Allegorese Und Philologie : Überlegungen Zum Problem Des Mehrfachen Schriftsinns in Dantes „Commedia“ / Otfried Lieberknecht

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Allegorese Und Philologie : Überlegungen Zum Problem Des Mehrfachen Schriftsinns in Dantes „Commedia“ / Otfried Lieberknecht Umschlagabbildung: Ilustration des Bibelwortes vom ‘Balken im eigenen Auge’ (Mt 7,3), aus: Sebastian Brant, Esopi appologi sive mythologie: cum quibusdam carmi- num et fabularum additionibus, Basel: Jacob Wolff von Pforzheim, 1501, wiederge- geben nach der elektronischen Ausgabe der Bibliotheca Theodoro-Palatina, Mann- heim 1998 [http://www.uni-mannheim.de/mateo/epo.html], p.255, mit freundlicher Genehmigung der Universitätsbibliothek Mannheim Elektronische Version von: Die Deutsche Bibliothek – CIP Einheitsaufnahme Lieberknecht, Otfried Allegorese und Philologie : Überlegungen zum Problem des mehrfachen Schriftsinns in Dantes „Commedia“ / Otfried Lieberknecht. – Stuttgart : Steiner, 1998 (Text und Kontext; 14) Zugl.: Berlin, Freie Univ., Diss., 1995 ISBN 3-515-07326-4 Jede Verwendung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikro- verfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverar- beitungsanlagen. Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemein- schaft. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. © by Franz Steiner Verlag Wies- baden GmbH, Sitz Stuttgart. Druck: Druckerei Peter Proff, Eurasburg Printed in Germany Inhaltsverzeichnis Vorwort .......................................................................................................... vii 1. Das Problem der Allegorie und Dantes Publikumserwartung......................1 2. Deutungsansätze der Danteforschung ........................................................31 3. Biblischer Subtext und allegorischer Sinn: Paradiso 10/12.......................59 4. Zur Identifizierung der bibelexegetischen Quellen ..................................121 5. Sonderprobleme der Zahlenallegorese .....................................................133 Anhang: A. Abkürzungsverzeichnis........................................................................203 B. Quellen.................................................................................................205 C. Ausgaben und Stellenkommentare der Werke Dantes.........................211 D. Sekundärliteratur..................................................................................214 E. Index nominum ....................................................................................241 F. Index rerum ..........................................................................................251 Vorwort Der ‘dibattito secolare’ der Danteforschung, ob und in welchem Sinn Dantes Commedia allegorisch zu deuten sei, hat seit den fünfziger Jahren seinen pole- mischen Charakter weitgehend abgelegt, ohne daß jedoch deshalb auch schon größere Einigkeit in der Sache entstanden wäre. Der Methodik patristisch-mit- telalterlicher Exegese mehrfachen biblischen Schriftsinns, deren Adaption für die Deutung von Dantes Dichtung im Mittelpunkt dieser Kontroverse steht, wird heute zwar vielfach größeres Interesse entgegengebracht, aber es besteht doch weiterhin ein grundsätzlicher Dissens, ob oder in welchem Umfang eine solche Adaption durch den Leser überhaupt in Dantes Absicht lag, und ob sie im erforderlichen Fall auch heute noch mit wissenschaftlich haltbaren Ergeb- nissen bewerkstelligt werden kann. Die vorliegende Arbeit greift diese Fragen auf, versucht hierbei aber, deren oft vernachlässigten Zusammenhang mit ei- ner Reihe weiterer Forschungsprobleme einsichtig zu machen und daraus me- thodische Überlegungen und Perspektiven für eine koordinierte Aufarbeitung der betroffenen Problemfelder zu entwickeln. Kapitel 1 unternimmt den Versuch, die herkömmlich an der Vorstellung von der Adressierung eines ‘Durchschnittslesers’ oder der ‘Menschheit’ schlechthin orientierte Art der Problemstellung