Tourismus

Die Tourismusregion Naheland

Von Thomas Kirschey und Simone Emmerichs

Rund 421 400 Gäste besuchten im Jahr 2011 die Tourismusregion Naheland. Sie buchten ins- gesamt 1,6 Millionen Übernachtungen. Das Naheland, das besonders durch den Kurbetrieb geprägt ist, weist mit 3,8 Tagen die höchste durchschnittliche Verweildauer aller Ferienregionen auf. Mehr als die Hälfte aller Übernachtungen in der Region entfiel im Berichtsjahr auf die Heilbäder , Bad Münster am Stein-Ebernburg und .

Dieser Beitrag enthält einen aktualisierten Auszug aus der Statistischen Analyse „Tourismus in Rheinland-Pfalz – Strukturen und Entwicklungen im Land und in den Tourismusregionen“.

Kurbetrieb und Aktivurlaub bestimmen Richtung in den Landkreis Mainz-Bingen, wo Tourismus im Naheland sie in Bingen in den Rhein mündet.

Urlaub und Die Tourismusregion Naheland liegt in der Der Tourismus im Naheland wird traditionell Wellness, Erholung in der Wandern und Mitte von geografischen Mitte von Rheinland-Pfalz. vom Kurgeschehen geprägt. Das umfang- Weinbau Rheinland-Pfalz Sie grenzt im Westen und Nordwesten an reiche Gesundheitsangebot wird inzwischen die Tourismusregion Hunsrück. Weitere durch die beliebten „Beauty- und Wellness“- benachbarte Tourismusregionen sind das Programme ergänzt. Zudem bieten Ferien- Rheintal im Norden, Rheinhessen im Osten zentren und -häuser eine familienfreund- sowie die Pfalz im Süden. Im südwestlich liche Urlaubsalternative. Das Naheland gelegenen Saarland entspringt in der Nähe eignet sich aber auch für Radtouristen und des Bostalsees der namensgebende Fluss. Wanderer. Von der Quelle bis zur Mündung Nachdem die , von Nohfelden-Selbach verläuft der Naheradweg auf mehr als 120 kommend, die Landesgrenze bei Hoppstäd- Kilometer. Ein ausgedehntes Wanderwege- ten-Weiersbach erreicht, durchschneidet netz führt zu den schönsten Aussichtspunk- das windungsreiche Tal zunächst die Gebiete ten in den Naturparks Saar-Hunsrück und der Landkreise und Bad Kreuznach Soonwald-Nahe, auf geologische Pfade an von Südwesten nach Nordosten. Die Nahe der Hunsrück Schiefer- und Burgenstraße fließt unter anderem durch Idar-Oberstein, und der Deutschen Edelsteinstraße. Der Kirn und Bad Sobernheim. Über Bad Müns- Weinwanderweg Rhein-Nahe verläuft von ter am Stein-Ebernburg und Bad Kreuznach Martinstein bis nach durch gelangt die Nahe anschließend in nördlicher den südlichen Naturpark Soonwald-Nahe

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und erschließt den Wanderern die gesamte Weinbauregion der mittleren und unteren K 1 Tourismusregionen in Rheinland-Pfalz Nahe.

Zum Naheland zählen neben den Gemein- den der Landkreise Bad Kreuznach und Bir- kenfeld noch die drei weiteren Gemeinden Westerwald-Lahn

Münster-Sarmsheim und Waldalgesheim Ahr Rheintal im Landkreis Mainz-Bingen sowie im Rhein-Hunsrück-Kreis. Das Naheland liegt gemessen an der Fläche auf Rang fünf der Tourismusregionen. Es umfasst ein Gebiet Eifel von 1 670 Quadratkilometern, was einem Hunsrück Anteil von 8,4 Prozent an der Gesamt- Mosel-Saar fläche des Landes entspricht. Gemessen an Naheland Rheinhessen der Einwohnerzahl liegt das Naheland dage- gen nur auf Platz sieben: In den 218 Städten

und Gemeinden leben 245 700 Einwohner, Pfalz das sind nur etwas mehr als sechs Prozent der Gesamtbevölkerung von Rheinland- Pfalz. Die größten Orte der Region sind die Kurstadt Bad Kreuznach und die Edel- steinstadt Idar-Oberstein mit 44 000 bzw. 30 100 Einwohnern. Salinental – das mit seinen zehn mächtigen,

