UMWELTPRÜFUNG (UP) ZUM B-PLAN NR. 65 DER STADT KREIS SCHLESWIG-FLENSBURG

- Umweltbericht (UB) -

Gesonderter Teil der Begründung zum B-Plan

Verfasser: Bendfeldt • Herrmann • Franke Landschaftsarchitekten BDLA Jungfernstieg 44 241116 Telefon: 0431/ 99796-0 Telefax: 0431/ 99796-99 [email protected] / www.bhf-ki.de

Kiel, den 17.07.2009 ......

Bearbeitung: Dipl.-Ing. Uwe Herrmann Landschaftsarchitekt BDLA

Dipl.-Ing. agr. Gabriele Peter

Dipl.-Ing. Philip Schröder

Dipl.-Biol. Katrin Fabricius

Auftraggeber: Stadt Kappeln - Der Bürgermeister - Reeperbahn 2 24376 Kappeln Telefon: 04642/ 183-0 Telefax: 04331/ 189

Kappeln, den......

Umweltbericht zu B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln

INHALT SEITE

1. EINLEITUNG...... 1 1.1 Anlass ...... 1 1.2 Aufgabe und Inhalt des Umweltberichtes ...... 1 1.2.1 Allgemeine Rechtsgrundlagen...... 1 1.2.2 Ziele und Inhalt des Umweltberichtes ...... 2 1.3 Beschreibung des Vorhabens...... 2 1.3.1 Ziele und Inhalte des B-Planes...... 2 1.3.2 Naturschutzrechtliche Festsetzungen ...... 6 1.3.3 Bedarf an Grund und Boden...... 15 1.4 Ziele des Umweltschutzes ...... 16 1.4.1 Fachgesetze ...... 16 1.4.2 Schutzgebiete und -objekte...... 17 1.4.3 Planerische Vorgaben ...... 19 1.4.3.1 Gesamtplanung...... 19 1.4.3.2 Landschaftsplanung ...... 21 1.4.4 Berücksichtigung der Ziele des Umweltschutzes bei der Aufstellung des B-Plan Nr. 65 ...... 22

2. BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER UMWELTAUSWIRKUNGEN...... 23 2.1 Schutzgüter - Bestand, Auswirkungen und Maßnahmen ...... 23 2.1.1 Vorgehensweise ...... 23 2.1.2 Schutzgut Boden ...... 25 2.1.3 Schutzgut Wasser - Grundwasser...... 28 2.1.4 Schutzgut Wasser – Oberflächengewässer ...... 31 2.1.5 Schutzgut Klima...... 34 2.1.6 Schutzgut Luft...... 36 2.1.7 Schutzgut Pflanzen...... 38 2.1.8 Schutzgut Tiere ...... 42 2.1.9 Schutzgut Biologische Vielfalt ...... 52 2.1.10 Schutzgut Landschaft ...... 54 2.1.11 Schutzgut Mensch ...... 58 2.1.12 Kultur- und sonstige Sachgüter ...... 63 2.1.13 Wechselwirkungen und -beziehungen ...... 64 2.1.14 Zusammenfassende Darstellung der zu erwartenden erheblichen Umweltauswirkungen ...... 66 2.2 Schutzgebiete und -objekte ...... 70 2.2.1 Natura 2000-Gebiete ...... 70 2.2.1.1 Zusammenfassende Darstellung der FFH-Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet DE-1423-394 " und Schleimünde incl. vorgelagerte Flachgründe"...... 71 2.2.1.2 Zusammenfassende Darstellung der FFH-Verträglichkeitsprüfung für das Vogelschutzgebiet DE-1423-491 "Schlei"...... 75

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2.2.2 Naturschutzgebiet gemäß § 16 LNatSchG...... 76 2.2.3 Einstweilige Sicherstellung gemäß § 22 LNatSchG...... 76 2.2.4 Landschaftsschutzgebiet (LSG) gemäß § 18 LNatSchG ...... 77 2.2.5 Gesetzlich geschützte Biotope gemäß § 25 LNatSchG ...... 77 2.2.6 Wald gemäß Landeswaldgesetz (LWaldG)...... 77 2.2.7 Schutzstreifen an Gewässern gemäß § 26 LNatSchG ...... 77 2.2.8 Artenschutzrechtliche Bestimmungen ...... 78 2.3 Eingriffsregelung ...... 79 2.4 Prognose bei Nichtdurchführung des Vorhabens...... 80 2.5 Anderweitige Planungsmöglichkeiten ...... 81

3. ERGÄNZENDE ANGABEN...... 81 3.1 Hinweise auf Kenntnislücken...... 81 3.2 Überwachung...... 82

4. ZUSAMMENFASSUNG...... 84

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1. EINLEITUNG

1.1 Anlass

Um die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Entwicklung einer wirtschaftlich touristischen Anlage auf dem Gelände des vormaligen Marinestützpunktes Olpenitz zu schaffen, wurde von der Stadt Kappeln die Aufstellung des B-Planes Nr. 65 beschlossen.

Anlass der Planung ist die Konversion einer vormaligen Bundeswehr-Liegenschaft. Das Gebiet wurde mit dem B-Plan Nr. 56 hierzu bereits überplant. Auf Grund gerichtlicher Entscheidungen wurde jedoch eine Neuplanung notwendig, die mit dem B-Plan Nr. 65 erfolgt.

Detailliertere Informationen zu diesem Thema können der Begründung zum B-Plan entnommen werden.

1.2 Aufgabe und Inhalt des Umweltberichtes

1.2.1 Allgemeine Rechtsgrundlagen

Der Aufstellungsbeschluss für den B-Plan Nr. 65 wurde am 25.05.2009 gefasst. Das Verfahren wird nach den Vorschriften des Baugesetzbuches (BauGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. September 2004 durchgeführt.

Die Ermittlung der voraussichtlich erheblichen Umweltauswirkungen erfolgt gemäß § 2 Abs. 4 BauGB für die Belange des Umweltschutzes, welche in § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB und § 1a BauGB definiert sind, im Rahmen einer Umweltprüfung (UP). Diese führt die erforderlichen Prüfungen unter einem Dach zusammen.

Gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 7 ist zu prüfen, ob die Planung erhebliche Auswirkungen hat auf:

a) Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen so- wie die Landschaft und die biologische Vielfalt,

b) die Erhaltungsziele und den Schutzzweck der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und der Europäischen Vogelschutzgebiete im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes,

c) den Menschen und seine Gesundheit sowie die Bevölkerung insgesamt,

d) Kulturgüter und sonstige Sachgüter,

e) die Vermeidung von Emissionen sowie der sachgerechte Umgang mit Abfällen und Ab- wässern,

f) die Nutzung erneuerbarer Energien sowie die sparsame und effiziente Nutzung von Ener- gie,

g) die Darstellungen von Landschaftsplänen sowie von sonstigen Plänen, insbesondere des Wasser-, Abfall- und Immissionsschutzrechtes,

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h) die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität in Gebieten, in denen die durch Rechtsver- ordnung zur Erfüllung von bindenden Beschlüssen der Europäischen Gemeinschaften festgelegten Immissionsgrenzwerte nicht überschritten werden,

i) die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Belangen des Umweltschutzes nach den Buchstaben a, c und d.

Des Weiteren ist zu prüfen, ob die in § 1a BauGB genannten ergänzenden Vorschriften zum Um- weltschutz eingehalten werden. Hierzu gehört:

− der sparsame und schonende Umgang mit Grund und Boden (Abs. 2),

− die Berücksichtigung der Eingriffsregelung nach dem Bundesnaturschutzgesetz (Abs. 3) sowie

− falls ein Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung oder ein Europäisches Vogelschutzgebiet erheblich beeinträchtigt werden kann, die Anwendung der Vorschriften des Bundesnaturschutz- gesetzes über die Zulässigkeit und Durchführung von derartigen Eingriffen einschließlich der Einholung der Stellungnahme der Kommission (Abs. 4).

Die aufgrund der Umweltprüfung ermittelten und bewerteten Belange des Umweltschutzes sind gemäß § 2a BauGB in einem Umweltbericht darzulegen. Dieser bildet einen gesonderten Teil der Begründung.

Um den Umfang und Detaillierungsgrad der Umweltprüfung zu bestimmen, sind Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange, deren Aufgabenbereich durch die Planung berührt werden kann, gemäß § 4 Abs. 1 BauGB zu unterrichten und zur Äußerung aufzufordern. Dieses wurde am 12.05.2009 durchgeführt.

1.2.2 Ziele und Inhalt des Umweltberichtes

Die Aufgabe des Umweltberichtes liegt darin, die Umweltbelange in den Planungsprozess einzu- stellen und die Ergebnisse der Umweltprüfung zu dokumentieren.

Die Inhalte des vorliegenden Umweltberichtes sind entsprechend den Vorgaben der Anlage zu § 2 Abs. 4 sowie §§ 2a und 4c BauGB zusammengestellt worden.

1.3 Beschreibung des Vorhabens

1.3.1 Ziele und Inhalte des B-Planes

Zielsetzung für den B-Plan Nr. 65 ist die Schaffung von Rechtsgrundlagen zur Entwicklung des ehemaligen Marinestützpunktes Olpenitz zu einem Ferien-, Touristik- und Freizeitzentrum.

Die Stadt Kappeln beabsichtigt das Gebiet des vormaligen Marinestützpunktes Olpenitz im Rah- men der Konversion von ehemaligen Bundeswehrliegenschaften einer touristischen Nachnutzung zuzuführen. Sie folgt dabei dem Konzept des Erwerbers der betroffenen Grundstücke, das sich die

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Vorgesehen ist die Errichtung einer in sich schlüssigen, dauerhaft wirtschaftlichen touristischen Anlage, die das vorhandene, aus der Lage und der Vornutzung übernommene hohe Potential unter besonderer Würdigung umweltrelevanter Sachverhalte optimal nutzt.

Schwerpunkt und Alleinstellungsmerkmal ist die konsequente Zuwendung zu dem vorhandenen, ca. 80 ha großen und durchgängig fast 7 m tiefen Hafen und die Einbeziehung der angrenzenden Schlei und der Ostsee im Rahmen der durch Umweltsachverhalte begrenzten Möglichkeiten in das Konzept.

Im Mittelpunkt steht das infrastrukturell hochwertig ausgestattete gewässerbezogene Ferienwoh- nen in allen Facetten. Dazu wird der vorhandene Hafen im Interesse der Gewinnung baulich nutz- barer Uferzonen teils erweitert, teils aber auch eine Verbreiterung der Molen und die Anlage von Inseln überbaut.

Das Ferienwohnen erfolgt demnach entlang der Ufer des Hafens in seiner weitgehend erhaltenden Grundstruktur, der Halbinseln, geplanter Inseln sowie der planerisch erweiterten und ausgebauten geplanten Molen.

In Außenstrandnähe (am Weidefelder Strand) und auf einer der geplanten Inseln dominiert Hotel- wohnen und Ferienwohnen in kompakterem Geschossbau.

Eine überdurchschnittlich gewässerbezogene Ferienwohnform soll durch Ferienhäuser auf Pon- tons und / oder Plattformen direkt über der Wasserfläche ermöglicht werden.

Ein weiteres Ferienwohnareal wird durch die Schaffung einer großräumigen Flusslandschaft durch die mäanderartige Umgestaltung des Schleibaches im Vorhabensgebiet geschaffen.

In der Summe ist die Realisierung einer Gesamtkapazität von ca. 7.000 Betten vorgesehen.

Bezeichnend für die künftige Anlage Port Olpenitz ist ihr hoher geplanter Anteil an touristischer Infrastruktur. Sie schließt Sport- und Freizeitanlagen in großer Bandbreite ebenso ein, wie kulturel- le, museale und kirchliche Angebote.

Exemplarisch ist hierfür ein hügelartig erdreichüberdeckt gestalteter Freizeitbereich mit Eiswelt, Badelandschaft, Indoor-Spiel- und Sporthallen, sowie die Kultur- und Informationsangebote des Olpenitzeums, die Seebrücke mit Seebrückenrestaurant und die vorgesehene Tauchgondel im- Kopfbereich der Außenmole. Die maximale Höhe des Multifunktionshügels wird 20 m ü. NN betra- gen und liegt damit rund 16,5 m über der aktuellen Geländeoberkante.

Der Hinwendung zum Wassersporttourismus wird das Vorhaben durch eine Reihe von wassertou- ristisch geprägten Dienstleistungen gerecht. So können insgesamt ca. 2.500 Bootsliegeplätze (Merkel Ingenieur Consult 2009) errichtet und dauerhaft unterhalten werden. Gesichert sind zudem ausreichende Winterbootsliegeplätze in geschlossenen Räumen, Kran und Slipdienste, Bootsbe- tankung, Fäkalien- und Bilgenwasserentsorgung sowie Reparaturen und Pflegedienste in einer kleinen Werft. Alle genannten wassertouristischen Dienstleistungen erfolgen in Regie eines einheit- lichen Hafenmanagements.

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Möglichkeiten zum ortsnahen Baden und Strandaufenthalt werden durch die Vergrößerung des Standbereichs im Hafenbecken des Vorhafens auf der Innenseite der Nordmole und durch den Einbezug eines Teils vom Weidefelder Strand in das Gesamtvorhaben geschaffen.

Das Plangebiet wird durch den Investor unter teilweiser Einbeziehung übernommener technischer Ver- und Entsorgungsanlagen und die Einbeziehung erneuerbarer Energien zukunftsorientiert er- schlossen. Dabei werden vertraglich übernommene Versorgungsanteile Dritter zu jedem Zeitpunkt gesichert, ersetzt oder an das künftige Ver- und Entsorgungsnetz dauerhaft angeschlossen.

Zur Gewährleistung der Verträglichkeit in dem hochwertigen naturräumlichen Umfeld mit den an- grenzenden hochrangigen Biotopen und Schutzgebieten werden umfangreiche Sicherungsmaß- nahmen vorgesehen. So wird vor allem der im Plangeltungsbereich liegende Teil der Olpenitzer Halbinsel von einer baulichen Entwicklung ausgenommen. Hier ist auf den ehemaligen Flächen des Marinestützpunktes die Entwicklung eines naturnahen Küstenbiotops geplant. Der gesamte vorgenannte Bereich einschließlich des vorgelagerten Strandes und des Nordhakens wird durch einen prädatorensicheren Zaun von der Feriensiedlung abgegrenzt. Auch der gesamte Bereich des Schleihaffs sowie der Dünenbereich am Weidefelder Strand wird durch gezielte Maßnahmen vor einer zusätzlichen Belastung geschützt.

In der Planzeichnung des B-Planes werden folgende Darstellungen getroffen, die hinsichtlich der Umweltbelange von Bedeutung sind:

− Der Plangeltungsbereich umfasst eine rund 159 ha große Fläche südlich der Schleimündung − Im Norden auf der Halbinsel Olpenitz sowie im Süden am Weidefelder Strand erfolgt die Aus- weisung von Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft (M1 bis M4) − Der Strandbereich auf der Innenseite der Nordmole sowie der Strandabschnitt am Weidefelder Strand sind als Öffentliche Grünfläche - Badeplatz, Freibad dargestellt − Am Südrand des Plangeltungsbereichs ist eine saumartige private Grünfläche – Baum- und Strauchpflanzungen dargestellt − Die Wasserfläche des Hafenbeckens ist überwiegend als Wasserfläche – Sportboothafen (W1) dargestellt. − An der Südmole befindet sich im Hafenbecken die Ausweisung einer Wasserfläche – Tauch- gondel (W2) − Am Norddamm sind zwei Teilbereiche des Hafens als Wasserfläche – Ferienwohnen auf dem Wasser (W3 und W4) dargestellt − Im südöstlichen Plangeltungsbereich befindet sich eine großräumige Wasserfläche in der Aus- formung einer Flusslandschaft − Im Bereich Norddamm, Nordmole, im südöstlichen Plangeltungsbereich sowie auf der westli- chen Seite der Halbinsel erfolgt die Ausweisung von Sondergebieten – Ferienhausgebiet (SO 1.1) mit einer Grundflächenzahl (GRZ) von 0,4 und einer maximal zulässigen Gebäudehö- he von 17 m − Auf zwei Inseln im Sportboothafen: Sondergebiete – Ferienhausgebiet (SO 1.2) mit einer GRZ von 0,4 und einer maximal zulässigen Gebäudehöhe von 20 m ü. NN

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− Im südlichen Plangeltungsbereich auf der Ostseite, vor dem Weidefelder Strand: Ferienhaus- gebiet (SO 1.3) mit einer GRZ von 0,4 und einer maximal zulässigen Gebäudehöhe von 18 m − Für die Sondergebiete 1.1 und 1.3 ist eine offene Bauweise vorgegeben, so dass Einzelhäu- ser, Doppelhäuser oder Hausgruppen errichtet werden, bei denen die Länge der Hausformen höchstens 50 m betragen darf. Für die Bebauung der Nordmole und einen Teil des Schleidam- mes wird durch die ausschließliche Ausweisung für Einzel- und Doppelhäuser die Bildung grö- ßerer Hausgruppen verhindert und so eine optisch aufgelockerte Bebauung vorgesehen. Im SO 1.2 (auf den Inseln) ist eine abweichende Bauweise möglich − Die Flächen an der Hafenstraße (südliche Kaimauer) bekommen die Zuweisung Sonstiges Sondergebiet – Ferienwohn- und Geschäftshäuser (SO 2.1) mit einer GRZ von 0,4 und einer maximal zulässigen Gebäudehöhe von 18 m − Auf der Ostseite der Halbinsel: Sonstiges Sondergebiet – Hotel (SO 2.2) mit einer GRZ von 0,6 und einer maximal zulässigen Gebäudehöhe von 22 m ü. NN − Auf der südwestlichen Insel im Sportboothafen: Sonstiges Sondergebiet Hotel auf Inseln (SO .2.3) mit einer GRZ von 0,6 und maximal zulässigen Gebäudehöhen von 18 m, 20 m und 24 m ü. NN − Im südwestlichen Plangeltungsbereich liegen Sonstige Sondergebiete – Mulitfunktionsbe- reich (SO 2.4). Als Oberbegrenzung wird eine maximal zulässige Höhe von 20 m ü NN festge- setzt. Die GRZ beträgt 0,8 − Am Molenkopf der nördlichen Innenmole entsteht ein Sonstiges Sondergebiet - Yachtclub (SO 2.5) mit einer GRZ von 0,8 und einer maximal zulässigen Gebäudehöhe von 20 m ü. NN − Auf dem Molenkopf der Südmole sowie am Beginn und am Ende der südlichen Innenmole sind Sonstige Sondergebiete – Seebrückenrestaurant / Hafenmeister (SO 2.6) mit einer GRZ von 0,4 bzw. am Molenkopf mit einer Grundfläche von 150 m² und maximal zulässigen Gebäu- dehöhen von 20 m und 33,50 m ü. NN ausgewiesen − Im Eingangsbereich zum Port Olpenitz befindet sich das Sonstige Sondergebiet – Kultur (SO 2.7) mit einer Grundfläche von 3.000 m² und einer maximal zulässigen Gebäudehöhe von 20 m ü. NN − Am Ende der geplanten Lagune ist ein Sonstiges Sondergebiet Kirche / Kultur (SO 2.8) mit einer Grundfläche von 700 m² und einer maximal zulässigen Gebäudehöhe von 23.50 m ü. NN ausgewiesen − Für die Sonstigen Sondergebiete, welche die Bebauung an der westlichen und südlichen Kante des Innenhafens, auf der südwestlichen Hafeninsel, an der westlichen Hafenkante des Außen- hafens und entlang des Weidefelder Strandes regelt, wird in der Regel eine abweichende Bauweise bestimmt. Für einzelne kleinflächige Teilgebiete gilt die offene Bauweise. − Das Gebiet wird über private und öffentliche Verkehrsflächen erschlossen − In der Nähe des Eingangsbereichs zum Port Olpenitz befinden sich Flächen für Versorgungs- anlagen − Nachrichtlich übernommen sind in der Planzeichnung des B-Plans folgende Zuweisungen: Landschaftsschutzgebiet, Europäisches Vogelschutzgebiet, Gebiet gemeinschaftlicher Bedeu-

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tung nach Artikel 4 Abs. 2 FFH-Richtlinie, Biotope gemäß § 25 LNatSchG, Deichschutzstreifen gemäß § 70 Abs. 1 LWG, Umgrenzung der Flächen, deren Böden erheblich mit umweltgefähr- deten Stoffen belastet sind (hier: Kontaminationsverdachtsflächen mit Handlungsbedarf), Ver- lauf einer Richtfunktrasse sowie hochwassergefährdete Bereiche.

Die textlichen Festsetzungen im Textteil-B enthalten weitere Vorgaben für zulässige Nutzungen, zur Gestaltung und zum Immissionsschutz sowie naturschutzrechtliche Festsetzungen. Die voll- ständigen Inhalte sind den Angaben des B-Planes zu entnehmen. Die naturschutzrechtlichen Fest- setzungen werden im anschließenden Kapitel aufgeführt und begründet. Die Begründung zum B-Plan Nr. 65 gibt darüber hinaus detaillierte Auskunft über die geplanten Nutzungen.

1.3.2 Naturschutzrechtliche Festsetzungen

Im B-Plan werden zur Vermeidung möglicher erheblicher Beeinträchtigungen sowie zur Kompensa- tion von Eingriffen in Natur und Landschaft naturschutzrechtliche Festsetzungen getroffen. Sie werden im Folgenden dargestellt und kurz begründet.

1. Neupflanzungen der Grünfläche am Süd-West und Südrand: Im Bereich der Grünfläche am Süd-West und Südrand des Plangebiets sind Baum- und Strauchpflanzungen aus heimi- schen Gehölzen anzulegen. Dabei sind je 200 qm mindesten 100 Sträucher und 2 Bäume zu pflanzen. Es sind die Arten und Qualitäten der Pflanzliste 1 zu verwenden. (§ 9 Abs. 1 Nr. 25 a Bau GB). Begründung: Die Baum- und Strauchpflanzungen vor Ort sind notwendig zur Vermeidung ar- tenschutzrechtlicher Konflikte hinsichtlich europäischer Vogelarten und dienen als Ausgleich für Eingriffe in Gehölzbestände sowie zur landschaftsgerechten Wiederherstellung des Land- schaftsbildes.

2. Bepflanzung des Multifunktionsbereichs: Im Multifunktionsbereich sind Gebäude mit einer Erdschicht aus Mutterboden in einer Schichtdicke von mindestens 50 cm zu überdecken. Die Erdreichüberdeckung und die übrigen Bereiche außerhalb von Gebäuden sind wie folgt zu be- grünen: Mindestens 20 % der Oberflächen der Erdreichüberdeckung sind mit Sträuchern zu bepflan- zen. Die einzelnen Pflanzflächen müssen zwischen 50 und 1.000 m² aufweisen. Es sind die Qualitäten und Arten der Pflanzliste 1 zu verwenden. Die übrigen Oberflächen der Erdreichüberdeckung sind als Vegetationsflächen anzulegen und extensiv zu pflegen. Das Ausbringen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln ist unzulässig. Ausnahmsweise kann ein Verzicht auf die Erdreichüberdeckung und Begrünung zugelassen werden für Fensterflächen sowie für technische Bauteile wie Schornsteine, Aufzüge oder Be- lüftungsanlagen. Die nicht erdreichüberdeckten und begrünten Bereiche dürfen jeweils eine Oberfläche von 250 m² und in Bezug auf das gesamte Gebäude einen Anteil von 10 % der Gesamtoberfläche nicht übersteigen. (§§ 9 Abs. 1 Nr. 20 und 25, 1 a Abs. 3 Satz 2 BauGB)

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Begründung: Die Bepflanzung des Multifunktionsbereichs mit Sträuchern und die Anlage von Vegetationsdecken, die extensiv zu pflegen sind, werden zur Vermeidung von artenschutz- rechtlichen Konflikten hinsichtlich europäischer Vogelarten festgesetzt. Gleichzeitig dient die Bepflanzung mit Sträuchern als Ausgleich für Eingriffe in Gehölzbestände. Dünge- und Pflan- zenschutzmittel dürfen nicht ausgebracht werden, damit sich artenreiche Pflanzen- und Insek- tenbestände ansiedeln können, die eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung eines ge- eigneten Lebensraums der zu unterstützenden Vogelarten bilden. Insgesamt stellt die Begrü- nung des Multifunktionsbereichs eine Minimierungsmaßnahme für Eingriffe in das Land- schaftsbild dar.

3. Bepflanzung von Parkplätzen und Stellplatzanlagen: Im Bereich von Parkplätzen oder Stellplatzanlagen mit mindestens 4 Parkständen oder Stellplätzen ist je angefangene 4 Park- stände oder Stellplätze mindestens 1 standortgerechter, großkroniger Laubbaum zu pflanzen. Dabei sind mindestens folgende Pflanzqualitäten zu verwenden: Hochstamm, mit durchge- hendem Leittrieb, 3 x verpflanzt, aus extra weitem Stand, mit Drahtballierung, Stammumfang 18 – 20 cm. (§§ 9 Abs. 1 Nr. 25 a, 1 a Abs. 3 Satz 2 BauGB) Begründung: Die Baumpflanzungen dienen der Durchgrünung von Port Olpenitz und damit dem Ausgleich für Eingriffe in das Landschaftsbild. Gleichzeitig tragen die Bäume zur Vermei- dung von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen bei, da sie zusätzliche Lebensraum- strukturen für verschiedene Vogelarten darstellen.

4. Anzupflanzende Bäume: Bei anzupflanzenden Bäumen innerhalb versiegelter Flächen sind je Baum ein durchwurzelbares Volumen von mindestens 12 m³ sowie eine unversiegelte Baumscheibe von mindestens 4 m² herzustellen. (§§ 9 Abs. 1 Nr. 25 a, 1 a Abs. 3 Satz 2 BauGB) Begründung: Durch diese Festsetzung wird ein Maß an Durchwurzelungsraum gewährleistet, dass eine dauerhafte und nachhaltige Entwicklung des Baums gewährleistet.

5. Grundstücksbegrünung: Die nicht überbauten Flächen der bebauten Grundstücke sind gärt- nerisch anzulegen oder naturnah zu belassen und zu unterhalten, soweit diese Flächen nicht für eine andere zulässige Verwendung benötigt werden. Bei Gehölzpflanzungen sind standort- gerechte Laubgehölze zu verwenden. (§§ 9 Abs. 1 Nr. 20, 1a Abs. 3 Satz 2 BauGB; vgl. auch § 9 Abs. 1 LBO). Begründung: Diese Festsetzung erfolgt, damit keine nicht benötigten Versiegelungen verblei- ben oder entstehen und somit Belastungen des Schutzgutes Boden und des Schutzgutes Landschaftsbild minimiert werden.

6. Befestigungen von Zufahrten und Stellplätzen: Zufahrten und Stellplätze sind offenporig (z.B. Pflaster mit breiten Rasenfugen, Rasengittersteine etc.) auszubilden. Befestigungen des Unterbaues - z.B. in Beton - sind unzulässig. (§§ 9 Abs. 1 Nr. 20, 1 a Abs. 3 Satz 2 BauGB) Begründung: Die offenporige Ausbildung von Zufahren und Stellplätzen dient der Verringerung von Vollversiegelungen und damit einer Minimierung der Belastung der Schutzgüter Boden und Wasser. Sie tragen zur Erhaltung einer erforderlichen Grundwasserneubildung sowie zur Regenwasserrückhaltung bei.

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7. Naturnahe Gestaltung der Flusslandschaft: Die Wasserflächen mit der Zweckbestimmung Flusslandschaft sind naturnah mit geschwungenen Uferlinien sowie wechselnden Böschungs- neigungen und Wassertiefen anzulegen. (§§ 9 Abs. 1 Nr. 20, 1 a Abs. 3 Satz 2 BauGB) Begründung: Durch die genannte Gestaltung der Gewässeranlage werden Grundvorausset- zungen für die Ausbildung von naturnahen Pflanzengesellschaften- und Tierlebensräumen ge- schaffen. Dieses gilt als Ausgleich für die Eingriffe in den Boden, die großräumig durch die An- lage der Flusslandschaft entstehen, und der damit verbundenen Beseitigung von Pflanzenge- sellschaften und faunistischen Lebensräumen allgemeiner Bedeutung.

8. Bepflanzung und Zaun entlang des Norddamms: Im Bereich der Maßnahmenfläche M3 entlang der Nordseite des Norddamms ist eine zweireihige geschnittene Hecke aus standort- gerechten Gehölzen mit einem innenliegenden Zaun anzulegen. Der Zaun muss eine Höhe von mind. 1,2 m über Gelände aufweisen. (§§ 9 Abs. 1 Nr. 25 a, 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB) Begründung: Die Errichtung des Zaunes soll den Zutritt zum Küstenbereich der Schlei und zur Olpenitzer Halbinsel vom Feriengebiet aus verhindern. Dieses ist notwendig, damit durch das geplante Vorhaben keine artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände bewirkt und keine erheb- lichen Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes und des EU-Vogelschutzgebietes ausgelöst wer- den. Um den Zaun landschaftsgerecht einzubinden und nicht als optischen Störfaktor in Er- scheinung treten zu lassen, werden die Vorgaben der Heckenumpflanzung getroffen. Die Vor- gabe standortgerechter Gehölze soll die Verwendung von Gehölzarten ausschließen, die sich auf den vorliegenden Standortverhältnissen nicht entfalten können. Die Mindesthöhenangabe für den Zaun ist für die Funktion als Übertretungsschutz erforderlich.

9. Schutzzaun: Im Bereich der Maßnahmenfläche M4 zwischen dem Sondergebiet 1.1und der Halbinsel Olpenitz ist am Fuß der Böschung des Norddammes ein prädatorensicherer Schutz- zaun anzulegen. Der Zaun ist mit mindestens 2m Höhe und aufgesetztem, abgewinkeltem Überkletterschutz aus mind. 4 Spanndrahtreihen zu erstellen. Der Zaun ist aus prädatoren- dichtem Material zu errichten und mindestens 30 cm tief in den Boden einzubinden. (§ 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB) Begründung: Der prädatorensichere Zaun stellt sicher, dass durch die bauliche Gestaltung des Zaunes keine Füchse, Marder, Haustiere oder weitere Prädatoren, die eine Gefährdung für die schützenswerten Vogelbestände bedeuten, auf die Olpenitzer Halbinsel gelangen. Weiterhin trägt der Zaun dazu bei, das Betretungsverbot der Halbinsel Olpenitz vollständig eingehalten wird. Diese Maßnahme ist notwendig, um vollständig ausschließen zu können, dass durch das geplante Vorhaben artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände bewirkt oder erhebliche Beein- trächtigungen des FFH-Gebietes und des EU-Vogelschutzgebietes ausgelöst werden.

10. Beleuchtungsanlagen: Anlagen der Außenbeleuchtung an der Nordseite der Bebauung auf dem Norddamm sind so einzurichten, dass sie vorwiegend nach unten und nach Süden ab- strahlen. Beleuchtungsanlagen, die direkt in Richtung Schleihaff strahlen sind unzulässig. Als Beleuchtungsmittel sind in diesem Bereich Natriumdampflampen oder alternative Produkte mit Gelblicht zu verwenden. (§ 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB) Begründung: Diese Festsetzung dient einer Minimierung der Auswirkung von Lichtemissionen auf empfindliche Tierbestände. Dieses bedeutet vor allem im Gebiet der Schlei nördlich von

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Port Olpenitz eine Minimierung von Beeinträchtigungen für charakteristische Tierarten der Le- bensraumtypen des FFH-Gebiets.

11. Entwicklung eines naturnahen Küstenbiotops: Die "Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft" auf der Halbinsel Olpenitz mit der Bezeichnung M1 ist zu einem naturnahen Küstenbiotop zu entwickeln. Im Bereich der ehemals baulich genutzten Flächen sind alle Versiegelungen mit Ausnahme des Küstendeck- werks zu entfernen. Weiterhin ist in diesem Bereich die gesamte Vegetationsdecke zu entfer- nen und die Geländehöhe durch Bodenabtrag und Modellierung in einen naturnäheren Zu- stand zu versetzen. Die gesamte Fläche mit der Bezeichnung M1 ist in der Folge der natürli- chen Sukzession zu überlassen. (§§ 9 Abs. 1 Nr. 20, 1 a Abs. 3 Satz 2 BauGB) Hinweise: 1. Die Anforderungen des Küstenschutzes sind zu berücksichtigen. 2. Pflegemaß- nahmen sind nur zulässig, soweit sie im Rahmen einer FFH-Managementplanung oder der Schutzgebietsbestimmungen vorgesehen werden. Begründung: Die Entwicklung zu einem naturnahen Küstenbiotop dient im Wesentlichen zur Bereitstellung neuer Lebensräume für die im Marinestützpunkt ansässigen Seevögel. Gleich- zeitig stellt sie einen Puffer zwischen dem FFH-Gebiet und der intensiven touristischen Nut- zung dar. Damit hat die Maßnahme vor allem faunistische und hierauf begründet auch arten- schutzrechtliche Bedeutung. Gleichzeitig wird die Entwicklung von Flächen des ehemaligen Marinestützpunktes zu einem naturnahen Küstenbiotop dem Ausgleich für vorhabenbezogene Eingriffe in Vegetationsbestände besonderer Bedeutung und dem Ausgleich von Eingriffen in den Boden zugeordnet. Die Entfernung von Vegetation und Bodenabtrag dient dazu, naturfer- ne Materialien und Nährstoffansammlungen aus dem Gebiet zu entfernen, um eine möglichst naturnahe Entwicklung zu ermöglichen. Die Hinweise auf den Küstenschutz und die FFH- Managementplanung bzw. Schutzgebietsbestimmungen dienen dazu, Konflikte mit dem Küs- tenschutz, mit Natura-2000- Gebieten und mit Naturschutzgebieten zu vermeiden.

12. Küstendüne: Der Bereich am Weidefelder Strand mit der Bezeichnung M2 ist als Küstendüne zu sichern und zu pflegen. Hierzu ist das Gebiet landschaftsraumtypisch auszuzäunen. Im Ab- stand von maximal 75 m sind insgesamt 3 Bohlenübergänge einzurichten. (§ 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB) Begründung: Die Maßnahme dient dazu, dass ein zunehmender Nutzungsdruck auf die Küs- tendüne durch Strandbesucher vermindert wird. Durch die Anlage der Bohlenwege wird der Besucherverkehr auf wenige Teilbereich beschränkt und die verbleibende Fläche entlastet. Dieses dient der Erhaltung eines gemäß § 25 LNatSchG geschützten Biotops.

13. Ersatz von Hartsubstratflächen: Bei Beseitigung von Hartsubstratflächen (Steinschüttungen) in den Böschungsbereichen des Hafens oder der Molen durch Baumaßnahmen sind neue Hartsubstratflächen in mindestens dem selben Flächenumfang innerhalb des Hafenbeckens neu zu erstellen. (§§ 9 Abs. 1 Nr. 20, 1 a Abs. 3 Satz 2 BauGB) Begründung: Die Hartsubstratflächen können Lebensräume schützenswerter Pflanzen- und Tierarten darstellen. Durch die genannte Festsetzung wird der Ausgleich für Eingriffe in Natur und Landschaft gesichert. Da die Hartsubstrate Laichgebiet des Herings sowie weiterer Fisch- arten darstellen, bedeutet die Sicherung des Ausgleichs gleichzeitig, dass erhebliche Beein- trächtigungen von charakteristischen Arten der FFH-Lebensraumtypen vermieden werden.

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14. Nisthilfen für Vogelarten: Innerhalb des Plangebiets oder im räumlichen Umfeld von bis zu 2 km um das Plangebiet sind an geeigneten Standorten Nisthilfen für folgende Vogelarten einzu- richten:

Art Erforderliche Anzahl

Rauchschwalbe 40

Mehlschwalbe 55

Haussperling 23

Trauerschnäpper 4

Turmfalke 1

Dohle 2

(§§ 9 Abs. 1 Nr. 20, 1 a Abs. 3 Satz 2 BauGB) Begrünung: Die Nisthilfen sind notwendig, damit durch das Vorhaben beseitigte Nistmöglichkeiten in räumlicher Nähe wieder hergestellt werden und kein artenschutzrechtlicher Verbotstatbestand eintritt.

