Managementplan für das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet

DE-1423-394 „ incl. Schleimünde und vorgelagerter Flach- gründe“

und das Europäische Vogelschutzgebiet DE-1423-491 „Schlei“

Teilgebiet „Südseite der Schlei“

Stand: 1. August 2014

2

Der Managementplan wurde durch den Deutschen Verband für Landschaftspflege e.V. in ak- tiver Zusammenarbeit mit den Flächeneigentümern und –nutzern im Auftrag des Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR) erarbeitet und wird bei Bedarf fortgeschrieben.

Aufgestellt durch das MELUR (i. S. § 27 Abs. 1 Satz 3 LNatSchG):

Titelbild: Blick auf das Ornumer Noor (Foto: Wiebke Sach)

3

Inhaltsverzeichnis

0. Vorbemerkung ...... 6 1. Grundlagen ...... 6 1.1. Rechtliche und fachliche Grundlagen ...... 6 1.2. Verbindlichkeit ...... 7 2. Gebietscharakteristik ...... 7 2.1. Geltungsbereich des Managementplans ...... 7 2.2. Gebietsbeschreibung ...... 8 2.2.1. Naturräumliche Situation ...... 8 2.2.2. Vegetation und Flora ...... 9 2.3. Einflüsse und Nutzungen ...... 15 2.3.1. Wasserqualität ...... 15 2.3.2. Schifffahrtsstraße ...... 15 2.3.3. Küstenschutz und Hochwasserschutz ...... 16 2.3.4. Binnenentwässerung ...... 16 2.3.5. Fließgewässer ...... 17 2.3.6. Landwirtschaft ...... 17 2.3.7. Forstwirtschaft ...... 18 2.3.8. Siedlungsgrundstücke ...... 18 2.3.9. Tourismus und Naherholung ...... 18 2.3.10. Jagd ...... 19 2.3.11. Angelsport und Fischerei ...... 19 2.3.12. Hochspannungsleitungen und Windräder ...... 20 2.3.13. Militärischer Flugverkehr ...... 20 2.4. Eigentumsverhältnisse ...... 20 2.5. Regionales Umfeld ...... 21 2.6. Schutzstatus und bestehende Planungen ...... 21 3. Erhaltungsgegenstand ...... 23 3.1. FFH-Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-Richtlinie ...... 23 3.2. FFH-Arten nach Anhang II und IV FFH-Richtlinie ...... 26 3.3. Vogelarten nach Anhang I und Art. 4 (2) Vogelschutz-Richtlinie ...... 26 3.4. Weitere Arten und Biotope ...... 27 4. Erhaltungsziele ...... 28 4.1. Erhaltungs- und Wiederherstellungsziele ...... 28 4.2. Sonstige Erhaltungs- und Entwicklungsziele aus anderen Rechtsgründen ...... 30 5. Analyse und Bewertung...... 31 5.1. Nährstoffbelastung der Schlei und Nährstoffeinträge in die Schlei, Noore und Strandseen – LRT 1150* und 1160 ...... 31 5.2. Düngung und Nährstoffeinträge in das Schutzgebiet – alle LRT ...... 32 5.3. Entwässerung und Aussüßung von Strandseen, Salzgrünland und Niederungen – LRT 1150* und 1330 ...... 32 5.4. Auswirkungen von Küstenschutz und Schifffahrt – LRT 1210,1220, 1230 und 1330 .33 5.5. Nutzungsaufgabe von Salzgrünland und anderen Offenlandtypen – LRT 1330, 6410, 6430, 6510, 7230 ...... 34 5.6. Aufgabe der Reetmahd und Auswirkungen der Verbuschung – LRT 1330, 6410, 6430, 7230 ...... 35 5.7. Nutzungsaufgabe auf Strandwällen – LRT 1220 und 6510 ...... 35 5.8. Nutzungsaufgabe auf Steilhängen - LRT 4030 und 6230* ...... 36 5.9. Nutzungsintensivierung von Grünland ...... 37 5.10. Anlandung von Treibselgut – LRT 1150*, 1160, 1210, 1220 ...... 37 5.11. Entwässerung von Quellen – LRT 7220* ...... 38 5.12. Entwässerung des Kesselmoores im Missunder Forst– LRT 7140...... 38 5.13. Forstwirtschaftliche Nutzung der Wälder – LRT 9110, 9130, 9160 und 91E0* sowie 1230 ...... 38 4

5.14. Beunruhigung und Gefährdung durch Freizeitverkehr und Erholungssuchende – alle LRT und Vogelarten von Bedeutung ...... 39 5.15. Jagd – Bodenbrütende Vogelarten und Wasservogelarten von Bedeutung...... 41 5.16. Angelsport und Fischerei – LRT 1150* und 1160, Vogelarten von Bedeutung sowie Flussneunauge...... 41 5.17. Bebaute und unbebaute Siedlungsgrundstücke – LRT 1150*, 1160, 1210, 1220, 1230 und 1330 sowie Vogelarten von Bedeutung ...... 41 5.18. Neophyten – alle LRT ...... 42 5.19. Zustand der Fließgewässer – kein LRT aber Flussneunauge und Eisvogel ...... 42 5.20. Zustand der Vogelarten des Offenlandes und der Röhrichte ...... 43 6. Maßnahmenkatalog ...... 44 6.1. Bisher durchgeführte Maßnahmen ...... 44 6.2. Notwendige Erhaltungsmaßnahmen und ggf. Wiederherstellungsmaßnahmen ...... 47 6.2.1. Erhaltung der natürlichen Entwicklung in der Flachwasserzone und am Ufer von Nooren und Strandseen sowie von den Kontaktbiotopen - LRT 1150*, 1230 und 1330 ...... 47 6.2.2. Erhaltung der natürlichen Entwicklung in der Flachwasserzone, an Strandwall und Steilküste des Flachen großen Meeresarmes – LRT 1160, 1210, 1220, 1230 und 1330 ...... 47 6.2.3. Erhaltung von Offenland-Lebensraumtypen – LRT 1150*, 1160, 1220, 1330, 6510 48 6.2.4. Erhaltung der Trockenen Europäischen Heide – LRT 4030 ...... 48 6.2.5. Erhaltung der Feuchten Hochstaudenflur – LRT 6430 ...... 49 6.2.6. Erhaltung der Kalktuffquellen – LRT 7220* ...... 49 6.2.7. Erhaltung der Pfeifengraswiese und des Kalkreichen Niedermoores – LRT 6410 und 7230 ...... 49 6.2.8. Erhaltung des Kesselmoores – LRT 7140 ...... 49 6.2.9. Erhaltung des Übergangs- und Schwingrasenmoores – LRT 7140 ...... 49 6.2.10. Erhaltung der Buchenwälder und des Erlen-Eschenwaldes – LRT 9110, 9130, 9160 und 91E0* ...... 50 6.2.11. Erhaltung der Sonstigen Waldbestände – kein LRT ...... 50 6.2.12. Erhaltung des genutzten Grünlandes – kein LRT ...... 50 6.2.13. Schutz von Großvögeln vor Hochspannungsleitungen und Windkraftanlagen .51 6.3. Weitergehende Entwicklungsmaßnahmen ...... 51 6.3.1. Erhöhung der natürlichen Küstendynamik durch Sturzbäume - LRT 1150*, 1160, 1220 und 1230...... 51 6.3.2. Verbesserung des Wasseraustausches von Strandseen und Salzgrünland mit der Schlei – LRT 1150* und 1330 ...... 51 6.3.3. Verbesserung oder Wiederherstellung von Offenland-Lebensraumtypen – LRT 1220, 1330, 6510 und 7140 ...... 52 6.3.4. Verbesserung der Trockenen Europäischen Heide – LRT 4030 ...... 52 6.3.5. Entwicklung des Übergangs- und Schwingrasenmoores – LRT 7140 ...... 52 6.3.6. Verbesserung des Kesselmoores – LRT 7140 ...... 52 6.3.7. Entwicklung des genutzten Grünlandes – kein LRT aber Vogelarten von Bedeutung ...... 52 6.3.8. Umwandlung des Ackers in Grünland – kein LRT ...... 53 6.3.9. Entwicklung der Buchenwälder und des Erlen-Eschenwaldes – LRT 9110, 9130, 9160 und 91E0* ...... 53 6.3.10. Entwicklung der Sonstigen Waldbestände – kein LRT ...... 53 6.3.11. Pflege von Badestellen und vergleichbaren Erholungseinrichtungen – LRT 1150*, 1160, 1210, 1220 und 1330 ...... 54 6.3.12. Schutz der natürlichen Vegetation durch Entfernen von Neophyten – LRT 1150*, 1160, 1220, 1230, 1330, 4030, 6510, 9110 und 91E0* ...... 54 6.3.13. Schutz von Großvögeln vor Hochspannungsleitungen und Windkraftanlagen außerhalb des Natura2000-Gebietes ...... 54 5

6.3.14. Verringerung der Nährstoffeinträge in das Natura2000-Gebiet – Einrichtung einer Pufferzone außerhalb des Natura2000-Gebietes ...... 54 6.4. Sonstige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen...... 55 6.4.1. Erhaltung der Quellen – kein LRT ...... 55 6.4.2. Erhaltung des Strandwalls mit einem Eichenwald – LRT 1220 ...... 55 6.4.3. Verbesserung des Hutewaldes – kein LRT ...... 55 6.4.4. Erhaltung des kulturhistorischen Garten- und Landschaftsparks Louisenlund ....55 6.4.5. Verbesserung von Salzgrünland außerhalb des Natura2000-Gebietes – LRT 1330 sowie Vogelarten von Bedeutung...... 56 6.4.6. Maßnahmen zur Information der Öffentlichkeit: Entsorgung und Deponierung von Gartenabfällen ...... 56 6.5. Schutzinstrumente, Umsetzungsstrategien ...... 56 6.6. Verantwortlichkeiten ...... 57 6.7. Kosten und Finanzierung ...... 57 6.8. Öffentlichkeitsbeteiligung ...... 57 7. Erfolgskontrolle und Monitoring der Maßnahmen ...... 58 8. Literatur ...... 58 Anhang 6

0. Vorbemerkung

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind über die Auswahl und Meldung von Natura 2000-Gebieten hinaus gem. Art. 6 der FFH-Richtlinie und Art. 2 und 3 Vogel- schutz-Richtlinie verpflichtet, die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen festzulegen, um in den besonderen Schutzgebieten des Netzes Natura 2000 eine Verschlechterung der na- türlichen Lebensräume und Habitate der Arten zu vermeiden. Dieser Verpflichtung kommt das Land Schleswig-Holstein im Rahmen der föderalen Zuständigkeiten mit die- sem Managementplan nach. Der Plan erfüllt auch den Zweck, Klarheit über die Möglichkeiten und Grenzen der Nut- zung von Natura 2000-Gebieten zu schaffen. Er ist daher nicht statisch, sondern kann in Abhängigkeit von der Entwicklung des Gebietes bzw. der jeweiligen Schutzobjekte fort- geschrieben werden.

1. Grundlagen

1.1. Rechtliche und fachliche Grundlagen

Das FFH-Gebiet „Schlei incl. Schleimünde und vorgelagerter Flachgründe“ (Code-Nr. DE-1423-394) wurde der Europäischen Kommission im Jahr 2006 zur Benennung als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung vorgeschlagen. Das Anerkennungsverfahren gem. Art. 4 und 21 FFH-Richtlinie wurde mit Beschluss der Kommission vom 13. No- vember 2007 abgeschlossen. Das Gebiet ist in der Liste der Gebiete von gemeinschaft- licher Bedeutung für die kontinentale Region im Amtsblatt der Europäischen Union be- kannt gemacht worden (ABl. L 12 vom 15.01.2008, S. 383). Das Gebiet unterliegt dem gesetzlichen Verschlechterungsverbot des § 33 Abs. 1 BNatSchG. Das Gebiet „Schlei“ (Code-Nr.DE-1423-491) wurde der Europäischen Kommission im Jahr 2004 als Vogelschutzgebiet benannt und unterliegt dem gesetzlichen Verschlechte- rungsverbot des § 33 Abs. 1 BNatSchG i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatSchG. Die nationalen gesetzlichen Grundlagen ergeben sich aus § 32 Abs. 5 BNatSchG (Fas- sung vom 29.07.2009) in Verbindung mit § 27 Abs. 1 LNatSchG (Fassung vom 24.02.2010). Folgende fachliche Grundlagen liegen der Erstellung des Managementplanes zu Grun- de:  Standarddatenbogen in der Fassung von 06.08.2011 (FFH) bzw. 12.03.2009 (Vogelschutz)  Gebietsabgrenzung in den Maßstäben 1:25.000 und 1:5.000 gem. Karten 1 – 3  Gebietsspezifische Erhaltungsziele für das FFH-Gebiet 1423-394 (Amtsbl. Sch.- H. vom 02.10.2006, S. 883) und für das Vogelschutzgebiet 1423-394 (Amtsbl. Sch.-H. vom 04.09.2006, S. 761) gem. Anlage 1a und 1b  Biotop- und Lebensraumtypenkartierung (TRIOPS 2002; LEGUAN 2005, 2006)  Biotop- und Lebensraumtypenkartierung (EFTAS 2010) gem. Anlage Karten 2 a und b  Vogelmonitoring im Bereich der Schlei (KIECKBUSCH &ROMAHN 2000, 2008)  Landschaftsplan der Gemeinden , Selk, , Borgwedel des Kreises Schleswig-Flensburg  Landschaftsplan der Gemeinden Güby, , Kosel, , und des Kreises -Eckernförde  Landschaftsplan der Stadt des Kreises Schleswig-Flensburg  Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum III - Kreise Rendsburg- Eckernförde und Plön, kreisfreie Städte und Neumünster (MUNF 2000)  Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V - Kreise Nordfriesland, Schles- wig-Flensburg, kreisfreie Stadt Flensburg (MUNF 2002) 7

 Handlungsgrundsätze für Arten- und Lebensraumschutz in Natura 2000- Waldgebieten der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten (LLUR 2009)  FÖA in der Datenbank des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländli- che Räume des Landes Schleswig-Holstein

1.2. Verbindlichkeit

Dieser Plan ist nach intensiver, möglichst einvernehmlicher Abstimmung mit den Flä- cheneigentümern/innen und/oder den örtlichen Akteuren aufgestellt worden. Neben notwendigen Erhaltungs- und ggf. Wiederherstellungsmaßnahmen werden hier- bei ggf. auch weitergehende Maßnahmen zu einer wünschenswerten Entwicklung des Gebietes dargestellt. Die Ausführungen des Managementplanes dienen u. a. dazu, die Grenzen der Gebietsnutzung (Ge- und Verbote), die durch das Verschlechterungsverbot (§ 33 Abs. 1 BNatSchG, ggf. i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatSchG) in Verbindung mit den gebietsspezifi- schen Erhaltungszielen rechtverbindlich definiert sind, praxisorientiert und allgemein verständlich zu konkretisieren (siehe Ziffer 6.2). In diesem Sinne ist der Managementplan in erster Linie eine verbindliche Handlungsleit- linie für Behörden und eine fachliche Information für die Planung von besonderen Vor- haben, der für die einzelnen Grundeigentümer/-innen keine rechtliche Verpflichtung zur Umsetzung der dargestellten Maßnahmen entfaltet. Da der Plan in enger Kooperation und weitgehendem Einvernehmen mit den Beteiligten vor Ort erstellt wurde, kann der Plan oder können einzelne Maßnahmen durch schriftli- che Zustimmung der betroffenen Eigentümer und Eigentümerinnen oder einer vertragli- chen Vereinbarung mit diesen als verbindlich erklärt werden. Darüber hinaus bieten sich Freiwillige Vereinbarungen an, um die im Plan ggf. für einen größeren Suchraum darge- stellten Maßnahmen flächenscharf mit den Beteiligten zu konkretisieren. Die Darstellung von Maßnahmen im Managementplan ersetzt nicht ggf. rechtlich erfor- derliche Genehmigungen, z.B. nach Naturschutz-, Wasserrecht oder Landeswaldgesetz. Bei der Umsetzung der Maßnahmen sollen verschiedene Instrumente wie Vertragsna- turschutz, Flächenkauf, langfristige Pacht und die Durchführung von konkreten Biotop- maßnahmen zur Anwendung kommen. Sollte in Ausnahmefällen kein Einvernehmen bei notwendigen Erhaltungs- oder Wieder- herstellungsmaßnahmen (siehe Ziffer 6.2) erzielt werden können, ist das Land Schles- wig-Holstein verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu deren Umsetzung zu ergreifen. Hierbei können die Eigentümer oder sonstige Nutzungsberechtigte von Grundstücken verpflichtet werden, die Maßnahmendurchführung durch die Naturschutzbehörde zu dul- den (§ 65 BNatSchG i. V. mit § 48 LNatSchG).

2. Gebietscharakteristik

2.1. Geltungsbereich des Managementplans

siehe Karte 1a Der hier vorliegende Managementplan behandelt das Teilgebiet „Südseite der Schlei“ und umfasst somit nicht die gesamte Kulisse des FFH-Gebietes bzw. des Vogelschutz- gebietes. Er beschränkt sich auf die terrestrischen Bereiche des FFH- und des Vogel- schutzgebietes. Es beginnt östlich der Stadt Schleswig und erstreckt sich über die Ge- meinde Busdorf nach Osten über weitere Gemeinden des Amtes (Kreis Schleswig-Flensburg) und Gemeinden des Amtes Schlei-Ostsee (Kreis Rendsburg- Eckernförde) nach Kappeln-Olpenitz (Kreis Schleswig-Flensburg). Hier schließt es an das Teilgebiet NSG „Schleimündung“ an. Dessen Teilmanagementplan wurde im Jahr 8

2012 genehmigt. Für die Nordseite und für die Wasserflächen der Schlei steht die Bear- beitung noch aus.

Im Bereich der „Südseite der Schlei“ sind die Abgrenzungen des FFH-Gebiets und des Vogelschutzgebietes überwiegend identisch. Abweichungen gibt es in zwei Bereichen: Die Halbinsel Hakenshöft (Gemeinde Rieseby) liegt vollständig im Vogelschutzgebiet, aber nur teilweise im FFH-Gebiet. Die Wälder bei Louisenlund (Gemeinden Borgwedel und Güby) gehören vollständig zum FFH-Gebiet, nicht jedoch zum Vogelschutzgebiet. Nicht Bestandteil der Natura 2000-Kulisse sind einige am Ufer oder ins Wasser gebaute Anlagen, wie z.B. der Hafen in Stexwig, Hafen mit Hinterland in Fleckeby, Hafen in Missunde, Brückendamm Lindaunis, Hafen Kopperby, Hafen Kappeln. Das FFH-Gebiet „Schlei incl. Schleimünde und vorgelagerter Flachgründe“ umfasst ca. 8.748 ha, das Vogelschutzgebiet „Schlei“ ca. 8.686 ha. Das Teilgebiet „Südseite der Schlei“ weist innerhalb der Natura2000-Grenzen bezogen auf die terrestrischen Berei- che (einschließlich der mit Vegetation bewachsenen Flachwasserzonen) eine Größe von ca. 712 ha auf; Siedlungsgrundstücke und Wasserflächen wurden nicht berücksichtigt.

2.2. Gebietsbeschreibung

2.2.1. Naturräumliche Situation

Die Schlei ist eine stark gegliederte, lang gestreckte und überwiegend flache Förde der Ostseeküste Schleswig-Holsteins. Mit einer Länge von ca. 45 km erstreckt sie sich zwi- schen Schleswig und der Schleimündung. Auf diese Weise trennt sie den nördlich an- grenzenden Naturraum Angeln vom südlich der Schlei gelegenen Naturraum Schwan- sen. Gemäß der naturräumlichen Gliederung des Landes Schleswig-Holsteins gehört das Teilgebiet „Südseite der Schlei“ vollständig zu (Naturraum 701 zitiert nach Statistikamt Nord). In die Schlei münden Fließgewässer aus einem großen Einzugsgebiet. Die Schlei selbst trifft an der Mündung in einer Breite von rd. 100 m auf die Ostsee. Die Fließbewegun- gen, die sich aus dem Zustrom von Fließgewässern in die Schlei ergeben, werden von den windbedingten Wasserbewegungen überdeckt. Kleinere oder größere Wassermas- sen werden von einem Schleibecken zum nächsten gedrückt. Bei starkem Ostwind ge- langt viel salzhaltiges Ostseewasser in die Schlei. Diese Dynamik verteilt und durch- mischt die im Schleiwasser gelösten Stoffe. Der Salzgehalt verringert sich auf diese Weise von 15 bis 16‰ im Bereich Schleimündung auf ca. 6,4‰ bei Schleswig (GOCKE 2003). Die Wasseraustauschrate der Inneren Schlei wird für den Sommer mit 150 Tagen und für den Winter mit 30 Tagen (OHLENDIECK 2009) angegeben. Der Wasserkörper ist als „nährstoffreich“ (LANU 2001) klassifiziert. Der windbestimmte Wasserstand der Schlei unterliegt Schwankungen von bis zu 3 m. Während der Weichsel-Vereisung lagen im Bereich der heutigen „Breiten“ Gletscher- zungen. Sie waren vermutlich durch Stirnmoränen voneinander getrennt, wie zwischen Missunde und Brodersby sowie zwischen Kappeln-Ellenberg und Rabel erkennbar. Bei höheren Temperaturen wurden sie vom Schmelzwasser durchströmt und schufen die heutigen „Engen“. Im Südosten wurden das Haddebyer Noor und das Selker Noor abge- schnürt; sie sind über einen schmalen offenen Zulauf miteinander und mit zwei schma- len Wasserläufen mit der Schlei verbunden. Ihre Ufer sind überwiegend steil ausgeprägt. Auf der Westseite des Haddebyer Noores und an der Südseite des Selker Noores gibt es flache Verlandungsbereiche, deren Vermoorung wie an den anderen Nooren und fla- chen Stellen der Schlei mit der transgressionsbedingten Flutung der Schlei einsetzte. Zwischen Haddeby und der Missunder Enge weist die Schlei an den Rändern kleinere Strandseen auf. Sie sind durch mehr oder wenig offensichtliche Strandwälle von der Schlei abgetrennt worden. Die größeren Strandseen sind über Gräben mit der Schlei 9

verbunden. Einige Uferabschnitte sind als Steilufer ausgeprägt. Ein aktives Kliff gibt es bei Weseby; von hier stammt ein Teil des vor den Strandseen abgelagerten Materials. Ebenfalls bei Weseby findet sich in einer Geländesenke ein Kesselmoor, dessen Ent- wicklung bis zur Hoch- bzw. Übergangsmoorbildung fortgeschritten ist. Der Bereich der Mittleren Schlei von Missunde bis Kappeln wird von Grund- und Endmo- ränen bestimmt. Von der flussförmigen Schlei sind mehrere Noore (Missunder Noor, Or- numer Noor, Büstorfer Noor, Bukenoor) mehr oder weniger vollständig abgeteilt. Ihre Entstehung geht auf Gletscherzungen und Eisloben zurück. An flachen Strandwällen entstanden kleine Strandseen. Einige kleine Bachschluchten durchbrechen die Steilufer. Die Untere Schlei von Kappeln bis zur Schleimündung ist gekennzeichnet durch den breiten Mündungsbereich, der durch zwei lange Nehrungshaken von der Ostsee fast ab- geschlossen ist. Auf die Kappelner Steilküsten mit wenigen engen Bachschluchten folgt das Olpenitzer Noor mit einem vergleichsweise breiten Niederungsbereich. Die flache Halbinsel Olperör ragt in die Schlei hinein. Am Südufer der Schlei kommt es aufgrund der insgesamt geringen Abbruchdynamik bei der vorherrschenden nordwärts gerichteten Strömung nur kleinflächig und langsam zur Bildung von Sandbänken und Nehrungshaken. Von Erosion betroffen sind vor allem in die Schlei ragende Strukturen wie die Halbinsel Kielfot oder Uferbereiche mit Prallhang- Situation. Die Flachwasserzone ist zumeist breit entwickelt.

2.2.2. Vegetation und Flora

2.2.2.1. Biotopkomplexe

Tabelle 1: Im gesamten Natura 2000-Gebiet vorkommende Biotopkomplexe gemäß Stan- darddatenbogen.

Kürzel Habitatklasse Anteil in Prozent der gesamten Fläche B2 Flachwasserkomplex, geringe Salinität 84 C2 Salzgrünlandkomplex ohne Tideneinfluß [Ostsee] 4 I1 Niedermoorkomplex (auf organischen Böden) 3 H Grünlandkomplexe mittlerer Standorte 2 J2 Ried- und Röhrichtkomplex 2 J1 Hoch- und Übergangsmoorkomplex 1 I2 Feuchtgrünlandkomplex auf mineralischen Böden 1 C3 Sandstrand- und Küstendünenkomplex 1 L Laubwaldkomplexe (bis 30 % Nadelbaumanteil) 1 C4 Felsküstenkomplex 1

Für die Biotop- und Lebensraumtypenkartierungen (TRIOPS 2002; LEGUAN 2005, 2006; EFTAS 2010 sowie eine kleinräumige Erfassung weiterer Lebensraumtypen durch BHF BENDFELD, HERRMANN, FRANKE 2013) wurde das jeweilige Bearbeitungsgebiet nach hydrologischen und morphologischen Merkmale in kleinere Einheiten unterteilt. Un- ter weiterer Berücksichtigung der Verwaltungszugehörigkeiten wurde die Südseite der Schlei in folgenden Sektionen bearbeitet (siehe Karte 1b):  Selker Noor und Haddebyer Noor  Große Breite von Busdorf bis Borgwedel  Obere Schlei von Güby bis Missunde  Mittlere Schlei von Missunde bis Winnemark  Untere Schlei von Kopperby bis Olpenitzdorf 10

Die Bearbeitung des Teilgebiets „Südseite der Schlei“ konzentriert sich vorrangig auf die terrestrischen Lebensraumtypen und ihre Lebensräume.

Ergänzungen zur Charakterisierung der Lebensraumtypen 1150*: Lagunen (Strandseen) und 1160: Flache große Meeresarme und -buchten (Flachwasserzo- nen und Seegraswiesen) Dem Lebensraumtyp 1160 wurde der gesamte im Schutzgebiet liegende Wasserkörper der Schlei zugeordnet (Ausnahme: einige Noore). Der Lebensraumtyp Strandsee 1150* bezieht sich auf vier große Noore und die Strandseen. Zu beiden Lebensraumtypen zäh- len die im Flachwasser sowie die in der Wechselzone stehenden Schilfröhricht- oder Brackwasserröhrichte. Die Bestände werden von Gemeinem Schilf (Phragmites austra- lis) und der Gemeinen Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) sowie einigen anderen Arten charakterisiert. Außerdem erstrecken sich die beiden Lebensraumtypen auf die (salzwasserbeeinflussten) Schilfröhrichte oberhalb des Geolitorals. Diese Bestände ent- wickelten sich nach Nutzungsauflassung aus ehemaligen Salzwiesen oder anderen Bio- topen.

2.2.2.2. Darstellung der Biotoptypenkartierung und der Lebensraumtypenkartierung

Selker Noor und Haddebyer Noor siehe Karte 2a und Karte 2b: Kartenblätter 1 - 2 Die Ränder der Noore werden häufig von breiten brackwasserbeeinflussten Schilfröh- richten (LRT 1150**) gebildet. Am Übergang zu den Steilufern gehen sie in Weidenge- büsche oder schmale Erlenbruchwälder über. An der Westseite des Haddebyer Noores sind schmale Bestände Salzgrünland (LRT 1330) im Übergang von Röhrichten (LRT 1150*) zu Grünland unterschiedlicher Ausprägung vorhanden. An der Westseite des Selker Noores kommen am Hangfuß zwei kleine Übergangs- und Schwingrasenmoore (LRT 7140) vor. An der Südseite des Selker Noores sind Grünland- komplexe aus binsen- und seggenreichen Nasswiesen (teilweise mit Quellhügeln), Flut- rasen und Intensivgrünland bestimmend. An wenigen Stellen sind kleinflächig basenar- me oder basenreiche, nährstoffarme Nasswiesen ausgebildet. Am Noorhang bei Loopstedt findet sich ein Bestand einer Trockenen europäischen Heide (LRT 4030). Die Steilhänge der Noore sind mit Laubwäldern, abschnittsweise auch mit Hainsimsen- Buchenwald (LRT 9110), bestockt. In einigen Abschnitten treten Quellen aus. Oberhalb grenzen Laub- und Mischwälder sowie Ackerflächen an.

Große Breite von Busdorf bis Borgwedel siehe Karte 2a und Karte 2b:Kartenblätter 2 - 4 Spülsäume mit Vegetation aus ein- oder mehrjährigen Arten (LRT 1210 oder 1220) sind abschnittsweise ausgebildet, so bei Haddeby und bei der Fahrdorfer Ziegelei. Uferberei- che mit dem Lebensraumtyp 1230 (Steilküste mit Vegetation) sind zwischen Fahrdorf und Borgwedel vorhanden. Sie sind überwiegend mit Gehölzen bestanden. Am Ufer der Schlei sind die brackwasserbeeinflussten Schilfröhrichte (LRT 1160) der vorherrschende Biotoptyp. Landwärts gehen sie über in brackwasserbeeinflusste Hoch- staudenfluren, die aufgrund angrenzender Nutzung teilweise sehr schmal ausgebildet sind oder fehlen. Im Zuge fortgeschrittener Sukzession bilden sich am Schleiufer ab- schnittsweise schmale Weidengebüsche oder Erlenbruchwälder (auch LRT 91E0*). 11

An die Schilfröhrichte (LRT 1160) bzw. Hochstaudenfluren der Schlei grenzende Grün- landbestände kommen zwischen der Fahrdorfer Ziegelei und Borgwedel vor. Hier sind schmal ausgebildete und zum Teil genutzte, zum Teil brachgefallene Salzwiesen- Bestände (LRT 1330) in Kontakt zu Flutrasen, sonstigen wechselfeuchten Weiden oder Intensivgrünland vorhanden. Drei Strandseen (LRT 1150*) sind zwischen der Fahrdorfer Ziegelei und Borgwedel vor- handen. In der Ortschaft Fahrdorf sind mehrere Strukturen erkennbar, bei denen es sich um ehemalige Strandseen gehandelt haben könnte. Sie wurden derartig verändert, dass sie diesem Lebensraumtyp nicht zugeordnet werden. An das Natura 2000-Gebiet grenzen Ortschaften, Promenaden, Hafen- und Steganlagen an. Wenige Einzelsiedlungen sowie vor allem landwirtschaftlich genutzte Flächen sind andernorts benachbart.