neun Meter hohen Gradierwerken auf 1 100 Die drei Heilbäder ziehen zahlreiche Meter Länge das größte natürliche Frei- Gäste an luftinhalatorium Europas bildet – sowie die Fast ein Drittel aller Vorsorge- und Rehabili- Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen tationskliniken des Landes liegt in der Region ziehen zahlreiche Gäste in die Kurstadt. Naheland. Das touristische Geschehen spielt Das südlich des Salinentals gelegene Heilbad Bad Münster sich daher zu einem großen Teil in den drei Bad Münster am Stein-Ebernburg bietet mit Heilbädern Bad Kreuznach, Bad Münster am Stein-Ebernburg und Bad Sobernheim ab, den Felsmassiven des Rheingrafensteins und auf die 2011 insgesamt mehr als die Hälfte des Rotenfels eine imposante landschaft- aller Übernachtungen der Region entfiel. liche Kulisse.

Bad Kreuznach Allein in Bad Kreuznach, dem gemessen an Im Felke-Heilbad Bad Sobernheim ist der Bad Sobern- heim der Zahl der Übernachtungen drittgrößten beliebte 3,5 Kilometer lange Barfußpfad rheinland-pfälzischen Heilbad, wurde mehr nicht nur für Therapiebedürftige ein Erleb- als ein Viertel aller Übernachtungen der nis. Weitere Anziehungspunkte der Region Tourismusregion Naheland gebucht. Die sind die Gemeinden Oberhambach – dort sehenswerten Brückenhäuser, das Bäder- befindet sich ein großer Ferienpark –, Strom- haus sowie das Kurhaus mit Kurpark, das berg sowie das Deutsche Edelsteinzentrum

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K 2 Die zehn Orte mit den höchsten Übernachtungszahlen in der Tourismusregion Naheland 2011

4 Übernachtungen 2011 Stromberg

Winterburg Bad Kreuznach 4 400 000 – 600 000 (1) 4 4 Bad Münster Bruchweiler Bad Sobernheim 4 am Stein- 4 4 200 000 – 400 000 (1) 44 Ebernburg Langweiler Naheland 4 unter 200 000 (7) Meisenheim Idar-Oberstein 4 4 Geheim (1) ( ) Anzahl der Gemeinden Oberhambach Übernachtungen in der Tourismusregion: 1 603 273

Idar-Oberstein. In den genannten sechs gen verbuchen, das waren 0,4 Prozent mehr Städten und Gemeinden werden etwa drei als im Jahr zuvor. Damit liegt das Naheland Viertel aller Gäste und mehr als 80 Prozent auf Rang sechs aller Regionen. Insgesamt der Übernachtungen der Tourismusregion verzeichnete der rheinland-pfälzische Tou- Naheland gezählt. rismus 2011 ein Rekordergebnis: Die Zahl der Gäste stieg um 6,3 Prozent, die Zahl der

Übernachtungen lag um 4,2 Prozent über Einsparungen im Gesundheitswesen dem Wert von 2010. Diese Entwicklung ist beeinflussen die langfristige Entwicklung auch auf die Bundesgartenschau in Koblenz Gemessen am Gästeaufkommen ist das zurückzuführen, die im letzten Jahr zahlrei- Naheland die zweitkleinste Tourismus- che Gäste nach Rheinland-Pfalz lockte und region im Land. Rund 421 400 Übernach- für ein kräftiges Gäste- und Übernachtungs- tungsgäste verweilten im Jahr 2011 in der plus in der Tourismusregion Rheintal sorgte. Region, 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr Im längerfristigen Vergleich ist eine unter- (Rheinland-Pfalz: +6,3 Prozent). Die Besu- schiedliche Entwicklung der Gäste- und der cher blieben im Durchschnitt 3,8 Tage, das Übernachtungszahlen im Naheland zu beob- ist der höchste Wert im Land (Rheinland- achten. Insbesondere der starke Anstieg im Pfalz: 2,7 Tage). Somit konnten die Beherber- Jahr 1991 führte dazu, dass bis 1996 die gungsbetriebe 1,6 Millionen Übernachtun- Veränderungsraten gegenüber 1990 leicht

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T 1 Tourismusregion Naheland 2011

Anteil an Rang in Merkmal Einheit Rheinland-Pfalz Naheland Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz in %