15. Spaltkästen für Fledermäuse: Innerhalb des Plangebiets oder im räumlichen Umfeld von bis zu 2 km um das Plangebiet sind an geeigneten Standorten Quartiere für folgende Fledermausar- ten einzurichten:

Art Erforderliche Anzahl

Zwergfledermaus 38 Spaltenkasten

Mückenfledermaus 48 Spaltenkasten

Begründung: Die Nisthilfen sind notwendig, damit durch das Vorhaben beseitigte Nistmöglichkeiten in räumlicher Nähe wieder hergestellt werden und kein artenschutzrechtlicher Verbotstatbestand eintritt.

Anmerkungen:

Neben den durch Bebauungsplan festgesetzten Maßnahmen sollen in dem städtebaulichen Ver- trag weitere Regelung zum Natur- und Landschaftsschutz getroffen werden. Sie werden im Fol- genden dargestellt und kurz begründet.

− Auf dem Flurstück 4 der Flur 63 in der Gemarkung Rüde ist zur Kompensation von Eingriffen auf einer Fläche von 58.863 m² ein naturnaher Laubwald zu entwickeln. Bei der Fläche handelt es sich um intensiv genutztes Ackerland. Dieses ist inselartig mit Initi- alpflanzungen aus standortheimischen Gehölzen zu versehen und anschließend einer natürli- chen Sukzession zu überlassen. Begründung: Die Maßnahme dient zum biotopentsprechenden Ausgleich für Eingriffe in Ge- hölzstrukturen im B-Plangebiet.

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− Zur Kompensation von Eingriffen werden 18.805 m² Aufforstung aus einem von der Forstbehör- de Nord anerkannten Ausgleichsflächenpools ausgebucht. Es handelt sich um Flächenanteile des insgesamt 37.320 m² großen Flurstücks 41 der Flur 9 in der Gemarkung Uelsby, welches sich in Privatbesitz befindet. Die Aufforstung ist im November 2007 erfolgt und von der zuständigen Forstbehörde abgenommen worden. Die Flächen wurden mit standortheimischen Bäumen nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis ordnungs- gemäß, nachhaltig und naturnah durchgeführt. Begründung: Die Maßnahme dient größtenteils zum biotopentsprechenden Ausgleich für Ein- griffe in Gehölzstrukturen im B-Plangebiet, ein kleinerer Anteil wird zum Ausgleich für Eingriffe in den Boden benötigt.

− Zur Kompensation von Eingriffen werden aus dem beantragten Ökokonto "Dannewerk" der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein 15.046 m² ausgebucht. Auf der ehemaligen Intensivgrünlandfläche, die von dichten Knicks umgeben ist, soll die Ent- wicklung von mesohpilem Grünland durch Extensivbeweidung und die Anlage eines Weihers mit Sonderfunktion als Amphibienlaichgewässer gefördert werden. Hierzu ist die Anlage eines Weihers, extensive Beweidung und Knickpflege erforderlich. Die Maßnahme hat positive Aus- wirkungen auf Boden, Wasserhaushalt und Landschaftsbild. Begründung: Die Abbuchung erfolgt zur Kompensation von Eingriffen in den Boden und in Ru- deralfluren im B-Plangebiet. Der Ausgleich dieser Eingriffe bedarf keiner gesonderten biotop- entsprechenden Maßnahme, sondern kann durch allgemeingültige Aufwertungsmaßnahmen von Natur und Landschaft kompensiert werden. Hierfür ist die Inanspruchnahme der Ökokonto- fläche "Dannewerk" als geeignet anzusehen.

− Zur Kompensation von Eingriffen werden aus dem beantragten Ökokonto "Idstedt" der Stif- tung Naturschutz Schleswig-Holstein 4.363 m² ausgebucht. Auf der ehemaligen artenarmen Intensivgrünlandfläche in bzw. an einer Fließgewässerniede- rung soll ein Komplex aus wechselfeuchten Wiesen, mesophilem Grünland, Weihern mit Funk- tion als Amphibienlaichgewässer und Röhrichten entwickelt werden. Hierzu ist ein Verschluss von Entwässerungsgräben, die Anlage eines Kleingewässers, die Abzäunung eines Uferrand- streifens am Fließgewässer und eine extensive Beweidung erforderlich. Die Maßnahme hat po- sitive Auswirkungen auf Boden und Wasserhaushalt sowie das Landschaftsbild. Begründung: Die Abbuchung erfolgt zur Kompensation von Eingriffen in den Boden und in Ru- deralfluren im B-Plangebiet. Der Ausgleich dieser Eingriffe bedarf keiner gesonderten biotop- entsprechenden Maßnahme, sondern kann durch allgemeingültige Aufwertungsmaßnahmen von Natur und Landschaft kompensiert werden. Hierfür ist die Inanspruchnahme der Ökokonto- fläche "Idstedt" als geeignet anzusehen.

− Zur Kompensation von Eingriffen werden aus dem in Anerkennung stehenden Ökokonto "Vollstedt" der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein 2.793 m²/Punkte ausgebucht. Es handelt sich um Acker- und Intensivgrünland auf Sandböden mit kleinflächig integrierten Strukturen wie Kleingewässern, Gräben, Knicks und Kleingehölzen. Als Maßnahmen sind die Entwicklung von Grünland und extensives Grünland, eine teilweise Aufhebung der Binnenent- wässerung, die Anlage von Kleingewässern, die Anlage von Störstellen und die Renaturierung eines internen Knicks geplant. Begründung: Die Abbuchung erfolgt zur Kompensation von Eingriffen in den Boden und in Ru-

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deralfluren im B-Plangebiet. Der Ausgleich dieser Eingriffe bedarf keiner gesonderten biotop- entsprechenden Maßnahme, sondern kann durch allgemeingültige Aufwertungsmaßnahmen von Natur und Landschaft kompensiert werden. Hierfür ist die Inanspruchnahme der Ökokonto- fläche "Vollstedt" als geeignet anzusehen. Die Ökokontofläche "Vollsted" liegt im Naturraum südliches Hügelland, während die auszuglei- chenden Eingriffe im nördlichen Hügelland erfolgen. Generell werden Ökokonten im gleichen Naturraum des Eingriffsortes in Anspruch genommen. Da im nördlichen Hügelland keine Flä- chen zur Verfügung gestellt werden konnten, wird in diesem Fall alternativ auf eine Fläche in einem ähnlichen Naturraum zurückgegriffen. Dieses ist dadurch vertretbar, dass der überwie- gende Teil der externen Kompensation (97.077 m²) tatsächlich im nördlichen Hügelland abge- golten wird, und nur ein Rest von 2.793 m² im benachbarten Raum erfolgt.

− Zur Vermeidung von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen sowie erheblichen Beein- trächtigungen von FFH-Gebieten und deren Erhaltungszielen ist dafür Sorge zu tragen, dass baubedingte Schallimmissionen im Wasserkörper der Ostsee unterhalb des Schwellenwer- tes von 190 dBpk-pk re 1 µPa² Schalldruck und 160 dB re 1 µPa² s Schallenergie liegen. Sollten bei den Bautätigkeiten höhere Lärmpegel nicht vermeidbar sein, sind im Ausfahrtsbereich zwi- schen den Außenmolen technische Vorrichtungen vorzusehen, die den Lärmpegel so weit min- dern, dass der oben genannte Wert ostseeseitig dieser Vorrichtung nicht überschritten wird. Begründung: Diese Maßnahme ist erforderlich, um erhebliche Beeinträchtigungen des Schweinswals (Anhang II Art der FFH-Richtlinie) durch Schallimmissionen auszuschließen.

− Zur Vermeidung von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen sowie erheblichen Beein- trächtigungen von FFH-Gebieten, Vogelschutzgebieten und deren Erhaltungszielen ist dafür Sorge zu tragen, dass rastende Wasservögel nicht erheblich beeinträchtigt werden. Dazu ist ein Wasservogelmonitoring in Verbindung mit gegebenenfalls erforderlichen Vermeidungsmaß- nahmen vorzusehen. Vermeidungsmaßnahmen sind insbesondere für den Fall auszurichten, dass eine Nutzung des Sportboothafens beginnt, ohne dass Befahrensregelungen für das ge- plante Naturschutzgebiet „Oehe-Schleimünde“ in Kraft getreten sind, die einen ausreichenden Schutz der rastenden Wasservögel gewähren würden. In diesem Fall wäre für Motorboote die Ausfahrt aus dem Hafen für die Zeit vom 1. Oktober bis 31. März zu unterbinden.

− Zur Vermeidung von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen sowie erheblichen Beein- trächtigungen von FFH-Gebieten, Vogelschutzgebieten und deren Erhaltungszielen ist dafür Sorge zu tragen, dass rastende Wasservögel nicht erheblich beeinträchtigt werden. Dazu ist ein Wasservogelmonitoring in Verbindung mit gegebenenfalls erforderlichen Vermeidungsmaß- nahmen vorzusehen. Vermeidungsmaßnahmen sind insbesondere für den Fall auszurichten, dass eine Nutzung der Ferienanlage beginnt, ohne dass Befahrensregelungen für das geplante Naturschutzgebiet „Oehe-Schleimünde“ in Kraft getreten sind, die einen ausreichenden Schutz der rastenden Wasservögel gewähren würden. In diesem Fall wäre durch geeignete ordnungs- rechtliche Maßnahmen ein Einsetzen von Surfern und Kitesurfern im Bereich der Bootsstegan- lage im Dort Olpenitz zu unterbinden.

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− Bauzeitenregelungen zur Vermeidung von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen für europäische Vogelarten: Baufeldräumung nicht in den Monaten März bis Juli. Begründung: Schutz der europäischen Vogelarten in der Brutzeit.

− Bauzeitenregelung zur Vermeidung von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen: Der Abriss von Gebäuden ist nur im Zeitraum vom 1. November bis 31. März zulässig. Abweichend von dieser Regelung kann der Abriss von Gebäuden auch außerhalb dieser Zeit vorgenommen werden, wenn zuvor gutachterlich geklärt wurde, dass sich in dem Gebäude keine besetzten Quartiere befinden. Begründung: Einige Gebäude werden von Fledermäusen als Quartiere genutzt. Ein Abriss die- ser Gebäude ist aus artenschutzrechtlichen Gründen nur außerhalb der Hauptquartierszeiten möglich, da in dieser Zeit die Quartiere nicht besetzt sind und Tötungen vermieden werden.

− Bauzeitenregelungen zur Vermeidung von erheblichen Beeinträchtigungen von FFH-Gebieten und deren Erhaltungszielen: Überbauung bzw. Überschüttung oder Entfernung von Hartsubstra- ten sowie einspülen von Baumaterialen und Böden im Hafenbecken außerhalb der Laichzeiten des Herings (Monate Februar bis Mai). Verhinderung des Eintrags von Schwebestoffen aus dem Hafenbereich in die Ostsee während der Bautätigkeit durch geeignete Vorrichtungen (Se- dimentsvorhänge, etc.)

− Direkteinleitung von gesammeltem Oberflächenwasser in das Schleihaff ist unzulässig. Begründung: Vermeidung von Gewässerverschmutzungen und Schwebstoffeinträgen im Be- reich von zu schützenden FFH-Lebensraumtypen.

− Baustellenregelung zur Vermeidung von Beeinträchtigungen des FFH-Vogelschutz- bzw. Na- turschutzgebiets. Die Anlage von Baustellen, Zuwegungen etc. sowie sonstige baubedingte Ar- beiten und Flächeninanspruchnahmen ist nur innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungs- plans und außerhalb der FFH-Vogelschutz- bzw. Naturschutzgebiet zulässig.

− Bei Feststellung einer unzureichenden Barrierewirkung von Zaun (M 3) und Hecke zwischen Baugebiet und Schleihaff: Ersetzung des festgesetzten Zaunes (M 3) durch eine bauliche Ab- grenzung mit einem höheren Wirkungsgrad. Begründung: Das Betreten oder Einbringen von Stoffen in diese Flächen soll verhindert werden, um erheblicher Beeinträchtigungen von Natura-2000-Gebieten zu vermeiden.

− Die Pflege der Zaunanlage (M 3) und der angrenzenden Hecken darf nur von Flächen außer- halb des FFH-Gebiets erfolgen. Das Schnittgut darf nicht in den Flächen des FFH-Gebiets ge- lagert werden. Begründung: Vermeidung von Eutrophierungen und damit Vermeidung von er- heblichen Beeinträchtigungen von Bestandteilen des FFH-Gebietes.

− Der prädatorensichere Schutzzaun (M 4) ist an beiden Enden mindestens 20 m in die Was- serfläche zu verlängern. Im Gewässerbereich kann der Zaun auf 1 m Höhe reduziert werden. Begründung: Sicherstellung der Wirksamkeit des Zaunes, damit Tiere und Menschen nicht um- den im B-Plan festgesetzten Zaun herum in das schützende Gebiet gelangen. Dieses ist erfor- derlich, um erhebliche Beeinträchtigungen von Natura 2000-Gebieten auszuschließen.

− Die benötigten Flächen für die Errichtung des prädatorensicheren Zaunes sind im Bereich des FFH-Gebiets auf das hierfür notwendige Minimum zu beschränken.

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− Der Bereich der Düne (M 2) ist während der Bauzeit zu den angrenzenden Sondergebieten durch einen Bauzaun abzugrenzen und von jeglichen Bau- und Lagerbetrieb freizuhalten. Begründung: Erhalt eines gemäß § 25 LNatSchG geschützten Biotops. Auch temporäre Schä- digungen würden zu nicht zulässigen dauerhaften Beeinträchtigungen führen.

Anlage, Pflanzenliste 1

Bäume 3 x verpflanzt, Stammumfang 18 – 20 cm: Spitz-Ahorn Acer platanoides Berg-Ahorn Acer pseudoplatanus Rot-Buche Fagus sylvatica Gemeine Esche Fraxinus excelsior Vogel-Kirsche Prunus avium Stiel-Eiche Quercus robur Trauben-Eiche Quercus petraea Winter-Linde Tilia cordata Sommer-Linde Tilia platyphyllos Berg-Ulme Ulmus glabra Feld-Ahorn Acer campestre Sand-Birke Betula pendula Hainbuche Carpinus betulus Echte Mehlbeere Sorbus aria Eberesche Sorbus aucuparia

Sträucher 1 x verpflanzt, Höhe 60 – 100 cm: Feld-Ahorn Acer campestre Berg-Ahorn Acer pseudoplatanus Gewöhnliche Berberitze Berberis vulgaris Hainbuche Carpinus betulus Blutroter Hartriegel Cornus sanguinea Gemeine Hasel Corylus avellana Eingriffliger Weißdorn Crataegus monogyna Rot-Buche Fagus sylvatica Gemeine Esche Fraxinus excelsior Gewöhnlicher Sanddorn Hippophae rhamnoides Hecken-Liguster Ligustrum ovalifolium Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare Gagelstrauch Myrica gale Vogel-Kirsche Prunus avium Schlehe Prunus spinosa Stiel-Eiche Quercus robur Hunds-Rose Rosa canina Filz-Rose Rosa tomentosa Brombeere Rubus spec.

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Sal-Weide Salix caprea Sand-Weide Salix repens argentea Schwarzer Holunder Sambucus nigra Eberesche Sorbus aucuparia Gemeiner Schneeball Viburnum opulus

1.3.3 Bedarf an Grund und Boden

Der räumliche Geltungsbereich des B-Plangebietes umfasst eine Fläche von rund 159 ha. Davon nehmen Sondergebiete 67,3 ha, Verkehrsflächen 8,8 ha, Flächen für Versorgungsanlagen 0,2 ha, Grünflächen 10,8 ha, Wasserflächen/Hafen 64,7 ha, Wasserflächen/Servicehafen 0,4 ha, Wasser- flächen/Flusslandschaft 4,5 ha und Ostsee 1,9 ha in Anspruch.

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1.4 Ziele des Umweltschutzes

1.4.1 Fachgesetze

Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) § 1 BNatSchG: "Natur und Landschaft sind aufgrund ihres eigenen Wertes und als Lebens- grundlagen des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedel- ten und unbesiedelten Bereich so zu schützen, zu pflegen und, soweit erforderlich, wiederher- zustellen, dass 1. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts, 2. die Regenerationsfähigkeit und nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, 3. die Tier- und Pflanzenwelt, einschließlich ihrer Lebensstätten und Lebensräume sowie 4. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert sind." § 19 Abs. 1 BNatSchG: "Der Verursacher eines Eingriffs ist zu verpflichten, vermeidbare Be- einträchtigungen von Natur und Landschaft zu unterlassen." § 19 Abs. 2 BNatSchG: "Der Verursacher ist zu verpflichten, unvermeidbare Beeinträchtigun- gen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege vorrangig auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder in sonstiger Weise zu kompensieren (Ersatzmaßnahmen). § 34 Abs.1 BNatSchG: "Projekte sind vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträg- lichkeit mit den Erhaltungszielen eines Gebiets von gemeinschaftlicher Bedeutung oder eines Europäischen Vogelschutzgebiets zu überprüfen." Verträglichkeit und Unzulässigkeit von Projekten sowie Ausnahmen sind in § 34 Abs. 2 bis Abs. 4 BNatSchG geregelt. Dem gemäß ist ein Projekt unzulässig, wenn es zu erheblichen Be- einträchtigungen eines EU-Vogelschutzgebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder dem Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen kann. Es sei denn, es bestehen zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich sozialer und wirtschaftlicher Art, und zumutbare Alternativen mit geringeren Beeinträchtigungen an anderer Stelle sind nicht gegeben. § 35 BNatSchG: "§ 34 ist entsprechend anzuwenden bei (..) 2. Sonstigen Plänen (..). § 42 BNatSchG stellt die zentrale nationale Vorschrift des besonderen Artenschutzes dar. Er beinhaltet für die besonders geschützten sowie die streng geschützten Tiere und Pflanzen un- terschiedliche Verbotstatbestände.

Wasserhaushaltsgesetz (WHG) § 1a Abs. 1 WHG: "Die Gewässer sind als Bestandteil des Naturhaushalts und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu sichern. Sie sind so zu bewirtschaften, dass sie dem Wohl der Allge- meinheit und im Einklang mit ihm auch dem Nutzen Einzelner dienen, vermeidbare Beeinträch- tigungen ihrer ökologischen Funktionen und der direkt von ihnen abhängigen Landökosysteme und Feuchtgebiete im Hinblick auf deren Wasserhaushalt unterbleiben und damit insgesamt ei- ne nachhaltige Entwicklung gewährleistet wird."

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Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) § 1 BBodSchG: "Zweck dieses Gesetzes ist es, nachhaltig die Funktionen des Bodens zu si- chern oder wiederherzustellen. Hierzu sind schädliche Bodenveränderungen abzuwehren, der Boden und Altlasten sowie hierdurch verursachte Gewässerverunreinigungen zu sanieren und Vorsorge gegen nachteilige Einwirkungen auf den Boden zu treffen. Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeinträchtigungen seiner natürlichen Funktionen sowie seiner Funktion als Ar- chiv der Natur- und Kulturgeschichte so weit wie möglich vermieden werden."

Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) § 1 Abs. 1 BImSchG: "Zweck dieses Gesetzes ist es, Menschen, Tiere und Pflanzen, den Bo- den, das Wasser, die Atmosphäre sowie Kultur- und sonstige Sachgüter vor schädlichen Um- welteinwirkungen zu schützen und dem Entstehen schädlicher Umwelteinwirkungen vorzubeu- gen." § 50 BImSchG: "Bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sind die für eine bestimm- te Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen, dass schädliche Umwelteinwirkun- gen und von schweren Unfällen im Sinne des Artikels 3 Nr. 5 der Richtlinie 96/82/EG in Be- triebsbereichen hervorgerufenen Auswirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiet sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete soweit wie möglich vermieden werden."

1.4.2 Schutzgebiete und -objekte

• Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiet gemäß Richtlinie 92/43/EWG Der Plangeltungsbereich ist seeseitig vom FFH-Gebiet "DE-1423-394 "Schlei incl. Schleimünde und vorgelagerte Flachgründe" umgeben. Es liegt auch ein Teilbereich des Plangeltungsbe- reichs im FFH-Gebiet, und zwar der ostseitige Strand der Olpenitzer Halbinsel. Das FFH-Gebiet gehört zu dem System von FFH- und EU-Vogelschutzgebieten (Natura 2000), das gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union vom 21. März 1992 (FFH-RL) nach ein- heitlichen EU-Kriterien zu entwickeln und zu schützen ist. Pläne und Projekte sind vor ihrer Zu- lassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen des Schutzgebietes zu überprüfen.

• Europäisches Vogelschutzgebiet (VSchG) gemäß Richtlinie 79/409/EWG Der Plangeltungsbereich ist seeseitig vom VSch-Gebiet DE-1423-491 "Schlei" umgeben. Das VSch-Gebiet gehört zu dem System von FFH- und EU-Vogelschutzgebieten (Natura 2000), das gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union vom 21. März 1992 (FFH- RL) nach einheitlichen EU-Kriterien zu entwickeln und zu schützen ist. Pläne und Projekte sind vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen des Schutzgebietes zu überprüfen.

• Naturschutzgebiet gemäß § 16 LNatSchG 250 Meter nördlich vom Plangeltungsbereich beginnt das Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Oehe-Schleimünde".

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• Einstweilige Sicherstellung gemäß § 22 LNatSchG Die Olpenitzer Halbinsel liegt ohne die Flächen des ehemaligen Marinestützpunktes, d. h. au- ßerhalb des B-Plangebietes, innerhalb des Geltungsbereichs der einstweiligen Sicherstellung des geplanten Naturschutzgebietes "Halbinsel Olpenitz einschließlich angrenzender Flachwas- serbereiche mit Uferzonen" Auch das - außerhalb vom Plangeltungsbereich liegende - Schlei- ufer nördlich und westlich des Norddamms gehört hierzu. Die einstweilige Sicherstellung gilt seit dem 26. Juni 2008 für die Dauer von drei Jahren.

• Geplantes Naturschutzgebiet gemäß § 16 LNatSchG Zurzeit läuft das Verfahren für die Ausweisung des geplanten Naturschutzgebietes "Oehe- Schleimünde". Hierdurch sollen die Halbinseln Oehe und Olpenitz mit den angrenzenden Was- serflächen der Schlei und der Ostsee auf dem Gebiet der Gemeinde Maasholm und der Stadt Kappeln zum Naturschutzgebiet erklärt werden. Das geplante NSG beinhaltet den Geltungsbe- reich des bisherigen NSG "Vogelfreistätte Oehe-Schleimünde" und das Gebiet der einstweiligen Sicherstellung der Halbinsel Olpenitz sowie zusätzlich auf der Halbinsel Olpenitz die im B- Plangeltungsbereich liegenden Flächen des ehemaligen Marinestützpunktes mit dem davor ge- legenen Ostseestrand und Flachwasserbereiche der Ostsee vor der Halbinsel Olpenitz. Es wird erwartet, dass die geplante Verordnung im Jahr 2010 in Kraft tritt.

• Landschaftsschutzgebiet (LSG) gemäß § 18 LNatSchG Der Raum südlich und nordwestlich vom Geltungsbereich des B-Plans ist als Landschafts- schutzgebiet "Kopperby/Olpenitz" ausgewiesen.

• Gesetzlich geschützte Biotope gemäß §25 LNatSchG Im Plangeltungsbereich befinden sich gemäß § 25 LNatSchG geschützte Biotope. Es handelt sich um eine Küstendüne am Weidefelder Strand, Schilf-Röhricht auf dem Marinestützpunkt sowie Strandwallabschnitte. Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung der geschützten Biotope und führen können, sind verboten. Gemäß § 64 LNatSchG kann eine Befreiung von den Verboten des § 25 LNatSchG beantragt werden.

• Landschaftsbestimmende Einzelbäume Im untersuchten Raum befinden sich landschaftsprägende Baumreihen sowie - außerhalb vom B-Plangeltungsbereich - landschaftsprägende Einzelbäume, deren Beseitigung gegebenenfalls als Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und damit als Eingriff zu sehen ist.

• Besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten gemäß § 10 Abs. 2 BNatSchG Im Plangeltungsbereich befinden sich gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 10 BNatSchG besonders ge- schützte Pflanzen- und Tierarten sowie Tierarten, die darüber hinaus gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 11 BNatSchG streng geschützt sind. Gemäß § 42 BNatSchG gelten für die besonders und streng geschützten Arten diverse Zugriffsverbote. Über § 43 Abs. 8 BNatSchG sind Ausnahmen und über § 62 Befreiungen von den Verboten geregelt.

• Schutzstreifen an Gewässern gemäß § 26 LNatSchG Entlang der Küsten von Schlei und Ostsee verläuft ein Schutzstreifen an Gewässern. In einem

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Abstand von bis zu 100 m von der Küstenlinie ist es verboten, bauliche Anlagen zu errichten oder wesentlich zu verändern. § 26 Abs. 3 LNatSchG enthält Regelungen über Ausnahmen.

• Deich gemäß § 64 LWG Im Bereich der südlichen Geltungsbereichsgrenze verläuft ein Damm, der als Regional-Deich einzustufen ist. Gemäß § 70 Abs. 1 LWG ist jede Benutzung dieses Deiches unzulässig, die seine Wehrfähigkeit beeinträchtigen kann.

1.4.3 Planerische Vorgaben

1.4.3.1 Gesamtplanung

Landesraumordnungsplan Schleswig-Holstein Der Plangeltungsbereich gehört zu den abgelegenen strukturschwachen Ländlichen Räumen, die mit ihren vielfältigen Funktionen – unter Berücksichtigung ihrer Eigenart sowie der ökologischen Belange – als eigenständige, gleichwertige und zukunftsträchtige Lebens- und Wirtschaftsräume erhalten und weiterentwickelt werden sollen. In den Städten und Dörfern der ländlichen Räume sind die Wohn- und Arbeitsverhältnisse insbesondere durch Maßnahmen des Städtebaus und der integrierten Dorfentwicklung weiter zu verbessern. Der Plangeltungsbereich ist zusätzlich als Raum mit besonderer Bedeutung für Tourismus und Erholung ausgewiesen. Tourismus und Erholung sollen sich in diesen Räumen weiterentwickeln; dabei soll vor allem auf die Umwelt- und Sozialver- träglichkeit der Entwicklung geachtet werden. Zusätzlich ist ein landestypischer Tourismus anzu- streben. Größere tourismusbezogene Bauvorhaben sind grundsätzlich möglich, bedürfen im Ein- zelfall jedoch einer sorgfältigen Planung und sind unter Berücksichtigung ihrer Funktionen in ihrer Gestaltung mit der Landschaft und dem Ortsbild abzustimmen.

Des Weiteren ist der nördliche Geltungsbereich als Raum mit besonderer Bedeutung für Natur und Landschaft ausgewiesen. Diese Räume dienen als Planungsgrundlage für ganzheitliche Schutzan- sätze und zur Entwicklung großflächiger naturbetonter Landschaftsbestandteile und Kulturland- schaften mit ihren charakteristischen Lebensräumen und Lebensgemeinschaften. Im Rahmen von kommunalen Planungen sollen diese Gebiete mit besonderer Bedeutung für Natur und Landschaft in überörtlicher Abstimmung berücksichtigt werden.

Regionalplan für den Planungsraum V (2002) Der Untersuchungsraum gehört – als ehemaliger Bundeswehrstützpunkt – überwiegend zum „Sondergebiet Bund“. Beim Abbau von Bundeswehreinrichtungen und -liegenschaften soll raum- und umweltverträglich vorgegangen werden. Der nördliche Nehrungshaken wird dagegen als Ge- biet mit besonderer Bedeutung für Natur und Landschaft (Vorbehaltsgebiete) bezeichnet. Mit der Ausweisung als Vorbehaltsgebiet ist keine unmittelbare Nutzungseinschränkung verbunden, je- doch sollten keine neuen Wochenend- und privat genutzte Ferienhausgebiete und grundsätzlich auch keine Zelt- und Campingplätze ausgewiesen werden.

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Flächennutzungsplan (FNP) (2008) Die Stadt Kappeln hat im Jahr 2000 einen Flächennutzungsplan aufgestellt. Für den Bereich des ehemaligen Marinestützpunktes gilt die im April 2008 beschlossene und im Juni 2008 genehmigte. Fassung der 16. Änderung des F-Planes. Hierin wurde bereits eine Umnutzung des Marinestütz- punktes als Ferien- und Freizeitgelände vorbereitet. Die bisher gültige 16. Änderung des F-Plans stellt folgende Flächenzuweisungen dar:

− nördlich und südlich des Norddamms: Sondergebiete die der Erholung dienen (Ferienhausge- biete); im Bereich der westlichen im Hafen liegenden Insel – Sondergebiet Ferienwoh- nen/Handel/Gastronomie und Dienstleistung – Flächen im Hafen: Sondergebiete die der Erholung dienen (Ferienhausgebiete) – im Bereich der Hafenstraße: Sondergebiete Ferienwohnen/Handel/Gastronomie und Dienst- leistung sowie Kultur/Konferenz/Kirche/Verwaltung – südlich Ostseestraße: Sondergebiet Multifunktionsbereich mit Sport-, Freizeit-, Kultur- und Beherbergungsnutzung sowie Lagerfunktion – westlich Schleibek: Sondergebiet Hafendienstleistung – östlich Schleibek: Öffentliche Grünfläche (Parkanlage) – östlich dieser geplanten öffentliche Grünfläche: Sondergebiet Freizeit, Sport und Gastronomie – Flächen an der Lagune: Sondergebiete die der Erholung dienen (Ferienhausgebiete); südöst- lich Sondergebiet Kultur/Konferenz/Kirche/Verwaltung – Übergangsbereich Hafen zu Vorhafen: südlich Sondergebiet Hafendienstleistung, nördlich Ferienwohnen/Handel/Gastronomie und Dienstleistung – Südmole: Sondergebiet Fremdenverkehr/Hotels, östliche Spitze Sondergebiet Ferienwoh- nen/Handel/Gastronomie und Dienstleistung – Nordmole: Sondergebiet Ferienwohnen, nordwestlich Öffentliche Grünfläche (Badeplatz, Frei- bad) – südlich Südmole, grenzend an Weidenfelder Strand: Öffentliche Grünfläche (Badeplatz, Frei- bad) – östlicher Bereich Halbinsel Olpenitz: Öffentliche Grünfläche (Badeplatz, Freibad) – südwestlicher Bereich Halbinsel Olpenitz: Sondergebiete die der Erholung dienen (Ferien- hausgebiete).

Folgende Informationen wurden nachrichtlich übernommen:

− westlicher und nördlicher Teil Halbinsel Olpenitz: Schutzgebiete und Schutzobjekte im Sinne des Naturschutzrechts (FFH-Gebiet und nach § 25 (1) LNatSchG geschütztes Biotop) − westlich Weidenfelder Strand: Schutzgebiete und Schutzobjekte im Sinne des Naturschutz- rechts (nach § 25 (1) LNatSchG geschütztes Biotop) − den Plangeltungsbereich durchlaufend: 100 m Schutzstreifen an Gewäs- sern/Bauverbotsstreifen (§ 5 (3) LNatSchG und § 80 LWG) − südliches Schleihaff: Schutzgebiete und Schutzobjekte im Sinne des Naturschutzrechts (nach § 18 LNatSchG Landschaftsschutzgebiet)

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Aktuell läuft für den Bereich des ehemaligen Marinestützpunktes das Verfahren zur Aufstellung der 26. Änderung des Flächennutzungsplanes. Hiermit werden die Darstellungen auf der Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung an die geänderte Planung für Port Olpenitz angepasst. Als wesent- licher Aspekt soll dabei die in der 16. Änderung des F-Planes vorgesehene Bebauung der Halbin- sel Olpenitz entfallen.

1.4.3.2 Landschaftsplanung

Landschaftsprogramm (LAPRO) Schleswig-Holstein 1999 Das Landschaftsprogramm macht für weite Teile des Plangeltungsbereichs aufgrund des Status als ehemalige Liegenschaft des Bundes keine Angaben. Lediglich im Bereich der Halbinsel Olpe- nitz, des Weidenfelder Strandes und in den Randbereichen sind Aussagen des LAPRO zu über- nehmen. Die südlichen Randbereiche des Untersuchungsgebiet sowie der Weidenfelder Strand stellen ei- nen Raum mit besonderer Bedeutung für die Bewahrung der Landschaft, ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie mit Bedeutung als Erholungsraum dar. Der nördliche Untersuchungsraum als Teil des Schwerpunktraums „Schleimünde“ sowie der südli- che Bereich als Teil des Achsenraums „Küstenlandschaft der Ostsee“ des landesweiten Schutzge- biets- und Biotopverbundsystems sind Bereiche mit besonderer Bedeutung für den Arten- und Bio- topschutz in der Kulturlandschaft. Das verfolgte Ziel ist die Sicherung und die Entwicklung von Landschaftsräumen, in denen durch eine überwiegend naturverträgliche Nutzung Natur und Res- sourcen geschützt werden. Die Halbinsel Olpenitz wird vom Landschaftsprogramm als Prüfgebiet für die Ausweisung von Bal- tic Sea Protected Areas (Ostseeschutzgebiete) nach Helsinki Konvention genannt. Vorrangiges Ziel dieser Gebiete ist es, besonders schutzbedürftige, überwiegend naturnahe Ökosysteme zu sichern und zu entwickeln. Räume, die sich naturnah entwickeln sollen, sind besonders sensibel gegenüber Planungen und Vorhaben. In Teilbereichen sollendemnach die Belange des Natur- schutzes Vorrang vor anderweitigen Ansprüchen auf die Raumnutzung haben (§ 1 (4) LNatSchG). Des Weiteren wird der nördlich angrenzende Raum inklusive der Halbinsel Olpenitz als potentielles Gebiet nach Ramsar Konvention vorgeschlagen. Der Plangeltungsbereich ist seeseitig vom VSch-Gebiet DE-1423-491 "Schlei" und vom FFH- Gebiet "DE-1423-394 "Schlei incl. Schleimünde und vorgelagerte Flachgründe" umgeben und überlagert im Bereich der Halbinsel Olpenitz Teile hiervon. Das Gebiet gehört zu dem System von FFH- und EU-Vogelschutzgebieten (Natura 2000), das gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union vom 21. März 1992 (FFH-RL) nach einheitlichen EU-Kriterien zu entwi- ckeln und zu schützen ist. Das LAPRO weist außerdem das Schleihaff – Geotoptyp „Unter Gletschern entstandene Täler (Tunneltäler, ertrunkende Tunneltäler)“ – als Gebiet mit besonderer Bedeutung für die Erhaltung der Funktionsfähigkeit von Böden und Gesteinen aus. Das Zielkonzept des Landschaftsprogramms stellt das Untersuchungsgebiet im nordwestlichen Bereich (inkl. Halbinsel Olpenitz) als Raum für eine überwiegend naturnahe Entwicklung und in den anderen Bereichen als Raum für eine überwiegend naturverträgliche Nutzung dar. Aufgrund der

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 22 ehemaligen Nutzung als Marinestützpunkt wird über die Kernfläche jedoch keine Aussage über etwaige Zielkonzeptionen getroffen.

Landschaftsrahmenplan (LRP) für den Planungsraum V (2002) Der LRP macht ebenfalls wie das LAPRO keine Aussagen zu Liegenschaften des Bundes. Der LRP weist den südlich an den Plangeltungsbereich angrenzenden Gebieten besondere Eig- nung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems zu. Die nördlich und südlich angrenzenden Bereiche werden zudem als Gebiete mit besonderer Erholungseignung und als Landschaftsschutzgebiet beschrieben. Die Halbinsel Olpenitz sowie das südöstliche Schleihaff werden vom LRP als Gebiete mit Voraus- setzung für eine Unterschutzstellung als Naturschutzgebiet nach § 16 LNatSchG dargestellt. Zu- dem sind beide Bereiche „Prüfgebiet Protected Area“ (Ostseeschutzgebiet) gemäß Empfehlung 15/5 der Helsinki-Kommission.

