Rechtssicherheit Und Freiheit Im Europäischen Recht
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1 Schriftenreihe Nr. 201 zum Recht der Werkverträge und der Zeitarbeit Rechtssicherheit und Freiheit im Europäischen Recht Eine Festgabe für Carl Otto Lenz überreicht von der Arbeitsgemeinschaft Werkverträge und Zeitarbeit und von dem Verein Heidelberger Europagespräche Mannheim 2018 AWZ Logo 2 Impressum 2018 Mannheim ISBN 978-3-9818702-4-4 Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Werkverträge und Zeitarbeit M 7, 3 (Alte Reichsbank) D-68161 Mannheim Tel. 0049 (0)621 39180100 [email protected] Heidelberger Europagespräche e. V. Redaktion: Dr. Frank Hennecke Verlag Dr. Frank Hennecke, D-67061 Ludwigshafen am Rhein, Herzogstraße 15 Druck: Baier Digitaldruck GmbH, Tullastraße 27, D-69126 Heidelberg Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Herausgebers. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Rechte vorbehalten. 3 Rechtssicherheit und Freiheit im Europäischen Recht Eine Festgabe für Carl Otto Lenz überreicht von der Arbeitsgemeinschaft Werkverträge und Zeitarbeit und dem Verein Heidelberger Europagespräche Mannheim 2018 4 Inhalt Vorwort und Widmung...............................................................................................5 I. Carl Otto Lenz. Die Autobiographie..........................................................................6 II. Ein Fall aus dem Wirken von Carl Otto Lenz als Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof..............................................................................................................39 1. Schlußanträge des Generalanwalts C. O. Lenz vom 19. Januar 1995, Rechtssache C 425/93.......................................................................................................................39 2. Urteil des EuGH vom 16. Februar 1995, Rechtssache C-425/93.............................57 3. Frank Hennecke: Freiheit der Dienstleistung und nationalstaatliche Souveränität in der Europäischen Union...........................................................................................63 III. Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft Werkverträge und Zeitarbeit............93 1. Allgemeines zum Europarecht.................................................................................93 2. Speziell zur Bindungswirkung der Entsendebescheinigung.....................................94 3. Christian Andorfer: Risiken beim Einsatz ausländischer Fremdfirmen..................95 IV. Interview mit Carl Otto Lenz.................................................................................109 V. Satzung der Heidelberger Europagespräche e. V...................................................120 VI. Satzung der Arbeitsgemeinschaft Werkverträge und Zeitarbeit (AWZ)................125 Anhang: Schriftenverzeichnis der Arbeitsgemeinschaft Werkverträge und Zeitarbeit ................................................................................................................................128 . 5 Vorwort und Widmung Die vorliegende kleine Schrift ist dem ehemaligen Generalanwalt beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg Professor Dr. iur. Carl Otto Lenz als persönliche Festgabe gewidmet. Professor Lenz ist den Herausgebern, der Arbeitsgemeinschaft Werkverträge und Zeitarbeit und dem Verein Heidelberger Europagespräche, sowie der Mannheimer Rechtsanwaltssocietät Professor Dr. iur. Hansjürgen Tuengerthal & Kollegen in langjähriger Begegnung, in offenem Dialog und mit überlegenem Ratschlag sehr verbunden. Die Herausgeber möchten mit dieser Schrift ihre Dankbarkeit für stete Zuwendung zum Ausdruck bringen und Professor Lenz als einen herausragenden Juristen und Wegbereiter des Europäischen Rechtes und zugleich als Mitbegründer und Ehrenvorsitzender der „Heidelberger Europagespräche“ ehren. Sie versuchen mit einer exemplarischen Würdigung eines bestimmten Themas, dessen sich Professor Lenz als Generalanwalt beim Europäischen Gerichtshof angenommen hatte, ihrem Dank und ihrer hohen Wertschätzung Ausdruck und Form zu geben. Eine umfassende Biographie darzustellen und das gesamte Lebenswerk von Professor Lenz zu würdigen lag indes außerhalb ihres Vermögens. Möge aber diese kleine Schrift den Blick dafür öffnen, was ein Einzelner, der sich festen Grundsätzen verpflichtet weiß und dem das Recht die Leitlinie politischen und beruflichen Handelns ist, für den Aufbau der Europäischen Rechtsordnung und damit für die Europäische Integration insgesamt zu leisten vermag. Mannheim / Heidelberg, im November 2018 Hansjürgen Tuengerthal Christian Andorfer Markus Stephani 6 I. Carl Otto Lenz Die Autobiographie Carl Otto Lenz, der spätere Generalanwalt beim Europäischen Gerichtshof in Luxembourg