zu modifizieren, indem Dantes Aussagen über allegorische Textdeutung in den Kontext seiner expliziten, zwischen ungleich befähigten Lesergruppen hierarchisch unterscheidenden Publikumserwartung gestellt und damit die Frage seiner Erwartung allegori- scher Textdeutungen speziell auf die Zielgruppe der exegetisch geschulten Leser an der Spitze dieser Leserhierachie eingegrenzt wird. Aus dieser spezi- fischen Publikumserwartung ergeben sich Konsequenzen für die Bearbeitung des Textes, die in den folgenden Kapiteln vornehmlich als Konsequenzen für die Quellenforschung erörtertert werden. Der Begriff der ‘Quelle’ umfaßt da- bei allerdings nicht in seinem weitesten, rein genetischen Verständnis einfach nur die Provenienz einzelner Elemente oder Strukturen des Textes, sondern legt den Schwerpunkt vielmehr auf solche Kontexte, die im Text durch inter- textuelle Parallelen und Verweisungen signalisiert sind, um das Leserver- ständnis zu steuern und eventuell die in diesen Kontexten versierten Leser von den nicht versierten zu scheiden. Im Verbindung mit einer Übersicht über bisherige Deutungsansätze der Danteforschung (Kapitel 2) wird zunächst für die Weiterverfolgung des- jenigen, herkömmlich mit dem Namen Singletons verbundene Ansatzes plä- diert, der als den für die mittelalterliche Allegorese generell wichtigsten und so auch für die allegorische Deutung der Commedia primär beachtenswerten viii Vorwort Kontext die Bibel und deren exegetische Tradition in den Mittelpunkt stellt. Kapitel 3 verdeutlicht dann dieses Anliegen und seine aktuelle Dringlichkeit, indem am Beispiel einer Episode des Paradiso die Bedeutung intertextueller Parallelen zur Bibel für die literarische Konstitution und für den deutenden Nachvollzug allegorischen Sinns, aber auch das Ausmaß der bisherigen Ver- kennung solcher Parallelen durch die Kommentartradition und quellenkund- lich orientierte Forschung herausgestellt wird. Für die Behebung dieser Defi- zite sucht Kapitel 4 konkrete praktische Möglichkeiten einer Quellenfor- schung aufzuzeigen, die speziell bei Dantes Technik der Adaption exegetisch vorgegebener biblischer Parallelstellen ansetzt und diese systematisch auswer- tet, um sowohl die biblischen Bezugstexte zu identifizieren, als auch im exe- getischen Schrifttum dasjenige Verständnis dieser Bezugstexte einzugrenzen, das Dante selber zugrundelegt und bei den exegetisch versierten unter seinen Lesern als wissensmäßig verfügbar voraussetzt. Das letzte Kapitel (5) behandelt schließlich mehrere methodische Fragen, die sich speziell für die Bearbeitung von Zahlenverwendungen in der Comme- dia ergeben. Im Einklang mit der allgemeinen Themenstellung der Arbeit wird hierbei der Schwerpunkt nicht auf ästhetisch motivierte, sondern speziell auf solche Techniken literarischer Zahlenverwendung gelegt, die der Konsti- tution allegorischen Sinns dienen. Es geht folglich um Zahlenverwendungen, die den Text für eine Exegese nach dem Vorbild der bibelexegetischen Zah- lendeutung disponieren sollten und darum gewissermaßen als kompositionel- les Korrelat zu denjenigen Deutungsmethoden gelten können, die in der Bi- belexegese als fakultativer Bestandteil allegorischer Exegese geläufig waren. Um für die Bearbeitung solcher Zahlenverwendungen, über die in der Dante- forschung ein besonderes Maß an Unklarheit besteht, sowohl historisch als auch methodisch eine gewisse Orientierung zu ermöglichen, wird einerseits eine Übersicht über patristisch-mittelalterliche Methoden der Zahlenexegese geboten, die auch eine historische Überprüfung von in moderner Zeit hypo- thetisch postulierten Methoden einschließt, und es werden andererseits Krite- rien zur Diskussion gestellt, die es ermöglichen sollen, die Auswahl unter den historisch für Dantes Zeit überhaupt voraussetzbaren Deutungsmethoden so zu treffen, daß konsensfähige Deutungsresultate erzielbar oder doch zumin- dest nicht von vornherein ausgeschlossen erscheinen. Das leitende, im Titel plakativ angesprochene Anliegen der