alexander Gribojedows) Geografija Kawkasskoj Albaniiju (Politische Moskau, ,,Sowremennik“ 1989. Geschichte und historische Geographie von Kaukasisch-Albanien) Baku, Elm 1986. Mirsa Adugesal-bek. Karabachname. Baku 1950.

394 395 Mogilewskij, E. Opisanie Karabachskoj prowinzii, sostawlen- Nersisjan М., nogo w 1823 g. Dejstwitelnym statskim sowet- Arutjunjan A., nikom Mogilewskim i polkownikom Ermo- Muradjan D. Materialy о generale Andronike. (Materialien zu lowym. (Beschreibung der Provinz Karabach, General Andronik) In IFSch, Eriwan 1981. verfasst 1823 von Staatsrat Mogilewskij und Oberst Ermolow), Tiflis 1866. Nesmatschnaja S. Perwoe isdanie archiwnych dokumentow na Kawkase. (Erstausgabe von Archivdokumenten Muchammed T. Tri imama. (Die drei Imame) Machatschkala im Kaukasus) Kawkasskij sbomik, Bd. 2 (34), 1990. Moskau 2005.

Mustafaew D. M. Sewemye chanstwa Aserbajdschana i Rossija Obosrenie Rossijskich wladenij sa Kawkasom, (konez XVIII - natschalo XIX wekow). (Die (Ubersicht iiber die russischen Besitztiimer nordlichen Khanate von Aserbaidschan und jenseits des Kaukasus) Teil 1. Sankt-Petersburg: Russland (Ende 18,-Anfang 19. Jahrhundert) Tipografija deportamenta wneschnej torgowli, Baku 1989. 1836.

N i k a n o r o w I.A. Istorija christianstwa w Kawkasskoj Albanii. Orbeli I. A. Isbrannye trudy. (Ausgewahlte Werke) Eriwan Dissertazija na soiskanie utschenoj stepeni kan- 1963. didata bogoslowija. (Die Geschichte des Christentums in Kaukasich-Albanien. Disserta­ Orbeljan S. Istorija oblasti Sisakan. (Die Geschichte des tion zur Erlangung eines Doktorgrades fur Gebietes Sisakan) Tiflis 1910. Ubers. Ja. Religionswissenschaften) Mkrttschan. http://baku.eparhia.ru/history/albania. Otscherki istorii SSSR. Period feodalisma. Nowyj enziklopeditscheskij slowar, (Neues (Abrisse der Geschichte der UdSSR. Die enzyklopadisches Worterbuch) Hrsg. F. A. Periode des Feudalismus) Verlag der Akad. d. Brockhaus (Leipzig) und I. A. Efron (S.- Wiss. der UdSSR. Moskau 1956. Petersburg), St.-Petersburg 1914, Bd. 1. Otscherki po istorii Aserbajdschana. Iswestija N efedew N. Wsgljad na armjanskuju oblast. Is putewych Akademii Nauk Aserbajdschanskoj SSR, sametok N. Nefedewa. (Blick auf das Arme­ (Abrisse der Geschichte Aserbaidschans. nische Gebiet. Aus den Reisenotizen N. Nefe- Nachrichten der Akademie der Wissenschaften dews.) St.-Petersburg, 1839. der Armenischen SSR) Baku, 1946.

Nersisjan M. Is istorii russko-armjanskich otnoschenij. (Aus P a c h o m o w E. Kratkij kurs istorii Aserbajdschana. (Kurzer der Geschichte der russisch-armenischen Bezie- Kurs der Geschichte Aserbaidschans) Baku hungen) Eriwan, Buch 1, 1956, Buch 2, 1961. 1923.