und Honorarprofessor für Europarecht an der Universität des Saarlandes, ist im Jahre 1930 geboren. Seine Kindheit und Jugend ist von der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und des Zweiten Weltkrieges geprägt, ohne daß er aber in die damaligen Verhältnisse noch hätte persönlich verwickelt werden können. Für ihn gilt das vielfach mißdeutete aber eben doch zutreffende Wort von Helmut Kohl von der Gnade der späten Geburt. Ausbildung und Berufsleben aber fallen in die Zeit des demo- kratischen, wirtschaftlichen und moralischen Wiederaufbaus in der Bundesrepublik Deutschland und, folgenreich genug, der Gründung der Europäischen Gemeinschaften. Carl Otto Lenz gehört einer Generation an, die nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges und dem Erlebnis totalitärer Regime in führender Stelle den Wiederaufbau jedenfalls des westlichen Europas geleistet und eine jahrzehntelange Ordnung des Friedens und der Rechtstaatlichkeit geschaffen hat. Carl Otto Lenz berichtet über sein Leben in einer Autobiographie, die er den Herausgebern ebenso großzügig und wie freimütig überlassen hat und die nachfolgend in autorisierter Fassung wiedergegeben wird. „In völliger Unabhängigkeit“ von Dr. Carl Otto Lenz Teil 1 Mein Weg nach Luxemburg 7 Dass ich einmal Generalanwalt am Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften sein würde, ist mir nicht an der Wiege gesungen worden. Rückschauend betrachtet enthält mein Lebenslauf jedoch eine Reihe von Elementen, die ein solches Berufsziel möglich machten. Dazu müssen wir zunächst feststellen, welche Voraussetzungen erforderlich oder wünschenswert sind für die Bekleidung dieses Amtes. Das Unionsrecht schreibt vor, dass zu Richtern und Generalanwälten solche Persönlichkeiten auszuwählen sind, die jede Gewähr für ihre Unabhängigkeit bieten und in ihrem Staat die für die höchsten richterlichen Ämter erforderlichen Voraussetzungen erfüllen oder Juristen von anerkannt hervorragender Befähigung sind. Ich stamme aus einer Juristenfamilie. Mein Großvater mütter- licherseits war der erste Jurist in der Familie. Er stammte aus einem Winzergeschlecht aus Kinheim an der Mosel. Vor dem 1. Weltkrieg war er Bürgermeister von Mayen bei Koblenz, danach Landrat von Trier, in der Zwischenzeit Soldat. Die französische Besatzungsmacht setzte ihn als Landrat ab. Nach dem Abzug der Franzosen wurde er wieder eingesetzt und nach der Machtergreifung der NSDAP wieder abgesetzt. Die Großeltern lebten in Berlin. Wir haben sie oft besucht. Ich habe meinen Großvater oft zum Arzt begleitet. Zur Erst- kommunion hat er mir eine Weltgeschichte aus einem Schweizer Verlag geschenkt, weil er verhindern wollte, dass meine Sicht der Geschichte von den damaligen NS-Darstellungen geprägt werde. Er starb 1944. Auch mein Vater war Jurist. Wie der Großvater gehörte er der Zentrumspartei an. Bis 1933 war er Pressereferent, dann Referent für Handels- und Wirtschaftsrecht im Preußischen Justizministerium. 1938 schied er als Landgerichtsdirektor aus dem Justizdienst aus unter Verzicht auf alle etwaigen Ansprüche aus dem Beamten- verhältnis. Er wurde Rechtswalt am Kammergericht, während des Krieges Rechtsberater beim Reichskommissar am Oberprisenhof. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und vom Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler wegen Zusammenarbeit mit Goerdeler zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Kriegsende war der Vater Rechtsanwalt und Notar in Berlin, ab 1950 in München. Er war Mitbegründer der CDU in Berlin und 8 Mitunterzeichner des Gründungsaufrufs. In diesem Aufruf findet sich der Satz: „Das Recht muss wieder die Grundlage des ganzen öffentlichen Lebens werden. An Stelle der Lüge: „Recht ist, was dem Volke nützt“, muss die ewige Wahrheit treten: „Dem Volke nutzt nur, was Recht ist“. Der Vater war später Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft CDU/CSU als Vertreter Berlins, von 1951 bis September 1953 Staatssekretär im Bundeskanzleramt und ab September 1953 Bundes- tagsabgeordneter des Wahlkreises Ahrweiler.1 Er starb 1957 an einer Krankheit, die er sich auf einer Reise durch die französischen Kolonien in Westafrika im Zusammenhang mit der anstehenden Ratifizierung des EWG-Vertrages durch den Bundestag zugezogen hatte. Man mag sich fragen, ob diese Hintergründe für mein späteres Denken wichtig waren. Ich glaube das schon. Auch die Einsicht, dass die Mehrheit nicht immer Recht hat, sondern das Recht eine andere Kategorie ist, hat ihren Ursprung in jener Zeit. Ich selbst wollte ursprünglich Geschichte studieren. Mein Vater klärte mich über die Berufsaussichten von studierten Historikern auf. Ich habe mich dann doch entschlossen, in die Fußstapfen meiner Vorfahren zu treten. Ich studierte Rechtswissenschaften in München,