Arbeit ist es, Allegorese und Philologie nicht als unversöhnliche Gegensätze einander ge- genüberzustellen, als die sie in der Forschung häufig gesehen werden, sie aber auch nicht einfach als alternative Optionen möglicher Beschäftigung mit Dan- tes Werk gelten zu lassen, deren Wahl oder Vermeidung in das persönliche Belieben des wissenschaftlichen Bearbeiters gestellt bleibt. Vielmehr geht es darum, beide Seiten zu einem für beide gewinnbringenden Zusammenwirken zu bewegen, bei dem einerseits die Philologie und Quellenforschung zur Erle- Vorwort ix digung ihrer ureigensten Aufgaben auch Methoden patristisch-mittelalterlicher Allegorese im erforderlichen Maße instrumentalisiert, um die gerade in Hin- sicht auf Dantes biblische und bibelexegetische Quellen bestehenden For- schungsdefizite aufzuarbeiten, andererseits aber auch Vertreter allegorischer Deutungsansätze sich verstärkt der Methodik philologischer Quellenkritik be- dienen, um ihre Deutungsansätze und Resultate historisch zu kontextualisie- ren und somit in einer Form auszuarbeiten, die auch für die nicht ‘a priori’ überzeugte Forschung Beweiskraft gewinnen kann. Versucht wird hier zu- nächst nur ein Beitrag zur Klärung der methodischen Ausgangsbedingungen, doch soll dieser zu einem späteren Zeitpunkt noch durch die monographische Untersuchung eines einzelnen Canto des Inferno (Inf. 28) ergänzt werden, um auch die praktische Durchführbarkeit der hier skizzierten Ansätze eingehen- der zu demonstrieren. Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 1995 vom Fachbereich Neuere Fremdsprachliche Philologien der Freien Universität Berlin als Disser- tation im Fach Romanische Philologie angenommen. Hauptgutachter waren Professor Dr. Horst Ochse und Professor Dr. Klaus W. Hempfer. Für die Drucklegung wurde der Text teilweise überarbeitet und
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    CAP. XI IL BIRAGHI ALL’AMBROSIANA E MODERATORE DEL CLERO MILANESE DURANTE L’EPISCOPATO BALLERINI-CACCIA DOMINIONI (1859-1866) INTRODUZIONE Apriamo, con il presente capitolo, una delle pagine più interessanti della vita del Servo di Dio e delle più travagliate nella storia ecclesiastica ambrosiana. Infatti, tra la morte dell'arcivescovo Romilli (1859) e l'elezione del Calabiana (1867), la chiesa ed i cattolici milanesi, in pratica senza vescovo, non essendo riconosciuto dal governo quello nominato dalla S. Sede, vissero anticipatamente la «crisi di coscienza», che tormentò i cattolici italiani, specie dopo il '70, quando l'autorità religiosa apparve perseguitata da quella politica, che essi stessi avevano sostenuto. Il Biraghi, in questo delicato frangente, chiamato da Pio IX a pacificare il clero diviso in un contrasto politico e religioso insieme, soffrì sia per i gravi disordini dell'amata diocesi, sia per attacchi malevoli alla sua persona ed alla sua linea di condotta, per altro sempre diretta da sincera volontà di pace. Poiché in questi sette anni di storia milanese (1859-1866), che va inquadrata nella storia d'Italia al momento dell'unificazione, tra i cattolici ed il clero prevalsero prima la corrente liberale, poi l'intransigente, con precise conseguenze nella vita del Servo di Dio, dividiamo il nostro studio in due parti, considerando: A) Il Biraghi di fronte all'emergente liberalismo clericale (1859-1862); B) Il Biraghi nel prevalere dell’intransigentismo (1863-1866) 738 PARTE TERZA: coi presuli di Milano (1849-1879) A IL BIRAGHI E L’EMERGENTE LIBERALISMO CLERICALE (1859-1862) Se gli anni (1859-62) che ora prendiamo in esame furono particolarmente importanti per la storia civile d'Italia, essendosi in essi compiuto il suo secolare processo di unificazione politica, non meno importanti furono per la storia della Chiesa: allora, infatti, essa venne maturando quel nuovo rapporto tra potere spirituale e potere temporale, che avrebbe mirabilmente accresciuto la sua capacità di diffusione e di influenza nel mondo.
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