397 Pamjatnye sapiski A.W. Chrapowizkogo. Prisoedinenie Wostotschnoj Armenii к Rossii i Tschtenija w Imperatorskom obschtschestwe ego istoritscheskoe snatschenie (Die Angliede­ istorii i drewnostej rossijskich pri Moskowskom rung Ostarmeniens an Russland und ihre uniwersitete (Erinnemngen A.W. Chrapowiz- historische Bedeutung - Sammelband Artikel). kijs. Vorlesungen in der Zarengesellschaft fur Eriwan, Verl. EGU 1978. Geschichte und Altertum der Russen an der Moskauer Universitat), 1862, Buch 2 Prisoedinenie Wostotschnoj Armenii к Rossii. Sbomik dokumentow (Die Angliederung Ostar­ Papasjan A. D. Agramye otnoschenija w Wostotschnoj Armenii meniens an Russland. Urkundensammlung), Bd. w XVI-XVII wekach. (Die Agrarbeziehungen in 1 (1801-1813). Verlag AN Armjanskoj SSR, Ostarmenien im 16.-17. Jahrhundert.) Verlag Eriwan, 1972. der Akademie der Wissenschaften der Arme­ nischen SSR, Eriwan, 1972. Petruschewskij N. P. Chanstwa Aserbajdschana i wosniknowenie russkoj orientazii. (Die Khanate von Aser­ Parsamjan W. A. Istorija armjanskogo naroda (1801-1900gg.) baidschan und die Entstehung der russischen (Geschichte des armenischen Volkes (1801- Orientierung) Iswestija AN Aserbajdschana 1900)). Verlag „Ajastan", Eriwan, 1972. (Fakultat Gesellschaftswissenschaften), 2. Aus- gabe 1946, Nr 5. Paschuto W. T. Diplolmatitscheskaja dejatelnost A. S. Gribo- edowa. (Die diplomatische Tatigkeit A.S. Petruschewskij N. P. Iranskie istotschniki po istorii Aserbajdschana Gribojedows) - Istoritscheskie sapiski, Nr. 27. XVI-XVII wekow (Iranische Quellen zur 1947. Geschichte Aserbaidschans des 16.-17. Jahr­ hunderts (Sammelband von Artikeln iiber die Pokorjonnyj Kawkas. Otscherki istoritsches- Geschichte Aserbaidschans), Ausg. 9, Baku kogo proschlogo i sowremennogo poloschenija 1949. Kawkasa“. (Der unterworfene Kaukasus. Studien der historischen Vergangenheit und der Petruschewskij N. P. Otscherki po istorii feodalnych otnoschenij w gegenwartigen Lage des Kaukasus) (St.-Peters­ Aserbajdschane i Armenii w XVI-natschale burg., Verlag A. A. Kaspari, 1904. XIX wekow. (Abrisse der Geschichte der feudalen Beziehungen in Aserbaidschan und Potto W. A. Kawkasskaja wojna w otdelnych otscherkach. Armenien im 16. - 19. Jahrhundert) Leningrad episodach, legendach i biografijach. (Der Kau- 1949. kasuskrieg in einzelnen Abrissen, Episoden. Legenden und Biografien) St.-Petersburg.. R a c h m a n i A. A. Aserbajdschan w konze XVI i w XVII weke 1887, Bd. 3. Ausg. 4; Derselbe (Faximileaus- (1590-1700) (Aserbaidschan Ende 16,- 17. gabe). Stawropol, „Kawkasskij kraj“ 1994. Jahrhundert (1590-1700)), Baku 1981. Bd. 1.

398 399 Raffi. Melikanstwa Chamsy (1600-1827) (Die Melik- Schanidse A. Jasyk i pismo kawkasskich albanzew. (Sprache tiimer von Chamsa), ,,Nairi“, Eriwan, 1991. und Schrift der Kaukasus-Albaner) Westnik otdelenija obschtschestwennych nauk AN Rossijskij enziklopeditscheskij slowar. (Russi- Grusinskoj SSR. Tbilisi 1960, №1. sches Enzyklopasiches Worterbuch) Buch 1-2. Moskau 2001. Schanidse A. Nowootkrytyj alfawit kawkaskich albanzew i ego snatschenie dlja nauki. (Das neu entdeckte Rossijskij gosudarstwennyj archiw drewnich Alphabet der Kaukasus-Albaner und seine aktow (RGADA) (Russisches Staatsarchiv fur Bedeutung fur die Wissenschaft) Iswestija alte Urkunden. Moskau. IJalMK. Grusinskij FAN SSSR, t.4, w. 1, 1938.

Russkaja starina, (Der Russische Adel) 1873, Schaumjan S. Isbrannye proiswedenija, tom 2 (Ausgewahlte Nr. l.Furst W'. G. Madatow. Werke, Band 2). Moskau, Politisdat 1978.

Sacharin I. N. Kawkas i ego geroi. (Der Kaukasus und seine Sch a w r o w N. N. Nowaja ugrosa russkomu delu w Sakawkase. Helden) St.-Petersburg, 1902. Predstojaschtschaja rasprodascha Mugani inorodzam (Die neue Bedrohung der russischen Sapiski A. P. Ermolowa 1798-1826 (Notizen Sache im Transkaukasus. Der bevorstehende A.P. Ermolows), Moskau 1991. Ausverkauf von Mugan an Auslander.) Sankt- Petersburg 1891. Sasonow S.D. Wospominanija. „Meschdunarodnye otnosche- nija“ (Erinnerungen. „Internationale Beziehun- Schisn general-lejtenanta Madatowa. (Das gen“), Moskau 1991 (Nachdruck von 1927 Leben des Generalleutnants Madatow.) St.- (Buchverlag E. Sijalskoj, Paris 1927). Petersburg. 1874.

Sbomik dogoworow Rossii s drugimi gosudar- Schnirelman B. Byt alanami: intellektualy i politika na Sewer- stwami 1856-1917. (Sammlung von Vertragen nom Kawkase w XX weke. (Byt alanami: Die Russlands mit anderen Staaten 1856-1917) Intellektuellen und die Politik im Nordkaukasus Moskau, Gosudarstwennoe isdatelstwo politi- im 20. Jahrhundert) Moskau 2006. tscheskoj literatury. 1952. Schopen I. Istoritscheskij pamjatnik sostojanija armjanskoj Sbornik statej po istorii Aserbajdschana. oblasti w epochu ego prisoedinenija к Rossij- (Sammlung von Artikeln zur Geschichte Aser­ skoj imperii. (Historisches Denkmal der Schaf- baidschans) Ausg. 1, Baku 1949. fung des Armenischen Oblast in der Epoche seines Anschlusses an das Russische Reich) Schaginjan M. Nagomyj Karabach. Moskau - Leningrad. Sankt-Petersburg, tipografija Imperatorskoj Gosudarstwennoe isdatelstwo, 1927. Akademii Nauk 1852.

