Glossar Verweigerte Rückkehr
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Andreas Plake · Babette Quinkert · Florian Schmaltz Glossar zu Hans Frankenthal Verweigerte Rückkehr Erfahrungen nach dem Judenmord Metropol 2012 Hans Frankenthal, geboren 1926 in Schmallenberg Sauerland, wurde zu- sammen mit seiner Familie 1943 nach Auschwitz deportiert. Seine Eltern wurden ermordet. Hans und sein Bruder Ernst überlebten die Zwangs- arbeit im Lager Monowitz und das Konzentrationslager Mittelbau-Dora und wurden schließlich 1945 in Theresienstadt befreit. Nach ihrer Rück- kehr nach Schmallenberg betrieb der Autor eine Metzgerei und arbeitete als Viehhändler. Er war im Landesverband der Jüdischen Gemeinden Westfalen-Lippe, als Mitglied des Zentralrates der Juden in Deutschland und als stellvertretender Vorsitzender des Auschwitz-Komitees in der Bundesrepublik tätig. Hans Frankenthal starb am 22. Dezember 1999 in Dortmund. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Hagen-Eilpe begra- ben. In Erinnerung an ihn verleiht die Stiftung Auschwitz-Komitee seit 2010 einmal jährlich den Hans-Frankenthal- Preis. Die 1999 im Fischer-Verlag erschienene Erstausgabe der Biografie von Hans Frankenthal enthielt ein Begriffsglossar und einen Plan des Kon- zentrationslagers Auschwitz-Monowitz. Sowohl der Lagerplan als auch das Glossar – um neue Stichworte ergänzt – sind in der 2012 im Metro- pol Verlag Berlin publizierten Neuauflage der Biografie nicht mehr Teil der Buchausgabe, sondern im Internet als kostenloses PDF-Dokument online verfügbar gemacht. Inhalt »Arbeitseinsatz« > »Geschlossener Arbeitseinsatz« ............................... 5 »Arisierung« ................................................................................................. 6 Auschwitz ...................................................................................................... 6 Auschwitz III – Monowitz .......................................................................... 9 Auschwitz-Prozes ...................................................................................... 11 Bitburg ........................................................................................................ 13 Blockältester ............................................................................................... 13 Blockführer ................................................................................................. 13 Chanukka .................................................................................................... 14 Der Stürmer ................................................................................................ 14 Displaced Persons ...................................................................................... 14 Funktionshäftlinge ..................................................................................... 15 Gestapo ....................................................................................................... 16 Grüne .......................................................................................................... 17 Häftlingskennzeichnung ........................................................................... 17 Hitlerjugend (HJ) ....................................................................................... 18 Israel und Sara ............................................................................................ 18 Iwrith ........................................................................................................... 19 Joint ............................................................................................................. 19 Kanada ........................................................................................................ 19 Kapo ............................................................................................................ 20 Kindertransporte nach England .............................................................. 20 koscher ........................................................................................................ 21 Kritische Aktionäre ................................................................................... 21 Mittelbau-Dora .......................................................................................... 22 Muselmann ................................................................................................. 23 NSDAP-Ortsgruppenleiter ....................................................................... 23 NSV ............................................................................................................. 24 Nürnberger Rassegesetze .......................................................................... 24 Ortsbauernführer ...................................................................................... 