Gästeankünfte Anzahl 8 380 414 421 405 8 5,0 Übernachtungen Anzahl 22 622 772 1 603 273 6 7,1 Inland Anteil in % 77,7 81,3 6 x Ausland Anteil in % 22,3 18,7 6 x

Gästeintensität je 1 000 Einwohner1 2 095 1 715 6 x Übernachtungsintensität je 1 000 Einwohner1 5 657 6 527 4 x Durchschnittliche Verweildauer in Tagen 2,7 3,8 1 x

Betriebe2 Anzahl 3 551 191 8 5,4 Betten Anzahl 192 633 13 178 6 6,8 Hotellerie Anteil in % 53,8 39,5 9 x Privatquartiere Anteil in % 19,8 12,2 6 x Sonstige Beherbergungsbetriebe Anteil in % 26,4 48,3 1 x

Durchschnittliche Betriebsgröße2 Betten je Betrieb 43,5 60,6 1 x Bettenauslastung in % 32,2 33,3 4 x

Bevölkerung1 Anzahl 3 999 293 245 652 7 6,1 Gebietsfläche km² 19 854 1 670 5 8,4

1 Stand: 30.06.2011. - 2 Ohne Privatquartiere.

Geänderte über dem Landesdurchschnitt lagen. Im Jahr allerdings nur bis zum Jahr 2000. Seither Langfristig Rahmenbe- mehr Gäste, dingungen 1997 sanken dann in der Region Naheland stagniert die Entwicklung weitgehend. Im aber weniger im Gesund- die Gästezahlen gegenüber dem Vorjahr um Jahr 2008 kam es zu einem Rückgang der Übernach- heitswesen tungen 8,1 Prozent; die Zahl der Übernachtungen Gäste- und Übernachtungszahlen, der in ers- brach sogar um 17 Prozent ein. Ursächlich ter Linie auf eine vorübergehende Einschrän- hierfür dürften insbesondere geänderte kung des touristischen Angebots im Bereich gesetzliche Regelungen mit Auswirkungen der Ferienzentren und -häuser zurückzu- auf Kuren und Reha-Maßnahmen gewe- führen ist. Im darauffolgenden Jahr 2009 sen sein. Als Folge des Gesundheitsstruk- konnten dagegen hohe Zuwächse sowohl turgesetzes aus dem Jahr 1997 wurde u. a. bei den Gästeankünften (+7,2 Prozent) als die Regeldauer bei Kuren von vier auf drei auch bei den Übernachtungen (+5,1 Prozent) Wochen gekürzt. Von dem Rückgang um verzeichnet werden, während die Zahlen – fast 300 000 Übernachtungen waren die bedingt durch die globale Wirtschafts- und Vorsorge- und Rehabilitationskliniken zu Finanzkrise – in den meisten anderen Touris- weit mehr als der Hälfte betroffen. Verstärkt wurde die Situation noch durch ebenfalls musregionen sanken. Insgesamt lag die Zahl kräftig sinkende Übernachtungszahlen in der Gästeankünfte in der Region Naheland Ferienzentren und -häusern, Hotels sowie im Jahr 2011 um 26 Prozent höher als 1990 Privatquartieren. Ab 1998 konnte insbe- (Rheinland-Pfalz: +35 Prozent). Die Zahl der sondere das Gästeaufkommen wieder kon- Übernachtungen ging dagegen in diesem tinuierlich gesteigert werden. Bei den Über- Zeitraum um 8,7 Prozent zurück (Rheinland- nachtungen zeigten sich die Verbesserungen Pfalz: +7,3 Prozent).