400 401 Schukjursade E. Fatali-chan. (Fatali-Khan) Baku 1943. In: SSRI owodstwa na Kawkase. (Materialien zum EA Aserb. filialynyn neschri. Anlegen von staatlichen Sommer- und Winter- weiden und zum Studium der Viehzucht im Schukjursade E. Is wremjon Wagifa. Istoritscheskij otscherk Kaukasus). Tiflis 1889. (aser.). (Aus den Zeiten Wagifs. Historischer Abriss (aserb. Sprache) Baku 1940. In: Sowremennaja polititscheskaja istorija Rossii „Rewolusija we kultura“, 12. S. 117-126. (1985-1997) (Die russische politische Ge­ schichte der Gegenwart), RAU-Korporazija, Schukjursade E. Panah-chan Karabachskij, XVIII wek (aser.). Moskau 1997, Bd. 1. (Panah-Khan von Karabach, 18. Jahrhundert (aserb. Spr.) Baku 1943. In: „Weten ugrunda“, Sowetskaja istoritscheskaja enziklopedija. 6, S. 68-76. (Sowjetische historische Enzklopadie) Moskau 1965-1976. Schestakow A. Bud weren do smerti. Sudby Prawoslawija w Osmanskoj imperii XV-XX ww. Sbomik. (Sei Sredisemnomore-Tschemomore-Kaspij: getreu bis in den Tod. Orthodoxe Schicksale im meschdu Bolschoj Ewropoj i Bolschim Osmanischen Reich 15.-20. Jahrhundert. Blischnim Wostokom. (Das Mittelmeer-das Sammelband). Moskau, Verlag des Klosters Schwarze Meer-das Kaspische Meer: zwischcn Sretenskij, 2005. GroBeuropa und dem GroBen Nahen Osten) Red.: N. Schmeljow, W. Gusejnow, A. Jasyk- Schestakowitsch S. Diplomatitscheskaja dejatelnost A. S. Gri- owa. ,,Graniza“, Moskau 2006 boedowa (Die diplomatische Tatigkeit A.S. Gribojedows). Moskau 1960. Subow P. Kartina Kawkasskogo kraja, tschast 3. (Bild des Kaukasischen Kreises, Teil 3) St.-Petersburg., Sewakin E. Aserbajdschan w natschale XVIII weka. (Aser­ 1835. baidschan zu Beginn des 18. Jahrhunderts) Baku 1929. Verlag Obschtschestwa obsledowanija i Swasjan G. Agwank i rod Michranidow. (Agwank und das isutschenija Aserbajdschana. Geschlecht der Michraniden.) Eriwan 1980.

Sewakin E. Prikaspijskie prowinzii w epochu russkoj okkupazii XVIII weka. (Die Kaspischen Provin- Swod statistitscheskich dannych о naselenii zen in der Epoche der russischen Okkupation Sakawkasskogo kraja, iswletschjonnych is pose- des 18. Jahrhunderts) Baku 1928. Verlag mejnych spiskow 1886. Isdan po rasporjasche- Obschtschestwa obsledowanija i isutschenija niju Glawnonatschalstwujuschtschego grasch- Aserbajdschana. danskoju tschastiju na Kawkase Sakawkasskim statistitscheskim komitetom. (Sammelband sta- Skibizkij M . A. Materialy dlja ustrojstwa kasjonnych letnich i tistischer Daten iiber die Bevolkerung des simnich pastbischtsch i dlja isutschenija skot- Transkaukasischen Kreises, entnommen aus