Obere Schlei von Güby bis Missunde siehe Karte 2a und Karte 2b – Kartenblätter 5 - 7 Spülsäume mit Vegetation aus ein- oder mehrjährigen Arten (LRT 1210 oder 1220) sind abschnittsweise zwischen Götheby und Weseby entwickelt. Steile Uferbereiche mit Ve- getation (LRT 1230) sind in Weseby und Missunde vorhanden. Sie sind überwiegend mit Gehölzen bestanden; einige Bereiche sind durch Erosion des Sandbodens relativ vege- tationsarm. Am Ufer der Schlei sind die brackwasserbeeinflussten Schilfröhrichte (LRT 1160) der vorherrschende Biotoptyp. Landwärts gehen sie über in zum Teil sehr schmale brack- wasserbeeinflusste Hochstaudenfluren. In den brachgefallenen Niederungen zwischen Fleckeby, dem Holmer See und Schoolbek breiten sie sich aus (da sie von den Lagunen ausgehen, wurden sie als LRT 1150* dokumentiert). Hier sind sie im Kontakt zu Nieder- moorsümpfen unterschiedlicher Ausprägung, teilweise mit Salzeinfluss. Im Zuge fortgeschrittener Sukzession bildeten sich am Schleiufer bzw. in den genannten Niederungen abschnittsweise schmale Weidengebüsche oder Erlenbruchwälder. Größe- re Feuchtwaldbestände finden sich in naturnäherer Ausprägung als Erlen-Eschenwald (LRT 91E0*) im Louisenlunder Wald. Ein höherer Anteil an Alt- und Totholz zeichnet vie- le Bereiche aus. Nicht standortgerechte Baumarten (vor allem Nadelbaum-Arten und Pappel-Kulturen) sind auf relativ kleiner Fläche vorhanden. Dem bewegten Endmorä- nenrelief entsprechend sind hier zudem weitere Waldtypen ausgeprägt; es dominiert der Waldmeister-Buchenwald (LRT 9130). Verzahnungen bestehen mit kleinen Beständen des Hainsimsen-Buchenwald (LRT 9110), den Erlen-Eschenwäldern und anderen Ty- pen. Teile des (früheren) Parks gehören ebenfalls zum FFH-Gebiet. Die Strandseen (LRT 1150*) bei Fleckeby, Götheby und Weseby sind von Schilfgürteln (LRT 1150*) umgeben. Bei jenen in Götheby (Holmer See) und in Weseby gehen sie in Salzgrünland über. Am Holmer See schließen sich oberhalb kleinere Autäler an. In die- sem vielfältigen zum Teil extensiv genutzten, zum Teil brach gefallenen Niederungs- komplex wurden Kleinbestände der Lebensraumtypen Pfeifengraswiese (LRT 7230) und Kalkreiches Niedermoor (LRT 6410) erfasst. An einem oberhalb davon gelegenen Hang ist noch ein schmales Band einer Trockenen Europäischen Heide (LRT 4030) vorhan- den. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es einen schmalen Streifen mit einem Bors- tgrasrasen (LRT 6230*). Auf einem Hang an der der Südseite des Holmer Sees wurde der Lebensraumtyp Magere Flachland-Mähwiese (LRT 6510) dokumentiert. Am Hangfuß wurden im Übergang zu den Schilfröhrichten zwei kleine Bereiche mit Übergangs- und Schwingmooren (LRT 7140) aufgenommen. Der Bereich um den Holmer See weist auf vergleichsweise kleiner Fläche zudem eine große Anzahl in Schleswig-Holstein gefähr- deter Pflanzenarten auf (ROMAHN et al. 2010). 12

Ein größerer Bestand Salzgrünland (LRT 1330) kommt auf der Halbinsel Kielfot vor. Ne- ben kurzrasiger beweideter Salzwiese gibt es brachgefallene floristisch verarmte Berei- che sowie sich ausbreitende Brackwasserröhrichte und Schilfröhrichte. Zwei Teilflächen wurden als Magere Flachland-Mähwiese (LRT 6510) klassifiziert und bezeugen eine frühere Nutzung. Im Missunder Forst liegt ein kleines Kesselmoor, dessen Vegetation als Übergangsmoor (LRT 7140) bezeichnet wird. Ein Großteil wird vom Birken-Stadium der Degeneration bestimmt, ein kleinerer vom Pfeifengras-Stadium. Es wird umgeben von einem Forst, in dessen Parzellen Nadel- und Laubbaumartenwald in unterschiedlichen Mischungsver- hältnissen kultiviert werden. An das Natura 2000-Gebiet grenzen Ortschaften, Wanderwege, Anlagen für Wasser- sport und Erholung sowie land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen.

Mittlere Schlei von Missunde bis Winnemark siehe Karte 2a und Karte 2b:Kartenblätter 7 - 13 Strömungsbedingte Bodenumlagerungen finden am Schleiufer statt. Über den Umfang gibt es keine verlässlichen Angaben. Im letzten Jahrhundert verschwand die zur Ge- meinde Rieseby gehörende Insel Lindholm; ihr Abtrag wird mit veränderten Strömungs- verhältnissen nach der Errichtung der Brücke zwischen Gut Stubbe und Lindaunis erklärt (BRONNMANN 1988, S. 92). In der Flachwasserzone sind besonders bei Niedrigwasser flache Sandbänke und Nehrungshaken zu erkennen. Einzelne kleine Strandseen wurden von der Schlei abgeschnürt. Diese stellen kleine of- fene Lagunen (zwischen Sundsacker und Kopperby als LRT) oder bereits in der Suk- zession weit fortgeschrittene Stadien (bei den Gütern Büstorf und Stubbe als LRT 1160 sowie in Kopperby als LRT 1330 erfasst) dar. Strandwälle mit ein- und mehrjähriger Spülsaumvegetation (LRT 1210 und 1220) sind nur abschnittsweise gut ausgebildet, zum Beispiel zwischen den Gütern Büstorf und Stubbe, bei Sieseby oder beim Gut Bienebek. Die an der Schlei, an den Rändern der Noore und der zuführenden Bäche vorkommenden Schilfröhrichte (LRT 1160 und 1150*) gehen landseitig in brackwasserbeeinflusste Hochstaudenfluren über, sofern nicht eine Nutzung ihrer Ausbreitung entgegen wirkt. Ausgedehnte Schilf- und Brackwasserröhrich- te finden sich an den Rändern des Ornumer und des Büstorfer Noores sowie am Ufer der Schlei westlich und östlich von Winnemark. Teilweise schließen sich beweidete oder brachgefallene Salzwiesen (LRT 1330) an. Zumeist kleinflächig stehen sie im Kontakt zu brackwasserbeeinflussten oder auch zu glykophytischen Flutrasen. Vereinzelt finden sich seggen- und binsenreiche Nasswiesen neben anderen Grünland-Biotopen. Kleine aus der Niederung herausragende Kuppen weisen Bestände auf, die als magere Flach- land-Mähwiesen (LRT 6510) eingeordnet wurden. In der Niederung der Koseler Au und am Rand des Ornumer Noores gibt es je ein klei- nes Übergangs- und Schwingrasenmoor (LRT 7140). Ein drittes ist zwischen Bohnertfeld und dem Büstorfer Noor in Salzwiesen und Schilfröhrichte (beides LRT 1330) eingebet- tet. Hier liegt in unmittelbarer Nähe ein Bestand eines feuchten Hochstaudensaumes (LRT 6430). Hervorzuheben sind die bei Mühlenholz entwickelten artenreichen beweideten Salzwie- sen, die durch das Vorkommen von Süßwasseraustritten und deren Indikatorarten be- sonders vielfältig strukturiert sind. Etliche der auf diesen Salzwiesen wachsenden Arten stehen auf den Roten Listen. Zudem handelt es sich um ein vergleichsweise ausgedehn- tes offenes Areal. Die Fläche Ulsberg in Guckelsby weist eine herausragende vielfältige Biotopausstattung auf. Das Transekt reicht vom Lebensraumtyp Geröll- und Kiesstrand mit Vegetation aus mehrjährigen Arten (LRT 1220) über Ostsee-Fels- und -Steilküsten mit Vegetation (LRT 13

1230) zu Bereichen mit verschiedenen Niedermoor-Sumpf- und Landröhrichtbiotopen. Die großen Moränenkuppen sind von halbruderalen Stauden- und Grasfluren unter- schiedlicher Feuchtestufen bewachsen. Seggen- und binsenreiche Nasswiesen ver- schiedener Ausprägung besiedeln die tiefliegenden Bereiche. Im südlichen Areal finden sich hinter einem von mehrjährigen Arten bewachsenen Strandwall (LRT 1220) extensiv genutzte Salzwiesen und kaum genutzte Brackwasserröhrichte (beide LRT 1330) in en- ger Verzahnung. Bei dem auf der nordöstlichen Seite ausgebildeten Salzgrünland han- delt es sich um kleinflächige kurzrasige Salzwiesen sowie um Brackwasserröhrichte (LRT 1330). Im Rahmen einer Erfassung artenreichen Grünlandes an der Schlei (RO- MAHN 2011) wurden überdurchschnittlich viele Rote-Liste-Arten für diese Fläche aufge- führt. Auf den sandigen Moränenhügeln Karnör und östlich von Winnemark sind magere Grün- land-Biotope ausgebildet. An einigen Niederungsrändern tritt Wasser aus Quellhügeln. Am Steilhang in Bohnert- feld sind Kalktuffquellen (LRT 7220*) entwickelt. Zwischen Missunde und Kappeln wird die Schlei überwiegend von unterschiedlich hohen Steilküsten (LRT 1230) eingefasst. An einigen Abschnitten fallen sie aus relativ großer Höhe zur Förde ab und werden durch Strömung und Wind erodiert (zum Beispiel zwi- schen den Gütern Büstorf und Stubbe. Auf Hakenshöft sind auf den Hängen der nicht aktiven Steilküsten kleinflächig Erlen-Eschenwälder (LRT 91E0*) ausgebildet. Diese ge- hen dann zum Teil in auf der Moränenkuppe stockende Waldmeister-Buchenwälder (LRT 9130) bzw. Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder (LRT 9160) über. Von letzte- rem Lebensraumtyp ist ein kleiner Bestand charakteristisch alternder und absterbender Eichen bemerkenswert. Östlich des Gutes Büstorf ist oberhalb der Steilküste Hainsim- sen-Buchenwald (LRT 9110) ausgebildet. Landeinwärts schließen sich Waldmeister- Buchenwald (LRT 9130) sowie Erlen-Eschenwald (LRT 91E0*) in den eingestreuten Bachschluchten an. Die Struktur der Steilufer wird von kleinen Bachschluchten mit naturnahen Bächen (eini- ge wurden zu Fischteichen aufgestaut) durchbrochen. Auf den Steilufern, am Rand der Niederungen und Noore stocken vereinzelt alte Wälder unterschiedlicher Ausbildungen wie bodensaure Buchenwälder oder Eichen- Mischwälder (zumeist außerhalb des Natura 2000-Gebietes). Am Rand der Verlan- dungsbereiche von den Nooren bildeten sich häufig kleinere Erlenbruchwälder und Wei- dengebüsche. An das Natura2000-Gebiet grenzen wenige kleinere Ortschaften oder Siedlungen in Ein- zellage sowie hauptsächlich land- oder forstwirtschaftlich genutzte Flächen.

Untere Schlei von Kopperby bis Olpenitzdorf siehe Karte 2a und Karte 2b:Kartenblätter 14 - 16 Das Ufer der Schlei ist von Kappeln bis zur Westspitze des Olpenitzer Noores steil aus- gebildet (LRT 1230) Es ist überwiegend mit Gebüsch- und Waldbiotopen bewachsen. An einigen Abschnitten findet Erosion in die Schlei statt. Dieser wird in Form von Sandbän- ken oder auf den Strandwällen abgelegt. Spülsäume mit Vegetation aus einjährigen Arten (LRT 1210) kommen im Bereich von Kopperby und kleinflächig auf der Westseite von Olperör vor. Geröll- und Kiesstrände mit Vegetation aus mehrjährigen Arten sind auf der Nordseite Ellenberg und am Olperör ausgebildet. Schilfröhrichte (LRT 1160) sind nicht überall am Schleiufer vorhanden. Sie fehlen vor al- lem auf der Nordseite von Ellenberg bis zur Westseite des Olpenitzer Noores. 14

Auf der Westseite Ellenbergs grenzt das Schilfröhricht (LRT 1160 oberhalb des Geolitho- rals) an Salzgrünland und Brackwasser-Röhrichte (LRT 1330 als Ergebnis einer Erfas- sung durch BHF BENDFELDT, HERRMANN, FRANKE 2013 ergänzend zu EFTAS 2010) an. Hier wurde in leichter Hanglage ein kleiner Bestand eines feuchten Hochstau- densaumes (LRT 6430) gefunden. Zusätzlich wurde ein Abschnitt als Ostsee-Steilküste mit Vegetation (LRT 1230) beschrieben. Die Niederung des Olpenitzer Noores ist mit einem Grabensystem versehen. Die Vege- tation wird von artenarmem Salzgrünland (LRT 1330) eingenommen; in weiten Berei- chen wird es mangels Nutzung von Schilf dominiert. Rotschwingel-Rasen, Queckenbe- stände, Brackwasser-Röhrichte und Brackwasser-Hochstaudenfluren haben sich eben- falls ausgebreitet. Auf der Westseite begrenzt Wald die Niederung, bei einem Bestand handelt es sich um einen Hainsimsen-Buchenwald (LRT 9110). Einige Senken sind tem- porär oder dauerhaft wassergefüllt oder zu einem Teich umgestaltet. Auf der Ostseite schließt sich die Parkanlage des Gutes an. Richtung Olpenitzdorf ist ein kleines brach- gefallenes Salzgrünland mit Erosionstümpeln und –rinnen entwickelt. Es grenzt unmit- telbar an ein mageres gemähtes Grünland an. Die flache Halbinsel Olperör weist große Bereiche mit brachgefallenem wie genutztem Salzgrünland unterschiedlicher Zusammensetzung (LRT 1330) auf. Entsprechend der Standortverhältnisse geht es in glykophytische Grünlandbiotope über. Im Bereich Ellenberg wird die Steilküste von einem Bach eingeschnitten. Es ist ein klei- nes Mündungsästuar mit einem kleinen Erlen-Eschenwald (LRT 91E0*) und einem vor- gelagerten Strandwall ausgeprägt. An das Natura 2000-Gebiet grenzen sowohl forst- wie landwirtschaftlich genutzte Flä- chen als auch Siedlungsbereiche.

2.2.2.3. Fauna

Dem Vogelschutzgebiet kommt eine herausragende Bedeutung als Brut-, Nahrungs-, Rast-, Überwinterungs- und Mauserhabitat für Küsten- und Seevögel insbesondere im NSG „Schleimündung“ als Teilareal des Natura 2000-Gebietes Schlei zu. Im angrenzenden Teilgebiet „Südseite der Schlei“ nutzen einige dieser Arten die be- nachbarte Halbinsel Olperör zur Nahrungssuche oder als Bruthabitat (Rotschenkel), während andere ehemalige Brut- und Nahrungshabitate kaum noch angenommen wer- den. Arten des Offenlandes wie Wiesenpieper, Feldlerche und Kiebitz entwickelten sich insgesamt rückläufig. Entsprechendes gilt für Arten weniger offener feuchter Lebens- räume wie für Bekassine. In den ausgedehnten Schilfbereichen, besonders an den Noorrändern, brüten Rohrweihe und Schilfrohrsänger. Der Eisvogel bewohnt die Mün- dungsbereiche der zufließenden Bäche. Das in Ausbreitung begriffene Blaukehlchen wurde als Brutvogel nachgewiesen. Der Seeadler kommt mit mehreren Brutpaaren beidseits der Förde vor und nutzt das ge- samte Vogelschutzgebiet zur Nahrungssuche. Dem Vogelschutzgebiet Schlei kommt eine große Bedeutung als Rast-, Mauser- und Überwinterungsgebiete für Tafel-, Reiher- und Schellente, für Singschwan, Zwerg- und Gänsesäger zu. Für Kormoran, Singschwan, Tafelente, Reiherente, Schellente, Zwerg- und Gänsesäger hat das Gebiet landesweite Bedeutung. Der Ostsee-Schweinswal hat seine Hauptverbreitung in der westlichen Ostsee und kommt an der Schleimündung vor (LOOS et al. 2010). Er sucht in den flachen Meeres- buchten nach Nahrung. Inwieweit er dafür auch die Schlei erkundet, ist unbekannt. Das Flussneunauge laichte früher in den Nebengewässern der Schlei, wie in der Hütte- ner Au und der Koseler Au, doch wurde es in der jüngsten Vergangenheit hier nicht mehr nachgewiesen (NEUMANN 2009, 2011). Das Meerneunauge wird gelegentlich von 15

Fischern in der Schlei dokumentiert, auch wenn es hier nicht sehr häufig vorkommt (NEUMANN 2009, 2011). Die Schlei ist potenzieller Lebensraum des Fischotters, dessen Population sich in den vergangenen Jahren in Schleswig-Holstein ausbreitete (GRÜNWALD-SCHWARK et. al. 2012).

2.3. Einflüsse und Nutzungen

2.3.1. Wasserqualität

Die Abwässer gelangten aus den häuslichen Bereichen sowie aus den gewerblichen Un- ternehmen (Schlachtereien, Gerbereien, Meierei, Brauerei, Zuckerfabrik) bis Mitte des 20. Jahrhunderts ungeklärt oder wenig geklärt in die Untere Schlei. Seitdem gibt es Ab- wassersammel- und –klärsysteme, die für eine Rückhaltung von Nährstoffen sorgen. Vor allem auf dem Grund der Inneren Schlei bauten sich immense Faulschlamm-Schichten auf. Diese können bei entsprechenden chemischen Verhältnissen im Wesentlichen über die Freisetzung verschiedener Phosphorverbindungen die Vermehrung von planktischen und fadenförmigen Algen fördern. Ihre Konzentration verringert sowohl die Sichttiefe als auch die Lichteinstrahlung. Deshalb wurde ein starker Rückgang der Makrophyten fest- gestellt. So nahm in der schleswig-holsteinischen Osteeküste die maximale Tiefenbe- siedlung von Brauntang der Gattung Fucus von 10 m in den 60er Jahren auf 2 m in den 80er Jahren ab (LANU 2008, S.229). Es ist davon auszugehen, dass sich diese Entwick- lung auch in der Schlei vollzog. Das Kammlaichkraut Potamogeton pectinatus breitete sich in den vergangenen Jahren vor allem zwischen Götheby und Weseby aus (LANU 2008, S. 292). Hier ist die Wassertiefe gering. Heute sind in den Kläranlagen verbesserte Techniken zur Reinigung von einzuleitendem Abwasser im Einsatz. Es sind sowohl die Kläranlagen der direkten Anrainergemeinden als auch jene der im oberen Einzugsgebiet liegende Kommunen angeschlossen. Zudem verfügen Einzelsiedlungen über private Kleinkläranlagen. Als Vorflut dienen insbesonde- re die Hüttener Au, Osterbek, Koseler Au sowie die Schlei selbst. Alle Anlagen unterlie- gen behördlichen Auflagen und einer regelmäßigen Überwachung durch die zuständigen Kreise. Die erforderliche Badewasserqualität wurde an der Badestelle Götheby wegen fäkaler Verunreinigungen im Sommer 2013 nicht erreicht. Dies bedeutete eine sofortige Sper- rung der Badestelle, die direkt neben dem Auslauf der Osterbek angesiedelt ist. Die Ur- sache der Grenzwertüberschreitung konnte bislang nicht ermittelt werden.

2.3.2. Schifffahrtsstraße

Die natürliche Morphodynamik des Ufers und des Gewässerbettes bedingt Ab- und Um- lagerungen von Sedimenten verschiedener Größenklassen innerhalb der Schlei. Die Versandung flacher Bereiche stellt für die Schifffahrt seit jeher in Problem dar. Dies hatte die Verlagerung der Schleimündung am Ende des 18. Jahrhunderts zur Folge: Dafür wurde ein Nehrungshaken künstlich durchstochen und zu einer Schifffahrtsrinne vertieft. Um diesen Schifffahrtsweg, der den Status einer Bundeswasserstraße hat, aufrecht zu erhalten, wurden in der Vergangenheit bauliche Erweiterungen und Uferbefestigungen durchgeführt. Zudem sind regelmäßige Rinnenvertiefungen erforderlich. Als Bundeswasserstraße fällt die Schlei in den Zuständigkeitsbereich der Generaldirekti- on Wasserstraßen und Schifffahrt – Außenstelle Nord. Momentan werden Überlegungen angestrengt, den Status der Bundeswasserstraße aufzuheben. 16

2.3.3. Küstenschutz und Hochwasserschutz

Entlang der Schlei wurden in der Vergangenheit viele Uferabschnitte befestigt, um sie vor Abtragung zu schützen. Je nach Nutzung und Strömung handelt es sich um feste Mauern aus verschiedenen Materialien mit unterschiedlichem Neigungswinkel an der Bundeswasserstraße, an Hafen- oder Steganlagen, an ufernahen Straßen (u.a. Zu- fahrtsdamm zur Königsburg in Kosel). An anderen Abschnitten wurden vor dem Ufer mehrere Reihen großer Steine oder starke Steinschüttungen abgelegt. Diese finden sich vor allem an Abschnitten mit angrenzenden öffentlichen Straßen oder Wegen, aber auch im Bereich privater Flächen, die den Abschluss von land- oder forstwirtschaftlichen Flä- chen oder von Gärten oder bebauten Grundstücken bilden. Einige der älteren Sicherun- gen bezeugen die Kraft der Morphodynamik, da sie zwischenzeitlich mit unterschiedli- chem Abstand vor der Abbruchkante liegen (Beispiel: Sieseby, Abschnitt südlich Gut Büstorf, Abschnitt zwischen Ellenberg und Gut Olpenitz). Andere liegen direkt vor dem zu schützenden Ufer und zeigen kaum Spuren von Auskolkungen (Beispiel: Missunder Hafen). Zur privaten und eher ungenehmigten kleinflächigen Ufersicherung wurden in der Vergangenheit neben Boden unterschiedlicher Qualität Sammelsteine vom Feld und nicht verkäufliche Ziegelreste der lokalen Ziegeleien (z.B. in Haddeby und Fahrdorf) ein- gesetzt. In der jüngsten Vergangenheit wurden eher Gehwegplatten und Verbundsteine (private Wohngrundstücke z.B. in Ellenberg), abgebrochene Mauern und Wände aus Ziegeln oder Beton am Ufer abgelegt (Beispiel: Olpenitzer Noor, West- und Ostseite des Olperör) oder Kunststoffplanen (Ellenberg) verwendet. Die früher in die Schlei eingebrachten Buhnen zur Veränderung der Strömung sind zu- meist abgängig (u.a. in Winnemark). Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Schlei (zitiert aus Landschaftsplan Winnemark, S. 32) waren zu Beginn der 80er Jahre von 151 km Uferlinie der Schlei 25 km verbaut: Dieser Anteil hat sich seitdem vermutlich erhöht. Die Uferabschnitte wurden nicht nur wegen des Bodenabtrages gesichert. Es geht auch um den Schutz angrenzender Flächen oder Siedlungen vor Hochwasserereignissen. Da- für wurden einzelne Uferabschnitte in der Vergangenheit erhöht. Zumeist wurde der vor- handene Strandwall mit zusätzlichem Material aufgeschüttet (z.B. Niederung zwischen Stexwig und Borgwedel, Abschnitt zwischen Borgwedel und Louisenlund, Niederung des Holmer Sees, Niederung des Wesebyer See, Salzwiesen bei den Gütern Büstorf und Stubbe, Kopperby). An den Sportboothäfen Fleckeby, im Bereich Kopperby und zwi- schen der Olpenitzer Mühle und Olpenitzdorf wurden massivere deichartige Strukturen geschaffen.

2.3.4. Binnenentwässerung

Die an die Schlei und die Noore grenzenden Niederungen sind mit einem engmaschigen Entwässerungssystem durchzogen. Dies wird regelmäßig unterhalten, da die oberhalb des Natura 2000-Gebietes liegenden Areale (viele große land- und forstwirtschaftliche Flächen) in die Schlei entwässern. Für die technischen Anlagen und die Hauptgräben sind mehrere Wasser- und Bodenverbände (WBVHaddeby, WBV Hüttener Au; WBV Osterbek, WBV Koseler Au, WBV Norby-Bohnert, WBV Bornbek-Bienebek, WBV Winnemark-Kopperby, WBV Loitmark-Olpenitz) zuständig. Einige kleinere Fließgewäs- ser (wie die Auen des ehemaligen Gutes Guckelsby) sind nicht in der Obhut eines Ver- bandes. Die privaten Entwässerungseinrichtungen werden ebenfalls regelmäßig gepflegt. Davon sind sowohl ehemals offene Niederungen (z.B. Hüttener Au) als auch Wälder (z.B. Loui- senlund) betroffen. Gleichwohl gibt es Bereiche, in denen seltener geräumt wird (z.B. die beiden von Osten kommenden Zuflüsse des Holmer Sees in der Verantwortung des WBV, Niederung am Ornumer Noor, kommunale Flächen auf Olperör). 17

Zwischen Stexwig und Borgwedel wurde der natürliche Strandwall durch zusätzlichen Boden erhöht. Zudem wurden Gräben und Drainagen angelegt. Die Entwässerung die- ser sehr tiefliegenden Niederung erfolgt über ein Schöpfwerk. Zwischen Fleckeby und Götheby wurden in den 1970er Jahren umfangreiche Maßnah- men zur besseren landwirtschaftlichen Nutzung der Wiesen, zur Vergrößerung des Fleckebyer Wohngebietes und zum Schutz der Bundesstraße durchgeführt. So wurde an den beiden Fleckebyer Sportboothäfen ein Deich angelegt (nicht Bestandteil des Natura 2000-Gebietes). In seiner Verlängerung Richtung Weseby wurde der Strandwall vor dem Holmer See um 2 m erhöht. Außerdem wurde die Mündung der Großen Hüttener Au bei den beiden Sportboothäfen abgeriegelt und mit einer Klappe versehen. Der Hauptab- fluss erfolgt seitdem über eine neu geschaffene Verbindung zur begradigten Osterbek. Ihr Auslauf in die Schlei wurde mit einem technischen Bauwerk versehen. Ein Wehr wurde eingebaut, ein angekündigtes Pumpwerk nicht. Die Osterbek wurde gleichzeitig mit dem Holmer See verbunden. Der See soll das Binnenwasser aufnehmen, wenn das Wehr bei höheren Wasserständen der Schlei geschlossen ist.

2.3.5. Fließgewässer

Kleine Auen und Bäche fließen in die Schlei. Ihr Unterlauf samt Mündungsbereich gehört zur Natura2000-Kulisse. Für sie sind die Wasser- und Bodenverbände oder ihre Eigen- tümer verantwortlich. Entsprechendes gilt für eine ökologische Verbesserung im Sinne der europäischen Wasserrahmenrichtlinie.

2.3.6. Landwirtschaft

Die Abgrenzung des Natura 2000-Gebietes orientierte sich weitgehend an den Höhenli- nien. Sie verläuft entlang der Küste, häufig auf der Böschungsober- oder -unterkante. Bei Niederungen wurde im Allgemeinen eine Grenze von 3,5 m über NN oder eine er- kennbare Nutzungsgrenze gewählt. Dies bedeutet, dass es innerhalb der Kulisse kaum ackerfähige Flächen gibt. Außerhalb des Natura 2000-Gebiets grenzen häufig grund- wasserferne Flächen mit intensiver Ackernutzung (vor allem Weizen, Gerste, Raps, Mais oder Ackergras) an. Alle Offenlandsysteme wurden früher entweder gemäht oder beweidet. Selbst die Röh- richte der nassen Standorte oder der Flachwasserzone wurden im Winter als Reet ge- erntet. Doch hat sich die Bewirtschaftung in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund des Struk- turwandels und der Agrarpolitik geändert. Bezogen auf die Südseite der Schlei sind un- terschiedliche Entwicklungen festzustellen: Die Güter gaben ihre Pferde- und Milchviehhaltung zumeist vor langer Zeit auf. Einige Flächen wurden melioriert und in Ackernutzung überführt; noch vorhandene Senken o- der kleine Fließgewässerläufe werden ausgespart. In ihnen dominieren heute Schilf; Rohrkolben und Weiden können ebenfalls vorkommen (z.B. östlich der Mündung der Kriesebyer Au, Senke beim Loitmarker Klärwerk, Senke bei Nonsfeld.) Ein Teil der guts- eigenen Wiesen wurde nach Aufgabe der Viehhaltung gelegentlich zumeist von Dritten genutzt, bis sie dann brachfielen (ehemalige große Salzwiesen bei den Gütern Louisen- lund, Büstorf und Stubbe). Andere große Flächen werden gemäht, soweit eine Befahr- barkeit gegeben ist (z.B. Flächen auf der West- und Südseite des Olpenitzer Noores). Bäuerliche Betriebe und die ehemaligen Siedlungen der Güter bewirtschafteten traditio- nell kleinere Parzellen. Während einige von ihnen in den letzten Jahren die Milchhaltung oder gar den gesamten Betrieb aufgaben, stockten anderen ihren Rinderbestand und/oder die Betriebsfläche erheblich auf. In den letzten Jahren wurde der Maisanbau auf Acker- wie bisherigen Grünland-Standorten erheblich ausgeweitet, da er zur Biogas- gewinnung verwendet wird. Dies führte einerseits zu einer Nutzungsaufgabe auch grö- ßerer Dauergrünland-Flächen im Bearbeitungsgebiet (z.B. Niederung der Hüttener Au, 18

Flächen am Ornumer Noor, Flächen westlich von Winnemark) sowie andererseits zu ei- ner intensiveren Nutzung größerer grundwasserfernerer Grünlandflächen außerhalb des Natura 2000-Gebiets. Kleine und schwer zugängliche Flächen mit weichem Untergrund wurden ebenfalls der Sukzession überlassen (Flächen am Selker Noor, schmale Niede- rungen am Holmer See, Flächen an der Königsburg). Die meisten der noch genutzten Grünlandflächen werden heute beweidet. Eingesetzt werden überwiegend Jungtiere von Milchkühen oder Mutterkuhherden von Fleisch- oder Robustrindern. Viele Flächen wer- den nicht oder aufgrund der häufig eingeschränkten Befahrbarkeit kaum gedüngt. Einige Flächen wurden bzw. werden gemäß den Bedingungen des Vertragsnaturschutzes des Landes Schleswig-Holstein behandelt; diese verteilen sich über das ganze Bearbei- tungsgebiet.

2.3.7. Forstwirtschaft

Die an den Rändern der Noore und der Schlei sowie die oberhalb des Ufers befindlichen Waldbestände spiegeln einerseits die edaphischen Verhältnisse wider. Andererseits werden sie in ihrer Zusammensetzung und Altersstruktur durch die jeweilige Nutzung überprägt. Überwiegend handelt es sich um jüngere oder mittelalte Bestände. Sehr alte Bestände sind selten. Der Anteil des Totholzes ist überwiegend sehr gering. Zur Natura 2000-Kulisse gehören Abteilungen großer forstwirtschaftlich genutzter Wald- bestände, diese gehörten früher zu Gutsbetrieben. Stubben als Zeugnisse für die Ernte von Bäumen oder gegatterte jüngere Anpflanzungen finden sich auch in kleineren Be- ständen, die früher von Bauern bewirtschaftet wurden.

2.3.8. Siedlungsgrundstücke

Am Ufer der Schlei und ihrer Noore finden sich Ortschaften und Einzelsiedlungen mit bis an das Wasser reichenden Grundstücken. Die meisten weisen ein flaches Ufer auf; Grundstücke mit einem größeren Gefälle oder mit einem Steilhang sind ebenfalls vertre- ten. Außerdem werden Areale für Badestellen, Bootsstege und –anleger, für Zelt- und Campingplätze und andere Siedlungs- oder Erholungsfunktionen genutzt. Fast alle Par- zellen werden gärtnerisch gestaltet und gepflegt. Auf der „Südseite der Schlei“ ist die Anzahl dieser Parzellen mit Siedlungs- und Erholungsfunktionen sehr hoch. Ehemaliges Salzgrünland und Strandwälle wurden zu Rasenanlagen umgestaltet. Aus- läufe von Entwässerungsrohren und –schläuchen sind häufig offensichtlich. Kleine Strandseen oder ehemalige Uferauskolkungen wurden zu Badebuchten, Bootsanlegern oder zu Zierteichen umfunktioniert. Der Schilfgürtel ist in den besiedelten Bereichen häu- fig für einen Steg, eine kleine Bade- oder Angelbucht oder die freie Sicht unterbrochen.