Landschaftsplan der Stadt Kappeln (1998) Der bisher gültige Landschaftsplan der Stadt Kappeln macht für den Bereich des ehemaligen Mari- nestützpunktes aufgrund des Status als bundeseigene Liegenschaft keine näheren Angaben. Le- diglich im Bereich eines schmalen Küstenstreifens am Schleihaff und im nördlichen Gebiet der Halbinsel Olpenitz werden die Durchführung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sowie die extensive Grünlandnutzung der Flächen angeregt. Der Bereich des Weidenfelder Strands wird als Eignungsfläche für den Biotopverbund vorgeschlagen.

1.4.4 Berücksichtigung der Ziele des Umweltschutzes bei der Aufstellung des B-Plan Nr. 65

Die vorgenannten Planungsziele berücksichtigen noch nicht die ermöglichte Umnutzung des Mari- nestandortes Olpenitz. Ein Entwicklungsziel ist für den konkreten Standort nicht konkret vorgege- ben. Allerdings wird auf eine naturnahe Entwicklung von Natur und Landschaft im Bereich der Halbinsel Olpenitz hingewiesen. Hierbei ist insbesondere der Funktion des nordöstlichen Bereichs als FFH- und Vogelschutz-Gebiet besonderes Gewicht beizumessen. Zudem ist der nördliche Be- reich – außerhalb vom B-Plangeltungsbereich - durch eine einstweilige Sicherstellung geschützt. Als weitere naturschutzfachliche Vorgaben sind mehrere im Plangeltungsbereich vorhandene ge- mäß § 25 LNatSchG geschützte Biotope und gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 10 und Nr. 11 BNatSchG be- sonders und streng geschützten Arten zu berücksichtigen.

Aus den dargestellten Informationen wird ersichtlich, dass der Plangeltungsbereich in einem Raum liegt, in dem auf den verschiedenen planerischen Ebenen verschiedene Teilbereiche zum Schutz und zur Entwicklung von Natur und Landschaft vorgesehen sind.

Der B-Plan Nr. 65 ist derart auszurichten, dass die weitere Umsetzung der Planung in einer Weise möglich ist, dass erhebliche Beeinträchtigungen von Natura 2000-Gebieten bzw. deren Schutz- und Erhaltungszielen ausgeschlossen werden können. Eine bauliche Entwicklung innerhalb des geplanten Naturschutzgebietes ist auszuschließen. Eine Beeinträchtigung vorhandener, gemäß § 25 LNatSchG geschützter Biotope sollte vermieden werden und im Rahmen der planerischen Abwägungen besondere Berücksichtigung erfahren.

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2. BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER UMWELTAUSWIR- KUNGEN

2.1 Schutzgüter - Bestand, Auswirkungen und Maßnahmen

2.1.1 Vorgehensweise

Die Bestandsdarstellung, die Prognose und Bewertung der Auswirkungen sowie die Darstellung der Maßnahmen erfolgt in einem ersten Schritt schutzgutbezogen. Dieses wird in der Folge um eine Darstellung der Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern ergänzt. Für jedes Schutzgut sind dabei die prüfungsrelevanten Inhalte in einzelnen Kapiteln zusammengestellt. Zur besseren Nachvollziehbarkeit der Informationen werden im Folgenden zunächst die Inhalte bzw. die ange- wendeten Ermittlungs- und Bewertungsverfahren erläutert und schutzgutbezogen konkretisiert.

Untersuchungsrahmen Für jedes Schutzgut wird angegeben, zu welchem thematischen Schwerpunkt vertiefende Aussa- gen getroffen werden. Dabei werden insbesondere die Kompartimente eingestellt, bei denen vor- aussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen zu besorgen sind. Weiterhin wird dargestellt, welcher Untersuchungsraum dabei zugrunde gelegt wird.

Datengrundlagen Die Umweltprüfung beruht auf einer Vielzahl an Gutachten, die begleitend zu den Planungen einer baulichen Entwicklung des ehemaligen Marinestützpunktes Olpenitz erstellt wurden sowie ergän- zend auf allgemein vorhandenem Datenmaterial zum betroffenen Raum. Die Erläuterungen zu den ausgewerteten Datenquellen erfolgen dabei schutzgutbezogen in den Kapiteln zu den einzelnen Schutzgütern. Beschreibung Anhand der genannten Datenquellen erfolgt eine kurze Beschreibung der aktuellen Bestandssitua- tion, soweit sie für das Verständnis der potentiellen Veränderungen durch die Gesamtplanung bzw. für die Bewertung der Umwelterheblichkeit der Auswirkungen erforderlich ist.

Vorbelastung In diesem Unterpunkt werden einzelne anthropogene Einflüsse aufgezählt, die sich bereits im ak- tuellen Zustand belastend auf das betrachtete Schutzgut auswirken.

Bewertung Die Bewertung des derzeitigen Umweltzustandes erfolgt für jedes Schutzgut auf der Grundlage jeweils spezifischer Bewertungskriterien. Die Bewertungskriterien werden in den einzelnen Kapiteln zu den Schutzgütern aufgeführt. Als Ergebnis ergibt sich eine Einstufung in "allgemeine Bedeu- tung" und "besondere Bedeutung".

Auswirkungen durch das Vorhaben In der Umweltprüfung werden die möglichen vorteilhaften und nachteiligen Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter der Umwelt, die sich bei Umsetzung des B-Planes durch den Bau, die Anla- ge und den Betrieb ergeben können, herausgearbeitet. Dabei werden die im Rahmen des B-

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Planes ersichtlichen, potenziellen Vermeidungsmaßnahmen berücksichtigt und in die Prognose der Auswirkungen mit eingestellt. Als Grundlage für die Ermittlung der Auswirkungen werden sämtliche aufgrund der planerischen Darstellungen möglichen und für die Beurteilung relevanten Auswirkungen berücksichtigt. Soweit erforderlich wird auch auf weitergehende Informationen aus der Begründung des B-Planes eingegangen. Dieses dient jedoch nur zur Veranschaulichung und wird z. B. nicht zur Bestimmung des Höchstmaßes der zu erwartenden Auswirkungen verwendet.

Erhebliche Auswirkungen durch das Vorhaben Zentraler Gegenstand der Umweltprüfung ist die Ermittlung der voraussichtlichen erheblichen Um- weltauswirkungen in Bezug auf die Belange des Umweltschutzes nach § 1 Abs. 6 Nr. 7 und § 1a BauGB. Sie sind gemäß § 2 Abs. 4 BauGB im Umweltbericht zu beschreiben und zu bewerten. Die Umweltprüfung bezieht sich dabei auf das, was nach gegenwärtigem Wissensstand und allgemein anerkannten Prüfungsmethoden sowie nach Inhalt und Detaillierungsgrad des Bauleitplans ange- messenerweise verlangt werden kann. Das Ergebnis der Umweltprüfung ist in der Abwägung zu berücksichtigen. Es wird hier davon ausgegangen, dass der Erheblichkeitsbegriff regelmäßig das Überschreiten einer Bagatellgrenze darstellt. Die Berücksichtigung der Bewertung der Umweltauswirkungen in der Entscheidung über den Bau- leitplan hat dabei nach Maßgabe der einschlägigen Gesetze zu erfolgen. In Bezug auf die Bewer- tung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen der naturschutzfachlichen Prüfgegenstände sind somit bsw. unmittelbar die Maßstäbe der einschlägigen naturschutzrechtlichen Prüfinstrumente, d.h. der FFH-VP, der Eingriffsregelung, der schutzgebietsbezogenen Normen sowie der arten- schutzrechtlichen Bestimmungen anzuwenden. Die Bewertung, ob die ermittelten Auswirkungen auf die Umwelt als erheblich zu betrachten sind, orientiert sich in erster Priorität an gesetzlichen Grenzwerten und nachfolgend an untergesetzli- chen Regelwerken oder Richtwerten sowie gutachtlichen Einschätzungen zur Relevanz und Nach- haltigkeit der jeweiligen Auswirkung, soweit keine anerkannten Grenz- oder Richtwerte vorliegen. Die Bewertungskriterien werden im Kapitel des jeweiligen Schutzgutes angegeben.

Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen In diesem Kapitel werden die durch den B-Plan festgesetzten Maßnahmen zur Vermeidung und Minimierung der nachteiligen Umweltauswirkungen vorgestellt. Darüber hinaus werden auch Maß- nahmen aus anderen Regelwerken aufgeführt, die eine Vermeidung oder Minderung vorhabenbe- dingter möglicher Umweltbeeinträchtigungen bewirken. Die Wirkungen dieser Maßnahmen wurden bei der Ermittlung der voraussichtlichen Auswirkungen auf die Umwelt und deren Erheblichkeit bereits berücksichtigt.

Ausgleich bzw. Ersatzmaßnahmen Der Umweltbericht gibt Auskunft über die festgesetzten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Eine detaillierte Darstellung über die Abarbeitung der Eingriffsregelung erfolgt im Landschaftsplaneri- schen Fachbeitrag zum B-Plan Nr. 65.

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2.1.2 Schutzgut Boden

Untersuchungsrahmen: Es wurden Bodentypen, Bodenarten, Bodenfunktionen und Altlasten im Plangeltungsbereich aus- gewertet. Datengrundlage − Bodenübersichtskarte M. 1:200.000 (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe , 1999) − Karte "Geologie", Deutscher Planungsatlas Band Schleswig-Holstein (Landesvermessungsamt Schleswig-Holstein 1958)

− Erfassung von kontaminationsverdächtigen Flächen (KVF) Phase I – Bundeswehrliegenschaft Marinestützpunkt Olpenitz (ECN EcoConsult Nord GmbH 2005)

− Bericht zur orientierenden Untersuchung Phase IIa – Bundeswehrliegenschaft Marinestützpunkt Olpenitz (ECN EcoConsult Nord GmbH 2005)

− Bericht Orientierende Untersuchung (Phase IIa-2) auf der Liegenschaft ehemaliger Marine- stützpunkt Olpenitz (Kiwa Ecoconsult GmbH 2007)

− Schreiben der Wehrbereichsverwaltung Nord – Außenstelle Kiel – vom 30. Mai 2007 zum Alt- lastenprogramm der Bundeswehr in Bezug zum Marinestützpunkt Olpenitz mit der Anlage "Pro- tokoll zum Abschluss der Phase IIa-2" (Wehrbereichsverwaltung Nord, Außenstelle Kiel)

− Entnahme von Sediment- und Wasserproben aus dem Hafenbecken Port Olpenitz – Kurzbe- richt (Kiwa EcoConsult GmbH 2007).

Beschreibung Der Plangeltungsbereich liegt an der Ostseeküste unmittelbar südlich der Schleimündung. Vor dem Bau des Marinehafens befand sich hier ein von Süden kommender durchgehender langer Neh- rungshaken aus marinem Sand mit einem dahinter, zur Schleiseite, liegenden großen Haff. In das Haff mündete der von Süden kommende Schleibach. Auf der Innenseite des sandigen Nehrungs- hakens waren Niedermoore und Gleye anzutreffen. Der Bericht über kontaminationsverdächtigte Flächen (ECN 2005) stellt als gewachsenen Boden Sande und Schluffe sowie überdeckte Bruch- waldtorfe und im Untergrund weichseleiszeitliche Geschiebemergel dar. Um 1780 wurde mit einen 90 m breiten Stich durch den südlichen Nehrungshaken die heutige Schleimündung künstlich hergestellt. In den Jahren 1959 bis 1964 erfolgte südlich der Schleimündung der Bau des Marinestützpunktes Olpenitz. Für die Schaffung von Bauflächen wurden rund 50 ha Land- und Wasserflächen des Schleihaffs bis zum Grundwasserspiegel aufgespült und nachfolgend mit sandigem Material aufge- schüttet. Davor wurde ein Hafenbecken von rund 70 ha mit einem nach Norden begrenzenden Damm angelegt. Dem gemäß besteht heute der Großteil der Landflächen im Plangeltungsbereich aus schluffigem und sandigem Aufschüttungsmaterial. Das Gelände des Marinestützpunktes liegt heute auf eine Höhe von 3,2 bis 3.9 m ü. NN. Ein gro- ßer Teil hiervon ist durch Gebäude, Straßen und Plätze versiegelt. Im Südosten gibt ein bisher noch unbebautes Areal.

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Ein Teil des im Norden verbliebenen natürlichen Nehrungshakens sowie ein kurzer Standabschnitt im Südosten des Plangeltungsbereichs wurden nicht überbaut und sind den Lockersyrosemen und Regosolen aus Dünensand bzw. Standwallsand zuzuordnen. Dabei handelt es sich um Rohböden der Strände und Strandwall-Landschaften. Der Ostseegrund vor der Schleimündung besteht aus sandig-kiesigen Sedimenten mit stark wech- selnden Anteilen. Darauf liegen mehr oder weniger große Steine bzw. Felsblöcke, die z.T. große zusammenhängende Bereiche bilden. Dazwischen kommen in geringem Maße auch reine Sand- flächen vor. Hinsichtlich der strukturellen Beschaffenheit der Unterwasserböden im Hafenbecken liegen keine Aussagen vor. Es wird daher von einem nur bedingt naturnahen, durch die Anlage des Hafens und die regelmäßige Unterhaltung überprägten Standort ausgegangen.

Vorbelastung Die Landflächen sind – mit Ausnahme von Teilen des Nehrungshakens sowie Strandbereichen im Süden - anthropogen durch Aufschüttungen entstanden. Hiervon wiederum sind rund 30% versie- gelt. Auf dem Gelände des ehemaligen Marinestützpunktes Olpenitz gibt es eine Reihe an Altlastver- dachtsflächen. Dabei handelt es sich unter anderem um Lagerplätze, einen ehemaligen Schrot- platz, eine ehemalige Tankstelle und Waschplätze. Bis jetzt wurden weder Nachweise noch Aus- schlüsse einer Kontamination erbracht. Im Rahmen zweier Fachgutachten der ECN (2005) werden auf der Grundlage von Einschätzungen der vorhandenen Gegebenheiten für 20 Standorte Bewer- tungen und Empfehlungen für den weiteren Umgang der erfassten Altlastverdachtsflächen gege- ben. Im Anschluss wurden weitere Flächen begutachtet (Kiwa Ecoconsult GmbH 2007). Die Wehr- bereichsverwaltung Nord – Außenstelle Kiel (2007) hat eine Tabelle herausgegeben, in der die untersuchten Flächen hinsichtlich des Altlastenprogramms der Bundeswehr bewertet wurden. Hier- in sind 9 Flächen mit der Kategorie B bewertet. Für diese Flächen wird jeweils eine fachtechnische Begleitung bei Rückbau als erforderlich dargestellt. Die Unterwasserböden sind durch Ausbaggerungen des Hafenbeckens zur Erhaltung einer Min- destwassertiefe anthropogen beeinflusst. Darüber hinaus wurden die Sedimente voraussichtlich durch den Schiffsverkehr verwirbelt. Eine Anreicherung der Sedimente mit Schadstoffen aus Schiffsanstrichen oder Unfällen mit Chemikalien kann nicht ausgeschlossen werden. Probenahmen durch die Kiwa EcConsult GmbH (2007) weisen entsprechend auf mögliche Anreicherungen mit chlorierten Kohlenwasserstoffen und organische Zinnverbindungen aus Antifouling-Schiffsfarben hin. Der Ostseeboden vor Schleimünde wurde bis in die 70er Jahre durch Steinfischerei strukturell ver- ändert.

Bewertung Bewertungskriterien: Naturnähe, Ertragsfähigkeit, Bedeutung als Bestandteil des Naturhaushaltes, natur- und kulturhistorische Bedeutung, Seltenheit. Die Rohböden der Sandstrände, Strandwälle und Dünenbereiche besitzen aufgrund ihrer Natür- lichkeit und ihrer Bedeutung als selten anzutreffender Extremstandort besondere Bedeutung. Die Unterwasserböden und Aufschüttungsböden sind von allgemeiner Bedeutung.

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Auswirkungen durch das Vorhaben Mit den Festsetzungen der Sondergebiete werden großflächig weitere Versiegelungen ermöglicht. Sie können durch bauliche Verdichtungen im Bereich der bisherigen Gebäudeanlagen und die Beanspruchung bisher unbebauter Areale im Südosten sowie durch weitere Bebauungen auf zu- künftigen Landflächen im Hafenbecken und an den Molen erfolgen. Hiervon betroffen sind Auf- schüttungsböden sowie Unterwasserböden des Hafens mit allgemeiner Bedeutung. Für die geplanten Inseln, die Erweiterung der Molen und den etwas tiefer gelegenen südlichen Bereich des Plangebietes sind Aufschüttungen vorgesehen. Hier befinden sich Böden allgemeiner Bedeutung. Für eine kanalartige Erweiterung des Hafenbeckens sind Abgrabungen von Landflächen erforder- lich. Der Standort liegt im Bereich der Aufschüttungsböden mit allgemeiner Bedeutung. Die Herstellung der Flusslandschaft erfordert großflächige Bodenabgrabungen.

Erhebliche Auswirkungen Bewertungskriterien: Neuversiegelungen und Abgrabungen werden als erhebliche Auswirkungen bewertet, sofern sie abgeleitet von den Maßstäben des Gesetztes über die Umweltverträglichkeits- prüfung (UVPG) in einem großen Umfang Bodenstandorte allgemeiner Bedeutung oder bei gerin- gerer Größenordnung Böden mit geringerer Bedeutung betreffen. Das UVPG setzt Maßstäbe durch die Anlage 1 zum UVPG. Dem gemäß sind bei Versiegelungen von mehr als 1 ha (Parkplatz) im Außenbereich regelmäßig erhebliche Umweltauswirkungen zu besorgen. Für den Bau eines sonstigen Städtebauprojektes liegt dieser Schwellenwert bei 10 ha festgesetzter Grundfläche, wobei auch bestehende Flächenversiegelungen anzurechnen sind. Erhebliche nachteilige Auswirkungen: Gegenüber der aktuellen Situation wird sich die Versiege- lung mit allen möglichen Über- und Unterbauungen um mehrere ha erhöhen. Aufgrund des großen Umfangs an möglichen Neuversiegelungen sind erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen für das Schutzgut Boden nicht auszuschließen. Begrenzt wird der Erheblichkeitsgrad allerdings durch den Umstand, dass es sich bei den betroffenen Bodenstandorten um Aufschüttungsflächen und damit ausschließlich um bereits überprägte und naturferne Standorte handelt. Die beeinträchtigten Bodenfunktionen haben funktional keine besondere Bedeutung und können durch einfache Auf- wertungsmaßnahmen anderer Bodenstandorte angemessen kompensiert werden. Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Die Böden mit besonderer Bedeutung werden – bis auf eine isoliert gelegene kleine Strandwallflä- che - von geplanten Bauflächen oder Hafenbeckenerweiterungen ausgenommen. Durch die Ausweisung von Grundflächenzahlen wird die Größenordnung der Versiegelungsflächen begrenzt. In nicht durch die Folgenutzung beanspruchten Bereichen werden nicht mehr benötigte Versiege- lungen rückgebaut. Die kontaminationsverdächtigten Flächen sollten entsprechend der Empfehlungen der ECN (2005) bzw. des Protokolls der Wehrbereichsverwaltung - Außenstelle Kiel – (2007) behandelt werden. Die Böden mit besonderer Bedeutung im Gebiet der Strandwälle und Dünenbereiche werden bei der Durchführung der Baumaßnahmen durch geeignete Maßnahmen von Baustellenverkehr und Baustellenflächen ausgespart bleiben.

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Zufahrten und Stellplätze werden offenporig ausgebildet.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Aufgrund der Betroffenheit ausschließlich von Böden allgemeiner Bedeutung ist eine Kompensati- on der Umweltauswirkungen funktional und zeitnah möglich. Die großzügige Erdreichüberdeckung des Multifunktionsbereichs kann einige Bodenfunktionen in eingeschränktem Ausmaß überneh- men. Der Ausgleich verbleibender Beeinträchtigungen wird durch Ersatzmaßnahmen (Ausbuchun- gen aus forstlichem Ausgleichsflächenpool sowie aus Ökokonten mit Schwerpunkt Grünlandexten- sivierung) außerhalb vom B-Plangeltungsbereich kompensiert.

2.1.3 Schutzgut Wasser - Grundwasser

Untersuchungsrahmen: Der Plangeltungsbereich wurde insbesondere hinsichtlich der Bedeutung als Trinkwasserschutz- gebiet und des Vorkommens von Altlasten betrachtet. Datengrundlage − Erfassung von kontaminationsverdächtigen Flächen (KVF) Phase I – Bundeswehrliegenschaft Marinestützpunkt Olpenitz (ECN EcoConsult Nord GmbH 2005) − Bericht zur orientierenden Untersuchung Phase IIa – Bundeswehrliegenschaft Marinestützpunkt Olpenitz (ECN EcoConsult Nord GmbH 2005) − Bericht Orientierende Untersuchung (Phase IIa-2) auf der Liegenschaft ehemaliger Marine- stützpunkt Olpenitz (Kiwa Ecoconsult GmbH 2007) − Schreiben der Wehrbereichsverwaltung Nord – Außenstelle Kiel – vom 30. Mai 2007 zum Alt- lastenprogramm der Bundeswehr in Bezug zum Marinestützpunkt Olpenitz mit der Anlage "Pro- tokoll zum Abschluss der Phase IIa-2" (Wehrbereichsverwaltung Nord, Außenstelle Kiel)

Beschreibung Der Plangeltungsbereich gehört gemäß der Einteilung zur EG-Wasserrahmenrichtlinie zum Grundwasserkörper Angeln - östliches Hügelland. Aufgrund der aus den Jungmoränen stammen- den bindigen Ablagerungen wird die Schutzwirkung der Grundwasserdeckschichten als günstig eingestuft. Bezüglich des obersten Grundwasserleiters steht auf der Liegenschaft des Marinestützpunktes keine das Grundwasser wirksam hemmende Schicht an, die den obersten Grundwasserleiter schützen könnte (ECN 2005. Auf den unversiegelten Flächen kann das Niederschlagswasser un- gehindert in den Boden eindringen und gegebenenfalls vorhandene Schadstoffe in das Grundwas- ser überführen. Gemäß der Untersuchungen von (ECN 2005) lag der Grundwasseranschnitt bei 2,30 – 2,80 m unter der Geländeoberfläche. Bei vorhandenen Schluffschichten war bei 2,00 m Staunässe anzu- treffen. Die Grundwasserschwankungszone war in vielen Aufschlüssen zwischen 2,30 m und 2,80 m abgrenzbar. Aufgrund der unmittelbaren Lage am Wasser sind der Einfluss der Schlei und der Ostsee bestim- mend für die Abflussverhältnisse, d.h. sie haben quasi Vorfluterfunktion. Durch die künstliche Auf-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 29 spülung und Aufschüttung des Standortes gibt es in den Bodenschichten kein natürliches hydrolo- gisches bzw. hydrogeologisches Modell, sondern aufgrund der hydraulischen Verhältnisse des Untergrundes eine direkte Korrespondenz mit dem Hafenwasser. Aus den Wechselwirkungen mit den ufernahen Gewässerabschnitten sind daraus resultierend wechselnde in- und exfiltrierende Verhältnisse denkbar. Es wird ein starker Einfluss der Ostsee auf das Fließgeschehen und die Qualität des Grundwassers angenommen (ECN 2005). Der durch das Gelände verlaufende Schleibach hat hingegen kaum Einfluss auf die hydrologischen Verhältnisse des Marinestützpunk- tes (ECN 2005), da das Oberflächenwasser über einen kanalartig ausgebauten Graben bzw. einen im Anschluss daran verrohrten Abschnitt zügig in das Hafenbecken und damit in die Ostsee gelei- tet wird. Das Niederschlagswasser kann im Bereich der unversiegelten Flächen ungehindert in den Unter- grund versickern und steht der Grundwasserneubildung zur Verfügung. Das Niederschlagswasser der versiegelten Flächen wir über 14 Einleitungsstellen überwiegend in den Hafen und z. T. in das Schleinoor geleitet. Eine Besonderheit in der Raumsituation liegt darin, dass das Gelände südlich des Marinestütz- punktes (Niederung des Schleibachs rund 1,5 bis 4 m tiefer liegt als der Marinestützpunkt und stel- lenweise sogar Gehländehöhen unter Meeresspiegelhöhe (bis -0,6 NN) aufweist. Die Vorflut des von Süden heran fließenden Schleibaches wird am südlichen Rand des Marinestützpunktes über ein Schöpferk in den oben beschriebenen rund drei Meter höher gelegenen Graben gefördert und hierüber weiter in das Hafenbecken geleitet. Durch die Abführung des Wassers über das Schöpf- werk wird der Grundwasserstand des südlich angrenzenden Grünlandes künstlich abgesenkt. Oh- ne Schöpfung würde der Wasserstand teilweise oberhalb der Geländeoberfläche liegen.

Vorbelastung Der Grundwasserhaushalt ist im Bereich des Marinestützpunktes durch künstliche Aufschüttungen und z. T. Oberflächenentwässerung und in den südlich angrenzenden Niederungsflächen durch den Einsatz des Schöpfwerkes anthropogen stark verändert. Auf dem Gelände des ehemaligen Marinestützpunktes Olpenitz gibt es eine Reihe an Altlastver- dachtsflächen. Dabei handelt es sich unter anderem um Lagerplätze, einen ehemaligen Schrot- platz, eine ehemalige Tankstelle und Waschplätze. Das Grundwasser könnte durch Schadstoffein- träge gegebenenfalls belastet oder gefährdet sein. Bis jetzt wurden weder Nachweise noch Aus- schlüsse einer Kontamination erbracht. Im Rahmen dreier Fachgutachten (ECN EcoConsult Nord GmbH 2005, Kiwa Ecoconsult GmbH 2007) wurden die Altablagerungen und Altstandorte auf der Grundlage von Einschätzungen der vorhandenen Gegebenheiten bewertet. Hinsichtlich der Be- trachtung des Wirkungspfades Boden-Grundwasser kann eine Gefährdung für das Schutzgut Grundwasser bei Fehlen einer weiteren Nutzung bzw. bei Fortbestehen der Nutzung an zwei Standorten nicht ausgeschlossen werden. Das Gutachten gibt abschließend Empfehlungen für den weiteren Umgang mit den erfassten Altlastverdachtsflächen. Die Wehrbereichsverwaltung Nord – Außenstelle Kiel (2007) hat eine Tabelle herausgegeben, in der die untersuchten Flächen hinsicht- lich des Altlastenprogramms der Bundeswehr bewertet wurden. Hierin sind 9 Flächen mit der Ka- tegorie B bewertet. Für diese Flächen wird jeweils eine fachtechnische Begleitung bei Rückbau als erforderlich dargestellt.

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Bewertung Bewertungskriterien: Natürlichkeit, Bedeutung für die Trinkwassergewinnung. Die Grundwassersituation besitzt im Bereich der künstlichen Überprägung des Geländes aufgrund der naturfern veränderten Grund- und Oberflächenwasserverhältnisse allgemeine Bedeutung. Die von Aufschüttungen unbeeinträchtigten Bereiche (Teile der Halbinsel Olpenitz sowie Weidefelder Strand) besitzen aufgrund der naturnahen Verhältnisse besondere Bedeutung.

Auswirkungen durch das Vorhaben Mit den Festsetzungen der Sondergebiete werden großflächig weitere Versiegelungen ermöglicht. Sie können erfolgen durch bauliche Verdichtungen im Bereich der bisherigen Gebäudeanlagen und die Beanspruchung bisher unbebauter Areale im Südosten sowie durch weitere Bebauungen auf zukünftigen Landflächen im Hafenbecken und an den Molen. Hierdurch wird die Grundwasserneu- bildungsrate – dieses gilt nur für den Bereich der aktuellen Landflächen - deutlich verringert. Auf- grund der engen Bindung des Grundwasserhaushaltes an die Ostsee ist nicht auszuschließen, dass sich bei einer Verringerung der Einträge von Regenwasser in das Grundwasser der Salzge- halt des Grundwassers, vor allem in Küstennähe, erhöhen kann. Von diesen Auswirkungen betroffen sind ausschließlich Aufschüttungsbereiche mit allgemeiner Bedeutung für das Schutzgut Grundwasser. Da der Marinestützpunkt auf einer Geländeerhöhung liegt, beschränkt sich die Oberflächenentwässerung auf dieses Gebiet. Eine Entwässerung umlie- gender Standorte findet nicht statt. Im Rahmen der durch die B-Plan ermöglichten Bautätigkeiten können gegebenenfalls Schadstoffe aus den kontaminationsverdächtigten Flächen freigelegt werden und in das Grundwasser gelan- gen.

Erhebliche Auswirkungen Bewertungskriterien: Die Verringerung der Grundwasserneubildungsrate durch Neuversiegelungen wird - entsprechend der Ausführungen zum Schutzgut Boden - als erhebliche Auswirkung bewer- tet, sofern sie abgeleitet von den Maßstäben des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) in einem großen Umfang Grundwasserverhältnisse allgemeiner Bedeutung oder bei gerin- gerer Größenordnung Grundwasserverhältnisse mit geringerer Bedeutung betreffen. Auch die fachgesetzlichen Regelungen des Landeswassergesetzes (LWG) sind zu berücksichti- gen. So ist z. B. eine erlaubnisfreie Benutzung des Grundwassers durch das Einleiten von Nieder- schlagswasser mittels Versickerung bei Wohngrundstücken und Wohngebieten auf eine befestigte Fläche von 1.000 m² begrenzt. Gegenüber der aktuellen Situation wird sich die Versiegelung mit allen möglichen Über- und Unter- bauungen um mehrere ha erhöhen. Aufgrund des großen Umfangs an möglichen Neuversiegelun- gen verringert sich die Grundwasserneubildung. Ein gegenteiliger Aspekt ist durch die sehr um- fangreiche Laufverlängerung, Aufweitung und Öffnung des Schleibaches zu prognostizieren. Diese Maßnahme wird zu einer zusätzlichen Versickerung von Oberflächenwasser in den Boden führen und damit teilweise die verminderte Versickerung in den überbauten Bereichen kompensieren. Durch den Umstand, dass es sich bei den betroffenen Standorten ausschließlich um künstlich er- richtete Standorte handelt und das Maß der Verringerung der Versickerung durch Schaffung neuer Wasserflächen vermindert wird, ist nicht von erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen für das

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Schutzgut auszugehen. Die beeinträchtigten Grundwasserverhältnisse haben funktional keine weit- reichende Bedeutung und können durch einfache Aufwertungsmaßnahmen angemessen kompen- siert werden. Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Die Standorte mit Grundwasserverhältnissen besonderer Bedeutung werden von geplanten Bau- flächen oder Hafenbeckenerweiterungen ausgenommen. Durch die Ausweisung von Grundflächenzahlen wird die Größenordnung der Versiegelungsflächen begrenzt. In nicht durch die Folgenutzung beanspruchten Bereichen werden nicht mehr benötigte Versiege- lungen rückgebaut. Die kontaminationsverdächtigten Flächen sollten entsprechend der Empfehlungen der ECN (2005) bzw. des Protokolls der Wehrbereichsverwaltung - Außenstelle Kiel – (2007) behandelt werden. Zufahrten und Stellplätze werden offenporig ausgebildet.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Die Kompensation von Eingriffen in das Grundwasser wird über die Maßnahmen für das Schutzgut Boden erfüllt, da keine Funktionen besonderer Bedeutung betroffen sind.

2.1.4 Schutzgut Wasser – Oberflächengewässer

Untersuchungsrahmen Betrachtet werden Fließ- und Stillgewässer im Plangeltungsbereich sowie Schlei und Ostsee im Nahbereich.

Datengrundlage − Landesinterner Bericht zur Analyse der Belastungen auf die Gewässer der Flussgebietseinheit Schlei / Trave (Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft des Landes Schleswig- Holstein 2004) − Sportschifffahrtskarte "Die Schlei" M. 1 : 35.000 (Nautische Veröffentlichung Verlagsgesell- schaft mbH Arnis Januar 2009) − Kurzbericht – Entnahme von Sediment- und Wasserproben aus dem Hafenbecken Port Olpe- nitz (Kiwa EcoConsult GmbH 2007)

Beschreibung Ostsee: Die Ostsee weist vor der Schleimündung ausgedehnte Flachwasserbereiche auf. Während südlich vom Marinehafen die 5 m Tiefenlinie rund 350 m und die 10 m Tiefenlinie rund 1.700 m vor der Küste liegen, haben die Flachwasserbereiche des Schleisandes (vor Schleimünde und dem Vogelschutzgebiet) bis zur 5 m Tiefenlinie eine Ausdehnung von 1.750 m bis zur 10 m Tiefenlinie eine Ausdehnung von und 3.500 m. Die Einfahrt Schleimünde wird durch Ausbaggerung auf 6-7 m Wassertiefe gehalten. Die Einfahrt Olpenitz Marinehafen liegt bei einer Wassertiefe von rund 6 m. Die Küste ist als Sandstrand mit dahinter liegendem Strandwall und Küstendüne ausgebildet.

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Der Ostseegrund vor der Schleimündung besteht aus sandig-kiesigen Sedimenten mit stark wech- selnden Anteilen. Darauf liegen mehr oder weniger große Steine bzw. Felsblöcke, die z.T. große zusammenhängende Bereiche bilden. Dazwischen kommen in geringem Maße auch reine Sand- flächen vor. Die Ostsee ist Bundeswasserstraße. Das Befahren wird durch die Seeschifffahrtsstraßenordnung (SeeSchStrO) des Bundesministers für Verkehr geregelt. In der Seekarte sind auf der Höhe von Weidefeld und südlich davon mehrere Sperrgebiete ausgewiesen. Die Wasserqualität der küstennahen Ostsee vor Schleimünde gilt aufgrund zugeführter Nährstoff- frachten aus den Binnengewässern als eutrophiert. Die Erreichung des guten "ökologischen Zu- stands" wird als gefährdet eingeschätzt (MUNL 2004). Schlei: Der Marinestützpunkt Olpenitz wurde in den Jahren 1959 bis 1964 in das Schleihaff hinein- gebaut. Hafenbecken und Schlei sind durch den Norddamm getrennt. Die Schlei ist in der Weich- sel-Eiszeit durch Schmelzwasser-Erosionen entstanden. Es handelt sich um das größte Brackwas- sergewässer Schleswig-Holsteins. Zur Ostsee findet ein ständiger Austausch mit dem salzhaltigen Ostseewasser statt, während mit zunehmender Entfernung zur Mündung der Süßwassereinfluss aus einer Vielzahl an zufließenden Bächen zunimmt. Im Laufe der Küstenentwicklung haben sich vor der Schleimündung durch Sedimentablagerungen Strandhaken und Nehrungen gebildet, die ein wind- und strömungsberuhigtes Schleihaff entstehen ließen. Das Schleihaff wird durch eine künstlich vertiefte Fahrrinne in ein nördliches und ein südli- ches Haff unterteilt. Beide Haffs besitzen relativ geringe Wassertiefen zwischen 0,1 und höchstens 2,4 m und sind mit Sandbänken durchsetzt, die bis an die Wasseroberfläche heranreichen können. Einige ufernahe Flachwasserbereiche auf der Innenseite der Nehrungshaken fallen bei starken Winden trocken (Windwatten). Die Wasserqualität der Schlei wird im Wesentlichen durch Nährstoffeinträge aus den Binnenge- wässern bestimmt. Aufgrund der hierdurch ausgelösten Eutrophierung gilt die Erreichung des gu- ten "ökologischen Zustands" als gefährdet (MUNL 2004). Die Schlei ist als Küstengewässer ebenso wie die Ostsee Bundeswasserstraße. Schleibach: Vor dem Bau des Marinestützpunktes hat der Schleibach weiträumige Niederungsflä- chen südlich von Weidefeld in das bis dahin natürliche Schleihaff entwässert. Nach Aufschüttung des Marinestützpunktes wurde ein Pumpwerk errichtet, damit die Vorflut weiterhin über das erhöh- te Gelände in die Schlei geleitet und damit das tiefliegende Gelände im Süden weiterhin entwäs- sert werden kann. Das Pumpwerk steht am südlichen Rand des Marinestützpunktes und fördert das Wasser des Schleibachs um rund 1,5 m in die Höhe. Hier fließt es zunächst in einem tiefen kanalartigen Graben mit bis zu 2 m hohen Böschungskanten und später verrohrt in das Hafenbe- cken. Der Wasserstand kann über ein Wehr reguliert werden. Die Wasserqualität des Schleibachs wird durch Nitrat-Gehalte bestimmt, die über denen des Ha- fenwassers liegen (Kiwa 2007) Hafenbecken: Das Hafenbecken erstreckt sich über eine Fläche von rund 80 ha. Die Wassertiefe wurde für die Befahrbarkeit durch Ausbaggerung auf 7 m gehalten. Die Kaimauern und Molen wer- den aus Spundwänden und Steinschüttungen gebildet. Eine Analyse des Hafenwassers auf Mine-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 33 ralölkohlenwasserstoffe (MKW) und polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) ergab keine Auffälligkeiten (Kiwa 2007).