402 403 Familienverzeichnissen 1886. Herausgegeben Tagiewa S. A. Nazionalno-oswoboditelnoe dwischenie w Iran- vom Statistikausschuss auf Anordnung des skom Aserbajdschane w 1917-1920 godach. Oberkommandierenden der Zivilabteilung im (Die nationale Befreiungsbewegung im lrani- Kaukasus.Tiflis. Tipografija I. Martirosjanza schen Aserbaischan von 1917-1920) Baku 1956. 1893. Timurasowitsch, Sysoew W. M. Kratkij otscherk istorii Aserbajdschana sewer- Burnaschew. Opisanie oblastej aserbajdschanskich w Persii i nogo (Kurzer historischer Abriss von Nord- ich polititscheskoe sostojanie, sdelannoe preby- Aserbaidschan). Baku 1925. wajuschtschim pri ego wysotschestwe zare kartalinskom i kachetinskom Iraklii Timurasow- Sysoew W. M. Tjurkskoe naselenie Aserbajdschana w XVII itsche polkownikom i kawalerom Bumasche- weke (Die tiirkische Bevolkerung Aser­ wym. (Beschreibung der aserbaidschanischen baidschans im 17. Jahrhundert), Baku 1926. Gebiete in Persien und ihre politische Lage, verfasst von dem dort unter seiner Hoheit Konig Segal I. Elisawetpolskaja gubernija (Wpetschatlenija i Iraklij Timurasowitsch von Kartali-Kachetien wospominanija). (Das Gouvernement Elisawet- verbleibenden Oberst und Ordensritter Buma- pol (Eindriicke und Erinnemngen) In: Kawkas- schewyj. Tiflis 1786. skij westnik 1902, Nr. 2. Tischkow W. Dinamika konfliktnych regionow. (Die Selinskij S. P. Ekonomitscheskij byt gosudarstwennych Dynamik von Konfliktregionen) Institut etnolo- krestjan Sangesurskogo uesda Elisawetpolskoj gii i antropologii RAN. Eschegodnye doklady. gubemii. (Das wirtschaftliche Leben der staat- Moskau 2007. lichen Bauem des Ujesd Sangesur des Gouver- nements Elisawetpol) Tiflis 1886. Trewer K. W. Otscherki po istorii i kulture Kawkasskoj Albanii. (Studien iiber Geschichte und Kultur Semjonow L. S. Rossija i meschdunarodnye otnoschenija na von Kaukasisch-Albanien) Moskau - Leningrad Srednem Wostoke w 20-e gody XIX. (Russland 1959. und die intemationalen Beziehungen im Mittleren Osten in den 20er Jahren des 19. Tvnjanow J. O. „Puteschestwie w Arsrum“ Puschkina. - Wre- Jahrhunderts.) Leningrad 1963. mennik puschkinskoj komissii, („Die Reise nach Arsrum“ von Puschkin. - Jahrbuch der Sesdy Sowetow Sozialistitscheskich Respublik. Puschkin-Kommission) 2, Moskau-Leningrad, Sbomik dokumentow. 1917-1922 gg. (Die 1936. Sowjetkongresse der Sozialistischen Repub- liken. Sammelband Dokumente 1917-1922) Ter-Abakimowa S. Armjano-russkie otnoschenija w period podgo- Moskau, Gosudarstwennoe isdatelstwo Juri- towki persidskogo pochoda (Die armenisch- ditscheskoj Literatury 1960, Band 2. russischen Beziehungen in der Periode der Vor-

405 bereitung des Persien-Feldzuges). AN Arm. Welitschko W. L. Kawkas: russkoe delo i meschduplemennye SSR, Institut istorii. Erewan 1980. woprosy (faksimilnoe isdanie) (Der Kaukaus: Die russische Sache und Fragen der zwischen- Ter-Grigorjan T.I. Nagomo-Karabachskaja awtonomnaja oblast stammlichen Beziehungen, Faksimile-Ausgabe), (Kratkij istoritscheskij otscherk). (Der Nagomo- Baku Elm, 1990. Karabach Autonome Oblast. Kurzer historischer Abriss) Baku 1939. Iswestija Aserbajdschans- Werderewskij E. Kawkasskie plennizy, ili Plen u Schamilja. (Die kogo filiala AN SSSR, 4, S. 13-29. Kaukasus-Gefangenen, oder die Gefangenschaft bei Schamil) St.-Petersburg., 1856. Ukasy kubinskich chanow (persidskij tekst i russkij perewod) (Die Erlasse der Khane von VVeselowskij J. A. Gribojedow i armjane.-Literatumye otscherki. Kuba-persischer Text und russische Uberset- (Gribojedow und die Armenier. - Literatur- zung). Tbilisi 1937. skizzen. Moskau 1900.

Waluevv W.P. Fatali-chan Kubinskij. Istoritscheskij otscherk. Zimbaewa E. N. Gribojedow. SchSL. Serija biografij (Biogra- (Fatali-Khan von Kuba. Historischer Abriss.) phienserie). M. 2003. Baku 1942. Verlag Aserbajdschanskogo filiala AN SSSR. Zentralnyj gosudarstwennyj archiw Aserbaj­ dschana. (Zentrales Staatsarchiv Aserbaid­ Wasilew M.P. Polititscheskie otnoschenija sa wremja Make- schans). donskoj dinastii. (Die politischen Beziehungen in der Zeit der Makedonischen Dynastie) St.- Zentralnyj partarchiw pri ZK KPSS. (Zentrales Petersburg 1902. Parteiarchiv beim ZK der KPdSU).

Wasilew M.P. Wisantija i araby. Polititscheskie otnoschenija Zentralnyj Woenno-istoritscheskij Archiw (Zen­ sa wremja Amorijskoj dinastii. (Byzanz und die trales militargeschichtliches Archiv) (ZWIA). Araber. Die politischen Beziehungen in der Zeit der Amorier-Dynastie) St.-Petersburg 1900. Literatur in deutscher, englischer und franzosischer Sprache

Woprosy istorii Kawkasskoj Albanii. Sbornik Adontz N. Towards the solution of the Armenian Question. statej. (Historische Fragen von Kaukasus- London: Eyre & Spottiswoode, 1920. Albanien. Sammlung von Artikeln) Baku 1962. Afanasyan S. L'Armenie, l'Azerbaidjan et la Georgie: de W u j d e n b a u m E. Putewoditel po Kawkasu. (Reisefuhrer durch Гindependance a I'instauration du pouvoir den Kaukasus) Tiflis 1888. sovietique 1917-1923. Paris: Editions I'Har- mattan, 1981. Wedomosti Werchownogo Soweta SSSR (Mit- teilungen des Obersten Sowjets), 1988-1991.