2.3.9. Tourismus und Naherholung

Die Schlei ist ein beliebtes Wassersportrevier für Segelboote und Motoryachten sowie für Kanus und Paddelboote. Ferner befahren neben gewerblichen Ausflugsschiffen und Fischereibooten Transportschiffe die Schlei als Bundeswasserstraße. Hafenanlagen, Bootsanleger und Stege aller Größen gibt es in jeder Gemeinde am Südufer der Schlei und an den Nooren. Für die Planungen des Port Olpenitz wurde ein Verkehrsgutachten erstellte, nach des- sen Erfassungen seinerzeit ca. 600 Schiffe täglich die Schlei befahren. Zu Spitzenzeiten verdreifacht sich dieser Wert (FFH-Verträglichkeitsprüfung 2009, zitiert aus Teilma- nagementplan „Schleimünde“). Für Port Olpenitz und Kappeln–Ellenberg sind sehr große Anlagen für zusätzliche Boots- liegeplätze im Bau bzw. in Planung. Darüber hinaus wurden in den vergangenen Jahren Liegeplätze durch Stegerneuerungen oder -neubauten geschaffen. Diese wurden so- wohl für private Anlieger (wie bei Gut Stubbe, Guckelsby oder Sundsacker) als auch für 19

Gäste (z.B. Marina Hülsen) errichtet. Es ist deshalb mit einem zunehmenden Bootsbe- trieb auf der Schlei zu rechnen. Öffentliche Badestellen und Zugänge zum Wasser gibt es in mehreren Kommunen: Badestellen gibt es in Busdorf, Selk, Fahrdorf, Borgwedel, Fleckeby und Kosel. Die Ju- gendzeltplätze Selk und Weseby sowie die gewerbliche Zelt- und Campingplätze verfü- gen über nicht öffentliche Zugänge zu den Nooren und zur Schlei. Sehr viele private Siedlungsgrundstücke haben direkte Zugänge zum Wasser, diese sind unterschiedlich ausgeführt. Auch im Bereich von Bootsanlegern, an uferbegleitenden Wegen und an öf- fentlichen Aussichtspunkten ist der Schilfgürtel (sofern vorhanden) für einen Durchgang unterbrochen. Zelt- und Campingplätze sowie Ferienanlagen grenzen in Haddeby, Selk, Borgwedel, Weseby, Missunde, Hülsen, Winnemark und Olpenitzdorf direkt an die Schlei und sind somit auch im Natura 2000-Gebiet angesiedelt. Für Radfahrende und Wandernde gibt es ausgewiesene Wege, die teilweise am Schleiufer und teilweise fern der Schlei verlaufen. Sie werden von der einheimischen Bevölkerung wie von Gästen gut frequentiert. Ein Reitwegenetz existiert nicht. Geritten wird abschnittsweise auf bzw. neben vorhan- denen Wegen.

2.3.10. Jagd

Im Bearbeitungsteilgebiet „Südseite der Schlei“ finden sich sowohl Eigenjagd- (u.a. Loui- senlund, Ornum Forst, Gut Ornum, Gut Büsdorf, Gut Stubbe, Guckelsby Hof, Bezirk Mit- telschwansen, Gut Olpenitz) als auch Genossenschaftsjagdbezirke (u.a. Schleswig, Busdorf, Selk, Borgwedel, Fahrdorf, Fleckeby, Götheby-Holm, Kosel-Dorf, Bohnert Nord, Kopperby, Loitmark-Ellenberg, Olpenitz). Die im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland befindlichen Wasserflächen werden jagdlich von Landesbehörden verwaltet und sind an die landseitig angrenzenden Jagd- bezirke verpachtet. Bejagt wird überwiegend Schalenwild, auch Schwarzwild, gelegentlich auch Raub- und Federwild. Die Unteren Jagdbehörden der Kreise Rendsburg-Eckernförde und Schles- wig-Flensburg verwalten die jährliche Wildnachweise. Die Bejagung der Landflächen spielt innerhalb der Gebietsgrenzen aufgrund der randli- chen Lage zur Schlei nur eine untergeordnete Rolle. Die schlecht zugänglichen und schwer begehbaren Steilküsten und Röhrichte bieten ideale Rückzugsgebiete für das Schwarzwild. Es wurde jedoch lediglich eine Kirrung für Schweine in einer brach gefalle- nen Wiese gefunden. Ausnahmegenehmigungen für den Abschuss von Graugänsen zur „Verhinderung von unmäßigem Wildschaden“ werden für die „Südseite der Schlei“ nicht in jedem Jahr bean- tragt. Im Jagdjahr 2012 wurden zwei Anträge beim Kreis Schleswig-Flensburg für den Abschuss von 10 bzw. 20 Graugänsen nach Zählungen von bis zu 1500 Vögeln auf ei- ner Fläche gestellt. Genehmigt wurden 5 bzw. 10 Junggesellen. Geschossen wurden 2 und 8 Vögel. Anträge für die Entnahme von Graugans-Eiern werden äußerst selten ge- stellt.

2.3.11. Angelsport und Fischerei

Die Schlei und ihre Noore zählen gemäß Landesfischereigesetz zu den Küstengewäs- sern. Jedoch gilt hier nicht das Recht zum freien Fischfang. Fischereiberechtigt ist in der oberen Schlei von Schleswig bis Arnis die Stadt Schleswig; das Fischereiausübungs- recht hat die Stadt Schleswig der Holmer Fischerzunft zur dauernden und alleinigen Nutzung übertragen. In der unteren Schlei bis zur Mündung wurden die Fischereirechte 20

der nördlichen Seite der Stadt Kappeln und jene der südlichen Seite der Stadt Arnis zu gesprochen. Neben den gewerblichen Fischer können in Vereinen organisierte oder un- organisierte Sportler Erlaubnisscheine erwerben. Letztere dürfen das Haddebyer Noor, das Selker Noor und des Ornumer Noor nicht beangeln oder befischen; ansonsten darf überall mit gültiger Erlaubnis vom Ufer und vom Boot aus gemäß den gesetzlichen Re- gelungen geangelt oder gefischt werden. Gäste können Kurzzeit-Erlaubnisscheine er- werben.

2.3.12. Hochspannungsleitungen und Windräder

Hochspannungsleitungen queren die Schlei an zwei Stellen: Die mittlere Schlei wird zwi- schen Thumby-Guckelsby und Boren-Lindaunis überspannt, die hohen Masten stehen auf dem Ufer vorgelagerten flachen Moränenkuppen, dem Süder- und dem Norderha- ken. Die obere Schlei wird zwischen Kappeln-Ellenberg und Rabel-Rabelsund gequert. Der südliche Mast steht oberhalb der Steilküste am Waldrand. Windräder in Einzel- oder Gruppenanordnung wurden nördlich und südlich der Schlei in den Anrainergemeinden errichtet.

2.3.13. Militärischer Flugverkehr

Selker und Haddebyer Noor sowie der westliche Bereich der Schlei selbst werden re- gelmäßig von verschiedenen Flugzeugtypen in geringer Höhe überflogen, diese sind im benachbarten militärischen Fliegerhorst beheimatet.

2.4. Eigentumsverhältnisse

siehe Karte 1c: Kartenblätter 1 - 16 Die Berechnung der Eigentumsverhältnisse basiert auf den Flächengrößen der vollstän- digen Flurstücke und berücksichtigt damit nicht, dass viele Flurstücke nur anteilig inner- halb der Natura 2000-Kulisse liegen. Somit sind die in Tabelle 2 angegebenen Flächen größer als die tatsächlich von der Natura 2000-Kulisse betroffenen. Nicht vollständig er- fasst sind Verkehrswege sowie Gräben und Vorfluter (die beiden letztgenannten bede- cken nur einen sehr geringen Teil der gesamten Fläche) eingerechnet. Keine Berück- sichtigung fanden diejenigen Flurstücke, die Wasserflächen der Schlei und der Noore beinhalten und in der Zuständigkeit öffentlicher Behörden sind. Ohne diese Wasserflä- chen erstreckt sich das Teilgebiet „Südseite der Schlei“ mit den vollständigen Flurstü- cken über eine Gesamtfläche von 1.970 ha. Tabelle 2: Eigentumsverhältnisse im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ bezogen auf voll- ständige Flurstücke (Angaben des Landes Schleswig-Holstein, Stand 2012) und ohne Be- rücksichtigung der Wasserflächen).

Eigentümer Flächen Hektar Prozent Private Eigentümer 1563,6 79,4 TG des Vereinf. Flurbereinig. Verfahrens Hüttener Vorland 34,4 1,8 Naturschutz-Stiftungen 56,4 2,9 andere Stiftungen 171,8 8,8 Kirchliche Einrichtungen 8,6 0,4 Kommunen und Kreise 85,7 4,4 Wasser- und Bodenverbände, Wasserbeschaffungsverband 4,4 0,2 Landesjagdverband 5,6 0,3 Sportvereinigungen 25,8 1,3 Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr SH sowie 14,1 0,6 Straßenbauamt Flensburg Summe der Flächen (ohne Wasserflächen) 1970,4 100,0

21

Mit 1.564 ha sind die meisten Flurstücke in privatem Eigentum (mehr als 300 private Ei- gentümer bzw. Eigentümervereinigungen). Der Erwerb von 34,4 ha wurde in den beiden letzten Jahrzehnten im Rahmen des Vereinfachten Flurbereinigungsverfahrens Hüttener Vorland durch das Land Schleswig-Holstein gefördert; das Eigentum wird an entspre- chende Verbände bzw. Stiftungen übertragen werden. Der Stiftung Naturschutz Schles- wig-Holstein gehören rd. 56,4 ha, die sich auf etliche Flurstücke verteilen und die sich nicht arrondiert über die Südseite der Schlei erstrecken. Im Eigentum weiterer Stiftungen befinden sich insgesamt ca. 171,8 ha. Davon gehören der öffentlichen Stiftung Schles- wig-Holsteinische Landesmuseen fast 25 ha, die im Bereich Haithabu, Gemeinde Bus- dorf, angesiedelt sind. Den Kommunen gehören ca. 67,5 ha, es handelt es vor allem um Verkehrswege oder um Kleinstflächen mit unterschiedlicher Funktion. Den beiden Kreisen Rensburg- Eckernförde und Schleswig-Flensburg obliegen zusammen 18,2 ha Land mit ebenfalls unterschiedlicher Funktion.

2.5. Regionales Umfeld

Das regionale Umfeld des Teilgebiets „Südseite der Schlei“ wird einerseits von den „Wasserflächen der Schlei“, „Nordseite der Schlei“ und dem NSG „Schleimündung“ als weitere Teilgebiete des Natura 2000-Gebiets gebildet. Außen grenzt es an land- und forstwirtschaftliche Flächen, die die Landschaft prägen; Ortschaften, kleinere Siedlungen und Einzelanwesen sind eingestreut. Auch durch seine Nähe zur Ostsee hat die Region eine große Bedeutung für die regionalen wie für den überregionalen Tourismus an Land und auf dem Wasser. Es gibt sehr viele Wochenend- und Ferienhäuser. Unterkünfte werden von „Ferien auf dem Bauernhof“ bis hin zur neuen Ferienhaussiedlung Marina Hülsen angeboten. Etliche Campingplätze ergänzen das Angebot. Bootsliegeplätze und Badestellen finden sich entlang der Schlei.

2.6. Schutzstatus und bestehende Planungen

siehe Karte 1d Natura 2000 Das Teilbearbeitungsgebiet „Südseite der Schlei“ ist zusammen mit den Teilbearbei- tungsgebieten NSG „Schleimündung“ sowie der Nordseite und den Wasserflächen der Schlei Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Als besonderes Schutzgebiet unterliegt es sowohl der Richtlinie 92/43/EWG (FFH-Richtlinie) als auch der Richtlinie 2009/147/EG (Vogelschutz-Richtlinie). Das FFH-Gebiet „Schlei incl. Schleimünde und vorgelagerter Flachgründe“ (Code Nr. DE-1423-394) und das Vogel- schutzgebiet „Schlei“ (Code-Nr.DE-1423-491) stimmen in weiten Bereichen überein. Auf der Nordseite der Schlei besteht ein unmittelbarer Kontakt zum FFH-Gebiet „Wellspanger-Loiter-Oxbek-System und angrenzender Wälder“ DE 1324-391. Auf der Südseite besteht über das Tal der Koseler Au eine direkte Verbindung zum FFH-Gebiet „Großer Schnaaper See, Bültsee und anschließende Flächen“ DE 1524-391. HELCOM-Gebiet Das HELCOM-Gebiet unterliegt dem Schutzstatus des Artikels 15 der 1992 überarbeite- ten Helsinki-Konvention. Zur Berücksichtigung des Arten- und Biotopschutzes wies auch die Bundesrepublik Deutschland Gebiete als „ Protected Area“ (BSPA) aus. Als Ziel wurde ein Verschlechterungsverbot festgelegt. Die Umsetzung soll über Ma- nagementpläne erfolgen. Das HELCOM-Gebiet „Schlei“ entspricht in seiner Abgrenzung dem EU-Vogelschutzgebiet DE-1423-491 „Schlei“. 22

Biotopverbundsystem Die Region der Schlei bildet mit Haupt- und Nebenverbundachsen eine Kernzone des landesweiten Biotopverbundsystems. Der Biotopverbund dient u.a. dem Erhalt und der Vernetzung von natürlichen und naturnahen Biotopen. Als Schwerpunktbereichen mit besonderer Eignung wurden aufgenommen: Nr. 382 „Schleiufer bei Fleckeby“ Nr. 384 „Talraum der Koseler Au unterhalb Kosel“ Nr. 385 „Ornum Noor und Umgebung“ Nr. 386 „Schleiufer zwischen Bohnertfeld und Stubbe“ Nr. 391 „Niederung der Kleinen Hüttener Au“ Nr. 392 „Niederung der Großen Hüttener Au“ Nr. 396 „Osterbek“ Nr. 561 „Schleiufer bei Stexwig und Fahrdorfer Ziegelei“ Nr. 562 „Haddebyer/Selker Noor“ Nr. 573 „Oehe/Schleimünde“ Nr. 574 „Olpenitzer Noor“

Ferner wurden mit „Schleiufer bei Kopperby“; „Schleiufer mit Ellenbergholz“, „Schleiufer östlich Ellenbergholz“ sowie „Niederung südlich Olpenitz“ mehrere Verbundachsen aus- gewiesen. Naturschutzgebiete Im Bearbeitungsgebiet Südseite der Schlei gibt es kein Naturschutzgebiet. Im Teilgebiet „Nordseite der Schlei“ befindet sich das NSG „ Reesholm“ und im Teilgebiet Schleimün- dung das NSG „Schleimündung“. Im regionalen Umfeld sind mit dem NSG „Schwansener See“, NSG „Bültsee und Umge- bung“ sowie dem NSG „Esprehmer Moor“ im Kreis Rensburg-Eckernförde drei weitere gesicherte Gebiete vorhanden. Im Kreis Schleswig-Flensburg grenzt das NSG „Haithabu – Danewerk“ unmittelbar an die Natura2000-Kulisse an. Für die Südseite der Schlei stehen einige Bereiche im Fokus kommender NSG- Ausweisungen (siehe auch Ziffer 4.2). Ein mögliches Ausweisungsverfahren unter Betei- ligung der Betroffenen gem. § 19 LNatSchG könnte im Hinblick auf dort formulierte wei- tergehende Erhaltungsziele ggf. den Managementplan ergänzende Regelungen treffen. Landschaftsschutzgebiete Es schließen sich an das Natura2000-Gebiet mehrere Landschaftsschutzgebiete an. Kreis Schleswig-Flensburg: LSG „Haddebyer und Selker Noor“ LSG „Umgebung Schlossinsel“ LSG „Haithabu – “ LSG „Kopperby – Olpenitzer Noor“ LSG Nördliches Schleiufer“ LSG „Flensburger Förde“

Kreis Rendsburg-Eckernförde: LSG Hüttener Vorland“ LSG „Ufer des Langsees“ LSG „Schwansener Schleilandschaft“ 23

Naturpark Im Jahr 2008 wurde der „Naturpark Schlei“ anerkannt. Zu seinen Mitgliedern gehören auf der Südseite die Gemeinden Busdorf, Fahrdorf, Borgwedel, Güby, Fleckeby, Kosel, Rieseby und die Stadt Kappeln. Biotope Neben Lebensraumtypen weist das Teilgebiet „Südseite der Schlei“ weitere nach Lan- des- und Bundesnaturschutzgesetz geschützte Biotope auf. Dazu zählen Pflanzenge- sellschaften aus folgenden Kategorien: Grünland unterschiedlicher Trophie- und Feuch- testufen, Gehölzfreie Biotope der Niedermoore, Sümpfe und Ufer, (Halb-)Ruderale Gras- und Staudenfluren, Bruchwald und –gebüsch sowie Knicks und Wallhecken. Geotope Geotop Tu5 – „Schlei-Tunneltal mit Gletschertoren“: Die Geländeform der Schlei gehört damit in die Kategorie der unter Gletschern (subglazial) entstandenen Täler (Tunneltäler, ertrunkene Tunneltäler). Es überlagert sich wesentlich mit den Natura2000-Gebieten der Schlei. Dabei gibt es Ausnahmen: So zählen die Zuflüsse der Schlei nur zum Geotop. Der Mündungsbereich der Schlei samt Wormshöfter Noor hingegen ist nicht Bestandteil des Geotops Tu5. Geotop Q5 – „Interglazial Loopstedt“ – Im Steilhang auf der Ostseite des Haddebyer Noores wurden im Eem-Interglazial gebildete Sedimente nachgewiesen. Geotop S2 – „Strandwallsystem Oehe-Schleimündung“: Der südlich der Moräneninsel gelegene Strandwallkomplex liegt innerhalb der Natura2000-Kulisse der Schlei, der nördlich davon gelegene Komplex außerhalb. Geotop B 13 – „Altmühltal bei Selk“ – Direkt an das Geotop „Schlei-Tunneltal mit Glet- schertoren“ angrenzend und nicht zur Natura2000-Kulisse gehörend handelt es sich um ein Bachtalsystem.

3. Erhaltungsgegenstand

Die Angaben zu den Ziffern 3.1. bis 3.3. entstammen dem Standarddatenbogen und füh- ren die Lebensraumtypen bzw. Arten auf, die im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ nach- gewiesen sind. In Abhängigkeit von der Entwicklung des Gebietes können sich diese Angaben ändern. Die SDB werden regelmäßig an den aktuellen Zustand angepasst und der Europäischen Kommission zur Information übermittelt.

3.1. FFH-Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-Richtlinie

Die im Jahr 2008 erfolgten Kartierungen der Biotoptypen und FFH-Lebensraumtypen im Rahmen des Monitorings (EFTAS 2010, siehe Karten 2a und b) ergaben weitere als vorher erfasste Lebensraumtypen. Für etliche Lebensraumtypen wurden abweichende Ergebnisse in Bezug auf Größe und Qualität gegenüber jenen den Angaben des Stan- darddatenbogens ermittelt. Zudem wurden Bestände anders definiert, so dass einerseits weitere Lebensraumtypen aufgeführt und anderseits andere mit sehr stark veränderter Ausbreitung erfasst wurden. Die Kartierung beschränkte sich auftragsgemäß auf die Landflächen und den Lebens- raumtyp 1150*. 24

Tabelle 3: Im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ vorkommende Lebensraumtypen gemäß Standarddatenbogen (Stand: 03/2009). (Die Flächenangaben beziehen sich auf das gesamte Natura2000-Gebiet)

Code Name Fläche Erhal- ha % tungszu- stand 1) 1150* Lagunen des Küstenraumes (Strandseen) 225 2,57 B 1160 Flache große Meeresarme und – buchten (Flachwasser- 5880 67,22 B zonen und Seegraswiesen) 1210 Einjährige Vegetation der Spülsäume 3 0,03 B 1220 Mehrjährige Vegetation der Kiesstrände 151 1,72 A, B 1230 Atlantik-Felsküsten und Ostsee-Fels und -Steilküsten mit 75 0,86 B, C Vegetation 1310 Pioniervegetation mit Salicornia und anderen einjährigen 0,2 < 0,01 Arten auf Schlamm und Sand (Quellerwatt) 1330 Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia mari- 550 6,29 A, B, C timae) 4030 Trockene europäische Heiden k. A. 6230* Artenreiche montane Borstgrasrasen k. A. 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und 1 0,01 C tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren k. A. und montanen bis alpinen Stufe 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, 0,8 0,01 B, C Sanguisorba officinalis) 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore 5 0,06 B 7220* Kalktuffquellen (Cratoneurion) k. A. 7230 Kalkreiche Niedermoore 2 0,02 B, C 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) 10 0,11 B 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) 90 1,03 B 9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald 25 0,29 B oder Hainbuchenwald (Carpinion betuli) 91E0* Auen- Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior k. A. (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae) 1) A: hervorragend; B: gut; C: ungünstig k. A.: keine Angaben möglich, da nicht im Standarddatenbogen aufgeführt

Tabelle 4: Im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ vorkommende Lebensraumtypen gemäß aktuellem Monitoring (Erfassung im Jahr 2008, EFTAS 2010). (Die Flächenangaben beziehen sich auf das gesamte Natura2000-Gebiet)

Code Name Fläche Erhal- ha % tungszu- stand 1) 1150* Lagunen des Küstenraumes (Strandseen) < 1 0,01 A 1150* Lagunen des Küstenraumes (Strandseen) 321 5,29 B 1150* Lagunen des Küstenraumes (Strandseen) 7 0,11 C 1160 Flache große Meeresarme und – buchten (Flachwasser- 5075 83,60 B zonen und Seegraswiesen) 1210 Einjährige Vegetation der Spülsäume 0,9 0,01 A 1210 Einjährige Vegetation der Spülsäume 0,8 0,01 B 1210 Einjährige Vegetation der Spülsäume 0,7 0,01 C 1220 Mehrjährige Vegetation der Kiesstrände 15 0,25 A 1220 Mehrjährige Vegetation der Kiesstrände 44 0,72 B 1220 Mehrjährige Vegetation der Kiesstrände 12 0,20 C 25

Fortsetzung Tabelle 5: Im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ vorkommende Lebensraumty- pen gemäß aktuellem Monitoring (Erfassung im Jahr 2008, EFTAS 2010).

Code Name Fläche Erhal- tungszu- stand 1) 1230 Atlantik-Felsküsten und Ostsee-Fels- und -Steilküsten mit 13 0,22 B Vegetation 1230 Atlantik-Felsküsten und Ostsee-Fels- und -Steilküsten mit 33 0,55 C Vegetation 1310 Pioniervegetation mit Salicornia und anderen einjährigen <1 < 0,01 B Arten auf Schlamm und Sand (Quellerwatt) 1310 Pioniervegetation mit Salicornia und anderen einjährigen <1 < 0,01 C Arten auf Schlamm und Sand (Quellerwatt) 1330 Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia mari- 50 0,83 A timae) 1330 Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia mari- 62 1,03 B timae) 1330 Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia mari- 204 3,36 C timae) 4030 Trockene europäische Heiden <1 0,01 C 6230* Artenreiche montane Borstgrasrasen <1 0,01 B 6230* Artenreiche montane Borstgrasrasen <1 < 0,01 C 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und <1 < 0,01 B tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und <1 < 0,01 C tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren 1 0,02 B und montanen bis alpinen Stufe 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen 1 0,02 C bis alpinen Stufe 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, 3 0,05 Sanguisorba officinalis) 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, 5 0,08 C Sanguisorba officinalis) 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore 2 0,03 B 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore 7 0,11 C 7220* Kalktuffquellen (Cratoneurion) <1 0,01 B 7220* Kalktuffquellen (Cratoneurion) <1 0,01 C 7230 Kalkreiche Niedermoore 1 0,02 C 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) 9 0,15 C 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) 59 0,97 B 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) 25 0,41 C 9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald 3 0,04 C oder Hainbuchenwald (Carpinion betuli) 91E0* Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior 3 0,05 B (Alno padion,Alnion incanae, Salicion albae) 91E0* Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior 23 0,37 C (Alno padion,Alnion incanae, Salicion albae) 1) A: hervorragend; B: gut; C: ungünstig

Im Jahr 2008 wurde im gesamten FFH-Gebiet 1423-394 eine Bedeckung von 6.071,3 ha mit Lebensraumtypen dokumentiert. Es wurde nicht ermittelt, wie groß die von ihnen be- deckte Fläche im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ ist. 26

3.2. FFH-Arten nach Anhang II und IV FFH-Richtlinie

Tabelle 6: Im Natura 2000-Gebiet vorkommende Arten gemäß Standarddatenbogen (Stand: 03/2009). (Die Angaben beziehen sich auf das gesamte Natura2000-Gebiet)

Taxon Name Populationsgröße1) Erhaltungs- zustand 2) AMP Kreuzkröte (Bufo calamita) P k. A. REP Zauneidechse (Lacerta agilis) P k. A. FISH Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) R k. A. FISH Meerneunauge (Petromyzon marinus) V B MAM Wasserfledermaus (Myotis daubentonii P k. A. REP Zauneidechse (Lacerta agilis) P k. A. 1) v =sehr selten, sehr kleine Population, r= selten, mittlere bis kleine Population 2) A: hervorragend; B: gut; C: ungünstig

Diese Angaben stammen aus den Jahren 1999 bzw. 2004, lediglich die Wasserfleder- maus wurde im Jahr 2009 dokumentiert.

3.3. Vogelarten nach Anhang I und Art. 4 (2) Vogelschutz-Richtlinie

Tabelle 7: Im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ vorkommende Vogelbestände gemäß Standarddatenbogen 2006 (Erfassung im Jahr 2000, KIECKBUSCH & ROMAHN 2000).

Taxon Name Populationsgröße Erhal- tungszu- stand 1) gesamtes Gebiet Schlei Schlei Südseite AVE Bekassine (Gallinago gallinago) B 5 5 B AVE Eisvogel (Alcedo atthis) B 2 1 B AVE Feldlerche (Alauda arvensis) B 107 7 B AVE Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) B 42 1 C AVE Gänsesäger (Mergus merganser) B 5 2 B AVE Gänsesäger (Mergus merganser) R 2.700 B AVE Kiebitz (Vanellus vanellus) B 27 8 B AVE Neuntöter (Lanius collurio) B 1 1 C AVE Reiherente (Aythya fuligula) R 14.400 B AVE Rohrweihe (Circus aeruginosus) B 12 7 B AVE Rotschenkel (Tringa totanus) B 50 17 B AVE Säbelschnäbler (Recurvirostra arvosetta) B 12 3 B AVE Schellente (Bucephala clangula) R 3.900 B AVE Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoeno- 13 7 B baenus) B AVE Seeadler (Haliaeetus albicilla) N 2 1 B AVE Singschwan (Cygnus cygnus) R 700 B AVE Tafelente (Aythya ferina) R 3.800 B AVE Wachtelkönig (Crex crex) B 1 1 C AVE Wiesenpieper (Anthus pratensis) B 143 30 B AVE Zwergsäger (Mergus albus) R 274 B 1) A: hervorragend; B: gut; C: ungünstig B = Brutvogel, Angabe der Brutpaare; N = Nahrungsgast, Angabe der Brutpaare; R = Rastvogel, Anga- be der Einzeltiere

27

Tabelle 8: Im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ vorkommende Vogelbestände gemäß aktu- ellem Monitoring (Erfassung im Jahr 2008, KIECKBUSCH & ROMAHN 2008).

Taxon Name Populationsgröße Erhal- tungszu- stand 1) gesamtes Gebiet Schlei Schlei Südseite AVE Bekassine (Gallinago gallinago) B 1 1 C AVE Austernfischer (Haematopus ostralegus 26 10 k. A. AVE Bartmeise (Panurus biarmicus) B 3 2 B AVE Blaukehlchen (Luscinia svecica) B 4 1 k. A. AVE Eisvogel (Alcedo atthis) 3 B 2 B B 2 N 2 N AVE Feldlerche (Alauda arvensis) B 106 12 B AVE Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) B 0 0 AVE Gänsesäger (Mergus merganser) B 5 3 B/C AVE Kiebitz (Vanellus vanellus) B 20 11 C AVE Neuntöter (Lanius collurio) B 2 1 B AVE Rohrweihe (Circus aeruginosus) B 8 6 B AVE Rotschenkel (Tringa totanus) B 23 14 C AVE Säbelschnäbler (Recurvirostra arvosetta) B 0 0 AVE Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenoba- 29 20 A/B enus) B AVE Seeadler (Haliaeetus albicilla) N 3 1 B AVE Wiesenpieper (Anthus pratensis) B 117 19 B/C 1) A: hervorragend; B: gut; C: ungünstig; k. A.: keine Angabe B = Brutvogel, Angabe der Brutpaare; N = Nahrungsgast, Angabe der Brutpaare; R = Rastvogel, Anga- be der Einzeltiere

3.4. Weitere Arten und Biotope

Tabelle 9: Im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ vorkommende Fauna-Arten.

Artname Schutzstatus/ Bemerkung Gefährdung Graugans (Anser anser) Ganzjährig in großer Anzahl im Gebiet; Brut- und Rastgebiet Kanadagans (Branta canadensis) Ganzjährig in großer Anzahl im Gebiet; Brut- und Rastgebiet Brandgans (Tadorna tadorna) 8 Brutpaare im Jahr 2008 (KIECKBUSCH & ROMAHN 2008) Kormoran (Phalacrocorax carbo) Ganzjährig in größerer Anzahl im Gebiet auf Nahrungssuche Laubfrosch( Hyla arborea) FFH IV, RL SH 3 Im Bereich der mittleren Schlei vorhanden Sumpfschrecke RL SH 3 ROMAHN 2012 (Stethophyma grossum) RL-SH: Rote Liste Schleswig-Holstein

Aus der Schlei-Region liegen nur wenige und zumeist ältere faunistische Nachweise vor (u.a. Datenbank des LLUR). 28

Tabelle 10: Im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ vorkommende Flora-Arten.