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Gästeankünfte und Übernachtungen lich erkennbar. Trotzdem wurde über den G 1 in der Tourismusregion Naheland gesamten Zeitraum in der Region Naheland und in Rheinland-Pfalz 1990–2011 stets die höchste Verweildauer aller Tou- rismusregionen des Landes festgestellt. Bis Messzahl: 1990=100 180 zum Jahr 1996 betrug die durchschnittliche Naheland Gästeankünfte Aufenthaltsdauer noch mehr als fünf Tage Übernachtungen Rheinland-Pfalz Gästeankünfte und war damit fast zwei Tage höher als im 160 Übernachtungen Landesmittel. Die höchsten Werte der letz- ten 21 Jahre errechnen sich in der Region 140 Naheland mit 5,4 Tagen für die Jahre 1992 und 1993 (Rheinland-Pfalz 1991: 3,6 Tage). 120 Im Jahr 1997 ging die Verweildauer zunächst auf etwa viereinhalb Tage zurück. Seit 2004 100 hat sich der Wert bei rund vier Tagen ein- gependelt. Im Jahr 2011 lag das Fremden- 80 verkehrsgebiet mit einer Aufenthaltsdauer der Gäste von 3,8 Tagen um mehr als einen 0 1990 1995 2000 2005 2011 Tag höher als im Landesschnitt (Rheinland- Pfalz: 2,7 Tage). Beliebtes Der unterjährige Saisonverlauf im Jahr 2011 Reiseziel für zeigt, dass das Tourismusgeschehen in der Sommer und Rehabilitations-Kliniken, Hotels und Herbst Region Naheland nicht allein vom Gesund- Ferienparks haben eine große Bedeutung heits- und Bäderwesen geprägt ist. Im Januar und Februar lagen die monatlichen Den Vorsorge- und Rehabilitationskliniken, Übernachtungszahlen bei gut 90 000. Die Hotels sowie Ferienzentren und -häusern 100 000-Marke wurde im März überschrit- kommt in der Region Naheland eine beson- ten, danach stiegen die Zahlen bis in die dere Bedeutung zu. Auf diese drei Betriebs- Sommermonate weiter an. Der Höchstwert arten entfielen 2011 etwa 1,2 Millionen und wurde im August mit 183 400 Übernach- Übernachtungen in der Tourismusregion G 2 tungen erreicht. Aber auch im September Naheland 2011 nach Monaten und Oktober, zur Zeit der Weinlese und in 1 000 -feste, wurden mehr als 160 000 Übernach- 200 183 tungen registriert. Danach gingen die Zahlen 180 160 165 163 zum Jahresende wieder auf das Niveau der 160 150 151 Vorsaison zurück. 140 132 120 110 109 Deutlicher Wie sich bei der Entwicklung der Gäste- und 100 94 94 Rückgang der 92 Verweildauer Übernachtungszahlen zeigt, spiegelt sich 80 auch in der Region Naheland der Trend zum 60 Kurzurlaub im langfristigen Zeitablauf wider. 40 Der Einfluss der Restriktionen durch die 20 geänderten rechtlichen Rahmenbedingun- 0 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. gen im Gesundheitswesen ist zudem deut-

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Übernachtungen in der Tourismusregion (–84 300 bzw. –52 Prozent) sowie bei Er- G 3 Naheland 2011 nach Betriebsarten holungs- und Ferienheimen (–60 000 bzw. –32 Prozent). Anteile in % Gäste aus Deutschland bestimmen Hotels 22,6% das touristische Geschehen

