kostenlos an alle Haushalte
Mai 2016
Nachrichten aus der amtsfreien Gemeinde Glienicke/Nordbahn
Garten- und Pflanzenfreunde dürfen sich freuen: Die Gartensaison hat begonnen und bietet viele Möglichkeiten, den eigenen Garten oder Balkon zum Blühen zu bringen. In unserem Interview erzählen Marlis und Nicole Eickmeier (rechts) von der Gärtnerei Loechel, welche Pflanzen momentan besonders beliebt sind, welches Gemüse Sie jetzt anbauen können und worauf es bei der Gartenarbeit wirklich an-
- kommt.
- Foto: Glienicker Kurier
- Ortsgeschehen
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Redaktionsschluss für die Juni-Ausgabe: Mittwoch, 11. Mai 2016
O r t s g e s c h e h e n
Runder Geburtstag für die Glienicker Bierstube „Zur Schmalzstulle“
Das Tanzbein geschwungen
(jw) Die Bierstube „Zur Schmalzstulle“ ist eine Institution in Glienicke. Seit nunmehr 20 Jahren tummeln sich dort Jung und Alt und genießen bei Snacks ihr Gläschen Wein, Bier, eine Tasse Kaffee oder einen Cocktail. Anfang April wurde das Jubiläum gebührend gefeiert.
Inhaberin Renate Schumacher leitet die beliebte Bierstube seit zehn Jahren in Eigenregie. „Bevor ich die Schmalzstulle übernommen habe, war ich als Servicekraft hier angestellt.“ Nachdem die Stube mehrfach vor dem Aus stand, nahm sich Schumacher der Schmalzstulle an und renovierte sie grundlegend. Es entstand eine moderne und gemütliche Atmosphäre im
Gastraum. Dabei investierte die Ge- Glienickes Bürgermeister Dr. Hans G. Oberlack gratulierte Renate Schumacher persönlich zum
schäftsfrau in einen Fernseher und ei- Jubiläum der Schmalzstulle. ne Tanzfläche, die mehrmals im Jahr
Foto: Glienicker Kurier
- zu bestimmten Festlichkeiten genutzt nicht eingeschränkt werden sollten“.
- Bürgermeister durfte sich schließlich
- wird. Im Sommer steht den Gästen die
- ZumgroßenJubiläumderSchmalz- von der Live-Band „Marita & Uli“ ein
geräumige Sonnenterrasse zur Verfü- stulle fanden sich zahlreiche Stamm- Lied wünschen. Die Wahl fiel auf Angung. Als Kneipe möchte Schuma- gäste ein, so wie Herbert Carroll: „Man drea Berg. Dazu legte das Oberhaupt cher ihre geliebte Schmalzstulle nicht kennt sich, und die Bedienung ist der Gemeinde ein flottes Tänzchen betiteln: „Es ist eine Kneipe de luxe, hervorragend. Es ist schön hier.“ Die mit Schumacher auf das Parkett. Dass denn wir bieten nicht nur Molle und Gäste brachten Blumen und Präsent- sie einmal das 20-jährige Bestehen Korn, sondern auch Champagner und körbe mit. Bürgermeister Dr. Hans G. der Bierstube feiern würde, hätte die Cocktails an.“ Die Bierstube ist zudem Oberlack überreichte Schumacher ei- Inhaberin nie für möglich gehalten: eine Rauchergaststätte. „Wir zählen nen Blumengruß der Gemeinde. Bei „Die Schmalzstulle ist für viele Gäste damit zu einer aussterbenden Spezi- einem Glas Sekt, Salaten, Schmalz- ein zweites Zuhause geworden. Ich es“, sagt die Inhaberin. Sie finde, dass stullen und frisch Gegrilltem feier- hoffe, dass wir noch lange weiterhin „die Menschen in ihrer Persönlichkeit ten alle bis in die Abendstunden. Der bestehen bleiben.“
BSC Fortuna ist Veranstalter
Glienicke läuft 2016 – Glienicke bewegt sich
Von Ulrike Ribak
So wünschen es sich die Veranstalter des BSC Fortuna Glienicke. Am Sonntagvormittag, dem 5. Juni, findet wieder der Straßenlauf „Glienicke läuft“ durch unser schönes Glienicke statt. Auf einem Rundkurs über zwei, vier, beziehungsweise acht Kilometer geht es durch den Ort. Start und
Foto: Verein
Ziel ist vor der Grundschule Glienicke. Die kleinen Läufer kommen die Sportler mit Obst und Wasser er- anmelden, auch Nachmeldungen werbeim 600-Meter-Bambini-Lauf auf ihre frischen. Selbstverständlich werden den vor Ort bis 10.15 Uhr angenomKosten. „Glienicke läuft“ ist auch Wer- auch herzhafte Verpflegung, sowie men. Wer es nicht ganz so aktiv antungslauf der EMB-Cup-Serie Oberha- Kaffee und Kuchen angeboten. Wer gehen möchte, ist an der Laufstrecke vel. Für die kulinarische Regeneration mitlaufen möchte, kann sich auf der zum Anfeuern gerne gesehen – die ist ebenfalls gesorgt, so können sich Homepage www.fortuna-glienicke.de Läufer werden es danken.