406 407 Aharonian A. Les anciennes croyances armeniennes, Roque- Armenien - Wiederentdeckung einer alten vaire, Parentheses, 1980. Kulturlandschaft. Berlin 1995.

A l e m (Jean-Pierre). L'Armenie, Paris, PUF, 1972. Armstrong J. “Mobilised and Proletarian Diasporas”. In: American Political Science Review 1976, 70, Alexander E. The serpent and the bees: a KGB chronicle. pp. 393-408. Lanham, Maryland: University Press of Ame­ rica, 1990. Arstrong J. Nations before Nationalism. Chapel Hill, University of North Carolina Press 1982. Altsradt A. The Aserbajani Turks. Power and Identity under Russian Rule. Stanford 1992. ASALA: irrational terror or political tool. Anat Kurz, Ariel Merari. Jerusalem: Jerusalem Post, Burdett A. (ed.). Armenia: Political and Ethnic Boundaries 1878- 1985. 1948. Wilts, Archive Edition Limited 1998. Ativa A. S. A History of Eastern Christianity. London, Armenia - the agony... the hope. Edited by Methuen 1968. Andrew Alderson. London: Express News­ papers, 1989. Atkin M . Russia and Iran 1780-1888. Minneapolis 1980.

Armenia and Karabagh: the struggle for unity. Azerbaijan in the new Millennium, Baku 2001 Christopher J. Walker, Claude Mutafian, Patrick Donabedian, David Marshall Lang, edited by Bakichanow A. K. Gulistan -i Iram. Baku 1991. Christopher J. Walker, foreword by Gerard Chaliand. London: Minoirity Rights Publica­ Basmadjian V. Les Armeniens: reveil ou tin, Paris, Entente, tions, 1991. 1979.

Armenia at the cross-roads: democracy and Bersch G. К./ nationhood in the post Soviet era. Essays, Cassady G./Scott A./ interviews and speeches by the leaders of the Beck M . (Hrsg.). Crossroads and Conflict. Security and Foreign national democratic movement in Armenia. Policy in the Caucasus and Central Asia. New Edited by Gerard J. Libaridian. Cambridge. York/London 2000. Massachusetts: Blue Crane Books, 1991. Bournoutian G. A. Eastern Armenia in the Last Decades of Persian Armenian tragedy: an eyewitness account of Rule, 1807-1828, A Political and Socio-Econo­ human conflict and natural disaster in Armenia mic Study of the Khanate of Erivan on the Eve and Azerbaijan. Juri Rost, translated by of Russian Conquest. Malibu, Calif. 1982. Elizabeth Roberts, foreword by Andrei Sakha­ rov. New York: St Martin's, 1990.

408 409 Bournoutian G.E. Eastern Armenia in the Last Decades of Persian Columbia Encyclopedia. New York, Columbia Rule, 1807-1828. A political and Socio Econo­ University Press, 5 th ed., 1993: mic Study of the Khanate of Erivan on the Eve of Russian Conquist. Malibu, Calif 1982. Antoine C. L'Azerbaidjan. Paris 2002,Editions Karthala

Brief Information on the History of Garabagh. Cassese A. Self-Determination of Peoples: Legal Reap­ Heydar Alieyev Foundation. Baku 2005. praisal. Cambridge University Press 1955.

Brissaud A. Islam und Christentum. Gemeinsamkeit und Cook J. M. The Persian Empire. London, J.V. Dent&Sons Konfrontation gestem und heute. Patmos 1983. Verlag, Albatros Verlag, Dusseldorf 2002. Cornell S. Peace or War? The Prospects of Conflicts in the British Documents on Ottoman Armenians. Caucasus. In: Iranian Journal of International Volume II (1880-1890). Turk Tarih Kurumu Affairs, Vol. 9, No.2, Summer 1997. Basimevi, Ankara, 1983. Cornell S. The Unruly Caucasus. In: Current History, Vol. Bruchlinien der Sicherheitspolitik: Die Tiirkei 96, No.612, October 1997. und das Spannungsfeld Naher Osten. Jahres- tagung des Wissenschaftlichen Forums fur Cunter M:M. Pursuing the just cause of their people: a study intemationale Sicherheit (WIFIS) 2005. Schrift- of contemporary Armenian terrorism. enreihe der Landesverteidigungsakademie. Wien 2005. Dasxuranci M. History of the Caucasian Albanians, London 1961. Cambridge History of Iran. Cambridge, Cam­ bridge University Press- 1980-1988. Decision '91. Armenia's referendum on independence September 21, 1991. Department Chaliand G., of Research and Analysis. Erevan: The Ternon Y. Le genocide des Armeniens, Bruxelles, Com- Parliament of the Republic of Armenia, 1991. plexe, 1984, Kapitel „Evidence'1. Development and Conflict Management. Chaliand G: (ed.). People without a Country: The Kurds and Tydings Hall. University of Maryland. College Kurdistan. London, Zed Press 1980. Park. Maryland. 1997.

Mouradian C:-S. De Staline a Gorbachev: histoire d'une repub- Dinstein Y. War, Aggression and Self-Defens, Camridge lique sovietique : L'Armenie. Paris : Editions 1994. Ramsay, 1990.