Vorbelastung Der Ostseeboden vor Schleimünde wurde bis in die 70er Jahre durch Steinfischerei strukturell ver- ändert. Im Bereich Schleimünde wird eine Fahrwasserrinne durch Ausbaggerung künstlich freigehalten. Die Durchgängigkeit des Schleibachs wurde durch den Bau des Marinestützpunktes zerstört. Das südliche Schleihaff wurde durch den Bau des Marinestützpunktes verkleinert. Die Gewässer sind durch Nährstofffrachten eutrophiert. Bewertung Bewertungskriterien: Natürlichkeit, natur- und kulturhistorische Bedeutung. Die Schlei und die Ostsee haben aufgrund ihrer Raumbedeutung und der weitgehend natürlichen Morphologie besondere Bedeutung. Der Schleibach und das Hafenbecken besitzen durch ihre naturferne Ausprägung allgemeine Bedeutung. Auswirkungen durch das Vorhaben Die Planungen zum Hafen Port Olpenitz sind sowohl mit einer Aufschüttung von Land- und Insel- flächen im Bereich des Hafenbeckens als auch mit einer Umwandlung von Land- in Wasserflächen für eine Hafenlagune verbunden. Aufgrund der Ausweisung als Sportboothafen ist mit einem erhöhten Boots- bzw. Schiffsverkehr auf der Ostsee und auf der Schlei zu rechnen. Das Hafenwasser kann bei unachtsamer Nutzung der Schiffsanlieger verunreinigt werden. Im südöstlichen Plangeltungsbereich können neue Wasserflächen in Form einer Flusslandschaft entstehen. Der kanalisierte und z. T. verrohrte Schleibach wird in die künstliche Flusslandschaft eingeleitet. Die Aufschüttungen im Vorhafen können zur Veränderung des Strömungs- und Sedimentations- verhaltens in der Ostsee vor dem Hafen führen.

Erhebliche Auswirkungen Bewertungskriterien: Als erhebliche nachteilige Auswirkungen sind Entwicklungen zu beurteilen, die eine Verschlechterung der Wasserqualitäten mit ggf. mit Überschreitung von Grenzwerten her- vorrufen sowie die Schaffung künstlicher Uferbereiche oder Veränderung des Gewässergrundes zu Lasten der natürlichen Ausprägung in einer Größenordnung, die den Charakter des Gewässers maßgeblich verändert. Des Weiteren wären Veränderungen des Strömungs- und Sedimentations- verhaltens im Bereich der Ostsee erhebliche Auswirkungen. Als erheblich vorteilhafte Aufwirkung wäre ein funktional wirksamer Rückbau von Uferbauten und künstlichen Regulierungen zu werten. Die Auswirkungen durch das geplante Vorhaben werden für das Schutzgutes Oberflächengewäs- ser im Wesentlichen als nicht erheblich gewertet. Hinsichtlich der Darstellung des Sportboothafens und der geplanten baulichen Entwicklungen im Hafenbecken ist zu berücksichtigen, dass in beiden Fällen bereits ein Hafenstandort vorhanden ist. Die baulichen Veränderungen an Gewässern finden somit ausschließlich in dem bereits naturfern

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 34 gestalteten Hafenbecken statt, so dass die Auswirkungen den Charakter des Gewässers nicht maßgeblich verändern werden. Eine maßgebliche Verschmutzung des Hafenbeckens durch Schiffsanlieger ist aufgrund öffentli- cher Regelungen über die Abwasserentsorgung von Schiffen nicht anzunehmen. Die Anlage einer Flusslandschaft würde für das Schutzgut Oberflächengewässer keine maßgebli- che Verbesserung der Gewässersituation herbeiführen, da trotz Festsetzungen für eine naturnahe Gestaltung von einer intensiven Inanspruchnahme der Uferbereiche durch die angrenzenden Son- dergebiete für Ferienwohnen ausgegangen werden muss. Auch die Entrohrung des Schleibachs bewirkt keine erhebliche vorteilhafte Veränderung, da die von Süden kommende Vorflut nur über das Pumpwerk den erhöhten Marinestandort erreichen kann und eine Durchgängigkeit zum Ober- lauf des Gewässers unter diesen Voraussetzungen nicht wieder herstellbar ist. Die baulichen Veränderungen im Hafenbecken werden nur innerhalb der Hafenmolen stattfinden, so dass maßgebliche Veränderungen des Strömungs- und Sedimentationsverhaltens im Bereich der Ostsee ausgeschlossen werden können. Erhebliche Auswirkungen, die aus einer vermehrten Sedimentation durch die Bautätigkeit herrühren könnten, werden durch geeignete technische Maß- nahmen vermieden.

Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Bauliche Veränderungen an den Hafenanlagen bleiben auf den bestehenden Hafen des Marine- standortes beschränkt. Für die Außenseiten der Molen sind keine baulichen Veränderungen ge- plant. Die Einleitung von Oberflächenwasser in das Schleihaff wird unterbunden, so dass Beeinträchti- gungen der FFH-Lebensraumtypen in diesem Bereich vermieden werden können. Veränderungen von Strömungs- und Sedimentationsverhältnissen in der Ostsee werden durch bauliche Maßnahmen vermieden.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Die Veränderungen im Hafenbecken und die Veränderung des Schleibachs sind hinsichtlich des Schutzgutes Oberflächengewässer nicht relevant für die Eingriffsregelung. Sofern hierdurch andere Schutzgüter (Boden, Pflanzen, Tiere) betroffen sind, erfolgt eine Abarbeitung der Eingriffsregelung über diese betroffenen Schutzgüter.

2.1.5 Schutzgut Klima

Untersuchungsrahmen Begutachtet werden das Großklima und das Lokalklima sowie klimabeeinflussende Strukturen im Plangeltungsbereich.

Datengrundlage − Landschaftsrahmenplan Planungsraum V (2002) − Klimadaten Olpenitz (Deutscher Wetterdienst 2007)

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Beschreibung Das Klima im Plangeltungsbereich wird bedeutend durch die direkte Lage an der Ostsee und die Umgebung mit großen Wasserflächen der Schlei, des Hafenbeckens und der freien Ostsee ge- prägt. Die Daten der Wetterstation Olpenitz aus einem Zeitraum von 1999 bis 2006 zeigen ein absolutes Minimum der Lufttemperatur von -11°C und ein absolutes Maximum der Lufttemperatur von 32.7°C. Die Anzahl der Tage mit einem Maximum der Lufttemperatur von mehr als 25 C liegt bei 5,8. Die Anzahl der Tage mit einem Maximum der Lufttemperatur von weniger als 0 C liegt bei 7 und mit einem Minimum der Lufttemperatur von weniger als 0°C bei 42,6. Die Monatssumme der Niederschlagshöhe wird mit 596 mm angegeben. Windstärken von 6 oder 7 Beaufort treten an rund 111 Tagen auf, an durchschnittlich 0,6 Tagen im Jahr liegen die Windstärken bei mehr als 8 Beaufort. Klima beeinflussende Strukturen im Plangeltungsbereich sind die vorhandenen Versiegelungen, die durch Sonneneinstrahlung lokal zu einer Erhöhung der Lufttemperatur führen können, die Ge- bäude, welche Luftverwirbelungen verursachen, sowie Gehölzbestände mit lokaler Windschutz- funktion. Der Plangeltungsbereich besitzt keine für den umgebenden Raum bedeutsamen Klimafunktionen, wie z. B. Frischluft- und Kaltluftentstehungsgebiete oder Frischluft- und Kaltluftaustauschbahnen mit Ausgleichsfunktion und zur Verhinderung von Überwärmung, Kaltluftstau oder Luftschadstoff- anreicherung.

Vorbelastung Vorbelastungen hinsichtlich des Schutzgutes Klima sind im Plangeltungsbereich Versiegelungsflä- chen mit lokaler Bedeutung hinsichtlich der Temperaturentwicklungen.

Bewertung Bewertungskriterien: Natürlichkeit sowie raumbedeutende Klimafunktionen. Dem an der Ostseeküste vorherrschenden Seeklima wird aufgrund der Naturnähe eine hohe Be- deutung zugemessen. Lokal wird das Klima im Bereich Port Olpenitz allerdings durch Versiege- lungsflächen und Gebäude verändert und besitzt hier allgemeine Bedeutung.

Auswirkungen durch das Vorhaben Mit den Festsetzungen der Sondergebiete werden großflächig neue Versiegelungen ermöglicht. Sie können durch bauliche Verdichtungen im Bereich der bisherigen Gebäudeanlagen und die Beanspruchung bisher unbebauter Areale im Südosten sowie durch weitere Bebauungen auf zu- künftigen Landflächen im Hafenbecken und an den Molen erfolgen. Hierdurch wird die Neigung zur Wärmebildung lokal weiter erhöht. Davon betroffen sind ausschließlich klimatische Bereiche mit allgemeiner Bedeutung. Aufgrund der vorherrschenden Winde und des damit verbundenen Luft- austausches wird kein Temperaturstau erwartet, wie er in städtischen Bereichen anzutreffen ist.

Erhebliche Auswirkungen Bewertungskriterien: Als erhebliche Auswirkungen bezüglich klimatischer Funktionen werden Ver- änderungen betrachtet, die innerhalb des Gebiets zu einer deutlichen Veränderung des klimati-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 36 schen Charakters führen oder die aufgrund ihrer raumbedeutsamen Funktion auch klimatische Veränderungen im umliegenden Raum bewirken. Die prognostizierten Auswirkungen auf das Klima erreichen keine Erheblichkeit, da allenfalls lokale Veränderungen eintreten, die weder den Gesamtcharakter des Küstenklimas noch umliegende Räume maßgeblich beeinträchtigen.

Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Durch eine Begrenzung der bebaubaren Grundfläche werden die Auswirkungen auf das Lokalklima vermindert. In nicht durch die Folgenutzung beanspruchten Bereichen werden nicht mehr benötigte Versiege- lungen rückgebaut.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Verluste von klimatischen Funktionen werden über die Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnahmen für die Schutzgüter Boden und Pflanzen kompensiert.

2.1.6 Schutzgut Luft

Untersuchungsrahmen Zur Einschätzung des Schutzgutes Luft werden Informationen über belastete Gebiete und Emissi- onsquellen herangezogen. Es werden sowohl der Plangeltungsbereich als auch das im Einflussbe- reich liegende luftbedeutsame Gebiet betrachtet.

Datengrundlage − Luftschadstofftechnische Stellungnahme zum Bebauungsplan Nr. 65 der Stadt Kappeln (Lairm Consult GmbH 2009b)

Beschreibung Die Qualität der Luft zeichnet sich durch einen ausgeglichen Sauerstoffgehalt und geringe Luftver- unreinigung durch Schadgase, Schwebstoffe und Stäube aus. In Schleswig-Holstein sind mögliche Luftbelastungen hauptsächlich durch den Verkehr bestimmt. Die lufthygienische Situation im Plangeltungsbereich wird durch die direkte Lage an der Ostsee und des Schleihaffs positiv beeinflusst. Häufig auftretende günstige Wetterlagen durchmischen potentiell belastete Bereiche mit frischer - über die Ostsee kommender - Luft. Als weiterer positive Einflussgröße ist die Vegetation von Bedeutung. Die Gehölzbestände dienen als Filter für Schad- stoffe und -gase, große offene Grünlandbereiche als Kaltluftentstehungsgebiet. Als Hintergrundbelastung hinsichtlich möglicher Luftschadstoffe wird in der Luftschadstofftechni- schen Stellungnahme (Lairm 2009b) im Raum Olpenitz die eines ländlichen bzw. kleinstädtischen Hintergrundes angenommen. Zusätzliche Belastungen ergeben sich vor allem entlang von Stra- ßen. Berechnungen möglicher Luftschadstoffgesamtbelastungen an sechs markanten Immissions- standorten (B 201 westlich Schleswig, B 203 Ortsdurchfahrt Kappeln, B 203 mit Einmündung L 286, B 203 südlich L 286, B 199 Ortsbereich Kappeln und L 286 zwischen Ellenberg und Olpe- nitz) sind zu dem Ergebnis gekommen, dass für alle untersuchten Schadstoffkomponenten die

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Luftschadstoffbelastungen im Bereich der angrenzenden Nutzungen den gesetzlichen Anforderun- gen an die Luftreinhaltung genügen.

Vorbelastung Die Ostseestraße L 286 ist nach der Aufgabe des Marinestützpunktes Olpenitz Hauptschadstoff- emittent des Plangeltungsbereichs. Die Ortschaft Olpenitzdorf ist lediglich als Ausstoßquelle von

NO2 zu berücksichtigen. Großräumig betrachtet muss die Vorbelastung als gering eingestuft wer- den. In Straßennähe sind höhere Belastungen zu erwarten.

Bewertung Bewertungskriterien: Natürlichkeitsgrad, Überschreitungen beurteilungsrelevanter Immissionswer- te. Bezüglich der lufthygienischen Verhältnisse ist der Plangeltungsbereich von allgemeiner Bedeu- tung. Er ist in weiten Teilen versiegelt, kleinräumige Grünflächen und für den Ostseeraum typische zumeist niedrige Küstenvegetation prägen die unversiegelten Bereiche. Eine luftreinigende Wir- kung kann dem Gebiet nicht zugewiesen werden. Überschreitungen lufthygienischer Beurteilungs- werte wurden nicht angetroffen.

Auswirkungen durch das Vorhaben Kleinräumig betrachtet ist davon auszugehen, dass sich durch die zunehmende Versiegelung und den Verlust von Vegetation die lufthygienische Situation im Plangeltungsbereich verändern wird. Durch den zunehmenden Ausstoß von Schadgasen durch den intensiven Erholungs- und Freizeit- betrieb sowie die Zunahme des Verkehrs werden die Schadstoffkonzentrationen an den zuführen- den Straßen ansteigen. Die Lage an der Ostsee mit hohem Luftaustausch wird dabei dem Errei- chen von hohen Luftschadstoffkonzentrationen entgegenwirken. Im unmittelbaren Plangeltungsbereich liegen keine prognostizierten Werte vor.

Erhebliche Auswirkungen Bewertungskriterien: Überschreitung von Immissionsschutzgrenzwerten. Die luftschadstofftechnische Stellungnahme zum B-Plan Nr. 65 kommt zu dem Ergebnis, dass für alle untersuchten Schadstoffkomponenten die derzeit geltenden Grenzwerte zum Schutz des Men- schen bereits am Straßenrand eingehalten werden. Das Planvorhaben gilt im Hinblick auf die Luft- schadstoffimmissionen mit dem Schutz der angrenzenden Bebauung als verträglich. Für den unmittelbaren Plangeltungsbereich liegen keine prognostizierten Werte vor. Aufgrund der günstigen Luftaustauschsituation vor Ort werden allerdings keine erheblichen Auswirkungen erwar- tet.

Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Da keine erheblichen nachteiligen Auswirkungen auf das Schutzgut Luft zu erwarten sind, werden keine Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen festgesetzt. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Für das Schutzgut Luft besteht kein gesonderter Ausgleichsbedarf.

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2.1.7 Schutzgut Pflanzen

Untersuchungsrahmen Landseitige Nutzungs- und Biotoptypen, Biotope, gesetzlich geschützte Biotope und Natura 2000- Gebiete werden im Plangeltungsbereich und für einzelne Aspekte darüber hinaus auch im 300 m Umkreis betrachtet. Im marinen Bereich werden Makrophyten in der Schleimündung und in der Ostsee vor dem ehemaligen Marinehafen Olpenitz berücksichtigt.

Datengrundlage − Landschaftsplanerischer Fachbeitrag zum B-Plan Nr. 65 "Port Olpenitz" der Stadt Kappeln (BHF 2009) − Port Kappeln- Olpenitz: Erläuterungsbericht zu den Biotoptypen des unmittelbaren Schleifufers zwischen Kappeln und der Schleimündung (Siller 2006) − Port Kappeln – Olpenitz: Erläuterungsbericht zur Biotoptypenkartierung (Siller 2006) − Port Kappeln – Olpenitz: Erläuterungsbericht zur Übersichtskartierung der Makrophyten in der Schleimündung (Siller 2006) − Untersuchung der Makrophytenbestände vor dem geplanten Port-Olpenitz (MARILIM 2008) − FFH-Verträglichkeitsprüfung des Vorhabens "Port-Olpenitz" für das FFH-Gebiet DE-1423-394 “Schlei incl. Schleimünde und vorgelagerte Flachgründe" (BHF 2009) Beschreibung Im Plangeltungsbereich können zunächst grob die innerhalb des eingezäunten Marinestützpunktes gelegenen, von anthropogener Nutzung geprägten Biotoptypen von den außerhalb des Geländes gelegenen Biotoptypen mit weitgehend naturnaher Ausprägung unterschieden werden. Der Marinestützpunkt umfasst Hafenanlagen und Gebäudekomplexe, die sich vor allem im zentra- len Bereich und im südlichen Teil der Olpenitzer Halbinsel befinden, sowie großflächige unbebaute Flächen im Südosten. Die bebauten Areale sind durch Gebäude und Versiegelungsflächen mit dazwischen liegenden Grünflächen geprägt. In einigen Grünflächen stehen Einzelbäume, Baum- gruppen und Baumreihen zumeist jungen bis mittleren Alters sowie einige ältere Baumreihen. Am Rand der Gebäudeanlagen befinden sich naturnahe und standortfremde Gehölzbestände. Im Südosten des Geländes und im südlichen Teil der Olpenitzer Halbinsel haben sich aufgrund fehlender oder vernachlässigter Nutzung größere Ruderalflächen verschiedener Ausprägung ent- wickeln können. Im Südosten liegen diese verzahnt mit einem Salzwiesenbiotop und einer Schilf- röhrichtfläche sowie großflächigen naturnahen Gehölzbeständen. Teile der Vegetationsbestände auf dem Marinestützpunkt sind artenreich und beherbergen gefähr- dete und stark gefährdete Pflanzenarten. Folgende Arten der Roten Liste Schleswig Holstein wur- den angetroffen: Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis (RL SH 2), Sardischer Hahnen- fuß Ranunculus sardous (RL SH 3), Strandsegge Carex extensa (RL SH 2), Entferntährige Segge Carex distans (RL SH 3), Tausendgüldenkraut Centaurium erythraea (RL SH 3), Nelken- Haferschmiele Aira caryophyllea (RL SH 3), Deutsches Filzkraut Filago vulgaris (RL SH 3), Steifer Augentrost Euphrasia stricta (RL SH 3) Purgier-Lein Linum cargharticum (RL SH 3) und Steifhaari- ger Löwenzahn Leontodon hispidus (RL SH 2).

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Bei den Flächen des Plangeltungsbereichs, die außerhalb des Marinestützpunktes liegen, handelt es sich um den im Süden liegenden Teil des Weidefelder Strandes mit einem Sandstrand und da- hinter liegender Küstendüne. Hier wurde als in Schleswig-Holstein gefährdete Pflanzenart die Strand-Distel Eryngium maritimum (RL 3 SH) angetroffen. Die Landflächen nördlich vom Plangeltungsbereich sind ausschließlich Küstenbiotope der Olpenit- zer Halbinsel und der Schleiuferbereiche nördlich vom Norddamm. Hier sind wertvolle Strandberei- chen unterschiedlicher Ausprägung sowie Strandwall, Küstendüne, Salzwiese, Brackwasserröh- richt und Strandsee zu finden. Die Landflächen südlich und westlich vom Plangeltungsbereich zeigen im Westen eine mit Knicks gegliederte Agrarlandschaft mit vorwiegend Ackerflächen und im Süden eine großräumigere Nie- derungslandschaft mit Grünland und Ackerflächen, die von Richtung Süden vom Schleibach durchzogen werden. Die marinen Bereiche der Ostsee und der Schleimündung wurden auf das Vorkommen von Makrophyten untersucht. In der Schlei besiedeln sie Bereiche bis in 3 m Tiefe. Hier wurden sechs Arten festgestellt, die gemäß der Roten Liste Schleswig-Holstein in ihrem Bestand gefährdet sind. Die Ostsee ist auch in größeren Tiefen besiedelt. Hier bilden Hartsubstrate Standorte für Rotalgen, während auf den Sandflächen in einem Tiefenbereich zwischen 4 und 5 m Seegrasbestände wur- zeln. Zwei der angetroffenen Arten sind gemäß der Roten Liste Schleswig-Holstein gefährdet, eine Art gilt in diesem Raum als ausgestorben. Schutzgebiete und –objekte: Im Plangeltungsbereich befinden sich mehrere gemäß § 25 LNatSchG geschützte Biotope. Hierzu gehören die außerhalb vom Marinestützpunkt gelegene Küstendüne, eine im Südosten gelegene Röhrichtfläche, eine Salzwiese im Südosten sowie zwei kleinere im Übergang vom Norddamm zur Olpenitzer Halbinsel gelegene Strandwallabschnitte. Im weiteren Umfeld sind Salzwiese, Brackwasser-Röhricht, mehrjährige Vegetation der Strände, Sandstrand, Geröllstrand, Strandwall, Tümpel in landwirtschaftlich genutzter Fläche geschützt. Für große – außerhalb vom Plangeltungsbereich gelegene - Teile der Halbinsel Olpenitz und vor- gelagerte Wasserflächen gilt seit dem 27. Juni 2008 für die Dauer von drei Jahren die einstweilige Sicherstellung des geplanten Naturschutzgebietes "Halbinsel Olpenitz einschließlich angrenzender Flachwasserbereiche mit Uferzonen" gemäß § 22 LNatSchG. Große Teile der Halbinsel Olpenitz gehören zum FFH-Gebiet "Schlei incl. Schleimünde und vorge- lagerter Flachgründe. Damit liegt ein schmaler Streifen des B-Plangeltungsbereichs im FFH- Gebiet. Große - außerhalb vom B-Plangebiet gelegene - Teile der Halbinsel Olpenitz gehören zum Land- schaftsschutzgebiet "Kopperby/Olpenitz". Der nördlich der Schleimündung gelegene Nehrungshaken und die umgebenden Wasserflächen sind als Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Oehe – Schleimündung" ausgewiesen.

Vorbelastung Der Marinestützpunkt wurde zu Lasten der vormals naturnahen Schleilandschaft angelegt. Durch Versiegelungen mit Hafenanlagen und Gebäuden wurden natürliche Pflanzenstandorte vernichtet. Auf den unbebauten Flächen des Marinestützpunktes sind vorwiegend Pflanzenarten mit eher un- spezifischen Standortbedingungen anzutreffen.

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Durch die Eutrophierung der Oberflächengewässer Schlei und Ostsee ist die Makrophytenvegeta- tion beeinträchtigt. Weitere Schädigungen der Landvegetation und der Makrophyten der Ostsee sind im Bereich des Weidefelder Strandes durch Vertritt durch Badende vorhanden. Bewertung Bewertungskriterien: Naturnähe, Alter bzw. Ersetzbarkeit, Vorkommen seltener bzw. gefährdeter Arten, Gefährdung / Seltenheit des Biotops. Aufgrund der Naturnähe und des Extremstandorts sind im Plangeltungsbereich sämtliche Küsten- biotoptypen von besonderer Bedeutung. Sie liegen fast ausschließlich außerhalb des Geländes des Marinestützpunktes. Auf dem Marinestützpunkt selbst sind die artenreichen Ruderalstandorte, die Gehölzflächen, eine Salzwiese, eine Röhrichtfläche und zwei isoliert gelegene Strandwallflä- chen von besonderer Bedeutung. Die zwischen den Gebäuden liegenden Grünflächen besitzen aufgrund der schnellen Ersetzbarkeit allgemeine Bedeutung.

Auswirkungen durch das Vorhaben Mit der Umsetzung des B-Planes ist davon auszugehen, dass sämtliche Vegetation im Bereich des Marinestützpunktes beseitigt wird. Dieses wären Biotoptypen mit allgemeiner und besonderer Be- deutung. Durch die hohe Anzahl an Feriengästen müsste ohne Schutzmaßnahmen mit einem Vertritt wert- voller Vegetation auf der Olpenitzer Halbinsel und in den Flachwasserbereichen gerechnet werden. Durch die Festsetzung einer baulichen Abgrenzung wird der Zugang jedoch unterbunden. Vor die- sem Hintergrund ist von einer maßgeblichen Beeinträchtigung der Vegetation durch Vertritt nicht mehr auszugehen. Der Weidefelder Strand wird ein erhöhtes Aufkommen an Feriengästen erfahren. Zwischen dem eigentlichen Strandbereich und der geplanten Feriensiedlung befindet sich eine gemäß § 25 LNatSchG geschützte Küstendüne. Diese wird im Sommer bereits von Badegästen genutzt. Um eine erhöhte Belastung der Vegetation auszuschließen ist im B-Plan eine Überquerungshilfe durch Bohlenwege und eine Auszäunung der übrigen Bereiche festgesetzt. Das Hafenwasser kann bei unachtsamer Nutzung der Schiffsanlieger verunreinigt werden. Daraus folgend wären weitere Beeinträchtigungen der Makrophyten in der Ostsee durch zusätzliche Eutrophierung nicht auszuschließen. Da an dieser Stelle angenommen wird, dass für die Einhal- tung der Umweltvorschriften hinsichtlich Müll- und Fäkalienentsorgung der Schiffe durch öffentliche Vorschriften und im Eigeninteresse des Hafenbetreibers gesorgt wird, ist eine maßgebliche Beein- trächtigung nicht zu erwarten. Es ist davon auszugehen, dass einzelne Boote zum Angeln aus dem Hafen herausfahren und in den Flachwasserbereichen ankern. Hierdurch können Habitate von Makrophyten zerstört werden. Aufgrund der eher seltenen und nur punktuellen Belastung führt dieses voraussichtlich nicht zu einer maßgeblichen Zerstörung von Makrophyten. Der bisher in Teilen bebaute südliche Abschnitt der Olpenitzer Halbinsel wird aus der Nutzung genommen und wird durch eine wirksame Auszäunung vor Zutritt vom Ferienzentrum aus ge- schützt. Hier ist die Entwicklung einer natürlichen Küstenvegetation vorgesehen.

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Erhebliche Auswirkungen Bewertungskriterien: Beeinträchtigungen des Schutzgutes Pflanzen werden als erheblich betrach- tet, soweit sie zu einem nachhaltigen Verlust von Pflanzengemeinschaften besonderer Bedeutung führen können. Auch eine Veränderung des Charakters vorhandener Pflanzengemeinschaften verbunden mit einem Wertverlust von besonderer in allgemeine Bedeutung ist erheblich. Dabei fließen fachgesetzliche Aussagen aus dem Landesnaturschutzgesetz in die Bewertung ein und zwar insbesondere §§ 10, 11 und 12 LNatSchG zur Eingriffsregelung, nach der Veränderun- gen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Natur- haushalts erheblich beeinträchtigen können. Weiterführend werden die Vorgaben aus dem Ge- meinsamen Runderlass des Innenministeriums und des Ministeriums für Umwelt, Natur und Fors- ten vom 3. Juli 1998 "Verhältnis der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung zum Baurecht" he- rangezogen, in der Biotoptypen mit besonderer Bedeutung besonders zu berücksichtigen sind. Erhebliche nachteilige Auswirkungen: Gegenüber der bisherigen Situation ist auf dem Gelände des Marinestützpunktes Olpenitz ein großflächiger Verlust von Pflanzenstandorten besonderer Bedeu- tung anzunehmen. Erhebliche vorteilhafte Auswirkungen: Gegenüber der aktuellen Situation werden die vormals bau- lich genutzten Flächen im südlichen Teilbereich der Olpenitzer Halbinsel als Maßnahmenfläche überplant. Der baulich beeinträchtigte Oberboden wird abgeschoben und die Fläche zu einem na- turnahen Küstenbiotop entwickelt. Hier kann sich eine küstentypische Vegetation besonderer Be- deutung wieder einstellen. Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Durch die Begrenzung der baulichen Entwicklung auf den künstlich überprägten Marinestandort werden Eingriffe in wertvolle Küstenlebensräume vermieden. Die Zugänglichkeit der Halbinsel Olpenitz von Port Olpenitz aus wird durch bauliche Maßnahmen unterbunden. Hierdurch wird der Vertritt von schützenswerten Pflanzengemeinschaften der Küste und der Flachwasserbereiche vermieden. Die Zugänglichkeit der Küstendüne am Weidefelder Strand wird durch eine Kombination aus Aus- zäunung der Düne und baulichen Überquerungshilfen deutlich eingeschränkt. Hierdurch wird ein zusätzlicher Vertritt durch querende Feriengäste vermieden. Auch das bisher schon verbreitete Lagern in der Küstendüne durch Strandbesucher wird hierdurch stark eingeschränkt.

Im Rahmen der Verordnung zur Einrichtung des geplanten Naturschutzgebietes "Oehe- Schleimünde" werden Betretens- und Anlandungsverbote der Küstenbereiche und der Halbinsel Olpenitz ausgesprochen. Anschließend erfolgt eine Umsetzung der Befahrensregelung für das Schleihaff und für die Flachwasserbereiche der Ostsee über eine Befahrensverordnung nach § 5 Bundeswasserstraßengesetz. Diese Maßnahmen erfolgen zur Vermeidung erheblicher Beeinträch- tigungen der Wasservogelbestände und werden durch ein Wasservogelmonitoring begleitet. Sie bedeuten gleichzeitig eine Vermeidung des Ankergeschehens in schützenswerten Flachwasserbe- reichen und damit eine Verringerung möglicher Schädigungen von Makrophyten durch Ankerge- schirr.

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Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Die ehemals baulich genutzten Flächen des Marinestützpunktes auf der Olpenitzer Halbinsel wer- den zu einem Küstenbiotop entwickelt. Hierdurch erfolgt der Ausgleich für Eingriffe in Salzwiese, Röhricht und Strandwallabschnitte sowie Ruderalflächen. Durch die Festsetzung von Gehölzstrei- fen mit Bäumen im B-Plangebiet werden Eingriffe in landschaftsprägende Baumreihen ausgegli- chen. Die Festsetzung von Gehölzanpflanzungen auf dem Multifunktionshügel kompensiert einen Teil der beseitigten Gehölzflächen. Veränderungen am Schleibach werden durch die Anlage einer Flusslandschaft kompensiert. Ein Ausgleich für Eingriffe in marine Vegetation durch Verlust von Hartsubstraten erfolgt durch die Schaffung neuer Hartsubstratflächen innerhalb des Hafenbeckens in gleichem Umfang. Über ergänzende Ersatzmaßnahmen (Entwicklung von naturnahem Wald, Ausbuchungen aus forstlichem Ausgleichsflächenpool sowie aus Ökokonten mit Schwerpunkt extensive Grünlandnut- zung) wird die Kompensation für die im Plangeltungsbereich noch nicht ausgeglichenen Eingriffe in Gehölzbestände und Ruderalflächen erbracht.

2.1.8 Schutzgut Tiere

Untersuchungsrahmen: Für das Schutzgut Tiere sind folgende Themen relevant: Natura 2000-Gebiete, Lebensräume aus- gewählter Tierarten (Brutvögel, Rastvögel, Fledermäuse, Amphibien, Reptilien und Schweinswal), besonders bzw. streng geschützte Tierarten. Der Untersuchungsraum für Brutvögel umfasst den Plangeltungsbereich sowie die südlich und westlich anschließende Agrarlandschaft. Mausernde Rastvögel wurden von der Schleimündung einschließlich des Hafenbeckens Olpenitz bis Rabelsund erfasst. Ein Wasservogelmonitoring um- fasst den gleichen Raum zuzüglich der Wasserflächen der Ostsee vor der Schleimündung. Für Fledermäuse erfolgten Kartierungen im Plangeltungsbereich. Amphibien und Reptilien wurden im gesamten Plangeltungsbereich sowie auf den südlich angrenzenden Grünlandflächen erfasst. Die Informationen zur Schweinswalverbreitung wurden für ein größeres Umfeld des Plangebiets voll- ständig aus Bestandsdaten entnommen. Aufgrund des anzunehmenden Verbreitungsmusters und der geringen Individuendichte wäre eine gezielte Erfassung nur mit hohen Aufwand zu realisieren und hätte bei dem kleinen Untersuchungsraum nur eine geringe Aussagekraft.