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O r t s g e s c h e h e n
Inhaberin Karin Schurian übergibt Staffelstab an Marketa Nixdorf
Generationenwechsel im „Birkenwäldchen“
Marketa Nixdorf ist gebürtige Tschechin und leidenschaftliche Köchin. Also ist es für sie selbstverständlich, eine deutsch-böhmische Küche im „Birkenwäldchen“ etablieren zu wollen. „Wo gibt es im Umland von Glienicke noch gute bürgerliche Küche?“ So soll es neben dem Klassiker Gulasch auch Rü- bezahler Tasche, Kerzenbraten und tschechisches Bier geben. Die Stammgäste aus früheren Zeiten sind zweifellos schon da, doch die Pächterin möchte neue Gäste hinzugewinnen. Ihre Devise: Kochen, kochen und nochmals kochen. „Wenn es den Leuten schmeckt, kommen sie wieder und erzählen es weiter.“ Das Lokal findet Nixdorf urig,
Schlüsselübergabe: Karin Schurian (links) übergibt die Geschicke für die Gaststätte an Marketa Nix- auch wenn es ihr etwas zu dundorf. Bürgermeister Dr. Hans G. Oberlack dankt der bisherigen Inhaberin für ihr Engagement und kel erscheint. Dennoch will sie wünscht der neuen Pächterin eine glückliche Hand.
Foto: Glienicker Kurier den alten Charme des „Birkenwäldchens“ erhalten. Dazu ge-
(af) In der Gaststätte „Birkenwäld- FDP sowie beim Angler- und Gewerbe- hört auch eine Kochmaschine aus den chen“ ist eine Ära zu Ende gegangen. verein zu bedanken. „Ihre langjährige 1960er Jahren. Aufgrund des Namens
- Nach 55 Jahren hat sich Inhaberin Treue hat mir sehr viel bedeutet.“
- der Gaststätte sollen die Wände mit
Karin Schurian in den Ruhestand ver- Seit 1961 war die Gaststätte in Birkenbildern oder -malereien verabschiedet und den Staffelstab an Familienbesitz, nun soll sie jemand ziert werden. Bleiben wird auch die Marketa Nixdorf übergeben. „Dieser anderes weiterführen. Und dieser Funktion der Gaststätte als Wahllokal. Schritt ist mir nicht leicht gefallen, jemand anderes kennt sich mit den Die Fraktionssitzung der einen oder aber er musste sein“, sagt Schurian Gepflogenheiten in der Gastronomie anderen Partei wurde dort regelmä- mit Wehmut. Gerne erinnert sie sich bestens aus. Nixdorf hatte vor 20 Jah- ßig abgehalten. Diese Tradition soll an den Besuch des damaligen Innen- ren als Kellnerin im „Birkenwäldchen“ beibehalten werden (siehe Stimmen ministers von Brandenburg, Alwin begonnen und sich mit Karin Schuri- auf Seite 5).