Artname Schutz- Quelle status/ Gefähr- dung Echter Sellerie (Apium graveolens L.), Rotes Quellried (Blysmus rufus), RL-SH 1 EFTAS Kleine Sumpfsimse (Eleocharis parvula), Sumpf-Herzblatt (Parnassia 2010 palustris), Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris), Kümmel-Silge (Seli- num carvifolia L.) Flaches Quellried (Blysmus compressus), Mittleres Zittergras (Briza medi- RL-SH 2 EFTAS a), Igel-Segge (Carex echinata),Strand-Segge (Carex extensa),Strand- 2010 Segge (Carex extensa), Hirse-Segge (Carex panicea), Fleischrotes Kna- benkraut (Dactylorhiza incarnata), Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhi- za majalis agg.), Heide-Nelke (Dianthus deltoides), Kammfarn (Dryopteris cristata), Gewöhnlicher Flaumhafer (Helictotrichon pubescens), Duftendes Mariengras (Hierochloe odorata), Stumpfblütige Binse (Juncus subnodulo- sus), Röhriger Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa), Salzfenchel (Oenanthe lachenalii), Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua), Knotiges Mastkraut (Sagina nodosa), Salzbunge (Samolus valerandi), Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus), Sumpf- Sternmiere (Stellaria palustris), Gewöhnlicher Teufelsabbiss (Succisa pra- tensis), Kleiner Baldrian (Valeriana dioica) Traubige Trespe (Bromus racemosus) RL-SH 2 Romahn 2012 Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica), Sumpf-Straußgras (Agrostis cani- RL-SH 3 EFTAS na), Schlangenlauch (Allium scordophrasum), Salz-Segge (Carex distans), 2010 Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea RAFN), Gewöhnliches Strand-Tausendgüldenkraut (Centaurium littorale), Viermänniges Horn- kraut (Cerastium diffusum), Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifo- lia), Gewöhnlicher Dreizahn (Danthonia decumbens), Steifer Augentrost (Euphrasia stricta), Moor-Labkraut (Galium uliginosum), Hain-Schwaden (Glyceria nemoralis), Roggen-Gerste (Hordeum secalinum), Berg- Sandglöckchen (Jasione montana), Spitzblütige Binse (Juncus acutiflorus), Faden-Binse (Juncus filiformis), Straußblütiger Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora), Holz-Apfel (Malus sylvestris), Fieberklee (Menyanthes trifolia- ta), Borstgras (Nardus stricta), Sumpf-Blutauge (Potentilla / Comarum palustris), Großes Flohkraut (Pulicaria dysenterica), Großer Klappertopf (Rhinanthus angustifolius /R. serotinus), Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata), Kuckucks-Lichtnelke (Silene / Lychnis flos-cuculi), Gelbe Wie- senraute (Thalictrum flavum), Gewöhnlicher Sumpffarn (Thelypteris palust- ris), Sand-Thymian (Thymus serpyllum), Sumpf-Dreizack (Triglochin palustre), Flatter-Ulme (Ulmus laevis), Gewöhnliche Moosbeere (Vaccini- um oxycoccus), Gewöhnliches Hundsveilchen (Viola canina L.), Sumpf- Veilchen (Viola palustris) Kleine Pimpinelle (Pimpinella saxifraga), Rasen-Vergissmeinnicht (Myoso- RL-SH 3 Romahn tis laxa) 2011, Romahn 2012 RL-SH: Rote Liste Schleswig-Holstein

4. Erhaltungsziele

4.1. Erhaltungs- und Wiederherstellungsziele

Aus den im Amtsblatt für Schleswig-Holstein veröffentlichten Erhaltungs- und Wieder- herstellungsziele für das Gebiet DE-1423-394 „Schlei incl. Schleimünde und vorgelager- ter Flachgründe““ sowie für das Vogelschutzgebietes DE 1423-491 „Schlei““ gelten für 29 das Teilgebiet „Südseite der Schlei“ die in den Anlagen 1a und 1b differenzierten Teilzie- le, insbesondere die übergreifenden Ziele sowie die Ziele für folgende Lebensraumtypen und Arten. Sie sind Bestandteil dieses Planes.

Tabelle 11: Im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ vorkommende Lebensraumtypen und Ar- ten von gemeinschaftlichem Interesse mit Erhaltungszielen.

Code Bezeichnung

Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse 1150* Lagunen des Küstenraumes (Strandseen) 1160 Flache große Meeresarme und – buchten (Flachwasserzonen und Seegras- wiesen) 1210 Einjährige Vegetation der Spülsäume 1220 Mehrjährige Vegetation der Kiesstrände 1230 Atlantik-Felsküsten und Ostsee-Fels- und -Steilküsten mit Vegetation 1310 Pioniervegetation mit Salicornia und anderen einjährigen Arten auf Schlamm und Sand (Quellerwatt) 1330 Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia maritimae) 6230* Artenreiche montane Borstgrasrasen 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) 9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchen- wald (Carpinion betuli) Folgende Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse wurden bisher nicht als Er- haltungsziel genannt, da sie erst im Rahmen der Monitoring-Kartierung des Jahres 2008 er- fasst wurden (EFTAS 2010). Sie werden für den Fall einer Nachmeldung im vorliegenden Managementplan prophylaktisch berücksichtigt: 4030 Trockene europäische Heiden 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Bö- den (Molinion caeruleae) 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore 7220* Kalktuffquellen (Cratoneurion) 7230 Kalkreiche Niedermoore 91E0* Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion,Alnion incanae, Salicion albae) Arten von gemeinschaftlichem Interesse 1095 Meerneunauge (Petromyzon marinus) 1099 Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) 1351 Schweinswal (Phocoena phocoena) Vogelarten gem. Anhang 1 und Art. 4 (2) Vogelschutz-Richtlinie AVE Bekassine (Gallinago gallinago) AVE Eisvogel (Alcedo atthis) AVE Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) AVE Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) AVE Gänsesäger (Mergus merganser) AVE Kiebitz (Vanellus vanellus) AVE Mittelsäger (Mergus serrator) AVE Neuntöter (Lanius collurio) AVE Reiherente (Anas fuligula) AVE Rohrweihe (Circus aeruginosus) AVE Rotschenkel (Tringa totanus) B AVE Säbelschnäbler (Recurvirostra arvosetta) AVE Schellente (Bucephala clangula) AVE Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) AVE Seeadler (Haliaeetus albicilla) 30

Code Bezeichnung AVE Singschwan (Cygnus cygnus) AVE Tafelente (Anas ferina) AVE Wachtelkönig (Crex crex) AVE Zwergsäger (Mergus albellus) Folgende Vogelarten von gemeinschaftlichem Interesse wurden bisher nicht als Erhal- tungsziel genannt. Sie werden für den Fall einer Nachmeldung im vorliegenden Manage- mentplan prophylaktisch berücksichtigt: AVE Weißstern-Blaukehlchen (Luscinia svecica cyanecula) AVE Feldlerche (Alauda arvensis) AVE Wiesenpieper (Anthus pratensis)

4.2. Sonstige Erhaltungs- und Entwicklungsziele aus anderen Rechtsgründen

Landschaftsrahmenplan Die Landschaftsrahmenpläne III und V (MUNL 2003) benennen das Gebiet als beson- ders geeignet zum Aufbau des Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems. Es sind fol- gende Gebiete als geplante Naturschutzgebiete aufgeführt: Haddebyer/Selker Noor: Im Gebiet kommen wertvolle Grünlandbereiche, auf den Steil- hängen gut strukturierte Hangfeuchtwälder und bodensaure Hangbuchenwälder sowie Trockenhänge vor. Es ist Lebensraum zahlreicher gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Büstorfer Noor: Erhaltung eines Brackwasser- Hochstaudenriedes an der Schlei mit Vor- kommen seltener Pflanzen und Tierarten Ornumer Noor: Erhaltung dieses Seitenarmes der Schlei als Rückzugsraum für die Tier- welt der Schlei, insbesondere als wichtiger Laichplatz für Fische. Halbinsel Kielfot und Steilhänge: Erhaltung des vegetationskundlich sehr wertvollen Brackwasser-Salzwiesenbereichs Holmer See und Randbereiche: Erhaltung eines landschaftstypischen Bereiches an der Schlei mit Feucht- und Trockenbereichen mit dem Lebensraum seltener Pflanzenarten. Andere Landesplanungen In den Planungen des Biotopverbundsystems, der Landschaftsschutzgebiete und des Naturparkplanes Schlei ist die Natura 2000-Kulisse im Wesentlichen behandelt. Zur Er- haltung und Entwicklung wurden Leitlinien formuliert. Gesetzlich geschützte Biotope Sonstige Erhaltungs- und Entwicklungsziele ergeben sich aus dem Vorkommen von ge- setzlich geschützten Biotopen nach § 30 BNatSchG in Verbindung mit § 21 LNatSchG. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Maßnahmen zur Förderung der Lebensraum- typen auch eine positive Entwicklung der geschützten Biotope nach sich ziehen. Gesetzlich geschützte Geotope Die im Gebiete vorhandenen gesetzlich geschützten Geotope sind zu erhalten. Hand- lungen, die zu einer Zerstörung oder einer sonstigen erheblichen Beeinträchtigung füh- ren können, sind verboten. Europäische Wasserrahmenrichtlinie Die Wasserrahmenrichtlinie widmet sich dem Schutz und der Verbesserung von Fließ- gewässern und Meeren. Für das Einzugsgebiet der Schlei wurden Konzepte und Maß- nahmen entwickelt. Mit ihrer Umsetzung im Einzugsgebiet der Schlei wurde begonnen. 31

Vereinfachtes Flurbereinigungserfahren Hüttener Vorland: 1993 wurde ein Vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren „Hüttener Vorland“ im Ein- zugsgebiet der Osterbek und der Großen Hüttener Au eingeleitet. Ziel ist das Schaffen von Voraussetzungen zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung von Salzwiesenvegetation und das Verhindern einer weiteren Aussüßung des Holmer Sees und der Niederungen. Eine Anhebung des Wasserstandes soll nicht erfolgen, um eine Beweidung als dauer- hafte Nutzung zur Offenhaltung der Flächen gewährleisten zu können. Alle Strandseen sollen weiterhin offene Wasserflächen aufweisen, eine Bewaldung soll verhindert wer- den. Im Louisenlunder Wald sollen Bestände von Hybrid-Pappeln entfernt und durch standortgerechten Erlenbruchwald ersetzt werden. Weitere Waldumwandlungen betref- fen außerhalb der Natura2000-Kulisse befindliche Areale. Zur Verminderung von Nähr- stoffeinträgen in die Talräume sollen auch angrenzende grundwasserfernere Grünland- und Ackerflächen über Kauf gesichert werden. Das Verfahren liegt in der Zuständigkeit des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein. Aktuelle Planungen Entlassung einer Fläche in Kosel-Missunde aus dem Landschaftsschutzgebiet wegen der Errichtung von Bootsstegen. Änderung des B-Plans in Winnemark für die Umwandlung eines Campingplatzes in ein Baugebiet. Änderung des B-Plans in Kappeln für die Umgestaltung des Geländes der ehemaligen Marinewaffenschule Ellenberg zu einem Wohn- und Tourismusgebiet. Über die Entlassung der Schlei aus dem Bundeswasserstraßennetz wird diskutiert.

5. Analyse und Bewertung

Das Natura2000-Teilgebiet „Südseite der Schlei“ umfasst die Förde sowie die Strand- seen und Noore als spezialisierte Salz- bzw. Brackwasserlebensräume. Die Küstenlinie gliedert sich in Steilufer, Flachufer und Uferrandbereiche. Strandwälle mit Spülsäumen und bewachsenen Kiesstränden sind kleinflächig entlang auf Brandungsufern oder auf Nehrungshaken zu finden. Salzgrünland kommt in unterschiedlicher Ausprägung vor. Vom artenreichen Grünland unterschiedlicher Trophie- und Feuchtestufen zählen einige Vorkommen zu den Lebensraumtypen: Borstgrasrasen, Pfeifengraswiesen, Feuchte Hochstaudenfluren, Magere Flachland-Mähwiesen und Kalkreiche Niedermoore kom- men vereinzelt und sehr kleinflächig vor. Auf sehr kleiner Fläche ausgeprägt sind eben- falls Trockene europäische Heiden, Übergangs- und Schwingrasenmoore sowie Kalktuffquellen. Einbezogen sind ebenfalls Wälder, deren Spanne von brackwasserbe- einflussten Erlen-Eschenwälder zu verschiedenen Buchenwald-Lebensraumtypen reicht. Das Natura2000-Gebiet ist hinsichtlich der genannten Erhaltungsziele in einem günsti- gen bis ungünstigen Zustand; für wenige Lebensraumtypen oder Arten wurde ein hervor- ragender Zustand dokumentiert.

5.1. Nährstoffbelastung der Schlei und Nährstoffeinträge in die Schlei, Noore und Strandseen – LRT 1150* und 1160

Die Schlei selbst weist ein hohes Nährstoffniveau auf. Eine wesentliche Quelle für Phos- phor stellen die im Schlei-Becken lagernden Faulschlamm-Schichten dar. Stickstoff wird vor allem direkt eingetragen aus Gärten oder landwirtschaftlichen Flächen sowie über Deposition der Luft, diese variiert in der Region Schlei momentan zwischen 20 und 25 kg N/ha und Jahr (BUILTJES et al. 2011). Der hohe Nährstoffstatus wirkt sich direkt auf die Lebensraumtypen 1160 und 1150* so- wie vor allem die auf den Kies- und Geröllstränden befindliche Vegetation ein- und mehr- 32

jähriger Arten (LRT 1210 und 1220), die am Hangfuß der Steilküsten ausgeprägte Vege- tation (LRT 1230) sowie das Quellerwatt (LRT 1310) und das Salzgrünland (LRT 1330) aus. Die auf den Strandwällen ausgeprägten Mageren Flachland-Mähwiesen (LRT 6510) und die Erlen-Eschenwälder (91E0*) sind nur bei stärkeren Witterungsereignissen der nährstoffreichen Gischt ausgesetzt. Eine erhebliche Reduzierung der das Pflanzenwachstum fördernden Nährstoffbelastung der Schlei ist selbst bei optimalen Voraussetzungen mittelfristig nicht erreichbar.

5.2. Düngung und Nährstoffeinträge in das Schutzgebiet – alle LRT

Der Einsatz von Düngemitteln spielt auf der „Südseite der Schlei“ insgesamt eine unter- geordnete Rolle: Es ist davon auszugehen, dass aufgrund der geringen Befahrbarkeit des Salzgrünlandes kaum ein Bestand eine regelmäßige Düngung erfährt. Die Mageren Flachland-Mähwiesen sind sehr empfindlich gegenüber zusätzlichen Nährstoffgaben, die Existenz dieses Lebensraumtyps spricht für einen sehr sparsamen Düngereinsatz bzw. für einen Verzicht. Das meiste Grünland ohne Lebensraumtypen wird mit Mineraldünger auf geringem Niveau versorgt. Wenige der in der Natura2000-Kulisse liegenden Flächen werden mehrfach im Jahr gemäht oder beackert und erhalten deshalb höhere Gaben an mineralischen und eventuell organischen Düngemitteln. Auf etlichen der bebauten oder unbebauten Siedlungsgrundstücke werden im ufernahen Bereich Düngemittel in sehr unterschiedlicher Menge eingesetzt. Das gesamte Schutzgebiet mit allen Lebensraumtypen erfährt zusätzliche Nährstoffein- träge über die natürliche Versickerung als Hangdruckwasser, über Oberflächenabfluss und über Drainagen aus den privaten Grundstücken wie aus den Agrarflächen. Aufgrund der hohen Kosten kann von einer überwiegend ordnungsgemäßen und parzellenschar- fen Ausbringung von Mineraldüngern auf den landwirtschaftlichen Flächen ausgegangen werden. Das Ausbringen von organischen Stoffen richtet sich hingegen nach anderen Faktoren und ist gegebenenfalls mit größeren Austrägen verbunden. Durch Erosion von geneigten wie von sehr großen offenen Ackerschlägen gelangen nährstoffreiche Krumen ins Natura2000-Gebiet und tragen zu einer Eutrophierung bei. Nach Starkregen ist mit Nährstoffeinträgen durch abgespülten Boden zu rechnen (z.B. Ackerflächen bei Gut Or- num, an der Kriesebyer Au, auf den Halbinseln Finsternstern und Hakenshöft). Hier wer- den angrenzende Lebensraumtypen direkt durch die abgespülten Sedimente gedüngt. Eine (rasche) Verschlechterung tritt vor allem bei denjenigen Lebensraumtypen ein, de- ren typische Arten oligo- oder mesotraphente Verhältnisse bevorzugen (LRT 4030, 7140, 7220*, 7230). Bei anderen kann eine gelegentliche Nutzung mit Abtransport der Biomasse einer Nährstoffanreicherung und Verschiebungen im Artengefüge entgegen- wirken (LRT 6230*, 6410, 6430, 6510, 7230). Die negativen Folgen einer Eutrophierung wurden für 1970 im Holmer See-Gebiet verbreitete Niedermoor-Pflanzenarten und nähr- stoffarme Kalkniedermoorgesellschaften im Vergleich zur heutigen Situation aufgezeigt (ROMAHN et. al. 2010). Eine wesentliche Verringerung der Nährstoffeinträge setzt zu ändernde überregionale rechtliche Rahmenbedingungen voraus. Dies ist mit einem Managementplan nicht zu re- geln. Im Einzelfall können kleinflächige Maßnahmen wie das Einhalten größerer Abstän- de beim Düngen oder die Anlage von Pufferstreifen Verschlechterungen verhindern.

5.3. Entwässerung und Aussüßung von Strandseen, Salzgrünland und Niederungen – LRT 1150* und 1330

Als Wanderwege genutzte Verwallungen und Erhöhungen der Strandwälle erfüllen Auf- gaben des Hochwasserschutzes. Sie schirmen innerhalb der Natura2000-Kulisse lie- gendes (ehemaliges) Salzgrünland (wenn als LRT erfasst, dann als 1160 oder 1330) vom Schlei-Hochwasser ab. Zusätzlich zu einer deichartigen Struktur wird die Niederung zwischen Stexwig und Borgwedel durch ein Schöpfwerk vom natürlichen Wasserregime 33

abgekoppelt. Hier ist kein Salzgrünland mehr vorhanden. Ihr Wert für Wat-, Wiesen-, Wasser- und Sumpfvögel von Bedeutung ist zudem gering. Eine Aufhebung dieser Hochwasserschutz-Maßnahmen ist aus verschiedenen Gründen mittelfristig nicht um- setzbar, zumal fast überall viele private Flächeneigentümer betroffen sind. Bei den Strandseen bestimmt die (natürliche) Verbindung zur Schlei den Wasseraus- tausch und die Salinitätsverhältnisse. Die kleinen Strandseen zwischen der Fahrdorfer Ziegelei und Borgwedel sowie der zwischen Winnemark-Charlottenhof und dem Kopper- byer Yachthafen gelegene unterliegen den natürlichen Prozessen wie den windabhängi- gen Wasserstandsschwankungen. Der südliche Strandsee von Weseby ist in seiner Genese weiter fortgeschritten; er weist bereits einen deutlich höheren und breiteren Strandwall auf, so dass Hochwasserereig- nisse ihn seltener erreichen. Über eine grabenartige Verbindung zur Schlei kann eine Entwässerung aus dem Strandsee und seinem Umland erfolgen. Der nördliche Strand- see von Weseby ist durch einen künstlich erhöhten Strandwall sowie durch einen Klappmechanismus, der in einem verrohrten Abschnitt des in die Schlei mündenden Grabens installiert ist. Alle anderen Strandseen sind durch künstliche Überhöhungen des Strandwalls sowie durch vermutlich in die Entwässerungssysteme eingebaute Rückstau- klappen von der Schlei weitgehend abgeschlossen. Somit süßen die Strandseen und ih- re Kontaktbiotope wie das Salzgrünland früher aus als bei natürlicher Entwicklung. Vermutlich ist ein Großteil der in die Schlei einmündenden Vorfluter mit Klappeinrichtun- gen (Rückstauklappen) versehen, so dass bei ordnungsgemäßer Funktion kaum oder kein Salzwasser in die früheren Überflutungsbereiche der Schlei gelangen. Kleinflächig kann Evaporation im küstennahen Bereich den Salzgehalt erhöhen, wenn das oberflächennahe Grundwasser und das Schleiwasser kommunizieren. Wo solche Verhältnisse nicht gegeben sind, verringert sich u.a. die Salinität der Böden als Folge von ausbleibendem brackigem Hochwasser. Für Arten, die an haline Verhältnisse wie an nasse oder wechselfeuchte Standorte angepasst sind, bedeutete dies nach Errichtung der Hochwasserschutz-Maßnahmen eine erhebliche Verschlechterung. Dokumentiert wurde der Rückgang halophytischer Arten für die Niederung des Holmer Sees (ZIER- MANN 1993, ROMAHN et. als 2010). Die wertgebenden Arten und Lebensraumtypen befinden sich aktuell in einem ungünstigen Erhaltungszustand. Bei weiterer Aussüßung des Bodens werden sich sowohl die Qualität als auch die Flächenanteile des Salzgrün- landes weiter verringern. Um die Situation zu erhalten oder zu verbessern, wäre eine re- gelmäßige Zufuhr brackigen Wassers gegebenenfalls wiederherzustellen.

5.4. Auswirkungen von Küstenschutz und Schifffahrt – LRT 1210,1220, 1230 und 1330

Die natürliche Küstendynamik wurde an vielen Abschnitten der Schlei durch feste Bau- werke, Steinsetzungen oder -schüttungen und durch Errichtung von Buhnen herabge- setzt. Hinzu kommen private nicht genehmigte Kleinmaßnahmen. Befestigt sind sowohl potentielle Standorte von Brackwasserröhrichten (LRT 1160), Kiesstränden mit Vegeta- tion ein- oder mehrjähriger Arten (LRT 1210, 1220) an Flach- oder Steilküsten (LRT 1230) sowie von Salzgrünland (LRT 1330). Solche Sicherungsmaßnahmen wurden vor allem zum Schutz von Siedlungsbereichen (private oder öffentliche Grundstücke mit Gebäuden und Gärten oder besonderen Ein- richtungen wie Hafenanlagen, Bootsanlegern) sowie zur Sicherung von Verkehrswegen veranlasst. Zu letzteren zählen nicht nur Straßen, Zufahrten und Wanderwege sondern auch die Bundeswasserstraße. Vor dem Hintergrund des Erhalts von Salzwiesen wurde von sowohl von naturschutz- fachlich Interessierten als auch von Flächeneigentümern vorgeschlagen, erodierende ungesicherte Bereiche wie Kosel-Kielfot oder Kappeln-Olperör mit offiziellen Maßnah- men zu sichern, weil sich die großen Landverluste der Vergangenheit fortsetzen und somit die Salzwiesen als Lebensraumtyp weiter dezimieren werden. Da auch ein solches 34

Vorhaben einen Eingriff in die natürlichen Küstenbildungsprozesse bedeutet, bedarf es ebenfalls einer FFH-Verträglichkeitsprüfung mit positivem Ergebnis. Ob und inwieweit Möglichkeiten bestehen, die natürliche Dynamik geschützter Uferab- schnitte zu erhöhen, wird im Zusammenhang mit der Bearbeitung des Teilgebietes „Wasserflächen der Schlei“ betrachtet werden.

5.5. Nutzungsaufgabe von Salzgrünland und anderen Offenlandtypen – LRT 1330, 6410, 6430, 6510, 7230

Während bis vor wenigen Jahrzehnten jegliche nutzbare Fläche regelmäßig oder gele- gentlich gemäht wurde (Heu oder Einstreu für Rinder, Pferde, Schafe, Ziegen, Kanin- chen, Geflügel), verlor diese Praxis mehr und mehr an Bedeutung. Die Nutzung von Weideflächen scheitert häufig an Gründen wie Errichtung und Unterhalten eines aus- bruchsicheren Zaunes, Vandalismus durch Erholungssuchende, häufige Transporte der Tiere aufgrund einer geringer Flächengröße und von Hochwassersituationen, Probleme mit der Tiergesundheit, relativ großer Zeitaufwand für Wassertransporte und tägliche Kontrollen. Zudem begünstigte das EU-Prämiensystem auch Stilllegungen von Dauer- grünland. Somit bestand häufig aus wirtschaftlichen Gründen kein Interesse an einer dauerhaften den Pflanzenbestand erhaltenden Nutzung. Einige Flächen gehören Nichtlandwirten, die kein Interesse an einer Nutzung durch Drit- te haben. Sie möchten gerne „ungestörte Natur mit Blick auf das Wasser“ genießen. Ihre Flächen werden als Parkanlage gepflegt oder sind der Sukzession überlassen. Nach Nutzungsextensivierung und - aufgabe setzen sich Hochstauden- und Röhrichtar- ten gegenüber den zeitweise prägenden niedrigwüchsigeren Arten durch (u.a. HÄRDTLE 1984, KIECKBUSCH 1998). So wurde die Niederung des Holmer Sees zu Beginn der 1970er Jahre deutlich intensiver beweidet als in den 1990er Jahren, die Be- stände waren hingegen sehr viel artenreicher, Schilf wuchs vor allem außerhalb von Weideflächen (EIGNER 1974, zit. bei ROMAHN et al. 2010: 30). In den vergangenen Jahrzehnten breiteten sich nach Nutzungsextensivierung bzw. –aufgabe Schilf, Hoch- stauden und Feuchtgebüsche zu Lasten von Salzwiesen-, Feucht- und Nasswiesen- so- wie von Niedermoor-Pflanzenarten aus (ROMAHN et. al. 2010). An den Ufern der Schlei, der Noore und der Strandseen dominieren deshalb heute wieder von Schilf be- stimmte Lebensräume. Der Nutzungswandel in der Landschaft spiegelt sich bei den Salzwiesen am Verhältnis der Bestände mit einem günstigen Erhaltungszustand zu jenen mit einem ungünstigen Erhaltungszustand wider (siehe Tabelle 4). Um diese Offenlandsysteme in angemesse- nem Umfang gezielt zu erhalten, ist die ansonsten vielfach angestrebte natürliche Suk- zession durch eine gewisse Nutzung oder Pflege zu ersetzen. Für die Pflanzen- und Tierarten des Offenlandes stellen die Landröhrichte ein Problem dar, da es zu einer Fragmentierung ihrer Lebensräume sowie zu einem direkten Lebens- raumverlust kommt. Die bessere Deckung für Prädatoren wirkt beschleunigend auf den Rückgang entsprechender Vogelarten. Folglich könnte sich eine gezielte Öffnung des uferbegleitenden Landröhrichts anbieten, um hier Habitate für rastende und brütende Vogelarten zu schaffen und um jene im angrenzenden genutzten Salz- oder Feuchtgrün- land zu verbessern. Von einer solchen Maßnahme könnten ebenfalls kleine Pflanzenar- ten wie die Sumpfsimse und das Fuchsrote Quellried (beide RL 1 in SH) profitieren. An vielen Uferabschnitten ist kein oder kaum Röhricht in der Flachwasserzone entwickelt, so dass bei Beweidung durch Vieh bis an die Wasserkante keine Beeinträchtigungen er- folgen. Aufgrund des Salzgehaltes wird das Schleiwasser selbst nur in geringem Umfang von den Weidetieren getrunken, so dass von einer geringen fäkalen Belastung des Schleiwassers auszugehen ist. 35

5.6. Aufgabe der Reetmahd und Auswirkungen der Verbuschung – LRT 1330, 6410, 6430, 7230

Bis in die 1960er Jahre wurden Wasser- wie Landschilfröhrichte im Winter für die Reet- gewinnung gemäht. Die Landschilfröhrichte beschränkten sich seinerzeit vor allem auf Randstrukturen, da auch grundwassernahe Wiesen möglichst für die Versorgung des Viehs genutzt wurden. Mit der Mechanisierung wurde die großflächige Reetmahd auf ehemaligen Wiesen wirtschaftlich interessanter. In den letzten Jahrzehnten verringerte sich diese Nutzungsform flächenmäßig drastisch. Ursachen sind zum einen die unsiche- ren Witterungsbedingungen und die raschen Wasserstandsschwankungen an der Schlei als spezifisches Hindernis und zum anderen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Geschnitten werden wenige kleine Flächen mit Landschilfröhrichten (die dem LRT 1150* oder 1160 zugeordnet wurden) für den Eigenbedarf sowie zwei vergleichsweise große Bereiche, die möglichst jedes Jahr zur Ernte von verkäuflichem Material gemäht werden. Aufgrund ihrer enormen terrestrischen Flächenausbreitung gehören die Landschilfröh- richte im Natura2000-Teilgebiet „Südseite der Schlei“ nicht zu den seltenen Lebens- raumtypen. Durch die Abfuhr der abgestorbenen oberirdischen Biomasse kann sich kei- ne dichte Streuauflage auf dem Boden bilden. Deshalb fällt mehr Licht auf den Boden, so dass für lichtbedürftige wie auf eine generative Vermehrung angewiesene Pflanzenar- ten bessere Bedingungen herrschen. Zudem erfolgt mit der Abfuhr des Reets ein gerin- ger Nährstoffentzug. Bei der Ernte werden auch junge Gehölzpflanzen mit abgeschnit- ten; eine Verbuschung oder Bewaldung dieser Teilflächen wird unterbunden. Aufgrund dieser Eigenschaften stellt die Reetmahd auf Teilflächen eine geeignete Maßnahme zur Erhaltung von Habitateigenschaften bestimmer Röhrichttypen dar. Behördliche Genehmigungen zur Reetmahd sind mit der Nichtnutzung von breiten Randstreifen verbunden und sollen sich an traditionellen Nutzungsflächen orientieren. Hintergrund ist der Schutz von im und am Schilf überwinternden Wirbellosen. Zudem halten sich ab Frühjahr etliche Vogelarten im Altschilf auf. Für Schilf bewohnende Vo- gelarten mit gemeinschaftlicher Bedeutung wie Rohrweihe, Weißstern-Blaukehlchen und Schilfrohrsänger bleiben angesichts der geringen von Reetmahd betroffenen und der im Natura2000-Gebiet insgesamt vorhandenen Flächen ausreichend potentielle Lebens- räume übrig. Von Verbuschung und Bewaldung sind heute sind neben den Landröhrichten auch ihre Kontaktlebensräume wie ehemaliges Salzgrünland (LRT 1330), Pfeifengraswiesen (6410), feuchte Hochstaudenfluren (LRT 6430) und Kalkreiche Niedermoore (LRT 7230) betroffen. Diese in den Niederungen des Holmer See dokumentierte Entwicklung (RO- MAHN 2010) findet ebenfalls in der Niederung der Koseler Au sowie an den Rändern der Noore und Strandseen statt. Es ist mit einer beschleunigten Verbuschung als Folge der in Ausbreitung begriffenen Wildschwein-Bestände und der von ihnen verursachten Zerstörungen der Grasnarbe zu rechnen. Eine Erhaltung vor allem der flächenmäßig sehr kleinen Vorkommen von Pfeifengras- wiesen (6410), Feuchten Hochstaudenfluren (LRT 6430) und Kalkreichen Niedermooren (LRT 7230) setzt deshalb eine regelmäßige extensive Nutzung durch Beweidung oder Mahd bei gleichzeitiger Entfernung von jungen Gehölzen voraus, ohne damit eine Siche- rung dieser Kleinstbestände gewährleisten zu können.

5.7. Nutzungsaufgabe auf Strandwällen – LRT 1220 und 6510

Zur Eigenversorgung wurden früher Klein- und Kleinstparzellen beweidet oder gemäht. Unter anderem wurden auf der Südseite der Schlei auch jene schmal ausgebildeten Strandwälle genutzt, die nicht größeren Einheiten angeschlossen waren. Nach Nut- zungsaufgabe bildeten sich entsprechende Folgegesellschaften. Der zeitweise kurzrasi- gere, lückige und von grobem Substrat geprägte Lebensraum geht somit auch den typi- schen Arten der Wirbellosen und Wirbeltiere verloren. Die Lebensraumtypen „Geröll- 36

und Kiesstrände mit Vegetation mehrjähriger Arten“ und „Magere Flachland-Mähwiesen“ sind heute stark degradiert. Ihre mittelfristige Erhaltung bedingt eine im Abstand von ei- nigen Jahren ausgeführte Pflegemahd mit Abräumen des Mahdgutes oder eine scho- nende Pflegebeweidung. Andernfalls schreitet die natürliche Entwicklung der Flächen bis hin zur Bewaldung und damit dem Verschwinden des Lebensraumtyps an diesem Standort fort. Eine regelmäßige Mahd des Strandwalls hingegen, wie häufig im Bereich von Siedlun- gen, Hafen- und Vereinsanlagen, an öffentlichen Wegen etc. praktiziert, verdrängt die natürlich vorkommende Vegetation zugunsten von typischen „Rasenarten“.