25 Persilschein ................................................................................................. 26 posel ............................................................................................................. 26 Rapportführer ............................................................................................ 26 »Reichskristallnacht« ................................................................................ 27 Rotkäppchen- und Weißkäppchenkommando ..................................... 28 Sabbat .......................................................................................................... 29 Sara > Israel ................................................................................................ 29 Selektion ...................................................................................................... 29 Theresienstadt ............................................................................................ 30 Todesmarsch ............................................................................................... 30 Transporte > Deportationen aus dem Reichsgebiet .............................. 31 Treuhand ..................................................................................................... 33 Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) ........................... 34 Versöhnungstag ......................................................................................... 35 Volksdeutsche ............................................................................................ 35 Widerstand in Auschwitz ......................................................................... 36 Lagerplan Monowitz ................................................................................. 38 Glossar »Arbeitseinsatz« > »Geschlossener Arbeitseinsatz« Bereits in den Wochen und Monaten vor dem Novemberpogrom 1938 (> »Reichskristallnacht«) waren Gesetze und Erlasse in Vorbereitung, welche die jüdische Bevölkerung in ihrer sozialen Existenz weiter be- schränken und vor allem von den nichtjüdischen Deutschen isolieren sollten. Auf Veranlassung der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenfürsorge sollten jüdische Erwerbslose unabhängig von ih- rem erlernten oder zuletzt ausgeübten Beruf zu kaum entlohnten Ar- beiten gezwungen werden. Bis Ende 1939 hatten Städte und Gemein- den ebenso wie Privatfirmen 20 000 Jüdinnen und Juden in separaten Arbeitskolonnen insbesondere zu Tiefbauarbeiten und zur Müllbe- seitigung herangezogen. Im Frühjahr 1940 wurde dieser Geschlossene Arbeitseinsatz auch auf erwerbsfähige jüdische Deutsche, die nicht aus öffentlichen Mitteln unterstützt wurden, ausgedehnt. Auch Rüstungsfir- men bedienten sich der jüdischen Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, beschäftigten sie in abgetrennten Fertigungsbereichen oder sicherten ihre Isolierung von der nichtjüdischen Belegschaft durch besondere Kennzeichnung. Zur Jahreswende 1940/41 waren 40 000 jüdische Deut- sche im Geschlossenen Arbeitseinsatz bei den Kommunen, in der Bau- wirtschaft und in der Rüstungsindustrie zwangsbeschäftigt. Im Sommer 1941 wurden die Ausbildungs- und Umschulungslager der Reichsver- einigung der Juden in Deutschland entweder geschlossen oder im Rah- men des Zwangseinsatzes reorganisiert. Ende Juli 1941 waren zwischen 51 000 und 53 000 deutsche Jüdinnen und Juden bei Zwangsarbeiten eingesetzt, das heißt bis zu neunzig Prozent der Erwerbsfähigen waren in den Geschlossenen Arbeitseinsatz eingegliedert. 5 »Arisierung« Bis zum Pogrom am 9./10. November 1938 (> »Reichskristallnacht«) hatten Jüdinnen und Juden – seit Beginn des NS-Regimes unter dem Druck terroristischer Gewalt – etwa sechzig Prozent des Eigentums an Grundstücken und betrieblichem Vermögen meist weit unter dem eigentlichen Wert abgestoßen, um sich ins Ausland zu retten oder ihre durch Berufsverbote und andere Diskriminierungen ruinierte Existenz in Deutschland zu finanzieren. Die Reichsregierung versuchte diesen Prozess des vorteilhaften Aufkaufs jüdischen Eigentums zugunsten der Staatskasse zu kanalisieren. Im April 1938 ordnete sie an, dass Jüdin- nen und Juden ihr Vermögen offen legen mussten und unterwarf jede Verfügung einer behördlichen Genehmigung. Sogenannte Arisierungs- sachverstände und Gauwirtschaftsberater befanden gemeinsam mit den örtlichen Verbänden der Wirtschaft, den Vorläufern der Industrie- und Handelskammern, darüber, ob zum Verkauf stehende Betriebe weiter- zuführen oder zu schließen waren. Mit dem Novemberpogrom wur- den die Eigentumsübernahmen beschleunigt. Nachdem die Verfügung über Bankguthaben eingeschränkt war, wodurch das Reich sich um eine Milliarde Reichsmark bereichert hatte, und die Versicherungen jegliche Leistungen an jüdische Geschädigte einsparten, sollte binnen weniger Wochen und Monate