- Ziel, dessen Sicherheitsleute für ei- an angefreundet. „Drei Jahre habe ich
- Zum Neustart gehört viel Idealis-
nige Unruhe im „Birkenwäldchen“ dort gearbeitet und auch danach im- mus. Das weiß Marketa Nixdorf nur gesorgt hatten. „Bevor der Minister mer gerne ausgeholfen“, betonte die zu gut. Doch sie will diesen Schritt die Gaststätte betrat, wurden alle Geschäftsfrau. Das „Birkenwäldchen“ wagen und glaubt fest an einen ErRäume und die unmittelbare Umge- habe für sie eine besondere Atmo- folg. „Ich freue mich auf die neue bung der Gaststätte durchsucht. Die sphäre gehabt. „Als ich dort kellner- Aufgabe“, sagt sie. Seit dem 1. Mai ist Gäste mussten erst mal alle mein Lo- te, war der Laden immer rappelvoll.“ das „Birkenwäldchen“ offiziell neu erkal verlassen“, sagt die Wirtin mit ei- Die Zeiten haben sich aber inzwi- öffnet. Jetzt muss sie noch die Gäste nem Schmunzeln. Auch an Karl-Heinz schen geändert, viele Gaststätten von ihren Kochkünsten überzeugen. Schröter, ehemaliger Landrat von sind andernorts von der Bildfläche Oberhavel und aktueller Innenminis- verschwunden. Doch Schurian hatte ter, denkt sie gerne zurück. „Er war ihre Nachfolgerin nach dem einen mit seiner Familie sehr oft bei mir es- oder anderen Gespräch bereits ausge-
Info
sen. Eines Tages stand er in meiner macht. „Sie fragte mich eines Tages, Küche und wollte das Grünkohl-Re- ob ich ihr Lokal übernehmen will. Ich zept von mir erfahren. Aber ein Koch musste erst gar nicht überlegen und gibt seine Geheimnisse nicht preis.“ habe gleich ja gesagt“, erinnert sich Trotz des Abschieds möchte sie noch Nixdorf, die zusammen mit ihrem einmal die Gelegenheit nutzen, um Mann Kersten Fugmann die benachsich bei den Parteien SPD, CDU und barte Glaserei führt.
Gaststätte Birkenwäldchen
Karl-Liebknecht-Straße 209 16548 Glienicke/Nordbahn Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 12 bis 22/23 Uhr
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O r t s g e s c h e h e n
Größte Auswahl im
Norden Berlins.
Stimmen zum Abschied von Karin Schurian:
Prof. Dr. Ernst-Günter Giessmann, Vorsteher des Wahllokals Birkenwäldchen: „In der Gaststätte unter der Leitung von Frau Schurian herrschte immer eine sehr familiäre Atmosphäre. Während des Wahltages haben wir von unserer Aufwandsentschä- digung Brötchen bestellt. Dann brachte Frau Schurian eine ganze Platte. Sie hat uns immer umsorgt und für
Prof. Dr. Ernst-Günter
Giessmann Foto: DIE LINKE
jedes Problem eine Lösung gehabt. Auf unseren Wunsch gab es immer Kaffee.“
- Dr.
- Ulrich
- Strempel,
Fraktionsvorsitzender der CDU/Freie Demokraten: „Das Birkenwäldchen ist noch eine richtige, urige Kneipe, die mit dem Ort verwachsen ist. Die Bedienung war immer freundlich und zuvorkommend. Wir haben uns rundum wohlgefühlt. Daher haben wir nicht nur unsere Fraktionssitzungen im Birken-
- wäldchen
- abgehalten,
sondern auch Veranstaltungen des CDU-Ortsverbandes dorthin verlegt.“
Dr. Ulrich Strempel Foto: CDU Glienicke
Alle Gläser aus bruchfestem Kunststoff, braun oder grau 75% mit perfektem UV-Schutz.
Uwe Klein, SPD-Fraktionsvorsitzender: „Unsere Ortsvereinssitzungen halten wir im Birkenwäldchen regelmäßig ab. Die Atmosphäre dort ist sehr familiär und angenehm. Man sitzt gut und es gibt einen Nebenraum, in dem
- man
- ungestört
- tagen
kann. Ich habe in dieser Gaststätte selbst meinen 50. Geburtstag gefeiert. Wir hatten nie Grund zur Klage, alles hat immer ohne Probleme funktioniert.“
Wir erfüllen Ansprüche. Sie werden sehen.
Inh. Michael Meier · Oranienburger Chaussee 5 · 16548 Glienicke zwischen Hermsdorf und Frohnau · Telefon: 033056 / 948 45 M o - F r 1 0 - 2 0, Sa bis 16 Uhr · Parken direkt am Geschäft.
Uwe Klein Foto: privat
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O r t s g e s c h e h e n
Unsere Freunde, die Bäume: Eichen auf Eichwerder
Von Anselm Fitzkow
Da ist es wieder, dieses Reizwort: Neuwuchs entwickelt; vornehmlich nehmlich Eschen-Ahorn und Robi-
- Eichwerder. Nein, es soll hier nicht um im Bereich der alten Stubben.
- nien, herausnehmen. Das geht wohl
das viel diskutierte und inzwischen satirisch ausgewertete Turmprojekt gehen. Die ursprünglich namensgebenden Eichen werden wieder aktuell. Es waren einmal 28 Stück an der Zahl gewesen, deren Alter bestimmt jeweils bei 200 Jahren gelegen haben kann. Sie sind 1962 zusammen mit den Gebäuden zur Schussfeld-Freimachung im Grenzgebiet entfernt worden. Das Gelände, einschließlich der umgebenden Schulte-Wiesen, ist seit 2012 im Eigentum des NaturSchutzFonds Brandenburg. Da geht es in erster Linie um die Renaturierung des
Warum? Da war eben Halt zu fin- nicht ganz ohne Experten. Frau Ruffer vom NaturSchutzFonds hat schon ihre fachliche Beratung angekündigt.