Datengrundlage − Faunistisches Fachgutachten - Brutvögel, Rastvögel und Fledermäuse (Siller 2006) − Brutkartierung 2008 Halbinsel Olpenitz (Rönn, v. J, Kiebusch, J.J., Füldner, G & B. Burkhard 2008) − FFH-Verträglichkeitsprüfung des Vorhabens "Port-Olpenitz" für das FFH-Gebiet DE-1423-394 “Schlei incl. Schleimünde und vorgelagerte Flachgründe" (BHF 2009) − Verträglichkeitsprüfung des Vorhabens "Port-Olpenitz" für das Vogelschutzgebiet DE-1423-491 "Schlei" (BiA und BHF 2009)

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− Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag gemäß § 42 BNatSchG im Rahmen des B-Plans Nr. 65 "Port Olpenitz" der Stadt Kappeln (BiA und BHF 2009) − Landschaftsplanerischer Fachbeitrag (LPF) zum B-Plan Nr. 65 "Port Olpenitz" der Stadt Kap- peln (BHF 2009) − Wasservogelmonitoring im Bereich des Projektes "Port Olpenitz" an der Schleimündung (Dr. J. Kieckbusch, Stand Februar 2009) − Erfassung der Amphibien- und Reptilienfauna im Geltungsbereich des B-Plans Nr. 65 "Port Olpenitz" der Stadt Kappeln und angrenzender Flächen (B.i.A. - Biologen im Arbeitsverbund 2009) − Abschätzung der Entwicklung des Bootaufkommens in der Schleiregion (Merkel Ingenieur Con- sult 2009)

Brutvögel: Im Untersuchungsraum wurden 59 Brutvogelarten kartiert. Aufgrund der verschiedenen Lebensraumausstattungen haben sich an verschiedenen Orten unterschiedliche Artengruppen angesiedelt. Die Halbinsel Olpenitz stellt sich im unbebauten Teil vorrangig als Brutplatz für See- vögel dar. Angetroffen wurden hier vor allem Kolonien verschiedener Möwenarten (Sturm- und Silbermöwe), daneben auch Küstenseeschwalbe und Zwergseeschwalbe, Sandregenpfeifer, Aus- ternfischer, Brandgans, Rotschenkel und einige weitere Arten. Der schmale Strand nördlich und westlich des Norddamms hat vor allem Bedeutung für Röhricht- und Gebüschbrüter. Hier sind u. a. Dorngrasmücke, Blässhuhn, Rohrammer, Rohrsänger vorhanden. In den bebauten Bereichen des ehemaligen Marinestützpunktes treten neben typischen Gebäude- brütern wie Haussperling, Rauch- und Mehlschwalbe auch gehölzbewohnende Kleinvögel, wie z.B. Amsel, Blaumeise, Kohlmeise, Buchfink, Fitis, diverse Grasmücken, Gelbspötter oder Grünling auf. Weiterhin haben sich stellenweise Seevogelarten auf den Flachdächern angesiedelt. Hierzu zählen mehrere Möwenarten und der Austernfischer. Im näheren Hafenumfeld sind auf den Flachdächern große Möwenkolonien (Silbermöwen und Sturmmöwen) entstanden, in Einzelpaaren brüten auch Mantel- und Heringsmöwe. Der unbebaute Gehölz-Grünland-Komplex im Südosten des Stützpunk- tes wird von Gehölzbrütern und (Halb)Offenlandarten wie Feldlerche, Fasan und Rebhuhn besie- delt. Hier findet sich auch ein Brutpaar des Turmfalken. Im zusammenhängenden Grünlandbereich südlich des Stützpunktes finden sich mehrere Offenlandarten wie Austerfischer, Feldlerche und Wiesenpieper sowie Gehölzbrüter. In der Feldflur westlich vom ehemaligen Marinestützpunkt herrscht vor allem eine Vielzahl an Gehölzbrütern vor. Der Strand- und Dünenbereich des Weide- felder Strandes ist aufgrund regelmäßiger Störungen sehr artenarm. Von den erfassten Brutvögeln werden 18 Arten im Artenhilfsprogramm Schleswig-Holsteins ge- führt. Hiervon sind 3 Arten gefährdet (RL 3 SH: Feldlerche, Wiesenpieper und Trauerschnäpper) und 2 Arten stark gefährdet (RL 2 SH: Zwergseeschwalbe, Sandregenpfeifer). Rastvögel: Die in der Ostsee liegenden Flachwasserbereiche (Schleisand) sowie die strömungsbe- ruhigten Wasserflächen der Schlei und angrenzende Landlebensräume sind bedeutende Rast-, Mauser- und Überwinterungsgebiete von Wasservögeln. Die Wasservögel nutzen die Gebiete als Ruheplatz während der Mauser, zur Gefiederpflege, als Aufzuchtsgebiet, als Schlafplätze, als Nah- rungsgebiet, als Rastgebiet während des Durchzuges und zur Überwinterung. Im Planungsgebiet werden 13 Arten aufgrund ihrer mindestens landesweiten Bedeutung als rele-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 44 vant betrachtet. National bedeutende Rastbestände erreichen im untersuchten Raum Eiderente, Schellente, Mittelsäger und Goldregenpfeifer. Eine landesweite Bedeutung haben die Rastbestän- de von Höckerschwan, Singschwan, Gänsesäger, Kormoran, Blässhuhn, Sturmmöwe und Mantel- möwe. Bedeutende Teilräume im engeren Umfeld von Port Olpenitz sind das westlich von Schleimünde gelegene Schleihaff mit einem nördlich und einem südlich vom Hauptfahrwasser gelegenen Teilbe- reich, der Hafen, das NSG Oehe-Schleimünde, Flachwasserbereiche der Ostsee vor Schleimünde (Schleisand), die Halbinsel Olpenitz sowie die Flachwasser- und Küstenbereiche des Weidefelder Strandes. Im nördlichen Schleihaff rasten Höckerschwan und Schellente (Mauser und Winterrast) sowie Singschwan (Winterrast) und Mittelsäger (Familienverbände, Winterrast). Das - nördlich vom Hafen Port Olpenitz gelegene und mit einem Damm hiervon abgetrennte - südliche Schleihaff wird ebenfalls von Höckerschwan, Schellente und Mittelsäger als Rastplatz genutzt. Eine Besonderheit sind im Winterhalbjahr große Eiderentenschwärme, die sich in erster Linie im Bereich des Schlei- sandes nördlich der Fahrrinne aufhalten. Der Hafen Port Olpenitz selbst bildet mit seinen Steinmo- len, Pontons, Dalben und der Nordmole Rast- und Schlafplätze von Möwen und Kormoranen. Das Naturschutzgebiet Oehe-Schleimünde liegt am Kreuzungspunkt von zwei Zugleitlinien. Hier findet sich eine Vielzahl an Wasser- und Watvogelarten zur Rast ein, darunter Spießente, Schell- ente, Eiderente, Gänsesäger (auch Familienlebensraum), Mittelsäger (auch Familienlebensraum) und Kormoran. Daneben finden sich mit Seeadler und Rohrweihe zwei Greifvogelarten ein. Vor dem Weidefelder Strand zeigen sich nur wenige Rastvögel. Fledermäuse: Der Plangeltungsbereich bietet aufgrund seiner geringen Ausstattung an relevanten Habitatstrukturen und den relativ hohen Windgeschwindigkeiten für Fledermäuse eher ungünstige Bedingungen. Auf dem Gelände des ehemaligen Marinestützpunktes Olpenitz wurden folgende Fledermausarten nachgewiesen: Zwergfledermaus, Mückenfledermaus, Rauhautfledermaus, Breit- flügelfledermaus und Großer Abendsegler. Die meisten Arten wurden nur gelegentlich festgestellt und werden den Nahrungsgästen bzw. Durchzüglern zugeordnet. In Giebeln und Dachrinnen eini- ger Gebäude wurden Quartiere (Tagesverstecke) von Zwerg- und Mückenfledermaus vorgefunden. In und an Bäumen wurden keine Quartiere festgestellt. Die Gehölzstrukturen im Plangeltungsbe- reich sind ohnehin als Quartiere für Fledermäuse kaum geeignet, da höhlen- und spaltenreiches Altholz fehlt. Von den genannten Fledermäusen gilt die Rauhautfledermaus gemäß der Roten Liste Schleswig-Holstein als gefährdet. Amphibien und Reptilien: In den Gewässern der südlich an das Planungsgebiet angrenzenden Grünland- bzw. Ackerflächen wurden mit Teichmolch, Erdkröte und Grasfrosch drei Amphibienar- ten und auf dem Gelände des ehemaligen Marinestützpunktes als Reptilienart die Waldeidechse festgestellt. Diese Arten gelten in Schleswig-Holstein als ungefährdet. Vor dem Hintergrund der Lebensraumausstattung und älterer Funde im näheren und weiteren Um- feld des Betrachtungsgebietes besteht grundsätzlich ein Potenzial für weitere Arten wie die Kreuz- kröte. Bislang konnten allerdings im Rahmen der Geländekartierungen keine Nachweise erbracht werden. Möglicherweise ist das Gebiet augrund von Störfaktoren derzeit unbesiedelt. Schweinswal: Zum Vorkommen und zur Lebensraumnutzung des Schweinswals in der Ostsee liegen umfangreiche Meldungen über Zufallsbeobachtungen von Segelbooten vor, die von der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäuger (GSM) initiiert und in Zusammenarbeit mit

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ASCOBANS und BfN zusammengetragen wurden. Da der betroffene Raum von Sportbooten stark genutzt wird, ist von einer vergleichsweise guten Erfassungsquote auszugehen. Karten zu den Schweinswalsichtungen aus den Jahren 2005, 2006 und 2007 wurden vom Bun- desamt für Naturschutz (BfN) veröffentlicht (siehe LPF zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Olpenitz, BHF 2009). Die Ergebnisse MINOS – Projekte „Dichte und Verteilung von Schweinswalen in der Ostsee“ sowie „Raumnutzung Schweinswale“ innerhalb eines Verbundvorhabens mit akustischen Methoden und vom Flugzeug aus mit Untersuchungen zwischen 2002 und 2006 decken sich im Wesentlichen mit den Aussagen der o. g. Veröffentlichungen des BfN. Zusätzlich wurde der Endbericht vom Mai 2009 „Erprobung eines Bund/Länder-Fachvorschlags für das Deutsche Meeresmonitoring von Seevögeln und Schweinswalen als Grundlage für die Erfül- lung der Natura 2000 - Berichtspflichten mit einem Schwerpunkt in der deutschen AWZ von Nord- und Ostsee (FFH-Berichtsperiode 2007-2012) - Teilbericht Schweinswale – “ ausgewertet. (siehe LPF zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Olpenitz, BHF 2009). Dargestellt sind darin die Ergebnisse einer systematischen Befliegung zur Erfassung der Schweinswalbestände. In der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der deutschen Ostsee sind fünf FFH-Schutzgebiete für das Vorkommen und die Verbreitung von Schweinswalen von Bedeutung: • DE 1332-301: NATURA 2000-Gebiet „Fehmarnbelt“ • DE 1249-301: NATURA 2000-Gebiet „Westliche Rönnebank“ • DE 1339-301: NATURA 2000-Gebiet „Kadettrinne“ • DE 1251-301: NATURA 2000-Gebiet „Adlergrund“ • DE 1652-301: NATURA 2000-Gebiet „Pommersche Bucht mit Oderbank“

Besonders viele Schweinswalsichtungen außerhalb der oben erwähnten Schutzgebiete wurden aus dem Bereich der Flensburger Förde und aus dem Bereich vor der Küste Dänemarks gemeldet. Zwischen diesen Bereichen und den umfangreichen Vorkommen im Bereich des Skagerrak findet ein intensiver Austausch statt. Zur Bewertung des Vorkommens von Schweinswalen im Bereich der Schleimündung werden die Schweinswalsichtungen 2005 bis 2007 des BfN sowie die Darstellungen der NATURA 2000 Schutzgebietsmeldungen des BfN herangezogen. Zur exakteren Lokalisierung wurden dabei die o.g. Karten in zwei Stufen ausschnittsvergrößert dargestellt. Dadurch lassen sich die Vorkommen vor der Schleimündung für die Jahre 2005 und 2007 anschaulich verorten. Unmittelbar vor der Schleimündung wurden im Jahr 2005 2 - 5 Tiere und im Jahr 2006 mehrmalig 2-5 Tiere gesichtet. Ebenfalls 2006 wurden ein Einzeltier und ein Totfund in der Schleimündung bei Olpenitz registriert. 2007 wurden im Nahen Umfeld von Schleimünde 2 mal 2-5 Tiere gesichtet und südlich im Bereich des Weidefelder Strande ein Totfund registriert. Die Dichten der Sichtungen nehmen mit Abstand zur Küste und in Richtung der Flensburger Förde deutlich zu. Auf den groß- räumigeren Ausschnitten ist ebenso deutlich zu erkennen, dass sich deutliche Verbreitungs- schwerpunkte entlang der Dänischen Küste sowie im Bereich Flensburger Förde und nordwestlich von Fehmarn abbilden, während der Bereich der Küste vor der Schleimündung nur die durch- schnittliche Dichte der westlichen Ostsee aufweist. Damit ist davon auszugehen ist, dass die Vor-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 46 kommen von Schweinswalen vor der Schleimündung insgesamt nicht von besonderer Bedeutung für den Lebensraum Ostsee sind. Sonstige marine Fauna: Für die marine Fauna bilden vor allem die Hartstubstratbereiche Lebens- räume vielfältiger Funktionen. Sie bilden Lebenraum für Organismen des Meeresgrundes und bie- ten Verstecke, Laichplätze und aufgrund ihres Pflanzenbewuchses und Zoobenthos darüber hin- aus Nahrungsgebiet für Fische. Schutzgebiete und –objekte: Sämtliche europäische Vogelarten, die Fledermäuse, Amphibien, Reptilien und der Schweinswal gehören zu den besonders geschützten Arten gemäß § 10 Abs. 2 Nr.10 BNatSchG. Darüber hinaus sind mehrere Arten gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 11 BNatSchG streng geschützt, wovon einige als Anhang IV Art der FFH-Richtlinie einen besonderen Rechtsstatus be- sitzen. Zu den streng geschützten Arten zählen als Säugetiere sämtliche Fledermausarten (alle Anhang IV) und der Schweinswal (Anhang IV). Von den vorkommenden Brutvögeln sind Zwerg- seeschwalbe, Sandregenpfeifer, Rotschenkel, Küstenseeschwalbe, Mäusebussard und Turmfalke streng geschützt, von den relevanten Rastvögeln Singschwan und Goldregenpfeifer. Folgende weitere streng geschützte Rastvögel treten regelmäßig im untersuchten Gebiet auf: Sä- belschnäbler, Kiebitz, Sandregenpfeifer, Alpenstrandläufer, Großer Brachvogel Uferschnepfe, Be- kassine, Kampfläufer, Bruchwasserläufer, Waldwasserläufer, Flussuferläufer, Steinwälzer, und Brandseeschwalbe. Für große Teile der Halbinsel Olpenitz und vorgelagerte Wasserflächen gilt seit dem 27. Juni 2008 für die Dauer von drei Jahren die Einstweilige Sicherstellung des geplanten Naturschutzgebietes "Halbinsel Olpenitz einschließlich angrenzender Flachwasserbereiche mit Uferzonen" gemäß § 22 LNatSchG. Zurzeit läuft das Verfahren für die Ausweisung des geplanten Naturschutzgebietes "Oehe- Schleimünde". Hierdurch sollen die Halbinseln Oehe und Olpenitz mit den angrenzenden Wasser- flächen der Schlei und der Ostsee auf dem Gebiet der Gemeinde Maasholm und der Stadt Kappeln zum Naturschutzgebiet erklärt werden. Das geplante NSG beinhaltet den Geltungsbereich des bisherigen NSG "Vogelfreistätte Oehe-Schleimünde" und das Gebiet der einstweiligen Sicherstel- lung der Halbinsel Olpenitz sowie zusätzlich auf der Halbinsel Olpenitz die im B- Plangeltungsbereich liegenden - Flächen des ehemaligen Marinestützpunktes mit dem davor gele- genen Ostseestrand und Flachwasserbereiche der Ostsee vor der Halbinsel Olpenitz. Es wird er- wartet, dass die geplante Verordnung im 2010 in Kraft tritt. Große Teile der Halbinsel Olpenitz, der Schlei und der Ostsee gehören zum FFH-Gebiet "Schlei incl. Schleimünde und vorgelagerter Flachgründe und zum EU-Vogelschutzgebiet "Schlei". Der nördlich der Schleimündung gelegene Nehrungshaken und die umgebenen Wasserflächen sind als Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Oehe – Schleimündung" ausgewiesen.

Vorbelastung Der ehemalige Marinestützpunkt Olpenitz ist baulich durch Aufschüttungen, Versiegelungen und Bebauung überprägt. Während der Nutzung als Marinestützpunkt herrschte ein hohes Störungsniveau (Schiffe, Fahr- zeuge, Menschen) vor. Seit der Nutzungsaufgabe ist dieses weitgehend entfallen. Einzelne Stö- rungen resultieren lediglich aus dem Baugeschehen geringen Umfangs.

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Freizeitnutzung existiert auf der Halbinsel Olpenitz und mit hoher Intensität am Weidefelder Strand. Hierdurch werden faunistische Lebensräume durch Vertritt geschädigt und durch Freizeitverhalten gestört. Auf der Schlei und in den Flachwasserbereichen der Ostsee wird Wassersport betrieben. Hier- durch kommt es in sensiblen Bereichen zur Störung der Fauna. Die Schlei wird täglich von ca. 600 Booten befahren. Der Querverkehr auf der Ostsee vor Schleimünde ist intensiver.

Bewertung Bewertungskriterien: Seltenheit des Lebensraums (nationale, landesweite, regionale Bedeutung) sowie Vorkommen gefährdeter Arten mit enger Lebensraumbindung. Brutvögel: Besondere Bedeutung besitzt die Halbinsel Olpenitz mit ihren Seevogelkolonien und den Brutbeständen der stark gefährdeten Arten Zwergseeschwalbe und Sandregenpfeifer sowie der südliche, hafennahe Bereich des Marinestützpunktes mit überdurchschnittlich großen Brutbe- ständen der Möwen. Alle anderen Brutvorkommen besitzen allgemeine Bedeutung. Rastvögel: Das NSG Oehe-Schleimünde mit nationaler Bedeutung sowie das Wormshöfter Noor, das nördliche und südliche Schleihaff sowie die Flachwasserbereiche der Ostsee vor Schleimünde mit der Halbinsel Olpenitz weisen eine besondere Bedeutung auf. Alle weiteren Bereiche wie die Flächen der ehemaligen Militärliegenschaft, die Flachwasser- und Küstenbereiche des Weidefelder Strandes sowie die restlichen Untersuchungsräume haben dagegen eine nur allgemeine Bedeu- tung für Rastvögel. Fledermäuse: Das Plangebiet ist für Fledermäuse aufgrund eines eingeschränkten Artenspektrums und dem Vorkommen nur anpassungsfähiger und häufiger Arten von allgemeiner Bedeutung. Amphibien und Reptilien: Das Betrachtungsgebiet erweist sich als vergleichsweise arten- und indi- viduenarm und zeichnet sich ausschließlich durch vergleichsweise häufige und in Schleswig- Holstein ungefährdete Arten aus. Damit besitzt das Gebiet hinsichtlich der Vorkommen von Amphi- bien und Reptilien insgesamt eine allgemeine Bedeutung. Schweinswal: Aus den Verbreitungskarten des Schweinswals lässt sich eine im Vergleich zum räumlichen Umfeld relativ geringe Dichte des Schweinswals im Umfeld des Plangebiets ableiten. Damit ist davon auszugehen ist, dass die Vorkommen von Schweinswalen vor der Schleimündung insgesamt nicht von besonderer Bedeutung für den Lebensraum Ostsee sind. Das Plangebiet be- sitzt daher insgesamt eine allgemeine Bedeutung für diese Art.

Sonstige marine Fauna: Eine besondere Bedeutung mit vielfältigen Funktionen für die marine Fau- na besitzen die Hartsubstratbereiche im Hafenbecken und in den Flachwasserbereichen. Die übri- gen Bereiche sind von allgemeiner Bedeutung.

Auswirkungen durch das Vorhaben Mit B-Plan Nr. 65 werden umfangreiche bauliche Veränderungen des Plangebiets vorbereitet. Auch unter Berücksichtigung erheblicher Vorbelastungen des Standortes durch die intensive Bebauung und die jahrzehntelange militärische Nutzung sowie den Verzicht der baulichen Nutzung in den faunistisch sensibelsten Bereichen werden daraus umfangreiche Beeinträchtigungen der Fauna des Plangebietes und dessen Umgebung resultieren. Diese Beeinträchtigungen werden weniger

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 48 aus der reinen Flächeninanspruchnahme als vielmehr aus den betriebsbedingten Wirkungen resul- tieren. Bau- und anlagebedingt werden vor allem Standorte mit durchschnittlichem Artenpotenzial und durchschnittlicher Individuendichte von einer Beseitigung ihrer Lebensräume betroffen. Da es sich bei den geplanten Bauflächen aktuell schon um vielerorts baulich genutzte Standorte handelt, wer- den sich für viele der betroffenen Arten auch in den neuen Baugebieten Lebensräume im Plange- biet ergeben. Für Arten, die im Plangebiet keinen neuen Lebensraum finden, wird vielfach ein Ausweichen auf andere Bereiche (bsw. im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen) möglich sein, da es sich vorwiegend um Arten ohne hoch spezialisierte Standort- und Habitatansprüche (Ubi- quisten) handelt, die in der durchschnittlichen Kulturlandschaft verschieden Habitate annehmen können. Allenfalls mit den Möwenkolonien im Hafenbereich wären Brutbestände mit besonderer Bedeutung betroffen. Für potenzielle Amphibien- und Reptilienbestände mit dem Verlust von Sommerlebensräumen zu rechnen. Ebenso können für bestimmte an Hartsubstrate gebundene Tierarten umfangreiche Beeinträchti- gungen aus der Überbauung der Hartsubstratbereiche an den Innenflächen der Molen entstehen. Maßgebliche Auswirkungen werden allerdings vermieden, indem Festsetzungen des B-Planes oder vertragliche Regelungen des Städtebaulichen Vertrages eine Neuschaffung von Hartsubstrat- flächen in gleichem Umfang des Eingriffs bestimmen. Betriebsbedingt sind dagegen wesentlich umfangreichere Beeinträchtigungen des Schutzgutes Fauna möglich. Dies resultiert zu einen aus den umfangreichen potenziellen Wirkungen des Pro- jekts mit einer hohen touristischen Dichte und einer sehr großen Gesamtzahl an Ferienbetten (bei Realisierung ca. 7.000 Betten) und Bootsliegeplätzen (bei Realisierung gemäß Gutachten von Merkel Ingenieur Consult ca. 2.500 Bootsliegeplätze). Der Bootsbetrieb auf der Schlei kann um rund 35 % zunehmen, die Zunahme des Querverkehrs auf der Ostsee wird aufgrund des jetzt schon intensiveren Befahrens deutlich darunter liegen. Zum anderen trägt die direkte Benachba- rung mit sensiblen faunistischen Lebensräumen zu dem hohen Konfliktpotential bei, da einige die- ser Arten insbesondere auf hohe Störfrequenzen empfindlich reagieren und diese Störung regel- mäßig aus einer touristischen Nutzung resultieren können. Ein besonderes Beeinträchtigungspo- tenzial besteht dabei für folgende Artengruppen und Bereiche: – Wasservogelpopulationen des Schleihaffs und der flachen Ostseebereiche vor dem Plangebiet durch Bootsbetrieb, Surfer und Badegäste – Seevogelpopulation im Bereich der Halbinsel Olpenitz und am Weidefelder Stand durch hohen Nutzungsdruck von Badegästen und Strandbesuchern – Schweinswalbestände im Nahbereich der Ostsee vor der Hafenanlage durch Lärmemissionen aufgrund einer Zunahme des Bootsbetriebs (insbesondere durch Motorboote mit leistungsstar- ker Motorisierung und hohe Geschwindigkeiten) sowie baugedingt aufgrund möglicher Ramm- arbeiten im Rahmen des Umbaus von Kaianlagen). Für die Wasservogelpopulationen des Schleihaffs, welche über viele Monate im Jahr die Ruheplät- ze benötigen, sowie der flachen Ostseebereiche, welche vor allem im Winter als Rastplatz dienen, werden sich keine maßgeblichen Auswirkungen durch Bootsbetrieb, Surfer und Badegäste erge-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 49 ben, da für diese Bereiche zukünftig Zugangsverbote gelten werden. Für die betroffenen Landflä- chen wird im Rahmen einer Ausweisung als Naturschutzgebiet ein Betretungs- und Anlandungs- verbot ausgesprochen. Zurzeit läuft hierzu das Beteiligungsverfahren. Es wird erwartet, dass die Naturschutzgebietsverordnung im Jahr 2010 in Kraft tritt. Ein Teil der zukünftigen Naturschutzge- bietsfläche wurde per Verordnung vom 16.06.2008 für die Dauer von drei Jahren einstweilig si- chergestellt. Die Sicherstellungsverordnung enthält bereits Betretungs- und Anlandungsverbote für die in ihren Geltungsbereich einbezogenen Landflächen. Ein Zugang über den Wasserweg soll anschließend im Wege einer Rechtsverordnung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung nach § 5 Satz 3 Bundeswasserstraßengesetz (WaStrG) durch ein Befahrensver- bot in Verbindung mit einer anschließenden Betonnung des Gebietes ausgeschlossen bzw. maß- geblich vermindert werden. Zusätzlich wird im Rahmen des B-Planes Nr. 65 der Zugang vom ge- planten Ferienort Port Olpenitz zur Halbinsel Olpenitz sowie zum Schleihaff durch bauliche Anla- gen (vollständige Zäunung entlang des gesamten an das Schleihaff und die Halbinsel angrenzen- den Bereichs) unterbunden. Die Seevogelpopulation im Bereich der Halbinsel Olpenitz wird ebenfalls von den genannten Schutzgebietsausweisungen und Zugangsbeschränkungen profitieren. Maßgebliche beeinträchti- gende Auswirkungen durch das Vorhaben sind unter diesen Voraussetzungen nicht zu prognosti- zieren. Es wird hier im Gegenteil eine positive Entwicklung des Brutgeschehens erwartet. Störungen der Seevogelpopulation am Weidefelder Strand werden durch die im B-Plan festgesetz- ten Schutzmaßnahmen für die Küstendüne reduziert, können allerdings nicht gänzlich ausge- schlossen werden, da die geplante landschaftsbildgerechte Auszäunung der Küstendüne die Zu- gänglichkeit nicht vollständig verhindert. Die genannten Auswirkungen auf den Schweinswal sind differenziert zu betrachten. Eine Beein- trächtigung durch erhöhten Motorbootbetrieb mit Schallbelastungen wird allenfalls in Hafennähe zu verzeichnen sein. Hinter der Hafenausfahrt beginnt ein Ostseegebiet, das bereits durch hohen Bootsbetrieb vorbelastet ist. Aufgrund der allgemeinen Bedeutung des Gebietes für Schweinswale und der bereits vorhandenen Hintergrundbelastung durch Bootsbetrieb werden keine zusätzlichen maßgeblichen Umweltauswirkungen für diese Art entstehen.

Hinsichtlich möglicher Schallbelastungen durch den Ausbau des Hafens, insbesondere durch Rammarbeiten, werden Schwellenwerte festgelegt, die absichern, dass außerhalb des Hafenbe- ckens keine erheblich beeinträchtigenden Schallimmissionen auftreten, die zu einer direkten Schä- digung von Einzelindividuen führen könnten.

Erhebliche Auswirkungen Bewertungskriterien: Betroffenheiten bedeutender oder besonders naturraumtypischer Populatio- nen, von Arten mit geringer Störungstoleranz, von hoch spezialisierten Arten, von besonders ge- schützten oder gefährdeten Arten sowie von großen Teilen einer lokalen Population werden als erhebliche Auswirkungen auf die Fauna bewertet. Dabei wird insbesondere jedes Vorliegen von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen gem. § 42 (1) BNatSchG sowie jede erhebliche Beein- trächtigung eines europäischen Schutzgebiets auf Grund von Wirkungen auf die Fauna als erhebli- che Auswirkung eingestuft.

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Erhebliche nachteilige Auswirkungen: Innerhalb vom Plangeltungsbereich werden Lebensräume verschiedener Möwenarten im Hafenbereich überplant. Mit der Umsetzung werden angestammte Kolonieplätze beseitigt. Die hauptsächlich vorkommenden Möwenarten weisen Nistplatztreue auf, wodurch die Annahme von Ausweichstandorten erschwert wird. Die Erheblichkeit der Auswirkungen durch die Überbauung von Hartsubstratstandorten an den Molen des Hafens ist nicht abschließend zu klären, da keine Erfassungen zur Flora und Fauna dieser Standorte vorliegen und der geplante Ausbauzustand mit seiner technischen Ausführung aus den Festsetzungen des Bebauungsplanes nicht zu entnehmen ist. Es ist allerdings davon aus- zugehen, dass durch die Erweiterung der Molen Hartsubstratflächen entfernt oder zugeschüttet werden und damit ein Verlust mariner Lebensräume besonderer Bedeutung zu verzeichnen ist, der als erheblich betrachtet wird. Des Weiteren wird auch der vollständige Verlust der Fledermausquartiere, der Niststätten gebäu- debewohnender Vogelarten und der Gehölzbrüter als erheblich betrachtet. Gründe hierfür ist die großflächige Betroffenheit von relevanten Lebensräumen besonders und teilweise streng geschütz- ter Arten. Erhebliche vorteilhafte Auswirkungen: Gegenüber der aktuellen Situation werden die vormals bau- lich genutzten Flächen im südlichen Teilbereich der Olpenitzer Halbinsel als Maßnahmenfläche überplant. Der baulich beeinträchtigte Oberboden wird abgeschoben und die Fläche zu einem na- turnahen Küstenbiotop entwickelt. Hierdurch wird die Funktion als Lebensraum für Seevögel neu hergestellt.

Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Durch die Begrenzung der baulichen Entwicklung auf den künstlich überprägten Marinestandort werden Eingriffe in wertvolle Küstenlebensräume vermieden. Die Zugänglichkeit der Halbinsel Olpenitz von Port Olpenitz aus wird durch die Abzäunung mittels eines prädatorensicheren Zaunes unterbunden. Hierdurch wird die Störung brütender Seevögel sowie rastender Wasservögel durch die Feriengäste und Haustiere vermieden. Beide Enden des prädatorensicheren Zauns verlaufen außerhalb des B-Plangeltungsbereichs. Die Stadt Kappeln wird die Fortführung des Zauns in diesen Bereichen vertraglich sichern. Die Zugänglichkeit der Küstendüne am Weidefelder Strand wird durch eine Kombination aus Aus- zäunung der Düne und baulichen Überquerungshilfen deutlich eingeschränkt. Hierdurch wird eine zusätzliche Störung gegebenenfalls vorkommender Brutvögel durch querende Feriengäste vermie- den. Auch das bisher schon verbreitete Lagern in der Küstendüne durch Strandbesucher wird hier- durch eingeschränkt. Durch vertragliche Regelungen wird abgesichert, dass eine erhebliche Beeinträchtigung der Schweinswale durch Baulärm im Hafenbecken vermeiden wird. Hierin wird geregelt, dass durch Bautätigkeiten verursachte Schallimmissionen (in der Regel durch Rammarbeiten) im Wasserkör- per der Ostsee außerhalb des Hafens einen Spitzenschalldruck von 190 dBpk-pk re 1 und eine Schallenergie von 160 dB re 1 µPa²s nicht überschreiten dürfen. Hierfür ist soweit erforderlich die Errichtung eines Blasenvorhangs an der Hafeneinfahrt vorzusehen.

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Im Rahmen der Verordnung zur Einrichtung des geplanten Naturschutzgebietes "Oehe- Schleimünde" werden Betretens- und Anlandungsverbote der Küstenbereiche und der Halbinsel Olpenitz ausgesprochen. Eine Umsetzung der Befahrensregelung für das Schleihaff und für die Flachwasserbereiche der Ostsee erfolgt anschließend über eine Befahrensverordnung nach § 5 Bundeswasserstraßengesetz (s.o.). Die Stadt Kappeln stellt bezüglich des gleichen Themas durch begleitende vertragliche Vereinbarungen sicher, dass auch für einen möglichen Übergangszeit- raum bis zum Inkrafttreten der Befahrensregelung erhebliche Beeinträchtigungen von rastenden Wasservögeln und brütenden Seevögeln durch den Betrieb des geplanten Ferienortes ausge- schlossen werden. Hierin wird zum Schutz der ostseeseitig vorkommenden Wasservögel folgendes geregelt: Für den Fall, dass eine Nutzung des Sportboothafens beginnt, ohne dass Befahrensrege- lungen für das geplante Naturschutzgebiet in Kraft getreten sind, die einen ausreichenden Schutz der rastenden Wasservögel gewähren würden, ist für Motorboote die Ausfahrt aus dem Hafen für die Zeit vom 1. Oktober bis 31. März zu unterbinden. Zum Schutz der Wasservögel des Schleihaffs würde für den Fall, dass eine Nutzung der Ferienan- lage beginnt, ohne dass Befahrensregelungen für das geplante Naturschutzgebiet in Kraft getreten sind, die einen ausreichenden Schutz der rastenden Wasservögel gewähren würden, durch geeig- nete Maßnahmen ein Einsetzen von Surfern und Kitesurfern im Bereich der Bootssteganlage im Dorf Olpenitz unterbunden werden. Durch Bauzeitenregelungen (Baufeldräumung nicht in den Monaten März bis Juli) wird das Eintre- ten artenschutzrechtlicher Verbote für europäische Vogelarten vermieden. Durch Bauzeitenregelungen (diverse bauliche Tätigkeiten im Hafenbecken außerhalb der Laichzei- ten Februar bis Mai) und durch die Verhinderung des Eintrags von Schwebstoffen aus dem Hafen- bereich in die Ostsee während der Bautätigkeiten werden Beeinträchtigungen des Herings (Haupt- nahrungsfisch des Schweinswals) vermieden. Während der Bauzeit wird durch das - über die einstweilige Sicherstellung erfolgte - Betretungs- verbot der Olpenitzer Halbinsel und eine Auszäunung der Küstendüne am Weidefelder Strand si- chergestellt, dass empfindliche Standorte von Baustelleneinrichtungen, Zuwegungen und Lagerflä- chen freigehalten werden Zur Minimierung der Auswirkungen auf die Fauna werden Begrenzungen für die Abstrahlung durch Beleuchtungsanlagen sowie der Einsatz insektenfreundlicher Natriumdampflampen in bestimmten Bereichen festgesetzt. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Die Eingriffe, welche innerhalb des Marinestützpunktes erfolgen, werden bei Tierbeständen ohne besondere Lebensraumansprüche über das Schutzgut Pflanzen kompensiert.

Eingriffe in Tierartenbeständen mit spezialisierten Ansprüchen werden durch funktionell ausgerich- tete Maßnahmen innerhalb und außerhalb des Plangebiets kompensiert. Hierzu dient die Bereit- stellung der vormals militärisch genutzten Teile der Halbinsel Olpenitz zur Entwicklung eines natur- nahen Küstenlebensraums mit Eignung als Brutplatz für Seevögel (Ausgleichsfläche für Möwen und Austernfischer). Die speziellen Ansprüche gehölzbewohnender Vogelarten werden durch die Festsetzung von Gehölzstrukturen im B-Plangebiet kompensiert. Brutvögel mit Bindung an Gebäu- destrukturen werden im Plangeltungsbereich neue Gebäude vorfinden, an denen in ausreichender

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Anzahl neue Brutstandorte in Form von Nisthilfen angeboten werden. Für Fledermäuse werden gesondert Ausgleichsquartiere angeboten. Verluste von Hartsubstratlebensräumen der marinen Fauna werden durch die Schaffung neuer Hartsubstratflächen in gleichem Flächenumfang kompensiert.

2.1.9 Schutzgut Biologische Vielfalt

Untersuchungsrahmen Berücksichtigt werden Biotopverbundsysteme, Schutzgebiete und das Arteninventar im Plangel- tungsbereich und der relevanten Umgebung im Umkreis von 300 m sowie teilweise darüber hinaus.

Datengrundlage − Informationen aus den vorgehenden Kapiteln zu den Schutzgütern Pflanzen und Tiere − Landschaftsrahmenplan Planungsraum V (2002).

Beschreibung Der Plangeltungsbereich zeigt auf dem Gelände des Marinestützpunktes auf Teilflächen einen Komplex aus artenreichen Vegetationsgemeinschaften mit mehreren gefährdeten Pflanzenarten. Kleinflächig liegen hier gemäß § 25 LNatSchG geschützte Biotope. Außerhalb des Marinestützpunktes befinden sich im Plangeltungsbereich Teile von Küstenbioto- pen, die dem Schutz des § 25 LNatSchG unterliegen und teilweise Standorte gefährdeter Arten bilden. Der umgebende Raum und Teilflächen der Olpenitzer Halbinsel befinden sich im FFH-Gebiet DE- 1423-394 "Schlei incl. Schleimünde und vorgelagerter Flachgründe", dem europäischen Vogel- schutzgebiet DE 1423-491 "Schlei" und dem Geltungsbereich der einstweiligen Sicherstellung des geplanten Naturschutzgebietes "Halbinsel Olpenitz einschließlich angrenzender Flachwasserberei- che mit Uferzonen" gemäß § 22 LNatSchG. Südlich vom Plangeltungsbereich liegen Gebiete mit besonderer Eignung zum Aufbau eines Schutzgebietes- und Biotopverbundsystems.

Vorbelastung Die Vegetation und Fauna auf dem Gelände des Marinestützpunktes sind durch die künstliche Aufschüttung, bauliche Anlagen und anthropogene Nutzungen geprägt. Der Marinestützpunkt und bildet darüber hinaus eine Barriere zwischen dem Gebiet mit besonderer Eignung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems und der Schlei. Die Küstenbiotope und faunistischen Lebensräume sind auf der Olpenitzer Halbinsel geringfügig und am Weidefelder Strand deutlich vorbelastet durch Freizeitnutzung. Die biologische Vielfalt der Schlei und der Ostsee ist durch Eutrophierung beeinträchtigt. Wertgebende Bestandteile des FFH-Gebietes und des Vogelschutz-Gebietes sind großräumig durch weitere anthropogene Einflüsse, wie Freizeitnutzung, Schifffahrt, Fischerei und militärische Nutzung im Schlei/Ostseebereich überprägt.