5.8. Nutzungsaufgabe auf Steilhängen - LRT 4030 und 6230*

Flachere Steilhänge wurden früher zusammen mit angrenzendem Dauergrünland be- weidet. Mit der Nutzungsaufgabe der am Hangfuß befindlichen Flächen fielen auch die Hänge aus der Beweidung. Einige wurden in Wald oder in Siedlungsstrukturen überführt. Heute sind nur noch wenige Hangbereiche für Weidetiere zugänglich. Die früher häufi- gen Lebensraumtypen wie Mager- und Trockenrasen, Trockene Europäische Heiden und Artenreiche montane Borstgrasrasen sind deshalb bis auf vier kleine Restvorkom- men auf drei Steilhängen verschwunden. Trockene europäische Heiden Der Zustand der drei Heide-Bestände wurde im Jahr 2008 als „ungünstig“ (EFTAS 2010) beurteilt. Der Hang in Weseby wurde bis vor wenigen Jahren im Spätsommer bzw. Herbst bewei- det. Der Bestand verschlechtert sich kontinuierlich, denn es breiten sich Ginster, Brom- beere sowie Adlerfarn und Wolliges Honiggras aus. Besenheide, Niedrige Schwarzwur- zel, Dreizahn und andere charakteristischen Arten werden verdrängt. Selbst eine Erhal- tung des jetzigen Zustandes setzt intensive Pflegemaßnahmen voraus. Neben der Ent- fernung der auf dem Hang aufkommenden Gehölze (möglichweise fördert ein kleinflä- chiges Plaggen die Vermehrung der auf Rohboden angewiesenen Pflanzenarten) ist ei- ne Beweidung zwingend erforderlich. Aufgrund des durchlässigen Sandbodens und der ackerbaulichen Nutzung oberhalb des Hanges sind diffuse Nährstoffeinträge selbst bei Einhalten der Düngevorschriften mit Sickerwasser wahrscheinlich. Der Hang am Haddebyer Noor wird von einer Robustrinderherde sehr extensiv bewei- det. Für eine mittelfristige Erhaltung dieses degradierten Heide-Bestandes ist die jetzige Beweidungsintensität nicht ausreichend. Sie muss erhöht werden, damit die Streuschicht abgetragen und Boden für Keimungs- und Etablierungsprozesse frei gelegt werden kann. Beide Hänge bieten Potentiale für quantitativ und qualitativ bessere Vorkommen. Zur Verbesserung sind weitergehende Maßnahmen wie Bodenabtrag und Ansalbung der charakteristischen Arten zu bedenken. Zudem sollte geprüft werden, ob weitere Bestän- de in der näheren Umgebung etabliert werden können. Obgleich es sich um kleine Son- derstandorte auf der „Südseite der Schlei“ handelt, ist ihre Lage nicht vollständig isoliert. Der Schnaaper Sander, auf dessen Westrand der Wesebyer Hang liegt, setzt sich nach Osten mit ähnlichen edaphischen Standorten fort. Einige seiner Areale sind als FFH- Gebiet „Großer Schnaaper See, Bültsee und anschließende Flächen, DE1523-391 aus- gewiesen. Artenreiche montane Borstgrasheiden Der Zustand des Borstgrasrasens am Holmer See wurde als „ungünstig“ eingestuft. Es handelt sich um einen wegbegleitenden sehr schmalen Streifen am die Homer See- Niederung abtrennenden und ehemaligen Strandwall. Er ist auf der Niederungsseite ausgeprägt und in eine große Rinderweide einbezogen. An seiner Untergrenze verläuft der einzige Rinderpfad. Deshalb wird der Bestand häufig abgeweidet. Dies ist sicherlich 37

nicht optimal für seinen Erhalt. Hinzu kommt noch eine gewisse Eutrophierung durch Hunde, deren Halter den öffentlichen Wanderweg nutzen. Aufgrund der geringen Größe des Borstgrasrasens und der topografischen Gestaltung ist eine temporäre Abtrennung dieses Bereiches aus fachlicher Sicht wünschenswert, jedoch unter den aktuellen Rah- menbedingungen schwierig in die Praxis umzusetzen. Eine dauerhafte Abtrennung hätte durch die Etablierung von Nitrophyten den raschen Verlust dieses Lebensraumtyps zur Folge.

5.9. Nutzungsintensivierung von Grünland

Die Umstrukturierungen bei den Agrarbetrieben zur Vergrößerung der Betriebsfläche und zur Vergrößerung von Milchviehhaltungen wirkten sich auch auf das Teilgebiet „Südseite der Schlei“ aus. Deshalb wurde die Ackernutzung wie am Ornumer Noor so weit wie möglich in die Niederungen ausgeweitet. Intensiviert wurde die Nutzung von Grünland, das über eine ausreichende Befahrbarkeit verfügt. Mineralische und z.T. or- ganische Düngung ermöglichen mehrfache Ernteschnitte. Einige Betriebe kombinieren Mahd und Beweidung, während andere ihre Flächen als Standweide fürs Jungvieh nut- zen. In der abgedämmten Niederung zwischen Stexwig und Borgwedel kommen keine Lebensraumtypen vor. An der Südseite des Selker Noores beherbergt das ehemals sehr quellige und nasse Grünland heute keinen Lebensraumtyp; hier kommen jedoch gesetz- lich geschützte Biotope auf Teilflächen vor. Es ist insgesamt von einer fortgesetzten möglichst intensiven Nutzung solcher Grünlandflächen auszugehen. Am Rand der Natura2000-Kulisse kommen einige Parzellen mit Dauergrünland oder Brachen vor. Sie vermitteln zu den angrenzenden ackerbaulich oder forstlich genutzten Schlägen oder auch zu Siedlungen. Viele spielen eine geringe Rolle als Bruthabitat für Vogelarten von Bedeutung. Sie eignen sich zur Nahrungssuche von Vogelarten des Of- fenlandes und der Übergänge, wie Wiesenpieper, Feldlerche, Neuntöter. Ihr Wert liegt in ihrer Kleinräumigkeit und in der Vernetzung mit dem Umland. Das Dauergrünland ist deshalb zu erhalten und möglichst ohne Düngung zu bewirtschaften. Eine naturschutzfachliche Verbesserung in Richtung artenreicheres Grünland setzt eine extensive Nutzung und gegebenenfalls eine Verringerung des Wasserabflusses voraus. Dies hätte positive Auswirkungen auf die Erhaltung des Bodens und den Austrag klima- schädlicher Gase. Die Entscheidung für die Teilnahme am Vertragsnaturschutz oder zum Flächenverkauf wird von Landnutzern wie von –eigentümern vor allem unter betrieblichen und wirtschaft- lichen Aspekten getroffen.

5.10. Anlandung von Treibselgut – LRT 1150*, 1160, 1210, 1220

Die Brackwasserröhrichte weisen heute eine größere Bedeckung an der Südseite der Schlei auf als in den 1940er Jahren (KIECKBUSCH 1998: 52). Dies gilt auch für uferna- he Landröhrichte. Ihre abgestorbenen oberirdischen Organe werden durch Wind, Wellen und Eisgang abgeknickt, mechanisch zerkleinert und als Treibsel mit der Strömung transportiert. Die heute produzierte potentielle Treibselmenge hat sich somit in den letz- ten Jahrzehnten deutlich erhöht. In Abhängigkeit von den Witterungsbedingungen errei- chen den jeweiligen Standort jährlich unterschiedliche Mengen. Abschnittsweise bilden sich kompakte dicke Matten von einigen Dezimetern Stärke. Diese behindern die Kei- mungs- und Wachstumsprozesse von Pflanzen beispielsweise auf den Strandwällen (LRT 1210 und 1220), in den Röhrichten und Hochstaudenfluren (LRT 1150* und 1160) oder im Salzgrünland (LRT 1330). Mit dem Wachstum des Schilfs und anderer hochwüchsiger Röhrichtarten ist die Treib- selbildung unmittelbar verbunden. Das Anlanden von Treibselgut ist folglich nicht ver- meidbar. Gleichwohl beeinträchtigt es jedoch die überdeckten und zu erhaltenden Le- bensraumtypen. 38

Ein Abharken und Entfernen angeschwemmten biogenen Materials stellt einen Eingriff in die natürliche Dynamik bzw. einen natürlichen Prozess der Küstengestaltung dar und steht damit den Erhaltungszielen der Vegetation ein- oder mehrjähriger Arten an Kies- stränden bzw. des Salzgrünlandes entgegen. Ein solches Vorhaben muss deshalb gut abgewogen werden. An offiziellen Badestellen anlandendes Treibselgut jeglicher organischer Zusammenset- zung kann abgeharkt und entfernt werden, da es sich um kleine und durch Nutzung überprägte Bereiche handelt.

5.11. Entwässerung von Quellen – LRT 7220*

Quellen kommen als Kalktuffquellen am Steilhang östlich von Fahrdorf und nördlich von Bohnert vor. Diese liegen heute außerhalb von Weideflächen. Eine Ableitung des austre- tenden Grundwassers oder eine Beeinträchtigung durch Weidetiere ist in absehbarer Zukunft nicht zu erwarten. Viele der anderen erfassten Quellen sind degradiert, dass sie nicht dem Lebensraumtyp zugeordnet wurden. Dazu gehören quellige Bereiche am Selker Noor, an der Fahrdorfer Ziegelei sowie im Louisenlunder Wald. Besonders stark beeinträchtigt sind jene Quellen, die in genutzten Grünlandbeständen liegen. Das auf der Südseite des Selker Noores austretende Hangdruckwasser wurde in der Vergangenheit durch ein umfangreiches Entwässerungssystem für eine verbesserte Grünlandnutzung abgeleitet. Die hier im Of- fenland noch vorhandenen Quellen unterliegen einer intensiven Mahd und Beweidung; einige werden zwischenzeitlich bei der Mähnutzung ausgespart. Weitere Entwässe- rungsmaßnahmen verschlechtern den ohnehin schlechten Zustand. Eine Verbesserung der Quellen setzt tiefgreifende Veränderungen der hydrologischen Verhältnisse voraus, dies ist auch die Voraussetzung für die Wiederansiedlung charakte- ristischer Arten. – Solche Wiederherstellungsmaßnahmen sind auf den privaten Flächen in absehbarer Zeit nur schwer umsetzbar.

5.12. Entwässerung des Kesselmoores im Missunder Forst– LRT 7140

Das Übergangsmoor im Missunder Forst weist eine grabenartige Struktur auf. Inwieweit dadurch heute die hydrologischen Verhältnisse beeinflusst werden, ist unbekannt. Gleichwohl etablierten sich in den letzten Jahrzehnten Gehölze (Nadelbaumarten, Birke) und Pfeifengras als dominante Arten im Moor. Dies zog negative Veränderung der hyd- rologischen, chemischen und mikroklimatischen Bedingungen für die typischen Arten von Übergangs- und Hochmooren nach sich. Möglicherweise fördern die Gehölze das temporäre Abtrocknen des Moorkörpers.

5.13. Forstwirtschaftliche Nutzung der Wälder – LRT 9110, 9130, 9160 und 91E0* so- wie 1230

Bei den innerhalb des Natura2000-Gebietes liegenden Waldbeständen mit Lebensraum- typen handelt es sich zumeist um Randbereiche erheblich ausgedehnterer Wälder, de- ren Standorte deutlich länger als 150 Jahren mit Bäumen estanden sind. Sie wurden aufgrund ihrer flächenhaften Buchenwald- und Erlen-Eschenwald-Bestände in die Kulis- se einbezogen. Die Louisenlunder Wälder werden gemäß ihrer Reliefverhältnisse kleinräumig unter- schiedlich bewirtschaftet. Naturverjüngung mit Buchen spielt neben der Anpflanzung ausgewählter Laubholzarten eine große Rolle. Mit einem Fortbestand der vorhandenen Wald-Lebensraumtypen ist hier zu rechnen. Der Anteil alter oder abgestorbener Bäume ist vergleichsweise hoch. Alle anderen Lebensraumtypen-Waldbestände des Natura2000-Gebietes werden eben- falls (forstwirtschaftlich) genutzt. Die Vielfalt an Gehölzarten und an unterschiedlichen Al- 39

tersklassen ist meistens deutlich geringer als in Louisenlund. Lebenraumtypen-Wälder nehmen zudem gegenüber Sonstige Waldtypen einen erheblich geringen Anteil ein. Buchenwald-Lebensraumtypen finden sich in den ehemaligen bäuerlichen Arealen nur noch vereinzelt. Hier stellen privater Einschlag und anschließendes Anpflanzen nichtle- bensraumtypischer Gehölzarten auch zukünftig eine ernsthafte Gefährdung dar. Die nassen Standorte, auf denen der Lebensraumtyp Erlen-Eschenwald ausgebildet ist, sind wirtschaftlich weniger interessant. Hier sind Altersstruktur und Zusammensetzung der Baum- und Strauchschicht zumeist vielfältiger entwickelt. Außerdem ist der Anteil absterbender und toter Bäume wesentlich höher als auf den besser zugänglichen Standorten. Die Erlen-Eschenwälder zeichnen sich häufig durch eine sehr geringe Grö- ße aus. Außerdem liegen sie am Hang häufig inselartig in Sonstigen Waldbeständen. Zur Verringerung von Randeinflüssen wäre eine Pufferzone oberhalb des Hanges und damit außerhalb des Natura2000-Gebietes vorteilhaft. Die Nutzung von auf den Hängen wachsenden Bäumen und Sträuchern als Buschholz zu privaten Feuerungszwecken oder zur Verarbeitung als Hackschnitzel hängt – wie die Zusammensetzung und die Altersstruktur - von den Eigentumsverhältnissen ab. Wäh- rend einige Eigentümer an der Hangoberkante oder am Hang wachsende erntbare und abgängige Bäume entnehmen, überlassen andere Eigentümer sie den natürlichen Pro- zessen. Die am Ufer liegenden Sturzbäume werden zum Teil entfernt, so dass nur weni- ge Sturzbäume langfristig eine Bedeutung für die küstengestaltenden Abläufe und für die Flachwasserzone als Lebensraum ausüben. Waldrandstrukturen werden an den Böschungsoberkanten der Schlei und der Noore häufig durch (ehemalige) Knicks gebildet. Abschnittsweise fehlen Knicks oder Gehölz- reihen, so dass es unvermittelte Übergänge gibt. An den Hangunterkanten bilden schmale Gehölzsäume und Röhrichte verzahnte Übergänge. Gelegentlich reicht der Ge- hölzbestand bis an die Brandungszone der Schlei. Bei weiter steigenden Preisen auf dem Holzmarkt kann sich die Nutzungsintensität so- wohl in den nasseren Bereichen der großen Wälder wie auch an den steilen Küstenab- schnitten erhöhen. Der Anteil der hohen Altersklassen und des Totholzes wird sich dadurch verringern.

5.14. Beunruhigung und Gefährdung durch Freizeitverkehr und Erholungssuchende – alle LRT und Vogelarten von Bedeutung

Mit der B76 durchschneitet eine Bundesstraße das Gebiet. Für den Straßendamm wurde der Nehrungsstrandwall zwischen Haddeby und Fahrdorf ausgebaut. Zwischenzeitlich etablierten sich erste Gehölze auf dem Damm. Inwieweit es durch die Fahrzeuge zu Be- einträchtigungen für die fliegende Avifauna kommt, ist bislang nicht bekannt. Ansonsten gibt es keine Straßen im Offenland mit einem höheren Verkehrsaufkommen. Folglich stellt der Verkehr hier keine nennenswerte Beeinträchtigung dar. Das rund um die Schlei vorhandene Wegesystem verläuft in langen Abschnitten fern der Schlei (außerhalb des Natura2000-Gebietes), während es in anderen Abschnitten ufer- nahe Wege gibt. Es handelt es sich um (ehemalige) Ortsverbindungs- oder Feldwege sowie um Hochwasserschutzwälle mit Wegen. Der mehr oder weniger offene Lebens- raum für Wasser- und Küstenvögel wird im Übergang vom Haddebyer zum Selker Noor auf kurzer Strecke und auf längerer Strecke im Bereich des Holmer Sees sowie nördlich von Weseby durch Straßen und Wege zerschnitten. Brutreviere für Vogelarten des Of- fenlandes sind hier aufgrund der häufigen Störungen nicht zu erwarten. Direkt am Ufer verlaufende Wege werden im Allgemeinen durch Röhrichte oder (schma- le) Gehölzbestände gegen das Wasser abgeschirmt und bilden somit eine Sichtbarriere für die Vögel. Einige Bereiche wie zwischen Schleswig und Fahrdorf oder wie in den Ortschaften weisen Lücken im Röhricht auf, da Erholungssuchende hier an die Schlei gehen. Das im Wasser wachsende Röhricht wird aufgrund der starken Wasserstands- 40 schwankungen kaum als Brutgebiet von Enten, Gänsen oder Sägern genutzt, die Stö- rungen betreffen deshalb vor allem Nahrungs- und Rastareale. Viele Uferbereiche sind jedoch auf langer Strecke ohne regelmäßige Störung und so vielfältig, dass die Vögel ausweichen können. Die in den Waldbereichen verlaufenden Wege werden zwar ebenfalls gut frequentiert, die Beeinträchtigungen auf die Lebensraumtypen und die besonderen Arten fallen ge- ringer aus. Als Ausnahme sind einige Wege im Louisenlunder Wald zu nennen. Sie wer- den ganzjährig relativ häufig befahren. Abgase, Lärm und Unruhe sind die Folgen. Im Bereich der Steilküsten kommt es durch Kletterer zu Abbrüchen (z.B. am Missunder Forst). Dadurch können auch mögliche Uferschwalben-Kolonien beeinträchtigt werden. Zu den weiteren Beeinträchtigungen zählen neben der gelegentlichen Unterhaltung der Wegeinfrastruktur die Einträge von Müll und menschlichen wie tierischen organischen Hinterlassenschaften. Zur Eindämmung dieser Beeinträchtigung installierten mehrere Gemeinden Mülleimer und Hundetütenspender. Sie stoßen auf unterschiedliche Reso- nanzen. Beeinträchtigungen durch nicht angeleinte Hunde sind in der Nähe von Wegen und Siedlungen gegeben. Das Ausführen von frei laufenden Hunden auf land- oder forstwirtschaftlich genutzten Flächen ist weit verbreitet, Beeinträchtigungen sind wahr- scheinlich. Das Verhalten vieler Hundehalter lässt Respekt gegenüber der Natur und dem Eigentum anderer Menschen vermissen. Der Landessportverband Schleswig-Holstein e.V. schloss im Jahr 2008 für seine Spar- ten Segelsport, Kanusport, Rudersport, Motorbootsport, Tauchsport, Pferdesport und Schlittenhundesport mit dem Land Schleswig-Holstein eine freiwillige Vereinbarung über Natura2000-Gebiete einschließlich des Natura2000-Gebiets Schlei. Gemäß Neufassung der Vereinbarung aus dem Jahr 2012 sind die Aktivitäten des organisierten Sportes un- ter Beteiligung des Landessportverbandes gebietsspezifisch näher zu beschreiben und in die Managementplanung zu übertragen. Auf den terrestrischen Flächen des „Südseite der Schlei“ nutzen organisierte Sportler der Sparten Pferdesport und Schlittenhundesport vor allem öffentlich zugängliche Wege und deren Randstreifen. Zum Baden mit Pferden werden vereinzelt nahe an Wegen ge- legene Lücken im Brackwasserröhricht aufgesucht. Aufgrund der geringen Frequenz ist von keiner erheblichen Beeinträchtigung der Avifauna auszugehen. Der Umfang des or- ganisierten Reitens abseits von Wegen auf Flächen innerhalb der Natura2000-Kulisse wird als sehr gering eingeschätzt, da die meisten Flächen im privaten Eigentum sind. Es gibt zwar Pferdeweiden innerhalb der Kulisse, jedoch keine Reit- oder Longierplätze o- der andere pferdesportlichen Einrichtungen. Art und Umfang dieser beiden organisierten Sportarten, wie sie zum Zeitpunkt der Auf- stellung des Managementplanes durch das MELUR beschrieben werden, führen nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Erhaltungs- ziele dieses Natura2000-Gebietes (Teilgebiet „Südseite der Schlei“ landseitig). Dement- sprechend besteht derzeit kein weiterer Regelungsbedarf. Art und Umfang dieser Sportausübung sind somit in ihrem Bestand als geschützt anzusehen. Ob und inwieweit der organisierte oder unorganisierte Wassersport Beeinträchtigungen verursacht, wird im Managementplan für das Teilgebiet „Wasserflächen der Schlei“ be- arbeitet werden. Schwierig ist möglichweise die Situation für diejenigen Küsten-, Wat- und Wasservogel-Arten, die Brutreviere oder Rastplätze auf den von der Wasserseite gut erreichbaren Halbinseln oder an von Landseite schwer zugänglichen Ufern beset- zen. Besonders im Mai und Juni sind in diesen Flachwasserbereichen Erholungssu- chende einzeln oder in Gruppen mit flachen Booten unterwegs. Sie steuern auch nicht ausgewiesene Stellen an. Dazu zählen die in die Schlei ragenden Halbinseln (z.B. Kiel- fot, Karnör, Ulsberg, Ellenberg) und Landspitzen wie z.B. die Mündung des Ornumer und des Olpenitzer Noores sowie schmale Strandwälle unterhalb bewaldeter Steilküsten. An vielen von ihnen halten sich bevorzugt Vögel auf, so dass Störungen auch zur Brutzeit nicht auszuschließen sind. 41

5.15. Jagd – Bodenbrütende Vogelarten und Wasservogelarten von Bedeutung

Die im Gebiet zulässige ordnungsgemäße Ausübung der Jagd konzentriert sich auf- grund des topografischen Zuschnitts, der in weiten Bereichen schlechten Schussverhält- nisse und der schlechten Begehbarkeit des Natura2000-Gebietes auf kleinräumige Akti- onen. Diese lassen derzeit keine Beeinträchtigung der Erhaltungsziele erkennen. In den einbezogenen größeren Waldbereichen (Louisenlunder Wald, Missunder Forst und Wald bei Gut Büstorf) bezeugen jagdliche Einrichtungen von einer aktiven jagdli- chen Praxis. Diese führt aktuell nicht zu einer Beeinträchtigung der Erhaltungsziele. Nach Auskunft der Unteren Jagdbehörden wird die Wasservogeljagd an der Schlei und den Nooren nur gelegentlich ausgeübt. Dies betrifft auch die Ausnahmebejagung von Wildgänsen auf angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen. Ob und inwieweit sich die Praxis der Wasservogeljagd mit den Zielen eines europäischen Vogelschutzgebietes vereinbaren lässt, wird im Managementplan für das Teilgebiet „Wasserfläche der Schlei“ bearbeitet. Spuren der höheren Wildschwein-Bestände finden sich vor allem in den abgelegenen Bereichen. Neben stark verschilften handelt es sich auch um offenere Flächen und somit um potentielle Bruthabitate für bodenbrütende Vogelarten wie Rotschenkel, Kiebitz, Feldlerche. Bislang ließ sich kein Zusammenhang zwischen der Anzahl der Wildschwei- ne und deren Bruterfolg ermitteln. Außerdem kommen nachtaktive Raubsäuger sowie Waschbär und Marderhund vor; sie können den Bruterfolg der naturschutzfachlich be- deutsamen Vogelarten ebenfalls dezimieren. Über ihren Einfluss ist ebenfalls nicht Kon- kretes bekannt. Deshalb sind spezielle nicht zu den traditionellen jagdlichen Methoden zählende Maßnahmen gegen Prädatoren zum jetzigen Zeitpunkt für kein (potentielles) Bruthabitat in Erwägung zu ziehen.

5.16. Angelsport und Fischerei – LRT 1150* und 1160, Vogelarten von Bedeutung sowie Flussneunauge

Die in die Kategorie „Küstengewässer“ fallende Schlei und ihre Noore sowie der Holmer See sind in drei Zuständigkeiten aufgeteilt. Ihre jeweiligen Erlaubnisscheine bieten den Anglern unterschiedliche Rahmenbedingungen, die gesetzlichen Vorgaben spezifizie- rend. Dies betrifft auch den Lebensraum von Bach- und Flussneunauge. Ob und inwieweit die Fischerei und der Angelsport die Erhaltung und die Ziele des Natu- ra2000-Gebietes beeinträchtigen oder gefährden, wird im Managementplan für das Teil- gebiet „Wasserfläche der Schlei“ untersucht und bearbeitet.

5.17. Bebaute und unbebaute Siedlungsgrundstücke – LRT 1150*, 1160, 1210, 1220, 1230 und 1330 sowie Vogelarten von Bedeutung

Die zu Wohnhäusern, Vereinsanlagen, Zelt- und Campingplätzen, Häfen, Bootsanlegern oder öffentlichen Flächen gehörenden Grundstücke werden häufig bis an die Wasser- kante gärtnerisch gestaltet und gepflegt. In vielen Bereichen wurde das Ufer gegen Ero- sion auf die unterschiedlichste Weise mit verschiedenen Materialien befestigt. Damit wird in die natürlichen Küstenbildungsprozesse eingegriffen. Es ist davon auszugehen, dass auf etlichen Parzellen im Einflussbereich der Schlei gedüngt wird. Obgleich der Einsatz von vielen Pflanzenschutzmitteln und anderen Substanzen in Gewässernähe verboten ist, ist eine entsprechende Behandlung im Einzelfall nicht auszuschließen. Auf etlichen Grundstücken werden die biogenen Abfälle direkt am Hang, am Ufer oder im Wasser zur Entsorgung abgeladen oder in Ufernähe verbrannt. Die aus ihnen freigesetz- ten Nährstoffe belasten die Uferlebensraumtypen wie die Schlei direkt. Der Schilfgürtel ist in den besiedelten Bereichen häufig für einen Steg, eine kleine Bade- oder Angelbucht oder die freie Sicht unterbrochen. Auf vielen Grundstücken findet eine 42

ganzjährige oder phasenweise Störung der in Ufernähe vorkommenden Vogelwelt durch Menschen und Haustiere statt. Aufgrund dieser von vielen Grundstücken ausgehenden Beeinträchtigung und der Ge- fährdung von Lebensraumtypen und Arten ist darauf zu achten, dass nicht weitere Ufer- bereiche innerhalb oder außerhalb von Siedlungen zu Gartenanlagen oder privaten Ba- destellen umfunktioniert werden.

5.18. Neophyten – alle LRT

Die Kartoffelrose (Rosa rugosa) wurde im gesamten Gebiet überall dort angepflanzt, wo Siedlungsbereiche im Übergang zum Strandwall oder zum Schleiufer gestaltet wer- den. Sie wurde in und an privaten Gärten, an Campingplätzen, an Hafenanlagen sowie wie an Standorten, die im Beziehung zu gastronomischen Einrichtungen oder öffentli- chen Erholungsnutzung stehen, angepflanzt und ist somit in jenen Bereichen des Natura 2000-Gebietes häufig. Der Raum zwischen gestalteten Bereichen und dem Ufer ist meist schmal, so dass sich die Kartoffelrose hier in Konkurrenz zu Gehölzen, Hochstauden- Fluren oder dem Röhricht behauptet. Die Beschattung und die nicht optimalen Standort- bedingungen duldet die Kartoffelrose, die Möglichkeiten zur Ausbreitung sind begrenzt. Auf den ausgedehnteren offenen Strandwällen zwischen Götheby und Weseby hat sie sich hingegen stark ausgebreitet. Auf dem Olperör wurde mit ihr der Übergang zwischen der Hauptfläche und dem (befestigten) Strandwall gestaltet. An solchen Wuchsorten breitet sich die Kartoffelrose zulasten typischer Arten der Strandwälle aus. Der Japanische und der Sachachalin-Staudenknöterich (Reynoutria japonica und R. sachalinensis) kommen vereinzelt im Gebiet sowie direkt außerhalb (Straßenbö- schungen, Gehölzbestände) vor. Die Ursprungspflanzen stammen aus privaten Gärten (z.B. Nordseite des Selker Noores, Missunde) oder aus kommunalen Lagerstätten für Grüngut (z.B. Fleckeby). Über Rhizome breiten sie sich jeweils in die angrenzenden Waldbestände des Natura2000-Gebietes aus. Der hohe Grundwasserstand begrenzt ihr Vordringen an nassen Standorten, wie an Fließgewässern und Nooren. Das Vorkommen ist kleinflächig. Die Herkulesstaude oder der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) dringt ebenfalls von außen in das Natura 2000-Gebiet ein. Größere Vorkommen finden sich in einer kommunalen Lagerstätte für Grüngut (Fleckeby) sowie auf privaten Grundstücken (u.a. Götheby, Guckelsby). Betroffen sind die im Natura 2000-Gebiet liegenden an das Vorkommen angrenzenden Biotope. Vor allem in den feuchten Hochstauden- und Brackwasserstauden-Gesellschaften am Schleiufer, aber auch in den Kartoffelrosen- Beständen auf Strandwällen findet sie gute Wachstumsbedingungen und erschwert eine Bekämpfung. Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) wurde besonders auf der Ost- und der Südseite des Haddebyer und des Selker Noores nachgewiesen. Hier wächst es von der Straßenböschung aus in das Natura2000-Gebiet hinein oder kommt in den uferna- hen Schilf- und Hochstauden-Beständen vor. Zurück gedrängt werden hier besonders niedrigwüchsige Arten. Die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina) ist Bestandteil der Strauch- schicht in den Wäldern, besonders auf sandigen Standorten. Von hier aus breitet sie sich aus. Das Natura 2000-Gebiet bietet aufgrund seiner hydrologischen Abgrenzung wenig geeignete Wuchsorte und ist deshalb nur kleinflächig von seiner Invasion betrof- fen.

5.19. Zustand der Fließgewässer – kein LRT aber Flussneunauge und Eisvogel

In das Teilgebiet „Südseite der Schlei“ münden etliche kleine Auen und Bäche, so dass ihre Mündungsbereiche innerhalb der Natura2000-Kulisse liegen. Sie beherbergen kei- nen Lebensraumtyp, aber sie sind Lebensraum für den Eisvogel. In einigen Bächen 43

laichte früher das Flussneunauge. Deshalb sollten die Fließgewässer möglichst wenig und möglichst schonend unterhalten werden. Je naturnäher Profil und Sohle gestaltet sind und desto naturnäher die Uferstrukturen entwickelt sind, desto vielfältiger ist die faunistische Besiedelung des Fließgewässers. Alle Möglichkeiten zur Erreichung von ge- ringen Nährstoffgehalten im Wasser sind auszuschöpfen. Zum Schutz der limniischen Mesofauna und des Laiches von Fischen und Neunaugen ist die Sedimentfracht deutlich zu reduzieren. Große Mengen abgelagerter Sedimente werden regelmäßig aus der Ko- seler Au (innerhalb des FFH-Gebietes der Schlei, direkt unterhalb des FFH-Gebietes „Großer Schnaaper Sander, Bültsee und anschließende Flächen“ DE 1524-391) geholt. Von hohen Sedimentfrachten sind jedoch nahezu alle Fließgewässer betroffen, so dass bei vielen Bächen und Vorflutern Handlungsbedarf besteht. Häufig eignet sich auch des- halb das Sohlsubstrat nicht als Laichhabitat. Wünschenswert ist die Herstellung einer Durchgängigkeit für einige Fließgewässer; die Abstürze oder Verrohrungen befinden sich zumeist oberhalb der Natura2000-Kulisse. Im Rahmen der Europäischen Wasserahmen-Richtlinie wurden Maßnahmen zur ökolo- gischen Verbesserung von Fließgewässern und größeren Wasserkörpern in den einzel- nen Flussgebietseinheiten entwickelt; sie sind in Umsetzung begriffen. Sie werden hier nicht dargestellt. Der Maßnahmenkatalog Kap. 6 enthält daher keine Maßnahmen zur Entwicklung der Wasserkörper.