Im Jahr 2011 besuchten 347 800 Gäste aus Vier Fünftel Privatquartiere der Reisenden 4,8% dem Inland die Beherbergungsbetriebe in kommen aus Hotels garnis der Region Naheland. Das waren 1,9 Pro- dem Inland 3,4% Pensionen zent mehr als im Vorjahr (Rheinland-Pfalz: 3,1% +7,7 Prozent). Im langfristigen Vergleich Gasthöfe ist die Zahl der inländischen Reisenden Sonstige 2,0% Beherbergungs- um 21 Prozent gestiegen (Rheinland-Pfalz: betriebe 64,1% +39 Prozent). Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Gästeankünfte ist aber von 86 Prozent damit drei Viertel aller Übernachtungen. Im im Jahr 1990 auf zuletzt 83 Prozent ge- Jahr 1990 waren es noch etwa zwei Drittel sunken. der Übernachtungen. Die Hotels konnten Die Zahl der Übernachtungen inländischer Weniger Über- ihren Anteil an den gesamten Übernach- nachtungen Gäste lag 2011 bei 1,3 Millionen (–0,3 Pro- inländischer tungen im Zeitablauf von 19 auf 23 Prozent zent; Rheinland-Pfalz: +5,6 Prozent). Gegen- Besucherinnen und Besucher erhöhen. Auch der Bereich Vorsorge- und über 1990 ist das Übernachtungsvolumen Rehabilitationskliniken steigerte seinen dieser Besuchergruppe um 15 Prozent ge- Anteil von 31 auf 34 Prozent. Auf Ferien- sunken (Rheinland-Pfalz: +6,9 Prozent). zentren und -häuser entfielen 1990 knapp Damit hatten die Besucherinnen und Besu- 17 Prozent der Übernachtungen, 2011 waren cher aus Deutschland im Berichtsjahr noch es 19 Prozent. Deutliche Rückgänge waren einen Anteil von 81 Prozent am Übernach- dagegen insbesondere bei den Privatquartie- tungsaufkommen im Naheland. Im Jahr ren zu verzeichnen, deren Übernachtungs- 1990 waren es noch 87 Prozent. anteil sich von 9,2 auf 4,8 Prozent fast hal- bierte. Bei den Erholungs- und Ferienheimen Die meisten Übernachtungen deutscher sank der Anteil von elf auf 7,9 Prozent. Gäste wurden 2011 mit 41 Prozent in den Vorsorge- und Rehabilitationskliniken der Deutlich Insgesamt verringerte sich über den gesam- weniger Über- Region registriert. Weitere 24 Prozent ent- ten Zeitraum in der Region Naheland die nachtungen fielen auf Hotels. Die Erholungs- und Feri- in Privatquar- Zahl der Übernachtungen um 153 300 bzw. tieren enheime wiesen etwa zehn Prozent des 8,7 Prozent. Absolute Zuwächse verzeichne- gesamten Übernachtungsaufkommens der ten die Hotels (+22 500 bzw. 6,6 Prozent), inländischen Gäste auf. Jugendherbergen, Hütten und ähnliche Ein- richtungen (+16 800 bzw. 43 Prozent) sowie Neben den Reisenden aus Deutschland Zahl der Gäste aus dem Aus- Ferienzentren und -häuser (+11 700 bzw. kamen 2011 rund 73 600 Besucherinnen und land nimmt +4 Prozent). Kräftige Rückgänge zeigten Besucher aus dem Ausland in die Region. Das deutlich zu sich dagegen vor allem bei Privatquartieren waren 5 500 bzw. acht Prozent mehr als im

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Gästeankünfte und Übernachtungen Übernachtungen ausländischer Gäste G 4 in der Tourismusregion Naheland 1990–2011 G 5 in der Tourismusregion Naheland 2011 nach Herkunft nach Herkunftsländern

Messzahl: 1990=100 Anteile in % 160

140 Schweiz Niederlande 120 1,7% 69,8%

100 Luxemburg Belgien 1,7% 10,5% 80 Großbritannien USA 60 1,1% 2,9%

Russland Frankreich 40 Gästeankünfte Inländer 1,0% 2,6% Übernachtungen Inländer 20 Gästeankünfte Ausländer Übrige Länder Österreich Übernachtungen Ausländer 6,7% 2,0% 0 1990 1995 2000 2005 2011

Vorjahr. Damit wies die Region Naheland Fast 71 Prozent der Übernachtungen von Ferienzentren und –häuser die höchste Steigerungsrate aller Touris- Ausländern wurden in den Ferienzentren und bei Gästen aus musregionen auf (Rheinland-Pfalz: +1,6 Pro- -häusern in der Region Naheland gebucht. dem Ausland besonders zent). Auch im langfristigen Vergleich stieg Weitere 17 Prozent entfielen auf Hotels, beliebt die Zahl der Gäste aus dem Ausland mit 5,2 Prozent auf Hotels garnis. Die übrigen +55 Prozent überdurchschnittlich stark an Betriebsarten sind für die Übernachtungen (Rheinland-Pfalz: +25 Prozent). Ihr Anteil ausländischer Gäste kaum von Bedeutung. am gesamten Gästeaufkommen ist in den Ein Großteil der ausländischen Besucherin- Kräftiger letzten 21 Jahren von 14 auf gut 17 Prozent Zuwachs an gewachsen. nen und Besucher kam auch 2011 aus den Gästen aus den Niederlanden. Auf sie entfielen mit 209 700 Niederlanden Die Reisenden aus dem Ausland buchten fast 70 Prozent der Übernachtungen aus- 2011 rund 300 500 Übernachtungen in der ländischer Gäste. Im Jahr 1990 hatte der Region Naheland, das waren 3,6 Prozent Übernachtungsanteil noch 38 Prozent be- mehr als im Jahr zuvor (Rheinland-Pfalz: tragen. In den letzten 21 Jahren zeigte sich –0,1 Prozent). Gegenüber 1990 hat sich hier eine bemerkenswerte Entwicklung: Die das Übernachtungsvolumen um 32 Prozent Zahl der Übernachtungen niederländischer erhöht (Rheinland-Pfalz: +8,7 Prozent). Der Reisender in der Region hat sich in diesem Übernachtungsanteil der ausländischen Zeitraum mehr als verdoppelt (+122 100 Gäste nahm in diesem Zeitraum von 13 auf bzw. +140 Prozent), die der Gästeankünfte fast 19 Prozent zu. Diese Entwicklung ist hat sich sogar verdreifacht (+30 100 bzw. in erster Linie auf die starke Erhöhung der +206 Prozent). Zahl niederländischer Übernachtungsgäste zurückzuführen, die bevorzugt in den Ferien- Auf Rang zwei folgten die Gäste aus Belgien zentren und -häusern der Region verweilen. mit 31 500 Übernachtungen. Im Vergleich