410 411 Donn e r E. Und nirgends eine Karawane - Die Weltreisen Research Institute: Report on the USSR, 1. der Ida Pfeiffer (1797-1858), Droste Verlag, December 1989. 2007. Ghahryian H. Nagomy-Krarabach - nur Selbstbestimmung D o r n B. Geschichte Schirwans unter den Statthaltem und garantiert Sicherheit. In: Wostok, N4 - Winter Chahen von 1534 - 1820. In: “Memoires” der 2005, S. 24-28. Rossijskoj Akademii Nauk (russischen Akademie der Wissenschaften), VI, Bd. 5, 1841. Gidney Janies B. A mandate for Armenia. Kent, Ohio: Kent State University Press, 1967. D o r n B. Versuch einer Geschichte der Schirwanschahe. In: ,,Memoires“ der Rossijskoj Akademii Nauk Goldenberg S. Pride of Small Nations: The Caucasus and post- (mssischen Akademie der Wissenschaften), Ser. Soviet Disorder. Zed Books, NJ. 1994. VI, Bd.4, 1841. Gotz R./Halbach U. Russland und der postsowjetische Raum. Eisner M. A Procedural Model for the Resolution of Baden-Baden 2003. Secessionist Disputes. Harvard. International Law Journal. Volume 33, Number 2, Spring Gray Chr. International Law and the Use of Force, New 1992. York 2000.

Engelke Th. Transkaukasisches Monopoly: Der Karabach- Grousset R. Histoire de L' Armenie des origines a 1071, Konflikt im geopolitischen Kontext des Krisen- Payot, Paris 106, Boulevard Saint-Germain und Konfliktmanagement der OSZE. Frankfurt 1984. a. М., Verlag Haag + Herchen 1997. G u r r T. / Harff B. Ethnic Conflict in World Politics, Boul- Ethnopolitical Conflicts in the Transcaucasus: der&Oxford: Westview Press, 1994. Their Roots and Solutions. Centre for International. Gust W . Das Imperium der Sultane. Die Geschichte des Osmanischen Reiches. Hamburg, Nicol 2007. Feigl E. A Myth of Terror, Armenian Extremism: Its Causes and Its Hiatorical Context. Salzburg - Halbach U ./ Freilassing: Edition Zeitgeschichte 1986 Kappeler A. (Hrsg.)- Krisenherd Kaukasus. Baden-Baden 1995.

Frankenstein A. Collective Memory and Historical Conscious­ Halbwachs M. Das kollektive Gedachtnis. Frakfurt a. M. 1985. ness. In: History and Memory 1, N 1. Tel Aviv 1989. Handbook of Political Conflict. New York 1990. Fuller E. Moscow Rejects Aserbaijani Law on Sover­ eignty. A Moral Victory for Armenia?. RFE, RL

412 413 H a n n u m H. Autonomy, Sovereignty and Self-Determina­ Krisenherd Kaukasus. Hrsg. Uwe Halbach, tion: The Accommodation of Conflict Rights. Andreas Koppeler. 1. Aufl. Baden-Baden 1995, University of Pennsylvania Press. Philadelphia Nomos Verlag Geselschaft. 1990. Lairson Th. D. / Helsinki Watch: Bloodshed in the Caucasus. Skidmore D. International Political Economy: The Struggle Escalation of the Armed Conflict in Nagomo- for Power and Wealth. Toronto, Thomson Karabagh. September 1992. Wadsworth 2003.

Helsinki Watch: Conflict in the Soviet Union: Landau J. Pan-Turkism in Tutkey. London, C. Hurst&Co. Black January in Azerbaijan. Memorial Report. 1981. May 1991. Lang, D.M. Armenia, Cradle of Civilisation. London, Henry I. D. Baku: Eventful History. London 1905. Allen&Unwin 1980.

Hieczak T. (ed.) Russian Imperialism from Ivan the Great to the League of Nations. Assembly Document Revolution. New Brunswick 1974. 20/48/206, pp. 2-3; League of Nations. Annex 30 B. Future Status of Armenia. Memorandum Hineczak T. (ed.). Russian Imperialism from Ivan the Great to the agreed to by the Council of the Leagues of Revolution. New Brunswick 1974. Nations, meeting in Paris on 11 April 1920. League of Nations Dokument 20/41/9. Histoire d'Aghovanie „Collection d'historienc Armeniens", traduits par M. Brosset, Bd.II, St. L e e u w C. von der. Azerbaijan, a quest for identity. A short history. Petersburg, 1876. CURZON, 2005

Horowitz I.L. Taking Lives: Genocide and State Power, third Lehmann-Haupt I . F.Armenien einst und jetzt, 3 Bande (1910- edn., New Brunswick and London, Transaction 1931). In: Studien zur armenischen Geschichte. Dooks 1982. Herausgegeben von der Mechitharistenkon- gregation, 11 Bande. Wien 1917-1964. Hovannisian R. The Republic of Armenia. Berkeley-Los- Angeles, 1971 und 1982. Lepsius J. Deutschland und Armenien. Sammlung diplomatischer Aktenstiicke, Potsdam, 1919. Khojaly Genocide. (In dokuments, facts an foreign press). Association for Civil Society Mandelstam A.-N. La Societe des Nations et les puissances devant Development in Azerbaijan..., Baki-2006. le probleme armenien. Beirut: Association des Universitaires Armeniens, 1970. K o h n H. Nationalism: Its Meaning and History. Prince­ ton, NJ. Van Nostrand, rev. Ed. 1965