5.20. Zustand der Vogelarten des Offenlandes und der Röhrichte

Die Bestände einiger Arten entwickelten sich in der Vergangenheit im gesamten Natu- ra2000-Gebiet wie auch im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ negativ (KIECKBUSCH & ROMAHN 2008). Besonders auffällig ist der Rückgang des Rotschenkels. Nicht ganz so dramatische Bestandseinbrüche wurden beim Wiesenpieper beobachtet. Für den Kiebitz wurde zwischen den Jahren 2000 und 2008 auf der Südseite eine leichte Zunahme ver- zeichnet – bei gleichzeitiger Abnahme für das gesamte Schutzgebiet. Bekassine und Wachtelkönig verzeichneten in dieser Zeitspanne ebenfalls einen Rückgang bis auf ein Brutpaar bzw. bis auf kein Brutpaar. Der Erhaltungszustand aller genannten Arten wurde als „ungünstig“ bezeichnet. Einzig die Feldlerche blieb in der Bestandsdichte konstant, ihr Erhaltungszustand wurde weiterhin als „gut“ bewertet. Für den Rückgang der genannten Arten ist im Teilgebiet „Südseite der Schlei“ neben überregionalen Ursachen und anthropogenen Störungen die Nutzungsaufgabe von Grünlandflächen ein wesentlicher Grund. Die folgende Ausbreitung von Schilf und hochwüchsigen Pflanzenarten sowie die Ausbildung von dicken Streuschichten ver- schlechtern die Lebensraumqualitäten für die Vogelarten der offenen und halboffenen Landschaft. Die Bewohner von Röhrichten reagierten hingegen mit einer positiven Entwicklung: Beim Schilfrohrsänger verdoppelte sich die Anzahl der Brutpaare; sein Erhaltungszustand wurde als „gut“ eingestuft. Eine Zunahme wurde auch bei Blaukehlchen und Bartmeise ermittelt. Bei der Wiederholungskartierung im Jahr 2008 brütete die Rohrweihe an ande- ren Standorten als im Jahr 2000, die Anzahl der Reviere war auf der Südseite jedoch nahezu konstant. Der Erhaltungszustand der Rohrweihe wurde als „gut“ beurteilt. Diese Arten sind zudem auf benachbartes Offenland zur Nahrungssuche angewiesen. Um die Situation der Vogelarten des Offenlandes zu erhalten oder zu verbessern, ist ei- ne Erhaltung des Offenlandes (Salzgrünland, naturnahes und halbnatürliches Grasland und Hochstaudenfluren sowie Niedermoore) zwingend erforderlich. Wenn möglich, soll- ten gezielt brachgefallene Parzellen wieder einer extensiven Nutzung zugeführt werden, um größere geeignete Habitate zu schaffen. Eine Beweidung vieler Systeme ist aus avifaunistischen Gesichtspunkten häufig günstiger als eine Mahd. Eine Ausweitung ex- tensiv genutzten Grünlandes zulasten von bisher gedüngten und mehrfach gemähten Grünlandflächen wäre positiv, ebenso eine Umwidmung von Ackerflächen in ungedüng- tes Weidegrünland. 44

Dies könnte ebenfalls eine Habitatverbesserung für Vogelarten der Übergangslebens- räume wie den Neuntöter (ein Brutpaar am Homer See, ungünstiger Erhaltungszustand) bedeuten. Mit der starken Ausweitung der Landröhrichte verbesserten sich die Lebensbedingungen für Schilf bewohnende Vogelarten. Sollten einige Parzellen in Grünland überführt oder sich Bestände in Gebüsche bzw. Wald weiterentwickeln, sollten sie ausreichend geeig- nete Habitate in geringer Entfernung finden.

6. Maßnahmenkatalog

Die im Folgenden dargestellten Erhaltungs-, Entwicklungs- und Pflegemaßnahmen kön- nen lediglich als Handlungsrahmen verstanden werden und benötigen mehrheitlich einer Detailplanung und/oder einer gesonderte Beantragung bei den zuständigen Behörden. Die meisten der im Teilbereich „Südseite der Schlei“ erfassten Lebensraumtypen befin- den sich in einem „ungünstigen“ Erhaltungszustand, einige in einem „günstigen“ und wenige in einem „hervorragenden“ (siehe Tabelle 4). Auf der Südseite der Schlei liegen die meisten der terrestrischen Lebensraumtypen und Biotope auf Flächen von privaten Eigentümern. Somit obliegt auch ihnen die Verantwor- tung zur Erhaltung dieser geschützten Lebensgemeinschaften. Sofern diese durch menschliche Nutzung entstanden sind, kann einer Verschlechterung zumeist durch Bei- behaltung der derzeitigen Nutzungsform und –intensität entgegen gewirkt werden. Eine dauerhafte Nichtnutzung ist indes auszuschließen, wenn Lebensraumtypen und Biotope anthropogenen Ursprungs mittelfristig im derzeitigen Zustand erhalten werden sollen. Viele Flächen der kartierten Lebensraumtypen Salzgrünland und Magere Flachland- Mähwiese sowie der anderen in geringerem Umfang vorhandenen Lebensraumtypen des Offenlandes sind aufgrund ihrer geringen Größe, einer schlechten Zuwegung sowie veränderten Strukturen bei der Tierhaltung und –ernährung aus der Nutzung gefallen. Ih- re Erhaltung setzt einen regelmäßigen hohen Aufwand voraus. Ihr Erhaltungszustand wurde überwiegend als „ungünstig“ eingestuft. Es ist davon auszugehen, dass viele die- ser Kleinstbestände trotz allen Bemühens langfristig nicht zu erhalten sind. Die meisten werden sich vorerst in Landröhrichte der Lebensraumtypen 1150* und 1160 entwickeln. Unabhängig davon bleibt es das Ziel, den Flächenumfang der kartierten Lebensraumty- pen gebietsspezifisch zu erhalten. Vor diesem Hintergrund müssen sich die Notwendigen Erhaltungsmaßnahmen auf die- jenigen Flächen konzentrieren, die aufgrund ihrer Größe und ihrer Lage geeignet sind, Populationen von Pflanzenarten zu erhalten und zu fördern, die eine Trittsteinfunktion für Pflanzen einnehmen oder die für die Vogelwelt einen große Bedeutung haben. Zudem sind die Potentiale auf den für den Naturschutz gesicherten Flächen auszuschöpfen. Eine flächenhafte Umsetzung der Maßnahmen zur Erreichung der Natura2000-Ziele setzt die Unterstützung privater Eigentümer voraus. Neben einer allgemeinen Akzep- tanzschaffung sind dafür auch finanzielle Anreize vor allem bezogen auf land- und forst- wirtschaftliche Flächen erforderlich. Im Hinblick auf die hohe Anzahl an privaten Grund- stücken mit einer Siedlungs- oder Erholungsfunktion bedarf es vertieften Wissens und Verständnisses für die Belange der Natur und ihres Schutzes. Die Ausführungen zu den Ziffern 6.2. bis 6.7. werden durch die Maßnahmenblätter 1 bis 5 in der Anlage 10 ergänzt.

6.1. Bisher durchgeführte Maßnahmen

Siehe Karte 3a: Kartenblätter 1 - 16 Zum 01.11.2013 trat im Land Schleswig-Holstein ein Dauergrünlanderhaltungsgesetz in Kraft, das Dauergrünland vorerst bis 2018 unter einen stärkeren Schutz stellt. 45

Die Erhaltung und Förderung von ökologisch bedeutsamem Dauergrünland unterstützt das Land Schleswig-Holstein seit längerem mit Hilfe des Vertragsnaturschutzes. Inner- halb der Natura2000-Kulisse dieses Teilgebietes bzw. auf direkt angrenzenden Parzel- len bestehen einige Verträge. Für einige wurde keine Verlängerung der Ende 2013 aus- laufenden Verträge geschlossen. Während der Erstellung des MP-Teilplanes „Südseite der Schlei“ konnten mehrere Nutzer für eine Teilnahme an diesem Programm ab 2014 gewonnen werden. Weitere werden sich voraussichtlich ab 2015 an einem Grünland- Förderprogramm beteiligen. Ehemalige landwirtschaftlich genutzte Flächen der Stiftung Naturschutz Schleswig- Holstein werden möglichst in (Pflege-) Nutzung gehalten. Die Stiftung Schleswig- Holsteinische Landesmuseen verpachtet ihre in der Natura2000-Kulisse liegenden Flä- chen mit der Auflage, keinen Dünger einzusetzen. Es gibt keinen Waldbestand im privaten Eigentum, der seiner natürlichen Entwicklung überlassen wurde. Die Wälder der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein sind dafür vorgesehen, die vorbereitenden Maßnahmen sind eingeleitet. Selker Noor und Haddebyer Noor  Erhaltung und Verbesserung einer Mageren Flachland-Mähwiese (LRT 6510): Nach Übernahme einer Fläche gewann die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein einen Landwirt, der die brach gefallenen nicht von der Schlei beeinflussten Bereiche im Spätsommer 2013 wieder einer Beweidung nach naturschutzfachlichen Vorgaben zu- führte. Die Fläche liegt auf der früheren Insel zwischen Schlei und Haddebyer Noor.  Neophyten: Der Kreis Schleswig-Flensburg führt in unregelmäßigen Abständen me- chanische Bekämpfungen von Neophyten durch. Im Jahr 2013 fand eine Aktion ge- gen das Drüsige Springkraut statt. Bearbeitet wurden die kreiseigenen Flächen auf der Ostseite des Haddebyer Noores und Selker Noores. Große Breite von Busdorf bis Borgwedel Es wurde bislang keine Maßnahme innerhalb der Natura2000-Kulisse realisiert. Obere Schlei von Güby bis Missunde  Vereinfachtes Flurbereinigungserfahren Hüttener Vorland: Ca. 35 ha des vom Land Schleswig-Holstein geförderten Flächenerwerbs (insgesamt rd. 160 ha) liegen inner- halb der Natura2000- Kulisse. Hier wurden im Herbst 2012 die ersten Zäune gezo- gen, um die Flächen für eine Beweidung herzurichten. Im Bereich der Holmer See- Niederung mit Osterbek und Schoolbek wurden die meisten der gesicherten Flächen in den letzten Jahren weitgehend genutzt, sowohl von konventionellen Landwirten als auch von einem tierhaltenden Naturschutzverein. Die flächenhaften Schilfröhrichte um den Holmer See wie in den schmalen Auniederungen werden mangels Tragfähig- keit kaum vom Vieh betreten oder von Mähmaschinen befahren. Die Flächen an der ehemaligen Mündung der Großen Hüttener Au (westlich des Holmer Sees und östlich des Louisenlunder Waldes) lagen in den letzten Jahren hingegen größtenteils brach. In den nassen Bereichen ist die Sukzession weit fortgeschritten. Das Verfahren liegt in der Zuständigkeit des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein.  Zur Erhaltung des Lebensraumtyps Kalkreiche Niedermoore (LRT 7230) am Holmer See (Flächen des Flurbereinigungsverfahrens „Hüttener Vorland“ sowie eines priva- ten Eigentümers) realisierte die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Rendsburg- Eckernförde in den letzten Jahren kleinflächiges Abräumen der hochwüchsigen Vege- tation in denjenigen Bereichen, die aufgrund des hohen Grundwasserstandes vom Vieh kaum betreten werden. Hier wachsen u.a. noch wenige Exemplare von Sumpf- herzblatt, Sumpfläusekraut und Zittergras. Die Arbeiten wurden von der AG Geobota- nik Schleswig-Holstein und Hamburg e.V. initiiert und zum Teil durchgeführt. 46

 Langfristige Pacht einer Fläche in Schoolbek mit Wiederaufnahme der Beweidung ei- ner Mageren Flachland-Mähwiese und oberhalb liegender Ackerbrache in Kooperati- on der Stiftung Aktion Kulturland mit dem Land Schleswig-Holstein. Mit der Winter- beweidung wurde im Jahr 2011 begonnen.  Wiederherstellung eines Salz- und Feuchtgrünlandes am Holmer See: Während der Erstellung dieses MP-Teilplanes wurde ein Landwirt gewonnen, der den Großteil ei- ner brach gefallenen Fläche der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wieder als Weide nutzen möchte. Diese Teilflächen wurden als LRT 1330 und 7140 klassifiziert. Mit der Beweidung nach naturschutzfachlichen Vorgaben wurde im Juni 2013 begon- nen. Mittlere Schlei von Missunde bis Winnemark  Verbesserung des Unterlaufes der Siesebyer Au als Maßnahme der Wasserrahmen- richtlinie: Die Au wurde in Sieseby zwischen der Mündung in die Schlei und dem Durchlass unter der Straße K77 aufgeweitet und ihr Profil umgestaltet. Die Maßnah- me ist abgeschlossen.  Verbesserung der Bienebek als Maßnahme der Wasserrahmenrichtlinie: Die Bie- nebek fließt kurz vor ihrer Mündung in die Schlei beim Schloss Bienebek in ein Schlossgraben- und –teichsystem. Dieses weist einige Stufen auf. Hier wird im Jahr 2014 eine Durchgängigkeit für im Wasser lebende Organismen geschaffen werden.  Wiederherstellung eines strukturreichen Nass- und Salzgrünlandes im Mündungsbe- reich der Koseler Au in das Ornumer Noor: Während der Erstellung dieses MP- Teilplanes wurde ein Landwirt gewonnen, der eine seit langem brach gefallene Flä- che der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wieder als Weide nutzen möchte. Diese ehemalige Salz- und Nasswiese wurde als LRT 1150* erfasst. Als Vorbereitung wurde im Spätsommer 2013 eine Mahd durchgeführt. Für diese Natura2000- Maßnahme beantragte die UNB des Kreises Rendsburg-Eckernförde S+E-Mittel. Vo- raussichtlich wird sie einen beantragten Zaunbau für diese Fläche realisieren. Mit der Beweidung nach naturschutzfachlichen Vorgaben wird 2014 begonnen werden. Ein breiter Röhrichtstreifen entlang der Au und des Noores bleibt weiterhin der Sukzessi- on überlassen.  Wiederherstellung eines strukturreichen Salz- und Feuchtgrünlandes westlich von Winnemark: Während der Erstellung dieses MP-Teilplanes wurden Landwirte gewon- nen, die unterschiedlich lange brach gefallene Flächen westlich von Winnemark wie- der als Weide nutzen möchten. Es handelt sich um sechs Parzellen von drei Eigen- tümergruppen. Diese ehemaligen Salz- und Feuchtwiesen wurden dem Lebensraum- typ 1160 zugeordnet. Als Vorbereitung wurden drei Parzellen im Spätsommer 2013 gemäht. Mangels Befahrbarkeit war keine Abfuhr des Mähgutes möglich. Für diese Natura2000-Maßnahme beantragte die UNB des Kreises Rendsburg-Eckernförde S+E-Mittel. Voraussichtlich wird sie einen beantragten Zaunbau für diese Flächen re- alisieren. Mit der Beweidung nach naturschutzfachlichen Vorgaben wird auf den ge- mähten und damit vorbereiteten Flächen 2014 begonnen werden. Bei den anderen wird sie voraussichtlich nach dem Zaunbau aufgenommen werden. Die Landwirte be- absichtigen, am Vertragsnaturschutzprogramm des Landes Schleswig-Holstein teil- zunehmen. Die gehölzbestandenen Bereiche bleiben von der Pflege ausgenommen. Untere Schlei von Kopperby bis Olpenitzdorf Es wurde bislang keine Maßnahme innerhalb der Natura2000-Kulisse realisiert. 47

6.2. Notwendige Erhaltungsmaßnahmen und ggf. Wiederherstellungsmaßnahmen

Siehe Karte 3b: Kartenblätter 1 - 16 Die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen dienen der Umsetzung des sog. Verschlechte- rungsverbots (§ 33 Abs. 1 BNatSchG, ggf. i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatSchG). Diese Vor- gaben sind somit verbindlich einzuhalten. Bei Abweichungen hiervon ist i.d.R. eine Ver- träglichkeitsprüfung durchzuführen.

6.2.1. Erhaltung der natürlichen Entwicklung in der Flachwasserzone und am Ufer von Nooren und Strandseen sowie von den Kontaktbiotopen - LRT 1150*, 1230 und 1330

Zur Erhaltung des in der Flachwasserzone der Noore und der Strandseen ausgebildeten Brackwasserröhrichts bleibt es der natürlichen Entwicklung überlassen. Ebenfalls diesem Lebensraumtyp zugeordnet sind die oberhalb der mittleren Wasserlinie vorkommenden Röhrichte. Die ufernah angrenzenden schmalen Kontaktbiotope wie Ru- deralfluren, Sumpfgesellschaften, Pioniergehölze oder Gebüsche bleiben ebenfalls der Sukzession überlassen. Eingeschlossen sind zum Teil Kleinstbestände von Salzgrün- land, der Mageren Flachland-Mähwiese oder des Übergangs- und Schwingrasenmoo- res. Ausnahmen von einer ungestörten Entwicklung stellen gegebenenfalls Uferabschnitte mit offiziellen Badestellen, Bootsstegen und ähnlichen Einrichtungen dar (siehe Weiter- gehende Maßnahme 6.3.11.). Zudem gibt es aus Vogelschutzgründen Ausnahmen auf beweideten Flächen (siehe Maßnahmen 6.2.3. sowie 6.3.3.). Die winterliche Reeternte mit Belassen von breiten Streifen Altröhrichts bedarf der be- hördlichen Genehmigung. Sie verhindert eine Verbuschung und sichert somit Lebens- räume für Röhricht bewohnende Vogelarten wie Rohrweihe, Schilfrohrsänger und Blau- kehlchen (keine Darstellung der traditionellen Reetmahdflächen in der Karte). Sollten sich für bestimmte Bereiche umsetzbare Möglichkeiten zur Wiederaufnahme ei- ner Pflegenutzung mit dem Ziel der Verbesserung von Lebensraumtypen oder der Wie- derherstellung von verschwundenen Lebensraumtypen abzeichnen, sind diese zu prüfen und gegebenenfalls zu genehmigen.

6.2.2. Erhaltung der natürlichen Entwicklung in der Flachwasserzone, an Strandwall und Steilküste des Flachen großen Meeresarmes – LRT 1160, 1210, 1220, 1230 und 1330

Die weitgehend natürliche küstengestaltende Dynamik ist für die Lebensraumtypen der Flachwasserzone, des Strandwallsystems und der Steilküste zu erhalten. Offizielle Küs- ten- und Hochwasserschutzmaßnahmen erfüllen weiterhin ihre Funktion. Abharken von Treibselgut, regelmäßige Mahd des Strandwalls, des Röhrichts oder des Salzgrünlandes, Düngung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, ein Bepflanzen des Ufers mit nicht lebensraumtypischen Zierpflanzen, ein Umgestalten oder ein Befes- tigen des Ufers und der Steilküste sowie andere nicht naturverträgliche Eingriffe sind im Sinne des Verschlechterungsverbotes auf den Flächen mit Vorkommen der Lebens- raumtypen nicht zulässig. Das in der Flachwasserzone ausgebildete Brackwasserröhricht bleibt der natürlichen Entwicklung überlassen. Ebenfalls diesem Lebensraumtyp zugeordnet sind die oberhalb der mittleren Wasserlinie vorkommenden Röhrichte. Sie sollen sich ebenfalls ungestört entwickeln. Dies schließt eine Ansiedlung von Gehölzen mit ein. Die ufernah angrenzenden schmalen Kontaktbio- tope wie Ruderalfluren, Sumpfgesellschaften, Pioniergehölze oder Gebüsche bleiben 48

ebenfalls der Sukzession überlassen. Eingeschlossen sind zum Teil Kleinstbestände von Salzgrünland oder Magerer Flachland-Mähwiese. Ausnahmen von einer ungestörten Entwicklung stellen gegebenenfalls Uferabschnitte mit offiziellen Badestellen, Bootsstegen und ähnlichen Einrichtungen dar (siehe Weiter- gehende Maßnahme 6.3.11.). Zudem gibt es aus Vogelschutzgründen Ausnahmen auf beweideten Flächen (siehe Maßnahmen 6.2.3 sowie 6.3.3.). Die winterliche Reeternte mit Belassen von breiten Streifen Altröhrichts bedarf der be- hördlichen Genehmigung. Sie verhindert eine Verbuschung und sichert somit Lebens- räume für Röhricht bewohnende Vogelarten wie Rohrweihe, Schilfrohrsänger und Blau- kehlchen (keine Darstellung der traditionellen Reetmahdflächen in der Karte). Sollten sich für bestimmte Bereiche umsetzbare Möglichkeiten zur Wiederaufnahme ei- ner Pflegenutzung mit dem Ziel der Verbesserung von Lebensraumtypen oder der Wie- derherstellung von verschwundenen Lebensraumtypen abzeichnen, sind diese zu prüfen und gegebenenfalls zu genehmigen.

6.2.3. Erhaltung von Offenland-Lebensraumtypen – LRT 1150*, 1160, 1220, 1330, 6510

Der Lebensraumtyp Salzgrünland (LRT 1330) kann nur durch eine extensive Nutzung (Mahd, Beweidung oder Mähweidenutzung) und weitgehenden Düngungsverzicht erhal- ten werden. Auf etlichen Flächen sind die bisherige extensive Nutzung und die Bewei- dung bis an die Wasserkante fortzusetzen. Auf einigen kann die Nutzungsintensität op- timiert (extensiviert oder intensiviert) werden. Bei Nutzungsaufgabe oder durch Nutzungsintensivierung verschwinden die charakteris- tischen Pflanzenarten. Die ufernahen Bereiche werden auf vielen Flächen derzeit bei der Nutzung ausgespart. Vor allem zur Erhaltung der lichtbedürftigen Halophyten müssen Schilf und andere Röhrichtarten jedoch regelmäßig durch Mahd, Beweidung oder andere Maßnahmen zurückgedrängt und vorhandene Streuschichten verringert werden. Auf den ausschließlich gemähten Flächen ist ein Abtransport des Mahdgutes erforderlich. Auf ei- ne Düngung der Flächen ist zu verzichten. Von der Offenhaltung der ufernahen Bereiche profitiert auch die auf den sandigen oder kiesigen Randstreifen vorkommende mehrjäh- rige Vegetation des Kiesstrandes (LRT 1220). Eine Nutzung des Grünlandes bis an die Wasserkante gewährleistet eine gewisse Kurz- rasigrasigkeit des Salzgrünlandes sowie einen vegetationarmen Kiesstrand und somit günstige Habitateigenschaften für Vogelarten wie z.B. Rotschenkel und Sandregenpfei- fer. In einigen Weideeinheiten haben die Weidetiere traditionell ungehinderten Zugang zum Ufer. Diese Praxis sollte fortgesetzt werden. Auf anderen Koppeln sollte die Weide- nutzung zumindest abschnittsweise bis zur Wasserkante erweitert werden. Der Lebensraumtyp Magere Flachland-Mähwiese (LRT 6510) ist nur durch Beweidung oder Mahd mit Abtransport des Mahdgutes und weitgehendem Düngerverzicht zu erhal- ten. Die Nutzung kann jährlich oder im Abstand weniger Jahre erfolgen. Vor allem auf den Strandwällen ist eine gelegentliche Pflege durch Weidetiere (zum Beispiel durch Schafe) einer Räumungsmahd vorzuziehen. Angrenzende oder von den Lebensraumtypen eingeschlossene Biotope, wie zum Bei- spiel Grünland und Sümpfe, sind ebenfalls durch eine extensive Nutzung offen zu hal- ten. Eine Einbeziehung von kleinflächigen Gehölzstrukturen ist vor Ort zu prüfen.

6.2.4. Erhaltung der Trockenen Europäischen Heide – LRT 4030

Zur Erhaltung der beiden Kleinstbestände der Trockenen europäische Heide sind Maß- nahmen erforderlich. Brombeeren und Gehölze sind zu entfernen. Eine Beweidung mit Rindern im Spätsommer, wie bis vor wenigen Jahren praktiziert, stellt eine geeignete Maßnahme dar. Alternativ sollte auf dieser Fläche eine Hüteschafherde zum Einsatz kommen. Zwei oder drei kurze Beweidungsphasen im Jahr reichen zur Erhaltung der 49

Heide. Eine gelegentliche Begleitung von Ziegen verringert das erneute Aufkommen von Gehölzen. Um offenen Boden für Keimungs- und Etablierungsprozesse zu schaffen, ist eventuell ein kleinflächiger Bodenabtrag hilfreich.

6.2.5. Erhaltung der Feuchten Hochstaudenflur – LRT 6430

Zur Erhaltung der Feuchten Hochstaudenflur ist es erforderlich, die Etablierung von Ge- hölzen zu verhindern. Deshalb sollte diese Parzelle in Bohnertfeld im Abstand von unge- fähr fünf Jahren jeweils eine Räumungsmahd erhalten oder jährlich wechselnd ab- schnittsweise gemäht werden. Das Mahdgut ist jeweils abzufahren.

6.2.6. Erhaltung der Kalktuffquellen – LRT 7220*

Zur Erhaltung der Quellen darf in ihrem Umkreis sowie auf der oberhalb gelegenen Par- zelle keine Veränderung der hydrologischen Situation erfolgen. In diesem Bereich ist ein Verzicht auf Dünungsmaßnahmen wünschenswert.

6.2.7. Erhaltung der Pfeifengraswiese und des Kalkreichen Niedermoores – LRT 6410 und 7230

Die Bestände der Pfeifengraswiese und des Kalkreichen Niedermoores liegen innerhalb von ungedüngten Weiden. Die für den Naturschutz gesicherte Fläche beheimatet den größeren der beiden Bestände des Kalkreichen Niedermoores (0,6 ha und <0,1 ha Grö- ße) und den kleineren der beiden Bestände der Pfeifengraswiese (<0,1 ha und 0,16 ha). Die extensive Beweidung soll vorzugsweise mit Jungrindern fortgesetzt werden. Eine zu geringe Pflegebeweidung soll auch zukünftig durch eine kleinflächige Räumungsmahd mit Freischneidegeräten ergänzt werden. Das Mahdgut ist aus der Fläche herauszutra- gen. Da die typischen Pflanzenarten trittempfindlich sind, ist die Räumungsmahd mit Ab- transport der Biomasse gegenüber einem erhöhten Tierbesatz oder einer zeitlich be- grenzten Pferchung in Teilflächen vorzuziehen. Der Etablierung von Gehölzen ist im Umkreis dieser Lebensraumtypen entgegenzuwir- ken. Um eine hohe Einstrahlung aufrecht zu erhalten, sollten die Fließgewässer beglei- tenden und die in der Fläche aufkommenden Gehölze regelmäßig entfernt oder abge- sägt werden. Für die Sägearbeiten oder den Abtransport des Buschwerks dürfen die Be- stände der Lebensraumtypen nicht mit Maschinen befahren werden. Das Buschwerk darf auf den Beständen der Lebensraumtypen weder kurzfristig noch dauerhaft abgelegt oder verbrannt werden.

6.2.8. Erhaltung des Kesselmoores – LRT 7140

Zur Erhaltung des Moores im Missunder Forst in seinem jetzigen Zustand ist der Baum- bestand zu verringern. Er beeinflusst sowohl das Wasserregime als auch den Chemis- mus des Moores. Negativ wirkt sich zudem die Beschattung aus. Aufgrund der schlech- ten Zugänglichkeit sollten die im Moor wachsenden Gehölze während einer starken Frostperiode oder nach starker Austrocknung des Bodens abgesägt und aus dem Moor entfernt werden.

6.2.9. Erhaltung des Übergangs- und Schwingrasenmoores – LRT 7140

Auf der Fläche westlich des Selker Noores ist zur mittelfristigen Erhaltung des jetzigen Zustandes eine Fortsetzung der aktuellen sehr extensiven Nutzung erforderlich. Die sich über den Hang und die Niederung erstreckende Weideeinheit wird gemeinsam mit dem oberhalb des Hanges liegenden Grünlandes beweidet. Die Rinder halten die zum Teil stark quellige Fläche am Hangfuß und in der Niederung offen. 50

Der im oberen Hangbereich entwickelte und von Eichen dominierte Gehölzbestand ist in die Weideeinheit einbezogen. Diese Praxis sollte fortgesetzt werden, um den Moorbe- reich weiterhin möglichst offen zu halten. Die meisten anderen Übergangs- und Schwingrasenmoore sind umgeben von Offen- land-Gesellschaften und sollen eine extensive Pflegenutzung erfahren. Andere (zwi- schen Louisenlund und Fleckeby, südlich Missunder Forst) sind eingebettet in ungenutz- te Röhrichte oder Sümpfe. Sie sind der Sukzession überlassen.

6.2.10. Erhaltung der Buchenwälder und des Erlen-Eschenwaldes – LRT 9110, 9130, 9160 und 91E0*

Zur Erhaltung der die bodenbezogenen und hydrologischen Standortbedingungen weit- gehend widerspiegelnden Wälder ist im Sinne des Verschlechterungsverbotes vorrangig darauf hinzuwirken, dass neben einer Naturverjüngung mit lebensraumtypischen Ge- hölzarten nur lebensraumtypische Gehölzarten angepflanzt werden. Im Bereich der kar- tierten Lebensraumtypen ist der Anteil standortfremder Gehölze nicht zu erhöhen. Zur Sicherung der Alters- und Bestandesstruktur, der Bodenvegetation und der Habitat- funktion darf eine bodenschonende Altholznutzung nicht mehr als 20 % des Vorrates pro Einschlag umfassen. Bis zum erneuten Einschlag sollte in der Regel mindestens fünf Jahre gewartet werden. Bei Nutzung von Beständen mit Zielstärkendurchmessern soll- ten nur einzelne Bäume geerntet werden. Charakteristisch gewachsene und geringwer- tige lebensraumtypische Bäume mit besonderen Strukturen sollten (weiterhin) in größe- rer Anzahl im Bestand verbleiben. Dies gilt auch für Bäume mit Höhlen und Horsten. Für den Eisvogel sollten in Ufernähe Wurzelteller erhalten bleiben. Maßnahmen im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht beachten die artenschutzrechtli- chen Bestimmungen und sollten sich auf erforderliche Pflegeschnitte beschränken und keine vorsorgliche Fällung bedeuten. Über die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen hinausgehend ist die Entwicklung von strukturreichen Wäldern mit unterschiedlichen Altersphasen und Entwicklungsstufen wünschenswert (siehe Weitergehende Entwicklungsmaßnahme 6.3.9.).

6.2.11. Erhaltung der Sonstigen Waldbestände – kein LRT

In den sonstigen Waldbeständen sollte der Anteil nicht standortgerechter Baumarten nicht erhöht werden. Durch Anpflanzung oder Naturverjüngung sollten bevorzugt stand- ortgerechte heimische Baumarten kultiviert werden. Zur Erhaltung alter Eichen in auf- wachsenden oder dichten Beständen anderer Baumarten sollten sie vorsichtig freige- stellt werden, so dass die Eichen nicht zu stark beschattet werden. Vorhandene Habitat- strukturen und Bäume mit Höhlen und Horsten sowie in Ufernähe umgekippte Wurzeltel- ler sollten erhalten bleiben. Maßnahmen im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht beachten die artenschutzrechtli- chen Bestimmungen und sollten sich auf erforderliche Pflegeschnitte beschränken und keine vorsorgliche Fällung bedeuten. Über die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen hinausgehend ist die Entwicklung von strukturreichen Sonstigen Wäldern mit unterschiedlichen Altersphasen und Entwick- lungsstufen wünschenswert (siehe Weitergehende Entwicklungsmaßnahme 6.3.10.).