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zu 1990 ist die Zahl der belgischen Reisen- Betriebe und Betten1 in der Tourismusregion G 6 den zwar um 13 Prozent gestiegen, die ihrer Naheland und in Rheinland-Pfalz 1990–2011 Übernachtungen ging jedoch um 22 Prozent Messzahl: 1990=100 zurück. Der Anteil am Übernachtungsvolu- 120

men ist daher in diesem Zeitraum von 18 auf 110 zehn Prozent gesunken. 100 Die Bedeutung von Reisenden aus den USA 90 hat ebenfalls deutlich abgenommen. Sie 80 lagen mit 8 800 Übernachtungen, das ent- Naheland Betriebe Betten spricht einem Anteil von 2,9 Prozent (1990: 70 Rheinland- Betriebe zehn Prozent), aber wie auch vor 21 Jahren Pfalz Betten 0 auf Rang drei der Länderliste. Dicht darauf 1990 1995 2000 2005 2011 folgten die Besucherinnen und Besucher aus 1 Ohne Privatquartiere. Frankreich mit einem Übernachtungsanteil Diese Entwicklung hat zur Folge, dass sich Mehr Betten von 2,6 Prozent sowie die Österreicherinnen pro Betrieb die durchschnittliche Betriebsgröße in der und Österreicher mit zwei Prozent. Region Naheland deutlich erhöht hat. Errech- nete sich für das Jahr 1990 noch ein Wert von Höchste durchschnittliche Betriebsgröße 43 Betten je Betrieb, so waren es im Jahr 2011 im Naheland bereits 61. Dies ist der höchste Wert im Land (Rheinland-Pfalz: 44 Betten je Betrieb). Deutlich Die unterdurchschnittliche Entwicklung weniger Betriebe der Übernachtungszahlen seit Mitte der Trotz der beschriebenen Restriktionen auf- 90er-Jahre wirkt sich auf das touristische grund der geänderten rechtlichen Rahmen- Angebot aus. Die Zahl der Beherbergungs- bedingungen für Kuren und Reha-Maß- betriebe ist in den letzten Jahren insge- nahmen spiegelt sich dies im Angebot der samt deutlich zurückgegangen. Gab es einzelnen Betriebsarten nicht so deutlich 1990 noch 263 Betriebe mit mehr als acht wider wie in anderen Regionen des Landes. Schlafgelegenheiten, so waren es 2011 nur Im Bereich der Vorsorge- und Rehabilitati- noch 191. Das entspricht einem Minus von onskliniken kam es zwischen 1990 und 2011 72 Betrieben bzw. 27 Prozent. Zwar wurden zwar zu einem Rückgang der Zahl an Betrie- auch landesweit in diesem Zeitraum zahl- ben von 18 auf 14, das Bettenangebot wurde reiche Betriebe geschlossen, jedoch fiel hier jedoch leicht von 2 020 auf 2 150 erhöht. der Rückgang mit zwölf Prozent deutlich Damit bieten die Kliniken im Durchschnitt schwächer aus. Während sich seit 1990 auf 154 Betten an, was etwa einem Sechstel des Landesebene die Zahl der Fremdenbetten Bettenangebotes in der Region Naheland um 7,6 Prozent erhöhte, war in der Region entspricht. Ein weiteres Viertel der Betten Naheland lediglich eine Erweiterung des wird von den Hotels gestellt. Während sich Bettenangebots um 1,6 Prozent zu verzeich- deren Anzahl seit 1990 um 33 Prozent auf nen. Die Zahl der registrierten Übernach- nunmehr 62 Hotels verringert hat, blieb tungsmöglichkeiten ist in diesem Zeitraum die Bettenzahl in Hotels nahezu konstant von 11 400 auf 11 600 gestiegen. bei knapp 3 300. Im Durchschnitt hatte ein