Finanziert wird das alles von der
Gemeinde. Die Kosten sollen weit unter 10.000 Euro liegen. Also werden keine Zusatzanträge an Fonds, wie „MoorFutures“, „Life“ oder „Plants For The Planet“ gestellt werden müssen. „Auch „Junior-Rangers“ brauchen nicht aktiv werden. Zu viele Anglizismen? Noch lange nicht! Stellen wir uns darauf ein, dass wir mit der erneuten Eichenwerder-Aufwertung nur noch von „Oak Island at the Schulte Meakalkreichen Niedermoors im Umfeld. Gestützter Eichen-Spontan-Wuchs auf Eich- dows“ sprechen werden. Na, wenn,
- Aber auch auf das „Festland“ rich- werder
- Foto: Anselm Fitzkow dann immer noch besser, als bis vor
- tet man ein „waches Auge“. So gab es
- 27 Jahren, wo am hinführenden Pos-
keine Zustimmung zum Vorhaben der den! Über die Symbolträchtigkeit die- tenweg auf Schildern ausgewiesen Gemeinde, punktuelle Fällungen vor- ser Erscheinung könnte man jetzt ei- wurde: „Grenzgebiet – Frontier Area“. zunehmen, um 30 Eichen-Setzlinge ne weitschweifige Erörterung führen.
- neu zu pflanzen. Im Sinne einer his- Bleiben wir bei der Botanik. Jetzt gab
- Einladung: Die BiB lädt Sie, liebe
torischen Aufarbeitung hätte das Zei- es die Planung, einzelne Eichen frei- Leser, zur 2. dendrologischen Wandechen gesetzt. Aber selbst die Untere zustellen, sprich von der umgeben- rung am 8. Mai ein. Start ist um 10.30 Naturschutzbehörde von Oberhavel den Konkurrenz zu entbinden. „Jein“ Uhr an der Karl-Liebknecht-Straße, stellte dem bereits 2015 ein klares sagte dazu der Besitzer, sprich der Ecke Pirschgang. Den Bäumen auf „Nein“ entgegen. Was nun? Die Na- NaturSchutzFonds. Die Gemeindever- Eichwerder wird unser besonderes Intur hat sich eigentlich schon selbst waltung selbst ist im „vorauseilenden teresse gelten.
- geholfen. Man spricht von Spontan- Gehorsam“ im Sinne des Naturschut-
- Weitere Informationen und Kon-
Vegetation. Und eben ganz spontan zes schon weiter. Man wird nur die takt unter hat sich völlig selbständig ein Eichen- bedrängenden Neophyten, also vor- www.Baumschutz-Glienicke.jimdo.com.
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O r t s g e s c h e h e n
Orts-Chronist Joachim Kullmann feiert am 19. Mai seinen 80. Geburtstag
„Eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein“
(na) Joachim Kullmann wird in diesen chim damals wenig von all dem, was he, ein Kalb und einige Hühner, mit
T a gen 80 Jahre alt. Seit 77 Jahren lebt vor sich ging, verstanden. Mit seinen denen der damals Neunjährige sich
er in Glienicke. Seit 23 Jahren ist er Eltern habe er später selten offen beschäftigen konnte. Als er von seiOrts-Chronist. Er hat die menschen- über die Nazis und den Krieg gespro- nem Leben auf dem Land erzählt, verachtende Diktatur der National- chen. „Meine Eltern waren keine Wi- kommt das zufriedene Lächeln wiesozialisten und die bittere Zeit der derstandskämpfer. Was sie von dem der. Seine Begeisterung für Tiere Kriegs- und Nachkriegsjahre miter- Nazi-System hielten, merkte man nur behielt er auch, nachdem der Krieg
lebt. Genauso wie die Entstehung und in den kritischen Untertönen.“
vorbei war und die Familie nach vieden Niedergang der DDR. Auf Zuruf Die Zeit bis Kriegsende erinnert len Schicksalsschlägen und einigen kann er Daten und Ereignisse aus sei- er sich als eine der Entbehrungen. glücklichen Zufällen wieder vereint nem Gedächtnis fischen und, wenn Sie sei aber nichts gewesen im Ver- in Glienicke lebte. Um dem Jungen man ihm die Zeit dazu lässt, ausführ- gleich zu dem, was nach 1945 kam. eine Freude zu machen, brachte lich darüber erzählen. Wir haben uns „Da haben wir dann richtig gelitten. Kullmanns Vater ihm Eidechsen aus die Zeit genommen und dem Mann Tagelang war es minus 20 Grad. Älte- dem Kindelwald mit. Die er in einem mit dem milden Lächeln auf den Lip- re Menschen sind verhungert und er- selbst gebastelten Terrarium hielt.
pen zugehört.
