Dok 5 – Das Feature Montag, 24.05.2021, 13.04 – 14.00 Uhr Wiederholung: Montag, 24.05.2021, 20.04 – 21.00 Uhr Frau Im All – Die Astronautin Suzanna Randall
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Dok 5 – Das Feature Montag, 24.05.2021, 13.04 – 14.00 Uhr Wiederholung: Montag, 24.05.2021, 20.04 – 21.00 Uhr Frau im All – Die Astronautin Suzanna Randall. Sprecher So klingt der Start einer Space X Kapsel. Musik in den Ohren von Suzanna Randall. 2021 möchte sie in einer solchen Raumkapsel sitzen und ins Weltall fliegen. O-Ton Suzanna Randall Ich fand den Weltraum schon immer cool…. Von ganz klein auf. Ich wollte immer Astronautin werden, und habe auch immer gesagt: Ich werde die erste Frau auf dem Mars. Ansage Frau im All Die Astronautin Suzanna Randall Feature von Tom Mustroph O-Ton Suzanna Randall Ich würde super gern einen Außenbordeinsatz machen, ja. Gerade so auf dem Mond oder auf dem Mars. Auf einen anderen Himmelskörper zu gelangen und dort zu spazieren, das stelle ich mir schon Wahnsinn vor. 1/31 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2021 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. Sprecher Aktuell soll es erstmal nur etwa 400 Kilometer weit gehen: Zur Raumstation ISS. Statt der 56 Millionen Kilometer zum Nachbarplaneten Mars. Auf einer elliptischen Umlaufbahn zwischen 370 und 460 km Entfernung von der Erde bewegt sich die Internationale Raumstation. Eine historische Mission wäre es dennoch. Denn Randall wäre die erste deutsche Frau im Orbit. Das zumindest hat sich das privat finanzierte Projekt „Die Astronautin“ vorgenommen. Sprecherin Kapitel 1 – Das Projekt O-Ton Claudia Kessler Das ist jetzt das Ziel, dass endlich, endlich eine erste deutsche Frau ins All fliegt. Sprecher Claudia Kessler ist die Initiatorin des Projekts „Die Astronautin“ und selbst gelernte Raumfahrtingenieurin. Schon 1992 arbeitete sie an der deutsch-russischen Mission MIR’92 mit und leitete lange Zeit eine Personalagentur für Raumfahrer und Raumfahrtingenieure. 2016 gründete sie „Die Astronautin“. Beeinflusst hat sie ausgerechnet Alexander Gerst, Superstar unter den deutschen Raumfahrern, der mittlerweile sogar zwei Mal im All gewesen ist. O-Ton Claudia Kessler Als Alexander Gerst zum ersten Mal geflogen ist, da war dieser Social Media Hype, dass jemand plötzlich über Facebook aus der Raumstation berichtet hat. Da waren alle total geflasht. Mir ist es immer wichtig gewesen, den Menschen diese Begeisterung zu vermitteln. Und dieses Gefühl, wir sind mit der Erde Teil des Universums. Und dann dachte ich, als nächstes die erste deutsche Frau zu fliegen – dann erreichen wir auch den anderen Teil der deutschen Bevölkerung damit. 2/31 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2021 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. Sprecher Claudia Kessler hat zwei Ziele. Sie will zum einen die Geschlechterungerechtigkeit in der Raumfahrt beenden. Bislang flogen zwar elf Deutsche in den Weltraum, allerdings immer Männer. Weltweit wurden immerhin 65 Frauen ins All geschickt, die meisten in Programmen der NASA. Bei den Männern kreisten jedoch mehr als 500 seit dem ersten Raumflug des Russen Juri Gagarin auf Umlaufbahnen um die Erde. Und zweitens möchte sie generell Frauen und Mädchen für technische Berufe und Studienrichtungen begeistern. O-Ton Claudia Kessler Also, das gesellschaftliche Interesse wäre ganz klar ein Selbstbewusstseinsschub, ein Selbstvertrauensschub, ein Mutschub für Frauen und Mädchen in Deutschland. Wir stehen dafür, dass wir Frauen dabei unterstützen, an ihre Träume zu glauben, dass wir Mädchen dabei unterstützen, in Mathe und Physik weiterzumachen und dabei zu bleiben und dran zu glauben, dass sie das auch können. Sprecher Kessler nutzte ihre Netzwerke. Sie war Vorstandsmitglied der DLR, der deutschen Agentur für Luft- und Raumfahrt. Der damalige Vorsitzende Jan Wörner wurde später Chef der europäischen Weltraumagentur ESA. Auch Thomas Reiter, selbst Astronaut, war später bei der ESA als Koordinator tätig. O-Ton Claudia Kessler Ich habe allen geschrieben, jetzt wäre es doch mal Zeit. Und die haben auch alle brav geantwortet und haben gesagt: Ja, Sie haben ja Recht, aber wir können ja nichts tun, weil es gibt ja keine Frauen, die geeignet sind dafür in Deutschland. Sprecher Nicht geeignet? Oder nicht gezielt danach gesucht? Für Suzanna Randall, die Astronautenschülerin der privaten Initiative, ist das Auswahlsystem der ESA das Problem. 