414 415 M a n t r a n R. Histoire de l'Empire ottoman, Paris, Fayard Nabijew R. Nagorny Karabach-Vermittlungsmission und 1989. exteme Akteure. In: Wostok. Landerspezial Aserbaidschan. 2003. Mardin, S. The Cenesis of Young Ottoman Thought: A Study of the Modernisation of Turkish Political Nahaylo B. / Ideas. Princeton, Prinseton University Press Svoboda V. Soviet Disunion. A History of the Nationality 1965. problem in the USSR. New York 1990. Nalbandian L. The Armenian Revolutionary Movement: the M a t u z J. Das Osmanische Reich. Darmstadt 2006. Development of Armenian political Parties through the Nineteenth century. Berkeley, McCarthy J. Armenian Terrorism: History as Poison and University of California Press 1963. Antidote. Ankara, Ankara University Press 1984. Nassibian A. Britain and the Armenian Question, 1915-1923. London: Groom Helm; New York: St. Martin's, Meier J. Der Osttimor-Konflikt (1998-2002). Dr. Koster 1984. Verlag. Berlin 2005. Nations of the Caucasus. Moscow, b. 1. 1960. Missakian J. A searchlight on the Armenian Question (1978- 1950), Boston, Massachusetts: Heirenik, 1950, N e u m a n n G. Geschichte der Ubersiedlung von 40.000 Arme- 154. niem. Leipzig 1834. New York: Greenwood, 1986. Mlanczuk P. Akehurst's Modem Intraduction to International Law, London/New York 1997. Noldeke E. Aufsatze zur Persischen Geschichte, Leipzig 1887. Mouradian C. De Staline a Gorbatchev Histoire d'une repub- lique sovietique: L' Armenie. Editions Ramsay Pasha D. Memories of a Turkish statesman - 1913-1919. 9, rue du Cherche-Midi 75006 Paris 1990. London: Hutchinson, 1922.

M o u t o n A. Reves Hittites- Contribution a une histoire et Political dissent. Compiled and written by une anthropologie du reve en Anatolie Henry W. Degenhardt, edited by A. J. Day. ancienne.-Leiden: Brill, 2007. Detroit, Michigan: Gale Research, 1985.

Mullerson R. International Law, Rights and Politics: R a u J. Der Berg-Karabach-Konflikt zwischen Arme­ Developments in Eastern Europe and the CIS. nien und Aserbaidschan. Ein kurzer Blick in die London & New York, Routledge 1994. Geschichte. Verlag Dr. Koster. Berlin 2007.

417 R a u J. Der Dagestan-Konflikt und die Terroranschlage S i m m a B. (Hrsg.) The Charter of the United Nations, Miinchen in Moskau 1999. Ein Handbuch. Dr. Koster 2002. Verlag. Berlin 2002. Smith A.D. National Identity. University of Nevada Press. R a u J. Der Nagomy-Karabach Konflikt 1988-2002. Nevada 1991. Ein Handbuch. Verlag Dr. Koster. Berlin 2003. Suny R. G. (ed.) Transcaucasia. Nationalism and Social change. R a u J. Gefahrliche Mutation. Islamismus und seine Ann Arbor 1983. weltweiten Aktivitaten: Ein Handbuch. Verlag fur Wissenschaft und Forschung. Berlin 2002. Suny R. G. Transcaucasia. Nationalism end Social change. Ann Arbor 1993. R a u J. Politik und Islam in Nordkaukasien. Skizzen liber Tschetschenien, Dagestan und Adygea. Swietochowski T. Russia and Azerbaijan: A Borderland in Tran­ Wilhelm Braumiiller, Universitats-Verlagsbuch- sition. New York, Columnbia University Press, handlung. Wien 2002. 1995.

R a u J. Russland-Georgien-Tschetschenien. Der Kon­ Swietochowski T. Russian Azerbaidjan, 1905-1920, London 1985. flikt um das Pankisi-Tal (1997-2003). Verlag Dr. Koster. Berlin 2005. The Armenian earthquake disaster. By the editors of the Novosti Press Agency, translated Robertson L. R. (Hrsg.). Russia & Eurasia. Facts & Figures Annual. from Russian by Elliott B. Urdang. Madison, Academic International Press. 1998-2005. Connecticut: Spinx, 1989.