- froren“, erzählt Kullmann. Sein Vater,
- Auch dem neuen System stand
studierter Jurist und anschließend als die Familie kritisch gegenüber. „Mein
Kullmann schweigt. Atmet tief Kaufmann tätig, hat vor Kullmanns Vater hat den versuchten Einmarsch durch, blickt aus dem Fenster. Man Geburt in Finnland gelebt und dort der Sowjets in Finnland miterlebt. spürt, wie Bilder durch seinen Kopf fast alle skandinavischen Sprachen Das hat ihn gegen die Rote Armee gerauschen. „Eigentlich dürfte ich gar fließend sprechen gelernt. Das habe impft.“ Als im Sommer 1950 schließ- nicht hier sein“, sagt er schließlich ihn vor der Front verschont, erzählt lich drei Männer an der Tür klingelund nach einer kurzen Pause: „Ich Kullmann weiter. Er arbeitete für die ten und die Wohnung der Kullmanns bin ein gezeichnetes Kriegskind. Als Nazis als Übersetzer. Gegen Kriegs- in Glienicke auf den Kopf stellten, die ersten Bomben fielen, war ich ende sei er dann doch noch eingezo- sei er schockiert gewesen, erzählt fünf.“ Die West-Alliierten hätten zwar gen und auf Rügen stationiert wor- Kullmann. „Mein Vater hatte viele Berlin im Visier gehabt, aber auch den. Um ihrem Sohn weitere Schre- Bücher, die gegen die offizielle Linie in Glienicke seien Bomben gefallen. cken zu ersparen, brachte ihn seine verstießen. Er kam vor Gericht. Man Einmal direkt auf ein leerstehendes Mutter zu Bekannten der Großeltern warf ihm wider alle Tatsachen vor, Nachbarhaus der Kullmanns. Um der auf einen Bauernhof in der Nähe von Auslandskontakte für das AbschlieGefahr zu entgehen, sei die Familie Ruhland. Hier fand der schüchterne ßen privater Geschäfte genutzt zu immer wieder in den Keller geflüch- Junge schnell Anschluss, spielte mit haben.“ Die Folge: Drei Jahre Zuchttet, wenn der Alarm los ging. „Ich den Bauernkindern und genoss es, haus und eine hohe Geldstrafe, erinkriege heute noch einen Schrecken, bei der Kartoffelernte zu helfen und nert sich der Orts-Chronist. Dennoch wenn ich Sirenen heulen höre“, sagt die Pferde aufzuzäumen. Außer den verbrachte er sein weiteres Leben in Kullmann. Dabei hat der kleine Joa- Pferden gab es Gänse, Schweine, Kü- der DDR, wurde Diplom-Ingenieur
An seinem Schreibtisch hat Kullmann bereits drei Bände des Glieni- Im Jahr 1966 durfte Kullmann nach Kuba – ein Höhepunkt in seicker Bilderbogens geschrieben. Gegenwärtig sitzt er an dem vierten nem Leben. Die Andenken an die Reise hängen immer noch an seiner
- Band.
- Fotos: Glienicker Kurier Wohnzimmerwand.
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O r t s g e s c h e h e n
und Spezialist für Fernseh-Elektronik. Einen Fluchtversuch hat er nie unternommen. Obwohl dazu wurde mir verweigert. Von da an habe ich mich nicht mehr als
- DDR-Bürger
- gesehen,
er die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Als Experte auf seinem Gebiet reiste er viel, meist in die sondern als rechtlosen Insassen des Systems.“ Und so trauerte er nicht, als die Mauer fiel. Aber das Glienicke von damals, das vermisst er immer noch. „Ich habe erlebt, wie der Ort aufblühte, mehr und mehr Menschen dazu kamen, aber das ging leider auf Kosten der Natur – Bäume, Schmetterlinge, Vö- gel all das verschwand
- sozialistischen
- Länder.
„Die Auslandsreisen waren für mich die Rosinen im Kuchen“, sagt er. Sein persönlicher Höhepunkt
- war
- eine
- Dienstreise
nach Kuba im Jahr 1966. Der Flug hatte Zwischen-