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Bettenauslastung in der Tourismusregion Kliniken errechnete sich 2011 eine Bettenaus- G 7 Naheland und in Rheinland-Pfalz 1990–2011 lastung von 69 Prozent (1990: 74 Prozent). Die Auslastung aller Betriebe ergab im Jahr 2011 42 in % einen Wert von 33 Prozent (1990: 36 Pro- 40 Naheland zent). Landesweit waren die Fremdenbetten Rheinland-Pfalz 38 2011 zu 32 Prozent belegt (1990: ebenfalls

36 32 Prozent). Die Region Naheland liegt mit ihrem Auslastungsgrad auf Rang vier unter 34 den neun Tourismusregionen des Landes. 32

30 Ausblick 2012 28 Insgesamt hat sich die rheinland-pfälzi- 0 sche Tourismusbranche in den ersten fünf 1990 1995 2000 2005 2011 Monaten des Jahres 2012 überaus positiv Hotel damit 1990 etwa 35 Fremdenbet- entwickelt. Sowohl bei den Gästeankünf- ten – im Jahr 2011 lag die durchschnittliche ten (+2,8 Prozent) als auch bei den Über- Betriebsgröße bei 52 Betten. Das dritt- nachtungen (+3,7 Prozent) konnte das sehr größte Bettenkontingent der Region geht gute Ergebnis des Vorjahres noch übertrof- auf die Ferienzentren und -häuser zurück. fen werden. Die Entwicklung in der Touris- Mit zuletzt fast 2 100 Betten erhöhte sich musregion Naheland verlief etwas verhal- die Zahl der Übernachtungsmöglichkeiten tener: Die Zahl der Gäste erhöhte sich um dieser Betriebsart um 19 Prozent. 1,8 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Bei den Übernachtungs- Überdurchschnittliche Bettenauslastung zahlen wurde dagegen eine leichte Zunahme in der Region um 0,8 Prozent registriert.

Die Beherbergungsbetriebe im Naheland

weisen seit 1990 meist eine erheblich höhere Thomas Kirschey, Diplom-Volkswirt, Auslastung ihrer Fremdenbetten aus als die ist Referent im Referat Analysen, übrigen Betriebe im Land. Mit ursächlich Europa. Simone Emmerichs, Diplom- hierfür ist der vergleichsweise hohe Betten- Betriebswirtin (FH), ist Mitarbeiterin und Übernachtungsanteil der Vorsorge- und im Referat Veröffentlichungen. Rehabilitationskliniken in der Region. Für die

Für Smartphone-Benutzer: Bildcode mit einer im Internet verfügbaren App scannen. So gelangen Sie direkt zu den aktuellen Informationen zum Tourismus in Rheinland-Pfalz.

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Info Ausgabe N° 22 der Reihe „Statistische Analysen“ Tourismus in Rheinland-Pfalz – Strukturen und Entwicklungen im Land und in den Tourismusregionen

Ausführliche Informationen zum Touris- musgeschehen im Land finden Sie in der STATISTISCHES LANDESAMT Statistischen Analyse „Tourismus in Rhein- land-Pfalz – Strukturen und Entwicklungen N° 22 20 STATISTISCHE im Land und in den Tourismusregionen“. ANALYSEN In dieser Analyse werden die Struktu- ren sowie die aktuellen und langfristigen Entwicklungen des rheinland-pfälzischen Fremdenverkehrs zwischen 1990 und 2010 dargestellt.

Die PDF-Datei steht zum kostenfreien Download unter http://www.statistik.rlp. de/veroeffentlichungen/statistische-ana- lysen/tourismus/tourismus2010.pdf zur Verfügung. Die Printausgabe kann zum Tourismus in Rheinland-Pfalz Statistik nutzen – Strukturen und Entwicklungen Preis von 15 Euro einschließlich Versand- im Land und in den Tourismusregionen kosten beim Statistischen Landesamt, Ver- trieb der Veröffentlichungen, 56128 Bad Ems, bestellt werden.

Telefon: 02603 71-2450, Telefax: 02603 71-194322, E-Mail: [email protected]

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