6.2.12. Erhaltung des genutzten Grünlandes – kein LRT

Grünland sollte auch zukünftig genutzt und nicht in die Sukzession entlassen werden, um vor allem den Lebensraum für Vogelarten des Offenlandes nicht zu verschlechtern. Eine Umwandlung von Dauergrünland in Ackerland und ein weiteres Absenken der Wasserstände sind nach § 24 des LNatSchG nicht zulässig. 51

Über die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen hinausgehend ist die Förderung von le- bensraumtypischerem Grünland wünschenswert (siehe Weitergehende Entwicklungs- maßnahme 6.3.7.)

6.2.13. Schutz von Großvögeln vor Hochspannungsleitungen und Windkraftanlagen

Zum Schutz der Großvögel wie Seeadler und Singschwan ist das Gebiet von Strukturen wie Windkraftanlagen und Hochspannungsleitungen laut Erhaltungszielen freizuhalten. Die beiden die Schlei querenden Hochspannungsleitungen zwischen Rabelsund und Kappel-Ellenberg sowie zwischen Lindaunis und Guckelsby sind kaum gekennzeichnet, so dass sie ein großes Kollisionsrisiko für Vögel sind. (siehe Maßnahme 6.2.6. des Teil- managementplanes „NSG Schleimündung“). (keine Darstellung in der Maßnahmenkarte)

6.3. Weitergehende Entwicklungsmaßnahmen

Siehe Karte 3b: Kartenblätter 1 - 16 Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, die über das Verschlechterungsverbot hinaus- gehen und einer Verbesserung des Zustandes der in den Erhaltungszielen genannten Lebensraumtypen oder Arten dienen. Sie werden auf freiwilliger Basis durchgeführt.

6.3.1. Erhöhung der natürlichen Küstendynamik durch Sturzbäume - LRT 1150*, 1160, 1220 und 1230

Die meisten Steilküsten sind mit Gebüschen oder Wald bewachsen. Wünschenswert ist ein hoher Anteil an Gehölzen, die in Gänze den Hang hinunter rutschen. Sie sollen ge- gebenenfalls in der Schlei landen und dort eine Funktion als natürlicher Wellenbrecher unter Berücksichtigung der Verkehrssicherheit übernehmen. An den meisten Steilküs- ten-Abschnitten ist deshalb eine Erhöhung der abrutschenden Bäume wünschenswert. Absturzgefährdete Bäume sollten nicht vorsorglich gefällt werden, sondern sie sollen gegen Entschädigung der Brennholzkosten oder im Rahmen von Naturwaldparzellen am Standort ihrer weiteren natürlichen Entwicklung überlassen werden – sofern es keine Konflikte mit der Verkehrssicherungspflicht gibt. Diese Maßnahme hat über eine Erhöhung des Alt- und Totholzanteils ebenfalls eine Verbesserung der Waldstrukturen zum Ziel (siehe Weitergehende Maßnahmen 6.3.5. sowie 6.3.6.).

6.3.2. Verbesserung des Wasseraustausches von Strandseen und Salzgrünland mit der Schlei – LRT 1150* und 1330

Zur Verbesserung des Wasseraustausches zwischen der Schlei und dem Haddebyer und dem Selker Noor ist eine Verbreiterung des südlichen Straßendurchlasses der B76 zu prüfen und gegebenenfalls zu realisieren, auch wenn der Straßendamm von der Na- tura2000-Kulisse ausgenommen ist. Zur mittelfristigen Erhaltung der zwischen Fleckeby und Weseby gelegenen Strandseen und angrenzendem Salzgrünland ist zumindest eine gelegentliche Zufuhr von Brack- wasser erforderlich. Um trotz der Hochwasserschutzmaßnahmen hydrologisch naturnä- here Zustände herzustellen, ist ein Ausbau bzw. ein temporäres Öffnen der Rückstau- klappen zu prüfen und gegebenenfalls zu veranlassen. Dabei sind mögliche Hochwas- serschutzprobleme für Oberlieger, angrenzende Siedlungen und andere Infrastruktur- maßnahmen wie dem Damm der Bundesstraße zu berücksichtigen. Da im Gebiet des Holmer Sees ein Großteil der Niederungsflächen bereits für Natur- schutzzwecke erworben und die im privaten Eigentum befindlichen lediglich extensiv o- der nicht mehr genutzt werden, sollte ein hydrologisch-hydraulisches Gutachten zur Ver- einbarkeit eines gesteuerten Einstroms von Brackwasser in die Niederung mit einer Nut- 52

zung als Voraussetzung für eine aus floristischer wie avifaunistischer Sicht erforderli- chen wie gewünschten Offenhaltung der Strandseen und ihrer Niederungen sowie mit dem erforderlichen Hochwasserschutz der Anlieger in Auftrag gegeben werden. Auch an den weiteren in die Schlei mündenden Bächen und Vorflutern ist zu prüfen, ob Rückstauklappen zumindest temporär (z.B. außerhalb der Vegetationsperiode) geöffnet oder gar ganz ausgebaut werden könnten (keine Darstellung in der Maßnahmenkarte).

6.3.3. Verbesserung oder Wiederherstellung von Offenland-Lebensraumtypen – LRT 1220, 1330, 6510 und 7140

Brackwasserröhrrichte (LRT 1150* und 1160) und andere durch Salzwasser beeinflusste Biotope sollten zur Arrondierung von Offenland-Lebensraumtypen (LRT 1330, auch LRT 1220) und zur Verbesserung der Habitateigenschaften für Vögel wieder in Nutzung (Mahd, Beweidung oder Mähweidenutzung) genommen werden. Eventuell ist eine Räu- mungsmahd als Vorbereitung empfehlenswert. Eine Düngung soll nicht erfolgen. Zur Verbesserung des Lebensraumtyps Magere Flachland-Mähwiese (LRT 6510) sollten diese ebenfalls gemäht oder beweidet und nicht gedüngt werden. Gegebenenfalls sollte im Abstand von einigen Jahren eine Räumungsmahd mit Abtransport des Mahdgutes durchzuführen. Es können auch Weidetiere eingesetzt werden. Eine winterliche Nutzung der Röhrichtbestände zur Reetgewinnung verhindert eine An- siedlung von Gehölzen und trägt somit zu einer gewissen Offenhaltung bei. Sollte diese Nutzungsform nicht mehr praktiziert werden, ist ein weiteres Offenhalten durch die Auf- nahme einer sommerlichen Nutzung oder einer gelegentliche Räumungsmahd mit Ab- transport des Aufwuchses zu empfehlen.

6.3.4. Verbesserung der Trockenen Europäischen Heide – LRT 4030

Die an der Böschungskante wachsenden Nadelbäume fangen einen Teil der direkten Nährstoffeinträge vom oberhalb liegenden Acker ab. Sie sollten zukünftig durch einen schmalen Gehölzstreifen mit Sträuchern und Stieleiche ersetzt werden. Wünschenswert ist die zusätzliche Anlage einer düngungsfreien Pufferzone außerhalb der Natura2000- Kulisse.

6.3.5. Entwicklung des Übergangs- und Schwingrasenmoores – LRT 7140

Um den Weidetieren für die Pflege des Moores eine bessere Passage unterhalb des Moores zu gewähren, sollte der Zaun Richtung Noor um wenige Meter ins tragfähigere angrenzende Landröhricht oder an die Wasserkante versetzt werden. Zur Entwicklung nährstoffärmerer Grünland-Biotope sollte auf die geringe Düngung des Grünlandes im Übergang zur angrenzenden großen Nutzeinheit verzichtet werden.

6.3.6. Verbesserung des Kesselmoores – LRT 7140

Ob das Kesselmoor eine hydrologische Verbesserung durch weitere Maßnahmen erfah- ren könnte, sollte in einem entsprechenden Gutachten geklärt werden.

6.3.7. Entwicklung des genutzten Grünlandes – kein LRT aber Vogelarten von Bedeu- tung

Zur Erhöhung der floristischen Vielfalt und zur Verbesserung der Lebensbedingungen für Vogelarten des Offenlandes ist eine Nutzung des Grünlandes mit verringerter Intensität wünschenswert. Der Verzicht auf Düngung, eine geringere Mahdfrequenz und ein ge- ringerer Viehbesatz schaffen eine größere Strukturvielfalt. Auf den Flächen im privaten Eigentum kann diese Maßnahme vorrangig über Verträge aus den Vertragsnaturschutzprogrammen realisiert werden. Dies umfasst gleichzeitig 53

den Verzicht bzw. die Einschränkung des Düngereinsatzes sowie an Brutzeiten orientier- te Nutzungsphasen.

6.3.8. Umwandlung des Ackers in Grünland – kein LRT

Zur Verminderung der Nährstoff- und Sedimenteinträge in die unterhalb der Ackerflä- chen liegenden Lebensraumtypen ist eine Umwandlung der innerhalb der Kulisse lie- genden Ackerflächen wünschenswert. Damit sollte ein Verzicht auf Düngung und eine extensive Nutzung einhergehen, um gleichzeitig eine größere Strukturvielfalt mit positi- ven Auswirkungen auf Flora und Fauna zu erzielen.

6.3.9. Entwicklung der Buchenwälder und des Erlen-Eschenwaldes – LRT 9110, 9130, 9160 und 91E0*

Zur Entwicklung von strukturreichen Wäldern mit unterschiedlichen Altersphasen und Entwicklungsstufen sollten in Beständen mit Zielstärkendurchmessern nur einzelne Bäume geerntet werden. Der Alt- und Totholzanteil in den Wäldern mit Lebensraumty- pen ist zu erhöhen. Zudem sollte sich eine größere Strukturvielfalt einstellen. Scharfe Nutzungsgrenzen sind zugunsten von Übergangszonen oder Verzahnungen aufzuhe- ben. In den Erlen-Eschenwäldern ist die Entwässerung den natürlichen hydrologischen Bedingungen anzupassen, sofern entsprechende Möglichkeiten bestehen. Zur Verbesserung der Waldränder sollten diese einen hohen Anteil an einheimischen Sträuchern aufweisen. Gut entwickelte randliche Knicks erfüllen ebenfalls diese Funkti- on. Gelegentlich ist eine Pufferzone zu oberhalb liegenden landwirtschaftlichen Flächen wünschenswert, um die Randeffekte und die direkten Nährstoffeinträge zu minimieren. Maßnahmen im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht beachten die artenschutzrechtli- chen Bestimmungen und sollten sich auf erforderliche Pflegeschnitte beschränken und keine vorsorgliche Fällung bedeuten.

6.3.10. Entwicklung der Sonstigen Waldbestände – kein LRT

In den sonstigen Waldbeständen sollten nicht standortgerechte Baumarten bevorzugt entnommen werden. Zur Entwicklung von strukturreichen Wäldern mit unterschiedlichen Altersphasen und Entwicklungsstufen sollten in Beständen mit Zielstärkendurchmessern nur einzelne Bäume geerntet werden. Eine Verjüngung sollte durch eingetragene Diasporen oder durch ein Anpflanzen standortgerechter heimischer Gehölzarten erfol- gen. Zur Erhaltung alter Eichen in aufwachsenden oder dichten Beständen anderer Baumarten sollten sie vorsichtig freigestellt werden, so dass die Eichen nicht zu stark beschattet werden. Vorhandene Habitatstrukturen und Bäume mit Höhlen und Horsten sowie in Ufernähe umgekippte Wurzelteller sollten erhalten bleiben. Der Alt- und Tot- holzanteil sollte erhöht werden. An nassen Standorten können gegebenenfalls die hydrologischen Bedingungen natur- näher gestaltet werden. Sofern möglich, ist mit gezielten einleitenden Maßnahmen eine langfristige Überführung von Sonstigen Wälder in lebensraumtypische Wälder anzustreben. Zur Verbesserung der Waldränder sollten diese einen hohen Anteil an einheimischen Sträuchern aufweisen. Gut entwickelte randliche Knicks erfüllen ebenfalls diese Funkti- on. Maßnahmen im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht beachten die artenschutzrechtli- chen Bestimmungen und sollten sich auf erforderliche Pflegeschnitte beschränken und keine vorsorgliche Fällung bedeuten. 54

6.3.11. Pflege von Badestellen und vergleichbaren Erholungseinrichtungen – LRT 1150*, 1160, 1210, 1220 und 1330

Zur Vermeidung von Nährstoffüberschüssen sollte eine Düngung der rasenartig genutz- ten Anlagen im Überflutungsbereich der Noore und der Schlei unterbleiben. Diese sind nicht zu mulchen, um eine Streubildung zu verhindern. Die Mahd ist möglichst selten auszuführen. Das Mahdgut ist aus dem Natura2000-Gebiet abzufahren. Vor allem auf den Strandwällen ist eine gelegentliche Pflege durch Weidetiere (zum Beispiel durch Einsatz einer Hüteschafherde) einer Räumungsmahd vorzuziehen. Angesichts der möglichen Ausbreitung von Neophyten (besonders Kartoffelrose und Drüsiges Springkraut) in das angrenzende Noor- oder Meeresbuchten-Röhricht (LRT 1150* oder 1160) sowie in Kontaktbiotope sind eine strenge Kontrolle und Bekämpfung erforderlich. Als Vorsorgemaßnahme sollte Kartoffelrose in den Beeten und Anpflanzun- gen durch weniger invasive Arten ersetzt werden. Das Abharken von Treibseln kann erfolgen. Sollte das Kammlaichkraut zu einer starken Beeinträchtigung des Badeerlebnisses führen, kann diese Unterwasserpflanze nach Ab- sprache mit den zuständigen Behörden abgeschnitten und aus dem Wasser entfernt werden. Dieser Eingriff sollte in einer Breite erfolgen, die schmaler ist als diejenige Lü- cke, die für den Badebetrieb im Röhricht offen gehalten wird. Treibselgut und abgeschnittene Unterwasserpflanzen sind nicht innerhalb der Natu- ra2000-Kulisse zu deponieren sondern einer ordnungsgemäßen Entsorgung zuzuführen. Innerhalb der Natura2000-Kulisse sind weder Feuer zum Abbrennen von Abfällen oder Holz noch zu bestimmten Anlässen anzulegen.

6.3.12. Schutz der natürlichen Vegetation durch Entfernen von Neophyten – LRT 1150*, 1160, 1220, 1230, 1330, 4030, 6510, 9110 und 91E0*

Kartoffelrose, Riesenknöterich, Herkulesstaude und Drüsiges Springkraut breiten sich von privaten wie von öffentlichen Grundstücken mit Siedlungs- oder Erholungsfunktion in die geschützten Lebensraumtypen des Landröhrichts, des Strandwalles, des Salzgrün- landes, der Buchen- und der Erlen-Eschenwälder sowie in andere Biotope aus. Im unmittelbaren Kontaktbereich zur Natura2000-Kulisse sowie innerhalb der Kulisse sollen deshalb auf privaten wie öffentlichen Grundstücken die vorhandenen Neophyten der genannten wie weiterer Arten regelmäßig kontrolliert und durch Bekämpfung an ei- ner weiteren Ausbreitung gehindert werden. Die außerhalb von privaten Garten- oder öf- fentlichen Grünanlagen vorhandenen Exemplare sollten regelmäßig und nachhaltig be- kämpft werden. Die Wuchsstandorte müssen solange regelmäßig kontrolliert und bear- beitet werden, bis sicher ist, dass kein unterirdisches Organ mehr austreiben und keine keimfähige Diaspore mehr im Boden vorhanden ist. (keine Darstellung in der Karte)

6.3.13. Schutz von Großvögeln vor Hochspannungsleitungen und Windkraftanlagen außerhalb des Natura2000-Gebietes

Ein 3 km breiter Pufferstreifen um das Vogelschutzgebiet soll von Windkraftanlagen und neuen Hoch- und Mittelspannungsleitungen frei bleiben (siehe Notwenige Erhaltungs- maßnahme 6.2.6 des Teilmanagementplanes „NSG Schleimündung“). (keine Darstel- lung in der Karte)

6.3.14. Verringerung der Nährstoffeinträge in das Natura2000-Gebiet – Einrichtung ei- ner Pufferzone außerhalb des Natura2000-Gebietes

Zum besseren Schutz vor direkten Nährstoffeinträgen in das Natura2000-Gebiet aus den angrenzenden oberhalb gelegenen Flächen ist in einigen Abschnitten eine Reduzierung 55

oder der Verzicht von Düngung in einer Pufferzone wünschenswert. Eine hohe Priorität wird dem Verzicht von Düngungsmaßnahmen oberhalb der Kalktuffquellen eingeräumt. Aufgrund der topografischen Gegebenheiten kann eine solche Pufferzone überwiegend nur außerhalb der Natura2000-Kulisse temporär oder dauerhaft eingerichtet werden. Be- troffen sind vor allem landwirtschaftlich genutzte Kontaktflächen. Wünschenswert sind spezielle Agrarförderprogramme, die am Rand von Natura2000-Gebieten neben dem Verzicht auf Düngung die Anlage von Blühstreifen, Gräser dominierten Wildäsungsrän- der oder temporäre Brachen zum Inhalt haben könnten. Eine Anlage von mehrreihigen Gehölzsteifen stellt zum Schutz einiger Lebensraumtypen eine Alternative dar.

6.4. Sonstige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

Siehe Karte 3b: Kartenblätter 1 - 16 Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, die zur Erhaltung oder Verbesserung von Schutzgütern durchgeführt werden sollen, die nicht in den Erhaltungszielen des Natura 2000-Gebietes aufgeführt sind (z.B. gesetzlich geschützte Biotope, gefährdete Arten, etc.), aber dennoch für das betrachtete Gebiet naturschutzfachlich von Bedeutung sind. Sofern es sich um Maßnahmen handelt, für die eine gesetzliche Verpflichtung besteht (z.B. gesetzlicher Biotopschutz) wird hierauf verwiesen.

6.4.1. Erhaltung der Quellen – kein LRT

Eine Erhaltung der noch vorhandenen gesetzlich geschützten Quellen bedingt den Ver- zicht auf verstärkte Entwässerung und den Verzicht auf Düngung in ihrem Umkreis. Im genutzten Grünland vorhandene Quellen werden im derzeitigen Zustand am besten durch eine extensive Beweidung mit geringem Viehbesatz erhalten. Falls eine temporäre und geringe Beweidung auf den Mahdflächen nicht realisierbar ist, sind die Quellen und ihr direkter Einflussbereich der Sukzession zu überlassen. Die innerhalb von Sukzessi- onsflächen oder Waldbeständen liegenden Quellen sind ebenfalls nicht in ihrer Hydrolo- gie zu verändern.

6.4.2. Erhaltung des Strandwalls mit einem Eichenwald – LRT 1220

Im Bereich des Zeltlagers Weseby wurde auf dem Strandwall ein Eichenkratt erfasst. Zu seiner Erhaltung ist darauf hinzuwirken, dass neben einer Naturverjüngung mit lebens- raumtypischen Gehölzarten nur lebensraumtypische Gehölzarten vorzugsweise Stielei- che angepflanzt werden. Aufgrund der Erholungsnutzung sollten kleine Bereiche für eine Verjüngung des Waldes abgesperrt oder größere Einzelbäume gepflanzt werden. Wün- schenswert ist eine Verjüngung mit Stieleichen aus autochthonem Material, auch wenn keine Einstufung als Lebensraumtyp 9190 stattfand. Eingriffe in den Bestand sollten sich auf die im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht notwendigen Maßnahmen begrenzen.

6.4.3. Verbesserung des Hutewaldes – kein LRT

Aufgrund einer zu geringen Beweidungsintensität breitete sich Adlerfarn im Grünland und im Hutewald aus. Der Adlerfarn sollte vor dem Rinderauftrieb abgemäht werden. Die Eichen des Hutwaldes sollten durch Beweidung oder Absägen der jüngeren Gehölze vor einer beeinträchtigenden Beschattung bewahrt werden.

6.4.4. Erhaltung des kulturhistorischen Garten- und Landschaftsparks Louisenlund

Zur Erhaltung oder Wiederherstellung der historischen Garten- und Landschaftsparkan- lage Louisenlund, die sich auch auf innerhalb des Natura2000-Gebietes liegende Berei- 56

che erstreckt, sind mit dem offiziellen Denkmalschutz abgestimmte Maßnahmen zur Of- fenhaltung von im Wald oder an den Wald angrenzenden Flächen möglich. Nicht genutzte Offenlandbiotope können gemäht werden. Das Mahdgut sollte abgefah- ren werden, um eine Förderung von niedrigwüchsigen oder sich über Diasporen vermeh- renden Arten zu erzielen. Eine Entnahme von Gehölzen aus nicht genutzten Offenlandbiotopen oder im Wald lie- genden oder an den Wald angrenzenden Flächen zur Erhaltung von Sichtachsen oder anderen Aspekten ist gleichfalls möglich. Das Pflanzen von Einzelbäumen in bestehende Baumreihen, zur Vervollständigung von Baumgruppen oder an Offenland-Standorten ist wünschenswert. Offene oder halboffene Strukturen innerhalb eines großen Waldkomplexes begünstigt nicht nur die Erhaltung von standorttypischen Offenland-Pflanzen sondern auch von In- sekten, Amphibien, Reptilien, Vögel und Fledermäusen.

6.4.5. Verbesserung von Salzgrünland außerhalb des Natura2000-Gebietes – LRT 1330 sowie Vogelarten von Bedeutung

Der zwischen Fleckebyer Hafen und Holmer See liegende Grünland-Komplex ist nicht in die Natura2000-Kulisse einbezogen. Gleichwohl hat er eine Bedeutung sowohl für das FFH-Gebiet als auch für das Vogelschutzgebiet. Es handelt sich um mehrere Grünland-Parzellen mit vergleichsweise bewegtem Relief, unterschiedlicher floristischer Zusammensetzung, unterschiedlicher Nutzung und über- wiegend geringer oder fehlender Düngung. Aufgrund seiner relativ abgeschiedenen Lage im Windschatten sammeln sich vor die- sem Uferabschnitt im Wasser zeitweilig große Mengen an Enten, Gänsen, Sägern, Schwänen und Rallen. Die kleine beweidete Salzwiese und das angrenzende Grünland werden zur Rast wie zur Äsung genutzt. Limikolen suchen den offenen Sandstrand auf. Auf den für den Naturschutz gesicherten Flächen sollte der landseitige Röhrichtgürtel of- fener und kurzrasiger gestaltet werden, um den Vögeln mehr Raum zu gewähren. Mög- lichst die gesamte Uferlänge sollte deshalb von den Rindern beweidet werden. Dies dient der Erhaltung von Salzgrünland und fördert die Pflanzenarten der Kiesstrände.

6.4.6. Maßnahmen zur Information der Öffentlichkeit: Entsorgung und Deponierung von Gartenabfällen

Zur Beeinträchtigung und Verschlechterung von geschützten Lebensräumen gehört auch, dass Küchen- und Gartenabfälle, Laub und Strauchschnitt nicht in der Nähe des Ufers, an der Steilküsten oder direkt im Wasser deponiert oder entsorgt werden. Das Entsorgen von Grüngut auf fremdem Grund ist eine ordnungswidrige Handlung, über dessen Bedeutung generell informiert werden sollte. Solche Verstöße sollten von Amts- seite stärker beachtet und verfolgt werden. (keine Darstellung in der Karte)

6.5. Schutzinstrumente, Umsetzungsstrategien

Das FFH-Gebiet und das Vogelschutzgebiet werden durch die Bestimmungen des Bun- desnaturschutzgesetztes sowie des Landesnaturschutzgesetzes geschützt. Aufgrund des sehr hohen Anteils an Privatflächen sind für die Umsetzung der Maßnah- men des Managementplans weitere Verhandlungen mit den Flächeneigentümern oder Flächennutzern erforderlich. Wichtige Umsetzungsstrategien sind neben den Möglichkei- ten des Vertragsnaturschutzes auch Entschädigungen für Nutzungsverzicht. Zur Durch- führung der dargestellten Maßnahmen werden entsprechende Verträge und Vereinba- rungen angestrebt. Langfristige Pacht und Flächenerwerb sind geeignete Instrumente für einen langfristigen Schutz des Gebietes. 57

Weitergehende und Sonstige Maßnahmen, die über Gesetzesverpflichtungen hinausge- hen, sind auf Flächen im privatem Eigentum grundsätzlich freiwillig und bedürfen der Zustimmung der Eigentümer.

6.6. Verantwortlichkeiten

Nach § 27 Abs. 2 LNatSchG sind die Unteren Naturschutzbehörden der Kreise für die Umsetzung der Managementpläne zuständig. Bei bestimmten Maßnahmen sind weitere Behörden und Institutionen beteiligt. Sofern und solange die Lokale Aktion Schleiregion im Bereich der Schleii aktiv ist, wird sich diese in die Umsetzung der Maßnahmen ein- bringen und Aktivitäten und Vorgehen mit der UNB abstimmen.

6.7. Kosten und Finanzierung

Die Umsetzung der Maßnahmen wird über die Programme des Landes Schleswig- Holstein (Flächenkauf, langfristige Pacht, Schutz- und Entwicklungs-Maßnahmen, Ver- tragsnaturschutz, Entschädigungszahlungen usw.) im Rahmen zur Verfügung stehender Haushaltsmittel abgewickelt. Weitergehende Entwicklungsmaßnahmen können z.B. als Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen oder über Ausgleichsgelder der Kreise umgesetzt werden.

6.8. Öffentlichkeitsbeteiligung

Im Jahr 2012 wurden die Kommunen und Ämter sowie die Kreisverwaltungen in persön- lichen Gesprächen informiert. Es folgten Vereine und Verbände. Im März 2013 wurden alle Flächeneigentümer sowie die bereits bekannten Flächennutzer mit Informationsma- terial angeschrieben und zu einer Auftaktveranstaltung eingeladen. Berücksichtigt wur- den ebenfalls Vereine, Verbände, andere Akteure sowie die Kommunen und Behörden. Im April fanden in Selk, Kosel und Kappeln drei Auftaktveranstaltungen statt. Im Jahr 2013 wurde persönlicher Kontakt zu Eigentümern und/oder Nutzern von Grund- stücken ohne Siedlungsfunktion aufgenommen. Mit sehr vielen wurden Einzelgespräche geführt und Flächen besichtigt. Die aktuelle Nutzung und die Möglichkeiten zu einer na- turschutzfachlichen Verbesserung wurden zumeist ausführlich thematisiert. Etlichen Ei- gentümern, Eigentümergruppierungen oder Nutzern wurden die ihre Flächen betreffen- den Notwendigen Erhaltungsmaßnahmen oder Weiterführenden Maßnahmen schriftlich mitgeteilt. Widersprüche wurden bislang nicht geäußert. Die Eigentümer von unbebauten oder bebauten Grundstücken mit Siedlungsfunktion wurden Anfang Dezember 2013 mit den für sie relevanten Aussagen des zu erstellenden Managementplanes angeschrieben. Von ihnen gingen bislang keine konkreten Anre- gungen oder Widersprüche ein. Eine Eigentümergruppierung verweigerte die Annahme des Briefes. Über die Erstellung eines Managementplanes „Südseite der Schlei“ berichteten im Okto- ber 2012 die Schleswiger Nachrichten die Eckernförder Zeitung und der Kappelner Schleibote. Weitere Erwähnung fand das Vorhaben Ende Januar 2013 in den drei Zei- tungen. Sie schrieben außerdem im April über die Auftaktveranstaltung in Kosel. Im Feb- ruar 2013 druckten der Haddebyer Amtskurier und im Mai 2013 die lokale Wochenzei- tung „Moin Moin“ erläuternde Beiträge ab. Der Gelegenheit, sich mit Informationen, Vorschlägen und Bedenken zu melden, nutzten im Laufe des Jahres einige Personen. Den Kommunen wurde angeboten, das Vorhaben in Ausschüssen oder bei Einwohnerversammlungen vorzustellen. Im Rahmen der öffent- lichen Veranstaltungen des Naturparks Schlei wurde im September 2013 zu zwei thema- tisch orientierten Exkursionen eingeladen. 58

7. Erfolgskontrolle und Monitoring der Maßnahmen

Die FFH-Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten in Art. 11, den Zustand der Schutzob- jekte und damit auch den Erfolg ergriffener Maßnahmen durch ein geeignetes Monitoring zu überwachen. Für die Umsetzung des Monitorings sind die Länder zuständig. Schles- wig-Holstein kommt dieser Verpflichtung für die FFH-Gebiete durch ein Monitoring im 6- Jahres-Rhythmus nach. Die Ergebnisse des Erfassungsprogramms dienen u. a. als Grundlage für ein weiteres angepasstes Gebietsmanagement. Die Vogelschutzrichtlinie sieht keine detaillierte Monitoringverpflichtung vor, doch ist auch hier zur Beurteilung der Gebietsentwicklung und für das weitere Gebietsmanage- ment eine regelmäßige Untersuchung der Bestandsentwicklung erforderlich. Daher wer- den in den Europäischen Vogelschutzgebieten im 6-Jahres-Rhythmus ausgewählte Brutvogelarten erfasst. Für die größeren Salzwiesenkomplexe sind Daten zu den Brutre- vieren und Bruterfolgen wünschenswert, um Ursachenanalyse zu betreiben und um ge- gebenenfalls die Qualität der Bruthabitate verbessern zu können. Die Datenlage zum Vorkommen von Reptilien, Amphibien und Fledermäusen innerhalb der Natura2000- Kulisse ist noch lückenhaft und sollte sowohl für das Natura2000-Gebiet als auch in der angrenzenden Kontaktzone verbessert werden.