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Bewertung Bewertungskriterien: Lage in Schutzgebieten und Biotopverbundsystemen der verschiedenen Ad- ministrationsebenen sowie aktueller Zustand in Hinsicht auf das Arteninventar. Die Bedeutung für die biologische Vielfalt ist innerhalb der auf Europa- und Landesebene ausge- wiesenen Schutzgebiete als besonders hoch zu werten. So besitzen die Bereiche des FFH- Gebietes, des Vogelschutzgebietes, des Naturschutzgebietes, der einstweiligen Sicherstellung zur Ausweisung eines Naturschutzgebietes sowie besonders artenreicher Flächen besondere Bedeu- tung. Hierunter fallen innerhalb vom Plangeltungsbereich die Küstendüne am Weidefelder Strand, artenreiche Ruderalfluren trockener und nasser Standorte sowie außerhalb vom Plangeltungsbe- reich die Küstenbiotope und Flachwasserbereiche von Schlei und Ostsee. Von allgemeiner Bedeutung ist der Großteil des Geländes vom Marinestützpunkt.

Auswirkungen durch das Vorhaben Im Bereich des Marinestützpunktes werden vor allem Vegetationen und faunistische Lebensräume mit allgemeiner Bedeutung für die biologische Vielfalt beseitigt. Flächen mit besonderer Bedeutung sind nur kleinflächig betroffen. Durch die Entwicklung einer touristischen Großanlage ist ein raumgreifendes Freizeitverhalten von einer hohen Anzahl an Feriengästen anzunehmen. Dieses kann außerhalb des Marinestützpunktes zu Beeinträchtigungen von hochwertigen Vogelbeständen und deren Lebensräumen in bestehen- den Schutzgebieten führen. Auch eine potenzielle Beeinträchtigung von Erhaltungszielen der Natu- ra 2000-Gebiete kann nicht vollständig ausgeschlossen werden. Um diese Auswirkungen zu ver- meiden bzw. zu vermindern sind im B-Plan Festsetzungen getroffen worden, die erhebliche Beein- trächtigungen von Natura 2000-Gebieten – in Verbindung mit anderen öffentlichen Regelungen – sowie das Übertreten artenschutzrechtlicher Verbote vermeiden. Die entsprechenden Regelungen hierzu sind in den Kapiteln zu den Schutzgütern Pflanzen und Tiere dargestellt. Erhebliche Auswirkungen Bewertungskriterien: Beeinträchtigungen werden als erheblich gewertet, wenn innerhalb von Ge- bieten mit besonderer Bedeutung für die biologische Vielfalt wertgebende Pflanzenbestände oder Tierlebensräume zerstört oder maßgeblich verändert werden. Günstige Entwicklungen werden als erheblich gewertet, wenn hierdurch eine Ausweitung von Gebieten mit besonderer Bedeutung für die biologische Vielfalt ermöglicht wird. Auf dem Gebiet des Marinestützpunktes werden Pflanzen- und Tierlebensräume mit eher lokaler Bedeutung für die biologische Vielfalt beseitigt. Erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die biolo- gische Vielfalt entstehen daraus nicht. Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Durch den Verzicht auf eine bauliche Entwicklung im südlichen Bereich der Halbinsel Olpenitz wird die Möglichkeit zu einer weiteren Verbesserung der biologischen Vielfalt im Küstenraum gegeben. Die vorgenannten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen für die einzelnen Schutzgüter die- nen auch dem Schutzgut Biologische Vielfalt.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Für dieses Schutzgut besteht kein gesonderter Ausgleichsbedarf. Eingriffe in Vegetationsbestände

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 54 und in faunistische Lebensräume werden durch die Abarbeitung der Eingriffsregelung und Maß- nahmen des Artenschutzes berücksichtigt.

2.1.10 Schutzgut Landschaft

Untersuchungsrahmen Für das Schutzgut Landschaft wurden das Landschaftsbild, verschiedene Landschaftsräume und gegebenenfalls vorhandene Landschaftsschutzgebiete erfasst und bewertet. Der Untersuchungs- raum umfasst sowohl den unmittelbaren Plangeltungsbereich als auch die von visuellen Auswir- kungen betroffene, umliegende Landschaft.

Datengrundlage − Luft- und Satellitenbilder (Senkrecht- und Schrägaufnahmen) − Biotoptypenkartierung des Geltungsbereiches und der angrenzenden terrestrischen Flächen (Siller 2006) − Biotoptypenkartierung für den Landschaftsplanerischen Fachbeitrag zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln (BHF, in Bearbeitung) − Ortsbegehung im Mai 2009.

Beschreibung Großräumig betrachtet gehört der Untersuchungsraum zum Ostseeküstenraum. Südlich der Schlei erstreckt sich die Kulturlandschaft Schwansen, eine hügelige Endmoränenlandschaft mit küsten- nahen Strand- und Steilhangsäumen. Schleimündung und Schleihaff stellen dabei einen überwie- gend naturnahen – für den Ostseeküstenraum typischen – Landschaftsraum dar. Der Plangeltungsbereich liegt auf einem ehemaligen Marinestützpunkt südlich der Schleimündung. Auf dem seit Jahren ungenutzten Bundeswehrstandort hat sich zwischen den Gebäuden und Ver- kehrwegen eine gräserdominierte Ruderalvegetation entwickelt. Die intensiv gepflegten Grünflä- chen zwischen den Gebäuden werden durch Gehölzpflanzungen aufgelockert. Im Südosten befin- det sich ein größeres unbebautes Areal mit Ruderalflächen und naturnahen Gehölzbeständen. Die Olpenitzer Halbinsel ist ein natürlicher Nehrungshaken mit diversen Küstenbiotopen (Strand, Strandwall, Salzwiese, Brackwasser-Rörhricht) und einem prägenden Bestand an Seevögeln. Der südliche Teil war Bestandteil des Marinestützpunktes und ist baulich geprägt. Das Landschaftsbild des Marinestützpunktes wird maßgeblich durch die ehemalige anthropogene Nutzung geprägt. Gebäudekomplexe, Hafenanlagen und weitere militärische Einrichtungen sind je nach Blickpunkt, -winkel und sichtverschattenden Elementen in der ebenen Landschaft wahrnehm- bar. Ein freier Blick auf den Untersuchungsraum ist von Norden und Osten – von Wasserseite – aus möglich, wird jedoch von der Nordmole, der Südmole und dem Norddamm dominiert. Eine Sichtbeziehung mit der Ortschaft Maasholm besteht aufgrund der Entfernung und der geringen Gebäudehöhe zurzeit nur in untergeordneter Ausprägung. Je nach Blickrichtung bestehen Sichtbe- ziehungen von Olpenitzdorf auf den Norddamm und die Halbinsel Olpenitz mit Schleimündung. Die umliegende landwirtschaftlich geprägte Landschaft ist im Süden offen geprägt und enthält kaum sichtverschattende Elemente. Im Westen befindet sich eine strukturreiche klein gegliederte

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Knicklandschaft. Eine Ansicht auf den Marinestützpunkt wird teilweise durch diese Elemente unter- brochen, kann eine Sicht auf die mehrgeschossigen Mannschaftshäuser jedoch nicht verhindern. Der naturnahe Charakter der umliegenden Landschaft kann auch durch eine hohe Belastung mit Feriengästen beeinträchtigt werden. Umfangreiche Freizeittätigkeiten im Schleihaff würden den ruhigen Charakter des Landschaftsbildes verändern. Ein Vertritt natürlich gewachsener Küstenve- getation im Bereich der Olpenitzer Halbinsel und am Weidefelder Strand können auch zu einer optischen Verletzung der Landschaft führen. Diese Auswirkungen sind in dem genannten Ausmaß allerdings nicht zu erwarten, da im Sinne des Schutzes von Natura 2000-Gebieten und aufgrund des Artenschutzes Befahrens- und Betretungsverbote für die Olpenitzer Halbinsel und relevante Flachwasserbereiche der Schlei und der Ostsee durch öffentlich-rechtliche Regelungen und durch Festsetzungen von Auszäunungen im B-Plan getroffen werden. Dieses wird in den Kapiteln zu den Schutzgütern Pflanzen und Tiere erläutert. Die Dünenbereiche am Weidefelder Strand werden ebenfalls durch Auszäunung geschützt.

Vorbelastung Der Landschaftsraum des Plangeltungsbereichs ist durch die vormalige anthropogene Nutzung belastet. Die Schleimündung wird durch den Marinestützpunkt in ihrer Wirkung als naturnaher Raum bereits beeinträchtig. Die geringen Geschosshöhen und die teilweise sichtverschattend wir- kenden Gehölzbestände begrenzen die Fernwirkung der Gebäude. Lediglich ein Richtfunkmast ist – trotz der schlanken Form – gut und weiträumig in der Landschaft sichtbar.

Bewertung Bewertungskriterien: Natürlichkeit, Eigenart, Vielfalt

Das Landschaftsbild des unmittelbaren Plangeltungsbereichs ist durch die vormalige anthropogene Nutzung geprägt. Der Bereich des ehemaligen Militärgeländes ist bezüglich des Schutzgutes Land- schaft von allgemeiner Bedeutung. Die naturnahen Landschaftskomplexe auf der Halbinsel Olpe- nitz und im Bereich des Weidefelder Strandes zeichnen sich durch die für den Ostseeküstenraum typischen Elemente aus; ihnen kommt eine besondere Bedeutung zu. Übergeordnet müssen der Schleimündung und dem Schleihaff ebenfalls eine hohe Bedeutung für das Landschaftsbild zugesprochen werden. Sie stellen für den schleswig-holsteinischen Ostsee- küstenraum einen charakteristischen und ursprünglichen Zustand dar. Die südlich an den Plangel- tungsbereich angrenzende Kulturlandschaft ist dagegen von allgemeiner Bedeutung.

Auswirkungen durch das Vorhaben Aufgrund der Festsetzung großflächiger Sondergebiete können zusätzliche Teilräume des Plangel- tungsbereichs bebaut werden. Denkbar sind weitere Verdichtungen im Bereich der bestehenden bebauten Bereiche oder Neuerschließungen im südöstlichen bisher eher naturnahen Plangel- tungsbereich. Allgemein betrachtet wird das Gebiet hierdurch zunehmend Siedlungscharakter zu Lasten noch vorhandener naturnaher Teilräume erhalten. Vermindert werden diese Auswirkungen durch die Festsetzung von Baum- und Gehölzanpflanzungen, durch die Anlage einer Flussland- schaft sowie durch die Überdeckung des Multifunktionsbereichs mit Erdreich und Gestaltung als Hügel mit naturnaher Vegetationsdecke. Wird das Vorhaben hinsichtlich des Ortsbildaspektes betrachtet, kann die Umwandlung des militä- rischen Geländes zu einer landschaftstypischen maritim geprägten Siedlungsstruktur zur Aufwer-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 56 tung des Ortsbildes führen. Die derzeitigen Festsetzungen einer seeseitigen dichten Baukulisse, kompakte und hohe Hotelgebäude mit einer maximal zulässigen Gebäudehöhe von 24 m ü.NN können allerdings eine für diese Landschaftslage untypische intensive Bebauung ermöglichen. Die Fernwirkung des Ortes kann sich bei Ausnutzung der Festsetzungen des B-Planes deutlich erhöhen. Während die Gebäudehöhen des Marinestützpunktes derzeit bei rund 13 m liegen (ca. 16 m über NN), gelten für die Sondergebiete an der Ostseestraße Begrenzungen der baulichen Höhen bis zu 24 m ü. NN (Hotel auf der Hafeninsel). Für den Molenkopf der südlichen Innenmole ist eine Fläche für die Errichtung eines Leuchtturms vorgesehen mit einer möglichen Gebäudehöhe von 33,50 m ü. NN. Die genannten Bauhöhen liegen damit höher als bisher durch die Marinege- bäude gegeben. Die Sondergebiete für Ferienwohnen besitzen mit einer maximal zulässigen Ge- bäudehöhe von 17 m ü. NN eine ähnliche Bauhöhe wie die Marinegebäude. In dem im Südwesten geplanten Multifunktionsbereich sollen die Gebäude unter einem Multifunkti- onshügel errichtet werden, dessen maximalzulässigen Höhe mit 20 m ü. NN bzw. 16 m über Ge- ländeniveau festgesetzt ist. Dieser ist in dieser Landschaft als uncharakteristisches Element zu bewerten, welches darüber hinaus Fernwirkung in die umliegenden Landschafts- und Ortteile be- sitzen wird. Durch Festsetzungen im B-Plan sollen nachteilige Auswirkungen auf den Raum verrin- gert werden. So ist der Hügel mit Erdreich anzudecken. Die Oberflächen dürfen nur eine maximale Neigung von 30° aufweisen. Auf der Oberfläche ist eine naturnahe Vegetationsdecke, zu 20 % mit Gehölzen, zu entwickeln. Maximal auf 10 % der Fläche dürfen Gebäudeteile aus dem Hügel her- ausragen. Auf der Süd- und Westseite erfolgt eine teilweise Sichtverschattung durch Gebäude, welche mit der Gebäudehöhe nur wenige Meter unter der Höhe des Hügels liegen sowie die Pflan- zung von straßenbegleitenden Bäumen und durch weitere Gehölzpflanzungen. Die Erhöhung der Fernwirkung basiert des Weiteren auf der geplanten Bebauung der exponiert gelegenen Molen. Diese Bereiche sind jetzt schon ohne Bebauung deutlich wahrnehmbar und werden in Zukunft das durch Naturnähe geprägte Landschaftsbild des Schleihaffs und der Ostsee- küste durch zunehmende Wahrnehmung von Siedlungsbauten in seinem Charakter verändern. Um diese Auswirkungen zu minimieren wurden auf der Nordmole durch Festsetzung von Einzel- und Doppelhäusern eine geschlossene Ansicht aus Riegelbauten vermieden.

Erhebliche Auswirkungen Bewertungskriterien: Als erhebliche Beeinträchtigungen des Landschaftsbilds werden sowohl Ein- griffe in naturnahe – charakteristische – Landschaftsbildräume als auch Eingriffe mit hoher Fern- wirkung verstanden. Erhebliche nachteilige Auswirkungen: Erhebliche Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes sind auch bei günstiger grünplanerischer Gestaltung nicht vollständig auszuschließen, da die kompakte Anlage mit einer hohen Gebäudedichte an einem markanten Ansichtspunkt der Schleimündung liegt und die neuen baulichen Anlagen über weite Entfernungen sichtbar sein werden. Dieses ist vor allem auch deshalb erheblich, da der betroffene Landschaftraum seinen Wert vor allem auf- grund der Naturnähe besitzt und die bisher vor allem mit größerem Abstand vom Strand lokalisierte Bebauung nun sehr nah an die Küste heranrückt und auch die weit in die Ostsee ragenden Molen mit bebaut.

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Mit dem Multifunktionshügel wird ebenfalls ein für das Landschaftsbild uncharakteristisches und weiträumig überprägendes Element in einen Raum hineingeplant, der besondere Bedeutung hin- sichtlich des Landschaftsbildes besitzt. Die sichtverschattende Wirkung durch die im Süden ge- planten Gehölzstrukturen und Baumreihen wird durch die lange Entwicklungszeit erst nach Jahr- zehnten zum Tragen kommen.

Abb. 1: Simulation der zukünftigen Ansicht des Port Olpenitz von Süden mit dem Multifunk- tionshügel

Erhebliche vorteilhafte Auswirkungen: Ein städtebaulich optimale Ausgestaltung der Sonderbaube- reich kann im Nahbereich durchaus positive Auswirkungen auf das Landschaftsbild haben. Eine Umgestaltung des ehemaligen Marinestützpunkts zu einer Marina würde den Bereich aus Sicht des Schutzgutes Landschaft im direkten Vorhabenbereich optisch aufwerten.

Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Naturnahe Standorte im Bereich der Halbinsel Olpenitz werden von Überprägungen und Versiege- lungen ausgenommen. Um die Fernwirkung der Sonderbaubereiche auf ein für das Landschaftsbild weniger störendes Maß zu beschränken, werden maximal zulässigen Gebäudehöhen der baulichen Anlagen festge- setzt. In besonders empfindlichen Bereichen wie der Nordmole werden nur Einzel- und Doppel- häuser zugelassen, um die Bebauung optisch aufzulockern. Die Höhen im Bereich Multifunktions-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 58 bereich werden so beschränkt, dass sie die Gebäudehöhen und die Höhen einer naturnahen Vege- tation in diesem Bereich nicht deutlich überschreiten. Durch Begrenzung der sichtbaren Bauteile und die Begrenzung der maximalen Neigung wird der künstliche und naturraumfremde Charakter in diesem Bereich vermindert. Weiterhin tragen Gehölzpflanzungen auf und vor dem Multifunkti- onsbereich zur Verminderung der Wirkung als landschaftsuntypischer Femdkörper bei. Die Olpenitzer Halbinsel wird durch Auszäunung gegen das Betreten von Seiten der Sonderbauflä- chen gesichert werden, um jegliche Trittbeeinträchtigung zu verhindern. Die Düne am Weidefelder Strand wird durch eine Kombination aus landschaftsraumtypischer Auszäunung und Bohlenüber- gängen vor einer Zerstörung gesichert.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Der Multifunktionsbereich erhält eine Überdeckung mit Erdreich und wird mit einer naturnahen Vegetationsdecke versehen. Entlang der Haupterschließungsstraße im Süden erfolgen zur Begrünung und zur Sichtverschat- tung Baumpflanzungen. Weitere Baumpflanzungen sind für Parkplätze und Stellplatzanlagen fest- gesetzt. Für die Grünflächen am Südrand des Plangeltungsbereichs und für Teile des Multifunktionshügels werden zur Begrünung und zur Sichtverschattung Gehölzanpflanzungen festgesetzt. Die aus der Nutzung genommenen Bereiche der Halbinsel Olpenitz werden entsiegelt und zu ei- nem naturnahen Küstenbiotop entwickelt.

2.1.11 Schutzgut Mensch

Untersuchungsrahmen Für das Schutzgut Mensch sind folgende Themen relevant: Wohngebiete, Wohnumfeldbereiche, Erholungsgebiete, Einrichtungen für Freizeit und Erholung, Einrichtungen für Fremdenverkehr und Tourismus. Betrachtet werden der Plangeltungsbereich und die für Freizeit und Wohnen relevante Umgebung sowie bezüglich eines erhöhten Verkehraufkommens auch die Ortslage Kappeln.

Datengrundlage − Schalltechnische Untersuchung zum Bebauungsplan Nr. 65 "Port Olpenitz" der Stadt Kappeln (Lairm Consult GmbH 2009a) − Luftschadstofftechnische Stellungnahme zum Bebauungsplan Nr. 65 "Port Olpenitz" der Stadt Kappeln (Lairm Consult GmbH 2009b) − Erfassung von kontaminationsverdächtigen Flächen (KVF) Phase I – Bundeswehrliegenschaft Marinestützpunkt Olpenitz (ECN EcoConsult Nord GmbH 2005) − Bericht zur orientierenden Untersuchung Phase IIa – Bundeswehrliegenschaft Marinestützpunkt Olpenitz (ECN EcoConsult Nord GmbH 2005) − Bericht Orientierende Untersuchung (Phase IIa-2) auf der Liegenschaft ehemaliger Marine- stützpunkt Olpenitz (Kiwa Ecoconsult GmbH 2007)

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− Schreiben der Wehrbereichsverwaltung Nord – Außenstelle Kiel – vom 30. Mai 2007 zum Alt- lastenprogramm der Bundeswehr in Bezug zum Marinestützpunkt Olpenitz mit der Anlage "Pro- tokoll zum Abschluss der Phase IIa-2" (Wehrbereichsverwaltung Nord, Außenstelle Kiel)

− Entnahme von Sediment- und Wasserproben aus dem Hafenbecken Port Olpenitz – Kurzbe- richt (Kiwa EcoConsult GmbH 2007)

− Mögliche Auswirkungen von Port Olpenitz auf das touristische Umfeld (Wenzel Consultind Akti- engesellschaft 2008).

Beschreibung Wohnen: Im näheren Umfeld des ehemaligen Marinestützpunktes befinden sich Olpenitzdorf mit dem Gutshof Olpenitz, seit 1972 Stadtteile von Kappeln, sowie die Höfe Hinrichsholz und Weiden- feld. Im Bereich der Landesstraße L 286 („Ostseestraße“) und des Weidefelder Weges liegen zu- dem vereinzelt Wohnhäuser. Vom Plangeltungsbereich wird ein Gebiet mit Wohnumfeldfunktion tangiert. D.h. Port Olpenitz liegt in einem Raum, der sich aufgrund seiner Lage (Entfernung vom Wohnortes maximal 500 m) von der ansässigen Wohnbevölkerung für kurze Spaziergänge bzw. zur Feierabenderholung eignet. Erholung: Der Plangeltungsbereich hat aufgrund der vorhergehenden Nutzung als Marinestütz- punkt - in weiten Teilen - keine Bedeutung als Erholungs- und Freizeitraum. Vor der Sicherstellung des geplanten Naturschutzgebietes „Halbinsel Olpenitz einschließlich an- grenzender Flachwasserbereiche mit Uferzone“ wurde die über Trampelpfade entlang des Nord- damms erschlossene Halbinsel Olpenitz von Anliegern und Touristen als Erholungsraum genutzt. Seit der im Juni 2008 erfolgten Sicherstellung mit Betretungsverbot wird die Halbinsel Olpenitz deutlich seltener besucht. Die umliegenden Dörfer bieten Übernachtungsmöglichkeiten für Feriengäste (Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen, Campingplatz). Hauptmotive der Gäste der Schleiregion sind Erholung und Entspannung, Naturerleben, die Nähe zu den Küsten, die Preisvorteile und die Gelegenheit zu landschaftsbezogenen Aktionsmöglichkeiten (Wenzel Consulting 2008). Der Weidefelder Strand, von dem sich auch eine Teilfläche im südöstlichen Geltungsbereich befin- det, wird vor allem in den Saisonmonaten stark von Feriengästen frequentiert; außerhalb der Sai- son wird das Gebiet jedoch kaum aufgesucht. Die Wasserflächen der Ostsee und des Schleihaffs sind beliebte Segelreviere und auch für Angler, Surfer, Kitesurfer, Motorboote und Badegäste Orte mit Erholungsfunktion. Gesundheit und Wohlbefinden: Als besonders gesundheitsfördernder Aspekt kann in der Region das Ostseeklima angeführt werden. Die geringeren Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht als auch zwischen Winter und Sommer sowie die erhöhte Luftfeuchtigkeit und der Salzgehalt der Luft haben positive Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Negative Effekte wie Lärm- oder Schadstoffimmissionen gehen von der Ostseestraße L 286 aus.

Vorbelastung Als Vorbelastung für das Schutzgut Mensch ist der nicht zugängliche ehemalige Marinestützpunkt zu sehen. Aufgrund der exponierten Lage zwischen Schleihaff und Ostsee bietet er günstige Vor-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 60 aussetzungen als besonderer Aussichtspunkt, steht allerdings durch die Absperrung als potentiell nutzbarer Wohnumfeld- und Erholungsraum nicht zur Verfügung. Erhöhte Lärmimmissionen sind im Bereich übergeordneter Verkehrsstraßen vorhanden. Im Rah- men der Schalltechnischen Untersuchung zum B-Plan Nr. 65 wurde die Lärmsituation an 12 Im- missionsstandorten (Bebauung im Verlauf der L 286, Bebauung im Bereich der Ortslage Kappeln und Bebauung außerhalb der Ortslage Kappeln) im potenziellen Wirkungsbereich von Port Olpe- nitz untersucht. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass an der straßennahen Bebauung im Bereich Ellenberg, in der Ortslage Kappeln sowie außerhalb der Ortslage Kappeln für den Prognose-Nullfall bereits mit erheblichen Belastungen durch Verkehrslärm zu rechen ist. Die anzuwendenden Im- missionsgrenzwerte der 16. BImSchV werden an der L 286 in Ellenberg, in der Ortslage Kappeln sowie im außerörtlichen Bereich an den Bundesstraßen B 203, B 201 und B 199 teilweise bereits ohne Realisierung von Port Olpenitz überschritten. In der Ortslage Kappeln sowie außerhalb der Ortslage Kappeln ist im Nachtabschnitt in stark belasteten Bereichen sogar mit Überschreitungen des Sanierungsgrenzwertes für Wohngebiete zu rechnen. Entlang von Straßen sind verkehrsbedingte Luftschadstoffbelastungen zu erwarten. Berechnungen möglicher Luftschadstoffgesamtbelastungen (LAIRM 2009b) an sechs markanten Immissions- standorten (B 201 westlich Schleswig, B 203 Ortsdurchfahrt Kappeln, B 203 mit Einmündung L 286, B 203 südlich L 286, B 199 Ortsbereich Kappeln und L 286 zwischen Ellenberg und Olpe- nitz) sind zu dem Ergebnis gekommen, dass für alle untersuchten Schadstoffkomponenten die Luftschadstoffbelastungen im Bereich der angrenzenden Nutzungen den gesetzlichen Anforderun- gen an die Luftreinhaltung genügen.

Bewertung Bewertungskriterien: Wohnfunktion, Wohnumfeld, Erholungswirksamkeit der Landschaft Der überwiegende Plangeltungsbereich ist für das Schutzgut Mensch von allgemeiner Bedeutung. Lediglich die Halbinsel Olpenitz mit der fußläufigen Verbindung entlang des Norddamms sowie der Weidefelder Strand stellen aufgrund der besonderen Attraktivität des Landschaftsbildes und der Zugänglichkeit dieser Orte Bereiche mit besonderer Bedeutung für das Schutzgut Mensch dar.

Auswirkungen durch das Vorhaben Durch die großflächige Ausweisung von Sondergebieten für Erholungszwecke einschließlich Sportbootshafen wird die Erholungsfunktion für Feriengäste und das Arbeitsplatzangebot der Regi- on gestärkt. Auch für die Bevölkerung des umliegenden Raums wird hierdurch neuer Erholungs- raum mit diversen Freizeitaktivitäten angeboten. Diese vorteilhafte Entwicklung zieht für andere Funktionsbereiche des Schutzgutes Mensch weite- re, auch nachteilige Auswirkungen mit sich. Dies sind im wesentlichen Folgende: Die zukünftig mögliche Bebauung kann sich auf das Landschaftsbild der Schleimündung auswir- ken. Durch die ermöglichte Ausweitung der Bebauung, insbesondere die Bebauung der Hafenmo- len wird der Siedlungsaspekt des Landschaftsraums verstärkt und der landschaftsgebundene Er- holungsaspekt beeinträchtigt. Der bisher schon als Badestrand genutzte Weidefelder Strand wird einem erhöhten Nutzungsdruck ausgesetzt sein, wodurch sich die Aufenthaltsqualität für Besucher mit Bedarf nach eher ruhiger Strandatmosphäre verringern wird.

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Im Ferienort Olpenitzdorf ist durch den massiven Anstieg an Feriengästen in direkter Nachbar- schaft und die Attraktivität des Dorfes als Erholungsort eine erhöhte Anzahl an Kurzbesuchern zu erwarten, wodurch der eher ruhige Charakter des Dorfes verändert wird. Dieses kann von ruhebe- dürftigen Anwohnern oder Feriengästen als Nachteil, von Gewerbebetreibenden (z.B. Tourismus, Gastronomie) als Vorteil gesehen werden. In einer Auswertung der möglichen Auswirkungen von Port Olpenitz auf das touristische Umfeld (Wenzel Consulting Aktiengesellschaft 2008) wird davon ausgegangen, dass auch andere Anbieter in der Region insbesondere aus dem Bereich Freizeit und Dienstleistungen profitieren können. Unmittelbar nach Eröffnung des neuen Ferienortes ist ein leichter Rückgang der Auslastung ein- zelner Beherbergungsbetriebe in der Region nicht auszuschließen. Längerfristig werden jedoch nach einer Umstellung auf die veränderten Randbedingungen und einer gezielten Qualitätsverbes- serung der Angebote positive Effekte für die Region erwartet. Die zusätzlichen Verkehre verursachen erhöhte Lärm- und Schadstoffimmissionen, deren Größen- ordnung durch zwei Gutachten (Lairm Consult GmbH 2009a,b) untersucht wurden. Gemäß der schalltechnischen Untersuchung zum Bebauungsplan Nr. 65 (Lairm 2009a) ist nicht mit einer flächenhaften Verlärmung außerhalb des Plangeltungsbereiches zu rechnen. Es ergeben sich nach Umsetzung der Planung allerdings erhöhte Lärmimmissionen entlang der umliegenden Straßenanbindungen. Die Beurteilungspegel erhöhen sich insbesondere im Bereich entlang der L 286, an der Zunahmen von ca. 13 bis 14 dB(A) im Abschnitt zwischen dem Zufahrts- bereich zu Port Olpenitz und der Kreuzung Ellenberg/Richtung Olpenitz und von immerhin noch ca. 5 dB(A) im weiterführenden Bereich zur Kreuzung B 203/ L286 zu verzeichnen sind. Für das übrige Straßennetz betragen die durch das Vorhaben verursachten Erhöhungen der Beurteilungspegel maximal 1,3 dB(A). Hierdurch werden in den Bereichen der Bebauung im Einfahrtsbereich zu Port Olpenitz, der Be- bauung an der L 286 zwischen Kreuzung Ellenberg/Olpenitz Richtung Olpenitz sowie der Bebau- ung in Ellenberg die betrachtungsrelevanten Orientierungswerte nach DIN 18005 und Immissions- grenzwerte gemäß 16. BImSchV erstmals oder weitergehend überschritten. Die Sanierungsgrenz- werte gemäß Verkehrslärmschutzrichtlinie werden nicht erreicht. Die genannten Auswirkungen im Eingangsbereich zu Port Olpenitz werden durch die Festsetzung eines Lärmpegelbereichs nach DIN 4109 im B-Plan minimiert. Der Schutz der Bebauung vor Ver- kehrslärm wird hier soweit erforderlich durch passiven Schallschutz sichergestellt. In der Ortslage Kappeln sowie im außerörtlichen Bereich an den Bundesstraßen B 203, B 201 und B 199 werden die Orientierungs- und Immissionsgrenzwerte durch die vorhabenbedingten erhöh- ten Verkehrsströme höher überschritten, als es aktuell der Fall ist. An einigen Immissionsorten kommt es auch zur erstmaligen oder weitergehenden Überschreitung des Sanierungsgrenzwertes. Die Zunahmen der Beurteilungspegel liegen hier bei maximal 1,3 dB(A). Sie liegen damit leicht oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle von 1 dB(A), aber deutlich unterhalb der in der 16. BImSchV bezeichneten wesentlichen Erhöhung von 3 dB(A). Hinsichtlich Freizeitlärm, Sportlärm und Gewerbelärm wurde festgestellt, dass für die Wohnbebau- ung außerhalb des Plangeltungsbereichs aufgrund der hinreichend großen Entfernung diesbezüg- lich keine relevanten Geräuschimmissionen zu erwarten sind. Innerhalb des Plangeltungsbereichs

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 62 wird davon ausgegangen, dass der Schutz der geplanten Nutzungen vor Freizeitlärm und Sport- lärm sichergestellt werden kann. Hinsichtlich des Gewerbelärms wird festgestellt, dass der Schutz der geplanten schutzbedürtigen Bebauung vor Gewerbelärm im Bedarfsfall durch Auflagen im nachgeordneten Baugenehmigungsverfahren erfolgen kann. Die luftschadstofftechnischen Stellungnahme zum B-Plan Nr. 65 kommt zu dem Ergebnis, dass für alle untersuchten Schadstoffkomponenten die derzeit geltenden Grenzwerte zum Schutz des Men- schen bereits am Straßenrand eingehalten werden. Das Planvorhaben gilt im Hinblick auf die Luft- schadstoffimmissionen mit dem Schutz der angrenzenden Bebauung als verträglich. Im Rahmen der durch den B-Plan ermöglichten Bautätigkeiten können gegebenenfalls Schadstoffe aus den kontaminationsverdächtigten Flächen freigelegt werden und auf das Schutzgut Mensch wirken. Der Bericht zur orientierenden Altlastenuntersuchung (ECN 2005) stellt für 16 Flächen die Erforderlichkeit einer fachtechnischen Begleitung bei Baumaßnahmen fest. Die Wehrbereichsver- waltung Nord – Außenstelle Kiel – (2007) hat eine weitere Auswertung herausgegeben, in der nur für 9 Standorte das Erfordernis einer fachtechnischen Begleitung dargelegt wird.

Erhebliche Auswirkungen Bewertungskriterien: Auswirkungen werden als erheblich betrachtet bei einer Überschreitung von Immissionsgrenzwerten gemäß 16. BImSchV bzw. im Fall von vorhandenen Überschreitungen bei weiterer Erhöhungen um mindestens 3 dB(A), bei Überschreitungen von sonstigen schalltechni- schen Richtwerten, bei Veränderungen des Charakters der Landschaft oder bei gesundheitlicher Gefährdung. Erhebliche nachteilige Auswirkungen: Der Schleiraum profitiert hinsichtlich seiner Erholungseig- nung von der naturräumlichen Ausstattung. Die erhöhte bauliche Überprägung im Bereich der Schleimündung mit Wirkung auf umliegende Landschaftsräume wird als erheblich beurteilt, da hierdurch der wertgebende Aspekt der Naturnähe beeinträchtigt wird. Der hohe Andrang an Feriengästen wird zu einer erhöhten Frequenz umliegender Ortslagen (El- lenberg, Olpenitz) durch Tagesausflügler führen. Von einem Teil der Anwohner und Feriengäste wird diese Zunahme als Belastung empfunden. In den Bereichen der Bebauung entlang der L 286 sind Lärmzunahmen zu verzeichnen, die zwi- schen ca. 5 und 14 dB(A) liegen. Die Lärmzunahmen liegen deutlich über der Wesentlichkeits- schwelle im Sinne der 16. BImSchV von 3 dB(A). Durch die Lärmzunahmen kommt es hier zudem zu erstmaligen oder weitergehenden Überschreitungen der Immissionsgrenzwerte gemäß 16. BImSchV. Die Sanierungsgrenzwerte gemäß Verkehrslärmschutzrichtlinie werden in diesem Be- reich jedoch nicht erreicht. Im weiterführenden Straßennetz betragen die Lärmzunahmen maximal 1,3 dB(A) und unterschrei- ten damit deutlich die Wesentlichkeitsschwelle im Sinne von § 1 Abs. 2 Nr. 2 der 16. BImSchV von 3 dB(A). Nichtsdestotrotz sind diese Zunahmen erheblich, zumal sie teilweise zu einer erstmaligen oder weitergehenden Überschreitung der Sanierungsgrenzwerte führen. Eine detaillierte Darstellung unter Nennung der einzelnen untersuchten Immissionsorte enthält die schalltechnische Untersuchung zum B-Plan Nr. 65 (Lairm Consult GmbH 2009a). Erhebliche vorteilhafte Auswirkungen: Die Entwicklung des Stützpunktes Olpenitz zu einem Fe- rienort bedeutet die Umsetzung des größten Ferienresorts in Deutschland. Hierdurch ergeben sich

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 63 erheblich vorteilhafte Auswirkungen auf das Schutzgut Menschen hinsichtlich der Erholung in Form von Ferienerholung. Die Schaffung von neuem Erholungsraum und Freizeitmöglichkeiten wird loka- le, regionale und überregionale positive Effekte hervorrufen. Zudem wird mit der Ansiedlung von Betrieben das Arbeitsplatzangebot erhöht.

Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Durch öffentlich rechtliche Vorgaben ist von einer fachgerechten Behandlung der kontaminations- verdächtigen Flächen auszugehen. Hierdurch werden mögliche erhebliche Auswirkungen auf den Menschen durch Schadstoffkontaminationen vermieden. Zum Erhalt der Erholungsfunktion des Landschaftsraums dienen die Vermeidungs- und Verminde- rungsmaßnahmen für das Schutzgut Landschaft.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Zum Schutz der Wohnbebauung vor Verkehrslärm werden für die Flächen im Eingangsbereich des Port Olpenitz Lärmpegelbereiche nach DIN 4109 festgesetzt. Da diese Festsetzungen erst bei eventuellen Umbaumaßnahmen o.ä. zu beachten sind, wird zum Schutze der bereits bestehenden Bebauung ein entsprechender Schutzanspruch durch vertragliche Regelungen zwischen der Stadt Kappeln und dem Vorhabenträger geschaffen. Im Übrigen wird passiver Schallschutz zu Gunsten schutzbedürftiger Nutzungen nach folgenden Maßgaben gewährt: Im Bereich der Bebauung entlang der L 286 soll passiver Schallschutz gewährt werden, soweit es hier zu vorhabenbedingten Lärmzunahmen kommt, die die Wesentlichkeitsschwelle im Sinne der 16. BImSchV (= Erhöhung des Beurteilungspegels um mindestens 3 dB(A)) erreichen, und diese zu einer erstmaligen oder weitergehenden Überschreitung der Immissionsgrenzwerte der 16. BImSchV führen. Im Bereich zwischen der Kreuzung L 286/B 203 und der Kreuzung B 201/199 soll passiver Lärm- schutz gewährt werden, wenn es zu vorhabenbedingten Lärmerhöhungen kommt und diese zu einer erstmaligen oder weitergehenden Überschreitung der in der Verkehrslärmschutzrichtlinie festgeschriebenen Sanierungsgrenzwerte führen. Die Regelung der vorgenannten passiven Schallschutzmaßnahmen wird in einem städtebaulichen Vertrag zwischen der Stadt Kappeln und dem Vorhabenträger erfolgen. Weitere Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind im Sinne der Eingriffsregelung für das Schutzgut Mensch nicht erforderlich.

2.1.12 Kultur- und sonstige Sachgüter

Im Plangeltungsbereich sind keine Kulturdenkmale bekannt. Dem Ostseebadestrand vorgelagert befindet sich die Oldenburg, eine mittelalterliche Burganlage mit der LA Nr. 70, eingetragen in die archäologische Landesaufnahme. Es handelt sich hierbei um ein Kulturdenkmal gem. § 1 DSchG.

Dieses Denkmal gilt es zu erhalten und zu schützen. Entsprechend dürfen aus dem Nah- und Um- gebungsbereich der Burg keine Sandentnahmen z. B. zum Aufspülen des Sandstrandes durchge-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 64 führt werden. Ebenfalls ist sicherzustellen, dass keine Sedimentverlagerung in diesem Bereich durch die geplanten Baumaßnahmen stattfinden können. Erhebliche Umweltauswirkungen auf dieses Schutzgut finden damit nicht statt.

2.1.13 Wechselwirkungen und -beziehungen

Die bekannten Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Schutzgütern wurden bei der Zusam- menstellung der Informationen für den Umweltbericht im Rahmen der einzelnen Übersichten zu den Schutzgütern im Wesentlichen berücksichtigt und in die Bewertung der Auswirkungen einge- stellt. Die Zusammenhänge sind vielfältig und vielfach auch nicht endgültig einschätzbar. Auf eine komplexe Darstellung einzelner Wechselwirkungen wird, um den Umweltbericht auf das Wesentli- che zu begrenzen, an dieser Stelle verzichtet. Zur Veranschaulichung der berücksichtigten Prozes- se werden im Folgenden einige für das Projekt relevante Abläufe beispielhaft aufgeführt.

ÜBERBAUUNG, BODENVERSIEGELUNG AUF DEM MARINESTÜTZPUNKT − Verdichtung des Aggregatgefüges des Bodens sowie Verhinderung von Austauschprozessen zwischen Atmosphäre und Boden Î Verringerung der Grundwasserneubildung − Beseitigung von Pflanzenbewuchs Î Vernichtung von faunistischem Lebensraum

− Verlust von Gehölzflächen Î Verlust von lokalklimatischen Funktionen (Windbremsung) Î Veränderung der Lebensraumfunktion für Tiere

− Bautätigkeiten im Bereich von gegebenenfalls kontaminierten Flächen Î Freilegung von Kon- taminationen durch offen liegenden Boden Î Kontakt Boden-Mensch Î Gefährdung der Ge- sundheit

AUFSCHÜTTUNGEN IM HAFENBECKEN − Auffüllung von Sedimenten Î Beseitigung von Pflanzen- und Tierlebensräumen des Gewäs- sergrundes Î Beeinträchtigung der biologischen Vielfalt − Bewegung der Hafensedimente Î Aufwirbelung der Sedimente im Wasser Î Lösung von Schadstoffen Î Belastung des Wassers mit Schadstoffen Î Aufnahme der Schadstoffe durch Pflanzen und Tiere Î Anreicherungen der Schadstoffe in der Nahrungskette

ERHÖHUNG DES GELÄNDES ODER DER BAUKÖRPER − Weiträumige Überprägung des Landschaftsbildes Î Empfindung als Störung Î Beeinträchti- gung der Erholungsfunktion im Raum Schleimünde

BAULICHE VERÄNDERUNGEN IM HAFENBECKEN − Entfernung von Boden Î Beseitigung bzw. Beeinträchtigung des Lebensraumes sowie der Lebensgrundlage von Menschen, Tieren und Pflanzen − Entfernung von Sedimenten Î Beseitigung von Pflanzen- und Tierlebensräumen des Gewäs- sergrundes Î Beeinträchtigung der biologischen Vielfalt − Bewegung der Hafen-Sedimente Î Aufwirbelung der Sedimente im Wasser Î Lösung von Schadstoffen Î Belastung des Wassers mit Schadstoffen Î Aufnahme der Schadstoffe durch Pflanzen und Tiere Î Anreicherungen der Schadstoffe in der Nahrungskette

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 65

− Bewegung der Hafen-Sedimente ÎTrübung des Hafen-Wassers Î Beeinträchtigung von Fi- schen durch Verlust der Orientierung − Veränderung der Hafeneinfahrt Î Veränderung des Strömungsverhaltens Î Veränderung des Sedimentationsverhaltens in der Ostsee Î Sedimentabtrag oder –auftrag an der Ostseeküste Î Verlust von Flachwasserbereichen oder Küstenbiotopen oder Beeinträchtigung von marinen Biotopen durch Sedimentation

− Bautätigkeiten im Hafenbecken Î Hohe Lärmimmissionen in den Wasserkörper, insbesondere durch Rammarbeiten Î Gehörschäden bei Delphinen Î

ERHÖHUNG DES STRASSENVERKEHRS DURCH FERIENGÄSTE − Eintrag von Schadstoffen in die Luft Î Beeinträchtigung der Lebensvoraussetzungen für Men- schen und Tiere durch Luftschadstoffe sowie durch den Eintrag von Schadstoffen in die Nah- rungskette − Eintrag von Schadstoffen in den Boden Î Eintrag von Schadstoffen in Grundwasser und Ober- flächengewässer Î Verlust von Pflanzen und Pflanzenbeständen durch die Schadstoffauf- nahme bzw. Veränderung von Pflanzenzusammensetzungen durch die Beeinträchtigung ihrer Lebensgrundlagen Î Beeinträchtigung von Tieren durch den Verlust bzw. die Veränderung ih- res Lebensraumes − Verbreitung verkehrsbedingter Lärmemissionen über die Luft (Schallwellen) Î Beeinträchti- gung von Tieren durch hohe, unregelmäßige Lärmpegel sowie Beeinträchtigung des menschli- chen Wohlbefindens durch hohe Lärmpegel (Gesundheitsstörungen) Î Beeinträchtigung der Erholungsfunktion für den Menschen LICHTEMISSIONEN DER TOURISTISCHE ANLAGE − Ausstrahlung von Licht in die Landschaft Î Irritierung von nachtaktiven Tieren Î Beeinträchti- gung von Tierpopulationen Î Beeinträchtigung der biologischen Vielfalt − Ausstrahlung von Licht in Wohngebiete Î Blendung oder Störung von Menschen ÎBeeinträch- tigung des Wohlbefindens und der Wohnfunktion − Ausstrahlung von Licht in die Landschaft Î Verfremdung des naturnahen Charakters des Schleiraumes Î Beeinträchtigung der landschaftsgebundenen Erholungsfunktion

ANGEBOT FÜR FERIENHÄUSER UND TOURISTISCHE EINRICHTUNGEN − Umwandlung eines Marinestandortes mit unattraktiven Bauten in ein hochwertiges Feriendomizil Î Aufwertung des Ortsbildes Î Verbesserung der Erholungsfunktion mit Bedeutung als Ferienort

− Aufbau einer touristischen Infrastruktur Î Hohe Anzahl an Feriengästen Î Erhöhung der Frei- zeitaktivitäten (Baden, Surfen, Kiten, Motorboot fahren) in einem hinsichtlich des Naturschutzes empfindlichen Raum Î Vertritt von Küstenbiotopen

− Hohe Freizeitaktivitäten auf dem Wasser Î Störung von rastenden Wasservögeln

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2.1.14 Zusammenfassende Darstellung der zu erwartenden erheblichen Umweltauswirkungen

Tab. 1: Zusammenfassender Darstellung möglicher erheblicher Umweltauswirkungen

Auswirkung möglicher Wirkungsgrad

Vorteilhaft Nachteilig

Schutzgut Boden

Großflächige Bodenversiegelung von Böden - erheblich allgemeiner Bedeutung

Abgrabung von Böden allgemeiner Bedeutung - nicht erheblich im Bereich von Aufschüttungsflächen

Aufschüttung im Hafen und auf Böden allge- meiner Bedeutung im Bereich von Aufschüt- nicht erheblich tungsflächen

Schutzgut Wasser – Grundwasser

Verringerung der Grundwasserneubildungsra- te durch großflächige Versiegelung von Auf- - nicht erheblich schüttungsböden allgemeiner Bedeutung

Freilegung von Schadstoffen aus den konta- minationsverdächtigten Flächen und Eintrag - nicht prognostiziert ins Grundwasser

Schutzgut Wasser – Oberflächengewässer

Aufschüttung von Land- und Inselflächen im - nicht erheblich Bereich des Hafenbeckens

Umwandlung von Land- in Wasserflächen für eine Hafenlagune nicht erheblich -

Mögliche Veränderung der Strömungs- und Sedimentationsverhaltens im Bereich der Ost- - nicht erheblich see durch bauliche Veränderungen im Hafen- becken

Gewässerverschmutzung aufgrund Erhöhung des Boots- und Schiffsverkehrs auf Ostsee - nicht erheblich und Schlei

Verunreinigung des Hafenwassers durch un- - nicht erheblich achtsame Nutzung der Schiffsanlieger

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Auswirkung möglicher Wirkungsgrad

Vorteilhaft Nachteilig

Anlage einer Flusslandschaft nicht erheblich -

Veränderung des Strömungs- und Sedimenta- nicht erheblich - tionsverhaltens in der Ostsee vor dem Hafen

Schutzgut Klima

Durch großflächige Bodenversiegelung lokal erhöhte Neigung zur Wärmebildung von klima- - nicht erheblich tisch allgemein bedeutsamen Bereichen

Schutzgut Luft

Veränderung der lufthygienischen Situation durch Versiegelung und Verlust von Vegetati- - nicht erheblich on

Erhöhte Schadstoffkonzentrationen durch - nicht erheblich Zunahme des Verkehrs

Schutzgut Pflanzen

Beseitigung von Vegetation mit besonderer Bedeutung auf dem Gelände des Marinestütz- - erheblich punktes durch bauliche Entwicklung

Schädigung von Vegetation mit besonderer Bedeutung außerhalb des Geländes vom Ma- - nicht erheblich rinestützpunkt durch Vertritt

Beeinträchtigung mariner Vegetation durch - nicht erheblich Verunreinigung des Hafenwassers

Schädigung von mariner Vegetation mit be- sonderer Bedeutung durch Badende und Was- - nicht erheblich sersportler

Entwicklung einer küstentypischen Vegetation erheblich - auf der Halbinsel Olpenitz

Schutzgut Tiere

Vernichtung von faunistischen Lebensräumen allgemeiner Bedeutung auf dem Gebiet des - nicht erheblich Marinestützpunktes durch bauliche Tätigkeiten

Beseitigung von Lebensräumen verschiedener - erheblich Möwenarten im Hafenbereich des Marien-

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Auswirkung möglicher Wirkungsgrad

Vorteilhaft Nachteilig stützpunktes mit besonderer Bedeutung.

Beseitigung von Fledermausquartieren sowie Niststätten gebäudebewohnender Vogelarten - erheblich und der Gehölzbrüter.

Beeinträchtigung von Wasservogelpopulatio- nen des Schleihaffes und der flachen Ostsee- - nicht erheblich bereiche vor dem Plangebiet durch Bootsbe- trieb, Surfer und Badegäste

Beeinträchtigung von Seevogelpopulationen im Bereich der Halbinsel Olpenitz und am - nicht erheblich Weidefelder Strand durch hohen Nutzungs- druck von Badegästen und Strandbesuchern

Beeinträchtigung von Schweinswalbeständen im Nahbereich der Ostesee vor der Hafenan- lage durch Zunahme des Bootsbetriebs, ins- - nicht erheblich besondere durch Motorboote mit leistungs- starker Motorisierung und hohen Geschwin- digkeiten

Beeinträchtigung von Schweinswalen durch - nicht erheblich Baulärm im Hafenbecken

Schaffung eines neuen naturnahen Lebens- raums für Seevögel im Südteil der Olpenitzer Halbinsel erheblich -

Schutzgut Biologische Vielfalt

Beseitigung bzw. Beeinträchtigung von Vege- tationen und faunistischen Lebensräumen - nicht erheblich überwiegend allgemeiner Bedeutung auf dem Gelände des Marinestützpunktes

Beseitigung bzw. Beeinträchtigung von Vege- tationen und faunistischen Lebensräumen besonderer Bedeutung außerhalb vom Mari- nestützpunkt durch Freizeitnutzung - nicht erheblich

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Auswirkung möglicher Wirkungsgrad

Vorteilhaft Nachteilig

Schutzgut Landschaft

Verlust des naturnahen Charakter in Teilberei- chen des Marinestützpunktes durch bauliche - erheblich Maßnahmen

Entstehung einer untypischen Silhouette mit hoher Fernwirkung von Gebäuden, Multifunkti- - erheblich onshügel und Molenbebauung.

Durch erhöhten Nutzungsdruck Vertritt von landschaftstypischen Bereichen (Sichergestell- tes NSG „Halbinsel Olpenitz einschließlich - nicht erheblich angrenzender Flachwasserbereiche mit Ufer- zone“ und § 25 LNatSchG)

Gegebenenfalls Aufwertung des Landschafts- bildes des ehemaligen Marinestützpunktes nicht erheblich - durch günstige städtebauliche Gestaltung

Schutzgut Mensch

Verbesserung der Erholungsfunktion für Fe- riengäste und des Arbeitsplatzangebotes in erheblich - der Region

Erhöhter Nutzungsdruck am Weidefelder - nicht erheblich Strand

Veränderung des ruhigen Charakters von Ol- erheblich erheblich penitzdorf durch Tagesgäste

Erhöhung verkehrsbedingte Lärmimmissionen an der L 286 und im weiterführenden Straßen- - erheblich netz

Erhöhung verkehrsbedingter Luftschadstoff- - nicht erheblich immissionen

Immissionen von Freizeit-, Sport- und Gewer- - nicht erheblich belärm

Gefährdung durch Freisetzung von Schad- stoffstoffen aus kontaminierten Flächen - nicht erheblich

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Auswirkung möglicher Wirkungsgrad

Vorteilhaft Nachteilig

Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter

Sandentnahmen oder Aufspülung im Bereich - nicht prognostiziert der Oldenburg

2.2 Schutzgebiete und -objekte

2.2.1 Natura 2000-Gebiete

Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union vom 21. Mai 1992 (FFH-RL) sieht vor, dass ein System von FFH- und EU-Vogelschutzgebieten (NATURA 2000) nach einheitlichen EU- Kriterien zu entwickeln und zu schützen ist. Für Pläne oder Projekte, die zu Beeinträchtigungen in FFH- oder EU-Vogelschutzgebieten führen können, ist die Durchführung einer Verträglichkeitsprüfung vorgesehen. Der Geltungsbereich des B-Plans Nr. 65 ist umgeben von zwei Europäischen Schutzgebieten: Zum einen von dem gemeldeten FFH-Gebiet DE 1423-394 „Schlei inklusive Schleimünde und vorgela- gerter Flachgründe“ und zum andern von dem ausgewiesenen Europäischen Vogelschutzgebiet DE 1423-491 „Schlei“. Im östlichen Bereich der Halbinsel Olpenitz liegt der Plangeltungsbereich innerhalb des FFH-Gebietes. Die dargestellten Sondergebiete liegen vollständig außerhalb dieser Europäischen Schutzgebiete, während der Überlappungsbereich mit dem FFH-Gebiet als "Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft" dargestellt ist. Gleichwohl ist nicht von vornherein auszuschließen, dass basierend auf den Darstellungen des B-Planes Nutzun- gen entwickelt werden, die Auswirkungen auf die Schutz- und Erhaltungsziele der Schutzgebiete haben können. Dies gilt sowohl für Flächen innerhalb des Plangeltungsbereichs als auch außer- halb. Es wird im Rahmen einer FFH-Verträglichkeitsprüfung geprüft, ob von dem Vorhaben erhebliche Beeinträchtigungen der Lebensraumtypen gemäß Anhang I der FFH-Richtlinie, der Arten gemäß Anhang II der FFH-Richtlinie, der charakteristischen Arten der Lebensraumtypen und der genann- ten Erhaltungsziele ausgelöst werden können. Weiterhin wird im Rahmen einer Verträglichkeitsprüfung für das Vogelschutzgebiet ermittelt, ob das Vorhaben zu erheblichen Beeinträchtigungen der wertgebenden Arten des Vogelsschutzgebietes sowie deren Lebensräumen oder zur erheblichen Beeinträchtigungen der Arten des Anhanges I der Vogelschutzrichtlinie führen kann. Sollten erhebliche Beeinträchtigungen nicht auszuschließen sein, wäre das Projekt nur nach Prü- fung weiterer strenger Voraussetzungen im Rahmen einer Abweichungsprüfung und unter Umset- zung von Kohärenzsicherungsmaßnahmen zulässig.

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Im Folgenden werden die Zusammenfassungen der Verträglichkeitsprüfungen wiedergegeben.

2.2.1.1 Zusammenfassende Darstellung der FFH-Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet DE-1423-394 "Schlei und Schleimünde incl. vorgelagerte Flachgründe"

Der Geltungsbereich des B-Plan Nr. 65 überplant einen kleinen Teil des FFH-Gebietes DE-1423- 394 "Schlei incl. Schleimünde und vorgelagerte Flachgründe". Zudem können sich durch den Bau und Betrieb der geplanten touristischen Anlage Auswirkungen auf das FFH-Gebiet ergeben. Daher ist es erforderlich ist, die Verträglichkeit des Vorhabens mit dessen Schutz- und Erhaltungszielen zu überprüfen. Die Schlei ist eine stark gegliederte, lang gestreckte und überwiegend flache Förde zwischen den Grundmoränenlandschaften der Naturräume Angeln und Schwansen. Der Schleimündung sind im Schleisand ausgedehnte Blockfelder als natürliche Riffe und Sandbänke vorgelagert. Das FFH- Gebiet DE-14723-394 umfasst mit einer Fläche von 8748 ha die gesamte Schlei sowie angrenzen- de Gebiete. Zu den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes gehören die die Gewässer-Lebensraumtypen vegetati- onsfreie Schlick-, Sand- und Mischwatten (1140), Lagunen (*1150), Flache große Meeresarme und -buchten (1160). Von besonderer Bedeutung sind außerdem Einjährige Spülsäume (1220), Quel- lerwatten (1310), Atlantische Salzwiesen (1330), Weißdünen mit Strandhafer (2120) und Graudü- nen mit krautiger Vegetation (2130). Weitere LRT, die Erhaltungsgegenstände des Gebietes dar- stellen, sind Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser (1110), Riffe (1170), Kalkreiche Niedermoore (7230) sowie Hainsimsen-Buchenwald (9130), Waldmeister Bu- chenwald (9130), Stermieren-Eichen-Hainbuchenwald (9160) und alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen (9190). Im Rahmen der naturschutzfachlichen Grundlagenerfassung in Natura 2000-Gebieten wurde die Verbreitung der o.g. Lebensraumtypen (LRT) im FFH-Gebiet erfasst (TRIOPS 2002). Der LRT Flache große Meeresarme und -buchten (1160) umfasst die Flachwasserbereiche der Schlei sowie der Ostsee. Laut Standarddatenbogen nimmt dieser LRT über 65% der Fläche des FFH-Gebietes ein. Im Umfeld des Vorhabens ist zudem ein Mosaik von LRT der Küsten vorhanden. In der vorlie- genden Verträglichkeitsprüfung wurden die folgenden LRT zu einem Lebensraumtypenkomplex "Küstenbiotope" zusammengefasst:

- LRT *1150 "Lagunen des Küstenraumes (Strandseen)" - LRT 1210 "Einjährige Spülsäume" - LRT 1220 “Mehrjährige Vegetation der Kiesstrände“ - LRT 1330 "Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia maritimae)" - LRT 2120 "Weißdünen mit Strandhafer (Ammophila arenaria)" - LRT 2130 "Festliegende Küstendünen mit krautiger Vegetation (Graudünen)" - LRT 1140 "Vegetationsfreie Schlick-, Sand- und Mischwatten" Die übrigen oben genannten LRT sind im Rahmen der naturschutzfachlichen Grundlagenerfassung (TRIOPS 2002) entweder nicht oder nur in größerer Entfernung zum Vorhaben erfasst worden.

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Zudem gehören die Anhang II Arten 1095 Meerneunauge (Petromyzon marinus), 1099 Flussneun- auge (Lampetra fluviatilis) und 1351 Schweinswal (Phocoena phocoena) zu den Erhaltungszielen des Gebietes. Sonstige im Standard-Datenbogen des FFH-Gebiets genannte Tierarten sind die Zauneidechse, die Kreuzkröte und die Wasserfledermaus. Das Vorhaben sieht die Errichtung einer in sich schlüssigen, dauerhaft wirtschaftlichen touristi- schen Anlage vor, die das vorhandene, aus der Lage und der Vornutzung übernommene hohe Potential unter besonderer Würdigung umweltrelevanter Sachverhalte optimal nutzt. Schwerpunkt und Alleinstellungsmerkmal ist die konsequente Zuwendung zu dem vorhandenen, ca. 80 ha gro- ßen und durchgängig fast 7 m tiefen Hafen. Im Mittelpunkt steht das infrastrukturell hochwertig ausgestattete gewässerbezogene Ferienwohnen. Dazu wird der vorhandene Hafen im Interesse der Gewinnung baulich nutzbarer Uferzonen teils erweitert, teils aber auch eine Verbreiterung der Molen und die Anlage von Inseln überbaut. Ein weiteres Ferienwohnareal wird durch die Schaffung einer großräumigen Flusslandschaft durch die mäanderartige Umgestaltung des Schleibaches im Vorhabensgebiet geschaffen. In der Summe ist die Realisierung einer Gesamtkapazität von ca. 7.000 Betten vorgesehen. Bezeichnend für die künftige Anlage Port Olpenitz ist ihr hoher geplanter Anteil an touristischer Infrastruktur. Sie schließt Sport- und Freizeitanlagen in großer Bandbreite ebenso ein, wie kulturelle, museale und kirchliche Angebote. Ein hügelartig erdreichüberdeckt ges- talteter Freizeitbereich (Multifunktionshügel) wird mit rund 16,5 m über der aktuellen Geländeober- kante liegen. Der Hinwendung zum Wassersporttourismus wird das Vorhaben durch eine Reihe von wassertou- ristisch geprägten Dienstleistungen gerecht. So werden insgesamt ca. 2.500 Bootsliegeplätze er- richtet und dauerhaft unterhalten (Merkel Ingenieur Consult 2009). Gesichert sind zudem ausrei- chende Winterbootsliegeplätze in geschlossenen Räumen, Kran und Slipdienste, Bootsbetankung, Fäkalien- und Bilgenwasserentsorgung sowie Reparaturen und Pflegedienste in einer kleinen Werft. Alle genannten wassertouristischen Dienstleistungen erfolgen in Regie eines einheitlichen Hafenmanagements. Möglichkeiten zum ortsnahen Baden und Strandaufenthalt werden durch die Vergrößerung des Standbereichs im Hafenbecken des Vorhafens auf der Innenseite der Nordmole und durch den Einbezug eines Teils vom Weidefelder Strand in das Gesamtvorhaben geschaffen. Zur Gewährleistung der Verträglichkeit in dem hochwertigen naturräumlichen Umfeld mit den an- grenzenden hochrangigen Biotopen und Schutzgebieten werden umfangreiche Sicherungsmaß- nahmen vorgesehen. So wird vor allem der im Plangeltungsbereich liegende Teil der Olpenitzer Halbinsel von einer baulichen Entwicklung ausgenommen. Hier ist auf den ehemaligen Flächen des Marinestützpunktes die Entwicklung eines naturnahen Küstenbiotops geplant. Der gesamte vorgenannte Bereich einschließlich des vorgelagerten Standes und des Nordhakens wird durch einen prädatorensicheren Zaun von der Feriensiedlung abgegrenzt. Auch der gesamte Bereich des Schleihaffs sowie der Dünenbereich am Weidefelder Strand wird durch gezielte Maßnahmen vor einer zusätzlichen Belastung geschützt. Zur Klärung der Frage, ob von dem Vorhaben erhebliche Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele des FFH-Gebietes ausgehen wurden die folgenden Wirkfaktoren abgeprüft.

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Baubedingte Wirkfaktoren - Lärmemissionen und Erschütterung während der Bauphase - Baubedingte Flächeninanspruchnahme innerhalb des FFH-Gebietes - Scheuchwirkung durch Anwesenheit von Arbeitern und Maschinen - Auswirkungen auf das FFH-Gebiet durch Bodenverdichtung angrenzender Flächen - Staub- und Schadstoffemissionen durch den Baubetrieb - Aufwirbelung größerer Mengen von Sediment und damit verbundene Freisetzung von Stoffen beim Aufspülungen im Hafen - Lichtemissionen durch Baubetrieb - Auswirkungen durch den Bau der Zaunanlagen

Anlagebedingte Wirkfaktoren - Flächeninanspruchnahme innerhalb des FFH-Gebietes durch Versiegelung bzw. Bodenauf- bzw. abtrag - Auswirkungen auf das FFH-Gebiet durch Versiegelung und Bodenmodelierung angrenzender Flächen - Anlagebedinge Auswirkungen der Zaunanlagen - Vernichtung von Laichstätten durch Baumaßnahmen innerhalb des Hafens - Barrierewirkung von intensiv genutzten Bereichen für wenig mobile Arten

Betriebsbedingte Wirkfaktoren - Beeintächtigung von Lebensraumtypen und ihrer charakteristischen Arten durch eine Zunahme des Freizeit- und Erholungsbetriebes sowie des Straßen- und Bootsverkehrs - Lärmemissionen durch den Freizeit- und Erholungsbetrieb - Lichtemissionen durch den Freizeit- und Erholungsbetrieb - Schadstoffemissionen durch den Freizeit- und Erholungsbetrieb - Auswirkungen durch die Pflege der Zaun- und Heckenanlagen

Unter Berücksichtigung der vorgesehenen Maßnahmen zur Schadensbegrenzung, konnten erheb- liche Beeinträchtigungen der LRT ausgeschlossen werden. Ebenso können Beeinträchtigungen der charakteristischen Arten der LRT sowie die Arten gem. Anhang II durch die genannten Wirkfak- toren ausgeschlossen werden.

Wesentliche Maßnahmen zur Schadensbegrenzung sind: - Verwendung insektenfreundlicher Beleuchtungsanlagen (Natriumdampflampen oder alternative Produkte mit Gelblicht ) an der Nordseite der Bebauung auf dem Norddamm. Die Beleuch- tungsanlagen sind so einzurichten, dass sie vorwiegend nach unten und nach Süden abstrah- len. Beleuchtungsanlagen, die direkt in Richtung Schleihaff strahlen, sind unzulässig. - Die innerhalb des Geltungsbereiches liegenden Flächen des FFH-Gebietes sowie die direkt an Baumaßnahmen angrenzenden Flächen des Schutzgebietes sind während der Bauzeit durch geeignete Schutzmaßnahmen zu sichern sowie von jeglichem Bau- und Lagerbetrieb freizuhal- ten. Ausgenommen sind die zum Bau der Zaunanlagen benötigten Flächen, die auf ein Mini- mum zu begrenzen sind. - Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen insbesondere des Schweinswals und empfindlicher Fischarten ist dafür Sorge zu tragen, dass baubedingte Schallimmissionen im Wasserkörper der

Ostsee unterhalb der Schwellenwerte von 190 dBpk-pk re 1 µPa (Schalldruck ) und 160 dB re 1 µPa² s (Schallenergie) liegen.

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- Um sicherzustellen, dass rastende Wasservögel nicht erheblich beeinträchtigt werden, ist ein Wasservogelmonitoring in Verbindung mit gegebenenfalls erforderlichen Vermeidungsmaß- nahmen vorzusehen. Vermeidungsmaßnahmen sind insbesondere für den Fall auszurichten, dass eine Nutzung des Sportboothafens beginnt ohne dass Befahrensregelungen für das ge- plante Naturschutzgebiet "Oehe-Schleimünde" in Kraft getreten sind, die einen ausreichenden Schutz der rastenden Wasservögel gewähren würden. In diesem Fall wäre für Motorboote die Ausfahrt aus dem Hafen für die relevanten Wintermonate 1. Oktober bis 31. März zu unterbin- den. Zudem sind Vermeidungsmaßnahmen für den Fall auszurichten, dass eine Nutzung der Ferienanlage beginnt, ohne dass Befahrensregelungen für das geplante Naturschutzgebiet "Oehe-Schleimünde" in Kraft getreten sind, die einen ausreichenden Schutz der rastenden Wasservögel gewähren würden. In diesem Fall wäre durch geeignete Maßnahmen ein Einset- zen von Surfern und Kitesurfern im Bereich der Bootssteganlage im Dorf Olpenitz zu unterbin- den. - Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen charakteristischer Arten der LRT sind Baufeldräumun- gen nicht in den Monaten März bis Juli durchzuführen. - Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen charakteristischer Arten der LRT sind Überbauung bzw. Überschüttung oder Entfernung von Hartsubstraten, Rammarbeiten sowie Einspülen von Baumaterialien und Böden im Hafenbecken außerhalb der Laichzeiten des Herings (Monate Februar bis Mai) durchzuführen. Die Verhinderung des Eintrags von Schwebstoffen aus dem Hafenbereich in die Ostsee während der Bautätigkeit ist durch geeignete Vorrichtungen (Sedi- mentvorhänge, etc.) sicherzustellen. - Zur Kompensation von entfernten oder überschütteten Hartsubstratlebensräumen im Hafenbe- cken werden neue Hartsubstratflächen in gleichem Umfang geschaffen. - Die Pflege der Zaunanlage und der angrenzenden Hecken darf nur von Flächen außerhalb des FFH-Gebiets erfolgen. Das Schnittgut darf nicht in den Flächen des FFH-Gebiets gelagert wer- den. Neben der Frage, ob erhebliche Beeinträchtigungen auf das FFH Gebiet durch das Vorhaben aus- gehen und wurde auch geprüft, ob sich erhebliche Beeinträchtigungen durch das Zusammenwirken verschiedener Vorhaben summativ ergeben können. Im Ortsteil Ellenberg der Stadt Kappeln ist auf der Fläche der ehemaligen Marinewaffenschule die Ansiedelung eines barrierefreien Paralympic-, Tourismus-, Sport- und Freizeitzentrums angedacht. Ein Aufstellungsbeschluss für einen B-Plan ist bislang nicht erfolgt. Daher liegt für dieses Projekt kein verfestigtes Planungsstadium vor, das im Rahmen des hier zu betrachtenden Vorhabens berücksichtigt werden kann. Aufgrund ähnlicher Wirkpfade mögliche kumulative Auswirkungen auf das FFH-Gebiet sind daher im Falle der Verwirk- lichung des Projektes in Ellenberg durch eine zu diesem Projekt gehörende Verträglichkeitsprüfung mit zu behandeln. Zusammenfassend kann damit festgestellt werden, dass von dem Vorhaben B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln unter Berücksichtigung der Maßnahmen zur Schadensbegrenzung keine erhebli- chen Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes DE-1423-394 “Schlei incl. Schleimünde und vorgela- gerte Flachgründe" ausgehen.