S.O.S. Armenia, tragedy of the century. Written The Armenian minority problem. Mary Tarzian. and compiled by Anatoly Golubev, foreword by New York: University of Pennsylvania, 1922. Mikhail Gorbachev. Helsinki, Moscow: Oy Global Media, 1989. The Armenians in history and the Armenian Question. Esat Uras. Ankara: Documentary Sammelband: Ethnic Nationalism and Regional Publications, 1988. Conflict. The Former Soviet Union and Ygos- lavia. Ed. By Duncan W. Raymond and Holman The Beginning of the Carabagh Conflict. G. Paul, Jr. USA: Westview Press: Boulde, Co. Heydar Aliyew Foundation. Baku 2005. 1994. The Chronicle of Central Asia and the Sarkisyanz M. A modern history of Transcaucasian Armenia. Caucasus. 1989-2004. Nagpur, India: Udyama Commercial, 1975. The earthquake in Armenia: one year later. Simma B. (Hrsg.) Charta der Vereinten Nationen, Miinchen 1991. Proceedings of the conference on reconstruction

418 419 in Armenia, December 4-6, 1989 Paris. Edited Cambridge, Massachusetts: Ziryan Institute, by Gerard Libaridian. Cambridge, Massachu­ 1990. setts: Zoryan Institute, 1990. Toriguian S. The Armenian Question and international law. The emergence of the Middle East: 1914-1924. La Verne, California: University of La Verne Howard M. Sachar. New York: Alfred A. Press, 1988. Knopf, 1969. Transcaucasus: A Chronology. A Publication of The Karabagh file. Gerard J. Libaridian. Cam­ the Armenian National Committee of America. bridge, Massachusetts: Zoryan, 1988. I., N88 1992.

The Khojaly Genocide. Heydar Aliyew Founda­ Urquhard D. Reisen unter Osmanen und Griechen. Von tion. Baku 2005. Peloponnes zum Olymp in einer ereignisreichen Zeit. Stuttgart 2006. The Modern Encyclopedia of East Slavic, Baltic and Literatures. Edited by Peter Rollberg. Verdross A. / Volume 107 Academic International Press 1996. S i m m a B. Universelles Volkerrecht, Berlin 1984.

The Modern Encyklopedia of Russian and Villari I. The Fire and Sword in the Caucasus. London Soviet Literatures, Acad. Inter. Press, 1989, 1906. Vol.9. Villfri L. The Fire and Sword in the Caucasus. London The question of the American mandate over 1906. Armenia. Antranik Masis. Nicosia: Proodos Printing, 1980. W e e m s S. Armenia. Secrets of a „Christian" Terrorist State. Dallas, St. John Press, 2002. The series of „The true facts about Garabagh" Brief Information of the history of Garabagh. Winkler J. Zur medischen und altpersischen Geschichte. In: Baku 2005 ,,Untersuchungen“, 1889.

The Statistical Information about Refugees and Wright J. F. R. / Internally Displaced Persons in Azerbaijan. Goldberg S. / Baku 2000. Schofield R. (publ.) Transcaucasian Boundarys. London 1996.

The Sumgait tragedy: pogroms against Arme­ nians in Soviet Azerbaijan. Translated by Steven Jones, foreword by Yelena Bonner. New Rochelle, New York: Aristide D. Caratzas:

420 421 Zeitungen Kawkasskij westnik (Kaukasusbote) (Tiflis). Meschdunarodnyj aserbajdschanskij schumal (Internationale Asat Arzach (Chankendi/Stepanakert). aserbaidschanische Zeitschrift (Baku). Aserbajdschan (Baku). Meschdunarodnaja schisn (Moskau). Frankfurter Allgemeine Zeitung (Frankfurt M.) Nowyj mir (Moskau). Die Zeit (Hamburg) Nestor. Schumal istorii i kultury Rossii i Wostotschnoj Ewropy. Westi (Moskau). (Zeitschrift fur russische und osteuropaische Geschichte und Kultur) Wedomosti (Moskau) (Sankt Petersburg). Eni Musawat (Baku) Neue Zuricher Zeitung (Zurich). Serkalo (Baku) Osteuropa (Koln, Berlin). Kommersant (Moskau). Central Asia Monitor. Nesawisimaja gaseta (Moskau) The American Journal of International Law. Obschtschaja gaseta (Moskau) YOL (Baku). Prawda (Moskau) Zentralnaja Asija i Kawkas (Zentralasien und der Kaukasus Rossijskaja gaseta (Moskau) (Stockholm). Russkij Berlin (Berlin). Welt Trends. Zeitschrift fur intemationale Politik (Potsdam). Frankfurter Rundschau (Frankfurt/M.) Wostok (Berlin). Financial Times Deutschland (Frankfurt/M.) Suddeutsche Zeitung (Miinchen)

Zeitschriften

Aserbajdschan i aserbajdschanzy (Aserbaidschan und die Aserbai­ dschaner) (Baku) American Political Science Review Argumenty nedeli (Argumente der Woche) (Moskau). Aus Politik und Zeitgeschichte (Bonn) British Yearbook of International Law Westnik archiwow Armenii (Bote der Archive Armeniens (Erewan). Wisantijskij westnik (Byzantinischer Bote) (1927, Moskau) Eranische Alterthumskunde (Leipzig 1873) European Journal of International Law Iswestija (Moskau). Iswestija obschtschestwa obsledowanija i isutschenija Aserbajdschana (Nachrichten der Gesellschaft fur Erforschung und Studium Aserbaidschans ( Baku). Diese Ausgabe ist den Experten auch als „Schumal A. Wolynskogo“ (Zeitschrift A. Wolynskijs) bekannt. IRS. Nasledie (Moskau).

422 423