8. Literatur

BHF BENDFELDT, HERRMANN,FRANKE (2013): Abstimmung zur Erfassung von Le- bensraumtypen im Bereich Kappeln-Ellenberg. – Abstimmung mit dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein. BRONNMANN, W. (1988): Schwansen - Beschreibung einer Landschaft – Band 1: To- pographische Darstellungen. - Heimatgemeinschaft Eckernförde e.V. (Hrg.), 168 S. BUILTJES, P. et al (2011): Erfassung, Prognose und Bewertung von Stoffeinträgen und deren Wirkung in Deutschland (MAPESI – Modelling of Air Pollutants and Ecosystem Impacts). - Im Auftrag des Umweltbundesamtes, gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. EFTAS (2010): Textbeitrag zum FFH-Gebiet Schlei incl. Schleimünde und vorgelagerte Flachgründe (1423-394). Folgekartierung/Monitoring Lebensraumtypen in FFH-Gebieten und Kohärenzgebieten in Schleswig-Holstein 2007-2012.- vorgelegt vom Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider GmbH, . Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, 64 S. FÖA, FAUNISTISCH-ÖKOLOGISCHE ARBEITSGEMEINSCHAFT KIEL E.V.: Daten- bank/ LLUR, Stand November 2013. GOCKE, K., G. RHEINHEIMER und W. SCHRAMM (2003): Hydrographische, chemi- sche und mikrobiologische Untersuchungen im Längsprofil der Schlei. – Schriftenreihe Naturwissenschaftlicher Verein Schleswig-Holstein, Band 68, S. 31-62. Kiel. GRÜNWALD-SCHWARK, V., ZACHOS, F. E., HONNEN, A.-C., BORKENHAGEN, P., KRÜGER, F., WAGNER, J., DRWES, A., KREKEMEYER, A., SCHMÜSER, H., FICHTNER, A., BEHL, S., SCHMÖLCKE, U., KIRSCHNICK-SCHMIDT, H. & ROBERT, S.S.( 2012): Der Fischotter (Lutra lutra) in Schleswig-Holstein – Signatur einer rückwan- dernden, bedrohten Wirbeltierart und Konsequenzen für den Naturschutz. – Natur und Landschaft 87/05, S. 12-19. KIECKBUSCH, J. J. (1998): Vegetationskundliche Untersuchungen am Südufer der Schlei. Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg, Heft 54, 136 S., Kiel KIECKBUSCH, J.J und ROMAHN, K. (2000): Erfassung der Brutbestände der im An- hang I der Vogelschutzrichtlinie und in der Roten Liste der Vögel Schleswig-Holsteins aufgeführten Vogelarten in den Gebieten „NSG Reesholm“ (14.1) und „Schleiförde und – 59 noore“ (14.3). - Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt des Lan- des Schleswig-Holstein, 44 S. KIECKBUSCH, J.J und ROMAHN, K.S. (2008): SPA „Schlei“ (DE 1423-491). In: Avifaunistik Schleswig-Holstein (Hrsg.): Brutvogelmonitoring in schleswig-holsteinischen EU-Vogelschutzgebieten 2008. - Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Landwirt- schaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, 49 S. Landschaftsplan der Gemeinde Borgwedel (Kreis Schleswig-Flensburg) (1999) von GÜNTHER SCHLECHTER – Böklund. Landschaftsplan der Gemeinde Busdorf (Kreis Schleswig-Flensburg) (1998) von ERNST SPRINGER. – Busdorf. Landschaftsplan der Gemeinde Fahrdorf (Kreis Schleswig-Flensburg) (1998) von RÜP- PEL & Partner – Hamburg. Landschaftsplan der Gemeinde Fleckeby (Kreis Rendsburg-Eckernförde) (2000) von SCHLESWIG-HOLSTEINISCHE LANDGESELLSCHAFT mbh – Kiel. Landschaftsplan der Gemeinde Güby (Kreis Rendsburg-Eckernförde) (2000) von GÜN- THER SCHLECHTER – Böklund. Landschaftsplan der Gemeinde Kosel (Kreis Rendsburg-Eckernförde) (1999) von FREI- RAUM- UND LANDSCHAFTSPLANUNG; MATTHIESEN; SCHLEGEL; SCHRÖDER. – . Landschaftsplan der Gemeinde Rieseby (Kreis Rendsburg-Eckernförde) (2000) von FREIRAUM- UND LANDSCHAFTSPLANUNG; MATTHIESEN; SCHLEGEL; SCHRÖDER. – Altenholz. Landschaftsplan der Gemeinde Selk (Kreis Schleswig-Flensburg) (1999) von RÜPPEL & Partner – Hamburg. Landschaftsplan der Gemeinde Thumby (Kreis Rendsburg-Eckernförde) (1999) von GESELLSCHAFT FÜR LANDSCHAFTS-INFORMATIONSSYSTEME (GLIS) – . Landschaftsplan der Gemeinde Winnemark (Kreis Rendsburg-Eckernförde) (2000) von GESELLSCHAFT FÜR LANDSCHAFTS-INFORMATIONSSYSTEME (GLIS) – Holzdorf. Landschaftsplan der Stadt Kappeln (Kreis Schleswig-Flensburg) (1998) von PLA- NUNGSBÜRO MAßHEIMER – . LANU, LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT DES LANDES SCHLESWIG- HOLSTEIN (2001):Ergebnisse langjähriger Wasseruntersuchungen in der Schlei. LANU, LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT DES LANDES SCHLESWIG- HOLSTEIN (2008): Kartierung mariner Pflanzenbestände im Flachwasser der Ostsee- küste – Schwerpunkt Fucus und Zostera. Auftragnehmer: MariLim - Gesellschaft für Gewässeruntersuchung mbH, Schönkirchen, 310 S. LEGUAN (2005): Textbeitrag zum FFH-Gebiet „Erweiterung Schleiförde und Schleisand (1423-307)“. Im Rahmen der naturschutzfachlichen Grundlagenerfassung in NATURA 2000-Gebieten in Schleswig-Holstein. - Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein,8 S. LEGUAN (2006): Textbeitrag zum FFH-Gebiet „Erweiterung Strandseen, Noore und Dü- nen der Schleilandschaft (1423-308)“. Im Rahmen der naturschutzfachlichen Grundla- generfassung in NATURA 2000-Gebieten in Schleswig-Holstein. - Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schles- wig-Holstein, 5 S. LLUR, LANDESAMT FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELT UND LÄNDLICHE RÄUME DES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN (2009): Arten und Lebensraumschutz in Natura 60

2000-Landeswäldern – Erhalt und Pflege von Lebensraumtypen und Arten. – gemein- sam mit Schleswig-holsteinische Landesforsten AÖR, , 26 S. LOOS, P., COOKE, J., DEIMERZ, P., FIETZ, K., VEIT, H. & SCHÜTTE, H.-J. (2010): Opportunistic Sightings of Harbour Porpoises (Phocoena phocoena) in the Baltic Sea at large Kattegat, Belt Sea, Sound, Western Baltic an Baltic Proper.- 17th Meeting of the ASCOBANS Advisory Committee, Cornwall in 2010 MUNF, MINISTERIUM FÜR UMWELT, NATUR UND FORSTEN DES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN (2000): Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum III - Kreise Rendsburg-Eckernförde und Plön, kreisfreie Städte Kiel und Neumünster. MUNF, MINISTERIUM FÜR UMWELT, NATUR UND FORSTEN DES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN (2002): Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V - Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg, kreisfreie Stadt Flensburg. MUNL, MINISTERIUM FÜR UMWELT, NATUR UND LANDWIRTSCHAFT DES LAN- DES SCHLESWIG-HOLSTEIN (2006): Standarddatenbogen zum Gebiet 1423-394, Stand: 03/2006 und Aktualisierung 03/2009. NEUMANN,M. (2009): Lokalität von Laichplätzen und FFH-Bewertung des Meerneunau- ges in Schleswig-Holstein. Im Auftrag des Landesverbandes der Wasser- und Boden- verbände Schleswig-Holstein, Rendsburg, 116 S. NEUMANN,M. (2011): Vorkommen von Bach- und Flussneunauge in der kontinentalen Region Schleswig-Holsteins. Los 5. Im Auftrag des Landesverbandes der Wasser- und Bodenverbände Schleswig-Holstein, Westerrönfeld. OHLENDIECK, U. (2009): Zustand und Verbesserung der Schlei. Eine Informations- und Planungsgrundlage zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie. - Gutachten im Auf- trag des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, 33 S. ROMAHN, K., PIONTKOWKSY, H.-U. & KRESKEN,G.-U. (2010): Das Holmer See- Gebiet an der Schlei – ein Hotspot der Artenvielfalt in Schleswig-Holstein. Kieler Notizen zur Pflanzenkunde, Heft 37: 1-36, Kiel. SSYMANK, A., HAUKE, U., RÜCKRIEHM, C. & SCHRÖDER, E. (1998): Das europäi- sche Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna- Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 53, 560 S., Bonn-Bad Godesberg. TRIOPS 2002: FFH-Monitoringprogramm in Schleswig-Holstein (2006): Endbericht. - Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Natur und Landwirtschaft des Lan- des Schleswig-Holstein, 5 S. TRIOPS 2006: FFH-Monitoringprogramm in Schleswig-Holstein (2006): Textnachtrag: Strandseen, Noore und Dünen der Schleilandschaft (1423-304), Schleiförde und Schleisand (1423-305). - Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Natur und Landwirtschaft des Landes Schleswig-Holstein, 4 S. ZIERMANN, D. (1993): Vegetationskundliche Untersuchungen am Holmer See. – Dip- lomarbeit an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 61

Anhang Anlage 1a: Erhaltungsziele für das FFH-Gebiet Teilbereich „Südseite der Schlei“ Anlage 1b: Erhaltungsziele für das Vogelschutzgebiet Teilbereich „Südseite der Schlei“ Anlage 2: Karte 1a - Übersicht Gesamtgebiet Anlage 3: Karte 1b - Übersicht Kartenblätter für das Teilgebiet „Südseite der Schlei“ Anlage 4: Karten 1c – Eigentumsverhältnisse Anlage 5: Karte 1d – Sonstige Schutzkategorien Anlage 6: Karten 2a - Biotoptypen Anlage 7: Karten 2b- FFH-Lebensraumtypen Anlage 8: Karten 3a – Durchgeführte oder in Umsetzung befindliche Maßnahmen Anlage 9: Karten 3b - Maßnahmen Anlage 10a: Maßnahmenblatt 1 für die Kartenblätter 1 – 2: Selker Noor und Haddebyer Noor Anlage 10b: Maßnahmenblatt 2 für die Kartenblätter 2 – 4: Große Breite Anlage 10c: Maßnahmenblatt 3 für die Kartenblätter 5 – 7: Obere Schlei Anlage 10d: Maßnahmenblatt 4 für die Kartenblätter 7 - 13: Mittlere Schlei Anlage 10e: Maßnahmenblatt 5 für die Kartenblätter 14 – 16: Untere Schlei

62

Anlage 1a: Erhaltungsziele für das als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung benannte Gebiet DE-1423-394 „Schlei incl. Schleimünde und vorgelagerter Flachgründe“ Teilgebiet „Südseite der Schlei“

1. Erhaltungsgegenstand Das Teil- Gebiet ist für die Erhaltung folgender Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie a) von besonderer Bedeutung: (*: prioritäre Lebensraumtypen) 1150* Lagunen (Strandseen) 1160 Flache große Meeresarme und -buchten 1210 Geröll- und Kiesstrände mit Vegetation aus einjährigen Arten 1220 Geröll- und Kiesstrände mit Vegetation aus mehrjährigen Arten 1230 Atlantik-Felsküsten und Ostsee-Fels- und –Steilküsten mit Vegetation 1310 Queller-Watt 1330 Atlantische Salzwiesen 7230 Kalkreiche Niedermoore 9110 Hainsimsen-Buchenwald 9130 Waldmeister-Buchenwald 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald 9190 Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen – Dieser LRT wurde bei der Monito- ring-Kartierung des Jahres 2008 nicht nachgewiesen. b) von Bedeutung: 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden 6510 Magere Flachland-Mähwiesen 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore

1095 Meerneunauge (Petromyzon marinus) 1099 Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) 1351 Schweinswal (Phocoena phocoena) c) Folgende Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse wurden bisher nicht als Erhaltungsziel genannt, da sie erst im Rahmen der Monitoring-Kartierung des Jah- res 2008 erfasst wurden (EFTAS 2010). Sie werden für den Fall einer Nachmeldung im vorliegenden Managementplan berücksichtigt: 4030 Trockene europäische Heiden 6230* Artenreiche montane und submontane Borstgrasrasen auf Silikatböden 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe 7220* Kalktuffquellen 91E0* Auenwälder mit Schwarzerle und Esche

2. Erhaltungsziele 2.1 Übergreifende Ziele Erhaltung des größten Brackwassergebietes des Landes, der Schleiförde, mit ihren charak- teristischen geomorphologischen Strukturen, mit in weiten Bereichen noch naturnaher Bio- topausstattung und ökologisch vielfältigen, eng verzahnten marinen und Brackwasser- Le- bensräumen, die auf Grund hoher standörtlicher Variabilität und Übergangssituationen ein für Schleswig-Holstein einzigartiges Küstengebiet repräsentieren. Der Erhaltung weitgehend ungestörter Bereiche und natürlicher Prozesse wie der Dynamik der Ausgleichsküste oder aktiver Moränensteilhänge kommt im gesamten Gebiet eine sehr hohe Bedeutung zu. Die auf zahlreichen Standortkomplexen in das Gebiet einbezogenen wichtigsten und wert- vollsten Salzwiesengebiete der Ostseeküste sind in ihrer regionaltypischen Ausprägung zu erhalten. Übergreifend soll im Gebiet die Wiederherstellung einer guten Wasserqualität angestrebt werden. 63

2.2 Ziele für Lebensraumtypen und Arten von besonderer Bedeutung: Erhaltung eines günstigen Erhaltungszustandes der unter 1.a genannten Lebensraumtypen und Arten. Hierzu sind insbesondere folgende Aspekte zu berücksichtigen:

1150* Lagunen des Küstenraumes (Strandseen) Erhaltung  von ausdauernden oder ephemeren Strandseen bzw. weitgehend abgetrennten Noor- gewässern und flachen Buchten zwischen Nehrungshaken mit unterschiedlich aus- geprägtem periodischem Brackwassereinfluss,  der weitgehend natürlichen hydrophysikalischen Gewässerverhältnisse und Prozes- se, der hydrochemischen Verhältnisse und der hydrologischen Bedingungen in der Umgebung der Gewässer, insbesondere die für die Schlei typische Abnahme des Salzgradienten von Schleimünde bis Schleswig,  der prägenden Sediment-, Strömungs- und Wellenverhältnisse im Küstenbereich und in der Schlei sowie der durch diese bewirkten Morphodynamik,  der weitgehend störungsfreien, unverbauten und nicht eingedeichten Küsten- und Schleiabschnitte,  der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen v.a. der ökologischen Wechsel- wirkungen mit amphibischen Kontaktlebensräumen wie Salzwiesen, Strandwällen, Stränden, Getreibselsäumen mit Annuellen, Steilküsten, Feuchtgrünland, Hochstau- denfluren, (Brack-) Röhrichten, Gehölzbeständen, Pioniergesellschaften und Mün- dungsbereichen,  der vorhandenen Submersvegetation z.B. aus Seegräsern, Armleuchteralgen, Salden und Laichkräutern, auch als Nahrungshabitat der hier brütenden und rastenden Was- ser- und Schilfvögel.

1160 Flache große Meeresarme und -buchten (Flachwasserzonen und Seegraswiesen) Erhaltung  der weitgehend natürlichen Morphodynamik des Bodens, der Flachwasserbereiche und der Uferzonen,  der vielgestaltigen geomorphologischen Strukturen der Schlei-Förde mit ihren charak- teristischen Engen und Breiten sowie der vielfältigen, häufig naturnahen Lebensräu- me,  der weitgehend natürlichen hydrophysikalischen Gewässerverhältnisse und Prozesse und der hydrochemischen Verhältnisse (insbesondere der Wasseraustausch mit der offenen Ostsee, der für die Schlei charakteristische Salzgradient),  der Biotopkomplexe und ihrer charakteristischen Strukturen und Funktionen mit z.B. Riffen, Sandbänken, Salzwiesen und (Wind-)Watten,  mit ihrem charakteristischen Gesamtarteninventar, auch als Schlaf -, Rast- und Nah- rungshabitat für brütende und überwinternde Vögel,  der charakteristischen durch den Salzgradienten bedingten Abfolge der Submers- vegetation und ihrer Dynamik.

1210 Einjährige Spülsäume 1220 Mehrjährige Vegetation der Kiesstrände Erhaltung  der weitgehend natürlichen Sediment- und Strömungsverhältnisse an der Ostsee und der Schlei,  der natürlichen Überflutungen,  der weitgehend natürlichen Dynamik an Ostsee- und Schleiabschnitten mit Spülsäu- men (1210) sowie an ungestörten Kies- und Geröllstränden und an Strandwallland- schaften,  der ungestörten Vegetationsfolge (Sukzession),  unbeeinträchtigter Vegetationsdecken,  der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen. 64

1230 Atlantik-Felsküsten und Ostsee-Fels- und –Steilküsten mit Vegetation Erhaltung  der biotopprägenden Dynamik der als Moränensteilküste ausgebildeten Steilküsten- abschnitte der Schlei mit den lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen,  der unbebauten und unbefestigten Bereiche ober- und unterhalb der Steilküsten zur Sicherung der natürlichen Erosion und Entwicklung,  der weitgehend natürlichen Sediment-, Strömungs- und Wellenverhältnisse vor den Steilküsten.

1310 Pioniervegetation mit Salicornia und anderen einjährigen Arten auf Schlamm und Sand (Quellerwatt) Erhaltung  der weitgehend natürlichen Morphodynamik des Bodens und der Bodenstruktur,  der natürlicherweise nur im Schleihaff vorkommenden Quellerfluren mit Salicornia ramosissima,  der Wattflächen, auch in der für die Ostsee typischen Ausprägung als Windwatt,  der weitgehend natürlichen hydrophysikalischen und hydrochemischen Verhältnisse und Prozesse wie regelmäßige Überflutungen und Trockenfallen,  der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen.

1330 Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia maritimae) Erhaltung  der weitgehend natürlicher Morphodynamik des Bodens und der Bodenstruktur,  der für die Schlei typischen, meist kleinflächigen, je nach Entfernung von der Ostsee unterschiedlichen und stark schwankenden Brackwassergradienten ausgesetzten Salzwiesen mit ihrem standortabhängigen charakteristischen Arteninventar, u.a. Salz- fenchel (Oenanthe lachenalii), Rotes Quellried (Blysmus rufus), Echter Sellerie (Api- um graveolens), Milchkraut (Glaux maritima), Bottenbinse (Juncus gerardii), Strand- dreizack (Triglochin maritimum), auch im kleinflächigen Komplex mit Brackwasserröh- richten und Brackwasser-Hochstaudenfluren und ihrer ungestörten Vegetationsfolgen (Sukzession),  der weitgehend natürlichen hydrophysikalischen und hydrochemischen Verhältnisse und Prozesse, wie des standorttypischen Wasserhaushalts und der natürlichen Über- flutungsdynamik,  bestehender extensiver Nutzung bzw. Pflege,  der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen.

7230 Kalkreiche Niedermoore Erhaltung  der mechanisch (anthropogen) unbelasteten und auch der nur unerheblich belasteten Bodenoberfläche und Struktur,  der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen,  der natürlichen hydrologischen, hydrochemischen und hydrophysikalischen Bedin- gungen,  der mit dem Niedermoor hydrologisch zusammenhängenden Kontaktbiotope, z.B. Quellbereiche und Gewässerufer,  der bestandserhaltenden Pflege bzw. Nutzung. 65

9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli) Erhaltung  naturnaher Buchenwälder sowie Eichen- und Eichen-Hainbuchenwälder in unter- schiedlichen Altersphasen und Entwicklungsstufen und ihrer standorttypischen Varia- tionsbreite im Gebiet,  natürlicher standortheimischer Baum- und Strauchartenzusammensetzung,  eines hinreichenden, altersgemäßen Anteils von Alt- und Totholz,  der bekannten Höhlenbäume,  der jeweiligen Sonderstandorte und Randstrukturen (z.B. Findlinge, Bachschluchten, nasse Senken, Steilhänge, Uferbereiche der Schlei), der jeweils typischen Biotop- komplexe und der für den jeweiligen Lebensraumtyp charakteristischen Habitatstruk- turen,  der jeweils lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen,  der weitgehend natürlichen jeweils lebensraumtypischen hydrologischen Bedingun- gen,  weitgehend ungestörter Kontaktlebensräume, wie von z.B. Brüchen, Kleingewässern, Heiden, Trockenrasen, Dünen, Strandwällen,  der weitgehend natürlichen Bodenstruktur.

2.3 Ziele für Arten von Bedeutung: Erhaltung eines günstigen Erhaltungszustandes der unter 1.b genannten Arten. Hierzu sind insbesondere folgende Aspekte zu berücksichtigen: 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) Erhaltung  regelmäßig gepflegter bzw. genutzter Pfeifengraswiesen typischer Standorte,  der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen,  der pedologischen und hydrologischen Verhältnisse (insbesondere Wasserstand), der standorttypischen und charakteristischen pH-Werte (hoher oder niedriger Basengeh- alt),  bestandserhaltener Pflege bzw. Nutzungsformen,  der oligotrophen Verhältnisse,  von Mosaikkomplexen mit anderen charakteristischen Lebensräumen (z.B. kalkreiche Niedermoore), der Kontaktgesellschaften (z.B. Gewässerufer) und der eingestreuten Sonderstandorte (z.B. Vermoorungen, Versumpfungen).

6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) Erhaltung  regelmäßig gepflegter bzw. extensiv genutzter artenreicher Flachland-Mähwiesen ty- pischer Standorte,  bestandserhaltener Nutzungsformen,  der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen,  der hydrologischen (z.B. ausgeprägter Grundwasserjahresgang) und der oligo- bis mesotrophen Verhältnisse,  von Saumstrukturen in Randbereichen,  eingestreuter Flächen z.B. mit Vegetation der Sumpfdotterblumenwiesen oder von Seggenriedern oder Staudenfluren. 66

7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore Erhaltung  der natürlichen hydrologischen, hydrochemischen und hydrophysikalischen Bedin- gungen,  der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen, u.a. der der nährstoffarmen Be- dingungen,  der weitgehend unbeeinträchtigten Bereiche,  der Bedingungen und Voraussetzungen, die für das Wachstum torfbildender Moose erforderlich sind,  standorttypischer Kontaktlebensräume (z.B. Gewässer und ihre Ufer) und charakteris- tischer Wechselbeziehungen.

1099 Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) 1095 Meerneunauge (Petromyzon marinus) Erhaltung  der Schlei als Aufwuchs-, Nahrungs-, Wander- und Rückzugsgebiet,  unverbauter oder unbegradigter Abschnitte ohne Ufer- und Sohlenbefestigung, Stau- werke, Wasserausleitungen o.ä.,  weitgehend störungsarmer Bereiche,  von weitgehend natürlichen Sedimentations- und Strömungsverhältnissen,  von barrierefreien Wanderstrecken zwischen Ostsee, der Schlei und ihren Seitenge- wässern zur Ermöglichung des Aufstiegs zu den Laichplätzen in der Loiter Au und weiteren Laichgebieten,  von möglichst geringen anthropogenen Feinsedimenteinträgen in die Laichgebiete,  eines der Größe und Beschaffenheit des Gewässers entsprechenden artenreichen, heimischen und gesunden Fischbestandes in den Flussneunaugen-Gewässern ins- besondere ohne dem Gewässer nicht angepassten Besatz mit Forellen sowie Aalen,  von bestehenden Populationen.

1351 Schweinswal (Phocoena phocoena) Erhaltung  lebensfähiger Bestände und eines natürliches Reproduktionsvermögens, einschließ- lich des Überlebens der Jungtiere,  von naturnahen Küstengewässern der Nord- und Ostsee, insbesondere von produkti- ven Flachwasserzonen bis 20 m Tiefe,  von störungsarmen Bereichen mit geringer Unterwasserschallbelastung,  der Nahrungsfischbestände, insbesondere von Hering, Makrele, Dorsch, Wittling und  Grundeln,  Sicherstellung einer möglichst geringen Schadstoffbelastung der Küstengewässer.

67

Anlage 1b

Erhaltungsziele für das Vogelschutzgebiet DE-1423-491 „Schlei“ Teilgebiet „Südseite der Schlei“

1. Erhaltungsgegenstand Das Gebiet ist für die Erhaltung folgender Vogelarten und ihrer Lebensräume a) von besonderer Bedeutung: (*: Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie; B: Brut- vögel; N: Nahrungsgast; R: Rastvögel): Zwergsäger (Mergus albellus) (R) Mittelsäger (Mergus serrator) (B) Gänsesäger (Mergus merganser) (B, R) Rohrweihe (Circus aeruginosus) (N) Seeadler (Haliaeetus albicilla) (N) Mantelmöwe (Larus marinus) (B) Singschwan (Cygnus cygnus) (R) Tafelente (Aythya ferina) (R) Reiherente (Aythya fuligula) (R) Schellente (Bucephala clangula) (R) b) von Bedeutung (fett: Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie; B: Brutvögel; N: Nahrungsgast) Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) (B) Wachtelkönig (Crex crex) (B) Säbelschnäbler (Recurvirostra arvosetta) B Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) B Rotschenkel (Tringa totanus) B Kiebitz (Vanellus vanellus) B Eisvogel (Alcedo atthis) (B) Bekassine (Gallinago gallinago) B Neuntöter (Lanius collurio) (B)

2.2. Erhaltungsziele 2.2.1. Übergreifende Ziele Erhaltung des größten Brackwassergebietes des Landes, der Schleiförde, als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung mit seinen charakteristischen geomorphologischen Strukturen, mit in weiten Bereichen noch naturnaher Biotopausstattung und ökologisch vielfältigen, eng ver- zahnten marinen und Brackwasser- Lebensräumen, die auf Grund hoher standörtlicher Vari- abilität und Übergangssituationen ein für Schleswig-Holstein einzigartiges Küstengebiet re- präsentiert. Der in der Ostsee liegende Schleisand sowie die strömungsbedingten Wasserflächen der Schlei sind als bedeutende Rast- und Überwinterungsgebiete für Wasservögel zu erhalten. Die strömungsberuhigten Noore sind als wichtige Rast- und Überwinterungsgebiete sowie als störungsarme Bruthabitate vor allem für Röhrichtbrüter zu erhalten. Diese weitgehend ungestörten Brut-, Rast- und Überwinterungsplätze der wertgebenden Vo- gelarten des Gebietes sowie ihre Nahrungshabitate, vor allem die Miesmuschelbänke, aus- gedehnte Unterwasservegetation der Schlei und die Flachwasserbereiche der Ostsee sowie fischreiche Bereiche sind zu erhalten. Für überwinternde Arten ist die Erhaltung störungsfrei- er Gebiete in der Zeit vom 15. Oktober bis 15. April zu gewährleisten. Die Erhaltung eines überwiegend offenen Landschaftscharakters, aber auch natürlicher Suk- zessionsstadien in Teilbereichen durch Zulassen natürlicher dynamischer Prozesse, extensi- ver Nutzung sowie durch gezielte Pflegemaßnahmen (vor allem in bestehenden Natur- schutzgebieten) ist von sehr hoher Wichtigkeit. Die Erhaltung bzw. Wiederherstellung einer hohen Wasserqualität und -klarheit ist gebiets- übergreifend notwendig. 68

Zum Schutz der vorkommenden Großvögel ist das Gebiet von Strukturen wie Windkraftanla- gen und Hochspannungsleitungen freizuhalten.

2.2.2. Ziele für Vogelarten: Erhaltung eines günstigen Erhaltungszustandes der unter 2.1. genannten Arten und ihrer Lebensräume. Hierzu sind insbesondere folgende Aspekte zu berücksichtigen:

Arten der Ostseeküste wie Säbelschnäbler, Zwerg-, Fluss- und Küstenseeschwalbe, Mittelsäger, Tafel-, Reiher- und Schellente, Mantelmöwe Erhaltung  von vegetationsarmen Flächen wie naturnaher Salzwiesen, Strandwällen, Sandsträn- den, Strandseen, Primärdünen, Möweninseln und Nehrungshaken als Brutplätze: - für den Säbelschnäbler mit einzelnen dichteren Pflanzenbeständen, - für den Mittelsäger auch mit mittelhoher Vegetation, - für die Seeschwalben mit kurzrasigen oder kiesigen oder Muschelschill-Arealen, - für den Mittelsäger und die Mantelmöwe zusätzlich Inseln und Halbinseln,  von Möwenkolonien für den Mittelsäger, speziell von Silbermöwenkolonien für die Mantelmöwe,  der Störungsarmut im Bereich der Brutkolonien (z.B. für den Mittelsäger) zwischen dem 15.4. und dem 31.7.,  der natürlichen geomorphologischen Küstendynamik,  von nahe der Brutplätze gelegenen Nahrungshabitaten: - von Schlick-, Misch- und Windwattflächen entlang der Schlei und der Ostsee, vor al- lem im Schleihaff, an der Ostseeküste und an einmündenden Fließgewässern zum Nahrungserwerb u.a. für den Säbelschnäbler, - von Flachwasserbereichen für den Mittelsäger, - von klaren Gewässern mit reichen Kleinfischvorkommen im Umfeld der Brutkolonien für die Seeschwalben, - von vogelreichen Feuchtgebieten für die Mantelmöwe, - von Muschelbänken, Wasserpflanzenbeständen und einer artenreichen Wirbello- sen- und Kleinfischfauna für die Entenarten,  weitgehend ungestörter Rast-, Mauser- und Überwinterungsgebiete von ausreichen- der Größe, insbesondere der Flachwasserbereiche der Ostsee und der wind- und strömungsgeschützten Buchten und Noore der Schlei.

Arten der Salzwiesen und (Feucht-)Grünlandbereiche wie Rotschenkel, Kiebitz, Be- kassine Erhaltung  des Strukturreichtums in der Kulturlandschaft mit weitgehend offenen, zusammen- hängenden, extensiv genutzten Grünlandbereichen, vor allem extensiv genutzte Salzwiesen, sowie Bereichen mit eingestreuten Brachen früher Sukzessionsstadien und Sonderstrukturen mit abwechslungsreicher Vegetation, z.B. zugewachsenen Gräben, Wegrainen und Hochstaudensäumen, Verlandungszonen, sumpfige Stellen, Verlandungszonen an Gewässern,  natürlicherweise offener, weitgehend ungestörter Dünen, auch kleinflächiger Neh- rungshaken,  von hohen Grundwasserständen, kleinen offenen Wasserflächen, Blänken und Mul- den in Verbindung mit Grünland und einer geringen Nutzungsintensität,  von störungsarmen Brutbereichen zwischen dem 01.04. und dem 31.08. insbesonde- re von weitgehend ungenutzten bzw. erst nach dem 31.08. gemähten Randstreifen, Wegrainen, Ruderalflächen und frühen Brachestadien vor allem in Gräben, auf Dämmen und in Saumbereichen (u.a. Neststandorte des Wachtelkönigs). 69

Arten der Seen, Teiche, Kleingewässer und offenen Wasserflächen wie Singschwan, Seeadler, Gänsesäger, Zwergsäger Erhaltung  naturnaher Küstengewässer mit angrenzenden bewaldeten Steilküsten, eines ausrei- chenden Höhlenangebotes in Gewässernähe als Bruthabitate für den Gänsesäger, insbesondere in Altholzbeständen mit natürlichen Bruthöhlen,  der Störungsarmut zur Brutzeit zwischen dem 01.03. und dem 31.07. für den Gänse- säger,  der Durchgängigkeit des Gewässersystems (als Wanderstrecke der Gänsesäger- Familien zur Küste),  geeigneter ungestörter Rast- und Überwinterungsgebiete wie z. B. Lagunen, Meeres- buchten, Schleinoore, Überschwemmungsgebiete, u. a. für verschiedene Entenarten und den Gänsesäger, sowie Grünlandflächen als Nahrungsflächen für den Sing- schwan,  von möglichst ungestörten Beziehungen im Gebiet, insbesondere keine vertikalen Fremdstrukturen zwischen einzelnen Teilhabitaten wie Nahrungsgebieten, Brut- und Schlafplätzen,  von naturnahen kleinfischreichen Bereichen der Schlei und der Flachwasserbereiche der Ostsee als Nahrungshabitate für Gänse- und Zwergsäger sowie von fischreichen Gewässern und vogelreichen Feuchtgebieten als Nahrungsgrundlage für den Seead- ler.

Arten der Röhrichte wie Rohrweihe, Schilfrohrsänger Erhaltung  von naturnahen Bruthabitaten wie Röhrichten und Verlandungszonen an den Ufern der Schlei,  von Verlandungszonen, Kleingewässern, extensiv genutztem Feuchtgrünland, u.ä. als Nahrungsgebiete in der Umgebung der Brutplätze.

Arten der Laub-, Misch- und Bruchwälder wie Seeadler Erhaltung  von störungsarmen Altholzbeständen in der Umgebung fisch- und vogelreicher Bin- nen- und Küstengewässer,  von fischreichen Gewässern und vogelreichen Feuchtgebieten.

Arten der Waldränder, Lichtungen, Feldgehölze, Knicks wie Neuntöter Erhaltung  von halboffenen, strukturreichen Landschaften mit natürlichen Waldsäumen, Knicks, Gehölzen und Einzelbüschen, insbesondere Dornenbüschen, als wichtige Struktur- elemente (Ansitz- und Brutmöglichkeiten),  von extensiv genutztem Grünland und einer artenreichen Krautflora in Feldrainen, Staudenfluren und Brachflächen mit reichem Nahrungsangebot.