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 75

2.2.1.2 Zusammenfassende Darstellung der FFH-Verträglichkeitsprüfung für das Vogelschutzgebiet DE-1423-491 "Schlei"

Das Plangebiet des B-Plan Nr. 65 grenzt im Norden und Osten unmittelbar an die Ufer- und Was- serflächen der Schlei und der Ostsee. Diese Bereiche besitzen eine herausragende Bedeutung insbesondere für brütende, rastende und mausernde Wasser- und Küstenvögel und wurden als Vogelschutzgebiet DE-1423-394 „Schlei“ benannt. Da Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele des bedeutsamen Gebietes nicht auszuschließen sind, ist die Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen gemäß Art. 4 Abs. 4 VSchRL bzw. nach § 34 BNatSchG im Rahmen der FFH- Verträglichkeitsprüfung (FFH-VP) zu beurteilen. Aufgrund des großen Flächenumfangs und der großen Längserstreckung des Schutzgebietes und der begrenzten Reichweite der Wirkfaktoren kann sich der Betrachtungsraum, in dem Beeinträchti- gungen der als Erhaltungsziel festgelegten Arten wirksam werden können, auf den Bereich der äußeren Schlei und dem die Ostseebereiche umfassenden Teil des Schutzgebietes beschränken. Für diesen Teilbereich „Naturschutzgebiet Oehe-Schleimünde und Umgebung“ wurden von der zuständigen Fachbehörde regionalisierte Erhaltungsziele formuliert. Unter den als Erhaltungsziel festgelegten Arten finden sich vor allem Arten, die zur Brut- bzw. zur Rast, Mauser oder Überwinterung an Küsten gebunden sind. Für einzelne Arten, die ausschließlich oder überwiegend im weiter entfernten mittleren und oberen Teil der Schlei auftreten oder die sich durch eine geringe Empfindlichkeit gegenüber den vorhabensbedingten Wirkfaktoren auszeichnen, konnten erhebliche Beeinträchtigungen im Vorhinein ausgeschlossen werden. Eine Prüfrelevanz hat sich für Zwerg- und Küstenseeschwalbe, Singschwan, Schellente, Mittel- und Gänsesäger, Rotschenkel und Mantelmöwe ergeben. Darüber hinaus ist die Eiderente Bestandteil der Prüfung, da ihre Rastbestände im Bereich des Schleisandes landesweite bis nationale Bedeutung erreichen. Relevante und zu prüfende Wirkfaktoren sind zum einen die bau- und betriebsbedingten Lärm- und Lichtemissionen, bau- und anlagenbedingte Scheuchwirkungen durch den Baustellen- bzw. Frei- zeit- und Erholungsbetrieb sowie mögliche Kollisionen von Vögeln mit dem Freizeitverkehr. Die durchgeführte Bewertung der potenziellen Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele kommt zum Ergebnis, dass für das geplante Vorhaben „Port Olpenitz“ erhebliche negative Auswirkungen auf die als Erhaltungsziel festgelegten Vogelarten Singschwan, Schellente, Mittelsäger und Gänsesä- ger sowie auf die weitere prüfrelevante Art Eiderente nicht ausgeschlossen werden können. Die erheblichen Beeinträchtigungen begründen sich durch die Störungen, die von der zu erwartenden Zunahme der Wassersportaktivitäten im Schleihaff (Surfen, Kite-Surfen) und in den Flachwasser- bereichen des Schleisandes vor Schleimünde (Bootsverkehr, Angelboote) ausgehen können. So fallen die Zeiten, in denen mit der höchsten Nutzungsfrequenz durch Surfer bzw. Angelboote zu rechnen ist, mit den Perioden zusammen, in denen die Gewässer hauptsächlich von den betroffe- nen Arten zur Mauser, Rast, Nahrungssuche und Jungenaufzucht genutzt werden. Für die genann- ten Arten stellen das Schleihaff und der Schleisand (Eiderente) Rastgebiete mit landesweiter und zum Teil nationaler Bedeutung dar. Zur Minimierung der zu erwartenden Beeinträchtigungen sind zielführende Maßnahmen zur Scha- densbegrenzung durchzuführen. So sind im Schleihaff (ganzjährig) und im Bereich des Schleisan- des (Winterhalbjahr von Anfang Oktober bis Ende März) großräumige störungsarme Flachwasser-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 76 bereiche zu erhalten und zu entwickeln, um für die betroffenen Arten optimale Rast- und Mauser- bedingungen zu gewährleisten. Dies ist über eine Sperrung aller in den Grenzen des in Aufstellung befindlichen Naturschutzgebietes „Oehe-Schleimünde“ liegenden Wasserflächen für den Bootsver- kehr (einschließlich Surfer) im Rahmen einer Befahrensregelung nach § 5 WaStrG zu erreichen. Zum Schutze des Schleisandes ist dieser großräumig in das geplante NSG zu integrieren. Falls eine Befahrensregelung bis zur Eröffnung von Port Olpenitz oder dauerhaft nicht erlassen werden kann, ist zum Schutze der Mauser- und Rastbestände der betroffenen Arten im Schleihaff die Einsatzstelle in Olpenitz-Dorf für Surfer dauerhaft zu sperren, um ein Befahren des Schleihaffs zu verhindern. Gleichzeitig ist zum Schutze der rastenden Eiderenten auf dem Schleisand der Ha- fen von Port Olpenitz in den Monaten Oktober bis März zu sperren, um ein Auslaufen von Angel- booten zu verhindern. Es ist ferner ein Wasservogelmonitoring zur Überwachung der Vorhabens- wirkungen durchzuführen. Falls sich trotz Befahrensregelung eine negative Entwicklung der Rast- und Mauserbestände der betroffenen Arten abzeichnet, sind daraufhin geeignete Maßnahmen zur Einhaltung der Befahrensverbote durchzuführen. Unter Berücksichtigung dieser Maßnahmen zur Schadensbegrenzung verbleibt nur noch ein gerin- ger Beeinträchtigungsgrad der betroffenen Arten. Die auftretenden Beeinträchtigungen werden unter Berücksichtigung der Maßnahmen zur Scha- densbegrenzung somit insgesamt als nicht erheblich eingestuft, sodass von einer Verträglichkeit des geplanten Freizeitzentrums „Port Olpenitz“ mit den Erhaltungszielen des Vogelschutzgebietes DE 1423-491 „Schlei“ auszugehen ist. Wechselbeziehungen zu angrenzenden, in funktionaler Beziehung zum betrachteten Schutzgebiet stehenden NATURA 2000-Gebieten werden ebenfalls nicht beeinträchtigt. Da andere Pläne oder Projekte im Bereich des Wirkraumes nicht vorliegen bzw. sich in einem Planungsstand befinden, der eine Beurteilung von Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele noch nicht ermöglicht, sind kumu- lierende Auswirkungen nicht zu berücksichtigen.

2.2.2 Naturschutzgebiet gemäß § 16 LNatSchG

250 m nördlich vom Plangeltungsbereich beginnt das Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Oehe- Schleimünde". Es liegt durch die Schleimündung getrennt vom Plangeltungsbereich des B-Plan Nr. 65 und wird insofern vom Vorhaben nicht berührt. Es kann jedoch aufgrund der zu erwartenden hohen Anzahl an Feriengästen nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass die Betretungs- und Befahrensverbote nicht vollständig eingehalten werden. Die Einhaltung dieser Verbote wäre gege- benenfalls durch ordnungsrechtliche Maßnahmen sicherzustellen.

2.2.3 Einstweilige Sicherstellung gemäß § 22 LNatSchG

Der Plangeltungsbereich grenzt direkt an das Gebiet der einstweiligen Sicherstellung des geplan- ten Naturschutzgebietes "Halbinsel Olpenitz einschließlich angrenzender Flachwasserbereiche mit Uferzonen". Diese gilt seit dem 28. Juni 2008 für die Dauer von drei Jahren. Das Gebiet wird von

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 77 künftigen Bauflächen nicht berührt. Es kann jedoch aufgrund der zu erwartenden hohen Anzahl an Feriengästen und Besuchern nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass die Betretungsverbo- te teilweise missachtet werden. Durch die Festsetzung einer Auszäunung des Gebietes im B-Plan wird der Zutritt zur Olpenitzer Halbinsel vom Feriengebiet aus verhindert. Maßgebliche Beeinträch- tigungen durch unbefugtes Betreten werden somit verhindert. Zusätzlich kann die Einhaltung der Bestimmungen durch ordnungsrechtliche Überwachungsmaßnahmen abgesichert werden.

2.2.4 Landschaftsschutzgebiet (LSG) gemäß § 18 LNatSchG

Der Raum südlich und nordwestlich vom Geltungsbereich des B-Plangebietes ist als Landschafts- schutzgebiet "Kopperby/Olpenitz" ausgewiesen. Da der Plangeltungsbereich außerhalb vom LSG liegt, werden die Vorschriften der Kreisverordnung nicht übertreten.

2.2.5 Gesetzlich geschützte Biotope gemäß § 25 LNatSchG

Im Plangeltungsbereich befinden sich gemäß § 25 LNatSchG geschützte Biotope. Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung der ge- schützten Biotope und führen können, sind verboten. Auf dem Gelände des Marinestützpunktes werden derartige Biotopflächen in geringem Ausmaß als Sondergebiet dargestellt und werden im Rahmen der Bautätigkeiten beseitigt. Es wird daher vor Durchführung der Baumaßnahmen erfor- derlich, Befreiungen gemäß § 64 LNatSchG zu erwirken und Ersatzmaßnahmen für diese Zerstö- rungen umzusetzen. Die Ersatzmaßnahmen für die Zerstörung dieser Küstenbiotope werden im Bereich des derzeit noch bebauten Teils der Halbinsel Olpenitz umgesetzt.

Die Voraussetzungen für die Erteilung einer Befreiung liegen vor. Denn gegenüber dem großen Nutzen des Gesamtprojektes mit regionaler Bedeutung erfolgen nur geringe Eingriffe in gemäß § 25 LNatSchG geschützte Biotope. Eine Alternative, die eine für das Projekt zumutbare Schonung der Biotope erlaubt ist nicht möglich. Damit liegen Gründe des Wohls der Allgemeinheit vor, die gegenüber den Naturschutzbelangen überwiegen und eine naturschutzrechtliche Befreiung erfor- dern.

2.2.6 Wald gemäß Landeswaldgesetz (LWaldG)

Waldflächen gemäß Landeswaldgesetz sind im Plangeltungsbereich nicht vorhanden.

2.2.7 Schutzstreifen an Gewässern gemäß § 26 LNatSchG

Im Geltungsbereich des Gewässerschutzstreifens sind Sondergebiete verschiedener Zuordnungen dargestellt. Bauliche Anlagen dürfen hier gemäß § 26 LNatSchG nicht errichtet oder wesentlich

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 78 erforderlich. geändert werden. Für bauliche Anlagen in diesem Bereich sind daher Ausnahmen auf Grund von § 26 Abs. 3 LNatSchG

2.2.8 Artenschutzrechtliche Bestimmungen

Im Hinblick auf § 42 (1) BNatSchG spielen die Belange des Artenschutzes bei der Beurteilung von Eingriffen in Natur und Landschaft eine besondere Rolle. Neben der schutzgutbezogenen Betrach- tungsweise im Rahmen des Umweltberichtes beinhaltet dieses Kapitel daher eine gesonderte Be- trachtung der möglichen Auswirkungen des B-Planes Nr. 65 auf die Belange des Artenschutzes. Neben der Ermittlung der relevanten, näher zu betrachtenden Arten bzw. Artengruppen ist die zentrale Aufgabe der vorliegenden Betrachtungen, mögliche artenschutzrechtliche Konfliktpunkte zu ermitteln und zu bewerten sowie zu prüfen, ob durch das Vorhaben die spezifischen Verbotstat- bestände ausgelöst werden könnten. Der rechtliche Rahmen für die Abarbeitung der Artenschutzbelange ergibt sich aus dem BNatSchG (zuletzt novelliert am 12. Dezember 2007, „Kleine Novelle“), wobei die europäischen Rahmenrege- lungen (FFH-RL und VSchRL) zu beachten sind. So sind die zentralen nationalen Vorschriften des besonderen Artenschutzes in § 42 BNatSchG formuliert, der in Absatz 1 für die besonders ge- schützten und die streng geschützten Tiere und Pflanzen unterschiedliche Zugriffsverbote beinhal- tet. § 42 (5) BNatSchG weist auf die unterschiedliche Behandlung von national und gemeinschafts- rechtlich geschützten Arten bei nach § 19 BNatSchG zulässigen Eingriffen hin. § 43 (8) BNatSchG definiert bestimmte Ausnahmen von den Verboten und § 62 BNatSchG beinhaltet eine Befrei- ungsmöglichkeit.

Die besonders geschützten bzw. streng geschützten Arten werden in § 10 (2) Nr. 10 bzw. Nr. 11 BNatSchG definiert. Als besonders geschützt gelten:

a) Arten des Anhang B der Verordnung (EG) Nr. 338/97 (EU-Artenschutzverordnung), b) Arten in Anlage 1, Spalte 2 der Rechtsverordnung nach § 52 (2) BNatSchG (Bundesarten- schutzverordnung) und c) alle europäischen Vogelarten.

Bei den streng geschützten Arten handelt sich um besonders geschützte Arten, die aufgeführt sind in:

a) Anhang A der Verordnung (EG) Nr. 338/97 (EU-Artenschutzverordnung), b) Anhang IV der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) oder c) Anlage 1, Spalte 3 der Rechtsverordnung nach § 52 (2) BNatSchG (Bundesartenschutzver- ordnung). Vor dem Hintergrund des dargelegten gesetzlichen Rahmens sind die möglichen Auswirkungen des B-Planes Nr. 65 auf die artenschutzrechtlichen Belange zu bewerten. Hierzu wird ein geson- derter artenschutzrechtlicher Fachbeitrag (BHF und BiA 2009) erstellt. Dieser kommt zu folgendem Ergebnis:

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"Die artenschutzrechtliche Prüfung zum B-Plan Nr. 65 „Port Olpenitz“ der Stadt Kappeln kommt zum Ergebnis, dass unter Berücksichtigung von Bauzeitenregelungen, der Kompensationsmaß- nahmen sowie weiterer artenschutzrechtlicher Vermeidungsmaßnahmen im Hinblick auf die mögli- chen Beeinträchtigungen prüfrelevanter Brut- und Rastvögel, Fledermäusen und des Schweins- wals keine Zugriffsverbote nach § 42 (1) BNatSchG berührt werden. Eine Ausnahme nach § 43 (8) BNatSchG ist demnach für keine der näher geprüften Arten bzw. Artengruppen erforderlich."

2.3 Eingriffsregelung

Der B-Plan Nr. 65 ermöglicht umfangreiche Entwicklungen neuer Bauflächen. Hierdurch werden Eingriffe in Natur und Landschaft vorbereitet. Die gemäß BNatSchG und BauGB zu beachtenden Regelungen zum Thema Eingriffs-Ausgleich bzw. -Ersatz sowie deren Berücksichtigung im Rahmen des Vorhabens werden im Landschaftspla- nerischen Fachbeitrag (LPF) zum B-Plan Nr. 65 (Bendfeldt • Herrmann • Franke 2009) erläutert. Die hierin beschreibenden Vermeidungs-, Minimierungs-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind in dem vorangehenden Kapitel 2.1 "Schutzgüter - Bestand, Bewertung, Auswirkungen und Maß- nahmen" des Umweltberichtes dargestellt. Die Abarbeitung der Eingriffsregelung erfolgt im LPF in Anlehnung an die Anlage des Gemeinsa- men Runderlasses zum "Verhältnis der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung zum Baurecht" (IM und MUNF 1998). Als Ergebnis wird festgestellt, dass durch die Festsetzung von Auszäunungen des Port Olpenitz gegenüber naturnahen Küstenbiotopen der Olpenitzer Halbinsel Beeinträchtigungen der umliegen- den wertgebenden Küstenräume weitgehend vermieden werden können. Über ein Monitoring wird dafür gesorgt, dass unerwartet entstandene Beeinträchtigungen erkannt werden und geeignete Gegenmaßnahmen bzw. zusätzliche Schutzmaßnahmen getroffen werden. Innerhalb vom B-Plangebiet kann eine Reihe von Eingriffen durch Ausgleichsmaßnahmen kom- pensiert werden. So ergibt sich durch die Erdüberdeckung und Begrünung des Mulitfunktionsbereichs eine Verringe- rung des Ausgleichsbedarfs für Eingriffe in den Boden. Über Festsetzungen von Gehölzanpflanzungen mit Bäumen am Südrand des Plangeltungsbe- reichs sowie Gehölzanpflanzungen und naturnahen Vegetationsdecken auf dem Multifunktionshü- gel können vorhabenbedingte Eingriffe in Pflanzenbestände und Tierlebensräume im Plangel- tungsbereich teilweise ausgeglichen werden. Weitere Ausgleichsmaßnahmen erfolgen durch die Entwicklung eines naturnahen Küstenbiotops auf den vormals baulich belasteten Flächen der Olpenitzer Halbinsel und durch die Bereitstellung von Nisthilfen für Fledermäuse und Vögel. Für den Bereich des Hafenbeckens ist bei Verlust die Schaffung neuer Hartsubstratflächen vorgesehen. Das verbleibende Ausgleichsdefizit wird außerhalb vom Plangeltungsbereich über geeignete Maß- nahmen kompensiert. Hierzu werden folgende Flächen zur Verfügung gestellt:

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− 58.863 m² des Flurstücks 4 der Flur 63 in der Gemarkung Rüde zur Entwicklung von naturna- hem naturnaher Laubwald. Eine Anpflanzung ist noch nicht erfolgt. − 18.805 m² eines forstlich anerkannten Ausgleichsflächenpools auf dem Flurstück 41 der Flur 9 in der Gemarkung Uelsby, das mit einer Aufforstung aus standortheimischen Bäumen versehen ist − Ausbuchung von 15.046 m² aus dem beantragten Ökokonto "Dannewerk" der Stiftung Natur- schutz Schleswig-Holstein. Auf der ehemaligen Intensivgrünlandfläche, die von dichten Knicks umgeben ist, soll die Entwicklung von Mesohpilem Gründland durch Extensivbeweidung und die Anlage eines Weihers mit Sonderfunktion als Amphibienlaichgewässer gefördert werden. Die extensive Nutzung ist bereits umgesetzt. − Ausbuchung von 4.363 m² aus dem beantragten Ökokonto "Idstedt" der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Auf der ehemaligen artenarmen Intensivgrünlandfläche in bzw. an einer Fließgewässerniederung soll ein Komplex aus wechselfeuchten Wissen, Mesophilem Grünland, Weiher mit Funktion als Amphibienlaichgewässer und Röhrichte entwickelt werden. Die extensi- ve Nutzung ist bereits umgesetzt. − Ausbuchung von 2.793 m²/Punkten aus dem in Anerkennung stehenden Ökokonto "Vollstedt" der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Es handelt sich um Acker- und Intensivgrünland auf Sandböden mit kleinflächig integrierten Strukturen wie Kleingewässer, Graben, Knicks und Kleingehölze. Als Maßnahmen sind die Entwicklung von Grünland und extensives Grünland, ei- ne teilweise Aufhebung der Binnenentwässerung, die Anlage von Kleingewässern, die Anlage von Störstellen und die Renaturierung eines internen Knicks geplant. Die extensive Nutzung ist bereits umgesetzt.

2.4 Prognose bei Nichtdurchführung des Vorhabens

Bei Nichtdurchführung des Vorhabens ist davon auszugehen, dass eine zukünftige touristische Nutzung der Flächen unterbleiben wird. Die mit der Umnutzung der Flächen verbundenen positiven wirtschaftlichen Effekte sowie die Entwicklungsmöglichkeiten für den Tourismus der Region könn- ten damit nicht erreicht werden. Auf dem Gelände würde sich ohne eine Folgenutzung der Verfall der Bausubstanz fortsetzen. Aus Verkehrssicherungsgründen müssten die Flächen daher dauerhaft für die Öffentlichkeit gesperrt werden und ständen für die Erholungsnutzung nicht zur Verfügung. Die Vegetation des Geländes könnte sich ungestört weiterentwickeln und würde sich mittel- bis langfristig im Rahmen der Sukzession nahezu vollständig zu gehölzdominierten Beständen entwi- ckeln. Dabei würden ggf. derzeit vorhandene Lebensräume besonderer Bedeutung in ihrer Wertig- keit abnehmen. Insbesondere die Lebensräume gebäudebewohnender Vogel- und Fledermausar- ten würden mit dem Verfall und dem notwendigen Abriss der Gebäude entfallen. Lebensräume besonderer Bedeutung würden sich dabei aufgrund der überprägten und durch- schnittlichen Standortbedingungen voraussichtlich nicht einstellen. Lediglich in den ostsee- und schleinahen Flächen würden sich Gehölzbestände nur sehr verzögert entwickeln, wobei eine deut- lich Zunahme der nicht standorttypischen Kartoffelrosenbestände nicht ausgeschlossen wäre.

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Direkte Eingriffe in abiotische und biotische Schutzgüter sowie in Schutzgebiete würden weitestge- hend unterbleiben.

2.5 Anderweitige Planungsmöglichkeiten

Eine Prüfung von Standortalternativen konnte im Rahmen der 26. Änderung des FNP unterbleiben, da Alternativstandorte für ein solches Projekt nicht zur Verfügung stehen und Ziel der Bauleitpla- nung eben gerade die touristische Nachnutzung des ehemaligen Militärgeländes ist. Innerhalb des Geltungsbereichs des B-Planes Nr. 65 wurden verschiedene alternative Planungs- möglichkeiten geprüft, die sich insbesondere auf die Form, Lage und die Anzahl der Inseln im Ha- fen beziehen. Da sich diese in ihren Umweltauswirkungen nicht maßgeblich unterscheiden, wurden sie im Umweltbericht nicht weiter berücksichtigt. Eine wesentliche Änderung erfolgte im Laufe der Planungen durch die Reduzierung des geplanten Multifunktionshügels mit einer vormals vorgesehenen Höhenbegrenzung von 35 m ü. NN auf 20 m ü. NN. Des Weiteren wurden durch die teilweise Festsetzung von Einzel- und Doppelhausbebau- ung insoweit eine aufgelockerte Bebauung sichergestellt und Höhenbegrenzungen der baulichen Anlagen variiert. Die Vegetationsdecke des Multifunktionshügels war zeitweise für Rasenflächen vorgesehen. Im Sinne erforderlicher Maßnahmen für die Fauna wurde dieses geändert in eine Festsetzung für naturnähere Vegetationen.

3. ERGÄNZENDE ANGABEN

3.1 Hinweise auf Kenntnislücken

Für die Erarbeitung des Umweltberichts lagen keine Daten zur Beschaffenheit der Unterwasserbö- den sowie der Flora und Fauna im Hafenbecken vor. Die Auswirkungen des Vorhabens in diesem Bereich konnten daher nur überschlägig eingeschätzt werden. Weitere Untersuchungen werden aufgrund der Ausprägung des Standortes als genutzte und unterhaltene Hafenanlage sowie auf- grund der Festsetzung von gegebenenfalls erforderlichen Ausgleichsverpflichtungen bei Einriffen in Hartsubstratbereiche für den Umweltbericht nicht für erforderlich gehalten. Die Bewertungen der Auswirkungen durch Lärm und Luftschadstoffe beruhen auf Prognosen der Tourismus- und Verkehrsentwicklung. Diese sind mit gewissen Unsicherheiten bezüglich der tat- sächlichen Entwicklung belastet. Die Bewertung der Auswirkungen auf die Fauna (insbesondere Wasservögel) beruht auf Annah- men zur Nutzerdichte und zum Nutzerverhalten, deren Eintretenswahrscheinlichkeit nicht sicher eingeschätzt werden kann.

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 82

Die Bewertungen zum Vorkommen des Schweinswals basieren vorwiegend auf Meldungen von Zufallsbeobachtungen. Sie unterliegen daher statistischen Unsicherheiten, die nicht zuverlässig ausgeräumt werden können.

Aufgrund der derzeitigen Kenntnislage wird ein Inkrafttreten der Verordnung für das geplante NSG "Oehe-Schleimünde" sowie der darauf aufbauenden Bundesrechtsverordnung nach § 5 Satz 3 WaStrG, die eine Befahrensregelung enthalten soll, noch vor Inbetriebnahme des Sportboothafens und des Ferienbetriebs in Port Olpenitz angenommen. Es kann allerdings nicht vollständig ausge- schlossen werden, dass der Betrieb in Port Olpenitz beginnt, ohne dass das geplante NSG durch Verordnungen und Befahrensregelungen geschützt ist. Für diesen Fall setzt ein Monitoring ein, dass im folgenden Kapitel "Überwachung" beschrieben wird und das Vermeidungsmaßnahmen für die zu schützenden Umweltgüter beinhaltet.

3.2 Überwachung

Die Stadt Kappeln überwacht durch jährliche Abfrage bei der zuständigen Behörde, ob Hinweise auf Abweichungen von den prognostizierten Werten vorliegen und Maßnahmen zur Verminderung der Lärmsituation erforderlich werden. Die Stadt Kappeln überwacht durch regelmäßige, mindestens 10 mal jährlich erfolgende Begehun- gen an wechselnden Tagen die Einhaltung der Betretungs- und Anlandungsverbote im Bereich des geplanten NSG Oehe-Schleimünde. Bei Verstößen gegen die Verbote wird die Stadt Kappeln auf die Umsetzung ordnungrechtlicher Maßnahmen zur Einhaltung der Verbote hinwirken. Die Stadt Kappeln veranlasst ein Wasservogelmonitoring zur Kontrolle des Erhaltungszustan- des der Wasservogelpopulationen im Schleihaff, der Halbinsel Olpenitz und den vorgelagerten Bereichen der Ostsee vor den Halbinseln Olpenitz und Oehe. Im Fall von absehbaren Beeinträch- tigungen der Populationen wird die Stadt Kappeln auf die Umsetzung von Vermeidungsmaßnah- men hinwirken (Vermeidung von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen sowie erheblichen Beeinträchtigungen von Natura 2000-Gebieten). Vermeidungsmaßnahmen sind insbesondere für den Fall auszurichten, dass eine Nutzung des Sportboothafens beginnt ohne dass Befahrensregelungen für das geplante Naturschutzgebiet "Oehe-Schleimünde" in Kraft getreten sind, die einen ausreichenden Schutz der rastenden Was- servögel gewähren würden. In diesem Fall wäre für Motorboote die Ausfahrt aus dem Hafen für die Zeit vom 1. Oktober bis 31. März zu unterbinden. Vermeidungsmaßnahmen sind auch für den Fall auszurichten, dass eine Nutzung der Ferienanla- ge beginnt ohne dass Befahrensregelungen für das geplante Naturschutzgebiet "Oehe- Schleimünde" in Kraft getreten sind, die einen ausreichenden Schutz der rastenden Wasservögel gewähren würden. In diesem Fall wäre durch geeignete Maßnahmen ein Einsetzen von Surfern und Kitesurfern im Bereich der Bootssteganlage im Dorf Olpenitz zu unterbinden.

Die Stadt Kappeln überwacht den Erfolg der Befahrensregelung in Bezug auf die Wassersport- aktivitäten im geplanten NSG "Oehe-Schleimünde" durch ein regelmäßiges Wasservogelmonoto- ring. Sollten die Ergebnisse auf Nichteinhaltung der Verbote schließen lassen, wird sie ordnungs-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 83 rechtlich tätig oder wird auf die Durchsetzung ordnungsrechtlicher Maßnahmen zur Durchsetzung der Verbote hinwirken.

Die Stadt Kappeln überwacht das Einhalten von Bauzeitenregelungen zur Vermeidung von ar- tenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen durch Ortsbesichtigungen jeweils am Anfang und in der Mitte des Monats mit Bauzeitenausschluss.

Die Stadt Kappeln überwacht die Einhaltung des Betretungsverbotes und des Unterlassens von Ablagerungen im Randbereich zwischen Anlage und Schleihaff. Soweit Verstöße festgestellt wer- den, sind zur Vermeidung bauliche Abgrenzungen mit einem höheren Wirkungsgrad vorzusehen.

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4. ZUSAMMENFASSUNG

Vorhaben

Mit dem B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln wird die Entwicklung einer Feriengroßanlage vorbereitet. Als Hauptbestandteil des B-Planes werden Sondergebiete für Ferienwohnen und Sonstige Son- dergebiete für ergänzende Freizeitangebote sowie Wasserflächen mit der Zweckbestimmung Sportboothafen und Wasserflächen für eine Flusslandschaft ausgewiesen. Gemäß § 2 Abs. 4 und § 2a BauGB wurde in diesem Rahmen für die Belange des Umweltschutzes eine Umweltprüfung durchgeführt und deren Ergebnisse in diesem Umweltbericht dokumentiert. Nach einleitenden Angaben zur Aufgabe und zum Inhalt des Umweltberichtes sowie zur Beschrei- bung des Vorhabens werden die durch Fachgesetze, Schutzgebiete und planerische Vorgaben vorgegebenen Ziele des Umweltschutzes dargestellt. Im Rahmen des B-Planes werden diese Vor- gaben berücksichtigt, indem hochwertige Bereiche der Halbinsel Olpenitz von einer baulichen Ent- wicklung ausgespart bleiben und Festsetzungen zur Vermeidung von erheblichen Beeinträchtigun- gen getroffen werden. Eine weitere Vermeidung von erheblichen Umweltauswirkungen erfolgt über städtebauliche Verträge.

Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen

Die Umweltprüfung erfolgte unter Betrachtung der einzelnen Schutzgüter. Der Umweltbericht stellt die Ergebnisse zusammen - mit gesonderten Aussagen zur FFH-Verträglichkeit, zur Eingriffsrege- lung, zum Artenschutzrecht, zu Schutzgebieten und –objekten, zur Prognose bei Nichtdurchfüh- rung des Vorhabens sowie zu anderweitigen Planungsmöglichkeiten.

Schutzgüter

Als zentraler Aspekt des Umweltberichtes erfolgt eine schutzgutbezogene Analyse. Hierin werden der derzeitige Zustand der Umwelt anhand der einzelnen Schutzgüter beschrieben und bewertet sowie die erheblichen Umweltauswirkungen des Vorhabens dargestellt. Anschließend folgen Aus- sagen über Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung und Ausgleich bzw. Ersatz erheblicher nachteiliger Umweltauswirkungen. Folgende Inhalte sind von Bedeutung:

Raumbeschreibung: Der Geltungsbereich des B-Planes Nr. 65 umfasst den Bereich des ehema- ligen Marienstützpunktes Olpenitz und den südlichen Teil der Olpenitzer Halbinsel. Der umgeben- de Raum wird gebildet durch Schleimündung und Ostesee sowie landseitig durch landwirtschaftlich genutzte Flächen. Das Gelände des Marinestützpunktes wurde beginnend 1959 durch Aufschüttung von Wasserflä- chen und Verlandungsbereichen des Schleihaffs hergestellt und mit Hafenanlagen und Gebäuden ausgestattet. Die Böden, Vegetationen und Tierlebensräume sind hier dem gemäß stark anthropo- gen geprägt. Außerhalb des Geländes vom ehemaligen Marinestützpunkt befinden sich hochwerti- ge Küstenlebensräume. Hierzu gehören die Olpenitzer Halbinsel und weiter nördlich das Natur- schutzgebiet Oehe Schleimünde. Küsten und Flachwasserbereiche der Schlei und der Ostsee bilden hochwertige Lebensräume für Brutvögel und Rastvögel.

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Folgende Schutzgebiete und –objekte liegen im näheren Umfeld und in einigen Fällen in Teilberei- chen des Plangeltungsbereichs: FFH-Gebiet "DE-1423-394 "Schlei incl. Schleimünde und vorgela- gerte Flachgründe", VSch-Gebiet DE-1423-491 "Schlei", Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Oehe- Schleimünde", Naturschutzgebiet "Halbinsel Olpenitz einschließlich angrenzender Flachwasserbe- reiche mit Uferzonen", Landschaftsschutzgebiet "Kopperby/Olpenitz" und § 25 LNatSchG ge- schützte Biotope. Des Weiteren sind sämtliche vorkommende Vogelarten als besonders geschützte Arten gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 10 BNatSchG sowie Fledermäuse, Schweinswal und mehrere Vogelarten als streng geschützte Arten gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 11 BNatSchG einzuordnen.

Bewertung: Die Umweltschutzgüter besitzen im Bereich des Marinestützpunktes weitgehend all- gemeine Bedeutung. Teilflächen sind aufgrund herausragender Einzelmerkmale von besonderer Bedeutung. Die außerhalb vom Plangeltungsbereich liegenden Küstenbereiche und Flachwasser- bereiche der Halbinsel Olpenitz und des Schleihaffs besitzen augrund ihrer naturnahen Ausprä- gung und Ausstattung hinsichtlich nahezu sämtlicher Umweltschutzgüter besondere Bedeutung. Hervorzuheben sind hier vor allem Vogelbestände mit landesweiter und teilweise nationaler Bedeu- tung.

Erhebliche Auswirkungen: Mit den Darstellungen des B-Planes können gegenüber der aktuellen Situation erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Schutzgüter Boden (Versiegelung), Pflanzen (Beseitigung von Pflanzenbeständen besonderer Bedeutung), Tiere (Beseitigung von Lebensräu- men besonderer Bedeutung), Landschaft (Verlust des naturnahen Charakters, Fernwirkung der Ferienanlage) und Mensch (Auswirkung auf Olpenitzdorf, Zunahme des Verkehrslärms) ausgelöst werden. Die Schutzgüter Wasser, Klima, Luft, biologische Vielfalt und Kultur- und sonstige Sachgü- ter werden nicht erheblich betroffen sein. Erhebliche positive Auswirkungen werden vor allem für das Schutzgut Mensch (Erholungsfunktion für Feriengäste und des Arbeitsplatzangebot, Auswir- kung auf Olpenitzdorf) sowie teilweise für die Schutzgüter Pflanzen und Tiere (naturnahe Entwick- lung der Olpenitzer Halbinsel) erwartet. Die einzelnen Auswirkungen sind in der Tabelle des Kapitels 2.1.14 "Zusammenfassende Darstel- lung der zu erwartenden erheblichen Umweltauswirkungen" dargestellt.

Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen: Um erhebliche Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt der Olpenitzer Halbinsel sowie der Küstendüne am Weidefelder Strand zu vermeiden, werden sie von einer baulichen Entwicklung freigehalten. Beeinträchtigungen empfindlicher Was- servögel und brütender Seevögel auf der Halbinsel Olpenitz sowie außerhalb vom Plangebiet wer- den durch Betretungs- und Befahrensverbote im Rahmen der Ausweisung von Schutzgebieten sowie durch eine bauliche Unterbindung des direkten Zugangs vermieden. Weitere Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen werden durch Gestaltungsfestsetzungen, Bauzeitenregelungen sowie Begrenzung von Lärm- und Lichtimmissionen erreicht. Ihre Umsetzung erfolgt durch textliche Festsetzungen des B-Planes sowie durch ergänzende städtebauliche Verträge.

Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnahmen: Im Rahmen der einzelnen Schutzgüter erfolgen Aussagen über Maßnahmen zum Ausgleich bzw. Ersatz von Eingriffen. Innerhalb vom Plangeltungsbereich kann ein Teil der erfolgten Eingriffe durch die Entwicklung eines Küstenbiotops auf der Halbinsel Olpenitz, durch Anpflanzungen von Bäumen und Gehölzflächen, Begrünung des Multifunktionshü-

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin Umweltbericht zum B-Plan Nr. 65 der Stadt Kappeln 86 gels mit einer extensiv gepflegten Vegetationsdecke und durch die Anlage der Flusslandschaft ausgeglichen werden. Außerhalb vom B-Plangebiet stehen Ersatzflächen für weitere Maßnahmen zur Verfügung.

Schutzgebiete und -objekte

Der Plangeltungsbereich liegt in einem aus naturschutzfachlicher Sicht besonders hochwertigen und empfindlichen Raum. Aufgrund mehrerer Schutzgebiete (FFH-Gebiet, Europäisches Vogel- schutzgebiet, Naturschutzgebiet, Einstweilige Sicherstellung für ein geplantes Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet und gemäß § 25 LNatSchG geschützte Biotope), die den Plangeltungsbe- reich umgeben bzw. Teilbereiche hiervon überlagern und auch aus Gründen des Artenschutzes, sind vielfältige rechtliche Anforderungen an die Planungen im Raum zu stellen. Es wird festgestellt, dass die Festsetzungen des B-Plans Nr. 65 in Hinsicht auf diese Vorschriften grundsätzlich umsetzbar sind. Hierfür wurden geeignete Festsetzungen für Vermeidungsmaßnah- men erstellt. Vor allem hinsichtlich der Natura 2000-Gebiete wird durch derartige Maßnahmen da- für Sorge getragen, dass erhebliche Beeinträchtigungen dieser Gebiete ausgeschlossen werden können.

Eingriffsregelung

Der B-Plan Nr. 65 ermöglicht umfangreiche Entwicklungen neuer Bauflächen. Hierdurch entstehen Eingriffe in Natur und Landschaft. Innerhalb vom B-Plangebiet kann ein Teil des hierfür erforderli- chen Ausgleichs kompensiert werden. Zur vollständigen Kompensation werden außerhalb vom B- Plangebiet Ersatzmaßnahmen durchgeführt.

Prognose bei Nichtdurchführung des Vorhabens

Bei Nichtdurchführung des Vorhabens ist davon auszugehen, dass das Gelände des Marinestütz- punktes Olpenitz nicht weiter genutzt wird. Sämtliche aufgeführten erheblichen Auswirkungen wür- den entfallen.

Anderweitige Planungsmöglichkeiten

Alternativstandorte kommen aufgrund der Art und Größenordnung der Nutzung nicht in Frage. Innerhalb vom Plangeltungsbereich gab es geringfügige Änderungen in der Anordnung verschie- dener Nutzungen.

Ergänzende Angaben

Hinweise auf Kenntnislücken: Informationsdefizite sind anzumerken hinsichtlich der Flora und Fauna im Hafenbecken, unsicherer Prognosen hinsichtlich der Tourismus- und Verkehrsentwick- lung, der Einschätzung des Nutzerverhaltens, statistischer Unsicherheiten bei der Erfassung von Schweinswalvorkommen sowie der restlicher Unsicherheiten über das Inkrafttreten einer Verord- nung für das geplante Naturschutzgebiet "Oehe-Schleimünde".

Überwachung: Der Umweltbericht stellt einzelne Themen dar, die durch die Stadt Kappeln über- wacht werden.

Bendfeldt • Herrmann • Franke LandschaftsArchitekten Kiel - Schwerin