3/31 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2021 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. O-Ton Suzanna Randall Wenn man Frauen in diesen Männer-dominierten Domänen nicht gezielt fördert, dann ist es halt: Gleich und gleich gesellt sich gern. Die Auswahlverfahren werden von Männern entworfen. Es wird viel von Männern entschieden. Und dann ist es auch so, dass einfach nicht mehr Frauen hindrängen und in diese Positionen kommen. O-Ton Claudia Kessler Und worüber man auch überhaupt nicht nachgedacht hatte, ist das Thema Gender Bias. Wenn Bewerbungsbögen von Männern gemacht werden, wenn Bewerbungskriterien von Männern aufgestellt werden, wenn Bewerbungskomitees von Männern besetzt sind und auch die Computermaske und das ganze Auswertesystem dahinter von Männern programmiert und gemacht ist, dann bewerben sich schon einmal weniger Frauen drauf. Weil es sie gar nicht anspricht und sie sich auch gar nicht trauen und sich gar nicht zutrauen, dahin zu gehen. Das heißt, man hat noch mal unsichtbare Auswahlkriterien darübergelegt, die die Zahl der Bewerberinnen noch mal reduziert haben. Sprecher Und so kam es dann, dass sich bei der letzten Ausschreibungsrunde für eine Astronautenklasse der ESA nicht nur wesentlich weniger Frauen beworben hatten, sondern auch nur eine durchkam, eine von 1.430 seriösen Bewerberinnen. Von insgesamt 8413 Bewerbungen wurden sechs Männer ausgewählt. Diese Verhältnisse will Kessler ändern. Sie entwickelte 2016 ein eigenes Rekrutierungsprogramm, auf Basis der ESA-Kriterien. O-Ton Claudia Kessler Und irgendwann war ich es dann leid. Ich habe gesagt: Ok, ich mache mal eine Ausschreibung und gucke, was passiert. Wir hatten 400 Bewerbungen, die wirklich auch ernsthaft waren. Wir hatten auch keinen Mann, der sich beschwert hat. Wir haben das vorher geklärt mit einem Anwalt, dass es kein rechtliches Problem darstellt, jetzt eine Auswahl nur für Frauen zu machen, weil eben Männer … Die Ungleichheit war eindeutig. Wir hatten Bewerberinnen von Anfang 20 bis Mitte 70. Wir wollten erstmal nur beweisen: Ja es gibt sie. Und dann haben wir eine riesen Excel-Tapete gemacht mit den ganzen Auswahlkriterien und den Punkten, die da vergeben wurden, und so ein erstes Ranking gemacht. 4/31 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2021 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. Sprecher Aus der Exceltapete kristallisierten sich 120 geeignete Kandidatinnen heraus. Mit denen wurden persönliche Interviews geführt. Danach waren noch 90 Frauen dabei. O-Ton Claudia Kessler Diese 90, da hatten wir Airbus schon als Sponsor und Partner gewonnen, haben wir nach Berlin eingeladen. Da haben wir einen Tagesevent in Berlin gemacht und die 90, jede einzelne, auch vor der Kamera interviewt und so einen Assessmenttag gemacht. Sprecher In Hamburg am Flugmedizinischen Institut der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt wurden die Kandidatinnen einem psychologischen Test unterzogen – ganz so, wie es die staatlichen Raumfahrtagenturen auch machen. O-Ton Claudia Kessler Das heißt psychologische Untersuchung, ist aber kein Psychotest, sondern auch Mathe, Physik, Reaktionsfähigkeit. Die erste Runde war ein Tag am Computer. Vier Stunden voll Gas: Irgendwelche Zahlenkolonnen, die ganz schnell vorgelesen wurden, die man rückwärts wiederholen musste, lauter solche Sachen. Die besten 30 daraus sind dann in die zweiten psychologischen Untersuchungen gegangen. Da ging es mehr um das Zusammenspiel, das Teamverhalten. Man braucht ja Persönlichkeiten, die zum einen teamfähig sind, zum anderen aber auch in der Lage sind, in schwierigen Situationen Entscheidungen zu fällen, und auch mal Führung, Leadership, zu zeigen, aber auf der anderen Seite die anderen nicht zu vernachlässigen. Das ist ein sehr schwieriges Bild, was man da versucht, als Mensch herauszukristallisieren, wer da am besten geeignet ist für diese Situationen, die es im All gibt. Sprecher Solche Auswahltests für Frauen, die ins All wollen, sind nicht neu. Die Initiative „Die Astronautin“ hat Vorläufer in der Geschichte der Raumfahrt. Sie sind allerdings weithin vergessen. 5/31 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2021 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung